Sie sind auf Seite 1von 2

Rudi Dutschke - das Bild hinter dem Bild

"Die Anerkennung der Vergangenheit und die Beziehung zu ihr als


einem Gegenwärtigen wirkt der Funktionalisierung des Denkens
durch die bestehende Realität und in ihr entgegen. Sie widersetzt sich
der Abriegelung des Universums von Sprache und Verhalten; sie ermöglicht die
Entfaltung von Begriffen, die das geschlossene Universum aus seiner Festigkeit
lösen und überschreiten, indem sie es als geschichtliches Universum begreifen."

Eine ebenso schöne wie Hoffnung machende Erkenntnis von Herbert Marcuse. Sieht
man allerdings die Halbwertzeit des kollektiven Gedächtnisses, das sich meist kaum
noch an die gebrochenen Versprechen der letzten Wahlperiode erinnern kann, folgt
schnell die Ernüchterung.
Was im Mikrokosmos der individuellen Geschichte stimmt, dass ein Mensch, der an
Amnesie leidet, total manipulier- und formbar ist und alles aufsaugen wird, was
man ihm vorsetzt, ist auch ein gesamtgesellschaftliches Faktum. Die herrschende
Ideologie internalisiert sich im Bewusstsein der Menschen durch permanente
Wiederholung und macht sich auch die Geschichte der Klassenkämpfe zur Beute,
indem sie sie auf ihre Umkehrbar - und Denunzierbarkeit abklopft. Hört man sich
die Interpretationen dieser Kämpfe durch bürgerliche Historiker an, ist es so, als
wären Adornos Ängste "einer Menschheit ohne Erinnerung" schon die Realität, die
einen aus leeren Worthülsen anspringt.
Selbst in der Sprache werden Antagonismen zwangsvermählt um sie durch
dauernde Wiederholung zu feststehenden, nicht hinterfragbaren Begriffen der
Alltagssprache zu machen.
z.B. frei und Marktwirtschaft, menschlich und Kapitalismus, Sicherheit und
Überwachung, sauber und Bombe (die Neutronenbombe wurde so genannt, weil sie
Menschen tötet, Kriegsmaterial, Produktionsmittel usw. aber nicht zerstört.)
Das Bild hinter dem Bild suchen !
Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius schrieb einst über Hans-Martin
Schleyer:
"Das sichtbare Leiden des gefangenen Arbeitgeberpräsidenten war für sich schon
ergreifend. Irritierender noch war die Ahnung, daß die Polaroidphotos doppelt
belichtet schienen. Das zweite Bild dahinter, über das nicht gesprochen wurde, war
das heimliche, vielleicht das eigentliche Skandalon des Jahres 1977: Nie zuvor hatte
man in Deutschland einen SS-Mann leiden sehen."
Vielleicht die wichtigste Eigenschaft der kritischen Betrachtung der Geschichte, das
Bild hinter dem Bild zu suchen!
Mit dem Buch "Rudi Dutschke, Aufrecht Gehen" und dem beiliegenden, z.T.
unbekannten Filmmaterial, in der "Bibliothek des Widerstands" ist es dem Laika
Verlag gelungen dieses Bild in den Vordergrund zu rücken.
Die bürgerliche Geschichtsschreibung, die radikal andere Lebensvorstellungen zur
Utopie erklärt, machte auch vor dem Menschen Rudi Dutschke nicht halt, der Pest
der nachträglichen Pazifizierung, die ihn im Nachhinein entradikalisieren und
anpassen soll, setzt dieses Buch und das Filmmaterial "dass Bild hinter dem
Polaroidphoto" entgegen.

Rudi Dutschke Aufrecht Gehen


http://www.laika-verlag.de/bibliothek/aufrecht-gehen

Rudi Dutschke - sein jüngstes Portrait


http://www.youtube.com/watch?v=SIuz9XLyLD4&feature=channel_video_title

Dutschke, Rudi, Rebell


http://www.youtube.com/watch?v=8kA2ARvehKY

Zu Protokoll: Günter Gaus im Gespräch mit Rudi Dutschke


http://www.youtube.com/watch?v=QwgA-q--DG8

Aufrecht gehen, Rudi Dutschke -- Spuren


http://www.youtube.com/watch?v=JdOFt8vmK7k&feature=channel_video_title

Das könnte Ihnen auch gefallen