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Roelke, Thorsten – Geschichte der deutschen Sprache (14.02.

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1 Vorwort

2 Woher kommt die deutsche Sprache


2.1 Indoeuropäisch
Allgemeine und vergleichende Sprachwissenscahft
ursprünglicher indoeuropäischer Sprachzustand
Wanderungs- und Siedlungsbewegungen
indoeuropäische Sprachfamilie: Asien und Europa

2.2 Germanisch
Räumliche (westl. der Ostsee) und zeitliche Einordnung (~2000 v.Chr.) => kulturelle und
sprachliche Tradition
lautliche Entwicklung → 500 v Chr abgeschlossen
grammatische Besonderheiten
Gemeingermanisches → Verselbstständigung durch Völkerwanderung

2.3 Deutsch
Herausbildung ab zweiter Hälfte des 1. Jahrhunderts
Hauptvertreter der westgermanischen Sprachfamilie
Entwicklung des Wortes „deutsch“
Eigenheiten gegenüber den anderen germanischen Sprachen → zweite Lautverschiebung =
hochdeutsche Lautverschiebung

2.4 Aus- und Verbreitung


Grenze des deutschen Sprachgebiets um 1000 nach Chr.
Westen: Nordseeküste – Brüssel – Bern – Alpen
Osten: Holstein – Leipzig – östl. Wien – Alpen
12. und 14. Jahrhundert: Ostsiedlung
Sprachgebiet nach 1945
Sprachgebiet der Gegenwart
90 Millionen deutsche Muttersprachler (~20 millionen Zweitsprachler)
Förderung der deutschen Sprache im Ausland

2.5 Fazit
4000 v.Chr → Gemanische aus indoeuropäischer Sprachfamilie
Deutsch als Mischsprache aus verschiedenen Stammessprachen
→ ab 8 Jhdt unterschieden von benachbarten romanischen und slawischen Sprachen
Mittelalter → Erweiterung nach Osten
2 WK: erhebliche Einbußen
3 Schreibe, wie du sprichst
3.1 Mitlaute
Konsonanten
Zweite Lautverschiebung: 5./6. Jahrhundert – 8./9. Jahrhundert
a) Stimmlose Verschlusslaute: p, t, k → Reibelaute f, s, ch → gesamter hochdeutscher Raum
b) t → Affrikate tz (5./6. Jhdt) gesamter hochdeutscher Raum
p→ pf (6./7. Jhdt) oberdeutscher Mundartraum
k → kch (7./8. Jhdt) äußerster Süden

Medienverschiebung:
= stimmhafte Verschlusslaute: b, d, g → stimmlose p, t, k
=> heute mehr oder weniger gültige Grobgliederung der Mundarten

Auslautverhärtung: Wortende, binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung

3.2 Selbstlaute
Monophtongierung im Althochdeutschen
Diphtongierung
i-Umlaut – Aufhellung / Palatalisierung

neuhochdeutsch Diphtongierung: Verschiebung der langen Vokal


+ Monophtongierung: Zeit: von Mittelhochdeutsch bnis 16. Jhdt

Vokaldehnung ab 12 Jhdt
Abschwächung unbetonter Nebensilben
Folgen für die Wort- und Formbildung → -heit, -keit, -ung als Substantivierung
→ Auswirkungen im Satzbau → Formbildung der Fälle schwächer → Demonstrativpronomen

3.3 Standardsprache – Aussprachestandard


Erste Ansätze einer überregional gültigen Lautung ~1200 mittelhochdeutsche Dichtung
ostmitteldeutsche Verkehrssprache
Schriftsprache um 1800: 1898 Theodor Siebs „Deutsche Bühnenaussrpache“
ab 1960e: gemäßigte Hochlautung

3.4 Schreibung und Rechtschreibung


Uneinheitlichkeit im Althochdeutschen
normalisierte Schreibung im Mittelhochdeutschen
Variabilität der Schreibung im Frühhochdeutschen: Kennzeichen der Vokallänge und Häufung der
Konsonanten
Aufklärung: möglichst eindeutige Zuordnung Laut → Buchstabe
Diskussion um richtige Schreibweise
Duden: orthographisches Wörterbuch 1880
1996/2006 Reform

3.5 Fazit
Viele Veränderungen des Deutschen zwischen frühen Mittelalter bis heute
überregionale gültige Normen erst ab Ende 19. Jhdt

4 Grammatik – richtungsweisend
4.1 Verben (Konjugation)
Verwaschung der Verbflexion: Personen
starke (wesentlich älter) und schwache Konjunktion
Modus: Konjunktiv
Genus Verbi: passiv

4.2 Substantive und Adjektive (Deklination)


Abbau des Kasus: Gebrauch von Artikeln, Rückgang des Genitivs → 2-Kasus-System
Singular/Plural: stabile Entwicklung
synthetische Form < analytische Form: Umschreibung, Kontext → Ausnahme Plural

4.3 Wortbildung
Ausbau der Komposition
Ab- und Ausbau der Derivation (Suffixe)
Tendenz der Normalisierung und Nominalstil ab 15./16. Jhdt
Akronyme ab 19. Jhdt
====> Zunahme synthetischer Wortbildungen

4.4 Wort- und Satzbildung


Stellung attributiver Adjektive: variabel → fix
Stellung von Genitivattribution
rezeptive und emissive Bauweisen → Stellung von Verben und Objekten
Gründe für höhere Konfigurationalität = Verbindlichkeit Syntax nach (…)
Schwächung der Endsilben / Nebensilbe → Wechselwirkung

4.5 Weitere Erscheinungen


Verstärkung komplexer Hypothese als Buchdruck (15. Jhdt), Rückgang ab 18. Jhdt
Ausbau von Funktionsverbgefügen → Aufteilung der Verben in a) substantivierte Inhaltsteil b)
grammatischer Flexionsteil
Tendenz zur Nominalisierung
Stärkung von Klammer Konstruktionen
Endstellung des Verbs in eingeleiteten Nebensätzen

4.6 Fazit
Abbau der synthetischen Formbildung bei Verben und Nomen
Ausbau der analytischen Umschreibungen
Verbindlichkeit der Wort- und Satzgliedstellung

5 Wird der Wortschatz immer reicher?


5.1 Zunahme an Wörtern und Begriffen
9. Jhdt: 20‘000-30‘000 > Gegenwart 300‘000 – 500‘000 – Ausbau des Wortschatzes
Einführung neuer Ausdrücke:
Wortlehnung → aus anderen Sprachen übernommen;
Wortbildung → neu zusammengesetzt

Wegfall von Wörtern


Bedeutungswandel: Zu- und Abnahme, Änderung und Verengung (Hochzeit), sowie +/- der
Beurteilung der Bedeutung
Metapher → Kopf/Cup, Metonymie (Kirche → Personen in Kirche)

5.2 Wort- und Gesellschaftsgeschichte


Religiöser Wortschatz (M. Luther) : Umdeutungen (nach Säkularisierung wieder umgedeutet) und
Neuerfindungen zwischen Bezeichnung innerer Abläufe
Kultur des hohen Mittelalters
Felder von Wörtern
Kulturgeschichte von Schlüsselwörtern einzelner Epochen (Nationalsozialismus)
Wörterbuch des Unmenschen → Schwieriger Diskurs
Sprache im geteilten Deutschland: BRD und DDR → Wendewortschatz
Österreich und Schweiz
Wortschatz der Gegenwart und Worthülsen
5.3 Multikultureller Wortschatz
Entlehnung im deutschen
Fremdwort, Lehnwort, Lehnübersetzung, Lehnübertragung, Lehnschöpfung, Fremdschöpfung
Einflüsse: Latein (Römerzeit, Christianisierung, Humanismus, Internationalisierung)
Französisch (Hofzeit des Mittelalters (1150-1250), 30jähriger Krieg (17.Jh), französische
Revolution (18.Jh))
Englisch (ab 19Jh, besonders nach 2WK)

5.4 Fazit
Verzehnfachung des Wortschatzes seit Mittelalter durch Wortbildungen und Entlehnung, sowie
Bedeutungszunahme

6 Sprachliche Einheit oder Vielfalt


6.1 Mundarten und Hochsprache
Literatur- oder Standardsprache: anfangs nicht übergreifend
klösterliche Schreibsprachen für kindliche und weltliche Texte bis ins 4 Jhdt
Gebrauchsprosa des Mittelalters
Anfänge einer sprachlichen Einigung ab 13. Jhdt
a) kaiserliche Mühe wegen überregionaler Wirtschaft und Verwaltung (Wien, Sachsen)
b) Papier (ab 14. Jhdt) + Buchdruck (ab 15. Jhdt)
c) Wende 15./16. Jhdt: große Schreibsprachen
d) Luthers Bibelübersetzung ½ 16 Jhdt.
Herausbildung gemeinsamer sprachl. Norm bis ins 19./20. Jdht schwierig
Probleme der sprachlichen Normierung
a) Fremdwortfragen
b) Etablierung überregionaler Bildungs- und Fachwortschatz
c) einheitliche Grammatik
d) Rechtschreibung
Lockerung der hochsprachlichen Norm
a) Vokalisierung /r/, Verzicht auf unbetones /e/ (Schwa)
b) assimilierte Schreibung von Fremdwörtern
c) Schwache und starke Verbformen eines Verbs
d) Dativ > Genitiv
e) Wortfolge in „weil“ Nebensatz

6.2 Sprache und Dichtung


Eigenständige Dichtungssprache des Mittelalters kaum überliefert
Hochmittelalter → Minnesang
15./16. Jhdt Rennaissance → Schehmenliteratur
18. Jhdt Aufklärung
18. Jhdt Sturm und Drang
18./19. Jhdt Weimar Klassik
1/2 18. Jhdt Romantik
2/2 19. Jhdt Realismus + Naturalismus
19./20. Jhdt Moderne: Symbolismus, Sprachkrise
20. Jhdt Expressionismus, episches Drama, Dadaismus
Nachkriegszeit konkrete Poesie, Dokumentartheater, Sprechstücke

6.3 Fach- und Sondersprache


Mittelalter: Artes magicae, artes liberales und Artes mechnicae, hauptsächlich Latein
erst ab 13. Jhdt: Mauser Landfrieden, Sachsenspielgel
spätes MA → Neuzeit: Renaissance → Latein
Fachsprachen angewandter Wissenschaften → dt für breiteres Publikum
Erweiterung der dt Rechtssprache durch Lehnwörter und Fremdwörter bis Reform Ende 18.Jhdt
Verdrängung Latein im 18Jhdt, 20Jhdt Englisch

6.4 Fazit
Ursprünge: dt. Kanzleisprache der Neuzeit, heutige Norm durch Deskriptionen 19./20.Jhdt,
Dichtsprache 18./19. Jhdt als Vorbild

7 Eine Geschichte in Etappen


7.1 Sprachwandel und Zeitgrenzen
Zwei bekannteste Periodisierung: aus 19.Jhdt
Jacob Grimm
600-1100 → Althochdeutsch
1100-1950 → Mittelhochdeutsch
1450-heute→ Neuhochdeutsch
=> Hochdeutsch =^2te Lautverschiebung
Wilhem Scherer
750-1050 → althochdeutsch
1050-1350 → mittelhochdeutsch
1350-1650 → übergangs-oder frühneudeutsch
1650 – … → neuhochdeutsch
=> 300 Jahre Rhythmus, Zäsure um 1950

7.2 Althochdeutsch
Beginn mit:
Entstehung des fränkischen Reiches: Karl der Große (771/800 -814)
des ostfränkischen Reiches: Otto II der Große (936-97)
Ludwig der Deutsche (843-876)
Ende mit Mitte 11. Jhdt.
Kirche als Träger der Sprachentwicklung
a) Klöster als kulturelle Zentren
b) Kirche als überregionale Verwaltungseinheit

Dialektreichtum
zweite Lautverschiebung, mehr synthetische Wortformen, freie Syntax
Christianisierter Wortschatz und Abstrakte, Latein-Entlehnungen

7.3 Mittelhochdeutsch
Beginn: Mitte 11 Jhdt. → Salier und Hofenstaufer als Herrscher
Ende: Mitte 14. Jhdt. → Habsburger Herrschafts“beginn“ + Rest (häufige Periodizierung ~1500)
Adel als Träger der Sprachentwicklung : epische und lyrische Dichtung der Rittertums →
mittelhochdeutsche Literatursprache
unbetonte Nebensilben weniger
Auslautverhärtung
synthetische Wortformen weniger, gramm. Analytische Umschreibung mehr
freie Syntax
Lexikon: ritterlich höfische Kultur
Einfluss: Frankreich, Latein, aber weiter Schriftsprache

7.4 Frühneuhochdeutsch
Beginn: a) Wende: 15./16. Jhdt
b) Mitte 14. → Mitte 17. Jhdt
sehr heterogen: Vokalvariationen, Weniger synth., Mehr analyt., feste Syntax, Lexikon:
Humanismus → Latein und Griechisch, Franz, Ital.
Bürgertum als Sprachentwicklungsträger
Gelehrte und Univeristätsgründungen
viele sprachliche Varianten

7.5 Neuhochdeutsch
Beginn: Mitte 17. Jhdt., Absolutismus + Napoleon bis heute
Bildungsbürgertum als Sprachentwicklungsträger
Massenmedien, allgemeine Bildung
Standardisierung der Aussprache, weniger synth, mehr analyt, fixe Syntax, Technik und
Wissenschaft, Popularisierung, Franz (17./18.), Engl (19./20.)

7.6 Gegenwartssprache
Mit Ende 2Wk neue Periode?
Massengesellschaft als Träger der Sprachentwicklung
Rückgang des außerhalb Deutschland liegenden Deutsch
Reform und Diskussion über richtiges Deutsch

Duldung alternativer Schreibung


weniger synth, mehr analytisch, mehr Pluralsynth, starke Verben → Schwächung
Abkürzungswörter
Nominalstil + Präpositionalphrasen, Ausklammerung
Wissenschaft und Technik
Popularisierung
Amerikanische Einflüsse

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