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MATURSKI RAD
Flagge Wappen
Geographie
Siehe auch:
Klima
Die wichtigsten Flüsse des Landes sind Save und Drina, die Bosnien
und Herzegowina im Norden und Osten begrenzen, sowie die Bosna,
welche im Landesinneren entspringt und in die Save mündet. Fast das
gesamte Gebiet Bosniens gehört zum Einzugsgebiet der Save bzw. des
Schwarzen Meeres, während die Flüsse der Herzegowina – zum Teil
unterirdisch – in die Adria entwässern.
Landnutzung
Nur ein knappes Fünftel der Landesfläche ist für den Ackerbau
geeignet; diese Flächen befinden sich vor allem entlang der Save, am
Unterlauf der Neretva und in den Poljen der Herzegowina.
Natur
Flora
Zudem weist das Land eine beachtliche Anzahl an Endemiten auf. Das
Lilium carniolicum var. bosniacum ist im zentralen Bosnien auf
kalkhaltigen Böden endemisch. Lange war ihre Position unklar, was
dazu führte, das sie man sie als Unterart bzw. Varietät zu den
Pyrenäen-Lilien oder als Synonym zu den Lilium chalcedonicum zählte.
Erst nach molekulargenetischen Untersuchungen wurden sie schließlich
der Krainer Lilie zugeordnet. Eine Pflanze die auch lange ohne
eindeutige Zuordnung war und in Bosnien gedeiht, ist das Lilium
jankae und weist Vorkommen bis hin zu den Rhodopen auf.
Fauna
Das größte Tier des Landes ist der vom Aussterben bedrohte Braunbär,
von dem rund 2800 Exemplare in Bosnien und Herzegowina leben.
Bevölkerung
Von den etwa 4,55 Mio. Einwohnern des Landes sind etwa 48 %
Bosniaken, 37,1 % Serben und 14,3 % Kroaten. Minderheiten wie
Roma und Juden stellen 0,6 %[3].
Die genannten Zahlen geben keine Auskunft über den Anteil der
Einwohner, die sich als nichtreligiös oder atheistisch bezeichnen
würden.
Geschichte
Politik
Militär
Bis Ende 2005 lag die Verteidigungspolitik bei den beiden Entitäten.
Seit 2006 unterstehen die Streitkräfte der Staatspräsidentschaft und
dem 2004 geschaffenen Verteidigungsministerium der Staatsebene.
Die Truppen bestehen aus einer bosniakischen, einer serbischen und
einer kroatischen Komponente. Die künftige gemeinsame Armee soll
aus bis zu 10.000 aktiven Berufssoldaten und einer etwa halb so
starken „aktiven Reserve“ bestehen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde
am 1. Januar 2006 aufgehoben. Angestrebt wird die Integration der
Streitkräfte in europäische und euroatlantische Strukturen und die
Beteiligung an UN-Einsätzen. 2006 trat Bosnien und Herzegowina der
NATO-„Partnerschaft für den Frieden“ bei[9].
Verwaltung
Die politische Gliederung des Staates ist komplex. Seit dem Dayton-
Vertrag (auch bekannt als Dayton-Friedensabkommen) besteht
Bosnien und Herzegowina aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien
und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine, auch bekannt als
Bosniakisch-Kroatische Föderation) und der Republika Srpska
(Serbische Republik). Beide Entitäten verfügen jeweils über eine
eigene Exekutive und Legislative. Der Distrikt um die nordbosnische
Stadt Brčko untersteht als Kondominium beider Entitäten direkt dem
Gesamtstaat. Die Föderation Bosnien und Herzegowina setzt sich aus
zehn Kantonen zusammen, die über weitere eigene Zuständigkeiten
verfügen.
Präsidentenpalast in Sarajevo
Siehe auch:
Städte
Sarajevo
Banja Luka
Siehe auch:
Wirtschaft
Die Exporte sind noch wenig diversifiziert; Mineralien und Holz machen
50% aller Exporte aus. Das hohe Leistungsbilanzdefizit konnte bisher
durch Transferleistungen von Bosniern, die im Ausland leben,
ausgeglichen werden. Haupthandelspartner von Bosnien und
Herzegowina ist die Europäische Union mit einem Anteil von etwa
50%. Österreich ist wertmäßig der größte ausländische Investor vor
Slowenien. Als problematisch für die wirtschaftliche Entwicklung
werden der große und ineffiziente öffentliche Sektor, bürokratische
Hindernisse für Unternehmer und der fragmentierte Arbeitsmarkt, der
die ethnische Teilung des Landes widerspiegelt, angesehen. [11]
Die globale Finanzkrise wirkt sich in einer starken Rezession aus. Sie
betraf zunächst den Rückgang bei den Exporten und nachfolgend einen
drastischen Einbruch auch bei der Inlandsnachfrage. Einige große
Industriebetriebe mussten ihre Produktion vorläufig einstellen. Im
ersten Quartal 2009 wurden aus der Föderation Rückgänge der
Industrieproduktion um 10 Prozent gemeldet, während in der
Republika Srpska noch ein Anstieg um 13 Prozent registriert wurde
(begünstigt hauptsächlich durch die Inbetriebnahme eines großen
erdölverarbeitenden Betriebes). Viele bedeutende industrielle Bereiche
in beiden Entitäten berichteten über Rückgänge in der Größenordnung
von 20 Prozent.[13]
Tourismus, Sehenswürdigkeiten
Zurzeit ist mit der A1 von der Adria bis nach Budapest die erste
Autobahn des Landes im Bau. Diese soll von Ploče in Kroatien über
Mostar, Sarajevo, Zenica und Doboj in die ungarische Hauptstadt
führen und einen Teil des europäischen Verkehrskorridors 5C bilden.
Insgesamt wird diese Autobahn auf ca. 360 km durch Bosnien und
Herzegowina führen und soll bis zum Jahr 2012 fertig sein. Des
Weiteren wird zur Zeit auch eine Autobahn von Banja Luka über
Gradiška nach Kroatien gebaut.
Eisenbahn
Luftfahrt
Flughafen in Sarajevo
Kultur
Musik
Film
Das Sarajevo Film Festival ist jedes Jahr im August filmischer und
kultureller Höhepunkt und zieht immer mehr Touristen aus dem
Ausland an.
Medien
Baklava
In der Republika Srpska werden der 1. März und der 25. November
nicht gefeiert, dafür der 9. Januar als Tag der Republik (Dan
Republike) sowie der 21. November (Tag des Dayton-Abkommens). Es
ist geplant, ein einheitliches Feiertagsgesetz für ganz Bosnien und
Herzegowina zu verabschieden[15].
infoor
http://www.bosnien-herzegowina.info/index.htm
Stand: Juli 2009
Bevölkerung: ca. 3,8 Mio. Einwohner (Schätzung, letzter Zensus 1991), davon ca. 68%
in der Entität "Föderation Bosnien undHerzegowina" und ca. 32% in der Entität
"Republika Srpska".
Politische Beziehungen
Deutschland hat mit Bosnien und Herzegowina Mitte 1994 diplomatische Beziehungen
aufgenommen. Seither haben sich die bilateralen Beziehungen stetig positiv entwickelt:
So war Deutschland – auch durch sein Engagement in der Kontaktgruppe – an den
Friedensbemühungen und am Zustandekommen des Dayton-Abkommens intensiv
beteiligt. Nach Abschluss des Abkommens blieb Deutschland engagiert, so etwa im
Lenkungsausschuss des Dayton-Friedensimplementierungsrats (PIC), bei
Geberkonferenzen und im Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, durch große
deutsche Kontingente bei der EU-Militärmission EUFOR sowie der Polizeimission der
EU (EUPM). Zudem hat Deutschland zahlreiche Projekte im Rahmen des Stabilitätspakts
Südosteuropa in Bosnien und Herzegowina unterstützt. Heute ist Deutschland einer der
wichtigsten außenpolitischen Partner von Bosnien und Herzegowina.
Seit dem 1. November 2008 ist mit Stefan Feller ein Deutscher der Leiter der EU-
Polizeimission EUPM. Derzeit sind noch rund 130 deutsche Soldaten im Rahmen der
EU-Militäroperation EUFOR ALTHEA im Land stationiert.
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Wirtschaftsbeziehungen
Der Warenaustausch zwischen Deutschland und Bosnien und Herzegowina ist in den
letzten Jahren stark gestiegen, Deutschland ist für Bosnien und Herzegowina einer der
drei wichtigsten Handelspartner. Ein bilateraler Investitionsförderungs- und
-schutzvertrag ist am 11. November 2007 in Kraft getreten. Es gilt weiterhin das
Doppelbesteuerungsabkommen aus dem Jahr 1988.
Deutsche Unternehmen investieren seit vielen Jahren in Bosnien und Herzegowina. Im
Sommer 2007 wurde ein deutsch-bosnisch-herzegowinischer
Wirtschaftsverein gegründet, der zwischenzeitlich rund 60 Mitglieder zählt.
Kulturelle Beziehungen
Wissenschaft und Hochschulen: Es gibt zwei Lektoren des DAAD in Sarajewo und Banja
Luka. Seit 2004 arbeitet zudem ein Lektor bzw. eine Lektorin der Robert-Bosch-Stiftung
an der Dzemal-Bijedzic-Universität in Mostar. Hinzu kommen mehrere Gastdozenten aus
Deutschland.
In Sarajewo, Mostar und Banja Luka existieren zudem anerkannte Prüfungszentren für
das Deutsche Sprachdiplom (DSD).
Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen setzt sich für eine quantitative und
qualitative Ausdehnung des Deutschunterrichts an Schulen sowie für die Vermittlung von
Schulpartnerschaften ein. Seit dem Schuljahr 2003/2004 wird das Unterrichtsfach
Deutsch in vielen Schulen nur noch als zweite Fremdsprache gelehrt und dies häufig mit
lediglich zwei Wochenstunden, was den Erwerb eines Deutschen Sprachdiploms
erschwert. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) vergibt Stipendien zur Fortbildung
in Deutschland.
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Medien
Hinweis
Dieser Text stellt eine Basisinformation dar. Er wird regelmäßig aktualisiert. Eine
Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen
werden.
Bosnien und Herzegowina
Kultur- und Bildungspolitik
Stand: Juli 2009
In Bosnien und Herzegowina fällt die Kultur- und Bildungspolitik gemäß Verfassung in
die Zuständigkeit der beiden Landesteile (Entitäten) Föderation Bosnien und
Herzegowina sowie Republika Srpska. Innerhalb der Föderation Bosnien und
Herzegowina liegt die Hauptverantwortung für beide Bereiche bei den 10 Kantonen.
Es besteht Schulpflicht bis zur neunten Schulklasse. Nach Abschluss der obligatorischen
Primärschule können die Absolventen ihren Bildungsweg entweder für drei bis vier Jahre
in Sekundarschulen fortsetzen (Gymnasien, kirchliche Schulen, Kunstschulen, technische
Schulen, Lehrerbildungsinstitute) oder sich für eine dreijährige Berufsausbildung
entscheiden. Der Zugang zu Universitäten steht allen Absolventen einer Sekundarschule
sowie – mit Einschränkungen – Absolventen von Berufsschulen offen und orientiert sich
an den Ergebnissen einer Aufnahmeprüfung.
Inhaltsverzeichnis
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• 1 Antike
o 1.1 Die Illyrer
o 1.2 Die Römer
o 1.3 Völkerwanderungszeit
• 2 Mittelalter
o 2.1 Die slawische Besiedlung Dalmatiens und Pannoniens
o 2.2 Frühmittelalterliche serbische und kroatische Fürstentümer
o 2.3 Das bosnische Fürstentum zwischen Ungarn und Serbien
o 2.4 Die Blüte des bosnischen Fürstentums und Königreichs im 14.
Jahrhundert
o 2.5 Die letzten Jahrzehnte des bosnischen Königtums
• 3 Osmanische Herrschaft
• 4 Österreichisch-ungarische Zeit
• 5 1918-1941
• 6 Bosnien-Herzegowina während des Zweiten Weltkrieges
• 7 Bosnien-Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien
o 7.1 Religionspolitik
o 7.2 Auseinandersetzung um Muslime als Volksgruppe
o 7.3 Wirtschaftliche Entwicklung
o 7.4 1989-1991
• 8 Krieg in Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1995
• 9 Siehe auch
• 10 Einzelnachweise
• 11 Literatur
• 12 Weblinks
Antike [Bearbeiten]
Die Illyrer [Bearbeiten]
Die Illyrer waren die frühesten Bewohner des Gebiets des heutigen Bosnien und
Herzegowina, über die historische Informationen vorliegen. Sie besiedelten die westliche
Hälfte der Balkanhalbinsel und damit auch Bosnien in der Bronzezeit (um 1200 - 1100 v.
Chr.). Archäologische Forschungen haben gezeigt, dass die Stämme vor allem Viehzucht
und weniger Ackerbau betrieben. Auch Bergbau (Silber) wurde in Bosnien schon von
den Illyrern betrieben.
Aus der schriftlichen Überlieferung der Griechen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. sind nur
wenige Stämme des Binnenlandes namentlich bekannt. Das Gebiet der an der Küste
beheimateten Liburner und Delmaten reichte im Landesinneren aber vermutlich bis in das
bosnische Bergland.
Westlich der Skordisker siedelten an der Save die illyrischen Breuker und in
Mittelbosnien die Daesitaten. Nur diese beiden binnenländischen Stämme sind schriftlich
belegt. Illyrische Siedlungen und Gräberfelder haben Archäologen aber in allen Teilen
Bosniens entdeckt. Es scheint, dass im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. der keltische Einfluss
in der Region zurückging, denn die Funde aus dieser Zeit (Schmuck, Waffen und
Keramik) gehören vornehmlich zum illyrischen Formenkreis. Daneben nehmen
griechische Importe zu.
Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. gelangte die illyrische Küste der Adria ins Blickfeld der
Römer. Nach den römisch-illyrischen Kriegen (229-219 v. Chr.) stand die Küste unter
dem Protektorat der römischen Republik, während die Völker im Binnenland ihre
Freiheit behielten.
Seitdem unterstanden alle illyrischen Gebiete römischer Herrschaft, und in der Folgezeit
entstand ein Netz von römischen Straßen und Siedlungen, darunter einigen
wohlhabenden Handelsstädten. Militärposten wurden nur im Norden an der Save zum
Schutz der Reichsgrenze errichtet. In Dalmatia waren keine Truppen stationiert, denn die
Provinz galt als befriedet und sicher. In Ostbosnien wurden bereits damals Gold, Silber
und Blei abgebaut. Von der römischen Präsenz zeugen heute noch viele
Ausgrabungsfunde und Befestigungsanlagen. Letztere wurden seit dem 3. Jahrhundert
angelegt, als die Bedrohung durch die Völkerwanderung zunahm.
Römische Städte auf bosnischem Gebiet waren in Dalmatia: die Kolonien Delminum
(Duvno) (vorher Hauptort der Delmaten) und Bistue Nova (Vitez), ferner die alten
Siedlungen Argentaria (Srebrenica), Ad Salinas (Tuzla), Bigeste (Ljubuški) und
Raetinum. Für den pannonischen Teil ist Servitium[1](Gradiška) an der Save zu nennen.
Das von den Römern im bosnischen Raum angelegte Straßennetz diente vor allem der
schnellen Verlegung von Truppen vom Adriahafen Salona (Solin) an die pannonische
Grenze. Strahlenförmig führten mehrere Routen von Salona Richtung Norden: die
kürzeste Verbindung ging durch Mittelbosnien nach Servitium, eine weitere Straße führte
weiter westlich über Raetinum an die Save, zwei Routen verliefen in nordöstlicher
Richtung nach Sirmium und weiter nach Mösien. Dabei hatte die später so genannte Via
Argentaria (Silberstraße) auch wirtschaftliche Bedeutung, weil sie die Verbindung der
Bergbauregion um Srebrenica mit der Küste herstellte.
Dalmatia gehörte zu den südosteuropäischen Provinzen, in denen sich das Lateinische als
wichtigste Sprache schnell durchsetzte. Das Griechische spielte nur in den Küstenstädten
an der Adria eine Rolle.
Bei der Neueinteilung der Provinzen unter Kaiser Diokletian wurde Pannonien geteilt.
Die späteren bosnischen Gebiete wurden dabei Pannonia Savia zugeteilt, deren
Hauptstadt Siscia (Sisak) war.
Völkerwanderungszeit [Bearbeiten]
Im Jahr 376 überschritten die Westgoten die Donaugrenze. Nach einem fehlgeschlagenen
Versuch Kaiser Valens' sie in Thrakien als Föderaten anzusiedeln, kam es 378 zur
Schlacht von Adrianopel, in der die Goten siegten und das römische Heer auf dem
Balkan völlig aufrieben. In den folgenden zwei Jahrzehnten blieben die Westgoten ein
ständiger Unsicherheitsfaktor in den Balkanprovinzen. Nachdem sie Griechenland
verwüstet hatten, zogen die Goten 401 nordwärts und verheerten auf ihrem Weg nach
Italien auch die Provinz Dalmatia.
Nach einigen Jahrzehnten verhältnismäßiger Ruhe fielen die Hunnen unter Attila
zwischen 441 und 447 in die römischen Balkanprovinzen ein. In den sechziger Jahren des
5. Jahrhunderts konnte der spätere Kaiser Zenon als Feldherr Leos I. die Vandalen,
Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau vertreiben. Nach dem Ende
des weströmischen Reiches (476) hatte es Zenon, der nunmehr Kaiser war, auf dem
Balkan noch mit den Ostgoten unter Theoderich zu tun. Es gelang ihm 488, Theoderich
gegen Odoaker, den Herrscher Italiens, zu lenken. Die Verlagerung der ostgotischen
Hauptmacht nach Italien bildete die Voraussetzung dafür, dass Kaiser Justinian I. das
Gebiet des späteren Bosniens, das bei der Reichsteilung von 395 an Westrom gefallen
war, unter byzantinische Herrschaft bringen konnte. Allerdings dauerten die
Auseinandersetzungen mit den Ostgoten in Dalmatia noch bis in die 520er Jahre an.
Unter Justinian verlief die Nordgrenze des Römischen Reiches durch Bosnien. Nördlich
davon hielten sich in dieser Zeit die Langobarden und Gepiden auf, und ab 555 tauchte
als neue Bedrohung das Steppenvolk der Awaren in der pannonischen Ebene auf. Ein
Teil der Awaren wurden 558 als Föderaten auf dem Reichsboden angesiedelt. Dies
ebnete ihnen und den unter ihrer Oberherrschaft stehenden slawischen Stämmen den Weg
auf den Balkan.
Mittelalter [Bearbeiten]
Die slawische Besiedlung Dalmatiens und Pannoniens [Bearbeiten]
Der genaue Verlauf der slawischen Landnahme auf dem Balkan seit dem letzten Drittel
des 6. Jahrhunderts lässt sich im Detail nicht rekonstruieren. Fest steht, dass sie sich unter
der Oberherrschaft der weit weniger zahlreichen Awaren vollzog und ungefähr mit dem
Tod Justinians I. 565 begann, als sich abzeichnete, dass die Restauratio imperii
gescheitert war.
Um 620 waren die Slawen vermutlich in den größten Teil Bosniens vorgedrungen. In
diese Zeit zu Anfang des 7. Jahrhunderts werden die ältesten slawischen Siedlungsfunde
in Bosnien-Herzegowina datiert. Nur an der dalmatinischen Küste und auf den
vorgelagerten Inseln konnten sich einige befestigte römische Städte halten. Die
kroatische Forschung geht davon aus, dass in einer zweiten Welle der slawischen
Einwanderung die Kroaten als eigenständige Volksgruppe nach Kroatien vordrangen.
Dies lässt sich aber weder durch schriftliche noch durch archäologische Quellen mit
Sicherheit belegen. Nach einer viel späteren Beschreibung in De administrando imperio
von Konstantin VII. Porphyrogennetos (10. Jahrhundert), sollen die Kroaten von Kaiser
Herakleios in ihre späteren Siedlungsgebiete gerufen worden sein.
Im 8. und 9. Jahrhundert lebten die slawischen Stämme in Bosnien an den Rändern der
großen Reiche jener Zeit. Neben Byzanz trat das Bulgarenreich als neue Großmacht auf
dem Balkan hinzu. Zeitweise reichte der bulgarische Einfluss bis nach Bosnien hinein.
Auch nachdem Kroatien 1102 durch Personalunion an die Könige von Ungarn
gekommen war, blieb Bosnien ein umstrittenes Land. Weder die Kroaten und Ungarn
noch die Serben konnten ihre Herrschaft dort stabilisieren. Im 12. Jahrhundert entstand in
diesem Machtvakuum ein mehr oder weniger eigenständiges Fürstentum, dessen Bane
aber nominell Vasallen der Stephanskrone oder des Kaisers in Konstantinopel waren.
Seit 1137 führte König Bela II. von Ungarn auch den Titel rex Ramae und beanspruchte
damit auch die Herrschaft über Rama, eine Landschaft in der nördlichen Herzegowina
und dem östlich angrenzenden Serbien. Beginnend mit der Herrschaft des aus Slawonien
stammenden Bans Borić seit 1154 war Bosnien ein halbautonomes Fürstentum. Borić
verlor die Herrschaft, weil er sich in den ungarischen Thronstreitigkeiten auf Seiten der
Verlierer engagiert hatte. Er war ein Vorfahr der Familie Kotromanić, die im 14.
Jahrhundert ein unabhängiges Königreich Bosnien errichtete.
Nach einem Sieg über die Ungarn konnte Kaiser Manuel I. 1166 die byzantinische
Oberhoheit über Bosnien für einige Zeit wiederherstellen. In jener Zeit stieg Ban Kulin
zum Herrscher Bosniens (1180–1204) auf. Bald schüttelte er die byzantinische
Oberhoheit ab und verbündete sich 1183 mit den Ungarn und den Serben unter Stefan
Nemanja gegen die Byzantiner. Die Herrschaft Ban Kulins gilt als goldenes Zeitalter
Bosniens, denn nach dem Krieg gegen Byzanz konnte der Fürst den Frieden für das Land
bewahren, was auch zu wirtschaftlicher Prosperität führte. Der Ban schloss
Handelsverträge mit den Republiken von Venedig und Ragusa ab, die vor allem an den
Erzeugnissen des bosnischen Bergbaus interessiert waren.
Ban Kulin verfasste 1189 das erste überlieferte Dokument in der bosnischen Variante der
kyrillischen Schrift, in dem er seinen Staat beschrieb und dessen Bewohner zum ersten
Mal als Bosnier (Bošnjani) bezeichnete. Während Kulins Herrschaft entwickelte sich die
Bosnische Kirche zu einer unabhängigen Religionsgemeinschaft. Sowohl die Orthodoxen
als auch die Katholiken betrachteten die Bosnische Kirche als häretisch. Es ist bis heute
unklar, welche Verbindungen zwischen der bosnischen Kirche und den Bogomilen
bestanden. Als Fürst Vukan von Dioklea die Bosnier beim Papst als Häretiker
anschwärzte, gelang es Kulin jedenfalls, die ausgesandten päpstlichen Emissäre zu
überzeugen, dass er ein treuer Katholik sei. Wie auch immer, die Bosnische Kirche führte
ein Eigenleben und weder der Papst noch die Orthodoxie konnten Einfluss über sie
geltend machen.
Kulins Sohn und Nachfolger Stefan nahm jedoch zu wenig Rücksicht auf die
Besonderheiten der Bosnischen Kirche; er wollte sie wieder zum Katholizismus
zurückführen, was 1232 zu einer erfolgreichen Revolte gegen ihn führte. Er wurde durch
den einheimischen Adeligen Matej Ninoslav (1232–1250) ersetzt. Dessen Verwandter
Prijezda, führte die katholische Opposition an. Auch der ungarische König Andreas II.
griff in den innerbosnischen Machtkampf ein, indem er eine eigene Partei aufzubauen
suchte. 1234 vergab er den Titel des Bans von Bosnien an Herzog Koloman. Daneben
versuchte auch Sibislav, Graf von Usora, aus der Familie Kulins Bosnien in seine Gewalt
zu bringen.
Papst Gregor IX. war mit den Ungarn verbündet, die somit die katholische Partei im
bosnischen Machtkampf bildeten. Er ersetzte 1235 den häretischen bosnischen Bischof
durch Johann, ein Mitglied des Dominikanerordens und erkannte Koloman als legitimen
Ban von Bosnien an. Johann und Koloman führten fünf Jahre lang einen als Kreuzzug
bezeichneten Krieg gegen Ban Matej, um das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen.
Auch Graf Sibislav ging in dieser Zeit zur ungarisch-päpstlichen Partei über. Einziger
Verbündeter Ban Matejs war die Republik Ragusa (Urkunde v. 22. Mai 1240), die zwar
nicht gegen die Katholiken kämpfte, dem Ban aber Rückendeckung gegen den serbischen
König Stefan Vladislav gab, der nur auf einen günstigen Augenblick wartete, um sich
bosnische Gebiete aneignen zu können.
Koloman trat den Titel des Bans von Bosnien vermutlich 1238 an Prijezda ab, der etwa
drei Jahre im Land regieren konnte. Der Einfall der Mongolen nach Ungarn und
Dalmatien 1241 bzw. 1242 veränderte das Kräfteverhältnis in der Region. Kolomans
Truppen wurden in Ungarn gebraucht und daher konnte Matej Ninoslav sich wieder in
den Besitz Bosniens setzen; Prijezda ging ins ungarische Exil. Im März 1244 erneuerte
Matej das Bündnis mit Ragusa. So gestärkt konnte er sich in Dalmatien in die
Streitigkeiten der Städte Traù und Spalato einmischen. Damit stieß er in das
Einflussgebiet des ungarischen Königs an der Adriaküste vor, weshalb Bela IV. erneut
Truppen gegen Bosnien entsandte, aber bald Frieden schloss, wodurch Kreuzzugspläne
des Papstes und der ungarischen Bischöfe nicht mehr verwirklicht werden konnten.
Nach dem Tod Matejs (1250) konnte der ungarische König seinen Parteigänger Prijezda
I. als neuen Ban in Bosnien installieren, während der Sohn des Vorgängers leer ausging.
Prijezda ging gegen die Bogumilen vor und versuchte die Bosnische Kirche dem Papst zu
unterstellen. Einen Aufstand der Häretiker konnte er 1253 nur mit Hilfe des ungarischen
Königs Bela IV. niederschlagen. Damit wurde Prijezda noch abhängiger von der
ungarischen Krone, doch scheint Prijezda stets in gutem Einvernehmen mit dem König
gestanden zu haben. Bela ging dann auch daran, die südlichen Grenzprovinzen seines
Reiches auf Kosten Priezdas neu zu ordnen. Das bosnische Banat wurde auf das Gebiet
zwischen den Flüssen Vrbas und Bosna eingeschränkt, und die Banate von Usora und
Soli neu gebildet, die dem Banat von Mačva unterstellt wurden, wo ein Enkel des Königs
als Herzog eingesetzt wurde.
Burgruine in der Nähe von Srebrenik, eines der ältesten Bauwerke Bosniens
1254 eroberte Bela in einem Krieg gegen den serbischen König Stefan Uros I. Zahumlije
(in etwa Herzegowina und Mitteldalmatien) und übergab diese Region zur Verwaltung an
Prijezda, der ebenfalls an dém Feldzug teilgenommen hatte. Aber schon wenige Jahre
später fiel das Gebiet an die Serben zurück. 1260 führte der Ban bosnische Truppen in
den Krieg des Ungarnkönigs mit Böhmen. Als Bela IV. 1270 starb, wurde auch Bosnien
in die ungarischen Thronwirren der folgenden Jahre hineingerissen und Prijezdas Stern
begann zu sinken, hatte er sich doch ganz an den verstorbenen Herrscher gebunden. Er
konnte sich aber bis zu seinem Tod 1287 als Ban behaupten. Gegen die ihn bedrängenden
ungarischen Hochadeligen suchte er Verbündete bei den Serben.
In den 1280er Jahren erbte Stefan Kotroman die Herrschaft über eines der
nordbosnischen Territorien. Er stritt lange mit der aus der Gegend von Bribir in
Dalmatien stammenden Adelsfamilie der Šubićes um die Macht. Diese Familie hatte in
den ersten zwei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts das alte Banat Bosnien großenteils
regiert und zeitweise freundschaftliche Beziehungen zu Kotromans Sohn Stjepan II.
Kotromanić unterhalten. Kotromanić bekam aber 1320 die Oberhand und wurde 1322
Ban von Bosnien. Er schuf einen größeren bosnischen Staat, indem er das alte Banat mit
Territorien im Norden vereinigte, durch Eroberung Gebiete westlich das Banats einfügte,
die vorher zu Kroatien gehört hatten und bei weiteren Eroberungen einen langen
Abschnitt der dalmatinischen Küste zwischen Ragusa und Split einnahm. Schließlich
annektierte er 1326 den größten Teil von Hum, womit Bosnien und Herzegowina zum
ersten Mal zu einer politischen Einheit zusammengeschlossen waren. Kotromanić
bemühte sich um freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Mächten. 1340
gestattete er, um die Beziehungen zum Papst zu verbessern, dass Franziskaner eine
Mission in Bosnien errichteten. Vor 1347 scheint er selbst zum römisch-katholischen
Glauben übergetreten zu sein. 1353 wurde er im Franziskanerkloster Visoko begraben. Er
hinterließ einen unabhängigen bosnischen Staat, der unter seinem Neffen Stjepan Tvrtko
Kotromanić (später König Tvrtko I.) zum mächtigsten Staat auf der westlichen
Balkanhalbinsel wurde.
Dabei waren Tvrtkos erste Regierungsjahre schwierig. Er musste sich mit Revolten
bosnischer Adelsfamilien und ungarischen Landnahmen herumschlagen und 1366 sogar
am ungarischen Hof Schutz suchen, als eine Gruppe bosnischer Adliger seinen Bruder
Vuk an seine Stelle setzte. Aber schon 1367 war Tvrtko wieder an der Macht, offenbar
mit Hilfe des ungarischen Königs. Tvrtko wandte seine Aufmerksamkeit dem Süden zu.
1355 war das starke serbische Reich nach dem Tod von Stefan Uroš IV. Dušan
weitgehend zusammengebrochen. Tvrtko unterstützte den serbischen Adligen Lazar
Hrebeljanović, der sich mit anderen Adligen in Südwestserbien, Hum und Zeta um die
Reste des serbischen Reichs stritt. Lazar belohnte Tvrtko bei der folgenden Aufteilung
der Beute mit einem großen Streifen an Bosnien angrenzenden Landes: Teilen von Hum,
Zeta, Süddalmatien und dem späteren Sandžak von Novi Pazar. Im hier gelegenen
Kloster Mileševa ließ Tvrtko sich 1377 nicht nur zum König von Bosnien krönen,
sondern auch von Serbien. Dies entsprach prahlerischer Selbsterhöhung, ebenso wie der
imposante Hof byzantinischen Stils, den er in der Festung Bobovac einrichtete. Faktisch
versuchte er nie ernsthaft, politische Macht in Serbien auszuüben. Stattdessen weitete er
seinen Einfluss nach Dalmatien sowie Teilen von Nordkroatien und Slawonien aus und
nannte sich in den letzten Jahren vor seinem Tod 1391 auch noch „König von Kroatien
und Dalmatien“.
Der Schlüssel zu Bosniens Wohlstand im Hochmittelalter war der Bergbau. Im späten 13.
oder frühen 14. Jahrhundert waren deutsche Bergleute, so genannte „Sachsen“ (Sasi), aus
Ungarn nach Bosnien gekommen. Die Gruben gehörten örtlichen Grundbesitzern und
wurden von „Sachsen“ geleitet, die teilweise zu Reichtum und Ansehen gelangten.
Kupfer und Silber wurden bei Kreševo und Fojnica gefördert, Blei bei Olovo, Gold,
Silber und Blei bei Zvornik und vor allem Silber bei Srebrenica. In den Bergwerksorten
und in wichtigen Handelsstädten wie Foča und Visoko gab es bedeutende Kolonien von
Ragusanern - Ragusa hatte ein Monopol auf den Silberhandel innerhalb Bosniens und auf
die Silberexporte über See. Als die Franziskaner in Bosnien begannen, Klöster zu
gründen, zog es sie in die Städte mit römisch-katholischen Sachsen, Ragusanern und
anderen Dalmatinern. So wurden diese Städte stark katholisch geprägt.
Auf dem Land waren die Mehrzahl Kmeten, leibeigene Bauern. Es gab auch Sklaven, die
auf dem Markt in Ragusa gehandelt wurden. Im bosnischen Bergland lebten Hirten,
darunter auch Walachen. Die wichtigste innergesellschaftliche Trennungslinie war die
zwischen Volk und Adel, wobei der Adel in niederen und hohen differenziert war. Der
Hochadel übte große politische Macht aus und konnte Bans und Könige erheben und
absetzen. Von 1390 bis nach 1420 kam er in einem „Staatsrat“ zusammen, um über
Thronfolge und wichtige Fragen von Innen- und Außenpolitik zu beraten.
Seit den 1380er Jahren hatten osmanische Armeen begonnen, Einfälle auch nach Serbien
zu unternehmen. 1388 war eine türkische Abteilung in das von Bosnien regierte Hum
vorgedrungen. 1389 weigerte sich Trvtkos alter serbischer Verbündeter Lazar, die
türkische Oberhoheit anzuerkennen und rief Verbündete zu Hilfe. König Trvtko schickte
ein starkes bosnisches Heer, das im Juni 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld an der
Seite von Lazar Hrebeljanovićs Armee kämpfte. Die türkischen Armeen kehrten Jahr für
Jahr zurück und brachten bis 1392 alle serbischen orthodoxen Gebiete, abgesehen vom
bosnisch regierten Hum, unter osmanische Oberhoheit.
Tvrtkos Tod 1391 brachte für Bosnien eine längere Zeit schwacher Regierungen.
Adelsfamilien mit regionalen Machtbasen stärkten ihre Positionen. Auch der ungarische
König gewann wieder mehr Einfluss in Bosnien. Ein labiles Gleichgewicht der Kräfte
zwischen dem von Ungarn gestützten König Ostoja und dem mächtigsten der bosnischen
Adligen, Hrvoje, zerbrach 1414. Die Osmanen proklamierten den vertriebenen
illegitimen Sohn König Trvtkos, Tvrtko II., zum rechtmäßigen König und fielen in
bosnisches Territorium ein. Im folgenden Jahr wurde die ungarische Armee in
Mittelbosnien geschlagen. Ostoja konnte zwar erreichen, dass er und nicht Trvtko II. als
König bestätigt wurde, aber faktisch erreichte oder übertraf der Einfluss des Osmanischen
Reiches nun den Ungarns. Nach Ostajas Tod 1418 wurde sein Sohn 1420 vertrieben und
mit türkischer Unterstützung Trvtko II. wieder König. Die Bündnisse und Loyalitäten
blieben aber brüchig; immer wieder kam es zu wechselnden Kontrollen über bosnische
Territorien. 1440 wurde Srebrenica von Türken erobert. Auch der Nachfolger Trvtkos II.,
Stjepan Tomaš, war neben anderen kriegerischen Auseinandersetzungen immer mit der
Abwehr von türkischen Angriffen beschäftigt. Dabei wandte er sich 1450 verzweifelt an
den Papst und erklärte sich schließlich bereit, zur direkten Verfolgung der schismatischen
bosnischen Kirche überzugehen. Als er 1461 starb und sein Sohn Stjepan Tomašević
Nachfolger wurde, war das Ende des bosnischen Königtums abzusehen. Tomašević bat
den Papst und Venedig vergeblich um Hilfe gegen eine groß angelegte türkische
Invasion. Am 20. Mai 1463 fiel als erste bosnische Festung die alte königliche Hochburg
Bobovac. Tomašević floh nach Jajce und von dort in die Festung Ključ. Auf eine
Schutzzusage der türkischen Belagerer hin ergab er sich, wurde aber hingerichtet.
1463 wurde Jajce von den Osmanen eingenommen. Nach mehreren Jahren des Krieges
fielen auch die letzten Städte im Süden, so dass die letzte Königin Katarina Kosača-
Kotromanić ins Exil gehen musste. Am 25. Oktober 1478 starb sie in Rom.
Bosnien war eine der wichtigsten Provinzen des Osmanischen Reiches, da es die
europäische Grenze des Reiches schützte. Der bosnische Statthalter des Sultans
Beylerbey hatte sehr weitreichende Befugnisse und unumschränkte Gewalt über die
Bewohner des Landes. Um ihre Herrschaft am nordwestlichen Rand des Reiches zu
stabilisieren, holten die Türken viele muslimische Siedler nach Bosnien. Jene Teile der
einheimischen Bevölkerung, die vor der Eroberung der bosnischen Kirche angehört
hatten, ließen sich relativ schnell für den Übertritt zum Islam gewinnen. Ein
entscheidender Aspekt dabei war, dass der bosnische Adel nur so seine führende Stellung
in der Gesellschaft behaupten konnte. Deshalb integrierte er sich innerhalb weniger
Jahrzehnte in das osmanische Timar-System. Viele Männer aus Bosnien und der
Herzegowina erwarben hohe Würden am Hofe des Sultans und wurden zu Militärführern,
Diplomaten und Großwesiren des Reiches.
Nicht nur politisch sondern auch kulturell wurde Bosnien aber von den Muslimen
dominiert. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte Bosnien-Herzegowina eine zweite,
orientalische Blütezeit. Schon in den ersten Jahrzehnten ihrer Herrschaft haben die
Osmanen die orientalische Stadtkultur in Bosnien gefördert. In allen wichtigen Orten
entstanden Moscheen, Medresen, Badehäuser, Basare usw. Das 1415 erstmals schriftlich
erwähnte Sarajevo wurde erst in osmanischer Zeit zu einer bedeutenden Stadt ausgebaut.
Die längste Zeit war jedoch Travnik die Hauptstadt des bosnischen Vilayets, bevor es
diese Funktion 1850 an Sarajevo abgeben musste.
Mit der Rückeroberung Südungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land
zur Grenzzone. Österreichische Truppen versuchten mehrmals, auch Bosnien zu erobern,
was aber scheiterte, so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte. Allerdings zerstörte
Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajevo. In den Gebieten um Bihać und entlang der Save
wurden Befestigungen und Wehrdörfer eingerichtet. In diesem Grenzgebiet wurden auch
Vlachen (heute bezeichnen sie sich als Serben) angesiedelt.
Der wirtschaftliche und politische Niedergang des Osmanischen Reiches betraf auch
Bosnien. Die zentralistischen Reformversuche des 19. Jahrhunderts (Tanzimat) konnten
keine Abhilfe schaffen, weil sie vor allem auf militärische und administrative Belange
ausgerichtet waren. Gegen soziale und wirtschaftliche Reformen, die die schlechte Lage
der mehrheitlich christlichen Landbevölkerung verbessert hätten, sperrte sich aber die
Elite der muslimischen Grundbesitzer. Ein großer Teil der bosnischen Muslime hatte
entweder umfangreicheren Landbesitz, den er von Pächtern bewirtschaften ließ, oder fand
Anstellung im osmanischen Staatsdienst, der den Christen weitgehend verschlossen war.
Die Christen und vor allem die orthodoxen Serben waren überwiegend Bauern, die als
Pächter unter sehr schlechten Bedingungen für die Großgrundbesitzer arbeiten mussten.
Dies führte im 19. Jahrhundert immer wieder zu Aufständen.
Der Aufstand der bosnischen Serben, welcher 1876 begann und auch von Serbien aus
unterstützt wurde, war der Anfang vom Ende der osmanischen Herrschaft. Im selben Jahr
begannen Serbien und Montenegro einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die
Regierungen der kleinen Balkanländer hatten jedoch die Stärke des Gegners unterschätzt
und gerieten schon bald in die Defensive. Vor einer militärischen Katastrophe wurden die
Serben nur durch das Eingreifen der Russen bewahrt, die freilich eigene Ziele auf dem
Balkan verfolgten.
Gegen beträchtlichen Widerstand von Partisanen, vor allem muslimischer unter Hadschi
Loja, wurde Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Armee besetzt.
Weil man sich in der Donaumonarchie nicht entscheiden konnte, zu welcher Reichshälfte
die Neuerwerbungen kommen sollten, wurde die Verwaltung dem gemeinsamen k.u.k.
Finanzministerium übertragen. Die österreichischen Beamten prägten in dieser Zeit den
Doppelnamen Bosnien-Herzegowina (Bosna i Hercegovina), der bis heute die
Bezeichnung des Landes ist.
Eine Volkszählung im Jahre 1879 ergab eine Gesamtbevölkerung von 1.158.164, die sich
zusammensetzte aus: 496.485 Serben (42,87 %), 448.613 Muslimen (38,73 %), 209.391
Kroaten (18,08 %), 3.426 Juden und 249 Sonstigen.[2] In der Folge schuf die k. und k.
Verwaltung ein leistungsfähiges Schul- und Sanitätswesen und ermöglichte eine gute
wirtschaftliche Entwicklung. In österreichischer Zeit begann die industrielle Ausbeutung
der Bodenschätze und Wälder Bosnien-Herzegowinas, wobei jedoch mit Augenmaß
vorgegangen wurde (Aufforstungsprojekte und dergl.) Schmalspurige Eisenbahnlinien
und wichtige Fernstraßen wurden errichtet. Für die ersten Ansätze der Industrialisierung
waren Fachkräfte notwendig. Dies führte von 1880-1910 zur Zuwanderung von
Menschen aus anderen Teilen der Donaumonarchie. Darunter waren neben Deutschen
und Tschechen auch Polen, Slowenen und Ruthenen. Manche dieser Einwanderer
erwarben auch Grundbesitz und waren als Bauern tätig.
Der Bosnier in der Wiener Karikatur. Bildunterschrift: Gott sei Dank, jetzt g'hört er ganz
uns! Aus: Kikeriki, 15. Oktober 1908
Bei ihrer Herrschaft stützten sich die Österreicher auch auf die alten muslimischen Eliten,
die sie durch verschiedene Maßnahmen für sich einzunehmen wussten. So wurde der
Islam als gleichberechtigte Religion staatlich anerkannt. Österreich-Ungarn war zu
Beginn des 20. Jahrhunderts der einzige christlich dominierte Staat, der gesetzlich
geregelte Beziehungen zu einer muslimischen Glaubensgemeinschaft unterhielt und
daher unter anderem auch muslimischen Religionsunterricht an den Schulen erteilen ließ,
Militär-Imame in der Armee unterhielt, eine muslimische Gefangenenseelsorge
organisierte, den religiösen Einrichtungen das Selbstverwaltungsrecht einräumte und
ihnen den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts gab. Das aus diesem Anlass
1912 erlassene Islamgesetz steht weitgehend unverändert in der Republik Österreich
weiterhin in Kraft. Wichtiger für die guten Beziehungen zur alten bosnischen Elite war
aber, dass die österreichische Verwaltung die Verhältnisse auf dem Land im Großen und
Ganzen unangetastet ließ. Die durchgeführte Agrarreform brachte nur für eine kleine
Anzahl von Pächtern eigenen Grundbesitz und die Ablösung von der Untertänigkeit unter
die muslimischen Agas. So positiv sich das auf die Beziehungen der Österreicher zu den
muslimischen Eliten auswirkte, so unzufrieden waren deswegen vor allem die serbischen
Bauern.
1918-1941 [Bearbeiten]
• 1918 zu Jugoslawien
Nach dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 hatten die Achsenmächte unter
Führung Deutschlands am 10. April den „Unabhängigen Staat Kroatien“ (Nezavisna
država Hrvatska, NDH) proklamiert und den Ustascha-Führer Ante Pavelić als Poglavnik
(„Führer“) eingesetzt. Er umfasste neben Kroatien ganz Bosnien und die Herzegowina
und wurde in eine deutsche und eine italienische Einflusszone eingeteilt. Die
Trennungslinie verlief diagonal durch Bosnien.
Am 16. April 1941 marschierten deutsche Truppen in Sarajevo ein und verwüsteten die
dortigen Synagogen. Im Juni begann die Masseninternierung von Juden. Nach
Kriegsende schätzte man, dass von 14.000 Juden in Bosnien fast 12.000 getötet worden
waren. Einheimische waren daran beteiligt. Das Hauptziel der Ustascha-Bewegung war
jedoch, die große serbische Minderheit (1,9 von insgesamt 6,3 Millionen Einwohnern) zu
vertreiben. Terrorakte gegen Serben begannen im Mai 1941 und weiteten sich in den
folgenden Monaten aus, mindestens mehrere hundert Serben wurden dabei ermordet. Im
Juni 1941 vertrieben daraufhin serbische Bauern in der Region Nevesinje die Ustascha-
Milizen und etablierten für kurze Zeit ein „befreites Gebiet“. Dann wandten sie sich
gegen kroatische und bosniakischen Dorfbewohner, die sie als Kollaborateure ansahen.
Im Bezirk Bileća im Süden der Herzegowina wurden mehr als 600 Bosniaken
umgebracht, im Juli/August weitere rund 500 in der Gegend um Višegrad. Tausende von
bosnischen Serben schlossen sich einer der organisierten Widerstandsbewegungen an.
Diese hatten jedoch unterschiedliche Merkmale und Ziele, so dass der beginnende
Bürgerkrieg zwischen Tschetniks und kommunistischen Partisanen schon im Oktober
1941 sichtbar war. Ein Aspekt ihrer Konkurrenz war auch ihre Haltung gegenüber den
Bosniaken und dem Status Bosniens. Einige führende Tschetniks waren fanatische
serbische Nationalisten, die Bosnien, Dalmatien, Montenegro, Teile Kroatiens,
Slawonien und Nordalbanien Serbien zuschlagen wollten. Stevan Moljević, ab 1943
politischer Leiter der Bewegung, schrieb im Februar 1942, dass dann „die Säuberung des
Landes von allen nichtserbischen Elementen“ folgen müsse. Die Haltung der
Kommunisten war während des Krieges vieldeutig und widersprüchlich. Milovan Djilas
legte einen Plan vor, nach dem Bosnien autonome Provinz, aber keine „Nationalrepublik“
werden sollte.
Beide Widerstandsbewegungen kämpften gegen die Achsenmächte, häufiger aber
gegeneinander. Tito war Ende 1941 aus Serbien in die Region Foča in Bosnien geflohen.
Im Sommer 1942 marschierte er mit seinen Partisanen nach Nordwesten in die Gegend
um Bihać. Dort gründeten die kommunistischen Partisanenverbände den
Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ). Anfang 1943
beschloss die deutsche Führung, Titos Truppen von dort zu vertreiben. Sie wollte die
Kontrolle über das wichtige Hinterland verstärken, weil sie befürchtete, die Alliierten
könnten an der Küste Dalmatiens landen. Aus dem gleichen Grund plante sie eine
Offensive gegen Tschetniks in der Herzegowina und in Montenegro. Der Tschetnik-
Führer Draža Mihailović wollte seinerseits die Partisanen vertreiben, um einem raschen
Vormarsch der Alliierten landeinwärts zur Vereinigung mit seinen eigenen Truppen den
Weg frei zu machen. Tito befürchtete dagegen, dass eine alliierte Besetzung die
Wiedereinsetzung des jugoslawischen Königs bedeuten würde und erklärte der deutschen
Seite seine Bereitschaft, gemeinsam mit deren in Kroatien stehenden Divisionen gegen
die an Land gesetzten Truppen der Westmächte vorzugehen.
Berichte von britischen Offizieren, die die Partisanen besucht hatten, veranlassten die
Alliierten, ihre Unterstützung von Mihailović abzuziehen und Tito zuzuwenden. Dessen
Partisanen gewannen einen weiteren Vorteil gegenüber den Tschetniks, als ihnen nach
der Kapitulation der italienischen Armee im September 1943 große Mengen an
Ausrüstung in die Hände fielen. Nun begannen Tschetnik-Kommandeure erstmals, direkt
mit der deutschen Seite zu kollaborieren.
In Jajce fand im November 1943 die zweite Tagung des AVNOJ statt. In den so
genannten „AVNOJ-Beschlüssen“ einigte man sich auf ein Modell des neuen
Jugoslawien. Es sah einen föderativen Staat mit sechs Teilrepubliken vor, darunter der
"Volksrepublik Bosnien und Herzegowina (NRBiH)". Indem Tito die Eigenstaatlichkeit
von Bosnien und Herzegowina anerkannte, versuchte er, das Gewicht Serbiens in dem
geplanten neuen Staat zu reduzieren
Die alliierte Unterstützung Titos wurde 1944 verstärkt; außerdem gewann Tito kroatische
und bosniakische Kämpfer, die nach dem allgemeinen Zusammenbruch der Ustascha-
Herrschaft unzufrieden waren. Aber auch weitere Serben schlossen sich den Partisanen
an. Im Sommer 1944 begann der Rückzug der deutschen Besatzer. Tito bekam neue
Waffenvorräte geschickt, um diesen Abzug zu verhindern, zielte aber viel mehr auf die
Vollendung seines Sieges im Bürgerkrieg. Ende des Jahres hatten sowjetische und
verbündete bulgarische Streitkräfte den Osten des Landes zu einem großen Teil
eingenommen. Am 6. April 1945 befreiten Titos Partisanen Sarajevo. Innerhalb weniger
Wochen kontrollierten sie ganz Bosnien. Am 28. April wurde eine „Volksregierung“
eingesetzt. Die Föderative Volksrepublik Jugoslawien wurde Ende 1945 ausgerufen.
Die Bosnier selbst waren auf unterschiedliche Weise an den Kämpfen in den Jahren 1941
bis 1945 beteiligt. Eine Minderheit der bosnischen Kroaten unterstützte aktiv die
Ustascha. Die Mehrheit begrüßte zunächst die Ausrufung des NDH, wurde aber
zunehmend desillusioniert und schloss sich 1943/44 in großer Zahl den Partisanen an.
Die bosnischen Serben gerieten schnell in Opposition zum Ustaschastaat und zu den
Besatzungsmächten. Sie schlossen sich teilweise den Partisanen an, aber auch den
Tschetniks. Am unübersichtlichsten war die Situation der Bosniaken. Ante Pavelić hatte
ihnen wenige Tage nach Beginn seiner "Amtszeit" Schul- und Religionsautonomie
zugesagt und versichert, sie könnten sich "frei, gleichberechtigt und zufrieden fühlen".
Elf frühere Politiker der Jugoslawischen Muslimischen Organisation wurden
aufgefordert, in das Zagreber Pseudoparlament einzutreten. Die zugesagte
Rechtssicherheit ging aber im NDH schnell verloren; schon im Sommer und Herbst 1941
protestierten muslimische Geistliche öffentlich an vielen Orten vor allem gegen die
Gewalt gegen Juden und Serben. Die Gewalttaten serbischer Dorfbewohner, besonders in
der Herzegowina, gegen Bosniaken, machten es diesen aber unmöglich, sich dem
serbischen Widerstand gegen die Ustascha anzuschließen. An anderen Orten hatten
Tschetniks und andere serbische Streitkräfte im Winter 1941/42, im Sommer 1942 und
im Februar 1943 Tausende von Bosniaken getötet. Einige Bosniaken traten den
Ustaschamilizen bei; eine größere Zahl schloss sich Titos Partisanen an. Die erste
bosniakischen Partisaneneinheit, die Mujina četa, wurde ab August 1941 aufgestellt. Im
Laufe des Jahres 1942 entstanden weitere bosniakische Einheiten, im Dezember die 8.
Regionale (Muslimische) Brigade.
Insgesamt blieb die Zahl muslimischer Rekruten zunächst jedoch relativ klein. Es gab
auch Bosniaken, die sich für eine Kooperation mit Tschetniks einsetzten. Im Dezember
1943 wurde geschätzt, dass bis zu acht Prozent der Soldaten Mihailovićs Bosniaken
seien. Zeitweise stellten Muslime lokale eigene Einheiten auf, die z.T. als „grüne Kader“
bekannt wurden. Im Oktober 1942 gab es eine „Bosniakische Freiwilligenlegion“ von
rund 4000 Mann, die direkt mit der deutschen Seite zu verhandeln versuchte. Eine
ähnliche Truppe, die im Sommer 1943 in der Region Cazin entstand, brachte es auf acht
Bataillone. Viele bosniakisce politische Führer sahen in einer Art Autonomie für Bosnien
die einzige Lösung. Aus dieser Haltung entstand das berühmte „Memorandum“
bosnischer Bosniaken an Hitler vom November 1942. Abgesehen davon, dass sie sich der
„gotischen Abstammung“ rühmten, beschwerten sich die Autoren bitterlich über die
Morde der Ustascha an Bosniaken, forderten einen Stop dieser Aktivitäten und baten um
die Genehmigung, die bosniakische Freiwilligenlegion zu vergrößern. Sie wären im
Gegenzug bereit, diese direkter deutscher Kontrolle zu unterstellen. Die Forderung nach
einer Autonomie Bosniens war für die deutsche Führung mit Rücksicht auf ihre
Verbindungen nach Zagreb nicht annehmbar. An der Rekrutierung weiterer Soldaten
hatte sie jedoch starkes Interesse. Gegen heftige Einwände aus Zagreb wurde 1943 die
SS-Division Handschar gegründet. Bosniakische SS-Einheiten kämpften auf Seiten der
deutschen SS und der Ustascha gegen Serben, Juden und Roma, die in den Partisanen-
Verbänden kämpften. Zudem wurden Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung
ausgeübt, so im Frühjahr und Sommer 1944 in Nord- und Ostbosnien (Tuzla, Gradačac,
Brčko, Bijeljina und Zvornik) mit Hunderten, vielleicht Tausenden Opfern.
Die Geschichte Bosniens und der Herzegowina im sozialistischen Jugoslawien ist zum
großen Teil bestimmt durch die allgemeine Politik des Bundesstaats, siehe Jugoslawien
und Geschichte Jugoslawiens. Besonderheiten, die Bosnien stärker als die anderen
Teilrepubliken betrafen, sind die Religionspolitik (vor allem die Muslime betreffend),
einige spezifische wirtschaftliche Entwicklungen und die Durchführung der Olympischen
Winterspiele 1984 in Sarajevo.
Religionspolitik [Bearbeiten]
Die stalinistisch geprägte Politik war religionsfeindlich, auch wenn die Verfassung von
1946 formal Freiheit des Glaubens und die Trennung von Kirche und Staat beschrieb.
Dabei wurde die katholische Kirche härter als die orthodoxe behandelt, weil einige
katholische Geistliche in Kroatien und Bosnien mit der Ustascha kollaboriert hatten. Der
Islam wurde für rückständig und asiatisch gehalten und zudem attackiert, weil er nicht
nur den privaten Glauben, sondern ausdrücklich das soziale Leben betraf. In mehreren
Fällen wurden Muslime durch Kommunisten ohne jede Gerichtsverhandlung oder
Untersuchung getötet. Die Schariagerichte wurden 1946 aufgehoben. Die
Studentenorganisation „Junge Muslime“ leistete der Kampagne gegen den Islam
Widerstand, bis 1949/50 mehrere hundert ihrer Mitglieder ins Gefängnis kamen. 1950
wurde Frauen das Schleiertragen gesetzlich untersagt, Mektebs wurden geschlossen und
die Unterrichtung von Kindern in Moscheen zur Straftat erklärt. 1952 verbot man die
Derwischorden und schloss alle Tekkes Bosniens. Muslimische Kultur- und
Bildungsvereine wurden abgeschafft, nur die staatlich kontrollierte „Islamische
Gesellschaft“ blieb erlaubt. Bis 1964 durfte in Jugoslawien kein islamisches Lehrbuch
erscheinen. Diese Maßnahmen wurden jedoch zum Teil heimlich umgangen. Die
muslimischen Stiftungen („Vakuf“), die seit Jahrhunderten als wohltätige Einrichtungen
funktionierten, hatten ihren Besitz teilweise schon durch die Enteignungen von
Ackerland verloren und verloren 1958 mit der Verstaatlichung von Mietbesitz vollends
ihre Grundlage.
1954 wurde ein neues Religionsgesetz verabschiedet, das die Kirchen der direkten
Kontrolle des Staates unterstellte, aber besonders der orthodoxen Kirche wieder mehr
Möglichkeiten gab. Seit 1956 wurden orthodoxe Klöster wieder aufgebaut. Die
Behandlung des Islam verbesserte sich seit den späten 1950er Jahren im Rahmen von
Titos „blockfreier“ Außenpolitik, die Kontakte mit etlichen arabischen Staaten pflegte.
Bald war ein muslimischer Hintergrund von Vorteil für den diplomatischen Dienst, auch
wenn die Amtsträger oft von ihrer Religion innerlich entfernt waren. In den 1980er
Jahren gab es gelegentlich Versuche fundamentalistischer Agitation in Bosnien, die aber
wenig bewirkten. Die jahrzehntelange weltliche Erziehung und die kommunistische
politische Kultur verstärkt durch die zunehmende Verwestlichung der Gesellschaft und
die wachsende Urbanisierung gaben nur wenig fruchtbaren Boden für solche Agitation
ab. 1983 wurde allerdings ein Gerichtsprozess wegen „feindseliger und
konterrevolutionärer Handlungen aus muslimisch-nationalistischen Gründen“ gegen 13
muslimische Aktivisten durchgeführt. Hauptbeklagter war Alija Izetbegović, der 13 Jahre
zuvor seine „Islamische Deklaration“ geschrieben hatte. Die Angeklagten, von denen
einige am Ende des Zweiten Weltkriegs zu den „Jungen Muslimen“ gehört hatten,
wurden beschuldigt, die Ziele einer „terroristischen“ Organisation wiederbelebt zu haben.
Izetbegović wurde gleichzeitig vorgeworfen, die Einführung einer parlamentarischen
Demokratie westlichen Stils befürwortet zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer
14jährigen Gefängnisstrafe, die nach der Berufung auf elf Jahre reduziert wurde und nach
der Veränderung der politischen Machtstruktur mit Izetbegovićs vorzeitiger Entlassung
1988 endete.
Die Frage, ob „Muslime“ in Bosnien eine religiöse, eine ethnische oder eine nationale
Gruppe bezeichnet, war in den frühen Jahren der „Föderativen Volksrepublik
Jugoslawien“ offen. Die Hoffnung der Kommunistischen Partei war, dass sich dieses
Problem von selbst lösen würde, indem sich Muslime mit Kroaten oder Serben
identifizieren würden. Auf dem ersten Parteitag nach Kriegsende wurde erklärt, dass
„Bosnien-Herzegowina nicht zwischen Serbien und Kroatien aufgeteilt werden kann,
nicht nur, weil auf dem gesamten Territorium Serben und Kroaten gemischt
durcheinander leben, sondern auch, weil in ihm Muslime leben, die sich noch nicht
national entschieden haben“. Parteimitglieder wurden genötigt, sich zu einer der beiden
Nationalitäten zu bekennen. Bei der Volkszählung von 1948 hatten Muslime drei
Möglichkeiten: sie konnten sich Muslim/Serbe oder Muslim/Kroate nennen oder
„Muslim, national unbestimmt“ (oder „nicht entschieden“). 72.000 erklärten sich zu
Serben, 25.000 zu Kroaten, 778.000 als „unbestimmt“. Bei der Zählung 1953 war die
Kategorie „Muslime“ nicht mehr vorgegeben; offiziell wurde der Geist des
„Jugoslawismus“ propagiert. In Bosnien trugen sich 891.000 Menschen als
„Jugoslawe/national unbestimmt“ ein. 1961 gab es die Kategorie „Muslime im
ethnischen Sinne“. Die bosnische Verfassung von 1963 sprach von „Serben, Muslimen
und Kroaten“, was nicht ausdrücklich konstatierte, aber implizierte, dass Muslime auch
als gleichberechtigte Volksgruppe zu betrachten seien. Bei den Wahlen zum bosnischen
Bund der Kommunisten 1965 waren die Kandidaten als „Serbe“, „Kroate“ oder
„Muslim“ aufgelistet. Offiziell wurde aber erst im Mai 1968 ein Kommuniqué
veröffentlicht mit der Erklärung: „Es ist deutlich geworden, und die sozialistische Praxis
der Gegenwart bestätigt das, dass die Muslime eine eigene Nation sind“. Trotz heftiger
Einwände von serbischen Kommunisten wurde dies von der Zentralregierung akzeptiert.
1971 erschien auf dem Volkszählungsformular erstmals die Rubrik „Muslim im Sinne
einer Nation“. Der Vorstoß zu dieser Anerkennung war keine islamische religiöse
Bewegung, sondern wurde im Gegenteil von Kommunisten und anderen verweltlichten
Muslimen eingeleitet. Sie wollten die Identität der Volksgruppe zu etwas deutlicher
Nichtreligiösem entwickeln. Davon unterschied sich ein antikommunistischer Trend zur
Wiederbelebung islamischen Glaubens. Die Bedeutung dieses Trends war jedoch
umstritten.
Tito hatte, eine sowjetische Invasion befürchtend, beschlossen, Rüstungs- und andere
strategisch wichtige Industrien in die schwerer zugänglichen Regionen Bosniens zu
verlegen. Ausgehend von den Rohstoffvorkommen Bosniens, in erster Linie Eisenerz und
Kohle, entstand eine Grundstoffindustrie, an die sich Rüstungsbetriebe anschlossen. Die
Beziehung zwischen den bosnischen Grundstoffbetrieben und den verarbeitenden
Industrien in anderen Republiken war jedoch vor allem aus Gründen der Preisfestsetzung
oft schwierig. Die gewinnträchtigeren Industriezweige lagen vor allem in Slowenien und
Kroatien. Ende der 1950er und in den 1960er Jahren verfiel die Wirtschaftskraft stetig.
1961 wurden große Teile Bosniens offiziell zur unterentwickelten Region erklärt. Das
bosnische Volkseinkommen lag 1947 um 20%, 1967 um 38% unter dem
Landesdurchschnitt. Bosnien hatte Anfang der 1970er Jahre nach dem Kosovo die
höchste Säuglingssterblichkeit und die höchste Analphabetismusrate innerhalb
Jugoslawiens. Während der 1950er und 1960er Jahre zogen jährlich ca. 16.000 Menschen
aus Bosnien fort - meist Serben, die in Serbien leben wollten. Dies trug dazu bei, dass
Mitte der 1960er Jahre die Muslime die Serben als stärkste Volksgruppe überholten. Eine
Wende in der bosnischen Wirtschaft trat mit der Institutionalisierung einer muslimischen
„Nation“ in den späten 1960er Jahren ein. Damals entstanden auch andere große Werke
und Unternehmen, die sich dem zivilen Markt zuwandten. Sie arbeiteten oft auch
erfolgreich im Ausland.
In den 1970er Jahren wurden im Zuge der Dezentralisierung Jugoslawiens aus mehr oder
weniger politischen Gründen große industrielle Projekte gefördert und
Hochhaussiedlungen in den Vorstädten errichtet. Anfang der 1980er Jahre gab es in der
bosnischen Hauptstadt Sarajevo einen Bauboom, der vor allem durch die Olympischen
Winterspiele angeregt wurde, die 1984 ausgetragen wurden. In Sarajevo entstand unter
dem Namen TAS (Tvornica Automobila Sarajevo) ein Gemeinschaftsunternehmen mit
der Volkswagen AG, das ab 1983 bis 1992 jährlich rund 35.000 Fahrzeuge baute. In den
1980er Jahren erlangte der Agrarkonzern "Agrokomerc" Berühmtheit. Das
Schuldenvernebelungskonzept dieses Konzerns im westbosnischen Velika Kladuša war
die erste private Geldschöpfung größeren Stils in Jugoslawien. Der Konzern hatte in den
1960er Jahren als Geflügelfarm begonnen und war unter seinem charismatischen Direktor
Fikret Abdić so sehr gewachsen, dass er 1987 13.000 Menschen in der Region
beschäftigte und zu den dreißig größten Unternehmen Jugoslawiens gehörte. Ranghohe
Mitglieder der bosnischen Regierung waren mit dem Unternehmen verbunden. Das
Unternehmen hatte ungedeckte Wechsel im Wert von 500 Millionen Dollar ausgestellt,
was die Existenz von 63 landesweit in die Affäre verwickelten Banken aufs Spiel setzte.
In der Folge musste der bosnisch-herzegowinische Vertreter im jugoslawischen
Präsidium Hamdija Pozderac, der im nächsten Jahr Präsident geworden wäre,
zurücktreten. Abdić und weitere 100 Leute wurden verhaftet, der Präsident der
Nationalbank der Teilrepublik wurde entlassen. Der gesamten Region drohte ein Rückfall
in eine soziale Misere. Es gab Gerüchte, die serbische Führung habe schon zu diesem
Zeitpunkt die Destabilisierung Bosnien und Herzegowinas angestrebt und diesen
„Staatsbankrott auf Teilrepublikebene“ inszeniert, um die prominentesten muslimischen
Politiker zu Fall zu bringen.
Die Episode war bezeichnend für eine Entwicklung, die ganz Jugoslawien plagte: der
Zusammenbruch eines insgesamt wenig effektiven Wirtschaftssystems, das weitgehend
auf geliehenem Geld beruhte und auf engen Verbindungen zur Klasse der höheren
Politiker, die Macht und persönlichen Reichtum daraus bezogen. Die stark angewachsene
Auslandsverschuldung und der Rückgang von Devisenüberweisungen durch im Ausland
lebende Arbeitskräfte führte zu heftigen Auseinandersetzungen der Teilrepubliken um
den internen Finanzausgleich, besonders um die knappen Deviseneinnahmen. Die
Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung unter anderem wegen der hohen
Inflations- und Arbeitslosenraten, aber auch wegen der verkrusteten politischen
Strukturen war schließlich der Nährboden für den Erfolg der zunehmenden
nationalistischen Propaganda einiger Politiker.
1989-1991 [Bearbeiten]
Seit Sommer 1989 wurde von serbischer Seite eine „Gefährdung der Serben“ in Bosnien
behauptet. Höhere bosnische Beamte drückten im Herbst 1989 die Befürchtung aus, dass
Serbien und Kroatien versuchen würden „die Grenzen neu zu ziehen“. Eine
Sondersitzung der Kammern des bosnischen Parlaments wies im März 1990 Gedanken an
Änderungen der bosnischen Grenzen zurück. Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens
war Anfang 1990 zerbrochen. Mehrere neue Parteien wurden gegründet, darunter ein
Ableger von Tuđmans HDZ. Teil des politischen Programms der HDZ war zunächst, die
bosnischen Grenzen unverletzt zu erhalten. Im Mai 1990 wurde die Partei der
demokratischen Aktion (SDA) als größte muslimische Partei gegründet. Vorsitzender
wurde Alija Izetbegović, der 1988 aus dem Gefängnis entlassen worden war. Die SDA
betonte einerseits die religiöse Komponente, z.B. in den öffentlichen Symbolen (grüne
Fahnen und Halbmonde), andererseits den Pluralismus einer multinationalen und
multireligiösen Republik. Die Spannungen zwischen diesen beiden Elementen führten
unter anderem dazu, dass im September 1990 der bisherige SDA-Führer Adil
Zulfikarpašić eine eigene Partei mit ausdrücklich nichtreligiösem Programm gründete:
die Muslimische Bosnische Organisation (MBO). Während Izetbegović mit dem
religiösen Element der „religiösen oder nationalen Identität“ verbunden wurde, versuchte
Zulfikarpašić die Basis für eine Politik zu legen, die mehr als nur Bestätigung ihrer
nationalen Identität anstrebte. Im Juli 1990 wurde die Serbische Demokratische Partei in
Bosnien gegründet. Sie trat unter der Abkürzung „SDS“ auf - wie die Partei, die schon
für Autonomie in der kroatischen „Krajina“ geworben hatte. In ihrem Programm für die
Wahlen am 18. November 1990 trat sie vage für die „Verteidigung serbischer Rechte“
ein, sprach aber nicht von einer Aufteilung Bosniens, geschweige denn von einer
kriegerischen. Daneben kandidierten die Reformkommunisten und der von
Ministerpräsident Marković begründete „Bund der Reformkräfte “ als ausdrücklich
jugoslawisch gesinnte Gruppierungen.
Bei den Wahlen für die beiden Parlamentskammern gewannen die SDA 86 Sitze (von
240), die MBO 13 Sitze, die SDS 72, die HDZ 44, die Reformkommunisten und ihre
Verbündeten 14 und die Partei Markovićs 12 Sitze. Izetbegović hätte mit einer Koalition
aus Muslimen und Kroaten regieren können, bildete aber eine förmliche Koalition
zwischen den drei größten Parteien, was ihm später als Zeichen seiner Gutgläubigkeit
zugerechnet wurde. Als die Regierung Ende 1990 antrat, war die allgemeine Lage in
Jugoslawien sehr angespannt (vgl. Jugoslawienkriege). Slobodan Milošević drohte
Anfang 1991 öffentlich, er werde ganze Territorien Kroatiens und Bosniens annektieren,
wenn jemand den Versuch unternähme, die Bundesstruktur Jugoslawiens durch eine
lockerere Bündnisstruktur zu ersetzen. Die bosnische Regierung stand bei Debatten über
die föderale Struktur einerseits auf Seiten Sloweniens und Kroatiens, konnte diese aber
nicht absolut unterstützen. Viele Bosnier waren beunruhigt durch die Aussicht, dass
Bosnien-Herzegowina Serbien vollends ausgeliefert wäre, wenn die beiden Republiken
Jugoslawien verlassen würden.
Serbien stellte indessen die beabsichtigten Grenzen Kroatiens und Bosniens offen in
Frage. Im Mai 1991 begann die bosnische SDS, die Abtrennung großer Teile Nord- und
Westbosniens zu fordern. Sie sollten mit der kroatischen „Krajina“ zu einer neuen
Republik vereinigt werden. Drei Gebiete Bosniens mit überwiegend serbischen
Einwohnern wurden von der SDS zu „Serbischen autonomen Regionen“ erklärt. Im Juli
1991 wurde klar, dass es regelmäßige Waffenlieferungen aus Serbien an Einheiten der
bosnischen Serben gab. Anfang August 1991 unternahm Zulfikarpašić, der Führer der
MBO, den Versuch, ein „historisches Übereinkommen“ mit der SDS zu treffen, das die
Unversehrtheit der bosnischen Republik garantieren sollte. Ein solches Abkommen
zwischen einer großen und einer kleinen Partei hätte jedoch keinen konstitutionell
verbindlichen Status gehabt. Izetbegovic protestierte mit der Begründung, dass die
Kroaten nicht einmal konsultiert worden waren. Einige Tage nach seiner Kritik erklärten
die Vertreter der SDS, dass sie nun die Sitzungen des Staatspräsidiums boykottieren
würden. Der nächste Schritt der SDS-Führung war im September 1991 die Einbeziehung
der jugoslawischen Bundesarmee zum „Schutz“ der „serbischen autonomen Regionen“.
Bundestruppen wurden in die Herzegowina verlegt und legten Ende September die
„Grenzen“ der „serbischen autonomen Region Herzegowina“ fest. Andere
Armeestützpunkte auf bosnischem Territorium (u.a. Banja Luka) wurden für militärische
Aktionen gegen Kroatien genutzt. Bedeutende Kommunikationszentren wurden von der
Armee besetzt. Im Winter 1991/92 wurden um die größeren bosnischen Städte Stellungen
für schwere Artillerie gebaut. Als im Januar/Februar 1992 die Kämpfe in Kroatien zu
Ende gingen, wurden Panzer und Artillerie der Bundesarmee mit Billigung der UN
„abgezogen“, d.h. nach Bosnien verlegt.
Der dahinter stehende politische Plan war beim Parteitag der Serbischen Sozialistischen
Partei am 9. Oktober 1991 vorgestellt worden: „In dem neuen jugoslawischen Staat wird
es mindestens drei bundesstaatliche Einheiten geben: Serbien, Montenegro und eine
vereinigtes Bosnien-Knin. Wenn die bosnischen Muslime in dem neuen jugoslawischen
Staat zu verbleiben wünschen, können sie das tun. Wenn sie abzufallen versuchen,
müssen sie wissen, dass sie rings von serbischem Gebiet umschlossen sind.“ Im
bosnischen Parlament wurde diskutiert, ob Bosnien seine Souveränität erklären sollte.
Bevor es dafür stimmte, wies Radovan Karadžić die SDS-Abgeordneten an, das
Parlament zu verlassen und errichtete in Banja Luka eine sogenannte „Serbische
Nationalversammlung“.
Die Haltung Kroatiens und der bosnischen Kroaten gegenüber einem möglichen
unabhängigen Bosnien-Herzegowina war uneinheitlich: eine kleinere Partei in Kroatien,
die „Partei der Rechte“ forderte die Annexion ganz Bosniens durch Kroatien. Die
bosnisch-herzegowinische HDZ fand sich in einer schwierigen Lage. Die bosnischen
Kroaten in Mittel- und Nordostbosnien hatten ein Interesse an einem stabilen Bosnien-
Herzegowina. Viele Kroaten in der Herzegowina hätten sich dagegen gerne dem neu
entstandenen unabhängigen Kroatien angeschlossen. Es gab Gespräche mit Tuđman, in
denen er seine Bereitschaft erklärte, eine „Garantie“ für die Respektierung eines
unabhängigen bosnischen Staates zu geben, aber auch gegenteilige Äußerungen von
seiner Seite. Bei einer Begegnung mit Milošević im März 1991 in Karadjordjevo einigten
beide sich nicht ausdrücklich auf eine Teilung Bosnien-Herzegowinas, sprachen aber
über einen „serbisch-kroatischen Ausgleich“ und waren nicht bereit, einen unabhängigen
bosnischen Staat zu unterstützen. Auch war Tuđmans Meinung bekannt, Bosnien-
Herzegowina sei „durch osmanische Okkupation der ehemals kroatischen Gebiete”
entstanden, alle bosnischen Muslime würden sich „doch als Kroaten fühlen“ und der
kroatische Staat solle wieder „in seinen historischen Grenzen“ hergestellt werden.
Mehrfach wurde Tuđman vorgeworfen, durch sein 1992 häufiger wiederholtes Reden
über eine Teilung Bosniens die für Kroatien wichtige Allianz mit den Muslimen immer
wieder gefährdet und die serbische Seite noch ermuntert zu haben, ihrerseits den
entstehenden bosnischen Staat nicht zu akzeptieren.
Von den Kriegen, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre in den Nachfolgestaaten der
Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien geführt wurden, war der in Bosnien
und Herzegowina am langwierigsten und - was die Zahl der Opfer betrifft - am
schwersten (siehe Jugoslawienkriege). Nach dem 10-Tage-Krieg in Slowenien und nach
der ersten Phase des Kriegs in Kroatien, während der ein Drittel der Fläche Kroatiens
unter serbische Kontrolle kam, spitzte sich die politische Situation in Bosnien-
Herzegowina Ende 1991 krisenhaft zu. Sowohl Serben als auch Kroaten meldeten
Ansprüche auf weite Teile Bosnien-Herzegowinas an. Die Spannungen eskalierten nach
der Ausrufung einer "Republik des serbischen Volkes in Bosnien-Herzegowina" durch
ein selbsternanntes "Parlament" im Januar 1992 und einem Referendum, in dem die
kroatische und bosniakische Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas am 1. März 1992 eine
Mehrheitsentscheidung für die Unabhängigkeit getroffen hatte. Unmittelbar danach
flammten an mehreren Orten heftige Kämpfe auf. Zu Beginn kämpften auf der serbischen
Seite Freischärlerverbände, die sich Mitte Mai zur "Armee der Serbischen Republik
Bosnien-Herzegowina" zusammenschlossen. Auf der Gegenseite kämpften bosniakische
und kroatische Verbände. Die bosniakischen Einheiten wurden im Sommer 1992 zur
bosnischen Regierungsarmee zusammengefasst. Die bosnisch-kroatischen Verbände
bildeten den Kroatischen Verteidigungsrat (HVO), der von Kroatien aus geführt wurde.
Die bosnisch-serbische Armee war durch ihre Zusammenarbeit mit der Jugoslawischen
Volksarmee (JNA) zunächst weit überlegen und kontrollierte Anfang Juni 1992 60% des
bosnischen Territoriums. Ihnen stand eine unbeständige Allianz der bosnischen Kroaten
und Bosniaken gegenüber, die ab Oktober 1992 zunehmend auch gegeneinander
kämpften. Ziel der Serben und Kroaten war, so viel Land wie möglich zu erobern, um auf
den seit September laufenden Genfer Friedensverhandlungen günstigere
Verhandlungspositionen für spätere Gebietsaufteilungen zu erzielen.
Ende Juni 1992 konzentrierten sich die Kämpfe auf die ostbosnischen bosniakischen
Enklaven (z.B. Goražde, Žepa und Srebrenica), die Region um Mostar und den
sogenannten „Nordkorridor“ bei Brčko, einem Verbindungsstück zwischen serbisch
besiedelten und besetzten Gebieten. Einige Gebiete (zumeist mit traditioneller Mehrheit
an serbischer Bevölkerung) standen von Anfang an unter serbischer Kontrolle. Hier kam
es nicht zu offenen Kämpfen; allerdings wurde die nichtserbische Bevölkerung massiv
vertrieben (sogenannte „ethnische Säuberungen“) und es kam oft zu grausamen
Massakern an der Zivilbevölkerung. Die Zahl der Flüchtlinge stieg rasant. Offene
Kämpfe gab es außer in Nordostbosnien auch in der Herzegowina. Dort stießen vor allem
serbische und kroatische Truppen aufeinander. Bosniaken aus der östlichen Herzegowina
waren zunächst nach Westen geflohen und hatten bei den mehrheitlich kroatischen
Truppen mitgekämpft. Als später Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniaken ausbrachen,
gerieten sie (z.B. in der Osthälfte von Mostar) in eine Art Falle.
IFOR-Stationierungen 1995 in Bosnien-Herzegowina
Von Juni 1992 bis August 1995 überfielen bosnisch-muslimische Streitkräfte unter der
Führung von Naser Orić mindestens 50 serbische Städte und Gemeinden im Osten
Bosniens und richteten massive Zerstörungen an. Zahlreiche serbische Zivilisten wurden
vertrieben oder gefangengenommen, gefoltert und ermordet, unter anderem in der
Polizeistation von Srebrenica, das in diesem Zeitraum von bosnisch-muslimischen
Truppen kontrolliert wurde.
Im August 1992 berichtete der amerikanische Journalist Roy Gutman erstmals über
Massenmorde in von bosnischen Serben betriebenen Internierungslagern, insbesondere in
Omarska in der Nähe von Prijedor (Nordwestbosnien). Flüchtlinge berichteten ebenfalls
über solche Lager, in denen insgesamt mehr als 100.000 Menschen interniert seien.
Später berichteten sie, in speziellen Lagern seien tausende von muslimischen Frauen von
Serben vergewaltigt worden. Die Vereinten Nationen berichteten jedoch auch von
zahlreichen bosnisch-muslimischen und kroatischen Internierungslagern, in denen
serbische Zivilisten festgehalten, gefoltert und getötet worden seien. Im Oktober 1992
begannen in Zentralbosnien Kämpfe zwischen den bisher verbündeten Kroaten und
Bosniaken.
Das Jahr 1993 war von einer Vielzahl gescheiterter Friedenspläne (u.a. Vance-Owen-
Plan, Owen-Stoltenberg-Plan), zahllosen eingegangenen und kurz darauf wieder
gebrochenen Waffenstillständen und zunehmend verworreneren Frontverläufen
gekennzeichnet.
1995 erfolgte der Friedensschluss von Dayton, wobei das Land in zwei Entitäten
aufgeteilt wird: Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska unter einem
gemeinsamen Dach, dem Staat Bosnien und Herzegowina.
Der Präsident der Europäischen Union, Romano Prodi, legte 2004 einen Plan (Integrated
Rehabilitation Project Plan / Survey of the Architectural and Archaeological Heritage
(IRPP/SAAH)) zur Konservierung und Schutzwürdigkeit von 20 ausgewählten und von
diesem Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Baudenkmalen oder Denkmalensembles in
Bosnien-Herzegwina vor.[6] Zahlreiche Kulturschätze von regionaler und europäischer
Bedeutung wurden durch Kriegshandlungen vernichtet. Besonders betroffen waren davon
Bibliotheken und museale Sammlungen.[7]
Sarajevo
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation
Kanton: Sarajevo
43° 52′ N,
Koordinaten: 18° 26′ O43.85972222222218.431111111111511Koordinaten:
43° 51′ 35″ N, 18° 25′ 52″ O
Höhe: 511 m. i. J.
Fläche: 141,5 km²
Einwohner: 304.065 (2007)
Bevölkerungsdichte: 2.149 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 33
Struktur und Verwaltung
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Alija Behmen (SDP)
Webpräsenz: www.sarajevo.ba
Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) ist die
Hauptstadt und Regierungssitz von Bosnien und Herzegowina, der Föderation Bosnien
und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine/FBiH) und des Kantons Sarajevo.
Zudem war es bis 2008 offizielle Hauptstadt der Republika Srpska.
Die Stadt Sarajevo hat 304.000 Einwohner, im Großraum Sarajevo, der den gesamten
Kanton Sarajevo der Föderation sowie das zur Republika Srpska gehörende Istočno
Sarajevo (Ost-Sarajevo) umfasst, leben ungefähr 500.000 Menschen. Damit ist Sarajevo
das einwohnerreichste städtische Zentrum des Landes.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]
• 1 Geografie
o 1.1 Klima
• 2 Geschichte
o 2.1 Krieg in Bosnien
• 3 Bevölkerung
o 3.1 Religion
• 4 Politik
o 4.1 Definitionen für „Sarajevo“
o 4.2 Stadtverwaltung
o 4.3 Partnerstädte
• 5 Wirtschaft und Infrastruktur
o 5.1 Verkehr
5.1.1 Flughafen
o 5.2 Bildung
• 6 Kultur und Sehenswürdigkeiten
o 6.1 Bauwerke
o 6.2 Sport
• 7 Persönlichkeiten
o 7.1 Söhne und Töchter der Stadt
o 7.2 Persönlichkeiten, die in Sarajevo gewirkt haben
• 8 Literatur
• 9 Einzelnachweise
• 10 Siehe auch
• 11 Weblinks
Geografie [Bearbeiten]
Die Stadt erstreckt sich in West-Ost-Richtung in der Ebene von Sarajevo inmitten des
Dinarischen Gebirges. Der Fluss Miljacka fließt durch die Stadt; die Bosna entspringt
westlich der Stadt, in der Gemeinde Ilidža. Die Ebene wird überragt von den Bergen der
Bjelašnica und des Igman im Südwesten sowie der Jahorina und des Trebević im
Südosten.
Das Stadtzentrum liegt 511 Meter über dem Meeresspiegel. Die Vororte reichen hinauf
bis auf über 900 Meter. Die die Stadt umgebenden zumeist bewaldeten Berge sind bis zu
2.000 Meter hoch.
Direkt östlich von Sarajevo liegt der Ort Pale, der während des letzten Krieges das
Zentrum der bosnischen Serben war.
Klima [Bearbeiten]
Das Klima in Sarajevo ist gemäßigt und leicht kontinental geprägt. Die jährliche
Durchschnittstemperatur liegt bei 9,5 °C; der durchschnittliche jährliche Niederschlag
beträgt 932 mm. Dabei ist der wärmste Monat der August, der kälteste der Januar. Die
meisten Niederschläge fallen im September, wogegen der März der trockenste Monat ist.
Die tiefste jemals gemessene Temperatur lag bei -21,8 °C (am 24. Januar 1963), die
höchste bei 37,4 °C (am 24. Juli 1987)[1].
Geschichte [Bearbeiten]
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte ein türkischer Statthalter sein Domizil am Ufer
der Miljacka aufgeschlagen. Nach jenem Saray (türk. Schloss) wurde schon wenig später
die rasch aufblühende Stadt Sarajevo benannt.[2] Der Name der Stadt wurde offenbar vom
türkischen sarây bzw. saray ova abgeleitet, das der heutigen deutschen Bezeichnung
Serail entspricht.
Im Jahr 1238/39 wurde in einer Urkunde des ungarischen Königs Béla IV. in
Zusammenhang mit dem Bau der Sankt-Peter-Kathedrale erstmals eine slawische
Siedlung namens Vrhbosna erwähnt. Ab 1463 erfolgte mit dem Beginn der osmanischen
Herrschaft unter Isa-Beg Isaković, einem zum Islam übergetretenen Slawen, der Ausbau
der Stadt. Seit 1850 war Sarajevo Hauptstadt der Provinz Bosnien im Osmanischen
Reich, nach 1878 dann Verwaltungszentrum des durch Österreich-Ungarn dominierten
"Kondominiums".
Im Juni 1914 war die Stadt Schauplatz des tödlichen Attentates auf Erzherzog Franz
Ferdinand und seine Frau Sophie, welches zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrug.
Nach 1918 kam Sarajevo mit Bosnien zum Königreich der Serben, Kroaten und
Slowenen.
Im Zweiten Weltkrieg zählte das Land zwischen 1941 und 1945 zum Unabhängigen Staat
Kroatien, nach dessen Zusammenbruch und dem Kriegsende wurde Sarajevo 1945
Hauptstadt der Teilrepublik Bosnien und Herzegowina innerhalb Jugoslawiens.
1984 fanden die Olympischen Winterspiele in Sarajevo und den Gebirgen seiner
Umgebung statt. Seit 1992 ist es die Hauptstadt des souveränen Staates Bosnien und
Herzegowina. Dessen Unabhängigkeitserklärung von Jugoslawien führte zum
Bosnienkrieg, in welchem Sarajevo heftig umkämpft war.
Die Belagerung von Sarajevo begann am 5. April 1992 und ist die längste Belagerung in
der Geschichte der Stadt. Der Stadtkern von Sarajevo war vollständig umzingelt. Der
Belagerung und den Kämpfen fielen nach Angaben der Regierung Bosnien-
Herzegowinas 10.615 Menschen aller Volksgruppen, unter ihnen 1.601 Kinder zum
Opfer. Durch Granaten, Minen oder Scharfschützen wurden rund 50.000 Menschen
verletzt, teilweise schwer.
Bevölkerung [Bearbeiten]
Bei der Volkszählung 1991 bezeichneten sich 49,3 % der Einwohner Sarajevos als
Bosniaken, 29,8 % als Serben und 6,7 % als Kroaten. Zu Beginn des Krieges flohen die
meisten serbischen und kroatischen Einwohner aus der Stadt, auch wegen der
anstehenden Belagerung der Stadt durch die VRS.
Religion [Bearbeiten]
In Sarajevo werden eine Vielzahl verschiedener Religionen ausgeübt. In der Stadt findet
man Moscheen, Kirchen und Synagogen nicht weit voneinander entfernt. Deswegen wird
die Stadt gelegentlich Klein-Jerusalem oder auch Europäisches Jerusalem genannt.
Kaisermoschee Serbisch-orthodoxe Römisch-katholische Die Synagoge
Kathedrale Kathedrale
Politik [Bearbeiten]
Die Miljacka
Das ehemalige Gebiet der Stadt Sarajevo liegt auf beiden Seiten der innerbosnischen
Entitätengrenze zwischen der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika
Srpska. Während sich der größte Teil des bebauten Gebietes - die Altstadt (Stari grad)
und Neustadt (Novi grad) - auf dem Gebiet der Föderation befindet, zählen einige im
Ausbau begriffene Vorstädte im Süden zur Republika Srpska.
In der Föderation ist die Stadt Sarajevo in vier Stadtgemeinden unterteilt. Es sind dies
Stari Grad (Altstadt), Centar (Zentrum), Novi Grad (Neustadt) und Novo Sarajevo (Neu-
Sarajevo). Die Gemeinden Vogošća und Ilidža gehören sowohl historisch als auch
baulich nicht zur eigentlichen Stadt.
Der zur Republika Srpska gehörige Teil Sarajevos wird als Istočno Sarajevo (Ost-
Sarajevo) bezeichnet. Er unterteilt sich in 7 Gemeinden, von denen aber nur Istočno
Novo Sarajevo als zum eigentlichen Stadtgebiet gehörig bezeichnet werden kann. Die
restlichen 6 Gemeinden sind überwiegend ländlich geprägt und von der Stadt Sarajevo
durch Gebirgszüge und/oder Wälder getrennt. Trotzdem hat Istočno Sarajevo den Status
einer Stadt.
Stadtverwaltung [Bearbeiten]
Die Stadt Sarajevo in der Föderation ist eine administrative Einheit aus 4 Gemeinden mit
jeweils eigener Verwaltung. Das Oberhaupt der Stadtverwaltung ist der Bürgermeister.
Sei dem 14. Juni 2005 ist Semiha Borovac (SDA) die erste Bürgermeisterin in der
Stadtgeschichte. Als Legislative fungiert ein Stadtrat (Gradsko vijeće) mit 28
Abgeordneten, dessen Stimmverhältnisse sich aus den Wahlergebnissen in allen 4
Gemeinden zusammensetzen.
Partnerstädte [Bearbeiten]
Durch den Balkan-Krieg kam die Wirtschaft in Sarajevo zum Erliegen, doch langsam
erholt sich der Markt im ganzen Land wieder.
Vor 1992 war Sarajevo das Handels- und Industriezentrum von Bosnien und
Herzegowina; in der Nachkriegszeit gab es in der Stadt fast keine aktiven
Industriekomplexe mehr. In Sarajevo befindet sich die Automobilfabrik Volkswagen
Sarajevo d.o.o., in welcher VW-Fahrzeuge für den südosteuropäischen Markt produziert
werden.
Die Stadt ist Sitz der 1997 gegründeten Zentralbank von Bosnien und Herzegowina sowie
der landesweit größten Börse. Zu den größten ansässigen Unternehmen gehören B&H
Airlines, BH Telecom, Bosnalijek, Energopetrol, die Fabrika Duhana Sarajevo
(Tabakfabrik) und die Sarajevska pivara (Brauerei).
Verkehr [Bearbeiten]
Sarajevo ist das Zentrum des Straßenverkehrs in Bosnien und Herzegowina. Sieben große
Magistralstraßen verbinden die Hauptstadt mit den anderen Landesteilen. Nach Norden
führen die M5 (in Richtung Travnik, Banja Luka, Bihać), die M17 (nach Zenica und
Doboj) sowie die M18 (nach Tuzla). In östliche Richtungen verlaufen die M5 (nach
Višegrad und Goražde) sowie die M19 (nach Zvornik). Im Süden führt die M18 über
Foča nach Dubrovnik bzw. Montenegro. Nach Westen führt ebenfalls die M17 (Richtung
Mostar).
Seit 2003 hat Sarajevo einen eigenen Autobahnanschluss zur A1, welche die Stadt mit
Ilijaš und Visoko verbindet. Ein Ausbau bis Zenica und weiter in Richtung Budapest ist
in Planung. Zudem soll eine Stadtautobahn in Sarajevo gebaut werden. Sie soll auf einer
Strecke von 2,6 km die Stadtteile Ciglane und Pofalići verbinden. Schon vor den
Olympischen Spielen wurden zwei Tunnel (700 m) dafür gebaut, aber wegen
Geldproblemen konnte man nicht die ganze Autobahn bauen. Heute wird nur ein Tunnel
benutzt. Die Autobahn soll 2008 fertig gestellt werden.
Es gibt tägliche Bahnverbindungen nach Zagreb, Zenica, Budapest, Banja Luka, Doboj,
Belgrad, Mostar und Ploče. Die Verbindung nach Budapest wurde im Frühjahr 2002
wieder aufgenommen.
Die Stadt ist über ein gut ausgebautes Netz von Busverbindungen zu erreichen. Busse
von Belgrad aus fahren fast ausschließlich in den serbischen Teil der Stadt, Istočno
Sarajevo.
Als öffentliche Verkehrsmittel existieren in der Stadt die Straßenbahn (seit 1885) mit 7
Linien, Trolleybus mit 5 Linien, sowie etliche Buslinien, die von Minibussen und
Autobussen bedient werden. Der öffentliche Nahverkehr wird von der Firma JKP GRAS
Sarajevo betrieben. Vor dem Bosnienkrieg wurde eine Metro geplant, jedoch nie gebaut.
Flughafen [Bearbeiten]
Der internationale Flughafen Sarajevo liegt im Stadtteil Dobrinja. Er verfügt über eine
2.600 m lange Start- und Landebahn und wurde am 2. Juni 1969 eröffnet.
Im Bosnienkrieg wurde der Flughafen in der Nacht vom 4. zum 5. April 1992 von
bosnischen Serben besetzt. Im Juni 1992 wurde der Flughafen von der UNPROFOR
übernommen. Er wurde im Krieg 1992-1995 stark beschädigt. Am 16. August 1996
wurde er wieder für den Zivilverkehr geöffnet. 2001 wurde der Flughafen von Grund auf
saniert und erhielt vom Airport Council International, im Juni 2005 die Auszeichnung
"Bester europäischer Flughafen" in der Kategorie: Flughafen unter 1.000.000 Passagiere.
Von Juni 1992 bis 1996 wurde der Flughafen nur von Militärflugzeugen genutzt.
Humanitäre Hilfe für Sarajevo, ausländische Journalisten, Künstler, Politiker,
Unterhändler, Diplomaten und Einwohner mit UN, Presse- oder UNHCR-Ausweisen
wurden hier abgefertigt. Der Flughafenbetrieb hing sehr stark von den politischen Zielen
und militärischen Aktivitäten der Belagerer ab. In Wahrheit kontrollierten aber nicht die
französischen Blauhelme, sondern die Belagerer den Flughafen. Vor der Fertigstellung
des Sarajevo-Tunnels 1993 konnten die Einwohner die belagerte Stadt nur über die Start-
und Landebahn verlassen und erreichen. Der Flughafen wurde durch Stacheldraht,
Gräben und weitere Hindernisse der UNPROFOR gesichert. Die fliehenden Bewohner
mussten nicht nur den Scharfschützen entkommen, sondern auch den weißen UN-
Transport- und Patrouillenfahrzeugen, die das Überqueren der Start- und Landebahn
verhindern wollten. Die Zahl der Todesopfer und Verletzten auf der Start- und
Landebahn wurde täglich im Radio bekanntgegeben. Mehrere Male während der
Belagerung organisierte die UNPROFOR Transporte für Zivilisten über die Start- und
Landebahn.
Bildung [Bearbeiten]
Universitätsgebäude
Die Universität Sarajevo besteht seit den 1940er Jahren. Darüber hinaus gibt es
verschiedene andere Hochschulen. Die Stadt beherbergt ca. 40.000 Studierende. Die im
Bosnienkrieg schwer beschädigte Nationalbibliothek beherbergte zuvor eine der
wichtigsten literarischen Sammlungen Osteuropas.
Nationaltheater
Bauwerke [Bearbeiten]
Gotteshäuser
Weitere
UNIS-Türme
Sportzentren
• Otoka-Stadion
• Skenderija Sportzentrum - 1969
Sport [Bearbeiten]
In Sarajevo wurden die Olympischen Winterspiele 1984 ausgetragen. Sarajevo hatte sich
für die Olympischen Winterspiele 2010 beworben, wurde jedoch nicht als
Kandidatenstadt berücksichtigt.
Der Basketballverein Košarkaški Klub Bosna Sarajevo gewann 1979 den Europapokal
der Landesmeister.
Persönlichkeiten [Bearbeiten]
Söhne und Töchter der Stadt [Bearbeiten]
Literatur [Bearbeiten]
• Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo. Verlag Hans Schiler, Berlin, 2006. ISBN
3-89930-108-0
• Robert J. Donia: Sarajevo. A Biography. C.Hurst & Co. , London, 2006. ISBN 1-
85065-765-3
osnien
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ungefähre Grenze zwischen Bosnien (hell hinterlegt) und der Herzegowina (dunkel
eingefärbt)
Landschaft im südwestlichen Teil Bosniens (bei Donji Vakuf)
Bosnien (bosn., kroat. und serb. Bosna; kyrill. Боснa) ist der nördliche Landesteil des
Staates Bosnien und Herzegowina und umfasst etwa zwei Drittel des Staatsgebiets. Es
bildet heute keine administrative Einheit mehr, sondern ist innerhalb des Staates Bosnien
und Herzegowina auf die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina,
sowie Distrikt Brčko aufgeteilt.
Den Namen bekam es von dem Fluss Bosna, der bei Sarajevo entspringt und über Zenica
und Doboj bei Šamac in die Save (Sava) fließt.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]
• 1 Landschaft
• 2 Geschichte
• 3 Galerie
• 4 Siehe auch
Landschaft [Bearbeiten]
Bosnien ist ein großteils bergiges Land mit kontinentalem Klima und teilweise sehr
kalten Wintern. Die Vegetation ist im Wesentlichen typisch mitteleuropäisch. In den
ausgedehnten Wäldern gibt es noch heute Wölfe, Bären und Wildschweine. Die
Olympischen Winterspiele 1984 machten die Skigebiete Jahorina, Bjelašnica und Igman
(alle bei Sarajevo) weltbekannt.
Bosnien wird im Süden und Westen vom Dinarischen Gebirge und der Herzegowina
begrenzt. Im Norden endet es an den Flüssen Una und Save; im Osten reicht es ungefähr
bis zur Drina.
Mit Ausnahme des nördlichen Landstrichs, der sich an der Save hinzieht, ist das Land
von mehr oder weniger hohen Bergketten durchzogen, deren höchste Gipfel in den
Ausläufern der Dinarischen Alpen zu finden sind:
• Treskavica (2.128 m)
• Bjelašnica (2.067 m)
• Vranica (2.070 m)
• Volujak mit dem Maglić (2.386 m)
Hauptfluss von Bosnien ist die Save, die eine natürliche nördliche Grenze gegen
Slawonien bildet. Die Save ist schiffbar für leichte Fahrzeuge und bildet einen der
wichtigsten Transportwege. Ihr fließen die Una, die Vrbas, die Ukrina, die Bosna und die
Drina zu.
Geschichte [Bearbeiten]
Schon in der Antike war Bosnien ein wichtiges Transitland zwischen Adria und
Donauraum, sodass sich in dem fruchtbaren und gebirgigen Land einige wohlhabende
Handelsstädte herausbilden konnten. Zu dieser Zeit gehörte Bosnien zur römischen
Provinz Illyricum. Von der römischen Präsenz zeugen auch heute noch viele
Ausgrabungsstücke und Befestigungsanlagen.
Nach der Einwanderung der Slawen im 7. Jahrhundert stand Bosnien zumeist unter
byzantinischer Herrschaft, jedoch gelang es den Fürsten, eine weitgehende Autonomie zu
erwerben und bewahren. Später war es auch Teil des bulgarischen und serbischen Reichs
sowie Teil Ungarns. Alle fremdländischen Herrschaften vermochten jedoch nicht,
direkten Einfluss auf die Politik des Landes auszuüben, die Macht verblieb in den
Händen des lokalen Adels und der Fürsten. Bosnien gehörte dem im Jahr 925
gegründeten Königreich Kroatien bis zum Jahr 1102 an.
Der Landesname Bosnien taucht erstmals um das 10. Jahrhundert auf, allerdings bezieht
er sich hier nur auf das Kernland am Oberlauf der Bosna. In den Jahren 1154 bis 1463
war es meist ein selbstständiges Fürstentum bzw. später Königreich.
Der erste bekannte Herrscher über Bosnien war Ban Borić, welcher von 1154-1164
regierte. Während seiner Regierungszeit befanden sich das Königreich von Ungarn und
Byzanz im Krieg. Borić stellte sich auf die Seite von Ungarn wobei er bei der Belagerung
von Braničevo mitmachte. Bei seiner Rückkehr nach Bosnien wurde er vom
Byzantinischen Heer geschlagen und musste fliehen.
Nach Ban Borić herrschte bis 1180 Byzanz über Bosnien. Nun kam Ban Kulin an die
Macht. Er nutzte die vorübergehende Schwäche von Byzanz durch den Tod Manuel I.
Komnenos' und anerkannte immer mehr die Herrschaft von Ungarn. Dies wirkte sich
jedoch nicht auf die Eigenständigkeit von Bosnien aus und Ban Kulin nahm das Gebiet
der Usora und Soli ein, womit sich die Herrschaft Bosniens auf den gesamten Flusslauf
der Bosna ausweitete. Wie die Eroberungen schritt auch die Ökonomie voran. Ban Kulin
schloss 1189 ein Handelsabkommen mit der Rebublik von Dubrovnik ab, auch bekannt
als "Povelja Kulina bana". Dies ist eines der frühesten staatlichen Dokumente auf dem
Balkan. Am Ende des 12. Jh. gab es immer mehr Anklagen gegen Ban Kulin wegen
seiner Unterstützung für die Bosnische Kirche, welche als eine Häresie angesehen wurde.
Dies gefiel Papst Innozenz III. überhaupt nicht, und er überredete den ungarischen König
zu einem Kreuzzug gegen Bosnien. Ban Kulin sah die Gefahr und nahm mit einer großen
Zahl von Anhängern der bosnischen Kirche den katholischen Glauben auf dem "Bilino
Polje" in Zenica an. Über den genauen Nachfolger von Ban Kulin gibt es keine genauen
Angaben. Um 1230 wird Ban Matej Ninoslav erwähnt. Er nahm nach einigen Feldzügen
Livno, die Neretva-Region und Ustiprača (Novo Goražde) ein. Nach ihm kam um 1290
Ban Stjepan I. Kotromanić an die Macht. Stjepan I. regierte nur in den Gebieten an der
Drina. Dies nutzte der kroatische Ban Pavle Bribirski (Šubić) aus und nahm auch Bosnien
ein. Der Sohn von Pavle Bribirski Mladen I. Šubić starb kurz nachdem er Ban wurde.
Sein Bruder Mladen II. Šubić übernahm nun die Macht. Er zog auch den späteren Ban
Stjepan II. Kotromanić auf. Stjepan II. stürzte mit Hilfe von Ludwig I. (Ungarn) Mladen
II. und übernahm nun die Regierung. Gleichzeitig wurde er Vasall von Ludwig I.,
welcher auch seine Tochter Elisabeth zur Frau nahm.
1377 krönte sich der bosnische Ban Stjepan Tvrtko Kotromanić in Mile bei Arnautovići
zum König von Serbien, Bosnien, Serbien/Raszien, Herzegowina/Hum und der
Küstenländer, wodurch er in politischen Konflikt mit dem regulären Nachfolger der
serbischen Königskrone Marko Mrnjavcević, der im Gebiet des heutigen Mazedoniens
herrschte, geriet. Tvrtko war der Enkel der Elisabeth Nemanjić - ein Mitglied der aus
Raszien stammenden serbischen Königsdynastie der Nemanjiden, weshalb er sich als
rechtmäßigen Erben der gesamtserbischen Krone betrachtete. Die mittelalterliche
Hauptstadt und Sitz des Königs war Kraljeva Sutjeska. Markos Onkel Uglješa
Mrnjavcević herrschte über die Hum, die heutige Herzegowina mit Sitz in Trebinje. Das
Königreich Bosnien wurde für fast ein Jahrhundert der mächtigste Staat der Region.
1389 folgte König Stjepan Tvrtko Kotromanić dem Aufruf des serbischen Fürsten Lazar
Hrebeljanović und entsandte einen Teil seines Heeres zum Amselfeld um sich dort mit
dem restlichen serbischen Heer den Osmanen entgegenzustellen. 1463 wurde Bobovac
nahe Kraljeva Sutjeska von den Osmanen eingenommen. König Stjepan Tomaš
Kotromanić wurde umgebracht. Mit dem Tod seiner Frau Katarina Kosača-Kotromanić
1478 in Rom erlosch die bosnische Krone. Erst 70 Jahre nach Sarajevo fiel Bihać als
letzte bosnische Stadt. Bosnien wurde damit zu einem osmanischen Vilayet (Provinz).
Mit der Rückeroberung Südungarns und Slawoniens durch Prinz Eugen wurde das Land
zur Grenzzone. Österreichische Truppen versuchten mehrmals, auch Bosnien zu erobern,
was aber scheiterte, so dass sich die Savegrenze stabilisieren konnte. Allerdings zerstörte
Prinz Eugen bei einem Feldzug Sarajevo.
Die Balkan-Halbinsel um 1888
Bosnien war eine der wichtigsten Provinzen des Osmanischen Reiches, da es die
europäische Grenze des Reiches schützte. Der bosnische Beylerbey, Statthalter des
Sultans, war wie kein anderer Statthalter mit unumschränkter Gewalt ausgestattet. Die
Statthalter Bosniens gehörten neben dem Sultan zu den mächtigsten Männern des
Reiches. Der Titel des Beylerbey war neben den bosnischen Statthaltern nur wenigen
anderen Statthaltern des Reiches vorbehalten. Während der osmanischen Zeit erreichte
Bosnien eine zweite, orientalische Blüte; es ging vollends auf in der Kultur des
Osmanischen Reiches und viele Männer aus Bosnien und der Herzegowina erwarben
hohe Würden am Hofe des Sultans und wurden zu Militärführern, Diplomaten und
Großwesiren des Reiches.
Nach der Reconquista in Spanien siedelten sich auch vertriebene sephardische Juden in
Bosnien an. Während der osmanischen Herrschaft kam es des Öfteren zu Revolten gegen
die aus Asien stammenden Besatzer, alle wurden jedoch niedergeschlagen. Von solch
einer Revolte wird im Buch Die Brücke über die Drina von Ivo Andrić berichtet.