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Inhaltsverzeichnis:
1. Inhaltsverzeichnis:.............................................................................................4
2. Einleitung..........................................................................................................5
3. Dialekt...............................................................................................................7
3.1. Dialekt als Realität des Lebens in deutschsprachigen Ländern........................8
3.2. Einteilung der deutschen Dialekte, bzw. Mundarten......................................13
4. Wiener Mundart heute und was man wissen muss, um die Wiener Mundart zu
verstehen..................................................................................................................16
4.1. Wie die Laute richtig aushören.......................................................................16
4.2. Das wichtigste für die Praxis über die Morphologie der Wiener Mundart.....21
4.3. Kurz zur Satzlehre...........................................................................................26
5. Wörterbuch......................................................................................................28
6. Texte im Wiener Dialekt mit Übersetzungen..................................................35
7. Schlusswort.....................................................................................................48
8. Literatur- und Quellenverzeichnis...................................................................49
8.1. Primäre Quellen:..............................................................................................49
8.2. Sekundäre Quellen:.........................................................................................49
8.3. Anlagen...........................................................................................................50
9. Begleitungswort des Autors............................................................................51
10. Anotace v angličtině...................................................................................53

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2. Einleitung

Der Mensch existiert länger als einige Millionen Jahre und die Sprache ist mit den
Menschen sehr eng verbunden. Zunächst existierte nur die gesprochene Sprache, erst
seit fünf bis sechstausend Jahren hat sich auch die schriftliche Form entwickelt und
verbreitet. Anfangs vollzog sich dies nur langsam, später nach der Erfindung der
Druckmaschine nahm ihre Verbreitung rapide zu. Nach heutigem Stand beherrscht jeder
von uns beide Formen. Aber trotz der langen Entwicklungsdauer der schriftlichen Form
steht uns die gesprochene Form näher. Das Geschriebene ist im Allgemeinen weniger
persönlich, sehr oft offiziell oder kalt und natürlich wird es nie eine so frequente
Verwendung und Wichtigkeit erreichen wie das Gesprochene. Und dies, obwohl wir
heute in der elektronischen Form unvergleichbar mehr schriftliche Informationen haben,
als ein Mensch in seinem ganzen Leben aussprechen kann und sogar mehr, als man
sich überhaupt vorstellen kann. Die gesprochene Form, wie allgemein bekannt ist, ist
nicht einheitlich. In allen modernen Sprachen unterscheiden wir in der Regel die
Hochsprache, die Umgangsprache, den Dialekt und die Mundart. Die zwei
letztgenannten Bezeichnungen werden zwar synonym gebraucht, man kann aber auch
sagen, dass wir unter dem Ausdruck Dialekt oft eine Gruppe von mehreren, nahe
beieinander liegenden Mundarten verstehen, also eine generelle Variante, die
charakteristische sprachliche Gemeinsamkeiten hat. In dieser Arbeit gehe ich davon aus,
dass es sich in erster Linie um Synonyme handelt. Es ist weiterhin bekannt, dass die
Umgangssprache sich aus dem Dialekt / aus Dialekten entwickelt hat. Im Prinzip
können wir sagen, dass mehrere Gebiete sich schrittweise auf gewisse Sprachregeln und
einen gewissen Wortschatz geeinigt haben, so dass die Verständigung innerhalb eines
größeren Gebietes möglich war. Eine große Rolle spielte dabei der Handel, zunehmend
engere Kontakte zwischen den Menschen und nicht zuletzt auch der Buchdruck. Die
Tendenz zu einer Unifikation führte später, und wir können auch sagen, dass dies im
Prinzip besonders aus politischen Gründen geschah, zu weiteren Einigungen und später
zur Annerkennung einer gemeinsame Sprache, die wir heute Standardsprache oder
Hochsprache nennen. Die Umgangsprache oder Mundart lernen wir von klein auf, in
natürlicher Form im Rahmen der Familie, leicht und von selbst. Die Standartsprache
lernen wir überwiegend in der Schule, und später müssen wir immer unsere Kenntnisse
durch Lektüre oder ständiges Studium erneuen. Umgangssprache, Mundart oder Dialekt

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ist also die ursprüngliche, natürliche Sprachform der zwischenmenschlichen
Kommunikation. Aus diesem sehr wichtigen Grund habe ich das Thema „Wiener
Mundart“ für meine Bakkalaureatsarbeit ausgewählt.
Gleich am Anfang möchte ich die Tschechische Republik mit den deutsprachigen
Ländern bezüglich der Dialektproblematik vergleichen. Danach werde ich
selbstverständlich eine kurze Übersicht über die deutschen Mundarten aus der
Fachliteratur präsentieren. Dann möchte ich den Leser mit der Wiener Mundart auf der
Grundlage eigener Erfahrungen bekannt machen. Mit Hilfe der Fachliteratur werde ich
auf die wichtigsten Abweichungen von der Standartsprache hinweisen. In erster Linie
wird hier von Phonetik, gleich danach von Morphologie und schließlich sehr kurz von
Syntax die Rede sein. Auf der Basis einer Auswahl von am häufigsten benutzten
Ausdrücken der Wiener Mundart werde ich den Wortschatz präsentieren. Es ist sehr von
Vorteil, theoretische Annahmen sofort anhand praktischer Beispiele zu illustrieren.
Hierfür habe ich einige Texte in der Wiener Mundart und parallel ihre Übersetzungen
vorbereitet. Die Texte sind absichtlich aus verschiedenen Bereichen entnommen. Meine
Arbeit kann für alle, die sich für die deutsche Sprache interessieren, einen
Erkenntnisgewinn bringen. Besonders interessant kann diese Arbeit z. B. für die
Studenten sein, die im Raum der Stadt Wien als au pair arbeiten wollen, aber auch für
Techniker, die häufig Telefongespräche führen und dabei auf die Problematik des
Dialektes stoßen, für Arbeitnehmer in Firmen, die ihren Sitz in der Tschechischen
Republik haben und in deren Firmenführung Österreicher beschäftigt sind, in jedem
Falle auch für die, die als Gastarbeiter / als Handwerker oder Hilfsarbeiter/ in Wien und
Umgebung arbeiten wollen, und natürlich auch für alle, die mehr über die deutsche
Sprache wissen wollen.

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3. Dialekt

Die Definition des Begriffs Dialekt/Mundart stellt sich als eines der Hauptprobleme
der Mundartforschung heraus. Es gibt viele verschiedene und gute Definitionen. Eine
prägnante kann man zum Beispiel auch im Duden1/ finden:
-Dialekt ist: a/ Mundart; Gruppe von Mundarten mit gewissen sprachlichen Gemein-
samkeiten
b/ regionale Variante einer Sprache.
-Mundart (für Dialekt) ist: innerhalb einer Sprachgemeinschaft auf ein enges Gebiet
beschränktes, von der Hochsprache in verschiedener Hinsicht abweichende,
ursprüngliche, meist nur gesprochene Sprache, Dialekt.
Im Zusammenhang mit dem Thema Dialekt treffen wir oft auch auf die Begriffe
Soziolekt2/ und Slang.2/ Aus diesem Grund wäre es sicher von Vorteil, diese zwei
Ausdrücke genauer zu beschreiben. Der Soziolekt ist ein im Kontrast zum Dialekt
entstandener Begriff, der zur Bezeichnung einer Sprachvarietät dient, die für eine sozial
definierte Gruppe kennzeichnend ist. Soziolekte sind ein Abbild gesellschaftlicher
Strukturen (Hierarchien) und Gebrauchspraktiken. Standardsprachliche Soziolekte wie
zum Beispiel Hochdeutsch genießen einen hohen gesellschaftlichen Status, werden vor
allem in formellen öffentlichen Domänen gebraucht und zeigen kaum
regionalsprachliche, also dialektale Einflüsse. Hingegen werden nicht-
standardsprachliche Soziolekte wie zum Beispiel der Berliner Stadtdialekt in
bestimmten Regionen verwendet.
Der Slang ist eine lässig gebrauchte, saloppe Umgangssprache mit ausgeprägten
sozialen und regionalen Varianten, die durch neuartige Verwendungen des vorhandenen
Vokabulars sowie neue Wortbildungen gekennzeichnet ist. Slang gilt als Versuch, die
alltägliche Sprachtradition zu lockern, tritt in allen Sprachen auf und zeigt sich als
witzig-ironische, bewusst komische Verdrehung der Sprachsitte. Der Slang ist
gruppenspezifisch und fällt durch einen expressiven Wortschatz und eine gewollt
burschikose, legere bis ins derbe reichende Wortwahl auf. In diesem unterkühlten
Sprachgebrauch meist großstädtischer Jugend werden die Themen Geld, Mädchen,

1/
DUDEN – Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim – Leipzig – Wien – Zürich: Dudenverlag, 5.
Auflage. ISBN 3-411-05505-7
2/
Quelle: www.lexikologie.de

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Sexualität, Musik, Polizei, Angst, Drogen und Tod mit besonderer Metaphorik
versehen.1/

3.1. Dialekt als Realität des Lebens in deutschsprachigen


Ländern

In der Tschechischen Republik ist es ganz normal – jeder rechnet damit –dass wir
uns alle problemlos verstehen. Erstens: Der Anteil der Nationalminderheiten ist niedrig.
In der unmittelbaren Vergangenheit existierte hier nur eine größere Gruppe, die sich aus
kurzfristig in der Tschechischen Republik weilenden Gastarbeitern aus der Ukraine und
natürlich auch aus Vietnamesen zusammensetzte. Andere kleinere Minderheiten, die
hier schon lange leben, sprechen gut tschechisch. Deutliche Differenzen auf Basis der
Dialekte kennen wir heute praktisch auch nicht. Wir wissen zwar, dass im Allgemeinen
ein Tschechischer und ein Mährischer Dialekt existieren, es lässt sich weiterhin noch die
Ostrauer Mundart und die Mährisch-Slowakische Mundart unterscheiden. Hierin
erschöpft sich jedoch Bedeutung von Mundarten für die Tschechische Republik.
Ergänzt werden kann außerdem, dass die Unterschiede heute minimal sind, sie bestehen
vor allem im Akzent und der Intonation / Ostrauer Mundart/, teilweise in dem
Vokalwechsel / bei Verben /. Beispiel: mouka x múka, jsem x su, musím x mosím 2/.Die
Unterschiede im Wortschatz sind nicht groß, d. h. von keinem großen Ausmaß. Es sind
etwa einige hundert Wörter, sicher nicht Zehntausende. Die junge Generation verwendet
diesen Dialekt nicht. Diese Entwicklung hat auch ihre Gründe. In der Zeit der
kommunistischen Herrschaft wurde alles künstlich vereinheitlicht. Damals durften keine
freien Vereine existieren, egal auf welcher Basis, seien es literarische, kulturelle,
theatralische, musikalische oder andere Verbindungen. Es wurde damals alles zentral
geregelt und die Richtlinie war: alles, was nicht mit der offiziellen Kultur im Einklang
war, wurde bestraft, vernichtet und verfolgt. Im besten Fall, wenn etwas nicht direkt
verfolgt wurde, ließen die damaligen Machthaber es wenigstens so schnell wie möglich
aussterben. Genauso wie alle Handwerker verschwanden, verschwanden auch alle
kleineren oder größeren Organisationen, die sich um die Pflege der ursprünglichen
Kultur bemühten. Alles, was nur im kleinsten ein Symbol gewisser Selbständigkeit trug,
wurde früher oder später verboten. In den öffentlichen Medien / Rundfunk,

1/
Quelle: www.lexikologie.de
2/
BĚLIČ, JAROMÍR (1981): Přehled nářečí českého jazyka. Univerzita Karlova. Katedra českého a
slovenského jazyka.

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Fernsehen /wurde nur hochsprachlich gesprochen. Die Dialekte blieben am längsten nur
in den entlegenen Gebieten, aber in allgemeinem nicht länger als bis in die sechziger
oder siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten. Ausnahmen gibt es noch, aber es
handelt sich ausschließlich um kleine Dörfer und ihre älteste Bewohner. Bei den
Dialekten handelte sich nur um gesprochene Sprache. In der geschriebenen Form
entwickelte sich in den letzten 50 Jahren überhaupt nichts. Als einzige Ausnahme
existieren nur zwei kleine Büchelchen von Zdeněk Galuška mit witzigen
Erzählungen /Slovácko sa súdí und Slovácko sa nesúdí /. Jetzt nach der Wende nahm
die Rolle der Dialektreste weiter ab. Auch in Nordmähren und Südostmähren, wo Reste
von Dialekte länger als in anderen Regionen spürbar waren, verändern sich diese
Halbmundarten schrittweise zur Umgangssprache. Die Umgangssprache weicht
allerdings nicht deutlich von der Hochsprache ab. Wir nennen sie auf Tschechisch
„obecná čeština“.Zur Vereinigung der Sprache hat sicher vor der Wende auch die
Wehrpflicht beigetragen, die Soldaten wurden absichtlich aus politisch-militärischen
Gründen weit von ihrem Wohnort eingezogen und so wurden die Menschen aus
abgelegenen Territorien auch sprachlich beeinflusst. Zum Schluss läßt sich
zusammenfassend sagen, dass heute in allen Gebieten der Tschechische Republik eine
Umgangssprache gesprochen wird, ihre Abweichungen sind regional nur unwesentlich.
Die Umgangsprache hören wir heute in Familien, unter Freunden und Kollegen, auf
dem Arbeitsplatz, aber sehr oft auch im Fernsehen oder Rundfunk. Dadurch gibt es
auch keine Verständigungsprobleme.

In dem deutschsprachigen Raum ist die Situation aber ganz anderes, denn dort
spielen Dialekte immer noch eine sehr wichtige Rolle. Es gibt viele Regionen, in denen
wird Dialekt nicht nur zu Hause sondern auch am Arbeitsplatz gesprochen. Das ist
typisch zum Beispiel für die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Saarland und
Reinland-Pfalz in Deutschland, oder in Tirol oder dem Burgenland in Österreich.
Menschen, die dort aufgewachsen sind, sprechen diese Dialekte in jeden Fall und selbst
wenn sie sich bemühen, Hochdeutsch zu sprechen, kann man an ihrer Phonetik und
Intonation erkennen, aus welchem Gebiet sie stammen. Die Dialekte sind noch so
erhalten und lebendig, dass im Rahmen eines Dialektes es ganz normal ist, dass
zwischen zwei Nachbardörfern Unterschiede in Teilen des dortigen Dialektes
bemerkbar sind. Man kann auch behaupten, dass Leute, die aus den abgelegenen
Regionen kommen, sich gegenseitig nicht immer verstehen. Sie haben oft erhebliche
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Probleme mit der Verständigung. So verhält es sich selbst wenn wir die Dialekte nur in
Deutschland beobachten. Die Verständigung zwischen niederdeutschen und
niederösterreichischen Gebieten ist zum Beispiel noch schwieriger. Personen aus diesen
Gebieten verstehen sich normalerweise kaum, wenn sie nicht über eine hohe Bildung
verfügen.1/ Ein Hilfsarbeiter aus Berlin hat in Wien manchmal wesentlich größere
Sprachprobleme als ein Student aus Brno /Brünn/, der nur das Abitur im Fach deutsche
Sprache abgelegt hat.2/ Auch in der Schweiz spielen Dialekte eine sehr bedeutende
Rolle. Es gibt sogar Gebiete, wo Dialekt als Unterrichtssprache in Primarschulen üblich
ist. Die Unterschiede zwischen den Dialekten in Deutschland und in der Schweiz sind
sehr groß. Aus diesem Grund werden Sprecher des Schwyzerdeutschen im BRD-
Fernsehen synchronisiert, denn viele, gerade Norddeutsche, würden es wohl kaum
verstehen.1/ So etwas ist zum Vergleich im Fall der tschechischen Sprache und
slowakischen Sprache nicht notwendig, obzwar es sich nicht um verschiedene Dialekte
sondern um verschiedene Sprachen handelt.
Im deutschen Sprachraum gibt es natürlich aber auch Gebiete, wo sich die Mund-
arten allmählich zum Halbmundarten oder sogar zum Hochdeutschen hin verändern.
Und diese Tendenzen werden immer stärker. Das ist typisch für Nord-deutschland,
Obersachsen, das Ruhrgebiet und für mehrere kleinere Gebiete, aber auch für den
Großraum Berlin. Es sind auch sehr oft große Unterschiede zwischen dem Land und
zwischen den Großstädten festzustellen. Auf dem Lande existieren Gebiete, in denen
der Dialekt als alltägliche Umgangssprache aller Generationen vorherrscht, in den
Großstädten spricht die jüngste Generation sehr oft schon keinen Dialekt mehr. Sie
spricht eine Umgangsprache, die zwar oft regionale Einsprengsel des jeweiligen
Dialekts hat, aber sonst weicht sie nicht deutlich von der Hochsprache ab. In den
Städten sterben die Dialekte auch schneller durch die zahlreichen überregionalen und in
letzter Zeit auch internationalen Einflüsse aus. Sehr interessant ist aber die Tatsache,
dass in Deutschland hochgebildete Leute sehr oft „zweisprachig“ sind. Das heißt, sie
sprechen zu Hause und unter Freunden Dialekt, aber an Universitäten, in Firmen und
natürlich auch in den Medien sprechen sie hingegen ausschließlich perfektes
Hochdeutsch.1/ Allerdings sterben Personen dieser Art aus, da gerade in der jüngeren
Generation immer weniger Menschen Dialekt sprechen, sie wechseln nur zwischen
einer Art Umgangssprache und der Hochsprache. Interessanterweise ist es aber gerade

1/
Informationen aus der Privatkorrespondenz.
2/
Eigene Erfahrung.

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in Bayern und Baden-Württemberg, zwei Bundesländer, die sehr viel Wert auf ihre
regionale Eigenständigkeit legen, überhaupt nicht verpönt, auch an der Universität, in
der Politik etc. bayrisch zu sprechen. Im Gegenteil: ein Politiker in Bayern, der nicht
bayrisch spricht, hat keine Chance, gewählt zu werden. Es ist selbstverständlich, dass er
auch perfekt Hochdeutsch sprechen kann. Wirklich hochsprachlich zu sprechen ist
Personen mit einer guten Ausbildung vorbehalten. Leichter haben es natürlich Personen
aus dem Raum Hannover – Göttingen, denn das dortige Deutsch bildet in großen Teilen
die Basis deutscher Standardsprache. Menschen mit einer schlechten Ausbildung
sprechen vor allem den Soziolekt der jeweiligen Gruppe (mit dialektalen
Einsprengeseln). In den Schulen in Deutschland ist nur die Hochsprache vorgesehen.
Das gilt auch für die Grundschulen, hier üben allerdings die Lehrer meist noch
Nachsicht und lassen die Kinder Dialekt sprechen. Wenn die Kinder zum Beispiel später
ein Gymnasium besuchen wollen, müssen sie auf ein Studium vorbereitet werden. 1/ Die
Lehrer bemühen sich daher, den Kindern den Dialekt abzugewöhnen.
Wie ich schon oben geschrieben habe, spielen in Österreich die Dialekte auch eine
sehr wichtige Rolle. Wenn wir es mit Deutschland vergleichen, ergeben sich
diesbezüglich gewisse Unterschiede. Die Dialekte sind zwar sehr ausgeprägt, aber der
Übergang zwischen dem Dialekt und der Standardsprache ist oft nicht so stark. Wenn
sich zwei Sprecher aus verschiedenen Dialektregionen treffen, spricht gewöhnlich nicht
jeder seinen Dialekt, auch nicht die Hochsprache, sondern meist eine Umgangssprache,
die über einen ausreichenden, beiden Sprechern gemeinsamen Wortschatz verfügt. Eine
sehr große Rolle spielen hierbei auch die Medien, wie Presse, Fernsehen und Rundfunk
und auch die Sprache der Verwaltung, deren Sprache konsequent einheitlich ist.
Andererseits gibt es hier nicht so viele Großstädte wie in Deutschland, die Wirkung der
Städte ist also nicht so stark und auf dem Land sind die Dialekte noch stark ausgeprägt,
für einen Ausländer daher schwer verständlich.
Wien ist ein besonderes Kapitel. Die Stadt Wien hat eine eigene sehr alte Mundart.
Dr. Hans Schikola schreibt in seinem Buch Sprachlehre der Wiener Mundart über diese
Mundart:2/ „In Wirklichkeit ist kein Grund dazu da, sich der Mundart zu schämen, das
Gegenteil wäre am Platz, wir haben alle Ursache, vor ihre Ehrfurcht zu haben. Sie steht
sozusagen vor uns da wie ein Bauwerk aus dem Mittelalter. (…) Wiener Mundart hat

1/
Informationen aus der Privatkorrespondenz.
2/
SCHUSTER, MAURIZ – SCHIKOLA, HANS (1984): Sprachlehre der Wiener Mundart. Wien:
Österreichischer Bundesverlag. ISBN 3-215-05241-5, S. 8.

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sowohl in der Aussprache der Laute als auch in den Wörtern, die sie besitzt, vielfach
einen Zustand unverändert bewahrt, wie er um 1300 allgemein bestand. Leider stimmt
das heute nicht mehr ganz, weil sie in den letzten dreißig bis vierzig Jahren / das Buch
ist aus dem Jahre 1984/ eine Reihe von Veränderungen in der Aussprache mitgemacht
hat. Aber auch jetzt besitzen wir genügend Sprachgut, auf das wir ebenso stolz sein
können wie der Bauer, der in seinem Haus schöne alte Möbel oder Hausgeräte aus dem
Mittelalter besitzt. Überdies hat die Wiener Mundart seit ungefähr 1200 die übrigen
Dialekte Österreichs ungemein stark beeinflusst, so stark, dass wir auch von dieser Seite
her auf sie stolz sein dürfen und guten Grund haben, wenn wir mit ihr beschäftigen“.
Ein Unterschied zwischen Wien und den deutschen Städten besteht darin, dass viele
hochgebildete Wiener sich schämen Dialekt zu sprechen. Aus dem Grund sind nur sehr
wenig Wiener wirklich „zweisprachig“. Das schließt natürlich nicht aus, das sie die
Mundart passiv verstehen. Es bleibt die sehr seltene Ausnahme, dass jemand aus der
„obere Schicht“ ab und zu Dialekt spricht, wie zum Beispiel der Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer.
Die beiden Sprachen (Hochsprache und Mundart ) spielen heute vor allem eine
soziale Rolle. Die „untere Schicht“ der städtischen Gesellschaft spricht Dialekt. Es
handelt sich ungefähr um ca. 10, maximal 15 %. Diese Schicht spricht Wiener Dialekt
ganz natürlich zu Hause, viele auch in der Arbeit, nur, und das ist gerade die Ausnahme,
dort, wo sie mit den Kunden in ständigem Kontakt sind, zum Beispiel als Verkäufer,
sprechen sie üblicherweise Hochdeutsch oder zumindest eine dem Hochdeutschen sehr
nahe Umgangssprache. Nur die ältere Generation von Verkäufern unterscheidet
zwischen Kunden mit Rücksicht auf ihre Sprachgewohnheiten und spricht dann mit
manchen älteren Kunden noch Dialekt. Im offiziellen Kontakt, besonders wenn sich um
ein erstes Treffen handelt, hören wir da Dialekt selten. Direkt auf ihren Dialekt
angesprochen antworten manche Wiener: Dialekt spreche ich nicht, es ist mir
unangenehm. Die Antwort ist oft mit einem Unterton verbunden: Was denken Sie, ich
bin aus einer höheren Schicht. In Wirklichkeit sprechen noch viele Leuten Dialekt.
Wenn man die Sprecher auf der Straße, in Cafes, Restaurants beobachtet, hört man noch
oft Dialekt und kann auch feststellen, dass es wirklich eine Schicht gibt, also nicht nur
einzelne Personen, die ausschließlich Dialekt spricht. Eine sehr gequälte Form von
Dialekt sprechen auch fast alle Minderheiten, die sich in Wien in den letzten
Jahrzehnten versammelt haben, besonders Flüchtlinge aus dem ehemaligen
Jugoslawien, auch manche Türken und Albaner. Ihre Sprache ist für andere
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deutsprachige Ausländer kaum verständlich. Es sind nämlich Leute, die in den ersten
Jahren nach ihrer Ankunft nach Österreich nur Kontakt mit der Schicht der
Dialektsprecher hatten. Gleichzeitig haben sie aus ihrer Heimat keine Grundkenntnisse
der deutschen Sprache mitgebracht. Die sehr alte Wiener Mundart hat natürlich auch
stark die umliegenden Gebiete dauerhaft beeinflusst. Menschen, die Wienerisch
verstehen, verstehen auch natürlich leichter die in der Umgebung vorherrschenden
Dialekte.

3.2. Einteilung der deutschen Dialekte, bzw. Mundarten

Die deutschen Mundarten teilen wir in zahlreiche Gruppen auf 1/. Die zwei
wichtigsten sind Hochdeutsch und Niederdeutsch .Hochdeutsch hat noch zwei
Untergruppen: Mitteldeutsch und Oberdeutsch.
Eine Bemerkung: Der Ausdruck Hochdeutsch hat zweifache Bedeutung. Außer der
Mundart bezeichnet er auch die Standardsprache / das ist ein großer Unterschied /.
Niederdeutsch ist eine große Mundartgruppe, die man in Norddeutschland spricht. Diese
Gruppe hat zwei Äste: Westniederdeutsch und Ostniederdeutsch. Zum
Ostniederdeutschen gehört Brandenburgisch-Märkisch / Berlin und Umgebung /,
Mecklenburgisch-Vorpommerisch / Rostock, Stralsund /. Zum Westniederdeutschen
gehört Nordniedersächsisch / Bremen, Hamburg /, Schleswigisch-Holsteinisch / Stadt
Kiel und Umgebung /, Westfälisch / Münster, Essen /, Ostfälisch / Hannover /,
Niederfränkisch / in der Nähe der niederländischen Grenze /.Ähnlich sind dann die
niederländisch-holländischen Mundarten und Flämisch, die sich in den Niederlanden
verbreiten.
Mitteldeutsch ist eine große Mundartgruppe, die südlich des Niederdeutschen
verbreitet ist. Mitteldeutsch hat auch zwei Äste: Westmitteldeutsch und
Ostmitteldeutsch. Zum Westmitteldeutsch gehört Ripuanisch / Köln /, Moselfränkisch /
Moseltal /, Rheinfränkisch-Pfälzisch / Kaiserlauten /, Hessisch / Frankfurt am
Main /.Zum Ostmitteldeutsch gehört Thüringisch / im Gebiet Erfurt – Eisenach / und
Obersächsisch / Leipzig und Umgebung /.
Die Oberdeutschgruppe ist in Süddeutschland, Österreich und in den deutschspra-
chigen Gebieten der Schweiz verbreitet. Oberdeutsch teilt sich auf in Oberfränkisch,

1/
RUDOLF BAUMBACH (2001): Einführung in die Dialektologie der deutschsprachigen Länder.
Olomouc: Univerzita Palackého v Olomouci, S. 15 ff.

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Bairisch und Alemannisch. Zum Oberfränkischen gehört Südfränkisch / nordwestlich
von Baden-Württemberg / und Ostfränkisch / Darmstadt, Würzburg /. Zum Bairischen
gehört Nordbairisch / Mundart der Oberpfalz /, Mittelbairisch / Oberbayern, Nieder-
bayern, Oberösterreich, Niederösterreich / und Südbairisch / Tirol, Kärnten und die
Steiermark in Österreich und einige Gebiete in Norditalien, z.B. Bozen und
Umgebung /. Zum Alemannischen gehört Schwäbisch / Stuttgart /, Niederalemannisch /
das Gebiet in der Nähe der Schweiz, nördliche Schweiz, Vorarlberg in Österreich/ und
Hochalemannisch / Zürich /.Einige Quellen entscheiden noch Hochalemannisch und
Höchstalemannisch.
Das ist nur eine kurzgefasste Übersicht. Alle hier angegebenen Mundarten gliedern
sich noch weiter auf. Es existiert auch keine scharfe Grenze in dem Raum der
Verbreitung. Es gibt auch einzelne Dörfer, die eigene Varianten haben.
Weitere und genauere Informationen kann der Leser z.B. auf der Adresse
http://web.uni-marburg.de/sprache/ finden. Hier befinden sich genaue Karten mit der
Verbreitung der Mundarten, nach weiterem Anklicken ist es außerdem möglich, einen
Beispielsatz zu hören.
Jede Mundart unterscheidet sich von der Hochsprache im lautlichen, lexikalischen
und grammatischen System. Die auffallendsten Merkmale sind in erster Linie die
lautlichen Unterschiede zwischen der Hochsprache und einzelnen Mundarten und
zwischen Mundarten untereinander. Eine große Rolle spielt hier besonders die
sogenannte Lautverschiebung. Die Lautverschiebung ist ein historischer Prozess, der die
Sprache stark beeinflusste. In der deutschen Sprache ist es zu mehreren
Lautverschiebungen gekommen. Charakteristisch ist, dass nicht alle
Lautverschiebungen alle Gebiete betroffen haben und manche wurden nur teilweise
realisiert. Aus unserer Sicht ist die althochdeutsche / sogenannte zweite /
Lautverschiebung wichtig.1/ Diese zweite Lautverschiebung hat sich grundsätzlich im
Oberdeutschen durchgesetzt, nur teilweise wurden die mitteldeutschen Dialekte erfasst
und das Niederdeutsche war überhaupt nicht betroffen. Die zweite Lautverschiebung ist
also der Faktor, der die Grenzen zwischen den drei wichtigsten Mundartgruppen zeigt:
Niederdeutsch, Mitteldeutsch, Oberdeutsch. Die zweite Lautverschiebung besteht darin,
dass die Laute p,t,k zu den Lauten f,z,h verschoben wurden. In dem Material von Rudolf
Baumbach, Einführung in die Dialektologie der deutschsprachigen Länder, können wir

1/
BAUMBACH, RUDOLF (2001): Einführung in die Dialektologie der deutschsprachigen Länder.
Olomouc: Univerzita Palackého v Olomouci. S 19.

14
folgende Beispiele finden:1/ opan.....offan (=offen), up.....uf (= auf), etan......ezzan (=
essen), watar.....wazzar (= Wasser), makon....mahhon (= machen), ik......ih (= ich) . Wie
oben erwähnt wurde, ist das Niederdeutsche von der zweiten Lautverschiebung nicht
betroffen, man kann also sagen, die Grenze zwischen Oberdeutsch und Niederdeutsch
liegt - sehr vereinfacht - dort, wo sich die Aussprache des Verbs „machen“ ändert:
maken/machen. Diese Linie war schon in der Grammatik von Jacob Grimm
beschrieben.2/ Genauso kann man auch weitere Linien feststellen , wie z. B. die Linien
ik/ich, appel/apfel, pund/pfund und andere.3/ Verschiedene Linien laufen nicht nur
vertikal sondern oft auch horizontal und darum ist die Karte der Mundarten so bunt. Die
deutsche Mundartforschung umfasst heute ein umfangreiches Material. Es gibt viele
Materialien zum Lautstand, Wörterbücher für einzelne Mundarten, Grammatiken und
Sprachatlanten. Das wichtigste für eine schnelle Orientierung findet man in dem oben
genanntem Werk / Skriptum / von Rudolf Baumbach, welches in Bibliotheken leicht
und ohne hohe Kosten zugänglich ist.

1/
BAUMBACH, RUDOLF (2001): Einführung in die Dialektologie der deutschsprachigen Länder.
Olomouc: Univerzita Palackého v Olomouci, S.35ff.
2/
BAUMBACH, S.18.
3/
BAUMBACH, S.18.

15
4. Wiener Mundart heute und was man wissen muss,
um die Wiener Mundart zu verstehen
Die österreichischen Mundarten gehören, wie schon gesagt wurde, zur
Oberdeutschgruppe. Auf dem österreichischen Gebiet sind vier wichtige Untergruppen
angesiedelt: Mittelbairisch, Mittel/Südbairisch, Südbairisch und Alemannisch. Die
Hauptstadt Wien und das Bundesland Niederösterreich gehören zur mittelbairischen
Sprachgruppe. Eine Karte mit einer mundartlichen Gliederung Österreichs kann man z.
B. in der Publikation von Maria Hornung finden.1/ Die Wiener Mundart ist sehr alt.
Dazu schreibt Dr. Hans Schikola:2/ „Viele Leute in der Großstadt schämen sich,
Mundart zu sprechen.“ Und weiter: „Zahlreiche Personen führender Kreise müssen sehr
häufig, wie die mundartsprechenden Wiener sagen, „hochdeutsch“ sprechen. Ihnen
gegenüber kommen sich also die Leute, die in der Mundart sprechen, ungebildet vor,
und sie bemühen sich daher, ihre Sprache der Gebildeten anzugleichen. Dazu kommt
die Ansicht, die auch heute noch vielfach verbreitet ist, dass die Mundart nur eine
verunstaltete, verdorbene Schriftsprache sei. Wir werden später sehen, dass dies völlig
falsch ist. Die Mundarten waren sogar früher da als die Schriftsprache, denn diese ist
erst aus ihnen hervorgegangen.“(Ende des Zitats). Also wodurch unterscheidet sich
diese uralte Sprache, die wir noch oft in Wien hören können, vom „Hochdeutschen“?
Einige Unterschiede entdecken wir gleich und manche von ihnen sind für uns im
Verlaufe der Verständigung lösbar, andere bleiben uns länger verborgen, oder hindern
uns beim richtigen Verständnis. Das auffallendste ist natürlich die Wienere Aussprache.
Dadurch kommen wir zum nächsten Kapitel:

4.1. Wie die Laute richtig aushören.

Wenn wir die Mundart richtig hören wollen, ist es notwendig zu wissen, wie die
richtige Aussprache von einzelnen Lauten und Silben ist. Genauso wie ein tschechischer
Muttersprachler weiß, dass es in der tschechische Sprache kein Laut „ö“, „ü“ oder
Murmellaut e gibt, ist es notwendig zu wissen, dass in der Wiener Mundart viele Laute
existieren, die die „Hochsprache“ nicht kennt. Je länger man die Wiener Mundart
studiert, desto mehr merkt man, wie groß und breit diese Problematik ist. Für die

1/
HORNUNG, MARIA – ROITINGER, FRANZ (2000): Die österreichischen Mundarten. Eine
Einführung. Wien: öbv et hpt, 1. Auflage,S. 16.
2/
SCHUSTER, MAURIZ – SCHIKOLA, HANS (1984): Sprachlehre der Wiener Mundart. Wien:
Österreichischer Bundesverlag. ISBN 3-215-05241-5, S.7.

16
Angabe der Aussprache eignen sich mehrere Lautschriften. Eine heute sehr verbreitete
Lautschrift ist das Alphabet der International Phonetic Association (IPA), die
sogenannte Internationale Lautschrift. Diese hilft uns die Laute zu beschreiben, die sich
nicht in unserer eigenen Sprache befinden und die müssen wir also zunächst lernen. Die
Zeichnen der Internationalen Lautschrift sind in mehreren Publikationen erläutert,
empfehlenswert ist z. B.: Duden, Das Aussprachewörterbuch, Band 6, 5. Auflage. Hier
ist diese Lautschrift auf Seite10 zu finden. Damit ist die Problematik aber nicht völlig
gelöst, denn auch dieses Alphabet kann nicht alle Mundartlaute ganz genau beschreiben.
Aus diesem Grund existieren noch mehrere Alphabete, die sich bemühen das Problem
zu lösen. Sehr praktikabel ist z.B. die Theutonista-Lautschrift. Die Theutonista –
Lautschrift hat einen großen Vorteil: sie kann alle Feinheiten genau wiedergeben. Der
Nachteil: Man kann sie aus technischen Gründen nicht für das Schreiben von längeren
Texten verwenden. Sie ist zu kompliziert und nicht mit der Computertechnik
kompatibel. Sie ist gut verwendbar für Bemerkungen, die man manuell machen kann.
Jetzt zeige ich hier die wichtigsten Laute, die wir in der Wiener Mundart hören. Die
Auswahl habe ich aus der Übersicht von Dr. Maria Hornung /Wörterbuch der Wiener
Mundart/ übergenommen.1/

Laute: Beispiele:
Vokale:

a = das helles a Radl (Rad), Dam ( Daumen)


å = o ähnlicher a Laut Mån (Mann)
ä = überoffener e-Laut Ääs (Eis), nääch ( neu)
ę = offener e-Laut Dęp (Depp), bętn (beten)
e = geschlossener e-Laut Besn (Besen), Weda (Wetter)
i = ziemlich offener i-Laut bittn (bitten)
aber nicht gespannt
ọ = mitteloffener o-Laut Wọssa (Wasser)
aus a entstanden
o = geschlossener o-Laut Brod (Brot), Goid (Gold)
ö, = offenes, ungespanntes ö Gö,d (Geld), hö, (hell)

1/
HORNUNG – GRÜNER (2002): Wörterbuch der Wiener Mundart. Wien: ÖVP Pädagogischer Verlag,
2. Auflage. ISBN 3-209-03474-5, S. 19,20,21.

17
ö = geschlossenes, gespanntes ö schdöln (stellen), Hö (Hölle)
u = ziemlich offener u-Laut Bruckn (Brücke)
ei = ist ähnlich einem ei,ai,eu, Hei (Heu), Meis (Mäuse)
äu, die beste Aussprache ist ae
äu = ist ähnlich einem eu, äu, a+l, Bäu (Ball), Ältl (Geschmack des alten
ä+l oder au+l Weins)
au = zwischen dem schriftdeutschen Haus, Bau
au und ao
ia = Zweilaut, a ist abgeschwächt – Diab (Dieb), Biachchl ( Büchlein)
aus altem ie, üe entstanden
ęa=Zweilaut, der aus ia vor n, m ęam (ihm, ihn), Węan (Wien)
entstanden ist
ọa= Zweilaut, a+o1+vokalisiertes r Ọawad (Arbeit), họart (hart)
ọi = Zweilaut aus a+o1+l Wọid (Wald), Dsọi (Zahl)
ua = Zweilaut, a ist abgeschwächter guad (gud), gnua (genug)
Murmellaut

Konsonanten:

p = Starklaut; im Anlaut nicht Dep (Tepp)


gebräuchlich
t = Starklaut; im Anlaut nicht Lata (Leiter)
gebräuchlich
k = Starklaut; im Anlaut vor Khua (Kuh)
Vokal gebraucht
Im Inlaut oft als ck geschrieben Họckn (Hacke)
b = ist Zwischenlaut zwischen p und b; Bọch (Bach)
anlautend
d = ist Zwischenlaut zwischen t und d; dod (tot), Dotta (Dotter)
anlautend
g = ist Zwischenlaut zwischen g und k; guad (gud), gnodsn (untätig herumsitzen)
anlautend; unbehaucht
f = auch dort wo schriftsprachlich Fọda (Vater), Fogl (Vogel)
v geschrieben wird; lind
18
ff = Starklaut Bfeffa ( Pfeffer)
s = linder s-Laut Wossa (Wasser), Họs (Hase)
ch = linder ch-Laut neich (neu)
sch = linder sch-Laut Fisch (Fisch)
schsch = sch-Starklaut Fischsch (Fische)
bf = für den Lindlaut von pf gebraucht Khobf (Kopf)
pf, ppf = Starklaut pf Dopf ( Topf), Kheppf (Köpfe)
ds = linder z Laut Hoids (Holz)
ts(s) = Starklaut z sitssn (sitzen)
dsch = Lindlaut Bọdschn (Patschen)
tsch, tschsch = Starklaut glọtschschn (klatschen)
n = n; wird nur dann gesetzt, wo es Węan (Wien)
wirklich ausgesprochen wird;
Ist n aber geschwunden und hat
nur eine Nasalierung hinterlassen, Hån (Hahn), Mån (Mann)
wird es hochgestellt; das gilt oft schreibm (schreiben), Fọdn (Faden)
auch für b, d, l ,r schdö,ln (stehlen), Ręarn (Röhre)
l = l ; l hat im Wienirischen drei ver-
schiedene lautliche Ausprägungen:
1/ das flache l Lebm (Leben), Khilo (Kilo)
2/ hohe l Radla (Radler), Madl (Mädchen)
3/ das durch das Verschluss zwi- glọa (klar), Fogl (Vogel)
schen Mittelgaumen und
Zungenrücken gebildete l
Nach den Lauten p ,b ,m und f ist l im Für Häuptl (Salat) hört man Happi
Auslaut Wienirischen vokalisiert. oder Happe

Die Übersicht erweckt den Eindruck, dass das Verstehen unproblematisch ist. Das
Problem besteht aber darin, dass wir zwar das Wienerische sehr oft überall hören, aber
nur wenig Geschriebenes in dieser Mundart existiert. Die Mundart ist und war stets
nicht das Mittel zum Schreiben, sondern zum Sprechen. Aus diesem Grund stoßen wir
auf erste Probleme. Sehr oft wissen wienerische Muttersprachler selbst nicht, wie man
das oder das konkrete Mundartwort schreiben soll. Sie mussten es nie schreiben und

19
wissen es wirklich nicht.1/ Das zweite Problem besteht natürlich darin, dass außer
einigen Sprachwissenschaftlern, die Sprecher die oben eingeführten Lautschriften nicht
beherrschen. In der Literatur verwendet man also am häufigsten die übliche Lautschrift,
die man normalerweise für die Hochsprache verwendet. Also entspricht ein so
geschriebener Text nur ungefähr dem, was man mündlich aussprechen muss. Ein
Muttersprachler kennt die richtige Aussprache, denn er lernt sie von klein auf. Für
Nichtmuttersprachler ist es sehr schwer. Und so verläuft es wie in einem verzauberten
Ring: Wenn man die richtige Aussprache nicht kennt, ist es manchmal sehr schwierig,
einzelne Wörter richtig zu hören. Damit haben viele Probleme, so beispielsweise fast
alle Einwanderer (sehr oft aus Kroatien, Bosnien oder Türkei), die in Wien leben. Wenn
sie keine höhere Bildung haben und die ersten Jahre nur im Kontakt mit der niedrigen
sozialen Schicht waren, ist ihre Sprache, obzwar sie schon sehr lange in Wien leben, für
Deutsche aus anderen Gebieten absolut unverständlich. Wenn man in möglichst kurzer
Zeit die Wiener Mundart verstehen will, muss man zuerst die Hochsprache
entsprechend beherrschen. Dann ist es notwendig, ständig das Ausgesprochene mit dem
Hochdeutschen zu vergleichen und so die vorher einstudierten Regeln für die
Lautverschiebungen in der Mundart zu entdecken. Ohne gute Deutschkenntnisse kann
durchaus sehr oft passieren, das man etwas ganz anderes „versteht“ als was wirklich
gesagt wurde. Es ist auch deshalb kompliziert, weil z. B. einige Lokaladverbien in der
Mundart völlig anders klingen als in der Hochsprache und Gegenteiliges anzuzeigen
scheinen (das hochsprachliche „herab“/ sem dolů / lautet in der Mundart „owa“; wenn
man dies hört, dann denkt man natürlich: owa heißt wahrscheinlich o... oben? Aber
gerade das Gegenteil ist der Fall). Man muss also so viel wie möglich der restlichen
Wörter der Satzumgebung verstehen, damit man den Inhalt richtig begreift. Zum Glück
gibt es heute Bücher in der Mundart, denen eine CD beigelegt ist. So kann man den
Text lesen und gleichzeitig hören. Dies ist eine große Hilfe. Wenn man so einen Text,
der auf den ersten Blick unverständlich wirkt, gleichzeitig hört, ist die Verständigung
einfacher.

1/
Quelle: Eigene Gespräche mit österreichischen Freunden und Arbeitskollegen

20
4.2. Das wichtigste für die Praxis über die Morphologie der
Wiener Mundart

In der Morphologie gibt es auch viele Abweichungen von der Standardsprache. Für
die Verständigung ist es notwendig sich mit den wichtigsten bekannt zu machen. In
dieser Präsentation geht es um keine vollständige Übersicht, sondern nur um die
Abweichungen, die bei der Verständigung größere Probleme machen können.
Die konkreten Beispiele habe ich aus dem Buch von Hans Schikola „ Sprachlehre der
Wiener Mundart“ übergenommen.1/

1/ In der Mundart existieren ab und zu Abweichungen im Geschlecht der Hauptwörter.


Einige Beispiele: der Zwifi = die Zwiebel, der Schbids = die Spitze, der Butta = die
Butter, die Huasdn = der Husten, das Ekk = die Ecke, das Ze dl = der Zettel, das Månat =
der Monat, das Numero = die Nummer.....und viele andere. 2/ Die Zahl der
Geschlechtsabweichungen ist aber relativ niedrig.
2/ Wesentlich größere Probleme ergeben sich aus der Tatsache, dass bei der Aussprache
des Artikels oft andere Formen zu hören sind. Das Problem besteht darin, dass für den
Nichtmuttersprachler der Artikel sehr oft einen wichtigen Punkt darstellt, anhand
dessen er sich in der Sprache orientieren kann. In dem Fall, in dem er den Artikel nicht
richtig erfasst, kann er dann den ganzen Satz falsch verstehen.

Beugung des Artikels (links ist die Standardsprache, rechts ist die Wiener Mundart):3/

N G D A
der bestimmte
Artikel
männlich: der / da des / - dem / in den / in
weiblich: die / di, d der / - der / da die / di, d ( statt di oft nur d)
sächlich das / s des / - dem / in das / s
Mehrzahl: die / di, d der / - den / denan (in) die / di, d

1/
SCHUSTER, MAURIZ – SCHIKOLA, HANS (1984): Sprachlehre der Wiener Mundart. Wien:
Österreichischer Bundesverlag. ISBN 3-215-05241-5.
2/
Sprachlehre, S.102-105.
3/
Sprachlehre, S.108, 109.

21
der unbestimmte
Artikel
männlich: ein / a eines / - einem / an einen / an
weiblich: eine / a einer / - einer / ana eine / a
sächlich ein / a eines / - einem / an ein /a

3/ Bei der Beugung der Hauptwörter sind folgende Unterschiede zu bemerken:


Bei vielen männlichen Hauptwörtern gibt es in der Mehrzahl keinen Umlaut und außer
dem dritten Fall auch keine Endung. Einige Beispiele: der Gast / da Gọst, die Gäste / di
Gest; der Bruder / da Bruada, die Brüder / die Briada.1/
Die Hauptwörter, die auf –el endigen, fügen in der Mehrzahl ein n an: die Nägel / di
Negln; die Äpfel / die Epfin.2/
Die Hauptwörter, die in der Mehrzahl die Endung –er annehmen sehen so aus: Wälder /
Wö,da, Männer / Menna, Sträucher / Schdreichcha, Ränder / Renda.2/
Nur eine kleinere Gruppe nimmt in der Mehrzahl den Umlaut an. Einige Beispiele:
Gọarten-Geatn = Garten-Gärten, Bogn-Begn = Bogen-Bögen.
Ungefähr gleiche Beugungen haben auch die sächlichen Hauptwörter.
Die Mehrzahl bei den weiblichen Hauptwörtern ist auch sehr oft ohne Endungsver-
änderung: di Khua – di Khia = die Kuh - die Kühe, di Bian – di Bian = die Birne – die
Birnen, Khiatsn – Khiatsn = Kerze – Kerzen, Nọsn – Nọs = Nase – Nasen.....usw. 3/ Es
gibt auch einige Ausnahmengruppen: Frau- Fraun, Schuid – Schuidn = Schuld –
Schulden, Khenigin – Khenigina = Königin- Königinen.....und andere.4/
4/ Bei der Beugung der Adjektive muss man entscheiden ob es um eine Verbindung
mit dem bestimmten oder unbestimmten Artikel geht.
Es gelten folgende Muster:5/

Bestimmte Artikel:

N: da guade Mån di guade Frau s guade Khind


D: in guadn Mån da guadn Frau in guadn Khind
A: in guadn Mån di guade Frau das guade Khind
Unbestimmte Artikel:
1/
Sprachlehre, S. 110.
2/
Sprachlehre, S. 111.
3/
Sprachlehre, S. 118.
4/
Sprachlehre, S. 119, 120.
5/
Sprachlehre, S. 120 f.

22
N: guada Mån guade Frau guads Khind
D: guadn Mån guada Frau guadn Khind
A: guadn Mån guade Frau guads Kind

Mehrzal:
N: guade Menna, Fraun, Khinda
D: guadn. Mennan, Fraun, Khindan
A: guade Menna, Fraun, Khinda

5/ Die Steigerung ist ähnlich wie in der Standardsprache, nur kann man vielleicht
bemerken, dass die zweite Stufe nur mit der Endung –a gebildet wird (also ohne
Umlaut): weida = weiter, glana = kleiner, gręssa = größer
Die dritte Stufe ist dann: weidaste, glanste, dimmste = dümmste1/

6/ Die Persönlichen Pronomina und ihre Beugung:2/

ich, meiner, mir, mich = i, maina, mia (ma), mi


du, deiner, dir, dich = du, daina, dia, di
er, seiner, ihm, ihn = ea, seina, eam, eam
sie, ihrer, ihr, sie = si (s), iara, ia, si (s, as)
es, - , ihm, es = es (as, s), -, eam, es (as, s)
wir, unser, uns, uns = mia (ma), unsa, uns, uns
ihr, euer, euch, euch = es, enga, eng, eng
Die Höflichkeitsform:
Sie, Ihrer, Ihnen, Sie = se (s), -, eana, se (s)
Mehrzahl (für alle drei Geschlechter gleich):
sie, -, ihnen, sie = se (si, s), -, eana, s (si, as)
Für Nichtmuttersprachler klingt besonders die Form „ma“ statt „wir“ kurios. Größere
Probleme verbergen sich aber hinter der Tatsache, dass z.B. die Form „s“ (und nicht nur
sie) für verschiedene Geschlechter verwendet wird und so kommt es zu
Mehrdeutigkeiten. Hans Schickola gibt dazu ein folgendes Beispiel: 1/ „I hop s gsęgn“
Das kann heißen: Ich habe es gesehen, ich habe sie gesehen (eine Frau), ich habe sie
1/
Sprachlehre, S. 124.
2/
Sprachlehre, S. 125,126
1/
Sprachlehre, S.129.

23
gesehen (Mehrzahl), oder: Ich habe Sie gesehen. Bei der schnell fliessenden Sprache ist
die Verständigung dank diesen verschiedenen Möglichkeiten manchmal wirklich
schwierig.

7/ Und noch einige Besonderheiten: Bei der Anrede wird statt „sich“ immer „eana“
gesetzt. Ghọidn s eana des! = Behalten Sie sich das! Eine andere Besonderheit ist, dass
das Pronomen an das Verb eng angehängt sein kann und dann eine Einheit bildet.
Darüber hinaus dient das Pronomen sogar zur Beugung des Verbs. Ein Beispiel bei
Schickola: Họsst scho gessn? = Hast du schon gegessen? Die Mundart spricht hier statt
des „du“ bloß ein „d“ und dies verschmilzt mit der Endung –t des Verbs. Manchmal
kommt es dann zu merkwürdigen Neubildungen. Diese Erscheinung ist üblich auch für
die Verbindungen mit Demonstrativpronomen oder bei Eigenschaftswörtern. Üblich
auch hier werden Endungen angehängt. Einige Beispiele bei Schickola: Dęa Må n, dens
des Gö,d gebm họpts = Der Mann, dem Ihr das Geld gegeben habt. So glansd bist = so
klein bist du, wia guads as ęs họpts = wie gut es Ihr habt. I frọg di, węasd bist, wemst as
gebm họsst = Ich frage dich, wer du bist, wem du es gegeben hast. Gö ,ts, es khummts =
Gelt, ihr kommt. Auf diese Problematik treffen wir in der Mundart sehr oft, praktisch
fast in jedem Satz. Es ist wichtig, mindestens teilweise die Gründe dieser Problematik
zu entdecken und zu verstehen.
8/ Bei Pronomen gibt es noch eine Besonderheit, die wir in der Mundart sehr oft
antreffen.
Anstelle des schriftsprachlichen Satzes: „der Mann, der bei uns war“ hören wir: dea
Mån, wọs bei uns wọa“. Das Wörtchen „wọs“ verwendet man sehr oft und es hat die
gleiche Form für alle drei Personen. Ebenso werden die Wörter „jemand“ und „etwas“
sehr oft durch „wọs“ ersetzt.

9/ Bei Zahlwörtern finden sich in der Mundart auch Abweichungen, die aber schnell
verstehbar sind.

10/ Wie schon weiter oben deutlich wurde, stießen wir gerade bei den Verben auf
größere Probleme, besonders dann, wenn schnell gesprochen wird und wir das Verb

24
nicht richtig verstehen. Auch die Deklination der Hilfsverben weist manche
Besonderheit auf:1/

sein = sein:
i bin sats = seid! i war = ich wäre
du bist samma = seien wir! du wasd = du wärest
ea is i wọa = ich war ea wa = er wäre
mia san i wia = ich werde mia wan = wir wären
es sats es wads = ihr wäret
si san si wan = sie wären

họbm, håm = haben:


håmma = wir haben ea họd = er hat i hęd = ich hätte

Sehr oft benutzt man auch das Verb „tun“:2/

i dua = ich tue mia dan = wir tun dua = tu!


du duasd = du tust es dats = ihr tut dats = tut!
ea duad =er tut si dan = sie tun i dad = ich täte

Verschiedene Abweichungen sind auch bei anderen Verben möglich. Nur einige
Beispiele:3/
khenna (können), soin (sollen), megn (mögen) – i mọg = ich mag – i mechat = ich
möchte, miassn (müssen) – i miassat = ich müsste, wissen (wissen) –i wissat = ich
wüsste, dęaffn (dürfen), woin (wollen) – i wü = ich will – i wollat = ich wollte – woin =
gewollt, gen (gehen) – si gengan = sie gehen, i gangat = ich ginge – gånga = gegangen,
khuma (kommen) – i khumm = ich komme, i kamat = ich käme, i schdę = ich stehe, mia
schdengan = wir stehen, gfuachdn = gefürchtet, denkt = gedacht, khend = gekannt, i
sọgat = ich sagte usw., usw.
11/ Die Verbverbindungen zeigen in der Mundart noch weitere überraschende
Abweichungen. Jeder ist aus der Schule bekannt, dass es in der deutschen Sprache
sechs Tempora gibt:
1/
Sprachlehre, S. 151.
2/
Sprachlehre, S.152.
3/
Sprachlehre, S. 147 ff.

25
Präsens, Futur I, Futur II, Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Auf der Straße
hören wir aber auf einmal etwas, was man nicht einordnen kann. Zum Beispiel: I hęd s
vrgesn ghọbt ( ich hätte es vergessen gehabt). Es handelt sich um das Doppelte
Plusquamperfekt. Im Duden wird an keiner Stelle erwähnt, dass in der Mundart
tatsächlich mehr als sechs Zeiten existieren. In der Mundart gibt es noch das Doppelte
Perfekt, das Doppelte Plusquamperfekt, Futur III und auch Konditional III. Diese Zeiten
sind sehr beliebt. Sie sind nicht nur ein Teil der Wiener Mundart, sondern auch ein Teil
der Umgangssprache. Ein Beispiel für das Doppelte Perfekt: Ich habe es vergessen
gehabt. Futur III: Ich werde es vergessen gehabt haben. Konditional III: Ich würde es
vergessen gehabt haben. Die Beispiele habe ich aus dem Artikel „Wortschatz &
Grammatik“ übernommen (http: www.das-oesterreichische-deutsch.at), aber viele
ähnliche Belege hört man täglich in Wien auf den Straßen. Die Verwendung und
weitere Details findet der Leser in dem obengenanten Artikel.

4.3. Kurz zur Satzlehre

Die Abweichungen in der Wortstellung sind für die Verständigung nicht so wichtig
wie die Abweichungen auf der Basis von Phonetik und Morphologie. Außer der
Wortstellung gibt es noch weitere Abweichungen, die für den Satz in der Mundart
typisch sind. In der Mundart ist es üblich in Hauptsätzen zu sprechen. Es finden sich in
der Mundart wesentlich weniger Nebensätze und das heißt natürlich auch weniger
Bindewörter. Frequent sind nur „dass“ Sätze (Aussagesätze und Folgesätze). Viele
hochsprachliche Bindewörter und Fügungen sind in der Mundart ungebräuchlich ( z.B.
„um zu“).1/ Anstelle von „als“ steht in der Mundart immer „wie“, statt „da“ verwendet
man „weil“ (in den Kausalsätzen). In den Bedingungssätzen verwendet man „wenn“
(wånn), die Bindenwörter „falls, sofern, es sei denn dass, im Falle dass“ und viele
andere sind unbekannt.1/
Bezüglich der Wortstellung weisen die Modalhilfsverben müssen, sollen und dürfen
eine Abweichung auf. Beispiele: Ea họd miassn fuatgen. Ea hęd zaus bleibn soin. Ea họd
ned diafn in d Schui gen.1/
In der Mundart existiert die doppelte Verneinung. Beispiel: I họb khan Hunga ned =
Ich habe keinen Hunger.2/
1/
Vgl. Sprachlehre, S.178.
1/
Sprachlehre, S. 180.
1/
Sprachlehre, S. 181.
2/
Sprachlehre, S. 181.

26
Sehr beliebt sind Verkürzungen. Manche sind für Nichtmuttersprachler
unverständlich und man muss sie sich von jemandem erklären lassen. Họp d Ea = Ich
habe die Ehre, Sie zu begrüßen; Hawara = Liebhaber; Jọ wọs d ned sọkst = Ja, was sagst
du denn da!3/; und viele andere.
Sehr oft stellt die Mundart das Adjektiv hinter das Substantiv: A Gla dl a gåns
drekkigas họds ånghọpt = ein ganz schmutziges Kleid hat sie angehabt. Rauwasbua
vadåmmta! = Verdammter Räubersbub!4/
Bei Verben steht oft „mir“, was in der Hochsprache nicht üblich ist: Gę ma ned in des
Zimma! = Geh mir nicht in dieses Zimmer!4/
Für einen Fremden sind oft auch viele Redewendungen unverständlich, die auf der
Basis der Lautmalerei entstanden sind und die auch sehr verbreitet sind: Griksl – Graksl
= etwas schlecht Geschriebenes; ein Hudri – Wudri = ein lebhafter, in seinen
Entschlüssen rasch wechselnder Mensch; Außn hui und innan bfui = etwas äußerlich gut
aussieht , innen aber schlecht ist;5/ und viele und viele andere.

3/
Sprachlehre, S. 182.
4/
Sprachlehre, S. 183.
5/
Sprachlehre, S. 186.

27
5. Wörterbuch
a ein člen neurč.
a aber ale
a auch také
a er on
A°ngl, da Onkel, der strýc
Antn, di Ente, die kachna
auffe hinauf nahoru
Äun, di Eule, die sova
Awę auweh ouvej
Bam, da Baum, der strom
Ban, s Bein, das noha
Banl, s Beinchen, das nožička
Båntsch, da übel vermischte Flüssigkeit znehodnocená tekutina
będln betteln žebrat
begln bügeln žehlit
beglọgn si beklagen sich stěžovat si
bempan klopfen klepat
benema si benehmen sich chovat se
Bfearscha, da Pfirsich, der broskev
bfutsch verloren ztracený
Biachl, s Büchlein, das knížečka
bikn kleben lepit
bitt gebeten příč. min. od prosit
bittn bitten prosit
blad dick silný, tlustý
blad gebläht nafouknutý
bladsn weinen plakat
blęd blöd hloupý
bleibm bleiben zůstat
bliaten bluten krvácet
Bluad, s Blut, das krev
Bọat, da Bart, der vousy
Bọdschn, da Hausschuh,der pantofel
Bọdschn, da Luftreifendefekt, der defekt pneumatiky
bọchn backen péci
brad breit široký
brenna brennen hořet
Briada, di Brüder, die bratři
Briaf, da Brief, der dopis
britschln mit Wasser plätschern šplouchat (vodou..)
Brod, s Brot, das chléb
Brukn, di Brücke, die most
Brun, da Brunnen, der studna
bsoffen besoffen opilý
Bsuf, da Säufer, der pijan
Bua, da Bub, der chapec
Büdl, s Bild, das obraz, obrázek
bundn gebunden svázaný
bundn gebunden svázaný; příč. min od uvázat
Bussl, s Kuß, der polibek
Butta, da Butter, die máslo

28
da der ten
dafånga si erholen sich zotavit se
daglenga erreichen dosáhnout
damisch benommen zaujatý
damisch reichlich bohatý
Dåna, di Donau, die Dunaj
Dånds, da Tanz, der tanec
Dants, die Tänze, die tance
Dappschędl ein dummer Mensch hlupák, nešika
daschdęßn si erstoßen sich zapíchnout se, ubít se
daschlọgn erschlagen zabít
Däu, da Teil, der díl
Dechta, di Töchter, die dcery (mn. č.!)
Dekkn, di Decke, die strop
dekkt gedeckt krytý; příč, min. od krýt
di die ta
Diab, da Dieb, der zloděj
diaf tief hluboký
Dọch, da Tag, der den
Dọch, s Dach, das střecha
Dọi, s Tas, das údolí
D ő¸ölla, s Teller, der talíř
Dọwọg, da Tabak, der tabák
Dram, da Traum, der sen
draud getraut příč. min. od důvěřovat
dreissk dreißig třicet
drinkn trinken pít
Dschoch, s schlechtes Kaffeehaus mizerná kavárna
Dsọi, da Zoll, der clo
dsọiln, zahlen platit
Duaschd, da Durst, der žízeň
Dunnasdọg, da Donnerstag, der čtvrtek
eam ihm jemu (3.p.)
eana ihnen (7.p.) nimi
eana ihr její
eascht erst nejprve
Ekk, s Ecke, die roh
eng euch vás
enga euer váš
Epfi, di Äpfel, die jablka
es ihr vy
fadrandschn vergeuden promarnit
Fakeiffa, da Verkäufer, der prodavač
fasama versäumen zmeškat
Fęttn, di Fett, das tuk
Fiatigod Behüte dich Gott ochraňuj tě pánbůh
fiatich fertig hotový
fiatsk vierzik čtyřicet
Fiawa, s Fieber, das horečka
Fliagn, di Fliege, die moucha
Fọara, da Fahrer, der řidič
fọawig farbig barevný
fodan fordern žádat
Fọin fallen padat

29
Freid, di Freude, die radost
frettn si abmühen sich namáhat se
fü viel mnoho
fuchtsk fünfzig padesát
fuchzane fünfzehn patnáct
Gas, di Gas, der plyn
gebm geben dát
gessen gegessen příč. min. od jíst
Gfọin gefallen líbit se
gfrein si freuen sich radovat se
Gfü, s Gefühl, das pocit
g'hoidn behalten ponechat
ghọpt gehabt příč. min. od mít
Glåmpfara, da Spengler, der klempíř
glempan klimpern cinkat
glọkt geklagt příč. min. od žalovat
Gnedl, s Knödel, der knedlík
Gnia, s Knie, das koleno
gnua genug dostat
gnumma genommen příč. min, od vzít
Gọatn, da Garten, der zahrada
Goid, s Gold, das zlato
Goschschn, di Mund, der; Maul, das pusa, huba
Grampaln, di kleine Nägl hřebíčky
Grånds, da Kranz, der věnec
Grantsl, s Kränzchen, das věneček
Greids, s Kreuz, das kříž
griagn erhalten dostat
Grọb,s Grab, das hrob
Grodn, di Kröte, die želva
Grọs, s Gras, das tráva
Grọtsn kratzen škrábat
Grọwọd, da Kroate, der Chorvat
Grü, da Grille, die gril
Gruach, da Krug, der džbán
Grunna geronnen příč. min. od sypat, kapat
gschbian spüren pociťovat
Guad gut dobrý
Guakn, di Gurke, die okurka ( nebo též penis)
Guakn, di Telefon, das mobil
Guat, da Gurt, der pás
guschschn schweigen mlčet
Gwånd, s Kleidung, die šaty
gwantn gekleidet oblečený
Gwọit Gewalt, die násilí
Gw ő¸ ön, di Quelle, die zdroj
haglich heikel choulostivý
Håmma, da Hammer, der kladivo
Handal, s kleines Hähnchen kuřátko
Hanl, s Hähnchen, das kuře
hantich bitter hořký
Hapl, s Häuptel, das hlávka
Happi, s Häuptel, das hlávka
has heiß horký

30
hassn heißen jmenovat se
häu glatt hladký, kluzký
häuli heilig svatý
häun heilen vyléčit
Hausgwånd, di Hauskleidung, die šaty domácí
hęan hören slyšet
Hefm, der Topf, der hrnec
Heisa, di Häuser, die domy
Hen, di Henne, die slepice
Hian, s Hirn, das mozem
Hiata, da Wächter, der hlídač
hiatn hüten hlídat
Hittn, di Hütte, die chata
hö hell světlý
Họa, s Haar, das vlasy
họart hart tvrdý
họbm haben mít
họcknschdad arbeitslos nezaměstnaný
họidn halten držet
họiwa halb půl
Hötsl Hölzchen, das dřevíčko, sirka
Huad, da Hut, der klobouk
Huasdn, di Husten, der kašel
hupfm hüpfen poskakovat
i wa ich wäre byl bych
in dem tomu
iwahaps oberflächlich povrchní
Jaga, da Jäger, der myslivec
Jaling, da Jährling, der roček
jaukn jagen honit
Khampi, da Kamm, der hřeben
Khas, da Käse, der sýr
khaufm kaufen koupit
Khiazn, di Kerze, die svíčka
khọid kalt studený
Khoiln, di Kohle, die uhlí, peníze
Khölna, da Kellner, der číšník
khost gekostet příč. min. od stát (peníze…)
Khọts, di Katze, die kočka
khü khül studený
Khuarb, da Korb, der koš
Khuchl, di Küche, die kuchyň
khumma kommen přijít
la leer prázdný
Lab, da Laib, der pecen
Lampi, s Lamm, das jehně
Lån, da Lohn, der mzda
Latta, die Leiter, die žebřík
laugna leugnen popírat
Lawal, s Laibchen, das bochníček
lędich rein čistý
Leffi, da Löffel, der lžíce
Lecha, di Löcher, die díry, otvory
leichn leihen půjčit

31
Lewa, da Leber, die játra
liab lieb milý
Liacht, di Licht, die světlo
lọchchn lachen smát se
lọssen gelassen příč. min. od nechat
lọssen lassen nechat
Lug, di Lüge, die lež
Lukn, di Lücke, die mezera
Mån, da Mann, der muž
Månat, s Monat, der měsíc
Mandl, s Männchen, das mužíček
mia mir mně
Mia, di Mühe, die námaha, úsilí
miakn merken zpozorovat
Miata, di Mütter, die matky
mọchchn machen dělat
mọin malen malovat
mọin mahlen mlít
Mọla, da Maler, der malíř
Mü, di Mühle, die mlýn
Muata, di Mutter, die matka
müd mild mírný, laskavý
Mukn, di Mücke komár
Müna, da Müllner, der mlynář
Musi, di Musik, die hudba
Nagal, s kleine Flüssigkeitmenge zbyteček tekutiny
näuli neulich nedávno
ned nicht zápor u slovesa
neich neu nový
Nod, di Not, die nouze, bída
Numero, s Nummer, der číslo
Ö, s Öl, das olej
O,bsọds Absatz odstavec
O,bsọds Absatz výstupek
O°asch, da Arsch, der zadek
ọavadslos arbeitslos nezaměstnaný
ọba herab dolů
ọbaun abbauen upadat (v konkurenceschopnosti)
ọbiagn stehlen krást
obm oben nahoře
ọbrechchn abbrechen odlomit
ọbüdln fotografieren fotografovat
ọda°mpfm verschwinden zmizet ("vypařit se")
ọda°ntssn verschwinden zmizet ("vypařit se")
ọdrad abdrehen zavřít (vodu..), vypnout (elektriku)
ọchdsen achtzehn osmnáct
ọchdsg achtzig osmdesát
ọid alt starý
ọide Graksn alte Frau stará žena (slang)
ọissdan also tedy
ọsaffinga abseifen namydlit
ọschbęarn absperren uzamknout
Ọschn, da Asche, die popel
ọwa herab dolů (sem)

32
ọwe hinab dolů
ọwi hinab dolů (tam)
Pọss, da Paß, der pas
Radi, da Rettich, der ředkvička
Radl, s Rad, das; Rädchen, das kolo, kolečko
rama räumen uklízet
raukn rauchen kouřit
Raupfångkhiara, da Rauchfangkehrer, der kominík
Rauwa, da Räuber, der loupežník
rod rot červený
roch roh syrový
Rọts, da Ratte, die krysa
s das tomu
Säun, di Säule, die sloup
Schaufi, di Schaufel, die lopata
schbęa trocken suchý
schbeim speien zvracet
schbiadsn spucken plivat
schbian sperren zavřít
Schbids, da Spitze, die špice
schbün spielen hrát (si)
schdampan hinauswerfen vyhodit
Schdan, da Stein, der kámen
schdrafm streifen zavadit
Schdrọssn, di Straße, die silnice, ulice, cesta
Schdui, da Stuhl, der židle
Schduk, s Stück, das kus
Schlåmpm,di ein unordentliches Weib nepořádná žena
schneim schneien sněžit
Schọiln, di Kleidung, die šaty - lepší,mužské
Schraufn, da Schraube, die šroub
Schui, di Schule, die škola
Schuid, di Schuld, die vina
Schunkn, di Schinken, der šunka
Schupfm, di Schuppen, der kůlna, bouda
schwa schwer těžký
Schwọim, di Schwalbe, die vlaštovka
s ő¸öwa selber sám
Sọch, di Säge, die pila
Sọlọd, da Salat, der salát
swa selber sám
Spọgọt, da Spagat, der provaz
stön stellen postavit
suachn suchen hledat
Sun, di Sonne, die slunce
Uat, da Ort, der místo, obec
Uawaschl, s Ohr, das ucho
uma herüber sem (z opačné strany)
Vatta, da Vater, der otec
vü viel mnoho
vua vor před
wach weich měkký
wåmpat dickbäuhchig břichatý
Wåmpm, di Bauch, der břicho

33
wassan wässern namočit, zavlažit
Wäu, di Weile, die chvíle
Wean Wien Vídeň
węch weh bolavý
Wech, da Weg, der cesta
Weiwal, s Weibchen, das ženuška, samička (u zvířat)
Weschsch, di Wäsche, die prádlo
wia wie jak
Wiatshaus, s Wirtshaus, das hostinec
Woi, di Wolle, die vlna
Wọid, da Wald, der les
wọksn wachsen růst
Wọssa, s Wasser, das voda
wuan geworden příč. min. od být
Wuascht, di Wurst, die salám
Wuat, s Wort, das slovo
zåmradln zusammendrehen stočit
Zedl, s Zettel, der lístek
zintn zünden zapálit
zwantsk zwanzig dvacet
Zwifi, da Zwiebel, die cibule

34
6. Texte im Wiener Dialekt mit Übersetzungen

Es existieren unterschiedliche Formen der Mundartliteratur. Es gibt Dichtungen,


Lieder, Zeitungsartikel, Lustspiele, Komödien, Witze, einzelne Erzählungen, aber auch
ganze Bücher. Der Anteil der mundartlichen Literatur auf dem Markt ist aber im
Vergleich mit standardsprachlicher Literatur sehr niedrig. In Wien gibt es
Buchhandlungen, die überhaupt keine mundartliche Literatur führen, andererseits gibt es
auch solche, die einige Titel immer vorrätig haben.

Einige Beispiele dieser Literatur haben ein hohes Niveau, ab und zu existieren aber
auch „Mundartversuche“, die eine sehr gestelzte Sprache dokumentieren. Für diese
Arbeit habe ich Texte aus mehreren Bereichen gewählt, damit der Leser sich einen
Überblick verschaffen kann. Dabei verfolge ich auch das Ziel, dem Leser die Mundart
in der Praxis möglichst nahe zu bringen. In meiner Arbeit lege ich immer neben dem
ausgewählten Text in der Wiener Mundart meine Übersetzung ins Tschechische vor.
Die schriftliche Form der Mundart kann man täglich in der Presse antreffen. In der
„Kronen Zeitung“1/ ist täglich ein witziger Artikel unter dem Titel „Heiteres
Bezirksbericht“2/ zu finden. Es handelt sich um einen Artikel „zum Erholen“, das Thema
ist an jedem Tag ein anderes und der Text ist auch für Nichtmuttersprachler in der Regel
verstehbar. Natürlich muss ein Anfänger den Artikel mehrmals lesen und ein bisschen
nachdenken, damit er manche unbekannten Ausdrücke begreift. Der Nachteil ist, dass es
sich nicht um echte Mundart handelt, die Sprache ist teilweise recht gequält – so die
Meinung der „echten Wiener“. Meiner Meinung nach ist es für Anfänger nicht schlecht
mit diesen Zeitungsartikeln zu beginnen, denn zum Beispiel Lieder oder Dichtungen in
der Mundart sind ohne guten Kenntnisse sehr schwer verständlich. Zweckmäßig sind
auch Theaterstücke. Die sind natürlich länger und anspruchsvoller. Eine Textprobe aus
dem Stück von Peter Turrini3/ steht dem Leser in dieser Arbeit ebenfalls zur Verfügung.
Als sehr gutes Studienmaterial kann das Buch von Wolfgang Teuschl „Da Jesus & seine

1/
Kronen Zeitung. Wien: Muthgasse 2, 1190 Wien, www.krone.at
2/
Siehe: Anlagen.
3/
TURRINI, PETER (1978): Turrini Lesebuch. Stücke, Pamphlete, Filme, Reaktionen etc. Wien –
München – Zürich: Europaverlag. ISBN 3-203-50669-6

35
Hawara“1/ dienen. Dieses Material hat mehrere wichtige Vorteile. Erstens : Der Text ist
mit üblicher Lautschrift geschrieben (also leicht lesbar) und es wurde dabei im Rahmen
der Möglichkeiten auf die Regeln der Mundart geachtet. Zweitens: Parallel zur Mundart
ist in dem Buch die hochsprachliche Variante abgedruckt. Links findet sich immer die
Hochsprache, rechts die Mundart. Der Text ist zwar nicht identisch, stimmt aber
inhaltlich überein, da es sich um ausgewählte Geschichte des Neuen Testaments
handelt. Es sind also Texte, die im Original allgemein bekannt sind. Drittens: Das Buch
wird mit einer CD geliefert, auf der sich der geschriebene Text in der Mundart
gesprochen befindet.. Abschließend sollte man hinzufügen, dass es sich um einen der
neuesten Titel handelt, der sich mit der Mundart beschäftigt.
Als Beispiele für Mundartdichtungen habe ich in meiner Arbeit auch einige
Dichtungen ausgewählt, die ich ohne Übersetzung ins Tschechische anführe.

Ein Artikel aus der Kronen Zeitung2/, der täglich unter dem Titel „Heiteres
Bezirksgericht“ zu finden ist. Die Umgangsprache, die überwiegt ist mit der
Mundart gemischt.

Bonanza

„I bin a Inkassant von aner Automatenfirma“, sagte Herr B. zum Bezirksrichter. „ Ich
betreue die Kinderschaukelpferde. Überall, wo in an Park oder vur an Gschäft so a
Schaukelpferd steht, geh i amal in der Wochn hin, nimm de Geldstückeln aus der Kasse
und schau nach, ob des Pferdl no funktioniert. Natürle muass i mi zur Überprüfung auf
des Pferdl setzn und a bisserl selber schaukeln. Des ghört so zu unserem Beruf. Des is
halt so, und es is aa bis jetzt no nie zu so an Vurfall kumma wia vur zwa Wochn.
Weil unlängst sitz i auf so an Pferdl, kummt a Herr vurbei und sagt: „ Des is a
Kinderspülzeug, des is net für Erwachsene bestimmt. Mit Ihren Gwicht san S vül zu
schwer für de Hutschn.“
I hab ka Antwort gebn, weil i auf an Kreischton ghurcht hab, sagt er: „ Sowas
Kindisches. Hutscht se wia a klaner Bua. Des ganze Werkl quietscht scho, Se werdn des
no ruinieren. Es war besser, Se steign obe.“
1/
TEUSCHL, WOLFGANG (2006): Da Jesus & seine Hawara. Das Neue Testament im Wiener Dialekt.
St. Pölten – Salzburg: Residenz Verlag. ISBN 3-7017-1454-1
2/
Kronen Zeitung, Samstag, 16.Juli 2005/ Nr.16.232.

36
I bin stad bliebn, weil i wissn wollt, von wo des Quitschen kummt, nimmt er mi beim
Arm und sagt: Kräul obe, alter Tepp. Hörst denn net, dass se de Zahnradln scho reiben?
Sowas Bleds, hast an Rausch oder was? Setz se da auf a Ross wia der Bonanza und
ruiniert des Kinderspülzeug!“
I sag drauf: „Lassn S mich aus! Ich sitz beruflich da!“
Mant er: „Beruflich? Was san S denn? A Tschokke? Übn S leicht für a
Tuenierspringa? Oder san S a Kavallerieoberst? A Mensch, der beruflich auf an
Hutschpferd reit, is ma net geheuer.“
Den Moment is des Pferdl mit an Quitscher stehnbliebn, i bin abstiegn und wollt per
Handy unsern Mechaniker verständign. Halt mi der Herr am Krawattl zruk und sagt:
„Halt aus, Husar! Jetzt bleibst da! Jetzt hast des Werkl glücklich ruiniert, und jetzt
wüllst di z Fuaß ausn Staub machen! Da kummt a Polizist! Den kannst derzähln, dass d
aus der Spanischen Hofreitschul bist!“
Der Inkassant nahm vor Gericht die Entschuldigung seines Belästigers entgegen.

Übersetzung ins Tschechische:

Bonanza

„Jsem výběrčí peněz u jedné firmy s automaty.“, řekl pan B. okresnímu soudci. Starám
se o houpací koně pro děti. V parku nebo před obchodem, kde takový houpací kůň
stojí,všude tam jednou týdně jdu, vezmu drobné z pokladny a dívám se, jestli ten kůň
ještě funguje.Pochopitelně musím při přezkoušení na koně sednout a trochu se
pohoupat. To patří k našemu povolání. To je už tak, a také se nestal ještě nikdy takový
případ jako před dvěma týdny.
Zatímco nedlouho sedím na takovém jednom koni, jde kolem pán a říká: „To je dětská
hračka, to není určitě pro dospělé. S vaší váhou jste příliš těžký na houpání.
Nedal jsem žádnou odpověď, protože jsem poslouchal kvílivý tón; on říká:“Něco tak
dětinského. Houpe se jak malý chlapec.Celé zařízení už kvílí, zničíte to. Bylo by lépe,
když sestoupíte dolů.
Zůstal jsem stát, protože jsem chtěl vědět, odkud to vrzání vychází;vezme mně za
ramena a říká: „Slez dolů, starý blbče. Neslyšíš, že se ozubená kolečka už dřou? Něco
tak blbého, jsi opilý nebo co? Sedí tu na oři jak Bonanza a ničí dětskou hračku!“
Říkám na to: „Rozčilujete mě! Sedím tady služebně!“
37
Míní: „Služebně? Copak jste zač? Žokej? Cvičíte snad na závodní skákání? Nebo jste
poručík u jízdy? Člověk který služebně jezdí na houpacím koni mně přijde nepatřičné.
V tom okamžiku se koník se zaskřípěním zastavil, sestoupil jsem a chtěl jsem
vyrozumět mobilem našeho mechanika. Pán mě zadrží za kravatu a říká: „Vydrž husare!
Teď zůstaneš tady! Teď jsi zařízení úspěšně (šťastně) zničil a chceš zmizet v prachu.
Tady přichází policista. Můžeš mu vyprávět, že jsi ze španělské dvorní jezdecké školy.
Výběrčí přijal před soudem omluvu svého obtěžovatele.

Das Neue Testament, eine Geschichte in der Hochsprache:

Das Opfer der Witwe


Markus 12, 41-44

Und er setzte sich dem Opferkasten gegenüber


und sah zu, wie die Leute Geld in den Opferkasten warfen
und viele Reiche viel hineinwarfen.
Und eine arme Witwe kam und warf zwei Heller ein,
das ist ein Pfennig.
Da rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen:
„Wahrlich ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr
eingeworfen als alle, die (etwas) in den Opferkasten
eingeworfen haben.
Denn alle haben von ihrem Überfluß eingeworfen, sie
aber hat in ihrer Armut alles eingeworfen, was sie
zum Leben hatte.

Das Neue Testament im Wiener Dialekt, die gleiche Geschichte wie oben:

A oeds Muatal gibd ire lezdn Nädsch hea1/


1/
Da Jesus & seine Hawara. S. 165.

38
Nocha hod a si wisawi fo an Opfabixl hiiknozd und
hod zugschaud, wos d Leid so einehaun; und do hod a
xäng, das a boa bessare Leid gaunz sche wos auslossn
haum.
Daun is a oeds Muatal auswogld und hod zwa Sexaln
einegschmissn, des is sofü oes wia r Blära.
Drauf hod a seine Schbätze heagwachld und hod xogd
zu eana: „ Fraunk, des Muatel hod mea einedau wia ole
aundan zaum.
Wäu de haum nua des heageem, wos eana iwabliim is;
und de oame Haud hod ire lezdn Greschaln
heagschengd, wos s söwa nodwendich ghobd häd zan
Leem!“

Die Übersetzung aus dem Wienerischen ins Tschechische:

Stará matička daruje svoji poslední minci

Potom se posadil naproti kastlíku na dary (pokladničce)


a díval se, co tak lidé vhazují.
A tak viděl, že pár lepších lidí toho docela pěkně vpouští. ( = vhazuje)
Potom vyvrávorala stará matička a vhodila dva šestáky,
to je celkem tolik jako padesátník. (= nejmenší platná mince)
Nato své miláčky máváním přivolal a řekl jim:
Skutečně, tato matička dala víc než dali všichni dohromady.
Protože ti dali jen to, co jim přebývalo;
a ta ubožačka tam darovala své poslední haléře,
které by sama nutně měla k životu.

Eine andere Geschichte:

Die zweite Brotvermehrung

39
Markus, 8, 1-10

Als in jenen tagen wieder eine große Menschenmenge


Da war und sie nichts zu essen hatten, rief er die
Jünger zu sich und sprach zu ihnen: „Mich erbarmt
des Volkes, denn schon drei Tage harren sie bei mir
aus und haben nichts zu essen.
Und wenn ich sie hungrig nach Hause gehen lasse,
werden sie unterwegs erliegen, denn manche von
ihnen sind von weither gekommen.“

Da entgegneten ihm seine Jünger: „Woher soll man


hier in der Wüste Brot hernehmen, sie zu sättigen?“

Und er fragte sie: „ Wieviel Brote habt ihr?“ Sie sag-


ten: „Sieben.“
Da ließ er das Volk sich auf die Erde lagern, nahm die
Sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach sie und
gab sie seinen Jüngern zum Austeilen. Und sie teilten
sie unter das Volk aus.
Auch ein paar kleine Fische hatten sie, und er sprach
das Segensgebet darüber und ließ auch sie austeilen.
Und sie aßen und wurden satt und hoben noch übrig-
gebliebene Brocken auf: sieben Körbe voll. Es waren
aber ungefähr viertausend, und er entließ sie.
Gleich darauf bestieg er mit seinen Jüngern das Bot
und kam in die Gegend von Dalmanuta.

Auf Wienerisch:1/

Nu amoe griagd a Haufm Leid mid a boa


Reankn Brod gnua

1/ /
Da Jesus & seine Hawara. S. 113.

40
Wia r a aundas Moe wida a bozzn Bahöö woa und kana
fo den gaunzn Haufm Leid hod wos zan Hawan
midghobd, hod si da Jesus seine Buaschen zaumgfaungd
und hod xogd zu eana:
„Heaz, de dan ma fraunk laad: In de gaunzn drei Dog,
wos s scho bikkn auf mia wia d Glettn, haum s nu nix
zan Kiifen ghobd.
Owa waun i s jezd haamschdampa mizaumt eanam
Flamoo, daun reissn s ma womeglich mitn auf da
Schdrossn a Bangl, wäu d meisdn haum an gaunz sche
bradn Weg zaus.“
Drauf haum seine Schbätze gmaand: „Glaubsd leichd, in
dera Aaschichd doda gibz an Greissla, wo ma a Brod
aufreissn kenan, damid ma s fiadan?“
Hod a s oeso gfrogd: „Wüfü Laab hobz n ia mid?”-
“Siwane”, haum s xogd.
Jezd hod a augschoffd, d Leid soen si ole auf d Ead
knozn, hod si de sim Laab glengd, hod sein Seawas in d
Hää aufe gmochd, hod den Käda
ausanaunda-gfeantschgad und hod de Drimma fo seine
Hawara ausdäun lossn. Und de haum s unta s Foek
ghaud.
Zan Driwaschdraan haum s nu a boa Fischln ghobd
iwa de hod a aa an Seeng gmuamed und hod s aa
ausdäun lossn.
Und ole haum s gwikld und si d Waumpm foeghaud,
bis s gnua ghobd haum; und d Brekkln, wos iwablim
san, haum s zaumglaubd: sim Keab foe haum si
zaumglepad; dabei woan des a fiadausnd Leid. Nocha
hod a eana owa in Gschdis geen.
Daun is a mid seine Schbäze einegräud in eana
Schinakl, und si san ume in d Geengd fo Dalmanuta.

41
Die Übersetzung aus dem Wienerischen ins Tschechische:

Jednou (v jednom okamžiku) dostane hromada lidí


dostatek silných krajíců chleba.

Když zas jindy byl velký shluk (lidí) a žádný


z toho množství lidí si nevzal nic k jídlu,
svolal Ježíš své kluky a řekl jim:
„Poslouchejte, je mně jich opravdu líto: Celé tři dny
co jsou na mě nalepení jak horolezci, ještě nic
neměli k zakousnutí.
Ale když je teď pošlu domů hladem,
potom padnou (zemřou) kdekoliv uprostřed cesty,
protože většina má domů docela dalekou cestu.
Nato jeho důvěrní přátelé mínili: Myslíš si (naivně),
že se v této pustině najdeme hokynáře (prodejce),
kde se dá najít chleba?
Zeptal se jich tedy: „Kolik bochníků máte s sebou?“
„Sedm“, řekli.
Teď se rozhlédl (?)1/ , lidé si mají všichni sednout na zem,
Aby těch sedm bochníků stačilo, udělal pozdrav „nahoru“,
chleba rozdělil a nechal ty kousky rozdělit svým přátelům.
A ti je rozdělili mezi lidi.
Na dojedení měli jen pár rybiček,
nad kterými také potichu řekl požehnání,
a nechal je také rozdělit.
A všichni se rychle cpali a měli tak plná břicha
až měli dost; a kousíčky které zbyly,
posbírali: Sedm plných košů
posbírali; přitom to byly čtyři tisíce lidí.
Potom je poslal pryč. Pak se svými milými
vstoupil do člunu a jsou (pak) naproti v okolí Dalamutu

1/
Namísto „rozhlédl“ by mohlo být rozkázal.Výraz „augschoffd“ mi není zcela jasný.

42
Aus dem Spiel Rattenjagd ( Rozznjogd ) von Peter Turrini:1/

…..
…..
Er: (ruhiger) no jo, is jo woa. Gibs do zua, dei hoa is ned echd.
Sie: foisch.
Er: wos liagst mi den on, ha?
Sie: wos redsdn de gonze zeid…i hob mein lebn ni an pepi.
Er: los mi ziagn!
Sie: wos wüsd?
Er: ziagn!
Sie: na!
Er: sigsd, du wüsd ned, das i di kennanleanen tua, is imma dessöbe.
Sie: füa mi ham, bittschön, füa mi ham.
Er: du bisd genauso a hefn wie ondan, omgst, das ma in deggl aufmochd.
Sie: (schreit ihn an) und du? und du, ha? wos glaubsdn du, wos du bist?
kon sein, das de ondan noch obfoi stingn, wonsd den mund onstendig
aufmochn kentasd, du muasd jo beim redn aufpassn, das da de zen ned
aus da goschn fliagn und dia da wind zwischn de stummln pfeifd!
Er: los meine zen in rua, du…du…
Sie: haha, jetzt hob i di , wos? i hob do genau gsehn in da kantin, wiasd a
buanwiaschdl gfressn hosd und wia da de flaxn zwischn de zen stegg blibn
san.do hosd da de beisaln, de foischn, aussagnomman, damidsd de flaxn
aussagriagsd, hob i rechd oda ned? kumm, gemma, aussa med de foischn
stifdaln, zag hea dei pensionisdngoschn.
( Pause. Er sieht sie längere Zeit an. )

Er: is in urdnung, meine zen füa dein pepi.


Sie: wi mansd des?
Er: wirri sog... du duasd dein pepi oba und i tua meine zend aussa.
Sie: und don?
Er: don wea ma weidasegn.

1/
TURRINI, PETER (1978): Turrini Lesebuch. Stücke, Pamphlete, Filme, Reaktionen etc. Wien –
München – Zürich: Europaverlag. ISBN 3-203-50669-6, S. 32, 33.

43
Sie: ( nach kurzer Pause ) moch du zeasd.
Er: na du!
.....
.....

Übersetzung ins Tschechische:

.....
.....
On: ( klidněji) no jo, je to stejně pravda. přiznej, že tvé vlasy nejsou pravé.
Ona: špatně.
On: co mě obelháváš, ha?
Ona: co řečníš celou dobu… nikdy jsem v mém životě neměla falešný vlásek.
On: nech mě zatáhnout.
Ona: co chceš?
On: zatáhnout!
Ona: ne!
On: vidíš, nechceš abych tě poznal, je to pořád to samé.
Ona: zaveď mě domů, prosím tě, zaveď mě domů.
On: ty jsi právě takový hrnec jak ostatní, strach že se odkryje poklička.
Ona: ( křičí na něj) a ty? a ty, ha? co si myslíš, že jsi? může být, že jiní smrdí po
odpadcích, když otevřou pusu. ale ty bys byl opravdu rád, kdybys mohl pusu
stále otvírat. ty musíš při řeči dávat pozor, aby ti z pusy nevyletěly zuby a mezi
pahýly ti píská vítr.
On: Nech moje zuby na pokoji, ty…ty…
Ona: haha, teď tě mám, co? viděla jsem tě v kantýně, jak jsi tam právě žral vuřt a jak
ti ty flaxy zůstaly trčet mezi zuby. ty jsi zuby, ty falešné vyndal, abys ty flaxy
dostal ven, mám pravdu nebo ne? pojď dopředu, ven s těmi falešnými skobami1/,
ukaž sem svoji důchodcovskou držku.
( Pauza. Delší dobu si ji prohlíží.)
On: v pořádku, moje zuby za tvé falešné vlasy.
Ona: jak to myslíš?
On: jak to říkám… ty si sundáš své falešné vlasy a já vyndám své zuby.
1/
Nebo též: „kolíky“. V češtině jsem vhodnější ekvivalent nenalezl.

44
Ona: a potom?
On: pak uvidíme dál.
Ona: ( po krátké pauze) začni ty první.
On: ne ty!
…..
…..

Einige Beispiele aus der Mundartdichtung:2/

Konrad Bayer

glaubst i bin bleed

glaubst i bin bleed, das i waas, wi schbeeds is?


glaubst i bin bleed, das i hea, was du sogst?
glaubst i bin bleed, das siich, wi du ausschaust?
glaubst i bin bleed, das i waas, wiri haas?

glaubst i bin bleed, das i gschbia, wos i augreif?


glaubst i bin bleed, das i schmeck, wos i früss?
glaubst i bin bleed, das i riach, wias do schdingt?
glaubst i bin bleed, das i waas, was i wüü?
h.c.artmann
gerhard rühm

requiem vinnense

requiem

ka rua
2/
RÜHM, GERHARD (1985) Die Wiener Gruppe. Rowohlt.

45
ka rua
ka rua
gib eana ka rua
leicht eana ham
mid deina latean
dass blean

dies irae saf und oschn


s nutzt ka woschn
graus von hintn
graus von vuan
und am gaschn
und an zuan
sacramentum in favilla
dies irae, dies illa

tuba mirum 1.4.1974

heite schbün die letztn schrammen


duach die finstan gäng und kuchln
dass die foeschn beissaln scheppan
aus n heampa foen die rammen

duach die luft do saust a biachl


und die buchschdam die foen obe
druckaschwäaz dreibt oes aus d lecha
rotz, di fosst ka doschndiachl

söbst die äagstn raunza guschn


schmähschdad sans und ohne aufdrog
schdengan do in flechalbodschn
und haum nix mea zum vaduschn

46
7. Schlusswort
Jeder, der das erste Mal auf die Wiener Mundart trifft, denkt, dass es unmöglich ist,
diese Sprache in kurzer Zeit zu verstehen. Dies ist aber nicht der Fall. Die erste
Voraussetzung ist natürlich, gute Kenntnisse der deutschen Sprache zu haben. Dann ist
es notwendig, die wichtigsten Abweichungen von der Standardsprache zu kennen. Diese
Arbeit bemüht sich, auf diese Abweichungen aufmerksam zu machen. Zuerst stößt man
auf die Probleme, die mit dem richtigen Hören der Sprache verbunden sind. Diese
Arbeit verweist auf die wichtigsten Abweichungen, die in den ersten Tagen eine richtige
Verständigung behindern. Wenn man schon, den Umständen entsprechend, Laute,
Silben, ganze Wörter und Wortverbindungen richtig hört (dies ist die wichtigste
Grundlage), dann muss man auch die Bedeutung des Ausgesprochenen kennen. Dazu
dienen in dieser Arbeit viele Hinweise auf einzelne Abweichungen der Mundart in der
Grammatik, im Wortschatz und teilweise auch in der Syntax. Alles, was ich in dieser
Arbeit vorlege, stützt sich auf meine eigenen Erfahrungen. Vor fünfzehn Jahren bin ich
nach Wien gekommen und ich bewegte mich damals täglich (als ein Gastarbeiter) in der
Umgebung der Wiener Mundart. Alle Hindernisse mit der Verständigung der Mundart
habe ich selbst durchgemacht. In dieser Arbeit sind also Beispiele über Beispiele, die
mir vertraut sind. Manche Beispiele aus der Wiener Mundart habe ich natürlich aus der
Fachliteratur übernommen, denn es ist unmöglich, alles in einem kurzen Zeitpunkt
auswendig zu reproduzieren, und außerdem wollte ich eine Garantie dafür haben, dass
die Beispiele absolut fehlerfrei sind. Wenn sich der Leser mit den Abweichungen und
Beispielen aus dieser Arbeit näher befasst und dazu auch ein Minimum aus dem
Mundartwortschatz erlernt, wird es ihm für die Verständigung eine große Hilfe sein und
die Verständigung wird auch stufenweise besser und besser. Mit ein wenig Übung zeigt
sich, dass die Wiener Mundart nicht so schwer ist, wie es im ersten Moment aussieht.

47
8. Literatur- und Quellenverzeichnis

8.1. Primäre Quellen:


BAUMBACH, RUDOLF (2001): Einführung in die Dialektologie der
deutschsprachigen Länder. Olomouc: Univerzita Palackého v Olomouci.
DUDEN – Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim – Leipzig – Wien – Zürich:
Dudenverlag, 5. Auflage. ISBN 3-411-05505-7
DUDEN – Das Aussprachewörterbuch. Mannheim – Leipzig – Wien – Zürich:
Dudenverlag, Band 6, 5. Auflage. ISBN 3-411-04064-5
HELBIG, GERHARD – BUSCHA, JOACHIM (2001): Deutsche Grammatik. Ein
Handbuch für den Ausländerunterricht. Berlin – München – Wien – Zürich – New
York: Langenscheidt. ISBN 3-468-49493-9
HORNUNG, MARIA – ROITINGER, FRANZ (2000): Die österreichischen
Mundarten. Eine Einführung. Wien: öbv et hpt, 1. Auflage
HORNUNG – GRÜNER (2002): Wörterbuch der Wiener Mundart. Wien: ÖVP
Pädagogischer Verlag, 2. Auflage. ISBN 3-209-03474-5
SCHUSTER, MAURIZ – SCHIKOLA, HANS (1984): Sprachlehre der Wiener
Mundart. Wien: Österreichischer Bundesverlag. ISBN 3-215-05241-5
KOVÁŘOVÁ, ALENA (2003): Úvod do fonetiky a fonologie němčiny. Masarykova
univerzita v Brně. Pedagogická fakulta.
Kronen Zeitung, Samstag, 16.Juli 2005/ Nr.16.232. Wien: Muthgasse 2, 1190 Wien,
www.krone.at
ROTHENHAGEN, RICHARD (2002): Phonetischer Grundkurs der deutschen
Sprache für Tschechischsprecher. Masarykova univerzita v Brně. Pedagogická fakulta.
RÜHM, GERHARD (1985) Die Wiener Gruppe. Rowohlt.
TEUSCHL, WOLFGANG (2006): Da Jesus & seine Hawara. Das Neue Testament im
Wiener Dialekt. St. Pölten – Salzburg: Residenz Verlag. ISBN 3-7017-1454-1
TURRINI, PETER (1978): Turrini Lesebuch. Stücke, Pamphlete, Filme, Reaktionen
etc. Wien – München – Zürich: Europaverlag. ISBN 3-203-50669-6

.www.lexikologie.de

8.2. Sekundäre Quellen:


AK für Sie ( März 2007): Weltsprache Wienerisch ( Seite 28 und 29). AK Wien,
Postfach 535, 1040 Wien; http://wien.arbeiterkammmer.at
BĚLIČ, JAROMÍR (1981): Přehled nářečí českého jazyka. Univerzita Karlova. Katedra
českého a slovenského jazyka.
BURGER, HARALD und BUHOFER, ANNELIS (1994): Spracherwerb im
Spannungsfeld von Dialekt und Hochsprache. Verlag Peter Lang.
CUŘÍN, FRANTIŠEK a kol. (1964): Vývoj českého jazyka a dialektologie. Praha: SPN,
4. vydání.
WEHLE, PETER (2003): Sprechen Sie Wienerisch? Von Adaxi bis Zwutscherkl.
Verlag Carl Ueberreuter.

http://www.das-oesterreichische-deutsch.at
http://nemci.euweb.cz/mapy
http://web.uni-marburg.de/sprache-in-hessen

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8.3. Anlagen
- Transkriptionssystem des Atlas der historischen deutschen Mundarten in der
Tschechischen Republik ( ADT) und Zusammenfassung der Lautzeichen
- Deutsche Mundarten seit 1945
- Ausgewählte Artikel mit dem Titel „ Heiteres Bezirksbericht“ aus der Kronen
Zeitung. Übungsmaterial.

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9. Begleitungswort des Autors
Doprovodné slovo autora

Když jsem začátkem devadesátých let nastupoval do zaměstnání v Korneuburgu u


Vídně, měl jsem zato, že si u rakouského zaměstnavatele se svojí středoškolskou
němčinou tak nějak určitě vystačím.Vystačil jsem. Tedy těch prvních čtrnáct dní, ve
kterých mě okolí včetně šéfa tolerovalo jakožto cizince a snažili se mluvit když ne
spisovně, tak alespoň něčím, co by se dalo nazvat „obecnou němčinou“. Po čtrnácti
dnech přešli téměř všichni do dialektu. Připadal jsem si jak v jazykově neznámé zemi.
Stěží se dala zachytit zvuková podoba nejdůležitějších slov ve větě, a i když jsem ji
zachytil, tak nad pravým významem slov visely v mé hlavě mnohdy jen otazníky. Cíl
udržet se v zaměstnání za každou cenu mě pomohl k tomu, že jsem postupně do tohoto
jazyka začal pronikat jak se dalo. Velkou pomocí mi v tom byl můj pan domácí. Tento
bývalý vysoký úředník (tehdy už penzista) výborně ovládal spisovnou němčinu i
vídeňský dialekt. Jemu vděčím za mnohé. Strávil jsem s ním mnoho večerů a s jeho
pomocí jsem postupně pronikal do záludností tohoto nářečí. Jsem velmi rád, že tuto řeč
dnes alespoň částečně ovládám. Je velmi příjemné, když se člověk posadí do kavárničky
nebo „heurigenu“ ( typ místní vinárny ) a celkem rozumí všemu tomu brebentění kolem
sebe a nepřipadá si jako cizinec.
Pochopil jsem, jak je jazyk důležitý pro osobní kontakt v zaměstnání i mimo něj. Jen
tehdy, když člověk má s tím druhým „společný slovník“ mohou si být lidé opravdu
blízko.A tímto „společným jazykem“ bývá v Rakousku často dialekt. Spisovná němčina
by mi v tomto ohledu v některých situacích nebyla příliš platná, i kdybych ji uměl
sebelépe.
Také jsem pochopil, že nářečí není jen slang nebo mluva lidí sociálně nízko
postavených , i když tomu některé skutečnosti mohou značně nasvědčovat a někteří lidé
dnes na nářečí takto pohlížejí. Nářečí představuje původní bohatý základ, ze kterého se
spisovná řeč postupně odvodila. Od spisovného jazyka se nářečí mnohdy liší v tom, že
pro mnohé skutečnosti má často přiléhavější výrazy, nepoužívá tolik uhlazených
vyjádření ale je ve vyjadřování přímější a otevřenější, nářečí dokáže být ale i velmi
jemné, řekl bych, že svým způsobem je blíž člověku. Je velká škoda, že v dnešní době
globalizace i nářečí postupně mizí a stejně jako dnes se staví převážně unifikované vilky
a ne originální roubené chaloupky, tak i řeč ztrácí tímto způsobem na své pestrosti.

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Moje práce ale nevznikla proto, abych se snažil zamezit trendu doby, tedy zániku
nářečí. Důvodem byla skutečnost, že ve Vídni a okolí je vliv nářečí stále natolik silný,
že se s ním má možnost mnoho lidí setkat a problémy s porozuměním mohou
doopravdy mít. Jsou to zejména české sekretářky rakouských filiálek v Česku nebo
studentky vyjíždějící jako au-pair na několikaměsíční pobyt do rodiny ( rozumět
žvatlajícímu dítěti v nářečí je nadlidský výkon ). Jsou to i technici, kteří musí některé
záležitosti řešit po telefonu a stane se jim, že na druhé konci linky uslyší výrazy
v dialektu. Těžištěm této práce je zdůraznění konkrétních odlišností vídeňského nářečí
od spisovné němčiny. Jsou zde uvedeny odlišnosti v oblasti fonetické, gramatické i
skladebné. Byly vybrány pouze ty odlišnosti, které dle mé vlastní zkušenosti mohou
působit závažné problémy v porozumění. Součástí práce je i malý slovník výrazů ve
vídeňském dialektu. Nejedná se v žádném případě o přehled nejdůležitějších výrazů,
nýbrž smyslem opět bylo poukázat na tomto vzorku slovní zásoby na odlišné jevy
v nářečí, jevy které se zpravidla často opakují i u jiných slov. Bylo zařazeno ale i
několik výrazů jejichž znalost je pro prvotní kontakt s nářečím skutečně nutná.
V poslední části je uvedeno několik textů v nářečí s pokusem o jejich překlad. Znát
osamocenou slovní zásobu nebo gramatické jevy je jistě užitečné, ale konkrétní použití
je možné si ověřit teprve na jednotce základní - a tou je text.
Během komunikace v cizím jazyce ( a při použití nářečí obzvlášť) se občas odehrávají
úsměvné situace. Zažil jsem ale i takovou, kdy vedoucí dopravy neporozuměl po
telefonu termín dodání zboží, objednávku v dobré víře potvrdil a za každou hodinu
nedodrženého termínu pak nabíhala firmě smluvní pokuta 10000 euro. A to už nebyla
legrace. Přeji tedy všem praktickým uživatelům němčiny, ale i zájemcům o tento jazyk
z důvodů studijních, aby jim tato práce byla k užitku a napomohla dobrému dorozumění
jak v případném zaměstnání tak i osobních kontaktech.
Práce je základním seznámením s dialektem, více podrobností najde zájemce v
citovaných pramenech a v uvedeném seznamu zdrojů. Seznam sekundárních zdrojů
jsem neuváděl zbytečně rozsáhlý jak bývá někdy zvykem. V uvedené základní literatuře
i na internetových stránkách je dostatečné množství dalších užitečných odkazů a jejich
volbu ponechávám na konkrétních zájmech čtenáře.

Pavel Chvíla

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10. Anotace v angličtině

Work with the title „Viennese and how to understand it“ is for them who master
German languange on the good level and are interested to learn problems of the dialect
nearer.
The main subject of the work is to bring nearer to a reader problems of the dialect that is
spoken in the capital city of Austria.
In the introductory part the summary of German dialects and their dividing are
presented. In the part, that deals only with Viennese, main pronunciaton and grammar
differences are mentioned, also differences in the composition of sentences with regard
to literary German. These differences are described from the view of person whose
native language is Czech.
The work is especially for a native Czech speaker but it can also serve for interested
people with other language basis.
A short „Czech-Vienna“ vocabulary is an element of the work that briefly puts down the
most expressive differences of the dialect from literary German.
The texts were chosen with following translation in the translation’s part These chosen
texts shall serve as a help for beginners‘ attempts how to manage with problems to
understand the dialog.
There is a summary of the used literature and sources and also the another connecting
literature at the end of the work.

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