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ANERLKENNUNG IM DEUTSCHEN IDEALISMUS

Jean-François Kervégan

Keywords: Fichte Hegel Recht Herrschaft Knechtschaft Gewalt

Abstract: Der deutsche Idealismus, insbesondere durch Fichte und Hegel, hat die Anerkennung
zum Hauptthema der praktischen Philosophie erhoben. Er hat dafür die Bedeutung des Wortes
mit neuen Akzenten geprägt, als er die Rolle der Anerkennung im Rechtsverkehr und die
Notwendigkeit, dafür zu kämpfen, unterzeichnet hat. Insofern hat er neue Wege für die
gegenwärtige Philosophie eröffnet.

1. Einleitung
Das Wort ‚Anerkennung‘ ist extrem mehrdeutig. Paul Ricœur hat daran erinnert, dass
im großen Dictionnaire de la langue française von Littré drei und zwanzig verschiedenen
Bedeutungen des französischen Wortes „reconnaissance“ unterschieden sind. Obzwar das
deutsche Wort ‚Anerkennung‘ eine etwas schmalere semantische Breite als das französische
Wort „reconnaissance“ hat, muss man wenigstens drei oder vier Grundbedeutungen
unterscheiden. Was aber den philosophischen Begriff der Anerkennung betrifft, ist es
unleugbar, dass die deutsche nachkantische Philosophie ihn auf einen völlig neuen
Bedeutungsfeld versetzt hat. Selbstverständlich gab es in der klassischen Philosophie
umfangreiche Betrachtungen über dass, was wir heute unter dem Stichwort ‚Anerkennung‘
sammeln, z. B. moralphilosophische und politische Überlegungen über die soziale „estime“,
bzw. Achtung oder die Toleranz. Die völkerrechtliche Tradition hatte seinerseits den Begriff
und die Kriterien interstaatlicher Anerkennung seit dem 17. Jahrhundert entwickelt, die von der
deutschen Philosophie übernommen worden sind. Es ist jedoch klar, dass der deutsche
Idealismus dem Begriff der Anerkennung eine Schlüsselrolle als erster gegeben hat. Selbst
wenn die Existenz einer „alternative notion of recognition“ bei Schelling entdeckt werden kann,
sind Fichte und Hegel die Haupturheber der Umdeutung des Begriffs der Anerkennung, indem
sie das Problem sowohl des Anerkennens (z. B. der Rekognition im Sinne Kants, der
Anerkennung der Wahrheit einer Aussage oder der Würde eines Menschen) als auch des
Anerkanntseins und dessen Möglichkeitsbedingungen mit neuen begrifflichen Mitteln erforscht
haben. Was bedeutet es, von einem anderen als ‚jemanden‘ anerkannt zu werden? Und welche
sind die Voraussetzungen, die das ermöglichen? Dies sind die Grundfragen, die der deutsche
Idealismus auf die Tagesordnung gebracht hat, und zwar im Kontext einer grundlegenden
Reflexion über die intersubjektiven Voraussetzungen des persönlichen Selbstseins einerseits,
und über die interpersonellen Grundlagen des Rechtsverkehrs andererseits. Eine weitere
Dimension der Anerkennung ist insbesondere von Hegel intensiv erforscht worden, und zwar
dass sie nicht einfach erhalten wird, sondern erobert werden muss: Anerkennung setzt einen
Kampf voraus, der die weiteren bestimmten Charaktere des Anerkanntseins auch dann
irgendwie bestimmen, wenn die Anerkennung stabilisiert oder institutionalisiert worden ist. Die
Frage der (legitimen oder nicht legitimen, rechtlich eingerahmten oder brutalen) Herrschaft ist
also mit derjenigen der Anerkennung tief verwickelt, obgleich sie zum ersten Blick unvereinbar
sind, so dass das Anerkennen als ein „absoluter Widerspruch in ihm selbst“ konzipiert werden
kann.
2. Recht und Anerkennung
Nicht zufällig hat sich dieses neue Verständnis der Anerkennung auf dem Boden des
Rechts zuerst entwickelt. Diese Tatsache hat sowohl geschichtliche als auch innertheoretische
Gründe. In historischer Perspektive ist das Recht, noch bestimmter die subjektiven Rechte, seit
der Erklärung der Menschenrechte von 1789 unübersehbar geworden; das Recht hat eine
Autonomie erworben, die es unmöglich macht, es als eine bloße Machtsache oder als ein
„Kapitel der Moral“ zu betrachten. Kant und seine Nachfolger haben sich die Aufgabe gestellt,
dieser historischen Autonomisierung des Rechts eine philosophische Grundlage zu verschaffen.
Dafür haben Fichte und Hegel einen umgedeuteten Begriff der Anerkennung mobilisiert. Das
Rechtsverhältnis, wie auch immer es verstanden sei, setzt nämlich eine Parität der betroffenen
Akteure voraus, die sich als Personen, d. h. als mögliche Rechtssubjekte gegenseitig anerkennen
sollen: „Das Rechtsgebot ist […]: sey eine Person und respectire die andern als Personen“.
Diese anerkennungstheoretische Dimension des Rechtsverhältnisses ist bei Fichte stark
hervorgehoben: „Alles Rechtsverhältnis zwischen bestimmten Personen ist bedingt durch ihre
wechselseitige Anerkennung durch einander, durch dieselbe aber auch vollkommen bestimmt“.
Die wechselseitige Anerkennung der Rechtssubjekte (Personen) ist für ihn keine formelle, bloß
wörtliche, sondern eine tätige, handelnde, „denn nur Handeln ist ein solches gemeingültiges
Anerkennen“. Diese Prämisse bedeutet, dass die Anerkennung den Rechtsverkehr logisch
vorangeht, indem sie als eine gegenseitige Konstitution der Rechtssubjekte und ihrer Rechte
beschrieben werden darf: „Der Einzelne hat Rechte im Staate nur dadurch, dass er die Rechte
aller Übrigen anerkennt“. So erhält der Begriff eine allgemeine Dimension, die die
Rechtssphäre weitgehend übertrifft: die Anerkennung wird zu einer Grundstruktur der
Intersubjektivität, daher der Subjektivität und ihres freien Handelns erhoben: „Kein [freies
Wesen] kann das andere anerkennen, wenn nicht beide sich gegenseitig anerkennen: und keines
kann das andere behandeln als ein freies Wesen, wenn nicht beide sich gegenseitig so
behandeln“. Solche allgemeine Hervorhebung der Anerkennung ist in einer bestimmten
Ontologie der Sozialität verankert: „Der Mensch ist bestimmt, in der Gesellschaft zu leben; er
soll in der Gesellschaft leben; er ist kein ganzer vollendeter Mensch und widerspricht sich
selbst, wenn er isoliert lebt.“. Es wird deshalb klar, dass Fichtes Begriff der Anerkennung einen
nicht nur deskriptiven, sondern normativen Charakter beinhaltet, und dass seine Hervorhebung
mit einer gesamten Neugestaltung der praktischen Philosophie (auch in Bezug auf Kant)
zusammenfällt.
Auch Hegel hebt den Zusammenhang von Recht und Anerkennung hervor. Wie Fichte
vertritt er die Meinung, dass Anerkennung vom Rechtsverkehr vorausgesetzt ist, wie es am
Beispiel des Vertrags festgestellt werden kann: „Der Vertrag setzt voraus, dass die darein
Tretenden sich als Personen und Eigentümer anerkennen; da er ein Verhältnis des objektiven
Geistes ist, so ist das Moment der Anerkennung schon in ihm enthalten und vorausgesetzt.“. Es
handelt sich jedoch nicht nur um die reziproke Anerkennung der Rechtspersonen, sondern in
erster Linie um die Anerkennung des Rechts als einer allgemeinen Norm, die den Ausgleich
gegensätzlicher Ansprüche und Interessen ermöglicht, und die Legitimität des Rechtszwangs
begründet: „Diese Kollision [der Rechtsansprüche] enthält die Anerkennung des Rechts als des
Allgemeinen und Entscheidenden […]. In den Parteien ist die Anerkennung des Rechts mit dem
entgegengesetzten besonderen Interesse und ebensolcher Ansicht verbunden.“. Über die
Rechtssphäre hinaus betont Hegel noch stärker als Fichte die allgemeine soziale und politische
Bedeutung der Anerkennung: nur unter Menschen, die sich zwar nicht notwendig als gleiche,
aber jedenfalls als (freie) Menschen frei anerkennen, kann sich eine Gesellschaft bilden. Mit
der Anerkennung ist also das Menschsein ins Spiel geworfen. Der Begriff der Anerkennung
bringt daher eine normative Definition der menschlichen Gesellschaft mit sich, der z. B. die
antiken Staaten nicht Genüge tun: „Die antiken Völker [hatten] sich noch nicht zum Begriff der
absoluten Freiheit erhoben, da sie nicht erkannten, dass der Mensch als solcher […] zur Freiheit
berechtigt ist. […] Deshalb gab es in ihren Freistaaten Sklaverei und entstanden bei den Römern
blutige Kriege, in denen die Sklaven sich frei zu machen, zur Anerkennung ihrer ewigen
Menschenrechte zu gelangen suchten.“
3. Kampf um Anerkennung
Dieser Zitat aus einer Berliner Vorlesung über die Philosophie des subjektiven Geistes
enthält eine Anspielung auf eine Thematik, die im Frühwerk Hegels, insbesondere in der
berühmten Stelle „Selbstständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins: Herrschaft
und Knechtschaft“ aus der Phänomenologie des Geistes, entwickelt worden ist, und zwar den
„Kampf um Anerkennung“. Der originellste, anspruchsvollste und wirkungsreichste Beitrag
Hegels zur Philosophie der Anerkennung besteht sicherlich darin, dass er die Anerkennung als
keine bloße selbstverständliche Voraussetzung des Rechtsverkehrs, des sozialen Lebens und
der politischen Gesellschaft versteht; es muss vielmehr für sie bis zum Grenzfall der
Lebensgefahr gekämpft werden. Echte, volle Anerkennung setzt zwar Reziprozität voraus: dem
„reine[n] Begriff des Anerkennens“ nach „anerkennen sich [zwei Wesen] als gegenseitig sich
anerkennend“. Aber bevor diese Lage stabiler gegenseitiger Anerkennung mit dem Entstehen
des (nicht notwendig „guten“, vernünftigen) Staats erfolgt, findet ein tödlicher Kampf statt. Die
Beschreibung dieses Kampfes in der Phänomenologie des Geistes sowie in verschiedenen
Manuskripten aus den Jahren 1800-1806 (dem System der Sittlichkeit und den beiden
Vorlesungsmanuskripten zur Philosophie des Geistes aus den Jahren 1803-1804 und 1805-
1806) ist wohlbekannt: zwei Individuen, die „sich Anerkennung erzwingen wollen“, kämpfen
dafür „auf Leben und Tod“. Die Furcht des Todes, dieses „absoluten Herrn“), führt zur
Entstehung eines grundsätzlich ungleichen Verhältnisses von Herrschaft und Knechtschaft; „es
ist dadurch ein einseitiges und ungleiches Anerkennen entstanden.“ Dieses Verhältnis wird sich
dennoch nach und nach umkehren, weil der untätige Herr für die Befriedigung seiner Begierde,
bzw. seiner Bedürfnisse, von der Arbeit des Knechts immer mehr abhängig ist, während der
letzte sich durch sein „formierendes Tun“ eine materielle und geistige Bildung verschafft und
„zur Anschauung des selbständigen Seins, als seiner selbst“ kommt. Es versteht sich daher,
erstens dass die Arbeit als ein sozialisierendes und sozialisiertes Tun verstanden werden soll,
und zweitens dass keine stabile Gesellschaft auf einer strukturellen Ungleichheit beruhen kann,
die jede Art von reziproken Anerkennung unmöglich macht.
Die von Alexandre Kojève entwickelte Deutung der sogenannten „dialectique du maître
et de l’esclave“ (also Herr-Knecht-Dialektik) hat dieser Stelle eine zentrale Rolle in seiner
Gesamtinterpretation der Phänomenologie des Geistes als einer „philosophischen
Anthropologie“ zugeschrieben: es handelt sich darin um eine ideell rekonstruierte
Anthropogenese, die zum „Ende der Geschichte“ im „universellen homogenen Staat“ führt.
Diese brillante Interpretation übertrifft ohne Zweifel die Intentionen Hegels, der am Ende der
Darstellung des Herrschaft-Knechtschaft-Verhältnisses zum Schluss kommt, dass die durch die
„harte Arbeit“ der Bildung vom Knecht erworbene Freiheit „noch innerhalb der Knechtschaft
stehen bleibt.“. Hegel zufolge führt der von ihm inszenierte Kampf um Anerkennung zum
Ergebnis, dass eine echte, d. h. gegenseitige Anerkennung nie „erzwungen“ werden kann.
Deshalb wird dieser Kampf und das daraus entstandene Verhältnis von Herrschaft und
Knechtschaft in einer Vorstufe des geschichtlichen Prozesses hingestellt: „Der Kampf des
Anerkennens und die Unterwerfung unter einen Herren ist die Erscheinung, in welcher das
Zusammenleben der Menschen, als ein Beginnen der Staaten, hervorgegangen ist.“ In
irgendwelcher, sogar keineswegs egalitären oder „gerechten“ Gesellschaft ist eine minimale
Anerkennung der Menschlichkeit des Anderen vorausgesetzt: zwischen mir und einem
menschlichen Tier kann ein pures Machtverhältnis, aber keine Gesellschaft bestehen. Deshalb
findet der Kampf um Anerkennung „vor den Anfang der wirklichen Geschichte“, d. h. im
sogenannten Naturzustand statt. Die pure Gewalt ist hochwahrscheinlich der Ursprung
irgendwelcher Gesellschaft, aber auf keinem Fall der Grund der Sozialität und des Rechts, weil
sie irgendwelche Art von Anerkennung unmöglich macht: „Die Gewalt […] ist nicht Grund des
Rechts, obgleich das notwendige und berechtigte Moment im Übergange des Zustandes des in
die Begierde und Einzelnheit versenkten Selbstbewusstseins in den Zustand des allgemeinen
Selbstbewusstseins. Es ist der äußerliche oder erscheinende Anfang der Staaten, nicht ihr
substantielles Prinzip.“
Diese Inszenierung eines „ursprünglichen“ Kampfes, woraus das Mitsein der sich als
Menschen anerkennenden Menschen hervorgeht, ist allerdings faszinierend. Deshalb hat mal
manchmal bedauert, dass Hegel in seinem Spätwerk, vielleicht schon in der Phänomenologie
des Geistes, zugunsten einer Bewusstseinsphilosophie auf die Schärfe seiner früheren Analyse
des Kampfes um Anerkennung verzichtet). Es muss jedoch betont werden, dass auch im
Frühwerk die Anerkennung zwar aus dem Kampf und dem Verhältnis von Herrschaft und
Herrschaft hervorgeht, aber dazu begrifflich nicht reduzierbar ist. Im System der Sittlichkeit
liest man zum Beispiel, dass „ein Anerkennen, das gegenseitig ist,“ „die höchste Individualität“
hervorbringt. Hegel macht auch dort geltend, dass das Herrschaft/Knechtschaft-Verhältnis zur
Natur gehört, indem es unter nicht sozialisierten Individuen stattfindet; es sei insofern vom
Herrschaft/Gehorsam-Verhältnisses unterschieden, das ein sittliches und politisches,
keineswegs natürliches Verhältnis ist: „in der sittlichen Herrschaft und Gehorsam die […]
Macht [ist] zugleich ein absolut Allgemeines, hingegen hier nur ein Besonderes, dort die
Individualität [ist] nur das Äußere, hier das Wesen des Verhältnisses; und deswegen ist es hier
ein Verhältnis der Knechtschaft“. Auch für den jungen Hegel ist also die echte Anerkennung
eine soziale und politische Begebenheit, die das mythologische Moment der „ursprünglichen“
Konfrontation von noch werdenden Individuen aufhebt, welche die Unterwerfung (oder sogar
Tötung) des Anderen als das einzige Mittel eigener Selbstbehauptung oder Selbstbewusstseins
einsehen. Wenn „das Anerkennen das Erste [ist], was werden muss“, dann sind der tödliche
Kampf und das daraus entstandene Herrschaft/Knechtschaft-Verhältnis im besten Fall ein
Umweg, vielleicht aber eine Sackgasse. „Nur durch Kampf kann also die Freiheit erworben
werden“, indem sie keine natürliche Eigenschaft oder Anlage ist; der Kampf aber hat zum
einzigen vernünftigen Zweck die Entstehung von normativ geregelten Verhältnissen
gegenseitiger Anerkennung, denn „der Mensch wird notwendig anerkannt, und ist notwendig
anerkennend“.
4. Aktuelle Wirkungen
Es liegt auf der Hand, dass der deutsche Idealismus eine der wichtigsten Wurzeln der
aktuellen Entwürfe einer „Philosophie der Anerkennung“, u. a. in den Werken von Charles
Taylor, Axel Honneth und ihrer Jünger, ausmacht. Nicht nur das Wort ist daraus entnommen,
sondern vor allem der Gedanke, dass bestimmte Formen der Anerkennung Bedingungen einer
stabilen Beziehung zu sich selbst und zu den Anderen, dass sie also die persönliche Identität
sowie die Konsistenz und Stärke der rechtlichen, sozialen und politischen Interaktionen
bedingen. Auch die Idee, dass man für die Anerkennung seiner Identität und sozialer Würde
oder sogar Existenz kämpfen muss, beruht auf einer Radikalisierung und Verallgemeinerung
der Inszenierung des Kampfes um die Anerkennung bei Hegel. Es ist jedoch unverkennbar,
dass der ursprüngliche Sinn- und Kontextzusammenhang der Anerkennungsthematik dadurch
tief umgedeutet und verschoben worden ist. Bei Fichte und Hegel spielt zwar die Anerkennung
die Rolle einer unumgänglichen Vorbedingung irgendwelcher normativ geregelten Beziehung
unter Menschen, mit anderen Worten eines rechtlichen, moralischen und sozialen space of
reasons. Gegenseitige Anerkennung ist, so Fichte, die Bedingung „einer Wechselwirkung
durch Intelligenz und Freiheit“. Es handelt sich aber um eine minimale Bedingung; deshalb ist
bei Hegel der Kampf um die Anerkennung in einer Vorstufe der Geschichte zurückgeworfen
,worauf die Menschen auf der Suche ihrer Menschlichkeit noch stehen: „Diese frühere unwahre
Erscheinung betrifft den Geist, welcher nur erst auf dem Standpunkte seines Bewusstseins ist;
die Dialektik des Begriffs und des nur erst unmittelbaren Bewusstseins der Freiheit bewirkt
daselbst den Kampf des Anerkennens und das Verhältnis der Herrenschaft und der
Knechtschaft.“ Dass die Menschen während der ganzen Geschichte für ihre Freiheit und deren
institutionelle Sicherung kämpfen sollten, ist für die Hauptvertreter des deutschen Idealismus
unleugbar; aber die Anerkennung ist die Voraussetzung eher als das Ziel dieses Kampfes um
die Freiheit.
5. Fazit
Der deutsche Idealismus hat die Anerkennung zum Rang eines Hauptbegriffs der
praktischen Philosophie erhoben. Ohne sie kann es unter Menschen keine normative (rechtliche
oder ethische) Beziehung, sogar kein politisch verstandenes Herrschaftsverhältnis stattfinden,
sondern nur Machtverhältnisse, bloße Herrenschaft. Anerkennung im strikten Sinn ist dennoch
kein Ziel des menschlichen Handelns, sondern vielmehr seine unabdingbare Vorbedingung.
Dass man auch innerhalb einer rechtlich konstituierten politischen Gesellschaft nicht bloß für
mehr Freiheit, sondern für die Anerkennung selbst noch kämpfen sollte, war für Hegel und
Fichte kaum vorstellbar. Vielleicht handelte es sich bei ihnen um einen Rest aufklärerischen
Optimismus, welcher für die heutige Philosophie kaum haltbar scheint, selbst wenn sie sich auf
die Tradition des deutschen Idealismus beruft.

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