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Inhaltsangabe:
In seinem 1957 erschienenen Roman »Sansibar oder der letzte Grund« schildert Alfred Andersch das
Zusammentreffen von fünf Menschen in Rerik, einer Kleinstadt an der Ostsee. Im Jahre 1937, zur Zeit des
Nationalsozialismus, kann der kommunistische Funktionär Gregor seinen Parteigenossen, den Fischer
Knudsen, zu einer illegalen Fahrt über die Ostsee nach Schweden bewegen: Eine Holzskulptur und eine
jüdische Frau werden so in Sicherheit gebracht.
Zeit:
Die Geschichte spielt im Jahr 1937, 1933 (vier Jahre zuvor) hatten Knudsen und Helander ihre letzte Rede
gehalten. Wir befinden uns in der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Der erzählte Zeitraum beginnt am frühen Nachmittag eines Oktobertages im Jahre 1937 und umfasst etwa 24
Stunden der realen Zeit.
Inhalt:
Das Werk „Sansibar oder der letzte Grund“ spielt im Jahre 1937 im Ostseestädtchen Rerik in Deutschland,
kurz bevor die deutschen Nationalsozialisten einmarschieren. Zu dieser Zeit (27 Stunden) kreuzen sich in
Rerik durch einige Zufälle die Wege von fünf verschiedenen Personen: der Kommunist Gregor, der Fischer
Knudsen, dessen Schiffsjunge, die Jüdin Judith, sowie der Pfarrer Helander.
Pfarrer Helander kommt mit einer Bitte zu Knudsen. Er will, dass dieser ihn und die Skulptur „Der lesende
Klosterschüler“ ausser Land bringt, da diese Figur auf der Liste der Nazis steht. Knudsen, der Anhänger der
roten Partei in Rerik ist, weigert sich dem Pfarrer zu helfen.
Zur gleichen Zeit erreichen die Jüdin Judith Levin und der Russe Gregor das kleine Städtchen, allerdings aus
komplett verschiedenen Gründen. Judith ist auf der Flucht vor den Nazis und folgt dabei dem Rat ihrer
Mutter, die ihr Rerik als guten Fluchtort empfohlen hat. Gregor ist im Auftrag der kommunistischen Partei
unterwegs und will in Rerik für die Partei werben. Aus diesem Grund trifft er sich mit Knudsen. Bei ihrem
geheimen Treffen in der Kirche stellen sie jedoch fest, dass die kommunistische Partei in Rerik keine
Zukunft hatte. Zum einen weil Knudsen nicht mehr für diese handeln, sondern nur noch daran glauben will
und zum Anderen weil Gregors Glaube an die Partei erloschen ist und er nur noch einen Gedanken kennt:
Flucht. Zusammen mit Pfarrer Helander, der sich dem Gespräch der beiden anschliesst, versucht Gregor
Knudsen zu überzeugen, den Klosterschüler, den Pfarrer und ihn mit seinem Fischerboot ins Ausland zu
bringen. Dieser weigert sich allerdings standhaft. Als Knudsen gegangen ist, einigen sich Helander und
Gregor, dass sie sich um Mitternacht wieder treffen würden, um den Klosterschüler zu retten, denn Gregor
ist überzeugt, dass Knudsen seine Meinung noch ändern wird.
Judith steht mit beinahe der gesamten Bevölkerung Reriks am Hafen und beobachtet die Ankunft eines
Schwedischen Dampfers. Sie beginnt sich grosse Hoffnungen zu machen, dass sie sich der Crew
anschliessen und nach Schweden fliehen kann. So entscheidet sie sich, der Crew zu folgen, die im selben
Hotel einkehrt, wie sie logiert. In der Bar setzt Judith alles auf eine Karte und macht sich an den Steuermann
heran. Dieser ist erfreut über die Gesellschaft der schönen Frau und so gehen sie gemeinsam auf den
Dampfer. Dort stellt sich allerdings heraus, dass der Steuermann nichts als leere Versprechungen von sich
gegeben hat und so macht sich Judith enttäuscht und hoffnungslos von Dannen.
Gregor hat in der Zwischenzeit noch einmal mit Knudsen gesprochen, denn dieser hat nun doch noch
eingewilligt, den Klosterschüler zu transportieren. Mit dieser guten Nachricht im Gepäck entschliesst sich
Gregor Judith anzusprechen, denn er hat sie den ganzen Abend beobachtet und sofort erkannt, was sie vor
hat. Diese fürchtet sich zu Beginn vor ihm, merkt dann aber, dass Gregor ihr bei ihren Fluchtbemühungen
helfen will. Er führt sie in die Kirche und dort kommen sich die beiden näher. Kurz vor dem Kuss, der erste
für Gregor seit Jahren, betritt Helander die Kirche. Dieser leidet in dieser Nacht starke Schmerzen in seinem
Bein, welches er sich im Krieg verletzt hat. Er weiss, dass er zu schwach ist, um mit Gregor und Knudsen zu
fliehen, doch er will unbedingt sicherstellen, dass der Klosterschüler gerettet wird. So gibt er noch letzte
Anweisungen an Gregor und Judith und lässt die beiden in der Folge mit der Skulptur ziehen.
Wie mit Knudsen abgemacht, begeben sich Gregor und Judith an den vereinbarten Treffpunkt, wo der
Schiffsjunge von Knudsen auf die beiden wartet. Zu dritt rudern sie mit dem Beiboot über die Bucht zum
Boot von Knudsen. Dieser ist nicht gerade erfreut, dass Gregor Judith mitgebracht hat und deswegen entsteht
eine Schlägerei zwischen den beiden. Obwohl Gregor diese gewinnt, gibt es sein Stolz nicht zu, Knudsen zu
beten, ihm ebenfalls zur Flucht zu verhelfen. So kommt es, dass Gregor sich verabschiedet und die anderen
drei mit dem Klosterschüler nach Schweden fahren lässt.
Pfarrer Helander befindet sich unter grossen Schmerzen leidend in seinem Büro und sinniert über die Präsenz
und Aufgabe von Gott. Er ist wütend auf Gott, denn er leidet seit dem Krieg unter Albträumen, in der die
Welt nur trist und grau ist. Nun fasst er den Entscheid, gegen die Nazis zu kämpfen, die bereits an seine Türe
geklopft haben, um ihn abzuholen. Er nimmt seine Pistole aus dem Schreibtisch und stirbt im Kampf gegen
die Nazis. Doch während er stirbt, ist er glücklich, denn sein Leben ist wieder lebendig geworden.
Die drei Flüchtlinge sind in Schweden angekommen. Knudsen zeigt Judith den Weg in die nächste Stadt.
Der Junge, der seinem Vorbild Huckleberry Finn nacheifert, sieht seine Chance sich aus dem Staub zu
machen. Doch nach einem kurzen Ausflug im angrenzenden Wald, entscheidet er sich, wieder zu Knudsen
zurückzukehren.
Kapitelübersicht:
1. Kapitel: Der Junge
- liest »Die Abenteuer des Huckleberry Finn« von Mark Twain
- träumt von einer gefährlichen Bootsfahrt über den Mississippi
- denkt an seinen Vater
- möchte über die offene See an einen anderen Ort entkommen
2. Kapitel: Gregor
- ist auf dem Weg nach Rerik
- denkt über eine Flucht nach Schweden nach
- reflektiert seine Abhängigkeit von Menschen, die ihm die Flucht ermöglichen können
3. Kapitel: Der Junge
- will von Rerik weg, denn dort ist nichts los
- nennt dies den ersten Grund, warum er weg will
4. Kapitel: Helander
- ist Pfarrer von St. Georgen
- trägt nach Amputation eines Beines eine Prothese und hat heftige Schmerzen im Stumpf
- ist deprimiert und sehnt sich nach einem Zeichen Gottes: einer Schrift auf der Kirchenmauer
- ist sich sicher, dass Knudsen ihm bei einer Angelegenheit gegen den Feind helfen wird
5. Kapitel: Der Junge
- arbeitet nur ungern als Schiffsjunge bei dem mürrischen Fischer Knudsen
- glaubt nicht, dass sein Vater betrunken war, als er auf See umgekommen ist
- unterstellt den Menschen in Rerik üble Nachrede und hasst sie dafür
- nennt dies den zweiten Grund, warum er weg will
6. Kapitel: Knudsen
- wartet ungeduldig auf einen Instrukteur der Kommunistischen Partei, wegen dem er nicht mit den
anderen Fischern auslaufen konnte
- gehört als einziger in Rerik noch der Partei an
- fühlt sich von den Nazis beobachtet und überlegt, sich nicht mit dem Instrukteur zu treffen und damit die -
Existenz der KP in Rerik zu beenden
- ist verheiratet mit Bertha, 40 Jahre alt und geisteskrank
- konnte bisher verhindern, dass Bertha in eine Anstalt gebracht wird
7. Kapitel: Der Junge
- war fünf, als sein Vater umkam
- sucht nach Erklärungen dafür, dass sein Vater alkoholabhängig war
8. Kapitel: Judith
- ist eine Jüdin und auf der Flucht vor den Nazis
- heißt mit Nachnamen Levin und hat als Judith Leffing im Gasthaus »Wappen von Wismar« in Rerik ein
Zimmer bezogen
- will von Rerik aus mit einem Dampfer ins Ausland fliehen
- hat sich zur Flucht entschlossen, nachdem ihre gelähmte Mutter sich vergiftet hatte
9. Kapitel: Der Junge
- würde gern über die offene See ins Ausland fliehen
- hat kein Boot und bedauert, dass die Mutter den Kutter des Vaters verkauft hat
10. Kapitel: Gregor
- überlegt, wann er begonnen hat, sich von der Kommunistischen Partei zu distanzieren
- spürt, dass es schwierig wird, von Rerik aus zu desertieren
11. Kapitel: Der Junge
- füllt den Tank von Knudsens Kutter (riempire il serbatoio della barca di Knudsen
- bewundert im Stillen seinen Vater, der sich auf die offene See hinausgewagt hat
- ist überzeugt, Knudsens Kutter über die offene See steuern zu können
12. Kapitel: Helander – Knudsen
- die Holzskulptur »Lesender Klosterschüler« in der Kirche steht auf der Liste »entarteter Kunst« und soll
beschlagnahmt werden
- Helander bittet Knudsen, die Figur nach Schweden zum Probst von Skillinge zu bringen
- Knudsen weigert sich und Helander geht weg
13. Kapitel: Der Junge
- will anders als die Erwachsenen werden, die er kennt, und ein weniger eintöniges Leben führen als sie
14. Kapitel: Judith
- muss feststellen, dass in dem kleinen Hafen von Rerik kaum Schiffe anlegen
- fällt durch ein ausländisches Aussehen auf
- wird vom Wirt aufgefordert, ihren Pass auszuhändigen
- weicht aus, weil ihr jüdischer Name sie verraten würde
- läuft panisch hinaus, als ein Dampfer anlegt
15. Kapitel: Der Junge
- möchte in Hamburg auf einem Frachter anheuern, was die Mutter ihm verbietet
- vermutet, dass sein Vater ebenso wie er die Welt sehen wollte und aus Verzweiflung über die Enge in Rerik
zu Tode gekommen ist
16. Kapitel: Gregor
- wartet in der Kirche auf den unbekannten Verbindungsmann
- stellt sich vor, dass dieser nicht erscheint, damit sein Auftrag erledigt und er frei wäre, sich abzusetzen
- ist fasziniert von der Holzskulptur »Lesender Klosterschüler«
- findet ein Vorbild in dem jungen Mann, der konzentriert liest, dabei aber kritisch bleibt und sich nicht
vereinnahmen lässt
17. Kapitel: Der Junge
- sucht nach einem dritten und letzten Grund, warum er weg will
18. Kapitel: Knudsen – Gregor
- Gregor erkennt in Knudsen den Verbindungsmann
- Knudsen hat kein Interesse an den neuen Strategien des ZK, da der kommunistische Widerstand in Rerik
sich aufgelöst habe
- Gregor gesteht, sich ins Ausland absetzen zu wollen, was Knudsen wütend macht
- er bittet Knudsen um Hilfe, schlägt vor, gemeinsam zu desertieren
- aus Verantwortung für Bertha und Liebe zu ihr kann Knudsen nicht fliehen
- Helander tritt zu den beiden, um mit Knudsen zu reden
19. Kapitel: Der Junge
- ist ratlos, weil er ohne die schriftliche Erlaubnis der Mutter nicht anheuern und ohne einen Pass nicht ins
Ausland gehen kann
20. Kapitel: Helander – Knudsen – Gregor
- Knudsen lehnt erneut ab, die Figur nach Schweden zu bringen
- Gregor versteht das Anliegen des Pfarrers und erteilt Knudsen einen entsprechenden »Parteibefehl«
- Knudsen und Gregor können ihre gegenseitige Ablehnung nicht verbergen
- Knudsen verweigert den Befehl und geht
- Gregor lässt sich vom Pfarrer den Kirchenschlüssel geben, um die Figur in der Nacht zu holen
21. Kapitel: Der Junge
- stellt fest, dass die Küstenfischerei kein Risiko darstellt
22. Kapitel: Judith – Gregor – Knudsen
- Gregor beobachtet Judith beim Anlegen eines schwedischen Dampfers und erkennt, dass sie Jüdin ist und
fliehen will
- Judith hofft, sich die Flucht auf dem Dampfer mit Geld erkaufen zu können
- Knudsen beobachtet den verhassten Gregor, wegen dem er nicht rechtzeitig auslaufen konnte und
gegenüber den anderen Fischern in Erklärungsnot ist
- Judith geht zurück ins Gasthaus und zieht in Betracht, sich zu prostituieren und sich so die Unterstützung
des Gastwirts zu sichern
- Gregor folgt ihr
23. Kapitel: Der Junge
- würde gern auf dem Dampfer anheuern, was wegen fehlender Papiere nicht möglich ist
- verwirft den Gedanken, als blinder Passagier zu reisen
24. Kapitel: Judith
- kommt ins Gasthaus, wo die Schweden zechen
- hält den Wirt wegen des Passes hin
- nutzt eine Gelegenheit und geht mit dem jungen Steuermann des Dampfers an Bord
- erkennt enttäuscht, dass der nichts für sie tun kann, und verlässt das Schiff
25. Kapitel: Der Junge
- hebt in einem Versteck seine Abenteuerromane auf, begegnet ihnen zunehmend skeptisch und hält sie für
unrealistisch
- spürt, dass verstecken ihn nicht weiterbringt und er weglaufen muss
- fasst seine Gründe zusammen: Er muss fort, weil in Rerik nichts los ist, weil dies seinen Vater in den Tod
getrieben hat und wegen
- Sansibar: sehnt sich nach Sansibar – und anderen Orten mit ebenso verlockenden Namen
26. Kapitel: Gregor – Knudsen
- Gregor hat sich endgültig von der Partei abgewandt; ihn beflügelt die Idee, die Holzskulptur und das
jüdische Mädchen zu retten
- Knudsen erwartet Gregor und hat einen Plan, wie die Figur über eine Halbinsel außerhalb von Rerik
ungesehen auf seinen Kutter gelangen soll
- Knudsen macht deutlich, dass er Gregor nicht mag und deshalb nicht mitnehmen wird
- Gregor beschließt, Knudsen noch nichts von dem jüdischen Mädchen zu sagen
- Knudsen und der Junge legen abends um elf ab
27. Kapitel: Der Junge
- soll für Knudsen einen Passagier an Bord holen
- ist aufgeregt wegen des bevorstehenden Abenteuers
28. Kapitel: Helander
- erfährt von Doktor Frerking, dass der entzündete Beinstumpf sofort im Krankenhaus in Rostock behandelt
werden muss (Diabetes)
- ist in Todesgefahr und fühlt sich von Gott verlassen
- hat einerseits das starke Verlangen, den »Klosterschüler« vor den Nazis zu retten, andererseits große Angst
vor einer Folter durch die Nazis
29. Kapitel: Der Junge
- bewundert Knudsen für dessen Bereitschaft, ein Risiko einzugehen
30. Kapitel: Judith – Gregor – Helander
- Gregor spricht Judith an, stellt sich vor als jemand, der sie in Sicherheit bringen will
- Judith vertraut sich ihm zögernd an
- Gregor findet sie verwöhnt und lehnt sie wegen ihrer bourgeoisen Herkunft ab
- Gregor bringt Judith in die Kirche; fast kommt es zu einem Kuss zwischen ihnen
- Judith erkennt die Skulptur als das Werk eines berühmten Künstlers
- Helander schleppt sich unter Schmerzen in die Kirche
- der »Klosterschüler« wird vom Sockel montiert und in eine Decke verpackt von Gregor geschultert
31. Kapitel: Der Junge
- rudert das Beiboot übers Haff zum Treffpunkt
- hofft, dass er die Chance zur Flucht nutzen kann
32. Kapitel: Judith – Gregor
- Gregor folgt mit Judith dem von Knudsen beschriebenen Weg zum Ufer des Haffs
- der Junge nimmt Gregor, Judith und die Statue an Bord des Ruderboots
- dem Kommando des Jungen rudern die Männer und Judith ist am Steuer
- Gregor und Judith stellen sich einander mit Namen vor
- Gregor bedauert, dass es nicht zum Kuss gekommen ist
- das Ruderboot hält sich von der Fahrrinne fern, entkommt jedoch nur knapp den Scheinwerfern eines
Polizeiboots
- am vereinbarten Treffpunkt wartet Knudsen
33. Kapitel: Der Junge
- fragt sich, warum die Figur, die er aus der Kirche kennt, und die einfach einen lesenden Jungen darstellt,
außer Landes geschmuggelt werden muss
34. Kapitel: Knudsen – Gregor – Judith
- Knudsen hat beschlossen, nicht nach Schweden zu fahren, sondern die Figur unterwegs im Meer zu
versenken; er weigert sich deshalb, Judith an Bord zu nehmen
- Gregor greift ihn an und besiegt ihn ( lo attacca e lo sconfigge )
- Knudsen liegt am Boden und der Junge sagt Gregor zu, den Kutter mit der Figur und Judith nach Schweden
zu bringen
- als Knudsen begreift, dass Gregor selbst nicht mit will, richtet er sich auf, übernimmt das Kommando und
lädt Gregor ein, mitzukommen
- Gregor lehnt ab und geht am nächsten Morgen zurück nach Rerik
35. Kapitel: Der Junge
- will sich in Schweden als politisch Verfolgter ausgeben
- wird von Judith gewarnt, Knudsen in Gefahr zu bringen, indem er wegbleibt
- fühlt sich niemandem verpflichtet
36. Helander
- sieht im Morgengrauen Gregor, der ihm bedeutet, dass die Aktion erfolgreich war
- wartet im Zimmer auf seine Verhaftung
- lädt seine Pistole und ist bereit zu töten
- erschießt den ersten der vier Männer, die zu ihm kommen, um die Figur zu konfiszieren
- dreht sich nach dem ersehnten Zeichen Gottes an der Kirchenmauer um
- lässt sich von hinten erschießen, während er die Schrift liest
37. Der Junge
- erreicht mit Knudsens Kutter die schwedische Küste
- läuft weg, während Knudsen Judith mit der Skulptur den Weg nach Skillinge zeigt
- geht in den Wald, denkt an den Mississippi und Sansibar
- will warten, dass Knudsen wegfährt
- beobachtet Knudsen auf seinem Kutter und geht wieder zu ihm an Bord
Hauptpersonen
Gregor:
Helander:
Judith Levin:
Der Junge:
Themen:
- Inneren Konflikt:
- der Junge: Der Junge will aus Rerik fliehen, aber er ist im Zwiespalt mit sich selbst, denn er
versteht, dass man nicht nur für sich selbst lebt, sondern dass man im Leben auch an andere denken
muss. Daher beschließt er, zu Knudsen und seiner Mutter zurückzukehren.
- Knudsen: Er würde gerne etwas gegen den Nationalsozialismus unternehmen, aber er kann es
nicht, weil er Angst um sein Leben und das seiner Frau Bertha hat.
" Ich will kein toter Fisch sein".
- Helander: Helander befindet sich in einem inneren Konflikt, denn nachdem er in seinem Leben so
viel gelitten hat (er hat seinen Sohn und seine Frau verloren), ist er nicht mehr in der Lage, an Gott
zu glauben und wartet deshalb auf ein Zeichen von ihm.
- Gregor: Gregor arbeitet zwar für die kommunistische Partei, ist aber (wie Knudsen) wütend, dass
die Partei nichts tut.
- Entwicklungsroman: Der Junge ist der Einzige, der sich wirklich verändert, der sich verbessert, der
wirklich wächst. Die einzige Figur, die nicht individualistisch ist, die wirklich verstanden hat,
worauf es ankommt, nämlich dass man auch anderen helfen muss. Eigentlich will er mit Knudsen
zurückkehren, damit sie keine Probleme bekommen, außerdem versteht er, dass er auch wegen
seiner Mutter zurückkehren muss.
- Kommunikation: sehr schlecht Helander und Knudsen sehr arrogant, und nicht funktionelle
Kommunikation. Es gibt eine verchiedene Hierarchie.
Auch wenn Helander braucht Hilfe er ist sehr schlecht.
- Lesender Klosterschüler: Ein zentrales Element von „Sansibar oder der letzte Grund“ stellt die
Holzfigur „Lesender Klosterschüler“ von Ernst Barlach aus dem Jahr 1930 dar. Die Existenz der in
der Kirche des Pfarrers Helander ausgestellten Plastik ist durch die Machthaber bedroht, da sie in der
Liste von Kunstwerken verzeichnet ist, die nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen.
Aus unterschiedlichen Gründen übt der „Lesende Klosterschüler“ eine faszinierende Wirkung auf
die Protagonisten des Romans aus. Für die Jüdin Judith bietet etwa sich mit der Rettung der Statue
durch den Fischer Knutsen die letzte Chance zur Flucht aus Deutschland.
Zwar wird der Name des Künstlers im Roman selbst nicht genannt; den expliziten Hinweis gibt
Andersch allerdings in der Einleitung zur Hörspielfassung, die unter dem Titel „Aktion ohne
Fahnen“ 1958 produziert wurde. Darin nennt er Berichte über die Ächtung Ernst Barlachs als den
konkreten Anlass, um über die Verfolgung von Kunst zu schreiben. Nach Stephan Reinhardt war
eine weitere Inspirationsquelle Anderschs ein Zeitungsbericht über den Zigaretten-Fabrikanten
Hermann Fürchtegott Reemtsma, der die Werke Barlachs aufkaufte, um sie vor der Zerstörung der
Nationalsozialisten zu retten.
Eine lange Reflexion über den „Lesenden Klosterschüler“ legt Andersch seinem Protagonisten
Gregor in den Mund:
„Sie saß, klein, auf einem niedrigen Sockel aus Metall, zu Füßen des Pfeilers schräg gegenüber. Sie
war aus Holz geschnitzt, das nicht hell und nicht dunkel war, sondern einfach braun. Gregor nährte
sich ihr. Die Figur stellte einen jungen Mann dar, der in einem Buch las, das auf seinen Knien lag.
Der junge Mann trug ein langes Gewand, ein Mönchsgewand, nein, ein Gewand, das noch einfacher
war als das eines Mönchs: einen langen Kittel. Unter dem Kittel kamen seine nackten Füße hervor.
Seine Arme hingen herab. Auch seine Haare hingen herab, glatt, zu beiden Seiten der Stirne, die
Ohren und die Schläfen verdeckend. Seine Augenbrauen mündeten wie Blätter in den Stamm einer
geraden Nase, die einen tiefen Schatten auf seine rechte Gesichtshälfte warf. Sein Mund war nicht zu
klein und nicht zu groß; er war genau richtig, und ohne Anstrengung geschlossen. Auch die Augen
schienen auf den ersten Blick geschlossen, aber die waren es nicht, der junge Mann schlief nicht, er
hatte nur die Angewohnheit, die Augendeckel fast zu schließen, während er las. Die Spalten, die
seine sehr großen Augendeckel gerade noch freiließen, waren geschwungen, zwei großzügige und
ernst Kurven, in den Augenwinkeln so unmerklich gekrümmt, daß auch Witz in ihnen nistete. Sein
Gesicht war ein fast reines Oval, in ein Kinn ausmündend, das fein, aber nicht schwach, sondern
gelassen den Mund trug. Sein Körper unter dem Kittel mußte mager sein, mager und zart; er durfte
offenbar den jungen Mann beim Lesen nicht stören.“
- Das Grundmotiv des Romans ist die Flucht in die Freiheit. Die Protagonisten haben die
unterschiedlichsten Beweggründe für die Desertion: Sie müssen als Verfolgte des Regimes weg aus
Deutschland oder sind vom Glauben an Gott oder den Kommunismus abgefallen. Letztendlich
finden aber alle in einer gemeinsamen, solidarischen Tat zusammen.
- Die einzelnen Personen sind durch gesellschaftliche Unterschiede voneinander isoliert. Angst,
Missgunst oder purer Egoismus lassen die Rettungsaktion mehrmals um ein Haar scheitern. Doch
am Ende siegen Menschlichkeit und Mut zum Widerstand. Andersch schuf mit diesem Ausgang
einen Gegenentwurf zur Geschichte des Dritten Reichs.
- Der Junge ist in seiner Position als Beobachter der Erwachsenenwelt vor allem für jüngere Leser
eine Identifikationsfigur. Er durchlebt einen Reifungsprozess und handelt am Ende verantwortlich,
indem er seine Kindheitsträume begräbt und zu Knudsens Boot zurückkehrt.
- Die Figur Gregors trägt autobiografische Züge: Alfred Andersch war vor 1933 im kommunistischen
Jugendverband aktiv und von 1935 bis 1943 mit der Halbjüdin Angelika Albert verheiratet. Im
Unterschied zu Gregor leistete er aber keinen Widerstand gegen die Nazidiktatur, sondern ging in
eine innere Emigration.
- Der Autor, ein Anhänger Sartres und des französischen Existenzialismus, unterstrich mit dem Buch
seine Auffassung, dass nur frei ist, wer eigenverantwortlich handelt - unabhängig von Religion und
Ideologien aller Art.
- Für seine zentralen Ideen verwendet Andersch Symbole: Die ferne Insel Sansibar und die offene See
stehen für die Befreiung von staatlicher und gesellschaftlicher Unterdrückung, der "Lesende
Klosterschüler" für persönliche Entscheidungsfreiheit, und die roten Türme der Stadt symbolisieren
den Terror durch den Überwachungsstaat.
- Die Chiffre "die Anderen" für die Nationalsozialisten unterstreicht die Zeitlosigkeit der Bedrohung:
"Die Anderen" sind schließlich nicht mit dem Ende des Dritten Reichs verschwunden, Terror und
Unterdrückung lauern überall. Einige Zeitgenossen Anderschs sahen in dem Buch deshalb auch eine
Parabel auf die Situation im Nachkriegsdeutschland.
Titel:
Spannung (suspence):
• Der Wirt fragt Judith nach dem Ausweis
• Sie kann den Ausweis nicht zeigen, weil sie eine Judin ist
• Der Wirt versucht, die Situation auszunutzen — Sex
• Die Anderen kommt in die Kirche von Helander
• Statur nicht mehr da
• Gregor und Judith bringen die Figur aus der Kirche
• Knudsen und Gregor streiten
• In der Kirche (dürfen nicht entdeckt werden)
• Der Kampf bei der Flucht (darf Judith mit oder nicht?)
• Was macht Knudsen?
• Fährt er fischen? Realisiert jemand, dass er nicht ausfährt?
• Hilft er Helander oder nicht?
• Lässt er seine Frau alleine oder nicht?
• Die Bedrohung kommt durch die Anderen