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Und das könnte auch für das Bankensystem insgesamt zum Problem werden –
womöglich schon in den nächsten Tagen.
Wer ist dieses „Repo-Orakel„? Der Mann heisst Zoltan Pozsar und ist Managing
Director bei der Credit Suisse in New York.
Er ist jemand, der das Gesamtsystem nicht nur verstanden hat, sondern es im
Laufe seiner noch recht jungen Karriere bereits massgeblich mitgeprägt hat.
Der gebürtige Ungar kam 2002 in die USA, wurde 2008 Mitarbeiter der New
York Federal Reserve.
„At the Federal Reserve Bank of New York, he played a key role in gathering
market intelligence for the FOMC, led the effort that backstopped
securitization markets in the aftermath of Lehman, and pioneered the mapping
and understanding of the shadow banking system.
Nun ist er seit Februar 2015 Credit Suisse-Mitarbeiter bei Investment Strategy
and Research in New York und schreibt regelmässig über die Funktionsweise
der Finanzmärkte in seinen „Global Money Notes“. (Erste Ausgabe vom Mai
2015 hier).
Das einzige kleine Problem: Das, was er schreibt, versteht fast keiner. Nicht,
weil er kein guter Schreiberling wäre, sondern weil die Materie einfach extrem
komplex ist. Seine Papers und Research Notes gleichen dem Schlüssel zum
weltweiten Finanzsystem.
Kostprobe gefällig?
Der Experte erklärt schlüssig, warum die grossen Banken, allen voran JP
Morgan, nicht mehr als Market-Maker im Repo-Markt auftraten und nun schon
seit September zögern, Sicherheiten gegen Liquidität entgegennehmen.
Obwohl noch viel Liquidität auf den Bilanzen der Banken vorhanden war, ist
diese viel geringer als vorher, und die noch verbleibende Menge steht letztlich
nicht zur Verfügung. Denn sonst würden die Banken Gefahr laufen, Basel III-
Grenzwerte zu verletzen. Stichwort „Liquidity Coverage Ratio“.
In seinen letzten CS Global Money Notes Nummer 26 weist Pozsar darauf hin,
dass es zum Jahresende 2019 zum ersten Mal der Fall ist, dass keine
ausreichenden „nutzbaren“ Reserven zu dem so wichtigen Zeitpunkt da sind.
Pozsar warnt vor einer noch grösseren Repo-Krise.
Oder kann die Fed die Jahresend-Krise mit einer neuen Runde „Quantitativer
Lockerung“ vermeiden, der vierten, dem QE4?
Die Fed ist bereits seit September daran, wieder Assets aufzukaufen und ihre
Bilanz zu verlängern. Aber mit QE4 ist etwas anderes gemeint als die derzeit
laufenden Assetkäufe der Fed.
Ein Rückblick: Seit der Repo-Krise legte die Fed einen „Marschhalt“ in ihrem
Normalisierungsprozess, dem sogenannten „Tapering„, ein.
Sie drehte sich um 180° und fuhr mit Vollgas wieder in die andere Richtung.
Und zwar deutlich schneller als vorher.
Tapering gescheitert – die Fed-Bilanz spricht Bände (Quelle: St. Louis Fed, IP)
Ging das „Tapering“ mit minus 34 Milliarden Dollar pro Monat vonstatten
(sprich die Fed-Bilanz wurde um diesen Betrag jeden Monat verkürzt), so wird
sie jetzt wieder mit 112 Milliarden Dollar pro Monat aufgebläht.
Fed-Chair Jerome Powell besteht jedoch darauf, dass dies nicht das Gleiche
wie QE sei. „This is not QE. In no sense is this QE“, sagte er am 8. Oktober
2019.
Trotzdem steht die Fed-Bilanz zu Weihnachten 2019 schon wieder beifast 4.2
Billionen Dollar, das sind 400 Milliarden Dollar mehr Assets auf der Fed-Bilanz
als noch am 11. September 2019.
Wenn auch nicht QE: Was auch immer das war, es war gewaltig. Und damit
wurde ein Jahr Tapering rückgängig gemacht.
Eigentlich sollte man meinen, die Federal Reserve würde das Monster, das sie
kreiert hat, verstehen. Tut sie aber nicht. Sieht eher nach Blindflug und dann
nach totaler Panikreaktion aus.
Mr. Repo, Zoltan Pozsar, erklärt es im Bloomberg Audio Interview wie folgt:
„The Fed made an ‚architectural‘ mistake that … (they) tapered this much and
this fast … When you read those speeches – the indicators the Fed was
looking at – were the wrong indicators. They were looking into which banks
were going to use the intraday liquidity from the Fed.“
Genau diese Intraday-Liquidität der Fed würden die Banken aber niemals mehr
wie früher nutzen.
Nach der Einführung von Basel III liefen sie sonst nämlich Gefahr, ihr Liquidity
Coverage-Ratio zu verletzen und damit für alle sichtbar Schwäche zu zeigen,
was zu einem grossen Reputationsschaden oder Schlimmerem führen würde.
Unabhängig davon, wir sind schon einmal gespannt auf den Jahreswechsel
und das „echte“ QE4.