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teilnahm und reihum von jedem Teller sich aus dem Gefängnis. Als die
etwas erbat, wobei er zumeist ebenso Gefangenen an einen anderen Ort
dezent wie geschickt vorging – und verlegt wurden, stimmte Flinders unter
dabei zu einem stattlichen Kater heran- der Annahme, „dass dies nicht den
wuchs. Anstoß seiner Exzellenz, des franzö-
Durch Flinders Reisen von 1801 bis 1803 sischen Gouverneurs von Mauritius,
zur Kartierung der Küste von Australien erregen würde“ zu, den Kater Trim einer
französischen Dame als Spielkamerad
wurde Trim zur ersten Hauskatze, die
für ihre kleine Tochter zu überlassen.
nachweislich per Schiff ganz Australien
umrundete (was für ein origineller Doch bereits nach zwei Wochen war
Rekord!?). Auf diesen Kartierungsreisen Trim verschwunden. Selbst eine Be-
erwies Trim seine besondere Freund- lohnung von „zehn spanischen Dollars“
schaft nicht nur M. Flinders, sondern in der Inselzeitung brachte keinen
auch dem Aborigine Bungaree (1775– Erfolg. Flinders Vermutung ging dahin,
1830), der als Übersetzer und Verhand- „dass dieses außergewöhnliche, ver-
lungsführer an Bord war, und William, trauensvolle Tier von einem hungrigen
dem Steward der Messe der jüngeren Arbeiter gekocht und aufgegessen
Offiziere. In den Lagerräumen an Bord worden war“.
bewährte sich der Kater als geschickter In dem englischen Buch The Wreck of
und unerbittlicher Rattenfänger und the Nancy Bell, Cast Away on Kerguelen
auch den Bordhunden der HMS Land von John C. Hutcheson wird nach
Investigator flößte er mit Krallen und der Strandung des Segelschiffes auf
Zähnen den nötigen Respekt ein. Folgt den Kerguelen auch die Schiffskatze mit
man Flinders Erzählung, so fühlte sich an Land genommen. Sie erweist sich
Trim nur zur See wohl. Bei Land- hier als äußerst nützlich, indem sie
aufenthalten musste Flinders seinen durch den Fang von Mäusen die an Land
Kater bald wieder abholen, da er dort geretteten Proviantvorräte vor dem
nur Chaos verursachte. Verderben schützt.
In der Nacht des 17. August 1803 lief die Auf der Discovery von James Cook
HMS Porpoise bei den Wreck Reefs auf muss es eine ganze Katzenpopulation
Grund und die Mannschaft musste zwei gegeben haben, denn auf O‘Taheite
Monate auf Rettungsschiffe warten. (heute Tahiti) wurden den Eingeborenen
Auch während dieser schwierigen Zeit etwa 20 Katzen zum Geschenk gemacht.
verhielt sich Trim vorbildlich, und als die Von „invasiven Arten“ hatte man damals
Mehrzahl der Mannschaftsmitglieder noch keine Vorstellung.
auf einem größeren Schiff nach
China weiterfuhren, folgte Trim
Flinders auf den Ostindienfahrer
Cumberland, der als nächstes auf
der Insel Mauritius anlegte. Dort
wurde die gesamte Mannschaft
unter dem Verdacht der Spionage
ins Gefängnis gesteckt: Frankreich
und England waren in den Koali-
tionskriegen erneut zu Gegnern ge-
worden, was die Mannschaft der
Cumberland nicht wusste. Trim
gefiel diese Gefangenschaft gar
nicht und immer wieder schlich er
Förderverein Schiffahrtsgeschichte 3 eberhard@hewicker.com
Cuxhaven e.V. März 2023
Montags-Story 114-Lotse Peter Bull und die Katze
Im Black Book of the Admiralty, einem Der schottische König Alexander II.
Regelbuch für alle Belange der Schiff- erließ im 13. Jahrhundert ein Dekret,
fahrt, das bis auf die altfranzösischen nachdem ein gestrandetes Schiff
Texte der Rôles d’Oléron (etwa 1200) solange im Besitz des Eigentümers
zurückreicht, gibt es die Aussage, dass blieb und nicht als herrenloses, frei-
Schiffseigner für durch Ratten Waren gegebenes Schiffswrack betrachtet
haften mussten, wenn keine Schiffs- werden durfte, solange sich darauf noch
katze an Bord des betroffenen Fracht- ein lebender Mann, ein lebender Hund
schiffes gewesen war. oder eine lebende Katze befanden,
wodurch Bordhunden und Schiffskatzen
eine besondere Bedeutung bezüglich
des Besitzrechtes des Schiffseigen-
tümers zukam.
Jean-Baptiste Colbert, französischer
Staatsmann, bestand im 17. Jahrhundert
darauf, dass in Handelsverträgen er-
wähnt werden sollte, dass sich zwei
Katzen an Bord befänden – anderenfalls
sei das Schiff nicht reisetauglich.
Bei der Marine von Österreich-Ungarn
(in der Adria, bis 1918) gab es „dienst-
liche Schiffskatzen“, deren Haltung an
Bord durch ein eigenes Budget abge-
deckt war.
Aus Gründen der Tollwutvorsorge und
der Hygiene verbannte die Royal Navy
im Jahr 1975 Schiffskatzen von ihren
Kriegsschiffen und beendete damit eine
jahrhundertelange Tradition.