Sie sind auf Seite 1von 9

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

- achtmonatiges Warten an der Maginot-Linie > drôle de guerre


- in 6-wöchigem Feldzug überrennt die dt. Wehrmacht die Front
- 1940-44 Années noires
- 2/3 des Territoriums unter deutscher Besatzung
- im unbesetzten Süden formt sich Regierung unter dem Maréchal Pétain, Vichy-Regierung >
restaurativer État français: rechter totalitärer Staat
- Kampf gegen Nazi-Deutschland wird von Charles de Gaulle aus dem Exil aus England gelenkt >
Exilregierung
- Lyon ist Zentrum der Résistance-Gruppen; Kommunisten sind besonderer Bezugspunkt der
Résistance
- 1944 amerikanische Invasion in der Normandie > Befreiung
-Frankreich steht vor der Neugestaltung der Republik > provisorische Allparteienregierung unter de
Gaulle
-1946 Streit um die Verfassung führt zum Rücktritt de Gaulles
-1946 Annahme des Verfassungsentwurfs der 4. Republik
-ideologische Konflikte spiegeln die weltweite Blockbildung des Kalten Krieges (bis 1991), starre
Fronten ersticken gesellschaftlichen Dialog = Ernüchterung, Konflikte von vor dem Krieg gehen weiter
- vorher kommmunistische/linke Resistance positiv, jetzt negativ erortet
-nominell zählt Frankreich zu den Siegermächten, ist aber nicht in der Lage, eine selbstständige
Großmachtpolitik zu führen
-1947 wird es in den Marshallplan einbezogen
-1946-1954 Indochinakrieg
- 1948 Gründung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC)
-1949 Gründung der Nato (Hauptquartier in Versailles) und des Europarates
-1951 Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, eine Vorläuferin der heutigen
EU = in der Nachkrigszeit wird Basis für Europa gelegt
-1950er Jahre rasch wechselnde Regierungen, innerparteiliche Zersplitterung
-1954 Beginn des Algerienkriegs > Frankreich sieht sich als Kolonialmacht in Frage gestellt
-1958 de Gaulle setzt bis heute bestehende Verfassung der 5. Republik nach Volksabstimmung in
Kraft > die Exekutivgewalt des Präsidenten wird gestärkt, Regierung und Parlament in ihren
Befugnissen eingeschränkt
-Ende der 1950er Jahre Energiekrise und ökonomische Rezession
-1962 Lösung Algeriens aus der französischen Republik (accordsd’Evian)
-1963, am 22.1., deutsch-französischer Freundschaftsvertrag: Elysée-Vertrag; beide Regierungen
verpflichten sich zu Konsultationen in allen wesentlichen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend-
und Kulturpolitik
-wurde von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de
Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet und trat am 2. Juli 1963 in Kraft > Ende der
„Erbfeindschaft“
-22. Januar 2019 Erneuerung des Elysée-Vertrags, um Europa zu erneuern; unterzeichnet von Macron
und Merkel

Erinnerungskultur:
- durch Siegermächte; Vichy,Kollaboration wird nicht ausreichend aufgearbeitet, führt zu Populismus,
radikale Entwicklung.
- z.B. Italien, weil am Ende Wechsel, verdrängt.

-Studentenunruhen im Mai 1968

- Max Ernst: apokalyptisches Szenario


Literatur und Krieg
-Literatur war unselbständig wegen 2. Weltkrieg
-bei Apollinaire noch Ästhetisierung des Krieges (Avantgarde) = unterschiedlicher Umgang
- vor dem 1.WK: Verherrlichung von Stärke, Gewalt, Fortschritt
-angesichts der verheerenden Auswirkungen der Grande Guerre weichen Fortschrittsglaube und
Technikbegeisterung tiefer Verunsicherung
-Romane von Kriegsgegnern, z.B. Henri Barbusse: Le feu(1916), Kriegstagebuch einer Korporalschaft
-Louis Ferdinand Céline: Voyage au boutde la nuit(1932): Gefühl der Sinnlosigkeit der Existenz und
der Absurdität des Lebens, Abgründigkeit und Perspektivlosigkeit des Menschen, jede Form von
Sinngebung wird verweigert, Satire
-Angst vor einem neuen Krieg, insbesondere nach 1938

-durch die Kollaboration eines Großteils Frankreichs mit den Nazis > strenge Zensur seit 1940 =
Bücherverbrennung zeigt Potenzial Literatur = Freiheit, freie Meinungsäußerung
-auch Autoren, die dem Faschismus zugeneigt sind: Pierre Drieu La Rochelle > gegen die 3. Republik
eingestellt, begeht nach dem Krieg Selbstmord
-innere Emigration: in Frankreich bleiben, ohne mit den Nazis zusammenzuarbeiten > hoch
verschlüsselte Werke, z.B. mythische Figuren im Theater Jean Anouilh: Antigone(1944)(setzt sich für
Gerechtigkeit ein), Sartre: Lesmouches(1943) : schreiben unter Zensur, so das es nicht sofort zu
verstehen ist = Transferleistung erforderlich: mythischer Kontext
-Antoine de Saint-Exupé: ry: Volde nuit(1931) und Le petitprince(1943) >
Allgemeinmenschliches/Menschlichkeit wird thematisiert

Lyrik des Widerstands


-insbesondere die Surrealisten Louis Aragon, Paul Éluard> Gedicht Liberté = beide in der Resistance
tätig.
-Éluard hat die Schrecken des Gaskrieges im 1. WK. Miterlebt; als Surrealiste: liberté d’esprit =
Ursprungsgedanke französische Nation
-verzweigte Untergrundpresse gegen die Zensur
-1941 beginnt das illegale Verlagshaus Minuit zu publizieren, das später die Nouveaux Romans
verlegen wird
-nach dem 2. Wk. Gefühl von Sinnlosigkeit noch gesteigert, Stunde Null, was kommt nun? = große
Leere, nichts mehr zu sagen
- vérité an sich als Grundlage bei der Suche nach der Wahrheit
Erstarken der Frauenbewegung
-frz. Feminismus beginnt nach dem 2. Wk.
-1949 Simone de Beauvoir Le deuxième sexe = Beginn Feminismus in Frankreich
-feministisch engagierte Literatur schreiben u.a. Marguerite Duras (Détruiredit-elle, 1969), Annie
Ernaux(Unefemme1988)
-Marguerite Yourcenarwird 1980 als erste Frau in die Académie françaiseaufgenommen;
Mémoiresd’Hadrien(1951)
-1791 Olympe de Gouges: Déclarationdes droitsde la femmeet de la citoyenne> Guillotinierungauf
der Place de la Concorde
-1944 Einführung des Frauenwahlrechts
Existentialismus
-philosophische Strömung im Kontext des 2.WK
-Existentialisten aktualisieren die typischen Werte der aufklärerischen und radikaldemokratischen
Traditionen
-absurde Weltsicht und gesellschaftliches Engagement
-geht davon aus, dass der Mensch nicht transzendental verankert ist, also absolut frei ist > bürgerlich
subjektivistische Tradition = keine religiöse Bindung (Konflikt, vorher Metaphysik verweigert) ,
kommt allerdings auch mit großer Selbstverantwortung daher
-trotzdem nehmen Sartre und Camus auch, trotz des dezidierten Atheismus, religiös gebundene
Zeitgenossen ernst, die auf metaphysischer Grundlage ihrer Philosophie beharren
-die Freiheit zwingt zu Entscheidungen in Selbstverantwortung (quasi Zwang)= im Gegensatz zum
Totalitarismus, in dem alle Entscheidungen abgegeben wurden.
-vor allem in existentiellen Angstsituationen wird man sich dieser Freiheit bewusst

- Existenz geht der Essenz voraus (?)

- l’étrangère: kann eigenen Individualität besser gerecht werden, vereinsamtes Individuum =


Bedeutung des Individuums nimmt in Existenzialismus zu.

-durch seine Wahl entwirft der Mensch sich selbst


-Erfahrung der Vereinsamung und Entfremdung
-für die Existentialisten führt die Erfahrung der Okkupation und des Widerstands nicht zu einer
Glorifizierung des Scheiterns und der Katastrophe; sie zielen vielmehr auf umfassende
gesellschaftliche Erneuerung
-Kalter Krieg setzt diesem Projekt ein Ende; Dialog mit den Marxisten des PCF endet, weil diese sich
Moskau zuwenden
-PCF vorher „partides fusillés“, als Résistance glorifiziert
-Bruch der Existentialisten mit den Parteimarxisten trägt zur internationalen Akzeptanz ihrer
Philosophie bei; man kann sie als Waffe im ideologischen Ost-West-Konflikt benutzen oder als eine
Art neue Metaphysik deuten

-Hauptvertreter: Jean-Paul Sartre und Albert Camus


Jean-Paul Sartre

-1943 L’être et le néant


-verbindet freie Wahl des Individuums mit der Verantwortung für die Menschheit (liberté engagée)
-Mensch kann sich seiner Verantwortung nicht entziehen
-Mensch tendiert zur Flucht vor der eigenen Verantwortung = lacheté
-in seinen literarischen Werken illustriert Sartre seine philos. Position
-Figuren befinden sich in einer konkreten Situation existentieller Orientierungslosigkeit und Angst

-1938 La nausée(Prosa)
-1943 Lesmouches(Theater)
-1946 L’existentialisme est un humanisme> Sartre versucht, in kantianischerTradition, die freie Wahl
des Einzelnen mit der Verantwortung für das Schicksal der gesamten Menschheit zu verknüpfen
-Theorie des être-pour-autrui> nur der Blick des Anderen konstituiert das Ich als Individuum; er
droht es auch zu unterwerfen und zu verdinglichen
-dies zeigt Sartre 1944 in Huitclos(„L’enfer, c’est lesautres“)
-1947 Qu’est-cequela littérature> leitet politisches Engagement aus dem Wesen der Literatur her

-Littérature engagée verlangt die Aufdeckung gesellschaftlicher Widersprüche aus der Perspektive
ihrer zukünftigen Überwindung > die Freiheit eines jeden bedingt die Freiheit aller
-Lyrik für Engagement Sartre zufolge ungeeignet; er beschränkt sich auf Prosa und Theater
-Théâtre de situation> im Zentrum Grenzsituation für den Helden, die zu einer Entscheidung zwingt;
dramatische Situation durch unterschiedliche choix = Entscheidungsmöglichkeiten
-Sartre führt kritischen Dialog mit Marxisten des PCF trotz internationaler Blockbildung fort
Albert Camus

-Literaturnobelpreis 1957
-grundsätzlicher Verlust transzendentaler Sicherheit
-ins Bewusstsein gehobene Erfahrung des Absurden als Motiv für aktives Eingreifen in die Geschichte
-das Universum antwortet nicht auf die Sinnerwartung des Menschen, also muss er selbst der Welt
einen Sinn geben
-Revolte als Aufbegehren gegen die bestehende (Un-)Ordnung und die Forderung nach einer
humaneren Welt
-1942 Le mythe de Sisyphe> antiker Mythos als Bild für philosophische Konzeption; unnütze und
hoffnungslose Aufgabe der mythischen Gestalt Sisyphus > moderner Mensch, der trotz der
Absurdität seiner Existenz nicht verzweifelt „Il faut imaginer Sisyphe heureux“

-Absurdität und Revolte als Ausgangspunkt des konkreten Kampfes für die Würde des Menschen, der
individuellen Sinn ermöglicht
-1951 L’homme révolté
-> kann als eine Abrechnung mit der marxistischen Geschichtsphilosophie und der Theorie der
Revolution überhaupt gelesen werden; individuelle Revolte, aus der der Autor ein solidarisches
Bewusstsein für Mitmenschlichkeit ableitet
-„Je merévolte, doncnoussommes“
-setzt neue Form der Naturmystik, „pensée de midi“ gegen die gefährliche Auslieferung des
Menschen an die Geschichte
-Philosophie spiegelt sich in seinem literarischen Schaffen

-Prosa:
-1942 L’étranger
-1947 La peste
-L’étranger fragt nach der Fremdheit des Menschen in der Welt
-Protagonist begeht einen absurden Mord und auch in der Gerichtsverhandlung bleibt die Suche
nach Sinn ergebnislos
-kühl distanzierte Erzählweise, Ich-Erzähler > adäquater Ausdruck von Fremdheit und Gleichgültigkeit
des Helden Meursault gegenüber seiner verlogenen Umwelt
-> enttäuschte Hoffnung auf gesellschaftl. Erneuerung nach Krieg
-bewusste Abkehr der Erzähllit. von historisch-politischer Realität

-1947 La peste
-allegorisiert geschichtliche Ereignisse (Pest als Sinnbild der Besatzungszeit)
-fordert menschliche Solidarität im Angesicht einer sinnlosen Welt
-moralische Verhaltensweisen von Individuen rücken in den Mittelpunkt, kollektive Antworten
entfallen
-abstrakter Moralismus = beruht nicht mehr auf Konventioen, sondern als etwas individuelles:
Solidarität, Engegement, Freiheit
-Theater:
-1949 Les justes> letzter großer Theatererfolg > Titel als Programm: revolutionäre Gewalt nicht
legitimiert, wenn sie unschuldiges Leben gefährdet (kein terreur)
Theater der Nachkriegszeit:

-Théâtre d’idées> Sartre und Camus, Anouilh etc.


-Théâtre de l’absurde> Eugène Ionesco, Samuel Beckett
-Antistück Eugène Ionesco: La cantatricechauve(1950) und bittere Komödie Samuel Beckett: En
attendantGodot(1952)
-thematisiert wird eine aus den Fugen geratene Welt, die Vernunft und Sehnsucht des Menschen zu
verhöhnen scheint, aber in Struktur und Sprache abzubilden sucht
-In En attendantGodot Warten, das zu nichts führt
-doch biblische Anspielungen

Der Intellektuelle als Leitfigur der frz. Kultur

-Hartwig/Stenzel: Einführung in die französische Literatur-und Kulturwissenschaft, Stuttgart: Metzler


2007, S. 217.
Nouveau Roman

-Verlag Minuit, 1950er und -60er Jahre


-Heterogenität der Schreibweisen, keine richtige Schule
-Hauptvertreter: Alain Robbe-Grillet, Michel Butor, Marguerite Duras, Nathalie Sarraute, Claude
Simon etc.
-Abgrenzung insbesondere von Balzac und seinem psychologischen Milieuroman, der noch von
Darstellbarkeit ausgeht, Abrechnung mit traditionellem Roman

-großer Vorläufer („précurseur“) Flaubert


-für Nouveaux Romanciers Riss zwischen Mensch und Welt, eine sinngebende Gesamtschau
undenkbar, Individuum tot
-Ausdruck einer Krise des Romans, aber auch einer Krise des Bewusstseins

-Welt an sich erscheint nicht mehr darstellbar, lediglich subjektiv begreifbar


-Texte lehnen jegliche Form von Psychologisierung der Charaktere ab
- - Roman als Ausdruck absoluter Freiheit, nichts mehr festlegen, keine Namen,
Lebenssituationen der Figuren und Details fallen weg, Figuren anwesend, sieht sie aber nicht etc.
-wenden sich auch gegen das ideologisch-engagierte und rhetorisch-konventionelle Schreiben von
Sartre und Camus
-Abkehr vom Erzählen kohärenter Geschichten und Hinwendung zur Selbstbespieglung des Erzählens
als Erzählen
-Roman im Roman, Selbstreflexivität, mise en abyme, Spiegelungen
-Erzählelemente zufällig zusammenmontiert > viele potentielle Geschichten
-Theorie:Alain Robbe-Grillet: Pour un nouveau roman (1963)
-Nathalie Sarraute: L’ère du soupçon (1956)
Alain Robbe-Grillet: La jalousie(1957)

-Dreiecksgeschichte
-einige Motive kehren wie eine fixe Idee wieder
-Doppeldeutigkeit des Titels
-bis zuletzt offen, ob vermuteter Ehebruch stattgefunden hat
-räumliche, aber auch innere Sicht
-mehrere nur unklar voneinander abgegrenzte Perspektiven = Wiederholung gleicher Szenen
-kolonialer Kontext = Bananenplantage, Ende Kolonialreich
-genaue Unterscheidung zwischen Innen-und Außenwelt des Erzählers nicht möglich
- Außenansicht: voyeur: schaut durch jalousie, sieht mal mehr mal weniger
- Innenansicht: Eifersucht == beides vermischt und wir wissen nicht sicher wo wir uns
befinden .
-Roman im Roman spiegelt das Geschehen, Wiederholung
-Verzicht auf Tiefe und Bedeutsamkeit im Erzählen
- Erzähler als Observateur, tritt nicht auf
- es ergibt sich kein kohärentes genaues Bild, trotzdem mit mathematischer Genauigkeit
beschriebene Details
- Realität ?
- s/w Malerei durchkreutzt, keine klaren Fronten
- setting nicht fesgelegt (Unsicherheit wo wir sind), Roamn im Roman spiegelt und wiederlegt, mise
en abyme geht nicht auf, zu viele Wiedersprüche; Roman in sich wiedersprüchlich
== Absage an totalitäre Form: Freiheit vs. Festlegung
-Verzicht auf Tiefe und Bedeutsamkeit im Erzählen
-Details und Objekte wuchern, quasi mathematische Genauigkeit
-lassen sich aber nicht kohärent zusammensetzen
-Technik der „école du regard“ auch im Film umsetzbar
-Alain Resnais: L’année dernière à Marienbad (1961), Robbe-Grillet hat das Drehbuch geschrieben

Das könnte Ihnen auch gefallen