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Haushalt 2024: Panzer oder Kinder - was ist

wichtiger? https://www.dw.com/de/haushalt-2024-panzer-oder-kinder-was-ist-
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In dem Artikel "Haushalt 2024: Panzer oder Kinder - was ist wichtiger?" diskutiert der Autor
die finanziellen Herausforderungen, vor denen die Bundesregierung durch den Krieg in der
Ukraine steht, und die Notwendigkeit, über Ausgabenprioritäten zu entscheiden.

Finanzminister Christian Lindner muss Eckpunkte für den Bundeshaushalt 2024 vorlegen
und den Mittelweg zwischen äußerer Sicherheit und Sozialpolitik finden. Die
Schuldenbremse, die besagt, dass der Staat nur so viel ausgeben darf, wie er einnimmt,
muss eingehalten werden.

Aufgrund des anhaltenden Konflikts in der Ukraine musste die Regierung zusätzliche
Kredite aufnehmen, was die schon jetzt hohe Staatsverschuldung von mehr als 2,5 Billionen
Euro weiter erhöht hat.

Die Regierung steht vor drückenden Problemen wie einem Defizit im Gesundheitswesen,
einer alternden Bevölkerung und der Notwendigkeit von Sozialprogrammen. Auch die
Bundeswehr benötigt mehr Geld, was innerhalb der Regierung zu Konflikten führt.

Der Artikel unterstreicht die Notwendigkeit, die Ausgabenprioritäten der Regierung


auszubalancieren, um die verschiedenen Herausforderungen, denen sich das Land
gegenübersieht, zu bewältigen.

Der Krieg in der Ukraine verschlingt viel Geld, auch in Deutschland. Die Regierung muss
sparen und entscheiden, was wichtiger ist: äußere Sicherheit oder Sozialpolitik?

Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Dieses Sprichwort gilt sicherlich nicht für
alle Lebenssituationen, für den Staat und seine Aufgaben gilt es aber unbedingt. Wo das
nötige Geld fehlt, können politische Vorhaben nicht umgesetzt werden. Das schafft Frust
und Ärger, und genau den gibt es jetzt in der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP.

Mitte März muss Bundesfinanzminister Christian Lindner die Eckpunkte für den
Bundeshaushalt 2024 präsentieren. Mit ihm will Lindner, der auch FDP-Chef ist, eines seiner
wichtigsten Wahlversprechen umsetzen: Er will die im Grundgesetz verankerte
Schuldenbremse wieder einhalten, also nur so viel Geld ausgeben, wie der Staat auch
einnimmt. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde die Schuldenbremse immer wieder
ausgesetzt. Das ist erlaubt, wenn sich der Staat in einer finanziellen Notlage befindet.

Alle sollen sparen


Seit Monaten führt Lindner harte Budgetverhandlungen mit seinen Regierungskollegen.
Denn die Schuldenbremse ist nur einzuhalten, wenn die Regierung massiv spart. Als
Russland die Ukraine überfiel, musste Lindner zur ohnehin vereinbaren Sonderverschuldung
von 60 Milliarden Euro für den Klimaschutz weitere Kredite aufnehmen. 100 Milliarden Euro
für die Aufrüstung der Bundeswehr und 200 Milliarden Euro Finanzhilfen für die Bürger zum
Ausgleich der hohen Energiekosten.
Diese Kredite kamen zu den Rekordschulden dazu, die in der Corona-Pandemie gemacht
wurden - und zu den schon vorher aufgenommenen Altschulden. Rechnet man alles
zusammen, dann sitzt Deutschland auf einem Schuldenberg von mehr als 2,5 Billionen
Euro. Dafür muss der Finanzminister Zinsen zahlen, die sich wegen der Inflation und der
Zinssteigerungen deutlich erhöht haben. Waren es 2021 noch vier Milliarden Euro, so sind
es aktuell schon rund 40 Milliarden Euro. "Das ist Geld, das an anderer Stelle fehlt", betont
der Finanzminister.

Deutschland hat drängende Probleme


Geld, das zusätzlich fehlt, muss man sagen. Denn die für 2024 prognostizierten
Steuereinnahmen reichen ohnehin nicht aus, um allein den Status Quo zu finanzieren. Nach
den Corona-Jahren brauchen die Krankenkassen Milliarden, um ihre Defizite auszugleichen,
die Pflegeversicherung steht wegen der Alterung der Gesellschaft dermaßen unter Druck,
dass sie reformiert werden muss.

Im vergangenen Jahr sind mehr als eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen
und der Zuzug hält an. Unterbringung und Versorgung kosten weitere Milliarden. Länder und
Kommunen kritisieren seit Monaten, dass sie mit den bewilligten Geldern bei weitem nicht
auskommen werden.

Was ist wichtiger: Sicherheit oder Soziales?


Dann ist da die Bundeswehr. Verteidigungsminister Boris Pistorius will über das
Sondervermögen hinaus mehr Geld haben. Zehn Milliarden Euro pro Jahr hält der SPD-
Politiker für nötig. Das ist selbst in seiner eigenen Partei umstritten. 100 Milliarden Euro
seien "für die kommenden Jahre durchaus hinreichend", sagt der Chef der SPD-
Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich.

Es gebe auch noch andere Themen, die im Haushalt berücksichtigt werden müssten. In der
internationalen Politik dürften sowohl die humanitäre Hilfe als auch die Entwicklungspolitik
nicht vernachlässigt werden. "Da brauchen wir einen Gleichklang", sagt er und stellt sich
damit hinter seine Parteikollegin, Entwicklungsministerin Svenja Schulze. Die warnt davor,
dass die Sorge der Entwicklungsländer groß sei, Deutschland könnte über den Ukraine-
Krieg die Hilfe für die Südhalbkugel vergessen.

Arme Kinder, fehlende Wohnungen und marode Schienen


Nicht nur in der SPD geht die Furcht um, dass der Krieg und seine Folgen den
Handlungsspielraum der Koalition massiv einschränken. Was wird aus dem
Koalitionsvertrag und den vielen kostenintensiven politischen Vorhaben?

Die Liste reicht von einer Kindergrundsicherung, mit der Kinderarmut bekämpft werden soll,
über 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen jährlich, bis zu Investitionen in den
Klimaschutz, die digitale Infrastruktur und in die Verkehrswege. Allein für den Einstieg in die
Aktienrente sollen zehn Milliarden Euro an die Deutsche Rentenversicherung überwiesen
werden, die sie zur Finanzierung der Rente am Kapitalmarkt anlegen soll. Ginge es nach der
FDP, könnten es auch deutlich mehr als zehn Milliarden sein.

Habeck gegen Lindner


Da die Vorhaben im Koalitionsvertrag nicht priorisiert sind, ist jede Partei der Meinung, dass
ihre jeweiligen politischen Anliegen Vorrang haben sollten. Im Angesicht knapper Kassen
brechen in der Koalition jene Konflikte auf, die dem ungleichen Trio schon zum Amtsantritt
prophezeit wurden. SPD und Grüne sind zwei linke Parteien, denen soziale Gerechtigkeit
und Ökologie wichtig sind und die für einen starken Staat plädieren. Die FDP propagiert in
vielem davon das Gegenteil. Möglichst wenig Regulierung, niedrige Steuern und so wenig
Sozialausgaben wie möglich.

Doch wer soll weichen, wer muss seine Ziele aussetzen oder im schlimmsten Fall
aufgeben? Im Februar wurde ein Brief öffentlich, den der grüne Wirtschaftsminister Robert
Habeck im Namen aller grün geführten Ministerien an den FDP-Bundesfinanzminister
geschickt hatte. Darin machte Habeck klar, dass die Grünen die Einhaltung der
Schuldenbremse zwar nicht in Frage stellen würden, aber auch nicht bereit seien, ihre
Projekte dafür zu opfern.

Steuern rauf, Steuern runter - wie den Haushalt 2024 stemmen?


Lindners Sparplänen erteilte Habeck eine Absage und schlug stattdessen vor, die
Einnahmen des Staats zu erhöhen. Doch damit beißt er bei Lindner auf Granit.
Steuererhöhungen oder der Abbau von Steuervorteilen beispielsweise für
Dienstwagenbesitzer kommen für die Liberalen nicht in Frage. Stattdessen würden sie selbst
in der derzeitigen Situation gerne die Steuern für Unternehmen senken und
Steuererleichterungen für Spitzenverdiener auf den Weg bringen. Als erstes würden die
Liberalen den Solidaritätszuschlag abschaffen, den nur noch die Reichsten zahlen. Doch
das allein würde rund elf Milliarden Euro kosten.

Im Streit zwischen Habeck und Lindner soll der Kanzler inzwischen ein Machtwort
gesprochen haben. Der Spiegel berichtete von einem Treffen der drei Politiker im
Kanzleramt, bei dem Olaf Scholz sich auf die Seite von Lindner gestellt haben soll. Höhere
Steuern soll es nicht geben. Die FDP hat die letzten fünf Landtagswahlen krachend verloren,
der Parteichef ist dadurch ohnehin angeschlagen. Scholz will Lindner nicht zusätzlich unter
Druck setzen.

Die Bundesregierung geht in Klausur


Am 5. und 6. März will sich das Kabinett im Gästehaus der Bundesregierung, auf Schloss
Meseberg, treffen und beraten. Falls es dort zu keiner Einigung kommt, muss Lindner in
seinen Eckpunkten so etwas wie eine Leerstelle lassen. Globale Minderausgabe heißt das,
und besagt, dass Einsparungen noch benannt werden müssen. Dafür bleibt Zeit bis Juni. Bis
dahin muss der Haushaltsentwurf in allen Details stehen, weil er ins Parlament abgegeben
werden muss.

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