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Mit dem „Ja“ zur Schuldenbremse beginnt der Kampf gegen den
unsozialen Sparwahn
Text: V.H. (iljitsch)
Die sogenannte Schuldenbremse hat die Hürde der Volksabstimmung genommen und
fläzt nun als Paragraph 141 in der Hessischen Landesverfassung.
„Die Bürgerinnen und Bürger in Hessen haben die Weichen für die Zukunft unseres
Landes richtig gestellt“, jubelte CDU-Regierungschef Volker Bouffier noch am Abend
des 27. März. Wirklich?
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URL: <http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/schuldenbremse.pdf >(aufgerufen am 23.
Dezember 2010)
der Schuldenbremse beglücken zu können, wagten sich Christdemokraten und Liberale in die
Untiefen der plebiszitären Demokratie und erhofften sich mit einer Volksabstimmung am 27.
März 2011 ein „breites öffentliches Bewusstsein für die Notwendigkeit des Sparen
herzustellen“2, so Christean Wagner, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Das
„alternativlose“ Projekt, dass nur noch im Fall von Wirtschaftskrisen und Naturkatastrophen
eine erhöhte Neuverschuldung zulassen würde, soll Hessen „generationengerecht und
zukunftssicher“ machen, verkündeten die Christdemokraten.
Es begann als Projekt der CDU/FPD-Landesregierung und endete als ein zukunftsfeindliches
„Gentleman-Agrement“ zwischen den bürgerlichen Parteien, der SPD und den Grünen. Auf
dem Gießener Landesparteitag der SPD Ende November 2010 legte Fraktionschef Thorsten
Schäfer-Gümbel sein ganzes politische Gewicht für ein „Ja“ zur Schuldenbremse in die
Waagschale. Der Großteil der Delegierten folgte seinem Votum, sehr zum Ärger
linksorientierter und gewerkschaftlich-organisierter Mitglieder der SPD-Basis. In den
Verhandlungen mit der CDU und der FPD setzte sich die Hessen SPD genauso wie die
Grünen für eine Ausweitung der Einnahmenfinanzierung des Landeshaushaltes ein. Das
Problem hierbei: Die schwammige Formulierung – im besagten Paragrafen 141 ist in keinem
der fünf Absätze die Formulierung Einnahmensteigerung zu finden – wirkt wie ein Placebo.
Hier wird links geblinkt und rechts abgebogen. „Näheres regelt das Gesetz“ ist an dieser
Stelle zu wenig, vertrauen doch SPD und Grüne auf einen raschen Politikwechsel.
Am 15. Dezember 2010 verabschiedeten die vier großen Parteien im hessischen Landtag
gegen den entschiedenen Widerstand der Fraktion „Die Linke“ die „Aufnahme einer
Schuldenbremse in Verantwortung für kommende Generationen - Gesetz zur
Schuldenbremse“. Ohne Volksabstimmung ist jedoch die Verfassung des 6-Millionen-
Einwohner zählenden Landes nicht zu ändern: So kam das Wahlvolk in den Genuss einer
besonderen Demokratie-Folklore, der Volksabstimmung. Der Kampf der Befürworter und der
Gegner begann.