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NEUES

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Over the Air


5G macht Messungen an der Luft­
schnittstelle zum Standard – und
­erfordert eine neue Messtechnik
entlang der Wertschöpfungskette.

Allgemeine Messtechnik Broadcast- und Medientechnik Netzwerke


High-End-Netzwerkanalysator Qualitätsüberwachung von Unternehmensdatennetze
setzt neue Maßstäbe in Perfor- Audio/Video-Live-Streams als automatisch einrichten und
mance und Bedienung Cloud-Dienst verwalten
Impressum
Herausgeber: 59. Jahrgang
Rohde&Schwarz GmbH& Co. KG Ausgabe 1/ 2019, Nr. 221
www.rohde-schwarz.com
Mühldorfstraße 15 · 81671 München Erscheinungsweise: zweimal pro Jahr
Postfach 801469 · 81614 München ISSN 0548-3093
Support-Center: Tel. +49 89 4129 12345 Bezug k
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Titelthema
Die für den Entwicklungs- und Testingenieur im Mobilfunkbereich
bequemen Zeiten, in denen das Messobjekt einfach per HF-Kabel mit
dem Messgerät verbunden werden konnte, gehen zu Ende. Denn viele
Funkprodukte werden keine Antennenkontakte mehr haben, an die
man ein Kabel anschließen könnte. Zwei Trends sind dafür verant­
wortlich: Durch die MIMO-Technik, ohne die in Zukunft kein Hoch­
leistungsfunkverfahren mehr auskommt, wird die Luftschnittstelle zu
einem zentralen Element des Gerätedesigns, das über die Leistung
des Funkprodukts wesentlich mitentscheidet. Strahlformung ist eine
der Funktionen, die man mit MIMO realisiert. Ob sie korrekt arbeitet,
lässt sich nur über Antennenmessungen herausfinden. Der zweite
große Trend ist die Kommunikation über Millimeterwellen. Er führt
zu einer Miniaturisierung der Antennen, die man in größerer Zahl zu
Gruppen­antennen zusammenfasst und mit dem HF-Frontend zu unauf­
trennbaren Blöcken integriert. „Over the air“ ist deshalb das ange­
sagte Messparadigma für 5G, Gbit-WLAN und andere State-of-the-
Art-Funksysteme. Um auf diesem Weg jedoch eine ähnliche Präzi­
sion zu erreichen wie mit kabelgebundenen Messungen, ist ein hoher
Aufwand erforderlich. Hermetisch HF-dichte Messkammern mit einem
auch mechanisch anspruchsvollen Innenleben gehören in Zukunft zur
Grundausstattung in den Entwicklungslaboren,Typprüfungsstellen und
Fabriken. Rohde & Schwarz hat eine ganze Reihe solcher Kammern
für verschiedene Zwecke entwickelt. Alle sind – gemessen an den
Zwängen der Antennenphysik und verglichen mit bisherigen OTA-Test­
einrichtungen – überaus kompakt, denn sie erzielen die für aussagefä­
hige Messungen nötige Feldhomogenität auf kleinstem Raum (Seite 8).
Zu den Messgeräten, die davon profitieren, gehören die neuen
5G-Tester von Rohde & Schwarz. Die völlig neu konzipierten Plattformen
R&S®CMX500 (für Signaling Tests) und R&S®CMP200 (für Non Signa­
ling Tests) bringen eigene OTA-Kammern mit (Seite 20). Einige Hinter­
gründe zum OTA-Treiber Massive MIMO vermittelt ein kleines Kompen­
dium ab Seite 14.
Überblick
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Titelthema Wireless Allgemeine Messtechnik

Over-the-Air-Messtechnik Grafische Entwicklungsumgebung Vektornetzwerkanalysator R&S®ZNA


5G rückt OTA in den Fokus................... 8 R&S®CMWcards Der Netzwerkanalysator
Komplexe Feldtests r­ eproduzierbar im für die Technik unserer Zeit................ 28
Kleines Massive-MIMO- Labor nachstellen............................... 22
Kompendium...................................... 14 R&S®CDS Campus Dashboard
Walk-Testsystem Freerider 4 Software
Radio Communication Tester Neues Rucksack-Testsystem Effektives Unterrichten
R&S®CMX500 / R&S®CMP 200 bereit für 5G-Netze............................. 25 im Elektronik­labor............................... 36
Die neuen 5G-Tester........................... 20
Signal- und Spektrumanalysator Smart Noise Sources R&S®FS-SNS
R&S®FSW85 Rauschzahlmessung mit
WLAN 802.11ay: smarten Rauschquellen...................... 40
Mit bis zu 176 Gbit/s über die Luft..... 26

Die 5G-Testerflotte ist komplett. Zwei neue und Der neue High-End-Vektornetzwerkanalysator R&S®ZNA misst dank seiner Mehrkanalarchitektur die
zwei bekannte Plattformen teilen sich die Aufga- Amplitude und Phase von bis zu acht Eingangssignalen gleichzeitig und eignet sich damit ideal für
ben (Seite 20). den Test von Antennen-Arrays (Seite 28).

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Broadcast- und Medientechnik Netzwerke Satellitenkommunikation

R&S®PRISMON.cloud LANCOM Management Cloud Communication System Monitoring


Monitoring in der Cloud..................... 42 Der einfache Weg zum R&S®GSACSM
Unternehmensnetzwerk..................... 54 Überwachung und Analyse
Projekt 5G Today von Satellitensignalen......................... 62
Mobil-TV reloaded...............................47 Netzwerk-Revolution
auf leisen Sohlen................................ 58
Echtzeit-DOCSIS-Analysator
R&S®DSA
Rückkanal­messungen in DOCSIS- Sichere Kommunikation Weitere Rubriken
TV-Kabelnetzwerken........................... 50
Kurzwellentechnik Impressum...........................................2
Drei Generationen im Eis.................... 60
NEUES kompakt................................ 6

Kurznachrichten............................... 70

Die Zukunft des Audio/Video-Monitorings liegt in der Cloud. Der R&S®GSACSM ist eine Softwarelösung für Betreiber von SATCOM-Syste-
Online-Service ­R&S®PRISMON.cloud macht die Qualitätsüberwachung men, Regulierungsbehörden und Behörden mit Sicherheitsaufgaben zur
besonders einfach (Seite 42). Überwachung und Analyse von Satellitensignalen (Seite 62).

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NEUES kompakt

Erster Signalisierungstester für Bluetooth® Low Energy


Kaum ein Kommunikationsprodukt, das als auch unkompliziertere Testmöglich-
sich nicht über Bluetooth verbinden keit. Die bieten zwei neue BLE-Signa-
kann. De-facto-Standard dafür ist die ling-Optionen zum Wideband Radiocom-
mit der BT-Version 4.0 eingeführte Va- munication Tester R&S®CMW 500. Zu-
riante Bluetooth Low Energy (BLE). Um sammen mit dem Direct Test Mode, der
BLE-Produkte zu testen, wurde von der für Zertifizierungstests weiterhin be-
Bluetooth-SIG lediglich ein Non-Signal­ nötigt wird, dem Advertiser Mode und
ing-Modus spezifiziert (Direct Test Mode, den Testmodi für Bluetooth Classic ver-
DTM), der ein Steuerkabel voraussetzt. sammelt die R&S®CMW-Plattform da-
Gerade bei sehr kleinen Produkten wie mit das breiteste Angebot an Testver-
Smart Watches oder IoT-Sensoren tun fahren für F&E, Produktion und Service.
sich die Hersteller schwer mit dieser Ver- Der BLE-Signaling-Modus umfasst Sen-
bindung. Der Test von Komplettproduk- der- und Empfängermessungen bis zur
ten im Gehäuse ist so kaum möglich. Zu- BT-Version 5.0. Der Hop-Betrieb lässt
dem beeinflusst die Drahtverbindung sich auf zwei Kanäle beschränken, was
in enger Nachbarschaft zur Antenne vor allem für schnelle Produktionstests
die HF-Eigenschaften. Auch deckt das interessant ist. Die Tests lehnen sich wo
DTM-Testprogramm nicht die realen Be- immer möglich an die Test Cases des
triebszustände ab. So unterstützt es nicht DTM an, um vergleichbare Ergebnisse zu
den Frequenzsprungbetrieb. Gewünscht erzielen. SIG-Conformance-Tests im DTM
ist deshalb eine sowohl umfassendere werden so zur Formsache.

Mobilfunkanalysesystem für die kriminaltechnische Forensik


Um ein Alibi zu überprüfen oder Hin- R&S®NESTOR FOR zur Netzwerkana-
weise auf mögliche Täter zu erhalten, lyse-Suite R&S®NESTOR entwickelt. In
greift die Polizei mit richterlicher Er- Verbindung mit einem Netzwerkscan-
laubnis gern auf die Daten der Mobil- ner etwa der R&S®TSMx-Modellreihe,
funknetzbetreiber zurück. Im ersten Fall der bequem in einem Rucksack an den
spricht man von einer Verkehrsdaten- Ort des Geschehens gebracht werden
abfrage, im zweiten von einer nicht-in- kann, liefert die Software schnell einen
dividualisierten Funkzellenabfrage. Al- grafischen und tabellarischen Überblick
lerdings kommen in der Regel zahlrei- über das lokale Funkzellenbild. Alle Be-
che, manchmal über hundert, am frag- treiber und Mobilfunktechnologien wer-
lichen Ort empfangbare Funkzellen für den in die Analyse einbezogen. Die Soft-
einen konkreten Fall in Betracht. Die Ein- ware gewichtet die einzelnen Zellen im
beziehung all dieser Zellen in die Recher- Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit, dass
che würde einen hohen Aufwand bedeu- sich ein Handy dort einbuchen würde.
ten und ist auch nicht in allen Ländern Die Untersuchungsbehörde kann dann
statthaft. Deshalb setzt man Analyse­ fundiert entscheiden, welche Zellen sie
technik ein, die eine technisch begrün- in die Abfrage einbezieht. Oft reduziert
dete Zellselektion und damit gezieltere sich die Liste durch die Gewichtung auf
Abfrage ermöglicht. Rohde & Schwarz nur wenige Zellen.
hat dafür das Software-Modul

Virtueller Netzwerkanalysator
Viele Netzwerkanalysatoren sind in Pro- der kostenlos aus dem Web herunterlad-
duktionslinien eingebunden und arbei- baren Original-Gerätefirmware auf einem
ten dort programmgesteuert. Neue PC. Damit die Firmware dort lauffähig
Mess­programme mussten bisher entwe- ist, wird ein kostenpflichtiger Dongle be-
der auf einem freien Reservegerät ent- nötigt, der fest an ein Modell ­gekoppelt
wickelt werden oder auf einem Linien­ ist – entweder an das neue Topgerät
gerät, das dann aber in der Produktion R&S®ZNA (siehe Seite 28) oder an eines
gefehlt hat. Der virtuelle Netzwerkanaly­ der Mittelklassemodelle R&S®ZNB / C / D /
sator R&S®ZNXSIM befreit den Nutzer BT. Die komplette Basisfirmware der be-
vom Hardwarezwang und entkoppelt die treffenden Geräte ist nutzbar. Wer darü-
Programmentwicklung von der Verfüg- ber hinaus Zeitbereichsmessungen, etwa
barkeit eines Geräts. R&S®ZNXSIM ist Augendiagramm-Analysen, programmie-
nichts anderes als der lizenzierte Betrieb ren möchte, braucht eine Zusatz-Option.

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5G auf dem Seziertisch
5G ist in aller Munde. Über die Leis- runden die Darstellung ab. Das Kapitel
tungsfähigkeit des Standards und seine Overall Procedures betrachtet 5G NR aus
zahllosen potenziellen Anwendungen der Endgeräteperspektive. Vom Einschal-
in nahezu allen Lebensbereichen wird ten über die Etablierung einer Datenver-
auf breiter Front berichtet. Harte Fak- bindung bis zu den Prozessen, die bei
ten zur 5G-Technik sind dagegen dünn der Bewegung durchs Netz zum Tragen
gesät. Ein neues englischsprachiges kommen, bleibt kein Aspekt unberück-
Rohde & Schwarz-Buch schafft Abhilfe. sichtigt. Auf die Behandlung des in der
Fünf Mobilfunkexperten des Hauses 5G-Startphase wichtigen Mischbetriebs
breiten das 5G NR-System auf 460 Sei- mit LTE (NSA, non-standalone) folgt ein
ten vor dem Leser bis in die Einzelheiten Kapitel, das den reinen 5G-Betrieb be-
aus. Das Kapitel Fundamentals behan- schreibt (SA, standalone). Der reichhal-
delt die Systemarchitektur und die phy- tig bebilderte Hardcover-Band ist unter
sikalischen Zugriffsverfahren. Dabei wer- der ISBN 978-3-939837-15-2 im Buch-
den nicht zuletzt die Neuerungen im Ver- handel erhältlich. Eine fortlaufend aktua-
gleich zum 4G-System wie Beamforming lisierte Online-Version kann nach Regis­
und Bandbreitensegmentierung ausführ- trierung kostenlos genutzt werden (siehe
lich beleuchtet. Mess­technische Aspekte QR-Code).

Leistungssensoren für Hohlleitersysteme


Wegen der geringen Übertragungsver- dem ­thermischen Messprinzip, das un-
luste greift man im Millimeterwellen­ abhängig von der Signalform immer
bereich gern auf Hohlleiterverbindungen ­effektivwertrichtig misst und sich somit
zurück. Messgeräte für den Einsatz in für beliebig modulierte Signale eignet.
Hohlleitersystemen sollten ebenfalls ein Über den gesamten Dynamikbereich von
Hohlleiterfrontend aufweisen, denn eine 55 dB (–35 dBm bis +20 dBm) schwin-
Umsetzung ins Koaxialsystem würde Ge- gen die ­Sensoren schnell auf einen sta-
nauigkeits- und Dynamikverluste mit bilen Messwert ein, bei –10 dBm bei-
sich bringen. Rohde & Schwarz hat des- spielsweise in weniger als einer ­Sekunde.
halb sein Leistungssensorprogramm um Alle Vorzüge der R&S®NRP-Leistungs-
entsprechende Modelle erweitert. Die messerfamilie gelten auch für die Hohl-
Sensoren R&S®NRPxxTWG für die Be- leitersensoren. Sie lassen sich ­alternativ
reiche 50 GHz bis 75 GHz (Anschluss am R&S®NRX-Grundgerät, über USB an
WR15), 60 GHz bis 90 GHz (WR12) einem Rechner oder an einem Mess-
bzw. 75 GHz bis 110 GHz (WR10) de- gerät betreiben und sind nach dem
cken ein breites Anwendungsspektrum Plug & Play-Prinzip ohne Kalibrierung so-
in Satelliten-, Radar- und Kommunika- fort einsatzfähig. Für Kunden mit höchs-
tionstechnik ab. Im Gegensatz zu ande- ten Genauigkeitsanforderungen lassen
ren Lösungen am Markt, die mit Dioden­ sich die Sensoren auf nationale Kalibrier-
gleichrichtung arbeiten, basieren sie auf normale zurückführen.

Modernste TV- und DAB-Sendertechnik im VHF-Band


Mit einigen tausend verkauften Sen- den bis zu 50 % aus. Das Besondere
dern ist R&S®THx 9 die erfolgreichste daran: Dank adaptiver Wirkungsgrad-
TV-Hochleistungssenderfamilie auf dem optimierung profitiert der Netzbetrei-
Weltmarkt. Der Erfolg der Produktreihe ber auch dann von der hohen Effizienz,
verdankt sich einer einmaligen Kom- wenn sich Übertragungsparameter än-
bination aus wirtschaftlichem Betrieb, dern. Neben dem sparsamen Umgang
­hohem Betriebskomfort und Zukunftssi- mit Energie ist ihre digitale Vorstufe ein
cherheit. Nachdem die neueste Entwick- großer Pluspunkt der Sender. Mit dem
lungsstufe Evo zunächst den UHF-Sen- rein softwarebasierten Exciter lässt sich
dern zugute kam, können Netzbetrei- die Flexibilität von neuen Standards wie
ber mit dem R&S®THV 9evo jetzt auch ATSC 3.0 in vollem Umfang ausschöpfen,
den VHF-Bereich (Band III) mit der über- künftige Entwicklungen ­eingeschlossen.
legenen Technik ausrüsten. Die flüssig­ Dank Multi-TX ist der platzsparende Ein-
gekühlten Sender sind für DTV und bau mehrerer Sender in ein einziges
DAB mit Leistungen von 1,3 kW bis 19"-Gestell möglich. Trotz aller Raffines-
30 kW lieferbar. Sie zeichnen sich durch sen sind die Sender über das ausfahr-
hohe Energieeffizienz mit Wirkungsgra- bare Touch-Display leicht bedienbar.

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Wireless

5G rückt OTA in den Fokus

In Kammern dieser Größe (Typ Albatross WPTC-XL) lassen sich


auch ausladendere Antennen vermessen als das hier gezeigte
Einbaumodell (der schwarze Prüfling auf der konischen weißen
Halterung). Für Fernfeldbedingungen ist jedoch auch diese Kam-
mer zu klein, weshalb man mit mathematischer Nahfeld-­Fernfeld-
Transformation arbeiten muss.

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Hochintegrierte Massive-MIMO-­Antennensysteme mit Strahllenkungseigen­
schaften lösen bei 5G die klassischen Sektorantennen ab. Ihre Charakterisierung
erfolgt notwendigerweise „over the air“ – eine Herausforderung für Messtechnik­
hersteller und Systementwickler.

Das Erreichen der angepeilten hohen Kanalkapazität in einem Isotropic Radiated Power (EIRP), Total Radiated Power (TRP),
5G-Netz erfordert sowohl die Einführung von Massive-­MIMO- Effective Isotropic Sensitivity (EIS) und Total Isotropic Sensiti-
Basisstationen wie auch den kombinierten Einsatz von Mikro- vity (TIS) sowie senderspezifische Metriken: Error Vector Mag-
wellen- und Millimeterwellentechnologien auf der Netzwerk- nitude (EVM), Adjacent Channel Leakage Ratio (ACLR) und
und Endgeräteseite. Der Mikrowellenbereich wird in 5G als Spectrum Emission Mask (SEM).
Frequenzbereich 1 (FR1, 410 MHz bis 7,125 GHz), der Milli-
meterwellenbereich als Frequenzbereich 2 (FR2, 24,25 GHz Die Antennencharakteristik wird grundsätzlich im homoge-
bis 52,6 GHz) bezeichnet. nen Fernfeld (FF) gemessen. Fernfeldbedingungen sind bei
FR2-Frequenzen und Basisstations-Antennengrößen aber
Im FR1-Bereich konzentrieren sich die Innovationsbemühun- erst in vielen Metern Abstand von der Antenne gegeben. So
gen besonders auf die Basisstation (BS). Hier wird Massive müsste ein 75 cm großer Massive-MIMO-Prüfling mit einer
MIMO – der Einsatz von aktiven Gruppenantennen (Massi- Sendefrequenz von 2,4 GHz bei direkter FF-Abtastung gemäß
ve-MIMO-Arrays), die aus mehreren Hundert Antennenele- der Fraunhofer-Distanz, in der das Fernfeld beginnt (r = 2D²/λ,
menten bestehen können – zu zweierlei Zwecken eingesetzt: D: Antennenapertur), in einer Testkammer vermessen werden,
Zum einen generiert man mehrere unabhängige Datenströme die einen Abstand von mindestens 9 m zulässt. Selbst ein
zur gleichzeitigen Versorgung mehrerer Endgeräte (Multi-User- 15-cm-Smartphone mit einer Sendefrequenz von 43,5 GHz
oder MU-MIMO). Zum andern richtet man diese Ströme mit- würde einen Messabstand von 6,5 m erfordern. Erst dann
tels Strahlformung gezielt auf die Gegenstellen aus, um durch weist die sogenannte Quiet Zone (QZ), in der man die Mess-
Energiebündelung die Reichweite zu erhöhen, Interferenzen objekte platziert, die nötige Phasenkonstanz auf. Man toleriert
zu reduzieren und die Datenrate zu steigern. Als angenehmer eine Abweichung von höchstens 22,5 ° über die Messebene.
Nebeneffekt sinkt auch der Energieverbrauch und mithin die
Betriebskosten des Netzes. Theoretische Überlegungen ergeben, dass sich Fernfeldeigen-
schaften im Bereich der Hauptsendekeule aber tatsächlich
Im FR2-Bereich nutzen die Übertragungssysteme große bereits in wesentlich kürzerem Abstand manifestieren können.
Bandbreiten bei Frequenzen von zunächst um 28 GHz und Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich bei-
39 GHz. Die hohe Frequenzlage führt allerdings zu einer star- spielsweise die Fernfeld-EIRP oder die EIS eines 15-cm-Prüf-
ken Pfaddämpfung gemäß F = (4πr f/c)2 und starker Feldver- lings mit einer Sendefrequenz von 24 GHz bereits in einem
zerrung in der Nähe von Objekten. Dieser Dämpfung wird Abstand von 1,14 m mit guter Genauigkeit bestimmen lassen.
durch die Gruppenantennen und den über sie bewirkten Die Verringerung des Abstands um etwa 70 % wird jedoch
Antennengewinn entgegengewirkt. durch einen größeren Longitudinal Taper Error erkauft. Außer-
dem können bei kürzeren Abständen die Nebenkeulenpegel
nicht so präzise bestimmt werden.
Performance-Kennzahlen over the air
Die Notwendigkeit geringer Wegverluste und kleiner Abmes- Solche direkten FF-Messungen mit kürzeren Abständen sind
sungen führt im FR2-Bereich zu hochintegrierten Baugruppen auch nicht für alle Anwendungen praktikabel, bieten sich
mit Antennen, Modems, Verstärkern und Phasenschiebern. jedoch an, wenn die Bedingungen dafür erfüllt sind. Denn
Infolgedessen sind HF-Kontakte für den Anschluss von Mess- große Absorberkammern bringen hohe Betriebskosten mit
geräten über Kabel nicht mehr vorhanden. Das hat zur Konse- sich und begrenzen aufgrund der Streckenverluste die Mess-
quenz, dass für eine Charakterisierung der Sende- und Emp- dynamik. Am einfachsten stellt sich das sogenannte White-­
fangsantennen auf OTA-(over-the-air-)Testlösungen zurückge- Box-Szenario dar, bei dem die Position der Antenne innerhalb
griffen werden muss. Diese sind auch notwendig, um zu über- des Geräts sowie ihre Apertur bekannt sind und letztere sich
prüfen, ob die Sendekeule in die gewünschte Richtung zeigt. vollständig in der QZ unterbringen lässt. Sollte das nicht der
Fall sein oder hat das DUT mehrere Antennen an entgegenge-
Zu den zu ermittelnden Metriken gehören Antennenparame- setzten Kanten des Gehäuses, spricht man vom Black-Box-Sze-
ter für die abgestrahlte und empfangene Leistung: Effective nario, bei dem die strahlungsverursachenden Ströme überall

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Wireless

im Prüfling fließen können. Wegen des-


sen potenziell größerer Apertur muss
dann eine deutlich größere QZ r­ ealisiert
werden, was direkte FF-Messungen
schwierig macht. Man greift deshalb auf
Nahfeld-Fernfeld-Transformationsverfah-
ren (NFFF) zurück.

Softwarebasierte
NFFF-Transformationen
Ein erster effektiver Ansatz zur Redu-
zierung der Fernfelddistanz und damit
der notwendigen Schirmkammergröße
ist der Einsatz softwarebasierter Trans-
formationsverfahren. ­Unterschiedliche
mathematische Implementierungen
sind dafür möglich, aber das Grundprin-
zip ist immer gleich: Mindestens zwei
Polarisationskomponenten des elektro­
magnetischen Felds (E, H oder eine
Kombination aus beiden) werden über
eine das DUT einhüllende Kugeloberflä-
che nach Betrag und Phase gemessen.

Bei der anschließenden Verarbeitung


der gemessenen Daten werden die Fel-
der mithilfe mathematischer Funktio-
nen in größere Entfernungen proji-
ziert und die Fernfeld-Strahlungskom-
ponenten extrahiert. Lediglich zwei
BILD 1: R&S®ATS1000 als Beispiel für ein sphä- Phasoren (komplexe Amplituden) müs-
risches Messsystem, das sowohl direkte Fern- sen bekannt sein, um unter Anwendung
feldmessungen als auch softwarebasierte Nah- des ­Huygens-Prinzips alle sechs Feld-
feld-Fernfeld-Transformationen unterstützt. Das komponenten außerhalb der Messober-
Messobjekt lässt sich mit Laserhilfe exakt posi- fläche exakt zu rekonstruieren. Alter-
tionieren. Das System kann mit einer halbkugel- native Transformationsmethoden beru-
förmigen Klimakammer ausgerüstet werden, die hen auf Kugelwellenausbreitung (SWE,
das DUT komplett umschließt und Messungen ­Spherical Wave Expansion), Planar-
unter Klimastress in einem weiten Temperatur- wellenausbreitung (PWE, Plane Wave
fenster erlaubt. Expansion) oder der Lösung von Inte-
gralgleichungen, jeweils in Verbin-
dung mit Verfahren zur Steigerung
der Rechen­geschwindigkeit oder der
Genauigkeit durch Berücksichtigung
von Parametern wie räumlicher Abtast-
rate, Abtastoberfläche oder Truncation.

BILD 1 zeigt ein System, das Messun-


gen mit sphärischer Abtastung des
Prüflings ermöglicht. Das DUT wird auf
einem Azimut-Drehtisch montiert. Eine
doppelt polarisierte Vivaldi-Antenne
an der Spitze eines schwenkbaren

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Auslegers ermöglicht die Elevationseinstellung. Das Hardwarebasierte Nahfeld-Fernfeld-Transformation
Messobjekt wird mit einem Anschluss eines Vektornetzwerk- sorgen für Klarheit
analysators (VNA) verbunden, während die Antennenports für Verschiedene Testmethoden ermöglichen eine direkte
die beiden Polarisationsebenen zwei andere VNA-Anschlüsse OTA-Bewertung nah an der Antenne, also ohne Software-
belegen, wodurch die Messung komplexer S-Parameter wie transformation. Diese hardwarebasierten Ansätze zielen dar-
Transmissions- und Reflexionskoeffizient möglich wird. auf ab, Fernfeldbedingungen in einem begrenzten Raum,
der Quiet Zone, physikalisch herzustellen. Ein solches indi-
Nahfeldmessverfahren beruhen häufig auf Annahmen, die rektes Fernfeld lässt sich sowohl in einer Compact Antenna
für den oben beschriebenen Fall passiver oder HF-gespeister Test Range (CATR) als auch durch planare Wellensynthese
Antennen gelten: generieren.
❙❙ Am Antennenanschluss kann ein Signal eingespeist werden,
das als Phasenreferenz verwendet wird. Compact Antenna Test Range
❙❙ Das HF-Signal ist ein Dauerstrichsignal (CW-Signal). In einer CATR wandelt ein Parabolspiegel die vom ­Testobjekt
❙❙ Es gilt Reziprozität, sodass die Strahlungscharakteristiken für ausgehende kugelförmige Welle in eine planare Welle um
den Sende- (TX) und den Empfangsfall (RX) bei gleicher Fre- (BILD 2 und 4). Die Qualität der mit einer CATR gewinnba-
quenz identisch sind. ren Messergebnisse hängt stark von der Güte des Reflektors
ab. Kantenform und Oberflächenrauheit beeinflussen den Fre-
Für Sendefälle, in denen solche Annahmen nicht gelten, sind quenzbereich, über den eine Quiet Zone von akzeptabler Qua-
Behelfslösungen verfügbar. Zur Ermittlung der abstandabhän- lität erreicht werden kann: Die Kantengeometrie begrenzt die
gigen Phase können unterschiedliche Hardwarekomponen- untere, die Oberflächenrauheit die obere Nutzfrequenz. Die
ten und Verarbeitungssysteme eingesetzt werden, z. B. inter- Zahnung oder Rundung der Kanten verhindert Beugungs-
ferometrische Methoden oder phasenkohärente Mehrtoremp- effekte, die sonst Energie in die QZ einstreuen würden. Ein
fänger, beides in Kombination mit einer zusätzlichen Phasen­ Reflektor mit gezackten oder abgerundeten Kanten ist in
referenz-Antenne, die in der Nähe des abstrahlenden Prüf- der Regel mindestens doppelt so groß wie der Prüfling bzw.
lings installiert werden muss. Alternativ lassen sich phasen­ die QZ, wohingegen ein scharfkantiger Reflektor die 3- bis
lose Methoden anwenden, bei denen die Phaseninformation 4-fache Größe der QZ aufweisen muss.
ausschließlich aus der Messung des Betrags gewonnen wird.

Der Empfangsfall ist komplexer, weil im Allgemeinen die


komplette Empfangskette vermessen wird, da man die
Empfind­lichkeit über das Erreichen eines minimal not-
wendigen Datendurchsatzes verifiziert. Reziprozität kann
dabei nicht angenommen werden, da die Komponenten im
HF-Empfangspfad im Allgemeinen nicht mit den Komponen- BILD 2: Form und Fertigungsprä-
ten im HF-Sendepfad übereinstimmen. Darüber hinaus lässt zision des Spiegels sind maßgeb-
sich bei einem empfangenden Prüfling ohne Antennenzu- liche Qualitätsparameter eines
gang nicht ohne Weiteres auf die Leistung am Eingang des CATR-Systems. Das Benchtop-Sys-
HF-Frontends schließen. Auch ist in diesem Fall keine Phasen- tem R&S®ATS800B CATR ist eine
referenz gegeben, sodass die softwarebasierte NFFF-Transfor- kostengünstige Lösung für Ent-
mation nicht anwendbar ist. Daher kann im Nahfeld zwar die wicklungs- und Forschungs­
gestrahlte Leistung EIRP durch softwarebasierte NFFF präzise labore zur Erzielung hochwertiger
bestimmt werden, nicht aber die Empfangsgröße EIS. Messergebnisse.

Softwarebasierte NFFF-Verfahren kommen an ihre Grenzen,


wenn Transceiver-Leistungskennzahlen wie EVM, ACLR und
SEM zu ermitteln sind. Diese Informationen müssen direkt aus
dem modulierten Signal extrahiert werden. Software­basierte
NFFF-Lösungen verarbeiten jedoch ausschließlich die komple-
xen Amplitudenwerte, aus denen sich eine drei­dimensionale
Darstellung der Antennencharakteristik gewinnen lässt. Für
die moderne Messpraxis bedeutet das aber keine große Ein-
schränkung, denn kompakte Messsysteme sind in der Lage,
ein „indirektes Fernfeld“ zu erzeugen, in dem sich die Mes-
sungen wie im echten Fernfeld durchführen lassen.

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Wireless

Die Strahlungscharakteristik der Speise-


antenne wirkt sich unmittelbar auf die
Größe der Quiet Zone aus, da der Spie-
gel sie gewissermaßen in den Bereich
der QZ projiziert. Da die QZ-Größe
außerdem stärker von den Reflektor-
eigenschaften als vom Abstand des
DUTs vom Spiegel abhängt, kann man
eine große QZ auch in kleinen Gehäu-
sen erzeugen, was die Messpraxis
erheblich erleichtert. Der in BILD 2
und 4 gezeigte CATR-Messaufbau lässt
sich in einer Testkammer von nicht
mehr als 2,1 m × 0,8 m × 1 m unter-
bringen (R&S®ATS800R). Ein direktes
FF-Messsystem würde einen Messab-
stand von bis zu 14,5 m erfordern.

CATRs sind für Tests von Endgeräten


oder Basisstationen im 5G NR-FR2-Be-
reich unverzichtbar, da sie die Anfor-
derungen an die Größe der Testumge-
bung erheblich reduzieren und Mess-
ergebnisse unmittelbar, also ohne wei-
tere NFFF-Berechnungsschritte bestim-
men können. Darüber hinaus bieten sie
im Hinblick auf die direkte Messbarkeit
von HF-Transceiver-Kennzahlen sowohl
im Sende- als auch Empfänger-­Modus
die gleichen Möglichkeiten wie ein
FF-System. Da außerdem die Pfadver-
luste nur in der Zone zwischen Speise­
antenne und Reflektor auftreten, wei-
sen CATR-Systeme auch einen besseren
Dynamikbereich als ein „ausgewachse-
nes“ FF-Messsystem auf.

Synthese ebener Wellen über ein


phasengesteuertes Antennen-Array
Während sich CATRs für 5G-Millime-
terwellen-DUTs mit relativ kleinen und
leichten (20 kg bis 40 kg) Reflektoren
realisieren lassen, steigt das Reflektor-
gewicht im FR1-Bereich deutlich an

BILD 3: Die Messkammer R&S®ATS1800C dient


zu (Pre-)Conformance-Tests an Referenzdesigns
und Endgeräten. Der Positionierer nimmt Mess-
objekte bis etwa zur Größe DIN A4 und mit bis
zu mehreren Kilogramm Gewicht auf.

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– bis zu Hunderten von Kilogramm für formationen beruhen, eignen sich für die hardwarebasierte Feldtransforma-
Messobjekte von Basisstationsgröße. die Messung von EIRP und TRP. Sind tionen einsetzen. Diese Systeme bieten
Kosten, Fertigungszeit und Handhabung jedoch bei einem Prüfling mit mehre- darüber hinaus kompakte und zuver-
solcher Spiegel machen sie unpraktika- ren, nicht identischen HF-Transceivern lässige Alternativen zu direkten Fern-
bel. Die Alternative sind elektronische auch Empfang oder Demodulation zu feldmessungen, was sie für künftige
Wellenformer. Sie bestehen aus einem berücksichtigen, so lassen sich die Ein- 3GPP-HF-Konformitätstests an Endgerä-
Antennen-Array, bei dem viele Einzel- schränkungen der Software-NFFF mit ten und Basisstationen prädestiniert.
antennen individuell in Amplitude und CATR- und PWC-Systemen überwinden, Dr. Benoît Derat, Dr. Corbett Rowell,
Phase so angesteuert werden, dass Dr. Adam Tankielun, Sebastian Schmitz
schon in relativ kleinem Abstand eine
planare Wellenfront entsteht.

Rohde & Schwarz hat einen solchen Pla-


nar Wave Converter (PWC) entwickelt,
der aus 156 Breitband-Vivaldi-Antennen
und einem Netzwerk von Phasenschie-
bern und Dämpfungsgliedern besteht.
Dieser PWC hat einen Durchmesser von
1,7 m und erzeugt eine sphärische Quiet
Zone von 1 m Durchmesser in einem
Abstand von nur 1,5 m im Frequenzbe-
reich von 2,3 GHz bis 3,8 GHz (BILD 5).
Ein Zwei-Achsen-Positionierer ­platziert
das Messobjekt, etwa eine Basissta-
tionsantenne, in der QZ. Im Bild fin-
det sich an dieser Stelle eine Kalibrier-
antenne. Sie dient zur Regulierung der BILD 4: Aufbau eines Compact-Antenna-Test-Range-(CATR-)Messsystems mit einem Reflektor
Pegel der einzelnen HF-Kanäle sowie mit abgerundeten Kanten, der eine kugelförmige Wellenfront in eine ebene Wellenfront kollimiert
zur Bestimmung der Wegdämpfung des (Berechnung der Felder mit einem Modell des tatsächlichen Messaufbaus mit der Simulationssoft-
gesamten Systems. Der PWC ist rezi- ware CST MWS bei 28 GHz).
prok und verfügt über einen einzelnen
HF-Ein- / Ausgang für den Anschluss
eines Signalgenerators, Spektrum- oder
Vektornetzwerkanalysators.

Fazit: OTA-Messungen
so einfach wie nie
Die Notwendigkeit, 5G-Komponenten
over the air zu testen, erfordert neue
und komplexere Messmittel als frühere
Mobilfunktechnologien. Die Heraus-
forderung für die Messtechnikherstel-
ler besteht darin, diese Mittel zu wirt-
schaftlichen Preisen bereitzustellen und
ihren Betrieb so einfach wie möglich zu
gestalten. Die Lösung sind Messsys-
teme, die verlässliche Aussagen über
das Verhalten eines Mess­objekts im
Fernfeld gestatten, ohne dass große
Schirmkammern, die der Fernfeldfor-
mel nach Fraunhofer genügen, instal- BILD 5: Kern des Plane-Wave-Converter-Messsystems von Rohde & Schwarz ist die phasen­
liert werden müssen. Nahfeldmetho- gesteuerte Gruppenantenne R&S®PWC200 (links). Die Stelle des Messobjekts nimmt hier eine
den, die auf softwarebasierten Trans- ­Kalibrier-Gruppenantenne auf einem Großkreis-Drehstand (Great Circle Cut Positioner) ein.

| NEUES 221/19 13
Wireless

Kleines Massive-MIMO-Kompendium
Was ist Massive MIMO? Räumliches Multiplexing: M Datenströme
Multiple Input Multiple Output (MIMO)
verwendet mehrere Antennen am Trans- x1(t)

M = 4 Transceiver
ceiver, um die Übertragungsleistung zu
x2(t)
verbessern. Entweder senden mehrere
Transceiver über getrennte Antennen
x3(t)
und unkorrelierte Ausbreitungswege,
um einen höheren Durchsatz zu erzie- x4(t)
len, der einem einzelnen oder mehre-
ren Nutzern zugute kommt (räumliches +
Multiplexing), oder das gleiche Aus- Beamforming-Array: 1 Datenstrom
gangssignal wird über mehrere Anten-
nen gesendet und beim Empfänger auf-
summiert, um die Signalqualität zu ver-
bessern (RX Diversity).
x1(t) TRX
Durch die hohe Anzahl von Antennen-
elementen in Massive-MIMO-Syste-
men lassen sich beide Ziele kombinie-
ren. Beherrscht ein Antennensystem
sowohl Beamforming als auch räumli-
ches Multiplexing, wird es als Massive-­ Massive MIMO: Beamforming + räumliches Multiplexing ergibt
MIMO-System bezeichnet. Massive MU-MIMO für M Endgeräte
MIMO wird ausschließlich in Basissta-
tionen eingesetzt, aber auch Endgeräte Massive Array mit 128 bis 1024 aktiven Antennenelementen
weisen eine zunehmende Anzahl von
Antennen auf, um MIMO-Techniken zu
implementieren.

Multi-user MIMO (MU-MIMO)


Verbessertes SNR und höhere Datenrate für jeden Teilnehmer, z.B.
UE 1: 32 Antennen, Beamforming mit 16 × n MIMO
UE 2: 16 Antennen, Beamforming mit 8 × n MIMO

Warum Massive MIMO? unverzichtbar, während man ­Massive getrennter Ströme für mehrere Empfän-
Beamforming durch Massive MIMO MIMO im Sub-6-GHz-Bereich vor ger nutzen wird (MU-MIMO).
bündelt die Sendeenergie und erhöht allem auch zur Übertragung räumlich
damit die Energieeffizienz – ein wesent-
licher Aspekt beim Betrieb der Mobil- Massive MIMO erhöht Energieeffizienz und Durchsatzrate
funk-Infrastruktur, deren Energiekos- Traditionelle Basisstationsantenne Massive-MIMO-Antennen-Array
ten zu einem Großteil durch die Funk-
aussendungen verursacht werden. Vergeudete Leistung
Beamforming steigert außerdem die
Reichweite und reduziert die Interfe-
..
renz zwischen den Zellen. Ersteres ist Vergeudete Leistung .
bei den 5G-Millimeterwellenfrequenzen
aufgrund der hohen Streckendämpfung

14
Massive MIMO als technische Datenengpass Kalibrierung
Herausforderung
Massive MIMO ist ein anspruchsvolles Cloud
Konzept, das den Systemdesignern eine
Reihe von Aufgaben zu lösen gibt.

Ideale Form
Höhere Anschlusskosten Eingeschränktes MU-MIMO
Resultierende Form
Der hohe Datendurchsatz eines Massive-­ Nicht sorgfältig kalibrierte Arrays können in
MIMO-Systems erfordert eine sehr breitban- unerwünschte Richtungen abstrahlen; sie
dige Anbindung der Basisstation an das Kern- schielen gewissermaßen und versorgen die
netz. Empfänger nicht optimal.

Gegenseitige Beeinflussung Unregelmäßige Arrays Komplexität

RX

RFIC RFIC

FPGA

Digital I/Q

Verminderte Reichweite Undefinierte Sendekeulen Erhöhte Kosten

Übersprechen der Antennenelemente führt Die Praxis kann unregelmäßige Antennen- Massive-MIMO-Systeme sind deutlich kom-
zu Energiever­lusten und damit zu einer Redu- bauformen notwendig machen, die nicht so plexer als bisherige Systeme, was Entwick-
zierung der maximalen Reichweite. gut performen wie regelmäßige Arrays und lung, Fertigung, Kalibrierung und Inbetrieb-
in undefinierte Richtungen abstrahlen. nahme angeht. Diese Komplexität erfordert
neue Design- und Testansätze.

Verschiedene die Nebenkeulen auf ein Minimum zu ist ein analoges Beamforming-Array mit
Beamforming-Techniken reduzieren. Der geringe Hardware-Auf- einer einzelnen HF-Kette verbunden, die
Um mit Antennen-Arrays eine wand macht die Methode kostengüns- jeweils nur einen Strahl erzeugt. Der Ein-
bestimmte Richtwirkung zu erzie- tig. Sie eignet sich aber nur für Arrays stellbereich der verwendeten Phasen-
len, müssen die Amplituden und Pha- geringerer Komplexität. Typischerweise schieber begrenzt den Frequenzbereich.
sen aller Antennenelemente definiert
zusammenwirken. Dafür gibt es drei Analoge Strahlformung
konstruktive Ansätze.

PA
Analoge Strahlformung
Der traditionelle Ansatz, der beispiels- PA
Datenstrom Basisband-
weise in Radaranwendungen eingesetzt Verarbeitung
. PA
.
wird, verwendet Phasenschieber und .
Leistungsverstärker, um den Strahl in
PA
die gewünschte Richtung zu lenken und

| NEUES 221/19 15
Wireless

Strahlcodierung Strahlcodierung
Diese fortschrittliche Architektur dient
nicht eigentlich zur Strahllenkung, son- Daten-
strom 1 Digitale
dern optimiert die Versorgung der ein- Basisband- HF-Kette
zelnen Empfänger über individuell verarbeitung
berechnete Pfadströme. Jede Antenne .. .. ..
hat ihren eigenen Transceiver und . . .
Datenkonverter, sodass die Anordnung
Daten-
mehrere unabhängige Datenströme ver- strom n
Digitale
arbeiten und ausstrahlen kann. Basis- Basisband- HF-Kette
verarbeitung
station und Endgerät bilden eine Regel-
schleife insofern, als Pilotsignale des
Endgeräts zur permanenten Nachjustie-
rung der BTS-seitigen Precoding-Matrix
für dieses Endgerät verwendet werden. Hybride Strahlformung
Jeder Empfänger wird so mit perfekt
auf ihn zugeschnittenen Signalen ver-
sorgt, die ihn über verschiedene Pfade Digitale ... PA
Basisband- HF-Kette
erreichen. Diese Regelung funktioniert verarbeitung
am besten in TDD-Systemen, bei denen K Daten- .. .. .. PA ..
ströme . . . .
sich der Funkkanal im Up- und Down-
link reziprok verhält.
Digitale
Basisband- HF-Kette
... PA
verarbeitung

Hybride Strahlformung PA
Das hybride Beamforming strebt Digitale Strahlformung Analoge Strahlformung
einen Kompromiss bei der Erfüllung
der Kosten- und Leistungsanforderun-
gen an und bedient sich dazu analo-
ger und digitaler Komponenten. Sol-
che Designs, die auf höhere Frequenz-
bereiche abzielen, kombinieren ana-
loge Beamforming-Arrays mit digitalen
Vorverarbeitungsstufen. Typisches Setup für eine Nahfeld-Antennenmessung

Vektornetzwerkanalysator
¸ZNA Antennen-Nahfeld

Messantenne
Wie schließt man ein Antennen-
Array an den Testaufbau an?
Die Richtwirkung von Antennen-­Arrays Antennen-
system
erfordert einen Over-the-Air-Testauf- (AUT)
bau. Bei passiven Antennen nutzt man
den traditionellen Ansatz, bei dem der
Referenz-
Generator eines Vektornetzwerkanaly- antenne
sators (VNA) die zu testende Antenne
speist, deren Aussendung von der
Messantenne aufgenommen und in
einen Empfänger-Port des VNA ein-
gespeist wird. Dieser Test ist einfach
durchzuführen und liefert vergleichbare
Ergebnisse.

16
Massive-MIMO-Antennen werden hin- Mögliche Abhilfe schafft die Strahllen- Messungen im Nahfeld sind recht zeit-
gegen zusammen mit der Signalverar- kung durch eine räumlich benachbarte aufwendig und liefern nicht alle Parame-
beitungs- und HF-Elektronik zu nicht Teilmenge der Antennenelemente; die ter. Schneller und universeller sind Mes-
auftrennbaren Blöcken integriert, die Antennen-Apertur wird dadurch ver- sungen im Quasi-Fernfeld, erfordern
man über eine Digitalschnittstelle wie kleinert, sodass es unter Umständen aber aufwendigere Messeinrichtungen
CPRI an die Basisstation anbindet. Die gelingt, in der Testkammer ein Fern- (siehe unten).
Phase des ausgesendeten Signals ist feld-Szenario zu schaffen. Die Nah-
daher nicht zugänglich, wird aber bei feld-Testlösungen von Rohde & Schwarz
Nahfeldmessungen zwingend benötigt, basieren allerdings auf einer Referenz-
um das Messergebnis auf Fernfeldver- antenne (Feldsonde), die in festem
hältnisse umrechnen zu können. Abstand zur AUT positioniert ist und
eine Referenzphase liefert.

Nahfeld oder Fernfeld? ortsabhängig und erfordern eine nach- auf Leistungsmessungen bei verschie-
Der Abstand zwischen der Messobjekt- gelagerte aufwendige Umrechnung der denen Messabständen. Ein anderer
antenne (AUT) und der Messantenne Ergebnisse ins Fernfeld. Die Daten­basis Ansatz basiert auf der Strahlbreite, die
ist bei OTA-Messungen von entschei- dafür liefern Stichprobenmessungen das Aperturmaß D auf die Größe des
dender Bedeutung. Im ­unmittelbaren entlang von Trajektorien oder über eine typischerweise kleineren strahlenden
Nahfeld oder reaktiven Feld um die das Messobjekt einhüllende Kugelober- Teils D* reduziert. Ein weiterer Ansatz
Sende­antenne innerhalb der e­ rsten fläche. Die Messeinrichtung muss daher geht davon aus, dass für M ­ essgrößen
­Fresnel-Zone – typischerweise nur über einen 3D-Positionierer verfügen, wie EVM nur die Hauptkeule von
wenige Zentimeter – kommt es zur elek- mit dessen Hilfe die Messantenne jeden Bedeutung ist, was zu einem deutlich
tromagnetischen Kopplung mit eindrin- Punkt der Kugel erreicht. reduzierten Abstand zwischen AUT und
genden Gegenständen wie Messanten- Messantenne führt.
nen. Hier sind daher keine Messungen Rohde & Schwarz hat zusätzliche Metho-
möglich. Die lassen sich im angrenzen- den zur Nah- und Fernfeldschätzung
den Nahfeld durchführen, sind jedoch vorgeschlagen. Eine Methode beruht

Messtechnische Aspekte des Nah- und Fernfelds

Nahfeldmessungen
❙ Kleinere Schirmkammergrößen
❙ Messwerte sind phasen- und amplitudenabhängig –
schwierig bei modulierten Signalen
❙ Erfordert Nahfeld-nach-Fernfeld-Transformationen (NFFF)
❙ Erfordert zahlreiche Messungen –
dadurch mehr Zeitaufwand
❙ Mit einer Messantenne:
hohe Positioniergenauigkeit erforderlich
❙ Mit mehreren Messantennen:
aufwendige Kalibrierung

Fernfeldmessungen
❙ Größere Messkammern
❙ Messwerte sind nur betragsabhängig –
günstig bei modulierten Signalen
❙ Eine Messung ist ausreichend –
keine NFFF-Transformation erforderlich

Reaktives Gestrahltes Nahfeld = Fernfeldregion =


Feld Betrag und Phase ortsabhängig Betragsmessung ausreichend

1)
D3 2D 2
0,62
λ λ
1)
Üblicherweise für Strahler mit D > λ/2

| NEUES 221/19 17
Wireless

Wie man Fernfeldbedingungen Fresnellinsen sind Fresnel-Linse (Fourier-Objekt)


auf engem Raum herstellt aus der Optik
Die Theorie empfiehlt, Antennen-­Arrays bekannt. In der
HF-Welt ist diese
unter Fernfeldbedingungen zu testen,
Methode recht kom-
insbesondere wenn es um die phasen- plex und mit hohen
abhängige EVM geht. Die einfachste Kosten verbunden, Quiet Zone
Methode zur Erzeugung von Fern- was sie für indus­
feldbedingungen besteht darin, den trielle Anwendungen
Abstand zwischen der AUT und der uninteressant macht.
AUT
Messantenne zu vergrößern, wie in der
Fraunhofer-Gleichung beschrieben. Für
große Arrays führt das jedoch zu Entfer-
nungen von dutzenden Metern. Daher
weicht man auf Methoden aus, die
das Nahfeld physikalisch ins Fernfeld
transformieren.

Compact Antenna Test Ranges (CATR) sind branchenübliche Mess- Reflektor (CATR)
einrichtungen. Man verwendet hier einen Reflektor, um eine zylind-
rische Quiet Zone zu erzeugen – eine Zone, in der die beobachtete
Phasendifferenz zu einer ebenen Welle unterhalb einer nutzerdefi-
nierten Toleranz liegt. Die Kantenlänge des Reflektors ist etwa zwei
bis drei Mal so groß wie der Durchmesser der Quiet Zone. Die Rauig-
Quiet Zone
keit der Reflek­toroberfläche darf höchstens etwa λ/100 sein, für den
FR2-Frequenzbereich von 5G also etwa 0,1 mm. Zur Erzielung einer
hohen Feldqualität in der Quiet Zone müssen die Spiegelkanten sorg-
fältig ausgeformt sein; man arbeitet hier mit gezahnten oder geroll- AUT
ten Konturen.

Eine elegante Methode zur Generierung eines homogenen Feldes auf Plane Wave Converter (PWC)
engstem Raum ist die Wellensynthese mit einem Antennen-­Array. Für
Sub-6-GHz-Frequenzen hat Rohde & Schwarz mit dem Plane Wave
Converter R&S®PWC200 eine solche Lösung entwickelt, die mit
einem oktagonalen, 1,7 m durchmessenden Antennenfeld und Pha-
senschiebern eine kugelförmige Quiet Zone von 1 m Durchmesser in Quiet Zone
1,5 m Abstand erzeugt und damit auch unter beengten Laborverhält-
nissen betrieben werden kann.

AUT

18
Messtechnik für Testaufbau mit Plane Wave Converter für Antennen-Arrays
Massive-MIMO-Komponenten
Massive-MIMO-Tests decken ein breites
Anwendungsspektrum ab und berück- Passive Messung
2D- / 3D-Antennencharakterisierung
sichtigen dabei technische Aspekte wie
Nahfeld, Fernfeld, Frequenz, Antennen- System- und
AUT-Steuerung
typ und zu prüfende Parameter. Test-
konfigurationen und Tests unterschei-
OTA-Performance-Messsoftware
den sich erheblich in F&E, Fertigung R&S®AMS32 Plane Wave Converter
und Feld. Künftige Anwendungsbe- R&S®PWC200
reiche wie die Beamforming-Verifika-
tion und -Zertifizierung sowie Produk-
tionstests stellen neue Anforderungen
an Genauig­keit, Geschwindigkeit, Kos- Vektornetzwerkanalysator HF-Kabel
R&S®ZNA
ten usw.
1,5 m
Aktive Messungen
Ein Massive-MIMO-Messsystem basiert HF-Transceiver-Charakterisierung:
ergänzt HF-Messungen wie EVM mit
auf vier Schlüsselkomponenten:
modulierten Signalen
AUT: Hochgewinn-
Schirmkammer System- und Antennen-Array
AUT-Steuerung
Verschiedene Größen zur A
­ bdeckung
von Nah- und Fernfeldaspekten,
OTA-Performance-Messsoftware
Schirm­güte und Absorptionsfähigkeit, R&S®AMS32
Kammer­zugang, etc.

Messantenne
Vektorsignalgenerator
Wichtige Aspekte sind Frequenzbereich, R&S®SMW200A
Größe und Kalibrierung.

AUT-Montagevorrichtung und
Messantennen-Positionierer Signal- und Spektrumanalysator
Die Messung von Parametern wie EIRP, R&S®FSW

EIS und TRP erfordert einen feinstufigen


Scan über eine Kugeloberfläche um die
AUT. Die Qualität der Messung hängt
nicht zuletzt davon ab, wie genau und
reproduzierbar sich die Messantenne
positionieren lässt.
Ein ausführliches White Paper zur
Messgeräte OTA-Messtechnik steht auf der
Die erforderlichen Messgeräte sind von Rohde & Schwarz-Website zum
der konkreten Messaufgabe abhängig, Download bereit.
aber ein typisches Massive-MIMO-Test-
system beinhaltet Vektornetzwerk-
analysatoren, Signalgeneratoren, Sig-
nalanalysatoren, Mobilfunktester und
Leistungssensoren.

| NEUES 221/19 19
Wireless

Die neuen 5G-Tester


Der Test von 5G NR-Produkten erfordert neue M ­ esstechnik. Der Radio Communication Tester R&S®CMX500 (links unten)
Technologien wie Massive MIMO, deutlich höhere Band- ist die neue Testplattform für Signalisierungstests in allen
breiten und Datenraten als bei 4G sowie die Nutzung von 5G-Frequenzbändern. Ihm zur Seite steht der bewährte ­Tester
Millimeterwellen vervielfachen die nötige Rechenleistung, R&S®CMW500 (links oben) zur Unterstützung des Misch­
machen OTA-Messungen obligatorisch und die HF-Hard- betriebs mit LTE (5G NSA), der in den ersten Jahren weltweit
ware anspruchsvoll. Folgende Tester bilden in Zukunft das vorherrschen wird.
Rückgrat für 5G-Messungen in Entwicklung, Typprüfung und
Produktion:

20
Messungen im FR2-Frequenzbereich (mmWave) führt man (Sub-6-GHz-Spektrum) ist der Tester R&S®CMW100 zustän-
in OTA-Testkammern wie der R&S®CMQ200 durch. Diese bil- dig (nicht im Bild). Die Bedienung von R&S®CMX500 und
det mit dem neuen Non-Signaling-Tester R&S®CMP200 (Mitte R&S®CMP200 erfolgt über eine einheitliche Testsoftware für
oben) eine kompakte Lösung für den Produktionstest von alle Messaufgaben (rechts), die die Messfunktionen über eine
5G-FR2-Komponenten. Für Produktionstests im FR1-Bereich browserbasierte Bedienoberfläche bereitstellt.

| NEUES 221/19 21
Wireless

Komplexe Feldtests ­reproduzierbar im


Labor nachstellen
Neue Optionen steigern die Qualität der Approximation von Feldtests für Mobilfunkendgeräte in der
­grafischen Entwicklungsumgebung R&S®CMWcards.

Der Testzyklus eines Mobilfunkendgeräts startet mit dem Prü- R&S®CMWcards zurückgreifen, die Messdaten aus dem Feld
fen einzelner Signalisierungsfunktionen und endet mit Feld- einer Laboranalyse zugänglich machen.
tests im Produktivnetz der Netzbetreiber. Letztere Tests sind
hinsichtlich der Endkunden­erfahrung die a­ ussagekräftigsten,
aber auch die zeitaufwendigsten und damit ­kostspieligsten. Komfortable Field-to-Lab-Signalisierung für
Zudem sind sie nicht immer verlässlich in allen Details repro- R&S®CMWcards
duzierbar, weil sich Produktivnetze ständig ändern. Dies Auf der Plattform R&S®CMW steht mit R&S®CMWcards eine
erschwert die Analyse im Fehlerfall. leistungsfähige Entwicklungsumgebung für Testfälle für die
Mobilfunkstandards von 2G bis 4G zur Verfügung (BILD 1).
Eine weitere Herausforderung ist der Test des Zusammen- Mit dem Tool werden Testfälle ohne Notwendigkeit einer
spiels von Embedded-Modulen mit dem übergeordneten Programmiersprache in einer grafischen Bedienoberfläche
System. Dabei kann es zum Fehlverhalten kommen, das bei erzeugt, zu Testsequenzen zusammengestellt und automati-
einem separaten Test der Komponenten nicht nachweisbar ist. siert durchgeführt.
Für Testfahrten sind hier insbesondere Mobilfunkeinrichtun-
gen in Pkw sowie Telematikanwendungen in der Logistikbran- Die Option Field to Lab R&S®CMW-KT030 kann Signa-
che relevant. Das reibungslose Zusammenspiel aller Module lisierungsinformationen aus Log-Dateien von Testfahr-
in mobilen Systemen gewinnt mit 5G erheblich an Gewicht, ten in R&S®CMWcards importieren. Dazu extrahiert sie
da mit dem neuen Standard auch zeitkritische Low-­Latency- MIB/SIB-Nachrichten, Zelleneigenschaften sowie RRC-
Anwendungen realisierbar sind. und NAS-Konfigurationen. Es lassen sich Dateien von

Ideal wäre eine Testlösung, die die Vorzüge von Labor- und
Feldtests kombiniert. Entwickler und Testingenieure kön-
nen dafür jetzt auf zwei Software-Module für die Testsuite

BILD 1: R&S®CMWcards auf der Plattform R&S®CMW 500.

22
Rohde & Schwarz-Tools wie R&S®QualiPoc, R&S®ROMES oder Die Option RF Power Replay R&S®CMW-KT041 verarbeitet
R&S®Nestor einlesen. Neben den Log-Formaten von Chip- die HF-Informationen aus den Log-Dateien. BILD 2 zeigt den
satzherstellern wie Qualcomm, Intel und MediaTek wird auch kompletten Field-to-Lab-Workflow.
die öffentliche Schnittstelle Open Log unterstützt. Auf Basis
der Daten lassen sich lokale Netzszenarien auf der logischen Testfahrten können mehrere Stunden dauern. Entsprechend
Ebene simulieren. Möchte man darüber hinaus die k ­ onkreten umfangreich sind die aufgezeichneten Log-Dateien. Für Tester
HF-Verhältnisse am Messort nachstellen, die zu den Daten bzw. Entwickler sind in der Regel aber nur kurze Abschnitte der
geführt haben, kommt eine weitere Option zum Tragen. Fahrt interessant. Mit vordefinierten Filtern für verschiedene

Field-to-Lab-Workflow

Netzwerk UE (DUT)

MIBS und SIBS können mit


GSM WCDMA LTE Rohde &Schwarz-Scannern
ohne Signalisierung Wiedergabe der aufge-
MIB (Master Information Block)
aufgezeichnet werden. Log-Datei- zeichneten Feldtests
SIB (System Information Block) Import mit dem Wideband
Radio Communication
SIB2
Tester R&S®CMW500
●●●

●●● Chipset- oder UE-Logging-


Tools können den Zugriff
auf den Signalisierungs- Log-
verlauf ermöglichen und Datei Simulation eines
Mobilfunknetzes
dann die Nachrichten
Aufzeichnung von Layer 3 signaling messages vollständig aufzeichnen. Erzeugen von Testfällen
Layer-3-Signalisie- mit R&S®CMWcards
NAS
Log- rung und HF-Bedin- z. B. ¸ROMES oder unter Verwendung von
Datei gungen mit Drive- RRC UE-Logs wie QXDM sowie importierter Netzwerk-
Test-Werkzeugen andere Logging-Tools konfiguration
●●●
(z. B. ¸ROMES)
oder UE-Chipsatz- ●●●
Protokollierungs-
werkzeugen. Netzwerk UE (DUT)

BILD 2: Field-to-Lab-Workflow, vom Feldtest zum Labortest.

BILD 3: Liste ausgewählter Zellen mit den jeweiligen Protokollinformationen.

| NEUES 221/19 23
Wireless

BILD 4: Die aufgenommenen HF-Pegel der selektierten Zellen als Funktion der Zeit.

Anwendungsfälle werden deshalb nach dem Import die rele- Mit den im Feldtest gewonnenen Netzprofilen lassen sich die
vanten Informationen in dem Datenvorrat identifiziert. in R&S®CMWcards vorhandenen Testpläne, z. B. für Regres-
sionstests, in netzbetreiberspezifischen Testsuiten wiederver-
Dazu werden aus der Liste der aufgezeichneten Ereignisse wenden. Dies geschieht durch einfaches Drag and Drop des
mit ihren Zelleninformationen und Nachrichtentypen mithilfe Netzprofils auf einen Testfall bzw. eine Testkampagne. Die
umfangreicher Filter- und Analysewerkzeuge relevante Zellen durch das Netzprofil geänderten Karten eines Testfalls werden
selektiert. Darin enthaltene Informationen wie MIB/SIBs und markiert und die netzbetreiberspezifischen Modifikationen
RRC-Prozeduren werden aufgelistet (BILD 3) und die jeweili- somit leicht nachvollziehbar und veränderbar. Dies ermög-
gen HF-Pegel in einer Grafik dargestellt (BILD 4). licht eine verbesserte Vorqualifikation für Feldtests und redu-
ziert die Wahrscheinlichkeit von Fehlerfällen bei künftigen
Aus den gewählten Zellen und deren Parametern lassen sich Testfahrten.
Netzwerkprofile erstellen, die in entsprechende Signalisie-
rungssequenzen von in R&S®CMWcards definierten Test- Mit den Optionen Field to Lab R&S®CMW-KT030 und
fällen einfließen. Die Szenarios lassen sich mit den im Feld R&S®CMW-KT041 in R&S®CMWcards steht ein umfangrei-
gemessenen HF-Parametern unterlegen. Somit werden im ches und komfortables Toolset zur Verfügung, mit dem sich
Labor Prozeduren wie Registrierung, Cell Selection / Reselec- die Anzahl der notwendigen Testfahrten für mobile Endgeräte
tion mit exakt den Netz- und Zellenparametern aus dem Feld- stark reduzieren lässt und Fehlerfälle im Labor effizient nach-
test durchgeführt. Auch Handover- oder Out-of-Sync-Szena- gestellt und gelöst werden können. Die entsprechenden Test-
rien werden mit den aufgezeichneten HF-Pegelwerten realis- fälle lassen sich einfach in Regressionstestsuiten integrieren,
tisch nachgestellt. was die Qualität zukünftiger Versionen der Endgeräte vor den
ersten Feldtests erhöht. Es ist geplant, Field to Lab hinsicht-
Für die Fehleranalyse steht mit R&S®CMWMars ein umfang- lich der HF-Aspekte zu erweitern und komplette Fading-Pro-
reicher und bewährter Werkzeugsatz zur Verarbeitung der file auf Basis von Doppler-Shift und Delay aus Feldtestmes-
Test-Logs zur Verfügung, mit dem der Zeitaufwand bis zur sungen zu erstellen. Auch eine Erweiterung auf 5G ist für die
Identifikation der Fehlerursache im Feldtest drastisch mini- nahe Zukunft vorgesehen.
miert werden kann. Dr. Wolfgang Kalau

24
Kurz vorgestellt

Neues Walk-Testsystem
bereit für 5G-Netze
Walk-Testsysteme vom Typ Freerider werden schon seit Jahren in ausgerollt sind. Zum Erschließen dieses Frequenzbereichs (24 GHz
Mobilfunk-Qualitätsmesskampagnen eingesetzt, zum Beispiel im New bis 30 GHz) dient der neue Downconverter R&S®TSME30DC, der
Yorker U-Bahn-Netz. Sie liefern automatisch und metergenau Daten über seine fünf ZF-Ausgänge ebensoviele Scanner speisen kann. Der
zur Güte aller empfangbaren Mobilfunkdienste insbesondere an Orten, Downconverter wird von der Messsoftware transparent eingebun-
die nur zu Fuß erreichbar sind, also etwa in Einkaufszentren, Flug- den, sodass sich der Anwender um die Einstellungen nicht kümmern
häfen, Sportstadien oder Fußgängerzonen. Die Ergebnisse sind zum muss. Ein einziger Scanner plus Downconverter genügt, um alle
einen für die Netzbetreiber interessant, die ihre Leistung mit der des Netztechnologien inklusive der 5G-Bänder quasi gleichzeitig zu mes-
Wettbewerbs vergleichen wollen, aber auch für die Nutzer, die ihre sen. Zwischen dem Millimeterwellen- und dem Sub-6-GHz-Bereich
Provider-Wahl nicht selten von den in einschlägigen Testmagazinen wird dann in schneller Folge umgeschaltet. Wer Echtzeitperformance
veröffentlichten Messergebnissen abhängig machen. oder eine höhere Dynamik braucht oder aber 4×4-MIMO-Messungen
in LTE durchführen will, bindet weitere Scanner ein.
Das Innenleben des Freerider 4 (R&S®FR 4, BILD 1) wurde gegenüber
der Version 3 völlig neu konzipiert. Bis zu 12 Testsmartphones können Der Freerider 4 wird bequem über ein Tablet oder Notebook bedient,
jetzt simultan Daten erheben und an den Systemrechner übertragen. das sich über Wi-Fi mit dem Systemrechner verbindet. Die Mess-
Soviel Analysepower ist manchmal notwendig, um verschiedene Qua- software richtet sich nach dem Einsatzzweck. Für Benchmarking-
litätskriterien in mehreren Netzen gleichzeitig testen zu können. Video- Kampag­nen dient der SmartBenchmarker, während die mächtige
und Sprachqualitätsmessungen erfordern eine gewisse Zeit und soll- Analyse-­Suite R&S®ROMES4 vorwiegend für Netzwerkoptimierungs-
ten andere Messungen währenddessen nicht ausbremsen. Zusätzlich zwecke eingesetzt wird. Behörden nutzen R&S®NESTOR, beispiels-
zu solchen dienstbezogenen Kriterien, die man unter Quality of Ser- weise zur Tatort-Forensik (siehe Seite 6).
vice zusammenfasst, will man die HF-technischen Bedingungen am
Ort ermitteln. Ist die Feldstärke zu gering oder treten Inferferenzen Der Rucksack muss während der Messungen nicht angefasst wer-
auf, lässt sich ein von den Testsmartphones ermittelter lokaler Ein- den. Ein zentraler Knopf startet und beendet das System. Alle Kom-
bruch der Dienstqualität ohne Weiteres erklären. Solche Messungen ponenten werden von einer zentralen Akkueinheit gespeist, die
sind die Domäne der neuen HF-Scanner der R&S®TSMx6-Familie. Die genug Energie für eine mehrstündige Messaktion vorrätig hält. Trotz
ist modular aufgebaut, sodass man sein System für jede Messkam- Lüfterkühlung, die den Betrieb in einem weiten Temperaturbereich
pagne passend zusammenstellen kann (BILD 2). Im Extremfall bilden erlaubt, arbeitet das System lautlos. Stöße und Vibrationen steckt
fünf parallel geschaltete Scanner à 20 MHz Bandbreite einen virtuel- es klaglos weg, sodass auch fahrzeuggestützte Messungen damit
len 100-MHz-Scanner, der breitbandige Echtzeitmessungen in den möglich sind. In diesem Fall kann die Stromversorgung über die
5G-Millimeterwellenbändern ermöglicht, sobald entsprechende Zellen Fahrzeug­batterie erfolgen.
(red)

BILD 1: Alle erforderlichen Komponenten haben Platz im Rucksack. BILD 2: Scansystem zum Freerider 4 im Miniaturformat für alle Mobilfunk-
Bedient wird der Freerider 4 per Notebook oder Tablet. standards inklusive 5G und seiner Milllimeterwellenbänder: HF-Scanner
R&S®TSMA6 mit integriertem Rechner (Mitte), darunter der Systemakku,
oben der Down­converter R&S®TSME30DC.

| NEUES 221/19 25
Wireless

WLAN 802.11ay:
Mit bis zu 176 Gbit/s über die Luft
Der neue WLAN-Standard stößt in höhere Frequenzbereiche vor und verspricht eine deutlich höhere Daten­
übertragungsrate sowie eine größere Reichweite. Mit dem Signal- und Spektrumanalysator R&S®FSW85
steht die passende Messtechnik zur Verfügung.

Der vor einigen Jahren eingeführte WLAN-Standard IEEE die Verwendung nicht nur im Haushalt, sondern auch in der
802.11ad, der für das 60-GHz-Band und hohe Datenraten spe- Indus­trie, z. B. in Großraumbüros und Fertigungsanlagen. Auf-
zifiziert wurde, reicht für eine Vielzahl heutiger Anwendun- wendige Kabelinstallationen entfallen, was Kosten spart und
gen hinsichtlich Übertragungsrate und Reichweite nicht mehr eine flexiblere Gestaltung der Arbeitsumgebung zulässt – die
aus. Deshalb wird derzeit die Erweiterung IEEE 802.11ay spe- große Bandbreite macht‘s möglich. Auch die schnelle Anbin-
zifiziert, die Entwicklung von Chipsets und Komponenten läuft dung von Service-Anbietern kann über diesen Standard erfol-
bereits. gen. Netz­betreiber können z. B. Basisstationen mit dem
Core-Netzwerk einfacher verbinden, als das mit Richtfunk­
Anstelle der 2,16 GHz Bandbreite bei 802.11ad lassen sich bei anlagen möglich ist.
802.11ay bis zu vier Kanäle zu einer Gesamtbandbreite von
8,64 GHz zusammenfassen (Channel Bonding). Das zur Ver- Aufgrund der Fülle der neuen Möglichkeiten steigen viele Her-
fügung stehende Frequenzband wurde bis 71 GHz ­erweitert. steller von WLAN-Applikationen derzeit in die Entwicklung
Auch MIMO mit bis zu acht Strömen ist möglich. Mit nur von Sendern und Empfängern für 802.11ay ein. So vielver-
vier Strömen à 44 Gbit/s können so Datenraten von bis zu sprechend die Technologie ist, was die extrem hohen Daten-
176 Gbit/s erzielt werden. Höhere Modulationsgrade wie bei- raten betrifft, so aufwendig und kompliziert ist die Entwick-
spielsweise 64QAM tragen dazu bei. Zudem verspricht der lung. Chip- und Komponentenhersteller benötigen nicht nur
neue Standard auch eine größere Reichweite. neueste Fertigungstechnologien, sondern auch die Messtech-
nik, die sowohl die Frequenzbereiche bis 71 GHz als auch die
Hauptanwendung ist der Ersatz von Ethernet und anderen Modulationsbandbreite von mindestens 2 GHz abdeckt.
Datenübertragungskabeln, z. B. um Videoinhalte auf Bild-
schirme zu bringen, AR- / VR-Headsets und -Brillen anzu- Der Signal- und Spektrumanalysator R&S®FSW85 (BILD 1)
binden (Augmented / Virtual Reality) oder große Daten- erfasst das notwendige Frequenzband ohne zusätzliche Fre-
mengen zwischen Computern und mobilen Endgeräten in quenzumwandler und hat auch die notwendige Demodula-
Sekundenschnelle auf dem Luftweg auszutauschen – per- tionsbandbreite. Mit der Option R&S®FSW-B2001 bietet er
fekt für cloudbasierte Anwendungen. Insider sehen deshalb intern 2 GHz Bandbreite und kann so als Einbox-Lösung einen

BILD 1: Signal- und Spektrumanalysator R&S®FSW85 mit Oszilloskop R&S®RTO2064 zur empfindlichen Analyse von WLAN-802.11ay-Signalen mit einer
Bandbreite von bis zu 4,32 GHz.

26
BILD 2: Signalanalyse eines 2 GHz breiten WLAN-802.11ay-Signals. Neben der grafischen Darstellung des Signals im Zeit- und Frequenzbereich, des
Konstellationsdiagramms und anderer Ergebnisse interessieren Anwender vor allem die EVM und weitere numerische Messergebnisse.

Kanal eines 802.11ay-Signals analysieren, d. h. die Modula- dass er anstelle der R&S®FSW85-internen A/D-Wandler das
tionseigenschaften messen. Er tut dies mit einer Empfindlich- Oszilloskop verwendet. Er verstellt lediglich die Bandbreite in
keit von –37 dB, was einem Fehlervektor von ca. 1,5 % ent- seiner Messanwendung.
spricht. Eine interne Messapplikation (R&S®FSW-K 97) stellt
dem Anwender alle nötigen Messergebnisse auf Knopfdruck Spektrale Messungen wie z. B. Nachbarkanalleistung oder
zur Verfügung. Neben den tabellarisch aufgelisteten Wer- Spektrummasken kann der R&S®FSW85 direkt ­durchführen,
ten der Modulationseigenschaften, den Inhalten der Präam- wobei er eine Vorfilterung (Preselection) des Signals bis
bel oder den übertragenen Bits zeigt er auch eine Vielzahl 85 GHz beherrscht – als einziger Spektrum- und Signalana-
von Diagrammen, die es dem Anwender ermöglichen, Prob- lysator im Markt. Deutlich weniger ungewollte Nebenlinien
leme zu detektieren oder die Übertragungsqualität zu verbes- sowie eine höhere Empfindlichkeit bei spektralen Messun-
sern (BILD 2). Sind die Signale sehr schwach oder muss über gen sind der große Vorteil dieser Eigenschaft. Für Messungen
die Luftschnittstelle gemessen werden, was in diesem Fre- über die Luftschnittstelle können starke Störer außerhalb des
quenzband häufig vorkommt, da die Antennen meist direkt eigentlichen Frequenzbands unterdrückt werden und somit
auf den Leiterplatten integriert sind, lässt sich ein Vorverstär- das Messergebnis nicht verfälschen.
ker wie beispielsweise der R&S®HA-Z24 zuschalten. Er ver-
bessert das Signal/Rausch-Verhältnis. Sind mehr als 2 GHz Natürlich können auch Signalanalysatoren mit externen
Bandbreite erforderlich, z. B. wenn zwei Kanäle zusammen- Harmonischenmischern zur Frequenzerweiterung für Mes-
gefasst ­werden, erfüllt der R&S®FSW85 in Kombination mit sungen der Modulationseigenschaften bis zu 5 GHz heran-
dem Oszilloskop R&S®RTO 2064 auch diese Bedingung. 5 GHz gezogen werden, beispielsweise der R&S®FSW43 mit dem
Analysebandbreite stehen so zur Verfügung. Der Frequenz- R&S®FS-Z90. Diese Kombinationen bieten aber nicht den Vor-
gang der Kombination aus Signalanalysator und Oszilloskop teil der Vorfilterung für spektrale Messungen.
ist dabei vollständig entzerrt, die Daten werden automatisch Dr. Wolfgang Wendler
in den R&S®FSW85 geladen und der Anwender merkt nicht,

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Allgemeine Messtechnik

BILD 1: Dank seiner Mehrkanalarchitektur misst der R&S®ZNA die Amplitude und
Phase von bis zu acht Eingangssignalen gleichzeitig und eignet sich damit ideal für den
Test von Antennen-Arrays.

28
Der Netzwerkanalysator
für die Technik unserer Zeit
Komponentencharakterisierung kann heutzutage aufgrund der Komplexität der
Testobjekte eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Der neue Vektornetzwerkanalysator
R&S®ZNA macht sie wie kein zweiter beherrschbar.

Die Ansprüche an einen Netzwerkanalysator sind verschie- Touch-Oberfläche bedient (BILD 2). Das ermöglicht eine
den. Im Aerospace & Defense-Sektor legt man Wert auf sta- anwendungsbezogene Belegung der Bedienoberfläche, um
bile Daten und die Reproduzierbarkeit von Messungen. For- das Aufsetzen von Messungen so weit wie möglich zu verein-
schungsinstitute und Universitäten fordern neben höchster fachen und zu beschleunigen.
Performance vor allem Vielseitigkeit. Der High-End-Vektornetz-
werkanalysator R&S®ZNA wird beiden Nutzergruppen gerecht Zum Start ist der R&S®ZNA mit Frequenzbereichen bis
– wie auch jedem anderen anspruchsvollen Anwender. 26,5 GHz oder 43,5 GHz lieferbar, jeweils mit zwei oder vier
Messtoren. Die 43,5-GHz-Variante ist alternativ mit 2,92-mm-
Um die wachsenden Anforderungen an Hochfrequenzkompo- oder 2,4-mm-Buchsen erhältlich. Die 2,4-mm-Variante ist über
nenten in der Praxis bedienen zu können, muss die Messtech- den gesamten Frequenzbereich spezifiziert, die mit 2,92 mm
nik in der Lage sein, die Komponenten präzise und schnell bis 40 GHz. Für den Bereich zwischen 40 GHz und 43,5 GHz
zu charakterisieren. Exzellente HF-Eigenschaften und viel- werden typische Daten genannt.
seitige Messfunktionalitäten sind die Voraussetzung dafür.
Um sie im Sinne der Aufgabenstellung abzurufen, sind in
der Regel jedoch umfangreiche Geräteeinstellungen nötig, Mischer- und Verstärkercharakterisierung
die viel Erfahrung und Routine verlangen. Eine Entlastung leichter denn je
des Anwenders durch automatische Messeinstellungen und Das Konfigurieren von Messkurven und unterschiedlichen
Bedienhilfen kann die Produktivität gerade im Umgang mit Messparametern zur Bestimmung des Mischverlusts nach
einem Netzwerkanalysator bedeutend steigern. Beide Stoß- Betrag und Phase sowie bei Anpassungs- und Isolationsmes-
richtungen – exzellente Daten und effiziente Bedienung – sungen ist normalerweise eine zeitaufwendige Sache. Das
wurden bei der Entwicklung des Vektornetzwerkanalysators mess­objektbasierte Bedienkonzept des R&S®ZNA macht diese
R&S®ZNA (BILD 1) konsequent verfolgt. Arbeit überflüssig. Nach Auswahl des Messobjekttyps und
Definition einiger grundlegender Parameter wie Frequenz­
Der R&S®ZNA bietet die erforderliche Flexibilität für die Bewäl- bereich und Leistungspegel kann der Anwender die Mess-
tigung heutiger und zukünftiger Testanforderungen bei der parameter und Messgrößen direkt wählen – die Konfiguration
Charakterisierung aktiver und passiver Messobjekte. Seine des Messaufbaus übernimmt das Gerät. Damit lassen sich
modulare, leistungsstarke Hardwarearchitektur mit vier Sig- Messungen schnell und ohne spezielle Kenntnis der optima-
nalquellen und acht Messempfängern ist das Rückgrat für len Analysatoreinstellungen konfigurieren – das spart Zeit und
komplexe Aufgaben, beispielsweise Intermodulationsmessun- garantiert hohe Reproduzierbarkeit.
gen an Mischern oder Beamforming- und MIMO-Messungen
an 5G-Antennen-Arrays. Das äußerst niedrige Messkurven­ Die phasenkohärenten Quellen gestatten Phasen- und Grup-
rauschen von <0,001 dB bei 1 kHz ZF-Bandbreite und eine penlaufzeitmessungen ohne Referenzmischer. Der zweite
überragende Dynamik von bis zu 170 dB sind die Basis für interne Lokaloszillator ermöglicht die gleichzeitige ­Messung
Stabilität und Wiederholgenauigkeit. des HF- und ZF-Signals, was zu einer erhöhten Mess­genauig­
keit führt und die Messgeschwindigkeit im Vergleich zum bis-
Neu am Markt ist das messobjektbasierte Bedienkonzept, herigen Messansatz verdoppelt.
das die Konfiguration unter Verwendung von Wizards erheb-
lich beschleunigt und vereinfacht. Als erster Netzwerk- Intermodulationsmessungen an aktiven Messobjekten können
analysator wird der R&S®ZNA dabei vollständig über eine als Frequenz-Sweep mit festem oder variablem Trägerabstand

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Allgemeine Messtechnik

sowie als Pegel-Sweep durchgeführt werden. Die digitale ALC Schnelle und zuverlässige Messungen
(Automatic Level Control) liefert unabhängig vom Reflexions- an Frequenzumsetzern ohne LO-Zugriff
koeffizienten des Testobjekts präzise Pegel der beiden Träger Aufgrund ihrer Frequenzdrift lassen sich Frequenzumsetzer
über der Frequenz. ohne LO-Zugriff, die in der Satellitenindustrie verwendet wer-
den, schwer messen. Rohde & Schwarz hat für dieses Prob-
Der elektronische Pegelsweepbereich von bis zu 100 dB lem eine patentierte Messlösung zur Bestimmung von Phase
(BILD 3) erleichtert Kompressionspunktmessungen an Ver- und Gruppenlaufzeit entwickelt, die mit einem Zweitonverfah-
stärkern wesentlich und eliminiert den Einfluss von Schaltvor- ren die gleichzeitige Messung beider „Töne“ ermöglicht und
gängen, die bei mechanischen Eichleitungen auftreten. Die so gegenüber Drifteffekten des Frequenzkonverters unemp-
FFT-basierte Spektrumanalyse ermöglicht einen tieferen Ein- findlich ist. Diese betreffen beide Töne und heben sich somit
blick in das Verhalten eines Prüflings, wenn S-Parameter- im Messergebnis auf. Der R&S®ZNA besitzt außerdem eine
messungen nicht ausreichen. Störsignale in Konvertern und LO-Tracking-Funktion zur Kompensation von Drifteffekten, die
TX/RX-Modulen werden so schnell erkannt, während sich Ein- die Messbandbreite übersteigen. Der zweite interne LO ver-
flüsse durch den Messaufbau dank der skalaren Systemfeh- doppelt auch hier die Messgeschwindigkeit.
lerkorrektur nicht auf das Messergebnis auswirken.

Die vier internen Pulsmodulatoren, wahlweise von inter- Höchste Messdynamik für Filtermessungen
nen oder externen Pulsgeneratoren ansteuerbar, erlauben In A&D-Anwendungen und Basisstationen werden hochsper-
Point-in-Pulse-Messungen mit bis zu 30 MHz Messbandbreite rende Filter verwendet, die höchste Anforderungen an die
und liefern im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bis zu Messdynamik des Netzwerkanalysators stellen. Nicht nur für
50-mal schnellere Pulsprofilmessungen, und das mit einer die Messung sehr kleiner Signalpegel ist eine hohe Mess­
Auflösung von bis zu 8 ns – beides häufige Anwendungen dynamik unabdingbar, sie erlaubt auch die Verwendung
im A&D- und Wireless-Bereich, wo viele Verstärker nur im einer größeren ZF-Bandbreite für einen gewünschten Dyna-
gepulsten Betrieb getestet werden können. mikbereich und führt zu einem schnelleren und einfacheren
Filterabgleich.

Der R&S®ZNA hat im Reverse-Coupler-Modus einen Dynamik-


bereich von typisch bis zu 170 dB (BILD 4). Ein segmentierter

BILD 2: Der R&S®ZNA kommt ganz ohne mechanische Tasten aus. Ein großer Touchscreen zeigt alle auf die Messung bezogenen Informationen und
Menüs, ein kleinerer dient zur allgemeinen Gerätekonfiguration.

30
Sweep mit unterschiedlichen Messparametern für Durch- sungen in CATRs, Radarquerschnitt) die Voraussetzung für
lass- und Sperrbereich verhindert die Sättigung der kurze Messzeiten. Die direkten ZF-Eingänge auf der Geräte-
Messempfänger im Durchlassbereich des Filters. rückseite für Frequenzen bis 1 GHz decken ein breites Spek­
trum an ZF-Frequenzen externer Mischer in Antennentestsys-
temen ab. Die parallelen Messempfänger erlauben die Auf-
Schnelle und präzise Antennencharakterisierung nahme von Amplitude und Phase von bis zu acht Signalen.
Die hohe Empfindlichkeit und Messdynamik des R&S®ZNA Die horizontale und vertikale Polarisation von Mess- und Refe-
sind auch für Antennenmessungen (Nah- und Fernfeldmes- renzantennen können so gleichzeitig ermittelt werden.

BILD 3: Der Pegelsweepbereich für


Kompressionspunktmessungen ist
mit 100 dB nicht nur konkurrenzlos
groß, sondern wird auch rein elek­
tronisch realisiert.

BILD 4: Hochsperrende ­Filter


­lassen sich mit 170 dB Mess­
dynamik charakterisieren.

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Allgemeine Messtechnik

Frequenzsweep mit festem Trägerabstand Beispiel: Intermodulationsmessungen an


Verstärkern und Mischern mit dem R&S®ZNA
Der R&S®ZNA kann Intermodulationseigenschaften von Ver-
stärkern und Mischern schnell und mit hoher Genauigkeit
bestimmen. Drei Arten von Messungen stehen dafür zur
Pegel

Verfügung:
❙❙ Frequenzsweep mit festem Trägerabstand
❙❙ Frequenzsweep mit variablem Trägerabstand
❙❙ Pegelsweep mit festem Trägerabstand

Großer Dynamikbereich und digitale ALC für


Ton 1 Ton Ton 1 Ton Frequenz anspruchsvolle Intermodulationsmessungen
gesweept gesweept gesweept gesweept
Insbesondere bei der Messung von Verstärkern mit sehr klei-
nen Intermodulationsprodukten bietet der R&S®ZNA große
Vorteile. Aufgrund seines großen Dynamikbereichs und
der ausgezeichneten Robustheit seiner Empfänger misst er
geringe Intermodulationsverzerrungen innerhalb von Sekun-
den statt Minuten.
Frequenzsweep mit variablem Trägerabstand
Bei der Messung der Intermodulation ist eine präzise Steue-
rung der an die Prüflingseingänge angelegten Leistungen
unerlässlich. Dabei geht der R&S®ZNA keine Kompromisse
ein. Die automatische Verstärkungsregelung (ALC) in Kom-
Pegel

bination mit einer Systemfehlerkorrektur sorgt für eine prä-


zise Amplitude der einzelnen Träger über den gesamten Fre-
quenzbereich, unabhängig vom Reflexionskoeffizienten des
Prüflings.

Hohe Ausgangsleistung und Flexibilität


Ton 1 Ton 2 Ton 1 Frequenz Mit vier unabhängigen Quellen kann der R&S®ZNA sogar
fest gesweept gesweept
Intermodulationsmessungen an Mischern durchführen, ohne
einen externen Generator zu benötigen. Der Analysator lie-
fert hohe Ausgangsleistungen von bis zu +20 dBm pro Prüf-
anschluss. Ist dies nicht ausreichend, kann der R&S®ZNA
externe Verstärker flexibel in den Signalweg einschleifen und
über ALC präzise steuern.
Pegelsweep mit festem Trägerabstand
Messobjektbasierter Ansatz vereinfacht die
Konfiguration von Intermodulationsmessungen
Der messobjektbasierte Ansatz des R&S®ZNA unterstützt
die intuitive Navigation bei Intermodulationsmessungen. Zur
Pegel

Konfiguration einer Messung wählt der Anwender zunächst


Pegelsweep die Art des Prüflings aus und wird dann durch einen Dialog
geführt, in dem er Prüfaufbau, die Prüflingsanschlüsse, die
Messgröße oder -art, z. B. IMx (x = 3, 5, 7, …) versus Fre-
quenz, die Leistung am Prüflingsein- und -ausgang oder eine
Spektrummessung definiert. Bei der manuellen Viertorkalibrie-
Ton 1 Ton 2 Frequenz rung reduziert der messobjektbasierte Ansatz beispielsweise
fest fest
die Anzahl der erforderlichen Schritte (d. h. Anschluss von
Kalibrierstandards und Leistungssensor) von 26 auf 16.

32
Umfassende Verstär-
kercharakterisierung,
einschließlich Inter-
modulationsprodukte,
IP versus Frequenz,
Spektrummessungen
und andere Größen.

Assistent zur Leis-


tungskalibrierung für
die Intermodulations-
messung an einem
Verstärker.

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Allgemeine Messtechnik

Frequenzkonverter für Messungen bis in mit zwei oder vier Ports und Inline-Kalibiermodule sowie
den Terahertz-Bereich Leistungsmessköpfe zur Pegelkalibrierung können je nach
Neben Grundlagenforschung, Imaging, Antennen- und Mate- Messaufgabe zur Kalibrierung verwendet werden.
rialmessungen dringen immer mehr kommerzielle Anwen-
dungen wie Automotive-Radar (77/ 79 GHz) und Mobilfunk
(5G NR) in den Millimeter- und Terahertz-Bereich vor. Der Fazit
R&S®ZNA kann mit Frequenzkonvertern bis zu diesen Fre- Ein R&S®ZNA-Anwender kann den steigenden Anforderun-
quenzen erweitert werden (BILD 6). Die Rohde & Schwarz-­ gen der HF-Technik in Ruhe entgegensehen. Dank seiner leis-
Frequenzkonverter zeichnen sich durch hohe Ausgangspegel tungsstarken und funktionsmächtigen Hardware ist er für
und einen großen Dynamikbereich aus – beides wichtig für anspruchsvollste Messaufgaben gerüstet. Das Gerät ver-
On-Wafer-Messungen oder die Charakterisierung von Anten- fügt über vier interne, phasenkohärente Quellen, die eine
nen. Mithilfe der direkten ZF-Eingänge, also unter Umgehung unabhängige Steuerung der Signalfrequenz an jedem Port
der Eingangsmischer, lässt sich der Dynamikbereich um wei- sowie Phasenmessungen an Mischern ermöglichen. Es bie-
tere 7 dB verbessern. Zur Charakterisierung von frequenzum- tet zwei interne Lokaloszillatoren, eine echte Mehrkanal-Emp-
setzenden Mehrtor- und differenziellen Mess­objekten können fängerarchitektur, Pulsmodulatoren und umfassende Trigger-
bis zu vier Konverter an den R&S®ZNA angeschlossen wer- und Synchronisationsmöglichkeiten. Diese Hardwaremerk-
den. Selbst mit einem Zweitorgerät lassen sich zwei Konverter male machen den R&S®ZNA zu einem universellen, kompak-
ohne externen Signalgenerator für das LO-Signal betreiben. ten Testsystem für die Charakterisierung passiver und aktiver
DUTs. Selbst Intermodulationsmessungen an Mischern und
Empfängern können ohne externe Signalgeneratoren durch-
Kalibrierverfahren für jede Messaufgabe geführt werden, was die Testzeit minimiert und die Testkon-
Eine große Bandbreite an Kalibrierverfahren von klassi- figuration vereinfacht. Zu Letzterem trägt nicht zuletzt auch
scher TOSM über TRM, TSM, TOM und TRL/LRL bis hin das messobjektorientierte Bedienkonzept bei, das mit einem
zu UOSM und Adapter Removal sorgen für präzise Ergeb- Konfigurations-Wizard die Produktivität steigert und ohne Um-
nisse bei jeder Messaufgabe (BILD 5). Eine digitale ALC kom- und Irrwege zu validen Messergebnissen führt. Einzigartig
pensiert die thermische Drift nach der Kalibrierung. Manu- ist die rein touch-basierte Bedienung auf zwei unabhängigen
elle Economy- und High-End-Kalibrierkits mit individueller Bildschirmen.
S-Parameter-Charakterisierung, automatische Kalibrier­module Andreas Henkel

BILD 5: Auswahl der Kalibrier­


verfahren am R&S®ZNA.

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BILD 6: Die Millimeterwellenkonverter R&S®ZVA‑Zxx und R&S®ZCxxx
erweitern den Frequenzbereich des R&S®ZNA auf bis zu 500 GHz. Die
hohe Ausgangsleistung und Dynamik der Konverter sind geschätzte
Eigenschaften bei On-Waver- und Antennenmessungen.

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Allgemeine Messtechnik

Effektives
Unterrichten
im Elektronik­
labor

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Die R&S®CDS Campus Dashboard Software vereinfacht das Unterrichten von
Studentengruppen in Schulungs­laboren mit vielen Messplätzen. Sie ­ermöglicht
außerdem eine schnelle Verwaltung und Pflege der Mess­geräte von einem
­zentralen Computer aus.

Universitäten und Hochschulen mit Studienschwerpunkten in Einfache Einrichtung eines virtuellen Labors
der Elektronik oder verwandten Themen vermitteln ihren Stu- Die R&S®CDS Campus Dashboard Software vereinfacht die
denten praktisches Elektrotechnikwissen häufig in großen Schulung großer Gruppen, indem sie den Rechner der Lehr-
Laboren unter Einsatz von zahlreichen, identisch ausgerüs- kraft zum Regiepult aufwertet, das mit den Schulungsgerä-
teten Arbeitsplätzen. Aufgrund der Breite der Anwendungs­ ten über Ethernet kommuniziert. Von dieser zentralen Instanz
felder ist eine Schulung an unterschiedlichen Geräten not- aus kann man identische Bedingungen auf allen Geräten her-
wendig, weshalb sich an jedem Arbeitsplatz häufig mehrere stellen und die Schulungsergebnisse festhalten. Die Software
Gerätetypen befinden: Oszilloskope, Spektrum- und Netz- bietet darüber hinaus den Fernzugriff auf alle Geräte, der sich
werkanalysatoren, Funktionsgeneratoren sowie Netzgeräte. auch für kollektive Firmware-Updates nutzen lässt.

R&S®CDS unterstützt bis zu 100 Arbeitsplätze, die als virtu-


Individuelle Betreuung auch bei elles Labor dargestellt werden. Dessen Layout muss nur ein
großer Teilnehmerzahl Mal gemäß dem tatsächlichen Laboraufbau konfiguriert wer-
Die Anzahl der Arbeitsplätze in einem solchen Labor liegt oft den, danach verbindet sich die Software automatisch mit den
bei 20 oder mehr – eine Herausforderung für die Lehrkraft. Sie im Netzwerk vorhandenen Messgeräten (BILD 1 und 2). Es
muss einerseits sicherstellen, dass alle Studenten die gleichen werden verschiedene Oszilloskope, Spektrum- und Netzwerk-
Ausgangsbedingungen vorfinden. Andererseits wird eine indi- analysatoren sowie Netzgeräte von Rohde & Schwarz unter-
viduelle Betreuung gewünscht, um die besten Lernergebnisse stützt, deren Gesamtzahl bis zu 300 betragen kann.
zu erzielen. Am Ende der Einheit will man die Ergebnisse
dokumentieren. Ohne Hilfsmittel ist das alles nur mühsam zu
leisten, insbesondere durch eine einzelne Lehrkraft.

BILD 1: Die Oberfläche der R&S®CDS Campus Dashboard Software spiegelt als virtuelles Labor den tatsächlichen Laboraufbau mit bis zu 100 Arbeits-
plätzen und 300 Messgeräten wider.

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Allgemeine Messtechnik

Effektive Prozeduren für Lehrende Einstellungen an einem Gerät exemplarisch vornimmt und
Nach erfolgreicher Einrichtung des virtuellen Labors kann sie dann auf alle typgleichen Geräte spiegelt. Ebenso wer-
die Lehrkraft mit R&S®CDS alle unterstützten Funktionen mit den die Ergebnisse aller Kursteilnehmer am Ende eingesam-
nur wenigen Mausklicks ausführen. So werden identische melt, indem man per zentralem Befehl Screenshots von allen
Bedingungen für alle Messplätze hergestellt, indem man die Geräten anfordert und auf dem Regiecomputer speichert. Zur

BILD 2: Das virtuelle Labor muss nur einmal dem tatsächlichen Laborlayout angepasst werden. Jeder Messplatz kann aus bis zu vier Messgeräten
bestehen. Diverse Oszilloskope, Spektrum- und Netzwerkanalysatoren sowie Netzgeräte von Rohde & Schwarz werden unterstützt.

BILD 3: Die Lehrkraft kann sich auf jedes Messgerät aufschalten, den Bildschirminhalt abrufen und Einstellungen vornehmen.

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individuellen Betreuung der Studenten kann sich die Lehr-
Hauptmerkmale der R&S®CDS Campus Dashboard
kraft auf jedes Gerät aufschalten und seine Funktionen fern-
Software
steuern (BILD 3).
❙❙ Optimierung der Unterrichtsabläufe in großen Schulungs­
laboren
❙❙ Verwaltung von bis zu 300 Messgeräten über einen Arbeits-
Das Labor aktuell halten platz
Die R&S®CDS Campus Dashboard Software vereinfacht nicht ❙❙ Effiziente Schulung an Oszilloskopen, Spektrum- und Netz-
nur den Unterricht, sondern sorgt auch dafür, dass die Mess- werkanalysatoren sowie Netzgeräten
❙❙ Herstellung identischer Bedingungen an allen Messplätzen
geräte ohne großen Aufwand immer auf dem neuesten
❙❙ Einfache Dokumentation der Schulungsergebnisse
Firmware­stand gehalten werden (BILD 4). Wer sich einen Ein- ❙❙ Fernsteuerung aller Geräte
druck von der Software verschaffen will, kann eine kosten­ ❙❙ Zentral gesteuerte Firmware-Updates
lose Demoversion mit eingeschränktem Funktionsumfang aus
dem Internet herunterladen. Näheres unter Kompatible Geräte
www.rohde-schwarz.com/campus-dashboard. ❙❙ Oszilloskope: R&S®RTC1000, R&S®RTB 2000, R&S®RTM3000,
R&S®RTA 4000
Dr. Tim Paasch-Colberg
❙❙ Spektrumanalysatoren: R&S®FSH, R&S®FSC, R&S®FPH,
R&S®FPC1000, R&S®FPC1500
❙❙ Netzwerkanalysatoren: R&S®ZVH, R&S®ZPH
❙❙ Netzgeräte: R&S®NGE100, R&S®NGE100 B

BILD 4: Das zentral gesteuerte Firmware-Update aller Geräte spart viel Zeit.

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Allgemeine Messtechnik

Rauschzahlmessung mit
smarten Rauschquellen
Neue Rauschquellen zu den Signal- und Spektrumanalysatoren R&S®FSW sowie R&S®FSV 3000 / FSVA3000
verbessern die Messgenauigkeit und vereinfachen die Bedienung.

Die maximale Datenübertragungsrate eines Kommunikations- Während früher die Rauschzahl mithilfe eines Rauschmess-
systems und die Empfindlichkeit eines Radargeräts hängen platzes ermittelt wurde, werden heute Rauschmaß und Ver-
maßgeblich vom Signal/Rausch-Abstand (SNR) des Signals stärkung häufig mit einem Spektrumanalysator gemessen.
ab. Dieser wird entscheidend von der Rauschzahl der ver- Das Grundprinzip ist dabei die sogenannte Y-Faktor-Methode.
wendeten Komponenten besonders bei geringen Eingangs- Sie liefert auch bei kleinen Rauschmaßen genaue Ergebnisse.
pegeln im Signalpfad beeinflusst. Die Rauschzahl beschreibt Bei dieser Messung wird zusätzlich zum Spektrumanalysator
das Verhältnis von Eingangs-SNR zur Ausgangs-SNR eines eine Rauschquelle mit bekanntem Excess Noise Ratio (ENR)
linearen 2-Tors, z. B eines Verstärkers. Sie ist abhängig von der verwendet. Es beschreibt die Zunahme der spektralen Inten-
Frequenz und wird typischerweise als dekadischer Logarith- sität des Rauschens (Power Spectral Density, PSD) beim Ein-
mus in dB angegeben und in dieser Notierung als Rauschmaß schalten der Rauschquelle.
bezeichnet. Die genaue Kenntnis des Rauschmaßes ist essen-
ziell für die Entwicklung, Optimierung und Produktion prak-
tisch aller HF-Systeme.

BILD 1: Messung
von Verstärkung und
Rauschmaß eines
Verstärkers mit der
smarten Rauschquelle
R&S®FS-SNS40 und
dem Signal- und
Spektrumanalysator
R&S®FSVA3030.

40
BILD 2: Messapplikation R&S®FSV3-K30 für Rauschzahl und Verstärkung: Das Rauschmaß wird zusammen mit seiner Messunsicherheit links oben
grafisch dargestellt.

In guter Näherung gilt: Modelle R&S®FSV 3000 und R&S®FSVA 3000 erweitert. Beide
Applikationen steuern die Spannungsversorgung für die
ENR in dB = PSD in dBm/Hz + 174 dBm/Hz Rauschquelle und senden die ENR-Tabellen und das VSWR
automatisch von der Rauschquelle an den Spektrumanalysa-
wobei das Grundrauschen bei Zimmertemperatur tor. Auch die Temperatur wird kontinuierlich gemessen und
–174 dBm/Hz beträgt. Für die Messung wird die Rauschleis- fließt in die Berechnung des Rauschmaßes ein. Die Software
tung am Spek­trumanalysator bei ein- und ausgeschalteter berechnet außerdem ständig die Messunsicherheit und berei-
Rauschquelle verglichen. Zuvor ist eine einmalige Kalibrierung tet sie zusätzlich zum Messergebnis tabellarisch oder grafisch
erforderlich, bei der man die Rauschleistung der Rauschquelle auf (BILD 2).
ohne Prüfling am Spektrumanalysator misst.
Der Anschluss der Smart Noise Sources R&S®FS-SNS an die
Mit den neuen Smart Noise Sources R&S®FS-SNS von Spektrumanalysatoren erfolgt über ein Kabel mit einem 7-poli-
Rohde & Schwarz sind präzise Rauschmaß- und Verstär- gen Stecker, über das sowohl die Daten übertragen als auch
kungsmessungen durchführbar (BILD 1). Dafür wurden die die Rauschquellen mit 28 V Spannung versorgt werden. Die
Mess­applikationen R&S®FSW-K 30 für die Signal- und Spek- Rauschquellen sind ab sofort in drei Modellen mit einer maxi-
trumanalysatoren R&S®FSW sowie R&S®FSV 3-K 30 für die malen Frequenz bis 26,5 GHz, 40 GHz und 55 GHz verfügbar.
Martin Schmähling

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Broadcast- und Medientechnik

Monitoring in der Cloud

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Die Zukunft des Audio/Video-Monitorings liegt in der Cloud. Statt dedizierter
Messtechnik genügt die Adresse eines Internet-Dienstes, der Monitoring-Funk­
tionen anbietet. Ein neues Cloud-Produkt macht die Qualitätsüberwachung
­besonders einfach.

R&S®PRISMON, seit rund zwei ­Jahren Die Aufgabe: Live-Stream- Einspeisung der Datenströme ins Inter-
auf dem Markt, ist ein P
­ ionierprodukt Überwachung von Webcasts net geht aber jede Transparenz ­entlang
für die Überwachung von Audio/Video-­ Die Medienlandschaft verändert sich des weiteren Verteilwegs ­verloren. Um
Datenströmen im Produktionsum- grundlegend. Der Medienkonsum fin- dennoch ein zuverlässiges Bild von
feld, also im Netzbereich eines Stu- det längst zu einem Großteil im Internet der Versorgungsqualität zu bekom-
dios. R&S®PRISMON.cloud weitet diese statt, was die Sicherstellung der Qua- men, die der Zuschauer erfährt, wer-
Fähigkeit auf den Distribution-Bereich lity of Service (QoS) seitens der Anbie- den Qualitätssensoren benötigt, die die
aus. Es überwacht A/V-Ströme, die ter zu einer Herausforderung macht. Daten im Internet dort ­abgreifen, wo
das Publikum per OTT über das Inter- Der Betreiber des Sendestudios kann sie auch der Nutzer holt. Dem Inhalte­
net erreichen. Und gibt Internetsendern die QoS nur in seinem E ­ influssbereich anbieter, der in der Regel kein eigenes
und Inhalteanbietern damit eine einfa- sicherstellen und für die Qualitätsüber- Netz betreibt, steht ohnehin nur die-
che Möglichkeit an die Hand, die tech- wachung zum Beispiel R&S®PRISMON ser Weg zur Qualitätskontrolle offen.
nische Qualität ihrer Übertragungen aus an verschiedenen Punkten seines R&S®PRISMON.cloud stellt solche Inter-
der Nutzerperspektive zu beurteilen. Netzes einsetzen (BILD 1). Mit der net-Sensoren zur Verfügung.

Qualitätsüberwachung mit R&S®PRISMON und R&S®PRISMON.cloud

R&S®PRISMON Broadcast Workflow


Vor Ort

Ingest Editieren Transcodierung

Multisegment-
Archiv
ABR-Transcodierung

¸PRISMON.cloud
Dashboard

R&S®PRISMON ¸PRISMON.cloud OTT Workflow


Vor Ort Virtuelle Sensoren

Region A

Verschlüsselung CDN Region B

Ursprungs-
Server Replikat- Edge-
Server Server

BILD 1: An strategisch wichtigen Stellen im Netz platzierte virtuelle Sensoren von R&S®PRISMON und R&S®PRISMON.cloud liefern ihre Daten an ein
gemeinsames Dashboard und erzeugen so ein umfassendes Ende-zu-Ende-Bild der Übertragungsqualität, das alle Streckenteile umfasst.

| NEUES 221/19 43
Broadcast- und Medientechnik

Das neue Paradigma: BILD 2: Über die Tabs der Dashboard-Bedienoberfläche lassen sich verschiedenartige Informationen abrufen (von
Monitoring as a Service oben nach unten): Live-Bilder der Streams, Live-Status, Analysen.
R&S®PRISMON.cloud wurde in enger
Zusammenarbeit mit Kunden entwi-
ckelt. Im Vordergrund stand die beson-
ders einfache und flexible Nutzung.
Das betrifft nicht nur die Technik, son-
dern auch administrative und wirt-
schaftliche Aspekte. Das Ergebnis
könnte kaum nutzerfreundlicher sein.
R&S®PRISMON.cloud bietet Monito-
ring as a Service (MaaS). Es wird auf
der Rohde & Schwarz-Produktseite für
eine wählbare Nutzungszeit (drei oder
zwölf Monate) gebucht und über einen
Webbrowser administriert und genutzt.
Zwei Leistungspakete decken einfache
bzw. umfangreichere Überwachungs­
anforderungen ab. Interessenten müssen
sich aber nicht blind auf den Service ein-
lassen, sondern können ihn unverbindlich
und kostenlos für einen Monat testen.

Der Service wird nach der Anzahl der


gebuchten Sensoren berechnet. Jedem
Sensor ist eine feste URL ­zugeordnet,
die er überwacht. Über diese URL wer-
den in der Regel simultan mehrere
­Streams verschiedener Qualität und
Datenrate übertragen, um jedem Nut-
zer passend zur Leistungsfähigkeit seiner
aktuellen Netzanbindung eine geeignete
Auflösung anbieten zu können (adaptive
bitrate streaming). Die Endgeräte stel-
len sich dynamisch auf die Streckenver-
hältnisse ein und greifen auf den besten
Stream zu, der sich noch flüssig übertra-
gen lässt. Ein R&S®PRISMON.cloud-Sen-
sor beinhaltet die Überwachung von bis
zu acht solcher Streams, deren Qualität
im Dashboard einsehbar ist.

Der Basis-Sensor SILVER übermittelt


Live-Daten ans Dashboard. Dazu gehört
der Audio- und Video-Status mit Alar-
men etwa für Bild- und Tonaussetzer
sowie acht wählbare Qualitätsparame-
ter wie Bitrate oder Pufferstatus. Der
GOLD-Sensor bietet darüber hinaus
eine Reihe weiterer Informationen, spei-
chert die Messdaten und bereitet sie zu
timeline-basierten Reports auf (BILD 2).
BILD 3 fasst den Leistungsumfang der
Pakete zusammen.

44
Die komplette
Übertragungsstrecke im Blick
Bei der Übertragung von Live-Streams,
etwa von einem großen Sport-Event,
dem die Welt zuschaut, genügt es
natürlich nicht, nur Qualitätsstichproben
im Internet zu erheben, sondern man
muss die gesamte Übertragungskette
vom Aufnahmeort übers Studio und ver-
schiedene Stellen des Contribution-Net-
zes bis hin zum Internet-Einspeisepunkt
permanent im Auge behalten. Ein kom-
binierter Einsatz von R&S®PRISMON
und R&S®PRISMON.cloud ist
dafür die Lösung aus einem Guss.
R&S®PRISMON, das mit seinem gro-
ßen Funktionsumfang auf den Einsatz
im Produktionsbereich zugeschnitten ist,
wird entweder auf vorhandenen Kun-
denservern installiert oder komplett mit
einer Rohde & Schwarz-Hardware-Platt-
form an neuralgischen Stellen des CDN
positioniert. Die Hardware-Lösung ist
notwendig, wenn der Kunde mit SDI-
Daten arbeitet oder ein gemischtes Die Produktfamilie R&S®PRISMON löst jede Monitoringaufgabe im Bereich Broadcast Contribution
SDI/IP-Ökosystem betreibt. und Distribution. Dazu gehört auch die Generierung von Video Walls.

BILD 3: Die Sensoren lassen sich bedarfsgerecht buchen. Der volle Funktionsumfang kann einen Monat lang kostenlos getestet werden.

TRIAL.sensor SILVER.sensor GOLD.sensor


Konditionen max. 30 Tage / nur 1 Sensor abonnementbasiert abonnementbasiert
Live View
Miniaturansichten ca. alle 10 s • • •
Live-Status-Report
Download-Status (für bis zu 8 Qualitätsstufen: gemessene
Bitrate, HTTP-Codes, Pufferspeicher, PTS-Zeitstempel)
• • •
Video-Status (Video verloren, schwarzes Bild, Standbild) • • •
Audio-Status (Audio verloren, Tonausfall) • • •
Analyse (Speicherung und Analyse von Daten im Timeline-Format)
SLA-Status • •
Segment-Download-Dauer vs. Spielzeit • •
Profile manifest HTTP codes • •
Redirect status • •
Segment HTTP codes • •
Segment bitrates: Signaled / Measured • •
Segment video buffer • •
Segment audio buffer level • •
Metadaten • •

| NEUES 221/19 45
Broadcast- und Medientechnik

R&S®PRISMON und tion mit R&S®PRISMON eine All-IP-End-


R&S®PRISMON.cloud lassen sich to-End-Sicht über die gesamte Übertra-
so administrieren, dass beide ans gungskette erzeugt. Die Einschätzung
R&S®PRISMON.cloud-Dashboard repor- der Fachwelt fand ihren sichtbaren Aus-
ten. Der Betreiber hat so in seiner Über- druck in der Produktauszeichnung als
wachungszentrale oder auch auf einem „Best of Show“, die eine Jury des Fach-
Mobilgerät die gesamte Kette im Qua- magazins TV Technology jährlich auf der
litätsüberblick. Fehler an welcher Stelle Messe vergibt. Grundlage für die Ent-
auch immer werden sofort offenkun- scheidung sind Kriterien wie Innova-
dig. Mehr Transparenz und Kontrolle tionsgrad, Funktionsumfang, Kosteneffi-
geht nicht. zienz und Einsatzmöglichkeiten.

Interessenten können sich


Positive Resonanz schnell und bequem ein Bild von
R&S®PRISMON.cloud wurde auf der R&S®PRISMON.cloud machen, indem
Messe der National Association of sie die Testversion TRIAL.sensor
­Broadcasters (NAB Show) im April 2019 buchen, die für einen Monat den
erstmals vorgestellt und hat ein über- kompletten Funktionsumfang des
wältigend positives Echo hervorgerufen. GOLD-Sensors bereitstellt. Der QR-Code
Auf großes Interesse stieß insbeson- führt zur Buchungsseite.
dere die Tatsache, dass eine Kombina- Dr. Alexander Hackmann
R&S®PRISMON.cloud wurde auf der NAB Show
2019 als „Best of Show“ ausgezeichnet.

Die Merkmale und Vorteile von R&S®PRISMON.cloud


❙❙ Investitionseinsparungen durch flexiblen Einsatz und bedarfsweise Auf- und
Abwärtsskalierung der Überwachungsressourcen
❙❙ Einfach zu bedienender Einrichtungsassistent für den sofortigen Einsatz neuer
virtueller Sensoren an verteilten Orten – direkt aus dem Browser heraus
❙❙ Qualitätsinformationen entlang der gesamten Übertragungskette in einem ein-
fachen KPI-Dashboard bei Verknüpfung mit R&S®PRISMON
❙❙ Live-Multiview, automatisierte Inhaltsanalyse und Echtzeit-Fehlererkennung
ermöglichen eine permanente Verfolgung der Quality of Service und schnelle
Reaktionen auf Mängel
❙❙ Ortsunabhängige Nutzung des Monitoring-Dashboards über Laptop, Tablett
oder Handy
❙❙ Die cloudbasierte Infrastruktur und die ständige Weiter­entwicklung halten das
Produkt immer auf dem neuesten Stand

www.prismon.cloud

46
Mobil-TV reloaded

© Sergey Peternan / Shutterstock.com

Im Zuge der 5G-Einführung könnte eine alte Idee wieder populär werden: Fern­
sehen auf Mobilfunkgeräten empfangbar zu machen. Ein Pilotprojekt testet die
Umsetzbarkeit.

Die Idee, Fernsehen auf mobilen End- Video-on-Demand-Angeboten und weiterentwickelt, Eingang in LTE, um
geräten anzubieten, ist nicht neu. Ab Live-Streams bringt jedoch auch die schließlich in Release 14 (LTE Advan-
2006 wurde in verschiedenen, vor allem modernen Netze an ihre Grenzen. ced Pro) die aktuelle Entwicklungsstufe
europäischen Ländern versucht, das auf 5G kann Entlastung bringen, aber erst FeMBMS (Further evolved MBMS) zu
dem digitalen terrestrischen TV-Stan- dann in nennenswertem Umfang, wenn erreichen. Für 5G wurde zwar noch kein
dard DVB-T basierende DVB-H (H für 5G-Standalone-Netze in den Millimeter- Broadcast-Modus verabschiedet, aber
Handheld) zu etablieren. Doch schon wellenbändern operativ werden, was 3GPP könnte FeMBMS weitgehend
lange vor 2012, als mit dem Abschal- noch einige Jahre dauern wird. Dennoch unverändert in sein Release 16 über-
ten des finnischen Dienstes das welt- bleibt es eine Verschwendung von Über- nehmen, denn das System bietet auf-
weit letzte DVB-H-Angebot vom Netz tragungskapazität, wenn man die für grund seiner Technik die Möglichkeit für
ging, musste das Projekt als gescheitert Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ausgeleg- eine echte Integration der Broadcast- in
gelten. Entworfen noch vor der Smart- ten IP-Netze mit Multicast-Aussendun- die Mobilfunkwelt (BILD 1). Beide set-
phone-Ära, war das System mit seiner gen überlädt. Hierfür bringt nach wie vor zen inzwischen auf eine Signalzufüh-
Bildauflösung von 320 × 240 Pixel nicht der klassische Rundfunk die besten Vor- rung über IP-Netze und OFDMA an
mehr zeitgemäß, und auch endgeräte- aussetzungen mit. Man muss ihn nur der Luftschnittstelle. Seine Nutz- und
seitig war die Auswahl begrenzt. zeitgemäß auf die Endgeräte bringen. Konfigurationsdaten erhält der Sen-
der über 3GPP-konforme Protokolle.
Standardisierte Mobilfunktechnologien Die Signalaufbereitung eines DVB-T2-
Zurück auf Los für Multicast-Übertragungen gibt es Senders lässt sich mit überschauba-
Mehrere Mobilfunkgenerationen spä- bereits seit 2006, als in 3GPP Release 6 rem Aufwand an die FeMBMS-Vorga-
ter werden die Karten neu gemischt. (UMTS) das Subsystem MBMS (Multi­ ben anpassen. Die Frequenzen sind
4G-Systeme übertragen zwar mühe- media Broadcast / Multicast S ­ ervice) ohnehin kompatibel, wenn die Aus-
los hochaufgelöste Videos. Die explo- spezifiziert wurde. Mit Release 9 sendung in ursprünglichen TV-Bän-
siv wachsende Nachfrage nach fand es, zu eMBMS (evolved MBMS) dern erfolgt, die als digitale Dividende

| NEUES 221/19 47
Broadcast- und Medientechnik

BILD 1: FeMBMS-Netze kombi- bei der Rundfunk­digitalisierung oder


nieren die Vorzüge von Mobil- als Folge eines Spectrum Repackings
funk- und TV-­Infrastrukturen. Ein in dem Mobilfunk zugeschlagen wur-
ein Gleichwellennetz eingebunde- den. Kompatible Endgeräte müssen
ner TV-Sender („high power, high den ­Receive-only-Modus ohne SIM-
tower“) kann ein Gebiet mit einem Karte unterstützen, damit der Dienst
Radius von 60 km bis 70 km mit auch Geräte adressieren kann, die nicht
bester Videoqualität versorgen und in einem Mobilfunknetz registriert sind,
viele Mobilfunkzellen entlasten. etwa Fernsehempfänger.

Eine nicht ganz unwichtige Frage jen-


seits aller technischen Erwägungen
bleibt offen: Was könnte die Mobil-
funk- und TV-Netzbetreiber, die Chip-
satz- und Endgerätehersteller sowie die
Inhalteanbieter zu einer a ­ bgestimmten
Systemeinführung bewegen? Denn
sie alle werden gebraucht, damit der
Dienst starten kann. Eine sich abzeich-
nende allgemeine Win-Win-Situation
ist die Antwort. Der Mobilfunknetz­
betreiber gewinnt eine Offload-Möglich-
keit für datenlastigen Broadcast-Con-
tent, der TV-Netzbetreiber findet in einer
Zeit rückläufiger Nachfrage nach terrest-
rischem Fernsehen ein neues attraktives
Anwendungsfeld für seine Sender, der
Inhalteanbieter, z. B. ein Internetsender,
kann eine flächendeckend hochwer-
tige Versorgung garantieren, und der
Endgerätemarkt – in den letzten Jah-
ren ohne echte Innovation – erhält ein
überzeugendes Argument für einen Pro-
duktneukauf. Dabei ist Entertainment
nur eine der möglichen Anwendungen.
Denn über den Dienst lassen sich nicht
nur Videos, sondern auch andere Daten
übertragen, etwa Software-Updates für
eine große Zahl gleichartiger Endgeräte
im Internet der Dinge oder in den Fahr-
zeugflotten der Zukunft.

BILD 2: Der senderseitige Aufwand für die Aus-


strahlung von FeMBMS-Signalen ist überschau-
bar. Die Testinstallation in der Station Ismaning
umfasst neben dem Rohde & Schwarz-Sender
mit modifiziertem Modulator Antennentechnik
von Kathrein, links ein aufgeschnittenes Modell
der eingesetzten Diversity-Antenne.

48
Der Feldversuch Versuchsgebiet ist das Bayerische Die Nutz- und Konfigurationsdaten
Da für ein System auf FeMBMS-Basis Oberland. Zwei vom Bayerischen erhält der Sender über 3GPP-konforme
keine praktischen Erfahrungen vorliegen, Rundfunk betriebene modifizierte Protokolle aus einem LTE-EPC (­Evolved
wurde in Deutschland das Forschungs- Rohde & Schwarz-Sender R&S®THU9evo Packet Core). Im Forschungsprojekt wird
projekt 5G Today ins Leben gerufen. mit 5 kW bzw. 6 kW Verstärkerleistung dafür das Broadcast Service and Control
Unter der Federführung des Instituts (100 kW ERP) auf dem Wendelstein und Center R&S®BSCC eingesetzt. Die vom
für Rundfunktechnik (IRT) untersuchen in München-Ismaning bilden ein Gleich- Bayerischen Rundfunk bereitgestellten
die Projektpartner Rohde & Schwarz, wellennetz auf Kanal 56 (754 MHz bis Programminhalte übergibt ein Headend
­Kathrein, der Bayerische Rundfunk und 758 MHz), den Telefónica zur Verfügung R&S®AVHE100 an das R&S®BSCC.
Telefónica bis Ende Oktober 2019, wie stellt (BILD 2). Sie ermöglichen den
sich das System in der Praxis schlägt. Empfang im Großraum München sowie Das 5G-Today-Projekt kommt rechtzeitig,
Basis dafür ist eine Referenzimplemen- entlang der Hauptverkehrsadern zwi- bevor der abzusehende 5G-Hype den
tierung aller sende- und empfangsseiti- schen München und Salzburg. K ­ athrein Konsumenten erreicht. Die technischen
gen Komponenten. hat ein eigens dafür entwickeltes diver- Erkenntnisse, die es liefern wird, kön-
sityfähiges Antennensystem m ­ ontiert nen zum Feintuning der FeMBMS-Stan-
und steuert außerdem das mobile dardisierung in 5G dienen und die Start-
Messsystem bei, das eingebaut in einen voraussetzungen für ein Ausrollen kom-
Kinderwagen im öffentlichen Raum merzieller FeMBMS-Netze verbessern.
bewegt werden kann (BILD 3). Zur Aus- Die Industrie gewinnt wertvolle Hin-
rüstung gehört ein Netzwerkscanner weise für die Prototypenentwicklung.
R&S®TSMW als HF-Frontend. (Red)

BILD 3: Der Kathrein-­


Messkinderwagen
(links im Transport-,
rechts im Mess-
modus) verbindet
­Retro-Charme mit
moderner Analyse-
technik. Er beher-
© Kathrein SE, Michael Röglinger

bergt GPS- und


Messantenne, einen
Netzwerk-Scanner
R&S®TSMW, einen
Rechner mit Signal-
analysesoftware und
die Stromversorgung.

| NEUES 221/19 49
Broadcast- und Medientechnik

Rückkanal­messungen
in DOCSIS-TV-Kabel-
netzwerken

Immer mehr TV-Kabelnetz­betreiber setzen


auf internetbasierte Datendienste wie IP-TV,
Telefonie und Cloud-Services. Der Rückkanal
in diesen Netzen gewinnt deshalb immer
mehr an Bedeutung. Doch hier lauern viele
Fehlerquellen. Neue Funktionen im Echt­
zeit-DOCSIS-Analysator R&S®DSA helfen
dabei, den Rückkanal technisch auszureizen.
50
DOCSIS 3.0- durch DOCSIS 3.1-Kanäle zu ersetzen oder
zusätzliche im oberen Frequenzbereich bei bis zu 1218 MHz
zu betreiben. So erfolgreich die Rollouts im Downstream voll-
zogen worden sind, so schwierig gestaltet sich die Einführung
von DOCSIS 3.1 im Rückkanal. Denn hier machen den Netz-
betreibern Störeinstrahlungen über schadhafte Installationen
und unzureichend geschirmte Geräte auf Seiten der Endver-
braucher zu schaffen. Nicht selten aggregiert sich eine hohe
Anzahl von Störeinflüssen am CMTS (Cable Modem Termina-
tion System) einer Kabelkopfstelle und verhindert die Verwen-
BILD 1: Mit neuen Funktionen hilft der Echtzeit-DOCSIS-­Analysator dung von Konstellationen größer als 64QAM. Um diesen Stör-
R&S®DSA bei der detaillierten Analyse von Upstream-Signalen in einflüssen auf die Spur zu kommen, bedarf es einer gezielten
TV-Kabelnetzen. und detaillierten Signalanalyse von Upstream-Signalen, wie
sie die neuen Funktionen des Echtzeit-DOCSIS-Analysators
R&S®DSA (BILD 1) bieten.

DOCSIS 3.1 – eine technische Revolution Upstream-Analyse zusammen mit dem R&S®SFD
auch im Rückkanal Die Qualität von Upstream-Signalen im Rückkanal hängt
Beim Standard DOCSIS 3.1 (Data Over Cable Service Inter- von verschiedenen Faktoren ab. Neben den erwähnten Pro-
face Specification) kommen für die Übertragung von Inter- blemen mit Störeinstreuungen spielt auch die jeweilige
netdaten in HFC-TV-Kabelnetzen (Hybrid Fiber Coax) erst- Beschaffenheit von Steckverbindern, Koaxial­kabeln, Fre-
mals mehrträgermodulierte OFDM-Signale zum Einsatz, mit quenzweichen und Streckenverstärkern eine nicht unerheb-
Bandbreiten bis zu 192 MHz und Konstellationen von bis liche Rolle. Eine der neuen Upstream-Analyse-­Funktionen
zu 4096QAM im Downstream (in Richtung K ­ abelmodem). des R&S®DSA basiert auf dem Zusammenspiel mit dem
Waren die Internetnutzer früher in erster Linie an hohen DOCSIS-Signalgenerator R&S®SFD. Das Geräte-Duo ist eine
Daten­raten im Downstream interessiert, so zeigen sie heute einfach zu bedienende Lösung, mit der Rückkanalkomponen-
auch ein gesteigertes Interesse an hohen Datenraten im ten über eine größere Distanz hinweg im Feld oder im Labor
Upstream (in Richtung Kabelkopfstation), z. B. um die Foto- detailliert geprüft werden können (BILD 2).
sammlung oder Videos in der Cloud oder bei YouTube
abzulegen. Diesem Bedarf kommt DOCSIS 3.1 mit bis zu Im Gegensatz zu bisherigen Lösungen, die als Signalquelle
96 MHz breiten OFDMA-Signalen und Konstellationen bis zu einfache Signalgeneratoren mit kontinuierlichen, einträger-
4096QAM entgegen. modulierten QAM-Signalen (SC-QAM) einsetzen, ermöglicht
der R&S®SFD Messungen mit gepulsten Upstream-­Signalen,
die in ihrer Charakteristik den OFDMA- (DOCSIS 3.1) und
Der Rückkanal, eine Herausforderung für A-TDMA-Signalen (DOCSIS 3.0) entsprechen. So sind für Tests
TV-Kabelnetzbetreiber im Rückkanal mit breitbandigen, bis zu 4096QAM modulier-
Seit der Einführung von DOCSIS 3.1 sind bereits zahlrei- ten OFDMA-Signalen, weder ein aufwendig zu parametrisie-
che TV-Kabelnetzbetreiber dazu übergegangen, bestehende rendes CMTS noch Kabelmodems notwendig.

Tests im Rückkanal
R&S®DSA P R&S®SFD
Pilot

OFDMA
f

Upstream
Netzwerkkomponente
oder
Netzwerksegment
Pilot

BILD 2: Test von Netzwerkkomponenten oder eines Netzabschnitts im Rückkanal mit R&S®DSA und R&S®SFD.

| NEUES 221/19 51
Broadcast- und Medientechnik

Um auf die gepulsten Upstream-Signale zu synchronisieren, (Bandwidth Allocation MAP), MAC Messages (Media Access
müssen dem R&S®DSA Laufzeit und Signalparameter bekannt Control) und SIDs (Service Identifier), die über die Down­
sein. Zur Übertragung dieser Informationen an den R&S®DSA stream-Kanäle an die Kabel­modems übermittelt werden.
erzeugt der Signalgenerator R&S®SFD einen in der Frequenz Eine besondere Bedeutung kommt dem Upstream Channel
frei definierbaren Hilfsträger. Am R&S®DSA ist nur noch die Descriptor zu, der einem Kabelmodem vorschreibt, mit wel-
Frequenz dieses Trägers einzugeben, der Analysator stellt sich chen Signalparametern es Daten an das CMTS zurücksen-
darauf ein und beginnt mit den Messungen. Er analysiert alle den muss. Das Zusammenspiel zwischen dem CMTS und
für den physikalischen Layer relevanten Parameter wie Signal- den dort angemeldeten Kabelmodems wird dabei zu jeder
pegel, MER, BER, Konstellation, Mikroreflektionen, Amplitu- Zeit den Anforderungen hinsichtlich Bandbreitenbedarf und
dengang, Gruppenlaufzeit und vieles mehr. notwendiger Signalqualität im Rückkanal dynamisch ange-
passt. Sind gepulste Upstream-Signale zu analysieren, müs-
sen einem Analysator die Signalparameter bekannt sein, da
Upstream-Analyse im Live-Betrieb diese, im Gegensatz zu den Down­stream-Signalen, nicht mit-
Im Live-Betrieb teilen sich üblicherweise mehrere hundert übertragen werden.
Kabelmodems in einem Cluster den Rückkanal, dessen Kapa-
zität im Zeit- und Frequenz-Multiplexverfahren aufgeteilt wird. Zur permanenten Überwachung und Wartung einer
Dabei werden den einzelnen Modems Zeitschlitze (mini slots) ­DOCSIS-Infrastruktur in TV-Kabelnetzen wurde mit dem
und bestimmte Kanäle zugewiesen, in denen sie Datenpakete Standard DOCSIS 3.1 eine sogenannte Proactive Network
an das CMTS zurücksenden dürfen. Maintenance eingeführt. Diese schreibt vor, welche Mes-
sungen Kabelmodems und Upstream-Empfänger eines
Damit dies störungsfrei funktioniert, müssen sich die Kabel- CMTS durchführen müssen. So kann die Signalqualität von
modems an individuelle Vorgaben aus dem CMTS halten. ­Upstream-Signalen direkt am Standort eines CMTS oder einer
Jedes Kabelmodem muss sich zuerst an einem CMTS anmel- Remote-PHY-Komponente (abgesetzte HF-Schnittstelle einer
den, um sich zeitlich zu synchronisieren und den Pegel am CMTS) abgefragt werden. Es gibt auch mehr­kanalige Rück­
Modemausgang innerhalb eines spezifizierten Bereichs ein- kanalempfänger, die in einer Kopfstelle platziert werden und
zustellen (initial ranging). Damit zeitliche Abweichungen ste- ihre Messergebnisse an dafür geeignete Handhelds mel-
tig korrigiert werden und sich der Ausgangspegel des Kabel- den können. Bei beiden Methoden besteht die Einschrän-
modems den Gegebenheiten des Rückkanals dynamisch kung, dass die Signalqualität von Upstream-Signalen jeweils
anpasst, wird dieser Prozess nach ­erfolgreicher Anmeldung nur am Ende des Rückkanals gemessen werden kann und
ca. alle 20 bis 30 Sekunden wiederholt (­station maintenance). nicht an beliebigen Stellen auf der Strecke zwischen den
Das CMTS organisiert diese Prozesse über Zeitmarken (time Kabelmodems und den CMTS. Hier setzt die dynamische
stamps), UCDs (Upstream Channel Descriptor), MAP-Tabellen ­Upstream-Analyse des R&S®DSA an.

Upstream-Signalanalyse in HFC-TV-Kabelnetzwerken
DOCSIS-Kabelmodems
Kabelkopfstelle

CMTS

Streckenverstärker

Internet
+
TV t
CATV
Upstream

Selektierter
Kanal
R&S®DSA
Testpunkt
Downstream

BILD 3: Messungen sind an beliebigen Punkten der Strecke möglich, geeignete Testausgänge vorausgesetzt.

52
BILD 4: Für die gepulsten Upstream-Signale stehen umfangreiche Analysefunktionen zur Verfügung.

Dynamische Upstream-Analyse So vorbereitet, sucht der R&S®DSA im ausgewählten Down­


Die neue Funktion Dynamic Upstream Analysis setzt das stream-Kanal kontinuierlich nach relevanten MAP Messages
Modell 03 voraus, da es über zwei getrennte HF-Empfänger für den zu messenden Up­stream-Kanal, um die entsprechen-
für den Down- und Upstream verfügt. den gepulsten Upstream-Signale zu detektieren und eine Liste
der zugehörigen SIDs zu erstellen. Um Messungen an einem
Gemessen werden kann im Labor oder im Feld an beliebi- bestimmen Kabelmodem vorzunehmen, kann diese Liste
gen Stellen auf der Strecke zwischen den Kabelmodems und nach der zugehörigen MAC-Adresse oder SID gefiltert wer-
einem CMTS oder einer Remote-PHY-Komponente. Es müs- den. Die Auswahl lässt sich für die Suche nach Daten­paketen
sen lediglich geeignete Testausgänge vorhanden sein, die bestimmten Typs, die mittels ICU (Interval Usage Code) iden-
einen gleichzeitigen Zugriff auf Down- und Upstream-Signale tifizierbar sind, weiter verfeinern.
ermöglichen (BILD 3).
Auf die so gefundenen gepulsten Upstream-Signale lassen
Sobald der Anwender einen primären DOCSIS 3.0- oder sich die umfangreichen Analysefunktionen in gleicher Weise
DOCSIS 3.1-Downstream-Kanal ausgewählt hat, beginnt der anwenden, wie in den Analyse-Modi OFDMA, A-TDMA und
R&S®DSA mit dem Erfassen von DOCSIS-Zeitmarken, MAC Upstream mit R&S®SFD (BILD 4). So stehen auch hier wich-
Messages und UCDs. Danach wird die Frequenz des zu ana- tige Messungen wie MER, BER und MER versus Unterträger
lysierenden OFDMA- oder A-TDMA-Upstream-Kanals einge- bei OFDMA zur Verfügung.
geben. In einem weiteren komplexen Schritt optimiert der
R&S®DSA dann sein internes Timing in Abhängigkeit von Der Echtzeit-DOCSIS-Analysator R&S®DSA ist mit seinen spe-
den Distanzen zum CMTS und zu den Kabelmodems. Im ziellen Upstream-Analysefunktionen, gepaart mit hoher Prä-
Anschluss an die zeitliche Optimierung konfiguriert sich der zision, die perfekte Lösung für anspruchsvolle Netzbetreiber
Upstream-Empfänger des R&S®DSA selbsttätig anhand der und Entwickler von Netzwerkkomponenten, die das maximale
über den Downstream empfangenen UCDs. an Leistung und Qualität erzielen wollen.
Werner Dürport

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Netzwerke

Der einfache Weg zum


Unternehmensnetzwerk

© Pasko Maksim / Shutterstock.com

54
Jedes Unternehmen braucht ein Datennetz. Und Spezialisten, die es planen,
installieren, administrieren und warten. Doch manuelle Sisyphusarbeit war
gestern. Die Management Cloud der Rohde & Schwarz-Tochter LANCOM zeigt, wie
man auch sehr große Netze mit minimalem Personalaufwand weitgehend automa­
tisch verwaltet.

Reicht für Kleinbetriebe oft schon ein der Hardware über die Cloud zugeteilt – Geschäftstätigkeit widmen. Die Netzver-
Router mit wenigen Access Points, kann automatisch (BILD 1). Die Produkte von waltung erfolgt durch einen Adminis-
der Netzplan eines Großunternehmens LANCOM Systems wurden für diese trator, der das unter Umständen welt-
oder Filialbetriebs mehrere tausend auf zeitgemäße Form des Netzwerkmanage- weit verteilte Netz mit allen Bestandtei-
diverse Standorte verteilte Netzwerk- ments entwickelt. Ihr Betriebssystem len zentral unter Kontrolle hält.
komponenten umfassen. Deren Instal­ (LCOS bzw. LANCOM Switch OS) unter-
lation und Wartung bedeutete in der stützt sogenanntes Software-defined
Vergangenheit einen großen Zeit- und Networking über das Verwaltungstool Hierarchische Vorgehensweise:
Personalaufwand. Mit intelligenter LANCOM Management Cloud (LMC). Netze, Standorte, Geräte
Cloud-Technologie geht das heute nicht Ein Kundennetz wird mit den LMC-Pla-
nur bedeutend effizienter, sondern auch Die LANCOM Management Cloud ist nungstools Schritt für Schritt abstrakt
zuverlässiger und sicherer. Vorausge- ein Cloud-Service für LANCOM-Pro- definiert. Welche Gerätemodelle am
setzt, die Gateways, Router, Switches dukte, den entweder die LANCOM Ende die Netzwerkfunktionen wahr-
und Hotspots sind ab Werk dafür vor- selbst oder einer ihrer Vertriebspartner nehmen, ist zunächst unerheblich. Für
bereitet, können große Netze so schnell für dessen Kunden erbringt. Der Nut- jeden Kunden legt der Administra-
betriebsfertig eingerichtet werden, wie zer und Eigentümer des Netzes wird tor eine Struktur aus Subnetzen fest,
es gelingt, die Komponenten vor Ort zu von der technischen Betreuung völ- die später mit wenigen Befehlen pau-
installieren. Die gesamte Netzlogik wird lig entlastet und kann sich ganz seiner schal administriert werden können.

Zeitgemäßes Netzwerkmanagement
Filiale Zentrale
API
24 /7-Monitoring

Rollout- und Unified Netzwerk-


Handscanner / Mitarbeiter- LANCOM- WLAN-Hotspot Change- Definition
Inventur Tablet Wireless- Management Firewall
ePaper-Displays
Zentrale
SD-WLAN Analyse VPN-Gateways Warenwirtschaftssystem

Access Point Access Point


LTE-Backup SD-WAN
SaaS
Local Internet Breakout IaaS
SD-SECURITY
INTERNET
Switch Unified Firewall VPN- und
SD-LAN LTE-Router

Bank Content-Provider Hotspot-Provider Security-Service

Digitale Waren- Kasse Videoüber- ISDN / Fax /


Beschilde- wirtschafts- wachung VoIP
Kreditkarten- Digitale Hotspot-Server Überwachung
rung system
Clearing Beschilderung

BILD 1: Typische Netzstruktur eines über die LANCOM Management Cloud verwalteten Filialunternehmens.

| NEUES 221/19 55
Netzwerke

Beispielsweise lassen sich LAN- und auf jeder Teilstrecke, abhängig von den sollen, werden der LMC über ihre
WAN-­Funktionen getrennt verwalten später dort eingesetzten Komponenten, Seriennummer und Cloud-Pin bekannt
oder Teilnetze für verschiedene Nutzer- ein Maximum an Sicherheit erzielt wird. gemacht. Danach lassen sie sich den
gruppen und Funktionen wie ­Telefonie Ebenso lassen sich WLAN-SSIDs für Standorten zuweisen. Die Arbeit des
festlegen. Dann wird dem ­Gesamtnetz die Router, VLAN-IDs für die ­Switches Admin ist damit im Wesentlichen schon
ein IP-Bereich zugewiesen, etwa der oder WLAN-Hotspot-Eigenschaften getan. Sobald physisch angeschlos-
Adressraum eines Class-B-Netzes. Die- zentral vorgeben. sen, holen sich die Geräte ihre stand-
ser wird automatisch segmentiert ortgemäße Konfiguration übers Inter-
und auf die Standorte heruntergebro- Auf die abstrakte Definition des Netzes net automatisch bei der LMC ab – das
chen, sobald diese benannt sind. Spä- folgt seine Konkretisierung, zunächst Netz errichtet sich quasi selbst. Gerade
tere Umstrukturierungen wie die Hinzu- durch Zuweisung realer Standorte. Dazu bei Filialbetrieben mit vielleicht meh-
nahme neuer Standorte handhabt die gibt man einfach deren postalische reren Hundert gleichartig ausgerüste-
LMC automatisch, indem sie ein Netz Adressen ein; die Visualisierung über- ten Standorten bedeutet diese Automa-
nötigenfalls komplett rekonfiguriert, nimmt Google Maps. Bei großen Net- tik einen enormen Effizienzgewinn. Die
sodass es im Ganzen wieder aus einem zen mit vielen Komponenten empfiehlt ausgerollte Konfiguration jeder Kom-
Guss erscheint. sich die Veranschaulichung der lokalen ponente kann jedoch individuell über-
Situation über Gebäudepläne, die sich in schrieben werden, falls eine Anpassung
Als nächstes werden die Subnetze mit die LMC hochladen lassen (BILD 2). Sie an spezielle Gegebenheiten nötig sein
grundlegenden Eigenschaften ­versehen dienen der Übersichtlichkeit und bes- sollte. Die betreffende Einheit wird dazu
und parametrisiert. Sollen zum ­Beispiel seren Wartbarkeit, helfen aber auch bei einfach im Lageplan ausgewählt und zur
alle Teilnehmer eines Subnetzes über der optimalen Platzierung insbesondere Bearbeitung geöffnet.
VPN sicher verbunden sein, werden der WLAN-Komponenten.
automatisch VPN-Verbindungen zwi-
schen allen Standorten eingerichtet, Erst wenn die Netzarchitektur steht, Völlige Transparenz
an denen sich Teilnehmer dieses Sub- kommen Geräte ins Spiel. Alle Kompo- Etwa 60 Prozent der menschli-
netz-Typs befinden. Und zwar so, dass nenten, die im Netz Verwendung finden chen Großhirnrinde sind an der

BILD 2: Die
WLAN-Vernetzung
lässt sich mithilfe von
Gebäudegrundris-
sen bequem planen.
Die zu erwartende
Abdeckung durch die
Access Points wird
direkt angezeigt.

56
BILD 3: Das Sicher-
heits-Dashboard weist
auf kritische Stellen
im Netz hin.

Wahrnehmung, Interpretation und Reak-


tion auf visuelle Reize beteiligt. Deshalb
werden Bedienoberflächen und Informa-
tionen über komplexe Systeme gern so
weit wie möglich visualisiert. Die LMC
bildet hier keine Ausnahme. Die verwal-
teten Netze, ihre Bestandteile, Zustands-
daten und Statistiken werden in jeder
Detaillierungsstufe grafisch ­aufbereitet
und auf Dashboards dargestellt,
sodass innerhalb von Sekunden jede
gewünschte Information zur Verfügung
steht (BILD 3). Beispielsweise ist im Glo-
balplan auf einen Blick erkennbar, ob alle
VPN-Tunnel zwischen den Standorten
in Funktion sind (BILD 4). Geräte ohne
Passwort oder mit veralteter Firmware
lassen sich schnell identifizieren. Außer-
dem wird jede Art von sinnvoller Statistik
geboten, etwa zu Durchsatz- und Fehler-
raten oder dem Nutzeraufkommen. Fehl- BILD 4: Grün signalisiert Sicherheit: Alle VPN-Tunnel sind eingerichtet. Ein Klick auf einen Standort
funktionen lösen Alarme aus und sind offenbart die Verbindungsdetails.
sofort lokalisierbar. Technische Details
interessieren allerdings in der Regel Für Netze jeder Größe von Kunden dieses Kalibers, so etwa
nur den Adminis­trator. Damit auch der Einer der Vorzüge der ­LANCOM mehrere deutsche Einzelhandelsket-
Kunde sein Netz im Blick behalten kann, Management Cloud ist ihre ten, nutzen den Dienst bereits. Einer
gibt es in der LMC die Rolle des Projekt- Skalierbarkeit. Netzgröße und geografi- davon ist der Schuhfilialist RENO, des-
beobachters. Der Beobachter sieht alle sche Verteilung der Standorte spie- sen 300 deutsche Filialen mit der
Dashboards, kann aber selbst nicht ein- len keine Rolle. Insbesondere Groß- ­LANCOM-Technik vernetzt wurden,
greifen. Weitere Rollen sind mit abge- filialisten profitieren vom automati- siehe den Anschlussbeitrag.
stuften Rechten ausgestattet. schen Netz-Rollout. Eine ganze Reihe (Red)

| NEUES 221/19 57
Netzwerke

Netzwerk-Revolution auf leisen Sohlen


Mit Software-defined Networking macht der Schuhfilialist RENO seine Filialnetze zukunftssicher und spart
massiv Zeit und Geld.

An der Kasse bezahlt eine Kundin mit der EC-Karte, während Die richtige Lösung fand der Schuhfilialist beim Netzwerk-
eine Mitarbeiterin online per Tablet eine Kundenbestellung lösungsanbieter LANCOM Systems. „Wir haben uns für das
bearbeitet. Warenbestände und Kassendaten werden fort- Gesamtpaket aus VoIP-Router, Switching und WLAN ent-
laufend in Echtzeit mit der Zentrale abgeglichen, Telefonate schieden und mit der LANCOM Management Cloud eine zen-
nur noch über IP-basierte Anschlüsse geführt. Damit die vie- trale, cloudbasierte Instanz für die Administration aller Netz-
len, oft komplexen Prozesse reibungslos ablaufen und man werkkomponenten gewählt,“ sagt Oliver Kasper, Gruppenlei-
für zukünftige Herausforderungen gewappnet ist, hat RENO ter IT-Infrastruktur Hamm Reno Group GmbH.
seine gesamte Netzwerkinfrastruktur auf Software-defined
Networking über die Cloud umgestellt.
Automatischer und intelligenter Rollout
„Es gab eine Vielzahl an Gründen für uns, unsere Filialvernet- Der Rollout des Filialnetzes wurde gemeinsam mit LANCOM
zung zu modernisieren“, erklärt Matthias Schäfer, Bereichslei- und Diebold Nixdorf, einem der weltweit führenden Spezialis-
ter Informationstechnologie Hamm Reno Group GmbH. „Die ten für Einzelhandelstechnologien, in Angriff genommen. Das
Migration auf IP-basierte Telefonanschlüsse war nur einer von gesamte Netz wird zentral über die LANCOM Management
vielen Treibern.“ Vor allem wollte der europaweit agierende Cloud ausgerollt, verwaltet und überwacht. Der Administra-
Schuhhändler sein Filialnetz zukunftssicher aufstellen. Der tor gibt lediglich die Rahmenbedingungen für das Netzwerk-­
Großteil der über 300 Standorte in Deutschland sollte über Design vor, das System setzt dann alle Anpassungen und
VDSL leistungsstark und ausfallsicher angebunden werden. Änderungen automatisch um. Die Hardware-Infrastruktur in
WLAN sollte mobile Anwendungen in die Filialen bringen und den Filialen ist überschaubar. Ein einzelner VoIP-fähiger Rou-
die Basis für einen integrierten Omnichannel-Ansatz bilden. ter, ein Switch und ein bis zwei WLAN-Access-Points reichen
„Für uns war von Anfang an wichtig, dass wir diese komple- aus, um alle Dienste zur Verfügung zu stellen.
xen Anforderungen mit einem Netz abbilden, das sich einfach
und flexibel verwalten lässt“, so Schäfer.

58
„Die Kassensysteme sind über den Router an die Zentrale von einer erleichterten Fehlersuche. Das Resultat: ­Probleme
angebunden“, so Schäfer. „Außerdem laufen über den Rou- werden schneller erkannt und gelöst. Die Zeitersparnisse
ter das EC-Cash-Clearing, die Kundenfrequenzmessung, die sind enorm. Ein Beispiel: In der Vergangenheit musste für
Kommunikation der Tablets, die Mitarbeiter-Zeiterfassung, ein Firmware-Update jeder Router einzeln aktualisiert wer-
sämtliche Bestellabwicklungen und der Abgleich mit dem den. Pro Filiale hat das mindestens 10 Minuten gedauert,
ERP-System. Hinzu kommen Wartungszugänge sowie die bei 300 Filialen sind das rund 50 Stunden. „Mit der neuen
Anbindung von Alarmanlagen und Stromzählern.“ Das gleiche Lösung reduziert sich das Ganze auf wenige Mausklicks und
gilt für die Telefonie in den Ladenlokalen, die seit der Migra- Minuten. Das ist schon ein riesiger Unterschied“, so Kasper.
tion auf IP-basierte Telefonanschlüsse ebenfalls über den Rou- „Damit gewinnen wir sicherlich ein paar hundert Stunden im
ter läuft. „Dank der neuen, VoIP-fähigen Hardwarekomponen- Jahr“, ergänzt Schäfer.
ten konnten wir die vorhandenen analogen Telefone behalten
und mussten hier nicht neu investieren“, erklärt ­Kasper. Der Auch WLAN-Hotspots für die Kunden sollen künftig auf Basis
Router übernimmt einfach die Übersetzung zwischen analo- des neuen, agilen Netzes angeboten werden. „Wir wollen
gem Signal und IP. Für die gebotene Ausfallsicherheit sorgt zunächst in einigen Filialen erste Erfahrungen mit dem neuen
ein integriertes LTE-Modem, das bei einer VDSL-Störung den Service sammeln, bevor es an den unternehmensweiten
Internet-Zugang über das Mobilfunknetz herstellt. ­Rollout geht“, so Schäfer. Mit dem neuen Netzwerk und dem
Cloud-Management-System an seiner Seite weiß der Schuh­
Die Filial-Mitarbeiter arbeiten mit Tablets, die über WLAN filialist, dass er auch für diesen Schritt bestens gewappnet ist.
mit dem Internet und dem Unternehmensnetz kommunizie- (Red)
ren. „Das WLAN unterstützt die Umsetzung unseres Omni-
channel-Konzepts und ist wichtige Voraussetzung für den rei-
bungslosen Ablauf diverser Prozesse“, erklärt Schäfer. So
kann der Kunde zum Beispiel Ware online bestellen, die zwar
im Zentrallager nicht verfügbar, jedoch noch in einer der Filia-
len auf Lager ist. Der Bestellprozess wird dann in der Filiale
über das Tablet abgewickelt.

Massiv Zeit sparen mit einem


cloudadministrierten Netz
Durch den Einsatz der LMC als zentrale Management-Instanz
wird bei der Konfiguration und dem Monitoring des gesam-
ten Netzes vieles vereinfacht. „Besonders spürbar sind die
Vorteile der Management Cloud bei bisher aufwendigen Ein-
griffen wie Firmware-Updates. Das funktioniert für alle Stand-
orte mit einem simplen Mausklick“, sagt Kasper. Außer-
dem werden sämtliche Leistungsdaten jeder Netzwerkkom-
ponente angezeigt. Damit profitieren die Administratoren

Typische Netzwerkkomponenten für einen Filialbetrieb wie RENO (v.o.n.u.):


Router LANCOM 1793VA-4G für VDSL-Übertragungsraten bis 300 Mbit/s
und mit integriertem LTE-Modem; Switch LANCOM GS-2326P+ mit
24 Gigabit-Ethernet-Ports sowie zwei Combo-Ports für die Vernetzung von
bis zu 26 Geräten; LANCOM LN-830acn dual Wireless Access Point für
den gleichzeitigen Betrieb nach IEEE 802.11ac und 802.11n.

| NEUES 221/19 59
Sichere Kommunikation

Drei Generationen im Eis


Kurzwellentechnik von Rohde & Schwarz gewährleistet seit Jahrzehnten die sichere
Kommunikation der italienischen Antarktis-Forschungsstationen mit ihren europäi­
schen Heimatstandorten, wenn keine Satellitenverbindung zur Verfügung steht.

BILD 1: Seit 30 Jah- 1988 rüstete die italienische Nationale


ren so zuverlässig Agentur für neue Technologien, Ener-
wie am ersten Tag: gie und nachhaltige Wirtschaftsent-
der 1-kW-Transceiver wicklung (ENEA) ihre antarktische For-
R&S®XK859C1 (links) schungsstation Mario Z ­ ucchelli in der
der Forschungsstation Terra Nova Bay (Rossmeer) mit Kurzwel-
Mario Zucchelli. len-Equipment von Rohde & Schwarz
aus. Beschafft wurden ein 1-kW-Trans-
ceiver R&S®XK859C1, ein 150-W-Trans-
ceiver R&S®XK852C1 und ein Empfän-
ger R&S®EK890 – mithin das Beste, was
damals zu haben war (BILD 1). Auf-
grund der guten Erfahrungen mit den
Geräten kam vierzehn Jahre später die
gemeinsam mit Frankreich betriebene
Station Concordia (BILD 2) ebenfalls in
den Genuss von Rohde & Schwarz-Kurz-
wellentechnik; die zunächst nur in
den Sommermonaten betriebene Sta-
tion erhielt je einen 150-W-Transceiver
R&S®XK852C1 und R&S®XK2100L.
Seit Beginn dieses Jahres ergänzt
nun ein 1-kW-Transceiver der ­Familie
M3SR®Serie4100 die Ausstattung. Alle
drei Gerätegenerationen sorgen für
einen zuverlässigen Kontakt zu den
europäischen Heimatstandorten, wenn
kein Satellitenfunk zur Verfügung steht;
Amateurfunkprodukte, mit denen man
es zwischenzeitlich versucht hatte,
waren den klimatischen Bedingungen
vor Ort, wo die Durchschnittstemperatur
bei –54,5 °C liegt, zum Opfer gefallen.

Verlässliche Klimaprognosen
dringender denn je
Die Concordia Research Station,
3233 m über dem Meeresspiegel an
einem Ort namens Dome Concordia
(Dome C) auf dem antarktischen Pla-
teau gelegen, wird gemeinsam von
den französischen und italienischen

60
Polarprogrammen unterhalten. Neben aber, dass sich vor dem sogenannten Nur rund 40 km von der Station entfernt
der russischen Wostok-Station und der mittelpleistozänen Übergang, nach geo- hat man einen Bereich von drei Kilome-
amerikanischen Amundsen-Scott-Sta- logischen Zeitmaßstäben also unmit- tern Durchmesser eingegrenzt. Die Boh-
tion am Südpol ist sie die dritte stän- telbar davor, frostige (glaziale) und wär- rungen sollen aber erst 2021 beginnen
dig besetzte Antarktis-Forschungssta- mere (interglaziale) Zeitalter im Rhyth- und zunächst nur 100 m tief vorstoßen,
tion. In den 90er Jahren wurde Dome C mus von 40 000 Jahren a ­ bwechselten. um die Technik zu testen. 2024/2025
vom European Project for Ice Coring in Danach verlängerte sich die Perioden- will man den an der Bohrstelle 2750 m
Antarctica (EPICA) für Eiskerntiefboh- dauer auf etwa 100 000 Jahre. Der dicken Eisschild komplett durchdrungen
rungen im Rahmen des Älteste-Eis-Pro- Grund dafür ist unbekannt und Gegen- haben. Dann erfolgt die Auswertung, für
gramms ausgewählt. Das war mit stand der aktuellen Forschung der Con- die ein weiteres Jahr veranschlagt wird.
der Zielsetzung aufgelegt worden, die cordia-Wissenschaftler, zu denen auch
Klima­geschichte der Erde zu rekonstru- Vertreter des Alfred-Wegener-­Instituts Neben den Europäern mit ihrem
ieren, um Prognosen über die zukünf- für Polar- und Meeresforschung in BE-OI-Projekt im Umfeld von Dome C
tige Entwicklung zu verbessern. ­Bremerhaven gehören. Die Gesteinspro- verfolgen auch andere Teams das Ziel,
ben geben darüber keinen Aufschluss, die Ein-Million-Jahre-Marke zu knacken,
Die von 1996 bis Ende 2004 durchge- da sie keine Gasrückstände enthal- so die Japaner am Dome Fuji und die
führten Bohrungen reichten mit einer ten. Also muss man zeitlich noch tie- ­Chinesen am Dome A. Für den freund-
Bohrtiefe von 3270 m bis auf wenige fer ins Eis hinab. Geeignete Bohrstellen schaftlichen Wettlauf hat man sich im
Meter an den Kontinentalsockel heran. zu finden, war das bisherige Etappenziel Rahmen der International Partnerships
Die älteste dabei geborgene Eisprobe ist der EPICA-Nachfolgemission „Beyond in Ice Core Sciences (IPICS) zu einem
rund 800 000 Jahre alt. Aus der Analyse EPICA – das älteste Eis (BE-OI)“. Jetzt Arbeitsverbund zusammengeschlossen.
des geologischen Archivs weiß man hofft man, fündig geworden zu sein. Guiseppe Di Riso, Robert Träger

BILD 2: Die italienisch-französische Forschungsstation Concordia ist seit 2005 ganzjährig besetzt.

© Guy Clavel / AFP / Getty Images

| NEUES 221/19 61
Satellitenkommunikation

Überwachung und
Analyse von
Satellitensignalen

© gettyimages® / BlackJack3D

62
Communication System Monitoring R&S®GSACSM ist eine Softwarelösung zur
Überwachung und Analyse von Satellitensignalen. Das umfangreiche Werkzeug
hilft Betreibern von SATCOM-Systemen, Regulierungsbehörden und Behörden mit
Sicherheitsaufgaben.

Betreiber von SATCOM-Systemen müssen den Status und die


Qualität der von ihnen bereitgestellten Satellitenkommunika- Die wichtigsten Eigenschaften von
tionsverbindungen ständig im Blick behalten. Auch Regulie- R&S®GSACSM
rungsbehörden brauchen Zugriff auf die Messwerte der Ver- ❙❙ Mehrkanalige Leistungsmessung, Historienprotokollie-
bindungen, um zu prüfen, ob Fehler oder Toleranzüberschrei- rung und Alarmierung
tungen die Qualität anderer Dienste beeinträchtigen. Und ❙❙ Klassische softwarebasierte Spektrumanalysatorfunktio-
Behörden mit Sicherheitsaufgaben müssen für die Identifika- nen
tion und Aufklärung auf relevante Daten zugreifen (BILD 1). ❙❙ R&S®GSACSM lässt sich auf Rohde & Schwarz-Messgerä-
Für all diese Aufgaben hat Rohde & Schwarz zusammen mit ten wie dem Signal- und Spektrumanalysator R&S®FSW
seiner Tochter INRADIOS die Software Communication Sys- installieren und kann somit den Hardwareaufwand klein
tem Monitoring R&S®GSACSM entwickelt. halten / reduzieren
❙❙ Autonome Erkennung und Identifizierung von:
R&S®GSACSM ermöglicht den weltweiten Zugriff auf HF-Sen- ■■ Satellitensignalen (DVB-S2, DVB-S1, etc.)

soren wie Spektrumanalysatoren und Leistungsmessköpfe ■■ PCMA-Signalen

sowie das Ansteuern von Signalgeneratoren. Damit sind kom- ■■ TDMA-Signalen

plette Loopback- oder Systemtests an umfangreichen Instal- ■■ Carrier in Carrier

lationen aus der Ferne durchführbar, beispielsweise an Anten- ■■ DVB-CID-Signalen

nenaufbauten. Dazu nutzt die Software die beim ­Anwender ❙❙ Gleichzeitiger Zugriff auf mehrere entfernte Spektrum­
vorhandene Rohde & Schwarz-Geräteausstattung. Mehrere analysegeräte
Nutzer können gleichzeitig auf die Messdaten der Senso- ❙❙ Offline-Analyse aufgezeichneter Signaldateien
ren zugreifen. R&S®GSACSM vereinigt Analyse- und digitale ❙❙ Ferngesteuerte Spektrumüberwachung über schmal­
Demodulations-Verfahren auf einer grafischen Schnittstelle, bandige Verbindungen mit hoher Latenz
die die Einstellmöglichkeiten einer Vielzahl unterschiedlicher
Gerätetypen bedienfreundlich vereinheitlicht.

R&S®GSACSM fordert von den Sensoren digitalisierte Sig-


nalfragmente an und demoduliert und analysiert sie. Die Signalaufzeichnung etc.). Alle Demodulations- und Analy-
Software konfiguriert dazu selbsttätig alle erforderlichen sefunktionen sind in die Software implementiert und per
Sensorparameter (Mittenfrequenz, Abtastrate, Länge der Updates erweiterbar.

Zielgruppe Anwendungsszenarien
Satellitenbetreiber Kontinuierliche Überwachung von SATCOM-Verbindungen, Statusmonitoring und
Alarmierung anhand von Trägerparametern wie Eb/N0 , C/N, Datenrate, Empfangs­
leistung etc.
Regulierungsbehörden Auffinden von Interferenz mittels Carrier-in-Carrier-Analyse. Durch CiC ist es bei­
spielsweise möglich, in bzw. „unter“ einen Träger zu schauen, um evtl. Interferenz­
BILD 1: Zielgruppen und Anwen- signale zu demodulieren und zu klassifizieren.
dungsszenarien der Software-­ Behörden mit Sicherheitsaufgaben Identifikation unbekannter SATCOM-Signale durch weitreichende Trägeranaly­
Lösung Communication System sefunktionen in R&S®GSACSM. Detektion von Modulationsverfahren und Fehler­
Monitoring R&S®GSACSM. schutzcodierung für Aufklärungszwecke.

| NEUES 221/19 63
Satellitenkommunikation

Module der R&S®GSACSM übermittelt oder verarbeitet Messergebnisse, verwaltet die


Die Software besteht typischerweise aus den Modulen: Zugriffsrechte einzelner Nutzer und regelt den Mehrfach­
❙❙ R&S®GSACSM Sensor: Aufzeichnung / Digitalisierung der zugriff von Nutzern auf die HF-Sensoren. R&S®GSACSM
Signale von Geräten, die per Netzwerk bzw. TCP/IP an den ­Server führt zyklisch wiederkehrende Messaufgaben durch
R&S®GSACSM-Server angebunden sind, beispielsweise von: und speichert die Messergebnisse (z. B. Spektrumdaten,
■■ Signal- und Spektrumanalysatoren R&S®FSW, R&S®FPS, I/Q-Signaldateien, Leistungswerte) in einer Datenbank.
R&S®FSV ❙❙ R&S®GSACSM User: Diese grafische Nutzerschnittstelle
■■ Spektrumanalysatoren R&S®FSC, R&S®FSG, R&S®FSL dient als klassische Multi-Screen-, Multi-Sensor-Monito-
■■ Drive Test Scanner R&S®TSME6 ring-Desktop-Anwendung. BILD 2 zeigt die verschiedenen
■■ Leistungsmesser R&S®NRQ6 Betriebsarten des Systems.
■■ Schalt- und Steuerplattform R&S®OSP

■■ Breitbandüberwachungsempfänger R&S®ESMD Der R&S®GSACSM-Server ist auch direkt auf bestimmten


■■ Dual-Satellitenempfänger R&S®MSR200 Rohde & Schwarz-Messgeräten lauffähig, ohne dass ein sepa-
❙❙ R&S®GSACSM Server: Diese Software steuert und ver- rater Rechner erforderlich ist (z. B. auf dem R&S®FPS oder
waltet die Interaktion der Anwender mit den Sensoren. Sie dem R&S®FSW). Dies ist für Anwender interessant, die bereits

Beispiele für Standalone- und Client/Server-Szenarios

R&S®NRQ6 R&S®NRQ6 R&S®NRQ6


Leistungsmesser Leistungsmesser Leistungsmesser

R&S®FPS
Signal- und Spektrumanalysator

R&S®FSW CSM Server CSM Server


CSMSignal-
user und Spektrum-
analysator

R&S®NRQ6 Standort 1 Standort 2


Leistungsmesser
R&S®TSME
Drive test scanner

CSM Server

R&S®GSACSM User R&S®GSACSM User

R&S®GSACSM User R&S®GSACSM User


Standort 3 R&S®GSACSM User

1. Standalone 2. Verteilte Sensoren, 3. Verteilte Sensoren,


Einzelanwender mehrere Anwender

BILD 2: Mögliche R&S®GSACSM-Betriebsarten.

64
über diese Geräte verfügen und deren Funktionen unkom- Ferngesteuertes Spektrum- und Signal-Monitoring
pliziert mit R&S®GSACSM erweitern wollen, oder die ­keinen R&S®GSACSM greift über Netzwerk- bzw. TCP/IP-Verbin-
Platz für zusätzliche Hardware haben. Oft besteht auch keine dungen auf die verteilten Sensoren zu. Die Software unter-
Möglichkeit, zusätzliche Rechenkapazität für Monitoring- stützt nicht nur die Überwachung der Signale von einem
zwecke zur Verfügung zu stellen, beispielsweise bei mobi- Gerät, sondern kann eine Vielzahl verschiedener HF-Sen-
len SATCOM-Terminals. Auch hier kann die Installation von soren simultan betreiben. BILD 3 zeigt auszugsweise die
R&S®GSACSM auf einem vorhandenen Rohde & Schwarz-­ detektierbaren SCPC- (Single Carrier Per Channel) und
Gerät die Systemfunktion erweitern. TDMA-Satellitensignale.

Hersteller (SCPC) Modem-Bezeichnung Hersteller (TDMA) Modem-Bezeichnung


COMTECH LDPC 2/3 Viasat LinkWay, LinkWayS2 , SurfBeam, SkyLinx DDS
LDPC 3/4 Nortel DASA SKYWAN (IDU 200, 3000, 5000, 7000)
VersaFEC 0.642L PolarSat VSATPLus II
VersaFEC 0.789L VSATPLus 3
VersaFEC 0.803 Nera SatLink
IDirect TPC 0.793 Infinity Gilat SkyBlaster, FaraWay, SkyEdge,
Radyne TPC 3/4 VSAT defacto SkyEdge II, DialAway, SkyStar VARIANT
Diverse TPC 3/4 Hughes DIRECWAY (IPoS), PE5
Diverse TPC 7/8 Shiron InterSKY
Diverse TPC 7/8 VSAT defacto Comtech / Radyne SkyWire
Advantech Satellite Verschiedene
Networks
Tachyon Networks Verschiedene
BILD 3: Von R&S®GSACSM detektierbare SPSC- und TDMA-­ NEC NEXTAR 48 (IC), NEXTAR 4A (OC), NEXTAR Bandwidth
On Demand, NEXTAR V0
Satellitensignale und die herstellerspezifischen Modem-Bezeichnungen.

BILD 4: Benutzer können Spektrumsignalmasken definieren, um sicherzustellen, dass jeder verdächtige Träger sofort identifiziert wird. Der
R&S®GSACSM-Server läuft auch auf verschiedenen Messgeräten wie dem Signal- und Spektrumanalysator R&S®FSW, ein separater Rechner ist nicht
erforderlich.

| NEUES 221/19 65
Satellitenkommunikation

Spektrogramm zum Identifizieren von Signalteilen Spektraldichtemessung identifiziert sporadische


mithilfe farbcodierter Wasserfalldiagramme Signalanteile
Systeme mit R&S®GSACSM können die spektrale Leistungs- Die Spektraldichtemessung überwacht zeitvariable und über-
dichte eines beliebigen Spektrumanalysator-Eingangssig- lagerte Signale, indem sie kontinuierlich Spektren über die
nals überwachen. Dies hilft, potenziell unerwünschte Signal- Zeit erfasst und analysiert. Seltene oder überlagerte Ereig-
quellen zu identifizieren. Die Spektrogrammfunktion mit 2D- nisse, die mit den üblichen Spektrumanalysatorfunktionen
und 3D-Wasserfalldiagrammen ist dabei eine wertvolle Hilfe nicht erkannt werden können, werden in einer Spektraldichte-
(BILD 5). karte visualisiert.

BILD 5: Die Spektrogrammfunktion erzeugt


farbcodierte 2D- und 3D-Wasserfalldiagramme
zum Identifizieren von Signalanteilen.

66
Alarmfallen helfen, verdächtige Signale automatisch erkennen und identifizieren. Dazu werden die demodulierten
zu identifizieren Signale und ihre Parameter übersichtlich dargestellt, sodass
In R&S®GSACSM gesetzte Alarmschwellen informieren, wenn eine korrekte Interpretation der Messergebnisse leicht mög-
unerwünschte Signale auftreten. Dazu können Benutzer Spek- lich ist.
trumsignalmasken definieren, um sicherzustellen, dass jeder
verdächtige Träger sofort identifiziert wird (BILD 4). Man kann Dies ist auch ein wesentliches Merkmal der VSAT-Inter-
nicht nur verdächtige Träger identifizieren, sondern auch den cept-Lösung R&S®GSA1xxx. Sie ermöglicht es, Signale zu
eigenen Träger hinsichtlich Frequenz- und Leistungskonstanz detektieren, die unter Verwendung der Mehrfachzugriffstech-
beobachten. Das System führt eine Statistik und kann beim nologie mit gepaarten Trägern oder des asymmetrischen Car-
Auftreten von Fehlern per E-Mail benachrichtigen. rier-in-Carrier in einer Duplexverbindung übertragen werden.

Carrier-in-Carrier-Detektion ermittelt sich Monitoring von Satellitentranspondern


überlappende Signalquellen R&S®GSACSM scannt vom Nutzer hinterlegte SATCOM-Träger
Under Carrier Detection und Signalidentifikation (z. B. DVB-S / -S2, DVB-RCS etc.) und wertet deren Signalqua-
R&S®GSACSM kann gepaarte Träger-Mehrfachzugriffssig- lität und das eingesetzte Modulations- und Coding-Schema
nale (paired carrier multiple access, PCMA) mithilfe seines aus. Damit lassen sich Anomalien bzw. Störungen auf ein-
CIC-Separators R&S®GSA1400/20 erkennen und identifizie- zelnen Trägern schnell erkennen und an den Nutzer melden
ren (BILD 6). (BILD 7). Typische, automatisch erfasste Störungen sind:
❙❙Träger nicht vorhanden bzw. Signal nicht erkennbar
Identifikation verdächtiger Störer durch Erkennung von ❙❙ Sich stark ändernde Träger-Mittenfrequenz
überlagerten Trägern ❙❙ Außerhalb der Normgrenzen liegende Bandbreite oder Baud-
Mit der Erkennung überlagerter Träger des ­Separators Rate des Trägers
R&S®GSA1400/10 CiC lassen sich beispielsweise ❙❙ Verringertes C/N des Trägers
unerwünschte asymmetrische Signale in einem Nutzsignal

BILD 6: Der Separator R&S®GSA1400/10 CIC erkennt spektral verdeckte Signale und separiert die sich überlagernden Komponenten.

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Satellitenkommunikation

BILD 7: R&S®GSACSM identifiziert und demoduliert automatisch alle Signale in einem vorgegebenen spektralen Fenster.

BILD 8: DVB-S-Signale lassen sich über ihre Carrier-ID (CID) eindeutig einem Betreiber zuordnen.

68
In modernen Satellitenkommunikationssystemen können viele Ist die Baken-Leistung des Satelliten bekannt, lässt sich an
Signalstörungen zwischen Satellitensignalen wie DVB-S2 auf- jedem Punkt des Übertragungswegs (vom Satelliten bis zum
treten. Um diese schnell identifizieren und beheben zu kön- Modem) der Signalpegel bzw. die Verstärkung jeder Kompo-
nen, hat das DVB-Konsortium einen Satellitenübertragungs- nente bestimmen (z.B. Antenne – Satellit, Wegstrecke, LNB,
standard mit Carrier Identification (DVB-CID) entwickelt, der usw., z. B. auch der Einfluss von optischen Wandlern). Mit
den Host Carrier identifizieren kann. R&S®GSACSM bietet eine regelmäßigen Messungen kann man Alterungseffekte erken-
softwaregestützte DVB-CID-Demodulationsfunktion mit auto- nen und gezielt entgegenwirken – und all das im Live-Betrieb.
matischer Erkennung und Identifizierung der CID potenziell Dr. Steffen Bittner, Dr. Marco Krondorf
unbekannter Signale bzw. Interferenzsignale. Die CID-spezifi-
sche Global Unique ID wird ebenso extrahiert wie die GPS-Ko-
ordinaten des Uplinks und die Telefonnummer des Betreibers,
falls diese hinterlegt ist. Über die Global Unique ID können
Kunden ihr Satellitensignal eindeutig identifizieren. BILD 8
zeigt den kontinuierlichen Scan des Spektrums zur Erkennung
und Demodulation der CID, bis alle CID-spezifischen Parame-
ter erfolgreich identifiziert wurden. Messung der frequenzabhängigen Verstärkung

Stations- und Kanalvermessung mit Satelliten-Downlink


R&S®GSACSM und Piloteinspeisung
2
Neben der reinen Signalüberwachung und -analyse ist für Freiraumverlust F = 4π rƒ
c
SAT-Betreiber die aktuell empfangene Signalleistung ein wich- Antennenverstärkung
tiges Kriterium. SAT-Operatoren sind auch in der Pflicht, spek-
trale Leistungsdichtemasken der Träger zu überwachen, um Einspeisung
Interferenzen mit benachbarten Satellitensystemen zu vermei-
den. Mit R&S®GSACSM und entsprechenden Signalgenerato- HF-Quelle R&S®SGS100A
Pilot-Injektions-
ren von Rohde & Schwarz sind umfangreiche Messungen rea- pfad
Kopplerverluste
lisierbar. Dazu wird der jeweiligen Bodenstation neben dem
eigentlichen Empfangspfad ein sog. Pilotpfad ­nachgerüstet.
R&S®GSACSM-Schnittstelle LNB
Dieser stellt ein Pilotsignal zur Verfügung, mit dem sich die zum Signalgenerator für die
frequenzabhängige Verstärkung des gesamten Empfangs- autonome Kalibrierung L-Band
pfads (die sog. Station Gain) vom LNB bis zum L-Band-Inter-
face messen lässt (BILD 9). Auf Basis der gemessenen Werte Sat-Modems
lassen sich weitere Trägerparameter errechnen:
Spektrumanalysator R&S®FPS
❙❙ Spektrale Signalleistungsdichte an der Empfangsantenne + R&S®GSACSM
❙❙ EIRP bzw. die Leistungsdichte am Satelliten Empfangspfad
Pilotpfad
❙❙ Die jeweilige EIRP des Trägers an der Satellitenantenne
(Downlink)
❙❙ Aktuelle Signaldämpfung durch Freiraumausbreitung, Regen- BILD 9: Mithilfe des Pilotpfades lässt sich die frequenzabhängige Verstär-
und Atmosphärendämpfung mittels bekannter Baken-­Signale kung des kompletten Empfangspfades ermitteln.

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Kurznachrichten

Pixel Power jetzt bei Rohde & Schwarz Ägypten erstes nordafrikani­
sches Land mit DVB-T2
Rohde & Schwarz hat mit der Pixel Power Ltd. Mit der Virtualisierung dieser Produkte leis-
einen Technologieführer im Bereich profes- tet Pixel Power Pionierarbeit. Sie lassen sich Ägypten hat den Fußball-Africa-Cup 2019 im
sionelle TV-Broadcast-Software übernom- alternativ auf lokalen Rechnern, in p
­ rivaten eigenen Land zum Anlass genommen, sein
men. Das Unternehmen in Cambridge, UK, Rechenzentren oder einer Public Cloud terrestrisches Fernsehnetz auf den neuesten
ist seit über 30 Jahren am Markt und zählt ­installieren. Kunden profitieren nicht nur von technischen Stand zu bringen. Zwar war mit
namhafte Sender zu seinen Kunden. der zukunfts­sicheren Technik, sondern auch DVB-T schon länger ein digitales System on
von den nutzungsbasierten Geschäftsmodel- air, das hatte aber nicht zuletzt aufgrund von
Pixel Power entwickelt Playout-Software, mit len (OPEX, pay-per-use, pay-per-feature), die Engpässen bei der Endgeräteversorgung
der sich Broadcast-Inhalte hochgradig auto- Pixel Power anbietet. nicht die gewünschte Marktdurchdringung
matisiert bearbeiten, versionieren, ­managen erreicht. Die Einführung von DVB-T2 wurde
und ausspielen lassen. Grafiksoftware zur Mit der Akquisition erweitert Rohde & Schwarz und wird deshalb mit einer Informations-
effizienten Erstellung dynamischer Over- sein Portfolio im Bereich Studiotechnik, kampagne begleitet, die die Bevölkerung auf
lays, z. B. Logos oder anderer Einblendungen, Postproduktion und Playout und kann den die Umstellung vorbereitet. Ägypten ist das
ist ein Schwerpunkt, Master-Control-Sys- Bedarf seiner Kunden inzwischen umfassend erste Land in Nordafrika, das einen digitalen
teme für den Playout-Prozess ein anderer. abdecken. TV-Standard der zweiten Generation einsetzt.

Mit der Senderlieferung für die erste Aus-


baustufe des Netzes, die rechtzeitig zum
Anpfiff des Africa-Cups am 21. Juni den
Betrieb aufnahm, hatte die Egyptian National
Media Authority (ENMA) Rohde & Schwarz
beauftragt. Neun Standorte zur V­ ersorgung
der Ballungszentren wurden in enger
Zusammen­arbeit mit dem lokalen Partner
­Integrated Communication Systems (ICS) mit
UHF-Sendern vom Typ R&S®THU9 evo aus-
gerüstet. Die Aussendungen jedes Stand-
orts – acht SD-Programme und ein HD-Pro-
gramm – werden mit dem Monitoring-Sys-
tem R&S®PRISMON überwacht, das Bild-
und Tonstörungen erkennt und meldet. Des
Weiteren umfasst der Liefervertrag eine
Reihe von Messgeräten sowie projektbeglei-
tende Dienstleistungen.
Mit der Software von Pixel Power lassen sich dynamische Text- und Grafikeffekte einem Video wäh-
rend der Ausspielung in Echtzeit überlagern.

Bundesnetzagentur mit neuer Funkpeil-Infrastruktur


Im vergangenen Jahr hat die Bundesnetz- derung werden. Durch die Echtzeitbandbreite
agentur (BNetzA) die Modernisierung ihres von bis zu 80 MHz, wählbare Polarisation und
landesweiten VHF-UHF-Peilernetzes abge- Aktiv-Passiv-Umschaltung kann der Bediener
schlossen. Seit 2013 waren Zug um Zug das Peilsystem jetzt an Aussendung und Sig-
34 Fest- und Mobilstationen mit neuen Pei- nalumgebung anpassen. Die resultierenden
lern, Peilantennen, Steuerungssoftware und verlässlichen Peilungen helfen der BNetzA,
Zubehör von Rohde & Schwarz ausgestattet Funkstörungen schnell zu beheben und unli-
worden. Begleitet wurde das Vorhaben mit zenzierte Aussendungen gezielt zu verfolgen.
umfassenden Dienstleistungen, von Standort-
begutachtungen über die Implementierung Die Zusammenarbeit der BNetzA mit
bis zur Inbetriebnahme der Feststationen. Rohde & Schwarz hat eine lange Tradition.
Nach der jüngsten Modernisierung betreibt
Mit ihren neuen Breitbandpeilern R&S®DDF550 die Behörde bereits ihre sechste Gerätegene-
ist die BNetzA auch für zukünftige Funksig- ration mit Rohde & Schwarz-Peilern.
nale gut gerüstet. Denn moderne Kommuni-
kationstechnologien nutzen zunehmend Sig- Die modernisierte Peilstation in Grünwald bei
nalarten, die für ältere Geräte zur Herausfor- München.

70
Rohde & Schwarz Partner des Urban-Air-Mobility-Modellprojekts
Rohde & Schwarz ist als Industriepartner der Die Realisierung der Urban Air Mobility hängt Raumfahrt, Wireless und Automotive hat
UAM-Initiative Ingolstadt beigetreten. Die unter anderem davon ab, wie sich verschie- Rohde & Schwarz die Testmittel dafür. Her-
von der Europäischen Kommission unter- dene Technologien wie Onboard-Sensoren, steller können damit die einwandfreie Sys-
stützte Initiative „Urban Air Mobility“ will in Flight Connectivity und Flugnavigation in temleistung ihrer Fluggeräte überprüfen, was
praktischen Studien den Einsatz von Flug- die Fluggeräte integrieren lassen. Als Mess- entscheidend zur Sicherheit und Zuverlässig-
geräten für die urbane Mobilität erforschen. technikexperte in den Bereichen Luft- und keit im urbanen Luftraum beitragen wird.
In Modellversuchen soll untersucht ­werden,
welche Einsatzgebiete sinnvoll sind und wie
Rahmenbedingungen gestaltet werden müs-
sen. ­Ingolstadt bietet mit den dort ansäs-
sigen Unternehmen Audi und Airbus, der
Technischen Hochschule als Mitglied im
Forschungs­netzwerk für künstliche Intelli-
genz, dem Fraunhofer-Anwendungszentrum
für vernetze Mobilität und einer geplanten
Test­strecke für autonomes Fahren gute Vor-
aussetzungen für ein bayerisches Zentrum
der Initiative.

© Airbus
Lufttaxis wie der CityAirbus könnten im Luftraum der Metropolen bald schon zu einem vertrauten
Anblick werden.

Rohde & Schwarz und CAAS erforschen Grundlagen für ein satellitengestütztes
ATC-Kommunikationssystem
Rohde & Schwarz und die Civil A ­ viation Satelliten abzuwickeln. Die Besonderheit ten Satelliten gar nicht bemerken. Die CAAS
Authority of Singapore (CAAS) haben dabei: Nicht die Satcom-typischen Mikro- würde ihr Kontrollgebiet mit eigenen Mitteln
eine Forschungskooperationsvereinba- wellenfrequenzbänder werden dafür einge- lückenlos ausleuchten und zusätzliche Über-
rung unterzeichnet mit dem Ziel, eine setzt, sondern die normalen VHF-Flugfunk- tragungskapazitäten für den weiter wach-
Designstudie für ein satellitengestütztes frequenzen. Die Maschinen könnten ihre senden Flugverkehr gewinnen. Erste Vorab­
ATC-Kommunikationssystem durchzuführen. Standard-Funkausrüstung unverändert nut- studien stimmen die Vertragspartner zuver-
zen und würden den zwischengeschalte- sichtlich, dass das System realisierbar ist.
Die CAAS sichert als Air Navigation ­Service
Provider (ANSP) den Flugverkehr über einem
800 000 Quadratkilometer großen See­gebiet
nordöstlich des Stadtstaats und managt
dabei rund 670 000 Flugbewegungen im Jahr.
Um ihr Kontrollgebiet funktechnisch abzu-
decken, betreibt sie mehrere Funkbasen auf
abgelegenen Inseln, die nicht zum Staats­
gebiet gehören, und kommuniziert auch über
Satcom mit dafür ausgerüsteten ­Maschinen.
Beides macht sie abhängig von fremden
© The Straits Times

Infra­strukturen. Deshalb strebt die Behörde


eine neuartige ATC-Kommunikationslösung
an, die sie zusammen mit Rohde & Schwarz
konzipieren will.

Ziel ist es, den Sprechverkehr zwischen Lot- Die singapurianische Luftfahrtbehörde CAAS ist nicht nur für die Flugsicherung im Luftraum der
sen und Flugzeugen über CAAS-eigene Stadt zuständig, sondern betreut ein großes Fluginformationsgebiet (FIR) in der Region.

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