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Kriegskinder
Ein Cthulhu-Abenteuer von Oliver Fedtke
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Der Ruf
Zeppeline
In den zwanziger Jahren war es weitgehend die ein-
zige Möglichkeit, über den Atlantik zu gelangen, eine
Passage auf einem Schiff zu buchen. Lindbergh flog erst
1927 in einer spektakulären Einzelaktion und bis die er-
sten Linienmaschinen Passagiere über den Ozean brin-
gen würden, sollten noch einige Jahre vergehen. Aller-
dings waren auch schon in den 20ern nicht alle Schiffe
auch solche, die tatsächlich Berührung mit dem Wasser
hatten. Das wohl Aufsehen erregendste und stilvollste
Reisemittel jener Tage war zweifelsohne das Luftschiff.
Ein fliegendes Hotel, das Reisende in mehrtägigen Flü-
gen von Berlin nach New York und Rio brachte. An diesem Entwurf wird ein grundlegender Unter-
Als Ikone jener Epoche spielt es auch für das 20er- schied zwischen Zeppelinen und anderen, so genann-
Jahre Setting von Cthulhu eine Rolle und warum ten Prallluftschiffen, englisch auch „Blimps“ genannt,
sollten die Spielfiguren nicht einmal dem Grauen hoch deutlich. Die Prallluftschiffe, die zu dieser Zeit auch
oben in der Luft in den engen Kabinen eines solchen schon eingesetzt wurden, verfügten über kein Gerippe.
Ungetüms begegnen? Anlass genug für uns, einmal ei- Hier wurde die Form des Luftschiffes ausschließlich
nen genaueren Blick auf dieses Thema zu werfen. Ne- durch die Form des Tragekörpers bestimmt. Dies führte
ben einem historischen Überblick gibt es noch die au- jedoch im Gegensatz zu den neuen Zeppelinen zu ei-
thentischen Berichte von Hauptmann a.D. Oefele, der ner starken Begrenzung der Größe, da diese Luftschiffe
aus der Perspektive seiner Zeit über jene imposanten sehr instabil wurden.
Giganten der Lüfte schreibt. Garniert wird das ganze Um den ersten Zeppelinentwurf bauen zu können,
mit interessanten Details und einigen cthuloiden Aben- gründete Graf Zeppelin 1898 die Gesellschaft zur För-
teuerideen. derung der Luftschifffahrt und schon im gleichen Jahr
wurde in der Fabrik Commerzienrath in Lüdenscheid
Luftschiff Zeppelin 1
mit dem Bau von Teilen für das erste Luftschiff begon-
nen. Zusammengesetzt wurde es dann ab 1899 in einer
schwimmenden Montagehalle auf dem Bodensee. Di-
ese schwimmende Halle wurde verwendet, da man sie
Graf von Zeppelin schied 1890 aus dem Militärdienst für die damals schwierigen Startvorgänge in den Wind
aus um sich ernsthaft der Entwicklung der Luftschiffe drehen konnte.
zu widmen. Am 13 August 1898 erhielt er ein Patent mit Der Prototyp LZ 1, LZ als Abkürzung für Luft-
dem sein Entwurf rückwirkend zum 31. August 1895 schiff Zeppelin, war 128 Meter lang und hatte einen
geschützt wurde. Wichtige Merkmale dieses Entwurfes Durchmesser von 11,65 Meter. Zwei Daimler Motoren
waren zum einen ein starres Gerippe aus Aluminium, sorgten für den Antrieb und für den Auftrieb sorgten
welches aus Ringen und Längsträgern bestand und zum 11.300 Kubikmeter Wasserstoff.
anderen ein Gasraum, der in viele kleine zylindrische Der erste Aufstieg am 2. Juli 1900 dauerte nur 18
Zellen aufgeteilt war. Steuern konnte man dieses Luft- Minuten, dann musste das Luftschiff wegen schwie-
schiff mit angebrachten Höhen und Seitenrudern und es rigen Luftverhältnissen auf dem Wasser des Bodensees
wurde durch einen Propeller angetrieben. Dieser erste notlanden. Obwohl das Luftschiff bei zwei weiteren
Entwurf sah eigentlich auch die Möglichkeit vor, meh- Aufstiegen zwar Potenzial bewies und sogar den bis
rere Zeppeline wie Wagen eines Zuges aneinander zu dahin vom französischen Luftschiff „La France“ gehal-
koppeln aber dies wurde später nie umgesetzt. tenen Geschwindigkeitsrekord brach, fanden sich keine
Investoren, weshalb der Graf die LZ1 wieder zerlegen
und verkaufen musste.
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Das Magazin für düsteres Rollenspiel
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Der Ruf
Abenteueridee:
Während des Krieges wurden die Luftschiffe meist
zur Aufklärung und zur Bombardierung eingesetzt.
Bei einem geheimen Testflug, der die Ausdau-
Trotz ihres technischen Vorsprunges gegenüber Flug-
er dieser neuen Technologie unter Beweis stellen
zeugen gingen auch schon ab den ersten Tagen des
soll und bei dem eine Reihe hochrangiger Militärs
Krieges viele deutsche Zeppeline verloren, meist da
anwesend ist, kommt es zu einer Katastrophe. Das
sie ungünstig eingesetzt wurden. So gingen einige Zep-
Luftschiff fängt in der Luft plötzlich Feuer und
pelin gar durch Infanteriefeuer verloren, da die Hülle
stürzt brennend ab. Außer einem Maschinisten
durch die Einschläge zuviel Traggas verlor.
überlebt keiner diesen Absturz. Augenzeugen be-
Hauptsächlich wurden die Luftschiffe an der Ost-
richten aber von einem seltsamen Feuerball, der
front und im Südosten eingesetzt. An der Westfront
sich auf einmal in der Nähe des Luftschiffes breit
mit ihrem starren Frontverlauf konnten sie ihre Stärken
machte und auch der schwer verletzte Überlebende
dagegen nie richtig zur Geltung bringen und arbeiteten
weiß von seltsam fliegenden, feurigen Punkten in
daher fast ausschließlich hinter den Kampflinien, um
der Luft zu berichten. War es ein Angriff franzö-
Nachschubwege zu bombardieren.
sischer Saboteure? Oder vielleicht ein Feuervampir
Auch die ersten Bombenangriffe auf Zivilisten einer
wie manch eingeweihte munkeln? Spannend wird
Großstadt aus der Luft erfuhr London in diesem Krieg,
die Geschichte spätestens dann, wenn die als Er-
als immer wieder deutsche Zeppeline, getarnt durch
mittler eingesetzten Charaktere herausbekommen,
Wolken, über der Stadt erschienen und ihre tödliche
das beide Geschichten teilweise stimmen und ein
Last abluden.
menschlicher Gegner sich all zu unmenschlicher
Die Lebenszeit der Luftschiffe war durch die Bedro-
Mittel bedient, um die gesamte Entwicklung der
hung der gegnerischen Jagdflugzeuge und der Luftab-
Luftschiffe auf dem militärischen Sektor nachhal-
wehr sehr kurz und gegen 1917 kam es dann nahezu zu
tig zu stören.
einer Parität bei der Menge der von Luftschiffen und
von Flugzeugen abgeworfenen Bomben bei gleichzei-
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Der Ruf
Transozean-Luftverkehr Anspruch.
Im folgenden sollen nun zunächst die für den Trans-
von Hauptmann a.D. Oefele ozean-Luftverkehr in Betracht kommenden Luflwcge
aus: Oestergaards Monatshefte von betrachtet und daran anschließend soll erörtert wer-
Juli bis Dezember 1928 den, wie der künftige Transozean-Luftverkehr mit dem
Flugzeug und dem Luftschiff betrieben werden kann
Die Phantasie der Welt ist durch die gelungenen und wird.
Ozeanflüge im Jahre 1927 in westlicher Richtung und Bei den transozeanischen Luftinien handelt es sich
den deutschen Transozeanflug von Kohl, Hünefeldt und in der Hauptsache darum, einerseits den Stillen Ozean
Fitzmaurice in der weit schwierigeren, entgegengesetz- vom asiatischen zum amerikanischen Festland und an-
ten Richtung so angeregt worden, daß das Problem des derseits den Atlantischen Ozean von Europa und Afri-
Transozean-Luftverkehrs jetzt im Vordergrund des öf- ka aus nach Amerika zu überbrücken. Zwischen Asien
fentlichen Interesses steht. Gleichzeitig ist aber durch und Amerika wird die Luftlinie entweder ganz nörd-
diese kühnen Flüge der Luftpioniere die Frage des Ver- lich über Alaska oder über die Inseln mitten im Stillen
kehrsfluges mit einem Ozean führen. Die trans-
Risiko behaftet worden, ozeanischen Strecken, an
das in dem Problem denen Europa zunächst
selbst nicht begründet interessiert ist, führen
ist. Die Sachverständigen nach Nord- und Südame-
aller Luftfahrt treibenden rika. Hier sind im ganzen
Länder sind sich darüber fünf Routen von der Na-
einig, daß ein Weg ge- tur vorgezeichnet:
funden werden kann, der
das Gefahrenmoment des 1. Skandinavien
Ueberseefliegens ebenso Island
erfolgreich ausschaltet, Süd-Grönland
wie es beim Ueberland- Labrador.
fliegen schon geschehen
ist. Zu den Hauptbedin- 2. Irland
gungen des Ozeanluft- Neufundland
verkehrs gehört aber ne- Amerikanisches Fest-
ben der Sicherheit auch land.
die Wirtschaftlichkeit.
Die Verkehrswirtschaft 3. Pyrenäen-Halbinsel
muß daher mit der Ein- Azoren
richtung eines transoze- Neufundland
anischen Luftverkehrs Neuschottland
geduldig warten, bis Si- New York.
cherheits- und Nutzlast-
frage in genügendem Grade gelöst sind. Da die Lösung 4. Pyrenäen-Halbinsel — Azoren — Bermuda-Inseln
gerade dieser Aufgaben mit bedeutenden technischen — New York.
Schwierigkeiten sowohl hinsichtlich des Luftfahr-
zeugbaues wie auch bezüglich der Einrichtung eines 5. Spanien —Westafrikanischc Küste bzw. Canarische
einwandfreien Wetter- und Nachrichtendienstes ver- Inseln — Kapverdische Inseln — Fernando-Noronha
bunden ist, nimmt die Verwirklichung des Gedankens — Pernambuco (Brasilien).
eines regelmäßigen Transozean-Luftverkehrs Zeit in
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Das Magazin für düsteres Rollenspiel
Von disen Ozeanlinien dürften die beiden nörd- gesetzter Richtung fallen die Gegenwinde nicht schwer
lichsten wegen ihrer unbeständigen und ungünstigen ins Gewicht. Es ist deshalb gerade Südamerika mit sei-
Witterungsverhältnisse für den regelmäßigen Ver- ner längeren Dampferfahrt und der dadurch erhöhten
kehr ausscheiden. Bei der allernördlichsten Strecke Möglichkeit der Zeitersparnis durch das Luftfahrzeug
über Island — Südgrönland — Labrador bestehen für eine baldige Aufnahme eines transozeanischen
die Schwierigkeiten vor allem in den sehr häufigen, Luftverkehrs vielversprechend. [...]
undurchdringlichen Nebeln und in den ganz unzivili- Das L u f t s c h i f f ist infolge seines großen Fahr-
sierlen Landungsverhältnissen. Auf der nächsien Li- bereiches von vornherein für weitausgreifende, lange
nie über Irland — Neufundland herrschen die starken und ununterbrochene Fahrten bestimmt. Die Zeppelin-
Weststürme vor, und ist somit die Ueberquerung in luftschiffe haben schon während des Weltkrieges zahl-
ostl-westlicher Richtung besonders schwierig. reiche Beweise ihrer überragenden Leistungsfähigkeit
Für den Verkehr nach Nordamerika kommen daher in dieser Hinsicht geliefert. Die Amerikafahrt
nur die beiden Routen von der Iberischen Halbin- der beiden letzten Zeppelin-Luftschiffe
sel über die Azoren nach NewYork in Betracht, hat gezeigt, daß das Luftschiff
die in meteorologischer Beziehung wesentlich auch für die Ueberquerung
günstiger sind. Auf diesen beiden Luftlinien des Ozeans geeignet ist. Man
herrscht im Sommer und im Winter verschie- hat aber erkannt, daß auch das
denes Wetter, so daß die eine die gegebene Luftschiff im Ozeanluftverkehr
Luftverkehrsstrecke von Amerika, die an- wirtschaftlich nur dann eingesetzt
dere diejenige nach Amerika darstellt. werden kann, wenn es eine bedeu-
Auf der nördlicheren Strecke, die tende Vergrößerung seiner Abmessun-
von den Azoren über Neufundland gen erfährt.
und Neuschottland führt, herr- Deshalb sind solche Großluftsch-
schen im Winter größtenteils iffe auch schon im Bau. Nordamerika läßt
steife Westwinde, die also durch die amerikanische Good-Year-Zeppe-
der Ueberquerung nach lin-Corp. drei Zeppeline von rund 200 000 cbm
Westen entgegenstehen; Inhalt, also der dreifachen Größe des „LZ 126”,
im Sommer dagegen be- bauen, allerdings zunächst für militärische Zwecke.
gegnet die Reise von den Azo- England baut zwei Zeppelinkopien, die dem Verkehr
ren nach New York nur schwächeren England — Indien bzw. England — Australien sowie
Gegenwinden, und es kommt daher diese England — Vereinigte Staaten, von Nordamerika di-
Linie wegen ihrer Windverhältnisse vornehmlich enen sollen. Und bei uns ist im Herbst 1928 der neueste
für die Richtung Amerika — Europa in Betracht. Die Zeppelin-Kreuzer „LZ 127” vollendet worden, der für
südlichere Linie von den Azoren über Bermuda fällt den Ozeanluftschiff verkehr Europa — Südamerika
dagegen im Winter fast mit der Grenze der Westwinde bestimmt ist, aber auch Fahrten über den Nordatlan-
gegen den Nordostpassat zusammen und liegt im Som- tik sowie noch weiter ausgreifende Reisen durchführen
mer im wesentlichen in einer Windstille; sie ist deshalb und durch diese weiten Reisen die technische Möglich-
in ganz besonderem Maße für die Ozeanüberquerung keit eines Ozeanluftschiffverkehrs beweisen wird.
von Europa nach Amerika geeignet. Dieses neue Zeppelin-Großluftschiff „Graf Zeppe-
Meteorologisch am günstigsten ist die Luftstrecke lin” mit seinem großen Inhalt von 105 000 cbm, seinem
nach Südamerika. Bis auf kleine Ausnahmen im Früh- großen Fahrbereich und seiner großen Tragfähigkeit,
jahr und Herbst herrschen auf dieser Strecke während seinen technischen Hilfsmitteln und seinen starken
des ganzen Jahres die günstigsten Wind- und Wetter- Maschinen ermöglicht jetzt schon nicht nur einen be-
verhältnisse. Der Ostpassatwind bedingt schönes, fast triebssicheren, sondern auch einen wirtschaftlichen
regenloses Wetter und kommt der Ozeanüberquerung Ozeanluftverkehr. Es ist als Verkehrsluftschiff für
von Europa nach Südamerika sehr zugute. In entgegen- großen Fahrbereich von mindestens 10 000 km kon-
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Der Ruf
struiert und kann bei 26 Mann Besatzung 20 Fahrgäste tungen nicht nur solche für Bodenlandungen, sondern
sowie eine größere Menge von Fracht, Gepäck und Post auch für Mastfesselung, die bei der letzten Landung des
im Gesamtgewicht von 15 t befördern. Seine Maschin- Luftschiffes auf dem Berliner Flugplatz Staaken zur
enanlage von fünf Maybach-Motoren zu je 530 PS gibt Anwendung kamen.
dem Luftschiff bei größter Gesamtmaschinenkraft eine Nach Beendigung der Versuchsahrten soll dann „LZ
Höchstgeschwindigkeit von 128 km/Std., bei normaler 127” an die spanische Luftverkehrsgesellschaft „Co-
Dauerleistung von 2150 PS eine Reisegeschwindigkeit lon” zur möglichst frühzeitigen Eröffnung des Oze-
von 117 km/Std. Die Fahrtleistung ist natürlich abhän- anluftschiffverkehrs über den Südatlantik zwischen
gig von der jeweils mitgeführten Ladung, beträgt aber Sevilla und Buenos Aires zeitweise verchartert wer-
wenigstens 15 t Nutzladung über 10 000 km Weg mit den. Die Aufnahme dieses Luftschiffdienstes, der zu-
100 bis 110 km Stundengeschwindigkeit. nächst ein wöchentlicher sein wird, wird schon in den
Entgegen dem Flugzeug legt das Luftschiff infolge nächsten Monaten erwartet. Um das Jahr 1930 könnte
seines großen Fahrbereiches die Ozeanstrecken nach vielleicht schon der Volldienst im Gange sein. Die
Südamerika und Nordamerika in ununterbrochener Fahrzeit nach Südamerika wird 70 bis 80 Stunden und
Fahrt ohne Zwischenlandung zurück. Die Entfernungen zurück 96 bis 100 Stunden dauern, gegenüber 16 Ta-
Europa — Süd- bzw. Nordamerika liegen ja weit un- gen Schiffsreisedauer zur See. Der Anschlußverkehr an
terhalb der Höchstgrenze seiner Reichweite. Dadurch diese Transozean-Luftschifflinie wird durch den vorne
ist seine Wirtschaftlichkeit erhöht, denn es kann neben schon erwähnten Großflugweg Berlin — bzw. Budapest
ausreichendem Vorrat an Brennstoff eine größere Nutz- — Madrid bewältigt werden, der als transkontinentale
last befördern. Es ist aber auch seine Betriebssicherheit Flugverbindung den Anschluß nach allen Teilen Euro-
erhöht, weil es auf seinen Ozeanfahrten entsprechende pas, nach Asien und Kleinasien vermittelt.
Mehrmengen an Betriebsstoff in Bereitschaft halten Ein weiterer transozeanischer Luftchiffdienst könnte
und infolgedessen, zumal es ständig die Wetterlage ge- dann auch nach Nordamerika eingerichtet werden. Für
funkt erhält, aufziehenden Unwettern oder sonstigen den weiteren Ausbau des Ozeanluftschiffverkehrs ist
ungünstigen meteorologischen Erscheinungen auswei- vom Luftschiffbau Zeppelin der Bau noch größerer
chen kann. Luftschiffe beabsichtigt. Die Konstruktionspläne zu
den beiden nächsten Luftschiffen, die in ihren Ausma-
ßen den L. Z. 127 noch bedeutend übertreffen werden,
liegen schon vor. Für L. Z. 128 sollen 120000 cbm, für
L. Z. 129 sogar 150 000 cbm Fassungsraum vorgesehen
sein. Diese beiden deutschen Luftschiffe erreichen da-
mit die Größenverhältnisse der beiden Stahlluftschiffe,
die zurzeit in England im Bau sind, werden ihnen aber
an Eigengeschwindigkeit und Nutz- leistung überlegen
sein. So wird L. Z. 128 mit der gleichen Nutzlast wie L.
Z. 127, also mit 15 t, L. Z. 129 dagegen mit 20 t Nutz-
last 14000 km ununterbrochene Fahrt mit 150 km Stun-
dengeschwindigkcit zurücklegen können. Die beiden
Der neue Zeppelin hat nach seiner Fertigstellung Luftschiffe sollen dabei bis zu vierzig Personen beför-
und Prüfung durch die Deutsche Versuchsanstalt für dern können. Natürlich hängt die Durchführung dieser
Luftfahrt zunächst ausgedehnte Versuchsfahrten un- Neubauten von verschiedenen Voraussetzungen auch
ternommen. Er hat alsdann zwischen Deutschland und nichttechnischer Natur ab. — Nach den neuesten Nach-
Nordamerika den Nordatlantik zum erstenmal in beiden richten aus London ist man auch dort bereits mit, Vor-
Richtungen überflogen. Für die Landungen drüben ist bereitungen für den Ozeanluftschiffverkehr zwischen
die große - Luftschiffhalle in Lakehurst zur Verfügung England und den Vereinigten Staaten mit dem im Bau
gestellt. Das Luftschiff erhält aber an Landungseinrich- befindlichen englischen Luftschiff R. 100 beschäftigt.
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Reisen mit dem Zeppelin
Eine Reise in einem Zeppelin war eine Aufregende
Angelegenheit – und eine Teure. So kostete z.B. der
Flug der Graf Zeppelin um die Welt ganze 40.000
Reichsmark. Ein unvorstellbar teures Vergnügen. Auch
ein einfacher Flug von Frankfurt nach New York koste-
te noch 1200 – 2500 Reichsmark. Verständlich, wenn
man bedenkt, dass der 236m lange Gigant lediglich
zwanzig Passagiere befördern konnte.
Die Reise begann an einem der Flughäfen, auch
Zeppelin-Felder genannt, die es in Deutschland unter
anderem in Friedrichshafen, Berlin und Frankfurt am
Main gab. Viele dieser Zeppelinfelder wurden später zu
bedeutenden Flugplätzen.
An Bord bekam man eine Kabine zugeteilt, die nicht
gerade geräumig war, aber genug Platz bot, um sein
Gepäck zu verstauen. Die Doppelstockbetten konnten
tagsüber weggeklappt und zu einer kleinen Couch um-
funktioniert werden, so dass man durchaus auch wäh-
rend des Fluges tagsüber etwas Privatsphäre genießen
konnte. Allerdings wurden die Kabinen eher als Schlaf-
plätze genutzt. Das Leben selber fand in dem geräu-
Bekannte Zeppeline
migeren Aufenthaltsraum und Speisesaal statt, wo auf-
merksame Kellner sich um das Wohlergehen der Gäste
kümmerten.
Mit einem Luftschiff flog man nicht, sondern man
„fuhr“ und so eine Fahrt von Frankfurt nach New York
konnte je nach Wetterbedingungen drei bis fünf Tage
Graf Zeppelin (LZ 127)
dauern. Man spielte Gesellschaftsspiele, plauderte und
590 Fahrten unternahm die 236 Meter lange “Graf”,
vertrat sich die Beine in den Gängen des Schiffes. Üb-
darunter die Weltfahrt und eine Expedition in die Ark-
rigens waren erst beim gigantischsten Luftschiff aller
tis. Sie war das wichtigste deutsche Luftschiff im Post-
Zeiten, der Hindenburg, deren Bau 1934 begonnen
und Passagierdienst nach Nord- und Südamerika. 1940
wurde, die Passagierräume größtenteils innerhalb des
wurde das Luftschiff gesprengt.
200.000 Kubikmeter fassenden Tragkörpers. An Bord
gab es außerdem eine Küche, in der Malzeiten frisch
zubereitet wurden. Auch rühmte man sich, erlesene
Weine an Bord zu haben. Kulinarisch mangelte es den
wohlhabenden Gästen an nichts.
Das Ende der Reise kam dann stets recht schnell
für damalige Verhältnisse, denn im Vergleich zu einer
Seereise war die Fahrt mit dem Luftschiff ein wahrer
Geschwindigkeitsrausch. Daher waren diese Flüge vor
allem auch bei Geschäftsleuten und Journalisten be-
liebt. Schneller über den Atlantik kam man damals ein-
fach noch nicht.
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