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DEUTSCHE SPRACHGESCHICHTE

Themenbereich: Mittelhochdeutsch/Mediävistik
ABLAUF
➤ Wiederholung der Kriterien
für Periodisierung
➤ Abgrenzung des
Mittelhochdeutschen
➤ Kulturhistorischer
Hintergrund
➤ Vertiefungsphase: Lektüre
➤ Abschlussdiskussion
Sprachgebiet südlich der Benrather Linie

MITTELHOCHDEUTSCH
1050-1350
SPRACHLICHE VERÄNDERUNGEN VOM AHD ZUM MHD
➤ um 830 (ahd. Tatian, Schreibdialekt ostfränkisch)
Quam thô uuîb fon Samariu sceffen uuazzar. Thô quad iru ther heilant:
gib mir trinkan. Sîne jungôron giengun in burg, thaz sie muos kouftin.

➤ 1343 (Evangelienbuch, mitteldeutscher Dialekt)


Dô quam ein wip von Samarien zuo schepfine wazzir. Jhesus sprach zuo
ir: Gip mir zuo trinkene! Und sine jungern wâren inwec gegangen in di
stat, daz si spîse kouften.

➤ Neuhochdeutsch:
Da kam eine Frau von Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus sprach zu
ihr: Gib mir zu trinken! Und seine Jünger sind in die Stadt weg
gegangen, um Essen/Speisen zu kaufen.
SPRACHLICHE VERÄNDERUNGEN VOM AHD ZUM MHD
➤ um 830 (ahd. Tatian, Schreibdialekt ostfränkisch)
Quam thô uuîb fon Samariu sceffen uuazzar. Thô quad iru ther
heilant: gib mir trinkan. Sîne jungôron giengun in burg, thaz
sie muos kouftin.

➤ 1343 (Evangelienbuch, mitteldeutscher Dialekt)


Dô quam ein wip von Samarien zuo schepfine wazzir. Jhesus
sprach zuo ir: Gip mir zuo trinkene! Und sine jungern wâren
inwec gegangen in di stat, daz si spîse kouften.
PERIODISIERUNG - ABER WIE?
➤ Einteilung in zwei Gruppen (?)
➤ innersprachliche Kriterien: v. a. lautliche Kriterien, aber
auch andere sprachtypologische Kriterien;
soziolinguistische Kriterien, z. B. die Varietäten und ihr
Verhältnis zueinander, die Rolle fremder Sprachen und ihr
Einfluss auf das Deutsche, also allg. Sprachkontakte
➤ außersprachliche Kriterien: v. a. historische,
sozialgeschichtliche, ökonomische und kulturelle Faktoren
INNERSPRACHLICHE
KRITERIEN
NEBENSILBENABSCHWÄCHUNG
➤ Infolge der germ. Initialakzentuierung
➤ bereits in spätahd. Zeit stufenweise Abschwächung der im Ahd. noch
vollen Vokale in nichtstarktonigen Silben.
➤ Im frühen Mhd. hat sich dann die Abschwächung zu /ə/, graphisch
<e>, durchgesetzt
➤ z. B. ahd. werdan > mhd. werden
➤ Die Abschwächung der Nebensilben, u. a. der Flexionsendungen, hat
weitreichende Auswirkungen; viele funktionale Differenzierungen gehen
verloren:
➤ Umlaute mit neuen Funktionen (vgl. Pluralmarkierung)
➤ analytische Elemente wie der Artikel, Personalpronomen werden
funktional belastet. >tiefgreifende Systemveränderung im Deutschen.
SPRACHLICHE VERÄNDERUNGEN VOM AHD ZUM MHD

➤ Nebensilbenabschwächung ! Reduzierung der Kasusmarker !


Mehrdeutigkeit von Kasusflexiven ! Kasuszusammenfall (Synkretismus)
! Veränderung des Kodierungsverfahrens:
➤ analytische Kasusmarkierung: Übertragung/Verlagerung der
Kasusmarkierung auf den Artikel, Pronomina, Zahlwörter, Adjektive
➤ Beispiele: Aufhebung des Unterschieds von Adjektiv und Adverb (reino,
reini > beides reine)
➤ templum > der Tempel
➤ el/la/las/los (Artikel)< ille, illa, illud
(Demonstrativpronomen)
AUSWIRKUNGEN DER NEBENSILBENABSCHWÄCHUNG
➤ Morphologischer Zusammenfall von Adjektiv und Adverb
➤ Entstehung der Artikel mitsamt syntaktischer Funktion
(Kasusmarkierung)
➤ Entstehung neuer Wortbildungen:
➤ ahd. sko n̄ i ‚schön‘, skon-î ‚Schönheit‘, > mhd. beides schœne;
neue Form: schœn-heit
➤ he r̄ ro ‚Herr‘, he r̄ ra ‚Herrin‘ > mhd. beides herre; neues
feminines Movierungssuffix: -in
SPRACHLICHE CHARAKTERISTIKA
➤ Herausbildung eines Bewusstseins der Gemeinsamkeiten der deutschen
Dialekte in Abgrenzung zu anderen Sprachen
➤ Herausbildung der heutigen Bedeutung des Wortes „deutsch“:
➤ Diutsche man, diutsche lant (noch kein Nationsgedanke!)
➤ Bewusstsein für die Unterschiede der deutschen Dialekte
➤ Nebensilbenabschwächung (durch germanischen Stammakzentwandel und
Entstehung des schwa-Lautes)
➤ Kasusnivellierung
➤ Auslautverhärtung (gib > gip)
➤ Palatalisierung (sceffen > schepfine)
➤ Weitere Ausbreitung des i-Umlauts (Fernassimilation): got. satjan> ahd. setzen;
o zu ö (ahd. sko n̄ i ‚schön‘> mhd. schœne); u zu ü (ahd. suntea: mhd. sünde)

„Der Sachse hat eine schnelle Zunge, der
Bayer brüllt wie ein Ochse [...] und
versteht den Sachsen nicht, so wenig wie
die Nachteule die Elster; und doch werden
beide mit Recht Deutsche genannt.“

Peter von Zittau, ein Zisterzienser, um 1300


VERGLEICH: VATERUNSER AHD-MHD
➤ Fater unsêr, thu in himilom ➤ Got vater unser, dâ du bist in dem
bist, giuuîhit sî namo thîn. himelrîche gewaltic alles des dir ist,
quaeme rîchi thîn. uuerdhe geheiliget sô werde dîn nam, zuo
müeze uns komen das rîche dîn. Dîn
uuilleo thîn, sama sô in
wille werde dem gelîch hie ûf der erde
himile endi in erthu. Broot
als in den himeln, das gewer unsich,
unseraz emezzîgaz gib uns
nu gip uns unser tegelîch brôt und
hiutu. endi farlâz uns swes wir dar nâch dürftic sîn. Vergip
sculdhi unsero, sama sô uns allen sament unser schulde, alsô
uuir farlâzzêm scolôm du wilt, daz wir durch dîne hulde
unserêm. endi ni gileidi vergeben, der wir ie genâmen
unsih in costunga. auh dekeinen schaden, swei grôz er sî vor
arlôsi unsih fona ubile. sünden kor sô mache uns vrî und
loese uns ouch von allem übele. âmen
AUßERSPRACHLICHE
KRITERIEN
säkular - weltlich

die Mitra
das Szepter die Krone

das Schwert
Auf das früh-mittelalterliche Deutsch mit
seiner schwachen Oberschicht


mönchischer Schreibsprachversuche folgt
das hochmittelalterliche Deutsch mit einer
vom Adel getragenen Sprachkultur. Als eine
neue Art von Aristokratie, die über die alten
kriegerisch-politischen Standesprivilegien
hinaus nach geistig begründeter Ethik und
gepflegter Geselligkeit strebte, brach das
höfische Rittertum der staufischen Zeit das
Bildungsmonopol der Geistlichkeit.

Peter von Polenz


HISTORISCH KULTURELLE VORAUSSETZUNGEN
1. Deutsche Ostkolonisation
2. Aufkommen der Städte und des Adels
3. Vollendung des Feudalismus > Entstehung der höfischen Ritterkultur
➤ Was hat das mit der deutschen Sprache zu tun?
➤ Entwicklung einer höfischen Kultur an den weltlichen Fürstenhöfen,;
entscheidend für die Entstehung der weltlichen Literatur im
Hochmittelalter: von Adeligen beauftragt und z.T. geschrieben >
Mäzenatentum (<Maecenas: Horaz, Vergil, …) (Sponsoring)
➤ Fürstenhöfe als literarische Zentren
➤ die „höfische Dichtersprache“ als Kernbereich des
Mittelhochdeutschen: klassisches Mittelhochdeutsch zwischen 1170
und 1250; „höfische Dichtersprache“ als ritterliche Kunstsprache
Slawische Lehnwörter:
Städtenamen:
Stettin, Berlin, Pankow,
Cottbus, Leipzig, Chemnitz,
Dresden, Bautzen, Görlitz
Im Spätmittelalter weitere
slawische Wörter:
Grenze, Gurke, Halunke,
Peitsche, Preiselbeere,
Quark, Säbel, Schmetterling

Phasen der deutschen Ostsiedlung nach


Walter Kuhn
die Erleuchtung

WORTSCHATZ
RELIGIÖSER WORTSCHATZ IM DIENSTE DER MYSTIK
➤ Lehnprägungen nach lateinischen Vorbildern
➤ Lehnschöpfungen
➤ Lehnübersetzungen: inspiratio > anblasunge
➤ Lehnübertragungen: nominatus > genamhaft
➤ Dadurch entstehen neue produktive Wortbildungsmuster: analytischer
Sprachbau und Substantivierungen
➤ -heit, -keit, -unge und -lich, z. B. enpfenclicheit, geistekeit, unwizzenheit;
aneschouwunge, schuolunge, înbildunge; anschouwelich, enpfindelich, wesenlich,
bildelich.
➤ daz wesen, daz sı n
̄ , daz tuon, daz hœren, daz anehaften, daz minnen

➤ Verbreitung durch das Verdienst der Mystiker; Exkurs: Was sind Mystiker?
EXKURS: WAS SIND MYSTIKER?
➤ Hauptproblem der Mystik: Das erkennende, erlebende
Verhältnis des Menschen zu Gott.
➤ Die Gottheit ‚drückt sich dem Menschen ein‘, ‚fließt in ihn ein‘,
‚leuchtet ihm ein‘, der Mensch hingegen soll sich von der Welt
abwenden, ‚eine Einkehr tun‘, ‚sich Gott lassen‘, um so schließlich
der Gottheit ‚einförmig‘ oder ‚gleichförmig‘ zu werden.
➤ Beispiele:
➤ Mystische Wortschöpfungen: Eindruck, Einfluss, einleuchten, Ein-
kehr, gelassen, einförmig, gleichförmig
➤ Adverb bloß (= ‚nur‘) von dem Adjektiv bloß (= ‚nackt‘,
‚unbekleidet‘). Der Wunsch, die Gottheit ‚bloß‘ zu schauen,
kehrt in den mystischen Schriften unablässig wieder.
Die eigentliche Leistung der Mystiker für die dt.
Sprache ergab sich aus ihrer ernsthaften,


unerbittlichen Auseinandersetzung mit dem
Problem des ‚Unsagbaren‘. Was im Latein zuvor
hundertfach gesagt und geschrieben und
terminologisch festgelegt worden war, genügte jetzt
nicht mehr für das sprachliche Umkreisen der un-
begrîfelichkeit Gottes. Was unûzsprechelich oder
wortelôs erschien, musste dennoch sagbar gemacht
(gewortet) werden durch immer neues Anderssagen,
und das konnte man nur in der Muttersprache.

Peter von Polenz


HÖFISCHER WORTSCHATZ: EINFLUSS AUS FRANKREICH UND DEN NIEDERLANDEN

➤ um 1200 gelangen viele französische Lehnwörter in den mhd.


Wortschatz, z. B. in den Bereichen Personenbezeichnungen,
ritterliche Ausrüstung, Kampf, Jagd, Turnier, höfische
Geselligkeit, Luxusgegenstände, Kleidung, Speisekultur,
Architektur, Literatur, Kunst, Musik
➤ für viele Entlehnungen gab es heimische Wörter, jedoch wählte
man in adligen Kreisen die Fremdwörter, um sich so abzugrenzen
➤ auch mit neuen Waren gelangten ihre Bezeichnungen aus dem
französischen in Mhd.: z.B. arabische oder persische Waren
➤ zwei frz. Suffixe, nämlich mhd. -îe > nhd. -ei ; -ier(-en) aus der frz.
Infinitivendung -ier (z. B. parlieren; regnieren ‚herrschen‘)
➤ Auch niederländische Einfluss: klâr, kluoc, wapen, wert, cleet, traben
le rubis
l’aventure le cristal

la flûte
la danse WELCHE DEUTSCHEN
LEHNWÖRTER HABEN SICH AUS
das Juwel
DEN FOLGENDEN afrz. joel
la lance FRANZÖSISCHEN WÖRTERN
die Lanze GEBILDET?
Turnier
le tournoi
le plan
le prix afrz. rime
LITERATUR
Hildegard von Bingen
TEXTZEUGNISSE
➤ Die Quellen des Mhd. sind bis zur Mitte des 13. Jh.s hauptsächlich epische
und lyrische Dichtungen, Lehrdichtungen, Predigtniederschriften.
➤ Träger der Schriftlichkeit: Adel/Höfe; starker Einfluss aus der Romania!
(<> AHD)
➤ Seit Mitte des 13. Jh.s nehmen volkssprachige Texte immer mehr zu und
dringen vermehrt in Domänen ein, die vormals dem Latein vorbehalten
waren:
➤ Nun entstehen Rechtsbücher, Urkunden und Urbare, Fachprosa, besonders für
Medizin und Jagd, Chroniken, in der religiösen Literatur Erbauungsschrifttum,
mystische Schriften, Übersetzungen scholastischer Werke und geistliche Lieder.

➤ Repräsentativ für die Sprachverhältnisse des „klassischen“ Mhd. (ca.


1170-1250): Hartmann von Aue, Reinmar von Hagenau und Gottfried von
Straßburg, Walther von der Vogelweide, das Nibelungenlied, Wolframs
von Eschenbach.
MITTELHOCHDEUTSCHE LITERATUR
➤ Höfische Literatur: weltliche Dichtung zur Unterhaltung eines
ritterlichen Publikums
➤ Blütezeit um 1200
➤ Starker Einfluss der französischen Kultur
➤ Wichtige Vertreter: Gottfried von Straßburg, Wolfram von
Eschenbach, Hartmann von der Aue, Walter von der
Vogelweide
➤ Hohe Überlieferungsdichte (im Vergleich); viele Texte in
mehreren Handschriften
MITTELHOCHDEUTSCHE LITERATUR
➤ Übersetzungen und Glossen
➤ Religiöse Dichtung
➤ Religiöse Prosa (z.B. Predigten in Volkssprache)
➤ Geschichtsdichtungen (Rolandslied, Alexanderlied)
➤ Spielmannsepik: Versromane als profan-epische Dichtung mit
sagen-, märchenhaften und höfischen Motiven (z.B. Brautwerbung)
➤ Worin liegt die literaturgeschichtliche Bedeutung?
➤ Höfische Dichtung: weltlicher Adel als literaturproduzierende und -
rezipierende Schicht; Bsp.: Artusepen Hartmanns von Aue, Wolfram
von Eschenbach (Parzival), Gottfried von Straßburg (Tristan-
Roman), Walter von der Vogelweide (!)
MITTELHOCHDEUTSCH: LITERATUR
➤ Entwicklung einer deutschen Rechts- und
Verwaltungssprache; Anstieg deutscher Fach- und Sachtexte
➤ Beispiele:
➤ Sachsenspiegel: wichtige deutsche Rechtsquelle
➤ Konrad von Megenburg, Buch von den natürlichen
Dingen
➤ Ortolf von Baierland, Arzneibuch
➤ Alltag mündlich geprägt > wenige Alltagstexte; Beispiel:
Würzburger Kochbuch
MINNESANG
Ausgestreckte Hand; abweisende Geste
Abgespreizter Finger
MINNE·SANG
➤ Zuerst bei Hartmann von Aue u. Walter von der Vogelweide belegt.
(die Weide: flache Landschaft/Wiese; die (Trauer)weide; Das ist eine
Augenweide)
➤ Minnesang ist eine rhetorisch genau kalkulierte Lyrik, die mit einem
festen Motiv- und Formelinventar operiert.
➤ Minnesang ist Vortragskunst: Gesangsvortrag
➤ Minnesang ist die Dichtung einer gesellschaftlichen Elite: von Adeligen
für Adelige
➤ Minnesang ist Dichtung über Minne mit zwei Liebeskonzepten:
➤ Minnesang ist Ausdruck/Medium einer neuen Gesprächs- und
Gefühlskultur
➤ Minnesang ist literarisches Spiel
ieman: jemand; mê: mehr

baz: besser; versinnen: wissen

berihte: berichtige; durch waz: warum

en-: Verneinungspartikel (nicht)

Obe: wenn; rehte: recht

sî: sei; wünne: Wonne/Glück

sost: so ist

enthalten: tragen/haben

swaere: schwer

zît: Zeit

unmaere: egal; ledic = unverheiratet, frei

geloben: loben
MITTELHOCHDEUTSCHE LITERATUR: BEISPIEL MINNESANG
➤ Mittelhochdeutsche Liebesdichtung
➤ Vorläufer: französische Trobadordichtung (11.Jh.)
➤ Minnesänger als umherziehende Dichter, Komponist und
Referent
➤ Begriff „minne“: > Recherchiere!
➤ „Liebe“? „sinnliche Liebe“? „Zuneigung“?
„Nächstenliebe“? „religiöse Liebe“? „Freundschaft“?
➤ Liebesmodell: (unerfüllte) Liebe und Verehrung des
Sänger-Ichs zu einer verheirateten adligen vrouwe
➤ Zentrale Begriffe: triuwe, mâze, hôher muot
VIER GESTALTUNGSFORMEN DER MINNETHEMATIK
➤ Minnekanzone: Bitte des Sängers, erhört zu werden, die oft
mit einer entsprechenden Klage über seinen Misserfolg
verbunden ist.
➤ Frauenlied: Die umworbene Dame reflektiert über ihren
Konflikt, d.h. über ihre – meist aussichtslose – Position
zwischen Liebe und gesellschaftlicher Norm.
➤ Wechsel: Mann und Dame singen und schwärmen
abwechselnd übereinander.
➤ Tagelied: Im Tagelied wird erzählt, wie sich das Paar nach
einer heimlichen Liebesnacht voneinander trennen muss, um
nicht entdeckt zu werden.
DIE TOTEN HOSEN, ALLES AUS LIEBE
Ich würde dir gern sagen, wie sehr ich dich mag
Warum ich nur noch an dich denken kann
Ich fühl mich wie verhext und in Gefangenschaft
Und du allein trägst Schuld daran
Worte sind dafür zu schwach
Ich befürchte, du glaubst mir nicht
Mir kommt es vor, als ob mich jemand warnt
Dieses Märchen wird nicht gut ausgehen
Es ist die Eifersucht, die mich auffrisst
Immer dann, wenn du nicht in meiner Nähe bist
Von Dr. Jekyll werde ich zu Mr. Hyde
Ich kann nichts dagegen tun
Plötzlich ist es so weit
Ich bin kurz davor durchzudrehen
Aus Angst, dich zu verlieren
Und dass uns jetzt kein Unglück geschieht
Dafür kann ich nicht garantieren
DIE TOTEN HOSEN, ALLES AUS LIEBE
Und alles nur, weil ich dich liebe
Und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll
Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist
Und bringe mich für dich um
Sobald deine Laune etwas schlechter ist
Bild ich mir gleich ein, dass du mich nicht mehr willst
Ich sterbe beim Gedanken daran
Dass ich dich nicht für immer halten kann
Auf einmal brennt ein Feuer in mir
Und der Rest der Welt wird schwarz
Ich spür wie unsere Zeit verrinnt
Wir nähern uns dem letzten Akt
Und alles nur, weil ich dich liebe
Und ich nicht weiß, wie ich's beweisen soll
Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist
Und bringe mich für dich um
BEISPIEL 2: WOL MICH DER STUNDE
NIBELUNGENLIED
MITTELHOCHDEUTSCHE LITERATUR: DAS NIBELUNGENLIED
➤ Um 1200 entstanden; Stoff wohl älter
➤ 39 Aventiuren
➤ Inhalt:
➤ 1. Teil: Siegfriedssage; Siegrieds von Xanten Reise an den
Hof der Burgunden, seine Hochzeit mit Kriemhild und
seiner Ermordung durch Hagen
➤ 2. Teil: Vernichtung der Burgunden
DEUTSCHE VARIETÄTEN IM
MITTELALTER:
MITTELNIEDERDEUTSCH
JID(D)ISCH
MITTELNIEDERDEUTSCH
EXKURS: MITTELNIEDERDEUTSCH (1150-1650)
➤ Mittel·nieder·deutsch
➤ Mittel: Zwischen Altsächsisch und Neuniederdeutsch
(platt)
➤ Nieder: Sprachgebiet ohne 2. LV
➤ Deutsch: Damals noch sassesch genannt; Verkehrssprache
der Hanse
➤ Was ist die Hanse?
EXKURS: MITTELNIEDERDEUTSCH (1150-1650)
EXKURS: DIE SPRACHE DER HANSE
DIE HANSE
➤ Um 1280: Wirtschaftliche Blütezeit in Norddeutschland
➤ Formation eines Städtebundes und Handelsnetzwerks
zwischen Nord- und Ostsee sowie im nördlichen Binnenland
➤ Aus diesen Zwecken gewisse Einigung der Schreibsprache
➤ Prägung der ndt. Sprache v.a. durch Lexik (
➤ Wichtige Hansestädte: Lübeck, Bremen, Hamburg, Rostock,
Königsberg, Danzig
➤ Niedergang der Hanse um 1500
EXKURS: MITTELNIEDERDEUTSCH (1150-1650)
➤ Beeinflussung der nordischen Sprachen, v.a. des Schwedischen,
auf mehreren Ebenen
➤ Orthographie: æ und ø >ä und ö)
➤ Lexik: Schwedisch für Anfänger:
➤ radhus, köpman, bliva, bra, vikt, tull
➤ Niederdeutsche Wörter im Hochdeutschen:
➤ echt, das Gerücht, die Ebbe, der Hafen, schleppen, der Teer, der Stapel
➤ Schwund als Schriftsprache nach Niedergang der Hanse (1500)
zugunsten des Niederländischen, Skandinavischen und
Hochdeutschen; Fortleben in Dialekten

“Die Gewalt einer Sprache ist nicht,
daß sie das Fremde abweist, sondern,
daß sie es verschlingt”

Johann Wolfgang von Goethe


JIDDISCH
JIDDISCH
➤ jiddisch ‫ יידיש‬oder ‫אידיש‬, wörtlich jüdisch, kurz für Jiddisch-
Daitsch oder Jüdisch-Deutsch
➤ Hervorgegangen aus dem Mittelhochdeutschen: Wortschatz
70% deutsche Wurzeln, 15 % hebräische Wurzeln; heute
beeinflusst durch die jeweiligen Superstrate (v.a. Englisch,
Russisch)
➤ gesprochen von aschkenasischen Juden
➤ Heutiges Verbreitungsgebiet: weltweit, v.a. in Nordamerika
und Osteuropa; ohne Territorium
➤ Jüdische Alltagssprache (jedoch hebräische Schrift) im
Gegensatz zum Hebräischen als religiöse Sprache
VERGLEICH: JIDDISCH - DEUTSCH
her nor du sheyn meydele, her nor du fayn meydele, Hör nur du schönes Mädchen, hör nur du feines Mädchen.

vos vestu tun in aza vaytn veyg, Was wirst du tun, auf dem weiten Weg ?

oy vos vestu tun in aza vaytn veyg ? Was wirst du tun, auf dem weiten Weg ?

ikh ver geyen in ale gazn un ver shrayen Ich werde in alle Straßen gehen, und werde rufen:

vesh tsum vashn Wäsche zu waschen ( Ich werde Eure Wäsche waschen )

abi mit dir in eynem tsu zayn, Hauptsache mit dir zusammen sein.

abi mit dir in eynem zayn. Hauptsache mit dir zusammen sein.

her nor du sheyn meydele, her nor du fayn meydele, Hör nur du schönes Mädchen, hör nur du feines Mädchen.

Wo wirst du waschen, auf dem weiten Weg ?


vo vestu vashn in aza vaytn veyg,
Wo wirst du waschen, auf dem weiten Weg ?
oy vo vestu vashn in aza vaytn veyg ?
Du wirst meinen, dass ich schwach bin,
du vest meynen dos ikh bin shvakh,
ich kann Wäsche waschen beim Teich.
ikh ken vashn vesh baym taykh.
Hauptsache mit dir zusammen sein.
abi mit dir in eynem tsu zayn,
Hauptsache mit dir zusammen sein.
abi mit dir in eynem zayn.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
➤ Wann ist die Periode des Mittelhochdeutschen anzusetzen
und wie lässt sie sich unterteilen?
➤ Erklären Sie den Begriff „Mittelhochdeutsch“!
➤ Wie lässt sich das mittelhochdeutsche Sprachgebiet
skizzieren?
➤ Welche literaturgeschichtlichen Veränderungen ergeben sich,
auch als Abgrenzung zur althochdeutschen Periode?
➤ Nenne vier Charakteristika des Mittelniederdeutschen!

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