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U Boot Klasse 201 – Wal/Wilhelm Bauer (U 2540)

Das U-Boot Wilhelm Bauer (ehemals U 2540) liegt als Museumsboot in Trägerschaft
des Vereines Technikmuseum Wilhelm Bauer im „Alten Hafen“ des Deutschen
Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven. Es handelte sich ursprünglich um ein Boot des
Typs XXI aus dem Zweiten Weltkrieg.

Daten des Bootes

Typ: U-Boot Klasse XXI


Werft: Blohm und Voss, Hamburg
Kiellegung: 29. Oktober 1944
Stapellauf: 13. Januar 1945
Indienststellung: 24. Februar 1945
Einsätze: keine Feindfahrten
im April 1945 Schulschiff
1. September 1960 bis 28. August 1968 und 20. Mai 1970 bis 15.
März 1982 Erprobungsboot
seit 27. April 1984 Museumsboot
Versenkungen: 4. Mai 1945 in der Flensburger Förde im Rahmen der Operation
Regenbogen selbst versenkt.
Verbleib: Im Juni 1957 gehoben, Instandsetzung durch die Kieler
Howaldtswerke (heute HDW).
1. September 1960 Übergabe an die Bundesmarine, im Einsatz
bis zum 28. August 1968.
20. Mai 1970 erneute Indienststellung.
15. März 1982 endgültige Außerdienststellung
27. April 1984 Eröffnung als Museumsboot

Zweiter Weltkrieg
Gebaut wurde U 2540 in Hamburg-Finkenwerder durch Blohm & Voss. Baubeginn war
am 29. Oktober 1944. Stapellauf war am 13. Januar 1945. In Dienst gestellt wurde U
2540 am 24. Februar 1945. Es wurde der 31. U-Flottille eingegliedert. Im April 1945 ging
das Boot zur Frontausbildung nach Rønne auf Bornholm. Nachdem der Schulbetrieb
wegen Treibstoffmangel eingestellt wurde, wurde U 2540 nach Swinemünde verlegt.
Von dort ging es am 30. April 1945 zurück nach Westen. In der Flensburger Förde
wurde U 2540 von der Besatzung im Rahmen der Operation Regenbogen selbst
versenkt.

Nachkriegsgeschichte
Im Juni 1957 wurde U 2540 gehoben, schwimmfähig gemacht und zu den Kieler
Howaldtswerken, heute HDW, geschleppt. Dort wurde das Boot, das zwischenzeitlich
auf den Namen Wal getauft wurde, als Versuchsboot für die neue Bundesmarine
instandgesetzt. Es erhielt die dieselelektrische Anlage der geplanten Klasse 201. Die
Turmverkleidung wurde umgebaut.

Am 1. September 1960 wurde das Boot von der Bundesmarine übernommen und auf
den Namen Wilhelm Bauer getauft. Als Erprobungsboot (Klasse 241) diente es bis 28.
August 1968.
Mit ziviler Besatzung wurde die Wilhelm Bauer am 20. Mai 1970 erneut in Dienst
gestellt und diente der Erprobung technischer Neuerungen der Klasse 206. Nach
einer Unterwasserkollision mit dem Zerstörer Z 3 der Fletcher-Klasse am 6. Mai 1980
wurde die Wilhelm Bauer am 18. November 1980 in Eckernförde verabschiedet und
am 15. März 1982 endgültig außer Dienst gestellt.

Herrichtung als Museumsboot


Das Verteidigungsministerium schrieb U 2540 über die VEBEG zum Verkauf aus. Das
Boot wurde 1983 vom Kuratorium Deutsches Schifffahrtsmuseum und dem
Förderverein Deutsches Schifffahrtsmuseum übernommen und nach der Überführung
ab August 1983 von der Seebeck-Werft für die Nutzung als Museum hergerichtet.

Am 27. April 1984 wurde die Wilhelm Bauer inzwischen in Trägerschaft des Vereines
Technikmuseum Wilhelm Bauer als Museum eröffnet. Seitdem konnte der
ursprüngliche Zustand als U 2540 weitgehend rekonstruiert werden.
Gut zu erkennen sind die einklappbaren vorderen Tiefenruder. Die ursprüngliche
Wasserlinie lag auf Höhe des Übergangs vom hell- zum dunkelgrauen Anstrich. Durch
den Ausbau der Akkumulatoren ragt das Boot nun viel höher aus dem Wasser.

Der Turm hat wieder weitgehend seine ursprüngliche Form erhalten. Die
Turmverkleidung ist allerdings nur eine Attrappe. Die Bewaffnung mit zwei 30 mm-Fla-
Zwillingslafetten ist nur angedeutet. Während des Dienstes in der Bundesmarine hatte
der Turm eine verglaste Brücke.
Die Besucher betreten das Boot über eine Tür, die aus der Bordwand geschnitten
wurde, durch eine zweite Tür wird das Schiff wieder verlassen.

U 2540 als Museumsboot in Bremerhaven


Als die politische Entscheidung gefallen war, dass die Bundesrepublik Deutschland
innerhalb des Nordatlantikpaktes (Nato) mit der an 1955/56 aufzustellenden
Bundeswehr zu ihrer eigenen Verteidigung beitragen sollte, wurden für die
Bundesmarine auch wieder U-Boote vorgesehen. Innerhalb der Gesamtstategie der
Nato hat die Bundesmarine den folgenden Auftrag zu erfüllen:
- das Territorium der Bundesrepublik Deutschland und die Ostseezugänge
gegen Angriffe von See zu schützen,
- dem Gegner die Nutzung der Ostsee zu erschweren und entsprechende
Kräfte zu binden,
- dem Gegner die Passage der Verbindungswege zwischen Ostsee und
Nordsee zu verwehren,
- die Nutzung der Nordsee für eigene Zwecke zu sichern.

Derart kleine U-Boote ( 350 t ), die diese Aufgabe erfüllen konnten, gab es in der
Nato nicht. Sie mußten ganz neu entwickelt werden. Um schon vor Fertigstellung der
ersten neuen U-Boote mit der Ausbildung von U-Boot-Stammpersonal und der
Erprobung neuer Geräte und Methoden beginnen zu können, beauftragte das
Bundesministerium der Verteidigung im Sommer 1956 die Hamburger Bergungsfirma
Beckedorf, zwei versenkte U-Boote des Typs XXIII zu heben. Die Wiederherrichtung
der U-Boote durch die Kieler Howaldtswerke kam so gut voran, dass sie schon im
August bzw. Oktober 1957 unter den Namen "Hai" und "Hecht" erneut in Dienst
gestellt werden konnten. Der erste Neubau hingegen nahm erst am 20. März 1962
seinen Dienst auf. Die beiden wieder gehobenen und später noch mehrmals
umgebauten Schul-U-Boote blieben bis 1966 bzw. 1968 im Einsatz. Da die kleinen
Schul-U-Boote für umfangreichere Erprobungs- programme und Versuchsserien
keinen ausreichenden Platz bieten konnte, brauchte man ein anderes Boot. Im Juni
1957 hob die Firma Beckedorf auch das bei Flensburg Feuerschiff versenkte, mit rd.
1600 t sehr viel größere Boot U 2540 vom Typ XXI und machte es wieder
schwimmfähig.
Nachdem die Westeuropäische Union (WEU) die Genehmigung erteilt hatte, ein U-
Boot dieser Größenordnung für Erprobungszwecke einsetzen zu dürfen und die
Zustimmung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) erfolgt war,
wurde das U-Boot angekauft und den Auftrag zur Wiederherstellung vergeben. 1958
erhielt die Kieler Howaldtswerke den Auftrag für die Wiederherstellung und es
Umbaues des U-Bootes. Der Umbau von U 2540 erhielt die Bezeichnung Klasse 241.
Ende 1958, also anderthalb Jahre nach Hebung, kam U 2540 ins Schwimmdock. Erst
nachdem alle Voraussetzungen im Boot selbst und außerhalb gegeben waren,
konnte nach der Dockbesichtigung im September 1959 mit dem Einbau von
Maschinen, Geräten und anderen Einrichtungen begonnen werden. Am 1.
September 1960 erfolgte die Indienststellung und Taufe auf dem Namen " U Wilhelm
Bauer" mit der Nato-Kennzeichnung " Y 880 " und dem Schifferprobungskommando
(SEK) in Kiel unterstellt. Im Anschluß wurde sie der Erprobungsstelle 71 in Eckernförde
zur Verfügung gestellt. Militärisch unterstand das U-Boot der U-Boot-Lehrgruppe (ULG)
in Neustadt.

U-Boot " Wilhelm Bauer" Nato-Nr. Y 880 (ex U 2540)


Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg 1944/45
Instandsetzung Howaldtswerke Kiel, 1958-1960
Größe (Wasserverdr.) 1620 / 1820 ts
Länge 76,70 m
Breite 6,60 m
Tiefgang 6,2 m
Antriebsanlage MAM-DM mit 4000 PS, 2 Schrauben EM mit 5020 PS
Geschwindigkeit 15,5 / 17,5 kn
Fahrstrecke 11000 sm bei 12 kn
Bewaffnung 4 TR-533B
Besatzung 57
Umfangreiche Restarbeiten und Mängelbeseitigung machten noch einen
Werftaufenthalt vom 16. Januar bis 4. Mai 1961 in Kiel nötig. Danach konnte die
eigentliche Erprobungstätigkeit beginnen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf
die Maschinen und Geräte gerichtet, die für Neubauten der Bundesmarine bestimmt
waren; dazu gehörten der diesel-elektrische Antrieb, der neue Kreiselkompaß- und
Fahrtmeßanlage, der Echograph und die Torpedoablaufrohre. Das Sorgenkind war
aber nach wie vor die Schnorchelanlage. Noch am 28. Juli 1961 hieß es in einem
Bericht: Trotz erheblicher Umbauten und Verbesserungen ist die Schnorchelanlage in
der derzeitigen Ausführung nicht funktions- und betriebsbereit. Jede Erprobung, aber
auch jede Panne auf "U Wilhelm Bauer" ersparten der neuen U-Boot-Klasse
langwierige Versuche auf einem Typ-Boot. Deshalb wurde die Einsatzbereitschaft der
völlig neu konstruierten U-Boote der Klassen 201 und 205 erstaunlich schnell erreicht.
Nach seinem Einsatz als Zielschiff bei einem Manöver vom 7. bis 24. August 1961 lag
das U-Boot kurze Zeit in der Werft, vor allem zur Komplettierung der Ablaufrohre III und
IV mit Minentransport- und Einführungseinrichtungen. Vom Oktober 1961 bis zum März
1962 wurden Erprobungen an Rettungsinseln, Kampfschwimmerschleuse und
Torpedorohren durchgeführt. Am 20. März 1962 wurde das erste U-Boot der Klasse
201 in Dienst gestellt, so dass jetzt die Sonar-Kapazität intensiv erprobt werden
konnte. Die durch Korrosionsschäden im antimagnetischen Stahl der neuen U-Boote
verursachte sog. Stahlkrise verzögerte das Ablieferungs-programm für 24 U-Boot-
Neubauten ganz erheblich. Dadurch konnten aber weitere Neuerungen für diese
Neubauten auf "U Wilhelm Bauer" zur Erprobung gelangen, u. a. die weitreichende
aktive Sonar-Anlage (WSU) und die Schnorchelanlage.In der Werftliegezeit vom
Januar bis Juni 1963 wurden die Ergebnisse aus den umfangreichen
vorangegangenen Erprobungen in Änderungen und Verbesserungen umgesetzt.
Danach wurden die Erprobungen, vor allem an den Schnorchel-, Torpedo- und
Sonaranlagen, unter dem Druck der anstehenden Indienststellungstermine der U-
Boot-Neubauten verschärft fortgesetzt, bis die erste große Werftliegezeit vom 21. Mai
1964 bis zum 28. Januar 1965 fällig wurde. Viele Änderungen, die sich aus den
Erprobungen ergeben hatten, sowie der Einbau neuer Anlagen und Geräte wurden
durchgeführt und die Gitterplattenbatterien ausgebaut und durch neue, moderne
Röhren-Batterien mit Säureumwälzung und Raumablüftung gemäß der früheren
Planung ersetzt. Bereits im Mai mußte "U Wilhelm Bauer" erneut in die Werft. Wegen
eines Schadens am Stb-Dieselmotor wurde ein Diesel aus der Neubau-Serie der
Klasse 205 eingebaut. Werftliegezeiten und Erprobungen lösten sich ab, bis letztlich in
der Werftzeit vom 13. Juni bis 29. September 1966 der vom Ingenieurkontor Lübeck
für die Klasse 206 vorgesehene Sehrohrschnorchel, genannt "See-Elefant", eingebaut
wurde.
Mit diesem Schnorchel kam es zu einer gefährlichen Havarie. Während einer
Schnorchelfahrt Anfang 1967 in der Eckernförder Bucht drangen bei einem
Schnorchelmanöver ca. 10 t Wasser über die Zuluftleitungen in den Dieselraum und
dort auf die Stb-Kabelbahnen. Das U-Boot wurde auf Grund gelegt und soweit
möglich wieder zum Auftauchen klargemacht. Bei diesem Klarmachen gab es einen
Kurzschluß in der Kabelbahn, der letztlich zu einem Brand im Motorenraum führte.
Geistesgegenwart und schnelles, richtiges Handeln und Verhalten der Besatzung
verhinderten eine Katastrophe, und das Boot konnte nach dem Auftauchen mit
eigener Kraft nach Eckernförde laufen. Die anschließende Untersuchung ergab, dass
die Kabelbahn brüchig war und in Verbindung mit dem Seewasser zwangsläufig ein
Kurzschluß entstehen mußte. Die Werft benötigte für den Kabelwechsel 7 Monate.

Einige weitere Erprobungen folgten. Insbesondere sollten die Prüfergebnisse der


neuen Schnorchelanlage unbedingt in die Neubauten einfließen. Nachdem auch
diese weitgehend abgeschlossen waren, wurde das Boot am 26. April 1968 außer
Dienst gestellt. Damit endete seine Dienstzeit unter einem militärischen Kommando.

Erprobungen mit ziviler Besatzung ( 1979 - 1982 )


Schon 1965 war vom BMdVg beschlossen worden, das Erprobungs-Uboot Wilhelm
Bauer dem BWB zu unterstellen und dann mit einer Zivilbesatzung zu fahren. Die
Stellung einer Zivilbesatzung für ein U-Boot erwies sich aber sehr viel schwieriger als
erwartet, so daß die militärische Besatzung länger als vorgesehen auf dem Boot
bleiben mußte.
Auch nach der Außerdienststellung im August 1968 war das Problem der
Zivilbesatzung immer noch nicht gelöst, und es wurde erörtert, ob Wilhelm Bauer
überhaupt nochmals in Dienst genommen werden sollte. Da aber wichtige
Erprobungen für die neuen U-Boote der Klasse 206 anstanden, insbesondere die
Torpedoerprobungen mit den neuen
AEG-Drahtlenk-Torpedos SEESCHLANGE und SEAL, wurde beschlossen, das Boot bei
HDW generalüberholen zu lassen und die Anwerbung und Ausbildung einer
Zivilbesatzung mit Nachdruck zu betreiben.

Am 20. Mai 1970 wurde Wilhelm Bauer mit ziviler Besatzung wieder in Dienst gestellt.
Zum zweiten Male nach den Handels-Ubooten Deutschland und Bremen fuhr wieder
ein größeres deutsches U-Boot unter zivilem Kommando.
In den folgenden Jahren fuhr das Erprobungs-Uboot regelmäßig zweimal zu
Torpedoerprobungen nach Norwegen. Dazu diente das dafür geeignete
Zweihüllenboot auch noch als Zielschiff für Torpedoversuche.
Nach einer Unterwasserkollision mit dem Zerstörer " Z 3 " im Mai 1980, bei der
erhebliche Schäden an den Sehrohren entstanden waren, wurde beschlossen, das
inzwischen doch recht betagte Boot nicht wieder herstellen zu lassen.
Am 18. November 1980 kam es zur feierlichen Verabschiedung von Wilhelm Bauer
und zur Überführung zum Marinearsenal Wilhelmshaven, wo das Boot dann am 15.
März 1982 endgültig außer Dienst gestellt wurde.
Das U-Boot wurde jedoch nicht verschrottet, sondern blieb als technisches Denkmal
und Museum erhalten. Ein Kreis von Liebhabern und technisch-wissenschaftlichen
Interessenten dieses schiffbaulichen Marksteins erwarb 1983 das teilausgeschlachtete
Boot, richtete es wieder her und machte es ein Jahr später in Bremerhaven als
Technikmuseum Wilhelm Bauer der Öffentlichkeit zugänglich.

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