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222/2019

NEUES
Make ideas real

RADARE AUF
DEM PRÜFSTAND
Ob im autonomen Fahrzeug oder bei der Ortung von
Luft- und Seezielen: Bevor Radare in Betrieb gehen,
sind sie eingehend zu testen. Moderne ­Messtechnik
liefert die Mittel dazu.

Einheitliche Qualitätsbewertung Tests an Highspeed- Energieverbrauchsoptimierung


von Mobilfunknetzen Datenschnittschnellen mit Zweiquadranten-Netzgerät
IMPRESSUM
Herausgeber: 59. Jahrgang
Rohde&Schwarz GmbH& Co. KG Ausgabe 2/ 2019, Nr. 222
www.rohde-schwarz.com
Mühldorfstraße 15 · 81671 München Erscheinungsweise: zweimal pro Jahr
Postfach 801469 · 81614 München ISSN 0548-3093
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TITELTHEMA
Vor genau 100 Jahren erfand der schottische Physiker Robert Alexan-
der Watson-Watt das Radar. Die Ortungstechnik mit Radiowellen hat
seither eine stetige Evolution durchlaufen. Fortschritte im Bereich Funk
kamen immer auch der Radartechnik zugute, so die digitale Modu-
lation, die Strahllenkung durch phasengesteuerte Gruppenantennen
oder die Ausweitung des nutzbaren Frequenzbereichs bis hin zu Mil-
limeterwellen. Nahbereichsradare fürs Auto werden heute in großen
Stückzahlen produziert und sind nur noch handtellergroß. Militärisch
eingesetzte Radare nutzen alle verfügbaren Technologien zur Erzielung
von Informationsüberlegenheit und müssen sich in komplexen Signal-
szenarien behaupten. Da von der korrekten Arbeitsweise eines Radars
oft Sicherheit und Leben abhängen, sind ausgiebige Tests in Entwick-
lungslabor und Freifeld unabdingbar. Spezielle Radarmesstechnik ist
dafür nicht erforderlich. Die Heftbeiträge zeigen, dass intelligent kon-
figurierte Standard-Hochfrequenzmessgeräte – freilich aus der obers-
ten Leistungsklasse – die nötigen Aufschlüsse geben. Für die Unter-
suchung von Autoradaren, die im Frequenzbereich um 80 GHz arbei-
ten, ist das Oszilloskop ein geeignetes Werkzeug. Durch seine Mehr­
kanaligkeit kann es als phasenkohärenter Empfänger arbeiten, der bis
zu vier Pfade einer Radar-Gruppenantenne zueinander in Beziehung
setzt (Seite 22). Radarempfänger für elektronische Unterstützungsmaß-
nahmen müssen ihre Leistungsfähigkeit in Freifeldtests unter Beweis
stellen. Hierfür werden Radarsimulatoren benötigt, die die Empfänger
mit realistischen Signalszenarien konfrontieren. Die kann ein kleines
System auf Basis des Vektorsignalgenerators R&S®SMW 200A bereit-
stellen. In einer Live-Demonstration auf der EW-Show in Estland nah-
men die anwesenden Empfängerhersteller die Gelegenheit wahr, ihre
Produkte diesen Signalen auszusetzen (Seite 28).
ÜBERBLICK
NEUES 222/2019

TITELTHEMA WIRELESS AUTOMOTIVE

Radarmesstechnik Von der Frosch- zur Vogel­perspektive GNSS-Simulator für Prüfstandstests


und zurück Vektorsignalgenerator R&S®SMBV100B
Radarkontrolle Wie man die Qualität von Mobilfunk­ erweitert die Fahrzeugtestumgebung
Analyse von Automotive-Radar-­ netzen vergleichbar macht.................. 14 AVL DRIVINGCUBE™ für
signalen mit dem Oszilloskop.............. 22 autonome F ­ ahrzeuge um eine
Auf den Zahn gefühlt GNSS-Komponente............................. 20
Realistische Radarsignale ­fürs Testgelände R&S®CMW testet WLAN-Funk-
Vektorsignalgenerator und module mit 2×2-MIMO....................... 18
Simulationssoftware erzeugen EMV / FELDSTÄRKE
Radarsignale höchster Komplexität
für den Test von ELINT- und Störstrahlungen im Visier
Radarwarnempfängern........................ 28 Verlässliche Precompliance-Tests
schon mit kleinem Budget.................. 32

Moderne Radarerfassungstechnik muss mit komplexen


und hochdichten Radarszenarien zurechtkommen. Die Die Qualität der Mobilfunknetze wird regelmäßig in großen Messkampagnen ermittelt.
hier vorgestellte Lösung kann sie generieren (Seite 28). Eine neue ETSI-Methode macht solche Messungen besser vergleichbar (Seite 14).
© antonmatveev/adobestock.com

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK SATELLITENKOMMUNIKATION

Für drinnen und draußen Frequenzerweitert Wachablösung


Der Spektrumanalysator Signalgenerator R&S®SMA100B Transistorbasierter Uplinkverstärker
R&S®FPL1000 als hochwertiger bietet erstklassige Signalqualität im mit bisher unerreichter Leistung......... 58
HF-­Allrounder...................................... 36 Millimeterwellenbereich...................... 50

10 Gbit/s in Echtzeit Energieverbrauch minimieren


Oszilloskope: Signalintegritätstests Hochpräzise Zweiquadranten-
und Fehler­suche an digitalen Netzgeräte erfassen Stromprofile
Schnittstellen....................................... 39 und simulieren Batterien..................... 54 WEITERE RUBRIKEN

Schweizer Taschenmesser Terahertz-Komfort Impressum............................................... 2


Ein universeller Problem­löser für Netzwerkanalyse mit bis zu
zahllose HF-Messaufgaben................. 44 vier ­Frequenzkonvertern...................... 56 NEUES kompakt........................................ 6

Komplexe Messaufbauten im Millimeter- und Terahertz-


Eine Kooperation von Rohde & Schwarz mit AVL, einem weltweit führenden Anbieter von Fahrzeugprüftechnik, Bereich werden mit dem Netzwerkanalysator R&S®ZNA
ermöglicht realistische GNSS-Empfangsbedingungen für Fahrzeugtests auf einem Prüfstand. Damit lassen sich alle einfach konfiguriert. Zusätzliche Controller oder Signal-
Aspekte der GNSS-basierten Fahrzeugpositionierung zuverlässig testen (Seite 20). generatoren sind nicht erforderlich (Seite 56).
© AVL

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NEUES KOMPAKT
HIGH-PERFORMANCE-OSZILLOSKOP R&S®RTP JETZT BIS 16 GHz

Die 2018 vorgestellte Baureihe R&S®RTP triggern. Alle Trigger-Modi arbeiten im Üb-
hat Zuwachs bekommen. Neue Modelle rigen über die volle Gerätebandbreite. Eine
mit Bandbreiten bis 13 GHz bzw. 16 GHz neue Option schöpft das Potenzial des Trig-
ermöglichen nun auch Messungen an gersystems weiter aus. Der per Freischalt-
schnellen seriellen Schnittstellen wie code aktivierbare Serial-Highspeed-Pat-
USB 3.1 Gen1 und Gen2, PCIe Gen2 und tern-Trigger kann die Taktfrequenz eines
Gen3 sowie DDR4 DRAM. Das kompak- 8 Gbit/s bzw. 16 Gbit/s schnellen Bit-
teste High-Performance-Oszilloskop auf stroms extrahieren und mit Hilfe dieser
dem Markt wird dadurch noch vielseitiger, Referenz auf bis zu 160 bit breite Daten-
zumal alle Eigenschaften der niederfre- muster triggern, die entweder frei ge-
quenteren Modelle bis zu den neuen Fre- wählt oder aus einem Codeschema wie Als Universalmessgerät beherrscht das
quenzobergrenzen zur Verfügung stehen. 8B/10B oder 128B/132B gewonnen wer- R&S®RTP nicht nur alle zeitbezogenen
Dazu zählen nicht zuletzt der hochgenaue den. Eine weitere einzigartige Funk- Messungen, sondern auch vielfältige Ana-
digitale Trigger, der bereits auf Pulsbreiten tion des Oszilloskops ist die optionale lysen im Frequenzbereich. Digital modu-
ab 25 ps anspricht, die überlegene Signal- ­Time-Domain-Reflection / Transmission-Ana- lierte Signale lassen sich in I/Q-Daten um-
erfassungsrate von 750 000 Waveforms lyse (TDR / TDT). Ihre 16-GHz-Pulsquelle rechnen. Das spart nicht nur Speicherplatz,
pro Sekunde (Konkurrenzprodukte bieten erlaubt in Verbindung mit einem analo- sondern ermöglicht auch eine tiefer ge-
1000 oder weniger) und die jederzeit ver- gen Eingangskanal das Charakterisieren hende Signalanalyse mit speziellen Tools,
lässliche Überprüfung der Signalintegrität und Debuggen von Signalpfaden inklusive die entweder auf dem Oszilloskop selbst
durch Hardware-Deembedding in Echtzeit. PCB-Leiterbahnen, Kabeln und Steckern. installiert werden oder auf einem externen
Durch die ebenfalls neue Proven-Cable- / Rechner. Hier bietet sich der Vector Signal
Das R&S®RTP ist das erste Oszilloskop, mit Proven-Probe-Funktion kann der Übertra- Explorer R&S®VSE an oder Standardpro-
dem der Nutzer auf per Deembedding kor- gungsverlust durch Kabel und Messkon- gramme wie MATLAB®.
rigierte Messsignale triggern kann. Ein takt ermittelt werden. Die gewonnenen
neues Echtzeit-Mathematikmodul erlaubt Daten lassen sich unmittelbar auf das Echt- Zusammen mit den neuen 13/16-GHz-Mo-
es jetzt sogar, zwei derart korrigierte diffe- zeit-Deembeddingsystem übertragen, so- dellen sind neue breitbandige Tastkopf­
renzielle Signale zu verrechnen, um zum dass in kürzester Zeit ein quasi kalibrierter modelle erschienen. Für Details sei auf die
Beispiel auf die Differenzspannung zu Messaufbau hergestellt werden kann. Rohde & Schwarz-Website verwiesen.

SICHERER UMGANG MIT KLASSIFIZIERTEN DATEN

Behörden und Unternehmen, die mit brauchen eine dafür zugelassene IT-Si-
klassifizierten Daten (VS-NfD) umgehen, cherheitsumgebung. Je einfacher sich de-
ren Implementierung und praktische
Handhabung gestaltet, desto ange-
nehmer für IT-Administratoren und
Nutzer. Mit der R&S®Trusted End­point
Suite ist jetzt eine Lösung auf dem
Markt, die die Sicherheit komplett auf
die Endgeräte verlagert und bis auf
die Nutzung einer Smartcard ganz in
Software realisiert ist. Die Suite be-
steht aus den Teilen R&S®Trusted
VPN Client, R&S®Trusted Disk und
R&S®Browser in the Box. Alle Kom-
ponenten basieren auf vom BSI

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empfohlenen Methoden und Sicherheits- Der R&S®Trusted VPN Client ist nach schon als sicherster Browser der Welt be-
mechanismen. Der gewohnte Umgang mit der Installation sofort einsatzbereit. Er zeichnet. Es handelt sich um eine in Zu-
Windows 10™ wird durch die Suite nicht schützt die Netzwerkkommunikation sammenarbeit mit dem BSI entwickelte
beeinträchtigt, ebenso die Remote-Admi- über ungesicherte Verbindungen mit virtuelle Umgebung, die den Browser voll-
nistration inklusive den Software-Rollout- dem Behörden- oder Unternehmensnetz. ständig vom Betriebssystem des Com-
und -Update-Mechanismen. Auch erwei- R&S®Trusted Disk ist eine Festplattenver- puters entkoppelt. Beliebige Webseiten
terte Systemfunktionen wie die Virtualisie- schlüsselung für Nutzerdaten, Programme können damit schadlos besucht, Doku-
rung mit Microsoft Hyper-V™ und virtua- und Betriebssystem. Sie arbeitet trans- mente aus unsicherer Quelle gefahrlos
lisierungsbasierten Sicherheitsfunktionen parent und in Echtzeit und gibt das End­ heruntergeladen und betrachtet werden.
werden unterstützt. gerät nur nach Zweifaktorauthentisierung Schadsoftware wird zuverlässig von Rech-
zur Verwendung frei. R&S®Browser in the ner und Netzwerk ferngehalten.
Box schließlich wurde von der Fachpresse

NEUER HANDHELDEMPFÄNGER FÜR FUNKERFASSUNG UND INTERFERENCE HUNTING

Portable Funkerfassungsempfänger haben eine lange Tradi-


tion bei Rohde & Schwarz und sind bei Regulierungsbehör-
den, BOS-Diensten und Netzbetreibern weit verbreitet. Der
R&S®PR200 bringt neueste Technologie in diese Geräteklasse.
Überwachungsbehörden und Netzbetreiber sehen sich mit einer
immer intensiveren Nutzung und Belastung des Spektrums kon-
frontiert. Nicht nur die wachsende Zahl der Dienste und Stan-
dards ist eine Herausforderung, sondern auch deren zunehmende
Empfindlichkeit gegenüber Störungen aufgrund der hochgezüch-
teten Funkverfahren. Übers Internet sind leicht Produkte aus aller
Welt zu beschaffen, die nicht immer den strengen Auflagen ge-
nügen, die eine verträgliche Koexistenz der drahtlosen Dienste si-
cherstellen sollen.

Moderne Funkerfassungsempfänger müssen dieser Lage Rech- Den Störungssucher interessiert in der Regel aber nicht nur das
nung tragen. Der R&S®PR200 lässt in dieser Hinsicht keine Wün- Signal selbst, sondern vor allem auch dessen Herkunft. Befindet
sche offen. Bis 8 GHz (mit spezieller Antenne bis 18 GHz) entgeht sich der Störer in größerer Entfernung, lässt sich sein Ort durch
ihm aufgrund der hohen Scangeschwindigkeit kein verfängliches fortgesetzte Peilungen von einem Fahrzeug aus eingrenzen. Der
Signal. Ein bis zu 40 MHz breites Frequenzband kann in Echtzeit R&S®PR200 unterstützt diese Methode durch passendes Zube-
überwacht, demoduliert und in Form von I/Q-Daten aufgezeich- hör. Als Peiler konfiguriert, stellt er Peilresultate auf Open-Street-
net werden. Innerhalb dieses Bandes werden Aussendungen ab Map-Karten dar. Verbindet man das Gerät mit einer magneti-
1,5 µs Dauer mit Sicherheit vollständig erfasst (100 % POI). We- schen Fahrzeugdachantenne und einem mobilen Rechner, lässt
der sehr schwache Signale noch dicht belegte Spektren oder sich der Ausgangspunkt einer Aussendung mithilfe der Software
die Nähe starker Sender bringen den R&S®PR200 in Verlegen- R&S®Mobile Locator schnell auf eine kleine Zone verengen. Vor
heit. Dafür sorgt ein Bündel von Maßnahmen wie die automati- Ort führt dann die Handpeilmethode direkt zur Quelle. Deren Auf-
sche Verstärkungsregelung, scharf trennende Vorselektionsfilter, findung gestaltet sich besonders komfortabel, wenn man ein
verschiedene Betriebsmodi, ein zuschaltbarer Vorverstärker und Smartphone auf die Antenne montiert, das sich über WLAN mit
Antennen mit hoher Direktivität. Das Scanergebnis wird zu infor- dem R&S®PR200 verbindet. Der Bediener kann dann die Signal-
mativen Anzeigen aufbereitet, die der Anwender über die App-ba- stärke in Antennenrichtung permanent im Auge behalten, ohne
sierte Bedienoberfläche bequem auf seine Bedürfnisse zuschnei- den Blick vom angepeilten Ziel abwenden zu müssen.
den kann. Zeit- und Frequenzbereich sind gleichzeitig überblick-
bar. Die polychrome Spektrumdarstellung im Echtzeitbetrieb Das R&S®PR200-Grundgerät ist ab sofort lieferbar, spezielle Funk-
macht spektral überlappende Signale mit unterschiedlicher Auf- tionen auf Anfrage.
trittshäufigkeit sichtbar.

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NEUES KOMPAKT

WALK-THROUGH-SCANNER SICHERT STARK FREQUENTIERTE ZUGÄNGE

ten und benötigen ein Zertifikat der ­lokal tracht. Anders als aktuelle Flughafenscan-
zuständigen Aufsichtsbehörde. Im unre- ner „durchsucht“ der R&S®QPS Walk 2000
gulierten und privatwirtschaftlichen Be- mithilfe der eingebauten KI die Perso-
reich gibt es keinen Zulassungszwang für nen in der Bewegung beim Durchque-
Sicherheitstechnik, aber den Bedarf nach ren der offenen Kabine. Ein Stehenblei-
vergleichbarem Schutz. Potenzielle Nut- ben und Einnehmen einer bestimmten
zungsbereiche gibt es viele, zum Beispiel Pose ist nicht erforderlich, ebenso we-
Sportstadien, Vergnügungsparks, VIP- nig das Ablegen von Kleidungsstücken.
Events, Museen und öffentliche Gebäude Diese Bequemlichkeit ist der eingesetz-
aller Art, Gedenkstätten, Militär­basen, Ge- ten Scantechnik zu danken, die mit vielen
Tastet Besucher beim Durchqueren auf verdächtige fängnisse oder kritische Infrastrukturen. UWB-(Ultra Wide Band-)Pulsen aus diver-
Gegenstände ab: der neue Scanner R&S®QPS Walk 2000. Ein entsprechend trainierter Scanner kann sen Winkeln in Sekundenbruchteilen ge-
aber nicht nur Sicherheitsaspekte abde- nügend Scandaten für eine aussagefähige
Sicherheit ist nicht nur ein Thema für Flug- cken, sondern auch dem Materialschwund Analyse generiert. Wie bei einem Flugha-
häfen, wo die Abfertigungsbereiche seit in Fabriken und Lagern entgegenwirken. fenscanner wird das Ergebnis auf einem
einigen Jahren mit Personenscannern aus- Für dieses breite Einsatzspektrum wurde geschlechtsneutralen Avatar angezeigt
gestattet werden. Deren Aufgabe ist die der neue R&S®QPS Walk 2000 entwickelt. oder auch nur eine Pass- / Stop-Informa-
automatische Detektion gefährlicher Ob- tion per Lichtsignal gegeben. Die zügige
jekte, die am Körper mitgeführt ­werden. Als einer der ersten Walk-Through-Scanner Abfertigung ermöglicht Durchsatzraten
Zahlreiche Flughäfen auf drei Kontinen- auf dem Markt, die nicht nur Metalle, son- von bis zu 1000 Personen pro Stunde. Das
ten setzen dafür bereits die Scanner dern jede Materialart detektieren können, Gerät weist keine beweglichen Teile auf,
R&S®QPS200/201 ein. Flughafenscanner kommt das Gerät für zahllose Kontrollauf- ist daher sehr robust und noch dazu weit-
unterliegen strengen Zulassungsvorschrif- gaben in Wirtschaft und Behörden in Be- gehend wartungsfrei.

ERSTE TESTFÄLLE FÜR 5G NR VALIDIERT

Die Zertifizierungsorganisationen GCF dienen, als auch funktionale Tests, die die Rohde & Schwarz-Testsysteme und -geräte
(Global Certification Forum) und PTCRB Übereinstimmung mit dem funk- und pro- im Preconformance- und Entwicklungs­
(PCS Type Certification Review Board) ha- tokolltechnischen Regelwerk prüfen, das bereich zum Einsatz, sodass sich eine
ben erste 5G-Testfälle in verschiedenen 3GPP für die einzelnen Mobilfunkstan- durchgängige Testphilosophie entlang der
FR1- und LTE-Bandkombinationen für die dards wie 5G NR herausgibt. Diese bei- Wertschöpfungskette umsetzen lässt.
neueste Ausbaustufe des Conformance-­ den Testkategorien werden ergänzt durch
Testsystems R&S®TS8980 validiert. So- kundenspezifische Testprogramme, die Die vom R&S®TS 8980 unterstützte Testfall-
mit können sich die Systemnutzer – Chip- viele Netzbetreiber für Endgeräte vor- kollektion für 5G NR wird zügig erweitert.
set- und Endgerätehersteller, Testhäuser schreiben, die in ihrem Netz zum Ein- Systembetreiber erhalten im Rahmen ihres
und Netzbetreiber – darauf verlassen, dass satz kommen sollen. All diese Anforde- Servicevertrags regelmäßige Updates.
ein Chip, Modul oder Endgerät, dem der rungen bedienen die R&S®TS8980-Test-
Tester Konformität bescheinigt, den durch systeme, und zwar für sämtliche Stan-
3GPP oder ETSI vorgegebenen Normen dards von 2G bis 5G. Diese Durchgän-
entspricht und bedenkenlos eingesetzt gigkeit ist einzigartig am Markt. Anwen-
werden kann. der, die bereits über eine Vorgängerver-
sion verfügen, können durch Hinzufügen
Konformitätstests gehen jeder Marktein- des neuen Radiocommunication Testers
führung voran. Um sicherzustellen, dass R&S®CMX500 und Upgraden der Test-
ein Mobilfunkgerät in einem realen Netz software R&S®CONTEST die Testfähigkei-
bestimmungsgemäß und störungsfrei ten auf 5G NR ausweiten. R&S®CONTEST
arbeitet, muss es ein umfangreiches Test- ist ein weiteres Plus der Systeme. Die- Überprüft jetzt auch
programm absolvieren. Das umfasst so- ser fortschrittliche Testsequenzer integ- 5G-Endgeräte auf
wohl regulatorische Tests, die unter ande- riert nicht nur alle Testarten unter einer ge- ihre Standardkonfor-
rem vom Normungsinstitut ETSI erlassen meinsamen Bedienoberfläche, sondern mität: das Testsys-
werden und vor allem der Störsicherheit kommt auch bei der Steuerung anderer tem R&S®TS8980.

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CAS INDUSTRIAL PIONEER AWARD 2019 FÜR PROFESSOR ROHDE

Professor Rohde nahm Preisträger von den Mitglie-


die Auszeichnung auf dern der Organisation selbst.
dem IEEE International Professor Rohde zählt zu
Symposium on Circuits den Pionieren der Hochfre-
and Systems entgegen. quenz- und Mikrowellentech-
nik und hält zahlreiche Pa-
tente. Er lehrt als Professor an
vier Universitäten in Deutsch-
land, Rumänien und den USA
die Fächer Elektrotechnik und Der CAS Industrial Pioneer Award
Mikrowellentechnik. wird an Persönlichkeiten mit weg-
weisenden Beiträgen zur Umsetzung
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. von der North Jersey Section akademischer und industrieller For-
mult. Ulrich L. Rohde ist der überreicht. Die IEEE North schungsergebnisse in industriellen
Circuits and Systems (CAS) In- ­Jersey Section koordiniert die Anwendungen und / oder kommerziel-
dustrial Pioneer Award 2019 Aktivitäten der IEEE-Mitglieder len Produkten vergeben.
verliehen worden. Die Aus- in verschiedenen US-Coun-
zeichnung erhalten Personen, ties. Den Award überreichte
die wegweisende und heraus- ISCAS-Präsident Yong Lian.
ragende Beiträge zur Umset-
zung akademischer und indus- Die IEEE Circuits and Systems
trieller Forschungsergebnisse Society ist die führende Or-
in industriellen Anwendungen ganisation, die die Weiterent-
und / oder kommerziellen Pro- wicklung der Theorie, Ana-
dukten geleistet haben. Der lyse, des Designs, der Tools
Preis wird von der IEEE Cir- und der Implementierung von
cuits and Systems Society ge- Schaltkreisen und Systemen
fördert und wurde Professor fördert. Der Award, der jähr-
Rohde auf deren Leitkonferenz, lich an bedeutende Persön-
der ISCAS 2019 (IEEE Interna- lichkeiten vergeben wird, ist
tional Symposium on Circuits eine renommierte Auszeich-
and Systems), im Mai 2019 nung. Nominiert werden die

Professor Rohde wurde die Ehrenmit-


PROFESSOR ROHDE IN EHRENGEMEINSCHAFT AUFGENOMMEN gliedschaft aufgrund seiner heraus-
ragenden Beiträge auf dem Gebiet
Im September 2019 ist Prof. Führungspersönlichkeiten, der Mikrowellentechnologie und sei-
Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. mult. ­Nobelpreisträger und einfluss- nes langjährigen Engagements bei der
­Ulrich L. Rohde als neues Mit- reiche Unternehmer. Das IETE IETE verliehen.
glied in die Ehrengemein- hat seinen Sitz in Neu-Delhi
schaft (Honorary Fellowship) und ist eine wissenschaftliche
der Institution of Electronics sowie industrielle Forschungs-
and Telecommunications En- und Bildungsorganisation, die
gineers (IETE) in I­ndien auf- die nationale Entwicklung und
genommen worden. Die Aus- das Wachstum Indiens fördert.
zeichnung erhalten heraus- Der feierliche Akt fand wäh-
ragende Persönlichkeiten rend der jährlichen IETE-Kon-
aus Wissenschaft, Technolo- ferenz an der Dr. Rammano-
gie, Bildung und Indus­trie. Zu har Lohia Avadh University in
den bisherigen Würdenträ- Faizabad im Bundesstaat Uttar
gern zählen hochrangige na- Pradesh statt.
tionale und internationale

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NEUES KOMPAKT

5G BROADCAST AUF DEM VORMARSCH

Rohde & Schwarz ist seit Jahren


eine treibende Kraft bei der
Entwicklung von 5G Broadcast.
Mit diesem zukunftsweisenden
Konzept werden Medienanbieter in
einem sich stetig wandelnden und
konvergierenden Markt Inhalte für
unterschiedliche Anwendungen an
© Antonio Guillem / Shutterstock.com

Mobilfunkendgeräte ausstrahlen
können. Vorteile wie hohe
Videoqualität, niedrige Latenzzeiten,
Entlastung der Mobilfunknetze und
großflächige Abdeckung bilden
gleichermaßen den Anreiz für
Netzbetreiber und Nutzer, sich auf
die neue Technik einzulassen.

ERSTE 5G-BROADCAST-AUSSTRAHLUNG MIT ROHDE & SCHWARZ IN BRASILIEN

Globo, das größte brasilianische wie Netzwerkkomponente R&S®BSCC zur Ver-


auch lateinamerikanische TV-Netzwerk, fügung. Ziel war es, die Übertragungs-
hat zusammen mit Rohde & Schwarz technologie auf ihre Betriebsfähigkeit und
einen 5G-Broadcast-Feldversuch durch- Marktchancen hin zu validieren. ­Ähnlich
geführt. Ende September 2019 wurde wie beim 5G-TODAY-Projekt in Bayern
das Festival Rock in Rio mittels der sollte dieser Feldversuch einen Beitrag zur
neuen Technologie als 4K-Signal über- Diskussion über die Entwicklung des Fern-
tragen. Dafür stellte Rohde & Schwarz sehens in Brasilien und weltweit leisten.
einen R&S®TMU9evo-Sender und die

CHINESISCHES 5G-TV-VERSUCHSNETZ MIT ROHDE & SCHWARZ-TECHNIK

Die Academy of Broadcasting Science Das Pekinger Versuchsnetz umfasst Netzabdeckung, Mobilitätsempfang, An-
(ABS) und China Broadcasting Network drei ca. 10 km voneinander entfernte wendungsmöglichkeiten und Zusammen-
Co. Ltd. (CBN), zwei öffentliche Einrich- Stationen, die in einem Gleichwellen- arbeit mit dem LTE-Unicast-Netzwerk.
tungen unter der Regierungsbehörde netz (SFN) betrieben werden. Die Sen-
­Chinese National Radio and Television der von Rohde & Schwarz mit 1 kW Aus- Das Projekt wird aufgrund des riesigen
­Administration (NRTA), führen zusammen gangsleistung arbeiten bei der Mittenfre- chinesischen Marktes mit einiger Sicher-
einen 5G-Broadcast-Feldversuch in ­Peking quenz 754 MHz und belegen 5 MHz Band- heit Einfluss auf die Chipsatz- und Handy-
durch. Rohde & Schwarz hat die Sender breite (später 10 MHz). Ein von der Tech- hersteller haben und der neuen Übertra-
und Kernnetzwerkkomponenten geliefert. nischen Universität Braunschweig entwi- gungstechnik starke Anschubimpulse in
Dieser Versuch ist der erste Schritt auf ckelter softwaredefinierter Funkempfän- Richtung Markteinführung geben.
dem Weg zu einem regulären Einsatz der ger und eine Messsoftware von Kathrein
5G-TV-Sendetechnik bei den Olympischen sind im Lieferumfang enthalten. Mit dieser
Winterspielen 2022 in Peking und einer Ende-zu-Ende-Implementierung planen
geplanten anschließenden nationalen Ex- ABS und CBN die Durchführung verschie-
pansion des Dienstes bis 2025. dener Tests wie Feldstärkeausbreitung,

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MIL NEWS

INFANTERIST DER ZUKUNFT FUNKT MIT ROHDE & SCHWARZ

Der Name ist Programm: Die SOVERON®-Funkgerätefamilie gibt ihren Nutzern volle Souveränität über die implementierten Wellenformen.

Die Bundeswehr wird sich an der im Auf- (IdZ-ES)“ in die vernetzte Operationsfüh- Als Unterauftragnehmer von Rhein­metall
bau befindlichen schnellen Eingreiftruppe rung ein. Bei der Funkvernetzung kommt Electronics wird Rohde & Schwarz die
der NATO (Very High Readiness Joint Technik von Rohde & Schwarz zum Ein- Schützenpanzer Puma sowie die Soldaten
Taskforce, VJTF) unter anderem mit dem satz. Nachdem der Haushaltsausschuss mit modernsten taktischen Software De-
System Panzergrenadier beteiligen. Es bin- des Deutschen Bundestags die Freigabe fined Radios (SDR) der SOVERON®-Fami-
det den Schützenpanzer Puma, das Haupt- für das sogenannte „Leistungspaket Sys- lie ausstatten. Das beauftragte erste Los
waffensystem der Panzergrenadiere, und tem Panzergrenadier“ erteilt hat, sind die SOVERON D für Führungsfahrzeuge wird
die modulare Kampfausstattung „Infan- für die Beschaffung erforderlichen Ver- im ersten Halbjahr 2020 an die Truppe
terist der Zukunft – Erweitertes System träge inzwischen abgeschlossen worden. ausgeliefert.

SEA LION BRÜLLT ÜBER SOVERON®-FUNKGERÄTE

Die alternden Hubschrauber vom Typ


Sea King Mk.41s der deutschen Marine
werden in den nächsten Jahren durch
18 Helikopter des Modells NH90 Sea Lion
ersetzt. Rohde & Schwarz stattet die Dreh-
flügler mit softwaredefinierten Bordfunk-
geräten (SDR) der SOVERON®-­Familie
­inklusive nationaler Kryptologie aus.
Die eingesetzten VHF-UHF-Transceiver
R&S®M3AR MR6000A nutzen modernste
NATO-Kommunikations- und Verschlüs-
selungsmethoden und sind SECAN- und
BSI-zertifiziert, um eine sichere Kommuni-
kation bis hin zu NATO SECRET zu ermög-
lichen. Der Auftrag schreibt die Erfolgs­
geschichte der R&S®M3AR-Gerätefamilie
fort. Fast 8000 SDRs dieser Baureihe sind
mittlerweile auf über 70 verschiedenen
Plattformen weltweit im Einsatz. Löst bei der Bundeswehr die jahrzehntealten Marinehubschrauber vom Typ Sea King ab: der NH90 Sea Lion.

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NEUES KOMPAKT

ATC NEWS

VORFELDKOMMUNIKATION AM MÜNCHNER FLUGHAFEN ERNEUERT

Der Münchner Flughafen hat die in Deutschland die Deut- der dafür eigene Personal- und
seine Vorfeldkommunikation sche Flugsicherung zustän- Funkressourcen unterhält.
auf eine neue technische Ba- dig ist, liegt die Vorfeldkom-
sis gestellt. Anders als die An- munikation in der Verantwor- Der Sprechfunk mit den Ma-
und Abflugkontrolle sowie die tung des Flughafenbetreibers, schinen auf Park- und Roll-
Streckenkommunikation, für positionen in München wird
in Zukunft – wie schon der
Streckenfunk durch die DFS
– über Funkgeräte der Serie
4200 abgewickelt. Im Unter-
schied zu der abgelösten ana-
logen Anlage, ebenfalls Marke
Rohde & Schwarz, arbeitet das
neue System voll digital und
ließ sich deshalb einfach in
das IP-Netz des Flughafens in-
tegrieren. Der Auftrag um-
fasste außer den Funkgeräten
die R&S®VCS-4G-Technik inklu-
sive der Lotsen-Konsolen, ein
VoIP-Aufzeichnungssystem,
die Anbindung an das Infra-
strukturüberwachungssystem
sowie die schlüsselfertige Inte-
gration aller Komponenten.
Auch die Flugzeuge auf den Roll- und Parkpositionen werden in München zukünftig
über Funkgeräte vom Typ R&S®Series4200 kontaktiert.

ROHDE & SCHWARZ STATTET DIE TSCHECHISCHE FLUGSICHERUNG


MIT VCS-SIMULATIONSSYSTEMEN AUS

Die Flugsicherung der Tschechischen Republik (ANS CR) mo- Um die Flugsicherheit zu gewährleisten, muss jeder Fluglotse
dernisiert ihr Sprachkommunikationssystem (VCS) für Simula- eine Grund- und Weiterbildung zum Sprachkommunikationssys-
tion und Training und hat sich für Rohde & Schwarz als Lieferant tem erhalten. Air Navigation Service Provider (ANSP) installieren
der neuen Turnkey-Lösung entschieden. Kernstück des Projekts dazu oft unabhängige VCS-Simulatoren und Trainingssysteme,
ist die R&S®VCS-4G-Technologie mit einer Gesamtzahl von fast um den operativen Betrieb nicht zu stören.
200 Controller-Arbeitsplätzen für die Simulatoren an den Stand­
orten Prag, Brünn, Ostrava und Karlsbad. Die Installation erfolgt Die Bedienplätze der tschechischen Simulatoren werden mit
schrittweise bis 2025. Die Entscheidung fiel nicht zuletzt auf- verschiedenen Bedienoberflächen ausgestattet, um alle in der
grund der guten Erfahrungen mit dem R&S®VCS-4G-System, das Praxis vorkommenden Flugsicherungsumgebungen simulie-
bereits auf drei tschechischen Nationalflughäfen eingesetzt wird. ren zu können. Denn ANS CR schult nicht nur die nationa-
len Lotsen, sondern bietet solche Schulungen für ANSPs auf
der ganzen Welt an. Das Training entspricht den ICAO- und
EUROCONTROL-Standards.

12
NAV CANADA ENTSCHEIDET SICH FÜR ROHDE & SCHWARZ-KURZWELLENFUNKTECHNIK

Nav Canada, die kanadische Flugsiche- modernisiert Nav Canada seine große HF-
rung, ist nach der Zahl der überwach- Funkanlage in Gander, Neufundland.
ten Flugbewegungen einer der welt-
weit größten Air Navigation Service Pro- Nach umfangreicher Lieferantenbewertung
vider (ANSP). Wegen der Weiträumig- erhielt Rohde & Schwarz den Auftrag zur
keit ihres Kontrollgebiets, das auch Teile Lieferung von 17 HF-Transceivern mit einer
der Nordatlantikroute nach Europa um- Ausgangsleistung von je vier ­Kilowatt. Die
fasst, findet die Kommunikation der Lot- Systeme aus Komponenten der Familie
sen mit Maschinen auf der Langstrecke, R&S®M3SR Serie4100 entsprechen den
wie im internationalen Flugverkehr üblich, Anforderungen des internationalen Stan-
über Kurzwelle statt. Um sich für die Auf- dards EUROCAE ED-137 für ­Voice-over-IP
gaben der nächsten Jahrzehnte auf den (VoIP)-ATM-Anwendungen und werden im R&S®Series4100 ist eine vielfältig konfigurierbare
neuesten technischen Stand zu bringen, Lauf des Jahres 2020 einsatzbereit sein. Funkplattform für professionelle Kurzwellennutzer.

DIGITALER FLUGFUNK KOMMT IN SICHTWEITE

Der Flugfunk zwischen Cockpit und ­Tower Datenfunkverfahren wie VDL Mode 2 und Energie geförderten Programme
ist eine der wenigen Funkdomänen, die kommen mit ihrer geringen Übertragungs- ­ICONAV und MICONAV inzwischen einen
noch auf analoger Modulation basieren. rate von nur einigen kbit/s allerdings Demonstrator für das neue Verfahren ent-
Die Funktechnik auf Basis der Doppelsei- längst an ihre Grenzen. Deshalb wird seit wickelt und konnte dessen Funktions- und
tenband-Amplitudenmodulation (DSB- Jahren an einem zeitgemäßen ATC-Daten- Leistungsfähigkeit in Flugversuchen nach-
AM) wird unverändert seit 1948 genutzt, funksystem geforscht und entwickelt. Ein weisen. LDACS (L-band Digital Aeronau-
hat sich aber als robust und sicher erwie- deutsches Konsortium unter der Federfüh- tical Communications System), so der
sen und lässt sich kostengünstig imple- rung von Rohde & Schwarz hat im Rahmen Name des Verfahrens, ist bis zu 200 Mal
mentieren. Ergänzende schmalbandige der vom Bundesministerium für Wirtschaft schneller als VDL Mode 2, überträgt Spra-
che und Daten, erlaubt eine Priorisierung
Die im ersten Quartal 2019 durchgeführten Flugtests mit einem Technologiedemonstrator (das Bild zeigt ihn vor von Nachrichten, hat eine geringe La-
dem Einbau) konnten die positiven Ergebnisse der Laborversuche in vollem Umfang bestätigt. tenz, eine garantierte Quality of Service
und bietet Schutz gegen Cyberattacken
durch starke Verschlüsselung. Darüber hi-
naus kann es zur Gewinnung von Navi-
gationsdaten genutzt werden, um Satelli-
tennavigation und bodengestützte Lande­
anflugsysteme zu unterstützen. Da sich
das System störungsfrei in die Lücken der
für die Flugkommunikation reservierten
Frequenzbereiche einfügt, sind keine Än-
derungen an der bestehenden Funkinfra-
struktur erforderlich. LDACS kann deshalb
ergänzend und schrittweise in Betrieb ge-
nommen werden, beginnend etwa bei den
großen Luftverkehrsknotenpunkten.

Der Standardisierungsprozess durch eine


Arbeitsgruppe der internationalen Zivilluft-
fahrtorganisation ICAO hat inzwischen be-
gonnen. Mit einer Systemeinführung ist
nicht vor 2025 zu rechnen.

| NEUES 222/2019 13
WIRELESS

VON DER FROSCH-


ZUR VOGEL­
PERSPEKTIVE
UND ZURÜCK
Wie man die Qualität von Mobilfunknetzen
vergleichbar macht

Die Bewertung von Mobilfunknetzen und ihrer Leistungsfähigkeit


ist seit Jahren ein Thema bei Netzbetreibern und Regulierungs­
behörden, aber auch in der Fachpresse und bei Messtechnikher­
stellern wie Rohde & Schwarz. Mangels einheitlicher Messmetho-
den waren Netzwerk-Scores bisher nur eingeschränkt vergleichbar.
Eine neue ETSI-Methodik schafft Abhilfe.

Auf dem Markt existiert eine Vielzahl an Bewertungs­ Das Nutzerempfinden als Bewertungsmaßstab
methoden, basierend auf verschiedenen Schnittstellen
zur Messwerterfassung und oft historisch gewachsen. Die rasante Zunahme der Datentransportkapazität der
Das macht eine Vergleichbarkeit nahezu unmöglich. ETSI, Mobilfunknetze ermöglicht heute die Benutzung eines
das führende Standardisierungsgremium für Mobilfunk, Smartphones als primärem Zugang zu digitalen Dienst-
hat daher vor gut zwei Jahren die Problematik aufgegrif- leistungen und Anwendungen aller Art. Diese ­basieren
fen, bestehende Methoden analysiert, zusammengefasst auf etablierten Transportprotokollen, aber die Lastver-
und auf standardisierte Messungen und KPIs adaptiert. Im läufe im Netz und die Anforderungen an eine zufrieden-
August 2019 wurde der fertiggestellte Report TR 103 559 stellende Qualität sind je nach Anwendung sehr verschie-
„Best practices for robust network QoS benchmark tes- den. Das Hochladen eines Bildes in ein soziales Netz-
ting and scoring“ veröffentlicht. Er enthält nicht nur gene- werk unterliegt aus Sicht des Anwenders anderen Quali-
relle Regeln für die Durchführung von Messkampagnen, tätskriterien als das Verfolgen eines Fußballspiels in einem
sondern deckt auch die zugrunde liegenden Dienste, Mes- Video-Livestream.
sungen und KPIs ab und liefert ferner eine detaillierte
Beschreibung einzelner Messwerte sowie deren Gewich- Trotz der hohen Transportkapazität sind auch die ­heutigen
tung und Zusammenfassung zu einem summarischen Netze noch weit von einem perfekten Transportmedium
„Network Performance Score“. entfernt. Es treten Unterbrechungen auf oder der für eine
Anwendung notwendige Datendurchsatz kann nicht oder
Der Report ist ein Gemeinschaftswerk von Netzbetreibern, nicht durchgängig gewährleistet werden. Auch führt die
Messdienstleistern, Infrastruktur- und Messgeräteherstel- Übertragungszeit zu einem zeitlichen Versatz zwischen
lern. Rohde & Schwarz als Mitgestalter der Methode ermit- Versand und Empfang. Die Anwendungen selbst adaptie-
telt den Network Performance Score bereits in seiner Ana- ren sich häufig an wechselnde Kanalbedingungen und ver-
lyseplattform R&S®Smart Analytics. suchen, z. B. durch temporäre Datenreduktion oder Zwi-
schenspeicherung die Beeinträchtigung der wahrgenom-
menen Qualität zu minimieren.

14
Bild 1: Mit dem Reporting-Tool R&S®Smart Analytics kann ein Netzbetreiber oder unabhängiger Tester die Netzqualität nach
­diversen Kriterien beurteilen und insbesondere auch einen summarischen Netzwerk-Score nach ETSI TR 103 559 berechnen.

Deshalb haben die Netzbetreiber ein großes Interesse unterscheiden sich, sowohl technisch als auch in der
daran, die Leistungsfähigkeit ihrer Netze aus der Nut- ­ äufigkeit ihrer Nutzung.
H
zerperspektive zu beurteilen und herauszufinden, wie
diese sich am effizientesten erhöhen lässt. Zur Leistungs­ Um alle Aspekte angemessen zu berücksichtigen, wird
ermittlung dienen aber weniger die technischen Parameter ein typisches Nutzerverhalten simuliert. Automatische
wie Datenrate, Latenz oder Paketverluste, sondern wahr- mobile Messsysteme bauen dazu im realen Netz mit nor-
nehmungsorientierte Kriterien tatsächlicher Anwendun- malen Smartphones Verbindungen auf und führen neben
gen, etwa für Telefonate oder die Sprach- und Videoqua- Testtelefonaten eine Reihe populärer Datenanwendungen
lität eines Livestreams, aber auch einfache Werte wie die aus. Dazu gehört das Herunterladen von Dateien, der Auf-
Zeit für das Versenden eines Bildes oder das erfolgreiche ruf von Video-Livestreams, das Browsen von Webseiten,
Laden einer Webseite. Lasttests und das Versenden von Medieninhalten in ein
soziales Netzwerk. Aus technischer Sicht werden damit
Um eine Aussage über die gesamthafte Leistungsfähig- unterschiedliche Situationen abgebildet. Das Herunterla-
keit eines Netzes zu gewinnen, schlägt das ETSI-Verfahren den von Dateien emuliert den Datenverkehr mit einem ein-
vor, die so gemessene quasi-subjektive Qualität typischer zelnen Server im Netz (z. B. das Herunterladen von Apps,
Anwendungen gewichtet zu aggregieren. E-Mails oder Inhalten aus sozialen Medien), Web B ­ rowsing
die Kommunikation mit vielen verschiedenen Servern über
Was bestimmt die Leistungsfähigkeit des Netzes parallele IP-Verbindungen (neben dem klassischen Brow-
aus Nutzersicht? sing kommuniziert auch die Mehrzahl der Apps mit mehre-
ren Servern gleichzeitig). Der Video­stream erfordert einen
Datendienste konsumieren längst den weitaus größten nahezu kontinuierlichen Datenfluss, das Hochladen von
Anteil am übertragenen Datenvolumen, und die Nutzer Bildern in ein soziales Netzwerk steht für das Senden von
verbringen deutlich mehr Zeit mit Datenanwendungen als Daten zu einem Netzserver, und mit einem Lasttest – der
mit Telefonie. Dieser Umstand muss sich in einem integra- Datenübertragung über parallele Verbindungen von und
len Score widerspiegeln. Aber auch Datenanwendungen

| NEUES 222/2019 15
WIRELESS

Vorteile für Netzwerkbetreiber und Nutzer

Landesweite Vergleichsmessungen sind besonders in


Europa recht publikumswirksam und für viele Nutzer ent-
scheidungsrelevant. Die regelmäßig stattfindende Bewer-
tung der Netze durch Verbrauchermagazine findet nicht
selten ihren Weg in populäre Nachrichtenportale. Griffige
Qualitätskennzahlen sind dabei natürlich von Vorteil. Um
sie zu gewinnen, führt man die oben beschriebenen Qua-
litätsmessungen in verschiedenartiger Umgebung durch.
Großstädte und ländliche Gebiete werden dabei ebenso
differenziert betrachtet wie Fernstraßen, Züge oder stark
frequentierte Plätze wie Bahnhöfe, Stadien und Flughäfen.
Mit Gewichtungen versehen, wird daraus der Qualitäts-
wert für das Gesamtnetz berechnet. Die Qualitätswerte für
die einzelnen Disziplinen, etwa die Versorgung entlang der
Autobahnen, lassen sich gesondert ausweisen. Der Leser
kann dann leicht entscheiden, welcher Netzbetreiber das
für seine Ansprüche beste Netz unterhält.

Aber das ist nur der öffentlich sichtbare Vorteil einer inte­
gralen Bewertungsmethode. Dem Netzbetreiber selbst
wird damit ein Mittel in die Hand gegeben, sein Netz in
den Regionen und für die Anwendungen zu verbessern,
die für seine Kunden den größten Nutzen darstellen. Er
gewinnt quasi aus der Vogelperspektive einen schnellen
Überblick über die Leistungsfähigkeit seines Netzes und
kann etwaige Mängel zielgerichtet abstellen.
Bild 2: Eine Flotte von Messfahrzeugen und Tester zu Fuß sind wochenlang unter-
wegs, um lückenlose Daten zur Qualität eines Netzes zu sammeln. Neben einer regionalen Betrachtung können auch andere
Kriterien einer Bewertung zugrunde gelegt werden, etwa
zu einem leistungsfähigen Datenserver – wird die maximal die Technologie (z. B. 2G / 3G vs. 4G) oder die Leistungs-
erreichbare Datenrate getestet. fähigkeit des Netzes vor und nach der Installation neuer
Hard- oder Software. Mit dem klar definierten Punkte­
Für jeden dieser Fälle, einschließlich der Telefonie, testet system lassen sich alle Veränderungen am Netz und deren
und bewertet man verschiedene Aspekte: Auswirkung auf die wahrgenommene Qualität sofort über-
► Startet die Anwendung überhaupt bzw. in einem vorge- prüfen und quantifizieren.
gebenen Zeitfenster und besteht die Verbindung über
die gesamte Zeit? Rohde & Schwarz nutzt die von ETSI beschriebene Metho-
► Wie lange dauert die Startphase (z. B. Gesprächsaufbau dik zur Berechnung des Network Performance Score als
oder Start der Videowiedergabe)? zentrales Einstiegselement in das Analyse- und Reporting-
► Wie ist die Qualität während der Anwendung bzw. wie werkzeug R&S®Smart Analytics, mit dem die gesammelten
lange dauert die Erledigung der Aufgabe (z. B. das Daten einer Messkampagne ausgewertet werden. Umfas-
Hochladen eines Bildes)? sende Filter- und Analysefunktionen erlauben eine effi-
ziente Navigation in den Messdaten bis auf den unters-
All diese Aspekte gehen mit angemessener Gewichtung in ten Detaillierungsgrad der Kommunikation von Gerät und
das Gesamturteil ein. Netz. Die integrierte Darstellung des Network Performance
Score stellt dabei für die gewählte Region oder Anwen-
Um zu einer statistisch abgesicherten Bewertung zu kom- dung das mögliche Verbesserungspotenzial dar und
men, ist eine hohe Zahl an Messungen in der Fläche erfor- ermöglicht eine effiziente Fokussierung auf die problemati-
derlich, üblicherweise mehrere tausend Messzyklen im schen Situationen im Netz.
gesamten Netz. Dafür kommen automatisierte Messsys- Dr. Jens Berger
teme in Fahrzeugen, aber auch tragbare Systeme zum Ein-
satz (Bild 2).

16
Ein näherer Blick auf die Bewertungsmethodik
Die Methodik zur Berechnung und Max
ten Punkte je Kategorie werden
Bewertung einzelner Dienste und die nun gewichtet (wobei typischer-

Punkte / Bewertung
Zusammenfassung zu einem integralen weise Aspekte wie die Besied-
Wert ist bewusst transparent und nach- lungsdichte oder das Datenauf-
vollziehbar gehalten. Grundprinzip ist kommen an bestimmten Orten mit
eine gewichtete Kumulation von Bewer- eingehen), sowie weiter zusam-
tungspunkten für einzelne Aspekte der 0 mengefasst, um die Leistungs-
Anwendungen wie Erreichbarkeit, Quali- Technische Parameter fähigkeit eines Gesamtnetzes zu
tät oder Dauer der Anwendung. bestimmen.
Bild 3: Die Umwandlung der technischen Mess-
Dazu werden verschiedene statistische werte in dimensionslose Punkte über Sättigungsbe- Ziel ist zum einen, über diese
Kennwerte berechnet. Mittelwerte über reiche simuliert in einfacher Weise die menschliche Kumulation einen Überblick über
einzelne Parameter haben nur begrenzte Wahrnehmung. die Gesamtleistungsfähigkeit eines
Aussagekraft über das ­Nutzerempfinden Netzes zu erreichen (Bild 4), und
und sind oft von hohen Einzelwerten zum Zweiten, Schwachstellen effi-
beeinflusst. Mit Perzentilwerten, die zient einzukreisen. Die einheitliche
dezidiert den Anteil an problematischen menschliche Wahrnehmung in ver- Punkteskala ermöglicht eine ein-
Tests erfassen, oder der Prüfung des Ein- einfachter Weise über Sättigungsbe- fache und nachvollziehbare Erken-
haltens von tolerierbaren Schwellen- reiche am oberen und unteren Ende nung von problematischen Regio-
werten lassen sich Leistungsdefizite des der Skala (Bild 3). Die so abstrahierten nen, Anwendungen und sogar
Netzes besser erfassen, denn am Ende Kennwerte lassen sich nun direkt mit- einzelnen Kennwerten. Für jede
sind es die negativen Erfahrungen, die einander vergleichen und zu überge- Region und Kategorie und sogar
das Nutzerempfinden prägen. ordneten Qualitätswerten aggregieren. für jeden einzelnen Parameter lässt
sich ein erreichbarer Maximalwert
Die einzelnen Kennwerte, ermittelt Die Punktbewertung kann sowohl für bestimmen. Wird dieser deutlich
aus einer Vielzahl von Einzelmessun- einzelne geografische Regionen als verfehlt, liegt an diesem Ort oder
gen, werden zunächst von der techni- auch im Hinblick auf andere sinnvolle bei diesem Dienst ein Problem vor.
schen Maßeinheit (z.B. Millisekunden Kategorien durchgeführt werden (z.B. Gleichzeitig macht diese Methode
oder kbit/s) in eine neutrale Punkteskala Orte besonderer Bedeutung, Trans- auch sofort das Potenzial mögli-
überführt. Dabei modelliert man die portmittel oder ähnliches). Die erziel- cher Verbesserungen sichtbar.

Messkampagne Autobahn
Telefonie

Kennwerte, z. B. Datentransfer
Bewertung von Web Browsing
Video-Streaming Bewertung
Max
Erfolgsrate Daten „Autobahn“
0 Social Media
Durchschnittl. Max
Web Browsing
Dauer 0
Bewertung Bewertung
Max Web Browsing „Gesamtnetz“
Dauer > 15 s
0

Bewertung
„City“

Bild 4: Die ETSI-Messmethodik zur Gewinnung eines summarischen Network Performance Score bewertet eine Reihe
typischer Anwendungen wie Web Browsing und Video-Streaming, summiert sie gewichtet zu Teilscores und schließlich
zu einem Netzgesamtwert auf.

| NEUES 222/2019 17
WIRELESS

AUF DEN ZAHN GEFÜHLT


R&S®CMW testet WLAN-Funkmodule mit 2×2-MIMO

MIMO (Multiple Input Multiple Output) ist eine Mehrantennentechnik, die zusammen mit weiteren Maßnahmen die Datenrate in der Funk-
kommunikation steigert und die Signalqualität verbessert. Die Implementierung dieser Technologie kann im Labor nur unter realitätsnahen
Bedingungen zuverlässig überprüft werden. Die Funkmessplätze R&S®CMW sind dafür gerüstet.

Ein Bündel an Methoden steigert Antennen an den Empfänger gesen- TX Diversity


Datenrate und Signalqualität det werden (Bild 1).
Sind mehr Sende- als Empfangs­
Bei MIMO werden Signale über meh- Zur erfolgreichen Decodierung bei antennen im Einsatz, so liegt
rere Sendeantennen ausgestrahlt 2×2 MIMO müssen auf der Emp- TX Diversity (Sendediversität) vor.
und mit mehreren Antennen emp- fangsseite zwei Gleichungen mit zwei Durch geeignete Methoden lässt sich
fangen. Auf dem Weg zum Empfän- Unbekannten gelöst werden. Dies ist damit der Signal-Rausch-Abstand
ger entsteht durch Reflexionen die für nur möglich, wenn diese Gleichun- des Funksignals vergrößern. Die-
MIMO notwendige Mehrwegeaus- gen linear unabhängig sind. Die phy- ses Verfahren macht die Übertra-
breitung. Eine der Voraussetzungen sikalische Voraussetzung dafür ist gung robuster gegenüber Störein-
für diese Mehrwegeausbreitung und eine Mehrwegeausbreitung auf mög- flüssen, vergrößert die Reichweite
eine erfolgreiche Decodierung beim lichst separaten, nicht-korrelierten und ermöglicht u. U. den Einsatz
Empfänger ist ein Antennenmindest­ Übertragungspfaden. Zur Decodie- von Modulationen höherer Ordnung
abstand auf Sende- und Empfangs- rung der Übertragungsmatrix H müs- (16 / 64 / 256 / 1024QAM). Ein größe-
seite von einer halben Wellen- sen deren Elemente bekannt sein. rer Signal-Rausch-Abstand kann mit
länge (λ/2). Da diese beispielsweise Diese ermittelt der Empfänger eigen- mehreren Verfahren erreicht werden.
im 2,4-GHz-Frequenzband 12,5 cm ständig durch eine Kanalabschätzung
beträgt, bleibt in kompakten Endge- per Open-Loop-Methode auf Basis Cyclic Shift Diversity (CSD) bzw.
räten wie Smartphones nur Platz für bekannter Bit-Folgen in den übertra- Cyclic Delay Diversity (CDD)
zwei MIMO-Antennen. Auch andere genen Datenpaketen. 2×2 MIMO mit CSD, oder häufig auch als CDD
Faktoren begrenzen die Anzahl mög- Spatial Multiplexing erreicht im Ver- bezeichnet, ist eines davon. Die Mehr-
licher Antennen. So haben Mehr- gleich zu Einantennensystemen unter wegeausbreitung führt zu unter-
antennensysteme gegenüber denen Idealbedingungen eine Verdoppelung schiedlich langen Übertragungspfa-
mit einer Antenne einen höheren der Datenrate. den und damit Pfadlaufzeiten, sodass
Energieverbrauch und folglich kür- ein und dasselbe Signal ohne Kor-
zere Akkulaufzeiten. Ganz zu schwei- rekturmaßnahmen den Empfänger
gen von den Hitzeproblemen, die sich
mit zunehmender Anzahl von Anten-
nen und ihren HF-Verstärkern einstel-
len. Zur Steigerung des MIMO-Daten-
durchsatzes und Verbesserung der
Signalqualität werden unterschiedli- Bild 1: Beim Spatial Multiplexing empfängt jede Empfangsantenne ein Summensignal,
che Verfahren eingesetzt. bestehend aus allen ausgestrahlten Signalen. Die jeweils vorherrschenden Kanalbedin-
gungen werden in einer Übertragungsmatrix H mit den Elementen hnm zusammengefasst.
Spatial Multiplexing
h11

Spatial Multiplexing (Raum-Multiplex)


erhöht die Datenrate im Vergleich zu h12
h21
Einantennensystemen deutlich. Dabei
wird der zu übertragende Daten- TX h22 RX
strom auf mehrere sogenannte Spa- Antenne 1 Antenne 1

tial ­Streams aufgeteilt, die auf gleicher


Frequenz zeitgleich über verschiedene R&S®CMW TX RX
Antenne 2 DUT
270/290/500 Antenne 2

18
zeitlich versetzt mehrfach erreichen Beamforming
würde. CSD / CDD gleicht diese Zeit- Beamforming ist eine TX-Diversity­- Realitätsnahe Tests im Labor
differenz aber aus, indem es die Aus- Technik, die ohne Mehr­wege­aus­ mit dem R&S®CMW 270 / 290 / 500
sendung über die einzelnen Sende- breitung auskommt. Dabei wird das
antennen passend verzögert. Das Sendesignal zeitlich bzw. phasen- HF-Messungen der MIMO-Sen-
führt bei der Empfangsantenne zu versetzt über mehrere Antennen der- und Empfänger-Eigenschaf-
einer Überlagerung der verschiede- oder Antennen-Arrays gesendet. Je ten im sogenannten Non Signa-
nen Mehrwegesignale und idealer- nach geometrischer Anordnung und ling Mode unterstützt die Platt-
weise zu einem stärkeren Empfangs- Abstand der einzelnen Sendeanten- form R&S®CMW schon seit gerau-
signal. Bedingt durch dieses virtuelle nen ergibt sich eine Verstärkung oder mer Zeit in unterschiedlicher Aus-
Echo auf der Sendeseite erhöht sich Abschwächung, bis hin zur Auslö- prägung [2]. Im Signaling Mode
aus Frequenzbereichssicht die Fre- schung des Sendesignals in den ver- beschränkte sich der WLAN-Test
quenzselektivität beim Empfänger. schiedenen Richtungen. Damit kön- bislang auf den Einantennenbe-
nen Datenströme gezielt an einzelne trieb (SISO – Single Input Single
Space Time Block Coding (STBC) WLAN-Stationen gerichtet und an Output) [3].
Beim STBC wird der zu übertragende andere unterdrückt werden – eine
Datenstrom redundant über zwei Sen- Technik, die u. a. für Multi-User-MIMO Mittlerweile hat das Normierungs-
deantennen übertragen (Bild 2), aber (MU-MIMO) zum Einsatz kommt, bei gremium IEEE die Mehrantennen­
nur von einer Antenne empfangen. dem ein Access Point die verschiede- technik MIMO für die ­Standards
Das Signal wird dabei gegenüber dem nen MIMO-­Streams mehreren WLAN- 802.11n / ac / ax spezifiziert. Zeit-
Originaldatenstrom zeitlich vertauscht Stationen zuweist. nah wurden nun die bestehen-
und komplex konjugiert. Dieser Space den WLAN-SISO-Signaling-Lösun-
Time Block Code wurde erstmalig Kombination verschiedener Techniken gen auf Basis des Wideband
von ­Siavash Alamouti für zwei Anten- Radio Communication Testers
nen entwickelt und nach ihm benannt Generell lassen sich die aufgeführ- R&S®CMW270 / 290 / 500 um 2×2-
(Alamouti-Code). ten Methoden beliebig kombinieren. MIMO erweitert, einschließlich der
So kann beispielsweise der Signal- MIMO-Techniken Spatial Multiple-
Voraussetzung für eine erfolgreiche Rausch-Abstand eines Spatial-Diver- xing, Space Time Block Coding
Decodierung der beiden Datenströme sity-Datenstroms mit STBC verbes- und Cyclic Shift Diversity.
sind ebenso wie beim Spatial Multi- sert werden. Dabei wird aus einem
plexing separate, unabhängige Über- „normalen“ 2×2-MIMO-Stream eine Basierend auf realitätsnahen Simu-
tragungskanäle. Unter Idealbedin- 4×2-MIMO-Übertragung – mit vier lationen können dabei die HF-Sen-
gungen erreicht man mit zwei Sende- Sende- und zwei Empfangsanten- dereigenschaften gemessen, die
antennen einen um 3 dB verbesser- nen. Beim Einsatz von Beamforming Empfängersensibilität analysiert
ten Signal-Rausch-Abstand, was einer können in einem MU-MIMO-System und vor allem der Datendurch-
Verdoppelung entspricht. sogar mehrere Nutzer adressiert wer- satz in Sende- und Empfangs-
den, deren Endgeräte nur jeweils eine richtung ermittelt werden – des-
Empfangsantenne haben [1]. sen Maximierung letztendlich das
Thomas A. Kneidel Ziel der verschiedenen Methoden
ist. Der R&S®CMW270 / 290 / 500
wird damit zu einem unver-
zichtbaren Werkzeug für
WLAN-MIMO-Entwickler.
Bild 2: Beim Space Time Block Coding wird der zu übertragende Datenstrom modifiziert
über mehrere Antennen gesendet, aber nur von einer Antenne empfangen.

h1
Referenzen
[1] Kleines Massive-MIMO-Kompendium.
NEUES (2019) Nr. 221, S. 14 –19.
TX h2
[2] MIMO-Messungen an WLAN-Funkprodukten.
Antenne 1
NEUES (2018) Nr. 220, S. 9 –11.
[3] Signaling-Tests an WLAN-802.11ax-Geräten.
R&S®CMW TX RX NEUES (2018) Nr. 220, S. 12–13.
Antenne DUT
270/290/500 Antenne 2

| NEUES 222/2019 19
AUTOMOTIVE

GNSS-SIMULATOR
FÜR PRÜFSTANDS-
TESTS
Der Vektorsignalgenerator R&S®SMBV100B
erweitert die Fahrzeugtestumgebung
AVL DRIVINGCUBE™ für autonome ­Fahrzeuge
um eine GNSS-Komponente

Eine Kooperation von Rohde & Schwarz mit AVL, einem weltweit
führenden Anbieter von Fahrzeugprüftechnik, ermöglicht realis-
tische GNSS-Empfangsbedingungen für Fahrzeugtests auf einem
Prüfstand. Damit lassen sich alle Aspekte der GNSS-basierten
Fahrzeugpositionierung und somit eine Kernfunktionalität autono-
mer Fahrzeuge zuverlässig testen.

Der Vektorsignalgenerator R&S®SMBV100 B erzeugt Signale für alle


gängigen Satellitennavigationssysteme (GPS, ­GLONASS, Galileo,
BeiDou, QZSS, SBAS) in allen Frequenzbändern (L1, L2, L5).

20
© AVL
Die Fahrzeugtestumgebung AVL DRIVINGCUBE™ von AVL setzt die Fahrzeuge auf einem Prüfstand realistischen Fahrsituationen
aus. Dazu erzeugt der Vektorsignalgenerator R&S®SMBV100B die erforderlichen GNSS-Signale, mit denen die Tests realistischer
und die Testfahrten auf der Straße minimiert werden.

Tests mit AVL DRIVINGCUBE™ konsistent zur simulierten Fahrzeugbewegung erzeugt. Die
damit mögliche GNSS-basierte Fahrzeugpositionierung ist
Mit AVL DRIVINGCUBE™ werden Fahrerassistenzsysteme eine Kernfunktion des automatisierten Fahrens und lässt
sowie die automatisierten Fahrfunktionen selbstfahrender sich damit zuverlässig testen.
Fahrzeuge in einer virtuellen Umgebung getestet. Die Test-
fahrten finden mit einem realen Fahrzeug auf einem Rollen- Der Generator erzeugt Signale für alle gängigen Satelliten­
oder Antriebsstrangprüf­stand statt. Mittels realistischer navigationssysteme (GPS, ­GLONASS, Galileo, BeiDou,
virtueller Fahrszenarien werden Umfeldsensoren, Regel- QZSS, SBAS) in allen Frequenzbändern (L1, L2, L5). Sie
systeme und Aktuatoren im Fahrzeug reproduzierbar und sind somit auch für Tests von Mehrfrequenzempfängern
zuverlässig geprüft. geeignet, die beim automatisierten Fahren eine zuneh-
mend wichtige Rolle spielen.
GNSS-Simulation mit Generator von Rohde & Schwarz
Die zusätzliche GNSS-Simulation macht die Gesamtfahr-
Die Umgebungssimulationen werden nun um zeugsimulation nicht nur realistischer, sie erlaubt vor allem
GNSS-Signale erweitert und somit noch realistischer eine weitere Verlagerung der Tests von der Straße auf den
gestaltet. Als GNSS-Simulator dient der Vektorsignal­ Prüfstand. So können Straßentests in weitaus größerem
generator R&S®SMBV100B, der während der Testfahrt die Umfang als bisher reduziert und Fahrkilometer eingespart
GNSS-Signale, die zur Stimulation des im Fahrzeug ver- werden.
bauten GNSS-Empfängers erforderlich sind, in Echtzeit Dr. Markus Irsigler

| NEUES 222/2019 21
AUTOMOTIVE

RADARKONTROLLE
Analyse von Automotive-Radarsignalen mit dem Oszilloskop

Automotive-Radarsensoren müssen im Labor detailliert charakterisiert werden. Oszilloskope sind dafür prädestiniert, denn sie können
­mehrere Kanäle gleichzeitig analysieren und exakt zueinander in Bezug setzen.

22
Für Fahrer­assistenzsysteme wie auch für künf- Messaufbau
tige, vollständig autonom fahrende Fahrzeuge
werden derzeit kompakte Radarsensoren mit Die Radarsignale müssen mit externen Mischern
großer Reichweite und hoher Auflösung entwi- zuerst in den Bandbreitenbereich des Oszil-
ckelt. Diese im Frequenzband zwischen 76 GHz loskops heruntergemischt werden (Bild 1).
und 81 GHz operierenden Sensoren nutzen pha- Die in diesem Beispiel eingesetzten Mischer
sengesteuerte Gruppenantennen zur Gewin- R&S®FS-Z90 verwenden die 6. Harmonische
nung der Ortsinformation. Die Genauigkeit der eines Lokaloszillators (LO) zum Erzeugen der
gewonnenen Daten korreliert unmittelbar mit gewünschten Mischfrequenz. Als LO-Quelle
der Genauigkeit der relativen Phasenlage der dient der Signalgenerator R&S®SMA100B (siehe
emittierten Signale zueinander, sodass der Fein- auch Seite 50), als Radarsignalquelle das Evalua-
abstimmung des Antennensystems eine präzi- tionsboard eines kommerziellen Radarsensors.
sionsentscheidende Bedeutung zukommt.
Das Radarsystem verwendet ein sogenanntes
Das Charakterisieren dieser Sensoren in der Ent- Chirp-Sequence-Signal, das sich aus mehre-
wicklung erfordert wegen der hohen Frequen- ren, unmittelbar aufeinanderfolgenden Hochfre-
zen aufwendige Messtechnik. Für viele dieser quenzpulsen zusammensetzt. Jeder dieser Pulse
Messungen ist ein Spektrumanalysator wie der besteht aus einem ca. 4 GHz breiten Chirp. Der
R&S®FSW85 mit seiner hohen Messdynamik Sensor wird so konfiguriert, dass die Frequenz
und den ausgefeilten Analysemöglichkeiten her- des Radarsignals beginnend bei 77 GHz auf
* 5 GHz Analyse­ vorragend geeignet*, er verfügt jedoch nur über nahezu 81 GHz linear steigt (Up-Chirp). Ist eine
bandbreite für den einen Eingangskanal und kann deshalb die Pha- Sequenz abgeschlossen, folgt eine Pause von
Test von Automotive-
Radaren im E-Band. sendifferenz mehrerer Signale zueinander nicht mehreren Millisekunden (Inter Frame Time). In
NEUES (2018) Nr. messen. Hier sind Oszilloskope im Vorteil. Das dieser Zeit berechnet der Radarchip den Ort und
219, Seiten 30–32.
R&S®RTP beispielsweise kann mit seinen vier die Geschwindigkeit der erfassten Objekte.
Kanälen als phasenkohärenter Empfänger arbei-
ten und bis zu vier Signale gleichzeitig analysie- Von den Mischern gelangen die ZF-Signale an
ren und zueinander in Beziehung setzten. das Oszilloskop. Mit den in Hard- und Software

Messaufbau
Automotive-Radar Radarsignalanalyse
(77 GHz bis 81 GHz) ZF, z. B. 3 GHz CH 1
RX 1 HF

♦ ♦
1 2 ♦ ♦
3 4

RX 2 HF
Z.B. USB-Verbindung ZF, z. B. 3 GHz CH 2

♦ ♦
3 3 ¸RTP064 / ¸RTP084
Oszilloskop
Leistungsteiler
¸ZV-Z1227
PC mit

3 ♦
1 E-Band-Hornantenne FH-SG-90


Steuerungssoftware
2 Harmonischenmischer R&S®FS-Z90


3 Angepasste Kabel R&S®RT-ZA17

¸SMA100B
Signalgenerator

4 Adapter PBNC auf SMA (16 GHz)
R&S®RT-ZA16

Bild 1: Messaufbau für die Mehrkanal-Radaranalyse mittels Oszilloskop. Das Radarsignal wird mit den
Harmonischenmischern in eine Zwischenfrequenz von 3 GHz umgesetzt und an das Oszilloskop geleitet. Bei
einem Messaufbau mit nur einem Kanal entfallen der Leistungsteiler und ein Mischer.

| NEUES 222/2019 23
AUTOMOTIVE

vorhandenen De-Embedding-Funktionen des R&S®RTP ist dank des digitalen Triggers die
R&S®RTP können die S-Parameter der einzelnen gesamte Triggerpalette bis zur maximalen Band-
Komponenten im Signalpfad berücksichtigt und breite verwendbar.
Verluste kompensiert werden. Den Einfluss des
De-Embedding illustriert Bild 2. Das empfan- Ein einfacher Flankentrigger ist für diese
gene Signal wird im gesamten Frequenzbereich Messaufgaben nicht sinnvoll, denn er trig-
abgeschwächt und zu höheren Frequenzen hin gert das Oszilloskop aufgrund der Beschaffen-
mit fallender Amplitude detektiert (oberes Bild). heit des Radarpulses an nahezu jeder beliebigen
Diese Verluste korrigiert das De-Embedding Stelle des Signals. Nützlicher ist hier der Wei-
(unteres Bild), sodass das Oszilloskop den tat- tentrigger, mit dem auf die Pause (Inter Frame
sächlichen Signalverlauf analysieren kann. Time) zwischen den Radarpulsen getriggert wer-
den kann. Damit lassen sich einzelne Pulse oder
Einkanalanalyse auch ganze Pulssequenzen isolieren und analy-
sieren. Die Triggerbedingung ist auf bestimmte
Trigger Parameter des Radarsignals konfigurierbar, bei-
Für die zuverlässige Analyse von Signalen mit spielsweise um nur Pulse mit einer bestimmten
einem Oszilloskop sind stabile Triggerbedin- Dauer anzuzeigen (siehe hierzu auch die Appli-
Bild 2: Ein FMCW-Signal gungen unerlässlich. Oszilloskope beherrschen kationsschrift am Ende des Artikels).
bei deaktiviertem (obe- üblicherweise außer dem klassischen Flanken-
res Bild) und aktiviertem trigger auch fortgeschrittene Triggereinstellun- Demodulation
­De-Embedding (unten). gen. Je nach Hersteller sind diese jedoch nur bis Für eine möglichst große räumliche Auflösung
Die Korrektur des Fre- zu einer gewissen Bandbreite verfügbar. Beim arbeiten aktuelle Automotive-Radarmodule mit
quenzgangs rekonstru- Bandbreiten von bis zu 4 GHz. Das R&S®RTP
iert den tatsächlichen besteht die damit einhergehenden messtechni-
Signalverlauf. schen Anforderungen. Mit seiner hohen Abtast-
rate und dem großen Speicher erfasst es das
heruntergemischte Radarsignal mit ausreichend
hoher Abtastfrequenz. Bereits die in der Grund-
ausstattung vorhandenen Analyse­werkzeuge
reichen aus, um die Modulation innerhalb des
Radarsignals zu prüfen. Das verwendete Signal
beginnt bei 1 GHz und steigt linear auf 5 GHz
an. Eine erste Überprüfung dieser Frequenzen
beginnt mit der Frequenzmessung. Sie wird so
konfiguriert, dass innerhalb einer Erfassung sehr
viele Frequenzmessungen durchgeführt werden
(Frequency Track). Das Resultat ist die Darstel-
lung der heruntergemischten Frequenz über der
Zeit fZF (t).

Bei höheren Frequenzen liegen die Datenpunkte


näher beieinander und erschweren die Messung.
Häufig steigt dadurch auch das Rauschen, das
sich jedoch mit einem Tiefpassfilter der Mathe-
matikfunktion des Oszilloskops glätten lässt. Es
ist aber auch möglich, eine neue Skalierung auf
fZF (t) anzuwenden (Anhebung der Frequenz-
achse), um das Signal wie in der Luftübertra-
gungsstrecke fHF (t) darzustellen (Bild 3).

Weitere Messfunktionen helfen dabei, wichtige


Parameter wie die Anstiegszeit der linearen Fre-
quenzmodulation schnell zu bestimmen, z. B. die
FFT-Funktion des Oszilloskops. Damit wird der

24
zeitliche Verlauf des Radarsignals als Spektro­ Prüfen der Linearität eines FMCW-Radarsignals
gramm visualisiert. Diese beiden Analysemetho- (Frequency Modulated Continuous Wave), die
den (Bild 2 und Bild 3) erlauben eine erste Über- einen großen Einfluss auf die Doppler-Eigen-
prüfung der Bandbreite und der Modulation. schaften eines Ziels hat. Die VSE-Software­
option Transientenanalyse R&S®VSE-K60c führt
Pulsanalyse mit der Software VSE diese Messung mit hoher Genauigkeit durch
Die Software Vector Signal Explorer VSE ent- (Bild 4). Sie zeigt die Frequenzmodulation fZF (t)
hält ausgefeilte Analysewerkzeuge zum Unter- an und berechnet die Abweichung von der idea-
suchen von Radarsignalen, beispielsweise zum len Phase. Die Software kann direkt auf dem

Bild 3: Oben: Mit passen-


der Skalierung und Filte-
rung wird das Signal wie
in der Luftübertragungs-
strecke fHF(t) dargestellt.
Messfunktion ergeben
wichtige Parameter wie
den Frequenzanstieg des
Chirps (slew rate). Unten:
Die FFT zeigt den Leis-
tungsverlauf entlang des
Chirps an.

Bild 4: Transienten­
analyse eines Chirp-
Sequence-Signals mit
der VSE-­Softwareoption
Transientenanalyse
R&S®VSE-K60c. Links
oben ist die Leistung
der Pulse als Funktion
der Zeit dargestellt. Die
lineare Frequenzmodula-
tion ist in der Mitte oben
sowie im Spektrogramm
(links unten) zu sehen.
Die Software listet die
Eigenschaften detektier-
ter Pulse tabellarisch auf
(unten Mitte), sie kön-
nen auch grafisch detail-
liert untersucht werden,
wie die Chirp-Rate sowie
Abweichungen der Fre-
quenz (rechts).

| NEUES 222/2019 25
AUTOMOTIVE

Oszilloskop installiert werden, die Daten werden die FFT-Funktion des R&S®RTP hilfreich. Zuerst
z. B. per Ethernet an einen Rechner übertragen werden die Ampli­tudenspektren der einzelnen
und dort ausgewertet. Kanäle erzeugt und dann in einem dritten Kanal
per Mathematik-Funktion die Differenz gebildet.
Phasen- und Amplitudendifferenz
mit Mehrkanalanalyse Für die Phasenmessung wird der Analyse­
bereich auf einen engen zeitlichen Korridor
Viele Automotive-Radare sind mit mehreren begrenzt und aus den per FFT ermittelten Pha-
Empfangs- und Sendeantennen (Arrays) aus- seneigenschaften die Differenz der beiden Pha-
gestattet. Diese bewirken die Richtwirkung der sen der Eingangskanäle gebildet (Bild 5). Der
Antennen und erlauben das Beamforming oder Vorteil des Umwegs über die FFT liegt im grö-
die Richtungsdetektion der Ziele. Um beispiels- ßeren zeitlichen Analysebereich. Während eine
weise die Sendeeigenschaften gezielt zu unter- einzelne Messung der Phasendifferenz im Zeit-
suchen, können mehrere Mischer gleichzeitig bereich stark von Rauschen dominiert sein kann,
am Oszilloskop betrieben werden. Der Aufbau werden im Frequenzbereich mehrere Perioden
ähnelt demjenigen für die Einkanalanalyse, das des Signals miteinander verglichen, weshalb die
LO-Signal muss lediglich an alle Mischer verteilt Messungen mit einer deutlich kleineren Mess-
werden (Bild 1). unsicherheit behaftet sind.
Bild 5: Mehrkanal-
messung einer Chirp- Als phasenkohärenter Empfänger bietet das Fehlersuche durch Korrelation von Radarsignalen
Sequenz. Dargestellt sind Oszilloskop die Möglichkeit, mehrere Signale mit anderen elektrischen Signalen
die Pulse im Zeitbereich zueinander in Bezug zu setzen. Übliche Analy-
(oben), die Spek­tren der sen sind die Unterschiede in der Phase und die Das R&S®RTP kann die Amplituden- und
einzelnen Kanäle (Mitte) Differenz der beiden Spektren. Auch dafür ist Phasen­differenz mehrerer Antennenpfade
sowie die Amplituden-
(links unten) und Phasen-
differenz (rechts unten).

26
gleichzeitig messen und die Radarsignale mit Pulsanalyse­software R&S®VSE unterstützen bei
weiteren elektrischen Signalen wie der Span- der Charakterisierung und der Fehlersuche.
nungsversorgung oder mit digitalen Bussignalen Dr. Ernst Flemming, Dr. Andreas Ritter
korrelieren (Bild 6). Insbesondere die simultane
Erfassung des CAN- oder Automotive-­Ethernet-
Signals zusammen mit den Radarsignalen ist bei
der Entwicklung und Fehlersuche hilfreich. So Die Analyse von
kann die Analysezeit des Radarsensors als Ver- Radarsignalen ist
zögerung zwischen dem Radarsignal und dem ausführlich in der
Busprotokoll unmittelbar bestimmt werden. Applikationsschrift
Überschreitet die gemessene Verzögerung eine „Automotive Radar
zeitliche Vorgabe, ist das für den Einsatz in auto- – Chirp Analysis
nomen Fahrzeugen nicht akzeptabel. with R&S®RTP
Oscilloscope“
Fazit beschrieben.

Das Oszilloskop R&S®RTP eignet sich hervor-


ragend zum Charakterisieren der neuen Radar-
sensorgeneration. Die Radarsignale werden ent-
weder direkt vom Radarsensor als Basisband-
signal abgegriffen oder per Mischer auf die
Bandbreite des Oszilloskops heruntergemischt.
Die ausgefeilten Trigger- und Analysewerk- Bild 6: Zeitmessung zwischen Radarsignal (links) und CAN-Protokoll-
zeuge des Oszilloskops und die leistungsfähige frame (rechts). Das Oszilloskop triggert auf das Radarsignal und misst
mit der Messfunktion „Trigger to Frame“ (unten) die Zeitdifferenz von
9,54 ms zwischen dem Aussenden des Radarsignals und dem Start
der Protokollübertragung.

| NEUES 222/2019 27
AEROSPACE & DEFENSE

REALISTISCHE
RADARSIGNALE
­FÜRS TEST-
GELÄNDE
­Vektorsignalgenerator und
­Simulationssoftware erzeugen
Radarsignale höchster ­
Komplexität für den Test von
ELINT- und Radar­warn­
empfängern

© antonmatveev/adobestock.com

28
Die Fortschritte auf dem Gebiet der elektronischen Radaraufklärung (ELINT) und der Radarfrühwarnung machen
den Test von Radarerfassungstechnik immer anspruchsvoller. Diese muss mit komplexen und hochdichten Radar­
szenarien zurechtkommen. Die hier vorgestellte Lösung kann sie generieren.

Während ELINT-Systeme dazu dienen, unbe- Radarsimulation im Labor


kannte Radarsignale zu erfassen und zu ana-
lysieren, haben Radarwarnempfänger die Auf- Der Simulator kann alle aktuellen und künftig zu
gabe, Radarsignale blitzschnell zu identifizie- erwartenden Radarsignale erzeugen. Für Tests
ren und zu bewerten, um bei Gefahr unverzüg- im Labor ist lediglich der HF-Ausgang des Gene-
lich Gegenmaßnahmen einleiten zu können. rators mit dem Eingang des Prüflings zu verbin-
Beide Produktklassen müssen ihre Fähigkeiten den (Bild 1). Die Signale werden in der Simula-
vor einem operativen Einsatz in Labor- und Feld- tionssoftware R&S®Pulse Sequencer konfigu-
tests unter Beweis stellen. Dafür werden Test­ riert. Sie bietet dafür vielfältige Funktionen und
signale benötigt, die das Equipment mit einer erzeugt Signale mit bis zu 3,3 Millionen Pulsen
realistischen und repräsentativen Signalumge- pro Sekunde von einem oder mehreren Emit-
bung konfrontieren. tern, die statisch oder bewegt sein können. Die
Simulation überlagerter Pulse, die bei gleichzei-
Rohde & Schwarz bietet eine solche Lösung tig sendenden Radaren auftreten, bringt maxi-
auf der Basis des Vektorsignalgenerators male Realitätstreue ins Labor.
R&S®SMW200A. Der Generator bildet zusam-
men mit der PC-Simulationssoftware R&S®Pulse Radarwarnempfänger nutzen die Eingangssig-
Sequencer einen leistungsfähigen Radarsimu- nale mehrerer Antennen, um die Richtung zum
lator. Das Duo stellt alles bereit, was für tiefge- Emitter zu bestimmen. Auch diese Funktionalität
hende und gründliche Tests erforderlich ist. Der lässt sich im Labor testen. Dazu werden meh-
Simulator erzeugt hochdichte Szenarien mit rere Generatoren gekoppelt, die Empfangssig-
mehreren hochauflösenden komplexen Radar- nale für jedes Antennenelement berechnet und
signalen für jeden Testbedarf: für die frühe Ent- synchron abgespielt.
wicklungsphase im Labor, die Prüfung von Kom-
plettsystemen in der Fertigung sowie Tests im
Feld und in der Wartung.

Bild 1: Kompakter, leis- Software Vektorsignalgenerator Radar-


tungsfähiger Radar- ¸Pulse Sequencer ¸SMW 200A warnempfänger

simulator fürs Labor,


bestehend aus dem HF DUT

Vektorsignalgenerator
LAN
R&S®SMW 200A und
der Simulationssoftware
R&S®Pulse Sequencer.

Hauptmerkmale
► Präzise Simulation mehrerer, individuell konfigurierbarer Radaremitter
► Erzeugung von bis zu 3,3 Millionen Pulsen pro Sekunde
► Komplexe Pulsformen inklusive AMOP, FMOP, PMOP sowie linearer und nicht linearer
Chirps
► Simulation von Szenarien mit überlagerten Pulsen
► Definition der Puls-zu-Puls- und Burst-zu-Burst-HF-Agilität durch beliebige Interpuls­
modulation
► Konfiguration von bis zu 256 Emittern
► Definition von Antennendiagrammen und -scans
► Definition beweglicher und statischer Emitter
► Kopplung mehrerer Generatoren zur Prüfung der Peilfähigkeit

| NEUES 222/2019 29
AEROSPACE & DEFENSE

Entfernung ca. 1,3 km


© Google

Standort der Standort des Vorfeld Bild 2: OTA-Live-Demon-


Radarempfänger (SUT) Radarsimulators stration auf dem Flug­
hafen Tartu, Estland.

Radarsimulation auf dem Testgelände Um die Strecke zu den Empfängern zu über-


winden, kamen ein Breitbandverstärker
Auf der 2019er Veranstaltung der regelmäßig R&S®BBA150 für Signale bis 6 GHz und zwei
stattfindenden EW-Live-Show in Tartu, Estland, Mikrowellen-Richtantennen R&S®AC008 mit
konnte sich das Fachpublikum von der Leis- unterschiedlichen Feeds zum Einsatz. Die Sig-
tungsfähigkeit des Simulators überzeugen (Bil- nale bis 6 GHz wurden per HF-Combiner addiert
der 2, 4 und 5). Dieser wurde in einem praxis- und nach der Verstärkung an die eine Richt-
gerechten Over-the-Air(OTA)-Setup betrieben, antenne gelegt. Die X-Band-Signale wurden
das eine Freiraumdistanz von 1,3 km bis zu den über die zweite Antenne abgestrahlt; durch den
empfangenden ELINT- und Radarwarngeräten höheren Antennengewinn im X-Band konnte
überbrückte. Generiert wurden Signale im Fre- hier auf einen zusätzlichen Verstärker verzichtet
quenzbereich von 3 GHz bis 10 GHz. werden.

Als Signalquelle diente ein R&S®SMW200A mit Bild 3 zeigt einen Signalplan für den zweika-
zwei HF-Pfaden bis 20 GHz, angesteuert von naligen R&S®SMW200A. Aufgrund der gro-
der R&S®Pulse Sequencer-Software. Zusätz- ßen internen Modulationsbandbreite von 2 GHz
lich waren vier kompakte HF-Quellen vom des R&S®SMW200A ist es möglich, die Signale
Typ R&S®SGT100A für die Simulation weite- mehrerer Radare mit einem einzigen HF-Pfad
rer Radare bis 6 GHz in das System integriert. zu erzeugen. In diesem Szenario generiert der
So konnten Szenarien mit zehn Radar­emittern Simulator sechs Radarsignale (drei pro HF-Pfad)
gleichzeitig erzeugt werden. gleichzeitig. Die R&S®Pulse Sequencer-Software

Radar mit Bild 3: B


­ eispielhafter
LFMOP Frequenzagiles Radar Komplexes Radar mit
Einfaches Radar (3 MHz) mit LFMOP (40 MHz) Multimode-Radar Einfaches Radar LFMOP (3,5 MHz) ­Signalplan für die
EW-Live-Show in

50 MHz 5 MHz Tartu. Die beiden


HF-Pfade des Genera-
tors R&S®SMW200A
erzeugen sechs Radar-
5200 MHz 5300 MHz 5700 MHz 8800 MHz 9212 MHz 9310 MHz
emitter unterschiedli-
cher Komplexität in zwei
R&S®SMW200A – HF-Pfad A R&S®SMW200A – HF-Pfad B Frequenzbereichen.

30
nutzt hierfür einen Algorithmus, um Signale Mit HF-Pfad A werden Signale von Systemen
innerhalb eines Pfads zu verschachteln und mit einer Betriebsfrequenz zwischen 5 GHz und
Pulse auf Basis eines benutzerdefinierten Prio- 6 GHz erzeugt, mit HF-Pfad B solche im 9-GHz-
ritätsschemas zu verwerfen, falls diese überlap- Bereich. Durch die Aufteilung auf zwei Pfade
pen. Die Signale sind so angeordnet, dass ein können sehr realistische Szenarien auch mit
Minimum an Pulsen verworfen wird. überlappenden Pulsen simuliert werden.

Der Signalplan beschreibt unterschiedliche


Radarsignaltypen von einfachen unmodulierten
Bild 4: Die Signalgenera- bis hin zu komplexen I/Q-modulierten Pulsfor-
toren und Verstärker pas- men (z. B. AMOP, FMOP oder PMOP, Chirps und
sen in ein kleines Rack. Barker-codierte Pulse). Darüber hinaus werden
Die R&S®Pulse Sequen- diverse Interpuls-Modulationspro­file wie variable
cer-Software läuft auf Pulsfolgefrequenzen und Fre­quenzsprünge ver-
einem herkömmlichen wendet. Auch ein Multimode-Radar mit fre-
Laptop. quenz- und zeitagilem Verhalten sowie verschie-
denen Antennendiagrammen und -scans war
inkludiert.

Die Demonstration hat gezeigt, dass Radarfeld-


tests schon mit vergleichsweise geringem Auf-
wand unter Einsatz von Standardkomponen-
ten auf hohem Niveau möglich sind. Hersteller
und Anwender können in kürzester Zeit am Ort
ihrer Wahl ein Setup installieren, mit dem sich
die Leistungsfähigkeit ihrer Systeme überprü-
fen lässt.
Sebastian Kehl-Waas

Bild 5: Sendestation in
einem Zelt mit den bei-
den im Freien aufgestell-
ten Mikrowellen-Richt­
antennen R&S®AC008.

| NEUES 222/2019 31
EMV / FELDSTÄRKE

STÖRSTRAHLUNGEN
IM VISIER
Verlässliche Precompliance-Tests schon mit kleinem Budget

Der universelle Spektrumanalysator R&S®FPL1000 wildert


jetzt auch im Gebiet der Spezialisten. Mit EMI-Messfunktion
geht er dem Störverhalten von Messobjekten auf den Grund.

Bild 1: Die Fülle an Mess-


funktionen und die hohe
Messgenauigkeit machen
den R&S®FPL1000 für alle
Standard-Messaufgaben in
Entwicklung, Service, Pro-
duktion sowie Forschung und
Lehre geeignet.

32
Bild 2: Beispielmessung mit
der Option EMI Application
R&S®FPL1-K54. Zwei Detektoren Der Spektrumanalysator R&S®FPL1000 (Bild 1) notwendigen steileren Filterflanken führt. Diese
werden für den Sweep genutzt: präsentiert sich in seiner Preisklasse mit ­bisher Filter sind in den Standards CISPR 16-1-1 und
positive peak (gelbe Kurve) und nicht gekannten Leistungsmerkmalen (siehe MIL-STD-461 definiert (CISPR 16-1-1: 200 Hz,
average (blaue Kurve). Passend auch den Artikel ab Seite 36). Die Option 9 kHz, 120 kHz und 1 MHz; MIL-STD-461: 10 Hz,
zum gewählten Standard zeigen EMI Application R&S®FPL1-K54 erweitert sei- 100 Hz, 1 kHz, 10 kHz, 100 kHz und 1 MHz). Sie
normgerechte Grenzwertlinien nen Funktionsumfang für EMI-Anwendungen alle sind Bestandteil der Option R&S®FPL1-K 54.
Überschreitungen (rot). Identifi- zum Erfassen leitungsgebundener und gestrahl-
zierte Maxima (Auto Peak Search) ter Störemissionen (Bild 2) bis zu einer Fre- CISPR 16-1-1 beschreibt außerdem EMI-spezi-
werden in der Tabelle gelistet. quenz von 3 GHz (R&S®FPL1003) oder 7,5 GHz fische Detektoren: Quasipeak, CISPR ­Average
Auch die Messergebnisse der (R&S®FPL1007). Dank der hochwertigen HF-Sig- und RMS Average. Der Quasipeak-Detektor
automatischen Nachmessung nalverarbeitung des Spektrumanalysators ent- wurde eingeführt, um die von einer Pulsfrequenz
(Quasipeak und CISPR ­Average) sprechen die Messergebnisse häufig nahezu abhängige Störwirkung auf den analogen (AM-)
sind mit finaler Bewertung denen, die man mit spezialisierten und deutlich Funkempfang abzubilden. Die wahrgenommene
enthalten. teureren EMI- bzw. ­Compliance-Messgeräten Störung nimmt zu niedrigeren Pulsfolgefrequen-
erzielt. Damit ist der R&S®FPL1000 eine zen hin ab. Dies bedeutet, dass ­Störpegel bei
preisgünstige Lösung für aussagekräftige niedrigen Pulsfrequenzen mit geringeren Wer-
Precompliance-Anwendungen. ten angezeigt werden als bei Verwendung des
Peak-Detektors. Der Quasipeak-Detektor führt
Messungen nach allen gängigen Standards somit niemals zu höheren Bewertungen als mit
dem Peak-Detektor und erfordert nach Standard
Filterform und -breite können bei Spektrumana- eine minimale Messzeit von 1 s.
lysatoren in der Regel aus vielen vordefi­nierten
ausgewählt werden. Die Breite der RBW-Fil- Der CISPR-Average-Detektor hat, wie auch
ter gängiger Analysatoren wird über die 3-dB- der Quasipeak- und der RMS-Average-Detek-
Punkte der Filter festgelegt. Für EMI-Messungen tor, eine Zeitkonstante, um das Anzeigeverhal-
schreiben die Standards aber spezielle ­Filter ten eines analogen Zeigerinstruments nach-
mit 6-dB-Punkten vor, was zu den dafür zubilden (Kompatibilität zu früheren analogen

| NEUES 222/2019 33
EMV / FELDSTÄRKE

Spektrumanalysator V-Netznachbildung
¸FPL1000 ¸ENV216

DUT

Stromversorgung

HF-Anschluss

Spektrumanalysator
R&S®FPL1000

Bild 3: Oben: Leitungs-


gebundene Messungen
HF-Anschluss mit V-Netznachbildung.
Unten: Strahlungsmes-
sung mit Sonden.

Messgeräten). Dies führt gegebenenfalls zu überprüft (Bild 3). Grenzwerte und zu prüfender
einer höheren Anzeige als mit dem RMS-­ Frequenzbereich sind in den jeweiligen Produkt-
Average-Detektor. ­Letzterer dient dazu, die von standards vorgegeben. Bei ­kommerziellen Pro-
der Pulsfrequenz abhängige Störwirkung auf dukten liegt der Frequenzbereich für leitungs-
den digitalen Funkempfang abzubilden. gebundene Messungen zwischen 9 kHz und
30 MHz, der für Strahlungsmessungen zwi-
Die Option R&S®FPL1-K54 beinhaltet alle drei schen 30 MHz und typisch 6 GHz. Das 7,5-GHz-
beschriebenen Detektoren. Modell R&S®FPL1007 unterstützt damit einen
Großteil der Produktstandards im kommerziel-
Nach CISPR-Standard muss ein EMI-Mess­ len Sektor. Zusätzlich können auch einige Mess­
gerät speziell definierte Pulse mit Wiederhol- objekte nach MIL-STD-461 überprüft werden.
raten bis zum Einzelimpuls mit gewissen Tole-
ranzen pegelrichtig erfassen. Einzelpulsmes- Über 130 Grenzwertlinien sind in der Option
sungen schaffen nur Spezialisten mit sehr R&S®FPL1-K54 enthalten. So kann der Analy-
hohem Dynamikumfang, der in der Regel eine sator Überschreitungen eigenständig erken-
(teure) Vorselektion voraussetzt. Generiert das nen und markieren. Das Gerät misst typischer-
Messobjekt jedoch nur Pulse mit Wiederhol- weise mit dem Positive-Peak-Detektor vor,
raten ≥ 20 Hz, sind auch weniger aufwendige erkennt Peaks automatisch und misst diese
Geräte wie der R&S®FPL1000 geeignet, stan- mit einem individuell konfigurierbaren Detek-
dardkompatible Messungen durchzuführen. tor nach. Dies ist besonders hilfreich, wenn der
Standard die Verwendung eines Detektors mit
Für geleitete und gestrahlte Störungen längerer Messzeit vorsieht, zum Beispiel den
Quasipeak-Detektor. Die längere Messzeit ist
Die zentrale Aufgabe bei EMI-Messungen ist somit nur für die kritischen Peaks erforderlich.
es, die vom Prüfling ausgehenden Störsignale
mit Grenzwerten zu vergleichen. Dabei ­werden Weitere Funktionen für EMI-Anwendungen
sowohl leitungsgebundene Störsignale, bei-
spielsweise auf angeschlossenen Strom- oder Die Option R&S®FPL1-K54 ­stattet den Spek­
Datenkabeln, als auch abgestrahlte Störsignale trum­analysator mit weiteren für EMI-­Anwen­

34
dungen hilfreichen Funktionen aus (ggf. sind Einsatz in größeren Testsystemen oder wenn
weitere ergänzende Optionen erforderlich). anwendergeführte EMI-Messungen gewünscht
Mit dem ­Tracking-Generator lassen sich die werden, lässt er sich in die Messsoftware
­Transducer-Faktoren von Komponenten wie R&S®ELEKTRA einbinden.
Kabeln oder Adaptern einfach ermitteln und im
Gerät speichern, sodass der R&S®FPL1000 den Die Option EMI Application ist auch für wei-
gemessenen Pegel automatisch um den Einfluss tere, leistungsstärkere ­Spektrumanalysatoren
der verwendeten Komponenten korrigiert. Über verfügbar (Bild 4). Für diese Analysatoren bie-
den eingebauten Lautsprecher können Signale tet Rohde & Schwarz eine Kalibrierung der
an ausgewählten Frequenzen zur akustischen CISPR-Detektoren an. Ist sichergestellt, dass
Beurteilung AM- oder FM-demoduliert werden. der Prüfling keine Pulse mit einer Wiederhol-
rate unter 20 Hz abgibt, können diese kalibrier-
Bei Störspannungsmessungen wird der Prüfling ten Spektrumanalysatoren auch für normenkon-
an eine Netznachbildung angeschlossen. Diese forme EMI-Messungen eingesetzt werden.
versorgt den Prüfling mit Strom, bildet eine
genormte Lastimpedanz nach, koppelt die hoch- Bald auch mit Reportfunktion
frequente Störspannung zur Messung aus und
entkoppelt den Messkreis von Netzstörungen. Für Anfang 2020 ist die Erweiterung der
Über den R&S®FPL1000 kann eine angeschlos- EMI-Applikation um eine Reportfunktion
sene Netznachbildung wie die R&S®ENV216 geplant. Diese wird über ein kostenloses Firm-
fernbedient werden. Dies erleichtert bei größe- ware-Update auch für bereits ausgelieferte
ren Abständen zwischen Messgerät und Netz- R&S®FPL1000 zur Verfügung stehen.
nachbildung die Durchführung der Messung.
Die EMI-Software ist standardmäßig vorgerüstet
Durch den Gleichspannungseingang und die und wird per Keycode aktiviert. Weitere Details
Möglichkeit zum Betrieb mit dem integrier- zur Option sind in dem zugehörigen Option
ten Akku ist der Analysator auch mobil, zum Sheet enthalten (Internetsuche FPL1000 option
Bild 4: Tabellarische Übersicht Beispiel in Fahrzeugen zu betreiben. Für den sheet).
der Spektrumanalysatoren, für Thomas Tobergte
die die Option EMI Application
R&S®x-K54 angeboten wird.

Typ R&S®FSW R&S®FSVA R&S®FSV R&S®FSVR R&S®FPL1000

Niedrigste Frequenz 2 Hz 10 Hz 10 Hz 10 Hz 5 kHz

8 / 13,6 / 26,5 / 43,5 / 4 / 7 / 13,6 / 30 /


Frequenz je nach M
­ odell 4 / 7 / 13,6 / 30 / 40 GHz 7 / 13,6 / 30 / 40 GHz 3 / 7,5 GHz
50 / 67 / 85 GHz 40 GHz

Kalibrierzertifikat
■ ■ ■ ■ –
(Pulswiederholrate > 20 Hz)

Messpunkte je Trace
Bis zu 100 001 / 200 001 Bis zu 32 001 / 200 001 Bis zu 32 001 / 200 001 Bis zu 32 001 / 200 001 Bis zu 100 001 / 200 001
(mit Option R&S®x-K54)

Echtzeit-Spektrumanalyse
(Persistenzanzeige, Spektro- Bis zu 800 MHz – – Bis zu 40 MHz –
gramm, Frequenzmaskentrigger)

Steuerung externer
Trackinggenerator ■ ■ – ■
­Generatoren

DC-Betrieb – ■ ■ – ■

Akkubetrieb – ■ ■ – ■

| NEUES 222/2019 35
ALLGEMEINE MESSTECHNIK

FÜR DRINNEN
UND DRAUSSEN
Wer einen hochwertigen HF-Allrounder sucht,
findet im R&S®FPL1000 ein attraktives Angebot

Bild 1: Mit entsprechen- Kompakter als im Spektrumanalysator R&S®FPL1000 kann man so viel Leistung nicht verpacken. Das handliche
den Messköpfen ist der „Messköfferchen“ hat es in sich und bietet nicht nur eine Vielzahl an Spektrumsmessungen, sondern analysiert auch
R&S®FPL1000 auch für digital modulierte Signale und misst Leistungen hochpräzise – auf Wunsch akkubetrieben.
präzise Leistungsmes-
sungen einsetzbar. Beeindruckende Performance – Seine technischen Daten machen den
wo immer sie benötigt wird R&S®FPL1000 zum Primus inter Pares in seiner
Klasse. Bemerkenswert sind ein Phasenrauschen
Außer der ­klassischen von –108 dBc (10 kHz Offset, 1 GHz Träger),
Spek­trum­analyse ein TOI von +20 dBm und dank des eingebau-
beherrscht das Gerät ten Vorverstärkers ein DANL (Displayed Average
(Bild 1) schon in Noise Level) von –167 dBm (10 MHz bis 2 GHz).
der Basiskonfi-
guration Funktio- Bei der geringen Tiefe des Geräts (235 mm)
nen wie die Spek- bleibt viel Platz auf dem Labortisch für das
trogrammmessung, eine Fülle spektraler Mes- Messobjekt. Das 10,1"-Display stellt im
sungen wie CP, ACLR, C/N, C/N0, OBW, u. v. m. MultiView-Modus verschiedene Messungen auf
(Bild 2) sowie Gated-Sweep-Messungen für einen Blick dar. Die Bedienoberfläche ist einfach
gepulste Signale. Weitere Messfunktionen wie zu nutzen und selbsterklärend. Nur 6 kg schwer,
die Analyse analog oder digital modulierter Sig- ist der R&S®FPL1000 mit eingebautem Akku
nale oder Verstärkermessungen (Rauschzahl, und Transport­tasche auch im Feld komfortabel
Verstärkung, Y-Faktor) sind optional verfügbar. einsetzbar.
Bild 2: ­Standardmäßig
werden diverse fortge-
schrittene Spektrum- Analyse bis 7,5 GHz
Messmodi unterstützt.
Der R&S®FPL1000 wird in
zwei Grundmodellen mit Fre-
quenzbereichen von 5 kHz bis
3 GHz oder 7,5 GHz angebo-
ten und kann durch eine Reihe
von Optionen wie beispiels-
weise Demodulation von ana-
logen AM- / FM- / ΦM-Signalen,
Rauschzahlmessungen und
EMI-Messungen (siehe Artikel
ab Seite 32) erweitert und
an die jeweilige Messaufgabe
angepasst werden. Zwei Optio-
nen seien im Folgenden näher
beschrieben.

36
Bild 3: Mit der Option
Vektorsignalanalyse geht
der R&S®FPL1000 digital
modulierten Signalen auf
den Grund, hier einem
64QAM-Signal.

Vektorsignalanalyse Skalare Netzwerkanalyse mit


internem Signalgenerator
Die Softwareoption R&S®FPL1-K70 unterstützt
die Demodulation von Digitalsignalen – von ein- Mit der Hardwareoption R&S®FPL1-B9 steht
fachen MSK-Signalen bis zur 4096QAM – mit für beide Modelle des R&S®FPL1000 ein inter-
einer Bandbreite von 40 MHz und demodu- ner Generator bis 3 GHz oder 7,5 GHz zur Ver-
liert auch zahlreiche Standards wie Bluetooth®, fügung, der als unabhängige CW-Quelle und als
ZigBee, DECT, DVB-S2, u. v. m. Der Anwender Mitlaufgenerator betrieben werden kann (Bild 4).
kann darüber hinaus eigene Modulations­arten Der breite spektral reine Pegelbereich des Gene-
definieren und als neue Standardmessung able- rators von –60 dBm bis +10 dBm erlaubt Mes-
gen. Die Option enthält einen digitalen E
­ qualizer sungen mit hoher Dynamik. Bild 4: Dialogfeld zur
zur Korrektur der Kanalantwort, eine automa- Konfiguration des inter-
tische Korrektur von I/Q-Fehlern und stellt die nen Generators.
Messwerte in tabellarischer und grafischer Form
dar (Bild 3).

Die Option R&S®FPL1-K70M (Multimodula-


tionsanalyse) erweitert die R&S®FPL1-K70 und
unterstützt die Analyse von DVB-S2X-Signalen.
Eine zusätzliche Erweiterung ist die Option
R&S®FPL1-K70P, die die Bestimmung der Bitfeh-
lerrate (BER) ermöglicht.

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

Bild 5: Messung eines


SAW-Filters mit Bestim-
mung der Durchlass-
bandbreite und Güte und
zur Qualifizierung des Fil-
ters anhand einer Filter-
maske (Grenzwertlinien).

Mithilfe der CW-Quelle kann der Anwender bei- eines Filters geprüft wird, sowie Grenzwertlinien,
spielsweise auf einfache Weise die Harmoni- die dabei helfen, ein Filter anhand einer vorge-
schen aktiver Bauelemente bestimmen. Der gebenen Maske zu qualifizieren (Bild 5).
Betrieb als Mitlaufgenerator ermöglicht die ska-
lare Netzwerkanalyse – beispielsweise die Mes- Fazit
sung der Frequenzantwort eines Bandpasses
in absoluter oder normierter Darstellung. Mit Der geringe Platzbedarf, die Unabhängigkeit
verschiedenen Kalibriermethoden (Transmis- vom Stromnetz, die Fülle an Messfunktionen
sion, Short und Open) wird z. B. die Dämpfung und -möglichkeiten sowie die hohe Präzision
der HF-Kabelverbindungen zum Messobjekt machen den R&S®FPL1000 zum idealen Allroun-
berücksichtigt. der für Entwicklung, Service und Produktion
sowie für den Einsatz in Universitäten, im Labor
Zahlreiche Standardfunktionen vereinfachen die oder im Feld.
Auswertung und Automatisierung der Messung. Klaus Theißen
Dies sind unter anderem die Markerfunktion
„n-dB down“, mit der die Durchlassbandbreite

38
10 GBIT/S IN ECHTZEIT
Signalintegritätstests und Fehlersuche an digitalen Schnittstellen

Highspeed-Schnittstellen wie USB 3.1 Gen1/2, PCI Express Gen2/3 oder DDR3/4 erfordern adäquate Messtechnik
bei der Inbetriebnahme und entwicklungsbegleitenden Fehlersuche. Die neuen Oszilloskope R&S®RTP bringen alle
Eigenschaften und neue Funktionen mit, um solche Aufgaben effektiv und genau zu bewältigen.

Test serieller Schnittstellen mit Datenraten Für die erforderlichen Signalintegritätsmessun-


bis 10 Gbit/s gen sind Realtime-Oszilloskope prädestiniert.
Ihre Bandbreite muss jedoch mindestens drei-
Die in elektronischen Geräten und ­Baugruppen mal so groß sein wie die fundamentale Frequenz
allgegenwärtigen USB- und PCI-Express-Schnitt­ des digitalen Signals. So erfordern beispiels-
stellen sowie die Display- und Kameraschnitt- weise Messungen an einer PCI-Express-Schnitt-
stellen mit ihren hohen Datenraten erfordern stelle der 3. Generation mit einer ­maximalen
bei der Entwicklung eine Labormesstechnik, die Datenrate von 8 Gbit/s ein 12-GHz-­Oszilloskop.
Schritt hält. Beim Design der Highspeed-Module Für USB-Signale nach Standard 3.1 Gen2 mit
und -Schnittstellen ist darauf zu achten, dass 10 Gbit/s sind 15 GHz Bandbreite nötig. Zur
die Signalpfade über Stecker, Leiterplattenbah- Decodierung von Protokolldaten genügt theore-
nen, Durchkontaktierungen (Vias) etc. so dimen- tisch eine Messbandbreite, die der Datenrate der
sioniert sind, dass die Übertragungsverluste und zu testenden Schnittstelle entspricht.
Verzerrungen die angestrebte maximale Daten-
rate und minimale fehlerfreie Übertragungszeit Die neuen Oszilloskope der Familie R&S®RTP
(Bit Error Rate) nicht begrenzen. (Bild 1) mit ihren Bandbreiten von 13 GHz Bild 1: ­Oszilloskop
R&S®RTP164
(16 GHz) mit Tastkopf
R&S®RT-ZM160 (16 GHz).

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

Bild 2: Datenauge eines bzw. 16 GHz sind für alle Messungen an typi-
5-Gbit/s-USB-Signals schen Highspeed-Schnittstellen mit Datenra-
unter Einsatz CDR-basier- ten bis 10 Gbit/s einsetzbar. Mit seinem kom-
ter Triggerung. pakten Design und flüsterleisen Betrieb ist das
R&S®RTP im Gegensatz zu typischen High-End-
Geräten anderer Hersteller bestens für den stän-
digen Laborbetrieb geeignet.

Integrierte Hardware-Clock-Data-Recovery für


schnelle Augendiagrammtests

Zur Beurteilung der Übertragungsqualität ist


der Augendiagrammtest eines der wichtigsten
Werkzeuge. Nur ein offenes Auge bestätigt die
Bild 3: ­Einstellungen fehlerfreie Übertragung von Daten. Dabei müs-
für den seriellen sen jedoch der Jitter (Abweichungen der Signal­
­Patterntrigger mit Hard- flanken in der Zeitachse) und das Rauschen
ware-CDR für schnelle (Abweichungen der Signalpegel) über einen län-
und kontinuierliche geren Zeitbereich betrachtet werden, um eine
Augendiagrammtests. statistisch ausreichende Messsicherheit zu
bekommen. Dies ist mit bisherigen Augendia-
grammfunktionen besonders langwierig, da sie
die Augenberechnung für einzelne Messkurven
erst in der Nachverarbeitung durchführen.

Mit den Oszilloskopen R&S®RTP sind Augentests


hardwarebeschleunigt. Die neue Option Seriel-
ler Patterntrigger R&S®RTP-K141 beinhaltet eine
Bild 4: Untersuchung des
in der Triggerhardware realisierte Clock Data
Jitter- und Rauschverhal-
Recovery (CDR), die Datenraten bis 16 Gbit/s
tens eines PCI-Express-
unterstützt. Die CDR extrahiert den eingebette-
Signals der 3. Genera-
ten Takt aus dem seriellen Schnittstellensignal
tion (8 Gbit/s) mit verti-
und kann für jeden Eingangskanal des Oszillo-
kalem und horizontalem
skops gewählt werden. Dieses Taktsignal dient
Histogramm.
als Zeitreferenz für die Triggerung und Darstel-
lung der Messkurve und des Auges. Mit dieser
CDR-basierten Triggerung „sieht“ das Oszillo-
skop das Daten­signal genau so wie der Empfän-
ger einer seriellen Schnittstelle, da dieser eben-
falls eine CDR verwendet. Bild 2 zeigt ein Bei-
spiel für ein Augendiagramm unter dem Einsatz
der CDR als Triggerreferenz.
Bild 5: Gestoppte
Erfassung nach einer Wählt der Anwender bei der CDR-­basierten
Maskenverletzung Triggerung als Triggerbedingung ein „X“ (Bild 3),
sowie History-Viewer entsteht durch die Überlagerung beliebiger
für den Zugriff auf die Bits auf dem Bildschirm das symmetrische
Messkurven aus dem Augendiagramm des Schnittstellensignals. Das
Erfassungsspeicher. R&S®RTP arbeitet dabei mit der höchsten Erfas-
sungsrate am Markt und erreicht bis zu 750 000
Messkurven pro Sekunde, wodurch sich das
Augendiagramm schnell mit überlagerten Bit­
sequenzen für statistische Aussagen füllt und
seltene Störer schnell erfasst.

40
Bild 6: Ursachenfor-
schung mit dem History-
Viewer: zeitkorrelierte
Analyse von Highspeed-
Signal und Versorgungs-
spannung für sämtliche
Messkurven aus dem
Erfassungsspeicher.

Histogrammmessungen für Jitter und Rauschen Verletzung einer Maskenfläche durch eine Sig-
nalkurve signalisiert einen Fehler. Entsprechend
Für die weitere Datenaugenanalyse s­ tehen konfiguriert („Stop on violation“), stoppt das
Werkzeuge wie der Maskentest oder die Histo- Oszilloskop die Erfassung für weitere Analysen
grammfunktion zur Verfügung. Diese Analyse­ (Bild 5). Mit der Historyfunktion kann auf zurück-
funktionen des R&S®RTP arbeiten ebenfalls liegende Messkurven im ­Akquisitionsspeicher
in Hardware, weshalb der Anwender von der zugegriffen werden, um Störungs­ursachen
uneingeschränkt schnellen Erfassungsrate des auch auf andere Signale, beispielsweise auf
Oszilloskops profitiert. die Spannungsversorgung, zurückzuführen.
Bild 6 zeigt ein Beispiel, bei dem eine marginale
Bild 4 zeigt das Jitter- und ­Rauschverhalten Maskenverletzung des Highspeed-Signals mit
eines PCI-Express-Signals (8 Gbit/s). Dazu einem Minimum der Versorgungsspannung zeit-
wurde je ein horizontales und vertikales Histo- lich zusammenfällt.
gramm auf das Augendiagramm angewendet.
Das Jitter-Histogramm zeigt ein bimodales Ver- Differenzielle Signalmathematik in Echtzeit
halten, das von deterministischem Jitter her-
rührt. Mit den automatischen Messungen am Serielle Highspeed-Signale werden in der
Histogramm kann zusätzlich die Standardabwei- Regel über differenzielle Leitungen geführt.
chung bestimmt werden, die durch zufälligen Je nach Kontaktierungsmöglichkeit kann das
Jitter dominiert wird. Diese Daten liefern wich-
tige Erkenntnisse bezüglich der Signalintegrität Bild 7: Dialogfeld für die
der getesteten Schnittstelle. Berechnung des Diffe-
renz- und des Gleichtakt-
Maskentest erfasst sporadische Fehler signals (Common Mode)
in Echtzeit.
Mit der Beobachtung eines kontinuierlichen,
auf den eingebetteten Takt bezogenen Augen-
diagramms sind sporadische Fehler in einer
seriellen Schnittstelle detektierbar. Im Augen-
diagramm werden dazu Masken definiert. Die

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

Bild 8: Entzerrfilter und Verzerrte Kontinuierlich korrigierte


Wellenform Wellenform für Trigger,
differenzielle Mathematik
Analyse und Anzeige
im Echtzeitpfad vor dem
digitalen Triggersystem.

Eingangs- Deembedding Berechnung


Gerät Analyse Anzeige
kanal in Echtzeit in Echtzeit
Verlustbehafteter Signalweg

Trigger

differenzielle Signal entweder mit einem diffe- Mit dem digitalem Triggersystem von
renziellen Tastkopf gemessen werden oder es Rohde & Schwarz, das die A/D-Wandlerdaten
wird über zwei getrennte Leitungen an zwei Ein- verwendet – die optional die benutzerdefinierten
gangskanäle des Oszilloskops gelegt. Entzerrfilter und das Mathematikmodul durch-
laufen –, besteht erstmals die Möglichkeit, auch
Für Messungen mit zwei Kanälen bietet das auf korrigierte differenzielle Signalanteile zu trig-
R&S®RTP eine neuartige Funktion zur Berech- gern und so beispielsweise Fehler im Gleichtakt-
nung der differenziellen Signalkomponenten signal schneller aufzuspüren.
(Bild 7). Von Besonderheit ist, dass das Berech-
nungsmodul direkt auf den A/D-Wandler und Gezieltes Triggern auf Protokolldaten mit dem
die Entzerrfilter im Aufzeichnungspfad folgt seriellen Patterntrigger
(Bild 8). Als Eingangssignale kann der Anwender
zwei beliebige Oszilloskopkanäle wählen. Für die Neben dem Test der Signalintegrität bei der
weitere Verarbeitung und Analyse stehen das Schaltungsinbetriebnahme müssen häufig auch
Differenz- und das Gleichtaktsignal (Common die Daten der seriellen Highspeed-Schnittstel-
Mode) zur Verfügung. len auf Protokollebene analysiert werden. Dies
ist zum Beispiel bei Fehlern der State Machine
beim Hochfahren des Datenlinks notwendig. Mit
Bild 9: Serieller der neuen Option Serieller Patterntrigger kann
­Patterntrigger mit der Anwender auf Datensequenzen bestimmter
8b/10b-Decodierung. Protokolle triggern (Bild 9). Dabei werden Deco-
dierungen wie 8b/10b (z. B. USB 3.1 Gen1 und
PCI Express Gen2 mit 5 Gbit/s) oder 128b/132b
(z. B. USB 3.1 Gen2 mit 10 Gbit/s) unterstützt.
Wichtig auch hierbei: das eingebettete Takt­
signal, das durch die Hardware-CDR extra-
hiert wird, gilt als zeitliche Referenz des seriel-
len Triggers.

USB 3.1 Gen1 und Gen2:


Bild 10: Dialogfeld der Triggerung und Decodierung
USB 3.1- (Gen1 und
Gen2) Trigger- und Für das R&S®RTP gibt es eine Vielzahl an Trig-
Decodieroption. ger- und Decodieroptionen, um Datenströme
auch auf höheren ­Protokollebenen zu debuggen.
Mit der Markteinführung der R&S®RTP-Modelle
für 13 GHz und 16 GHz war die Einführung der
neuen Trigger- und Decodieroption für USB 3.1
Gen2 verbunden. Anwender können damit im
Detail Protokollelemente des 10 Gbit/s schnellen
USB-Interfaces („USB SuperSpeedPlus“) analy-
sieren (Bild 10).

42
Modulare Tastköpfe Fazit

Die Familie der modularen Tastköpfe Die neuen R&S®RTP-Oszilloskope mit 13 GHz
R&S®RT-ZM wurde um zwei Modelle mit 13 GHz und 16 GHz unterstützen die Inbetriebnahme
und 16 GHz Messbandbreite mit Anstiegszei- von und Fehlersuche an elektronischen Schal-
ten von < 35 ps bzw. < 28 ps erweitert (Bild 11). tungen mit schnellen digitale Schnittstellen
Jeder einzelne Tastkopf wird in der Produk- wie USB oder PCI Express mit Datenraten bis
tion genau vermessen. Die durch S-Parameter 10 Gbit/s wie keine anderen. Der Anwender pro-
beschriebene Charakteristik wird im EEPROM fitiert von der hohen Erfassungsrate und den
der Tastkopf-Anschlussbox gespeichert und leistungsfähigen Funktionen für serielle differen-
vom Oszilloskop zur Korrektur genutzt. Die zielle Signale. Mit der Kombination von Echtzeit-
modularen Tastköpfe R&S®RT-ZM e ­ rzielen so entzerrung und -mathematik, seriellem Pattern-
eine exzellente HF-Performance mit flachem trigger mit integrierter 16-Gbit/s-Hardware-CDR
Frequenzgang. Außerdem glänzen sie mit einer und den hardwarebasierten Analysewerkzeugen
geringen Eingangskapazität (77 fF, gemessen) steht eine komplette und leistungsstarke Funk-
und einem ungewöhnlich hohen DC-Offset­ tionskette speziell für effektive Signalintegritäts-
bereich von ±16 V. tests und -fehlersuche zur Verfügung.
Guido Schulze
Das Kontaktieren der Tastköpfe bei hohen
­Frequenzen erfolgt in der Regel über Lösun-
gen zum Einlöten. Das neue Tastkopf-Tip-Modul
R&S®RT-ZMA14 mit wechselbaren Flex-Connect-
Tips zum Einlöten erweitert die Kontaktiermög-
lichkeiten der modularen Tastköpfe. Die Flex-
Connect-Tips erlauben den schnellen Wechsel
zwischen verschiedenen Kontaktierpunkten. Das
R&S®RT-ZMA14 beinhaltet 10 Flex-Connect-Tips. Modulare Tastköpfe
Weitere Tips sind kostengünstig als Servicepro- R&S®RT-ZM130 / 160
dukt beziehbar. (13 GHz / 16 GHz) Bild 11: Tastköpfe und
empfohlenes Tip-Modul
Optionsbundle für Signalintegritätstests für Messungen an
Highspeed-Schnittstellen.
Mit seinen Funktionen und Optionen ist das
R&S®RTP der Primus für die Fehlersuche an
seriellen Highspeed-Schnittstellen. Ein Signal­
integritätstest-Bundle (R&S®RTP-SIBNDL)
erleichtert die Auswahl geeigneter Optionen.
Es beinhaltet: Tastkopf-Tip-Modul R&S®RT-ZMA14
► Jitter-Analyse (R&S®RTP-K12), mit wechselbaren Flex-Connect-Tips
► Zonen-Trigger (R&S®RTP-K19),
► Deembedding-Grundoption (R&S®RTP-K121)
Sicherer und schneller Wechsel zwi-
und die Deembedding-Echtzeiterweiterung
schen verschiedenen Kontaktierpunkten
(R&S®RTP-K122),
10er-Satz Flex-Connect-Tips mit angelöteten Flex-Connect-Tips.
► 16 Gbit/s Highspeed Serielle Patterntrigger
(R&S®RTP-K141).

Flex-Connect-Tips

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

SCHWEIZER
TASCHENMESSER
Ein universeller Problemlöser für zahllose HF-Messaufgaben

Der frequenzselektive Leistungsmesser R&S®NRQ6 vereint die Genauigkeit eines Leistungsmes-


sers mit der Empfindlichkeit eines Messempfängers. Durch aktuelle Erweiterungen wird er zum
Universalwerkzeug, mit dem anspruchsvollste 5G-Messungen durchgeführt werden können.

Bild 1: Mit dem frequenz-


selektiven Leistungsmes-
ser R&S®NRQ6 gelin-
gen Phasenmessungen
an bis zu 64 HF-Ports mit
hoher Präzision bei ver-
gleichsweise moderatem
Aufwand.

„Vererbte“ Spektrum­ HF-Leistungs- Netzwerk­ Komponenten­


Merkmale: analysator sensor analysator tester

44
4-kanaliges DUT (Signalquelle, z.B. eine 5GNR-Basisstation)

R&S®NRQ6 HF-Anschluss R&S®NRQ6 HF-Anschluss R&S®NRQ6 HF-Anschluss R&S®NRQ6 HF-Anschluss


(konfiguriert (konfiguriert (konfiguriert (konfiguriert
als Slave) als Slave) als Slave) als Master)

Externes Referenzsignal
Lokaloszillator zum Einspeisen in den
Triggersignal Master-R&S®NRQ 6
Systemtakt
Bild 2: 4-kanalige pha-
senkohärente Messung
mit vier Leistungsmes-
sern R&S®NRQ6.

Phasenmessung mit der Option Dieser anspruchsvollen Aufgabe sind weder


Phase Coherent Measurements (R&S®NRQ 6-K3) heutige Spektrumanalysatoren gewachsen (weil
sie über keine kohärenten Empfangszüge ver-
Mit der Mobilfunkgeneration 5G NR steigen fügen) noch Netzwerkanalysatoren (weil sie
die Ansprüche an Messgeräte rasant. Während keine komplex modulierten HF-Signale messen
im Frequenzband FR2 (24 GHz bis 43,5 GHz) können). Die einzige bisher verfügbare Lösung
die Mikrowellentechnologie und der Über- bestand im Einsatz von High-End-Oszillosko-
gang von der leitungsgebundenen zur OTA- pen, die allerdings außer dem hohen Preis noch
(over-the-air-)Messtechnik die größten Heraus- den Nachteil der vergleichsweise geringen Ein-
forderungen sind, erfordert das Frequenzband gangsempfindlichkeit aufweisen.
FR1 (450 MHz bis 6 GHz) neue Ansätze bei der
Phasenmessung. Genau in diese Nische springt der frequenz-
selektive Leistungsmesser R&S®NRQ6 (Bild 1)
Beamforming als Technologietreiber mit der Option Phase Coherent Measurements
Ursache dafür ist der Einsatz von Beamforming, R&S®NRQ6-K3: Durch sein streng kohärentes
mit dem jeder Teilnehmer das für ihn bestimmte Design und sein kompaktes Gehäuse gelingen
Funksignal maximal stark empfängt und gleich- Phasenmessungen an bis zu 64 HF-Ports mit
zeitig Signale für andere Teilnehmer in seiner hoher Präzision bei vergleichsweise moderatem
Richtung gedämpft werden. Was sich positiv Aufwand.
auf Datenrate und Abdeckung auswirkt, erfor-
dert allerdings bei den Basisstationen aufwen- Bild 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau mit vier
dige ­Phased-Array-Antennen mit typischerweise Messkanälen. Ein R&S®NRQ6 fungiert als Mas-
64 Einzelelementen. Dieser Umstand zwingt die ter, die anderen sind als Slaves konfiguriert. Um
Hersteller, bereits während der Entwicklung und die HF-Phasen messen zu können, müssen
in der Produktion, die modulierten HF-Signale alle Messkanäle konsequent kohärent ausge-
an bis zu 64 Ports bezüglich Pegel und Phasen- legt sein. Voraussetzung dafür ist die Verkopp-
lage zu messen und zu bewerten. lung der jeweiligen Basisbandsektionen über

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

gemeinsame Systemtakt- und Triggersignale Selbstverständlich können die Leistungsmes-


sowie der HF-Sektionen über ein gemeinsames ser neben der Phasenmessung auch zur Bestim-
Lokaloszillatorsignal. mung der Leistung oder Modulationsquali-
tät (EVM) eingesetzt werden (siehe Seite 48).
Nach dem Start der eigenen Messung schickt Da die Phasenmessung auf Analyse der
der Master ein Triggersignal an alle Slaves, die I/Q-­Samples basiert, sind Leistung-, EVM- und
dann gleichzeitig zu messen beginnen. Die zeit- Phasenmessung sogar mit demselben Satz von
liche Verzögerung zur Mastermessung sowie Abtastwerten möglich.
alle weiteren von der Verkabelung verursachten
Einflüsse lassen sich mittels einer vorausgehen- Ultraschnelle Charakterisierung von HF-Verstärkern
den Kalibrierung kompensieren. Diese Gruppen- mit der Option R&S®NRQ 6-K2
laufzeit- und Phasenkalibrierung muss nur nach
stärkeren Temperaturschwankungen wieder- Beim Charakterisieren von HF-Verstärkern
holt werden und nicht etwa nach jeder Messung besteht das Problem, dass Kenngrößen wie
oder jedem Sensor-Neustart. die ACLR bei einer bestimmten Ausgangsleis-
tung ermittelt werden müssen, die Ausgangs-
Alternativ zu diesem Setup kann auch ein leistung selbst aber vom individuellen Kompres-
zusätzlicher R&S®NRQ 6 als Master einge- sionsverhalten des DUTs abhängt. Die Verstär-
setzt werden, der zwar selbst keine Messungen kung des Messobjekts ist dabei im Allgemei-
durchführt, die Signale aber symmetrisch an nen nicht genau bekannt und dazu abhängig
alle Slaves verteilt. Das macht die Kalibrierung von Eingangspegel und Temperatur. Die Auf-
komplett überflüssig und vereinfacht die gabe des sogenannten Power Servoings besteht
Anwendung. darin, vor Beginn der eigentlichen Messungen
den Ausgangspegel des Messobjekts auf den
Phasenmessung mit hoher Präzision – gewünschten Wert einzustellen.
auch bei geringen Pegeln
Bild 3 zeigt die Phasenmessgenauigkeit des Der klassische Ansatz
R&S®NRQ 6. Die gezeigten Standardabweichun- Erreicht werden kann dies mithilfe eines Steuer-
gen der Phasenmessungen beziehen sich auf rechners, auf dem ein Regelalgorithmus läuft,
die bei 5G FR1 maximale Trägerbandbreite von sowie je einem per SCPI fernsteuerbaren Sig-
100 MHz und die besonders häufig verwendete nalgenerator und Leistungsmesser (Bild 4). Der
Trägerfrequenz von 3,5 GHz. Regler ruft in einer Schleife den aktuellen Mess-
wert vom Sensor ab, berechnet einen neuen
Das Setup gemäß Bild 2 lässt sich mit geeigne- Generatorpegel und stellt diesen ein. Der Vor-
ten Splittern leicht auf bis zu acht R&S®NRQ6 gang wird solange wiederholt, bis der Sollpegel
bzw. Messkanäle erweitern. Noch mehr Kanäle am Sensor anliegt (Bild 5).
stehen zur Verfügung, wenn man die Trigger-,
Systemtakt- und Lokaloszillatorsignale aktiv
verstärkt oder eine HF-Schaltmatrix einsetzt,
die dann z. B. 64 Signale sequenziell auf acht
R&S®NRQ 6 verteilt.

Bild 3: Standardabwei-
Messsignal Bandbreite 100 MHz, Trägerfrequenz 3,5 GHz chung der gemessenen
Phasendifferenz zwi-
Signalgesamtleistung –40 dBm –50 dBm –60 dBm –70 dBm –80 dBm
schen zwei R&S®NRQ6

0,04° 0,06° 0,1° 0,18° 0,40° bei 23°C.


Gemessene Standardabweichung σ von 1000 aufeinander­
folgenden Phasenmessergebnissen

46
Nachteilig an diesem Aufbau ist, dass für jeden
Schleifendurchgang zwei SCPI-Kommandos Bild 4: „Klassischer”
Signalgenerator Leistungs-
gesendet bzw. empfangen werden müssen. sensor Aufbau zur Pegelrege-
Abhängig von anfänglicher Schätzung, Linearität lung mit einem Signal-
der Kennlinie und erlaubter Abweichung kann DUT generator und einem
es bis zu 20 ms dauern, bis der Sollwert erreicht SCPI SCPI Leistungsmesser.
wird. Für Anwendungen bei denen jede Millise- Steuerrechner
kunde zählt, etwa in der Produktion, kann dies Regler
zu lang sein.
Sollpegel
Schnelle Regelung mit R&S®SGT100A
und R&S®NRQ 6-K2
Mit einem Signalgenerator R&S®SGT100A und 25
Bild 5: Aus dem Soll­pegel

Pout in dBm
einem Leistungssensor R&S®NRQ6 mit Option wird unter Annahme
R&S®NRQ-K2 sind deutlich kürzere Einstellzeiten einer idealen Kennlinie
20 Sollpegel
zu erreichen (Bild 6). Dies gelingt durch die: d2 (orange) der erste Ein-
d1
► sehr kurze Pegeleinstellzeit des Signalgenera- M1 stellwert E1 bestimmt.
tors R&S®SGT100A (≈ 250 µs) 15 Messung M1 liefert eine
► Messdatenübertragung vom Sensor zum Abweichung d1 vom Soll-
Signalgenerator über eine direkte FPGA-zu- 10
wert, die dazu verwen-
FPGA-Datenverbindung det wird, einen verbes-
► Verlagerung des Regelalgorithmus in den E1 E2 serten Einstellwert E2 zu
0
­Signalgenerator bestimmen usf.
0 5 10 15
► optimierte Pegeleinstellung (ALC) für die Pin in dBm
­Korrektur kleiner Abweichungen
► High-Speed Remote Control via PCIe oder
Fast Socket Bild 6: Power ­Servoing
SCPI mit R&S®SGT100A
Damit kann der Pegel am Ausgang des DUT in ¸SGT100A ¸NRQ 6-K2
und der Option
typ. 1 ms bis 1,5 ms auf den Sollwert eingestellt R&S®NRQ6-K2.
werden – vergleichbar mit der Einstellzeit vieler DUT
Signalgeneratoren ohne Regelung. Sollpegel FPGA-FPGA-Datenverbindung

Um langsame Änderungen der Verstärkung des


DUT, etwa durch thermische Effekte (droop), Bild 7: Power Servoing
zu kompensieren, verfügt der Regler über eine ¸SGT100A ¸NRQ6-K2 und Messung mit dem
zuschaltbare Tracking-Funktion, die den Aus- R&S®NRQ6.
gangspegel auch nach der ersten Einstellung DUT

fortlaufend überwacht. LAN

Messungen mit dem R&S®NRQ 6


Nach dem Einstellen des Sollpegels kann der
Sensor auch die Messaufgaben erledigen
(Bild 7).
Bild 8: ­Messung mit
¸SGT100A
Messungen mit einem Spektrumanalysator ¸NRQ 6-K2 einem Spektrum­
Für besonders anspruchsvolle Messaufgaben analysator.
DUT
kann über einen Leistungsteiler auch ein Spek-
trumanalysator angeschlossen werden (Bild 8). LAN

Gegenüber den bisher aufgezeigten L ­ ösungen


hat dieses Setup nicht nur den Vorteil, dass das
lästige Power Servoing um Faktoren schnel-
ler abläuft, es macht es oft sogar ­bezüglich
der Messzeit komplett unsichtbar, weil es

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

verschachtelt mit der eigentlichen Messung Fazit


ablaufen kann – ein gewichtiger Vorteil für alle
Hersteller von HF-Verstärkern. Mit den neuesten Optionen R&S®NRQ6-K3
(Phase Coherent Measurements) und
Messung der Modulationsqualität von 5G-Signalen R&S®NRQ6-K2 (Power Servoing with SGT) wird
mit der Software Vector Signal Explorer R&S®VSE der selektive Leistungsmesser R&S®NRQ6 zu
einem Universalwerkzeug zum Meistern zahlrei-
Schon bei der Markteinführung konnten vom cher Messaufgaben im Bereich der HF-Mess-
R&S®NRQ 6 aufgezeichnete I/Q-Samples in technik. Einzigartig machen ihn darüber hinaus
die Software Vector Signal Explorer R&S®VSE seine gute Skalierbarkeit für Mehrkanalmessun-
importiert und dort analysiert werden. Dafür ist gen und seine geringe Größe.
die Option R&S®NRQ 6-K1 (I/Q Data Interface) Thomas Braunstorfinger, Wilhelm Kurz, Habib Sellami
erforderlich. In der Version 1.70 unterstützt die
Software den R&S®NRQ6 nun auch direkt, damit
stehen alle Analysefeatures jetzt auch unmittel-
bar zur Verfügung.

Bild 9 zeigt die R&S®VSE beim Messen eines


5G NR-Signals mit dem R&S®NRQ6 (Trägerfre-
quenz 2 GHz, Leistungspegel –30 dBm, Band- Bild 9: Die Software
breite 100 MHz, 256QAM). Für diese Mes- ­Vector Signal Explorer
sung sind die Optionen R&S®NRQ6-K1 und R&®VSE kann die Mess-
R&S®VSE-K144 erforderlich. Der ermittelte daten eines R&S®NRQ6
EVM-Wert liegt hier bei sehr guten 0,84 %. tiefgehend analysieren,
hier gezeigt an einem
R&S®VSE und R&S®NRQ 6: 5G NR-Signal.
das perfekte Team zum Phasenmessen

Besonders leistungsstark wird die Kombina-


tion aus mehreren R&S®NRQ6 mit dem Vec-
tor Signal Explorer, wenn die Phasenlage zweier
5G NR-Signale bestimmt werden muss.

Für Beamforming-Messungen an 5G NR-Sig-


nalen ist außer der Option R&S®VSE-K144
(3GPP 5G NR DL/UL Measurements) die Option
R&S®VSE-K146 (5G MIMO) erforderlich. Damit
das Setup nicht bezüglich der Phasenlage kalib-
riert werden muss, wird zusätzlich zu den zwei
messenden R&S®NRQ 6 ein dritter als Master
eingesetzt.

Alle Leistungsmesser müssen in der Software


R&S®VSE in einer Gruppe definiert werden, im
Bereich „Info & Settings“ auch bezüglich des
Synchronisierungsmodus (Master oder Slave).

Bild 10 zeigt die Messergebnisse. Die Phasen-


werte können in der R&S®VSE in den drei Anzei-
gefeldern „Beamforming Summary“, „RS Phase“ Bild 10: 5G NR-MIMO-
und „RS Phase Difference“ abgelesen werden. Analyse mit der Soft-
ware R&S®VSE auf Basis
der Messwerte zweier
R&S®NRQ6.

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Bild 1: Die neue obere Frequenzgrenze von 67 (72) GHz erweitert das Einsatzspektrum des R&S®SMA100B erheblich.

FREQUENZERWEITERT
Signalgenerator R&S®SMA100B bietet erstklassige Signalqualität im
Millimeterwellenbereich

Mit neuen Frequenzoptionen bietet der R&S®SMA100B einen deutlich erweiterten Frequenzbereich, extrem niedri-
ges Phasenrauschen sowie hohe Ausgangsleistungen und stellt eine Vielzahl nützlicher Funktionen im Millimeter-
wellenbereich zur Verfügung. Er ist damit erste Wahl für Anwendungen in Aerospace & Defense, Telekommunika-
tion und HF-Halbleiterentwicklung.

Die obere Frequenzgrenze des R&S®SMA100B Das 67-GHz-Gerät erzeugt Signale im Millime-
lag bisher bei 20 GHz. Neue Frequenzoptionen terwellenbereich, wie sie von Satellitenlinks im
bis 31,8 / 40 / 50 / 67 GHz heben diese nun deut- neuen Q/V-Band genutzt werden. Desweiteren
lich an. Mit der 40-GHz-Option überstreicht er in unterstützt es Komponententests im 60-GHz-
der Entwicklung oder während der Integrations- Bereich auch für nicht zellulare Standards wie
und Testphase alle wichtigen Radarbänder. Erste IEEE 802.11ad, im Overrange-Betrieb bis 72 GHz
kommerzielle 5G-Anwendungen verwenden Fre- (siehe Bild 3) sogar IEEE 802.11ay.
quenzen bis 39 GHz und höher.

50
Bild 2: –10
SSB-Phasenrauschen 67 GHz
–20 40 GHz
(gemessen) mit 20 GHz
–30 10 GHz

SSB-Phasenrauschen in dBc (1 Hz)


der Option Ultra
6 GHz
Low Phase Noise –40 3 GHz
1 GHz
R&S®SMAB-B711 (N).
–50 100 MHz
10 MHz
–60

–70

–80

–90

–100

–110

–120

–130

–140

–150

–160

–170

–180
0,1 Hz 1 Hz 10 Hz 100 Hz 1 kHz 10 kHz 100 kHz 1 MHz 10 MHz
Offsetfrequenz

Als einziger analoger Signalgenerator am Markt einem 40-GHz-Träger (gemessen, 20 kHz Offset,
verfügt der R&S®SMA100B über einen großen Bild 2).
störlinienfreien Dynamikbereich und erzeugt
gleichzeitig Ausgangssignale mit hohem Pegel, Die mit jeder neuen Generation steigenden
geringen Oberwellen und niedrigem P ­ hasen- Abtastraten von A/D- und D/A-Wandlern erfor-
und Breitbandrauschen. Diese einzigartigen dern reine HF-Träger mit extrem niedrigem Pha-
Merkmale gelten auch für die neuen Frequenz- sen- und Breitbandrauschen, um die echte Per-
optionen. Maßstäbe setzt das Gerät auch mit formance eines Prüflings zu messen. Hier über-
seinem unterbrechungsfreien Pegel­sweep mit zeugt der R&S®SMA100B beim Breitbandrau-
sehr hoher Dynamik sowie der Möglichkeit, schen mit –150 dBc (1 Hz, gemessen), z. B. bei
Chirp-Signale zu generieren. einem 30-GHz-Träger und 40 MHz Offset.

Reinste Signale für erstklassige Produkte Minimale Oberwellen auch bei höchstem
Ausgangspegel
Als Lokaloszillator (LO) bei der Integration von
Radarsystemen ist der R&S®SMA100B die Im Mikrowellenbereich ist die Dämpfung durch
ideale Quelle. Dabei kommt es besonders auf Kabel und Prüfvorrichtungen zu berücksichtigen.
extrem niedriges Phasenrauschen an. Der Gene- Zur Kompensation dieser Verluste gibt es die
rator erreicht hier mit der Option Ultra Low Option Ultra High Output Power mit integrier-
Phase Noise einen Wert von –120 dBc (1 Hz) bei ten Oberwellenfiltern (Bild 3). Sie macht externe

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

Verstärker und Oberwellenfilter überflüssig und auf GaN-Halbleitern basieren. GaN-Halbleiterver-


vereinfacht dadurch das Setup erheblich. stärker haben eine höhere Ausgangssättigungs-
leistung als beispielsweise GaAs-Verstärker. Sie
Mit dieser Ausstattung ist der R&S®SMA100B erfordern deshalb eine deutlich höhere Ein-
der am besten geeignete analoge Signalgenera- gangsleistung, um die wichtige Kenngröße Aus-
tor zur Messung der Übertragungsfunktion oder gangssättigungsleistung, ausgehend vom 1-dB-
der Ausgangssättigungsleistung von moder- Kompressionspunkt (P–1 dB), messen zu können
nen Leistungsverstärkern, die mehr und mehr (Bild 4).

35 Bild 3: Maximale Aus-


R&S®SMAB-B167 + R&S®SMAB-B39 + R&S®SMAB-K40 Overrange
R&S®SMAB-B167N + R&S®SMAB-B39 + R&S®SMAB-K40 gangsleistung mit der
R&S®SMAB-B167 + R&S®SMAB-B39 Option Ultra High Output
Ausgangsleistung in dBm

30 R&S®SMAB-B167
R&S®SMAB-B167 + R&S®SMAB-B39 + R&S®SMAB-K40 (specification) Power über der Frequenz
R&S®SMAB-B167N + R&S®SMAB-B39 (specification) (gemessen).
R&S®SMAB-B167 (specification)
25

20

15

10

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70
Frequenz in GHz
Ausgangsleistung

Psat Bild 4: Mit der hohen


Ausgangsleistung des
1 dB R&S®SMA100 B lassen
P–1 dB sich auch GaN-Verstärker
Psat mühelos in die Sättigung
1 dB steuern.
P–1 dB GaN-Verstärker
GaAs-Verstärker

Eingangsleistung

Klassischer Signalgenerator

¸SMA100B

52
Unterbrechungsfreier linearer Pegelsweep
mit hohem Dynamikbereich

Für die Messung der Übertragungsfunktion von


Verstärkern mit einem analogen Signalgenerator
muss sein Pegel­sweep unterbrechungsfrei einen
großen Dynamikbereich abdecken. Pegelaus-
tastungen könnten zu einem unvorhersehbaren
Verhalten der Verstärker-ALC (Automatic Level
Control) führen, was unbedingt vermieden wer-
den muss. Hier punktet der R&S®SMA100 B mit
einem unterbrechungsfreien HF-Pegelsweep­
bereich von über 70 dB ohne Austastung oder
Störspitzen (Bild 5).
Bild 5: Unterbrechungsfreier Pegelsweep mit über 70 dB Dynamik.
ScanAM-Funktion für realitätsnahe Messungen
an Radarempfängern

Oft müssen Empfänger gepulste Radarsig-


nale verarbeiten, denen eine Amplitudenmodu-
lation überlagert ist. Hervorgerufen wird diese
z. B. von Radarsendern, die rotierende Anten-
nen mit schmalen Antennenkeulen nutzen und
dadurch den Empfänger nur kurzzeitig beleuch-
ten. Mit der Option ScanAM generiert der
R&S®SMA100B gepulste Signale mit überla-
gerter Amplitudenmodulation. Dabei erreicht er
eine Modulationstiefe von mehr als 70 dB, mit
der er z. B. Pegeländerungen simuliert, die durch
die Rotation der Antenne hervorgerufen werden
(Bild 6).

Bild 6: Simulierte Amplitudenänderung von gepulsten Signalen am Empfängereingang aufgrund einer Chirpsignale zum Testen von Radarsystemen
­rotierenden Antenne. Die Einhüllende der Amplitude wird über die analogen Modulationseingänge
eingespeist. Zahlreiche Radare, z. B. Wetter- oder Frühwarn-
radare, profitieren von Pulskompressionsver-
fahren. Das sind linear frequenzmodulierte Sig-
Bild 7: Mit dem R&S®SMA100B generiertes Chirpsignal (Dauer 10 µs; Bandbreite 30 MHz). nale (Chirps), mit denen sich die Entfernungs-
auflösung verbessern lässt, also das Maß, wie
gut sich zwei benachbarte Objekte im Radar-
bild trennen lassen. Der R&S®SMA100 B erzeugt
Chirpsignale mit einstellbarer Chirpdauer und
Bandbreite. Den Chirp­signalen können zusätz-
lich Störungen, beispielsweise AM-Rauschen
oder AM-Drift, überlagert werden, um z. B. Ein-
flüsse der Empfangshardware zu berücksichti-
gen (Bild 7).
Frank-Werner Thümmler

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

ENERGIEVERBRAUCH
MINIMIEREN
Hochpräzise Zweiquadranten-Netzgeräte erfassen Stromprofile und simulieren Batterien

Immer mehr Geräte nutzen Batterien oder Akkus oder sollen aus anderen Gründen stromsparend betrieben werden. Will man das Energie-
sparpotenzial ihrer Elektronik ausreizen, muss man deren Stromprofil genau kennen. Die Netzgeräte der Serie R&S®NGM200 geben darüber
Aufschluss.

Das einkanalige R&S®NGM201 und das zweikanalige FastLog für Präzision im Detail
R&S®NGM202 (Bild 1) liefern bis zu 60 W Ausgangsleis-
tung pro Kanal. Das lineare Zwei-Quadranten-Design ihrer Für anspruchsvolle Anwendungen lässt sich die
Ausgangsstufen ermöglicht Quellen- und Senkenbetrieb. ­FastLog-Funktion aktivieren. Dieses Modul bietet neben
Mit vier Strommessbereichen und bis zu 6½ Stellen Auflö- der aus der Serie R&S®NGL200 bekannten 6½-stelli-
sung bei der Spannungs-, Strom- und Leistungsmessung gen Messdatenauflösung nun auch High-Speed-Erfas-
eignen sich die Geräte bestens für die Charakterisierung sung und dazugehörige Analysefunktionen. Spannung und
von Schaltungen mit hohen Stromspitzen und niedrigem Strom lassen sich dann simultan mit einer zeitlichen Auf-
Stand-by-Verbrauch. Die kurze Ausregelzeit von < 30 μs lösung von bis zu 2 µs erfassen. Der resultierende Daten-
und minimale Überschwinger, auch während anspruchs- strom kann entweder zur späteren Auswertung auf einen
voller Lastwechsel, sind weitere wichtige Eigenschaften USB-Stick oder anderen Datenträger geschrieben oder
bei Messungen an IoT- und anderen batteriebetriebenen über USB oder LAN in Echtzeit an einen externen Rechner
Geräten. Bedient werden die Netzgeräte über ein 5"-Touch- übertragen werden, auch im Endlosbetrieb, etwa in einer
Display, über das alle Parameter schnell und einfach zu Produktionsumgebung.
erreichen sind.
Im Beispiel Bild 2 wurde eine Funkuhr mit einem
Von den vielen herausragenden Eigenschaften dieser R&S®NGM201 versorgt und die Stromaufnahme mit
neuen Netzgeräte sollen zwei hier kurz vorgestellt werden. der FastLog-Funktion aufgezeichnet. Anhand des

Bild 1: Das Netzgerät R&S®NGM202 in der Betriebsart Batteriesimulation: Die wichtigsten Parameter zur Beschreibung einer Batterie
sind auf einem Bildschirm zusammengefasst.

54
Strompulse für Strompulse für
den Sekundenzeiger den Minutenzeiger

Zeitlicher Ausschnitt eines


Strompulses für den Sekundenzeiger

Beschleunigungsphase

Aufwachen

Stand-by (6 µA)
Bremsenergie

Bild 2: Aufzeichnung des Strom-


verlaufs einer Funkuhr; oberer Teil:
Strompulse beim Weiterschalten von
Stromverlaufes ist deutlich erkennbar, wann der Sekun- Sekunden- und Minutenzeiger; unte-
denzeiger bewegt wird. Alle 10 s erhält zusätzlich der rer Teil: Detaildarstellung eines Strom-
Minutenzeiger einen Vorrückimpuls. Die erfassten Daten pulses für den Sekundenzeiger.
sind so präzise, dass sich eine einzelne Zeigerbewegung
analysieren lässt. Die Zoomdarstellung zeigt, wie der Con-
troller aus dem Ruhezustand geweckt wird, den Zeiger
beschleunigt und wieder abbremst. Es ist sogar zu erken- Rolle zweier unabhängig definierter Akku- oder Batterie-
nen, dass beim Bremsen des Zeigers Energie ins Netzteil modelle gleichzeitig übernehmen, beispielsweise eine Rei-
zurückgespeist wird. henschaltung aus einer vollen und einer leeren Batterie
darstellen. Um auch Energiequellen mit hohem Entlade-
Das R&S®NGM 20x als Batterie oder Akku strom, zum Beispiel Lithium-Ionen-Akkus, originalgetreu
nachbilden zu können, wurde eine aufwendige Regelschal-
Die R&S®NGM 20x-Geräte bieten optional die Möglich- tung entwickelt, die Innenwiderstände schnell und präzise
keit, Akkus und Batterien nachzubilden. In diesem Modus ausregelt.
verhält sich das Netzgerät wie eine vorher definierte Zelle
(Bild 1). Deren Kennwerte können bequem am Gerät edi- Fazit: Für Entwickler von IoT-Modulen, Wearables, Gadgets
tiert werden. Verschiedene Standardmodelle sind schon oder anderer Mobilelektronik steht der geringe Stromver-
werksseitig hinterlegt und direkt verwendbar. Da ein brauch weit vorn im Pflichtenheft. Die Netzgeräte der Serie
R&S®NGM20x Energie abgeben oder aufnehmen kann, R&S®NGM200 sind hilfreiche Werkzeuge zum Erreichen
besteht die Möglichkeit, sowohl das Entladen als auch dieses Ziels. Und darüber hinaus moderne Universalnetz-
das Laden von Akkus zu emulieren. Das zweikanalige geräte für tausendundeine Anwendung im Laboralltag.
R&S®NGM202 kann als erstes Modell am Markt sogar die Andreas Schütz

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ALLGEMEINE MESSTECHNIK

TERAHERTZ-KOMFORT
Netzwerkanalyse mit bis zu vier Frequenzkonvertern

Komplexe Messaufbauten im Millimeter- und Terahertz-Bereich werden mit dem Netzwerkanalysator R&S®ZNA einfach konfiguriert.
Z­ usätzliche Controller oder Signalgeneratoren sind nicht erforderlich.

Steigender Messbedarf bei sehr hohen Frequenzen Während Messungen bei Frequenzen um einige Gigahertz
zum Standardrepertoire von Netzwerkanalysatoren gehö-
Netzwerkanalysatoren für Messungen im Millimeterwellen- ren, sind Tests im Millimeterwellen- und Terahertzbereich
und Terahertz-Bereich sind gefragter denn je. Im E-Band deutlich anspruchsvoller, da hier externe Frequenzkonver-
(60 GHz bis 90 GHz) charakterisieren sie beispielsweise ter erforderlich sind.
in Wafer-Prober-Systemen aktive und passive Testobjekte.
In noch höheren Frequenzbändern finden sie ein b ­ reites Kompakter Aufbau und höchste Performance
Anwendungsfeld beim Testen von Transistoren, Senso-
ren oder Antennen, in Imaging-Systemen, in der Radio­ Die externen Frequenzkonverter werden über die grafi-
astronomie sowie für Materialmessungen. Großer Mess- sche Bedienoberfläche des Vektornetzwerkanalysators
bedarf entsteht auch durch den Mobilfunkstandard 5G R&S®ZNA komfortabel konfiguriert, was Zeit spart und
und durch die Fertigung von Automotive-Radarsensoren. Fehler vermeidet. Bis zu vier Konverter lassen sich an

Messungen im Terahertzbereich gestalten sich mit den Frequenzkonvertern ähnlich komfortabel wie in nieder­
frequenteren Bereichen.

56
Einstellmenü am
Netzwerkanalysator
R&S®ZNA. Bis zu vier
Konverter, auch in zwei
unterschiedlichen Fre-
quenzbändern, werden
hier konfiguriert.

einem 4-Tor-Netzwerkanalysator betreiben, ohne dass alles vergleichsweise einfach. Seine vier kohärenten Sig-
zusätzliche Controller oder Signalgeneratoren erforder- nalquellen können unterschiedlichste HF- und LO-Signale
lich sind. Ein zusätzlicher LO-Ausgang auf der Geräterück- erzeugen, mit denen frequenzumsetzende Messungen mit
seite mit einem Signalpegel von bis zu +23 dBm versorgt einem oder mehreren, auch unterschiedlichen Frequenz-
alle Konverter über einen Splitter mit den LO-Signalen und konvertern durchgeführt werden. So lassen sich beispiels-
kann die Verluste auch längerer Kabel im Messaufbau weise Downkonverter auf der Eingangsseite im Millime-
kompensieren. Rückseitige ZF-Eingänge für die Referenz- terwellenbereich und auf der Ausgangsseite im Grundfre-
und Messsignale der Konverter erhöhen die Dynamik des quenzbereich des R&S®ZNA charakterisieren.
Messsystems um einige Dezibel, verglichen mit den direk-
ten Empfängerzugriffen auf der Frontseite. Kompromisse On-Wafer-Charakterisierung aktiver Komponenten
zwischen kompaktem Aufbau und Performance müssen
jetzt nicht mehr eingegangen werden. Das Charakterisieren aktiver Komponenten im linearen und
nicht linearen Bereich erfordert eine definierte Eingangs-
Auch mit einem 2-Tor-R&S®ZNA mit rückseitigem LO- leistung an der Messspitze. Da eine Pegelkalibrierung auf
Ausgang und ZF-Eingängen lassen sich zwei Konverter Wafer­ebene nicht direkt durchführbar ist, wird der Pegel
ohne externes Test-Set oder zusätzlichen Signalgenerator am Hohlleiterausgang kalibriert und der Verlust in zusätz-
betreiben. lichen Hohlleitern, 1-mm-Kabeln oder der Messspitze im
Kalibiervorgang berücksichtigt. Für Pegelsweeps und Kom-
Auch Messaufbauten mit unterschiedlichen Frequenzkonvertern pressionspunktmessungen verfügt der R&S®ZNA über eine
inte­grierte Kalibrierroutine, mit der Nichtlinearitäten der
Up- oder Downkonverter, Vervielfacher, Messungen von Frequenzkonverter kompensiert werden. Die bei niedrige-
Harmonischen – frequenzumsetzende Messungen bei Mil- ren Frequenzen üblichen Messungen an aktiven Testobjek-
limeterwellen- und Terahertz-Frequenzen waren bis dato ten lassen sich mit dem R&S®ZNA auch mit Frequenzkon-
schwierig durchzuführen oder in manchen Fällen gar nicht vertern in gewohnter Weise durchführen.
möglich. Mit dem Netzwerkanalysator R&S®ZNA ist das Andreas Henkel

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SATELITTENKOMMUNIKATION

WACHABLÖSUNG
Transistorbasierter Uplinkverstärker mit bisher unerreichter Leistung

Nach der 400-W-Klasse ist nun die nächste Leistungsstufe für das KU-Band einsatzbereit. Der kompakte
Uplinkverstärker R&S®PKU100-0750 erzeugt bis zu 750 W.

Netzbetreiber brauchen für DTH-Applikationen Bild 2: Ein selbstentwi-


(Direct To Home) Uplinkverstärker mit hoher ckelte Hohlleiter-Com-
Leistung, die hervorragende Signalqualität und biner summiert die Aus-
große Intermodulationsabstände aufweisen, gangsleistung aus
damit Nachbarkanäle nicht gestört werden. Tra- 16 Endstufen zu einer
ditionell werden dafür meist Verstärker mit Wan- Sättigungsleistung von
derfeldröhren (TWT = Travelling Wave Tube) ein- bis zu 750 W.
gesetzt, denn es war bisher nicht möglich, sol-
che Verstärker so kompakt in Transistortechno-
logie aufzubauen.

Mit dem Ausbau der Uplinkverstärkerserie Von –40 °C bis +55 °C arbeitet er gemäß Spezi-
R&S®PKU100* ist Rohde & Schwarz nun ein fikation, lässt sich aber auch oberhalb von 55 °C
Schritt in eine weitere Leistungsklasse gelungen mit reduzierter Ausgangsleistung betreiben.
(Bild 1). Der R&S®PKU100-0750 erzeugt eine Das Outdoor­modell wiegt nur 36 kg, vergleich-
mittlere lineare Leistung von 350 W und eine bare Geräte sind bis zu 80 kg schwer und in vie-
Sättigungsleistung von bis zu 750 W. Dazu wird len Fällen nur bedingt einsetzbar. Das Modell für
die Ausgangsleistung aus seinen 16 Endstufen den Gestelleinbau umfasst lediglich drei Höhen-
mit einem selbstentwickelten Hohlleiter-Combi- einheiten und ist damit unerreicht kompakt.
ner zusammengeführt (Bild 2). Das Design des
Combiners erlaubt einen unterbrechungsfreien Die Endstufen-MICs (Microwave I­ntegrated
Betrieb auch dann, wenn Leistungsendstufen Circuit, Bild 3) mit Transistoren in b
­ ewährter
ausfallen. GaN-Technologie, ebenfalls eine Eigenent-
wicklung, erzeugen eine Spitzenleistung von
Der Verstärker entspricht der Schutzklasse IP65 fast 70 W und werden direkt in den HF-Combi-
und ist damit für den Außeneinsatz geeignet. ner montiert. Dessen Integrationsdichte ist der

Bild 1: Das Outdoor­


modell mit einer Aus-
gangsleistung von 750 W.

58
Bild 3: Die Endstufen- Für die Steuerung sind traditionelle Schnitt-
MICs sind eine Eigen- stellen wie RS 232 / 485 und digitale I/O-Kon-
entwicklung von takte eingebaut, doch die bequemste Fernbe-
Rohde & Schwarz. dienmöglichkeit bietet das Webinterface (Bild 4).
Außerdem lässt sich der Verstärker per SNMP
(Simple Network Management Protocol) über-
wachen und steuern. Dazu sind zwei Ethernet-
schnittstellen für den Mehrfachzugriff eingebaut.

Mit einem optionalen Linearisierer lässt sich der


Verstärker in einer Nutzbandbreite von 100 MHz
quasi linear betreiben. Diese Funktion ist bis-
her einzigartig am Markt und für die Übertra-
gung von höherwertigen Modulationsverfahren
Schlüssel für die Kompaktheit und das geringe besonders von Vorteil. Die Linearisierung arbei-
Gewicht des Systems. tet voll adaptiv und kann Signale auf der KU-
Band-Ebene entzerren. So werden Intermodula-
Die R&S®PKU100-Verstärker lassen sich mit tionsabstände 3. Ordnung (IM3) von fast 40 dB
einem Block-Upconverter (BUC) ausstatten, der erreicht, ohne dass der Nutzer neue Einstellun-
Signale vom L-Band (950 MHz bis 1700 MHz) gen vornehmen muss.
in das KU-Band hochmischt. Das Indoormo- Christian Baier
dell kann mit einem redundanten Netzteil aus-
gerüstet werden. Sollte ein Hauptnetzteil aus-
fallen, wird auf dieses Netzteil automatisch und
ohne Unterbrechung umgeschaltet. Auch das
Netzteil der Outdoor-Variante ist kundenseitig * Besser als Röhre: Transistorverstärker für Satelliten-Uplink.
wechselbar. NEUES (2018) Nr. 219, Seiten 60–63.

Bild 4: Per Webinterface


wird der R&S®PKU100
aus der Ferne bedient.

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Ob im Kino, vor der heimischen Matt­scheibe oder am Tablet:
Ungetrübter Filmgenuss setzt eine perfekte Bild- und Tonqualität
voraus. Die Filmindustrie von Hollywood bis Netflix schwört dafür
auf die Masteringstation R&S®CLIPSTER. Mit R&S®CLIPSTER
geben die Studios ihren Produktionen den letzten Schliff – um sie
anschließend von der Station in die zahllosen Fassungen wandeln
zu lassen, die der Markt braucht – ins Digital Cinema Package
für die Digitalkinos oder diverse Kombinationen aus Format,
Auflösung, Bildrate und Sprache.

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