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Die Räuber
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Die Räuber
Leichte Literatur
Hueber Verlag
132 Aufgabe vor dem Lesen
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seine Söhne
Karl Franz
ein Mönch
Pastor Moser 3
Daniel
1 2 3
der Graf, -en Amalia ist Karls Braut. der Pastor, -en
Ein … ist der Chef in Amalia und Karl wollen
seinem Land. heiraten.
3
Orte:
4
1. Szene
4 5 6
die Schulden (Pl.) das Gefängnis, -se jemanden töten
Geld; man hat es geliehen jemandem das Leben
und muss es zurückzahlen nehmen
5
Franz:
25 Hör weiter: „Die Polizei sucht Karl. Sein Bild hängt überall in
Leipzig.“
Der alte Moor:
Oh je, mein geliebter Sohn …
Franz:
30 Siehst du, das ist das Problem: Du liebst ihn zu sehr. Deine
Sorgen um Karl bringen dich noch ins Grab7.
Der alte Moor:
So ein Unsinn!
7
das Grab, -Ŵer
6
Franz:
35 Es gibt nur eine Lösung: Du musst dich von ihm trennen.
Der alte Moor:
Ihn nicht mehr sehen, nicht mehr mit ihm sprechen? Nie!
Franz:
Es muss ja nicht für immer sein. Wenn er mit seinem schlechten
40 Leben aufhört und dich um Entschuldigung bittet, kann er ja
wiederkommen …
Der alte Moor:
Ich weiß nicht …
Franz:
45 Es ist auch gut für Karl. Er braucht den Schmerz. Sonst bessert
er sich nie.
Der alte Moor:
Hm … vielleicht hast du recht … ich schreibe ihm noch heute.
Franz:
50 Vater, denk an deine Gesundheit. Du brauchst Ruhe.
Ich kann diesen Brief schreiben.
Der alte Moor:
Na gut, schreib du ihm. Aber sei nicht zu hart zu Karl!
Franz:
55 Vater, ich liebe Karl wie du.
Der alte Moor geht weg.
Franz:
„Ich liebe Karl wie du.“ … Hahaha … Ich hasse 8 Karl!
Alle haben immer nur ihn geliebt, den schönen, tollen Karl.
60 Und keiner den hässlichen Franz … Du kommst nie wieder
in dieses Schloss, Bruder!
8
jemanden hassen
Gegenteil von jemanden
lieben
7
Und du, Vater, bist dann der nächste. Deine Liebe zu Karl soll
dich töten, jeden Tag ein Stück mehr. Dieser Brief aus Leipzig
… hahaha … von so weit weg kommt er nicht. Ich habe ihn
65 selbst geschrieben, hier, in deinem Haus. Und Karls Brief an
dich habe ich weggeworfen.
241– 3 Bald gibt es hier nur noch einen: Graf Franz von Moor!
2. Szene
8
Grimm:
20 Was ist los, Moor? Du bist ja ganz blass9.
Karl:
Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein!
Er lässt den Brief fallen und läuft hinaus.
Roller (nimmt den Brief und liest vor):
25 „Unglücklicher Bruder! Du kannst nie wieder nach Hause
zurück. Vater hat deinen Brief gelesen und gerufen: ‚Ich will ihn
nie wieder sehen. Ich kenne keinen Karl mehr!‘“
Spiegelberg:
Seht ihr, Freunde? Er kann gar nicht nach Hause zurück.
30 Er bleibt bei uns.
Razmann:
Was hilft das schon? Unser Geld ist aus. Bald müssen wir alle
nach Hause zurück.
Spiegelberg:
35 Ach was, Geld ist kein Problem.
Schweizer:
Hast du eine Lösung, Spiegelberg?
Spiegelberg:
Seht ihr sie nicht alle? … Lasst uns Räuber10 werden!
40 Razmann:
Eine dumme Idee!
Schweizer:
Na ja, Räuber … das ist vielleicht gar nicht so schlecht.
Spiegelberg:
45 Schweizer, du verstehst mich. Wir machen eine Räuberbande
und gehen in die böhmischen Wälder.
9 10
ganz blass der Räuber, -; die Räuberbande, -n
ganz weiß im Gesicht Ein … nimmt anderen Leuten Dinge weg, z. B. ihr
Geld oder ihr Essen; eine Gruppe von Räubern
9
Schweizer:
Das ist gut, Spiegelberg. Das ist wahre Freiheit. Dort können
wir wirklich machen, was wir wollen. Freunde, seid ihr dabei?
50 Grimm:
Ich weiß nicht …
Spiegelberg:
Was ist los mit euch? Habt ihr Angst?
Schufterle:
55 Was? Angst? Nie! Ich bin dabei.
Schwarz, Grimm, Razmann:
Wir auch.
Roller:
Ohne Moor sind wir nichts! Er muss unser Hauptmann11
60 werden. Dann bin ich auch dabei.
Karl (kommt herein und redet mit sich selbst):
Ich bitte ihn um Entschuldigung … und was macht er?
Er will mich nicht mehr sehen.
Ich liebe ihn mehr als alles andere und er …
65 Roller:
Karl, wir wollen Räuber werden, in den böhmischen Wäldern.
Und du sollst unser Hauptmann sein.
Karl:
Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr.
70 Blut und Tod sollen jetzt mein Vater und meine Liebe sein.
245+6 Ja, Freunde, gehen wir nach Böhmen!
11
der Hauptmann, -̈er
hier: Chef der Räuberbande
10
11
3. Szene
Im Schloss.
Amalia sitzt in einem Sessel, Franz kommt herein.
Franz:
Amalia, warum bist du so traurig?
5 Amalia:
Das fragst gerade du? Wegen euch ist Karl nicht
zurückgekommen.
Franz:
Wir haben es für dich getan, Amalia. Karl ist einfach nicht
10 gut genug für dich.
Amalia:
Er ist der Beste. Karl ist meine Sonne, mein Mond,
meine ganze Welt.
Franz:
15 Ich weiß, du liebst ihn sehr, aber … liebt er dich auch?
Amalia:
Sicher! Er hat mir versprochen, dass …
Franz:
Ach was, Karl verspricht viel, wenn er eine schöne Frau sieht.
20 Aber wenn er dann eine andere sieht, na ja … Du hast Karl
einen Ring gegeben. Erinnerst du dich?
Amalia:
Ja, der Ring zeigt unsere Liebe.
Franz:
25 Er hat ihn einer anderen Frau geschenkt.
Amalia:
Das ist nicht wahr!
12
Franz:
Warum willst du Karl, Amalia? Warum nicht mich?
30 Amalia:
Was …?
Franz:
Karl verspricht dir seine Liebe und hat dich zwei Wochen später
vergessen. Ich liebe dich auch, aber ich vergesse dich nie.
35 Amalia:
Es gibt nur einen für mich: Karl.
Franz:
Amalia … Du hast immer auf unserem Schloss gelebt. Für Vater
warst du wie eine Tochter. Aber was ist, wenn Vater tot ist?
40 Amalia:
Ich weiß nicht …
Franz:
Dann bin ich der Graf. Dann musst du mich heiraten.
Franz nimmt Amalias Hand.
45 Amalia:
Lass mich.
Franz:
Ach, komm schon, Amalia …
Amalia:
50 Nimm deine Finger weg!
Sie schlägt ihn.
Franz:
Du … du … Ich wollte dich heiraten und dir meine Liebe
schenken! Aber du hast sie gar nicht verdient. Wenn Vater tot
55 ist, nehme ich mir nur deinen Körper. Dann komme ich jede
Nacht in dein Zimmer.
Er zieht ein Messer.
13
Amalia:
Ach, Franz, es tut mir leid …
60 Sie umarmt ihn. Dann, plötzlich, nimmt sie ihm das Messer aus
der Hand und legt es an seinen Hals.
Amalia:
Wenn du mich noch einmal anfasst, bist du tot. Denk daran,
wenn du in mein Zimmer kommst. Amalia wartet dort auf ihren
247 Karl. Auf dich wartet nur das Messer.
14
4. Szene
12 13
verkleidet sein das Schwert, -er
anders aussehen als normal
15
25 Hermann:
Es geht um Ihren Sohn Karl, Herr Graf.
Der alte Moor:
Karl? Was ist mit ihm?
Hermann:
30 Wir waren beide Soldaten.
Der alte Moor:
Was, Karl ist Soldat geworden?
Hermann:
Ja, er hat gesagt: „Mein Vater liebt mich nicht mehr.
35 Es ist egal, ob ich lebe oder sterbe.“
Der alte Moor:
Oh Karl, das habe ich nicht gewollt!
Hermann:
Wir haben bei Prag gekämpft. Er war der Beste, er war stärker
40 als alle anderen. Aber am Abend nach dem Kampf gehe ich
müde über das Feld. Da – Karl liegt bei den Toten. „Karl“, rufe
ich, „Karl, du darfst nicht tot sein!“
Amalia:
Oh Gott, Karl …
45 Hermann:
Da sagt er ganz leise: „Es ist alles vorbei. Bring mein blutiges
Schwert zu meinem Vater. Nur wegen ihm sterbe ich.“
Der alte Moor:
Oh Gott, das darf nicht sein!
16
17
50 Amalia:
Mein Karl tot!? …Warum bin ich nicht auch tot?
Sie läuft hinaus.
Der alte Moor:
Ich habe ihn getötet. Meinen eigenen Sohn!
55 Franz:
Ja, das ist wahr. Du hast ihn getötet.
Hermann und Franz gehen hinaus.
Der alte Moor bleibt allein.
Der alte Moor:
60 Was ist das? … Es wird ja plötzlich ganz dunkel … Ist es schon
Nacht? Alles wird schwarz … Karl, wo bist du? … Karl, lauf
nicht so schnell, ich komme mit dir … Warte …
Er fällt hin.
Nach einer Weile kommt Franz wieder herein.
65 Franz:
Endlich ist er tot! Jetzt bin ich der Graf von Moor. Und
jetzt wird hier alles anders. Der Alte war viel zu gut zu den
Menschen im Land. Ihr sollt Angst haben, Leute, ihr sollt arm
248–10 sein und Hunger haben. Eine dunkle Zeit kommt.
18
5. Szene
14 15
jemanden (am Galgen) Häuser anzünden
hängen
19
25 Roller:
Keiner kümmert sich mehr um mich. Ich laufe einfach weg,
niemand sieht es.
Schweizer:
Und beim Fluss warten wir mit Pferden und bringen ihn her.
30 Alle:
Bravo! Roller lebe hoch! Hauptmann Moor lebe hoch! Hoch!
Karl:
Schluss jetzt. Das ist kein Tag zum Feiern. 80 Menschen sind
im Feuer gestorben.
20
35 Schwarz:
Aber die Stadt war doch leer?
Schweizer:
Na ja, leer … Alte, Kranke und Frauen mit kleinen Kindern sind
in den Häusern geblieben.
40 Schufterle:
Ach ja, die Kinder … hahaha … das war ein Spaß: In einem Haus
habe ich ein Baby unter dem Tisch gefunden. „Na, Kleines“, habe
ich gesagt, „warum weinst du? Ist dir vielleicht kalt? Da kann ich
helfen …“ Dann habe ich das Baby ins Feuer geworfen!
21
45 Spiegelberg:
Hahaha … Bruder, gut gemacht. Dem ist nicht mehr kalt.
Karl:
Du hast ein Kind getötet? Und das findest du auch noch
gut? So einen wie dich brauche ich nicht in meiner Bande.
50 Verschwinde16!
Schufterle:
Aber Hauptmann …
Karl:
Hau ab, sage ich! Wenn ich dich noch einmal hier sehe, bist du tot.
55 Schufterle geht weg.
Ein Mönch 17 kommt.
Mönch:
Räuber, euer Spiel ist aus. 1700 Soldaten sind im Wald. Heute
Abend seid ihr alle tot.
60 Grimm:
1700 Soldaten? … Wir sind nur 80.
Mönch:
Aber es gibt eine Lösung: Gebt uns Moor, und ihr seid frei.
Roller:
65 Nein, den Hauptmann bekommt ihr nicht. Da müsst ihr vorher
schon mich töten.
Er stellt sich vor Karl.
Schweizer:
Und mich auch.
70 Alle:
Und mich … und mich.
16 17
Verschwinde! der Mönch, -e
hier: Geh weg!
22
Karl:
Freunde, ich danke euch! Wir leben zusammen und wir sterben
zusammen. Tod oder Freiheit!
75 Alle:
Tod oder Freiheit! 2411–13
6. Szene
An der Donau. 14 2
Karl:
Männer, hier bleiben wir.
Schwarz:
5 Das ist gut, alle sind müde.
Schweizer:
Es war ein schwerer Kampf.
Razmann:
Aber nur einer von uns ist gestorben.
10 Karl:
Roller! Mein lieber Roller ist tot.
Schweizer:
Und 300 von den anderen.
Karl:
15 Seht euch die Donau an, die grünen Wiesen, die rote
Abendsonne. Wenn ich all das Schöne sehe, muss ich an meine
Heimat denken. Aber ich habe keine Heimat mehr, nichts mehr.
Nur euch: Räuber und Mörder18. Ich bleibe bei euch, mein
ganzes Leben lang.
18
der Mörder, -
Wer jemanden mit Absicht tötet, ist ein …
23
20 Schweizer:
Sag nicht: mein ganzes Leben. Es kann noch so viel passieren.
Karl:
Doch, so soll es sein: bis zum Ende. Ich schwöre19 es bei Roller.
Er hat sein Leben für uns gegeben.
25 Alle:
2415 Bravo! Lang lebe Moor, unser Hauptmann!
Kosinsky kommt.
Kosinsky:
Bin ich hier richtig? Seid ihr …?
30 Karl:
Wen suchst du denn?
Kosinsky:
Du musst Karl von Moor sein! Ich will einer von deinen
Räubern werden.
35 Karl:
Geh nach Hause! Sei froh, dass du keiner bist.
Kosinsky:
Ich habe nichts mehr im Leben. Ich wollte zu Hause in Böhmen
ein Mädchen heiraten, das schönste im ganzen Land. Doch
40 dem Grafen hat das Mädchen auch gefallen … Am Abend vor
der Hochzeit sind Soldaten gekommen. „Du willst den Grafen
töten,“ haben sie gesagt, „du kommst ins Gefängnis.“
Spiegelberg:
Und? Wolltest du den Grafen töten?
45 Kosinsky:
Ach was, ich wollte meine Amalia heiraten, sonst nichts.
19
etwas schwören
etwas sehr stark versprechen
24
Karl:
Was? Amalia war ihr Name?
Kosinsky:
50 Ja … Ich musste das Land verlassen20. Und Amalia haben sie
ins Schloss gebracht. Der Graf geht jetzt jeden Abend zu ihr.
Niemand hilft ihr, sie ist ganz allein.
Schweizer:
Das darf nicht so bleiben. Wir wollen das Schloss anzünden und
55 den Grafen töten. Auf nach Böhmen, Freunde! Was sind wir?
Räuber und Mörder!
Karl:
Dieser Name … Amalia … Meine Amalia ist auch allein …
Ich kann nicht anders, ich muss sie sehen … Wir gehen nach
60 Franken, Männer, zum Moor’schen Schloss. Kosinsky, du
kommst mit. 2416
20
das Land verlassen
aus dem Land weggehen, in ein anderes Land gehen
25
7. Szene
26
(Für sich.) Das … das kann doch nicht wahr sein.
(Zu Karl.) Ich muss leider schnell weg, Herr Graf …
30 Franz geht weg.
Amalia:
Wann haben Sie den alten Grafen denn kennengelernt?
Karl:
Das ist schon lange her. 17 Jahre, vielleicht 18 … Und jetzt ist
35 er tot. Ich kann es kaum glauben.
Amalia:
Herr Graf, weinen Sie?
27
Karl:
Nein, nein, es ist nur … es ist nur … Warum ist er gestorben?
40 Er war doch noch nicht so alt.
Amalia:
Ach, er war so traurig. Sein liebster Sohn Karl ist tot.
Karl:
Was? Karl ist tot?
45 Amalia:
Ja, ein Soldat hat uns von seinem Tod im Kampf erzählt.
Karl (für sich):
Tod im Kampf? Was ist hier los?
Amalia:
50 Ich habe Karl geliebt. Wir wollten heiraten. Ach, und ich liebe
ihn immer noch …
Amalia weint und läuft hinaus. Karl bleibt allein.
Karl:
Oh Amalia, du liebst mich immer noch, ist das wahr? … Ich
55 will zu ihr gehen, ihr alles erzählen … Aber, wer bin ich denn?
Ein Räuber und Mörder. Amalia liebt den alten Karl, den guten
Karl. Ich kann nicht zurück.
Er läuft hinaus. Franz kommt wieder.
Franz:
60 Graf von Brand … ein schöner Name, hahaha. Es war ein
Fehler, dass du zurückgekommen bist, Bruder. Bald bist du tot,
2418+19 bald bist du wirklich tot!
28
8. Szene
21 22
die Pistole, -n die Tür aufbrechen
Wenn man eine Tür nicht normal öffnen kann,
aber trotzdem ins Zimmer will, muss man sie …
29
Der alte Mann:
Ah, frische Luft! Mond und Sterne! Ich darf euch noch einmal
sehen!
30 Karl:
Wer sind Sie?
Der alte Mann:
Wer ich bin? Ein trauriger alter Mann. Einen Sohn habe ich
verloren, der andere wollte mich töten.
35 Karl:
Aber Ihr Name! Wie heißen Sie?
Der alte Mann:
Der Graf von Moor bin ich …
30
Karl (für sich):
40 Himmel! Mein Vater.
(Zum alten Moor.) Warum sind Sie in diesem Gefängnis?
Der alte Moor:
Ein Soldat ist ins Schloss gekommen und hat erzählt, dass mein
geliebter Sohn Karl tot ist. Das war zu viel für mich, ich bin
45 ohnmächtig geworden23. Aber alle haben geglaubt, dass ich tot
bin. Später bin ich aufgewacht. Da ruft Franz, mein anderer
Sohn: „Was, bist du noch nicht tot? Willst du denn für immer
leben?“ Und dann hat er mich in dieses alte Schloss gebracht.
Er wollte, dass ich hier verhungere 24.
50 Karl (für sich):
Oh Gott, jetzt verstehe ich. Vater hat meine Briefe gar nicht
bekommen. Franz hat sie genommen. Und nicht Vater hat mir
diesen schrecklichen Brief geschrieben. Das war auch Franz!
Der alte Moor:
55 Drei Monate bin ich hier. Ich bin krank und schwach. Ich …
Er wird ohnmächtig.
Karl:
Vater! Vater! Du hasst mich nicht! Jetzt weiß ich es. Du hast
mich immer geliebt. Oh, mein Vater …
60 Er umarmt den alten Moor.
Räuber! Wacht auf!
Die Räuber stehen auf.
Das ist mein Vater. Mein Bruder wollte ihn töten. Schweizer,
nimm dir zehn Männer, such den Mörder und bring ihn her.
65 Franz, jetzt ist es aus mit dir! Meine Kleider sollen rot sein von
deinem Blut! 2420+21
23 24
ohnmächtig werden verhungern
umfallen, das Bewusstsein verlieren sterben vor Hunger
31
9. Szene
25 26
der Reiter, - die Sünde, -n
Wenn man Böses macht, ist das eine …
32
Ich habe immer gesagt: Es gibt keinen Gott. Aber was ist, wenn
es doch einen gibt? Wenn ich nach dem Tod für meine Sünden
bezahlen muss?
Pastor Moser kommt herein.
30 Franz:
Gott – das ist ein Märchen27 für Kinder und arme Leute. Wir
haben nur dieses Leben, und danach ist alles aus.
Pastor Moser:
Und das wollten Sie mir mitten in der Nacht sagen? – Sie haben
35 Angst vor dem Tod.
Franz:
Unsinn!
Pastor Moser:
Den Menschen in Ihrem Land geht es schlecht, sie haben Hunger
40 und Angst. Nach Ihrem Tod müssen Sie für all das bezahlen.
Franz:
Bezahlen … hahaha … Es gibt sicher noch schlechtere
Menschen als mich.
Pastor Moser:
45 Nur zwei Sünden sind schlimmer als Ihre: Vatermord und
Brudermord28.
Franz:
Was …? Was sagst du da?
Pastor Moser:
50 Graf von Moor, Sie sind ja ganz blass …
Franz:
Raus! Raus hier!
Pastor Moser geht ab.
27 28
das Märchen, – der Vater-/Brudermord, -e
hier: eine Geschichte für dumme Leute = den Vater/Bruder töten
33
Vatermord … Brudermord …
55 Man hört Pferde und Leute.
Schweizer (von draußen):
Da drin ist er. Wir kriegen ihn.
Franz:
Sie kommen! Die Reiter …
34
60 Schweizer:
Zündet das Schloss an! Dann kommt er raus.
Franz:
… mit Schwertern aus Feuer.
Schweizer:
65 Gleich haben wir ihn!
Die Räuber klopfen laut gegen die Tür.
Franz:
Nein, mich bekommt ihr nicht! Keiner bekommt mich!
Er erhängt sich. 2423–25
10. Szene
35
15 Der alte Moor:
Räuber? Mörder? Du, Karl …?
Der alte Moor fällt hin und stirbt.
Karl:
Oh Gott, was habe ich getan?
20 Weg! Geht alle weg von mir.
Amalia:
Ich gehe nicht weg. Ich habe den guten Karl geliebt und ich
liebe auch den Räuber Karl.
Karl:
25 Niemand kann mich lieben.
Amalia:
Ich tue es! Für immer.
Sie umarmt ihn.
Karl:
30 Ist das wahr? Oh Amalia, alles wird gut! Ich verlasse die Räuber
und wir fangen ein neues Leben an.
Ein Räuber:
Moor, du hast versprochen, dass du bei uns bleibst.
Karl:
35 Ja, aber seht ihr denn nicht? Amalia ist wieder bei mir.
Ich kann glücklich werden.
Der Räuber:
Du hast es bei Roller geschworen.
Ein anderer Räuber:
40 Du musst bleiben.
Karl:
Ich Idiot! Ich habe geglaubt, dass ich glücklich werden kann …
36
Amalia:
Karl …
45 Karl:
Vergiss mich, Amalia! Es gibt keinen Weg zurück.
Amalia:
Dann will ich nicht mehr leben. Töte mich, Karl!
Karl:
50 Nein, nie!
Amalia (zu den Räubern):
Dann tut ihr es! … Was ist, will mir keiner helfen? … Keiner?
Ein Räuber nimmt seine Pistole.
37
Karl:
55 Halt! Keiner von euch tut es. Wenn einer meine Geliebte tötet,
dann nur ich selbst.
Er tötet Amalia.
Wie dumm ich war! Ich habe gedacht, ich kann Räuber sein
und trotzdem ein guter Mensch bleiben. Jetzt sind alle tot, mein
60 Vater und meine geliebte Amalia. Wegen mir! Ich kann nur
noch eines machen: Die Polizei zahlt 1000 Goldstücke, wenn
mich einer zu ihr bringt. Gestern habe ich mit einem armen
Mann gesprochen. Er hat elf Kinder und nichts zu essen.
2426+ 27 Dem Mann kann ich helfen.
38
SZENE 1 AUFGABEN
alt
2 Der Brief
Richtig (r) oder falsch (f)? Kreuzen Sie an. 24 r f
39
AUFGABEN SZENE 1+2
40
SZENE 2 AUFGABEN
a m gutes Essen
b m ein guter Beruf
c m Freiheit
a m nach Böhmen
b m nach Franken
c m nach Leipzig
41
AUFGABEN SZENE 3+4
Franz sagt:
1 „Karl liebt dich nicht, a dann töte ich dich.“
2 „Wenn ich Graf bin, b er hat dich schon vergessen.“
3 „Nein, eigentlich will ich c er liebt mich auch.“
Amalia sagt:
4 „Ich liebe nur Karl und d nur mit dir ins Bett.“
5 „Wenn du in der Nacht e musst du meine Frau werden.“
zu mir kommst,
2 Warum müssen der Vater und Amalia die Geschichte jetzt hören?
a m Karl kommt schon zurück.
b m Amalia will, dass Karl zurückkommt.
c m Der alte Moor will, dass Karl zurückkommt.
42
SZENE 4 AUFGABEN
9 Die Geschichte von Karls Tod. Was passiert im Schloss? Was passiert
in Hermanns Geschichte? Sehen Sie noch einmal das Bild auf S. 17 an.
Markieren Sie die Sätze dann mit „S“ (Schloss) oder „G“ (Geschichte).
24
Karl ist Soldat geworden, weil sein Vater ihn nicht mehr liebt.
Der alte Moor glaubt, dass Karl wegen ihm gestorben ist.
43
AUFGABEN SZENE 5
F E
44
SZENE 5+6 AUFGABEN
45
AUFGABEN SZENE 6+7
17 Wie geht es weiter? Was glauben Sie? Beantworten Sie die Fragen.
Lesen Sie dann die 7. Szene und vergleichen Sie: Haben Sie recht
gehabt?2
a Franz?
b seinen Vater?
c sich selbst?
d Amalia?
46
SZENE 7+8 AUFGABEN
47
AUFGABEN SZENE 8+9
48
SZENE 9 AUFGABEN
a Zuerst ist
49
AUFGABEN SZENE 10
50
LÖSUNGEN
2 richtig: a c e f
falsch: b d
3 Beispiele: a Er hasst seinen Bruder. / Der Vater soll sich von Karl trennen. / Franz
will, dass Karl nie wieder nach Hause kommt.
b Er will selbst Graf werden.
6 1b 2c 3a 4b
7 1b 2e 3d 4c 5a
8 1c 2c 3b
9 G (Hermanns Geschichte): Karl ist Soldat geworden, weil sein Vater ihn nicht
mehr liebt. Karl kämpft in der Schlacht bei Prag. Karl gibt sein blutiges Schwert
einem Freund. Dann stirbt er.
S (Im Schloss): Hermann gibt dem alten Moor das blutige Schwert. Hermann
erzählt, dass Karl tot ist. Der alte Moor glaubt, dass Karl wegen ihm gestorben
ist. Amalia findet es schrecklich, dass Karl tot ist.
13 Beispiele:
a Wenn ihr uns Karl gebt, seid ihr frei.
b Wenn ihr uns Karl nicht gebt, töten wir euch.
c Wenn ihr Karl wollt, müsst ihr auch uns töten.
d Wir bleiben zusammen, auch wenn wir sterben.
51
LÖSUNGEN
15 1c 2a 3d 4b
16 richtig: a c e f
falsch: b d
17 Offene/Persönliche Antworten; nach dem Lesen von Szene 7: a Sie gehen nach
Franken. b Ja, er sieht Amalia wieder. c Nein, er kann Amalia nicht heiraten.
18 Beispiele: a Er ist jetzt der Graf. b Er ist tot. c Alle glauben, dass er tot ist.
d Amalia liebt ihn noch immer.
19 Karl: a c d Franz: b e
20 1c 2b 3c 4a
21 Beispiel: Jetzt verstehe ich alles! Vater liebt mich doch. Er hat meine Briefe gar
nicht gelesen. Franz hat sie genommen. Und dann hat er mir geschrieben, nicht
Vater. Franz hat alles kaputt gemacht. Ich töte ihn!
25 1d 2c 3b 4a
26 1b 2b 3a
27 1b 2c 3d 4a 5e
52