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Die Erde
in drei Dimensionen
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Inhalt
TanDEM-X
Deutsches Schlüsselprojekt 4
Öffentlich-private Partnerschaft 6
Helix-Orbit 8
SAR-Interferometer 8
Anwendungsfelder 9
Across-track-SAR-Interferometrie 9
Along-track-SAR-Interferometrie 12
Kommerzielle Nutzung 13
Technik 14
Erdumlaufbahn 14
TanDEM-X-Betriebsmodi 15
Der Satellit 17
Das Bodensegment 19
Die Prozessierungskette 21
Ausblick 22
2
TanDEM-X
Die Erde in drei Dimensionen
Das Ziel der Mission TanDEM-X ist Nach zwei Jahren folgt ihm nun der
ein hochgenaues, dreidimensionales Zwillingssatellit TanDEM-X. Beide fliegen
Abbild unserer Erde in einheitlicher nur wenige hundert Meter voneinander
Qualität und bislang unerreichter entfernt in enger Formation und ermögli-
Genauigkeit. chen so zeitgleiche Aufnahmen des
Geländes aus verschiedenen Blickwinkeln.
Für weite Teile der Erde existieren derzeit Daraus werden präzise Höheninforma-
nur grobe, uneinheitliche oder lücken- tionen in einem 12-Meter-Raster und
hafte Höhenmodelle aus unterschiedli- mit einer vertikalen Genauigkeit von bes-
chen Datenquellen und Erhebungs ser als zwei Meter abgeleitet. Innerhalb
methoden. TanDEM-X schließt diese von drei Jahren entsteht so ein Datensatz
Lücken und liefert ein homogenes von 1,5 Petabyte. Zum Vergleich: Das
Höhenmodell als unentbehrliche Grund entspricht dem Speichervermögen von
lage für viele kommerzielle Anwendungen fast 200.000 DVDs. Die Mission Tan-
und wissenschaftliche Fragestellungen. DEM-X entstand wie die TerraSAR-X-Mis-
Hierzu umkreisen zwei nahezu bauglei- sion als Projekt in öffentlich-privater Part-
che Satelliten in rund 500 Kilometern nerschaft (Public Private Partnership,
Höhe die Erde und tasten die Oberfläche PPP) zwischen dem Deutschen Zentrum
mit Radargeräten ab. Der erste der für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der
beiden Satelliten, TerraSAR-X, arbeitet Astrium GmbH Friedrichshafen.
bereits seit 2007 erfolgreich im All.
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Deutsches Die Mission
Schlüsselprojekt TanDEM-X
Nach den erfolgreichen Space-Shuttle- Die Mission TanDEM-X (TerraSAR-X add- Formationsflug mit TerraSAR-X sehr fein
Missionen SIR-C/X-SAR und SRTM, den on for Digital Elevation Measurement) justiert werden. Außerdem empfängt
europäischen Radarsatelliten ERS 1/2 und vermisst die komplette Landoberfläche TanDEM-X Lage- und Positionsdaten sei-
Envisat sowie dem seit 2007 erfolgreich der Erde, das sind 150 Millionen Quad- nes Zwillingssatelliten. TanDEM-X ist für
arbeitenden TerraSAR-X stärkt nun ratkilometer, innerhalb von drei Jahren eine Lebenszeit von fünf Jahren konzi-
TanDEM-X die wissenschaftlichen und mehrfach vollständig. Neben der hohen piert und soll drei Jahre mit TerraSAR-X
kommerziellen Anwendungen der radar- Messpunktdichte (alle zwölf Meter) und in Formation fliegen. Da beide Satelliten
gestützten Erdbeobachtung. Die Mission der hohen vertikalen Genauigkeit (besser weitere Reserven für bis zu sieben Jahre
demonstriert die deutsche Kompetenz in als zwei Meter) hat das mit TanDEM-X Betrieb besitzen, kann die gemeinsame
der satellitengestützten Radartechnik und und TerraSAR-X erstellte Höhenmodell Mission bei Bedarf verlängert werden.
ist das Ergebnis einer konsequenten noch einen anderen überragenden Vorteil:
Schwerpunktsetzung im nationalen Raum- Es ist durchgehend homogen und damit Dank der eigenen Beleuchtungsquelle
fahrtprogramm. TanDEM-X wird im Auf- die Basis für ein weltweit einheitliches können Messungen mit SAR-Systemen
trag des DLR mit Mitteln des Bundesmi- Kartenmaterial. Bisherige Karten besitzen rund um die Uhr durchgeführt werden.
nisteriums für Wirtschaft und Technologie häufig Brüche, z. B. an Ländergrenzen, Zudem sind SAR-Systeme weitgehend
als PPP-Projekt mit der Astrium GmbH oder sie sind schwer vergleichbar, weil unabhängig von den Wetterverhältnissen.
unter dem Kennzeichen 50 EP 0603 sie mit unterschiedlichen Messverfahren Dies trägt erheblich zur Verlässlichkeit des
durchgeführt. und zeitlich gestaffelten Messkampag- gesamten Systems bei; eine Eigenschaft,
nen entstanden sind. die von vielen Nutzern zunehmend ver
langt wird.
TanDEM-X und TerraSAR-X bilden
das erste konfigurierbare SAR-Inter-
ferometer (SAR = Synthetic Aperture
Radar) im Weltall.
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Öffentlich-private
Partnerschaft
Die Mission TanDEM-X wird als
PPP-Projekt zwischen dem DLR und
der Astrium GmbH realisiert und
gemeinsam finanziert.
Das DLR ist verantwortlich für die wis Die Beteiligung der Industrie im Rahmen
senschaftliche Nutzung der TanDEM-X- des PPP ermöglicht einen hohen wissen-
Daten, die Planung und Durchführung schaftlichen und kommerziellen Nutzen
der Mission, die Steuerung der beiden bei geringen Kosten. Amortisiert sich der
Satelliten und die Erzeugung des digi- von Astrium geleistete Beitrag, können
talen Höhenmodells. Dazu entwickelt die Gewinne in die Weiterentwicklung
es auch die notwendigen Anlagen am dieser Erdbeobachtungstechnologie und
Boden, das so genannte Bodensegment. ihrer Anwendung fließen.
Die wissenschaftliche Leitung obliegt
dem DLR-Institut für Hochfrequenz
technik und Radarsysteme in Oberpfaf-
fenhofen mit Professor Alberto Moreira
an der Spitze.
6
TanDEM-X-Daten
für die Wissenschaft
Digitale Höhenmodelle (Digital Elevation
Models, DEM) haben eine grundlegende
Bedeutung für ein breites Spektrum von
kommerziellen und wissenschaftlichen
Anwendungen. Viele geowissenschaft-
liche Forschungsgebiete wie die Hydro
logie, die Wissenschaft vom Wasser und
seiner räumlichen und zeitlichen Vertei-
lung in der Erdatmosphäre sowie auf
und unter der Erdoberfläche, die Glazio-
logie, die sich mit Formen, Auftreten und
Eigenschaften von Eis und Schnee samt
ihren Ausformungen als Gletscher, Per-
mafrost und Schelfeis befasst, sowie die
Forstwirtschaft, Geologie, Ozeanografie
und Umweltforschung benötigen präzise
und aktuelle Informationen über die Erd-
oberfläche und ihre Topografie. Außer-
dem müssen digitale Karten in ihrer
Genauigkeit Schritt halten mit den Ent
wicklungen globaler Positions- und Navi-
gationssysteme wie GPS und künftig
Galileo.
Für eine Vielzahl von kommerziellen und Neben dem primären Ziel eines globalen
wissenschaftlichen Anwendungen sind DEMs verfolgt TanDEM-X noch mehrere
digitale Geländemodelle die Grundlage.
sekundäre Missionsziele, bei denen neue
Die Genauigkeit von Höhenmodellen Techniken erprobt werden. Diese Missi-
im Vergleich – von oben nach unten: onsziele haben in der Regel einen experi-
12 m (= TanDEM-X) – 30 m – 90 m – 1 km.
mentellen Charakter und können wegen
der begrenzten Satellitenressourcen nur
beispielhaft demonstriert werden.
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Helix-Orbit SAR-Interferometer
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Anwendungsfelder
Across-track-SAR-
Interferometrie
Das TanDEM-X-Missionskonzept ist Topografische Karten Landschaftsnutzung und Vegetation
flexibel. Je nach Bedarf können im Topografische Karten sind zwar heute Auch Vegetationsstrukturen können
Laufe der Mission für unterschiedli- auf lokaler Ebene in den industrialisierten durch die hochauflösende SAR-Interfero-
che Anwendungsbereiche und Ver Regionen erhältlich. Global betrachtet metrie räumlich vermessen werden. Die
suche die zur Verfügung stehenden sind diese Informationen jedoch unzu- Größe von Baumkronen, die vertikale
Aufnahmetechniken eingestellt wer- reichend. Ein über SAR-Interferometrie Verteilung der Kronenlage und Lücken
den. Grundsätzlich zu unterscheiden ermitteltes digitales Höhenmodell kann in der Bewaldung werden sichtbar.
sind die Across-track- und Along- diese Lücken schließen. Geforscht wird Wald-, Brand- und Naturschutz profitie-
track-SAR-Interferometrie. Beide hier insbesondere an der Entwicklung ren von diesen Informationen. Sie ver-
Verfahren beruhen darauf, dass man von Algorithmen, mit denen sich die bessern die Planung der Flächennutzung
die Weglängendifferenz misst, mit Höhendaten überprüfen und kalibrieren und Waldsanierung. Die Beobachtung
der das gleiche Radarsignal von den lassen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die des Walds und seiner Wachstumspha-
Antennen der beiden Satelliten auf- Entwicklung von Werkzeugen für die Vi- sen liefert Daten für das Verständnis des
gezeichnet wird. Bewegen sich die sualisierung der räumlichen Höhenkarten. globalen Kohlenstoffkreislaufs und für
Satelliten nebeneinander, lassen sich die Biodiversitätsforschung. Durch die
aus diesen Unterschieden Höhenin- Darüber hinaus werden hochauflösende TanDEM-X-Mission werden Daten in ein-
formationen ableiten, die für folgen- Höhenmodelle benötigt, um Verzerrungen zigartiger Auflösung und zeitlicher Kohä-
de Anwendungen benötigt werden. aus Erdbeobachtungsbildern zu entfer- renz geliefert.
nen, die auf das Relief der Erdoberfläche
zurückgehen. Durch die Orthorektifizie-
rung können Aufnahmen geometrisch
exakt übereinander gelegt und verschnit-
ten werden. Integriert in Geoinformati-
onssysteme (GIS) lassen sich die Gelände-
modelle mit weiteren physischen und
sozial-ökonomischen Daten verknüpfen
und auswerten. GIS kommen zum Bei-
spiel in Städten und Gemeinden bei der
Flächenplanung zum Einsatz.
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Navigation
Eine homogene, weltweite Gelände-
Datenbank hoher Qualität wird insbeson-
dere für den Einsatz in sicherheitskritischen
Anwendungen benötigt Warnsysteme in
Flugzeug-Cockpits sind hier ein Beispiel.
Das Ground Proximity Warning System
etwa sammelt in niedriger Flughöhe
verschiedene Flugdaten und löst bei
deren Unterschreitung Alarm aus. Exakte
Geländemodelle verbessern die Zuver
lässigkeit dieser Systeme. Das Gleiche
gilt für Synthetic Vision Systems, die den
Piloten selbst bei eingeschränkter Sicht
einen räumlichen Eindruck ihrer aktuellen
Umgebung vermitteln. Die Datenbanken
für diese Systeme stammen heute aus
verschiedenen Quellen unterschiedlicher
Spezifikationen und Normen. Zukünftige
Geländedatenbanken müssen zuver
lässige, überprüfte und standardisierte
Qualitätsparameter beinhalten. Die
TanDEM-X-Daten stellen hier einen sehr
wichtigen Beitrag dar.
Krisenmanagement
Auch im Katastrophenmanagement wer-
den Geländemodelle dringend benötigt.
Bei großen Überschwemmungs- oder
Erdbebenkatastrophen vermitteln Sa-
tellitenbilder zusammen mit der dreidi-
mensionalen Geländebeschreibung den
Hilfskräften bereits vor der Anreise ein
genaues Bild der Lage vor Ort.
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Along-track-SAR-
Interferometrie
Ganz andere Möglichkeiten bietet Ozeanografie Innovative neue Radartechniken
die Along-track-SAR-Interferometrie, TanDEM-X kann Wasserströmungen und Anwendungen
bei der die Radarantennen in Flugrich- erfassen und erlaubt so Rückschlüsse Mit TanDEM-X wird eine weitere Radar-
tung voneinander getrennt sind. Mit auf das Relief (Bathymetrie) des Meeres- technik getestet: das POL-InSAR. Das
dieser Technik lassen sich Geschwin- grunds oder Flussbetts sowie beispiels- Verfahren beruht darauf, dass die
digkeiten von bewegten Objekten weise die Verlandung von Fahrtrinnen. Radarwellen polarisiert abgestrahlt wer-
messen. Denn beide Satelliten neh- Aber auch für die Planung von Gezei- den können. Die Polarisation bezeichnet
men dasselbe Gebiet mit einer kur- tenkraftwerken sind Strömungskarten die Ausrichtung der Schwingungsebene
zen Zeitverzögerung hintereinander hochinteressant. der Wellen relativ zu ihrer Ausbreitungs-
auf. Angewendet wird diese Technik richtung. Im Allgemeinen unterscheidet
insbesondere in der Ozeanografie, Nur mit TanDEM-X und Along-track-SAR- man dabei zwischen horizontaler und
Glaziologie und Verkehrsforschung. Messungen ist es möglich, aus dem All vertikaler Polarisation der Wellen. Bei der
Strömungsgeschwindigkeiten, z. B. von Reflexion am Boden ändert sich diese
unzugänglichen Flüssen, zu messen, um Schwingungsrichtung je nach Eigen-
ihr Transportvolumen zu berechnen. schaften des reflektierenden Objekts
Wasserpegel lassen sich dahingegen oder der Bodenbeschaffenheit. Treffen
bereits jetzt mit Radar-Altimetern polarisierte Wellen beispielsweise auf die
ermitteln. unterschiedlich orientierten Blätter eines
Baums, so sind die reflektierten Wellen
Verkehr nicht mehr polarisiert. Die von den Stäm-
Bewegte Objekte erkennen und deren men reflektierten Wellen sind aber sehr
Geschwindigkeiten messen zu können, wohl noch polarisiert. Dieser Unterschied
ist von hohem Interesse für die Verkehrs- im empfangenen Signal lässt sich dazu
beobachtung. Im Prinzip ist dies bereits nutzen, um die Höhe von Bäumen abzu-
mit TerraSAR-X allein möglich, jedoch nur schätzen. Mit den kurzwelligen Radarpul-
in einer Bewegungsrichtung. Mit beiden sen des X-Bands ist dies auch bei Ge
Satelliten gemeinsam kann die Geschwin- treidefeldern möglich. Diese neuen
digkeit des bewegten Objekts in alle Rich- Kartierungsmöglichkeiten sind insbeson-
tungen ermittelt werden. TanDEM-X dere für große Waldflächen in abgelege-
könnte somit als Vorreiter für ein mögli- nen Gebieten entscheidend, die sich fast
ches weltraumgestütztes System zur Lei- nur mit Satelliten inventarisieren und
tung von Verkehrsströmen dienen. überwachen lassen. Zusätzlich werden
weitere bistatische Techniken und Tech-
Glaziologie nologien wie die digitale Strahlformung
Neben der Topografie von Eiskappen und (Digital Beamforming) mit TanDEM-X
Gletschern und der Position der Ground- erprobt.
ing Line ist auch die Fließgeschwindigkeit
ein wichtiger Parameter für die Eis- und
Klimaforscher. Die Überwachung der Strö-
mungsgeschwindigkeit schneller Gletscher
erfordert zeitliche Abstände zwischen
beiden Aufnahmen von etwa einem Tag
oder weniger. Mit dem hochauflösenden
Abbildungsmodus von TanDEM-X wird es
möglich sein, die Gletschergeschwindig-
keit erheblich genauer zu bestimmen als
bislang.
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Technik
Sicherheit und
Präzision in der
Erdumlaufbahn
Der präzise Formationsflug der Satelliten
erweitert ihr Nutzungsspektrum weit
über die bisherige Einzelnutzung von
TerraSAR-X hinaus. Ändert man den
Abstand zwischen den beiden Satelliten,
hat dies eine andere Abbildungsgeo
metrie zur Folge. Diese lässt sich so den
unterschiedlichen Missionszielen anpas-
sen. Der Helix-Orbit ermöglicht die Auf-
nahme der kompletten Erdoberfläche mit
der gewünschten Abbildungsgeometrie.
Die Feinabstimmung der Satelliten
formation übernimmt das Kaltgas-
Antriebssystem auf TanDEM-X. Für
größere Formationsänderungen wird
der auf beiden Satelliten vorhandene
Hydrazin-Antrieb eingesetzt.
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TanDEM-X-
Betriebsmodi
Die Radarinstrumente auf TanDEM-X und
TerraSAR-X sind baugleich. Damit können
beide Geräte unabhängig voneinander im
so genannten mono-statischen Modus be
trieben werden. In diesem Fall empfängt
der Satellit die Reflexionen seiner eigenen
Radarpulse. Darüber hinaus sind aber
TanDEM-X im Prüf-
stand des Raum- auch synchronisierte Aufnahmen im
fahrt-Testzentrums bistatischen Modus möglich. Dabei wird
in Ottobrunn. ein Gebiet nur von einem Radar beleuch-
tet, die reflektierten Signale empfangen
aber beide Satelliten. Dies spart Energie,
erfordert aber zusätzliche Maßnahmen.
Ursächlich hierfür sind die Oszillatoren,
die die Frequenz der abgestrahlten
Doch nicht nur ein Zusammenstoß der stimmung von 1 Meter. Diese enorme Radarsignale erzeugen. Man kann sich
Satelliten muss vermieden werden. Die Präzision wird über zwei Wege erreicht. die beiden Oszillatoren wie zwei Uhren
Satelliten dürfen sich auch nicht gegen- Zum einen befindet sich wie schon auf vorstellen. Technisch ist es nicht mög-
seitig bestrahlen, damit die Elektronik TerraSAR-X ein spezieller GPS-Empfänger lich, dass die beiden Quarzkristalle mit
des Partnersatelliten nicht gestört wird. namens IGOR an Bord, der vom GeoFor- absolut identischen Frequenzen arbeiten.
Deshalb existieren Sperrzonen (exclusion schungsZentrum Potsdam (GFZ) bereit- Um im Bild zu bleiben: Die beiden Uhren
zones), Abschnitte der Umlaufbahn, in gestellt wird. Die Hauptverantwortung zeigen irgendwann unterschiedliche
denen einer der beiden Satelliten keine für die präzise Basislinienbestimmung Zeiten an. Genauso würden die beiden
Radarpulse aussenden darf. Außerdem liegt ebenfalls beim GFZ. Auf Grund der Oszillatoren auf den beiden Satelliten
kann TanDEM-X die Telemetriedaten von strengen Anforderungen sind sowohl auseinanderdriften. Würde man diesen
TerraSAR-X empfangen und auf nicht eine zweite unabhängige Bestimmung Gangunterschied nicht bei der Daten
nominale Betriebszustände reagieren. durch das DLR vorgesehen wie auch auswertung berücksichtigen, so hätte
Zum anderen können beide Satelliten interferometrische Messungen, um die dies erhebliche Fehler in den ermittelten
dazu veranlasst werden, ihren techni- Basislinien zu kalibrieren. Dazu werden Höhen zur Folge. Um diese Phasenfehler
schen Status gegenseitig zu überprüfen. Gebiete, deren Höhenprofile sehr genau zu korrigieren und die beiden Quarz
Sollte der Partnersatellit Probleme haben, bekannt sind, regelmäßig mit TanDEM-X kristalle immer wieder zu synchronisieren,
werden die Radarpulse sofort unterdrückt. aufgenommen. Nach der Analyse der können die beiden Satelliten entsprechen
Damit die Messdaten der beiden Satelli- gemessenen Abweichungen von den de Informationen austauschen. Dies
ten im gemeinsamen Betrieb ausgewer- Referenzwerten kann die Basislinie dann geschieht über sechs Hornantennen.
tet und analysiert werden können, muss korrigiert werden. Über die Basislinien- Diese sind so angeordnet, dass sie alle
der Abstand, auch Basislinie genannt, bestimmung hinaus wird IGOR auch für um sich herum befindlichen Raumwinkel
zwischen ihnen möglichst genau bekannt experimentelle Radiookkultations- abdecken.
sein. Bei TanDEM-X gilt die Faustregel: Messungen eingesetzt. Dabei werden
Ein Fehler in der Basislinie von 1 mm Signale von GPS-Satelliten erfasst, die
führt zu einem Fehler in der Höhenbe- gerade am Erdhorizont auf- oder unter-
gehen.
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Der Satellit
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Das Synthetic Aper-
ture Radar (SAR)
Radargeräte, die im Mikrowellenbereich Der Halbleiter-Massenspeicher von
arbeiten, können die Erdoberfläche zeit- TanDEM-X verfügt über eine Kapazität
und wetterunabhängig abbilden. Bei von 768 Gigabit, um die enorme Menge
TanDEM-X wie bei TerraSAR-X wird dazu der anfallenden Daten für das digitale
eine aktive Antenne mit einer Matrix von Höhenmodell zu erfassen. Das entspricht
Sende- und Empfangsmodulen verwen- der doppelten Kapazität von TerraSAR-X.
det, mit deren Hilfe schnelle Richtungs- In der letzten Entwicklungsphase von
änderungen des Radarstrahls und pro- TerraSAR-X wurde der Entwurf des SAR-
grammierbare Antennencharakteristika Instruments dahingehend erweitert,
möglich sind. Die Polarisation der elek- dass ein kontinuierlicher Austausch von
tromagnetischen Schwingungen und Synchronisierungspulsen möglich ist und
andere Radarparameter können sogar damit die Zusammenarbeit beider SAR-
von einem Sendepuls zum anderen vari- Instrumente im bistatischen Betrieb
ieren. Dies macht die SAR-Technik so gewährleistet wird.
flexibel, dass sie auch zur Erprobung
neuer, experimenteller Betriebsarten
verwendet werden kann.
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Das Bodensegment
Die über TerraSAR-X und TanDEM-X ge stimmung der Basislinien“ und die „hoch onsszenario, in dem zunächst die Auf-
wonnenen Messdaten müssen aus der performante Datenempfangs- und Ver nahmen zur Erstellung des DEM Priorität
Umlaufbahn zum Boden übermittelt, arbeitungskette“ erweitert worden ist. haben. Dieser Plan lässt genug Spielraum
dort empfangen, an ein Datenzentrum Darüber hinaus gibt es weitere Besonder- für Terra-SAR-X-Aufnahmen, die um die
weitergeleitet und zu fertigen Produkten heiten für den TanDEM-X-Betrieb. TanDEM-X-Aufnahmen herum geplant
wie den Höhenmodellen verarbeitet wer- werden können.
den. Dann stehen sie den Kunden welt- Während bei TerraSAR-X überwiegend
weit zur Verfügung. Dieser Datentransfer Einzelszenen für individuelle wissen- Die Daten der beiden Satelliten werden
und die aufwändige Verarbeitung ge schaftliche oder kommerzielle Anwen- über ein Netz von drei Bodenstationen
schieht im Bodensegment, für das vier dungen angefragt werden, bedarf die empfangen: Kiruna in Schweden, Inuvik
DLR-Einrichtungen verantwortlich sind: Aufnahme eines globalen Geländemo- in Kanada und O’Higgins in der Antark-
Das Institut für Hochfrequenztechnik dells einer globalen Datenaufnahmestra- tis. Allein das digitale Höhenmodell er
und Radarsysteme (HR), das Institut für tegie. Diese muss sich vor allem an der fordert eine Datenmenge von mehr als
Methodik der Fernerkundung (IMF), das jeweiligen Formation der beiden Satelli- 350 Terabyte. Das entspricht dem Spei-
Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum ten orientieren, die wiederum durch die chervermögen von rund 45.000 DVDs.
(DFD) und das Deutsche Raumfahrt- Wahl des Helix-Orbits definiert ist. So Nach einer kurzen Qualitätsprüfung wer-
Kontrollzentrum (GSOC). lässt sich für eine feste Helix das digitale den die Daten auf Magnetbändern auf-
Höhenmodell nur in einem bestimmten gezeichnet und zur Verarbeitung und
Das DLR hat bereits für TerraSAR-X ein Breitengradbereich erstellen. Archivierung an das Deutsche Fern
Bodensegment aufgebaut, das für die erkundungsdatenzentrum beim DLR
TanDEM-Mission auf den Betrieb mit Außerdem sollen in der dreijährigen verschickt.
zwei Satelliten und um umfangreiche TanDEM-Phase die Satelliten auch wie
Neuerungen wie z. B. den „Sicheren bisher als Einzelinstrumente verfügbar
Formationsflug“, die „Hochgenaue Be sein. Hierfür existiert ein Referenz-Missi-
KIRUNA
INUVIK
NEUSTRELITZ
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Die Prozessierungskette
Die gesamte Prozessierungskette wurde Der gesamte Verarbeitungsablauf Anschließend wird aus den Roh-DEMs
speziell für TanDEM-X entwickelt, wobei erfolgt in drei Hauptschritten: das globale digitale Höhenmodell erstellt.
einzelne Module stark von den Erfahrun Hierfür muss die absolute Orientierung
gen mit TerraSAR-X und der Shuttle 1. Überprüfen der von den Satelliten von Tausenden von Roh-DEMs ermittelt
Radar Topography Mission (SRTM) aus übertragenen Datensegmente an und kontinenteweise korrigiert werden.
dem Jahr 2000 profitieren. Wesentliche den Empfangsstationen Für die absolute Höhenkalibrierung wer-
Erweiterungen waren vor allem nötig, den global verteilte Referenzhöhendaten
weil die verschiedenen globalen Abde 2. B
ewerten der gesammelten Über- benötigt. Diese liefert das Laser-Altimeter
ckungen und die Vielzahl der unterschied prüfungsergebnisse für eine kom- des amerikanischen Satelliten ICESat
lich großen Basislinien andere Prozessie- plette TanDEM-X-Aufnahme im mit einer absoluten Höhengenauigkeit
rungstechniken erfordern. Eine weitere Prozessierungszentrum in Ober- von besser als einem Meter. Das Ziel der
wichtige Bedingung für die Missions pfaffenhofen fertigen globalen Höhenkarte ist erreicht,
planung ist die schnelle Rückmeldung wenn abschließend alle Roh-DEMs in ein
und Beurteilung der Datenqualität, 3. Verarbeiten der Aufnahme zu qualitätskontrolliertes DEM zusammenge-
besonders bei langen, zusammenhän- digitalen Höhenkarten im Roh- führt wurden.
genden Aufnahmen, die wegen der zustand (Roh-DEMs), nachdem
großen Datenmenge über unterschiedli- alle notwendigen Eingangsdaten Insgesamt wird die TanDEM-X-Mission
chen Stationen heruntergeladen werden. verfügbar sind 1,5 Petabyte an Daten im DFD-Archiv fül-
len, der globale DEM-Datensatz wird 15
Der Versand der Daten an das zentrale Terabyte umfassen und vier Jahre nach
Prozessierungszentrum in Oberpfaffen- dem Start zur Verfügung stehen.
hofen erfolgt auf dem Postweg und kann
bei der Antarktisstation mehrere Wochen
dauern.
Schematische Übersicht zur TanDEM-X-Prozessierungskette
1 SAR-Bild-Erzeugung
2 Interferometrie-Prozessor Prozess
3 Phase Unwrapping & „Roh“-DEM-Erzeugung
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Ausblick
Im nationalen deutschen Raumfahrt gen weiter verbessert und auf deutlich optimiert werden. Um Konflikte im
programm konzentriert sich die Radar- breitere Beobachtungsstreifen erweitert Betrieb zu vermeiden, wird es möglich
Entwicklung auf die Fortführung der werden. Fachleute sprechen von High sein, mehrere Abbildungsmodi gleichzei-
X-Band-Linie und deren Kommerziali Resolution Wide Swath (HRWS). Hierfür tig einzusetzen. Hierdurch lassen sich die
sierung hin zu einem tragfähigen Ge sollen Techniken wie das so genannte steigenden Nutzeranforderungen be
schäftsmodell. Radarwellen in diesem digitale Beamforming zum Einsatz kom- züglich Produktqualität, operationeller
Bereich haben Wellenlängen um drei men. Die Astrium GmbH entwickelt zur- Verfügbarkeit und Datenaktualität opti-
Zentimeter (Frequenz von 9,65 Gigahertz) zeit im Auftrag des DLR für diesen Zweck mal erfüllen.
und sind damit kürzer als in den C- oder einen Antennendemonstrator. Das DLR
L-Bändern. Im Rahmen des PPP-Abkom- beteiligt sich mit der Entwicklung von Eine mögliche auf TanDEM-X folgende
mens hat sich die Industrie dazu ver- Verfahren und Algorithmen, die mit die- HRWS-Mission könnte das erfolgreiche
pflichtet, einen weiteren TerraSAR-X- ser zukunftsweisenden Technik eine sehr Konzept von öffentlicher und privater
Satelliten aus Eigenmitteln zu finanzieren hohe Auflösung bei großer Streifenbreite Partnerschaft in Finanzierung und Nut-
und zu betreiben. Die Infoterra GmbH erlauben. zung fortsetzen. Da die HRWS-Technolo-
forciert derzeit die Definition des gie aber auch die Anforderungen erfül-
TerraSAR-X2, der die aktuelle Fernziel derartiger Entwicklungen ist len könnte, wie sie sich für künftige
TerraSAR-X-Mission im Zeitraum das Software Defined Radar. Diese neue Sentinel-1-Missionen der Europäischen
zwischen 2012 und 2013 ablösen Generation von digitalen Radarsystemen Weltraumorganisation ESA abzeichnen,
soll. wird die aktive Mikrowellenfernerkundung erscheint sie auch als viel versprechender
revolutionieren und die Anwendungsmög- Kandidat eines solchen Missionstyps. Das
Die Förderung des nationalen Erdbeob- lichkeiten in der Erd-, Umwelt- und Klima Sentinel-Programm besteht aus einer
achtungsprogramms legt aber bereits beobachtung um ein Vielfaches erweitern. Familie unterschiedlicher Satelliten, die
heute die Grundsteine für die künftigen Beispielsweise können zukünftige Radar zukünftig alle wichtigen Aufgaben der
X-Band-Radarsatelliten. So soll in der satelliten flexibel an veränderte Aufga- Erdbeobachtung operationell (also im
nächsten Generation die experimentelle ben und Umgebungsbedingungen ange- Routinebetrieb) abdecken sollen.
Fähigkeit zu höchstauflösenden Messun- passt und die Datengewinnung adaptiv
Gleichzeitig sucht das DLR nach Möglich-
keiten, die bereits etablierte X-Band-Linie
in weiteren Frequenzen zu ergänzen. So
wurden gemeinsam mit dem amerikani-
schen Jet Propulsion Laboratory (JPL) der
NASA erste Untersuchungen von entspre-
chenden Missionskonzepten im L-Band
(Tandem-L) begonnen. Darüber hinaus
engagieren sich die Industrie und das
DLR bei zwei aktuellen Earth-Explorer-
Missionskandidaten der ESA im P-Band
(BIOMASS) und im X-/Ku-Band
(CoReH2O). SIGNAL, ein aktueller Vor-
schlag für eine SAR-Mission im Ka-Band,
wird ebenfalls auf sein Potenzial hin
untersucht.
Hochaufgelöstes,
aus TerraSAR-X-
Daten erstelltes
Höhenmodell.
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Impressum
Herausgeber
Deutsches Zentrum für
Luft- und Raumfahrt e.V.
Anschrift
Bonn-Oberkassel
Königswinterer Straße 522-524
53227 Bonn
Redaktion
Elisabeth Mittelbach, DLR-Kommunikation
Autoren
Michael Bartusch, Irena Hajnsek, Jürgen Janoth,
Christian Marschner, David Miller, Prof. Dr. Alberto
Moreira, Nils Sparwasser, Dr. Manfred Zink
Gestaltung
CD Werbeagentur GmbH,
Troisdorf
Druck
Druckerei Thierbach KG, Mülheim/Ruhr
Drucklegung
Köln, November 2009
www.DLR.de
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Das DLR im Überblick
Das DLR ist das nationale Forschungszentrum der Bundesrepublik
Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Seine umfangreichen For
schungs- und Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt, Raumfahrt, Verkehr
und Energie sind in nationale und internationale Kooperationen
eingebunden. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR
als Raumfahrt-Agentur im Auftrag der Bundesregierung für die
Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten sowie
für die internationale Interessenswahrnehmung zuständig. Zudem
fungiert das DLR als Dachorganisation für den national größten
Projektträger.
Die Mission des DLR umfasst die Erforschung von Erde und Sonnen
system, Forschung für den Erhalt der Umwelt und umweltverträg
liche Technologien, zur Steigerung der Mobilität sowie für Kom
munikation und Sicherheit. Das Forschungsportfolio des DLR reicht
von der Grundlagenforschung zu innovativen Anwendungen
und Produkten von morgen. So trägt das im DLR gewonnene
wissenschaftliche und technische Know-how zur Stärkung des
Industrie- und Technologiestandorts Deutschland bei. Das DLR
betreibt Großforschungsanlagen für eigene Projekte sowie als
Dienstleistung für Kunden und Partner. Darüber hinaus fördert
das DLR den wissenschaftlichen Nachwuchs, betreibt kompetente
Politikberatung und ist eine treibende Kraft in den Regionen seiner
Standorte.
TanDEM-X_D_V01
Kommunikation
Linder Höhe
51147 Köln
www.DLR.de