MITTELBADISCHE PRESSE www.baden-online.de Mittwoch, 22.

Dezember 2010

KEHL
Kurz und bündig
Krippenspiel an Heiligabend Was ist uns das alte Rathaus wert?
Kehl (red/elb). Zu einem Weihnachtsgottesdienst mit Krip- Auenheims Ortsvorsteher Werner Müll möchte einen »bürgerschaftlichen (Denk-)Prozess anstoßen«
penspiel für Große und Kleine an Heiligabend um 16.30 Uhr,
lädt die Johannesgemeinde im Kehler Kronenhofgebiet ein. Die Zukunft des alten
Kindergottesdienstkinder der Martin-Luther- und der Johan- Auenheimer Rathauses
nesgemeinde gestalten dabei in diesem Jahr gemeinsam das ist ungewiss. An dem
Krippenspiel. Wie von der Johannesgemeinde mitgeteilt wird, rund 250 Jahre alten
findet dann um 18 Uhr, umrahmt von Orgel- und Trompeten- Fachwerkgebäude nagt
musik, eine traditionelle Christvesper in der Johanneskirche
(Johannesstraße 1) statt.
der Zahn der Zeit. Nicht
nur die Heizung muss
erneuert werden. Für

»Einen Weihnachtsbaum Ortsvorsteher Werner

Müll ist jetzt der richtige

gibt es natürlich auch« Zeitpunkt, um in einem

»bürgerschaftlichen Pro-
zess« zu klären, wohin
Interview mit Hayik Parlar, armenische Gemeinde
die Reise gehen soll.

I
n Kehl gibt es eine arme-
nische Gemeinde mit rund
130 Familien. Ihr Vorsit-
zender ist Diplom-Betriebs-
wirt Hayik Parlar (35), den
Roland Schmellenkamp über
die Besonderheiten und Ge-
meinsamkeiten des armeni-
schen Weihnachtsfestes im
Vergleich zu den deutschen
Traditionen befragte.
Bereits im Jahre 301 er-
kannte Armenien das Chris-
tentum zur Staatsreligi-
on. Damit wurde Armenien
die erste christliche Nation.
Auch in der Bibel gibt es ers-
te Hinweise auf das armeni-
sche Volk mit der Strandung
der Arche Noah auf dem Berg
Ararat, dem heiligen Berg der
Armenier. Daher werden die
Armenier auch als »Erben
Noahs« oder »Noah als Urva-
ter aller Armenier« betrach-
tet.
■■Was ist an Weihnach-
ten der wichtigste Tag für
die armenischen Christen?
H ayik Parlar: Der wich-
tigste Tag für die Weih-
nachtsfeier der armenischen
Christen ist der 6. Januar,
auf armenisch Surp Znunt.
Heilig Abend, auf armenisch
Dschrakaluys, ist der 5. Ja-
nuar.
■■Welche Rolle spielt da-
bei das gemeinsame Essen,
gibt es besondere Gerichte?
Parlar: Das gemeinsame
Essen spielt eine sehr große
Rolle. Nach der Kirche, am 5.
und am 6. Januar, treffen sich
Familien und Verwandte zum
gemeinsamen Essen. Hierbei
werden traditionelle Gerich-
te zubereitet. Zum Trinken
gibt es oft Rotwein. Traditio-
nelle Gerichte wie Truthahn-
oder Lammbraten dürfen auf
dem Speiseplan nicht fehlen.
Als Dessert wird Anusch Ab-
ur gegessen, das ist eine süße
Speise mit trockenen Früch-
ten.
HINTERGRUND
Die armenische Gemeinde
Der 35jährige Hayik Parlar
ist Vorsitzender der armeni-
schen Gemeinde in Kehl.
■■Gibt es bestimmte
Bräuche an Weihnachten?
Parlar: Üblich ist die ge-
genseitige Bescherung, wie in
der übrigen christlichen Welt
auch.
■■Welche religiösen Ver-
anstaltungen gibt es?
Parlar: Religiöse Veran-
staltungen finden in Form
eines gemeinsamen Gottes-
dienstes statt. Gesungen wer-
den dabei Gebete.
■■Gibt es einen ge-
schmückten Weihnachts-
baum oder ähnliches?
Parlar: Einen Weih-
nachtsbaum gibt es natürlich
auch. Dieser wird genauso ge-
schmückt, wie in der übrigen
christlichen Welt.
■■Feiern die Armenier in
Kehl gemeinsam Weihnach-
ten und einen Gottesdienst?
Parlar: Gottesdienst gibt
es natürlich an Weihnachten,
sowohl am 5. als auch am 6.
Januar. Hier treffen sich die
Armenier aus dem Großraum
Kehl, Rheinau und zuneh-
mend auch aus Strasbourg.
Der Gottesdienst findet am 5.
Januar um 17 Uhr in der St.-
Maria-Kirche in Kehl statt,
wo wir bereits seit mehr als 30
Jahren unserer Religion und
Kultur nachgehen können.
Von E dga r B assl er
Kehl-Auenheim. Mit dem
Dorfplatz und der Kirche bil-
det das alte Rathaus in Auen-
heim ein idyllisches Ensem-
ble. Kein Wunder, steht das
schätzungsweise 250 Jahre alte
Fachwerkhaus in der Mitte des
Dorfes unter Denkmalschutz. Ein idyllisches Ensemble in der Mitte des Ortes bilden das alte Auenheimer Rathaus und die Kir-
Doch einzig der Auenheimer che am Dorfplatz.  Foto: Lukas Habura
Rotkreuz-Ortsverein mit sei-
nen Seniorenveranstaltun- Seit den 1960er Jahren hat Müll solchen Überlegungen jetzt ein bürgerschaftlicher
gen und Einsatzbesprechun- Auenheim sein »neues« Rat- entgegen. Der Ortsvorsteher Prozess angestoßen würde, da-
gen schenkt dem Haus etwas haus mit Bürgersaal – nur ein hat andere Pläne. Er will zu- mit wir wissen, wohin es geht«,
Leben. So stehen die 300 Quad- kurzes Stück entfernt vom al- nächst feststellen lassen, was erläutert Müll sein Vorgehens-
ratmeter Nutzfläche die meiste ten. Mit seinen gut 1400 Quad- in dem alten Gebäude über- vorschlag.
Zeit des Jahres ungenutzt. ratmetern ist das »neue« Rat- haupt möglich ist: »Wenn man Übers Knie gebrochen wer-
Nun hat die Auenheimer haus für die fünf Mitarbeiter weiß, was man darin machen den muss die Angelegenheit
Ortsverwaltung im Hinblick schon lange viel zu groß. Nicht kann, dann kann man sagen, nicht. »Wir haben mindestens
auf die Beratungen über den umsonst ist deshalb – eben- was man will.« In keinem Fall das Jahr 2011 Zeit«, so Müll mit
Doppelhaushalt der Stadt Kehl falls seit langem – das Unter- gehe es um einen Verkauf, viel- Blick auf den Kehler Doppel-
Mittel beantragt, um den Öl- geschoss zum größten Teil mehr um den Erhalt des Hau- haushalt, der für die kommen-
tank für die Einzelöfen-Hei- vermietet. Das ausgebaute ses, unterstreicht Müll. den zwei Jahre gelten wird.
zung in dem Gebäude erneuern Dachgeschoss steht leer. Die wichtige Frage sei jetzt: In der traditionellen Bür-
zu können. Ein bescheidener Da liegt der Gedanke na- Was ist den Auenheimern ihr gerversammlung Ende Januar
Anfang: Denn im Kellerge- he, dass die Stadt Kehl das al- altes Rathaus wert. Er habe will er das Thema zu Sprache
schoss steht teilweise Wasser, te Haus sanieren und das neue keine fertigen Konzepte und bringen. Aber darüber im Ort-
und dieses kondensiert an den veräußern könnte. Doch nicht deshalb würde er darüber ger- schaftsrat beraten werden kön-
Decken und an der Unterseite beim Ortsvorsteher: »Meine ne öffentlich diskutieren, sagt ne »sicher nicht vor April«, ist
der alten Holztreppe. Idee ist das nicht«, tritt Werner Müll. »Mit wäre es recht, wenn der Ortsvorsteher überzeugt.
Förderverein öffnet Türen über die Grenze
Berufliche Schulen Kehl profitieren in vielfältiger Weise von dem ehrenamtlichen Engagement
Das unverwechselbare
Profil der deutsch-
französischen Berufs-
schule wäre in Kehl ohne
den Förderverein nicht
möglich. Viele Betriebe
engagieren sich in dem
Verein, weil sie wissen,
dass ihnen ihr Einsatz
hier letztendlich selbst
wieder zugutekommt.
Von S a bi n e S ch a f bau er
Kehl. »Wenn es ihn nicht gä-
be, müsste man ihn erfinden«,
meint Michael Eberhardt,
Schulleiter der Beruflichen
Schulen Kehl (BSK), zu der Be- Bernd Wiegele als Vorsitzender, Michael Eberhardt als Schulleiter und Günter Claus als Ge-
deutung des Fördervereins für schäftsführer (von links) unterstreichen die Bedeutung des Fördervereins der Beruflichen Schu-
seine Schule. »Die Kooperation
mit Frankreich, wie sie bei uns
len Kehl.  Foto: Sabine Schafbauer

Die Armenische Gemein-
de Kehl wurde 1980 ge-
gründet; sie besteht so-
mit seit über 30 Jahren.
Ihr gehören zirka 130 ar-
menische Familien aus
Kehl und dem übrigen Ha-
nauerland an. Der Schwer-
punkt der Gemeinde liegt
in Kehl und Rheinau, in-
zwischen nehmen aber zu-
nehmend auch Familien
aus Karlsruhe und Straß-
burg am Gemeindeleben
teil. Neben einem armeni-
schen Sprach- und Religi-
onsunterricht und einem
Kirchenchor werden hier
regelmäßig Lesungen, Vor-
tragsabende und andere
kulturelle Veranstaltungen
organisiert. Einmal im Mo-
nat halten die Gläubigen
einen gemeinsamen Got-
Wir gratulieren
Kehl-Bodersweier: Hermann Baas, Mühlenweg 7, feiert den
92. Geburtstag. - Frieda Baumert, Kronweg 3, wird 88 Jahre
alt.
Kehl-Kork: 79 Jahre wird Alfred Metzger, Gottlieb-Fecht-
Straße 14.
tesdienst in der St. Maria-
Kirche ab. Zudem findet
jeden Sonntag die Morgen-
andacht ebenfalls in der
St. Maria Kirche statt. Seit
Januar 2010 ist die Arme-
nische Gemeinde Kehl Mit-
glied der Arbeitsgemein-
schaft Christlicher Kirchen
(ACK) Kehl/Hanauerland.
Die meisten dieser 130
armenischen Familien
stammen aus der heuti-
gen Türkei und sind insbe-
sondere Anfang der 70er
Jahre nach Deutschland
gekommen.
Eine eigene Kirche gibt
es bisher nicht. Dankbar
sind die Mitglieder des-
halb den Gastgebern der
St. Maria-Kirche für die
Bereitstellung der Räum-
lichkeiten. schm
praktiziert wird, ist einmalig
und wäre ohne den Förderver-
ein nicht möglich.
Um den reibungslosen Aus-
tausch mit den französischen
Schulen zu gewährleisten, hat
der Förderverein Laptops für
die Schüler angeschafft und fi-
nanziert die Praktika im Aus-
land. Außerdem fungiert der
Verein als Vertragspartner
der Institutionen für die grenz-
überschreitende Zusammen-
arbeit. Im Gegenzug dazu hat
der Förderverein durch dieses
grenzüberschreitende Projekt
wieder an Volumen gewonnen.
Obwohl der Verein bereits
seit 1986 besteht, wurde er im
Rahmen der Zusammenfüh-
rung der kaufmännischen
und gewerblichen Schulen
im Jahr 2002 neu organisiert,
was am Anfang nicht ganz ein-
fach war. Bernd Wiegele, seit
zehn Jahren erster Vorsitzen-
der des Vereins, war früher
selbst Schüler an den berufli-
chen Schulen in Kehl. Als Ge-
schäftsführer der BAG weiß er
aus erster Hand, welchen Nut-
zen die Betriebe aus den vom
Förderverein möglich gemach-
ten Projekten haben. »Starke
Berufsschulen stärken nicht
nur die Betriebe sondern die
ganze Region.«
Da die Schüler an den beruf-
lichen Schulen nur zwischen
einem und drei Jahren an der
Schule sind, ist die Bindung an
die Eltern nicht so stark wie an
den allgemeinbildenden Schu-
len. Deshalb sind die meisten
Mitglieder des Fördervereins
Lehrkräfte und Betriebe. »Wir
sind auf die Betriebe angewie-
STICHWORT
Förderverein der Beruflichen Schulen Kehl
Gegründet: 1986
Erreichbar über: Claus@
berufliche-schulen-kehl.de
oder über die Beruflichen
Schulen Kehl
Erster Vorsitzender: Bernd
sen und die Betriebe sind die
Nutznießer von uns. Eine Hand
wäscht die andere«, beschreibt
Eberhardt die gute Zusammen-
arbeit. Darüber hinaus erhält
der Verein immer wieder Spen-
den und Sponsoring.
Neben den größeren Pro-
jekten ist auch die individuel-
le Förderung finanzschwacher
Schüler ein Ziel des Vereins.
»Wir möchten die Schüler so
unterstützen, dass jeder an al-
lem teilhaben kann«, so Wiege-
le. Dazu gehört auch die Aus-
stattung der Schule über die
verfügbaren öffentlichen Mit-
tel hinaus. Eines der letzten
Projekte war die Mitfinanzie-
rung der Cafeteria, die ohne
den Förderverein so nicht ent-
standen wäre. Sehr dankbar
Wiegele
Mitglieder: 65 Einzelperso-
nen, 97 Lehrkräfte, 24 Be-
triebe, zwölf Verbände
Mitgliedsbeitrag: jeweils
pro Jahr 10 Euro/Einzelper-
ist der Schulleiter auch für die
gute Zusammenarbeit mit dem
Landratsamt. »Wir werden
hier wirklich auf großzügigste
Art und Weise unterstützt.«
Innerhalb der Schule läuft
die Zusammenarbeit zwischen
Förderverein und Schulleitung
völlig unbürokratisch. »Wir
haben hier für alles ganz kurze
Wege«, erklärt Günter Claus,
Geschäftsführer des Förder-
vereins. Für die nächste Zu-
kunft sind erst mal keine grö-
ßeren Projekte geplant. »Wir
hoffen, dass wir so weiterma-
chen können wie bisher«, so
Eberhardt. »Ich bin froh, dass
uns die Betriebe so wohlgeson-
nen sind und besonders Herrn
Wiegele und Herrn Claus sehr
dankbar für ihr Engagement.«
sonen, 20 Euro kleinere Be-
triebe, 61 Euro Großbetriebe
und Verbände
Spendenkonto: Sparkasse
Hanauerland, Konto 15158,
BLZ 66451862