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Herausgegeben von
John Barton · Reinhard G. Kratz
Choon-Leong Seow · Markus Witte
Band 410
De Gruyter
Urmas Nõmmik
Die Freundesreden
des ursprünglichen Hiobdialogs
De Gruyter
ISBN 978-3-11-022435-1
e-ISBN 978-3-11-022436-8
ISSN 0934-2575
Mein Dank gilt weiterhin den Herausgebern der Reihe Beihefte zur
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, besonders Herrn Prof. Dr.
Markus Witte, sowie dem Verlag Walter de Gruyter für die Aufnahme
der Arbeit.
Schließlich möchte ich mich für die Geduld und Begleitung bei mei-
ner geliebten Frau Evelyn bedanken. Dieses Buch ist aber meinen El-
tern Jaan und Maie Nõmmik gewidmet, denn ohne meine gute Kinder-
stube wäre ich nie so weit gekommen.
Inhaltsverzeichnis .............................................................................. IX
I. Einleitung ......................................................................................... 1
Mit dieser Frage eröffnet Bildad seine zweite Rede an Hiob und fordert
seinen Freund auf, den leeren Worten ein Ende zu setzen und seine
Diskussionspartner nicht zu unterschätzen. Er hat zusammen mit sei-
nen beiden Freunden Elifas und Zofar zahlreiche Thesen und Bilder
zum Thema Untergang des Gottlosen geliefert und will ernsthaft, daß
ihre vernünftigen Ratschläge zur Umkehr nicht auf taube Ohren oder
unangemessene Erwiderungen stoßen. Damit, daß die Freunde ganz im
Sinne der Tradition von Hiob das Nachdenken über das Verhältnis
zwischen Gott und Mensch verlangen, aber am Ende doch von Gott
verurteilt werden, wirft das Buch Hiob eine der großen und kompli-
zierten Fragen der alttestamentlichen Exegese auf. Denn wie ist die
Rolle der Freunde zu beurteilen, wenn ihre Reden im alttestamentli-
chen Vergleich als traditionelle Lehren bestehen? Was hat den ur-
sprünglichen Hiobdichter dazu bewogen, drei Freunde oder überhaupt
jemanden neben Hiob und Gott in sein Meisterwerk der Weltliteratur
aufzunehmen? Wenn es drei Weisen sind, wie sind ihre Reden und ihre
Rollen zu bewerten?
Aus diesen Fragen ergibt sich die Aufgabe der folgenden Studie
über die Reden des Elifas, Bildad und Zofar.1 Sie werden auf ihre ur-
sprüngliche Gestalt und Form, auf ihren Charakter und Sinn, auf ihren
traditionsgeschichtlichen Hintergrund und schließlich auf ihre Rolle im
Gesamtzusammenhang der Hiobdichtung untersucht. Dabei können
wir die Reden des vierten Freundes Elihu gleich auf sich beruhen las-
sen, denn nach dem berechtigten, längst bei der Mehrheit der Alttesta-
mentler erreichten Konsens gehören sie nicht zum ursprünglichen Hi-
obdialog.2 Weiterhin bildet der literar- und redaktionskritische Befund, daß
die Reden der Hiobdichtung ursprünglich teilweise wesentlich kürzer
3 Zur Geschichte der Hiobforschung siehe vor allem H.-P. Müller (1995) und J. van
Oorschot (1995), zum Stand der Diskussion über die Entstehung des Buches J. van
Oorschot (2007), 166–171, aber auch ältere Überblicke wie C. Kuhl (1953; 1954),
W. Baumgartner (1962) und J.A. Emerton (1979). Zur Forschung der Weisheit gene-
rell siehe K.J. Dell (2000), 360–364, und C. Westermann (1991).
4 So z.B. F. Baumgärtel (1933a) oder J. Vermeylen (1994).
5 Siehe bes. die Synopse der redaktionellen Schichten: M. Witte (1994), 190–192, und
die Zusammenfassung, 223–228. Weiterhin betreffen seine Thesen auch die redaktio-
nellen Antworten Hiobs auf die Reden Jahwes. Siehe dazu auch J. van Oorschot
(1995), 360–362.
6 Auch in den jüngeren Untersuchungen sind sie der Hauptanhaltspunkt für die Aus-
wertung der Freundesreden, ihrer Legitimierung oder ihres Inhalts, vgl. z.B.
G. Fuchs (1993), 133–135; H.-J. Hermisson (1998a), 293–295; M. Köhlmoos (1999),
182ff.242ff; A. Scherer (2005), (2008), 40–56.156f.; W.A.M. Beuken (2007a), und
K. Schmid (2007), 252–258.
7 W.-D. Syring (2004), hinsichtlich von M. Witte siehe bes. 165f. Sein wichtiger Beitrag
besteht im Beweis der sekundären Hinzufügung der Rahmenerzählung und ihres
mehrstufigen Wachstums; darunter befinden sich aber auch die wegen der Verurtei-
lung der Freunde wichtigen Verse Hi 42,7–9 (siehe a.a.O., 166ff.).
8 Siehe O. Kaiser (1994b), 73–75.85ff., (2006), bes. den redaktionsgeschichtlichen Ent-
wurf, S. 114–119.125–127; er hat zusätzlich mit einer Unschuldserweiterung gerech-
Einleitung 3
che wie die umfangreiche Rekonstruktion der dritten Bildad- und Zo-
farrede oder umfangreiche Umstellungen der Verse sind daher nicht
mehr aktuell. Auch die mehrmals vertretene Ansicht, daß in der Hiob-
dichtung eine beabsichtigte und assoziative Anhäufung von unter-
schiedlichstem traditionellem Material vorliege, hat dadurch ihre
Glaubwürdigkeit verloren.10
Auf den Ergebnissen der Text-, Literar- und Redaktionskritik auf-
bauend werden im dritten Kapitel unserer Arbeit die poetische Form
und der Aufbau der ursprünglichen Freundesreden gründlich unter-
sucht. Methodisch erhebt unsere Behandlung einen hohen Anspruch,
weil die Bedeutung der poetologischen Analyse, darunter auch der von
uns erneut verwendeten kolometrischen Methode, nicht nur bei der
Auslegung des Hiobbuches, sondern auch des ganzen Alten Testa-
ments immer noch unterschätzt wird.11 Eine poetologische Analyse und
rhetorische Kritik12, die demonstrativ die Ergebnisse der literar- und
net. J. van Oorschot (2007), 171–184, beschäftigt sich mit den Redaktionsschichten
aus einer anderen Perspektive, z.B. bezeichnet die Majestätsbearbeitung als Gottes-
furcht-Redaktion.
9 Siehe auch I. Kottsieper (2004), 782ff. Weiterhin möge der Hiobkommentar von
H. Strauß (2000) erwähnt werden, weil er Hi 20* für das letzte ursprüngliche Kapitel
der Freundesreden hält und Hi 22–28* als ein sekundäres Werkstattgespräch behan-
delt.
10 Vgl. z.B. F. Hesse (1978), 53; H. Graf Reventlow (2000), 284f.
11 Wir verzichten grundsätzlich auf die traditionelle Untersuchung der Metrik der
Hiobdichtung, weil sich hier nach mehr als hundert Jahren immer noch keine ein-
heitliche Meinung gebildet hat und die Ergebnisse manchmal mehr Fragen als Ant-
worten bieten; siehe z.B. G. Fohrer (1963a), 54 (das Problem des Metrums sei viel-
leicht unlösbar). Tatsächlich schimmert bei der ursprünglichen Hiobdichtung die
Grundstruktur von 3+3 Tonsilben hindurch (so z.B. K. Budde [1896], iv; S.R. Driver /
G.B. Gray [1950], I lxxvii), aber es reicht manchmal nicht aus, um korrupte Stellen
text- oder formkritisch zu korrigieren. Dagegen gelingt es der Kolometrie, dem Ideal
des Messens und Vergleichs viel näher zu kommen, weil die Konsonanten (unab-
hängig von matres lectionis) viel sicherere Stützpunkte bilden als Vokale oder Silben
oder ihre Akzente. Zur Einführung in die Methode siehe O. Loretz / I. Kottsieper
(1987), zu der heutigen Stellung und den Einzelaspekten O. Loretz (2002), 1–9;
U. Nõmmik / R. Tasmuth (2006), 64–69, und mehrere praktische Anwendungen wie
O. Loretz (1979; 1988; 2002), T. Veijola (1982); M. Nissinen (1991) und U. Nõmmik
(2000). Im Anschluß an den Vergleich verschiedener metrischer Methoden zieht
K. Seybold (2003), 102–127, den Schluß (S. 126), daß die Kolometrie „für die poetolo-
gische Analyse von erheblichem Wert sein“ kann. Vgl. die kritischen Anmerkungen
bei M. Mark (2007), 45f.60–63.
12 Zur Methode siehe R. Meynet (1998), bes. 350, der den Ertrag der rhetorischen Ana-
lyse, erstens, in der Einsetzung der wissenschaftlichen Kriterien zur Bestimmung der
literarischen Einheiten und des ‚Kontextes’, und daher zweitens, in der Einsetzung
dieser Kriterien zur Interpretation sieht: „that is to grasp the significant relations
4 Einleitung
between the literary units, at the different levels of structuration of the text, as if they
had been ‚com-posed’ by the authors themselves“.
13 M. Cheney (1994), 20–23, hat mit Recht die Praxis der Verwendung des Begriffs
„synchron“ kritisiert, weil es sich oft eigentlich um „achrone“ Behandlung handelt.
Unsere formkritische Studie ist laut Cheney synchron, denn analysiert wird eine
Gestalt des Hiobbuches, nämlich die ursprüngliche, die in ihrer Zeit für die Leser als
eine Gesamtheit mit eigenen formalen und inhaltlichen Grundsätzen verfaßt worden
ist.
14 Vgl. bereits F. Delitzsch (1876), vi.13f., der Strophen, obwohl nicht mit gleicher Län-
ge, behauptet (ähnlich G. Fohrer [1963a], 55); G. Beer (1895/97), viii, der im Aufbau
einzelner Kapitel von vierzeiligen Strophen ausgeht; B. Duhm (1897), ix; G. Hölscher
(1952), 8; A. de Wilde (1981), 63f.; N.C. Habel (1985), 47. Besonders ist S. Terrien
(1963), 33f., hervorzuheben, weil bei ihm nicht nur Strophen, sondern auch die Un-
terstrophen („sous-strophe“) ähnlich zu uns markiert werden. Als ein Extremum gilt
das durchgehend regelmäßige strophische Schema von P. Skehan (1971).
15 Trotz literarkritischer Arbeit äußert sich K. Budde (1896), v, sehr skeptisch zu den
Strophen in der hebräischen Dichtung und läßt neben den Bikola auch Trikola zu.
Vgl. auch R. Gordis (1978), 506f.
16 Z.B. können die von uns herausgearbeiteten Grundsätze zur Abgrenzung der Bikola,
Unterstrophen und Strophen durchaus mit den von P. van der Lugt zur Hiobdich-
tung (1995) und den Psalmen (2006) verglichen werden, da er aber keine literarkriti-
sche Schichtung der Texte vornimmt, sind die Ergebnisse der Stropheneinteilungen
der Freundesreden im Gegensatz zu uns sehr unterschiedlich. Vgl. K. Seybold
(2003), 192, daß die Form eines Psalms „auf den verschiedenen Ebenen sich an unter-
schiedlichen Mustern orientieren“ kann. Vgl. auch E. Talstra (1994), 339f., der die
Diskussion über Hi 21 richtig als dominiert von der einseitigen Analyse der theolo-
gischen Aussagen auf Kosten der Analyse der linguistischen Form kritisiert.
Einleitung 5
Schlüsselrolle zu.17 Aber auch weitere Analysen, wie z.B. die des Paral-
lelismus membrorum, der Syntax, der syntaktischen Fügungen und
Klangfiguren, verdient schon hier ihre Hervorhebung, weil ihre Rolle
bei der Einteilung der Kola, Bikola und Strophen keinesfalls zu unter-
schätzen ist.18 Damit wird erst durch die „Wiederherstellung des ur-
sprünglichen Textes“ mit Hilfe der kritischen Methoden der Boden für
die folgende „Erforschung der intertextuellen Verbindungen“19 im vier-
ten und fünften Kapitel dieser Arbeit vorbereitet.
Im dritten Kapitel wird neben dem Befund, daß dem ursprüngli-
chen Hiobdichter ein bemerkenswert hohes dichtungstechnisches Ni-
veau zuzumessen ist, die Frage berührt, ob es in seiner Absicht stand,
die Freunde ursprünglich als unterschiedliche Charaktere darzustellen,
d.h. ob ihre Unterschiede (weil alles menschliche Reden, auch fiktives,
nicht ohne gewisse Eigenarten auskommen kann) sich auch in inhaltli-
chen Abwandlungen spiegeln.
Blickt man in die Forschungsgeschichte, so ist der Gedanke, daß die
Freunde als Individuen und keine (vollkommen) einheitliche Partei
dargestellt werden, im Zeitalter der kritischen Exegese freilich nicht
neu.20 Seit Johann Gottfried Herder21 und Johann Gottfried Eichhorn22
17 Siehe ein einschlägiges Beispiel zur Analyse von Hi 3* bei O. Loretz (2000). Der Tat-
sache, daß das kolometrische Argument niemals allein eine These begründen kann,
ist sich der Verfasser der vorliegenden Arbeit freilich bewußt, sowie der Probleme
von der Art: Ob ein poetischer Text vorerst inhaltlich oder formal (Kolometrie und
Strophenbau) gegliedert werden soll (so O. Loretz [2002], 5).
18 Als klassische Handbücher gelten immer W.G.E. Watson (1984) und L. Alonso-
Schökel (1988), die nun durch eines von K. Seybold (2003) wesentlich ergänzt wor-
den sind. Als eine besonders wichtige Studie ist die text-, literar- und formkritische
Untersuchung der Tempora des Hiobdialogs von H. Bobzin (1974) hervorzuheben.
Des weiteren siehe die Behandlungen von W.B. Stevenson (1947), 56–72.98–101, über
das Metrum, die Strophen, die Alliteration, die Assonanz (beide als ‚assonance’ be-
zeichnet) und den Reim, von L.J. de Regt (1996) über die rhetorischen Fragen im Hi-
obbuch und von T. Muraoka (1985) über die rhetorisch gewichtigen Wörter im Alten
Testament. Von den Kommentatoren haben E. Dhorme (1967), clxxx–clxxxix; R. Gor-
dis (1978), 501–518 u.a., und N.C. Habel (1985), 46–49, mehr Raum dem Stil gewid-
met.
19 Vgl. die Kritik der gegenwärtigen Psalmenforschung bei O. Loretz (2002), 5, und S. 6:
„Ein allzu fortschrittgläubiges Vertrauen auf Sinnzuwachs mit steter Wertsteigerung
ohne Gefahr von Verlusten und Fehlentwicklungen bildet ein wenig tragfähiges
Fundament für philologische, poetologische und historische Überlegungen“. Der
vorliegenden Arbeit ist eine text- und literarkritische und zugleich poetologische
Analyse von Hi 4f.* vorausgegangen (U. Nõmmik [2003]).
20 Siehe zur Einleitung H.-P. Müller (1995), 73f.; M. Remus (1993), 13–15, und A. Sche-
rer (2008), 5–17.
21 Vgl. ein Zitat nach einer Neuausgabe des zuerst in 1782–83 erschienenen Werkes
von J.G. Herder (1993), 776: „Durch alle geht ein seidener Faden fort. Die drei Wei-
6 Einleitung
sen sprechen charakteristisch, und Hiob überwindet sie als Weiser und Dichter.
Eliphas ist der bescheidenste, so gar daß er die erste Lehre, die er Hiob geben will,
nicht selbst sagt, sondern einem Orakel in den Mund legt. Bildad greift Hiob mehr
an und Zophar übertreibt meistens nur, was Bildad sagte. Er verliert sich auch zu-
erst vom Schauplatz.“
22 So nach H.-P. Müller (1995), 73.
23 A. Dillmann (1891), xx: „... hat der Dichter sie auch individuell etwas verschieden
gezeichnet: Elifaz ist der älteste (15,10), reicher Erfahrung (4,8.12. 5,3. 15,17f.), der
Wortführer, der immer zuerst redet u. den Ton angibt, ein Mann fast profetischer
Würde, besonnen u. mässig; Bildad, jünger, hält an Weisheit, Kampfesgewandtheit
u. maassvollem Takt die Mitte zwischen dem ersten u. dritten; Sofar der jüngste ist
der hitzigste, leidenschaftlichste u. derbste, aber auch an eigenen Gedanken dürf-
tigste, der am frühesten verstummt.“ Auf S. xxii werden Ansätze aufgezählt, die die
Sprechweise der Freunde auseinander halten: Bei Elifas hf)r : yi , daxk: ni , }aks
f ; bei Bildad die
blumige, sentenziöse Redeweise; hfn) f -da( in 8,2; 18,2 und lLim, )fg& f , byib$ : ; bei Zofar die
derben, unedlen Bilder (11,11; 20,7.14f.20.23).
24 B. Duhm (1897), 24.46.61, läßt „nach Temperament, Anschauungsweise und Beweis-
führung und sogar in ihrer Redeweise“ die Nuancierung der Freunde zu.
25 K. Budde (1896), xiv. Das hat er (1913), xxi, wiederholt. Es sei gemerkt, daß er auch
die Elihureden zum ursprünglichen Bestand und zu den Charaktergestalten zählt.
26 J. Hempel (1961), 148.
27 A.a.O.: „Lebendig tritt uns im Eliphaz das Abstandsbewußtsein des Israeliten Gott
gegenüber entgegen /.../ das Bewußtsein um die Macht des Schöpfers und um sein
sittliches Walten, vor allem, der sozialkaritativen Einstellung des israelitischen Got-
tesglaubens entsprechend, zugunsten der Armen und Schwachen“.
28 A.a.O., 152: „Wie Eliphaz auf dem Gesangbuch, so steht er [Bildad] auf der Tradition
der alten Zeit /.../ und der Sachkunde der Väter /.../ Vergeltungslehre“.
Einleitung 7
29 A.a.O., 156f.
30 Davon, daß auf die Frage nicht gründlich eingegangen wird, zeugen im deutsch-
sprachigen Raum Wendungen, auf die man seit hundert Jahren durchgehend stößt.
Bei Elifas sind es „Würde“ und „Milde“ und bei Zofar „Ungestüm“. Bezeichnend ist,
daß bei Bildad die Meinungen am meisten auseinander gehen. Vgl. ein Florilegium
der Meinungen in A. Scherer (2008), 17–19.
31 F. Baethgen (1898), x f.xvi, der bei Hiob und seinen Freunden unterschiedliche Dia-
lekte vermutet.
32 P. Krieger (1930), 44: Gleiches Denken, aber unterschiedlich dargestellt. Elifas sei am
schonendsten, mit schwerfälligem Pathos, Bildad sei ein starrer Vertreter der Tradi-
tion und Zofar als jüngster sei am abfälligsten.
33 H.W. Hertzberg (1949), 28.40.50f.71.80.89: Elifas sei am sachlichsten, ein Typus des
„Weisen“, „ganz folgerichtiger Vertreter der Glaubens- und Lebensrichtung, die mit
dem Worte Chokhma, Weisheit, gekennzeichnet wird“, mit dem „fast seelsorgerli-
chen Ton und Charakter“; Bildad gebe „sich keinerlei Mühe, in Güte und wohlwol-
lender Belehrung zu Hiob zu sprechen“, „ein sturer Vertreter der Weisheitslehren“;
Zofar sei temperamentvoll und orthodox.
34 C. Kuhl (1953), 272: Elifas als alter Weiser „von Besonnenheit und Erfahrung“ sei am
liebevollsten, Bildad sei aggressiver und der jüngste Zofar schroff und die Situation
verschärfend, „da er als erster und am schwersten Hiob anklagt“.
35 D.J.A. Clines (1989), xl f., sieht bei den Freunden „difference in opinion over what
precisely Job's sufferings signify“; laut Elifas müssen auch die Unschuldigen leiden,
aber nicht lange; Bildad sei mehr von der Vergeltungslehre überzeugt, aber sei die
Tatsache, daß Hiob noch lebt, Beweis dafür, daß er kein großer Sünder sei; Zofar
stehe für das Prinzip, und einen Grund für das Leiden müsse es immer geben. Wei-
terhin hält Clines (a.a.O., 344) die Beschreibungen der Gottlosen für unterschiedlich:
„For Eliphaz it is a picture of what Job is not; for Bildad (chap. 18) it is a picture of
what Job may become; for Zophar (chap. 20) it is a picture of what Job must avoid.“
36 O. Kaiser (1985), 57f.: „Da erscheinen die drei Freunde, die, scharf charakterisiert,
jeder ein Typos des Theologen vertreten: Eliphas von Theman, der älteste unter ih-
nen, verfügt über eine große Lebenserfahrung und beruft sich jedenfalls darauf wie
auf eigene Offenbarungen. Er ist also gleichsam ebenso gebildeter Theologe wie reli-
giöser Experte. Bildad von Suah erscheint daneben als ein selbstgefälliger System-
theologe, der sich bei seiner Argumentation auf die Überlieferung der Väter beruft.
Und schließlich tritt uns in Zophar von Naama der schülerhafte „junge Theologe“
entgegen, der aufbrausend mit seinem Wissen um sich wirft. Eliphas wartet zu-
nächst ab, geht behutsam vor, um Hiob zu selbständiger Erkenntnis seines vermeint-
8 Einleitung
Forschung wird immer mehr die Tendenz spürbar, die Freunde unter-
einander und mit Hiob unter einem besonderen Blickpunkt oder einer
neuen Methode zu vergleichen. Im Lichte des altorientalischen Chaos-
kampfmotives hat Gisela Fuchs die Freunde unterschiedlich betrachtet
und besonders bei Zofar (Hi 20) die individuellen, sich auf eine drasti-
sche Form der Chaostradition gründenden Züge behauptet.38 Michael
Cheney hat in seiner umfangreichen Studie die Endgestalt (3. Jh. v.
Chr.) des Hiobbuches, seine Teile und die Reden auf Charakter, Struk-
tur, Gattung, Poetologie, Syntax und Wortschatz hin untersucht.39
Hans-Jürgen Hermisson hat die Freundesreden bzw. die Thematik
ihrer Reden verglichen: Dabei entwerfe Elifas das Programm, und seine
beiden Freunde nähmen Einzelthemen auf.40 Eine spezielle Untersu-
chung des Charakters und der inhaltlichen Nuancen der Freundesre-
den ist stets gefordert worden, aber eine solche ist wegen anderer For-
schungsschwerpunkte noch nicht zustande gekommen. In gewisser
Hinsicht ist jüngstens Andreas Scherer am weitesten gegangen, indem
er gezielt die Reden des Elifas „als Teil eines kommunikativen Gesche-
hens“ und auf ihre Eigenart hin untersucht hat.41 Im Gegensatz dazu
fehlen nicht einschlägige Studien, die die Argumentation der Freunde
ausdrücklich als eine Einheit betrachten. Aus der neueren Zeit sind
besonders die Monographien von Martin Remus im Hinblick auf das
Menschenbild der Freundesreden42 und von Klaudia Engljähringer im
Bezug auf die Dynamik der Dialoge des Hiobbuches als „eine(r) faszi-
nierenden Einheit“43 hervorzuheben.44
Tatsächlich hinterläßt die Dichtung selbst den Eindruck, daß die
Freunde als eine Einheit anzusehen sind. Bekanntlich redet Hiob die
Freunde in der 2. Person plur. an (6,24–30*; 13,5–13 u.a.) und auch Eli-
fas und Bildad sprechen von „uns“ (5,27; 18,3). Der literar- und redak-
tionskritische Befund kann aber die Einheitlichkeit in ein anderes Licht
rücken. Denn seit langem hat man beobachtet, daß inhaltlich ähnliche
Aussagen nicht nur bei allen Freunden, sondern auch bei Hiob und den
Freunden vorkommen. Mithin muß man auch fragen, ob der einheitli-
che Eindruck nicht hauptsächlich auf Kosten der späteren Redaktions-
arbeit zurückzuführen ist. Daher rechnet man in der neueren For-
schung, z.B. in den Studien von Hans-Peter Müller und Jacques
Vermeylen, bereits mit der Möglichkeit, daß die ursprüngliche Rolle
der Freunde (und freilich auch des Hiob) im Hiobbuch durch Redakti-
onen entstellt worden ist.45 Mit den Worten von M. Witte:
42 M. Remus (1993); zu den Freundesreden als eine Einheit siehe S. 13–18 und zur Ar-
gumentation S. 16–36.
43 K. Engljähringer (2003), zu den Freunden siehe S. 37–75, bes. 74f. und 190f.: Das
Reden der Freunde zerstöre Beziehung und das Reden Hiobs und Gottes stifte Be-
ziehung.
44 Ähnlich gründlich und relativ einheitlich behandeln die Existenzauffassung der
Freundesreden noch E. Würthwein (1970), 227–252, und C. Westermann (1956), 66–
78; weiterhin aber auch J. Lévêque (1970), 239–277; J. Vermeylen (1986), 36–43;
(1994), und R. Albertz (2003). Ferner vgl. die stärksten Vertreter der These, die
Freunde seien verschieden charakterisiert, aber eine Einheit in ihrer Theologie: S.R.
Driver / G.B. Gray (1950), I lvi; H. Gese (1958), 75; F. Horst (1968), 166; V. Maag
(1982), 125ff., und J. Vermeylen (1986), 36.
45 So im Hinblick auf die Traditionsgeschichte der der Rahmenerzählung zugrundelie-
genden Hioblegende und ihrer Verknüpfung an den Dialog bei H.-P. Müller (1970;
kritisch dazu A. Scherer [2008], 7–9) und auf die drastisch verminderten Freundes-
und Hiobreden bei J. Vermeylen (1994). Vermeylen hat bereits früher (1986) behaup-
tet, daß im ursprünglichen Dialog Hiob die radikale Gruppe und Freunde die mode-
rate Gruppe der theologisch-politischen Diskussion in der Perserzeit vertreten haben
und daß der Elihu-Redaktor erst später versucht hat, in Hiob einen Frommen zu se-
hen. Selbstverständlich ergibt sich die Verschiebung der Bedeutung der Freunde
auch aus den Studien von M. Witte (1994), W.-D. Syring (2004), I. Kottsieper (2004)
und J. van Oorschot (2007). Daß der Elihudichter oder andere die Wichtigkeit des
Vergeltungsgedankens, damit gewisserweise auch der Freunde, zu rehabilitieren
versucht hat, haben z.B. B. Duhm (1897), xi f.; G. Hölscher (1952), 6f., und V. Maag
(1982), 99, unterstrichen.
10 Einleitung
49 Vgl. z.B. S. Terrien (1963), 41: Satire der Orthodoxie; N.C. Habel (1985), 118: Parodie
der weisheitlichen Beratung.
50 Vgl. z.B. H.-J. Hermisson (1998b), 300: „Wenn der Hiobdichter so viel Mühe auf die
kunstvolle Gestaltung auch der Freundesreden verwandt hat, so ist das ein Argu-
ment dafür, daß er die Freunde nicht einfach „Ungereimtes“ reden ließ, sondern die
Vielzahl der Antworten im Sinn hatte, mit denen allein man versuchen kann, der
disparaten menschlichen Wirklichkeit zu entsprechen.“ Vgl. auch ders. (1996), 213ff.
51 Vgl. die Analyse der ersten ER als seelsorgerlichen Rede bei A. Scherer (2005) und
a.a.O., 283, Anm. 8.9, genannte weitere Literatur. H. Strauß (2000), 34, zieht aus der
Analyse die Konsequenz, daß die zweite ZR das leistet, was sie leisten soll: „Orien-
tierung zu schaffen mitten in dieser Welt und in diesem Leben, so daß der Mensch
seinen (guten!) Anteil darin erkenne“. A. de Wilde (1981), 16, hat übrigens Hiob, Eli-
fas und Jahwe für die Hauptdarsteller des Hiobbuches gehalten, Bildad und Zofar
spielen nur Schelt- und Drohrollen.
52 H.-J. Hermisson (1996), 213. Vgl. auch die Kritik bei M. Remus (1993), 30–32, bes.
Anm. 113.117.118. Weiterhin vgl. H.L. Ginsberg (1969), 111; D.J.A. Clines (1989), 121;
R.B. Murphy (1996), 38, und I. Kottsieper (2004), 776 (vgl. G. von Rad [1992], 292).
12 Einleitung
53 So besonders K.J. Dell (1991), 83: „Job questions the wisdom tradition to such an
extent that it breaks out of the areas of Israelite life“. Zu den neuen Tendenzen in der
Forschung neben den klassischen, aber überholten (C. Westermann [1956]; H. Rich-
ter [1959]) siehe J. van Oorschot (1995), 377–383; (2007), und K.J. Dell (2000), 361–363.
54 G. Fohrer (1963a; 1963b).
55 G. Fohrer (1963b), 70, ferner siehe a.a.O., 68–86, und (1963a), 48–53.
Einleitung 13
56 G. Fohrer (1963a), 51. Die prophetischen Formen seien nach ihm ([1963b], 82) über
einen Umweg in die Weisheit aufgenommen worden. Zumindest bei den Verhei-
ßungen der Freundesreden werden die prophetischen Einflüsse oft beteuert, vgl. z.B.
J. Lévêque (1970), 252.259.
57 K.J. Dell (1991), 64ff.109f.148ff. Vgl. K.J. Dell (2000), 361: „The author may have been
some kind of renegade sage, working at the edge of the wisdom tradition and paro-
dying earlier material in order to critique the easy conclusions of the earlier wisdom
quest.“ Ihre Beobachtungen treffen zwar hauptsächlich die HR. Die Verwendung
der traditionellen Formen im abweichenden Kontext behaupten noch z.B. F. Hesse
(1978), 11; A. de Wilde (1981), 28f.; V. Maag (1982), 99 u.a. Die Kolorierung der Bilder
und Argumente der Freundesreden mit Hilfe von Psalmen- und Prophetensprache
hat bereits E. Dhorme (1967), 227, behauptet. Vgl. die Tabellen der Parallelstellen bei
J.E. Hartley (1988), 11f., und J. Vermeylen (1986), 57–61. Hinsichtlich der Psalmen-
formen und -sprache empfiehlt sich immer die Studie von C. Westermann (1956).
Durch Zitate und nur wenige originelle Hinzufügungen läßt der Hiobdichter die
Tradition mit ihr selbst diskutieren nach H. Graf Reventlow (2000).
58 Siehe J. van Oorschot (1998); C. Levin (1993); K. Koenen (1994); M. Witte (1994),
183ff., aber auch O. Kaiser (1997), 129ff.; (2006) und U. Nõmmik (2000). Vgl. auch
J. van Oorschot (2007), 170: „Als Desiderat der Hiobforschung verbleibt in diesem
Zusammenhang auch eine Rezeption der neueren Ergebnisse der Psalmen- und
Psalterforschung. Sie führte in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem differen-
zierteren Bild des literarischen Wachstums und der Kult- und Frömmigkeitsge-
schichte. Ihre Ergebnisse über die alte formkritische Debatte zum Hiobbuch hinaus
zu nutzen, steht noch aus.“
14 Einleitung
59 Mit der Datierung des entweder ursprünglichen oder ganzen Buches tendieren zu
einer früheren Zeit ([6.–]5. Jh.) z.B. A. Guillaume (1963), 108; S. Terrien (1963), 23;
J. Lévêque (1970), 116; H. Gese (1991), 171; H.H. Rowley (1980), 22; E.A. Knauf
(1988); M. Köhlmoos (1999), 72; S. Burkes (2003), 236; und zu einer eher späteren Zeit
(4.–3. Jh.) z.B. P. Volz (1921), 26f.; G. Hölscher (1952), 7; W. Baumgartner (1961), 220;
A. de Wilde (1981), 52ff.; K.J. Dell (1991), 160ff.; P. Sacchi (2000), 187; H. Graf Revent-
low (2000), 293, Anm. 59; O. Kaiser (2006), 104. Es verdient erwähnt zu werden, daß
die Elihureden von H.-M. Wahl (1993), 184, ins 3. Jh. und weitere drei wichtigste Be-
arbeitungsschichten von M. Witte (1994), 219f. ins 3.–2. Jh. datiert werden.
60 Zur Einleitung in die Beziehungen zwischen den Weisheitsliteraturen des Alten
Testaments und des Nahen Ostens siehe R.E. Murphy (1996), 151–176, zum Verhält-
nis des Hiobbuches zur außerbiblischen Literatur J. Gray (1970); H.-P. Müller (1995),
57ff., bes. 67ff.; A. Schellenberg (2007); F. Sedlmeier (2007), und bes. C. Uehlinger
(2007). Vgl. aber schon K. Budde (1896), xiv.
61 Bei Hi 8,11f. handelt es sich um ein markantes Beispiel, weil hier fast alle den ägypti-
schen Einfluß annehmen; siehe dazu unten, S. 251f.
62 Vgl. H.-P. Müller (1991); F. Sedlmeier (2007), bes. 124, und C. Uehlinger (2007), bes.
S. 159–163.
63 G. Fuchs (1993) erklärt zahlreiche Motive im Hiobdialog durch Anspielungen auf
altorientalische Chaoskampfmythen. Vgl. auch N. Sarna (1963); L.G. Perdue (1991;
1994). C. Uehlinger (2007), 101ff., stellt dagegen einen „Rückgang des komparatisti-
schen Interesses“ bes. in der deutschsprachigen Forschung fest.
Einleitung 15
fünften Kapitel auch durchführen. Allzu viel Hoffnung kann auf einen
solchen Vergleich nicht gesetzt werden, weil man analog zur Diskussi-
on über die mesopotamischen „Vorlagen“ schon im Voraus mit vermit-
telter Tradition und indirekten Einflüssen zu rechnen hat. Nimmt man
im Lichte der redaktionskritischen Forschung den sekundären Charak-
ter der Prosatexte einschließlich der Redeeinleitungen im Hiobbuche
wahr,64 erhebt sich die dringende Frage, woher die dort genannten
Namen und Herkunftsorte stammen. Oder anders ausgedrückt: Gibt es
in den Reden des Elifas, Bildad oder Zofar Anzeichen für ihre unter-
schiedliche (und außerisraelitische) Herkunft, auf die der Redaktor
zurückgreifen konnte?65
Als Ergebnis der einzelnen Analysen werden im sechsten Kapitel
unserer Studie eine Darstellung der Gestalten der Freundesreden, die
Auswertung ihrer Rolle im Gesamtgefüge der Hiobdichtung und ihre
Verortung in der alttestamentlichen Traditionsgeschichte vorgelegt. Da
es im vorliegenden Zusammenhang keinen Raum für eine umfangrei-
che kritische Behandlung der Hiob- und Gottesreden geben kann, gel-
ten unsere Ergebnisse im Blick auf die ganze ursprüngliche Hiobdich-
tung als vorläufig. Einige Vorschläge für weitere Untersuchungen
können jedoch gemacht werden, weil mehrere grundlegende Fragen
und die Vielzahl unterschiedlicher Meinungen über das Hiobbuch es
fordern. Wird eine existentielle oder eine theologisch-theoretische Ziel-
setzung der ursprünglichen Hiobdichtung bestätigt? Wird die Fehllei-
stung der Freunde demonstriert, oder stehen sie doch als gleiche Dis-
kussionspartner Hiob gegenüber? Spielt ihre mögliche unterschiedliche
Argumentation eine Rolle? Ergeben sich aus ihr Hinweise auf die Ursa-
che der Entstehung der Hiobdichtung? Aber auch die Frage, worauf
sich die Autorität der ursprünglichen Hiobdichtung gründet, so daß sie
trotz und vielleicht gerade wegen der kühnen Reden Hiobs so beliebt
bei den Ergänzern und Fortschreibern gewesen und schließlich kanoni-
siert worden ist, verlangt nach einer Antwort.
Nachdem das Hiobbuch Objekt zahlreicher und kaum mehr zu
überblickender Behandlungen geworden ist und allgemein zu den
Lieblingsthemen der alttestamentlichen Wissenschaft gehört, wird man
fragen, ob eine weitere Studie wie die unsere noch gerechtfertigt ist. Pro
domo mea kann man jedoch behaupten, daß kein Zeitalter, besonders
kein anderes als das unsere, ohne neue Versuche der Auslegung dieses
wichtigen Buches auskommen kann. Wenn auch hunderte von Unter-
suchungen bereits vorliegen, haben viele von ihnen zur Auslegung des
Hiobbuches sowohl im Blick auf seine Endgestalt als auch in dem auf
seine Entstehung beigetragen und damit weitere Studien geradezu
provoziert. So ist es auch dem Verfasser der vorliegenden Studie er-
gangen: Je länger er sich mit dem Buch und seiner Auslegung beschäf-
tigt hat, desto mehr fühlte er sich zumal durch die redaktionskritischen
Untersuchungen der letzten Jahrzehnte herausgefordert, durch eine
gründliche und vielseitige Untersuchung der Freundesreden einen Bei-
trag zu dieser Diskussion zu leisten.
II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
1.1.1. Kolometrie1
1.1.2. Übersetzung
IIIA 5,1a Rufe doch! Ist jemand da, der dir antwortet?
1b Und an wen von den Heiligen wirst du dich wenden?
2a Ja, einen Toren tötet Unmut,
2b und einen Unverständigen bringt Eifer um.
3a* Ich sah den Toren Wurzeln schlagen,
3b und plötzlich habe ich seine Stätte verflucht.*
4a Seine Kinder blieben fern vom Heil,
4b wurden unterdrückt im Tor; und kein Retter war da.
5a Was sie geerntet hatten*, aß der Hungrige,
und holte es mit ins Versteck.*
5b Und der Durstiger* schnappte sein Gut.
B 6a Doch Unrecht geht nicht aus dem Staub hervor,
6b und Unheil wächst nicht aus der Erde,
7a sondern der Mensch erzeugt* die Mühsal,
7b und die Funken fliegen hoch empor.
4,1 Die Überschriften der Freundes- sowie der Hiobreden sind im Ge-
gensatz zur übrigen ursprünglichen Dichtung als kolometrisch über-
lange Monokola und in Prosaform verfaßt worden.2 Die Namen der
3 Zu den wichtigen Argumenten zur sekundären Verknüpfung der Dichtung und Er-
zählung siehe gründlich W.-D. Syring (2004), 129–131.159–168.
4 So vor allem GK28, § 150m.
5 B. Duhm (1897), 24f.; H. Bobzin (1974), 87f.
6 So z.B. G. Beer (1895/97), 22; E. Dhorme (1967), 42f.; F. Horst (1968), 60, u.a.
7 Z.B. lassen G. Fohrer (1963a), 129; H. Bobzin (1974), 87f., das Verb stehen.
8 Siehe H. Bobzin (1974), 88; GK28, § 107e; Joüon, § 112dN.
9 So auch BHS nach einigen Handschriften, G und S; K. Budde (1913), 18; S.R. Driver /
G.B. Gray (1950), II 24; G. Hölscher (1952), 18; E. Würthwein (1970), 240; Anm. 58,
und H. Bobzin (1974), 89.
10 Siehe dazu unten, S. 121f. Dagegen betonen aber GK28, § 143d; E. Dhorme (1967),
44f.; F. Horst (1968), 60; M.H. Pope (1985), 36, u.a., daß w das wichtigste Wort im Ko-
lon betone.
24 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
Abschnitt vom Wortschatz der ZR (vgl. z.B. 20,8), von dem des Hi 25
(vgl. V. 4–6) und vor allem von dem der sekundären Elihurede Hi 33f.
abhängig ist. Stilistisch zeichnen sich V. 12–21 durch zahlreiche die
Kola eröffnenden Alliterationen (V. 13.14b.15a.16 und 19f.), die Vorlie-
be für Präpositionen wie z.B. }im (V. 12.13.17.20)17 und eine inkonsequen-
te Verwendung der Kopula (besonders w-Apodosis in V. 12a18) aus. Da-
rüber hinaus ist V. 12 den Kola 4,2a und 4,11b nachgebildet (vgl. die
Wendung rbd yal) " :w und U-Laut am Ende von V. 12b19), ganz zu schwei-
gen von der Tatsache, daß der Ergänzer sich durch den Verweis auf das
Reden (rfbfD in V. 12a) den Einleitungsformeln der Freundesreden gut
anzupassen meint.20 Die Frage, ob sich in diesem von Gedankensprün-
gen nicht freien Abschnitt mehrere Redaktorenhände nachweisen las-
sen (vgl. z.B. V. 13 oder die mögliche Zitation in V. 17), muß vorerst
offen bleiben. Richtig ist auch die Wahrnehmung H. Bobzins, daß man
in V. 21 den Eindruck von Poesie verliert und deswegen V. 21 schwie-
rig zu übersetzen ist.21
4,14b Statt bor (wörtlich „die Menge“) ist auch byir, „Zittern“, vorge-
schlagen worden.22 Mit G. Fohrer ist die Verbesserung nicht nötig.23
4,15b In M sind sowohl tarA(& a als auch r"Ms
a T
: sing. G. Fohrer möchte
tr(& als plur. vokalisieren,24 von uns wird das Wort aber einfach als
collectivum verstanden25. H. Bobzin schlägt wegen des Tempus-Prob-
lems in V. 15a und b vor, in b hfr(f &
: , „Schaudern“, statt tar(a &
A zu lesen.26
4,16a G. Fohrer und F. Hesse möchten Uh")r : m
a ryiK)
a -)olw: als Glosse
streichen, G. Beer dagegen das zweite Kolon.27 Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß es sich in V. 16aα um eine tertiäre Glosse handelt. E. Dhorme
vermutet, in V. 16aα sei das Subjekt von dom(A ya verloren gegangen.28 Wir
17 Insgesamt ist sie in diesem Abschnitt in zehn Versen sechsmal, in der ursprüngli-
chen ER 4,2–11; 5,1f.6–8.18–21.23–27 mit insgesamt 32 Versen nur zehnmal vertreten.
18 So M. Witte (1994), 70.
19 Trotz des durchgehenden U-Lauts am Ende von 4,7–11 (siehe unten, S. 136f.), kann
4,12 inhaltlich auf keinen Fall an den vorhergehenden Abschnitt angeschlossen wer-
den.
20 Zu den Einleitungen der Freundesreden und zum Wortschatz siehe unten,
S. 122f.151f.
21 H. Bobzin (1974), 95. Zur Frage siehe GK28, § 150m. Zu den weiteren Besonderheiten
im ganzen Abschnitt siehe M. Witte (1994), 69ff.
22 G.R. Driver (1955), 73; BHS.
23 G. Fohrer (1963a), 130.
24 A.a.O.
25 Etwa wie Dav3, § 14; N.C. Habel (1985), 115, und M. Köhlmoos (1999), 183, Anm. 12.
26 H. Bobzin (1974), 93. Vgl. auch G. Beer (1895/97), 25f., und E. Dhorme (1967), 50f.
27 G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51; G. Beer (1895/97), 25f.
28 E. Dhorme (1967), 51f.; ähnlich G. Hölscher (1952), 18.
26 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
gehen davon aus, daß hier ein sekundäres Trikolon und in V. 16aα ein
Schaltsatz vorliegt.
4,16b Wörtlich: „Eine Stille und eine Stimme hörte ich“.
4,18a Die Interjektion }"h kann auch als „wenn“ übersetzt werden.29
4,18b BHS schlägt hflp: T i , „Anstößiges“, oder hflTf ah, „Irrtum“ (aus
llt30) und N.C. Habel mit anderen hfLh i T
: , „praise“, statt hflhF fT vor31.
G. Fohrer bleibt bei diesem Hapaxlegomenon. Das Wort könnte aber
32
mit E. Dhorme und L.L. Grabbe aus llh, „verrückt sein, über die Gren-
ze gehen“, hergeleitet werden.33
4,19a K. Budde und E. Dhorme setzen hier yiK-va) (wie in Hi 9,14;
25,6) voraus.34
4,19b Es wäre auch möglich, mit G. Fohrer und F. Hesse in V. 19bβ
eine Glosse zu vermuten, weil V. 20 sonst den Gedankengang gut fort-
setzt.35
4,20b In M steht die verdächtige Wendung {yi&m " yil:Bm
i , „ehe man es
bemerkt“. BHS schlägt metri causa und nach M. Dahood richtig vor, ein
{"$ yilB
: m
i zu lesen.36
4,21a BHS und F. Horst schlagen {OYaB statt {fB vor: „werden nicht ih-
re Zeltstricke ausgerissen am Tage“.37 Die Änderung ist aber nicht nö-
tig, weil hier eine schlichte Wiederholung des Suffixes vorliegt.38
4,21b Wörtlich „und ohne Wissen“.
5,3–5 Diese Strophe ist nachträglich durch die textkritisch sehr
schwierigen V. 3–5 erweitert worden.39 Es ist nahezu unmöglich, in
49 E. Dhorme (1967), 60; vgl. BHS, N.H. Tur-Sinai (1981), 95f., und M. Witte (1994), 72.
50 BHS; G. Beer (1895/97), 30; E. Dhorme (1967), 59f.; G. Hölscher (1952), 19; A. Weiser
(1980), 45; F. Horst (1968), 62; H. Bobzin (1974), 98; N.C. Habel (1985), 117, u.a.
51 Vgl. G. Beer (1895/97), 31; F. Baethgen (1898), 12; K. Budde (1913), 22; E. Dhorme
(1967), 61; H. Masing (1931), 38; H.W. Hertzberg (1949), 27.32; G. Hölscher (1952), 19;
S. Terrien (1963), 74f.; H.H. Rowley (1980), 53; A. Weiser (1980), 45; J. Lévêque (1970),
247f.; E. Würthwein (1970), 227; H. Bobzin (1974), 99; R. Gordis (1978), 35; A. de Wil-
de (1981), 111; J.E. Hartley (1988), 116, und O. Kaiser (2006), 14. Dagegen sind aber
auch viele, wie G. Fohrer (1963a), 132.148; H.-J. Hermisson (1998a), 287; G. Fuchs
(1993), 93f.; M. Köhlmoos (1999), 185.228; A. Scherer (2008), 55f. Diese unbestritten
wichtige Konjektur wird unten, S. 210 (Anm. 286!), auch theologisch begründet.
52 G. Fohrer (1963a), 132; vgl. G; M.H. Pope (1985), 43, und M. Witte (1994), 93.
53 F. Horst (1968), 62.
54 Zu den Klangfiguren siehe unten, S. 130f., und zu den Gottesbezeichnungen, S. 203f.
55 Nach der Mehrheit der Exegeten werden V. 8–16 als eine Strophe und V. 17 als
Anfang der nächsten Strophe behandelt. Wegen der stilistischen und inhaltlichen
Disharmonien wird V. 10 öfters als einziger Vers ausgesondert, so P. Volz (1921), 31;
G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a), 132; H. Bobzin (1974), 100; F. Hesse (1978),
52, und M. Witte (1994), 72. F. Horst (1968), 64, äußert aufgrund von Strophik und
Inhalt, der „ohne alle Beziehungen zum Fall Hiobs ist“, den Verdacht, daß 5,10.12–16
sekundär sein könnten, streicht sie am Ende aber nicht. Erst O. Kaiser (2006), 13f.,
streicht den Hymnus.
56 Zu den Hymnen im Psalter u.a. siehe F. Crüsemann (1969), 19–154, und H. Gunkel /
J. Begrich (1985), 32–93.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 29
ähnelt, daß die oben hervorgehobene Parallele von 5,9 und 9,10 keine
Überraschung mehr bietet. Da der Redaktor viel mit Tag und Nacht
bzw. mit Licht und Finsternis spielt, begegnen {fmOy63, |e$ox und hfly: l a aus
V. 14 in 24,14.16, das letzte weiterhin in 27,20. Das im Hiobbuch nur
zweimal benutzte Verb jpq aus V. 16 trifft man in 24,24, des letzten
Subjekt aus demselben Satz – die Bosheit, hflO(, – in 24,20; das Verb rrp
für Vernichtung in V. 12 kehrt in 40,8 zurück; dem Negativen werden
die Niedrigen ({yilpf $ : in V. 1164), die Armen (}Oy:b)
e in V. 15) und die
Hoffnung (hfw:qT i in V. 16) entgegengesetzt (entsprechend in 40,11 als
Verb; 24,14 und 27,8). Darüber hinaus besitzt die Wurzel {kx in der
ursprünglichen Hiobdichtung eine besondere Bedeutung und erweist
sich in den Redaktionen als überflüssig.65 Die weiteren aus 5,9–16 be-
kannten Wörter wie {y& (V. 11, vgl. 40,14), {Orfm (V. 11, vgl. 31,2), ($y
(V. 11.15, vgl. 24,15.2866) und hyh (V. 16, vgl. 12,4; 24,13.14; 27,7) begeg-
nen beim Gerechtigkeitsredaktor.
3.) Mithin liegt die Vermutung nahe, daß V. 9–16 aus der Hand des
Gerechtigkeitsredaktors stammen. Daß viele Begriffe wie hfmr : (f , rhm,
ltp (alle V. 13) und $gp (V. 14) innerhalb des Hiobbuches Hapaxlego-
mena sind, verstärkt den Eindruck.
4.) Einige Überschneidungen liegen mit c. 12 vor: Die Wörter {iym a ,
jer)e und xl$ aus V. 10 befinden sich alle drei in 12,15; day h&( aus V. 12
in 12,9; hfY$
i UT ebenfalls aus V. 12 in 12,16; das Wort hfc"( und die Wurzel
{kx aus V. 13 in 12,13; und der Sinn des V. 14 zusammen mit den Wör-
tern $$m und |e$ox in 12,25. Der größte Teil dieses Kapitels wird von
M. Witte (12,7–25) und O. Kaiser (12,3b–25) der Majestätsredaktion
zugeordnet.67 Wenn man noch das Verb ($y (V. 11.15) und das Nomen
hfY$
i UT (V. 12) in 26,2f. ebenfalls als Produkt des Majestätsredaktors wie-
derkehren sieht, wird die Herkunftsfrage des Hymnus 5,9–16 kompli-
zierter. Trotzdem ist sie mit der These M. Wittes, daß die Gerechtig-
keitsredaktion auf die der Majestätsredaktion zurückblickt und ihr
sogar eine neue Dimension verleiht, in dem sie 12,7–25 mit einer Einlei-
tung (V. 4–6) versehen hat,68 auch gleich beantwortet, weil nämlich so
die begrifflichen Querbeziehungen und die gleichzeitige inhaltliche
Uneinigkeit erklärbar wären. Darüber hinaus läßt sich die Tendenz der
Majestätsredaktion, Hiob gegenüber den Freunden mit seiner Gottes-
furcht zu rechtfertigen, nicht mit der der Freunde in Einklang bringen,
sehr wohl aber mit der Tendenz der Gerechtigkeitsredaktion.69
5,15a {ehyiPim berx
e m
" ist sinnlos. Wegen des Parallelismus70 sollten wir
entweder {ehyiPm i bfrx F m
f , „den ruinierten Mann vor ihrem Munde“,71
{otyf {fB:rx
a m
" , „aus ihrem Rachen die Waise“,72 oder {yiy+ f P: , „simple ones“,73
lesen.
5,17 Nach dem Einschub des Hymnus und der gewaltsamen Tren-
nung der vermutlich ursprünglich zusammengehörenden Verse 8 und
18–21 mußten nun V. 18–21 mit einer neuen Einleitung versehen wer-
den. Durch den Makarismus $OnE) y"r$ : )
a in V. 17 wird also die Rede mit
neuer Kraft über die Zurechtweisung (xky Hif. und rasUm) Gottes fortge-
setzt. Gegen die Ursprünglichkeit dieses Bikolons in der Hiobdichtung
sprechen folgende Tatsachen: Es weist eine extreme kolometrische
Überlänge auf (21:14), die auch nach der Entfernung der Interjektion
h"Nih nicht wesentlich besser aussieht (18:14), obwohl die Kommentato-
ren oft so verfahren.74 Der Makarismus ist im Hiobbuch ein Hapaxlego-
menon, der mit dem folgenden H a OlE) vermutlich auch die )-Alliteration
aus V. 8 nachbilden will. Die Zurechtweisung Gottes in V. 17 stimmt
mit den Gedanken der Gerechtigkeitsredaktion überein, zumal die Ter-
minologie es zuläßt: Das Paar H a OlE) und yaD$a zusammen mit dem Verb
xky75 kommt in 40,2 wieder vor; der Aramaismus $OnE)76 gehört nicht
Hi 5,22 in Ez 17,7 und Hi 30,3. Die letzte Stelle ist laut M. Witte und
O. Kaiser ein Produkt der Gerechtigkeitsredaktion.85
5,23a Der Überlänge wegen streichen G. Fohrer und F. Hesse den
yiK,86 der V. 23 eröffnet aber eine neue Strophe und so sind 17 Konsonan-
ten hier keine Ausnahme.87
5,26 H. Bobzin muß Recht gegeben werden, wenn er V. 26 von
yiK Tf (: d
a yf :w am Anfang von V. 25 für abhängig hält.88
5,26a Das Wort xalke b : bietet Deutungsschwierigkeiten, muß aber in-
haltlich das hohe Alter bedeuten.89
5,27b Der in M stehende Imperativ hfN(e m f $
: könnte mit G, S, T und
mehreren Kommentatoren besser punktiert werden: h f nu A(m
a $
: .90
1.2.1. Kolometrie91
1.2.2. Übersetzung
102 So G. Beer (1895/97), 92; E. Dhorme (1967), 212f.; A. Weiser (1980), 110; G. Fohrer
(1963a), 263; L.L. Grabbe (1977), 66f.; N.C. Habel (1985), 247; J.E. Hartley (1988), 243,
Anm. 7; M. Köhlmoos (1999), 243, Anm. 11.
103 So konjizieren auch K. Budde (1913), 78; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 220f.
104 Siehe zu Hi 25,5 unten, S. 68.
105 So auch M. Witte (1994), 76, Anm. 64.
106 H. Bobzin (1974), 222; vgl. GK28, § 143d.
107 M. Witte, a.a.O. (vgl. O. Kaiser [2006], 31); außer ihm wird V. 19 von G. Hölscher
(1952), 38; M.H. Pope (1985), 116; H. Bobzin (1974), 223; A. de Wilde (1981), 184, und
M. Köhlmoos (1999), 244, gestrichen.
108 Von den sieben Belegen in den Freundesreden werden von uns nur der in ER 22,16
als ursprünglich angenommen; vgl. zu 4,12–21 und 5,3–5 oben, S. 24f.26f.; und zu
V. 28bβ unten, S. 42.
40 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
125 Siehe zum Parallelismus und Satzbau unten, S. 97, und vgl. unten, S. 111.
126 Siehe dazu unten, S. 87.
127 Siehe unten, S. 48.
128 Vgl. auch unten, S. 111f.
129 So A. Weiser (1980), 111; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 264; H. Bobzin
(1974), 227.
130 V. 28bβ ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 38f.; G. Fohrer (1963a), 263ff.; F. Hesse
(1978), 107; H. Bobzin (1974), 228; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31.
G. Beer (1895/97), 96, streicht den ganzen Abschnitt V. 25–28 und K. Budde (1913),
81, äußert nur den Verdacht.
131 Siehe oben, S. 39 und Anm. 108.
132 Siehe dazu H. Bobzin (1974), 228.
133 Die Verwandtschaft zu V. 24bβ liegt wegen des Verbs dt( nahe; siehe oben zu
V. 24b.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 43
31a Lies )w$b wie viele Manuskripte es bezeugen und wie es allge-
mein angenommen wird, daß ) an das Wort )lmt in V. 32a irrtümlich
angeknüpft worden ist. Das Wort h(tn erweckt wegen des Satzbaus
den Verdacht, aber kann im Blick auf V. 31b so stehen gelassen wer-
den.142
31b Wir schließen uns der heutigen maßgebenden Annahme an,
daß das Wort OtfrUm:t ursprünglich als OtfrOm:z am Anfang von V. 32a ge-
standen hat oder ihm nachgebildet worden ist.143
32a Siehe zu V. 31b (OtfrOm:z). Sonst fehlte das Subjekt des Satzes und
die Zeile bliebe zu kurz (10 Konsonanten). Darüber hinaus bestätigt G
(τομή) diese Konjektur. Das ) am Wort )lmt, „er erfüllt“, ist ein
Schreibfehler (siehe zu V. 31a); deswegen lies lfMT i (aus llm).144
33a Gemeint sind die unreifen Trauben.
33b Man lese entweder Impf. |(y)il$ : ya w: oder nehme die dichterische
Verwendung des Jussivs statt Impf.145 (vgl. 13,27) an.
35a Die Beobachtung H. Bobzins, daß die Infinitive hier in Analogie
zu V. 3 zu verstehen sind,146 mag richtig sein, zumal es mit der Interde-
pendenz der Redeanfänge und -enden in den Freundesreden überein-
stimmt.
1.3.1. Kolometrie147
1.3.2. Übersetzung
12 Das sekundäre Gepräge von V. 12155 ergibt sich aus seinem hym-
nischen Charakter: Auf die rhetorische Frage nach dem Aufenthalt
Gottes im höchsten Himmel folgt die imperativisch gefaßte Aufforde-
rung, die Höhe der Sterne zu betrachten, um so der unermeßlichen
Größe Gottes innezuwerden. In seinem Kontext dient das Bikolon ver-
mutlich als eine vorgreifende Widerlegung von V. 13, wobei Hi 11,8
Pate gestanden haben könnte. Das Bikolon unterbricht mithin den un-
mittelbaren Zusammenhang zwischen V. 10f. und ihrer Begründung
durch V. 13f. Kolometrisch fällt V. 12b durch seine Überlänge von 18
Konsonanten ebenso auf wie durch die Stilisierung des V. 12a als eines
mit einem Imperativ eröffneten Nominalsatzes und des V. 12b als eines
durch ein yiK eingeleiteten Nebensatzes. Der Ergänzer hat sich der Stro-
phe geschickt angepaßt, in dem er V. 12a mit einer Fragepartikel und
V. 12b mit h)r eröffnet, das Wort {iym a $
f (vgl. V. 14) benutzt, gleichzeitig
dem m-Reim folgend. Allerdings ist es ihm nicht gelungen, die stilisti-
schen und poetischen Regeln einzuhalten, die solche Glossen nicht
zulassen. Die komplizierte Frage nach der Herkunft des Bikolons läßt
sich durch weitere Beobachtungen mit relativer Sicherheit beantworten:
1.) Inhaltlich könnte es sowohl zum Majestäts- als auch zum Gerechtig-
keitsredaktor gehören. 2.) Sein Wortschatz ist umfangreich und besitzt
daher Parallelen in allen Redaktionsschichten. Weil aber M. Witte fest-
gestellt hat, daß der Gerechtigkeitsredaktor als der jüngste von den drei
Ergänzern auf zwei frühere zurückblicken156 und daher ihren Wort-
schatz benutzen kann, dürfte die Herkunft des Bikolons gesichert sein:
1.) Die im Hiobbuche seltensten Wörter dieses Bikolons sind alle beim
Gerechtigkeitsredaktor anzufinden (haboG in der Hiobdichtung achtmal:
40,10; $)or elfmal: 24,24; bfkOK fünfmal: 9,7; {wr siebenmal: 24,24157).
4.) Die Bezeichnung H a OlE) wird in sekundären Abschnitten und über-
wiegend vom Gerechtigkeitsredaktor gebraucht.158 5.) Neben 24,24 sind
sehr viele Wörter in der entsprechenden Stelle 9,2–14 vertreten (aHOlE):
9,13; {iym
a $
f : 9,8; h)r: 9,11; bfkOK: 9,7).159
12b Wörtlich: „Das Haupt der Sterne“.
13a Die Kopula dürfte hier von yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10 abhän-
gig sein.
155 V. 12 ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 54f.; H. Richter (1959), 96, Anm. 287;
G. Fohrer (1963a), 351; A. de Wilde (1981), 234; M. Witte (1994), 85ff., und O. Kaiser
(2006), 42.
156 M. Witte (1994), 183.
157 Die Stellen sekundär nach M. Witte (1994), 191f.
158 In den Stellen a.a.O. sogar achtmal.
159 Zwei Worte treffen wir auch in den sekundären Versen in 20,16f. an, die vermutlich
der Gerechtigkeitsredaktion angehören; vgl. dazu unten, S. 80f.
50 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
160 Vgl. aber H. Bobzin (1974), 306 und M. Witte (1994), 81, die {flO( als {ilWf (a punktieren
möchten; ähnlich A. de Wilde (1981), 235.
161 So A. de Wilde, a.a.O.; M.H. Pope (1985), 166; N.C. Habel (1985), 333; J.E. Hartley
(1988), 328, Anm. 4; H. Bobzin (1974), 306, und M. Witte (1994), 81; (1995), 42.
162 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351.
Vgl. aber auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; H. Bobzin (1974), 307f.; M. Witte
(1994), 81f., und H.-J. Hermisson (1998b), 303, Anm. 15.
163 Die regelmäßige Struktur setzt sich auch noch in V. 21f. (13:12|12:13) fort. Die einzi-
ge Ausnahme, V. 19a mit 16 Konsonanten, ist aber zugleich das einleitende Kolon
des Vierzeilers V. 19f.; vgl. unten, S. 89–91.
164 V. 17f. sind sekundär nach der Mehrheit der Ausleger: G. Beer (1895/97), 148;
K. Budde (1913), 125; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 196f.; G. Hölscher (1952), 56;
G. Fohrer (1963a), 350f.; A. de Wilde (1981), 236; M. Witte (1994), 86ff.; J. Vermeylen
(1994), 124 u.a.; O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 311ff.,
und H. Strauß (2000), 66. P. Volz (1921), 72, streicht aber V. 17–20.
165 Zu den Partizipien siehe unten, S. 109f.
166 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen siehe unten, S. 294f., und beim
Hiobbuch M. Witte (1994), 183ff.215ff. Hier spielt der Ergänzer außerdem deutlich
auf die vorausgehende HR 21,14–16 an.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 51
redaktor zu finden. Sowohl l") als auch yaD$ a (V. 17) sind beim Gerech-
tigkeitsredaktor stark vertreten und zusammen mit {yi($ f r
: (V. 18) sogar
in einem Vers in 27,13 belegt.167 Beide Gottesbezeichnungen El und
Schaddai sind uns zusammen mit hfc(" (V. 18) schon in dem von uns
ihm zugeschriebenen Abschnitt 5,8–17168 (bzw. 5,8.13.17) begegnet.169
17b Für Omfl lies Unfl, so auch G und S.
18a D.h. Gott.
18b Der Vers ist sehr schwierig zu verstehen, weil er zusammen mit
dem vorausgehenden den Kontext unterbricht. Die Übersetzung hier
stützt sich auf die von M. Witte.170
19a Für Uxfm&: yi w: lies Uxfm&
: Yi wa .171 Der Satz selbst ist als eine temporale
Fügung und folgendes Kolon comitativ aufzufassen.172
20a Statt Unfmyiq, „unser Widersacher“, lies {fmqu y: (analog zu {frt : yi in
V. 20b und {fdOs:y in V. 16b). Vgl. Theodotion und Gen 7,4.23; Dtn 11,6.173
Buchstäblich rhetorisch: „Ist nicht vertilgt ihr Bestand?“
21a D.h. mit Gott.
Lies {fl$
: U.
21b Zu {ehfB siehe GK28, § 135p.
Lies als Verb !A)Ob:T.174
23a Vgl. G. Statt des keinen guten Sinn ergebenden Wortes henB f T
i lies
hen(f T
" .175 Vgl. auch den Zusammenklang mit dem Verb gfN(a t : T
i am Ende
von V. 26a und die an das Ende des jeweils ersten Kolons der Bikola
V. 11, 14, 19, 21, 27 und 28 angeschlossenen kleinen Nebensätze in Ge-
stalt eines Verbs.176
24–25 Die Bikola erweisen sich wiederum als sekundäre Zusätze,
die störend den Zusammenhang zwischen V. 23 und 26 unterbre-
167 Nach M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 49f., gehören 27,7–10.13–23 dem
Gerechtigkeitsbearbeiter.
168 Siehe oben, S. 28–31.
169 Vgl. noch l(p in 24,5; (f$r
f in 24,6; )lm in 20,11.23a usw.
170 M. Witte (1994), 82; so auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153.
171 So N. Peters (1928), 239, und H. Bobzin (1974), 310. Zum Satzbau siehe a.a.O., 309f.
172 So mit H. Bobzin, a.a.O.
173 So auch G. Beer (1895/97), 148; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; E. Dhorme
(1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 310;
J.E. Hartley (1988), 329, Anm. 10; M. Witte (1994), 81; D.J.A. Clines (2006), 543, u.a.
Vgl. H. Strauß (2000), 57.
174 So K. Budde (1913), 126; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; D.J.A. Clines
(2006), 544.
175 So G. Beer (1895/97), 149; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 156; E. Dhorme (1967), 357;
G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; A. de Wilde (1981), 237; M. Witte
(1994), 81.
176 Siehe auch unten, S. 93–95.
52 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
177 V. 24f. sind sekundär nach P. Volz (1921), 72; G. Hölscher (1952), 56f.; G. Fohrer
(1963a), 350ff.; H. Bobzin (1974), 312f.; F. Hesse (1978), 141ff.; M. Witte (1994), 87f.,
und O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 314ff. H. Strauß
(2000), 57, streicht V. 24.
178 Vgl. auch !yerc f B
: am Ende von V. 25a.
179 M. Witte (1994), 191f., aber auch O. Kaiser (2006), 51.
180 Die Stellen sekundär nach M. Witte, a.a.O.
181 Z.B. BHS Tf $
a w: ; vgl. aber H. Bobzin (1974), 312.
182 Vgl. KBL3, 1571. So auch N. Peters (1928), 248; G. Hölscher (1952), 56; A. Weiser
(1980), 171; G. Fohrer (1963a), 351f.; H. Bobzin (1974), 312; M. Witte (1995), 54, und
ähnlich F. Delitzsch (1876), 301.
183 H. Bobzin (1974), 313–315.
184 Siehe unten, S. 216f.221–223.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 53
2.1.1. Kolometrie192
2.1.2. Übersetzung
sich kolometrisch als das längste in der Rede (17:15) und fällt mit sei-
nem einmaligen Pronomen Un:xná ) A und Adverb lOm:t im ganzen Hiobbuch
auf. Zusätzlich wirkt Doppel-yiK am Anfang der Kola im Kontext stö-
rend. Als Begründung zu V. 8 gedacht, versucht V. 9 die Rückfrage bei
der Weisheit der Väter mit dem ephemeren Charakter der eigenen Exi-
stenz zu begründen. Die Frage nach der Herkunft des Verses muß we-
gen mangelnder Anhaltspunkte an dieser Stelle ungeklärt bleiben.
10b Wörtlich: „Aus ihrem Herz“.
12 Zwei Nebensätze im ersten Kolon bilden eigentlich einen Tem-
poral- und einen Zustandssatz zur zweiten Zeile.210
13a G liest τὰ ἔσχατα = tyirAx)
a , „das Ende“, was wegen des Paralle-
lismus durchaus angebracht wäre, aber auch die im Alten Testament
übliche Wegmetaphorik bildet die Parallele zu V. 13b.211
14a Die Konstruktion +Oqfy-re$) A ist wegen auffallender Relativparti-
kel und ohne Parallele in V. 14b sehr zweifelhaft und ähnelt sehr der in
22,16; daher ist eine ganze Reihe von Änderungsvorschlägen gemacht
worden. Wir schließen uns vor allem wegen des Parallelismus der Les-
art an, die seit Saadya die breiteste Anerkennung gefunden hat: y"r< u iq
+iyqa .212
14b Wörtlich: „Das Haus der Spinnen“.
15 Das Bikolon erscheint mit seinen vier Imperfekta (darunter ver-
stärkte Hifil- und Nifal-Formen) zwischen den Nominalsätzen in V. 14
und 16a problematisch.213 Inhaltlich gestaltet der Glossator das ihm
vermutlich nicht eindeutig erschienene Bild des Spinngewebes in V. 14
aus. Darüber hinaus verdankt das Bikolon dem auffallenden Satzbau
auch seine kolometrisch längeren Zeilen (17:14)214 und weist durch das
seltene Verb }($ und durch {wq Parallelen zur Gerechtigkeitsredaktion
in 24,14.22f. auf.215
16b Die Konjekturen sind nicht nötig,216 weil das Bild vom guten
Ergehen des Gottlosen ja erst durch sein Verschwinden in V. 18f. poin-
210 Siehe H. Bobzin (1974), 138f.; ähnlich bereits W. Volck (1889), 30.
211 Vgl. G. Beer (1895/97), 51: Auch wegen V. 19a.
212 Siehe BHS, N. Peters (1928), 87f.; G. Fohrer (1963a), 185; M.H. Pope (1985), 66f.;
F. Horst (1968), 126; H. Bobzin (1974), 139; A. de Wilde (1981), 135; N.C. Habel
(1985), 169; M. Köhlmoos (1999), 229, Anm. 7; vgl. M. Wagner (1966), 101, und KBL3,
1024b.
213 Siehe dazu besonders H. Bobzin (1974), 139f. V. 15 ist sekundär nach K. Budde
(1913), 38; P. Volz (1921), 35; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin, a.a.O.; F. Hesse
(1978), 73, und O. Kaiser (2006), 19.
214 Bei Oty"B-la( in erster Zeile kann es sich auch um eine tertiäre Glosse handeln; vgl.
F. Horst (1968), 125, und J.E. Hartley (1988), 159, Anm. 3.
215 Siehe M. Witte (1994), 116ff.183ff.
216 Vgl. K. Budde (1913), 38; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin (1974), 140f.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 59
tiert wird. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß einige Exege-
ten die Metaphorik der ersten BR anders auslegen, nämlich als eine
Reihe von negativen (V. 12–15) und eine von positiven Beispielen
(V. 16–19).217 Da aber das Schicksal der Gerechten (in der 3. Person
sing.) in den Freundesreden sonst fast nicht beschrieben wird, würde es
hier um eine besondere Ausnahme handeln.218
17b In M steht håzx E ye {yinb
f )
A ty"B, „das Haus der Steine sieht er“, ist
fraglich, obwohl nicht ganz unmöglich.219 Wir ändern wegen Paralle-
lismus ty"B in }y"B und lesen z"xoy (=z"x)oy) statt håzx
E ye .220
18b Wörtlich: „Ich habe dich nicht gesehen“.
19b Lies mit der Mehrheit der Kommentatoren als Singularform:
xfmc
: yi .
21a Statt da( lies do( wie auch meist angenommen.
h"Lm
a y: = )"Lm
a y: .221
22b Wörtlich: „Es gibt nicht mehr“.
2.2.1. Kolometrie222
217 Z.B. R. Gordis (1978), 521, und N.C. Habel (1985), 168.
218 Siehe unten, S. 199–203.
219 Siehe N.C. Habel (1985), 168f.
220 So K. Budde (1913), 38f.; G. Hölscher (1952), 26; G. Fohrer (1963a), 184f.; H. Bobzin
(1974), 140f.; A. de Wilde (1981), 135; vgl. J.E. Hartley (1988), 159f., Anm. 5.
221 So GK28, § 23e, 75pp; K. Budde (1913), 39; G. Fohrer (1963a), 185; F. Horst (1968), 127.
222 Siehe oben, Anm. 1.
60 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
2.2.2. Übersetzung
7b In M steht Uh"kyil$
: t a , „ihn stürzt“. Wahrscheinlicher ist der Text
aber nach G (σφάλαι δέ – Uh"lyi$k: t a w: , „straucheln“, „wanken“237) zu ver-
bessern. Vgl. z.B. ER 4,4 und Prv 4,19.
9b Statt des Jussivs q"zx
A ya lies als Imperfekt qizx A ya oder qyizx
A ya .238
11b Wörtlich: „Seine Füße“.
12a Das Kurzimperfekt besitzt hier narrativische Funktion.239
BHS ergänzt Ono) richtig mit der Präposition B : ; das sonst sehr kurze
Kolon (9 Konsonanten) gewinnt ein wenig an Länge.
13a Die Wendung y"DaB lak)oy in M steht vermutlich unter dem Ein-
fluß von V. 13b und ist wegen des Parallelismus und der Kolometrie
nach BHS zu verbessern: yaw:dB i l"k)
f y" .240
13b G. Fuchs kritisiert den für eine dichterische Personifikation ge-
haltene Ausdruck „der Erstgeborene des Todes“, weil der Tod keine
Nachkommen haben könne. Daher nach ihr appositionell zu verstehen:
„Der Erstgeborene, der Tod / Mot“.241 Wir bleiben bei der üblichen
Übersetzung wegen einer Parallele zu V. 14b.242
15a Der Ausdruck Ol-yilB : m
i ist unverständlich. Gegen alle interessan-
ten Lösungen, zumal die von M. Dahood – l"Bm a (aus dem Akkadischen
nablu, oder Ugaritischen nblat – „Feuer“, „Flammen“),243 die zu dem Pa-
rallelismus passen würde – oder R. Gordis – lUBam, „Flut“244 – spricht der
durchgehende Reim von O- und t- in der dritten Strophe. Deswegen ist
das Suffix 3. sing. masc. erforderlich und der Vorschlag, hier Ol )ol zu
lesen, passend.245
20 Die „im Westen“ und „Osten“ sind nach den Versionen die, die
waren und kommen werden. So übersetzen auch einige Forscher,246
doch wegen Joel 2,20 und Sach 14,8 sind sie als Himmelsrichtungen
gemeint.247
2.3.1. Kolometrie
2.3.2. Übersetzung
247 Vgl. T.H. Robinson (1964), 62; F. Horst (1968), 275; H.W. Wolff (1975), 74, und
J.E. Hartley (1988), 280, Anm. 16. Vgl. noch Dtn 11,24; 34,2; Ez 10,19; 11,1; 47,8; und
unten, S. 188 und 261.
66 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
1 Die Überschrift mag hier tertiär sein oder auch von der bereits vor-
handenen Gestalt der Freundesreden ausgehen.248 In einer Handschrift
wird Hiob als der Redende dargestellt, höchstwahrscheinlich fehler-
haft.249
2–6 Der Hiobdialog mündet in das Unschuldsbekenntnis und Rei-
nigungseid Hiobs in c. 27*.29–31* und in die Gottesreden. Die dritte BR
ist ein späterer Eintrag, der auf der Voraussetzung beruht, daß der
Dialog aus drei Redegängen besteht. Wie M. Witte in seiner Studie250
hinreichend bewiesen hat, ist diese Rede dem sog. Niedrigkeitsbearbei-
ter zuzuschreiben. Ebenso haben wir uns seiner These über die gleiche
Herkunft von 4,12–21 und 15,11–16 angeschlossen und es am Beispiel
zahlreicher inhaltlicher, stilistischer und poetologischer Momente be-
stätigt.251
Die wortwörtliche Parallele von V. 4f. zu 15,14f. (nur vier Worte
weichen ab) läßt den sorgsamen Leser schon beim ersten Blick stutzen.
Aber noch belegt das Thema dieser Bearbeitungen – kreatürliche Sünd-
haftigkeit des menschlichen Wesens und seine Niedrigkeit vor Gottes
Erhabenheit –, daß wir es hier mit dem Niedrigkeitsbearbeiter zu tun
haben. Ihre Tendenz widerspricht dem auf die tatsächlichen Sünden
Hiobs zurückgreifenden252 und wegen der doch vorhandenen Möglich-
keit der Umkehr optimistischen Ton der ER bzw. der Freundesreden253
durchaus. Wegen des makrotextlichen chiastischen Aufbaus dieser Re-
de liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier nicht um ein Fragment
eines ursprünglich längeren Texts handelt, weil wir dann hier sonst
einen stilgerechteren Abschnitt oder zusätzliche Fragmente erwarten
dürften. Wie M. Witte festgestellt hat, enthält jedes Bikolon einen be-
sonderen Platz im Aufbauschema, in dem eine anthropologische These
in der Mitte in V. 4 steht, die von zwei Komparationen V. 3 und 5 um-
geben ist und durch eine theologische These in V. 2 eingeleitet und
durch die Konklusion in V. 6 abgeschlossen wird.254 Ein ähnlicher über-
greifender Chiasmus läßt sich sonst in den Freundesreden nicht be-
3.1.1. Kolometrie269
3.1.2. Übersetzung
det274 und V. 2f. und 4f. von unserer Analyse ausgehend275 voneinander
nicht zu trennen sind. In V. 6b fällt der Übergang vom irrealen Imper-
fekt zum Imperativ sowie die kolometrische Überlänge und Unausge-
wogenheit (16:13:19) auf. Außerdem verdeutlicht eine schwache Über-
länge von V. 5 (17:13) und V. 7 (12:16) die Zäsur zwischen zwei
Strophen. Beim benutzten Wortschatz fällt eine Reihe von sehr seltenen
Wörtern auf: hfml u (A aT (dreimal im AT), lepKe (dreimal), hæY$ i UT (zwölfmal);
bei den ersten beiden treffen wir auf die anderen Belege in den sekun-
dären Teilen des Hiobbuches in 28,11 und 41,5; beim dritten handelt es
sich um ein im Hi sechsmal vorkommendes Wort, das dreimal in den
von uns und von M. Witte der Majestätsredaktion zugeschriebenen
Stellen (5,12; 12,16; 26,3) belegt ist.276 Die im ursprünglichen Hiobdialog
programmatische hfmk: x f ist hier überflüssig277 und h$n (im Hi nur hier
und 39,17 ) verstärkt den Eindruck, daß der Vers nachträglich vom
278
291 So richtig E. Dhorme (1967), 164; H. Masing (1931), 83; N.C. Habel (1985), 204.
292 Ähnlich G. Hölscher (1952), 32.
293 Siehe Dav3, § 131 R2.
294 Siehe H. Bobzin (1974), 182; ebenso meinen fast alle Exegeten.
295 G. Beer (1895/97), 70; E. Dhorme (1967), 165f.; G. Hölscher (1952), 32; F. Horst (1968),
163ff.; M.H. Pope (1985), 84ff.; J.E. Hartley (1988), 200, Anm. 6, u.a.
296 Vgl. Ges17, 250a und KBL3, 327a.
297 Siehe besonders E. Dhorme (1967), 166; aber auch BHS, G. Hölscher (1952), 32;
G. Fohrer (1963a), 221f.; H. Bobzin (1974), 183; H. Groß (1986), 47, u.a.
298 So G. Hölscher (1952), 32; G. Fohrer (1963a), 221ff.; H. Bobzin (1974), 183, und
F. Hesse (1978), 89. Dagegen streicht O. Kaiser (2006), 24, V. 19b.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 75
noch in der letzten Elihurede 37,1. So bliebe in Gestalt von V. 19b und
20a ein antithetisches Bikolon übrig, das zusammen mit dem Bikolon
V. 20aβ.b im Gegensatz zu V. 19a vom m-Reim unterstrichen wird.
20b Die Kopula am Anfang dieser Zeile kann am besten durch den
Charakter eines Zustandssatzes erklärt werden.299
3.2.1. Kolometrie300
3.2.2. Übersetzung
304 So KBL3, 1330b; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 86.134; N. Peters (1928), 216; G. Foh-
rer (1963a), 325; M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 3.
305 E. Dhorme (1967), 289.
306 Vgl. E. Dhorme (1967), 289, und S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134f.; im Aramäi-
schen und Neuhebräischen $Ux, „Schmerz empfinden“, „ängstlich sein“ (ANHW3,
141a), oder im Arabischen hassa, „fühlen, empfinden“ (AWSG2, 157bf.); KBL3, 288a
möchte korrigieren U$uxyf von „schmerzvoll sein“.
307 Ges18, 332b.
308 F. Delitzsch (1876), 259f.; E. Dhorme (1967), 289; R. Gordis (1978), 214; N.H. Tur-Sinai
(1981), 311.
309 N. Peters (1928), 217; S. Terrien (1963), 157 u.a.; ähnlich E. König (1900), 16, im ironi-
schen Sinne.
310 So S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 135; G. Fohrer (1963a), 325; E. Dhorme (1967),
291; R. Gordis (1978), 214; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1; vgl. GK28, § 150e.
311 Zu Utapzæ $
: siehe KBL3, 1350b.
80 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
312 Siehe GK28, § 122 l; Joüon, § 134m. Vgl. H. Bobzin (1974), 278f.
313 So möchte E. Dhorme (1967), 294.299, mit B. Duhm (1897), 106 (auch S. Terrien
[1963], 157f.), den Vers nach V. 19 umsetzen, aber A. Weiser (1980), 159, deutet rich-
tig darauf hin, daß „es beim mosaikartigen Charakter der Bilder fraglich“ ist, die
Verse umzusetzen. P. Volz (1921), 59, streicht V. 9b.10 und O. Kaiser (2006), 38,
V. 10f.
314 Außer dem sehr seltenen Wort {yimUlA(, das nur viermal im AT vorkommt, dabei
einmal in den Elihureden (33,25).
315 Siehe M. Witte (1994), 183ff.192.
316 Siehe E. Dhorme (1967), 294f.; vgl. Joüon, § 136h, § 150g; Dav3, § 116.
317 D. Pardee (1979).
318 G. Fohrer (1963a), 324f.; F. Hesse (1978), 129, und A. de Wilde (1981), 220, möchten
V. 16 nach V. 14 umstellen, V. 15 muß aber unbedingt V. 14 folgen, weil er V. 12–14
fortsetzt und noch mal zusammenfaßt (vgl. E. Dhorme [1967], 295f., und H. Bobzin
[1974], 280ff.). K. Budde (1913), 114; P. Volz (1921), 59; G. Hölscher (1952), 50, und
S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 178, streichen V.16 und O. Kaiser (2006), 39, V. 16f.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 81
Mensch „die Bäche von Honig und Milch“ nicht sehen wird, eine schö-
ne Zusammenfassung der Strophe, kommt aber nach einer Kurzfas-
sung in V. 15 zu spät ins Spiel. Stilistisch gilt auch hier das über V. 16
Gesagte. Die beiden Bikola besitzen eine Reihe von sehr seltenen Wör-
tern wie he(p" )
e (im AT dreimal), hfGl a :P (viermal) und }etPe (fünfmal). Die
Erscheinung des letztgenannten Wortes in V. 14 und 16 zweimal nach-
einander ist auffallend. Dasselbe gilt auch für }O$fl in V. 12 und V. 16.
Außerdem sind noch rfhc : yi 319 und $abD: relative Hapaxlegomena. Da uns
auch die wiederum sehr populären Worte nicht weiterhelfen, sei als
Beispiel für die möglichen Querbeziehungen das Wort laxna angeführt,
das nur dreimal in den Hiobreden, mehrmals aber in den sekundären
Teilen des Hiobbuches (22,24320; 28,4; 30,6; 40,22321) vorkommt. Die Fra-
ge nach der Herkunft des Eintrags muß man wegen mangelnder Paral-
lelen auf sich beruhen lassen.
17a Die Übersetzung im Anschluß an die Mehrheit der Ausleger.
Das Wort y"rAhna am Anfang von 17b ist zu streichen und statt dessen am
Ende von V. 17a ein rfh:cyi zu lesen.
18a In M steht (fgyf . Am besten ist der Vorschlag, O(fgy: zu lesen.322
18b Die Kopula vor )ol ist höchstwahrscheinlich zu streichen.323
In M steht ly"xK: . Viele Handschriften lesen richtig ly"x:B, weil liyx a das
Objekt von sl( ist (vgl. Prv 7,18). Außerdem fangen V. 19b und 20b
regelmäßig mit B an.
19a Zwei Perfekta nacheinander sind nicht überraschend, wenn
man den späten Charakter der Sprache betrachtet (vgl. die Erscheinung
im Aramäischen, z.B. Dan 5,10) und den asyndetischen Satzbau an-
nimmt (vgl. Hi 29,8).324 Außerdem sind in der zweiten Vershälfte be-
reits zwei Verben vorhanden.
19b Der Singular tiyB a wird hier als collectivum verstanden.
Der Satzbau ist unterschiedlich gedeutet worden, z.B. „raubte ein
Haus, das er nicht gebaut hatte“;325 „he has stolen a house instead of
building it“;326 „ein Haus raubte, ohne es wieder aufzubauen“ oder
319 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe zu 17a unten, S. 81.
320 Siehe oben, S. 51f.
321 So nach M. Witte (1994), 191f.
322 BHS, K. Budde (1913), 114; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; G. Fohrer (1963a),
325; H. Bobzin (1974), 284, u.a.
323 Siehe BHS; G. Hölscher (1952), 50; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; H. Bobzin
(1974), 284.
324 Siehe S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138, und H. Strauß (2000), 24.
325 G. Fohrer (1963a), 324f.
326 E. Dhorme (1967), 298.
82 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
„das Haus, das er raubte, nicht wieder aufbaute“327. Die letzte Überset-
zung erweist sich am besten,328 Uh"nb e yi ist ein Begleitmare’.
20a w"l$f ist als Substantiv Ulf$ zu punktieren oder hfwl : $
a zu konjizie-
ren, wie auch oft angenommen wird.
20b +"Lm a y: muß in Nif. als +"lM
f yi gelesen werden. So auch die Mehrheit
der Kommentare.
22b Einige Mss, G und V setzen lfm(f voraus, was auch besser paßt.
Wörtlich: „Die ganze Hand der Mühsal kommt auf ihn“.
23a Es fällt auf den ersten Blick auf, daß V. 23 und 25 im masoreti-
schen Text Trikola sind und hinsichtlich unserer Beobachtungen in den
Freundesreden außergewöhnlich wären.329 V. 23a verursacht vor allem
syntaktische Probleme (die Bedeutungsnuance von yihy: ist nicht deut-
lich330), von denen das Bikolon V. 23bα.β frei wäre. Inhaltlich bringt er
ebenso Verwirrung in die Strophe und muß als sekundär beurteilt wer-
den.331 Darüber hinaus sind die letzten acht Verse der Rede V. 22–29 als
vier aus zwei Bikola bestehende gedankliche Einheiten zu verstehen, in
den je viertes Kolon mit der Kopula am Anfang versehen worden ist –
das Schema ist durch V. 23a gestört. Es sei noch an dieser Stelle ange-
merkt, daß yihy: als Tempusmarker und rhetorisches Element nur Bildad
eigen ist (vgl. 8,12) und daß wir auf )lm schon im sekundären V. 11
getroffen haben, bei dem die Herkunft aus der Hand des Gerechtig-
keitsredaktors naheliegt.
23b D.h. Gott.
Die Stelle ist korrupt. BHS schlägt vor: Omax l"Bm a wyfl(f , „auf ihn Feuer
seiner Gewalt (Hitze)“,332 was sowohl inhaltlich als auch stilistisch gut
an V. 23aβ anschließt. Die Übersetzung von G: νίψαι ἐπ᾿ αὐτόν ὀδύ-
νας, deuten die Ausleger meistens als Herleitung von {yilb f x
A (wyfl(f ),
„Verderben (auf ihn)“.333
25a Das Kolon ist korrupt. Vgl. G: διεξέλθοι δὲ διὰ σώματος αὐτοῦ
βέλος < )cy xl$ hwgm, die wenigstens den Parallelismus herstellt.334 Das
Wort xal$ e wird von der Paronomasie am Anfang der V. 23bα (xaL$ a y: )
und 24a (xarb : yi ) kräftig unterstützt. Das Wort hfw"G335 oder waG cj. oder w"G336 in
der Bedeutung „Rücken“ oder „das Innere“ ist ein Hapaxlegomenon.
25b |olhA ya ist des Parallelismus und Metrums wegen an das Ende des
zweiten Kolons umzustellen.337
25bβ Nach der Umstellung (wie oben, 25b) erweisen sich {yim) " wyfl(f
als eine Glosse.338
26a Wörtlich: „alle“.
Statt wyfnUP:cl i lies Ol, weil beide Worte (wyfnUP:cl
i und }Umf+) das Gleiche
bedeuten.339 Diese Konjektur wird von der Tendenz, die Kola mit Suffix
3. sing. masc. zu beenden (vgl. Ol in V. 27b) und von der durchgehend
sehr kurzen Kolonlänge (10–14 Konsonanten) in V. 24–28 unterstützt.
V. 26a enthält dann 11 statt 16 Konsonanten.
26bβ Auch die letzte Strophe ist nicht frei von Ergänzungen. Im Tri-
kolon V. 26 fällt die dritte Zeile inhaltlich und trotz des Personalsuffi-
xes am Ende der Zeile und der y-Alliteration des Metrums wegen als
überflüssig auf.340 Von den drei hier benutzten und uns schon bekann-
ten Wörtern sind zwei zwar in dieser Rede schon verwendet worden
(dyir&
f in V. 21 und h(r in V. 12), da sie aber im Hiobbuche relativ selten
sind (entsprechend vier- und fünfmal), ist ihre zweimalige in der schon
von Wortwiederholungen überfüllten letzten Strophe sehr auffallend.
Beide begegnen jedoch noch zweimal bei Zusätzen der Gerechtigkeits-
redaktion (entsprechend in 27,15 und 24,21341). Auch das Lieblingswort
der Freunde – leho) – (achtmal) ist dem erwähnten Bearbeiter nicht un-
bekannt (12,6342). Da sich bei den oben behandelten Erweiterungen der
Verdacht erhärtet hat, daß sie einer Bearbeitung entstammen, nehmen
wir vorsichtig auch an dieser Stelle eine solche Herkunft an.
334 So G. Fohrer (1963a), 326, und ähnlich H. Bobzin (1974), 287f. Vgl. J.E. Hartley (1988),
303, Anm. 23f.
335 So Ges18, 205a.
336 So KBL3, 174b.
337 So L. Hirzel (1852), 135; N.H. Tur-Sinai (1981), 319f.; A. de Wilde (1981), 222;
M. Witte (1994), 68.
338 So P. Volz (1921), 59; N. Peters (1928), 214ff.; G.R. Driver (1955), 82; M. Witte (1994),
68. Dagegen streicht G. Hölscher (1952), 50, V. 25a.bα und verbindet 25bβ mit V. 26.
E. Dhorme (1967), 303f., ergänzt V. 25bβ mit Ul:Pyi .
339 Siehe G. Hölscher (1952), 51; G. Fohrer (1963a), 326; H. Bobzin (1974), 288, u.a.
340 So auch P. Volz (1921), 59; F. Hesse (1978), 129ff.; M. Witte (1994), 68. G. Hölscher
(1952), 50, verbindet V. 25bβ mit V. 26. O. Kaiser (2006), streicht V. 26bα.β.
341 Stellen nach M. Witte (1994), 191f.
342 A.a.O.
84 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
343 Vgl. BHS, G. Fohrer (1963a), 326; H. Strauß (2000), 25, u.a.
344 So auch G. Beer (1895/97), 138; G. Hölscher (1952), 51; E. Dhorme (1967), 306; G. Foh-
rer (1963a), 326; J.E. Hartley (1988), 304, Anm. 30; H. Strauß (2000), 25, u.a.
345 Mit E. Dhorme (1967), 306; so auch G. Fohrer (1963a), 327; H. Bobzin (1974), 289, u.a.
346 GK28, § 131c; G. Fohrer (1963a), 326.
347 Z.B. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 143; H. Bobzin (1974), 289; J.E. Hartley (1988),
304, Anm. 31.
348 Mit G. Fohrer (1963a), 326, und A. de Wilde (1981), 223.
III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
1. ZR 11,2–5.7.10–18.19b–20;
2. ZR 20,2–9.12–15.18–22.23b–26bα.27–29.
Beide Freunde treten im Gegensatz zu Elifas nur zweimal und mit ver-
hältnismäßig kürzeren Reden auf. Daraus läßt sich entnehmen, daß der
Dichter ihnen eine weniger wichtige Rolle als Elifas zugeschrieben hat.
1 In den ER: 5,1; 5,3–5; 5,22; 15,1; 15,18f.; 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a.31; 22,1; 22,12; 22,17f.
22,24f.; in den BR: 8,1; 8,6aβ; 8,9; 8,15; 18,1; 18,4a; in den ZR: 11,1; 11,6; 11,8f.; 11,19a;
20,1; 20,10f.; 20,16f.; 20,23a; 20,26bβ.
86 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
I II III IV V VI
1. 4,2–6 7–11 5,1f.6f. 8.18–21 23–27 – 5+5+4+5+5
2. 2–6 7–10.17 20–24bα 25–29* 30b.32–35 – 5+5+5+5+5
3. 2–5 6–9 10f.13f. 15f.19f. 21–23.26 27–30 4+4+4+4+4+4
I II III IV V
1. 2–5 6aα.b–8.10 11–13 14.16–18 19–22 4+4+3+4+4
2. 2–3.4b–6 7–11 12–16 17–21 – 5+5+5+5
I II III IV V VI
1. 2–5 7.10–12 13–16 17–18.19b–20 – – 4+4+4+4
2. 2–5 6–9 12–15 18–21 22–25* 26–29* 4+4+4+4+4+4
I II III IV V VI
1. 3+2 3+2 2+2 2+3 4+17 –
2. 2+3 2+3 2+3 2+3 3+2 –
3. 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2
Die einzige Ausnahme (eine sich in 4+1 Bikola gliedernde Strophe) be-
endet die erste ER. Dabei bildet 5,27 das Summary appraisal und ist (wie
sich unten mehrfach zeigen wird) dem Geiste der Hiobdichtung ange-
messen.8 Die Endstrophe der zweiten ER mit ihrer umgekehrten Unter-
strophengliederung von 3+2 Bikola steht im Gegensatz zu der üblichen
von 2+3 Bikola und ist daher als gewollte Abweichung zu verstehen.
Mithin lassen sich die Schlußstrophen der beiden ersten Reden poeto-
logisch als ihre Pointen bezeichnen, wie es den üblichen Techniken der
hebräischen Dichtungskunst entspricht.9
6 Vgl. die Gliederungen von P.W. Skehan (1971), 99.108.110, und P. van der Lugt
(1995), 61.70f.176.184.255f., die jedoch von der Ausscheidung sekundärer Verse ab-
sehen. Mit Unterstrophen rechnet auch S. Terrien (1963), wobei er die erste ER für
ein Modell der weisheitlichen Rede für das ganze Hiobbuch hält.
7 Diese Endstrophe der ersten Rede kann grundsätzlich auch in 2+2+1 geteilt werden;
einige stilistische Figuren sprechen dafür und einige dagegen; siehe unten, S. 102.
107.125f.131.136f.
8 Zum Summary appraisal siehe unten, S. 152.
9 Z.B. eine kolometrisch längere Zeile am Ende der Strophe (vgl. unten, S. 90f.) oder
ein Verbalsatz am Ende einer Reihe von Nominalsätzen (vgl. unten, S. 110 und
88 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
I II III IV V
1. 2+2 2+2 2+1 1+3 2+2
2. 3+2 1+4 4+1 4+1 –
I II III IV V VI
1. 2+2 2+2 2+2 2+2 – –
2. 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2 3+1
Bereits der erste Blick auf die Tabelle zeigt, daß die BR und ZR sich
deutlich voneinander unterscheiden. Dabei ähneln die ZR mit ihrer
relativ harmonischen Stropheneinteilung den ER. Im Blick auf die BR
gilt es sich zu vergegenwärtigen, daß der Grund für ihre besondere
poetologische Gestalt in ihren bis zu vier Bikola umfassenden traditio-
nellen Bildern liegt, was besonders in der zweiten BR auffällt. Die wei-
tere Analyse12 wird bestätigen, daß die überaus bildhaften Strophen
8,14.16–18; 18,7–11; 18,12–16 und 18,17–21 weiter untergliedert sind
(entsprechend 1+3[=2+1], 1+4[=3+1], 4[=1+3]+1 und 4[=2+2]+1). Bei den
ZR fällt auf, daß die letzte Strophe seiner zweiten Rede anders als die
vorausgehenden in zwei Teile untergliedert sind. Das entspricht den
Endabweichungen im Strophenbau der ER und zumal der BR, deren
zweite Reden ein Bikolon als Abschluß im Sinne eines Summary apprai-
sal enthält.13 Es läßt sich also bereits jetzt feststellen, daß der Aufbau
der Reden aus einzelnen Strophen sorgfältig und ihrer jeweiligen Funk-
tion gemäß erfolgt ist.
Anm. 132). Zum Phänomen vgl. auch W.G.E. Watson (1984), 154.164f. u.a.; R. Gordis
(1978), 505, und die Beispiele in Ps 97 und 146 bei U. Nõmmik (2000), 453.468. Das
Phänomen des abweichenden Endes (und Anfangs) charakterisierte bereits die uga-
ritische Poesie, vgl. B. Margalit (1980), 225.
10 Vgl. P.W. Skehan (1971), 99.108, und P. van der Lugt (1995), 102.208.
11 Vgl. P.W. Skehan, a.a.O., und P. van der Lugt, a.a.O., 133.230.
12 Siehe zumal zum Parallelismus membrorum, zu den syntaktischen Fügungen und
Klangfiguren unten, 2.1; 2.3 und 2.4.
13 Siehe unten, S. 152.
Strophengefüge und Kolometrie 89
1.2. Kolometrie
14 Schon N. Peters (1928), 223, hat geschrieben: „Tristichen sind verhältnismäßig selten
in Job, erwecken also immerhin Verdacht“. Skeptisch sind auch G. Fohrer (1963a),
54; A. de Wilde (1981), 65, und M. Witte (1994), 58, Anm. 8. Vgl. die Diskussion über
die Bedeutung der Trikola („transition markers“) und die die Literarkritik vermeiden-
den Gegenargumente zu ihrer Ausscheidung bei P. van der Lugt (1995), 474ff.
15 Siehe oben, S. 40.
16 Darüber hinaus besitzt 15,17a in M nur 9 Konsonanten, ist aber ursprünglich etwas
länger gewesen, vermutlich um zwei Konsonanten; siehe oben, S. 39.
17 Dem entspricht der sukzessiv kürzer werdende Durchschnittswert der Konsonan-
tenzahl pro Kolon in den ER: In der ersten ER 14,15, in der zweiten ER 13,64 und in
der dritten ER nur 13,06 Konsonanten pro Kolon.
18 Zur unsicheren Konsonantenzahl von 18,2a siehe oben, S. 62f.
90 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
(14:11); 8,21 (13:11); 18,3 (15:11); 18,6 (11:12); 18,9 (10:12/13)19; 18,12
(10:13); 18,18 (15:10).20 In den ZR lassen sich lediglich einige Strophen
hervorheben, die dem kolometrischen Idealmaß der ER nahekommen
(z.B. 20,2–5, deren Kola 13–16 Konsonanten enthalten). Auffallend ist
auch die absolut längste Unterstrophe von allen Freundesreden in ZR
20,8f. (19:14 und 16:17), ein Befund, der möglicherweise durch ihren
zitathaften Charakter zu erklären ist.21
Beobachtet man die Länge der Kola und Strophenteilung der ER
genauer, so entdeckt man (1.), daß die fünf in ihnen begegnenden über-
langen Bikola entweder eine Strophe bzw. Unterstrophe einleiten oder
beenden. So schließt das Bikolon 5,21 (12:17) die Strophe ab, während
das nächste unmittelbar folgende 5,23 (17:15) die nächste eröffnet. In
der zweiten ER leitet 15,20 (17:14/16)22 eine Strophe ein.23 Zwei Bikola,
5,27 (17:13) und 15,29 (17:14), beenden die Strophen, die erste sogar die
ganze Rede. Der Anfang einer Unterstrophe wird durch 4,5 (17:12)
markiert. Auch Zeilen mit 16 Konsonanten können in den Bikola am
Anfang einer Strophe (4,7 [16:15]; 5,8 [15:16]; 22,6 [13:16]; 22,10 [16:13])
oder an deren Ende (5,7 [13:16]; 22,14 [16:13]) auftreten. (2.) Auffallend
ist die Strophe 5,23–27, weil dort zum ersten Mal die stilistische Rah-
mung begegnet, von welcher der Hiobdichter häufig Gebrauch macht.
Hier bedient er sich längerer Bikola am Anfang und Ende der Strophe:
5,23 (17:15) und 5,27 (17:14) im Gegensatz zu den üblichen 13:14 bis
15:15 Konsonanten in 5,24–26.24 (3.) Ein Kolon kann absichtlich durch
Anakrusis25 verlängert werden, wobei sie gleichzeitig als Mittel zur
Hervorhebung der Strophen- bzw. Unterstrophenanfänge verwendet
werden kann: 4,5a (hfT(a yiK), 4,7a ()fn-rfkz: ), 5,23a (yiK), 5,27a (h"Nh
i ), 22,10a
(}"K-la(). (4.) Einmal wird das Endbikolon der Strophe durch einen nach-
gestellten Temporalsatz )Obfy yiK (5,21b) in die Länge gezogen. (5.) Statt
der überlangen Zeilen markiert gelegentlich auch ein zu kurzes Kolon
einen poetischen Einschnitt. So fällt zum Beispiel das erste Bikolon der
dritten ER 22,2 (11:16) auf, während das letzte (22,30) das kürzeste aller
ER darstellt (10:12), sowie das Ende einer vorausgehenden Strophe
22,20 (12:11).
Die gerade festgestellten kolometrischen Eigenarten treten in den
BR und ZR nur sporadisch auf. Bei Bildad fängt die erste Rede durch
das zu kurze Bikolon 8,2 (11:15) und die zweite durch ein längeres Bi-
kolon 18,2 (15/16:12)26 an. Beide Strophen werden mit zu kurzen Bikola
beendet (13:11 in 8,5 und 11:12 in 18,6).27 Außerdem läßt sich bei vielen
Strophen beobachten, daß das kolometrisch längste Bikolon zur Her-
vorhebung der Mitte der Strophe dient: 8,16 (13:15)28; 8,20 (12:16); 18,14
(14:15); 18,19 (17:15)29. In den ZR läßt sich dagegen nur das Phänomen
eines abweichenden Bikolons beobachten, das am Ende der jeweils
ersten Strophe (11,5 [17:13]; 20,5 [16:14]) begegnet, aber auch in anderen
Zusammenhängen auftreten kann (11,12 [12:11]; 20,9 [16:17]; 20,25
[10:14]; 20,29 [17:14]). Davon fällt am meisten das oben erwähnte Sum-
mary appraisal der ZR (20,29) auf, weil seine Länge (17:14) im stärksten
Kontrast zur Kolometrie der ganzen Strophe steht (11:13; 12:13; 10:12).
Insgesamt kann aber behauptet werden, daß die absichtliche Verkür-
zung oder Verlängerung der Kola im Gegensatz zu den ER in den BR
und ZR keine vergleichbare Rolle spielen. Dies bildet auch die Erklä-
rung für das seltene Auftreten der Anakrusis: In den BR können dafür
nur die Summary appraisals (zweifache }"h in 8,19f. und |a) in 18,21) be-
nannt werden, ohne daß dadurch die Kola an Länge gewonnen hätten,
und in den ZR liegt nur in 11,5a ({flU):w) eine wirklich bemerkenswerte
Anakrusis vor. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die kolo-
metrische und poetische Struktur der Freundesreden sich als in hohem
Maße durchdacht erweist.30
Teilt man die Bikola der Freundesreden grob nach den drei Hauptty-
pen des Parallelismus ein, so ergibt sich unbestreitbar die Vorherrschaft
des synonymen vor dem antithetischen und synthetischen Parallelismus.
Ganze Strophen wie 5,8.18–21; 15,2–6; 15,20–24bα; 15,30b.32–35; 22,6–9;
22,15f.19f.; 18,7–11; 18,12–16; 20,22–25* können ausschließlich aus sy-
nonymen Bikola bestehen, ganz zu schweigen von zahlreichen Unter-
strophen. Die Tatsache, daß die einfache Form der Synonymie in den
BR und ZR31 insgesamt deutlich seltener begegnet als in den ER, ist
deshalb überraschend, weil jene eine bei weitem bilderreichere Sprache
als die ER benutzen. Es dürfte sich jedoch dadurch erklären, daß ihre
Aufforderungen und Verheißungen im Gegensatz zu den ER kürzer,
komplizierter und synthetisch sind.32
Der antithetische Parallelismus begegnet dagegen in den Freundesre-
den nur episodisch. Obwohl die Reden von der Gegenüberstellung der
Sünder mit den Gottesfürchtigen zu leben scheinen,33 wird es als klare
Antithese nur in den Summary appraisals am Ende der Reden in ER
22,29; BR 8,20 und ZR 11,19b.20a formuliert. Die Form selbst fordert
hier solche paradigmatischen und einprägsamen Formulierungen.34 In
den BR gibt es jedoch zwei Bikola, die dem Sinn nach synthetisch oder
synonym, der Form nach aber antithetisch verfaßt sind: In 8,7 wird der
aktuellen elenden Lage Hiobs die künftige glückliche gegenüberge-
stellt. In 8,12 wird in ähnlicher Weise die Vergänglichkeit des blühen-
den Lebens durch das Gegenbild der verdorrenden Pflanzen unterstri-
und ist in sechs dreiversige Strophen zu gliedern (3,3.7*–8; 3,10–12; 3,13–15; 3,17–19;
3,20–22; 3,24–26). Darüber hinaus ist möglicherweise in der HR 6f.* die mittlere
Strophe kürzer als die anderen. Falls hier keine größeren Erweiterungen vorliegen,
dürfte die Rede sich folgenderweise teilen: 6,2-7*; 6,8–13*; 6,15–20; 6,21–26; 6,28–
30 [!]; 7,1–6*; 7,12–16; 7,17–19.20b.21b (vgl. M. Witte [1994], 232). In HR 3* bleibt die
Konsonantenzahl außer wenigen Ausnahmen zwischen 11 und 15. Nur folgende Bi-
kola fallen auf: V. 13 (16:13) als Strophenanfang, V. 21 (16:15) als Markierung der
Unterstrophe und die Endstrophe mit zwei überlangen Bikola V. 24 (18:14) und 25
(17:14).
31 In der ersten BR 11 Verse aus 19; in der zweiten 17 aus 20; in der ersten ZR 12 aus 16;
in der zweiten 15 aus 24.
32 Vgl. auch die Aufbauanalyse unten, S. 145f.
33 Siehe dazu gründlich unten, S. 192–203.
34 Zu den Zusammenfassungen der Reden siehe unten, S. 152f.
Poetologie und Rhetorik 93
35 Das in 8,7 und 8,11 als Schlüsselwort benutzte Verb heG& : yi (siehe unten, S. 127) deutet
übrigens darauf hin, daß die entsprechenden Unterstrophen 8,6aα.b–7 und 8,11f.
(beide symmetrisch am Anfang der Strophe) auf der Makroebene einen Chiasmus
bilden, indem die erste das Positive dem Negativen entgegenstellt und die zweite
das Negative dem Positiven.
36 Zur Bedeutung des letzten Paares siehe oben, S. 64f., und unten, S. 188 und 261.
37 Hauptsächlich sind beide Kola in solchen Versen synonym, aber ein Wort oder eine
Wendung am Anfang beherrscht synthetisch das ganze Bikolon. Vgl. das Phänomen
von ballast variant bei W.G.E. Watson (1984), 343ff.
38 Dabei enthält dieser Vers einen der zwei Leitgedanken der ER; siehe unten, S. 147f.
39 Siehe unten, S. 103f.
40 Daß es sich bei der Wendung yityi)r f re$)A Ka um eine Legitimation der Lehre des Elifas
handelt, sei hier betont; siehe unten, S. 149 und 225ff.
94 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
h
f Un:raqx
A + )yih-}eK und h f nu (A m
a $
: + |fl-(ad hfT) a w: 48) zur Beachtung dessen auf,
was man erforscht hat; im zweiten Beleg 15,17a.b wird in vier Teilsät-
zen (!:Ux a )
A + yil-(am$
: und yityizfx-hezw: + hfrP" sa )
A aw) dazu aufgefordert, eine Erfah-
rung zu bestätigen49; in der dritten Stelle 15,9a.b wird durch zwei nega-
tive ()olw: ) Nebensätze rhetorisch danach gefragt, ob Hiob mehr wisse
als die alten Weisen. Zwei Belege können zugleich als Beispiele für die
absichtliche Positionierung im Rahmen des Strophenbaus dienen. Wäh-
rend die Aussage 5,27 die erste ER abschließt, beendet 15,17 die dritte
Strophe der zweiten ER. Derartige Phänomene begegnen immer wie-
der: Neben zwei synonymen und konditionalen Äußerungen mit yiK in
22,3a.b findet das Ende der ersten ER in 5,27 sein stilistisches Spiegel-
bild am Anfang der Rede in 4,2, in dem dort das erste Kolon mit dem
kurzen asyndetischen Relativsatz he)l : iT und das zweite mit dem kurzen
auffallenden Fragesatz lfkUy yim beendet wird.50 Ähnlich gerahmt wird
auch die zweite ER: In 15,3a.b wird die Nutzlosigkeit der törichten
Rede Hiobs durch zwei asyndetische )ol-Relativsätze hervorgehoben
und in 15,35 das Schicksal der Gottlosen mit einem synonymen drei-
gliedrigen Bikolon (aα/aβ//b) unterstrichen.51 Über diese Rahmungen
der Reden hinaus werden die Strophen auch durch derartige syntakti-
sche Anreihungen beendet (5,21b; 15,6a), eröffnet (15,20b; 22,15b.21a52)
oder auch die Unterstrophen eingeleitet (22,8a; 22,19a; 22,23a), gerahmt
(4,2b/5a.b; 5,18a.b/21b; 15,3a.b/6a; 22,11a/14a; 22,15b/19a; 22,21a/23a)
oder vollkommen ausgestaltet (15,28f.*; 22,27f.).53 Das Ende des Biko-
lons 5,24 ()f+x E t
e )olw: ) markiert die Gliederung der ersten Hälfte der von
uns in zwei Unterstrophen (4+1) zerlegten letzten Strophe der ersten ER
in Gestalt der V. 23f. und 25f. (mithin 2+2+1).
Die BR und ZR verfügen ebenfalls über recht komplizierte Formen
des synthetischen Parallelismus membrorum, deren Anteil im Ver-
gleich zu Elifas deutlich höher liegt. Mehrere dieser Synthesen sind als
konditionale (8,4; 8,5; 8,6aα.b), temporale (8,18; 11,10) oder kausale Fü-
gungen (20,20f.) zu klassifizieren, wobei sie öfters ähnliche, umfangrei-
chere oder ganze Unterstrophen oder Strophen umfassende Strukturen
begleiten. In den BR fallen besonders die zwei Unterstrophen in 8,4f.
und 8,6f.* und in den ZR die eine in 20,20f. ins Auge.54 Die zweite BR ist
nicht nur die, welche den synthetischen Parallelismus am häufigsten
verwendet,55 sondern die zusätzlich einen synthetischen Anfangs-
(18,2) und Endvers (18,21) als Rahmen besitzt.56 Daß die Anrede in 18,2
schärfer gehalten und daher nicht synonym formuliert ist, ergibt sich
aus ihrer Position und aus dem Ton Bildads. Schön klingt der zwei-
schichtige Abschluß der Rede in 18,21: Einerseits sind tOn:K$ : m
i heL)
" in
V. 21a und {Oqfm hez in V. 21b synonym, wobei der asyndetische Relativ-
satz l")-(adfy-)ol in V. 21a stilistisch zu lfU(a in V. 21b gehört; andererseits
wird sie im zweiten Kolon durch die kategorische Feststellung der Ver-
gessenheit und Gottesferne eskaliert.
Insgesamt kommen die BR mit nur sieben Beispielen für die Tei-
lung der Kola in zwei Teilsätze (8,5a.10a.12a.18b; 18,2b.15a57.19a.21b58)
dem Befund in den ER nicht nahe. Dagegen überragt der Stil der ZR
mit achtzehn derartigen Belegen (11,3b.4a.10a.b.11b.14a59.15b.18a.b;
20,7b.8a.9a.13a.15a.18a60.19a.b61.26b) oder 22,5 % des Gesamtbestands
der Kola deutlich die Poetologie der Freunde. Bildad und Zofar ver-
wenden Bikola, in denen drei synonyme Elemente nach dem Schema
2+1 bzw. 1+2 aneinandergereiht werden (8,10; 18,15.19; 11,11.15; 20,8.
13). In den Reden beider werden derartige Bikola absichtlich positio-
niert: Bei Bildad beenden die angegebenen Bikola drei von fünf Stro-
phen in der ersten Rede (8,5; 8,10; 8,18) und rahmen außerdem die gan-
ze zweite Rede (18,2; 18,21). In den ZR begegnet das Phänomen in der
ersten Rede jeweils in zwei Mittelversen der drei aneinander folgenden
vier Bikola enthaltenden Strophen (11,2–5; 11,7.10–12; 11,13–16).62 In
der zweiten ZR prägt es eine ganze Strophe (20,6–9). Dabei unterstützt
es die umfangreicheren konditionalen oder sonstigen Fügungen (20,12–
15; 20,18–21).63 Während vom Stufenparallelismus beherrschte Bikola in
den ER mehrfach vertreten sind, lassen sich in den BR nur ein einziger
54 Näher dazu siehe unten, S. 105. Es sei vermerkt, daß bei Zofar diese Fügungen ins-
gesamt sehr beliebt sind.
55 Die weiteren Synthesen befinden sich in 8,12 und 8,19.
56 Wir werden unten sehr oft die Stichwörter ‚Rahmen’ und ‚Symmetrie’ benutzen,
obwohl wir diese Phänomene nicht gesondert behandeln werden. Der Hiobdichter
ist jedoch bei ihrer Verwendung sehr konsequent gewesen.
57 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 64.
58 Zusätzlich werden in 18,14 zwei synonyme Wörter asyndetisch nebeneinander ge-
stellt, sind aber beide elliptisch einem Verb unterworfen.
59 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 74.
60 Vgl. zu V. 18 oben, S. 74.
61 Vgl. zu V. 19 oben, S. 74f.
62 Auch die letzte Strophe enthält das Phänomen (11,18a.b).
63 Zu den Fügungen siehe unten, S. 104–106.
Poetologie und Rhetorik 97
66 Gewisserweise und rein stilistisch können auch die Bikola 4,8 (vgl. die Position der
sonst synonymen Partizipialkonstruktionen) und 22,5 (vgl. die Position der synony-
men Satzteile ab//b’a’) als Chiasmen betrachtet werden.
67 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 53. Das Objekt der Handlung befin-
det sich im ersten Kolon nach und im zweiten vor dem Verb.
68 Falls unsere Deutung richtig ist; siehe oben, S. 23.
69 Vgl. auch die weiteren chiastischen Bikola 8,5 und 18,10.16.18 in den BR.
70 Zusätzlich verdient die Tatsache unsere Aufmerksamkeit, daß sich in beiden Versen
eine ähnliche Struktur zeigt: In V. 5 Protasis in aα und synonym gestaltete Apodosis
in aβ.b; in V. 21 das Verb in aα und die synonymen Objekte in aβ.b.
Poetologie und Rhetorik 99
71 Nach W.G.E. Watson (1984), 123ff., gender-matched parallelism, die Beispiele aus den
Freundesreden bei ihm sind: 5,20; 8,2; 11,14; 18,10.15.
72 Vgl. zusätzlich die vollkommen maskulinen Bikola 22,6.7.19.26.28.
73 Die Verwendung von seltenen Wörtern, besondere Arten des Parallelismus oder die
Häufung mehrerer Stilfiguren in den bildhaften Versen können als Anzeichen der
Einsetzung festgeprägter Sprüche mit einer längeren Vorgeschichte gedeutet wer-
den.
74 Falls wir hier |erD
e zu den maskulinen Wörtern zählen; vgl. Ges17, 168f.
100 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
(18,6; 18,16; 18,21). In beiden Reden sind davon somit die erste und die
letzte Strophe betroffen. Es fällt weiterhin auf, daß in der ersten Stro-
phe der BR 8,2–5 überhaupt nur ein feminines Wort (day in V. 475) und in
der letzten Strophe der BR 18,17–21 nur zwei (jer) e in V. 17 und l"bT
" in
V. 18) vorkommen. Die Besonderheit der ZR scheinen solche Bikola zu
bilden, in denen das erste Kolon nur maskuline Wörter und das zweite
Kolon ein feminines Wort76 enthält. Der Zusammenhang mit dem Stro-
phenbau läßt sich besonders in der ersten ZR an drei Bikola am Stro-
phenanfang beobachten (11,2; 11,7; 11,17)77, in der zweiten ZR am
Anfang der zweiten Hälfte zweier Strophen (20,14f.; 20,28f.) und zu-
sätzlich bei dem Endvers der vorletzten Strophe (20,25). Dabei setzt der
aus Nominalsätzen zusammengestellte Endvers der zweiten Rede ei-
nen stilistisch durchaus passenden Punkt mit insgesamt sieben masku-
linen Wörtern78 und einem femininen Wort.
Obwohl der hebräische Parallelismus membrorum sich durch das
aspektive Denken erklären läßt,79 wird oft zur Hervorhebung eines Tat-
bestands die Steigerung oder die Hyperbel eingesetzt80. Viele der ange-
führten Beispiele haben es mehr oder weniger demonstriert. In den ER
stellt z.B. das von den alten Weisen redende Bikolon 15,10 die Steige-
rung des ersten Kolons durch das zweite dar, indem die Bedeutung der
Greise (bf& und $yi$yf in V.10a) durch die irreale Hyperbel (kann jemand
tatsächlich noch „reicher an Tagen“ sein als der Vater des ohnehin alten
Hiobs) steigernd hervorgehoben wird. Zusätzlich werden die Aussagen
in 5,25 (Nachkommen wird bar // jer) f h
f be&(" K: sein) und in 15,20 (die
Qualen sind durch y"my: -lfK // {yin$
f raP:sm
i für den Gottlosen bestimmt) ge-
steigert. Stilistisch wird die an 5,25 anschließende Verheißung eines
reifen Alters in 5,26a durch einen treffenden poetischen Vergleich in
V. 26b gesteigert.
Diesen schönen Beispielen in den ER läßt sich in den BR und ZR
nichts Vergleichbares an die Seite stellen, obwohl drei Verse genannt
2.2. Anakrusis
Oben ist bereits darauf hingewiesen worden, daß das in der hebräi-
schen Dichtung übliche Phänomen der Anakrusis fast nur in den ER
erscheint.84 Sie begegnet zumal in Zeilen mit kolometrischer Überlänge
81 Nur der sich über zwei Bikola erstreckende Parallelismus von 2 // 3 in 13,20f. kommt
in Betracht (vgl. W.M.W. Roth [1965], 69). Der Parallelismus von 1 // 2 in den Elihu-
reden 33,24 und in der Antwort Hiobs 40,5 ist sekundär (vgl. M. Witte [1994], 191).
82 Es sind keine anderen alttestamentlichen Beispiele von 6 // 7 als in Prv 6,16 bekannt
(vgl. W.G.E. Watson [1984], 145).
83 Es muß im Unterschied zu W.M.W. Roth (1965), 68f., daran erinnert werden, daß das
ebenfalls von den Nöten sprechende Bikolon 5,22 von sekundärem Charakter ist
(siehe oben, S. 32f.) und die Zahl der Nöte dadurch gerettet wird. Siehe dazu
A. Scherer (2008), 64f.
84 W.G.E. Watson (1984), 374f., hält auch hn) d( und yiK in der BR 18,2a.8a für eine
Anakrusis. Siehe allgemein dazu a.a.O., 110f.; P. van der Lugt (1995), 535, und (2006),
571, und vgl. unbedingt auch T. Muraoka (1985). Wir erweitern dabei zusammen mit
diesen Forschern die aus der klassischen Philologie bekannte Definition der Anakru-
sis als eine das Tempo anhaltende, außerhalb der Metrums bleibende Silbe am An-
fang des Kolons um alle selbständigen lexikalischen Einheiten am Versanfang, die
oft eigene Sätze bilden und die in den Übersetzungen mit Ausrufezeichen zu verse-
hen sind oder beim Lautlesen anschließend eine Atempause fordern. Mithin fallen
viele Kurzwörter, besonders Deiktika wie yiK, unter dieses Kriterium; zahlreiche ge-
brochene oder kombinierte Sätze bleiben aber oft außer acht. Ein Anzeichen könnte
der auf eine Anakrusis folgende Satzanfang mit einer rhetorischen Figur, z.B. mit
102 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Fragewort, geben. Die Anakrusis wird noch von R. Gordis (1978), 503, hervorgeho-
ben.
85 Siehe oben, S. 90. P. van der Lugt (1995), 540, und (2006), 536ff.574, nennt es transiti-
on marker und hebt seine Rolle in der Hiobdichtung als Marker des Strophenanfangs
und -endes besonders hervor ([2006], 566). Vgl. die Liste solcher Marker in den ER
bei ihm (1995), 62f.72.177.257f., und den Katalog der möglichen Wörter als Marker
bei ihm (1995), 487–503, und (2006), 538ff.
86 Die erste ER wird als Beispiel für eine reichliche Verwendung der Anakrusis auch
von W.G.E. Watson (1984), 111, hervorgehoben.
87 Es ist zwar umstritten, aber es muß in der Hiobdichtung wahrscheinlich davon
ausgegangen werden, daß die Personalpronomina in der ersten Hälfte der Kola den
fast selbständigen Satzteil vertreten wollen und mithin eher zur Anakrusis gehören
wie auch in 15,4. In 5,8 würde es für die konditionale Deutung sprechen, so GK28,
107x (dagegen aber H. Bobzin [1974], 99f.). Siehe auch gleich unten).
88 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 144ff. In den HR fangen die Strophen schon in
c. 3* mit Anakrusis in V. 10.13.24 an. In der Stilistik der GR tritt dagegen das Ver-
zichten auf die Anakrusis deutlich hervor, höchstens Stellen wie 38,40f. mit yiK kämen
als solche in Betracht.
Poetologie und Rhetorik 103
Erst durch die konditionalen und kausalen Fügungen schließen sich die
Einzelsprüche oder einzelne Aussagen zu einer in sich geschlossenen
Rede zusammen. So ließ sich auch die Vergeltungslehre nicht ohne
beide Arten von Fügungen formulieren,89 sie bedurfte der kausalen, um
die aktuelle Lage zu begründen, und der konditionalen, um den Aus-
gang zu beschreiben. Selbstverständlich können sie auch in auffor-
dernden, verheißenden oder mahnenden Redeteilen erscheinen.90 Die
erste umfangreichere kausale Bildung begegnet in der ersten ER 5,18, in
dem die Aufforderung zur Wende in dem im unmittelbar vorausge-
henden Bikolon 5,891 mit Gottes Allmacht begründet wird. Beide Bikola
bilden zugleich die erste Hälfte der Strophe 5,8.18–21 und die Einlei-
tung zu den teilweise hymnischen Verheißungen in V. 19–26, die auch
ein kleines Exempel eines Konditionalsatzes in 5,24b beinhalten.92 Dem
härteren Ton der zweiten ER entspricht die die Unterstrophe 15,5f.
umfassende Beschwörung, in der die Bedingung 15,5 (mit yiK!) dem
eigentlichen Bann 15,6 vorangestellt wird.93 Daneben wirkt die vierte,
zur Lehre gehörende Strophe 15,25–29* mit ihrer durch yiK eingeleiteten
zweiteiligen Begründung 15,25f. und 15,27–28bα und mit dem vermut-
lich als Nachsatz gedachten V. 29 recht kompliziert, weil der Strophen-
bau und die Analogien in den anderen ER eher dafür sprechen, 15,25f.
als Begründung für die vorausgehende Strophe zu verstehen, während
15,29 die für die zweite in 15,27–28bα liefert.94 Wendet man sich der
dritten mahnenden und auffordernden ER zu, so zeigt es sich, daß dort
auffallend umfangreiche kausale und konditionale Fügungen vorlie-
gen. Die acht Verse umfassende Rüge in 22,6–11.13f. stellt eine einzige
mehrgliedrige kausale Fügung dar, in der V. 6–995 vorangestellt (vgl. yiK
in V. 6) und V. 13f. nachgestellt sind (vgl. T
f r
: m
a )
f :w in V. 13). Beide begrün-
den die Drohung in ihrer Mitte, in V. 10f. (vgl. }"K-la( in V. 10). Auch die
umfangreiche Aufforderung und Verheißung in 22,21–23.26–28 ist kon-
ditional verfaßt. Dabei benennt V. 23 die generelle Bedingung der Um-
kehr (vgl. {i)), während V. 26 das Ergebnis in Gestalt der Freude (vgl.
zf)-yiK) beteuert. Die beiden parallelen konditionalen Fügungen der an-
schließenden Unterstrophe 22,27f.96 setzen inhaltlich bereits die Gebete
und Gelübde voraus, deren Erhörung und Erfüllung sie verheißen.97
Während die Gegenüberstellungen oder Bedingungen in den ER
eher vorsichtig klingen, ragen die Konditionalsätze in den ZR, die sich
über ganze Strophen erstrecken (11,10; 11,13–16; 20,6f.; 20,12–14; 20,15;
20,2498), mit ihrer Schroffheit wie ein Felsen über den vergleichsweise
milderen Ton der Freundesreden heraus. In den ZR handelt es sich bei
30% des Gesamtbestands um derartige Fügungen, so daß sie unbe-
streitbar zu den Hauptmerkmalen seines Stils gehören. Beide ZR sind
in dieser Beziehung sorgfältig aufeinander abgestimmt, indem die je-
weils dritte Strophe (11,13–16; 20,12–15) vollkommen von den konditio-
nalen Fügungen geprägt wird und ihr eine ähnliche Fügung in der
ersten Unterstrophe der zweiten Strophe (11,10; 20,6f.) vorangeht. Die
zur Mahnung gehörende Strophe 11,13–16 wird sehr ähnlich wie in den
ER99 durch eine an Hiob gerichtete Aufforderung als Protasis (11,13f.)
mittels eines zweimaligen {i) eröffnet und mit einer (folglich bedingten)
Verheißung als Apodosis (11,15f.) fortgesetzt, die wiederum zweimal
mit einem yiK angeschlossen wird. Alle anderen konditionalen Fügun-
gen in den ZR gehören zu den lehrhaften Teilen. In 11,10 bildet ein aus
einem einzigen Bikolon bestehender geradezu hymnischer Konditio-
nalsatz (erneut mit Hilfe von {i)) eine Ergänzung oder Begründung zu
der These von Allmacht Gottes in 11,7. Zwei von den zu besprechen-
den Fügungen in der zweiten ZR (20,6f.; 20,12–15) werden ebenfalls mit
{i) eingeleitet, bilden inhaltlich aber illustrative Vergleiche (20,6f.) und
Metaphern (20,12–15) zur Lehre Zofars über die Vergänglichkeit bzw.
die selbstzerstörende Handlungsweise der Gottlosen. Auffallend ist das
Bikolon 20,15, weil es die Strophe in der Art einer Conclusio zusam-
menfaßt, sich dabei jedoch stilistisch der umfangreichen konditionalen
Fügung anschließt und inhaltlich die Idee der ganzen Strophe steigert,
indem es die Gewißheit des Gotteshandelns beteuert.100
Die BR unterscheiden sich von den ZR dadurch, daß sie viel selte-
ner die konditionalen Fügungen benutzen, wobei die entsprechenden
Sätze nur jeweils ein Bikolon umfassen und nur in der ersten BR vor-
kommen. Diese enthält auffälligerweise eine Häufung von vier derarti-
gen Fügungen in 8,4–7*101. Obwohl formell auf zwei verschiedene Stro-
phen verteilt (8,4f.; 8,6f.*), enthalten sie analog zu dem Stil der ER und
ZR miteinander verbundene Aufforderungen (8,4.5.6aα) und Verhei-
ßungen (8,6b.7).102 Dabei bereitet 8,4 die Aufforderung mittels eines
Konditionalsatzes (Protasis 4a + Apodosis 4b) vor, in dem Hiob an das
böse Schicksal seiner Söhne erinnert wird. Der anschließende Vers
nimmt die Protasis U):+x f aus V.4a wieder auf und bildet somit eine mi-
nimalistische elliptische Bedingung hfT) a -{i) (V. 5aα). Die Apodosis
V. 5aβ.b stellt die Hiob anempfohlene Hinwendung zu Gott dem in
V. 4 thematisierten selbstverschuldeten Ende seiner Söhne entgegen.103
So bilden die V. 4 und 5 insgesamt die Aufforderung an Hiob, die in
V. 6aα erneut aufgenommen wird. Die V. 6b.7 antworten darauf mit
Verheißungen. Das wird in V. 7 durch einen Konditionalsatz unterstri-
chen, der Hiobs kleinen Anfang (V. 7a) seiner großen Zukunft (V. 7b)
gegenüberstellt. Demgemäß fangen drei Bedingungssätze mit einem {i)
(V. 4.5.6aα) und der letzte in der Reihe mit hfyfhw: (V. 7) an. Andererseits
werden fast alle Nachsätze außer V. 5aβ mit einem w: eingeleitet. Der
Konditionalsatz in 8,18 gehört auch bei Bildad zum illustrativen Rede-
teil, wirkt als Zusammenfassung der Strophe 8,14.16–18 und fängt der
Regel gemäß mit einem {i) an.
Für die Kausalsätze können in den BR und ZR ebenfalls einige Be-
lege genannt werden, obwohl sie sich bescheidener ausnehmen als in
den ER. Ein eigenartiges Beispiel stellt 8,8 dar, weil hier die schwierig
zu klassifizierende Konjunktion yiK sich am besten kausal erklären läßt
(vgl. 8,2f. und 8,10). In der zweiten BR begründet 18,8 mit yiK am Anfang
eindeutig die kürzer werdenden Schritte des Gottlosen im vorausge-
henden Vers.104 Zofar aber braucht mit einer durchweg kausal aufge-
bauten Strophe 20,18–21 den Vergleich mit den ER nicht zu scheuen.
Während V. 18 die Kürze der Freude der Gotllosen schildert, begründet
man die auffallenden Reihen von konditionalen Fügungen in 9,15–31 und 31,5–22*
zur Kenntnis nehmen. Die erste stellt sich zwischen den ersten BR und ZR, die {i)-
Bedingungen in der zweiten Reihe sind meisterhaft mit den {i)-Fragen verflochten,
den Ton dieses Höhepunkts der HR vollkommen beherrschend.
101 Zur ursprünglichen Gestalt siehe oben, S. 56f.; vgl. GK28, § 159r und H. Bobzin
(1974), zur Stelle.
102 Siehe dazu unten, S. 144–147.
103 Siehe zu 8,5a oben, S. 56f. und H. Bobzin (1974), 135.
104 Vgl. a.a.O., 256.
106 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
In den BR bilden die Relativsätze von der Zahl her gesehen eine
kaum bemerkbare Größe111, doch fällt das Endkolon der zweiten BR mit
seinem sehr einfach und traditionell formulierten Summary appraisal in
18,21b besonders auf: l") (adyf )ol {Oq:m håzw: .112 Mit der Zahl ihrer Relativ-
sätze kommen dagegen die ZR, zumal die zweite Rede, der der ER
verhältnismäßig nahe. Neben 11,16b113 in der ersten ZR sind es in der
zweiten ZR 20,9a; 20,15a; 20,19b und 20,26b.114 Das Besondere der Rela-
tivsätze Zofars besteht in ihrer Einleitung durch ein asyndetisches
Schaltwort in der Mitte des Kolons: 11,16b (Ur:b(f ) 20,9a (Utapzf $ : ); 20,15a
((alB
f ) 20,19b (lazGf ). Auch der Relativsatz in 20,26b ist asyndetisch, been-
det aber das ganze Bikolon und hebt sich durch die Position am Anfang
der letzten Strophe der ZR hervor.
Daß die ZR sich syntaktisch als sehr anspruchsvoll erweisen, kann
außer mit einem Verweis auf ihre umfangreichen konditionalen Fü-
gungen auch anhand von zwei Objektsätzen demonstriert werden. Ge-
gen Ende der ersten ZR wird ein solcher durch das Verb x+b eingelei-
tet, gefolgt von yiK (11,18a). Im zweiten Beispiel (20,4f.) wird der Haupt-
satz (V. 4) mit Hilfe von (adfy gebildet und der Nebensatz (V. 5) durch yiK
eröffnet. Das Beachtenswerte liegt aber darin, daß beide Verse den je-
weiligen Höhepunkt der Reden Zofars bilden, nämlich ihre Legitimati-
on und ihren Leitgedanken.115 In den ER fallen neben einem kleinen
Objektsatz in 15,23b zumal zwei umfangreichere in 5,24–26 auf (alle mit
(dy + yiK), weil sie symmetrisch die Strophe in zwei Hälften teilen. Der
erste Satz 5,24 beendet die erste Unterstrophe, der zweite 5,25 leitet ihre
zweite Hälfte ein. Dabei wird ihm die Beteuerung in 5,26 untergeord-
net.
Der Dichter hat sich aber auch der Zustandssätze bedient. In den ER
werden sie in 15,3 und 15,35 verwendet, um die vorausgehenden Verse
15,2 und 15,34 zu verdeutlichen und mithin die selbständigen Unter-
strophen 15,2f. und 15,34f. symmetrisch am Anfang und Ende der Rede
zu bilden. Eine ähnlich wichtige Rolle spielt das Phänomen in den ZR,
weil dort wenigstens vier Belege vorhanden sind.116 Wie bei Elifas ge-
111 Der schwierig zu klassifizierende Satzbau in 8,10 und 8,11a kann möglicherweise als
ein mit Relativsätzen bereicherter angesehen werden; vgl. jedoch H. Bobzin (1974),
138.
112 Siehe dazu unten, S. 161f.
113 Vgl. GK28, § 155g.
114 Zu allen Belegen siehe oben, S. 79.81–83, und H. Bobzin, a.a.O., zur Stelle.
115 Siehe gründlich dazu unten, S. 149.151 und S. 160f.233f.
116 11,11b }fnOB:tyi )olw: wird von H. Bobzin (1974), 178f., als Zustandssatz gedeutet, was
nicht ausgeschlossen ist; wir bevorzugen jedoch mit L.J. de Regt die Deutung als rhe-
torische Frage; siehe oben, S. 73.
108 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
hört ein Zustandssatz zur Anrede: {ilk: m a }y")w: in 11,3b.117 Ein weiterer
(das ganze Bikolon 11,20b) bildet aber das Summary appraisal.118 Mithin
kann diese Rede in vollkommener Analogie zu den ER ebenfalls einer
Rahmung durch Zustandssätze rühmen.119
Drei nur in den ER eingesetzte Satztypen bleiben noch anzuführen.
In der dritten werden zweimal nacheinander ähnliche und jeweils in
dritter Zeile der Unterstrophe symmetrisch gebrauchte Konsekutivsätze
verwendet: 22,11a (he)r : t
i -)ol) und 22,14a (he)r : iy )olw: ).120 Der umfang-
reichste Beleg von fünf Temporalsätzen befindet sich in 22,19f.,121 wobei
in V. 20 geschickt die Zitation der Worte der Gerechten eingefügt ist.
Zwei weitere Belege wollen die ohnehin stilistisch schwerwiegenden
Anfangsstrophen der Reden mitprägen. Die zweite Unterstrophe der
ersten ER bringt die erste Wende in den Argumentationsgang ein, in-
dem die im Gegensatz zu seiner einstigen mustergültigen Vergangen-
heit stehende gegenwärtige Müdigkeit Hiobs (4,3f.) vorsichtig mit Hilfe
zweier synonymer Temporalsätze (4,5a.b) berührt wird. Stilistisch sehr
ähnlich formt der Dichter auch die Mahnung am Anfang der dritten
ER, wobei die Kola 22,3a.b zwei synonyme temporale yiK-Sätze enthal-
ten. Darüber hinaus rahmt ein kleiner yiK-Satz in 5,21bβ zusammen mit
4,5a.b in bescheidener Weise die erste ER. Ein Adversativsatz in 5,7
knüpft an das negativ verfaßte gewichtige Argument in 5,6 an und prä-
zisiert so die generelle Aussage.122
Fassen wir die behandelten Fügungen unter dem Gesichtspunkt
der verwendeten Konjunktionen zusammen, können vor allem yiK (5,7.
18.21b.24.25; 15,5.23b.25.27; 22,3a.b.6) und daneben zf)-yiK (22,26) als die
für die ER typischen Konjunktionen bezeichnet werden. Dagegen be-
sitzt {i) in den BR (8,3–6.18) und vor allem in den ZR (11,2.7.10.13f.;
20,6.12) eine wichtige Position. Auch Zofar macht häufig vom yiK Ge-
brauch (11,11.15.16.18; 20,5.19.20; vgl. in den BR nur 8,8; 18,8). In der
ersten BR ist die Anreihung von vier {i) (8,3–6) und in der ersten ZR
eine solche von zwei {i) und zwei yiK (11,13–16)123 hervorzuheben, was
keine Entsprechungen in den ER besitzt. In ihnen begegnen neben den
asyndetischen Verbindungen solche, welche die Fügungen mit dem
üblichen ()l)w (4,5a.b; 5,24b.27b; 15,9a.b.17b; 22,27a.28a) und jeweils
einmal mit einem }"K-la( (22,10), {i) (22,23) und re$)A (22,16) markieren.
Die ZR gestalten die besonderen syntaktischen Fügungen vornehmlich
asyndetisch (vgl. z.B. 11,16; 20,7.9.15.19.26.24). Einmal verwenden sie
ähnlich wie die ER die Konstruktion }"K-la( (20,21b).
Zusammenfassend können wir feststellen, daß die begründenden,
bedingenden, relativen, temporalen und anderen besonderen Fügun-
gen zu den poetologischen Kategorien der Freundesreden zählen, weil
sie in hohem Maße im Einklang mit dem Parallelismus membrorum
und dem Strophengefüge verwendet werden. Von den Freunden ver-
mittelt Zofar am meisten diesen Eindruck, insbesondere wenn man
solche Fügungen nicht nur in den mahnenden, sondern auch in den
lehrenden Teilen der Reden im Auge behält.124 Die ER erweisen sich
jedoch durch ihre Anzahl von Konsekutiv-, Temporal- und Adversativ-
sätzen als konkurrenzlos.
123 Merke auch, daß hier yiK, verstärkt durch zf) (11,15; ähnlich zu Elifas) und hfT(a (11,16;
siehe dazu oben, S. 74), benutzt wird.
124 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 139ff.
125 Vgl. eine beispielhafte Behandlung der Aussagesätze in Prv bei H.-J. Hermisson
(1968), 141–171.
126 So haben wir auch ein Argument für die Aussonderung der sekundären Zusätze in
der Hiobdichtung gewonnen; vgl. zu 5,9–14 oben, S. 29–31.
127 Siehe 8,2a.6a.12a.13a.14a.b.16a.19a.22b; 18,10a.b.12b.15a.17b.19a.b.21a.b.
128 Zu den Summary appraisals siehe unten, S. 152.
110 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
aus rahmen Nominalsätze auch die Endstrophen der ersten und der
dritten Rede (8,19a/22b und 18,17b/21a). Die letzte Strophe der BR ent-
hält zusätzlich symmetrisch in der Mitte ein syntaktisch in den Freun-
desreden exzeptionelles Bikolon 18,19, das aus drei Nominalsätzen
besteht (aα/aβ/b).
Im Unterschied zu den BR verfügen die ER und ZR über nur weni-
ge einschlägige Belege. Die erste und dritte ER beschließen ihre jeweils
erste Strophe mit einer zweiteiligen rhetorischen Frage in Gestalt von
zwei synonymen Nominalsätzen (4,6a.b; 22,5a.b).129 Die zweite ER
überrascht den Leser durch eine Symmetrie, die durch Nominalsätze
samt Partizipien und Infinitiven markiert ist. Oben wurde bereits auf
die Rahmung dieser Rede durch zwei ähnliche Unterstrophen in 15,2f.
und 15,34f. hingewiesen. Hier sei nur hervorgehoben, daß der Begleit-
satz im jeweils zweiten Bikolon (3 und 35) durch den Infinitiv an das
erste angebunden wird. Darüber hinaus können in der Mittelstrophe
der zweiten ER 15,20–24*130 die vier Nominalsätze (V. 20a.21a.22b.
23a131) und fünf Partizipien (V. 20a.21b.22b.23a.b) in den vier ersten
Bikola nicht übersehen werden. Das fünfte Bikolon 24a.bα rundet die
Strophe durch zwei Verbalsätze ab und entspricht damit den Gepflo-
genheiten der hebräischen Poesie.132 Die besondere Ausgestaltung die-
ser Strophe wird darüber hinaus durch die auch im Hiobdialog einma-
lige Reihe von Personalpronomina )Uh im ersten Kolon 15,20a und in
der zweiten Unterstrophe 15,22b.23a hervorgehoben.133 In den ZR er-
scheinen Nominalsätze nicht nur in den Summary appraisals (11,20bβ;
20,29), sondern auch in den Anfangsstrophen (11,3bβ.4aβ134; 20,2b.5a.b).
129 Beide Fragen gehören mithin zur Mahnung. In der ersten Strophe der dritten ER ist
auch der Hauptsatz in 22,3aα.bα nominal verfaßt, obwohl die Nebensätze Imperfek-
ta verwenden.
130 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Streichungen in dieser komplizierten Stro-
phe siehe oben, S. 40f.
131 Zusätzlich einmal im untergeordneten Nebensatz in 15,23bβ.
132 Eine solche Pointe wurde bei der strophischen und kolometrischen Analyse der
Reden oben, S. 86 und 89ff., bereits hervorgehoben. Vielleicht das schönste Beispiel
im Alten Testament für eine außerordentlich lange Reihe von partizipialen Nomi-
nalsätzen, die mit einem Verbalsatz pointiert wird, ist Ps 146,6b–9a (siehe dazu
U. Nõmmik [2000], 460ff.). In der zweiten ER fällt zusätzlich 15,10 mit zwei unge-
wöhnlichen Nominalsätzen auf, die ihre Gestalt dem poetischen Charakter verdan-
ken (vgl. Dav3, § 24 R5).
133 Vgl. auch eine ähnliche Strophe am Ende der ersten ER: 5,23a.25aβ.b.26b. Merke
auch die Pronomina t)oz und )yih in 5,27a.
134 Merke auch, daß diese nominalen Nebensätze symmetrisch in der Mitte der Strophe
11,2–5 stehen und von Verbalsätzen gerahmt sind (11,3a.4b).
Poetologie und Rhetorik 111
Dabei wird das den Leitgedanken enthaltende Bikolon 20,5 auf diese
Weise hervorgehoben.135
Außer durch Nominalsätze kann sich die hebräische Poesie im Inte-
resse der Nuancierung auch der Position der Verben in den Verbalsätzen
bedienen. Wir können auf eine entsprechende syntaktische Analyse
sämtlicher Reden verzichten und uns auf die paradigmatische Untersu-
chung ausgewählter, besonders auffälliger Beispiele in Gestalt einiger
(Unter)Strophen beschränken. Die Bikola der beiden ersten (oben be-
reits mehrfach herangezogenen) Strophen der ersten ER 4,2–6 und 4,7–
11 wirken deshalb so geschlossen, weil sie ein Verb an das Ende des
Verses rücken. Die einzige Ausnahme bildet das oben besprochene Bi-
kolon 4,6, das aus zwei Nominalsätzen besteht. Seine pointierte Stel-
lung am Ende der Strophe entspricht jedoch den poetischen Regeln.
Vor diesem Hintergrund wird auch die auffallende Satzstruktur in 4,2b
verständlich, die das Verb wiederum ans Ende stellt. Das Phänomen
begleitet zusätzlich das einheitliche Klanggebilde der Strophen: Sie
fallen nämlich durch den Endreim der Verbformen der 2. masc. sing.
des Imperfekts Pi. in 4,3–5 (x"xax:x) und mit der 3. masc. plur. des Per-
fekts in 4,7–11 (U-) auf. Die Strophe 4,7–11 beendet im Mittelvers beide
Kola mit einem Verb. Sie erweist sich überhaupt als eines der umfang-
reichsten Beispiele für den übergreifenden Endreim im Alten Testa-
ment.136 Die zweite ER demonstriert dagegen den verbalen Chiasmus
an den inhaltlich aufeinander bezogenen Bikola, wobei dieser sich nicht
unbedingt vom Wechsel der Verbalsätze und invertierten Verbalsätze
nährt:137
* 15,5f. (Verb – x / Verb – x // Verb – x / x – Verb);
* 15,7f. (x – Verb / x – Verb // x – Verb / Verb – x);
* 15,32f. (x – Verb / x – Verb // Verb – x / Verb – x).138
139 D.h. symmetrisch fällt der jeweils zweite Vers 10 und 14 der Unterstrophe auf.
140 Ungeachtet dessen, daß in V. 21 und 23 noch verbale Teilsätze am Versanfang vor-
liegen.
141 Chiastisch im Gegensatz zu den drei vorausgehenden Beispielen.
142 In den Anfangsversen 20,6a und 20,12a steht ein Nomen am Ende des Kolons.
143 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 82.
144 Vgl. die zweite Strophe (11,7a.b.10a.b.11b.12a.b) und die Endstrophe der ersten Rede
(11,17b.18b.20a + Nominalsatz am Ende!) und die erste Unterstrophe der zweiten
Rede (20,2a.3a.b). Vgl. auch das Verb am Anfang von 11,3b.4a und 20,27a.28a (dabei
Verb – x).
Poetologie und Rhetorik 113
145 Vgl. G. Fohrer (1963a), 136; R. Gordis (1978), 90, und H. Strauß (2000), 23.
146 Elifas reagiert damit auf die Reihe der Fragen in der HR 21,4.7; 21,15–17; 21,28–31.
Solche Reihen besonders im Hiobbuch werden von W.G.E. Watson (1984), 339, her-
vorgehoben.
147 Zu den Anschuldigungen siehe unten, S. 145–147.
148 Zum Vergleich merke, daß in den HR die Fragen ebenfalls gleich in der Anfangs-
strophe eingesetzt werden, z.B. in 6,5f. (zweimal h A + {i)); 16,3 (Ah + ham); 19,2 (hfn)
f -da();
21,4 (Ah + {i)); 23,6a (Ah), außer einem Beispiel (19,2) jedoch nicht unmittelbar im An-
fangsvers. Auffallend treten die Fragen nicht in Hiobs erster Rede c. 3* auf und spie-
len in c. 23* keine hervorragende Rolle; dies dürfte ein Zeichen dafür sein, daß der
Dialogteil der Hiobdichtung sich ursprünglich mit c. 4–22 begrenzen ließ und c. 23*
schon zu Hiobs Rede mit Gott gehörte.
149 15,7 am Anfang der Strophe vermerkt auch L.J. de Regt (1996), 66. Beachte, daß in
der ersten und zweiten ER die erste und zweite Strophe mit Fragen eröffnet werden.
150 Zum Charakter der Frage siehe oben, S. 73.
114 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
158 In den HR werden vielmehr als bei den Freunden oder nur bei ihm das Adverb (a UDam
(3,12; 21,17; 24,1) und die Pronomina yim (9,19.24; 13,19; 17,15 u.a.) und hfm (3,12; 7,17;
16,6; 21,5 u.a.) sowie hfMl f (3,11.20; 7,20; 9,29 u.a.) und hfMKa (7,19; 13,23 u.a.) und be-
sonders }"Tyi -yim (wenigstens achtmal) verwendet. Jene Fragen sind freilich durch die
Art und Weise seiner Klage und Erfahrung begründet, weil er seine aktuelle Lage
und Gott stets befragt.
159 In GK28, § 149e als Beteuerung genannt.
160 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. u.a.
161 Zu den Leitgedanken siehe näher unten, S. 149.
116 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
überhaupt möglich ist. Ein aufdringlicher Ton ist auch den als Leitge-
danken zu bewertenden (4,6; 15,4; 22,2f.) sowie den begleitenden argu-
mentierenden (5,1; 22,20) oder den mahnenden Fragen (15,2; 15,7–9162;
22,4f.163) zu eigen. Selbst die Zitierung der Worte Hiobs in Frageform in
22,13aβ.b ist an sich als rhetorisch zu beurteilen, weil sie inhaltlich eine
Behauptung der Überzeugung Hiobs darstellt.
In den BR und ZR entdeckt man ebenfalls regelmäßig, daß den
fundamentalen Aussagen die Form einer rhetorischen Frage verliehen
wird (vgl. die Leitgedanken BR 8,3 und ZR 20,4f. und die thesenhaften
Aussagen BR 8,4b und ZR 11,7.10f.).164 Darüber hinaus werden die Fra-
gen dort eingesetzt, wo es um die Legitimation der Lehren Bildads und
Zofars geht (8,8.10; 20,4).165 Daher kann man behaupten, daß einerseits
die Fragen zwar nicht anders als rhetorisch zu bezeichnen sind, weil sie
die sichersten Behauptungen darstellen, und daß andererseits die
Selbstverständlichkeit dieser Aussagen durch die Aufdringlichkeit der
Fragen unterstrichen wird. Einen stärkeren Beweis als die Legitimati-
onsfragen der ersten BR in 8,8.10 kann man kaum erbringen. In ihr
wird Hiob aufgefordert, die Väter als die sicherste Instanz zu befragen
()fn-la)$
: -yiK in 8,8), und durch eine anschließende Frage dazu aufgefor-
dert, von ihnen zu lernen (8,10). Der Inhalt der Tradition der Väter, die
These über das Vergehen der Gottlosen in Form der Pflanzenmeta-
phern (8,11f.), wird aber durch eine weitere rhetorische Frage (8,11)
wiedergegeben. Für eine solche stilistische Brücke, die zugleich zwei
Strophen miteinander verbindet (8,6–8.10 und 8,11–13), gibt es in den
Reden der anderen Freunde keine Beispiele.
Der aus der Behandlung der Fragen in den Freundesreden zu zie-
hende generelle Schluß lautet mithin, daß sie als stilistisches Mittel zur
Belebung und Dramatisierung des als mündlichen Dialogs gestalteten
Textes eingesetzt werden.166 Sie tragen mit ihrer Aufdringlichkeit dazu
162 Der rhetorische Charakter der Fragen 15,7f. versteht sich bereits aus ihrem hyperbo-
lischen Inhalt, der von 15,9 aus der Aussage in 15,10.
163 Die Serie der rhetorischen Fragen in 22,2–5 hebt auch W.G.E. Watson (1984), 339,
hervor.
164 Siehe näher unten, S. 149f.; zu 11,11 siehe oben, S. 73.
165 Zu den Legitimationen siehe unten, S. 151 und S. 232–234.
166 Darauf, daß solche spezifischen, fast immer eine positive Antwort verlangenden
Fragen der hebräischen Rhetorik überhaupt eigen sind, sei hingewiesen; vgl.
W.G.E. Watson (1984), 338–342; GK28, § 150e–i; M. Held (1969). Kennzeichnend ist
auch, daß die zahlreichen Beispiele der rhetorischen Fragenketten bei W.G.E. Wat-
son, a.a.O., 339, hauptsächlich aus dem Hiobbuch stammen.
Poetologie und Rhetorik 117
Viele der die Rhetorik der Freundesreden belebenden und den Stro-
phenbau unterstützenden Partikel wurden bereits im Laufe der bishe-
rigen Erörterungen erwähnt. Etliche bedürfen jedoch wegen ihrer be-
sonderen Funktionen einer genaueren Betrachtung. Die wichtigste
Funktion kommt dabei den rhetorisch ohnehin besonders relevanten
deiktischen und anderen verstärkenden enklitischen Elementen besonders
in den ER zu.168 Die Bedeutungsnuance der Konjunktion yiK ist oft
schwierig festzustellen, weil sie einerseits in kausaler oder adversativer
Bedeutung Verwendung findet (5,6.7; 15,34; 22,29 u.a.), andererseits
aber auch eine reine deiktische Funktion besitzen kann (vgl. 5,2; 5,23;
22,2). Zweimal wird die Konjunktion in dieser Bedeutung durch hfT(a yiK
(4,5) bzw. ein zf)-yiK (22,26) hervorgehoben.169 Dabei darf ihre Position
am Anfang der Strophe in 5,23, der Unterstrophe in 4,5 und der dritten
ER in 22,2b nicht übersehen werden. Vergleicht man die Verwendung
der Konjunktion yiK in den Reden der anderen Freunde, so überrascht
das nur einmal deiktisch eingesetzte yiK in den ZR (11,11). Zu den Cha-
rakteristika der BR und ZR gehören dagegen die auffallend prätentiöse
Kombination )fn-la)$ : -yiK (8,8) am Anfang einer Unterstrophe, das in den
Freundesreden einmalige Adverb |a) (18,21) als Markierer des Summary
167 In den HR häufen sich die Fragen in c. 6f.*; c. 9f.*; c. 21* und außerhalb des Dialogs
in c. 31*. Behält man die sporadischen Fragen in c. 3*; c. 23* und c. 27ff.* im Auge, so
zeigt sich, daß die Fragen in der Hiobdichtung zumal mit dem Dialog bzw. der in
ihm geführten Diskussion in Verbindung stehen. Andererseits läßt der Dichter Jah-
we das Fragen ins Extreme treiben, indem er in dessen Reden die Fragenketten in
38,31–35 und 39,9–12+19f. eingefügt hat. Zur Bedeutung der rhetorischen Fragen für
die ganze Dichtung siehe unten, S. 284.
168 Vgl. T. Muraoka (1985), 165: „One feature that appears to be shared by many forms
which we have concluded to be emphatic, emphasis here being understood rather
loosely, is that they are frequently associated with an unusual degree of emotional
tension“.
169 Die mit beiden Kombinationen unterstrichene unbedingte Gewißheit hebt auch
GK28, § 159ee hervor. Vgl. Joüon, § 167s und H. Bobzin (1974), 90. Zum deiktischen yiK
im imperativischen Hymnus siehe F. Crüsemann (1969), 32ff.
118 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
170 Merke, daß dieses Adverb am Ende der BR zusammen mit den auffallenden Eröff-
nungen der BR durch }f)-da( einen gewissen Rahmen bildet.
171 Siehe oben, S. 101f.
172 Wenn man dieses Enklitikon nur sechsmal (sicher in 6,29; 10,9; 13,6.18; 17,3) in der
viel größeren Textmasse der HR trifft und es dabei niemals am Anfang der Strophe
steht, kann es als ein den Stil von Elifas stark charakterisierendes Element bezeichnet
werden.
173 Zur Ausdrücklichkeit der Personalpronomina siehe GK28, § 135a; T. Muraoka (1985),
134ff.
174 Zu den beiden siehe gründlicher oben, S. 94f.
175 In 5,17 ist h"Nh
i sekundär; siehe oben, S. 31f.; merke aber, daß die verwandte }"h zum
Wortschatz der Niedrigkeitsbearbeiters in 4,18; 15,15 und 25,5 gehört; siehe oben,
S. 24f., 38 und 66–68.
176 E. Talstra (1994) nennt sie macro-syntactic marker.
Poetologie und Rhetorik 119
oder Unterstrophe (5,23; 15,25; 22,6 und 4,5; 5,6; 15,27; 15,34; 22,29180).
Sie kann aber auch, wie 5,2.6.7 und 5,23–25 zeigen, mit der Funktion
und Frequenz der Partikel h A und )fn in den ER verglichen werden. Das
nur zweimal belegte Adverb }"K tritt in der gewichtigen Aussage 5,27 am
Ende der Rede und als Teil der kausalen Fügung, kombiniert mit la(,
am Anfang einer Strophe in 22,10 auf. Ebenso auffallend ist die Position
des nur einmal in den Reden belegten Nomens lfK unmittelbar am Stro-
phenanfang in ER 15,20 und einmal die des rhetorisch relevanten Verbs
rm), das ohne Verstärkung ()fn o.ä.) in ER 22,13 formal die Unterstrophe
und inhaltlich ein Zitat von Hiob eröffnet.
Statt des in den ER beliebten yiK tritt das für die BR und mehr noch
die ZR charakteristische {i) als Mittel zur Gestaltung des Strophenge-
füges auf (z.B. an ihrem Anfang in BR 8,6; ZR 11,13; 20,6; 20,12). Dar-
über hinaus läßt der Dichter Zofar die Reden des Elifas gleichsam mit
einem lfK unmittelbar am Strophenanfang in 20,26 und mit dem Verb
rm) in 11,4 am Anfang einer Unterstrophe unterstützen, wobei es sich
in 11,4 um ein angebliches Zitat Hiobs handelt. Die die zweite ZR er-
öffnende Begründung }"kl f (20,2) verdient wegen ihrer Position eine Er-
wähnung.181
Ein Thema für sich bilden in den ER die Präpositionen, nicht nur we-
gen ihrer Zahl und Auswahl, sondern auch wegen ihrer poetologischen
Position, ihrer suffigierten Formen und ihrer Funktion als Bestandteil
umfangreicher Alliterationen.182 Intensiv werden in ihnen die Präposi-
tionen mit den Suffixpronomina der 2. und 3. sing. masc. verwendet:
Mit B : in 15,3.6.10; 22,8.21, mit l : in 5,23.27; 15,17.28; 22,8.14.19.28, mit le)
in 4,2.5; 15,8.26; 22,27, mit {i( in 15,9183; 22,4 und da( in 4,5. Weiterhin be-
achtenswert ist ihre bewußte Einsetzung am Ende der Kola der Reden
(:B: 15,3.6.10; 22,8; l
: : 15,17.28; 22,19.28).184 Noch spezifischer ist die sym-
metrische Markierung der Enden der Unterstrophen durch ein !yel) " in
4,2a.5a185, {fB und !fB in 15,3b.6b oder das Rahmen einer ganzen Strophe
(|fl in 5,23b.27b). Die poetisch verstärkten Formen186 können den sy-
180 Merke, daß es sich bei 15,34f. und 22,29f. um die letzten zusammenfassenden Unter-
strophen der Reden handelt.
181 Vgl. die Liste der Marker zu den BR bei P. van der Lugt (1995), 103.210, und zu den
ZR a.a.O., 134f.232.
182 Zum letzten Phänomen siehe unten, S. 120f. und vgl. unten, S. 130ff.
183 Hier ausnahmsweise 1. plur.
184 In 15,28 und 22,19 handelt es sich um die poetisch verstärkte Form Omfl.
185 Dabei zweimal im Einklang mit dem Verb h)l.
186 Vgl. M. Cheney (1994), 217ff., der sie zu den morphologischen Archaismen zählt, so-
wie die Ergebnisse des Vergleichs der Dialogparteien (allerdings ohne Literarkritik)
auf S. 227, laut denen Zofar sich besonders hervorhebt.
Poetologie und Rhetorik 121
nonymen Parallelismus der ER (zumal yiNim und y"l) E in 15,22, aber auch
y"l)
E in 5,26; y"l(A in 15,27) oder ihren Anfang (Omy"l(f in 22,2187) mitprä-
gen.188
Der Hiobdichter bedient sich bei der poetologischen Gestaltung der
BR und ZR durch Präpositionen grundsätzlich ähnlich wie in den ER.
Doch verdienen es kleinere Abweichungen, hervorgehoben zu werden.
Ähnlich wie in den ER werden die suffigierten Formen der Präpositio-
nen benutzt (mit B : in 8,18; 20,2.23, mit l: in 8,4.10; 18,17.19; 20,22.26189.
27, mit la( in 18,6.9; 20,13.23, mit le) in 11,13 und mit {i( in 11,5) und
lautmalend eingesetzt. Ihre leicht häufigere Verwendung bei Zofar
wird durch den in den Freundesreden singulären Beleg mit }im ({ehn: m i in
11,20) verstärkt. Die ZR fallen auch durch den Gebrauch der poetisch
verstärkten Formen auf, die nur in ihnen gehäuft und symmetrisch
eingesetzt eine ganze Unterstrophe mitprägen (yiNim chiastisch in 20,4aβ.
bα, y"l(A in 20,4bβ und y"d(A in 20,5bβ). Viermal kommt den suffigierten
Verhältniswörtern auch eine Rolle im Strophenbau zu: Am Ende des
Anfangsbikolons einer Rede (yiB in 20,2), im Endbikolon einer Rede (}im
in 11,20), am Anfang einer Unterstrophe (Ol in 8,4) und im Endbikolon
einer Strophe (|fl in 8,10).
Neben den angeführten Beobachtungen zeichnet sich der Parallelis-
mus membrorum der Freundesreden durch die Tendenz aus, die Kopu-
la durchgehend am Anfang des jeweils zweiten Kolons zu benutzen.
Am konsequentesten ist der Hiobdichter bei der Formung der ER ge-
wesen. Meistens erstreckt sich dort das Phänomen über ganze Stro-
phen, z.B. 4,7–11; 5,1f.6f.; und als Rahmung der Rede in 15,2–6 und
15,30b.32–35. Regelmäßig sind auch zweiversige Unterstrophen mit der
Kopula am Anfang der vierten Zeile, z.B. 4,5f., zumal in der dritten ER:
22,2f.; 22,4f.; 22,21f.; 22,23.26. Fast jede Strophe oder Unterstrophe wird
mit einem mit der Kopula eingeleiteten Kolon beendet, Ausnahmen
gibt es nur wenige, z.B. 5,27; 15,24190; oder am Ende der Unterstrophen
5,18; 5,26; 15,21; 22,16. Manchmal können Bikola durch Auslassung
oder Häufung der Kopula am Anfang unterstrichen werden, z.B. das
hymnische aus vier Teilsätzen zusammengestellte Bikolon 5,18, die
Verheißung 5,24f., die rhetorisch scharf betonten Bikola 15,9f. oder der
Schaltvers 22,8. In der zweiten ER fällt die vierte Strophe durch Kopula
im ersten, dritten und fünften Bikolon auf.191 Darüber hinaus kann die
absichtliche Verwendung der das U-copulativum verlangenden Wör-
ter192 durchgehend am Anfang der jeweils zweiten Zeile innerhalb einer
Strophe (5,2.6f.; 22,6–9) oder die Pointierung des Endkolons der Stro-
phe oder Unterstrophe durch U-copulativum im Vergleich zur Reihe
von w-copulativa (4,4b; 4,9b.11b; 15,3b.6b; 15,35b) hervorgehoben wer-
den. Grundsätzlich unterscheiden sich die BR und ZR darin nicht von
den ER, obwohl in den ZR die meisten Inkonsequenzen auftreten. Die
erste ZR wird von Strophen gerahmt, die das Übermaß von w-copulati-
vum offenbar gewollt einsetzen (11,2b.3b.4a.b.5a.b und 11,17a.18a.b.
19b.20a.bα.β). Im Gegensatz dazu steht die zweite ZR, die eindeutig die
geringste Zahl an Kopula enthält, wobei erst die vierte Zeile der Unter-
strophen mit einem w eröffnet wird (20,4f.; 20,12f.; 20,22.23b; 20,24f.;
20,26f.; 20,28f.). Es gibt weiterhin sogar Strophen (20,18–21) oder Unter-
strophen (20,14f.) ohne eine einzige Kopula.193 Vielleicht liegt es an ih-
rem hauptsächlich illustrativen Charakter, der auf vielen der Tradition
entlehnten Bildern beruht.
191 Dabei geht der Kopula am Anfang des b-Kolons das Suffix O- am Ende des a-Kolons
voraus.
192 Vgl. GK28, § 104d-g.
193 Es wurde oben, S. 108f., bereits hervorgehoben, daß die besonderen syntaktischen
Fügungen bei Zofar oft asyndetisch sind.
194 Vgl. die Liste der vom Strophenbau her wichtigen Wörter in den ER bei P. van der
Lugt (1995), 63–65.72–75.178f.258–261; in den BR a.a.O., 104–106.210–212, und in den
ZR a.a.O., 135–137.232–235.
195 Einleitend dazu siehe W.G.E. Watson (1984), 287ff., und die Beispiele bei ihm sowie
z.B. T. Krüger (1997), 77ff. (Ps 90). Auf die Erscheinung im Hiobbuch haben R. Gor-
dis (1978), 508–513 (bes. die Tabelle der Wortwiederholungen auf S. 512f.), N.C. Ha-
bel (1985), 49–52, u.a., H.-J. Hermisson (1998a), 290ff., M. Köhlmoos (1999), 136ff.,
und bei HR 21 bes. E. Talstra (1994), 334ff. ({xn, ($r, }h), hingewiesen.
196 Konjiziert; siehe oben, S. 32.
Poetologie und Rhetorik 123
197 In 22,29 fällt rm) weg wegen Konjektur; siehe oben, S. 53.
198 In 20,29 wird das Wort Or:m)
i konjiziert, siehe oben, S. 84.
199 Vgl. den Rahmen bei Elifas in 15,2.6 aus hn(.
124 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
nahe, daß sie erneut zur Markierung der jeweiligen Redeeinheit einge-
setzt worden sind, weil das Wort sich zum ersten Mal in der ersten
Zeile und zum zweiten im Endbikolon einer Unterstrophe befindet.
Vier einschlägige Belege zeichnen die zweite BR besonders aus. Sie
verleihen den Unterstrophen 18,5f.; 18,8–11 und 18,14f. eine klare,
symmetrisch gerahmte Gestalt: rO) am Anfang von V. 5 und 6; |f(d : yi am
Ende von V. 5a und 6b; wyflg: ar am Ende von V. 8a und V. 11b und OlFh) f in
der Mitte von V. 14a und 15a. Alle dienen der metaphorischen Illustra-
tionen zu den Thesen Bildads und behandeln so, stilistisch verfeinert,
den Untergang des Gottlosen.
Die Erscheinung der Stichwortverwendung kann aber auch in den
beiden Hälften ein und derselben Strophe begegnen, wie es bei den
oben behandelten Wörtern hn( und (m$ der ER der Fall gewesen ist.
Darüber hinaus werden in ihnen entweder die Strophen gerahmt oder
beide Unterstrophen symmetrisch markiert in 4,2a.5a (die Wendung le)
h)l), 15,20a.24a ({Oy)207, 15,25a.29b (h+n); 22,11a.14a (h)r )ol). Geht man
bei der Endstrophe der ersten ER von der Gliederung 2+2+1 aus, be-
gegnet das Verb (yiK) (dy in allen Teilen (5,24a; 5,25a; 5,27b). Dies ist
jedoch nur eine schwache Nachahmung der außergewöhnlichsten
Stichwortkette in den Freundesreden überhaupt, die in 4,7–11 vorliegt.
Dort werden drei symmetrisch verstreute Kola, jeweils das erste im
ersten, dritten und fünften Bikolon der Strophe (4,7a.9a.11a), durch das
Verb db) geprägt.208 In seiner ersten Rede zieht Bildad einmal zwei
benachbarte Unterstrophen symmetrisch zusammen, indem er im je-
weils zweiten Bikolon das synonyme Paar l") // yaD$ a (8,3a.b; 8,5a.b) mit-
einander verbindet, um so den Leitgedanken seiner Lehre (8,3) und die
Aufforderung an Hiob (8,4f.) zu stilisieren.209 Auch in den ZR begegnet
diese Erscheinung der Hervorhebung einer rhetorisch wichtigen Stro-
phe mittels der Wiederholung eines Stichwortes. So wird die an Hiob
gerichtete Verheißung210 in 11,15–20* durch ein hæwq: iT in 11,18.20 unter-
strichen.
Innerhalb einer Rede tritt die Stichwortverwendung freilich häufi-
ger auf. Neben der oben vermerkten Funktion der Wurzel rm) in der
dritten ER spielt eine ganze Reihe von Schlüsselwörtern bei Elifas eine
inhaltliche oder stilistische Rolle. Viele Wörter werden zur Verknüp-
fung der Anfangs- und Endstrophen eingesetzt: In der ersten Rede h"Nh i
in 4,3a; 5,27a; bar in 4,3a; 5,25a und )ObfT in 4,5a; 5,26a; in der zweiten
Rede }e+B e in 15,2b.35b und )lm in 15,2.32; in der dritten Rede !yekr f D
: in
22,3b.28b211. Dabei stehen viele von ihnen auch inhaltlich in Korrelation
zueinander, indem sie auf das Schicksal Hiobs bezogen sind, z.B. bar
einerseits auf die vielen, denen Hiob geholfen hat, und andererseits auf
seine sich vermehrende Nachkommenschaft. Ähnlich verhält es sich
mit )ObfT und !yekfrD : , die am Ende der Reden unzertrennlich zur Verhei-
ßung gehören. Das chiastisch am Ende von 15,2b und am Anfang von
15,35b begegnende }e+eB ist dagegen generell und negativ gemeint, in-
dem es sich auf das sinnlose Reden und sündhafte Treiben der Heuch-
ler bezieht. In der ersten ER fallen neben dem Rahmen die hymnischen
Bikola 5,18–21 auf, weil vier dort benutzte Wörter nahezu programma-
tisch auf die Anfangsstrophe zurückgreifen, vgl. dfy in 5,18.20 und 4,3,
(gy und )wb in 5,19.21 und 4,5 und die Wurzel )ry in 5,21 und 4,6. Sie
alle beschäftigen sich unter mehreren Gesichtspunkten mit dem ver-
gangenen idealen, aktuellen gespannten und möglichen künftigen Ver-
hältnis zwischen Gott und Hiob. Auch dem besonderen Paar }ew) f // lfm(f
in den aneinandergereihten streng argumentativen Strophen (4,8; 5,6f.)
kann eine akzentuierende Funktion beigemessen werden. In der zwei-
ten ER wird die rügende dritte Unterstrophe 15,7f. durch eine ähnliche
Stichwortverwendung markiert, vgl. die Wurzel {kx in 15,8 im Rück-
griff auf 15,2, (arg: ti W: in 15,8 auf 15,4, lyx (dabei Pil. pass. und Hitpal.212)
in 15,7 im Vorgriff auf 15,20 und dly in 15,7 auf 15,35. In der dritten ER
scheint das auffordernde und verheißende Ende in 22,21–23.26–28
durch Stichwortbeziehungen künstlerisch hervorgehoben zu sein, vgl.
)wb in 22,21 und 22,4, {yinpf )&n in 22,26 und 22,8, rO) in 22,28 und
22,11213, {l$ symmetrisch im ersten Bikolon beider Strophen in 22,21
und 22,27 und zumal }ks in 22,21 und 22,2.214
Genauso intensiv wie in den ER tritt die Erscheinung in den BR
und ZR hervor. Sie werden durch die Verwendung von Stichwörtern in
der jeweils ersten und letzten Strophe gerahmt. In der ersten BR sind es
!yiP (8,2.21) und dayB : (8,4.20); in der zweiten BR {Oqfm (18,4.21), rO) (18,5f.
18) und die Wurzel \$x (18,6.18); in der ersten ZR bar/bor (11,2.19) und
{iyna y"( (11,4.20); in der zweiten ZR {fd) f (20,4.29), jer)
e (20,4.27) und (f$r f
(20,5.29). Dabei muß auch der rahmende, auf die genannten Begriffe
aufgebaute inhaltliche Chiasmus in 8,2.21; 11,2.19 und 11,4.20a erwähnt
werden. In den BR verdienen auch noch weitere Stichwörter wegen
211 Vgl. auch \rd als Verb in der Mitte der Rede 22,15.
212 So nach Ges17, 227b.
213 Konjiziert; siehe oben, S. 48. Merke auch besonders bei rO) den verstärkten Gegen-
satz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a.
214 Vgl. ferner x
a Ur in 15,2.30; (dy in 15,9 (zweimal) und 15,23; {Oy in 15,10.20.24.32; {iym
a in
22,7.11; h)r in 22,11.14.19; yiqnf in 22,19.30.
Poetologie und Rhetorik 127
215 Vgl. ferner in den BR: jer) e (18,4.10.17); )cy (8,10.16); d(c (18,7.14); und in den ZR hyh
auch in 11,4; }ew)
f (11,11.14); bw$ (20,2.18); (dy (20,4.20), und N.C. Habel (1985), 313f.
216 Vgl. auch }ew)
f -y"tm
: in der dritten Rede 22,15.
217 Die besondere Qualität des Wortes hat bereits K. Budde (1896), 18 (ähnlich B. Duhm
[1897] 24f.), vermerkt: „h)ry im Sinne „Gottesfurcht“ nirgend im A. T. als in den 3
Reden des Eliphaz 46. 154. 224, sicheres Zeichen für des Dichters Absicht, die Redner
auch stilistisch auseinander zu halten“.
218 In 4,6 als Nomen {oT und in 22,3 als Verb {"TT a .
128 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
219 Vgl. außerdem \rd, xaro) und ru<) f (konjiziert; siehe oben, S. 50) in 22,15 und yiqnf in
22,19.
220 Vgl. außerdem leho) im Summary appraisal der zweiten Rede 15,34 und {l$ in 15,21;
22,21. Zu den beliebtesten Wörtern der ER zählen sich noch (dy (5,24.25.27; 15,9
[zweimal]; 15,23; 22,13), h)r (4,8; 22,11.14.19) zusammen mit dem synonymen hzx
(15,17), \$x (15,22.24; 22,11), x a Ur (4,9; 15,2.30), jer)
e (5,25; 15,29; 22,8), dfy (4,3; 5,18.20;
15,25), {fd)f (5,7; 15,7) und die Wendung $") lk) (15,34; 22,20).
221 Vgl. zusätzlich }ew) f zweimal in den BR (18,7.12).
222 Siehe Textkritik oben, S. 82.
223 Zu den Summary appraisals und Leitgedanken siehe unten, S. 149f.152 und 161f.
224 Das Wort wird in den ER nur einmal in 15,20 verwendet.
225 Vgl. sie in den ER (entsprechend in 15,20 und 4,7.9.11). Vgl. außerdem in den BR qzx
(8,20; 18,9); {Wqfm (8,18; 18,4.21); hewnf (8,6; 18,15) und in den ZR day (11,14; 20,22); (dy
(11,11; 20,4.20); }iy(a (11,4.20; 20,9); hn( (11,2; 20,3); h)r (11,11; 20,7); bw$ (11,10; 20,2.18).
226 Vgl. lk) (15,34; 18,13; 20,21.26; 22,20); jer) e (5,25; 15,29; 18,4.10.17; 20,4.27; 22,8); $")
(15,34; 18,5; 20,26; 22,20); }yb (11,11; 15,9; 18,2); tiyB a (8,14; 15,28; 20,19.28); day (4,3; 5,18.
20; 8,4.20; 11,14; 15,25; 20,22); {Oy (15,10.20.32; 18,20; 20,28); (b)bl (8,10; 11,13; 22,22);
{iym
a (8,11; 11,16; 22,7.11); {iyna y"( (11,4.20; 18,3; 20,9; 22,29); heP (8,2.21; 15,5f.; 20,12; 22,22);
{y& (5,8; 18,2; 20,4; 22,22); hfp& f (8,21; 11,2.5; 15,6) usw.
Poetologie und Rhetorik 129
3. Klangfiguren
Klangfiguren
Wie oben schon mehrfach beobachtet wurde, können unterschiedliche
stilistische Figuren und der Strophenbau von verschiedenen klangli-
chen Übereinstimmungen begleitet werden. Der Hiobdichter scheint
aus der nahezu unversiegbaren Quelle der hebräischen Stilistik und
Poetologie zu schöpfen. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, uns
davon ein vollkommenes Bild zu machen, doch sei der Versuch einer
flüchtigen Systematisierung an dieser Stelle trotzdem gewagt. Läßt
man die Wiederholung von Stichwörtern in einem Bikolon, einer Un-
terstrophe oder Strophe außer acht, so kann man einzelne Wörter in
einer Zeile, einem Bikolon oder einer Unterstrophe durch ihren Anfang
(Alliteration)231, ihre Mitte (Assonanz)232 oder ihr Ende (Reim) zusam-
menklingen lassen233.234
3.1. Alliteration
für eine zwei Kola übergreifende Alliteration (hier -)) im ganzen Hiob-
dialog und die Kennzeichnung für ein von der Regel abweichendes
Ende238 erweist sich aber das Bikolon 5,8:239
l")-le) $r:d) e yin)
A {flU)
yitr
f b
: D
i {yi&)
f {yihol)E -le)w:
Diese besonders auffallende Alliteration soll die Aufmerksamkeit auf
die Wichtigkeit dieser Aufforderung richten.240 Der zweite, ebenfalls zu
den wichtigsten Belegen gehörige Fall befindet sich in derselben Rede
im hymnischen Abschnitt 5,19–21, in dem fünf von sechs Kola durch
die Präposition -:B eingeleitet werden (V. 19a–21a) und drei zusätzlich
durch das mit -$ beginnende Wort (V. 19a.b.21a).241
Die Alliteration spielt auch bei der Markierung der (Unter)Strophen
eine wichtige und mehrfach sogar die Hauptrolle: So sind neben den
oben genannten Stellen die Bikola aufeinander chiastisch abgestimmt
durch ihre Anfangsbuchstaben in den ER in 4,2–6 (die erste Unterstro-
phe hfSni Ah, h"Nh i , l"$OK, die zweite yiK, )olh
A ) und in 22,10f.13f. (la(, rO), T
f r
: am)
f w: ,
{yib(f ). Sie können auch durch gewisse Laute in symmetrisch gestellten
Kola auftreten, so in 5,2a.7a (lyéw) E l
e und lfm(f l
: ), in 22,23a.b.26a.b (da(, hflw: (a ,
la(, H a OlE)-le)),242 oder die Unterstrophe(n) rahmen wie in 5,23a.26b (-K
am Anfang der Zeile und -:b am Anfang des letzten Wortes im Kolon),
in 5,1a.2b ()fn-)frq: am Anfang und hf)n: :q am Ende) oder das Endbikolon
durch versinnere Alliteration hervorheben wie in 15,29 (dreimal )ol
und jer) f l
f ) und 22,20 ({i) am Anfang und $") am Ende). Analog zu der
alliterierenden Wiederholung von -( yiK (4,5) und h"Nh i (4,3) in der End-
strophe der ersten ER (5,23 und 5,27) wird auch in der zweiten ER der
Anfangslaut -h (15,2) im Endbikolon (15,35) wiederaufgenommen. Zu-
238 Hier am Ende das einzige Wort nicht mit -). Vgl. auch das Beispiel aus 15,34 gleich
oben. Wie von uns (siehe S. 87, Anm. 9, und S. 110, Anm. 132) bereits behauptet wor-
den ist, betrifft diese Erscheinung nicht nur Alliteration, sondern fast alle stilisti-
schen und poetologischen Figuren der hebräischen Poesie.
239 Dieser Vers wird auch von L. Alonso Schökel (1988), 22f.; W.B. Stevenson (1947), 99,
und R. Gordis (1978), 55, besonders hervorgehoben.
240 Tatsächlich handelt es sich hier um die erste und programmatische Aufforderung in
den ER und in den Freundesreden überhaupt. Siehe unten, S. 215f.
241 Darüber hinaus befindet sich die Präposition B : in der Mitte von V. 19b und die
Alliteration von -m in V. 20a.b.21b. Das Phänomen des abweichenden Endes fällt
durch die fehlende B : in der letzen Zeile V. 22b auf. Da der Anfang dieser Strophe 5,8
durch )- und das Ende 5,19–22 durch b-Alliteration hervorgehoben worden sind,
kann das Phänomen auch als Akrostichon bezeichnet werden.
242 Falls unsere Vermutungen richtig sind (vgl. oben, S. 51), fangen alle mittleren Voka-
beln der jeweils ersten Kolons in der Endstrophe der dritten Rede (22,27–30) mit -)
an (wyfl)
" , remO), l")?, $yi)?). Sicher geschieht es in 4,9a.b.10a.11a (jeweils das zweite
Wort mit -)).
132 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
243 Vgl. insgesamt: -) (4,7; 4,9.10a.11a; 5,6f.; 5,8; 15,4a; 15,7a.8; 15,34b; 22,3b.5b; 22,8a.9a;
22,11a.13a; 22,15; 22,15.16a; 22,20; 22,23a.26; 22,27a–30a); -( (5,1a.7b; 5,6f.; 15,5;
22,10a.14a; 22,23.26); -h (4,2a.3a.6a; 15,2a.3a; 15,7a.8a); -b (5,19.20.21a; 15,2b.3; 15,26.
28bα; 15,30bβ.32a.33a.35b); -t (4,5.6b; 15,4b.5b; 15,7a.8.9b; 22,6.7a; 22,23b.26b; 22,27a.
28a); -k (4,4a.5a; 5,23a.26b; 15,27a; 15,32b.33); -k/-q (5,1a.2.7a.8a; 15,20a.21a); -n (4,7;
22,16b.19b.20a; 22,27b.30); -m (4,2b.4a; 4,9.11a; 5,20.21b; 15,2b.3b; 22,2b.4b); -$ (4,10;
5,19.21); -y (15,30b.33); -x (15,7b.8b; 15,22); -p (15,27; 22,10); -l (15,29); -(()fr (5,19b.20a;
22,5a); -z (15,17b). Die Liste ist nicht vollständig. P.W. Skehan (1971), 110, hebt die
Rolle von -h und -k am Anfang der Strophen in ER 22 hervor.
244 Konjiziert, siehe oben, S. 58.
245 Vgl. zusätzlich -b am Anfang der Wörter in der Mitte von 18,13b und am Ende von
18,14a.
246 Vgl. insgesamt: -) (/-() (BR 8,2a.3a.b.4a.5a.b; 8,5a; 8,6a; 8,20a.21a.22b; 18,17a; 18,21a;
ZR 11,2b; 11,13a.14a.15a.16a.b; 20,21a.b; 20,28b.29a.b); -b (BR 8,11a.b.12a; 8,14b;
Klangfiguren 133
wiesen. Die erste betrifft die Wahl der alliterierenden Laute, weil darin
keine grundsätzliche Differenz zwischen den BR und ZR besteht, im
Vergleich zu den ER aber die viel wichtigere Rolle von -) und -k (/-q)
und besonders effektvoll von -b und -m zu unterstreichen ist. Dabei
fehlen viele in den ER begegnende Alliterationen wie auf -h oder wer-
den weniger eingesetzt wie es bei -t der Fall ist. Da Bildad und Zofar
Hiob weniger direkt als Elifas anreden, spielen die Verben in der 3.
Person masc. (-y) im Klanggefüge eine stärkere Rolle. Die zweite Be-
obachtung betrifft die meisterhafte erste Strophe der ersten BR, weil
hier nicht nur eine umfassende )-Alliteration auftritt, sondern auch die
den Rahmen verstärkenden Querbeziehungen von heL) " (V.2a), l")
(V. 5a) und le) (V. 5a.b), von yaD$
a (V. 3b.5b) und tw( (V. 3a.b), von {i)
(V. 3b.4a.5a), die Kopula (V. 2b.3b. 4b.5b), die Konsonantenverdoppe-
lung (V. 2a.5b) und der Reim (}- und l- in V. 2a.5a.b) von Gewicht sind.
Das Phänomen möge durch das folgende Schema illustriert werden:
--- ---) ---- --- w b hl) ll-- }) -- 2a A
--- tw(y yd$ {) w b ---- tw(y l)- 3a
---- --- ----- w b -- ---- ---- {) 4a B
}n-tt yd$ l) w b l) l) ---- --) {) 5a
3.2. Assonanz
247 Falls unsere Konjektur nicht richtig ist (siehe oben, S. 32), wird zusätzlich das An-
fangswort +O$:B von -o- regiert. Darüber hinaus alliterieren hier die Laute -$ und -t.
Dieses auffallende Bikolon wird auch von E. König (1900), 294, und W.G.E. Watson
(1984), 223.274ff., als Beispiel herangezogen.
248 Hier handelt es sich um das letzte Kolon der großen Endverheißung, bevor der gan-
ze Dialog durch das Summary appraisal in 22,29f. zu Ende geführt wird. Vgl. ferner
22,15a (rom$
: T
i {flO( xaro)h
a ) und die Tendenz zur o-Assonanz besonders in der zweiten
ER: 15,7f. (in sechs Wörtern von zwölf), 15,3 (fünfmal); 15,20f. (konjiziert, achtmal);
15,22–24* (siebenmal); 15,28abα.29 (konjiziert, neunmal); 15,32 (konjiziert, sieben-
mal); 15,34b.35a (viermal).
249 Zu dfdon und zu den Umstellungen siehe oben, S. 40.
250 Wir gewinnen dank dieser Beobachtung ein starkes Argument für unsere These über
die ursprüngliche Gestalt der Strophe 15,20–24*. Die o-Assonanz wird auch inner-
halb der Bikola benutzt.
251 Die i-Assonanz prägt eigentlich die ganze Unterstrophe, vgl. }yibT
f in 15,9; yil und yityézx
f
in 15,17.
252 Siehe auch die Konjektur oben, S. 28. Auffallend ist erneut die absichtliche Abwei-
chung am Ende von 5,7b durch -u-.
Klangfiguren 135
253 Noch einmal tritt in 15,4 die Assonanz von -i- hervor (hfxyi& und hf)r : yi ).
254 In 5,27 vgl. zusätzlich h f Un:rqa x
A und h
f nu (A m
a $
: (konjiziert; siehe oben, S. 33).
255 Von den Möglichkeiten der Assonanz sprechen noch die für die ER charakteristi-
schen Wendungen mit verstärkten Präpositionen wie rebqf -y"l) E (5,26a), berx
f -y"l)
E
(15,22b) oder leskf -y"l(A (15,27b), die Markierung zweier Unterstrophen durch ryiT(: T a
und lyiP$: h
i (konjiziert, 22,27a.29a), das einheitlich gestaltete Bikolon 22,7 (-i- / -e-)
oder die Unterstrophe 22,23.26 (-a- / -e-) und die chiastische Verwendung der Asso-
nanz in 22,5 (hfBr
a !:t(f rf am Ende der ersten Zeile und j"q-}y") am Anfang der zweiten,
gerahmt von )olh A am Anfang des Bikolons und !yetonOA(l a am Ende).
256 Konjiziert, siehe oben, S. 64.
257 Vgl. in den BR auch -i- in 8,10b.14a.b; 18,19a.b.
136 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
gezeichnet werden, weil hier das Ende beider Kola in 20,2 durch yinUbyi$y:
und yib yi$Ux und der Anfang beider Zeilen in 20,3 durch rasUm und xa Ur:w
geprägt ist. Doch abgesehen davon, daß Unterstrophen durch eine ge-
wisse Assonanz geprägt sind, läßt sich nicht behaupten, daß der Asso-
nanz in den BR und ZR als Strophenmarker eine größere Rolle zukäme.
3.3. Reim
258 Sowohl E. König (1900), 355ff., W.G.E. Watson (1984), 229ff., als auch K. Seybold
(2003), 155f., sind bei der Auswertung des Reims vorsichtig. Wenigstens in den
Freundesreden darf man mit dem Phänomen sicherlich rechnen. Vgl. auch W.B. Ste-
venson (1947), 100, und R. Gordis (1978), 505.
259 Beide Unterstrophen werden auch in 15,32b.35b (hfnnf (A r a / hfmr
: m
i ) und refrainartig in
22,11a.14a (he)r
: t
i -)ol / he)r
: yi )olw: ) aufeinander abgestimmt.
260 Zu den Konjekturen und Umstellungen siehe oben, S. 40f. Beide Unterstrophen
werden von U- beendet und durchgehend von der o-Assonanz bestimmt.
261 Von den seltenen Reimen sind einer auf d- (15,34a.b) und einer auf tO- (z.B. 22,9a.b)
zu nennen.
Klangfiguren 137
262 Vgl. auch den Rahmen aus {fkx f und {fB in 15,2a.3b.
263 Darüber hinaus gibt es zahlreiche Reime innerhalb der einzelnen oder in zwei be-
nachbarten Bikola, die hier nicht aufgezählt werden können.
264 Konjiziert, siehe oben, S. 83.
265 Konjiziert, siehe oben, S. 64.
266 Merke auch, daß das Kolon 18,11a mit byibs f anfängt.
267 Merke, daß innerhalb der Kola 11,20a und 20bβ auch Wörter mit {- am Ende vor-
kommen.
268 Konjiziert, siehe oben, S. 73.
269 Wichtig zu merken ist das durchgehend unterschiedliche Klanggebilde der HR, weil
in ihnen der Reim oft mit Hilfe von Suffixen der 1. sing. gebaut wird. Vgl. z.B. 10,8–
12.14–18, wo alle Kola gereimt sind; oder die Strophe 3,24–26 mit einer auffallenden
Zahl von ähnlich suffigierten Wörtern.
138 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
270 Siehe dazu E. König (1900), 291f., und zu den Belegen in Hi bei R. Gordis (1978), 512.
271 Konjiziert, siehe oben, S. 82f.
272 Siehe Textkritik oben, S. 40f.
273 Vgl. auch OlAlge K: in 20,7a und daDyu w: in 20,8b.
274 Vgl. zur Alliteration oben, S. 133.
Aufbau 139
4. Aufbau
Aufbau
Im Anschluß an die vorausgegangenen Erörterungen über den Stil
kann nun die Analyse des Aufbaus der Reden vollzogen werden, um
weiterhin genauer auf den Inhalt und die Theologie der Freundesreden
einzugehen. Wir haben anhand zahlreicher stilistischer Figuren festge-
stellt, daß alle Reden einer gezielten Strophengliederung unterworfen
sind. Dabei sind viele Paare von Bikola ausgezeichnet worden, die
zugleich Unterstrophen und seltener Strophen bilden.275 Diese rhetori-
275 Als Voraussetzung für folgende Behandlung seien zum Beispiel mehrere solche
Einheiten aus den ER aufgezählt: 4,3f.; 4,5f.; 4,10f.; 5,6f.; 5,19–21; 5,23–26; 15,2f.;
140 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
15,5f.; 15,7f.; 15,9f.17; 15,20–24*; 15,25–29*; 15,30b.32f.; 22,2f.; 22,6–9; 22,10f.; 22,13f.;
22,15f.; 22,19f.; 22,21f.; 22,23.26; 22,27f. und 22,29f.
276 U.E. verbergen sich in der Struktur der Freundesreden so viele Regelmäßigkeiten,
daß sie im Unterschied zu M. Köhlmoos (1999), 112ff., die die Anrede für die einzige
strukturelle Regelmäßigkeit des Hiobdialogs hält, ausdrücklich behandelt werden
müssen. Vgl. auch die Aufbauanalysen und -tabellen bei J.E. Hartley (1988), 38f.37ff.
277 Es empfiehlt sich, sich die Tabellen unten, S. 153ff., stets vor Augen zu halten.
278 4,2–7aα; 5,1; 5,19–21.23–26; 5,27aα.bβ; 15,4–9; 15,17a; 22,3–7; 22,9–11.13–15a; 22,21–
23.26–28.
279 4,7aβ.b; 4,8aβ–11; 5,2.6f.; 5,18; 15,2f.; 15,20–24bα.25–28bα.29.30b.32–35; 22,2; 22,8;
22,15b–16.19f.; 22,29f.
280 Zur Legitimation der ER siehe unten, S. 225–232.
281 Zur Form des Aufmerksamkeitsrufs siehe allgemein D. Römheld (1989a; 1989b).
Aufbau 141
282 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. Es sei betont, daß der als Anakrusis ver-
faßte Aufruf stilistisch einen schönen Übergang von Mahnung zur Lehre bildet.
283 Darüber hinaus drängt sich die Parallele zum Brüllen der mächtigen, aber doch
verwundbaren Löwen in der unmittelbar vorausgehenden Unterstrophe 4,10f. auf,
ob gewollt oder nicht.
284 Siehe auch unten, S. 195.
142 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
treten in allen drei Reden auf und gehen generell von der Grundstruk-
tur „Mahnung > Lehre“ aus. Betrachtet man die Anteile beider (Mah-
nung: 15+10+18 Verse = 59%; Lehre: 9+15+6 Verse = 41%), muß der
Mahnung bei Elifas deutlich der Vorrang zugeschrieben werden. Allein
aus dieser Tatsache gewinnt man die beste Begründung dafür, Elifas
als Seelsorger zu deuten.285
Die BR und ZR machen in sehr ähnlicher Weise von der Rede in der
1. Person Gebrauch. Zu ihren beiden ersten Reden gehört jeweils ein
Zitat in direkter Rede. Dabei handelt es sich in den BR in 8,18bβ um ein
rein stilistisches Verfahren, weil !yityi)r
: )ol im Rahmen einer Pflanzen-
metapher als Teil der Lehre zur Veranschaulichung der Vergänglich-
keit der Gottlosen eingesetzt wird. Die ZR verallgemeinern nach ihrer
Art die Worte Hiobs und bringen sie in einem rhetorisch gemeinten
Zitat in 11,4aβ.b zur Sprache. Dabei nimmt sich das Bikolon wie eine
Anschuldigung aus, die Hiob der Lüge bezichtigt. Daher kann man
11,4 generell als Teil der Mahnung betrachten. Bei beiden Rednern
fängt die zweite Rede mit der Rede in der 1. Person an. Dabei fragt
Bildad Hiob in 18,2b.3 vorwurfsvoll, warum Hiob die Freunde verach-
tet. Zofar dagegen sucht in 20,2f. nicht minder vorwurfsvoll, seine Auf-
regung mit der schmählichen Rede Hiobs zu begründen. Beide Redeer-
öffnungen können daher wiederum als Teile der Mahnung betrachtet
werden. Der einzige Unterschied zwischen den Rednern besteht darin,
daß Bildad im Gegensatz zu Zofar die 1. Person plur. verwendet. Je-
denfalls treten Bildad und Zofar mit der seelsorgerlichen, die eigene
Erfahrung betonenden Rede von Elifas in keiner Weise in Konkurrenz.
Am meisten fällt in den BR und ZR auf, daß die Verben oder Suffi-
xe der 2. masc. sing. deutlich seltener als in den ER eingesetzt werden286
und die Rede in der 3. Person ihren Stil beherrscht287. Unterwirft man
die Belege unter der Voraussetzung, daß die Rede in der 3. Person
hauptsächlich theoretischer und lehrender Natur ist, einer Kontrolle, so
zeichnen sich vorerst umfangreiche Blöcke ab, die tatsächlich inhaltlich
als Lehre bezeichnet werden dürfen: in den BR 8,11–20*; 18,5–21 und in
den ZR 11,10–12; 20,5–29*. Dagegen handelt es sich bei 8,4–7*288;
289 Zusammen mit 18,3, der in der 1. Person verfaßt worden ist, wie oben bereits ge-
zeigt.
290 Einschließlich 11,4; siehe vorige Anmerkung.
144 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Person gehalten sind (15,2f.; 22,2), und weiterhin, daß sie an die Ver-
nunft Hiobs appellieren. Von ihnen heben sich zahlreiche Anschuldi-
gungen (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.; 22,6–9; 22,13f.) schon durch die 2. Person
und ihren härteren Ton ab. Sie sind jedoch regelmäßig durch Warnun-
gen vorbereitet, wobei ihre Zahl in der dritten Rede in charakteristi-
scher Weise im Vergleich zur zweiten zunimmt. Auch sie können als
rhetorische Fragen formuliert werden (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.). Im ent-
scheidenden Augenblick läßt Elifas jedoch jegliche Behutsamkeit fallen,
um Hiob offen zu beschuldigen (22,6–9.13f.). Dabei läßt der Dichter
Elifas so vorgehen, daß er Hiob zuerst nach dem Ursprung der Weis-
heit fragt, als ob Hiob so viel wisse wie Gott (15,7f.). Anschließend stellt
er Hiobs Wissen im Vergleich zu den alten Weisen in Frage (15,9f.). In
der dritten Rede stellt Elifas schließlich fest, daß Hiob die Gottesfurcht
mißachtet habe (22,4f.; erneut hf)r : yi ), um dann seiner Anschuldigung die
Form einer Liste seiner Vergehen zu geben. Dabei wird zwischen Sün-
den gegen Menschen (22,6–9) und solchen gegen Gott (22,13f.) unter-
schieden und zugleich spiegelbildlich auf die zweite Rede zurückge-
griffen.292 Den Übergang von der Warnung zur Anschuldigung bildet
die Beschwörung in 15,5f., durch die Elifas auf die Gefahr der selbstzer-
störenden Wirkung unbedachten Redens hinweist. Doch im 22,10f.
weicht Elifas von seinen Warnungen ab, indem er zur Diagnose über-
geht und die schreckliche Lage Hiobs als Folge seiner Sünden beurteilt.
Diese Apodosis (22,10f.) zur Protasis in Gestalt von Anschuldigungen
(22,6–9.13f.) bezeichnen wir gesondert als Folgerung (22,10f.; vgl. die
betonte }"K-la().293
Inhaltlich und positionell diametral gegenüber der unerbittlichen
Stimmung der ersten Hälfte der Reden wird in der zweiten Hälfte der
ersten und dritten ER ein Ausweg aus dem Schrecken angeboten. Die
Lösung in Gestalt einer Hinwendung zu Gott bieten die Aufforderungen
an (5,8.18294; 22,21a.22; 22,23; 22,27aα), denen jeweils als ihre unab-
trennbare Folge die Verheißungen angeschlossen werden (5,19–21.23–26;
22,21b; 22,26; 22,27aβ–28). Sie alle bestehen in poetologisch auffallen-
den, detailreichen und stilgerechten Aufzählungen295, die durch das
292 Wie oben bereits vermerkt, wird der Katalog von einem Schaltvers 22,8 in zwei
zerlegt, dem zwei Verse vorausgehen (22,6f.) und zwei Aussagen folgen (22,9.13f.).
293 Zu dieser Fügung siehe oben, S. 103.
294 Es sei vergegenwärtigt, daß 5,8 und 5,18 nach unserer Meinung sekundär durch die
Ergänzung 5,9–17 getrennt worden sind; siehe oben, S. 28–32. In 5,18 handelt es sich
dabei um die Begründung der Aufforderung in 5,8 (merke yiK).
295 Als extremes Beispiel darf die Zahl der Verben – acht – in Bezug auf die zur Aner-
kennung durch Gottes erforderten Handlungen bzw. Einstellungen in 22,21–23.26f.
146 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
stilvolle Bikolon 5,8 mit seiner betonten Gegenüberstellung von yin) A {flU)
eingeleitet werden.296 Bemerkenswert ist die organische Verflechtung
der Aufforderungen und Verheißungen in der dritten ER. Der deutli-
che Vorrang der Verheißungen (vier ganze Bikola + einzelne Kola in
zwei weiteren Bikola) gegenüber den Aufforderungen (neun ganze
Bikola + einzelne Kola in zwei weiteren Bikola) weist auf die im Endef-
fekt positive Grundstimmung der ER hin. Darüber hinaus demonstrie-
ren sie bereits in der Verheißung der ersten ER die Vorliebe für die
Zweiteilung des Stoffes, indem der Abschnitt 5,19–21 das Unheil be-
schreibt, dem Hiob entkommen wird, und die Bikola 5,23–26 das
Glück, das er gewinnen wird. Dabei gliedert sich der letzte Absatz in
Hiob und seiner Umwelt betreffende Schilderungen des Glücks und die
entsprechenden, die ihn selbst betreffen.
Die dünne Schicht der Mahnworte in den BR und ZR enthält keinen
Leitgedanken, wie es in der ersten ER der Fall war. Ebenso wenig war-
nen die jüngeren Freunde nicht und fordern ihn nicht zur Aufmerk-
samkeit auf. Im Vergleich zu den ER bezichtigen sie Hiob von Anfang
an mehr oder weniger unmittelbar. Daher machen sie entsprechend
von Anschuldigungen Gebrauch. Bemerkenswert ist deren Position je-
weils am Anfang der zweiten Rede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.). Weil diese
zugleich als Anreden fungieren, bleibt in ihnen kein Raum für vorher-
gehende Warnungen, wie es in den ER der Fall ist. Der Dichter läßt
Bildad in seinen beiden einleitenden Fragen (18,2a+3) seinem Beleidigt-
sein Ausdruck verleihen. Zofar läßt er seine zweite Rede damit be-
gründen (}"klf ), daß Hiob sie in einer vorausgehender Rede verspottet
habe. So nutzt er bereits die Anrede dazu aus, Hiob wegen falscher
Lehre anzuklagen. Zofar ähnelt Elifas darin, daß er sich in 11,5 einer
mit einer Anschuldigung verwandten Beschwörung bedient. Er ruft da-
rin Gott zu Hilfe (aHOlE) }"Tyi -yim), um Hiobs unrechte Rede (11,4) zu been-
den.
Nicht anders als Elifas bieten auch Bildad und Zofar Hiob einen
Ausweg aus seinen gegenwärtigen Leiden an. Auch sie fordern ihn auf,
sich Gott zuzuwenden (BR 8,4–6aα; ZR 11,13f.), und unterstützen diese
Aufforderungen durch entsprechende Verheißungen eines künftigen
glücklichen Lebens (BR 8,6b.7; 8,21.22a; ZR 11,15–19b297). Es fällt auf,
daß beide Aufbauelemente nur in der jeweils ersten Rede eingesetzt
werden – in den zweiten Reden läßt der Dichter Bildad und Zofar eher
herangezogen werden. Zu ihnen siehe unten, S. 216f.219ff., und zur Stilistik siehe
oben, S. 93–95.97f.103f.130f.136f.
296 In 22,21f. sekundiert die zweifach durch das Enklitikon )fn verstärkte Aufforderung.
297 V. 19b haben wir wegen der Integriertheit zum Summary generell zur Lehre gerech-
net.
Aufbau 147
Wie oben bereits festgestellt, ist die Lehre durch ihre theoretische An-
näherungsweise und daher formal durch die unpersönliche 3. Person
gekennzeichnet. Das erste, durch die rhetorische Frage unterstrichene
Bikolon der Lehre des Elifas (4,7) erweckt wegen seines Inhalts, seiner
Position, seines Stils und des Anschlusses an den Leitgedanken in 4,6
(der das ausnahmslos gute Ergehen des Unschuldigen beteuert) beson-
dere Aufmerksamkeit und qualifiziert sich daher als Leitgedanke.301 Alle
anderen Aussagen des Elifas kommentieren, ergänzen oder illustrieren
ihn mehr oder weniger. Man darf nicht übersehen, daß die Argumenta-
tionsweise in biblischen Zeiten eine andere als die unsere gewesen ist.
Daher fällt es dem heutigen Leser der ER immer wieder auf, daß die
302 Wir schließen hiermit an die von C. Westermann (1984), 97-103 u.a., vertretene
Ansicht vollkommen an, daß die Vergleiche im Alten Testament insgesamt nach ih-
rem Kontext gefragt werden sollen. Es ist erst der Zusammenhang, der den Bildern
Sinn gibt und sie nicht einfach illustrativ dastehen läßt.
303 Es ist für unsere Untersuchung besser, die mit Präposition K: eingeleiteten Vergleiche
(die in den Freundesreden sehr selten sind) und die Metaphern, bei den der Schluß
vom Leser zu ziehen ist, terminologisch zu differenzieren (ähnlich auch K. Seybold
[2003], 194f.), obwohl theoretisch C. Westermann (1984), 9f. u.a., der die Metapher
als die kleinste Einheit des Vergleichs versteht, Recht gegeben werden kann.
Aufbau 149
des Untergangs und die Liste der Nöte in 15,20–24* das Ausmaß des
dadurch ausgelösten Entsetzens.304
Abschließend kehren wir noch einmal zum Argument der ersten
ER in 4,8f. zurück, weil es in Gestalt der Legitimation der Lehre ein
wichtiges Moment enthält. Die ER fallen dadurch auf, daß sie die selb-
ständige Erfahrung ihres Helden (vgl. yityi)r f re$)
A Ka in 4,8) der Hiobs
gegenüberstellen. Die zweite ER vertieft sie nur, indem sie Elifas’ Alter
unterstreicht (15,9f.).
Die Lehre, die in den BR und ZR einen größeren Anteil als in den
ER einnimmt, besitzt jeweils einen Leitgedanken. Während er in den BR
wie in den ER unmittelbar am Anfang steht (8,3),305 wird er in den ZR
Hiob ausnahmsweise erst in der zweiten Rede mitgeteilt (20,5). Bildad
führt ihn in Gestalt einer rhetorischen Frage ein, Zofar benutzt das
vorhergehende, seine Lehre legitimierende und als rhetorische Frage
formulierte Bikolon 20,4 dazu, um den ihr formell untergeordneten
Leitgedanken ebenfalls in der Form einer rhetorischen Frage vorzustel-
len.306 Hatte Elifas in seinen Leitgedanken die Hoffnung Hiobs und das
gute Ergehen der Unschuldigen in den Vordergrund gerückt, betont
Bildad in einer ihn kennzeichnenden Weise die absolute Gerechtigkeit
Gottes, Zofar aber die Kehrseite des Leitgedankens des Elifas, indem er
die Vergänglichkeit der Freude der Gottlosen beteuert.
Den Leitgedanken unterstützen zahlreiche Behauptungen, so daß
auch Bildad und Zofar ihre Lehre auf eine ihnen eigene Weise auf-
bauen. Da aber die Sprache der BR und ZR wesentlich illustrativer,
metaphorischer und bildhafter als die der ER ist, bestehen ihre Behaup-
tungen nicht in bloßen theoretischen Aussagen, sondern in Metaphern.
Als Beweis kann einer der Höhepunkte der BR angeführt werden: In
8,11f. wird die so zentrale Weisheit der Väter mittels zweier metaphori-
scher Bilder aus der Pflanzenwelt vorgestellt, die erst durch eine Con-
clusio (vgl. }"K) in 8,13 gedeutet werden. Erst von 8,13 her kann der
Leser verstehen, daß die absolute Gerechtigkeit Gottes (laut des Leitge-
dankens in 8,3) für die Gottvergessenden den unvermeidlichen Unter-
gang bedeutet. Mithin kann 8,13 als erste These der BR bezeichnet wer-
den, die aber mit den Metaphern in 8,11f. so eng verbunden ist, daß sie
sich von ihnen nicht abtrennen läßt. Auch die zweite These in 8,19f.
wird erst als eine Conclusio in der Art einer Zusammenfassung der Me-
taphern in 8,14.16–18 vorgestellt (vgl. zweimal }"h). Sie beteuert, daß die
Freude der Gottlosen kurz ist und Gott den Frommen nicht verwirft. In
der zweiten BR läßt 18,4 sich trotz seines metaphorischen Charakters
und wegen seiner Position in der ersten Strophe und seiner die rhetori-
sche Ah-Frage des Leitgedankens aus der ersten BR nachahmenden Form
als These qualifizieren. Sie besagt, daß die den Inhalt der Lehre bilden-
de Gerechtigkeit Gottes wegen Hiobs nicht geändert wird. Die weiteren
Bikola der Lehre Bildads fügen nichts Neues hinzu und können nicht
als Thesen augefaßt werden. Das gilt auch im Blick auf solche Aussa-
gen wie z.B. die von Metaphern umgebene in 18,7b, daß der Gottlose
selbst an seinem Stolpern Schuld habe, oder die in 18,17, welche die
Reihe in 18,17–20 eröffnet, in der die absolute Vergessenheit des Lebens
des Gottlosen geschildert wird. Die erste ZR verfügt über zwei klare
Thesen in 11,7 und 11,11. Beide sind als rhetorische Fragen formuliert307
und führen Hiob die nach Zofars Meinung leicht begreifbare Weisheit
vor Augen, daß Gott ungleich mächtiger ist als der Mensch und daß es
für die Sünder daher kein Entrinnen gibt. Die zweite ZR wird von dem
Leitgedanken und den ihn unterstützenden und kommentierenden
Illustrationen derart beherrscht, daß dort nur ein einziger Abschnitt,
der von der Unbeständigkeit des erworbenen Gutes (20,18) und ihren
Gründe (20,19) handelt, als These in Betracht kommt. Als halbwegs
thesenhaft können drei weitere Bikola genannt werden, in denen die
Rolle Gottes beim Untergang der Gottlosen behauptet (20,15b; 20,23b)
und maßloses Fressen als Begründung dafür angeführt wird (20,20f.).
Die mit den Thesen verwandten Summary appraisals (BR 8,21f.;
18,21; ZR 11,19b.20; 20,29) gleichen in ihrer schlichten Gegenüberstel-
lung des Schicksals der Frevler und der Frommen denen der ER, müs-
sen aber wegen ihrer Form weiter unten gesondert behandelt werden.
Es wurde oben bereits erwähnt, daß den Illustrationen oder ihrer
Häufung in den ER eine argumentative Bedeutung zukommt. Entspre-
chend sind auch die bemerkenswert zahlreichen Bilder in den BR und
ZR zu verstehen. Hier unterscheiden sich die Reden aller Freunde nur
durch die Wahl der Metaphern und Bilder und ihre Ausführlichkeit
voneinander. Bildad wählt zur Beteuerung des Untergangs, der Qualen
und der totalen Vergessenheit der Gottlosen die Vegetationsmetapho-
rik (8,11f.; 8,16–18; 18,16), das Bild von dem zerbrechlichen Spinnenge-
webe (8,14), die altbekannte Lichtmetaphorik (18,5f.; 18,18), die Jagd-
metaphorik (18,7–11) und eine ganze Reihe lediglich ein Bikolon
umfassender teilweise anthropomorpher Bilder und Behauptungen
(18,12–20). Während die erste kurze ZR als einzige durch die fehlende
Metaphorik aus der Reihe fällt, fehlen in der zweiten ZR Vergleiche mit
Kot (20,6f.) oder einem Traum (20,8f.), Metaphern in Verbindung mit
Essen und Gift (20,12–15; 20,18) oder maßlosem Fressen (20,20–22), fast
universal klingende Bilder von der Katastrophe (20,23b; 20,26–28) und
vom Kriege (20,24f.) nicht.308
Es ist höchst bemerkenswert, daß der Hiobdichter alle Freunde ihre
Lehre legitimieren läßt und dabei unterschiedlich verfährt. Bei Elifas
geschieht es mittels der Berufung auf seine eigene Erfahrung (4,8). Bei
Bildad tritt an deren Stelle der Hinweis auf die Weisheit der Väter in
8,8.10 (durch )fn-la)$
: -yiK und {"h-)olh
A stilistisch hervorgehoben). Bei Zo-
far dient die in 20,5 zum Leitgedanken aufgebaute Einleitung (20,4) der
Legitimation seiner Lehre, wobei deren ewige Gültigkeit und mithin
Unstrittigkeit beteuert wird (durch T f (: d
a yf t)ozh
A hervorgehoben).
Hintergrund, es sei genug geredet worden und Hiob müsse nun seine
klaren Konsequenzen ziehen.
In den BR und ZR stellt die jeweils erste Anrede (BR 8,2; ZR 11,2f.)
den Grund für die folgenden Ermahnungen zum mahnenden Sprechen
in Gestalt der abwegigen Reden Hiobs vor. Die jeweils zweite, härtere
Anrede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.) erweist sich gleichzeitig als Anschuldi-
gung, weil Bildad sich von Hiob beleidigt fühlt und Zofar seine
schmähliche Redeweise nicht zulassen kann. Der Eindruck von der
Formelhaftigkeit der Anreden wird durch die rhetorischen Fragen (BR
8,2; 18,2; 18,3; ZR 11,2f.) und das mit Sprechen verbundene Vokabular
(BR: llm und !yip-y"r:m) i in 8,2; }yiLm
i und rbd in 18,2; ZR: {yirb
f D
: bor, hn(
und {iyta pa &
: $yi) in 11,2; (m$ und hn( in 20,3) verstärkt.311 Im Vergleich zu
den ER und BR fallen die ZR dadurch auf, daß die Anrede der zweiten
Rede nicht als Frage formuliert worden ist und ihre beiden Anreden
einen reicheren Wortschatz verwenden. Im Blick auf die BR haben wir
die Harmonie ihrer Anreden durch die Fragepartikeln (h)nf)-da( bereits
erwähnt.312
Der Hiobdichter bedient sich am Ende der Freundesreden des für
die Gattung der Lehr- und Mahnrede typischen Summary appraisals313.
Es begegnet in der zweiten und dritten ER (15,34f.; 22,29f.) in seiner
klassischen Form, indem es zusammenfassend den Hauptinhalt der
Lehre in Gestalt des Untergangs der Gottlosen kurz thematisiert. Ihr
entspricht zumal 22,29f. mit seiner in den ER einzigen direkten Anti-
these.314 Das Ende der ersten ER faßt jedoch nicht den Inhalt der Lehre
zusammen, sondern unterstreicht ihre Wahrhaftigkeit. Als Aufmerk-
samkeitsruf gehört es somit eher zur Mahnung. Daß der Hiobdichter
dennoch von der einheitlichen Form ausgehen will, zeigt die Interjekti-
on h"Nih, die sich am besten an die deiktischen Konjunktionen yiK in 15,34
und 22,29 anschließt.
Die klassischen Summary appraisals charakterisieren auch das Ende
der jeweils zweiten BR (18,21) und ZR (20,29), indem sie kurz und klar
noch einmal der Hauptthese des Untergangs der Gottlosen Ausdruck
geben. Stilistisch angebracht sind dort auch die Demonstrativpronomi-
na in der 3. Person. Die Zusammenfassungen der beiden ersten Reden
(BR 8,21f.; ZR 11,19b.20) unterscheiden sich von denen der zweiten und
311 Zur Stichwortverwendung siehe oben, S. 123f. A. Scherer (2008), 32f., hat das Wort-
feld ‚Kommunikation’ in den ER gezielt analysiert.
312 Siehe oben, S. 114.
313 Zum Begriff siehe B.S. Childs (1967), 128ff., und die dort angeführten Beispiele: Prv
1,19; Ps 49,14; Hi 8,13; 18,21 (!); 20,29; 27,13; 5,27; Qoh 7,23ff., und R.E. Murphy
(1981), 183. Vgl. K.J. Dell (1991), 71, Anm. 55, und 104.
314 Siehe zum Parallelismus membrorum oben, S. 92.
Aufbau 153
315 Da die klassische Form des Summary appraisals in den HR fehlt, ist logischerweise
keine formelartige Sprache in ihren Endstrophen zu erwarten. Hiob setzt bis zum
Ende seiner Klagen und Aufforderungen das Fragen und Klagen fort; daher trifft
man auf eine bemerkenswerte Menge von Interrogativpronomina (vgl. 7,17.19f.;
10,18.20 usw.) und nur einzelne Elemente und Kombinationen wie yiK (3,24f.) oder
hfT)
a -yiK (7,21). Solche Beispiele wie yiNne y")w: und UNeny") unmittelbar am Ende der benach-
barten HR 6f.* und BR 8* erwecken den Verdacht, daß die Enden der Reden absicht-
lich aufeinander abgestimmt worden sind.
316 Zur Tabelle: Erste Spalte: Die Gliederung in Mahnung und Lehre; zweite Spalte: Die
sekundären Aufbauelemente (kursiv), die formellen Elemente und die Leitgedanken
(unterstrichen) und der Inhalt der Reden (LG – Leitgedanke); dritte Spalte: Die (Un-
ter)Strophenteilung; vierte Spalte: Versangaben. In Klammern befinden sich Anga-
ben zu den Fragen (F), rhetorischen Fragen (RF), einleitenden Partikeln und wich-
tigsten theologischen Begriffen.
154 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
1 Im IV. und V. Kapitel unserer Arbeit werden in den Zitaten die hebräischen Wörter
in Klammern angegeben, falls auf sie in der Analyse Bezug genommen wird.
2 Siehe oben, S. 113ff.
160 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Es kann an dieser Stelle nicht unsere Aufgabe sein, den gesamten altte-
stamentlichen Hintergrund der sich auf den Tun-Ergehen-Zusammen-
hang gründenden weisheitlichen Vergeltungslehre darzustellen, weil
das allein mehrere umfangreiche Abhandlungen erforderte und über-
dies zu diesem Thema bereits mehrere zur Verfügung stehen.14 Daher
beschränkt sich die nachfolgende Untersuchung auf die wichtigsten
Beobachtungen. Inhaltlich besteht zwischen der Vergeltungslehre der
Freundesreden und zahlreichen Sprüchen in Prv 10ff. eine auffällige
Verwandtschaft, wobei der Unterschied in den Freundesreden sich aus
ihrer Form ergibt, die maßgeblich durch ihren Aufbau aus jeweils den
inhaltlich deutlich aufeinander bezogenen synonymen Bikola bestimmt
sind, während die Mehrheit der eigenständigen Proverbien aus antithe-
tischen Bikola besteht.15 In der väterlichen Lehre Prv 1–9 begegnen ne-
ben den antithetischen auch synonyme, kolometrisch sehr regelmäßige
Bikola.16 In ihr wird der Untergang der Gottlosen jedoch nur gelegent-
lich thematisiert. Weiterhin können die einzelnen Reden zweifellos zur
12 Zu qdc siehe auch oben, S. 129. Auch W. Volck (1889), 31, hält BR 8,3 für das eigent-
lich Neue, was Bildad beibringt.
13 Ferner auch BR 8,11 und HR 6,9 ((cb); siehe unten, S. 173.
14 Es reicht aus, hier auf die wichtigsten zu verweisen: H. Gese (1958), 42–45;
H.H. Schmid (1966), 163f.; G. von Rad (1992), 165ff., und jüngstens G. Freuling
(2004). Weiterhin vgl. auch K. Koch (1979); W. McKane (1985), 16f.; zu Prv 10ff. be-
sonders L. Boström (1990) und J. Hausmann (1995), 231ff., und zu den Freundesre-
den die Stellen bei M. Remus (1993), 30.
15 K.J. Dell (1991), 69, betont, daß die Grundform der Proverbien dem Hiobbuch fremd
ist.
16 Zur Form und zur Beziehung der Prv 1–9 zur Hiobdichtung siehe unten, S. 289f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 163
24 Man beachte, daß hier wie in ER 4,9 und ZR 11,20 zusätzlich das Wortpaar db) // hlk
begegnet.
25 Außer Ps 49 und 73 ist die Mehrheit der genannten Belege vermutlich jünger als die
ursprüngliche Hiobdichtung; siehe dazu unten, S. 292f.
26 Falls hier (f$rf nicht mit G und BHS in qyiDca zu konjizieren ist oder mit O. Plöger
(1984), 132f., zu emendieren ist. Es wäre der einzige Beleg für (f$r
f {fd)
f außerhalb Hi
(20,29; 27,13).
27 Die Hoffnung (hfwq: T
i ) wird im AT nur noch in Ez 19,5 (zu Ez 19 siehe unten, S. 172.
174f. und Anm. 65) und 37,11 von jemanden wortwörtlich „vertilgt“ (db)). Diese
Wendung gehört zur prophetischen Literatur nach B. Otzen (1973), 24.
28 Man bemerke, daß das Verb xrp vom Hiobdichter im Rahmen der Vegetationsmeta-
phorik in HR 14,9 aufgenommen wird und daß die Varianten der Wendung (f$r f }y")
später im Lehrgedicht Ps 37,10 und im Zusatz des Gerechtigkeitsbearbeiters in Ps
104,35a aufgenommen werden; vgl. unten, S. 294f.
29 Zur Terminologie vor dem alttestamentlichen Hintergrund siehe näher unten, S. 192.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 165
30 Vgl. auch ältere Sprüche wie Prv 11,7; 17,2; 19,4 und 20,21, denen noch die konkrete
rechtliche Bedeutung zugrundeliegt, und auch den Gebrauch in Sir (dazu kurz
M. Tsevat [1977], 1019; vgl. E. Lipiński [1986], 360). Siehe unbedingt auch G. Fohrer
(1963a), 334.
31 Zu jener Metaphorik siehe P. von Gemünden (1993), bes. 91.
32 Siehe jedoch KBL3, 754a.
166 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
33 Das Wort hfrh f w: ist vom Ende des ersten Kolons in L an den Anfang des zweiten zu
verschieben.
34 Es sei ferner vermerkt, daß die ER das Vorrecht auf drei von insgesamt elf Belegen
des Paares lfm(f // }åw)f im ganzen AT genießen. Außer Ps 7,15 und Jes 59,4 vgl. Num
23,21; Ps 10,7; 55,11; 90,10, und bei den Propheten Jes 10,1 und Hab 1,3. Dabei sind
die meisten Belege nachexilisch: Zu den Psalmen siehe unten, S. 294f.; Jes 10,1 wird
in das Ende des 4. Jh.s von U. Becker (1997), 302, datiert und Hab 1,3 gehört zum
nachexilischen Klagepsalm nach K. Seybold (1991), 55.
35 Die Stelle wird von O.H. Steck (1991), 84.197, und L. Ruszkowski (2000), 173, in das
Ende des 4. Jh.s datiert, U. Berges (1998), 463ff., und B.M. Zapff (2006), 347 (vgl.
368ff.), rechnen den Abschnitt Jes 59,1–12* zu einer Umkehr-Redaktion, die etwa um
die Mitte des 5. Jh.s anzusetzen sei. K. Koenen (1990), 215f., datiert sie in die Zeit vor
dem 4. Jh. C. Westermann (1986), 240ff.274ff., sucht in Jes 59* sogar vorexilische
Wurzeln.
36 W. Lau (1994), 209, hält Hi 15,35 eindeutig für eine Vorlage, läßt aber (so wie
E. Dhorme [1967], clvii, und G. Fohrer [1963a], 277) den Charakter der „geläufigen
Redewendung“ zu. Merke auch, daß Jes 59,5f. als einzige Stelle im AT außer Hi 8,14
und 27,18 auf die Spinnen hinweist und dabei das Wort $yibKf (a aus BR 8,14 aufnimmt
(dagegen aber B. Duhm [1897], 49).
37 lbx in der Bedeutung „schwanger werden“ ist im AT höchst selten, siehe KBL3,
274b.
38 Zur Einteilung und Genese des Psalms siehe U. Nõmmik (2000), 471ff. Vermutlich
sind V. 13–17 aus V. 13–14 und 15–17 zusammengestellt worden, vgl. die Wechsel
der Person und die kolometrische Überlänge in V. 13 und Kürze in V. 15.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 167
dition bereits berührt worden sein.39 Die Positionierung der bewußt der
Tradition entlehnten Wendung am Ende der Rede zeugt zusammen mit
ihren oben bereits behandelten Entsprechungen in BR 8,22b; 18,21 und
ZR 11,20; 20,29 von der Absicht des Hiobdichters, den Summary apprai-
sals ein zu seiner Zeit übliches weisheitliches Gepräge zu verleihen.
Bezeichnend ist, daß sowohl die Wendung in ER 15,35b als auch die
in Ps 7,15 an die Lehre über den Untergang der Gottlosen anknüpfen
(vgl. (f$rf in ER 15,20 und {yi($
f r
: in Ps 7,10a), aber an beiden Stellen un-
terschiedlich nuanciert ist. Ps 7,10a bildet einen von der Gerechtigkeits-
bearbeitung eingeschobenen Nachtrag, der {yi($ f r
: dem qyiDc
a frontal ge-
genüberstellt.40 Demgegenüber sind in der Urgestalt der Freundesreden
trotz mehrfacher Erwähnung der {yi($ f r
: (BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5.29)
die {yiqyiDac nur einmal belegt (ER 22,19), geschweige denn ihre unmit-
telbare Konfrontierung.41 Ein die direkte Gegenüberstellung der Gottlo-
sen und Gerechten voraussetzender Bearbeiter hat sich hier erst später
eingemischt.42 Weiterhin ist bemerkenswert, daß die Freunde Hiob
zwar offen anschuldigen, aber dabei ihn weder direkt als (f$r f bezeich-
nen (vgl. die Verben ($r und qdc in ER 15,6 und 22,3) noch behaupten,
daß der sich selbst für einen qyiDac gehalten hätte (vgl. BR 8,6 und ZR
11,4). Der Hiobdichter vermeidet auch, Hiob eine entsprechende Selbst-
bezeichnung als qyiDac in den Mund zu legen.43 Es war erst der Dichter
der Elihureden (der dem vermutlich jüngeren Diskurs über den Gegen-
satz zwischen dem qyiDac und dem (f$r f viel näher stand, vgl. 36,6f.), der
den ihm vorliegenden Dialog zwischen Hiob und seinen Freunden auf
den Punkt zu bringen meinte, indem er seine Reden entsprechend ein-
leitete (Hi 32,1–3):
39 Ps 7 wird von den meisten Forschern, z.B. von F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 72,
in die (vor)-exilische Zeit, und von wenigeren, z.B. von B. Duhm (1922), 28ff.,
A. Deissler (1984), 47, und K. Seybold (1996), 46, in die (spät)nachexilische Zeit da-
tiert. V. 12–17 werden dabei von K. Seybold, a.a.O., 47f., und V. 13ff. von H. Schmidt
(1934), 13, als sekundär angesehen.
40 Der Befund ist von U. Nõmmik, a.a.O., begründet worden; vgl. auch O. Kaiser
(2003a), 238–242. Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen siehe unten, S. 294f.
41 Das Fehlen der direkten Gegenüberstellung ist von vielen hervorgehoben worden,
z.B. C. Westermann (1956), 45; G. Fohrer (1963a), 277; V. Maag (1982), 136f.;
N.C. Habel (1985), 251; M. Köhlmoos (1999), 233. G. Fohrer (1963b), 71, erklärt es
durch die poetische Diktion, in der „an die Stelle des Nebeneinander in einem
Spruchschatz die unmittelbare Aufeinanderfolge in einer Rede tritt“.
42 So ist neben Hi 36,6f. die Konfrontation in ER 22,18f.* zustande gekommen; siehe
M. Witte (1994), 215–220; O. Kaiser (2006), 43, und oben, S. 50f.
43 In den ursprünglichen HR wird qyiDc a überhaupt nicht erwähnt. Hi 12,4; 17,9 und
27,17 gehören alle zur Gerechtigkeitsredaktion, siehe M. Witte (1994), 191f.215ff.,
und vgl. O. Kaiser (2006), z.St. H. Masing (1931), 80–83, hat ausdrücklich gezeigt,
daß die Freunde Hiob nicht für einen (f$rf halten, und wenn, dann nur Zofar.
168 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
„Da hörten jene drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er in ihren44 Au-
gen ein Gerechter {qyiDc
a } war. Da entbrannte der Zorn Elihus /.../, über Hiob
entbrannte sein Zorn, weil er sich selbst vor Gott für gerecht hielt {qdc Pi.}.
Und über seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort
gefunden und Gott45 für schuldig erklärt {($r Hif.} haben.“
Über dem Nachweis des weisheitlichen Hintergrundes der Lehren der
Freunde dürfen aber die andersartigen Querbeziehungen zur alttesta-
mentlichen Literatur nicht übersehen werden. Als erstes Beispiel dafür
sei das Verb dxk in ER 4,7 genannt, weil es in der Bedeutung „vertil-
gen“ oder „vertilgt werden“ sonst nicht in der alttestamentlichen Weis-
heitsliteratur vorkommt. Die Beobachtung, daß es fast ausschließlich in
Verbindung mit einer göttlichen Intervention verwendet wird (vgl. z.B.
Ex 9,15; 23,23; 1Kön 13,34 usw.), erklärt, warum es der Hiobdichter in
4,7 aufnehmen konnte, ohne Gott ausdrücklich zu nennen und trotz-
dem auf die These 4,9 zu verweisen, die ihn als Subjekt des Strafhan-
delns benennt.
Darüber hinaus sind folgende Beobachtungen wichtig, weil sie Leit-
gedanken der BR und ZR betreffen. Die kurze Dauer der Freude der
Gottlosen in ZR 20,5 wurde oben bereits berührt. Dort bildet hfxm : &
i zu-
sammen mit hænnæ r
: den Gedankenreim. Dieses ausgesprochen traditionel-
le, aus den Wurzeln }nr und xm& gebildete Wortpaar ist wiederum fest
in der feierlichen Psalmensprache verankert46, vgl. z.B. Ps 100,2. Da es
in der biblischen Weisheitsliteratur nur noch einmal in Prv 29,6 belegt
ist, dürfte der Hiobdichter also von der traditionellen Psalmensprache
beeinflußt sein.47 Er hat die Leitthese Zofars in 20,5 in einem drasti-
schen Kontrast zu der gängigen Vorstellung von der ewigen Freude der
Gerechten verfaßt, indem er die kurze „Freude der Gottlosen“ an ihre
Stelle setzte. Dieses Spiel mit den traditionellen Vorstellungen und
Wendungen wird durch BR 8,3 zugespitzt. Wie oben bereits festgestellt
worden ist, läßt der Hiobdichter Bildad den Aspekt der Gerechtigkeit
Gottes besonders hervorheben. Diese unterscheidet sich aber in mehr-
facher Hinsicht von der Ausdrucksweise in der übrigen Weisheitslite-
ratur. In der älteren alttestamentlichen Weisheit ist eher der verwandte
und auch konkretere Begriff hfqfdc : beliebt.48 Durch die Verwendung von
qedec verleiht der Hiobdichter diesem Gedanken eine universalere Far-
be.49 qedec und +fP$
: m
i werden in der älteren wie in der jüngeren Weisheit
im Vergleich zur übrigen alttestamentlichen Literatur wesentlich selte-
ner unmittelbar mit Gott in Verbindung gebracht; es sind die Men-
schen, die gemäß der Gerechtigkeit oder dem Recht gerecht oder richtig
handeln, vgl. z.B. Prv 12,5.17; 16,8.10.13. Um Gott als das Subjekt der
Gerechtigkeit zu erkennen, muß man auf den Kontext zurückgreifen.
Daher ist das göttliche Subjekt im Leitgedanken der BR zwar der Weis-
heit grundsätzlich nicht fremd, wird aber hier auffallend direkt zur
Sprache gebracht. Außerdem zeigt sich die Eigenartigkeit der Formu-
lierung dieses Leitgedankens darin, daß +fP$ : im und qedec als Wortpaar in
der Sprache der Psalmen und nicht in der der Weisheit zu Hause sind,
vgl. Ps 72,1f.; 89,15; 97,2 usw.50 Und schließlich ist die Metapher der
„Beugung“ des Rechts und der Gerechtigkeit grundsätzlich in der
Weisheit sowie freilich in der Rechtssprache bekannt, nur nicht mit
dem seltenen Verb tw(, sondern mit h+n ausgedrückt (vgl. z.B. Ex 23,6;
Dtn 16,19; Prv 17,23; 18,5).51 So dürfte es sich bei dieser Formulierung
um einen eigenständigen Beitrag des Hiobdichters zur Weisheitsspra-
che handeln, weil tw( allgemein erst in den späten Texten belegt ist.52
Mithin bewegt sich der Hiobdichter grundsätzlich im Rahmen der alt-
testamentlichen Weis-heit, stützt sich in der formalen Sprache aber auf
eine breitere Basis.
Diese Folgerung kann durch eine Reihe weiterer Beobachtungen il-
lustriert werden. In dem Bikolon in ER 4,9 haben wir die absichtlich an
den Anfang der Freundesreden gestellte Grundthese über den von Gott
garantierten unvermeidlichen Untergang der Gottlosen erkannt. Der
Gedanke, daß die Gottlosen durch den Hauch des göttlichen Zornes
vertilgt werden (Ul:kyi Opa) x
a Ur"mU), ist sonst in der Weisheitssprache nicht
bezeugt, begegnet aber statt dessen in den Psalmen, vgl. Ps 18,16, par.
2Sam 22,16; Ps 90,753; Ex 15,8. Bewegt sich das zweite Kolon in BR 8,13
im Rahmen der in der Weisheit üblichen Terminologie, so liegt im ers-
ten in der Wendung l") y"x:ko$ eine deutliche Anspielung auf die deute-
ronomistische Theologie vor (vgl. Dtn 6,12; 8,11–20).54 Die Wendung
hat weiterhin die Psalmendichtung beeinflußt (Ps 9,18; 10,11f.; 44,18.21;
50,22; 106,21; vgl. zahlreiche Stellen in Ps 119)55, jedoch kaum in die
ältere Weisheitsliteratur ihren Eingang gefunden. Erst bei dem nur in
der jüngeren Weisheit verwendeten Verb xk$ dominiert die reguläre
Bedeutung „vergessen“.56 Die thesenhafte Äußerung BR 8,20 bedient
sich des Wortpaares s)m // qzx Hif. Obwohl die mit ihm gebauten Re-
dewendungen leicht verständlich sind und sich vor dem Hintergrund
der alttestamentlichen Literatur als zur traditionellen, zumal propheti-
schen, Sprache gehörig verstehen lassen (z.B. Lev 26,44; Ps 53,6; Jes
41,9.1357; Ez 16,49 und zitatartig {yi(r
" m
: y"dy: Uq:Zx
i w: in Jer 23,1458), ist ihre
lose Verbindung zur weisheitlichen Ausdrucksweise erneut hervorzu-
heben. In ZR 11,20 überrascht nicht nur ein Hapaxlegomenon xaPm a , son-
dern auch die Distanz zur Weisheitssprache, weil als Parallelen eher
prophetische Stellen wie Jer 14,6 ({ehy"ny"( UlfK)59 oder Jer 25,35; Am 2,14
(sOnfm dab)
f w: ) nachweisbar sind.
Der Hiobdichter läßt die Freunde also von demselben Grundsatz
der weisheitlichen, theologisierten Vergeltungslehre ausgehen, formu-
liert ihn bei Elifas und Zofar konkreter und auf ihre praktischen Kon-
sequenzen hin bezogen, bei Bildad dagegen abstrakter und universaler.
Während die Lehre die Freundesreden formal untereinander und mit
der allgemeinen biblischen Weisheitstradition verbindet, lehnen sich
die Leitgedanken der Freundesreden stärker an die Sprache der Psal-
men (teilweise auch an die der Prophetenbücher) an. Obwohl es selbst-
verständlich zu sein scheint, daß die Sprache der Freunde keine erfun-
dene Sprache, sondern den zeitgenössischen weisheitlichen Diskurs
widerspiegelt, liegt es auf der Hand, daß die poetische Begabung des
Hiobdichters jenen überbietet, denn anders lassen sich die Verwen-
dung aufgefallener Worte und die breite Streuung der Parallelen in
unterschiedlichen alttestamentlichen Textsorten wie ihr Fehlen in der
Weisheitsliteratur kaum erklären.
Blickt man auf das Ganze der Freundesreden, so können wir nun
behaupten, daß ihnen der Dichter mit ihren jeweiligen Leitthemen und
Summary appraisals ihren programmatischen Charakter verliehen hat,
während sie weiterhin lediglich eine Reihe von Kommentaren und Illu-
strationen enthalten, die von ihm bei den Reden der einzelnen Freunde
in unterschiedlicher Weise verwendet werden konnten.
1.2. Die Lehre vom Untergang der Gottlosen und die Metaphorik
Der Hiobdichter hat die den Freunden in den Mund gelegten Reden
konsequent ausgestaltet, indem er hauptsächlich die jeweiligen Leitge-
danken illustriert und kommentiert hat. Die Vergeltungslehre und die
Gerechtigkeit Gottes sind der Ausgangspunkt; den Inhalt des größten
Teils der Reden bildet neben den Ermahnungen aber die sich aus ihnen
ergebende Folgerung – die Vernichtung der Gottlosen. Dabei bedient er
sich wirkungsvoll zahlreicher Bilder, Vergleiche und einer künstlerisch
anspruchsvoll komponierten Metaphorik, von der man gleich in der
ersten ER in 4,8 einen guten Vorgeschmack bekommen hat. Die große
Menge derartiger bildhafter Metaphorik gibt zu erkennen, daß der
Hiobdialog nicht nur als eine Abfolge von Streitreden, sondern als
Dichtung verstanden werden will.60
60 Daher die Weite und Breite der bildhaften Sprache, dagegen aber ihr nach heutigen
Maßstäben relativ geringer argumentativ-inhaltlicher Effekt; siehe auch oben, S. 148–
151.
172 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
gang verfallen sind. Dabei verbindet das Verb db) in 4,11a das Bild
organisch mit dem Leitgedanken (vgl. 4,7a.9a)61 und ergänzt ihn durch
die metaphorischen, im gegebenen Kontext synonym verwendeten
Verben (tn Nif. und drp Hitp. (4,10b.11b). Im Gegensatz zu den Meta-
phern in 4,8 läßt sich jedoch in diesem Fall der Zitatcharakter nicht
nachweisen, sondern allenfalls vermuten. Von den vierzehn Vokabeln
in 4,10f. sind fünf im Alten Testament äußerst selten belegt: (tn ist
hleg., $iyl
a ist dreimal, ver+
e viermal, hæg)
f $
: und lax$
a , sind beide siebenmal
vertreten.62 Außerdem wird die Löwen-Metapher im Alten Testament
häufig und in der Regel zur Charakterisierung eines Starken und
Mächtigen benutzt.63 Nur an auffallend wenigen Stellen wird die Meta-
pher des Löwen oder seines Gebisses zur Illustration des Untergangs
der Mächtigen eingesetzt, vgl. Ps 58,7; 91,1364; Nah 2,12–14, jedoch an
keiner dieser Stellen so kühn und generalisierend wie in 4,10. Im Blick
auf den Löwenvergleich und sein Vokabular ist die Gleichniserzählung
im Klagelied über die Fürsten Israels in Ez 19,2–9 (vgl. )yibl f in V. 2, ryipK:
in V. 2f.5f., ver+
e in V. 3.6, db) in V. 5, hæg)
f $
: und lOq in V. 7.9 und yir)a in
V. 2.6) besonders erwähnenswert,65 obwohl es wegen weiterer seltener
Wörter in ER 4,10f. wahrscheinlicher ist, mit einer Anspielung auf eine
uns unbekannte (weisheitliche) Tradition zu rechnen.66
unsere Konjekturen richtig sind,76 zählen hierzu auch die Verben r(s in
15,30b (außer Hi siebenmal) und llm, „verwelken“ in V. 32 (außer Hi77
zweimal) und das Nomen hfrUmºz (außer Hi fünfmal).
Da sich nur zwei der seltenen Wörter in der Vegetationsmetaphorik
der BR und ER decken, kann mit Sicherheit behauptet werden, daß der
Hiobdichter trotz ähnlicher Bilder Elifas und Bildad unterschiedlich
charakterisieren will. So wird es auch verständlich, daß sich nur sehr
selten alttestamentliche Vorlagen mit gleichen Wortkombinationen fin-
den lassen. Es steht fest, daß der Hiobdichter zwar einige entsprechen-
de alttestamentliche Texte kannte, sich aber (sofern er die Metaphern
nicht seiner eigenen poetischen Kraft zuschreiben will) meistens auf
uns un-bekannte Vorlagen stützt. Ungeachtet des seltenen Vokabulars
werden wir in eine Begriffs- und Vorstellungswelt geführt, die wegen
der allgemeinen Verbreitung der durch sie evozierten Wirklichkeit
allgemeinverständlich ist. Die gleiche Tendenz dürfte hinter der zahl-
reichen Belegen im Alten Testament stehen, in denen vor allem das
Verb $by (BR 8,12; 18,16; HR 14,11; ER 15,30b) und weniger das Nomen
ryicx
f (BR 8,12) verwendet werden.78 Als Paradebeispiel dafür kann der
Abschnitt Ez 19,10–14* (vgl. besonders V. 12*) stehen, der älter als die
Hiobdichtung ist:79
„Er wurde im Grimm ausgerissen,80
auf die Erde geworfen {\l$ Hof.}.
Der Ostwind {{yidQ f h
a x
a Ur} dörrte ihn aus {$by Hif.},
seine Frucht {yirP: } wurde abgerissen.
Sein kräftiger Zweig verdorrte {$by}81,
das Feuer {$")} verzehrte ihn {lk)}.“
Die Rede ist von dem im Alten Testament herkömmlichen Symbol für
Fruchtbarkeit und Glück, dem Weinstock (}epGe in Ez 19,10), der bekannt-
lich auch in ER 15,33 erscheint. Außerdem kann man die Verwandt-
schaft einer Reihe der oben hervorgehobenen Wörter mit dem Wort-
82 Die vermerkten Wörter $by, x a Ur und yirP: , eine Variante zu xarPe , befinden sich in ER
15,30b und \l$ in 15,33. Darüber hinaus werden hier die Wendung $") lk) (vgl. ER
15,34 und unten, S. 177–179) und besonders das außer in Ez 40–48 im AT relativ we-
nig belegte Wort {yidqf (vgl. ER 15,2 und unten, S. 229f.) eingesetzt.
83 Ez 17,1–10* gehört wie Ez 19* zum älteren, exilischen Bestand des Buches laut
K.-F. Pohlmann (1994), 98–101; (1996), 242–246; vgl. auch W. Zimmerli (1972), 63ff.
84 Siehe in Ez 17,4 hfqyiny: (teqne Oy in BR 8,16; ER 15,30b) und v+q (BR 8,12), in V. 6 u.a. xmc
(BR 8,19), }epGe (ER 15,33) und $ero$ (BR 18,16), in V. 9f. $by (BR 8,12; 18,16; ER 15,30b)
und {yidQf h
a x
a Ur (ER 15,2.30b).
85 Siehe auch Jes 18,1–6*, bes. V. 5: Die sehr seltenen Wörter resoB und hfCni (vgl. ER 15,32)
und xarPe (vgl. ER 15,30b) sind hier hervorzuheben, und außerdem ryicqf in Jes 18,4
(vgl. BR 18,16) und )emoG in Jes 18,2 (vgl. BR 8,11); zu der jesajanischen Schicht und
späteren Ergänzungen siehe O. Kaiser (1994a), 42f.; U. Becker (1997), 276f.282f. Vgl.
auch den strategischen Zeitpunkt vor der Ernte in ER 15,32 und Jes 18,5. Ferner vgl.
Jes 5,24; 15,6; 35,7 und Ez 21,3 (hieran schließe sich ER 15,30 an nach G. Fohrer
[1963a], 276). Auch in der öfters zitierten Stelle Jes 40,6–8*, in der das ganze Fleisch
mit Gras verglichen wird, wird doch mit dem Volk Israel gesprochen; auch wenn
V. 7bβ eine Glosse ist (so z.B. BHS) und V. 6–8 insgesamt einen Einschub bilden (so
O. Kaiser [1984a], 275; [1993], 257; J. van Oorschot [1991], 273ff.; U. Berges [1998],
385ff.412). K. Budde (1896), 37, hält Hos 13,15 für ein Vorbild für die BR und
J.E. Hartley (1988), 12, aber Am 2,9c für BR 18,16.
86 So T. Veijola (1982), 115; O. Kaiser (1984a), 336, u.a.
87 Merke das Paar llm // $by wie in ER 15,30b.32 und BR 18,16; ryicx f wie in BR 8,12 und
jyic wie in HR 14,2. Zu Ps 90 siehe unten, S. 292, und vgl. ferner Ps 80,9–17; 102,5.12;
103,15f.; 129,6.
88 Es besteht der Verdacht, daß Ps 37 jünger als die Hiobdichtung ist; siehe dazu unten,
S. 293f.
176 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
det (V. 35f.).89 Darüber hinaus ist auch Ps 72 zum Vergleich heranzu-
ziehen; denn in diesem mehrschichtigen Königslied90 begegnet die Ve-
getationsmetaphorik ebenfalls. In V. 16 wird die Königsherrschaft mit
dem Blühen des Landes in Verbindung gebracht und mit Bildern aus
der Pflanzenwelt beschrieben, wobei die auch beim Hiobdichter be-
gegnenden Wurzeln jwc und }yn erscheinen, wie HR 14,2 (jyic) und BR
18,19 (}yin)91 bezeugen. Trotz des positiven Kontextes der Vegetationsme-
taphorik in Ps 72,16f. ist für uns wichtig, daß die Wendung $em$ e -y"np: l
i
außer in BR 8,16 im ganzen Alten Testament nur noch hier belegt ist.
Mithin ist es nicht auszuschließen, daß der Psalm dem Hiobdichter in
seiner Grundgestalt bekannt gewesen ist.92
Insgesamt können wir feststellen, daß zwei so lange Reihen von
Pflanzenmetaphern mit einem so reichen und seltenen Vokabular wie
in BR 8,11f.16–18; 18,16 und ER 15,30b.32f. im Alten Testament einma-
lig sind. Das tertium comparationis bildet in beiden Fällen der Gottlose.
In den Prophetenbüchern findet man ähnliche, aber wegen ihrer kollek-
tiven Bezugspersonen (das Volk, das Königtum) zugleich unterschied-
liche Bilder. In den Psalmen begegnen entsprechende Aussagen über
einen Einzelnen, aber die dabei verwandte Metaphorik ist kürzer und
formelhafter. So können wir festhalten, daß der Hiobdichter zwar an
die in Israel (und im Alten Orient) gebräuchliche Vegetationsmetapho-
rik angeknüpft, sie aber im modifizierten Kontext der weisheitlichen
Lehre in entsprechender Ausgestaltung verwendet hat. Vermutlich ist
er anthologisch vorgegangen, wie es sich aufgrund des vokabulari-
schen Reichtums und des Verbindens verschiedener Metaphern
(15,30b.32) und Vergleiche (:K in 15,33) annehmen läßt. Dabei hat er je-
denfalls auf eine breitere Tradition als nur die alttestamentliche zurück-
greifen können. Daß dazu auch außerisraelitisches Traditionsgut gehört
89 Vgl. eine Variante dazu in Ps 92,8; E. Dhorme (1967), 118, hebt Ps 92,13 und 73,12
hervor.
90 Der Grundbestand dürfte in den V. 1–7*.12–14.16–17* vorliegen; vgl. dazu E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 309ff.); M. Arneth (2000), 29–54; C. Levin (2001),
265f.; O. Loretz (2002), 171–213.
91 Es sei jedoch gemerkt, daß }yn in Ps 72,17 nicht sicher ist, weil sie als Verb hleg. ist
und auch dann als }yinyf gelesen, wenn nicht in }OKiy oder }yidyf geändert werden muß;
vgl. BHS, G und KBL3, 657b–658a, Bedeutung: „sprossen, Nachkommen haben“. Als
Nomen }yin ist die Wurzel aber ebenfalls eine Seltenheit, weil es außer in BR nur in
Gen 21,23 und Jes 14,22 belegt ist.
92 Es spricht vieles dafür, daß $em$f -y"np: l
i in den Primärpsalm gehört. Falls er dem Hiob-
dichter auch nicht bekannt gewesen ist, ist es bei der Wendung selbst doch möglich
(zu den möglichen Allusionen an die mesopotamische Tradition siehe unten, S. 260).
E. Zenger, a.a.O., 327, läßt es zu, daß hier auf Jahwe als Sonne angespielt wird. Vgl.
M. Arneth (2000), 110, Anm. 3.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 177
Die Tier- und Vegetationsmetaphorik bildet nur einen Teil des dichteri-
schen Arsenals des Hiobdichters, weil er grundsätzlich bei den Unter-
gangsbildern nicht mit Worten sparen will. Die Nuancen sind so zahl-
reich, daß gerade dadurch der Eindruck entsteht, die Freunde lehrten
das Mißgeschick der Gottlosen und nichts anderes. In den ER sind die
entsprechenden Schilderungen am zahlreichsten. Sie befinden sich in
der dritten und fünften Strophe der zweiten ER 15,20–24* und 15,34f.
und in den einzelnen Bikola ER 15,29; 22,10f.94; 22,16; 22,20. Die Gottlo-
sen (15,20.34) sind generell geängstigt (lyx Hitpal. in 15,20) und er-
schrocken (daxPa in 22,10), oder wie die Metapher in 15,21 eindeutig ver-
kündet: „Die Schreckenslaute ({yidx f P: -lOq) sind in seinen Ohren“.95 Not
und Bedrängnis (hfqUc:mU rac in 15,24), Unfruchtbarkeit (vgl. dUm:laG in
15,34), Mühsal und Unheil (}åw) f // lfm(f ) warten auf ihn. Dabei geschieht
alles pausenlos (15,20) und hört auch in Friedenszeiten nicht auf
(15,21). Sucht man nach konkreteren Beispielen, was dem Bösewicht
bestimmt ist, findet man auf der einen Seite den Verwüster (15,21), das
Schwert (15,22), den Greifvogel (15,23)96, das Feuer (15,34; 22,20) und
die Schlingen (22,10), auf der anderen Seite aber wird die Lage der
Gottlosen durch die universalen Chaosmächte wie den sich über ihren
Grund ergießenden Strom oder Wasserschwall (rfhnf in 22,16 und -ta(p: $ i
{iym
a - in 22,11) sowie die Dunkelheit (|e$x in 15,22; |e$x-{Oy in 15,24 und
\$x in 22,1197) als existentiell bedrohlich dargestellt. Besonders die
Dunkelheit erweist sich in der bildhaften Sprache der HR und der
93 Siehe die Liste der Wörter oben, S. 173f. Zu den außerbiblischen Parallelen siehe
unten, S. 250ff.
94 Hier wird jedoch Hiob selbst bedroht, aber da er laut dem Katalog der Sünden in
22,6–9 mit dem Frevler gleichgesetzt wird, gilt die Drohung auch generell für alle
Sünder.
95 Das Wort daxPa für Schrecken erweist sich in der Hiobdichtung insgesamt als sehr
bedeutend: Es wird neben den ER aktiv in den HR verwendet, dabei jeweils in den
den ER vorausgehenden Reden, in 3,25; 13,11 und 21,9.
96 Konjiziert; siehe oben, S. 40.
97 Zu den Umstellungen und Konjekturen siehe oben, S. 40f. und 48.
178 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
98 In diesen Bikola sind die Anspielungen auf die Klagen Hiobs durchgehend spürbar,
vgl. rO) in 3,20; |e$x in 10,21; 17,12f.*; {iym
a in 14,19; das Fangseil in 19,6.
99 So nach unserer Konjektur; siehe oben, S. 51.
100 Konjiziert; siehe oben, S. 42f.
101 Es ist hervorzuheben, daß die zwei ersten Belege wegen ihrer Beziehung zu den
Gerechtigkeitsbearbeitungen auffallen; siehe unten, S. 294f. Ferner vgl. Ps 140,9–11.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 179
standen ist,102 läßt sich eine Abhängigkeit des Dichters von diesem Ka-
pitel nicht mit Sicherheit postulieren. Da selbst in der Frage keine Ei-
nigkeit besteht, ob es sich in Jes 33 um einen in sich geschlossenen
Entwurf aus einer Hand handelt oder das Kapitel das Ergebnis eines
mehrfachen Redaktionsprozesses ist, wird man derzeit am besten auf
weitere Spekulationen über das zwischen Hi 15,34 und Jes 33,14 beste-
hende Verhältnis verzichten. Bis dahin kann man die dichterische Lei-
stung erst einmal dem Hiobdichter gutschreiben. Während der bibli-
schen Tradition die Vorstellung vom Feuer als einem Werkzeug Gottes
zur Vernichtung der Feinde durchaus bekannt war, verbindet der Hi-
obdichter das Feuer mit der Reihe anderer Mittel zur Vernichtung der
Gottlosen.103
Als nächstes sei die Frage gestellt, wie es sich mit der traditionsge-
schichtlichen Herkunft der Einsetzung des Chaoswassers als Strafmittel
in 22,11 und 22,16 verhält. Die erste an Hiob gerichtete Drohung be-
dient sich deutlich der Sprache der individuellen Klage- und Danklie-
der, in denen das Wasser ein häufiges Sinnbild der Not ist (vgl. Ps 32,6;
66,12104; 69,2f.15; 88,18; 106,11; 124,4f.105). Die Originalität des Hiobdich-
ters zeigt sich aber darin, daß die auf den ersten Blick gewöhnliche
Wendung !eSka T : {iym
a -ta(p: $
i (22,11) dennoch nicht in den Klage- oder
Dankpsalmen nachweisbar ist. In der alttestamentlichen Tradition wird
im Gegensatz entweder das ganze Land (Gen 7,19f. u.a.), eine Stadt (Ez
26,19 u.a.) oder das Heer der Feinde (Ex 14,28 u.a.), aber kein Einzelner
oder gar ein Gottloser dem Wasser preisgegeben bzw. von ihm bedeckt
(hsk). Außerdem findet man das seltene Wort hf(p: $ i (im AT fünfmal) in
Verbindung mit dem Wasser nur im Hiobbuch. Das Gesagte gilt eben-
falls für die Formulierung in 22,16b (qcy und dUs:y): Im Alten Testament
gibt es außerhalb der Hiobdichtung nur zwei Stellen (Ps 41,9; Jes 44,3),
102 So O. Kaiser (1983), 271; R Kilian (1994), 189. Eine „sehr späte Fortschreibung“
nimmt auch U. Becker (1997), 269f., an. B. Duhm (1968), 13, wollte die Dichtung erst
um 162 v. Chr. ansetzen. Dagegen haben sich aber z.B. H. Wildberger (1982), 1287f.
1573f., und O.H. Steck (1985), 95ff., für die Perserzeit ausgesprochen, während
U. Berges (1998), 242ff., sie als einen Brückentext beurteilt, der älter als „sehr spät“
sei.
103 Daß solche Wendungen symptomatisch nur für die Freundesreden sind (vgl. in ZR
20,26), sei betont (bei Hi 31,12 handelt es sich vermutlich um eine sekundäre Erwei-
terung; vgl. M. Witte [1994], 192; O. Kaiser [2006], 56). Eine Ausnahme im AT bilden
die Pflanzenmetaphern (vgl. ER 15,30b), in denen das verzehrende Feuer öfters be-
legt ist (vgl. Ez 19,12; Jes 5,24; 10,17 u.a.).
104 Hier zusammen mit dem Feuer.
105 Wenigstens bei Ps 88 und 124 scheint vorexilische Herkunft ausgeschlossen zu sein;
vgl. K. Seybold (1996), 344.483, E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 570);
E. Gerstenberger (2001), 145f.334.
180 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
in denen das Verb qcy im übertragenen und universalen Sinne als „et-
was auf jemand ausgießen“ verwendet wird,106 dort jedoch nicht in
Verbindung mit Verbrechern; für die Rede von den „Grundfesten“
(vgl. dUs:y in 22,16b) der Gottlosen oder Gerechten sind daneben nur
zwei Belege vorhanden: Prv 10,25 und Hab 3,13.107
Noch universaler erscheint auf den ersten Blick das metaphorische
Spiel mit Licht ({Oy, rO)) und Finsternis (die Wurzel \$x) in ER 15,22.
24*108; 22,11. Es sei gleich betont, daß erneut keine der Formulierungen,
wie formelhaft sie sich auch anhören, ein dem Alten Testament ent-
nommenes Zitat darstellen. Für die Vorstellung des sich verfinsternden
Tages oder seines Gegensatzes, der licht werdenden Dunkelheit, sind
in den Psalmen nur drei Belege hervorzuheben: Ps 18, par. 2Sam 22; 112
und 139. In ihnen wird die Finsternis jedoch nicht mit den Gottlosen in
Verbindung gebracht, sondern die Gerechten mit dem Licht (Ps 18,29;
139,11f. und besonders 112,4).109 Da ähnliche Metaphern in den Prover-
bien völlig fehlen, bleiben als Vergleichsmaterial nur die einschlägigen
Stellen aus den Prophetenbüchern übrig. Der finster werdende Tag ist
dort als der Tag des Herrn (hwhy {Oy) bekannt und wird mehrfach mit
seinem grausamen Charakter geschildert. Auch die apokalyptische Fin-
sternis darf dort nicht fehlen (z.B. Joel 2,2; Am 5,20; Zef 1,15 u.a.). ER
15,24 klingt mit seiner Rede vom „Tag der Finsternis“ an Zef 1,15110 an:
„Tag des Zorns ist dieser Tag:
f }111 und Bedrängnis {hfqUc:m}112,
Tag von Not {hfrc
Tag von Sturm und Verwüstung,
Tag von Finsternis {|e$x {Oy} und Dunkel,
Tag von Wolken und Nebel113.“
106 Sonst behält das Verb zumal in Ex und Lev konkrete Bedeutung bei den kultischen
Handlungen.
107 Viele, darunter W. Volck (1889), 59; E. Dhorme (1967), 333f.; G. Hölscher (1952), 60;
A. Weiser (1980), 175; R. Gordis (1978), 248, sehen in ER 22,15f.19f. Anspielungen auf
die Sintflutsage. Wegen rfhnf in 22,16 argumentiert A. de Wilde (1981), 235, dagegen
und H. Strauß (2000), 66, für die Verbindung mit Jes 59,19 und Jer 46,8. Laut
B. Duhm (1897), 116, wird hier auf eine unbekannte Geschichte angespielt.
108 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Ergänzungen siehe oben, S. 40f.
109 Zu diesen Psalmen siehe auch unten, S. 291f.294f.
110 Darin scheinen die Exegeten einig zu sein, daß dieser Vers zum älteren Grundbe-
stand des Buches gehört; vgl. F. Horst (1964), 191; A. Deissler (1988), 236; K. Seybold
(1991), 85f., H. Irsigler (2002), 59f., und L. Perlitt (2004), 113f. Zum Hintergrund des
Tages des Zorns in Zef siehe H. Irsigler, a.a.O., 171f.
111 In ER 15,24 als rac.
112 hfqUc:m ist im AT nur siebenmal belegt, davon außerhalb von Ps 107 nur dreimal, in
Zef 1,15; Ps 25,17 und ER 15,24.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 181
113 Das 15-mal im AT vorhandene Wort lepr f (A ist zusätzlich in ER 22,13 verwendet wor-
den.
114 Vgl. dagegen die spätere Niedrigkeitsredaktion in 4,12–21 u.a, und M. Witte (1994),
194ff.
115 Falls unsere Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 82, und vgl. unbedingt Ps 11,6.
116 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295.
117 Zu Jes 54* siehe unten, Anm. 341.
118 H. Wildberger (1972), 9, hebt zusätzlich den Nachklang der Apellation aus Jes 1,2f.
in ZR 20,27 hervor.
119 Bemerkenswert sind darüber hinaus die Parallelen in Threni, vgl. die sich entblö-
ßende Schuld in Thr 2,14; 4,22 und den Tag des Zornes in Thr 1,12; 2,1.21f.
120 H. Strauß (2000), 34, verweist besonders auf Prv 11,4.
182 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
In den BR bleibt von der hier zu behandelnden Trias nur die Fin-
sternis als Werkzeug Gottes gegen die Gottlosen übrig. In 18,18 werden
die Gottlosen vom Licht und Festland (l"bT " ) in die Finsternis gesto-
ßen.121 Dagegen beweisen die Bikola 18,5f., daß das verlöschende (\(d
und \$x) Licht (rO), $") und r"n) im Hause der Gottlosen ({yi($
f r
: ) auch als
einfache Metapher für den Tod der Gottlosen benutzt werden kann.
Dabei gewinnen diese Bikola im Gegensatz zum oben gewonnenen
Eindruck von der dichterischen Verwendung der Propheten- und Psal-
mensprache den Beiklang eines Zitats aus den Proverbien. Neben Prv
20,20 und 24,20 sei besonders 13,9 vorgeführt:122
„Das Licht {rO)} der Gerechten geht auf 123,
aber die Leuchte {r"n} der Gottlosen {{yi($
f r
: } verlöscht {\(d}.“
So zeigt es sich erneut, daß sich die Sprache des Hiobdichters generell
im traditionellen Rahmen bewegt.124 Sie weicht von dem traditionellen
Weg auch dann nicht ab, wenn sie zwei der Komponente der chaoti-
schen Trias, z.B. das Wasser und die Finsternis, miteinander verknüpft
und dahinter die Hand Gottes sieht (ER 22,11; vgl. z.B. Am 5,8). Beson-
ders in den Theophanieschilderungen können alle drei Komponenten
die Erscheinung Gottes begleiten, was exemplarisch durch Ps 18,8–16,
par. 2Sam 22,8–16 belegt ist.125 Man darf jedoch nicht vergessen, daß die
sich in Wettererscheinungen manifestierende Macht Gottes in ver-
wandten hymnischen Texten besungen wird oder zu den Kennzeichen
einer Gerichtstheophanie gehört (vgl. z.B. Zef 1,14–17), in den Freun-
desreden aber gegen den Gottlosen gerichtet wird. Ausnahmen wie die
ursprüngliche Hiobdichtung und die der Psalmensprache nahestehen-
de Schilderung in Hab 3,8–15 (besonders 3,13) zeigen, daß spätestens in
der Zeit des Hiobdichters eine Brücke zwischen den älteren Theopha-
nieschilderungen und der Vergeltungslehre geschlagen wurde.126
Bei den weiteren den Untergang der Gottlosen schildernden Stellen der
ER sind nur einige alttestamentliche Parallelen zu nennen, weil sie un-
sere Beobachtungen über die teilweise originelle Sprache des Hiobdich-
ters vor dem Hintergrund ihrer Traditionsverbundenheit bestätigen.
Die Propheten verbinden mit dem Gottesgericht Schlingen, eine Grube,
Schrecken oder sogar Schreckenslaute. Diese Dinge können auch ge-
häuft vorkommen. Allerdings erweist sich die formelhaft dichteste Pa-
rallele als sprichwörtlich, so daß sich ein Abhängigkeitsverhältnis nur
schwer belegen läßt, wie es in der Parallele in der sog. Jesaja-Apoka-
lypse 24,18a der Fall ist:127
„Wer entflieht vor dem Schreckenslaut {daxPa h
a lOQim},
der fällt in die Grube;
wer entkommt aus der Grube,
der wird von der Schlinge {xfP} gefangen.“128
Ähnlich formelhaft klingt das den grausamen Verwüster bezeichnende
Partizip d"dO$ aus ER 15,21, das spezifisch der prophetischen bzw. jere-
mianischen Sprache zugehört (zusammen mit dem Verb )wb in Jer
12,12; 51,48.53 u.a.). Erneut unterscheiden sich jedoch in beiden Fällen
die Kontexte erheblich. Dagegen erscheint das Verb dd$ in den Psal-
men (17,9) und in der Weisheitsliteratur (Prv 24,15) auf die Gottlosen
bezogen, um eine Handlung der Gottlosen gegen den Beter oder Ge-
rechten zu bezeichnen. Das plötzliche Entsetzen, {o)t : Pi daxPa , aus ER
22,10 begegnet wörtlich im Alten Testament nur noch in Prv 3,25 und
bezieht sich hier eindeutig auf die Gottlosen ({yi($
f r
: ).129
Um die Vergeltungslehre des Elifas bzw. seine Lehre über den Un-
tergang der Gottlosen zu unterstreichen, sei die einzige Stelle ange-
führt, in der der Leser überhaupt etwas über das Verhältnis zwischen
den Gerechten und den Gottlosen erfährt. Es äußert sich (als Reaktion
auf HR 21*) nach 22,19f. darin, daß die Gerechten und der Unschuldige
({yiqyiDac und yiqnf ) angesichts des Untergangs der Gottlosen spöttische
Freude (xm&) zeigen. So wird hier, gegen Ende des Dialogs, die These
von seinem Anfang in 4,7 wieder aufgenommen: Die Gerechten ent-
127 Hier handelt es sich um ein Sprichwort, das schon in Jer 48,43f. (vgl. Thr 3,47) be-
gegnet; vgl. dazu zuletzt R. Scholl (2000), 60–61, und zur Komposition von 24,1–20
a.a.O., 63–64. Der Abschnitt bildet eine Art schriftgelehrter redaktioneller Prophetie.
Scholl datiert Jes 24–27 in toto um 300 v. Chr. (S.285). Vgl. auch U. Berges (1998), 198:
Ende der persischen Zeit.
128 In ER 22,10 ({yixpa und daxPa ) und 15,21 ({yidx
f P: -lOq). Vgl. auch Jer 48,43f.
129 Prv 3,25 gehört aber sicherlich zu den jüngsten Beiträgen im Bereich von c. 1–9; vgl.
R. Schäfer (1999), 97ff.278.
184 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
kommen nicht nur der Katastrophe, sondern sind auch fröhliche Au-
genzeugen des Untergangs der Gottlosen (vgl. in beiden Stellen yiqnf und
dxk). Will man diese Aussage an der Tradition messen, ergibt sich ein
reichliches Vergleichsmaterial, zumal sich für das Verb xm& in den Psal-
men und zusammen mit einer Gegenüberstellung der Gerechten mit
den Gottlosen in den Proverbien zahlreiche Parallelen unterschiedli-
chen Grades befinden.130 Wählt man eine ihrer drastischeren in Gestalt
von Ps 58,11 aus, so findet man sowohl die Kontrastierung, die Freude
der Gerechten als auch den Tod der Gottlosen:
„Es freue sich {xam&
: yi } der Gerechte {qyiDc
a }, denn er hat Rache geschaut {hfzx
f },
seine Hände131 wird er waschen im Blut des Gottlosen {(f$r f }.“
Das Lied oder zumindest einzelne seiner Teile stehen in Verbindung
mit den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen,132 die, wie oben
bereits beobachtet, jünger sind als die Urgestalt der Hiobdichtung oder
aus anderen Kreisen stammen.133 Der Hiobdichter kann also als ein
Vorläufer bezeichnet werden, der sich mit ähnlichen Äußerungen auf
die weisheitliche Tradition stützt, wobei er vermutlich auf eine im Ent-
stehen begriffene Tradition, welche die Gerechten mit den Gottlosen
konfrontiert, zurückgreifen konnte.134
130 N.C. Habel (1985), 341, hält ER 22,19a für eine Variation von Ps 107,42a. Da aber
107,42b in Verbindung mit der Redaktion in Hi 5,16 (vgl. a.a.O.; siehe oben, S. 28–31)
steht, liegt das Zitieren von Hi 22,19 in Ps 107,42 näher.
131 Lies mit G wyfPKa (siehe BHS).
132 Dieser Vers wird von den Forschern entweder als Ergänzung oder als ursprüngli-
cher Bestandteil des in diesem Fall als literarische Einheit betrachteten und in die
späte oder gar makkabäische Zeit datierten Psalms betrachtet, siehe unten, S. 294f.,
Anm. 108. Weitere, hauptsächlich aus nachexilischer Zeit stammende Beispiele wie
Ps 32,11; 52,8f.; 68,3f.; 91,8; Prv 29,16 können dieser Stelle an die Seite gestellt wer-
den.
133 Dazu vgl. oben, S. 167f., und unten, S. 292–295.
134 Daß das Zitat der Worte der Gerechten in ER 22,20 keine vorhandene Tradition wei-
tergibt und auf den Hiobdichter zurückzuführen ist, ist anhand des Verbs dxk von
G. Fohrer (1963a), 360, Anm. 17, hervorgehoben worden.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 185
ängstigen und auf Schritt und Tritt hetzen. Der Hauptteil der Strophe
bietet sechs unterschiedliche Wörter für Fallen und Schlingen, von de-
nen drei – te$re (V. 8a), xaP (V. 9a) und lebxe (V. 10a) – im Alten Testament
geläufig sind und drei – hfkb f &
: (V. 8b), {yiMc
a (V. 9b) und tedoKl
: m
a (V. 10b)135
– im Alten Testament in dieser Bedeutung Hapaxlegomena sind. Ob-
wohl die Jagdmetaphorik selbst im Alten Testament gewöhnlich ist,
weicht der Hiobdichter (vermutlich absichtlich) von ihr ab. Er vermei-
det das in der Weisheitssprache populärste Wort $"qOm für Stricke (vgl.
Prv 13,14; 14,27 u.a.), spricht nicht vom Untergang eines Kollektivs wie
in der Prophetensprache (vgl. Ez 17,20; 19,8136 u.a.), und er schildert
nicht die ausweglose Bedrängnis des Gottlosen (vgl. Ps 9,16; 10,9; 35,8
u.a.) und die Not des zu rettenden Beters (vgl. Ps 31,5; 57,7 u.a.) wie in
der sonst in dieser Beziehung verwandten Psalmensprache.137 Vor al-
lem gelten die Schlingen in den BR im Unterschied zu den meisten
Belegen im Alten Testament als Instrumente Gottes.138 Um eine ähnli-
che Paraphrase der Tradition handelt es sich auch beim Verb rrc (BR
18,7; übrigens auch in ER 15,24 als Nomen rac und in ZR 20,22), wie ein
Vergleich z.B. mit Ps 31,10; 66,14; 106,44 zeigt (vgl. dagegen Prv 4,12).
Im Unterschied zu den Gottlosen in BR 18,7ff., die in die Fallen geraten
sind, klagt ein Beter des Psalms 140 ganz traditionsgemäß über die von
den Gottlosen für ihn verborgen gelegten Fallen (vgl. }m+, xaP, lebx e und
te$r
e in V. 5f.).139 Ein weiterer Psalmendichter berichtet rückblickend auf
seine Not von den umfangenden Schlingen und dem Erschrecken in Ps
18,5f., par. 2Sam 22,5f. Obwohl dort die Wörter lebx e und bbs und be-
sonders ein Lieblingsverb (t(b) des Hiobdichters140 unsere Aufmerk-
samkeit verdienen (vgl. BR 18,11), unterscheidet sich der Kontext der
BR (Untergang der Gottlosen) erneut von dem des Psalms (Rettung des
Betenden):141
„Es umfingen mich Schlingen {lebx
e } des Todes,
und des Verderbens Ströme erschreckten {t(b} mich.
149 G. Fuchs (1993), 111, Anm. 135, nennt jedoch Ps 49,15; Jes 28,15 und Jer 9,20, in de-
nen der Unterweltgott twm „als personenhafte Größe begegnet“. Das Wort hfhL f B
a wird
im AT oft mit dem Tod in Verbindung gesetzt, vgl. Ps 73,19; Jes 17,14; Ez 26,21.
150 Siehe den Begriff der „Bildungsremythisierung“ in H. Niehr (1990), 199–220 und
141–166.
151 Die Sprache der Freundesreden ist aspektiv, wie die der alten Kulturen generell.
Siehe dazu gründlich E. Brunner-Traut (1996), bes. S. 120–129; vgl. dazu auch
O. Kaiser (1958), 6, mit Verweis auf Henri Frankfort: „Die mythische Aussage um-
schreibt also immer nur einen bestimmten Aspekt eines Wirklichen. So wahr diesem
Wirklichen in seiner Begegnung sehr verschiedene Aspekte innewohnen können,
können auch für den mythisch Denkenden ganz verschiedene Aussagen nebenein-
ander stehen“.
152 Vgl. z.B. E. Dhorme (1967), cxvi („the traces of popular mythology ... are part and
parcel of its language rather than its ideas“); G. Fohrer (1963a), 49; R. Gordis (1978),
192; H. Strauß (2000), 28 (der Mythos ist funktionalisiert); O. Kaiser (2006), 106
(„eher eine Art von poetischem Bildungsnachweis als ein Wiederaufleben der ver-
sunkenen Götterwelt“).
153 So bereits L. Hirzel (1852), 116, und die Mehrheit der Exegeten; vgl. die Kritik bei
G. Fuchs (1993), 111f., und oben, S. 64.
154 So sind wir mit den Ergebnissen der Untersuchung von G. Fuchs (1993), 291–295
u.a., grundsätzlich einverstanden, rücken aber mehr den weisheitlichen Rahmen der
Freundesreden, ihre leicht unterschiedliche, persönliche Gestaltung sowie die kon-
sequente Ausführung der Vergeltungslehre, die sich u.a. auf die zeitgenössischen
Vorstellungen stützt, in den Vordergrund. Siehe auch zum Verhältnis von Gott und
Mensch bei Bildad unten, S. 208, und zu den Beziehungen zu den mesopotamischen
Traditionen unten, S. 250ff.
188 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
155 Und in umgekehrter Reihenfolge. Es sind entsprechend das Tote Meer im Osten und
das Mittelmeer im Westen gemeint; siehe oben, S. 64f., und unten, S. 261.
156 Die Tatsache, daß das Wort einmal im Psalter und nämlich in Ps 18,19, par. 2Sam
22,19, vorkommt, verdient eine Anmerkung. Zu Ps 18 siehe unten, S. 291f.
157 Das Paar ist typisch für die dtr. Redaktion in Jer; siehe W. Thiel (1981), 98, ferner
S. 69ff.
158 Darüber hinaus kommt das Wort {yirUg:m aus BR 18,19 hauptsächlich in Gen vor, vgl.
z.B. 17,8; 28,4.
159 Darunter kann nur Gen 19,24 als eine gegenüber der Hiobdichtung ältere Stelle ein-
gestuft werden (vgl. C. Levin [1993b], 159ff.), zu Ps 11 siehe unten, S. 294f., und zu
Ez 38,22 K.-F. Pohlmann (2001), 510.
160 Siehe auch unten, S. 297f.
161 Zu einem möglichen mesopotamischen Lokalkolorit in den BR siehe unten, S. 250ff.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 189
Vor allem die zweite ZR verfügt über zahlreiche Einzelbilder, von de-
nen einige durch ihren Umfang durchaus mit denen der BR vergleich-
bar sind. Im umfangreichsten und effektvollsten von ihnen in 20,12–14
läßt der Hiobdichter Zofar die Folgen des Bösen Hiob vor Augen füh-
ren, indem er metaphorisch das süße Böse sich in Gift verwandeln läßt.
Die Gegenüberstellung des süßen Geschmacks (qtm Hif.) mit dem bitte-
ren Otterngift ({yint
f P: tarOr:m) läßt sich im Rahmen der allgemein bekann-
ten Kontrastierung des Süßen und Bitteren verstehen. Obwohl es dazu
im Alten Testament nicht allzu viele Beispiele gibt, können einige von
ihnen als Kommentar vergegenwärtigt werden. Ein Weheruf aus dem
älteren Bestand der protojesajanischen Sammlung (Jes 5,20)162 bildet
einen genügenden Beweis dafür, daß die entsprechende Metaphorik in
der Zeit des Hiobdichters bekannt gewesen ist:163
„Weh denen, die das Böse {(ar} gut nennen
und das Gute böse {(ar},
die die Finsternis zum Licht machen
und das Licht zur Finsternis,
die das Bittere {ram} süß {qOtfm} machen
und das Süße {qOtfm} bitter {ram}!“
Mithin steht die Verurteilung der Lüge, wie sie Zofar den Gottlosen in
Gestalt falscher, durch Unersättlichkeit verursachter Rede vorwirft,164
jedenfalls bereits im Schatten einer älteren Tradition (vgl. auch Ps
58,4f.). In diesen Zusammenhang gehört auch 20,12–14, wo von der
Verwandlung des süß schmeckenden Bösen in seinem Munde in Nat-
terngalle die Rede ist (vgl. |"x und das Wortpaar heP // }O$fl und dazu Ps
50,19; Zef 3,13165). In Ps 140,4 heißt es von den bösen Menschen ((ar {fd)
f
in V. 2) und Gottlosen ((f$r f in V. 5):166
„Sie haben scharfe Zungen {}O$fl} wie Schlangen,
Otterngift ist unter {taxT
a } ihren Lippen.“
162 Vgl. U. Becker (1997), 141f., der zeigt, daß der Vers bereits auf Am 5f.* (vgl. bes. 5,7;
6,12) zurückgreift.
163 Vgl. auch Prv 5,3f. (nach R. Schäfer [1999], 251 u.a., gehört zum älteren Bestand in
Prv 1–9) und 20,17 (so J.E. Hartley [1988], 305).
164 Siehe dazu unten, S. 197–199.
165 Zu Ps 50 siehe unten, S. 222 und Anm. 357. Zef 3,13 kann in dieselbe Zeit mit dem
Hiobdichter gehören, siehe L. Perlitt (2004), 98f., und O. Kaiser (1994a), 143f., und
vgl. dagegen die spätexilisch-frühnachexilische Ansetzung bei K. Seybold (1991), 86,
und H. Irsigler (2002), 63.
166 Zu Ps 140 siehe unten, S. 295, Anm. 111.
190 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
167 Das Wort hfr(O)r:m in 20,14.25 ist hleg. (siehe auch unten, S. 243, Anm. 49), das Verb
qtm ist im AT fünfmal belegt, die Wendung }O$fl taxT a viermal, |"x |Ot:B nur hier, auch
}etPe nur sechsmal (darunter zweimal in Hi 20*).
168 Siehe unbedingt zu den aramäischen Parallelen unten, S. 241ff. Merke auch, daß bei
oben zitierten Jes 5,20 weisheitlicher Hintergrund vermutet worden ist (O. Kaiser
[1981a], 108; W.A.M. Beuken [2003], 152). Dazu, daß V. 12–14 Bezug auf Fluch- und
Probeordal besitzen können, siehe H. Strauß (2000), 30, und ferner vgl. die Beobach-
tungen von G. Fuchs (1993), 119f. Vgl. auch die breite Annahme der entsprechenden
Motivik im Buche Ben Sira und deren Analyse bei A.A. Di Lella (2008).
169 Die Wurzel )yq im AT 13-mal; (fgyf als Nomen hleg., als Verb aber in der Weisheit
außer Hi nur in Prv 23,4; hfrUm:T sechsmal im AT; sl( nur noch in Hi 39,13 und Prv
7,18.
170 Grundsätzlich kann der Hiobdichter eine ähnliche prophetische Metaphorik gekannt
haben, wenn auch das Alter der Völkersprüche Jer 46–51 selbst strittig ist, vgl.
O. Kaiser (1994a), 75f.
171 Wenigstens kommen in diesen älteren Stellen die Folgen der Unersättlichkeit mehr
oder weniger zu Sprache. Vgl. das Verb )yq in Prv 23,8 und 25,16.
172 Gewisserweise kann man nur 1Kön 14,10 zum Vergleich heranziehen, wo auch die
Variante lflGf (zweimal im AT) zu l"G (20,7; nur dreimal im AT) verwendet wird.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 191
r+m Hif.), so daß sie nach 20,24f. seinem ehernen Bogen, Spieß und Blitz
nicht entfliehen können. Das erste Bild ist sowohl aus den Psalmen (z.B.
11,6; 78,49181) als auch den Propheten (z.B. Jer 49,37) bekannt, das zwei-
te, auf HR 16,13f. und 19,11f.* anspielende Bild zeichnet sich vor allem
durch den Gebrauch seltener Begriffe wie låzr : B
a qe$ne (hleg.), hf$Ux:n te$qe
(nur in Ps 18,35), vlx (in der Bedeutung „durchschneiden“ nur noch in
Ri 5,26182), hæwG" / waG / w"G (hleg.)183 und der bereits bei 20,14 erwähnten hfrorm :
(hleg.) aus. Die V. 24f. besitzen mithin kein direktes Vorbild im Alten
Testament und nehmen möglicherweise außerbiblisches Gut auf.184 An-
dererseits sind die Vorstellungen in ZR 20,23ff.* insoweit gewöhnlich,
daß z.B. der qfrfB (vgl. Ps 18,15; 77,18f.; 97,4; 144,6) und ebenso das Verb
xrb (vgl. Ps 139,7; Jes 22,3) keinen Zweifel daran lassen, daß diese
Schrecken von Gott verursacht werden.
Angesichts des Schwerpunkts der Lehre der Freunde, der auf dem Un-
tergang des Gottlosen liegt, muß schließlich gefragt werden, wer dieser
eigentlich ist. Er trägt in den Freundesreden viele Namen, von denen
oben bereits mehrere genannt worden sind.185 Zwei von ihnen begeg-
nen in den Reden jedes der drei Freunde: Der Gottlose bzw. der Frevler
(f$r
f (ER 15,20; BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5 und seine Variante (f$r f {fd)f
in ZR 20,29) und der Ruchlose vanx f (ER 15,34; BR 8,13; ZR 20,5). Darüber
hinaus begegnet in den Reden der Freunde ein jeweils für sie typisches
Vokabular: In ER sind es der Tor lyéw) E , der Unverständige hetoP (5,2), die
Ungerechten }åw) f -y"tm
: (22,15) und die metaphorischen Bezeichnungen
181 Beide Psalmen sind aber vermutlich jünger als die Hiobdichtung; vgl. auch unten,
S. 294f.
182 Siehe KBL3, 308b.
183 Siehe oben, S. 83.
184 Vgl. auch die Behandlung des mythischen Chaoskampfmotives bei G. Fuchs (1993),
123f. Ferner handelt es sich bei \lhy um eine besondere Form, die in Hi beliebt ist,
deren aramäischen Charakter aber M. Cheney (1994), 253f, bestreitet (statt dessen sei
sie als Archaisierung aufzufassen).
185 Vgl. die Analyse bei M. Remus (1993), 19–21, und E. Würthwein (1970), 228f.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 193
}ew)
f y"$:rox und lfmf( y"(r
: oz (4,8); in BR sind es die Bösewichter {yi("rm : (8,20)
und der Ungerechte læU(a (18,21); in ZR sind es die bösen Menschen -y"tm :
):w$f - (11,11) und der Widerspenstige yir:m-$yi) (20,29)186.
Neben manchen im AT sehr seltenen, wenn auch in ihrer Aussage
verständlichen, Wörtern wie vanx f 187 und lfU(a 188, die }ew)
f -y"tm
: (hleg.), die
):w$f -y"tm
: (nur noch in Ps 26,4) und der yirm : -$yi) (hleg.)189 werden die Bö-
sewichter mehrheitlich auf die übliche Weise bezeichnet.190 Der Gottlo-
se bzw. der Frevler (f$r f bildet im ganzen Alten Testament und beson-
ders in der weisheitlichen Literatur einen festen Typus.191 Sowohl die
Begriffe lyéw) E als auch hetoP sind der weisheitlichen Sprache entnommen
(vgl. z.B. Prv 10,14.21; 12,15 und 20,19). Das eine den {yi(r " m
: entspre-
chende Handlung bezeichnende Verb ((r Hif. ist im Alten Testament
üblich, das Partizip begegnet in den Psalmen (z.B. 26,4f.; 37,1.9) und in
Prv (17,4; 24,19f.). Darüber hinaus findet sich in den ER das seltene
Wort {yimUrA( (15,5), das gemäß seinem Gebrauch in den Sprüchen zur
„frommen“ Terminologie gehören dürfte (z.B. Prv 12,16.23; 13,16). Hier
erhält es jedoch dadurch, daß es in die gegen Hiob gerichtete Beschwö-
rung gehört, eine negative Konnotation. Hiob wähle zwar die Sprache
der „Klugen“, handele aber dabei listig.192
193 Wie im AT üblich, muß jedoch eine theologische Tendenz zugelassen werden. Z.B.
bei lyéw)
E vgl. Prv 5,23 und 10,21; M. Sæbo (1973a), 78f., und R. Gordis (1978), 52.
194 Beide Vokabeln sind aus der Weisheitsliteratur bekannt; zu hf)n: qi vgl. Prv 14,30 u.a.,
ferner Ps 69,10, zu sa(Ka / &a(Ka Prv 12,16; 17,25 u.a.
195 Siehe oben, S. 159f.
196 Vgl. zu lyéw)E // hetoP oben; zum Paar von Wurzeln grh // twm z.B. Prv 24,11; Jes 14,30.
Vgl. auch die typologische Darstellung der Weisen und Toren bei J. Hausmann
(1995), 9ff.
197 Zur ursprünglichen Gestalt, Einteilung und Stilistik siehe oben, S. 40–42. und 103f.
106.148.
198 Vgl. z.B. K. Budde (1896), 80; A. Weiser (1980), 118; C. Westermann (1956), 71.
199 Vgl. zahlreiche Belege in Ex 7,19; 8,1; 9,22 u.a. oder Jes 23,11; Jer 51,25 u.a. Ähnlich
verhält es sich mit le) rfBGa t : yi , „sich überheben gegen“ (ER 15,25b); vgl. z.B. 2Sam
11,23 oder Jes 42,13.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 195
gilt.200 Das Verständnis dieser Bikola ist dadurch erschwert, daß der
Hiobdichter in ihnen vermutlich teilweise durch eine uns unbekannte
Tradition angeregt worden ist.201 Vom Frevler in 15,25–28bα gilt also,
daß er nichts anderes als gottlos ist.
Den Höhepunkt der Schilderungen der Freveltaten in den Freun-
desreden bietet der sogenannte Sündenkatalog 22,6–9 in der dritten ER.
In einer ganzen Strophe werden Hiob seine Vergehen in Gestalt grund-
loser Pfandnahme, zumal von Kleidungsstücken, die einem als Bruder
(xa)) bezeichneten Gefährten gehören,202 (V. 6), der Verweigerung von
Tränkung der Erschöpften und Speisung der Hungrigen (V. 7) und der
Verjagung von Witwen und Waisen (V. 9) vorgeworfen.203 Es sind ih-
rem Charakter nach eindeutig negative Handlungen, für die sich zahl-
reiche Parallelen vor allem im Bundesbuch (z.B. Ex 22,20–26) und im
Dtn (z.B. 24,17–22), aber auch in den Psalmen (z.B. 146,7–9), bei den
Propheten (z.B. Am 2,8; Jes 58,7; Ez 18,7.16f.) und in der Weisheitslite-
ratur (z.B. Prv 25,21) namhaft machen lassen. Die Schwere des Verbre-
chens zeigt sich darin, daß die Witwen und Waisen zu den klassischen
Personae miserae des Alten Orients gehören, die, selbst rechtlos, in der
Ortsgemeinde unter göttlichem Schutz stehen.204 V. 8 wirkt dabei mit
seinem auffallenden Satzbau und seinem sentenziösen Inhalt wie ein
Zitat.205 Leider gibt es im Alten Testament keinen Prototyp dieses Biko-
lons, seine Intention, die Verantwortung der Mächtigen und Angese-
henen für das Wohl der Schwachen zu betonen, entspricht jedoch dem,
was sonst im Alten Testament darüber gesagt wird.206
200 Vgl. B. Duhm (1897), 84f.; G. Fohrer (1963a), 275f. Man lese als indirekten Vergleich
Stellen wie Dtn 13,13ff.; Jos 6,26; 1Kön 16,34 oder Jes 6,11; Jer 22,6; 26,9.
201 Jedenfalls fallen das hleg. hfmyiP in V. 27 und das ganze Bikolon V. 26 auf; dort erweist
sich die Verwendung der Wörter yib(A und baG* zwar als verständlich (obwohl nicht zu-
letzt ohne ein arabisches Sprichwort „er wandte gegen ihn des Schildes Buckel“, in
Ges17, 124b), die Aussage wirkt aber vor dem atl. Hintergrund sehr originell. Siehe
auch unten, S. 269.
202 Zum „Bruder“ als Lebensgenossen siehe gründlich L. Perlitt (1994), bes. S. 71ff.
203 Zur Anschuldigung als Aufbauelement der Reden siehe oben, S. 145.
204 Siehe näher dazu H. Ringgren (1982); W. Thiel (1985), 153f. Und vgl. auch den Ver-
merk von G. Fohrer (1963a), 357, Anm. 9, daß „anders als in Gesetz und Propheten
in der Weisheitsliteratur zwar regelmäßig der Witwen und Waisen gedacht [wird],
der Fremdlinge dagegen nur selten“.
205 Zu den Einzelheiten siehe oben, S. 120f.141. Der Zitatcharakter von V. 8 ist z.B. von
G. Fohrer (1963a), 357, vermutet worden.
206 Die Beziehung zur prophetischen Tradition haben z.B. E. Dhorme (1967), cxxvii
(auch Gesetz); G. Fohrer (1963a), 353; V. Maag (1982), 139 (bes. Ez 18,5ff.); K.J. Dell
(1991), 104; M. Witte (1994), 84, und H. Strauß (2000), 59, hervorgehoben; vgl. z.B. Jes
3,3; 9,14, und H.-J. Hermisson (1998b), 309.
196 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
So erhält der Leser der ER die Auskunft, daß der Mensch ein Frev-
ler ist, der sich gegen Gott aufgelehnt und an der Gemeinschaft vergan-
gen hat.207 Die Frage zu beantworten, wie das im einzelnen geschehen
ist, scheint dem Hiobdichter von untergeordneter Bedeutung gewesen
zu sein. Der Hiob entgegengehaltene Sündenkatalog ist lediglich para-
digmatisch zu verstehen, indem er zahlreiche typische Sünden auf-
zählt.208 Er soll ihn damit zu dem Geständnis bewegen, durch welche
Vergehen er sich tatsächlich verschuldet hat.209 Insgesamt ist festzuhal-
ten, daß den eigentlichen Kern der Lehre über das Wesen der Frevler
deren Verhältnis zu Gott bildet. Diese vorherrschende Perspektive er-
laubt es, die Frevler der Freundesreden mit vollem Recht als Gottlose
zu bezeichnen, ohne daß deshalb ihre sozialen Vergehen besonders
hervorgehoben werden müssen, weil beides nach biblischem Verständ-
nis zusammengehört.210 Die Gottlosigkeit muß dabei nicht unbedingt
direkt zur Sprache gebracht werden. Es entspricht durchaus der Praxis
der alttestamentlichen Weisheit, sich herkömmlicher Termini aus dem
Rechtsleben oder der Erziehung zu bedienen und sie eventuell durch
eine entsprechende Rahmung oder Bearbeitung zu theologisieren.211
Dieser Praxis, so konnten wir zeigen, ist der Hiobdichter zumal in den
ER gefolgt.
Am wenigsten über das Wesen des Gottlosen erfährt der Leser in auf-
fallender Weise in den BR. Zwei Thesen, in 8,13 und 18,4b, nehmen
Bezug auf eine frevelhafte Haltung, beide jedoch lediglich indirekt. Der
ersten kann der Leser dank zweier paralleler synonymer Wendungen
l") y"xk: o$-lfK // v"nx
f entnehmen, daß der Ruchlose einem Gottvergessenen
gleicht. Daher können wir den Frevler der BR mit dem Gottlosen iden-
tifizieren. Im Bikolon 18,4b legt der Hiobdichter Bildad die an Hiob
gerichtete rhetorische Frage in den Mund, ob seinetwegen die Weltord-
nung geändert werden müsse. Es sei vergegenwärtigt, daß die Behaup-
Gründlicher als in den BR erörtert der Hiobdichter das Wesen der Gott-
losen in den ZR. In den ZR werden hauptsächlich zwei große Vorwürfe
gegen den Gottlosen erhoben, der der Lippensünde und der der Maß-
losigkeit. Auf die Lippensünde wird man ausdrücklich durch den un-
mittelbaren Anfang der ZR hingewiesen (11,2ff.). Alle Freundesreden
werden zwar durch Anreden eröffnet, die mehr oder weniger auf die
dialogische Situation Rücksicht nehmen, die der ZR fallen aber durch
die Ausführlichkeit ihrer Darstellung und den damit verbundenen
reicheren Wortschatz auf. So verwendet der Hiobdichter in 11,2f. die
Wendungen {yirb f D
: bor, {iyta pf :& $yi), daB und g(l und in 20,3 die Wendun-
gen yitM
f l
i K: rasUm und yitnf yiBmi x a Ur214, die alle in der einen oder anderen
Weise mit dem Spott, der Lüge, dem Geschwätz oder dem Schwätzer
und der dahinter stehenden falschen Einsicht verbunden sind und da-
bei auch die Rede Hiobs im Auge behalten. In den ZR geht es eindeutig
um die richtige Lehre und entsprechend um die Wahl zwischen Ein-
sicht und frevelhafter Hartnäckigkeit. Am deutlichsten kommt das in
der Anschuldigung in der Gestalt eines Worte Hiobs unterstellenden
und ihn zugleich typisierenden Zitats in 11,4 zur Sprache. Hier werden
Hiob nicht seine frevelhaften Taten, sondern seine Behauptung, daß
seine Lehre (xaqle ) rein sei, als Lüge vorgehalten. Das aber ist gemäß der
Lehre Zofars deshalb gotteslästerlich, weil Hiob diesen Anspruch Gott
gegenüber erhoben habe (11,4b.5). Dabei nimmt das „Zitat“ Bezug auf
die Worte Hiobs in 6,28–30; 9,21.35 und 10,7.15*,215 was aber die unpro-
portionale Betonung der richtigen Lehre und der Lüge in den ZR im
Unterschied zu den Beteuerungen der Unschuld in den HR erneut un-
terstreicht.
Der Hiobdichter stellt Zofar als einen wahren Anhänger der traditi-
onellen weisheitlichen Lehre dar. Während Elifas sich Hiob seelsorglich
nähert und die Anschuldigungen vorerst vermeidet und Bildad knapp
und neutral seine Rede beginnt, kommt Zofar sofort zur Sache, indem
er Hiob bezichtigt, daß er lüge und damit die ehrwürdige göttliche
Lehre verfälsche.216 Zofar tritt wie ein Musterschüler in einer Schule
auf, in der gerade Prv 10,17–21, besonders V. 19, vorgelesen worden ist
(vgl. ferner Ps 12,3–6; Prv 16,2):217
„Bei vielen Worten {{yirb
f D
: bor} bleibt die Sünde nicht aus,
wer aber seine Lippen {{iyta pf &
: } zurückhält, ist klug.“
Wenn es in 11,2–4 und 20,3 auch manche vokabularischen Besonderhei-
ten gibt218, so bleibt der Hiobdichter dennoch sprachlich auf dem Boden
der weisheitlichen Ausdrucksweise. Das trifft zumal auf 20,3 zu, wo er
Zofar im Gegensatz zu den anderen Diskussionspartnern so demon-
strativ die für die alttestamentliche Weisheit grundlegenden Begriffe
rasUm und hfnyiB verwenden läßt.219
Während die Lehre über den Untergang der Gottlosen den größten Teil
der Freundesreden einnimmt, kommen die Äußerungen über seinen
Gegentypus, die Frommen, und die Hinweise auf ihr Schicksal nur spo-
radisch vor.224 Im Gegensatz zur Allgegenwart von (f$r
f in allen Freun-
gesetzt, z.B. 38,4.36. Des weiteren vgl. zu g(l Prv 17,5; 30,17; zu {lk Prv 25,8; 28,7
und zu $rx (alle ZR 11,3) Prv 11,12; 17,28.
220 Merke das Verb )kd, das auch in der Anschuldigung ER 22,9 begegnet.
221 Siehe dazu den Kommentar von T. Veijola (2004a), 173, wonach hier eine Berührung
mit der prophetischen Sozialkritik vorliegt.
222 Siehe den Kommentar von M. Noth (1985), 38.
223 Zu Jes 3,14 als eine Parallele zu ER siehe unten, S. 211.
224 Vgl. oben, S. 92f. Es sei unterstrichen, daß der Gegentyp zu (f$r f in den Freundes-
reden doch behandelt wird (vgl. G. Fohrer [1963a], 135, Anm. 4, und dagegen
M. Köhlmoos [1999], 129). Zur eingehenden Analyse der Terminologie siehe auch
M. Remus (1993), 21f., und E. Würthwein (1970), 233, und zu qdc in Hi überhaupt
bei J. Lévêque (1970), 272–277.
200 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
225 Zur Konjektur siehe oben, S. 53. So ist die Kombination im AT ein Einzelbeleg, vor
dem Hintergrund von Jes 2,17 und Jon 1,14 jedoch normal.
226 Vgl. darüber hinaus {oT in ER 4,6.
227 {fkx
f ist mehrmals sekundär belegt, siehe dazu oben, S. 30 und Anm. 65. Die Antithe-
se von lyéw)
E und {fkxf ist geläufig in Prv, vgl. 10,14; 11,29; 12,15; 14,3; 17,28 u.a.
228 Siehe M. Sæbø (1978b), 560; (1979), 827.
229 Dies merkt auch G. Fohrer (1963a), 355, wenn er die Bedeutung des Wortes lyiK& : m
a als
„Einsichtige“ betont und nicht als „Fromme“ übersetzt.
230 qyiDc
a und {fkx
f stellen zwei Haupttypen der Weisheit dar, die jedoch eine lange Vorge-
schichte besitzen (siehe O. Kaiser [1997], H.H. Schmid [1968], 157–160, und R.N.
Whybray [1974]); zu qyiDc a siehe auch oben, S. 167f.
231 Prv 1,11; 6,17; zu seiner Gebundenheit an die Rechtssprache siehe G. Warmuth
(1986), 595ff.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 201
Vor allem in den weisheitlichen Bereich gehören rf$yf und {fT232 und
ganz spezifisch für ihn sind |áz und lyiK&
: m
a .233
Wenn man die Hinweise auf die fromme Haltung in den Aufforderun-
gen an Hiob vorerst beiseite läßt, weil sie eher die Frage beantworten,
was Hiob in seiner Lage tun soll, bleibt bei Bildad und Zofar wenig zu
diesem Thema zu sagen übrig. Die ER zeichnen sich nicht nur durch
die genannte Antithese von {fkx f und lyiw) E , sondern vor allem dadurch
aus, daß Elifas sich als einziger von den Freunden über die Frömmig-
keit äußert. Unmittelbar am Anfang des Dialogs in 4,3f. liefert er durch
die an Hiob gerichtete vorsichtige Mahnung234 vier Momente, die ein
anständiges Verhalten kennzeichnen. Hiob habe viele ermahnt und
kraftlose Hände gestärkt (qzx Pi. + {iyda yf tOpfr), die Strauchelnden aufge-
richtet und die wankenden Knie gefestigt (jm) Pi. + tO(:roK {iyKa r : iB). Hier
werden die im Alten Testament herkömmlichen Formulierungen wie
qzx Pi. + day verwendet, die auch in Jes 35,3 gehäuft vorkommen:
„Stärkt {Pi. qzx} die schlaffen {tOpfr} Hände {{iyd a yf },
festigt {Pi. jm)} die strauchelnden Knie {{iyKa r
: B
i }!“
Die Stelle entspricht fast vollständig der Formulierung in ER 4,3f. Au-
ßerdem kann aus dem anschließenden Vers Jes 35,4 durch den Befehl,
das verstärkende Wort zu verkünden, eine zusätzliche Parallele zu ER
4,3f. gewonnen werden. Hiob habe nämlich durch seine Mahnung und
seine Rede (rsy Pi. und {Uq Hif. + hfLim in V. 3a.4a) die ungefestigten
Menschen gefestigt.235
232 rf$yf bildet ebenfalls einen Haupttypus der Weisheit, ist aber vermutlich später als
qyiDca oder {fkx
f von ihr übernommen worden; {fT ist im Vergleich zu rf$yf seltener und
findet seinen Platz vor allem in der Weisheit.
233 |az ist ein seltenes Wort, vgl. außer Hi nur in Prv 16,2; 20,11; 21,8; lyiK&: m
a begegnet
überwiegend in Prv und ganz spät in Dan; zu seiner Rolle in der Theologie der ER
siehe unten, S. 205f.
234 ER 4,2–4 sind nicht als Ironie gedacht (so aber z.B. E. Dhorme [1967], xxxvi.45 u.a.),
sondern ernst gemeint.
235 Da das genaue Alter des unbestritten nachexilischen Kapitels Jes 35 in der Forschung
in die immer spätere Zeit rückt (O.H. Steck [1991], 196f., setzt es an das Ende des 4.
Jh.s; vgl. O. Kaiser [1983], 286ff., und U. Becker [1997], 270) und da der Rückgriff von
Jes 35,3 als einem Bikolon auf zwei getrennte Kola in ER 4,3b.4b logischer erscheint,
können wir das höhere Alter des Hiobdialogs vermuten; bereits B. Duhm (1897), 25,
aber auch O. Kaiser, a.a.O., 288, nehmen das an. Doch ist es nicht ausgeschlossen,
daß beide dank ihrer zeitlichen Nähe eine uns unbekannte traditionelle Aussage wi-
derspiegeln (vgl. ferner z.B. Jer 50,32.43). Daß es zu ER 4,3f. auch reichlich andere
202 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Parallelen geben kann, bezeugt z.B. das Paar rsy Pi. // qzx Pi. (V.3) in Hos 7,15. Das
Verb rsy könnte durchaus aus dem weisheitlich beeinflußten deuteronomistisch-
nomistischen Ideal eines Lehrers bzw. Kenners des Gesetzes hervorgehen; zur Dis-
kussion siehe T. Veijola (2004b), bes. S. 472ff.
236 So bereits K. Budde (siehe oben, S. 127, Anm. 217). Siehe zu ER 15,4 und 22,4 auch
unten, S. 211–213, und zu ER 4,6 unten, S. 215f. Fast alle Exegeten verstehen hf)r : yi als
„Religion“ oder „Frömmigkeit“. Kritischer äußert sich H. Strauß (2000), 62, der die-
sen „umgangssprachlichen“ Begriff für verblassend hält.
237 Es ist kaum möglich, daß die Einleitung Prv 1,1–7 jünger ist als die ursprüngliche
Hiobdichtung, weil sie den ohnehin späten c. 1–9 (dazu unten, S. 290) angehängt
worden ist, vgl. G. Baumann (1996), 256.272, und R. Schäfer (1999), 272ff. Sie zeugt
jedoch von einer gewiß älteren Tendenz, die Schlüsselwörter eines Textes bereits an
seinen Anfang zu setzen, so wie es am Anfang aller ER geschieht. Vgl. oben, S. 127,
und zu Prv 1,7 O. Plöger (1984), 8f.
238 Vgl. den Toren in ER 5,2 und dazu oben, S. 193f.
239 Zum fehlenden hwhy-Namen siehe gleich unten, 2.3.1. Dies kann gegenüber der ur-
sprünglichen Hiobdichtung auch als Kennzeichen zweier sekundärer Stellen her-
vorgehoben werden: In HR in 6,14 als yaD$ a ta)r: yi (vgl. M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser
[2006], 16) und beim Majestätsredaktor in 28,28 als yfnod) A ta)r
: yi (vgl. M. Witte, a.a.O.;
O. Kaiser, a.a.O., 50f.). Zur Furcht Jahwes in Prv 1–9 u.a. siehe G. Baumann (1996),
87–89, und in Prv allgemein J. Hausmann (1995), 265ff.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 203
2.3. Gott
Wenn die Gottlosen und die Frommen ein Verhältnis zu Gott haben,
muß der Frage ausdrücklich nachgegangen werden, was die Freundes-
reden über Gott zu sagen haben. Auch er hat mehrere Namen, obwohl
hwhy selbst bekanntlich namentlich im ursprünglichen Dialog nicht be-
gegnet.243 Statt dessen ist das Hiobbuch dafür bekannt, daß es fast die
Hälfte aller alttestamentlichen Belegstellen für yaD$
a (ER 15,25; 22,3.23.26;
BR 8,3.5; ZR 11,7) und die Mehrheit der Belegstellen für H a OlE) (ER 4,9;
22,26; ZR 11,5.7) enthält.244 Darüber hinaus bildet l") die Hauptbezeich-
nung für Gott (ER 15,4.25; 22,2.13.29245; BR 8,3.5.13.20; ZR 20,15.29),
Aus dem thesenhaften Bikolon 4,9 gleich am Anfang des Dialogs hat
der Leser bereits erfahren, daß Gott der Vollzieher der Bestrafung der
Sünder ist.250 Im Summarium der dritten ER 22,29f.251, d.h. am Ende des
ganzen Dialogs,252 läßt der Hiobdichter Elifas noch einmal zu dieser
These zurückkehren. In nur einem Kolon wird Hiob beteuert, daß sein
Hochmut (hæwG" ) erniedrigt wird (lp$ Hif.; 22,29a), in drei Kola hingegen
die Rettung des demütigen, unschuldigen und reinen Mannes versi-
chert (22,29b + 30a + 30b), wobei beides von Gott bewirkt wird.253 Dar-
über hinaus hat der Hiobdichter in 5,18–20 drei Aussagen über Gott
eingeführt, die seine Macht und Rolle im Gegensatz zum Todeswunsch
Hiobs (HR 3,20–22) unterstreichen. Hymnisch ausgedrückt gehört zum
Machtbereich Gottes (vgl. 5,8) sowohl die Verwundung als auch die
Heilung (5,18). Das Moment der Rettung wird in V. 19 durch den Stu-
fenparallelismus254 unterstrichen, während Gott in V. 20 die Macht über
Tod und Not zugesprochen wird. Ein sehr wichtiger Aspekt wird je-
doch in Gestalt einer Warnung am Anfang der dritten ER 22,2f. hinzu-
gefügt: Gott hat kein eigenes Interesse an der Gerechtigkeit oder Unge-
rechtigkeit des Menschen. Der Mensch ist zu klein und unbedeutend,
als daß er Gott etwas anzubieten hätte oder ihm nützen könnte (}ks).
Daher, so soll der Leser schließen, ist Gott ein unbestechlicher Richter;
weil er schlechthin nichts vom Menschen gewinnen kann (jepx " und (aceB
in V. 3).255 Dagegen ist der Mensch sehr wohl dem Gericht Gottes über
seine Taten ausgeliefert. Daher gehört es zum Gelingen menschlichen
Lebens, wenn der Mensch klug (lyiK& : m
a )256 das richtige Maß hält und der
gerechten Ordnung gemäß vernünftig lebt (qdc), weil er weiß, daß Gott
allwissend ist (vgl. 22,13f.).
Die programmatischen Bikola 22,2f. und das daraus resultierende
Prinzip der Harmonie (}ks Qal257) bezeugen eine gewisse Zweckorien-
tiertheit der Theologie der ER. Diese scheint zu den zahlreichen alt-
testamentlichen Texten über die gefühlsmäßige Sympathie Gottes für
die Frommen (z.B. Ps 5,5; 18,20; 37,23; 147,10f.;258 Ez 18,23.32259) eine
Alternative zu bilden. In der Tat ist die Theologie der ER eher mit der
älteren internationalen, sich ein harmonisches Leben zum Ziel setzen-
den Weisheit verwandt (vgl. die Antithese von lyiK& : m
a in 22,2 und lyéw)
E in
5,2260) als mit den spezifischen und jüngeren Grundsätzen der theologi-
sierten jüdischen Weisheit.261 Der Mensch steht unter dem Anspruch,
der Harmonie der von Gott geordneten und geleiteten Welt zu entspre-
chen, weil es dabei um sein Schicksal geht, so daß er deshalb die ent-
sprechende Regel bzw. Weisung zu beachten hat (vgl. 22,22).262 Wer
sich anders verhält, hilft sich weder selbst (}ks Qal in 22,2) noch nützen
ihm seine Reden (}ks Qal und l(y Hif. in 15,2f.263). Die Aufnahme eines
freundlichen, harmonischen und damit zugleich nützlichen Verkehrs
mit Gott bildet daher den einzigen Weg zu einem glückenden Leben
(}ks Hif. in 22,21264). Sich so zu verhalten, wäre mithin „normal“ (vgl.
}ks Hif. in Num 22,30).265 Darüber hinaus gewinnt der Hiobdichter aus
dem Postulat der Unparteilichkeit Gottes und der Verantwortung des
Menschen für sich selbst für Elifas ein mächtiges Mittel, die Gewißheit
Hiobs zu erschüttern, daß Gott ihn ohne jeglichen Grund verlassen
habe. Er erinnert Hiob an die Neutralität Gottes, auf die Hiob selbst
immer gehofft und die er in der Flut der Vorwürfe vergessen habe.
Hiob könnte es wissen, daß der Vorwurf der Parteilichkeit nicht gilt,
und statt dessen seine heimlichen Sünden eingestehen.
Die Gottesgewißheit der ER scheint der biblischen Tradition zu ent-
sprechen. So erinnert 22,29 stark an die weisheitliche266 Beschreibung
des Jahwe-Tages ()Uhah {OYah) in Jes 2,12–17, wo nachdrücklich von der
Erniedrigung der Hoffärtigen die Rede ist. Besonders V. 17a fällt wegen
seiner zahlreichen wörtlichen Reminiszenzen auf 267:
„Der Hochmut {tUh:bGa } der Menschen beugt sich {xx$},
und die Hoffart der Männer demütigt sich {lp$}.“268
Ein Unterschied zu diesem Jesaja-Text besteht nur darin, daß der Hiob-
dichter die Rolle Gottes als Garant der Vergeltung ausdrücklicher un-
terstreicht. Darüber hinaus entspricht Ps 18,28, par. 2Sam 22,28, nicht
rismus der Freunde behauptet (z.B. E. Dhorme [1967], 336). Zur Kritik siehe
H. Strauß (2000), 60.
262 Zur göttlichen Weisung in ER siehe unten, S. 215ff.
263 Zu 15,2f. siehe unten, S. 229–231.
264 Zu 22,21 siehe unten, S. 216.
265 Hifil für die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und Hiob (vgl. Ges17, 544a).
Ähnlich unserer Auffassung und gegen sehr viele Exegeten M. Remus (1993), 28f.
266 So z.B. H. Wildberger [1972], 112, und U. Becker (1997), 169ff.
267 Vgl. die Varianten in Jes 2,9a.11a und 5,15 (in 2,11a und 5,15 noch das Wort y"ny"(), die
möglicherweise als sekundäre Nachbildungen zu beurteilen sind (vgl. O. Kaiser
[1981a], 67ff.; U. Becker, a.a.O.).
268 Das Paar lp$ // xx$ erweist sich zwar als Monopol der protojesajanischen Samm-
lung (siebenmal), aber durch lp$ und das im AT einmalige aus der Wurzel xx$ her-
geleitete Verbaladjektiv xa$ (vgl. Ges17, 817a; KBL, 959b) in ER 22,29 erhalten wir eine
auffallende Parallele zu Jes. Das sonst seltene Wort hfwG" (außer ER 22,29 nur noch in
Hi 33,17; Jer 13,17) kann durchaus mit he)G" in Jes 2,11; hf(b
: Gi in Jes 2,14 und tUh:bGa in Jes
2,17a verglichen werden.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 207
nur mit seiner Antithese, sondern auch mit dem Wortpaar ($y Hif. //
lp$ Hif. der Ausdrucksweise in ER 22,29b.269 Die Frommen werden in
den Psalmen (z.B. 22,6; 41,2; 107,20) und Proverbien (z.B. 11,21) oft auf
ähnliche Weise von Gott gerettet (+lm Pi./Nif., vgl. ER 22,30); die Be-
dingungen dafür (yiqnf // !yfPaK robB
: in ER 22,30) werden in Ps 24 (V. 4a)
genannt270.
In ER 5,18–20 setzt bereits die Form des in der alttestamentlichen
Literatur breit gestreuten Hymnus die Traditionsnähe voraus. Tatsäch-
lich sind diese Bikola aber in einem solchen Maße von den traditionel-
len Wendungen durchflochten, daß die im Bereich des Vokabulars
liegenden Parallelen hier nur gruppiert zusammengestellt und nicht
näher untersucht werden können. So ist die Rettung (lcn Hif.) aus der
Not (hfrc f ) in V. 19 für Dank oder Klage (vgl. 1Sam 26,24; Ps 34,18;
54,9)271 bzw. die aus den den Beter betreffenden Nöten ((gn und [h](r)
in V. 19 für einige hymnische Schilderungen charakteristisch (vgl. Ri
20,34.41). Das Paar hfrfc // (h)(r aus V. 19 wird oft mit Gott in Verbin-
dung gebracht (vgl. 1Sam 10,19; Ps 71,20; Jer 15,11). Alle Wendungen
aus V. 20 besitzen Anklänge an die Sprache des Jeremiabuches, beson-
ders das für sie so typische Wortpaar bf(r f // hfmx
f l
: im, vgl. Jer 18,21;
42,14.272 Es ist aber hervorzuheben, daß das Verb hdp in V. 20 zwar in
individuellen Klageliedern, aber nicht im Jeremiabuch vorkommt, vgl.
Ps 25,22; 26,11; 31,6 usw. Die den V. 18b–19a zugrunde liegende, dem
Hiobdichter gut bekannte Metapher der schlagenden und heilenden
Hand Gottes aber findet ihr bestes Analogon im Lied des Mose (Dtn
32,39b)273:
„Ich töte und mache lebendig,
ich zerschlage {jxm} und ich, ich heile {)pr},
und niemand ist da, der aus meiner Hand {dfy} retten kann {lyiCm
a }.“
269 Zu Ps 18, besonders V. 26–32, siehe unten, S. 291 und Anm. 90.
270 Obwohl die Abhängigkeit des Hiobdichters von Ps 24,4 nicht wahrscheinlich ist
(eher umgekehrt), weil V. 4 zu den jüngeren V. 3–6 gehört, die vermutlich der älte-
ren Einzugsliturgie V. 7–10 angehängt worden sind; vgl. F.-L. Hossfeld / E. Zenger
(1993), 157f.; K. Seybold (1996), 103f., und O. Kaiser (1998), 124.
271 ER 5,19 scheint aber die übliche Wendung hfrc f -lfKm
i durch die unterschiedliche Prä-
position und die Menge der Nöte (tOrfc $"$B : ) zu paraphrasieren.
272 Ferner vgl. Jer 11,22; 15,2; 42,16f.
273 Wenigstens in seiner heutigen Gestalt ist Dtn 32 ein sehr junger und bereits von der
Apokalyptik zeugender Text (vgl. J. Luyten [1985] und G. Braulik [1992], 226f.),
wenn nicht als Ganzes sehr spät verfaßt; siehe die von M. Beck (2006), 246f., ange-
führten Gründe sowie O. Kaiser (1998), 33f., Anm. 32. Daher ist die Abhängigkeit
des Hiobdichters von Dtn 32 fraglich. Dagegen hat E. Dhorme (1967), 68f., es doch
vorausgesetzt. Mit mehreren Forschern ist eine ältere traditionelle Formel (wie auch
in Hos 6,1) anzunehmen. Zu jxm und )pr vgl. auch Jes 30,26.
208 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Wie das Moselied vermittelt auch der Hymnus in der ER den Eindruck,
daß der Dichter reichlich aus der Tradition der Psalmen- und der pro-
phetischen Dichtung schöpft und die entnommenen Elemente im Hori-
zont weisheitlichen Denkens und weisheitlicher Sprache kombiniert.
Wir haben in ER 22,2f. erfahren, daß nach der Elifas in den Mund ge-
legten Auskunft der Mensch selbst, nicht aber Gott die Verantwortung
für sein Schicksal trägt.285 Das ist und bleibt in den ER der Hauptein-
wand gegen die Klagen Hiobs. Ebenso haben wir bereits vernommen,
daß der Unmut und der Eifer nach ER 5,2 eigentlich nur von der
eigenen Schuld des Menschen zeugen. Diese polemisch gegen Hiobs
Klagen gerichtete These wird in derselben Strophe noch einmal wieder-
holt: In 5,6f. läßt der Hiobdichter Elifas auf die Unmöglichkeit hinwei-
sen, daß ein Mensch unverschuldet in Leiden geraten könne. Laut die-
ser der Klage Hiobs entgegengesetzten These (vgl. HR 3,10.20 und lfm(f
dort) erzeugt der Mensch selbst die ihn treffende Mühsal, so daß er
auch selbst für seine Leiden verantwortlich ist.286 Obwohl der Begriff
283 Die Wendung rbd }tn yim ist überhaupt ein hleg., zu xtp in Verbindung mit Mund
oder Lippen, vgl. z.B. Num 22,28; Ps 38,14; 51,17; Prv 31,8f.; Ez 21,27 usw.
284 Zu Ps 94 siehe unten, S. 295 und Anm. 111.
285 Siehe oben, S. 205f.
286 Merke unbedingt, daß das Verb von Nif. in Hif. dilOy konjiziert (siehe oben, S. 28) und
damit eine wichtige theologische Entscheidung getroffen wird. Gerade in den ER
hängt fast die ganze Auslegung von dieser Konjektur, von der Anerkennung der
späteren Ergänzung des Niedrigkeitsbearbeiters in 4,12–21 (siehe oben, S. 24f., und
unten, Anm. 408) und ferner von der sekundären Erweiterung in 5,3–5 (siehe oben,
S. 26f.) ab. So hat bisher die Bejahung oder Verneinung dieser Fragen auf die Exege-
se der Verse 5,6f. massiven Einfluß genommen, indem oft die „Unmöglichkeit
menschlicher Gerechtigkeit und Reinheit des Menschen Gott gegenüber“ (so H.-
J. Hermisson [1998a], 287) zum Eckstein der Theologie des Elifas erhöht wird. Schei-
det man 5,3–5 aus, muß man 5,6f. auch nicht mehr als eine Zusammenfassung des
Themas „Untergang des Toren“ einstufen.
Der Mensch und sein Schicksal 211
287 Der Hiobdichter spielt mit 5,7b auf die mythische Sprache an, siehe unten, S. 269.
Außerdem sind im AT nur solche abstrakten positiven Begriffe wie tem) E (Ps 85,12)
oder hfqd
f c
: (Jes 61,11) metaphorisch mit Herauswachsen ()cy und xpc) zu verbinden,
nicht aber das für ER typische Wortpaar }ew)
f // lfm(f . Aufgrund der umfangreichen As-
sonanz und Alliteration in 5,6 (siehe oben, S. 132, Anm. 243 und S. 134f.) ist jedoch
vorauszusetzen, daß wir es hier mit einem sprichwörtlichen Zitat zu tun haben.
288 Zur Gottesfurcht in den ER siehe oben, S. 202f.
289 Siehe oben, S. 195.
290 Der Vers gehört zur Redaktion (vgl. O. Kaiser [1981a], 83f.), aber zu einer älteren
Redaktion (U. Becker [1997], 162ff.198). Daher kann der Hiobdichter ihn gekannt ha-
ben.
291 Vgl. Jes 5,5.
292 Darüber hinaus klingt Jes 3,14bβ wie eine Zitatvorlage für ZR 20,19b; vgl. oben,
S. 199.
212 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
rechnen hat (vgl. auch Hos 9,7). Dieser Befund entspricht den in den ER
eingesetzten Motiven der universalen Strafe mittels Feuer, Flut und
Finsternis (vgl. auch ER 22,10f.).293 Mithin erweist sich die Anschuldi-
gung der ER als kategorisch: Hiob muß zwischen Leben und Tod wäh-
len. Darüber hinaus gehört das aus der traditionellen Sprache stam-
mende Wortpaar hf(r f // }OA( zu den alttestamentlichen Notschilderungen
(vgl. Ps 40,13; Jes 13,11; Hos 7,1).
Aber nicht nur Hiobs Sünden bezeugen in den Augen des Elifas
seine Verantwortungslosigkeit, sondern auch die Tatsache, daß er mit
der Verborgenheit seiner Sünden vor Gott rechne (22,13f., vgl. HR 10,4;
14,20f.), was angesichts der allgemein biblischen Überzeugung von der
Unentrinnbarkeit vor Gottes Strafhandeln sündhaft sei. Ein entspre-
chender Weheruf gegen alle, die meinen, sie könnten ihre Pläne vor
Jahwe verbergen, liegt in Jes 29,15b vor:294
„Die sprachen {rm)}: „Wer sieht {h)r} denn uns
und wer weiß {(dy} von uns?““
So kennen sowohl ältere Texte295 als auch weisheitlich beeinflußte Psal-
menworte wie Ps 10,11; 73,11; 94,7; 139296 derartige Fragen, die Gott die
Kenntnis des irdischen Geschehens absprechen.297 Bezeichnend für die
ER in c. 22 sind die vermutlich mythischen Anspielungen in den V. 13–
16: Während die Gottlosen behaupten, Gott habe sich hinter dunkles
Gewölk (lepr f (A // {yib(f , V. 13) zurückgezogen und wandele erhaben am
Himmelskreise ({iym a $f gUx, V. 14), ist er in Wahrheit der, der alles sieht.298
Sind diesen Sachverhalt leugnende Gottlose dem alttestamentlichen
Schrifttum gut bekannt, versteht sich die poetisch verschlüsselte Zu-
sammenfassung in 22,15 von selbst: Die Gottlosen haben seit jeher so
gedacht und sind stets auf dem altbekannten Weg ({flO( xaro)) gewan-
delt (\rd), während ein vernünftiger Mensch ihn jedenfalls vermieden
hätte (Ps 139,24):299
„Und sieh, ob ich auf dem Wege der Hinterlist300 Weg {|erD
e } bin,
und leite mich auf dem ewigen Wege {{flO( |erDe }.“
Doch nach den Elifas in den Mund gelegten Worten trägt ein Leidender
nicht nur die Verantwortung für sein Schicksal, sondern ist er oben-
drein auch noch dazu im Stande, seine Lage unverzeihlich zu verschär-
fen. Im Leitgedanken der zweiten Rede nimmt Elifas in 15,4 den Ter-
minus hf)r
: yi aus 4,6 auf und stellt Hiob vor die Frage:301
„Wirst du sogar die Gottesfurcht {hf)r
: yi } zerbrechen {rrp Hif.},
die Andacht {hfxyi&} vor Gott schmälern {(rg}?“
Die hier benutzten Verben sind in der theologisierten alttestamentli-
chen Rechtssprache so gebräuchlich,302 daß ihre weisheitliche Rezeption
in diesem Vers auf den ersten Blick überraschend wirkt, zumal sonst im
Alten Testament nirgends davon die Rede ist, daß die Gottesfurcht zer-
brochen wird. Andererseits ist die dem Wort hfxyi& zugrunde liegende
Wurzel xy& hauptsächlich in Weisheits- und Psalmentexten belegt (vgl.
z.B. Ps 119).303
Die verantwortungslose Verschärfung des eigenen Leidens wird
nach 15,5f. durch Hiobs unangemessene Worte bewirkt (}ow(A und }O$:l
{yimUrA( in V. 5), die als solche gegen ihn zeugen (($r Hif.). Terminolo-
gisch liegt in 15,5f. eine eigentümliche Verbindung zwischen weisheit-
licher und juridischer Sprache vor (vgl. einerseits Prv 17,15304 und an-
dererseits Ex 22,8; Dtn 25,1f.; Num 35,30; 2Sam 1,16). Darüber hinaus
enthält 15,5 einen seltenen Aramaismus vl) Pi.305
300 Lies mit S, Hier und KBL, 726a; 730a beqo(; vgl. G und R. Kittel (1929), 418f.
301 Siehe auch oben, S. 145f. Zum Begriff der Gottesfurcht siehe oben, S. 202f.
302 Vgl. etwa Gen 17,14; Lev 26,15; Num 30,9.13f.; 36,3f.; Dtn 4,2; 13,1 u.a.
303 Das Substantiv selbst befindet sich im AT nur in ER 15,4 und Ps 119,97.99; das Verb
im AT 20-mal, davon in Ps 119 sechsmal (V. 15.23 usw.); vgl. auch Ps 77,4.7.13.
304 Siehe auch H. Ringgren (1981), 72f., und O. Plöger (1984), 204. Außerdem werden
Wörter heP, }O$fl und {iyt
a pf &
: sehr produktiv in der Weisheitsliteratur verwendet und
daraus Paare formiert; vgl. Ps 37,30; 39,2; Prv 18,6f.20; 26,28 u.a. Zu {yimUrA( }O$:l siehe
oben, S. 193.
305 Das Verb begegnet nur noch in den jüngeren Elihureden Hi 33,33; 35,11 (nach
M. Wagner [1966], 25, auch in 32,13). Im übrigen AT ist höchstens das Verb hry (aber
im positiven Sinne) vergleichbar, vgl. Ex 4,12.15; Dtn 17,10f.
214 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
306 Vgl. z.B. mit Präposition l : in Dtn 1,41; 9,16; 20,18. Bei der Wurzel )+x bevorzugt die
Weisheit eher den aus ihr gebildeten Typusnamen {yi)= f x
a , z.B. in Prv 13,21f.; 23,17.
307 Auch das Paar )+x // ($p selbst ist eher außerhalb der Weisheit belegt, vgl. Jes 43,27;
Jer 33,8. Zum Ganzen vgl. noch Ps 32,3–5 und zu diesem späten Psalm K. Seybold
(1996), 134f., und U. Nõmmik (2000), 504f. Siehe auch unten, S. 218.
308 So ist das Verb hm+ in 18,3 ein hleg.; j(n)q {y& ebendort nur noch sekundär in Hi 28,3
belegt; ryiBKa in 8,2 (vgl. auch ER 15,10) wird so nur hier verwendet, obwohl das hefti-
ge Wasser in Jes 17,12; 28,2 mit den von Bildad beteuerten fatalen Folgen der ver-
antwortungslosen Rede verwandt ist. G. Fohrer (1963a), 188, zieht Jer 18,17 und Hab
1,11 bei BR 8,2 und Ps 73,22 (das nichts wissende Vieh!) bei BR 18,3 (a.a.O., 300) als
Vergleich heran. Vgl. noch Ps 49,21 und zu Ps 73 und 49 unten, S. 292f. und Anm. 99.
309 Merke hier auch die von uns bereits vermerkten Wörter lyiw) E (vgl. oben, S. 192–194),
{iyt
a pf &
: (vgl. oben, Anm. 304) und }yb (vgl. oben, Anm. 281).
Der Mensch und sein Schicksal 215
Der Vorwurf, daß Hiob verantwortungslos rede, wird auch in den An-
reden der ZR (11,2f. 20,2f.) aufgenommen. Da sie aber eher die Lippen-
sünde betonen und mithin tatsächlich als Anschuldigungen wirken,310
bleibt in den ZR weiterhin nur ein Bikolon in 20,22 übrig, in dem nicht
nur von „der Macht des Elends“ (lfm(f -day-lfK)311, sondern auch von dem
Zustand des Sünders die Rede ist, in dem es ihn antrifft, nämlich in
„des Überflusses Fülle“ (qep&" tw)olm: ). Ist der Vergeltungsgedanke in der
alttestamentlichen Weisheitsliteratur geläufig, so fällt es trotzdem auf,
daß der Hiobdichter auch hier wie in BR 8,4 das sonst so übliche Wort
lfm(f originell mit day kombiniert312 und das Hapaxlegomenon qep& " ver-
wendet.
316 Das Wort hfls : Ki erweist sich vermutlich als eine poetische Nebenform zu lesKe , die
wiederum in ihrer Bedeutung als „Zuversicht“ (im Gegensatz zu Sichverlassen, vgl.
Ps 49,14 u.a.) im AT selten, aber eindeutig theologisch ist (vgl. Ps 78,7; Prv 3,26). Die
hfwq: T
i ist im AT üblich, siehe unbedingt Ps 9,19; 62,6; Prv 11,7.23; 19,18; 23,18; 24,14;
26,12 u.a. Vgl. die Erläuterungen zu diesen Begriffen bei G. Fohrer (1963a), 138, zur
ambivalenten Verwendung der Wurzel lsk siehe J. Schnüpphaus (1984), bes. S. 282f.
317 Das Verb {y& wird meistens mit rfbD f und bfbl" verwendet, das Nomen hfrb : D
i ist im AT
nur fünfmal belegt, vgl. Ps 110,7; Qoh 3,18 u.a.
318 Siehe dazu K.A. Tångberg (1987), 140 u.a. Vermutlich ist der Ruf aus den propheti-
schen Texten in die Psalmen (vgl. 34,5; 78,34; 119,2.10 u.a.) und die Weisheit über-
nommen worden.
319 Siehe auch oben, S. 130f. ER 5,8 kann für den Höhepunkt der ersten ER gehalten
werden.
320 Siehe Textkritik oben, S. 51.
321 Zu 22,2f. siehe oben, S. 205f. Beachte auch, daß das Verb }ks einerseits V. 2 und 21
zusammenknüpft, andererseits durch Qal und Hif. unterschiedliche Nuancen dar-
stellt. Dabei ist }ks Hif. (siehe Ges17, 836b und KBL3, 713) im AT nur dreimal belegt,
vgl. Ps 139,3 und Num 22,30. Zu {l$ vgl. Ps 7,5.
322 Es trifft besonders die mehr als herkömmliche Wendung da( bw$, vgl. z.B. Jes 9,12;
25,5; Hos 14,2, aber auch Gen 16,9 (zusammen mit hn(); Dtn 30,2, und K.A. Tångberg
(1987), 140 u.a. Das Entfernen (qxr Hif.) des Unrechts aus der eigenen Wohnstätte ist
buchstäblich sonst im AT unbekannt, über Falschheit wird es doch beteuert, vgl. Prv
4,24; 30,8.
323 Vgl. Ex 8,25f.; 2Chr 33,13.19; Esr 8,23; Jes 19,22.
Der Mensch und sein Schicksal 217
324 In der ursprünglichen Hiobdichtung fehlen Hinweise auf die Thora als Gesetz wie
auch solche auf den Götzendienst; siehe den Kommentar von G. Fohrer (1963a), 360.
In der weisheitlichen Tradition konnte das Wort Thora noch lange ohne eine nomi-
stische Konnotation benutzt werden; vgl. z.B. Prv 1,8; 3,1; 4,2; 6,20; 31,26 u.a. Siehe
B. Gemser (1963), 21; G. Liedke / C. Petersen (1979), 1033f. H. Strauß (2000), 67, hält
diese „weisheitliche Mahnung“ nur für die Hiobdichtung für charakteristisch. Vgl.
dagegen M. Witte (2004) zu Hi 31 und bes. zu ywt in Hi 31,35, weiterhin auch zu ER
22,22 ebenda, S. 738.
325 Obwohl ähnliche Stellen wie Ps 78,1; 119,72 und Mal 2,7 dazu neigen.
326 Zu diesen Bikola siehe oben, S. 204.206f.
327 Siehe auch oben, S. 105.146f.
328 Zum Paar |áz // rf$yf vgl. Prv 21,8 und oben, S. 200. G. Fohrer (1963a), 186, hat darauf
hingewiesen, daß Bildad im Unterschied zu Elifas und Zofar Hiob nicht dazu auf-
fordert, nicht länger zu sündigen. Zur Wurzel }nx im Hiobbuch siehe R. Kessler
(1992), 150 u.a.
329 Vgl. noch Hi 24,5; Prv 1,28; 7,15; 8,17; 13,24.
218 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Bei Zofar werden die Bedingungen für die Rettung in 11,13f. ähn-
lich wie in den BR mit Hilfe von {i) eingeführt.330 Im Unterschied zu
jenen werden sie jedoch formuliert, nämlich in zwei synonymen Bikola,
ohne daß damit der Umfang der einschlägigen Partien der ER erreicht
wird. Hiob solle, so heißt es 11,13f., sein Herz auf Gott richten (}wk Hif. +
b"l) und seine Hände zu ihm ausbreiten (vaK &rp), er solle den Frevel
(}ew)
f ) von seiner Hand entfernen (qxr Hif.) und kein Unrecht (hflw: (a ) in
seinem Zelte wohnen lassen (}k$ Hif. + leho):B). Die erste Aufforderung
ist in den Psalmen (z.B. 57,8; 108,2; 112,7331) und in jüngeren alttesta-
mentlichen Texten (z.B. 2Chr 19,3; Esr 7,10) zu Hause, die zweite be-
gegnet auf Gott bezogen sehr verstreut und fehlt sonst in der Weisheit
(mit vaK oder day in 1Kön 8,38; Esr 9,5; Ps 143,6; Jes 1,15; 25,11; vgl. auch
Ps 44,21). Die Formulierungen in 11,14 sind verhältnismäßig originell.
Nur für das Verb qxr Hif. läßt sich eine ganze Reihe von Parallelen wie
Prv 4,24; 5,8; 22,15; 30,8 und ferner Ex 23,7; Prv 22,5 und Ps 103,12 zum
Vergleich heranziehen.332
Faßt man die Aufforderungen zur Umkehr in den Freundesreden
zusammen, so heben sie sich insofern von ihrem weisheitlichen Hinter-
grund ab, als in ihm der Gedanke der Vergeltung eine viel größere
Rolle spielt als die Möglichkeit zur Umkehr. Sie ist eher ein Gegenstand
der Gebetsliteratur, z.B. der Klage- oder Dankpsalmen, von denen in
diesem Zusammenhang z.B. Ps 32 besonders hervorgehoben worden
ist.333 Sie begegnet aber auch in prophetischen Mahnungen zur Um-
kehr, die in der Regel an das Volk gerichtet sind, können sich aber spä-
ter auch auf einen Einzelnen beziehen (vgl. Ez 18 und 33)334. Die Reden
Hiobs stehen wegen ihrer konsequenten Voraussetzung, daß Hiob
nicht gesündigt oder zumindest kein so schweres Schicksal verdient
habe, dem strengen Vergeltungsprinzip der Weisheit näher. Denn für
Hiob gibt es keinerlei Grund, an Umkehr zu denken.
335 Formal ähnlich ist dies bei den prophetischen Heilszusprüchen, die sich oft am Ende
bestimmter Textkomplexe befinden; vgl. auch F. Hesse (1978), 60.
336 Zu den verbindenden Formelementen siehe oben, S. 86f.101.103.126.131.
337 Böse Zunge ist eine übliche Metapher in den Klagepsalmen und Prv, aber auch in
der Prophetenliteratur (vgl. z.B. Ps 31,21; Prv 6,17; Jes 54,17). Es ist jedoch bemer-
kenswert, daß der Hiobdichter hier sowohl bei der Wendung }O$fl +O$ als auch beim
sonst einfachen narrativen Verb )bx Nif. völlig selbständig gegenüber der atl. Weis-
heit vorgeht.
338 Ähnlich wie in ER 15,22.24*; 22,11; siehe dazu oben, S. 177ff., und unten, S. 295f.
339 Vgl. Gen 2,19f. und ferner Gen 3,17. Die hed>
f h
a y"nb
: )
a sind jedoch wortwörtlich außer in
ER 5,23 nicht belegt.
220 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
So sind Texte wie Ez 34*340, Jes 54,10–17*341 oder Hos 2,20ff. hervorzu-
heben, besonders die Worte Gottes in Hos 2,20:342
„Ich schließe für sie343 einen Bund {tyirB : }
an diesem Tage
mit den Feldtieren {hed> f ha taYxa }
und mit den Vögeln am Himmel /.../
und lasse sie sicher {xa+b e l
f } schlafen gehen {bk$ Hif.)344.“
Auch Stellen aus der protojesajanischen Sammlung Jes 32,18 und 33,20
ermöglichen trotz ihres unterschiedlichen Adressaten (des Volkes und
Zions im Gegensatz zur Einzelperson) einen Einblick in die mit der
nachexilischen Weisheit verwandte Tradition, an die sich der Hiobdich-
ter mit 5,(23)24 anschließt.345
An zwei im ganzen Alten Orient gewöhnlichen Elementen der Ver-
heißungen hat es bisher gemangelt, nämlich an der einer großen Nach-
kommenschaft und einer hohen Lebenserwartung. In der Tat wird in
5,25f. einer der Höhepunkte der ER erreicht, indem hier auf Hiob das
340 Trotz der anderen Adressaten des Bundes (Gott und Volk) und der Abschaffung der
bösen Tiere und neben dem optimistischen Charakter (Heilsruf) sind hier folgende
vokabulare Gemeinsamkeiten oder Stichwörter aufzuzählen: lcn Hif. in V. 10.12.27
(vgl. ER 5,19); hewnf in V. 14 (vgl. ER 5,24); $bx in V. 16 (vgl. ER 5,18); {Olf$ tyirB : in
V. 25 (vgl. ER 5,23); jer)f h
f -}im hf(r
f -hfYx
a in V. 25.28 (vgl. ER 5,23); hed>
f h
a j"( in V. 27 (vgl.
ER 5,23) und yiK U(:dyf in V.27.30 (vgl. ER 5,24f.). Falls K.-F. Pohlmann (1994), 96–98;
(2001), 463ff., recht hat, hat der Hiobdichter auf die diasporaorientierte Bearbeitung
des Ez und damit auf eine Zwischengestalt von Ez 34 (ohne V. 17–24) etwa aus der
Zeit Anfang des 4. Jh.s zurückgegriffen.
341 Vgl. besonders V. 10.14.17. C. Westermann (1986), 224f., geht auf die Parallelen von
ER 5,17–26 und Jes 54,13b–17 näher ein und behauptet den gemeinsamen Hinter-
grund einer Segenszusage, d.h. einer gottesdienstlichen Handlung. Für die Abhän-
gigkeit des Hiobdichters von Jes 54* spricht wenig, weil 54,11–17 nach J. van Oor-
schot (1993), 256ff., in die nachexilische Zionsschicht und nach O.H. Steck (1991),
197, sogar in den Anfang des 3. Jh.s gehören kann. Dabei bilde Jes 54,17aβ(b) eine
Ergänzung „nach dem Vorbild individueller Segenszusage im Bild rechtlicher Aus-
einandersetzung (vgl. Hi 5,21)“ (J. van Oorschot, a.a.O., 268, Anm. 144f.).
342 Die Parallele wird auch von G. Fohrer (1963a), 155, genannt. Zur Diskussion über die
Datierung dieses vom Grundbestand des Hos aus gesehen gewiß jüngeren Verses
siehe O. Kaiser (1994a), 109ff. Wegen der Parallele zu Ez 34,25 könnte der Vers nach-
exilisch verfaßt sein; vgl. S. Rudnig-Zelt (2006), 79ff., und J. Jeremias (1983), 49f.
343 D.h. zugunsten, vgl. J. Jeremias, a.a.O., 37.
344 Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß eine ähnliche Wendung in ZR 11,18 vorkommt;
siehe unten, S. 224f. Zu Hos 2,20 vgl. noch Gen 9,9f.
345 Vgl. besonders die friedlichen Wohnungen, zumal {Olf$ h"wn: und die Wurzel x+b in
Jes 32,18 und das Paar von der zur Aufrechterhaltung bestimmten håwnf und dem leho)
in Jes 33,20. Bei beiden Stellen liegt aber der Verdacht nahe, daß sie jünger als Hi
sind; zu Jes 33 siehe oben, Anm. 102, und zu Jes 32 O. Kaiser (1983), 264; U. Becker
(1997), 268ff. Vgl. auch Jes 59,8 und BR 18,6.15.
Der Mensch und sein Schicksal 221
hier davon die Rede ist, daß jemand sein Antlitz zu Gott erhebt.352 Der
zu Gott umkehrende und sich vor ihm demütigende Beter kann gewiß
sein, daß Gott ihn erhören wird, wie es dem Klage-Erhörungsgrundsatz
der Psalmen353 entspricht;354 vgl. z.B. Ps 50,14f.:
„Bringe Lob dem Gott zum Opfer,
und erfülle {{l$ Pi.} dem Höchsten deine Gelübde {!yedd
f n: }!
Und rufe mich {)rq} am Tage der Not {hfrc f }355,
so will ich dich retten, so sollst du mich preisen!“
Die der Psalmensprache am nächsten stehende Wendung {l$ Pi. + redn"
zur Bezeichnung der Erfüllung von Gelübden vor Gott (vgl. Ps 22,26;
61,9 u.a.)356 bildet aber in ER 22,27b im Gegensatz zur Protasis in Ps
50,14b die Apodosis.357 Auch gegenüber anderen Belegen in den Psal-
men besteht ein leichter Unterschied darin, daß erst die Umkehr die
Bedingung für eine Erhörung der Gelübde schafft.
Sind die Gott geleisteten Gelübde erfüllt, werden Glück und Gelin-
gen das Leben des einstigen Leidenden begleiten und seine Pläne ge-
lingen (22,28). Die sowohl in der altorientalischen Literatur wie im Al-
ten Testament geläufige Licht- und Weg-Metaphorik wird in Kontrast
zu 22,11 und 22,15 in 22,28b noch einmal herangezogen358 und damit
352 Das tun nur die Menschen an Menschen oder Gott am Menschen; vgl. Num 6,26;
Dtn 10,17; 2Sam 2,22; 2Kön 9,32; Mal 1,9; in einer anderen Bedeutung vgl. ZR 11,15;
Hi 13,8; 32,21.
353 Vgl. auch )rq und hn( in ER 5,1 und dazu Ps 3,5; 17,6; 86,7; 102,3; 120,1.
354 Obwohl das Verb rt( für Beten selbst nicht in den Psalmen belegt ist, ist es doch im
AT geläufig; siehe zu 22,27aα oben, S. 217, und die Stellen in Anm. 323, vor allem
aber 2Chr 33,13.
355 Vgl. )rq in ER 5,1 und hfrcf in ER 5,19.
356 Episodisch auch außerhalb der Psalmen, z.B. Dtn 23,22; Jes 19,21.
357 Das Klage-Erhörungsparadigma und das Moment der Erfüllung der Gelübde sind
sicherlich älter als die Hiobdichtung, wenn auch bei Ps 50 bzw. dem redaktionellen
V. 14f. das Alter umstritten ist, vgl. E. Gerstenberger (1988), 210, mit K. Seybold
(1996), 205.207f. (datiert mit H. Gese in das 5.–4. Jh.), und F.-L. Hossfeld / E. Zenger
(1993), 309 (nachexilisch und verbunden mit dtr. Sprache). Hinsichtlich der Dich-
tungsweise des Hiobverfassers erweist sich die Folgerung von A. Weiser (1979), 265,
daß dieser Psalm „eine schwache Nachahmung prophetischer Redeweise“ repräsen-
tiere, als wichtig (ähnlich auch F.-L. Hossfeld / E. Zenger, a.a.O., 308).
358 Vgl. den verstärkten Gegensatz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a
und BR 18,5f. Im Gegensatz zur Popularität dieser Metaphorik benutzt der Hiob-
dichter hier das höchst seltene Verb hgn; außer den Freundesreden ist nur ein relativ
älterer Beleg in Jes 13,10 (siehe unten, S. 296 und Anm. 113) und zwei jüngere in Ps
18,29 (= 2Sam 22,29; siehe unten S. 291f., Anm. 90) und Jes 9,1 (nach J. Becker [1997],
217f., „spätes schriftgelehrtes Produkt“) zu nennen. Vgl. allgemein Prv 4,18; 6,23 und
freilich Ex 13,21; Neh 9,12.19; vgl. auch zu BR 8,6b gleich unten, 3.3.2.
Der Mensch und sein Schicksal 223
Geht man der Frage auch in den BR nach, was ein zur Gerechtigkeit
umkehrender Mensch erwarten kann, entdeckt man in den BR eine
kurze, einer knapp formulierten Aufforderung entsprechende Verhei-
ßung in 8,6b.7. Der Dichter läßt Bildad als Antwort auf Hiobs Frage
nach dem Sinn seiner Geduld in HR 6,11 zwei Verheißungen zuspre-
chen, eine, die sich metaphorisch auf seine Gerechtigkeit (!eqd : c
i tawn: ;
V. 6b)359 und eine, die sich auf geringen Anfang (tyi$)"r) bezieht, dem
gegenüber sein Leben am Ende (tyirx A )
a ) herrlich sein werde (hg&; V. 7).
Nachdem in 8,19 die schnell vergehende Freude der Gottlosen beteuert
wird, soll Hiob laut den Summary appraisal der ersten BR in 8,21f. künf-
tig Freude (qOx:&) erfahren und jauchzen (hf(Ur:T; V.21) und sich über die
Demütigung und den Untergang seiner Feinde freuen (V. 22).360 Mit
diesen Motiven greift der Hiobdichter auf die Psalmen- und Weisheits-
sprache zurück.361 Neben dem seltenen Verb hg& (außer BR 8,11 und Ps
73,12362 vgl. besonders Ps 92,13)363 paraphrasiert BR 8,7 zahlreiche Sprü-
che, in denen die Folge (vgl. tyirx
A )
a ) einer Handlung oder Haltung ver-
anschaulicht wird. Meistens geschieht es im negativen Sinne,364 aber es
gibt auch positive Beispiele – so bereits in der ägyptisierenden Lehre,
Prv 23,17f. (vgl. auch 24,14), in der auch die aus den Freundesreden
bekannten gewichtigen Begriffe hæwq: iT und hf)r : yi nicht fehlen:
„Dein Herz eifre nicht gegen die Sünder,
sondern nach Gottesfurcht {hwhy-ta)r
: yi } alle Tage,
359 Diese Aussage steht im Zusammenhang mit der im Leitgedanken geäußerten ge-
rechten Ordnung; siehe oben, S. 161.168f.
360 Zu V. 19 und 22 siehe auch oben, S. 173ff. und S. 161f.
361 Nur die Wendung !eqd : c
i tawn: begegnet bei den Propheten (Jer 31,23; 50,7), obwohl dort
in Bezug auf Gott, nicht auf einen Menschen. E. Dhorme (1967), 124f., und G. Fohrer
(1963a), 187, halten BR 8,(20.)21f. für psalmistisch.
362 Zu Ps 73 siehe unten, S. 292f.
363 Auch das Wort ra(c : m
i ist sehr selten (sicher nur noch in Gen 19,20; 2Chr 24,24; vgl.
KBL3, 590a, aber der Kontext unterscheidet sich stets).
364 Vgl. Prv 14,12f.; 16,25; 20,21; 25,8; 29,21; in den Psalmen vgl. zweimal und ambiva-
lent in 37,37f.
224 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
365 Der Gedanke ist verständlicher, wenn man ihn wie BHS; B. Gemser (1963), 87;
W. McKane (1985), 387, und H. Ringgren (1981), 93, aufgrund von G mit hfNr e m
: $
: T
i er-
gänzt.
366 Ps 126 ist nachexilisch, aber er kann auch älter als die Hiobdichtung sein; vgl.
K. Seybold (1996), 486 (frühnachexilisch), und E. Gerstenberger (2001), 342 (exilisch-
nachexilisch). E. Dhorme (1967), 125, ist sicher, daß V.21a aus Ps 126,2 aufgenommen
worden sei.
367 V. 19a ist sekundär; siehe oben, S. 74f.
368 Siehe oben, S. 181.
369 Zu hlx Pi. + {ynp siehe W. Bühlmann (1976), 23. Kaiser (2006), 24, hat dieses Kolon
freilich als Glosse beurteilt.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 225
lich von dem traditionellen antithetischen Wortpaar rkz ()ol) // xk$ ()ol)
ab, indem er die erforderliche Negationspartikel geschickt vermeidet
(z.B. Dtn 25,19; 1Sam 1,11; Ps 9,13; Prv 31,7370). In V.17 fällt das Wort
{iyr
a h
F fc in einem positiven Kontext auf, weil es sonst, falls metaphorisch
verwendet, überwiegend im negativen Sinne belegt ist (z.B. Dtn 28,29;
Ps 91,6; Jes 16,3; Jer 15,8).371 In V. 18 werden schwerwiegende theologi-
sche Begriffe x+b, hæwq: T
i und xa+B e zusammengestellt, die sonst im Alten
Testament innerhalb eines Bikolons niemals synonym benutzt und
immer auf mehrere Verse verteilt werden.372 Wie bereits mehrfach fest-
gestellt, stellen derartige Stellen einen originellen poetischen Beitrag
des Hiobdichters zur alttestamentlichen Poetik dar, obwohl sie inhalt-
lich geläufige Verheißungen bilden. Es fehlen natürlich bei ihm auch
nicht die einschlägigen wörtlichen Parallelen. So handelt es sich beim
seltenen Wort delx e (V. 17), das zu den Vergänglichkeitsbildern in den
Psalmen gehört (Ps 39,6; 89,48)373, und den Wendungen xa+b e l
f bk$
(V. 18; vgl. Hos 2,20374) und {yinPf hlx (V. 19b), die sogar einmal zusam-
men mit dem Wort {yiBr f belegt ist (siehe Prv 19,6 und ferner Sach 8,22).
370 Zu Ps 9/10 siehe unten, S. 294f. und Anm. 108. Bei Prv 31,7 verdient zusätzlich lfm(f
die Aufmerksamkeit, aber im Gegensatz zu ZR 11,16 sollen die Verbitterten die
Mühsal vergessen – und das mit der Hilfe von Wein.
371 Bei den wenigen positiven Ausnahmen (Ps 37,6; Jes 58,10) besteht der Verdacht, daß
sie von jüngerem Alter sind; siehe unten, S. 293f. und 294f. E. Dhorme (1967), 165,
vergleicht ZR 11,17 noch mit Jes 63,10b.
372 Es ist festzuhalten, daß x+b eine für die Psalmen charakteristische Wurzel ist und
hæwq: T
i verhältnismäßig am meisten im Hi vorkommt. In ZR 11,18 werden alle Mög-
lichkeiten übertroffen, weil die Wurzel x+b hier zweimal begegnet (nur Ps 22,5f. ist
vergleichbar).
373 Sonst nur noch in Ps 17,14 und 49,2.
374 Zu Hos 2,20 siehe oben, S. 220.
375 Siehe oben, S. 149.151.
226 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Worte aussprechen. Denn sie beziehen sich eindeutig auf seine eigene
Erfahrung.376 Sie räumen scheinbar ein, daß grundsätzlich eine andere
Erfahrung möglich wäre, sind sich aber trotzdem ihrer Sache sicher.
Das yityi)fr betont nicht die einstige Erfahrung als solche, sondern zu-
gleich die aus ihren Konsequenzen für die eigene Verhaltensweise in
Gestalt der Einsicht und der sich aus ihr ergebende Vernünftigkeit im
Handeln (vgl. Prv 22,3; 27,12, ferner 26,12); vgl. zumal Prv 24,32:
„Ich aber sah es {håzxE )e wf }, nahm es zu Herzen377,
ich schaute es {yityi)rf }, nahm mir die Lehre daraus.“
Obwohl in der als Beispielerzählung oder Erfahrungsbericht zu be-
zeichnenden Passage Prv 24,30–34378 von der profanen Faulheit und
nicht von der theologisierten Vergeltungslehre die Rede ist, unter-
streicht sie trotzdem das im vorliegenden Zusammenhang wichtige
Moment der Einsicht.379
Der Hiobdichter läßt Elifas weiterhin seine Worte unterstreichen,
indem er in der als Aufmerksamkeitsruf einzustufenden Aussage 15,17
die Wendung yityézx
f -hez benutzt:380
„[...]381 ich will zu dir reden {hwx Pi.}, hör mich an {(m$}!
Was ich geschaut habe {yityézx f -håz}, will ich erzählen {rps Pi.}!“
Das Demonstrativpronomen hez bezieht sich natürlich auf die in 4,7–9
geäußerten Leitgedanken, und ein Synonym ersetzt das Verb h)r aus
4,8. Die Gewißheit des Elifas wird in 15,17 durch weitere kennzeich-
nende Verben betont, durch den aus der Weisheitsliteratur gut bekann-
ten Aufmerksamkeitsruf yil-(am$
: (vgl. Prv 5,7; 22,17; 23,22; Ps 34,12; 49,2
u.a.)382 und durch die auffordernden Verben hwx Pi. und rps Pi., von
denen das erste im Alten Testament eine Seltenheit darstellt und das
376 Die Wichtigkeit der Erfahrung des Elifas wird von vielen hervorgehoben (z.B. be-
reits K. Budde [1896], 18, und besonders G. Fohrer [1963a], 134), aber da man im Un-
terschied zu uns Hi 4,12–21 dabei kaum für sekundär gehalten hat (siehe dazu oben,
S. 24f.), hat die „Offenbarungsweisheit des Elifas“ eine viel wichtigere Rolle gespielt.
Fällt die Offenbarung weg, so kann die Erfahrung des alten Elifas genauso wichtig
wie die des Hiob eingestuft werden. Vgl. außerdem O. Kaiser (2003a), 273, und
R. Kessler (2004), 640.
377 Die Wendung b"l ty$ wird auch in HR 7,17 benutzt.
378 Zur Gattung siehe O. Kaiser (1994b), 58.67.
379 O. Plöger (1984), xviii nennt die Formel in den Prv „Erfahrungs-“ oder „Beobach-
tungsbericht“.
380 Zum Aufmerksamkeitsruf und zur Verwendung der Demonstrativpronomina siehe
oben, S. 144 und 118f.
381 Siehe oben, S. 39.
382 Dazu siehe K.F.D. Römheld (1989b); vgl. auch E. Gerstenberger (2001), 540. Die
Aufforderungen der Propheten unterscheiden sich hauptsächlich durch das andere
Thema.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 227
383 hwx Pi. metaphorisch außer Hi nur in Ps 19,3, dort aber zusammen mit ta(D f , was
ohnehin auf die Weisheit hindeutet. Vgl. rps in Ps 19,2. Viele konjizieren auch in Ps
52,11 (statt håUqa )
A wa ; Ges17, 217a; KBL3, 283b; R. Kittel [1929], 195; A. Weiser [1979], 278).
Dafür hat aber der Dichter der Elihureden das Verb als sehr inspirierend einge-
schätzt; vgl. 32,6.10.17; 36,2. In Hi 13,17 ist es vermutlich sekundär (M. Witte [1994],
191f.).
384 Konjiziert, siehe oben, S. 33.
385 In ER 5,27 ist ein Hinweis auf die Tradition (so aber wegen Hi 15,18f. G. Hölscher
[1952], 21, und F. Horst [1968], 227) ausgeschlossen, weil Hi 15,18f. nicht ursprüng-
lich ist (siehe oben, S. 39f.).
386 Siehe oben, Anm. 281.
387 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295.
388 Die Wurzel rqx scheint der Weisheit näher zu stehen als das teilweise synonym
benutzte Verb }xb, das in den Psalmen oder z.B. in den sog. Konfessionen Jeremias
deutlich mehr vorkommt; doch vgl. Ps 139,23. G. Fohrer (1963a), 140: „Mit Hilfe des
von Eliphas gerühmten Nachdenkens (5,27) hat man schließlich aus dem zweiseiti-
gen Vergeltungsglauben eine ausgebildete Vergeltungslehre entwickelt“.
389 Der Hiobdichter läßt Elifas sich auf sein Alter berufen und nicht auf die anderen
Freunde, weil die BR und ZR nichts über das hohe Alter oder die Erfahrung des Bil-
dad oder Zofar sagen; vgl. unten, S. 232–234. Vgl. jedoch G. Fohrer (1963a), 185,
228 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
genüberstellt (V. 9). Die Erfahrung und zugleich Einsicht werden mit
dem in der Weisheitsliteratur üblichen Wortpaar (dy // }yb wiedergege-
ben.390 Wie solche Fragen wie in V. 9 in der Tradition aussehen konn-
ten, mag ein Beleg aus der deuterojesajanischen Sammlung bezeugen
(40,21):391
„Habt ihr’s nicht gewußt {(dy}? Habt ihr’s nicht gehört {(m$}?
Ist’s euch nicht gekündet von Anfang an?
Habt ihr’s nicht verstanden {}yb} seit der Gründung392 der Erde?“
In ER 15,10 wird vom hohen Alter (by& und $yi$yf 393) gesprochen, das im
alten Israel von großer Ehre (Lev 19,32) begleitet wurde und dem man
ebenso eine große Erfahrung zuerkannte (Prv 16,31). Solche spezifi-
schen Begriffe werden neben der sonst üblichen Wurzel }qz zur Bezeich-
nung der Ehrwürdigkeit von Personen ersten Ranges wie Abraham
(Gen 25,8), Samuel (1Sam 12,2), David (1Chr 29,28) oder Gideon (Ri
8,32) eingesetzt.
Die beiden Wendungen „von Anfang an“ // „seit der Gründung der
Erde“ in Jes 40,21 leiten uns zu ER 15,7f. weiter. Dort wird nach dem
Ursprung der Weisheit (hfmk: xf ) Hiobs (vgl. HR 13,5)394 mit ironischer
Rhetorik gefragt, ob er bereits seit der Schöpfung die Erde beigewohnt
und er sie in der Ratsversammlung Gottes (aHOlE) dOs:B) erworben habe
((m$ // (rg). Wie bei den oben behandelten und auf die mythischen Mo-
tive anspielenden Bikola ER 22,13f. kann auch hier damit gerechnet
werden, daß sie im Dienst der Ermahnung und zugleich der poetischen
395 Vgl. oben, S. 212 und 186f., und die Kommentare von A. Weiser (1980), 113; G. Foh-
rer (1963a), 268f., und ferner R. Gordis (1978), 160, und die dort genannten Passagen
Gen 3; Ez 28,11–19 und Sir 49,16. Zum „Urmenschen“ im Hiobdialog siehe G. Fuchs
(1993), besonders S. 101–104, zum himmlischen Rat die Rahmenerzählung Hi 1f.*
und dazu W.-D. Syring (2004).
396 Zu den rhetorischen Fragen siehe oben, S. 113ff. Wegen einer buchstäblichen Paralle-
le yiTl
: l
f Ox tO(fbg: y"np: l
i zu ER 15,7b in Prv 8,25, des sehr seltenen Wortes gUx in Prv 8,27
(auch in ER 22,14; siehe oben, Anm. 298) und vor allem wegen der Weisheit, die von
Jahwe in der Urzeit geschaffen worden ist, fällt auch das jüngere Weisheitsgedicht
Prv 8,22–31 auf, obwohl seine Parallelen sich leichter als Abhängigkeit von der ur-
sprünglichen Hiobdichtung erklären lassen (G. Fohrer [1963a], 269, Anm. 6, hält Prv
8,25 für jünger als Hi). Zu Prv 8,22–31 vgl. M. Neher (2004), 44–51.58f. (merke dort,
daß die Weisheit auch in Prv 8,22–31 nicht hypostasiert worden ist und eine poeti-
sche Größe bildet); R. Schäfer (1999), 272ff. (das Gedicht gehört zur jüngeren theolo-
gischen Reinterpretation der Prv), und weiterhin A. Scherer (2008), 83f.
397 Den redaktionellen Charakter von Jer 23,18 und die Ähnlichkeit zu ER 15,8 haben
die Exegeten unterstrichen, z.B. P. Volz (1922), 235; W. Rudolph (1947), 130, oder so-
gar die Abhängigkeit von Hi vermutet, z.B. K. Budde (1896), 78, und W. Thiel (1973),
251.
230 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
398 Der Ostwind hat fast ausschließlich negative Folgen, vgl. Ex 10,13; Ps 48,8; Jer 18,17;
Ez 19,12 u.a; nur in Ex 14,21 hat der Ostwind, obwohl indirekt, einen positiven Ef-
fekt. Der Begriff ist der Weisheitsliteratur außer Hi fremd; auch die ganze Aussage
ER 15,2b ist einmalig.
399 Die Stelle gehört vermutlich nicht zum Grundbestand von Hos (vgl. S. Rudnig-Zelt
[2006], 252f.262), aber ist älter als Hi. Nach J. Jeremias (1983), 150, ist das dritte Kolon
dem judäischen Redaktor zuzuschreiben; Glosse auch nach H.W. Wolff (1961), 267,
und S. Rudnig-Zelt a.a.O., 69, Anm. 93.
400 Zur Übersetzung (h(r) siehe J. Jeremias (1983), 112.148.
401 Zum Wort Gewalt do$ vgl. auch ER 5,21.
402 Siehe dazu oben, S. 213.
403 Dazu, daß V. 1–5 zum ältesten Teil von Jes 11 gehören, aber doch nicht ursprünglich
jesajanisch sind, siehe O. Kaiser (1981a), 240ff.; (1994a), 25f.35; W.A.M. Beuken
(2003), 305f.
404 Vgl. zu hfmk: x
f ER 15,8; zu hfnyiB ZR 20,3, zu hfc(" BR 18,7, zur Wurzel rbg ER 15,25, zu
hf)r
: yi ER 4,6; 15,4; 22,4. In Jes 11,3f. hebt sich noch das Verb xky Hif. (vgl. ER 15,3)
hervor. Zur Genetiv-Verbindung in Jes 11,2 siehe GK28 128a, Anm. 1.
405 Zu }ks in 22,2f. siehe oben, S. 205f., und in 22,21 oben, S. 216f.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 231
Götzendienst (vgl. Jes 44,9f. u.a.) oder mit der damit zusammenhän-
genden Lüge (vgl. Jer 7,8 u.a.) in Verbindung gebracht, in der Weisheit
aber mit dem unrecht angeeigneten oder wertlosen Reichtum (Prv 10,2;
11,4). Der Gebrauch des Verbs xky Hif. entspricht seiner Rolle in der
weisheitlichen Mahnung: Hiob will die Freunde und Gott zurechtwei-
sen wie ein Weiser den Unvernünftigen oder Gottlosen (vgl. Prv 19,25;
28,23; Ps 50,16–21; 94,8–10406) und verwendet dabei sinnlose oder gar
gefährliche Worte (vgl. HR 13,3.10).
Damit läßt der Hiobdichter Elifas den Weg von der eigenen Erfah-
rung bis zu den Mahnungen und Aufforderungen hin bahnen und alles
andere außer der Wende zu Gott als nutzlos (}ks )l) deklarieren. Ver-
fährt ein Diskussionspartner so, muß der Gegner dem eine Legitimati-
on entgegensetzen, die wenigstens annähernde Autorität in Gestalt
eines alten erfahrenen Mannes oder eines Propheten (vgl. Ez 16,50; Hos
9,13407) zur Grundlage hat. Elifas beruft sich nicht auf die Autorität
Gottes, zumindest nicht direkt.408 Bekanntlich verhält es sich auch in
den Hiobreden ähnlich. So tritt das dichterische Vorgehen des Dichters
besonders dramatisch in Erscheinung: Zwei alte Weise und zwei Erfah-
rungen stehen einander gegenüber, die beide ähnliche Autorität bean-
spruchen. Sowohl Hiob als auch Elifas berufen sich auf ihre Erfahrung,
beiden geht es zugleich um die richtigen Konsequenzen, um die ange-
brachte Verhaltensweise und schließlich auch um die Frömmigkeit. Da-
her muß die Erfahrung, die Haltung und die Frömmigkeit eines Weisen
der ständigen Selbstprüfung unterzogen werden, wie es am besten Gott
vermag (vgl. Prv 20,12 oder Ps 139,24). Die alttestamentliche Weisheits-
tradition und die von ihr beeinflußte Literatur beruft sich ihrer lehrhaf-
ten Absicht gemäß in der Regel auf eine die Lehre vom Tun-Ergehen-
Zusammenhang bzw. auf eine die göttliche Gerechtigkeit bestätigende
Erfahrung, wie es Elifas und Ps 37,25.34–36 eindrucksvoll vorführen,
auch wenn es an Zeichen für die skeptischen Stimmen nicht fehlt (vgl.
Ps 49,11; 73,3 und vor allem Hi 21*).409 Nirgends prallen aber die Ge-
gensätze eindrucksvoller aufeinander als in der Hiobdichtung, mit der
406 Zu Ps 50 siehe auch oben, Anm. 357, und zu Ps 94 unten, S. 295, Anm. 111.
407 Ferner vgl. Ps 48,9.
408 Es sei darauf hingewiesen, daß die Frage des sekundären Charakters von Hi 4,12–21
und 15,18f. (siehe oben, S. 24f. und 39) entscheidend auf die Auslegung der ER
wirkt, weil es davon abhängt, ob Stellen wie 4,8aα und 15,17 entweder im Lichte der
Offenbarung in 4,12–16, der Tradition in 15,18 oder, wie es auch richtig ist, der eige-
nen praktischen Erfahrung des Elifas zu verstehen sind. In der Forschungsgeschichte
trifft man aber meist auf die erste oder zweite Antwort; vgl. z.B. zu 15,17ff.
M. Köhlmoos (1999), 252, Anm. 1.
409 Zu Ps 37; 49 und 73 siehe unten, S. 294f. und Anm. 99.
232 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Der Hiobdichter läßt Zofar nirgends über seine Abhängigkeit von sei-
ner eigenen Erfahrung oder von der seiner Väter sprechen. Auf den
ersten Blick scheint Zofar schlicht alles selbst zu wissen. Doch auch er
hat seine Weisheit gelernt: Einen indirekten Hinweis darauf gibt erst
seine zweite Rede, genauer die Einleitung zu dem Leitgedanken (20,5)
in 20,4. Hier fragt Zofar Hiob, ob er den Untergang der Gottlosen nicht
kenne ((dy), ein Prinzip, das seit Anfang der Welt gelte (da(-yiNm
i // {yi& yiNm
i
jer)
e -y"l(A {fd)
f ) und dessen sich alle bewußt seien. Damit stellt der Dich-
ter Zofar als jemanden dar, der sein – gewiß bei den Weisen – erworbe-
nes Wissen als überzeitlich gültig betrachtet.417 Die dichterisch gestalte-
te Legitimation wird strategisch ähnlich wie in der ersten ER (4,8) vor
den Leitgedanken gesetzt,418 lehnt sich dabei aber ähnlich wie die BR
formal an die deuteronomistische Ausdrucksweise an, vgl. die oben be-
reits erwähnte Stelle Dtn 4,32:419
„Denn frage nur die früheren Tage, die vor dir gewesen sind, den Tag, als
Gott die Menschen {{fd)
f } auf der Erde (jer)
e ) schuf ...!“
416 Siehe unten, S. 233f. E. Dhorme (1967), 116, hält Dtn 4,32 für Vorlage.
417 So auch G. Fohrer (1963a), 328. Vgl. B. Duhm (1897), 64, der neben der Offenba-
rungsweisheit (Elifas) und der Tradition (Bildad) die Weisheit der Volkssprichworte
bei Zofar für „das Ende der Weisheit“ hält.
418 Bei Bildad befindet sich die Legitimation (8,8.10) zwar nicht vor dem Leitgedanken
(8,3), aber die angeschlossenen Thesen in 8,11–13 erweisen sich als ähnlich wichtig.
419 Und vgl. zusätzlich die oben, S. 228, zitierte Stelle Jes 40,21. Dazu, daß Dtn 4,32 zum
älteren Teil des Anhangs 4,32–40 zu Dtn 4 gehört, enge Beziehungen zu DtJes hat,
die Kenntnis des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts voraussetzt und in die er-
ste Hälfte des 5. Jh.s datiert werden kann, siehe T. Veijola (2004a), 115.
234 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
420 Laut C. Levin (1993b), 86, gehört Gen 2,8 sogar zur vorjahwistischen Quelle.
421 Vgl. oben, S. 135.
422 Siehe dazu unten, S. 280ff. Die Frage der Legitimation (oder nach C. Westermann
[1956], 12–21, der „Autorisierung“) der Weisheit der Freunde hat in der Forschung
einen der am meisten unterschätzten Gegenstände gebildet. Die literar- und redakti-
onskritische Arbeit kann hier die Situation deutlich ändern, denn bisher hat man oft
bei allen Freunden ihre eigene Erfahrung und die Anlehnung an die Tradition be-
tont; vgl. z.B. M. Remus (1993), 16–18.
V. Die außerbiblischen Parallelen zu den
Freundesreden
1. Einleitendes
Einleitendes
Dank der Angabe in der Rahmenerzählung 2,11 wissen wir, daß wir
uns die drei Freunde Hiobs als aus unterschiedlichen Gegenden stam-
mend vorstellen sollen: Danach ist Elifas ein yinm f y"T, Bildad ein yixU$ und
Zofar ein yitm
f (A na .1 Diese drei Herkunftsangaben haben einem Florilegium
der unterschiedlichsten Hypothesen den Boden bereitet, ohne daß sich
bis heute ein Konsens abzeichnet. Während man die Herkunft des Eli-
fas generell unter den Temanitern bzw. den Edomitern sucht, erscheint
das keilschriftlich belegte Sûhi oder Šûhi am mittleren oder oberen
Euphrat2 wegen der zu großen Entfernung nicht unbedingt einleuch-
tend, so daß manche Ausleger statt dessen an einen nordarabischen
Stammesname denken,3 ganz zu schweigen von der sehr spekulativen
Lokalisierung von Nacama.4 So wird manchmal für alle eine edomitische
Herkunft angenommen,5 während viele im Anschluß an G. Fohrer da-
von ausgehen, Elifas entsprechend im Süden, im edomitischen Teman,
Bildad im Osten, am oberen Euphrat, und Zofar im Norden, z.B. in
Verbindung mit dem Ortsnamen cAin Sōfar im heutigen Libanon, zu
lokalisieren.6
Man kann freilich kaum der Versuchung entgehen, sowohl das
Land jU( als auch die Ortschaften der Freunde lediglich als symbolische
13 So das sachgemäße Urteil von I. Kottsieper (1990), 241.246, und (1996), 131ff.;
K.F.D. Römheld hat sich mit ähnlichem Ergebnis (1989b), 113f., an J.M. Lindenberger
angeschlossen.
14 Zur Einleitung siehe W. McKane (1985), 156–182; J.C. Greenfield (1995); H. Niehr
(2002); zu den Beziehungen zum Alten Testament I. Kottsieper (1996) und zum Hi-
obbuch J. Lévêque (1970), 82ff.
15 Es ist heute allgemein anerkannt, daß z.B. Prv 23,12–14; 27,3.7 ihre Parallelen in den
Ahiqarsprüchen besitzen; vgl. z.B. O. Kaiser (1994b), 53; D. Römheld (1989a), 47ff.,
und H.F. Fuhs (2001), 10.
238 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
16 Vgl. auch die Beurteilung von H. Niehr (2002), 178, daß es sich bei den Ahiqarsprü-
chen um eine sekundäre Sammlung von Einzelsprüchen handelt.
17 Siehe oben, S. 189f.197–199 und 215.
18 Siehe oben, S. 189f.
19 Wenn überhaupt, dann wird hauptsächlich der Diebstahl genannt, z.B. IX (53) 6.
20 Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 9.15.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 239
register zukam. Zusammen mit der auffallend großen Zahl von Sprü-
chen, Sentenzen, Lehren und Fabeln, die der Erläuterung von mit dem
Mund begangenen Missetaten oder Dummheiten dienen, weist dies
darauf hin, daß die Aramäer der Ahiqar-Zeit die Macht des Wortes
nicht unterschätzt haben (X [54] 5):21
Be[sei]tige die Fallen deines Mundes {pmk},
danach lass [dein Wort] zu seiner Zeit herausge[hen],
denn größer als eine Kampfeslist ist die List des Mundes {pm}.22
Mithin hat man viel Aufmerksamkeit auf Art, Inhalt und Zuverlässig-
keit der Rede eines Menschen gerichtet. Der Gegensatz, die Unzuver-
lässigkeit, falsche Aussage, Zeit und Ort der Rede, wurde als Sünde
verurteilt und der unmittelbaren göttlichen Sanktion anheimgestellt.
Nicht nur von der Gesellschaft (VII [57 I] 11f.), sondern auch von den
Göttern (V [56 I] 13; XII [55] 13f.) sollte der Bösewicht bestraft werden.
Entsprechend wird El in einer Beschwörung aufgefordert (VI [56 II] 15):
„El möge den Mund {pm} des Betrügers verderben {y'pk}
und die Zunge {lšn} [desjenigen, (der sein) Wort wiederruft,] ausreißen.“23
Ausdrücklich wurde bei der Aufdeckung des Betrugs oder der im ge-
heimen vollbrachten Taten die Rolle des Sonnengottes Šamaš unterstri-
chen (IX [53] 14–16; XV [58] 7f.).24 Umgekehrt stellte man das Idealbild
einer Person so dar, daß sie derartige Taten unterläßt, in allem Maß hält
und zuverlässig ist (V [56 I] 11f.; VI [56 II] 7). Wenn auf der einen Seite
die Maßlosigkeit für Torheit und Dummheit gehalten wurde, lag es an-
dererseits im Charakter des Toren oder Dummen, sich durch sein eige-
nes Verhalten vor dem Weisen zu verraten, indem er schmeichelhaft
redete oder einen Wortstreit mit dem Weisen anfing (VIII [57 II] 5f.25;
21 Vgl. die ganzen Abschnitte X (54) 4–6 und 11f. M.E. gehört hierher auch das Sprich-
wort in XII (55) 3: „Ein Schwert trübt klares Wasser zwischen guten Weiden“, das
vom Kontext aus nicht als ein Spruch über Gewalt und Vertilgung der Ernte gedeu-
tet werden kann (vgl. I. Kottsieper [1991], 338, und Anm. zu 3a; auch ders. [1996],
135, Anm. 38), sondern rein metaphorisch zur Schilderung des bösen Tuns (wohl bö-
ser Rede oder Lüge) gegenüber Mitmenschen oder sogar Freunden, welches die
normalen Verhältnisse verdirbt. Unsere Erklärung beruht auf der Übersetzung des
Ahiqar ins Estnische von M. Heltzer (2005), 270, der hier rcyn als „Freunde“ wieder-
gibt und das Schwert als Macht deutet. Die Rede von der Unterdrückung und dem
Beisassen unmittelbar vor dieser Sentenz unterstützt unsere Annahme (XII [55] 1f.).
22 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.20.
23 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1991), 331; ähnlich auch
A. Cowley (1923), 225.
24 Die bedeutendste Stellung von Šamaš unter den Gottheiten in Ahiqar betont
H. Niehr (2002), 185.
25 Falls die Rekonstruktion der Verse von I. Kottsieper (1990), 11.18, richtig ist.
240 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
vgl. VI [56 II] 7; VII [57 I] 5f.; XII [55] 426). Darüber hinaus demonstriert
die Fabel vom Leoparden und der Ziege (XII [55] 8–10) den Scharfblick
und die Erfahrung des Weisen, der in der Lage ist, die selbstsüchtige
Lüge von der wohlgemeinten Rede zu unterscheiden.27 Der Weise be-
sitzt also die Fähigkeit, auf menschliche Aussagen richtig zu antworten,
aber ebenso seine eigene Weisheit nicht unbedingt vor jedem Ohr
kundzutun (IX [53] 14–16; X [54] 4, 15), sondern sie für sich zu behalten,
weil sie wegen ihrer göttlichen Herkunft eine gewisse Heiligkeit in sich
birgt (IX [53] 16; vgl. auch X [54] 1):
„[Vom] Himme[l her] wurde die Menschheit [begn]adet,
[ihre Weisheit {hkmthm}] haben die Götter k[undgetan].“28
Vergegenwärtigen wir uns nun den von Zofar in seiner Selbstsicherheit
vermittelten Eindruck, daß er sich für einen Weisen hält, der die Lip-
pensünden der Menschen wie die eines Hiob zu durchschauen und
richtiges Lehren und törichtes Reden zu unterscheiden vermag. Unter
den Freundesreden kommen die ZR vielen Sprüchen der Weisheit
Ahiqars am nächsten. Er setzt an den Anfang seiner ersten Rede die
zitatartige Zusammenfassung der Rede Hiobs über seine reine Lehre
und Lauterkeit vor Gott (11,4) und stellt ihr dann in 11,11 die folgende
nackte Tatsache gegenüber:
„Ja, er kennt die bösen Menschen {):w$ f -y"tm
: }
und sieht er die Sünde; sollte er’s nicht merken?“29
Die Parallelen zu der ähnlichen Überzeugung der hinter den Ahi-
qarsprüchen stehenden aramäischen Weisen, besonders angesichts der
Šamaš zugeschriebenen Rolle, liegen auf der Hand (XV [58] 7f.; vgl. VI
[56 II] 15; XII [55] 13f.):
„[Ein Knecht – und Šama]š [trat] als sein Richter auf,
als er [etwas] Bös[es] seinem [He]rrn tat,
[ohne daß es sichtbar gewesen wäre] für [seinen] He[rrn.
Ja, wie der Fall] des Triebs {'b'} war sein Fall!“30
26 Diese Stelle wird von uns trotz ihrer fraglichen Bedeutung (das Objekt der Verhand-
lung ist unsicher) angegeben.
27 Wahrscheinlich ist auch die sich auf den bösen und den guten Menschen beziehende
Fabel vom Dornbusch und Granatapfel (VII [57 I] 7f.) in ihrer Pointe der vom Leo-
parden und der Ziege verwandt.
28 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.19.
29 Siehe oben, S. 73. Falls das nächste Bikolon (11,12) von uns richtig verstanden wurde
(siehe oben, S. 73 und 209f.), könnte es die Aussage in V. 11 noch einmal steigern,
indem es feststellt, daß durch die Macht Gottes sogar ein Dummer vernünftig wer-
den kann. Dies würde zumindest mit der göttlichen Herkunft der Weisheit in Ein-
klang stehen. Vgl. aber E.A. Knauf (1988), 70, der behauptet, 11,12 sei ein innerbibli-
scher Hinweis auf Gen 16,12 und damit mit Ismael in Verbindung gesetzt.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 241
Zofar sucht somit jede Möglichkeit für eine Ausrede Hiobs auszu-
schließen: Nicht nur Gott, sondern auch Zofar hat mit seinem weisen
und scharfen Blick Hiob durchschaut. Dadurch wird sein eifriger An-
griff mit Ausdrücken wie „Wortschwall“, „Schwätzer“, „Geschwätz“
und „Spott“ für Betrügerei und sündenhafte Rede gleich am Anfang
der ersten Rede (11,2f.) legitimiert. Neben der oben angefügten Be-
schwörung an El in den Ahiqarsprüchen (VI [56 II] 15) klingt die Auf-
forderung Zofars an Gott, wenn auch mehr zurückhaltend, unüberseh-
bar ähnlich (11,5):
„O möge Gott mit dir reden
und seine Lippen auftun {wyftpf &
: } gegen dich!“
Nachdem die Unzuverlässigkeit der Worte Hiobs von Zofar in seiner
ersten Rede begründet und festgestellt worden ist (vgl. dazu in den
Ahiqarsprüchen V [56 I] 7b; X [54] 3–5), führt er in der zweiten Rede
zahlreiche Beispiele und Bilder an, um die Maßlosigkeit und Bosheit
der Rede samt ihren unangenehmen Folgen zu veranschaulichen. Be-
sonders interessiert uns in diesem Kontext die sich auf die Freßgier
beziehende Metaphorik am Beispiel des sich vom Süßen zum Gift ver-
wandelnden Bösen und von der Unbeständigkeit des Guts (20,12–15,
ferner 20,18–21).31 Erinnern wir uns an die Ahiqarsprüche, so gewinnen
wir durch sie für die Deutung ähnlicher Bilder in den ZR einen durch-
aus passenden Hintergrund. Man vergleiche die Metaphorik in VI (56
II) 7:
„Nicht sei süß {'lthly}, damit man dich nicht [verschlucke] {[yblc]wk};
nicht sei bitter {'ltmr}, [damit man dich nicht ausspeie!]“32
Und in der zweiten ZR (20,12–15):
„Schmeckt süß {qyiTm : Ta } das Böse in seinem Munde {wyipB : },
und verbirgt es unter seiner Zunge {OnO$:l taxT a },
hütet er es ängstlich und läßt es nicht los,
und hält es {hfN(e nf m
: yi w: } in seinem Gaumen {OKix} zurück,
verwandelt sich {|fPh : ne } die Speise {Om:xl a } in seinem Gedärm,
zu Schlangengift {{yint f P: tarOr:m} in seinem Innern.
Das Gut {liyx
a }, das er verschlang {(alB f }, muß er ausspeien,
aus seinem Bauche {On:+B i m
i } treibt es El heraus.“
Die Ähnlichkeiten der Ahiqarsprüche und der ZR sind nicht auf die
inhaltlichen Motive begrenzt, sondern werden durch einen gemeinsa-
41 Zitiert a.a.O.
42 Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 10.16.
43 Das Bikolon besitzt schon ohnehin gemeinsame inhaltliche Züge mit dem oben,
S. 241, zitierten Ahiqarspruch VI (56 II) 7. Zu den wenigen ähnlichen Äußerungen in
den ER und BR sowie zum Paar wyipB : // OnO$:l taxT
a siehe unten, S. 245–247.
44 Im AT überhaupt 29-mal, noch in ER 22,7.
45 Aramäisch hnk; im AT überhaupt 18-mal, davon im Hiobbuch siebenmal, nicht aber
anderswo bei den Freunden.
46 Hier übersetzt I. Kottsieper (1990), 16, zwar „Macht“, aus dem Kontext heraus ist
aber „Reichtum“ oder „Gut“ genauso möglich.
47 Im AT mehr als 60-mal, bei Freunden nur noch in BR 8,18.
48 Siehe unten, Anm. 64.
49 Aus der diesen Substantiven zugrunde liegenden Wurzel rrm werden im AT unter-
schiedliche Nomina (vgl. Ex 12,8; Num 9,11; Dtn 32,32; Thr 3,15; Prv 27,7; Hi 13,26;
16,13) und Verben gebildet, deren Zahl jedoch insgesamt relativ gering ist.
244 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
ten Metaphorik eine ähnliche Stellung ein wie das Nomen in ZR 20,14.50
Als Nomen wird *mrr wiederum entsprechend zwei- und einmal ver-
wendet: in Ahiq VIII (57 II) 15 als mrrwt', „das Bittere“,51 und in X (54)
11 als mrrt', „Galle“, und [m]ryr, „bitter“.52 Neben diesem Lexem be-
gegnen in ZR 20,14 noch zwei weitere Wörter – {exl e , „Speise“, und \ph
Nif., „verwandeln“, die ihre Parallelen in den Ahiqarsprüchen besitzen
(vgl. VIII [57 II] 1653 und VI [56 II] 1554).
Exkurs. Ein Katalog der weiteren wörtlichen Parallelen aus der zweiten ZR,
die jedoch weniger wichtig sind, sei im folgenden vorgestellt: Nomina x a Ur
(20,3 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) und da( (20,4 und Ahiq X [54] 5), va) (20,23
und Ahiq XV [58] 10), te$qe (20,24 und Ahiq V [56 I] 1.3),55 Adjektiv (f$r f
(20,5.29 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) sowie Verben (dy (20,4.20 und z.B. Ahiq
VI [56 II] 6), (gn Hif. (20,6 und Ahiq VII [57 I] 7f.), db) (20,7 und z.B. Ahiq IX
[53] 16), rm) (20,7 und z.B. Ahiq VII [57 I] 1), dmx (20,20 und Ahiq X [54]
10), xl$ Pi. (20,23 und Ahiq. XV [58] 10), und hlg Pi. (20,27 und Ahiq V [56
I] 16).56
Darüber hinaus fällt angesichts der besonderen Vorliebe der ZR für
konditionale Fügungen mit der Konjunktion {i) auf,57 daß sich auch die
Ahiqarspürche oft konditional mit Hilfe der Konjunktion hn äußern (vgl.
z.B. V [56 I] 2.4f.; IX [53] 3f.9; X [54] 9 u.a.). Als erwähnenswert erweisen
sich noch zwei gewichtige Aramaismen in den ZR, die in den Ahiqarsprü-
chen nicht belegt sind, aber wegen ihrer Bedeutung und Position ins Auge
fallen. Das erste für die Thematik des angemessenen Redens bedeutsame
Wort *daB, „Geschwätz, Schwätzer“, nimmt seine Stellung in der Anrede
50 Vgl. auch das antithetische Paar mrr bzw. hfrOr:m // hlw/y bzw. qtm, „süß schmecken“,
in Ahiq VI (56 II) 7 und ZR 20,12.14 sowie das Wort blc bzw. (lb ebendort in Ahiq
und in ZR 20,15.
51 Dabei erneut als Paar mit hlw/y.
52 So I. Kottsieper (1990), 12.
53 Merke die Nähe zu Ahiq VIII (57 II) 15 mit mrrwt'.
54 Aramäisch 'pk Pe., „abwenden, belügen“ (I. Kottsieper [1990], 190). Der Vers ist
oben, S. 239, zitiert worden.
55 Das Schlachtbild der zweiten ZR 20,24f. und die Warnung in Ahiq V (56 I) 1.3, gegen
den Gerechten, keine bösen Absichten zu hegen, haben nicht nur das Wort te$qe bzw.
qšt, sondern auch zwei wichtige inhaltliche Momente gemeinsam: In beiden kann
dieses Instrument gegen den Bösewicht benutzt werden, und in beiden wird Gott
selbst den Bogen gegen den Gottlosen (zurück)lenken. Merke außerdem das Wort
hfrorm
: in 20,25.
56 Aus der Reihe kommen da( und hlg von den Freundesreden nur in den ZR vor. dmx
ist in ganzem Hiobbuch ein hleg.
57 Siehe oben, S. 104.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 245
Hiobs ein (11,3).58 Die zweite Vokabel }etPe , „die Otter“, bildet eine Präzisie-
rung des uns ohnehin schon bekannten Wortes hfrOr:m in 20,14.59
Wenn unsere Beobachtungen auch ergeben, daß die genannten in-
haltlichen und formalen Parallelen in mehreren Traditionen des Alten
Orients verwurzelt sind und keinesfalls ausschließlich bei den Aramä-
ern und den Hebräern, kann man dennoch die Übereinstimmung in
vielen theologischen Ansatzpunkten, in der Metaphorik und in Wen-
dungen in den Ahiqarsprüchen wie in den ZR nicht übersehen. Daher
liegt die Annahme nahe, daß der Hiobdichter die Worte Zofars absicht-
lich durch Anspielungen an die aramäische Tradition, die uns in den
Ahiqarsprüchen greifbar ist, einzufärben versucht hat.
Exkurs. Unsere Folgerung beruht nicht nur auf den Ahiqarsprüchen. Die
Metaphorik in Verbindung mit Fressen und Begehren in ZR 20,12–15 stützt
sich anscheinend auf eine breitere aramäische Tradition, die ihren Nieder-
schlag nicht nur in den Ahiqarsprüchen, sondern auch in den aramäischen
Beschwörungen und Gebeten gefunden hat. In einer aramäischen keil-
schriftlichen Beschwörung aus Uruk des ausgehenden 3. Jh.s v. Chr.60 hat
der das Böse erzeugende Zornige unter anderem „das Feuer in seinem
Munde, Giftgemische61 unter seiner Zunge“ – 'eššâ bapommē wacalaqīn tehōt
leššānē.62 Erstens fällt der sonst im Alten Orient sowie im AT sehr populäre
Parallelismus von „Mund“ und „Zunge“ auf, der aber zusammen mit den
Präpositionen B : und besonders taxT a im AT ausschließlich in der zweiten ZR
(20,12) belegt ist.63 Zweitens birgt der Böse eine Giftmixtur unter seiner
Zunge, eine Metapher, auf deren Grund Zofar ein umfangreicheres Bild in
20,12–14 ausbaut. Übrigens kennt auch der Verfasser der Beschwörung das
oben erwähnte seltene Wort mirrâ bzw. hfrOr:m (Z. 6 und 9; ZR 20,14).64
Aramäischen und Syrischen (D. Pardee [1978], 266–270 und 274f.) verstärken wei-
terhin den Eindruck des aramäischen Kolorits in diesem Bilde der ZR.
65 Von R.C. Steiner und C.F. Nims (1984) jedoch als polemischer Text gedeutet.
66 So J.W. Wesselius / W.C. Delsman (1991), 930.
67 Alle folgenden Textrekonstruktionen sind dem Aufsatz von R.C. Steiner / C.F. Nims
(1984), 93–96, entnommen. Die Übersetzung folgt im Grunde der von J.W. Wesselius
/ W.C. Delsman (1991), 930.
68 Wird das Paar heP // }O$:l in den ER 15,5 benutzt, ist es zwar auf die Listigen bezogen,
aber vollkommen frei von der untersuchten Formelhaftigkeit.
69 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 74.
70 Dabei trifft man das Wort nur noch einmal in den Freundesreden (ER 22,30).
71 So die Rekonstruktion von R.C. Steiner / C.F. Nims, a.a.O., 95 u.a.; die Übersetzung
a.a.O.: „My lord put a date in their mouth; Sweets under their tongue“; J.W. Wes-
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 247
der schon bekannten Wendung mn-tht lšnhn auf das Wort hlw/y trifft, das
in Z. 11 zusätzlich durch das Bittere oder Gift im Munde kontrastiert wird.
Auch in der ZR (20,12) schmeckt das Böse im Munde des Gottlosen am An-
fang süß (qtm) und wird dann zu Gift verwandelt (V. 14).
selius / W.C. Delsman, a.a.O., 931, übersetzen die Stelle: „hast Du mich, der ich ein
Lamm bin, in ihren Rachen gesetzt, (hast Du mich, der ich eines) der Jungen (bin),
unter ihre Zunge (gesetzt).“
72 Das Wort begegnet im AT nur zweimal, siehe oben, S. 173.
73 Die zahlreichen Parallelen in der mesopotamischen Literatur zu den BR werden
unten erläutert; siehe S. 249ff. Zur Theologie Bildads siehe oben, bes. S. 161f. und
208. Es muß darüber hinaus angemerkt werden, daß die Pflanzenmetaphern oder
-vergleiche den Aramäern geläufig gewesen sein müssen; siehe z.B. den Exkurs un-
ten, S. 251f.
74 Die zweite Stelle mit dem Paar heP // {iyt
a pf &
: in 8,21 kommt nicht in Betracht, weil sie
eine positive Verheißung darstellt.
248 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
in 15,5f. eine Beschwörung, in der zwei Paare heP // }O$:l (V. 5) und heP //
{iyt
a pf &
: (V. 6) sowie der Ausdruck „die Zunge der Listigen“, {yimUrA( }O$:l
(V. 5) verwendet werden und die mit der Ausdrucksweise der Ahiqar-
sprüche zu vergleichen ist.75 Ebenso verheißt Elifas in der ersten Rede,
daß Hiob „der Geißel der Zungen“, }O$fl +O$, entkommen werde
(5,21).76 Erinnert man sich an die Bezichtigung bzw. die rhetorische Fra-
ge über die Herkunft der Selbstsicherheit und Weisheit (hfmk: x f ) Hiobs in
15,8, scheint die Anspielung auf die göttliche Herkunft der Weisheit
(hkmh) in einer den Ahiqarsprüchen77 verwandten Tradition nahezu
vollkommen zu sein. Ferner wird im unmittelbaren Kontext der Erhö-
hung der Weisheit in den Himmel auch der bcl qdšn78 genannt (Ahiq X
[54] 1). In seiner ersten Rede fragt Elifas rhetorisch, an welchen von den
{yi$d:q Hiob sich wenden will (5,1). Doch bestehen mehrere grundsätzli-
che Unterschiede zwischen den Ahiqarsprüchen und den ER. Die Be-
schwörung im Ahiqar stellt El als Vollzieher der Strafe an dem Betrü-
ger dar, die zweite ER aber den Mund und Lippen Hiobs als Zeugen
gegen ihn selbst. Außerdem scheint der Schwerpunkt der Anschuldi-
gungen des Elifas gegen Hiob nicht im Mißbrauch der eigenen Weis-
heit zu liegen – wie meistens in den Ahiqarsprüchen –, sondern in den
Behauptungen, daß Hiob weder die Weisheit Gottes besitzen (15,7f.)
noch die Anteilnahme oder den Scharfblick Gottes leugnen kann
(22,13f.). Zofar dagegen stellt die Weisheit Hiobs nicht in Frage (20,4f.),
sondern die Art, wie Hiob seine Weisheit zur Verheimlichung seiner
Sünden ausnutzt (11,4f.).79 Wie bei Bildad, so reichen auch bei Elifas die
episodischen Parallelen zu den Ahiqarsprüchen nicht aus, um mit jenen
bei Zofar zu konkurrieren. Wenn der Hiobdichter versucht haben soll-
te, jemandem ein aramäisches Lokalkolorit zu verleihen, dann kann es
nur Zofar sein.
Exkurs. Um der Sache bis zum Ende gerecht zu werden, müssen diejenigen
im AT sehr seltenen Wörter genannt werden, die sowohl in den Ahiqar-
sprüchen als auch in den ER belegt sind. Die auffallende Beschwörung in
15,5f. beinhaltet neben der Parallelität des Mundes, der Lippen und der
Zunge noch einen Aramaismus. Das Verb vl) Pi., „lehren“ (15,5; vgl. Ahiq
IX [53] 2.[5]), wird im AT nur vom Elihudichter (Hi 33,33; 35,11) und in Prv
(22,25 Qal) verwendet.80 Die zweite Rarität ist by&, „alt sein“ (15,10 und
Ahiq XVI [59] 5).81 Daneben führen die ER eine bemerkenswerte Reihe von
Aramaismen vor, die an dieser Stelle aufgelistet werden: h"yr : )
A und das
hleg. (tn Nif. aus 4,10;82 hwx Pi. und hzx aus 15,17;83 vqt aus 15,24 und tebh
e l
: $
a
aus 15,30.84
Nachdem wir zwischen den Absichten und Metaphern Zofars und den
Ahiqarsprüchen sowohl substantielle als auch formale Beziehungen
festgestellt haben und damit die Theorie über die Lokalisierung Zofars
in einer Aramäisch sprechenden Gegend als durchaus wahrscheinlich
beurteilt haben, müssen wir folgerichtig nach möglichen Reminiszen-
zen an die anderen nahöstlichen Lehren in den Freundesreden Aus-
schau halten. Durch das Beispiel der Richter-Funktion von Šamaš in
den Ahiqarsprüchen wurde uns bereits ein Hinweis darauf gegeben,
wie groß der Einfluß der mesopotamischen Weisheit auf die Nachbar-
länder gewesen sein konnte. Daher untersuchen wir die einschlägige
Weisheitsliteratur genauer, um festzustellen, ob sich weitere Parallelen
zwischen ihr und den Freundesreden ergeben. Daß einzelne Motive der
akkadischen Weisheit mehr oder weniger auch in den Freundesreden
wiederkehren werden, legt schon das Beispiel der sog. „älteren Schwe-
stern“ der Hiobdichtung, des Ludlul bēl nēmeqi, der Babylonischen The-
80 Aramäisch 'lp. Siehe E. Kautzsch (1902), 21; M. Wagner (1966), 25f., und oben, S. 213,
Anm. 305.
81 Aramäisch šyb; siehe oben, S. 228, Anm. 393. Der Kontext in Ahiq ist nicht klar.
82 Vgl. M. Wagner (1966), 29.85. Die Herkunft der Löwenmetapher in ER 4,10f. ist nicht
klar, jedoch stehen die Löwen fast im ganzen Alten Orient in der Tiermetaphorik an
der Spitze. Vgl. oben, S. 171f.
83 Vgl. E. Kautzsch (1902), 30, und M. Wagner (1966), 53. Siehe oben, S. 227, Anm. 383.
84 E. Kautzsch (1902), 92, und M. Wagner (1966), 113.120. Siehe oben, S. 173 und
Anm. 75. Zum Schluß sei auf die Herausforderung hingewiesen, die M. Cheney
(1994), 272f., in seiner Analyse der Verteilung der morphologischen und lexikali-
schen Archaismen und Aramaismen in den Reden des Hiobdialogs bietet. Dort tritt
der bemerkenswert niedrige Anteil solcher Formen in den ZR gegenüber anderen
Reden hervor; da aber Cheney die Endgestalt des Buches analysiert, können seine
Ergebnisse hier nicht ausgewertet werden. Vgl. auch seine Kritik an den „Aramais-
men“ im Hiobbuch (S. 274f.).
250 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
odizee u.a., nahe.85 Vor allzu schnellen Rückschlüssen muß jedoch auch
hier gewarnt werden, weil der Hiobdichter hinreichend selbständig
war, um nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Form ei-nen eigenen
Weg einzuschlagen. Mithin wird hier die nahe Verwandtschaft oder
sogar das Vorbild der Problemdichtungen aus dem Alten Orient für
unseren Dialog nicht automatisch vorausgesetzt.86
94 Übersetzung und Rekonstruktion nach J.A. Fitzmeyer (1995), 44f.; Y. Avishur (1984),
469f., möchte mit J.C. Greenfield wegen des Pflanzenvergleichs in der BR wly[šgh]
statt wly[thzh] lesen; dann wäre freilich die Parallele zum Bild in BR 8,11f. (Uxf)-heG&
: yi ,
ryicx
f ) noch triftiger; vgl. auch Sefire I A, 32: „may its vegetation ('hwh) be destroyed
unto desolation“ (J.A. Fitzmeyer, a.a.O.).
95 Vgl. laut Ges17, 23b, und N. Peters (1928), 91, den Versuch von Sarowski den Uxf) aus
ass. ahu, „Küste“, abzuleiten. Im Ugaritischen ist das Wort 'h , „Wiese“, ebenso be-
legt (KBL, 28a; G. Fohrer [1963a], 185; M.H. Pope [1985], 66) und soll auch im Jordan-
tal vorkommen (F. Horst [1968], 132).
96 W.H.Ph. Römer / D.O. Edzard (1993), 530.
97 So KBL, 2a.324b; vgl. auch J.A. Fitzmeyer (1995), 86: ryicx f ein kanaanäisches Lehn-
wort. Darüber hinaus war die Pflanzenmetapher in Ägypten anscheinend nicht häu-
fig; siehe unten den Exkurs, S. 255–257.
98 W.G. Lambert (1960), 279; siehe unten, S. 253.
99 W.G. Lambert, a.a.O., 155–157; 162–164; siehe unten, S. 253.
100 Trotz der sehr seltenen Belege von Pflanzenfabeln im AT (nur 2Kön 14,8–14 und Ri
9,8–15 sind zu nennen).
101 Rekonstruktion und Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 177. Daneben beweist
Z. 15 aus dem sumerischen Klagelied über Dumuzi (W.H.Ph. Römer [1989], 697–
700), daß solche Bilder mit Rohr oder Schilf im Sumpf in Mesopotamien seit langem
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 253
Zu erinnern ist auch daran, daß die zerstörende Krankheit des Dulders
in Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.) in einer Szene mit bestimmten Sumpf-
pflanzen (vermutlich Schilfrohr)102 verglichen wird, die von Krankheits-
dämonen gebrochen und niedergeschmettert werden.103 Obwohl hier
nicht von einer Dürre die Rede ist, liegt doch grundsätzlich eine Meta-
pher wie in der BR vor. Hält man nach weiteren Pflanzenvergleichen
Ausschau, so stößt man auf die babylonische Sentenz (Bo 4209+4710, Z.
7f.), in der sie auf eine übereilte Handlung oder Entscheidung und ihre
negativen Folgen verweist. Obwohl formal vollkommen anders aufge-
baut und inhaltlich in einigermaßen andere Richtung tendierend, sind
die Ähnlichkeiten in BR 8,12 mit den babylonischen Sentenzen unüber-
sehbar. Der Eindruck wird darüber hinaus durch das oben bereits ver-
merkte einschlägige Wort inbu bzw. b") unterstrichen.
„Prematurely ripe fruit {inbu} is produce (bringing) grief.“104
In einer assyrischen Variante der Fabel von der Tamariske und der Pal-
me (VAT 8830, Zeit etwa nach der mittleren assyrischen Periode105)
wirft die Palme der Tamariske ihre Nutzlosigkeit vor, sie trüge keine
Früchte (Z. 22f.):
„You, Tamarisk, are a useless tree.
What are your branches? Wood ... without fruit {inbu}!“106
geläufig gewesen sind: „Diese Klage ist die um den Sumpf – hatte er doch (früher)
‚abgestorbenes Rohr’ (und) frischprießendes Rohr hervorgebracht“ (Übersetzung
a.a.O., 699); vgl. auch 2. Urklage, Z. 50 (a.a.O., 705), oder den Prolog eines Streitge-
spräches zwischen Holz und Rohr, Z. 16f.: „Das Rohr stand wie eine Krähe in sei-
nem ...-Gras auf, die gewaltigen Röhricht(flächen), die großen Sümpfe ließ er die
Schilf(bewachsung) sehr dick machen“ (Übersetzung nach W.H.Ph. Römer [1993],
359; das Wort für Gras bleibt offen). Vgl. dazu auch die deutlich spätere akkadische
Gebetsbeschwörung an Ea (Ellilbanda) in A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 295f.
(Nr. 40, Z. 7). Auch heute kann man die Realität dieser Bilder erfahren, man verglei-
che den Irak der letzten Jahrzehnte, wo die großen Sumpfgebiete zwischen Tigris
und Euphrat von der Regierung trockengelegt worden sind; das Gebiet verwandelte
sich rasch in eine Wüste.
102 Andere Lesart aus dem Kommentar (K 3291) ist su-un-gir-tum (W.G. Lambert [1960],
37.42; R.H. Pfeiffer [1955], 190 übersetzt auch ‚water plant’).
103 Die weiteren Beispiele befinden sich im großen Hymnus auf Gula des Bullussarabi
aus nach-altbabylonischer Zeit (III, Z. 47), in dem das Röhricht niedergeworfen wird
(K. Hecker [1989], 759f.), und in den Vasallenverträgen Asarhaddons mit medischen
Fürsten im Rahmen der Beschwörungen in Z. 629–631 (R. Borger [1983], 175f.).
104 Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 279; Vgl. R.H. Pfeiffer (1955), 181: „Fruit in
the spring (of the year) – fruit of mourning“.
105 W.G. Lambert (1960), 152.
106 Übersetzung a.a.O., 162f.; in Z. 23 ist eine kleine Lücke. In einer Fabel vom Weiden-
baum wird ähnlich die Schwäche des Lorbeers geschildert (K 8566, Z. 11): „Your
254 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Mittels der beiden Zitate erhält man zwei Beweise dafür, daß das Bild
von den Früchten oder Blüten in der Tat auch metaphorisch für Le-
benskraft oder Nützlichkeit eines Menschen gebraucht werden konnte.
Ist das der Fall, drängt sich die Frage auf, ob man sich im alten Meso-
potamien der Pflanzenmetaphorik auch zur Schilderung der Beein-
trächtigung der Lebenskraft oder des Sterbens bedient hat. Aus der
Pflanzenwelt eignen sich dafür selbstverständlich die Bilder von der
die Früchte oder Wurzeln austrocknenden Dürre sowie von der ge-
waltsamen Beschädigung der Pflanzen, ähnlich wie der Verfasser des
Hiobdialogs es durch die bildhafte Sprache Bildads zusammen mit
dem oben zitierten Vers (8,12) in mehreren Gängen ausführt (8,16–18;
18,16):
„Er steht voll Saft im Sonnenschein {$em$ e -y"np: l
i },
durch seinen Garten rankt sich sein Sproß {OT:qna Oy}.
Über Steinhaufen verflechten sich seine Wurzeln {wyf$r f $
f },
zwischen Steinen hält er sich fest.107
Reißt man ihn aus von seinem Ort,
verleugnet der ihn: „Ich kenn’ dich nicht.““
„Unten verdorren seine Wurzeln {wyf$r f $
f }
und oben verwelken seine Zweige {Oryicq: }.“
Neben dem bereits erwähnten Passus aus Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.),
in dem die Krankheitsdämonen das Schilfrohr brechen und verstüm-
meln, liefert eine akkadische Gebetsbeschwörung an Ea, Šamaš und
Marduk (VAT 8237; nicht älter als 7. Jh. v. Chr.)108 ein weiteres anschau-
liches und für unseren Vergleich ergiebiges Bild (Z. 23):
„Wie eine ausgerissene Tamariske kehre er nicht zum (alten) Ort zu-
rück!“109
Sowohl der Vergleich mit der absterbenden Pflanze als auch die Vertil-
gung des Menschen von seinem Orte stimmen mit den Bildern in den
BR überein. Daneben verfügt man heute über eine weitere verwandte
Gebetsbeschwörung (PBS I/1,14) zur Besänftigung erzürnter Götter, die
an dieselbe Trias gerichtet ist wie im vorigen Gebet. Sie schließt gleich
am Anfang auch eine sechszeilige Klage ein, darunter zwei Kola (6f.):
„Ein nicht schöner Wind schüttete hin meine Palmwedel;
ein gewaltiger Sturm beugte mein Haupt nieder.“110
roots {šur-šu-ka} are not exceeding strong“ (a.a.O., 165; das Ende der Zeile ist uns
nicht überliefert); beachte das Wort „Wurzeln“ und die Parallelen unten, S. 254f.
107 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 59.
108 A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 340–342 (Nr. 67); die Schätzung des Alters
a.a.O., 46; E. Ebeling (1931), 140–142.
109 Übersetzung in A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 341; vgl. E. Ebeling, a.a.O.,
142; siehe zu derselben Beschwörung auch unten, S. 261.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 255
110 Übersetzung von A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 338 (vgl. K. Hecker [1989],
776). Die erste Zeile ist nicht ganz klar: W. von Soden vermutet eine Klage über
Sturmschäden an den Dattelpalmen (a.a.O., 403), doch ergibt es sich aus dem Kon-
text und der Wahl der Metaphern, daß hier von dem Klagenden selbst die Rede ist.
Vgl. auch eine assyrische Prophetie an König Assurbanipal (Tafel K. 883) aus Ninive
und von der Göttin Ninlil / Mullissu (ca. 667 v. Chr.), Rs., Z. 1: „Den fürstlichen
Dornstrauch werde ich zerbrechen, / die Rose zum Riechen abrupfen“ (Übersetzung
von K. Hecker [1986], 62f.).
111 Übersetzung nach W. Farber (1987), 266. Des weiteren vgl. zu den Wurzeln im Epi-
log des Codex Hammurapi, L 28f., in dem die Wurzeln des Verfluchten bzw. seines
Königtums ausgerissen werden sollen (siehe auch unten, S. 262); im akkadischen Er-
ra-Epos wird die Wurzel (šurussu) verwendet, um auszusagen, daß der Baum
durchgeschnitten und seine Frucht (piri'šu) nicht wachsen kann (IV 125; vgl.
Y. Avishur [1984], 520; G.G.W. Müller [1994], 798). Siehe auch zur Fabel vom Wei-
denbaum in Anm. 108 oben. Ferner hat F. Horst (1968), 274, in Verbindung mit BR
18,16 auf die Sarkophaginschrift des Königs Ešmun’azar (dort šrš // pr) hingewiesen.
112 Siehe oben, S. 174ff.
113 So H. Brunner (1985), 75, und (1988), 235.
114 I. Shirun-Grumach (1992), 230, übersetzt an dieser Stelle „Tempelgarten“.
256 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
115 Zu m hrm o.ä. an dieser Stelle siehe D. Römheld (1989a), 177, Anm. 133.
116 Die Deutung ist nicht sicher; I. Shirun-Grumach (1991), 230, übersetzt „im Beglänz-
ten“; vgl. D. Römheld (1989a), 134, und Anm. 17.
117 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 240f. Siehe auch seinen Kommentar zum Text
a.a.O., 476.
118 Auf positive Pflanzenvergleiche stoßen wir im AT in den einschlägigen Parallelen
zum c. 4 von Amenemope in Jer 17,8 und Ps 1, ferner auch in Ps 52,10; 92,13–15; Jer
11,16f. und Ez 17,5ff. Diese Stellen sind auch meistens von den Forschern hervorge-
hoben worden (z.B. von H. Brunner [1985], 77, Anm. 239).
119 Wir halten weiterhin die Annahme fest, daß die riesigen enzyklopädischen Listen
der Pflanzen und Tiere eher in Mesopotamien entstanden sind und vermutlich die
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 257
weniger reichen aus Ägypten beeinflußt haben (O. Keel [1984], 48). Auch der um-
fangreiche Vergleich in HR 14,7–10 benutzt den Baum anders als hier.
120 Siehe dazu oben, 174ff.
121 Zur Diskussion siehe unten, S. 265–268.
122 Text in W.G. Lambert (1960), 126–138. Das Alter und die Einheitlichkeit der Hymne
steht nicht endgültig fest, W.G. Lambert, a.a.O., 123 vermutet, die kassitische Perio-
de sei zu früh, obwohl der Verfasser sich erheblich auf die altbabylonische Tradition
stützt. Auch A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 382, und H. Schmökel (1985), 126,
setzen die Hymne gegen Ende des 2. Jt.s v. Chr. an.
123 Siehe auch oben, S. 182.
258 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
machen, muß man sich vergegenwärtigen, daß sie zwischen der Mitte
des 8. und dem letzten Drittel des 7. Jh.s erfolgt ist und ihre Nachwir-
kung in dem Hiobdialog nur noch eine vermittelte sein kann.124 Trotz-
dem seien zwei für die Beschreibung des Šamaš exemplarische Beispie-
le angefügt: Das erste befindet sich in der genannten Šamaš-Hymne,
Z. 149f., selbst:
„You grant revelations, Šamaš, to the families of men,
Your harsh face and fierce light {nūru} you give to them!“125
Auf das zweite Beispiel treffen wir im Vasallenvertrag des assyrischen
Königs Asarhaddon (680–669 v. Chr.; ND 4336 u.a.), in dem die Funkti-
on des Sonnengottes als gerechter Richter und Herr über Licht und
Finsternis erneut bestätigt wird (Z. 422–425):
„May Šamaš, the light {nu-úr} of heaven and earth, not judge you justly.
May he remove your eyesight. Walk about in darkness!“126
Exkurs. Auf der zweiten Tafel des Ludlul bēl nēmeqi befindet sich eine Crux
(Z. 119f.), die wegen ihres komplizierten Satzbaus und mehrdeutiger Wör-
ter sehr unterschiedlich gedeutet worden ist, für uns aber von Bedeutung
sein kann. W.G. Lambert hat die Zeilen wie folgt übersetzt:
„But I know the day for my whole family,
When, among my friends, their Sun-god will have mercy.“127
Er läßt dabei zu, daß angesichts der überwältigenden Monolatrie des Got-
tes Marduk in Ludlul bēl nēmeqi die Vokabel dšamas-su-un in Z. 120 auch
bloß als „Sonne“ verstanden werden kann.128 Hat der Verfasser jedoch den
Sonnengott gemeint, erweist sich die weitere Schwierigkeit für uns als
wichtig: Wie ist das erste Wort in Z. 119 zu verstehen? W.G. Lambert liest
hier i-di, B. Landsberger hat aber vorgeschlagen: i-ti und i-kil,129 das hieße
„der Tag ist finster geworden“. Obwohl diese Lesart ebenso mit Schwierig-
keiten verbunden ist, spricht der Parallelismus deutlich dafür, besonders
da ein solcher unmittelbar in Z. 117f. vorausgeht und wenn man das Verb
124 Zur Astralisierung bzw. Solarisierung der Jahwe-Religion unter assyrischem Einfluß
vgl. M. Arneth (2000), bes. 201–209, und ferner O. Keel / C. Uehlinger (1992), 327ff.,
bes. 336f.
125 Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 135; kursiv ebenso von ihm.
126 Übersetzung nach S. Parpola / K. Watanabe (1988), 45; vgl. D.J. Wiseman (1958), 59f.;
ferner vgl. eine Gebetsbeschwörung an Šamaš (A. Falkenstein / W. von Soden [1953],
318ff., Z. 11).
127 W.G. Lambert (1960), 46.
128 A.a.O., 295; so übersetzt z.B. W. von Soden (1990), 126.
129 Von diesem mündlichen Vorschlag berichtet W.G. Lambert, a.a.O.; so versteht auch
W. von Soden, a.a.O.: „Finster wurde der Tag für meine ganze Familie“.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 259
130 Siehe auch eine Unterstützung aus dem sog. ‚Sumerischen Hiob’ in W.G. Lambert,
a.a.O. W. von Soden übersetzt übrigens a.a.O.: „Er deckte für das Sinnen der Gefähr-
ten ihre Sonne zu“.
131 Ges17, 494a: nûru, nawâru, namâru. Im AT insgesamt nur 44-mal.
132 W.G. Lambert (1960), 169; der Kontext bleibt leider dunkel. Vgl. ferner a.a.O., Rs. IV,
Z. 5.
133 Zu dieser Häufung von sechs Wörtern siehe oben, S. 184f., und zu den Jagdinstru-
menten sowie deren Bedeutung im Alten Orient O. Keel (1984), 60ff.78ff. Das beson-
ders reiche entsprechende Vokabular im Akkadischen verdient hier eine Anmer-
kung. Wenn wir vermuten, daß der Verfasser des Hiobdialogs dem Bildad
babylonisches Lokalkolorit verleihen wollte, dann wirkt nur eine wörtliche Über-
schneidung überraschend: die Wurzel lbx (lebx e in 18,10) wird mit dem assyrischen
nahbalu und hâbilu, mit akkadischem eblu und nahlabu in Verbindung gesetzt (KBL,
271a; Ges17, 210a; KBL3, 275a; Ges18, 318f.; AHW, I 183.302). Vgl. na-ah-bal in Ludlul bēl
nēmeqi II, Z. 84. Dies bestätigt unsere Annahme, daß die babylonische Tradition
durch die alttestamentliche vermittelt und nicht direkt übernommen worden ist.
260 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
134 Diese Übersetzung stammt aus der altbabylonischen Fassung (Textzeuge S, Rs.,
Z. 20’–24’) nach K. Hecker (2001), 37. Vgl. aber auch die mittelassyrische Fassung, II’,
Z. 1f. (a.a.O., 38) und die späte Fassung aus Bibliothek des Assurbanipal, II, Z. 22.46f.
67–72 (a.a.O., 44f.), und darüber hinaus die einleitenden Anmerkungen a.a.O., 34ff.
135 Im AT nur noch in Ps 72,17; siehe dazu oben, S. 176.
136 In diesem losen Proverb (W.G. Lambert [1960], 282) handelt es sich um den Fuchs,
der nicht ausgehen kann, ohne daß Šamaš es nicht wüßte.
137 Eine Beobachtung von V.A. Hurowitz (2007) aufgrund eines Hinweises auf Šamaš-
Hymne im Dialog des Pessimismus, daß die Hymne verbreitet gewesen und mögli-
cherweise zu didaktischen Zwecken benutzt worden ist, erweist sich als bemerkens-
wert.
138 Siehe auch oben, S. 186f.
139 Siehe zur Übersetzung oben, S. 64.
140 Siehe auch oben, besonders zur Diskussion über die „dichterischen Personifikatio-
nen“, S. 186f. Diese beiden Gestalten haben die Diskussion verursacht, ob sie einen
mesopotamischen oder kanaanäischen Hintergrund besitzen, vgl. entsprechend
W.A. Irwin (1962) und N.M. Sarna (1963). – U. Rüterswörden (1999) zeigt, daß eine
mesopotamische Herkunft naheliegt, aber nicht feststeht. Darüber hinaus ist bei bei-
den Gestalten auf konkretere Dämonen hingewiesen worden: bei tOhfLB a |elm e auf
Nergal (U. Rüterswörden [1999]) und bei tåwm f rOk:B auf Namtar (T.J. Lewis [1999]).
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 261
druck entstehen wie es sich aus der Reihe der Dämonen in Z. 53–55.71.
102 ergibt. Selbstverständlich darf man etwas Einschlägiges vor allem
in herkömmlichen akkadischen Gebetsbeschwörungen erwarten. Dafür
eignet sich eine von ihnen an Ea, Šamaš und Marduk als Beispiel am
besten.141 Dort wird die Krankheit des Beters nicht nur ausführlich
durch den Totengeist anthropomorphisch dargestellt, sondern die Göt-
ter Šamaš und Marduk (merke die Reihenfolge) werden zur Vertrei-
bung des Dämons aus dem Leibe des Kranken aufgefordert. Anders
ausgedrückt: Šamaš wird eindeutig mit dem Krankheitsdämon und
dessen Entmächtigung in Verbindung gebracht. Es muß jedoch auch
ein grundsätzlicher Unterschied der Vorstellungen über die Krank-
heitsursache zwischen Hiob, Elifas und Zofar auf der einen Seite142 und
Bildad auf der anderen Seite143 in Erinnerung gerufen werden: Wäh-
rend in den ER und ZR allein Gott verwundet und verbindet, können
in den BR personifizierter Tod und Schrecken mit den Gottlosen ma-
chen, was sie wollen. Im Kontext der oben angeführten Beobachtungen
zu den BR können diese Personifikationen ein weiteres Argument für
die Hervorhebung des babylonischen Lokalkolorits in den BR bilden.
Es handelt sich hier um Mythologeme oder Metaphern, die in Mesopo-
tamien weit verbreitet waren, in der alttestamentlichen Religion dage-
gen nur episodisch begegnen.144
Darüber hinaus muß ein Vers in der Endstrophe der zweiten BR
vergegenwärtigt werden. In 18,20 spricht Bildad von der Furcht, die die
Menschen sowohl im Westen ({yinorx A )
a ) als auch im Osten ({yinomd
: aq), d.h.
die ganze Menschheit, angesichts des Ergehens der Gottlosen packt.
Und das im Unterschied zu den palästinischen Verhältnissen in Joel
2,20 und Sach 14,8.145 Mithin ist es auch hier nicht ausgeschlossen, daß
der Hiobverfasser bewußt die geographische Herkunft Bildads aus
einer Gegend berücksichtigt, die vom Meer weit abgelegen und von
Zivilisation umgeben ist. Beim oberen Euphrat wäre es eindeutig der
Fall.146
141 Die Beschwörung ist oben, S. 227, bereits betrachtet worden. Für uns sind Z. 4–11
und 17ff. der Beschwörung wichtig.
142 Siehe oben, S. 204ff. und 209f.
143 Siehe oben, S. 208f.
144 Vgl. dazu die Beobachtung von O. Keel (1984), 73, daß die ägyptischen Jenseitsdä-
monen in den Psalmen keinerlei Echo fänden, die kanaanäischen und mesopotami-
schen Krankheitsdämonen wenigstens „spurenweise vertreten“ seien. Zu den Dä-
monen im Alten Orient und Ägypten siehe a.a.O., 68ff.
145 Siehe oben, S. 182 und Anm. 155.
146 Etwa im Stil eines jüngeren keilschriftlichen Gebets des Antiochos I. Soter an Nabu
aus dem 3. Jh. v. Chr.: „Die Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“
(A. Falkenstein / W. von Soden [1953], 291). Ausführlich wird das Westland in einem
262 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
neuassyrischen Brief zur Zukunftsdeutung (K. 1263; K. Hecker [1986], 81), Vs., Z. 15–
24 (Hattiskutu, Chaldäa) erläutert. Zum Westland siehe eine Reihe von historischen
Texten in akkadischer Sprache bei R. Borger (1984), 354–356. Freilich ist in den ägyp-
tischen Texten das Festland im Westen geläufig gewesen, vgl. in den Regeln einer
Kultvereinigung, Z. 20 (U. Kaplony-Heckel [1983], 233); auf der Siegesstele der Pije,
Z. 19.107.146.155 (U. Kaplony-Heckel [1985], 565.579.584.585); im Brief des Wermai
2,14–3,1 (G. Moers [1995], 926) und auf der Metternichstele, rechte Seite, Z. 160f.
(H. Sternberg-el-Hotabi [1988], 375). Doch sind die Aussagen in Verbindung mit den
Ländern wie „des Westens und des Ostens“ anscheinend selten, vgl. die Inschriften
des Grabtempels von Pharao Sahura Abusiris aus dem Alten Reich; S. Stadnikov
(1998), 237.
147 Siehe R. Borger (1981), 78. Das Paar šumšu // zikiršu hat Y. Avishur (1984), 598f., in
Codex Hammurapi und zweiter BR hervorgehoben, wenn auch als eines, das in se-
mitischen Sprachen relativ verbreitet war.
148 Vgl. z.B. H.-P. Müller (1991), 147: „Die Ähnlichkeit von Z. 36–38 [in Ludlul II] mit
den Fragen der Freunde Hiobs Hi 11,7–10; 15,7–13 und den abschließenden Fragen
Gottes 38,2ff. ist nicht zu übersehen.“
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 263
149 Zum zentralen Begriff der Gottesfurcht bei Elifas (4,6; 15,4; 22,4) vgl. z.B. die Worte
des Freundes in der babylonischen Theodizee, Z. 21f.: „Nur, wer auf den Gott
schaut, hat volle Lebens[kraft]; / in kritischer Lage (selbst) häuft, wer die Göttin
fürchtet, die Fül[le] auf“ (Übersetzung W. von Soden [1990], 147; vgl. aber auch
W.G. Lambert [1960], 71); oder Z. 146 in den babylonischen Ratschlägen: „Den Got-
tesfürchtigen mißachtet nie[mand], / wer die Anunnaku fürchtet, verlängert [seine
Tage]“ (Rekonstruktion und Übersetzung W. von Soden, a.a.O., 168). Vgl. ferner das
assyrische Proverb IV, Z. 24ff. (W.G. Lambert, a.a.O., 229.233).
150 Vgl. z.B. Z. 239: „Für dich, der du den Bescheid Gottes nicht suchtest: Was könnte
dein Erfolg sein“; oder Z. 241f.: „Den guten Hauch der Götter suche immer wieder, /
dann wirst du, was du in diesem Jahr verlorst, sehr bald ersetzen können“ (beide
Übersetzungen W. von Soden, a.a.O., 155). Die Assoziationen zwischen der zuletzt
zitierten Stelle und BR 8,5f. sind ebenso von H. Schmökel (1985), 159, Anm. 374, an-
gedeutet worden.
151 Text in W.G. Lambert (1960), 99–107; dabei wird der Sonnengott Šamaš in Z. 60 und
64 als derjenige betrachtet, der die Menschen belohnen oder heimsuchen wird.
152 Vgl. zusätzlich Z. 9–14 in der bilingualen Hymne an Ninurta (VAT 10610, in
W.G. Lambert [1960], 119), in der Šamaš-Hymne Z. 132–134, in der Fabel von der
Tamariske und Palme (VAT 10102, Rs., Z. 20, a.a.O., 158f.), in den Assyrischen Pro-
264 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Die Metapher vom Untergang der Löwen für das die mächtigen
Gottlosen erwartende Schicksal in der ersten ER (4,10f.) besitzt in der
babylonischen Theodizee, Z. 61f. (vgl. laba und )yiblf ), ihre Parallele,
denn dort heißt es, daß für den Löwen, der Frevel beging, die Fallgrube
offen steht.
„Den Feind des Viehs, den Löwen, den du erwähntest, sieh gefälligst
genau an!
(Für) den Frevel, den der Löwe beging, ist ihm die Fallgrube geöffnet!“153
Es wirkt weiterhin nicht überraschend, daß die Warnungen vor lügen-
hafter Rede einen Grundtopos der Weisheit und Beschwörungsliteratur
bilden und ebenso in der aramäischen Lehre des Ahiqar154 wie in der
babylonischen Dichtung155, den Ratschlägen der Weisheit156, den akka-
dischen Gebeten und Beschwörungen157 und in den Freundesreden des
Hiobdialogs begegnen (vgl. neben den zahlreichen Beispielen aus den
ZR158 ER 15,6 und ferner BR 18,7).
Obwohl besonders die zuletzt genannten Parallelen zu den Moti-
ven und Themen gehören, die in den Weisheitslehren des Alten Orients
und den Freundesreden als allgemeingültig gelten, gibt es genug An-
zeichen dafür, daß die Absicht des Hiobdichters, den BR ein gewisses
babylonisches Lokalkolorit zu verleihen, nicht ausgeschlossen werden
kann. Die Auswahl und Aneinanderreihung bestimmter Metaphern
und Topoi, einige theologische Besonderheiten gegenüber den anderen
Freunden wie die Rede vom „Gott des Rechts und der Gerechtigkeit“
sowie der dadurch geschaffene Zusammenhang gestatten zumindest
verbien (BM 56607 = 82-7-14, 989, Kolumne B, 8–15; a.a.O., 270f.) und in der Dich-
tung von einem Mann und seinem Gott (AO 4462), Z. 62f. (W. von Soden [1990],
140).
153 Übersetzung nach W. von Soden, a.a.O.; vgl. dazu noch Z. 247. Auch H. Schmökel
(1985), 158, Anm. 370, und A. Scherer (2008), 39, heben diese Parallele zur ER hervor.
Zu den Tiervergleichen im Alten Orient und Ägypten siehe O. Keel (1984), 75ff.
154 Siehe oben, S. 237ff.
155 Der Topos ist schon wenigstens so alt wie die altsumerische Version des Rates des
Šuruppag, Z. 43f. (W.H.Ph. Römer [1990], 53).
156 Vgl. Z. 26f. in den „Ratschlägen“: „Überprüft sei deine Rede, diszipliniert dein Spre-
chen, / das ist die Würde eines Mannes; sehr kostbar seien (dir) deine Lippen,“ und
Z. 133: „Was du schnell dahinsagtest, wird später auf dich zukommen“ (Überset-
zung von W. von Soden [1990], 164.167). Vgl auch Z. 28–30 und 127–134. Auch in
diesem Kontext erscheint Šamaš als allwissender Richter (Z. 130).
157 Z.B. in der Beschwörungsserie Šurpu vgl. Tafel II, Z. 63f.: „dessen Mund ... lügenhaft
ist, / dessen Lippen falsch und gewalttätig sind“ (Übersetzung nach H. Schmökel
[1985], 156).
158 Siehe oben, S. 197–199.
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 265
Seit der Veröffentlichung der Lehre des Amenemope und der Feststel-
lung der Parallelen zu Prv 22,17–24,22 ist die ägyptische Weisheitslite-
ratur in den Blick der Alttestamentler geraten.159 Auch in der Hiobdich-
tung, besonders in beiden Jahwe-Reden und dem sog. Reinigungseid
Hiobs (c. 31), haben sowohl die Alttestamentler als auch die Ägyptolo-
gen mit Erfolg Spuren altägyptischer Weisheit gesucht.160 Angesichts
dieser Tatsachen und unserer Beobachtung, daß bei den BR und ZR ein
gewisses fremdes Kolorit vermutet werden kann, muß auch die Frage
gestellt werden, ob die Reden des ersten und wichtigsten Freundes eine
vergleichbare Färbung besitzen, und vor allem, ob es in ihnen Hinweise
auf ihre Bekanntschaft mit der ägyptischen Weisheitsliteratur gibt.
Neben den zahlreichen Motiven, Themen und Formelementen, die
zum Gemeingut der altorientalischen und -ägyptischen Weisheit gehö-
ren (wie z.B. der Tun-Ergehen-Zusammenhang, das Herz als Organ für
die Vernunft, Verheißungen zum glücklichen Leben, Tadel der Mißach-
tung der Personae miserae, richtiger und falscher Weg, böse Zunge, Re-
deeröffnungsformeln usw.), fällt bei den ER im Vergleich zu den BR
und ZR besonders die Berufung auf die eigene Lebenserfahrung auf.
Sie gilt auch in den ägyptischen Lehren als die wichtigste Legitimati-
on.161 Dagegen fehlen einschlägige Parallelen in den mesopotamischen
159 Zur Einführung in die ägyptische Weisheitsliteratur siehe H. Gese (1958), 5–28;
H.H. Schmid (1966), 8–84; H. Brunner (1988), 11–98; und zum Hintergrund der de-
motischen Weisheit insbesondere F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 12–20. Zur Neu-
auswertung der Beziehung zwischen der Lehre des Amenemope und Prv 22,17–
23,14 siehe B.U. Schipper (2005).
160 Zum neueren Forschungsstand siehe C. Uehlinger (2007), 121–123 (zur Literatur
S. 106, Anm. 29.31; S. 122, Anm. 104), und A. Schellenberg (2007), 55–60 (zur Litera-
tur S. 57, Anm. 5); zu den Jahwe-Reden vgl. z.B. G. von Rad (1955) und O. Keel
(1978), 25ff.126–156; zu den Hiobreden A. Schellenberg (2007), a.a.O., 60–79, und zu
Hi 31 A. Kunz-Lübcke (2007).
161 Siehe N. Shupak (1993), 242; H. Brunner (1988), 19. Vgl. z.B. in der Lehre des Cheti:
„Ich habe Geprügelte gesehen“ oder „ich habe aber auch die beobachtet...“ (Z. 10;
Übersetzungen nach H. Brunner, a.a.O., 159); ferner zählen zur Lebenserfahrung die
Beschreibung in der Lehre für Kagemni, daß sein Vater der Menschen Wesen durch-
266 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Lehren. Darüber hinaus wurde oben bereits festgestellt, daß sich zwar
im metaphorischen Gedicht zur Schilderung des Schicksals des „Hei-
ßen“ und „Schweigers“ in der Lehre des Amenemope gewisse Ähn-
lichkeiten zu den Pflanzenmetaphern zumal in den ER finden, aber die
Unterschiede so schwerwiegend sind, daß an eine entsprechende An-
leihe des Hiobdichters nicht zu denken ist.162
Stützt man sich auf die ursprüngliche Gestalt des Hiobdialogs163
und nur auf die Freundesreden, zumal auf die des Elifas, stechen je-
doch manche Argumente ins Auge, die den Vergleich mit der altägyp-
tischen Literatur erschweren. Freilich stehen die mesopotamischen
Problemdichtungen (bis zu einem „Freund“ in der Babylonischen The-
odizee) den Freundesreden näher als die Auseinandersetzungsliteratur
aus Ägypten. Setzen wir weiterhin voraus, daß der Hiobdichter in der
(spät)persischen Zeit gelebt hat164, muß man neben den babylonischen,
aramäischen und persischen Einflüssen zwar auch mit der wachsenden
Bedeutung der ägyptischen (demotischen) Literatur rechnen,165 aber es
scheint uns die Frage berechtigt zu sein, ob diese Bedeutung womög-
lich eine wichtigere Rolle in der Redaktionsgeschichte des Hiobbuches
als in der Gedankenwelt des ursprünglichen Hiobdichters spielt.166 Ein
schaut hatte (Z. 39–41), oder die Lehre an den Sohn in Ptahhotep, daß die Alten aus
ihrer Erfahrung sprechen (Z. 502).
162 Siehe den Exkurs oben, S. 255–257. Abgesehen davon, daß die den Gottlosen fres-
sende Flamme, der ausdürrende Wind (ER 15,30b) und der Mensch als Baum (ER
15,33) mit dem Gedicht in der Lehre des Amenemope vergleichbar sind, sind solche
im AT seltenen Worte oder Wurzeln wie „Sproß“, q"nOy, „Flamme“, tebh e l
: $
a , und „Blü-
te“, xarPe (alle 15,30) in der Tat im Altägyptischen entsprechend mit dem Kausativ
ś-nq (Ges17, 303b, und KBL3, 398a), im Spätägyptischen mit šhb, „Südwind“ (Ges17,
829b), und mit prh (Ges17, 658b, und KBL3, 909a) in Verbindung gesetzt worden.
163 Sieht man sich die Forschungsgeschichte an, muß festgestellt werden, daß man zum
Vergleich mit der altägyptischen Literatur entweder die sekundären Erweiterungen
des Hiobbuches (z.B. die zweite Gottesrede Hi 40,6ff.) oder hauptsächlich die HR
und GR herangezogen hat.
164 Zur Datierung und Warnung, die ursprüngliche Hiobdichtung nicht allzu spät zu
datieren, siehe unten, S. 300.
165 Grundsätzlich kann auch mit einem vorexilischen Einfluß gerechnet werden, wie
B.U. Schipper (2005) anhand des Lektüreverfahrens klassischer Schultexte sowohl in
Ägypten als auch in Juda des 8.–7. Jh.s v. Chr. gezeigt hat.
166 Vgl. C. Uehlinger (2007), 122f.: „Die Verschiebung des metaphorisch-mythologi-
schen Fokus von einer eindeutig vorderasiatischen geprägten, zu der sich auch Mo-
tivparallelen in der akkadischen Hymnen- und Weisheitsliteratur finden ließen, zu
einer ebenso klar (ptolemäisch-)ägyptischen Topik [in Hi 40,6ff. – U. N.] kann kein
Zufall sein. In ihr spiegelt sich die Redaktionsgeschichte des Buches zwischen der
(mittleren bis späten) persischen und der ptolemäischen Zeit, vielleicht auch sein
Transfer aus einem mit aramäischen, evtl. gar arabischen Literaten kommunizieren-
den in ein stärker Ägypten-orientiertes Milieu palästinisch-judäischer Gelehrten.“
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 267
167 Vgl. F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 274, die den „realitätsbezogenen Pragmatis-
mus“ in der Lehre des Chascheschonqi (Anchscheschonqi) betonen, und A. de Wilde
(1981), 23, der die pessimistischere babylonische und die optimistischere ägyptische
Ansicht unterscheidet und die Neigung des Hiobdichters zur ersten behauptet.
168 Beachte z.B. die Reihenfolge in einer Aussage der Lehre des Anchscheschonqi 26,8:
„All are from the hand of the fate and the god“ (nach M. Lichtheim [1983], 91).
169 Siehe oben, S. 193f. Vgl. J. Hausmann (1995), 33.36, die den Schluß zieht, daß die
Toren und Weisen in Prv 10ff. gegenüber der ägyptischen Weisheit und trotz ähnli-
cher Themen eher die „ethische Dimension“ darstellen und keine intellektuelle.
170 Z.B. 9,19f.: „Es ist der Gott, der das Herz gibt und den Sohn gibt und den Charakter
gibt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet“
(F. Hoffmann / J.F. Quack [2007], 250).
171 So F. Hoffmann / J.F. Quack, a.a.O., 240.
172 Die Relativierung auf der Ebene der ganzen Hiobdichtung ist freilich eine andere
Frage, vgl. unten, S. 289. Vgl. weiterhin J. Day (1995), 63f.66f., daß die Gegenüber-
stellung der Gerechten und Frevler nicht der ägyptischen Weisheit eigen ist, dage-
gen aber in den Ahiqarsprüchen vertreten ist; die „graded numerical sayings“ (z.B.
Hi 5,19–22; 33,14–22.29; 40,5) nicht in Ägypten vorkommen, dafür aber in Ugarit und
im Ahiqar; außerdem kommt die „Gottesfurcht“ nicht in der ägyptischen Weisheits-
literatur vor Anchscheschonqi vor.
173 Siehe oben, S. 171f.
268 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
eher das Krokodil oder seltener das Nilpferd, wie es in den sekundär
eingefügten Liedern auf Behemot und Leviatan in Hi 40,10–41,25 der
Fall ist, dabei vermutlich einen mythischen Hintergrund habend. Die
Löwen wurden in der ägyptischen Weisheit zwar oft genannt, meistens
aber in sekundären Aussagen, die keine besondere Funktion im Zu-
sammenhang besitzen. Selten finden sich in der Weisheitsliteratur
Hinweise auf den furchterregenden Charakter der Löwen. Wie oben
bereits festgestellt wurde, dürfte das Löwenbild in den ER eher in me-
sopotamischen Metaphern und Sprüchen seine Parallelen besitzen.174
Trotzdem ist damit noch nicht alles gesagt, was zu dem Thema der
Beziehungen der ER zur ägyptischen Weisheit zu sagen ist; denn es gilt
noch einen ägyptischen Text vorzustellen, der zu den Ermahnungen
der ER, Hiob möge sich mit Gott als dem Lenker des menschlichen
Schicksals vertragen, einen wunderbaren Kommentar darstellt. Es han-
delt sich um einen Spruch aus der demotischen Lehre des Anchsche-
schonqi, der so lautet (26,9):
„Jede Krankheit ist traurig; aber der Weise versteht es, krank zu sein.“175
174 Siehe oben, S. 264f. So weisen O. Keel (1978), 65.82, Anm. 271; N.C. Habel (1985),
57.126, und G. Freuling (2004), 161, Anm. 103, auf die Babylonische Theodizee
(Z. 61–64) hin.
175 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 290, Z. 446. Wobei wir mit folgendem rechnen
sollten: „Stemming from sapiential thinking that was essentially pragmatic and ra-
tional, the theme received a pragmatic and sometimes sarcastic treatment in the
Instr. of Ankh.“ (M. Lichtheim [1983], 63). Vgl. auch 19,8: „If a stupid man repents he
becomes a wise man“ (a.a.O., 84).
176 Siehe oben, S. 235f.; J.R. Bartlett (1989), 40.89, und A. Scherer (2008), 19–24.
177 Zu den weisheitlichen Merkmalen und zur Edom-Frage in Ob siehe A. Meinhold
(1996).
178 V. Sasson (2005), 606, findet eine Parallele zu Hi 5,4 aus dem Ostrakon von Horvath
cUzza, Reihe 8 (5,4 von uns aber oben, S. 26f., für sekundär erklärt).
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 269
Es hat sich bei den Freundesreden bereits mehrfach gezeigt, daß ihr
Wortschatz und ihre Wendungen gelegentlich sehr ausgefallen sein
können und im Alten Testament sehr selten sind oder überhaupt keine
Parallelen besitzen. Daraus wurde der Schluß gezogen, daß solche Stel-
len sich entweder auf eine uns unbekannte Tradition stützen oder eine
vorhandene Tradition im eigenen Interesse umprägen. Die zweite Mög-
lichkeit hat des öfteren ihre Bestätigung gefunden, doch fanden sich
einige Abschnitte, die nicht den Eindruck von Kunstdichtung, sondern
einer Anlehnung an eine außerbiblische Tradition hinterlassen. Als ein
von uns bereits mehrmals angesprochenes Beispiel erweist sich die
Löwen-metapher in ER 4,10f., deren seltene Wortwahl, Beispiellosigkeit
im Alten Testament und gewisse Nähe zu den mesopotamischen (semi-
tischen) Sprüchen eine nördliche, östliche oder südöstliche Abstam-
mung nicht ausschließt. Elifas verwendet in auffallender Weise nicht
das Wort b"), obwohl die Früchte, Sprösse oder Blüten bei ihm in
15,30b.32f. auch sechsmal genannt werden. Nur ein Wort q"nOy stimmt
mit dem Wortschatz Bildads (8,16) überein.179 Dies mag dafür sprechen,
daß der Hiobverfasser möglicherweise Elifas doch von Bildad auch
durch ein Lokalkolorit unterscheiden wollte, aber ihn nicht weit weg
von Juda ansetzte. Weitere Exempel sind die Liste der frevelhaften
Missetaten in ER 15,25–28*, besonders die Wendung wyfNgi m f y"BGa yib(A aB
(15,26b), die an ein arabisches, mithin an ein südöstliches Sprichwort
erinnert,180 und der Schaltvers ER 22,8, der als ein Zitat wirkt, dabei
aber keine Parallelen besitzt181. Andere auftretende Raritäten und Ara-
maismen in den ER rufen ebenso die bisher unbeantwortete Frage nach
dem Vorliegen eines Lokalkolorits wach.182 Weiterhin deuten „die Söh-
ne des Rešef“ in 5,7 darauf hin, daß der Dichter mit den entsprechen-
den kanaanäischen Mythologemen spielt.183
1. Ergebnisse:
Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
1.1. Wichtigste Gemeinsamkeiten der Freundesreden
Der Hiobdichter läßt die Freunde die in der Weisheit geläufige, durch
Leitgedanken und mehrere thesenhafte Aussagen festgehaltene und
aus dem Tun-Ergehen-Zusammenhang resultierende theologisierte
Vergeltungslehre vertreten. Dabei steht, wenn auch wenig thematisiert,
Gott als Garant oder Vollzieher der Strafe immer im Hintergrund. Alle
Freunde beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Untergang der Gott-
losen. Die Antithese – das Glück der Frommen – wird wenig formu-
liert; sie ist jedoch in Gestalt der an Hiob gerichteten Verheißungen
vorhanden. Die Freunde setzen in den Aufforderungen an Hiob die
Bedingung der Umkehr für sein künftiges Wohlergehen voraus. Dar-
über hinaus will keiner von ihnen seine Lehre und Mahnworte ledig-
lich vortragen, sondern sie zugleich legitimieren.
Nach ihrer Form sind die Freundesreden als Mahn- und Streitreden
einzustufen, weil sie sowohl in ihren Lehren als auch ihren Mahnungen
einen polemischen Charakter besitzen.1 Bei der Gestaltung der Reden
ist der Hiobdichter konsequent von bestimmten Grundregeln ausge-
gangen, die in hohem Maße mit denen der alttestamentlichen und zu-
mal der weisheitlichen Poesie in Verbindung stehen.2 Anhand inhaltli-
cher Momente und stilistischer Figuren konnte in allen Freundesreden
eine regelmäßige Strophengliederung nachgewiesen werden. Dabei
bestehen die Strophen, mit nur wenigen Ausnahmen, aus zwei Unter-
strophen von zwei bis drei Bikola (und nur aus Bikola).3 Die Strophen
und Unterstrophen haben inhaltlich stets ein bestimmtes theologisches
oder anthropologisches Phänomen zum Gegenstand. In Anknüpfung
an die Strophengliederung hat sich der Hiobdichter der Aufbauelemen-
1.2. Elifas
Reim von !- / |-, O- / U-, {yé-, hæ-, hauptsächlich in Verbindung mit Suffi-
xen, aus.18
1.3. Bildad
Der Dichter läßt sich Bildad statt wie Elifas auf seine eigene Erfah-
rung auf die Weisheit der Väter und damit die Tradition berufen (8,8.
10). Ihre einschlägige Kenntnis und ihre Einsicht bilden eine Autorität,
die keine weitere Diskussion zuläßt. Ein Querverweis durch reqx " in 8,8
auf 5,27 erlaubt die Annahme, daß Bildad auch Elifas zu den weisen
Vätern zählt.24
Ihm gegenüber hebt sich Bildad vor allem dadurch ab, daß er in
seinen Reden vielmehr als ein Lehrer denn als ein Mahner oder Seel-
sorger auftritt. Dem entspricht der Ort des Leitgedankens, der nicht im
mahnenden, sondern im lehrenden Teil der Rede plaziert ist (8,3), und
weiterhin die Tatsache, daß Aufforderungen und Verheißungen knapp
gefaßt sind und nur in der ersten Rede begegnen (8,4–7*).25 Im Einklang
mit der Betonung der Tradition wird in den BR statt der 1. Person sing.
die 1. Person plur. verwendet. In der zweiten BR herrscht die Taktik
des Überredens durch belehrende Illustrationen vor, die den BR insge-
samt einen bildhaften Charakter verleihen.26 Die Aufforderungen der
BR sind formaler als in den ER, aber stilistisch durch ein dreifaches {i)
einheitlich formuliert (8,4–6*).27 Der Gesamtton der BR ist am schärfsten
in den Freundesreden. Entsprechend akzentuieren sie auch den Gegen-
satz zwischen den Frommen und den Gottlosen.
Kolometrisch läßt sich in den BR ein viel höheres Tempo nachwei-
sen. Die Aufteilung der Strophen in Unterstrophen ist dank der um-
fangreichen Illustrationen im Gegensatz zu den anderen Freunden
auffallend unterschiedlich. Die kolometrisch längeren Bikola stehen
einzigartig in der Mitte der Strophen.28 Der universale Anspruch der
Metaphorik in den BR äußert sich u.a. in dreifacher Einsetzung des
Merismus. In den BR wird am meisten der synthetische Parallelismus
benutzt; der geschlechtsspezifische Parallelismus macht sich durch
viele nur aus maskulinen Wörtern zusammengesetzte Bikola bemerk-
bar.29 Der Stil der BR läßt wenig Konditional- und Relativsätze zu, wird
aber von vielen Nominalsätzen und Partizipien gekennzeichnet, wobei
die beiden Endstrophen von Nominalsätzen gerahmt werden.30 Ein
deutliches Charakteristikum der BR bildet das kombinierte Fragepro-
nomen (h)nf)-da( unmittelbar am Anfang beider Reden (8,2; 18,2). Dar-
über hinaus zählen zu den Besonderheiten der BR die Adverben wie
(a Udam und |a), die zweifache Interjektion }"h am Ende der ersten BR und
das Demonstrativpronomen heL) " rahmenmäßig am Anfang und Ende
der BR. Die Konjunktion {i) bildet nicht nur eine auffallende Viererrei-
he, sondern wird auch als Mittel für Gestaltung des Strophengefüges
eingesetzt.31 Die wichtigsten Schlüsselwörter (qdc, rO), \$x, lk), legr e ,
leho), }åw)
f , (f$r
f und db)) hängen teilweise von der Auswahl der Meta-
phorik ab.32 Das Klanggebilde der ersten BR erfährt einen bemerkens-
werten Auftakt durch die allumfassende )-Alliteration, die Konsonan-
tenverdoppelung, den Reim und die den Rahmen verstärkenden
Querbeziehungen von zahlreichen Wörtern in der ersten Strophe. Be-
liebter als bei Elifas scheint in den BR die Abstimmung der Anfänge
der Nachbarverse durch alliterierende Wörter zu sein; dabei sind -b
und -m, aber auch -) und -k (/-q) besonders hervorzuheben. Bei der
Assonanz herrscht die von -o- zumal in den letzten Strophen beider
Reden vor.33
1.4. Zofar
Der Dichter läßt Zofar mit dem Leitgedanken seiner Reden (20,4f., vgl.
11,19f.*; 20,29) den von Elifas in aufdringlicherem Ton nachbilden: Die
Hoffnung und Freude des Gottlosen vergehen.34 Die bunten Illustratio-
nen zu dieser These werden durch Vergleiche mit Kot (20,6f.) und
Traum (20,8f.) und deren Vergänglichkeit, Metaphern der sich in Gift
verwandelnden und auszuspeienden Speise (20,12–15; 20,18), durch
fast universal klingende Katastrophenbilder mit der Trias von Feuer,
Flut und Finsternis (20,23*; 20,26–29*) sowie durch Kriegsbilder
(20,24f.) gestaltet.35 Deutlich zeichnen sich in den ZR zwei große Vor-
würfe gegen den Gottlosen ab: Erstens werden die richtige Lehre und
die Wahl zwischen Einsicht und frevelhafter Hartnäckigkeit zum
Hauptgegenstand erhoben. Daraus ergeben sich die Anreden der ZR
(11,2f.; 20,3), deren reicher, indirekt auf Lügen und Spott verweisender
Wortschatz gegenüber den ER und BR auffällt. Auch Hiob wird haupt-
sächlich der lügnerische Charakter seiner Unschuldsbeteuerungen vor-
geworfen (11,4f.). Zweitens werden in den ZR Begierde und Maßlosig-
keit für frevelhaft erklärt (20,19–21f.).36 Der Gott der ZR ist durch
48 In diesen drei Kapiteln der HR sind mehrere sekundäre Zusätze zu suchen, die von
O. Kaiser (2006), 125f., u.a. einem Unschuldsbearbeiter zugeschrieben werden.
49 Vgl. auch die Beobachtung zu den rhetorischen Fragen oben, S. 113, Anm. 148.
50 So nach W.-D. Syring (2004) und O. Kaiser (2006).
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 281
durch Bildad (8,3–5) auf Hiob bezogen wird. Unsere Analyse hat aber
ergeben, daß die erste ER zwei keinesfalls weniger wichtige Aspekte
enthält. Zum einen wird der Grundgedanke durch das in der zeitge-
nössischen Weisheit übliche Argument der eigenen Erfahrung legiti-
miert und damit Hiob erst richtig herausgefordert.51 Zum anderen liegt
der Höhepunkt der ersten ER eigentlich in 5,8 vor, weil dort der Zweck
seiner Rede geklärt wird: Es geht in ihr nicht um die Vergangenheit,
sondern um Hiobs gegenwärtige Lage. Sein Schicksal liege in seinen
eigenen Händen. Um das zu beweisen, appelliert Elifas an die selbst-
verständlichen und einschlägigen Denkvoraussetzungen der weisheit-
lichen Überlieferung.52 Bereits daraus geht hervor, daß es in dem Streit
zwischen Hiob und Elifas nicht um die theoretischen Fragen der Ver-
geltung und Gerechtigkeit geht, sondern um die praktische Frage der
Verantwortung und des angemessenen Verhaltens im Leiden. Für Eli-
fas ist der Mensch grundsätzlich für sich selbst verantwortlich, dagegen
schiebt Hiob die Verantwortung auf Gott. Dabei bestreitet keiner von
ihnen den Grundsatz der Vergeltung. Im Verlauf des Dialogs verlieren
beide ihre Geduld. Hiobs Reaktion besteht in der Ablehnung des von
Elifas (und Bildad und Zofar) Vorgetragenen, weil ihre ihm bekannten
Thesen ihm nicht weiterhelfen würden. Elifas antwortet darauf ab-
schließend mit einer harten, aber konsequenten Bezichtigung, weil
Hiobs Reden zunehmend seine Verantwortungslosigkeit bezeugten.
Insgesamt wird dem von Grund aus hoffnungsvollen (hfw:qT i ) Ton der ER
(4,6) der hoffnungslose der HR entgegengesetzt und bereits im An-
schluß an die erste ER vertieft (6,8; 7,6).53
Der Dialog zwischen Hiob und Bildad scheint sich wesentlich mehr
im theoretischen Bereich zu bewegen, weil Bildad unmittelbar am An-
fang seiner Rede Hiob auf das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes hin an-
spricht (8,3). Wie bei Elifas, darf man aber auch bei Bildad das Moment
der Legitimation nicht aus den Augen verlieren. War Hiob bei Elifas
auf dessen eigene Erfahrung gestoßen, so hält ihm Bildad die nach
seiner Überzeugung unfehlbare Weisheit der Väter vor. Darüber hinaus
bezieht sich die Aufforderung in der ersten BR wie bei Elifas auf
den gegenwärtigen Augenblick. Der Unterschied zu Elifas zeigt sich
aber nicht nur formal in dem ungleich kleineren Umfang des Aufrufs,
sondern vor allem in der Härte und Kompromisslosigkeit seiner zahl-
reichen Illustrationen, die seiner Rede einen drohenden Charakter ver-
leihen. Appelliert Elifas an Hiobs Gottesfurcht im Sinne seiner Fröm-
54 Vgl. weiterhin vor allem die sarkastische Aufnahme der für Bildad charakteristi-
schen Eröffnung (h)fn)
f -da( (BR 8,2a; 18,2a) in HR 19,2a, aber auch HR 14,1–12* und BR
8,11ff.; 18,16; HR 19,6b und BR 18,8–10; HR 19,8 und BR 18,5f.; HR 19,10b und BR
18,16; 8,11ff.
55 Siehe oben, S. 181.189–192.224f.
56 Vgl. schon Hi 13,3–19* und weiterhin HR 13,5f.13.19 und ZR 11,2f.5; HR 13,7.21 und
ZR 11,14; HR 14,7 und ZR 11,18.20; HR 21,3 und ZR 11,3; HR 21,27f. und ZR 11,14;
20,7.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 283
57 Es kann hier auf die komplizierte Diskussion über die Literar- und Redaktionskritik
von Hi 23–31* nicht eingegangen werden. Die Kapitel verfügen überwiegend über
sekundäres Material. Z.B. gehören laut O. Kaiser (2006), 44–58.126, zum Grundbe-
stand nur 23,2–7.10–13.15–17 + 27,2–4.5a*b.6a.c + 30,20–23 + 31,35–37; vgl. aber auch
M. Witte (1994), 191. Eine Hiobrede, die die Durchschnittslänge aller anderen Reden
nicht überschreitet, wäre an dieser Stelle von der Form her angebracht.
58 Die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundesreden und HR 21* ist lang,
vgl. etwa ER 15,20.29; ZR 20,15.18.21 zu V. 7, BR 8,16–18; 18,19 zu V. 8, ER 15,21 zu
V. 9, BR 18,5f. zu V. 17, ER 4,8; 5,6; 15,35; BR 18,12; ZR 11,11 zu V. 19, ER 15,27; BR
18,13; ZR 20,11 zu V. 24, ER 5,26 zu V. 32 und ZR 20,12.17 zu V. 33*.
284 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
59 Es hat sich ursprünglich nur um eine GR (c. 38f.*) gehandelt. Darin sind sich viele,
besonders die oben, in Anm. 47, genannten, Forscher einig. Zur Forschungübersicht
siehe J. van Oorschot (1987), 231ff., und (1995), 368–374.
60 Hymnus ist u.E. immer noch die beste Bezeichnung für diesen Text.
61 Siehe das sachgemäße Urteil von M. Witte (1994), 175–179.191f. Die Antwort ist
vermutlich durch 40,1f.+42,1.3a.4 weiterhin ergänzt und auch in zwei geteilt worden
(vgl. O. Kaiser [2006], 73.77.127, und W.-D. Syring [2004], 165–167).
62 Vgl. auch oben, S. 122–129.
63 Vgl. auch oben, S. 113–117.151f.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 285
den. Damit ist die Frage, ob Hiob auf die GR antworten sollte oder
nicht, bereits beantwortet. Nach ihr ist selbst die Frage nach der Mög-
lichkeit einer Antwort schlichtweg nicht mehr angemessen. Darüber
hinaus verlangt die ursprüngliche Hiobdichtung auch kein Urteil über
die Diskussionspartner, wie es von einem späteren Redaktor durch die
Verurteilung der Freunde und die Wiederherstellung der ursprüngli-
chen Lage Hiobs geschehen ist, weil Gott schon gesprochen hat.
Gewiß hat der Hiobdichter in seiner Umgebung Unrecht gesehen,
und ebenso gewiß dürfte es in seiner Zeit Bedenken gegen die geläufi-
ge Vergeltungslehre gegeben haben. Außerdem läßt sich mit einiger
Sicherheit behaupten, daß der Dichter selbst an den hier verhandelten
Themen innerlich beteiligt war, weil es schwerlich möglich gewesen
sein dürfte, derartige Reden aus einem rein theoretischen Interesse
auszuarbeiten.64 Daher können wir den Schluß ziehen, daß der eigentli-
che Anlaß für die Abfassung der Hiobdichtung die Erfahrung der Fer-
ne Gottes gewesen ist, die sich bei jedem unverschuldeten Leiden ein-
stellt.65 Gott überbrückt die Ferne durch seine Selbstoffenbarung, aber
es wird nirgends gesagt, daß damit der Ferne oder dem Leiden ein
Ende gesetzt wird. Das Leiden, das unzertrennlich zur menschlichen
Existenz gehört, dauert an, Gott bewahrt seinen geheimnisvollen Cha-
rakter, auch wenn er sich offenbart, wobei der Leidende die Gottesfer-
ne nur im bedingungslosen Gottvertrauen überwinden kann. Aber
damit stellen wir bereits das Verhalten der Beter in den sogenannten
nachkultischen Psalmen in Rechnung.66 Mithin gibt es keine logische
64 Damit schließen wir uns gewissermaßen an P. Volz (1921), 21ff., und H. Masing
(1931), 30ff., an.
65 Vgl. A. Weiser (1980), 14, zu Hiob, daß „die Frage nach Gott zum Kernpunkt seines
Leidens geworden ist“. Die Frage vom deus absconditus wird in diesem Kontext von
vielen Forschern erörtert, vgl. z.B. H.-P. Müller (1970), 31ff., und O. Kaiser (2003b),
29.
66 Vgl., was F. Stolz (1980), 137, zu den nachkultischen Vertrauenspsalmen wie Ps 22
geschrieben hat: Lob und Klage gleichzeitig setzen einen Dauerzustand zwischen
Heil und Unheil voraus. A.a.O., 144f.: „Die Antwort Gottes ist auch nicht Antwort in
dem Sinne, daß die Klage nun gegenstandslos würde; sie zielt vielmehr auf die Of-
fenbarung einer Wirklichkeit Gottes, die Hiob nicht verstehen kann, die ihm aber
Halt gibt“. Vgl. auch C. Westermann (1956), 9f.; F. Stolz (1977), 20–23; J. van Oor-
schot (2007), 170 (zu Stolz!), und C. Uehlinger (2007), 157.159 (zu Stolz!), und die Er-
gebnisse der Analyse der Sünde und des Leidens in den individuellen Klageliedern
bei F. Lindström (1994), 445ff., daß nicht die Sünde oder der göttliche Zorn, sondern
Jahwes Verborgenheit das Problem bilde. Zum numinosen bzw. dämonischen Gott
siehe P.Volz (1924) und U. Masing (1995).
286 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
Antwort auf die Frage nach dem unschuldigen Leiden und der darin
waltenden Gerechtigkeit Gottes.67
67 Vgl. auch A. de Wilde (1981), 45, daß die Auffassungen Hiobs und der Freunde nicht
außer Kraft gesetzt werden, sondern sie treten in den Hintergrund und werden rela-
tiviert.
68 Vgl. die von uns oben, S. 237–249, behandelten Ahiqarsprüche, deren Teile sich zwar
mit einiger Sicherheit rekonstruieren lassen, aber für eine umfassende poetologische
Analyse doch zu gering sind.
69 Vgl. unsere oben, S. 91f., Anm. 30, angeführte und sich auf die Behandlungen von
O. Loretz und M. Witte stützende Meinung, daß HR 3* ursprünglich 18, HR 6f.*
nicht mehr als 43 und HR 21* 32 Bikola enthalten haben. Die von M. Witte (1994) be-
haupteten Niedrigkeits-, Majestäts- und Gerechtigkeitsbearbeitungen lösen das
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 287
Problem einigermaßen, aber reichen nicht aus, um die ursprüngliche Gestalt der HR
zu rekonstruieren; vgl. auch den sog. Unschuldsbearbeiter bei O. Kaiser (2006).
70 Siehe oben, S. 91f., Anm. 30.
71 Siehe oben, S. 117, Anm. 167.
72 Siehe oben, S. 129 und Anm. 230, und S. 284f.
73 Siehe z.B. oben, S. 137, Anm. 269.
288 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
Der Hiobdichter hat sich bei der Gestaltung der Freundesreden auf
Inhalt, Sprache und Motive aus den drei großen Bereichen der altte-
stamentlichen Literatur – aus der Weisheit, den Psalmen und den Pro-
pheten – gestützt und sie durch kleinere Entlehnungen z.B. aus der
Rechtsüberlieferung ergänzt. Vor allem wegen ihrer theologisierten
Vergeltungslehre bildete dabei die wichtigste Säule die Gedankenwelt
der Weisheit. Auf das Axiom des von Gott heimgesuchten Gottlosen
stützt sich die Mehrheit der alttestamentlichen Proverbienliteratur,
wobei auch eine Nachwirkung des deuteronomistischen und propheti-
schen Schuldaufweises in Rechnung zu stellen ist.74 Unter der Prämisse,
hat K. Koenen (1994), 232ff. u.a., hingedeutet; vgl. auch F. Crüsemann (1985), 218f.,
und die Wendung „Anthropologisierung der Weisheit“ bei H.H. Schmid (1966).
75 Zur Frage der vorexilischen Weisheit siehe S. Weeks (1994).
76 Vgl. H.H. Schmid (1966), 144ff.196; O. Kaiser (2003a), 239ff., und H. Gese (1958), 50.
J. van Oorschot (1998), 228, datiert die Überführung der Erfahrungsweisheit in eine
weisheitliche Lehre in die Perserzeit. W. McKane (1985), 19, datiert den Anfang der
Jahwisierung bereits in die späte vorexilische Zeit. Zur Diskussion siehe R.N. Why-
bray (1995a), 136–140.
77 Zur Vermeidung des Jahwe-Namens in der Hiobdichtung siehe oben, S. 203f.
78 Siehe oben, S. 162–171.
79 Bei einer solchen Aufteilung des Sprüchebuches wird O. Kaiser (1994b), 63ff., ge-
folgt.
80 Vgl. K.J. Dell (2004), aber auch W. McKane (1985), 10–22; O. Plöger (1984), xv, und
J. van Oorschot (1998), und (2007), 170. Daher ergibt sich die Notwendigkeit einer
eingehenden Studie, die sich das Verhältnis der Gerechtigkeitsredaktionen in der
Psalmen- und Prophetenliteratur zu Prv und Hi zum Ziel setzt.
290 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
scheinlichkeit, daß ihr Spruchgut älter als die Hiobdichtung ist, höher.
Demgegenüber begegnen weniger Parallelen zu den Freundesreden im
Bereich von Prv 1–9, der heute meistens als jüngster Teil des Prover-
bienbuches angesehen wird.81 Dabei ist z.B. Prv 8,22–31 eher der Ab-
hängigkeit von der Hiobdichtung verdächtig.82 Soweit Prv 1–9 älteres
Material enthält, kann freilich die Bekanntschaft des Hiobdichters mit
ihm nicht ausgeschlossen werden.83 Die Ähnlichkeit der Gattung der
Lehrreden in Prv 1–9 und der Streit- und Mahnreden84 der Freunde
(vgl. Anrede, Korpus und Summary appraisal, regelmäßige Bikola und
Strophen, zahlreiche rhetorische und poetische Figuren) spricht für die
Verbreitung dieser Formen schon vor Lebzeiten des Hiobdichters.85
Bei der Verbreitung der Motive und dem gegenwärtigen For-
schungsstand ist es kaum möglich, das Verhältnis der Hiobdichtung zu
den Sammlungen des Spruchbuches genau zu bestimmen. Es sei jedoch
darauf hingewiesen, daß sich die Parallelen z.B. in der ägyptisierenden
Lehre Prv 22,17–24,22 häufen.86
Angesichts der Ergebnisse unserer Untersuchung besteht ein hin-
reichend begründeter Anlaß für die Behauptung, daß der Hiobdichter
einer der großen Vertreter für das sich ändernde Paradigma der theo-
logisierten Weisheit in der späten Perserzeit gewesen ist. Dieser Pro-
zess hat sicherlich vor ihm begonnen, war aber noch keineswegs abge-
81 So neben vielen anderen z.B. H. Ringgren (1981), 8; O. Plöger (1984), xvi, O. Kaiser
(1994b), 64. C. Maier (1995), 267, datiert ihren größten Teil in die erste Hälfte des 4.
Jh.s, G. Baumann (1996), 256.272, in die Zeit etwa um 400 v. Chr., G. Freuling (2004),
270, in die zeitliche Nähe zur Hiobdichtung. Zur Diskussion siehe N.R. Whybray
(1995a), 150–157.
82 Siehe oben, S. 229, Anm. 396.
83 Vgl. z.B. die Unterscheidung von R. Schäfer (1999), 268.272ff. u.a., zwischen der
ursprünglichen Sammlung, deren Teile in die späte vorexilische und frühe nachexi-
lische Zeit zurückreichen, und den sekundären Zwischenstücken und Reinterpreta-
tionen, die in die späte persische Zeit gehören.
84 Der große Anteil und die Wichtigkeit der Mahnung in den Freundesreden läßt die
Bezeichnung „Lehrrede“ oder „Streit- und Lehrrede“ (so aber z.B. H. Strauß [2000],
25) nicht zu. Siehe auch oben, S. 163, Anm. 18.
85 Es liegt bisher keine umfangreiche formkritische und vergleichende Untersuchung
von Hi und Prv sowie keine poetologische und zugleich kolometrische Studie der
weisheitlichen Redegattungen vor. Vgl. jedoch R.E. Murphy (1981), 50–52; D. Röm-
held (1989b); H.F. Fuhs (2001), 16f.; ferner B. Gemser (1963), 9, und den vorläufigen
Befund (U. Nõmmik [2007a]), daß die alttestamentlichen Weisheitstexte, sowohl die
älteren als auch die jüngeren bis zu Jesus Sirach, ähnlich wie die Freundesreden stets
von regelmäßiger poetologischer, darunter kolometrischer Form gekennzeichnet
sind.
86 Vgl. z.B. Prv 23,4–8 mit ZR 20,15.18 und Prv 24,19–22 mit BR 8,20; 18,5f.12.18. Zum
Alter der ägyptisierenden Lehre siehe D. Römheld (1989a), 184. Vgl. weiterhin z.B.
P. Doll (1985), 45–48; O. Kaiser (1997), 129ff.135f.; J. van Oorschot (1998).
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 291
87 Vgl. oben, S. 30, Anm. 65. Auf die Moralisierung und Jahwisierung des Begriffes
hfmk: x
f deutet z.B. W. McKane (1985), 17f., hin. Als Musterbeispiele der späteren weis-
heitlichen Sprache kann man sich Hi 28,28, Prv 1,7 und Sir 1,10ff. bedienen.
88 Siehe unten, S. 291–297.
89 Die Aneignung der Psalmensprache in der Hiobdichtung stellte insofern keine
absolute Neuigkeit dar, weil laut W.G. Lambert (1960), 26f., bereits der Dichter des
Ludlul bel nemeqi die psalmistische Gebetsliteratur im weisheitlichen Kontext ver-
wendet hat.
90 Diese Verse werden von vielen für vorexilisch gehalten, z.B. von F.-L. Hossfeld
(Hossfeld / E. Zenger [1993], 121: V. 2–20*), oder für alt und später neu formuliert,
z.B. von H.-J. Kraus (2003), I 286f. (aufgrund der Kritik bei H. Gunkel [1968], 67),
und A.A. Anderson (1992), 153. Andererseits kann man bei dem langen Entste-
hungsprozess des Psalms auch mit Einflüssen aus der Hiobdichtung rechnen, z.B.
auf V. 28f. aus ER 15,22.24; 22,11.28f. (nach F.-L. Hossfeld bilden V. 26–32 den jüng-
sten Teil des Psalmes im Sinne der Armentheologie).
292 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
91 Nach E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 268) gehören diese Verse zum
Grundbestand des (vorexilischen) Psalms; nach M.E. Tate (1990), 192.195f., etwa 6.
Jh.
92 V. 2–5 bilden vermutlich den ältesten Bestand von Ps 97, vgl. H.-J. Kraus (2003), II
840f.; O. Loretz (1979), 65; C. Levin (1993a), 365, Anm. 36; U. Nõmmik (2000), 448–
459; laut E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 676f.) bilden V. 1–9 den Pri-
märpsalm, der ins 5., höchstens ins 4. Jh. anzusetzen sei; dagegen stamme der ganze
Ps 97 nach J. Jeremias (1987), 137ff., aus dem hellenistischen Zeitalter.
93 Zu Ps 50 (besonders V. 14f.) siehe oben, S. 222 und Anm. 357.
94 Siehe zumal zu den Verheißungen der ER oben, S. 219–223, und zu Ps 32 oben,
S. 218, Anm. 333. Ps 32 wird von F.-L. Hossfeld (Ders. / E. Zenger [1993], 201; vgl.
K. Seybold [1996], 134) für ein weisheitlich geprägtes und in der Exilszeit redigiertes
Danklied gehalten. Texte wie Ps 91 verdienen weiterhin Erwähnung, weil aus sol-
chen Psalmen sowohl die Schreckensbilder als auch die Verheißungen der Freundes-
reden schöpfen.
95 Ps 90 gehört sicherlich der nachexilischen Zeit an, so H.-J. Kraus (2003), II 797;
O. Loretz (1979), 23; M.E. Tate (1990), 439; K. Seybold (1996), 357. E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 608), hält den weisheitlichen Primärpsalm V. 1b–
12 für verwandt mit der Hiobdichtung und setzt ihn vor Qoh in das 5.–4. Jh.; ähnlich
E. Gerstenberger (2001), 161, aber 4. oder 3. Jh.; H. Strauß (1988), 51, tendiert in Rich-
tung sehr späte Datierung.
96 Vgl. db); {y($r in V. 3.12.27 (BR 18,22; ZR 11,20 u.a.), hg& in V. 12 (BR 8,11), die
Fragen der Gottlosen in V. 11 (ER 22,13f.), die Vergänglichkeit wie Traum in V. 20
(ZR 20,6–9), der Vergleich mit Vieh in Verbindung mit Nicht-Wissen in V. 22 (BR
18,3).
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 293
Ambivalenz und das Problem der Ferne Gottes97 werden durch die
Einsicht (hfnyib)
f in V. 17b)98 überwunden, so daß der ursprüngliche
Psalm den Charakter eines Bekenntnisses erhält. Sachlich gehört die
Grundschicht von Ps 73 in die Nähe der ursprünglichen Hiobdichtung,
eine relative Datierung ihr gegenüber hängt aber von weiteren Studien
ab. Jedenfalls fehlt in Ps 73 ähnlich wie in der Hiobdichtung die scharfe
Kontrastierung der Gottlosen mit den Gerechten, wie sie später üblich
geworden ist.99
Obwohl die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundes-
reden und dem Lehrgedicht Ps 37 noch länger als bei Ps 73 ist, so daß
die Annahme der zeitlichen Nähe beider Texten sich anbietet, zeigen
zahlreiche Aspekte, daß Ps 37 bereits einer späteren Zeit und einem
anderen Traditionskreis als der Hiobdichter angehört. Zum einen be-
findet sich das kolometrische Schema des Psalms bereits in Auflö-
sung,100 wobei sein Aufbau durch das jüngere akrostichische Form-
schema bestimmt wird. Zum anderen wird dort die Antithese zwischen
dem Gerechten und dem Gottlosen so nachdrücklich unterstrichen, daß
die Nähe zu den Gerechtigkeitsredaktionen der Psalmen evidenter ist
als die zur Hiobdichtung. Bei einer Reihe von Versen in Ps 37 liegt die
Annahme von Entlehnungen aus den Freundesreden nahe.101 Ps 37
gehört mit seiner Betonung des Heils und Wohls der Gerechten bereits
wieder zu einer Entwicklungsstufe der Weisheit, die optimistischer als
97 Vgl. die durch „Zweifeln“ erklärte Not von Ps 73 bei O. Kaiser (2003a), 311. Die
Frage nach der Gottesferne und -nähe hat auch G. Freuling (2004), 272, betont.
98 Es empfiehlt sich, den Begriff „Einsehen“ zu verwenden, weil der „Tempelbesuch“
in V. 17a nicht sicher ist (siehe O.Kaiser, a.a.O., Anm. 10). Ergänzt man es noch
durch den berechtigten Verdacht, daß V. (22)23–26 sekundär sind (so a.a.O., 312,
und M. Witte [2002], 24: aus dem 3. Jh. v. Chr.), so ist auch die angebliche neue spe-
zifische Form der „Offenbarungsweisheit“ bzw. „mystischen Erfahrungsweisheit“
(so E. Zenger [F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 335]) in der Grundschicht nicht gesi-
chert.
99 Zu den Gerechtigkeitsredaktionen siehe unten, S. 261. Die Verwandtschaft von Ps 73
zu Hi wird breit angenommen, vgl. H.D. Preuß (1987), 166: „das zum paradigmati-
schen Gebrauch in Gebetsform umgegossene Hiobbuch in Kurzfassung“. Der
schwierig zu datierende Ps 73 stammt nach M.E. Tate (1990), 233, und K. Seybold
(1996), 277, aus persischer Zeit, nach E. Zenger, a.a.O., 338, aus dem 5. Jh. und die
Grundschicht (außer V. 22–26) nach M. Witte, a.a.O., aus dem 5.–4. Jh. Der Einfluß
von Hi zumindest auf die Redaktion von Ps 73 ist nicht ausgeschlossen (vgl. V. 22).
Gewiß gehört in die Nähe von Hi auch Ps 49*, aber die Frage des Verhältnisses zu Hi
ist aufgrund der Freundesreden unbeantwortbar.
100 Vgl. U. Nõmmik (2007a), 234f.
101 Vgl. z.B. V. 10 als Kompendium aus BR 8,22b und ZR 20,9; weiter vgl. V. 6 und ZR
11,17 als die einzigen Stellen im AT, in denen {iyra h
F c
f im positiven Kontext verwendet
wird, und ähnlich auch tyirx A )
a in einer positiven Verheißung in V. 37 und BR 8,6f.
Vgl. ferner die Liste der Parallelen bei J. Vermeylen (1986), 57.
294 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
102 Es besteht der Verdacht, daß der Verfasser des 37. Psalms mit seiner Betonung der
Erfahrung wie in den ER und HR die Niedrigkeitsredaktion des Hiobbuches noch
nicht kennt.
103 Vgl. einerseits R. Kittel (1929), 137, der den Hiobdialog für älter als Ps 37 hält, ferner
K. Seybold (1996), 155, der Ps 37 ins 4.–3. Jh. setzt, und andererseits E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [1993], 229f.), der Ps 37 für einen älteren nachexilischen
Weisheitstext aus dem 5. Jh. hält (ähnlich E. Gerstenberger [1988], 159f.).
104 Zur Gerechtigkeitsredaktion des Hiobbuches, bes. dazu, daß sie meistens die Frevel-
taten präzisiert, siehe M. Witte (1994), 215–220, und zu 5,9–16 und 22,17f. oben,
S. 28–31 und 50f.
105 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen der Psalmen siehe C. Levin (1993a), U. Nõm-
mik (2000), O. Loretz (2002), 24f.204, und O. Kaiser (2003a), 240f.
106 Siehe U. Nõmmik (2000), 527.
107 Siehe auch U. Nõmmik (2007a). Vgl. auch, wie A. de Wilde (1981), 51f., unter den
nachexilischen Schreibern verschiedene (nationalistischer, kosmopolitischer und rea-
listischer eingestellte) Gruppen findet.
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 295
Psalmen und Psalmstellen wie Ps 1; 9/10; 11; 49,11; 58; 68,3f.; 104,35a;
112; 119 unterliegen nur zum Teil dem Einfluß der Weisheit, darunter
der Hiobdichtung,108 und können daher nur bedingt als „Weisheits-
psalmen“ bezeichnet werden.109 Zwei weitere Psalmen 94 und 139, die
starke weisheitliche Züge tragen und wegen ihrer Parallelen zur Hiob-
dichtung auffallen, können in ihre zeitliche und sachliche Nähe gehö-
ren.110 Soweit sie keine älteren Teile integrieren, sind sie jedoch eher
nach der ursprünglichen Hiobdichtung verfaßt worden.111
Neben der Weisheit und den Psalmen hat der Hiobdichter Sprache und
Motive der alttestamentlichen Prophetenliteratur intensiv in die Freun-
desreden aufgenommen und mit anderen Motiven kombiniert.112 Vor
allem gilt dies für die illustrativen Schreckensbilder vom Untergang
der Gottlosen. Dabei handelt es sich um Texte, die der Hiobdichter mit
hoher Wahrscheinlichkeit gekannt hat und die ihm manchmal in ihrer
108 Die Gerechtigkeitsbearbeitungen werden für jünger als die ursprüngliche Hiobdich-
tung gehalten und in das 4.–3. Jh. datiert; vgl. O. Kaiser (1997), 135f.; (2003b), 27, und
U. Nõmmik (2000), 517–519.522f. Bei Ps 1; 9/10; 112 und 119 herrscht die Einigkeit
über ihre (spät)nachexilische Herkunft, vgl. J. Jeremias (1987), 143f.; A.A. Anderson
(1992), 776.807; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 45.82f.; K. Seybold (1996), 55.441.
443; U. Nõmmik, a.a.O.; E. Gerstenberger (2001), 273.277.316; L.C. Allen (2002), 128.
183; O. Loretz (2002), 24f. Weiterhin siehe zu Ps 11 O. Loretz, a.a.O., 115–119, zu
68,3f. C. Levin (1993a), 364; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 249; U. Nõmmik, a.a.O.,
503f.; zu Ps 104,35a C. Levin, a.a.O., 363; K. Seybold, a.a.O., 411; U. Nõmmik, a.a.O.,
502f. Bei Ps 49 und 58 sind die Meinungen unterschiedlich, aber vgl. immerhin F.-L.
Hossfeld / E. Zenger (1993), 300 (V. 11–15.21 bilden den Grundbestand von Ps 49 aus
dem 5.–4. Jh.); Dies. (2000), 134f.; K. Seybold, a.a.O., 232; U. Nõmmik, a.a.O., 509–511.
109 Es sei unterstrichen, daß das der Weisheit verwandte Vokabular nicht ausreicht, um
die „Weisheitlichkeit“ eines Psalms zu behaupten; zur Problematik siehe R.N.
Whybray (1995b), bes. 158–160, und U. Nõmmik (2007a).
110 So bei Ps 139 z.B. M. Köhlmoos (1999), 366. K. Dell (1991), 148, behauptet bei Hi 9,5–
10; 9,25–28; 10,8–12 die Parodie von Ps 139.
111 Ps 94 ist nachexilisch (sogar späte persische Zeit) nach A.A. Anderson (1992), 670;
K. Seybold (1996), 372; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 653.657; E. Gerstenberger
(2001), 180f. Der hymnische Ps 139 ist nicht älter als Hi nach R. Kittel (1929), 419.422,
und (spät)weisheitlich-nachexilisch nach K. Seybold (1996), 515; E. Gerstenberger
(2001), 402; zum ganzen Psalm siehe L.C. Allen (2002), 326. Weiterhin scheint Ps 140
sich teilweise auf die BR und ZR zu stützen (gegen J.E. Hartley [1988], 272, u.a., vgl.
V. 4.10 mit ZR 20,12–14; V. 5f. mit BR 18,7–11 und V. 11 mit ZR 20,23b).
112 Seit langem haben die Forscher die Beziehungen der HR zu Jer 20 oder DtJes beteu-
ert; vgl. z.B. K. Budde (1896), xli; E. Dhorme (1967), clix ff., und C. Westermann
(1956), 32, Anm. 1.
296 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
113 Bei dem älteren Charakter der entsprechenden Motive besteht kein Verdacht. Zur
Datierung und Schichtung von Jes 13,6–13 siehe O. Kaiser (1983), 12ff., und vgl.
W.A.M. Beuken (2007b), 57ff. Zu den anderen Stellen oben, S. 180f. und Anm. 110;
S. 206 und Anm. 268.
114 Beachte in Ez 19,2–9 auch die Tiermetaphorik (Löwen). Vgl. weiterhin Jes 40,6–8*
und siehe oben, S. 172 und Anm. 65; S. 174f. und Anm. 83.85.
115 Es sei hinzugefügt, daß die Vegetationsmetaphorik in den Prophetenbüchern wahr-
scheinlich aus der älteren weisheitlichen Metaphorik entlehnt worden ist. P. von
Gemünden (1993), 82ff.86, heißt die Propheten die schöpferischsten Uminterpretie-
rer der Vegetationsmetaphorik. Von der Exilszeit an werden immer stärker stereoty-
pe Metaphern eingesetzt, um einen niedrigeren Aufmerksamkeitsgrad durch Häu-
fung zu kompensieren. Dasselbe gilt wohl auch für die Anhäufung in der
Hiobdichtung.
116 Siehe oben, S. 183.
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 297
121 Siehe oben, S. 203f., und vgl. das gesamte V. Kapitel unserer Arbeit.
122 Vgl. ER 15,4–6 (und dazu oben, S. 213); 22,4–9 (oben, S. 195).
123 Vgl. BR 8,13 (und dazu oben, S. 196f.); 18,17–19 (oben, S. 186f.).
124 Siehe zu ZR 20,29 und BR 8,3 oben, S. 161.
125 Siehe oben, S. 238–247.
126 Siehe oben, S. 250–262.
127 Siehe oben, S. 265–269.
Der Hiobdichter und die Freundesreden 299
setzen, wie es heute weithin angenommen wird, wird auch durch unse-
re Untersuchung nicht ausgeschlossen.
Unabhängig davon, ob man diese Nachweise für zutreffend hält
oder nicht, läßt sich die Tatsache der unterschiedlichen Charakterisie-
rung der Freunde und ihrer außerisraelitischen Ansetzung bereits in
der ursprünglichen Dichtung nicht übersehen. Die Freunde müssen
nach der Absicht des Dichters die Welt und ihr Reden von Gott und
Mensch verkörpern.128 Und so hat der Verfasser der Hiobdichtung sie
in ihren Reden auch in unterschiedlicher Weise vorgestellt, anweisend
und seelsorgerlich wie in den ER, mit einem Einschlag von Prinzipien-
festigkeit wie in den BR, mit unendlich vielen Farben, Nuancen und
Motiven wie in den BR und den ZR, verschiedene Dialekte sprechend,
einig darin, daß Gottes Gerechtigkeit ewig gilt und ein Mensch seinen
Augenblick nutzen muß, und doch nach dem Urteil des Dichters ge-
nauso fern von Gott wie Hiob.129 Wie zahlreiche Anspielungen auf die
mythischen Motive in den Freundesreden zeigen, war der Hiobdichter
von der zeitgenössischen Tendenz des „literarischen Paganismus“ und
der Archaisierung130 beeinflußt und wußte sie seinem Zweck dienstbar
zu machen. Der Dichtung wird die Farbe eines Urereignisses gegeben.
Dieses besteht jedoch nicht in einem mythischen Kampf, sondern in der
existentiellen Not der Ferne Gottes und ihrer Überwindung. In dieser
Not (und der Möglichkeit ihrer Überwindung) befinden sich alle Men-
schen von ihrem Anfang an, daraus ergibt sich am Ende ein auf allen An-
fang zurückweisender Schöpfungshymnus in Gestalt einer Rede Got-
tes.
128 K. Budde (1896), xiv, hat hinter den Freunden die ganze Welt gesehen.
129 Vgl. auch oben, S. 284–286.
130 Siehe zu solchen Entwicklungen in Mesopotamien und Ägypten bei H. Niehr (1990),
200–204 und 210–220.
131 So B. Duhm (1897), 80.
300 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
132 Siehe dazu W.-D. Syring (2004), bes. S. 159–164. Vgl. die redaktionsgeschichtlichen
Entwürfe bei M. Witte (1994), 223–229, und O. Kaiser (2006), 114–119.
133 Die Möglichkeit einer außerbiblischen Ansetzung des Hiobverfassers wird heute mit
Recht kaum mehr diskutiert. Da es sich bei Juda um eine kleine Gesellschaft am Ran-
de des persischen Imperiums gehandelt hat, kann die Zahl der Schriftkundigen nicht
allzu groß gewesen sein. Die Frage nach dem Verhältnis des Hiobdichters zu den
„offiziellen“ Theologen- und Priesterkreisen bleibt jedoch offen.
134 Angesichts der drastisch verminderten Gestalt der ursprünglichen Hiobdichtung in
der neueren Forschung und ihrer vielen Nachwirkungen muß darauf hingewiesen
werden, daß neben den veralteten Frühdatierungen in das 6. Jh. eine extreme Spät-
datierung in das späte 4. oder 3. Jh. ebenfalls nicht in Frage kommt; zu den Datie-
rungen siehe oben, S. 14, Anm. 59.
Der Hiobdichter und die Freundesreden 301
135 Vgl. A. de Wilde (1981), 26f.58f.; H. Strauß (2000), 52f.; O. Kaiser (2006), 105f.
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Allgemeine Abkürzungen
abs. absolutus
BR Bildadreden
fem. femininum
c. caput
cj. conjectura
ER Elifasreden
G Griechischer Text, Septuaginta
GR Gottesreden
Hif. Hifil
Hitp. Hitpael
Hitpal. Hitpalel
hleg. hapaxlegomenon
HR Hiobreden
Impf. Imperfekt
Inf. Infinitiv
L Codex Leningradensis
M Masoretischer Text
masc. masculinum
Ms Manuskript
Nif. Nifal
pass. passivum
Pil. Pilel
plur. Plural
S Syrischer Text, Peschitta
sing. Singular
stat. cons. status constructus
T Targum
V Vulgata
V. Vers
ZR Zofarreden
304 Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
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Die in kursiv angegebenen Seitenzahlen weisen auf die Stellenangaben in den Anmer-
kungen. Die textkritischen Erörterungen im 2. Kapitel werden hier nicht berücksichtigt.
Hi 4,8 ....... 6, 24, 27, 94, 98, 126, 134, 140, Hi 5,18–21................25, 92, 103, 109, 126,
151, 165, 171, 193, 194, 225, 226, 133, 141
229, 231, 233, 273, 274, 283, 284 Hi 5,18–20............................ 204, 207, 219
Hi 4,9–11 ............................................. 131 Hi 5,18f. ....................................... 205, 207
Hi 4,9 .... 122, 163, 164, 168, 169, 203, 204 Hi 5,18..............94, 95, 103, 108, 119, 121,
Hi 4,10f.......... 99, 135, 141, 148, 171, 172, 125, 145, 208
173, 174, 249, 264, 267, 269, 273 Hi 5,19–26............................................ 103
Hi 4,10 ....................................94, 172, 249 Hi 5,19–22............................................ 267
Hi 4,11 ............................25, 122, 138, 163 Hi 5,19–21.....................131, 145, 146, 219
Hi 4,12–21 ............... 2, 38, 66, 68, 85, 121, Hi 5,19...........................101, 207, 222, 274
181, 210, 226, 231 Hi 5,20f. ......................................... 89, 101
Hi 4,12–16 ............................................. 67 Hi 5,20...............97, 99, 125, 139, 205, 207
Hi 4,12 ..................................................... 6 Hi 5,21........ 90, 94, 95, 108, 122, 133, 219,
Hi 4,16 ................................................... 89 220, 230, 248, 274
Hi 4,17–19 ............................................. 67 Hi 5,22–27............................................ 141
Hi 4,17 ................................................... 32 Hi 5,22............................................ 40, 101
Hi 4,18 ............................................38, 118 Hi 5,23–27........................................ 25, 90
Hi 4,19 ............................................89, 106 Hi 5,23–26.....................145, 146, 219, 274
Hi 4,21 ................................................... 30 Hi 5,23–25............................ 102, 120, 136
Hi 5,1–7 ................................................. 41 Hi 5,23f. ......................... 95, 128, 138, 220
Hi 5,1f................ 25, 27, 89, 121, 122, 130, Hi 5,23......................89, 90, 102, 110, 117,
131, 139, 141, 148, 211, 216, 273 120, 131, 136
Hi 5,1 ............. 93, 102, 113, 114, 116, 118, Hi 5,24–26...................................... 90, 107
141, 208, 222, 248 Hi 5,24f. ......................... 93, 102, 108, 121
Hi 5,2 ........... 117, 120, 131, 192, 193, 194, Hi 5,24..............94, 95, 107, 109, 125, 128,
200, 205, 210, 267 129, 263
Hi 5,3–5 ..........................................86, 210 Hi 5,25f. .................95, 100, 107, 110, 125,
Hi 5,3 ............................................... 6, 119 220, 221, 263
Hi 5,4 ..............................................30, 268 Hi 5,25.................................................. 139
Hi 5,5 ..............................................89, 106 Hi 5,26.................................. 121, 131, 283
Hi 5,6–8 ................................................. 25 Hi 5,27............9, 24, 39, 87, 89, 90, 94, 95,
Hi 5,6f.............. 27, 89, 108, 117, 120, 121, 102, 106, 109, 110, 118, 119, 120, 121,
122, 124, 126, 127, 130, 134, 138, 123, 125, 129, 131, 135, 136, 140, 144,
141, 148, 194, 210, 211, 216, 273 152, 209, 227, 232, 274, 276, 284
Hi 5,6 ..............................................98, 283 Hi 6f. ......... 27, 91, 117, 153, 162, 280, 286
Hi 5,7 ......................................90, 131, 269 Hi 6,2–7................................................ 280
Hi 5,8–17 ............................................... 51 Hi 6,3.................................................... 124
Hi 5,8 ........... 66, 90, 92, 98, 102, 103, 119, Hi 6,4............................................ 208, 280
130, 131, 133, 140, 141, 145, Hi 6,5f. ................................................. 113
146, 205, 216, 274, 281 Hi 6,7.................................................... 186
Hi 5,9–17 ............................................. 145 Hi 6,8–13.............................................. 280
Hi 5,9–16 ............................................... 85 Hi 6,8f. ......................................... 162, 224
Hi 5,9–14 ............................................. 109 Hi 6,8.................................................... 281
Hi 5,9ff................................................... 72 Hi 6,9.................................................... 162
Hi 5,9 ................................................... 209 Hi 6,11.................................................. 223
Hi 5,10 ................................................... 40 Hi 6,14.................................................. 202
Hi 5,12 ................................................... 72 Hi 6,21.................................................. 284
Hi 5,16 ................................................. 184 Hi 6,23.................................................. 204
Hi 5,17–26 ............................................. 66 Hi 6,24.................................................. 232
Hi 5,17 ....................................24, 118, 198 Hi 6,24–30................................................ 9
Hi 6,28–30.................................... 198, 280
Stellenregister 339
Hi 20,6 .................... 98, 108, 120, 127, 191 Hi 20,29......28, 30, 91, 110, 118, 123, 126,
Hi 20,7 ......... 6, 96, 97, 109, 115, 123, 128, 128, 150, 152, 161, 163, 164, 165, 167,
135, 163, 190, 282 192, 193, 203, 242, 244, 277, 278, 298
Hi 20,8f...................... 90, 96, 97, 112, 151, Hi 21.................4, 117, 122, 183, 211, 231,
190, 191, 277 280, 282, 283, 286
Hi 20,8 ............................................25, 188 Hi 21,2–5.............................................. 283
Hi 20,9 ............................91, 107, 109, 293 Hi 21,2.................................................. 124
Hi 20,11 ..........................................51, 283 Hi 21,3.......................................... 124, 282
Hi 20,12–15 ........... 96, 104, 124, 151, 241, Hi 21,4...........................113, 129, 280, 283
243, 245, 277 Hi 21,5.................................................. 115
Hi 20,12–14 .......... 104, 189, 190, 245, 295 Hi 21,7.......................................... 113, 283
Hi 20,12f. ........................97, 112, 122, 243 Hi 21,8.......................................... 221, 283
Hi 20,12 ....... 108, 112, 120, 242, 244, 245, Hi 21,9.......................................... 177, 283
247, 283 Hi 21,14–16............................................ 50
Hi 20,13f. ................................96, 127, 138 Hi 21,15-17 .......................................... 113
Hi 20,13 ............................................... 121 Hi 21,17........................................ 115, 283
Hi 20,14f. ........... 6, 97, 100, 101, 122, 190, Hi 21,19................................................ 283
243, 244 Hi 21,21.................................................. 40
Hi 20,14 ................................192, 245, 247 Hi 21,23–26.......................................... 280
Hi 20,15 ....... 104, 107, 109, 150, 161, 199, Hi 21,24.......................................... 80, 283
203, 208, 209, 278, 283, 290 Hi 21,26.................................................. 80
Hi 20,16f. ............................................... 49 Hi 21,27f. ..................................... 282, 283
Hi 20,17 ............................................... 283 Hi 21,28–31.......................................... 113
Hi 20,18–21 ....................96, 106, 122, 241 Hi 21,28................................................ 284
Hi 20,18–20 ......................................... 132 Hi 21,32.33.34...................................... 283
Hi 20,18 ......... 96, 112, 127, 150, 151, 190, Hi 22–28................................................... 3
199, 277, 283, 290 Hi 22................................................. 2, 282
Hi 20,19–21 ..................................199, 277 Hi 22,1–20............................................ 297
Hi 20,19 ........... 96, 97, 107, 108, 109, 112, Hi 22,2–11............................................ 141
127, 150, 211 Hi 22,2–5.............................................. 113
Hi 20,20–22 ......................................... 151 Hi 22,2f. ...........98, 99, 116, 121, 127, 144,
Hi 20,20f. ......... 95, 96, 112, 127, 137, 150, 151, 205, 206, 210, 216
190, 191 Hi 22,2.. 32, 89, 91, 98, 114, 115, 117, 121,
Hi 20,20 ....................................6, 108, 244 124, 126, 141, 151, 200, 203, 205, 273
Hi 20,21 ........................................109, 283 Hi 22,3f. ......................................... 97, 126
Hi 20,22–25 ........................................... 92 Hi 22,3................94, 95, 97, 108, 110, 114,
Hi 20,22f. ......................112, 121, 122, 137 129, 136, 167, 203
Hi 20,22 ........................128, 132, 185, 215 Hi 22,4–9.............................................. 298
Hi 20,23 ....... 6, 51, 89, 138, 150, 151, 161, Hi 22,4f. ...........97, 98, 113, 116, 121, 127,
181, 191, 244, 277, 295 145, 211
Hi 20,24f. ...... 112, 122, 151, 192, 244, 277 Hi 22,4...................120, 144, 202, 230, 263
Hi 20,24 ........................................104, 109 Hi 22,5–9................................................ 66
Hi 20,25 .... 89, 91, 100, 132, 138, 190, 243 Hi 22,5...............62, 89, 110, 115, 129, 136
Hi 20,26–29 ..................................181, 277 Hi 22,6–11............................................ 103
Hi 20,26–28 ..........................137, 151, 278 Hi 22,6–10.............................................. 42
Hi 20,26f. ......................121, 122, 127, 181 Hi 22,6–9................92, 112, 122, 137, 145,
Hi 20,26 ..... 89, 96, 98, 107, 108, 109, 120, 177, 195, 196, 211, 215, 263, 273, 283
129, 179 Hi 22,6f. ................................... 98, 99, 263
Hi 20,27 ........................112, 126, 209, 244 Hi 22,6.............................. 90, 94, 108, 120
Hi 20,28f. .............. 100, 122, 132, 181, 209 Hi 22,7.................................................. 243
Hi 20,28 ..........................97, 112, 127, 135
344 Stellenregister
Hi 22,8 ................... 95, 120, 121, 124, 126, Hi 22,29f. ...............98, 134, 141, 148, 152,
141, 145, 195, 269 204, 207, 217, 274
Hi 22,9 ..........................124, 134, 199, 263 Hi 22,29..............30, 92, 98, 102, 117, 120,
Hi 22,10f. ......... 95, 99, 112, 131, 145, 177, 123, 203, 204, 206
212, 273 Hi 22,30..... 89, 91, 124, 128, 200, 204, 246
Hi 22,10 ................. 90, 102, 108, 109, 120, Hi 23–31....................................... 283, 286
134, 136, 139, 178, 183 Hi 23............................................. 113, 117
Hi 22,11 ................... 94, 95, 108, 125, 126, Hi 23,5.................................................. 124
129, 179, 180, 182, 219, 222, 291 Hi 23,6.................................................. 113
Hi 22,12–14 ......................................... 212 Hi 23,11.................................................. 50
Hi 22,12 ................................................. 72 Hi 24,1.................................................. 115
Hi 22,13–16 ......................................... 212 Hi 24,5–8................................................ 29
Hi 22,13f. ... 66, 95, 99, 103, 112, 120, 131, Hi 24,5............................................ 51, 217
134, 141, 145, 205, 212, 228, 248, 292 Hi 24,6.................................................... 51
Hi 22,13 ................. 93, 102, 114, 115, 116, Hi 24,8.................................................. 173
123, 136, 181, 203, 284 Hi 24,13–25............................................ 29
Hi 22,14 ..................... 90, 94, 95, 108, 125, Hi 24,14.................................................. 58
191, 212, 229 Hi 24,16.................................................. 31
Hi 22,15f. ......... 92, 95, 106, 130, 141, 148, Hi 24,18.................................................. 40
180, 273, 283 Hi 24,21.................................................. 83
Hi 22,15 ..... 94, 95, 97, 113, 114, 127, 141, Hi 24,22f. ............................................... 58
192, 212, 222, 242 Hi 24,22.................................................. 38
Hi 22,16 .. 58, 109, 121, 177, 179, 180, 228 Hi 24,23.................................................. 40
Hi 22,17 ................................................. 72 Hi 24,24.................................... 38, 49, 174
Hi 22,18f. ......................................167, 294 Hi 25................................................. 24, 38
Hi 22,19f. ..... 89, 92, 95, 98, 108, 141, 148, Hi 25,1–6.................................................. 2
180, 183, 184, 273, 283 Hi 25,4–6................................................ 25
Hi 22,19 ........ 94, 95, 98, 99, 120, 167, 200 Hi 25,4f. ................................................. 38
Hi 22,20 ........... 91, 97, 108, 113, 115, 116, Hi 25,4.................................................... 32
131, 177, 178, 257 Hi 25,5............................................ 39, 118
Hi 22,21–30 ......................................... 297 Hi 25,6........................................ 26, 32, 38
Hi 22,21–23 ............. 89, 95, 103, 112, 126, Hi 26,2f. ................................................. 30
141, 145, 274 Hi 26,3.............................................. 30, 72
Hi 22,21f. ......................118, 121, 137, 206 Hi 26,10.......................................... 43, 209
Hi 22,21 ................... 94, 95, 104, 120, 134, Hi 27ff.................................................. 117
145, 216, 221, 274 Hi 27....................................................... 66
Hi 22,22f. ..............................136, 216, 221 Hi 27,5.................................................... 43
Hi 22,22 ........................123, 217, 248, 263 Hi 27,7–10........................................ 29, 51
Hi 22,23 ............... 66, 94, 95, 98, 104, 109, Hi 27,7.................................................. 181
121, 128, 129, 131, 203, 218 Hi 27,8.................................................. 193
Hi 22,24 ................................................. 81 Hi 27,13–23...................................... 29, 51
Hi 22,26–30 ........................................... 66 Hi 27,13............................ 51, 84, 152, 164
Hi 22,26–28 .......... 103, 126, 141, 219, 274 Hi 27,14.......................................... 80, 221
Hi 22,26 ....... 89, 95, 98, 99, 104, 108, 112, Hi 27,15.................................................. 83
117, 121, 131, 136, 145, 203, 221, 224 Hi 27,16f. ............................................... 52
Hi 22,27–30 ............................95, 112, 131 Hi 27,16.................................................. 80
Hi 22,27f. ........... 93, 94, 95, 109, 120, 123, Hi 27,17................................................ 167
128, 136, 139, 145, 221f. Hi 27,18................................................ 166
Hi 22,27 .................. 89, 145, 216, 221, 274 Hi 27,19.................................................. 80
Hi 22,28f. ............................................. 291 Hi 28............................................... 30, 198
Hi 22,28 ..................................99, 126, 134 Hi 28,1f. ................................................. 52
Stellenregister 345
Brief des Wermai 2,14–3,1................. 262 Bab. Ratschläge, Z. 26f.28–30 ............ 264
Bab. Ratschläge, Z. 53–65 .................. 263
Inschriften des Grabtempels von Bab. Ratschläge, Z. 127–134 .............. 264
Pharao Sahura Abusiris .................... 262 Bab. Ratschläge, Z. 146 ...................... 263
Ahiq XII (55) 13.14 ............................. 242 Sefire Inschrift I, A 28f....................... 251
Ahiq XV (58) 2f................................... 238 Sefire Inschrift I, A 31f....................... 245
Ahiq XV (58) 7f............239, 240, 247, 251
Ahi q XV (58) 10...........................238, 244
Ahiq XV (58) 16.................................. 238 Sumerische Texte
Ahiq XVI (59) 5................................... 249
Altsumerische Version des Rates des
Horvath cUzza Ostrakon............235, 268 Šuruppag, Z. 43f................................. 264
Keilschriftliche Beschwörung aus Uruk, Epos von Lugalbanda II, 299ff.......... 252
Z. 6.9 .................................................... 245
Klagelied über Dumuzi, Z. 15........... 252
Papyrus Amherst 63,
Kol. 7, Z. 3.7–12 .................................. 246 2. Urklage, Z. 50 ................................. 253