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Urmas Nõmmik

Die Freundesreden des ursprünglichen Hiobdialogs


Beihefte zur Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft

Herausgegeben von
John Barton · Reinhard G. Kratz
Choon-Leong Seow · Markus Witte

Band 410

De Gruyter
Urmas Nõmmik

Die Freundesreden
des ursprünglichen Hiobdialogs

Eine form- und traditionsgeschichtliche Studie

De Gruyter
ISBN 978-3-11-022435-1
e-ISBN 978-3-11-022436-8
ISSN 0934-2575

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

쑔 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York


Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany
www.degruyter.com
Meinen Eltern
Vorwort

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um die leicht überarbeitete


und ergänzte Druckfassung der im Wintersemester 2008/09 an der Phi-
lipps-Universität Marburg angenommenen Dissertation des Verfassers.
Die Arbeit wurde von meinem verehrten Lehrer und Erstgutachter
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Otto Kaiser, angeregt und während vieler Jahre
begleitet und gefördert. Er hat mich bereits vor fünfzehn Jahren für das
Alte Testament begeistert und in die deutschsprachige akademische
Welt eingeführt. Ihm gilt mein herzlicher Dank.
Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Evangeli-
sche Theologie der Philipps-Universität Marburg, insbesondere des
Fachgebiets Altes Testament, danke ich für die vielseitige Hilfe sowohl
bei der Forschung durch die Doktorandenkolloquien und Gespräche
als auch bei der Lösung der praktischen Fragen. Für die Übernahme
des Zweitgutachtens bedanke ich mich besonders bei Herrn Prof. Dr.
Rainer Kessler. Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg Jere-
mias für die gute Begleitung während der Marburger Jahren.
Zu danken habe ich zudem dem Deutschen Akademischen Aus-
tauschdienst, dessen Promotionsstipendium den dreijährigen Aufent-
halt in Marburg sowie diese Arbeit überhaupt ermöglicht hat. Und: Die
Forschung wurde von der Europäischen Union durch den Europäi-
schen Fonds für Regionale Entwicklung (Exzellenzzentrum CECT) ge-
fördert.
Viele haben mir mit wichtiger praktischer Hilfe, anregenden Ge-
sprächen oder auch mit verständnisvoller Einstellung in Zeiten, wo es
dringend nötig war, beigestanden. Ich danke an dieser Stelle Herrn PD
Dr. Juha Pakkala (Helsinki), Herrn Prof. Dr. Christoph Levin (Mün-
chen), Herrn Prof. Dr. Winfried Thiel (Bochum), dem inzwischen ver-
schiedenen Prof. Dr. Timo Veijola (Helsinki), Frau PD Dr. Elisabeth von
der Osten-Sacken (Marburg), allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen
der AT-Seminare München-Helsinki-Tartu, meinen guten Kollegen und
Kolleginnen an der Theologischen Fakultät der Universität Tartu sowie
am Theologischen Institut der Estnischen Evangelischen Lutherischen
Kirche und meinen Freunden in Deutschland, insbesondere Dietmar
Becker.
Zu danken habe ich auch Herrn Dr. Helmut Diekmann und Herrn
Pfarrer Matthias Burghardt für die Hilfe bei der Korrektur der Arbeit.
VIII Vorwort

Mein Dank gilt weiterhin den Herausgebern der Reihe Beihefte zur
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, besonders Herrn Prof. Dr.
Markus Witte, sowie dem Verlag Walter de Gruyter für die Aufnahme
der Arbeit.
Schließlich möchte ich mich für die Geduld und Begleitung bei mei-
ner geliebten Frau Evelyn bedanken. Dieses Buch ist aber meinen El-
tern Jaan und Maie Nõmmik gewidmet, denn ohne meine gute Kinder-
stube wäre ich nie so weit gekommen.

Uudeküla, im Oktober 2009 Urmas Nõmmik


Inhaltsverzeichnis

Vorwort ................................................................................................ VII

Inhaltsverzeichnis .............................................................................. IX

I. Einleitung ......................................................................................... 1

II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden .......................... 17


1. Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden ........................... 17
1.1. Die erste Elifasrede (Hi 4-5) .......................................... 17
1.1.1. Kolometrie ............................................................. 17
1.1.2. Übersetzung .......................................................... 20
1.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 22
1.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) ........................................ 33
1.2.1. Kolometrie ............................................................. 33
1.2.2. Übersetzung .......................................................... 35
1.2.3. Text- und Literarkritik ......................................... 37
1.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) .......................................... 44
1.3.1. Kolometrie ............................................................. 44
1.3.2. Übersetzung .......................................................... 46
1.3.3. Text- und Literarkritik ......................................... 48
2. Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden ......................... 53
2.1. Die erste Bildadrede (Hi 8) ........................................... 53
2.1.1. Kolometrie ............................................................. 53
2.1.2. Übersetzung .......................................................... 55
2.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 56
2.2. Die zweite Bildadrede (Hi 18) ...................................... 59
2.2.1. Kolometrie ............................................................. 59
2.2.2. Übersetzung .......................................................... 60
2.2.3. Text- und Literarkritik ......................................... 62
2.3. Exkurs: Die sogenannte dritte Bildadrede (Hi 25) ..... 65
2.3.1. Kolometrie ............................................................. 65
2.3.2. Übersetzung .......................................................... 65
2.3.3. Textkritik und Begründung des sekundären
Charakters ............................................................ 66
3. Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden ........................... 69
3.1. Die erste Zofarrede (Hi 11) ........................................... 69
X Inhaltsverzeichnis

3.1.1. Kolometrie ............................................................. 69


3.1.2. Übersetzung .......................................................... 70
3.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 71
3.2. Die zweite Zofarrede (Hi 20) ........................................ 75
3.2.1. Kolometrie ............................................................. 75
3.2.2. Übersetzung .......................................................... 77
3.2.3. Text- und Literarkritik ......................................... 78

III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden .................... 85


1. Strophengefüge und Kolometrie ........................................... 85
1.1. Der ursprüngliche strophische Aufbau ...................... 85
1.2. Kolometrie ...................................................................... 89
2. Poetologie und Rhetorik ......................................................... 92
2.1. Parallelismus membrorum ........................................... 92
2.2. Anakrusis ........................................................................ 101
2.3. Kausale, konditionale, syntaktische u.a. Fügungen .. 103
2.4. Nominal- und Verbalsätze in der Poetologie ............. 109
2.5. Fragen als stilistisches Mittel ........................................ 113
2.6. Sonstige für die Rhetorik und den Strophenbau
relevante Merkmale ........................................................ 117
2.7. Anmerkungen zum Wortschatz .................................. 122
3. Klangfiguren ............................................................................ 130
3.1. Alliteration ...................................................................... 130
3.2. Assonanz ......................................................................... 133
3.3. Reim ................................................................................. 136
3.4. Sonstige Klangfiguren ................................................... 138
4. Aufbau ...................................................................................... 139
4.1. Mahnung und Lehre ...................................................... 140
4.2. Zur Mahnung ................................................................. 144
4.3. Zur Lehre ........................................................................ 147
4.4. Zur Anrede und zum Summary appraisal .................... 151
4.5. Ergebnis: Tabellen zum Aufbau .................................. 153
4.5.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5) ............................... 153
4.5.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) .............................. 154
4.5.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) ................................ 155
4.5.4. Die erste Bildadrede (Hi 8) ................................. 156
4.5.5. Die zweite Bildadrede (Hi 18) ............................ 156
4.5.6. Die erste Zofarrede (Hi 11) ................................. 157
4.5.7. Die zweite Zofarrede (Hi 20) .............................. 157
Inhaltsverzeichnis XI

IV. Die Theologie der Freundesreden und ihr


alttestamentlicher Kontext ........................................................... 159
1. Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt
der Reden ................................................................................. 159
1.1. Die Vergeltungslehre und die Gerechtigkeit
Gottes ............................................................................... 159
1.1.1. Die Vergeltungslehre der Freunde .................... 159
1.1.2. Der alttestamentliche Kontext
der Vergeltungslehre der Freunde .................... 162
1.2. Die Lehre vom Untergang der Gottlosen
und die Metaphorik ....................................................... 171
1.2.1. Die Löwenmetapher in der ersten Elifasrede ... 171
1.2.2. Die Vegetationsmetaphorik in den Bildad-
und Elifasreden .................................................... 173
1.2.3. Feuer, Flut und Finsternis in den
Freundesreden ..................................................... 177
1.2.4. Weitere Illustrationen in den Elifasreden ......... 183
1.2.5. Weitere Illustrationen in den Bildadreden ....... 184
1.2.6. Weitere Illustrationen in den Zofarreden ......... 189
2. Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis
zueinander: Die Gottlosen, die Frommen und Gott ........... 192
2.1. Die Gottlosen .................................................................. 192
2.1.1. Zur Terminologie ................................................. 192
2.1.2. Der Gottlose in den Elifasreden ......................... 193
2.1.3. Der Gottlose in den Bildadreden ....................... 196
2.1.4. Der Gottlose in den Zofarreden ......................... 197
2.2. Die Frommen .................................................................. 199
2.2.1. Zur Terminologie ................................................. 199
2.2.2. Die Frommen in den Elifasreden ....................... 201
2.3. Gott .................................................................................. 203
2.3.1. Zur Terminologie ................................................. 203
2.3.2. Das harmonische Verhältnis zu Gott
in den Elifasreden ................................................ 204
2.3.3. Der gerechte Gott der Bildadreden .................... 208
2.3.4. Der allmächtige Gott der Zofarreden ................ 209
3. Der Mensch und sein Schicksal ............................................. 210
3.1. Die Verantwortung des Menschen
für sein Schicksal ............................................................ 210
3.1.1. Die Verantwortung des Menschen für sein
Schicksal in den Elifasreden .............................. 210
3.1.2. Die Verantwortung des Menschen für sein
Schicksal in den Bildad- und Zofarreden ......... 214
XII Inhaltsverzeichnis

3.2. Die Aufforderungen der Freundesreden .................... 215


3.3. Die Verheißungen der Freundesreden ........................ 219
3.3.1. Die Verheißungen der Elifasreden .................... 219
3.3.2. Die Verheißungen der Bildadreden ................... 223
3.3.3. Die Verheißungen der Zofarreden .................... 224
4. Die Legitimationen der Lehren der Freunde ....................... 225
4.1. Die Erfahrung des Elifas ............................................... 225
4.2. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden ............... 232
4.3. Die ewige Weisheit des Zofar ...................................... 233

V. Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden ............ 235


1. Einleitendes .............................................................................. 235
2. Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen
zumal in den Zofarreden ....................................................... 237
2.1. Die aramäischen Ahiqarsprüche ................................. 237
2.2. Die Unersättlichkeit der Bösewichter in den Zofarreden
und in den Ahiqarsprüchen .......................................... 238
2.3. Einige Parallelen zwischen den Ahiqarsprüchen
und den anderen Freundesreden ................................. 247
3. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden und
in der mesopotamischen Weisheitsliteratur ........................ 249
3.1. Die Bedeutung der akkadischen Vorläufer
zur biblischen Hiobdichtung ........................................ 249
3.2. Die Vergänglichkeit der Gottlosen in den
Bildadreden und die Bedeutung des Šamaš
in den akkadischen Texten ............................................ 250
3.3. Weitere Parallelen zu den anderen Freundesreden
in der mesopotamischen Weisheitsliteratur ............... 262
4. Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der
Elifasreden ............................................................................... 265
4.1. Nimmt Elifas Bezug auf die ägyptische Weisheit? .... 265
4.2. Besitzen die Elifasreden Parallelen in der
südöstlichen Weisheit? .................................................. 268

VI. Ergebnisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick ................ 271


1. Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der
Freundesreden ......................................................................... 271
1.1. Wichtigste Gemeinsamkeiten der Freundesreden .... 271
1.2. Elifas ................................................................................ 272
1.3. Bildad .............................................................................. 275
1.4. Zofar ................................................................................ 277
Inhaltsverzeichnis XIII

2. Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des


ursprünglichen Hiobdialogs .................................................. 279
2.1. Die Funktion der Freundesreden im Hiobdialog ...... 280
2.2. Die Poesie der Freundesreden im Rahmen der
Hiobdichtung .................................................................. 286
3. Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der
Freundesreden und des ursprünglichen Hiobdialogs ....... 288
3.1. Die Hiobdichtung als Teil der Entwicklung der
Weisheitsliteratur ........................................................... 288
3.2. Die Hiobdichtung im Spannungsfeld von Weisheit
und Psalmen .................................................................... 291
3.3. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der
Prophetenliteratur .......................................................... 295
3.4. Die Hiobdichtung und andere alttestamentliche
Texte ................................................................................. 297
3.5. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der
außerbiblischen Traditionen und mythischen
Motive .............................................................................. 298
4. Der Hiobdichter und die Freundesreden ............................. 299

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis .......................................... 303


Allgemeine Abkürzungen .......................................................... 303
Bibliographische Abkürzungen ................................................. 304
Literaturverzeichnis .................................................................... 305

Stellenregister ..................................................................................... 331


I. Einleitung

„Warum werden wir wie Vieh geachtet?“

Mit dieser Frage eröffnet Bildad seine zweite Rede an Hiob und fordert
seinen Freund auf, den leeren Worten ein Ende zu setzen und seine
Diskussionspartner nicht zu unterschätzen. Er hat zusammen mit sei-
nen beiden Freunden Elifas und Zofar zahlreiche Thesen und Bilder
zum Thema Untergang des Gottlosen geliefert und will ernsthaft, daß
ihre vernünftigen Ratschläge zur Umkehr nicht auf taube Ohren oder
unangemessene Erwiderungen stoßen. Damit, daß die Freunde ganz im
Sinne der Tradition von Hiob das Nachdenken über das Verhältnis
zwischen Gott und Mensch verlangen, aber am Ende doch von Gott
verurteilt werden, wirft das Buch Hiob eine der großen und kompli-
zierten Fragen der alttestamentlichen Exegese auf. Denn wie ist die
Rolle der Freunde zu beurteilen, wenn ihre Reden im alttestamentli-
chen Vergleich als traditionelle Lehren bestehen? Was hat den ur-
sprünglichen Hiobdichter dazu bewogen, drei Freunde oder überhaupt
jemanden neben Hiob und Gott in sein Meisterwerk der Weltliteratur
aufzunehmen? Wenn es drei Weisen sind, wie sind ihre Reden und ihre
Rollen zu bewerten?
Aus diesen Fragen ergibt sich die Aufgabe der folgenden Studie
über die Reden des Elifas, Bildad und Zofar.1 Sie werden auf ihre ur-
sprüngliche Gestalt und Form, auf ihren Charakter und Sinn, auf ihren
traditionsgeschichtlichen Hintergrund und schließlich auf ihre Rolle im
Gesamtzusammenhang der Hiobdichtung untersucht. Dabei können
wir die Reden des vierten Freundes Elihu gleich auf sich beruhen las-
sen, denn nach dem berechtigten, längst bei der Mehrheit der Alttesta-
mentler erreichten Konsens gehören sie nicht zum ursprünglichen Hi-
obdialog.2 Weiterhin bildet der literar- und redaktionskritische Befund, daß
die Reden der Hiobdichtung ursprünglich teilweise wesentlich kürzer

1 Im folgenden werden entsprechend Abkürzungen wie ER für Elifas-, BR für Bildad-,


ZR für Zofar-, HR für Hiob- und GR für Gottesreden benutzt. Die Abkürzungen be-
ziehen sich nur auf die von uns für ursprünglich gehaltene Gestalt der Reden des
Hiobdialogs.
2 Siehe den Forschungsüberblick und die Behandlung der Bedeutung der Elihureden
bei H.-M. Wahl (1993); zu ihrem sekundären Charakter a.a.O., 156ff.172ff.
2 Einleitung

gewesen sind als in ihrer überlieferten Gestalt, eine wesentliche Vor-


aussetzung unserer Studie. Wenn wir dieses Ergebnis im zweiten Kapi-
tel in hohem Maße bestätigen, betreten wir also kein Neuland. In der
Forschungsgeschichte3 begegnen nicht nur kleinere, sondern auch grö-
ßere, überaus drastische Ausscheidungen.4 Die Schlüsselrolle in diesem
Prozeß kommt der erst 1994 von Markus Witte vorgelegten Studie über
den sogenannten dritten Redegang zu, in dem er nachweisen konnte,
daß in der Dichtung zwischen einer Niedrigkeits-, einer Majestäts- und
einer Gerechtigkeitsredaktion zu unterscheiden ist. Im Hinblick auf die
Freundesreden verdient sein entscheidendes Ergebnis, daß Hi 4,12–21;
15,11–16 und 25,1–6 zur Niedrigkeitsredaktion gehören und nach c. 22*
keine Spuren der ursprünglichen Freundesreden zu finden sind, be-
sondere Erwähnung.5 Bekanntlich bilden die genannten Abschnitte
einen Eckpfeiler der Auslegung der Freundesreden, ja haben es immer
gebildet.6 Wittes Thesen sind erst wenig rezipiert (und auch nicht wi-
derlegt!) worden, sie bilden aber eine große Herausforderung für die
weitere Forschung. Von den wenigen, die sich mehr oder weniger
durch sie herausgefordert gefühlt haben, sind hier zu nennen Wolf-
Dieter Syring, der weitere wichtige redaktionskritische Beobachtungen
zur Rahmenerzählung und zu ihrer Verknüpfung mit dem Hiobdialog
gemacht hat,7 sowie Otto Kaiser und Jürgen van Oorschot, die die The-
sen Wittes und Syrings aufgenommen und in kritischer Auseinander-
setzung weiterentwickelt haben8.9 Viele früher beliebte Lösungsversu-

3 Zur Geschichte der Hiobforschung siehe vor allem H.-P. Müller (1995) und J. van
Oorschot (1995), zum Stand der Diskussion über die Entstehung des Buches J. van
Oorschot (2007), 166–171, aber auch ältere Überblicke wie C. Kuhl (1953; 1954),
W. Baumgartner (1962) und J.A. Emerton (1979). Zur Forschung der Weisheit gene-
rell siehe K.J. Dell (2000), 360–364, und C. Westermann (1991).
4 So z.B. F. Baumgärtel (1933a) oder J. Vermeylen (1994).
5 Siehe bes. die Synopse der redaktionellen Schichten: M. Witte (1994), 190–192, und
die Zusammenfassung, 223–228. Weiterhin betreffen seine Thesen auch die redaktio-
nellen Antworten Hiobs auf die Reden Jahwes. Siehe dazu auch J. van Oorschot
(1995), 360–362.
6 Auch in den jüngeren Untersuchungen sind sie der Hauptanhaltspunkt für die Aus-
wertung der Freundesreden, ihrer Legitimierung oder ihres Inhalts, vgl. z.B.
G. Fuchs (1993), 133–135; H.-J. Hermisson (1998a), 293–295; M. Köhlmoos (1999),
182ff.242ff; A. Scherer (2005), (2008), 40–56.156f.; W.A.M. Beuken (2007a), und
K. Schmid (2007), 252–258.
7 W.-D. Syring (2004), hinsichtlich von M. Witte siehe bes. 165f. Sein wichtiger Beitrag
besteht im Beweis der sekundären Hinzufügung der Rahmenerzählung und ihres
mehrstufigen Wachstums; darunter befinden sich aber auch die wegen der Verurtei-
lung der Freunde wichtigen Verse Hi 42,7–9 (siehe a.a.O., 166ff.).
8 Siehe O. Kaiser (1994b), 73–75.85ff., (2006), bes. den redaktionsgeschichtlichen Ent-
wurf, S. 114–119.125–127; er hat zusätzlich mit einer Unschuldserweiterung gerech-
Einleitung 3

che wie die umfangreiche Rekonstruktion der dritten Bildad- und Zo-
farrede oder umfangreiche Umstellungen der Verse sind daher nicht
mehr aktuell. Auch die mehrmals vertretene Ansicht, daß in der Hiob-
dichtung eine beabsichtigte und assoziative Anhäufung von unter-
schiedlichstem traditionellem Material vorliege, hat dadurch ihre
Glaubwürdigkeit verloren.10
Auf den Ergebnissen der Text-, Literar- und Redaktionskritik auf-
bauend werden im dritten Kapitel unserer Arbeit die poetische Form
und der Aufbau der ursprünglichen Freundesreden gründlich unter-
sucht. Methodisch erhebt unsere Behandlung einen hohen Anspruch,
weil die Bedeutung der poetologischen Analyse, darunter auch der von
uns erneut verwendeten kolometrischen Methode, nicht nur bei der
Auslegung des Hiobbuches, sondern auch des ganzen Alten Testa-
ments immer noch unterschätzt wird.11 Eine poetologische Analyse und
rhetorische Kritik12, die demonstrativ die Ergebnisse der literar- und

net. J. van Oorschot (2007), 171–184, beschäftigt sich mit den Redaktionsschichten
aus einer anderen Perspektive, z.B. bezeichnet die Majestätsbearbeitung als Gottes-
furcht-Redaktion.
9 Siehe auch I. Kottsieper (2004), 782ff. Weiterhin möge der Hiobkommentar von
H. Strauß (2000) erwähnt werden, weil er Hi 20* für das letzte ursprüngliche Kapitel
der Freundesreden hält und Hi 22–28* als ein sekundäres Werkstattgespräch behan-
delt.
10 Vgl. z.B. F. Hesse (1978), 53; H. Graf Reventlow (2000), 284f.
11 Wir verzichten grundsätzlich auf die traditionelle Untersuchung der Metrik der
Hiobdichtung, weil sich hier nach mehr als hundert Jahren immer noch keine ein-
heitliche Meinung gebildet hat und die Ergebnisse manchmal mehr Fragen als Ant-
worten bieten; siehe z.B. G. Fohrer (1963a), 54 (das Problem des Metrums sei viel-
leicht unlösbar). Tatsächlich schimmert bei der ursprünglichen Hiobdichtung die
Grundstruktur von 3+3 Tonsilben hindurch (so z.B. K. Budde [1896], iv; S.R. Driver /
G.B. Gray [1950], I lxxvii), aber es reicht manchmal nicht aus, um korrupte Stellen
text- oder formkritisch zu korrigieren. Dagegen gelingt es der Kolometrie, dem Ideal
des Messens und Vergleichs viel näher zu kommen, weil die Konsonanten (unab-
hängig von matres lectionis) viel sicherere Stützpunkte bilden als Vokale oder Silben
oder ihre Akzente. Zur Einführung in die Methode siehe O. Loretz / I. Kottsieper
(1987), zu der heutigen Stellung und den Einzelaspekten O. Loretz (2002), 1–9;
U. Nõmmik / R. Tasmuth (2006), 64–69, und mehrere praktische Anwendungen wie
O. Loretz (1979; 1988; 2002), T. Veijola (1982); M. Nissinen (1991) und U. Nõmmik
(2000). Im Anschluß an den Vergleich verschiedener metrischer Methoden zieht
K. Seybold (2003), 102–127, den Schluß (S. 126), daß die Kolometrie „für die poetolo-
gische Analyse von erheblichem Wert sein“ kann. Vgl. die kritischen Anmerkungen
bei M. Mark (2007), 45f.60–63.
12 Zur Methode siehe R. Meynet (1998), bes. 350, der den Ertrag der rhetorischen Ana-
lyse, erstens, in der Einsetzung der wissenschaftlichen Kriterien zur Bestimmung der
literarischen Einheiten und des ‚Kontextes’, und daher zweitens, in der Einsetzung
dieser Kriterien zur Interpretation sieht: „that is to grasp the significant relations
4 Einleitung

redaktionskritischen Arbeit verachtet und oft unter der Flagge einer


„synchronen Exegese“ daherkommt, vermag allein nicht zu befriedi-
gen.13 Als eine einschlägige Illustration kann die durch mehr als hun-
dert Jahre diskutierte Frage der strophischen Gliederung der Hiobdich-
tung und der regelmäßigen Gestalt ihrer Verse herangezogen werden.
Die Forschungsgeschichte verfügt über (in seltenen Fällen extreme)
Beispiele der Optimisten14 und Skeptiker15. Ein Mittelweg, in dem die
literar- und redaktionskritische Arbeit mit der formkritischen, darunter
poetologischen, und rhetorisch-kritischen Analyse gekoppelt wird,
wird selten gewählt.16 Unsere Studie will im zweiten und dritten Kapi-
tel eine Synthese der text-, literar-, form- und redaktionskritischen Me-
thoden mit den poetologischen und rhetorisch-kritischen Methoden
vorlegen, damit die ursprüngliche bemerkenswert regelmäßige Gestalt
der Freundesreden, ihre kleinsten poetischen Nuancen und Akzente
deutlicher hervortreten und schließlich auch ihr Inhalt besser verstan-
den wird. Der kolometrischen Methode, die formkritischen Grundsät-
zen folgt und doch sinnvoll nur in Verbindung mit der Redaktionskri-
tik eingesetzt werden kann, kommt bei dieser Synthese fast die

between the literary units, at the different levels of structuration of the text, as if they
had been ‚com-posed’ by the authors themselves“.
13 M. Cheney (1994), 20–23, hat mit Recht die Praxis der Verwendung des Begriffs
„synchron“ kritisiert, weil es sich oft eigentlich um „achrone“ Behandlung handelt.
Unsere formkritische Studie ist laut Cheney synchron, denn analysiert wird eine
Gestalt des Hiobbuches, nämlich die ursprüngliche, die in ihrer Zeit für die Leser als
eine Gesamtheit mit eigenen formalen und inhaltlichen Grundsätzen verfaßt worden
ist.
14 Vgl. bereits F. Delitzsch (1876), vi.13f., der Strophen, obwohl nicht mit gleicher Län-
ge, behauptet (ähnlich G. Fohrer [1963a], 55); G. Beer (1895/97), viii, der im Aufbau
einzelner Kapitel von vierzeiligen Strophen ausgeht; B. Duhm (1897), ix; G. Hölscher
(1952), 8; A. de Wilde (1981), 63f.; N.C. Habel (1985), 47. Besonders ist S. Terrien
(1963), 33f., hervorzuheben, weil bei ihm nicht nur Strophen, sondern auch die Un-
terstrophen („sous-strophe“) ähnlich zu uns markiert werden. Als ein Extremum gilt
das durchgehend regelmäßige strophische Schema von P. Skehan (1971).
15 Trotz literarkritischer Arbeit äußert sich K. Budde (1896), v, sehr skeptisch zu den
Strophen in der hebräischen Dichtung und läßt neben den Bikola auch Trikola zu.
Vgl. auch R. Gordis (1978), 506f.
16 Z.B. können die von uns herausgearbeiteten Grundsätze zur Abgrenzung der Bikola,
Unterstrophen und Strophen durchaus mit den von P. van der Lugt zur Hiobdich-
tung (1995) und den Psalmen (2006) verglichen werden, da er aber keine literarkriti-
sche Schichtung der Texte vornimmt, sind die Ergebnisse der Stropheneinteilungen
der Freundesreden im Gegensatz zu uns sehr unterschiedlich. Vgl. K. Seybold
(2003), 192, daß die Form eines Psalms „auf den verschiedenen Ebenen sich an unter-
schiedlichen Mustern orientieren“ kann. Vgl. auch E. Talstra (1994), 339f., der die
Diskussion über Hi 21 richtig als dominiert von der einseitigen Analyse der theolo-
gischen Aussagen auf Kosten der Analyse der linguistischen Form kritisiert.
Einleitung 5

Schlüsselrolle zu.17 Aber auch weitere Analysen, wie z.B. die des Paral-
lelismus membrorum, der Syntax, der syntaktischen Fügungen und
Klangfiguren, verdient schon hier ihre Hervorhebung, weil ihre Rolle
bei der Einteilung der Kola, Bikola und Strophen keinesfalls zu unter-
schätzen ist.18 Damit wird erst durch die „Wiederherstellung des ur-
sprünglichen Textes“ mit Hilfe der kritischen Methoden der Boden für
die folgende „Erforschung der intertextuellen Verbindungen“19 im vier-
ten und fünften Kapitel dieser Arbeit vorbereitet.
Im dritten Kapitel wird neben dem Befund, daß dem ursprüngli-
chen Hiobdichter ein bemerkenswert hohes dichtungstechnisches Ni-
veau zuzumessen ist, die Frage berührt, ob es in seiner Absicht stand,
die Freunde ursprünglich als unterschiedliche Charaktere darzustellen,
d.h. ob ihre Unterschiede (weil alles menschliche Reden, auch fiktives,
nicht ohne gewisse Eigenarten auskommen kann) sich auch in inhaltli-
chen Abwandlungen spiegeln.
Blickt man in die Forschungsgeschichte, so ist der Gedanke, daß die
Freunde als Individuen und keine (vollkommen) einheitliche Partei
dargestellt werden, im Zeitalter der kritischen Exegese freilich nicht
neu.20 Seit Johann Gottfried Herder21 und Johann Gottfried Eichhorn22

17 Siehe ein einschlägiges Beispiel zur Analyse von Hi 3* bei O. Loretz (2000). Der Tat-
sache, daß das kolometrische Argument niemals allein eine These begründen kann,
ist sich der Verfasser der vorliegenden Arbeit freilich bewußt, sowie der Probleme
von der Art: Ob ein poetischer Text vorerst inhaltlich oder formal (Kolometrie und
Strophenbau) gegliedert werden soll (so O. Loretz [2002], 5).
18 Als klassische Handbücher gelten immer W.G.E. Watson (1984) und L. Alonso-
Schökel (1988), die nun durch eines von K. Seybold (2003) wesentlich ergänzt wor-
den sind. Als eine besonders wichtige Studie ist die text-, literar- und formkritische
Untersuchung der Tempora des Hiobdialogs von H. Bobzin (1974) hervorzuheben.
Des weiteren siehe die Behandlungen von W.B. Stevenson (1947), 56–72.98–101, über
das Metrum, die Strophen, die Alliteration, die Assonanz (beide als ‚assonance’ be-
zeichnet) und den Reim, von L.J. de Regt (1996) über die rhetorischen Fragen im Hi-
obbuch und von T. Muraoka (1985) über die rhetorisch gewichtigen Wörter im Alten
Testament. Von den Kommentatoren haben E. Dhorme (1967), clxxx–clxxxix; R. Gor-
dis (1978), 501–518 u.a., und N.C. Habel (1985), 46–49, mehr Raum dem Stil gewid-
met.
19 Vgl. die Kritik der gegenwärtigen Psalmenforschung bei O. Loretz (2002), 5, und S. 6:
„Ein allzu fortschrittgläubiges Vertrauen auf Sinnzuwachs mit steter Wertsteigerung
ohne Gefahr von Verlusten und Fehlentwicklungen bildet ein wenig tragfähiges
Fundament für philologische, poetologische und historische Überlegungen“. Der
vorliegenden Arbeit ist eine text- und literarkritische und zugleich poetologische
Analyse von Hi 4f.* vorausgegangen (U. Nõmmik [2003]).
20 Siehe zur Einleitung H.-P. Müller (1995), 73f.; M. Remus (1993), 13–15, und A. Sche-
rer (2008), 5–17.
21 Vgl. ein Zitat nach einer Neuausgabe des zuerst in 1782–83 erschienenen Werkes
von J.G. Herder (1993), 776: „Durch alle geht ein seidener Faden fort. Die drei Wei-
6 Einleitung

hat es nicht an Anmerkungen oder zumindest entsprechenden Be-


obachtungen, welche auf eine persönliche Charakterisierung der Freun-
de hinweisen, in den Hiobkommentaren gefehlt. Nach dem Kommen-
tar von August Dillmann23 und fast gleichzeitig mit Bernhard Duhm24
hat Karl Budde am Ende des 19. Jahrhunderts die Freunde mit folgen-
den Worten einprägsam beschrieben:
„Und doch ist ihm [dem Hiobdichter] dies glänzend gelungen. Eliphaz der
würdevolle, der weise vor andren, der sich auf seine Lebenserfahrung und
selbstempfangene Offenbarungen beruft, Bildad der eitle Schönredner, der
sich auf Zeugnisse und Überlieferung stützt, Sophar der rohe Polterer, der
mit Allerweltsweisheit und Gemeinplätzen um sich wirft. Bis in die Wahl
der Bilder nicht nur, sondern selbst in den Wortschatz lässt sich diese Ab-
sicht der Charakter- und Typenzeichnung verfolgen.“25
In den 1920er Jahren hat Johannes Hempel der Frage nach der Eigenart
der Freunde einen größeren Raum gewidmet und sogar von verschie-
denen „Frömmigkeitstypen“ gesprochen. Neben der Hochschätzung
der „Kunst der Menschenzeichnung“ des Dichters26 hat er die Haupt-
züge des bewußten Elifas27, des gefühllosen Bildad28 und des die Ge-

sen sprechen charakteristisch, und Hiob überwindet sie als Weiser und Dichter.
Eliphas ist der bescheidenste, so gar daß er die erste Lehre, die er Hiob geben will,
nicht selbst sagt, sondern einem Orakel in den Mund legt. Bildad greift Hiob mehr
an und Zophar übertreibt meistens nur, was Bildad sagte. Er verliert sich auch zu-
erst vom Schauplatz.“
22 So nach H.-P. Müller (1995), 73.
23 A. Dillmann (1891), xx: „... hat der Dichter sie auch individuell etwas verschieden
gezeichnet: Elifaz ist der älteste (15,10), reicher Erfahrung (4,8.12. 5,3. 15,17f.), der
Wortführer, der immer zuerst redet u. den Ton angibt, ein Mann fast profetischer
Würde, besonnen u. mässig; Bildad, jünger, hält an Weisheit, Kampfesgewandtheit
u. maassvollem Takt die Mitte zwischen dem ersten u. dritten; Sofar der jüngste ist
der hitzigste, leidenschaftlichste u. derbste, aber auch an eigenen Gedanken dürf-
tigste, der am frühesten verstummt.“ Auf S. xxii werden Ansätze aufgezählt, die die
Sprechweise der Freunde auseinander halten: Bei Elifas hf)r : yi , daxk: ni , }aks
f ; bei Bildad die
blumige, sentenziöse Redeweise; hfn) f -da( in 8,2; 18,2 und lLim, )fg& f , byib$ : ; bei Zofar die
derben, unedlen Bilder (11,11; 20,7.14f.20.23).
24 B. Duhm (1897), 24.46.61, läßt „nach Temperament, Anschauungsweise und Beweis-
führung und sogar in ihrer Redeweise“ die Nuancierung der Freunde zu.
25 K. Budde (1896), xiv. Das hat er (1913), xxi, wiederholt. Es sei gemerkt, daß er auch
die Elihureden zum ursprünglichen Bestand und zu den Charaktergestalten zählt.
26 J. Hempel (1961), 148.
27 A.a.O.: „Lebendig tritt uns im Eliphaz das Abstandsbewußtsein des Israeliten Gott
gegenüber entgegen /.../ das Bewußtsein um die Macht des Schöpfers und um sein
sittliches Walten, vor allem, der sozialkaritativen Einstellung des israelitischen Got-
tesglaubens entsprechend, zugunsten der Armen und Schwachen“.
28 A.a.O., 152: „Wie Eliphaz auf dem Gesangbuch, so steht er [Bildad] auf der Tradition
der alten Zeit /.../ und der Sachkunde der Väter /.../ Vergeltungslehre“.
Einleitung 7

danken des Wissens und der Macht Gottes wiederholenden Zofar29


nachzuzeichnen versucht. Im Laufe der folgenden Forschung hat man
hauptsächlich die Meinung vertreten, die Freunde stritten, lehrten und
ermahnten mehr oder weniger ähnlich. Den variierenden Grad der
meistens formalen und weniger inhaltlichen Unterschiede hat man
flüchtig zugegeben und hauptsächlich die besondere Stellung des Elifas
unterstrichen.30 Von anderen heben sich Friedrich Baethgen,31 Paul
Krieger,32 Hans Wilhelm Hertzberg,33 Curt Kuhl,34 David J.A. Clines35
und durch die Behauptung der unterschiedlichen Typisierung der
Freunde als Theologen besonders Otto Kaiser36 hervor.37 In der neueren

29 A.a.O., 156f.
30 Davon, daß auf die Frage nicht gründlich eingegangen wird, zeugen im deutsch-
sprachigen Raum Wendungen, auf die man seit hundert Jahren durchgehend stößt.
Bei Elifas sind es „Würde“ und „Milde“ und bei Zofar „Ungestüm“. Bezeichnend ist,
daß bei Bildad die Meinungen am meisten auseinander gehen. Vgl. ein Florilegium
der Meinungen in A. Scherer (2008), 17–19.
31 F. Baethgen (1898), x f.xvi, der bei Hiob und seinen Freunden unterschiedliche Dia-
lekte vermutet.
32 P. Krieger (1930), 44: Gleiches Denken, aber unterschiedlich dargestellt. Elifas sei am
schonendsten, mit schwerfälligem Pathos, Bildad sei ein starrer Vertreter der Tradi-
tion und Zofar als jüngster sei am abfälligsten.
33 H.W. Hertzberg (1949), 28.40.50f.71.80.89: Elifas sei am sachlichsten, ein Typus des
„Weisen“, „ganz folgerichtiger Vertreter der Glaubens- und Lebensrichtung, die mit
dem Worte Chokhma, Weisheit, gekennzeichnet wird“, mit dem „fast seelsorgerli-
chen Ton und Charakter“; Bildad gebe „sich keinerlei Mühe, in Güte und wohlwol-
lender Belehrung zu Hiob zu sprechen“, „ein sturer Vertreter der Weisheitslehren“;
Zofar sei temperamentvoll und orthodox.
34 C. Kuhl (1953), 272: Elifas als alter Weiser „von Besonnenheit und Erfahrung“ sei am
liebevollsten, Bildad sei aggressiver und der jüngste Zofar schroff und die Situation
verschärfend, „da er als erster und am schwersten Hiob anklagt“.
35 D.J.A. Clines (1989), xl f., sieht bei den Freunden „difference in opinion over what
precisely Job's sufferings signify“; laut Elifas müssen auch die Unschuldigen leiden,
aber nicht lange; Bildad sei mehr von der Vergeltungslehre überzeugt, aber sei die
Tatsache, daß Hiob noch lebt, Beweis dafür, daß er kein großer Sünder sei; Zofar
stehe für das Prinzip, und einen Grund für das Leiden müsse es immer geben. Wei-
terhin hält Clines (a.a.O., 344) die Beschreibungen der Gottlosen für unterschiedlich:
„For Eliphaz it is a picture of what Job is not; for Bildad (chap. 18) it is a picture of
what Job may become; for Zophar (chap. 20) it is a picture of what Job must avoid.“
36 O. Kaiser (1985), 57f.: „Da erscheinen die drei Freunde, die, scharf charakterisiert,
jeder ein Typos des Theologen vertreten: Eliphas von Theman, der älteste unter ih-
nen, verfügt über eine große Lebenserfahrung und beruft sich jedenfalls darauf wie
auf eigene Offenbarungen. Er ist also gleichsam ebenso gebildeter Theologe wie reli-
giöser Experte. Bildad von Suah erscheint daneben als ein selbstgefälliger System-
theologe, der sich bei seiner Argumentation auf die Überlieferung der Väter beruft.
Und schließlich tritt uns in Zophar von Naama der schülerhafte „junge Theologe“
entgegen, der aufbrausend mit seinem Wissen um sich wirft. Eliphas wartet zu-
nächst ab, geht behutsam vor, um Hiob zu selbständiger Erkenntnis seines vermeint-
8 Einleitung

Forschung wird immer mehr die Tendenz spürbar, die Freunde unter-
einander und mit Hiob unter einem besonderen Blickpunkt oder einer
neuen Methode zu vergleichen. Im Lichte des altorientalischen Chaos-
kampfmotives hat Gisela Fuchs die Freunde unterschiedlich betrachtet
und besonders bei Zofar (Hi 20) die individuellen, sich auf eine drasti-
sche Form der Chaostradition gründenden Züge behauptet.38 Michael
Cheney hat in seiner umfangreichen Studie die Endgestalt (3. Jh. v.
Chr.) des Hiobbuches, seine Teile und die Reden auf Charakter, Struk-
tur, Gattung, Poetologie, Syntax und Wortschatz hin untersucht.39
Hans-Jürgen Hermisson hat die Freundesreden bzw. die Thematik
ihrer Reden verglichen: Dabei entwerfe Elifas das Programm, und seine
beiden Freunde nähmen Einzelthemen auf.40 Eine spezielle Untersu-
chung des Charakters und der inhaltlichen Nuancen der Freundesre-
den ist stets gefordert worden, aber eine solche ist wegen anderer For-
schungsschwerpunkte noch nicht zustande gekommen. In gewisser
Hinsicht ist jüngstens Andreas Scherer am weitesten gegangen, indem
er gezielt die Reden des Elifas „als Teil eines kommunikativen Gesche-
hens“ und auf ihre Eigenart hin untersucht hat.41 Im Gegensatz dazu
fehlen nicht einschlägige Studien, die die Argumentation der Freunde

lich selbstverschuldeten Schicksals zu führen. Bildad redet von vornherein unver-


blümter, während Zophar Gemeinplätze von sich gibt.“ Vgl. O. Kaiser (2006), 111:
Elifas sei ein erfahrener Seelsorger, Bildad gebildet und energisch und Zofar tempe-
ramentvoll.
37 Weiterhin vgl. W. Volck (1889), 22.35.56; P. Volz (1921), 43f.48.50; H. Masing (1931),
80ff.; G. Hölscher (1952), 21.27.33.52; C. Westermann (1956), 17.67; A. Weiser (1980),
15.17; G. Fohrer (1963a), 185f.191.194.223.232 (die Freunde seien gleichaltrig!); S. Ter-
rien (1963), 40.67.89.91.104 (Bildad repräsentiere den „type du paléo-orthodoxe“);
A. Guillaume (1963), 109 („Job’s friends are not only champions of an untenable
theology: they are rivals in a poetic contest“); H.H. Rowley (1980), 3f.; F. Hesse
(1978), 18; R. Gordis (1978), 46; A. de Wilde (1981), 105.156; H. Groß (1986), 23.35.45
(Bildad verfüge über „nicht zu leugnende Überzeugungskraft“); J.E. Hartley (1988),
154 (Bildad sei ein „champion of „old-time“ religion“); H.-M. Wahl (1993), 157f., und
I. Müllner (2003), 176, die aufgrund der persönlichen Anreden besonders den am
persönlichsten Elifas hervorhebt.
38 G. Fuchs (1993), 125, und ebendort insgesamt zum zweiten Redegang: „In der
Eliphasrede ist der Frevler noch ein fast ebenbürtiger Gegner, der gegen Gott mit
steifem Nacken anrennt. In der Bildadrede wird er schon zur Beute dämonischer
Mächte. Die Zopharrede aber hat die Tendenz, in mythisches Urgestein, in fast ar-
chetypische Schichten vorzustoßen.“
39 M. Cheney (1994).
40 H.-J. Hermisson (1998a), 287f.: Die Freunde beschreiben im zweiten Redegang ent-
sprechend Hiob auch in „verschiedenen Spielarten: als Tyrannen (Eliphas), als Rei-
chen / reichen Ausbeuter (Zophar) oder auch nur als den in jeder Hinsicht Unter-
gangsgeweihten (Bildad)“.
41 A. Scherer (2008), bes. 149–169.
Einleitung 9

ausdrücklich als eine Einheit betrachten. Aus der neueren Zeit sind
besonders die Monographien von Martin Remus im Hinblick auf das
Menschenbild der Freundesreden42 und von Klaudia Engljähringer im
Bezug auf die Dynamik der Dialoge des Hiobbuches als „eine(r) faszi-
nierenden Einheit“43 hervorzuheben.44
Tatsächlich hinterläßt die Dichtung selbst den Eindruck, daß die
Freunde als eine Einheit anzusehen sind. Bekanntlich redet Hiob die
Freunde in der 2. Person plur. an (6,24–30*; 13,5–13 u.a.) und auch Eli-
fas und Bildad sprechen von „uns“ (5,27; 18,3). Der literar- und redak-
tionskritische Befund kann aber die Einheitlichkeit in ein anderes Licht
rücken. Denn seit langem hat man beobachtet, daß inhaltlich ähnliche
Aussagen nicht nur bei allen Freunden, sondern auch bei Hiob und den
Freunden vorkommen. Mithin muß man auch fragen, ob der einheitli-
che Eindruck nicht hauptsächlich auf Kosten der späteren Redaktions-
arbeit zurückzuführen ist. Daher rechnet man in der neueren For-
schung, z.B. in den Studien von Hans-Peter Müller und Jacques
Vermeylen, bereits mit der Möglichkeit, daß die ursprüngliche Rolle
der Freunde (und freilich auch des Hiob) im Hiobbuch durch Redakti-
onen entstellt worden ist.45 Mit den Worten von M. Witte:

42 M. Remus (1993); zu den Freundesreden als eine Einheit siehe S. 13–18 und zur Ar-
gumentation S. 16–36.
43 K. Engljähringer (2003), zu den Freunden siehe S. 37–75, bes. 74f. und 190f.: Das
Reden der Freunde zerstöre Beziehung und das Reden Hiobs und Gottes stifte Be-
ziehung.
44 Ähnlich gründlich und relativ einheitlich behandeln die Existenzauffassung der
Freundesreden noch E. Würthwein (1970), 227–252, und C. Westermann (1956), 66–
78; weiterhin aber auch J. Lévêque (1970), 239–277; J. Vermeylen (1986), 36–43;
(1994), und R. Albertz (2003). Ferner vgl. die stärksten Vertreter der These, die
Freunde seien verschieden charakterisiert, aber eine Einheit in ihrer Theologie: S.R.
Driver / G.B. Gray (1950), I lvi; H. Gese (1958), 75; F. Horst (1968), 166; V. Maag
(1982), 125ff., und J. Vermeylen (1986), 36.
45 So im Hinblick auf die Traditionsgeschichte der der Rahmenerzählung zugrundelie-
genden Hioblegende und ihrer Verknüpfung an den Dialog bei H.-P. Müller (1970;
kritisch dazu A. Scherer [2008], 7–9) und auf die drastisch verminderten Freundes-
und Hiobreden bei J. Vermeylen (1994). Vermeylen hat bereits früher (1986) behaup-
tet, daß im ursprünglichen Dialog Hiob die radikale Gruppe und Freunde die mode-
rate Gruppe der theologisch-politischen Diskussion in der Perserzeit vertreten haben
und daß der Elihu-Redaktor erst später versucht hat, in Hiob einen Frommen zu se-
hen. Selbstverständlich ergibt sich die Verschiebung der Bedeutung der Freunde
auch aus den Studien von M. Witte (1994), W.-D. Syring (2004), I. Kottsieper (2004)
und J. van Oorschot (2007). Daß der Elihudichter oder andere die Wichtigkeit des
Vergeltungsgedankens, damit gewisserweise auch der Freunde, zu rehabilitieren
versucht hat, haben z.B. B. Duhm (1897), xi f.; G. Hölscher (1952), 6f., und V. Maag
(1982), 99, unterstrichen.
10 Einleitung

„Im Verlauf der unterschiedlichen Redaktionen der Hiobdichtung ist im-


mer stärker die Figur Hiobs in die Mitte der theologischen Betrachtung ge-
treten. In der ursprünglichen Dichtung waren Hiob und seine Freunde
zwei allein schon kompositionell gleichgestellte Größen.“46
Durch diese Beobachtungen gewinnt unsere „scheinbar periphere Fra-
gestellung“47 hinsichtlich der Theologie und Traditionsgeschichte des
Hiobbuches immer mehr an Gewicht. Will man solche Fragen beant-
worten und weiß man auch, daß keine umfangreiche Studie der Freun-
desreden mit ähnlichen Prämissen vorliegt, scheint der einzige metho-
dische Weg der zu sein, bei ihrer Analyse und im Aufbau dieser Arbeit
von Anfang an die ursprünglich unterschiedliche Gestaltung vorauszu-
setzen. Außerdem ist man fast einig darüber, daß es im Hiobdialog
keine Entwicklung im heutigen Sinne der Diskussionskultur gibt. So ist
eine gesonderte Untersuchung der Freundesreden, auch ohne auf die
Hiobreden gründlicher einzugehen, berechtigt. Daher stellt sich die
vorliegende Studie der Aufgabe, die genannten Probleme zu lösen.
Kann man einen wesentlichen Einfluß der Text-, Literar- und Re-
daktionskritik auf die Auswertung der ursprünglichen Rolle der Freunde
in der Hiobdichtung voraussetzen, so muß man die Frage der mögli-
chen unterschiedlichen Theologie der Freunde im vierten Kapitel unse-
rer Studie von neuem stellen. Im Anschluß an das Ergebnis der poeto-
logischen Analyse und begründet in der Prämisse, daß eine dermaßen
detaillierte und dichterische Gestaltung der Freundesreden vom Hiob-
dichter nicht umsonst geschehen ist, wird ein Versuch gewagt, der Tra-
ditionsnähe und theologischen Tauglichkeit der Freundesreden und
damit ihrer wichtigen Rolle gerecht zu werden. Seitdem das Buch Hiob
über die göttliche Verurteilung der Freunde und die Wiederherstellung
Hiobs in der Rahmenerzählung (42,7–9.10ff.) verfügt, geht die Tendenz
dahin, die Freunde als lebensferne Dogmatiker zu verurteilen.48 Von
der Mehrheit der Forscher werden die Freundesreden als ein Beispiel

46 M. Witte (1994), 227.


47 So H.-P. Müller (1995), 73.
48 So mit Variationen sehr viele, z.B. B. Duhm (1897), 35; H.H. Rowley (1980), 20ff.;
V. Maag (1982), 165f.190ff.; M. Köhlmoos (1999), 364ff. Als extreme Beispiele gelten
A. Weiser (1980), 21 u.a., und G. Fohrer (1963a), 157 u.a., die dazu neigen, den Satan
der Rahmenerzählung hinter den Freunden zu sehen (vgl. die berechtigte Kritik da-
gegen bei M. Remus [1993], 31f.). Als ein symptomatisches Urteil kann das von
U. Berges (1994), 300, angeführt werden: „Das Hiobbuch ist nicht nur ein Protest ge-
gen ein weisheitliches Ordnungsschema, gegen ein deuteronomistisches Retributi-
onsdogma oder gegen die Engführung durch eine priesterschriftliche Heiligkeits-
ideologie, sondern gleichzeitig die notwendige Konsequenz aus all diesen
geschlossenen Systemen“.
Einleitung 11

für die zeitgenössische gelehrte Weisheit verstanden.49 Gleichzeitig


werden sie dann der Lebensferne und des Dogmatismus bezichtigt.
Sämtliche Forscher, die die Rolle der Freundesreden positiver beurtei-
len, sehen im Hiobbuch den Stimmenchor von verschiedenen Antwor-
ten auf die komplizierte Wirklichkeit dieser Welt. Denn die Forscher
haben die Spannung zwischen dem hohen dichterischen Anspruch und
der Traditionsnähe der Freundesreden auf der einen Seite und ihrer
Verurteilung in der Rahmenerzählung auf der anderen Seite freilich
seit langem bemerkt.50 Angesichts unserer Analyse im zweiten und
dritten Kapitel muß man aber wohl fragen, was aus dieser Menge ver-
schiedener Antworten im Hiobbuch wird, wenn es abgesehen von sei-
nen zahlreichen Bearbeitungen und seiner Rahmung gelesen wird. Der
hier vorgelegte Versuch wird zeigen, daß einige Tendenzen der ur-
sprünglichen Reden, z.B. das von vielen Forschern angesprochene seel-
sorgerliche Bemühen des Elifas, sich klarer abzeichnen und sie eine
Bedeutung für die Endlösung des gesamten Dialogs besitzen.51 Es sei
vermerkt, daß ein Teil der jüngsten Forschung ohnehin dazu neigt, in
den Freundesreden mehr als ein bloßes Gerede zu sehen, wie es beson-
ders Hans-Jürgen Hermisson trefflich formuliert hat:
„Man soll die Freunde Hiobs nicht, wie es oft geschehen ist, zu einer Kari-
katur bornierter orthodoxer Theologen werden lassen, die angesichts der
realen Fragen des Lebens nur ihre Sprüche klopfen können. Vielmehr
steckt in den Reden der Freunde eine Menge praktischer Lebenserfahrung
und ein großes seelsorgerisches Bemühen. Und der Hiobdichter läßt sie
nicht so ausführlich zu Worte kommen, um am Ende bloß die Absurdität
der alten Weisheit zu konstatieren.“52

49 Vgl. z.B. S. Terrien (1963), 41: Satire der Orthodoxie; N.C. Habel (1985), 118: Parodie
der weisheitlichen Beratung.
50 Vgl. z.B. H.-J. Hermisson (1998b), 300: „Wenn der Hiobdichter so viel Mühe auf die
kunstvolle Gestaltung auch der Freundesreden verwandt hat, so ist das ein Argu-
ment dafür, daß er die Freunde nicht einfach „Ungereimtes“ reden ließ, sondern die
Vielzahl der Antworten im Sinn hatte, mit denen allein man versuchen kann, der
disparaten menschlichen Wirklichkeit zu entsprechen.“ Vgl. auch ders. (1996), 213ff.
51 Vgl. die Analyse der ersten ER als seelsorgerlichen Rede bei A. Scherer (2005) und
a.a.O., 283, Anm. 8.9, genannte weitere Literatur. H. Strauß (2000), 34, zieht aus der
Analyse die Konsequenz, daß die zweite ZR das leistet, was sie leisten soll: „Orien-
tierung zu schaffen mitten in dieser Welt und in diesem Leben, so daß der Mensch
seinen (guten!) Anteil darin erkenne“. A. de Wilde (1981), 16, hat übrigens Hiob, Eli-
fas und Jahwe für die Hauptdarsteller des Hiobbuches gehalten, Bildad und Zofar
spielen nur Schelt- und Drohrollen.
52 H.-J. Hermisson (1996), 213. Vgl. auch die Kritik bei M. Remus (1993), 30–32, bes.
Anm. 113.117.118. Weiterhin vgl. H.L. Ginsberg (1969), 111; D.J.A. Clines (1989), 121;
R.B. Murphy (1996), 38, und I. Kottsieper (2004), 776 (vgl. G. von Rad [1992], 292).
12 Einleitung

Ein Vergleich der Freundesreden und eine systematische Behandlung


ihrer Theologie macht freilich die Untersuchung ihres form- und traditi-
onsgeschichtlichen Hintergrunds erforderlich. Im vierten Kapitel unserer
Studie sollen die Aussagen der Reden durch Erörterung ihrer alttesta-
mentlichen Parallelen präzisiert, ihre inhaltlichen Schwerpunkte festge-
stellt und verglichen werden und schließlich dadurch auch ein wenig
Licht in die Frage der Verortung der ursprünglichen Hiobdichtung in
der alttestamentlichen bzw. israelitischen (weisheitlichen) Tradition
gebracht werden. Zum einen muß bemerkt werden, daß die Frage nach
der Gattung des Hiobbuches immer noch offen steht, zumal es im Al-
ten Testament keine Parallele besitzt.53 Zum anderen ist daran zu erin-
nern, daß man im Verlauf der Forschungsgeschichte zunehmend und
reichlich fast zitathafte Hinweise auf verschiedene alttestamentliche
Texte und Gattungen bemerkt hat, besonders seit den wichtigen Stu-
dien und dem bis heute in seiner Gründlichkeit immer noch unüber-
troffenen Kommentar von Georg Fohrer.54 Seine Beobachtungen zu der
Art und Weise, wie der Hiobdichter die verschiedensten Elemente,
Motive der alttestamentlichen Gattungen und Sprache, zumal der
Weisheit, der Psalmen und des Rechts kombiniert hat, sind noch nicht
überholt worden. Er selbst faßt das Phänomen wie folgt zusammen:
„Dieser klare Aufbau der Hiobdichtung ist um so erstaunlicher, als dem
Dichter im Hebräischen nur begrenzte Stil- und Ausdrucksmöglichkeiten
zur Verfügung standen. Er hat sein Ziel besonders dank dreier Methoden
erreicht, deren er sich mit großem Geschick bedient hat. Ausdrucksmäßig
verwendet er eine überaus vielfältige Bildsprache, die er durch die um-
fangreiche Einbeziehung des Bildungsgutes der übrigen altorientalischen
Weisheitslehre bereichert; offensichtlich schreibt er als Gebildeter für Ge-
bildete. Ferner zeigt die formgeschichtliche Untersuchung, daß die Reden
der Hiobdichtung nach dem Grundsatz der Gattungsmischung komponiert
sind. Der Dichter hat die Redeformen in einer sehr mannigfaltigen und
bunten Weise den Bereichen der Weisheitslehre, des Rechtslebens und der
Psalmen entnommen. Schließlich läßt sich eine dritte Methode feststellen:
Der Hiobdichter vergrößert den Anwendungsbereich der Redeformen, in-
dem er sie in einer anderen als ihrer eigentlichen Funktion verwendet.“55
Bei diesem Befund fällt jedoch auf, daß Fohrer die Redeformen der
prophetischen Verkündigung nicht in Betracht gezogen hat und daß er

53 So besonders K.J. Dell (1991), 83: „Job questions the wisdom tradition to such an
extent that it breaks out of the areas of Israelite life“. Zu den neuen Tendenzen in der
Forschung neben den klassischen, aber überholten (C. Westermann [1956]; H. Rich-
ter [1959]) siehe J. van Oorschot (1995), 377–383; (2007), und K.J. Dell (2000), 361–363.
54 G. Fohrer (1963a; 1963b).
55 G. Fohrer (1963b), 70, ferner siehe a.a.O., 68–86, und (1963a), 48–53.
Einleitung 13

in den Freundesreden hauptsächlich Weisheitsformen entdeckt hat.56


Wir wollen diese Beobachtungen hinsichtlich der Freundesreden über-
prüfen und ein Stück weitergehen, indem wir die von Katharine J. Dell
als „Parodie“ bezeichnete Technik des abweichenden Einsetzens der
Formen (Sitz im Buch)57 und nach der Verwendung einzelner im Alten
Testament belegter Wörter und Wortpaare in den Reden fragen. Wir
wollen aber zusätzlich auch die Entwicklung der Formen und des
Wortgebrauchs in der alttestamentlichen Tradition im Auge behalten,
weil unser Verständnis von der Form-, Redaktions- und Traditionsge-
schichte durch die neueren Studien dazu herausgefordert wird. Schon
längst kann man nicht mehr einfach mit ganzen Textblöcken oder Bü-
chern operieren, sondern muß man auf der Ebene der kleinsten Text-
einheiten arbeiten. Die redaktions- und traditionsgeschichtliche Erfor-
schung des Alten Testaments ist damit zu einer exakten philologischen
Wissenschaft geworden. So wird unten ein Versuch vorgelegt, den
Hiobdichter zumindest relativ in die Weisheits- und übrige alttesta-
mentliche Tradition einzuordnen. Dabei sind die nach Meinung der
Forscher das zeitgenössische Normdenken verkörpernden Freundesre-
den auf ihr Verhältnis zu den von Jürgen van Oorschot (Proverbien),
Christoph Levin (Psalmen), Klaus Koenen (Propheten) und M. Witte
(Hiobbuch) behaupteten übergreifenden Gerechtigkeitsredaktionen58

56 G. Fohrer (1963a), 51. Die prophetischen Formen seien nach ihm ([1963b], 82) über
einen Umweg in die Weisheit aufgenommen worden. Zumindest bei den Verhei-
ßungen der Freundesreden werden die prophetischen Einflüsse oft beteuert, vgl. z.B.
J. Lévêque (1970), 252.259.
57 K.J. Dell (1991), 64ff.109f.148ff. Vgl. K.J. Dell (2000), 361: „The author may have been
some kind of renegade sage, working at the edge of the wisdom tradition and paro-
dying earlier material in order to critique the easy conclusions of the earlier wisdom
quest.“ Ihre Beobachtungen treffen zwar hauptsächlich die HR. Die Verwendung
der traditionellen Formen im abweichenden Kontext behaupten noch z.B. F. Hesse
(1978), 11; A. de Wilde (1981), 28f.; V. Maag (1982), 99 u.a. Die Kolorierung der Bilder
und Argumente der Freundesreden mit Hilfe von Psalmen- und Prophetensprache
hat bereits E. Dhorme (1967), 227, behauptet. Vgl. die Tabellen der Parallelstellen bei
J.E. Hartley (1988), 11f., und J. Vermeylen (1986), 57–61. Hinsichtlich der Psalmen-
formen und -sprache empfiehlt sich immer die Studie von C. Westermann (1956).
Durch Zitate und nur wenige originelle Hinzufügungen läßt der Hiobdichter die
Tradition mit ihr selbst diskutieren nach H. Graf Reventlow (2000).
58 Siehe J. van Oorschot (1998); C. Levin (1993); K. Koenen (1994); M. Witte (1994),
183ff., aber auch O. Kaiser (1997), 129ff.; (2006) und U. Nõmmik (2000). Vgl. auch
J. van Oorschot (2007), 170: „Als Desiderat der Hiobforschung verbleibt in diesem
Zusammenhang auch eine Rezeption der neueren Ergebnisse der Psalmen- und
Psalterforschung. Sie führte in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem differen-
zierteren Bild des literarischen Wachstums und der Kult- und Frömmigkeitsge-
schichte. Ihre Ergebnisse über die alte formkritische Debatte zum Hiobbuch hinaus
zu nutzen, steht noch aus.“
14 Einleitung

oder zu den sogenannten Weisheitspsalmen hin befragt werden. Es sei


an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß aus unserer Ana-
lyse einige Ansätze auch für die zeitliche Anordnung der ursprüngli-
chen Hiobdichtung gewonnen werden können. Eine in der breiten
Spanne zwischen dem 6.–3. Jh. v. Chr.59 vorgeschlagene Datierung ver-
langt jedenfalls nach ihrer Präzisierung.
Beim Hiobdichter handelt es sich unumstritten um einen genialen
und gebildeten Dichter. Daher sind zahlreiche seltene oder einzigartige
Wörter, Wendungen, Metaphern, Motive und ursprünglich mythische
Vorstellungen im Hiobbuch seit langem anhand außerbiblischen und
-israelitischen Materials erklärt worden.60 In den Freundesreden gibt es
sogar Verse, bei deren Auslegung die Hinweise auf einen bestimmten
außerisraelitischen Hintergrund zur „kanonischen“ Exegese gehören.61
Die Frage des Verhältnisses des Hiobbuches zur sogenannten mesopo-
tamischen Hiobliteratur ist nach heutiger weitverbreiteter Ansicht im
Sinne einer Verwandtschaft und nicht einer Abhängigkeit zu lösen.62
Neue Funde und Texteditionen liefern für den Motivvergleich jedoch
ständig neues Material und neue Behandlungen, wie die von Gisela
Fuchs, halten die Diskussion über die möglichen nahöstlichen oder
mythischen Reminiszenzen wach.63 Deswegen kann eine Studie wie die
unsere ohne eine eingehende Suche nach Parallelen in den altorientali-
schen und -ägyptischen Literaturen nicht auskommen und wird sie im

59 Mit der Datierung des entweder ursprünglichen oder ganzen Buches tendieren zu
einer früheren Zeit ([6.–]5. Jh.) z.B. A. Guillaume (1963), 108; S. Terrien (1963), 23;
J. Lévêque (1970), 116; H. Gese (1991), 171; H.H. Rowley (1980), 22; E.A. Knauf
(1988); M. Köhlmoos (1999), 72; S. Burkes (2003), 236; und zu einer eher späteren Zeit
(4.–3. Jh.) z.B. P. Volz (1921), 26f.; G. Hölscher (1952), 7; W. Baumgartner (1961), 220;
A. de Wilde (1981), 52ff.; K.J. Dell (1991), 160ff.; P. Sacchi (2000), 187; H. Graf Revent-
low (2000), 293, Anm. 59; O. Kaiser (2006), 104. Es verdient erwähnt zu werden, daß
die Elihureden von H.-M. Wahl (1993), 184, ins 3. Jh. und weitere drei wichtigste Be-
arbeitungsschichten von M. Witte (1994), 219f. ins 3.–2. Jh. datiert werden.
60 Zur Einleitung in die Beziehungen zwischen den Weisheitsliteraturen des Alten
Testaments und des Nahen Ostens siehe R.E. Murphy (1996), 151–176, zum Verhält-
nis des Hiobbuches zur außerbiblischen Literatur J. Gray (1970); H.-P. Müller (1995),
57ff., bes. 67ff.; A. Schellenberg (2007); F. Sedlmeier (2007), und bes. C. Uehlinger
(2007). Vgl. aber schon K. Budde (1896), xiv.
61 Bei Hi 8,11f. handelt es sich um ein markantes Beispiel, weil hier fast alle den ägypti-
schen Einfluß annehmen; siehe dazu unten, S. 251f.
62 Vgl. H.-P. Müller (1991); F. Sedlmeier (2007), bes. 124, und C. Uehlinger (2007), bes.
S. 159–163.
63 G. Fuchs (1993) erklärt zahlreiche Motive im Hiobdialog durch Anspielungen auf
altorientalische Chaoskampfmythen. Vgl. auch N. Sarna (1963); L.G. Perdue (1991;
1994). C. Uehlinger (2007), 101ff., stellt dagegen einen „Rückgang des komparatisti-
schen Interesses“ bes. in der deutschsprachigen Forschung fest.
Einleitung 15

fünften Kapitel auch durchführen. Allzu viel Hoffnung kann auf einen
solchen Vergleich nicht gesetzt werden, weil man analog zur Diskussi-
on über die mesopotamischen „Vorlagen“ schon im Voraus mit vermit-
telter Tradition und indirekten Einflüssen zu rechnen hat. Nimmt man
im Lichte der redaktionskritischen Forschung den sekundären Charak-
ter der Prosatexte einschließlich der Redeeinleitungen im Hiobbuche
wahr,64 erhebt sich die dringende Frage, woher die dort genannten
Namen und Herkunftsorte stammen. Oder anders ausgedrückt: Gibt es
in den Reden des Elifas, Bildad oder Zofar Anzeichen für ihre unter-
schiedliche (und außerisraelitische) Herkunft, auf die der Redaktor
zurückgreifen konnte?65
Als Ergebnis der einzelnen Analysen werden im sechsten Kapitel
unserer Studie eine Darstellung der Gestalten der Freundesreden, die
Auswertung ihrer Rolle im Gesamtgefüge der Hiobdichtung und ihre
Verortung in der alttestamentlichen Traditionsgeschichte vorgelegt. Da
es im vorliegenden Zusammenhang keinen Raum für eine umfangrei-
che kritische Behandlung der Hiob- und Gottesreden geben kann, gel-
ten unsere Ergebnisse im Blick auf die ganze ursprüngliche Hiobdich-
tung als vorläufig. Einige Vorschläge für weitere Untersuchungen
können jedoch gemacht werden, weil mehrere grundlegende Fragen
und die Vielzahl unterschiedlicher Meinungen über das Hiobbuch es
fordern. Wird eine existentielle oder eine theologisch-theoretische Ziel-
setzung der ursprünglichen Hiobdichtung bestätigt? Wird die Fehllei-
stung der Freunde demonstriert, oder stehen sie doch als gleiche Dis-
kussionspartner Hiob gegenüber? Spielt ihre mögliche unterschiedliche
Argumentation eine Rolle? Ergeben sich aus ihr Hinweise auf die Ursa-
che der Entstehung der Hiobdichtung? Aber auch die Frage, worauf
sich die Autorität der ursprünglichen Hiobdichtung gründet, so daß sie
trotz und vielleicht gerade wegen der kühnen Reden Hiobs so beliebt
bei den Ergänzern und Fortschreibern gewesen und schließlich kanoni-
siert worden ist, verlangt nach einer Antwort.
Nachdem das Hiobbuch Objekt zahlreicher und kaum mehr zu
überblickender Behandlungen geworden ist und allgemein zu den
Lieblingsthemen der alttestamentlichen Wissenschaft gehört, wird man
fragen, ob eine weitere Studie wie die unsere noch gerechtfertigt ist. Pro
domo mea kann man jedoch behaupten, daß kein Zeitalter, besonders
kein anderes als das unsere, ohne neue Versuche der Auslegung dieses
wichtigen Buches auskommen kann. Wenn auch hunderte von Unter-

64 W.-D. Syring (2004).


65 Den Forschungsüberblick siehe unten, S. 235–237. Eine die vorliegende Untersu-
chung vorbereitende Studie ist bereits erschienen: U. Nõmmik (2007b).
16 Einleitung

suchungen bereits vorliegen, haben viele von ihnen zur Auslegung des
Hiobbuches sowohl im Blick auf seine Endgestalt als auch in dem auf
seine Entstehung beigetragen und damit weitere Studien geradezu
provoziert. So ist es auch dem Verfasser der vorliegenden Studie er-
gangen: Je länger er sich mit dem Buch und seiner Auslegung beschäf-
tigt hat, desto mehr fühlte er sich zumal durch die redaktionskritischen
Untersuchungen der letzten Jahrzehnte herausgefordert, durch eine
gründliche und vielseitige Untersuchung der Freundesreden einen Bei-
trag zu dieser Diskussion zu leisten.
II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

1. Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden


Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
1.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5)

1.1.1. Kolometrie1

4,1 wycn 'lypz htymny wy'mr 20


IA 4,2a hnsh dbr 'lyk tl'h 15
2b wcsr bmlyn my ywkl 15
3a hnh ysrt rbym 11
3b wydym rpwt thzq 13
4a kwšl yqymwn mlyk 14
4b wbrkym krcwt t'ms 15
B 5a ky cth tbw' 'lyk wtl' 17
5b tgc cdyk wtbhl 12
6a hl' yr'tk ksltk 13
6b [w]tqwtk <w>tm* drkyk 13

IIA 4,7a zkr n' my hw' nqy 'bd 16


7b w'yph yšrym nkhdw 15
8a k'šr r'yty hršy 'wn 16
8b wzrcy cml yqsrhw 14
9a mnšmt 'lwh y'bdw 14
9b wmrwh 'pw yklw 12

1 In den folgenden kolometrischen Tabellen und Übersetzungen wird die Grundge-


stalt der Freundesreden in gewöhnlicher Schrift dargestellt, die Konjekturen sind
kursiv wiedergegeben und die Ergänzungen des Textes in einen Punkt kleinerer
Schrift. [ ] deuten auf eine konjizierende Ergänzung hin und < > auf eine Glosse in M
bzw. L. Die Begründungen zu den Konjekturen, falls mit * angemerkt, befinden sich
in den Unterkapiteln für Text- und Literarkritik unten. In der ersten Spalte bezeich-
nen die römischen Zahlen die sukzessiven Strophen und die Buchstaben A oder B
die jeweilige Unterstrophe. In der vierten Spalte ist die Konsonantenzahl angegeben
(in Klammern die Zahl laut M bzw. L, falls konjiziert) und in der fünften Spalte ist,
falls nötig, die Textform von M bzw. L wiedergegeben.
18 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

B 10a š'gt 'ryh wqwl šhl 15


10b wšny kpyrym ntcw 14
11a lyš 'bd mbly trp 13
11b wbny lby' ytprdw 14
12a w'ly dbr ygnb 11
12b wtqh 'zny šms mnhw 15
13a bścpym mhzynwt lylh 17
13b bnpl trdmh cl 'nšym 16
14a phd qr'ny wrcdh 13
14b wrb csmwty hphyd 14
15a wrwh cl pny yhlp 13
15b tsmr ścrt bśry 12
16a ycmd wl' 'kyr mr'hw 16
tmwnh lngd cyny 13
16b dmmh wqwl 'šmc 12
17a h'nwš m'lwh ysdq 14
17b 'm mcśhw ythr gbr 14
18a hn bcbdyw l' y'myn 15
18b wbml'kyw yśym htlh* 16 (L: thlh)
19a 'p škny bty hmr 12
19b 'šr bcpr yswdm 12
ydk'wm lpny cš 12
20a mbqr lcrb yktw 12
20b mbly šm* lnsh y'bdw 15(17) (L: mśym)
21a hl'nsc
ytrm bm 12
21b ymwtw wl' bhkmh 13

IIIA 5,1a qr' n' hyš cwnk 12


1b w'l my mqdšym tpnh 14
2a ky l'wyl yhrg kcś 14
2b wpth tmyt qn'h 12
3a 'ny r'yty 'wyl mšryš 17
3b w'qwb nwhw pt'm 13
4a yrhqw bnyw myšc 13
4b wydk'w bšcr w'yn msyl 18
5a 'šr qs<y>rw* rcb y'kl 14(15)
w'l ms[p]nym* yqhhw 14(13)
5b wš'p sm<'>(ym)* hylm 11/13(12)
B 6a ky l' ys' mcpr 'wn 14
6b wm'dmh l' ysmh cml 15
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 19

7a ky 'dm lcml ywld 13


7b wbny ršp ygbyhw cwp 16

IVA 5,8a 'wlm 'ny 'drš 'l 'l 15


8b w'l 'lhym 'śym dbrty 16
9a cśh gdlwt w'yn hqr 15
9b npl'wt cd 'yn mspr 15
10a hntn mtr cl pny 'rs 15
10b wšlh mym cl pny hwswt 17
11a lśwm šplym lmrwm 14
11b wqdrym śgbw yšc 13
12a mpr mhšbwt crwmym 15
12b wl' tcśynh ydyhm twšyh 19
13a lkd hkmym bcrmm 13
13b wcst nptlym nmhrh 15
14a ywmm ypgšw hšk 12
14b wklylh ymššw bshrym 17
15a wyšc mhrb tpyhm* 13 (L: mpyhm)
15b wmyd hzq 'bywn 12
16a wthy ldl tqwh 11
16b wclth qpsh pyh 12
17a hnh 'šry 'nwš ywkhnw 'lwh 21
17b wmwsr šdy 'l tm's 14
18a ky hw' yk'yb wyhbš 15
18b ymhs wyd[y]w* trpynh 15(14)
B 19a bšš srwt ysylk 12
19b wbšbc l' ygc bk rc 14
20a brcb pdk mmwt 11
20b wbmlhmh mydy hrb 14
21a bšwt lšwn thb' 12
21b wl' tyr' mśd ky ybw' 17
22a lšd wlkpn tśhq 12
22b wmhyt h'rs 'l tyr' 15

VA 5,23a ky cm 'bny hśdh brytk 17


23b whyt hśdh hšlmh lk 15
24a wydct ky šlwm 'hlk 15
24b wpqdt nwk wl' tht' 15
25a wydct ky rb zrck 13
25b ws's'yk kcśb h'rs 15
20 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

26a tbw' bklh 'ly qbr 14


26b kclwt gdyš bctw 13
B 27a hnh z't hqrnwh kn hy' 17
27b šmcnh w'th dc lk 13

1.1.2. Übersetzung

4,1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:


IA 4,2a Wagt sich ein Wort zu dir, das dich ermüdet?*
2b Aber Worte zurückhalten – wer kann es?
3a Sieh’, du hast viele ermahnt*
3b und schlaffe Hände gestärkt.
4a Deine Worte richteten die Strauchelnden auf
4b und die wankenden Knie festigtest du.
B 5a Aber nun: Wenn es an dich kommt, wirst du müde,
5b wenn es bis an dich reicht, bist du erschrocken.
6a Ist nicht deine Gottesfurcht deine Hoffnung,
6b [und]* deine Hoffnung die Unschuld deiner Wege?

IIA 4,7a Bedenke doch: Wer ging schuldlos* zugrunde


7b und wo wurden die Redlichen vertilgt?*
8a Soweit ich sah: Die, die Unrecht pflügen
8b und Unheil säen, ernten es.
9a Durch den Odem Gottes gehen sie zugrunde,
9b durch seines Zornes Hauch werden sie vertilgt.
B 10a Das Brüllen der Löwen und die Stimme der Leuen –*
10b die Zähne der jungen Löwen sind ausgeschlagen*.
11a Der Löwe geht zugrunde ohne Beute,
11b die Jungen der Löwin werden zerstreut.
12a* Zu mir ist heimlich ein Wort gekommen
12b und mein Ohr vernahm von ihm ein Flüstern.
13a In Gedanken über Nachtgesichte,
13b wenn Tiefschlaf auf die Menschen fällt,
14a befiel mich Schrecken und Zittern
14b und ließ alle* meine Gebeine erschrecken.
15a Und ein Hauch fuhr an mir vorüber;
15b die Haare* meines Leibes sträubten sich.
16a Da stand – und ich erkannte nicht seine Gestalt* –
ein Gebilde vor meinen Augen.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 21

16b Eine stille Stimme hörte ich*.


17a Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott,
17b oder ein Mann vor seinem Schöpfer rein?
18a Siehe*, sogar seinen Dienern traut er nicht
18b und seinen Boten wirft er Irrtum* vor,
19a wieviel mehr* den in Lehmhäuser Wohnenden,
19b die auf Staub gegründet sind,
die zerstört werden wie eine Motte*.
20a Vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschlagen,
20b vertilgt für ewig ohne Namen*.
21a Werden nicht ihre* Zeltstricke ausgerissen?
21b Sie werden sterben, ohne es zu wissen*.

IIIA 5,1a Rufe doch! Ist jemand da, der dir antwortet?
1b Und an wen von den Heiligen wirst du dich wenden?
2a Ja, einen Toren tötet Unmut,
2b und einen Unverständigen bringt Eifer um.
3a* Ich sah den Toren Wurzeln schlagen,
3b und plötzlich habe ich seine Stätte verflucht.*
4a Seine Kinder blieben fern vom Heil,
4b wurden unterdrückt im Tor; und kein Retter war da.
5a Was sie geerntet hatten*, aß der Hungrige,
und holte es mit ins Versteck.*
5b Und der Durstiger* schnappte sein Gut.
B 6a Doch Unrecht geht nicht aus dem Staub hervor,
6b und Unheil wächst nicht aus der Erde,
7a sondern der Mensch erzeugt* die Mühsal,
7b und die Funken fliegen hoch empor.

IVA 5,8a Aber ich, ich würde mich zu El wenden


8b und meine Sache vor Gott* bringen,
9a* – der große Dinge tut, zwar unerforschlich,
9b und Wunder ohne Zahl,
10a der den Regen auf die Erde gibt
10b und Wasser sendet auf die Gefilde,
11a um die Niedrigen zur Höhe heben,
11b daß die Trauenden sich zum Heil erheben.
12a Ihm, der die Pläne der Listigen vernichtet,
12b daß ihre Hände nicht Erfolg haben,
22 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

13a der die Weisen in ihrer Hinterlist fängt,


13b daß der Verschlagenen Rat sich überstürzt.
14a Indem sie tags auf Finsternis treffen
14b und mittags tappen wie bei Nacht.
15a Er rettet vor ihrem Munde den Vernichteten *,
15b und den Armen aus der Hand der Starken.
16a Den Elenden aber wird Hoffnung zuteil,
16b die Bosheit schließt ihren Mund.
17a* Heil dem Mann, den Gott zurechtweist.
17b Darum verachte die Zucht Schaddais nicht! –
18a denn* er verwundet und verbindet,
18b er zerschlägt und seine Hände* heilen.
B 19a Er wird dich retten in sechs Bedrängnissen,
19b im siebten wird dich kein Übel berühren.
20a In Hungersnot erlöst* er dich vom Tode,
20b und in der Schlacht vom Schwerte*.
21a Von der Geißel* der Zunge kannst du dich verbergen,
21b und brauchst dich nicht zu fürchten, wenn Verwüstung naht.*
22a* Über Verwüstung und Hunger wirst du lachen
22b und dich vor den Wildtieren des Landes nicht fürchten.

VA 5,23a Ja, mit den Feldsteinen wirst du im Bunde sein


23b und die Wildtiere des Feldes werden Frieden mit dir haben.
24a Du wirst erfahren, daß dein Zelt im Heil ist;
24b schaust du deine Wohnstätte an, wirst du nichts vermissen.
25a Du wirst erfahren, daß deine Nachkommen viele sind
25b und deine Sprößlinge wie das Kraut der Erde,
26a daß* du in reifem Alter* zu Grabe kommen wirst,
26b wie man Garben einbringt zur rechten Zeit.
B 27a Siehe, das haben wir erforscht – so ist es;
27b was wir hörten*, das merke du dir!

1.1.3. Text- und Literarkritik

4,1 Die Überschriften der Freundes- sowie der Hiobreden sind im Ge-
gensatz zur übrigen ursprünglichen Dichtung als kolometrisch über-
lange Monokola und in Prosaform verfaßt worden.2 Die Namen der

2 Zur Kolometrie der ursprünglichen Dichtung siehe unten, S. 89–91.


Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 23

Parteien – Hiob, Elifas, Bildad und Zofar – werden ausschließlich in


ihnen angegeben. In einem Dialog, in dem die Anfänge und Enden der
durchgehend in Bikola gedichteten Reden ohne Mühe zu erkennen
sind und dessen jeweilige Teilnehmer sich durch den Inhalt und die
Sprache auszeichnen, sind solche Redeeinleitungen an sich nicht unbe-
dingt nötig. Daraus ergibt sich der Verdacht, daß sie sekundär sind. Mit
Wolf-Dieter Syring könnte man sie der die Dichtung und Rahmener-
zählung verknüpfenden „Hiob-Redaktion“ zurechnen3, aber die end-
gültige Lösung dieser Frage hängt davon ab, ob die ursprüngliche
Dichtung jemals irgendwelche prosaischen Anmerkungen besessen hat.
4,2 Die fragende Satzkonstruktion hat seit den alten Übersetzungen
zahlreiche Lösungen oder Verbesserungen angeregt. Dabei wird haupt-
sächlich ein zwischen das Fragewort und das abhängige Verb einge-
schobener Bedingungssatz angenommen.4 Berechtigt ist aber mit
B. Duhm und H. Bobzin die Deutung von he)l : T
i als asyndetischer Rela-
tivsatz.5 Obwohl eine solche Auflösung im Blick auf die Satzteilfolge
ohne Fragepartikel ungewöhnlich ist, ist sie doch dank des Frageparti-
kels selbst und des chiastischen Parallelismus (in a-Kolon Frage am
Anfang, in b-Kolon Frage am Ende) gut möglich, ungeachtet der be-
sonderen Prägung der Konstruktion durch seine Position am Redean-
fang. Darüber hinaus besteht keine Notwendigkeit, das Verb hsn, „prü-
fen“, „versuchen“, gegen )&n, „erheben“6, zu tauschen.7
4,3 Die Imperfekta in den weiteren Kola sind von diesem Perfekt
abhängig.8
4,6 Die Kopula muß am Anfang stehen. Dabei ist ihre Position vor
dem Subjekt nicht außergewöhnlich.9
Die Grundschicht der ersten ER hat die klare Tendenz, das Kolon b
mittels der Kopula einzuleiten.10
4,7a Wörtlich: „Wer ist es, der als Unschuldiger zugrundeging“.

3 Zu den wichtigen Argumenten zur sekundären Verknüpfung der Dichtung und Er-
zählung siehe gründlich W.-D. Syring (2004), 129–131.159–168.
4 So vor allem GK28, § 150m.
5 B. Duhm (1897), 24f.; H. Bobzin (1974), 87f.
6 So z.B. G. Beer (1895/97), 22; E. Dhorme (1967), 42f.; F. Horst (1968), 60, u.a.
7 Z.B. lassen G. Fohrer (1963a), 129; H. Bobzin (1974), 87f., das Verb stehen.
8 Siehe H. Bobzin (1974), 88; GK28, § 107e; Joüon, § 112dN.
9 So auch BHS nach einigen Handschriften, G und S; K. Budde (1913), 18; S.R. Driver /
G.B. Gray (1950), II 24; G. Hölscher (1952), 18; E. Würthwein (1970), 240; Anm. 58,
und H. Bobzin (1974), 89.
10 Siehe dazu unten, S. 121f. Dagegen betonen aber GK28, § 143d; E. Dhorme (1967),
44f.; F. Horst (1968), 60; M.H. Pope (1985), 36, u.a., daß w das wichtigste Wort im Ko-
lon betone.
24 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

4,7b Das Verb am Kolonende kann auch als asyndetischer Relativ-


satz gedeutet werden.11
4,10 Alle Nomina sind kollektive Singulare.
4,10b Das Verb U(fTni beendet direkt die Aussage in 10b, schließt da-
mit aber symbolisch auch die beiden Aussagen in 10a ab.12 G. Fohrer
erklärt das Verb als „verschwinden“, um die Deutung zu retten,13 die
anderen versuchen, V. 10a und b (w) zu kontrastieren.
4,12–21 Dieser ganze Abschnitt ist laut der triftigen These M. Wittes
dem Niedrigkeitsbearbeiter zuzuordnen.14 Der Einschub besteht aus
zwei Teilen, aus der Schilderung vom Erhalten des Nachtgesichts
V. 12–16 und aus der Inhaltsangabe dieser Offenbarung V. 17–21. Beide
unterscheiden sich von der Lehre des Elifas. Auffallend ist der Verweis
auf eine unmittelbare Gottesoffenbarung als Basis für die Argumentati-
on im Gegensatz zu 4,8; 5,27 und 5,17, die eindeutig von der eigenen
Erfahrung und den daraus gezogenen Konsequenzen reden. Außerdem
entspricht die Behauptung, der Mensch könne vor Gott nicht rein sein,
und die entsprechende Radikalisierung der Sünde, nicht dem Geiste
der von Elifas vertretenen theologisierten Vergeltungslehre und der
von ihm erhobenen eindeutigen Anschuldigungen (vgl. bereits die Ein-
leitung der Rede 4,6 u.a.). Ja sogar die Auslegung der ganzen ursprüng-
lichen Hiobdichtung hängt in hohem Maße von diesem Detail ab.15
Überdies sind die Verse kolometrisch uneinheitlicher als die vo-
rausgehenden (sie enthalten u.a. zwei Trikola16 V. 16 und 19, ein zu
kurzes Bikolon in V. 12a [11:15] und gleich in V. 13 ein zu langes
[17:16]). Andererseits erweist es sich zumal in V. 12–15 und 20, daß der

11 So H. Bobzin (1974), 90; ähnlich auch L. Hirzel (1852), 29.


12 So richtig K. Budde (1913), 18, und E. Dhorme (1967), 47 (!); ähnlich A. Weiser (1980),
45; G. Hölscher (1952), 18, und Dav3, § 41b.
13 G. Fohrer (1963a), 130, nach Israel Eitan.
14 Zur Redaktion zählt man auch 15,11–16 und die sog. dritte Bildadrede Hi 25 (siehe
unten, S. 38 und 66–68). Die Theorie M. Wittes (1994), 69ff. und 175ff., ist bahnbre-
chend (ihm anschließend auch O. Kaiser [2006], 12f.116, und J. van Oorschot [2007],
182–184), weil früher nur G. Hölscher (1952), 18, die Verse 4,19b–20 und G. Fohrer
(1963a), 131, und F. Hesse (1978), 51, die Verse 4,16aα1.19bβ gestrichen haben, aber
keiner den Charakter des ganzen Abschnitts als Interpolation erkannt hat. Dagegen
hat N.H. Tur-Sinai (1981), 88ff., vorgeschlagen, ihn als Teil einer Hiobrede, sei es der
c. 3 oder 9, zu verstehen (ähnlich H.L. Ginsberg [1969], 102–107, und G.V. Smith
[1990] zu c. 3), und E. Würthwein (1970), 234ff., hat gewisse Bedenken erhoben.
J. Vermeylen (1994), 108ff., streicht 4,12–5,1. Viele haben ein fehlendes Kolon oder
Umstellungen vermutet.
15 Siehe dazu unten, S. 210f., bes. Anm. 286, und S. 230f., Anm. 408, und vgl. unten,
S. 280ff.
16 Trikola fehlen vermutlich in der ganzen ursprünglichen Hiobdichtung; siehe unten,
S. 89.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 25

Abschnitt vom Wortschatz der ZR (vgl. z.B. 20,8), von dem des Hi 25
(vgl. V. 4–6) und vor allem von dem der sekundären Elihurede Hi 33f.
abhängig ist. Stilistisch zeichnen sich V. 12–21 durch zahlreiche die
Kola eröffnenden Alliterationen (V. 13.14b.15a.16 und 19f.), die Vorlie-
be für Präpositionen wie z.B. }im (V. 12.13.17.20)17 und eine inkonsequen-
te Verwendung der Kopula (besonders w-Apodosis in V. 12a18) aus. Da-
rüber hinaus ist V. 12 den Kola 4,2a und 4,11b nachgebildet (vgl. die
Wendung rbd yal) " :w und U-Laut am Ende von V. 12b19), ganz zu schwei-
gen von der Tatsache, daß der Ergänzer sich durch den Verweis auf das
Reden (rfbfD in V. 12a) den Einleitungsformeln der Freundesreden gut
anzupassen meint.20 Die Frage, ob sich in diesem von Gedankensprün-
gen nicht freien Abschnitt mehrere Redaktorenhände nachweisen las-
sen (vgl. z.B. V. 13 oder die mögliche Zitation in V. 17), muß vorerst
offen bleiben. Richtig ist auch die Wahrnehmung H. Bobzins, daß man
in V. 21 den Eindruck von Poesie verliert und deswegen V. 21 schwie-
rig zu übersetzen ist.21
4,14b Statt bor (wörtlich „die Menge“) ist auch byir, „Zittern“, vorge-
schlagen worden.22 Mit G. Fohrer ist die Verbesserung nicht nötig.23
4,15b In M sind sowohl tarA(& a als auch r"Ms
a T
: sing. G. Fohrer möchte
tr(& als plur. vokalisieren,24 von uns wird das Wort aber einfach als
collectivum verstanden25. H. Bobzin schlägt wegen des Tempus-Prob-
lems in V. 15a und b vor, in b hfr(f &
: , „Schaudern“, statt tar(a &
A zu lesen.26
4,16a G. Fohrer und F. Hesse möchten Uh")r : m
a ryiK)
a -)olw: als Glosse
streichen, G. Beer dagegen das zweite Kolon.27 Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß es sich in V. 16aα um eine tertiäre Glosse handelt. E. Dhorme
vermutet, in V. 16aα sei das Subjekt von dom(A ya verloren gegangen.28 Wir

17 Insgesamt ist sie in diesem Abschnitt in zehn Versen sechsmal, in der ursprüngli-
chen ER 4,2–11; 5,1f.6–8.18–21.23–27 mit insgesamt 32 Versen nur zehnmal vertreten.
18 So M. Witte (1994), 70.
19 Trotz des durchgehenden U-Lauts am Ende von 4,7–11 (siehe unten, S. 136f.), kann
4,12 inhaltlich auf keinen Fall an den vorhergehenden Abschnitt angeschlossen wer-
den.
20 Zu den Einleitungen der Freundesreden und zum Wortschatz siehe unten,
S. 122f.151f.
21 H. Bobzin (1974), 95. Zur Frage siehe GK28, § 150m. Zu den weiteren Besonderheiten
im ganzen Abschnitt siehe M. Witte (1994), 69ff.
22 G.R. Driver (1955), 73; BHS.
23 G. Fohrer (1963a), 130.
24 A.a.O.
25 Etwa wie Dav3, § 14; N.C. Habel (1985), 115, und M. Köhlmoos (1999), 183, Anm. 12.
26 H. Bobzin (1974), 93. Vgl. auch G. Beer (1895/97), 25f., und E. Dhorme (1967), 50f.
27 G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51; G. Beer (1895/97), 25f.
28 E. Dhorme (1967), 51f.; ähnlich G. Hölscher (1952), 18.
26 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

gehen davon aus, daß hier ein sekundäres Trikolon und in V. 16aα ein
Schaltsatz vorliegt.
4,16b Wörtlich: „Eine Stille und eine Stimme hörte ich“.
4,18a Die Interjektion }"h kann auch als „wenn“ übersetzt werden.29
4,18b BHS schlägt hflp: T i , „Anstößiges“, oder hflTf ah, „Irrtum“ (aus
llt30) und N.C. Habel mit anderen hfLh i T
: , „praise“, statt hflhF fT vor31.
G. Fohrer bleibt bei diesem Hapaxlegomenon. Das Wort könnte aber
32

mit E. Dhorme und L.L. Grabbe aus llh, „verrückt sein, über die Gren-
ze gehen“, hergeleitet werden.33
4,19a K. Budde und E. Dhorme setzen hier yiK-va) (wie in Hi 9,14;
25,6) voraus.34
4,19b Es wäre auch möglich, mit G. Fohrer und F. Hesse in V. 19bβ
eine Glosse zu vermuten, weil V. 20 sonst den Gedankengang gut fort-
setzt.35
4,20b In M steht die verdächtige Wendung {yi&m " yil:Bm
i , „ehe man es
bemerkt“. BHS schlägt metri causa und nach M. Dahood richtig vor, ein
{"$ yilB
: m
i zu lesen.36
4,21a BHS und F. Horst schlagen {OYaB statt {fB vor: „werden nicht ih-
re Zeltstricke ausgerissen am Tage“.37 Die Änderung ist aber nicht nö-
tig, weil hier eine schlichte Wiederholung des Suffixes vorliegt.38
4,21b Wörtlich „und ohne Wissen“.
5,3–5 Diese Strophe ist nachträglich durch die textkritisch sehr
schwierigen V. 3–5 erweitert worden.39 Es ist nahezu unmöglich, in

29 Siehe unten, S. 68.


30 G. Beer (1895/97), 27.
31 N.C. Habel (1985), 117.
32 G. Fohrer (1963a), 131.
33 E. Dhorme (1967), 53; L.L. Grabbe (1977), 41ff.,
34 K. Budde (1913), 20; E. Dhorme (1967), 53.
35 G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51. Dagegen hält G. Hölscher (1952), 18,
V. 19bβ zusammen mit V. 20 für eine Randbemerkung. K. Budde (1913), 20, würde
das dritte Versglied lieber an V. 20 anknüpfen.
36 So auch G. Fohrer (1963a), 131; M.H. Pope (1985), 38, und N.C. Habel (1985), 116.
37 F. Horst (1968), 16.
38 So K. Budde (1913), 20; vgl. G. Fohrer (1963a), 131. E. Dhorme (1967), 55ff., stellt
V. 21a zwischen 5,5a und b um. Zum Fragesatz vgl. GK28, § 150m.
39 Die textkritischen und poetologischen Schwierigkeiten haben zu einer Reihe von
Theorien geführt. Eine der interessantesten findet sich bei E. Dhorme (1967), 56–63,
der hier zahlreiche Umstellungen vornimmt: 4,21b.5,2–5b.4,21a.5,5c–7.1.8 usw. Alle
drei Verse hat erst O. Kaiser (2006), 13, für sekundär erklärt. G. Hölscher (1952), 18f.,
streicht V. 4 und 5aβ, weil V. 5 direkt V. 3 fortsetze. BHS, B. Duhm (1897), 31;
P. Volz, (1921), 30f.; G. Fohrer (1963a), 132, und F. Hesse (1978), 51, streichen V. 5aβ
als unnütze Dublette und G. Fohrer darüber hinaus in V. 4b ra(< a b
a , um die Verslänge
in Grenzen zu halten.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 27

diesen Versen einen ursprünglichen Kern zu entdecken, obwohl hier


einmal ein inhaltlich und stilistisch-poetologisch passender Vers ge-
standen haben könnte. Jedenfalls dürfte hier primär weder ein Trikolon
noch ein kolometrisches Ungleichgewicht vorgelegen haben, was aber
entsprechend in V. 5 (dreigliedrig) und in V. 3f. (17:13 und 13:18) der
Fall ist. Inhaltlich bildet yityi)r f -yin)
A in V. 3 eine überflüssige Wiederho-
lung von 4,8, wobei noch das Wort yin) A charakteristisch für die HR
(zwölfmal in c. 6f.*; 9*; 13* usw.), aber nicht so sehr für die Freundesre-
den ist.40 Ähnlich unnötig verdoppelt das im Hiobbuch nur hier begeg-
nende Wort lyiw) E in V. 3 den V. 2. Die Wendung lyiCam }y")w: in V. 4b wirkt
wie eine stereotype, direkt aus den Psalmen übernommene Äuße-
rung.41 Die Konjunktion re$) A am Anfang von V. 5 ist ebenfalls nicht
überzeugend, weil nicht kennzeichnend für die Freundesreden. Außer-
dem treten V. 3–5 störend zwischen V. 1f. und 6f., in denen jeweils die
Aussage des Vordersatzes mit den mit yiK eingeleiteten Sätzen fortge-
setzt wird.42 Sie sind zudem wegen der maßgeblichen )- und (-Allite-
ration aus einem Guß.43 Ebenfalls paßt die allumfassende Vorliebe des
Verfassers der V. 3–5 für die maskulinen Formen der Substantive nicht
mit V. 1f. und 6f. zusammen.44
5,3b BHS und F. Horst schlagen statt bOQe)fw vor r"q(f "Ywa , „wird zer-
stört“. K. Budde plädiert für d"qfPYi wa , „stand leer“; G. Hölscher, G. Fohrer
und H. Bobzin für baqr : Yi wa , „verfiel“.45 Wir lassen aber den Text mit
E. Dhorme unverändert, weil bei den kürzeren Ergänzungen die
Grundsätze der Redaktoren nicht mehr nachvollzogen werden kön-
nen.46
5,5a Statt Oryic:q lies Ur:cfq.47
Der Vers ist verdorben, so daß z.B. F. Horst, A. Weiser und H. Bob-
zin V. 5aβ sogar nicht mehr zu übersetzen versuchen.48 Wir schließen

40 Siehe unten, S. 119.


41 Ähnlich E. Dhorme (1967), 59.
42 Zumal die Konjunktion yiK in den ER eine besonders wichtige Rolle spielt; siehe
unten, S. 117.
43 Siehe unten, S. 120, Anm. 243. Daher hat man Umstellungen versucht; vgl. E. Dhor-
me (1967), 62f., der V. 1 nach V. 7 umstellt.
44 Vgl. unten, S. 99.
45 F. Horst (1968), 61; K. Budde (1913), 21; G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a),
132; H. Bobzin (1974), 97.
46 E. Dhorme (1967), 58; vgl. N.C. Habel (1985), 117; J. E. Hartley (1988), 115, Anm. 4.
47 So BHS; G. Beer (1895/97), 30; K. Budde (1913), 21; E. Dhorme (1967), 59f.;
S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 28; G. Fohrer (1963a), 132; F. Horst (1968), 61;
A. de Wilde (1981), 111. Dagegen G. Hölscher (1952), 19, in sing.
48 F. Horst (1968), 61f.; A. Weiser (1980), 45; H. Bobzin (1974), 98.
28 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

uns der Konjektur von E. Dhorme an, der {yinuPc : m


a , „hiding places“, statt
{yiNC
i m
i liest.49
5,5b Der Text ist erneut verdorben. Sollte der Ergänzer noch den
Parallelismus eingehalten haben, dann lies nach Aquila, Symmachus, S
und V und mit neueren Exegeten statt {yiMc a , „Fallstricke“50 (nur noch in
BR 18,9), )"mc f oder {yi)m
" c
: , weil es mit V. 5aα übereinstimmt.
5,7a Lies mit BHS und den Kommentatoren dilOy statt dfLUy wegen
des gedanklichen Zusammenhangs der ER und des Hifils in V. 7b.51
5,8b Die Vermutung G. Fohrers, daß hier ursprünglich yaD$ a gestan-
den hat,52 oder die von F. Horst (wyfl) e ),53 müssen in Betracht gezogen
werden, weil {yihol) E in den Freundesreden kaum begegnet (vgl. ZR
20,29). Andererseits haben wir es hier mit der auffallend schönen )-
Alliteration zu tun, die höchstwahrscheinlich ursprünglich ist.54
5,9–16 Dieser umfangreiche Hymnus paßt nicht in den Rahmen der
ER bzw. der Freundesreden überhaupt. Er umfaßt acht Verse, denen
von derselben Hand oder später V. 17 hinzugefügt worden ist.55 Der
Hymnus56 gliedert sich inhaltlich und stilistisch in drei Teile, von denen
der erste (V. 9–10) durch eine Reihe von charakteristischen Partizipien
eingeführte Abschnitt einleitend die unzähligen Wunder Gottes preist
und der zweite das für die ganze Rede relevante Thema des Heils der

49 E. Dhorme (1967), 60; vgl. BHS, N.H. Tur-Sinai (1981), 95f., und M. Witte (1994), 72.
50 BHS; G. Beer (1895/97), 30; E. Dhorme (1967), 59f.; G. Hölscher (1952), 19; A. Weiser
(1980), 45; F. Horst (1968), 62; H. Bobzin (1974), 98; N.C. Habel (1985), 117, u.a.
51 Vgl. G. Beer (1895/97), 31; F. Baethgen (1898), 12; K. Budde (1913), 22; E. Dhorme
(1967), 61; H. Masing (1931), 38; H.W. Hertzberg (1949), 27.32; G. Hölscher (1952), 19;
S. Terrien (1963), 74f.; H.H. Rowley (1980), 53; A. Weiser (1980), 45; J. Lévêque (1970),
247f.; E. Würthwein (1970), 227; H. Bobzin (1974), 99; R. Gordis (1978), 35; A. de Wil-
de (1981), 111; J.E. Hartley (1988), 116, und O. Kaiser (2006), 14. Dagegen sind aber
auch viele, wie G. Fohrer (1963a), 132.148; H.-J. Hermisson (1998a), 287; G. Fuchs
(1993), 93f.; M. Köhlmoos (1999), 185.228; A. Scherer (2008), 55f. Diese unbestritten
wichtige Konjektur wird unten, S. 210 (Anm. 286!), auch theologisch begründet.
52 G. Fohrer (1963a), 132; vgl. G; M.H. Pope (1985), 43, und M. Witte (1994), 93.
53 F. Horst (1968), 62.
54 Zu den Klangfiguren siehe unten, S. 130f., und zu den Gottesbezeichnungen, S. 203f.
55 Nach der Mehrheit der Exegeten werden V. 8–16 als eine Strophe und V. 17 als
Anfang der nächsten Strophe behandelt. Wegen der stilistischen und inhaltlichen
Disharmonien wird V. 10 öfters als einziger Vers ausgesondert, so P. Volz (1921), 31;
G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a), 132; H. Bobzin (1974), 100; F. Hesse (1978),
52, und M. Witte (1994), 72. F. Horst (1968), 64, äußert aufgrund von Strophik und
Inhalt, der „ohne alle Beziehungen zum Fall Hiobs ist“, den Verdacht, daß 5,10.12–16
sekundär sein könnten, streicht sie am Ende aber nicht. Erst O. Kaiser (2006), 13f.,
streicht den Hymnus.
56 Zu den Hymnen im Psalter u.a. siehe F. Crüsemann (1969), 19–154, und H. Gunkel /
J. Begrich (1985), 32–93.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 29

Niedrigen und der Vernichtung der Listigen in V. 11–14 erörtert. In der


dritten Unterstrophe (V. 15f.) hebt der Verfasser refrainmäßig erneut
die Hoffnung der Armen hervor. Durch die Partizipien knüpft der
Hymnus zwar schön an das Subjekt Gott in V. 8 an und verleiht dem
Abschnitt die Gestalt eines Kommentars, wird aber durch dieselben
acht aneinandergereihten Partizipien stilistisch zu einer Ausnahme in
den Freundesreden. Außerdem ist das Partizip am Anfang von V. 10a
durch den Artikel determiniert und wird dadurch zu einer absoluten
Ausnahme in den Freundesreden.57 Auch der Infinitiv in V. 11 wäre
keinesfalls charakteristisch für die ursprüngliche Dichtung. Neben den
zahlreichen stilistischen Merkmalen in V. 9f. weist der Hymnus eine
Reihe von ihn von der übrigen Rede abgrenzenden Reimen und Allite-
rationen auf, so z.B. {- am Ende der Verse 11a.12a.13a.14b.15a und
mehrmals innerhalb der Verse sowie die Kopula jeweils am Anfang der
Zeilen in V. 15f.58 Darüber hinaus fallen V. 9–16 durch drei weitere
Disharmonien gegenüber der ursprünglichen ER auf: Es sind keine
rhetorischen Figuren oder Formeln wie Interjektionen, Konjunktionen
oder Fragewörter zu sehen, die jedoch immer die zwei- bis maximal
fünfversigen Abschnitte charakterisieren sollten.59 Im Strophenbau
dürften wir im Rahmen dieser Rede vier- oder fünfversige Strophen er-
warten, was aber wenigstens in der heutigen Gestalt des Hymnus nicht
nachweisbar ist. Das kolometrische Schema der Passage ist in hohem
Maße unruhig, weil drei Kola (V. 10b.12b.14b) mit ihren 17 und 19 Kon-
sonanten unbegründet lang sind, während dagegen die Verse 15f. eine
anormale Kürze zeigen (13:12 + 11:12).60
Wendet man sich dem Wortschatz und den inhaltlichen Tendenzen
des Abschnitts zu, um nach der Herkunft dieser Erweiterung zu fragen,
ist folgendes festzustellen:
1.) V. 9 wiederholt sich wortwörtlich in dem von M. Witte der Ge-
rechtigkeitsredaktion zugeschriebenen61 Vers Hi 9,10, wo er sich in
einem die Schöpfermacht Gottes beschreibenden hymnischen Absatz
9,2–14 befindet.
2.) Akzeptiert man die These M. Wittes über das Vorliegen einer
Gerechtigkeitsredaktion und sieht man sich dann die längeren Beleg-
stellen in 9,2–14; 12,4–6; 24,5–8.13–25; 27,7–10.13–2362 näher an, befindet
man sich in einem Begriffsfeld, das so sehr dem des Hymnus in 5,9–16

57 Alle Kommentatoren heben es hervor. Vgl. zum Satzbau unten, S. 109f.


58 Vgl. unten, S. 121f. und 136f.
59 Besonders die in den ER geliebte yiK; siehe unten, S. 117.
60 Vgl. unten, S. 89–91.
61 Siehe M. Witte (1994), 183ff.
62 M. Witte (1994), 183ff.192.
30 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

ähnelt, daß die oben hervorgehobene Parallele von 5,9 und 9,10 keine
Überraschung mehr bietet. Da der Redaktor viel mit Tag und Nacht
bzw. mit Licht und Finsternis spielt, begegnen {fmOy63, |e$ox und hfly: l a aus
V. 14 in 24,14.16, das letzte weiterhin in 27,20. Das im Hiobbuch nur
zweimal benutzte Verb jpq aus V. 16 trifft man in 24,24, des letzten
Subjekt aus demselben Satz – die Bosheit, hflO(, – in 24,20; das Verb rrp
für Vernichtung in V. 12 kehrt in 40,8 zurück; dem Negativen werden
die Niedrigen ({yilpf $ : in V. 1164), die Armen (}Oy:b)
e in V. 15) und die
Hoffnung (hfw:qT i in V. 16) entgegengesetzt (entsprechend in 40,11 als
Verb; 24,14 und 27,8). Darüber hinaus besitzt die Wurzel {kx in der
ursprünglichen Hiobdichtung eine besondere Bedeutung und erweist
sich in den Redaktionen als überflüssig.65 Die weiteren aus 5,9–16 be-
kannten Wörter wie {y& (V. 11, vgl. 40,14), {Orfm (V. 11, vgl. 31,2), ($y
(V. 11.15, vgl. 24,15.2866) und hyh (V. 16, vgl. 12,4; 24,13.14; 27,7) begeg-
nen beim Gerechtigkeitsredaktor.
3.) Mithin liegt die Vermutung nahe, daß V. 9–16 aus der Hand des
Gerechtigkeitsredaktors stammen. Daß viele Begriffe wie hfmr : (f , rhm,
ltp (alle V. 13) und $gp (V. 14) innerhalb des Hiobbuches Hapaxlego-
mena sind, verstärkt den Eindruck.
4.) Einige Überschneidungen liegen mit c. 12 vor: Die Wörter {iym a ,
jer)e und xl$ aus V. 10 befinden sich alle drei in 12,15; day h&( aus V. 12
in 12,9; hfY$
i UT ebenfalls aus V. 12 in 12,16; das Wort hfc"( und die Wurzel
{kx aus V. 13 in 12,13; und der Sinn des V. 14 zusammen mit den Wör-
tern $$m und |e$ox in 12,25. Der größte Teil dieses Kapitels wird von
M. Witte (12,7–25) und O. Kaiser (12,3b–25) der Majestätsredaktion
zugeordnet.67 Wenn man noch das Verb ($y (V. 11.15) und das Nomen
hfY$
i UT (V. 12) in 26,2f. ebenfalls als Produkt des Majestätsredaktors wie-
derkehren sieht, wird die Herkunftsfrage des Hymnus 5,9–16 kompli-
zierter. Trotzdem ist sie mit der These M. Wittes, daß die Gerechtig-
keitsredaktion auf die der Majestätsredaktion zurückblickt und ihr
sogar eine neue Dimension verleiht, in dem sie 12,7–25 mit einer Einlei-

63 In der Hiobdichtung überhaupt nur zweimal.


64 In der Hiobdichtung nur noch in ER 22,29 (als Verb und zusammen mit ($y, vgl.
5,11). Die Abhängigkeit des Gerechtigkeitsredaktors von oder die Ähnlichkeit mit
den die Gerechten und Gottlosen gegenüberstellenden Zusammenfassungen der
Freundesreden ist inhaltlich verständlich. Die anderen naheliegenden Beispiele sind
ZR 20,29 und Hi 27,13.
65 Nur HR 13,5 (hfmk: x
f ); ER 15,2 ({fkx
f ); 15,8 (hfmk: x
f ) und GR 38,36f. (hfmk: x
f ) gelten als sicher.
Dagegen begegnet die Wurzel sekundär in 4,21; 5,13; 9,4; 12,2(?).12f.; 15,18; 17,10(?);
26,3; viermal in c. 28; 39,17 und achtmal in den Elihureden. Zur programmatischen
Rolle siehe unten, S. 284.291 und Anm. 87.
66 Zu ER 22,29 siehe oben, Anm. 64. Merke das Verb auch im sekundären Vers 5,4.
67 Siehe M. Witte (1994), 179ff.; O. Kaiser (2006), 25f.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 31

tung (V. 4–6) versehen hat,68 auch gleich beantwortet, weil nämlich so
die begrifflichen Querbeziehungen und die gleichzeitige inhaltliche
Uneinigkeit erklärbar wären. Darüber hinaus läßt sich die Tendenz der
Majestätsredaktion, Hiob gegenüber den Freunden mit seiner Gottes-
furcht zu rechtfertigen, nicht mit der der Freunde in Einklang bringen,
sehr wohl aber mit der Tendenz der Gerechtigkeitsredaktion.69
5,15a {ehyiPim berx
e m
" ist sinnlos. Wegen des Parallelismus70 sollten wir
entweder {ehyiPm i bfrx F m
f , „den ruinierten Mann vor ihrem Munde“,71
{otyf {fB:rx
a m
" , „aus ihrem Rachen die Waise“,72 oder {yiy+ f P: , „simple ones“,73
lesen.
5,17 Nach dem Einschub des Hymnus und der gewaltsamen Tren-
nung der vermutlich ursprünglich zusammengehörenden Verse 8 und
18–21 mußten nun V. 18–21 mit einer neuen Einleitung versehen wer-
den. Durch den Makarismus $OnE) y"r$ : )
a in V. 17 wird also die Rede mit
neuer Kraft über die Zurechtweisung (xky Hif. und rasUm) Gottes fortge-
setzt. Gegen die Ursprünglichkeit dieses Bikolons in der Hiobdichtung
sprechen folgende Tatsachen: Es weist eine extreme kolometrische
Überlänge auf (21:14), die auch nach der Entfernung der Interjektion
h"Nih nicht wesentlich besser aussieht (18:14), obwohl die Kommentato-
ren oft so verfahren.74 Der Makarismus ist im Hiobbuch ein Hapaxlego-
menon, der mit dem folgenden H a OlE) vermutlich auch die )-Alliteration
aus V. 8 nachbilden will. Die Zurechtweisung Gottes in V. 17 stimmt
mit den Gedanken der Gerechtigkeitsredaktion überein, zumal die Ter-
minologie es zuläßt: Das Paar H a OlE) und yaD$a zusammen mit dem Verb
xky75 kommt in 40,2 wieder vor; der Aramaismus $OnE)76 gehört nicht

68 M. Witte, a.a.O., 188.


69 Vgl. z.B. 5,14 und 12,25, wo $$m und |e$ox vorkommen, die sich aber durch das im
Hiobbuch sehr seltene adverbiale {fmOy in 5,14 unterscheiden (wiederum bei der Ge-
rechtigkeitsredaktion in 24,16 vorhanden) – d.h. die Gerechtigkeitsredaktion hat den
Gedanken der Majestätsredaktion übernommen, aber in ihrem eigenen Kontext ver-
wendet.
70 In V. 13.14.16 ist er ja vorhanden.
71 E. Dhorme (1967), 66f.; G. Hölscher (1952), 20.
72 K. Budde (1913), 23; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 32.
73 M.H. Pope (1985), 44.
74 So G. Beer (1895/97), 33; N. Peters (1928), 47; G. Hölscher (1952), 20; G. Fohrer
(1963a), 132; A. Weiser (1980), 46, und F. Hesse (1978), 52. Die Streichung von h"Nh i
oder die Annahme der rhetorischen Figur ohne Rücksicht auf Kolonlänge (vgl. aber
N.C. Habel [1985], 117) ist vor dem Hintergrund der sekundären Prägung eine Ge-
schmacksfrage, weil uns die Kriterien für solche Entscheidung fehlen.
75 Das Verb wird zweimal in 13,3 und 16,21 (vgl. ebenfalls h a OlE) und yaD$
a ) auch in den
HR benutzt, aber in anderem Kontext. Die Wörter h a OlE) und yaD$ a stellen bei der Ge-
rechtigkeitsredaktion keine Ausnahme dar.
76 M. Wagner (1966), 26.
32 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

zum Grundbestand der Freundesreden, auffallend ist er aber in 9,2,


viermal bei der Niedrigkeitsredaktion (4,17; 15,14; 25,4.6) und viermal
bei Elihu; rasUm kommt zwar ursprünglich in 20,3 vor, wird aber noch in
12,18 und zweimal bei Elihu benutzt. Mithin ist V. 17 gewiß ein späte-
rer Zusatz. Die Herkunft aus der Zeit der Gerechtigkeitsredaktion ist
dabei nicht ausgeschlossen.77 Daß aber V. 8 und 18–21 ohne V. 9–17*
nichts verlören, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnt.
5,18a Wenn V. 17 ursprünglich wäre, würde die Meinung H. Bob-
zins, daß yiK die Voraussetzung für V. 19 ist, richtig sein.78 Weil V. 17
aber ausfällt und V. 8 unmittelbar dem V. 18 vorangestellt ist, begrün-
det yiK den V. 8.79
5,18b Lies mit vielen Versionen wyfdyf w: .
5,20a Das Perfekt in Bedeutung der vollkommenen Gewißheit des
Geschehens in der Zukunft.80
5,20b Wörtlich: „aus der Hand des Schwertes“.
5,21a Der Vorschlag von BHS und K. Budde, +U$:B statt +O$:B zu le-
sen, ist zu erwägen.81 Daß vorne die Präposition }im gestanden hat (ob-
wohl so Ms, G, S, V und viele Kommentatoren), ist wegen V. 19a.20a
nicht sicher.
5,21b Wörtlich: „und brauchst dich nicht vor Verwüstung zu fürch-
ten, wenn sie kommt.“
5,22 Wie breit angenommen, handelt es sich bei V. 22 erneut um ei-
ne spätere Ergänzung.82 Thematisch liegt in ihr eine überflüssige und
ungewöhnlicherweise mit der Präposition l : eingeleitete83 Doppelzusa-
ge zu V. 20f. und 23 vor (vgl. do$, )fryiT und }fpKf , „Hunger“, mit V. 20f.
und jer) f h
f taYx
a mit her>
f ah taYax in V. 23). Ein Wort gibt uns auch diesmal
Auskunft über den vermutlichen Verfasser dieser Glosse, nämlich der
Aramaismus }fpfK,84 der im Alten Testament nur dreimal begegnet, außer

77 O. Kaiser (2006), 14, rechnet ihn zum Gerechtigkeitsbearbeiter.


78 H. Bobzin (1974), 103f.
79 Siehe unten, S. 103f.
80 Vgl. GK28, § 106n; Dav3, § 416; E. Dhorme (1967), 69; G. Fohrer (1963a), 133, und
J.E. Hartley (1988), 123, Anm. 4.
81 K. Budde (1913), 24.
82 So K. Budde (1913), 24; P. Volz (1921), 31; G. Hölscher (1952), 20; G. Fohrer (1963a),
133; F. Horst (1968), 59; H. Bobzin (1974), 105; F. Hesse (1978), 52; M. Witte (1994), 73;
M. Köhlmoos (1999), 186, Anm. 8; A. Scherer (2005), 297; (2008), 65, und O. Kaiser
(2006), 14. G. Beer (1895/97), 34, würde V. 22f. streichen.
83 Am Anfang der Zeile ist die Präposition l : insgesamt nur zweimal in den Freundes-
reden und in ganz besonderer Position belegt, nämlich am Anfang der Rede in ZR
20,2a und ER 22,2a.
84 E. Kautzsch (1902), 43; M. Wagner (1966), 66.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 33

Hi 5,22 in Ez 17,7 und Hi 30,3. Die letzte Stelle ist laut M. Witte und
O. Kaiser ein Produkt der Gerechtigkeitsredaktion.85
5,23a Der Überlänge wegen streichen G. Fohrer und F. Hesse den
yiK,86 der V. 23 eröffnet aber eine neue Strophe und so sind 17 Konsonan-
ten hier keine Ausnahme.87
5,26 H. Bobzin muß Recht gegeben werden, wenn er V. 26 von
yiK Tf (: d
a yf :w am Anfang von V. 25 für abhängig hält.88
5,26a Das Wort xalke b : bietet Deutungsschwierigkeiten, muß aber in-
haltlich das hohe Alter bedeuten.89
5,27b Der in M stehende Imperativ hfN(e m f $
: könnte mit G, S, T und
mehreren Kommentatoren besser punktiert werden: h f nu A(m
a $
: .90

1.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15)

1.2.1. Kolometrie91

1 wycn 'lypz htymny wy'mr 20


IA 2a hhkm ycnh dct rwh 14
2b wyml' qdym btnw 13
3a hwkh bdbr l' yskwn 15
3b wmlym l' ywcyl bm 14
B 4a 'p 'th tpr yr'h 12
4b wtgrc śyhh lpny 'l 15
5a ky y'lp cwnk pyk 13
5b wtbhr lšwn crwmym 15
6a yršyck pyk wl' 'ny 15
6b wśptyk ycnw bk 12

IIA 7a hr'yšwn 'dm twld 14


7b wlpny gbcwt hwllt 15

85 M. Witte (1994), 183f.; O. Kaiser (2006), 53.


86 G. Fohrer (1963a), 133, und F. Hesse (1978), 52.
87 Vgl. auch V. 27 (17:13) und zu den kolometrischen Regeln unten, S. 90f.
88 H. Bobzin (1974), 106f.
89 Vgl. A. Dillmann (1891), 47f.; E. Dhorme (1967), 73 (aus hlk, „to be completed“, oder
aus llk, „to be whole, perfected“); S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 33 (verwandt mit
einer arabischen Wurzel KLH); L.L. Grabbe (1977), 43ff. (xlk als Variante zu xlq, also
„old age“).
90 Siehe die Begründung von G. Fohrer (1963a), 134; vgl. G. Beer (1895/97), 35.
91 Siehe oben, Anm. 1.
34 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

8a hbswd 'lwh tšmc 13


8b wtgrc 'lyk hkmh 13
B 9a mh ydct wl' ndc 12
9b tbyn wl' cmnw hw' 14
10a gm śb gm yšyš bnw 13
10b kbyr m'byk ymym 13
11a hmct mmk tnhmwt 'l 15
11b wdbr l't cmk 10
12a mh yqhk lbk 9
12b wmh yrzmwn cynyk 14/13
13a ky tšyb 'l 'l rwhk 14
13b whs't mpyk mlyn 13
14a mh 'nwš ky yzkh 12
14b wky ysdq ylwd 'šh 14
15a hn bqdšw l' y'myn 14
15b wšmym l' zkw bcynyw 16
16a 'p ky ntcb wn'lh 13
16b 'yš šth kmym cwlh 14
17a [...]* 'hwk šmc ly 9[+n](9)
17b wzh hzyty w'sprh 14
18a 'šr hkmym ygydw 13
18b wl' khdw m'bwtm 13
19a lhm lbdm ntnh h'rs 15
19b wl' cbr zr btwkm 13

IIIA 20a kl ymy ršc hw' mthwll 17


20b wmspr šnym nspnw lw* 16(19) (L: lcrys)
21a qwl phdym b'znyw 14
21b bšlwm šwdd ybw'nw 15
B 22a l' y'myn šwb mny hšk 16
22b wspw hw' 'ly hrb 13
23a ndd hw' llhm 'yh 13
23b ydc ky nkwn pydw <...>* 13(19) (L: bydw ywm hšk)
24a [ywm hšk]* ybcthw <...>* 12(14) (L: + sr wmswqh)
24b [sr wmswqh]* ttqphw <kmlk 14(20)
c tyd lkydwr>*

IVA 25a ky nth 'l 'l ydw 12


25b w'l šdy ytgbr 11
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 35

26a yrws 'lyw bsw'r 13


26b bcby gby mgnyw 12
B 27a ky ksh pnyw bhlb<w>* 13(14)
27b wycś pymh cly ksl 14
28a wyškwn crym nkhdwt 16
28b btym l' yšbw lmw 13
'šr htctdw lglym 14
29a l' y šr wl' yqwm hylw
c 17
29b wl' yth l'rs slmw* 14 (L: mnlm)

30a l' yswr mny hšk 12


VA 30b ynqtw tybš šlhbt 14
wyscr brwh prhw* 13(12) (L: wyswr ... pyw)
31a 'l y'mn bšw[']* ntch 14(13)
31b ky šw' thyh <tmwrtw>* 9(15)
32a [zmwrtw]* bl' ywmw tml<'>* 16(10)
32b wkptw l' rcnnh 12
33a yhms kgpn bsrw 12
33b wyšl(y)k* kzyt nstw 13/14(13)
B 34a ky cdt hnp glmwd 13
34b w'š 'klh 'hly šhd 14
35a hrh cml wyld 'wn 13
35b wbtnm tkyn mrmh 13

1.2.2. Übersetzung

1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:


IA 2a Antwortet ein Weiser mit windigem Wissen
2b und füllt er seinen Bauch mit Ostwind,
3a rechtend mit Worten, die nichts nützen,
3b und Reden, die nicht helfen?
B 4a Wirst du sogar die Gottesfurcht* zerbrechen,
4b die Andacht vor El schmälern?*
5a Wenn es deine Schuld ist, die deinen Mund belehrt*
5b und du die Zunge der Listigen* wählen willst,
6a möge dein eigener Mund dich verurteilen und nicht ich,
6b und deine Lippen gegen dich zeugen.

IIA 7a Wurdest du als der erste Mensch geboren,


7b und vor den Hügeln zur Welt gebracht?
36 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

8a Hast du im heimlichen Rat Gottes zugehört


8b und Weisheit an dich gerissen?
B 9a Was weißt du, was wir nicht wissen,
9b was verstehst du, was nicht schon bei uns wäre?
10a Auch ein Ergrauter, auch ein Greis ist unter uns,
10b reicher an Tagen als dein Vater.
11a* Sind dir die Tröstungen Els zu gering,
11b und ein Wort, das sanft mit dir umgeht?
12a Was reißt dein Herz dich fort,
12b und warum winken deine Augen so*,
13a daß du deinen Zorn* gegen El richtest
13b und Worte aus deinem Munde hervorbringst?

14a Was ist der Mensch, daß er rein wäre,


14b und recht hätte, der vom Weibe geboren?
15a Siehe*, sogar seinen Heiligen traut er nicht;
15b und die Himmel sind nicht rein vor seinen Augen,
16a wieviel weniger ein Abscheulicher und Verdorbener,
16b ein Mann, der Unrecht wie Wasser trinkt.
17a [...] ich will zu dir reden*, hör mich an!
17b Was ich geschaut habe, will ich erzählen!*
18a* Was die Weisen verkünden,
18b was ihnen* ihre Väter nicht verhehlt haben,
19a denen allein das Land gegeben war,
19b und kein Fremder zog unter ihnen umher.

IIIA 20a Tagtäglich* leidet der Gottlose Qualen,


20b und durch viele Jahre, die für ihn* aufgespart.
21a Schreckenslaute sind in seinen Ohren,
21b zur Friedenszeit kommt der Verwüster über ihn.
B 22a Er glaubt nicht, aus dem Dunkel zurückzukehren,
22b er ist bestimmt* für das Schwert.
23a Hingeworfen ist* er zum Fraß des Habichts*,
23b er weiß, daß sein Untergang* bereit ist <...>.*
24a [Ein Tag des Dunkels]* erschreckt ihn <...>*,
24b [Not und Bedrängnis]* packen ihn <wie ein König,
der für den Angriff bereit ist>*.

IVA 25a *Denn er hat seine Hand gegen El gereckt,


25b sich gegen Schaddai erhoben,
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 37

26a er lief mit hartem Nacken gegen Ihn,


26b mit dicken Buckeln seiner Schilde.
B 27a *Weil er sein Gesicht mit Fett* bedeckte
27b und Schmer auf den Lenden tat,
28a die zerstörten Städte bewohnte,
28b Häuser, in denen man nicht mehr wohnt,
– *die bestimmt sind zu Steinhaufen –,
29a bleibt er nicht reich und sein Gut nicht bestehen,
29b sein Schatten* breitet sich nicht über dem Lande aus.

30a* Er wird der Finsternis nicht entrinnen;


VA 30b seinen Sproß verdorrt die Flamme,
verweht* vom Wind wird seine Blüte*.
31a* Er glaube nicht an Eitles* – er irrt*,
31b denn Eitles wird, was er eintauscht, sein <...>*.
32a Noch vor ihrer Zeit welkt* [seine Ranke]*
32b und sein Sproß wird nicht grünen.
33a Wie ein Weinstock läßt er seine Beeren* fallen,
33b wie ein Ölbaum wirft er seine Blüte ab*.
B 34a Ja, unfruchtbar ist des Heuchlers Versammlung,
34b und Feuer frißt der Bestechung Zelt,
35a *da sie mit Mühsal schwanger und Unheil gebären,
35b und ihr Leib Trug bereitstellt.

1.2.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.92


4 H. Bobzin hat richtig beobachtet, daß das Bikolon eine an die Fra-
gepartikel hA in V. 2 anschließende Frage ist (vgl. Mare’ und die Über-
setzung von G).93 Dies wird von der Beobachtung unterstützt, daß die
Redeeröffnungen der Freunde als Kettenfragen aufgebaut sind.94
5–6 Die erste Strophe besteht aus zwei Unterstrophen mit 3+2 Biko-
la, und V. 5–6 müssen daher eine Unterstrophe im Sinne einer Protasis
und Apodosis bilden.95
5b Wortwörtlich: „der Klugen“.96

92 Zur Überschrift siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


93 H. Bobzin (1974), 217f. Vgl. auch L.J. de Regt (1996), 53.
94 Siehe unten, S. 113–117.
95 Das haben E. Dhorme (1967), 209f., und H. Bobzin (1974), 218, mit Recht erkannt.
Dagegen aber G. Hölscher (1952), 38, der V. 6 vor V. 13 stellen möchte.
38 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

11–16 Die zweite Strophe wird zwischen den Versen 10 und 17


durch den umfangreichen sekundären Abschnitt V. 11–16 unterbro-
chen. Er besteht aus zwei dreiversigen Einheiten: In V. 11–13 wird ge-
fragt, warum Hiob die Tröstungen Gottes geringschätze und wohin ihn
sein Herz treibe, in V. 14–16 wird dann die Niedrigkeit des Geschöpfs,
besonders aber des Menschen vor Gott hervorgehoben. Seit der Studie
M. Wittes97 sind beide Einheiten wahrscheinlich dem Niedrigkeitsbearbei-
ter zuzuordnen, wie es mit Sicherheit bei V. 14–16 der Fall ist. Ein in-
haltlicher Vergleich mit den von uns diesem Redaktor zugeschriebenen
Versen 4,12–21 und der sog. dritten Bildadrede Hi 25 bestätigt diesen
Verdacht.98 Den Versen 15,14f. entsprechen 25,4f. fast wörtlich (es wei-
chen nur vier Wörter ab), die Verse 15,16 und 25,6 setzen ähnlich ein
und äußern die gleichen Niedrigkeitsgedanken. Aus der Bearbeitung in
der ersten ER ist 4,18 mit 15,15 vergleichbar. Weiterhin tritt eine Reihe
von Wörtern und Parallelen in den sekundären Elihureden oder in der
stark überarbeiteten Antwort Hiobs auf die dritte ER99 auf: Vgl. z.B. +(m
in V. 11 mit 24,24 und 32,22; V. 13b mit 37,2b; V. 15 mit 24,22 und die in
den Freundesreden einzigartige Kombination yiK va) in V. 16 außer 25,6
mit 35,14. Ein auffallender Aramaismus $OnE) und ein Hapaxlegomenon
zmr100 in V. 12 sowie die Verben hkz und \kz in V. 14f. anstelle des in den
Freundesreden üblichen Adjektivs |az (8,6; 11,4) sprechen auch nicht
gerade für die Ursprünglichkeit dieses Abschnitts. Ebenso pflegen die
Wörter hfLm i und rfbfD (V. 11 und 13) eher in den Anfangsversen der
Freundesreden zu begegnen.101 Der Redaktor ist darüber hinaus beim
Einhalten von dem in c. 15 höchst regelmäßigen kolometrischen Sche-
ma inkonsequent verfahren: V. 11b und 12a mit ihren 10 und 9 Konso-
nanten sind auffallend kurz, V. 15b enthält zum ersten Mal in der Rede
mehr als 15 Konsonanten. Bei der Verwendung der Partikel h A und ham
(11a.12a.b.14a) und der Konjunktion yiK (13a.14a.b.16a!) ist er aber zu
weit gegangen – damit verlieren diese Verse deutlich den Charakter
der Originalität.

96 Siehe dazu unten, S. 192.


97 Siehe M. Witte (1994), 75f.91ff. (vgl. O. Kaiser [2006], 30f.). Es gibt nicht viele Exege-
ten, die hier eine sekundäre Erweiterung vermutet haben. G. Hölscher (1952), 38, hat
Umstellungen vorgenommen in der Reihenfolge V. 11f.6.13f. Er streicht V. 15.
P. Volz (1921), 59, und J. Vermeylen (1994), 108ff., streichen V. 14–16. H.L. Ginsberg
(1969), 102ff., hält 15,14–16 in Verbindung mit 4,12–21 für ein Zitat aus der Hiobrede
(siehe oben, Anm. 13).
98 Näher zu c. 25 siehe unten, S. 66–68; zu 4,12–21 siehe oben, S. 24f.
99 Siehe dazu M. Witte (1994), 116ff.
100 Wenn konjiziert; siehe unten zu V. 12b.
101 Zu den weiteren vokabularen Besonderheiten siehe M. Witte (1994), 75f.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 39

12b Einige Manuskripte schreiben }Uz:mr : yi , „winken“, statt des Hapax-


legomenons }Um:zr
: yi in M. Das Wort ist wahrscheinlich als Metathesis von
*zmr zu betrachten.102 Die Lesart von G ἐπήνεγκαν = !yeny"( }UmUr:y, „sich
erheben“, sei aber unbedingt bemerkt.103
13a Wörtlich: x a Ur, „Geist, Wind“, als Schnauben auf Gott bezogen.
15a Die Interjektion }"h ist wiederum auch als „wenn“ übersetzbar.104
17a Da die Rede an dieser Stelle so umfangreich überarbeitet wor-
den ist, hat V. 17 wahrscheinlich darunter gelitten: V. 17a fällt wegen
der kolometrischen Kürze auf und ist nicht mehr vollständig105 – oder
sollte man anstatt !:Ux a )
A etwas anderes lesen (auf den aramäischen spä-
ten Charakter des Verbs und auf sein Vorkommen in den Elihureden
32,10 ist mehrmals hingewiesen worden). Vgl. aber inhaltlich 5,27 und
31,35.
17b Der Vorschlag von H. Bobzin, w vor hfrP" as) A an das Ende von yityizx
f
anzuknüpfen, ist in Betracht zu ziehen.106
18–19 Diese sekundären Verse lehnen sich im Gegensatz zur eige-
nen Erfahrung des Elifas in V. 17 an die Autorität der alten Weisen und
deren Väter an. Dieser Einschub ist weder mit V. 17 noch mit den alten
Weisen in V. 9f. (vgl. BR 8,8.10) in Verbindung zu bringen. Die beiden
Verse wirken wie eine – wie M. Witte zu recht angemerkt hat – Legiti-
mation des Elifas „im Stil des Targums“ eingefügte Ergänzung.107 Auch
das unpoetisch wirkende Relativpronomen re$) A in V. 18 gehört nicht
zum gewöhnlichen Grundbestand des Wortschatzes der Freunde.108
Darüber hinaus heben sich die Verse wegen des m-Reims im Gegensatz
zu den Alliterationen in der ursprünglichen Dichtung hervor. Fragt
man nach der traditionsgeschichtlichen Position der Verse, muß man
trotz des verhältnismäßig populären Vokabulars und der Parallelen
zum Majestätsredaktor (z.B. dgn, jer) e , rwz) besonders die Querverbin-

102 So G. Beer (1895/97), 92; E. Dhorme (1967), 212f.; A. Weiser (1980), 110; G. Fohrer
(1963a), 263; L.L. Grabbe (1977), 66f.; N.C. Habel (1985), 247; J.E. Hartley (1988), 243,
Anm. 7; M. Köhlmoos (1999), 243, Anm. 11.
103 So konjizieren auch K. Budde (1913), 78; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 220f.
104 Siehe zu Hi 25,5 unten, S. 68.
105 So auch M. Witte (1994), 76, Anm. 64.
106 H. Bobzin (1974), 222; vgl. GK28, § 143d.
107 M. Witte, a.a.O. (vgl. O. Kaiser [2006], 31); außer ihm wird V. 19 von G. Hölscher
(1952), 38; M.H. Pope (1985), 116; H. Bobzin (1974), 223; A. de Wilde (1981), 184, und
M. Köhlmoos (1999), 244, gestrichen.
108 Von den sieben Belegen in den Freundesreden werden von uns nur der in ER 22,16
als ursprünglich angenommen; vgl. zu 4,12–21 und 5,3–5 oben, S. 24f.26f.; und zu
V. 28bβ unten, S. 42.
40 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

dungen zum Gerechtigkeitsredaktor betonen: dxk (40,11), }tn (5,10109;


24,23), jer)
e (5,10.22110; 9,6; 24,18; 30,8), rb( (9,11).111
18b Lies {ftObA) {UdAxki .112
20a Wörtlich: „Alle Tage“.
20b Un:Pc
: ni ist ein asyndetischer Relativsatz.113 Das Wort jyir(f l e er-
weckt den Verdacht, weil V. 20 kolometrisch unter deutlicher Überlän-
ge leidet (17:19), die nach unseren Beobachtungen mit der Stilsicherheit
der Freundesreden nicht in Verbindung zu setzen ist.114 Darüber hinaus
wären vier so lange Wörter, zusätzlich mit Präposition und Suffix usw.,
in einer Zeile eine Ausnahme. Vielleicht ist das Wort dem jer) f fh am
Ende des sekundären V. 19a als Stabreim nachgebildet worden. Ur-
sprünglich hat das Kolon entweder nur aus drei Wörtern bestanden
(d.h. }pc ohne Objekt, vgl. z.B. 21,21) oder es ist mit Ol abgeschlossen
worden. Unsere These wird dadurch bestätigt, daß in der ursprüngli-
chen Gestalt der Strophe V. 21 und 24 mit U und V. 23 mit O geendet
haben115 und daß in der zweiten ER die Zeilen sich mehrmals mit suffi-
gierten Präpositionen schließen (vgl. V. 3b.6b.10a.28aβ).
22b Man braucht nicht die Qere-Form wiederherzustellen.116 Ebenso
ist eine Konjektur in }upc f w: unnötig,117 ebenso die Ergänzung mit y"dy: we-
gen der kolometrischen Überlänge.118
23a Lies unter Berufung auf das κατατέτακται δὲ εἰς σῖτα γυψίν in
G dfdon (Nif. Partizip von ddy) statt d"don, „umherirrend“,119 und hfY) a {exl e l
:
statt h"Y)
a {exLe l
a , „nach Brot: wo ist’s“120.
23b Statt des unverständlichen Wortes OdfyB : , „in seiner Hand“ lies
mit der Mehrheit der Exegeten OdyiP. Die die Zeile in die Länge ziehende

109 Siehe zu 5,9–16 oben, S. 28–31.


110 Siehe a.a.O.
111 Siehe M. Witte (1994), 191. Auffallend ist aber, daß hier keine Rede über die Gerech-
tigkeit vorliegt.
112 G. Beer (1895/97), 93; N. Peters (1928), 155; A. Weiser (1980), 110; G. Hölscher (1952),
38; G. Fohrer (1963a), 264, und H. Groß (1986), 60.
113 Siehe H. Bobzin (1974), 223f., aber auch K. Budde (1913), 79f.; E. Dhorme (1967),
215f.; G. Fohrer (1963a), 264.
114 Siehe unten, S. 89–91.
115 Vgl. das kolometrische Schema oben, S. 34, und besonders zu 4,7–11 unten, S. 136f.
116 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 217, und 41,25.
117 Siehe E. Dhorme (1967), 217, und Est 2,9; Thr 4,17. G. Hölscher (1952), 38; G. Fohrer
(1963a), 264; H. Bobzin (1974), 224, möchten konjizieren.
118 Vgl. G.R. Driver (1955), 78.
119 So auch E. Dhorme (1967), 217f.
120 So G. Beer (1895/97), 94; E. Dhorme (1967), 217f.; G. Hölscher (1952), 38; G. Fohrer
(1963a), 264; A. de Wilde (1981), 185; M.H. Pope (1985), 117; N.C. Habel (1985), 247;
H. Bobzin (1974), 224f. Vgl. auch M. Köhlmoos (1999), 244, Anm. 9.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 41

Wendung |e$ox-{Oy knüpfe an V. 24 an. Diese breit angenommene Um-


stellung findet ihre Begründung in G und wird durch die sichere Alli-
teration des o-Lauts am Anfang aller Bikola in dieser Strophe unter-
stützt.121
24a Zur Umstellung dieser Wörter siehe oben zu V. 23b. Das Wort
Uhut(A b
a y: ist damit als Singular Uh"t(A b
a y: und Uh"pq: t
: T
i als Plural Uhupq: t
: T
i zu
punktieren (so G, S und V).122
24b Noch einmal sind die Wörter umzustellen.
Nach der Wiederherstellung der ursprünglichen Wortfolge und
Zeilenteilung in V. 23f. erweist sich V. 24bβ als drittes Glied in V. 24
poetologisch überflüssig. Es handelt sich um einen inhaltlich bedeu-
tungslosen Einschub, der die Not, die Bedrängnis und den dunklen Tag
aus V. 24 durch das vielleicht von V. 26 inspirierte Schlachtbild stark
hervorheben sollte. Darüber hinaus fällt das Kolon wegen des Nicht-
Einhaltens der in dieser Strophe vorliegenden stilistischen Regeln wie U-
Reim, der symmetrisch verwendeten Doppelkonsonanten oder des ver-
balen Aufbaus aus dem Rahmen.123 Welche Hand die Zeile an diese
Stelle eingetragen hat, ist wegen ihrer Kürze, wobei rOdyiK ein Hapaxle-
gomenon ist, nicht mehr feststellbar. Die Verwandtschaft des Wortes
dyit(f zu der Glosse V. 28bβ (dt() ist jedoch bemerkenswert.
25–28 B. Duhm hat behauptet, daß V. 25–28bα sekundär seien, weil
sie den Kontext von V. 24 und 28bβ.29 unterbrächen.124 Grundsätzlich
ist diese These zu erwägen, weil das Redegefüge tatsächlich ohne
V. 25–28 einheitlicher wäre. Außerdem sprechen massive textkritische
Probleme in der zweiten Hälfte der Rede zusammen mit den sicher als
Ergänzungen zu beurteilenden V. 11–16.18f. dafür, daß wir möglicher-
weise überhaupt nicht mehr in der Lage sind, die ursprüngliche Gestalt
der zweiten Redehälfte zu rekonstruieren (ähnlich wie in 5,1–7*). Wir
bleiben daher wegen fehlender Anhaltspunkte für eine sinnvolle Re-
konstruktion bei der Ursprünglichkeit dieser Verse.
27–29 Da wir V. 25–28* als ursprünglich gelten lassen, muß ihr logi-
sches Verhältnis zu den vorausgehenden und folgenden Versen be-
stimmt werden. V. 25f. und 27–28bα stehen poetisch einander sehr
nahe (vgl. yiK am Anfang von V. 25 und 27, die unmittelbar daran an-

121 Siehe auch unten, S. 134.


122 E. Dhorme (1967), 218f.; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 225f., u.a.
123 Das Kolon ist eine Ergänzung nach G. Fohrer (1963a), 262ff., F. Hesse (1978), 107;
M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31. G. Hölscher (1952), 38f., und H. Bobzin
(1974), 225, vermuten, in V. 24 sei ein Kolon verloren gegangen.
124 B. Duhm (1897), 84f.; E. Würthwein (1970), 231f. vgl. G. Beer (1895/97), 96. H. Bobzin
(1974), 226f., äußert ähnlich den Verdacht, P. Volz (1921), 59, streicht V. 27f.29a und
O. Kaiser (2006), 31, V. 25.
42 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

schließenden Perfekte und andererseits die Imperfekte symmetrisch in


V. 25b.26a und 27b.28a und vor allem den elliptischen Parallelismus in
V. 26 und 28a.bα).125 Beide Vierzeiler begründen das schlechte Los der
Gottlosen. Fast ausschließlich hat man bisher angenommen, daß ein
Bezug auf vorhergehende Verse bestehe. Das läßt sich unter folgender
Voraussetzung und Präzisierung annehmen: Wenn die Einteilung der
Strophen in der zweiten Rede durchgehend 2+3 wäre, mit einer Aus-
nahme am Ende (3+2),126 und wenn in ER 22,6–10 eine zwei Strophen
übergreifende kausative Fügung, dabei mit Begründung vor der These,
möglich ist,127 dann erwiese sich hier die Lösung, daß V. 25f. auf V. 20–
24* und V. 27–28bα auf V. 29 bezogen sind, als passend. Dabei wären
V. 27–28bα als Begründung und V. 29 als Folgerung zu fassen.128
27a Das Suffix am Ende von OB:lx e B
: ist anscheinend eine Dittogra-
phie.129
28bβ Vielleicht hat der Gedanke vom Wohnen in zerstörten Häu-
sern in V. 28 die Leser verwirrt, jedenfalls hat ihn ein späterer Redaktor
durch ein erklärendes Kolon ergänzt.130 Der Gottlose wohnt in den
Städten, die nämlich „zu Steinhaufen bestimmt sind“. Die Nahtstelle
läßt sich genau erkennen: Die Relativpartikel re$) A 131, die einen syndeti-
schen Relativsatz im Gegensatz zu dem asyndetischen in V. 28bα132 ein-
leitet und von einer in der Reihe von Präfixkonjugationen in V. 27b–32
auffallenden Afformativkonjugation Gebrauch macht, gibt einen ersten
Hinweis auf den sekundären Charakter. Dabei unterbricht das Kolon
die Serie von vier Negationspartikeln )ol und drei Personalsuffixen O- in
den Versen 28bα und 29a.b.133
29b Das Wort {fln: m
i ist eine alte crux interpretum und bleibt ohne si-
chere Erklärung. Gewiß steht es als Schreibfehler unter dem Einfluß
von {yiLga l
: am Ende von V. 28. Wir nehmen hier eine Bedeutung wie

125 Siehe zum Parallelismus und Satzbau unten, S. 97, und vgl. unten, S. 111.
126 Siehe dazu unten, S. 87.
127 Siehe unten, S. 48.
128 Vgl. auch unten, S. 111f.
129 So A. Weiser (1980), 111; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 264; H. Bobzin
(1974), 227.
130 V. 28bβ ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 38f.; G. Fohrer (1963a), 263ff.; F. Hesse
(1978), 107; H. Bobzin (1974), 228; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31.
G. Beer (1895/97), 96, streicht den ganzen Abschnitt V. 25–28 und K. Budde (1913),
81, äußert nur den Verdacht.
131 Siehe oben, S. 39 und Anm. 108.
132 Siehe dazu H. Bobzin (1974), 228.
133 Die Verwandtschaft zu V. 24bβ liegt wegen des Verbs dt( nahe; siehe oben zu
V. 24b.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 43

„Schatten“ nach G σκιάν an134 und vermuten, daß des Parallelismus


wegen das ursprüngliche sich hier befindende Wort mit dem Suffix O-
geendet hat. Der inhaltliche Parallelismus läßt jedoch die Lösung von
M. Dahood ({flonm : , „ihr Besitz“, aus dem arabischen Wort manal) als be-
denkenswert erscheinen.135
30a.31 Am Anfang der letzten Strophe sind erneut spätere Bearbei-
ter tätig gewesen. V. 30a wiederholt noch einmal den Gedanken über
die für den Gottlosen bestimmte Dunkelheit (|e$ox) aus V. 22.24a.bα, an
dieser Stelle ist er aber nicht sonderlich gut angebracht.136 Inhaltlich
noch befremdlicher wirkt aber V. 31 mit einer völlig deplazierten, die
Reihe von den Bildern aus der Pflanzenwelt unterbrechenden und
mahnenden Ergänzung über das Eitle und das Irre des Verhaltens des
Gottlosen.137 Beide Einschübe ändern das nur aus Bikola bestehende
fünfversige Strophenschema, außerdem fällt V. 31 stilistisch deutlich
aus dem Rahmen: Der Vers enthält keine Kopula am Anfang der zwei-
ten Zeile, benutzt aber den für die Freundesreden nicht gerade charak-
teristischen, in dieser Rede aber völlig auffallenden Vetitiv }"m) A ya -la) und
die sonst nur eine bestimmte rhetorisch-stilistische Funktion besitzende
Konjunktion yiK an unpassender Stelle.138 Der Wortschatz bietet eine
Parallele zu den stark überarbeiteten c. 12 und 26–28 an: rws (12,20.24;
27,5; 28,28), \$x (12,22.25; 26,10; 28,3), }m) (12,20), h(t (12,24f.). Daher
liegt der Verdacht nahe, daß beide Einschübe dem Majestätsredaktor
zuzuschreiben sind.139
30b Anstatt von rUsfyw: , „es weicht“, lies ra(osyiw, weil G: ἐκπέσοι δὲ
αὐτοῦ τὸ ἄνθος.140 Ebenso ist nach G wyiP, „sein Mund“, in Ox:rPi zu kon-
jizieren.141 Die Bikola V. 32f. entnehmen ihre Vergleiche der Pflanzen-
welt, und V. 30 würde ihnen mit den Verbesserungen und dem Stro-
phenbau vollkommen entsprechen.

134 E. Dhorme (1967), 222: Om:lc a .


135 Nach J.E. Hartley (1988), 249f., Anm. 15.
136 V. 30a ist sekundär nach K. Budde (1913), 81; P. Volz (1921), 59; E. Dhorme (1967),
223; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 263f.; M.H. Pope (1985), 119; F. Horst
(1968), 218; F. Hesse (1978), 107; H. Bobzin (1974), 230; M. Witte (1994), 76, und
O. Kaiser (2006), 31; anscheinend auch nach M. Köhlmoos (1999), 245.
137 Zur Umstellung der Wörter und zu den textlichen Problemen siehe gleich unten.
V. 31 wird von den in vorausgegangener Anmerkung genannten Forschern und
G. Beer (1895/97), 98, und H.W. Hertzberg (1949), 65, für sekundär erklärt, anders
E. Dhorme und M. Köhlmoos.
138 Siehe auch unten, S. 108f. und 117.
139 Alle Stellen gehören nach M. Witte (1994), 191, zum Majestätsredaktor.
140 So P. Volz (1921), 59; E. Dhorme (1967), 223; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer
(1963a), 264; F. Horst (1968), 219; H. Bobzin (1974), 230, und A. de Wilde (1981), 187.
141 Oder die Alternative Oy:rPi ; so die Mehrheit der Kommentatoren.
44 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

31a Lies )w$b wie viele Manuskripte es bezeugen und wie es allge-
mein angenommen wird, daß ) an das Wort )lmt in V. 32a irrtümlich
angeknüpft worden ist. Das Wort h(tn erweckt wegen des Satzbaus
den Verdacht, aber kann im Blick auf V. 31b so stehen gelassen wer-
den.142
31b Wir schließen uns der heutigen maßgebenden Annahme an,
daß das Wort OtfrUm:t ursprünglich als OtfrOm:z am Anfang von V. 32a ge-
standen hat oder ihm nachgebildet worden ist.143
32a Siehe zu V. 31b (OtfrOm:z). Sonst fehlte das Subjekt des Satzes und
die Zeile bliebe zu kurz (10 Konsonanten). Darüber hinaus bestätigt G
(τομή) diese Konjektur. Das ) am Wort )lmt, „er erfüllt“, ist ein
Schreibfehler (siehe zu V. 31a); deswegen lies lfMT i (aus llm).144
33a Gemeint sind die unreifen Trauben.
33b Man lese entweder Impf. |(y)il$ : ya w: oder nehme die dichterische
Verwendung des Jussivs statt Impf.145 (vgl. 13,27) an.
35a Die Beobachtung H. Bobzins, daß die Infinitive hier in Analogie
zu V. 3 zu verstehen sind,146 mag richtig sein, zumal es mit der Interde-
pendenz der Redeanfänge und -enden in den Freundesreden überein-
stimmt.

1.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22)

1.3.1. Kolometrie147

1 wycn 'lypz htmny wy'mr 19


IA 2a hl'l yskn gbr 11
2b ky yskn clymw mśkyl 16
3a hhps lšdy ky tsdq 14
3b w'm bsc ky ttm drkyk 16
B 4a hmyr'tk ykyhk 12
4b ybw' cmk bmšpt 12
5a hl' rctk rbh 10
5b w'yn qs lcwntyk 13

142 K. Budde (1913), 81.


143 Vgl. E. Dhorme (1967), 224f., und G. Fohrer (1963a), 264f.
144 Vgl. aber jüngstens anhand der akkadischen Parallelen S.M. Paul (2003).
145 Vgl. E. Dhorme (1967), 225, und Joüon, § 114 l.
146 H. Bobzin (1974), 232.
147 Siehe oben, Anm. 1.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 45

IIA 6a ky thbl 'hyk hnm 13


6b wbgdy crwmym tpšyt 16
7a l' mym cyp tšqh 12
7b wmrcb tmnc lhm 12
B 8a w'yš zrwc lw h'rs 14
8b wnśw' pnym yšb bh 14
9a 'lmnwt šlht ryqm 14
9b wzrcwt ytmym tdk'* 15 (L: ydk')

IIIA 10a cl kn sbybwtyk phym 16


10b wybhlk phd pt'm 13
11a 'w[r]* hšk l' tr'h 12(11)
11b wšpct mym tksk 12
12a hl' 'lwh gbh šmym 14
12b wr'h r'š kwkbym ky rmw 18
B 13a w'mrt mh ydc 'l 12
13b hbcd crpl yšpwt 13
14a cbym str lw wl' yr'h 16
14b whwg šmym ythlk 13

IVA 15a h'rh cwlm tšmr 12


15b 'šr drkw mty 'wn 13
16a 'šr qmtw wl' ct 12
16b nhr ywsq yswdm 12
17a h'mrym l'l swr mmnw 16
17b wmh ypcl šdy lnw* 13 (L: lmw)
18a whw' ml' btyhm twb 15
18b wcst ršcym rhqh mny 16
B 19a yr'w sdyqym wyśmhw 16
19b wnqy ylcg lmw 11
20a 'm l' nkhd yqmm* 12(13) (L: qymnw)
20b wytrm 'klh 'š 11

VA 21a hskn n' cmw wšlm 13


21b bhm tbw'<t>k* twbh 12(13)
22a qh n' mpyw twrh 12
22b wśym 'mryw blbbk 13
B 23a 'm tšwb cd šdy tcnh* 15 (L: tbnh)
23b trhyq cwlh m'hlk 14
46 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

24a wšyt cl cpr bsr 12


24b wbswr nhlym 'wpyr 15
25a whyh šdy bsryk 12
25b wksp twcpwt lk 12
26a ky 'z cl šdy ttcng 14
26b wtś' 'l 'lwh pnyk 14

VIA 27a tctyr 'lyw wyšmck 13


27b wndryk tšlm 10
28a wtgzr 'wmr wyqm lk 15
28b wcl drkyk ngh 'wr 14
B 29a ky hšpyl 'lwh* gwh 14(16) (L: hšpylw wt'mr)
29b wšh cynym ywšc 12
30a ymlt 'y[š]* nqy 10(9)
30b wnmlt bbr kpyw* 12 (L: kpyk)

1.3.2. Übersetzung

1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:


IA 2a Kann denn ein Mann El Nutzen bringen?
2b Ja, sich selbst* nur nützt ein Kluger.
3a Hat Schaddai wohl Vorteil davon, wenn du gerecht bist,
3b und Gewinn, wenn du unsträflich wandelst*?
B 4a Wird er dich wegen deiner Gottesfurcht richten,
4b mit dir ins Gericht gehen?
5a Ist deine Bosheit nicht groß,
5b und endlos deine Verschuldung? *

IIA 6a *Weil du deine Brüder grundlos pfändetest


6b und den Nackten die Kleider ausgezogen hast,
7a du Erschöpfte* nicht mit Wasser getränkt,
7b und den Hungrigen* Brot versagt hast,
B 8a *– denn dem Mann des Armes* gehört ja das Land,
8b und der das Angesicht erhebt*, wohnt in ihm, –
9a du Witwen leer fortgeschickt
9b und den Arm* der Waisen zerbrochen hast*,

IIIA 10a darum bist du von Schlingen nun umgeben


10b und schreckt dich plötzliches Entsetzen auf,
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 47

11a ward das Licht dunkel*, daß du nichts mehr siehst,


11b und bedeckt dich ein Wasserschwall.
12a* Ist Gott nicht in der Himmelshöhe?
12b Sieh die höchsten Sterne* – wie hoch sind sie!
B 13a Weil* du sprachst: „Was weiß denn El,
13b kann er denn hinter Wolkendunkel richten?
14a Verhüllt von Wolken sieht er nichts,
14b und er wandelt am Himmelskreise.“

IVA 15a Willst du den altbekannten Weg* einschlagen,


15b den Pfad*, auf dem die Ungerechten gingen?
16a Sie wurden weggerafft vor ihrer Zeit*,
16b ein Strom ergoß sich* über ihren Grund.
17a* – Die zu El sprachen: Weiche von uns!
17b Und: was kann Schaddai uns* antun?
18a Doch Er* hat ihre Häuser angefüllt mit Gutem,
18b aber der Gottlosen Rat war von mir fern?* –
B 19a Als die Gerechten es sahen, freuten sie sich*,
19b und der Unschuldige spottete ihrer:
20a „Fürwahr, vertilgt ist ihr Bestand*,
20b und ihren Rest fraß auf das Feuer!“

VA 21a Vertrag’ dich doch mit Ihm* und schließe Frieden*,


21b denn dadurch* kehrt das Glück zu dir zurück*.
22a Nimm doch die Weisung an aus seinem Munde
22b und lege seine Worte in dein Herz!
B 23a Wenn du zu Schaddai umkehrst, dich demütigst*,
23b Unrecht entfernst aus deinem Zelte,
24a* – Und lege* in den Staub das Gold
24b und das Ophir in den Fels der Wadis,
25a dann wird Schaddai dein Golderz sein
25b und Silberglanz* für dich –
26a dann wirst du dich an Schaddai freuen
26b und dein Antlitz zu Gott erheben.

VIA 27a *Flehst du Ihn an, erhört Er dich,


27b und du erfüllst deine Gelübde.
28a Was* du beschließt, wird dir gelingen,
28b und über deinen Wegen scheint es hell.*
B 29a Denn den Hochmut zwar erniedrigt El,*
29b jedoch er rettet die, welche* die Augen senken.
48 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

30a Den unschuldigen Mann* errettet er,


30b er wird gerettet durch die Reinheit seiner* Hände.

1.3.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.148


2b Omy"l(f (= wyfl(f ) wird hier singularisch verstanden.149
3b Wörtlich: „Wenn du unsträflich machst deine Wege“.
5b Wörtlich: „Gibt es kein Ende deinen Sünden?“
6–9 Diese Verse sind nicht auf V. 5 bezogen, sondern bilden die
vorangestellte Begründung zu V. 10f. (vgl. yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10).
Die Imperfekte in V. 6–8 haben einen durativen, die Vergangenheit und
die Gegenwart umspannenden Charakter. Vom Perfekt in V. 9a her ist
mit H. Bobzin und E. Dhorme eine präteritale Übersetzung möglich.150
7 Die „Erschöpften“ in V. 7a und die „Hungrigen“ in V. 7b sind kol-
lektive Singularformen.
8 Der sekundäre Charakter dieses Bikolons ist vermutet worden,151
wir bleiben aus mehreren unten angeführten Gründen bei seiner Ur-
sprünglichkeit und seinem Zitatcharakter.152
8a D.h. „der Gewalttätige“.
8b D.h. „der Angesehene“.
9b Die Handschriften haben hier )"Kd a T
: statt )fKd
u y: , „wurden zerbro-
chen“, gelesen; wegen des Parallelismus ist es richtig.153
„Den Arm“: In M wörtlich im Plural.
11a Statt |e$ox-O) lies |a$x f rO) (nach G und mit BHS und der Mehr-
heit der Ausleger), weil die einfache Licht-Finsternis-Metaphorik in den
Freundesreden sehr üblich ist.154

148 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


149 S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153; H. Bobzin (1974), 302; M. Witte (1995), 34, u.a.
150 Zum Ganzen siehe H. Bobzin (1974), 302ff., der die Imperfekte als comitatives Mare’
betont, und E. Dhorme (1967), 327ff., der yiK und }"K-la( hervorhebt. Vgl. auch GK28,
§ 107e.
151 Z.B. K. Budde (1913), 124, und P. Volz (1921), 72. Dagegen A. de Wilde (1981), 234,
stellt ihn nach V. 9 um.
152 Siehe unten, S. 121f.; 141 und 195.
153 So BHS; G. Beer (1895/97), 146; E. Dhorme (1967), 329; G. Hölscher (1952), 55; H. Bob-
zin (1974), 304; M. Witte (1994), 81; (1995), 38, u.a.; dagegen aber S.R. Driver /
G.B. Gray (1950), II 153; G. Fohrer (1963a), 351; H.-J. Hermisson (1998b), 303.309;
H. Strauß (2000), 56; D.J.A. Clines (2006), 541, u.a.
154 Siehe unten, S. 177–182.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 49

12 Das sekundäre Gepräge von V. 12155 ergibt sich aus seinem hym-
nischen Charakter: Auf die rhetorische Frage nach dem Aufenthalt
Gottes im höchsten Himmel folgt die imperativisch gefaßte Aufforde-
rung, die Höhe der Sterne zu betrachten, um so der unermeßlichen
Größe Gottes innezuwerden. In seinem Kontext dient das Bikolon ver-
mutlich als eine vorgreifende Widerlegung von V. 13, wobei Hi 11,8
Pate gestanden haben könnte. Das Bikolon unterbricht mithin den un-
mittelbaren Zusammenhang zwischen V. 10f. und ihrer Begründung
durch V. 13f. Kolometrisch fällt V. 12b durch seine Überlänge von 18
Konsonanten ebenso auf wie durch die Stilisierung des V. 12a als eines
mit einem Imperativ eröffneten Nominalsatzes und des V. 12b als eines
durch ein yiK eingeleiteten Nebensatzes. Der Ergänzer hat sich der Stro-
phe geschickt angepaßt, in dem er V. 12a mit einer Fragepartikel und
V. 12b mit h)r eröffnet, das Wort {iym a $
f (vgl. V. 14) benutzt, gleichzeitig
dem m-Reim folgend. Allerdings ist es ihm nicht gelungen, die stilisti-
schen und poetischen Regeln einzuhalten, die solche Glossen nicht
zulassen. Die komplizierte Frage nach der Herkunft des Bikolons läßt
sich durch weitere Beobachtungen mit relativer Sicherheit beantworten:
1.) Inhaltlich könnte es sowohl zum Majestäts- als auch zum Gerechtig-
keitsredaktor gehören. 2.) Sein Wortschatz ist umfangreich und besitzt
daher Parallelen in allen Redaktionsschichten. Weil aber M. Witte fest-
gestellt hat, daß der Gerechtigkeitsredaktor als der jüngste von den drei
Ergänzern auf zwei frühere zurückblicken156 und daher ihren Wort-
schatz benutzen kann, dürfte die Herkunft des Bikolons gesichert sein:
1.) Die im Hiobbuche seltensten Wörter dieses Bikolons sind alle beim
Gerechtigkeitsredaktor anzufinden (haboG in der Hiobdichtung achtmal:
40,10; $)or elfmal: 24,24; bfkOK fünfmal: 9,7; {wr siebenmal: 24,24157).
4.) Die Bezeichnung H a OlE) wird in sekundären Abschnitten und über-
wiegend vom Gerechtigkeitsredaktor gebraucht.158 5.) Neben 24,24 sind
sehr viele Wörter in der entsprechenden Stelle 9,2–14 vertreten (aHOlE):
9,13; {iym
a $
f : 9,8; h)r: 9,11; bfkOK: 9,7).159
12b Wörtlich: „Das Haupt der Sterne“.
13a Die Kopula dürfte hier von yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10 abhän-
gig sein.

155 V. 12 ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 54f.; H. Richter (1959), 96, Anm. 287;
G. Fohrer (1963a), 351; A. de Wilde (1981), 234; M. Witte (1994), 85ff., und O. Kaiser
(2006), 42.
156 M. Witte (1994), 183.
157 Die Stellen sekundär nach M. Witte (1994), 191f.
158 In den Stellen a.a.O. sogar achtmal.
159 Zwei Worte treffen wir auch in den sekundären Versen in 20,16f. an, die vermutlich
der Gerechtigkeitsredaktion angehören; vgl. dazu unten, S. 80f.
50 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

15a Wörtlich: „Weg der Ewigkeit“.160 Die Übersetzung „Beachtest


du den Weg der Sünder“ würde somit mit dem konjizierten Vers 15b
parallel sein (siehe unten). Doch kann hier auch ein schöner syntheti-
scher Parallelismus in Erscheinung treten.
15b Um den doppelten Relativsatz (in V. 16a ist einer bereits vor-
handen), d.h. auch die in der Hiobdichtung einzigartige Häufung von
re$)
A zu vermeiden und der Aufnahme dieser Stelle in 23,11 zu folgen,
lies ru<)
f statt re$)A .161
16a Wörtlich: „die {re$) A } gepackt wurden und es war nicht die
Zeit“.
16b Hier rfhnf als Subjekt und {fdOs:y als akkusatives Objekt.162
17–18 Die dem Text später hinzugefügten Bikola V. 17f. sind kolo-
metrisch mit 16:13|15:16 Konsonanten im Verhältnis zu V. 15f. (12:13|
12:12) und V. 19f. (11:13|16:11) überlang.163 Inhaltlich bildet V. 17 eine
Parallele zu V. 13f., während V. 18 die Ansicht, daß Gott sich nicht um
die Menschen kümmert oder kümmern kann, in V. 18a korrigiert und
in V. 18b eine ausdrückliche Absage erteilt wird.164 Nun ist die Absage
in der 1. Person sing. sowohl in dieser Rede als auch in den Freundes-
reden vollkommen unangebracht. Außerdem erweckt das Partizip mit
dem Artikel am Anfang von V. 17 schon auf den ersten Blick den Ver-
dacht auf seinen sekundären Charakter.165 Da der Glossator den {yiqyiDac
in V. 19 die {yi($ f r: in V. 18 an die Seite stellt, dürfte sein Denken dem
Gerechtigkeitsbearbeiter nahestehen.166 Wie es bereits bei mehreren
Ergänzungen der Fall gewesen ist, sind die vokabularen Parallelen eher
bei dem Gerechtigkeits- als dem Majestäts- oder gar dem Niedrigkeits-

160 Vgl. aber H. Bobzin (1974), 306 und M. Witte (1994), 81, die {flO( als {ilWf (a punktieren
möchten; ähnlich A. de Wilde (1981), 235.
161 So A. de Wilde, a.a.O.; M.H. Pope (1985), 166; N.C. Habel (1985), 333; J.E. Hartley
(1988), 328, Anm. 4; H. Bobzin (1974), 306, und M. Witte (1994), 81; (1995), 42.
162 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351.
Vgl. aber auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; H. Bobzin (1974), 307f.; M. Witte
(1994), 81f., und H.-J. Hermisson (1998b), 303, Anm. 15.
163 Die regelmäßige Struktur setzt sich auch noch in V. 21f. (13:12|12:13) fort. Die einzi-
ge Ausnahme, V. 19a mit 16 Konsonanten, ist aber zugleich das einleitende Kolon
des Vierzeilers V. 19f.; vgl. unten, S. 89–91.
164 V. 17f. sind sekundär nach der Mehrheit der Ausleger: G. Beer (1895/97), 148;
K. Budde (1913), 125; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 196f.; G. Hölscher (1952), 56;
G. Fohrer (1963a), 350f.; A. de Wilde (1981), 236; M. Witte (1994), 86ff.; J. Vermeylen
(1994), 124 u.a.; O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 311ff.,
und H. Strauß (2000), 66. P. Volz (1921), 72, streicht aber V. 17–20.
165 Zu den Partizipien siehe unten, S. 109f.
166 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen siehe unten, S. 294f., und beim
Hiobbuch M. Witte (1994), 183ff.215ff. Hier spielt der Ergänzer außerdem deutlich
auf die vorausgehende HR 21,14–16 an.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 51

redaktor zu finden. Sowohl l") als auch yaD$ a (V. 17) sind beim Gerech-
tigkeitsredaktor stark vertreten und zusammen mit {yi($ f r
: (V. 18) sogar
in einem Vers in 27,13 belegt.167 Beide Gottesbezeichnungen El und
Schaddai sind uns zusammen mit hfc(" (V. 18) schon in dem von uns
ihm zugeschriebenen Abschnitt 5,8–17168 (bzw. 5,8.13.17) begegnet.169
17b Für Omfl lies Unfl, so auch G und S.
18a D.h. Gott.
18b Der Vers ist sehr schwierig zu verstehen, weil er zusammen mit
dem vorausgehenden den Kontext unterbricht. Die Übersetzung hier
stützt sich auf die von M. Witte.170
19a Für Uxfm&: yi w: lies Uxfm&
: Yi wa .171 Der Satz selbst ist als eine temporale
Fügung und folgendes Kolon comitativ aufzufassen.172
20a Statt Unfmyiq, „unser Widersacher“, lies {fmqu y: (analog zu {frt : yi in
V. 20b und {fdOs:y in V. 16b). Vgl. Theodotion und Gen 7,4.23; Dtn 11,6.173
Buchstäblich rhetorisch: „Ist nicht vertilgt ihr Bestand?“
21a D.h. mit Gott.
Lies {fl$
: U.
21b Zu {ehfB siehe GK28, § 135p.
Lies als Verb !A)Ob:T.174
23a Vgl. G. Statt des keinen guten Sinn ergebenden Wortes henB f T
i lies
hen(f T
" .175 Vgl. auch den Zusammenklang mit dem Verb gfN(a t : T
i am Ende
von V. 26a und die an das Ende des jeweils ersten Kolons der Bikola
V. 11, 14, 19, 21, 27 und 28 angeschlossenen kleinen Nebensätze in Ge-
stalt eines Verbs.176
24–25 Die Bikola erweisen sich wiederum als sekundäre Zusätze,
die störend den Zusammenhang zwischen V. 23 und 26 unterbre-

167 Nach M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 49f., gehören 27,7–10.13–23 dem
Gerechtigkeitsbearbeiter.
168 Siehe oben, S. 28–31.
169 Vgl. noch l(p in 24,5; (f$r
f in 24,6; )lm in 20,11.23a usw.
170 M. Witte (1994), 82; so auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153.
171 So N. Peters (1928), 239, und H. Bobzin (1974), 310. Zum Satzbau siehe a.a.O., 309f.
172 So mit H. Bobzin, a.a.O.
173 So auch G. Beer (1895/97), 148; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; E. Dhorme
(1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 310;
J.E. Hartley (1988), 329, Anm. 10; M. Witte (1994), 81; D.J.A. Clines (2006), 543, u.a.
Vgl. H. Strauß (2000), 57.
174 So K. Budde (1913), 126; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; D.J.A. Clines
(2006), 544.
175 So G. Beer (1895/97), 149; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 156; E. Dhorme (1967), 357;
G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; A. de Wilde (1981), 237; M. Witte
(1994), 81.
176 Siehe auch unten, S. 93–95.
52 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

chen.177 V. 24 verlangt zusätzlich zu V. 23 in metaphorischer Weise den


Verzicht auf den eigenen Reichtum als Bedingung dafür, daß Gott ge-
mäß V. 25 zu seinem wahren Reichtum wird. Damit greift V. 25 auf
V. 26 vor, was zu einer sonst nicht üblichen Wiederholung des Gottes-
namens Schaddai in V. 25a (vgl. V. 23a.26a und zusätzlich H a OlE) in
V. 26b) führt. Stilistisch fällt weiterhin auf, daß der Ergänzer jedes Ko-
lon mit w-copulativum einleitet. V. 24 bildet mit recB f rfp(f -la(, rUc:b und
ryipO) einen völlig ungewöhnlichen Stabreim.178 Auffallend ist weiter-
hin, daß in beiden Bikola das am Anfang stehende Verb auch das verb-
lose zweite Kolon regiert. Es liegen viele seltene Wörter vor: tOpf(OT (im
AT viermal, in Hi einmal); ryipO) (im AT zwölfmal, in Hi nur noch in
28,16); recBe (auffallend hier zweimal und in Hi nur noch in 42,2). Die
Frage nach der Herkunft des Abschnitts muß offen bleiben, zumal die
Querbeziehungen sich als sehr kompliziert erweisen: Z.B. in c. 28 sind
viele Wörter vorhanden (rfp(f in V. 2.6; rUc in V. 10; laxna in V. 4; vesKe in
V. 1.15 und wie oben, ryipO) in V. 16). Die Mehrheit dieses Kapitels geht
auf den Majestätsredaktor zurück und entspricht von der Tendenz her
dem vorliegenden Einschub, M. Witte rechnet jedoch die für uns sehr
wichtigen 28,15f. nicht zu ihr.179 Darüber hinaus finden sich beim Ge-
rechtigkeitsbearbeiter in 30,6 sogar zwei Wörter (rfp(f und laxna ) und in
27,16f. (rfp(f und zweimal veseK) wieder.180
24a Der Imperativ wird oft konjiziert, ist aber nicht nötig, weil der
Vers eine Glosse ist.181
25b Das Wort tOpf(OT ist umstritten: Wir übersetzen das als etwas
Glänzendes (metathetisch aus p(y = (py I – „glänzen“).182
27–28 Die Beobachtung H. Bobzins, daß die bedingenden Formen
ryiT(: T
a und remO)-rázg: t
i w: sich bereits auf den künftigen Zustand beziehen
und damit in V. 27a.28a Interdependenzsätze vorliegen,183 paßt gut zur
Fortsetzung der Strophe 22,21–23.26 und generell zum Charakter der
Endstrophe des Dialogs (!).184

177 V. 24f. sind sekundär nach P. Volz (1921), 72; G. Hölscher (1952), 56f.; G. Fohrer
(1963a), 350ff.; H. Bobzin (1974), 312f.; F. Hesse (1978), 141ff.; M. Witte (1994), 87f.,
und O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 314ff. H. Strauß
(2000), 57, streicht V. 24.
178 Vgl. auch !yerc f B
: am Ende von V. 25a.
179 M. Witte (1994), 191f., aber auch O. Kaiser (2006), 51.
180 Die Stellen sekundär nach M. Witte, a.a.O.
181 Z.B. BHS Tf $
a w: ; vgl. aber H. Bobzin (1974), 312.
182 Vgl. KBL3, 1571. So auch N. Peters (1928), 248; G. Hölscher (1952), 56; A. Weiser
(1980), 171; G. Fohrer (1963a), 351f.; H. Bobzin (1974), 312; M. Witte (1995), 54, und
ähnlich F. Delitzsch (1876), 301.
183 H. Bobzin (1974), 313–315.
184 Siehe unten, S. 216f.221–223.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 53

28a Wörtlich: „Eine Sache“.


28b Wörtlich: „Scheint das Licht“.
29a hfwG" remo)Taw UlyiP$
: ih-yiK, „denn sie haben erniedrigt und du sagst:
„Aufwärts“,“ ist korrupt und schwierig zu verbessern, wenn nicht un-
möglich.185 G. Fohrer liest hf)G" tamOr lyiP$ : ih yiK – „Denn er erniedrigt den
Stolz des Hochmuts“.186 Es wäre aber vernünftig, vom Parallelismus
ausgehend an dieser Stelle etwa wie „er (Gott) erniedrigt den Hoch-
mut“ oder „den Hochmütigen“187 zu erwarten.188
29b Kollektives Singular.
30a yiqnf -yi), „der Nicht-Unschuldige“ gibt keinen Sinn; lies daher
yiqnf -$yi).189 Nicht gänzlich auszuschließen ist der Vorschlag von N. Pe-
ters, H a OlE) statt yi) zu lesen.190 Außerdem wirkt die Konjektur besser auf
die Kolonlänge, die sonst mit 9 Konsonanten zu kurz ist – folglich er-
wartet man entweder 10 oder 11–12 Konsonanten.
30b Für !yePaK lies wyfPKa , sonst wäre es ein Gegensatz zu dem Verb in
der 3. Person sing.191

2. Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden


Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
2.1. Die erste Bildadrede (Hi 8)

2.1.1. Kolometrie192

1 wycn bldd hšwhy wy'mr 18


IA 2a d 'n tmll 'lh
c 11
2b wrwh kbyr 'mry pyk 15
3a h'l ycwt mšpt 11
3b w'm šdy ycwt sdq 13

185 So z.B. F. Hesse (1978), 141, und H. Bobzin (1974), 315.


186 G. Fohrer (1963a), 352; auch G. Hölscher (1952), 56, und ähnlich G. Beer (1895/97),
151.
187 KBL3, 175a liest he)G" .
188 So ungefähr (hwg/h)g [hw]l) lyp$h yk) schlagen mit Variationen K. Budde (1913), 128;
S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153; E. Dhorme (1967), 341f.; A. de Wilde (1981), 238,
und M. Witte (1994), 81ff., vor. Vgl. D.J.A. Clines (2006), 546.
189 So E. Dhorme (1967), 342; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 352; H. Bobzin
(1974), 315; A. de Wilde (1981), 238f.; M. Witte (1994), 81.
190 N. Peters (1928), 239; ähnlich BHS.
191 Vgl. N. Peters, a.a.O., der den Verb ändert.
192 Siehe oben, Anm. 1.
54 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

B 4a 'm bnyk ht'w lw 12


4b wyšlhm byd pšcm 13
5a 'm 'th tšhr 'l 'l 13
5b w'l šdy tthnn 11

IIA 6a 'm zk wyšr 'th 11


ky cth ycyr clyk 13
6b wšlm nwt sdqk 11
7a whyh r'šytk ms r c 14
7b w'hrytk yśgh m'd 14
B 8a ky š'l n' ldr ryšwn 15
8b wkwnn lhqr 'bwtm 14
9a ky tmwl 'nhnw wl' ndc 17
9b ky sl ymynw cly 'rs 15
10a hl' hm ywrwk y'mrw lk 17
10b wmlbm yws'w mlym 14

IIIA 11a hyg'h gm' bl' bsh 14


11b yśgh 'hw bly mym 13
12a cdnw b'bw l' yqtp 14
12b wlpny kl hsyr yybš 15
B 13a kn 'rhwt kl škhy 'l 16
13b wtqwt hnp t'bd 12

IVA 14a qšry qyt* kslw 11 (L: 'šr yqwt)


14b wbyt ckbyš mbthw 14
15a yšcn cl bytw wl' ycmd 17
15b yhzyq bw wl' yqwm 14
B 16a rtb hw' lpny šmš 13
16b wcl gntw ynqtw ts' 15
17a cl gl šršyw ysbkw 14
17b byn* 'bnym yhz* 11(12) (L: byt ... yhzh)
18a 'm ybl nw mmqwmw
c 14
18b wkhš bw l' r'ytyk 14

VA 19a hn hw' mśwś drkw 13


19b wmcpr 'hr ysmh<w>* 12(13)
20a hn 'l l' ym's tm 12
20b wl' yhzyq byd mrcym 16
B 21a cd ymlh śhwq pyk 13
21b wśptyk trwch 11
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 55

22a śn'yk ylbšw bšt 13


22b w'hl ršcym 'ynnw 14

2.1.2. Übersetzung

1* Da hob Bildad von Schuach an und sprach:


IA 2a Wie lange* willst du solches reden,
2b wo deines Mundes Worte doch nur stürmisch sind*?
3a Beugt El etwa das Recht
3b oder beugt* Schaddai die Gerechtigkeit?
B 4a Wenn deine Söhne sich an ihm verfehlten,
4b gab er sie der Macht ihrer Sünde preis;
5a wenn aber du,* solltest du El suchen,
5b und zu Schaddai flehen.

IIA 6a Wenn du rein und redlich bist,


*da wird er aufwachen deinetwegen
6b stellt er die Wohnstatt deiner Gerechtigkeit wieder her.
7a Dann wird dein Anfang klein erscheinen,*
7b doch dein Ende herrlich groß.
B 8a Denn frag’ nur das frühere Geschlecht
8b und beachte,* was ihre* Väter erforschten.
9a* Weil wir von gestern sind, wissen wir nichts;
9b weil unsere Tage ein Schatten auf Erden sind.
10a Sind sie es nicht, die dich lehren, dir sagen werden
10b und die aus ihrer Einsicht* Worte hervorbringen?

IIIA 11a Kann denn Papyrus wachsen, wo kein Sumpf ist,


11b das Riedgras ohne Wasser sprießen?
12a Noch treibt es, wird nicht abgeschnitten,
12b schon aber ist es dürr vor allem Gras.*
B 13a So sind die Wege* aller, die Gott vergessen,
13b und die Hoffnung des Ruchlosen wird untergehen.

IVA 14a Sommerfäden* gleich ist seine Zuversicht,


14b und ein Spinnengeweb’* sein Vertrauen.
15a* Er verläßt sich auf sein Haus, aber es bleibt nicht stehen;
15b er hält sich daran, aber es bleibt nicht aufrecht.
B 16a Er steht voll Saft im Sonnenschein,
16b durch seinen Garten* rankt sich sein Sproß.
56 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

17a Über Steinhaufen verflechten sich seine Wurzeln,


17b zwischen Steinen hält er sich fest.*
18a Reißt man ihn aus von seinem Ort,
18b verleugnet der ihn: „Ich kenn’ dich nicht“.*
VA 19a Siehe, das war die Freude seines Weges,
19b aus dem Staube sproßt* ein anderer.
20a Siehe, El verwirft den Frommen nicht,
20b und hält der Bösewichter Hand nicht fest.
B 21a Er wird noch* deinen Mund mit Lachen füllen*
21b und deine Lippen mit Jauchzen.
22a Die dich hassen, müssen sich in Scham kleiden,
22b und der Gottlosen Zelt wird verschwinden*.

2.1.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.193


2a Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier ursprünglich wie in 18,2 die
Langform hfn) f -da( gestanden hat, zumal die kolometrische Kürze (11
Konsonanten) dies eigentlich verlangt.194
2b Wörtlich: „Ein starker Wind sind“.
3b Einige Kommentatoren möchten die Doppelverwendung des
Verbs tw( vermeiden,195 es handelt sich hier aber wahrscheinlich um ein
emphatisches Element, wie es in einigen anderen Versen der Freundes-
reden der Fall ist.196
5a Wie gewöhnlich angenommen, bildet V. 5 die Protasis zu V. 6.
Nach der Entfernung von V. 6aβ197 und wegen mehrerer Einzelheiten
kann es aber nicht sein. Das Problem von {i) am Anfang des Verses hat
man durch Streichung zu lösen versucht,198 das Kolon bliebe dann aber
zu kurz (11 Konsonanten) und verlöre die sonst augenscheinliche poe-
tologische Parallelität zu V. 4. Die beste Lösung, daß hfT)
a -{i) auf U):+x
f in
V. 4a zurückgreift, wird von H. Bobzin zusammen mit F. Horst vorge-

193 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


194 Vgl. unten, S. 62.
195 Z.B. G. Beer (1895/97), 49; E. Dhorme (1967), 113; G. Hölscher (1952), 26, und A. de
Wilde (1981), 133: håW(a y: .
196 Siehe unten, S. 124; so auch G. Fohrer (1963a), 184; R. Gordis (1978), 88; N.C. Habel
(1985), 168.
197 Siehe gleich unten zu V. 6aβ.
198 Z.B. G. Hölscher (1952), 26, und A. de Wilde (1981), 134. Die andere Lösung böten
die Umstellungen an, so z.B. P. Volz (1921), 34f.43, der den Text zusätzlich durch G
ergänzt (V. 5b.G.5a.6.7.21.8).
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 57

schlagen.199 Die in erster BR regelmäßige Teilung in die Unterstrophen


fände dadurch auch ihre Bestätigung.
6aβ In V. 6 liegt ein Trikolon vor, das in den poetologischen Rah-
men der BR (und Freundesreden) nicht paßt. Das zweite Kolon wirkt
zwischen der Protasis und Apodosis vor allem inhaltlich als ein stören-
der Einsatz. Wird er gestrichen, erhalten wir eine den Versen 4–5 ent-
sprechende konditionale Fügung, die ebenfalls durch {i) eingeleitet
und deren Apodosis durch Kopula weitergeführt wird. Darüber hinaus
können wir uns von der hier überflüssigen yiK200, dem Verb rw(201 und
von der dem Bikolon V. 5 nachgebildeten Alliteration von ( trennen.202
Außerdem scheint hfT(a -yiK sowohl den ersten Reden des Elifas und Zofar
(4,5; 11,16) als auch der zweiten des Hiob (sogar dreimal) nachgebildet
zu sein.203
7 Wörtlich: „sein“. Während die Abweichung des Genus von hfyfhw:
vor dem Subjekt möglich ist,204 kann das von håG& : yi nur durch den Paral-
lelismus erklärt werden.205
8b Das Wort }"nOk:w ist mit E. Dhorme in Verbindung zu Jes 51,13 zu
verstehen.206
Das Suffix von {ftObA) braucht nicht weggelassen zu werden, weil es
}O$yir rod als Kollektivum versteht und hier einen ansteigenden Paralle-
lismus bildet.207
9 Anders als manchmal behauptet worden ist, beurteilen wir nicht
V. 10,208 sondern V. 9 als späteren Zusatz.209 Dieses Bikolon stellt ver-
mutlich eine antithetische Nachinterpretation von V. 8 dar. Es erweist

199 H. Bobzin (1974), 135; F. Horst (1968), 125.


200 yiK ist im Gegensatz zu den ER in den BR nicht gewöhnlich; siehe unten, S. 108f.117.
201 Das Verb ist den Freundesreden nicht eigen und nur in HR 14,12; 17,8; 31,29 vertre-
ten.
202 Das zweite Kolon fehlt in einer Handschrift und wird von B. Duhm (1897), 47;
E. Würthwein (1970), 240, Anm. 60, und M. Witte (1994), 64, gestrichen. Dagegen
wird V. 6aα von O. Kaiser (2006), 18, als sekundär beurteilt. Die Mehrheit der Kom-
mentatoren streichen das erste Kolon (G. Beer [1895/97], 50; G. Hölscher [1952], 26;
G. Fohrer [1963a], 183f.; F. Horst [1968], 125; A. de Wilde [1981], 134, u.a.), dagegen
lassen K. Budde (1913), 36; A. Weiser (1980), 64; J. Vermeylen (1994), 109; M. Köhl-
moos (1999), 162, u.a. das Trikolon stehen. P. Volz (1921), 34f.43, macht zahlreiche
Umstellungen.
203 Siehe auch unten, S. 117.
204 Vgl. GK28, § 145o.
205 Siehe H. Bobzin (1974), 136; Joüon, § 150k und E. Dhorme (1967), 115.
206 E. Dhorme (1967), 116.
207 So A. Dillmann (1891), 70.
208 Zusatz nach B. Duhm (1897), 48, und G. Hölscher (1952), 26.
209 V. 9 wird von O. Kaiser (2006), 19, gestrichen.
58 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

sich kolometrisch als das längste in der Rede (17:15) und fällt mit sei-
nem einmaligen Pronomen Un:xná ) A und Adverb lOm:t im ganzen Hiobbuch
auf. Zusätzlich wirkt Doppel-yiK am Anfang der Kola im Kontext stö-
rend. Als Begründung zu V. 8 gedacht, versucht V. 9 die Rückfrage bei
der Weisheit der Väter mit dem ephemeren Charakter der eigenen Exi-
stenz zu begründen. Die Frage nach der Herkunft des Verses muß we-
gen mangelnder Anhaltspunkte an dieser Stelle ungeklärt bleiben.
10b Wörtlich: „Aus ihrem Herz“.
12 Zwei Nebensätze im ersten Kolon bilden eigentlich einen Tem-
poral- und einen Zustandssatz zur zweiten Zeile.210
13a G liest τὰ ἔσχατα = tyirAx)
a , „das Ende“, was wegen des Paralle-
lismus durchaus angebracht wäre, aber auch die im Alten Testament
übliche Wegmetaphorik bildet die Parallele zu V. 13b.211
14a Die Konstruktion +Oqfy-re$) A ist wegen auffallender Relativparti-
kel und ohne Parallele in V. 14b sehr zweifelhaft und ähnelt sehr der in
22,16; daher ist eine ganze Reihe von Änderungsvorschlägen gemacht
worden. Wir schließen uns vor allem wegen des Parallelismus der Les-
art an, die seit Saadya die breiteste Anerkennung gefunden hat: y"r< u iq
+iyqa .212
14b Wörtlich: „Das Haus der Spinnen“.
15 Das Bikolon erscheint mit seinen vier Imperfekta (darunter ver-
stärkte Hifil- und Nifal-Formen) zwischen den Nominalsätzen in V. 14
und 16a problematisch.213 Inhaltlich gestaltet der Glossator das ihm
vermutlich nicht eindeutig erschienene Bild des Spinngewebes in V. 14
aus. Darüber hinaus verdankt das Bikolon dem auffallenden Satzbau
auch seine kolometrisch längeren Zeilen (17:14)214 und weist durch das
seltene Verb }($ und durch {wq Parallelen zur Gerechtigkeitsredaktion
in 24,14.22f. auf.215
16b Die Konjekturen sind nicht nötig,216 weil das Bild vom guten
Ergehen des Gottlosen ja erst durch sein Verschwinden in V. 18f. poin-

210 Siehe H. Bobzin (1974), 138f.; ähnlich bereits W. Volck (1889), 30.
211 Vgl. G. Beer (1895/97), 51: Auch wegen V. 19a.
212 Siehe BHS, N. Peters (1928), 87f.; G. Fohrer (1963a), 185; M.H. Pope (1985), 66f.;
F. Horst (1968), 126; H. Bobzin (1974), 139; A. de Wilde (1981), 135; N.C. Habel
(1985), 169; M. Köhlmoos (1999), 229, Anm. 7; vgl. M. Wagner (1966), 101, und KBL3,
1024b.
213 Siehe dazu besonders H. Bobzin (1974), 139f. V. 15 ist sekundär nach K. Budde
(1913), 38; P. Volz (1921), 35; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin, a.a.O.; F. Hesse
(1978), 73, und O. Kaiser (2006), 19.
214 Bei Oty"B-la( in erster Zeile kann es sich auch um eine tertiäre Glosse handeln; vgl.
F. Horst (1968), 125, und J.E. Hartley (1988), 159, Anm. 3.
215 Siehe M. Witte (1994), 116ff.183ff.
216 Vgl. K. Budde (1913), 38; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin (1974), 140f.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 59

tiert wird. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß einige Exege-
ten die Metaphorik der ersten BR anders auslegen, nämlich als eine
Reihe von negativen (V. 12–15) und eine von positiven Beispielen
(V. 16–19).217 Da aber das Schicksal der Gerechten (in der 3. Person
sing.) in den Freundesreden sonst fast nicht beschrieben wird, würde es
hier um eine besondere Ausnahme handeln.218
17b In M steht håzx E ye {yinb
f )
A ty"B, „das Haus der Steine sieht er“, ist
fraglich, obwohl nicht ganz unmöglich.219 Wir ändern wegen Paralle-
lismus ty"B in }y"B und lesen z"xoy (=z"x)oy) statt håzx
E ye .220
18b Wörtlich: „Ich habe dich nicht gesehen“.
19b Lies mit der Mehrheit der Kommentatoren als Singularform:
xfmc
: yi .
21a Statt da( lies do( wie auch meist angenommen.
h"Lm
a y: = )"Lm
a y: .221
22b Wörtlich: „Es gibt nicht mehr“.

2.2. Die zweite Bildadrede (Hi 18)

2.2.1. Kolometrie222

1a wycn bldd hšhy wy'mr 17


IA 2a cd 'n(h) tśym<wn> qs lmlyn* 14/15(20) (L: qnsy)
2b tbyn<w>* w'hr ndbr 12(13)
3a mdwc nhšbnw kbhmh 15
3b ntm<y>nw bcynyk<m>* 11
4a trp npšw b'pw 11
4b hlmcnk tczb 'rs 13
wyctq swr mmqmw 13
B 5a gm 'wr ršcym ydck 14
5b wl' ygh šbyb 'šw 13
6a 'wr hšk b'hlw 11
6b wnrw clyw ydck 12

217 Z.B. R. Gordis (1978), 521, und N.C. Habel (1985), 168.
218 Siehe unten, S. 199–203.
219 Siehe N.C. Habel (1985), 168f.
220 So K. Budde (1913), 38f.; G. Hölscher (1952), 26; G. Fohrer (1963a), 184f.; H. Bobzin
(1974), 140f.; A. de Wilde (1981), 135; vgl. J.E. Hartley (1988), 159f., Anm. 5.
221 So GK28, § 23e, 75pp; K. Budde (1913), 39; G. Fohrer (1963a), 185; F. Horst (1968), 127.
222 Siehe oben, Anm. 1.
60 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

IIA 7a ysrw scdy 'wnw 12


7b wtkšylhw* cstw 12 (L: wtšlykhw)
B 8a ky šlh bršt brglyw 15
8b wcl śbkh ythlk 13
9a y'hz bcqb ph 10
9b yhz(y)q* clyw smym 12/13
10a tmwn b'rs hblw 12
10b wmlkdtw cly ntyb 14
11a sbyb bcthw blhwt 14
11b whpyshw lrglyw 13

IIIA 12a yhy rcb [b]'nw 10(9)


12b w'yd nkwn lslcw 13
13a y'kl bd[w]y cwrw 12(11)
13b y'kl bdyw bkwr mwt 15
14a yntq m'hlw mbthw 14
14b wtscdhw lmlk blhwt 15
15a tškwn b'hlw l'* lw 14 (L: mbly)
15b yzrh cl nwhw gpryt 15
B 16a mtht šršyw ybšw 14
16b wmmcl yml qsyrw 13

IVA 17a zkrw 'bd mny 'rs 13


17b wl' šm lw cl pny hws 15
18a yhdphw m'wr 'l hšk 15
18b wmtbl yndhw 10
19a l' nyn lw wl' nkd bcmw 17
19b w'yn śryd bmgwryw 15
20a cl ywmw nšmw 'hrnym 16
20b wqdmnym 'hzw ścr 14
B 21a 'k 'lh mšknwt cwl 14
21b wzh mqwm l' ydc 'l 14

2.2.2. Übersetzung

1* Da hob Bildad von Schuach an und sprach:


IA 2a Wann endlich* hörst du auf* zu reden?
2b Komm'* zur Einsicht, damit wir dann reden können.
3a Warum werden wir wie Vieh geachtet,
3b sind wir dumm* in deinen* Augen?
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 61

4a* Du, der deine* Seele selbst zerreißt in Zorn.


4b Soll deinetwegen die Erde verödet werden
und der Fels von seiner Stätte weichen?
B 5a Allein des Gottlosen* Licht erlischt*
5b und die Flamme seines Feuers leuchtet nicht.
6a Das Licht in seinem Zelt ward dunkel
6b und über ihm verlöschte seine Leuchte.

IIA 7a Kurz wurden seine kräftigen Schritte


7b und wanken machte ihn* sein eigener Rat.
B 8a Denn er geriet mit seinen Füßen in ein Netz
8b und lief über Flechtwerk hinweg.
9a Es hielt die Schlinge die Ferse fest,
9b der Fallstrick packte* ihn.
10a Seine Schlinge lag verborgen auf der Erde
10b und seine Falle auf den Pfad.
11a Ringsum überwältigten ihn Schrecken
11b und verjagten ihn auf Schritt und Tritt.*

IIIA 12a Hungrig ward* er in* seiner Kraft


12b und Verderben stand bereit für sein Straucheln.
13a Seine Haut wurde von Krankheit gefressen*,
13b der Erstgeborene des Todes* fraß seine Glieder.
14a Ausgerissen wurde er aus seinem Zelte, seinem Zufluchtsort,
14b und hingetrieben zum König der Schrecken.
15a Nichts* wohnte in seinem Zelt,
15b über seine Stätte wurde Schwefel gestreut.
B 16a „Unten verdorren seine Wurzeln
16b und oben verwelken seine Zweige.“

IVA 17a Sein Andenken verschwand aus dem Lande


17b und ihm blieb kein Namen auf der Straße.
18a Er wurde vom Licht in die Finsternis gestoßen
18b und vom Festland verjagt.
19a Er hat keine Nachkommen und Kinder unter seinem Volk,
19b und keinen, der übrigblieb an seinen Stätten.
20a Die im Westen* entsetzten sich über seinen Tag,
20b und die im Osten* ergriff die Furcht.
B 21a Ja, so geht es den Wohnungen der Ungerechten
21b und so dem Ort, den El nicht kennt.
62 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

2.2.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.223


2a Die Partikel hfn)
f -da( treffen wir am Anfang der ersten BR in 8,2 als
}f)-da(; deswegen ist die Frage berechtigt, ob die Partikeln nicht ur-
sprünglich doch einheitlich gewesen sind, entweder beide lang (das
Kolon 8,2a ist zu kurz) oder beide kurz (das Kolon 18,2a mit 20 Konso-
nanten zu lang). Der Redeanfang steht gewiß unter dem Einfluß von
19,2 und könnte als Schreibfehler erklärt werden.
Das Problem des Plurals in V. 2f. ist seit langem bekannt, weil die
angeredeten Personen nicht die Freunde sein können, sondern allein
Hiob (siehe unten). G übersetzt wahrscheinlich richtig im Singular.224
Wie die eröffnende Partikel, kann auch die Pluralform vom Anfang der
vorausgegangenen Rede (19,2) beeinflußt sein. Außerdem verkürzt die
Singularform deutlich die Zeile auf 17–18 Konsonanten; 20 Konsonan-
ten wären in den ursprünglichen Freundesreden völlig ausnahmslos.225
In der jüngeren Auslegungsgeschichte wird angenommnen, daß Hiob
im Plural angeredet wird,226 oder Hiob und seinesgleichen oder ano-
nyme Zuhörer227 oder die Freunde228.
Wörtlich: „Wann endlich machst du Schluß den Worten?“ Die Be-
deutung des Wortes y"cn: iq muß aus der Parallele zu HR 16,3 abgeleitet
werden (vgl. auch ER 22,5). Eine aramaisierende Auflösung der Ver-
doppelung von c wird in jånqe öfters angenommen.229 Wenn auch das
arabische Wort qansun, „Jagd“,230 ähnlich klingt, ist es nicht überzeu-
gend. Die Derivationen aus dem Akkadischen – qinnāzu(m), „Peit-

223 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


224 Ihr knüpfen B. Duhm (1897), 93f.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 157; S. Terrien
(1963), 13, 138; R.E. Murphy (1981), 32, und O. Kaiser (2006), 34, an; vgl. J.E. Hartley
(1988), 273.
225 Siehe dazu unten, S. 89–91.
226 So L. Hirzel (1852), 114; F. Delitzsch (1876), 226; N. Peters (1928), 186 („beabsichtigte
Feinheit“); H.H. Rowley (1980), 158; R. Gordis (1978), 190; A. van Selms (1982), 158;
N.C. Habel (1985), 280, und M.H. Pope (1985), 133.
227 So A. Dillmann (1891), 158; A. Weiser (1980), 136; H. Groß (1986), 68. Vgl. auch
N.H. Tur-Sinai (1981), 285: „summary of utterances of Job“.
228 G. Fohrer (1963a), 296; F. Horst (1968), 267; E. Dhorme (1967), 257, und M. Witte
(1994), 64. Dagegen stellt A. de Wilde (1981), 201, V. 2 an den Anfang von c. 19 um.
229 Vgl. z.B. KBL3, 1044b; N. Peters (1928), 184; G. Fohrer (1963a), 296; F. Horst (1968),
263; J.E. Hartley (1988), 273, Anm. 3; F. Hesse (1978), 119; H. Strauß (1998), 75,
Anm. 17, u.a.
230 Vgl. AWSG2, 706b; L. Hirzel (1852), 113; F. Delitzsch (1876), 226; A. Dillmann (1891),
158; P. Szczygiel (1931), 108; H.H. Rowley (1980), 158; R. Gordis (1978), 190;
N.C. Habel (1985), 281.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 63

sche“,231 und kursu(m), „Fessel“232 – passen ebenso wenig an diese Stelle


und wären nicht besser als „Jagd“. Da die Zeile gewiß unter (aramaisie-
renden?) Bearbeitungen gelitten hat, läßt sich auch bei diesem Wort ein
Schreibfehler nicht ausschließen, ein einfaches j"q würde kolometrisch
berechtigt sein.233
2b Auch hier soll es sich vermutlich wie in V. 2a um eine Singular-
form handeln.
3b In M steht Unyim+
: ni aus )+m, „unrein sein“; die Mehrheit der Ausle-
ger nehmen aber die aus {m+, „dumm sein“, abgeleitete Bedeutung
an.234
Wird V. 2 konjiziert, muß auch hier ursprünglich Suffix 2. masc.
sing. gestanden sein.
4 Die erste Strophe wirkt poetologisch und kolometrisch in sich ge-
schlossen. Allein V. 4 fällt als Trikolon auf. Da V. 4bα.β dem Paralle-
lismus membrorum folgt und wie für die Freundesreden typisch als
rhetorische Doppelfrage mit der Fragepartikel h A gestaltet wird, dürfte
das erste Kolon eine nachträgliche Erweiterung sein.235 Außerdem fällt
V. 4a wegen des in dieser Rede sehr seltenen Partizips auf (vgl. V. 10.
12). Dem Ergänzer ging es darum, die Unangemessenheit des selbst-
zerstörerischen Verhaltens Hiobs zu unterstreichen. Der gewöhnliche
Wortschatz läßt keine sicheren Folgerungen über die Herkunft des Ein-
trags zu. So ist z.B. va) allen Redaktionsschichten eigen, trotzdem sind
alle drei nur bei einem, nämlich beim Gerechtigkeitsbearbeiter, nach-
weisbar.
4a Wörtlich: „Der seine Seele zerreißt in Zorn“.
5a Die Pluralform ist hier singularisch übersetzt, weil die folgenden
Suffixe vermutlich wegen des stilistischen Gleichklangs im Singular
verwendet werden.
Die Tempora können hier und weiter wegen des beherrschenden
Hamet’s und daher eher von der ‚Lehrerzählung’ und nicht vom ‚Weis-
heitsgedicht’ ausgehend narrativ übersetzt werden.236

231 Siehe AHW, II 922a.


232 Siehe AHW, I 512a; falsch gelesen als qinsu – so E. Dhorme (1967), 257 u.a.
233 Zu stat. cons. siehe GK28, § 130a.
234 UnoM+
a n: , z.B. F. Horst (1968), 266; H.H. Rowley (1980), 158; M.H. Pope (1985), 133;
N.C. Habel (1985), 281, u.a.
235 So auch G. Hölscher (1952), 43; G. Fohrer (1963a), 297; F. Hesse (1978), 119; M. Witte
(1994), 64, und O. Kaiser (2006), 35. Dagegen hält A. de Wilde (1981), 201, V. 4bβ für
eine Glosse aus 14,18. Einige Forscher haben ähnlich wie B. Duhm (1897), 93f. ver-
sucht, V. 4a ein Kolon bzw. mehrere Kola voranzustellen, die Mehrheit lassen aber
das Trikolon stehen.
236 Siehe H. Bobzin (1974), 254ff.
64 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

7b In M steht Uh"kyil$
: t a , „ihn stürzt“. Wahrscheinlicher ist der Text
aber nach G (σφάλαι δέ – Uh"lyi$k: t a w: , „straucheln“, „wanken“237) zu ver-
bessern. Vgl. z.B. ER 4,4 und Prv 4,19.
9b Statt des Jussivs q"zx
A ya lies als Imperfekt qizx A ya oder qyizx
A ya .238
11b Wörtlich: „Seine Füße“.
12a Das Kurzimperfekt besitzt hier narrativische Funktion.239
BHS ergänzt Ono) richtig mit der Präposition B : ; das sonst sehr kurze
Kolon (9 Konsonanten) gewinnt ein wenig an Länge.
13a Die Wendung y"DaB lak)oy in M steht vermutlich unter dem Ein-
fluß von V. 13b und ist wegen des Parallelismus und der Kolometrie
nach BHS zu verbessern: yaw:dB i l"k)
f y" .240
13b G. Fuchs kritisiert den für eine dichterische Personifikation ge-
haltene Ausdruck „der Erstgeborene des Todes“, weil der Tod keine
Nachkommen haben könne. Daher nach ihr appositionell zu verstehen:
„Der Erstgeborene, der Tod / Mot“.241 Wir bleiben bei der üblichen
Übersetzung wegen einer Parallele zu V. 14b.242
15a Der Ausdruck Ol-yilB : m
i ist unverständlich. Gegen alle interessan-
ten Lösungen, zumal die von M. Dahood – l"Bm a (aus dem Akkadischen
nablu, oder Ugaritischen nblat – „Feuer“, „Flammen“),243 die zu dem Pa-
rallelismus passen würde – oder R. Gordis – lUBam, „Flut“244 – spricht der
durchgehende Reim von O- und t- in der dritten Strophe. Deswegen ist
das Suffix 3. sing. masc. erforderlich und der Vorschlag, hier Ol )ol zu
lesen, passend.245
20 Die „im Westen“ und „Osten“ sind nach den Versionen die, die
waren und kommen werden. So übersetzen auch einige Forscher,246

237 Mit BHS u.a.


238 So BHS, S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 118; G. Fohrer (1963a), 297; F. Horst (1968),
266; H. Bobzin (1974), 257, u.a.
239 Siehe H. Bobzin (1974), 258.
240 So auch K. Budde (1913), 94; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 119; N. Peters (1928),
190; G. Fohrer (1963a), 298; S. Terrien (1963), 141; H.H. Rowley (1980), 162; E. Dhor-
me (1967), 265; A. de Wilde (1981), 203; J.E. Hartley (1988), 277, Anm. 3. Zur „Haut“
(rO() im Hiobbuch vgl. R. Kessler (1992), 149f.
241 G. Fuchs (1993), 111–113.
242 Siehe auch unten, S. 186f.
243 M. Dahood (1957), 312ff.
244 R. Gordis (1978), 193.
245 So nämlich S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 119; F. Horst (1968), 273, und J.E. Hart-
ley (1988), 277, Anm. 6. Vgl. auch V. 17b und 19a. Vgl. auch unten, S. 137.
246 Z.B. L. Hirzel (1852), 117; K. Budde (1913), 95; R. Gordis (1978), 194.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 65

doch wegen Joel 2,20 und Sach 14,8 sind sie als Himmelsrichtungen
gemeint.247

2.3. Exkurs: Die sogenannte dritte Bildadrede (Hi 25)

2.3.1. Kolometrie

1 wycn bldd hšhy wy'mr 17


2a hmšl wphd cmw 11
2b cśh šlwm bmrwmyw 14
3a hyš mspr lgdwdyw 14
3b wcl my l' yqwm 'wrhw 16
4a wmh ysdq 'nwš cm 'l 15
4b wmh yzkh ylwd 'šh 14
5a hn cd yrh wl' y'hyl 15
5b wkwkbym l' zkw bcynyw 18
6a 'p ky 'nwš rmh 11
6b wbn 'dm twlch 11

2.3.2. Übersetzung

1* Da hob Bildad von Schuach und sprach:


2a Herrschaft* und Schrecken sind bei ihm,
2b der Frieden in seinen Höhen macht.
3a Haben seine Scharen eine Zahl?
3b Über wem geht denn sein Licht* nicht auf?
4a Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott,
4b wie ein vom Weibe Geborener rein?
5a Siehe*, sogar der Mond leuchtet nicht hell*
5b noch sind die Sterne rein vor seinen Augen,
6a wieviel weniger der Mensch, ein Gewürm,
6b und Menschenkind, der Wurm?

247 Vgl. T.H. Robinson (1964), 62; F. Horst (1968), 275; H.W. Wolff (1975), 74, und
J.E. Hartley (1988), 280, Anm. 16. Vgl. noch Dtn 11,24; 34,2; Ez 10,19; 11,1; 47,8; und
unten, S. 188 und 261.
66 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

2.3.3. Textkritik und Begründung des sekundären Charakters

1 Die Überschrift mag hier tertiär sein oder auch von der bereits vor-
handenen Gestalt der Freundesreden ausgehen.248 In einer Handschrift
wird Hiob als der Redende dargestellt, höchstwahrscheinlich fehler-
haft.249
2–6 Der Hiobdialog mündet in das Unschuldsbekenntnis und Rei-
nigungseid Hiobs in c. 27*.29–31* und in die Gottesreden. Die dritte BR
ist ein späterer Eintrag, der auf der Voraussetzung beruht, daß der
Dialog aus drei Redegängen besteht. Wie M. Witte in seiner Studie250
hinreichend bewiesen hat, ist diese Rede dem sog. Niedrigkeitsbearbei-
ter zuzuschreiben. Ebenso haben wir uns seiner These über die gleiche
Herkunft von 4,12–21 und 15,11–16 angeschlossen und es am Beispiel
zahlreicher inhaltlicher, stilistischer und poetologischer Momente be-
stätigt.251
Die wortwörtliche Parallele von V. 4f. zu 15,14f. (nur vier Worte
weichen ab) läßt den sorgsamen Leser schon beim ersten Blick stutzen.
Aber noch belegt das Thema dieser Bearbeitungen – kreatürliche Sünd-
haftigkeit des menschlichen Wesens und seine Niedrigkeit vor Gottes
Erhabenheit –, daß wir es hier mit dem Niedrigkeitsbearbeiter zu tun
haben. Ihre Tendenz widerspricht dem auf die tatsächlichen Sünden
Hiobs zurückgreifenden252 und wegen der doch vorhandenen Möglich-
keit der Umkehr optimistischen Ton der ER bzw. der Freundesreden253
durchaus. Wegen des makrotextlichen chiastischen Aufbaus dieser Re-
de liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier nicht um ein Fragment
eines ursprünglich längeren Texts handelt, weil wir dann hier sonst
einen stilgerechteren Abschnitt oder zusätzliche Fragmente erwarten
dürften. Wie M. Witte festgestellt hat, enthält jedes Bikolon einen be-
sonderen Platz im Aufbauschema, in dem eine anthropologische These
in der Mitte in V. 4 steht, die von zwei Komparationen V. 3 und 5 um-
geben ist und durch eine theologische These in V. 2 eingeleitet und
durch die Konklusion in V. 6 abgeschlossen wird.254 Ein ähnlicher über-
greifender Chiasmus läßt sich sonst in den Freundesreden nicht be-

248 Vgl. oben zu 4,1 (S. 22f.).


249 Dagegen vgl. H. Strauß (2000), 102.
250 M. Witte (1994), 59ff.91ff. Siehe ferner bei ihm (1994; 1995) auch zu den Schwierig-
keiten der Rekonstruktion des dritten Redegangs.
251 Siehe oben, S. 24f. und 38.
252 Vgl. 15,5f.; 22,5–9.13f.
253 Vgl. z.B. 5,8; 8,6; 11,13–16 und alle Schlußverheißungen am Ende der Reden 5,17–26*;
8,21f.; 11,17–20*; 22,23.26–30.
254 Siehe exakter bei M. Witte (1994), 60f.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 67

obachten. Zusätzlich fehlen in c. 25 im Vergleich zu ihnen die klar ge-


zeichnete persönliche Anrede Hiobs, das Summarium am Ende und die
direkten Hinweise auf Gottlose oder Bösewichter.255
Im Anschluß an die Einleitungen 4,12–16; 15,11–13 und 25,2f.256 äh-
neln sich die eigentlichen Botschaften des Niedrigkeitsbearbeiters in
4,17–19; 15,14–16 und 25,4–6 in dem Maße, daß sie ausschließlich von
einer Hand oder aus einem Gedankenkreis stammen können. Alle fan-
gen in 4,17; 15,14 und 25,4 mit rhetorischen Doppelfragen an, die pro-
grammatisch nach dem Gerechtsein des Menschen fragen.257 Die Dop-
pelfrage wird jeweils durch einen Schluß a maiore ad minus in 4,18f.,
15,15f. und 25,5f. beantwortet, indem zuerst auf das Mißtrauen Gottes
(4,18 und 15,15: }m) Hi.; 15,15 und 25,5: \kz) gegenüber den höchsten
oder kosmologischen Erscheinungen (15,15: {iym a $
f ; 25,5: {yibkf Ok) oder
Wesen (4,18: wyfk) f l
: m
a ) hingewiesen wird (}"h am Anfang von und )ol in-
nerhalb des Kolons) und anschließend die Geringfügigkeit des Men-
schen (15,16: $yi); 25,6: $OnE) und {fd) f ) betont wird (va) am Anfang von
4,19, yiK-va) in 15,16 und 25,6258). In keiner der ursprünglichen Freundes-
reden treffen wir auf so massive inhaltliche oder stilistische Über-
schneidungen. Anders als in ihnen werden in 15,14f. und 25,4f. die
Verben hkz und \kz statt des in 8,6 und 11,4 üblichen Adjektivs |az be-
nutzt.
Darüber hinaus ist den Freundesreden kein hymnischer Unterton
eigen, der sich bereits in den Nominalsätzen des Eröffnungsverses 25,2
zu erkennen gibt.259 Die Freundesreden bleiben dagegen im Stilbereich
der Mahnung und Lehre. Die Stilistik von c. 25 hebt sich durch die im
Gegensatz zu den Freundesreden maßlose Häufung zahlreicher Allite-
rationen und Reimen hervor: Z.B. -h am Anfang von V. 2.3.5; -m in
V. 3f.; -) innerhalb von V. 4.6; Suffix 2. masc. sing. am Ende der Zeilen
in V. 2b.3a.5b; der Laut l- am Ende in V. 4a.5a; Homoioteleuton hf- in
V. 6a.b.260
Die kolometrischen Grundsätze der Freundesreden werden in c. 25
nicht mehr eingesetzt. Während die kurzen Anfangs- und Endverse
(11:14 und 11:11) noch erklärbar sind, wirkt V. 5 überlang (15:18). An-

255 Vgl. unten, S. 139ff.


256 In zwei Einleitungen ist das Wort daxPa (4,14; 25,2) vertreten.
257 Zum Wortschatz: $OnE), qdc und hkz in 15,14 und 25,4; in 4,17 und 25,4 hOlE) oder l");
in 15,14 und 25,4 als Parallele zum Menschen hf<) i dUl:y.
258 Die Konjunktion va) ist nur einmal in den ursprünglichen Freundesreden in 15,4
belegt, die Konstruktion yiK-va) ist hingegen Sondergut des Niedrigkeitsbearbeiters.
259 Vgl. zusätzlich charakteristische Wörter wie {Orfm, h&( (V. 2 und 5,9.11), rfPs
: m
i , lOdfg
(V. 3 und 5,11) aus dem hymnischen Abschnitt 5,9–14; siehe dazu oben, S. 28–31.
260 Vgl. unten, S. 130ff.
68 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

dererseits herrschen hier in diesem Kapitel andere Prinzipien, z.B. ist


die Konsonantenzahl vor und nach dem Wort l") in V. 5 gleich.261
Mithin kann es als bewiesen gelten, daß die sogenannte dritte Bil-
dadrede nicht zum ursprünglichen Hiobdialog gehört und zusammen
mit den Ergänzungen in Hi 4,12–21 und 15,11–16 von einer späteren
ergänzenden Hand stammt und nach M. Witte dem Niedrigkeitsbear-
beiter zuzuschreiben ist.262
2a Inf. abs. l"$m: h
a wird hier substantivisch benutzt.
3b Das Wort Uh"rO) wird öfters aufgrund von G als Ob:rO) gelesen –
„und gegen wen hielte sein Hinterhalt nicht stand“.263 Wir möchten
wegen des „kosmologischen“ Parallelismus264 das Wort unverändert
lassen.265
5a Die Interjektion }"h ist hier grundsätzlich auch konsekutiv als
„wenn“ übersetzbar, um die Verbindung zu yiK va) in V. 6 besser zu
äußern.266
Das Wort lyih) A ay ist oft als l"hyæ , „zelten“, verstanden worden,267 kann
aber inhaltlich und als Nebenform zu llh so stehen bleiben.268

261 M. Witte (1994), 61.


262 Daß c. 25 nicht ursprünglich ist, haben z.B. P. Volz (1921), 27; J. Lindblom (1945), 74f.
[184f.]; H.L. Ginsberg (1969), 104, Anm. 3; J. Vermeylen (1994), 108ff.; A. Scherer
(2008), 98–100, vermutet. An die These M. Wittes knüpfen auch O. Kaiser (1994),
72ff.; (2006), 47, und J. van Oorschot (2007), 182–184, an. Öfters ist c. 25 mit anderen
Teilen aus dem dritten Redegang kombiniert worden, u.a. S.R. Driver / G.B. Gray
(1950), I xxxviiiff.214f.; E. Dhorme (1967), 370ff.; G. Hölscher (1952), 60ff.; S. Terrien
(1963), 180ff.; M.H. Pope (1985), 180ff.; R. Gordis (1978), 273ff.; N.C. Habel (1985),
360ff.; J.E. Hartley (1988), 355ff. C. 25 wird als Fragment einer längeren BR z.B. von
P. Volz (1921), 27 (gehört zu c. 8); und ähnlich von C. Westermann (1956), 64f.;
G. Fohrer (1963a), 374f.; F. Hesse (1978), 149f., und G. Fuchs (1993), 133–135, ange-
deutet.
263 So z.B. E. Dhorme (1967), 368f.; G. Hölscher (1952), 60; G. Fohrer (1963a), 374;
H. Bobzin (1974), 336.
264 M. Witte (1995), 124.
265 So die Mehrheit, z.B. F. Delitzsch (1876), 332f.; A. Dillmann (1891), 223; K. Budde
(1913), 141; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 176; N. Peters (1928), 271; A. Weiser
(1980), 188; F. Hesse (1978), 149f.; M.H. Pope (1985), 181f.; R. Gordis (1978), 276;
N.C. Habel (1985), 365; J.E. Hartley (1988), 356; H. Strauß (2000), 101f.
266 So E. Dhorme (1967), 369; H. Bobzin (1974), 337, vgl. M. Witte (1995), 127.
267 So z.B. BHS, E. Dhorme (1967), 369; G. Hölscher (1952), 60, u.a.
268 F. Delitzsch (1876), 333; K. Budde (1913), 142; G. Fohrer (1963a), 374; F. Hesse (1978),
149f.; R. Gordis (1978), 277; M. Witte (1995), 128, u.a.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 69

3. Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden


Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
3.1. Die erste Zofarrede (Hi 11)

3.1.1. Kolometrie269

1a wycn spr hncmty wy'mr 18


IA 2a hrb dbrym l' y nh
c 14
2b w'm 'yš śptym ysdq 15
3a bdyk mtym yhryšw 14
3b wtlcg w'yn mklm 13
B 4a wt'mr zk lqhy 11
4b wbr hyyty bcynyk 14
5a w'wlm my ytn 'lwh dbr 17
5b wypth śptyw cmk 13
6a wygd lk tclmwt hkmh 16
ky pl(')ym* ltwšyh 12/13(11) (L: kplym)
6b wdc ky yšh lk 'lwh mcwnk 19

IIA 7a hhqr 'lwh tms' 12


7b 'm cd tklyt šdy tms' 16
8a gbhh [m]šmym* mh tpcl 15(14) (L: gbhy šmym)
8b cmqh mš'wl mh tdc 14
9a 'rkh m'rs mdh 11
9b wrhbh mny ym 10
10a 'm yhlp wysgyr 12
10b wyqhyl wmy yšybnw 15
B 11a ky hw' ydc mty šw' 14
11b wyr' 'wn wl' ytbwnn 16
12a w'yš nbwb ylbb 12
12b wcyr pr' ylmd* 11(14) (L: 'dm ywld)

IIIA 13a 'm 'th hkynwt lbk 14


13b wprśt 'lyw kpk 12
14a 'm 'wn bydk trhyqhw* 16 (L: hrhyqhw)
14b w'l tškn b'hl<y>k* cwlh 16(17)
B 15a ky 'z tś' pnyk mmwm 15
15b whyyt msq wl' tyr' 15

269 Siehe oben, Anm. 1.


70 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

16a ky cth* cml tškh 12 (L: 'th)


16b kmym cbrw tzkr 12

IVA 17a wmshrym yqwm hld 14


17b tcph kbqr thyh 12
18a wbtht ky yš tqwh 13
18b whprt lbth tškb 13
19a wrbst w'yn mhryd 14
B 19b whlw pnyk rbym 12
20a wcyny ršcym tklynh 16
20b wmnws 'bd mnhm 12
wtqwtm mph npš 12

3.1.2. Übersetzung

1* Da hob Zofar von Naama an und sprach:


IA 2a Soll dieser Wortschwall ohne Antwort bleiben*,
2b oder der Schwätzer* Recht behalten,
3a dein Geschwätz Männer zum Schweigen bringen,
3b sollst du spotten, unwiderlegt?*
B 4a Du sagtest: „Rein ist meine Lehre,
4b lauter bin ich in deinen Augen“.
5a O möge Gott mit dir reden*
5b und seine Lippen auftun gegen dich!
6a* Um dir die Geheimnisse der Weisheit zu zeigen,
denn sie ist wie ein Wunder* für den Verstand,
6b daß du erkennst, wie Gott dich wegen deiner Schuld noch
zur Rechenschaft ziehen wird.*

IIA 7a Kannst du die Tiefe Gottes ergründen


7b oder die Grenze Gottes erreichen?
8a* Die höher ist [als]* Himmel: Was kannst du tun?
8b die tiefer ist als Unterwelt: Was kannst du wissen?
9a deren Maß länger als die Erde ist
9b und breiter als das Meer.
10a Wenn er daherfährt und verhaftet
10b und einberuft, wer wird ihn hemmen?
B 11a Ja, er kennt die bösen Menschen,
11b und sieht er die Sünde; soll er’s nicht merken?*
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 71

12a Doch ein hohler Mensch kann verständig werden,


12b und das Füllen eines Wildesels gelehrig.*

IIIA 13a Wenn du dein Herz zurichten


13b und zu Ihm* deine Hände ausbreiten würdest,
14a wenn du die Sünde in deiner Hand entfernst*
14b und kein Unrecht in deinem* Zelt wohnen läßt,
B 15a dann wirst du dein Antlitz ohne Makel erheben
15b und gefestigt sein* ohne dich zu fürchten,
16a denn dann* wirst du die Mühsal vergessen
16b und ihrer wie verflossener Wasser gedenken.

IVA 17a Wie* Mittag wird das Leben aufgehen,


17b Finsternis* wird wie Morgen sein.
18a Dann wirst du vertrauen, daß es Hoffnung gibt;
18b und beschützt sein*, dich sicher zu legen.
19a* Du wirst ruhen und niemand wird dich aufschrecken
B 19b Viele werden dein Angesicht umschmeicheln,
20a aber der Gottlosen Augen werden vergehen,
20b da* ihnen die Zuflucht entschwindet
und ihre Hoffnung das Aushauchen der Seele ist.

3.1.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.270


2a Wörtlich: „Nicht geantwortet“.
2b Wörtlich: „Mann der Lippen“.
3b Statt ga(l
: T
i wa lies ga(l
: t
i w: ,271 weil das Bikolon von der Fragepartikel h
A
in V. 2a abhängig ist. Wörtlich: „Und es ist keiner da, der widerlegt“.
5a Merke die seltene Konstruktion der Formel }"Tyi -yim mit Infinitiv.272
6 Eine von G. Fohrer wegen des problematischen Trikolons durch-
geführte Strophengliederung (besonders V. 2–4 und 5f.)273 ist unmög-
lich, weil V. 6 eine nachträgliche erklärende Interpretation zu V. 5 bil-

270 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


271 So BHS, K. Budde (1913), 52; E. Dhorme (1967), 157f.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950),
II 67, und besonders H. Bobzin (1974), 173f.
272 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 158, G. Fohrer (1963a), 221, und zum Vergleich
W. Groß (2007), 33ff.
273 G. Fohrer (1963a), 220.
72 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

det274 und V. 2f. und 4f. von unserer Analyse ausgehend275 voneinander
nicht zu trennen sind. In V. 6b fällt der Übergang vom irrealen Imper-
fekt zum Imperativ sowie die kolometrische Überlänge und Unausge-
wogenheit (16:13:19) auf. Außerdem verdeutlicht eine schwache Über-
länge von V. 5 (17:13) und V. 7 (12:16) die Zäsur zwischen zwei
Strophen. Beim benutzten Wortschatz fällt eine Reihe von sehr seltenen
Wörtern auf: hfml u (A aT (dreimal im AT), lepKe (dreimal), hæY$ i UT (zwölfmal);
bei den ersten beiden treffen wir auf die anderen Belege in den sekun-
dären Teilen des Hiobbuches in 28,11 und 41,5; beim dritten handelt es
sich um ein im Hi sechsmal vorkommendes Wort, das dreimal in den
von uns und von M. Witte der Majestätsredaktion zugeschriebenen
Stellen (5,12; 12,16; 26,3) belegt ist.276 Die im ursprünglichen Hiobdialog
programmatische hfmk: x f ist hier überflüssig277 und h$n (im Hi nur hier
und 39,17 ) verstärkt den Eindruck, daß der Vers nachträglich vom
278

Majestätsredaktor eingeschoben worden ist.


6a In M eigentlich {iyl a p: ki , „das Doppelte“;279 besser aber wie BHS
und die meisten Kommentatoren {iyl f p: = {yi)l
f p: , „die Wunder“.
6b Das Verb h$n mit l und }im in M wäre einmalig und unsicher.
Lies deswegen !:l) a $ : iy.280
8–9 An dieser Stelle müssen wir erneut M. Witte Recht geben und
V. 8f. als Glosse betrachten.281 Sie bildet mit ihrer Alliteration (auf m-
Laut aufgebaut), ihrem Reim (viermal Adjektiv fem. am Anfang der
Zeilen) und Satzaufbau (rhetorische Nebensätze in V. 8a.b und Nomi-
nalsätze in V. 9) ein unübertroffenes hymnisches Kunststück, das aber
im Kontext des stilistischen Aufbaus der Freundesreden einzigartig
wäre. Diese von Psalmen- und Proverbiensprache beeinflußte (zu V. 8a
vgl. Ps 103,11; zu V. 8b vgl. Prv 9,18; zu V. 9b vgl. Ps 104,25) Glosse
gehört anscheinend zu derselben redaktionellen Ebene mit den hymni-
schen Versen 22,12.17 (vgl. HaboG, {iym a $
f und l(p) und 5,9ff. Mithin erweist

274 Die Verbesserungsversuche und Scheidungen sind sehr unterschiedlich: E. Dhorme


(1967), 158f., und J. Lévêque (1970), 241, streichen V. 6aβ, aber G. Beer (1895/97), 68;
G. Hölscher (1952), 32; H. Bobzin (1974), 175ff., und J.E. Hartley (1988), 195, Anm. 6,
V. 6b; den ganzen V. 6 streicht M. Witte (1994), 66. Mehrere Verse werden von J. Ver-
meylen (1994), 109f. (V. 4–6), und O. Kaiser (2006), 24 (V. 6–9) entfernt.
275 Siehe unten, S. 142–144 u.a.
276 Zu 5,12 siehe oben, S. 28–31; zu 12,16; 26,3 und auch 28,11 (!) siehe M. Witte (1994),
144ff.179ff.
277 Siehe oben, S. 30, Anm. 65, und unten, S. 284.291, Anm. 87.
278 Siehe M. Witte (1994), 179ff.
279 Vgl. GK28, § 134s.
280 Mit E. Dhorme (1967), 159; G. Hölscher (1952), 32; A. Weiser (1980), 82; H. Bobzin
(1974), 176f., und H. Groß (1986), 46.
281 M. Witte (1994), 65ff. Mit ihm auch O. Kaiser (2006), 24.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 73

sie sich als Einfügung der Gerechtigkeitsredaktion.282 Gegen die An-


nahme, daß auch V. 7 oder V. 10 sekundär sein könnten,283 spricht vor
allem der viergliedrige durchlaufende Strophenbau, außerdem aber
auch die rhetorischen Elemente (die Doppelfrage aus Ah und {i) ist eine
typische Kombination des Hiobdichters, nicht der Ergänzer),284 die
kolometrische Ausgewogenheit gegenüber 15:14 in V. 8 und zu kurzen
V. 9 (11:10), die übliche Parallelität von H a OlE) und yaD$
a 285 sowie das beide
Kola in V. 7 schließende Verb )fcm : iT .
286

8a Es ist sicher, daß V. 8f. ein poetisch ausgewogenes Paar bilden


und deswegen statt {iym a $
f y"hb
: Gf , „Himmelshöhen“, {iym a f <m
i hfhobG: zu lesen
ist. Darin herrscht auch breite Einmütigkeit. Vielleicht ist der Fehler auf
22,12 oder auf die Wendungen wie in Ps 103,11 zurückzuführen.
11b Viele konjizieren Ol statt )ol.287 Falls man keine Konjektur vor-
nimmt, muß man mit H. Bobzin einen passivischen Zustandssatz oder
mit L.J. de Regt eine rhetorische Frage annehmen.288 Für die rhetorische
Frage spricht die wichtige Rolle solcher Fragen im Gesamtgefüge der
Freundesreden, besonders am Anfang von c. 11. Auch im Nachbarvers
10b ist eine ähnliche Frage gestellt, mit der zusammen V. 11b die Mitte
der Strophe prägt.
12b Bei dieser crux interpretum müssen wir uns entweder mit der
Annahme eines nicht mehr verständlichen Sprichworts zufrieden ge-
ben oder die schöne Lösung von K. Budde289 annehmen, die dem in der
Regel dreiwörtigen Rhythmus pro Zeile und dem gewöhnlichen Ver-
balsatz entspricht und durch Fehlschreiben erklärt werden könnte: Mit-
hin läse man statt d"lUf yi {fd)
f , „als Mann geboren wird“, d"mL f yi , „und ein
Wildeselsfüllen sich zähmen lassen“.290

282 Zu den genannten Versen siehe oben, S. 28–31.49–51.


283 M. Witte, a.a.O., äußert den wegen des Wortschatzes berechtigten Verdacht bei V. 7
(in der Tat ist das Wort tyilk: T
a im AT überhaupt nur fünfmal belegt, dabei im Hi noch
in den sekundären Versen 26,10 und 28,3); O. Kaiser (2006), 24, streicht V. 7 und
B. Duhm (1897), 63; G. Hölscher (1952), 32; H. Richter (1959), 75f., Anm. 198, und
H. Bobzin (1974), 177f., streichen V. 10.
284 Siehe unten, S. 114f.
285 Vgl. unten, S. 203f.
286 Dasselbe Wort und dieselbe Form in zwei aufeinander folgenden Kola ist keine Aus-
nahme; vgl. unten, S. 124.
287 So schlagen E. Dhorme (1967), 162f.; G. Hölscher (1952), 32; A. Weiser (1980), 82, und
J.E. Hartley (1988), 196, Anm. 12, vor.
288 H. Bobzin (1974), 178f.; L.J. de Regt (1996), 53.
289 K. Budde (1913), 54f.
290 Der Lösung schließen sich G. Fohrer (1963a), 220ff., H. Bobzin (1974), 179f.; A. de
Wilde (1981), 157f. Ähnlich handelt es sich bereits bei W. Volck (1889), 36; und ferner
bei E. Dhorme (1967), 163, und G. Hölscher (1952), 32.
74 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

13b D.h. zu Gott.


14a Entsprechend der Protasis in V. 13 muß auch V. 14 ähnlich ver-
standen werden,291 lies daher Uh"qyix:rT a .292
14b Lies !:lh)b, so viele Handschriften und breiter Konsens der
Kommentatoren.
15b Wörtlich: „Festgegossen dasein“.
16a Lies mit S und der Mehrheit der Ausleger hfT(a -yiK, weil der Aus-
druck für den Hiobdichter charakteristisch ist, hfT) f -yiK aber nur einmal
und sekundär in Elihureden 34,33 vorkommt. Es liegt die Vermutung
nahe, daß es sich hier wegen der durchgehenden Reihe der )-Allitera-
tion in V. 12–16 und des hfT) a in V. 13 um einen Schreibfehler handelt.293
17a Die Präposition }im ist entweder als eine Ellipse zu verstehen294
oder durch die Präposition K: zu ersetzen, was auf dem Hintergrund
von reqoBKa in V. 17b und der Wechselalliteration von ) und K am Anfang
von V. 10–16 gar nicht ausgeschlossen wäre.
17b Statt des Verbs hfp(u T f lies das Nomen hfp(u :T, wie auch oft ange-
nommen.295
18b Das Verb T f r
: pa x
f w: , „graben“, in Qal ist unklar sowie die Bedeu-
tung „auskundschaften“,296 der Vorschlag, hier rpx II in Pu. T f r
: aPx
u w: , „be-
schützt sein“, zu lesen, ist aber durchaus relevant.297
19a Im letzten Fünfzeiler ist höchstwahrscheinlich – obwohl nicht
hundertprozentig sicher – ein Kolon überflüssig, weil Trikola in den
Freundesreden in der Regel nicht ursprünglich sind. Der Strophenbau
und das ähnliche Summary appraisal der ersten BR sichern gewiß den
V. 20 als ursprünglich. In V. 19f. ist es schwierig, etwas zu streichen,
obwohl ein breiterer Konsens darüber herrscht, daß V. 19a sekundär
ist.298 Fast alle Wendungen und Ausdrücke in V. 19–20 begegnen im
Alten Testament öfters, V. 19a fällt aber als eine V. 18 kommentierende
Zeile auf. Abgesehen von }iy) a und im Gegensatz zu den anderen vier
Kola qualifiziert in ihr der Wortschatz anders: Das Verb jbr bildet im
Hiobbuche ein Hapaxlegomenon, und die Wurzel drx begegnet nur

291 So richtig E. Dhorme (1967), 164; H. Masing (1931), 83; N.C. Habel (1985), 204.
292 Ähnlich G. Hölscher (1952), 32.
293 Siehe Dav3, § 131 R2.
294 Siehe H. Bobzin (1974), 182; ebenso meinen fast alle Exegeten.
295 G. Beer (1895/97), 70; E. Dhorme (1967), 165f.; G. Hölscher (1952), 32; F. Horst (1968),
163ff.; M.H. Pope (1985), 84ff.; J.E. Hartley (1988), 200, Anm. 6, u.a.
296 Vgl. Ges17, 250a und KBL3, 327a.
297 Siehe besonders E. Dhorme (1967), 166; aber auch BHS, G. Hölscher (1952), 32;
G. Fohrer (1963a), 221f.; H. Bobzin (1974), 183; H. Groß (1986), 47, u.a.
298 So G. Hölscher (1952), 32; G. Fohrer (1963a), 221ff.; H. Bobzin (1974), 183, und
F. Hesse (1978), 89. Dagegen streicht O. Kaiser (2006), 24, V. 19b.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 75

noch in der letzten Elihurede 37,1. So bliebe in Gestalt von V. 19b und
20a ein antithetisches Bikolon übrig, das zusammen mit dem Bikolon
V. 20aβ.b im Gegensatz zu V. 19a vom m-Reim unterstrichen wird.
20b Die Kopula am Anfang dieser Zeile kann am besten durch den
Charakter eines Zustandssatzes erklärt werden.299

3.2. Die zweite Zofarrede (Hi 20)

3.2.1. Kolometrie300

1 wycn spr hncmty wy'mr 18


IA 2a lkn ścpy yšybwny 14
2b wbcbwr[h]* hwšy by 13(12)
3a mwsr klmty 'šmc 13
3b wrwh mbynty ycnny 15
B 4a hz't ydct mny cd 13
4b mny śym 'dm cly 'rs 15
5a ky rnnt ršcym mqrwb 16
5b wśmht hnp cdy rgc 14

IIA 6a 'm yclh lšmym śy'w 15


6b wr'šw lcb ygyc 12
7a kgllw lnsh y'bd 13
7b r'yw y'mrw 'yw 12
B 8a khlwm ycwp wl' yms'whw 19
8b wydd khzywn lylh 14
9a cyn šzptw wl' twsyp 16
9b wl' cwd tšwrnw mqwmw 17
10a bnyw yrsw dlym 12
10b wydyw tšbnh 'wnw 13
11a csmwtyw ml'w clwmw 16
11b wcmw cl cpr tškb 13

IIIA 12a 'm tmtyq bpyw rch 14


12b ykhydnh tht lšwnw 15
13a yhml clyh wl' yczbnh 17
13b wymncnh btwk hkw 14

299 Vgl. H. Bobzin (1974), 183.


300 Siehe oben, Anm. 1.
76 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

B 14a lhmw bmcyw nhpk 13


14b mrwrt ptnym bqrbw 15
15a hyl blc wyq'nw 12
15b mbtnw ywršnw 'l 13
16a r'š ptnym yynq 12
16b thrghw lšwn 'pch 15
17a 'l yr' bplgwt [yshr]* 15(11)
17b <nhry>* nhly dbš whm'h 12(16)

IVA 18a mšyb ygc[w] <w>l'* yblc 14


18b bhyl* tmwrtw <w>l'* ycls 16(17) (L: khyl)
19a ky rss zb dlym
c 12
19b byt gzl wl' ybnhw 14
B 20a ky l' ydc šlw(h) bbtnw 15/16
20b bhmwdw l' ymlt 12
21a 'yn śryd l'klw 12
21b cl kn l' yhyl twbw 14

VA 22a bml'wt śpqw ysr lw 15


22b kl yd cml tbw'nw 13
23a yhy lml' btnw 11
23b yšlh bw hrwn 'pw 13
wymtr clyw mbl hmw* 15(16) (L: clymw blhwmw)
B 24a ybrh mnšq brzl 12
24b thlphw qšt nhwšh 14
25a šlh <w>ys'* mgwh 10(11) (L: šlp)
25b wbrq mmrrtw [yhlk]* 14(10)
<yhlk> clyw 'mym* 8(12)

VIA 26a kl hšk tmwn l<spwny>w* 11(16)


26b t'klhw 'š l' nph 13
yrc śryd b'hlw 12
27a yglw šmym wnw c 12
27b w'rs mtqwmmh lw 13
28a ygl yb<w>l* bytw 10(11)
28b ngrwt bywm 'pw 12
B 29a zh hlq 'dm ršc m'lhym 17
29b wnhlt 'yš mry* m'l 14(12) (L: 'mrw)
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 77

3.2.2. Übersetzung

1* Da hob Zofar von Naama an und sprach:


IA 2a Deshalb* komme ich zurück auf meine Rede,*
2b und deswegen drängt es in mir:*
3a schmähliche Mahnung muß ich hören,
3b ungeduldige Einsicht antwortet mir.*
B 4a Weißt du es nicht* von jeher,
4b seit es Menschen auf Erden gibt,*
5a daß der Gottlosen Jubel ohne Dauer
5b und des Ruchlosen Freude für den Augenblick ist?

IIA 6a Mag auch sein Dünkel zum Himmel steigen


6b und sein Haupt an die Wolke reichen,
7a vergeht er wie sein Kot für immer,
7b die ihn sahen, sagen: „Wo ist er?“
B 8a Wie ein Traum verfliegt er und ist nicht zu finden,
8b und wie ein Nachtgesicht ist er verscheucht.
9a Das Auge kann ihn nicht mehr sehen,*
9b und seine Stätte ihn nicht mehr schauen.*
10a* Seine Söhne müssen die Armen anbetteln
10b und seine Hände das Vermögen zurückgeben.
11a Sind seine Gebeine* voll von Jugendkraft,
11b muß sie sich doch mit ihm zum Staube legen.

IIIA 12a Schmeckt süß das Böse in seinem Munde,


12b und verbirgt er es unter seiner Zunge,
13a hütet er es ängstlich und läßt es nicht los,*
13b und hält es in seinem Gaumen zurück,
B 14a verwandelt sich die Speise in seinem Gedärm,
14b zu Schlangengift* in seinem Innern.
15a Das Gut, das er verschlang, muß er ausspeien,
15b aus seinem Bauche treibt es El heraus.
16a* Er saugt das Schlangengift,
16b der Viper Zunge tötet ihn.
17a Ströme von [Öl]* soll er nicht sehen,
17b <...> Bäche von Honig und von Milch.

IVA 18a Was er erworben,* stattet er zurück und verschlingt es nicht,


18b er erfreut sich nicht* an* seinem eingetauschten Gut,
78 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

19a denn er zerschlug, er ließ* die Armen liegen,


19b beraubte die Häuser* und baute sie nicht aus.*
B 20a Weil er in seinem Bauche keine Ruhe* kennt,
20b rettet er sich* nicht durch sein Kostbarkeiten;
21a weil seiner Freßgier nichts entging,
21b wird sein Glück nicht lange dauern.

VA 22a In seines Überflußes Fülle wird’s ihm eng,


22b so kommt nur Mühsal* über ihn.*
23a* Es wird geschehen, um seinen Bauch zu füllen.
23b Er* sendet auf ihn seines Zornes Glut
und läßt auf ihn regnen Feuer seiner Wut*.
B 24a Entflieht er vor der eisernen Rüstung,
24b durchbohrt ihn der eherne Bogen.
25a Der Spieß durchbohrt dann seinen Rücken,*
25b ein Blitz [tritt] aus seiner Galle [hervor].*
*<...> Schrecken auf ihn.

VIA 26a Nur* Finsternis ist für ihn aufbewahrt,*


26b es frißt ihn Feuer, das man nicht entfachte.
*Schlecht geht es* dem, was in seinem Zelt verblieb.
27a Die Himmel werden seine Schuld entblößen
27b wobei die Erde sich gegen ihn erhebt.
28a Ein Regensturz wälzt fort* sein Haus,
28b Sturzbäche* am Tage seines Zornes.
B 29a Das ist des frevelhaften Menschen* Teil von Gott,
29b der Anteil eines Widerspenstigen* von El.

3.2.3. Text- und Literarkritik

1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.301


2a }"kl
f bezieht sich als vorweggenommene Begründung auf V. 2b.
3302 und braucht nicht als }"k-)ol konjiziert zu werden. Viele beziehen
das Wort aber auf das von Hiob vorher Gesagte.303

301 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.).


302 Ähnlich A. Dillmann (1891), 182; B. Duhm (1897), 111; E. Dhorme (1967), 289;
N.H. Tur-Sinai (1981), 309; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1.
303 S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134; G. Hölscher (1952), 50; G. Fohrer (1963a), 325;
M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 2, u.a.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 79

Wörtlich: „Deshalb machen mich umkehren meine Gedanken“. Das


Wort yinUbyi$y: ist höchstwahrscheinlich eine „abgekürzte Ausdruckswei-
se“ ohne rfbD f ,304 weil hier wie am Anfang der anderen Reden rfbfD oder
hfLm
i zu erwarten wären (vgl. auch Hi 13,22; Prv 18,13 u.a.). Bemer-
kenswert ist die Übersetzung von E. Dhorme: „this is why my thoughts
bring me back“.305
2b Wörtlich: „und wegen meines Eilens in mir“. BHS u.a. möchten
mit to)z ergänzen, am besten wäre aber der Vorschlag von O. Kaiser,
hier HfrUbA(b
a U, „und wegen dessen“, zu lesen. Bei yi$Ux handelt es sich um
eine Sinnesäußerung.306 Ges18 nimmt Infinitiv mit Suffix an: „Ungestüm
in mir“,307 wofür der weitere Infinitiv symmetrisch in zweiter Unter-
strophe V. 4b spräche. Viele deuten als Substantiv „my sensation in
me“.308
3 Übersetzt man wörtlich „und der Geist aus meiner Einsicht läßt
mir antworten“, bleibt der Sinn undeutlich. Das Wort x a Ur ist oft mit den
einleitenden Versen der anderen Reden (8,2; 15,2) verglichen und des-
halb hier als „Wind“ = „leeres Wissen“ übersetzt worden.309 Es bedeutet
aber eher Ungeduldheit oder Drängen: 15,2 ist x a Ur-ta(da eher „ungedul-
diges Wissen“ = eine zu schnell gezogene Folgerung. Der Vorschlag
von BHS (yitnf yibm : statt yitnf yiBim) würde den Parallelismus gut retten. Unse-
re Übersetzung wird inhaltlich von dem Anfang der ersten ZR 11,2
unterstützt.
4a Das Versetzen des t)ozAh durch )olAh (so BHS u.a.) ist nicht nötig,
weil es sich hier um eine rhetorische Frage handelt. Vgl. auch V. 29.310
4b Wörtlich: „Seit dem Setzen des Menschen auf Erden“.
9a Wörtlich: „Das Auge, das ihn erblickte, kann ihn nicht mehr se-
hen“.311
9b Das Wort {Oqfm wird hier feminin aufgefaßt.312

304 So KBL3, 1330b; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 86.134; N. Peters (1928), 216; G. Foh-
rer (1963a), 325; M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 3.
305 E. Dhorme (1967), 289.
306 Vgl. E. Dhorme (1967), 289, und S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134f.; im Aramäi-
schen und Neuhebräischen $Ux, „Schmerz empfinden“, „ängstlich sein“ (ANHW3,
141a), oder im Arabischen hassa, „fühlen, empfinden“ (AWSG2, 157bf.); KBL3, 288a
möchte korrigieren U$uxyf von „schmerzvoll sein“.
307 Ges18, 332b.
308 F. Delitzsch (1876), 259f.; E. Dhorme (1967), 289; R. Gordis (1978), 214; N.H. Tur-Sinai
(1981), 311.
309 N. Peters (1928), 217; S. Terrien (1963), 157 u.a.; ähnlich E. König (1900), 16, im ironi-
schen Sinne.
310 So S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 135; G. Fohrer (1963a), 325; E. Dhorme (1967),
291; R. Gordis (1978), 214; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1; vgl. GK28, § 150e.
311 Zu Utapzæ $
: siehe KBL3, 1350b.
80 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

10–11 An dieser Stelle sind zwei Gedanken in den Text eingescho-


ben worden. In V. 10 muß der Gottlose sein Vermögen zurückerstatten,
und seine Söhne werden bitterarm, in V. 11 muß er trotz seiner Jugend-
kraft verenden. V. 10 könnte eine an falscher Stelle eingetragene Glosse
zu V. 19 sein. Dort würde er aber stilistisch (vgl. z.B. Kopula am An-
fang von jedem zweiten Kolon, die in V. 14–22 fehlt, oder das Personal-
suffix an die Pluralform des Nomens angeknüpft in V. 10) und der
Wortwiederholung wegen ({yiLD a ) unangebracht sein.313 Ebenso wirkt
die Alliteration von -( in V. 11 der Rede fremd und qualifiziert sich als
Nachgebilde von 21,24.26. In der Struktur der sehr regelmäßigen Stro-
phen und Unterstrophen sind V. 10f. eindeutig ein Fremdkörper. Fragt
man nach der traditionsgeschichtlichen Ansetzung dieser Verse, hilft
uns die Behandlung des gerechten Schicksals weiter. In der Tat sind
trotz des dem Hiobbuch relativ bekannten Wortschatzes314 in dem dem
Gerechtigkeitsbearbeiter zugeschriebenen Hauptanteil des 27. Kapi-
tels315 }"B (V. 14), rfp(f (V. 16) und bk$ (V. 19) vorhanden.
11 Das Subjekt wfmUlA( des Verbs in V. 11b bildet eine abstrakte fem.
Bildung.316
13 Wörtlich: „Spart es und nicht losläßt“.
14b Zur Übersetzung als „Gift“ siehe Beweise und Belege bei
D. Pardee.317
16–17 Diese Verse sind ein Nachtrag von späterer Hand. V. 12–15
ist eine sowohl inhaltlich als auch stilistisch in sich geschlossene Stro-
phe, und V. 16 paßt mit seinem Gedanken über Sterben durch die Zun-
ge der Schlange nicht in ihren Rahmen. V. 16 kann auch wegen seiner
Stilistik (merke Alliteration und Reim, Suffixe und Präpositionen) nicht
umgestellt werden.318 V. 17 wäre mit der Feststellung, daß der böse

312 Siehe GK28, § 122 l; Joüon, § 134m. Vgl. H. Bobzin (1974), 278f.
313 So möchte E. Dhorme (1967), 294.299, mit B. Duhm (1897), 106 (auch S. Terrien
[1963], 157f.), den Vers nach V. 19 umsetzen, aber A. Weiser (1980), 159, deutet rich-
tig darauf hin, daß „es beim mosaikartigen Charakter der Bilder fraglich“ ist, die
Verse umzusetzen. P. Volz (1921), 59, streicht V. 9b.10 und O. Kaiser (2006), 38,
V. 10f.
314 Außer dem sehr seltenen Wort {yimUlA(, das nur viermal im AT vorkommt, dabei
einmal in den Elihureden (33,25).
315 Siehe M. Witte (1994), 183ff.192.
316 Siehe E. Dhorme (1967), 294f.; vgl. Joüon, § 136h, § 150g; Dav3, § 116.
317 D. Pardee (1979).
318 G. Fohrer (1963a), 324f.; F. Hesse (1978), 129, und A. de Wilde (1981), 220, möchten
V. 16 nach V. 14 umstellen, V. 15 muß aber unbedingt V. 14 folgen, weil er V. 12–14
fortsetzt und noch mal zusammenfaßt (vgl. E. Dhorme [1967], 295f., und H. Bobzin
[1974], 280ff.). K. Budde (1913), 114; P. Volz (1921), 59; G. Hölscher (1952), 50, und
S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 178, streichen V.16 und O. Kaiser (2006), 39, V. 16f.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 81

Mensch „die Bäche von Honig und Milch“ nicht sehen wird, eine schö-
ne Zusammenfassung der Strophe, kommt aber nach einer Kurzfas-
sung in V. 15 zu spät ins Spiel. Stilistisch gilt auch hier das über V. 16
Gesagte. Die beiden Bikola besitzen eine Reihe von sehr seltenen Wör-
tern wie he(p" )
e (im AT dreimal), hfGl a :P (viermal) und }etPe (fünfmal). Die
Erscheinung des letztgenannten Wortes in V. 14 und 16 zweimal nach-
einander ist auffallend. Dasselbe gilt auch für }O$fl in V. 12 und V. 16.
Außerdem sind noch rfhc : yi 319 und $abD: relative Hapaxlegomena. Da uns
auch die wiederum sehr populären Worte nicht weiterhelfen, sei als
Beispiel für die möglichen Querbeziehungen das Wort laxna angeführt,
das nur dreimal in den Hiobreden, mehrmals aber in den sekundären
Teilen des Hiobbuches (22,24320; 28,4; 30,6; 40,22321) vorkommt. Die Fra-
ge nach der Herkunft des Eintrags muß man wegen mangelnder Paral-
lelen auf sich beruhen lassen.
17a Die Übersetzung im Anschluß an die Mehrheit der Ausleger.
Das Wort y"rAhna am Anfang von 17b ist zu streichen und statt dessen am
Ende von V. 17a ein rfh:cyi zu lesen.
18a In M steht (fgyf . Am besten ist der Vorschlag, O(fgy: zu lesen.322
18b Die Kopula vor )ol ist höchstwahrscheinlich zu streichen.323
In M steht ly"xK: . Viele Handschriften lesen richtig ly"x:B, weil liyx a das
Objekt von sl( ist (vgl. Prv 7,18). Außerdem fangen V. 19b und 20b
regelmäßig mit B an.
19a Zwei Perfekta nacheinander sind nicht überraschend, wenn
man den späten Charakter der Sprache betrachtet (vgl. die Erscheinung
im Aramäischen, z.B. Dan 5,10) und den asyndetischen Satzbau an-
nimmt (vgl. Hi 29,8).324 Außerdem sind in der zweiten Vershälfte be-
reits zwei Verben vorhanden.
19b Der Singular tiyB a wird hier als collectivum verstanden.
Der Satzbau ist unterschiedlich gedeutet worden, z.B. „raubte ein
Haus, das er nicht gebaut hatte“;325 „he has stolen a house instead of
building it“;326 „ein Haus raubte, ohne es wieder aufzubauen“ oder

319 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe zu 17a unten, S. 81.
320 Siehe oben, S. 51f.
321 So nach M. Witte (1994), 191f.
322 BHS, K. Budde (1913), 114; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; G. Fohrer (1963a),
325; H. Bobzin (1974), 284, u.a.
323 Siehe BHS; G. Hölscher (1952), 50; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; H. Bobzin
(1974), 284.
324 Siehe S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138, und H. Strauß (2000), 24.
325 G. Fohrer (1963a), 324f.
326 E. Dhorme (1967), 298.
82 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

„das Haus, das er raubte, nicht wieder aufbaute“327. Die letzte Überset-
zung erweist sich am besten,328 Uh"nb e yi ist ein Begleitmare’.
20a w"l$f ist als Substantiv Ulf$ zu punktieren oder hfwl : $
a zu konjizie-
ren, wie auch oft angenommen wird.
20b +"Lm a y: muß in Nif. als +"lM
f yi gelesen werden. So auch die Mehrheit
der Kommentare.
22b Einige Mss, G und V setzen lfm(f voraus, was auch besser paßt.
Wörtlich: „Die ganze Hand der Mühsal kommt auf ihn“.
23a Es fällt auf den ersten Blick auf, daß V. 23 und 25 im masoreti-
schen Text Trikola sind und hinsichtlich unserer Beobachtungen in den
Freundesreden außergewöhnlich wären.329 V. 23a verursacht vor allem
syntaktische Probleme (die Bedeutungsnuance von yihy: ist nicht deut-
lich330), von denen das Bikolon V. 23bα.β frei wäre. Inhaltlich bringt er
ebenso Verwirrung in die Strophe und muß als sekundär beurteilt wer-
den.331 Darüber hinaus sind die letzten acht Verse der Rede V. 22–29 als
vier aus zwei Bikola bestehende gedankliche Einheiten zu verstehen, in
den je viertes Kolon mit der Kopula am Anfang versehen worden ist –
das Schema ist durch V. 23a gestört. Es sei noch an dieser Stelle ange-
merkt, daß yihy: als Tempusmarker und rhetorisches Element nur Bildad
eigen ist (vgl. 8,12) und daß wir auf )lm schon im sekundären V. 11
getroffen haben, bei dem die Herkunft aus der Hand des Gerechtig-
keitsredaktors naheliegt.
23b D.h. Gott.
Die Stelle ist korrupt. BHS schlägt vor: Omax l"Bm a wyfl(f , „auf ihn Feuer
seiner Gewalt (Hitze)“,332 was sowohl inhaltlich als auch stilistisch gut
an V. 23aβ anschließt. Die Übersetzung von G: νίψαι ἐπ᾿ αὐτόν ὀδύ-
νας, deuten die Ausleger meistens als Herleitung von {yilb f x
A (wyfl(f ),
„Verderben (auf ihn)“.333

327 H. Bobzin (1974), 283ff.


328 Vgl. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 238.
329 Siehe dazu unten, S. 89.
330 Vgl. N. Peters (1928), 223; H. Bobzin (1974), 286f.
331 So G. Beer (1895/97), 137; N. Peters (1928), 214ff.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 180;
G. Hölscher (1952), 50f.; G. Fohrer (1963a), 324ff.; A. Weiser (1980), 160; A. de Wilde
(1981), 221; M. Witte (1994), 68, und H. Strauß (2000), 24. P. Volz (1921), 59, und
O. Kaiser (2006), 39, streichen den ganzen V. 23. Ursprünglich fehlte V. 23a auch in
G.
332 Nach M. Dahood (1957), 314f.
333 Siehe A. Dillmann (1891), 187; G. Hölscher (1952), 50; G. Fohrer (1963a), 324ff.;
H. Bobzin (1974), 286; A. de Wilde (1981), 221.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 83

25a Das Kolon ist korrupt. Vgl. G: διεξέλθοι δὲ διὰ σώματος αὐτοῦ
βέλος < )cy xl$ hwgm, die wenigstens den Parallelismus herstellt.334 Das
Wort xal$ e wird von der Paronomasie am Anfang der V. 23bα (xaL$ a y: )
und 24a (xarb : yi ) kräftig unterstützt. Das Wort hfw"G335 oder waG cj. oder w"G336 in
der Bedeutung „Rücken“ oder „das Innere“ ist ein Hapaxlegomenon.
25b |olhA ya ist des Parallelismus und Metrums wegen an das Ende des
zweiten Kolons umzustellen.337
25bβ Nach der Umstellung (wie oben, 25b) erweisen sich {yim) " wyfl(f
als eine Glosse.338
26a Wörtlich: „alle“.
Statt wyfnUP:cl i lies Ol, weil beide Worte (wyfnUP:cl
i und }Umf+) das Gleiche
bedeuten.339 Diese Konjektur wird von der Tendenz, die Kola mit Suffix
3. sing. masc. zu beenden (vgl. Ol in V. 27b) und von der durchgehend
sehr kurzen Kolonlänge (10–14 Konsonanten) in V. 24–28 unterstützt.
V. 26a enthält dann 11 statt 16 Konsonanten.
26bβ Auch die letzte Strophe ist nicht frei von Ergänzungen. Im Tri-
kolon V. 26 fällt die dritte Zeile inhaltlich und trotz des Personalsuffi-
xes am Ende der Zeile und der y-Alliteration des Metrums wegen als
überflüssig auf.340 Von den drei hier benutzten und uns schon bekann-
ten Wörtern sind zwei zwar in dieser Rede schon verwendet worden
(dyir&
f in V. 21 und h(r in V. 12), da sie aber im Hiobbuche relativ selten
sind (entsprechend vier- und fünfmal), ist ihre zweimalige in der schon
von Wortwiederholungen überfüllten letzten Strophe sehr auffallend.
Beide begegnen jedoch noch zweimal bei Zusätzen der Gerechtigkeits-
redaktion (entsprechend in 27,15 und 24,21341). Auch das Lieblingswort
der Freunde – leho) – (achtmal) ist dem erwähnten Bearbeiter nicht un-
bekannt (12,6342). Da sich bei den oben behandelten Erweiterungen der
Verdacht erhärtet hat, daß sie einer Bearbeitung entstammen, nehmen
wir vorsichtig auch an dieser Stelle eine solche Herkunft an.

334 So G. Fohrer (1963a), 326, und ähnlich H. Bobzin (1974), 287f. Vgl. J.E. Hartley (1988),
303, Anm. 23f.
335 So Ges18, 205a.
336 So KBL3, 174b.
337 So L. Hirzel (1852), 135; N.H. Tur-Sinai (1981), 319f.; A. de Wilde (1981), 222;
M. Witte (1994), 68.
338 So P. Volz (1921), 59; N. Peters (1928), 214ff.; G.R. Driver (1955), 82; M. Witte (1994),
68. Dagegen streicht G. Hölscher (1952), 50, V. 25a.bα und verbindet 25bβ mit V. 26.
E. Dhorme (1967), 303f., ergänzt V. 25bβ mit Ul:Pyi .
339 Siehe G. Hölscher (1952), 51; G. Fohrer (1963a), 326; H. Bobzin (1974), 288, u.a.
340 So auch P. Volz (1921), 59; F. Hesse (1978), 129ff.; M. Witte (1994), 68. G. Hölscher
(1952), 50, verbindet V. 25bβ mit V. 26. O. Kaiser (2006), streicht V. 26bα.β.
341 Stellen nach M. Witte (1994), 191f.
342 A.a.O.
84 Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden

Lies statt (ary" das Nif. Impf. (a ory" .343


28a M: Oty"B lUb:y legyi , „Ertrag seines Hauses wandert aus“, ist un-
klar; der Vorschlag von BHS344 klingt viel verständlicher und vom Pa-
rallelismus her richtiger: Oty"B lfbyf logyf .
28b Wir verstehen das Wort tOrfGni hier substantivisch in der Bedeu-
tung vom großen rinnenden Wasser.345
29a Das Wort (f$r f steht in Apposition.346 Einige Exegeten möchten
{fd)
f streichen, vgl. aber 27,13 und Prv 11,7. Auch kolometrisch wären
347

17:12 Konsonanten im Endvers erlaubt.


29b Des Parallelismus wegen ist hier yirm : $yi) statt Or:m)
i zu lesen.348

343 Vgl. BHS, G. Fohrer (1963a), 326; H. Strauß (2000), 25, u.a.
344 So auch G. Beer (1895/97), 138; G. Hölscher (1952), 51; E. Dhorme (1967), 306; G. Foh-
rer (1963a), 326; J.E. Hartley (1988), 304, Anm. 30; H. Strauß (2000), 25, u.a.
345 Mit E. Dhorme (1967), 306; so auch G. Fohrer (1963a), 327; H. Bobzin (1974), 289, u.a.
346 GK28, § 131c; G. Fohrer (1963a), 326.
347 Z.B. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 143; H. Bobzin (1974), 289; J.E. Hartley (1988),
304, Anm. 31.
348 Mit G. Fohrer (1963a), 326, und A. de Wilde (1981), 223.
III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

1. Strophengefüge und Kolometrie


Strophengefüge und Kolometrie
1.1. Der ursprüngliche strophische Aufbau

Um den Grund für die weitere Untersuchung zu legen, seien zunächst


die Ergebnisse der Literarkritik zusammengefaßt. Oben wurden fol-
gende Redeteile als sekundäre Erweiterungen ausgesondert: 1.) die der
Niedrigkeitsredaktion zugeschriebenen längeren Abschnitte 4,12–21;
15,11–16; 2.) die ganze dritte Bildadrede; 3.) der aus der Hand der Ge-
rechtigkeitsredaktion stammende Hymnus 5,9–16(17). Dazu kam 4.)
eine ganze Reihe von kürzeren Ergänzungen oder Glossen.1
Somit enthalten die Reden des Elifas in der hier vorgeschlagenen
ursprünglichen Gestalt folgende Verse:
1. ER 4,2–11; 5,1–2.6–8.18–21.23–27;
2. ER 15,2–10.17.20–24bα.25–28bα.29.30b.32–35;
3. ER 22,2–11.13–16.19–23.26–30.

Die ER erweisen sich mithin ursprünglich als wesentlich kürzer als in


ihrer überlieferten Gestalt. Sie enthalten (abgesehen von den Einfüh-
rungen des Redners) in der ersten Rede 24, in der zweiten Rede 25 und
in der dritten Rede primär 24 Bikola (gegenüber 47, 34 und 29 Bi- und
Trikola in M).
Die ursprüngliche Gestalt der BR und ZR dürfte wie folgt aussehen:
1. BR 8,2–6aα.b–8.10–14.16–22;
2. BR 18,2–3.4b.5–21;

1. ZR 11,2–5.7.10–18.19b–20;
2. ZR 20,2–9.12–15.18–22.23b–26bα.27–29.

Beide Freunde treten im Gegensatz zu Elifas nur zweimal und mit ver-
hältnismäßig kürzeren Reden auf. Daraus läßt sich entnehmen, daß der
Dichter ihnen eine weniger wichtige Rolle als Elifas zugeschrieben hat.

1 In den ER: 5,1; 5,3–5; 5,22; 15,1; 15,18f.; 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a.31; 22,1; 22,12; 22,17f.
22,24f.; in den BR: 8,1; 8,6aβ; 8,9; 8,15; 18,1; 18,4a; in den ZR: 11,1; 11,6; 11,8f.; 11,19a;
20,1; 20,10f.; 20,16f.; 20,23a; 20,26bβ.
86 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Die BR enthalten 19 und 20 Bikola (gegenüber 22 und 21 Bi- und Triko-


la) und die ZR 16 und 24 Bikola (gegenüber 19 und 28 Bi- und Trikola
in M). Der Vergleich zeigt, daß sich die ZR mit ihrer auffällig alternie-
renden Länge deutlich von den BR und ER mit ihrem gleichmäßigen
Aufbau abheben.2
Die oben festgestellte Strophenteilung der ursprünglichen ER sei
nun in Form einer Tabelle vergegenwärtigt (in der letzten Spalte die
Zahl der Bikola pro Strophe):3

I II III IV V VI
1. 4,2–6 7–11 5,1f.6f. 8.18–21 23–27 – 5+5+4+5+5
2. 2–6 7–10.17 20–24bα 25–29* 30b.32–35 – 5+5+5+5+5
3. 2–5 6–9 10f.13f. 15f.19f. 21–23.26 27–30 4+4+4+4+4+4

Wie aus dem Schema deutlich hervorgeht, sind die ER durchgehend


aus vier oder fünf Bikola enthaltenden Strophen aufgebaut, mit nur
einer Ausnahme in der Mittelstrophe der ersten Rede.4 Dabei läßt der
Dichter Elifas absichtlich in der dritten Rede von den fünf Bikola ent-
haltenden Strophen in den vorausgehenden Reden zu aus vier Bikola
bestehenden Strophen übergehen, um auf diese Weise den inzwischen
eingetretenen Stimmungsumschwung und das dadurch bedingte er-
höhte Sprechtempo anzudeuten.
Die Strophengliederung der BR sieht aus wie folgt:5

I II III IV V
1. 2–5 6aα.b–8.10 11–13 14.16–18 19–22 4+4+3+4+4
2. 2–3.4b–6 7–11 12–16 17–21 – 5+5+5+5

2 Da es sehr schwierig ist, bei den aneinandergereihten Bildern zu entscheiden, ob sie


sämtlich ursprünglich sind, läßt sich die hier vorgelegte Rekonstruktion der zweiten
ZR mit ihrer augenfälligen Länge nicht mit Sicherheit verteidigen.
3 Unter Strophen verstehen wir die wiederkehrenden gleich oder ähnlich proportio-
nierten Teile einer Dichtung (ähnlich K. Seybold [2003], 191), die sich ihrerseits in die
Unterstrophen teilen lassen. Im englischen Sprachraum wird poem oder canto in die
stanzas oder canticles und diese ihrerseits in die strophes gegliedert (entsprechend z.B.
W.G.E. Watson [1984], 160ff. und P. van der Lugt [1995], 537; [2006], 571). Merke,
daß diese Strophen- und Unterstrophenteilung zusätzlich durch zahlreiche stilisti-
sche Figuren unten (siehe 2 und 3), begründet wird. Zu den Grundsätzen der Stro-
phengestaltung siehe K. Seybold, a.a.O.
4 Das setzt voraus, daß unsere Entscheidung, die Verse 5,3–5 als sekundär zu beurtei-
len, sachgemäß ist; siehe dazu oben, S. 26f.
5 Es sei an dieser Stelle auf die beispielhafte stilistische Analyse von Hi 18 in
W.G.E. Watson (1984), 373–378, hingewiesen.
Strophengefüge und Kolometrie 87

Die ZR lassen sich wie folgt gliedern:

I II III IV V VI
1. 2–5 7.10–12 13–16 17–18.19b–20 – – 4+4+4+4
2. 2–5 6–9 12–15 18–21 22–25* 26–29* 4+4+4+4+4+4

Der Dichter legt Bildad in seiner zweiten Rede umfangreichere bildhaf-


te Kompositionen in den Mund und geht dabei im Gegensatz zu den
ER von vier zu fünf Bikola enthaltenden Strophen über. Zofar läßt er
hauptsächlich traditionelle Bilder aneinanderreihen, die er durchge-
hend in vier Bikola enthaltende Strophen gliedert. Eine Sonderstellung
nimmt die erste BR wegen ihrer Wiederholung des aus der ersten ER
bekannten Phänomens einer kürzeren Mittelstrophe (8,11–13) ein. Auf
diese Weise will der Dichter die besondere Bedeutung der hier themati-
sierten Weisheit der Väter hervorheben.
Betrachtet man die Strophen genauer, so fällt auf, daß alle 16 Stro-
phen der ER in der Regel aus zwei Unterstrophen bestehen, die norma-
lerweise dem Schema 2+3 oder 3+2 folgen:6

I II III IV V VI
1. 3+2 3+2 2+2 2+3 4+17 –
2. 2+3 2+3 2+3 2+3 3+2 –
3. 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2

Die einzige Ausnahme (eine sich in 4+1 Bikola gliedernde Strophe) be-
endet die erste ER. Dabei bildet 5,27 das Summary appraisal und ist (wie
sich unten mehrfach zeigen wird) dem Geiste der Hiobdichtung ange-
messen.8 Die Endstrophe der zweiten ER mit ihrer umgekehrten Unter-
strophengliederung von 3+2 Bikola steht im Gegensatz zu der üblichen
von 2+3 Bikola und ist daher als gewollte Abweichung zu verstehen.
Mithin lassen sich die Schlußstrophen der beiden ersten Reden poeto-
logisch als ihre Pointen bezeichnen, wie es den üblichen Techniken der
hebräischen Dichtungskunst entspricht.9

6 Vgl. die Gliederungen von P.W. Skehan (1971), 99.108.110, und P. van der Lugt
(1995), 61.70f.176.184.255f., die jedoch von der Ausscheidung sekundärer Verse ab-
sehen. Mit Unterstrophen rechnet auch S. Terrien (1963), wobei er die erste ER für
ein Modell der weisheitlichen Rede für das ganze Hiobbuch hält.
7 Diese Endstrophe der ersten Rede kann grundsätzlich auch in 2+2+1 geteilt werden;
einige stilistische Figuren sprechen dafür und einige dagegen; siehe unten, S. 102.
107.125f.131.136f.
8 Zum Summary appraisal siehe unten, S. 152.
9 Z.B. eine kolometrisch längere Zeile am Ende der Strophe (vgl. unten, S. 90f.) oder
ein Verbalsatz am Ende einer Reihe von Nominalsätzen (vgl. unten, S. 110 und
88 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Ähnlich wie in den ER gliedert sich auch der Strophenbau in den


BR:10

I II III IV V
1. 2+2 2+2 2+1 1+3 2+2
2. 3+2 1+4 4+1 4+1 –

Nicht anders verhält es sich auch in den ZR:11

I II III IV V VI
1. 2+2 2+2 2+2 2+2 – –
2. 2+2 2+2 2+2 2+2 2+2 3+1

Bereits der erste Blick auf die Tabelle zeigt, daß die BR und ZR sich
deutlich voneinander unterscheiden. Dabei ähneln die ZR mit ihrer
relativ harmonischen Stropheneinteilung den ER. Im Blick auf die BR
gilt es sich zu vergegenwärtigen, daß der Grund für ihre besondere
poetologische Gestalt in ihren bis zu vier Bikola umfassenden traditio-
nellen Bildern liegt, was besonders in der zweiten BR auffällt. Die wei-
tere Analyse12 wird bestätigen, daß die überaus bildhaften Strophen
8,14.16–18; 18,7–11; 18,12–16 und 18,17–21 weiter untergliedert sind
(entsprechend 1+3[=2+1], 1+4[=3+1], 4[=1+3]+1 und 4[=2+2]+1). Bei den
ZR fällt auf, daß die letzte Strophe seiner zweiten Rede anders als die
vorausgehenden in zwei Teile untergliedert sind. Das entspricht den
Endabweichungen im Strophenbau der ER und zumal der BR, deren
zweite Reden ein Bikolon als Abschluß im Sinne eines Summary apprai-
sal enthält.13 Es läßt sich also bereits jetzt feststellen, daß der Aufbau
der Reden aus einzelnen Strophen sorgfältig und ihrer jeweiligen Funk-
tion gemäß erfolgt ist.

Anm. 132). Zum Phänomen vgl. auch W.G.E. Watson (1984), 154.164f. u.a.; R. Gordis
(1978), 505, und die Beispiele in Ps 97 und 146 bei U. Nõmmik (2000), 453.468. Das
Phänomen des abweichenden Endes (und Anfangs) charakterisierte bereits die uga-
ritische Poesie, vgl. B. Margalit (1980), 225.
10 Vgl. P.W. Skehan (1971), 99.108, und P. van der Lugt (1995), 102.208.
11 Vgl. P.W. Skehan, a.a.O., und P. van der Lugt, a.a.O., 133.230.
12 Siehe zumal zum Parallelismus membrorum, zu den syntaktischen Fügungen und
Klangfiguren unten, 2.1; 2.3 und 2.4.
13 Siehe unten, S. 152.
Strophengefüge und Kolometrie 89

1.2. Kolometrie

Die Aussonderung der sekundären Zusätze in den Reden ergab, daß


sie durchgängig aus Bikola bestehen. Die überlieferten Trikola dürften
als sekundäre Ergänzungen (vgl. 4,16.19; 5,5; 11,6) zu beurteilen sein.
Sie lassen sich entweder durch Streichung von Glossen auf Bikola redu-
zieren (vgl. 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a; 8,6aβ; 18,4a; 20,23a; 20,26bβ) oder
entfallen durch andere Abgrenzungen (11,19b+20a und 11,20bα.β;
20,25bα.β).14
Weiterhin lassen sich beim Vergleich der Konsonantenzahlen gewisse
Regelmäßigkeiten feststellen. In den ursprünglichen Kola der ER zeich-
net sich die Tendenz ab, die Grenzen von 10–17 Konsonanten pro Ko-
lon einzuhalten. Dabei nähert sich der Dichter dem Ideal, indem er
durchgehend 12–16 Konsonanten pro Kolon verwendet (z.B. ganze
Strophen 4,7–11 oder 5,1f.6f.) oder im Idealfall sogar 12–15 (15,2–6;
22,21–23.26). Die längsten Bikola beinhalten ein Kolon mit 17 Konso-
nanten und befinden sich in der ersten und zweiten ER (4,5 [17:12]; 5,21
[12:17]; 5,23 [17:15]; 5,27 [17:13]; 15,20 [17:14/16]15; 15,29 [17:14]). Dage-
gen beinhalten die kürzesten Bikola ein Kolon mit 11 Konsonanten (4,3
[11:13]; 5,20 [11:14]; 15,25 [12:11]; 22,2 [11:16]; 22,19 [16:11]; 22,20
[12:11]16) oder 10 Konsonanten (22,5 [10:13]; 22,27 [13:10]; 22,30 [10:12])
und bezeugen die Tendenz, daß die Bikola im Durchschnitt im Laufe
der drei Reden sukzessiv kürzer werden.17 Ein Blick auf den Inhalt der
Reden zeigt, daß die Verschärfung der Stimmungslage mittels einer
knapperen Ausdrucksweise hervorgehoben wird.
Betrachtet man die BR, so fallen ihre Kürze und ihr damit verbun-
denes schnelleres Sprechtempo auf. Die Bikola enthalten selten Kola
mit mehr als 15 Konsonanten: 8,10 (17:14); 8,13 (16:12); 8,20 (12:16); 18,2
(15/16:12)18; 18,19 (17:15); 18,20 (16:14). Die Kürze der Bikola der BR
wird besonders deutlich, wenn man sie mit denen der ER vergleicht:
8,2 (11:15); 8,3 (11:13); 8,5 (13:11); 8,6aα.b (11:11); 8,14 (11:14); 8,17

14 Schon N. Peters (1928), 223, hat geschrieben: „Tristichen sind verhältnismäßig selten
in Job, erwecken also immerhin Verdacht“. Skeptisch sind auch G. Fohrer (1963a),
54; A. de Wilde (1981), 65, und M. Witte (1994), 58, Anm. 8. Vgl. die Diskussion über
die Bedeutung der Trikola („transition markers“) und die die Literarkritik vermeiden-
den Gegenargumente zu ihrer Ausscheidung bei P. van der Lugt (1995), 474ff.
15 Siehe oben, S. 40.
16 Darüber hinaus besitzt 15,17a in M nur 9 Konsonanten, ist aber ursprünglich etwas
länger gewesen, vermutlich um zwei Konsonanten; siehe oben, S. 39.
17 Dem entspricht der sukzessiv kürzer werdende Durchschnittswert der Konsonan-
tenzahl pro Kolon in den ER: In der ersten ER 14,15, in der zweiten ER 13,64 und in
der dritten ER nur 13,06 Konsonanten pro Kolon.
18 Zur unsicheren Konsonantenzahl von 18,2a siehe oben, S. 62f.
90 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

(14:11); 8,21 (13:11); 18,3 (15:11); 18,6 (11:12); 18,9 (10:12/13)19; 18,12
(10:13); 18,18 (15:10).20 In den ZR lassen sich lediglich einige Strophen
hervorheben, die dem kolometrischen Idealmaß der ER nahekommen
(z.B. 20,2–5, deren Kola 13–16 Konsonanten enthalten). Auffallend ist
auch die absolut längste Unterstrophe von allen Freundesreden in ZR
20,8f. (19:14 und 16:17), ein Befund, der möglicherweise durch ihren
zitathaften Charakter zu erklären ist.21
Beobachtet man die Länge der Kola und Strophenteilung der ER
genauer, so entdeckt man (1.), daß die fünf in ihnen begegnenden über-
langen Bikola entweder eine Strophe bzw. Unterstrophe einleiten oder
beenden. So schließt das Bikolon 5,21 (12:17) die Strophe ab, während
das nächste unmittelbar folgende 5,23 (17:15) die nächste eröffnet. In
der zweiten ER leitet 15,20 (17:14/16)22 eine Strophe ein.23 Zwei Bikola,
5,27 (17:13) und 15,29 (17:14), beenden die Strophen, die erste sogar die
ganze Rede. Der Anfang einer Unterstrophe wird durch 4,5 (17:12)
markiert. Auch Zeilen mit 16 Konsonanten können in den Bikola am
Anfang einer Strophe (4,7 [16:15]; 5,8 [15:16]; 22,6 [13:16]; 22,10 [16:13])
oder an deren Ende (5,7 [13:16]; 22,14 [16:13]) auftreten. (2.) Auffallend
ist die Strophe 5,23–27, weil dort zum ersten Mal die stilistische Rah-
mung begegnet, von welcher der Hiobdichter häufig Gebrauch macht.
Hier bedient er sich längerer Bikola am Anfang und Ende der Strophe:
5,23 (17:15) und 5,27 (17:14) im Gegensatz zu den üblichen 13:14 bis
15:15 Konsonanten in 5,24–26.24 (3.) Ein Kolon kann absichtlich durch
Anakrusis25 verlängert werden, wobei sie gleichzeitig als Mittel zur
Hervorhebung der Strophen- bzw. Unterstrophenanfänge verwendet
werden kann: 4,5a (hfT(a yiK), 4,7a ()fn-rfkz: ), 5,23a (yiK), 5,27a (h"Nh
i ), 22,10a
(}"K-la(). (4.) Einmal wird das Endbikolon der Strophe durch einen nach-
gestellten Temporalsatz )Obfy yiK (5,21b) in die Länge gezogen. (5.) Statt
der überlangen Zeilen markiert gelegentlich auch ein zu kurzes Kolon
einen poetischen Einschnitt. So fällt zum Beispiel das erste Bikolon der

19 Siehe oben, S. 64.


20 Die Durchschnittswerte der Konsonantenzahl der BR betragen nur 13,24 und 13,38
und sind im Verhältnis zu den ER relativ gleichmäßig.
21 Die Durchschnittswerte der Konsonantenzahl der ZR sind relativ gleichmäßig: 13,59
und 13,77.
22 Siehe oben, S. 40.
23 Vgl. W.G.E. Watson (1984), 165, und K. Seybold (2003), 126f., daß auch der Anfang
einer Einheit durch Überlänge charakterisiert werden kann.
24 Sowohl ein Bikolon, eine Unterstrophe, eine Strophe als auch eine ganze Dichtung
kann durch verschiedene poetische oder rhetorische Merkmale gerahmt werden.
Das bekannteste Beispiel (die Rahmung durch eine gewisse Wendung) wird oft enve-
lope figure genannt, siehe W.G.E Watson (1984), 282ff., und N.C. Habel (1985), 46.
25 Dazu siehe unten, S. 101f.
Strophengefüge und Kolometrie 91

dritten ER 22,2 (11:16) auf, während das letzte (22,30) das kürzeste aller
ER darstellt (10:12), sowie das Ende einer vorausgehenden Strophe
22,20 (12:11).
Die gerade festgestellten kolometrischen Eigenarten treten in den
BR und ZR nur sporadisch auf. Bei Bildad fängt die erste Rede durch
das zu kurze Bikolon 8,2 (11:15) und die zweite durch ein längeres Bi-
kolon 18,2 (15/16:12)26 an. Beide Strophen werden mit zu kurzen Bikola
beendet (13:11 in 8,5 und 11:12 in 18,6).27 Außerdem läßt sich bei vielen
Strophen beobachten, daß das kolometrisch längste Bikolon zur Her-
vorhebung der Mitte der Strophe dient: 8,16 (13:15)28; 8,20 (12:16); 18,14
(14:15); 18,19 (17:15)29. In den ZR läßt sich dagegen nur das Phänomen
eines abweichenden Bikolons beobachten, das am Ende der jeweils
ersten Strophe (11,5 [17:13]; 20,5 [16:14]) begegnet, aber auch in anderen
Zusammenhängen auftreten kann (11,12 [12:11]; 20,9 [16:17]; 20,25
[10:14]; 20,29 [17:14]). Davon fällt am meisten das oben erwähnte Sum-
mary appraisal der ZR (20,29) auf, weil seine Länge (17:14) im stärksten
Kontrast zur Kolometrie der ganzen Strophe steht (11:13; 12:13; 10:12).
Insgesamt kann aber behauptet werden, daß die absichtliche Verkür-
zung oder Verlängerung der Kola im Gegensatz zu den ER in den BR
und ZR keine vergleichbare Rolle spielen. Dies bildet auch die Erklä-
rung für das seltene Auftreten der Anakrusis: In den BR können dafür
nur die Summary appraisals (zweifache }"h in 8,19f. und |a) in 18,21) be-
nannt werden, ohne daß dadurch die Kola an Länge gewonnen hätten,
und in den ZR liegt nur in 11,5a ({flU):w) eine wirklich bemerkenswerte
Anakrusis vor. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die kolo-
metrische und poetische Struktur der Freundesreden sich als in hohem
Maße durchdacht erweist.30

26 Zur unsicheren Konsonantenzahl siehe oben, S. 62f.


27 Bemerkenswert sind nur die kürzeren Eröffnungen der Strophen in 8,6aα.b (11:11),
8,14 (11:14) und 18,12 (10:13), die eine Strophe abschließende zu lange rhetorische
Frage 8,10 (17:14), die These 8,13 (16:12) und leichte Übertreibung am Ende der vor-
letzten Unterstrophe beider Reden 8,20 (12:16) und 18,19f. (17:15 und 16:14).
28 Das Bikolon 8,18 ist im Durchschnitt ähnlich lang (14:14), aber das längste Kolon der
ganzen Strophe befindet sich trotzdem in 8,16a.
29 Dagegen ist die Konsonantenzahl im Mittelvers 18,9 (10:12/13) der Strophe 18,7–11
am kleinsten; vgl. oben, S. 64.
30 Es sei nicht verschwiegen, daß wir bei der Aussonderung der sekundären Zusätze
die kolometrische Regelmäßigkeit der ursprünglichen Reden vorausgesetzt haben.
Vergleicht man unten die Analysen der Freundesreden, kann man mit gutem Gewis-
sen behaupten, daß die Voraussetzung ihre Bestätigung gefunden hat. Nur zwei Be-
lege aus den HR 3* und 6f.* genügen, um zu zeigen, daß der Dichter in den Reden
Hiobs einerseits von ähnlichen Regeln wie in den Freundesreden ausgeht, sie aber
andererseits variiert. Wie die sorgfältige Analyse der HR 3* von O. Loretz (2000),
263ff., bes. 270, demonstriert hat, verfügt die ursprüngliche erste HR nur über Bikola
92 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

2. Poetologie und Rhetorik


Poetologie und Rhetorik
2.1. Parallelismus membrorum

Teilt man die Bikola der Freundesreden grob nach den drei Hauptty-
pen des Parallelismus ein, so ergibt sich unbestreitbar die Vorherrschaft
des synonymen vor dem antithetischen und synthetischen Parallelismus.
Ganze Strophen wie 5,8.18–21; 15,2–6; 15,20–24bα; 15,30b.32–35; 22,6–9;
22,15f.19f.; 18,7–11; 18,12–16; 20,22–25* können ausschließlich aus sy-
nonymen Bikola bestehen, ganz zu schweigen von zahlreichen Unter-
strophen. Die Tatsache, daß die einfache Form der Synonymie in den
BR und ZR31 insgesamt deutlich seltener begegnet als in den ER, ist
deshalb überraschend, weil jene eine bei weitem bilderreichere Sprache
als die ER benutzen. Es dürfte sich jedoch dadurch erklären, daß ihre
Aufforderungen und Verheißungen im Gegensatz zu den ER kürzer,
komplizierter und synthetisch sind.32
Der antithetische Parallelismus begegnet dagegen in den Freundesre-
den nur episodisch. Obwohl die Reden von der Gegenüberstellung der
Sünder mit den Gottesfürchtigen zu leben scheinen,33 wird es als klare
Antithese nur in den Summary appraisals am Ende der Reden in ER
22,29; BR 8,20 und ZR 11,19b.20a formuliert. Die Form selbst fordert
hier solche paradigmatischen und einprägsamen Formulierungen.34 In
den BR gibt es jedoch zwei Bikola, die dem Sinn nach synthetisch oder
synonym, der Form nach aber antithetisch verfaßt sind: In 8,7 wird der
aktuellen elenden Lage Hiobs die künftige glückliche gegenüberge-
stellt. In 8,12 wird in ähnlicher Weise die Vergänglichkeit des blühen-
den Lebens durch das Gegenbild der verdorrenden Pflanzen unterstri-

und ist in sechs dreiversige Strophen zu gliedern (3,3.7*–8; 3,10–12; 3,13–15; 3,17–19;
3,20–22; 3,24–26). Darüber hinaus ist möglicherweise in der HR 6f.* die mittlere
Strophe kürzer als die anderen. Falls hier keine größeren Erweiterungen vorliegen,
dürfte die Rede sich folgenderweise teilen: 6,2-7*; 6,8–13*; 6,15–20; 6,21–26; 6,28–
30 [!]; 7,1–6*; 7,12–16; 7,17–19.20b.21b (vgl. M. Witte [1994], 232). In HR 3* bleibt die
Konsonantenzahl außer wenigen Ausnahmen zwischen 11 und 15. Nur folgende Bi-
kola fallen auf: V. 13 (16:13) als Strophenanfang, V. 21 (16:15) als Markierung der
Unterstrophe und die Endstrophe mit zwei überlangen Bikola V. 24 (18:14) und 25
(17:14).
31 In der ersten BR 11 Verse aus 19; in der zweiten 17 aus 20; in der ersten ZR 12 aus 16;
in der zweiten 15 aus 24.
32 Vgl. auch die Aufbauanalyse unten, S. 145f.
33 Siehe dazu gründlich unten, S. 192–203.
34 Zu den Zusammenfassungen der Reden siehe unten, S. 152f.
Poetologie und Rhetorik 93

chen.35 In den BR erheben in einer für sie charakteristischen Weise drei


Bikola bzw. Thesen mittels eines Merismus den Anspruch auf Allge-
meingültigkeit: In 8,7 sind es „Anfang“ und „Ende“ (tyi$)"r // tyirx A )
a ), in
18,16 „unten“ und „oben“ (taxT a mi // la(M
a mi ) und 18,20 „(die Menschen) im
Westen“ und „im Osten“ ({yinorx A )a // {yinom:dqa )36. Obwohl in ihnen nur ein
einziger rein antithetischer Parallelismus vorliegt, erweist sich ihr Ge-
samtton als schärfer, so daß die übergreifende Antithese zwischen den
Frommen und den Bösewichtern deutlich genug hervortritt. Generell
ist jedoch festzustellen, daß die Freundesreden hauptsächlich keine
antithetischen Sprüche aneinanderreihen, sondern ihren längeren Erör-
terungen, Entfaltungen und Illustrationen gemäß den synonymen Pa-
rallelismus bevorzugen.
Betrachtet man die komplizierteren Formen des Parallelismus genau-
er, so ist vorab von dem eigenartigen synthetischen Parallelismus zu
reden, der den Stil der ER kennzeichnet.37 Auf das erste entsprechende
Bikolon stößt man bereits in der zweiten Strophe der ersten ER, in dem
die rhetorisch gewichtige auch als Anakrusis zu bezeichnende Wen-
dung )fn-rfkz: in 4,7aα die synonymen Äußerungen in 4,7aβ//b einleitet.38
Vergleichbare weitere Beispiele liegen in 5,1 ()fn-)frq: ), 5,24f. (beide [yiK]
T
f (: d
a yf :w), 22,13 (fTr
: m
a )
f w: ) vor. Dazu kommen die unten näher zu erörternden
ein Bikolon umfassenden konditionalen Fügungen in 22,27 (wyfl) " ryiT(: T
a )
und 22,28 (remO)-razg: t i w: ).39 Als besonderer Fall erweist sich das höchst
komplizierte Bikolon 4,8, in dem die Einleitung yityi)r f re$)
A Ka , „soweit ich
sah“, den folgenden Parallelismus beherrscht. Dieser besteht wiederum
aus der Vorbedingung (4,8aβ//bα) und dem Ergebnis (ein Verb 4,8bβ):40
A >> B (=ab) }w) y$rx << yty)r r$)k 4,8a
B’ (=a’b’) > C whrcqy < lm( y(rzw b

35 Das in 8,7 und 8,11 als Schlüsselwort benutzte Verb heG& : yi (siehe unten, S. 127) deutet
übrigens darauf hin, daß die entsprechenden Unterstrophen 8,6aα.b–7 und 8,11f.
(beide symmetrisch am Anfang der Strophe) auf der Makroebene einen Chiasmus
bilden, indem die erste das Positive dem Negativen entgegenstellt und die zweite
das Negative dem Positiven.
36 Zur Bedeutung des letzten Paares siehe oben, S. 64f., und unten, S. 188 und 261.
37 Hauptsächlich sind beide Kola in solchen Versen synonym, aber ein Wort oder eine
Wendung am Anfang beherrscht synthetisch das ganze Bikolon. Vgl. das Phänomen
von ballast variant bei W.G.E. Watson (1984), 343ff.
38 Dabei enthält dieser Vers einen der zwei Leitgedanken der ER; siehe unten, S. 147f.
39 Siehe unten, S. 103f.
40 Daß es sich bei der Wendung yityi)r f re$)A Ka um eine Legitimation der Lehre des Elifas
handelt, sei hier betont; siehe unten, S. 149 und 225ff.
94 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Man kann im vorliegenden Fall auch von einem Stufenparallelismus


reden.41 Damit verwandt ist die in den ER beliebte Gliederung der ein-
zelnen Kola in zwei synonyme oder synthetische Hälften. Es begegnen
zahlreiche kleine, die Hälfte eines Kolons umfassende Nebensätze, de-
nen oft die Rolle einer prädikativen oder konditionalen Ergänzung42
zukommt. Sie sind entweder durch )ol(:w) (5,24b; 15,3a.b.6a.9a.b.28bα.
29a; 22,11a.14a), die Kopula (4,5a.b.10a; 5,18a.b. 27b; 15,17b.35a; 22,19a.
21a.27a.28a), yiK (5,21b; 22,3a.b), yim (4,2b) oder die Präposition l (22,6a)
markiert oder dem Kolon asyndetisch angeschlossen worden (4,2a;
5,27a; 15,17a.20b43; 22,15b.23a44).45 Wie aus diesen Belegstellen bereits
ersichtlich wird, verdichtet sich das Phänomen der Verkürzung der
Formulierungen und der poetisch knappen Syntax sukzessiv durch alle
drei Reden hindurch,46 besonders gegen Ende der dritten ER. Dem ent-
spricht auch ihre immer kürzer werdende kolometrische Struktur. Aus
der Liste geht weiterhin hervor, daß in der poetisch reicheren ersten ER
fünf unterschiedliche Markierungen zur Trennung der Teilsätze vorlie-
gen und besonders in der zweiten ER (in geringerer Weise auch in der
dritten) viele Aussagen durch negative Prädikate eingegrenzt werden.
Auf diese Weise spiegelt der Dichter die zunehmende Heftigkeit der
Reden: Im Unterschied zu der ersten ER mit ihrer geradezu theoreti-
schen Lehre besitzt die zweite einen ausgesprochen mahnenden und
rügenden Charakter (15,3.6.9.28f.). Das trifft auch für die Mittelstro-
phen der dritten ER zu (22,11.14). Bei vier weiteren Belegen in der drit-
ten ER (22,21.23.27a.28a) handelt es sich um konditionale Fügungen,
die mit der auffordernden und verheißenden seelsorgerlichen Rede-
weise korrespondieren.47
In 4,8 handelt es sich um ein schönes Beispiel für die Verwendung
einer Synthese zur Hervorhebung einer eigenen Erfahrung. Ihm lassen
sich drei weitere an die Seite stellen: Der erste Beleg in 5,27a.b beendet
zugleich die Rede und fordert in insgesamt fünf Teilsätzen (h"Nih + t)oz

41 Siehe Anm. 37.


42 Die konditionalen Fügungen werden unten, S. 103f., näher betrachtet.
43 In 15,20b, falls Ol Un:Pc
: ni als asyndetischer Relativsatz gedeutet wird; siehe oben, S. 40.
44 In 22,15b, falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50.
45 Es werden hier nur die Bikola behandelt, die im Gegensatz zu den oben angeführten
Beispielen keinen der Anakrusis entsprechenden Anfang besitzen oder eine den gan-
zen Vers beherrschende Einleitung haben, sondern die, in denen es innerhalb eines
Kolons tatsächlich zwei synonyme oder synthetische Teilsätze gibt.
46 In der ersten ER (48 Kola) ist das Phänomen 11-mal und in 7 Versen, in der zweiten
ER (50 Kola) 11-mal und in 9 Versen und in der dritten ER (48 Kola) 11-mal und in
10 Versen vorhanden.
47 Zur Aufbauanalyse siehe unten, S. 145f.
Poetologie und Rhetorik 95

h
f Un:raqx
A + )yih-}eK und h f nu (A m
a $
: + |fl-(ad hfT) a w: 48) zur Beachtung dessen auf,
was man erforscht hat; im zweiten Beleg 15,17a.b wird in vier Teilsät-
zen (!:Ux a )
A + yil-(am$
: und yityizfx-hezw: + hfrP" sa )
A aw) dazu aufgefordert, eine Erfah-
rung zu bestätigen49; in der dritten Stelle 15,9a.b wird durch zwei nega-
tive ()olw: ) Nebensätze rhetorisch danach gefragt, ob Hiob mehr wisse
als die alten Weisen. Zwei Belege können zugleich als Beispiele für die
absichtliche Positionierung im Rahmen des Strophenbaus dienen. Wäh-
rend die Aussage 5,27 die erste ER abschließt, beendet 15,17 die dritte
Strophe der zweiten ER. Derartige Phänomene begegnen immer wie-
der: Neben zwei synonymen und konditionalen Äußerungen mit yiK in
22,3a.b findet das Ende der ersten ER in 5,27 sein stilistisches Spiegel-
bild am Anfang der Rede in 4,2, in dem dort das erste Kolon mit dem
kurzen asyndetischen Relativsatz he)l : iT und das zweite mit dem kurzen
auffallenden Fragesatz lfkUy yim beendet wird.50 Ähnlich gerahmt wird
auch die zweite ER: In 15,3a.b wird die Nutzlosigkeit der törichten
Rede Hiobs durch zwei asyndetische )ol-Relativsätze hervorgehoben
und in 15,35 das Schicksal der Gottlosen mit einem synonymen drei-
gliedrigen Bikolon (aα/aβ//b) unterstrichen.51 Über diese Rahmungen
der Reden hinaus werden die Strophen auch durch derartige syntakti-
sche Anreihungen beendet (5,21b; 15,6a), eröffnet (15,20b; 22,15b.21a52)
oder auch die Unterstrophen eingeleitet (22,8a; 22,19a; 22,23a), gerahmt
(4,2b/5a.b; 5,18a.b/21b; 15,3a.b/6a; 22,11a/14a; 22,15b/19a; 22,21a/23a)
oder vollkommen ausgestaltet (15,28f.*; 22,27f.).53 Das Ende des Biko-
lons 5,24 ()f+x E t
e )olw: ) markiert die Gliederung der ersten Hälfte der von
uns in zwei Unterstrophen (4+1) zerlegten letzten Strophe der ersten ER
in Gestalt der V. 23f. und 25f. (mithin 2+2+1).
Die BR und ZR verfügen ebenfalls über recht komplizierte Formen
des synthetischen Parallelismus membrorum, deren Anteil im Ver-
gleich zu Elifas deutlich höher liegt. Mehrere dieser Synthesen sind als
konditionale (8,4; 8,5; 8,6aα.b), temporale (8,18; 11,10) oder kausale Fü-
gungen (20,20f.) zu klassifizieren, wobei sie öfters ähnliche, umfangrei-
chere oder ganze Unterstrophen oder Strophen umfassende Strukturen
begleiten. In den BR fallen besonders die zwei Unterstrophen in 8,4f.

48 Zur Konjektur siehe oben, S. 33.


49 Darauf, daß wir mit einer verloren gegangenen Anakrusis am Anfang des Bikolons
15,17 rechnen, sei hingewiesen; siehe oben, S. 39.
50 Siehe oben, S. 23.
51 Siehe oben, S. 44.
52 In 22,15b, falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50.
53 Merke, daß mithin in der dritten ER insgesamt vier Strophen 22,10f.13f.; 22,15f.19f.;
22,21–23.26 und 22,27–30 von dem Phänomen betroffen sind.
96 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

und 8,6f.* und in den ZR die eine in 20,20f. ins Auge.54 Die zweite BR ist
nicht nur die, welche den synthetischen Parallelismus am häufigsten
verwendet,55 sondern die zusätzlich einen synthetischen Anfangs-
(18,2) und Endvers (18,21) als Rahmen besitzt.56 Daß die Anrede in 18,2
schärfer gehalten und daher nicht synonym formuliert ist, ergibt sich
aus ihrer Position und aus dem Ton Bildads. Schön klingt der zwei-
schichtige Abschluß der Rede in 18,21: Einerseits sind tOn:K$ : m
i heL)
" in
V. 21a und {Oqfm hez in V. 21b synonym, wobei der asyndetische Relativ-
satz l")-(adfy-)ol in V. 21a stilistisch zu lfU(a in V. 21b gehört; andererseits
wird sie im zweiten Kolon durch die kategorische Feststellung der Ver-
gessenheit und Gottesferne eskaliert.
Insgesamt kommen die BR mit nur sieben Beispielen für die Tei-
lung der Kola in zwei Teilsätze (8,5a.10a.12a.18b; 18,2b.15a57.19a.21b58)
dem Befund in den ER nicht nahe. Dagegen überragt der Stil der ZR
mit achtzehn derartigen Belegen (11,3b.4a.10a.b.11b.14a59.15b.18a.b;
20,7b.8a.9a.13a.15a.18a60.19a.b61.26b) oder 22,5 % des Gesamtbestands
der Kola deutlich die Poetologie der Freunde. Bildad und Zofar ver-
wenden Bikola, in denen drei synonyme Elemente nach dem Schema
2+1 bzw. 1+2 aneinandergereiht werden (8,10; 18,15.19; 11,11.15; 20,8.
13). In den Reden beider werden derartige Bikola absichtlich positio-
niert: Bei Bildad beenden die angegebenen Bikola drei von fünf Stro-
phen in der ersten Rede (8,5; 8,10; 8,18) und rahmen außerdem die gan-
ze zweite Rede (18,2; 18,21). In den ZR begegnet das Phänomen in der
ersten Rede jeweils in zwei Mittelversen der drei aneinander folgenden
vier Bikola enthaltenden Strophen (11,2–5; 11,7.10–12; 11,13–16).62 In
der zweiten ZR prägt es eine ganze Strophe (20,6–9). Dabei unterstützt
es die umfangreicheren konditionalen oder sonstigen Fügungen (20,12–
15; 20,18–21).63 Während vom Stufenparallelismus beherrschte Bikola in
den ER mehrfach vertreten sind, lassen sich in den BR nur ein einziger

54 Näher dazu siehe unten, S. 105. Es sei vermerkt, daß bei Zofar diese Fügungen ins-
gesamt sehr beliebt sind.
55 Die weiteren Synthesen befinden sich in 8,12 und 8,19.
56 Wir werden unten sehr oft die Stichwörter ‚Rahmen’ und ‚Symmetrie’ benutzen,
obwohl wir diese Phänomene nicht gesondert behandeln werden. Der Hiobdichter
ist jedoch bei ihrer Verwendung sehr konsequent gewesen.
57 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 64.
58 Zusätzlich werden in 18,14 zwei synonyme Wörter asyndetisch nebeneinander ge-
stellt, sind aber beide elliptisch einem Verb unterworfen.
59 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 74.
60 Vgl. zu V. 18 oben, S. 74.
61 Vgl. zu V. 19 oben, S. 74f.
62 Auch die letzte Strophe enthält das Phänomen (11,18a.b).
63 Zu den Fügungen siehe unten, S. 104–106.
Poetologie und Rhetorik 97

(Protasis 8,5aα + Apodosis 8,5aβ/b) und in den ZR lediglich drei nach-


weisen: Die Beschuldigung Hiobs in 11,4 kann in die Einleitung der
direkten Rede (aα) und die Rede selbst (aβ/b) eingeteilt werden; das
hymnische Bikolon 11,10 ist als Protasis (a/bα) und Apodosis (bβ) ge-
formt; das Summarium eines Bildes in 20,15 kann nur mittels einer
Protasis (aα) und Apodosis (aβ/b) erklärt werden und ist dabei ähnlich
dem Abschlußvers der BR 18,21 inhaltlich durch die Unterstreichung
der Wirksamkeit Gottes gesteigert. In den BR sind solche Teilsätze
hauptsächlich asyndetisch in die Kola integriert, dabei nur zweimal
syndetisch (18,2b.19a). Die Kola werden überwiegend durch die Nega-
tion )ol eingeleitet (8,12a.18b; 18,15a.19a.21b). Die ZR benutzen zwar
ebenfalls dasselbe Negationspartikel, aber fast nur in der zweiten Rede
und meistens in syndetischen Konstruktionen (z.B. 20,8a.9a.13a.19b).
Besonders sei darauf hingewiesen, daß sich die BR wie die ZR nicht
anders als die ER der den Stil bereichernden direkten Rede bedienen,
die zur Veranschaulichung der Vergänglichkeit der Gottlosen einge-
setzt wird, ohne dabei den Rahmen des synonymen Parallelismus zu
sprengen. In dem bereits mehrmals erwähnten komplizierten Bikolon
8,18 bildet das Zitat !yityi)r
: )ol (bβ) die synonyme Parallele zu OB $exki w:
(bα) und in 20,7 die Frage Uya) (bβ) die Parallele zum ersten Kolon.
Zu den Parallelismen der Freundesreden gehören auch die ellipti-
schen Bikola, in denen mittels der Einsparung des Verbs oder Objekts
(z.B. ER: 5,20; 15,3.26.28*; 22,3.4.1564; BR: 8,20.21; 18,10; ZR: 20,4.14.28)
eine poetisch knappere und gehobene Form erreicht wird. Darüber hin-
aus sind zu den elliptischen Parallelismen alle Doppelfragen zu zählen,
in den das Fragewort am Anfang des Bikolons auch das zweite Kolon
beherrscht (4,6; 15,2.7.8.9; 22,4.5.15.20; 8,2.10.11; 18,3).65 Bemerkenswert
ist die Position der elliptischen Bikola 4,2; 15,3 und 22,3f. in den Rede-
eröffnungen der ER sowie das Zusammenstimmen der Zahl solcher
Ellipsen mit dem sich allmählich verschärfenden Ton der zweiten und
dritten ER (sieben- und fünfmal) gegenüber der ersten ER (dreimal).
Die BR und ZR wirken hinsichtlich des elliptischen Parallelismus insge-
samt viel ärmer als die ER. In den ZR fällt jedoch auf, daß nur in ihnen
längere konditionale Fügungen begegnen, in den die Partikel {i) oder yiK
im zweiten Kolon ausgelassen wird (11,10.13–16; 20,12).
In den poetisch anspruchsvollen Freundesreden darf selbstver-
ständlich auch der die hebräische Poesie kennzeichnende Chiasmus
nicht fehlen. Obwohl nicht allzu oft, so begegnet doch die einfachste

64 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50.


65 Damit sind 22,4 und 22,15 doppelt elliptisch, durch das Fragewort am Anfang und
durch das fehlende Objekt oder Verb. Die Doppelfragen werden unten, S. 113f., ge-
sondert untersucht.
98 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

und strengste Form des versinternen Positionswechsels zwischen dem


Verb einerseits und dem Subjekt, Objekt oder einer Näherbestimmung
andererseits in der ersten ER (4,3; 5,6.8), in der zweiten (15,6.8.25.30b)
und verhältnismäßig häufiger in der dritten (22,2.4.6.7.19.26.29).66 Die-
ses Ungleichgewicht zugunsten der letzten ER erklärt sich aus ihrer
ultimativen Eigenart. So dürfte denn auch der chiastische Charakter
des einzigen antithetischen Parallelismus der ER in 22,29 zu deuten
sein.67 Es fällt weiterhin auf, daß vom Chiasmus jeweils die ersten Stro-
phen der ER betroffen sind (4,3; 15,6; 22,2.4) und es mehrfach zur Er-
öffnung (5,8; 15,25; 15,30b; 22,2; 22,6) oder Schließung der Strophen
dient (15,6; 22,26). Darüber hinaus kann seine absichtliche Verwendung
auch am Anfang der Unterstrophen der dritten ER angenommen wer-
den, wo er zur Markierung und Hervorhebung dient (22,4; 22,19;
22,29). In den vorausgehenden ER begegnet er lediglich einmal (5,6). In
der dritten ER fällt nebenbei die Symmetrie der Chiasmen am Anfang
(drei erste Unterstrophen 22,2f.; 22,4f.; 22,6f.) und am Ende der Rede (in
jeder Strophe eine Unterstrophe getroffen: 22,19f.; 22,23.26; 22,29f.)
besonders auf. Inhaltlich begegnen zahlreiche Chiasmen in Bikola, die
unmittelbar auf Gott bezogen sind (5,8; 15,8; 15,25; 22,2; 22,4; 22,26;
22,29). Die Liste der Chiasmen sei noch durch einen außergewöhnli-
chen grammatischen Fall ergänzt: Das erste Bikolon der ER 4,2, stellt
nämlich die fragenden Hauptsätze chiastisch einander gegenüber, wo-
bei der erste das Bikolon einleitet und der zweite es abschließt.68
Ein chiastisches Bikolon leitet in den BR dreimal jeweils eine zweite
Unterstrophe (8,21; 18,5; 18,8) und in den ZR drei Strophen ein (11,17;
20,6; 20,26).69 In der zweiten ZR besitzt die zweite Strophe 20,6–9 eine
Besonderheit, weil in ihr drei Bikola (6, 8 und 9) chiastisch formuliert
sind. Darüber hinaus fällt in der ersten BR ein zweifacher Chiasmus
auf: Einerseits rahmen zwei chiastische Bikola 8,5 und 8,21 am Ende
zweier Strophen die Rede, andererseits korrespondieren sie inhaltlich
mit einander, indem der erste Hiob zur Umkehr auffordert und der
zweite Freude als ihren Lohn verheißt.70 In der zweiten BR sind ver-

66 Gewisserweise und rein stilistisch können auch die Bikola 4,8 (vgl. die Position der
sonst synonymen Partizipialkonstruktionen) und 22,5 (vgl. die Position der synony-
men Satzteile ab//b’a’) als Chiasmen betrachtet werden.
67 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 53. Das Objekt der Handlung befin-
det sich im ersten Kolon nach und im zweiten vor dem Verb.
68 Falls unsere Deutung richtig ist; siehe oben, S. 23.
69 Vgl. auch die weiteren chiastischen Bikola 8,5 und 18,10.16.18 in den BR.
70 Zusätzlich verdient die Tatsache unsere Aufmerksamkeit, daß sich in beiden Versen
eine ähnliche Struktur zeigt: In V. 5 Protasis in aα und synonym gestaltete Apodosis
in aβ.b; in V. 21 das Verb in aα und die synonymen Objekte in aβ.b.
Poetologie und Rhetorik 99

mutlich in ähnlicher Weise zwei mit der Lichtmetaphorik spielende


und den Untergang der Gottlosen beteuernde Bikola symmetrisch ge-
gen Ende der ersten Strophe und am Anfang der letzten (18,5 und
18,18) aufeinander abgestimmt.
Das poetische Bild der Freundesreden erweist sich aber als noch
komplizierter, wenn der sogenannte geschlechtsspezifische Parallelismus
in Betracht gezogen wird.71 Obwohl die Erscheinung für uns heute
schwierig nachzuvollziehen ist, können erneut die Anfangsstrophen
der Reden wegen ihrer Regelmäßigkeiten hervorgehoben werden. Die
aus drei Bikola bestehende erste Unterstrophe der ersten ER 4,2–4 ba-
siert grundsätzlich auf dem Schema masc. // fem. (vgl. die den Paralle-
lismus beherrschenden Lexeme 4,2: rfbD f und }yiLm
i ; 4,3: {yiBr
a und {iyadyf ; 4,4:
l"$OK und {iyKa r: iB). In der zweiten ER sind die Bikola, welche die ersten
beiden Unterstrophen 15,2–3 und 15,4–6 beenden, durch dasselbe Mus-
ter aufeinander abgestimmt (vgl. 15,3: rfbD f und {yiLm i ; 15,6: !yiP und
!yetpf &
: ). Die dritte ER klingt wegen ihrer kleineren Zahl an femininen
Wörtern insgesamt ungewöhnlich maskulin. Dabei legt bereits die erste
Unterstrophe 22,2f. mit sieben nur maskulinen (Verbal)Nomina den
Schlüssel fest. Weiterhin erweist sich in dieser Hinsicht die dritte Stro-
phe der Rede 22,10f.13f. mit nur einem femininen Wort hf(p: $ i in V. 11
als ein Sonderfall.72 Außerdem muß in den ER die besondere Rolle ei-
niger Aussagen hervorgehoben werden. So zum Beispiel das berühmte
Bild von den Löwen in 4,10f., in dem zehn (Verbal)Nomina verwendet
werden und nur das erste – hfg) f $
: – feminin ist, oder das die Erfahrung
der alten Männer betonende Bikolon 15,10 mit sogar fünf nur maskuli-
nen Formen. Aber es gibt auch einen umgekehrten Fall, denn in 15,30b
wird die Vegetationsmetapher mittels relativ seltenen femininen No-
mina ausgedrückt.73
In den BR besitzt das Phänomen sein eigenes Gesicht; denn so viele
nur aus maskulinen Wörtern zusammengesetzte Bikola weist keine der
Reden der anderen Freunde auf: 15 von insgesamt 39 Versen (8,2f.5.8.
12.14.19; 18,6.9.12f.16.19.20f.). Sie nehmen dabei im Strophenbau oft
wichtige Positionen ein: In der ersten BR werden drei Strophen durch
solche Bikola eingeleitet (8,2; 8,14; 8,1974), in der zweiten drei beendet

71 Nach W.G.E. Watson (1984), 123ff., gender-matched parallelism, die Beispiele aus den
Freundesreden bei ihm sind: 5,20; 8,2; 11,14; 18,10.15.
72 Vgl. zusätzlich die vollkommen maskulinen Bikola 22,6.7.19.26.28.
73 Die Verwendung von seltenen Wörtern, besondere Arten des Parallelismus oder die
Häufung mehrerer Stilfiguren in den bildhaften Versen können als Anzeichen der
Einsetzung festgeprägter Sprüche mit einer längeren Vorgeschichte gedeutet wer-
den.
74 Falls wir hier |erD
e zu den maskulinen Wörtern zählen; vgl. Ges17, 168f.
100 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

(18,6; 18,16; 18,21). In beiden Reden sind davon somit die erste und die
letzte Strophe betroffen. Es fällt weiterhin auf, daß in der ersten Stro-
phe der BR 8,2–5 überhaupt nur ein feminines Wort (day in V. 475) und in
der letzten Strophe der BR 18,17–21 nur zwei (jer) e in V. 17 und l"bT
" in
V. 18) vorkommen. Die Besonderheit der ZR scheinen solche Bikola zu
bilden, in denen das erste Kolon nur maskuline Wörter und das zweite
Kolon ein feminines Wort76 enthält. Der Zusammenhang mit dem Stro-
phenbau läßt sich besonders in der ersten ZR an drei Bikola am Stro-
phenanfang beobachten (11,2; 11,7; 11,17)77, in der zweiten ZR am
Anfang der zweiten Hälfte zweier Strophen (20,14f.; 20,28f.) und zu-
sätzlich bei dem Endvers der vorletzten Strophe (20,25). Dabei setzt der
aus Nominalsätzen zusammengestellte Endvers der zweiten Rede ei-
nen stilistisch durchaus passenden Punkt mit insgesamt sieben masku-
linen Wörtern78 und einem femininen Wort.
Obwohl der hebräische Parallelismus membrorum sich durch das
aspektive Denken erklären läßt,79 wird oft zur Hervorhebung eines Tat-
bestands die Steigerung oder die Hyperbel eingesetzt80. Viele der ange-
führten Beispiele haben es mehr oder weniger demonstriert. In den ER
stellt z.B. das von den alten Weisen redende Bikolon 15,10 die Steige-
rung des ersten Kolons durch das zweite dar, indem die Bedeutung der
Greise (bf& und $yi$yf in V.10a) durch die irreale Hyperbel (kann jemand
tatsächlich noch „reicher an Tagen“ sein als der Vater des ohnehin alten
Hiobs) steigernd hervorgehoben wird. Zusätzlich werden die Aussagen
in 5,25 (Nachkommen wird bar // jer) f h
f be&(" K: sein) und in 15,20 (die
Qualen sind durch y"my: -lfK // {yin$
f raP:sm
i für den Gottlosen bestimmt) ge-
steigert. Stilistisch wird die an 5,25 anschließende Verheißung eines
reifen Alters in 5,26a durch einen treffenden poetischen Vergleich in
V. 26b gesteigert.
Diesen schönen Beispielen in den ER läßt sich in den BR und ZR
nichts Vergleichbares an die Seite stellen, obwohl drei Verse genannt

75 Falls man das Personalpronomen heL) " in 8,2 nicht mitrechnet.


76 Innerhalb der Zeile meistens das feminine Wort vor dem maskulinen.
77 In der ersten Strophe zusätzlich symmetrisch am Anfang der zweiten Unterstrophe
11,4.
78 Siehe die Textkritik zu 20,29 oben, S. 84.
79 Siehe E. Brunner-Traut (1996), bes. 152f, und O. Kaiser (2003b), 21; das Phänomen
des w-copulativum bestätigt die Annahme der aufeinander abgestimmten Aspekte in
Gestalt von jeweils zwei Kola (vgl. dagegen K. Seybold [2007], 110). Zum Parallelis-
mus vgl. auch G. von Rad (1992), 42f., und zu den noetischen Eigenschaften des Pa-
rallelismus sowie zur Multiperspektivität A. Wagner (2007), 15ff.
80 Die Idee der Steigerung, der emphatischen Wiederholung wird zur Grundlage des
Parallelismus allgemein von J.L. Kugel (1981) gesetzt (bes. S. 51). Vgl. auch
W.G.E. Watson (1984), 114ff.
Poetologie und Rhetorik 101

werden können, in denen derartige Steigerungen begegnen. In 8,7 wird


das große (do)m: heG&
: yi ) Ende Hiobs seinem kleinen (rf(c
: im) Anfang entge-
gengesetzt. In zwei Beispielen, am Schluß der BR 18,21 und der ZR in
20,15, wird im zweiten Kolon der Eindruck von dem erbärmlichen En-
de der Gottlosen durch das Eingreifen Gottes vertieft. Darüber hinaus
hat der 20,15 vorausgehende V. 14 durch die Hinzufügung des Giftes
als Ergebnis der Verdauung den Effekt der Steigerung bereits erzielt.
Für eine Steigerung mittels eines numerischen Parallelismus stellt ER
5,19 in der ursprünglichen Hiobdichtung das einzige Beispiel dar.81 Im
Gegensatz zu den allgemein auf die Zahl der Tage oder Jahre hinwei-
senden Bikola 15,10 und 15,20 wird in 5,19 von konkreten Nummern –
sechs in der ersten Zeile und sieben in der zweiten – Gebrauch ge-
macht.82 Die Frage, ob die sechs oder sieben Nöte figurativ gemeint
worden sind, sei dahingehend beantwortet, daß in derselben Unter-
strophe 5,20f. in der Tat sechs von den Übeln aufgezählt werden: Hun-
gersnot, Tod, Schlacht, „Hand des Schwertes“ (V. 20), „Geißel der Zun-
ge“ und Verwüstung (V. 21).83

2.2. Anakrusis

Oben ist bereits darauf hingewiesen worden, daß das in der hebräi-
schen Dichtung übliche Phänomen der Anakrusis fast nur in den ER
erscheint.84 Sie begegnet zumal in Zeilen mit kolometrischer Überlänge

81 Nur der sich über zwei Bikola erstreckende Parallelismus von 2 // 3 in 13,20f. kommt
in Betracht (vgl. W.M.W. Roth [1965], 69). Der Parallelismus von 1 // 2 in den Elihu-
reden 33,24 und in der Antwort Hiobs 40,5 ist sekundär (vgl. M. Witte [1994], 191).
82 Es sind keine anderen alttestamentlichen Beispiele von 6 // 7 als in Prv 6,16 bekannt
(vgl. W.G.E. Watson [1984], 145).
83 Es muß im Unterschied zu W.M.W. Roth (1965), 68f., daran erinnert werden, daß das
ebenfalls von den Nöten sprechende Bikolon 5,22 von sekundärem Charakter ist
(siehe oben, S. 32f.) und die Zahl der Nöte dadurch gerettet wird. Siehe dazu
A. Scherer (2008), 64f.
84 W.G.E. Watson (1984), 374f., hält auch hn) d( und yiK in der BR 18,2a.8a für eine
Anakrusis. Siehe allgemein dazu a.a.O., 110f.; P. van der Lugt (1995), 535, und (2006),
571, und vgl. unbedingt auch T. Muraoka (1985). Wir erweitern dabei zusammen mit
diesen Forschern die aus der klassischen Philologie bekannte Definition der Anakru-
sis als eine das Tempo anhaltende, außerhalb der Metrums bleibende Silbe am An-
fang des Kolons um alle selbständigen lexikalischen Einheiten am Versanfang, die
oft eigene Sätze bilden und die in den Übersetzungen mit Ausrufezeichen zu verse-
hen sind oder beim Lautlesen anschließend eine Atempause fordern. Mithin fallen
viele Kurzwörter, besonders Deiktika wie yiK, unter dieses Kriterium; zahlreiche ge-
brochene oder kombinierte Sätze bleiben aber oft außer acht. Ein Anzeichen könnte
der auf eine Anakrusis folgende Satzanfang mit einer rhetorischen Figur, z.B. mit
102 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

an einer im Strophenbau relevanten Position.85 Doch können auch deut-


lich kürzere Kola mit einer Anakrusis eingesetzt werden, so daß ihr
Vorkommen keine Frage des Metrums oder der kolometrischen Länge
darstellt. Es gehört vielmehr zur Kunst der Rhetorik der ER, durch
deiktische und enklitische Elemente die Aufmerksamkeit der Hörer zu
wecken. Betrachtet man die vollständige Liste der als Anakrusis zu
bezeichnenden Belege, so hebt sich zumal die erste ER mit acht ent-
sprechenden Bikola deutlich hervor:86 4,5 (hfT(a yiK); 4,7 ()fn-rfkz: ); 5,1 (-)frq:
)fn-); 5,8 (yin)
A {flU))87; 5,23 (yiK); 5,24f. ([yiK] T
f (: adyf w: ); 5,27 (h"Nh
i ). Dagegen tritt
das Phänomen in der zweiten ER nur einmal in 15,4 (hfT) a -va)) und in
der dritten ER dreimal auf, nämlich in 22,10 (}"K-la(); 22,13 (fTr : m
a )
f w: ); 22,29
(yiK). Die am Anfang (4,7; 5,1; 5,8; 5,23; 22,10) oder Ende der Strophen
(5,27) oder Unterstrophen (4,5; 15,4; 22,13; 22,29) eingesetzte Anakrusis
dient wie die Überlänge der Bikola zur Markierung ihrer Positionen.
Wie die Liste belegt, werden in der ersten ER von fünf Strophen vier
mit Anakrusis eingeleitet und die ganze Rede wird mit einer am An-
fang des letzten Verses abgeschlossen. Dabei wird in der stilistisch un-
gewöhnlichen letzten fünf Bikola enthaltenden Strophe eine Anakrusis
viermal einem Kolon vorangestellt, am Anfang (5,23), am Ende (5,27)
und symmetrisch im Zentrum der ersten Unterstrophe (5,24f.). Somit
gehört die Anakrusis zur Hervorhebung von Leitgedanken (4,7; 15,4),
des Summary appraisals (5,27; 22,29), der Verheißungen (5,23–25) oder
der direkten, auffordernden oder mahnenden Anrede (4,5; 4,7; 5,1; 5,8;
15,4; 22,10; 22,13), niemals aber zu illustrativen oder narrativen Teilen
der Reden.88

Fragewort, geben. Die Anakrusis wird noch von R. Gordis (1978), 503, hervorgeho-
ben.
85 Siehe oben, S. 90. P. van der Lugt (1995), 540, und (2006), 536ff.574, nennt es transiti-
on marker und hebt seine Rolle in der Hiobdichtung als Marker des Strophenanfangs
und -endes besonders hervor ([2006], 566). Vgl. die Liste solcher Marker in den ER
bei ihm (1995), 62f.72.177.257f., und den Katalog der möglichen Wörter als Marker
bei ihm (1995), 487–503, und (2006), 538ff.
86 Die erste ER wird als Beispiel für eine reichliche Verwendung der Anakrusis auch
von W.G.E. Watson (1984), 111, hervorgehoben.
87 Es ist zwar umstritten, aber es muß in der Hiobdichtung wahrscheinlich davon
ausgegangen werden, daß die Personalpronomina in der ersten Hälfte der Kola den
fast selbständigen Satzteil vertreten wollen und mithin eher zur Anakrusis gehören
wie auch in 15,4. In 5,8 würde es für die konditionale Deutung sprechen, so GK28,
107x (dagegen aber H. Bobzin [1974], 99f.). Siehe auch gleich unten).
88 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 144ff. In den HR fangen die Strophen schon in
c. 3* mit Anakrusis in V. 10.13.24 an. In der Stilistik der GR tritt dagegen das Ver-
zichten auf die Anakrusis deutlich hervor, höchstens Stellen wie 38,40f. mit yiK kämen
als solche in Betracht.
Poetologie und Rhetorik 103

2.3. Kausale, konditionale, syntaktische u.a. Fügungen

Erst durch die konditionalen und kausalen Fügungen schließen sich die
Einzelsprüche oder einzelne Aussagen zu einer in sich geschlossenen
Rede zusammen. So ließ sich auch die Vergeltungslehre nicht ohne
beide Arten von Fügungen formulieren,89 sie bedurfte der kausalen, um
die aktuelle Lage zu begründen, und der konditionalen, um den Aus-
gang zu beschreiben. Selbstverständlich können sie auch in auffor-
dernden, verheißenden oder mahnenden Redeteilen erscheinen.90 Die
erste umfangreichere kausale Bildung begegnet in der ersten ER 5,18, in
dem die Aufforderung zur Wende in dem im unmittelbar vorausge-
henden Bikolon 5,891 mit Gottes Allmacht begründet wird. Beide Bikola
bilden zugleich die erste Hälfte der Strophe 5,8.18–21 und die Einlei-
tung zu den teilweise hymnischen Verheißungen in V. 19–26, die auch
ein kleines Exempel eines Konditionalsatzes in 5,24b beinhalten.92 Dem
härteren Ton der zweiten ER entspricht die die Unterstrophe 15,5f.
umfassende Beschwörung, in der die Bedingung 15,5 (mit yiK!) dem
eigentlichen Bann 15,6 vorangestellt wird.93 Daneben wirkt die vierte,
zur Lehre gehörende Strophe 15,25–29* mit ihrer durch yiK eingeleiteten
zweiteiligen Begründung 15,25f. und 15,27–28bα und mit dem vermut-
lich als Nachsatz gedachten V. 29 recht kompliziert, weil der Strophen-
bau und die Analogien in den anderen ER eher dafür sprechen, 15,25f.
als Begründung für die vorausgehende Strophe zu verstehen, während
15,29 die für die zweite in 15,27–28bα liefert.94 Wendet man sich der
dritten mahnenden und auffordernden ER zu, so zeigt es sich, daß dort
auffallend umfangreiche kausale und konditionale Fügungen vorlie-
gen. Die acht Verse umfassende Rüge in 22,6–11.13f. stellt eine einzige
mehrgliedrige kausale Fügung dar, in der V. 6–995 vorangestellt (vgl. yiK
in V. 6) und V. 13f. nachgestellt sind (vgl. T
f r
: m
a )
f :w in V. 13). Beide begrün-
den die Drohung in ihrer Mitte, in V. 10f. (vgl. }"K-la( in V. 10). Auch die
umfangreiche Aufforderung und Verheißung in 22,21–23.26–28 ist kon-
ditional verfaßt. Dabei benennt V. 23 die generelle Bedingung der Um-

89 Zur Lehre siehe gründlich unten, c. IV.


90 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 144ff.
91 Zur sekundären Ergänzung in 5,9–17 siehe oben, S. 28–32.
92 Mit H. Bobzin (1974), 106, auch exakter als Interdependenzsatz zu fassen.
93 Siehe oben, S. 37. Die Einheitlichkeit dieser Unterstrophe wird zusätzlich durch den
Parallelismus von !yiP in V. 5a.6a, }O$:l in V. 5b und !yetpf &
: in V. 6b verstärkt.
94 Zu V. 25–28 und 27–29 siehe oben, S. 41f. Zusätzlich muß erwähnt werden, daß die
vierte Strophe in der Mitte der Lehre in 15,20–33* steht (siehe unten, S. 147f. u.a.)
und damit die Bezüge vor- und rückwärts logisch sind.
95 Nur V. 8 ist ein aus der Reihe fallender Schaltvers.
104 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

kehr (vgl. {i)), während V. 26 das Ergebnis in Gestalt der Freude (vgl.
zf)-yiK) beteuert. Die beiden parallelen konditionalen Fügungen der an-
schließenden Unterstrophe 22,27f.96 setzen inhaltlich bereits die Gebete
und Gelübde voraus, deren Erhörung und Erfüllung sie verheißen.97
Während die Gegenüberstellungen oder Bedingungen in den ER
eher vorsichtig klingen, ragen die Konditionalsätze in den ZR, die sich
über ganze Strophen erstrecken (11,10; 11,13–16; 20,6f.; 20,12–14; 20,15;
20,2498), mit ihrer Schroffheit wie ein Felsen über den vergleichsweise
milderen Ton der Freundesreden heraus. In den ZR handelt es sich bei
30% des Gesamtbestands um derartige Fügungen, so daß sie unbe-
streitbar zu den Hauptmerkmalen seines Stils gehören. Beide ZR sind
in dieser Beziehung sorgfältig aufeinander abgestimmt, indem die je-
weils dritte Strophe (11,13–16; 20,12–15) vollkommen von den konditio-
nalen Fügungen geprägt wird und ihr eine ähnliche Fügung in der
ersten Unterstrophe der zweiten Strophe (11,10; 20,6f.) vorangeht. Die
zur Mahnung gehörende Strophe 11,13–16 wird sehr ähnlich wie in den
ER99 durch eine an Hiob gerichtete Aufforderung als Protasis (11,13f.)
mittels eines zweimaligen {i) eröffnet und mit einer (folglich bedingten)
Verheißung als Apodosis (11,15f.) fortgesetzt, die wiederum zweimal
mit einem yiK angeschlossen wird. Alle anderen konditionalen Fügun-
gen in den ZR gehören zu den lehrhaften Teilen. In 11,10 bildet ein aus
einem einzigen Bikolon bestehender geradezu hymnischer Konditio-
nalsatz (erneut mit Hilfe von {i)) eine Ergänzung oder Begründung zu
der These von Allmacht Gottes in 11,7. Zwei von den zu besprechen-
den Fügungen in der zweiten ZR (20,6f.; 20,12–15) werden ebenfalls mit
{i) eingeleitet, bilden inhaltlich aber illustrative Vergleiche (20,6f.) und
Metaphern (20,12–15) zur Lehre Zofars über die Vergänglichkeit bzw.
die selbstzerstörende Handlungsweise der Gottlosen. Auffallend ist das
Bikolon 20,15, weil es die Strophe in der Art einer Conclusio zusam-
menfaßt, sich dabei jedoch stilistisch der umfangreichen konditionalen
Fügung anschließt und inhaltlich die Idee der ganzen Strophe steigert,
indem es die Gewißheit des Gotteshandelns beteuert.100

96 Beide nach dem Muster A > B // B’.


97 Mit H. Bobzin (1974), 313–315, auch als Interdependenzsätze zu verstehen. Darüber
hinaus ist in dieser Rüge Bikolon 22,21 an sich konditional, wegen der suffigierten
Präposition {ehBf in der Apodosis aber grammatisch mit den Bikola 22,23.26 nicht in
Einklang gebracht.
98 Zu 11,15; 20,12 und 20,24 vgl. GK28, § 159c.q.ee, und zu allen H. Bobzin (1974), zur
Stelle, und R. Gordis (1978), 78.124.216.220.
99 Vgl. 22,23.26. Sogar die Partikeln {i) in Protasis und zf)-yiK in Apodosis sind ähnlich.
Zur Mahnung siehe unten, S. 144–147.
100 Als letzter Beleg in dieser Reihe von konditionalen Fügungen gilt 20,24, obwohl er
nicht durch {i) markiert worden ist. Wirft man einen Blick auf die HR, dann muß
Poetologie und Rhetorik 105

Die BR unterscheiden sich von den ZR dadurch, daß sie viel selte-
ner die konditionalen Fügungen benutzen, wobei die entsprechenden
Sätze nur jeweils ein Bikolon umfassen und nur in der ersten BR vor-
kommen. Diese enthält auffälligerweise eine Häufung von vier derarti-
gen Fügungen in 8,4–7*101. Obwohl formell auf zwei verschiedene Stro-
phen verteilt (8,4f.; 8,6f.*), enthalten sie analog zu dem Stil der ER und
ZR miteinander verbundene Aufforderungen (8,4.5.6aα) und Verhei-
ßungen (8,6b.7).102 Dabei bereitet 8,4 die Aufforderung mittels eines
Konditionalsatzes (Protasis 4a + Apodosis 4b) vor, in dem Hiob an das
böse Schicksal seiner Söhne erinnert wird. Der anschließende Vers
nimmt die Protasis U):+x f aus V.4a wieder auf und bildet somit eine mi-
nimalistische elliptische Bedingung hfT) a -{i) (V. 5aα). Die Apodosis
V. 5aβ.b stellt die Hiob anempfohlene Hinwendung zu Gott dem in
V. 4 thematisierten selbstverschuldeten Ende seiner Söhne entgegen.103
So bilden die V. 4 und 5 insgesamt die Aufforderung an Hiob, die in
V. 6aα erneut aufgenommen wird. Die V. 6b.7 antworten darauf mit
Verheißungen. Das wird in V. 7 durch einen Konditionalsatz unterstri-
chen, der Hiobs kleinen Anfang (V. 7a) seiner großen Zukunft (V. 7b)
gegenüberstellt. Demgemäß fangen drei Bedingungssätze mit einem {i)
(V. 4.5.6aα) und der letzte in der Reihe mit hfyfhw: (V. 7) an. Andererseits
werden fast alle Nachsätze außer V. 5aβ mit einem w: eingeleitet. Der
Konditionalsatz in 8,18 gehört auch bei Bildad zum illustrativen Rede-
teil, wirkt als Zusammenfassung der Strophe 8,14.16–18 und fängt der
Regel gemäß mit einem {i) an.
Für die Kausalsätze können in den BR und ZR ebenfalls einige Be-
lege genannt werden, obwohl sie sich bescheidener ausnehmen als in
den ER. Ein eigenartiges Beispiel stellt 8,8 dar, weil hier die schwierig
zu klassifizierende Konjunktion yiK sich am besten kausal erklären läßt
(vgl. 8,2f. und 8,10). In der zweiten BR begründet 18,8 mit yiK am Anfang
eindeutig die kürzer werdenden Schritte des Gottlosen im vorausge-
henden Vers.104 Zofar aber braucht mit einer durchweg kausal aufge-
bauten Strophe 20,18–21 den Vergleich mit den ER nicht zu scheuen.
Während V. 18 die Kürze der Freude der Gotllosen schildert, begründet

man die auffallenden Reihen von konditionalen Fügungen in 9,15–31 und 31,5–22*
zur Kenntnis nehmen. Die erste stellt sich zwischen den ersten BR und ZR, die {i)-
Bedingungen in der zweiten Reihe sind meisterhaft mit den {i)-Fragen verflochten,
den Ton dieses Höhepunkts der HR vollkommen beherrschend.
101 Zur ursprünglichen Gestalt siehe oben, S. 56f.; vgl. GK28, § 159r und H. Bobzin
(1974), zur Stelle.
102 Siehe dazu unten, S. 144–147.
103 Siehe zu 8,5a oben, S. 56f. und H. Bobzin (1974), 135.
104 Vgl. a.a.O., 256.
106 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

V. 19 (yiK) es mit ihrem asozialen Verhalten.105 In der zweiten Unterstro-


phe wird in 20,20a und 21a die Apodosis zweimal spiegelbildlich an
den Anfang gestellt (yiK) und die Protasis in 20b und 21b nachgesetzt,
die besagt, daß die Gottlosen durch ihre Maßlosigkeit ihr Glück ver-
spielen. Einmalig in den Freundesreden ist aber die stilistische Lösung
in 20,21, weil dort neben der den Nachsatz in 21b einleitenden Kon-
struktion }"K-la( das sonst gewöhnliche yiK im Vorsatz in 21a überhaupt
fehlt.
Die in den ER gut vertretenen Relativsätze finden sich gewöhnlich in
der zweiten Hälfte des Kolons und erscheinen oft auch paarweise: So
kommen sie in den ER parallel am Anfang (15,3a.b) oder Ende (5,27a.b)
der Rede und einzeln innerhalb der Reden (15,17b; 15,20b; 15,28bα;
22,15b106; 22,16) vor. Die auf die Erfahrung der alten Weisen verwei-
sende Unterstrophe 15,9f.17 wird von insgesamt drei Relativsätzen ge-
rahmt (15,9aβ.bβ und 15,17bβ107).108 Am Anfang der ersten ER könnte
man analog zu ihrem Ende in 5,27 auch einige Relativsätze erwarten,
doch findet sich dort lediglich ein Relativsatz in 4,2aβ.109 Dagegen tau-
schen zwei Satzhälften in 4,2b ihre Plätze, und so wird der Eindruck
von Parallelität von zwei Teilsätzen oder eines gebrochenen Satzbaus
dennoch erweckt. Es fällt weiterhin auf, daß die Relativsätze in den ER
meistens asyndetisch dem vorausgehenden Kolon angeschlossen wer-
den (4,2a; 5,27a; 15,3a.b; 15,20b; 15,28bα; 22,15b) und daß sie in der
dozierenden und mahnenden zweiten ER deutlich hervortreten (15,3a.
b.9a.b.17b.20b.28bα). In der dritten ER findet sich das einzige Exempel
für Relativsätze, die sich auf einen benachbarten Vers beziehen: In
22,15bβ wird zuerst die Aussage über den „altbekannten Weg“ in
22,15a.bα durch die auf ihm schreitenden Bösewichter präzisiert und
dann ihr Untergang wiederum in einem zweiteiligen Relativsatz 22,16a.
b beteuert. Dort fällt übrigens die in den Freundesreden singuläre Rela-
tivpartikel re$)A auf.110

105 Vgl. a.a.O., 284f.


106 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50.
107 Obwohl wegen der Kopula am Anfang des b-Kolons nicht ganz sicher; vgl. H. Bob-
zin, a.a.O., 222.
108 Wobei der unmittelbar anschließende Vers 15,20 am Anfang der nächsten Strophe
auch einen Relativsatz enthält.
109 Zu diesem komplizierten Bikolon siehe oben, S. 23.
110 Die Partikel wurde oben eher als Anzeichen für sekundäre Erweiterungen ange-
nommen (vgl. 4,19; 5,5; 15,18.28bβ; siehe oben, S. 26, 39f. und 42) oder konjiziert
(22,15; siehe oben, S. 50). In den HR ist sie nur in 3,25 und 9,17 verhältnismäßig si-
cher.
Poetologie und Rhetorik 107

In den BR bilden die Relativsätze von der Zahl her gesehen eine
kaum bemerkbare Größe111, doch fällt das Endkolon der zweiten BR mit
seinem sehr einfach und traditionell formulierten Summary appraisal in
18,21b besonders auf: l") (adyf )ol {Oq:m håzw: .112 Mit der Zahl ihrer Relativ-
sätze kommen dagegen die ZR, zumal die zweite Rede, der der ER
verhältnismäßig nahe. Neben 11,16b113 in der ersten ZR sind es in der
zweiten ZR 20,9a; 20,15a; 20,19b und 20,26b.114 Das Besondere der Rela-
tivsätze Zofars besteht in ihrer Einleitung durch ein asyndetisches
Schaltwort in der Mitte des Kolons: 11,16b (Ur:b(f ) 20,9a (Utapzf $ : ); 20,15a
((alB
f ) 20,19b (lazGf ). Auch der Relativsatz in 20,26b ist asyndetisch, been-
det aber das ganze Bikolon und hebt sich durch die Position am Anfang
der letzten Strophe der ZR hervor.
Daß die ZR sich syntaktisch als sehr anspruchsvoll erweisen, kann
außer mit einem Verweis auf ihre umfangreichen konditionalen Fü-
gungen auch anhand von zwei Objektsätzen demonstriert werden. Ge-
gen Ende der ersten ZR wird ein solcher durch das Verb x+b eingelei-
tet, gefolgt von yiK (11,18a). Im zweiten Beispiel (20,4f.) wird der Haupt-
satz (V. 4) mit Hilfe von (adfy gebildet und der Nebensatz (V. 5) durch yiK
eröffnet. Das Beachtenswerte liegt aber darin, daß beide Verse den je-
weiligen Höhepunkt der Reden Zofars bilden, nämlich ihre Legitimati-
on und ihren Leitgedanken.115 In den ER fallen neben einem kleinen
Objektsatz in 15,23b zumal zwei umfangreichere in 5,24–26 auf (alle mit
(dy + yiK), weil sie symmetrisch die Strophe in zwei Hälften teilen. Der
erste Satz 5,24 beendet die erste Unterstrophe, der zweite 5,25 leitet ihre
zweite Hälfte ein. Dabei wird ihm die Beteuerung in 5,26 untergeord-
net.
Der Dichter hat sich aber auch der Zustandssätze bedient. In den ER
werden sie in 15,3 und 15,35 verwendet, um die vorausgehenden Verse
15,2 und 15,34 zu verdeutlichen und mithin die selbständigen Unter-
strophen 15,2f. und 15,34f. symmetrisch am Anfang und Ende der Rede
zu bilden. Eine ähnlich wichtige Rolle spielt das Phänomen in den ZR,
weil dort wenigstens vier Belege vorhanden sind.116 Wie bei Elifas ge-

111 Der schwierig zu klassifizierende Satzbau in 8,10 und 8,11a kann möglicherweise als
ein mit Relativsätzen bereicherter angesehen werden; vgl. jedoch H. Bobzin (1974),
138.
112 Siehe dazu unten, S. 161f.
113 Vgl. GK28, § 155g.
114 Zu allen Belegen siehe oben, S. 79.81–83, und H. Bobzin, a.a.O., zur Stelle.
115 Siehe gründlich dazu unten, S. 149.151 und S. 160f.233f.
116 11,11b }fnOB:tyi )olw: wird von H. Bobzin (1974), 178f., als Zustandssatz gedeutet, was
nicht ausgeschlossen ist; wir bevorzugen jedoch mit L.J. de Regt die Deutung als rhe-
torische Frage; siehe oben, S. 73.
108 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

hört ein Zustandssatz zur Anrede: {ilk: m a }y")w: in 11,3b.117 Ein weiterer
(das ganze Bikolon 11,20b) bildet aber das Summary appraisal.118 Mithin
kann diese Rede in vollkommener Analogie zu den ER ebenfalls einer
Rahmung durch Zustandssätze rühmen.119
Drei nur in den ER eingesetzte Satztypen bleiben noch anzuführen.
In der dritten werden zweimal nacheinander ähnliche und jeweils in
dritter Zeile der Unterstrophe symmetrisch gebrauchte Konsekutivsätze
verwendet: 22,11a (he)r : t
i -)ol) und 22,14a (he)r : iy )olw: ).120 Der umfang-
reichste Beleg von fünf Temporalsätzen befindet sich in 22,19f.,121 wobei
in V. 20 geschickt die Zitation der Worte der Gerechten eingefügt ist.
Zwei weitere Belege wollen die ohnehin stilistisch schwerwiegenden
Anfangsstrophen der Reden mitprägen. Die zweite Unterstrophe der
ersten ER bringt die erste Wende in den Argumentationsgang ein, in-
dem die im Gegensatz zu seiner einstigen mustergültigen Vergangen-
heit stehende gegenwärtige Müdigkeit Hiobs (4,3f.) vorsichtig mit Hilfe
zweier synonymer Temporalsätze (4,5a.b) berührt wird. Stilistisch sehr
ähnlich formt der Dichter auch die Mahnung am Anfang der dritten
ER, wobei die Kola 22,3a.b zwei synonyme temporale yiK-Sätze enthal-
ten. Darüber hinaus rahmt ein kleiner yiK-Satz in 5,21bβ zusammen mit
4,5a.b in bescheidener Weise die erste ER. Ein Adversativsatz in 5,7
knüpft an das negativ verfaßte gewichtige Argument in 5,6 an und prä-
zisiert so die generelle Aussage.122
Fassen wir die behandelten Fügungen unter dem Gesichtspunkt
der verwendeten Konjunktionen zusammen, können vor allem yiK (5,7.
18.21b.24.25; 15,5.23b.25.27; 22,3a.b.6) und daneben zf)-yiK (22,26) als die
für die ER typischen Konjunktionen bezeichnet werden. Dagegen be-
sitzt {i) in den BR (8,3–6.18) und vor allem in den ZR (11,2.7.10.13f.;
20,6.12) eine wichtige Position. Auch Zofar macht häufig vom yiK Ge-
brauch (11,11.15.16.18; 20,5.19.20; vgl. in den BR nur 8,8; 18,8). In der
ersten BR ist die Anreihung von vier {i) (8,3–6) und in der ersten ZR

117 Vgl. H. Bobzin, a.a.O., 174.


118 Siehe oben, S. 75.
119 Zwei weitere Zustandssätze befinden sich in 11,15b ()fryit )olw: ; vgl. H. Bobzin, a.a.O.,
181) und in 20,26b (xfPnu )ol; vgl. GK28, § 156f). Aus den BR gehört nur ein Beispiel in
18,2b hierzu; siehe dazu unbedingt H. Bobzin, a.a.O., 253.
120 H. Bobzin, a.a.O., 305, möchte auch 22,10b als Konsekutivsatz verstehen; der Vor-
schlag ist in Betracht zu ziehen, weil dann die ganze Strophe von einem Guß wäre
und in der dritten Rede ohnehin zahlreiche auffällige die Strophen umfassende Fü-
gungen vorhanden sind; siehe gleich unten.
121 Siehe oben, S. 51.
122 Vgl. GK28, § 163a. Merke auch, daß beide Verse mit yiK eingeleitet werden; während
das zweite sicher yiK adversativum ist, kann das erste sowohl deiktisch als auch als Be-
hauptung gegen Hiob adversativ verstanden werden.
Poetologie und Rhetorik 109

eine solche von zwei {i) und zwei yiK (11,13–16)123 hervorzuheben, was
keine Entsprechungen in den ER besitzt. In ihnen begegnen neben den
asyndetischen Verbindungen solche, welche die Fügungen mit dem
üblichen ()l)w (4,5a.b; 5,24b.27b; 15,9a.b.17b; 22,27a.28a) und jeweils
einmal mit einem }"K-la( (22,10), {i) (22,23) und re$)A (22,16) markieren.
Die ZR gestalten die besonderen syntaktischen Fügungen vornehmlich
asyndetisch (vgl. z.B. 11,16; 20,7.9.15.19.26.24). Einmal verwenden sie
ähnlich wie die ER die Konstruktion }"K-la( (20,21b).
Zusammenfassend können wir feststellen, daß die begründenden,
bedingenden, relativen, temporalen und anderen besonderen Fügun-
gen zu den poetologischen Kategorien der Freundesreden zählen, weil
sie in hohem Maße im Einklang mit dem Parallelismus membrorum
und dem Strophengefüge verwendet werden. Von den Freunden ver-
mittelt Zofar am meisten diesen Eindruck, insbesondere wenn man
solche Fügungen nicht nur in den mahnenden, sondern auch in den
lehrenden Teilen der Reden im Auge behält.124 Die ER erweisen sich
jedoch durch ihre Anzahl von Konsekutiv-, Temporal- und Adversativ-
sätzen als konkurrenzlos.

2.4. Nominal- und Verbalsätze in der Poetologie

In den hauptsächlich mahnenden und argumentierenden Freundesre-


den125 fehlt außer einer bedingt hymnischen Ausnahme in 5,18–21 ein
eigentliches beschreibendes Gotteslob.126 Daher sollte man erwarten,
daß in ihnen auch an Nominalsätzen und Partizipien Mangel herrscht.
Der Hiobdichter ist jedoch, wie die Zahl der Nominalsätze oder nomi-
nalen Teilsätze in den BR belegt, mit diesem Stilmittel vertraut. Von 39
Bikola dieser Reden sind davon immerhin 14 betroffen.127 Darunter
befinden sich auch drei rein nominale Bikola (8,14; 18,10.19). Sie prägen
einerseits charakteristischerweise die Summary appraisals beider Reden
(8,22b; 18,21a.b)128 und fallen weiterhin dadurch auf, daß sie vier von
fünf Strophen der ersten BR einleiten (8,2b.6a.14a.b.19a). Darüber hin-

123 Merke auch, daß hier yiK, verstärkt durch zf) (11,15; ähnlich zu Elifas) und hfT(a (11,16;
siehe dazu oben, S. 74), benutzt wird.
124 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 139ff.
125 Vgl. eine beispielhafte Behandlung der Aussagesätze in Prv bei H.-J. Hermisson
(1968), 141–171.
126 So haben wir auch ein Argument für die Aussonderung der sekundären Zusätze in
der Hiobdichtung gewonnen; vgl. zu 5,9–14 oben, S. 29–31.
127 Siehe 8,2a.6a.12a.13a.14a.b.16a.19a.22b; 18,10a.b.12b.15a.17b.19a.b.21a.b.
128 Zu den Summary appraisals siehe unten, S. 152.
110 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

aus rahmen Nominalsätze auch die Endstrophen der ersten und der
dritten Rede (8,19a/22b und 18,17b/21a). Die letzte Strophe der BR ent-
hält zusätzlich symmetrisch in der Mitte ein syntaktisch in den Freun-
desreden exzeptionelles Bikolon 18,19, das aus drei Nominalsätzen
besteht (aα/aβ/b).
Im Unterschied zu den BR verfügen die ER und ZR über nur weni-
ge einschlägige Belege. Die erste und dritte ER beschließen ihre jeweils
erste Strophe mit einer zweiteiligen rhetorischen Frage in Gestalt von
zwei synonymen Nominalsätzen (4,6a.b; 22,5a.b).129 Die zweite ER
überrascht den Leser durch eine Symmetrie, die durch Nominalsätze
samt Partizipien und Infinitiven markiert ist. Oben wurde bereits auf
die Rahmung dieser Rede durch zwei ähnliche Unterstrophen in 15,2f.
und 15,34f. hingewiesen. Hier sei nur hervorgehoben, daß der Begleit-
satz im jeweils zweiten Bikolon (3 und 35) durch den Infinitiv an das
erste angebunden wird. Darüber hinaus können in der Mittelstrophe
der zweiten ER 15,20–24*130 die vier Nominalsätze (V. 20a.21a.22b.
23a131) und fünf Partizipien (V. 20a.21b.22b.23a.b) in den vier ersten
Bikola nicht übersehen werden. Das fünfte Bikolon 24a.bα rundet die
Strophe durch zwei Verbalsätze ab und entspricht damit den Gepflo-
genheiten der hebräischen Poesie.132 Die besondere Ausgestaltung die-
ser Strophe wird darüber hinaus durch die auch im Hiobdialog einma-
lige Reihe von Personalpronomina )Uh im ersten Kolon 15,20a und in
der zweiten Unterstrophe 15,22b.23a hervorgehoben.133 In den ZR er-
scheinen Nominalsätze nicht nur in den Summary appraisals (11,20bβ;
20,29), sondern auch in den Anfangsstrophen (11,3bβ.4aβ134; 20,2b.5a.b).

129 Beide Fragen gehören mithin zur Mahnung. In der ersten Strophe der dritten ER ist
auch der Hauptsatz in 22,3aα.bα nominal verfaßt, obwohl die Nebensätze Imperfek-
ta verwenden.
130 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Streichungen in dieser komplizierten Stro-
phe siehe oben, S. 40f.
131 Zusätzlich einmal im untergeordneten Nebensatz in 15,23bβ.
132 Eine solche Pointe wurde bei der strophischen und kolometrischen Analyse der
Reden oben, S. 86 und 89ff., bereits hervorgehoben. Vielleicht das schönste Beispiel
im Alten Testament für eine außerordentlich lange Reihe von partizipialen Nomi-
nalsätzen, die mit einem Verbalsatz pointiert wird, ist Ps 146,6b–9a (siehe dazu
U. Nõmmik [2000], 460ff.). In der zweiten ER fällt zusätzlich 15,10 mit zwei unge-
wöhnlichen Nominalsätzen auf, die ihre Gestalt dem poetischen Charakter verdan-
ken (vgl. Dav3, § 24 R5).
133 Vgl. auch eine ähnliche Strophe am Ende der ersten ER: 5,23a.25aβ.b.26b. Merke
auch die Pronomina t)oz und )yih in 5,27a.
134 Merke auch, daß diese nominalen Nebensätze symmetrisch in der Mitte der Strophe
11,2–5 stehen und von Verbalsätzen gerahmt sind (11,3a.4b).
Poetologie und Rhetorik 111

Dabei wird das den Leitgedanken enthaltende Bikolon 20,5 auf diese
Weise hervorgehoben.135
Außer durch Nominalsätze kann sich die hebräische Poesie im Inte-
resse der Nuancierung auch der Position der Verben in den Verbalsätzen
bedienen. Wir können auf eine entsprechende syntaktische Analyse
sämtlicher Reden verzichten und uns auf die paradigmatische Untersu-
chung ausgewählter, besonders auffälliger Beispiele in Gestalt einiger
(Unter)Strophen beschränken. Die Bikola der beiden ersten (oben be-
reits mehrfach herangezogenen) Strophen der ersten ER 4,2–6 und 4,7–
11 wirken deshalb so geschlossen, weil sie ein Verb an das Ende des
Verses rücken. Die einzige Ausnahme bildet das oben besprochene Bi-
kolon 4,6, das aus zwei Nominalsätzen besteht. Seine pointierte Stel-
lung am Ende der Strophe entspricht jedoch den poetischen Regeln.
Vor diesem Hintergrund wird auch die auffallende Satzstruktur in 4,2b
verständlich, die das Verb wiederum ans Ende stellt. Das Phänomen
begleitet zusätzlich das einheitliche Klanggebilde der Strophen: Sie
fallen nämlich durch den Endreim der Verbformen der 2. masc. sing.
des Imperfekts Pi. in 4,3–5 (x"xax:x) und mit der 3. masc. plur. des Per-
fekts in 4,7–11 (U-) auf. Die Strophe 4,7–11 beendet im Mittelvers beide
Kola mit einem Verb. Sie erweist sich überhaupt als eines der umfang-
reichsten Beispiele für den übergreifenden Endreim im Alten Testa-
ment.136 Die zweite ER demonstriert dagegen den verbalen Chiasmus
an den inhaltlich aufeinander bezogenen Bikola, wobei dieser sich nicht
unbedingt vom Wechsel der Verbalsätze und invertierten Verbalsätze
nährt:137
* 15,5f. (Verb – x / Verb – x // Verb – x / x – Verb);
* 15,7f. (x – Verb / x – Verb // x – Verb / Verb – x);
* 15,32f. (x – Verb / x – Verb // Verb – x / Verb – x).138

Der Befund kann angesichts seiner eindeutigen Strukturierung daher


kaum als zufällig betrachtet werden. Die dritte ER ist syntaktisch noch
komplizierter aufgebaut, weil ganze Strophen durch die besondere
Stellung der Verba zusammengehalten werden:

135 Zum Leitgedanken siehe unten, S. 151 und S. 160f.233f.


136 Vgl. die von W.G.E. Watson (1984), 229ff., angeführten Beispiele Jes 3,18–23 und
33,22. Zu den weiteren Klangfiguren in dieser Strophe siehe unten, S. 130f.134.136.
137 In den folgenden Listen kann die Anakrusis vor oder die suffigierte Präposition nach
dem Verb stehen.
138 Beachte die Symmetrie entsprechender Verspaare am Ende der ersten Strophe 15,5f.
und am Anfang der fünften, abschließenden Strophe 15,32f. Zusätzlich fällt die letzte
Unterstrophe durch die Symmetrie der Nominal- und Verbalsätze auf (NS / x – Verb
– y // NS / x – Verb – y).
112 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

* 22,6–9 (Verb am Ende von V. 6, 8 und 9);


* 22,10f.13f. (Verb am Ende von V. 11a.b, 13b und 14a.b);139
* 22,21–23.26 (V. 21, 23 und 26 nach dem Muster x – Verb / Verb – x140);
* 22,27–30 (Verb immer am Anfang des Verses, auch in V. 30b;141 zusätzlich
Verb symmetrisch am Ende der Verse 27 und 29).

Neben den ER werden die Verbalsätze zumal in den ZR gezielt ver-


wendet. Dabei bilden die zweite und dritte Strophe seiner zweiten Re-
de vier Bikola umfassende Abschnitte, die von ‚Verb–x’-Sätzen gerahmt
werden (20,6a/9b und 20,12a/15b). Das Verb steht sechsmal symmet-
risch am Ende des ersten Kolons (20,7a.8a.9a und 20,13a.14a.15a).142 Die
Erscheinung wiederholt sich chiastisch in der folgenden vierten Stro-
phe: Sie wird von Nominalsätzen gerahmt (20,18a/21a), während ihre
drei ersten Bikola durch die Stellung des Verbs am Ende des ersten
Kolons geprägt sind (20,18a.19a.20a). Ebenso auffällig ist die fünfte
Strophe, da in ihr viermal das Verb am Anfang des Kolons steht
(20,23bα.β.14324a.b) und diese Verse wiederum von solchen mit einem
Verb am Ende des zweiten Kolons gerahmt sind (20,22b/25b). Auch
sonst läßt sich in den ZR die Bevorzugung der Stellung des Verbs am
Ende des Kolons beobachten.144 Anders verhält es sich in dieser Hin-
sicht mit den BR. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß zwei
Strophen der zweiten BR durch die symmetrische Stellung des Verbs
am Anfang der Kola (18,2b.3b.4bβ.5b; 18,13a.b.14a.b.15a.b) und einmal
chiastisch am Ende des Kolons in besonderer Weise strukturiert sind
(18,6b). Da das Subjekt in den Verbalsätzen der BR und ZR relativ sel-
ten genannt wird, fällt die zweite Strophe der zweiten BR wegen ihrer
symmetrischen Verwendung von ‚Verb–x’-Sätzen aus der Reihe (vgl.
18,7a.b.9a.b.11a).

139 D.h. symmetrisch fällt der jeweils zweite Vers 10 und 14 der Unterstrophe auf.
140 Ungeachtet dessen, daß in V. 21 und 23 noch verbale Teilsätze am Versanfang vor-
liegen.
141 Chiastisch im Gegensatz zu den drei vorausgehenden Beispielen.
142 In den Anfangsversen 20,6a und 20,12a steht ein Nomen am Ende des Kolons.
143 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 82.
144 Vgl. die zweite Strophe (11,7a.b.10a.b.11b.12a.b) und die Endstrophe der ersten Rede
(11,17b.18b.20a + Nominalsatz am Ende!) und die erste Unterstrophe der zweiten
Rede (20,2a.3a.b). Vgl. auch das Verb am Anfang von 11,3b.4a und 20,27a.28a (dabei
Verb – x).
Poetologie und Rhetorik 113

2.5. Fragen als stilistisches Mittel

In den Freundesreden sind zahlreiche Fragen in das Strophengefüge


und den Parallelismus membrorum eingebunden, wobei ihre Mehrzahl
als rhetorisch zu bestimmen ist.145 Mehrere Fragen verleihen der ersten
Hälfte der Reden, zumal den Redeeröffnungen, einen geradezu for-
melhaften Charakter: In den ER dienen sie in 4,2 und 4,6 wie in 15,2f.
und 15,4 als Rahmung. In der dritten ER beherrschen sie die ganze
erste Strophe (22,2–5).146 In den BR begegnen sie in 8,2f. und 18,2f.4b; in
den ZR nur in 11,2f., so daß der unmittelbare Anfang der zweiten ZR
wegen fehlender Fragen aus der Reihe fällt (20,2f.). Diese Ausnahme
scheint aber die Regel zu bestätigen, weil der Inhalt in Gestalt einer
Anschuldigung den Eröffnungen der anderen Freundesreden ent-
spricht147 und dieselbe Strophe mit einer zwei Bikola umfassenden Fra-
ge ausklingt (20,4f.).148 Darüber hinaus werden besonders in den ER
noch weitere Strophen durch Fragen belebt bzw. geprägt (vgl. 4,7aβ.b;
5,1aβ.b; 15,7–9149 und 22,15 und 22,20 als Rahmen einer Strophe). Die
inhaltlich verwandten Bikola 4,6 und 22,5, die jeweils aus zwei Nomi-
nalsätzen bestehen und die Strophen abrunden, sind als affirmative
Fragen stilisiert ()olh A ). Die dritte ER steht mit sieben Fragen in dieser
Beziehung an der Spitze. In den ZR verdient die durch sie strukturierte
Strophe 11,7.10–12 erwähnt zu werden, in der auf die einleitende Frage
in 11,7 anschließend zwei sehr kleine Fragen UNebyi$:y yimU in 11,10bβ und
}fnOB:tyi )ol:w in 11,11bβ150 folgen und auf diese Weise syntaktisch harmo-
nisch und symmetrisch die Mittelverse der Strophe prägen.
Die Mehrheit der Fragen in den ER sind elliptische Doppelfragen
(4,6; 15,2.7–9; 22,4.5.15.20), die außer in 15,9 (hfm) und 22,20 ()ol-{i))
durch die Partikel h A eröffnet und außer in 15,9; 22,4 und 22,15 durch

145 Vgl. G. Fohrer (1963a), 136; R. Gordis (1978), 90, und H. Strauß (2000), 23.
146 Elifas reagiert damit auf die Reihe der Fragen in der HR 21,4.7; 21,15–17; 21,28–31.
Solche Reihen besonders im Hiobbuch werden von W.G.E. Watson (1984), 339, her-
vorgehoben.
147 Zu den Anschuldigungen siehe unten, S. 145–147.
148 Zum Vergleich merke, daß in den HR die Fragen ebenfalls gleich in der Anfangs-
strophe eingesetzt werden, z.B. in 6,5f. (zweimal h A + {i)); 16,3 (Ah + ham); 19,2 (hfn)
f -da();
21,4 (Ah + {i)); 23,6a (Ah), außer einem Beispiel (19,2) jedoch nicht unmittelbar im An-
fangsvers. Auffallend treten die Fragen nicht in Hiobs erster Rede c. 3* auf und spie-
len in c. 23* keine hervorragende Rolle; dies dürfte ein Zeichen dafür sein, daß der
Dialogteil der Hiobdichtung sich ursprünglich mit c. 4–22 begrenzen ließ und c. 23*
schon zu Hiobs Rede mit Gott gehörte.
149 15,7 am Anfang der Strophe vermerkt auch L.J. de Regt (1996), 66. Beachte, daß in
der ersten und zweiten ER die erste und zweite Strophe mit Fragen eröffnet werden.
150 Zum Charakter der Frage siehe oben, S. 73.
114 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

eine Kopula fortgesetzt werden. Drei sind normale gesondert eingelei-


tete Doppelfragen: 22,3 (Ah + {i))151; 5,1aβ.b (Ah + yim-le)); 22,13aβ.b (ham + Ah);
außerdem gibt es drei selbständige Fragen: 4,2a (Ah); 4,2b (yim) und 22,2a
(Ah). Nur in den ER tritt die Kombination der Fragewörter yim + hopy")
(4,7aβ.b) auf. Darüber hinaus läßt der Hiobdichter Elifas kennzeich-
nend viermal die Fragen durch eine Anakrusis einleiten (4,7; 5,1; 15,4;
22,13), während sie in einem weiteren Fall durch indirekte Merkmale
erschlossen werden müssen (15,4aβ.b)152. Im Vergleich zur Frageparti-
kel hA , die immer die Reden (4,2a; 15,2a; 22,2a) oder einzelne Redeteile
(15,7a; 22,15a und indirekt 5,1a) einleitet, ist das Pronomen yim in der
ersten ER im Eröffnungsvers der drei ersten Strophen (4,2b; 4,7a; 5,1a)
bemerkenswert. Das Pronomen hfm gehört dagegen in der zweiten (15,9)
und dritten Rede (22,13) zur ersten Zeile einer Unterstrophe. Dabei sind
beide Belege inhaltlich Fragen über das existentielle Wissen (mit (dy),
wobei im ersten Fall die Weisheit Hiobs in Frage gestellt und im zwei-
ten der Übermut Hiobs anhand eines Zitats exemplifiziert wird. In der
ersten ER befindet sich auch der in den Freundesreden einzige Beleg
für eine enklitische Frage )Uh yim (4,7).153
Neben den angeführten Beobachtungen aus den ER verlangen vor
allem die BR Beachtung, weil beide Reden durch ein kombiniertes Fra-
gepronomen (h)nf)-da( eröffnet werden und damit eine würdige Paralle-
le zu den eröffnenden h A -Fragen der ER darstellen.154 Außerdem leitet
der Dichter nur in der zweiten BR eine an Hiob gerichtete Frage mittels
des Adverbs (a UDam ein (18,3). Analog zu den ER wird in der ersten BR
eine affirmative Frage mit Hilfe von )olh A eröffnet (8,10). Sonst ist die
Partikel h A in den BR und ZR die üblichste (8,3.10.11; 18,4b; 11,2f.7;
20,4f.). In den ZR verdienen weiterhin drei Belege besondere Beach-
tung: Vor dem Hintergrund der Sympathie für die Konjunktion {i)155
überrascht es nicht, daß in 11,2 und 11,7 zwei Stropheneröffnungen
durch disjunktive Fragen mit h A + {i) aufeinander bezogen werden.156
Außerdem wird nur in der zweiten ZR eine Frage in 20,4f. mit einem
Objektssatz ausgedrückt (durch yiK eingeleitet).157 Zur Belebung der Leh-

151 Vgl. GK28, § 150h; Joüon, § 161e; Dav3, § 124.


152 Siehe oben, S. 37.
153 Daher wäre die beste Übersetzung „wer doch?“ (vgl. Joüon, § 144d N und GK28,
§ 136c).
154 In der Hiobdichtung wird nur noch am Anfang der HR 19* diese Kombination be-
nutzt.
155 Siehe zu den Konditionalsätzen oben, S. 104–106.
156 Bei Bildad nur einmal in 8,3.
157 Siehe oben, S. 107.
Poetologie und Rhetorik 115

re begegnet schließlich in 20,7bβ eine lediglich aus einem Wort beste-


hende Frage (OYa)).158
In den ER sind die Fragen fast ausschließlich an Hiob gerichtet und
daher in 2. sing. masc. verfaßt. Zweimal wird Hiob durch eine Anakru-
sis angeredet (4,7; 22,13). Einmal rechtfertigt Elifas seine Rede in einer
Vershälfte (4,2b), der eine direkte Frage vorangestellt ist (4,2a), und
zweimal erklärt sich die indirekte Anrede in der 3. masc. sing. als stilis-
tische Abwechslung am Anfang der Rede (15,2; 22,2). Nur eine einzige
Frage (22,20) ist nicht an Hiob gerichtet, sondern dient zur Belebung
des sonst einfachen und sich stets wiederholenden Lehrstils. Während
das erste Bikolon der ER 4,2 als Begründung des Dialogs zu verstehen
ist, dienen alle anderen zur Ermahnung oder Belehrung. Dabei erregen
viele Fragen nicht nur wegen ihrer Position, sondern auch wegen ihres
auffallend aufdringlichen Tons unsere Aufmerksamkeit. Der rhetori-
sche Charakter der drei Affirmationen ()olh A und )ol-{i)159) in 4,6; 22,5
und 22,20 ist nicht zu übersehen; dienen sie doch dazu, Hiob an den
bekannten Ausweg aus seinem Unglück zu erinnern bzw. ihm die
Hartnäckigkeit seiner Sünden vorzuhalten und die gewisse Freude der
Gottesfürchtigen zu unterstreichen. Betrachtet man die absichtlich an
das Kolonende gerückte Frage (lfkUy yim) in 4,2b, die im normalen Fall
am Anfang stehen würde, so wird deutlich, daß sie von Hiob keine
Antwort verlangt. Die angeführten Beispiele liefern den Schlüssel da-
für, wie die meisten Fragen in den Freundesreden überhaupt zu bewer-
ten sind. In 4,7 bestätigt die auffordernde Anakrusis )fn-rfkzº den rhetori-
schen Charakter der folgenden Frage, die vor dem Hintergrund der
Lehre des Elifas160 als einer der wichtigsten Leitgedanken gilt.161 Dieser
gewinnt erst durch seine Frageform einen argumentativen Charakter
und beansprucht damit unbedingte Gültigkeit. Durch die Beantwor-
tung der Frage und durch die nicht minder wichtige Betonung der
Erfahrung im anschließenden Bikolon 4,8 wird der Gedankengang ab-
gerundet, noch ehe der Dialog überhaupt in Gang gekommen ist. Elifas
beruft sich in 4,8aα auf seine Erfahrung, Hiob aber soll demgemäß
überlegen (rkz), ob das Gegenteil des von Elifas Gesagten (4,8aβ.b)

158 In den HR werden vielmehr als bei den Freunden oder nur bei ihm das Adverb (a UDam
(3,12; 21,17; 24,1) und die Pronomina yim (9,19.24; 13,19; 17,15 u.a.) und hfm (3,12; 7,17;
16,6; 21,5 u.a.) sowie hfMl f (3,11.20; 7,20; 9,29 u.a.) und hfMKa (7,19; 13,23 u.a.) und be-
sonders }"Tyi -yim (wenigstens achtmal) verwendet. Jene Fragen sind freilich durch die
Art und Weise seiner Klage und Erfahrung begründet, weil er seine aktuelle Lage
und Gott stets befragt.
159 In GK28, § 149e als Beteuerung genannt.
160 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. u.a.
161 Zu den Leitgedanken siehe näher unten, S. 149.
116 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

überhaupt möglich ist. Ein aufdringlicher Ton ist auch den als Leitge-
danken zu bewertenden (4,6; 15,4; 22,2f.) sowie den begleitenden argu-
mentierenden (5,1; 22,20) oder den mahnenden Fragen (15,2; 15,7–9162;
22,4f.163) zu eigen. Selbst die Zitierung der Worte Hiobs in Frageform in
22,13aβ.b ist an sich als rhetorisch zu beurteilen, weil sie inhaltlich eine
Behauptung der Überzeugung Hiobs darstellt.
In den BR und ZR entdeckt man ebenfalls regelmäßig, daß den
fundamentalen Aussagen die Form einer rhetorischen Frage verliehen
wird (vgl. die Leitgedanken BR 8,3 und ZR 20,4f. und die thesenhaften
Aussagen BR 8,4b und ZR 11,7.10f.).164 Darüber hinaus werden die Fra-
gen dort eingesetzt, wo es um die Legitimation der Lehren Bildads und
Zofars geht (8,8.10; 20,4).165 Daher kann man behaupten, daß einerseits
die Fragen zwar nicht anders als rhetorisch zu bezeichnen sind, weil sie
die sichersten Behauptungen darstellen, und daß andererseits die
Selbstverständlichkeit dieser Aussagen durch die Aufdringlichkeit der
Fragen unterstrichen wird. Einen stärkeren Beweis als die Legitimati-
onsfragen der ersten BR in 8,8.10 kann man kaum erbringen. In ihr
wird Hiob aufgefordert, die Väter als die sicherste Instanz zu befragen
()fn-la)$
: -yiK in 8,8), und durch eine anschließende Frage dazu aufgefor-
dert, von ihnen zu lernen (8,10). Der Inhalt der Tradition der Väter, die
These über das Vergehen der Gottlosen in Form der Pflanzenmeta-
phern (8,11f.), wird aber durch eine weitere rhetorische Frage (8,11)
wiedergegeben. Für eine solche stilistische Brücke, die zugleich zwei
Strophen miteinander verbindet (8,6–8.10 und 8,11–13), gibt es in den
Reden der anderen Freunde keine Beispiele.
Der aus der Behandlung der Fragen in den Freundesreden zu zie-
hende generelle Schluß lautet mithin, daß sie als stilistisches Mittel zur
Belebung und Dramatisierung des als mündlichen Dialogs gestalteten
Textes eingesetzt werden.166 Sie tragen mit ihrer Aufdringlichkeit dazu

162 Der rhetorische Charakter der Fragen 15,7f. versteht sich bereits aus ihrem hyperbo-
lischen Inhalt, der von 15,9 aus der Aussage in 15,10.
163 Die Serie der rhetorischen Fragen in 22,2–5 hebt auch W.G.E. Watson (1984), 339,
hervor.
164 Siehe näher unten, S. 149f.; zu 11,11 siehe oben, S. 73.
165 Zu den Legitimationen siehe unten, S. 151 und S. 232–234.
166 Darauf, daß solche spezifischen, fast immer eine positive Antwort verlangenden
Fragen der hebräischen Rhetorik überhaupt eigen sind, sei hingewiesen; vgl.
W.G.E. Watson (1984), 338–342; GK28, § 150e–i; M. Held (1969). Kennzeichnend ist
auch, daß die zahlreichen Beispiele der rhetorischen Fragenketten bei W.G.E. Wat-
son, a.a.O., 339, hauptsächlich aus dem Hiobbuch stammen.
Poetologie und Rhetorik 117

bei, den sonst bloß thetischen Aussagen einen argumentativen Charak-


ter zu verleihen.167

2.6. Sonstige für die Rhetorik und den Strophenbau


relevante Merkmale

Viele der die Rhetorik der Freundesreden belebenden und den Stro-
phenbau unterstützenden Partikel wurden bereits im Laufe der bishe-
rigen Erörterungen erwähnt. Etliche bedürfen jedoch wegen ihrer be-
sonderen Funktionen einer genaueren Betrachtung. Die wichtigste
Funktion kommt dabei den rhetorisch ohnehin besonders relevanten
deiktischen und anderen verstärkenden enklitischen Elementen besonders
in den ER zu.168 Die Bedeutungsnuance der Konjunktion yiK ist oft
schwierig festzustellen, weil sie einerseits in kausaler oder adversativer
Bedeutung Verwendung findet (5,6.7; 15,34; 22,29 u.a.), andererseits
aber auch eine reine deiktische Funktion besitzen kann (vgl. 5,2; 5,23;
22,2). Zweimal wird die Konjunktion in dieser Bedeutung durch hfT(a yiK
(4,5) bzw. ein zf)-yiK (22,26) hervorgehoben.169 Dabei darf ihre Position
am Anfang der Strophe in 5,23, der Unterstrophe in 4,5 und der dritten
ER in 22,2b nicht übersehen werden. Vergleicht man die Verwendung
der Konjunktion yiK in den Reden der anderen Freunde, so überrascht
das nur einmal deiktisch eingesetzte yiK in den ZR (11,11). Zu den Cha-
rakteristika der BR und ZR gehören dagegen die auffallend prätentiöse
Kombination )fn-la)$ : -yiK (8,8) am Anfang einer Unterstrophe, das in den
Freundesreden einmalige Adverb |a) (18,21) als Markierer des Summary

167 In den HR häufen sich die Fragen in c. 6f.*; c. 9f.*; c. 21* und außerhalb des Dialogs
in c. 31*. Behält man die sporadischen Fragen in c. 3*; c. 23* und c. 27ff.* im Auge, so
zeigt sich, daß die Fragen in der Hiobdichtung zumal mit dem Dialog bzw. der in
ihm geführten Diskussion in Verbindung stehen. Andererseits läßt der Dichter Jah-
we das Fragen ins Extreme treiben, indem er in dessen Reden die Fragenketten in
38,31–35 und 39,9–12+19f. eingefügt hat. Zur Bedeutung der rhetorischen Fragen für
die ganze Dichtung siehe unten, S. 284.
168 Vgl. T. Muraoka (1985), 165: „One feature that appears to be shared by many forms
which we have concluded to be emphatic, emphasis here being understood rather
loosely, is that they are frequently associated with an unusual degree of emotional
tension“.
169 Die mit beiden Kombinationen unterstrichene unbedingte Gewißheit hebt auch
GK28, § 159ee hervor. Vgl. Joüon, § 167s und H. Bobzin (1974), 90. Zum deiktischen yiK
im imperativischen Hymnus siehe F. Crüsemann (1969), 32ff.
118 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

appraisals170 und {flU):w (11,5) in enklitischer Bedeutung am Ende der


ersten Strophe der ZR.
Das oben in Verbindung mit der Anakrusis erwähnte Enklitikon
)fn171 charakterisiert fast ausschließlich die ER, mit einer Ausnahme in
den BR, in der gerade angeführten Aufforderung 8,8. In den ER wird es
viermal eingesetzt, und dadurch wird seinen Reden ein gewisser Ma-
krorahmen gegeben. In der ersten ER begegnet in 4,7 das die Lehre ver-
stärkende )fn-rfkz: und in 5,1 ein entsprechendes )fn-)frq: ; beide stehen
jeweils am Anfang einer Strophe. Ihnen entsprechen symmetrisch am
Anfang der vorletzten Strophe der dritten ER in 22,21a die Aufforde-
rung )fn-}eK:sh a und in 22,22a ein entsprechendes )fn-xaq.172
Neben Deiktika bedienen sich die Freundesreden auch der genera-
lisierenden Kraft der Demonstrativpronomina der 3. sing. zur ausdrückli-
chen Bestätigung ihrer Thesen.173 Zwei verwandte Verse am Ende der
ersten ER in 5,27 und der dritten Strophe der zweiten ER in 15,17174
unterstreichen die erfahrene Wahrheit durch Demonstrativpronomina.
So erscheint in 5,27 als Protasis ein t)oz h f Un:raqx
A sowie als Apodosis ein
yityézx
f -håzw: , verbunden mit einem Personalpronomen und deiktischen
Adverb ()yih-}eK). Es überrascht kaum, daß dieses letzte Bikolon der Re-
de 5,27 durch die in der hebräischen Rhetorik zentrale Interjektion h¢Nih
eröffnet wird. Sie akzentuiert zudem die Rahmung der ganzen ersten
ER (vgl. 4,3). Mithin gehört außer den Pronomina auch das nur in den
ER verwendete h"Nh i 175 zu den deiktischen Figuren. Inhaltlich dient es
wie die rhetorischen Fragen der Unterstreichung der vorgetragenen
Wahrheit.176 Ähnlich verhält es sich in den BR und ZR, weil auch in
ihnen die Demonstrativpronomina der 3. sing fest zu den Zusammen-
fassungen der Reden gehören (vgl. das håz in den Endbikola BR 18,21
und ZR 20,29). In den BR fällt zusätzlich auf, daß das pluralische De-
monstrativpronomen heL) " in 8,2 unmittelbar am Anfang der ersten BR

170 Merke, daß dieses Adverb am Ende der BR zusammen mit den auffallenden Eröff-
nungen der BR durch }f)-da( einen gewissen Rahmen bildet.
171 Siehe oben, S. 101f.
172 Wenn man dieses Enklitikon nur sechsmal (sicher in 6,29; 10,9; 13,6.18; 17,3) in der
viel größeren Textmasse der HR trifft und es dabei niemals am Anfang der Strophe
steht, kann es als ein den Stil von Elifas stark charakterisierendes Element bezeichnet
werden.
173 Zur Ausdrücklichkeit der Personalpronomina siehe GK28, § 135a; T. Muraoka (1985),
134ff.
174 Zu den beiden siehe gründlicher oben, S. 94f.
175 In 5,17 ist h"Nh
i sekundär; siehe oben, S. 31f.; merke aber, daß die verwandte }"h zum
Wortschatz der Niedrigkeitsbearbeiters in 4,18; 15,15 und 25,5 gehört; siehe oben,
S. 24f., 38 und 66–68.
176 E. Talstra (1994) nennt sie macro-syntactic marker.
Poetologie und Rhetorik 119

und in 18,21 unmittelbar am Ende der zweiten BR steht. In den ZR


kann die universale Gültigkeit ihrer Lehren durch ein t)oz unterstrichen
werden (20,4). Als am wichtigsten erweist sich die Beobachtung, daß
der Hiobdichter die BR im Unterschied zu den ER durch den doppelten
Einsatz der Interjektion }"h am Anfang von 8,19 und 8,20 gekenn-
zeichnet hat. Diese generalisierenden, das Schicksal der Gottlosen schil-
dernden Bikola bilden gleichzeitig die zweite Hälfte des die erste Rede
umfassenden Rahmens. Seine erste Hälfte wird in der zweiten Unter-
strophe durch zweifache {i) (8,4.5) gestaltet.
Die Häufigkeit der zum Dialogcharakter gehörenden Personalpro-
nomina der 1. und 2. sing. kann als Lakmustest zur Bestimmung der
Einstellung der Freunde zu Hiob eingesetzt werden. Die Eröffnung der
vierten Strophe der ersten ER 5,8 fällt dadurch auf, daß die in ihr ent-
haltene Aufforderung an Hiob mittels der alliterierenden Kombination
aus Konjunktion {flU) mit dem Pronomen yin) A gebildet wird.177 Der
Aufmerksamkeitsruf 5,27 am Ende der Rede wird durch das Pronomen
hfT)
a geprägt. Die zweite Unterstrophe der nächsten ER ist gezielt durch
ein hfT)
a in der Anschuldigung (15,4a) und ein yin) A in der darauf folgen-
den Beschwörung (15,6a) gerahmt worden. Elifas wirkt dadurch relativ
wohlmeinend, wenn nicht seelsorgerlich.178 Seine Kollegen sind dage-
gen viel distanzierter gezeichnet, weil ihnen nie die Personalpronomina
der 1. Person sing. oder plur. in den Mund gelegt werden, obwohl sie
durch die jeweiligen Eröffnungsstrophen als sich gekränkt fühlend
vorgestellt werden (8,2; 18,3; 20,2f.). Kennzeichnend ist in ihren Reden
auch die Verwendung des hfT) a , weil es zu ihren verhältnismäßig for-
mellen und dozierenden Aufforderungen gehört (8,5f.; 11,13).179
Betrachtet man die angeführten Wörter noch einmal unter dem As-
pekt des Strophenbaus, fällt die in den ER nicht weniger als zwanzig-
mal benutzte Konjunktion yiK besonders auf. Ungeachtet ihrer Bedeu-
tungsnuancen dient sie häufig als Marker am Anfang einer Strophe

177 In 5,3 ist yin)


A sekundär; siehe oben, S. 26f.
178 Es sei auch vergegenwärtigt, daß Elifas seine Erfahrung durch ungleich wichtige
und persönlich wirkende Ausdrücke yityi)r f re$)
A Ka (4,8) und yityizx
f -hez (15,17) unterstri-
chen hat.
179 Zu den Aufforderungen siehe unten, S. 145f.215ff. Sowohl in den BR wie in den ZR
wird die Konjunktion {i) mit hfT) a in Verbindung gesetzt. Weiterhin vgl. ein enkliti-
sches )Uh yim in ER 4,7 (daher ist 4,7 doppelt enklitisch) und ein begründendes )Uh yiK
in ER 5,18. Zum Vergleich sei angemerkt, daß, wie zu erwarten, das Pronomen yin) A /
yikon)
f in den sehr persönlich geprägten HR äußerst beliebt ist (fast 20-mal). hfT) a be-
gegnet in den HR nur einmal (17,4), aber nicht in der direkten Rede. Dagegen spricht
Hiob die Freunde dreimal kollektiv als {eT) a an, davon zweimal in der Anfangsstro-
phe der vierten HR (12,2; 13,4) zusammen mit yikon) f und yin)
A in 12,3 und 13,3 (mit
M. Witte [1994], 191f., liegt die erste Strophe der Rede in 12,2–3a [?] + 13,3–6).
120 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

oder Unterstrophe (5,23; 15,25; 22,6 und 4,5; 5,6; 15,27; 15,34; 22,29180).
Sie kann aber auch, wie 5,2.6.7 und 5,23–25 zeigen, mit der Funktion
und Frequenz der Partikel h A und )fn in den ER verglichen werden. Das
nur zweimal belegte Adverb }"K tritt in der gewichtigen Aussage 5,27 am
Ende der Rede und als Teil der kausalen Fügung, kombiniert mit la(,
am Anfang einer Strophe in 22,10 auf. Ebenso auffallend ist die Position
des nur einmal in den Reden belegten Nomens lfK unmittelbar am Stro-
phenanfang in ER 15,20 und einmal die des rhetorisch relevanten Verbs
rm), das ohne Verstärkung ()fn o.ä.) in ER 22,13 formal die Unterstrophe
und inhaltlich ein Zitat von Hiob eröffnet.
Statt des in den ER beliebten yiK tritt das für die BR und mehr noch
die ZR charakteristische {i) als Mittel zur Gestaltung des Strophenge-
füges auf (z.B. an ihrem Anfang in BR 8,6; ZR 11,13; 20,6; 20,12). Dar-
über hinaus läßt der Dichter Zofar die Reden des Elifas gleichsam mit
einem lfK unmittelbar am Strophenanfang in 20,26 und mit dem Verb
rm) in 11,4 am Anfang einer Unterstrophe unterstützen, wobei es sich
in 11,4 um ein angebliches Zitat Hiobs handelt. Die die zweite ZR er-
öffnende Begründung }"kl f (20,2) verdient wegen ihrer Position eine Er-
wähnung.181
Ein Thema für sich bilden in den ER die Präpositionen, nicht nur we-
gen ihrer Zahl und Auswahl, sondern auch wegen ihrer poetologischen
Position, ihrer suffigierten Formen und ihrer Funktion als Bestandteil
umfangreicher Alliterationen.182 Intensiv werden in ihnen die Präposi-
tionen mit den Suffixpronomina der 2. und 3. sing. masc. verwendet:
Mit B : in 15,3.6.10; 22,8.21, mit l : in 5,23.27; 15,17.28; 22,8.14.19.28, mit le)
in 4,2.5; 15,8.26; 22,27, mit {i( in 15,9183; 22,4 und da( in 4,5. Weiterhin be-
achtenswert ist ihre bewußte Einsetzung am Ende der Kola der Reden
(:B: 15,3.6.10; 22,8; l
: : 15,17.28; 22,19.28).184 Noch spezifischer ist die sym-
metrische Markierung der Enden der Unterstrophen durch ein !yel) " in
4,2a.5a185, {fB und !fB in 15,3b.6b oder das Rahmen einer ganzen Strophe
(|fl in 5,23b.27b). Die poetisch verstärkten Formen186 können den sy-

180 Merke, daß es sich bei 15,34f. und 22,29f. um die letzten zusammenfassenden Unter-
strophen der Reden handelt.
181 Vgl. die Liste der Marker zu den BR bei P. van der Lugt (1995), 103.210, und zu den
ZR a.a.O., 134f.232.
182 Zum letzten Phänomen siehe unten, S. 120f. und vgl. unten, S. 130ff.
183 Hier ausnahmsweise 1. plur.
184 In 15,28 und 22,19 handelt es sich um die poetisch verstärkte Form Omfl.
185 Dabei zweimal im Einklang mit dem Verb h)l.
186 Vgl. M. Cheney (1994), 217ff., der sie zu den morphologischen Archaismen zählt, so-
wie die Ergebnisse des Vergleichs der Dialogparteien (allerdings ohne Literarkritik)
auf S. 227, laut denen Zofar sich besonders hervorhebt.
Poetologie und Rhetorik 121

nonymen Parallelismus der ER (zumal yiNim und y"l) E in 15,22, aber auch
y"l)
E in 5,26; y"l(A in 15,27) oder ihren Anfang (Omy"l(f in 22,2187) mitprä-
gen.188
Der Hiobdichter bedient sich bei der poetologischen Gestaltung der
BR und ZR durch Präpositionen grundsätzlich ähnlich wie in den ER.
Doch verdienen es kleinere Abweichungen, hervorgehoben zu werden.
Ähnlich wie in den ER werden die suffigierten Formen der Präpositio-
nen benutzt (mit B : in 8,18; 20,2.23, mit l: in 8,4.10; 18,17.19; 20,22.26189.
27, mit la( in 18,6.9; 20,13.23, mit le) in 11,13 und mit {i( in 11,5) und
lautmalend eingesetzt. Ihre leicht häufigere Verwendung bei Zofar
wird durch den in den Freundesreden singulären Beleg mit }im ({ehn: m i in
11,20) verstärkt. Die ZR fallen auch durch den Gebrauch der poetisch
verstärkten Formen auf, die nur in ihnen gehäuft und symmetrisch
eingesetzt eine ganze Unterstrophe mitprägen (yiNim chiastisch in 20,4aβ.
bα, y"l(A in 20,4bβ und y"d(A in 20,5bβ). Viermal kommt den suffigierten
Verhältniswörtern auch eine Rolle im Strophenbau zu: Am Ende des
Anfangsbikolons einer Rede (yiB in 20,2), im Endbikolon einer Rede (}im
in 11,20), am Anfang einer Unterstrophe (Ol in 8,4) und im Endbikolon
einer Strophe (|fl in 8,10).
Neben den angeführten Beobachtungen zeichnet sich der Parallelis-
mus membrorum der Freundesreden durch die Tendenz aus, die Kopu-
la durchgehend am Anfang des jeweils zweiten Kolons zu benutzen.
Am konsequentesten ist der Hiobdichter bei der Formung der ER ge-
wesen. Meistens erstreckt sich dort das Phänomen über ganze Stro-
phen, z.B. 4,7–11; 5,1f.6f.; und als Rahmung der Rede in 15,2–6 und
15,30b.32–35. Regelmäßig sind auch zweiversige Unterstrophen mit der
Kopula am Anfang der vierten Zeile, z.B. 4,5f., zumal in der dritten ER:
22,2f.; 22,4f.; 22,21f.; 22,23.26. Fast jede Strophe oder Unterstrophe wird
mit einem mit der Kopula eingeleiteten Kolon beendet, Ausnahmen
gibt es nur wenige, z.B. 5,27; 15,24190; oder am Ende der Unterstrophen
5,18; 5,26; 15,21; 22,16. Manchmal können Bikola durch Auslassung
oder Häufung der Kopula am Anfang unterstrichen werden, z.B. das
hymnische aus vier Teilsätzen zusammengestellte Bikolon 5,18, die
Verheißung 5,24f., die rhetorisch scharf betonten Bikola 15,9f. oder der
Schaltvers 22,8. In der zweiten ER fällt die vierte Strophe durch Kopula

187 Vgl. GK28, § 103f2; Joüon, § 103m.


188 Vgl. aber die nachbildende Verwendung von }im im sekundären Abschnitt 4,12–21, in
dem sie sich als vollkommen maßlos erweist; vgl. oben, S. 26.
189 Konjiziert; siehe oben, S. 83.
190 Hier aber wegen der textkritisch schwierigen Strophe nicht sicher; vgl. oben, S. 41.
122 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

im ersten, dritten und fünften Bikolon auf.191 Darüber hinaus kann die
absichtliche Verwendung der das U-copulativum verlangenden Wör-
ter192 durchgehend am Anfang der jeweils zweiten Zeile innerhalb einer
Strophe (5,2.6f.; 22,6–9) oder die Pointierung des Endkolons der Stro-
phe oder Unterstrophe durch U-copulativum im Vergleich zur Reihe
von w-copulativa (4,4b; 4,9b.11b; 15,3b.6b; 15,35b) hervorgehoben wer-
den. Grundsätzlich unterscheiden sich die BR und ZR darin nicht von
den ER, obwohl in den ZR die meisten Inkonsequenzen auftreten. Die
erste ZR wird von Strophen gerahmt, die das Übermaß von w-copulati-
vum offenbar gewollt einsetzen (11,2b.3b.4a.b.5a.b und 11,17a.18a.b.
19b.20a.bα.β). Im Gegensatz dazu steht die zweite ZR, die eindeutig die
geringste Zahl an Kopula enthält, wobei erst die vierte Zeile der Unter-
strophen mit einem w eröffnet wird (20,4f.; 20,12f.; 20,22.23b; 20,24f.;
20,26f.; 20,28f.). Es gibt weiterhin sogar Strophen (20,18–21) oder Unter-
strophen (20,14f.) ohne eine einzige Kopula.193 Vielleicht liegt es an ih-
rem hauptsächlich illustrativen Charakter, der auf vielen der Tradition
entlehnten Bildern beruht.

2.7. Anmerkungen zum Wortschatz

Bei der Erhebung des für die ER charakteristischen Wortschatzes194 sei


vorerst das in der hebräischen Poesie vertraute Phänomen der Schlüs-
selwörter untersucht.195 Es begegnet zunächst in zwei Redeeröffnungen
(4,2; 15,3), die das Wortpaar rfbfD // hfLm
i enthalten. Zusätzlich wird die
erste Unterstrophe der ER durch hfLm i in 4,2b und 4,4a gerahmt, um auf
diese Weise den Dialogcharakter zu unterstreichen: Vgl. in der ersten ER
die Eröffnung der dritten Strophe 5,1 ()rq und hn() und die Wendung
}O$fl +U$:B in 5,21196; in der zweiten ER die sich auf Hiobs sündhaftes

191 Dabei geht der Kopula am Anfang des b-Kolons das Suffix O- am Ende des a-Kolons
voraus.
192 Vgl. GK28, § 104d-g.
193 Es wurde oben, S. 108f., bereits hervorgehoben, daß die besonderen syntaktischen
Fügungen bei Zofar oft asyndetisch sind.
194 Vgl. die Liste der vom Strophenbau her wichtigen Wörter in den ER bei P. van der
Lugt (1995), 63–65.72–75.178f.258–261; in den BR a.a.O., 104–106.210–212, und in den
ZR a.a.O., 135–137.232–235.
195 Einleitend dazu siehe W.G.E. Watson (1984), 287ff., und die Beispiele bei ihm sowie
z.B. T. Krüger (1997), 77ff. (Ps 90). Auf die Erscheinung im Hiobbuch haben R. Gor-
dis (1978), 508–513 (bes. die Tabelle der Wortwiederholungen auf S. 512f.), N.C. Ha-
bel (1985), 49–52, u.a., H.-J. Hermisson (1998a), 290ff., M. Köhlmoos (1999), 136ff.,
und bei HR 21 bes. E. Talstra (1994), 334ff. ({xn, ($r, }h), hingewiesen.
196 Konjiziert; siehe oben, S. 32.
Poetologie und Rhetorik 123

Reden beziehende Bezichtigung in 15,5f. ({yimUrA( }O$:l, {iyt


a pf &
: und zwei-
mal heP). Weiterhin sei auf die Rahmung der ersten Strophe durch das
Verb hn( (15,2a.6b) aufmerksam gemacht; während in der dritten Rede
die im Gegensatz zum Wortpaar rfbfD // hfLm i stehende Wurzel rm) drei-
mal belegt ist (22,22.28; in 22,13 sogar als Anakrusis und Unterstro-
phenmarker)197. Am Ende oder in der Mitte jeder Rede erscheint das
Verb (m$. So begegnet es sogleich in dem die erste ER abrundenden
Aufmerksamkeitsruf (5,27), in der zweiten ER symmetrisch am Ende
der vorletzten Zeile der beiden Unterstrophen der zweiten Strophe
(15,8a.17a), die sich mit der Legitimation der Lehre des Elifas befaßt,
und als Verheißung am Anfang der letzten Strophe der letzten ER
(22,27).
Wie nicht verwunderlich, spielen die Wortfelder des Redens und
Diskutierens in den BR und ZR eine Rolle. So werden entsprechende
Wörter bereits in den Anreden eingesetzt. Dazu gehören vor allem die
Wurzeln rbd (11,2.5; 18,2), h/llm (8,2.10; 18,2) und rm) (8,2.10; 11,4;
20,7198). Die BR unterscheiden sich von den ER und ZR dadurch, daß in
ihnen als einzigem Beleg neben hfLim das Verb llm verwendet wird und
die beiden BR mit dem Parallelismus von llm // rem) " (8,2) und von hfLim
// rbd (18,2) eröffnet werden. Darüber hinaus wird der ersten Hälfte der
ersten BR durch das chiastisch verwendete Wortpaar des Verbs llm
und des Substantivs rem) " (8,2) bzw. des Verbs rm) und des Substantivs
hfLm
i (8,10) eine eindeutige Legitimation verliehen. Auf diese Weise wird
die in 8,2 an Hiob gerichtete Frage über die Dauer seines maßlosen
Redens in 8,8.10 mit dem Hinweis auf die einzig vertrauenswerten
Worte der Väter beantwortet. Die ZR vermeiden gänzlich die Wurzel
h/llm und verwenden nur am Anfang der ersten ZR 11,2–5 rm) und
rbd, wobei rbd einen inhaltlich chiastischen Rahmen zur Strophe bildet
(V. 2a und 5a).199 Auf diese Weise soll Zofar nach dem Willen des Dich-
ters von Anfang an auch nicht den geringsten Zweifel daran aufkom-
men lassen, daß Hiob mit zu vielen Worten um sich werfe (11,2), wäh-
rend in Wahrheit Gott das letzte Sagen habe (11,5). Auffallend ist auch
die Verwendung von rm) als Zitatmarker zur Belebung seiner Reden
(11,4; 20,7). Wie in den ER und im Gegensatz zu den BR spielen die
zwei weiteren den Dialogcharakter hervorhebenden Verben (m$ (20,3)
und hn( (11,2; 20,3) auch in den ZR eine Rolle. Beide begegnen in den
Anreden und bilden einen synonymen Parallelismus. Die sprachliche
Originalität der ZR auf dem Gebiet des Wortfeldes ‚Kommunikation’

197 In 22,29 fällt rm) weg wegen Konjektur; siehe oben, S. 53.
198 In 20,29 wird das Wort Or:m)
i konjiziert, siehe oben, S. 84.
199 Vgl. den Rahmen bei Elifas in 15,2.6 aus hn(.
124 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

wird in der ersten Strophe 11,2–5 an zusätzlichen Wendungen erkenn-


bar, die der Erklärung des Angriffs auf Hiobs schmähliches Reden die-
nen. So verstärken die im ursprünglichen Dialog nur einmal oder selten
begegnenden Wörter daB (in der Bedeutung „Geschwätz“)200, g(l („spot-
ten“) und {iyta pf &
: $yi) („Schwätzer“) in 11,2f. die Anklage und {iyt a pf &
: xtp
{i( („Lippen aufmachen gegen jemanden“) in 11,5 den Gegensatz zu der
von Zofar herbeigewünschten Antwort Gottes.201 Die Terminologie von
20,3 und die elliptischen Äußerungen in 20,2202 sollten vor dem Hinter-
grund desselben Begriffsfeldes verstanden werden.203
Diese Beispiele haben bereits die Art der Verwendung der Schlüs-
selwörter in den Freundesreden auf insgesamt fünf Ebenen demonst-
riert, innerhalb eines Verses, einer Strophe oder Unterstrophe, einer
Rede oder aller Reden eines Freundes. Zusätzlich werden sie alle durch
gewisse Stichwörter zusammengebunden. Zweimal spitzt der Hiob-
dichter in den ER die Regeln des synonymen Parallelismus zu und
verwendet dasselbe Verb in einem Bikolon doppelt, }ks in 22,2a.b und
+lm in 22,30a.b. Die Tatsache, daß dadurch im Anfangs- und Endbiko-
lon in der dritten ER ein Rahmen vorliegt, verdient besondere Beach-
tung. Als erwähnenswert erweist sich auch die doppelte Verwendung
von (dy in 15,9a, der die Wendung mittels der verdoppelten Konjunkti-
on {aG in 15,10a sekundiert. Sowohl in den BR als auch in den ZR wird
ein Verb zweimal innerhalb eines Bikolons verwendet: In den BR tw( in
der Mitte beider Kola (8,3), lk) am Anfang beider Kola (18,13)204 und in
den ZR )fc:mTi am Ende beider Kola (11,7).205
Zur nächsten Ebene der Unterstrophe gehören in den ER neben dem
oben angeführten Wort heP (15,5a.6a) die Stichwörter lfm(f (5,6b.7a), |e$x
(15,22a.24a)206 und (a Or:z (22,8a.9b). Bei allen außer lfm(f liegt der Verdacht

200 Siehe Ges17, 84.


201 Dabei bildet {iyta pf &
: einen Paar mit rbd und mithin auch den chiastischen Rahmen zur
ersten Strophe.
202 Siehe oben, S. 78f.
203 Vgl. auch das umfangreiche Bild in Verbindung mit dem Mund (und Essen) in ZR
20,12–15. Zum Vergleich ziehen wir dieselbe Wörter aus den Redeeröffnungen der
HR heran: rbd (6,3; 13,3 [siehe oben, S. 117, Anm. 167]; 16,3.4.6; 21,3 [zweimal]); hfLm i
(19,2; 23,5); hn( (9,15.16 [mit M. Witte (1994), 233, befindet sich die erste Strophe der
Rede c. 9f.* erst in 9,15–19]; 16,3; 23,5); rm) (23,5); (m$ (13,6; 16,2; 21,2) und )rq (9,16).
Vgl. auch die Behandlung der den apologetischen Charakter besitzenden Phonetic
Rhetoric in den Elihureden, „der Worte über Worte“ vor allem am Anfang seiner Re-
den, bei M.J. Lynch (2006).
204 Zur Konjektur siehe oben, S. 64.
205 R. Gordis (1978), 88, und N.C. Habel (1985), 168, halten dieses Phänomen für ein
Charakteristikum des Hiobdichters.
206 Beachte unbedingt die Umstellungen und Konjekturen oben, S. 40f.
Poetologie und Rhetorik 125

nahe, daß sie erneut zur Markierung der jeweiligen Redeeinheit einge-
setzt worden sind, weil das Wort sich zum ersten Mal in der ersten
Zeile und zum zweiten im Endbikolon einer Unterstrophe befindet.
Vier einschlägige Belege zeichnen die zweite BR besonders aus. Sie
verleihen den Unterstrophen 18,5f.; 18,8–11 und 18,14f. eine klare,
symmetrisch gerahmte Gestalt: rO) am Anfang von V. 5 und 6; |f(d : yi am
Ende von V. 5a und 6b; wyflg: ar am Ende von V. 8a und V. 11b und OlFh) f in
der Mitte von V. 14a und 15a. Alle dienen der metaphorischen Illustra-
tionen zu den Thesen Bildads und behandeln so, stilistisch verfeinert,
den Untergang des Gottlosen.
Die Erscheinung der Stichwortverwendung kann aber auch in den
beiden Hälften ein und derselben Strophe begegnen, wie es bei den
oben behandelten Wörtern hn( und (m$ der ER der Fall gewesen ist.
Darüber hinaus werden in ihnen entweder die Strophen gerahmt oder
beide Unterstrophen symmetrisch markiert in 4,2a.5a (die Wendung le)
h)l), 15,20a.24a ({Oy)207, 15,25a.29b (h+n); 22,11a.14a (h)r )ol). Geht man
bei der Endstrophe der ersten ER von der Gliederung 2+2+1 aus, be-
gegnet das Verb (yiK) (dy in allen Teilen (5,24a; 5,25a; 5,27b). Dies ist
jedoch nur eine schwache Nachahmung der außergewöhnlichsten
Stichwortkette in den Freundesreden überhaupt, die in 4,7–11 vorliegt.
Dort werden drei symmetrisch verstreute Kola, jeweils das erste im
ersten, dritten und fünften Bikolon der Strophe (4,7a.9a.11a), durch das
Verb db) geprägt.208 In seiner ersten Rede zieht Bildad einmal zwei
benachbarte Unterstrophen symmetrisch zusammen, indem er im je-
weils zweiten Bikolon das synonyme Paar l") // yaD$ a (8,3a.b; 8,5a.b) mit-
einander verbindet, um so den Leitgedanken seiner Lehre (8,3) und die
Aufforderung an Hiob (8,4f.) zu stilisieren.209 Auch in den ZR begegnet
diese Erscheinung der Hervorhebung einer rhetorisch wichtigen Stro-
phe mittels der Wiederholung eines Stichwortes. So wird die an Hiob
gerichtete Verheißung210 in 11,15–20* durch ein hæwq: iT in 11,18.20 unter-
strichen.
Innerhalb einer Rede tritt die Stichwortverwendung freilich häufi-
ger auf. Neben der oben vermerkten Funktion der Wurzel rm) in der
dritten ER spielt eine ganze Reihe von Schlüsselwörtern bei Elifas eine
inhaltliche oder stilistische Rolle. Viele Wörter werden zur Verknüp-
fung der Anfangs- und Endstrophen eingesetzt: In der ersten Rede h"Nh i
in 4,3a; 5,27a; bar in 4,3a; 5,25a und )ObfT in 4,5a; 5,26a; in der zweiten

207 Das Wort ist umgestellt; siehe a.a.O.


208 Außerdem fallen das Wort dfy in 5,18b.20b und die oben bei den Nominalsätzen
(siehe S. 110) hervorgehobene dreifache Verwendung von )Uh in 15,20a.22b.23a auf.
209 Zu den Leitgedanken und Aufforderungen siehe unten, S. 146f.151 und 161f.217f.
210 Zu den Verheißungen siehe unten, S. 146f. und 224f.
126 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Rede }e+B e in 15,2b.35b und )lm in 15,2.32; in der dritten Rede !yekr f D
: in
22,3b.28b211. Dabei stehen viele von ihnen auch inhaltlich in Korrelation
zueinander, indem sie auf das Schicksal Hiobs bezogen sind, z.B. bar
einerseits auf die vielen, denen Hiob geholfen hat, und andererseits auf
seine sich vermehrende Nachkommenschaft. Ähnlich verhält es sich
mit )ObfT und !yekfrD : , die am Ende der Reden unzertrennlich zur Verhei-
ßung gehören. Das chiastisch am Ende von 15,2b und am Anfang von
15,35b begegnende }e+eB ist dagegen generell und negativ gemeint, in-
dem es sich auf das sinnlose Reden und sündhafte Treiben der Heuch-
ler bezieht. In der ersten ER fallen neben dem Rahmen die hymnischen
Bikola 5,18–21 auf, weil vier dort benutzte Wörter nahezu programma-
tisch auf die Anfangsstrophe zurückgreifen, vgl. dfy in 5,18.20 und 4,3,
(gy und )wb in 5,19.21 und 4,5 und die Wurzel )ry in 5,21 und 4,6. Sie
alle beschäftigen sich unter mehreren Gesichtspunkten mit dem ver-
gangenen idealen, aktuellen gespannten und möglichen künftigen Ver-
hältnis zwischen Gott und Hiob. Auch dem besonderen Paar }ew) f // lfm(f
in den aneinandergereihten streng argumentativen Strophen (4,8; 5,6f.)
kann eine akzentuierende Funktion beigemessen werden. In der zwei-
ten ER wird die rügende dritte Unterstrophe 15,7f. durch eine ähnliche
Stichwortverwendung markiert, vgl. die Wurzel {kx in 15,8 im Rück-
griff auf 15,2, (arg: ti W: in 15,8 auf 15,4, lyx (dabei Pil. pass. und Hitpal.212)
in 15,7 im Vorgriff auf 15,20 und dly in 15,7 auf 15,35. In der dritten ER
scheint das auffordernde und verheißende Ende in 22,21–23.26–28
durch Stichwortbeziehungen künstlerisch hervorgehoben zu sein, vgl.
)wb in 22,21 und 22,4, {yinpf )&n in 22,26 und 22,8, rO) in 22,28 und
22,11213, {l$ symmetrisch im ersten Bikolon beider Strophen in 22,21
und 22,27 und zumal }ks in 22,21 und 22,2.214
Genauso intensiv wie in den ER tritt die Erscheinung in den BR
und ZR hervor. Sie werden durch die Verwendung von Stichwörtern in
der jeweils ersten und letzten Strophe gerahmt. In der ersten BR sind es
!yiP (8,2.21) und dayB : (8,4.20); in der zweiten BR {Oqfm (18,4.21), rO) (18,5f.
18) und die Wurzel \$x (18,6.18); in der ersten ZR bar/bor (11,2.19) und
{iyna y"( (11,4.20); in der zweiten ZR {fd) f (20,4.29), jer)
e (20,4.27) und (f$r f
(20,5.29). Dabei muß auch der rahmende, auf die genannten Begriffe
aufgebaute inhaltliche Chiasmus in 8,2.21; 11,2.19 und 11,4.20a erwähnt
werden. In den BR verdienen auch noch weitere Stichwörter wegen

211 Vgl. auch \rd als Verb in der Mitte der Rede 22,15.
212 So nach Ges17, 227b.
213 Konjiziert; siehe oben, S. 48. Merke auch besonders bei rO) den verstärkten Gegen-
satz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a.
214 Vgl. ferner x
a Ur in 15,2.30; (dy in 15,9 (zweimal) und 15,23; {Oy in 15,10.20.24.32; {iym
a in
22,7.11; h)r in 22,11.14.19; yiqnf in 22,19.30.
Poetologie und Rhetorik 127

ihrer programmatischen Bedeutung Beachtung: Die Wurzel qdc im


Leitgedanken 8,3 und in der Verheißung 8,6; das Verb heg& : yi , das chi-
astisch in 8,7 zu einer positiven Verheißung und in 8,11 zu einem nega-
tiven Beispiel für ein gehemmtes Wachstum gehört; leho), }ew) f , zx) und
tOhfLB
a sind feste Bestandteile der Notschilderungen (vgl. 18,6.14f.; 18,7.
12; 18,9.20 und 18,11.14). In den ZR sind es: hyh und !yenPf in Verheißun-
gen (11,15.17 und 11,15.19); lyx, bz(, (lb und On:+B i in den Untergangs-
schilderungen (20,15.18.21; 20,13.19; 20,15.18 und 20,15.20); $yi) in ei-
nem negativen Kontext (11,2.12); {yitm : chiastisch positiv (11,3) und
negativ (11,11). Die leichte Überzahl derartiger Schlüsselwörter in den
ZR kann durch drei weitere absichtlich dialektisch verwandte Stich-
wörter aus der Endstrophe der zweiten ZR vermehrt werden. Die Him-
mel ({iym a $
f ), von denen durch die vom Frevler erreichte Höhe in 20,6
ironisch die Rede ist, werden nach 20,27 seine Schuld entblößen. Der
Gottlose beraubt in 20,19 das Haus (tiyB a ) eines anderen, verliert aber
durch einen Regensturz nach 20,28 seine gesamte Habe. Durch sein
maßloses Fressen (lk)) bringt sich der Gottlose nach 20,21 um Hab und
Gut, und nach 20,26 wird er schließlich „vom Feuer gefressen“.215
Etliche Wörter kommen in mehreren Reden desselben Freundes vor.
Von diesen ist eine erhebliche Zahl ebenfalls programmatisch einge-
setzt worden. So verhält es sich bei dem oben bereits genannten Wort-
paar }ew)
f // lfm(f in den ER, dessen Wiederholung in 15,35, zumal in solch
auffallender Position im Endbikolon der Rede, deutlich auf die Thesen
in 4,8 und 5,6f. Bezug nimmt.216 Darüber hinaus sind die an Hiob ge-
richteten Eröffnungsstrophen der ER terminologisch aufeinander abge-
stimmt. Den konkurrenzlos wichtigsten Begriff bildet dabei hf):ryi (4,6;
15,4 und 22,4), mit dem Elifas Hiob seelsorgerlich fein und unter den
Freunden beispiellos anspricht.217 Außer acht dürfen keinesfalls die
folgenden Termini bleiben: Das inhaltlich kontrastierende Adjektiv bar
(4,3; 22,5), die argumentierende Wendung !yekr f :D {(m)t218 (4,6; 22,3) und
die zu den Mahnungen gehörenden Wörter }ks (15,3; 22,2a.b), xky (15,3;
22,4) und }OA( (15,5; 22,5). Zwei Begriffe aus dem Anfang der ersten ER,
zu !yekr
f :D (4,6) und yiqnf (4,7) werden spiegelverkehrt und die Thesen be-

215 Vgl. ferner in den BR: jer) e (18,4.10.17); )cy (8,10.16); d(c (18,7.14); und in den ZR hyh
auch in 11,4; }ew)
f (11,11.14); bw$ (20,2.18); (dy (20,4.20), und N.C. Habel (1985), 313f.
216 Vgl. auch }ew)
f -y"tm
: in der dritten Rede 22,15.
217 Die besondere Qualität des Wortes hat bereits K. Budde (1896), 18 (ähnlich B. Duhm
[1897] 24f.), vermerkt: „h)ry im Sinne „Gottesfurcht“ nirgend im A. T. als in den 3
Reden des Eliphaz 46. 154. 224, sicheres Zeichen für des Dichters Absicht, die Redner
auch stilistisch auseinander zu halten“.
218 In 4,6 als Nomen {oT und in 22,3 als Verb {"TT a .
128 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

festigend am Ende der dritten ER wiederaufgenommen (22,28; 22,30).219


Zu den verheißenden Strophen am Ende der ER gehören dagegen un-
zertrennlich leho) (5,24; 22,23) und die Wurzel {l$ (5,23f.; 22,27).220
In den ZR fällt die Wiederaufnahme des in den ER beliebten Wort-
paares }ew)f // lfm(f in den benachbarten Versen 11,11.14.16 auf,221 wobei
lfm(f auch in 20,22 vertreten ist222. Von diesem die negativen Aspekte der
Vergeltungslehre treffenden Wortfeld sollen zwei weitere Wörter ge-
nannt werden, weil sie eine wichtige Rolle in allen BR und ZR spielen.
An erster Stelle ist der Hauptbegriff für die Gottlosen ((f$r f ) zu nennen,
der gleichzeitig rhetorisch relevante Positionen einnimmt, z.B. in den
Summary appraisals (8,22; 11,20; 20,29), im Leitgedanken (20,5)223 oder in
der Lichtmetaphorik Bildads (18,5).224 An zweiter Stelle steht ein Termi-
nus technicus für den Untergang der Gottlosen (db)), der ebenfalls
hauptsächlich in thesenhaften Aussagen begegnet (BR 8,13; ZR 11,20;
BR 18,17; ZR 20,7).225
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sich die Freundesreden
einer bewußten Akzentuierung ihrer Aussagen durch bestimmte Stich-
wörter bedienen, die in signifikanter Weise sowohl mit der poetischen
Struktur als auch mit dem Inhalt korrespondieren. Als besondere
Kreuzungspunkte sind die Eröffnungsstrophen der Reden nebst ande-
ren unmittelbar an Hiob gerichteten Bikola hervorzuheben. In diesem
Zusammenhang ist es angebracht, auch der Frage nachzugehen, welche
Begriffe den Freundesreden übergreifend zu eigen sind. Der Hiobdich-
ter darf in dieser Beziehung nicht unterschätzt werden, weil er neben
dem gewöhnlichen Vokabular226 auch theologisch gewichtige Wörter

219 Vgl. außerdem \rd, xaro) und ru<) f (konjiziert; siehe oben, S. 50) in 22,15 und yiqnf in
22,19.
220 Vgl. außerdem leho) im Summary appraisal der zweiten Rede 15,34 und {l$ in 15,21;
22,21. Zu den beliebtesten Wörtern der ER zählen sich noch (dy (5,24.25.27; 15,9
[zweimal]; 15,23; 22,13), h)r (4,8; 22,11.14.19) zusammen mit dem synonymen hzx
(15,17), \$x (15,22.24; 22,11), x a Ur (4,9; 15,2.30), jer)
e (5,25; 15,29; 22,8), dfy (4,3; 5,18.20;
15,25), {fd)f (5,7; 15,7) und die Wendung $") lk) (15,34; 22,20).
221 Vgl. zusätzlich }ew) f zweimal in den BR (18,7.12).
222 Siehe Textkritik oben, S. 82.
223 Zu den Summary appraisals und Leitgedanken siehe unten, S. 149f.152 und 161f.
224 Das Wort wird in den ER nur einmal in 15,20 verwendet.
225 Vgl. sie in den ER (entsprechend in 15,20 und 4,7.9.11). Vgl. außerdem in den BR qzx
(8,20; 18,9); {Wqfm (8,18; 18,4.21); hewnf (8,6; 18,15) und in den ZR day (11,14; 20,22); (dy
(11,11; 20,4.20); }iy(a (11,4.20; 20,9); hn( (11,2; 20,3); h)r (11,11; 20,7); bw$ (11,10; 20,2.18).
226 Vgl. lk) (15,34; 18,13; 20,21.26; 22,20); jer) e (5,25; 15,29; 18,4.10.17; 20,4.27; 22,8); $")
(15,34; 18,5; 20,26; 22,20); }yb (11,11; 15,9; 18,2); tiyB a (8,14; 15,28; 20,19.28); day (4,3; 5,18.
20; 8,4.20; 11,14; 15,25; 20,22); {Oy (15,10.20.32; 18,20; 20,28); (b)bl (8,10; 11,13; 22,22);
{iym
a (8,11; 11,16; 22,7.11); {iyna y"( (11,4.20; 18,3; 20,9; 22,29); heP (8,2.21; 15,5f.; 20,12; 22,22);
{y& (5,8; 18,2; 20,4; 22,22); hfp& f (8,21; 11,2.5; 15,6) usw.
Poetologie und Rhetorik 129

durchgehend verwendet. Außer den oben bereits angeführten Wörtern


(f$r
f und db) kann auch hæwq: iT (ER 4,6; BR 8,13; ZR 11,18.20) nicht anders
als programmatisch bezeichnet werden. Es gehört in den ER zu den
seelsorgerlichen Aussagen, während es umgekehrt in den BR zur nega-
tiven Beschreibung des Schicksals der Gottlosen dient. In den ZR soll es
Hiob vor die Wahl stellen, indem es der Hoffnung Hiobs in der Verhei-
ßung (11,18) die flüchtige Hoffnung der Frevler in 11,20 gegenüber-
stellt. Das ebenfalls wichtige Verb rqx wirft Licht auf die Herkunft der
Weisheit der Freunde: Elifas beteuert, daß er die von anderen Weisen
übernommenen Grundsätze selbst erforscht hat (5,27), und Bildad
stützt sich auf das „Erforschte“ der Väter (8,8); Zofar dagegen bedient
sich des Substantivs reqx " eher in Bedeutung der Unerforschlichkeit in
11,7,227 um gegen das Unwissen Hiobs zu polemisieren. Auf den ersten
Blick scheinen die drei Redeanfänge durch die Wurzel qdc aufeinander
abgestimmt zu sein (8,3.6; 11,2; 22,3). Da aber Bildad allein diese Wur-
zel zweimal als Substantiv seinen Leitgedanken verstärkend gebraucht,
kann ihr in seinen Reden eine besondere Bedeutung zugeschrieben
werden.228 Vom Zelt leho) ist in zweierlei Zusammenhängen die Rede:
Elifas und Zofar binden das Wort in die Aufforderungen (11,14; 22,23),
in eine Verheißung (5,24) und einmal negativ in das Summary appraisal
(15,34) ein, während es Bildad nur in den Untergangsschilderungen
verwendet (8,22; 18,6.14f.). Diese werden wiederum durch eine sehr
passende Metapher in Gestalt der Wurzel \$x charakterisiert (15,22.24;
18,6.18; 20,26; 22,11). In den Redeeinleitungen treten weitere Wörter
auf, die mehr oder weniger auf den Verlauf des Dialogs bezogen sind.
Sie sind nicht auf einen der Redner begrenzt, sondern dienen als Mak-
rorahmung aller Freundesreden: bar (4,3); x a Ur (8,2); bor (11,2); x
a Ur (15,2);
j"q (18,2229); x
a Ur (20,3); j"q (22,5).230

227 Vgl. Ges17, 255.


228 Vgl. auch +aP$: m
i in 8,3 und 22,4.
229 Siehe oben, S. 62f.
230 Daß Hiob und seine Freunde gegenseitig auf die Stilistik Bezug nehmen, sei hervor-
gehoben: Dies betrifft z.B. die Konstruktion hfn) f -da( (18,2 und 19,2), die Doppelfrage
mit Hilfe von h A + {i) (21,4 und 22,3), neben den auch ansonsten sehr beliebten Wur-
zeln rbd und hn( Wörtern wie x a Ur (8,2 und 9,18; 15,2 und 16,3; 20,3 und 21,4), {iyt
a pf $
:
(11,2.5; 13,6; 15,6 und 16,5) sowie j"q (16,3 und 18,2). Insgesamt zu den Wechselbe-
ziehungen der Schlüsselwörter in den Reden der Freunde und des Hiob siehe
N.C. Habel (1985).
130 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

3. Klangfiguren
Klangfiguren
Wie oben schon mehrfach beobachtet wurde, können unterschiedliche
stilistische Figuren und der Strophenbau von verschiedenen klangli-
chen Übereinstimmungen begleitet werden. Der Hiobdichter scheint
aus der nahezu unversiegbaren Quelle der hebräischen Stilistik und
Poetologie zu schöpfen. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, uns
davon ein vollkommenes Bild zu machen, doch sei der Versuch einer
flüchtigen Systematisierung an dieser Stelle trotzdem gewagt. Läßt
man die Wiederholung von Stichwörtern in einem Bikolon, einer Un-
terstrophe oder Strophe außer acht, so kann man einzelne Wörter in
einer Zeile, einem Bikolon oder einer Unterstrophe durch ihren Anfang
(Alliteration)231, ihre Mitte (Assonanz)232 oder ihr Ende (Reim) zusam-
menklingen lassen233.234

3.1. Alliteration

Die auffälligste und unvergleichlich beliebteste Klangfigur in den


Freundesreden ist die Alliteration.235 In den ER manifestiert sie sich in
ihrer einfachsten Form in der Weise von zwei in einem Bikolon aufein-
ander folgenden Wörtern wie z.B. l")-le) (5,8; 15,25; vgl. 22,26), hfSki -yiK
(15,27) und daxo$-y"lh F )
f hflk: )
f $") (15,34).236 Sie kann sich aber auch über
zwei benachbarte Bikola erstrecken, z.B. dfb) f und }ewf) (4,7a.8a), )"Lm
a yiw
und {yiLimU (15,2b.3b; vgl. 4,2b.4a), T f l
: l
f Ox und hfmk: x
f (15,7b.8b), re$)
A und
ru<)f (22,15b.16a)237. Das Phänomen ist besonders am Anfang einer Biko-
la beliebt: hfSni Ah und h"nhi (4,2a.3a), )frq: und dreimal yiK (5,1a.2a.6a.7a),
{fkx
f h
e und xa k" Oh (15,2a.3a), lfK und lOq (15,20a.21a). Als das beste Beispiel

231 Im Hebräischen daher immer durch Konsonanten.


232 Daher fast immer durch Vokale.
233 Hauptsächlich durch die vokalischen und selten durch die konsonantischen Endun-
gen.
234 Vgl. die Definitionen und Beispiele bei W.G.E. Watson (1984), 222ff.225ff.229ff., und
K. Seybold (2003), 147–159. Im folgenden werden die Wiederholungen der Partikeln
oder Stichwörter u.ä., wenn möglich, nicht mehr behandelt. Zur Diskussion über die
Klangfiguren in der Weisheitsliteratur (vor allem Prv) siehe N.R. Whybray (1995a),
49–54.
235 Bei der Behandlung der Alliteration erweist sich die Beobachtung als wichtig, daß
entweder der eigentliche Wortanfang oder das vorangestellte Präfix alliterieren kön-
nen, niemals aber die Kopula. Vgl. W.B. Stevenson (1947), 99.
236 Merke auch, daß qualitativ ähnliche Laute alliterieren können; solche sind B und P, x
und k, ) und (, K und q.
237 Falls unsere Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 50.
Klangfiguren 131

für eine zwei Kola übergreifende Alliteration (hier -)) im ganzen Hiob-
dialog und die Kennzeichnung für ein von der Regel abweichendes
Ende238 erweist sich aber das Bikolon 5,8:239
l")-le) $r:d) e yin)
A {flU)
yitr
f b
: D
i {yi&)
f {yihol)E -le)w:
Diese besonders auffallende Alliteration soll die Aufmerksamkeit auf
die Wichtigkeit dieser Aufforderung richten.240 Der zweite, ebenfalls zu
den wichtigsten Belegen gehörige Fall befindet sich in derselben Rede
im hymnischen Abschnitt 5,19–21, in dem fünf von sechs Kola durch
die Präposition -:B eingeleitet werden (V. 19a–21a) und drei zusätzlich
durch das mit -$ beginnende Wort (V. 19a.b.21a).241
Die Alliteration spielt auch bei der Markierung der (Unter)Strophen
eine wichtige und mehrfach sogar die Hauptrolle: So sind neben den
oben genannten Stellen die Bikola aufeinander chiastisch abgestimmt
durch ihre Anfangsbuchstaben in den ER in 4,2–6 (die erste Unterstro-
phe hfSni Ah, h"Nh i , l"$OK, die zweite yiK, )olh
A ) und in 22,10f.13f. (la(, rO), T
f r
: am)
f w: ,
{yib(f ). Sie können auch durch gewisse Laute in symmetrisch gestellten
Kola auftreten, so in 5,2a.7a (lyéw) E l
e und lfm(f l
: ), in 22,23a.b.26a.b (da(, hflw: (a ,
la(, H a OlE)-le)),242 oder die Unterstrophe(n) rahmen wie in 5,23a.26b (-K
am Anfang der Zeile und -:b am Anfang des letzten Wortes im Kolon),
in 5,1a.2b ()fn-)frq: am Anfang und hf)n: :q am Ende) oder das Endbikolon
durch versinnere Alliteration hervorheben wie in 15,29 (dreimal )ol
und jer) f l
f ) und 22,20 ({i) am Anfang und $") am Ende). Analog zu der
alliterierenden Wiederholung von -( yiK (4,5) und h"Nh i (4,3) in der End-
strophe der ersten ER (5,23 und 5,27) wird auch in der zweiten ER der
Anfangslaut -h (15,2) im Endbikolon (15,35) wiederaufgenommen. Zu-

238 Hier am Ende das einzige Wort nicht mit -). Vgl. auch das Beispiel aus 15,34 gleich
oben. Wie von uns (siehe S. 87, Anm. 9, und S. 110, Anm. 132) bereits behauptet wor-
den ist, betrifft diese Erscheinung nicht nur Alliteration, sondern fast alle stilisti-
schen und poetologischen Figuren der hebräischen Poesie.
239 Dieser Vers wird auch von L. Alonso Schökel (1988), 22f.; W.B. Stevenson (1947), 99,
und R. Gordis (1978), 55, besonders hervorgehoben.
240 Tatsächlich handelt es sich hier um die erste und programmatische Aufforderung in
den ER und in den Freundesreden überhaupt. Siehe unten, S. 215f.
241 Darüber hinaus befindet sich die Präposition B : in der Mitte von V. 19b und die
Alliteration von -m in V. 20a.b.21b. Das Phänomen des abweichenden Endes fällt
durch die fehlende B : in der letzen Zeile V. 22b auf. Da der Anfang dieser Strophe 5,8
durch )- und das Ende 5,19–22 durch b-Alliteration hervorgehoben worden sind,
kann das Phänomen auch als Akrostichon bezeichnet werden.
242 Falls unsere Vermutungen richtig sind (vgl. oben, S. 51), fangen alle mittleren Voka-
beln der jeweils ersten Kolons in der Endstrophe der dritten Rede (22,27–30) mit -)
an (wyfl)
" , remO), l")?, $yi)?). Sicher geschieht es in 4,9a.b.10a.11a (jeweils das zweite
Wort mit -)).
132 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

sammenfassend läßt sich feststellen, daß die Alliterationen die Mehr-


zahl der Bikola und alle Strophen betreffen. Am beliebtesten in den ER
sind deutlich -) (-(), -h und -B, und (zieht man die sehr zahlreichen
Verben Impf. 2. masc. sing. hinzu) auch das -T (vgl. z.B. 4,5).243
In ähnlicher Weise wie in den ER ist die Alliteration von zwei auf-
einander folgenden Wörtern auch in den BR und ZR beliebt: In den BR
l")-le) (8,5a), heL)" -|a) (18,21a), Ol:sKi +iyqa -y"r<u iq (8,14a)244 oder -leLm
a T
: }f)-da(
heL)
" - (8,2a) und {yiLm i U)icOy {fBL
i m
i U (8,10b) und die mit Hilfe von {i) ge-
bauten Belege in der ersten ZR $yi)-{i) (11,2b), hfT) a -{i) (11,13a), }ew)
f -{i)
(11,14a). Wesentlich beliebter als in den ER scheint in den BR und ZR
die Abstimmung der Anfänge der benachbarten Bikola aufeinander
durch ähnlich beginnende Wörter zu sein, z.B. in den BR: {i) (8,3b.4a.
5a) und l") (8,3a.5b) und deren Gegenteil am Ende der ersten BR (l") in
8,20a; da( in 8,21a; leho) in 8,22b), -y (18,12a.13a.b.14a.15b); in den ZR setzt
sich die Reihe von hfT) a -{i) und }ew)f -{i) (11,13a.14a) durch zf)-yiK (11,15a)
und hfT(a -yiK (11,16a) fort; in der zweiten ZR sind die Anfangsstrophe
durch rasUm (20,3a) und yiNim (20,4b) und die Endstrophe durch tOrfGni
(20,28b) und talx A na w: (20,29b) und zusätzlich am Ende der Kola durch
{yihol)E "m (20,29a) und l")m " (20,29b) aufeinander abgestimmt. Auffallend
ist ebenfalls die dreifache, dem Stil der ER ähnliche Reihe von -b am
Anfang von 20,18b.19b.20b, welcher den Rahmen der nächsten Strophe
(-b am Anfang von 20,22a und 20,25b) sekundiert. Der Konsonant b
prägt auch in markanter Weise zwei Unterstrophen der zweiten BR,
indem er am Anfang des mittleren Wortes des jeweils ersten Kolons in
18,8.9.10.11 und in 18,12.13.15 steht245. Im ersten Fall wird die Unter-
strophe zusätzlich dadurch markiert, daß auch das letzte Wort in 18,8a
und 18,11a mit -b anfängt. Auf eine vollständige Ausführung der Ana-
lyse der fast jedes Bikolon betreffenden Alliteration soll an dieser Stelle
verzichtet werden,246 es sei nur noch auf zwei Beobachtungen hinge-

243 Vgl. insgesamt: -) (4,7; 4,9.10a.11a; 5,6f.; 5,8; 15,4a; 15,7a.8; 15,34b; 22,3b.5b; 22,8a.9a;
22,11a.13a; 22,15; 22,15.16a; 22,20; 22,23a.26; 22,27a–30a); -( (5,1a.7b; 5,6f.; 15,5;
22,10a.14a; 22,23.26); -h (4,2a.3a.6a; 15,2a.3a; 15,7a.8a); -b (5,19.20.21a; 15,2b.3; 15,26.
28bα; 15,30bβ.32a.33a.35b); -t (4,5.6b; 15,4b.5b; 15,7a.8.9b; 22,6.7a; 22,23b.26b; 22,27a.
28a); -k (4,4a.5a; 5,23a.26b; 15,27a; 15,32b.33); -k/-q (5,1a.2.7a.8a; 15,20a.21a); -n (4,7;
22,16b.19b.20a; 22,27b.30); -m (4,2b.4a; 4,9.11a; 5,20.21b; 15,2b.3b; 22,2b.4b); -$ (4,10;
5,19.21); -y (15,30b.33); -x (15,7b.8b; 15,22); -p (15,27; 22,10); -l (15,29); -(()fr (5,19b.20a;
22,5a); -z (15,17b). Die Liste ist nicht vollständig. P.W. Skehan (1971), 110, hebt die
Rolle von -h und -k am Anfang der Strophen in ER 22 hervor.
244 Konjiziert, siehe oben, S. 58.
245 Vgl. zusätzlich -b am Anfang der Wörter in der Mitte von 18,13b und am Ende von
18,14a.
246 Vgl. insgesamt: -) (/-() (BR 8,2a.3a.b.4a.5a.b; 8,5a; 8,6a; 8,20a.21a.22b; 18,17a; 18,21a;
ZR 11,2b; 11,13a.14a.15a.16a.b; 20,21a.b; 20,28b.29a.b); -b (BR 8,11a.b.12a; 8,14b;
Klangfiguren 133

wiesen. Die erste betrifft die Wahl der alliterierenden Laute, weil darin
keine grundsätzliche Differenz zwischen den BR und ZR besteht, im
Vergleich zu den ER aber die viel wichtigere Rolle von -) und -k (/-q)
und besonders effektvoll von -b und -m zu unterstreichen ist. Dabei
fehlen viele in den ER begegnende Alliterationen wie auf -h oder wer-
den weniger eingesetzt wie es bei -t der Fall ist. Da Bildad und Zofar
Hiob weniger direkt als Elifas anreden, spielen die Verben in der 3.
Person masc. (-y) im Klanggefüge eine stärkere Rolle. Die zweite Be-
obachtung betrifft die meisterhafte erste Strophe der ersten BR, weil
hier nicht nur eine umfassende )-Alliteration auftritt, sondern auch die
den Rahmen verstärkenden Querbeziehungen von heL) " (V.2a), l")
(V. 5a) und le) (V. 5a.b), von yaD$
a (V. 3b.5b) und tw( (V. 3a.b), von {i)
(V. 3b.4a.5a), die Kopula (V. 2b.3b. 4b.5b), die Konsonantenverdoppe-
lung (V. 2a.5b) und der Reim (}- und l- in V. 2a.5a.b) von Gewicht sind.
Das Phänomen möge durch das folgende Schema illustriert werden:
--- ---) ---- --- w b hl) ll-- }) -- 2a A
--- tw(y yd$ {) w b ---- tw(y l)- 3a
---- --- ----- w b -- ---- ---- {) 4a B
}n-tt yd$ l) w b l) l) ---- --) {) 5a

3.2. Assonanz

Viele der oben angeführten Alliterationen enthielten zugleich Assonan-


zen, die im Hebräischen wegen der geringen Auswahl an Vokalen
wohl in der Regel unbeabsichtigt gewesen sein dürfte. Sucht man nach
einer beabsichtigten Wiederholung eines oder mehrerer Vokale, so
empfiehlt es sich, sich dem letzten Bikolon der ohnehin durch zahlrei-
che Alliterationen geprägten vierten Strophe der ersten ER (5,8.18–21)
zuzuwenden (5,21):
)"bt
f T
" }O$fl +U$:B
)Obfy yiK do<mi )fryit-)olw:

8,14b.17b; 18,8a.9a.10a.11a; 18,8a; 18,11a; 18,12a.13a.b.14a.b.15a; ZR 11,4b; 20,12a.13b.


14a.b.15a.b; 20,18b.19b.20b; 20,22a.25b; 20,28a.b); -m (BR 8,7a.b; 8,10b; 8,19a.b; 18,13b.
14a.b; 18,16a.b; 18,17a.18a.b.21a.b; ZR 11,20bα.β; 20,3a.b.4a.b.5a; 20,14b.15b; 20,23bβ.
24a.25a.b; 20,29a.b); -y (BR 8,11a.b; 8,12a.b; 8,16b.17a; 18,9a.b; 18,12a.13a.b.14a.15b;
ZR 11,2a.b.3a; 11,11b; 20,23bα.24a; 20,28a); -t (BR 8,13b; 18,14b.15a; ZR 11,17b.18a.b);
-k(/-q) (BR 8,8a.b; 8,12b.13a; 8,14a; 8,14a.18b; ZR 11,15a.16a.b; 20,7a.8a); -g (BR 8,16b.
17a); -& (BR 8,21a.b.22a; ZR 20,4b.5b); -r (ZR 20,5a.b.6b.7b); -n (ZR 20,28b.29b). Die
Liste ist nahezu vollständig.
134 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Das Bikolon wird durchgehend durch eine o-Assonanz bestimmt.247


Diese erweist sich gerade in den ER als die zentralste. Wenn sie auch
auf den ersten Blick nur sporadisch aufzutreten scheint, erweist sie sich
dennoch vielerorts als beabsichtigt. Beginnend mit formelhaften Wen-
dungen wie {yimoty: tO(orz: (22,9b), )olw: Ol (22,14a) oder hfbO+ !A)Ob:T (22,21b)
kann sie zusätzlich die Unterstrophen markieren, z.B. durch {o)t : Pi und
+OP:$yi am Ende von 22,10b.13b oder T f l
: l
f Ox und hfmk: x
f am Ende von 15,7b.
8b. Sie kann auch gewisse Zeilen hervorheben, z.B. durch remO) und rO)
am Anfang und Ende von 22,28.248 Ausgesprochen stilbewußt wirkt
aber die Mittelstrophe der zweiten ER (15,20–24*), weil dort alle fünf
Verse durch -o- aufeinander abgestimmt worden sind (lfK, lOq, )ol, dfdon249
und {Oy).250 Neben der o-Assonanz tritt aber auch die von -a-, abwech-
selnd mit -i- oder -e-, auf. In dieser Hinsicht sei als Musterbeispiel ein
Bikolon aus der besonders kunstvoll gestalteten zweiten Strophe der
zweiten ER zitiert (15,10):
UnfB $yi$ya -{aG bf&-{aG
{yimyf !yib)
f m
" ryiBKa
Zu jedem Wort gehört eine konstituierende Xa(X)-Silbe, das Gesamtbild
wird aber durch die Assonanz von Hīræq magnum einmal im ersten
und dreimal im zweiten Kolon ergänzt.251 Solche in der Rhetorik und
Argumentation des Elifas wichtigen Abschnitte sind auch anderswo
durch Assonanz verstärkt, z.B. in den die Hauptthesen vorbringenden
Versen 4,6 (!:t)
f r
: yi , !etl
f s
: Ki und !:tfwq: iT) und 4,8 (}ew)
f y"$r
: ox und lfmf( y"(r
: oz)
oder in der die beiden unterstützenden Unterstrophe 5,6f. (durchge-
hend -a- und -e-)252.253 Am Ende der ersten ER steht ein durchaus stilge-

247 Falls unsere Konjektur nicht richtig ist (siehe oben, S. 32), wird zusätzlich das An-
fangswort +O$:B von -o- regiert. Darüber hinaus alliterieren hier die Laute -$ und -t.
Dieses auffallende Bikolon wird auch von E. König (1900), 294, und W.G.E. Watson
(1984), 223.274ff., als Beispiel herangezogen.
248 Hier handelt es sich um das letzte Kolon der großen Endverheißung, bevor der gan-
ze Dialog durch das Summary appraisal in 22,29f. zu Ende geführt wird. Vgl. ferner
22,15a (rom$
: T
i {flO( xaro)h
a ) und die Tendenz zur o-Assonanz besonders in der zweiten
ER: 15,7f. (in sechs Wörtern von zwölf), 15,3 (fünfmal); 15,20f. (konjiziert, achtmal);
15,22–24* (siebenmal); 15,28abα.29 (konjiziert, neunmal); 15,32 (konjiziert, sieben-
mal); 15,34b.35a (viermal).
249 Zu dfdon und zu den Umstellungen siehe oben, S. 40.
250 Wir gewinnen dank dieser Beobachtung ein starkes Argument für unsere These über
die ursprüngliche Gestalt der Strophe 15,20–24*. Die o-Assonanz wird auch inner-
halb der Bikola benutzt.
251 Die i-Assonanz prägt eigentlich die ganze Unterstrophe, vgl. }yibT
f in 15,9; yil und yityézx
f
in 15,17.
252 Siehe auch die Konjektur oben, S. 28. Auffallend ist erneut die absichtliche Abwei-
chung am Ende von 5,7b durch -u-.
Klangfiguren 135

rechter a-Satz |fl-(ad hfT) a w: (5,27bβ).254 Teilweise gehören zahlreiche As-


sonanzen am Ende benachbarter Zeilen zum Phänomen des Reims;
aber es verdient auch die auffallende Reihe von dfb) f , }ew)
f , lax$
f und ver+
f
am Ende von 4,7a.8a.10a.11a Beachtung.255
In den BR und ZR kann die die Alliteration begleitende Rolle der
Assonanz ebenfalls nicht übersehen werden. In ihnen besteht gegen-
über den ER kein Unterschied darin, daß in der Lautmalerei die o-
Assonanz den ersten Rang einnimmt. Das ist nebenbei in den BR am
häufigsten der Fall. In den BR finden sich zahlreiche Beispiele wie rodl :
}O$yir (8,8a), l") y"xk: o$-lfK tOx:r) f }"K (8,13a) oder der in der Metaphorik der
BR gewichtige Ausdruck |e$ox-le) rO)"m (18,18a). Der Höhepunkt der o-
Assonanz wird in den letzten Strophen der zweiten BR erreicht: Jedes
der zehn Kola der Strophe 18,12–16 weist eine o-Assonanz auf, die in
18,12a.13a.14a.15a + 18,12b.16b von einem Endreim auf O- unterstützt
wird, vgl. besonders V. 15a (Ol-)ol OlFh) f :B }OK:$T
i )256. Ein wenig seltener
tritt das Phänomen auch in der letzten Strophe der zweiten BR 18,17–21
auf.
Aus den ZR kann neben Belegen für die o-Assonanz wie Ur:m)oy wyf)or
OYa) (20,7b) oder OPa) {Oy:B tOrfGni (20,28b) die für die -a-, abwechselnd mit
-i- oder -e-, hervorgehoben werden. Als ein Beispiel dafür, in welchem
Umfang das Spiel mit der die Alliteration (vgl. yiNm i , d(/-d), -)/-() ergän-
zenden Assonanz getrieben werden konnte, sei ein Bikolon aus der
zweiten ZR angeführt (20,4), das vermutlich von der Tradition geprägt
ist, weil es sich hier um eine in den weisheitlichen Reden gewöhnliche
Frage handelt:
da(-yiNm
i Tf (: d
a yf t)ozh A
jer)
f -y"l(A {fd)f {yi& yiNm i
Dabei entsprechen dem zweiten Kolon dieses Bikolons im übernächs-
ten (20,5b) nicht nur die ähnlichen Anfangskonsonanten, sondern größ-
tenteils auch die Vokale: (agr f -y"d(A v"nx
f taxm
: &
i w: .257 In ähnlicher Weise
konnte der Anfang der zweiten ZR durch eine seltene u-Assonanz aus-

253 Noch einmal tritt in 15,4 die Assonanz von -i- hervor (hfxyi& und hf)r : yi ).
254 In 5,27 vgl. zusätzlich h f Un:rqa x
A und h
f nu (A m
a $
: (konjiziert; siehe oben, S. 33).
255 Von den Möglichkeiten der Assonanz sprechen noch die für die ER charakteristi-
schen Wendungen mit verstärkten Präpositionen wie rebqf -y"l) E (5,26a), berx
f -y"l)
E
(15,22b) oder leskf -y"l(A (15,27b), die Markierung zweier Unterstrophen durch ryiT(: T a
und lyiP$: h
i (konjiziert, 22,27a.29a), das einheitlich gestaltete Bikolon 22,7 (-i- / -e-)
oder die Unterstrophe 22,23.26 (-a- / -e-) und die chiastische Verwendung der Asso-
nanz in 22,5 (hfBr
a !:t(f rf am Ende der ersten Zeile und j"q-}y") am Anfang der zweiten,
gerahmt von )olh A am Anfang des Bikolons und !yetonOA(l a am Ende).
256 Konjiziert, siehe oben, S. 64.
257 Vgl. in den BR auch -i- in 8,10b.14a.b; 18,19a.b.
136 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

gezeichnet werden, weil hier das Ende beider Kola in 20,2 durch yinUbyi$y:
und yib yi$Ux und der Anfang beider Zeilen in 20,3 durch rasUm und xa Ur:w
geprägt ist. Doch abgesehen davon, daß Unterstrophen durch eine ge-
wisse Assonanz geprägt sind, läßt sich nicht behaupten, daß der Asso-
nanz in den BR und ZR als Strophenmarker eine größere Rolle zukäme.

3.3. Reim

Die Assonanz bietet freilich etliche Möglichkeiten für Zusammenklän-


ge am Ende einzelner Wörter in einer Phrase (Homoioptaton) oder am
Ende der Kola, Bikola oder Unterstrophen (Homoioteleuton). Obwohl
weithin angenommen worden ist, daß in den semitischen Sprachen im
Vergleich zu den indoeuropäischen Sprachen Reime selten sind, zählen
umfassende Reime durch auffallend positionierte, grammatisch ver-
wandte oder ähnlich suffigierte Formen zur Arbeitstechnik des Hiob-
dichters.258 Das ist bei vielen der oben herangezogenen Stellen aus den
ER der Fall gewesen, zumal in 22,10b.13b; 15,7b.8b und 4,7–11. In 4,7–
11 reimen sich zusätzlich alle Bikola durch das Suffix U-, in 4,2–6 die
ersten Bikola beider Unterstrophen durch he)l : iT / )el"Twa !yel)" (V. 2a.5a)
und lfkUy / l"hfBT
i (V. 2b.5b)259 und V. 3f. durch q"Zx
a :T / j"M)
a T: ; das Endbiko-
lon 4,6 der Strophe zeichnet sich nicht nur durch Nominalsätze aus,
sondern durch vier suffigierte Nomina (!-). Manchmal können die suf-
figierten Präpositionen oder ähnlich auslautende Wörter die reimenden
Ketten ergänzen. Insgesamt bleibt jedoch das Suffix konkurrenzlos das
Hauptmerkmal der Reime. Die Suffixe !- / |- sind in den ER bereits
aufgrund des Dialogcharakters am beliebtesten (vgl. 5,23a.24a.25a;
15,5f.; 22,22b.23b.26b; 22,27f. und den Rahmen von |fl in 5,23b.27b oder
von !ye- in 22,3b.5b), aber auch die Suffixe O- / U- (vgl. symmetrisch am
Ende von 15,20b.21b.23b.24bα260 und 15,25a.27a.29a) sind nicht zu über-
sehen.261 Andererseits können die maskuline Pluralendung {yi- und die
Femininendung hf-, alternierend mit auslautendem {- oder hf- / )f-, öfters

258 Sowohl E. König (1900), 355ff., W.G.E. Watson (1984), 229ff., als auch K. Seybold
(2003), 155f., sind bei der Auswertung des Reims vorsichtig. Wenigstens in den
Freundesreden darf man mit dem Phänomen sicherlich rechnen. Vgl. auch W.B. Ste-
venson (1947), 100, und R. Gordis (1978), 505.
259 Beide Unterstrophen werden auch in 15,32b.35b (hfnnf (A r a / hfmr
: m
i ) und refrainartig in
22,11a.14a (he)r
: t
i -)ol / he)r
: yi )olw: ) aufeinander abgestimmt.
260 Zu den Konjekturen und Umstellungen siehe oben, S. 40f. Beide Unterstrophen
werden von U- beendet und durchgehend von der o-Assonanz bestimmt.
261 Von den seltenen Reimen sind einer auf d- (15,34a.b) und einer auf tO- (z.B. 22,9a.b)
zu nennen.
Klangfiguren 137

die Lautmalerei mitprägen. In dieser Hinsicht fällt die zweite Strophe


der dritten ER auf ({[yi-]- in 22,6b.7b.8b.9b, gerahmt von {fNx i am Ende
von 22,6a und {fqy"r am Ende von 22,9a)262 sowie die Schlußwörter der
Mittelkola einer Unterstrophe in 22,21b.22a (hfbO+ und hfrOT) und der
Unterstrophen in 15,8b.17b (hf-).263
Ähnlich verhält es sich auch in den BR und ZR. In letzteren wird
vor allem das Personalsuffix 3. masc. sing. in der zweiten Rede konse-
quent ausgenutzt, um 18 van 48 Kola mit dem Suffix O- zu beenden
(20,6a.7b.9a; 20,12b.13b.14b; 20,20a.21a.b; 20,22a.b.23bα.β; 20,26a264.27a.
b.28a.b). Mehrmals sind so auch die Rahmen der Strophen (20,6–9) oder
Unterstrophen (20,20f.; 20,22f.*; 20,26–28*) markiert. Dem Übergewicht
des Phänomens in der zweiten ZR entspricht in geringerem Maße die
zweite BR, in der eine Strophe (18,12a.b.13a.14a.15a265.16b) und zwei
Unterstrophen (18,5b.6a; 18,7a.b) durch O- am Ende der Kola geprägt
sind. In der ersten der beiden Strophen wird der Eindruck beabsichtig-
ter Reimung zusätzlich durch ein t- am Ende von 18,13b.14b.15b ver-
stärkt. Steht die erste BR in dieser Beziehung bescheiden da, können
aus anderen BR und ZR noch einige Exempel für ein Homoioteleuton
beigebracht werden: In der zweiten BR {yiMac (18,9b) / byitnf (18,10b)266
und der Rahmung der letzten Strophe durch jer) f -yiNim / jUx-y"nP: an derem
Anfang (18,17a.b) und lfU(a / l") am Ende (18,21a.b); in der ersten ZR !eBl i
/ !ePKf (11,13a.b), {- in 11,19b.20bα267 und die Rahmung der zweiten
Strophe durch zweifaches )fcm : iT an ihrem Anfang (11,7a.b) und b"bL f yi /
d"mL
f yi 268 an ihrem Ende (11,12a.b).269

262 Vgl. auch den Rahmen aus {fkx f und {fB in 15,2a.3b.
263 Darüber hinaus gibt es zahlreiche Reime innerhalb der einzelnen oder in zwei be-
nachbarten Bikola, die hier nicht aufgezählt werden können.
264 Konjiziert, siehe oben, S. 83.
265 Konjiziert, siehe oben, S. 64.
266 Merke auch, daß das Kolon 18,11a mit byibs f anfängt.
267 Merke, daß innerhalb der Kola 11,20a und 20bβ auch Wörter mit {- am Ende vor-
kommen.
268 Konjiziert, siehe oben, S. 73.
269 Wichtig zu merken ist das durchgehend unterschiedliche Klanggebilde der HR, weil
in ihnen der Reim oft mit Hilfe von Suffixen der 1. sing. gebaut wird. Vgl. z.B. 10,8–
12.14–18, wo alle Kola gereimt sind; oder die Strophe 3,24–26 mit einer auffallenden
Zahl von ähnlich suffigierten Wörtern.
138 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

3.4. Sonstige Klangfiguren

Neben den genannten Alliterationen, Assonanzen und Reimen fallen


einige kleinere absichtlich vorgenommene Figurationen ins Auge. So
begegnet in der ersten ER zweimal das Phänomen der Nebeneinander-
stellung etymologisch verwandter Wörter – eine sogenannte Annomina-
tion.270 Die umfangreiche Assonanz in der Unterstrophe 5,6f. wird von
hfmfd)A und {fd) f am Anfang der Zeilen 5,6b und 5,7a unterstützt. Ihnen
entspricht in der Verheißung am Ende der Rede die Wiederholung der
Wörter hfml : $
: hf und {Olf$ in 5,23b.24a sehr nahe. Annominationen mit-
tels der Wurzeln x+b und xl$ begegnen jedoch auch in den ZR, wobei
sie je einmal verbal und nominal die Verheißung in 11,18 bzw. die
bildhafte Sprache in 20,23bβ.25a271 verstärken.
Ein weiteres stilistisches Element wird erst bemerkbar, wenn man
den Strophenbau untersucht. In der oben bereits mehrfach angeführten
Strophe der zweiten ER 15,20–24* dürfte die Verwendung der Wörter
mit zwei gleichen Konsonanten symmetrisch im ersten, vierten, siebten
und zehnten Kolon (V.20a: l"lOx:tm i , V.21b: d"dO$, V.23a: dfdon,272 V.24bα:
Uh"p:qt: T
i ) als beabsichtigt beurteilt werden. In den ZR kommen neben
den fraglichen Stellen sicherlich die Wörter }fnOB:tyi und b"bL f yi bUbfn in
11,11b.12a in Betracht, weil sie die beiden mittleren Zeilen der Unter-
strophe 11,11f. beschließen. Andererseits sind yinn" (A ya in 20,3b und tann: r i in
20,5a zu erwähnen, weil sie zum zweiten und vierten Bikolon der ers-
ten Strophe gehören.273 In den BR tritt nur ein einziges, aber immerhin
auffallend positioniertes Beispiel in Gestalt des Rahmens der ersten
Strophe der ersten Rede in 8,2a.5b (leLm a :T und }fNaht : T
i ) auf.274 Die BR und
ZR haben es gemeinsam, daß die Hiob direkt anredenden und dabei
die Leitgedanken darstellenden Strophen 8,2–5 und 20,2–5 zu diesem
Phänomen neigen.
Die Konsonantenmetathese muß zusätzlich erwähnt werden, weil sie
einige bemerkenswerte Belege besitzt: In der ersten ER die oben öfters
erwähnte und zweimal symmetrisch benutzte Wendung h)l !yel) " in
der ersten Strophe (4,2a.5a) und die zweifache Metathese von verf+-yilB : m
i
und UdfrPf t : yi )yibl f als Pointe der zweiten Strophe (4,11a.b); in den BR in
8,16b (OT:qna oy OtfNGa ) und 18,9a.b (z"x)oy und qyézx A ya ); in den ZR in 20,13a.14a
(lomx: ya und Om:xl a ). Nur die Belege aus der ersten ER sind mit dem Stro-
phenbau verkoppelt.

270 Siehe dazu E. König (1900), 291f., und zu den Belegen in Hi bei R. Gordis (1978), 512.
271 Konjiziert, siehe oben, S. 82f.
272 Siehe Textkritik oben, S. 40f.
273 Vgl. auch OlAlge K: in 20,7a und daDyu w: in 20,8b.
274 Vgl. zur Alliteration oben, S. 133.
Aufbau 139

Faßt man das Ergebnis der Untersuchung der Klangwelt der


Freundesreden zusammen, so kann man hervorheben, daß viele Figu-
ren sich überschneiden und Mischformen bilden. So werden vor allem in
den ER Wendungen wie {yixpa und {o)t : Pi daxPa am Ende von 22,10a.b oder
!yerfdn: und !yekr f :D-la( am Anfang von 22,27b.28b durch verschiedene
Klangfiguren bestimmt. Außerdem gleicht der Hiobdichter über die
Metathese hinaus manchmal Konsonanten in zwei ähnlichen Wörtern
an einer markanten Position aneinander an oder er wiederholt den
Klang eines Wortes in zwei nachfolgenden Wörtern. Davon zeugen z.B.
)fn-)frq: und hf)n: iq in 5,1a.2b und tåwM
f m
i und berx f y"dyim am Ende von 5,20a.b.
Mehrere der oben beschriebenen Phänomene häufen sich z.B. in 5,25b,
in dem das Wort !ye)c f )
E c
e am Anfang und das metathetische und asso-
nierende jer) f h
f am Ende stehen.
Insgesamt kann man behaupten, daß die Klangfiguren in den
Freundesreden deutlich inhaltliche Einheiten zusammenbinden und so-
mit die Strophengliederung mitbestimmen und daß sie sich von den
kleinsten Details bis zu ganze Reden umfassenden Phänomenen er-
strecken können. Für den heutigen Leser wirkt die Breite der poeti-
schen und stilistischen Mittel, die der Hiobdichter zur Gestaltung der
Reden eingesetzt hat, geradezu geheimnisvoll. Es überrascht nicht nur
die Zahl der Synonyme oder Antonyme im Rahmen des Parallelismus
membrorum, sondern auch deren Auswahl unter dem Gesichtspunkt
zahlreicher oft kumulierender stilistischer Figuren oder der Strophen-
bildung. Die Phänomene erscheinen in allen Freundesreden grundsätz-
lich ähnlich, unterscheiden sich aber sowohl im Blick auf die Details
und den Umfang und die Zahl der eingesetzten Stilmittel und die cha-
rakteristische Auswahl der Alliterationen und Assonanzen voneinan-
der.

4. Aufbau
Aufbau
Im Anschluß an die vorausgegangenen Erörterungen über den Stil
kann nun die Analyse des Aufbaus der Reden vollzogen werden, um
weiterhin genauer auf den Inhalt und die Theologie der Freundesreden
einzugehen. Wir haben anhand zahlreicher stilistischer Figuren festge-
stellt, daß alle Reden einer gezielten Strophengliederung unterworfen
sind. Dabei sind viele Paare von Bikola ausgezeichnet worden, die
zugleich Unterstrophen und seltener Strophen bilden.275 Diese rhetori-

275 Als Voraussetzung für folgende Behandlung seien zum Beispiel mehrere solche
Einheiten aus den ER aufgezählt: 4,3f.; 4,5f.; 4,10f.; 5,6f.; 5,19–21; 5,23–26; 15,2f.;
140 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

schen Einheiten haben jeweils ein gewisses theologisches oder anthro-


pologisches Phänomen zum Gegenstand. Daher seien im Folgenden
zunächst ihre formalen Unterschiede dargestellt und systematisiert.276

4.1. Mahnung und Lehre

Die erste und einfachste Möglichkeit, die Aussagen der Freunde zu


unterscheiden, ergibt sich aus ihrem Charakter als direkte, unmittelbar
an Hiob gerichtete Rede oder als indirekte Rede über allgemeinen Er-
scheinungen.277 In den ER wird die erste von der 2. Person masc. sing.
geprägt278, die zweite von der 3. Person279. Es lassen sich nur sporadi-
sche Ausnahmen von der 1. Person sing. oder plur. in 4,8aα; 5,8; 15,10;
15,17b und teilweise in 5,27 zu entdecken. Betrachtet man ihren Inhalt
genauer, so laufen alle außer 5,8 durch die ausdrückliche Betonung
eigener, als beweiskräftig angesehener Erfahrung hinaus.280 Das Biko-
lon 5,8 ist inhaltlich mit den Aufforderungen verwandt, als erstes von
ihnen unterscheidet es sich aber durch die vorsichtige und seelsorglich
adäquate Annäherung an die diskrete Lage Hiobs. Daher ist das Biko-
lon in der 1. Person sing. verfaßt. Beim Vergleich der sich auf die 2. und
3. Person etwa gleichmäßig verteilenden Hauptmasse der Aussagen
fällt auf, daß die ersten die Lage Hiobs direkt angehen, mithin als mah-
nend bezeichnet werden dürfen, und die zweiten sich eher mit der
theoretischen Seite des Problems beschäftigen. Die Ausnahmen in der
1. Person bestätigen die Regel schlechthin: Die besprochene Aufforde-
rung 5,8 ist nichts anderes als eine Mahnung; der Gedanke in 4,8 wird
als persönlicher Bericht formuliert, behandelt aber im Kontext der Biko-
la 4,7–9 das Problem theoretisch; das Schlußbikolon 5,27 erweist sich
als der die Aufforderungen und Verheißungen in 5,8.18–21.23–26 sub-
sumierende Aufmerksamkeitsruf281; 15,17 bildet eigentlich die Wieder-

15,5f.; 15,7f.; 15,9f.17; 15,20–24*; 15,25–29*; 15,30b.32f.; 22,2f.; 22,6–9; 22,10f.; 22,13f.;
22,15f.; 22,19f.; 22,21f.; 22,23.26; 22,27f. und 22,29f.
276 U.E. verbergen sich in der Struktur der Freundesreden so viele Regelmäßigkeiten,
daß sie im Unterschied zu M. Köhlmoos (1999), 112ff., die die Anrede für die einzige
strukturelle Regelmäßigkeit des Hiobdialogs hält, ausdrücklich behandelt werden
müssen. Vgl. auch die Aufbauanalysen und -tabellen bei J.E. Hartley (1988), 38f.37ff.
277 Es empfiehlt sich, sich die Tabellen unten, S. 153ff., stets vor Augen zu halten.
278 4,2–7aα; 5,1; 5,19–21.23–26; 5,27aα.bβ; 15,4–9; 15,17a; 22,3–7; 22,9–11.13–15a; 22,21–
23.26–28.
279 4,7aβ.b; 4,8aβ–11; 5,2.6f.; 5,18; 15,2f.; 15,20–24bα.25–28bα.29.30b.32–35; 22,2; 22,8;
22,15b–16.19f.; 22,29f.
280 Zur Legitimation der ER siehe unten, S. 225–232.
281 Zur Form des Aufmerksamkeitsrufs siehe allgemein D. Römheld (1989a; 1989b).
Aufbau 141

holung des vorher Gesagten und 15,10 begründet die Anschuldigung


in 15,9; alle aufgelisteten Belege lassen sich unter Mahnung einordnen.
Aber auch an den Aussagen in der 2. oder 3. Person sind Abweichun-
gen möglich. Während die Eröffnung der ersten ER 4,2–6 in der 2. Per-
son die Mahnung einleitet, sind die Anfangsverse der zweiten und
dritten ER 15,2f. und 22,2 in der 3. Person verfaßt. Ihr Kontext in Ges-
talt von 15,4–6 bzw. 22,3–5 und ihr Ton unterscheiden sich aber von der
Mahnung in der ersten ER kaum. Sie sind inhaltlich Vorwürfe an Hiob
und damit Bestandteile der umfangreicheren Mahnungen. In der ersten
ER fallen die Einleitungen der zwei Strophen 4,7aα und 5,1 auf, weil sie
im Gegensatz zur lehrenden Form (3. Person in 4,7aβ–11; 5,2.6f.) Hiob
direkt ansprechen. Der Aufruf )fn-rfkz: in 4,7aα ist aber im Sinne der Ge-
genüberstellung zur eigenen Erfahrung (yityi)r f re$)A Ka in 4,8aα) zu bewer-
ten: Elifas will unter der Voraussetzung, daß die Regel langfristig
standhält, seine eigentliche Lehre in 4,7aβ.b.8aβ.b.9 legitimieren.282 Der
formell mahnende Aufruf in 5,1 schließt gut an den lehrenden Kontext
an, indem er Hiob vor unnützer Klage warnt und zum Nachsinnen
über den eigentlichen Ursprung des Unheils auffordert (vgl. 5,2.6f.).283
In der zweiten Strophe der dritten ER bildet 22,8 einen Schaltgedanken
innerhalb der Mahnung, der inhaltlich als Radikalisierung der in 22,6f.9
aufgezählten Sünden zur Geltung kommt und dessen 3. Person ver-
mutlich durch seinen Zitatcharakter zu erklären ist.284 Ähnlich wie
4,7aα dürfte der Anfang der vierten Strophe in der dritten ER 22,15a als
Übergang von Mahnung zur Lehre gedacht sein, da er von den Bikola
22,15b–16.19f. nicht isoliert werden kann und sowohl als Anschuldi-
gung wie auch als Einleitung zur Lehre über die Folgen des ungerech-
ten Wandels fungiert.
Faßt man diese Beobachtungen zusammen, so zeichnen sich die ER
durch relativ geschlossene Redeteile aus: In der ersten ER ist die Lehre
in der Mitte (4,7–11; 5,1f.6f.) von der Mahnung umgeben (4,2–6; 5,8.18–
21.22–27). Die zweite ER wird durch eine schlichte Aufteilung in Mah-
nung (15,2–10.17) und Lehre (15,20–30*.32–35*) charakterisiert. Die
dritte, auffallend durch Mahnungen geprägte ER (22,2–11.13f.; 22,21–
23.26–28) ist durch eine schmale Lehre in der Mitte (22,15f.19f.) in zwei
unterteilt. An ihrem Ende wird sie jedoch lehrhaft akzentuiert (22,29f.).
Mithin bilden Mahnung und Lehre die Grundbausteine der ER. Sie

282 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. Es sei betont, daß der als Anakrusis ver-
faßte Aufruf stilistisch einen schönen Übergang von Mahnung zur Lehre bildet.
283 Darüber hinaus drängt sich die Parallele zum Brüllen der mächtigen, aber doch
verwundbaren Löwen in der unmittelbar vorausgehenden Unterstrophe 4,10f. auf,
ob gewollt oder nicht.
284 Siehe auch unten, S. 195.
142 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

treten in allen drei Reden auf und gehen generell von der Grundstruk-
tur „Mahnung > Lehre“ aus. Betrachtet man die Anteile beider (Mah-
nung: 15+10+18 Verse = 59%; Lehre: 9+15+6 Verse = 41%), muß der
Mahnung bei Elifas deutlich der Vorrang zugeschrieben werden. Allein
aus dieser Tatsache gewinnt man die beste Begründung dafür, Elifas
als Seelsorger zu deuten.285
Die BR und ZR machen in sehr ähnlicher Weise von der Rede in der
1. Person Gebrauch. Zu ihren beiden ersten Reden gehört jeweils ein
Zitat in direkter Rede. Dabei handelt es sich in den BR in 8,18bβ um ein
rein stilistisches Verfahren, weil !yityi)r
: )ol im Rahmen einer Pflanzen-
metapher als Teil der Lehre zur Veranschaulichung der Vergänglich-
keit der Gottlosen eingesetzt wird. Die ZR verallgemeinern nach ihrer
Art die Worte Hiobs und bringen sie in einem rhetorisch gemeinten
Zitat in 11,4aβ.b zur Sprache. Dabei nimmt sich das Bikolon wie eine
Anschuldigung aus, die Hiob der Lüge bezichtigt. Daher kann man
11,4 generell als Teil der Mahnung betrachten. Bei beiden Rednern
fängt die zweite Rede mit der Rede in der 1. Person an. Dabei fragt
Bildad Hiob in 18,2b.3 vorwurfsvoll, warum Hiob die Freunde verach-
tet. Zofar dagegen sucht in 20,2f. nicht minder vorwurfsvoll, seine Auf-
regung mit der schmählichen Rede Hiobs zu begründen. Beide Redeer-
öffnungen können daher wiederum als Teile der Mahnung betrachtet
werden. Der einzige Unterschied zwischen den Rednern besteht darin,
daß Bildad im Gegensatz zu Zofar die 1. Person plur. verwendet. Je-
denfalls treten Bildad und Zofar mit der seelsorgerlichen, die eigene
Erfahrung betonenden Rede von Elifas in keiner Weise in Konkurrenz.
Am meisten fällt in den BR und ZR auf, daß die Verben oder Suffi-
xe der 2. masc. sing. deutlich seltener als in den ER eingesetzt werden286
und die Rede in der 3. Person ihren Stil beherrscht287. Unterwirft man
die Belege unter der Voraussetzung, daß die Rede in der 3. Person
hauptsächlich theoretischer und lehrender Natur ist, einer Kontrolle, so
zeichnen sich vorerst umfangreiche Blöcke ab, die tatsächlich inhaltlich
als Lehre bezeichnet werden dürfen: in den BR 8,11–20*; 18,5–21 und in
den ZR 11,10–12; 20,5–29*. Dagegen handelt es sich bei 8,4–7*288;

285 Vgl. ähnliche Beobachtungen bei A. Scherer (2008), 151.


286 In den BR: 8,2.4a.5; 8,6–8.10a; 8,21.22a; 18,2.4b; in den ZR: 11,3.4aα.5; 11,7; 11,13–16;
11,18.19b; 20,4.
287 In den BR: 8,3.4b; 8,10b; 8,11–13; 8,14.16–18; 8,19f.22b; 18,5f.; 18,7–11; 18,12–16; 18,17–
21; in den ZR: 11,2; 11,10–12; 11,17.20a.b; 20,5; 20,6–9; 20,12–15; 20,18–21; 20,22–25*;
20,26–29.
288 Mit einer Ausnahme in 8,4b, die in der 3. Person Gott mit in den Kontext zieht, aber
nicht ausgesondert werden kann.
Aufbau 143

18,2f.289; 11,3–5290; 11,13–16 und 20,2f. um Mahnungen. Die verbleiben-


den Bikola lassen sich wie folgt beurteilen. Am Anfang der ersten BR
8,2 wird Hiob ermahnend angeredet; die in der 3. Person gehaltene
anschließende rhetorische Frage klingt lehrhaft. In der Unterstrophe
8,8.10 wird Hiob mittels einer Rede in der 2. Person auf die Weisheit
der Väter hingewiesen. Strukturell handelt es sich dabei eindeutig um
die Einleitung der folgenden Lehre; daher lassen sich auch diese Bikola
generell der Lehre zurechnen. In der letzten Unterstrophe in 8,21f.
werden die Verben in der 3. Person und die Suffixe in 2. Person ver-
wendet; inhaltlich handelt es sich bei diesen Bikola um eine an Hiob
gerichtete Verheißung. Obwohl V. 22b zugleich als Summary der Lehre
dient, kann man dennoch 8,21f. unter der Rubrik der Mahnung katalo-
gisieren. Aus der zweiten BR ist nur noch das Bikolon 18,4b zu betrach-
ten, in dem ähnlich wie in 8,8.10 die folgende Lehre in der 2. Person
eingeleitet wird. Zofar wendet sich in seiner ersten Rede in 11,2 aus-
nahmsweise mit einer Frage in der 3. Person an Hiob, ohne deshalb
ihren Charakter als Anrede und als Teil der Mahnung zu verlieren. In
11,7 gilt die in der 2. Person gestellte Frage natürlich Hiob, der ungleich
kleiner als Gott ist. Sie begründet auf diese Weise von vornherein die
Aussagen über Gottes uneingeschränkten Spielraum zu handeln in
11,10–12 und ist somit als Teil der Lehre anzusehen. Das Ende der er-
sten ZR 11,17–20* ist in zwei Teile zu zerlegen. V. 17 gehört trotz seiner
Rede in der 3. Person zur anschließenden Verheißung in V. 18 und gilt
daher als Mahnung. In V. 19b.20 werden die 2. und 3. Person, die Ver-
heißung und das Summary appraisal gemischt, wobei die einzige verhei-
ßende Zeile V. 19b zugleich eine Antithese zum zweiten Kolon in
V. 20a darstellt. So wie das Bikolon V. 20bα.β deutlich einen Teil der
Lehre bildet, sind V. 19b.20 insgesamt als Lehre zu beurteilen. In der
zweiten ZR bildet das verbliebene Bikolon 20,4 mit dem folgenden
Bikolon 5 eine rhetorische Frage (nur deswegen in der 2. Person), die
lehrend eine These aufstellt.
Zusammenfassend läßt sich sowohl in den BR wie in den ZR be-
obachten, daß die jeweils zweiten Reden eine sehr einfache Gliederung
besitzen, denn sie bestehen fast nur aus einer Lehre (18,4–21*; 20,4–29*),
die mit einer kurzen Mahnung (Anrede + Anschuldigung) eingeleitet
wird (18,2f.; 20,2f.). Dagegen erweisen sich die jeweils ersten Reden als
komplexer, weil in ihnen die Mahnungen und Lehren im Wechsel auf-
einander folgen: In der ersten BR V. 2 Mahnung, V. 3 Lehre, V. 4f.

289 Zusammen mit 18,3, der in der 1. Person verfaßt worden ist, wie oben bereits ge-
zeigt.
290 Einschließlich 11,4; siehe vorige Anmerkung.
144 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Mahnung, V. 8–20* Lehre, V. 21f. Mahnung; in der ersten ZR V. 2–5


Mahnung, V. 7.10–12 Lehre, V. 13–18 Mahnung, V. 19b.20 Lehre. Die-
sen Wechsel haben wir bereits in der ersten und dritten ER beobachtet,
während die zweite ER einen einfacheren Aufbau besitzt. Alle Reden
entsprechen einander darin, daß sie mit einer mahnenden Anrede er-
öffnet werden. Unterschiedlich ist dagegen der lehrhafte und mahnen-
de Anteil. Wie bei den ER bereits hervorgehoben, wird Elifas mit seiner
zu 59% aus Mahnworten bestehenden Redeweise als Seelsorger ge-
kennzeichnet. In den BR nehmen die Mahnreden dagegen nur 23% (7+2
Bikola) und in den ZR immerhin 30% (10+2 Bikola) ein, so daß die lehr-
haften Bikola bei ihnen überwiegen. So stehen sie als Lehrer neben
Elifas als Seelsorger.

4.2. Zur Mahnung

Die mahnenden Teile der Reden sind überaus unterschiedlich gestaltet.


In den ER nimmt die rhetorische Frage in 4,6 eine zentrale Position ein.
Sie weist auf die Gottesfurcht Hiobs hin und leitet daraus den seelsorg-
lichen Gedanken der für ihn bestehenden Hoffnung ab. Da der Dichter
Elifas in den Anfangsstrophen der späteren Reden programmatisch zur
hf)r
: yi zurückkehren läßt (15,4; 22,4) und die mit ihr zusammenhängende
Möglichkeit der Rettung in allen mahnenden Teilen der Reden konse-
quent aufnimmt,291 darf 4,6 als Leitgedanke seiner Ratschläge bezeichnet
werden. Vor diesem Hintergrund wirken die Aussagen in 4,2–5, die
sich einerseits aus dem Gegensatz zwischen Hiobs einstiger Souveräni-
tät als Tröster (V. 3f.) und seiner aktuellen mißlichen Lage (V. 5) und
andererseits aus dem inneren Drang des Elifas, Hiob gut zuzureden
(V. 2), speisen, als Vorbereitungen zu jener Leitthese bzw. als Begrün-
dungen ihrer Notwendigkeit. Den nächsten logischen Schritt nach der
Aufstellung der Generalthese in V. 6 stellt die Aufforderung zum Zu-
hören dar, die oben bereits als Aufmerksamkeitsruf behandelt worden ist
(5,27; 15,17). Da Elifas aus den Reden Hiobs kein Anzeichen von Reue
heraushören kann, folgt am Anfang der zweiten und dritten Rede kon-
sequenterweise die Warnung vor unnützen Worten (15,2f.; vgl. das ge-
wichtige Verb }ks), vor der Mißachtung der Gottesfurcht (15,4; vgl.
erneut hf):ryi ) und (für Elifas charakteristisch pragmatisch) vor der Ver-
antwortungslosigkeit (22,2f.; vgl. noch einmal }ks). Dabei verdient die
Beobachtung hervorgehoben zu werden, daß die Warnungen sämtlich
als rhetorische Fragen eingeführt und in der Regel vorsichtig in der 3.

291 Siehe dazu gründlich unten, S. 210ff.215ff.


Aufbau 145

Person gehalten sind (15,2f.; 22,2), und weiterhin, daß sie an die Ver-
nunft Hiobs appellieren. Von ihnen heben sich zahlreiche Anschuldi-
gungen (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.; 22,6–9; 22,13f.) schon durch die 2. Person
und ihren härteren Ton ab. Sie sind jedoch regelmäßig durch Warnun-
gen vorbereitet, wobei ihre Zahl in der dritten Rede in charakteristi-
scher Weise im Vergleich zur zweiten zunimmt. Auch sie können als
rhetorische Fragen formuliert werden (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.). Im ent-
scheidenden Augenblick läßt Elifas jedoch jegliche Behutsamkeit fallen,
um Hiob offen zu beschuldigen (22,6–9.13f.). Dabei läßt der Dichter
Elifas so vorgehen, daß er Hiob zuerst nach dem Ursprung der Weis-
heit fragt, als ob Hiob so viel wisse wie Gott (15,7f.). Anschließend stellt
er Hiobs Wissen im Vergleich zu den alten Weisen in Frage (15,9f.). In
der dritten Rede stellt Elifas schließlich fest, daß Hiob die Gottesfurcht
mißachtet habe (22,4f.; erneut hf)r : yi ), um dann seiner Anschuldigung die
Form einer Liste seiner Vergehen zu geben. Dabei wird zwischen Sün-
den gegen Menschen (22,6–9) und solchen gegen Gott (22,13f.) unter-
schieden und zugleich spiegelbildlich auf die zweite Rede zurückge-
griffen.292 Den Übergang von der Warnung zur Anschuldigung bildet
die Beschwörung in 15,5f., durch die Elifas auf die Gefahr der selbstzer-
störenden Wirkung unbedachten Redens hinweist. Doch im 22,10f.
weicht Elifas von seinen Warnungen ab, indem er zur Diagnose über-
geht und die schreckliche Lage Hiobs als Folge seiner Sünden beurteilt.
Diese Apodosis (22,10f.) zur Protasis in Gestalt von Anschuldigungen
(22,6–9.13f.) bezeichnen wir gesondert als Folgerung (22,10f.; vgl. die
betonte }"K-la().293
Inhaltlich und positionell diametral gegenüber der unerbittlichen
Stimmung der ersten Hälfte der Reden wird in der zweiten Hälfte der
ersten und dritten ER ein Ausweg aus dem Schrecken angeboten. Die
Lösung in Gestalt einer Hinwendung zu Gott bieten die Aufforderungen
an (5,8.18294; 22,21a.22; 22,23; 22,27aα), denen jeweils als ihre unab-
trennbare Folge die Verheißungen angeschlossen werden (5,19–21.23–26;
22,21b; 22,26; 22,27aβ–28). Sie alle bestehen in poetologisch auffallen-
den, detailreichen und stilgerechten Aufzählungen295, die durch das

292 Wie oben bereits vermerkt, wird der Katalog von einem Schaltvers 22,8 in zwei
zerlegt, dem zwei Verse vorausgehen (22,6f.) und zwei Aussagen folgen (22,9.13f.).
293 Zu dieser Fügung siehe oben, S. 103.
294 Es sei vergegenwärtigt, daß 5,8 und 5,18 nach unserer Meinung sekundär durch die
Ergänzung 5,9–17 getrennt worden sind; siehe oben, S. 28–32. In 5,18 handelt es sich
dabei um die Begründung der Aufforderung in 5,8 (merke yiK).
295 Als extremes Beispiel darf die Zahl der Verben – acht – in Bezug auf die zur Aner-
kennung durch Gottes erforderten Handlungen bzw. Einstellungen in 22,21–23.26f.
146 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

stilvolle Bikolon 5,8 mit seiner betonten Gegenüberstellung von yin) A {flU)
eingeleitet werden.296 Bemerkenswert ist die organische Verflechtung
der Aufforderungen und Verheißungen in der dritten ER. Der deutli-
che Vorrang der Verheißungen (vier ganze Bikola + einzelne Kola in
zwei weiteren Bikola) gegenüber den Aufforderungen (neun ganze
Bikola + einzelne Kola in zwei weiteren Bikola) weist auf die im Endef-
fekt positive Grundstimmung der ER hin. Darüber hinaus demonstrie-
ren sie bereits in der Verheißung der ersten ER die Vorliebe für die
Zweiteilung des Stoffes, indem der Abschnitt 5,19–21 das Unheil be-
schreibt, dem Hiob entkommen wird, und die Bikola 5,23–26 das
Glück, das er gewinnen wird. Dabei gliedert sich der letzte Absatz in
Hiob und seiner Umwelt betreffende Schilderungen des Glücks und die
entsprechenden, die ihn selbst betreffen.
Die dünne Schicht der Mahnworte in den BR und ZR enthält keinen
Leitgedanken, wie es in der ersten ER der Fall war. Ebenso wenig war-
nen die jüngeren Freunde nicht und fordern ihn nicht zur Aufmerk-
samkeit auf. Im Vergleich zu den ER bezichtigen sie Hiob von Anfang
an mehr oder weniger unmittelbar. Daher machen sie entsprechend
von Anschuldigungen Gebrauch. Bemerkenswert ist deren Position je-
weils am Anfang der zweiten Rede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.). Weil diese
zugleich als Anreden fungieren, bleibt in ihnen kein Raum für vorher-
gehende Warnungen, wie es in den ER der Fall ist. Der Dichter läßt
Bildad in seinen beiden einleitenden Fragen (18,2a+3) seinem Beleidigt-
sein Ausdruck verleihen. Zofar läßt er seine zweite Rede damit be-
gründen (}"klf ), daß Hiob sie in einer vorausgehender Rede verspottet
habe. So nutzt er bereits die Anrede dazu aus, Hiob wegen falscher
Lehre anzuklagen. Zofar ähnelt Elifas darin, daß er sich in 11,5 einer
mit einer Anschuldigung verwandten Beschwörung bedient. Er ruft da-
rin Gott zu Hilfe (aHOlE) }"Tyi -yim), um Hiobs unrechte Rede (11,4) zu been-
den.
Nicht anders als Elifas bieten auch Bildad und Zofar Hiob einen
Ausweg aus seinen gegenwärtigen Leiden an. Auch sie fordern ihn auf,
sich Gott zuzuwenden (BR 8,4–6aα; ZR 11,13f.), und unterstützen diese
Aufforderungen durch entsprechende Verheißungen eines künftigen
glücklichen Lebens (BR 8,6b.7; 8,21.22a; ZR 11,15–19b297). Es fällt auf,
daß beide Aufbauelemente nur in der jeweils ersten Rede eingesetzt
werden – in den zweiten Reden läßt der Dichter Bildad und Zofar eher

herangezogen werden. Zu ihnen siehe unten, S. 216f.219ff., und zur Stilistik siehe
oben, S. 93–95.97f.103f.130f.136f.
296 In 22,21f. sekundiert die zweifach durch das Enklitikon )fn verstärkte Aufforderung.
297 V. 19b haben wir wegen der Integriertheit zum Summary generell zur Lehre gerech-
net.
Aufbau 147

die Taktik des Überredens durch lehrende Beispiele einschlagen. Er


läßt Bildad seine Aufforderung und erste Verheißung stilistisch beson-
ders reich ausgestalten: Sie werden durch Bedingungssätze und dreifa-
che {i) (8,4a.5a.6aα) charakterisiert,298 in denen der Fall der Verfehlun-
gen der Söhne Hiobs in 8,4 über die Brücke in V. 5aα als Vorbereitung
zur tatsächlichen Aufforderung in V. 5aβ.b.6aα dient. Der Charakter
der Verheißung wird durch den Tempusmarker hyhw betont. Die Auf-
forderung in der ersten ZR hebt sich ähnlich wie in den BR durch zwei-
faches {i) hervor (11,13f.), während die Verheißung durch ihre fünf
Bikola umfassende Länge und zweifaches yiK (11,15f.) deutlich von ihrer
Umgebung abgesetzt wird. Zweimal und mit zweifacher Intention tritt
in der zweiten Hälfte der Verheißung, die mit einem Summary appraisal
gekoppelt ist, auch das Schlüsselwort hæw:qT i auf, in V. 18 in positivem
und in V. 20b in negativem Kontext. Erinnert man sich daran, daß Eli-
fas ebenso das Wort an hervorgehobener Stelle positiv benutzt hat (4,6)
und daß Bildad das Wort in 8,13 nur negativ verwendet, läßt sich be-
haupten, daß die ZR einen Mittelweg zwischen den seelsorgerlichen ER
und den krasse Bilder bevorzugenden BR darstellt.299 Sowohl in den BR
wie in den ZR klingen die Aufforderungen wegen ihrer Kürze und
ihres Vokabulars um einen Grad formelhafter als in den ER, dagegen
stellen die Verheißungen der ZR dank ihrer Ausführlichkeit eine echte
Alternative zu denen der ER dar.300

4.3. Zur Lehre

Wie oben bereits festgestellt, ist die Lehre durch ihre theoretische An-
näherungsweise und daher formal durch die unpersönliche 3. Person
gekennzeichnet. Das erste, durch die rhetorische Frage unterstrichene
Bikolon der Lehre des Elifas (4,7) erweckt wegen seines Inhalts, seiner
Position, seines Stils und des Anschlusses an den Leitgedanken in 4,6
(der das ausnahmslos gute Ergehen des Unschuldigen beteuert) beson-
dere Aufmerksamkeit und qualifiziert sich daher als Leitgedanke.301 Alle
anderen Aussagen des Elifas kommentieren, ergänzen oder illustrieren
ihn mehr oder weniger. Man darf nicht übersehen, daß die Argumenta-
tionsweise in biblischen Zeiten eine andere als die unsere gewesen ist.
Daher fällt es dem heutigen Leser der ER immer wieder auf, daß die

298 Siehe oben, S. 105.


299 Siehe auch unten, S. 159–162.171ff.
300 Siehe auch unten, S. 215–218.225f.
301 Von H. Richter (1959), 62, auch so genannt.
148 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Gewichtigkeit eines Arguments statt durch ihre Begründung durch


eine möglichst umfangreiche Reihe einfacher Thesen und Bilder unter-
strichen wird.302 Daher liegt ein Argument im strengen Sinne nur in 4,8f.
vor, weil dort die den Leitgedanken 4,7 ergänzenden Thesen über den
Untergang der Ungerechten (4,8) und über Gott als dessen Garanten
(4,9) durch die Erfahrung des alten Elifas (vgl. 15,9f. 17) begründet
werden (vgl. yityi)r f re$)
A Ka in 4,8). Daher sollen die Thesen wegen der in
ihnen fehlenden begründenden Kraft von den Bikola 4,8f. gesondert
untersucht und auch lediglich als solche bezeichnet werden. Die erste
von ihnen liegt in 5,1 vor. Sie hebt sich dadurch hervor, daß sie sich
sowohl an den mahnenden als auch an den lehrenden Leitgedanken
(4,6+7) anschließt, indem Elifas hier behauptet, daß es sinnlos sei, sich
zu beklagen, wenn man, wie in 4,6 unterstellt, gottesfürchtig sei. Denn
es stehe fest, daß die Toren durch ihr unmutiges Eifern sich selbst den
Untergang bereiten (5,2) und mithin allein an ihrem Unglück schuldig
sind (5,6f.). Entsprechend müssten sie Freveltaten begangen haben
(15,25f.; 15,27f.*), und ihr Verschwinden sei unvermeidbar (15,29). Da-
her müssten alle Menschen zu jeder Zeit auf ihre Schritte achten (22,15),
wenn sie nicht zur Unzeit sterben wollen (22,16). Andererseits aber
könnten sich die Gerechten über den Untergang der Gottlosen nur
freuen (22,19f.). Analog zu der These in 5,1 bezichtigt die erste in der
dritten ER (22,15) Hiob, sein Unglück selbst verschuldet zu haben. Ver-
wandt mit den Thesen, aber wegen ihrer Position am Ende der jeweili-
gen Rede doch von ihnen zu unterscheiden sind die Summary appraisals
(15,34f.; 22,29f.). Diese fassen in schlichter Gegenüberstellung die Lehre
über den Untergang der Heuchler und die Rettung der Frommen zu-
sammen.
Die Sprache der ER ist bildhaft, entsprechend sind auch viele The-
sen metaphorisch formuliert.303 Die umfangreichen Bilder, die den gan-
zen Schrecken des Untergangs der Gottlosen entfalten, kann man als
Illustrationen bezeichnen. So illustrieren die Löwenmetapher in 4,10f.
und die Vegetationsmetaphorik in 15,30b.32f. die Unvermeidlichkeit

302 Wir schließen hiermit an die von C. Westermann (1984), 97-103 u.a., vertretene
Ansicht vollkommen an, daß die Vergleiche im Alten Testament insgesamt nach ih-
rem Kontext gefragt werden sollen. Es ist erst der Zusammenhang, der den Bildern
Sinn gibt und sie nicht einfach illustrativ dastehen läßt.
303 Es ist für unsere Untersuchung besser, die mit Präposition K: eingeleiteten Vergleiche
(die in den Freundesreden sehr selten sind) und die Metaphern, bei den der Schluß
vom Leser zu ziehen ist, terminologisch zu differenzieren (ähnlich auch K. Seybold
[2003], 194f.), obwohl theoretisch C. Westermann (1984), 9f. u.a., der die Metapher
als die kleinste Einheit des Vergleichs versteht, Recht gegeben werden kann.
Aufbau 149

des Untergangs und die Liste der Nöte in 15,20–24* das Ausmaß des
dadurch ausgelösten Entsetzens.304
Abschließend kehren wir noch einmal zum Argument der ersten
ER in 4,8f. zurück, weil es in Gestalt der Legitimation der Lehre ein
wichtiges Moment enthält. Die ER fallen dadurch auf, daß sie die selb-
ständige Erfahrung ihres Helden (vgl. yityi)r f re$)
A Ka in 4,8) der Hiobs
gegenüberstellen. Die zweite ER vertieft sie nur, indem sie Elifas’ Alter
unterstreicht (15,9f.).
Die Lehre, die in den BR und ZR einen größeren Anteil als in den
ER einnimmt, besitzt jeweils einen Leitgedanken. Während er in den BR
wie in den ER unmittelbar am Anfang steht (8,3),305 wird er in den ZR
Hiob ausnahmsweise erst in der zweiten Rede mitgeteilt (20,5). Bildad
führt ihn in Gestalt einer rhetorischen Frage ein, Zofar benutzt das
vorhergehende, seine Lehre legitimierende und als rhetorische Frage
formulierte Bikolon 20,4 dazu, um den ihr formell untergeordneten
Leitgedanken ebenfalls in der Form einer rhetorischen Frage vorzustel-
len.306 Hatte Elifas in seinen Leitgedanken die Hoffnung Hiobs und das
gute Ergehen der Unschuldigen in den Vordergrund gerückt, betont
Bildad in einer ihn kennzeichnenden Weise die absolute Gerechtigkeit
Gottes, Zofar aber die Kehrseite des Leitgedankens des Elifas, indem er
die Vergänglichkeit der Freude der Gottlosen beteuert.
Den Leitgedanken unterstützen zahlreiche Behauptungen, so daß
auch Bildad und Zofar ihre Lehre auf eine ihnen eigene Weise auf-
bauen. Da aber die Sprache der BR und ZR wesentlich illustrativer,
metaphorischer und bildhafter als die der ER ist, bestehen ihre Behaup-
tungen nicht in bloßen theoretischen Aussagen, sondern in Metaphern.
Als Beweis kann einer der Höhepunkte der BR angeführt werden: In
8,11f. wird die so zentrale Weisheit der Väter mittels zweier metaphori-
scher Bilder aus der Pflanzenwelt vorgestellt, die erst durch eine Con-
clusio (vgl. }"K) in 8,13 gedeutet werden. Erst von 8,13 her kann der
Leser verstehen, daß die absolute Gerechtigkeit Gottes (laut des Leitge-
dankens in 8,3) für die Gottvergessenden den unvermeidlichen Unter-
gang bedeutet. Mithin kann 8,13 als erste These der BR bezeichnet wer-
den, die aber mit den Metaphern in 8,11f. so eng verbunden ist, daß sie
sich von ihnen nicht abtrennen läßt. Auch die zweite These in 8,19f.
wird erst als eine Conclusio in der Art einer Zusammenfassung der Me-

304 Siehe gründlich unten, S. 171f.177–182.183f.


305 Auch K. Budde (1896), 36; A. Weiser (1980), 66; G. Fohrer (1963a), 188; N.C. Habel
(1985), 170, und H. Richter (1959), 68, halten dieses Bikolon für den Leitgedanken
der BR.
306 Vgl. K. Budde (1896), 110; B. Duhm (1897), 105; A. Weiser (1980), 158; H. Richter
(1959), 93; G. Fohrer (1963a), 326, und N.C. Habel (1985), 313.
150 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

taphern in 8,14.16–18 vorgestellt (vgl. zweimal }"h). Sie beteuert, daß die
Freude der Gottlosen kurz ist und Gott den Frommen nicht verwirft. In
der zweiten BR läßt 18,4 sich trotz seines metaphorischen Charakters
und wegen seiner Position in der ersten Strophe und seiner die rhetori-
sche Ah-Frage des Leitgedankens aus der ersten BR nachahmenden Form
als These qualifizieren. Sie besagt, daß die den Inhalt der Lehre bilden-
de Gerechtigkeit Gottes wegen Hiobs nicht geändert wird. Die weiteren
Bikola der Lehre Bildads fügen nichts Neues hinzu und können nicht
als Thesen augefaßt werden. Das gilt auch im Blick auf solche Aussa-
gen wie z.B. die von Metaphern umgebene in 18,7b, daß der Gottlose
selbst an seinem Stolpern Schuld habe, oder die in 18,17, welche die
Reihe in 18,17–20 eröffnet, in der die absolute Vergessenheit des Lebens
des Gottlosen geschildert wird. Die erste ZR verfügt über zwei klare
Thesen in 11,7 und 11,11. Beide sind als rhetorische Fragen formuliert307
und führen Hiob die nach Zofars Meinung leicht begreifbare Weisheit
vor Augen, daß Gott ungleich mächtiger ist als der Mensch und daß es
für die Sünder daher kein Entrinnen gibt. Die zweite ZR wird von dem
Leitgedanken und den ihn unterstützenden und kommentierenden
Illustrationen derart beherrscht, daß dort nur ein einziger Abschnitt,
der von der Unbeständigkeit des erworbenen Gutes (20,18) und ihren
Gründe (20,19) handelt, als These in Betracht kommt. Als halbwegs
thesenhaft können drei weitere Bikola genannt werden, in denen die
Rolle Gottes beim Untergang der Gottlosen behauptet (20,15b; 20,23b)
und maßloses Fressen als Begründung dafür angeführt wird (20,20f.).
Die mit den Thesen verwandten Summary appraisals (BR 8,21f.;
18,21; ZR 11,19b.20; 20,29) gleichen in ihrer schlichten Gegenüberstel-
lung des Schicksals der Frevler und der Frommen denen der ER, müs-
sen aber wegen ihrer Form weiter unten gesondert behandelt werden.
Es wurde oben bereits erwähnt, daß den Illustrationen oder ihrer
Häufung in den ER eine argumentative Bedeutung zukommt. Entspre-
chend sind auch die bemerkenswert zahlreichen Bilder in den BR und
ZR zu verstehen. Hier unterscheiden sich die Reden aller Freunde nur
durch die Wahl der Metaphern und Bilder und ihre Ausführlichkeit
voneinander. Bildad wählt zur Beteuerung des Untergangs, der Qualen
und der totalen Vergessenheit der Gottlosen die Vegetationsmetapho-
rik (8,11f.; 8,16–18; 18,16), das Bild von dem zerbrechlichen Spinnenge-
webe (8,14), die altbekannte Lichtmetaphorik (18,5f.; 18,18), die Jagd-
metaphorik (18,7–11) und eine ganze Reihe lediglich ein Bikolon
umfassender teilweise anthropomorpher Bilder und Behauptungen
(18,12–20). Während die erste kurze ZR als einzige durch die fehlende

307 Zu 11,11 als Frage siehe oben, S. 73.


Aufbau 151

Metaphorik aus der Reihe fällt, fehlen in der zweiten ZR Vergleiche mit
Kot (20,6f.) oder einem Traum (20,8f.), Metaphern in Verbindung mit
Essen und Gift (20,12–15; 20,18) oder maßlosem Fressen (20,20–22), fast
universal klingende Bilder von der Katastrophe (20,23b; 20,26–28) und
vom Kriege (20,24f.) nicht.308
Es ist höchst bemerkenswert, daß der Hiobdichter alle Freunde ihre
Lehre legitimieren läßt und dabei unterschiedlich verfährt. Bei Elifas
geschieht es mittels der Berufung auf seine eigene Erfahrung (4,8). Bei
Bildad tritt an deren Stelle der Hinweis auf die Weisheit der Väter in
8,8.10 (durch )fn-la)$
: -yiK und {"h-)olh
A stilistisch hervorgehoben). Bei Zo-
far dient die in 20,5 zum Leitgedanken aufgebaute Einleitung (20,4) der
Legitimation seiner Lehre, wobei deren ewige Gültigkeit und mithin
Unstrittigkeit beteuert wird (durch T f (: d
a yf t)ozh
A hervorgehoben).

4.4. Zur Anrede und zum Summary appraisal

Nachdem alle wesentlichen Elemente der Mahnung und Lehre erläu-


tert worden sind, verbleibt die Aufgabe, die Einleitungen und Zusam-
menfassungen der Reden genauer zu betrachten. Alle Freundesreden
werden fast formelartig durch die Anrede eröffnet. In den ER werden
neben ihrer Funktion als Begründung (4,2) oder Warnung (15,2f.; 22,2f.)
zwei von ihnen durch ihren Gegenstand – die Worte und das Sprechen
– verbunden (merke wortwörtlich rfbd f hfSni und }yiLmi :B roc(: aw in 4,2; hn(
und {yiLim / rfbd
f :B x
a k" Oh in 15,2f.)309. Beide Redeeröffnungen sind aus zwei
h
A -Fragen zusammengestellt (4,2a+b und 15,2+3) und demonstrieren
zugleich die Änderung der Stimmung, indem es sich in der ersten ER
um einfache und vorsichtige Fragen und in der zweiter ER um auf-
dringliche rhetorische handelt.310 Der dritte Redeanfang kreist zwar
formal nicht mehr um die Worte. Aber durch die rhetorischen Fragen
(22,2a+3) und das Verb }ks (vgl. 15,3) hält Elifas trotzdem an der Form
der Redeeröffnung fest (vgl. auch zweimal h A ). Die Stimmung wird hier
deutlich aggressiver. Nicht nur werden die rhetorischen Fragen in die-
sem Sinne instrumentalisiert, sondern sie werden auch noch durch eine
eingeschobene Antwort (22,2b) verstärkt. Darüber hinaus eröffnet die
erste Anrede (4,2) den ganzen Hiobdialog, indem sie ihn im voraus
begründet. Der letzte Redeanfang (22,2f.) wirkt dagegen ultimativ und
prophezeit so das Ende des Zwiegesprächs mit der Begründung im

308 Siehe gründlich unten, S. 173–177.181f.184–192.


309 Zur Stichwortverwendung siehe oben, S. 122–124.
310 Zu den Fragen siehe oben, S. 113–117.
152 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Hintergrund, es sei genug geredet worden und Hiob müsse nun seine
klaren Konsequenzen ziehen.
In den BR und ZR stellt die jeweils erste Anrede (BR 8,2; ZR 11,2f.)
den Grund für die folgenden Ermahnungen zum mahnenden Sprechen
in Gestalt der abwegigen Reden Hiobs vor. Die jeweils zweite, härtere
Anrede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.) erweist sich gleichzeitig als Anschuldi-
gung, weil Bildad sich von Hiob beleidigt fühlt und Zofar seine
schmähliche Redeweise nicht zulassen kann. Der Eindruck von der
Formelhaftigkeit der Anreden wird durch die rhetorischen Fragen (BR
8,2; 18,2; 18,3; ZR 11,2f.) und das mit Sprechen verbundene Vokabular
(BR: llm und !yip-y"r:m) i in 8,2; }yiLm
i und rbd in 18,2; ZR: {yirb
f D
: bor, hn(
und {iyta pa &
: $yi) in 11,2; (m$ und hn( in 20,3) verstärkt.311 Im Vergleich zu
den ER und BR fallen die ZR dadurch auf, daß die Anrede der zweiten
Rede nicht als Frage formuliert worden ist und ihre beiden Anreden
einen reicheren Wortschatz verwenden. Im Blick auf die BR haben wir
die Harmonie ihrer Anreden durch die Fragepartikeln (h)nf)-da( bereits
erwähnt.312
Der Hiobdichter bedient sich am Ende der Freundesreden des für
die Gattung der Lehr- und Mahnrede typischen Summary appraisals313.
Es begegnet in der zweiten und dritten ER (15,34f.; 22,29f.) in seiner
klassischen Form, indem es zusammenfassend den Hauptinhalt der
Lehre in Gestalt des Untergangs der Gottlosen kurz thematisiert. Ihr
entspricht zumal 22,29f. mit seiner in den ER einzigen direkten Anti-
these.314 Das Ende der ersten ER faßt jedoch nicht den Inhalt der Lehre
zusammen, sondern unterstreicht ihre Wahrhaftigkeit. Als Aufmerk-
samkeitsruf gehört es somit eher zur Mahnung. Daß der Hiobdichter
dennoch von der einheitlichen Form ausgehen will, zeigt die Interjekti-
on h"Nih, die sich am besten an die deiktischen Konjunktionen yiK in 15,34
und 22,29 anschließt.
Die klassischen Summary appraisals charakterisieren auch das Ende
der jeweils zweiten BR (18,21) und ZR (20,29), indem sie kurz und klar
noch einmal der Hauptthese des Untergangs der Gottlosen Ausdruck
geben. Stilistisch angebracht sind dort auch die Demonstrativpronomi-
na in der 3. Person. Die Zusammenfassungen der beiden ersten Reden
(BR 8,21f.; ZR 11,19b.20) unterscheiden sich von denen der zweiten und

311 Zur Stichwortverwendung siehe oben, S. 123f. A. Scherer (2008), 32f., hat das Wort-
feld ‚Kommunikation’ in den ER gezielt analysiert.
312 Siehe oben, S. 114.
313 Zum Begriff siehe B.S. Childs (1967), 128ff., und die dort angeführten Beispiele: Prv
1,19; Ps 49,14; Hi 8,13; 18,21 (!); 20,29; 27,13; 5,27; Qoh 7,23ff., und R.E. Murphy
(1981), 183. Vgl. K.J. Dell (1991), 71, Anm. 55, und 104.
314 Siehe zum Parallelismus membrorum oben, S. 92.
Aufbau 153

denen der ER durch ihre unzertrennliche Verbindung mit den Verhei-


ßungen. Streng genommen wirkt in der ersten BR nur die letzte Zeile
von vier in 8,21f. generalisierend als Summary (daher von uns eher zur
Mahnung gerechnet), bei Zofar hingegen tun es die drei letzten Zeilen
von vier in 11,19b.20 (daher von uns eher zur Lehre gerechnet). Dabei
benutzen sie keine kennzeichnenden Partikeln, wohl aber einen allge-
meinen Wortschatz, der auf selten gebrauchte Worte verzichtet.315

4.5. Ergebnis: Tabellen zum Aufbau

Als Ergebnis der Aufbauanalyse und partiell auch der Stiluntersu-


chungen fassen wir nun den Inhalt der Freundesreden in Form von
Tabellen kurz zusammen.

4.5.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5)316

MAH- Anrede (F+RF; hA ): Begründung der Rede durch IA 4,2


NUNG den inneren Zwang
Begründung des LG 1 (h"Nh i ): Hiob ist immer 4,3–4
fromm gewesen
Begründung des LG 1 (hfT(a yiK): Müdigkeit ist B 4,5
gefährlich 4,6
Leitgedanke 1 (RF; hA ): Die Gottesfurcht Hiobs ist
seine Hoffnung (hf)r : yi )
LEHRE Leitgedanke 2 (RF; )fn-rfkz: ): Die Unschuldigen IIA 4,7
sind nie zugrundegegangen

315 Da die klassische Form des Summary appraisals in den HR fehlt, ist logischerweise
keine formelartige Sprache in ihren Endstrophen zu erwarten. Hiob setzt bis zum
Ende seiner Klagen und Aufforderungen das Fragen und Klagen fort; daher trifft
man auf eine bemerkenswerte Menge von Interrogativpronomina (vgl. 7,17.19f.;
10,18.20 usw.) und nur einzelne Elemente und Kombinationen wie yiK (3,24f.) oder
hfT)
a -yiK (7,21). Solche Beispiele wie yiNne y")w: und UNeny") unmittelbar am Ende der benach-
barten HR 6f.* und BR 8* erwecken den Verdacht, daß die Enden der Reden absicht-
lich aufeinander abgestimmt worden sind.
316 Zur Tabelle: Erste Spalte: Die Gliederung in Mahnung und Lehre; zweite Spalte: Die
sekundären Aufbauelemente (kursiv), die formellen Elemente und die Leitgedanken
(unterstrichen) und der Inhalt der Reden (LG – Leitgedanke); dritte Spalte: Die (Un-
ter)Strophenteilung; vierte Spalte: Versangaben. In Klammern befinden sich Anga-
ben zu den Fragen (F), rhetorischen Fragen (RF), einleitenden Partikeln und wich-
tigsten theologischen Begriffen.
154 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Argument zum LG 2: Die Ungerechten erfahren 4,8–9


Unheil, und Gott ist dafür Garant (+ Legitima-
tion der Lehre aufgrund der Erfahrung)
Illustration zum LG 2 (Löwenmetapher): Auch B 4,10–11
die Mächtigsten gehen zugrunde
These zu LG 1–2 (RF; )fn-)frq: ): Das Klagen hilft IIIA 5,1
nicht
These zum LG 2 (yiK): Den Toren tötet stets sein 5,2
Unmut
These zum LG 2 (yiK): Allein der Mensch hat B 5,6–7
Schuld
MAH- Aufforderung ({flU)) und Begründung (yiK): Die IVA 5,8.18
NUNG Wende zu Gott ist die Lösung, weil er hilft
Verheißung: Hiob wird der Not entkommen B 5,19–21
Verheißung (yiK): Künftiges Glück (Hiob und VA 5,23–24
Umgebung)
Verheißung: Künftiges Glück (Hiob selbst) 5,25–26
Summary, Aufmerksamkeitsruf (h"Nh i ): Die Bestäti- B 5,27
gung der Erfahrung und Aufruf

4.5.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15)

MAH- Anrede, Warnung (RF; h A ): Vor den unnützen IA 2–3


NUNG Worten (}ks)
Warnung (RF; hfT) a -va)): Vor der Mißachtung B 4
der Gottesfurcht (hf)r : yi )
Beschwörung (yiK): Selbstzerstörung durch den 5–6
eigenen Mund
Anschuldigung (2xRF; 2x h A ): Übermut vor Gott IIA 7–8
Anschuldigung (RF; ham): Übermut vor Men- B 9–10
schen
Aufmerksamkeitsruf (?)317: Die Bestätigung der 17
Erfahrung
LEHRE Illustration zum LG 2 (lfK): Das böse Schicksal IIIA 20–21
des Gottlosen
Illustration zum LG 2: Das böse Schicksal des B 22–24*
Gottlosen
These zum LG 2 (yiK): Die Ursache dieses IVA 25–26
Schicksals ist Frevel gegen Gott
These zum LG 2 (yiK): Die Ursache dieses B 27–28*
Schicksals ist Frevel gegen Menschen

317 Siehe Textkritik oben, S. 39.


Aufbau 155

These zum LG 2: Der Besitz und die Kraft des 29


Gottlosen verschwinden
Illustration zum LG 2 (Pflanzenmetapher): Die VA 30b.
Gottlosen vergehen 32–33
Summary (yiK): Die Heuchler gebären Unheil B 34–35
und werden vertilgt

4.5.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22)

MAH- (Anrede) Warnung (2xRF; 2xAh): Gott ist neutral IA 2–3


NUNG und Hiob trägt die Verantwortung (}ks)
Anschuldigung (2xRF; 2xAh): Hiob ist schuldig B 4–5
(hf)r
: yi )
Anschuldigung (yiK): Katalog der Sünden AB als IIA 6–7
Begründung des Untergangs (gegen Men-
schen)
Anschuldigung: Radikalisierung der Sünde B 8
Anschuldigung: Katalog der Sünden C (gegen 9
Menschen)
Folgerung (}"K-la(): Den Sünden folgt der Unter- IIIA 10–11
gang
Anschuldigung: Katalog der Sünden D (gegen B 13–14
Gott)
LEHRE These zum LG 1–2 (RF; h A ): Der Weg Hiobs ist IVA 15
ungerecht
These zum LG 2: Dieser Weg bedeutet Unter- 16
gang
These zum LG 2: Die Gerechten freuen sich B 19–20
über diesen Untergang
MAH- Aufforderung + Verheißung (2x)fn): Die Wende VA 21–22
NUNG zu Gott bedeutet Glück
Aufforderung + Verheißung ({i)+zf)-yiK): Die Wen- B 23.26
de zu Gott bedeutet Freude
Aufforderung + Verheißung: Die Wende zu Gott VIA 27–28
bedeutet Glück
LEHRE Summary (yiK): Gott errettet die Frommen we- B 29–30
gen ihrer Reinheit und erniedrigt den Hoch-
mut
156 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

4.5.4. Die erste Bildadrede (Hi 8)

MAH- Anrede (RF; }f)-da(): Hiob darf nicht derart re- IA 2


NUNG den
LEHRE Leitgedanke (RF; h A ): Gott beugt nicht das Recht 3
MAH- Aufforderung (2x{i)): Hiob soll Gott suchen B 4–5
NUNG Aufforderung + Verheißung ({i)): Wenn Hiob IIA 6aα.b–7
rein und redlich ist, wird seine Gerechtigkeit
wiederhergestellt
LEHRE Legitimation und ihre Begründung ()fn-la)$ : -yiK + B 8.10
RF; h
A ): Die Lehre der Väter kann unterrichten
und Hiob weiß es
Illustration (RF; h
A ; Pflanzenmetapher) als Inhalt IIIA 11–12
der Lehre der Väter: Gottloser Mensch ver-
geht
These (}"K): Seine Hoffnung (hfwq: Ti ) vergeht, weil B 13
er Gott vergessen hat
Illustration (Metapher vom Spinnengewebe): IVA 14
Die Zuversicht der Gottlosen ist schwach
Illustration (Pflanzenmetapher): Das Leben des B 16–18
Gottlosen ist kurz
These (2x}"h): Die Freude der Gottlosen ist kurz, VA 19–20
Gott läßt die Bösewichter und nicht den
Frommen vergehen
MAH- Summary, Verheißung: Gott wird Hiob Freude B 21–22
NUNG geben und seine Feinde vernichten

4.5.5. Die zweite Bildadrede (Hi 18)

MAH- Anrede, Anschuldigung (2xRF; hfn) f -da(; (a UDam): IA 2–3


NUNG Respekt vor den Freunden ist erforderlich
LEHRE These (RF; h A ): Die Lehre wird wegen Hiob nicht 4
geändert
Illustration (Lichtmetapher): Der Gottlose ver- B 5–6
geht
Illustration (These): Der Gottlose stolpert und IIA 7
ist selbst daran schuld
Illustration (Jagdmetaphorik; yiK): Das hoff- B 8–11
nungslose und schreckliche Ende des Gottlo-
sen
Illustration (Metaphern mit Fressen): Der Gott- IIIA 12–13
lose kommt durch Hunger und Krankheit
um
Aufbau 157

Illustration (Schreckensbilder): Der Gottlose 14–15


verliert sein Zelt, d.h. sein Vertrauen
Illustration (Pflanzenmetapher): Der Gottlose B 16
verwelkt
Illustration (These; Lichtmetaphorik): Das Ver- IVA 17–18
schwinden des Gottlosen und seines Namens
ist vollkommen
Illustration: Vom Gottlosen bleibt nichts übrig 19–20
und sein Schicksal ist furchterregend
Summary (|a)): Auch Gott vergißt den Un- B 21
gerechten

4.5.6. Die erste Zofarrede (Hi 11)

MAH- Anrede (RF; hA ): Hiobs Geschwätz soll beant- IA 2–3


NUNG wortet werden
Anschuldigung (rem)oTwa ): Hiob lügt B 4
Beschwörung ({flU):w): Gott soll darauf reagieren 5
LEHRE These und deren Begründung (2xRF; h A ; {i)): IIA 7.10
Hiob ist ungleich kleiner als Gott, weil Gott
allmächtig ist
These und deren Illustration (yiK; Sprichwort): B 11–12
Gott kennt alle bösen Menschen
MAH- Aufforderung (2x{i)): Hiob soll sich Gott zu- IIIA 13–14
NUNG wenden
Verheißung (2xyiK): Dann wird Hiob rein sein B 15–16
Verheißung: Dann wird Hiob Hoffnung haben IVA 17–18
(hfwq: T
i )
LEHRE Summary, Verheißung: Hiob wird geehrt, aber B 19b–20
die Gottlosen und ihre Hoffnung werden
vergehen (hfwq: T
i )

4.5.7. Die zweite Zofarrede (Hi 20)

MAH- Anrede, Anschuldigung (}"kl f ): Zofar muß spre- IA 2–3


NUNG chen, weil Hiob schmäht
LEHRE Legitimation der Lehre (RF; h A ): Die Lehre gilt B 4
seit Anfang der Welt, und alle sollen es wis-
sen 5
Leitgedanke (yiK): Die Freude der Gottlosen ver-
geht schnell
Illustration (Vergleich mit Kot; {i)): Die Hoheit IIA 6–7
der Gottlosen vergeht
158 Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden

Illustration (Vergleich mit einem Traum): Die B 8–9


Gottlosen dauern nur einen Augenblick
Illustration, Protasis (Metapher mit Speise; {i)): IIIA 12–13
Das Böse schmeckt dem Gottlosen
Illustration, Apodosis (Metapher mit Gift): Das B 14
Böse verwandelt sich in tödliches Gift
Illustration (These; Metapher mit Speise): Gott 15
ist der Garant, daß die gerechte Ordnung gilt
These und ihre Begründung (yiK): Der erworbe- IVA 18–19
ne Besitz wird zurückgegeben, weil der Gott-
lose gesündigt hat
Illustration (These; yiK + }"K-la(): Durch die Maß- B 20–21
losigkeit verliert der Gottlose sein Glück
Illustration (These): Die Maßlosigkeit bringt VA 22.23b
Mühsal und Gottes universale Strafe mit sich
Illustration (Kriegsbilder): Der Gottlose kommt B 24–25
um
Illustration: Das gesamte Universum – Finster- VIA 26–28*
nis, Feuer und Wasser – erhebt sich gegen
den Gottlosen
Summary (håz): Das ist das Schicksal des Gottlo- B 29
sen
IV. Die Theologie der Freundesreden
und ihr alttestamentlicher Kontext

1. Die theologisierte Vergeltungslehre


als Ausgangspunkt der Reden
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden
1.1. Die Vergeltungslehre und die Gerechtigkeit Gottes

1.1.1. Die Vergeltungslehre der Freunde

Als Ergebnis der im dritten Kapitel durchgeführten Aufbauanalyse


kann festgehalten werden, daß die Freundesreden durch die Formen
der Mahnung und Lehre bestimmt werden. Die Lehre besteht ihrerseits
aus Leitgedanken, Thesen, zahlreichen Illustrationen und thesenhaften
Zusammenfassungen. Als selbstverständlich erweist sich die Voraus-
setzung, daß der Hiobdichter die Freunde keinesfalls lediglich ermah-
nen, sondern sie eine fundierte Anweisung zum richtigen Leben geben
läßt. Den augenfälligsten Grundsatz, der in den Leitgedanken in ER 4,7;
BR 8,3(4f.) und ZR 20,4f. und mehreren thesenhaften Aussagen seinen
Ausdruck findet, stellt die theologisierte Vergeltungslehre dar. Sie bil-
det den eigentlichen Ausgangspunkt der Reden.
Wie zu erwarten, enthält die wegen ihrer Position am Anfang des
Dialogs besonderes Gewicht besitzende erste ER in dieser Beziehung
die wichtigsten Anknüpfungspunkte: Drei Bikola in der zweiten Stro-
phe 4,7–9 lassen sich geradezu als ein Kompendium der konventionel-
len weisheitlichen Theologie bezeichnen. Die erste These wird in 4,7
durch eine Frage eingeführt:
„Bedenke doch: Wer ging schuldlos {yiqnf }1 zugrunde {db)}
und wo wurden die Redlichen {{yir$
f y: } vertilgt {dxk}?“
Obwohl die zahlreichen Fragen der Freundesreden sämtlich als rheto-
risch zu beurteilen sind2 und ohne eine direkte Antwort bleiben, macht
der Hiobdichter in 4,7f. eine Ausnahme. In diesem unbestritten wich-
tigsten Passus der ganzen Freundesreden läßt er Elifas die Frage selbst

1 Im IV. und V. Kapitel unserer Arbeit werden in den Zitaten die hebräischen Wörter
in Klammern angegeben, falls auf sie in der Analyse Bezug genommen wird.
2 Siehe oben, S. 113ff.
160 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

beantworten, indem er gleichzeitig die zusätzliche These aufstellt, daß


die Gottlosen ihren eigenen Handlungen zum Opfer fallen und daher
die volle Verantwortung für ihr Schicksal tragen (4,8)3:
„Soweit ich sah: Die, die Unrecht pflügen {}ew) f y"$r
: ox}
und Unheil säen {lfm(f y"(r
: oz}, ernten es {rcq}.“
Der Dichter läßt Elifas in 4,7 zuerst auf die Erfahrung Hiobs anspielen
()fn-rfkzº ) und dann in 4,8 seine eigene unterstreichen (yityi)r
f re$)
A Ka ).4 Da-
mit sind die Grundlagen für die weiteren Ausführungen gelegt. Als
nächstes wird in 4,9 eine zusätzliche These eingeführt, deren Fundiert-
heit in der Erfahrung nicht direkt ausgedrückt wird, die aber trotzdem
genauso selbstverständlich gelten soll wie die vorausgehende.5 Laut ihr
tritt Gott als Garant, als Vollzieher der Strafe auf:
„Durch den Odem Gottes gehen sie zugrunde {db)},
durch seines Zornes Hauch werden sie vertilgt {hlk}.“
Das zeigt, daß der Hiobdichter Elifas nicht nur den Zusammenhang
von Tun und Ergehen auf der elementaren Erfahrungsebene behaup-
ten, sondern die eindeutig theologisierte Vergeltungslehre vertreten
lassen will.6 Im Summary appraisal der zweiten ER 15,34f. wird, ohne die
metaphorische Sprache zu verlassen und das Wortpaar }ew) f // lfm(f wie-
deraufnehmend, der Gedanke des Untergangs der Heuchler aus 4,8
noch einmal aufgenommen.
Weiterhin läßt der Hiobdichter Zofar diesen Leitgedanken in 20,4f.
wieder aufnehmen. Dabei liegt der Unterschied in dem deutlich auf-
dringlicheren und anspruchsvolleren Charakter der Frage:7

3 Dazu siehe näher unten, S. 210ff.


4 Zur Rolle der Erfahrung in den ER und HR siehe näher unten, S. 225ff. und 280ff.
5 Den ergänzenden Charakter von 4,9 zu 4,8 merken z.B. F. Horst (1968), 69f.; R. Kess-
ler (2004), 640, und M. Köhlmoos (1999), 192.
6 Wir verzichten mit H. Gese (1958), 45ff., G. Fohrer (1963a), 139f. und Anm. 13, und
H.-M. Wahl (1993), 183, Anm. 13, auch bei den Freundesreden auf die seit K. Koch
(1955) geläufige Bezeichnung „Tun-Ergehen-Zusammenhang“, weil wir die theolo-
gisierte weisheitliche Lehre meinen und nicht das von vielen Menschen generell be-
obachtete Phänomen des Tun-Ergehen-Zusammenhangs. Die Formulierung von
H.H. Schmid (1966), 163, „Haltung-Ergehen-Kontext“ ist deswegen zu erwägen, weil
in der alttestamentlichen Weisheit sehr oft mit den Bezeichnungen wie „Frevler“ pro
Gottlose oder „Gerechte“ pro Gottesfürchtige gespielt wird, ohne sie zu definieren.
Dies scheint einen nahezu konstanten Charakter und nicht einzelne Taten vorauszu-
setzen (vgl. unten, S. 192ff. und 199ff.). Zur weiteren Differenzierung anhand von
Prv vgl. L. Boström (1990), 90f., zu den Freundesreden M. Remus (1993), 26ff.; aber
auch J. Hempel (1961), 122.145ff., und A. Weiser (1980), 69.
7 Man bemerke, daß 20,4 zusätzlich die Legitimation der ZR bildet, siehe unten,
S. 233f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 161

„Weißt du es nicht von jeher,


seit es Menschen auf Erden gibt,
daß der Gottlosen {{yi($f r
: } Jubel {hfnnf r: } ohne Dauer
und des Ruchlosen {v"nxf } Freude {hfnm : &i } für den Augenblick ist?“
Der Dichter benutzt hier zwar nicht das Verb db) wie bei Elifas, aber
der Gedanke vom Untergang der Gottlosen schimmert durch die poeti-
schen Äußerungen eindeutig durch. Ähnlich zu den ER wird er auch
im Summary appraisal der ersten ZR 11,19b.20 thematisiert. Dort werden
der Verheißung an Hiob im ersten Kolon 11,19b drei Aussagen über
das Vergehen der Gottlosen in den drei anschließenden Kola 11,20a.bα.
bβ gegenübergestellt. Behält man die oben angeführten Zitate und die
wichtigsten Schlüsselwörter der Freundesreden8 im Gedächtnis, so
heben sich vier Begriffe in dieser dichterischen Sprache besonders ab,
die in dem Satz zusammengefaßt werden können: Die Hoffnung (hæwq: iT)
der Frevler bzw. der Gottlosen ({yi($
f r
: ) vergeht (hlk und db)). Obwohl
keiner der genannten Verse die Rolle Gottes bei der Strafe erwähnt,
bildet sie auch bei Zofar die selbstverständliche Denkvoraussetzung.
Der Hiobdichter läßt neben 20,15 und 20,23b Zofar im zweiten Summa-
ry appraisal der ZR 20,29 den Gedanken der Vergeltung auf den Punkt
bringen9, indem er ihn die vorausgehende Reihe der Schreckensbilder
verallgemeinernd durch den „Anteil ... von Gott“ ({yihol) E "m ... qelx" ) zu-
sammenfassen läßt. Als Objekte gelten dabei freilich der (f$r f {fd) f und
der yirm
: $yi)10.
In den Bildadreden wird der Leitgedanke in 8,3 auffälliger Weise
dahingehend abgewandelt, daß hier nicht der Grundsatz der Vergel-
tung, sondern die von Gott selbst garantierte gerechte Ordnung in den
Mittelpunkt gestellt wird:
„Beugt {tw(} El etwa das Recht {+fP$
: m
i }
oder beugt {tw(} Schaddai die Gerechtigkeit {qedc
e }?“
Der Hiobdichter läßt jedoch auch Bildad den Vergeltungsgedanken
mehrfach ausdrücken. Neben 8,4 sind es vor allem die Zusammenfas-
sungen der Strophen oder ganzer Reden, wie sie in 8,13 und anschlie-
ßend dem Abschluß des ganzen lehrhaften Teils der ersten BR 8,20 und
weiterhin in ähnlicher Weise wie in den ZR in den Summary appraisals
8,22b und 18,21 vorliegen. Neben Beteuerungen des Untergangs (db) in
8,13 und }iy)
a in 8,22b) der Gottlosen (z.B. {yi($
f r
: in 8,22b11), ihrer Hoff-

8 Siehe oben, S. 127f.


9 Siehe dazu auch unten, S. 209f.
10 Zur Konjektur siehe oben, S. 84. Zu der die Frevler betreffenden Terminologie siehe
unten, S. 192f.
11 Zur weiteren Terminologie siehe unten, S. 192f.
162 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

nung (hæw:qiT in 8,13) oder ihrer Wohnungen (tOn:K$: m


i und {Oqfm in 18,21)
wird in diesen Versen einmal auch die Rettung der Frommen ({fT in
8,20) erwähnt. Mithin steht in den BR das universale göttliche Prinzip
des qedc
e im Mittelpunkt, der in 8,6 den Ausgangspunkt der Lehre Bil-
dads bildet, während in den ER und ZR von seinen Konsequenzen (der
Heimsuchung der Gottlosen und dem Glück der Gottesfürchtigen) aus-
gegangen wird.12 Dabei läßt der Dichter Bildad oft auf die HR 6f.* rea-
gieren und die dort verkehrt eingesetzte traditionelle Sprache in ihren
richtigen Kontext zurückbringen; vgl. BR 8,13 und HR 6,8f. (hæw:qT i ); BR
8,22b und HR 7,21b (}iy)a ); BR 18,21 und HR 7,8–10 ({Oqfm).13

1.1.2. Der alttestamentliche Kontext der Vergeltungslehre


der Freunde

Es kann an dieser Stelle nicht unsere Aufgabe sein, den gesamten altte-
stamentlichen Hintergrund der sich auf den Tun-Ergehen-Zusammen-
hang gründenden weisheitlichen Vergeltungslehre darzustellen, weil
das allein mehrere umfangreiche Abhandlungen erforderte und über-
dies zu diesem Thema bereits mehrere zur Verfügung stehen.14 Daher
beschränkt sich die nachfolgende Untersuchung auf die wichtigsten
Beobachtungen. Inhaltlich besteht zwischen der Vergeltungslehre der
Freundesreden und zahlreichen Sprüchen in Prv 10ff. eine auffällige
Verwandtschaft, wobei der Unterschied in den Freundesreden sich aus
ihrer Form ergibt, die maßgeblich durch ihren Aufbau aus jeweils den
inhaltlich deutlich aufeinander bezogenen synonymen Bikola bestimmt
sind, während die Mehrheit der eigenständigen Proverbien aus antithe-
tischen Bikola besteht.15 In der väterlichen Lehre Prv 1–9 begegnen ne-
ben den antithetischen auch synonyme, kolometrisch sehr regelmäßige
Bikola.16 In ihr wird der Untergang der Gottlosen jedoch nur gelegent-
lich thematisiert. Weiterhin können die einzelnen Reden zweifellos zur

12 Zu qdc siehe auch oben, S. 129. Auch W. Volck (1889), 31, hält BR 8,3 für das eigent-
lich Neue, was Bildad beibringt.
13 Ferner auch BR 8,11 und HR 6,9 ((cb); siehe unten, S. 173.
14 Es reicht aus, hier auf die wichtigsten zu verweisen: H. Gese (1958), 42–45;
H.H. Schmid (1966), 163f.; G. von Rad (1992), 165ff., und jüngstens G. Freuling
(2004). Weiterhin vgl. auch K. Koch (1979); W. McKane (1985), 16f.; zu Prv 10ff. be-
sonders L. Boström (1990) und J. Hausmann (1995), 231ff., und zu den Freundesre-
den die Stellen bei M. Remus (1993), 30.
15 K.J. Dell (1991), 69, betont, daß die Grundform der Proverbien dem Hiobbuch fremd
ist.
16 Zur Form und zur Beziehung der Prv 1–9 zur Hiobdichtung siehe unten, S. 289f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 163

Gattung der Mahn- und Lehrreden gerechnet werden,17 während die


Freundesreden trotz ihrer lehrhaften Teile eher als Streit- und Mahnre-
den zu klassifizieren sind.18 Andererseits fehlt es im Proverbienbuch
nicht an inhaltlich-vokabularischen und auch formal ähnlichen Be-
legen, die nicht schlicht einen bloßen Tun-Ergehen-Zusammenhang,
sondern wegen ihres Kontextes die theologisierte Vergeltungslehre
vertreten, z.B. Prv 22,8:19
„Wer Unrecht sät {hflw: (a (a r
" Oz}, erntet Unglück {}ew)
f -rfc:qyi 20},
und die Rute seiner Tat vertilgt ihn {Uh"Lka y: }21.“
Das Proverbienbuch und eine ansehnliche Anzahl der weisheitlich be-
einflußten Psalmen leben von der Schilderung oder der Kommentie-
rung des Grundsatzes der theologisierten Vergeltung. Dabei fällt auf,
daß Gott meistens als Subjekt und folglich als Garant der Strafe er-
scheint. Falls dies nicht direkt geäußert wird, ergibt es sich jedoch so-
wohl im Proverbienbuch wie in den einschlägigen Psalmen mit hinrei-
chender Evidenz aus dem Zusammenhang. Der Gedanke der göttlichen
Vergeltung wird in der Weisheit sowie im ganzen Alten Testament so
oft durch das in den Freundesreden programmatische Verb db) (ER
4,7.9.11; BR 18,17; ZR 11,20; 20,7) ausgedrückt, daß es sich in diesem
Zusammenhang als Terminus technicus bezeichnen läßt (z.B. Dtn 7,9f.20;
Ps 5,7; 68,3; 73,27 usw.).22 Einerseits ist der Urheber der Vernichtung im
Alten Testament in der Regel Gott selbst.23 Andererseits wird dieses
Verb besonders häufig mit dem anderen Terminus (f$r f (meistens im
Plural und als Objekt) gepaart, wie es auch in BR 8,22; 18,5 und ZR
11,20; 20,5 (vgl. 20,29) der Fall ist. In den weisheitlich beeinflußten Psal-
men oder Lehrgedichten des Psalmenbuches wird die Vertilgung (db))

17 Siehe dazu O. Kaiser (1994b), 58f.


18 Sowohl die Lehre als auch die Mahnung sind in den Freundesreden polemisierend.
Eine Streitrede wird durch polemisierende Redeeröffnung und zahlreiche Fragen,
hauptsächlich rhetorischer Art, gekennzeichnet, und es fehlt die Aufforderung yinB : .
Vgl. R.E. Murphy (1981), 18.23f.; O. Kaiser (1994b), 59.
19 Zum theologisierten Kontext vgl. Prv 22,4.12, und siehe auch unten, S. 288–291.
20 Zu Qere siehe BHS.
21 Konjiziere wie G voraussetzt: Otfdob(A statt Otfrb : (e (vgl. BHS) und Pi. mit Suffix statt
helk: yé ; Pi. auch nach R.B.Y. Scott (1965), 127; H. Ringgren (1981), 86; vgl. dagegen BHS;
B. Gemser (1963), 82; W. McKane (1985), 570: Uh"Kya .
22 Dazu sei angemerkt, daß dieser Terminus in nachexilischen Texten vorherrscht; die
Dtn-Verse gehören zu den jüngeren Redaktionen in c. 7 nach T. Veijola (2004a), 196;
Ps 5 ist nachexilisch laut K. Seybold (1996), 40; zu Ps 68,3 und 73 siehe unten, S.292ff.
Vgl. A. Scherer (2008), 38. Zusätzlich hebt E. Jenni (1978), 20, hervor, daß db) eher in
der jüngeren Prophetie zu Hause sei, wenn auch K. Elliger (1966), 372, und B. Otzen
(1973) die These vertreten, daß db) seinen Ursprung im kultischen Sakralrecht habe.
23 Vgl. dazu E. Jenni (1978), 19.
164 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

spezifisch auf die Frevler bzw. auf die Gottlosen ({yi($f r


: ) bezogen, pro-
grammatisch bereits in Ps 1,6, aber auch in 9,6; 37,2024; 49,11; 68,3; 73,27;
112,10.25 Im Proverbienbuch wird nicht nur oft von Toren und Böse-
wichtern aller Art behauptet, daß sie zugrundegehen werden (vgl. db)
in Prv 1,32; 19,9; 21,28 und 29,3), sondern dasselbe viermal auch ausge-
rechnet über die Frevler bzw. die Gottlosen ausgesagt ({yi($ f r
: in Prv
10,28; 11,726.10; 28,28). Der Spruch in Prv 10,28 sei hier wegen seiner
auffallenden Nähe zu BR 8,13 und ZR 11,2027 zitiert:
„Die Erwartung der Gerechten bringt Freude {hfxm : &
i },
aber die Hoffnung {hæwq: T
i } der Gottlosen {{yi($
f r
: } vergeht {db)}.“
Das als Leitgedanke in ZR 20,5 begegnende Motiv der kurzen Dauer
der Freude (hfxm
: &
i ) läßt sich im Proverbienbuch in ähnlichen Kontexten
nachweisen, besonders wenn man als Kommentar dazu Sprüche wie
Prv 14,13; 15,21 und 21,17 liest. Der weisheitliche Hintergrund der
Freundesreden läßt sich ebenso zwanglos aus der Nähe von BR 8,22b
zu Prv 14,11 erweisen (vgl. 10,25; 12,7):
„Der Gottlosen {{yi($
f r
: } Haus wird vernichtet,
aber der Redlichen {{yir$ f y: } Zelt {leho)} blüht auf28.“
Auf Grund der angeführten Beispiele dürfte kein Zweifel daran beste-
hen, daß der Hiobdichter die Reden der Freunde vor dem Hintergrund
der weisheitlichen Überlieferung seines Volkes entwirft. Zum Beweis
dafür läßt sich auch die Beobachtung heranziehen, daß bestimmte Aus-
sagen wie z.B. db) mit {yi($
f :r als Objekt außer im Hiobbuch, in den Pro-
verbien und in lehrhaften Psalmen im Alten Testament gänzlich fehlen.
Neben dem begrifflichen Reichtum zur Bezeichnung der Gottlosen, der
sich teilweise auf die weisheitliche Tradition stützt, teilweise aber erst
einem Übergangsstadium angehört,29 lassen sich einige Begriffe in den

24 Man beachte, daß hier wie in ER 4,9 und ZR 11,20 zusätzlich das Wortpaar db) // hlk
begegnet.
25 Außer Ps 49 und 73 ist die Mehrheit der genannten Belege vermutlich jünger als die
ursprüngliche Hiobdichtung; siehe dazu unten, S. 292f.
26 Falls hier (f$rf nicht mit G und BHS in qyiDca zu konjizieren ist oder mit O. Plöger
(1984), 132f., zu emendieren ist. Es wäre der einzige Beleg für (f$r
f {fd)
f außerhalb Hi
(20,29; 27,13).
27 Die Hoffnung (hfwq: T
i ) wird im AT nur noch in Ez 19,5 (zu Ez 19 siehe unten, S. 172.
174f. und Anm. 65) und 37,11 von jemanden wortwörtlich „vertilgt“ (db)). Diese
Wendung gehört zur prophetischen Literatur nach B. Otzen (1973), 24.
28 Man bemerke, daß das Verb xrp vom Hiobdichter im Rahmen der Vegetationsmeta-
phorik in HR 14,9 aufgenommen wird und daß die Varianten der Wendung (f$r f }y")
später im Lehrgedicht Ps 37,10 und im Zusatz des Gerechtigkeitsbearbeiters in Ps
104,35a aufgenommen werden; vgl. unten, S. 294f.
29 Zur Terminologie vor dem alttestamentlichen Hintergrund siehe näher unten, S. 192.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 165

ursprünglichen Freundesreden nachweisen, die in ihnen zum ersten


Mal in einem weisheitlichen Kontext belegt sind. In ZR 20,29 wird das
„Schicksal“ der Gottlosen mit qelx " und hflx A na bezeichnet. Diese begegnen
mit der Bedeutung „Anteil“ und „Erbteil“ vor allem im Zusammen-
hang mit der Landverteilung oder der Beziehung zwischen Gott und
Israel. Daher wirkt ihre Verwendung in einem deutlich generalisieren-
den Sinn in der Hiobdichtung überraschend. Ob es sich hier um eine
Aufnahme aus der Alltagssprache oder bereits der zeitgenössischen
Weisheitssprache handelt, läßt sich mangels einschlägiger Belege nicht
entscheiden. Am Ende der Entwicklung ihrer weisheitlichen Einset-
zung steht jedenfalls ihre betonte Verwendung durch Qohelet (vgl.
2,10.21; 5,17f.; 7,11).30
Vermutlich gehörte auch eine ganze Reihe weiterer Aussagen und
Metaphern zu der zeitgenössischen gelehrten Sprache des Hiobdich-
ters: Bei den Metaphern }åwf) y"$r : ox und lfm(f y"(r : oz in ER 4,8, die sonst im
Alten Testament nicht wörtlich belegt sind, handelt es um eine allge-
mein geläufige Metaphorik des Pflügens und Säens.31 Das zeigen der
oben angeführte Spruch Prv 22,8 und die ihm nahestehenden Verse
und Ausdrücke z.B. in Prv 11,18; Ps 126,5 und bei den Propheten Hos
10,12f.; vgl. ferner Prv 6,14; 14,22; Jer 12,13. Die zeitgenössische gelehrte
Sprache dürfte auch im Hintergrund von BR 18,21 stehen: Obwohl das
Wort }fK$ : m
i im Alten Testament selten außerkultisch verwendet wird
und eine betreffende Aussage über jemanden oder einen Ort (-(adyf -)ol
l")-) so nicht vorkommt oder die Wurzel lw( in Gestalt von læU(a fast aus-
schließlich im Hiobbuch belegt ist32, müssen diese Worte doch so all-
gemeinverständlich gewesen sein, daß für sie kaum eine Originalität
des Hiobdichters behauptet werden kann. Eher will der Hiobdichter
durch die Wörter leho), }fK$
: im und {Oqfm den beiden Summary appraisals der
BR (8,22; 18,21) ein besonderes Gepräge geben und sie in analog zu
(h)nf)-da( am Anfang beider BR zusammenbinden.
Eine traditionsgeschichtliche Erklärung verlangt auch das Summary
in ER 15,35, weil der Satz }ewf) dolyf w: lfm(f horfh und der Gedanke über den
Trug bescherenden Leib einen zitathaften Eindruck hinterläßt, zumal er
auch aus Ps 7,15 bekannt sind:

30 Vgl. auch ältere Sprüche wie Prv 11,7; 17,2; 19,4 und 20,21, denen noch die konkrete
rechtliche Bedeutung zugrundeliegt, und auch den Gebrauch in Sir (dazu kurz
M. Tsevat [1977], 1019; vgl. E. Lipiński [1986], 360). Siehe unbedingt auch G. Fohrer
(1963a), 334.
31 Zu jener Metaphorik siehe P. von Gemünden (1993), bes. 91.
32 Siehe jedoch KBL3, 754a.
166 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

„Siehe, er empfängt Unheil {}ew)


f },
wird schwanger {hrh}33 mit Mühsal {lfm(f } und Lüge gebären {dly}.“
Beide Belege gehören mit Jes 59,4b durch ähnliche Metaphorik und
Wörter34 sowie die Bezogenheit auf die gottlosen Menschen (vgl. ER
15,34 und Ps 7,13–17; Jes 59,2–8*) zusammen. Die tritojesajanische Stelle
bezieht sich im Einklang mit der Prophetenliteratur auf das sündhafte
Volk oder zumindest auf eine Gruppe, aber nicht auf eine Einzelperson.
Wie die Verwandtschaft zwischen beiden Belegen zu beurteilen ist,
wird man im Blick auf die im Gange befindliche Diskussion über das
Alter der Umkehr-Redaktion der tritojesajanischen Sammlung besser
offen lassen.35 Daß die Wortfolge in Jes 59,4bβ der an unserer Stelle ent-
spricht, verdient jedenfalls Beachtung.36 In Ps 7,15 verhält es sich an-
ders, weil neben der unterschiedlichen Wortfolge die Lüge (req$ e statt
hfmr
: im) nicht bereitgestellt (}wk Hif.), sondern geboren wird (lbx Pi.).37
Obwohl V. 15 im Kontext des leicht einzugrenzenden, weisheitlichen
Abschnitts Ps 7,13–17 durch den unterschiedlichen Parallelismus und
die kolometrische Kürze auffällt, spricht vieles dafür, daß der Psal-
mendichter hier einen oder zwei ältere Abschnitte aus dem weisheitli-
chen Bereich aufgenommen hat.38 Der Hiobdichter mag von dieser Tra-

33 Das Wort hfrh f w: ist vom Ende des ersten Kolons in L an den Anfang des zweiten zu
verschieben.
34 Es sei ferner vermerkt, daß die ER das Vorrecht auf drei von insgesamt elf Belegen
des Paares lfm(f // }åw)f im ganzen AT genießen. Außer Ps 7,15 und Jes 59,4 vgl. Num
23,21; Ps 10,7; 55,11; 90,10, und bei den Propheten Jes 10,1 und Hab 1,3. Dabei sind
die meisten Belege nachexilisch: Zu den Psalmen siehe unten, S. 294f.; Jes 10,1 wird
in das Ende des 4. Jh.s von U. Becker (1997), 302, datiert und Hab 1,3 gehört zum
nachexilischen Klagepsalm nach K. Seybold (1991), 55.
35 Die Stelle wird von O.H. Steck (1991), 84.197, und L. Ruszkowski (2000), 173, in das
Ende des 4. Jh.s datiert, U. Berges (1998), 463ff., und B.M. Zapff (2006), 347 (vgl.
368ff.), rechnen den Abschnitt Jes 59,1–12* zu einer Umkehr-Redaktion, die etwa um
die Mitte des 5. Jh.s anzusetzen sei. K. Koenen (1990), 215f., datiert sie in die Zeit vor
dem 4. Jh. C. Westermann (1986), 240ff.274ff., sucht in Jes 59* sogar vorexilische
Wurzeln.
36 W. Lau (1994), 209, hält Hi 15,35 eindeutig für eine Vorlage, läßt aber (so wie
E. Dhorme [1967], clvii, und G. Fohrer [1963a], 277) den Charakter der „geläufigen
Redewendung“ zu. Merke auch, daß Jes 59,5f. als einzige Stelle im AT außer Hi 8,14
und 27,18 auf die Spinnen hinweist und dabei das Wort $yibKf (a aus BR 8,14 aufnimmt
(dagegen aber B. Duhm [1897], 49).
37 lbx in der Bedeutung „schwanger werden“ ist im AT höchst selten, siehe KBL3,
274b.
38 Zur Einteilung und Genese des Psalms siehe U. Nõmmik (2000), 471ff. Vermutlich
sind V. 13–17 aus V. 13–14 und 15–17 zusammengestellt worden, vgl. die Wechsel
der Person und die kolometrische Überlänge in V. 13 und Kürze in V. 15.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 167

dition bereits berührt worden sein.39 Die Positionierung der bewußt der
Tradition entlehnten Wendung am Ende der Rede zeugt zusammen mit
ihren oben bereits behandelten Entsprechungen in BR 8,22b; 18,21 und
ZR 11,20; 20,29 von der Absicht des Hiobdichters, den Summary apprai-
sals ein zu seiner Zeit übliches weisheitliches Gepräge zu verleihen.
Bezeichnend ist, daß sowohl die Wendung in ER 15,35b als auch die
in Ps 7,15 an die Lehre über den Untergang der Gottlosen anknüpfen
(vgl. (f$rf in ER 15,20 und {yi($
f r
: in Ps 7,10a), aber an beiden Stellen un-
terschiedlich nuanciert ist. Ps 7,10a bildet einen von der Gerechtigkeits-
bearbeitung eingeschobenen Nachtrag, der {yi($ f r
: dem qyiDc
a frontal ge-
genüberstellt.40 Demgegenüber sind in der Urgestalt der Freundesreden
trotz mehrfacher Erwähnung der {yi($ f r
: (BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5.29)
die {yiqyiDac nur einmal belegt (ER 22,19), geschweige denn ihre unmit-
telbare Konfrontierung.41 Ein die direkte Gegenüberstellung der Gottlo-
sen und Gerechten voraussetzender Bearbeiter hat sich hier erst später
eingemischt.42 Weiterhin ist bemerkenswert, daß die Freunde Hiob
zwar offen anschuldigen, aber dabei ihn weder direkt als (f$r f bezeich-
nen (vgl. die Verben ($r und qdc in ER 15,6 und 22,3) noch behaupten,
daß der sich selbst für einen qyiDac gehalten hätte (vgl. BR 8,6 und ZR
11,4). Der Hiobdichter vermeidet auch, Hiob eine entsprechende Selbst-
bezeichnung als qyiDac in den Mund zu legen.43 Es war erst der Dichter
der Elihureden (der dem vermutlich jüngeren Diskurs über den Gegen-
satz zwischen dem qyiDac und dem (f$r f viel näher stand, vgl. 36,6f.), der
den ihm vorliegenden Dialog zwischen Hiob und seinen Freunden auf
den Punkt zu bringen meinte, indem er seine Reden entsprechend ein-
leitete (Hi 32,1–3):

39 Ps 7 wird von den meisten Forschern, z.B. von F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 72,
in die (vor)-exilische Zeit, und von wenigeren, z.B. von B. Duhm (1922), 28ff.,
A. Deissler (1984), 47, und K. Seybold (1996), 46, in die (spät)nachexilische Zeit da-
tiert. V. 12–17 werden dabei von K. Seybold, a.a.O., 47f., und V. 13ff. von H. Schmidt
(1934), 13, als sekundär angesehen.
40 Der Befund ist von U. Nõmmik, a.a.O., begründet worden; vgl. auch O. Kaiser
(2003a), 238–242. Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen siehe unten, S. 294f.
41 Das Fehlen der direkten Gegenüberstellung ist von vielen hervorgehoben worden,
z.B. C. Westermann (1956), 45; G. Fohrer (1963a), 277; V. Maag (1982), 136f.;
N.C. Habel (1985), 251; M. Köhlmoos (1999), 233. G. Fohrer (1963b), 71, erklärt es
durch die poetische Diktion, in der „an die Stelle des Nebeneinander in einem
Spruchschatz die unmittelbare Aufeinanderfolge in einer Rede tritt“.
42 So ist neben Hi 36,6f. die Konfrontation in ER 22,18f.* zustande gekommen; siehe
M. Witte (1994), 215–220; O. Kaiser (2006), 43, und oben, S. 50f.
43 In den ursprünglichen HR wird qyiDc a überhaupt nicht erwähnt. Hi 12,4; 17,9 und
27,17 gehören alle zur Gerechtigkeitsredaktion, siehe M. Witte (1994), 191f.215ff.,
und vgl. O. Kaiser (2006), z.St. H. Masing (1931), 80–83, hat ausdrücklich gezeigt,
daß die Freunde Hiob nicht für einen (f$rf halten, und wenn, dann nur Zofar.
168 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

„Da hörten jene drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er in ihren44 Au-
gen ein Gerechter {qyiDc
a } war. Da entbrannte der Zorn Elihus /.../, über Hiob
entbrannte sein Zorn, weil er sich selbst vor Gott für gerecht hielt {qdc Pi.}.
Und über seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort
gefunden und Gott45 für schuldig erklärt {($r Hif.} haben.“
Über dem Nachweis des weisheitlichen Hintergrundes der Lehren der
Freunde dürfen aber die andersartigen Querbeziehungen zur alttesta-
mentlichen Literatur nicht übersehen werden. Als erstes Beispiel dafür
sei das Verb dxk in ER 4,7 genannt, weil es in der Bedeutung „vertil-
gen“ oder „vertilgt werden“ sonst nicht in der alttestamentlichen Weis-
heitsliteratur vorkommt. Die Beobachtung, daß es fast ausschließlich in
Verbindung mit einer göttlichen Intervention verwendet wird (vgl. z.B.
Ex 9,15; 23,23; 1Kön 13,34 usw.), erklärt, warum es der Hiobdichter in
4,7 aufnehmen konnte, ohne Gott ausdrücklich zu nennen und trotz-
dem auf die These 4,9 zu verweisen, die ihn als Subjekt des Strafhan-
delns benennt.
Darüber hinaus sind folgende Beobachtungen wichtig, weil sie Leit-
gedanken der BR und ZR betreffen. Die kurze Dauer der Freude der
Gottlosen in ZR 20,5 wurde oben bereits berührt. Dort bildet hfxm : &
i zu-
sammen mit hænnæ r
: den Gedankenreim. Dieses ausgesprochen traditionel-
le, aus den Wurzeln }nr und xm& gebildete Wortpaar ist wiederum fest
in der feierlichen Psalmensprache verankert46, vgl. z.B. Ps 100,2. Da es
in der biblischen Weisheitsliteratur nur noch einmal in Prv 29,6 belegt
ist, dürfte der Hiobdichter also von der traditionellen Psalmensprache
beeinflußt sein.47 Er hat die Leitthese Zofars in 20,5 in einem drasti-
schen Kontrast zu der gängigen Vorstellung von der ewigen Freude der
Gerechten verfaßt, indem er die kurze „Freude der Gottlosen“ an ihre
Stelle setzte. Dieses Spiel mit den traditionellen Vorstellungen und
Wendungen wird durch BR 8,3 zugespitzt. Wie oben bereits festgestellt
worden ist, läßt der Hiobdichter Bildad den Aspekt der Gerechtigkeit
Gottes besonders hervorheben. Diese unterscheidet sich aber in mehr-
facher Hinsicht von der Ausdrucksweise in der übrigen Weisheitslite-
ratur. In der älteren alttestamentlichen Weisheit ist eher der verwandte

44 Konjiziere mit G, S und BHS in Plural.


45 In M steht bwy)-t), siehe dazu H.-M. Wahl (1993), 38, Anm. 19.
46 Wenn das Nomen hænnæ r : selbst auch nur viermal im AT belegt ist, siehe Hi 3,7; Ps 63,6;
100,2. Das Paar gehört zu den imperativischen Hymnen und kollektiven Danklie-
dern; vgl. F. Crüsemann (1969).
47 Vgl. weiterhin Ps 5,12; 32,11; 35,27; 67,5; 90,14; 92,5. Obwohl fast alle genannten
Belege auch nachexilisch datiert werden können, muß das Paar analog zu ähnlichen
sehr alten Paaren wie xm& // lhc (vgl. Y. Avishur [1984], 406f.) dem Hiobdichter be-
kannt gewesen sein.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 169

und auch konkretere Begriff hfqfdc : beliebt.48 Durch die Verwendung von
qedec verleiht der Hiobdichter diesem Gedanken eine universalere Far-
be.49 qedec und +fP$
: m
i werden in der älteren wie in der jüngeren Weisheit
im Vergleich zur übrigen alttestamentlichen Literatur wesentlich selte-
ner unmittelbar mit Gott in Verbindung gebracht; es sind die Men-
schen, die gemäß der Gerechtigkeit oder dem Recht gerecht oder richtig
handeln, vgl. z.B. Prv 12,5.17; 16,8.10.13. Um Gott als das Subjekt der
Gerechtigkeit zu erkennen, muß man auf den Kontext zurückgreifen.
Daher ist das göttliche Subjekt im Leitgedanken der BR zwar der Weis-
heit grundsätzlich nicht fremd, wird aber hier auffallend direkt zur
Sprache gebracht. Außerdem zeigt sich die Eigenartigkeit der Formu-
lierung dieses Leitgedankens darin, daß +fP$ : im und qedec als Wortpaar in
der Sprache der Psalmen und nicht in der der Weisheit zu Hause sind,
vgl. Ps 72,1f.; 89,15; 97,2 usw.50 Und schließlich ist die Metapher der
„Beugung“ des Rechts und der Gerechtigkeit grundsätzlich in der
Weisheit sowie freilich in der Rechtssprache bekannt, nur nicht mit
dem seltenen Verb tw(, sondern mit h+n ausgedrückt (vgl. z.B. Ex 23,6;
Dtn 16,19; Prv 17,23; 18,5).51 So dürfte es sich bei dieser Formulierung
um einen eigenständigen Beitrag des Hiobdichters zur Weisheitsspra-
che handeln, weil tw( allgemein erst in den späten Texten belegt ist.52
Mithin bewegt sich der Hiobdichter grundsätzlich im Rahmen der alt-
testamentlichen Weis-heit, stützt sich in der formalen Sprache aber auf
eine breitere Basis.
Diese Folgerung kann durch eine Reihe weiterer Beobachtungen il-
lustriert werden. In dem Bikolon in ER 4,9 haben wir die absichtlich an
den Anfang der Freundesreden gestellte Grundthese über den von Gott
garantierten unvermeidlichen Untergang der Gottlosen erkannt. Der
Gedanke, daß die Gottlosen durch den Hauch des göttlichen Zornes
vertilgt werden (Ul:kyi Opa) x
a Ur"mU), ist sonst in der Weisheitssprache nicht

48 Z.B. kommt qedc e in Prv außer c. 1–9 viermal und hfqd


f c
: 15-mal vor.
49 Zum Unterschied von qedc e als „normgemäß“ oder „gerechte Ordnung“ und hfqd
f c
: als
„richtige Einstellung“ oder „richtiges Tun“ siehe und vgl. H. Masing (1933),
H.H. Schmid (1968), 67, und B. Johnson / H. Ringgren (1989), 916f. Zu qdc im AT
und in Hi siehe auch J. Lévêque (1963), 70.272ff.
50 In Prv nur in 1,3 und 2,9.
51 Und niemals mit qedc e , sondern nur mit +fP$
: m
i .
52 Von zehn Belegen kommt nur Am 8,5 als eine von der ursprünglichen Hiobdichtung
vermutlich ältere Stelle in Betracht (vgl. H.W. Wolff [1975], 130–135). Neben Hi
34,12; Qoh 1,15; 7,13; 12,3 und Ps 119,78 dürften auch Thr 3,35f. (siehe O. Kaiser
[1981b], 351; merke hier synonym parallel h+n) und Ps 146,9b (siehe U. Nõmmik
[2000], 460ff.) jünger als die Grundschicht der Hiobdichtung sein. Nach G. Fohrer
(1963a), 188, stammt das Verb aus der Rechtssprache, in der es „das rechtswidrige
Verhalten besonders des Richters kennzeichnet“.
170 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

bezeugt, begegnet aber statt dessen in den Psalmen, vgl. Ps 18,16, par.
2Sam 22,16; Ps 90,753; Ex 15,8. Bewegt sich das zweite Kolon in BR 8,13
im Rahmen der in der Weisheit üblichen Terminologie, so liegt im ers-
ten in der Wendung l") y"x:ko$ eine deutliche Anspielung auf die deute-
ronomistische Theologie vor (vgl. Dtn 6,12; 8,11–20).54 Die Wendung
hat weiterhin die Psalmendichtung beeinflußt (Ps 9,18; 10,11f.; 44,18.21;
50,22; 106,21; vgl. zahlreiche Stellen in Ps 119)55, jedoch kaum in die
ältere Weisheitsliteratur ihren Eingang gefunden. Erst bei dem nur in
der jüngeren Weisheit verwendeten Verb xk$ dominiert die reguläre
Bedeutung „vergessen“.56 Die thesenhafte Äußerung BR 8,20 bedient
sich des Wortpaares s)m // qzx Hif. Obwohl die mit ihm gebauten Re-
dewendungen leicht verständlich sind und sich vor dem Hintergrund
der alttestamentlichen Literatur als zur traditionellen, zumal propheti-
schen, Sprache gehörig verstehen lassen (z.B. Lev 26,44; Ps 53,6; Jes
41,9.1357; Ez 16,49 und zitatartig {yi(r
" m
: y"dy: Uq:Zx
i w: in Jer 23,1458), ist ihre
lose Verbindung zur weisheitlichen Ausdrucksweise erneut hervorzu-
heben. In ZR 11,20 überrascht nicht nur ein Hapaxlegomenon xaPm a , son-
dern auch die Distanz zur Weisheitssprache, weil als Parallelen eher
prophetische Stellen wie Jer 14,6 ({ehy"ny"( UlfK)59 oder Jer 25,35; Am 2,14
(sOnfm dab)
f w: ) nachweisbar sind.
Der Hiobdichter läßt die Freunde also von demselben Grundsatz
der weisheitlichen, theologisierten Vergeltungslehre ausgehen, formu-
liert ihn bei Elifas und Zofar konkreter und auf ihre praktischen Kon-
sequenzen hin bezogen, bei Bildad dagegen abstrakter und universaler.
Während die Lehre die Freundesreden formal untereinander und mit
der allgemeinen biblischen Weisheitstradition verbindet, lehnen sich
die Leitgedanken der Freundesreden stärker an die Sprache der Psal-
men (teilweise auch an die der Prophetenbücher) an. Obwohl es selbst-

53 Zu Ps 18 und 90 siehe unten, S. 291f.


54 Obwohl das Motiv nach T. Veijola (2004a), 187, Anm. 393, „seine Heimat“ in der
Prophetie hat und auch in die Psalmen übernommen worden ist, liegt es aufgrund
anderer Parallelen (siehe unten, S. 196f.232f.) nahe, daß die Sprache der BR am mei-
sten vom Dtn abhängt.
55 Aus der Reihe sind wenigstens Ps 9/10 und 119 als späte Psalmen zu beurteilen;
siehe unten, S. 294f.
56 Vgl. HR 9,27; 19,14; Prv 3,1; 4,5; 31,7; Qoh 2,16; 8,10; 9,5, die sekundären Stellen in Hi
24,20; 28,4; 39,15 und die einzigen Ausnahmen in Prv 2,17 und 31,5.
57 Unabhängig davon, ob BR 8,20 aus „der Kulttradition des Königrituals“ stammt
(A. Weiser [1980], 69), gehört Jes 41,8*–13 nach J. van Oorschot (1993), 53ff., in die
von der Hiobdichtung ältere deuterojesajanische Grundschicht.
58 Siehe W. Thiel (1973), 249f., und zu dem im Vergleich zur Hiobdichtung gewiß
höheren Alter vgl. T. Veijola (2000), 117–120.
59 Siehe auch Ps 69,4.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 171

verständlich zu sein scheint, daß die Sprache der Freunde keine erfun-
dene Sprache, sondern den zeitgenössischen weisheitlichen Diskurs
widerspiegelt, liegt es auf der Hand, daß die poetische Begabung des
Hiobdichters jenen überbietet, denn anders lassen sich die Verwen-
dung aufgefallener Worte und die breite Streuung der Parallelen in
unterschiedlichen alttestamentlichen Textsorten wie ihr Fehlen in der
Weisheitsliteratur kaum erklären.
Blickt man auf das Ganze der Freundesreden, so können wir nun
behaupten, daß ihnen der Dichter mit ihren jeweiligen Leitthemen und
Summary appraisals ihren programmatischen Charakter verliehen hat,
während sie weiterhin lediglich eine Reihe von Kommentaren und Illu-
strationen enthalten, die von ihm bei den Reden der einzelnen Freunde
in unterschiedlicher Weise verwendet werden konnten.

1.2. Die Lehre vom Untergang der Gottlosen und die Metaphorik

Der Hiobdichter hat die den Freunden in den Mund gelegten Reden
konsequent ausgestaltet, indem er hauptsächlich die jeweiligen Leitge-
danken illustriert und kommentiert hat. Die Vergeltungslehre und die
Gerechtigkeit Gottes sind der Ausgangspunkt; den Inhalt des größten
Teils der Reden bildet neben den Ermahnungen aber die sich aus ihnen
ergebende Folgerung – die Vernichtung der Gottlosen. Dabei bedient er
sich wirkungsvoll zahlreicher Bilder, Vergleiche und einer künstlerisch
anspruchsvoll komponierten Metaphorik, von der man gleich in der
ersten ER in 4,8 einen guten Vorgeschmack bekommen hat. Die große
Menge derartiger bildhafter Metaphorik gibt zu erkennen, daß der
Hiobdialog nicht nur als eine Abfolge von Streitreden, sondern als
Dichtung verstanden werden will.60

1.2.1. Die Löwenmetapher in der ersten Elifasrede

Die erste umfangreiche und zugleich programmatische Metapher be-


gegnet unmittelbar nach der Vorstellung der wichtigsten Leitgedanken
in ER 4,10f. Der Hiobdichter läßt Elifas die gewichtige zweite Strophe
durch die Metapher von einem mächtigen, aber trotzdem zugrunde
gehenden Löwen beschließen, um so den Leser davon zu überzeugen,
daß die Gottlosen trotz ihres zeitweiligen Erfolges dem sicheren Unter-

60 Daher die Weite und Breite der bildhaften Sprache, dagegen aber ihr nach heutigen
Maßstäben relativ geringer argumentativ-inhaltlicher Effekt; siehe auch oben, S. 148–
151.
172 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

gang verfallen sind. Dabei verbindet das Verb db) in 4,11a das Bild
organisch mit dem Leitgedanken (vgl. 4,7a.9a)61 und ergänzt ihn durch
die metaphorischen, im gegebenen Kontext synonym verwendeten
Verben (tn Nif. und drp Hitp. (4,10b.11b). Im Gegensatz zu den Meta-
phern in 4,8 läßt sich jedoch in diesem Fall der Zitatcharakter nicht
nachweisen, sondern allenfalls vermuten. Von den vierzehn Vokabeln
in 4,10f. sind fünf im Alten Testament äußerst selten belegt: (tn ist
hleg., $iyl
a ist dreimal, ver+
e viermal, hæg)
f $
: und lax$
a , sind beide siebenmal
vertreten.62 Außerdem wird die Löwen-Metapher im Alten Testament
häufig und in der Regel zur Charakterisierung eines Starken und
Mächtigen benutzt.63 Nur an auffallend wenigen Stellen wird die Meta-
pher des Löwen oder seines Gebisses zur Illustration des Untergangs
der Mächtigen eingesetzt, vgl. Ps 58,7; 91,1364; Nah 2,12–14, jedoch an
keiner dieser Stellen so kühn und generalisierend wie in 4,10. Im Blick
auf den Löwenvergleich und sein Vokabular ist die Gleichniserzählung
im Klagelied über die Fürsten Israels in Ez 19,2–9 (vgl. )yibl f in V. 2, ryipK:
in V. 2f.5f., ver+
e in V. 3.6, db) in V. 5, hæg)
f $
: und lOq in V. 7.9 und yir)a in
V. 2.6) besonders erwähnenswert,65 obwohl es wegen weiterer seltener
Wörter in ER 4,10f. wahrscheinlicher ist, mit einer Anspielung auf eine
uns unbekannte (weisheitliche) Tradition zu rechnen.66

61 Siehe auch oben, S. 125f.


62 Außerdem ist )yibl f 14-mal im AT belegt. Es sei noch vermerkt, daß der Dichter Elifas
das Wort hæg)f $
: aus HR 3,24 aufnehmen läßt (siehe H.-J. Hermisson [1998a], 290f.).
63 Vgl. besonders kontrastierend zu ER 4,10f. z.B. in Prv 28,1 oder in Ps 7,3; 17,12;
104,21; Jes 5,29 oder sogar selbst in der Hiobdichtung, 38,39f. Vgl. auch B. Janowski
(2003), 118, daß in den Psalmen „dem Löwen und dem Wildtier die Ambivalenz des
Königlich-Imposanten und des Dämonisch-Grauenvollen“ zu eigen ist. Zur Bedeu-
tung des Löwen in der Hiobdichtung vgl. R. Kessler (2004), 640ff.
64 Bei Ps 58,7 liegt der Verdacht nahe, daß hier ER 4,10f. zitiert wird. Zu Ps 58 und 91
siehe unten, S. 292, Anm. 94, und S. 294f. E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000],
625), hat betont, daß Ps 91 vom Hiobdichter besonders in die ER aufgenommen
wird.
65 Daß der Hiobdichter Ez 19* gekannt hat, ist nicht ausgeschlossen: Zusätzlich zur
Löwenmetapher in Ez 19,2–9* sind die Parallelen der Vegetationsmetaphorik in BR
8,11f.16–18; 18,16 und ER 15,30b.32f. zu Ez 19,10–14* erwähnenswert (siehe unten,
S. 174f.), sowie die Tatsache, daß Ez 19* zum ältesten Textgut des Ez gehört (so
K.-F. Pohlmann [1994], 100f.; [1996], 292ff.; vgl. auch W. Zimmerli [1972], 63ff.) und
damit deutlich älter ist als die Hiobdichtung. Es sei noch vermerkt, daß in Ez 19,5
die Wendung hæwq: T i db) vorkommt; sie ist besonders wichtig in ER 4,6 und 4,7.9.11
sowie in BR 8,13.
66 Siehe auch unten, S. 249.264, und vgl. A. Scherer (2008), 38. Das Bild stammt aus der
Weisheit über die Psalmen nach G. Fohrer (1963a), 135.139, unmittelbar aus der
Weisheit nach D.J.A. Clines (1989), 120, und aus den Psalmen nach C. Westermann
(1956), 70f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 173

1.2.2. Die Vegetationsmetaphorik in den Bildad- und Elifasreden

Da das Verb db) in der Weisheitsliteratur als Terminus technicus nur


formell den Untergang des Bösewichts ansagt, gilt es, den entsprechen-
den Ankündigungen konkretere Züge zu geben. Neben der Tiermeta-
pher in ER 4,10f. verwendet der Hiobdichter in BR 8,11f.; 8,16–18; 8,19;
18,16 und in der zweiten ER 15,30b.32f. zu diesem Zweck am konse-
quentesten die Vegetationsmetaphorik. Dies geschieht übrigens in As-
soziation bzw. Dissoziation der bewußt auf den Kopf gestellten Pflan-
zenmetaphorik in HR 14,1–12*, die auf die erste BR antwortet und die
ihrerseits durch die zweite ER recht traditionell erwidert wird. Die aus
der Pflanzenwelt entnommene Vergänglichkeitsmetaphorik bildet mit
ihrer relativ großen Häufigkeit seltener Vokabeln in den Freundesre-
den ein regelrechtes Gegenstück zu der Löwenmetapher. In den BR
spielt die Pflanzenmetaphorik die Hauptrolle, weil dort 7 von insge-
samt 39 Bikola, also gut ein Fünftel des Gesamtbestandes, von ihr ein-
genommen wird. Darüber hinaus nimmt die Metapher in 8,11f. die
zentrale Position in ihnen ein, weil sie genau in der Mitte der ersten BR
den Inhalt der gewichtigen väterlichen Lehre (vgl. 8,8.10) weitergibt.67
Der Wortschatz in BR 8,11f.; 8,16–18; 8,19 ist ausgesprochen selten:
Vgl. aus 8,11 h)g (außer Hi68 dreimal im AT), )emoG (außer Hi dreimal),
hfCB i (außer Hi69 nur noch in Ez 47,11) und Uxf) (nur noch in Gen 41,2.18),
den Aramaismus70 hg& (außer der ersten BR71 zweimal); aus 8,12 b")
(nur noch in Hld 6,11), v+q (außer Hi72 dreimal); aus 8,16 bo+r f (hleg.73),
teqne Oy (außer Hi viermal im AT); aus 8,17 \bs als Verb hleg. (die Wurzel
74

im AT noch fünfmal). Dagegen verwendet das Bikolon 18,16 den ge-


wöhnlichen Wortschatz und nimmt sogar die Verben $by und llm aus
der zweiten ER auf. Der Wortschatz der zweiten ER beinhaltet folgende
Seltenheiten: Vgl. dazu in 15,30b den Aramaismus tebehl : $
a (nur noch in
Ez 21,375), teqnå Oy (siehe oben); in 15,32 hfPKi (außer Hi zweimal im AT), }(r
(hleg.); in 15,33 resoB (außer Hi viermal), hfCni (außer Hi dreimal); falls

67 Zur Legitimation durch die väterliche Lehre siehe unten, S. 232f.


68 Die folgende HR nimmt das Verb in 10,16 auf.
69 Noch sekundär in Hi 40,21.
70 E. Kautzsch (1902), 86, M. Wagner (1966), 108.
71 Außerhalb der Vegetationsmetaphorik noch in BR 8,7; siehe unten, S. 223f.
72 In Hi 30,4 möglicherweise sekundär; siehe M. Witte (1994), 192; O. Kaiser (2006), 53.
73 Als Verb gehört b+r vermutlich zum sekundären Einschub in Hi 24,8; siehe
M. Witte, a.a.O., und O. Kaiser, a.a.O., 45f.
74 Noch in BR 8,16 und HR 14,7* (es ist jedoch nicht sicher, ob alle Glieder des Triko-
lons ursprünglich sind).
75 M. Wagner (1966), 113, konjiziert zusätzlich in Hld 8,6.
174 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

unsere Konjekturen richtig sind,76 zählen hierzu auch die Verben r(s in
15,30b (außer Hi siebenmal) und llm, „verwelken“ in V. 32 (außer Hi77
zweimal) und das Nomen hfrUmºz (außer Hi fünfmal).
Da sich nur zwei der seltenen Wörter in der Vegetationsmetaphorik
der BR und ER decken, kann mit Sicherheit behauptet werden, daß der
Hiobdichter trotz ähnlicher Bilder Elifas und Bildad unterschiedlich
charakterisieren will. So wird es auch verständlich, daß sich nur sehr
selten alttestamentliche Vorlagen mit gleichen Wortkombinationen fin-
den lassen. Es steht fest, daß der Hiobdichter zwar einige entsprechen-
de alttestamentliche Texte kannte, sich aber (sofern er die Metaphern
nicht seiner eigenen poetischen Kraft zuschreiben will) meistens auf
uns un-bekannte Vorlagen stützt. Ungeachtet des seltenen Vokabulars
werden wir in eine Begriffs- und Vorstellungswelt geführt, die wegen
der allgemeinen Verbreitung der durch sie evozierten Wirklichkeit
allgemeinverständlich ist. Die gleiche Tendenz dürfte hinter der zahl-
reichen Belegen im Alten Testament stehen, in denen vor allem das
Verb $by (BR 8,12; 18,16; HR 14,11; ER 15,30b) und weniger das Nomen
ryicx
f (BR 8,12) verwendet werden.78 Als Paradebeispiel dafür kann der
Abschnitt Ez 19,10–14* (vgl. besonders V. 12*) stehen, der älter als die
Hiobdichtung ist:79
„Er wurde im Grimm ausgerissen,80
auf die Erde geworfen {\l$ Hof.}.
Der Ostwind {{yidQ f h
a x
a Ur} dörrte ihn aus {$by Hif.},
seine Frucht {yirP: } wurde abgerissen.
Sein kräftiger Zweig verdorrte {$by}81,
das Feuer {$")} verzehrte ihn {lk)}.“
Die Rede ist von dem im Alten Testament herkömmlichen Symbol für
Fruchtbarkeit und Glück, dem Weinstock (}epGe in Ez 19,10), der bekannt-
lich auch in ER 15,33 erscheint. Außerdem kann man die Verwandt-
schaft einer Reihe der oben hervorgehobenen Wörter mit dem Wort-

76 Siehe oben, S. 43f.


77 Noch in Hi 14,2; 18,16; 24,24; der letzte gehört in einen sekundären Abschnitt (so
auch M. Witte, a.a.O., und O. Kaiser, a.a.O.).
78 Eine kurze Systematisierung der Vegetationsmetaphorik im AT hat P. von Gemün-
den (1993) vorgenommen. Wir betrachten an dieser Stelle nicht die Liebeslyrik, weil
dort die Pflanzenmetaphern eine völlig andere Rolle spielen, und auch nicht die er-
zählenden Werke des ATs, weil sie dort kaum von Bedeutung sind (so auch a.a.O.,
54).
79 Zum Alter von Ez 19* und zu den möglichen Beziehungen zwischen ER 4,10f. und
Ez 19,2–9 siehe oben, S. 172, und Anm. 65. Zur ursprünglichen Gestalt von V. 10–14*
und deren Fortschreibungen siehe K.-F. Pohlmann (1996), 287–292.
80 Das Kolon ist zu kurz, daher kommt die Konjektur von BHS in Frage: hf$T: h
u )yihw: .
81 Lies das Verb mit BHS in sing.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 175

schatz von ER 15,30b.33 kaum übersehen.82 In gleicher Weise eignet


sich Ez 17,3–10 als Beispiel, weil in diesem ebenfalls älteren Text83 acht
uns bereits bekannte Wörter belegt sind.84 Die genannten prophetischen
Texte sind jedoch im Unterschied zu den Untergangsschilderungen in
den BR und ER gegen eine politische oder ethnische Größe, nicht aber
gegen eine Einzelperson gerichtet.85
Dagegen besitzen wir aus der israelitischen Psalmendichtung eini-
ge Belege, in denen die Vergänglichkeit des Lebens eines Einzelnen
oder des menschlichen Lebens überhaupt thematisiert wird. Im kollek-
tiven Klagelied Ps 9086 wird generell die Nichtigkeit menschlichen Le-
bens beklagt (V. 5f.).87 Besonders ist aber Ps 37, ein Lehrgedicht über
Gerechte und Gottlose, hervorzuheben. Der uns bereits bekannte Wort-
schatz wird in ihm speziell auf das Schicksal der Gottlosen bezogen (in
V. 2, vgl. V. 1) angewendet:88
„Denn wie Gras {ryicx
f } welken {llm} sie schnell,
wie grünes Kraut verdorren sie.“
In demselben Lied berichtet der Dichter, wie der mit einer grünen Ze-
der verglichene Gottlose ((f$r
f ) trotz seines Erfolgs spurlos verschwin-

82 Die vermerkten Wörter $by, x a Ur und yirP: , eine Variante zu xarPe , befinden sich in ER
15,30b und \l$ in 15,33. Darüber hinaus werden hier die Wendung $") lk) (vgl. ER
15,34 und unten, S. 177–179) und besonders das außer in Ez 40–48 im AT relativ we-
nig belegte Wort {yidqf (vgl. ER 15,2 und unten, S. 229f.) eingesetzt.
83 Ez 17,1–10* gehört wie Ez 19* zum älteren, exilischen Bestand des Buches laut
K.-F. Pohlmann (1994), 98–101; (1996), 242–246; vgl. auch W. Zimmerli (1972), 63ff.
84 Siehe in Ez 17,4 hfqyiny: (teqne Oy in BR 8,16; ER 15,30b) und v+q (BR 8,12), in V. 6 u.a. xmc
(BR 8,19), }epGe (ER 15,33) und $ero$ (BR 18,16), in V. 9f. $by (BR 8,12; 18,16; ER 15,30b)
und {yidQf h
a x
a Ur (ER 15,2.30b).
85 Siehe auch Jes 18,1–6*, bes. V. 5: Die sehr seltenen Wörter resoB und hfCni (vgl. ER 15,32)
und xarPe (vgl. ER 15,30b) sind hier hervorzuheben, und außerdem ryicqf in Jes 18,4
(vgl. BR 18,16) und )emoG in Jes 18,2 (vgl. BR 8,11); zu der jesajanischen Schicht und
späteren Ergänzungen siehe O. Kaiser (1994a), 42f.; U. Becker (1997), 276f.282f. Vgl.
auch den strategischen Zeitpunkt vor der Ernte in ER 15,32 und Jes 18,5. Ferner vgl.
Jes 5,24; 15,6; 35,7 und Ez 21,3 (hieran schließe sich ER 15,30 an nach G. Fohrer
[1963a], 276). Auch in der öfters zitierten Stelle Jes 40,6–8*, in der das ganze Fleisch
mit Gras verglichen wird, wird doch mit dem Volk Israel gesprochen; auch wenn
V. 7bβ eine Glosse ist (so z.B. BHS) und V. 6–8 insgesamt einen Einschub bilden (so
O. Kaiser [1984a], 275; [1993], 257; J. van Oorschot [1991], 273ff.; U. Berges [1998],
385ff.412). K. Budde (1896), 37, hält Hos 13,15 für ein Vorbild für die BR und
J.E. Hartley (1988), 12, aber Am 2,9c für BR 18,16.
86 So T. Veijola (1982), 115; O. Kaiser (1984a), 336, u.a.
87 Merke das Paar llm // $by wie in ER 15,30b.32 und BR 18,16; ryicx f wie in BR 8,12 und
jyic wie in HR 14,2. Zu Ps 90 siehe unten, S. 292, und vgl. ferner Ps 80,9–17; 102,5.12;
103,15f.; 129,6.
88 Es besteht der Verdacht, daß Ps 37 jünger als die Hiobdichtung ist; siehe dazu unten,
S. 293f.
176 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

det (V. 35f.).89 Darüber hinaus ist auch Ps 72 zum Vergleich heranzu-
ziehen; denn in diesem mehrschichtigen Königslied90 begegnet die Ve-
getationsmetaphorik ebenfalls. In V. 16 wird die Königsherrschaft mit
dem Blühen des Landes in Verbindung gebracht und mit Bildern aus
der Pflanzenwelt beschrieben, wobei die auch beim Hiobdichter be-
gegnenden Wurzeln jwc und }yn erscheinen, wie HR 14,2 (jyic) und BR
18,19 (}yin)91 bezeugen. Trotz des positiven Kontextes der Vegetationsme-
taphorik in Ps 72,16f. ist für uns wichtig, daß die Wendung $em$ e -y"np: l
i
außer in BR 8,16 im ganzen Alten Testament nur noch hier belegt ist.
Mithin ist es nicht auszuschließen, daß der Psalm dem Hiobdichter in
seiner Grundgestalt bekannt gewesen ist.92
Insgesamt können wir feststellen, daß zwei so lange Reihen von
Pflanzenmetaphern mit einem so reichen und seltenen Vokabular wie
in BR 8,11f.16–18; 18,16 und ER 15,30b.32f. im Alten Testament einma-
lig sind. Das tertium comparationis bildet in beiden Fällen der Gottlose.
In den Prophetenbüchern findet man ähnliche, aber wegen ihrer kollek-
tiven Bezugspersonen (das Volk, das Königtum) zugleich unterschied-
liche Bilder. In den Psalmen begegnen entsprechende Aussagen über
einen Einzelnen, aber die dabei verwandte Metaphorik ist kürzer und
formelhafter. So können wir festhalten, daß der Hiobdichter zwar an
die in Israel (und im Alten Orient) gebräuchliche Vegetationsmetapho-
rik angeknüpft, sie aber im modifizierten Kontext der weisheitlichen
Lehre in entsprechender Ausgestaltung verwendet hat. Vermutlich ist
er anthologisch vorgegangen, wie es sich aufgrund des vokabulari-
schen Reichtums und des Verbindens verschiedener Metaphern
(15,30b.32) und Vergleiche (:K in 15,33) annehmen läßt. Dabei hat er je-
denfalls auf eine breitere Tradition als nur die alttestamentliche zurück-
greifen können. Daß dazu auch außerisraelitisches Traditionsgut gehört

89 Vgl. eine Variante dazu in Ps 92,8; E. Dhorme (1967), 118, hebt Ps 92,13 und 73,12
hervor.
90 Der Grundbestand dürfte in den V. 1–7*.12–14.16–17* vorliegen; vgl. dazu E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 309ff.); M. Arneth (2000), 29–54; C. Levin (2001),
265f.; O. Loretz (2002), 171–213.
91 Es sei jedoch gemerkt, daß }yn in Ps 72,17 nicht sicher ist, weil sie als Verb hleg. ist
und auch dann als }yinyf gelesen, wenn nicht in }OKiy oder }yidyf geändert werden muß;
vgl. BHS, G und KBL3, 657b–658a, Bedeutung: „sprossen, Nachkommen haben“. Als
Nomen }yin ist die Wurzel aber ebenfalls eine Seltenheit, weil es außer in BR nur in
Gen 21,23 und Jes 14,22 belegt ist.
92 Es spricht vieles dafür, daß $em$f -y"np: l
i in den Primärpsalm gehört. Falls er dem Hiob-
dichter auch nicht bekannt gewesen ist, ist es bei der Wendung selbst doch möglich
(zu den möglichen Allusionen an die mesopotamische Tradition siehe unten, S. 260).
E. Zenger, a.a.O., 327, läßt es zu, daß hier auf Jahwe als Sonne angespielt wird. Vgl.
M. Arneth (2000), 110, Anm. 3.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 177

haben kann, läßt sich nicht ausschließen. Denn immerhin begegnen in


den einschlägigen Bikola wenigstens zwei Aramaismen und drei Ha-
paxlegomena93. Beachtenswert ist ferner, daß der Hiobdichter die Vege-
tationsmetaphorik der BR und ER in unterschiedlicher, die Wortwahl
einschließender Weise ausgestaltet hat.

1.2.3. Feuer, Flut und Finsternis in den Freundesreden

Die Tier- und Vegetationsmetaphorik bildet nur einen Teil des dichteri-
schen Arsenals des Hiobdichters, weil er grundsätzlich bei den Unter-
gangsbildern nicht mit Worten sparen will. Die Nuancen sind so zahl-
reich, daß gerade dadurch der Eindruck entsteht, die Freunde lehrten
das Mißgeschick der Gottlosen und nichts anderes. In den ER sind die
entsprechenden Schilderungen am zahlreichsten. Sie befinden sich in
der dritten und fünften Strophe der zweiten ER 15,20–24* und 15,34f.
und in den einzelnen Bikola ER 15,29; 22,10f.94; 22,16; 22,20. Die Gottlo-
sen (15,20.34) sind generell geängstigt (lyx Hitpal. in 15,20) und er-
schrocken (daxPa in 22,10), oder wie die Metapher in 15,21 eindeutig ver-
kündet: „Die Schreckenslaute ({yidx f P: -lOq) sind in seinen Ohren“.95 Not
und Bedrängnis (hfqUc:mU rac in 15,24), Unfruchtbarkeit (vgl. dUm:laG in
15,34), Mühsal und Unheil (}åw) f // lfm(f ) warten auf ihn. Dabei geschieht
alles pausenlos (15,20) und hört auch in Friedenszeiten nicht auf
(15,21). Sucht man nach konkreteren Beispielen, was dem Bösewicht
bestimmt ist, findet man auf der einen Seite den Verwüster (15,21), das
Schwert (15,22), den Greifvogel (15,23)96, das Feuer (15,34; 22,20) und
die Schlingen (22,10), auf der anderen Seite aber wird die Lage der
Gottlosen durch die universalen Chaosmächte wie den sich über ihren
Grund ergießenden Strom oder Wasserschwall (rfhnf in 22,16 und -ta(p: $ i
{iym
a - in 22,11) sowie die Dunkelheit (|e$x in 15,22; |e$x-{Oy in 15,24 und
\$x in 22,1197) als existentiell bedrohlich dargestellt. Besonders die
Dunkelheit erweist sich in der bildhaften Sprache der HR und der

93 Siehe die Liste der Wörter oben, S. 173f. Zu den außerbiblischen Parallelen siehe
unten, S. 250ff.
94 Hier wird jedoch Hiob selbst bedroht, aber da er laut dem Katalog der Sünden in
22,6–9 mit dem Frevler gleichgesetzt wird, gilt die Drohung auch generell für alle
Sünder.
95 Das Wort daxPa für Schrecken erweist sich in der Hiobdichtung insgesamt als sehr
bedeutend: Es wird neben den ER aktiv in den HR verwendet, dabei jeweils in den
den ER vorausgehenden Reden, in 3,25; 13,11 und 21,9.
96 Konjiziert; siehe oben, S. 40.
97 Zu den Umstellungen und Konjekturen siehe oben, S. 40f. und 48.
178 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Freundesreden als die geläufige und universale Metapher für Un-


glück.98 Darüber hinaus werden oft der Untergang der Gottlosen (dxk
{Uq:y in 22,2099) und die Vergänglichkeit ihres Wohlstandes (liyx a und
Metapher mit Schatten in 15,29100) beteuert.
Erfährt man mit diesem Kompendium der den Gottlosen erwarten-
den Leidensschilderungen etwas Konkretes? Eine mehr oder weniger
hinreichende Antwort soll der Blick auf die im Hintergrund stehenden
alttestamentlichen Traditionen geben. Die gewählten Wendungen und
Bilder der Freundesreden belegen die originelle Art des Hiobdichters,
zur Schilderung des Untergangs der Gottlosen auf das entsprechende
Vokabular in den Prophetenbüchern oder in den Psalmen zurückzu-
greifen. Als Beispiel dafür sei die universale Trias von Feuer, Flut und
Finsternis herangezogen. Für das verheerende Feuer als Mittel für Got-
tes Eingreifen auf Erden gibt es im Alten Testament zahlreiche Belege.
Fragt man, wie viele von ihnen sich mit dem Schicksal der Gottlosen
beschäftigen, wie es in ER 15,34 und 22,20 der Fall ist, vermindert sich
ihre Zahl drastisch. Auch in den Psalmen finden sich nur wenige ein-
schlägige Belege und in den Proverbien überhaupt keine. Die Prover-
bien, die in vielen Fällen geradezu Mustersätze zum Thema des „Un-
tergangs der Gottlosen“ enthalten, verwenden fünfmal das Wort $")
ohne jede dem Schicksal der Gottlosen geltende Metaphorik (vgl. Prv
16,27; 26,20). In einigen jüngeren Psalmstellen hingegen bewirkt das
Feuer in der Tat den Untergang der Frevler bzw. der Gottlosen ({yi($ f r :
in Ps 11,6; 68,3; 106,18).101 Abgesehen davon verbrennt das Feuer Jah-
wes gewöhnlich seine Feinde, die Feinde des Beters, des Volkes Israel
oder die Heiden (vgl. Ps 21,9f.; 97,3 u.a.). Auch in den Prophetenbü-
chern beziehen sich die Parallelen entweder auf Juda und Israel oder
(in der Mehrzahl) auf ihre Feinde (vgl. Jes 10,16f.; Jer 21,10 u.a.). Von
den wenigen Beispielen verdient ein Vers in der protojesajanischen
Sammlung (33,14) unsere Aufmerksamkeit, weil hier die Ausnahme die
Regel zu bestätigen scheint: Da hier ebenso von den Ruchlosen, {yipn¢ x A ,
wie dem verzehrenden Feuer (hflk" O) $"); vgl. ER 15,34) und dem Er-
schrecken (hier als Verb dxp; vgl. ER 15,21; 22,10) die Rede ist, gewinnt
man den Eindruck, daß der Hiobdichter eine entsprechende Tradition
kannte. Aber da Jes 33 möglicherweise erst in hellenistischer Zeit ent-

98 In diesen Bikola sind die Anspielungen auf die Klagen Hiobs durchgehend spürbar,
vgl. rO) in 3,20; |e$x in 10,21; 17,12f.*; {iym
a in 14,19; das Fangseil in 19,6.
99 So nach unserer Konjektur; siehe oben, S. 51.
100 Konjiziert; siehe oben, S. 42f.
101 Es ist hervorzuheben, daß die zwei ersten Belege wegen ihrer Beziehung zu den
Gerechtigkeitsbearbeitungen auffallen; siehe unten, S. 294f. Ferner vgl. Ps 140,9–11.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 179

standen ist,102 läßt sich eine Abhängigkeit des Dichters von diesem Ka-
pitel nicht mit Sicherheit postulieren. Da selbst in der Frage keine Ei-
nigkeit besteht, ob es sich in Jes 33 um einen in sich geschlossenen
Entwurf aus einer Hand handelt oder das Kapitel das Ergebnis eines
mehrfachen Redaktionsprozesses ist, wird man derzeit am besten auf
weitere Spekulationen über das zwischen Hi 15,34 und Jes 33,14 beste-
hende Verhältnis verzichten. Bis dahin kann man die dichterische Lei-
stung erst einmal dem Hiobdichter gutschreiben. Während der bibli-
schen Tradition die Vorstellung vom Feuer als einem Werkzeug Gottes
zur Vernichtung der Feinde durchaus bekannt war, verbindet der Hi-
obdichter das Feuer mit der Reihe anderer Mittel zur Vernichtung der
Gottlosen.103
Als nächstes sei die Frage gestellt, wie es sich mit der traditionsge-
schichtlichen Herkunft der Einsetzung des Chaoswassers als Strafmittel
in 22,11 und 22,16 verhält. Die erste an Hiob gerichtete Drohung be-
dient sich deutlich der Sprache der individuellen Klage- und Danklie-
der, in denen das Wasser ein häufiges Sinnbild der Not ist (vgl. Ps 32,6;
66,12104; 69,2f.15; 88,18; 106,11; 124,4f.105). Die Originalität des Hiobdich-
ters zeigt sich aber darin, daß die auf den ersten Blick gewöhnliche
Wendung !eSka T : {iym
a -ta(p: $
i (22,11) dennoch nicht in den Klage- oder
Dankpsalmen nachweisbar ist. In der alttestamentlichen Tradition wird
im Gegensatz entweder das ganze Land (Gen 7,19f. u.a.), eine Stadt (Ez
26,19 u.a.) oder das Heer der Feinde (Ex 14,28 u.a.), aber kein Einzelner
oder gar ein Gottloser dem Wasser preisgegeben bzw. von ihm bedeckt
(hsk). Außerdem findet man das seltene Wort hf(p: $ i (im AT fünfmal) in
Verbindung mit dem Wasser nur im Hiobbuch. Das Gesagte gilt eben-
falls für die Formulierung in 22,16b (qcy und dUs:y): Im Alten Testament
gibt es außerhalb der Hiobdichtung nur zwei Stellen (Ps 41,9; Jes 44,3),

102 So O. Kaiser (1983), 271; R Kilian (1994), 189. Eine „sehr späte Fortschreibung“
nimmt auch U. Becker (1997), 269f., an. B. Duhm (1968), 13, wollte die Dichtung erst
um 162 v. Chr. ansetzen. Dagegen haben sich aber z.B. H. Wildberger (1982), 1287f.
1573f., und O.H. Steck (1985), 95ff., für die Perserzeit ausgesprochen, während
U. Berges (1998), 242ff., sie als einen Brückentext beurteilt, der älter als „sehr spät“
sei.
103 Daß solche Wendungen symptomatisch nur für die Freundesreden sind (vgl. in ZR
20,26), sei betont (bei Hi 31,12 handelt es sich vermutlich um eine sekundäre Erwei-
terung; vgl. M. Witte [1994], 192; O. Kaiser [2006], 56). Eine Ausnahme im AT bilden
die Pflanzenmetaphern (vgl. ER 15,30b), in denen das verzehrende Feuer öfters be-
legt ist (vgl. Ez 19,12; Jes 5,24; 10,17 u.a.).
104 Hier zusammen mit dem Feuer.
105 Wenigstens bei Ps 88 und 124 scheint vorexilische Herkunft ausgeschlossen zu sein;
vgl. K. Seybold (1996), 344.483, E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 570);
E. Gerstenberger (2001), 145f.334.
180 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

in denen das Verb qcy im übertragenen und universalen Sinne als „et-
was auf jemand ausgießen“ verwendet wird,106 dort jedoch nicht in
Verbindung mit Verbrechern; für die Rede von den „Grundfesten“
(vgl. dUs:y in 22,16b) der Gottlosen oder Gerechten sind daneben nur
zwei Belege vorhanden: Prv 10,25 und Hab 3,13.107
Noch universaler erscheint auf den ersten Blick das metaphorische
Spiel mit Licht ({Oy, rO)) und Finsternis (die Wurzel \$x) in ER 15,22.
24*108; 22,11. Es sei gleich betont, daß erneut keine der Formulierungen,
wie formelhaft sie sich auch anhören, ein dem Alten Testament ent-
nommenes Zitat darstellen. Für die Vorstellung des sich verfinsternden
Tages oder seines Gegensatzes, der licht werdenden Dunkelheit, sind
in den Psalmen nur drei Belege hervorzuheben: Ps 18, par. 2Sam 22; 112
und 139. In ihnen wird die Finsternis jedoch nicht mit den Gottlosen in
Verbindung gebracht, sondern die Gerechten mit dem Licht (Ps 18,29;
139,11f. und besonders 112,4).109 Da ähnliche Metaphern in den Prover-
bien völlig fehlen, bleiben als Vergleichsmaterial nur die einschlägigen
Stellen aus den Prophetenbüchern übrig. Der finster werdende Tag ist
dort als der Tag des Herrn (hwhy {Oy) bekannt und wird mehrfach mit
seinem grausamen Charakter geschildert. Auch die apokalyptische Fin-
sternis darf dort nicht fehlen (z.B. Joel 2,2; Am 5,20; Zef 1,15 u.a.). ER
15,24 klingt mit seiner Rede vom „Tag der Finsternis“ an Zef 1,15110 an:
„Tag des Zorns ist dieser Tag:
f }111 und Bedrängnis {hfqUc:m}112,
Tag von Not {hfrc
Tag von Sturm und Verwüstung,
Tag von Finsternis {|e$x {Oy} und Dunkel,
Tag von Wolken und Nebel113.“

106 Sonst behält das Verb zumal in Ex und Lev konkrete Bedeutung bei den kultischen
Handlungen.
107 Viele, darunter W. Volck (1889), 59; E. Dhorme (1967), 333f.; G. Hölscher (1952), 60;
A. Weiser (1980), 175; R. Gordis (1978), 248, sehen in ER 22,15f.19f. Anspielungen auf
die Sintflutsage. Wegen rfhnf in 22,16 argumentiert A. de Wilde (1981), 235, dagegen
und H. Strauß (2000), 66, für die Verbindung mit Jes 59,19 und Jer 46,8. Laut
B. Duhm (1897), 116, wird hier auf eine unbekannte Geschichte angespielt.
108 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Ergänzungen siehe oben, S. 40f.
109 Zu diesen Psalmen siehe auch unten, S. 291f.294f.
110 Darin scheinen die Exegeten einig zu sein, daß dieser Vers zum älteren Grundbe-
stand des Buches gehört; vgl. F. Horst (1964), 191; A. Deissler (1988), 236; K. Seybold
(1991), 85f., H. Irsigler (2002), 59f., und L. Perlitt (2004), 113f. Zum Hintergrund des
Tages des Zorns in Zef siehe H. Irsigler, a.a.O., 171f.
111 In ER 15,24 als rac.
112 hfqUc:m ist im AT nur siebenmal belegt, davon außerhalb von Ps 107 nur dreimal, in
Zef 1,15; Ps 25,17 und ER 15,24.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 181

Der Hauptunterschied zur Hiobdichtung besteht aber darin, daß die


für die prophetischen Unheilsverkündigungen so charakteristischen
Vorstellungen vom Tag Jahwes dem Hiobbuch völlig fremd sind (vgl.
nur OPa) {Oy in ZR 20,28). Darüber hinaus wird in ihm nicht das Ende
der Welt oder eines Volkes bedacht, sondern das eines Menschen. Die
Kürze seines Lebens gehört zu seinem Wesen (HR 14,1–3). Aber die
Vergänglichkeit der Menschheit als solcher, wie sie in den Apokalyp-
sen thematisiert wird, gehört nicht zu den Problemen des Hiobdich-
ters.114
Die besprochenen universalen Metaphern von Feuer, Flut und Fin-
sternis sind auch in den BR und ZR belegt. Neben der Aussage in
20,23bβ, daß Gott das Feuer seiner Wut auf den Gottlosen regnen
läßt,115 ist nur noch an die Endstrophe der zweiten ZR 20,26–29* zu
erinnern. Dort frißt den Gottlosen ein Feuer, während die Erde erbebt,
der Himmel seine Schuld enthüllt und eine Regenflut seine Habe da-
vonschwemmt. Das Summary appraisal 20,29 konstatiert nur mit allge-
meinen Wendungen, daß das der Anteil ist, den Gott dem Gottlosen
zuweist. Die alttestamentlichen Parallelen zu dieser Strophe sprechen
erneut für eine gewisse Abhängigkeit von der Sprache der Psalmen
und Propheten. So wird zusätzlich zu den Parallelen in den ER das
Verb {wq Hitp. (20,27) außer Hi 27,7 im Alten Testament nur in Ps 17,7;
59,2 und 139,21116 benutzt. Das seltene Verb xpn (20,26bα) kommt in
Verbindung mit dem Feuer nur in Jes 54,16117 und Ez 22,20f. vor, die zu
entblößende (hlg in 20,27) Schuld ist in der Prophetentradition zu Hau-
se (vgl. Jes 26,21; Ez 21,29; Hos 7,1a)118 und der Tag des Zornes Gottes
(OPa) {Oy in 20,28) befindet sich in Jes 13,13 und Zef 2,2f.119 Der Leser
wird jedoch im pointierenden Endvers 20,29 daran erinnert, daß es sich
bei den ZR immer noch um einen weisheitlichen Text handelt: Der
Ausdruck (f$fr {fd) f besitzt seine Parallele nur in den Sprüchen (Prv
11,7).120

113 Das 15-mal im AT vorhandene Wort lepr f (A ist zusätzlich in ER 22,13 verwendet wor-
den.
114 Vgl. dagegen die spätere Niedrigkeitsredaktion in 4,12–21 u.a, und M. Witte (1994),
194ff.
115 Falls unsere Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 82, und vgl. unbedingt Ps 11,6.
116 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295.
117 Zu Jes 54* siehe unten, Anm. 341.
118 H. Wildberger (1972), 9, hebt zusätzlich den Nachklang der Apellation aus Jes 1,2f.
in ZR 20,27 hervor.
119 Bemerkenswert sind darüber hinaus die Parallelen in Threni, vgl. die sich entblö-
ßende Schuld in Thr 2,14; 4,22 und den Tag des Zornes in Thr 1,12; 2,1.21f.
120 H. Strauß (2000), 34, verweist besonders auf Prv 11,4.
182 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

In den BR bleibt von der hier zu behandelnden Trias nur die Fin-
sternis als Werkzeug Gottes gegen die Gottlosen übrig. In 18,18 werden
die Gottlosen vom Licht und Festland (l"bT " ) in die Finsternis gesto-
ßen.121 Dagegen beweisen die Bikola 18,5f., daß das verlöschende (\(d
und \$x) Licht (rO), $") und r"n) im Hause der Gottlosen ({yi($
f r
: ) auch als
einfache Metapher für den Tod der Gottlosen benutzt werden kann.
Dabei gewinnen diese Bikola im Gegensatz zum oben gewonnenen
Eindruck von der dichterischen Verwendung der Propheten- und Psal-
mensprache den Beiklang eines Zitats aus den Proverbien. Neben Prv
20,20 und 24,20 sei besonders 13,9 vorgeführt:122
„Das Licht {rO)} der Gerechten geht auf 123,
aber die Leuchte {r"n} der Gottlosen {{yi($
f r
: } verlöscht {\(d}.“
So zeigt es sich erneut, daß sich die Sprache des Hiobdichters generell
im traditionellen Rahmen bewegt.124 Sie weicht von dem traditionellen
Weg auch dann nicht ab, wenn sie zwei der Komponente der chaoti-
schen Trias, z.B. das Wasser und die Finsternis, miteinander verknüpft
und dahinter die Hand Gottes sieht (ER 22,11; vgl. z.B. Am 5,8). Beson-
ders in den Theophanieschilderungen können alle drei Komponenten
die Erscheinung Gottes begleiten, was exemplarisch durch Ps 18,8–16,
par. 2Sam 22,8–16 belegt ist.125 Man darf jedoch nicht vergessen, daß die
sich in Wettererscheinungen manifestierende Macht Gottes in ver-
wandten hymnischen Texten besungen wird oder zu den Kennzeichen
einer Gerichtstheophanie gehört (vgl. z.B. Zef 1,14–17), in den Freun-
desreden aber gegen den Gottlosen gerichtet wird. Ausnahmen wie die
ursprüngliche Hiobdichtung und die der Psalmensprache nahestehen-
de Schilderung in Hab 3,8–15 (besonders 3,13) zeigen, daß spätestens in
der Zeit des Hiobdichters eine Brücke zwischen den älteren Theopha-
nieschilderungen und der Vergeltungslehre geschlagen wurde.126

121 Die Licht-Finsternis-Metaphorik wird aus HR 17,12f. aufgenommen.


122 Manche, besonders E. Dhorme (1967), clxv, und G. Hölscher (1952), 44, weisen auf
13,9 und 24,20 hin.
123 Siehe BHS; B. Gemser (1963), 62, dagegen aber W. McKane (1985), 461.
124 Vgl. P. Volz (1921), 76: „Stehend aus alter Zeit ist der schwere Dreiklang: Finsternis,
Feuer, Flut“.
125 Vgl. das Feuer in V. 9, die Dunkelheit in V. 10.12 und das Wasser in V. 16. Zu Ps 18
siehe auch unten, S. 291f.
126 Zu Hab 3,8–15 siehe L. Perlitt (2004), 43.88–94.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 183

1.2.4. Weitere Illustrationen in den Elifasreden

Bei den weiteren den Untergang der Gottlosen schildernden Stellen der
ER sind nur einige alttestamentliche Parallelen zu nennen, weil sie un-
sere Beobachtungen über die teilweise originelle Sprache des Hiobdich-
ters vor dem Hintergrund ihrer Traditionsverbundenheit bestätigen.
Die Propheten verbinden mit dem Gottesgericht Schlingen, eine Grube,
Schrecken oder sogar Schreckenslaute. Diese Dinge können auch ge-
häuft vorkommen. Allerdings erweist sich die formelhaft dichteste Pa-
rallele als sprichwörtlich, so daß sich ein Abhängigkeitsverhältnis nur
schwer belegen läßt, wie es in der Parallele in der sog. Jesaja-Apoka-
lypse 24,18a der Fall ist:127
„Wer entflieht vor dem Schreckenslaut {daxPa h
a lOQim},
der fällt in die Grube;
wer entkommt aus der Grube,
der wird von der Schlinge {xfP} gefangen.“128
Ähnlich formelhaft klingt das den grausamen Verwüster bezeichnende
Partizip d"dO$ aus ER 15,21, das spezifisch der prophetischen bzw. jere-
mianischen Sprache zugehört (zusammen mit dem Verb )wb in Jer
12,12; 51,48.53 u.a.). Erneut unterscheiden sich jedoch in beiden Fällen
die Kontexte erheblich. Dagegen erscheint das Verb dd$ in den Psal-
men (17,9) und in der Weisheitsliteratur (Prv 24,15) auf die Gottlosen
bezogen, um eine Handlung der Gottlosen gegen den Beter oder Ge-
rechten zu bezeichnen. Das plötzliche Entsetzen, {o)t : Pi daxPa , aus ER
22,10 begegnet wörtlich im Alten Testament nur noch in Prv 3,25 und
bezieht sich hier eindeutig auf die Gottlosen ({yi($
f r
: ).129
Um die Vergeltungslehre des Elifas bzw. seine Lehre über den Un-
tergang der Gottlosen zu unterstreichen, sei die einzige Stelle ange-
führt, in der der Leser überhaupt etwas über das Verhältnis zwischen
den Gerechten und den Gottlosen erfährt. Es äußert sich (als Reaktion
auf HR 21*) nach 22,19f. darin, daß die Gerechten und der Unschuldige
({yiqyiDac und yiqnf ) angesichts des Untergangs der Gottlosen spöttische
Freude (xm&) zeigen. So wird hier, gegen Ende des Dialogs, die These
von seinem Anfang in 4,7 wieder aufgenommen: Die Gerechten ent-

127 Hier handelt es sich um ein Sprichwort, das schon in Jer 48,43f. (vgl. Thr 3,47) be-
gegnet; vgl. dazu zuletzt R. Scholl (2000), 60–61, und zur Komposition von 24,1–20
a.a.O., 63–64. Der Abschnitt bildet eine Art schriftgelehrter redaktioneller Prophetie.
Scholl datiert Jes 24–27 in toto um 300 v. Chr. (S.285). Vgl. auch U. Berges (1998), 198:
Ende der persischen Zeit.
128 In ER 22,10 ({yixpa und daxPa ) und 15,21 ({yidx
f P: -lOq). Vgl. auch Jer 48,43f.
129 Prv 3,25 gehört aber sicherlich zu den jüngsten Beiträgen im Bereich von c. 1–9; vgl.
R. Schäfer (1999), 97ff.278.
184 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

kommen nicht nur der Katastrophe, sondern sind auch fröhliche Au-
genzeugen des Untergangs der Gottlosen (vgl. in beiden Stellen yiqnf und
dxk). Will man diese Aussage an der Tradition messen, ergibt sich ein
reichliches Vergleichsmaterial, zumal sich für das Verb xm& in den Psal-
men und zusammen mit einer Gegenüberstellung der Gerechten mit
den Gottlosen in den Proverbien zahlreiche Parallelen unterschiedli-
chen Grades befinden.130 Wählt man eine ihrer drastischeren in Gestalt
von Ps 58,11 aus, so findet man sowohl die Kontrastierung, die Freude
der Gerechten als auch den Tod der Gottlosen:
„Es freue sich {xam&
: yi } der Gerechte {qyiDc
a }, denn er hat Rache geschaut {hfzx
f },
seine Hände131 wird er waschen im Blut des Gottlosen {(f$r f }.“
Das Lied oder zumindest einzelne seiner Teile stehen in Verbindung
mit den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen,132 die, wie oben
bereits beobachtet, jünger sind als die Urgestalt der Hiobdichtung oder
aus anderen Kreisen stammen.133 Der Hiobdichter kann also als ein
Vorläufer bezeichnet werden, der sich mit ähnlichen Äußerungen auf
die weisheitliche Tradition stützt, wobei er vermutlich auf eine im Ent-
stehen begriffene Tradition, welche die Gerechten mit den Gottlosen
konfrontiert, zurückgreifen konnte.134

1.2.5. Weitere Illustrationen in den Bildadreden

Über die umfangreiche Vegetations- und Lichtmetaphorik hinaus sticht


in den BR die zweite Strophe der zweiten BR 18,7–11 ins Auge, weil
hier fünf Bikola die im ganzen Alten Testament auffallend häufig be-
gegnende Jagdmetaphorik vorführen. Die Strophe wird in V. 7 durch
die Feststellung eröffnet, daß die Schritte des Gottlosen wanken, und in
V. 11 als kleine Conclusio abgeschlossen, daß ihn ringsum Schrecken

130 N.C. Habel (1985), 341, hält ER 22,19a für eine Variation von Ps 107,42a. Da aber
107,42b in Verbindung mit der Redaktion in Hi 5,16 (vgl. a.a.O.; siehe oben, S. 28–31)
steht, liegt das Zitieren von Hi 22,19 in Ps 107,42 näher.
131 Lies mit G wyfPKa (siehe BHS).
132 Dieser Vers wird von den Forschern entweder als Ergänzung oder als ursprüngli-
cher Bestandteil des in diesem Fall als literarische Einheit betrachteten und in die
späte oder gar makkabäische Zeit datierten Psalms betrachtet, siehe unten, S. 294f.,
Anm. 108. Weitere, hauptsächlich aus nachexilischer Zeit stammende Beispiele wie
Ps 32,11; 52,8f.; 68,3f.; 91,8; Prv 29,16 können dieser Stelle an die Seite gestellt wer-
den.
133 Dazu vgl. oben, S. 167f., und unten, S. 292–295.
134 Daß das Zitat der Worte der Gerechten in ER 22,20 keine vorhandene Tradition wei-
tergibt und auf den Hiobdichter zurückzuführen ist, ist anhand des Verbs dxk von
G. Fohrer (1963a), 360, Anm. 17, hervorgehoben worden.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 185

ängstigen und auf Schritt und Tritt hetzen. Der Hauptteil der Strophe
bietet sechs unterschiedliche Wörter für Fallen und Schlingen, von de-
nen drei – te$re (V. 8a), xaP (V. 9a) und lebxe (V. 10a) – im Alten Testament
geläufig sind und drei – hfkb f &
: (V. 8b), {yiMc
a (V. 9b) und tedoKl
: m
a (V. 10b)135
– im Alten Testament in dieser Bedeutung Hapaxlegomena sind. Ob-
wohl die Jagdmetaphorik selbst im Alten Testament gewöhnlich ist,
weicht der Hiobdichter (vermutlich absichtlich) von ihr ab. Er vermei-
det das in der Weisheitssprache populärste Wort $"qOm für Stricke (vgl.
Prv 13,14; 14,27 u.a.), spricht nicht vom Untergang eines Kollektivs wie
in der Prophetensprache (vgl. Ez 17,20; 19,8136 u.a.), und er schildert
nicht die ausweglose Bedrängnis des Gottlosen (vgl. Ps 9,16; 10,9; 35,8
u.a.) und die Not des zu rettenden Beters (vgl. Ps 31,5; 57,7 u.a.) wie in
der sonst in dieser Beziehung verwandten Psalmensprache.137 Vor al-
lem gelten die Schlingen in den BR im Unterschied zu den meisten
Belegen im Alten Testament als Instrumente Gottes.138 Um eine ähnli-
che Paraphrase der Tradition handelt es sich auch beim Verb rrc (BR
18,7; übrigens auch in ER 15,24 als Nomen rac und in ZR 20,22), wie ein
Vergleich z.B. mit Ps 31,10; 66,14; 106,44 zeigt (vgl. dagegen Prv 4,12).
Im Unterschied zu den Gottlosen in BR 18,7ff., die in die Fallen geraten
sind, klagt ein Beter des Psalms 140 ganz traditionsgemäß über die von
den Gottlosen für ihn verborgen gelegten Fallen (vgl. }m+, xaP, lebx e und
te$r
e in V. 5f.).139 Ein weiterer Psalmendichter berichtet rückblickend auf
seine Not von den umfangenden Schlingen und dem Erschrecken in Ps
18,5f., par. 2Sam 22,5f. Obwohl dort die Wörter lebx e und bbs und be-
sonders ein Lieblingsverb (t(b) des Hiobdichters140 unsere Aufmerk-
samkeit verdienen (vgl. BR 18,11), unterscheidet sich der Kontext der
BR (Untergang der Gottlosen) erneut von dem des Psalms (Rettung des
Betenden):141
„Es umfingen mich Schlingen {lebx
e } des Todes,
und des Verderbens Ströme erschreckten {t(b} mich.

135 Siehe zum Kommentar G. Hölscher (1952), 45.


136 Ez 17* und 19* sind oben bereits hervorgehoben worden, siehe S. 174f.
137 Für C. Westermann (1956), 71, bildet es sogar ein Argument für den Klagecharakter
des ganzen Hiobbuches.
138 Manche (z.B. F. Lindström [1994], 184.392, anhand von Ps 42,7f. und 57,7 und im
Lichte von BR 18,12–14] sehen hinter der Jagdmetaphorik den Tod. Daß der (perso-
nifizierte) Tod in den BR jedoch nicht ohne Legitimation Gottes handeln kann, sei
unterstrichen; siehe unten, S. 208 und S. 261f.
139 Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sich der Verfasser von Ps 140 umfangreich auf
die Freundesreden stützt; siehe unten, S. 295, Anm. 111.
140 Das Verb ist im AT 16-mal belegt, davon in Hi achtmal.
141 Merke auch rac in Ps 18,7. Zu Ps 18 siehe unten, S. 291, und vgl. Jes 24,27f. oben,
S. 165.
186 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Der Scheol Schlingen {lebx


e } umgaben {bbs} mich,
geraten war ich in Todesschlingen.“
Darüber hinaus verwendet der Hiobdichter zur Belebung der BR eine
Reihe von Einzelbildern: In 8,14 wird die Zuversicht des Gottlosen mit
der Zerbrechlichkeit des Spinnengewebes verglichen; in 18,12–15 wird
er Opfer des Verderbens, der Krankheit und des Todes, dargestellt an-
hand der auffallend anthropomorphen Krankheit (yaw:D in V. 13)142 und
dem im Alten Testament beispiellosen Erstgeborenen des Todes (rOk:B
tåwm
f in V. 13)143 und König des Schreckens (tOhfLB a |elem in V. 14). Außer-
dem verschwindet nach 18,17 das Andenken des Gottlosen vollkom-
men auf der Erde, und auf der Straße (jer) e // jUx), und in 18,19f. bleiben
von ihm keine Nachkommen übrig, so daß alle Augenzeugen Furcht
ergreift. Diese Bilder können vor dem Hintergrund der Freundesreden
als die düstersten eingestuft werden, weil sie die vollständige, selbst
die Erinnerung an ihn einschließende Vernichtung des Gottlosen be-
schreiben.
Die genannten Interpretamente heben sich von dem üblichen
Sprachgebrauch des Alten Testaments durch die Seltenheit sowohl
ihrer Motive als auch ihres Wortschatzes ab. Bereits 8,14 enthält eine
ganze Reihe derartiger Wörter und Metaphern wie $yibKf (a (nur noch in
Jes 59,5) und lesKe in der Bedeutung „Vertrauen“ (außer Hi144 dreimal im
AT), wobei die Metapher mit Spinnengewebe für Zerbrechlichkeit bzw.
Untergang im Alten Testament überhaupt einzigartig ist.145 Falls unsere
Konjekturen richtig sind146, sind der Aramaismus +iyqa (hleg.)147 und die
{yir<u qi (nur noch in Jes 3,20; Jer 2,32) ebenso auffallend. Weiterhin sind
zu nennen: (alc e (viermal im AT) aus 18,12, yawD : (sicher nur in Ps 41,4)148
aus 18,13, tyirp: Ga (siebenmal im AT) aus 18,15, das Paar }yin // dekne (nur
noch in Gen 21,23; Jes 14,22) aus 18,19 und ra(& a (nur noch in Ez 27,35;
32,10) aus 18,20.
Ähnlich verhält es sich mit der Personifizierung der Krankheit und
den dämonischen Gestalten in 18,13f. Derartige Personifikationen sind

142 Konjiziert, siehe oben, S. 64.


143 Siehe zur Textkritik oben, S. 64.
144 Vgl. Hi 31,24 und hfls
: Ki in 4,6; nach O. Kaiser (2006), 52ff., ist die Stelle sekundär.
145 In Jes 59,5f. deutet die Metapher nicht auf die Zerbrechlichkeit hin; zu Jes 59,4–6
siehe oben, S. 166, und Anm. 35f. S. Terrien (1963), 24, Anm. 4, hebt $yibKf (a als Beweis
für die Abhängigkeit von TrJes von Hi hervor.
146 Siehe oben, S. 58.
147 Vgl. M. Wagner (1966), 101.
148 Falls die Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 64. In HR 6,7 wird y"wd : Ki oft konjiziert, z.B.
KBL3, 207b. Vgl. aber auch die Variante yfUD a (dreimal im AT).
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 187

in der alttestamentlichen Tradition schon deshalb selten,149 weil sie mit


dem Geist des Monotheismus bzw. Monojahwismus unverträglich
sind. Desto augenfälliger sind solche alttestamentlichen Stellen, die im
Horizont einer „Bildungsremythologisierung“ (Herbert Niehr) auf sie
zurückgreifen.150 Bei BR 18,13f. handelt es sich sicherlich um einen da-
für exemplarischen Beleg. Der Hiobdichter, der ohnehin als ein Meister
des Dichtens und Paraphrasierens gilt, setzt alle Mittel ein, um den
Thesen der Freunde und besonders der BR den Anspruch auf universa-
le Gültigkeit zu sichern, so daß alle kosmischen Elemente und Aspekte
das von Gott garantierte Prinzip des qedce (BR 8,3) und der totalen Ver-
geltung garantieren. Zu diesen Aspekten151 gehören auch die sowohl
aus der zeitgenössischen Sprache als auch der archaischen Welt aufge-
nommenen Personifikationen in Gestalt von Göttern und Dämonen.
Dabei dient alles dem einen Zweck der Beteuerung, daß der Gottlose
auch nicht die geringste Möglichkeit hat, seiner Vernichtung zu entge-
hen.152 Daher ist bei den dämonischen Gestalten in BR 18,13f. die Be-
zeichnung als „dichterische Personifikationen“153 berechtigt, obwohl
der Mythos selbst sehr lebhaft mitzuschwingen scheint.154

149 G. Fuchs (1993), 111, Anm. 135, nennt jedoch Ps 49,15; Jes 28,15 und Jer 9,20, in de-
nen der Unterweltgott twm „als personenhafte Größe begegnet“. Das Wort hfhL f B
a wird
im AT oft mit dem Tod in Verbindung gesetzt, vgl. Ps 73,19; Jes 17,14; Ez 26,21.
150 Siehe den Begriff der „Bildungsremythisierung“ in H. Niehr (1990), 199–220 und
141–166.
151 Die Sprache der Freundesreden ist aspektiv, wie die der alten Kulturen generell.
Siehe dazu gründlich E. Brunner-Traut (1996), bes. S. 120–129; vgl. dazu auch
O. Kaiser (1958), 6, mit Verweis auf Henri Frankfort: „Die mythische Aussage um-
schreibt also immer nur einen bestimmten Aspekt eines Wirklichen. So wahr diesem
Wirklichen in seiner Begegnung sehr verschiedene Aspekte innewohnen können,
können auch für den mythisch Denkenden ganz verschiedene Aussagen nebenein-
ander stehen“.
152 Vgl. z.B. E. Dhorme (1967), cxvi („the traces of popular mythology ... are part and
parcel of its language rather than its ideas“); G. Fohrer (1963a), 49; R. Gordis (1978),
192; H. Strauß (2000), 28 (der Mythos ist funktionalisiert); O. Kaiser (2006), 106
(„eher eine Art von poetischem Bildungsnachweis als ein Wiederaufleben der ver-
sunkenen Götterwelt“).
153 So bereits L. Hirzel (1852), 116, und die Mehrheit der Exegeten; vgl. die Kritik bei
G. Fuchs (1993), 111f., und oben, S. 64.
154 So sind wir mit den Ergebnissen der Untersuchung von G. Fuchs (1993), 291–295
u.a., grundsätzlich einverstanden, rücken aber mehr den weisheitlichen Rahmen der
Freundesreden, ihre leicht unterschiedliche, persönliche Gestaltung sowie die kon-
sequente Ausführung der Vergeltungslehre, die sich u.a. auf die zeitgenössischen
Vorstellungen stützt, in den Vordergrund. Siehe auch zum Verhältnis von Gott und
Mensch bei Bildad unten, S. 208, und zu den Beziehungen zu den mesopotamischen
Traditionen unten, S. 250ff.
188 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

An den universalen Anspruch schließt sich weiterhin auch das Paar


{yinorx
A )
a // {yinomd: aq in 18,20 an, dessen einzige Parallelen im Alten Testa-
ment sich in Joel 2,20 und Sach 14,8 befinden. Diese deuten auf das Meer
im Osten und Westen155 hin, während Bildad das beispielhafte Schick-
sal des Gottlosen der ganzen Welt vor Augen führen will. Der Hiob-
dichter geht in diesen Bildern, wie in zahlreichen anderen auch, mit der
prophetischen Sprache schöpferisch um: Er entnimmt ihren Schrek-
kensbildern Begriffe wie dy") (BR 18,12; vgl. z.B. Jer 18,17; 48,16; Ob 13),
– obwohl das Wort wahrscheinlich auch in der Weisheit bekannt gewe-
sen ist (vgl. Prv 17,5; 24,22; 27,10),156 – das Paar jer) e // jUx (BR 18,17; vgl.
z.B. Jer 44,9.21157; 51,4), und die Wurzel ddn, die übrigens je einmal in
den Reden der drei Freunde vertreten ist (ER 15,23; BR 18,18; ZR 20,8;
bei den Propheten ist sie ein wenig anders nuanciert, vgl. z.B. in Hos
9,17; Nah 3,7). Solche Schreckensbilder reichert der Hiobdichter mit
deuteronomistischer Sprache an, vgl. z.B. jer) e }im db) (BR 18,17 und
dazu Dtn 4,26; 11,17), vdh (BR 18,18 und dazu Dtn 6,19; 9,4 und ferner
Jer 46,15), dyir& f (BR 18,19 und dazu Dtn 2,34; 3,3 und häufig in Jos)158. Er
bildet zusätzlich ungewöhnliche Kombinationen wie tyirp: Gf hrz (BR
18,15; vgl. dagegen r+m Hif. + tyirp: Gf in Gen 19,24; Ps 11,6; Ez 38,22159).
Mithin dürfen wir davon ausgehen, daß der Hiobdichter gute Kennt-
nisse der prophetischen, zumal der jeremianischen, und (wie besonders
in seinen BR zu erkennen ist) der deuteronomistischen Tradition beses-
sen hat.160 Darüber hinaus kann hinter den Metaphern und Motiven,
zumal den Personifikationen, nicht nur die dichterische Fähigkeit des
Hiobverfassers gesehen, sondern auch die Kenntnis außerbiblischer
Traditionen vermutet werden.161

155 Und in umgekehrter Reihenfolge. Es sind entsprechend das Tote Meer im Osten und
das Mittelmeer im Westen gemeint; siehe oben, S. 64f., und unten, S. 261.
156 Die Tatsache, daß das Wort einmal im Psalter und nämlich in Ps 18,19, par. 2Sam
22,19, vorkommt, verdient eine Anmerkung. Zu Ps 18 siehe unten, S. 291f.
157 Das Paar ist typisch für die dtr. Redaktion in Jer; siehe W. Thiel (1981), 98, ferner
S. 69ff.
158 Darüber hinaus kommt das Wort {yirUg:m aus BR 18,19 hauptsächlich in Gen vor, vgl.
z.B. 17,8; 28,4.
159 Darunter kann nur Gen 19,24 als eine gegenüber der Hiobdichtung ältere Stelle ein-
gestuft werden (vgl. C. Levin [1993b], 159ff.), zu Ps 11 siehe unten, S. 294f., und zu
Ez 38,22 K.-F. Pohlmann (2001), 510.
160 Siehe auch unten, S. 297f.
161 Zu einem möglichen mesopotamischen Lokalkolorit in den BR siehe unten, S. 250ff.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 189

1.2.6. Weitere Illustrationen in den Zofarreden

Vor allem die zweite ZR verfügt über zahlreiche Einzelbilder, von de-
nen einige durch ihren Umfang durchaus mit denen der BR vergleich-
bar sind. Im umfangreichsten und effektvollsten von ihnen in 20,12–14
läßt der Hiobdichter Zofar die Folgen des Bösen Hiob vor Augen füh-
ren, indem er metaphorisch das süße Böse sich in Gift verwandeln läßt.
Die Gegenüberstellung des süßen Geschmacks (qtm Hif.) mit dem bitte-
ren Otterngift ({yint
f P: tarOr:m) läßt sich im Rahmen der allgemein bekann-
ten Kontrastierung des Süßen und Bitteren verstehen. Obwohl es dazu
im Alten Testament nicht allzu viele Beispiele gibt, können einige von
ihnen als Kommentar vergegenwärtigt werden. Ein Weheruf aus dem
älteren Bestand der protojesajanischen Sammlung (Jes 5,20)162 bildet
einen genügenden Beweis dafür, daß die entsprechende Metaphorik in
der Zeit des Hiobdichters bekannt gewesen ist:163
„Weh denen, die das Böse {(ar} gut nennen
und das Gute böse {(ar},
die die Finsternis zum Licht machen
und das Licht zur Finsternis,
die das Bittere {ram} süß {qOtfm} machen
und das Süße {qOtfm} bitter {ram}!“
Mithin steht die Verurteilung der Lüge, wie sie Zofar den Gottlosen in
Gestalt falscher, durch Unersättlichkeit verursachter Rede vorwirft,164
jedenfalls bereits im Schatten einer älteren Tradition (vgl. auch Ps
58,4f.). In diesen Zusammenhang gehört auch 20,12–14, wo von der
Verwandlung des süß schmeckenden Bösen in seinem Munde in Nat-
terngalle die Rede ist (vgl. |"x und das Wortpaar heP // }O$fl und dazu Ps
50,19; Zef 3,13165). In Ps 140,4 heißt es von den bösen Menschen ((ar {fd)
f
in V. 2) und Gottlosen ((f$r f in V. 5):166
„Sie haben scharfe Zungen {}O$fl} wie Schlangen,
Otterngift ist unter {taxT
a } ihren Lippen.“

162 Vgl. U. Becker (1997), 141f., der zeigt, daß der Vers bereits auf Am 5f.* (vgl. bes. 5,7;
6,12) zurückgreift.
163 Vgl. auch Prv 5,3f. (nach R. Schäfer [1999], 251 u.a., gehört zum älteren Bestand in
Prv 1–9) und 20,17 (so J.E. Hartley [1988], 305).
164 Siehe dazu unten, S. 197–199.
165 Zu Ps 50 siehe unten, S. 222 und Anm. 357. Zef 3,13 kann in dieselbe Zeit mit dem
Hiobdichter gehören, siehe L. Perlitt (2004), 98f., und O. Kaiser (1994a), 143f., und
vgl. dagegen die spätexilisch-frühnachexilische Ansetzung bei K. Seybold (1991), 86,
und H. Irsigler (2002), 63.
166 Zu Ps 140 siehe unten, S. 295, Anm. 111.
190 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Anhand dieser Stellen und trotz weniger wortwörtlicher Überschnei-


dungen kann man daher behaupten, daß das Motiv in ZR 20,12–14 an
und für sich einen biblischen Hintergrund besitzt. Da es sich jedoch an
dieser Stelle um eine vollständige Ausführung des metaphorischen
Vergleichs handelt und die Vokabeln oder ihre Kombinationen selten
sind167, kann die Abhängigkeit von einer außerbiblischen Tradition
nicht ausgeschlossen werden. Wegen der in diesem Text behandelten
Vergeltungslehre und dem dabei im Mittelpunkt stehenden Einzelnen
liegt eine weisheitliche Vermittlung nahe.168
Weitere Illustrationen in 20,15 und 20,18 knüpfen an die vorausge-
henden V. 12–14 an, indem das Innere ({yi(m " und berqe in V. 14) durch
das Verb (lb in V. 15.18 und der }e+eB in V. 15 aufgenommen wird. Statt
des Vorwurfes der Lüge wird hier allerdings der der Unersättlichkeit
erhoben (vgl. liyxa und (fgyf und vor allem 20,20f.). Wie in den V. 12–14
unterstreichen der relativ seltene Wortschatz169 und wenige, wegen ih-
rer unterschiedlichen Tendenz nur bedingt relevante alttestamentliche
Parallelen die Eigenständigkeit von ZR 20,15.18. Obwohl es durchaus
vorstellbar ist, daß ähnliche Bilder in der Weisheit kursierten, stehen als
Parallelen doch nur zwei Verse aus dem Babel-Orakel Jer 51,34.44170
oder Prv 23,4–8 und 25,15f.171 zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Ver-
gänglichkeitsbilder in 20,6f. und 20,8f., in denen die Hoheit ()yi&, hleg.)
des Bösewichtes mit Kot (lflGf ) und mit einem Traum ({OlAx // }Oyºzx
e ) ver-
glichen wird. Zum ersten Vergleich gibt es merkwürdigerweise keine
direkten Parallelen im Alten Testament172, zum zweiten finden sich
einige Belege in der Psalmen- und Prophetenliteratur. Von ihnen ist vor

167 Das Wort hfr(O)r:m in 20,14.25 ist hleg. (siehe auch unten, S. 243, Anm. 49), das Verb
qtm ist im AT fünfmal belegt, die Wendung }O$fl taxT a viermal, |"x |Ot:B nur hier, auch
}etPe nur sechsmal (darunter zweimal in Hi 20*).
168 Siehe unbedingt zu den aramäischen Parallelen unten, S. 241ff. Merke auch, daß bei
oben zitierten Jes 5,20 weisheitlicher Hintergrund vermutet worden ist (O. Kaiser
[1981a], 108; W.A.M. Beuken [2003], 152). Dazu, daß V. 12–14 Bezug auf Fluch- und
Probeordal besitzen können, siehe H. Strauß (2000), 30, und ferner vgl. die Beobach-
tungen von G. Fuchs (1993), 119f. Vgl. auch die breite Annahme der entsprechenden
Motivik im Buche Ben Sira und deren Analyse bei A.A. Di Lella (2008).
169 Die Wurzel )yq im AT 13-mal; (fgyf als Nomen hleg., als Verb aber in der Weisheit
außer Hi nur in Prv 23,4; hfrUm:T sechsmal im AT; sl( nur noch in Hi 39,13 und Prv
7,18.
170 Grundsätzlich kann der Hiobdichter eine ähnliche prophetische Metaphorik gekannt
haben, wenn auch das Alter der Völkersprüche Jer 46–51 selbst strittig ist, vgl.
O. Kaiser (1994a), 75f.
171 Wenigstens kommen in diesen älteren Stellen die Folgen der Unersättlichkeit mehr
oder weniger zu Sprache. Vgl. das Verb )yq in Prv 23,8 und 25,16.
172 Gewisserweise kann man nur 1Kön 14,10 zum Vergleich heranziehen, wo auch die
Variante lflGf (zweimal im AT) zu l"G (20,7; nur dreimal im AT) verwendet wird.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 191

allem Ps 73,20, eine weisheitliche und möglicherweise zeitgenössische


Parallele zur ursprünglichen Hiobdichtung,173 wegen einer Aussage
über die {yi($
f r
: (V. 12) hervorzuheben:
„Wie ein Traum {{OlAx} nach dem Wecken, es gibt ihn nicht mehr {UNeny")},
wie man beim Erwachen sein Bild verachtet174.“
Das Wortpaar {OlAx // }Oyºzx
e (20,8) führt zu einem weiteren Bild der Ver-
gänglichkeit in der prophetischen Literatur (Jes 29,7f.), in dem auch das
Essen und Trinken thematisiert werden (vgl. ZR 20,20f.), während das
Subjekt jedoch kein Individuum, sondern die Völker sind.175
Darüber hinaus ist bemerkenswert, daß das Paar vz$ // rw$ in 20,9
einzigartig ist176 und das geläufige Wort {Oqfm für die ältere Weisheit
(nur dreimal in Prv)177 im Gegensatz zu Hi, Qoh oder den Psalmen
nicht typisch ist178, sondern dem Gebrauch bei den Propheten, zumal
im Buche Jeremia, ähnlich ist (z.B. Jer 22,11; 42,18). Auch das Bikolon in
ZR 20,6 ist auffallend. Obwohl die nächsten Parallelen zu ihm aus der
prophetischen Literatur stammen (vgl. Jes 14,13–15179 und ferner Jer
51,53; Am 9,2), läßt der Hiobdichter, indem er sich mit der Wendung
hl( + {iym
a <
f l
a der mythischen Sprache nähert,180 den Gottlosen eindeutig
Anspruch auf Gottähnlichkeit erheben. Mit dem Paar {iym a $
f // bf( (auch
in ER 22,14; außerdem nur in Ri 5,4) scheint er sich aber absichtlich von
der Psalmensprache abzusetzen, in der das Paar {iym a $
f // {yiqx
f $
: üblich ist
(Ps 36,6; 57,11; 78,23; 108,5; vgl. jedoch Hi 38,37).
Die erörterten Verse werden in 20,23b dadurch ergänzt, daß Gott
nach ihnen auf die Gottlosen Glut (OPa) }OrAx) und Wut sendet (xl$ //

173 Zu Ps 73 siehe unten, S. 292f.


174 Der Text ist korrupt, aber nach den Konjekturen von ynd) in UNeny") (BHS, K. Seybold
[1996], 281; H.-J. Kraus [2003], 664), des Suffixes bei {elc e (BHS, K. Seybold, a.a.O.;
H.-J. Kraus, a.a.O.) und von håzb
: T
i in håzb
: ni (BHS, KBL3, 113a) ist wenigstens der Paralle-
lismus zu rekonstruieren. Vgl. auch E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000],
334). Zu ryi(B
f siehe KBL, 691a.
175 Das Alter von Jes 29,1–8* ist strittig (vgl. O. Kaiser [1983], 211f., und U. Becker [1997],
236ff.), und V. 7f. können in die zeitliche Nähe zur ursprünglichen Hiobdichtung
gehören.
176 vz$ nur noch in Hi 28,7 und Hld 1,6; rw$ außer Hi nur in Num 23f.; alle anderen Stel-
len in Hos oder Jer sind unsicher, vgl. KBL3, 1345a–1346a.
177 Auch in diesen Stellen (Prv 15,3; 25,6; 27,8), außer vielleicht der ersten, ist das Wort
nicht mit der existenziellen Verwendung in Hi vergleichbar.
178 Die „weisheitliche“ Ausnahme in Ps 37,10 bildet eher ein Kompendium aus ZR 20,9
und BR 8,22b; zu Ps 37 siehe unten, S. 293f.
179 Diese Stelle hat ihrerseits die Wurzeln in der kanaanäischen Mythologie; siehe
O. Kaiser (1983), 34, und vgl. H. Wildberger (1978), 550–556, und W.A.M. Beuken
(2007b), 92f.
180 Siehe G. Fohrer (1963a), 329, und G. Fuchs (1993), 115–118.
192 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

r+m Hif.), so daß sie nach 20,24f. seinem ehernen Bogen, Spieß und Blitz
nicht entfliehen können. Das erste Bild ist sowohl aus den Psalmen (z.B.
11,6; 78,49181) als auch den Propheten (z.B. Jer 49,37) bekannt, das zwei-
te, auf HR 16,13f. und 19,11f.* anspielende Bild zeichnet sich vor allem
durch den Gebrauch seltener Begriffe wie låzr : B
a qe$ne (hleg.), hf$Ux:n te$qe
(nur in Ps 18,35), vlx (in der Bedeutung „durchschneiden“ nur noch in
Ri 5,26182), hæwG" / waG / w"G (hleg.)183 und der bereits bei 20,14 erwähnten hfrorm :
(hleg.) aus. Die V. 24f. besitzen mithin kein direktes Vorbild im Alten
Testament und nehmen möglicherweise außerbiblisches Gut auf.184 An-
dererseits sind die Vorstellungen in ZR 20,23ff.* insoweit gewöhnlich,
daß z.B. der qfrfB (vgl. Ps 18,15; 77,18f.; 97,4; 144,6) und ebenso das Verb
xrb (vgl. Ps 139,7; Jes 22,3) keinen Zweifel daran lassen, daß diese
Schrecken von Gott verursacht werden.

2. Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis


zueinander:
Die Gottlosen, die Frommen und Gott
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander
2.1. Die Gottlosen

2.1.1. Zur Terminologie

Angesichts des Schwerpunkts der Lehre der Freunde, der auf dem Un-
tergang des Gottlosen liegt, muß schließlich gefragt werden, wer dieser
eigentlich ist. Er trägt in den Freundesreden viele Namen, von denen
oben bereits mehrere genannt worden sind.185 Zwei von ihnen begeg-
nen in den Reden jedes der drei Freunde: Der Gottlose bzw. der Frevler
(f$r
f (ER 15,20; BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5 und seine Variante (f$r f {fd)f
in ZR 20,29) und der Ruchlose vanx f (ER 15,34; BR 8,13; ZR 20,5). Darüber
hinaus begegnet in den Reden der Freunde ein jeweils für sie typisches
Vokabular: In ER sind es der Tor lyéw) E , der Unverständige hetoP (5,2), die
Ungerechten }åw) f -y"tm
: (22,15) und die metaphorischen Bezeichnungen

181 Beide Psalmen sind aber vermutlich jünger als die Hiobdichtung; vgl. auch unten,
S. 294f.
182 Siehe KBL3, 308b.
183 Siehe oben, S. 83.
184 Vgl. auch die Behandlung des mythischen Chaoskampfmotives bei G. Fuchs (1993),
123f. Ferner handelt es sich bei \lhy um eine besondere Form, die in Hi beliebt ist,
deren aramäischen Charakter aber M. Cheney (1994), 253f, bestreitet (statt dessen sei
sie als Archaisierung aufzufassen).
185 Vgl. die Analyse bei M. Remus (1993), 19–21, und E. Würthwein (1970), 228f.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 193

}ew)
f y"$:rox und lfmf( y"(r
: oz (4,8); in BR sind es die Bösewichter {yi("rm : (8,20)
und der Ungerechte læU(a (18,21); in ZR sind es die bösen Menschen -y"tm :
):w$f - (11,11) und der Widerspenstige yir:m-$yi) (20,29)186.
Neben manchen im AT sehr seltenen, wenn auch in ihrer Aussage
verständlichen, Wörtern wie vanx f 187 und lfU(a 188, die }ew)
f -y"tm
: (hleg.), die
):w$f -y"tm
: (nur noch in Ps 26,4) und der yirm : -$yi) (hleg.)189 werden die Bö-
sewichter mehrheitlich auf die übliche Weise bezeichnet.190 Der Gottlo-
se bzw. der Frevler (f$r f bildet im ganzen Alten Testament und beson-
ders in der weisheitlichen Literatur einen festen Typus.191 Sowohl die
Begriffe lyéw) E als auch hetoP sind der weisheitlichen Sprache entnommen
(vgl. z.B. Prv 10,14.21; 12,15 und 20,19). Das eine den {yi(r " m
: entspre-
chende Handlung bezeichnende Verb ((r Hif. ist im Alten Testament
üblich, das Partizip begegnet in den Psalmen (z.B. 26,4f.; 37,1.9) und in
Prv (17,4; 24,19f.). Darüber hinaus findet sich in den ER das seltene
Wort {yimUrA( (15,5), das gemäß seinem Gebrauch in den Sprüchen zur
„frommen“ Terminologie gehören dürfte (z.B. Prv 12,16.23; 13,16). Hier
erhält es jedoch dadurch, daß es in die gegen Hiob gerichtete Beschwö-
rung gehört, eine negative Konnotation. Hiob wähle zwar die Sprache
der „Klugen“, handele aber dabei listig.192

2.1.2. Der Gottlose in den Elifasreden

Wer aufgrund dieser zahlreichen Namen für einen Gottlosen darauf


hofft, entsprechend viel über sein Wesen zu erfahren, wird enttäuscht.
Die Freundesreden liefern wenig Material, um diese Bezeichnungen
durch ein entsprechendes Verhalten zu illustrieren. Am gründlichsten
läßt der Hiobdichter Elifas diese Frage beantworten. Einen ersten An-
haltspunkt bekommt der Leser durch die Begriffe lyiwE) und hetoP in 5,2,
weil sie nicht so sehr das gesellschaftliche Fehlverhalten, sondern eher
die unter ihrer Torheit selbst Leidenden bezeichnen, ohne dabei einen

186 Zur Konjektur siehe oben, S. 84.


187 Vgl. in HR 13,16 und vermutlich sekundär in 17,8; 27,8 und in den Elihureden 34,30;
36,13; außerhalb von Hi nur zweimal, in Prv 11,9 und Jes 33,14; zusätzlich als Prädi-
kat in Jes 9,16 und 10,6; Ps 35,16a ist verdorben und daher nicht sicher. H. Strauß
(2000), 27, beschreibt seine Grundbedeutung als „Auflösung des Zustandes sakraler
Verbundenheit mit Gott“; vgl. auch E. Dhorme (1967), 119f.
188 Als Nomen sehr selten; siehe dazu oben, S. 165.
189 Im AT ist nur der Ausdruck yirm : ty"B in Ez 3,26 vergleichbar.
190 Zu }åw)
f y"$r
: ox und lfm(f y"(r
: oz siehe oben, S. 163.165.
191 Siehe oben, S. 163f.167f, C. van Leeuwen (1973), bes. 817f.; und O. Kaiser (1997), bes.
129ff.
192 Vgl. G. Fohrer (1963a), 267; Gen 3,1 und Ges17, s.v. {Urf( und {r( II.
194 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

klaren theologischen Bezug zu besitzen.193 Vor dem Hintergrund der


wenigen Aussagen über das wahre Wesen des Gottlosen in den Freun-
desreden wirkt das Bikolon 5,2 wie eine Definition: Ein lyéw) E oder ein
hetoP ist durch das als hf)n: iq und &a(Ka 194 zu bezeichnende Verhalten cha-
rakterisiert. Die Folgerung lautet: Er bringt sich selbst um. Daß es sich
bei einem solchen Frevler um einen Gottlosen handelt, kann man nur
aus dem Kontext entnehmen; vgl. unmittelbar davor 4,7–11, besonders
den Leitgedanken in 4,8195, und anschließend 5,6f. Die Aussage in 5,2 ist
jedenfalls von einschlägigen traditionellen Thesen abhängig.196
In der zweiten ER fällt die Strophe 15,25–28bα auf. Formal lassen
sich die vier Bikola in zwei Teile zerlegen (V. 25f. + 27–28bα).197 Das
spricht dafür, daß hier analog dazu zwei Arten von Verstößen erwähnt
werden, von denen die eine einen Bezug auf Gott, die andere einen sol-
chen auf die Menschen besitzt.198 In V. 25 schließt der Sinn jeden Zwei-
fel daran aus, daß hier von einem Aufstand gegen Gott die Rede ist
(vgl. „seine Hand ausstrecken gegen Gott“, Odfy l")-le) hf+nf ). Der Aus-
druck wird im Alten Testament fast ausschließlich in Bezug auf Gott als
Subjekt oder den von ihm legitimierten Moses im Zusammenhang mit
der Exoduserzählung verwendet.199 Das Kampfmotiv in 15,26, dessen
Ausgestaltung die besondere Hartnäckigkeit der Feindschaft gegen
Gott veranschaulicht, intensiviert das in V. 25 Gesagte. In V. 27 wird
die Selbstsicherheit des Frevlers betont, die vor dem Hintergrund so-
wohl des Alten Testaments als auch der Freundesreden als gottlos gilt.
V. 28 kann insofern als Beschreibung eines gottlosen Verhaltens gedeu-
tet werden, als sich das Wohnen in Ruinenstätten nicht nur mit der
altorientalischen allgemeinen Furcht vor Ödland verträgt, sondern es
im Alten Testament als mit einem göttlichen Fluch oder Bann belegt

193 Wie im AT üblich, muß jedoch eine theologische Tendenz zugelassen werden. Z.B.
bei lyéw)
E vgl. Prv 5,23 und 10,21; M. Sæbo (1973a), 78f., und R. Gordis (1978), 52.
194 Beide Vokabeln sind aus der Weisheitsliteratur bekannt; zu hf)n: qi vgl. Prv 14,30 u.a.,
ferner Ps 69,10, zu sa(Ka / &a(Ka Prv 12,16; 17,25 u.a.
195 Siehe oben, S. 159f.
196 Vgl. zu lyéw)E // hetoP oben; zum Paar von Wurzeln grh // twm z.B. Prv 24,11; Jes 14,30.
Vgl. auch die typologische Darstellung der Weisen und Toren bei J. Hausmann
(1995), 9ff.
197 Zur ursprünglichen Gestalt, Einteilung und Stilistik siehe oben, S. 40–42. und 103f.
106.148.
198 Vgl. z.B. K. Budde (1896), 80; A. Weiser (1980), 118; C. Westermann (1956), 71.
199 Vgl. zahlreiche Belege in Ex 7,19; 8,1; 9,22 u.a. oder Jes 23,11; Jer 51,25 u.a. Ähnlich
verhält es sich mit le) rfBGa t : yi , „sich überheben gegen“ (ER 15,25b); vgl. z.B. 2Sam
11,23 oder Jes 42,13.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 195

gilt.200 Das Verständnis dieser Bikola ist dadurch erschwert, daß der
Hiobdichter in ihnen vermutlich teilweise durch eine uns unbekannte
Tradition angeregt worden ist.201 Vom Frevler in 15,25–28bα gilt also,
daß er nichts anderes als gottlos ist.
Den Höhepunkt der Schilderungen der Freveltaten in den Freun-
desreden bietet der sogenannte Sündenkatalog 22,6–9 in der dritten ER.
In einer ganzen Strophe werden Hiob seine Vergehen in Gestalt grund-
loser Pfandnahme, zumal von Kleidungsstücken, die einem als Bruder
(xa)) bezeichneten Gefährten gehören,202 (V. 6), der Verweigerung von
Tränkung der Erschöpften und Speisung der Hungrigen (V. 7) und der
Verjagung von Witwen und Waisen (V. 9) vorgeworfen.203 Es sind ih-
rem Charakter nach eindeutig negative Handlungen, für die sich zahl-
reiche Parallelen vor allem im Bundesbuch (z.B. Ex 22,20–26) und im
Dtn (z.B. 24,17–22), aber auch in den Psalmen (z.B. 146,7–9), bei den
Propheten (z.B. Am 2,8; Jes 58,7; Ez 18,7.16f.) und in der Weisheitslite-
ratur (z.B. Prv 25,21) namhaft machen lassen. Die Schwere des Verbre-
chens zeigt sich darin, daß die Witwen und Waisen zu den klassischen
Personae miserae des Alten Orients gehören, die, selbst rechtlos, in der
Ortsgemeinde unter göttlichem Schutz stehen.204 V. 8 wirkt dabei mit
seinem auffallenden Satzbau und seinem sentenziösen Inhalt wie ein
Zitat.205 Leider gibt es im Alten Testament keinen Prototyp dieses Biko-
lons, seine Intention, die Verantwortung der Mächtigen und Angese-
henen für das Wohl der Schwachen zu betonen, entspricht jedoch dem,
was sonst im Alten Testament darüber gesagt wird.206

200 Vgl. B. Duhm (1897), 84f.; G. Fohrer (1963a), 275f. Man lese als indirekten Vergleich
Stellen wie Dtn 13,13ff.; Jos 6,26; 1Kön 16,34 oder Jes 6,11; Jer 22,6; 26,9.
201 Jedenfalls fallen das hleg. hfmyiP in V. 27 und das ganze Bikolon V. 26 auf; dort erweist
sich die Verwendung der Wörter yib(A und baG* zwar als verständlich (obwohl nicht zu-
letzt ohne ein arabisches Sprichwort „er wandte gegen ihn des Schildes Buckel“, in
Ges17, 124b), die Aussage wirkt aber vor dem atl. Hintergrund sehr originell. Siehe
auch unten, S. 269.
202 Zum „Bruder“ als Lebensgenossen siehe gründlich L. Perlitt (1994), bes. S. 71ff.
203 Zur Anschuldigung als Aufbauelement der Reden siehe oben, S. 145.
204 Siehe näher dazu H. Ringgren (1982); W. Thiel (1985), 153f. Und vgl. auch den Ver-
merk von G. Fohrer (1963a), 357, Anm. 9, daß „anders als in Gesetz und Propheten
in der Weisheitsliteratur zwar regelmäßig der Witwen und Waisen gedacht [wird],
der Fremdlinge dagegen nur selten“.
205 Zu den Einzelheiten siehe oben, S. 120f.141. Der Zitatcharakter von V. 8 ist z.B. von
G. Fohrer (1963a), 357, vermutet worden.
206 Die Beziehung zur prophetischen Tradition haben z.B. E. Dhorme (1967), cxxvii
(auch Gesetz); G. Fohrer (1963a), 353; V. Maag (1982), 139 (bes. Ez 18,5ff.); K.J. Dell
(1991), 104; M. Witte (1994), 84, und H. Strauß (2000), 59, hervorgehoben; vgl. z.B. Jes
3,3; 9,14, und H.-J. Hermisson (1998b), 309.
196 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

So erhält der Leser der ER die Auskunft, daß der Mensch ein Frev-
ler ist, der sich gegen Gott aufgelehnt und an der Gemeinschaft vergan-
gen hat.207 Die Frage zu beantworten, wie das im einzelnen geschehen
ist, scheint dem Hiobdichter von untergeordneter Bedeutung gewesen
zu sein. Der Hiob entgegengehaltene Sündenkatalog ist lediglich para-
digmatisch zu verstehen, indem er zahlreiche typische Sünden auf-
zählt.208 Er soll ihn damit zu dem Geständnis bewegen, durch welche
Vergehen er sich tatsächlich verschuldet hat.209 Insgesamt ist festzuhal-
ten, daß den eigentlichen Kern der Lehre über das Wesen der Frevler
deren Verhältnis zu Gott bildet. Diese vorherrschende Perspektive er-
laubt es, die Frevler der Freundesreden mit vollem Recht als Gottlose
zu bezeichnen, ohne daß deshalb ihre sozialen Vergehen besonders
hervorgehoben werden müssen, weil beides nach biblischem Verständ-
nis zusammengehört.210 Die Gottlosigkeit muß dabei nicht unbedingt
direkt zur Sprache gebracht werden. Es entspricht durchaus der Praxis
der alttestamentlichen Weisheit, sich herkömmlicher Termini aus dem
Rechtsleben oder der Erziehung zu bedienen und sie eventuell durch
eine entsprechende Rahmung oder Bearbeitung zu theologisieren.211
Dieser Praxis, so konnten wir zeigen, ist der Hiobdichter zumal in den
ER gefolgt.

2.1.3. Der Gottlose in den Bildadreden

Am wenigsten über das Wesen des Gottlosen erfährt der Leser in auf-
fallender Weise in den BR. Zwei Thesen, in 8,13 und 18,4b, nehmen
Bezug auf eine frevelhafte Haltung, beide jedoch lediglich indirekt. Der
ersten kann der Leser dank zweier paralleler synonymer Wendungen
l") y"xk: o$-lfK // v"nx
f entnehmen, daß der Ruchlose einem Gottvergessenen
gleicht. Daher können wir den Frevler der BR mit dem Gottlosen iden-
tifizieren. Im Bikolon 18,4b legt der Hiobdichter Bildad die an Hiob
gerichtete rhetorische Frage in den Mund, ob seinetwegen die Weltord-
nung geändert werden müsse. Es sei vergegenwärtigt, daß die Behaup-

207 Zur Gesellschaftsbezogenheit des gerechten oder frevlerischen Verhaltens siehe


J. Hausmann (1995), 97 u.a., und O. Kaiser (1997), 119ff.
208 So besonders E. Dhorme (1967), xlv; N.C. Habel (1985), 338f., und H. Strauß (2000),
59; (2003), 32f.
209 Daß die Liste der Sünden keine konkreten Taten Hiobs meint oder sogar als War-
nung davor, was ein tatsächlicher Frevler tut, zu verstehen ist, hat H. Masing (1931),
87f., behauptet.
210 Vgl. M. Remus (1993), 19ff.
211 Siehe W. McKane (1985), 17ff., und O. Kaiser (1997), 127ff.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 197

tung einer gerechten Weltordnung den Leitgedanken Bildads bildet


(8,3). Mithin ist es frevelhaft, gegen diese Ordnung zu verstoßen oder
zu kämpfen, selbst wenn das nur mit Worten geschehen sollte (vgl.
18,2f.). Die Gottlosigkeit und der Verstoß gegen die Ordnung einerseits
und die ausführliche Behandlung des Untergangs des Gottlosen ande-
rerseits werden durch 18,7b zusammengebunden, indem hier festge-
stellt wird, daß „sein eigener Rat“ (Otfc(A ) den Gottlosen ins Wanken
bringt. Derartige Vorstellungen vom Verhalten des Gottlosen und sei-
nen Folgen bewegen sich im Rahmen der alttestamentlichen Weisheit
und der deuteronomistischen Theologie, obwohl die Sprache Bildads
nicht immer dem Üblichen entspricht.212 So kann die Verödung der
Erde (bz( Nif. + jer)
e ) in 18,4bα als eine Paraphrase der verödeten Erde
oder Stadt in Jes 7,16; 27,10; 62,12 und Ez 36,4 bzw. der fortgerückte
Fels (rUc qt() in 18,4bβ als eine Übertragung einer nur Gott möglichen
Handlung auf einen Menschen verstanden werden. Der einfache syno-
nyme Parallelismus in 18,4b will in dem Sinne verstanden sein, daß es
unmöglich ist, die gerechte Ordnung Gottes folgenlos zu übertreten.213

2.1.4. Der Gottlose in den Zofarreden

Gründlicher als in den BR erörtert der Hiobdichter das Wesen der Gott-
losen in den ZR. In den ZR werden hauptsächlich zwei große Vorwürfe
gegen den Gottlosen erhoben, der der Lippensünde und der der Maß-
losigkeit. Auf die Lippensünde wird man ausdrücklich durch den un-
mittelbaren Anfang der ZR hingewiesen (11,2ff.). Alle Freundesreden
werden zwar durch Anreden eröffnet, die mehr oder weniger auf die
dialogische Situation Rücksicht nehmen, die der ZR fallen aber durch
die Ausführlichkeit ihrer Darstellung und den damit verbundenen
reicheren Wortschatz auf. So verwendet der Hiobdichter in 11,2f. die
Wendungen {yirb f D
: bor, {iyta pf :& $yi), daB und g(l und in 20,3 die Wendun-
gen yitM
f l
i K: rasUm und yitnf yiBmi x a Ur214, die alle in der einen oder anderen
Weise mit dem Spott, der Lüge, dem Geschwätz oder dem Schwätzer
und der dahinter stehenden falschen Einsicht verbunden sind und da-
bei auch die Rede Hiobs im Auge behalten. In den ZR geht es eindeutig
um die richtige Lehre und entsprechend um die Wahl zwischen Ein-
sicht und frevelhafter Hartnäckigkeit. Am deutlichsten kommt das in
der Anschuldigung in der Gestalt eines Worte Hiobs unterstellenden

212 Zu 8,13 und 18,21 siehe auch oben, S. 161f.164f.


213 In BR 18,4b handelt es sich eher um eine Paraphrase der Worte Hiobs in 14,18f.
214 Siehe dazu auch oben, S. 79.
198 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

und ihn zugleich typisierenden Zitats in 11,4 zur Sprache. Hier werden
Hiob nicht seine frevelhaften Taten, sondern seine Behauptung, daß
seine Lehre (xaqle ) rein sei, als Lüge vorgehalten. Das aber ist gemäß der
Lehre Zofars deshalb gotteslästerlich, weil Hiob diesen Anspruch Gott
gegenüber erhoben habe (11,4b.5). Dabei nimmt das „Zitat“ Bezug auf
die Worte Hiobs in 6,28–30; 9,21.35 und 10,7.15*,215 was aber die unpro-
portionale Betonung der richtigen Lehre und der Lüge in den ZR im
Unterschied zu den Beteuerungen der Unschuld in den HR erneut un-
terstreicht.
Der Hiobdichter stellt Zofar als einen wahren Anhänger der traditi-
onellen weisheitlichen Lehre dar. Während Elifas sich Hiob seelsorglich
nähert und die Anschuldigungen vorerst vermeidet und Bildad knapp
und neutral seine Rede beginnt, kommt Zofar sofort zur Sache, indem
er Hiob bezichtigt, daß er lüge und damit die ehrwürdige göttliche
Lehre verfälsche.216 Zofar tritt wie ein Musterschüler in einer Schule
auf, in der gerade Prv 10,17–21, besonders V. 19, vorgelesen worden ist
(vgl. ferner Ps 12,3–6; Prv 16,2):217
„Bei vielen Worten {{yirb
f D
: bor} bleibt die Sünde nicht aus,
wer aber seine Lippen {{iyta pf &
: } zurückhält, ist klug.“
Wenn es in 11,2–4 und 20,3 auch manche vokabularischen Besonderhei-
ten gibt218, so bleibt der Hiobdichter dennoch sprachlich auf dem Boden
der weisheitlichen Ausdrucksweise. Das trifft zumal auf 20,3 zu, wo er
Zofar im Gegensatz zu den anderen Diskussionspartnern so demon-
strativ die für die alttestamentliche Weisheit grundlegenden Begriffe
rasUm und hfnyiB verwenden läßt.219

215 Nach G. Fohrer (1963a), 225, in HR 9,21 und 10,7.


216 W. Volck (1889), 37, hat bereits unterstrichen, daß in den ZR das Leiden Hiobs am
meisten als Strafe behandelt werde, während es in den ER und BR eher als Züchti-
gung gelte.
217 Zu Prv 10,19 siehe W. Bühlmann (1976), 175–178, und zur schlechten Rede in Prv
generell a.a.O., 15–25.
218 Z.B. der seltene Aramaismus „Geschwätz“ daB begegnet außer ZR 11,3 nur bei den
Propheten: Sicher nur in Jes 16,6; Jer 48,30 (vgl. KBL, 108b; M. Wagner [1966], 32
[noch konjiziert in Jes 58,13; Ps 141,6]). ZR 11,4 ist wahrscheinlich eine der ältesten
Belegstellen im AT für das Wort xaql e , weil es viel in den jüngeren Texten belegt ist
(vgl. Dtn 32,2; Prv 1,5; 4,2; 7,21; 9,9; aber auch Prv 16,21.23 und Jes 29,24). Die Aus-
drücke {iyt
a pf &
: $yi) in 11,2 und hfMl
i K: rasUm in 20,3 sind hleg., können aber in der zeit-
genössischen weisheitlichen Tradition doch üblich gewesen sein; siehe auch unten,
S. 242ff.
219 Siehe R.N. Whybray (1974), 128.142ff. Beide Wörter sind innerhalb des ursprüngli-
chen Dialogs zwischen Hiob und seinen Freunden hleg.; sie sind sekundär in 5,17
(siehe oben, S. 31f.), 12,18; c. 28* (siehe M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser [2006], 25f.
50f.) und in den Elihureden; erst, wenn Gott in Hi 38f.* eingreift, wird auch hfnyiB ein-
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 199

Das zweite Charakteristikum des Gottlosen in den ZR bildet die


Maßlosigkeit, die bereits bei der Behandlung der in 20,15.18 vorliegen-
den Illustrationen genannt worden ist, aber gründlicher als Begrün-
dung für die These in 20,18 in 20,19–21 entfaltet wird: Der Gottlose ver-
nachlässige (jcr, bz() die Armen ({yiLD a ), beraube (lzg) die Häuser und
tue nichts, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen (V. 19),
seine Gier kenne keine Sättigung, er begehre (dmx V. 20) und fresse
maßlos (V. 21). Deswegen habe auch sein Besitz keinen Bestand und
bestehe sein eigener Anteil oder Gewinn nur in Mühsal (V. 21b.22).
Hier läßt der Hiobdichter Zofar nicht nur den Gegensatz zum weisheit-
lichen Lebensideal, sondern zu den generell anerkannten gesellschaftli-
chen Normen hervorheben, wie sie beide in den Proverbien vertreten
sind, vgl. Prv 22,22 (und ferner 14,31; 19,5.17; 21,13; 22,9):
„Beraube {lzg} den Armen (laD) nicht, weil er arm {laD} ist,
und unterdrücke220 den Schwachen nicht im Tor!“
Der Wortschatz bezieht sich aber ebenso oft auf die Rechtsliteratur und
auf Kultvorschriften (z.B. durch das Verb dmx im Dekalog Ex 20,17; Dtn
5,21221; lzg in der Opferthora Lev 5,21.23222 und im Heiligkeitsgesetz Lev
19,13), und vor allem auf die prophetische Literatur (z.B. durch jcr
und {yiLDa Am 4,1, lzg tiyB
a und dmx Mich 2,2 und lzg und tiyB
a Jes 3,14b223).

2.2. Die Frommen

2.2.1. Zur Terminologie

Während die Lehre über den Untergang der Gottlosen den größten Teil
der Freundesreden einnimmt, kommen die Äußerungen über seinen
Gegentypus, die Frommen, und die Hinweise auf ihr Schicksal nur spo-
radisch vor.224 Im Gegensatz zur Allgegenwart von (f$r
f in allen Freun-

gesetzt, z.B. 38,4.36. Des weiteren vgl. zu g(l Prv 17,5; 30,17; zu {lk Prv 25,8; 28,7
und zu $rx (alle ZR 11,3) Prv 11,12; 17,28.
220 Merke das Verb )kd, das auch in der Anschuldigung ER 22,9 begegnet.
221 Siehe dazu den Kommentar von T. Veijola (2004a), 173, wonach hier eine Berührung
mit der prophetischen Sozialkritik vorliegt.
222 Siehe den Kommentar von M. Noth (1985), 38.
223 Zu Jes 3,14 als eine Parallele zu ER siehe unten, S. 211.
224 Vgl. oben, S. 92f. Es sei unterstrichen, daß der Gegentyp zu (f$r f in den Freundes-
reden doch behandelt wird (vgl. G. Fohrer [1963a], 135, Anm. 4, und dagegen
M. Köhlmoos [1999], 129). Zur eingehenden Analyse der Terminologie siehe auch
M. Remus (1993), 21f., und E. Würthwein (1970), 233, und zu qdc in Hi überhaupt
bei J. Lévêque (1970), 272–277.
200 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

desreden (wie in der Mehrheit der alttestamentlichen Literatur) gibt es


keine die Frommen bezeichnenden Begriffe, die durch ihre intensive
Benutzung bei den Freunden auffielen. Nur der Redliche rf$yf und der
Reine |áz sind zweimal belegt, entsprechend in ER 4,7; BR 8,6 und in BR
8,6; ZR 11,4. Mit nur einem Begriff ist der Vorrat für Zofar bereits er-
schöpft, bei Bildad werden diese zwei Termini durch {fT (8,20) ergänzt.
Im Vergleich dazu erweisen sich die ER am reichsten. So begegnet über
den rf$yf hinaus der Unschuldige yiqnf sogar dreimal (4,7; 22,19; kombi-
niert als yiqnf -$yi) in 22,30a225). Der Gerechte qyiDac (22,19), der Weise {fkx f
(15,2a) und der Kluge lyiK& : m
a (22,2) schließen sich an.226 Die zwei letztge-
nannten bilden eine wichtige Antithese zum lyéw) E // hetoP in ER 5,2, die
ebenfalls nur hier in den Freundesreden vorkommen.227 Sie stehen nicht
so sehr mit dem gesellschaftsgerechten Verhalten, sondern mit dem
vernünftigen Handeln in Verbindung.228 Elifas ist damit der einzige
von den Freunden, der neben der Gottesfurcht auf die Erfahrung und
Vernunft Hiobs anspielt und ihn dazu bewegen will, seiner Lage ge-
recht zu werden und sich vernünftig zu verhalten, damit Gott sein
Schicksal wenden kann.229
Die Traditionsgebundenheit der Prädikationen der Frommen kann
nicht bezweifelt werden. Die Begriffe des yiqnæ , qyiDc a und {fkx f sind mehr
oder weniger gleichmäßig über das ganze Alte Testament verteilt,
wenn auch in der Weisheit besonders häufig und oft in synonymer Ver-
wendung.230 Bei dem Wort yiqfn kann es sich um einen Beitrag des Hiob-
dichters zur weisheitlichen Sprache handeln, weil es außer in den zahl-
reichen Belegen im Hiobbuch nur in der jüngeren Weisheit erscheint.231

225 Zur Konjektur siehe oben, S. 53. So ist die Kombination im AT ein Einzelbeleg, vor
dem Hintergrund von Jes 2,17 und Jon 1,14 jedoch normal.
226 Vgl. darüber hinaus {oT in ER 4,6.
227 {fkx
f ist mehrmals sekundär belegt, siehe dazu oben, S. 30 und Anm. 65. Die Antithe-
se von lyéw)
E und {fkxf ist geläufig in Prv, vgl. 10,14; 11,29; 12,15; 14,3; 17,28 u.a.
228 Siehe M. Sæbø (1978b), 560; (1979), 827.
229 Dies merkt auch G. Fohrer (1963a), 355, wenn er die Bedeutung des Wortes lyiK& : m
a als
„Einsichtige“ betont und nicht als „Fromme“ übersetzt.
230 qyiDc
a und {fkx
f stellen zwei Haupttypen der Weisheit dar, die jedoch eine lange Vorge-
schichte besitzen (siehe O. Kaiser [1997], H.H. Schmid [1968], 157–160, und R.N.
Whybray [1974]); zu qyiDc a siehe auch oben, S. 167f.
231 Prv 1,11; 6,17; zu seiner Gebundenheit an die Rechtssprache siehe G. Warmuth
(1986), 595ff.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 201

Vor allem in den weisheitlichen Bereich gehören rf$yf und {fT232 und
ganz spezifisch für ihn sind |áz und lyiK&
: m
a .233

2.2.2. Die Frommen in den Elifasreden

Wenn man die Hinweise auf die fromme Haltung in den Aufforderun-
gen an Hiob vorerst beiseite läßt, weil sie eher die Frage beantworten,
was Hiob in seiner Lage tun soll, bleibt bei Bildad und Zofar wenig zu
diesem Thema zu sagen übrig. Die ER zeichnen sich nicht nur durch
die genannte Antithese von {fkx f und lyiw) E , sondern vor allem dadurch
aus, daß Elifas sich als einziger von den Freunden über die Frömmig-
keit äußert. Unmittelbar am Anfang des Dialogs in 4,3f. liefert er durch
die an Hiob gerichtete vorsichtige Mahnung234 vier Momente, die ein
anständiges Verhalten kennzeichnen. Hiob habe viele ermahnt und
kraftlose Hände gestärkt (qzx Pi. + {iyda yf tOpfr), die Strauchelnden aufge-
richtet und die wankenden Knie gefestigt (jm) Pi. + tO(:roK {iyKa r : iB). Hier
werden die im Alten Testament herkömmlichen Formulierungen wie
qzx Pi. + day verwendet, die auch in Jes 35,3 gehäuft vorkommen:
„Stärkt {Pi. qzx} die schlaffen {tOpfr} Hände {{iyd a yf },
festigt {Pi. jm)} die strauchelnden Knie {{iyKa r
: B
i }!“
Die Stelle entspricht fast vollständig der Formulierung in ER 4,3f. Au-
ßerdem kann aus dem anschließenden Vers Jes 35,4 durch den Befehl,
das verstärkende Wort zu verkünden, eine zusätzliche Parallele zu ER
4,3f. gewonnen werden. Hiob habe nämlich durch seine Mahnung und
seine Rede (rsy Pi. und {Uq Hif. + hfLim in V. 3a.4a) die ungefestigten
Menschen gefestigt.235

232 rf$yf bildet ebenfalls einen Haupttypus der Weisheit, ist aber vermutlich später als
qyiDca oder {fkx
f von ihr übernommen worden; {fT ist im Vergleich zu rf$yf seltener und
findet seinen Platz vor allem in der Weisheit.
233 |az ist ein seltenes Wort, vgl. außer Hi nur in Prv 16,2; 20,11; 21,8; lyiK&: m
a begegnet
überwiegend in Prv und ganz spät in Dan; zu seiner Rolle in der Theologie der ER
siehe unten, S. 205f.
234 ER 4,2–4 sind nicht als Ironie gedacht (so aber z.B. E. Dhorme [1967], xxxvi.45 u.a.),
sondern ernst gemeint.
235 Da das genaue Alter des unbestritten nachexilischen Kapitels Jes 35 in der Forschung
in die immer spätere Zeit rückt (O.H. Steck [1991], 196f., setzt es an das Ende des 4.
Jh.s; vgl. O. Kaiser [1983], 286ff., und U. Becker [1997], 270) und da der Rückgriff von
Jes 35,3 als einem Bikolon auf zwei getrennte Kola in ER 4,3b.4b logischer erscheint,
können wir das höhere Alter des Hiobdialogs vermuten; bereits B. Duhm (1897), 25,
aber auch O. Kaiser, a.a.O., 288, nehmen das an. Doch ist es nicht ausgeschlossen,
daß beide dank ihrer zeitlichen Nähe eine uns unbekannte traditionelle Aussage wi-
derspiegeln (vgl. ferner z.B. Jer 50,32.43). Daß es zu ER 4,3f. auch reichlich andere
202 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Frömmigkeit ist jedoch grundlegend ein Verhalten gegenüber Gott.


Der Fromme heißt so, weil er sich Gott gegenüber als ein solcher ver-
hält. Wenn der Hiobdichter Elifas in 4,3f. auf seine gemeinschaftsge-
rechten Taten Hiobs hinweisen läßt, wird das Ganze gleich in den gött-
lichen Kontext gerückt, indem Hiob in 4,6 aufgrund seines bisherigen
Verhaltens als (gottes)fürchtig (hf)r
: yi ) und unschuldig (!yekr
f :D {oT) erklärt
wird. Der synonyme Parallelismus dieser Termini heißt, daß hf)r : yi als
Chiffre für fromme Taten gelesen werden und Gott dabei als das ei-
gentliche Gegenüber mitgedacht werden muß (vgl. auch ER 15,4;
22,4).236 Dieser richtungweisende Beginn der ER kann mit dem Pro-
gramm des Proverbienbuches (1,1–7) verglichen werden, indem in sei-
nem Höhepunkt V. 7 alle als Toren gelten, welche die Weisheit und
damit zugleich die Furcht des Herrn verachten:237
„Die Furcht des Herrn {hwhy ta)r : yi } ist Anfang der Erkenntnis {ta(D
f },
E }238 verachten die Weisheit {hfmk: x
die Toren {{yilyéw) f } und Zucht.“
Als besonders bemerkenswert erweist sich vor dem alttestamentlichen
Hintergrund die Tatsache, daß hf)r : yi in den ER elliptisch benutzt wird,
ohne hwhy oder Gott zu nennen (vgl. z.B. Ps 111,10; Jes 33,6 und natür-
lich Prv 1,7.29; 2,5; 10,27; 14,26f.).239 Dabei ist der Begriff durch das Suf-
fix 2. sing. statt auf Gott auf einen Mensch bezogen, was im Alten Te-
stament ein Unikum bildet (vgl. Ps 5,8; 119,38; Jes 63,17). Diese Eigenart
kann (sowie auch in ER 22,4) durch die poetische Formulierung des
Leitgedankens in 4,6 erklärt werden: Aus der Wendung !yekr f D
: {oT in

Parallelen geben kann, bezeugt z.B. das Paar rsy Pi. // qzx Pi. (V.3) in Hos 7,15. Das
Verb rsy könnte durchaus aus dem weisheitlich beeinflußten deuteronomistisch-
nomistischen Ideal eines Lehrers bzw. Kenners des Gesetzes hervorgehen; zur Dis-
kussion siehe T. Veijola (2004b), bes. S. 472ff.
236 So bereits K. Budde (siehe oben, S. 127, Anm. 217). Siehe zu ER 15,4 und 22,4 auch
unten, S. 211–213, und zu ER 4,6 unten, S. 215f. Fast alle Exegeten verstehen hf)r : yi als
„Religion“ oder „Frömmigkeit“. Kritischer äußert sich H. Strauß (2000), 62, der die-
sen „umgangssprachlichen“ Begriff für verblassend hält.
237 Es ist kaum möglich, daß die Einleitung Prv 1,1–7 jünger ist als die ursprüngliche
Hiobdichtung, weil sie den ohnehin späten c. 1–9 (dazu unten, S. 290) angehängt
worden ist, vgl. G. Baumann (1996), 256.272, und R. Schäfer (1999), 272ff. Sie zeugt
jedoch von einer gewiß älteren Tendenz, die Schlüsselwörter eines Textes bereits an
seinen Anfang zu setzen, so wie es am Anfang aller ER geschieht. Vgl. oben, S. 127,
und zu Prv 1,7 O. Plöger (1984), 8f.
238 Vgl. den Toren in ER 5,2 und dazu oben, S. 193f.
239 Zum fehlenden hwhy-Namen siehe gleich unten, 2.3.1. Dies kann gegenüber der ur-
sprünglichen Hiobdichtung auch als Kennzeichen zweier sekundärer Stellen her-
vorgehoben werden: In HR in 6,14 als yaD$ a ta)r: yi (vgl. M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser
[2006], 16) und beim Majestätsredaktor in 28,28 als yfnod) A ta)r
: yi (vgl. M. Witte, a.a.O.;
O. Kaiser, a.a.O., 50f.). Zur Furcht Jahwes in Prv 1–9 u.a. siehe G. Baumann (1996),
87–89, und in Prv allgemein J. Hausmann (1995), 265ff.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 203

4,6b ergibt sich das Suffix bei hf)r


: yi in 4,6a. Darin, daß die guten Taten
eines Menschen eindeutig im Zusammenhang mit Gott verstanden
werden müssen und daher als fromm oder gottesfürchtig gelten, kann
kein Zweifel bestehen; ebenso wenig daran, daß die zeitgenössische
weisheitliche Tradition schon längst die Wendung hwhy ta)r : yi gekannt
haben muß.240
Außer der Kenntnis, daß die sittlich-religiöse Qualität eines Men-
schen durch sein Verhältnis zu Gott und zur Gemeinschaft bestimmt
wird, läßt sich durch die Erörterung der Behandlung der Gottlosen und
der Frommen in den Freundesreden wenig gewinnen.241 Davon, wie
das Verhältnis sich konkret äußert, wodurch sich ein Frommer und ein
Gottloser konkret voneinander unterscheiden, wird wenig oder kaum
gesprochen.242 Manches deutet auf das Vorhandensein einer reichen,
aber bereits formalisierten weisheitlichen Sprache hin, in deren Hori-
zont es selbstverständlich war, was man unter Frömmigkeit, Gottlosig-
keit, Gottesfurcht oder Reinheit konkret zu verstehen hatte.

2.3. Gott

2.3.1. Zur Terminologie

Wenn die Gottlosen und die Frommen ein Verhältnis zu Gott haben,
muß der Frage ausdrücklich nachgegangen werden, was die Freundes-
reden über Gott zu sagen haben. Auch er hat mehrere Namen, obwohl
hwhy selbst bekanntlich namentlich im ursprünglichen Dialog nicht be-
gegnet.243 Statt dessen ist das Hiobbuch dafür bekannt, daß es fast die
Hälfte aller alttestamentlichen Belegstellen für yaD$
a (ER 15,25; 22,3.23.26;
BR 8,3.5; ZR 11,7) und die Mehrheit der Belegstellen für H a OlE) (ER 4,9;
22,26; ZR 11,5.7) enthält.244 Darüber hinaus bildet l") die Hauptbezeich-
nung für Gott (ER 15,4.25; 22,2.13.29245; BR 8,3.5.13.20; ZR 20,15.29),

240 Dazu, daß das Wort mit der hæwq: T


i theologisch fest verbunden ist, siehe unten, S. 215f.
Zur Furcht Jahwes im AT generell siehe S. Plath (1963), zu den ER a.a.O., 77–79.
241 Vgl. auch die Ergebnisse bei M. Remus (1993), 21ff.
242 Vgl. die typologische Analyse des Rechtschaffenen und des Frevlers bei J. Haus-
mann (1995), 37ff.
243 Erst sekundär in 12,9 (siehe dazu M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser [2006], 25) und in
den Einleitungen der Gottesreden.
244 Vgl. die Analyse der archaisierenden Tendenz durch yaD$ a und H a OlE) und die Parallel-
stellen bei M. Cheney (1994), 231–242, bes. die Tabellen auf S. 233 und 236.
245 In 22,29 ist das Wort nicht sicher; siehe oben, S. 53.
204 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

episodisch ist {yiholE) in ZR 20,29 vertreten.246 Aus diesem Befund kann


kaum ein anderer Schluß gezogen werden als der, daß der Name hwhy
demonstrativ vermieden und die Termini yaD$ a und aHOlE) beabsichtigt
gehäuft gebraucht worden sind,247 um der Dichtung eine internationale
Färbung zu verleihen, sei es wegen ihrer außerisraelitischen Helden
oder ihrer patriarchalischen Prägung.248 Die Frage, ob die BR durch die
Vermeidung von H a OlE) absichtlich hervorgehoben worden ist oder nicht,
läßt sich nicht mit letzter Sicherheit beantworten.249

2.3.2. Das harmonische Verhältnis zu Gott in den Elifasreden

Aus dem thesenhaften Bikolon 4,9 gleich am Anfang des Dialogs hat
der Leser bereits erfahren, daß Gott der Vollzieher der Bestrafung der
Sünder ist.250 Im Summarium der dritten ER 22,29f.251, d.h. am Ende des
ganzen Dialogs,252 läßt der Hiobdichter Elifas noch einmal zu dieser
These zurückkehren. In nur einem Kolon wird Hiob beteuert, daß sein
Hochmut (hæwG" ) erniedrigt wird (lp$ Hif.; 22,29a), in drei Kola hingegen
die Rettung des demütigen, unschuldigen und reinen Mannes versi-
chert (22,29b + 30a + 30b), wobei beides von Gott bewirkt wird.253 Dar-
über hinaus hat der Hiobdichter in 5,18–20 drei Aussagen über Gott
eingeführt, die seine Macht und Rolle im Gegensatz zum Todeswunsch
Hiobs (HR 3,20–22) unterstreichen. Hymnisch ausgedrückt gehört zum

246 Zu den Gottesnamen allgemein siehe T.N.D. Mettinger (1988).


247 Dazu, daß beide Bezeichnungen ein starkes Argument für die Selbständigkeit der
Dichtung gegenüber der Rahmenerzählung bilden, siehe W.-D. Syring (2004), 99–
101.
248 So auch M. Cheney (1994), 240. Das kann eine zusätzliche Bestätigung unserer unten
(c. V) vorzustellenden Thesen über das mögliche Lokalkolorit in den Freundesreden
liefern. Die aus unterschiedlichen Traditionen kommenden Freunde und Hiob sind
sich nicht des spezifisch israelitischen, sondern des universalen Gottes bewußt. Dazu
kommt, daß nicht nur die Rahmenerzählung, sondern bereits die Dichtung die
Handlung in der Zeit der Patriarchen dargestellt hat, vgl. T.N.D. Mettinger, a.a.O.,
72; E. Dhorme (1967), cxivf.; M. Cheney, a.a.O., 231ff., und T. Veijola (2002). Zum
Vergleich kann man das Buch Ruth heranziehen, weil in diesem ebenfalls weisheitli-
chen und „patri-“ bzw. „matriarchal“ gefärbten Buch der Name yaD$ a ins Auge sticht
(1,20f.), vgl. H. Niehr / G. Steins (1993), 1101. Zu H
a OlE) vgl. wiederum das Moselied
Dtn 32 (V. 15.17).
249 Vgl. M. Cheney (1994), 233.
250 Siehe oben, S. 159f.
251 Zur ursprünglichen Gestalt der Bikola siehe oben, S. 53.
252 Zum Dialog insgesamt siehe unten, S. 280ff.
253 Es sei vermerkt, daß in ER die Wörter roB und vaK aus HR 9,30 und das Verb +lm aus
HR 6,23 aufgenommen werden.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 205

Machtbereich Gottes (vgl. 5,8) sowohl die Verwundung als auch die
Heilung (5,18). Das Moment der Rettung wird in V. 19 durch den Stu-
fenparallelismus254 unterstrichen, während Gott in V. 20 die Macht über
Tod und Not zugesprochen wird. Ein sehr wichtiger Aspekt wird je-
doch in Gestalt einer Warnung am Anfang der dritten ER 22,2f. hinzu-
gefügt: Gott hat kein eigenes Interesse an der Gerechtigkeit oder Unge-
rechtigkeit des Menschen. Der Mensch ist zu klein und unbedeutend,
als daß er Gott etwas anzubieten hätte oder ihm nützen könnte (}ks).
Daher, so soll der Leser schließen, ist Gott ein unbestechlicher Richter;
weil er schlechthin nichts vom Menschen gewinnen kann (jepx " und (aceB
in V. 3).255 Dagegen ist der Mensch sehr wohl dem Gericht Gottes über
seine Taten ausgeliefert. Daher gehört es zum Gelingen menschlichen
Lebens, wenn der Mensch klug (lyiK& : m
a )256 das richtige Maß hält und der
gerechten Ordnung gemäß vernünftig lebt (qdc), weil er weiß, daß Gott
allwissend ist (vgl. 22,13f.).
Die programmatischen Bikola 22,2f. und das daraus resultierende
Prinzip der Harmonie (}ks Qal257) bezeugen eine gewisse Zweckorien-
tiertheit der Theologie der ER. Diese scheint zu den zahlreichen alt-
testamentlichen Texten über die gefühlsmäßige Sympathie Gottes für
die Frommen (z.B. Ps 5,5; 18,20; 37,23; 147,10f.;258 Ez 18,23.32259) eine
Alternative zu bilden. In der Tat ist die Theologie der ER eher mit der
älteren internationalen, sich ein harmonisches Leben zum Ziel setzen-
den Weisheit verwandt (vgl. die Antithese von lyiK& : m
a in 22,2 und lyéw)
E in
5,2260) als mit den spezifischen und jüngeren Grundsätzen der theologi-
sierten jüdischen Weisheit.261 Der Mensch steht unter dem Anspruch,

254 Siehe dazu oben, S. 101.


255 Das Prinzip der Unnützlichkeit kann einer der Gründe für den späteren Niedrig-
keitsredaktor gewesen sein, seine Überlegungen in die Freundesreden einzuschrei-
ben; siehe oben, S. 24f.38.66–68, und vgl. M. Witte (1994), 175–179. Die Verwandt-
schaft zur kaufmännischen Terminologie hat G. Fohrer (1963a), 355, hervorgehoben.
Darauf, daß die Terminologie nicht negativ verstanden muß, hat H. Strauß (2000),
62, hingewiesen.
256 Zu diesem Begriff siehe oben, S. 200f.
257 Von elf Belegstellen für das Verb }ks im AT gehören vier in die ER, vgl. noch in den
Elihureden 34,9; 35,3. Eine Qal-Form (?) begegnet nur noch in Qoh 10,9; vgl. KBL,
658a; KBL3, 713a, und unten, S. 216, Anm. 321.
258 Zu Ps 18 und 37 siehe unten, S. 291f.293f.
259 Zu Gott in Ez 18,21ff., der nicht nur die Frommen behüten will, sondern sogar „We-
ge eröffnet, auch den Frevler vor seinem Untergang zu bewahren“, siehe K.-F. Pohl-
mann (1996), 274f.
260 Zu ihnen siehe oben, S. 192f.199f.
261 Es ist nicht der Utilitarismus, sondern die Harmonie, die Elifas fordert. Am Beispiel
von ER 22,2f. wird aber von den Kommentatoren nämlich der religionsferne Utilita-
206 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

der Harmonie der von Gott geordneten und geleiteten Welt zu entspre-
chen, weil es dabei um sein Schicksal geht, so daß er deshalb die ent-
sprechende Regel bzw. Weisung zu beachten hat (vgl. 22,22).262 Wer
sich anders verhält, hilft sich weder selbst (}ks Qal in 22,2) noch nützen
ihm seine Reden (}ks Qal und l(y Hif. in 15,2f.263). Die Aufnahme eines
freundlichen, harmonischen und damit zugleich nützlichen Verkehrs
mit Gott bildet daher den einzigen Weg zu einem glückenden Leben
(}ks Hif. in 22,21264). Sich so zu verhalten, wäre mithin „normal“ (vgl.
}ks Hif. in Num 22,30).265 Darüber hinaus gewinnt der Hiobdichter aus
dem Postulat der Unparteilichkeit Gottes und der Verantwortung des
Menschen für sich selbst für Elifas ein mächtiges Mittel, die Gewißheit
Hiobs zu erschüttern, daß Gott ihn ohne jeglichen Grund verlassen
habe. Er erinnert Hiob an die Neutralität Gottes, auf die Hiob selbst
immer gehofft und die er in der Flut der Vorwürfe vergessen habe.
Hiob könnte es wissen, daß der Vorwurf der Parteilichkeit nicht gilt,
und statt dessen seine heimlichen Sünden eingestehen.
Die Gottesgewißheit der ER scheint der biblischen Tradition zu ent-
sprechen. So erinnert 22,29 stark an die weisheitliche266 Beschreibung
des Jahwe-Tages ()Uhah {OYah) in Jes 2,12–17, wo nachdrücklich von der
Erniedrigung der Hoffärtigen die Rede ist. Besonders V. 17a fällt wegen
seiner zahlreichen wörtlichen Reminiszenzen auf 267:
„Der Hochmut {tUh:bGa } der Menschen beugt sich {xx$},
und die Hoffart der Männer demütigt sich {lp$}.“268
Ein Unterschied zu diesem Jesaja-Text besteht nur darin, daß der Hiob-
dichter die Rolle Gottes als Garant der Vergeltung ausdrücklicher un-
terstreicht. Darüber hinaus entspricht Ps 18,28, par. 2Sam 22,28, nicht

rismus der Freunde behauptet (z.B. E. Dhorme [1967], 336). Zur Kritik siehe
H. Strauß (2000), 60.
262 Zur göttlichen Weisung in ER siehe unten, S. 215ff.
263 Zu 15,2f. siehe unten, S. 229–231.
264 Zu 22,21 siehe unten, S. 216.
265 Hifil für die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und Hiob (vgl. Ges17, 544a).
Ähnlich unserer Auffassung und gegen sehr viele Exegeten M. Remus (1993), 28f.
266 So z.B. H. Wildberger [1972], 112, und U. Becker (1997), 169ff.
267 Vgl. die Varianten in Jes 2,9a.11a und 5,15 (in 2,11a und 5,15 noch das Wort y"ny"(), die
möglicherweise als sekundäre Nachbildungen zu beurteilen sind (vgl. O. Kaiser
[1981a], 67ff.; U. Becker, a.a.O.).
268 Das Paar lp$ // xx$ erweist sich zwar als Monopol der protojesajanischen Samm-
lung (siebenmal), aber durch lp$ und das im AT einmalige aus der Wurzel xx$ her-
geleitete Verbaladjektiv xa$ (vgl. Ges17, 817a; KBL, 959b) in ER 22,29 erhalten wir eine
auffallende Parallele zu Jes. Das sonst seltene Wort hfwG" (außer ER 22,29 nur noch in
Hi 33,17; Jer 13,17) kann durchaus mit he)G" in Jes 2,11; hf(b
: Gi in Jes 2,14 und tUh:bGa in Jes
2,17a verglichen werden.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 207

nur mit seiner Antithese, sondern auch mit dem Wortpaar ($y Hif. //
lp$ Hif. der Ausdrucksweise in ER 22,29b.269 Die Frommen werden in
den Psalmen (z.B. 22,6; 41,2; 107,20) und Proverbien (z.B. 11,21) oft auf
ähnliche Weise von Gott gerettet (+lm Pi./Nif., vgl. ER 22,30); die Be-
dingungen dafür (yiqnf // !yfPaK robB
: in ER 22,30) werden in Ps 24 (V. 4a)
genannt270.
In ER 5,18–20 setzt bereits die Form des in der alttestamentlichen
Literatur breit gestreuten Hymnus die Traditionsnähe voraus. Tatsäch-
lich sind diese Bikola aber in einem solchen Maße von den traditionel-
len Wendungen durchflochten, daß die im Bereich des Vokabulars
liegenden Parallelen hier nur gruppiert zusammengestellt und nicht
näher untersucht werden können. So ist die Rettung (lcn Hif.) aus der
Not (hfrc f ) in V. 19 für Dank oder Klage (vgl. 1Sam 26,24; Ps 34,18;
54,9)271 bzw. die aus den den Beter betreffenden Nöten ((gn und [h](r)
in V. 19 für einige hymnische Schilderungen charakteristisch (vgl. Ri
20,34.41). Das Paar hfrfc // (h)(r aus V. 19 wird oft mit Gott in Verbin-
dung gebracht (vgl. 1Sam 10,19; Ps 71,20; Jer 15,11). Alle Wendungen
aus V. 20 besitzen Anklänge an die Sprache des Jeremiabuches, beson-
ders das für sie so typische Wortpaar bf(r f // hfmx
f l
: im, vgl. Jer 18,21;
42,14.272 Es ist aber hervorzuheben, daß das Verb hdp in V. 20 zwar in
individuellen Klageliedern, aber nicht im Jeremiabuch vorkommt, vgl.
Ps 25,22; 26,11; 31,6 usw. Die den V. 18b–19a zugrunde liegende, dem
Hiobdichter gut bekannte Metapher der schlagenden und heilenden
Hand Gottes aber findet ihr bestes Analogon im Lied des Mose (Dtn
32,39b)273:
„Ich töte und mache lebendig,
ich zerschlage {jxm} und ich, ich heile {)pr},
und niemand ist da, der aus meiner Hand {dfy} retten kann {lyiCm
a }.“

269 Zu Ps 18, besonders V. 26–32, siehe unten, S. 291 und Anm. 90.
270 Obwohl die Abhängigkeit des Hiobdichters von Ps 24,4 nicht wahrscheinlich ist
(eher umgekehrt), weil V. 4 zu den jüngeren V. 3–6 gehört, die vermutlich der älte-
ren Einzugsliturgie V. 7–10 angehängt worden sind; vgl. F.-L. Hossfeld / E. Zenger
(1993), 157f.; K. Seybold (1996), 103f., und O. Kaiser (1998), 124.
271 ER 5,19 scheint aber die übliche Wendung hfrc f -lfKm
i durch die unterschiedliche Prä-
position und die Menge der Nöte (tOrfc $"$B : ) zu paraphrasieren.
272 Ferner vgl. Jer 11,22; 15,2; 42,16f.
273 Wenigstens in seiner heutigen Gestalt ist Dtn 32 ein sehr junger und bereits von der
Apokalyptik zeugender Text (vgl. J. Luyten [1985] und G. Braulik [1992], 226f.),
wenn nicht als Ganzes sehr spät verfaßt; siehe die von M. Beck (2006), 246f., ange-
führten Gründe sowie O. Kaiser (1998), 33f., Anm. 32. Daher ist die Abhängigkeit
des Hiobdichters von Dtn 32 fraglich. Dagegen hat E. Dhorme (1967), 68f., es doch
vorausgesetzt. Mit mehreren Forschern ist eine ältere traditionelle Formel (wie auch
in Hos 6,1) anzunehmen. Zu jxm und )pr vgl. auch Jes 30,26.
208 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Wie das Moselied vermittelt auch der Hymnus in der ER den Eindruck,
daß der Dichter reichlich aus der Tradition der Psalmen- und der pro-
phetischen Dichtung schöpft und die entnommenen Elemente im Hori-
zont weisheitlichen Denkens und weisheitlicher Sprache kombiniert.

2.3.3. Der gerechte Gott der Bildadreden

Im Leitgedanken der BR (8,3) wird zum Ausdruck gebracht, daß Gott


die Gerechtigkeit niemals beuge.274 Er gehe mit den Gottlosen und
Frommen entsprechend um, er verwerfe die Ruchlosen und nicht die
Frommen (8,13.20). In dieser gerechten Ordnung gebe es keine Aus-
nahmen, und der Mensch habe laut Bildad nur die Wahl, gerecht oder
ungerecht zu handeln. Der Grundsatz ist so wichtig, daß sogar die Ver-
heißung an Hiob 8,6b.7 durch 8,6b an ihn angepaßt wird. Der Wohn-
stätte Hiobs wird ihre Aufrichtung zugesprochen, wie es gerecht ist
(qedec). Diese knappen Aussagen, obwohl im Unterschied zu den ande-
ren Freunden stark durch das Motiv der Gerechtigkeit geprägt275, sind
im Wesentlichen alles, was der Leser aus den BR über Gott erfährt.
Eine Beobachtung an den BR macht aber besonders aufmerksam.
Während Elifas und Zofar Gott als jemanden betrachten, der verwun-
det und verbindet (ER 5,18) oder der das Gut aus dem Bauche des Freß-
gierigen austreibt (ZR 20,15), stößt man bei Bildad auf einen gewissen
Dualismus: In der Sphäre, „die Gott nicht kennt“ (18,21), können per-
sonifizierter Tod und Schrecken machen, was sie wollen (18,12–14).
Trotz dichterischer und remythisierender Sprache276 fallen diese Perso-
nifikationen aus mehreren Gründen auf. Sie sind in den ursprünglichen
Freundesreden die einzigen personifizierten Mächte neben Gott.277
Noch mehr stehen sie in einem starken Kontrast zu den Reden Hiobs,
der als Urheber der Krankheit nirgends Dämonen, sondern nur Gott
selbst sieht (vgl. HR 6,4; 16,12f. und 7,5 mit BR 18,13).278

274 Siehe oben, S. 161.168f.


275 Das Wort qedce wird in den Freundesreden zweimal nur in den ursprünglichen BR
verwendet; siehe auch oben, S. 129. Zur Traditionsgeschichte siehe oben, S. 168f.
276 Siehe oben, S. 186f.
277 Die Heiligen, {yi$odq: , in ER 5,1 spielen in der Dramatik überhaupt keine Rolle.
278 Zur Metaphorik siehe oben, S. 186f., und zum mesopotamischen Lokalkolorit unten,
S. 260f.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 209

2.3.4. Der allmächtige Gott der Zofarreden

Das Verhältnis zwischen Gott und Welt wird in den ZR zuerst in


11,7.10 thematisiert. Gott wird hier einerseits als der bezeichnet, dessen
Wesen von Hiob nicht ergründet werden (V. 7), und andererseits als
der, dessen Zugriff kein Mensch widerstehen kann (V. 10). Daß Gott
seinerseits kein Gottloser unbemerkt bleibt (11,11), ist nach 11,12 so
selbstverständlich, daß es selbst ein schwach begabter Mensch einsehen
müßte, was der Dichter mittels eines sprichwortartigen Wahrspruchs
zum Ausdruck bringt, in dem ein Hohlkopf und ein junges Zebra als
zur Einsicht erziehbar bezeichnet werden. Der Dichter läßt in der Kon-
sequenz in 20,15b Gott selbst eingreifen, indem er ihn metaphorisch das
vom Gottlosen verschluckte Gut aus dessen Bauch heraustreiben läßt.
Da keine Schuld verborgen bleibt (20,27), wird er von Gott (20,29) aus
seinem Hause vertrieben (20,28).279 Seine Einmischung wird laut 11,5
sogar dann vorausgesetzt, wenn jemand falsche Lehre verkündet.
Abgesehen von dem möglicherweise aus außerbiblischer Tradition
stammenden Spruch 11,12280 erweist sich der biblische Hintergrund der
herangezogenen Bikola als bunt. Daß sprachliche Anknüpfungen an
biblische Traditionen vorliegen, ist spürbar, ohne daß sie sich zwin-
gend nachweisen lassen. Die Wurzel rqx (11,7) und das Wortpaar (dy //
}yb (11,11) sind in der Sprache der Weisheit gebräuchlich.281 Die Kon-
struktion „}tn yim + Verb“ (11,5) und die Verben lhq und vlx (11,10)
sind dagegen in den biblischen Weisheitsbüchern, abgesehen von der
Hiobdichtung, nicht belegt.282 Auch die Ausdrucksweise in 11,5 ist in

279 Zu 20,15 siehe oben, S. 190, und zu 20,29 oben, S. 161.165.


280 Nicht nur dieses Sprichwort (so viele Forscher), sondern auch Seltenheiten wie bbn
(viermal im AT und nur hier im übertragenen Sinne) und bbl (nur hier in dieser Be-
deutung, vgl. noch Hld 4,9) sprechen für die außerbiblische Herkunft (siehe auch
unten, S. 242). B. Duhm (1897), 64, hebt mit Recht Ps 32,9 als Parallele hervor, zu )erPe
vgl. weiterhin Jer 2,23f.
281 Von zwölf Belegstellen für das Nomen reqx " im AT sind sieben in Hi. Die Wurzel rqx
begegnet in ER 5,27; BR 8,8; ZR 11,7; HR 13,9 (?); 29,16; GR 38,16; sekundär in den
Elihureden 32,11; 34,24; 36,26; beim Majestätsredaktor in 28,3.27; in der von uns zur
Gerechtigkeitsredaktion zugeschriebenen Stelle 5,9 (siehe oben, S. 28–31) und laut
M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 20, in 9,10. Zu rqx vgl. z.B. Prv 25,2f.27,
auch Ps 139,1.23 (zu Ps 139 siehe unten, S. 295). Zum Paar (dy // }yb vgl. Prv 24,12;
28,2; 29,7, aber auch Ps 82,5; 139,2; Jes 40,14.21. Außerdem ist das seltene Wort tyilk: T
a
hervorzuheben, das außer hier und in sekundären Stellen Hi 26,10; 28,3 nur noch in
Neh 3,21 und Ps 139,22 vorkommt.
282 Das an sich hymnisch klingende Bikolon 11,10 besitzt auch in den Psalmen keine
wörtlichen Parallelen.
210 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

einem von Gott handelnden Zusammenhang ungewöhnlich.283 Dassel-


be gilt überraschenderweise auch für das Sehen (h)r) oder Wissen ((dy)
der Sünde (}åw)
f ) in 11,11. Nur für das zur Bezeichnung eines göttlichen
Handelns gebrauchte Wortpaar h)r // }yb gibt es eine einzige biblische
Parallele in Ps 94,7, der im Kontext von V. 5–11 inhaltlich durchaus den
Vorstellungen in ZR 11,5.11 entspricht.284

3. Der Mensch und sein Schicksal


Der Mensch und sein Schicksal
3.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal

3.1.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal


in den Elifasreden

Wir haben in ER 22,2f. erfahren, daß nach der Elifas in den Mund ge-
legten Auskunft der Mensch selbst, nicht aber Gott die Verantwortung
für sein Schicksal trägt.285 Das ist und bleibt in den ER der Hauptein-
wand gegen die Klagen Hiobs. Ebenso haben wir bereits vernommen,
daß der Unmut und der Eifer nach ER 5,2 eigentlich nur von der
eigenen Schuld des Menschen zeugen. Diese polemisch gegen Hiobs
Klagen gerichtete These wird in derselben Strophe noch einmal wieder-
holt: In 5,6f. läßt der Hiobdichter Elifas auf die Unmöglichkeit hinwei-
sen, daß ein Mensch unverschuldet in Leiden geraten könne. Laut die-
ser der Klage Hiobs entgegengesetzten These (vgl. HR 3,10.20 und lfm(f
dort) erzeugt der Mensch selbst die ihn treffende Mühsal, so daß er
auch selbst für seine Leiden verantwortlich ist.286 Obwohl der Begriff

283 Die Wendung rbd }tn yim ist überhaupt ein hleg., zu xtp in Verbindung mit Mund
oder Lippen, vgl. z.B. Num 22,28; Ps 38,14; 51,17; Prv 31,8f.; Ez 21,27 usw.
284 Zu Ps 94 siehe unten, S. 295 und Anm. 111.
285 Siehe oben, S. 205f.
286 Merke unbedingt, daß das Verb von Nif. in Hif. dilOy konjiziert (siehe oben, S. 28) und
damit eine wichtige theologische Entscheidung getroffen wird. Gerade in den ER
hängt fast die ganze Auslegung von dieser Konjektur, von der Anerkennung der
späteren Ergänzung des Niedrigkeitsbearbeiters in 4,12–21 (siehe oben, S. 24f., und
unten, Anm. 408) und ferner von der sekundären Erweiterung in 5,3–5 (siehe oben,
S. 26f.) ab. So hat bisher die Bejahung oder Verneinung dieser Fragen auf die Exege-
se der Verse 5,6f. massiven Einfluß genommen, indem oft die „Unmöglichkeit
menschlicher Gerechtigkeit und Reinheit des Menschen Gott gegenüber“ (so H.-
J. Hermisson [1998a], 287) zum Eckstein der Theologie des Elifas erhöht wird. Schei-
det man 5,3–5 aus, muß man 5,6f. auch nicht mehr als eine Zusammenfassung des
Themas „Untergang des Toren“ einstufen.
Der Mensch und sein Schicksal 211

lfm(f zum Grundwortschatz der biblischen Weisheitsliteratur gehört,


gibt es für 5,6–7 keine biblischen Vorlagen.287
Angesichts der Ergebnislosigkeit der Bemühungen des Elifas, Hiob
zur Buße zu bewegen (vgl. 4,5; 5,1f.), versucht er ihn durch stärkere
Vorwürfe zu treffen, so daß er in der dritten und letzten Rede die
klarste Position bezieht. In 22,4f. läßt der Dichter Elifas mit zwei rheto-
rischen Fragen nach Hiobs Schuld zum Generalangriff übergehen. Als
unmittelbare Reaktion auf die vermessen erscheinende HR 21* läßt er
Elifas Hiob Verantwortungslosigkeit im Denken vorwerfen, weil dieser
erklärt hatte, daß Gott auch die Frommen zugrunde richte.288 Seine
Leiden seien vielmehr die Folge seiner zahlreichen Sünden, die er ihm
nun in dem bereits behandelten Katalog in 22,6–9 vorhält.289 Betrachtet
man diese Anschuldigungen und den Hinweis auf das Gerichtsverfah-
ren in 22,4f., enthüllt sich ein Denkmuster, auf das man auch in Jes 3,14
trifft:290
„Jahwe geht {)wb} ins Gericht {+fP$ : m i B
: }
mit {{i(} den Ältesten seines Volkes und seinen Fürsten:
Und ihr, ihr habt den Weinberg verwüstet291,
das Geraubte {hflz" :G} der Armen {yin(f } ist in eurem Hause {tiyB
a }292.“
Nach Elifas’ Überzeugung sind Hiobs Leiden Ausdruck des göttlichen
Gerichts, das Gott wegen schwerer Sünden über Hiob verhängt hat,
unter denen die Mißachtung des Lebensrechts der Bedürftigen die
schlimmste ist. Die Wendung {i( +fP$ : m
i B
: )wb, „ins Gericht gehen mit
jemanden“, in V. 4 ist ein strenger Ausdruck, weil damit ein gerechtes,
wenn möglicherweise auch strenges Verfahren gesichert ist. Die Stren-
ge der Worte des Elifas belegt auch der Ausdruck hfBr a !:t(f r
f in V. 5. Erst
der alttestamentliche Vergleich mit dieser Wendung in Gen 6,5; 1Sam
12,17 und Joel 4,13 zeigt, daß man mit geradezu katastrophalen Folgen
der Bosheit wie z.B. mit sintflutartigen dunklen Gewitterstürmen zu

287 Der Hiobdichter spielt mit 5,7b auf die mythische Sprache an, siehe unten, S. 269.
Außerdem sind im AT nur solche abstrakten positiven Begriffe wie tem) E (Ps 85,12)
oder hfqd
f c
: (Jes 61,11) metaphorisch mit Herauswachsen ()cy und xpc) zu verbinden,
nicht aber das für ER typische Wortpaar }ew)
f // lfm(f . Aufgrund der umfangreichen As-
sonanz und Alliteration in 5,6 (siehe oben, S. 132, Anm. 243 und S. 134f.) ist jedoch
vorauszusetzen, daß wir es hier mit einem sprichwörtlichen Zitat zu tun haben.
288 Zur Gottesfurcht in den ER siehe oben, S. 202f.
289 Siehe oben, S. 195.
290 Der Vers gehört zur Redaktion (vgl. O. Kaiser [1981a], 83f.), aber zu einer älteren
Redaktion (U. Becker [1997], 162ff.198). Daher kann der Hiobdichter ihn gekannt ha-
ben.
291 Vgl. Jes 5,5.
292 Darüber hinaus klingt Jes 3,14bβ wie eine Zitatvorlage für ZR 20,19b; vgl. oben,
S. 199.
212 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

rechnen hat (vgl. auch Hos 9,7). Dieser Befund entspricht den in den ER
eingesetzten Motiven der universalen Strafe mittels Feuer, Flut und
Finsternis (vgl. auch ER 22,10f.).293 Mithin erweist sich die Anschuldi-
gung der ER als kategorisch: Hiob muß zwischen Leben und Tod wäh-
len. Darüber hinaus gehört das aus der traditionellen Sprache stam-
mende Wortpaar hf(r f // }OA( zu den alttestamentlichen Notschilderungen
(vgl. Ps 40,13; Jes 13,11; Hos 7,1).
Aber nicht nur Hiobs Sünden bezeugen in den Augen des Elifas
seine Verantwortungslosigkeit, sondern auch die Tatsache, daß er mit
der Verborgenheit seiner Sünden vor Gott rechne (22,13f., vgl. HR 10,4;
14,20f.), was angesichts der allgemein biblischen Überzeugung von der
Unentrinnbarkeit vor Gottes Strafhandeln sündhaft sei. Ein entspre-
chender Weheruf gegen alle, die meinen, sie könnten ihre Pläne vor
Jahwe verbergen, liegt in Jes 29,15b vor:294
„Die sprachen {rm)}: „Wer sieht {h)r} denn uns
und wer weiß {(dy} von uns?““
So kennen sowohl ältere Texte295 als auch weisheitlich beeinflußte Psal-
menworte wie Ps 10,11; 73,11; 94,7; 139296 derartige Fragen, die Gott die
Kenntnis des irdischen Geschehens absprechen.297 Bezeichnend für die
ER in c. 22 sind die vermutlich mythischen Anspielungen in den V. 13–
16: Während die Gottlosen behaupten, Gott habe sich hinter dunkles
Gewölk (lepr f (A // {yib(f , V. 13) zurückgezogen und wandele erhaben am
Himmelskreise ({iym a $f gUx, V. 14), ist er in Wahrheit der, der alles sieht.298
Sind diesen Sachverhalt leugnende Gottlose dem alttestamentlichen
Schrifttum gut bekannt, versteht sich die poetisch verschlüsselte Zu-
sammenfassung in 22,15 von selbst: Die Gottlosen haben seit jeher so
gedacht und sind stets auf dem altbekannten Weg ({flO( xaro)) gewan-
delt (\rd), während ein vernünftiger Mensch ihn jedenfalls vermieden
hätte (Ps 139,24):299

293 Siehe oben, S. 177ff.


294 Die Formulierung klingt nahezu wortwörtlich (Un"(d : Oy yimU Un")or yim Ur:m)oYwa ); merke
auch die mit Verderben verbundene Wurzel rts in Jes 29,15a und ER 22,14a.
295 Zum Alter von Jes 29,15 siehe O. Kaiser (1983), 219f.; (1994a), 39–42, und U. Becker
(1997), 244f.; vgl. auch Jer 23,23f.
296 Zu diesen Psalmen siehe unten, S. 292–295.
297 Vgl. auch Sir 16,17–23.
298 Vgl. Jes 40,22f. und Prv 8,27–33. In beiden erregt auch das nur dreimal belegte Wort
gUx (ER 22,14; Jes 40,22; Prv 8,27) die Aufmerksamkeit; siehe zu Jes 40,21–23 unten,
S. 228 und Anm. 391, und zu Prv 8,22–31 unten, S. 229, Anm. 396. E. Dhorme (1967),
clvi, hebt weiterhin die Beziehung zwischen ER 22,12–14 und Jes 40,26f. hervor. Vgl.
ferner Ps 18,10–19; 97,2; 139,7–12; Jer 23,24, und G. Fohrer (1963a), 82.
299 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295. Vgl. weiterhin Jer 6,16; 18,15. E. Dhorme (1967), 333,
versteht ER 22,15 als Anspielung auf die Menschen vor der Flut (Gen 6,1–4).
Der Mensch und sein Schicksal 213

„Und sieh, ob ich auf dem Wege der Hinterlist300 Weg {|erD
e } bin,
und leite mich auf dem ewigen Wege {{flO( |erDe }.“
Doch nach den Elifas in den Mund gelegten Worten trägt ein Leidender
nicht nur die Verantwortung für sein Schicksal, sondern ist er oben-
drein auch noch dazu im Stande, seine Lage unverzeihlich zu verschär-
fen. Im Leitgedanken der zweiten Rede nimmt Elifas in 15,4 den Ter-
minus hf)r
: yi aus 4,6 auf und stellt Hiob vor die Frage:301
„Wirst du sogar die Gottesfurcht {hf)r
: yi } zerbrechen {rrp Hif.},
die Andacht {hfxyi&} vor Gott schmälern {(rg}?“
Die hier benutzten Verben sind in der theologisierten alttestamentli-
chen Rechtssprache so gebräuchlich,302 daß ihre weisheitliche Rezeption
in diesem Vers auf den ersten Blick überraschend wirkt, zumal sonst im
Alten Testament nirgends davon die Rede ist, daß die Gottesfurcht zer-
brochen wird. Andererseits ist die dem Wort hfxyi& zugrunde liegende
Wurzel xy& hauptsächlich in Weisheits- und Psalmentexten belegt (vgl.
z.B. Ps 119).303
Die verantwortungslose Verschärfung des eigenen Leidens wird
nach 15,5f. durch Hiobs unangemessene Worte bewirkt (}ow(A und }O$:l
{yimUrA( in V. 5), die als solche gegen ihn zeugen (($r Hif.). Terminolo-
gisch liegt in 15,5f. eine eigentümliche Verbindung zwischen weisheit-
licher und juridischer Sprache vor (vgl. einerseits Prv 17,15304 und an-
dererseits Ex 22,8; Dtn 25,1f.; Num 35,30; 2Sam 1,16). Darüber hinaus
enthält 15,5 einen seltenen Aramaismus vl) Pi.305

300 Lies mit S, Hier und KBL, 726a; 730a beqo(; vgl. G und R. Kittel (1929), 418f.
301 Siehe auch oben, S. 145f. Zum Begriff der Gottesfurcht siehe oben, S. 202f.
302 Vgl. etwa Gen 17,14; Lev 26,15; Num 30,9.13f.; 36,3f.; Dtn 4,2; 13,1 u.a.
303 Das Substantiv selbst befindet sich im AT nur in ER 15,4 und Ps 119,97.99; das Verb
im AT 20-mal, davon in Ps 119 sechsmal (V. 15.23 usw.); vgl. auch Ps 77,4.7.13.
304 Siehe auch H. Ringgren (1981), 72f., und O. Plöger (1984), 204. Außerdem werden
Wörter heP, }O$fl und {iyt
a pf &
: sehr produktiv in der Weisheitsliteratur verwendet und
daraus Paare formiert; vgl. Ps 37,30; 39,2; Prv 18,6f.20; 26,28 u.a. Zu {yimUrA( }O$:l siehe
oben, S. 193.
305 Das Verb begegnet nur noch in den jüngeren Elihureden Hi 33,33; 35,11 (nach
M. Wagner [1966], 25, auch in 32,13). Im übrigen AT ist höchstens das Verb hry (aber
im positiven Sinne) vergleichbar, vgl. Ex 4,12.15; Dtn 17,10f.
214 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

3.1.2. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal


in den Bildad- und Zofarreden

Der in den ER gründlich herausgearbeitete Gedanke der Selbstver-


schuldung des Menschen und ihrer fatalen Folgen wird in den BR und
ZR kaum erörtert. Der Hiobdichter läßt Bildad am Anfang seiner Reden
in 8,4 (an den Leitgedanken in 8,3 anschließend) das Schicksal der Sün-
der am Beispiel der Söhne Hiobs veranschaulichen. Gemäß ihrer Ver-
fehlung ()+x) wurden sie den Folgen ihrer Sünde preisgegeben (xl$ Pi.
+ {f($
: Pi -day:B). Nach dem Vorschlag Bildads in 8,5 liegt die einzige Mög-
lichkeit zur Rettung Hiobs in seiner Umkehr zu Gott, eine Lösung, die
in der Spruchweisheit nicht unbekannt war; vgl. Prv 28,13:
„Wer seine Sünden {(a$Pe } verheimlicht, hat kein Glück,
wer aber sie bekennt und verläßt, findet Erbarmen.“
Im Unterschied zu diesem Wahrspruch wird der einfache Vergeltungs-
gedanke in BR 8,4 mit Hilfe von )+x // (a$Pe -day und somit in der Form
ausgedrückt, wie sie eher in der Rechtssprache geläufig war.306 Außer-
dem wird das sonst in der Weisheit übliche (a$Pe hier ungewöhnlich mit
day kombiniert.307
Durch die an Hiob gerichteten Anreden in den beiden BR in 8,2
und 18,2f. schimmert die Überzeugung durch, daß einer, der sich seiner
Schuld bewußt ist, nicht so verantwortungslos reden sollte, denn das
sei so gefährlich wie starker Wind (ryiBKa x
a Ur in 8,2). Trotz der relativ
originalen Wortwahl dieser Anreden, die den Eindruck der Selbstän-
digkeit des Hiobdichters gegenüber der alttestamentlichen Tradition
erwecken,308 finden sich auch zu ihnen inhaltliche Parallelen in Weis-
heitstexten wie z.B. Prv 17,28:
„Auch ein Tor kann, wenn er schweigt, als weise geachtet werden {b$x},
wenn er seine Lippen verschließt, als einsichtig.“309

306 Vgl. z.B. mit Präposition l : in Dtn 1,41; 9,16; 20,18. Bei der Wurzel )+x bevorzugt die
Weisheit eher den aus ihr gebildeten Typusnamen {yi)= f x
a , z.B. in Prv 13,21f.; 23,17.
307 Auch das Paar )+x // ($p selbst ist eher außerhalb der Weisheit belegt, vgl. Jes 43,27;
Jer 33,8. Zum Ganzen vgl. noch Ps 32,3–5 und zu diesem späten Psalm K. Seybold
(1996), 134f., und U. Nõmmik (2000), 504f. Siehe auch unten, S. 218.
308 So ist das Verb hm+ in 18,3 ein hleg.; j(n)q {y& ebendort nur noch sekundär in Hi 28,3
belegt; ryiBKa in 8,2 (vgl. auch ER 15,10) wird so nur hier verwendet, obwohl das hefti-
ge Wasser in Jes 17,12; 28,2 mit den von Bildad beteuerten fatalen Folgen der ver-
antwortungslosen Rede verwandt ist. G. Fohrer (1963a), 188, zieht Jer 18,17 und Hab
1,11 bei BR 8,2 und Ps 73,22 (das nichts wissende Vieh!) bei BR 18,3 (a.a.O., 300) als
Vergleich heran. Vgl. noch Ps 49,21 und zu Ps 73 und 49 unten, S. 292f. und Anm. 99.
309 Merke hier auch die von uns bereits vermerkten Wörter lyiw) E (vgl. oben, S. 192–194),
{iyt
a pf &
: (vgl. oben, Anm. 304) und }yb (vgl. oben, Anm. 281).
Der Mensch und sein Schicksal 215

Der Vorwurf, daß Hiob verantwortungslos rede, wird auch in den An-
reden der ZR (11,2f. 20,2f.) aufgenommen. Da sie aber eher die Lippen-
sünde betonen und mithin tatsächlich als Anschuldigungen wirken,310
bleibt in den ZR weiterhin nur ein Bikolon in 20,22 übrig, in dem nicht
nur von „der Macht des Elends“ (lfm(f -day-lfK)311, sondern auch von dem
Zustand des Sünders die Rede ist, in dem es ihn antrifft, nämlich in
„des Überflusses Fülle“ (qep&" tw)olm: ). Ist der Vergeltungsgedanke in der
alttestamentlichen Weisheitsliteratur geläufig, so fällt es trotzdem auf,
daß der Hiobdichter auch hier wie in BR 8,4 das sonst so übliche Wort
lfm(f originell mit day kombiniert312 und das Hapaxlegomenon qep& " ver-
wendet.

3.2. Die Aufforderungen der Freundesreden

In den Aufforderungen313 der ER, Hiob möge seine Ausdrucksweise


mäßigen, zeichnet sich bereits der Ausweg, die einzige Lösung ab, um
sein Leiden zu überwinden, die den Eckpfeiler des seelsorglichen Re-
dens des Weisen bildet. Mehr als die beiden anderen Freunde, ja ganz
allein weist Elifas bereits am Anfang seiner ersten Rede in 4,6 auf diese
Möglichkeit für Hiobs Rettung hin. Trägt der Leidende die Verantwor-
tung für sein Los, so kann er doch begründete Hoffnung fassen:
„Ist nicht deine Gottesfurcht {!:t) f r
: yi } deine Hoffnung {!etl
f s
: iK},
und314 deine Hoffnung {!:twæ q: T
i } die Unschuld deiner Wege (!yekr f D
: {oT)?“
Der Hiobdichter läßt Elifas seelsorgerlich überaus geschickt einsetzen.
Denn anstatt Hiob sogleich einen Vorwurf zu machen und seine heim-
lichen Sünden zu thematisieren, wie es später am schärfsten in 22,6–9
der Fall ist, erinnert Elifas den Dulder vielmehr an sein bisheriges got-
tesfürchtiges Verhalten (4,3f.). Da es in Elifas’ Augen ein Faktum bildet,
bietet sich von ihm her auch der Ausweg an, so daß er begründet hof-
fen darf. Die im Alten Testament beispiellose Zusammenstellung von
Zuversicht und Hoffnung (hfls : Ki , hæw:qT
i und hf)r
: yi ) weist deutlich genug
darauf hin.315 Grund seiner Hoffnung könnten in Übereinstimmung mit
dem Zeugnis der Psalmen und Proverbien allein seine Gottesfurcht

310 Siehe oben, S. 197f.


311 Zur Textkritik siehe oben, S. 82.
312 Nur lfm(f lfK ist in Qoh viel belegt (z.B. 1,3; 2,10), dort aber jünger als in Hi.
313 Zur Aufforderung als Aufbauelement siehe oben, S. 145f.
314 Zur Kopula siehe oben, S. 23.
315 Vgl. M. Remus (1993), 25.27.30, daß „den Freunden der Blick für die Wirklichkeit
nicht völlig durch ein dogmatisches System verstellt ist“, und A. Scherer (2005), 286.
216 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

und sein unschuldiger Wandel sein.316 Allerdings muß Elifas weiterhin


erst einmal versuchen, in 5,1f.6f. Hiob zur Einsicht seiner Schuld und
damit in 5,8 zur Bereitschaft zur Umkehr ($rd; le) hfr:biD {y&) zu führen,
ehe der Dulder diese Hoffnung tatsächlich besitzen kann. Dabei ist die
letztgenannte hebräische Formel ein Hapaxlegomenon,317 das Verb $rd
vor allem in den prophetischen Umkehrrufen beheimatet318.
Die Aufforderung in 5,8 wirkt knapp, aber programmatisch, weil
sie durch eine betonte Alliteration hervorgehoben wird319 und Teile der
letzten Strophen der ER 22,21a.22, 22,23 und 22,27aα ihr Thema einge-
hend behandeln. Durchaus folgerichtig läßt der Hiobdichter Elifas den
Dulder zum Friedensschluß mit Gott (}ks Hif. und {l$ in V. 21a) im
Sinne seiner Umkehr und demütigen Selbsterniedrigung (bw$ und hn(320
in V. 23) auffordern. In V. 21a spiegelt sich dasselbe Ideal der friedli-
chen Harmonie, das bereits in 22,2f. zur Sprache gekommen war.321
V. 23 spielt gleichzeitig auf weisheitliche Mahnungen und prophetische
Umkehrrufe an,322 V. 27aα mit der Wendung rt( Hif. + le) auf eine üb-
liche Redensart323. In der berühmten Aufforderung in V. 22, einer der
schönsten im Alten Testament, bewegt sich die Sprache der ER voll-
kommen in den Spuren der Tradition, indem Hiob hier dazu ermahnt
wird, die Weisung (hfrOT) und die Worte Gottes (wyfrm f )
A ) anzunehmen

316 Das Wort hfls : Ki erweist sich vermutlich als eine poetische Nebenform zu lesKe , die
wiederum in ihrer Bedeutung als „Zuversicht“ (im Gegensatz zu Sichverlassen, vgl.
Ps 49,14 u.a.) im AT selten, aber eindeutig theologisch ist (vgl. Ps 78,7; Prv 3,26). Die
hfwq: T
i ist im AT üblich, siehe unbedingt Ps 9,19; 62,6; Prv 11,7.23; 19,18; 23,18; 24,14;
26,12 u.a. Vgl. die Erläuterungen zu diesen Begriffen bei G. Fohrer (1963a), 138, zur
ambivalenten Verwendung der Wurzel lsk siehe J. Schnüpphaus (1984), bes. S. 282f.
317 Das Verb {y& wird meistens mit rfbD f und bfbl" verwendet, das Nomen hfrb : D
i ist im AT
nur fünfmal belegt, vgl. Ps 110,7; Qoh 3,18 u.a.
318 Siehe dazu K.A. Tångberg (1987), 140 u.a. Vermutlich ist der Ruf aus den propheti-
schen Texten in die Psalmen (vgl. 34,5; 78,34; 119,2.10 u.a.) und die Weisheit über-
nommen worden.
319 Siehe auch oben, S. 130f. ER 5,8 kann für den Höhepunkt der ersten ER gehalten
werden.
320 Siehe Textkritik oben, S. 51.
321 Zu 22,2f. siehe oben, S. 205f. Beachte auch, daß das Verb }ks einerseits V. 2 und 21
zusammenknüpft, andererseits durch Qal und Hif. unterschiedliche Nuancen dar-
stellt. Dabei ist }ks Hif. (siehe Ges17, 836b und KBL3, 713) im AT nur dreimal belegt,
vgl. Ps 139,3 und Num 22,30. Zu {l$ vgl. Ps 7,5.
322 Es trifft besonders die mehr als herkömmliche Wendung da( bw$, vgl. z.B. Jes 9,12;
25,5; Hos 14,2, aber auch Gen 16,9 (zusammen mit hn(); Dtn 30,2, und K.A. Tångberg
(1987), 140 u.a. Das Entfernen (qxr Hif.) des Unrechts aus der eigenen Wohnstätte ist
buchstäblich sonst im AT unbekannt, über Falschheit wird es doch beteuert, vgl. Prv
4,24; 30,8.
323 Vgl. Ex 8,25f.; 2Chr 33,13.19; Esr 8,23; Jes 19,22.
Der Mensch und sein Schicksal 217

(xql) und zu beherzigen (bfbl : B


: {y&). Dieser Aufruf enthält mehrere
sprachliche Besonderheiten. Denn die sonst fest geprägte Wendung
bfbl
: B
: ({yirb
f D
: ) {yirm
f A) {y& (vgl. z.B. Dtn 32,46; Mal 2,2) gehört nicht zum
weisheitlichen Sprachgut. Außerdem verkörpert die Weisung hier nicht
das Gesetz bzw. die Thora im üblichen Sinne324 und kann auch (im
Alten Testament so einmalig) direkt aus dem Munde Gottes angenom-
men werden (xql)325. All diese Aufforderungen werden am Ende des
Dialogs in ER 22,29bβ.30bβ noch einmal refrainartig zusammengefaßt.
Die Umkehr zu Gott erweist sich in Demut und einem schuldlosen
Wandel („in reinen Händen“).326
Blicken wir auf die Reden des Bildad, so läßt ihn der Hiobdichter in
8,5 und 8,6aα zwei Bedingungen ({i))327 für die Umkehr mittels zwei
synonymer Wortpaare rx$ Pi. + le) // }nx Hitp. + le) (8,5) und |áz // rf$yf
(8,6aα) stellen. Sie sind mithin im Vergleich zu den ER, aber auch den
ZR sehr knapp formuliert. Ihre Absicht geht aus der traditionsnahen
Sprache und Vorstellungswelt eindeutig hervor: Die Wende zu Gott
liege in einem frommen Verhalten.328 Die Traditionsnähe wird durch
das Verb rx$ für „Suchen“ sogar besonders unterstrichen (mit Gott als
Objekt vgl. in Ps 63,2; 78,34; Jes 26,9; Hos 5,15 und vgl. dagegen HR
7,21b). Zu bemerken bleibt nur noch, daß dieses Verb im Alten Testa-
ment auch zum weisheitlichen Vokabular gehört, aber dort nicht mit
Gott als Objekt gebraucht wird (vgl. aber Prv 11,27).329 Ebenso besitzt
das Verb }nx Hitp. für „Flehen“ einen traditionellen Hintergrund, denn
es bildet mit Gott als Bezugsperson einen klassischen Terminus (vgl.
z.B. 1Kön 8,33.47.59 oder Ps 30,9; 142,2), auch wenn er so weder im
weisheitlichen noch im prophetischen Schrifttum begegnet.

324 In der ursprünglichen Hiobdichtung fehlen Hinweise auf die Thora als Gesetz wie
auch solche auf den Götzendienst; siehe den Kommentar von G. Fohrer (1963a), 360.
In der weisheitlichen Tradition konnte das Wort Thora noch lange ohne eine nomi-
stische Konnotation benutzt werden; vgl. z.B. Prv 1,8; 3,1; 4,2; 6,20; 31,26 u.a. Siehe
B. Gemser (1963), 21; G. Liedke / C. Petersen (1979), 1033f. H. Strauß (2000), 67, hält
diese „weisheitliche Mahnung“ nur für die Hiobdichtung für charakteristisch. Vgl.
dagegen M. Witte (2004) zu Hi 31 und bes. zu ywt in Hi 31,35, weiterhin auch zu ER
22,22 ebenda, S. 738.
325 Obwohl ähnliche Stellen wie Ps 78,1; 119,72 und Mal 2,7 dazu neigen.
326 Zu diesen Bikola siehe oben, S. 204.206f.
327 Siehe auch oben, S. 105.146f.
328 Zum Paar |áz // rf$yf vgl. Prv 21,8 und oben, S. 200. G. Fohrer (1963a), 186, hat darauf
hingewiesen, daß Bildad im Unterschied zu Elifas und Zofar Hiob nicht dazu auf-
fordert, nicht länger zu sündigen. Zur Wurzel }nx im Hiobbuch siehe R. Kessler
(1992), 150 u.a.
329 Vgl. noch Hi 24,5; Prv 1,28; 7,15; 8,17; 13,24.
218 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Bei Zofar werden die Bedingungen für die Rettung in 11,13f. ähn-
lich wie in den BR mit Hilfe von {i) eingeführt.330 Im Unterschied zu
jenen werden sie jedoch formuliert, nämlich in zwei synonymen Bikola,
ohne daß damit der Umfang der einschlägigen Partien der ER erreicht
wird. Hiob solle, so heißt es 11,13f., sein Herz auf Gott richten (}wk Hif. +
b"l) und seine Hände zu ihm ausbreiten (vaK &rp), er solle den Frevel
(}ew)
f ) von seiner Hand entfernen (qxr Hif.) und kein Unrecht (hflw: (a ) in
seinem Zelte wohnen lassen (}k$ Hif. + leho):B). Die erste Aufforderung
ist in den Psalmen (z.B. 57,8; 108,2; 112,7331) und in jüngeren alttesta-
mentlichen Texten (z.B. 2Chr 19,3; Esr 7,10) zu Hause, die zweite be-
gegnet auf Gott bezogen sehr verstreut und fehlt sonst in der Weisheit
(mit vaK oder day in 1Kön 8,38; Esr 9,5; Ps 143,6; Jes 1,15; 25,11; vgl. auch
Ps 44,21). Die Formulierungen in 11,14 sind verhältnismäßig originell.
Nur für das Verb qxr Hif. läßt sich eine ganze Reihe von Parallelen wie
Prv 4,24; 5,8; 22,15; 30,8 und ferner Ex 23,7; Prv 22,5 und Ps 103,12 zum
Vergleich heranziehen.332
Faßt man die Aufforderungen zur Umkehr in den Freundesreden
zusammen, so heben sie sich insofern von ihrem weisheitlichen Hinter-
grund ab, als in ihm der Gedanke der Vergeltung eine viel größere
Rolle spielt als die Möglichkeit zur Umkehr. Sie ist eher ein Gegenstand
der Gebetsliteratur, z.B. der Klage- oder Dankpsalmen, von denen in
diesem Zusammenhang z.B. Ps 32 besonders hervorgehoben worden
ist.333 Sie begegnet aber auch in prophetischen Mahnungen zur Um-
kehr, die in der Regel an das Volk gerichtet sind, können sich aber spä-
ter auch auf einen Einzelnen beziehen (vgl. Ez 18 und 33)334. Die Reden
Hiobs stehen wegen ihrer konsequenten Voraussetzung, daß Hiob
nicht gesündigt oder zumindest kein so schweres Schicksal verdient
habe, dem strengen Vergeltungsprinzip der Weisheit näher. Denn für
Hiob gibt es keinerlei Grund, an Umkehr zu denken.

330 Siehe dazu oben, S. 104.146f.


331 Zu Ps 112 siehe unten, S. 295 und Anm. 108.
332 Vgl. dagegen, wie der Hiobdichter Hiob das Verb qxr drastisch kontrastierend in
HR 13,21 und 19,13 und wiederum Elifas in 22,23 aufnehmen läßt (siehe auch oben,
Anm. 322). Zu 11,14b vgl. auch BR 18,15 und zu hflw: (a HR 6,29f.
333 So B. Duhm (1897), 64 (Ps 32 sei „von einem Geistesverwandten Zophars verfaßt“),
und E. Gerstenberger (1988), 143. Vgl. auch G. Hölscher (1952), 6.
334 V. Maag (1982), 131ff., hat ausdrücklich darauf hingesiesen, daß die Umkehr kein
Thema der allgemeinen Weisheit bilde und damit die Propheten für den Hiobdichter
ein Vorbild seien.
Der Mensch und sein Schicksal 219

3.3. Die Verheißungen der Freundesreden

3.3.1. Die Verheißungen der Elifasreden

Die ER werden gemäß ihrem seelsorglichen Charakter durch optimisti-


sche Töne abgeschlossen.335 Hiob wird am Ende der ersten und dritten
ER (5,21; 5,23–26; 22,26–28) ein künftiges ideales Leben verheißen. Das
Bikolon 5,21 bildet den Übergang zu den Verheißungen in 5,23–26,
indem es einerseits durch die konsequente Form336 und durch die Fort-
setzung der Reihe der Nöte, die Hiob erspart bleiben, den Hymnus
5,18–20 weiterentwickelt und andererseits durch den Wechsel des
Subjekts von Gott zu Hiob der Verheißung 5,23–26 vorausgeht. Der Hi-
obdichter läßt Elifas in 5,21 ein konstituierendes Moment der alttesta-
mentlichen Rettungsschilderungen, das der böswilligen Lüge Entkom-
men, thematisieren (Ps 120,2; 144,11; vgl. auch Prv 6,24).337 Braucht ein
Bekehrter sich nicht mehr vor der kommenden ()wb) Verwüstung (do$)
zu fürchten (5,21b), weiß er zugleich, welche Maße dieses unbestritten
schlechte Ende hätte besitzen können, weil der Hiobdichter Elifas auf
die Prophezeiungen des Jahwe-Tages Rücksicht nehmen läßt.338
In 5,23–26 wird im Gegensatz zu 5,19–21 alles beschrieben, was ein
Gottesfürchtiger gewinnen wird. Er wird Frieden (hfml " $
: ) und Heil
({Olf$) und den Bund (tyir:B) mit Gott haben, sowohl mit der organi-
schen (hed>f h
a taYx
a ) als auch mit der anorganischen Natur (hed>
f ah y"nb
: )
a in
V. 23), sowohl außerhalb als auch innerhalb seiner Wohnstätte (leho)
und hewnf in V. 24). Die Menschen in den Zeiten des Alten Testaments
kannten solche Verträge oder Bünde des Friedens (vgl. Jos 9,15; 1Kön
5,26). Dabei sind hier Wildtiere und Feldsteine als Metaphern für das
Verhältnis der Menschen zu ihrem Umfeld eingesetzt werden, weil sie
schon seit der Schöpfung zu ihm gehörten.339 Andererseits ist hier eine
gewisse Verwandtschaft zu den eschatologischen Texten (vgl. z.B. Jes
33,20) und zu den prophetischen Heilsverkündigungen festzustellen.

335 Formal ähnlich ist dies bei den prophetischen Heilszusprüchen, die sich oft am Ende
bestimmter Textkomplexe befinden; vgl. auch F. Hesse (1978), 60.
336 Zu den verbindenden Formelementen siehe oben, S. 86f.101.103.126.131.
337 Böse Zunge ist eine übliche Metapher in den Klagepsalmen und Prv, aber auch in
der Prophetenliteratur (vgl. z.B. Ps 31,21; Prv 6,17; Jes 54,17). Es ist jedoch bemer-
kenswert, daß der Hiobdichter hier sowohl bei der Wendung }O$fl +O$ als auch beim
sonst einfachen narrativen Verb )bx Nif. völlig selbständig gegenüber der atl. Weis-
heit vorgeht.
338 Ähnlich wie in ER 15,22.24*; 22,11; siehe dazu oben, S. 177ff., und unten, S. 295f.
339 Vgl. Gen 2,19f. und ferner Gen 3,17. Die hed>
f h
a y"nb
: )
a sind jedoch wortwörtlich außer in
ER 5,23 nicht belegt.
220 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

So sind Texte wie Ez 34*340, Jes 54,10–17*341 oder Hos 2,20ff. hervorzu-
heben, besonders die Worte Gottes in Hos 2,20:342
„Ich schließe für sie343 einen Bund {tyirB : }
an diesem Tage
mit den Feldtieren {hed> f ha taYxa }
und mit den Vögeln am Himmel /.../
und lasse sie sicher {xa+b e l
f } schlafen gehen {bk$ Hif.)344.“
Auch Stellen aus der protojesajanischen Sammlung Jes 32,18 und 33,20
ermöglichen trotz ihres unterschiedlichen Adressaten (des Volkes und
Zions im Gegensatz zur Einzelperson) einen Einblick in die mit der
nachexilischen Weisheit verwandte Tradition, an die sich der Hiobdich-
ter mit 5,(23)24 anschließt.345
An zwei im ganzen Alten Orient gewöhnlichen Elementen der Ver-
heißungen hat es bisher gemangelt, nämlich an der einer großen Nach-
kommenschaft und einer hohen Lebenserwartung. In der Tat wird in
5,25f. einer der Höhepunkte der ER erreicht, indem hier auf Hiob das

340 Trotz der anderen Adressaten des Bundes (Gott und Volk) und der Abschaffung der
bösen Tiere und neben dem optimistischen Charakter (Heilsruf) sind hier folgende
vokabulare Gemeinsamkeiten oder Stichwörter aufzuzählen: lcn Hif. in V. 10.12.27
(vgl. ER 5,19); hewnf in V. 14 (vgl. ER 5,24); $bx in V. 16 (vgl. ER 5,18); {Olf$ tyirB : in
V. 25 (vgl. ER 5,23); jer)f h
f -}im hf(r
f -hfYx
a in V. 25.28 (vgl. ER 5,23); hed>
f h
a j"( in V. 27 (vgl.
ER 5,23) und yiK U(:dyf in V.27.30 (vgl. ER 5,24f.). Falls K.-F. Pohlmann (1994), 96–98;
(2001), 463ff., recht hat, hat der Hiobdichter auf die diasporaorientierte Bearbeitung
des Ez und damit auf eine Zwischengestalt von Ez 34 (ohne V. 17–24) etwa aus der
Zeit Anfang des 4. Jh.s zurückgegriffen.
341 Vgl. besonders V. 10.14.17. C. Westermann (1986), 224f., geht auf die Parallelen von
ER 5,17–26 und Jes 54,13b–17 näher ein und behauptet den gemeinsamen Hinter-
grund einer Segenszusage, d.h. einer gottesdienstlichen Handlung. Für die Abhän-
gigkeit des Hiobdichters von Jes 54* spricht wenig, weil 54,11–17 nach J. van Oor-
schot (1993), 256ff., in die nachexilische Zionsschicht und nach O.H. Steck (1991),
197, sogar in den Anfang des 3. Jh.s gehören kann. Dabei bilde Jes 54,17aβ(b) eine
Ergänzung „nach dem Vorbild individueller Segenszusage im Bild rechtlicher Aus-
einandersetzung (vgl. Hi 5,21)“ (J. van Oorschot, a.a.O., 268, Anm. 144f.).
342 Die Parallele wird auch von G. Fohrer (1963a), 155, genannt. Zur Diskussion über die
Datierung dieses vom Grundbestand des Hos aus gesehen gewiß jüngeren Verses
siehe O. Kaiser (1994a), 109ff. Wegen der Parallele zu Ez 34,25 könnte der Vers nach-
exilisch verfaßt sein; vgl. S. Rudnig-Zelt (2006), 79ff., und J. Jeremias (1983), 49f.
343 D.h. zugunsten, vgl. J. Jeremias, a.a.O., 37.
344 Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß eine ähnliche Wendung in ZR 11,18 vorkommt;
siehe unten, S. 224f. Zu Hos 2,20 vgl. noch Gen 9,9f.
345 Vgl. besonders die friedlichen Wohnungen, zumal {Olf$ h"wn: und die Wurzel x+b in
Jes 32,18 und das Paar von der zur Aufrechterhaltung bestimmten håwnf und dem leho)
in Jes 33,20. Bei beiden Stellen liegt aber der Verdacht nahe, daß sie jünger als Hi
sind; zu Jes 33 siehe oben, Anm. 102, und zu Jes 32 O. Kaiser (1983), 264; U. Becker
(1997), 268ff. Vgl. auch Jes 59,8 und BR 18,6.15.
Der Mensch und sein Schicksal 221

zumal aus den Segensverheißungen der Genesis bekannte Motiv einer


schier unübersehbaren Nachkommenschaft (vgl. (h)br und (arzå in Gen
16,10; 32,13 u.a.) und friedlichen Beisetzung als Zeichen für ein langes
und erfülltes Leben (vgl. die Wurzel rbq und die Wendung le) )wb in
Gen 15,15)346 angewandt wird. Der Vergleich der Zahl der Nachkom-
men mit dem Kraut der Erde (jer) f h
f be&(" K: in V. 25) knüpft deutlich an
diese Verheißungen an. Andererseits zeichnet sich in V. 25 dem Wort
{yi)c
f )
E ec die Verwandtschaft mit Heilsworten der deutero- und tritojesa-
janischen Sammlungen an (vgl. besonders 48,19, aber auch 61,9 u.a.).347
Das Besondere der Verheißungen des Elifas liegt aber in ihrer Ausge-
staltung. Einerseits kennt das Alte Testament keinen anderen Beleg
außer ER 5,25 für den Vergleich mit der Menge des Grases,348 und an-
dererseits besitzt auch der im folgenden Vers (5,26) seine Eigenarten,
denn die in ihm verwendeten Wörter xalKe 349 und $yidGf begegnen im Al-
ten Testament sonst nur noch zweimal (Ex 22,5 und Ri 15,5).
Der seelsorgliche Charakter des Elifas läßt es nicht zu, es bei den
Verheißungen in der ersten Rede zu belassen. Daher rundet er seine
sämtlichen Reden insgesamt durch wesentlich allgemeiner gehaltene
am Ende der dritten Rede in 22,21b, 22,26 und 22,27f. ab.350 Nach der
Aufzählung der Bedingungen für eine heilvolle Wende im Leben Hiobs
in 22,21a.22f.27aα werden ihm Glück (hfbO+ in V. 21b) und Freude ange-
sichts seines Gottes verheißen (gn( Hitp. + la( und henPf )&n + le) in V. 26).
Neben solchen in Israel geläufigen Wendungen wie sie in V. 21b und
26351 vorliegen, tritt die Tatsache hervor, daß im Alten Testament nur

346 Vgl. auch 2Kön 22,20.


347 Das Wort kommt in der metaphorischen Bedeutung von Kindern oder Nachkom-
men nur in Hi (5,25; 21,8; 27,14) und in Jes (22,24; 44,3; 48,19; 61,9; 65,23) vor.
348 Die Nachkommen werden gewöhnlich mit Sternen, Sand (Gen 22,17 u.a.) und Staub
(Gen 13,16 u.a.) verglichen.
349 Zur Bedeutung des Wortes siehe oben, S. 33. Im AT nur noch in Hi 30,2, dort aber
mit anderer Bedeutungsnuance und wahrscheinlich sekundär (vgl. M. Witte [1994],
191f.).
350 Vgl. B. Duhm (1897), 114: „Doch entspricht es der Milde, die ihm im Unterschied
von Bildad und Zophar charakterisiert, daß er noch zum Guten redet und auf einen
glücklichen Ausgang hofft.“
351 Zu hfbO+ und )wb vgl. Prv 11,27; Jer 17,6; zur Wendung gn( Hitp. + la( gegenüber Gott
vgl. die Stellen in den jüngeren Texten des ATs, in Ps 37,4 (auch Ps 37,11; zu Ps 37
siehe unten, S. 293f.) und in Jes 58,13f. (E. Dhorme [1967], 340, hat denselben Gedan-
kengang wie in ER 22,23.26 vermerkt). Zur Datierung von Jes 58,13f. siehe K. Koenen
(1990), 222ff. (redaktionell aus 5.–4. Jh.); O.H. Steck (1991), 29f.197 (Anfang 3. Jh.),
und W. Lau (1994), 258 (Jes 58,14 möglicherweise angeknüpft an Hi 22,26).
222 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

hier davon die Rede ist, daß jemand sein Antlitz zu Gott erhebt.352 Der
zu Gott umkehrende und sich vor ihm demütigende Beter kann gewiß
sein, daß Gott ihn erhören wird, wie es dem Klage-Erhörungsgrundsatz
der Psalmen353 entspricht;354 vgl. z.B. Ps 50,14f.:
„Bringe Lob dem Gott zum Opfer,
und erfülle {{l$ Pi.} dem Höchsten deine Gelübde {!yedd
f n: }!
Und rufe mich {)rq} am Tage der Not {hfrc f }355,
so will ich dich retten, so sollst du mich preisen!“
Die der Psalmensprache am nächsten stehende Wendung {l$ Pi. + redn"
zur Bezeichnung der Erfüllung von Gelübden vor Gott (vgl. Ps 22,26;
61,9 u.a.)356 bildet aber in ER 22,27b im Gegensatz zur Protasis in Ps
50,14b die Apodosis.357 Auch gegenüber anderen Belegen in den Psal-
men besteht ein leichter Unterschied darin, daß erst die Umkehr die
Bedingung für eine Erhörung der Gelübde schafft.
Sind die Gott geleisteten Gelübde erfüllt, werden Glück und Gelin-
gen das Leben des einstigen Leidenden begleiten und seine Pläne ge-
lingen (22,28). Die sowohl in der altorientalischen Literatur wie im Al-
ten Testament geläufige Licht- und Weg-Metaphorik wird in Kontrast
zu 22,11 und 22,15 in 22,28b noch einmal herangezogen358 und damit

352 Das tun nur die Menschen an Menschen oder Gott am Menschen; vgl. Num 6,26;
Dtn 10,17; 2Sam 2,22; 2Kön 9,32; Mal 1,9; in einer anderen Bedeutung vgl. ZR 11,15;
Hi 13,8; 32,21.
353 Vgl. auch )rq und hn( in ER 5,1 und dazu Ps 3,5; 17,6; 86,7; 102,3; 120,1.
354 Obwohl das Verb rt( für Beten selbst nicht in den Psalmen belegt ist, ist es doch im
AT geläufig; siehe zu 22,27aα oben, S. 217, und die Stellen in Anm. 323, vor allem
aber 2Chr 33,13.
355 Vgl. )rq in ER 5,1 und hfrcf in ER 5,19.
356 Episodisch auch außerhalb der Psalmen, z.B. Dtn 23,22; Jes 19,21.
357 Das Klage-Erhörungsparadigma und das Moment der Erfüllung der Gelübde sind
sicherlich älter als die Hiobdichtung, wenn auch bei Ps 50 bzw. dem redaktionellen
V. 14f. das Alter umstritten ist, vgl. E. Gerstenberger (1988), 210, mit K. Seybold
(1996), 205.207f. (datiert mit H. Gese in das 5.–4. Jh.), und F.-L. Hossfeld / E. Zenger
(1993), 309 (nachexilisch und verbunden mit dtr. Sprache). Hinsichtlich der Dich-
tungsweise des Hiobverfassers erweist sich die Folgerung von A. Weiser (1979), 265,
daß dieser Psalm „eine schwache Nachahmung prophetischer Redeweise“ repräsen-
tiere, als wichtig (ähnlich auch F.-L. Hossfeld / E. Zenger, a.a.O., 308).
358 Vgl. den verstärkten Gegensatz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a
und BR 18,5f. Im Gegensatz zur Popularität dieser Metaphorik benutzt der Hiob-
dichter hier das höchst seltene Verb hgn; außer den Freundesreden ist nur ein relativ
älterer Beleg in Jes 13,10 (siehe unten, S. 296 und Anm. 113) und zwei jüngere in Ps
18,29 (= 2Sam 22,29; siehe unten S. 291f., Anm. 90) und Jes 9,1 (nach J. Becker [1997],
217f., „spätes schriftgelehrtes Produkt“) zu nennen. Vgl. allgemein Prv 4,18; 6,23 und
freilich Ex 13,21; Neh 9,12.19; vgl. auch zu BR 8,6b gleich unten, 3.3.2.
Der Mensch und sein Schicksal 223

die hervorragende und das alttestamentliche Erbe zusammenfassende


Reihe der Verheißungen abgerundet.

3.3.2. Die Verheißungen der Bildadreden

Geht man der Frage auch in den BR nach, was ein zur Gerechtigkeit
umkehrender Mensch erwarten kann, entdeckt man in den BR eine
kurze, einer knapp formulierten Aufforderung entsprechende Verhei-
ßung in 8,6b.7. Der Dichter läßt Bildad als Antwort auf Hiobs Frage
nach dem Sinn seiner Geduld in HR 6,11 zwei Verheißungen zuspre-
chen, eine, die sich metaphorisch auf seine Gerechtigkeit (!eqd : c
i tawn: ;
V. 6b)359 und eine, die sich auf geringen Anfang (tyi$)"r) bezieht, dem
gegenüber sein Leben am Ende (tyirx A )
a ) herrlich sein werde (hg&; V. 7).
Nachdem in 8,19 die schnell vergehende Freude der Gottlosen beteuert
wird, soll Hiob laut den Summary appraisal der ersten BR in 8,21f. künf-
tig Freude (qOx:&) erfahren und jauchzen (hf(Ur:T; V.21) und sich über die
Demütigung und den Untergang seiner Feinde freuen (V. 22).360 Mit
diesen Motiven greift der Hiobdichter auf die Psalmen- und Weisheits-
sprache zurück.361 Neben dem seltenen Verb hg& (außer BR 8,11 und Ps
73,12362 vgl. besonders Ps 92,13)363 paraphrasiert BR 8,7 zahlreiche Sprü-
che, in denen die Folge (vgl. tyirx
A )
a ) einer Handlung oder Haltung ver-
anschaulicht wird. Meistens geschieht es im negativen Sinne,364 aber es
gibt auch positive Beispiele – so bereits in der ägyptisierenden Lehre,
Prv 23,17f. (vgl. auch 24,14), in der auch die aus den Freundesreden
bekannten gewichtigen Begriffe hæwq: iT und hf)r : yi nicht fehlen:
„Dein Herz eifre nicht gegen die Sünder,
sondern nach Gottesfurcht {hwhy-ta)r
: yi } alle Tage,

359 Diese Aussage steht im Zusammenhang mit der im Leitgedanken geäußerten ge-
rechten Ordnung; siehe oben, S. 161.168f.
360 Zu V. 19 und 22 siehe auch oben, S. 173ff. und S. 161f.
361 Nur die Wendung !eqd : c
i tawn: begegnet bei den Propheten (Jer 31,23; 50,7), obwohl dort
in Bezug auf Gott, nicht auf einen Menschen. E. Dhorme (1967), 124f., und G. Fohrer
(1963a), 187, halten BR 8,(20.)21f. für psalmistisch.
362 Zu Ps 73 siehe unten, S. 292f.
363 Auch das Wort ra(c : m
i ist sehr selten (sicher nur noch in Gen 19,20; 2Chr 24,24; vgl.
KBL3, 590a, aber der Kontext unterscheidet sich stets).
364 Vgl. Prv 14,12f.; 16,25; 20,21; 25,8; 29,21; in den Psalmen vgl. zweimal und ambiva-
lent in 37,37f.
224 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

denn wenn [du es beachtest,]365 gibt es (gutes) Ende {tyirx


A )
a },
und deine Hoffnung {hæwq: T
i } wird nicht zuschanden.“
Weiterhin gibt es für BR 8,21a sogar eine wörtliche Parallele in Ps
126,2a:
„Da war unser Mund {heP} mit Lachen {qOx:&} gefüllt {)lm}
und unsere Zunge voll Jubel.“
Die zweite, synonyme Zeile in diesem Passus entspricht inhaltlich ge-
nau der zweiten in BR 8,21, nur wegen des weisheitlichen Kontextes
liest man hier }O$fl statt {iyt
a f p&
: und hfNr
i statt hf(Ur:T (der letzte Begriff je-
doch auch in Ps 27,6; 33,3; 47,6 u.a.).366

3.3.3. Die Verheißungen der Zofarreden

Die ZR heben sich durch eine umfangreiche Reihe von Versprechen


11,15f. und 11,17f.19b367 hervor, die mit denen in den ER konkurrieren.
Gemäß ihnen kann ein Gerechter in Vollkommenheit und Sicherheit
leben (V. 15) und alle Mühsal vergessen (V. 16). Dem Ende der voraus-
gehenden HR 10,20f. wird die mittagshelle und morgenfrische ({iyr a FhC
f m
i
und reqoB) Fröhlichkeit von Hiobs künftigem Leben gegenübergestellt
(V. 17). Dabei kontrastiert die Verheißung mit ihrer Rede vom hellen
Mittag und Morgenlicht die chaotische Trias von Feuer, Flut und Fin-
sternis beinhaltenden Schreckensbilder der Freundesreden.368 Die
durch hæwq: iT charakterisierte Sicherheit wird noch einmal zum Ausdruck
gebracht (V. 18) und weiterhin betont, daß er als ein anerkanntes Glied
der Gesellschaft behandelt wird (V. 19b).369 Wesentlich poetischer als in
den Freundes- und Hiobreden (vgl. hæw:qT i in ER, BR und HR 6,8f.; 14,7;
{yinPf )&n in ER 22,26 usw.) hat der Dichter die Verheißungen der ZR
ausgestaltet. In ihnen finden sich Wendungen und Vergleiche, die im
Alten Testament beispiellos sind. In V. 15 ist es das Verb qcy, das nur
hier metaphorisch eingesetzt wird. In V. 16 weicht der Dichter absicht-

365 Der Gedanke ist verständlicher, wenn man ihn wie BHS; B. Gemser (1963), 87;
W. McKane (1985), 387, und H. Ringgren (1981), 93, aufgrund von G mit hfNr e m
: $
: T
i er-
gänzt.
366 Ps 126 ist nachexilisch, aber er kann auch älter als die Hiobdichtung sein; vgl.
K. Seybold (1996), 486 (frühnachexilisch), und E. Gerstenberger (2001), 342 (exilisch-
nachexilisch). E. Dhorme (1967), 125, ist sicher, daß V.21a aus Ps 126,2 aufgenommen
worden sei.
367 V. 19a ist sekundär; siehe oben, S. 74f.
368 Siehe oben, S. 181.
369 Zu hlx Pi. + {ynp siehe W. Bühlmann (1976), 23. Kaiser (2006), 24, hat dieses Kolon
freilich als Glosse beurteilt.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 225

lich von dem traditionellen antithetischen Wortpaar rkz ()ol) // xk$ ()ol)
ab, indem er die erforderliche Negationspartikel geschickt vermeidet
(z.B. Dtn 25,19; 1Sam 1,11; Ps 9,13; Prv 31,7370). In V.17 fällt das Wort
{iyr
a h
F fc in einem positiven Kontext auf, weil es sonst, falls metaphorisch
verwendet, überwiegend im negativen Sinne belegt ist (z.B. Dtn 28,29;
Ps 91,6; Jes 16,3; Jer 15,8).371 In V. 18 werden schwerwiegende theologi-
sche Begriffe x+b, hæwq: T
i und xa+B e zusammengestellt, die sonst im Alten
Testament innerhalb eines Bikolons niemals synonym benutzt und
immer auf mehrere Verse verteilt werden.372 Wie bereits mehrfach fest-
gestellt, stellen derartige Stellen einen originellen poetischen Beitrag
des Hiobdichters zur alttestamentlichen Poetik dar, obwohl sie inhalt-
lich geläufige Verheißungen bilden. Es fehlen natürlich bei ihm auch
nicht die einschlägigen wörtlichen Parallelen. So handelt es sich beim
seltenen Wort delx e (V. 17), das zu den Vergänglichkeitsbildern in den
Psalmen gehört (Ps 39,6; 89,48)373, und den Wendungen xa+b e l
f bk$
(V. 18; vgl. Hos 2,20374) und {yinPf hlx (V. 19b), die sogar einmal zusam-
men mit dem Wort {yiBr f belegt ist (siehe Prv 19,6 und ferner Sach 8,22).

4. Die Legitimationen der Lehren der Freunde


Die Legitimationen der Lehren der Freunde
4.1. Die Erfahrung des Elifas

Die oben durchgeführte Aufbauanalyse hat ergeben, daß das Moment


der Legitimation zur Gattung der Streit- und Mahnrede der Freunde
gehört.375 Als am wichtigsten und konsequentesten erweist sich die Le-
gitimation des Elifas durch die Berufung auf seine eigene Erfahrung,
die vom Hiobdichter gleich zu Anfang an klar zur Sprache gebracht
wird. Innerhalb der Leitgedanken seiner Lehre (4,7–9) läßt der Hiob-
dichter Elifas in 4,8 mit yityi)r
f re$)
A Ka („soweit ich sah“) zwei gewichtige

370 Zu Ps 9/10 siehe unten, S. 294f. und Anm. 108. Bei Prv 31,7 verdient zusätzlich lfm(f
die Aufmerksamkeit, aber im Gegensatz zu ZR 11,16 sollen die Verbitterten die
Mühsal vergessen – und das mit der Hilfe von Wein.
371 Bei den wenigen positiven Ausnahmen (Ps 37,6; Jes 58,10) besteht der Verdacht, daß
sie von jüngerem Alter sind; siehe unten, S. 293f. und 294f. E. Dhorme (1967), 165,
vergleicht ZR 11,17 noch mit Jes 63,10b.
372 Es ist festzuhalten, daß x+b eine für die Psalmen charakteristische Wurzel ist und
hæwq: T
i verhältnismäßig am meisten im Hi vorkommt. In ZR 11,18 werden alle Mög-
lichkeiten übertroffen, weil die Wurzel x+b hier zweimal begegnet (nur Ps 22,5f. ist
vergleichbar).
373 Sonst nur noch in Ps 17,14 und 49,2.
374 Zu Hos 2,20 siehe oben, S. 220.
375 Siehe oben, S. 149.151.
226 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Worte aussprechen. Denn sie beziehen sich eindeutig auf seine eigene
Erfahrung.376 Sie räumen scheinbar ein, daß grundsätzlich eine andere
Erfahrung möglich wäre, sind sich aber trotzdem ihrer Sache sicher.
Das yityi)fr betont nicht die einstige Erfahrung als solche, sondern zu-
gleich die aus ihren Konsequenzen für die eigene Verhaltensweise in
Gestalt der Einsicht und der sich aus ihr ergebende Vernünftigkeit im
Handeln (vgl. Prv 22,3; 27,12, ferner 26,12); vgl. zumal Prv 24,32:
„Ich aber sah es {håzxE )e wf }, nahm es zu Herzen377,
ich schaute es {yityi)rf }, nahm mir die Lehre daraus.“
Obwohl in der als Beispielerzählung oder Erfahrungsbericht zu be-
zeichnenden Passage Prv 24,30–34378 von der profanen Faulheit und
nicht von der theologisierten Vergeltungslehre die Rede ist, unter-
streicht sie trotzdem das im vorliegenden Zusammenhang wichtige
Moment der Einsicht.379
Der Hiobdichter läßt Elifas weiterhin seine Worte unterstreichen,
indem er in der als Aufmerksamkeitsruf einzustufenden Aussage 15,17
die Wendung yityézx
f -hez benutzt:380
„[...]381 ich will zu dir reden {hwx Pi.}, hör mich an {(m$}!
Was ich geschaut habe {yityézx f -håz}, will ich erzählen {rps Pi.}!“
Das Demonstrativpronomen hez bezieht sich natürlich auf die in 4,7–9
geäußerten Leitgedanken, und ein Synonym ersetzt das Verb h)r aus
4,8. Die Gewißheit des Elifas wird in 15,17 durch weitere kennzeich-
nende Verben betont, durch den aus der Weisheitsliteratur gut bekann-
ten Aufmerksamkeitsruf yil-(am$
: (vgl. Prv 5,7; 22,17; 23,22; Ps 34,12; 49,2
u.a.)382 und durch die auffordernden Verben hwx Pi. und rps Pi., von
denen das erste im Alten Testament eine Seltenheit darstellt und das

376 Die Wichtigkeit der Erfahrung des Elifas wird von vielen hervorgehoben (z.B. be-
reits K. Budde [1896], 18, und besonders G. Fohrer [1963a], 134), aber da man im Un-
terschied zu uns Hi 4,12–21 dabei kaum für sekundär gehalten hat (siehe dazu oben,
S. 24f.), hat die „Offenbarungsweisheit des Elifas“ eine viel wichtigere Rolle gespielt.
Fällt die Offenbarung weg, so kann die Erfahrung des alten Elifas genauso wichtig
wie die des Hiob eingestuft werden. Vgl. außerdem O. Kaiser (2003a), 273, und
R. Kessler (2004), 640.
377 Die Wendung b"l ty$ wird auch in HR 7,17 benutzt.
378 Zur Gattung siehe O. Kaiser (1994b), 58.67.
379 O. Plöger (1984), xviii nennt die Formel in den Prv „Erfahrungs-“ oder „Beobach-
tungsbericht“.
380 Zum Aufmerksamkeitsruf und zur Verwendung der Demonstrativpronomina siehe
oben, S. 144 und 118f.
381 Siehe oben, S. 39.
382 Dazu siehe K.F.D. Römheld (1989b); vgl. auch E. Gerstenberger (2001), 540. Die
Aufforderungen der Propheten unterscheiden sich hauptsächlich durch das andere
Thema.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 227

zweite in vielen Psalmen im Gotteslob erscheint383 und auch dort mit


(m$ gepaart wird (vgl. Ps 66,16). Zieht man Stellen wie Ps 44,2 und 78,3
als Beispiele heran, in denen man sich auf die väterlichen Erzählungen
(rps Pi.) stützt, verstärkt sich der Eindruck, daß der Hiobdichter Elifas
sich zu den Vätern zählen und dadurch seiner Erfahrung eine größere
Bedeutung zukommen lassen will.
Der Aufruf, zugleich das Summary appraisal der ersten ER 5,27,
verweist noch einmal nachdrücklich auf die eigene Erfahrung des Red-
ners (fhUn:raqx
A // fhnu (A m
a $
: 384) und ihre Wichtigkeit (t)oz-h"Nih // |fl-(ad).385 Die
Wurzel rqx fällt dadurch auf, daß sie sich in der Hiobdichtung und in
ihren Redaktionen großer Beliebtheit erfreut.386 Im Unterschied zu der
üblichen Verwendung des Verbs mit Gott als Subjekt (vgl. z.B. in Ps
44,22; 139,1.23387; Jer 17,10 und Thr 3,40) ist es hier Elifas selbst, der sich
damit auf das anerkannte Ergebnis der Lebenserfahrung der Weisen
beruft (1. plur.).388
Im Einklang mit der Betonung der Erfahrung befindet sich zusätz-
lich die Aufforderung )fn-rfkz: in 4,7. Wenn sich Hiob zu den Weisen zäh-
len wolle, so müsse er in seiner Erinnerung prüfen, ob tatsächlich etwas
gegen die in den folgenden Versen 4,7–9 vorgetragenen Ergebnisse der
Erfahrung des Elifas spräche. In der Mitte des Dialogs in 15,9f. stellt
Elifas die Kritikfähigkeit Hiobs in Frage, indem er seine eigene Weis-
heit und die seiner Altersgenossen (10a), unter denen es Männer gibt,
die älter als selbst Hiobs Vater seien (10b),389 der Erfahrung Hiobs ge-

383 hwx Pi. metaphorisch außer Hi nur in Ps 19,3, dort aber zusammen mit ta(D f , was
ohnehin auf die Weisheit hindeutet. Vgl. rps in Ps 19,2. Viele konjizieren auch in Ps
52,11 (statt håUqa )
A wa ; Ges17, 217a; KBL3, 283b; R. Kittel [1929], 195; A. Weiser [1979], 278).
Dafür hat aber der Dichter der Elihureden das Verb als sehr inspirierend einge-
schätzt; vgl. 32,6.10.17; 36,2. In Hi 13,17 ist es vermutlich sekundär (M. Witte [1994],
191f.).
384 Konjiziert, siehe oben, S. 33.
385 In ER 5,27 ist ein Hinweis auf die Tradition (so aber wegen Hi 15,18f. G. Hölscher
[1952], 21, und F. Horst [1968], 227) ausgeschlossen, weil Hi 15,18f. nicht ursprüng-
lich ist (siehe oben, S. 39f.).
386 Siehe oben, Anm. 281.
387 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295.
388 Die Wurzel rqx scheint der Weisheit näher zu stehen als das teilweise synonym
benutzte Verb }xb, das in den Psalmen oder z.B. in den sog. Konfessionen Jeremias
deutlich mehr vorkommt; doch vgl. Ps 139,23. G. Fohrer (1963a), 140: „Mit Hilfe des
von Eliphas gerühmten Nachdenkens (5,27) hat man schließlich aus dem zweiseiti-
gen Vergeltungsglauben eine ausgebildete Vergeltungslehre entwickelt“.
389 Der Hiobdichter läßt Elifas sich auf sein Alter berufen und nicht auf die anderen
Freunde, weil die BR und ZR nichts über das hohe Alter oder die Erfahrung des Bil-
dad oder Zofar sagen; vgl. unten, S. 232–234. Vgl. jedoch G. Fohrer (1963a), 185,
228 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

genüberstellt (V. 9). Die Erfahrung und zugleich Einsicht werden mit
dem in der Weisheitsliteratur üblichen Wortpaar (dy // }yb wiedergege-
ben.390 Wie solche Fragen wie in V. 9 in der Tradition aussehen konn-
ten, mag ein Beleg aus der deuterojesajanischen Sammlung bezeugen
(40,21):391
„Habt ihr’s nicht gewußt {(dy}? Habt ihr’s nicht gehört {(m$}?
Ist’s euch nicht gekündet von Anfang an?
Habt ihr’s nicht verstanden {}yb} seit der Gründung392 der Erde?“
In ER 15,10 wird vom hohen Alter (by& und $yi$yf 393) gesprochen, das im
alten Israel von großer Ehre (Lev 19,32) begleitet wurde und dem man
ebenso eine große Erfahrung zuerkannte (Prv 16,31). Solche spezifi-
schen Begriffe werden neben der sonst üblichen Wurzel }qz zur Bezeich-
nung der Ehrwürdigkeit von Personen ersten Ranges wie Abraham
(Gen 25,8), Samuel (1Sam 12,2), David (1Chr 29,28) oder Gideon (Ri
8,32) eingesetzt.
Die beiden Wendungen „von Anfang an“ // „seit der Gründung der
Erde“ in Jes 40,21 leiten uns zu ER 15,7f. weiter. Dort wird nach dem
Ursprung der Weisheit (hfmk: xf ) Hiobs (vgl. HR 13,5)394 mit ironischer
Rhetorik gefragt, ob er bereits seit der Schöpfung die Erde beigewohnt
und er sie in der Ratsversammlung Gottes (aHOlE) dOs:B) erworben habe
((m$ // (rg). Wie bei den oben behandelten und auf die mythischen Mo-
tive anspielenden Bikola ER 22,13f. kann auch hier damit gerechnet
werden, daß sie im Dienst der Ermahnung und zugleich der poetischen

Anm. 1. Selbstverständlich handelt es sich hier um eine dichterische Hyperbole, vgl.


J.E. Hartley (1988), 246.
390 Siehe oben, S. 209 und Anm. 281.
391 Die Stelle kann auch als Beweis für die in DtJes typische Stilform der „Steigerung
durch Aneinanderreihung gleichbedeutender Sätze“ (C. Westermann [1986], 48) ver-
standen werden, die in der Weisheit verbreitet gewesen ist. Die Annahme, daß der
Hiobdichter die in Jes 40,21–23 zur Sprache kommende Tradition oder die Verse
selbst (J. van Oorschot [1993], 26f.97ff., rechnet Jes 40,22f. zur exilischen Grund-
schicht von DtJes) gekannt und uminterpretiert hat, scheint sehr naheliegend zu
sein; vgl. oben, S. 212, Anm. 298.
392 Lies tads u yim (so auch BHS; K. Elliger [1989], 62; C. Westermann [1986], 41) und merke
dieses Wort auch in ER 22,16.
393 Das Verb by& bedeutet eigentlich ‚graue Haare bekommen, grau sein’ (Ges17, 783a;
KBL3, 1229a) und ist nur hier und 1Sam 12,2 belegt, das entsprechende, die grauen
Haare oder das Alter bezeichnende Nomen kommt im AT 19-mal vor. Der „Greis“,
$yi$yæ , gehört zum Sondergut des Hiobbuches, einmal in ER, einmal in sekundären
Elihureden Hi 32,6, und zweimal sekundär in HR 12,12; 29,8 (vgl. M. Witte [1994],
191f., und O. Kaiser [2006], 25.52).
394 Zu hfmk: xf siehe auch unten, S. 284.291 und Anm. 87.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 229

Bereicherung stehen.395 Der durchaus weisheitliche, die Prinzipien be-


handelnde Kontext und die aufdringliche Frage nach der Herkunft der
Gewißheit Hiobs sollen dazu dienen, Hiobs Selbstgewißheit zu erschüt-
tern.396 Eine ähnliche, manchmal mythische Motive einsetzende Art des
(rhetorischen) Fragens ist anscheinend zur Zeit des Hiobdichters in der
weisheitlichen Diskussionskultur bereits geläufig gewesen. So ist auch
eine zum Jeremiabuch gehörende Aussage darüber, daß die falschen
Propheten vor Gott und vor dem Propheten jegliche Hoffnung auf An-
erkennung verlieren (Jer 23,22), von einem späteren Redaktor weisheit-
lich uminterpretiert, in die Form einer rhetorischen Frage gegossen und
das Ergebnis einige Verse vorher in den Text eingetragen worden
(V. 18a):397
„Denn wer ist im Rate {dOs:B} Jahwes gestanden,
daß er ihn gesehen und sein Wort gehört hat {(m$}?“
Liest man 15,7f. und 15,9f. vor dem Hintergrund von 4,8 und 15,17, so
wird deutlich, daß hier gesagt wird, daß Hiob nicht mehr wissen könne
als die älteren Weisen, deren Wissen allein durch Gott übertroffen
werde.
Auch die Anrede in 15,2f. ist vollkommen im Rahmen der bisheri-
gen Erörterungen auszulegen. Eifrig und rhetorisch fragend versucht
Elifas, es Hiob vor Augen zu führen, daß ein wahrer Weiser keine lee-
ren und unnützen Worte verliere. Diese werden durch das windige
Wissen (axUr-ta(d
a ) und den Ostwind ({yidfq) verbildlicht. Dessen Bedeu-
tung wird leicht verständlich, wenn man einerseits den trockenen, ste-

395 Vgl. oben, S. 212 und 186f., und die Kommentare von A. Weiser (1980), 113; G. Foh-
rer (1963a), 268f., und ferner R. Gordis (1978), 160, und die dort genannten Passagen
Gen 3; Ez 28,11–19 und Sir 49,16. Zum „Urmenschen“ im Hiobdialog siehe G. Fuchs
(1993), besonders S. 101–104, zum himmlischen Rat die Rahmenerzählung Hi 1f.*
und dazu W.-D. Syring (2004).
396 Zu den rhetorischen Fragen siehe oben, S. 113ff. Wegen einer buchstäblichen Paralle-
le yiTl
: l
f Ox tO(fbg: y"np: l
i zu ER 15,7b in Prv 8,25, des sehr seltenen Wortes gUx in Prv 8,27
(auch in ER 22,14; siehe oben, Anm. 298) und vor allem wegen der Weisheit, die von
Jahwe in der Urzeit geschaffen worden ist, fällt auch das jüngere Weisheitsgedicht
Prv 8,22–31 auf, obwohl seine Parallelen sich leichter als Abhängigkeit von der ur-
sprünglichen Hiobdichtung erklären lassen (G. Fohrer [1963a], 269, Anm. 6, hält Prv
8,25 für jünger als Hi). Zu Prv 8,22–31 vgl. M. Neher (2004), 44–51.58f. (merke dort,
daß die Weisheit auch in Prv 8,22–31 nicht hypostasiert worden ist und eine poeti-
sche Größe bildet); R. Schäfer (1999), 272ff. (das Gedicht gehört zur jüngeren theolo-
gischen Reinterpretation der Prv), und weiterhin A. Scherer (2008), 83f.
397 Den redaktionellen Charakter von Jer 23,18 und die Ähnlichkeit zu ER 15,8 haben
die Exegeten unterstrichen, z.B. P. Volz (1922), 235; W. Rudolph (1947), 130, oder so-
gar die Abhängigkeit von Hi vermutet, z.B. K. Budde (1896), 78, und W. Thiel (1973),
251.
230 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

chenden, ausdürrenden, stürmischen Charakter des Ostwindes398 kennt


und sich andererseits an Hos 12,2a* erinnert:399
„Efraim pflegt Umgang mit400 Wind {axUr}
und folgt dem Ostwind {{yidqf } nach alle Tage,
vermehrt Lüge und Gewalt401.“
Die Wendung x a Ur-ta(d
a in ER 15,2, obwohl buchstäblich einmalig, erin-
nert stark an die Sprache der Weisheit, weil der Grundsatz, daß, wer
törichte Reden führt, ein böses Ende nehme, zu ihren Grundüberzeu-
gungen gehört (z.B. Prv 10,14; 15,2.7; 17,27; 26,5). Einige Verse weiter
(in 15,5f.) wird Elifas Hiob vorhalten, daß seine Worte seine Schuld
bezeugten.402 So ist das Bikolon 15,2 nicht nur ein weisheitliches Dis-
kussionswort, sondern zugleich Rüge und Mahnung, weil der Ostwind
hier nicht nur das Lügen bedeutet, sondern seiner Eigenart gemäß
zerstörerisch wirkt. Das positive Ideal eines wahren Weisen findet sich
nirgends besser zusammengefaßt als in der Königsverheißung in Jes
11,2:403
„Und auf ihm wird ruhen der Geist {axUr} Jahwes,
der Geist {axUr} der Weisheit {hfmk: x
f } und der Einsicht {hfnyiB},
der Geist {axUr} des Rates {hfc(" } und der Stärke {hfrUb:G},
der Geist des Wissens {ta(D a xa Ur} und der Furcht Jahwes {hwhy ta)r
: yi }.“
Alle hervorgehobenen Wörter sind in den Freundesreden, besonders in
den ER vertreten.404
Das Bikolon ER 15,3 enthält die drei bedeutungsvollen Verben xky
Hif., }ks und l(y Hif. Das teilweise als ein Äquivalent von }ks405 benutz-
te Verb l(y Hif. ist im Alten Testament gewöhnlich mit dem nutzlosen

398 Der Ostwind hat fast ausschließlich negative Folgen, vgl. Ex 10,13; Ps 48,8; Jer 18,17;
Ez 19,12 u.a; nur in Ex 14,21 hat der Ostwind, obwohl indirekt, einen positiven Ef-
fekt. Der Begriff ist der Weisheitsliteratur außer Hi fremd; auch die ganze Aussage
ER 15,2b ist einmalig.
399 Die Stelle gehört vermutlich nicht zum Grundbestand von Hos (vgl. S. Rudnig-Zelt
[2006], 252f.262), aber ist älter als Hi. Nach J. Jeremias (1983), 150, ist das dritte Kolon
dem judäischen Redaktor zuzuschreiben; Glosse auch nach H.W. Wolff (1961), 267,
und S. Rudnig-Zelt a.a.O., 69, Anm. 93.
400 Zur Übersetzung (h(r) siehe J. Jeremias (1983), 112.148.
401 Zum Wort Gewalt do$ vgl. auch ER 5,21.
402 Siehe dazu oben, S. 213.
403 Dazu, daß V. 1–5 zum ältesten Teil von Jes 11 gehören, aber doch nicht ursprünglich
jesajanisch sind, siehe O. Kaiser (1981a), 240ff.; (1994a), 25f.35; W.A.M. Beuken
(2003), 305f.
404 Vgl. zu hfmk: x
f ER 15,8; zu hfnyiB ZR 20,3, zu hfc(" BR 18,7, zur Wurzel rbg ER 15,25, zu
hf)r
: yi ER 4,6; 15,4; 22,4. In Jes 11,3f. hebt sich noch das Verb xky Hif. (vgl. ER 15,3)
hervor. Zur Genetiv-Verbindung in Jes 11,2 siehe GK28 128a, Anm. 1.
405 Zu }ks in 22,2f. siehe oben, S. 205f., und in 22,21 oben, S. 216f.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 231

Götzendienst (vgl. Jes 44,9f. u.a.) oder mit der damit zusammenhän-
genden Lüge (vgl. Jer 7,8 u.a.) in Verbindung gebracht, in der Weisheit
aber mit dem unrecht angeeigneten oder wertlosen Reichtum (Prv 10,2;
11,4). Der Gebrauch des Verbs xky Hif. entspricht seiner Rolle in der
weisheitlichen Mahnung: Hiob will die Freunde und Gott zurechtwei-
sen wie ein Weiser den Unvernünftigen oder Gottlosen (vgl. Prv 19,25;
28,23; Ps 50,16–21; 94,8–10406) und verwendet dabei sinnlose oder gar
gefährliche Worte (vgl. HR 13,3.10).
Damit läßt der Hiobdichter Elifas den Weg von der eigenen Erfah-
rung bis zu den Mahnungen und Aufforderungen hin bahnen und alles
andere außer der Wende zu Gott als nutzlos (}ks )l) deklarieren. Ver-
fährt ein Diskussionspartner so, muß der Gegner dem eine Legitimati-
on entgegensetzen, die wenigstens annähernde Autorität in Gestalt
eines alten erfahrenen Mannes oder eines Propheten (vgl. Ez 16,50; Hos
9,13407) zur Grundlage hat. Elifas beruft sich nicht auf die Autorität
Gottes, zumindest nicht direkt.408 Bekanntlich verhält es sich auch in
den Hiobreden ähnlich. So tritt das dichterische Vorgehen des Dichters
besonders dramatisch in Erscheinung: Zwei alte Weise und zwei Erfah-
rungen stehen einander gegenüber, die beide ähnliche Autorität bean-
spruchen. Sowohl Hiob als auch Elifas berufen sich auf ihre Erfahrung,
beiden geht es zugleich um die richtigen Konsequenzen, um die ange-
brachte Verhaltensweise und schließlich auch um die Frömmigkeit. Da-
her muß die Erfahrung, die Haltung und die Frömmigkeit eines Weisen
der ständigen Selbstprüfung unterzogen werden, wie es am besten Gott
vermag (vgl. Prv 20,12 oder Ps 139,24). Die alttestamentliche Weisheits-
tradition und die von ihr beeinflußte Literatur beruft sich ihrer lehrhaf-
ten Absicht gemäß in der Regel auf eine die Lehre vom Tun-Ergehen-
Zusammenhang bzw. auf eine die göttliche Gerechtigkeit bestätigende
Erfahrung, wie es Elifas und Ps 37,25.34–36 eindrucksvoll vorführen,
auch wenn es an Zeichen für die skeptischen Stimmen nicht fehlt (vgl.
Ps 49,11; 73,3 und vor allem Hi 21*).409 Nirgends prallen aber die Ge-
gensätze eindrucksvoller aufeinander als in der Hiobdichtung, mit der

406 Zu Ps 50 siehe auch oben, Anm. 357, und zu Ps 94 unten, S. 295, Anm. 111.
407 Ferner vgl. Ps 48,9.
408 Es sei darauf hingewiesen, daß die Frage des sekundären Charakters von Hi 4,12–21
und 15,18f. (siehe oben, S. 24f. und 39) entscheidend auf die Auslegung der ER
wirkt, weil es davon abhängt, ob Stellen wie 4,8aα und 15,17 entweder im Lichte der
Offenbarung in 4,12–16, der Tradition in 15,18 oder, wie es auch richtig ist, der eige-
nen praktischen Erfahrung des Elifas zu verstehen sind. In der Forschungsgeschichte
trifft man aber meist auf die erste oder zweite Antwort; vgl. z.B. zu 15,17ff.
M. Köhlmoos (1999), 252, Anm. 1.
409 Zu Ps 37; 49 und 73 siehe unten, S. 294f. und Anm. 99.
232 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

in dieser Beziehung nur noch Ps 73 verglichen werden kann, der jedoch


eine andere Lösung des Problems vorbringt.

4.2. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden

Nachdem der Hiobdichter Bildad in 8,3–6aα.7 den Leitgedanken, die


Aufforderungen und die Verheißungen hat kompakt vorlegen lassen
und noch bevor er ihn mit der Leitmetapher in 8,11f. zu seiner Lehre
vom Ende der Gottlosen übergehen läßt, legt er ihm in 8,8.10410 zwei
Bikola in den Mund, in denen Bildad Hiob ausdrücklich an die Weis-
heit (vgl. reqx
" in V. 8 und b"l in V. 10) der Väter und ihrer Väter (roD
}O$yir und {ftObA)) als Quelle des wahren Wissens erinnert, das Bildads
eigene Lehre legitimiert. Da nur sie Hiob richtig belehren können (hry
Hif. [vgl. HR 6,24], rm), )cy Hif. + {yiLm
i ), gebe es für Hiob keinen Grund,
sich gegen sie zu wehren. So ist die rhetorische Frage in V. 10 begrün-
det411 und der Querverweis durch reqx " auf das Erforschen (rqx in ER
5,27)412 des Elifas ebenfalls, der damit zu den alten Weisen gezählt wird
(vgl. ferner ER 15,9f.). Die Institution der Väter als Quelle für Weisheit
entspricht dem Paradigma der alttestamentlichen Weisheitsliteratur.413
Die Väter genießen im Alten Testament überhaupt sowie im ganzen
Alten Orient eine besondere Ehre (vgl. den Dekalog), sie können aber
in der spezifisch alttestamentlichen Theologie außer für die Weisheit
auch als Synonym für das Volk Israel eingesetzt und so (in der deute-
ronomistisch beeinflußten Kritik) sogar negativ benutzt werden (vgl. Ps
78,8; Jer 14,20; 16,19414). Über die Hiobdichtung hinaus gibt es Stellen
wie Ps 44,2 und 78,3, welche die Institution der väterlichen Lehre direkt
bezeugen. Besonders kann aber Dtn 32,7b zum Vergleich herangezogen
werden:415
„Frage {l)$} deinen Vater {ba)}, er wird es dir verkünden,
deine Ältesten, sie werden es dir sagen {|fl Ur:m)oy}!“

410 V. 9 ist sekundär, siehe oben, S. 57f.


411 Siehe auch oben, S. 114ff.
412 Siehe auch oben, Anm. 281.
413 Vgl. z.B. Prv 4,1–4; 6,20; 10,1; 15,5; 23,22; in Qoh fehlen aber die Väter ganz.
414 Der Geschichtspsalm 78 ist verwandt mit dtr. Theologie; siehe K. Seybold (1996),
308. Dazu, daß beide jeremianischen Stellen zu den dtr. oder nachdtr. Redaktionen
gehören, siehe W. Thiel (1973), 193.200f.
415 Merke ferner rOD in Dtn 32,7a. Zum Alter des Moseliedes siehe oben, Anm. 273;
obwohl in Dtn 32,6 Gott als Vater gilt, ist dort die Ausdrucksart (vgl. )Uh-)OlAh, }wk
Pi.) hinsichtlich von BR 8,8.10 bemerkenswert. E. Dhorme (1967), cxxxvi, sieht in BR
8,8–10 ein Echo des Dtn 32,7.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde 233

Erinnern die genannten Stellen an die deuteronomistische Sprache, so


fällt auf, daß dort Verben wie l)$, rqx und }wk (Dtn 13,15) oder Aus-
drücke wie !UrOy // |fl Ur:m)oy (Dtn 17,11) dicht nebeneinander stehen
können. Auch Dtn 4,32 erweist sich durch seine Ausdrucksweise (yiK
{yino$)ir {yimyf l
: )fn-la)$
: ) als eine wichtige formale Parallele.416 So ist der
deuteronomistische Einfluß auf den Hiobdichter deutlich, zumal solche
Parallelen in der übrigen Weisheitsliteratur fehlen. Unterschiedlich ist
nur der jeweilige Kontext dieser Parallelen. So nimmt der Hiobdichter
gezielt keinen Bezug auf den Götzendienst oder die levitischen Priester.
Ganz besonders trifft das Gesagte in den Freundesreden für die Aus-
drucksweise der BR zu.

4.3. Die ewige Weisheit des Zofar

Der Hiobdichter läßt Zofar nirgends über seine Abhängigkeit von sei-
ner eigenen Erfahrung oder von der seiner Väter sprechen. Auf den
ersten Blick scheint Zofar schlicht alles selbst zu wissen. Doch auch er
hat seine Weisheit gelernt: Einen indirekten Hinweis darauf gibt erst
seine zweite Rede, genauer die Einleitung zu dem Leitgedanken (20,5)
in 20,4. Hier fragt Zofar Hiob, ob er den Untergang der Gottlosen nicht
kenne ((dy), ein Prinzip, das seit Anfang der Welt gelte (da(-yiNm
i // {yi& yiNm
i
jer)
e -y"l(A {fd)
f ) und dessen sich alle bewußt seien. Damit stellt der Dich-
ter Zofar als jemanden dar, der sein – gewiß bei den Weisen – erworbe-
nes Wissen als überzeitlich gültig betrachtet.417 Die dichterisch gestalte-
te Legitimation wird strategisch ähnlich wie in der ersten ER (4,8) vor
den Leitgedanken gesetzt,418 lehnt sich dabei aber ähnlich wie die BR
formal an die deuteronomistische Ausdrucksweise an, vgl. die oben be-
reits erwähnte Stelle Dtn 4,32:419
„Denn frage nur die früheren Tage, die vor dir gewesen sind, den Tag, als
Gott die Menschen {{fd)
f } auf der Erde (jer)
e ) schuf ...!“

416 Siehe unten, S. 233f. E. Dhorme (1967), 116, hält Dtn 4,32 für Vorlage.
417 So auch G. Fohrer (1963a), 328. Vgl. B. Duhm (1897), 64, der neben der Offenba-
rungsweisheit (Elifas) und der Tradition (Bildad) die Weisheit der Volkssprichworte
bei Zofar für „das Ende der Weisheit“ hält.
418 Bei Bildad befindet sich die Legitimation (8,8.10) zwar nicht vor dem Leitgedanken
(8,3), aber die angeschlossenen Thesen in 8,11–13 erweisen sich als ähnlich wichtig.
419 Und vgl. zusätzlich die oben, S. 228, zitierte Stelle Jes 40,21. Dazu, daß Dtn 4,32 zum
älteren Teil des Anhangs 4,32–40 zu Dtn 4 gehört, enge Beziehungen zu DtJes hat,
die Kenntnis des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts voraussetzt und in die er-
ste Hälfte des 5. Jh.s datiert werden kann, siehe T. Veijola (2004a), 115.
234 Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext

Die Erinnerung an die Erschaffung des Menschen verweist auf die


Schöpfungszeit und nimmt die „jahwistische“ Sprache auf – als einzige
Parallele zu 20,4b erweist sich Gen 2,8 ({fd)
f h
f -te) {y&).420 Die das ganze
Bikolon 20,4 prägende auffallende Assonanz spricht jedoch für den
Charakter eines vom Hiobdichter übernommenen Sprichworts.421
Wir halten fest, daß sich die Legitimationen der Freundesreden als
sehr unterschiedlich erweisen. Die Erfahrung des alten Elifas, die Tra-
dition der Väter und die „ewige“, wohl „göttliche“ Wahrheit bei Zofar
bilden keinesfalls zu unterschätzende Argumente gegenüber der exi-
stentiellen Erfahrung Hiobs. Es liegt nahe, daß daraus wichtige An-
haltspunkte für die Beurteilung der Rolle der Freunde in der ursprüng-
lichen Hiobdichtung gewonnen werden können.422

420 Laut C. Levin (1993b), 86, gehört Gen 2,8 sogar zur vorjahwistischen Quelle.
421 Vgl. oben, S. 135.
422 Siehe dazu unten, S. 280ff. Die Frage der Legitimation (oder nach C. Westermann
[1956], 12–21, der „Autorisierung“) der Weisheit der Freunde hat in der Forschung
einen der am meisten unterschätzten Gegenstände gebildet. Die literar- und redakti-
onskritische Arbeit kann hier die Situation deutlich ändern, denn bisher hat man oft
bei allen Freunden ihre eigene Erfahrung und die Anlehnung an die Tradition be-
tont; vgl. z.B. M. Remus (1993), 16–18.
V. Die außerbiblischen Parallelen zu den
Freundesreden

1. Einleitendes
Einleitendes
Dank der Angabe in der Rahmenerzählung 2,11 wissen wir, daß wir
uns die drei Freunde Hiobs als aus unterschiedlichen Gegenden stam-
mend vorstellen sollen: Danach ist Elifas ein yinm f y"T, Bildad ein yixU$ und
Zofar ein yitm
f (A na .1 Diese drei Herkunftsangaben haben einem Florilegium
der unterschiedlichsten Hypothesen den Boden bereitet, ohne daß sich
bis heute ein Konsens abzeichnet. Während man die Herkunft des Eli-
fas generell unter den Temanitern bzw. den Edomitern sucht, erscheint
das keilschriftlich belegte Sûhi oder Šûhi am mittleren oder oberen
Euphrat2 wegen der zu großen Entfernung nicht unbedingt einleuch-
tend, so daß manche Ausleger statt dessen an einen nordarabischen
Stammesname denken,3 ganz zu schweigen von der sehr spekulativen
Lokalisierung von Nacama.4 So wird manchmal für alle eine edomitische
Herkunft angenommen,5 während viele im Anschluß an G. Fohrer da-
von ausgehen, Elifas entsprechend im Süden, im edomitischen Teman,
Bildad im Osten, am oberen Euphrat, und Zofar im Norden, z.B. in
Verbindung mit dem Ortsnamen cAin Sōfar im heutigen Libanon, zu
lokalisieren.6
Man kann freilich kaum der Versuchung entgehen, sowohl das
Land jU( als auch die Ortschaften der Freunde lediglich als symbolische

1 Zu den Namen der Freunde siehe G. Fohrer (1963a), 105f.


2 So z.B. a.a.O.
3 So z.B. A. de Wilde (1981), 93; vgl. K. Budde (1913), 11; A. Weiser (1970), 37.
4 In der edomitischen oder arabischen Gegend z.B. laut A. de Wilde (1981), 93f., und
E. Dhorme (1967), xxvii.
5 Vgl. z.B. B. Duhm (1897), 15; R.H. Pfeiffer (1926), 18; A. de Wilde (1981), 94; dazu
tendierend D. Jericke (2007), 194–196; und die Überlegungen von V. Sasson (2005) zu
einem Ostrakon aus Horvath cUzza.
6 Zur Diskussion über die Herkunft siehe G. Fohrer (1963a), 105f.; J. Lévêque (1970),
87–90; vgl. auch F. Delitzsch (1876), 65; O. Kaiser (2006), 100; A. Scherer (2008), 19–
24. Nach E.A. Knauf (2004), 65, kämen die Freunde aus Schuach am mittleren Euph-
rat (dem Nordosten), Tema (dem Nordwesten) und mit Na’ama (wohl für Ra’mah =
Nagran) dem Süden (so [2004], 65). Die Freunde sind edomitische und arabische
Weisen auch nach F. Baumgärtel (1933b), 11.
236 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Bezeichnungen für ihre nicht-israelitische Herkunft zu bewerten. So


könnte man auch die viel diskutierte Frage vergessen, warum der Na-
me Jahwe im Hiobdialog fehlt.7 Doch möchten wir ungeachtet der Fra-
ge, ob das Land jU( auf edomitischem oder aramäischem Boden zu
suchen ist,8 der Frage nachgehen, ob sich die vom Prolog nahegelegte
unterschiedliche Herkunft der Freunde in irgendeiner Weise in ihren
Reden spiegelt.9
Selbstverständlich dürfen dabei nicht automatisch fremde Einflüsse
unterstellt werden, weil sich im vierten Kapitel unserer Studie zeigen
ließ, daß die Freundesreden vor allem eine unmittelbare Verbindung
mit der alttestamentlichen Tradition besitzen. Dennoch dürfte die Frage
angemessen sein, ob sich der Verfasser des Hiobdialogs – des „„altori-
entalischsten“ unter den biblischen Büchern“10 – bei seiner Gestaltung
gewisser Unterschiede und Kennzeichen altorientalischer oder altägyp-
tischer Weisheitslehren bewußt gewesen ist und dem entsprechend
versucht hat, den jeweiligen Reden ein bestimmtes Lokalkolorit zu
verleihen.11
Bei dem Vergleich12 müssen dieselben Kriterien angelegt werden,
wie sie sich bei einem Vergleich mit den alttestamentlichen Texten all-
gemein ergeben: Bekanntlich ist der Hiobdichter auch mit der bibli-
schen Tradition relativ frei umgegangen. Daher ist nicht zu erwarten,

7 Siehe oben, S. 203f.


8 Zur Diskussion siehe N.H. Tur-Sinai (1981), 2ff., und O. Kaiser (1994b), 79f. Zur
aramäischen bzw. zu einer nördlichen Lokalisierung neigen insgesamt weniger Exe-
geten wie z.B. F. Delitzsch (1876), 44ff.; A. Dillmann (1891), 2; G. Fohrer (1963a), 73;
F. Horst (1968), 8f.; J.E. Hartley (1988), 66, Anm.9; O. Kaiser, a.a.O.; (2006), 99f.; vgl.
aber J. Day (1994); D. Jericke (2007), 194–196, und die arabische Lokalisierung des
Dialogs bei E.A. Knauf (1983; 1988; 2004), und die arabische Ansetzung des Verfas-
sers bei A. Guillaume (1963), 108.127; (1968).
9 Der Bearbeiter, der Prolog und Dialog miteinander verbunden hat (siehe
W.-D. Syring [2004] und O. Kaiser, a.a.O., 115.125ff.), konnte möglicherweise dem
Dialog entnehmen, daß die Freunde aus unterschiedlichen Orten stammen.
10 So C. Uehlinger (2007), 99.
11 Vgl. H. Gese (1958), 31: „Wenn wir daher im folgenden von der „Aufnahme“ der
Weisheitslehre in Israel sprechen, so meinen wir primär nicht die historische Über-
nahme einer bestimmten Denkart, sondern die eigene Ausbildung dieser Denkart
innerhalb der israelitischen Gedankenwelt, mit der nachweislich die Ausbildung
dieser Denkart in den umliegenden Kulturen in einem geistesgeschichtlichen Zu-
sammenhang steht.“ Vgl. auch F. Sedlmeier (2007), 124, und E.A. Knaufs (1988), 71,
Hinweis darauf, daß die „schiefen“ Arabismen nicht für Lokalisierung des Dichters
in Arabien sprechen, sondern für Distanz.
12 Zur Einführung in die neuere Diskussion und zu den methodischen Fragen siehe
C. Uehlinger (2007), 97–124, und F. Sedlmeier (2007), 124–132, aber auch A. Schellen-
berg (2007), 55–60, bes. S. 56f., und spezifischer hinsichtlich des neubabylonischen
Rechtswesens auch F.R. Magdalene (2007), 27–53.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 237

daß sich in den außerbiblischen Weisheitstraditionen direkte Parallelen


finden lassen. Wenn überhaupt, dann läßt sich auf Grund der Häufung
bestimmter inhaltlicher und formaler Gesichtspunkte eine gewisse
Nähe der Freundesreden zu einer spezifischen Tradition feststellen.
Weiterhin müssen die Aufbauelemente der Reden sorgfältig beachtet
werden; denn dann läßt sich erkennen, daß die lehrenden Teile der
Reden und ihre bildhafte Sprache und Metaphorik am besten für einen
Vergleich geeignet sind. Daraus ergibt sich, daß die Aussichten, für die
Reden des Elifas, im Gegensatz zu denen seiner jüngeren Kollegen,
entsprechende außerisraelitische Parallelen zu finden, wesentlich ge-
ringer sind, weil bei ihm die Bildhaftigkeit der lehrenden Sprache zu-
gunsten der Mahnung in den Hintergrund tritt.

2. Die aramäischen Ahiqarsprüche


und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
2.1. Die aramäischen Ahiqarsprüche

Halten wir nach möglichen Parallelen in der Weisheitsliteratur des


Alten Orients Ausschau, so erregen zunächst die aramäischen Ahi-
qarsprüche aus der zweiten Hälfte des 8. oder ersten Hälfte des 7. Jh.s
v. Chr. unsere Aufmerksamkeit. Sie stammen aus der Tradition der
Aramäerstaaten des südsyrischen Raumes13 und verlangen schon we-
gen ihrer zeitlichen, geographischen und kulturellen Nähe unsere be-
sondere Aufmerksamkeit. Angesichts ihrer relativ lose verbundenen
Sentenzen, Lehren und Fabeln scheint es möglich, die meisten ihrer
Topoi als eindeutig weisheitlich zu identifizieren.14 Wie wir oben im
vierten Kapitel gezeigt haben, sind die innerbiblischen Parallelen zu
den Freundesreden nicht nur in den Proverbien, sondern auch in zahl-
reichen Psalmen, Hymnen und Prophetensprüchen zu suchen. Mithin
könnten sich auch die Sprüche des weisen Ahiqar für einen Vergleich
mit den Freundesreden als fruchtbar erweisen.15 In gleicher Weise

13 So das sachgemäße Urteil von I. Kottsieper (1990), 241.246, und (1996), 131ff.;
K.F.D. Römheld hat sich mit ähnlichem Ergebnis (1989b), 113f., an J.M. Lindenberger
angeschlossen.
14 Zur Einleitung siehe W. McKane (1985), 156–182; J.C. Greenfield (1995); H. Niehr
(2002); zu den Beziehungen zum Alten Testament I. Kottsieper (1996) und zum Hi-
obbuch J. Lévêque (1970), 82ff.
15 Es ist heute allgemein anerkannt, daß z.B. Prv 23,12–14; 27,3.7 ihre Parallelen in den
Ahiqarsprüchen besitzen; vgl. z.B. O. Kaiser (1994b), 53; D. Römheld (1989a), 47ff.,
und H.F. Fuhs (2001), 10.
238 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

drängt sich angesichts der zahlreichen Aramaismen im Hiobdialog zu-


nächst die Frage auf, ob der aramäische Ahiqar eine enge sprachlich-
formale Verwandtschaft zur Hiobdichtung belegen kann oder nicht.
Vor voreiligen Rückschlüssen und großen Hoffnungen muß jedoch
gewarnt werden, weil eine gewisse zeitliche und kulturelle Distanz zur
Vorsicht mahnt. Schon auf den ersten Blick fällt auf, daß die Freundes-
reden gegenüber den Ahiqarsprüchen inhaltlich in viel höherem Maße
in sich geschlossen sind und konsequent durchkomponierte Lehrreden
bilden.16

2.2. Die Unersättlichkeit der Bösewichter in den Zofarreden


und in den Ahiqarsprüchen

Wie oben bereits ausführlich gezeigt, liegt der theologische Schwer-


punkt der ZR auf der Betonung der Lippensünde und der Bedeutung
der angemessenen Rede von Gott und der eigenen Sünde.17 Darüber
hinaus konnten wir zeigen, daß sich die Metaphorik der ZR in auffälli-
ger Weise im Bereich des Mundes und Bauches bewegt, um sowohl das
falsche Reden als auch die Freßgier der Bösewichter hervorzuheben.18
Zieht man die Ahiqarsprüche zum Vergleich heran, ergibt sich zu-
nächst, daß es in den erhaltenen Fragmenten nicht so sehr um die kon-
kreten physischen Fehltaten19 gegenüber dem Herrscher oder den Mit-
menschen als Sünde geht, sondern um die Begierde als solche (V [56 I]
11f.; XV [58] 16). Sie kann in den zwischenmenschlichen Beziehungen
zweierlei Konsequenzen haben, nämlich die in der Gesellschaft des
Ahiqar besonders verächtliche Unzuverlässigkeit in Rat und Tat (XV
[58] 2f.10; vgl. X [54] 9.15) und die selbstsüchtige Lüge (V [56 I] 7–10; X
[54] 5). Diese wird besonders in einem Vers (V [56 I] 7) zum Ausdruck
gebracht:
Denn: Die Beliebtheit eines Mannes {gbr} liegt in seiner Zuverlässigkeit,
aber seine Ablehnung in der Unzuverlässigkeit seiner Lippen {špwth}.20
Dieser Vers gibt uns beispielhaft eine Vorstellung einerseits von der
pragmatischen Einstellung zum Leben und andererseits der besonde-
ren Bedeutung, die den mit den Lippen vollzogenen Taten im Sünden-

16 Vgl. auch die Beurteilung von H. Niehr (2002), 178, daß es sich bei den Ahiqarsprü-
chen um eine sekundäre Sammlung von Einzelsprüchen handelt.
17 Siehe oben, S. 189f.197–199 und 215.
18 Siehe oben, S. 189f.
19 Wenn überhaupt, dann wird hauptsächlich der Diebstahl genannt, z.B. IX (53) 6.
20 Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 9.15.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 239

register zukam. Zusammen mit der auffallend großen Zahl von Sprü-
chen, Sentenzen, Lehren und Fabeln, die der Erläuterung von mit dem
Mund begangenen Missetaten oder Dummheiten dienen, weist dies
darauf hin, daß die Aramäer der Ahiqar-Zeit die Macht des Wortes
nicht unterschätzt haben (X [54] 5):21
Be[sei]tige die Fallen deines Mundes {pmk},
danach lass [dein Wort] zu seiner Zeit herausge[hen],
denn größer als eine Kampfeslist ist die List des Mundes {pm}.22
Mithin hat man viel Aufmerksamkeit auf Art, Inhalt und Zuverlässig-
keit der Rede eines Menschen gerichtet. Der Gegensatz, die Unzuver-
lässigkeit, falsche Aussage, Zeit und Ort der Rede, wurde als Sünde
verurteilt und der unmittelbaren göttlichen Sanktion anheimgestellt.
Nicht nur von der Gesellschaft (VII [57 I] 11f.), sondern auch von den
Göttern (V [56 I] 13; XII [55] 13f.) sollte der Bösewicht bestraft werden.
Entsprechend wird El in einer Beschwörung aufgefordert (VI [56 II] 15):
„El möge den Mund {pm} des Betrügers verderben {y'pk}
und die Zunge {lšn} [desjenigen, (der sein) Wort wiederruft,] ausreißen.“23
Ausdrücklich wurde bei der Aufdeckung des Betrugs oder der im ge-
heimen vollbrachten Taten die Rolle des Sonnengottes Šamaš unterstri-
chen (IX [53] 14–16; XV [58] 7f.).24 Umgekehrt stellte man das Idealbild
einer Person so dar, daß sie derartige Taten unterläßt, in allem Maß hält
und zuverlässig ist (V [56 I] 11f.; VI [56 II] 7). Wenn auf der einen Seite
die Maßlosigkeit für Torheit und Dummheit gehalten wurde, lag es an-
dererseits im Charakter des Toren oder Dummen, sich durch sein eige-
nes Verhalten vor dem Weisen zu verraten, indem er schmeichelhaft
redete oder einen Wortstreit mit dem Weisen anfing (VIII [57 II] 5f.25;

21 Vgl. die ganzen Abschnitte X (54) 4–6 und 11f. M.E. gehört hierher auch das Sprich-
wort in XII (55) 3: „Ein Schwert trübt klares Wasser zwischen guten Weiden“, das
vom Kontext aus nicht als ein Spruch über Gewalt und Vertilgung der Ernte gedeu-
tet werden kann (vgl. I. Kottsieper [1991], 338, und Anm. zu 3a; auch ders. [1996],
135, Anm. 38), sondern rein metaphorisch zur Schilderung des bösen Tuns (wohl bö-
ser Rede oder Lüge) gegenüber Mitmenschen oder sogar Freunden, welches die
normalen Verhältnisse verdirbt. Unsere Erklärung beruht auf der Übersetzung des
Ahiqar ins Estnische von M. Heltzer (2005), 270, der hier rcyn als „Freunde“ wieder-
gibt und das Schwert als Macht deutet. Die Rede von der Unterdrückung und dem
Beisassen unmittelbar vor dieser Sentenz unterstützt unsere Annahme (XII [55] 1f.).
22 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.20.
23 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1991), 331; ähnlich auch
A. Cowley (1923), 225.
24 Die bedeutendste Stellung von Šamaš unter den Gottheiten in Ahiqar betont
H. Niehr (2002), 185.
25 Falls die Rekonstruktion der Verse von I. Kottsieper (1990), 11.18, richtig ist.
240 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

vgl. VI [56 II] 7; VII [57 I] 5f.; XII [55] 426). Darüber hinaus demonstriert
die Fabel vom Leoparden und der Ziege (XII [55] 8–10) den Scharfblick
und die Erfahrung des Weisen, der in der Lage ist, die selbstsüchtige
Lüge von der wohlgemeinten Rede zu unterscheiden.27 Der Weise be-
sitzt also die Fähigkeit, auf menschliche Aussagen richtig zu antworten,
aber ebenso seine eigene Weisheit nicht unbedingt vor jedem Ohr
kundzutun (IX [53] 14–16; X [54] 4, 15), sondern sie für sich zu behalten,
weil sie wegen ihrer göttlichen Herkunft eine gewisse Heiligkeit in sich
birgt (IX [53] 16; vgl. auch X [54] 1):
„[Vom] Himme[l her] wurde die Menschheit [begn]adet,
[ihre Weisheit {hkmthm}] haben die Götter k[undgetan].“28
Vergegenwärtigen wir uns nun den von Zofar in seiner Selbstsicherheit
vermittelten Eindruck, daß er sich für einen Weisen hält, der die Lip-
pensünden der Menschen wie die eines Hiob zu durchschauen und
richtiges Lehren und törichtes Reden zu unterscheiden vermag. Unter
den Freundesreden kommen die ZR vielen Sprüchen der Weisheit
Ahiqars am nächsten. Er setzt an den Anfang seiner ersten Rede die
zitatartige Zusammenfassung der Rede Hiobs über seine reine Lehre
und Lauterkeit vor Gott (11,4) und stellt ihr dann in 11,11 die folgende
nackte Tatsache gegenüber:
„Ja, er kennt die bösen Menschen {):w$ f -y"tm
: }
und sieht er die Sünde; sollte er’s nicht merken?“29
Die Parallelen zu der ähnlichen Überzeugung der hinter den Ahi-
qarsprüchen stehenden aramäischen Weisen, besonders angesichts der
Šamaš zugeschriebenen Rolle, liegen auf der Hand (XV [58] 7f.; vgl. VI
[56 II] 15; XII [55] 13f.):
„[Ein Knecht – und Šama]š [trat] als sein Richter auf,
als er [etwas] Bös[es] seinem [He]rrn tat,
[ohne daß es sichtbar gewesen wäre] für [seinen] He[rrn.
Ja, wie der Fall] des Triebs {'b'} war sein Fall!“30

26 Diese Stelle wird von uns trotz ihrer fraglichen Bedeutung (das Objekt der Verhand-
lung ist unsicher) angegeben.
27 Wahrscheinlich ist auch die sich auf den bösen und den guten Menschen beziehende
Fabel vom Dornbusch und Granatapfel (VII [57 I] 7f.) in ihrer Pointe der vom Leo-
parden und der Ziege verwandt.
28 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.19.
29 Siehe oben, S. 73. Falls das nächste Bikolon (11,12) von uns richtig verstanden wurde
(siehe oben, S. 73 und 209f.), könnte es die Aussage in V. 11 noch einmal steigern,
indem es feststellt, daß durch die Macht Gottes sogar ein Dummer vernünftig wer-
den kann. Dies würde zumindest mit der göttlichen Herkunft der Weisheit in Ein-
klang stehen. Vgl. aber E.A. Knauf (1988), 70, der behauptet, 11,12 sei ein innerbibli-
scher Hinweis auf Gen 16,12 und damit mit Ismael in Verbindung gesetzt.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 241

Zofar sucht somit jede Möglichkeit für eine Ausrede Hiobs auszu-
schließen: Nicht nur Gott, sondern auch Zofar hat mit seinem weisen
und scharfen Blick Hiob durchschaut. Dadurch wird sein eifriger An-
griff mit Ausdrücken wie „Wortschwall“, „Schwätzer“, „Geschwätz“
und „Spott“ für Betrügerei und sündenhafte Rede gleich am Anfang
der ersten Rede (11,2f.) legitimiert. Neben der oben angefügten Be-
schwörung an El in den Ahiqarsprüchen (VI [56 II] 15) klingt die Auf-
forderung Zofars an Gott, wenn auch mehr zurückhaltend, unüberseh-
bar ähnlich (11,5):
„O möge Gott mit dir reden
und seine Lippen auftun {wyftpf &
: } gegen dich!“
Nachdem die Unzuverlässigkeit der Worte Hiobs von Zofar in seiner
ersten Rede begründet und festgestellt worden ist (vgl. dazu in den
Ahiqarsprüchen V [56 I] 7b; X [54] 3–5), führt er in der zweiten Rede
zahlreiche Beispiele und Bilder an, um die Maßlosigkeit und Bosheit
der Rede samt ihren unangenehmen Folgen zu veranschaulichen. Be-
sonders interessiert uns in diesem Kontext die sich auf die Freßgier
beziehende Metaphorik am Beispiel des sich vom Süßen zum Gift ver-
wandelnden Bösen und von der Unbeständigkeit des Guts (20,12–15,
ferner 20,18–21).31 Erinnern wir uns an die Ahiqarsprüche, so gewinnen
wir durch sie für die Deutung ähnlicher Bilder in den ZR einen durch-
aus passenden Hintergrund. Man vergleiche die Metaphorik in VI (56
II) 7:
„Nicht sei süß {'lthly}, damit man dich nicht [verschlucke] {[yblc]wk};
nicht sei bitter {'ltmr}, [damit man dich nicht ausspeie!]“32
Und in der zweiten ZR (20,12–15):
„Schmeckt süß {qyiTm : Ta } das Böse in seinem Munde {wyipB : },
und verbirgt es unter seiner Zunge {OnO$:l taxT a },
hütet er es ängstlich und läßt es nicht los,
und hält es {hfN(e nf m
: yi w: } in seinem Gaumen {OKix} zurück,
verwandelt sich {|fPh : ne } die Speise {Om:xl a } in seinem Gedärm,
zu Schlangengift {{yint f P: tarOr:m} in seinem Innern.
Das Gut {liyx
a }, das er verschlang {(alB f }, muß er ausspeien,
aus seinem Bauche {On:+B i m
i } treibt es El heraus.“
Die Ähnlichkeiten der Ahiqarsprüche und der ZR sind nicht auf die
inhaltlichen Motive begrenzt, sondern werden durch einen gemeinsa-

30 Rekonstruktion nach I. Kottsieper (1990), 12.22. Er übersetzt ‚Frucht’ statt ‚Trieb’,


doch siehe ANHW3, 1a, und Ges18, 2b.
31 Siehe auch oben, S. 189f. und 199.
32 Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1991), 330; ähnlich auch
A. Cowley (1923), 225.
242 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

men Wortschatz unterstützt. Wenn auch durch die nahe Verwandt-


schaft der Sprachen und die zahlreichen Aramaismen im Hiobdialog
bedingt, besitzt die Sprache der ZR von den Freunden dennoch am
meisten analoge Ausdrücke zu den Ahiqarsprüchen.
In den Ahiqarsprüchen werden die Taten der guten oder bösen
Menschen nicht nur beschrieben, sondern oft auch bewertet. Entspre-
chend werden die Wörter gbr und 'yš für Mensch mit Prädikaten wie
„gut“ (gbr tb z.B. in VII [57 I] 5f.) oder „böse“ (gbr lhh z.B. in V [56 I]
5.13) versehen oder umfangreichere Kompositionen wie „Mensch, des-
sen Wandel gefällig und dessen Herz gut ist“ ('yš [šp]yr mrd[h] wlbbh in
VII [57 I] 133), „Mann, der Böses tut“ ('yš zy ycbd lhyt' in V [56 I] 9) oder
„Mann ohne Verstand“ (gbr l' l[bb] in X [54] 434) verwendet. Dadurch
wird die soziale Qualität eines Mannes oder seiner Stellung vor Gott a
priori gekennzeichnet.35 Die ZR werden im Summary appraisal (20,29)
ganz charakteristisch mit dem Wortpaar „der frevelhafte Mensch“, {fd) f
(f$r
f , und „der Widerspenstige“, yirm : $yi), beschlossen.36 Darüber hinaus
treffen wir im Sprichwort in der ersten ZR (11,12) auf eine weitere Be-
zeichnung für die schlechte Qualität eines Menschen bUbfn $yi), „hohler
Mensch“.37
Ein anderes produktives Wortfeld ist mit „Mund“ verbunden. Man
vergleiche Wendungen wie „die Fallen deines Mundes“ ('hdy pmk) und
„die List des Mundes“ ('rb pm, beide in X [54] 538), „Gutes kommt aus
dem Mund“ (npqh tbh mn pm in XII [55] 13) oder „Böses kommt aus
ihrem Mund“ (lhyh tnpq [mn] pmhm ebendort, Z. 1439). Auch bei Zofar
schmeckt dem Gottlosen „das Böse in seinem Munde“ (hf(r f wyiPB
: in
20,12). Neben den Mund treten selbstverständlich die auch sonst im
Alten Orient in ähnlichen Zusammenhängen oft belegte Zunge und die
Lippen. So wird in den Ahiqarsprüchen einmal das Paar „Mund und
Zunge“ (pm // lšn) in der Beschwörung an El zur Rache an einem Be-
trüger eingesetzt (VI [56 II] 15).40 In der ausgesprochen aussagekräfti-
gen Metapher in X (54) 11f. verkörpert die Zunge (lšn) die zerstöreri-
sche Macht des Wortes. Die Lippen werden daneben in ähnlicher Weise

33 Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 10.


34 So die Rekonstruktion a.a.O., 12.
35 Vgl. ferner kdb für „Betrüger“ in V (56 I) 8 und rt' für „Dummkopf“ in VIII (57 II) 5.
36 So trotz der Apposition in a und Konjektur in b; siehe oben, S. 84.
37 Vgl. besonders das oben angeführte gbr l' l[bb] in Ahiqar. In anderen Freundesreden
begegnet nur ein einziger ähnlicher Ausdruck, und zwar in ER 22,15: „unrechte
Männer“, }ew)
f y"tm
: .
38 Zitiert oben, S. 239.
39 Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 13.
40 Zitiert oben, S. 239.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 243

zweimal negativ konnotiert: Sie können unzuverlässig sein (kdbt špwth


in V [56 I] 741) oder fluchen (ylwtw[n] š[pw]t in VI [56 II] 1042). Die Lip-
pen begegnen auch in den ZR zweimal mit negativer Intention, beide in
der Anfangsstrophe der ersten Rede: {iyt a pf &
: $yi), „Mann der Lippen“
(11,2), und {i( {iyt
a pf &
: xtp, „Lippen aufmachen gegen“ jemanden (11,5).
Darüber hinaus läßt der Hiobdichter in der zweiten ZR das Böse im
Munde (wyipB : ) und unter der Zunge (OnO$:l taxT a ) des Gottlosen süß
schmecken.43
Der Inhalt und die Form der Metaphern in der zweiten ZR und die
Neigung der Ahiqarsprüche zu einer ähnlichen Metaphorik (vgl. die
oben angeführten Verse VI [56 II] 7 und ZR 20,12–15) besitzen ange-
sichts der verwandten Kulturen und Sprachen selbstverständlich einen
großen gemeinsamen Wortschatz, der weit über das hier aufgelistete
Material hinausgeht. Halten wir nach den Wortfeldern in Verbindung
mit Essen und Eßgier in den Ahiqarsprüchen und ZR Ausschau, fallen
neben dem bereits betrachteten Bereich „Mund, Zunge und Lippen“
folgende Wörter und Paare auf, unter denen viele im AT sehr selten
sind: Neben dem bereits vermerkten Wortpaar heP // }O$:l (20,12) sind es
in der zweiten ZR, in V. 13 (nm, „verwehren“ (vgl. Ahiq V [56 I] 11)44,
und |"x, „Gaumen“ (vgl. Ahiq XII [55] 5)45; in V. 15 sogar drei Wörter –
liyx
a , „Gut“ (vgl. Ahiq V [56 I] 1246), (lb, „verschlucken, vertilgen“ (vgl.
Ahiq VI [56 II] 7 oben; noch in 20,18)47, und }e+B e (vgl. Ahiq V [56 I] 14
u.a.). Zwischen diesen Bikola liegt das sonderbare Bikolon 20,14, in
dem das sehr seltene Wort *hfrOr:m in der Bedeutung „Gift“48 hervorge-
hoben werden muß (erneut als *hfrorm : in 20,25 in der Bedeutung „Gal-
le“),49 weil die Wurzel mrr sich in der Ahiqar-Tradition als sehr produk-
tiv und populär erweist. In dem oben bereits zitierten Vers VI (56 II) 7
begegnet sie als Verb, nimmt aber wegen der zu ZR 20,12–15 verwand-

41 Zitiert a.a.O.
42 Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 10.16.
43 Das Bikolon besitzt schon ohnehin gemeinsame inhaltliche Züge mit dem oben,
S. 241, zitierten Ahiqarspruch VI (56 II) 7. Zu den wenigen ähnlichen Äußerungen in
den ER und BR sowie zum Paar wyipB : // OnO$:l taxT
a siehe unten, S. 245–247.
44 Im AT überhaupt 29-mal, noch in ER 22,7.
45 Aramäisch hnk; im AT überhaupt 18-mal, davon im Hiobbuch siebenmal, nicht aber
anderswo bei den Freunden.
46 Hier übersetzt I. Kottsieper (1990), 16, zwar „Macht“, aus dem Kontext heraus ist
aber „Reichtum“ oder „Gut“ genauso möglich.
47 Im AT mehr als 60-mal, bei Freunden nur noch in BR 8,18.
48 Siehe unten, Anm. 64.
49 Aus der diesen Substantiven zugrunde liegenden Wurzel rrm werden im AT unter-
schiedliche Nomina (vgl. Ex 12,8; Num 9,11; Dtn 32,32; Thr 3,15; Prv 27,7; Hi 13,26;
16,13) und Verben gebildet, deren Zahl jedoch insgesamt relativ gering ist.
244 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

ten Metaphorik eine ähnliche Stellung ein wie das Nomen in ZR 20,14.50
Als Nomen wird *mrr wiederum entsprechend zwei- und einmal ver-
wendet: in Ahiq VIII (57 II) 15 als mrrwt', „das Bittere“,51 und in X (54)
11 als mrrt', „Galle“, und [m]ryr, „bitter“.52 Neben diesem Lexem be-
gegnen in ZR 20,14 noch zwei weitere Wörter – {exl e , „Speise“, und \ph
Nif., „verwandeln“, die ihre Parallelen in den Ahiqarsprüchen besitzen
(vgl. VIII [57 II] 1653 und VI [56 II] 1554).
Exkurs. Ein Katalog der weiteren wörtlichen Parallelen aus der zweiten ZR,
die jedoch weniger wichtig sind, sei im folgenden vorgestellt: Nomina x a Ur
(20,3 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) und da( (20,4 und Ahiq X [54] 5), va) (20,23
und Ahiq XV [58] 10), te$qe (20,24 und Ahiq V [56 I] 1.3),55 Adjektiv (f$r f
(20,5.29 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) sowie Verben (dy (20,4.20 und z.B. Ahiq
VI [56 II] 6), (gn Hif. (20,6 und Ahiq VII [57 I] 7f.), db) (20,7 und z.B. Ahiq IX
[53] 16), rm) (20,7 und z.B. Ahiq VII [57 I] 1), dmx (20,20 und Ahiq X [54]
10), xl$ Pi. (20,23 und Ahiq. XV [58] 10), und hlg Pi. (20,27 und Ahiq V [56
I] 16).56
Darüber hinaus fällt angesichts der besonderen Vorliebe der ZR für
konditionale Fügungen mit der Konjunktion {i) auf,57 daß sich auch die
Ahiqarspürche oft konditional mit Hilfe der Konjunktion hn äußern (vgl.
z.B. V [56 I] 2.4f.; IX [53] 3f.9; X [54] 9 u.a.). Als erwähnenswert erweisen
sich noch zwei gewichtige Aramaismen in den ZR, die in den Ahiqarsprü-
chen nicht belegt sind, aber wegen ihrer Bedeutung und Position ins Auge
fallen. Das erste für die Thematik des angemessenen Redens bedeutsame
Wort *daB, „Geschwätz, Schwätzer“, nimmt seine Stellung in der Anrede

50 Vgl. auch das antithetische Paar mrr bzw. hfrOr:m // hlw/y bzw. qtm, „süß schmecken“,
in Ahiq VI (56 II) 7 und ZR 20,12.14 sowie das Wort blc bzw. (lb ebendort in Ahiq
und in ZR 20,15.
51 Dabei erneut als Paar mit hlw/y.
52 So I. Kottsieper (1990), 12.
53 Merke die Nähe zu Ahiq VIII (57 II) 15 mit mrrwt'.
54 Aramäisch 'pk Pe., „abwenden, belügen“ (I. Kottsieper [1990], 190). Der Vers ist
oben, S. 239, zitiert worden.
55 Das Schlachtbild der zweiten ZR 20,24f. und die Warnung in Ahiq V (56 I) 1.3, gegen
den Gerechten, keine bösen Absichten zu hegen, haben nicht nur das Wort te$qe bzw.
qšt, sondern auch zwei wichtige inhaltliche Momente gemeinsam: In beiden kann
dieses Instrument gegen den Bösewicht benutzt werden, und in beiden wird Gott
selbst den Bogen gegen den Gottlosen (zurück)lenken. Merke außerdem das Wort
hfrorm
: in 20,25.
56 Aus der Reihe kommen da( und hlg von den Freundesreden nur in den ZR vor. dmx
ist in ganzem Hiobbuch ein hleg.
57 Siehe oben, S. 104.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 245

Hiobs ein (11,3).58 Die zweite Vokabel }etPe , „die Otter“, bildet eine Präzisie-
rung des uns ohnehin schon bekannten Wortes hfrOr:m in 20,14.59
Wenn unsere Beobachtungen auch ergeben, daß die genannten in-
haltlichen und formalen Parallelen in mehreren Traditionen des Alten
Orients verwurzelt sind und keinesfalls ausschließlich bei den Aramä-
ern und den Hebräern, kann man dennoch die Übereinstimmung in
vielen theologischen Ansatzpunkten, in der Metaphorik und in Wen-
dungen in den Ahiqarsprüchen wie in den ZR nicht übersehen. Daher
liegt die Annahme nahe, daß der Hiobdichter die Worte Zofars absicht-
lich durch Anspielungen an die aramäische Tradition, die uns in den
Ahiqarsprüchen greifbar ist, einzufärben versucht hat.
Exkurs. Unsere Folgerung beruht nicht nur auf den Ahiqarsprüchen. Die
Metaphorik in Verbindung mit Fressen und Begehren in ZR 20,12–15 stützt
sich anscheinend auf eine breitere aramäische Tradition, die ihren Nieder-
schlag nicht nur in den Ahiqarsprüchen, sondern auch in den aramäischen
Beschwörungen und Gebeten gefunden hat. In einer aramäischen keil-
schriftlichen Beschwörung aus Uruk des ausgehenden 3. Jh.s v. Chr.60 hat
der das Böse erzeugende Zornige unter anderem „das Feuer in seinem
Munde, Giftgemische61 unter seiner Zunge“ – 'eššâ bapommē wacalaqīn tehōt
leššānē.62 Erstens fällt der sonst im Alten Orient sowie im AT sehr populäre
Parallelismus von „Mund“ und „Zunge“ auf, der aber zusammen mit den
Präpositionen B : und besonders taxT a im AT ausschließlich in der zweiten ZR
(20,12) belegt ist.63 Zweitens birgt der Böse eine Giftmixtur unter seiner
Zunge, eine Metapher, auf deren Grund Zofar ein umfangreicheres Bild in
20,12–14 ausbaut. Übrigens kennt auch der Verfasser der Beschwörung das
oben erwähnte seltene Wort mirrâ bzw. hfrOr:m (Z. 6 und 9; ZR 20,14).64

58 Siehe oben, S. 197f.


59 Neben 20,14 auch im sekundären V. 16; siehe M. Wagner (1966), 97. In den von uns
unten, S. 251f., erwähnten und zitierten aramäischen Sefire Inschriften ist das Wort
btn für „Schlange“ möglicherweise ebenso belegt (I, A 31f.; so J.A. Fitzmyer [1995],
44f.).
60 So W.C. Delsman (1988), 432, und ähnlich C.H. Gordon (1937–39), 105f.
61 So übersetzt W.C. Delsman, a.a.O., 433) das Wort calaqin und wird durch die Mei-
nung von B. Landsberger (1937–39), 253 (mit S.R. Driver) unterstützt; die Deutung
von C.H. Gordon (1937–39), 117, als „leeches“ ist wegen des maßgebenden Paralle-
lismus in diesem Text unwahrscheinlich; vgl. auch ATTM II, 26: „Blutklumpen“.
62 Z. 21 und 32f.; Rekonstruktion nach ATTM II, 26; vgl. auch C.H. Gordon (1937–39),
116; ferner vgl. noch Z. 3.5.24f. und 34.
63 Nur Ps 10,7; 66,17 und 140,4 sind vergleichbar.
64 Siehe dazu auch oben, S. 243f.; D. Pardee (1979) beweist anhand vieler Belege aus
semitischen Sprachen, daß hfrOr:m hier nämlich als „Gift“ und nicht als „Galle“ zu
übersetzen ist; in der Beschwörung aus Uruk läßt er jedoch die Bedeutung „Galle“
für mirrâ zu (S. 409f.). Seine Beobachtungen an den Entwicklungen der Wurzel MRR
in verschiedenen semitischen Sprachen, besonders im Hebräischen gegenüber des
246 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Des weiteren muß ein demotisch-aramäisches Gebet65 aus Papyrus


Amherst 63 (7. Kolumne; Alter etwa 4. Jh. v. Chr.!66) unter die Lupe ge-
nommen werden, weil dort ähnliche und zusätzliche sprachliche Parallelen
auftauchen:67
1.) Angesichts der oben erläuterten Beschwörung stoßen wir in Z. 7f.
und 11f. des Gebets auf zwei ganz ähnliche Gegenstücke: „Frechheiten in
ihrem Munde / Bitterkeiten unter ihrer Zunge“ – sklwt bpmhn / m(n)rry' mn-
tht lšnhn; „Gift in ihrem Munde / Bitterkeiten unter ihrer Zunge“ – hmh
bpmhn / mrrh mn-tht lšnhn. Mithin erhalten wir noch einmal einen Beweis
dafür, daß der Parallelismus von yipB : und }O$:l-taxT
a in Bezug auf jemand,
der Böses tut oder im Sinne hat, angesichts der geographischen Breite die-
ser von uns zu behandelnden Texte anscheinend eine weitverbreitete Po-
pularität im 4.–3. Jh. v. Chr. genossen hat.68 Darüber hinaus erweisen sich
das Wort hfr(O)r:m und dessen aramäische Varianten als feste Bestandteile
dieser Metaphorik. Dabei spielen die Bedeutungsunterschiede von „Galle“,
„Bitterkeit“ und „Gift“ keine besondere Rolle, weil sie alle für diese Meta-
phorik gut geeignet sind.
2.) In Z. 3 und 9 des Gebets gehört außerdem der Parallelismus „kein
Frevel an meinen Händen // keine Hinterlist in meinem Munde“ – l'-byš
bkpy // l'-trtyn bpymy – zum Reinheitsbekenntnis des Sprechenden. Erinnert
man sich an den allgemeinen in der Lippensünde liegenden Schwerpunkt
der Anschuldigungen Zofars, so zeigt sich, daß seine Worte in 11,13f. einen
breiteren traditionsgeschichtlichen Hintergrund besitzen.
„Wenn du dein Herz zurichten
und zu Ihm deine Hände {!ePKa } ausbreiten würdest,
wenn du die Sünde {}ew) f } in deiner Hand {!:dyf B
: } entfernst69
und kein Unrecht {hflw: (a } in deinem Zelt wohnen läßt.“
Sowohl die „Hände“ als auch das „Unrecht“ sind durchaus mit den „Hän-
den“ und dem „Frevel“ in Papyrus Amherst 63 zu vergleichen, von der
vokabularen Überschneidung von vaK ganz zu schweigen.70
3.) Darüber hinaus gibt es in Z. 10 des Gebets eine fragliche Stelle: śm-
'dny tmr bpmhn / mn-hlwy' (oder mhlwy') mn-tht lšnhn,71 in der man neben

Aramäischen und Syrischen (D. Pardee [1978], 266–270 und 274f.) verstärken wei-
terhin den Eindruck des aramäischen Kolorits in diesem Bilde der ZR.
65 Von R.C. Steiner und C.F. Nims (1984) jedoch als polemischer Text gedeutet.
66 So J.W. Wesselius / W.C. Delsman (1991), 930.
67 Alle folgenden Textrekonstruktionen sind dem Aufsatz von R.C. Steiner / C.F. Nims
(1984), 93–96, entnommen. Die Übersetzung folgt im Grunde der von J.W. Wesselius
/ W.C. Delsman (1991), 930.
68 Wird das Paar heP // }O$:l in den ER 15,5 benutzt, ist es zwar auf die Listigen bezogen,
aber vollkommen frei von der untersuchten Formelhaftigkeit.
69 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 74.
70 Dabei trifft man das Wort nur noch einmal in den Freundesreden (ER 22,30).
71 So die Rekonstruktion von R.C. Steiner / C.F. Nims, a.a.O., 95 u.a.; die Übersetzung
a.a.O.: „My lord put a date in their mouth; Sweets under their tongue“; J.W. Wes-
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden 247

der schon bekannten Wendung mn-tht lšnhn auf das Wort hlw/y trifft, das
in Z. 11 zusätzlich durch das Bittere oder Gift im Munde kontrastiert wird.
Auch in der ZR (20,12) schmeckt das Böse im Munde des Gottlosen am An-
fang süß (qtm) und wird dann zu Gift verwandelt (V. 14).

2.3. Einige Parallelen zwischen den Ahiqarsprüchen


und den anderen Freundesreden

Selbstverständlich dürfen die Gemeinsamkeiten nicht ausschließlich in


den ZR gesucht werden, weil die allgemeine Voraussetzung in Gestalt
des einschlägigen Schicksals der Bösewichter und der breite Kontext
des Alten Orients gegen ein so einseitiges Verfahren sprechen. Da in
den anderen Freundesreden ein vergleichbarer Zusammenhang mit
Motiven, die in mehreren Ahiqarsprüchen begegnen, nicht feststellbar
ist, begrenzen wir unsere Untersuchung an dieser Stelle nur auf einige
Motive, die in den BR und ER gegenüber ZR ins Auge fallen. Das wich-
tigste findet sich in den oben bereits zitierten Versen Ahiq XV (58) 7f.
über den Bösewicht und seine Vertilgung durch Šamaš. Dabei wird
sein Untergang mit dem Fall eines „Triebes“ ('b') verglichen. Die Paral-
lele zu diesem Trieb (*b")) finden wir in der ersten BR in der Reihe der
Pflanzenmetaphern, welche die Vergänglichkeit der Gottlosen beschrei-
ben (8,12).72 Aber weitere Sachparallelen lassen sich, abgesehen von der
Richter-Funktion des Šamaš im Ahiqar und dem theologischen
Schwerpunkt auf Recht und Gerechtigkeit, in den BR nicht nachwei-
sen.73
Wir haben bereits erwähnt, daß in einer gelehrten Diskussion wie
zwischen Hiob und seinen Freunden keine der Parteien auf negative
Ausdrücke angesichts der Worte des Mundes oder der Lippen des
Gegners verzichten kann. Neben dem Beleg in der ersten BR „die Wor-
te deines Mundes sind ein heftiger Wind“ (8,2)74 muß kurz an ver-
gleichbare Wendungen der ER erinnert werden. Die zweite ER besitzt

selius / W.C. Delsman, a.a.O., 931, übersetzen die Stelle: „hast Du mich, der ich ein
Lamm bin, in ihren Rachen gesetzt, (hast Du mich, der ich eines) der Jungen (bin),
unter ihre Zunge (gesetzt).“
72 Das Wort begegnet im AT nur zweimal, siehe oben, S. 173.
73 Die zahlreichen Parallelen in der mesopotamischen Literatur zu den BR werden
unten erläutert; siehe S. 249ff. Zur Theologie Bildads siehe oben, bes. S. 161f. und
208. Es muß darüber hinaus angemerkt werden, daß die Pflanzenmetaphern oder
-vergleiche den Aramäern geläufig gewesen sein müssen; siehe z.B. den Exkurs un-
ten, S. 251f.
74 Die zweite Stelle mit dem Paar heP // {iyt
a pf &
: in 8,21 kommt nicht in Betracht, weil sie
eine positive Verheißung darstellt.
248 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

in 15,5f. eine Beschwörung, in der zwei Paare heP // }O$:l (V. 5) und heP //
{iyt
a pf &
: (V. 6) sowie der Ausdruck „die Zunge der Listigen“, {yimUrA( }O$:l
(V. 5) verwendet werden und die mit der Ausdrucksweise der Ahiqar-
sprüche zu vergleichen ist.75 Ebenso verheißt Elifas in der ersten Rede,
daß Hiob „der Geißel der Zungen“, }O$fl +O$, entkommen werde
(5,21).76 Erinnert man sich an die Bezichtigung bzw. die rhetorische Fra-
ge über die Herkunft der Selbstsicherheit und Weisheit (hfmk: x f ) Hiobs in
15,8, scheint die Anspielung auf die göttliche Herkunft der Weisheit
(hkmh) in einer den Ahiqarsprüchen77 verwandten Tradition nahezu
vollkommen zu sein. Ferner wird im unmittelbaren Kontext der Erhö-
hung der Weisheit in den Himmel auch der bcl qdšn78 genannt (Ahiq X
[54] 1). In seiner ersten Rede fragt Elifas rhetorisch, an welchen von den
{yi$d:q Hiob sich wenden will (5,1). Doch bestehen mehrere grundsätzli-
che Unterschiede zwischen den Ahiqarsprüchen und den ER. Die Be-
schwörung im Ahiqar stellt El als Vollzieher der Strafe an dem Betrü-
ger dar, die zweite ER aber den Mund und Lippen Hiobs als Zeugen
gegen ihn selbst. Außerdem scheint der Schwerpunkt der Anschuldi-
gungen des Elifas gegen Hiob nicht im Mißbrauch der eigenen Weis-
heit zu liegen – wie meistens in den Ahiqarsprüchen –, sondern in den
Behauptungen, daß Hiob weder die Weisheit Gottes besitzen (15,7f.)
noch die Anteilnahme oder den Scharfblick Gottes leugnen kann
(22,13f.). Zofar dagegen stellt die Weisheit Hiobs nicht in Frage (20,4f.),
sondern die Art, wie Hiob seine Weisheit zur Verheimlichung seiner
Sünden ausnutzt (11,4f.).79 Wie bei Bildad, so reichen auch bei Elifas die
episodischen Parallelen zu den Ahiqarsprüchen nicht aus, um mit jenen
bei Zofar zu konkurrieren. Wenn der Hiobdichter versucht haben soll-
te, jemandem ein aramäisches Lokalkolorit zu verleihen, dann kann es
nur Zofar sein.
Exkurs. Um der Sache bis zum Ende gerecht zu werden, müssen diejenigen
im AT sehr seltenen Wörter genannt werden, die sowohl in den Ahiqar-
sprüchen als auch in den ER belegt sind. Die auffallende Beschwörung in
15,5f. beinhaltet neben der Parallelität des Mundes, der Lippen und der
Zunge noch einen Aramaismus. Das Verb vl) Pi., „lehren“ (15,5; vgl. Ahiq
IX [53] 2.[5]), wird im AT nur vom Elihudichter (Hi 33,33; 35,11) und in Prv

75 Siehe auch den Exkurs oben, S. 245–247.


76 In der dritten ER wird noch heP verwendet (22,22), aber nicht in negativer Hinsicht.
77 Siehe Ahiq IX (53) 16 oben, S. 240.
78 Auf die Funktion der „Heiligen“ wird in erhaltenen Teilen der Ahiqarsprüche nicht
näher eingegangen.
79 Zu den ER siehe oben, S. 212 und 226f., und zu den ZR oben, S. 198 und 209f.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 249

(22,25 Qal) verwendet.80 Die zweite Rarität ist by&, „alt sein“ (15,10 und
Ahiq XVI [59] 5).81 Daneben führen die ER eine bemerkenswerte Reihe von
Aramaismen vor, die an dieser Stelle aufgelistet werden: h"yr : )
A und das
hleg. (tn Nif. aus 4,10;82 hwx Pi. und hzx aus 15,17;83 vqt aus 15,24 und tebh
e l
: $
a
aus 15,30.84

3. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden


und in der mesopotamischen Weisheitsliteratur
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden
3.1. Die Bedeutung der akkadischen Vorläufer zur biblischen
Hiobdichtung

Nachdem wir zwischen den Absichten und Metaphern Zofars und den
Ahiqarsprüchen sowohl substantielle als auch formale Beziehungen
festgestellt haben und damit die Theorie über die Lokalisierung Zofars
in einer Aramäisch sprechenden Gegend als durchaus wahrscheinlich
beurteilt haben, müssen wir folgerichtig nach möglichen Reminiszen-
zen an die anderen nahöstlichen Lehren in den Freundesreden Aus-
schau halten. Durch das Beispiel der Richter-Funktion von Šamaš in
den Ahiqarsprüchen wurde uns bereits ein Hinweis darauf gegeben,
wie groß der Einfluß der mesopotamischen Weisheit auf die Nachbar-
länder gewesen sein konnte. Daher untersuchen wir die einschlägige
Weisheitsliteratur genauer, um festzustellen, ob sich weitere Parallelen
zwischen ihr und den Freundesreden ergeben. Daß einzelne Motive der
akkadischen Weisheit mehr oder weniger auch in den Freundesreden
wiederkehren werden, legt schon das Beispiel der sog. „älteren Schwe-
stern“ der Hiobdichtung, des Ludlul bēl nēmeqi, der Babylonischen The-

80 Aramäisch 'lp. Siehe E. Kautzsch (1902), 21; M. Wagner (1966), 25f., und oben, S. 213,
Anm. 305.
81 Aramäisch šyb; siehe oben, S. 228, Anm. 393. Der Kontext in Ahiq ist nicht klar.
82 Vgl. M. Wagner (1966), 29.85. Die Herkunft der Löwenmetapher in ER 4,10f. ist nicht
klar, jedoch stehen die Löwen fast im ganzen Alten Orient in der Tiermetaphorik an
der Spitze. Vgl. oben, S. 171f.
83 Vgl. E. Kautzsch (1902), 30, und M. Wagner (1966), 53. Siehe oben, S. 227, Anm. 383.
84 E. Kautzsch (1902), 92, und M. Wagner (1966), 113.120. Siehe oben, S. 173 und
Anm. 75. Zum Schluß sei auf die Herausforderung hingewiesen, die M. Cheney
(1994), 272f., in seiner Analyse der Verteilung der morphologischen und lexikali-
schen Archaismen und Aramaismen in den Reden des Hiobdialogs bietet. Dort tritt
der bemerkenswert niedrige Anteil solcher Formen in den ZR gegenüber anderen
Reden hervor; da aber Cheney die Endgestalt des Buches analysiert, können seine
Ergebnisse hier nicht ausgewertet werden. Vgl. auch seine Kritik an den „Aramais-
men“ im Hiobbuch (S. 274f.).
250 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

odizee u.a., nahe.85 Vor allzu schnellen Rückschlüssen muß jedoch auch
hier gewarnt werden, weil der Hiobdichter hinreichend selbständig
war, um nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Form ei-nen eigenen
Weg einzuschlagen. Mithin wird hier die nahe Verwandtschaft oder
sogar das Vorbild der Problemdichtungen aus dem Alten Orient für
unseren Dialog nicht automatisch vorausgesetzt.86

3.2. Die Vergänglichkeit der Gottlosen in den Bildadreden


und die Bedeutung des Šamaš in den akkadischen Texten

Untersucht man die Freundesreden auf ihre Parallelen im alten Meso-


potamien hin, ist zuerst zu erwähnen, daß der mögliche Stoff viel um-
fangreicher ist als nur die Problemdichtungen. Wenn die Freunde den
allgemeinen Standpunkt der weisheitlichen Lehre vertreten, dann muß
man Gegenstücke nicht nur in den Reden des Freundes des Dulders in
der babylonischen Theodizee, sondern weit darüber hinaus im Spruch-
gut, besonders in Hymnen und Fabeln, sowie in der Beschwörungslite-
ratur suchen. Wenn in diesen der Schwerpunkt der Frömmigkeit auch
im rituellen Bereich liegen mag, erregt einer der wichtigsten Götter,
Šamaš, als Wächter der Gerechtigkeit auf Erden im Blick auf einige Ge-
dankengänge in den BR unsere Aufmerksamkeit. Obwohl Šamaš in der
Hierarchie des akkadischen Pantheons zu den zweitrangigen Göttern
gehörte, besaß er einen erheblichen Einfluß in der Religion. War doch
er es, der alles Verborgene sah und der damit ebenso der Wahrer des
Rechts wie der für die Omendeutung zuständige Gott war. Daß sein
Einfluß weit über die Grenzen Mesopotamiens hinaus reichte, haben
oben bereits die Ahiqarsprüche belegt.87 In den BR haben wir bereits
vermerkt, daß sein Gott sich von dem der anderen Freunde durch sei-
nen besonderen und kategorischen Anspruch auf Recht und Gerechtig-

85 Zur Einführung in die mesopotamische Weisheitsliteratur allgemein siehe


H.H. Schmid (1966), 85–143, zu den altorientalischen Problemdichtungen a.a.O.,
131–141; H. Gese (1958), 51–62, und jüngstens besonders C. Uehlinger (2007) und
F. Sedlmeier (2007); speziell zu den Dialogen siehe S. Denning-Bolle (1992), 85–133;
vgl. auch H.-P. Müller (2002).
86 Besonders bei den BR (z.B. die dämonischen Gestalten in 18,13f.) hat es die Diskussi-
on gegeben, ob sie einen kanaanäischen oder mesopotamischen Hintergrund besit-
zen; vgl. oben, S. 186f., und unten, S. 260f. Zur Einleitung in die Beziehungen zwi-
schen mesopotamischer Weisheit und Hi siehe J. Gray (1970), zur Möglichkeit eines
Vergleichs a.a.O., 254ff.; H.-P. Müller (1991); C. Uehlinger (2007), 159–163, und
F. Sedlmeier (2007), 124–132, aber auch F.R. Magdalene (2007), 27–53.
87 W.G. Lambert (1960), 19; siehe oben, 2.2, bes. S. 240f.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 251

keit (8,3) unterscheidet.88 Betrachtet man daneben die Aneinander-


reihung zahlreicher Metaphern, ergibt sich ein Zusammenhang, der
unbedingt näher untersucht werden muß.
Als erstes ist die konkrete Frage zu stellen, ob der in den Ahi-
qarsprüchen XV (58) 7f. belegte „Fall des Triebes“ (hwh 'b') in Zusam-
menhang mit der Richterfunktion des Šamaš und dem Verfall des Bö-
sewichtes auch in den BR wiederkehren könnte, weil man dort, in BR
8,11f., auf das im Alten Testament sehr seltene Nomen *b") und das
vorzeitige Verdorren der Pflanzen in Verbindung mit dem Schicksal
der Gottlosen stößt:
„Kann denn Papyrus {)emoG} wachsen, wo kein Sumpf ist,
das Riedgras {Uxf)} ohne Wasser sprießen?
Noch treibt es {Obi)b
: }, wird nicht abgeschnitten,
schon aber ist es dürr vor allem Gras {ryicx
f }.“
Da auch das akkadische Wort inbu die Bedeutung „Frucht“ besitzt89,
stellt sich die Frage, ob in der akkadischen Literatur die Vergänglich-
keit der Frucht bzw. die Gebrechlichkeit der Pflanzen generell mit dem
Sterben oder Leiden der Menschen verbunden worden sind.
Exkurs. Es müssen an dieser Stelle einige einleitende Anmerkungen zur
Flora von BR 8,11f. eingefügt werden. Liest man V. 11, so scheinen zu-
nächst die beiden Wörter für Papyruspflanze und Riedgras, )emoG und Uxf),
eher auf Ägypten (im Ägyptischen nämlich km3; ijh, ihj)90 als auf Mesopo-
tamien zu verweisen. Erstens ist diese Meinung aber für die ägyptische
Herkunft des Bildes noch nicht beweiskräftig,91 zweitens müssen die vier
Wörter für Pflanzen in V. 11f. unter die Lupe genommen werden. Laut
J.M.A. Janssen spricht Uxf) in der Josefgeschichte (Gen 41,2.18) nicht unbe-
dingt für ägyptische Herkunft, weil das Verb w3hi, „grün werden, grün
sein“, im Ägyptischen sich zwar schon in den ältesten Texten befindet, das
Nomen 3hi jedoch erst in der demotischen Periode belegt ist.92 Darüber
hinaus kennt man das Wortpaar Uxf) // ryicx f (8,11b.12b) nicht nur aus der
BR, sondern auch aus der nach der Mitte des 8. Jh.s v. Chr. entstandenen93
aramäischen Sefire Inschrift I A 28f.:

88 Siehe oben, S. 161f. und 208.


89 AHW, I 381b.
90 So KBL, 28a.187b, und Ges17, 23a.143b, und fast die absolute Mehrheit der Exegeten
(vgl. vor allem G. Fohrer [1963a], 192).
91 M.H. Pope (1985), 66, und R. Gordis (1978), 90 (?), halten die ägyptische Herkunft
des Bildes nicht für unbestritten. Vgl. auch A. Guillaume (1968), 86f.
92 J.M.A. Janssen (1955–56), 68; mit ihm und mit Couroyer glaubt auch J.A. Fitzmeyer
(1995), 87, nicht unbedingt an den ägyptischen Ursprung des Wortes. H.W. Hertz-
berg (1949), 42, weist auf Papyrus „an den Ufern des Hule-Sees, nördlich des Sees
Genezareth“ hin.
93 So J.A. Fitzmeyer (1995), 19f.
252 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

„May the grass {hsr} not come forth


so that no green {yrq} may be seen
and its vegetation {'hwh} not be [seen]!“94
Riedgras und Schilfrohr kommen überall im Nahen Osten vor, freilich be-
sonders längs des Tigris und Euphrat.95 Jedenfalls ist den alten Mesopota-
miern eine ganze Reihe von Schilfrohrarten bekannt gewesen, vgl. z.B. das
Epos von Lugalbanda II.299ff.96 Darüber hinaus sind zwei weitere für das
Vergleichsbild in der BR wichtige Vokabeln ryicx
f und b") keinesfalls ägypti-
sche Lehnwörter, sondern im ersten Fall im Aramäischen und Phönizi-
schen und im zweiten im Akkadischen und Aramäischen belegt.97 Für uns
ist weiterhin wichtig, daß das Wort b") sein Gegenstück als inbu in zahlrei-
chen Stellen der babylonischen Weisheitsliteratur besitzt: So z.B. in einem
babylonischen Proverb (Bo 4209+4710, Z. 7f.)98 und in den Fabeln von der
Tamariske und Palme (IM 53975 Rs., Z. 18f.; VAT 8830, Z. 23f.28f.)99.
Angesichts der besonderen Vorliebe der Babylonier für Pflanzenfa-
beln, in denen die Trias von Trieb, Wurzel und Schatten häufig belegt
ist, stellt sich die Frage, ob man sie als kleinen Kommentar zu den Ver-
gänglichkeitsbildern der BR lesen kann.100 Sicher ist, daß die Mesopo-
tamier die rhetorische Frage Bildads hätten verstehen können. So kann
eine Metapher aus der Beschreibung der Flut von Tigris und Euphrat in
einer Fabel vom Ochsen und Pferd (K 3456 + DT 43, Vs., Z. 17f.) als
geradezu landeskundlicher Kommentar zu BR 8,11 gelesen werden:
„The unworked [land] became a bog.
In reed-bed [and thicket] the plants grew.“101

94 Übersetzung und Rekonstruktion nach J.A. Fitzmeyer (1995), 44f.; Y. Avishur (1984),
469f., möchte mit J.C. Greenfield wegen des Pflanzenvergleichs in der BR wly[šgh]
statt wly[thzh] lesen; dann wäre freilich die Parallele zum Bild in BR 8,11f. (Uxf)-heG&
: yi ,
ryicx
f ) noch triftiger; vgl. auch Sefire I A, 32: „may its vegetation ('hwh) be destroyed
unto desolation“ (J.A. Fitzmeyer, a.a.O.).
95 Vgl. laut Ges17, 23b, und N. Peters (1928), 91, den Versuch von Sarowski den Uxf) aus
ass. ahu, „Küste“, abzuleiten. Im Ugaritischen ist das Wort 'h , „Wiese“, ebenso be-
legt (KBL, 28a; G. Fohrer [1963a], 185; M.H. Pope [1985], 66) und soll auch im Jordan-
tal vorkommen (F. Horst [1968], 132).
96 W.H.Ph. Römer / D.O. Edzard (1993), 530.
97 So KBL, 2a.324b; vgl. auch J.A. Fitzmeyer (1995), 86: ryicx f ein kanaanäisches Lehn-
wort. Darüber hinaus war die Pflanzenmetapher in Ägypten anscheinend nicht häu-
fig; siehe unten den Exkurs, S. 255–257.
98 W.G. Lambert (1960), 279; siehe unten, S. 253.
99 W.G. Lambert, a.a.O., 155–157; 162–164; siehe unten, S. 253.
100 Trotz der sehr seltenen Belege von Pflanzenfabeln im AT (nur 2Kön 14,8–14 und Ri
9,8–15 sind zu nennen).
101 Rekonstruktion und Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 177. Daneben beweist
Z. 15 aus dem sumerischen Klagelied über Dumuzi (W.H.Ph. Römer [1989], 697–
700), daß solche Bilder mit Rohr oder Schilf im Sumpf in Mesopotamien seit langem
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 253

Zu erinnern ist auch daran, daß die zerstörende Krankheit des Dulders
in Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.) in einer Szene mit bestimmten Sumpf-
pflanzen (vermutlich Schilfrohr)102 verglichen wird, die von Krankheits-
dämonen gebrochen und niedergeschmettert werden.103 Obwohl hier
nicht von einer Dürre die Rede ist, liegt doch grundsätzlich eine Meta-
pher wie in der BR vor. Hält man nach weiteren Pflanzenvergleichen
Ausschau, so stößt man auf die babylonische Sentenz (Bo 4209+4710, Z.
7f.), in der sie auf eine übereilte Handlung oder Entscheidung und ihre
negativen Folgen verweist. Obwohl formal vollkommen anders aufge-
baut und inhaltlich in einigermaßen andere Richtung tendierend, sind
die Ähnlichkeiten in BR 8,12 mit den babylonischen Sentenzen unüber-
sehbar. Der Eindruck wird darüber hinaus durch das oben bereits ver-
merkte einschlägige Wort inbu bzw. b") unterstrichen.
„Prematurely ripe fruit {inbu} is produce (bringing) grief.“104
In einer assyrischen Variante der Fabel von der Tamariske und der Pal-
me (VAT 8830, Zeit etwa nach der mittleren assyrischen Periode105)
wirft die Palme der Tamariske ihre Nutzlosigkeit vor, sie trüge keine
Früchte (Z. 22f.):
„You, Tamarisk, are a useless tree.
What are your branches? Wood ... without fruit {inbu}!“106

geläufig gewesen sind: „Diese Klage ist die um den Sumpf – hatte er doch (früher)
‚abgestorbenes Rohr’ (und) frischprießendes Rohr hervorgebracht“ (Übersetzung
a.a.O., 699); vgl. auch 2. Urklage, Z. 50 (a.a.O., 705), oder den Prolog eines Streitge-
spräches zwischen Holz und Rohr, Z. 16f.: „Das Rohr stand wie eine Krähe in sei-
nem ...-Gras auf, die gewaltigen Röhricht(flächen), die großen Sümpfe ließ er die
Schilf(bewachsung) sehr dick machen“ (Übersetzung nach W.H.Ph. Römer [1993],
359; das Wort für Gras bleibt offen). Vgl. dazu auch die deutlich spätere akkadische
Gebetsbeschwörung an Ea (Ellilbanda) in A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 295f.
(Nr. 40, Z. 7). Auch heute kann man die Realität dieser Bilder erfahren, man verglei-
che den Irak der letzten Jahrzehnte, wo die großen Sumpfgebiete zwischen Tigris
und Euphrat von der Regierung trockengelegt worden sind; das Gebiet verwandelte
sich rasch in eine Wüste.
102 Andere Lesart aus dem Kommentar (K 3291) ist su-un-gir-tum (W.G. Lambert [1960],
37.42; R.H. Pfeiffer [1955], 190 übersetzt auch ‚water plant’).
103 Die weiteren Beispiele befinden sich im großen Hymnus auf Gula des Bullussarabi
aus nach-altbabylonischer Zeit (III, Z. 47), in dem das Röhricht niedergeworfen wird
(K. Hecker [1989], 759f.), und in den Vasallenverträgen Asarhaddons mit medischen
Fürsten im Rahmen der Beschwörungen in Z. 629–631 (R. Borger [1983], 175f.).
104 Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 279; Vgl. R.H. Pfeiffer (1955), 181: „Fruit in
the spring (of the year) – fruit of mourning“.
105 W.G. Lambert (1960), 152.
106 Übersetzung a.a.O., 162f.; in Z. 23 ist eine kleine Lücke. In einer Fabel vom Weiden-
baum wird ähnlich die Schwäche des Lorbeers geschildert (K 8566, Z. 11): „Your
254 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Mittels der beiden Zitate erhält man zwei Beweise dafür, daß das Bild
von den Früchten oder Blüten in der Tat auch metaphorisch für Le-
benskraft oder Nützlichkeit eines Menschen gebraucht werden konnte.
Ist das der Fall, drängt sich die Frage auf, ob man sich im alten Meso-
potamien der Pflanzenmetaphorik auch zur Schilderung der Beein-
trächtigung der Lebenskraft oder des Sterbens bedient hat. Aus der
Pflanzenwelt eignen sich dafür selbstverständlich die Bilder von der
die Früchte oder Wurzeln austrocknenden Dürre sowie von der ge-
waltsamen Beschädigung der Pflanzen, ähnlich wie der Verfasser des
Hiobdialogs es durch die bildhafte Sprache Bildads zusammen mit
dem oben zitierten Vers (8,12) in mehreren Gängen ausführt (8,16–18;
18,16):
„Er steht voll Saft im Sonnenschein {$em$ e -y"np: l
i },
durch seinen Garten rankt sich sein Sproß {OT:qna Oy}.
Über Steinhaufen verflechten sich seine Wurzeln {wyf$r f $
f },
zwischen Steinen hält er sich fest.107
Reißt man ihn aus von seinem Ort,
verleugnet der ihn: „Ich kenn’ dich nicht.““
„Unten verdorren seine Wurzeln {wyf$r f $
f }
und oben verwelken seine Zweige {Oryicq: }.“
Neben dem bereits erwähnten Passus aus Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.),
in dem die Krankheitsdämonen das Schilfrohr brechen und verstüm-
meln, liefert eine akkadische Gebetsbeschwörung an Ea, Šamaš und
Marduk (VAT 8237; nicht älter als 7. Jh. v. Chr.)108 ein weiteres anschau-
liches und für unseren Vergleich ergiebiges Bild (Z. 23):
„Wie eine ausgerissene Tamariske kehre er nicht zum (alten) Ort zu-
rück!“109
Sowohl der Vergleich mit der absterbenden Pflanze als auch die Vertil-
gung des Menschen von seinem Orte stimmen mit den Bildern in den
BR überein. Daneben verfügt man heute über eine weitere verwandte
Gebetsbeschwörung (PBS I/1,14) zur Besänftigung erzürnter Götter, die
an dieselbe Trias gerichtet ist wie im vorigen Gebet. Sie schließt gleich
am Anfang auch eine sechszeilige Klage ein, darunter zwei Kola (6f.):
„Ein nicht schöner Wind schüttete hin meine Palmwedel;
ein gewaltiger Sturm beugte mein Haupt nieder.“110

roots {šur-šu-ka} are not exceeding strong“ (a.a.O., 165; das Ende der Zeile ist uns
nicht überliefert); beachte das Wort „Wurzeln“ und die Parallelen unten, S. 254f.
107 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 59.
108 A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 340–342 (Nr. 67); die Schätzung des Alters
a.a.O., 46; E. Ebeling (1931), 140–142.
109 Übersetzung in A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 341; vgl. E. Ebeling, a.a.O.,
142; siehe zu derselben Beschwörung auch unten, S. 261.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 255

Das in der Pflanzenmetaphorik geläufige akkadische Äquivalent šuršu


für $er$
e , „Wurzel“, führt zu einer ganzen Reihe von Pflanzenverglei-
chen, die dem Zweck der Schilderung der Lebenskraft dienen, damit
aber auch, ergänzt durch die Verben „ausreißen“ oder „durchschnei-
den“, als Metaphern für menschliches Schicksal verwendet werden. Als
Prototyp dazu können Aussagen wie eine auf den Tafeln 5–6 der Be-
schwörungsserie Šurpu aus Ninive dienen, in der Verbrennungsriten
zur Reinigung des Klagenden von den unbekannten zerstörerischen
Einflüssen eingesetzt werden. In Z. 64f. wird zu der im Mittelpunkt der
Handlungen stehenden und zu verbrennenden Zwiebel unter anderem
gesagt:
„Sie im Erdboden nicht mehr Wurzel fassen kann,
kein Trieb mehr aus ihr sprossen und das Sonnenlicht sehen kann.“111
Obwohl die Pflanzenmetaphern auch von Elifas in seiner zweiten Rede
(15,30b.32f.) aneinandergereiht werden, bleibt die Vorliebe Bildads für
entsprechende Vergleiche und ihre Positionierung aus mehreren Grün-
den auffallend.112
Exkurs. An dieser Stelle drängt sich die weitere Frage nach dem Verhältnis
der Pflanzenmetaphern in den Freundesreden zu den ähnlichen Bildern im
vierten Kapitel der ägyptischen Lehre des Amenemope auf (6,1–12), die
vermutlich aus der Zeit der 20. Dynastie stammt113. Kann dieser Passus als
Gegenargument gegen die Herkunft der Pflanzenvergleiche Bildads aus
Mesopotamien fungieren? Die zu erörternden Zeilen seien zuerst angefügt:
„Der Heiße im Tempel,
er ist wie ein Baum, der in einem Innern114 wächst,

110 Übersetzung von A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 338 (vgl. K. Hecker [1989],
776). Die erste Zeile ist nicht ganz klar: W. von Soden vermutet eine Klage über
Sturmschäden an den Dattelpalmen (a.a.O., 403), doch ergibt es sich aus dem Kon-
text und der Wahl der Metaphern, daß hier von dem Klagenden selbst die Rede ist.
Vgl. auch eine assyrische Prophetie an König Assurbanipal (Tafel K. 883) aus Ninive
und von der Göttin Ninlil / Mullissu (ca. 667 v. Chr.), Rs., Z. 1: „Den fürstlichen
Dornstrauch werde ich zerbrechen, / die Rose zum Riechen abrupfen“ (Übersetzung
von K. Hecker [1986], 62f.).
111 Übersetzung nach W. Farber (1987), 266. Des weiteren vgl. zu den Wurzeln im Epi-
log des Codex Hammurapi, L 28f., in dem die Wurzeln des Verfluchten bzw. seines
Königtums ausgerissen werden sollen (siehe auch unten, S. 262); im akkadischen Er-
ra-Epos wird die Wurzel (šurussu) verwendet, um auszusagen, daß der Baum
durchgeschnitten und seine Frucht (piri'šu) nicht wachsen kann (IV 125; vgl.
Y. Avishur [1984], 520; G.G.W. Müller [1994], 798). Siehe auch zur Fabel vom Wei-
denbaum in Anm. 108 oben. Ferner hat F. Horst (1968), 274, in Verbindung mit BR
18,16 auf die Sarkophaginschrift des Königs Ešmun’azar (dort šrš // pr) hingewiesen.
112 Siehe oben, S. 174ff.
113 So H. Brunner (1985), 75, und (1988), 235.
114 I. Shirun-Grumach (1992), 230, übersetzt an dieser Stelle „Tempelgarten“.
256 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

einen Augenblick nur bringt er Sprößlinge hervor.


Sein Ende findet entweder im Wasser115 –
er treibt (dabei) weitab von seiner Heimat –,
oder er findet sein Begräbnis in der Flamme.
Der wahre Schweiger aber hält sich abseits;
er ist wie ein Baum, der im Sonnenlicht116 wächst.
Er grünt und verdoppelt seine Früchte,
er steht im Angesicht seines Herrn,
seine Früchte sind süß, sein Schatten ist angenehm,
und sein Ende findet er als Statue.“117
Gehen wir auf die einschlägigen Vergleiche näher ein, so fällt zunächst auf,
daß bei Amenemope zwei Vergleiche von gleicher Länge, ein negativer
und ein positiver, einander gegenübergestellt werden. In den Freundes-
reden fehlen dagegen positive Beispiele völlig.118 Obwohl in der babylo-
nischen Weisheit vorhanden, bilden die positiven Vergleiche oder
Metaphern gegenüber den negativen in ihr, soweit uns bekannt, eine Min-
derheit. Darüber hinaus zeichnet sich der stilistische Unterschied zwischen
Metapher und Vergleich ab; denn bei Amenemope liegt ausschließlich ein
Vergleich vor. Obwohl ein Begriff wie „der Heiße“ (Z. 1) an sich als Meta-
pher gilt, werden beide, der Heiße und der Schweiger (Z. 1 und 7), in den
Einleitungen zu den Bildern jedoch eindeutig mit Bäumen verglichen (Z. 2
und 8), so daß die Bäume nicht als Metaphern dienen. Sowohl in der BR
wie in der ER muß der Leser den Schluß selbst ziehen, daß sich die Pflan-
zenmetaphern auf den Gottlosen beziehen. Auch in den babylonischen
Texten ist hauptsächlich das letztere der Fall. Außerdem werden unsere
Beobachtungen durch die Tatsache unterstrichen, daß die behandelte Stelle
in der ägyptischen Weisheitslehre eher eine Ausnahme bildet und weitere
Pflanzenvergleiche sehr selten bzw. uns nicht bekannt sind. Wie wir gese-
hen haben, bilden sie im Zweistromland ein literarisches Allgemeingut.
Darüber hinaus bleibt in keiner der Metaphern in den Freundesreden von
den Pflanzen etwas übrig, dagegen baut der Verfasser von Amenemope
auf das Holz der Bäume sogar ein weiteres Vergleichsbild auf und führt
uns das den alten Ägyptern so wichtige Schicksal nach dem Tode vor Au-
gen.119

115 Zu m hrm o.ä. an dieser Stelle siehe D. Römheld (1989a), 177, Anm. 133.
116 Die Deutung ist nicht sicher; I. Shirun-Grumach (1991), 230, übersetzt „im Beglänz-
ten“; vgl. D. Römheld (1989a), 134, und Anm. 17.
117 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 240f. Siehe auch seinen Kommentar zum Text
a.a.O., 476.
118 Auf positive Pflanzenvergleiche stoßen wir im AT in den einschlägigen Parallelen
zum c. 4 von Amenemope in Jer 17,8 und Ps 1, ferner auch in Ps 52,10; 92,13–15; Jer
11,16f. und Ez 17,5ff. Diese Stellen sind auch meistens von den Forschern hervorge-
hoben worden (z.B. von H. Brunner [1985], 77, Anm. 239).
119 Wir halten weiterhin die Annahme fest, daß die riesigen enzyklopädischen Listen
der Pflanzen und Tiere eher in Mesopotamien entstanden sind und vermutlich die
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 257

Während die Bilder, besonders ihre Pointe vom hilflosen Schilfrohr


ohne Wasser (BR 8,11), am wenigsten den Vergleichen bei Amenemope
nahekommen, weil der „Heiße“ sein Ende bei Amenemope nämlich im
Wasser (oder im Feuer; Z. 4.6) findet, erhält man durch die äußeren Um-
stände wie die den Gottlosen fressende Flamme oder der ihn ausdürrende
Wind oder den Vergleich des Menschen mit einer abgefallenen Traube und
einer vom Ölbaum fallenden Blüte in der ER (15,30b.33)120 zwei Argumente
für die Ähnlichkeit der Bilder zwischen Amenemope und Elifas. Beide Me-
taphern, das Feuer und der Wind (vgl. auch ER 15,34b und 22,20b), besit-
zen ihre Parallelen nicht nur bei Amenemope, sondern auch in anderen
ägyptischen Lehren.121
Hält man nach weiteren einschlägigen Parallelen zu den BR Aus-
schau, richtet sich die Aufmerksamkeit sogleich auf die altbabylonische
Šamaš-Hymne122: Der Kontext der Wächterrolle des Gottes über Recht
und Gerechtigkeit, das metaphorische Spiel mit Licht und Finsternis
und die Beschreibung des unvermeidbaren Untergangs der Bösewich-
ter wirkt vor dem Hintergrund der BR beeindruckend. Vgl. die verlö-
schenden Lichter der Gottlosen in BR 18,5f. und 18,18:
„Allein des Gottlosen Licht {rO)} erlischt
und die Flamme seines Feuers {O<i) byib$ : } leuchtet nicht.
Das Licht {rO)} in seinem Zelt ward dunkel {|a$x f }
und über ihm verlöschte seine Leuchte {r"n}.“
„Er wurde vom Licht {rO)"m} in die Finsternis {|e$ox} gestoßen
und vom Festland verjagt.“
Obwohl die analogen Wörter wie rw), \(d, byb$, $), hgn, \$x und rn
(18,5f.18) auch sonst im Alten Testament verknüpft werden, treten sie
an keiner Stelle so gehäuft und mit der Problematik des unterschiedli-
chen Loses der Gerechten und Gottlosen verbunden auf wie in der
zweiten BR.123 Wir fügen die akkadischen Parallelen angesichts der
Verbreitung der Licht-Finsternis-Metaphorik an, ohne ein endgültiges
Urteil in der Frage zu wagen, ob der Dichter mit der Wahl dieser Meta-
phern auf die Šamaš-Hymne anspielen wollte. Will man den assyri-
schen Einfluß für die Solarisierung der Jahwe-Religion verantwortlich

weniger reichen aus Ägypten beeinflußt haben (O. Keel [1984], 48). Auch der um-
fangreiche Vergleich in HR 14,7–10 benutzt den Baum anders als hier.
120 Siehe dazu oben, 174ff.
121 Zur Diskussion siehe unten, S. 265–268.
122 Text in W.G. Lambert (1960), 126–138. Das Alter und die Einheitlichkeit der Hymne
steht nicht endgültig fest, W.G. Lambert, a.a.O., 123 vermutet, die kassitische Perio-
de sei zu früh, obwohl der Verfasser sich erheblich auf die altbabylonische Tradition
stützt. Auch A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 382, und H. Schmökel (1985), 126,
setzen die Hymne gegen Ende des 2. Jt.s v. Chr. an.
123 Siehe auch oben, S. 182.
258 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

machen, muß man sich vergegenwärtigen, daß sie zwischen der Mitte
des 8. und dem letzten Drittel des 7. Jh.s erfolgt ist und ihre Nachwir-
kung in dem Hiobdialog nur noch eine vermittelte sein kann.124 Trotz-
dem seien zwei für die Beschreibung des Šamaš exemplarische Beispie-
le angefügt: Das erste befindet sich in der genannten Šamaš-Hymne,
Z. 149f., selbst:
„You grant revelations, Šamaš, to the families of men,
Your harsh face and fierce light {nūru} you give to them!“125
Auf das zweite Beispiel treffen wir im Vasallenvertrag des assyrischen
Königs Asarhaddon (680–669 v. Chr.; ND 4336 u.a.), in dem die Funkti-
on des Sonnengottes als gerechter Richter und Herr über Licht und
Finsternis erneut bestätigt wird (Z. 422–425):
„May Šamaš, the light {nu-úr} of heaven and earth, not judge you justly.
May he remove your eyesight. Walk about in darkness!“126
Exkurs. Auf der zweiten Tafel des Ludlul bēl nēmeqi befindet sich eine Crux
(Z. 119f.), die wegen ihres komplizierten Satzbaus und mehrdeutiger Wör-
ter sehr unterschiedlich gedeutet worden ist, für uns aber von Bedeutung
sein kann. W.G. Lambert hat die Zeilen wie folgt übersetzt:
„But I know the day for my whole family,
When, among my friends, their Sun-god will have mercy.“127
Er läßt dabei zu, daß angesichts der überwältigenden Monolatrie des Got-
tes Marduk in Ludlul bēl nēmeqi die Vokabel dšamas-su-un in Z. 120 auch
bloß als „Sonne“ verstanden werden kann.128 Hat der Verfasser jedoch den
Sonnengott gemeint, erweist sich die weitere Schwierigkeit für uns als
wichtig: Wie ist das erste Wort in Z. 119 zu verstehen? W.G. Lambert liest
hier i-di, B. Landsberger hat aber vorgeschlagen: i-ti und i-kil,129 das hieße
„der Tag ist finster geworden“. Obwohl diese Lesart ebenso mit Schwierig-
keiten verbunden ist, spricht der Parallelismus deutlich dafür, besonders
da ein solcher unmittelbar in Z. 117f. vorausgeht und wenn man das Verb

124 Zur Astralisierung bzw. Solarisierung der Jahwe-Religion unter assyrischem Einfluß
vgl. M. Arneth (2000), bes. 201–209, und ferner O. Keel / C. Uehlinger (1992), 327ff.,
bes. 336f.
125 Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 135; kursiv ebenso von ihm.
126 Übersetzung nach S. Parpola / K. Watanabe (1988), 45; vgl. D.J. Wiseman (1958), 59f.;
ferner vgl. eine Gebetsbeschwörung an Šamaš (A. Falkenstein / W. von Soden [1953],
318ff., Z. 11).
127 W.G. Lambert (1960), 46.
128 A.a.O., 295; so übersetzt z.B. W. von Soden (1990), 126.
129 Von diesem mündlichen Vorschlag berichtet W.G. Lambert, a.a.O.; so versteht auch
W. von Soden, a.a.O.: „Finster wurde der Tag für meine ganze Familie“.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 259

i-rim in Z. 120 nicht mit „Erbarmen haben“, sondern „zudecken“ über-


setzt.130
Das mehrmals in den Zitaten belegte akkadische Äquivalent für die
alttestamentliche „Leuchte“ (r¢n, BR 18,6) nûru131 war in den babylonischen
Texten weit verbreitet und wurde natürlicherweise auch mit dem Sonnen-
gott in Verbindung gebracht: Vgl. in der Šamaš-Hymne Z. 34.38.52 und be-
sonders die oben angeführten Z. 149f. In der Fabel vom Nisaba und Wei-
zen (SU 1951, 173+1952, 100+142) stoßen wir ebenso auf den Ausdruck nu-
úr dšam[aš] am Anfang einer Reihe (Vs. I, Z. 4).132
Sieht man sich die Šamaš-Hymne genauer an, so wird der Gott am
Anfang als Lichtbringer im Universum und als Schutz aller Lebenden
gelobt, in weiteren Abschnitten tritt er aber als Garant des Rechts und
Vollzieher seiner eigenen gerechten Urteile auf (vgl. z.B. Z. 95–100). In
dem Zusammenhang erscheint es natürlich, daß von vielen verschie-
denen Arten von Fallen, Fallstricken, Schlingen, Netzen und Fesseln
die Rede ist (Z. 74.83f.87.90.94.97). Trotz des lückenhaften Textes in
Z. 73–90 steht es jedoch fest, daß der Verfasser der Hymne sich dieser
Metaphern für die Beschreibung des Ergehens der Bösewichter bedient
hat. Eine ähnliche und im Alten Testament auffallende Häufung dieser
Metaphern spielt wiederum in der zweiten BR (18,8–10) eine Rolle, wo
sie unmittelbar auf die Schilderung der erloschenen Lichter in den Zel-
ten der Gottlosen folgen und den Sturz der Bösewichter schildern.133
Noch eindeutiger werden das Fangnetz und die Falle als Instrumente
des Gerichtsvollzugs dem Richter Šamaš zugeschrieben, und zwar in
dem sehr alten mesopotamischen, aber in mehreren Fassungen wenig-
stens bis in die Zeit Assurbanipals bekannten Mythos vom Himmels-
flug Etanas. In dessen Rahmen wird eine Fabel mit einer kurzen Be-
schwörung an Šamaš beendet:

130 Siehe auch eine Unterstützung aus dem sog. ‚Sumerischen Hiob’ in W.G. Lambert,
a.a.O. W. von Soden übersetzt übrigens a.a.O.: „Er deckte für das Sinnen der Gefähr-
ten ihre Sonne zu“.
131 Ges17, 494a: nûru, nawâru, namâru. Im AT insgesamt nur 44-mal.
132 W.G. Lambert (1960), 169; der Kontext bleibt leider dunkel. Vgl. ferner a.a.O., Rs. IV,
Z. 5.
133 Zu dieser Häufung von sechs Wörtern siehe oben, S. 184f., und zu den Jagdinstru-
menten sowie deren Bedeutung im Alten Orient O. Keel (1984), 60ff.78ff. Das beson-
ders reiche entsprechende Vokabular im Akkadischen verdient hier eine Anmer-
kung. Wenn wir vermuten, daß der Verfasser des Hiobdialogs dem Bildad
babylonisches Lokalkolorit verleihen wollte, dann wirkt nur eine wörtliche Über-
schneidung überraschend: die Wurzel lbx (lebx e in 18,10) wird mit dem assyrischen
nahbalu und hâbilu, mit akkadischem eblu und nahlabu in Verbindung gesetzt (KBL,
271a; Ges17, 210a; KBL3, 275a; Ges18, 318f.; AHW, I 183.302). Vgl. na-ah-bal in Ludlul bēl
nēmeqi II, Z. 84. Dies bestätigt unsere Annahme, daß die babylonische Tradition
durch die alttestamentliche vermittelt und nicht direkt übernommen worden ist.
260 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

„Dein Fangnetz ist die weite Erde,


deine Falle der fe[rne Himmel]:
Deinem Fangnetz [entkomme] der Adler nicht,
der Böses [und] Abscheuliches tat
und Böses für seinen Freund bereitete.“134
Angesichts der dazu gezeigten Parallelen kann man jedenfalls mit eini-
gem Recht die Frage stellen, ob es ein Zufall ist, daß im gesamten Hiob-
dialog allein in der ersten BR (8,16) das Wort $em$ e begegnet? Es ist im-
merhin auffällig, daß die Formel $em$ f y"np: l
i aus der BR135 ihre akkadische
Parallele in dem Ausdruck la-pa-an dšamaš eines babylonischen Spruchs
besitzt.136 So ist es nicht ausgeschlossen, daß die augenfälligen Häufun-
gen der Pflanzenmetaphern (8,11f.16–18; 18,16) und der Wörter für
Fanginstrumente (18,8–10) sowie das Spiel mit Licht und Finsternis
(18,5f.18) von dem Verfasser der BR eingesetzt worden sind, um dem
„vom oberen Euphrat stammenden Schuchiten“ sein Lokalkolorit zu
geben.137 In der Hinsicht sind von mehreren Auslegern die anthropo-
morphisierten Krankheitsbilder in BR 18,12–14 hervorgehoben worden,
weil sie an Krankheitsdämonen in der mesopotamischen Tradition
erinnern.138 Dieser reichen Quelle der Metaphorik bedient sich der
Dichter des Ludlul bēl nēmeqi besonders ausführlich in der Schilderung
der physischen Leiden des Duldenden (II, Z. 49–111). In der BR lassen
gerade „der Erstgeborene des Todes“, tåwm f rOk:B (18,13),139 und „der Kö-
nig des Schreckens“, tOhfLB a |elm
e (18,14)140 sowie die Metapher von der
gefressenen Haut und den Körpergliedern (18,13) einen ähnlichen Ein-

134 Diese Übersetzung stammt aus der altbabylonischen Fassung (Textzeuge S, Rs.,
Z. 20’–24’) nach K. Hecker (2001), 37. Vgl. aber auch die mittelassyrische Fassung, II’,
Z. 1f. (a.a.O., 38) und die späte Fassung aus Bibliothek des Assurbanipal, II, Z. 22.46f.
67–72 (a.a.O., 44f.), und darüber hinaus die einleitenden Anmerkungen a.a.O., 34ff.
135 Im AT nur noch in Ps 72,17; siehe dazu oben, S. 176.
136 In diesem losen Proverb (W.G. Lambert [1960], 282) handelt es sich um den Fuchs,
der nicht ausgehen kann, ohne daß Šamaš es nicht wüßte.
137 Eine Beobachtung von V.A. Hurowitz (2007) aufgrund eines Hinweises auf Šamaš-
Hymne im Dialog des Pessimismus, daß die Hymne verbreitet gewesen und mögli-
cherweise zu didaktischen Zwecken benutzt worden ist, erweist sich als bemerkens-
wert.
138 Siehe auch oben, S. 186f.
139 Siehe zur Übersetzung oben, S. 64.
140 Siehe auch oben, besonders zur Diskussion über die „dichterischen Personifikatio-
nen“, S. 186f. Diese beiden Gestalten haben die Diskussion verursacht, ob sie einen
mesopotamischen oder kanaanäischen Hintergrund besitzen, vgl. entsprechend
W.A. Irwin (1962) und N.M. Sarna (1963). – U. Rüterswörden (1999) zeigt, daß eine
mesopotamische Herkunft naheliegt, aber nicht feststeht. Darüber hinaus ist bei bei-
den Gestalten auf konkretere Dämonen hingewiesen worden: bei tOhfLB a |elm e auf
Nergal (U. Rüterswörden [1999]) und bei tåwm f rOk:B auf Namtar (T.J. Lewis [1999]).
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 261

druck entstehen wie es sich aus der Reihe der Dämonen in Z. 53–55.71.
102 ergibt. Selbstverständlich darf man etwas Einschlägiges vor allem
in herkömmlichen akkadischen Gebetsbeschwörungen erwarten. Dafür
eignet sich eine von ihnen an Ea, Šamaš und Marduk als Beispiel am
besten.141 Dort wird die Krankheit des Beters nicht nur ausführlich
durch den Totengeist anthropomorphisch dargestellt, sondern die Göt-
ter Šamaš und Marduk (merke die Reihenfolge) werden zur Vertrei-
bung des Dämons aus dem Leibe des Kranken aufgefordert. Anders
ausgedrückt: Šamaš wird eindeutig mit dem Krankheitsdämon und
dessen Entmächtigung in Verbindung gebracht. Es muß jedoch auch
ein grundsätzlicher Unterschied der Vorstellungen über die Krank-
heitsursache zwischen Hiob, Elifas und Zofar auf der einen Seite142 und
Bildad auf der anderen Seite143 in Erinnerung gerufen werden: Wäh-
rend in den ER und ZR allein Gott verwundet und verbindet, können
in den BR personifizierter Tod und Schrecken mit den Gottlosen ma-
chen, was sie wollen. Im Kontext der oben angeführten Beobachtungen
zu den BR können diese Personifikationen ein weiteres Argument für
die Hervorhebung des babylonischen Lokalkolorits in den BR bilden.
Es handelt sich hier um Mythologeme oder Metaphern, die in Mesopo-
tamien weit verbreitet waren, in der alttestamentlichen Religion dage-
gen nur episodisch begegnen.144
Darüber hinaus muß ein Vers in der Endstrophe der zweiten BR
vergegenwärtigt werden. In 18,20 spricht Bildad von der Furcht, die die
Menschen sowohl im Westen ({yinorx A )
a ) als auch im Osten ({yinomd
: aq), d.h.
die ganze Menschheit, angesichts des Ergehens der Gottlosen packt.
Und das im Unterschied zu den palästinischen Verhältnissen in Joel
2,20 und Sach 14,8.145 Mithin ist es auch hier nicht ausgeschlossen, daß
der Hiobverfasser bewußt die geographische Herkunft Bildads aus
einer Gegend berücksichtigt, die vom Meer weit abgelegen und von
Zivilisation umgeben ist. Beim oberen Euphrat wäre es eindeutig der
Fall.146

141 Die Beschwörung ist oben, S. 227, bereits betrachtet worden. Für uns sind Z. 4–11
und 17ff. der Beschwörung wichtig.
142 Siehe oben, S. 204ff. und 209f.
143 Siehe oben, S. 208f.
144 Vgl. dazu die Beobachtung von O. Keel (1984), 73, daß die ägyptischen Jenseitsdä-
monen in den Psalmen keinerlei Echo fänden, die kanaanäischen und mesopotami-
schen Krankheitsdämonen wenigstens „spurenweise vertreten“ seien. Zu den Dä-
monen im Alten Orient und Ägypten siehe a.a.O., 68ff.
145 Siehe oben, S. 182 und Anm. 155.
146 Etwa im Stil eines jüngeren keilschriftlichen Gebets des Antiochos I. Soter an Nabu
aus dem 3. Jh. v. Chr.: „Die Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“
(A. Falkenstein / W. von Soden [1953], 291). Ausführlich wird das Westland in einem
262 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Als Schlußanmerkung sei im folgenden auf weitere mögliche Paral-


lelen verwiesen, auf die wir aber nicht näher eingehen werden und die
nur dem Zweck dienen, anhand des Epilogs des berühmten Codex
Hammurapi die Breite der Tradition zu demonstrieren, mit der der
Hiobdichter möglicherweise vertraut war. In diesem Epilog trifft man
unter den an mehrere Götter gerichteten Beschwörungen auch eine
solche an Šamaš, nach der es in seinem Machtbereich liegt, unter ande-
rem die Füße des Verfluchten ausgleiten zu lassen (vgl. BR 18,7) und
die Wurzeln seines Königtums auszureißen (vgl. BR 8,17; 18,16). Einige
Abschnitte vor der an Šamaš gerichteten Beschwörung steht eine an
Enlil adressierte, durch die der Name (šumšu) und das Gedenken (zi-
kiršu) des Verfluchten getilgt werden und ihn Finsternis und Blindheit
treffen sollen (Z. 49.68–80; vgl. BR 18,17 und 18,5f.18).147

3.3. Weitere Parallelen zu den anderen Freundesreden in der


mesopotamischen Weisheitsliteratur

Es fehlt selbstverständlich nicht an weiteren Parallelen in den ZR und


ER. Die Mehrheit von diesen ist jedoch im Alten Orient in dem Maße
verbreitet, daß sie keinen Hinweis auf ein bestimmtes Lokalkolorit
geben, geschweige denn einen direkten Einfluß auf die Freundesreden
belegen können.148 Zunächst gilt es vielmehr festzustellen, daß die alt-
testamentliche Weisheit und damit auch die Hiobdichtung die Über-
zeugung mit den einschlägigen babylonischen Dichtungen teilt, daß
das Wohlergehen des Menschen mit seiner Frömmigkeit in Verbindung
steht und der Lohn der richtigen Gottesverehrung bzw. Gottesfurcht in

neuassyrischen Brief zur Zukunftsdeutung (K. 1263; K. Hecker [1986], 81), Vs., Z. 15–
24 (Hattiskutu, Chaldäa) erläutert. Zum Westland siehe eine Reihe von historischen
Texten in akkadischer Sprache bei R. Borger (1984), 354–356. Freilich ist in den ägyp-
tischen Texten das Festland im Westen geläufig gewesen, vgl. in den Regeln einer
Kultvereinigung, Z. 20 (U. Kaplony-Heckel [1983], 233); auf der Siegesstele der Pije,
Z. 19.107.146.155 (U. Kaplony-Heckel [1985], 565.579.584.585); im Brief des Wermai
2,14–3,1 (G. Moers [1995], 926) und auf der Metternichstele, rechte Seite, Z. 160f.
(H. Sternberg-el-Hotabi [1988], 375). Doch sind die Aussagen in Verbindung mit den
Ländern wie „des Westens und des Ostens“ anscheinend selten, vgl. die Inschriften
des Grabtempels von Pharao Sahura Abusiris aus dem Alten Reich; S. Stadnikov
(1998), 237.
147 Siehe R. Borger (1981), 78. Das Paar šumšu // zikiršu hat Y. Avishur (1984), 598f., in
Codex Hammurapi und zweiter BR hervorgehoben, wenn auch als eines, das in se-
mitischen Sprachen relativ verbreitet war.
148 Vgl. z.B. H.-P. Müller (1991), 147: „Die Ähnlichkeit von Z. 36–38 [in Ludlul II] mit
den Fragen der Freunde Hiobs Hi 11,7–10; 15,7–13 und den abschließenden Fragen
Gottes 38,2ff. ist nicht zu übersehen.“
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 263

einem langen und gesegneten Leben besteht.149 So finden die Verhei-


ßungen vom langen Leben (Z. 119), großer Familie und Wohlergehen
(Z. 120) sowie großer Nachkommenschaft (Z. 121) in der von uns oben
oft betrachteten Šamaš-Hymne ebenso ihre Entsprechungen wie in den
ER, in denen der Weise Hiob im Falle der Gottesfurcht Fülle (5,24),
zahlreiche Nachkommen (5,25) und reifes Alter (5,26) verheißt. Nicht
anders ist die Vorstellung, daß Gott bzw. die Götter dem, der sich ih-
nen zuwendet, heilvolles Leben schenken, der babylonischen und bibli-
schen Dichtung gemeinsam. Die Aufforderung der Freunde Hiobs,
Gott zu suchen, die Hände vor ihm auszubreiten oder seine Weisung
anzunehmen (BR 8,5f.; ZR 11,13; ER 22,22), besitzt in den Reden des
Freundes in der babylonischen Theodizee zahlreiche Entsprechun-
gen.150
In beiden Religionen teilen die Götter den Menschen Heil und Un-
heil aufgrund ihres Verhaltens gegenüber den Schutzbedürftigen zu. So
beinhalten Z. 53–65 der babylonischen Ratschläge die im Alten Orient
üblichen Befehle für das richtige soziale Verhalten wie Respekt vor
dem Bruder (Z. 54), Hilfe für die Unterdrückten (Z. 57) und Ernährung
für die Bedürftigen (Z. 61f.).151 Entsprechend kehrt das gleiche soziale
von Gott sanktionierte Verhaltensmuster in der dritten ER wieder, in
der Hiob in einem Katalog seine konkreten Missetaten vorgehalten
werden (22,6–9). Dabei wirft Elifas ihm in V. 6a Pfänden des Bruders, in
V. 7 Versagen der Hilfe für die Hungrigen und in V. 9 eine solche für
Witwen und Waisen, die bekanntlich zusammen mit den Fremden zu
den klassischen Personae miserae des Alten Orients gehören, vor.152

149 Zum zentralen Begriff der Gottesfurcht bei Elifas (4,6; 15,4; 22,4) vgl. z.B. die Worte
des Freundes in der babylonischen Theodizee, Z. 21f.: „Nur, wer auf den Gott
schaut, hat volle Lebens[kraft]; / in kritischer Lage (selbst) häuft, wer die Göttin
fürchtet, die Fül[le] auf“ (Übersetzung W. von Soden [1990], 147; vgl. aber auch
W.G. Lambert [1960], 71); oder Z. 146 in den babylonischen Ratschlägen: „Den Got-
tesfürchtigen mißachtet nie[mand], / wer die Anunnaku fürchtet, verlängert [seine
Tage]“ (Rekonstruktion und Übersetzung W. von Soden, a.a.O., 168). Vgl. ferner das
assyrische Proverb IV, Z. 24ff. (W.G. Lambert, a.a.O., 229.233).
150 Vgl. z.B. Z. 239: „Für dich, der du den Bescheid Gottes nicht suchtest: Was könnte
dein Erfolg sein“; oder Z. 241f.: „Den guten Hauch der Götter suche immer wieder, /
dann wirst du, was du in diesem Jahr verlorst, sehr bald ersetzen können“ (beide
Übersetzungen W. von Soden, a.a.O., 155). Die Assoziationen zwischen der zuletzt
zitierten Stelle und BR 8,5f. sind ebenso von H. Schmökel (1985), 159, Anm. 374, an-
gedeutet worden.
151 Text in W.G. Lambert (1960), 99–107; dabei wird der Sonnengott Šamaš in Z. 60 und
64 als derjenige betrachtet, der die Menschen belohnen oder heimsuchen wird.
152 Vgl. zusätzlich Z. 9–14 in der bilingualen Hymne an Ninurta (VAT 10610, in
W.G. Lambert [1960], 119), in der Šamaš-Hymne Z. 132–134, in der Fabel von der
Tamariske und Palme (VAT 10102, Rs., Z. 20, a.a.O., 158f.), in den Assyrischen Pro-
264 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Die Metapher vom Untergang der Löwen für das die mächtigen
Gottlosen erwartende Schicksal in der ersten ER (4,10f.) besitzt in der
babylonischen Theodizee, Z. 61f. (vgl. laba und )yiblf ), ihre Parallele,
denn dort heißt es, daß für den Löwen, der Frevel beging, die Fallgrube
offen steht.
„Den Feind des Viehs, den Löwen, den du erwähntest, sieh gefälligst
genau an!
(Für) den Frevel, den der Löwe beging, ist ihm die Fallgrube geöffnet!“153
Es wirkt weiterhin nicht überraschend, daß die Warnungen vor lügen-
hafter Rede einen Grundtopos der Weisheit und Beschwörungsliteratur
bilden und ebenso in der aramäischen Lehre des Ahiqar154 wie in der
babylonischen Dichtung155, den Ratschlägen der Weisheit156, den akka-
dischen Gebeten und Beschwörungen157 und in den Freundesreden des
Hiobdialogs begegnen (vgl. neben den zahlreichen Beispielen aus den
ZR158 ER 15,6 und ferner BR 18,7).
Obwohl besonders die zuletzt genannten Parallelen zu den Moti-
ven und Themen gehören, die in den Weisheitslehren des Alten Orients
und den Freundesreden als allgemeingültig gelten, gibt es genug An-
zeichen dafür, daß die Absicht des Hiobdichters, den BR ein gewisses
babylonisches Lokalkolorit zu verleihen, nicht ausgeschlossen werden
kann. Die Auswahl und Aneinanderreihung bestimmter Metaphern
und Topoi, einige theologische Besonderheiten gegenüber den anderen
Freunden wie die Rede vom „Gott des Rechts und der Gerechtigkeit“
sowie der dadurch geschaffene Zusammenhang gestatten zumindest

verbien (BM 56607 = 82-7-14, 989, Kolumne B, 8–15; a.a.O., 270f.) und in der Dich-
tung von einem Mann und seinem Gott (AO 4462), Z. 62f. (W. von Soden [1990],
140).
153 Übersetzung nach W. von Soden, a.a.O.; vgl. dazu noch Z. 247. Auch H. Schmökel
(1985), 158, Anm. 370, und A. Scherer (2008), 39, heben diese Parallele zur ER hervor.
Zu den Tiervergleichen im Alten Orient und Ägypten siehe O. Keel (1984), 75ff.
154 Siehe oben, S. 237ff.
155 Der Topos ist schon wenigstens so alt wie die altsumerische Version des Rates des
Šuruppag, Z. 43f. (W.H.Ph. Römer [1990], 53).
156 Vgl. Z. 26f. in den „Ratschlägen“: „Überprüft sei deine Rede, diszipliniert dein Spre-
chen, / das ist die Würde eines Mannes; sehr kostbar seien (dir) deine Lippen,“ und
Z. 133: „Was du schnell dahinsagtest, wird später auf dich zukommen“ (Überset-
zung von W. von Soden [1990], 164.167). Vgl auch Z. 28–30 und 127–134. Auch in
diesem Kontext erscheint Šamaš als allwissender Richter (Z. 130).
157 Z.B. in der Beschwörungsserie Šurpu vgl. Tafel II, Z. 63f.: „dessen Mund ... lügenhaft
ist, / dessen Lippen falsch und gewalttätig sind“ (Übersetzung nach H. Schmökel
[1985], 156).
158 Siehe oben, S. 197–199.
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 265

eine entsprechende Vermutung. Dem entspricht jedenfalls, daß Bildad


als „Schuchit“ bezeichnet und damit in Mesopotamien lokalisiert wird.

4. Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der


Elifasreden
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden
4.1. Nimmt Elifas Bezug auf die ägyptische Weisheit?

Seit der Veröffentlichung der Lehre des Amenemope und der Feststel-
lung der Parallelen zu Prv 22,17–24,22 ist die ägyptische Weisheitslite-
ratur in den Blick der Alttestamentler geraten.159 Auch in der Hiobdich-
tung, besonders in beiden Jahwe-Reden und dem sog. Reinigungseid
Hiobs (c. 31), haben sowohl die Alttestamentler als auch die Ägyptolo-
gen mit Erfolg Spuren altägyptischer Weisheit gesucht.160 Angesichts
dieser Tatsachen und unserer Beobachtung, daß bei den BR und ZR ein
gewisses fremdes Kolorit vermutet werden kann, muß auch die Frage
gestellt werden, ob die Reden des ersten und wichtigsten Freundes eine
vergleichbare Färbung besitzen, und vor allem, ob es in ihnen Hinweise
auf ihre Bekanntschaft mit der ägyptischen Weisheitsliteratur gibt.
Neben den zahlreichen Motiven, Themen und Formelementen, die
zum Gemeingut der altorientalischen und -ägyptischen Weisheit gehö-
ren (wie z.B. der Tun-Ergehen-Zusammenhang, das Herz als Organ für
die Vernunft, Verheißungen zum glücklichen Leben, Tadel der Mißach-
tung der Personae miserae, richtiger und falscher Weg, böse Zunge, Re-
deeröffnungsformeln usw.), fällt bei den ER im Vergleich zu den BR
und ZR besonders die Berufung auf die eigene Lebenserfahrung auf.
Sie gilt auch in den ägyptischen Lehren als die wichtigste Legitimati-
on.161 Dagegen fehlen einschlägige Parallelen in den mesopotamischen

159 Zur Einführung in die ägyptische Weisheitsliteratur siehe H. Gese (1958), 5–28;
H.H. Schmid (1966), 8–84; H. Brunner (1988), 11–98; und zum Hintergrund der de-
motischen Weisheit insbesondere F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 12–20. Zur Neu-
auswertung der Beziehung zwischen der Lehre des Amenemope und Prv 22,17–
23,14 siehe B.U. Schipper (2005).
160 Zum neueren Forschungsstand siehe C. Uehlinger (2007), 121–123 (zur Literatur
S. 106, Anm. 29.31; S. 122, Anm. 104), und A. Schellenberg (2007), 55–60 (zur Litera-
tur S. 57, Anm. 5); zu den Jahwe-Reden vgl. z.B. G. von Rad (1955) und O. Keel
(1978), 25ff.126–156; zu den Hiobreden A. Schellenberg (2007), a.a.O., 60–79, und zu
Hi 31 A. Kunz-Lübcke (2007).
161 Siehe N. Shupak (1993), 242; H. Brunner (1988), 19. Vgl. z.B. in der Lehre des Cheti:
„Ich habe Geprügelte gesehen“ oder „ich habe aber auch die beobachtet...“ (Z. 10;
Übersetzungen nach H. Brunner, a.a.O., 159); ferner zählen zur Lebenserfahrung die
Beschreibung in der Lehre für Kagemni, daß sein Vater der Menschen Wesen durch-
266 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

Lehren. Darüber hinaus wurde oben bereits festgestellt, daß sich zwar
im metaphorischen Gedicht zur Schilderung des Schicksals des „Hei-
ßen“ und „Schweigers“ in der Lehre des Amenemope gewisse Ähn-
lichkeiten zu den Pflanzenmetaphern zumal in den ER finden, aber die
Unterschiede so schwerwiegend sind, daß an eine entsprechende An-
leihe des Hiobdichters nicht zu denken ist.162
Stützt man sich auf die ursprüngliche Gestalt des Hiobdialogs163
und nur auf die Freundesreden, zumal auf die des Elifas, stechen je-
doch manche Argumente ins Auge, die den Vergleich mit der altägyp-
tischen Literatur erschweren. Freilich stehen die mesopotamischen
Problemdichtungen (bis zu einem „Freund“ in der Babylonischen The-
odizee) den Freundesreden näher als die Auseinandersetzungsliteratur
aus Ägypten. Setzen wir weiterhin voraus, daß der Hiobdichter in der
(spät)persischen Zeit gelebt hat164, muß man neben den babylonischen,
aramäischen und persischen Einflüssen zwar auch mit der wachsenden
Bedeutung der ägyptischen (demotischen) Literatur rechnen,165 aber es
scheint uns die Frage berechtigt zu sein, ob diese Bedeutung womög-
lich eine wichtigere Rolle in der Redaktionsgeschichte des Hiobbuches
als in der Gedankenwelt des ursprünglichen Hiobdichters spielt.166 Ein

schaut hatte (Z. 39–41), oder die Lehre an den Sohn in Ptahhotep, daß die Alten aus
ihrer Erfahrung sprechen (Z. 502).
162 Siehe den Exkurs oben, S. 255–257. Abgesehen davon, daß die den Gottlosen fres-
sende Flamme, der ausdürrende Wind (ER 15,30b) und der Mensch als Baum (ER
15,33) mit dem Gedicht in der Lehre des Amenemope vergleichbar sind, sind solche
im AT seltenen Worte oder Wurzeln wie „Sproß“, q"nOy, „Flamme“, tebh e l
: $
a , und „Blü-
te“, xarPe (alle 15,30) in der Tat im Altägyptischen entsprechend mit dem Kausativ
ś-nq (Ges17, 303b, und KBL3, 398a), im Spätägyptischen mit šhb, „Südwind“ (Ges17,
829b), und mit prh (Ges17, 658b, und KBL3, 909a) in Verbindung gesetzt worden.
163 Sieht man sich die Forschungsgeschichte an, muß festgestellt werden, daß man zum
Vergleich mit der altägyptischen Literatur entweder die sekundären Erweiterungen
des Hiobbuches (z.B. die zweite Gottesrede Hi 40,6ff.) oder hauptsächlich die HR
und GR herangezogen hat.
164 Zur Datierung und Warnung, die ursprüngliche Hiobdichtung nicht allzu spät zu
datieren, siehe unten, S. 300.
165 Grundsätzlich kann auch mit einem vorexilischen Einfluß gerechnet werden, wie
B.U. Schipper (2005) anhand des Lektüreverfahrens klassischer Schultexte sowohl in
Ägypten als auch in Juda des 8.–7. Jh.s v. Chr. gezeigt hat.
166 Vgl. C. Uehlinger (2007), 122f.: „Die Verschiebung des metaphorisch-mythologi-
schen Fokus von einer eindeutig vorderasiatischen geprägten, zu der sich auch Mo-
tivparallelen in der akkadischen Hymnen- und Weisheitsliteratur finden ließen, zu
einer ebenso klar (ptolemäisch-)ägyptischen Topik [in Hi 40,6ff. – U. N.] kann kein
Zufall sein. In ihr spiegelt sich die Redaktionsgeschichte des Buches zwischen der
(mittleren bis späten) persischen und der ptolemäischen Zeit, vielleicht auch sein
Transfer aus einem mit aramäischen, evtl. gar arabischen Literaten kommunizieren-
den in ein stärker Ägypten-orientiertes Milieu palästinisch-judäischer Gelehrten.“
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 267

weiteres Argument verbirgt sich in der viel pragmatischeren Kolorie-


rung der ägyptischen, auch demotischen Lebensweisheit, die generell
nicht in dem Maße theologisiert worden ist wie die Freundesreden.167
Als ein Beispiel möge hier die Gegenüberstellung von Weisen und To-
ren dienen, die in Ägypten kaum auf die göttliche Ordnung bezogen
worden ist. Wenn überhaupt, so konnte eine solche Kontrastierung vor-
nehmlich im Horizont der kosmischen Ma’at und erst sekundär durch
den göttlichen Willen erfolgen.168 Elifas betont zwar die logischen Fol-
gen der Taten von einem lyéw)E , aber doch deutlich in einem theologisier-
ten Kontext (vgl. 5,2).169 Außerdem bilden die paradoxen Schlußzeilen
jeder Lehre zusammen mit theologischen Refrains im Papyrus Insinger
eher Ausnahmen, die die Regel bestätigen: Sie relativieren die Sprüche
der Lehren und setzen das Schicksal der Menschen ausdrücklich in die
göttliche Leitungssphäre,170 aber an der Gültigkeit der doch nur spora-
disch theologisch formulierten Regeln ändert sich wenig.171 In den ER
und in den Freundesreden allgemein ist Gott immer der Garant für die
Gültigkeit der Regel, und sie wird auch nicht relativiert.172
Eine relativ wichtige Metapher möge einen weiteren Unterschied
der ER zur altägyptischen Literatur verdeutlichen. Es ist uns oben be-
reits aufgefallen, daß die Löwenmetapher in 4,10f. wegen ihres den
Untergang der mächtigen Gottlosen illustrierenden Charakters sich
vom Hintergrund der alttestamentlichen Löwenbilder abhebt.173 Im
alten Ägypten traten an die Stelle eines mächtigen Tiers als Beispiels

167 Vgl. F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 274, die den „realitätsbezogenen Pragmatis-
mus“ in der Lehre des Chascheschonqi (Anchscheschonqi) betonen, und A. de Wilde
(1981), 23, der die pessimistischere babylonische und die optimistischere ägyptische
Ansicht unterscheidet und die Neigung des Hiobdichters zur ersten behauptet.
168 Beachte z.B. die Reihenfolge in einer Aussage der Lehre des Anchscheschonqi 26,8:
„All are from the hand of the fate and the god“ (nach M. Lichtheim [1983], 91).
169 Siehe oben, S. 193f. Vgl. J. Hausmann (1995), 33.36, die den Schluß zieht, daß die
Toren und Weisen in Prv 10ff. gegenüber der ägyptischen Weisheit und trotz ähnli-
cher Themen eher die „ethische Dimension“ darstellen und keine intellektuelle.
170 Z.B. 9,19f.: „Es ist der Gott, der das Herz gibt und den Sohn gibt und den Charakter
gibt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet“
(F. Hoffmann / J.F. Quack [2007], 250).
171 So F. Hoffmann / J.F. Quack, a.a.O., 240.
172 Die Relativierung auf der Ebene der ganzen Hiobdichtung ist freilich eine andere
Frage, vgl. unten, S. 289. Vgl. weiterhin J. Day (1995), 63f.66f., daß die Gegenüber-
stellung der Gerechten und Frevler nicht der ägyptischen Weisheit eigen ist, dage-
gen aber in den Ahiqarsprüchen vertreten ist; die „graded numerical sayings“ (z.B.
Hi 5,19–22; 33,14–22.29; 40,5) nicht in Ägypten vorkommen, dafür aber in Ugarit und
im Ahiqar; außerdem kommt die „Gottesfurcht“ nicht in der ägyptischen Weisheits-
literatur vor Anchscheschonqi vor.
173 Siehe oben, S. 171f.
268 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden

eher das Krokodil oder seltener das Nilpferd, wie es in den sekundär
eingefügten Liedern auf Behemot und Leviatan in Hi 40,10–41,25 der
Fall ist, dabei vermutlich einen mythischen Hintergrund habend. Die
Löwen wurden in der ägyptischen Weisheit zwar oft genannt, meistens
aber in sekundären Aussagen, die keine besondere Funktion im Zu-
sammenhang besitzen. Selten finden sich in der Weisheitsliteratur
Hinweise auf den furchterregenden Charakter der Löwen. Wie oben
bereits festgestellt wurde, dürfte das Löwenbild in den ER eher in me-
sopotamischen Metaphern und Sprüchen seine Parallelen besitzen.174
Trotzdem ist damit noch nicht alles gesagt, was zu dem Thema der
Beziehungen der ER zur ägyptischen Weisheit zu sagen ist; denn es gilt
noch einen ägyptischen Text vorzustellen, der zu den Ermahnungen
der ER, Hiob möge sich mit Gott als dem Lenker des menschlichen
Schicksals vertragen, einen wunderbaren Kommentar darstellt. Es han-
delt sich um einen Spruch aus der demotischen Lehre des Anchsche-
schonqi, der so lautet (26,9):
„Jede Krankheit ist traurig; aber der Weise versteht es, krank zu sein.“175

4.2. Besitzen die Elifasreden Parallelen in der südöstlichen Weisheit?

Da die Redeeinleitungen Elifas als einen Temaniter bezeichnen,176 muß


freilich gefragt werden, ob sich ein südöstliches bzw. edomitisches Lo-
kalkolorit in seinen Reden nachweisen läßt. Die Weisheit der Edomiter
ist in den alttestamentlichen Zeiten berühmt gewesen (Jer 49,7; Ob 8).177
Unsere Aufgabe ist jedoch dadurch erheblich erschwert, daß wir keine
aus Edom stammenden Weisheitstexte besitzen und ein direkter Ver-
gleich daher unmöglich ist. Es lassen sich jedoch einige indirekte Hin-
weise entdecken, daß ein Niederschlag der südöstlichen Herkunft in
den Reden des Elifas nicht ausgeschlossen werden kann.178

174 Siehe oben, S. 264f. So weisen O. Keel (1978), 65.82, Anm. 271; N.C. Habel (1985),
57.126, und G. Freuling (2004), 161, Anm. 103, auf die Babylonische Theodizee
(Z. 61–64) hin.
175 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 290, Z. 446. Wobei wir mit folgendem rechnen
sollten: „Stemming from sapiential thinking that was essentially pragmatic and ra-
tional, the theme received a pragmatic and sometimes sarcastic treatment in the
Instr. of Ankh.“ (M. Lichtheim [1983], 63). Vgl. auch 19,8: „If a stupid man repents he
becomes a wise man“ (a.a.O., 84).
176 Siehe oben, S. 235f.; J.R. Bartlett (1989), 40.89, und A. Scherer (2008), 19–24.
177 Zu den weisheitlichen Merkmalen und zur Edom-Frage in Ob siehe A. Meinhold
(1996).
178 V. Sasson (2005), 606, findet eine Parallele zu Hi 5,4 aus dem Ostrakon von Horvath
cUzza, Reihe 8 (5,4 von uns aber oben, S. 26f., für sekundär erklärt).
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 269

Es hat sich bei den Freundesreden bereits mehrfach gezeigt, daß ihr
Wortschatz und ihre Wendungen gelegentlich sehr ausgefallen sein
können und im Alten Testament sehr selten sind oder überhaupt keine
Parallelen besitzen. Daraus wurde der Schluß gezogen, daß solche Stel-
len sich entweder auf eine uns unbekannte Tradition stützen oder eine
vorhandene Tradition im eigenen Interesse umprägen. Die zweite Mög-
lichkeit hat des öfteren ihre Bestätigung gefunden, doch fanden sich
einige Abschnitte, die nicht den Eindruck von Kunstdichtung, sondern
einer Anlehnung an eine außerbiblische Tradition hinterlassen. Als ein
von uns bereits mehrmals angesprochenes Beispiel erweist sich die
Löwen-metapher in ER 4,10f., deren seltene Wortwahl, Beispiellosigkeit
im Alten Testament und gewisse Nähe zu den mesopotamischen (semi-
tischen) Sprüchen eine nördliche, östliche oder südöstliche Abstam-
mung nicht ausschließt. Elifas verwendet in auffallender Weise nicht
das Wort b"), obwohl die Früchte, Sprösse oder Blüten bei ihm in
15,30b.32f. auch sechsmal genannt werden. Nur ein Wort q"nOy stimmt
mit dem Wortschatz Bildads (8,16) überein.179 Dies mag dafür sprechen,
daß der Hiobverfasser möglicherweise Elifas doch von Bildad auch
durch ein Lokalkolorit unterscheiden wollte, aber ihn nicht weit weg
von Juda ansetzte. Weitere Exempel sind die Liste der frevelhaften
Missetaten in ER 15,25–28*, besonders die Wendung wyfNgi m f y"BGa yib(A aB
(15,26b), die an ein arabisches, mithin an ein südöstliches Sprichwort
erinnert,180 und der Schaltvers ER 22,8, der als ein Zitat wirkt, dabei
aber keine Parallelen besitzt181. Andere auftretende Raritäten und Ara-
maismen in den ER rufen ebenso die bisher unbeantwortete Frage nach
dem Vorliegen eines Lokalkolorits wach.182 Weiterhin deuten „die Söh-
ne des Rešef“ in 5,7 darauf hin, daß der Dichter mit den entsprechen-
den kanaanäischen Mythologemen spielt.183

179 Siehe oben, S. 173f.


180 Siehe oben, S. 195, Anm. 201. Vgl. die mesopotamischen Beispiele zu ER 15,28 bei
A. de Wilde (1981), 186.
181 Siehe oben, S. 195.
182 Siehe oben, S. 247–249 und 262–265.
183 Vgl. G. Fuchs (1993), 70f.99f.; J. Conrad (1971), 180 (so aber bereits F. Baethgen
[1898], 12, Anm. 4); und weiterhin zur Bildungsremythisierung bei H. Niehr (1990),
199–220, auch 141–163, und oben, S. 186f.210f.
270 Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
VI. Ergebnisse und traditionsgeschichtlicher
Ausblick

1. Ergebnisse:
Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
1.1. Wichtigste Gemeinsamkeiten der Freundesreden

Der Hiobdichter läßt die Freunde die in der Weisheit geläufige, durch
Leitgedanken und mehrere thesenhafte Aussagen festgehaltene und
aus dem Tun-Ergehen-Zusammenhang resultierende theologisierte
Vergeltungslehre vertreten. Dabei steht, wenn auch wenig thematisiert,
Gott als Garant oder Vollzieher der Strafe immer im Hintergrund. Alle
Freunde beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Untergang der Gott-
losen. Die Antithese – das Glück der Frommen – wird wenig formu-
liert; sie ist jedoch in Gestalt der an Hiob gerichteten Verheißungen
vorhanden. Die Freunde setzen in den Aufforderungen an Hiob die
Bedingung der Umkehr für sein künftiges Wohlergehen voraus. Dar-
über hinaus will keiner von ihnen seine Lehre und Mahnworte ledig-
lich vortragen, sondern sie zugleich legitimieren.
Nach ihrer Form sind die Freundesreden als Mahn- und Streitreden
einzustufen, weil sie sowohl in ihren Lehren als auch ihren Mahnungen
einen polemischen Charakter besitzen.1 Bei der Gestaltung der Reden
ist der Hiobdichter konsequent von bestimmten Grundregeln ausge-
gangen, die in hohem Maße mit denen der alttestamentlichen und zu-
mal der weisheitlichen Poesie in Verbindung stehen.2 Anhand inhaltli-
cher Momente und stilistischer Figuren konnte in allen Freundesreden
eine regelmäßige Strophengliederung nachgewiesen werden. Dabei
bestehen die Strophen, mit nur wenigen Ausnahmen, aus zwei Unter-
strophen von zwei bis drei Bikola (und nur aus Bikola).3 Die Strophen
und Unterstrophen haben inhaltlich stets ein bestimmtes theologisches
oder anthropologisches Phänomen zum Gegenstand. In Anknüpfung
an die Strophengliederung hat sich der Hiobdichter der Aufbauelemen-

1 Siehe oben, S. 162f.


2 Siehe auch die form- und traditionsgeschichtlichen Erwägungen unten, S. 286–288.
3 Siehe oben, S. 85–88.
272 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

te wie Leitgedanke, These, Begründung, Aufmerksamkeitsruf, War-


nung, Anschuldigung, Aufforderung und Verheißung bedient. Von der
Hauptmasse der die Reden bildenden Illustrationen und Metaphorik
geht zugleich ein starker argumentativer Effekt aus. Alle Freundesre-
den werden fast formelartig durch eine aus Fragen bestehende Anrede
eröffnet und meistens durch ein Summary appraisal beendet. Die ver-
schiedenen Aufbauelemente werden durch eine persönliche Anrede
(Mahnung) und eine unpersönliche Theorie (Lehre) zusammengebun-
den.4
Die Kola zählen fast ausschließlich 10–17 und idealiter 12–15 Kon-
sonanten, wobei die Differenz zwischen den beiden Kola eines Bikolons
selten mehr als drei Konsonanten beträgt. Leichte Überlänge oder auch
Kürze der Kola bzw. Bikola markieren oft den Anfang oder das Ende
einer strophischen Einheit. Auch die Anakrusis kann als Mittel zur
Hervorhebung nicht nur der inhaltlich wichtigen Aussagen, sondern
auch der Strophen- bzw. Unterstrophenanfänge gebraucht werden.
Massive kausale und konditionale Satzgefüge charakterisieren die
mahnenden, seltener auch die lehrenden Teile der Reden. Zahlreiche
rhetorische Fragen an inhaltlich relevanten Stellen, die manchmal ket-
tenweise auftreten, sind in der Hiobdichtung charakteristisch und tra-
gen dazu bei, den Aussagen einen argumentativen Charakter zu ver-
leihen. In den Freundesreden spielt außerdem die Verwendung der
Schlüsselwörter auf allen Satzebenen, von einem Bikolon bis zu einer
ganzen Rede, eine nennenswerte Rolle. Auch das Klanggebilde der
Reden ist auf mehreren Ebenen komplex gestaltet und trägt mit zur
Strophenbildung bei. Dabei bilden Alliteration, aber auch Assonanz,
Reim, Annomination, Worte mit verdoppelten Konsonanten und Kon-
sonantenmetathese das Arsenal des Dichters. Zum Schluß verdient die
poetische Hervorhebung von Bikola, Strophen oder ganzen Reden
durch verschiedene Phänomene Beachtung.

1.2. Elifas

Unsere Erörterungen über die formalen und inhaltlichen Gemeinsam-


keiten und Unterschiede der Freundesreden führten zu dem Ergebnis,
daß sich der Dichter die unterschiedliche Darstellung der drei Freunde
Hiobs zum Ziel gesetzt hat. Wenden wir uns den Reden des Elifas zu,
so weisen bereits ihr Umfang und ihre Zahl auf die genauere Darstel-
lung seines Charakters hin. Nach der in allen Freundesreden üblichen

4 Siehe oben, S. 139–158.


Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden 273

Einleitung mittels der Benennung des Leitgedankens und entsprechen-


der Thesen in ER 4,7–9 (vgl. 15,34f.) wird die Lehre von dem durch
Gott bewirkten Untergang der Gottlosen5 durch eine vielgestaltige Me-
taphorik illustriert. Sie reicht von Pflügen und Säen (4,8), Löwen (4,10f.)
und der Vegetationsmetaphorik (15,30b.32f.) über die in den ER massiv
vertretene katastrophale und universale Trias von Feuer, Flut und Fin-
sternis (15,22.24*; 15,34; 22,11; 22,16; 22,20) bis zu Bildern vom Ver-
wüster (15,21), Schwert (15,22), Greifvogel (15,23) oder von Schlingen
(22,10).6 Dabei werden diese Bilder oft von einem im Hiobbuch einma-
ligen oder im Alten Testament seltenen Wortschatz begleitet. Obwohl
Gottesfurcht und Gottlosigkeit in den Freundesreden als solche kaum
erläutert werden, läßt der Hiobdichter Elifas am gründlichsten auf die
Frage nach dem Charakter des Gottlosen eingehen: Er leidet unter sei-
ner eigenen Torheit (5,2) und hat so auffällig gesündigt, daß es nicht zu
übersehen ist (15,25–28*). Das bezeugt vor allem der Höhepunkt der
Anschuldigungen in Gestalt des sogenannten Sündenkatalogs in 22,6–
9. Daß der Sünder sich damit gegen Gott vergangen hat, braucht dabei
nicht direkt ausgesprochen zu werden, sondern es ergibt sich aus dem
Kontext.7 Sein Gegenpart – der Gottesfürchtige – wird durch Erfahren-
heit und Vernünftigkeit (22,2), gemeinschaftsgerechtes Verhalten (4,3f.)
und Freude über den Untergang der Gottlosen (22,19) charakterisiert.
Die knappen Erläuterungen über den Charakter des Unschuldigen sind
in die Aussagen über die Gottesfurcht und Unsträflichkeit eingebettet
(4,6).8
In den ER tritt deutlich der Detailreichtum in den Ermahnungen
hervor, deren besonders hoher Anteil dem Charakter des Elifas als des
Seelsorgers unter den Freunden entspricht. Dabei spielt bei Elifas die
Frage nach der Verantwortung des Menschen für sein eigenes Ergehen
vor dem Hintergrund des Gedankens der theologisierten Vergeltung
eine besondere Rolle: Der Mensch provoziert sein Schicksal selbst (5,6f.)
und erliegt der Strafe (4,8f.). Am wichtigsten ist jedoch die angemesse-
ne Reaktion des Betroffenen. Er darf nicht müde werden und kann sich
nur selbst helfen (4,5; vgl. 5,1), indem er seine Lage nicht weiter ver-
schärft (15,4–6; 22,15). Daraus ergibt sich der die Mahnung der ER lei-
tende und in den Freundesreden einmalige Gedanke der Hoffnung auf
Rettung (4,6), der die Reden des Elifas sowohl auf den gegenwärtigen
Augenblick wie auf die Zukunft blicken läßt und ihnen dadurch ein

5 Siehe oben, S. 159f.162–171.


6 Siehe oben, S. 171–180.183f.
7 Siehe oben, S. 193–196.
8 Siehe oben, S. 201–203.
274 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

seelsorgerliches Gepräge gibt.9 Die Aufforderungen unterstreichen die


Notwendigkeit, unverzüglich zu Gott umzukehren (5,8; 22,21–23; 22,27;
22,29f.). Ihnen entsprechen die Verheißungen der Rettung und des
künftigen sicheren und gelingenden, weil von Gott beschützten Lebens
(5,21; 5,23–26; 22,21; 22,26–28).10
Der Dichter hat Elifas als einen alten und erfahrenen Weisen darge-
stellt, der sich mit der Berufung auf seine eigene Erfahrung legitimiert
(4,8; vgl. 5,27; 15,9f.; 15,17). Dadurch werden die Worte des Elifas den
Reden Hiobs gleichberechtigt gegenübergestellt, der sich ja seinerseits
ebenfalls auf die eigene Erfahrung beruft.11
Schon durch die Zahl und den Umfang ihrer Aufbau- und Stilele-
mente kommt den ER eine besondere Rolle zu. Besonders bei ihren Bi-
kola schimmert die ideale Kolonlänge von 12–16 Konsonanten durch.12
Die Einsetzung der Anakrusis zur Hervorhebung wichtiger Aussagen
oder Strophenanfänge besonders in der ersten ER kann als Paradebei-
spiel im ganzen Alten Testament gelten.13 Die ER fallen durch mehrere
elliptische und chiastische Bikola auf, nicht zu vergessen den einzigen
Beleg für den numerischen Parallelismus in den Freundesreden (5,19).14
Die poetische Gestalt der zweiten ER hebt sich durch ihre Nominalsät-
ze und den Gebrauch von Partizipien und Infinitiven hervor, die den
Strophen ihre Symmetrie verleihen. Weiterhin gibt es in den ER die
meisten Belege für die ganze Strophen umfassende syntaktische Positi-
onierung der Verben.15 Darüber hinaus hat der Hiobdichter in den ER
auffallend häufig rhetorische Fragen verwendet, oft mit dem Fragepar-
tikel h A versehen, die sogar im Klangbild eine Rolle spielt.16 Von den
kennzeichnenden Deiktika und Enklitika sind bei Elifas neben yiK noch
)æn, h¢Nih, hfT(a yiK und {flU) zu nennen. Der seelsorgerliche Charakter wird
mehrmals durch die persönliche Anrede gekennzeichnet, daher fällt
beim Verbgebrauch die 1. Person sing. und plur. auf. Von den in den
ER mehrmals eingesetzten programmatischen Wörtern verdienen }ks,
(dy, |e$x, )ry, h)r, |ereD, xky, }OA(, yiqnæ , {l$ und besonders db), hf):ryi und
das Paar }åw) f / lfm(f Aufmerksamkeit.17 Die ER zeichnen sich durch die
Alliteration von -) (-(), -h, -B und -t, die Assonanz von -o- und den

9 Siehe oben, S. 210–213.


10 Siehe oben, S. 215–217.219–223.
11 Siehe oben, S. 225–232.
12 Siehe oben, S. 89.
13 Siehe oben, S. 101f.
14 Siehe oben, S. 97f.101.
15 Siehe oben, S. 103f.106–112.
16 Siehe oben, S. 113–117.
17 Siehe oben, S. 122–129.
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden 275

Reim von !- / |-, O- / U-, {yé-, hæ-, hauptsächlich in Verbindung mit Suffi-
xen, aus.18

1.3. Bildad

Während sich die Leitgedanken der ER und ZR auf die Heimsuchung


der Gottlosen und das Glück der Gottesfürchtigen konzentrieren, bildet
das universale göttliche Prinzip der qedc e den Ausgangspunkt der Lehre
des Bildad (8,3). Anschließend kommt auch der Vergeltungsgedanke
zur Sprache (8,13; 8,20; 8,22; 18,21).19 Diese wenigen direkten Aussagen
werden durch die nur Bildad eigenen einprägsamen Metaphern und
Bilder ergänzt. Der Hiobdichter hat für Bildad zur Beteuerung des Un-
tergangs, der Qualen und der totalen Vergessenheit der Gottlosen im
Alten Testament eine einzigartig formulierte und sehr umfangreiche
Vegetationsmetaphorik (8,11f.; 8,16–18; 8,19; 18,16) gewählt, der aber
auch eine wichtige Lichtmetaphorik (18,5f.; 18,18), eine auffallende
Häufung von Jagdmetaphern (18,7–11) und ein Bild mit dem zerbrech-
lichen Spinnengewebe (8,14) sowie eine ganze Reihe von Anthropo-
morphisierungen der Krankheit und des Todes (18,12–15) an die Seite
treten. Die Vernichtung des Gottlosen ist nach den BR so vollständig,
daß ihn weder Andenken noch Nachkommen überdauern und alle
Augenzeugen auf Erden Furcht befällt (18,17; 18,19f.).20 Ein Gottloser ist
nach den entsprechenden indirekten Aussagen der BR ein Mensch, der
Gott vergißt, die gültige Weltordnung bekämpft und dadurch auch sich
selbst gegenüber unverantwortlich handelt (8,4; 8,13; 18,4; 18,21).21 Gott
wird als Garant der gerechten Ordnung und gegebenenfalls auch der
Wiederaufrichtung der Wohnstätte Hiobs dargestellt (8,6; 8,13; 8,20).
Darüber hinaus werden nur in den BR Krankheit und Tod so personifi-
ziert (18,12–14), daß dadurch der Eindruck entsteht, als ob Gott in der
Sphäre des Unheils (18,21) Dämonen die Vollmacht gebe.22 Trotz ver-
antwortungslosem Gerede (8,2; 18,2f.) gibt es auch nach den BR für
Hiob einen Ausweg in Gestalt der Umkehr zu und der Frömmigkeit
vor Gott (8,5f.). Als Lohn der Frömmigkeit wird Hiob eine glückliche
Zukunft in Aussicht gestellt, während seine Feinde vom Unglück be-
troffen werden (8,6f.; 8,21f.).23

18 Siehe oben, S. 130–132.136f.


19 Siehe oben, S. 161–171.
20 Siehe oben, S. 173–177.184–188.
21 Siehe oben, S. 196f.
22 Siehe oben, S. 208.
23 Siehe oben, S. 214f.
276 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Der Dichter läßt sich Bildad statt wie Elifas auf seine eigene Erfah-
rung auf die Weisheit der Väter und damit die Tradition berufen (8,8.
10). Ihre einschlägige Kenntnis und ihre Einsicht bilden eine Autorität,
die keine weitere Diskussion zuläßt. Ein Querverweis durch reqx " in 8,8
auf 5,27 erlaubt die Annahme, daß Bildad auch Elifas zu den weisen
Vätern zählt.24
Ihm gegenüber hebt sich Bildad vor allem dadurch ab, daß er in
seinen Reden vielmehr als ein Lehrer denn als ein Mahner oder Seel-
sorger auftritt. Dem entspricht der Ort des Leitgedankens, der nicht im
mahnenden, sondern im lehrenden Teil der Rede plaziert ist (8,3), und
weiterhin die Tatsache, daß Aufforderungen und Verheißungen knapp
gefaßt sind und nur in der ersten Rede begegnen (8,4–7*).25 Im Einklang
mit der Betonung der Tradition wird in den BR statt der 1. Person sing.
die 1. Person plur. verwendet. In der zweiten BR herrscht die Taktik
des Überredens durch belehrende Illustrationen vor, die den BR insge-
samt einen bildhaften Charakter verleihen.26 Die Aufforderungen der
BR sind formaler als in den ER, aber stilistisch durch ein dreifaches {i)
einheitlich formuliert (8,4–6*).27 Der Gesamtton der BR ist am schärfsten
in den Freundesreden. Entsprechend akzentuieren sie auch den Gegen-
satz zwischen den Frommen und den Gottlosen.
Kolometrisch läßt sich in den BR ein viel höheres Tempo nachwei-
sen. Die Aufteilung der Strophen in Unterstrophen ist dank der um-
fangreichen Illustrationen im Gegensatz zu den anderen Freunden
auffallend unterschiedlich. Die kolometrisch längeren Bikola stehen
einzigartig in der Mitte der Strophen.28 Der universale Anspruch der
Metaphorik in den BR äußert sich u.a. in dreifacher Einsetzung des
Merismus. In den BR wird am meisten der synthetische Parallelismus
benutzt; der geschlechtsspezifische Parallelismus macht sich durch
viele nur aus maskulinen Wörtern zusammengesetzte Bikola bemerk-
bar.29 Der Stil der BR läßt wenig Konditional- und Relativsätze zu, wird
aber von vielen Nominalsätzen und Partizipien gekennzeichnet, wobei
die beiden Endstrophen von Nominalsätzen gerahmt werden.30 Ein
deutliches Charakteristikum der BR bildet das kombinierte Fragepro-
nomen (h)nf)-da( unmittelbar am Anfang beider Reden (8,2; 18,2). Dar-
über hinaus zählen zu den Besonderheiten der BR die Adverben wie

24 Siehe oben, S. 232f.


25 Siehe oben, S. 145f.
26 Siehe oben, S. 146f.
27 Siehe oben, S. 149–151.
28 Siehe oben, S. 88–91.
29 Siehe oben, S. 92f.95–97.100f.
30 Siehe oben, S. 105–107.109f.113.
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden 277

(a Udam und |a), die zweifache Interjektion }"h am Ende der ersten BR und
das Demonstrativpronomen heL) " rahmenmäßig am Anfang und Ende
der BR. Die Konjunktion {i) bildet nicht nur eine auffallende Viererrei-
he, sondern wird auch als Mittel für Gestaltung des Strophengefüges
eingesetzt.31 Die wichtigsten Schlüsselwörter (qdc, rO), \$x, lk), legr e ,
leho), }åw)
f , (f$r
f und db)) hängen teilweise von der Auswahl der Meta-
phorik ab.32 Das Klanggebilde der ersten BR erfährt einen bemerkens-
werten Auftakt durch die allumfassende )-Alliteration, die Konsonan-
tenverdoppelung, den Reim und die den Rahmen verstärkenden
Querbeziehungen von zahlreichen Wörtern in der ersten Strophe. Be-
liebter als bei Elifas scheint in den BR die Abstimmung der Anfänge
der Nachbarverse durch alliterierende Wörter zu sein; dabei sind -b
und -m, aber auch -) und -k (/-q) besonders hervorzuheben. Bei der
Assonanz herrscht die von -o- zumal in den letzten Strophen beider
Reden vor.33

1.4. Zofar

Der Dichter läßt Zofar mit dem Leitgedanken seiner Reden (20,4f., vgl.
11,19f.*; 20,29) den von Elifas in aufdringlicherem Ton nachbilden: Die
Hoffnung und Freude des Gottlosen vergehen.34 Die bunten Illustratio-
nen zu dieser These werden durch Vergleiche mit Kot (20,6f.) und
Traum (20,8f.) und deren Vergänglichkeit, Metaphern der sich in Gift
verwandelnden und auszuspeienden Speise (20,12–15; 20,18), durch
fast universal klingende Katastrophenbilder mit der Trias von Feuer,
Flut und Finsternis (20,23*; 20,26–29*) sowie durch Kriegsbilder
(20,24f.) gestaltet.35 Deutlich zeichnen sich in den ZR zwei große Vor-
würfe gegen den Gottlosen ab: Erstens werden die richtige Lehre und
die Wahl zwischen Einsicht und frevelhafter Hartnäckigkeit zum
Hauptgegenstand erhoben. Daraus ergeben sich die Anreden der ZR
(11,2f.; 20,3), deren reicher, indirekt auf Lügen und Spott verweisender
Wortschatz gegenüber den ER und BR auffällt. Auch Hiob wird haupt-
sächlich der lügnerische Charakter seiner Unschuldsbeteuerungen vor-
geworfen (11,4f.). Zweitens werden in den ZR Begierde und Maßlosig-
keit für frevelhaft erklärt (20,19–21f.).36 Der Gott der ZR ist durch

31 Siehe oben, S. 114f.118f.


32 Siehe oben, S. 123–129.
33 Siehe oben, S. 132f.135.
34 Siehe oben, S. 160f.
35 Siehe oben, S. 181.189–192.
36 Siehe oben, S. 197–199.
278 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Allgegenwart, Allwissenheit und Allmächtigkeit gekennzeichnet (11,7.


10), so daß keine Freveltat vor ihm verborgen bleibt (11,11f.). Er wird
auch selbst als Initiator des Untergangs der Gottlosen bezeichnet (11,5;
20,15; 20,29).37 Die Bedingungen für Hiobs Rettung werden nur formel-
haft beschrieben (11,13f.), dagegen konkurrieren die sich auf die Hoff-
nung des künftigen Glücks beziehenden Verheißungen (11,15–19*) mit
denen der ER.38
Der Hiobverfasser stellt Zofar als jemanden dar, der sein gewiß bei
den Weisen erworbenes Wissen für unwiderlegbar hält. Seine Legiti-
mation besteht mithin in seiner Berufung auf die seit Menschengeden-
ken gültige und daher unstrittige traditionelle Lehre (20,4, vgl. 11,4f.).39
In den ZR hält sich der Dichter insofern an das Vorbild der BR, als
Zofar nur zweimal redet, die Mahnung samt den dazu gehörigen Auf-
forderungen und Verheißungen nur knapp in der ersten Rede themati-
siert und er in der zweiten die Taktik der belehrenden Streitrede wählt.
Im Gegensatz zu den BR trifft man in den ZR auf mehrere Anschuldi-
gungen. Der Leitgedanke ist im Unterschied zu Elifas der Lehre zuge-
ordnet und wird im Unterschied zu den ER und BR erst in der zweiten
Rede formuliert (20,4f.). Die Aufforderungen in 11,13f. sind formal wie
bei Bildad, dagegen bilden die Verheißungen mit ihren fünf Bikola und
zweifachen yiK in 11,15–20* eine nennenswerte Größe. Ergänzt man die
Beobachtungen mit einer weiteren darüber, daß das Schlüsselwort hæw:qT i
sowohl in der Verheißung in 11,18 als auch im anschließenden Summa-
ry appraisal der ersten Rede in 11,20b eingesetzt wird, können die ZR als
ein Mittelweg zwischen dem seelsorgerlich sprechenden Elifas und
dem den universalen Untergang der Gottlosen beteuernden Bildad
bezeichnet werden. Außerdem fällt die Anrede der zweiten ZR (20,2f.)
wegen der fehlenden Fragen und des viel reicheren Wortschatzes auf.40
Stilistisch vermittelt Zofar den Eindruck eines guten Weisheitsschü-
lers. So ist z.B. der Strophenbau in den ZR mit je vier Bikola pro Stro-
phe am regelmäßigsten, während die Unterstrophen (mit einer Aus-
nahme am Ende der zweiten ZR in 20,26–28*+29) aus je zwei Bikola
bestehen.41 Kennzeichnend für die ZR sind zahlreiche kleine, lediglich
die Hälfte eines Kolons umfassende Nebensätze, darunter zumal Rela-
tivsätze in Gestalt eines asyndetischen Schaltwortes in der Mitte des
Kolons. Solche Phänomene werden durch Kurzfragen verstärkt.42 Eines

37 Siehe oben, S. 209f.


38 Siehe oben, S. 214f.224f.
39 Siehe oben, S. 233f.
40 Siehe oben, S. 139–158.
41 Siehe oben, S. 85–88.
42 Siehe oben, S. 96f.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 279

der Hauptmerkmale der ZR bilden umfangreiche syntaktische Fügun-


gen, besonders Konditionalsätze, die meistens und anders als in den ER
und BR nicht zu den ermahnenden, sondern zu den belehrenden Teilen
der Reden gehören. In diesen Fügungen fällt die Häufigkeit der Ver-
wendung der Konjunktionen {i) und yiK auf.43 Syntaktisch läßt sich noch
die Positionierung der Verben besonders am Satzende hervorheben.
Zum Stil Zofars gehören auch mehrere suffigierte Präpositionen sowie
eine gewisse Inkonsequenz, was die Kopula am Anfang der Kola be-
trifft und der herrschenden Asyndese in der Syntax der ZR entspricht.44
Besonders häufig begegnen die Wörter hæwq: T i , (f$r
f , bz(, (lb, }e+B
e , lfm(f , }åw)
f
und db). Im Unterschied zu den ER und BR fehlen in der Anrede der
zweiten ZR vollkommen auf das Sprechen bezogene Vokabeln.45 Ähn-
lich wie in den BR ist die Abstimmung der Anfänge benachbarter Biko-
la durch alliterierende Wörter beliebt (-b, -), -k [/-q], -m). Von den Asso-
nanz-Lauten sind sowohl -o- als auch -a- und einmal das seltene -u-
hervorzuheben.46

2. Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des


ursprünglichen Hiobdialogs
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs
Die Betrachtung der Rolle der Freundesreden im Gesamtduktus des
ursprünglichen Hiobdialogs ist zumindest einen Versuch wert. Obwohl
folgende Gedanken über die Ergebnisse unserer Untersuchung hinaus
reichen, können sämtliche Fragen mit einiger Wahrscheinlichkeit be-
antwortet werden. Dabei muß der Textbestand der HR und GR freilich
mit Vorsicht behandelt werden, weil auch diese Reden von zahlreichen
umfangreichen Bearbeitungen betroffen sind.47

43 Siehe oben, S. 104–109.


44 Siehe oben, S. 112.121f.
45 Siehe oben, S. 122–129.
46 Siehe oben, S. 132f.135f.
47 Die folgende Analyse beruht auf den literar- und redaktionskritischen Grundsätzen
von J. van Oorschot (1987); (2007); M. Witte (1994); W.-D. Syring (2004) und O. Kai-
ser (2006). Mithin wird bei der Betrachtung der HR und GR versucht, die verdächti-
gen Redeteile zu vermeiden.
280 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

2.1. Die Funktion der Freundesreden im Hiobdialog

Um der Frage der Funktion der Freundesreden im Rahmen des Hiob-


dialogs gerecht zu werden, muß vorerst ein Blick auf die Reden Hiobs
geworfen werden. Der Großteil von ihnen besteht aus persönlichen
oder allgemeinmenschlichen Klagen. Darin bezeugt sich durchgehend
das Leiden Hiobs (3,24–26; 6,2–7*; 16,6–8.15f.) und seine feste Überzeu-
gung, daß es von Gott komme (6,4*; 7,12–21*; 9,17f.; 13,20f.; 16,7–9*.12–
14; 19,21). Die Klagen Hiobs spitzen sich einerseits in seinem Todes-
wunsch zu (6,8–13*; 13,14f.), andererseits in einem Pessimismus, weil
alle im Tode gleich nichtig seien (9,22f.; 21,23–26). Sie werden durch die
Beteuerungen ergänzt, daß Gott nicht helfe (9,15f.28–31; 13,24; 19,7)
und das Leben des Menschen ohne Hoffnung sei (14,7–12*; 17,13–16).
Schließlich gewinnt Hiob gegen Ende des Dialogs in c. 21* durch die
Beobachtung, daß die Gottlosen nach einem glücklichen Leben geehrt
begraben werden, ein weiteres Argument für seine Klagen. Seine Über-
zeugung, daß Gott an ihm ungerecht handele, d.h. ihn ohne Grund
schuldig spreche (9,20.32–35; 10,2f.*; 13,24–27*), während er selbst ge-
recht sei (6,28–30; 9,20f.; 13,18f.22f.; 16,17; 19,4.23f.), mündet in die im
Alten Testament beispiellosen Aufforderungen, mit Gott ins Gericht zu
gehen (9,32–35; 13,3.18f.22; vgl. 21,4)48.
Das Zwiegespräch Hiobs mit seinen Freunden setzt erst mit ER 4–
5* bzw. HR 6–7* ein, weil die Eröffnungsklage HR 3* eine Einführung
in die Situation bildet, nicht gezielt an einen Zuhörer gerichtet ist und
daher auch keine Anrede am Anfang besitzt.49 Dafür enthält der mit
c. 6f.* beginnende Zyklus der HR zahlreiche streitbereite und scharfe
Anreden und Rügen (in der 2. Person plur.). Der Leser muß dabei
sämtliche Momente in Betracht ziehen, welche die Frage nach dem Sinn
der ursprünglichen Hiobdichtung erhellen können. Auch ohne die ein-
leitende Rahmenerzählung50 scheinen die Freunde um Hiobs willen
und nicht wegen eines bloßen Disputes anwesend zu sein. Über die
Situation Hiobs werden wir wohl durch die Thematisierung seines
Leidens in HR 3* informiert, ohne daß es für dieses eine Erklärung gibt.
Der Anlaß für die Debatte ist damit Hiobs Leiden – seine Klage er-
wächst eindeutig aus einer existentiellen Situation. Die Reden der
Freunde scheinen vorerst darauf keine Rücksicht zu nehmen, denn
Elifas betont am Anfang seiner ersten Rede den für alle Freunde ge-
meinsamen Grundgedanken der Vergeltung (4,7–9), der im folgenden

48 In diesen drei Kapiteln der HR sind mehrere sekundäre Zusätze zu suchen, die von
O. Kaiser (2006), 125f., u.a. einem Unschuldsbearbeiter zugeschrieben werden.
49 Vgl. auch die Beobachtung zu den rhetorischen Fragen oben, S. 113, Anm. 148.
50 So nach W.-D. Syring (2004) und O. Kaiser (2006).
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 281

durch Bildad (8,3–5) auf Hiob bezogen wird. Unsere Analyse hat aber
ergeben, daß die erste ER zwei keinesfalls weniger wichtige Aspekte
enthält. Zum einen wird der Grundgedanke durch das in der zeitge-
nössischen Weisheit übliche Argument der eigenen Erfahrung legiti-
miert und damit Hiob erst richtig herausgefordert.51 Zum anderen liegt
der Höhepunkt der ersten ER eigentlich in 5,8 vor, weil dort der Zweck
seiner Rede geklärt wird: Es geht in ihr nicht um die Vergangenheit,
sondern um Hiobs gegenwärtige Lage. Sein Schicksal liege in seinen
eigenen Händen. Um das zu beweisen, appelliert Elifas an die selbst-
verständlichen und einschlägigen Denkvoraussetzungen der weisheit-
lichen Überlieferung.52 Bereits daraus geht hervor, daß es in dem Streit
zwischen Hiob und Elifas nicht um die theoretischen Fragen der Ver-
geltung und Gerechtigkeit geht, sondern um die praktische Frage der
Verantwortung und des angemessenen Verhaltens im Leiden. Für Eli-
fas ist der Mensch grundsätzlich für sich selbst verantwortlich, dagegen
schiebt Hiob die Verantwortung auf Gott. Dabei bestreitet keiner von
ihnen den Grundsatz der Vergeltung. Im Verlauf des Dialogs verlieren
beide ihre Geduld. Hiobs Reaktion besteht in der Ablehnung des von
Elifas (und Bildad und Zofar) Vorgetragenen, weil ihre ihm bekannten
Thesen ihm nicht weiterhelfen würden. Elifas antwortet darauf ab-
schließend mit einer harten, aber konsequenten Bezichtigung, weil
Hiobs Reden zunehmend seine Verantwortungslosigkeit bezeugten.
Insgesamt wird dem von Grund aus hoffnungsvollen (hfw:qT i ) Ton der ER
(4,6) der hoffnungslose der HR entgegengesetzt und bereits im An-
schluß an die erste ER vertieft (6,8; 7,6).53
Der Dialog zwischen Hiob und Bildad scheint sich wesentlich mehr
im theoretischen Bereich zu bewegen, weil Bildad unmittelbar am An-
fang seiner Rede Hiob auf das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes hin an-
spricht (8,3). Wie bei Elifas, darf man aber auch bei Bildad das Moment
der Legitimation nicht aus den Augen verlieren. War Hiob bei Elifas
auf dessen eigene Erfahrung gestoßen, so hält ihm Bildad die nach
seiner Überzeugung unfehlbare Weisheit der Väter vor. Darüber hinaus
bezieht sich die Aufforderung in der ersten BR wie bei Elifas auf
den gegenwärtigen Augenblick. Der Unterschied zu Elifas zeigt sich
aber nicht nur formal in dem ungleich kleineren Umfang des Aufrufs,
sondern vor allem in der Härte und Kompromisslosigkeit seiner zahl-
reichen Illustrationen, die seiner Rede einen drohenden Charakter ver-
leihen. Appelliert Elifas an Hiobs Gottesfurcht im Sinne seiner Fröm-

51 Siehe oben, S. 225–232.


52 Siehe oben, S. 216f.
53 Vgl. außerdem HR 14,11 und ER 15,30b; 16,2 und ER 15,35; HR 16,3 und ER 15,2; HR
16,5 und ER 15,6; HR 17,13 und ER 15,22ff.
282 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

migkeit, so geht es Bildad darum, ihn in Angst zu versetzen. Auf den


Verlauf des Dialogs wirkt Bildad dadurch ein, daß seine Betonung der
Gerechtigkeit Gottes den eigentlichen Anlaß für Hiob bietet, sich auf
eine theoretische Diskussion einzulassen (vgl. qdc in 9,15.20; 10,15 und
tw( Pi. in 19,6a).54 Insgesamt berechtigt der erste Eindruck dazu, Bildad
als einen Vorkämpfer und Lehrer der Tradition zu bezeichnen, der dem
Streitgespräch eine theoretischere, aber zugleich auch düsterere Farbe
verleiht.
Zofars Ungestüm scheint sich von Anfang an in direkten Anschul-
digungen zu äußern. Unsere Analyse hat ergeben, daß Zofar sich von
seinen Freunden durch die Betonung der Bedeutung des gegenwärti-
gen Verhaltens für das zukünftige Ergehen nicht unterscheidet. Auch
in seinen Reden fehlt das Wort hæw:qTi nicht. Seine Verheißungen sind mit
denen des Elifas vergleichbar, und seine Illustrationen in der zweiten
Rede konkurrieren mit denen des Bildad.55 Seinem Leitgedanken
(20,4f.), der Art, wie er formuliert ist, und seiner Positionierung erst in
der zweiten Rede ist jedoch eine besondere Bedeutung im Rahmen des
Dialogs zuzumessen. Ähnlich wie Elifas in seinen beiden ersten Reden
beschuldigt er Hiob nicht wegen seiner früheren Sünden. Statt dessen
geht er von Anfang an dazu über, Hiob endgültig zu verurteilen, in-
dem er ihm Lügen vorwirft (11,4) und die Frage der Wahrheit in das
Licht der göttlichen Weisheit rückt (11,5; 20,4f.). Vor diesem Hinter-
grund muß auch HR 21* gelesen werden. Das Thema des gerechten
Schicksals ist zwar von allen Freunden erhoben worden, aber wenn es
zu einer Frage nach der richtigen oder falschen (göttlichen) Lehre wird,
ist Hiob gezwungen, darauf konkret zu antworten und ihnen die ihrer
Lehre widersprechenden Tatsachen vorzuhalten.56
Mithin spielt jeder Freund im Dialog eine bestimmte Rolle. Auf je-
den von ihnen reagiert Hiob in unterschiedlicher Weise. Jeder trägt da-
zu bei, auf den Gang und Ton des Dialogs einzuwirken. Und trotzdem
scheint ihr Beitrag zur Diskussion nichts zu bringen, denn das Ende des
Dialogs ist eigentümlich. Auf die auffallendste Äußerung des Skepti-
zismus im ganzen Alten Testament (HR 21*) geht Elifas in seiner letz-
ten Rede (22*) inhaltlich nicht ein, sondern weiß Hiob nur noch anzu-

54 Vgl. weiterhin vor allem die sarkastische Aufnahme der für Bildad charakteristi-
schen Eröffnung (h)fn)
f -da( (BR 8,2a; 18,2a) in HR 19,2a, aber auch HR 14,1–12* und BR
8,11ff.; 18,16; HR 19,6b und BR 18,8–10; HR 19,8 und BR 18,5f.; HR 19,10b und BR
18,16; 8,11ff.
55 Siehe oben, S. 181.189–192.224f.
56 Vgl. schon Hi 13,3–19* und weiterhin HR 13,5f.13.19 und ZR 11,2f.5; HR 13,7.21 und
ZR 11,14; HR 14,7 und ZR 11,18.20; HR 21,3 und ZR 11,3; HR 21,27f. und ZR 11,14;
20,7.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 283

klagen (V. 6–9, vgl. jedoch V. 15f.19f.). Trotz der Anschuldigung in


22,6–9 vermittelt die folgende Rede Hiobs in c. 23–31* – unabhängig
von ihrem ursprünglichen Umfang57 – den Eindruck, als ob die Freun-
de nicht mehr existierten und die in c. 21* erteilte Antwort als endgültig
zu betrachten sei. Das vermeintliche Zitat aus den Freundesreden in
HR 21,27f. sowie die ganze Rede c. 21* stellt die konventionellen The-
sen der Freunde auf den Kopf.58 Die Reden der Freunde werden zu
Spott degradiert (V. 2–5), sie selbst hart verurteilt (V. 34), und über sie
hinwegsehend wird Gott als der eigentliche Adressat seiner Klagen
bezeichnet (V. 4).
Fassen wir zusammen: Während im Streit über die menschliche
Verantwortung, die Gerechtigkeit Gottes, das Schicksal der Gottlosen
und die richtige Lehre der Dialogcharakter generell noch nachvollzieh-
bar ist, mündet das Gespräch ins Nichts, besonders angesichts der letz-
ten ER und der darauf folgenden Worte Hiobs. Der Ton ist nur zuge-
spitzt worden, niemand hat seine Meinung geändert, und am Ende
wird die Diskussion abgebrochen. Dies gibt dem Leser erste Anzeichen
dafür, daß der Schwerpunkt der Hiobdichtung möglicherweise an-
derswo liegt, als die diskutierten Themen es ahnen lassen. Was nach
dem Abschluß des Dialogs relevant bleibt, ist die Situation der Klage
und Herausforderung Gottes, die von c. 3* an stets und auf eigentümli-
cher Weise zu Wort gebracht worden ist. Dabei hat Hiob teils die
Freunde, teils Gott angesprochen. Je länger sich das Gespräch hinzieht,
desto deutlicher wird das eigentliche Problem Hiobs – das Handeln des
verborgenen und fernen Gottes. Während die Freunde sich Hiob immer
neu zuwenden, gibt es von Seiten Gottes kein Zeichen, so daß sich das
Leiden Hiobs zunehmend vertieft. Das Problem Hiobs besteht nicht
darin, daß Gott ihn leiden läßt, sondern darin, daß er seine Frage, wa-
rum und wozu er ihn unschuldig leiden läßt, nicht beantwortet.

57 Es kann hier auf die komplizierte Diskussion über die Literar- und Redaktionskritik
von Hi 23–31* nicht eingegangen werden. Die Kapitel verfügen überwiegend über
sekundäres Material. Z.B. gehören laut O. Kaiser (2006), 44–58.126, zum Grundbe-
stand nur 23,2–7.10–13.15–17 + 27,2–4.5a*b.6a.c + 30,20–23 + 31,35–37; vgl. aber auch
M. Witte (1994), 191. Eine Hiobrede, die die Durchschnittslänge aller anderen Reden
nicht überschreitet, wäre an dieser Stelle von der Form her angebracht.
58 Die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundesreden und HR 21* ist lang,
vgl. etwa ER 15,20.29; ZR 20,15.18.21 zu V. 7, BR 8,16–18; 18,19 zu V. 8, ER 15,21 zu
V. 9, BR 18,5f. zu V. 17, ER 4,8; 5,6; 15,35; BR 18,12; ZR 11,11 zu V. 19, ER 15,27; BR
18,13; ZR 20,11 zu V. 24, ER 5,26 zu V. 32 und ZR 20,12.17 zu V. 33*.
284 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Aber Gott schweigt nicht für immer. In dem auffälligsten Monolog


(Hi 38f.*)59 des ganzen Alten Testaments, der nur aus rhetorischen Fra-
gen besteht, erteilt Gott die lang verlangte Antwort: Sie besteht in ei-
nem Hymnus auf seine Allmacht und die in seinen Schöpfungstaten
waltende verborgene Weisheit.60 Da die Antwort Hiobs auf die GR aus
der Hand des Niedrigkeitsbearbeiters stammt,61 können wir nur raten,
was der ursprüngliche Dichter mit diesem majestätischen Text sagen
wollte. Es wird heute generell und fast unabhängig von der Frage der
Ursprünglichkeit von Hi 40,1–5 + 42,1–6 angenommen, daß Gott Hiob
seinen Platz als Geschöpf zuweist, dem es nicht zusteht, von Gott eine
Rechtfertigung für sein Handeln zu verlangen, so daß die angemessene
Reaktion Hiobs nur in Schweigen bestehen kann.
Blickt man auf den Dialog zurück, kann man folgenden vom Hiob-
dichter beabsichtigten Sinn vermuten: Betrachtet man nur einige von
allen Dialogparteien verwendete Schlüsselwörter und Formelemente
näher, so stellt sich heraus, daß die menschliche Rede und Erfahrung
über Gott und sein Verhältnis zur Welt durch die Rede Gottes überwun-
den wird. Das wird deutlich, wenn man einige wichtige von Hiob und
den Freunden ambivalent (und das ist nämlich wichtig) verwendete
und von Gott aufgenommene Wörter in das Blickfeld rückt: h)r (z.B.
HR 6,21; 7,7f.; 9,21; ER 4,8 und GR 38,17.22, ferner auch BR 8,18; ZR
11,11); (dy (z.B. HR 9,2.28; 19,6; ER 5,27; 15,9; ZR 20,4 und GR 38,4f.21;
ferner auch BR 8,21); hfmk: x
f (z.B. HR 13,5; ER 15,7f. und GR 38,36f.); rqx
(z.B. HR 13,9 [?]; ER 5,27; BR 8,8; ZR 11,7 und GR 38,16); rm) (z.B. HR
7,4; 21,28; ER 22,13; BR 8,10; ZR 11,4 und GR 38,11.35); hfLm i (z.B. HR
16,4; 19,23; ER 15,3; BR 8,10; 18,2 und GR 38,2).62 Bei allen diesen Wör-
tern geht es um Erfahrung und Rede. Alle werden bei Hiob und den
Freunden in gegensätzliche Kontexte eingebettet, und alle werden be-
reits durch ihre Aufnahme in die GR, aber auch durch ihre Bedeutung
dort überwunden. Zieht man zwei Formelemente als Beispiele heran,
so bezeugen sie genau das oben Gesagte. Sowohl die Anrede (38,2f.) als
auch die rhetorischen Fragen (38,2.4ff.) der GR63 überwinden bereits
durch ihr Faktum, nicht nur ihren Inhalt, das ganze menschliche Re-

59 Es hat sich ursprünglich nur um eine GR (c. 38f.*) gehandelt. Darin sind sich viele,
besonders die oben, in Anm. 47, genannten, Forscher einig. Zur Forschungübersicht
siehe J. van Oorschot (1987), 231ff., und (1995), 368–374.
60 Hymnus ist u.E. immer noch die beste Bezeichnung für diesen Text.
61 Siehe das sachgemäße Urteil von M. Witte (1994), 175–179.191f. Die Antwort ist
vermutlich durch 40,1f.+42,1.3a.4 weiterhin ergänzt und auch in zwei geteilt worden
(vgl. O. Kaiser [2006], 73.77.127, und W.-D. Syring [2004], 165–167).
62 Vgl. auch oben, S. 122–129.
63 Vgl. auch oben, S. 113–117.151f.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 285

den. Damit ist die Frage, ob Hiob auf die GR antworten sollte oder
nicht, bereits beantwortet. Nach ihr ist selbst die Frage nach der Mög-
lichkeit einer Antwort schlichtweg nicht mehr angemessen. Darüber
hinaus verlangt die ursprüngliche Hiobdichtung auch kein Urteil über
die Diskussionspartner, wie es von einem späteren Redaktor durch die
Verurteilung der Freunde und die Wiederherstellung der ursprüngli-
chen Lage Hiobs geschehen ist, weil Gott schon gesprochen hat.
Gewiß hat der Hiobdichter in seiner Umgebung Unrecht gesehen,
und ebenso gewiß dürfte es in seiner Zeit Bedenken gegen die geläufi-
ge Vergeltungslehre gegeben haben. Außerdem läßt sich mit einiger
Sicherheit behaupten, daß der Dichter selbst an den hier verhandelten
Themen innerlich beteiligt war, weil es schwerlich möglich gewesen
sein dürfte, derartige Reden aus einem rein theoretischen Interesse
auszuarbeiten.64 Daher können wir den Schluß ziehen, daß der eigentli-
che Anlaß für die Abfassung der Hiobdichtung die Erfahrung der Fer-
ne Gottes gewesen ist, die sich bei jedem unverschuldeten Leiden ein-
stellt.65 Gott überbrückt die Ferne durch seine Selbstoffenbarung, aber
es wird nirgends gesagt, daß damit der Ferne oder dem Leiden ein
Ende gesetzt wird. Das Leiden, das unzertrennlich zur menschlichen
Existenz gehört, dauert an, Gott bewahrt seinen geheimnisvollen Cha-
rakter, auch wenn er sich offenbart, wobei der Leidende die Gottesfer-
ne nur im bedingungslosen Gottvertrauen überwinden kann. Aber
damit stellen wir bereits das Verhalten der Beter in den sogenannten
nachkultischen Psalmen in Rechnung.66 Mithin gibt es keine logische

64 Damit schließen wir uns gewissermaßen an P. Volz (1921), 21ff., und H. Masing
(1931), 30ff., an.
65 Vgl. A. Weiser (1980), 14, zu Hiob, daß „die Frage nach Gott zum Kernpunkt seines
Leidens geworden ist“. Die Frage vom deus absconditus wird in diesem Kontext von
vielen Forschern erörtert, vgl. z.B. H.-P. Müller (1970), 31ff., und O. Kaiser (2003b),
29.
66 Vgl., was F. Stolz (1980), 137, zu den nachkultischen Vertrauenspsalmen wie Ps 22
geschrieben hat: Lob und Klage gleichzeitig setzen einen Dauerzustand zwischen
Heil und Unheil voraus. A.a.O., 144f.: „Die Antwort Gottes ist auch nicht Antwort in
dem Sinne, daß die Klage nun gegenstandslos würde; sie zielt vielmehr auf die Of-
fenbarung einer Wirklichkeit Gottes, die Hiob nicht verstehen kann, die ihm aber
Halt gibt“. Vgl. auch C. Westermann (1956), 9f.; F. Stolz (1977), 20–23; J. van Oor-
schot (2007), 170 (zu Stolz!), und C. Uehlinger (2007), 157.159 (zu Stolz!), und die Er-
gebnisse der Analyse der Sünde und des Leidens in den individuellen Klageliedern
bei F. Lindström (1994), 445ff., daß nicht die Sünde oder der göttliche Zorn, sondern
Jahwes Verborgenheit das Problem bilde. Zum numinosen bzw. dämonischen Gott
siehe P.Volz (1924) und U. Masing (1995).
286 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Antwort auf die Frage nach dem unschuldigen Leiden und der darin
waltenden Gerechtigkeit Gottes.67

2.2. Die Poesie der Freundesreden im Rahmen der Hiobdichtung

Obwohl es in den Freundesreden auf den ersten Blick mehr Gemein-


samkeiten als Unterschiede gibt und die in ihnen verwendeten Stilele-
mente außer den schönsten und umfangreichsten Beispielen im Alten
Testament nichts Neues bieten, läßt sich die unterschiedliche Zeich-
nung der Charaktere der Freunde nicht übersehen. Dies geschieht in
einem solchen Ausmaß, daß der Verdacht entsteht, daß durch die Aus-
wahl und Betonung einzelner Elemente auf unterschiedliche Weisheits-
schulen hingewiesen werden soll. Auf Grund der im fünften Kapitel
gewonnenen Ergebnisse liegt die Annahme nahe, daß der Hiobdichter
verschiedene Zweige der altorientalischen Weisheit kannte und be-
müht war, die Reden der Freunde entsprechend zu charakterisieren.
Genauere Untersuchungen stehen auf diesem Feld noch aus, weil eine
umfangreiche Analyse der Poetologie altorientalischer Weisheitslitera-
tur sich nicht nur im Anfangsstadium befindet, sondern wegen frag-
mentarischen Quellenbestands auch mit erheblichen Problemen ver-
bunden ist.68
Anschließend müssen aus unserer poetologischen Untersuchung
der Freundesreden Konsequenzen für die Reden der Dichtung und
letztendlich auch für ihre Ergänzungen gezogen werden. Da die ur-
sprünglichen Freundesreden mit ihrer Länge von 16–25 Bikola im Ge-
gensatz zu ihrer heutigen Gestalt von 19–47 Versen deutlich kürzer
gewesen sind, empfiehlt es sich, die HR daraufhin zu analysieren, ob
die Länge der HR 6f.*; 9f.*; 12–14*; 16f.* (37–74 Verse) ihrer ursprüngli-
chen Gestalt entspricht, ganz zu schweigen von den ohnehin problema-
tischen c. 23–31*. Jedenfalls bieten die HR 3*; 19* und 21* (in M entspre-
chend 24, 28 und 33 Verse) Beispiele für die kürzere und regelmäßigere
Grundgestalt der Reden der Dialogdichtung.69 Es läßt sich mit Sicher-

67 Vgl. auch A. de Wilde (1981), 45, daß die Auffassungen Hiobs und der Freunde nicht
außer Kraft gesetzt werden, sondern sie treten in den Hintergrund und werden rela-
tiviert.
68 Vgl. die von uns oben, S. 237–249, behandelten Ahiqarsprüche, deren Teile sich zwar
mit einiger Sicherheit rekonstruieren lassen, aber für eine umfassende poetologische
Analyse doch zu gering sind.
69 Vgl. unsere oben, S. 91f., Anm. 30, angeführte und sich auf die Behandlungen von
O. Loretz und M. Witte stützende Meinung, daß HR 3* ursprünglich 18, HR 6f.*
nicht mehr als 43 und HR 21* 32 Bikola enthalten haben. Die von M. Witte (1994) be-
haupteten Niedrigkeits-, Majestäts- und Gerechtigkeitsbearbeitungen lösen das
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs 287

heit behaupten, daß die HR und GR ursprünglich einen regelmäßigen


Strophenbau besessen haben und dabei Strophen von drei bis fünf Bi-
kola zu erwarten sind. Kleine Abweichungen sind jedoch möglich, wie
die mittleren Strophen der ersten ER und BR zeigen. Die Kolometrie
dürfte sich wahrscheinlich auch außerhalb der Freundesreden als re-
gelmäßig erweisen (z.B. nur Bikola)70; es kann zusätzlich vermutet
werden, daß sowohl die HR als auch die GR entsprechende poetische
Eigenarten besitzen. Die Strophen und Unterstrophen sind in den HR
und GR durch viele Konjunktionen, Interjektionen usw. markiert, wo-
bei ihre Auswahl bewußt unterschiedlich ist. Rhetorische Fragen be-
gegnen auch in den HR und GR, wobei sie zumal in den GR gehäuft
auftreten.71 Wie unsere Analyse nachgewiesen hat, gibt es zahlreiche
Querbeziehungen zwischen dem Vokabular der Freundesreden einer-
seits und dem der HR und GR andererseits. Wie oben festgestellt, kann
der bewußten chiastischen oder alternierenden Verwendung von
Schlüsselwörtern in allen Reden nicht nur eine die Diskussion pointie-
rende, sondern auch eine programmatische Bedeutung zugemessen
werden.72 Darüber hinaus lassen sich in den HR und GR zahlreiche
Klangfiguren nachweisen, die teilweise die in den Freundesreden vor-
liegenden übertreffen. Auch sie werden zur Charakterisierung der
Redner verwendet.73
Der Hauptunterschied zwischen den Reden der Dialogpartner ver-
birgt sich hinter dem Aufbau und der Einsetzung der Aufbauelemente.
Während die Freundesreden aus Mahnworten und Belehrungen beste-
hen, treten in den HR die Klagen in den Vordergrund. So läßt es sich
oft schwer unterscheiden, ob die an Gott gerichteten Aufforderungen
Hiobs als solche als indirekte Klagen zu verstehen sind. Dieselbe Unsi-
cherheit besteht bei den lehrhaften Abschnitten der HR, die ebenfalls
einen den Freunden zugewandten klagenden Charakter besitzen. Die
GR hebt trotz ihrer zahlreichen Fragen weniger als Mahnung denn als
Hymne an. Die Verheißungen fehlen in den ursprünglichen HR, den
Beteuerungen kommt im Vergleich zu den Freunden eine fast umge-
kehrte Bedeutung zu, ganz zu schweigen von ihrer Zahl. In den HR
begegnen zudem zahlreiche Anreden, die teils an die Freunde, teils an
Gott gerichtet sind. Die Anrede der GR ist unerwartet traditionell, ge-
winnt aber durch ihren ungewöhnlichen Kontext an Gewicht. Am Ende

Problem einigermaßen, aber reichen nicht aus, um die ursprüngliche Gestalt der HR
zu rekonstruieren; vgl. auch den sog. Unschuldsbearbeiter bei O. Kaiser (2006).
70 Siehe oben, S. 91f., Anm. 30.
71 Siehe oben, S. 117, Anm. 167.
72 Siehe oben, S. 129 und Anm. 230, und S. 284f.
73 Siehe z.B. oben, S. 137, Anm. 269.
288 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

der HR und GR darf man offensichtlich keine traditionellen Summary


appraisals erwarten, denn statt ihnen begegnen vom Kontext her umge-
staltete und ihnen entsprechende Paraphrasen.
Sowohl die HR als auch die GR enthalten Leitgedanken und Legi-
timationen, ihr Ort ist aber jeweils ein anderer. Während sich Hiob in
ihnen in ähnlicher Weise wie Elifas auf eigene Erfahrung beruft, wirkt
die GR von Anfang an als eine einzige hyperbolische Legitimation.
Diese und andere Beobachtungen und Fragen verdienen eine künftige
gründlichere Behandlung. Mit Sicherheit läßt sich jedoch schon jetzt
feststellen, daß aus der poetologischen Analyse Argumente für die
genauere Bestimmung der sekundären Zusätze in den HR und GR
gewonnen werden können.

3. Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung


der Freundesreden und des ursprünglichen Hiobdialogs
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden
In der Hoffnung, daß die nachfolgenden Untersuchungen, zumal ange-
sichts der von M. Witte, W.-D. Syring, O. Kaiser und J. van Oorschot
vorgeschlagenen redaktionskritischen Ansätze, weitere Anhaltspunkte
für die Einordnung der ursprünglichen Hiobdichtung in die Traditi-
onsgeschichte der alttestamentlichen Weisheit liefern, werden im fol-
genden sämtliche Konsequenzen aus unserer Analyse der Freundesre-
den formuliert.

3.1. Die Hiobdichtung als Teil der Entwicklung der Weisheitsliteratur

Der Hiobdichter hat sich bei der Gestaltung der Freundesreden auf
Inhalt, Sprache und Motive aus den drei großen Bereichen der altte-
stamentlichen Literatur – aus der Weisheit, den Psalmen und den Pro-
pheten – gestützt und sie durch kleinere Entlehnungen z.B. aus der
Rechtsüberlieferung ergänzt. Vor allem wegen ihrer theologisierten
Vergeltungslehre bildete dabei die wichtigste Säule die Gedankenwelt
der Weisheit. Auf das Axiom des von Gott heimgesuchten Gottlosen
stützt sich die Mehrheit der alttestamentlichen Proverbienliteratur,
wobei auch eine Nachwirkung des deuteronomistischen und propheti-
schen Schuldaufweises in Rechnung zu stellen ist.74 Unter der Prämisse,

74 Zur kollektiven Schuld und individuellen Verantwortung siehe O. Kaiser (2003a),


232–257, ferner auch Kaiser (1997). Auf die parallel gelaufene Entlösung der Gruppe
der Frevler von dem Volk in den redigierten prophetischen Unheilsverkündigungen
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 289

daß sich die ältere alttestamentliche Weisheit vor dem Hintergrund


eines reziproken Verhältnisses zwischen Gott und Mensch sowie des
einfachen Tun-Ergehen-Zusammenhangs verstehen läßt75 und die jün-
gere den theologisierten Vergeltungsglauben und eindeutigen Mono-
theismus bzw. Jahwismus voraussetzt76, gehören die Freundesreden
offenbar in die jüngere bzw. nachexilische Weisheit.77
Über den Vergeltungsgedanken hinaus stammen auch weitere Mo-
tive aus der Spruchweisheit, z.B. die Pflügen-Säen-Metaphorik, das
Thematisieren der richtigen oder falschen Rede und die dazu gehören-
de Metaphorik, die Lichtmetaphorik, die Grundsätze des angemesse-
nen sozialen Verhaltens und die Betonung der Erfahrung. In dieser
Hinsicht können Sprüche wie Prv 10,19; 13,9; 17,28; 22,8; 22,22 oder
24,32 durchaus als Vorbilder für die Freundesreden betrachtet werden,
obwohl es in der Regel nicht möglich ist, die unmittelbare Abhängig-
keit einer Aussage von einem bestimmten Spruch nachzuweisen. Au-
ßerdem ist es nahezu unmöglich, den Umfang des dem Hiobdichter
bekannten biblischen und außerbiblischen Materials einzuschätzen. Bei
vielen den Untergang der Gottlosen, die Gottesfurcht, die Hoffnung
oder die Sünden spezifisch formulierenden Sprüchen (vgl. db), {yi($ f r
: ,
hf)r
: yi , hæwq: iT, (a$Pe ) wie Prv 1,7; 10,28; 14,11; 23,17f. und 28,13 bleibt die
Frage ihres relativen Alters gegenüber der Hiobdichtung offen, obwohl
aufgrund der Summary appraisals in den Freundesreden entsprechende
Wendungen geläufig gewesen sein müssen.78 Es fällt generell auf, daß
die zur ersten Gruppe gehörenden Sprüche und ihre Parallelen entwe-
der aus den beiden Salomonischen Sammlungen Prv 10–15 und 16,1–
22,16 oder den Nebensammlungen Prv 22,17–24,22 und 24,23–3279
stammen. Nach dem derzeitigen Forschungsstand80 liegt die Wahr-

hat K. Koenen (1994), 232ff. u.a., hingedeutet; vgl. auch F. Crüsemann (1985), 218f.,
und die Wendung „Anthropologisierung der Weisheit“ bei H.H. Schmid (1966).
75 Zur Frage der vorexilischen Weisheit siehe S. Weeks (1994).
76 Vgl. H.H. Schmid (1966), 144ff.196; O. Kaiser (2003a), 239ff., und H. Gese (1958), 50.
J. van Oorschot (1998), 228, datiert die Überführung der Erfahrungsweisheit in eine
weisheitliche Lehre in die Perserzeit. W. McKane (1985), 19, datiert den Anfang der
Jahwisierung bereits in die späte vorexilische Zeit. Zur Diskussion siehe R.N. Why-
bray (1995a), 136–140.
77 Zur Vermeidung des Jahwe-Namens in der Hiobdichtung siehe oben, S. 203f.
78 Siehe oben, S. 162–171.
79 Bei einer solchen Aufteilung des Sprüchebuches wird O. Kaiser (1994b), 63ff., ge-
folgt.
80 Vgl. K.J. Dell (2004), aber auch W. McKane (1985), 10–22; O. Plöger (1984), xv, und
J. van Oorschot (1998), und (2007), 170. Daher ergibt sich die Notwendigkeit einer
eingehenden Studie, die sich das Verhältnis der Gerechtigkeitsredaktionen in der
Psalmen- und Prophetenliteratur zu Prv und Hi zum Ziel setzt.
290 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

scheinlichkeit, daß ihr Spruchgut älter als die Hiobdichtung ist, höher.
Demgegenüber begegnen weniger Parallelen zu den Freundesreden im
Bereich von Prv 1–9, der heute meistens als jüngster Teil des Prover-
bienbuches angesehen wird.81 Dabei ist z.B. Prv 8,22–31 eher der Ab-
hängigkeit von der Hiobdichtung verdächtig.82 Soweit Prv 1–9 älteres
Material enthält, kann freilich die Bekanntschaft des Hiobdichters mit
ihm nicht ausgeschlossen werden.83 Die Ähnlichkeit der Gattung der
Lehrreden in Prv 1–9 und der Streit- und Mahnreden84 der Freunde
(vgl. Anrede, Korpus und Summary appraisal, regelmäßige Bikola und
Strophen, zahlreiche rhetorische und poetische Figuren) spricht für die
Verbreitung dieser Formen schon vor Lebzeiten des Hiobdichters.85
Bei der Verbreitung der Motive und dem gegenwärtigen For-
schungsstand ist es kaum möglich, das Verhältnis der Hiobdichtung zu
den Sammlungen des Spruchbuches genau zu bestimmen. Es sei jedoch
darauf hingewiesen, daß sich die Parallelen z.B. in der ägyptisierenden
Lehre Prv 22,17–24,22 häufen.86
Angesichts der Ergebnisse unserer Untersuchung besteht ein hin-
reichend begründeter Anlaß für die Behauptung, daß der Hiobdichter
einer der großen Vertreter für das sich ändernde Paradigma der theo-
logisierten Weisheit in der späten Perserzeit gewesen ist. Dieser Pro-
zess hat sicherlich vor ihm begonnen, war aber noch keineswegs abge-

81 So neben vielen anderen z.B. H. Ringgren (1981), 8; O. Plöger (1984), xvi, O. Kaiser
(1994b), 64. C. Maier (1995), 267, datiert ihren größten Teil in die erste Hälfte des 4.
Jh.s, G. Baumann (1996), 256.272, in die Zeit etwa um 400 v. Chr., G. Freuling (2004),
270, in die zeitliche Nähe zur Hiobdichtung. Zur Diskussion siehe N.R. Whybray
(1995a), 150–157.
82 Siehe oben, S. 229, Anm. 396.
83 Vgl. z.B. die Unterscheidung von R. Schäfer (1999), 268.272ff. u.a., zwischen der
ursprünglichen Sammlung, deren Teile in die späte vorexilische und frühe nachexi-
lische Zeit zurückreichen, und den sekundären Zwischenstücken und Reinterpreta-
tionen, die in die späte persische Zeit gehören.
84 Der große Anteil und die Wichtigkeit der Mahnung in den Freundesreden läßt die
Bezeichnung „Lehrrede“ oder „Streit- und Lehrrede“ (so aber z.B. H. Strauß [2000],
25) nicht zu. Siehe auch oben, S. 163, Anm. 18.
85 Es liegt bisher keine umfangreiche formkritische und vergleichende Untersuchung
von Hi und Prv sowie keine poetologische und zugleich kolometrische Studie der
weisheitlichen Redegattungen vor. Vgl. jedoch R.E. Murphy (1981), 50–52; D. Röm-
held (1989b); H.F. Fuhs (2001), 16f.; ferner B. Gemser (1963), 9, und den vorläufigen
Befund (U. Nõmmik [2007a]), daß die alttestamentlichen Weisheitstexte, sowohl die
älteren als auch die jüngeren bis zu Jesus Sirach, ähnlich wie die Freundesreden stets
von regelmäßiger poetologischer, darunter kolometrischer Form gekennzeichnet
sind.
86 Vgl. z.B. Prv 23,4–8 mit ZR 20,15.18 und Prv 24,19–22 mit BR 8,20; 18,5f.12.18. Zum
Alter der ägyptisierenden Lehre siehe D. Römheld (1989a), 184. Vgl. weiterhin z.B.
P. Doll (1985), 45–48; O. Kaiser (1997), 129ff.135f.; J. van Oorschot (1998).
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 291

schlossen, denn während der Terminus technicus hf)r


: yi in seiner frommen
Eindeutigkeit in die ER bereits aufgenommen worden ist, konnte die
Rede von der hfmk: x
f im Gegensatz zu den Elihureden und der nachfol-
genden Majestätsredaktion noch eine gewisse Mehrdeutigkeit besit-
zen87. Außerdem dürfte der Hiobdichter eine wichtige Rolle bei der
Weiterentwicklung der dichterischen Synthese und Paraphrase der alt-
testamentlichen Gattungen, Motive und Metaphorik gespielt haben; er
ist in dieser Beziehung kein Vorläufer gewesen, weil die vorexilischen
Propheten und exilisch-nachexilischen Psalmendichter bereits ältere
Gattungen und Motive in einen neuen Kontext eingefügt hatten, aber er
gehört sicherlich zu den schöpferischsten und möglicherweise auch
wirkungsvollsten nachexilischen Dichtern, dessen Einfluß weit über die
Grenzen der Weisheitsliteratur hinaus reichen mußte.88 So sind auch
mehrere später zum weisheitlichen Grundbestand gehörende sprachli-
che Wendungen zum ersten Mal beim Hiobdichter belegt.

3.2. Die Hiobdichtung im Spannungsfeld von Weisheit und Psalmen

Als zweite wichtige Quelle für die Gestaltung der Freundesreden


kommen die Psalmen in Betracht.89 Die die weisheitliche Vergeltungs-
lehre der Freunde unterstützenden, aber im Kontext der älteren Weis-
heit unkonventionellen Schreckens- und Vergänglichkeitsbilder schlie-
ßen sich in hohem Maße an die Notschilderungen der Klagen in den
Psalmen und die hymnischen Theophanieschilderungen an. Zu den
Texten, die dem Hiobdichter bekannt gewesen sein dürften, gehören
z.B. Ps 18,5f.; 18,8–16*90; 69,2–591 und 97,2–592. Im Unterschied zu der

87 Vgl. oben, S. 30, Anm. 65. Auf die Moralisierung und Jahwisierung des Begriffes
hfmk: x
f deutet z.B. W. McKane (1985), 17f., hin. Als Musterbeispiele der späteren weis-
heitlichen Sprache kann man sich Hi 28,28, Prv 1,7 und Sir 1,10ff. bedienen.
88 Siehe unten, S. 291–297.
89 Die Aneignung der Psalmensprache in der Hiobdichtung stellte insofern keine
absolute Neuigkeit dar, weil laut W.G. Lambert (1960), 26f., bereits der Dichter des
Ludlul bel nemeqi die psalmistische Gebetsliteratur im weisheitlichen Kontext ver-
wendet hat.
90 Diese Verse werden von vielen für vorexilisch gehalten, z.B. von F.-L. Hossfeld
(Hossfeld / E. Zenger [1993], 121: V. 2–20*), oder für alt und später neu formuliert,
z.B. von H.-J. Kraus (2003), I 286f. (aufgrund der Kritik bei H. Gunkel [1968], 67),
und A.A. Anderson (1992), 153. Andererseits kann man bei dem langen Entste-
hungsprozess des Psalms auch mit Einflüssen aus der Hiobdichtung rechnen, z.B.
auf V. 28f. aus ER 15,22.24; 22,11.28f. (nach F.-L. Hossfeld bilden V. 26–32 den jüng-
sten Teil des Psalmes im Sinne der Armentheologie).
292 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

älteren Weisheitsliteratur und den genannten Psalmen wird in den


Freundesreden die Möglichkeit der Umkehr thematisiert. Trotzdem
bestehen formale Parallelen zu den Aufforderungen und Verheißungen
der Freundesreden in den Klage- und Dankpsalmen wie Bittgebeten
(vgl. z.B. Ps 17; 32; 41), ferner im Klage-Erhörungs-Paradigma93, wobei
in den Freundesreden weder zur Klage noch zum Erfüllen der Gelübde
aufgefordert wird.94 Außerdem bilden solche Texte eine verwandte
Gruppe, die generell die Nichtigkeit menschlichen Lebens vor Gott
beklagen, deren chronologisches Verhältnis zur ursprünglichen Hiob-
dichtung aber schwierig festzuhalten ist. Hier verdient Ps 90, zumal
V. 1–12, besondere Erwähnung,95 aber auch 102,4–12; 103,14–16 u.a.
Neben Parallelen, die sich oft auf der formalen Ebene der Sprache
oder Motivik bewegen, erweisen sich weitere Beobachtungen als inhalt-
lich relevant, weil sie die Fragen nach der Ferne Gottes und der ambi-
valenten Erfahrung berühren. Neben den eindeutig zur älteren Weis-
heitstradition gehörenden Belegen wie Ps 7,15 fällt Ps 73* wegen
zahlreicher Parallelen zu den Freundesreden auf. Die entsprechenden
Motive und Terminologie96 gipfeln in der Unterstreichung der eigenen
und zugleich zweideutigen Erfahrung (vgl. V. 3ff. mit V. 18ff.). Die

91 Nach E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 268) gehören diese Verse zum
Grundbestand des (vorexilischen) Psalms; nach M.E. Tate (1990), 192.195f., etwa 6.
Jh.
92 V. 2–5 bilden vermutlich den ältesten Bestand von Ps 97, vgl. H.-J. Kraus (2003), II
840f.; O. Loretz (1979), 65; C. Levin (1993a), 365, Anm. 36; U. Nõmmik (2000), 448–
459; laut E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 676f.) bilden V. 1–9 den Pri-
märpsalm, der ins 5., höchstens ins 4. Jh. anzusetzen sei; dagegen stamme der ganze
Ps 97 nach J. Jeremias (1987), 137ff., aus dem hellenistischen Zeitalter.
93 Zu Ps 50 (besonders V. 14f.) siehe oben, S. 222 und Anm. 357.
94 Siehe zumal zu den Verheißungen der ER oben, S. 219–223, und zu Ps 32 oben,
S. 218, Anm. 333. Ps 32 wird von F.-L. Hossfeld (Ders. / E. Zenger [1993], 201; vgl.
K. Seybold [1996], 134) für ein weisheitlich geprägtes und in der Exilszeit redigiertes
Danklied gehalten. Texte wie Ps 91 verdienen weiterhin Erwähnung, weil aus sol-
chen Psalmen sowohl die Schreckensbilder als auch die Verheißungen der Freundes-
reden schöpfen.
95 Ps 90 gehört sicherlich der nachexilischen Zeit an, so H.-J. Kraus (2003), II 797;
O. Loretz (1979), 23; M.E. Tate (1990), 439; K. Seybold (1996), 357. E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 608), hält den weisheitlichen Primärpsalm V. 1b–
12 für verwandt mit der Hiobdichtung und setzt ihn vor Qoh in das 5.–4. Jh.; ähnlich
E. Gerstenberger (2001), 161, aber 4. oder 3. Jh.; H. Strauß (1988), 51, tendiert in Rich-
tung sehr späte Datierung.
96 Vgl. db); {y($r in V. 3.12.27 (BR 18,22; ZR 11,20 u.a.), hg& in V. 12 (BR 8,11), die
Fragen der Gottlosen in V. 11 (ER 22,13f.), die Vergänglichkeit wie Traum in V. 20
(ZR 20,6–9), der Vergleich mit Vieh in Verbindung mit Nicht-Wissen in V. 22 (BR
18,3).
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 293

Ambivalenz und das Problem der Ferne Gottes97 werden durch die
Einsicht (hfnyib)
f in V. 17b)98 überwunden, so daß der ursprüngliche
Psalm den Charakter eines Bekenntnisses erhält. Sachlich gehört die
Grundschicht von Ps 73 in die Nähe der ursprünglichen Hiobdichtung,
eine relative Datierung ihr gegenüber hängt aber von weiteren Studien
ab. Jedenfalls fehlt in Ps 73 ähnlich wie in der Hiobdichtung die scharfe
Kontrastierung der Gottlosen mit den Gerechten, wie sie später üblich
geworden ist.99
Obwohl die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundes-
reden und dem Lehrgedicht Ps 37 noch länger als bei Ps 73 ist, so daß
die Annahme der zeitlichen Nähe beider Texten sich anbietet, zeigen
zahlreiche Aspekte, daß Ps 37 bereits einer späteren Zeit und einem
anderen Traditionskreis als der Hiobdichter angehört. Zum einen be-
findet sich das kolometrische Schema des Psalms bereits in Auflö-
sung,100 wobei sein Aufbau durch das jüngere akrostichische Form-
schema bestimmt wird. Zum anderen wird dort die Antithese zwischen
dem Gerechten und dem Gottlosen so nachdrücklich unterstrichen, daß
die Nähe zu den Gerechtigkeitsredaktionen der Psalmen evidenter ist
als die zur Hiobdichtung. Bei einer Reihe von Versen in Ps 37 liegt die
Annahme von Entlehnungen aus den Freundesreden nahe.101 Ps 37
gehört mit seiner Betonung des Heils und Wohls der Gerechten bereits
wieder zu einer Entwicklungsstufe der Weisheit, die optimistischer als

97 Vgl. die durch „Zweifeln“ erklärte Not von Ps 73 bei O. Kaiser (2003a), 311. Die
Frage nach der Gottesferne und -nähe hat auch G. Freuling (2004), 272, betont.
98 Es empfiehlt sich, den Begriff „Einsehen“ zu verwenden, weil der „Tempelbesuch“
in V. 17a nicht sicher ist (siehe O.Kaiser, a.a.O., Anm. 10). Ergänzt man es noch
durch den berechtigten Verdacht, daß V. (22)23–26 sekundär sind (so a.a.O., 312,
und M. Witte [2002], 24: aus dem 3. Jh. v. Chr.), so ist auch die angebliche neue spe-
zifische Form der „Offenbarungsweisheit“ bzw. „mystischen Erfahrungsweisheit“
(so E. Zenger [F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 335]) in der Grundschicht nicht gesi-
chert.
99 Zu den Gerechtigkeitsredaktionen siehe unten, S. 261. Die Verwandtschaft von Ps 73
zu Hi wird breit angenommen, vgl. H.D. Preuß (1987), 166: „das zum paradigmati-
schen Gebrauch in Gebetsform umgegossene Hiobbuch in Kurzfassung“. Der
schwierig zu datierende Ps 73 stammt nach M.E. Tate (1990), 233, und K. Seybold
(1996), 277, aus persischer Zeit, nach E. Zenger, a.a.O., 338, aus dem 5. Jh. und die
Grundschicht (außer V. 22–26) nach M. Witte, a.a.O., aus dem 5.–4. Jh. Der Einfluß
von Hi zumindest auf die Redaktion von Ps 73 ist nicht ausgeschlossen (vgl. V. 22).
Gewiß gehört in die Nähe von Hi auch Ps 49*, aber die Frage des Verhältnisses zu Hi
ist aufgrund der Freundesreden unbeantwortbar.
100 Vgl. U. Nõmmik (2007a), 234f.
101 Vgl. z.B. V. 10 als Kompendium aus BR 8,22b und ZR 20,9; weiter vgl. V. 6 und ZR
11,17 als die einzigen Stellen im AT, in denen {iyra h
F c
f im positiven Kontext verwendet
wird, und ähnlich auch tyirx A )
a in einer positiven Verheißung in V. 37 und BR 8,6f.
Vgl. ferner die Liste der Parallelen bei J. Vermeylen (1986), 57.
294 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

die Hiobdichtung mit der Sicherheit des Tun-Ergehen-Zusammenhan-


ges bzw. der göttlichen Vergeltung rechnet. Daher kann man anneh-
men, daß der Dichter des 37. Psalms die Hiobdichtung kannte102 und
sich an ihre Technik der Gattungs- und Motivmischung anschloß.103
Die Freundesreden gebrauchen eine ganze Reihe gewichtiger Ter-
mini wie {yi($ f r
: , qyiDc
a oder db) mit solcher Selbstverständlichkeit, daß
sie anscheinend nach keiner Definition verlangen. Ein starker Unter-
schied zu den jüngeren Psalmen besteht jedoch darin, daß der Hiob-
dichter in den Summary appraisals der Freundesreden, die sonst auf eine
zeitgenössische formalisierte Sprache Rücksicht nehmen, die Gerechten
({yiqyiDac) und Frevler/Gottlosen ({yi($
f r
: ) nicht frontal gegenüberstellt. Da-
her liegt es nahe, daß die zu den sogenannten Gerechtigkeitsredaktio-
nen gehörenden Psalmen aus einer späteren Zeit stammen. Außerdem
ist davon auszugehen, daß die Gerechtigkeitsbearbeitung der Psalmen
und die des Hiobbuches aus verschiedenen Tradentenkreisen stam-
men, denn im Gegensatz zu der der Psalmen hat die des Hiobbuches
nur einmal von dem Gegensatzpaar in ER 22,18f. Gebrauch gemacht.104
Ergänzt man den Befund um die Beobachtung, daß die Gerechtigkeits-
bearbeiter der Psalmen105 die kolometrische Regelmäßigkeit aufgegeben
haben,106 müssen zwei sich gegenseitig ergänzende, aber durch ihren
jeweiligen Sprach- und Formkanon getrennte Tradentenkreise voraus-
gesetzt werden. Mithin gehört die ursprüngliche Hiobdichtung zu-
sammen mit ihren Freundesreden zur traditionellen, dem Kontext des
Alten Nahen Ostens entsprungenen und in der nachexilischen Zeit
einen Aufschwung erlebenden Weisheit, während das Gerechtigkeits-
thema in den Psalmen zu einer jüngeren frommen und spezifisch israe-
litischen Tradition gehört.107 Zahlreiche von uns oben herangezogene

102 Es besteht der Verdacht, daß der Verfasser des 37. Psalms mit seiner Betonung der
Erfahrung wie in den ER und HR die Niedrigkeitsredaktion des Hiobbuches noch
nicht kennt.
103 Vgl. einerseits R. Kittel (1929), 137, der den Hiobdialog für älter als Ps 37 hält, ferner
K. Seybold (1996), 155, der Ps 37 ins 4.–3. Jh. setzt, und andererseits E. Zenger
(F.-L. Hossfeld / E. Zenger [1993], 229f.), der Ps 37 für einen älteren nachexilischen
Weisheitstext aus dem 5. Jh. hält (ähnlich E. Gerstenberger [1988], 159f.).
104 Zur Gerechtigkeitsredaktion des Hiobbuches, bes. dazu, daß sie meistens die Frevel-
taten präzisiert, siehe M. Witte (1994), 215–220, und zu 5,9–16 und 22,17f. oben,
S. 28–31 und 50f.
105 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen der Psalmen siehe C. Levin (1993a), U. Nõm-
mik (2000), O. Loretz (2002), 24f.204, und O. Kaiser (2003a), 240f.
106 Siehe U. Nõmmik (2000), 527.
107 Siehe auch U. Nõmmik (2007a). Vgl. auch, wie A. de Wilde (1981), 51f., unter den
nachexilischen Schreibern verschiedene (nationalistischer, kosmopolitischer und rea-
listischer eingestellte) Gruppen findet.
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 295

Psalmen und Psalmstellen wie Ps 1; 9/10; 11; 49,11; 58; 68,3f.; 104,35a;
112; 119 unterliegen nur zum Teil dem Einfluß der Weisheit, darunter
der Hiobdichtung,108 und können daher nur bedingt als „Weisheits-
psalmen“ bezeichnet werden.109 Zwei weitere Psalmen 94 und 139, die
starke weisheitliche Züge tragen und wegen ihrer Parallelen zur Hiob-
dichtung auffallen, können in ihre zeitliche und sachliche Nähe gehö-
ren.110 Soweit sie keine älteren Teile integrieren, sind sie jedoch eher
nach der ursprünglichen Hiobdichtung verfaßt worden.111

3.3. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der Prophetenliteratur

Neben der Weisheit und den Psalmen hat der Hiobdichter Sprache und
Motive der alttestamentlichen Prophetenliteratur intensiv in die Freun-
desreden aufgenommen und mit anderen Motiven kombiniert.112 Vor
allem gilt dies für die illustrativen Schreckensbilder vom Untergang
der Gottlosen. Dabei handelt es sich um Texte, die der Hiobdichter mit
hoher Wahrscheinlichkeit gekannt hat und die ihm manchmal in ihrer

108 Die Gerechtigkeitsbearbeitungen werden für jünger als die ursprüngliche Hiobdich-
tung gehalten und in das 4.–3. Jh. datiert; vgl. O. Kaiser (1997), 135f.; (2003b), 27, und
U. Nõmmik (2000), 517–519.522f. Bei Ps 1; 9/10; 112 und 119 herrscht die Einigkeit
über ihre (spät)nachexilische Herkunft, vgl. J. Jeremias (1987), 143f.; A.A. Anderson
(1992), 776.807; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 45.82f.; K. Seybold (1996), 55.441.
443; U. Nõmmik, a.a.O.; E. Gerstenberger (2001), 273.277.316; L.C. Allen (2002), 128.
183; O. Loretz (2002), 24f. Weiterhin siehe zu Ps 11 O. Loretz, a.a.O., 115–119, zu
68,3f. C. Levin (1993a), 364; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 249; U. Nõmmik, a.a.O.,
503f.; zu Ps 104,35a C. Levin, a.a.O., 363; K. Seybold, a.a.O., 411; U. Nõmmik, a.a.O.,
502f. Bei Ps 49 und 58 sind die Meinungen unterschiedlich, aber vgl. immerhin F.-L.
Hossfeld / E. Zenger (1993), 300 (V. 11–15.21 bilden den Grundbestand von Ps 49 aus
dem 5.–4. Jh.); Dies. (2000), 134f.; K. Seybold, a.a.O., 232; U. Nõmmik, a.a.O., 509–511.
109 Es sei unterstrichen, daß das der Weisheit verwandte Vokabular nicht ausreicht, um
die „Weisheitlichkeit“ eines Psalms zu behaupten; zur Problematik siehe R.N.
Whybray (1995b), bes. 158–160, und U. Nõmmik (2007a).
110 So bei Ps 139 z.B. M. Köhlmoos (1999), 366. K. Dell (1991), 148, behauptet bei Hi 9,5–
10; 9,25–28; 10,8–12 die Parodie von Ps 139.
111 Ps 94 ist nachexilisch (sogar späte persische Zeit) nach A.A. Anderson (1992), 670;
K. Seybold (1996), 372; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 653.657; E. Gerstenberger
(2001), 180f. Der hymnische Ps 139 ist nicht älter als Hi nach R. Kittel (1929), 419.422,
und (spät)weisheitlich-nachexilisch nach K. Seybold (1996), 515; E. Gerstenberger
(2001), 402; zum ganzen Psalm siehe L.C. Allen (2002), 326. Weiterhin scheint Ps 140
sich teilweise auf die BR und ZR zu stützen (gegen J.E. Hartley [1988], 272, u.a., vgl.
V. 4.10 mit ZR 20,12–14; V. 5f. mit BR 18,7–11 und V. 11 mit ZR 20,23b).
112 Seit langem haben die Forscher die Beziehungen der HR zu Jer 20 oder DtJes beteu-
ert; vgl. z.B. K. Budde (1896), xli; E. Dhorme (1967), clix ff., und C. Westermann
(1956), 32, Anm. 1.
296 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Grund- oder erst wenig redigierten Gestalt vorgelegen zu haben schei-


nen. Dazu gehörten die Dichtungen vom Tage Jahwes mit ihren konsti-
tutiven Elementen von Feuer, Flut und Finsternis wie in Am 5,7–20*;
Zef 1,15; Jes 2,12–17* und 13,6–13*113. Auch die Vegetationsmetaphorik
in Texten wie Ez 17,1–10*; 19,10–14*114 und Jes 18,1–7* galt für den Hi-
obdichter als vorbildlich.115 Die Belegdichte mancher Wendungen und
Wurzeln wie z.B. dd$ in der Sprache des Jeremiabuches könnte den
Hiobdichter beeinflußt haben. Insgesamt und grundsätzlich erinnert
die Häufung mehrerer Motive in den Schreckensbildern der Freundes-
reden an das ähnliche Phänomen in den Unheilsverkündigungen der
prophetischen Literatur, wie von uns oben zu Jes 24,18a angemerkt
worden ist.116 Daraus läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit erschlie-
ßen, daß die Tradenten der Prophetenbücher ein dichtungstechnisches
Vorbild für viele nachexilische Autoren gewesen sind. Vielleicht bilden
Teile der Threni ein älteres Beispiel für die Aufnahme solcher Elemente
aus den Prophetenbüchern in andere literarische Gattungen. In ähnli-
cher Weise scheint die Hiobdichtung auf die spätere Weisheitsdichtung
eingewirkt zu haben.
Ein Überblick über den literarischen Hintergrund des Hiobdichters
bliebe unvollständig, falls man die Kenntnis der prophetischen Kritik,
darunter der Sozialkritik, nicht nennen würde. Auf der einen Seite be-
finden sich ihre Elemente an ihrem sachgemäßen Ort – in den An-
schuldigungen der Freundesreden –, auf der anderen Seite fallen je-
doch die Verheißungen der Freunde auf, denn in ihnen beziehen die
Listen der Nöte, denen ein Gottesfürchtiger entkommen soll, Elemente
der prophetischen Kritik mit ein. Die Sünden wie Hochmut, Verant-
wortungslosigkeit, Unterdrückung der Armen, Maßlosigkeit u.a. hat
der Hiobdichter vermutlich in Stellen wie Jes 3,14f.; 5,20; 14,13–15;
29,15; Jer 7,8; Ez 18*; Am 2,8; 4,1 vorgefunden. Für die Verheißungen

113 Bei dem älteren Charakter der entsprechenden Motive besteht kein Verdacht. Zur
Datierung und Schichtung von Jes 13,6–13 siehe O. Kaiser (1983), 12ff., und vgl.
W.A.M. Beuken (2007b), 57ff. Zu den anderen Stellen oben, S. 180f. und Anm. 110;
S. 206 und Anm. 268.
114 Beachte in Ez 19,2–9 auch die Tiermetaphorik (Löwen). Vgl. weiterhin Jes 40,6–8*
und siehe oben, S. 172 und Anm. 65; S. 174f. und Anm. 83.85.
115 Es sei hinzugefügt, daß die Vegetationsmetaphorik in den Prophetenbüchern wahr-
scheinlich aus der älteren weisheitlichen Metaphorik entlehnt worden ist. P. von
Gemünden (1993), 82ff.86, heißt die Propheten die schöpferischsten Uminterpretie-
rer der Vegetationsmetaphorik. Von der Exilszeit an werden immer stärker stereoty-
pe Metaphern eingesetzt, um einen niedrigeren Aufmerksamkeitsgrad durch Häu-
fung zu kompensieren. Dasselbe gilt wohl auch für die Anhäufung in der
Hiobdichtung.
116 Siehe oben, S. 183.
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden 297

scheint der Hiobdichter u.a. auch von prophetischen Heilsrufen abhän-


gig zu sein; dabei könnte es sich wenigstens um eine Zwischengestalt
von Ez 34*; Hos 2,20117 und mehrere deutero- und tritojesajanische
Heilsankündigungen handeln. Entsprechend kommen auch die Auf-
forderungen der Freundesreden ohne die prophetischen Umkehrrufe
nicht aus. Darüber hinaus zeigt unsere Analyse, daß die Möglichkeit
der Umkehr als Voraussetzung des künftigen Glücks und damit die
Dramatik des Augenblickes in den Aufforderungen der Freundesreden
eher dem Paradigma der prophetischen als der weisheitlichen Mahn-
worte entspricht.118
Außerdem verdient es eine Anmerkung, daß die Hiobdichtung ih-
rerseits die prophetische Literatur beeinflußt hat. Wenigstens auf for-
maler Ebene gehören Jes 35,3f.; Jer 23,18; Hos 12,2a und Teile von Jes
58f.* zu den Stellen, in denen ein derartiger Einfluß möglich er-
scheint.119
Zum Schluß kann darauf hingewiesen werden, daß die ER durch
die Aufnahme der prophetischen Motive, Metaphorik und Kritik be-
sonders ins Auge fallen. Mit ihnen hat der Hiobdichter einen Weis-
heitslehrer geschaffen, der in seinen Reden Züge eines mahnenden
Unheilspropheten, eines Psalmendichters und eines Heilspropheten
miteinander verbindet.120

3.4. Die Hiobdichtung und andere alttestamentliche Texte

Anschließend muß der Frage nachgegangen werden, ob andere Berei-


che der alttestamentlichen Literatur, vor allem aus dem Bereich des
Rechtswesens und des Kultus, auf die Freundesreden eingewirkt ha-
ben. Die Analyse hat ergeben, daß neben der Weisheit, den Psalmen
und Propheten die übrigen Traditionen eine wesentlich geringere Rolle
gespielt haben. Dafür läßt sich zum einen eine formale Ursache benen-
nen: Die Poesie ist aus Gründen der formalen Verwandtschaft für den

117 Siehe oben, S. 220 und Anm. 340.342.


118 Siehe oben, S. 215–218.
119 Vgl. die Liste der Parallelen zwischen den Freundesreden und TrJes bei J. Vermeylen
(1986), 58f. S. Terrien (1963), 24f. und Anm. 4, und J.E. Hartley (1988), 13–15, behaup-
ten, obwohl sich auf eine frühere Datierung von Hi stützend, die Abhängigkeit des
DtJes und TrJes von Hi. Angesichts der intensiven redaktionskritischen Forschung
der prophetischen Literatur in den letzten Jahrzehnten muß die Frage der Beziehung
des Hiobdialogs zu ihr neu gestellt werden.
120 Vgl. K.A. Tångberg (1987), 140, Anm. 12: „Job Kap. 22 ist auf ähnliche Weise nach
dem Vorbild prophetischer Redeformen strukturiert (V. 1–20 Anklage, 21–30 Mah-
nungen und Verheißungen)“.
298 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

Hiobdichter grundsätzlich wichtiger als die Prosa gewesen. Zum ande-


ren spricht die vollständige Auslassung des Jahwe-Namens, des Kultes
und der Thora in der Hiobdichtung von der Absicht des Hiobdichters,
das nichtisraelitische Kolorit des Dialogs zu unterstreichen.121
Es ist sicher, daß Elemente der Rechtssprache auf die Freundesre-
den eingewirkt haben. Dafür lassen sich die kritischen Partien in den
ER anführen.122 In ähnlicher Weise scheinen in den BR gelegentliche
Rückgriffe auf die deuteronomisch-deuteronomistische Rechtssprache
vorzuliegen.123 Bei Begriffen wie qelx " , hflx
A na oder tw( besteht der Ver-
dacht, daß sie im Bereich der Weisheitsliteratur (und das heißt, frei von
ihrem konkreten juridischen Hintergrund) zum ersten Mal in der Hi-
obdichtung bezeugt sind.124 Trotz aller Parallelen scheint die Sprache
der Freundesreden in einem solchen Maße weisheitlich adaptiert zu
sein, daß man in sämtlichen Fällen fragen muß, ob es sich nicht bereits
um eine vermittelte bzw. „verweisheitlichte“ Rechtssprache handelt.

3.5. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der außerbiblischen


Traditionen und mythischen Motive

Aufgrund der nachgewiesenen Unterschiede inhaltlicher, stilistischer


und metaphorischer Art in den Freundesreden und gestützt auf einen
umfangreichen Vergleich mit den Weisheitstexten des Alten Nahen
Ostens und Ägyptens hat sich der Verdacht erhärtet, daß Sprache und
Vorstellungswelt des Hiobdichters nicht nur durch die ihm bekannten
biblischen Traditionen geprägt worden sind, sondern er sich auch dar-
um bemüht hat, durch ein bestimmtes Vokabular und durch Motive
aus der Weisheitsüberlieferung Vorderasiens den Freundesreden ein
gewisses Lokalkolorit zu geben. So zeigte der Vergleich die Nähe der
Reden des Zofar zumal zur aramäischen Tradition125 und die der Reden
des Bildad zu den mesopotamischen Traditionen126. Die Frage nach
einer entsprechenden Kolorierung der Reden des Elifas konnte dage-
gen nicht beantwortet werden, weil wir über kein entsprechendes
Textgut verfügen. Eine ganze Reihe von Beobachtungen spricht gegen
eine Verbindung mit der ägyptischen Weisheit.127 Elifas in Edom anzu-

121 Siehe oben, S. 203f., und vgl. das gesamte V. Kapitel unserer Arbeit.
122 Vgl. ER 15,4–6 (und dazu oben, S. 213); 22,4–9 (oben, S. 195).
123 Vgl. BR 8,13 (und dazu oben, S. 196f.); 18,17–19 (oben, S. 186f.).
124 Siehe zu ZR 20,29 und BR 8,3 oben, S. 161.
125 Siehe oben, S. 238–247.
126 Siehe oben, S. 250–262.
127 Siehe oben, S. 265–269.
Der Hiobdichter und die Freundesreden 299

setzen, wie es heute weithin angenommen wird, wird auch durch unse-
re Untersuchung nicht ausgeschlossen.
Unabhängig davon, ob man diese Nachweise für zutreffend hält
oder nicht, läßt sich die Tatsache der unterschiedlichen Charakterisie-
rung der Freunde und ihrer außerisraelitischen Ansetzung bereits in
der ursprünglichen Dichtung nicht übersehen. Die Freunde müssen
nach der Absicht des Dichters die Welt und ihr Reden von Gott und
Mensch verkörpern.128 Und so hat der Verfasser der Hiobdichtung sie
in ihren Reden auch in unterschiedlicher Weise vorgestellt, anweisend
und seelsorgerlich wie in den ER, mit einem Einschlag von Prinzipien-
festigkeit wie in den BR, mit unendlich vielen Farben, Nuancen und
Motiven wie in den BR und den ZR, verschiedene Dialekte sprechend,
einig darin, daß Gottes Gerechtigkeit ewig gilt und ein Mensch seinen
Augenblick nutzen muß, und doch nach dem Urteil des Dichters ge-
nauso fern von Gott wie Hiob.129 Wie zahlreiche Anspielungen auf die
mythischen Motive in den Freundesreden zeigen, war der Hiobdichter
von der zeitgenössischen Tendenz des „literarischen Paganismus“ und
der Archaisierung130 beeinflußt und wußte sie seinem Zweck dienstbar
zu machen. Der Dichtung wird die Farbe eines Urereignisses gegeben.
Dieses besteht jedoch nicht in einem mythischen Kampf, sondern in der
existentiellen Not der Ferne Gottes und ihrer Überwindung. In dieser
Not (und der Möglichkeit ihrer Überwindung) befinden sich alle Men-
schen von ihrem Anfang an, daraus ergibt sich am Ende ein auf allen An-
fang zurückweisender Schöpfungshymnus in Gestalt einer Rede Got-
tes.

4. Der Hiobdichter und die Freundesreden


Der Hiobdichter und die Freundesreden
Die Freundesreden bilden in der ursprünglichen Hiobdichtung einen
unvermeidbaren Hintergrund für den „Dialog“ zwischen Hiob und
Gott, denn sie lassen das Problem der ambivalenten Erfahrung und der
begrenzten Möglichkeiten der menschlichen Rede von Gott in Erschei-
nung treten. Durch „den psychologischen Anstoss und den Stachel des
Gegensatzes“131 hat der Hiobdichter dem existentiellen Zweifel Aus-
druck gegeben, einem Gefühl der Ferne Gottes, das nicht durch eigene

128 K. Budde (1896), xiv, hat hinter den Freunden die ganze Welt gesehen.
129 Vgl. auch oben, S. 284–286.
130 Siehe zu solchen Entwicklungen in Mesopotamien und Ägypten bei H. Niehr (1990),
200–204 und 210–220.
131 So B. Duhm (1897), 80.
300 Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick

negative oder positive Erfahrung (Hiob und Elifas), durch Tradition


(Bildad) oder Teilhabe an „ewiger Wahrheit“ (Zofar) überwunden
werden kann. Trotz bunter Bildhaftigkeit und reicher Sprache werden
die Argumente aller Dialogpartner ins Monotone übertrieben, um der
Rede Gottes und damit der paradoxalen Überwindung der Distanz
zwischen Gott und Mensch den nötigen Raum zu verschaffen.
Die nachfolgenden Redaktionen waren darum bemüht, das Bild des
radikalen Zweiflers zu entschärfen oder dem Bild des Weisen aufzuhel-
fen. Der Dichter der Elihureden ließ Elihu sowohl Hiob als auch seine
Freunde verurteilen (32,1–3), und der Redaktor, der die Hiobdichtung
und die Rahmenerzählung miteinander verknüpfte,132 verurteilte be-
reits nur die Freunde (42,7–9).
Der Verfasser der Hiobdichtung, ein mit der zeitgenössischen Tra-
dition, Sprache und Poesie unumstritten vertrauter Dichter und Theo-
loge, hat, sich einerseits auf die weisheitlichen Traditionen des Alten
Testaments und Alten Orients stützend und andererseits diese Traditi-
onen mit seiner sprachlichen und theologischen Begabung übertref-
fend, eine Dichtung geschaffen, deren Tiefe mehrere Generationen nach
ihm fasziniert hat. Da ein solches Werk angesichts der in ihm verarbei-
teten Traditionen nicht an einem entlegenen Ort entstanden sein dürfte,
kommt das Jerusalem mit seiner nächsten Umgebung133 der (späten)
persischen Zeit134 am ersten in Frage: Die Exilskatastrophe wird von
den weisheitlichen Kreisen nicht erörtert; die Frage des individuellen
Schicksals und der ambivalenten Erfahrung ist brennend; das Problem
der Ferne Gottes ist relevanter denn je; die Gruppenbildung in einer
provinzialen Gesellschaft hat begonnen; und schließlich werden alte
Traditionen und Literatur neu interpretiert und miteinander ver-
schmolzen. Andererseits ist die Hiobdichtung in einer Zeit entstanden,
in der die Herausbildung der Thora-Frömmigkeit und der Unterschei-
dungen zwischen den „Gerechten“, „Armen“, „Jahwe-Fürchtigen“ und
„Frommen“ sowie deren Gegenteil noch nicht auf dem Wege innerjüdi-

132 Siehe dazu W.-D. Syring (2004), bes. S. 159–164. Vgl. die redaktionsgeschichtlichen
Entwürfe bei M. Witte (1994), 223–229, und O. Kaiser (2006), 114–119.
133 Die Möglichkeit einer außerbiblischen Ansetzung des Hiobverfassers wird heute mit
Recht kaum mehr diskutiert. Da es sich bei Juda um eine kleine Gesellschaft am Ran-
de des persischen Imperiums gehandelt hat, kann die Zahl der Schriftkundigen nicht
allzu groß gewesen sein. Die Frage nach dem Verhältnis des Hiobdichters zu den
„offiziellen“ Theologen- und Priesterkreisen bleibt jedoch offen.
134 Angesichts der drastisch verminderten Gestalt der ursprünglichen Hiobdichtung in
der neueren Forschung und ihrer vielen Nachwirkungen muß darauf hingewiesen
werden, daß neben den veralteten Frühdatierungen in das 6. Jh. eine extreme Spät-
datierung in das späte 4. oder 3. Jh. ebenfalls nicht in Frage kommt; zu den Datie-
rungen siehe oben, S. 14, Anm. 59.
Der Hiobdichter und die Freundesreden 301

scher Parteibildungen war. Schließlich ist daran zu erinnern, daß der


Hiobdichter einer Epoche angehörte, in dem die Menschen generell
eine Erweiterung ihres Horizontes, das Zurücktreten der mythischen
Welt und die wachsende Distanz zwischen Gott und Mensch erfuh-
ren.135

135 Vgl. A. de Wilde (1981), 26f.58f.; H. Strauß (2000), 52f.; O. Kaiser (2006), 105f.
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

Allgemeine Abkürzungen

abs. absolutus
BR Bildadreden
fem. femininum
c. caput
cj. conjectura
ER Elifasreden
G Griechischer Text, Septuaginta
GR Gottesreden
Hif. Hifil
Hitp. Hitpael
Hitpal. Hitpalel
hleg. hapaxlegomenon
HR Hiobreden
Impf. Imperfekt
Inf. Infinitiv
L Codex Leningradensis
M Masoretischer Text
masc. masculinum
Ms Manuskript
Nif. Nifal
pass. passivum
Pil. Pilel
plur. Plural
S Syrischer Text, Peschitta
sing. Singular
stat. cons. status constructus
T Targum
V Vulgata
V. Vers
ZR Zofarreden
304 Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

Bibliographische Abkürzungen

Die in kursiv angegebenen Abkürzungen werden nur unten, im Litera-


turverzeichnis, benutzt.

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Stellenregister

Die in kursiv angegebenen Seitenzahlen weisen auf die Stellenangaben in den Anmer-
kungen. Die textkritischen Erörterungen im 2. Kapitel werden hier nicht berücksichtigt.

Biblische Texte Ex 15,8.................................................. 170


Ex 20,17................................................ 199
Gen 2,8 ................................................ 234 Ex 22,5.................................................. 221
Gen 2,19f. ............................................ 219 Ex 22,8.................................................. 213
Gen 3 ................................................... 229 Ex 22,20–26.......................................... 195
Gen 3,1 ................................................ 193 Ex 23,6.................................................. 169
Gen 3,17 .............................................. 219 Ex 23,7.................................................. 218
Gen 6,1–4............................................. 212 Ex 23,23................................................ 168
Gen 6,5 ................................................ 211
Gen 7,4 .................................................. 51 Lev 5,21.23........................................... 199
Gen 7,19f. ............................................ 179 Lev 19,13.............................................. 199
Gen 7,23 ................................................ 51 Lev 19,32.............................................. 228
Gen 9,9f. .............................................. 220 Lev 26,15.............................................. 213
Gen 13,16............................................. 221 Lev 26,44.............................................. 170
Gen 15,15............................................. 221
Gen 16,9 .............................................. 216 Num 6,26............................................. 222
Gen 16,10............................................. 221 Num 9,11............................................. 243
Gen 16,12............................................. 240 Num 22,28........................................... 210
Gen 17,8 .............................................. 188 Num 22,30................................... 206, 216
Gen 17,14............................................. 213 Num 23f............................................... 191
Gen 19,20............................................. 223 Num 23,21........................................... 166
Gen 19,24............................................. 188 Num 30,9.13f....................................... 213
Gen 21,23......................................176, 186 Num 35,30........................................... 213
Gen 22,17............................................. 221 Num 36,3f............................................ 213
Gen 25,8 .............................................. 228
Gen 28,4 .............................................. 188 Dtn 1,41 ............................................... 214
Gen 32,13............................................. 221 Dtn 2,34 ............................................... 188
Gen 41,2.18...................................173, 251 Dtn 3,3 ................................................. 188
Dtn 4,2 ................................................. 213
Ex 4,12.15 ............................................ 213 Dtn 4,26 ............................................... 188
Ex 7,19 ................................................. 194 Dtn 4,32 ............................................... 233
Ex 8,1 ................................................... 194 Dtn 5,21 ............................................... 199
Ex 8,25f................................................ 216 Dtn 6,12 ............................................... 170
Ex 9,15 ................................................. 168 Dtn 6,19 ............................................... 188
Ex 9,22 ................................................. 194 Dtn 7,9f.20 ........................................... 163
Ex 10,13 ............................................... 230 Dtn 8,11–20 ......................................... 170
Ex 12,8 ................................................. 243 Dtn 9,4 ................................................. 188
Ex 13,21 ............................................... 222 Dtn 9,16 ............................................... 214
Ex 14,21 ............................................... 230 Dtn 10,17 ............................................. 222
Ex 14,28 ............................................... 179 Dtn 11,6 ................................................. 51
332 Stellenregister

Dtn 11,17 ............................................. 188 1Kön 8,47.59........................................ 217


Dtn 11,24 ............................................... 65 1Kön 13,34........................................... 168
Dtn 13,1 ............................................... 213 1Kön 14,10........................................... 190
Dtn 13,13ff. ......................................... 195 1Kön 16,34........................................... 195
Dtn 13,15 ............................................. 233
Dtn 16,19 ............................................. 169 2Kön 9,32............................................. 222
Dtn 17,10f............................................ 213 2Kön 14,8–14....................................... 252
Dtn 20,18 ............................................. 214 2Kön 22,20........................................... 221
Dtn 23,22 ............................................. 222
Dtn 24,17–22 ....................................... 195 Jes 1,2f.................................................. 181
Dtn 25,1f.............................................. 213 Jes 1,15 ................................................. 218
Dtn 25,19 ............................................. 225 Jes 2,9.11 .............................................. 206
Dtn 28,29 ............................................. 225 Jes 2,12–17 ................................... 206, 296
Dtn 30,2 ............................................... 216 Jes 2,14 ................................................. 206
Dtn 32,2 ............................................... 198 Jes 2,17 ......................................... 200, 206
Dtn 32,6f.............................................. 232 Jes 3,3 ................................................... 195
Dtn 32,32 ............................................. 243 Jes 3,14f................................................ 296
Dtn 32,39 ............................................. 207 Jes 3,14 ......................................... 199, 211
Dtn 32,46 ............................................. 217 Jes 3,18–23 ........................................... 111
Dtn 34,2 ................................................. 65 Jes 3,20 ................................................. 186
Jes 5,5 ................................................... 211
Jos 6,26................................................. 195 Jes 5,15 ................................................. 206
Jos 9,15................................................. 219 Jes 5,20 ................................. 189, 190, 296
Jes 5,24 ......................................... 175, 179
Ri 5,4.................................................... 191 Jes 5,29 ................................................. 172
Ri 5,26.................................................. 192 Jes 6,11 ................................................. 195
Ri 8,32.................................................. 228 Jes 7,16 ................................................. 197
Ri 9,8–15.............................................. 252 Jes 9,1 ................................................... 222
Ri 15,5.................................................. 221 Jes 9,12 ................................................. 216
Ri 20,34................................................ 207 Jes 9,14 ................................................. 195
Jes 9,16 ................................................. 193
1Sam 1,11 ............................................ 225 Jes 10,1 ................................................. 166
1Sam 10,19 .......................................... 207 Jes 10,6 ................................................. 193
1Sam 12,2 ............................................ 228 Jes 10,16f.............................................. 178
1Sam 12,17 .......................................... 211 Jes 10,17 ............................................... 179
1Sam 26,24 .......................................... 207 Jes 11,1–5 ............................................. 230
Jes 13,6–13 ........................................... 296
2Sam 1,16 ............................................ 213 Jes 13,10 ............................................... 222
2Sam 2,22 ............................................ 222 Jes 13,11 ............................................... 212
2Sam 11,23 .......................................... 194 Jes 13,13 ............................................... 181
2Sam 22 ............................................... 180 Jes 14,13–15 ................................. 191, 296
2Sam 22,5f........................................... 185 Jes 14,22 ....................................... 176, 186
2Sam 22,16 .......................................... 170 Jes 14,30 ............................................... 194
2Sam 22,19 .......................................... 188 Jes 15,6 ................................................. 175
2Sam 22,28 .......................................... 206 Jes 16,3 ................................................. 225
2Sam 22,29 .......................................... 222 Jes 16,6 ................................................. 198
2Sam 22,8–16 ...................................... 182 Jes 17,12 ............................................... 214
Jes 17,14 ............................................... 187
1Kön 5,26 ............................................ 219 Jes 18,1–6 ............................................. 175
1Kön 8,33 ............................................ 217 Jes 18,1–7 ............................................. 296
1Kön 8,38 ............................................ 218 Jes 18,2.4f............................................. 175
Stellenregister 333

Jes 19,21............................................... 222 Jes 61,9 ................................................. 221


Jes 19,22............................................... 216 Jes 61,11 ............................................... 211
Jes 22,3................................................. 192 Jes 62,12 ............................................... 197
Jes 22,24............................................... 221 Jes 63,10 ............................................... 225
Jes 23,11............................................... 194 Jes 63,17 ............................................... 202
Jes 24,18........................................183, 296 Jes 65,23 ............................................... 221
Jes 25,11............................................... 218
Jes 25,5................................................. 216 Jer 2,23f................................................ 209
Jes 26,21............................................... 181 Jer 2,32 ................................................. 186
Jes 26,9................................................. 217 Jer 6,16 ................................................. 212
Jes 27,10............................................... 197 Jer 7,8 ........................................... 231, 296
Jes 28,2................................................. 214 Jer 9,20 ................................................. 187
Jes 28,15............................................... 187 Jer 11,16f .............................................. 256
Jes 29,7f. .............................................. 191 Jer 11,22 ............................................... 207
Jes 29,15........................................212, 296 Jer 12,12 ............................................... 183
Jes 29,24............................................... 198 Jer 12,13 ............................................... 165
Jes 30,26............................................... 207 Jer 13,17 ............................................... 206
Jes 32,18............................................... 220 Jer 14,6 ................................................. 170
Jes 33.................................................... 179 Jer 14,20 ............................................... 232
Jes 33,6................................................. 202 Jer 15,2 ................................................. 207
Jes 33,14................................178, 179, 193 Jer 15,8 ................................................. 225
Jes 33,20............................................... 220 Jer 15,11 ............................................... 207
Jes 33,22............................................... 111 Jer 16,19 ............................................... 232
Jes 35,3f. .......................................201, 297 Jer 17,6 ................................................. 221
Jes 35,7................................................. 175 Jer 17,8 ................................................. 256
Jes 40,6–8......................................175, 296 Jer 17,10 ............................................... 227
Jes 40,14............................................... 209 Jer 18,15 ............................................... 212
Jes 40,21–23..................................212, 228 Jer 18,17 ............................... 188, 214, 230
Jes 40,21................................209, 228, 233 Jer 18,21 ............................................... 207
Jes 40,22f.26f. ...................................... 212 Jer 20 .................................................... 295
Jes 41,9.13............................................ 170 Jer 21,10 ............................................... 178
Jes 42,13............................................... 194 Jer 22,6 ................................................. 195
Jes 43,27............................................... 214 Jer 22,11 ............................................... 191
Jes 44,3..........................................179, 221 Jer 23,14 ............................................... 170
Jes 44,9f. .............................................. 231 Jer 23,18 ....................................... 229, 297
Jes 48,19............................................... 221 Jer 23,22 ............................................... 229
Jes 51,13................................................. 57 Jer 23,23f. ............................................. 212
Jes 54,10–17......................................... 220 Jer 25,35 ............................................... 170
Jes 54,16............................................... 181 Jer 26,9 ................................................. 195
Jes 54,17............................................... 219 Jer 31,23 ............................................... 223
Jes 58f. ................................................. 297 Jer 33,8 ................................................. 214
Jes 58,10............................................... 225 Jer 42,14.16f. ........................................ 207
Jes 58,13f.............................................. 221 Jer 42,18 ............................................... 191
Jes 58,13............................................... 198 Jer 44,9.21 ............................................ 188
Jes 58,7................................................. 195 Jer 46,8 ................................................. 180
Jes 59,2–8............................................. 166 Jer 46,15f. ............................................. 188
Jes 59,4................................................. 166 Jer 48,30 ............................................... 198
Jes 59,5f. .......................................166, 186 Jer 48,43f. ............................................. 183
Jes 59,5................................................. 186 Jer 49,7 ................................................. 268
Jes 59,8................................................. 220 Jer 49,37 ............................................... 192
Jes 59,19............................................... 180 Jer 50,7 ................................................. 223
334 Stellenregister

Jer 50,32.43 .......................................... 201 Hos 9,7................................................. 212


Jer 51,4................................................. 188 Hos 9,13............................................... 231
Jer 51,25............................................... 194 Hos 9,17............................................... 188
Jer 51,34.44 .......................................... 190 Hos 10,12f............................................ 165
Jer 51,48............................................... 183 Hos 12,2....................................... 230, 297
Jer 51,53........................................183, 191 Hos 14,2............................................... 216

Ez 3,26 ................................................. 193 Joel 2,2 ................................................. 180


Ez 10,19 ................................................. 65 Joel 2,20.................................. 65, 188, 261
Ez 11,1 ................................................... 65 Joel 4,13................................................ 211
Ez 16,49 ............................................... 170
Ez 16,50 ............................................... 231 Am 2,8 ......................................... 195, 296
Ez 17,1–10 ........................................... 296 Am 2,9 ................................................. 175
Ez 17,3–10 ........................................... 175 Am 2,14 ............................................... 170
Ez 17,5ff............................................... 256 Am 4,1 ......................................... 199, 296
Ez 17,7 ................................................... 33 Am 5f. .................................................. 189
Ez 17,20 ............................................... 185 Am 5,7–20............................................ 296
Ez 18 .............................................218, 296 Am 5,8 ................................................. 182
Ez 18,5ff............................................... 195 Am 5,20 ............................................... 180
Ez 18,7.16f. .......................................... 195 Am 6,12 ............................................... 189
Ez 18,23.32 .......................................... 205 Am 8,5 ................................................. 169
Ez 19,2–9 ..............................172, 174, 296 Am 9,2 ................................................. 191
Ez 19,5 ................................................. 164
Ez 19,8 ................................................. 185 Ob 8...................................................... 268
Ez 19,10 ............................................... 174 Ob 13.................................................... 188
Ez 19,10–14 ..................................174, 296
Ez 19,12 ........................................179, 230 Jon 1,14 ................................................ 200
Ez 21,3 ..........................................173, 175
Ez 21,27 ............................................... 210 Mich 2,2 ............................................... 199
Ez 21,29 ............................................... 181
Ez 22,20f. ............................................. 181 Nah 2,12–14......................................... 172
Ez 26,19 ............................................... 179 Nah 3,7 ................................................ 188
Ez 26,21 ............................................... 187
Ez 27,35 ............................................... 186 Hab 1,3................................................. 166
Ez 28,11–19 ......................................... 229 Hab 1,11............................................... 214
Ez 32,10 ............................................... 186 Hab 3,8–15........................................... 182
Ez 33 .................................................... 218 Hab 3,13............................................... 180
Ez 34 .............................................220, 297
Ez 34,25 ............................................... 220 Zef 1,14–17 .......................................... 182
Ez 36,4 ................................................. 197 Zef 1,15 ........................................ 180, 296
Ez 38,22 ............................................... 188 Zef 2,2f................................................. 181
Ez 40–48 .............................................. 175 Zef 3,13 ................................................ 189
Ez 47,8 ................................................... 65
Ez 47,11 ............................................... 173 Sach 8,22.............................................. 225
Sach 14,8................................ 65, 188, 261
Hos 2,20........................................225, 297
Hos 2,20ff. ........................................... 220 Mal 1,9 ................................................. 222
Hos 5,15............................................... 217 Mal 2,2.7 .............................................. 217
Hos 6,1................................................. 207
Hos 7,1..........................................181, 212 Ps 1............................................... 256, 295
Hos 7,15............................................... 202 Ps 1,6.................................................... 164
Stellenregister 335

Ps 5,5.................................................... 205 Ps 25,22 ................................................ 207


Ps 5,7.................................................... 163 Ps 26,4f................................................. 193
Ps 5,8.................................................... 202 Ps 26,4.................................................. 193
Ps 5,12.................................................. 168 Ps 26,11 ................................................ 207
Ps 7,3.................................................... 172 Ps 27,6.................................................. 224
Ps 7,5.................................................... 216 Ps 30,9.................................................. 217
Ps 7,10.................................................. 167 Ps 31,5.................................................. 185
Ps 7,13–17............................................ 166 Ps 31,6.................................................. 207
Ps 7,15...........................165, 166, 167, 292 Ps 31,10 ................................................ 185
Ps 9/10 ................................................. 295 Ps 31,21 ................................................ 219
Ps 9,6.................................................... 164 Ps 32............................................. 218, 292
Ps 9,13.................................................. 225 Ps 32,3–5 .............................................. 214
Ps 9,16.................................................. 185 Ps 32,6.................................................. 179
Ps 9,18.................................................. 170 Ps 32,9.................................................. 209
Ps 9,19.................................................. 216 Ps 32,11 ........................................ 168, 184
Ps 10,7...........................................166, 245 Ps 33,3.................................................. 224
Ps 10,9.................................................. 185 Ps 34,5.................................................. 216
Ps 10,11f. ............................................. 170 Ps 34,12 ................................................ 226
Ps 10,11................................................ 212 Ps 34,18 ................................................ 207
Ps 11..................................................... 295 Ps 35,8.................................................. 185
Ps 11,6...........................178, 181, 188, 192 Ps 35,16 ................................................ 193
Ps 12,3–6.............................................. 198 Ps 35,27 ................................................ 168
Ps 17..................................................... 292 Ps 36,6.................................................. 191
Ps 17,7.................................................. 181 Ps 37..................................... 175, 293, 294
Ps 17,12................................................ 172 Ps 37,1.................................................. 193
Ps 17,14................................................ 225 Ps 37,2.................................................. 175
Ps 17,9.................................................. 183 Ps 37,4.................................................. 221
Ps 18..................................................... 180 Ps 37,6.......................................... 225, 293
Ps 18,2–20............................................ 291 Ps 37,9.................................................. 193
Ps 18,5f. ........................................185, 291 Ps 37,10 ................................ 164, 191, 293
Ps 18,7.................................................. 185 Ps 37,11 ................................................ 221
Ps 18,8–16.....................................182, 291 Ps 37,20 ................................................ 164
Ps 18,10–19.......................................... 212 Ps 37,23 ................................................ 205
Ps 18,15................................................ 192 Ps 37,25 ................................................ 231
Ps 18,16................................................ 170 Ps 37,30 ................................................ 213
Ps 18,19................................................ 188 Ps 37,34–36 .......................................... 231
Ps 18,20................................................ 205 Ps 37,35f............................................... 176
Ps 18,22................................................ 292 Ps 37,37f............................................... 223
Ps 18,26–32...................................207, 291 Ps 37,37 ................................................ 293
Ps 18,28f. ............................................. 291 Ps 38,14 ................................................ 210
Ps 18,28................................................ 206 Ps 39,2.................................................. 213
Ps 18,29.........................................180, 222 Ps 39,6.................................................. 225
Ps 18,35................................................ 192 Ps 40,13 ................................................ 212
Ps 19,2f. ............................................... 227 Ps 41..................................................... 292
Ps 21,9f. ............................................... 178 Ps 41,4.................................................. 186
Ps 22..................................................... 285 Ps 41,9.................................................. 179
Ps 22,5f. ............................................... 225 Ps 42,7f................................................. 185
Ps 22,6.................................................. 207 Ps 44,2.......................................... 227, 232
Ps 22,26................................................ 222 Ps 44,18 ................................................ 170
Ps 24,4.................................................. 207 Ps 44,21 ........................................ 170, 218
Ps 25,17................................................ 180 Ps 44,22 ................................................ 227
336 Stellenregister

Ps 47,6.................................................. 224 Ps 73,3ff. .............................................. 292


Ps 48,8.................................................. 230 Ps 73,3.......................................... 231, 292
Ps 48,9.................................................. 231 Ps 73,11 ........................................ 212, 292
Ps 49..................................................... 293 Ps 73,12 .........................176, 191, 223, 292
Ps 49,2...........................................225, 226 Ps 73,17 ................................................ 293
Ps 49,11.................................164, 231, 295 Ps 73,18ff. ............................................ 292
Ps 49,14.........................................152, 216 Ps 73,19 ................................................ 187
Ps 49,15................................................ 187 Ps 73,20 ........................................ 191, 292
Ps 49,21................................................ 214 Ps 73,22–26 .......................................... 293
Ps 50,14f. ......................................222, 292 Ps 73,22 ........................................ 214, 292
Ps 50,14................................................ 222 Ps 73,27 ................................ 163, 164, 292
Ps 50,16–21.......................................... 231 Ps 77,4.7.13 .......................................... 213
Ps 50,19................................................ 189 Ps 77,18f............................................... 192
Ps 50,22................................................ 170 Ps 78,1.................................................. 217
Ps 51,17................................................ 210 Ps 78,3.......................................... 227, 232
Ps 52,8f. ............................................... 184 Ps 78,7.................................................. 216
Ps 52,10................................................ 256 Ps 78,8.................................................. 232
Ps 52,11................................................ 227 Ps 78,23 ................................................ 191
Ps 53,6.................................................. 170 Ps 78,34 ........................................ 216, 217
Ps 54,9.................................................. 207 Ps 78,49 ................................................ 192
Ps 55,11................................................ 166 Ps 80,9–17 ............................................ 175
Ps 57,11................................................ 191 Ps 82,5.................................................. 209
Ps 57,7.................................................. 185 Ps 85,12 ................................................ 211
Ps 57,8.................................................. 218 Ps 88,18 ................................................ 179
Ps 58..................................................... 295 Ps 89,15 ................................................ 169
Ps 58,4f. ............................................... 189 Ps 89,48 ................................................ 225
Ps 58,7.................................................. 172 Ps 90..................................................... 122
Ps 58,11................................................ 184 Ps 90,1–12 ............................................ 292
Ps 59,2.................................................. 181 Ps 90,5f................................................. 175
Ps 61,9.................................................. 222 Ps 90,7.................................................. 170
Ps 62,6.................................................. 216 Ps 90,10 ................................................ 166
Ps 63,2.................................................. 217 Ps 90,14 ................................................ 168
Ps 63,6.................................................. 168 Ps 91..................................................... 292
Ps 66,12................................................ 179 Ps 91,6.................................................. 225
Ps 66,14................................................ 185 Ps 91,8.................................................. 184
Ps 66,16................................................ 227 Ps 91,13 ................................................ 172
Ps 66,17................................................ 245 Ps 92,5.................................................. 168
Ps 67,5.................................................. 168 Ps 92,8.................................................. 176
Ps 68,3f. ........................................184, 295 Ps 92,13–15 .......................................... 256
Ps 68,3...................................163, 164, 178 Ps 92,13 ........................................ 176, 223
Ps 69,2–5.............................................. 291 Ps 94..................................................... 295
Ps 69,2f. ............................................... 179 Ps 94,7.......................................... 210, 212
Ps 69,4.................................................. 170 Ps 94,8–10 ............................................ 231
Ps 69,10................................................ 194 Ps 97....................................................... 88
Ps 69,15................................................ 179 Ps 97,1–9 .............................................. 292
Ps 71,20................................................ 207 Ps 97,2–5 .............................................. 291
Ps 72..................................................... 176 Ps 97,2.......................................... 169, 212
Ps 72,1f. ............................................... 169 Ps 97,3.................................................. 178
Ps 72,16f. ............................................. 176 Ps 97,4.................................................. 192
Ps 72,17................................................ 260 Ps 100,2 ................................................ 168
Ps 73..............................................292, 293 Ps 102,4–12 .......................................... 292
Stellenregister 337

Ps 102,5................................................ 175 Ps 140,10f............................................. 295


Ps 103,11.......................................... 72, 73 Ps 141,6 ................................................ 198
Ps 103,12.............................................. 218 Ps 142,2 ................................................ 217
Ps 103,14–16........................................ 292 Ps 143,6 ................................................ 218
Ps 103,15f. ........................................... 175 Ps 144,6 ................................................ 192
Ps 104,21.............................................. 172 Ps 144,11 .............................................. 219
Ps 104,25................................................ 72 Ps 146..................................................... 88
Ps 104,35.......................................164, 295 Ps 146,6–9 ............................................ 110
Ps 105,12.............................................. 175 Ps 146,7–9 ............................................ 195
Ps 106,11.............................................. 179 Ps 146,9 ................................................ 169
Ps 106,18.............................................. 178 Ps 147,10f............................................. 205
Ps 106,21.............................................. 170
Ps 106,44.............................................. 185 Hi 1f. .................................................... 229
Ps 107................................................... 180 Hi 2,11.................................................. 235
Ps 107,20.............................................. 207 Hi 3 ....... 5, 24, 91, 102, 113, 117, 280, 286
Ps 107,42.............................................. 184 Hi 3,7.................................................... 168
Ps 108,2................................................ 218 Hi 3,10.................................................. 210
Ps 108,5................................................ 191 Hi 3,11f. ............................................... 115
Ps 110,7................................................ 216 Hi 3,20–22............................................ 204
Ps 111,10.............................................. 202 Hi 3,20.................................. 115, 178, 210
Ps 112............................................180, 295 Hi 3,24–26............................................ 280
Ps 112,4................................................ 180 Hi 3,24f. ............................................... 153
Ps 112,7................................................ 218 Hi 3,24.................................................. 172
Ps 112,10.............................................. 164 Hi 3,25.......................................... 106, 177
Ps 119....................................170, 213, 295 Hi 4f. ................................................ 5, 280
Ps 119,2.10........................................... 216 Hi 4,2–11................................................ 25
Ps 119,15.23......................................... 213 Hi 4,2–6.........................111, 131, 136, 141
Ps 119,38.............................................. 202 Hi 4,2–5................................................ 144
Ps 119,72.............................................. 217 Hi 4,2–4.......................................... 99, 201
Ps 119,78.............................................. 169 Hi 4,2f. ................................................. 130
Ps 119,97.99......................................... 213 Hi 4,2...... 25, 94, 95, 97, 98, 106, 111, 113,
Ps 120,2................................................ 219 114, 115, 120, 122, 125, 130, 138, 151
Ps 124,4f. ............................................. 179 Hi 4,3–5................................................ 111
Ps 126,2................................................ 224 Hi 4,3f. ..................108, 201, 202, 215, 273
Ps 126,5................................................ 165 Hi 4,3................89, 98, 118, 125, 126, 127,
Ps 129,6................................................ 175 129, 131
Ps 139....................................180, 212, 295 Hi 4,4...................................... 64, 122, 130
Ps 139,1.........................................209, 227 Hi 4,5..............57, 89, 90, 94, 95, 102, 108,
Ps 139,2................................................ 209 109, 117, 120, 121, 125, 126,
Ps 139,3................................................ 216 131, 132, 138, 211, 273
Ps 139,7–12.......................................... 212 Hi 4,6...... 97, 110, 111, 113, 115, 116, 126,
Ps 139,7................................................ 192 127, 129, 134, 144, 147, 186, 200,
Ps 139,11f. ........................................... 180 202, 213, 215, 230, 263, 273, 281
Ps 139,21.............................................. 181 Hi 4,7–11..........25, 89, 111, 121, 125, 136,
Ps 139,22.............................................. 209 141, 194
Ps 139,23.......................................209, 227 Hi 4,7–9.........159, 225, 226, 227, 273, 280
Ps 139,24.......................................212, 231 Hi 4,7f. .... 93, 115, 119, 127, 130, 135, 159
Ps 140............................................185, 295 Hi 4,7...... 90, 102, 113, 114, 118, 141, 147,
Ps 140,4.................................189, 245, 295 159, 160, 163, 168, 172, 183, 200, 227
Ps 140,5f. ............................................. 295 Hi 4,8f. ..................148, 149, 160, 172, 273
Ps 140,9–11.......................................... 178
338 Stellenregister

Hi 4,8 ....... 6, 24, 27, 94, 98, 126, 134, 140, Hi 5,18–21................25, 92, 103, 109, 126,
151, 165, 171, 193, 194, 225, 226, 133, 141
229, 231, 233, 273, 274, 283, 284 Hi 5,18–20............................ 204, 207, 219
Hi 4,9–11 ............................................. 131 Hi 5,18f. ....................................... 205, 207
Hi 4,9 .... 122, 163, 164, 168, 169, 203, 204 Hi 5,18..............94, 95, 103, 108, 119, 121,
Hi 4,10f.......... 99, 135, 141, 148, 171, 172, 125, 145, 208
173, 174, 249, 264, 267, 269, 273 Hi 5,19–26............................................ 103
Hi 4,10 ....................................94, 172, 249 Hi 5,19–22............................................ 267
Hi 4,11 ............................25, 122, 138, 163 Hi 5,19–21.....................131, 145, 146, 219
Hi 4,12–21 ............... 2, 38, 66, 68, 85, 121, Hi 5,19...........................101, 207, 222, 274
181, 210, 226, 231 Hi 5,20f. ......................................... 89, 101
Hi 4,12–16 ............................................. 67 Hi 5,20...............97, 99, 125, 139, 205, 207
Hi 4,12 ..................................................... 6 Hi 5,21........ 90, 94, 95, 108, 122, 133, 219,
Hi 4,16 ................................................... 89 220, 230, 248, 274
Hi 4,17–19 ............................................. 67 Hi 5,22–27............................................ 141
Hi 4,17 ................................................... 32 Hi 5,22............................................ 40, 101
Hi 4,18 ............................................38, 118 Hi 5,23–27........................................ 25, 90
Hi 4,19 ............................................89, 106 Hi 5,23–26.....................145, 146, 219, 274
Hi 4,21 ................................................... 30 Hi 5,23–25............................ 102, 120, 136
Hi 5,1–7 ................................................. 41 Hi 5,23f. ......................... 95, 128, 138, 220
Hi 5,1f................ 25, 27, 89, 121, 122, 130, Hi 5,23......................89, 90, 102, 110, 117,
131, 139, 141, 148, 211, 216, 273 120, 131, 136
Hi 5,1 ............. 93, 102, 113, 114, 116, 118, Hi 5,24–26...................................... 90, 107
141, 208, 222, 248 Hi 5,24f. ......................... 93, 102, 108, 121
Hi 5,2 ........... 117, 120, 131, 192, 193, 194, Hi 5,24..............94, 95, 107, 109, 125, 128,
200, 205, 210, 267 129, 263
Hi 5,3–5 ..........................................86, 210 Hi 5,25f. .................95, 100, 107, 110, 125,
Hi 5,3 ............................................... 6, 119 220, 221, 263
Hi 5,4 ..............................................30, 268 Hi 5,25.................................................. 139
Hi 5,5 ..............................................89, 106 Hi 5,26.................................. 121, 131, 283
Hi 5,6–8 ................................................. 25 Hi 5,27............9, 24, 39, 87, 89, 90, 94, 95,
Hi 5,6f.............. 27, 89, 108, 117, 120, 121, 102, 106, 109, 110, 118, 119, 120, 121,
122, 124, 126, 127, 130, 134, 138, 123, 125, 129, 131, 135, 136, 140, 144,
141, 148, 194, 210, 211, 216, 273 152, 209, 227, 232, 274, 276, 284
Hi 5,6 ..............................................98, 283 Hi 6f. ......... 27, 91, 117, 153, 162, 280, 286
Hi 5,7 ......................................90, 131, 269 Hi 6,2–7................................................ 280
Hi 5,8–17 ............................................... 51 Hi 6,3.................................................... 124
Hi 5,8 ........... 66, 90, 92, 98, 102, 103, 119, Hi 6,4............................................ 208, 280
130, 131, 133, 140, 141, 145, Hi 6,5f. ................................................. 113
146, 205, 216, 274, 281 Hi 6,7.................................................... 186
Hi 5,9–17 ............................................. 145 Hi 6,8–13.............................................. 280
Hi 5,9–16 ............................................... 85 Hi 6,8f. ......................................... 162, 224
Hi 5,9–14 ............................................. 109 Hi 6,8.................................................... 281
Hi 5,9ff................................................... 72 Hi 6,9.................................................... 162
Hi 5,9 ................................................... 209 Hi 6,11.................................................. 223
Hi 5,10 ................................................... 40 Hi 6,14.................................................. 202
Hi 5,12 ................................................... 72 Hi 6,21.................................................. 284
Hi 5,16 ................................................. 184 Hi 6,23.................................................. 204
Hi 5,17–26 ............................................. 66 Hi 6,24.................................................. 232
Hi 5,17 ....................................24, 118, 198 Hi 6,24–30................................................ 9
Hi 6,28–30.................................... 198, 280
Stellenregister 339

Hi 6,29f................................................ 218 Hi 8,13..............89, 91, 128, 129, 135, 147,


Hi 6,29 ................................................. 118 149, 152, 161, 162, 164, 192,
Hi 7,4 ................................................... 284 196, 203, 208, 275, 298
Hi 7,5 ................................................... 208 Hi 8,14..................88, 89, 91, 99, 109, 132,
Hi 7,6 ................................................... 281 150, 166, 186, 275
Hi 7,7f.................................................. 284 Hi 8,15.................................................. 220
Hi 7,8–10 ............................................. 162 Hi 8,16–18............................................ 150
Hi 7,12–21 ........................................... 280 Hi 8,16..... 91, 138, 173, 175, 176, 260, 269
Hi 7,17 ..................................115, 153, 226 Hi 8,16–18......88, 150, 173, 176, 254, 260,
Hi 7,19f.........................................115, 153 275, 283
Hi 7,21 ..................................153, 162, 217 Hi 8,17.................................... 89, 173, 262
Hi 8 ...............................................144, 153 Hi 8,18..................91, 95, 96, 97, 105, 108,
Hi 8,2 ......... 6, 62, 79, 91, 97, 99, 109, 118, 121, 142, 243, 284
119, 123, 126, 132, 143, 152, 247, 282 Hi 8,19f. ................................. 91, 149, 275
Hi 8,2–5 ................................100, 133, 138 Hi 8,19.............99, 109, 119, 173, 175, 223
Hi 8,2f...................... 89, 99, 105, 113, 129, Hi 8,20–22............................................ 132
214, 275, 276 Hi 8,20..........89, 91, 92, 97, 119, 126, 161,
Hi 8,3–6 ........................................108, 232 170, 193, 200, 203, 208, 290
Hi 8,3–5 ........................................132, 281 Hi 8,21f. .. 66, 143, 146, 150, 152, 223, 275
Hi 8,3 ........... 114, 116, 124, 125, 127, 149, Hi 8,21.........90, 97, 98, 126, 224, 247, 284
159, 161, 168, 187, 197, 203, Hi 8,22..................109, 110, 128, 129, 161,
208, 233, 251, 281, 298 162, 163, 164, 165, 167,
Hi 8,4–7 ................................105, 142, 276 191, 192, 223, 275, 293
Hi 8,4–6 ................................146, 147, 276 Hi 9f. .................................... 117, 124, 286
Hi 8,4f..................... 95, 119, 125, 159, 214 Hi 9 .................................................. 24, 27
Hi 8,4 ...... 95, 116, 121, 126, 161, 215, 275 Hi 9,2–14................................................ 29
Hi 8,5f....................... 91, 95, 119, 263, 275 Hi 9,2.............................................. 32, 284
Hi 8,5 ..................... 89, 96, 97, 98, 99, 125, Hi 9,4...................................................... 30
132, 203, 217 Hi 9,5–10.............................................. 295
Hi 8,6–8 ............................................... 116 Hi 9,6...................................................... 40
Hi 8,6f.............. 93, 96, 127, 146, 208, 223, Hi 9,7f. ................................................... 49
275, 293 Hi 9,10...................................... 29, 30, 209
Hi 8,6 ........... 38, 66, 67, 89, 109, 120, 129, Hi 9,11.............................................. 40, 49
162, 167, 200, 208, 217, 222, 275 Hi 9,13.................................................... 49
Hi 8,7 ................ 92, 93, 101, 173, 223, 232 Hi 9,14.................................................... 26
Hi 8,8 ............... 39, 99, 105, 108, 116, 117, Hi 9,15–31............................................ 105
118, 129, 135, 143, 151, 173, Hi 9,15f. ............................................... 280
209, 232, 276, 284 Hi 9,15.......................................... 124, 282
Hi 8,10 ........... 39, 89, 91, 96, 97, 105, 114, Hi 9,16.................................................. 124
116, 121, 123, 132, 143, 151, Hi 9,17f. ............................................... 280
173, 232, 276, 284 Hi 9,17.................................................. 106
Hi 8,11–20 ........................................... 142 Hi 9,18.................................................. 129
Hi 8,11–13 ......................87, 116, 233, 282 Hi 9,19.................................................. 115
Hi 8,11f.... 14, 93, 116, 149, 150, 173, 175, Hi 9,20f. ............................................... 280
176, 232, 251, 252, 260, 275 Hi 9,20.......................................... 280, 282
Hi 8,11 ............. 93, 97, 114, 127, 162, 223, Hi 9,21.......................................... 198, 284
257, 292 Hi 9,22f. ............................................... 280
Hi 8,12 ........... 82, 92, 96, 97, 99, 174, 247, Hi 9,24.................................................. 115
253, 254 Hi 9,25–28............................................ 295
Hi 9,27.................................................. 170
Hi 9,28–31............................................ 280
340 Stellenregister

Hi 9,28 ................................................. 284 Hi 11,16.................................. 57, 107, 128


Hi 9,29 ................................................. 115 Hi 11,17–20.................................... 66, 143
Hi 9,30 ................................................. 204 Hi 11,17f. .....................224, 112, 122, 225,
Hi 9,32–35 ........................................... 280 Hi 11,17.......................... 98, 100, 127, 293
Hi 9,35 ................................................. 198 Hi 11,18..........96, 107, 108, 129, 138, 220,
Hi 10,2f................................................ 280 224, 278, 282
Hi 10,4 ................................................. 212 Hi 11,19f. .................89, 92, 122, 126, 137,
Hi 10,7 ................................................. 198 150, 152, 161, 277
Hi 10,8–12 ........................................... 295 Hi 11,19................................ 127, 224, 225
Hi 10,9 ................................................. 118 Hi 11,20........108, 110, 112, 121, 128, 129,
Hi 10,15 ........................................198, 282 163, 164, 167, 170, 192, 278, 282, 292
Hi 10,16 ............................................... 173 Hi 12–14............................................... 286
Hi 10,18 ............................................... 153 Hi 12,2............................................ 30, 119
Hi 10,20f.............................................. 224 Hi 12,3–25.............................................. 30
Hi 10,20 ............................................... 153 Hi 12,3.................................................. 119
Hi 10,21 ............................................... 178 Hi 12,4–6................................................ 29
Hi 11,2–5 ........................96, 110, 123, 124 Hi 12,4.................................................. 167
Hi 11,2–4 ............................................. 198 Hi 12,6.................................................... 83
Hi 11,2f........ 108, 113, 114, 122, 127, 152, Hi 12,7–25.............................................. 30
197, 198, 215, 241, 277, 282 Hi 12,9............................................ 30, 203
Hi 11,2 ........... 79, 100, 123, 126, 129, 132, Hi 12,12f. ............................................... 30
143, 152, 243 Hi 12,12................................................ 228
Hi 11,3–5 ............................................. 143 Hi 12,13.15............................................. 30
Hi 11,3 ............ 96, 110, 112, 199, 245, 282 Hi 12,16............................................ 30, 72
Hi 11,4f......... 122, 146, 198, 248, 277, 278 Hi 12,18.......................................... 32, 198
Hi 11,4 . 38, 67, 96, 97, 110, 112, 120, 123, Hi 12,20.22.24f....................................... 43
126, 142, 167, 198, 200, 240, 282, 284 Hi 12,25............................................ 30, 31
Hi 11,5 ........... 91, 118, 121, 123, 129, 203, Hi 13....................................................... 27
209, 210, 241, 243, 278, 282 Hi 13,3–19............................................ 282
Hi 11,6 ................................................... 89 Hi 13,3–6.............................................. 119
Hi 11,7–10 ........................................... 262 Hi 13,3.....................31, 119, 124, 231, 280
Hi 11,7 ................... 96, 100, 104, 108, 112, Hi 13,4.................................................. 119
113, 114, 116, 124, 129, 137, Hi 13,5–13................................................ 9
143, 150, 203, 209, 278, 284 Hi 13,5f. ............................................... 282
Hi 11,8 ................................................... 49 Hi 13,5.................................... 30, 228, 284
Hi 11,10–12 ....................96, 113, 142, 143 Hi 13,6.................................. 118, 124, 129
Hi 11,10f. ................................96, 108, 116 Hi 13,7.................................................. 282
Hi 11,10 ............ 95, 97, 104, 112, 209, 278 Hi 13,8.................................................. 222
Hi 11,11f. .............. 112, 138, 209, 240, 278 Hi 13,9.......................................... 209, 284
Hi 11,11 ... 6, 107, 117, 127, 128, 150, 193, Hi 13,10................................................ 231
210, 283, 284 Hi 13,11................................................ 177
Hi 11,12 ..........................91, 127, 137, 242 Hi 13,13................................................ 282
Hi 11,13–16 ........ 66, 96, 97, 104, 109, 143 Hi 13,14f. ............................................. 280
Hi 11,13f. ..... 104, 108, 132, 146, 147, 218, Hi 13,16................................................ 193
246, 278 Hi 13,17................................................ 227
Hi 11,13 ................ 119, 120, 121, 137, 263 Hi 13,18f. ............................................. 280
Hi 11,14 ............ 96, 99, 128, 129, 218, 282 Hi 13,18................................................ 118
Hi 11,15–20 ..................................125, 278 Hi 13,19........................................ 115, 282
Hi 11,15–19 ..................................146, 278 Hi 13,20f. ..................................... 101, 280
Hi 11,15f. ...... 104, 108, 109, 132, 147, 224 Hi 13,21........................................ 218, 282
Hi 11,15 ..................................96, 127, 222 Hi 13,22f. ............................................. 280
Stellenregister 341

Hi 13,22 ..........................................79, 280 Hi 15,15................................................ 118


Hi 13,23 ............................................... 115 Hi 15,17f. ......................................... 6, 106
Hi 13,24–27 ......................................... 280 Hi 15,17......89, 94, 95, 109, 118, 119, 120,
Hi 13,26 ............................................... 243 123, 137, 140, 141, 144, 148,
Hi 13,27 ................................................. 44 226, 229, 231, 249, 274
Hi 14,1–12 ....................................173, 282 Hi 15,18f. ..................................... 227, 231
Hi 14,1–3 ............................................. 181 Hi 15,18.................................................. 30
Hi 14,2 ..................................174, 175, 176 Hi 15,20–33.......................................... 103
Hi 14,7–12 ........................................... 280 Hi 15,20–30.......................................... 141
Hi 14,7–10 ........................................... 257 Hi 15,20–24.....92, 110, 134, 138, 149, 177
Hi 14,7 ..................................173, 224, 282 Hi 15,20f. ......................130, 136, 177, 283
Hi 14,9 ................................................. 164 Hi 15,20........................89, 90, 94, 95, 100,
Hi 14,11 ........................................174, 281 101, 106, 120, 125, 126, 167, 192
Hi 14,18f. ............................................. 197 Hi 15,21.........................121, 178, 183, 273
Hi 14,18 ................................................. 63 Hi 15,22ff. ............................................ 281
Hi 14,19 ............................................... 178 Hi 15,22........121, 124, 125, 129, 177, 180,
Hi 14,20f. ............................................. 212 219, 273, 291
Hi 15,2–10 ........................................... 141 Hi 15,23f. ......................125, 136, 177, 273
Hi 15,2–6 ..................................89, 92, 121 Hi 15,23..........................94, 107, 108, 188,
Hi 15,2f............ 97, 99, 107, 110, 113, 130, Hi 15,24..........89, 121, 124, 129, 180, 185,
137, 141, 144, 145, 151, 206, 229, 230 219, 249, 291
Hi 15,2 ............. 30, 79, 113, 114, 115, 116, Hi 15,25–29.......................................... 103
123, 126, 129, 131, 175, 200, 281 Hi 15,25–28...................194, 195, 269, 273
Hi 15,3 ............. 94, 95, 106, 120, 122, 127, Hi 15,25f. ............................. 120, 148, 194
151, 284 Hi 15,25....................89, 98, 108, 125, 130,
Hi 15,4–6 ................................99, 273, 298 136, 203, 230
Hi 15,4 ......... 102, 113, 114, 116, 119, 126, Hi 15,26.......................................... 97, 269
127, 144, 202, 203, 213, 230, 263 Hi 15,27f. ..................................... 148, 194
Hi 15,5f.......... 66, 103, 111, 123, 136, 145, Hi 15,27.........108, 120, 121, 130, 136, 283
213, 230, 248 Hi 15,28f. ................................... 89, 94, 95
Hi 15,5 .......... 108, 124, 127, 193, 213, 246 Hi 15,28.......................... 97, 106, 120, 269
Hi 15,6 ............... 94, 95, 98, 119, 120, 122, Hi 15,29..........90, 125, 131, 136, 148, 177,
123, 124, 129, 167, 264, 281 178, 283
Hi 15,7–13 ........................................... 262 Hi 15,30........89, 92, 98, 99, 121, 148, 173,
Hi 15,7–9 ......................................113, 116 174, 175, 176, 179, 249, 255,
Hi 15,7f........ 111, 126, 130, 134, 136, 145, 257, 266, 269, 273, 281
228, 229, 248, 284 Hi 15,32–35............................ 92, 121, 141
Hi 15,7 ....................................97, 114, 229 Hi 15,32f. .............111, 148, 173, 175, 176,
Hi 15,8 ............... 30, 97, 98, 120, 123, 126, 255, 269, 273
137, 230, 248 Hi 15,32................................................ 126
Hi 15,9f........ 106, 120, 121, 124, 141, 145, Hi 15,33................................ 174, 257, 266
148, 149, 227, 229, 232, 274 Hi 15,34f. .............107, 110, 148, 152, 166,
Hi 15,9 ............... 94, 95, 97, 106, 109, 113, 177, 273
114, 284 Hi 15,34................117, 120, 129, 130, 175,
Hi 15,10 ............. 6, 99, 100, 101, 110, 134, 177, 178, 179, 192, 257, 273
140, 214, 228, 249 Hi 15,35............94, 95, 122, 126, 127, 131,
Hi 15,11–16 ............................2, 66, 68, 85 165, 167, 281, 283
Hi 15,11–13 ........................................... 67 Hi 16f. .................................................. 286
Hi 15,14–16 ........................................... 67 Hi 16,2.......................................... 124, 281
Hi 15,14f. ............................................... 66 Hi 16,3.....................62, 113, 124, 129, 281
Hi 15,14 ................................................. 32 Hi 16,4.......................................... 124, 284
342 Stellenregister

Hi 16,5 ..........................................129, 281 Hi 18,13f. ............................. 186, 187, 250


Hi 16,6–8 ............................................. 280 Hi 18,13.........................112, 124, 208, 260
Hi 16,6 ..........................................115, 124 Hi 18,14f. ......................112, 125, 127, 129
Hi 16,7–9.12–14................................... 280 Hi 18,14.......................................... 91, 127
Hi 16,12f. ............................................. 208 Hi 18,15.......96, 97, 99, 132, 186, 188, 218
Hi 16,13f. ............................................. 192 Hi 18,16......93, 98, 99, 100, 150, 173, 174,
Hi 16,13 ............................................... 243 175, 176, 254, 255, 260, 262, 275, 282
Hi 16,15f.17 ......................................... 280 Hi 18,17–21............................ 88, 100, 135
Hi 16,21 ................................................. 31 Hi 18,17–19.......................................... 298
Hi 17,3 ................................................. 118 Hi 18,17................110, 121, 128, 137, 150,
Hi 17,4 ................................................. 119 163, 186, 188, 262, 275
Hi 17,8 ................................................. 193 Hi 18,18......90, 98, 99, 126, 129, 135, 150,
Hi 17,9 ................................................. 167 182, 188, 257, 260, 262, 275, 290
Hi 17,10 ................................................. 30 Hi 18,19f. ..................89, 91, 186, 188, 275
Hi 17,12f. ......................................178, 182 Hi 18,19................91, 96, 97, 99, 109, 110,
Hi 17,13–16 ......................................... 280 121, 176, 283
Hi 17,13 ............................................... 281 Hi 18,20f. ............................................... 99
Hi 17,15 ............................................... 115 Hi 18,20.................................. 93, 127, 261
Hi 18 .................................................. 7, 86 Hi 18,21......91, 96, 97, 100, 101, 107, 109,
Hi 18,2f........ 112, 113, 142, 143, 146, 152, 110, 117, 118, 119, 126, 132, 137, 150,
197, 214, 275 152, 161, 162, 165, 167, 193, 208, 275
Hi 18,2 ............... 6, 56, 89, 91, 96, 97, 101, Hi 19............................................. 114, 286
108, 123, 129, 152, 276, 282, 284 Hi 19,2.....................62, 113, 124, 129, 282
Hi 18,3 .......... 9, 90, 97, 114, 119, 214, 292 Hi 19,4.................................................. 280
Hi 18,4–21 ........................................... 143 Hi 19,6.................................. 178, 282, 284
Hi 18,4 ... 89, 112, 113, 114, 126, 143, 150, Hi 19,7.................................................. 280
196, 197, 275 Hi 19,8.10............................................. 282
Hi 18,5–21 ........................................... 142 Hi 19,11f. ............................................. 192
Hi 18,5f.. 99, 112, 125, 126, 137, 150, 182, Hi 19,13................................................ 218
222, 257, 260, 262, 275, 282, 283, 290 Hi 19,14................................................ 170
Hi 18,5 .................... 98, 128, 163, 167, 192 Hi 19,21.23f. ........................................ 280
Hi 18,6 ............. 90, 91, 100, 121, 127, 129, Hi 19,23................................................ 284
220, 259 Hi 20................................................. 3, 7, 8
Hi 18,7–11 ................. 88, 91, 92, 150, 184, Hi 20,1.................................................. 243
185, 275, 295 Hi 20,2–5........................................ 90, 138
Hi 18,7 ......... 112, 127, 128, 137, 150, 185, Hi 20,2f. .........32, 112, 113, 119, 124, 136,
197, 230, 262, 264 142, 143, 146, 152, 215, 278
Hi 18,8–11 ....................................125, 132 Hi 20,2.................................. 110, 120, 121
Hi 18,8–10 ............................259, 260, 282 Hi 20,3..................123, 129, 132, 138, 152,
Hi 18,8 .................... 98, 101, 105, 108, 132 197, 198, 230, 244, 277
Hi 18,9 ............... 90, 91, 99, 112, 121, 127, Hi 20,4–29............................................ 143
137, 138 Hi 20,4f. .......107, 113, 114, 116, 121, 122,
Hi 18,10 ...................... 97, 98, 99, 109, 137 126, 135, 149, 151, 159, 160,
Hi 18,11 ........................112, 127, 132, 185 233, 234, 248, 277, 278, 282
Hi 18,12–20 ......................................... 150 Hi 20,4....................97, 116, 119, 132, 143,
Hi 18,12–16 ......................88, 92, 135, 137 244, 278, 284
Hi 18,12–15 ..........................132, 186, 275 Hi 20,5............91, 108, 110, 128, 138, 163,
Hi 18,12–14 ..................185, 208, 260, 275 164, 167, 168, 192
Hi 18,12f. ........................99, 132, 186, 283 Hi 20,5–29............................................ 142
Hi 18,12 ............ 90, 91, 127, 128, 188, 290 Hi 20,6–9.......................... 96, 98, 137, 292
Hi 18,13–15 ......................................... 137 Hi 20,6f. ........104, 112, 151, 190, 244, 277
Stellenregister 343

Hi 20,6 .................... 98, 108, 120, 127, 191 Hi 20,29......28, 30, 91, 110, 118, 123, 126,
Hi 20,7 ......... 6, 96, 97, 109, 115, 123, 128, 128, 150, 152, 161, 163, 164, 165, 167,
135, 163, 190, 282 192, 193, 203, 242, 244, 277, 278, 298
Hi 20,8f...................... 90, 96, 97, 112, 151, Hi 21.................4, 117, 122, 183, 211, 231,
190, 191, 277 280, 282, 283, 286
Hi 20,8 ............................................25, 188 Hi 21,2–5.............................................. 283
Hi 20,9 ............................91, 107, 109, 293 Hi 21,2.................................................. 124
Hi 20,11 ..........................................51, 283 Hi 21,3.......................................... 124, 282
Hi 20,12–15 ........... 96, 104, 124, 151, 241, Hi 21,4...........................113, 129, 280, 283
243, 245, 277 Hi 21,5.................................................. 115
Hi 20,12–14 .......... 104, 189, 190, 245, 295 Hi 21,7.......................................... 113, 283
Hi 20,12f. ........................97, 112, 122, 243 Hi 21,8.......................................... 221, 283
Hi 20,12 ....... 108, 112, 120, 242, 244, 245, Hi 21,9.......................................... 177, 283
247, 283 Hi 21,14–16............................................ 50
Hi 20,13f. ................................96, 127, 138 Hi 21,15-17 .......................................... 113
Hi 20,13 ............................................... 121 Hi 21,17........................................ 115, 283
Hi 20,14f. ........... 6, 97, 100, 101, 122, 190, Hi 21,19................................................ 283
243, 244 Hi 21,21.................................................. 40
Hi 20,14 ................................192, 245, 247 Hi 21,23–26.......................................... 280
Hi 20,15 ....... 104, 107, 109, 150, 161, 199, Hi 21,24.......................................... 80, 283
203, 208, 209, 278, 283, 290 Hi 21,26.................................................. 80
Hi 20,16f. ............................................... 49 Hi 21,27f. ..................................... 282, 283
Hi 20,17 ............................................... 283 Hi 21,28–31.......................................... 113
Hi 20,18–21 ....................96, 106, 122, 241 Hi 21,28................................................ 284
Hi 20,18–20 ......................................... 132 Hi 21,32.33.34...................................... 283
Hi 20,18 ......... 96, 112, 127, 150, 151, 190, Hi 22–28................................................... 3
199, 277, 283, 290 Hi 22................................................. 2, 282
Hi 20,19–21 ..................................199, 277 Hi 22,1–20............................................ 297
Hi 20,19 ........... 96, 97, 107, 108, 109, 112, Hi 22,2–11............................................ 141
127, 150, 211 Hi 22,2–5.............................................. 113
Hi 20,20–22 ......................................... 151 Hi 22,2f. ...........98, 99, 116, 121, 127, 144,
Hi 20,20f. ......... 95, 96, 112, 127, 137, 150, 151, 205, 206, 210, 216
190, 191 Hi 22,2.. 32, 89, 91, 98, 114, 115, 117, 121,
Hi 20,20 ....................................6, 108, 244 124, 126, 141, 151, 200, 203, 205, 273
Hi 20,21 ........................................109, 283 Hi 22,3f. ......................................... 97, 126
Hi 20,22–25 ........................................... 92 Hi 22,3................94, 95, 97, 108, 110, 114,
Hi 20,22f. ......................112, 121, 122, 137 129, 136, 167, 203
Hi 20,22 ........................128, 132, 185, 215 Hi 22,4–9.............................................. 298
Hi 20,23 ....... 6, 51, 89, 138, 150, 151, 161, Hi 22,4f. ...........97, 98, 113, 116, 121, 127,
181, 191, 244, 277, 295 145, 211
Hi 20,24f. ...... 112, 122, 151, 192, 244, 277 Hi 22,4...................120, 144, 202, 230, 263
Hi 20,24 ........................................104, 109 Hi 22,5–9................................................ 66
Hi 20,25 .... 89, 91, 100, 132, 138, 190, 243 Hi 22,5...............62, 89, 110, 115, 129, 136
Hi 20,26–29 ..................................181, 277 Hi 22,6–11............................................ 103
Hi 20,26–28 ..........................137, 151, 278 Hi 22,6–10.............................................. 42
Hi 20,26f. ......................121, 122, 127, 181 Hi 22,6–9................92, 112, 122, 137, 145,
Hi 20,26 ..... 89, 96, 98, 107, 108, 109, 120, 177, 195, 196, 211, 215, 263, 273, 283
129, 179 Hi 22,6f. ................................... 98, 99, 263
Hi 20,27 ........................112, 126, 209, 244 Hi 22,6.............................. 90, 94, 108, 120
Hi 20,28f. .............. 100, 122, 132, 181, 209 Hi 22,7.................................................. 243
Hi 20,28 ..........................97, 112, 127, 135
344 Stellenregister

Hi 22,8 ................... 95, 120, 121, 124, 126, Hi 22,29f. ...............98, 134, 141, 148, 152,
141, 145, 195, 269 204, 207, 217, 274
Hi 22,9 ..........................124, 134, 199, 263 Hi 22,29..............30, 92, 98, 102, 117, 120,
Hi 22,10f. ......... 95, 99, 112, 131, 145, 177, 123, 203, 204, 206
212, 273 Hi 22,30..... 89, 91, 124, 128, 200, 204, 246
Hi 22,10 ................. 90, 102, 108, 109, 120, Hi 23–31....................................... 283, 286
134, 136, 139, 178, 183 Hi 23............................................. 113, 117
Hi 22,11 ................... 94, 95, 108, 125, 126, Hi 23,5.................................................. 124
129, 179, 180, 182, 219, 222, 291 Hi 23,6.................................................. 113
Hi 22,12–14 ......................................... 212 Hi 23,11.................................................. 50
Hi 22,12 ................................................. 72 Hi 24,1.................................................. 115
Hi 22,13–16 ......................................... 212 Hi 24,5–8................................................ 29
Hi 22,13f. ... 66, 95, 99, 103, 112, 120, 131, Hi 24,5............................................ 51, 217
134, 141, 145, 205, 212, 228, 248, 292 Hi 24,6.................................................... 51
Hi 22,13 ................. 93, 102, 114, 115, 116, Hi 24,8.................................................. 173
123, 136, 181, 203, 284 Hi 24,13–25............................................ 29
Hi 22,14 ..................... 90, 94, 95, 108, 125, Hi 24,14.................................................. 58
191, 212, 229 Hi 24,16.................................................. 31
Hi 22,15f. ......... 92, 95, 106, 130, 141, 148, Hi 24,18.................................................. 40
180, 273, 283 Hi 24,21.................................................. 83
Hi 22,15 ..... 94, 95, 97, 113, 114, 127, 141, Hi 24,22f. ............................................... 58
192, 212, 222, 242 Hi 24,22.................................................. 38
Hi 22,16 .. 58, 109, 121, 177, 179, 180, 228 Hi 24,23.................................................. 40
Hi 22,17 ................................................. 72 Hi 24,24.................................... 38, 49, 174
Hi 22,18f. ......................................167, 294 Hi 25................................................. 24, 38
Hi 22,19f. ..... 89, 92, 95, 98, 108, 141, 148, Hi 25,1–6.................................................. 2
180, 183, 184, 273, 283 Hi 25,4–6................................................ 25
Hi 22,19 ........ 94, 95, 98, 99, 120, 167, 200 Hi 25,4f. ................................................. 38
Hi 22,20 ........... 91, 97, 108, 113, 115, 116, Hi 25,4.................................................... 32
131, 177, 178, 257 Hi 25,5............................................ 39, 118
Hi 22,21–30 ......................................... 297 Hi 25,6........................................ 26, 32, 38
Hi 22,21–23 ............. 89, 95, 103, 112, 126, Hi 26,2f. ................................................. 30
141, 145, 274 Hi 26,3.............................................. 30, 72
Hi 22,21f. ......................118, 121, 137, 206 Hi 26,10.......................................... 43, 209
Hi 22,21 ................... 94, 95, 104, 120, 134, Hi 27ff.................................................. 117
145, 216, 221, 274 Hi 27....................................................... 66
Hi 22,22f. ..............................136, 216, 221 Hi 27,5.................................................... 43
Hi 22,22 ........................123, 217, 248, 263 Hi 27,7–10........................................ 29, 51
Hi 22,23 ............... 66, 94, 95, 98, 104, 109, Hi 27,7.................................................. 181
121, 128, 129, 131, 203, 218 Hi 27,8.................................................. 193
Hi 22,24 ................................................. 81 Hi 27,13–23...................................... 29, 51
Hi 22,26–30 ........................................... 66 Hi 27,13............................ 51, 84, 152, 164
Hi 22,26–28 .......... 103, 126, 141, 219, 274 Hi 27,14.......................................... 80, 221
Hi 22,26 ....... 89, 95, 98, 99, 104, 108, 112, Hi 27,15.................................................. 83
117, 121, 131, 136, 145, 203, 221, 224 Hi 27,16f. ............................................... 52
Hi 22,27–30 ............................95, 112, 131 Hi 27,16.................................................. 80
Hi 22,27f. ........... 93, 94, 95, 109, 120, 123, Hi 27,17................................................ 167
128, 136, 139, 145, 221f. Hi 27,18................................................ 166
Hi 22,27 .................. 89, 145, 216, 221, 274 Hi 27,19.................................................. 80
Hi 22,28f. ............................................. 291 Hi 28............................................... 30, 198
Hi 22,28 ..................................99, 126, 134 Hi 28,1f. ................................................. 52
Stellenregister 345

Hi 28,3 ....................................43, 209, 214 Hi 38f. .................................................. 284


Hi 28,4 ............................................. 52, 81 Hi 38,2ff ............................................... 262
Hi 28,6 ................................................... 52 Hi 38,2f.4ff........................................... 284
Hi 28,7 ................................................. 191 Hi 38,4.................................................. 199
Hi 28,10 ................................................. 52 Hi 38,11................................................ 284
Hi 28,11 ................................................. 72 Hi 38,16........................................ 209, 284
Hi 28,15f. ............................................... 52 Hi 38,17.21.22...................................... 284
Hi 28,27 ............................................... 209 Hi 38,31–35.......................................... 117
Hi 28,28 ..................................43, 202, 291 Hi 38,35................................................ 284
Hi 29–31 ................................................ 66 Hi 38,36f. ....................................... 30, 284
Hi 29,8 ............................................81, 228 Hi 38,36................................................ 199
Hi 29,16 ............................................... 209 Hi 38,37................................................ 191
Hi 30,2 ................................................. 221 Hi 38,39f. ............................................. 172
Hi 30,3 ................................................... 33 Hi 38,40f. ............................................. 102
Hi 30,4 ................................................. 173 Hi 39,9–12............................................ 117
Hi 30,6 ............................................. 52, 81 Hi 39,13................................................ 190
Hi 30,8 ................................................... 40 Hi 39,17............................................ 30, 72
Hi 31 .....................................117, 217, 265 Hi 39,19f. ............................................. 117
Hi 31,2 ................................................... 30 Hi 40f. .......................................... 266, 268
Hi 31,5–22 ........................................... 105 Hi 40,1–5.............................................. 284
Hi 31,12 ............................................... 179 Hi 40,1f. ............................................... 284
Hi 31,24 ............................................... 186 Hi 40,2.................................................... 31
Hi 31,35 ..........................................39, 217 Hi 40,5.................................................. 267
Hi 32,1–3 ......................................167, 300 Hi 40,8.................................................... 30
Hi 32,6 ..........................................227, 228 Hi 40,10.................................................. 49
Hi 32,10 ..........................................39, 227 Hi 40,11............................................ 30, 40
Hi 32,11 ............................................... 209 Hi 40,14.................................................. 30
Hi 32,13 ............................................... 213 Hi 40,21................................................ 173
Hi 32,17 ............................................... 227 Hi 40,22.................................................. 81
Hi 32,21 ............................................... 222 Hi 42,1.................................................. 284
Hi 32,22 ................................................. 38 Ps 41,2.................................................. 207
Hi 33,14–22 ......................................... 267 Hi 42,3f. ............................................... 284
Hi 33,17 ............................................... 206 Hi 41,5.................................................... 72
Hi 33,24 ............................................... 101 Hi 41,25.................................................. 40
Hi 33,29 ............................................... 267 Hi 42,1–6.............................................. 284
Hi 33,33 ........................................213, 248 Hi 42,2.................................................... 52
Hi 34,9 ................................................. 205 Hi 42,7–9.................................... 2, 10, 300
Hi 34,12 ............................................... 169 Hi 42,10ff. .............................................. 10
Hi 34,24 ............................................... 209
Hi 34,30 ............................................... 193 Prv 1–9..........................162, 169, 202, 290
Hi 34,33 ................................................. 74 Prv 1,1–7.............................................. 202
Hi 35,3 ................................................. 205 Prv 1,3.................................................. 169
Hi 35,11 ........................................213, 248 Prv 1,5.................................................. 198
Hi 35,14 ................................................. 38 Prv 1,7.................................. 202, 289, 291
Hi 36,2 ................................................. 227 Prv 1,8.................................................. 217
Hi 36,6f................................................ 167 Prv 1,11................................................ 200
Hi 36,13 ............................................... 193 Prv 1,19................................................ 152
Hi 36,26 ............................................... 209 Prv 1,28................................................ 217
Hi 37,1 ................................................... 75 Prv 1,29................................................ 202
Hi 37,2 ................................................... 38 Prv 1,32................................................ 164
Hi 37,11 ............................................... 164 Prv 2,5.................................................. 202
346 Stellenregister

Prv 2,9 ................................................. 169 Prv 11,27...................................... 217, 221


Prv 2,17 ............................................... 170 Prv 11,29.............................................. 200
Prv 3,1 ..........................................170, 217 Prv 12,5................................................ 169
Prv 3,25 ............................................... 183 Prv 12,7................................................ 164
Prv 3,26 ............................................... 216 Prv 12,15...................................... 193, 200
Prv 4,1–4.............................................. 232 Prv 12,16...................................... 193, 194
Prv 4,2 ..........................................198, 217 Prv 12,17.............................................. 169
Prv 4,5 ................................................. 170 Prv 12,23.............................................. 193
Prv 4,12 ............................................... 185 Prv 13,9........................................ 182, 289
Prv 4,18 ............................................... 222 Prv 13,14.............................................. 185
Prv 4,19 ................................................. 64 Prv 13,16.............................................. 193
Prv 4,24 ........................................216, 218 Prv 13,21f............................................. 214
Prv 5,3f. ............................................... 189 Prv 13,24.............................................. 217
Prv 5,7 ................................................. 226 Prv 14,3................................................ 200
Prv 5,8 ................................................. 218 Prv 14,11...................................... 164, 289
Prv 5,23 ............................................... 194 Prv 14,12f............................................. 223
Prv 6,14 ............................................... 165 Prv 14,13.............................................. 164
Prv 6,16 ............................................... 101 Prv 14,22.............................................. 165
Prv 6,17 ........................................200, 219 Prv 14,26f............................................. 202
Prv 6,20 ........................................217, 232 Prv 14,27.............................................. 185
Prv 6,23 ............................................... 222 Prv 14,30.............................................. 194
Prv 6,24 ............................................... 219 Prv 14,31.............................................. 199
Prv 7,15 ............................................... 217 Prv 15,2................................................ 230
Prv 7,18 ..........................................81, 190 Prv 15,3................................................ 191
Prv 7,21 ............................................... 198 Prv 15,5................................................ 232
Prv 8,17 ............................................... 217 Prv 15,7................................................ 230
Prv 8,22–31...........................212, 229, 290 Prv 15,21.............................................. 164
Prv 8,25 ............................................... 229 Prv 16–22,16 ........................................ 289
Prv 8,27–33.......................................... 212 Prv 16,2........................................ 198, 201
Prv 8,27 ........................................212, 229 Prv 16,8.10.13 ...................................... 169
Prv 9,9 ................................................. 198 Prv 16,21.23 ......................................... 198
Prv 9,18 ................................................. 72 Prv 16,25.............................................. 223
Prv 10ff.........................................162, 267 Prv 16,27.............................................. 178
Prv 10–15............................................. 289 Prv 16,31.............................................. 228
Prv 10,1 ............................................... 232 Prv 17,2................................................ 165
Prv 10,2 ............................................... 231 Prv 17,4................................................ 193
Prv 10,14...............................193, 200, 230 Prv 17,5........................................ 188, 199
Prv 10,17–21........................................ 198 Prv 17,15.............................................. 213
Prv 10,19.............................................. 289 Prv 17,23.............................................. 169
Prv 10,21.......................................193, 194 Prv 17,25.............................................. 194
Prv 10,25.......................................164, 180 Prv 17,27.............................................. 230
Prv 10,27.............................................. 202 Prv 17,28.......................199, 200, 214, 289
Prv 10,28.......................................164, 289 Prv 18,5................................................ 169
Prv 11,4 ........................................181, 231 Prv 18,6f............................................... 213
Prv 11,7 .................. 84, 164, 165, 181, 216 Prv 18,13................................................ 79
Prv 11,9 ............................................... 193 Prv 18,20.............................................. 213
Prv 11,10.............................................. 164 Prv 19,17.............................................. 199
Prv 11,12.............................................. 199 Prv 19,18.............................................. 216
Prv 11,18.............................................. 165 Prv 19,25.............................................. 231
Prv 11,21.............................................. 207 Prv 19,4................................................ 165
Prv 11,23.............................................. 216 Prv 19,5................................................ 199
Stellenregister 347

Prv 19,6 ............................................... 225 Prv 27,8................................................ 191


Prv 19,9 ............................................... 164 Prv 27,10.............................................. 188
Prv 20,11.............................................. 201 Prv 27,12.............................................. 226
Prv 20,12.............................................. 231 Prv 28,1................................................ 172
Prv 20,17.............................................. 189 Prv 28,2................................................ 209
Prv 20,19.............................................. 193 Prv 28,7................................................ 199
Prv 20,20.............................................. 182 Prv 28,13...................................... 214, 289
Prv 20,21.......................................165, 223 Prv 28,23.............................................. 231
Prv 21,8 ............................................... 201 Prv 28,28; 29,3 ..................................... 164
Prv 21,13.............................................. 199 Prv 29,6................................................ 168
Prv 21,17.28......................................... 164 Prv 29,7................................................ 209
Prv 22,3 ............................................... 226 Prv 29,16.............................................. 184
Prv 22,5 ............................................... 218 Prv 29,21.............................................. 223
Prv 22,8 ................................163, 165, 289 Prv 30,17.............................................. 199
Prv 22,9 ............................................... 199 Prv 30,8........................................ 216, 218
Prv 22,15.............................................. 218 Prv 31,26.............................................. 217
Prv 22,17–24,22....................265, 289, 290 Prv 31,5................................................ 170
Prv 22,17.............................................. 226 Prv 31,7........................................ 170, 225
Prv 22,22.......................................199, 289 Prv 31,8f............................................... 210
Prv 22,25.............................................. 249
Prv 23,4 ............................................... 190 Hld 1,6 ................................................. 191
Prv 23,4–8.....................................190, 290 Hld 4,9 ................................................. 209
Prv 23,8 ............................................... 190 Hld 6,11 ............................................... 173
Prv 23,12–14........................................ 237 Hld 8,6 ................................................. 173
Prv 23,17f. ....................................223, 289
Prv 23,17.............................................. 214 Qoh 1,3 ................................................ 215
Prv 23,18.............................................. 216 Qoh 1,15 .............................................. 169
Prv 23,22.......................................226, 232 Qoh 2,10 ...................................... 165, 215
Prv 24,11.............................................. 194 Qoh 2,16 .............................................. 170
Prv 24,12.............................................. 209 Qoh 2,21 .............................................. 165
Prv 24,14.......................................216, 223 Qoh 3,18 .............................................. 216
Prv 24,15.............................................. 183 Qoh 5,17f.; 7,11 ................................... 165
Prv 24,19–22........................................ 290 Qoh 7,13 .............................................. 169
Prv 24,19f. ........................................... 193 Qoh 7,23ff............................................ 152
Prv 24,20.............................................. 182 Qoh 8,10; 9,5........................................ 170
Prv 24,22.............................................. 188 Qoh 10,9 .............................................. 205
Prv 24,23–32........................................ 289 Qoh 12,3 .............................................. 169
Prv 24,30–34........................................ 226
Prv 24,32.......................................226, 289 Thr 1,12; 2,1.14.21f.............................. 181
Prv 25,2f. ............................................. 209 Thr 3,15................................................ 243
Prv 25,6 ............................................... 191 Thr 3,35f. ............................................. 169
Prv 25,8 ........................................199, 223 Thr 3,40................................................ 227
Prv 25,15f. ........................................... 190 Thr 3,47................................................ 183
Prv 25,21.............................................. 195 Thr 4,17.................................................. 40
Prv 25,27.............................................. 209 Thr 4,22................................................ 181
Prv 26,5 ............................................... 230
Prv 26,12.......................................216, 226 Est 2,9..................................................... 40
Prv 26,20.............................................. 178
Prv 26,28.............................................. 213 Dan 5,10................................................. 81
Prv 27,3 ............................................... 237
Prv 27,7 ........................................237, 243 Esr 7,10 ................................................ 218
348 Stellenregister

Esr 8,23 ................................................ 216 Akkadische Texte


Esr 9,5 .................................................. 218
Erra-Epos, IV, Z. 125 .......................... 255
Neh 3,21 .............................................. 209
Neh 9,12 .............................................. 222 Gebetsbeschwörung an Ea (Ellilbanda),
Neh 9,19 .............................................. 222 Nr. 40, Z. 7........................................... 253

1Chr 29,28 ........................................... 228 Gebetsbeschwörung an Ea, Šamaš und


Marduk VAT 8237, Z. 23 ................... 254
2Chr 19,3 ............................................. 218
2Chr 24,24 ........................................... 223 Gebetsbeschwörung
2Chr 33,13 ....................................216, 222 PBS I/1,14, Z. 6f................................... 254
2Chr 33,19 ........................................... 216
Ass. Prophetie an König Assurbanipal
Sir 1,10ff. ............................................. 291 (Tafel K. 883) von Göttin Ninlil /
Sir 16,17–23 ......................................... 212 Mullissu Rs., Z. 1................................ 255
Sir 49,16............................................... 229
Ass. Proverbien (BM 56607 = 82-7-14,
989, Kolumne B, 8–15......................... 264
Ägyptische Texte Ass. Proverb IV, Z. 24ff. .................... 263

Brief des Wermai 2,14–3,1................. 262 Bab. Ratschläge, Z. 26f.28–30 ............ 264
Bab. Ratschläge, Z. 53–65 .................. 263
Inschriften des Grabtempels von Bab. Ratschläge, Z. 127–134 .............. 264
Pharao Sahura Abusiris .................... 262 Bab. Ratschläge, Z. 146 ...................... 263

Lehre des Amenemope 6,1–12 ......... 255 Bab. Proverb


Amenemope 6,1.2 .............................. 256 Bo 4209+4710, Z. 7f. ................. 252, 253
Amenemope 6,4.6 .............................. 257
Amenemope 6,7.8 .............................. 256 Bab. Theodizee, Z. 21f........................ 263
Bab. Theodizee, Z. 61–64 ................... 268
Lehre des Anchscheschonqi 19,8 ..... 268 Bab. Theodizee, Z. 61f........................ 264
Anchscheschonqi 26,8 ....................... 267 Bab. Theodizee, Z. 239.241f............... 263
Anchscheschonqi 26,9 ....................... 268 Bab. Theodizee, Z. 247....................... 264

Lehre für Kagemni, Z. 39–41 ............ 266 Beschwörungsserie Šurpu,


II, Z. 63f. .............................................. 264
Lehre an dem Sohn in Ptahhotep, Šurpu, V–VI, Z. 64f. ........................... 255
Z. 502 ................................................... 266
Bilinguale Hymne an Ninurta
Metternichstele, rechte Seite, VAT 10610, Z. 9-14 ............................. 263
Z. 160f.................................................. 262
Codex Hammurapi, Z. 49.................. 262
Papyrus Insinger 9,19f....................... 267 CH, Z. 68–80 ....................................... 262
CH, L 28f. ............................................ 255
Regeln einer Kultvereinigung,
Z. 20 ..................................................... 262 Dichtung von einem Mann und seinem
Gott (AO 4462), Z. 62f........................ 264
Siegesstele der Pije,
Z. 19.107.146.155 ................................ 262
Stellenregister 349

Fabel vom Nisaba und Weizen Vasallenvertrag Asarhaddons


SU 1951, 173+1952, 100+142, ND 4336 u.a., Z. 422–425 ................... 258
Vs. I, Z. 4 ............................................. 259
Vasallenverträge Asarhaddons mit
Fabel vom Ochsen und Pferd medischen Fürsten Z. 629–631.......... 253
K 3456 + DT 43, Vs., Z. 17f. ............... 252

Fabel vom Weidenbaum Aramäische und edomitische Texte


K 8566, Z. 11 ....................................... 253
Ahiqarsprüche V (56 I) 1.2.3.4f. ........ 244
Fabel von der Tamariske und der Ahiq V (56 I) 5..................................... 242
Palme Ahiq V (56 I) 7–10............................... 238
– IM 53975 Rs., Z. 18f......................... 252 Ahiq V (56 I) 7..................... 238, 241, 243
– VAT 8830, Z. 22.23f.28f............252, 253 Ahiq V (56 I) 8.9.................................. 242
– VAT 10102, Rs., Z. 20...................... 263 Ahiq V (56 I) 11f. ........................ 238, 239
Ahiq V (56 I) 11.12.............................. 243
Gebet des Antiochos I. Soter Ahiq V (56 I) 13........................... 239, 242
an Nabu .............................................. 261 Ahiq V (56 I) 14................................... 243
Ahiq V (56 I) 16................................... 244
Großes Hymnus auf Gula des Ahiq VI (56 II) 6.................................. 244
Bullussarabi, III, Z. 47........................ 253 Ahiq VI (56 II) 7...239, 240, 241, 243, 244
Ahiq VI (56 II) 10 ................................ 243
Himmelsflug Etanas, Ahiq VI (56 II) 15 .239, 240, 241, 242, 244
– altbab. Fassung, S, Rs., Z. 20'–24' 259f. Ahiq VII (57 I) 1.......................... 242, 244
– mittelass. Fassung, II', Z. 1f............ 260 Ahiq VII (57 I) 5f......................... 240, 242
– späte Fassung, II, Z. 22.46f.67–72 .. 260 Ahiq VII (57 I) 7f......................... 240, 244
Ahiq VII (57 I) 10 ................................ 244
Ludlul bēl nēmeqi II, Z. 36–38.......... 262 Ahiq VII (57 I) 11f............................... 239
Ludlul II, Z. 49–111............................ 260 Ahiq VIII (57 II) 5 ............................... 242
Ludlul II, Z. 53–55.............................. 261 Ahiq VIII (57 II) 5f. ............................. 239
Ludlul II, Z. 69f. ..........................253, 254 Ahiq VIII (57 II) 15.16 ........................ 244
Ludlul II, Z. 71.................................... 261 Ahiq IX (53) 2...................................... 248
Ludlul II, Z. 84.................................... 259 Ahiq IX (53) 3f. ................................... 244
Ludlul II, Z. 102.................................. 261 Ahiq IX (53) 6...................................... 238
Ludlul II, Z. 117f. ............................... 258 Ahiq IX (53) 9...................................... 244
Ludlul II, Z. 119f. ........................258, 259 Ahiq IX (53) 14–16...................... 239, 240
Ahiq IX (53) 16.................... 240, 244, 248
Neuass. Brief zur Zukunftsdeutung Ahiq X (54) 1 ............................... 240, 248
K. 1263, Vs., Z. 15–24 ......................... 262 Ahiq X (54) 3–5 ................................... 241
Ahiq X (54) 4–6 ................................... 239
Šamaš-Hymne, Ahiq X (54) 4 ............................... 240, 242
Z. 34.38.52.73–90.94–100.................... 259 Ahiq X (54) 5 ................238, 239, 242, 244
Šamaš, Z. 119–121.132–134 ............... 263 Ahiq X (54) 9 ............................... 238, 244
Šamaš, Z. 149f..............................258, 259 Ahiq X (54) 10.11 ................................ 244
Ahiq X (54) 11f............................ 239, 242
Sarkophaginschrift des Königs Ahiq X (54) 15 ............................. 238, 240
Ešmun’azar......................................... 255 Ahiq XII (55) 1f.3 ................................ 239
Ahiq XII (55) 4 .................................... 240
Streitgespräch zwischen Holz und Ahiq XII (55) 5 .................................... 243
Rohr, Z. 16f. ........................................ 253 Ahiq XII (55) 8–10............................... 240
Ahiq XII (55) 13f. ........................ 239, 240
350 Stellenregister

Ahiq XII (55) 13.14 ............................. 242 Sefire Inschrift I, A 28f....................... 251
Ahiq XV (58) 2f................................... 238 Sefire Inschrift I, A 31f....................... 245
Ahiq XV (58) 7f............239, 240, 247, 251
Ahi q XV (58) 10...........................238, 244
Ahiq XV (58) 16.................................. 238 Sumerische Texte
Ahiq XVI (59) 5................................... 249
Altsumerische Version des Rates des
Horvath cUzza Ostrakon............235, 268 Šuruppag, Z. 43f................................. 264

Keilschriftliche Beschwörung aus Uruk, Epos von Lugalbanda II, 299ff.......... 252
Z. 6.9 .................................................... 245
Klagelied über Dumuzi, Z. 15........... 252
Papyrus Amherst 63,
Kol. 7, Z. 3.7–12 .................................. 246 2. Urklage, Z. 50 ................................. 253

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