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Die PREUSSEN (1902–1910) war ein deut- Was war nun der maximal mögliche Durch-
sches Fünfmast-Vollschiff der berühmten messer der Großrah? Sie durfte nicht
Hamburger Reederei F. Laeisz. Der Name „dicker“ sein als dass die Matrosen beim
auf dem Schiffsrumpf war mit Doppel-S Segelfestmachen in den Fußpferden
ausgeführt (siehe Foto rechts). Es gibt stehend sich noch darüber beugen und die
widersprüchliche Angaben über die Leinwand ergreifen konnten, um sie auf die
korrekte Schreibweise (SS oder ß). Rah zu ziehen und dort zu sichern. Also war
die Größe des menschlichen Körpers der
Die PREUSSEN wurde 1902 auf der Werft
begrenzende Faktor! Auf diesem Anfangs-
Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde (heute
wert beruhte die gesamte Konstruktion des
Teil von Bremerhaven) aus hochwertigem
Schiffes.
Stahl gebaut. Sie war der größte und auch
der schnellste der sog. „Flying P-Liner“ der Die Länge der Großrah betrug 32 m, die der
Reederei Laeisz, sogar schneller als die Royalrah 16 m. Die Masthöhe vom Deck bis
Fünfmastbark POTOSI, die sie auf Heim- zum Flaggenknopf betrug 68 m.
reise im Südatlantik 1906 überholte (einzige
verbriefte Begegnung von zwei Rahfünf-
mastern auf hoher See).
Die Rumpfkonstruktion entsprach dem
Dreiinselschiffs-Typ, den F. Laeisz bei allen
Vier- und Fünfmast-Rahseglern (z.B. PAMIR
und PASSAT) bevorzugte. Alle Masten und
Spieren mit Ausnahme der Besangaffel
waren aus Stahl gefertigt.
Bei der Konstruktion verfolgte man das Ziel, Die Konstruktionsarbeiten wurden vom
einen wirklich optimalen Frachtsegler zu Technischen Direktor der Tecklenborg-
bauen, der gegen die Dampfer-Konkurrenz Werft, Herrn Georg Wilhelm Claussen
bestehen könnte. Dazu mußte das Schiff geleitet. Beratend war u.a. Prof. Walter
möglichst groß werden. Als begrenzende Laas von der Technischen Hochschule
Abmessung wurde interessanterweise der Charlottenburg beteiligt (siehe Montags-
„Durchmesser der Großrah in Mastnähe“ Story Nr. 62).
identifiziert (nach außen hin verjüngt sich Die PREUSSEN fuhr als Fünfmastvollschiff
die Rah). Von diesem Durchmesser hing ein modernes Standardrigg mit doppelten
nämlich die mögliche Größe des Groß- Mars- und Bramrahen und Royalsegeln,
segels ab. Die Abmessungen des Schiffs- also 30 Rahsegel in sechs Stockwerken
rumpfes ebenso wie die aller anderen verteilt auf fünf Masten. Dazu hatte sie
Rahen und Segel müssen dazu in einem be- „Jarvis“-Brasswinden an allen Masten
stimmten Verhältnis stehen. (benannt nach dem schottischen Kapitän John
Förderverein Schiffahrtsgeschichte 1 eberhard@hewicker.com
Cuxhaven e.V. Mai 2023
Montags-Story 117-Fünfmastvollschiff PREUSSEN