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Islamisten
Wie anfällig Flüchtlinge für Radikalisierung sind
Politiker und Verfassungsschützer warnen vor der Bedrohung durch Salafisten. Fragt man
nach, stellen sich die Anwerbeversuche meistens als Einzelfälle heraus. Von Lisa Schnell
Schon seit dem Sommer befürchten Hilfsorganisationen, dass Verbrecher das Chaos rund
um die Aufnahmestellen und Asylunterkünfte ausnutzen könnten. Der Fall des vierjährigen
Flüchtlingsjungen Mohamed, den ein 32-jähriger Mann am 1. Oktober vor dem Berliner
Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) entführt, später missbraucht und
umgebracht hatte, fachte die Befürchtungen noch mehr an. Mehrere Wochen war der
Junge vermisst, bevor seine Leiche gefunden wurde. In dieser Zeit wucherten
Spekulationen, dies sei und bleibe möglicherweise kein Einzelfall.
Oder der Fall der 13 Jahre alten Katrin Kalil aus Syrien. Sie war mit ihrer Familie im Sommer
über Passau eingereist und dann auf der Zugfahrt in die Asylunterkunft in Chemnitz
verschwunden. Irgendwo am Bahnhof von Hof. Das Mädchen wurde als vermisst gemeldet,
die Fahndung nach ihm lief auch über die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY". Nun scheint
klar zu sein: Katrin ist bei Verwandten in Dänemark. Wie sie es dorthin geschafft hat, ist
noch nicht bekannt.
Flüchtlinge in Europa
Warum so viele Kinder nach der Registrierung in Deutschland spurlos verschwinden? "Bei
Kindern ist die Kontrollkette Gott sei Dank relativ eng. Sobald ein minderjähriger Flüchtling
alleine einreist, wird er sofort registriert und vom Jugendamt in Obhut genommen", sagt
Rotkreuz-Sprecherin Susanne Pohl. Wenn das Kind aber am nächsten Tag die Einrichtung
verlässt, um sich alleine auf den Weg zum Beispiel zu Verwandten in Berlin zu machen,
meldet das Heim das Kind als vermisst. Wenn es auf seiner Weiterreise wieder aufgegriffen
wird, kommt es mitunter zu Doppelt- und Dreifachregistrierungen. "Der Datenabgleich ist
oft schwierig, weil viele die gleichen Geburtsdaten haben, meist den 1.1. oder den 1.7.
eines Jahres. Gerade in ländlichen Regionen zum Beispiel in Afghanistan wird das immer
ähnlich beurkundet", sagt Pohl.
Die meisten der vermissten Kinder in den Suchdateien stammen aus Afghanistan, an
zweiter Stelle steht Eritrea, dann folgt Syrien. "Die Zahlen in der Vermisstenstatistik sind
schwer zu bewerten", sagt die DRK-Sprecherin. Auch im Bundesfamilienministerium gibt
man sich bedeckt, die Zahlen seien "überaus missverständlich und auch nicht belastbar".
Viele unbegleitete Flüchtlingskinder reisten ohne Ausweispapiere, ihre Identität sei
ungeklärt. An einer besseren Registrierung "arbeiten wir noch", heißt es aus
dem Ministerium.
Bis es so weit ist, appelliert Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, zu
erhöhter Aufmerksamkeit. "Die Kinder sind sehr gefährdet auf ihrem Fluchtweg", sagt er. Es
gebe kriminelle Banden, die Kapital schlügen "aus dem Elend, der Not, der Verzweiflung
und dem Schmerz der Kinder."