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• 1. Etappe: zurückführbar auf Karl den Großen; nach 800 entstand eine karlingische
Hofsprache; Basis → das Mainfränkische
• 2. Etappe: das Mittelhochdeutsch im 12. und 13. Jhd., aufgebaut auf der karlingischen
Hofsprache; Basis → im Südwesten
• 3. Etappe: das 14. Jhd.; Prag als Basis (es vermittelt zwischen Mittel- und Süddeutschland);
zwei Veränderungen → die mitteldt. Monophthongierung und die süddt. Diphthongierung
• 4. Etappe: das 15. Jhd. und 16. Jhd.; wechselseitiger Einfluss von Prag und dem
habsburgischen Wien
• 5. Etappe: Martin Luthers Bibelübersetzung auf der Grundlage der sächsischen Kanzlei
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2. Erklärungsmodell:
→ formuliert in den 80er Jahren des 19. Jhds. von Konrad Burdach
→ die Wiege der nhd. Schri sprache → in Prag am Hofe und in der Kanzlei Karls IV
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3. Erklärungsmodell:
→ die Ursprünge der Entstehung einer einheitlichen Schri sprache im 11.–13. Jhd.,
zur Zeit der Kolonisierung von Obersachsen und Schlesien
→ Ausgleichssprache wurde entwickelt (für Sprecher aus Norden, Westen und Süden)
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→ Ende des 18. Jhds. → im Niederdeutschen orientierte man sich beim Sprechen am
geschriebenen Wort
→ das 19. Jhd. → auf den Bühnen Deutschlands eine relativ einheitliche Aussprache
(Mustersprache, Sprache der Schauspieler)
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1. Die Sprache der Hanse war die Verkehrssprache des Städtebundes von
Norddeutschland und Nordeuropa hauptsächlich:
2. Laut Burdach ist ……… als Basis der neuhochdeutschen Schriftsprache anzusehen.
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a. der Aussprache
b. der Dialekte
c. der Schrift
4. Laut Theodor Frings’ Modell gehen die Ursprünge der Entstehung einer
einheitlichen deutschen Sprache auf:
a. das 11.-13. Jahrhundert und die Zeit der Kolonisierung von Bayern und Thüringen.
b. das 11.-13. Jahrhundert und die Zeit der Kolonisierung von Oberschlesien.
c. das kaiserliche Prag um 1350.
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a. 1898 fand eine Tagung bezüglich einer einheitlichen Aussprachenorm statt, deren
Resultat „Deutsche Bühnenaussprache” war, die leider keinen Zugang in den Alltag
fand.
b. Über eine relativ einheitliche überregionale deutsche Aussprache kann man erst
im 18. Jahrhundert sprechen.
c. 1912 verfasste Wilhelm Viëtor das „mustergültig gearbeitete Deutsche
Aussprachewörterbuch“, das sich aber nicht durchsetzen konnte.
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KONTROLLFRAGEN
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SPRACHE ALS DIASYSTEM
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1. Horden von Jägern und Sammlern – die spontane Alltagssprache vs. die nicht
spontane Sprache
2. größere Stammesgesellschaften – Sprachstile von Spezialisten für bestimmte
Bereiche; Handelssprache
3. entwickelte Gesellschaften mit Stammesmerkmalen – Herrschergruppe (der
gehobene Stil) vs. übrige Bevölkerung (der niedrige Stil)
4. intermediäre Gesellschaften – die höchste Sprachvielfalt
5. hochurbanisierte Gesellschaften – die Sprachvielfalt nimmt zugunsten eines
Sprachausgleichs stark ab → nationale Einzelsprache
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Zabrocki (1970) →
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Althochdeutsch
…
Dialekte
Soziolekte …
Mittelhochdeutsch
Dialekte
… ….
usw.
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Variante ≠ Varietät
Eine SPRACHLICHE VARIETÄT ist eine Ausprägung einer Sprache auf einer der
Dimensionen (diatopisch, diastratisch, …) der sprachlichen Variation, z.B. Dialekte
und Soziolekte sind Varietäten einer Sprache.
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Hoffmann 2007: 6
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KONTROLLFRAGEN
1. Was ist die Ursache für die Existenz von unterschiedlichen sprachlichen
Varietäten?
2. Nennen Sie die Gesellschaftstypen nach Gumperz (1972) und
beschreiben Sie die für sie charakteristische Form sprachlicher
Heterogenität!
3. Was hat Zabrocki (1970) festgestellt?
4. Wie erfolgt die Aufteilung der Varietäten?
5. Warum gehört die diachronische Dimension eigentlich nicht in eine Reihe
mit den anderen?
6. Wie wird die Zeitdimension bei der Untersuchung sprachlicher Varietäten
berücksichtigt?
7. Was sind sprachliche Varietäten, was sind sprachliche Varianten?
8. Warum ist die Zuordnung zur jeweiligen Dimension nicht einfach?
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FACHSPRACHEN
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→ sowohl die Form, als auch die Funktion sprachlicher Äußerungen sind von
den intellektuellen Anforderungen des Sprechenden abzuleiten
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Ökonomie – eine maximale fachliche Darstellung beim bestimmten sprachlichen Einsatz bzw. eine
bestimmte fachliche Darstellung durch einen minimalen sprachlichen Einsatz, falsch:
minimaler sprachlicher Einsatz bei maximaler fachlicher Darstellung
Identitätsstiftung – durch Fachsprache identifizieren sich ihre Sprecher als Angehörige einer
bestimmten Gruppe
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FACHSPRACHEN
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FACHWORTSCHATZ
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FACHSPRACHENGRAMMATIK
Allgemeines
→ fachliche Spezifika auf der Ebene der Grammatik sind deutlich weniger präsent
und bislang selten untersucht
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - WORTBILDUNGSMORPHOLOGIE
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - WORTBILDUNGSMORPHOLOGIE
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - WORTBILDUNGSMORPHOLOGIE
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - WORTBILDUNGSMORPHOLOGIE
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - WORTBILDUNGSMORPHOLOGIE
→ Verteilung der Wortarten: besonders häufig Substantive und Adjektive, viel seltener Verben
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - FLEXIONSMORPHOLOGIE
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FACHSPRACHENGRAMMATIK - FLEXIONSMORPHOLOGIE
Konjugation ↓
• Modus: der Indikativ, der Imperativ in konkreten Textsorten (Gebrauchs- oder
Konstruktionsanweisungen), der Konjunktiv bei der Wiedergabe mündlicher oder
schriftlicher Äußerungen
• Tempus: Dominanz der Präsens, andere Tempora viel seltener
• Genus verbi: Aktiv häufiger als Passiv, ABER: der Gebrauch von Passiv- und
Reflexivkonstruktionen ist bei der fachlichen Kommunikation deutlich erhöht
• Infinite Verbformen zeigen ebenso eine erhöhte Vorkommenshäufigkeit
Deklination ↓
• der intensive Gebrauch von attributiven Genitiven (Genitivreihungen)
• Verringerung an Akkusativ- und Dativformen
• spezifische Pluralformen (Salz vs. Salze)
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FACHSPRACHENGRAMMATIK – SYNTAX
→ Satz- und Satzgliedkomplexität → das 18. und 19. Jhd.; Tendenz zur Reduzierung der Satz-
und Satzgliedkomplexität → das 20. und 21. Jhd.
SATZARTEN ↓
• vor allem Aussagesätze
• Frage-, Aufforderungsätze in konkreten Textsorten (Betriebsanweisungen und Fragebögen)
NEBENSÄTZE ↓
• Konditionalsätze mit und ohne Konjunktion (wenn, falls)
• Finalsätze mit und ohne Konjunktion (damit, um…zu)
• Adversativsätze (kontrastbezeichnende Nebensätze) mit während
• Relativsätze
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FACHSPRACHENGRAMMATIK – SYNTAX
A ributreihungen ↓
• Adjektivattribute
• Präpositionalattribute
• Attributive Genitive
• Attributreihungen
• Appositionen
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KONTROLLFRAGEN
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RÄUMLICHE VARIETÄTEN
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Raumgebundene Varietäten:
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DIALEKT → aus dem Griech. ‚die dialektale [Sprache]’ (hä diálektos [phoné]),
drei Bedeutugsdimensionen:
1. Gespräch, Unterhaltung
2. generell: Redeweise
3. speziell: Redeweise von Personenkollektiven
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weder Unter- noch Oberschicht, aber in den Oberschichten wird der Dialekt seltener
verwendet; auch: Modeerscheinung
weder Frauen noch Männer, nicht landschaftlich bedingt, je nach den sozialen
Rollen, die den Geschlechtern zukommen
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! Die Mundart kann nicht ein für allemal als eine bestimmte
Sprachform mit festen Charakteristika angesehen werden!
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→ Dialektologie
→ Dialektkarte
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„Wenkersätze“:
• die 42 rheinischen Sätze,
• die 38 westfälischen Sätze,
• die 40 Sätze Nord- und Mitteldeutschlands sowie der späteren Erhebung
Süddeutschlands
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http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Heutige_deutsche_Mundarten.PNG
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→ onomasiologische Karte
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1. Bayern
2. Hamburg
3. Rheinland-Pfalz
4. Sachsen
5. Berlin
6. Nordrhein-Westafallen
7. Baden-Württemebrg
8. Thüringen
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→ landschaftlich gefärbt
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HOCHSPRACHE
→ Gemeinsprache:
• Grundlage: die hochdeutsche Lautung (+ zufällig: norddeutsche Aussprache)
• Züge mehrerer Dialekte
• Sprache der Öffentlichkeit
• nicht landschaftlich gebunden, d.h. überregional
• nicht natürliche Sprache (der Sprecher spricht nicht spontan, sondern wählt entsprechende
Sprachmittel bewusst und sorgfältig aus)
• kodifizierte Sprache (der sprachliche Wandel setzt sich langsam durch)
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NEUERE FORSCHUNG
Eher: Durchdringung und Durchmischung von ideal eher als getrennt gedachten
Sprachschichten
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→ Stadtsprachen
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KONTROLLFRAGEN
1. Was ist Dialekt? Besprechen Sie weitere Aspekte, die bei der Behandlung von
Dialekten von Relevanz sind!
2. Was ist Dialektologie, Dialektkarte, onomasiologische Karte? Was sind Isoglossen?
3. Was sind Wenkersätze?
4. Was gilt als das wichtigste Kriterium für Aussonderung der deutschen Dialekte?
5. Was ist Umgangssprache? Nennen Sie Merkmale der Umgangssprache!
6. In welchen Bereichen lassen sich Unterschiede zwischen der Umgangssprache
einerseits und der Hochsprache/der Mundart andererseits feststellen?
7. Wann ist die Umgangssprache entstanden?
8. Was ist Hochsprache? Was gilt als Basis für die Gemeinsprache?
9. Charakterisieren Sie Gemeinsprache!
10. Nennen Sie weitere diatopische Varietäten der deutschen Sprache!
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JUGENDSPRACHE UND SPRACHWANDEL (Neuland 2000: 120)
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→ GENDERLEKTE (Frauen-/Männersprache)
→ Deborah Tannen (1990) > die Kommunikation zwischen den Geschlechtern ist mit
der interkulturellen Kommunikation zu vergleichen (das sog. Zwei-Kulturen-
Modell)
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GESCHLECHTSTYPISCHES SPRECHVERHALTEN
MÄNNERSPRACHE:
→ die sich entwickelnde Sprache → (vor allem der Inhalt) eine stark auf
Männer bezogene Sprache
→ Kommunikation auf sachlicher Ebene (von Männern wird verlangt, dass ihre Sprache
direkt, kurz und knapp ist, und mit starken Ausdrücken artikuliert)
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FRAUENSPRACHE:
→ sehr persönliche Sprache (zielt auf Bindung, menschliche Nähe, Akzeptanz des
Gesprächspartners)
→ persönliche Erlebnisse und Erfahrungen in Gesprächen (um die Fremdheit und die
Distanz zum Gesprächspartner zu überbrücken)
→ Verniedlichungen: das ist ja süß! (lassen ihre Sprache emotional und liebeswürdig
erscheinen; schwächen die Stärke der Aussage; werden verwendet, um andere nicht zu verletzen)
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→ Frauen sprechen:
• unüberlegter
• offener
• mit Bestätigung anderer
• kommunikationsfördernder
• mit weniger Unterbrechung anderer
• mit mehr Fragen
• mit Rückfragen
• tendenziös unpräzise
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→ Lösungsvorschläge:
• Neutralisation
• das generische Femininum
• Beidbennenung
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NEUTRALISATION:
„Die Sprecher, welche ihre langen Haare betont offen trug, wurde mit ihrer
Professor oft in der Cafeteria gesehen.“
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BEIDBENENNUNG
→ Sprecher →
• die Sprecherin und der Sprecher
• mit Adjektiven weiblich/männlich
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→ Syntagmen:
a. das Männliche:
• körperliche/charakterliche Stärke
• Mut
• Ansehen
• intellektuelle Begabung
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b. das Weibliche:
• das äußere Erscheinungsbild
• Charaktereigenschaften
• die soziale Rolle
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a. Verniedlichungen
b. Intensivierungspartikeln
c. Vulgärausdrücke
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KONTROLLFRAGEN
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WISSENSCHAFTSSPRACHE
1
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FUNKTIONALE CHARAKTERISTIK
HAUPTFUNKTION → KOMMUNIKATIONSMITTEL
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GATTUNGSSPRACHEN
4
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• Dissertation
• Magisterarbeit
• Monographie
• Zeitschriftenaufsatz
• Rezension
• Vorlesung
• Seminarreferat und –gespräch u.dgl.
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1. theoretische Abstraktheit:
• Verwendung theoriegebundener Professionalismen
• Konstituierung terminologischer Wortfamilien
• Aufbau hierarchischer Begriffsstrukturen
• Verwendung von Akademismen
• Bildung von Derivaten mit Fremdsuffixen
• Verwendung von Mitteln des Verallgemeinerns
• Bildung agensloser Konstruk onen (→Deagentivierung)
2. strenge Systematik
4. Übersichtlichkeit:
• Gliederungswörter
• Darstellung von Textteilen im Tabellen- und Spaltenmodus
• Hervorhebung von Textteilen durch Formatierungsattribute
• Strukturierung des Textes in Kapitel, Abschnitte und Absätze
• explizit gemachte Differenzierung zwischen Haupt- und Nebentexten
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5. Genauigkeit:
• Mittel der Redewiedergabe
• Vermeidung von Ausdrucksvariation im terminologischen Bereich
• Verwendung von Realienbezeichnungen
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WISSENSCHAFTSSPRACHE ≠ FACHSPRACHEN
↓
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KONTROLLFRAGEN
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1
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1.
2
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2.
NEIN!!!
↓
→ SPRACHE:
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JUGENDSPRACHE
→ein komplexes Gebiet des Sprachgebrauchs und keine kongruente Varietät der
Sprache
4
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• Wortverschiebungen
• Elativbildungen
• Neologismen (Wortneuschöpfungen)
• Anglizismen
• Kürzungen
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Mama“, sagt sie, „easy, easy, ich hab jetzt keinen Bock auf
Aufräumen, wo der Planet wie irre sticht.“
Ich sage: „Was denn für einen Bock, was für einen Planet, wer
sticht denn? Kannst du deiner Mutter erklären, was das heißt?“
„Ja, mein Gott“, sagt sie, „du bist vielleicht schrill heute, immer
hast du die alten Kleber drauf. Ist das nicht vielleicht ein
schöner Sonnenschein und da soll ich noch in dem Zimmer
rumwurschteln, da hab ich kein Bock drauf und fertig.“
Ich sage: „Gut. Wenn dir das zu schönes Wetter ist, das
verstehe ich. Dann lässt du es und machst es heute Abend,
wenn es dunkel ist.“
„Nee“, sagt sie, „heute Abend drück ich ja mit Bobby in die
City.“
„Was machst du?“ sage ich, „In der Stadt rumstehen und
knutschen?“
„Aber drücken sagen die für ‘gehen’.“
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2008 Gammelfleischparty
2009 hartzen
2010 Niveaulimbo
2011 Swag
2012 YOLO Das Voting zum Jugendwort des Jahres 2021 unter:
2013 Babo
2014 Läuft bei dir https://www.langenscheidt.com/jugendwort-des-jahres
2015 Smombie
2016 fly sein
2017 I bims = ich bin es ( in der sog. Vong-Sprache → Internetphänomen, das teilweise in die deutsche
Jugendsprache einging → viele Anglizismen, Malapropismen, eine veränderte Grammatik und absichtlich
positionierte Rechtschreib- und Tippfehler aus)
2018 Ehrenmann/Ehrenfrau – eine Person, die etwas Besonderes für einen anderen tut!
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JUGENDWÖRTER
2008 Gammelfleischparty Party für Menschen über 30 Jahren, Ü30-Party
Wenn jemand Erfolg oder Glück hat. „Du hast es drauf!“; cool,
2014 Läuft bei dir
krass; wird auch ironisch genutzt
STILBILDUNG
↓
→ Bricolage – Stil-Bastelei
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STILVERBREITUNG
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STILAUSLÖSCHUNG
↓
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JUGENDSPRACHE - SOFATUTOR
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SPRACHE UND SOZIOLINGUISTIK
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1. Wie würden Sie den Begriff Sprache definieren? Machen Sie Ihren eigenen
Definitionsvorschlag!
2. Geben Sie bitte einige Beispiele für unterschiedliche Sprachsysteme an!
3. Was drücken wir mittels unserer Sprache(n) aus? Wozu verwenden wir sie
(Funktionen)?
?
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SPRACHDEFINITIONEN
Funktionale Definitionen:
• das wichtigste Kommunikationsmittel
• Werkzeug des Denkens und Handelns
Mengentheoretische Definitionen:
• Menge von Gewohnheiten
• unendliche Menge von Sätzen endlicher Länge aus einer endlichen Menge von
Elementen
Pragmatische Definition:
• das wichtigste Mittel der Handlungssteuerung
Semiotische Definition:
• ein System von Zeichen (nach Ferdinand de Saussure)
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KÜNSTLICHE SPRACHEN → künstlich, d.h. von einem Menschen oder einer Gruppe von
Menschen geschaffenes Sprachsystem, das unterschiedlichen Zwecken dienen kann:
Welthilfssprachen/Plansprachen, z.B.:
Solresol (basiert auf der musikalischen Tonspur)
Esperanto (auf der Basis der romanischen Sprachen)
Volapük (auf der Basis des Lateinischen, Deutschen, Französischen und Englischen)
Adamitik (auf der Basis des Ungarischen)
→ Zweck: interna onale Verständigung
formale Sprachen (z.B. Programmiersprachen wie HTML, Computersprachen) → Symbolsprache
für Computerprogramme
Geheimsprache → ein künstlich geschaffenes Sprachsystem u. a. zum Zwecke der Geheimhaltung
(im politischen Widerstand) oder als Ausdruck der Gruppenzugehörigkeit (z. B. Rotwelsch)
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Schriftsprachen
• mündlich (gesprochene Sprache) und schriftlich (geschriebene Sprache) realisiert
(ca. 1/3 aller Sprachen der Welt)
• sie verfügen oft über eine standardisierte Varietät (Standardsprache)
Schriftlose Sprachen
• ausschließlich mündlich realisiert (Sprache ohne geschriebene Sprachform)
• Sprecher → Analphabeten
• z. B. Tshangla (Bhutan)
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SPRACHWISSENSCHAFT
„eine wissenschaftliche Disziplin, deren Ziel es ist, Sprache und Sprechen unter allen
theoretisch und praktisch relevanten Aspekten zu beschreiben” (Bußmann 2008)
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vergleichende Sprachwissenschaft
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?
1. Was ist Linguistik? Worauf weist sozio- hin?
2. Welche Eigenschaften bzw. Dimensionen der Sprache sind von Bedeutung für die
Soziolinguistik?
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DIE DEUTSCHE STANDARDSPRACHE:
ASPEKTE IHRER ENTSTEHUNG
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• 1. Etappe: zurückführbar auf Karl den Großen; nach 800 entstand eine karlingische
Hofsprache; Basis → das Mainfränkische
• 2. Etappe: das Mittelhochdeutsch im 12. und 13. Jhd., aufgebaut auf der karlingischen
Hofsprache; Basis → im Südwesten
• 3. Etappe: das 14. Jhd.; Prag als Basis (es vermittelt zwischen Mittel- und Süddeutschland);
zwei Veränderungen → die mitteldt. Monophthongierung und die süddt. Diphthongierung
• 4. Etappe: das 15. Jhd. und 16. Jhd.; wechselseitiger Einfluss von Prag und dem
habsburgischen Wien
• 5. Etappe: Martin Luthers Bibelübersetzung auf der Grundlage der sächsischen Kanzlei
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2. Erklärungsmodell:
→ formuliert in den 80er Jahren des 19. Jhds. von Konrad Burdach
→ die Wiege der nhd. Schri sprache → in Prag am Hofe und in der Kanzlei Karls IV
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3. Erklärungsmodell:
→ die Ursprünge der Entstehung einer einheitlichen Schri sprache im 11.–13. Jhd.,
zur Zeit der Kolonisierung von Obersachsen und Schlesien
→ Ausgleichssprache wurde entwickelt (für Sprecher aus Norden, Westen und Süden)
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→ Ende des 18. Jhds. → im Niederdeutschen orientierte man sich beim Sprechen am
geschriebenen Wort
→ das 19. Jhd. → auf den Bühnen Deutschlands eine relativ einheitliche Aussprache
(Mustersprache, Sprache der Schauspieler)
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1. Die Sprache der Hanse war die Verkehrssprache des Städtebundes von
Norddeutschland und Nordeuropa hauptsächlich:
2. Laut Burdach ist ……… als Basis der neuhochdeutschen Schriftsprache anzusehen.
9
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a. der Aussprache
b. der Dialekte
c. der Schrift
4. Laut Theodor Frings’ Modell gehen die Ursprünge der Entstehung einer
einheitlichen deutschen Sprache auf:
a. das 11.-13. Jahrhundert und die Zeit der Kolonisierung von Bayern und Thüringen.
b. das 11.-13. Jahrhundert und die Zeit der Kolonisierung von Oberschlesien.
c. das kaiserliche Prag um 1350.
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a. 1898 fand eine Tagung bezüglich einer einheitlichen Aussprachenorm statt, deren
Resultat „Deutsche Bühnenaussprache” war, die leider keinen Zugang in den Alltag
fand.
b. Über eine relativ einheitliche überregionale deutsche Aussprache kann man erst
im 18. Jahrhundert sprechen.
c. 1912 verfasste Wilhelm Viëtor das „mustergültig gearbeitete Deutsche
Aussprachewörterbuch“, das sich aber nicht durchsetzen konnte.
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Mutter-Tochter-Dialog , ein Textbeispiel (Schlobinski 1993: 17)
Mama“, sagt sie, „easy, easy, ich hab jetzt keinen Bock auf Aufräumen, wo der
Planet wie irre sticht.“
Ich sage: „Was denn für einen Bock, was für einen Planet, wer sticht denn?
Kannst du deiner Mutter erklären, was das heißt?“
„Ja, mein Gott“, sagt sie, „du bist vielleicht schrill heute, immer hast du die
alten Kleber drauf. Ist das nicht vielleicht ein schöner Sonnenschein und da soll
ich noch in dem Zimmer rumwurschteln, da hab ich kein Bock drauf und
fertig.“
Ich sage: „Gut. Wenn dir das zu schönes Wetter ist, das verstehe ich. Dann
lässt du es und machst es heute Abend, wenn es dunkel ist.“
„Nee“, sagt sie, „heute Abend drück ich ja mit Bobby in die City.“
„Was machst du?“ sage ich, „In der Stadt rumstehen und knutschen?“
„Aber drücken sagen die für ‘gehen’.“
Krass, Alder! War isch gestern Stadt, Alder, weisstu. Mit Kumpeln. Alder, dem
stand vor Kaufhaus obern krasse Mottenbaik. Wollt isch abrippen, Alder, abern
kam dem Arschloch von Fahrrade. Hab isch denn gesagt: „Alder, dem Fahrrade
is obern krassn, isch geb swei Hunnis, Alder! […]
SOZIALE VARIETÄTEN
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Hammarström (1967)
↓
Die Hauptfunktion soziolektaler Merkmale besteht darin, die betreffenden
Gruppen von Menschen gegeneinander abzugrenzen und gleichzeitig die
Mitglieder jeder einzelnen Gruppe fester zusammenzuknüpfen
SOZIOLEKTE ↓
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• Phonetische Altersmarker
• Sprechrate
• Lexikalische Marker:
- Fossilisierungen
- keine Innovationen
- nachlassendes Wortgedächtnis
- Steigerungspartikel
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• Themenwahl
- ausgeprägter Selbstbezug
- Vergangenheitsorientierung
- Erwähnung des eigenen Alters oder Rede von verschiedenen Altersgruppen
- Phänomene wie Krankheiten, Schwächen, Tod
- Positive Bewertung des Erlebten
- Verdrängung des Negativen
- Schwelgen in Erinnerungen
• Gesprächsverhalten
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→ entsteht durch Altersdefekte und durch das Bedürfnis nach sozialer Nähe
→ posi ves Gesprächsverhalten: „[Sie geben sich sehr viel Mühe], ihrem Gegenüber
nicht nur gut zuzuhören, sondern diesem auch Verständnis zu signalisieren“ (Sachweh 2001:
146)
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