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Spracherwerbstypen:
Wir können eine Reihe von "Spracherwerbstypen" bestimmen, die
sich danach unterscheiden, unter welchen Bedingungen der
"Spracherwerb" erfolgt. Der wichtigste Aspekt beim "Spracherwerb"
ist also, welche Voraussetzungen jeweils bei dem Menschen
vorliegen, der eine Sprache erwirbt ( Wo und in welchem Alter?).
Bei Kindern unterscheidet man zunächst zwischen:
1. Erstspracherwerb:
Man benutzt auch die Bezeichnung "primärer Spracherwerb".
Darunter versteht man den Erwerb der Muttersprache, der ersten
Sprache nach der Geburt.
Der Terminus "Erstsprache", auch "L1" (L1-Erwerb = first language)
genannt, bezeichnet dabei den Erwerb der Muttersprache oder der
Muttersprachen (2L1).
2. Zweitspracherwerb:
Zweitspracherwerb ist ein Sammelbegriff für den Erwerb einer
Zweitsprache (L2) als Mittel der alltäglichen Kommunikation, das
neben der Erstsprache (Muttersprache) gewöhnlich in einer sozialen
Umgebung erworben wird.
Man spricht also von dem Erwerb einer zweiten Sprache (L2-Erwerb
= second language), nachdem der Erwerb der Muttersprache
bereits ganz oder teilweise abgeschlossen ist.
Es werden vier verschiedene Typen des Zweitspracherwerbs in
Abhängigkeit vom Erwerbsalter und der Erwerbsart unterschieden:
A. Simultaner Spracherwerb: .
Der simultane Spracherwerb (auch doppelter oder bilingualer
Erstspracherwerb) erfolgt bis zum 4. Lebensjahr des Kindes. Dabei
werden gleichzeitig und gleichwertig zwei oder mehr Sprachen
erworben.
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Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Erstsprache der Mutter
und die Erstsprache des Vaters sich unterscheiden und das Kind
(mehr oder weniger von Geburt an) die Muttersprache und die
Vatersprache erwirbt.
B. Sukzessiver Zweitspracherwerb: .
Beim sukzessiven Zweitspracherwerb wird die zweite Sprache erst
nach dem 4. Lebensjahr des Kindes erworben, wenn die
Grundkompetenzen der Erstsprache vollständig angeeignet
wurden. (Das Kind wächst unter Umständen bereits in der Familie
simultan zweisprachig auf.) Die Umgebungs- oder Verkehrssprache
außerhalb der Familie ist nicht die Sprache der Eltern.
Diese Konstellation kommt häufig bei Migrantenkindern vor.Das
Kind wird mit der Verkehrssprache ‟Deutsch„ erstmals mit dem
Eintritt in die Kindertagesbetreuung oder in die Schule
konfrontiert.
Die Eltern wechseln zwischen den Sprachen und mischen diese
sprachen (Code-Switching und Code Mixing).
C. Ungesteuerter Zweitspracherwerb:
Der ungesteuerte (natürliche) Zweitspracherwerb (DaZ- Deutsch als
Zweitsprache) vollzieht sich implizit von Geburt an in der
natürlichen, alltäglichen Kommunikation. (Bei allen bisher
dargestellten Typen ist davon auszugehen, dass die Sprachen auch
tatsächlich zur Verständigung in Alltagssituationen genutzt werden).
Von ungesteuertem Zweitspracherwerb spricht man, wenn keine
systematische Unterstützung durch Unterricht erfolgt.Menschen
können fremde Sprachen in Alltagssituationen erwerben. Damit meint
man, dass sie diese Sprachen ohne formalen Unterricht aneignen. So
haben viele Gastarbeiter, die in den 60er und 70er Jahren nach
Deutschland kamen, ihre Deutschkenntnisse ohne Anleitung
erworben.
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D. Gesteuerter Zweitspracherwerb: .
Der gesteuerte Erwerb der Zweitsprache findet im Unterschied zu
dem ungesteuerten Zweitspracherwerb explizit innerhalb eines
formalen unterrichtlichen Kontextes statt. Diese Form wird auch als
Fremdsprachenerwerb (DaF- Deutsch als Fremdsprache)
bezeichnet.
In Schulen, Universitäten und in Sprachkursen findet ein gesteuerter
Fremdsprachenerwerb statt, d. h. die Aneignung der neuen Sprache
erfolgt unter Anleitung und unter dem Einsatz formaler Lehrverfahren.
Die Fremdsprache wird nicht für die alltägliche Kommunikation
benötigt, zumeist werden die Schülerinnen und Schüler nicht von
Muttersprachlern in der Fremdsprache unterrichtet und haben damit
auch geringe Chancen, ein muttersprachliches Niveau zu erreichen.