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29/5/2021 Kleidung | Mittelalter Wiki | Fandom

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Kleidung
Dieser Artikel wurde am 10. Juli 2013 als Spotlight vorgestellt.

Wie auch heute war die Kleidung im Mittelalter eine Möglichkeit


Kleidung
seine Stellung und seinen Reichtum zum Ausdruck zu bringen. Je
nach gesellschaftlichem Stand wurden mehr oder weniger kostbare
Stoffe und Farbstoffe verwendet. Die einfachen Menschen trugen
hauptsächlich Kleidung aus Hanf, Leinen und Schafwolle.

Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeines
1.1 Sprachliches
1.2 Unterscheidung der Stände
1.3 Materialien und Herstellung
Einordnung Kategorie:Kleidung
2 Geschichte
2.1 Römische Kaiserzeit
2.2 Völkerwanderungszeit
2.2.1 Männerkleidung
2.2.2 Frauenkleidung
2.3 Frühmittelalter
2.3.1 Männerkleidung
2.3.2 Frauenkleidung
2.4 Hochmittelalter
2.5 Spätmittelalter
2.5.1 Adel
2.5.2 Bürgertum
2.6 Renaissance
3 Farben und Farbsymbolik
3.1 Farbenfrohe Adelsgewänder
3.2 Kleiderfarbverordnung
4 Verwandte Themen
5 Quellen
5.1 Einzelnachweise

Allgemeines

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Die Kleidung bedeutete für den Menschen des Mittelalters zum einen Schutz vor Witterungseinflüssen, zum
anderen war sie sichtbarer Ausdruck des Standes und des Rangs innerhalb des Standes. Die Zugehörigkeit zu
einer bestimmten sozialen Schicht konnte somit an der Kleidung abgelesen werden. Die Quellen für die Darstellung
der alten Trachten sind teils gegenständliche Funde, teils literarische oder künstlerische Überlieferung.

Zur Rekonstruktion der Entwicklung mittelalterlicher Kleidung werden jedoch vor allem schriftliche und bildliche
Quellen herangezogen, denn originale Kleidungsstücke sind nur in geringer Zahl erhalten geblieben. Die meisten
Abbildungen zeigen allerdings Personen mit hohem gesellschaftlichen Status, Angehörige der unteren Stände
finden sich leider nur selten darunter.

Sprachliches
Die sprachlichen Zeugnisse für die Kleidung beziehen sich zum einen auf das ganze Gewand, wie z.B. das got.
wasti, wastjós, ahd. wát, ags. wǣd, dazu ahd. giwant = Gewand. Zum anderen benennen sie einzelne Teilstücke;
so taucht das Wort "Kleid" im Deutschen erst im mhd. kleit auf, dagegen wird es bereits im anord. klǣði und ags.
cláð genannt. Von got. hama, ahd. asächs. hamo, ags. ham, hom, hama, homa ist das ahd. hemithi, hemidi (Hemd)
abgeleitet. Im Angelsächsischen finden sich noch haetera, haeteru, dann hraegl, hraeglung, die dem ahd. hragil
entsprechen, und außerdem réaf, sceorp (mit abgeleitetem gescierpla) und scrúd als Gesamtbezeichnungen für die
Kleidung. Einzelbezeichnungen der Trachtenteile s. unter Handschuhe, Haube, Hemd, Hose, Hut, Rock, Mantel,
Schuhe.

Unterscheidung der Stände


Zu Beginn des Mittelalters unterschied sich die Kleidung der wohlhabenden
gegenüber der einfachen Bevölkerung fast nur in den verwendeten Materialien und
den Verzierungen. Später konnte man anhand der Kleidung genau erkennen, wer
zu welchem Stand gehörte. Dies konnte man anhand der Färbung, der
verwendeten Stoffe und des Schnittes.

Materialien und Herstellung


Siehe auch: Kleiderstoffe
Die Herstellung von Stoffen war im Mittelalter – vor allem auf dem Land –
wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Die Produktion der Materialien und auch die
Fertigung der Kleidungsstücke war im Wesentlichen Frauensache. Doch auch die
Männer trugen ihren Teil dazu bei.

So gab es bestimmte kräftezehrende Aufbereitungsprozesse von Rohstoffen, die Der Papst, ein Kardinal, ein
zwar auch von Frauen erledigt wurden, bei denen die Männer jedoch halfen wie weltlicher Fürst und der Kaiser
beispielsweise beim Flachsbrechen. Da der Hauptanteil der zu erledigenden im Gespräch (Cod. Pal. germ.
Arbeiten bei den Frauen lag, befanden sich die Produktionsstätten innerhalb des 137, um 1460)
häuslichen Umfelds.

Unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung des Trägers waren Wolle und Leinen die vorherrschenden
Kleiderstoffe. Die Unterbekleidung war zumeist aus Leinen, die Oberbekleidung aus Wolle gefertigt. Zusätzlich
verfügten Klerus und Adel allerdings auch über kostbare Stoffe aus anderen Materialien, die beispielsweise aus
dem Orient importiert wurden. Aber auch Hanf, Baumwolle, Barchent, Seide oder Brokat kamen zum Einsatz. Samt
wurde wahrscheinlich seit dem 14. Jh. hergestellt.

Geschichte
Siehe auch: • Kleidung der Steinzeit • Kleidung der Bronzezeit • Kleidung der Römischen Kaiserzeit • Kleidung der
Völkerwanderungszeit

Die Kleidung der Steinzeit bestand in Mitteleuropa während der ersten Epochen größtenteils aus Fellen oder
Tierhäuten, spätestens ab der Jungsteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.) bestätigen Bodenfunde aus der Schweiz die
Verwendung von gewebten Textilien aus Flachs oder aus Wolle. Außerdem wurde Rindenbast (von Linde, Ulme und
Eiche) gewebt.

Die Kleidung der Bronzezeit bestand außer aus Fellen im allgemeinen aus einem dicken, zweischäftigen Wollzeug
aus Schafswolle mit Zusatz von Hirschhaaren. Für kostbare Stücken, wie z.B. für Leibgürtel, verwendete man
ausschließlich Wolle, ebenso fertigte man bereits künstlich, gemustertes Gewebe an. Leinenstoff war seltener, aber
bekannt, wie Funde zeigen, und auch das künstliche Färben von Stoffen konnte zumindest in einzelnen Fällen
nachgewiesen werden.

Römische Kaiserzeit
Siehe Hauptartikel: Kleidung der Römischen Kaiserzeit

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Die Kleidung als Kostüm war ursprünglich Nationaltracht, die bei den Völkern der
Alten Welt so lange für den strengen Unterschied der Rassen und Nationalitäten
charakteristisch war, bis die römische Weltherrschaft die ganze antike Welt
umspannte und Rom tonangebend für die Kleidung der zivilisierten, unter römischer
Oberhoheit stehenden Bevölkerung des Morgen- und Abendlandes wurde. [1]
Aus der Antike und Römischen Kaiserzeit berichten einige römische Schriftsteller
einiges über die germanische Kleidung. So Cäsar in seinen Kommentaren, Sallust
(86-35 v. Chr.) und Tacitus, oder auch Pomponius Mela. Auch einige Grabsteine
röm. Soldaten, die am Rhein gefunden wurden, zeigen Abbilder der Kleidung der
Germanen.

Sie lassen in der Darstellung der meist als Besiegte geschilderten Germanen ihre
häufig fast völlige Nacktheit erkennen, die auch von den röm. Autoren betont wird.
Ein meistens recht kleiner Mantel, der von den Schultern herabflattert, bildet die
ganze Bekleidung. Im Gegensatz zu diesen rheinischen Darstellungen der
Römischen Kaiserzeit zeigen Denkmäler aus Adamklissi (Rumänien), sowie einige
Säulen in Rom die Germanen sämtlichst mit Beinbekleidung (Hosen im heutigen
Sinne)... Weiterlesen. Rekonstruktion von Cees dem
Steinzeitmann (Niederlande, ca.
Siehe auch: Keltische und germanische Frauentrachten im Spiegel römischer 2500 v.Chr.)
Darstellungen

Völkerwanderungszeit
Siehe Hauptartikel: Kleidung der Völkerwanderungszeit

Männerkleidung
Über die Männerkleidung der Völkerwanderungszeit in Mittel- u. Nordeuropa
unterrichten mehrere besonders reiche Moorfunde, aus denen man sehen kann,
wie ein Krieger damals gekleidet und von Kopf bis Fuß ausgerüstet war. Ebenso
fand man in Gräbern dieser Zeit feine und gemusterte Stoffe, teils aus Wolle, teils
aus Flachs, in denen mehrere verschiedene Farben nachgewiesen werden
Germanische Kleidung der
konnten.
Römischen Kaiserzeit (Gemma
Neben Fellen und Wollstoffen waren auch Leinenstoffe recht verbreitet und die Augustea, KHM Wien)
Farbvielfalt nahm zu. Das Oberteil war nun mit Ärmeln versehen, man hatte
Beinkleider, und an Stelle von Stoffstreifen um den Fuß traten Strümpfe. Über die
Rüstung und die Waffen des Mannes, die durchaus zu seiner allgemeinen
Bekleidung gerechnet werden können, geben die Moorfunde eine recht gute
Aufklärung (s. Art. Rüstung, Waffen).
Frauenkleidung
Von der Frauenbekleidung der Völkerwanderungszeit kennen Forscher vor allem
eine große Menge verschiedener Schmucksachen, die in Frauengräbern gefunden
wurden. Davon sind außer Hals-, Arm- und Fingerringen, Halsschmuck und
Armbänder aus Bernstein und Glasperlen, die man zuweilen auch als Kopfputz
trug, besonders zu betonen. Auch prächtige Fibeln und Schmucknadeln aus Gold,
Silber und Bronze, häufig besetzt mit geschliffenen Steinen, Bronzeplatten zum
Aufnähen auf die Kleider, sowie verschiedenes andere Schmucksachen, zeigen,
dass die Frauentrachten sich, genauso wie die Kleidung der Männer, in Feinheit
und Pracht entwickelten... Weiterlesen.

Frühmittelalter
Siehe Hauptartikel: Kleidung des Frühmittelalters Rekonstruktion der Hilde von
Castrium (Niederlande, 4. Jh.)
Will man sich für die Kleidung des Frühmittelalters einen Überblick verschaffen, so
sollte man die ganze Periode von ca. 800-1200 n. Chr. zunächst einheitlich
behandeln und einen allgemeinen Umriss der Tracht in dieser Periode geben, ohne
den genaueren Unterschied zwischen älteren und jüngeren Moden.

Dabei kommt es durchaus vor, dass Kleidungsstücke genannt werden, die vielleicht
nicht alle gleichzeitig vorkamen und von denen einige vielleicht nur Variationen
älterer Kleidungsstücke sind, die einen neuen Schnitt oder eine neue Farbe und ein
neues Muster und damit einen neuen Namen bekamen. [2]
Wikinger Kleidung und Schmuck
Ein verhältnismäßig vollständiges Bild der fränkischen Tracht ist in der
(National Museum Denmark).
Beschreibung von Karl dem Großen durch den Gelehrten Einhard (um 770-840)
überliefert. Einen Einblick in die Kleidung der Angelsachsen bieten
Manuskriptillustrationen aus dem 9.-10. Jhd, wie z.B. eine Handschrift des Britischen Museums (Cotton library) [3].
Ähnlich erscheinen die Trachten in deutschen Handschriften dieser Periode, wie dem Wessobrunner Gebet (anno
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814) [4], dem Evangelienbuch in München sowie im "Psalterium aureum" von St.
Gallen [5] aus dem 9. Jh. u. a.

Im 10. Jhd. finden sich dann vermehrte Farbenteilungen, d. h. beide Hälften eines
Kleidungsstückes werden verschieden gefärbt. Außerdem kommen Rangabzeichen
auf in Form von andersfarbigen Stoffstücken, die auf den Mantel aufgenäht werden.
Übrigens war der in höheren Kreisen allmählich eingerissene Luxus der Tracht
keineswegs allgemein üblich.
Fränkische Kleidung der
Byzantinische Adlige sprachen z B. noch im 10. Jhd. von den "armen in Felle Karolingerzeit (Stuttgarter
gekleideten Sachsen". Aber eine gewisse nationale Mode ist doch unverkennbar im Psalter, fol.23, Bl.58r)
Gegensatze zur römischen und byzantinischen Tracht. Ebenso sind
Stammesunterschiede noch immer im Einzelnen bezeugt, z. B. im kurzen Überrock
der Franken und dem langen der Sachsen. Außerdem war die Kniehose als Beinbekleidung gerade bei den
westlichen Germanenstämmen, besonders den Franken, sehr beliebt, während in Nordeuropa und auch im Osten
an der Donau die Langhose vorherrschte.

Männerkleidung
In der männlichen Tracht ist es in vielen Fällen nicht zu entscheiden, ob eine getrennte
Bekleidung des Ober- und Unterschenkels vorliegt. Allmählich verschwindet die alte
Unterschenkelbewickelung, und es bildet sich der gewirkte kürzere oder längere Strumpf
aus. Die Männerkleidung (karlklæði) in Nordeuropa bestand in der Wikinger- und
Sagazeit aus folgenden Kleidungsstücken:

Die übliche Kopfbedeckung war ein Woll- oder Filzhut. Als besonders feine Hüte
betrachtete man irische und russische Hüte, eine Art goldgewirkter Turban, sowie
dänische Schalen- u. Kegelhüte.

Das Hemd des Mannes bestand aus Wolle oder Leinen, vereinzelt auch aus
goldbestickter Seide. Die Halsöffnung der Männerhemden durfte nicht zu groß sein,
dass die Brustwarzen zum Vorschein kamen, denn dann galt es als Frauenhemd. Diese
Hemdöffnung wurde auch "Scheidungsöffnung" genannt, weil es für die Ehefrau ein
Franke mit Lanze und
rechtsgültiger Scheidungsgrund war, wenn der Mann ein solches Hemd trug.
Schwert (Stuttgarter
Die Beinkleider bestanden üblicherweise aus Leinen, konnten aber auch ganz fehlen. Psalter, 820-830)
Eine gemeinsame Bezeichnung für Hemd und Unterbeinkleider zusammen war
"Leinenkleider", die man normalerweise zusammen trug. Sehr selten trug der Mann ein
weißes, teils längeres, teils kürzeres Unterkleid. (Siehe: Hose: Frühmittelalter)

Als Überkleider trug der Mann für gewöhnlich einen Rock, der ebenso wie das Hemd durch eine Halsöffnung über
den Kopf gezogen wurde, mit einer kleinen Spaltöffnung, die durch eine Nadel oder Spange zusammengehalten
wurde. Dieser Überrock war in der Regel mit Ärmeln versehen, teils länger, teils kürzer, je nach der wechselnden
Mode, teils lose, teils festgenäht. Das Leibchen des Rocks war meistens recht weit und wurde durch einen Gürtel
am Leib gehalten.

Frauenkleidung
In der Frauentracht des Frühmittelalters bürgerte sich der lange Kopfschleier, die Stirnbinde oder das Kopftuch, das
spätere Gebende, langsam immer mehr ein. Zudem trat der vordere Schluß des Mantels an die Stelle des früheren
Schulterverschlusses.
Die Kopfbedeckung der verheirateten Frau nannte man u.a. "Faltung" oder "Raule". Sie bestand gewöhnlich aus
einem langen vierzipfligen Kopftuch aus weißen Leinen, das das Haar und einen Teil des Gesichtes bedeckte,
während das eine Ende in einen langen, vom Hinterkopf herabhängenden Zipfel auslief, der zuweilen unten mit
Fransen oder Quasten versehen war. Im Gegensatz zur verheirateten Frau pflegte das junge Mädchen mit
unbedecktem Kopf und lose hängenden, offenen Haar zu gehen, das von einem Stirnband zurückgehalten wurde.

Die Unterkleider der Frau bestanden aus einem Hemd, teils einem einfachen Leibhemd, das nur den Leib selbst von
den Armhöhlen bis zur Hüfte deckte und ohne Ärmel war, aber oben durch breite Schulterbänder gehalten wurde,
oder aus einem längeren und feineren Hemd mit Ärmeln, das bedeutend weiter ausgeschnitten und etwas länger
als das Männerhemd, aber im übrigen von gleichem Stoff und Schnitt war. Nicht selten wird erwähnt, dass die Frau
ein besonderes Nachthemd hatte.

Auch die Frau trug Unterbeinkleider, die sich nur darin von denen des Mannes unterschieden, dass sie kürzer und
ohne Hinterstück waren.

Von den Überkleidern der Frau war der Rock das gewöhnlichste. Er unterschied sich vor allem darin vom Überrock
des Mannes, dass das Unterteil weiter und länger war, häufig fußlang. Bei jungen Mädchen reichte er zuweilen nur
bis zu den Knöcheln. Teilweise waren Leibchen und Unterteil eins, aber ebenso häufig war das Leibchen getrennt,
und konnte dann aus einem anderem Stoff als das Unterteil sein, z.B. das Leibchen aus Fries, das Unterteil aus
Namtuch (vgl. Kleiderstoff).

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Die Ärmel waren teils Halbärmel, teils reichten sie bis zu den Handgelenken oder noch
weiter. Um den Leib trug die Frau einen Gürtel, an dem gern eine lose Tasche hing, ein
Messer, das gold- oder silberbeschlagen sein konnte, eine Schere und bei verheirateten
Frauen ein Schlüsselbund. Als weibliche Überkleider werden auch des Schleppkleid und
die Bluse genannt, ohne dass man jedoch sehen kann, ob sie von den entsprechenden,
von den Männern getragenen Kleidungsstücken verschieden gewesen sind oder nicht.

Die Fußbekleidung der Frau wich nicht wesentlich von der des Mannes ab, außer dass
sie an Stelle von Hosen Socken trug, die ein wenig über die Schenkel reichten und mit
einem Strumpfband festgehalten wurden. [6]

Hochmittelalter
Siehe Hauptartikel: Kleidung des Hochmittelalters
Die Kleidung des Hochmittelalters wurde im Zeitalter der Kreuzzüge durch einen
ununterbrochenen Verkehr der Völker des Abend- und Morgenlandes beeinflusst. Dabei
wurden die nationalen Verschiedenheiten in der Kleidung mehr und mehr beseitigt, und
es bildete sich seit dem 11. Jh. eine Modetracht, die meist von Frankreich, zeitweilig (16.
und 17. Jh.) auch von Spanien bestimmt wurde. Vereiratete fränkische
Frau (Stuttgarter Psalter,
Als Kopfbedeckung kamen im 12./13. Jhd. die Schaprun auf, die teils mit prächtigen 9. Jh.)
Hals- u. Hutkragen versehen waren. Bei den Hauben wurden neben den einfachen Fell-
u. Pelzhauben auch solche aus Wachstuch, Leinen und Seide getragen. Besondere
Arten waren Turmhauben und Spitzhauben, die von vornehmen geistlichen und
weltlichen Personen getragen wurden. Vornehme Leute knüpften auch oft kostbare
Stirn- oder Haarbänder (Schapel) um den Kopf, um das lange Haar nach hinten
festzuhalten und gleichzeitig die Stirn zu schmücken.

Als Beinkleider wurde die sog. Brouche getragen und die Strumpfhosen lösten die
Gamaschenhosen ab. Die Beinkleider wurden durch einen Hosengürtel
festgehalten, an dem zuweilen eine lose Tasche befestigt war. (Siehe: Hose:
Hochmittelalterliche Trachten
Hochmittelalter)
(um 1050-1120)
Als Überkleider wurden Röcke aus den unterschiedlichsten Stoffen getragen.
Sowohl das Leibchen des Rocks wie sein Unterteil war gewöhnlich mit prächtigen Borten besetzt, besonders an den
Schößen, um die Halsöffnung und die Handgelenke herum. Der Gürtel, mit dem die Röcke am Leibe festgehalten
wurden, war häufig aus Silber, und an diesem hing gern ein Messer an einem Riemen sowie eine lose Tasche, in
der man Schmuckstücke aufbewahrte, oder die man als Geldbeutel benutzte.

König und Bischof (11. Jh.) Adlige in typischen langen Ritter in Kettenrüstung (13.
Gewändern (1180-1250) Jh.)

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Spätmittelalter
Siehe Hauptartikel: Kleidung des Spätmittelalters
Bei der Kleidung des Spätmittelalters bilden die flandrische und burgundische Tracht besondere Kostümtypen, die
das Modekostüm des 14. und 15. Jh. waren. Das 15. Jh. ist das Zeitalter der Ausschreitungen und Übertreibungen
der Mode, wofür z.B. die Zattel- und Schellentracht ein bezeichnendes Beispiel bieten.
Adel
Charakteristisch für die Kleidung des Adels im 14. Jh. ist eine eng anliegende Tracht, bei dem Herrn Wams und
Strumpfhosen, auch gerne mehrfarbig (Mi-parti). Bei der Dame war die Cotte bardie üblich. Besonders in Burgund
und Flandern war der Hennin als Kopfbedeckung verbreitet, eine zuckerhutförmige Haube mit gesteiftem
Untergestell, von der ein Schleier herabfällt. Zudem war auch weiterhin der Schaprun, eine wulstartigen Kappe

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beliebt, von der eine Sendelbinde herabhing. Bei den Männern wurde, zugleich mit der Schellentracht und den
Schnabelschuhen, auch die sog. Zatteltracht von den vornehmen Ständen getragen [7], bei der z.B. die lang
herabfallenden Ärmel des Wams gezackt (als Zatteln) geschnitten oder mit solchen besetzt waren.

Ritter und Königin (14. Jh.) Edler Florentiner (15. Jh.) Burgundisches Edelfräulein
(15.Jh.)

Karl von Montagne († 1415) in


Zatteltracht

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Bürgertum
Das vornehme Bürgertum trug im 15. Jh. den Schaube als vorn offenen, ungegürteten Überrock, der z.B. aus
Damast bestand oder mit einer breiten goldener Borte besetzt war. Als Haartracht war ein Kolbenschnitt üblich, wie
sie z.B. an den Wandgemälden im Huldigungssaal des Rathauses zu Goslar (um 1480) zu ersehen ist. Als
Kopfbedeckung erscheint häufig ein Barett. Die vornehmen Frauen aus dem Bürgertum trugen z.B. eine hohe,
spitze Haube mit Spitzenbesatz und turbanartigem Wulst oder in Deutschland auch die Barbette, eine Haube mit
Kinnband. Ihre Kleider besaßen z.B. weite Ärmel, die innen andersfarbig gefüttert waren, oder lange Oberärmel,
z.B. mit weißem Pelz gefüttert.

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Flandrische Frau (Ende 15. Jh.) Deutscher Bürger mit Schaube Deutsche vornehme Bürgerliche
(um 1480) (um 1480)

Nürnberger Bürger (um 1500)

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Renaissance
Siehe Hauptartikel: Kleidung der Renaissance
Bei der Kleidung der Renaissance behauptete sich in Deutschland (16. Jh.) und Holland (17. Jh.) in einzelnen
Perioden eine gewisse Selbständigkeit in der Mode. Die französische Kleidung entwickelte sich im 15. und 16. Jh.
dagegen wieder unter dem Einfluß der italienischen Mode, die ihre Selbständigkeit bis zum Anfang des 17. Jh.
behielt. Seit der Mitte des 16. Jh. begann die Herrschaft der spanischen Tracht in der Mode, die in England und
Frankreich eine freiere Umbildung erfuhr, bis das Zeitalter Ludwigs XIV. Ende 17. bis Anfang 18. Jh. eine neue Ära
der Kostümgeschichte herbeiführte.

Die Landsknechte, die im 15. und 16. Jh. eine Blütezeit erlebten, kleideten sich oft in auffallend bunten Farben.
Typisch waren mehrfarbige, teilweise geschlitzte, Rollhosen und ein kurzes Wams mit Puffärmeln, dazu ein weiter
Hut, der mit Federn geschmückt war.

Kathrina von Medici, Königin von Frankreich erscheint um 1545 in italienischer Tracht unter französischem Einfluss.
Charakteristisch sind die Schulterwülste, die gepufften Unterärmel und die italienische Halskrause. Der spanische
Don Juan d'Austria, ein Sohn Kaiser Karls V. trägt auf einem Bildnis von 1572 eine steife Halskrause, unter dem
Kürass mit Gansbauch ein eng anliegendes Kettenhemd, dazu als Beinbekleidung straff gepolsterte
Oberschenkelhosen (die sog. Heerpauke), die bis ins 17. Jh. hinein die europäische Hofkleidung für Männer waren,
und darunter Trikots.

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Landsknecht mit Rollhosen und Katharina von Medici in italienisch- Don Juan d'Austria mit
Puffärmelwams (um 1530) französischer Mode (1545) Gansbauch und
Oberschenkelhosen (um 1572)

La Bella di Tiziano (Florenz, um


1536)

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Farben und Farbsymbolik


Siehe auch: Färben von Stoffen, Kleiderfarbe
Im Gegensatz zu der Vorstellung vom dunklen Mittelalter kann man sich die Stoffe recht farbenfroh vorstellen.
Braun, Blau, Grün, Gelb, Rot waren alles Farben, mit denen man in bestimmten Tönen recht günstig färben konnte.
Die Kleiderfarbe selbst spielte im Mittelalter auch eine bedeutende Rolle. Diese Farben unterlagen einer gewissen
Symbolik und kennzeichneten auch ganze Berufsgruppen.

Farbenfrohe Adelsgewänder
Das Prestige einer Farbe stand fast immer in einer Abhängigkeit zu ihrem Wert, der sich über den Preis
verdeutlichte. Die Kleidung des fränkischen Adels war z.B. fast schreiend bunt. Die Kleidung der Karolinger z.B.
bestand u.a. aus roten Hosen über die scharlachrote Wickelbinden gebunden waren, dazu ein grauer oder blauer
Mantel, der über einem gelben oder grünen Rock getragen wurde. Auf dem Kopf trug man noch eine bunte Kappe.
Erst durch den Einfluss des orientalischen Christentums wurde die Kleidung einfacher und geometrischer.

Kleiderfarbverordnung
Da die Farbenpracht der Kleider Zeichen der Macht seines Trägers war, dauerte es auch nicht lange, daß es die
ersten Kleidervorschriften gab. So war es Karl der Große, der in seiner Landgüterverordnung um 800 festlegte, dass
Färberwaid und Krapp angebaut und die Kermesschildlaus, die das Scharlachrot lieferte, gezüchtet werden solle.
Doch durch seine christliche Neigung zu einfacher Kleidung genehmigte er dem einfachen trotzdem buntbekleideten
Volk nur 6 Ellen graues oder braunes grobes Leinengewebe, das sind 3,60 m.

Ab dem 12. Jh., nach den ersten Kreuzzügen, konnten sich auch die reichgewordenen Kaufleute die farbenfrohe
Kleidung des Adels leisten, was der Adel wieder mit strengen Kleidervorschriften verhindern wollte. So waren einige
Farben ausschließlich dem Adel vorbehalten, wie Grün, Indigoblau, Goldgelb und Scharlachrot. Das Waidblau und
das Krapprot war die Festfarbe für Bürger und Bauern. Blassgelb hingegen war die Schandfarbe für Juden und
Prostituierte.

Um 1200 erforderte die Mode, dass die Kleider des Adels entweder rot, grün oder braun sein sollten. Zuweilen war
das Kleid der Länge nach aus zwei verschieden gefärbten Stoffen zusammengenäht, z.B. die eine Hälfte rot, die
andere weiß oder in braunem Scharlach. Solche Röcke als Oberbekleidung werden im 11. und 12. Jhd. erwähnt.

Blassgelb wurde Außenseitern als Kleiderfarbe zugewiesen, da ein fahles Gelb die Schandfarbe war.

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Grün war als teure Mischfarbe ausschließlich dem Adel vorbehalten

Purpur wurde nur vom Hochadel und dem hohen Klerus getragen, da er der teuerste Farbstoff war.
Schwarz war dem niederen Klerus und den Magistern vorbehalten.
Doch Verbote und Kleidervorschriften hielten das Volk nicht davon ab, immer prunkvollere Gewänder zu tragen. So
begann der Adel damit seine Wappenfarben zu tragen und sich sein Wappentier aufzusticken. So entstand die Mi-
partie-Mode, die den Körper in 2 oder sogar 4 verschiedene Farbstreifen einteilte. Doch Bürger und sogar die
Bauern ahmten selbst das nach.

Verwandte Themen
Siehe auch: Keltische und germanische Frauentrachten im Spiegel römischer Darstellungen

Kleidung Navigation

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Kleidung (Hauptkategorie) • Beinbekleidung • Fibeln • Frauenkleider • Gürtel • Kleiderstoffe • Kopfbedeckung • Rüstung • Schmuck • Schuhe

Quellen

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 9/24
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(h

Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert
(Internet Archive). (1899). Moriz Heyne. Leipzig, 1899—1903. Band 3, S. 252 ff.

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Reallexikon der Germanischen Altertumskunde , Band 4. Johannes Hoops, 1918-1919. S. 343 ff.

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 11/24
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Handbuch der deutschen Altertumskunde (Internet Archive). Ludwig Lindenschmit. Braunschweig 1880-89.
Ausgabe 1, S. 302 ff.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon , Band 11. Leipzig 1907. 6. Auflage 1905–1909 Art. Kostüm.

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 13/24
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Deutschland im Mittelalter: Kleidung im Mittelalter

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 14/24
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Leben im Mittelalter: Kleidung im Mittelalter

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 15/24
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https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 16/24
29/5/2021 Kleidung | Mittelalter Wiki | Fandom

Leben im Mittelalter: Materialien und Herstellung von Kleidung


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Mittgard: Die Geschichte des Färbens

Einzelnachweise

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1. Meyers Großes Konversations-Lexikon , Band 11. Leipzig 1907, S. 537-539.

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2. Nordische Altertumskunde (Internet Archive). Sophus Müller. Übersetzung. V. Jiriczek. 2 Bände. K.J.
Trübner Verlag, Straßburg 1897-98.

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 19/24
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3. Cotton library: Claudius (B IV: Cotton Genesis). Sammlung Robert Bruce Cotton (Hs. Cott. Claud.); 11. Jhd.,
British Library.

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4. Die Bayerische Staatsbibliothek: Wessobrunner Gebet . Clm 22053, Pergament, 99 Blätter, Bistum
Augsburg, vor oder um 814

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5. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 22 – Goldener Psalter (Psalterium aureum) von St. Gallen -
Psalterium Gallicanum mit Kollekten u. Orationen

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6. Altnordisches Leben (Internet Archive). Karl Weinhold. 1856. S. 158 ff.

https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Kleidung 23/24
29/5/2021 Kleidung | Mittelalter Wiki | Fandom

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7. Wikipedia: Zatteltracht

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