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EUROPÄISCHER

AKTIONSRAHMEN
FÜR DAS KULTURERBE
Arbeitsunterlage der Kommissionsdienstellen
PDF ISBN 978-92-76-03434-6 doi:10.2766/825909 NC-03-19-331-DE-N

Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2019

© Europäische Union, 2019

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
1. EINLEITUNG
Das kulturelle Erbe ist ein Gut der Allgemeinheit, das die früheren Generationen an die künftigen weitergeben.

Das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 1 hatte zum Ziel, das kulturelle Erbe als eine gemeinsame Ressource
zu fördern, das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Werte zu schärfen und das
Gefühl der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen kulturellen und politischen europäischen Raum zu stärken.
Damit entstand die notwendige Dynamik, um das kulturelle Erbe durch einen integrierten Ansatz stärker in
den Vordergrund der EU-Agenda zu rücken.

Beim Göteborger Gipfeltreffen im November 2017 bestätigten die Staats- und Regierungschefs ihr Engagement
für eine Union, die ihr kulturelles Erbe bewahrt und kulturelle Vielfalt fördert. Im Dezember 2017 hob der
Europäische Rat das Europäische Jahr des Kulturerbes als strategische Gelegenheit hervor, das Bewusstsein
für die soziale und wirtschaftliche Bedeutung der Kultur und des Kulturerbes zu schärfen.

Der in der neuen europäischen Agenda für Kultur 2 angekündigte europäische Aktionsrahmen für das
Kulturerbe ist die Antwort auf die Empfehlungen der Führungsspitzen Europas und der Akteure des
Kulturbereichs. Er basiert auf den Ergebnissen des Europäischen Jahres des Kulturerbes und gewährleistet
mit der Entwicklung weiterführender Maßnahmen dessen Fortbestand.

Mit dem Aktionsrahmen wird ein integrierter und partizipativer Ansatz für das kulturelle Erbe gefördert und
umgesetzt und ein Beitrag zur durchgehenden Berücksichtigung des kulturellen Erbes in allen Politikbereichen
der EU geleistet. Das Europäische Parlament 3, der Rat der Europäischen Union 4, der Ausschuss der Regionen 5
sowie der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss 6 unterstützen diesen Ansatz.

1 Beschluss (EU) 2017/864 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Mai 2017 über ein Europäisches Jahr
des Kulturerbes (2018).
2 Mitteilung der Kommission: Eine neue europäische Agenda für Kultur, (COM(2018) 267).
3 Entschließung des Europäischen Parlaments vom 8. September 2015 zum Thema „Für ein integriertes Konzept
für das kulturelle Erbe Europas“ (2014/2149(INI)), ABl. C 316 vom 22.9.2017, S. 88.
4 Schlussfolgerungen des Rates vom 21. Mai 2014 zum Kulturerbe als strategische Ressource für ein nachhaltiges
Europa (ABl. C 183 vom 14.6.2014, S. 36); Schlussfolgerungen des Rates zur partizipativen Steuerung des kulturellen
Erbes (ABl. C 463 vom 23.12.2014, S. 1); Schlussfolgerungen des Rates zur Notwendigkeit, das kulturelle Erbe in allen
Politikbereichen der EU stärker in den Vordergrund zu rücken (2018/C 196/05) (ABl. C 196 vom 8.6.2018, S. 20).
5 Stellungnahme des Ausschusses der Regionen – Für ein integriertes Konzept für das kulturelle Erbe Europas
(ABl. C 195 vom 12.6.2015, S. 22).
6 Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses: „Der Beitrag der ländlichen Gebiete Europas zum
Jahr des Kulturerbes 2018 durch die Gewährleistung von Nachhaltigkeit und Zusammenhalt zwischen Stadt und Land“.
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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
2. EIN EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN
FÜR DAS KULTURERBE – WARUM?
ÜBER DAS EUROPÄISCHE JAHR DES KULTURERBES HINAUS

Das Europäische Jahr des Kulturerbes war eine weitreichende und inklusive Initiative, an der alle
EU-Institutionen 7, alle EU-Mitgliedstaaten 8, neun Partnerländer 9 sowie ein breites Spektrum kultureller
Interessenträger, einschließlich der European Heritage Alliance 3.3 („Europäische Kulturerbe-Allianz 3.3“) 10
beteiligt waren. Es wurde eine gezielte europaweite Kommunikationskampagne durchgeführt. Mehr als 11 700 11
Veranstaltungen fanden in ganz Europa statt und über 10 000 Initiativen erhielten das offizielle Siegel des
Europäischen Jahres des Kulturerbes 12. Ein großes und vielfältiges Publikum nahm daran teil: Bis zum Ende
des dritten Quartals 2018 erreichten die Aktivitäten mehr als 6 Millionen Menschen. Außerdem nahmen 2018
bis zu 30 Millionen Personen an mehr als 70 000 Veranstaltungen teil, die im Rahmen der europäischen Tage
des Kulturerbes in ganz Europa organisiert wurden und die Aufmerksamkeit auf die europäische Dimension
des Kulturerbes lenkten.

Zur Förderung bürgernaher, integrativer und nachhaltiger Konzepte stellte die Kommission im Rahmen
verschiedener EU-Förderprogramme umfangreiche Mittel zur Finanzierung von Projekten im Bereich
des Kulturerbes zur Verfügung. Die Stärkung von Synergien mit anderen Politikbereichen war ebenfalls
ein wesentliches Merkmal, und 19 Dienststellen der Europäischen Kommission beteiligten sich an den
in diesem Jahr durchgeführten Maßnahmen.

Das Ziel dieses Aktionsrahmens ist, die während des Europäischen Jahres des Kulturerbes erzeugte Dynamik
mittels einer kontinuierlichen Reihe kurz- und mittelfristiger Maßnahmen zu nutzen. Er gibt einen Überblick
über die diesbezüglich von der Europäischen Kommission eingegangenen Verpflichtungen.

7 Das Europäische Parlament, der Ausschuss der Regionen und der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss
mobilisierten Ressourcen, um zum Europäischen Jahr des Kulturerbes beizutragen..
8 Das Europäische Jahr des Kulturerbes war eine dezentral angelegte Initiative. In den EU-Mitgliedstaaten wurde es
von nationalen Koordinatoren organisiert, die von den zuständigen Ministerien benannt wurden. Auch die assoziierten
Länder bestellten zu diesem Zweck nationale Koordinatoren.
9 Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Georgien, Island, Norwegen und die Schweiz.
10 http://europeanheritagealliance.eu/
11 Die Zahlen beziehen sich auf das 1., 2. und 3. Quartal 2018.
12 Für Aktivitäten, Veranstaltungen und Projekte, die zum Erreichen eines oder mehrerer Ziele des Europäischen Jahres
des Kulturerbes 2018 beitrugen, war gemäß Artikel 2 des Beschlusses (EU) 2017/864 das Label des Europäischen Jahres
des Kulturerbes (bestehend aus einem Logo, einem Motto und einem Hashtag) verfügbar.

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
MOBILISIERUNG VON INTERESSENTRÄGERN

Die Ankündigung des Europäischen Aktionsrahmens im Mai 2018 löste eine umfangreiche Mobilisierung von
Interessenträgern aus.

In ihrem „Berliner Appell“ 13 vom Juni 2018 rufen Europa Nostra 14, das deutsche Nationalkomitee für
Denkmalschutz 15 und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 16 zu einem „ehrgeizigen Europäischen
Aktionsplan für das Kulturerbe als bleibendes Vermächtnis des Europäischen Kulturerbejahres“ auf,
der „ganzheitlich und mit anderen zentralen politischen Agenden und Prioritäten der EU verknüpft“
sein sollte. Aus ihrer Sicht sollte der Aktionsplan auf die Rahmenkonvention des Europarates über den
Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft („Konvention von Faro“) 17 und die Europäische Kulturerbestrategie
für das 21. Jahrhundert abgestimmt sein.

Der Berliner Appell unterstreicht im Einklang mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten
Nationen auch die Notwendigkeit einer starken externen Ausrichtung des Aktionsrahmens. Er wurde von
Ministern für Kultur, Mitgliedern des Europäischen Parlaments sowie zahlreichen interessierten Organisationen
und Einzelpersonen unterzeichnet.

Culture Action Europe 18 stimmt in seinem „Fast Forward Heritage manifesto“ 19 dem zeitgenössischen Verständnis
des kulturellen Erbes im Kontext des Europäischen Kulturerbejahres zu und ruft auf zur Einführung einer
inklusiven und zukunftsweisenden Definition von kulturellem Erbe in der Politik, bei Programmen und
Maßnahmen sowie einer nachfolgenden Anpassung der Definitionen, Ziele und Instrumente.

13 http://www.europanostra.org/wp-content/uploads/2018/09/Berlin-Call-Action-Ger.pdf
14 Europa Nostra ist ein europäischer Verband nichtstaatlicher Organisationen, die im Bereich des Kulturerbes tätig sind.
15 Koordinator des Europäischen Jahres des Kulturerbes in Deutschland.
16 Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) ist eine kulturelle Einrichtung in Deutschland
http://www.preussischer-kulturbesitz.de/.
17 https://www.coe.int/en/web/conventions/full-list/-/conventions/treaty/199
18 Culture Action Europe ist ein großes Netzwerk, das kulturelle Organisationen, Künstler, Aktivisten, Akademiker
und politische Entscheidungsträger umfasst.
19 https://cultureactioneurope.org/advocacy/fast-forward-heritage/

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
3. UMFANG UND ZIELE DES EUROPÄISCHEN
AKTIONSRAHMENS FÜR DAS KULTURERBE
Mit dem Aktionsrahmen soll eine gemeinsame Richtung für Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Kulturerbe
auf europäischer Ebene bestimmt werden, vor allem im Rahmen von politischen Maßnahmen und Programmen
der EU. Er kann auch als Inspiration für Regionen und Städte in Europa sowie für Kulturerbe-Organisationen
und -netzwerke bei der Entwicklung ihrer eigenen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Kulturerbe dienen.

Der Aktionsrahmen wurde in Zusammenarbeit mit EU-Mitgliedstaaten, EU-Ratsvorsitzen, dem Europäischen


Parlament, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kulturschaffenden und internationalen Organisationen wie
dem Europarat und der UNESCO aufgestellt. Er baut auch auf den Erfahrungen aus zehn langfristigen Projekten
mit der Bezeichnung „Europäische Initiativen“ 20 auf, die von der Kommission zu den im Rahmen des
Europäischen Kulturerbejahres durchgeführten Maßnahmen realisiert wurden. Eine Vielzahl von Dienststellen
der Kommission, internationale Organisationen und Kulturerbe-Organisationen haben zur Umsetzung dieser
europäischen Initiativen beigetragen.

Der Aktionsrahmen stellt eine Ergänzung zum neuen Arbeitsplan des Rates für Kultur dar. Mit dem Arbeitsplan
wird die freiwillige Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten im Kulturbereich für die Jahre 2019 bis
2022 organisiert. Die Nachhaltigkeit des Kulturerbes gehört zu den fünf Hauptbereichen und umfasst mehrere
Maßnahmen. Da diese Maßnahmen mit Unterstützung der Kommission durchgeführt werden, sind sie in diesen
Aktionsrahmen einbezogen.

Die Europäische Kommission ersucht die Mitgliedstaaten, zur Ergänzung dieses Aktionsrahmens auf freiwilliger
Basis ähnliche Maßnahmenpakete in Bezug auf das Kulturerbe auszuarbeiten.

Der Europäische Aktionsrahmen für das Kulturerbe ist auf die 2017 verabschiedete Strategie des Europarates
für das europäische Kulturerbe des 21. Jahrhunderts, die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der
Vereinten Nationen und den Sendai-Rahmen für Katastrophenvorsorge 2015-2030 abgestimmt 21.

20 https://ec.europa.eu/culture/content/overview_de
21 https://www.unisdr.org/we/coordinate/sendai-framework

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
4. GRUNDSÄTZE DES EUROPÄISCHEN
AKTIONSRAHMENS FÜR DAS KULTURERBE
GANZHEITLICHER ANSATZ

Im Europäischen Aktionsrahmen für das Kulturerbe werden die materielle, immaterielle und digitale Dimension
des Kulturerbes als untrennbar und miteinander verbunden betrachtet 22. Mit den Maßnahmen soll ein breiteres
Verständnis der Ideale, Grundsätze und Werte, die in das kulturelle Erbe Europas einfließen, gefördert werden,
insbesondere derjenigen, die der europäischen Integration zugrunde liegen und die einen Beitrag zur Bildung
über das Kulturerbe und zu dessen Interpretation leisten.

Das kulturelle Erbe wird auch als eine Ressource für die Zukunft verstanden, die bewahrt, verbessert und
gefördert werden muss, unter anderem durch die Stärkung von Synergien mit der zeitgenössischen Kunst.
Im Mittelpunkt des Aktionsrahmens stehen die Bürgerinnen und Bürger, indem deren Zugang und
Engagement angeregt und die Publikumsentwicklung gefördert werden. Zur Stärkung der sozialen
Inklusion und Integration liegt der Schwerpunkt auf lokalen Gemeinschaften, Kindern und Jugendlichen
sowie Menschen mit Behinderungen.

Schließlich sind Nachhaltigkeit und Innovation zentrale Grundsätze, die dem Aktionsrahmen und seinem
Ansatz für das kulturelle Erbe zugrunde liegen.

DURCHGEHENDE BERÜCKSICHTIGUNG UND INTEGRIERTER ANSATZ

Mit diesem Aktionsrahmen wird die durchgehende Berücksichtigung des kulturellen Erbes in den
verschiedenen Politikbereichen der EU erneut bestätigt und in die Praxis umgesetzt. Der Aktionsrahmen ist das
erste Dokument, in dem auf der Grundlage der Mitteilung der Kommission von 2014 23 und den
Schlussfolgerungen des Rates von 2017 24 ein integrierter Ansatz für das kulturelle Erbe auf europäischer

22 In den Schlussfolgerungen des Rates vom 21. Mai 2014 zum Kulturerbe als strategische Ressource für ein nachhaltiges
Europa (2014/C 183/08) wird festgestellt, dass „das Kulturerbe aus von der Vergangenheit hinterlassenen Ressourcen
in sämtlichen Formen und Aspekten – materiell, immateriell und digital (digital entstanden oder digitalisiert) – besteht,
einschließlich Denkmäler, Stätten, Landschaften, Fertigkeiten, Brauchtum, Kenntnisse und Formen menschlicher
Kreativität, sowie Sammlungen, die von öffentlichen und privaten Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Archiven
erhalten und gepflegt werden“.
23 Mitteilung der Kommission: Für ein integriertes Konzept für das kulturelle Erbe Europas, COM(2014) 477.
24 Dok. EUCO 19/1/17 REV 1.

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Ebene dargelegt wird. Er umfasst verschiedene Politikbereiche der EU: regionale, städtische und ländliche
Entwicklung, Bildung und sozialer Zusammenhalt, digitale Transformation, Umwelt (einschließlich Naturschutz),
Tourismus, Zugänglichkeit 25, die Nachhaltigkeitsagenda und deren Anpassung an den Klimawandel, Forschung
und Innovation sowie Außenbeziehungen.

AUF GESICHERTEN ERKENNTNISSEN BERUHENDE POLITIKGESTALTUNG

Eine auf gesicherten Erkenntnissen beruhende Politikgestaltung ist im Bereich des kulturellen Erbes ebenso
wichtig wie in anderen Politikbereichen. In diesem Sinne umfasst der Aktionsrahmen verschiedene Verfahren
zur Messung der Auswirkungen der Maßnahmen auf das Kulturerbe. Die Kommission wird über ihr Statistisches
Amt, Eurostat, in Zusammenarbeit mit den Statistischen Ämtern der EU-Mitgliedstaaten das methodische
Vorgehen und die Instrumente zur Datenerhebung für die Kulturstatistik weiter verbessern. Sie wird auch zu
ähnlichen Bemühungen auf internationaler Ebene beitragen, indem sie mit Organisationen wie dem Institut für
Statistik der UNESCO 26 und Netzwerken wie der „European Group on Museum Statistics“ 27 zusammenarbeitet.

ZUSAMMENARBEIT DER VERSCHIEDENEN INTERESSENGRUPPEN

Das Europäische Jahr des Kulturerbes hatte eine besondere Lenkungsform: Zur Unterstützung der Kommission
wurde eine Gruppe eingerichtet, an der die nationalen Koordinatoren aus den 28 EU-Mitgliedstaaten und den
neun Partnerländern 28 sowie ein Ausschuss der Interessengruppen 29, der 38 europäische Kulturerbe-Netzwerke
sowie internationale Organisationen vertrat, teil hatten. Neu an diesem Ansatz war die umfassende und
effiziente Koordination zwischen den EU-Mitgliedstaaten, EU-Institutionen 30, der Zivilgesellschaft und
Dienststellen der Europäischen Kommission.

Um den Geist der Zusammenarbeit zu erhalten und den politischen Dialog fortzusetzen, setzt die Europäische
Kommission eine informelle Expertengruppe der Kommission ein – das Cultural Heritage Forum (Kulturerbe-
Forum). Dieses Forum wird eine Plattform für Anfragen und den Austausch von Ideen und bewährten
Verfahren sein, an der sich alle oben genannten Akteure beteiligen werden. Es wird nach der Umsetzung
des Aktionsrahmens eingerichtet. Ziel des Forums ist es, öffentliche Maßnahmen zu fördern, die
den langfristigen Wert und die Nachhaltigkeit des europäischen Kulturerbes auf der Grundlage
eines integrierten Ansatzes gewährleisten.

25 Die EU und alle ihre Mitgliedstaaten haben das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen
mit Behinderungen unterzeichnet, das folglich Bestandteil der Rechtsordnung der EU ist. Zugänglichkeit ist gemäß
dieses Übereinkommens ein allgemeiner Grundsatz und laut Art. 9 eine Verpflichtung. Während das Übereinkommen
keine ausdrückliche Ausnahme für Kulturerbestätten und Museen aufführt, weist der Ausschuss zum Schutz der
Rechte von Menschen mit Behinderungen darauf hin, dass „der Zugang zu kulturellen und historischen Denkmälern, die
zum nationalen Erbe gehören, [...] unter Umständen tatsächlich eine Herausforderung darstellen kann. Die Vertragsstaaten sind
jedoch verpflichtet, sich um den Zugang zu diesen Stätten zu bemühen. Viele Denkmäler und Stätten von nationaler kultureller
Bedeutung wurden auf eine Weise zugänglich gemacht, die ihre kulturelle und historische Identität und Einzigartigkeit bewahrt.“
26 UNESCO UIS http://uis.unesco.org/
27 European Group on Museum Statistics- EGMUS https://www.egmus.eu/
28 Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, Georgien, Island, Norwegen und die Schweiz.
29 http://www.voicesofculture.eu/wp-content/uploads/2017/07/Stakeholder-committee_VoC.pdf
30 Das Europäische Parlament, der Ausschuss der Regionen und der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss waren
Beobachter.

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
5. FÜNF SÄULEN
Dieser Aktionsrahmen beruht auf folgenden fünf Säulen:
1. Kulturelles Erbe für ein inklusives Europa: Teilhabe und Zugang für alle
2. Kulturelles Erbe für ein nachhaltiges Europa: intelligente Lösungen für eine von Zusammenhalt
und Nachhaltigkeit geprägte Zukunft
3. Kulturelles Erbe für ein widerstandsfähiges Europa: Erhaltung des gefährdeten Erbes
4. Kulturelles Erbe für ein innovatives Europa: Mobilisierung von Wissen und Forschung
5. Kulturelles Erbe für stärkere globale Partnerschaften: Stärkung der internationalen Zusammenarbeit.

Jeder Säule ist eine begrenzte Anzahl von Maßnahmenbündeln zugeordnet 31. Eine detaillierte Beschreibung
der 14 Bündel und der Maßnahmen, die diese jeweils umfassen, können im Anhang nachgelesen werden.

Die Europäische Kommission führt die im Aktionsrahmen beschriebenen Maßnahmen in Zusammenarbeit


mit den maßgeblichen Institutionen, Organisationen und Partnern durch. Diese Maßnahmen werden durch
ergänzende Initiativen erweitert, die von Interessengruppen und Gemeinschaften durchgeführt werden
und ohne die das kulturelle Erbe nicht am Leben erhalten werden kann.

SÄULE 1: KULTURELLES ERBE FÜR EIN INKLUSIVES EUROPA

Mit dem Kulturerbe kann ein positiver Beitrag zum Leben der Menschen und für die europäischen
Gesellschaften insgesamt geleistet werden. Dies kann durch die Verbesserung des psychischen und
sozialen Wohlergehens oder durch Stärkung der sozialen Inklusion erfolgen 32. Die Auseinandersetzung
mit dem Kulturerbe fördert auch das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer europäischen Gemeinschaft, die auf
gemeinsamen kulturellen Hinterlassenschaften, historischen Erfahrungen und gemeinsamen Werten beruht.

31 Die in dem Schriftstück beschriebenen Maßnahmen, einschließlich derjenigen im Anhang, unterliegen der bestehenden
Finanzplanung der jeweiligen Ausgabenprogramme und den Verfügbarkeiten im Rahmen der maßgeblichen
jährlichen Haushaltsverfahren. Darüber hinaus müssen die angekündigten Maßnahmen den einschlägigen jährlichen
Arbeitsprogrammen entsprechen.
32 Schlussfolgerungen des Rates zum Kulturerbe als strategische Ressource für ein nachhaltiges Europa (2014),
Schlussfolgerungen des Rates zur partizipativen Steuerung des kulturellen Erbes (2014) und Mitteilung der Kommission:
Stärkung der europäischen Identität durch Bildung und Kultur (2017).

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Um dieses Potenzial optimal zu nutzen, muss ein möglichst breiter Zugang zum Kulturerbe in all seinen
Formen für alle Menschen gewährleistet sein. Dazu gehören auch wirtschaftlich benachteiligte und sozial
schwache Personen sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen.

Die Kommission unterstützt die Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit des europäischen Kulturerbes und
erleichtert damit den Zugang und die Auseinandersetzung der Bürgerinnen und Bürger mit dem Kulturerbe
sowie die breite Nutzung und Wiederverwendung des digitalisierten Materials in verschiedenen Bereichen 33.

Trotzdem ist es noch immer eine Herausforderung, die Menschen zur Teilnahme an Aktivitäten zum Kulturerbe
anzuregen. Laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage 34 gaben fast die Hälfte der Europäerinnen und
Europäer (48 %) an, dass sie nichts mit dem kulturellen Erbe zu tun haben. Die gleiche Umfrage zeigt jedoch,
dass 68 % der Befragten mehr über das europäische Kulturerbe erfahren möchten. Darüber hinaus glauben
80 %, dass das kulturelle Erbe für die gesamte Europäische Union und nicht nur auf nationaler Ebene wichtig
ist. 88 % der Befragten stimmten zu, dass das kulturelle Erbe Europas in den Schulen vermittelt werden sollte.

Um sich dieser Herausforderung zu stellen, bilden drei Maßnahmenbündel den Schwerpunkt des
Aktionsrahmens: a) Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit, auch unter Verwendung digitaler Medien, b)
Einbeziehung von Schulkindern und Befähigung Jugendlicher, und c) Überwindung von Zugangsbarrieren.
Letztendlich geht es beim Aufbau eines integrativeren Europas um die Nutzung des verbindenden Potenzials,
das dem kulturellen Erbe innewohnt.

Um die breite Öffentlichkeit zu erreichen, verstärkt die Kommission die Sichtbarkeit und Wirksamkeit
bestehender EU-Initiativen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel, den Europäischen Tagen des Kulturerbes
und dem Europäischen Preis für das Kulturerbe. Darüber hinaus werden mit den Programmen „Kreatives
Europa“ und „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ auch Bottom-up-Projekte im Bereich des Kulturerbes
finanziert. Schließlich wird mit „Europeana“ 35, Europas digitaler Plattform für das Kulturerbe, weiterhin
die Möglichkeit genutzt, eine breitere Öffentlichkeit auf digitalem Wege dazu ermutigt, sich mit dem
Kulturerbe zu befassen.

Ein weiteres Maßnahmenbündel zielt darauf ab, die jüngeren Generationen für das europäische Kulturerbe
zu begeistern und zu befähigen. Das wird durch Maßnahmen erreicht, die bei den Schulen sowie im
Rahmen von „Erasmus+“, „DiscoverEU“ und mit den Europäischen Solidaritätskorps ausgetragen werden.
Zusammengenommen soll mit diesen Maßnahmen das Potenzial des Kulturerbes als Mittel zur Bildung,
Jugendförderung und für eine aktive Bürgerschaft genutzt werden.

Ein drittes Maßnahmenbündel hat die Beseitigung der Zugangsbarrieren und die Förderung einer
verstärkten Einbindung schwer zugänglicher Gruppen in den Kulturerbebereich zum Ziel. Projekte wie
„#WeareEuropeForCulture“ richten sich an Gruppen, die isoliert und in Armut leben und von Bildungs-,
Lern- oder Beschäftigungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind, während der „EU Access City Award“ weiterhin
Wege fördern wird, um den Zugang von Menschen mit Behinderungen zum kulturellen Erbe zu erleichtern.

SÄULE 2: KULTURELLES ERBE FÜR EIN NACHHALTIGES EUROPA

Das Kulturerbe ist eine unersetzliche Ressource, die das Sozialkapital stärken, das Wirtschaftswachstum
ankurbeln und umweltbezogene Nachhaltigkeit sichern kann. Wie in der UN-Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung hervorgehoben wurde, spielt die Kultur, einschließlich des kulturellen Erbes und der
Kreativwirtschaft, eine wichtige Rolle bei der Erreichung einer integrativen und nachhaltigen Entwicklung.

33 Empfehlung zur Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit kulturellen Materials und dessen digitaler Bewahrung (2011)
(2011/711/EU).
34 Eurobarometer über Kulturerbe („Cultural Heritage“), 2017.
35 Europeana.eu

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sieht der Aktionsrahmen drei Maßnahmenbündel vor, die darauf abzielen,
a) Städte und Regionen mithilfe des kulturellen Erbes zu regenerieren, b) eine adaptive Wiederverwendung
kulturhistorischer Gebäuden zu fördern und c) den Zugang zum Kultur- und Naturerbe durch nachhaltigen
Kulturtourismus auszugleichen.

Das erste Maßnahmenbündel, mit dem die Wiederbelebung von Städten und Regionen durch das kulturelle
Erbe angestrebt wird, hat die Entwicklung pragmatischer, nachhaltiger und integrierter Lösungen für die
Probleme der Städte und Regionen zum Ziel.

Das zweite Maßnahmenbündel soll die intelligente Restauration und adaptive Wiederverwendung von
kulturhistorischen Gebäuden ausbauen und den Austausch bewährter Verfahren sowie Spitzenleistungen in
diesem Bereich fördern.

Schließlich stehen im Mittelpunkt des dritten Maßnahmenbündels die Verbesserung der Strategien und
Verfahren für einen nachhaltigen Kulturtourismus sowie die Förderung nachhaltiger, intelligenter und
innovativer Verfahren und Ansätze. Mit diesen Maßnahmen wird auch das europäische Naturerbe als
wesentlicher Antrieb für Wettbewerbsfähigkeit und ein nachhaltiges, integratives Wachstum gefördert.

SÄULE 3: KULTURELLES ERBE FÜR EIN WIDERSTANDSFÄHIGES EUROPA

Das Kulturerbe ist bedroht und aufgrund zahlreicher Faktoren anfällig für Zerstörung und Verfall. Zunächst
einmal infolge von Naturkatastrophen und Bedrohungen durch menschliches Handeln (absichtlich und
unbeabsichtigt). Das umfasst auch den Klimawandel.

Des Weiteren gefährden Konflikte das Kulturerbe. Plünderungen und illegaler Handel, oft verursacht durch
Konflikte, finden heute in einem beispiellosen Ausmaß statt und finanzieren manchmal den Terrorismus.

Schließlich sind qualitativ minderwertige oder schlecht durchdachte Maßnahmen zum Denkmalschutz ein
weiterer Risikofaktor.

Für die Bewahrung des Kulturerbes sind nicht nur die einzelnen Staaten zuständig, sie fällt ebenfalls in den
Verantwortungsbereich der EU, wie aus den Gründungsverträgen der EU 36 hervorgeht. Auch die Öffentlichkeit
ist der Meinung, dass die EU Verantwortung trägt: Laut einer kürzlich von der Kommission durchgeführten
Eurobarometer-Umfrage sind 40 % der Europäerinnen und Europäer der Ansicht, dass die EU zum Schutz des
europäischen Kulturerbes alles tun sollte, was in ihrer Macht steht 37.

Vor diesem Hintergrund umfasst der Aktionsrahmen drei Maßnahmenbündel mit den folgenden Zielen:
a) Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern, b) Verbesserung der Qualität der physischen
Eingriffe in das kulturelle Erbe und c) Schutz des Kulturerbes vor Naturkatastrophen und Klimawandel.

Die Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern und zum Schutz des bedrohten
Kulturerbes umfassen den Ausbau der Befugnisse der Vollzugsbehörden und Denkmalschützer, damit sie dieses
Problem bewältigen können, sowie die Unterstützung des Austauschs bewährter Verfahren in diesem Bereich.

Das zweite Maßnahmenbündel zielt darauf ab, die Qualität der von nationalen, regionalen und lokalen
Behörden durchgeführten physischen Eingriffe in das Kulturerbe zu verbessern. Dies bezieht sich
insbesondere auf Maßnahmen, die von der EU finanziert werden 38 und den Aufbau von Fähigkeiten
und die Weitergabe von Wissen in diesem Bereich unterstützen.

36 Im Einklang mit Artikel 3 Absatz 3 EUV muss die Union dafür sorgen, dass das kulturelle Erbe Europas geschützt und
aufgewertet wird. Die Rolle der EU besteht gemäß Artikel 167 AEUV darin, die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten
zum Schutz des kulturellen Erbes von europäischer Bedeutung zu fördern.
37 Eurobarometer-Sonderumfrage zum Thema „Die Europäer und ihr Kulturerbe“ (2017).
38 Unter „Eingriff ins Kulturerbe“ werden alle Handlungen verstanden, die sich auf Strukturen, Orte oder Stätten
von kulturhistorischem Wert auswirken oder die das Vermögen haben, diese in ihrer Substanz zu verändern.

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Schließlich wird zum Schutz des kulturellen Erbes vor Naturkatastrophen und dem Klimawandel eine Reihe
von Maßnahmen zur Erforschung, Entwicklung und Verbreitung auf gesicherten Erkenntnissen beruhender
und kostenwirksamer Strategien und Instrumente entwickelt. Sie dienen der Risikobewältigung und Stärkung
der Widerstandsfähigkeit des europäischen Kulturerbes gegenüber Naturkatastrophen und den sich
verschärfenden Auswirkungen des Klimawandels.

SÄULE 4: KULTURELLES ERBE FÜR EIN INNOVATIVES EUROPA

Die digitalen Technologien bieten uns zahllose Möglichkeiten, den Zugang der Öffentlichkeit zu Kulturgütern
zu verbessern und deren Pflege und Neu-Nutzung zu ermöglichen 39. Innovative Technologien wie virtuelle
oder erweiterte Realität können die Erfahrungen der Menschen mit dem kulturellen Erbe ausweiten, während
digitale Tools wie 3D-Scanner eine wichtige Rolle bei der Erhaltung und Restauration von Kulturgütern
spielen 40.

Aber Innovation ist mehr als Technologie, sie spielt sich auch in der Gesellschaft ab. Die Rolle der
Gemeinschaften, die über Kulturgüter verfügen, ändert sich. Ein stärker partizipativer Ansatz bei
der Bewahrung und Verwaltung des Kulturerbes 41 ist angesagt. Es bedarf neuer Modelle, die lokale
Gemeinschaften und ein breites Spektrum von Akteuren durch offene, partizipative und integrative
Prozesse einbeziehen, wie zum Beispiel in der Sozialwirtschaft 42.

Zur Gewährleistung einer langfristigen Nachhaltigkeit des europäischen Kulturerbes ist es schließlich
unerlässlich, das Wissen und die Fähigkeiten, auf denen die Fachkenntnisse zur Erhaltung und Pflege
des Kulturerbes in Europa beruhen, an die künftigen Generationen weiterzugeben.

Um den oben genannten Herausforderungen zu begegnen, sieht der Aktionsrahmen drei Maßnahmenbündel
mit folgenden Zielen vor: a) Nutzung der Technologie für Innovationen im Bereich des Kulturerbes,
b) Förderung sozialer Innovationen und c) Ausbau der Fertigkeiten im Bereich des Kulturerbes.

Im Rahmen des ersten Maßnahmenbündels werden technologische Tools für Innovationen im Bereich
des kulturellen Erbes entwickelt, die dem Erhalt und der Pflege des kulturellen Erbes und zum Ausbau
der vorhandenen Forschung beitragen sowie die Kooperation in diesem Bereich erleichtern.

Beim zweiten Maßnahmenbündel geht es um soziale Innovation durch Stärkung der Rolle, die
die Zivilgesellschaft bei der Steuerung des Kulturerbes spielt. Damit werden weitere Versuche und
wissenschaftliche Studien gefördert, die sich damit beschäftigen, wie sich die Teilnahme an Aktivitäten
zum Schutz des Kulturerbes auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen auswirkt.

Das dritte Maßnahmenbündel befasst sich mit den Fähigkeiten im Bereich des Kulturerbes und damit,
wie diese durch die Unterstützung von Innovationen in der Denkmalspflege gefördert werden können.

SÄULE 5: KULTURELLES ERBE FÜR STÄRKERE GLOBALE PARTNERSCHAFTEN

Die Mitteilung der Kommission „Für ein integriertes Konzept für das kulturelle Erbe Europas“ aus dem Jahr
2014 43 betonte die Rolle, die das Kulturerbe für internationale Beziehungen und bei der Entwicklungspolitik
spielt. Es wurde die Verpflichtung der EU hervorgehoben, die Zusammenarbeit mit Organisationen wie dem

39 Empfehlung der Kommission zur Digitalisierung und Online-Zugänglichkeit kulturellen Materials und dessen digitaler
Bewahrung (2011) (2011/711/EU).
40 Digital solutions in the field of cultural heritage (2018). A Policy Brief from the Policy Learning Platform on Environment
and resource efficiency. Interreg Europa.
41 Studie: Partizipative Steuerung des kulturellen Erbes (2018), Bericht der Experten-Arbeitsgruppe der EU-Mitgliedstaaten
im Rahmen der offenen Koordinierungsmethode (OKM).
42 Schlussfolgerungen des Rates zur partizipativen Steuerung des kulturellen Erbes ABl. C 463 vom 23.12.2014 und
Mitteilung der Kommission: Für ein integriertes Konzept für das kulturelle Erbe Europas, COM(2014) 477.
43 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX:52014DC0477

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EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Europarat und der UNESCO im Bereich des kulturellen Erbes zu fördern und zum Schutz des Kulturerbes
beizutragen.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurde die EU-Strategie bezüglich der internationalen
Beziehungen im Bereich der Kultur wirksam in die Praxis umgesetzt. Diese Strategie baut auf dem Interesse
und Bedarf der Partnerländer und dem in Europa vorhandenen Fachwissen zum Denkmalschutz auf.

Der Aktionsrahmen beinhaltet zwei Maßnahmenbündel zur Stärkung der Kooperation im Bereich des
Kulturerbes. Das erste Bündel bezieht sich auf geografische Gebiete. Das zweite Maßnahmenbündel umfasst im
Rahmen der Initiativen, die die EU in ihren Außenbeziehungen unterstützt, horizontale/globale Maßnahmen
zum Ausbau der weltweiten, internationalen Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes.

14
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
6. SCHLUSSFOLGERUNG
Das Europäische Jahr des Kulturerbes 2018 markierte einen Wendepunkt der ständig wachsenden Bewegung
für das kulturelle Erbe in Europa, und es bestätigte auch die Möglichkeit, das kulturelle Erbe zu nutzen, um
ein friedlicheres, wohlhabenderes, integrativeres und nachhaltigeres Europa zu fördern.

Die im Aktionsrahmen vorgestellten Maßnahmen werden 2019 und 2020 eingeleitet. Die entwickelten
Grundsätze können jedoch auch dazu dienen, längerfristige Konzepte für die Verwaltung und den Schutz
des europäischen Kulturerbes zu entwerfen. Die Gültigkeit dieser Grundsätze, die von zahlreichen Berichten
angeregt wurden, die die Kommission und der Rat seit 2014 angenommen haben, stand während des
Europäischen Jahres des Kulturerbes weiter auf dem Prüfstein.

In Anlehnung an den Geist und den Ansatz des Europäischen Kulturerbejahres wird die Umsetzung
des Aktionsrahmens die gemeinsame Aufgabe aller beteiligten Akteure sein. Zwar liegt die Steuerung
der Durchführung der in diesem Aktionsrahmen vorgestellten Maßnahmen bei der Kommission, der Erfolg
der Maßnahmen wird aber auch daran gemessen, wie stark sich andere EU-Institutionen, die Mitgliedstaaten,
lokale und regionale Behörden, Kultur- und Denkmalpflegeverbände und die Zivilgesellschaft daran beteiligen.

15
ANHANG

FÜNF SÄULEN, 14 MAẞNAHMENBÜNDEL


EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
SÄULE 1: TEILHABE UND ZUGANG FÜR ALLE
Im Rahmen des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurde eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, um
jüngere und ältere Generationen, Fachleute und lokale Gemeinschaften am kulturellen Erbe und seiner
europäischen Dimension zu beteiligen.

Zu den ergriffenen Maßnahmen gehörten unter anderem folgende:

‣ Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit durch deutlich sichtbare, partizipative Initiativen. So nahmen
beispielsweise 30 Millionen Menschen an den 60 000 Veranstaltungen der Sonderausgabe der
Europäischen Tage des Kulturerbes teil, die dem Europäischen Jahr des Kulturerbes gewidmet waren.

‣ Förderung digitaler Medien für einen breiteren Zugang zum kulturellen Erbe in Zusammenarbeit mit
„Europeana“, der digitalen Plattform der EU für das kulturelle Erbe. Über „Europeana“ wurden zahlreiche
Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel eingeleitet, die digitale Zugänglichkeit zum
Kulturerbe zu unterstützen, das Interesse der Bürgerinnen und Bürger für das digitalisierte Kulturerbe
zu wecken und die Nutzung und Wiederverwendung digitaler Inhalte für Bildungszwecke zu fördern.

‣ Auch entwickelte die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission die Online-Plattform
„Story Maps“ 1. Die hier verfügbaren Karten bieten den Nutzern interaktive und leicht zugängliche
Informationen über von der EU angestoßene Initiativen zum Kulturerbe in Europa. Darüber hinaus
brachte die Gemeinsame Forschungsstelle am 7. Dezember 2018 die kostenlose Open-Source-App
„Cultural Gems“ heraus. Sie bietet Besuchern und Einheimischen gleichermaßen die Möglichkeit,
Kulturstätten in ausgewählten europäischen Städten abseits der ausgetretenen Pfade zu entdecken
und mit anderen zu teilen.

‣ Bewusstseinsbildung zum kulturellen Erbe Europas und dessen Schutz durch kulturelle Bildung.
Das wurde mit weit verbreiteten europäischen Programmen wie „Erasmus+“ und der Plattform
„eTwinning“ erreicht, die von einer halben Million Bildungsfachleuten genutzt wird.

1 http://eu-commission.maps.arcgis.com/apps/MapJournal/index.html?appid=e3e538d4e4b743c8a6bc7a363fbc2310

17
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
‣ Entwicklung des eTwinning-Buchs „Aus der Vergangenheit lernen, unsere Zukunft gestalten: Europas
kulturelles Erbe in eTwinning“ 2. Dieses Buch bietet einen Überblick über die verschiedenen Aspekte des
kulturellen Erbes und Beispiele für eTwinning-Projekte sowie Ideen für verwandte Aktivitäten.

‣ Einführung eines Toolkits und eines Online-Spiels in allen Sprachen der EU zur Unterstützung von
Lehrkräften aller Fächer und Disziplinen bei der Einbeziehung des kulturellen Erbes in den Unterricht 3.

‣ Einladung von 15 000 jungen Europäerinnen und Europäern, das kulturelle Erbe Europas im Rahmen der
Pilotinitiative „DiscoverEU“ zu entdecken.

‣ Es wurden Anstrengungen unternommen, junge Menschen im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps


als Freiwillige für den Schutz des Kulturerbes zu mobilisieren.

‣ Förderung von Aktivitäten der Zivilgesellschaft zur Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit, z. B. der
Initiativen von „Civilscape“ 4, EFAITH 5, die mit Freiwilligen und lokalen Denkmalschutzverbänden arbeitet,
sowie von „Interpret Europe“ 6, dem Verband, der ein Toolkit herausgegeben hat, mit dem die Bürgerinnen
und Bürger für das kulturelle Erbe Europas gewonnen werden sollen 7.

‣ In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Europäischer Museumsorganisationen (NEMO 8) Schulung von


Museumsexperten darüber, wie die Beteiligung an kulturellen Veranstaltungen gestärkt und wie Kinder und
Jugendliche angesprochen werden können.

‣ Stärkung der Synergien zwischen Kulturerbe und zeitgenössischem Schaffen anhand eines Projektaufrufs
im Rahmen des Programms Kreatives Europa sowie die Förderung von Initiativen, die von Kulturakteuren
ins Leben gerufen wurden, wie z. B. „On Stage 2018“ von Pearle*(European Theater Convention and Opera
Europe) 9.

‣ Förderung der Verknüpfung von Kultur- und Naturerbe bei zahlreichen Anlässen wie dem Tag der offenen
Tür der EU, dem Tag Natura 2000 10 sowie über soziale Medien.

‣ Unterstützung der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen in Bezug auf
Kulturerbe. Dazu gehören Mehrsprachigkeit, das Verständnis gemeinsamer Werte, das Konzept der
Identität und die Fähigkeit, sich selbst über kulturelle Medien Ausdruck zu verschaffen. Dabei handelt
es sich um eine Folgemaßnahme im Anschluss an die Empfehlung über Schlüsselkompetenzen
für lebenslanges Lernen aus dem Jahr 2018 11.

Neue Maßnahmen im Rahmen dieser Säule


Im Aktionsrahmen ist die Fortsetzung und Ausweitung dieser Initiativen sowie die Entwicklung drei neuer
Maßnahmenbündel vorgesehen: a) Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit, auch unter Verwendung digitaler
Medien, b) Einbeziehung von Schulkindern und Befähigung Jugendlicher, c) Überwindung von Zugangsbarrieren.

2 https://www.etwinning.net/eun-files/eTwinning%20book_DE.pdf
3 https://europa.eu/teachers-corner/sites/teacherscorner/files/files/eych-2018-toolkit-teachers_de.pdf
4 https://civilscape.eu/civilscape/?lang=de
5 http://e-faith.org/
6 http://www.interpret-europe.net/feet/home/
7 http://www.interpret-europe.net/fileadmin/Documents/publications/ie_engaging_citizens_with_europes_cultural_
heritage_co.pdf
8 https://www.ne-mo.org/about-us.html
9 https://www.pearle.eu/activity/on-stage-2018
10 http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/EUnatura2000day/index_en.htm
11 Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2018 zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen, ABl. C 189 vom 4.6.2018.

18
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
MAẞNAHMENBÜNDEL 1:
Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit,
auch unter Verwendung digitaler Mittel

Steigerung der Sichtbarkeit und Wirksamkeit von drei symbolträchtigen EU-Initiativen im Bereich
des Kulturerbes: dem Europäischen Kulturerbe-Siegel, den Europäischen Tagen des Kulturerbes
und dem Europäischen Kulturerbe-Preis.

Die EU verleiht Stätten, die eine symbolische Rolle in der Geschichte, Kultur oder der Entwicklung der
europäischen Integration spielen, das Europäische Kulturerbe-Siegel. Die ausgezeichneten 38 Stätten
sind konkrete Beispiele für europäische Werte und Identitäten. Sie werden den Bürgerinnen und Bürgern direkt
vorgestellt und somit greifbar gemacht. Ab 2019 wird die Kommission im Rahmen einer speziellen Aktion
im Rahmen des Programms „Kreatives Europa“ Mittel bereitstellen, die die Sichtbarkeit und Wirksamkeit
dieses Siegels erhöhen sollen. Mit dieser Zuwendung werden auch gemeinsame Projekte und die Vernetzung
der mit dem Kulturerbe-Siegel ausgezeichneten Stätten unterstützt.

Die Europäischen Tage des Kulturerbes – eine gemeinsame Initiative der EU und des Europarates – bieten Zugang
zu Tausenden von selten geöffneten Stätten und Sonderveranstaltungen. Während des Europäischen Jahres des
Kulturerbes verdoppelte die EU das Budget für das Programm und rief zwei Pilotinitiativen ins Leben: die „European
Heritage Makers Week“ und den Aufruf zur Einreichung von Geschichten zum europäischen Kulturerbe. Mit beiden
Initiativen wird die Beteiligung lokaler Gemeinschaften angestrebt. Auch über 2019 hinaus erhalten diese Initiativen
Mittel von der Kommission, damit diese Aktivitäten mit breiter Beteiligung jährlich fortgeführt werden können.
Des Weiteren sieht die Kommission eine Überarbeitung des Programms im Jahr 2020 vor, um seine europäische
Dimension stärker hervorzuheben.

Ab 2019 wird die Kommission die Zusammenarbeit mit Initiativen unterstützen, die sich europaweit für das
Kulturerbe einsetzen und bewährte Verfahren sowie herausragende Leistungen in den Bereichen Denkmalpflege,
Verwaltung, Forschung, Bildung und Kommunikation aufweisen. Dazu gehören die Europäischen Tage des
Kulturerbes, das Europäische Kulturerbe-Siegel und der Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe/
Europa-Nostra-Preis. Synergien mit relevanten makroregionalen Foren sowie die Nutzung von
Kooperationsplattformen und Netzwerken werden weiterhin gefördert.

Auch der digitale Zugang zum kulturellen Erbe wird gestärkt. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit nur 10 %
unseres Kulturerbes digitalisiert sind und noch sogar noch weniger im Internet zur Verfügung stehen. Um dieser
Herausforderung zu begegnen, wird die Kommission im Einklang mit der neuen Strategie für die Initiative
Europeana 12 auf eine weitere Stärkung von Europeana 13 hinarbeiten, mit dem Ziel, Denkmalschutzverbände im
digitalen Zeitalter bei der Erschließung hochwertigen Materials zum Kulturerbe zu unterstützen und zu steuern.
„Europeana“ wird auch weiterhin themenorientierte Kampagnen zu gemeinsamen europäischen Themen 14
durchführen, um die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und ihr Engagement für das gemeinsame
europäische Erbe zu fördern.

Darüber hinaus wird die Kommission ab 2019 auch weiterhin die Zugänglichkeit zum Filmerbe im Rahmen
des Unterprogramms MEDIA, das Bestandteil des Programms „Kreatives Europa“ ist, fördern. Außerdem werden
im Rahmen des sektorübergreifenden Aktionsbereichs von MEDIA ab dem letzten Quartal 2018 und während
des gesamten Jahres 2019 ein Sonderprojekt zur Restaurierung und Digitalisierung einer Reihe klassischer
europäischer Filme unterstützt und Vorführungen in Kinos und architektonisch und historisch wertvollen
Veranstaltungsorten organisiert.

Schließlich wird die Kommission das kulturelle Erbe als Schlüsselfaktor für die Bürgerbeteiligung und als
Instrument für gemeinsame Werte wie Dialog und Vielfalt fördern. Ab 2019 wird die Kommission

12 Bericht der Kommission über die Bewertung von Europeana und zum weiteren Vorgehen, COM(2018) 612.
13 „Europeana“ ermöglicht derzeit den Online-Zugriff auf mehr als 58 Millionen Kulturgüter von über 3700 europäischen
Einrichtungen, die sich dem Kulturerbe widmen.
14 Beispielsweise die „Europeana Migration“-Kampagne.

19
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Bottom-up-Projekte im Bereich des kulturellen Erbes weiterfinanzieren. Dies wird im Rahmen der Programme
Kreatives Europa und Europa für Bürgerinnen und Bürger erfolgen. Mit dem Programm „Kreatives Europa“
wird der Kultur- und Kreativsektor in Europa finanziell gestärkt, während mit dem Programm „Europa für
Bürgerinnen und Bürger“ Initiativen unterstützt werden, die Europäerinnen und Europäer zusammenbringen,
um Fragen von gemeinsamem Interesse anzugehen, ihr Bewusstsein für die Grundwerte zu schärfen und
letztendlich ihr Engagement für die EU zu fördern.

MAẞNAHMENBÜNDEL 2:
Einbeziehung von Schulkindern
und Befähigung Jugendlicher

Die Stärkung des Bewusstseins junger Menschen für die Bedeutung und den Wert des europäischen
Kulturerbes ist eine Voraussetzung dafür, die zukünftige Sicherheit unseres Kulturerbes zu gewährleisten.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes förderte die Kommission mit dem Programm „eTwinning“
die Einbeziehung des kulturellen Erbes in den Schulunterricht. 2019 werden im Rahmen eines von „Kreatives
Europa“ finanzierten gemeinsamen Projekts der EU und der UNESCO die für Schulen verfügbare Instrumente
zur Bildung über das Kulturerbe erfasst, wobei der Schwerpunkt auf dem immateriellen Erbe liegt. Das wird
in allen EU-Mitgliedstaaten mit dem Anliegen geschehen, Leitlinien und Instrumente für die Einbeziehung
des Schutzes des immateriellen Kulturerbes in die Lehrpläne und außerschulischen Veranstaltungen
zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird eine Gruppe, bestehend aus bis zu acht Schulteams, auf die
Durchführung von Pilotmaßnahmen im Zusammenhang mit dem immateriellen Kulturerbe vorbereitet.

Die weitere Zusammenarbeit mit Schulen erfolgt auch über Europeana. Über „Europeana“ werden ab 2019 mit
Mitteln der Fazilität „Connecting Europe“ Partnerschaften mit den Bildungsministerien der Mitgliedstaaten und
mit gesamteuropäischen Bildungsnetzen (EU Schoolnet, Euroclio, eTwinning) aufgebaut, um digitale kulturelle
Inhalte in die Schulen zu bringen.

Des Weiteren werden junge Menschen im Rahmen der EU-Flaggschiff-Initiativen Europäischer


Solidaritätskorps und DiscoverEU für Aktivitäten im Bereich des Kulturerbes mobilisiert. Der Europäische
Solidaritätskorps bietet jungen Menschen die Möglichkeit, als Freiwillige tätig zu werden oder an
Projekten mitzuarbeiten, die Gemeinschaften und Menschen in ganz Europa zugutekommen. Während
des Europäischen Jahres des Kulturerbes unterstützten junge Menschen Denkmalschützer bei ihrer Arbeit
und sie erhielten eine Ausbildung in Einrichtungen zur Denkmalpflege. Ab 2019 wird die Kommission
den Europäischen Solidaritätskorps weiterhin als Plattform fördern, mit deren Hilfe junge Freiwillige
zum Wohle des europäischen Kulturerbes mobilisiert werden können.

2018 bot das neue Pilotprogramm „DiscoverEU“ 18-Jährigen die Möglichkeit, das kulturelle Erbe Europas
zu entdecken. Rund 15 000 junge Europäerinnen und Europäer wurden ausgezeichnet und erhielten eine
(meistens Zug-)Fahrkarte, um mindestens einen anderen EU-Mitgliedstaat zu besuchen, wo sie die Vielfalt
des europäischen Erbes erkunden und an einigen der Veranstaltungen im Rahmen des Europäischen
Kulturerbejahres teilnehmen konnten. Die Kommission wird die Fortsetzung und den Ausbau dieser
Initiative sicherstellen.

Schließlich wird im Rahmen von „Erasmus+“ das Kulturerbe im Bildungsbereich sowie im traditionellen Sport-
und Spielbereich als eine Form des immateriellen Erbes weiterhin gefördert.

„Erasmus+“ bietet jungen Menschen die Möglichkeit, sich im Rahmen von Studien- und Ausbildungsaufenthalten
im Ausland sowie strategischen Partnerschaftsprojekten mit verschiedenen Kulturen und Sprachen
auseinanderzusetzen. Als Anerkennung der Bedeutung des Europäischen Kulturerbejahres wurde das
Kulturerbe in das jährliche Arbeitsprogramm 2018 von „Erasmus+“ aufgenommen und es wird bei allen
strategischen Partnerschaften vorrangig behandelt. Die Maßnahmen „eTwinning“ – die europaweite
Schulgemeinschaft für Lehrkräfte – und Europas Online-Plattform für schulische Bildung „School Education
Gateway“ legten einen Schwerpunkt auf das Kulturerbe. Im Rahmen von „Erasmus+“ wird die Kommission
auch weiter den interkulturellen Austausch unter Studierenden finanzieren und deren Teilnahme an Freiwilligen-
und Bildungsprojekten im Zusammenhang mit dem Kulturerbe unterstützen. Im Kapitel Sport von „Erasmus+“

20
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
werden traditionelle Sportarten und Spiele vorrangig im Rahmen kleiner, kooperativer Partnerschaften weiter
gefördert.

MAẞNAHMENBÜNDEL 3:
Barrieren überwinden

Dieses Maßnahmenbündel richtet sich an schwer erreichbare Zielgruppen, die nicht an Aktivitäten im
Zusammenhang mit dem Kulturerbe teilnehmen. Menschen neigen dazu, sich aus Gründen wie Isolation,
Armut und geringen Bildungschancen nicht mit dem kulturellen Erbe auseinanderzusetzen.

Anfang 2019 wird die Europäische Kommission ein Projekt mit der Bezeichnung #WeareEuropeForCulture
starten. Mit diesem Projekt sollen jüngere und ältere Menschen, die keinen Bezug zum kulturellen Erbe haben,
angesprochen werden. Das Projekt finanziert Pop-up-Ausstellungen in öffentlichen Räumen und stellt
persönliche Geschichten und Gegenstände im Zusammenhang mit dem kulturellen Erbe in den Vordergrund.
Diese Pop-up-Ausstellungen werden in sieben bis zehn Mitgliedstaaten stattfinden und die Ergebnisse werden
durch Workshops und Informationsveranstaltungen verbreitet.

Außerdem wird die Kommission in Zusammenarbeit mit europäischen Städten im Rahmen des EU Access
City Award für barrierefreie Städte weiterhin Maßnahmen fördern, die dazu beitragen, dass Menschen mit
Behinderungen sich genauso wie andere Menschen am Kulturerbe erfreuen können. Mit diesem Preis werden
europäische Städte ausgezeichnet, die sich um eine bessere Zugänglichkeit und Integration von Menschen
mit Behinderungen besonders verdient gemacht haben. Im Rahmen des Europäischen Jahres des Kulturerbes
hat die Kommission einen Sonderpreis für die „Zugänglichkeit des Kulturerbes“ vergeben. Ab 2020 wird die
Kommission diesen Preis jährlich als besondere Auszeichnung verleihen 15.

15 Vorbehaltlich der Qualität der eingegangenen Bewerbungen.

21
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
SÄULE 2: INTELLIGENTE LÖSUNGEN FÜR EINE
VON ZUSAMMENHALT UND NACHHALTIGKEIT GEPRÄGTE ZUKUNFT
Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes haben die Kommission und ihre Partnerorganisationen eine
Reihe von Maßnahmen durchgeführt, um das Kulturerbe in die Umwelt-, Architektur- und Raumordnungspolitik
einzubeziehen. Ein Beispiel war die Förderung der Umwandlung des industriellen, religiösen und militärischen
Erbes Europas für eine andere Nutzung.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurde ein intensiver Wissens- und Erfahrungsaustausch
zwischen den Beteiligten (unter anderem Architekten und lokale/regionale Behörden) und den Netzwerken im
Bereich des religiösen, industriellen und militärischen Erbes gefördert. Bei diesem Austausch wurde deutlich,
dass dieser Ansatz zur Nachhaltigkeit auch auf andere verlassene oder ungenutzte kulturhistorische Gebäude
übertragen werden kann: ehemalige Schulen, Krankenhäuser, Bahnhöfe, verlassene Kinos, Theater, Hotels,
Büros, ehemalige Sozialwohnungen und „Geisterdörfer“.

Das Europäische Jahr des Kulturerbes hat den Beitrag des nachhaltigen Kulturtourismus zur Stadt- und
Regionalentwicklung hervorgehoben. Es bot auch eine Gelegenheit zu erkunden, wie ein nachhaltiges
Kulturerbe mit den Vorteilen des Tourismus in Einklang gebracht werden kann, nicht nur in wirtschaftlicher
Hinsicht, sondern auch zum Wohle der lokalen Gemeinschaften.

Es wurden unter anderem folgende Maßnahmen ergriffen:

‣ Austausch bewährter Praktiken und Peer-Learning durch eine adaptive Wiederverwendung des religiösen,
militärischen und industriellen Erbes

‣ Förderung des kulturellen Erbes durch von der EU finanzierte Projekte zur Wiederbelebung städtischer und
ländlicher Gebiete und zur nachhaltigen Entwicklung (Europäischer Struktur- und Kohäsionsfonds, URBACT,
Erasmus+ und Horizont 2020)

‣ Ermittlung und Verbreitung bewährter Verfahren zum besseren Schutz, zur Wiederverwendung, Aufwertung
und Förderung des kulturellen Erbes bei der Nutzung von Investitionen aus dem Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung, einschließlich der Interreg-Programme 16

16 E-Book: „Connecting Cultures, Connected Citizens“


http://www.interact-eu.net/library#1843-e-book-connecting-cultures-connected-citizens

22
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
‣ Erforschung und Förderung der Beziehungen zwischen Kultur- und Naturerbe, insbesondere
Naturschutzgebiete im Rahmen des europäischen Netzwerks Natura 2000 17

‣ Förderung von deutlich sichtbaren, partizipativen Aktivitäten zivilgesellschaftlicher Akteure wie


beispielsweise der „Torch initiative“ 18 (Fackel-Initiative), der Tanzveranstaltung „Work it out“ 19,
der „Europe‘s Private Heritage Week“ 20 (Europas Initiative zum Kulturerbe in Privatbesitz) und
dem/den „European Fortress Day(s)“ 21 (Europäische/r Burgentag/e)

‣ Förderung der vom Europarat ins Leben gerufenen Kulturrouten und anderer von der EU entwickelter
Initiativen für einen nachhaltigen Tourismus, wie beispielsweise „Herausragende europäische Reiseziele
(EDEN)“-Auszeichnungen und „Europäische Hauptstadt des intelligenten Tourismus“

‣ Entwicklung von politischen Empfehlungen 22 für einen nachhaltigen Kulturtourismus im Einklang mit einer
neuen Definition des nachhaltigen Kulturtourismus

‣ Herausgabe der „Barcelona Declaration“ 23 zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit
der sozialen und kulturellen Auswirkungen des Tourismus in Europa.

Neue Maßnahmen im Rahmen dieser Säule


Im Aktionsrahmen werden die Maßnahmen zur Fortführung und zum Ausbau dieser Initiativen vorgestellt.
Es werden drei Maßnahmenbündel eingeführt: a) Regenerierung von Städten und Regionen durch das
kulturelle Erbe, b) Förderung einer adaptiven Wiederverwendung kulturhistorisch wertvoller Gebäude, c)
Schaffung ausgeglichener Beziehungen zwischen Kulturerbe, nachhaltigem Kulturtourismus und Naturerbe.

MAẞNAHMENBÜNDEL 4:
Regenerierung von Städten und
Regionen durch das kulturelle Erbe

Die Neue Europäische Agenda für Kultur, die von der Kommission im Mai 2018 angenommen wurde,
geht davon aus, dass Städte und Regionen in der gesamten EU an vorderster Front einer von der Kultur
angetriebenen Entwicklung stehen. Der Erfolg der Kulturhauptstädte Europas belegt diese Annahme.
Daher sind diese städtischen Zentren natürliche Partner für die Durchführung von Pilotprojekten, die
Vorhersage von Trends und die Erforschung von Modellen sozialer und wirtschaftlicher Innovationen.

2019 wird die Kommission ein gemeinsames Projekt mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung ins Leben rufen. Ziel dieses Projekts ist, die lokalen Behörden und Akteure mit den
notwendigen Instrumenten auszustatten, um die Auswirkungen von Kultur, Kreativität und kulturellem
Erbe auf die lokale Entwicklung zu optimieren.

Darüber hinaus werden 2019 im Rahmen des Kooperationsprogramms 2020 des Europäischen
Beobachtungsnetzes für Raumordnung (ESPON), das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
mitfinanziert wird, empirische Erkenntnisse über die Auswirkungen des materiellen kulturellen

17 http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/management/pdf/case_study_natura2000_cultural_heritage.pdf
18 Von „Future for Religious Heritage“ zum Sammeln persönlicher Erinnerungen an das religiöse Erbe ins Leben gerufen.
Siehe https://www.frh-europe.org/projects/frh-torch/
19 Die von „European Route of Industrial Heritage“ initiierte Veranstaltung zur Feier der Industriekultur am 1. Mai 2018
wird 2019 wiederholt. Siehe https://www.erih.net/eych-2018/erih-dance-event-work-it-out/
20 http://www.europeanhistorichouses.eu/eych-2018/european-private-heritage-week/
21 https://forten.nl/european-fortress-day/
22 Arbeitsgruppe zum nachhaltigen Kulturtourismus, offene Methode der Koordinierung.
23 Initiiert von NECSTouR in Zusammenarbeit mit der Europäischen Tourismuskommission, Europa Nostra, dem
Europäischen Kulturtourismusnetzwerk (ETCN) mit Unterstützung der European Heritage Alliance 3.3.

23
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Erbes auf die wichtigsten Wirtschaftssektoren in zehn ausgewählten Ländern und Regionen vorgelegt 24.
Die Studie wird 2019 mit dem Ziel fortgesetzt, eine gesamteuropäische Methodik und Gebietsanalyse über
die Auswirkungen des kulturellen Erbes auf die Gesellschaft, einschließlich die Lebensqualität, vorzulegen 25.
Dabei sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie das Vorhandensein von Kulturgütern und damit
verbundenen Investitionen zur regionalen, ländlichen und städtischen Entwicklung sowie zur Verbesserung
des territorialen Zusammenhalts beiträgt.

Des Weiteren wird die Kommission 2019 die zweite Ausgabe des Monitors für den Städtevergleich „Kultur
und Kreativität“ 26veröffentlichen, ein neues Benchmarking- und Überwachungsinstrument, das darauf abzielt,
Peer-Learning-Prozesse zwischen gleichrangigen Städten – auf der Grundlage ähnlicher Bevölkerungszahlen,
Einkommen und Beschäftigung – zu erleichtern. Mit dem Monitor können Städte sich miteinander vergleichen
und voneinander lernen, z. B. geht es um die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit den lokalen
Kultureinrichtungen, das Vorhandensein von Kulturerbestätten und Veranstaltungsorten sowie deren
Vermögen, Besucher anzuziehen (z. B. Museumsbesucher, Übernachtungszahlen von Besuchern) und
Arbeitsplätze zu schaffen.

In diesem Maßnahmenbündel wird natürlich auch die Städteagenda für die EU berücksichtigt.
Die Städteagenda ist eine mehrstufige Arbeitsmethode, die die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen
Akteuren fördert, wenn es darum geht, städtische Probleme zu ermitteln und anzugehen. Im Jahr 2019
wird eine neue Partnerschaft für Kultur und Kulturerbe in Angriff genommen. Sie wird Mitgliedstaaten,
Stadtverwaltungen, Regionen, Städtekonsortien, die Europäische Kommission und andere Akteure
zusammenbringen. Es soll ein freiwilliger Maßnahmenplan zu Schlüsselfragen im Zusammenhang
mit Kultur und Kulturerbe in europäischen Städten entwickelt werden und Vorschläge zur Verbesserungen
der Regulierung, Finanzierung und dem Wissensaustausch ausgearbeitet werden.

Das kulturelle Erbe wird weiterhin von Interreg und makroregionalen Strategien unterstützt. Das umfasst auch
makroregionale Kooperationsplattformen und -netzwerke.

URBACT, das EU-Programm zur Unterstützung von Städten bei der Entwicklung pragmatischer, nachhaltiger
und integrierter Lösungen für städtische Probleme, ist ebenfalls Teil dieses Maßnahmenbündels. Während des
Europäischen Jahres des Kulturerbes ermöglichten mehrere URBACT-Projekte Städtenetzwerken den Austausch
und die Verbreitung bewährter Verfahren in verschiedenen Bereichen. Ein Beispiel dafür war die Neu-Nutzung
militärischer und verlassener Stätten von kulturhistorischem Wert für eine nachhaltige Regenerierung der
Stadt. Im Januar 2019 wird die Kommission einen Aufruf zur Einrichtung neuer Netzwerke, die sich mit Themen
im Zusammenhang mit dem Kulturerbe befassen möchten, herausgeben.

Schließlich wird die Kommission im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ eine Aufforderung zur
Finanzierung von innovativen Maßnahmen für Strategien und Lösungen für die Städte veröffentlichen.
Das Gesamtbudget von 25 Mio. EUR dient der Reaktivierung und Regenerierung von historischen
Stadtgebieten und Kulturlandschaften. Die Aufforderung wird vor Ende 2018 veröffentlicht, sodass
die ausgewählten Projekte einen Beitrag zur Förderung einer innovativen, adaptiven Wiederverwendung
und zur Aufwertung von Kulturgütern im Jahr 2019 und in den Folgejahren leisten können.

24 ESPON Targeted Analysis: „The Material Cultural Heritage as a Strategic Territorial Development Resource: Mapping
Impacts through a Set of Common European Socio-economic Indicators“.
25 ESPON Study: „Cultural Heritage as a Source of Societal Well-being in European Regions“. Siehe Vorinformationshinweis
auf: https://ted.europa.eu/TED/notice/udl?uri=TED:NOTICE:465178-2018:TEXT:DE:HTML
26 Die Ausgabe 2017 des Monitors für den Städtevergleich „Kultur und Kreativität“ ist verfügbar auf:
https://composite-indicators.jrc.ec.europa.eu/cultural-creative-cities-monitor/

24
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
MAẞNAHMENBÜNDEL 5:
Unterstützung der adaptiven Wiederverwendung
von Gebäuden mit kulturhistorischem Wert

Eine intelligente Restauration und die adaptive Wiederverwendung ungenutzter Gebäude


mit kulturhistorischem Wert können wirtschaftlichen Aufschwung und soziale Dynamik in
Städte und Regionen bringen und gleichzeitig einer nicht nachhaltigen Zersiedelung der
Landschaft entgegenwirken.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes arbeiteten von der EU finanzierte Netzwerke, die
Kommission und andere relevante Akteure zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, Probleme zu
besprechen und Qualitätsgrundsätze für die Wiederverwendung des Kulturerbes zu ermitteln. Am 23.11.2018
wurde in Leeuwarden die Erklärung „Adaptive re-use of the built heritage: Preserving and enhancing the
values of our built heritage for future generations“ (Adaptive Wiederverwendung und Wandel des
architektonischen Erbes: Bewahrung und Aufwertung der Werte unseres erbauten Erbes für zukünftige
Generationen) 27 als Vermächtnis der Initiative „Kulturerbe im Wandel“ im Rahmen des Europäischen Jahres
des Kulturerbes verabschiedet. In dem Schriftstück werden die möglichen Vorteile einer adaptiven
Wiederverwendung hervorgehoben und eine Reihe von Qualitätsmerkmalen aufgelistet, die dazu
beitragen, kulturhistorische Stätten mit der zeitgenössischen Architektur in Einklang zu bringen.
Im Jahr 2019 wird die Kommission die Erklärung von Leeuwarden verbreiten und ihre Umsetzung
durch die zuständigen Behörden und Akteure unterstützen.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird die Kommission im Rahmen ihres Programms „Kreatives
Europa“ 2019-2020 das Peer-Learning unter lokalen, regionalen und nationalen Entscheidungsträgern
im Bereich der adaptiven Wiederverwendung von Gebäuden mit kulturhistorischem Wert unterstützen.
Studienaufenthalte und der Austausch von Informationen werden eine Bewertung bewährter Verfahren
für die adaptive Wiederverwendung von Gebäuden mit kulturhistorischem Wert in Europa ermöglichen
und den Wissenstransfer zwischen politischen Entscheidungsträgern sicherstellen.

Darüber hinaus wird ab 2019 eine mit Unterstützung des Programms „Horizont 2020“ eingerichtete Taskforce
Fachwissen und Beratung zur Finanzierung und Verwaltung der Wiederverwendung kulturhistorischer Stätten
in den Städten im Einklang mit kreisförmigen Wirtschaftsmodellen bereitstellen. Zu den Mitgliedern der
Taskforce gehören mehrere von der EU finanzierte Forschungs- und Innovationsprojekte, UN-Einrichtungen,
internationale Förderstellen und relevante Akteure aus den Bereichen Kulturerbe, nachhaltige Stadterneuerung
und Kreislaufwirtschaft.

MAẞNAHMENBÜNDEL 6:
Schaffung einer ausgeglichenen Beziehung
zwischen Kulturerbe, nachhaltigem
Kulturtourismus und Naturerbe

Wenn die Besucherzahlen nicht ausgewogen verwaltet und organisiert werden, können sie ein Risiko
für das Kulturerbe, die lokalen Gemeinschaften und die Umgebung darstellen.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurde festgestellt, dass es keinen europaweiten Überblick
über den bestehenden Wissensstand zum Thema Übertourismus gibt. Im Jahr 2019 wird die Kommission mit
der Unterstützung des Programms „Kreatives Europa“ Forschungsprojekte und Studien über die Tragfähigkeit
anfälliger Stätten, einschließlich der Verfahren bezüglich des immateriellen Kulturerbes, durchführen.

Die Kommission wird 2019 mittels des Programms „Horizont 2020“ auch eine Aufforderung zur Einreichung
von Vorschlägen zur Finanzierung von Projekten veröffentlichen, in denen bewertet werden soll, wie sich das
Vorhandensein, die Entwicklung, der Rückgang oder die Abwesenheit von Kulturtourismus auf die Entwicklung
der europäischen Regionen und städtischen Gebiete ausgewirkt hat. Gegebenenfalls wird die Verwendung

27  https://www.ace-cae.eu/fileadmin/New_Upload/5._Policies/2018/LEEUWARDEN_DECLARATION_FINAL_EN.pdf

25
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
europäischer Mittel schwerpunktmäßig behandelt. Ziel der Maßnahme ist die Ermittlung bewährter Strategien
und Verfahren im Bereich des Kulturtourismus und die Herausgabe strategischer Leitlinien für die effiziente
Nutzung der europäischen Struktur- und Investitionsfonds für diesen Zweck.

Des Weiteren wird die Kommission mit Unterstützung des Programms COSME einen nachhaltigen Tourismus an
herausragenden europäischen Reisezielen 28 fördern. „Herausragende europäische Reiseziele (EDEN)“ ist eine
EU-Initiative, die Reiseziele für ihre Bemühungen bei der Entwicklung von Tourismusmodellen auszeichnet, die
eine soziale, kulturelle, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten. Während des Europäischen
Jahres des Kulturerbes hat die Kommission 19 wenig bekannte Reiseziele ausgezeichnet, die bei der Entwicklung
eines auf dem Kulturerbe beruhenden Tourismusangebots hervorragende Leistungen erbrachten. Für 2018 und
2019 sind im Rahmen von COSME, dem europäischen Programm für kleine und mittlere Unternehmen, Ad-hoc-
Zuschüsse zur Förderung aller seit 2007 ausgewählten 158 herausragenden Reiseziele Europas vorgesehen.

Die „Europäische Hauptstadt des intelligenten Tourismus“ ist eine neue EU-Initiative, mit der innovativer und
intelligenter Tourismus in europäischen Städten ausgezeichnet wird 29. Intelligenter Tourismus reagiert auf
neue Herausforderungen und Anforderungen in einem sich schnell verändernden Sektor, u. a. auf Probleme
der Zugänglichkeit, Nachhaltigkeit und die Aufwertung von Kulturgütern, einschließlich des kulturellen Erbes.
Die Kommission brachte diese Initiative erstmals 2018 heraus. Zwei Städte werden den Titel der Europäischen
Hauptstadt des intelligenten Tourismus 2019 erhalten und vier weitere Städte werden in den vier Kategorien
des Wettbewerbs (Digitalisierung, Zugänglichkeit, Nachhaltigkeit, Kreativität und Kulturerbe) ausgezeichnet.
Eine zweite Auswahlrunde der europäischen Hauptstädte des intelligenten Tourismus ist für 2020 vorgesehen.
Mit dieser Initiative soll europäischen Städten eine Plattform für die Zusammenarbeit und den Austausch
bewährter Verfahren im Bereich des intelligenten Tourismus geboten werden.

„World Heritage Journeys in the EU“ (Reisen zum europäischen Welterbe) ist eine EU-Initiative, die von
der Kommission in Zusammenarbeit mit der UNESCO im Rahmen einer vom Europäischen Parlament
vorgeschlagenen Vorbereitungsmaßnahme eingeführt wird. Ziel ist die Entwicklung und Förderung von vier
themenorientierten Kulturrouten durch Europa, die 34 symbolträchtige und weniger bekannte UNESCO-
Welterbestätten in 19 europäischen Ländern 30 miteinander verbinden. Das Projekt wird auch die Verwaltung
der vier transeuropäischen Routen verbessern, indem es die für die Verwaltung des Kulturerbes und der
Reiseziele zuständigen Behörden in die Lage versetzt, in Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften
gemeinsame Ziele und Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der Marketing- und Förderstrategien zu
entwickeln.

Darüber hinaus wird die Europäische Kommission mit Unterstützung des Programms COSME Synergien
zwischen der Tourismusbranche und der Kultur- und Kreativwirtschaft (CCI) fördern. In den Jahren 2017 und
2018 wurden zwei Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für Synergien zwischen Tourismus und CCI
veröffentlicht. Sechs Projekte 31, die im Rahmen der ersten Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen
ausgezeichnet wurden, werden länderübergreifende Tourismusprodukte wie Routen, Reisewege, touristische
Angebote, die sich speziell auf das europäische Kulturerbe beziehen, entwickeln und fördern, wobei der
Schwerpunkt auf der Nutzung von CCI-bezogenen Technologien zur Förderung dieser Tourismusprodukte und
der Verbesserung der Besuchererlebnisse liegt. Darüber hinaus werden sieben Projekte im Rahmen der zweiten
Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen 32 Tourismusangebote schaffen, die das kreative Potenzial der
CCI nutzen und innovative Dienstleistungen und Produkte entwickeln, die bestehende Angebote verbessern
oder neue touristische Erlebnisse entwickeln. Die Durchführung der ausgewählten Projekte läuft bis 2021.

28 https://ec.europa.eu/growth/tools-databases/eden/about/themes_de#y2017
29 https://smarttourismcapital.eu/ Die Initiative basiert auf einem Vorschlag des Europäischen Parlaments, das ihre
Finanzierung für 2018 bis 2019 durch eine vorbereitende Maßnahme gesichert hat. Sie wird von der Europäischen
Kommission umgesetzt.
30 Eine verbraucherfreundliche digitale Plattform (http://visitEUWorldHeritage.com), die gemeinsam mit National
Geographic entwickelt wurde und in Englisch, Französisch und Chinesisch verfügbar ist, wird im Laufe des Jahres 2019
vor allem in den Fernquellmärkten (z.B. China und Nordamerika) gefördert.
31 https://ec.europa.eu/docsroom/documents/29223
32 https://ec.europa.eu/growth/content/support-transnational-thematic-tourism-linked-cultural-and-creative-industries_de

26
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Im Jahr 2019 wird die Kommission zusammen mit dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds die
Erforschung von Kulturerbestätten unter Wasser weiter unterstützen, mit dem Ziel, diese zu begutachten, zu
erhalten, zu schützen und aufzuwerten. Sie wird auch weiterhin auf örtlicher Ebene betriebene Strategien
für die lokale Entwicklung mit einem Bottom-up-Konzept fördern, bei denen lokale Gemeinschaften Projekte
ermitteln und vorantreiben, welche die Nachhaltigkeit des kulturellen Erbes 33 fördern. Schließlich wird das
„Europäische Meeresbeobachtungs- und Datennetzwerk (EMODnet)“ die Zusammenstellung, Harmonisierung
und Bereitstellung von Daten und digitalen Karten über das Unterwasserkulturerbe fortsetzen.

Zur Förderung der Synergien zwischen Natur- und Kulturerbe wird die Kommission im Jahr 2019 einen Bericht über
Synergien und eine integrierte Steuerung des Natur- und Kulturerbes im Rahmen von „Natura 2000“ 34 mit dem
Schwerpunkt auf nachhaltigem Tourismus veröffentlichen. Die Kommission wird auch die Möglichkeit prüfen, die
Europäischen Auszeichnungen für das Naturerbe in enger Zusammenarbeit mit dem „Natura 2000 Award“ 35 oder
im Rahmen anderer bestehender Auszeichnungen auszubauen. Der „Natura 2000 Award“ würdigt herausragende
Leistungen bei der Verwaltung von Natura 2000-Gebieten – einem EU-weiten ökologischen Netzwerk zur Pflege
und zum Erhalt von Naturschutzgebieten. Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurden mit
diesem Preis die Förderung des europäischen Naturerbes sowie die enge Verknüpfungen von Natur- und
Kulturgütern ausgezeichnet.

Nicht zuletzt verkörpern ländliche Gebiete herausragende Beispiele für das Kultur- und Naturerbe, die nicht nur
erhalten, sondern auch als Faktor zum Ankurbeln der Wettbewerbsfähigkeit und eines nachhaltigen und
integrativen Wachstums gefördert werden müssen. Im Rahmen des von „Horizont 2020“ durchgeführten
Forschungsprojekts RURITAGE 36 wird in den nächsten vier Jahren ein neues, über das Kulturgut gesteuertes
Paradigma zur Regenerierung ländlicher Gebiete entwickelt. Dank der Stärkung des einzigartigen Potenzials
des Kultur- und Naturerbes werden ländliche Gebiete in Lernorte für eine nachhaltige Entwicklung verwandelt.

33 Einige Beispiele zu Projekten können unter FARNET (Europäisches Netz für Fischereiwirtschaftsgebiete) abgerufen
werden. https://webgate.ec.europa.eu/fpfis/cms/farnet2/about/at-a-glance/farnet_de
34 Entwickelt im Rahmen der Maßnahme 14 des Aktionsplans für Natur, Mensch und Wirtschaft
http://ec.europa.eu/environment/nature/legislation/fitness_check/action_plan/index_en.htm.
35 http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/awards/index_en.htm
36 https://en.unesco.org/ruritage

27
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
SÄULE 3: SCHUTZ DES GEFÄHRDETEN KULTURERBES
Im Europäischen Jahr des Kulturerbes wurde eine umfassende Mobilisierung zur Verbesserung des Schutzes
des Kulturerbes auf europäischer Ebene eingeleitet. Von der Entwicklung von Qualitätsgrundsätzen für
Eingriffe ins Kulturerbe über die Verbesserung der Zusammenarbeit beim Risikomanagement 37 bis hin zur
Bekämpfung des illegalen Handels geht es stets darum, den Schutz und die Widerstandsfähigkeit des
europäischen Kulturerbes zu stärken.

Unter anderem wurden folgende Maßnahmen ergriffen:

‣ Ermittlung und Austausch bewährter Verfahren für das Katastrophenmanagement, Kartierung der
europaweiten Strategien und Instrumenten unter dem Titel „Safeguarding cultural heritage from natural
and man-made disasters“ (Schutz des Kulturerbes vor natürlichen oder durch Menschen verursachte
Katastrophen), die zur Umsetzung des Sendai-Rahmens für Katastrophenvorsorge beiträgt und den
Weg für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten 38 ebnet

‣ Unterstützung von Forschungsprojekten und Projekten für den Aufbau von Kapazitäten zur Verbesserung
des Verständnisses der Risiken, denen das Kulturerbe infolge von Katastrophen ausgesetzt ist – unter
anderem durch die Sammlung von Daten über Verluste infolge von Katastrophen 39 und eine verbesserte
Evidenzbasis – und zur weiteren Untersuchung der Auswirkungen von Naturkatastrophen auf das
Kulturerbe sowie zur Stärkung vorbeugender Maßnahmen

‣ Erforschung des illegalen Handels mit Kulturgütern und der Nutzung verfügbarer Technologien zu seiner
Bekämpfung; Leistung eines Beitrags zu einem tieferen Verständnis dieser kriminellen Handlungen und
ihrer Eindämmung

37 Beschluss Nr. 1313/2013/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 über ein
Katastrophenschutzverfahren der Union.
38  https://publications.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/8fe9ea60-4cea-11e8-be1d-01aa75ed71a1
39 In Übereinstimmung mit dem Sendai-Rahmen für Katastrophenvorsorge, Ziel C (Schätzung direkter wirtschaftlicher
Verluste), https://www.unisdr.org/files/43291_sendaiframeworkfordrren.pdf

28
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
‣ Ausbau der Kapazitäten der lokalen Behörden, sowohl Verbrechen im Zusammenhang mit dem Kulturerbe
zu untersuchen, als auch Bewusstseinsbildung auf dem europäischen Kunstmarkt über die Auswirkungen
des illegalen Handels in Zusammenarbeit mit der UNESCO zu erzielen

‣ Mobilisierung der Kulturerbe- und Denkmalschutzsektoren in Richtung Klimaschutzmaßnahmen


zur Unterstützung des Pariser Klimaschutzabkommens: eine Handlung organisiert angesichts
der Klimakonferenz 2018 in Zusammenarbeit mit ICOMOS 40

‣ Ermittlung der am stärksten gefährdeten Denkmäler, Stätten und Landschaften in Europa und Mobilisierung
öffentlicher und privater Partner auf allen Ebenen, um im Rahmen des Programms „7 Most Endangered“ 41
in Zusammenarbeit mit Europa Nostra eine tragfähige Zukunft für diese Kulturschätze aufzubauen.

Die Zukunft: Neue Maßnahmen im Rahmen dieser Säule


Im Aktionsrahmen werden die Maßnahmen zur Fortführung und zum Ausbau dieser Initiativen anhand von drei
Maßnahmenbündeln vorgestellt. Deren Ziele sind: a) Verhinderung des illegalen Handels mit Kulturgütern,
b) Verbesserung der Qualität der physischen Eingriffe in das kulturelle Erbe und c) Schutz des Kulturerbes
vor Naturkatastrophen und Klimawandel.

MAẞNAHMENBÜNDEL 7:
Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern

Die Gesetzesvorlage des Europäischen Parlaments und des Rates für eine Verordnung über die Einfuhr von
Kulturgütern 42 zur Bekämpfung der illegalen Einfuhr und des illegalen Handels mit Kulturgütern wird derzeit
geprüft. Die Verordnung wird harmonisierte Vorschriften und Normen für die Kontrolle an den EU-Grenzen zum
Zeitpunkt der Einfuhr von Kulturgütern in die EU festlegen. Allerdings kann mit Gesetzen allein das Problem
nicht gelöst werden. Zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich.

Im März 2019 wird die Kommission eine Studie veröffentlichen, die politischen Entscheidungsträgern
und Vollzugsbehörden ein besseres Verständnis der Routen und Mengen vermittelt, die von den Händlern
für die Einfuhr in die EU genutzt werden. Sie wird auch einen Überblick über vorhandene neue Technologien
geben, die zur Bekämpfung dieser Straftat eingesetzt werden können.

Die EU wird ebenfalls ihre Zusammenarbeit mit der UNESCO und dem Europarat verstärken. Während des
Europäischen Jahres des Kulturerbes wurden zwei von der EU und der UNESCO gemeinsam initiierte Projekte
ins Leben gerufen: die Konferenz zum Aufbau von Kapazitäten „Engaging the European art market in the
fight against the illicit trafficking of cultural property“ (Einbeziehung des europäischen Kunstmarkts in die
Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern) und „Training the European judiciary and law enforcement
officials on the fight against the illicit trafficking in cultural property“ (Ausbildung der europäischen Justiz und
der Strafverfolgungsbehörden in der Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern). Im Jahr 2019 wird
dieses Projekt auf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Justiz- und Strafverfolgungsbehörden in der EU
und in ausgewählten Drittländern ausgerichtet sein.

Obwohl es zahlreiche Initiativen zum Schutz des bedrohten kulturellen Erbes und zur Beendigung des
illegalen Handels gibt, fehlt es meistens an Koordination. Aus diesem Grund wird die Kommission im Rahmen
von „Horizont 2020“ eine Plattform zum Thema gefährdetes Kulturerbe und illegaler Handel mit Kulturgütern
einrichten. Ab 2019 sollen mit dieser Plattform Forscher, Akteure und politische Entscheidungsträger
zusammengebracht werden. Es geht darum, bewährte Verfahren auszutauschen, gegenseitiges Lernen
und die Koordination zu fördern sowie Wissens- und Interventionslücken aufzudecken. Die Plattform
soll sich zu einer wichtigen europäischen Ressource für eine länderübergreifende, interdisziplinäre
Vernetzung in diesem Bereich entwickeln.

40 http://climateheritage.org/
41 http://7mostendangered.eu/
42 https://ec.europa.eu/taxation_customs/sites/taxation/files/cultural_goods_proposal_en.pdf

29
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
MAẞNAHMENBÜNDEL 8:
Verbesserung der Qualität der Eingriffe
in historische Umgebungen
und Kulturerbestätten in Europa

Qualitativ minderwertige Eingriffe in das kulturelle Erbe können unersetzliche Schäden an historischen
Stätten, deren Umgebung und den Verfahren im Zusammenhang mit dem immateriellen Erbe anrichten.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes erarbeitete eine vom „Internationalen Rat für Denkmalpflege
(ICOMOS)“ in Zusammenarbeit mit der Kommission koordinierte Expertengruppe Qualitätsgrundsätze (mit
Schwerpunkt auf EU-finanzierten Eingriffen) für Eingriffe in historische Umgebungen und Kulturerbestätten in
Europa. Im November 2018 legte die Expertengruppe ein Schriftstück über Qualitätsgrundsätze und Leitlinien
für Eingriffe in das Kulturerbe vor. Im Jahr 2019 wird die Kommission diese Grundsätze einer öffentlichen
Konsultation unterziehen, damit sie als Leitfaden für künftige Debatten über die Verwendung von EU-Mitteln
zu diesem Zweck 43 genutzt werden können.

Darüber hinaus wird die Kommission mit Unterstützung des Programms „Kreatives Europa“ in den Jahren 2019
und 2020 Peer-Learning und Studienbesuche für politische Entscheidungsträger auf regionaler und städtischer
Ebene organisieren. Damit soll der Wissenstransfer über Qualitätsgrundsätze für Maßnahmen zum Schutz
des materiellen Kulturerbes gefördert werden.

Auch eine im Rahmen von „Horizont 2020“ eingerichtete Plattform wird Forscher, Fachleute, Akteure und
politische Entscheidungsträger zusammenbringen, damit diese Probleme, Verfahren und Politikmängel im
Zusammenhang mit der Folgenabschätzung und der Qualität der Eingriffe in das historische Umfeld und
das kulturelle Erbe Europas aufzeigen. Das ausgewählte Projekt soll im Dezember 2019 beginnen. Ab 2020
wird die Plattform zu einem Bezugsrahmen für die länderübergreifende, interdisziplinäre Zusammenarbeit
in diesem Bereich.

Schließlich wird die Kommission im Rahmen eines vom Parlament vorgeschlagenen Pilotprojekts eine
umfassende Untersuchung von mindestens 1500 jüdischen Friedhöfen in fünf ausgewählten europäischen
Ländern (Litauen, Slowakei, Griechenland, Ukraine und Moldau) unterstützen. Ziel dieses Projektes, an dem
sich auch die Gemeinden beteiligen werden, ist die Ermittlung bewährter Verfahren zur Erhaltung jüdischer
Grabstätten und die Vorlage eines Modells für deren Schutz.

MAẞNAHMENBÜNDEL 9:
Schutz des Kulturerbes vor
Naturkatastrophen und Klimawandel

Die Sanierung historischer Gebäude in Europa im Hinblick auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Erdbeben
gewinnt nach einer Reihe von dramatischen Erdbeben der letzten Zeit – insbesondere in Italien und
Griechenland – zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig wollen wir Gebäude mit kulturhistorischem Wert
energieeffizienter machen. Ab 2019 wird die Gemeinsame Forschungsstelle an dem Forschungsprojekt
„iRESIST+“ arbeiten. Dabei wird ein neuartiger Ansatz für eine erdbebensichere und energieeffiziente
Nachrüstung historischer Gebäude entwickelt.

Wenn man ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt, können Klimawandel und Naturkatastrophen das kulturelle Erbe
zunehmend beschädigen. Im Europäischen Jahr des Kulturerbes hat die Kommission mit Unterstützung von
„Horizont 2020“ Forschungs- und Innovationsprojekte mit einer Gesamtmittelausstattung von 18 Mio. EUR
finanziert. Diese Projekte hatten zum Ziel, neue Lösungen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit historischer
Anlagen zu entwickeln und zu testen und deren nachhaltigen Wiederaufbau im Fall einer Katastrophe zu fördern.
Ab Juni 2019 werden diese Projekte zur Entwicklung und Verbreitung evidenzbasierter und kosteneffizienter

43 Das umfasst auch die Koordination mit den gemäß EU-Recht erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfungen,
insbesondere die entsprechenden Bewertungen im Einklang mit der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen
Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen.

30
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Anpassungs- und schadensbegrenzender Strategien sowie zu Methoden, Plänen und anderen Förderinstrumenten
zum Schutz des europäischen Kulturerbes beitragen.

Darüber hinaus wird 2019 und 2020 mit Unterstützung der Kommission eine Expertengruppe aus den
EU-Mitgliedstaaten, die mit der offenen Koordinierungsmethode 44 arbeitet, innovative politische Maßnahmen
für Kulturstätten im Zusammenhang mit dem Klimawandel analysieren und austauschen. Ein besonderer
Schwerpunkt liegt auf der Energieeffizienz, der Umwandlung von Kulturlandschaften und der Sicherheit des
Kulturerbes unter extremen klimatischen Bedingungen.

Im Jahr 2019 wird die Kommission nach Überprüfung laufender und bereits abgeschlossener Forschungs- und
Innovationsprojekte von „Horizont 2020“, die darauf abzielen, die Widerstandsfähigkeit des kulturellen Erbes
zu verbessern und es vor zahlreichen Risiken zu schützen, einen Expertenbericht mit den Ergebnissen und
Politikempfehlungen veröffentlichen. Damit soll ein Beitrag zur Verbreitung und Umsetzung der
Forschungsergebnisse geleistet werden.

Schließlich finanziert die Kommission im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Union 45 Projekte
zur Katastrophenprävention und -vorsorge, in die auch das Kulturerbe einbezogen ist. Dies trägt unter anderem
dazu bei, die Datenerhebung zu verbessern und die Kapazitäten für Prävention, Vorsorge und Reaktion im Falle
einer Naturkatastrophe zu fördern.

44 Die offene Koordinierungsmethode ist eine freiwillige Form der Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten.
45 Durchführungsbeschluss C(2017) 8567 final der Kommission vom 19. Dezember 2017 zur Annahme des
Jahresarbeitsprogramms 2018 im Rahmen des Beschlusses Nr. 1313/2013/EU des Europäischen Parlaments und des
Rates über ein Katastrophenschutzverfahren der Union.

31
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
SÄULE 4: Mobilisierung von Wissen und Forschung
Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes wurden große Anstrengungen unternommen, um die
Entwicklung innovativer und zukunftsweisender Lösungen als Antwort auf die Herausforderungen des
Kulturerbesektors zu fördern. Dazu gehörten technologische Innovation und Forschungen zur Erhaltung und
Aufwertung des kulturellen Erbes sowie soziale Innovationen zur Entwicklung neuer und stärker integrativen
Steuerungsmodelle.

Im Rahmen des Europäischen Jahres des Kulturerbes ergriff die Kommission folgende Maßnahmen:

‣ Bereitstellung von Mitteln für Forschungs- und Innovationsprojekte im Zusammenhang mit dem
Kulturerbe anhand von sieben Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen des
Programms „Horizont 2020“ mit einer Gesamtinvestition von mehr als 66 Mio. EUR und zusätzlichen
Mitteln für die Finanzierung von Vorschlägen für Bottom-up-Projekte

‣ Förderung von Spitzenleistungen und die Präsentation bewährter Verfahren bei der von der EU
geförderten wissenschaftlichen Forschung, einschließlich Verbreitungsmaßnahmen sowie
hochrangige Veranstaltungen und Konferenzen

‣ Schaffung und Verbreitung von Wissen, einschließlich der Veröffentlichung „Policy Review: Innovation
in Cultural Heritage Research“ 46, des CORDIS-Ergebnispakets mit dem Titel „Heritage at Risk: EU research
and innovation for a more resilient cultural heritage“ 47 sowie der Veröffentlichung „Innovative solutions
for Cultural Heritage“ 48

‣ Herausgabe eines Handbuchs mit bewährten Verfahren für Kultur- und Bildungseinrichtungen.
Das Handbuch enthält Empfehlungen zu Fertigkeiten, zur Aus- und Weiterbildung sowie zum
Wissenstransfer in traditionellen und aufstrebenden Berufen im Bereich der Denkmalspflege

46 https://publications.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/1dd62bd1-2216-11e8-ac73-01aa75ed71a1
47 https://publications.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/1dcbe60b-79ba-11e8-ac6a-01aa75ed71a1/
48 https://publications.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/2a7477b0-e988-11e8-b690-01aa75ed71a1/
language-en

32
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
(Entwurf von Schlussfolgerungen des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen
der Mitgliedstaaten zum Arbeitsplan für Kultur 2015-2018 49)

‣ Unterstützung der Entwicklung innovativer Instrumente zum Nutzen des kulturellen Erbes in enger
Zusammenarbeit mit der Gemeinsamen Forschungsstelle

‣ Unterstützung der Europäischen Woche der Konservierung-Restaurierung, die von der Europäischen
Vereinigung der Restauratorenverbände zur Stärkung des Bewusstseins für die Bedeutung der
Konservierung-Restaurierung zum Schutz des Kulturerbes organisiert wurde

‣ Kofinanzierung eines gemeinsamen Pilotprojekts der EU und des Rates mit der Bezeichnung „STEPS“.
Gemeinschaften aus Lissabon und Rijeka waren im Rahmen des Projekts an der Kartierung des kulturellen
Erbes in ihren Stadtteilen beteiligt. Ziel war es, tragfähige Modelle für eine partizipative Steuerung
zu untersuchen und die Auswirkungen dieser Ansätze auf das kulturelle Erbe als Ressource für die
Entwicklung und den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu messen

‣ Erforschung räumlicher Überschneidungen zwischen Kultur- und Naturstätten 50

‣ Veröffentlichung des Berichts der EU-Sachverständigengruppe zur partizipativen Steuerung


des Kulturerbes 51.

Die Zukunft: Neue Maßnahmen im Rahmen dieser Säule


In diesem Aktionsrahmen wird dargelegt, wie diese Initiativen fortgeführt und ausgebaut werden können.
Dazu werden nachstehend drei Maßnahmenbündel vorgestellt: a) Nutzung technologischer Instrumente
für Innovationen im Bereich des Kulturerbes, b) Förderung sozialer Innovation und c) Ausbau der Fertigkeiten
im Bereich des Kulturerbes.

MAẞNAHMENBÜNDEL 10:
Technologische Instrumente für Innovationen
im Bereich des kulturellen Erbes

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes leistete das Programm „Horizont 2020“ einen wichtigen
Beitrag zum Erhalt des Kulturerbes durch Spitzenforschung, die Entwicklung moderner Materialien für die
Erhaltung sowie zum Einsatz fortschrittlicher digitaler Technologien, einschließlich 3D-Technologien.

Die Digitalisierung konzentriert sich nach wie vor hauptsächlich auf die Erfassung des Erscheinungsbildes von
Objekten, Sammlungen oder Orten. Da das Kulturerbe sowohl materieller als auch immaterieller Art ist, besteht
die Herausforderung darin, dynamischere und auf den jeweiligen Verwendungszweck zugeschnittene digitale
Ressourcen zu entwickeln. Im Rahmen des Programms „Horizon 2020 Societal Challenge 6“ wird die
Kommission Forschungs- und Innovationsprojekte für eine fortschreitende Digitalisierung und Pflege digitaler
Güter mit dem Ziel finanzieren, neue Technologien und Methoden zu entwickeln, die dazu beitragen, das
kulturelle Erbe umfassend und attraktiv darzustellen. Die diesbezügliche Aufforderung zur Einreichung von
Vorschlägen, die mit einem vorläufigen Budget von 20 Mio. EUR ausgestattet ist, wird Ende 2019 veröffentlicht.

Darüber hinaus wird die Gemeinschaft der Innovatoren im Bereich des kulturellen Erbes 52, die von der
Kommission Ende 2018 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, die Kluft zwischen Forschung, Markt und
Gesellschaft zu überbrücken, ein virtuelles internationales Umfeld schaffen, in dem Innovatoren Ergebnisse
und Ideen austauschen, neue Partner finden, neue Synergien aufbauen und innovative Strategien entwickeln
können. Sie wird auch die Verbreitung von Forschungsergebnissen und Innovationen zu kulturerbebezogenen
Themen unterstützen.

49 http://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-16094-2014-INIT/de/pdf
50 http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/management/pdf/Nature-and-Culture-leaflet-web.pdf
51 https://publications.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/b8837a15-437c-11e8-a9f4-01aa75ed71a1/
language-de
52 http://innovatorsinculturalheritage.eu/

33
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Im Jahr 2019 werden schließlich die Kopernikus-Dienste auf das kulturelle Erbe ausgedehnt. Das
Erdbeobachtungsprogramm der EU, Kopernikus, beobachtet unseren Planeten und liefert kostenlose
und öffentlich zugängliche Daten, die eine wertvolle Ressource für die Überwachung und Erhaltung
des Kulturerbes auf europäischer und globaler Ebene darstellen. Im Europäischen Jahr des Kulturerbes
leitete die Kommission die im Oktober 2018 vorgestellte Studie „Copernicus services in support
to Cultural Heritage“ (Kopernikus im Dienst des kulturellen Erbes). Ab 2019 wird die Kommission zur
Erhaltung und Verwaltung des Kulturerbes auch weiterhin die Kopernikus-Dienste in Anspruch nehmen.

MAẞNAHMENBÜNDEL 11:
Förderung sozialer Innovationen und
Kompetenzen im Bereich des kulturellen Erbes

Das Rahmenübereinkommen des Europarates über den Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft
(die sogenannte „Konvention von Faro“) fördert ein breiteres Verständnis des Kulturerbes und seiner
Beziehungen zu Gemeinschaften und zur Gesellschaft.

Während des Europäischen Jahres des Kulturerbes starteten die Kommission und der Europarat
ein gemeinsames Projekt, um die Grundsätze der „Konvention von Faro“ zu fördern, die Rolle der
Zivilgesellschaft bei der Verwaltung des Kulturerbes zu stärken und die Anzahl der Unterzeichner
unter den EU-Mitgliedstaaten zu erhöhen. Infolgedessen wird 2019 eine Reihe von Workshops
organisiert und eine Studie über die gewonnen Erkenntnisse und Empfehlungen veröffentlicht.

Des Weiteren beabsichtigt die Kommission, weitere Experimente und wissenschaftliche Studien über die
Auswirkungen von Kulturproduktion und -teilhabe auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen
zu fördern. Ziel ist es, eine solidere wissenschaftliche Grundlage für einen neuen Zyklus der öffentlichen
Gesundheitspolitik zu schaffen, bei der die vorteilhaften Auswirkungen der Kultur auf die Verbesserung
der Lebensqualität, Strategien zur Krankheitsverhütung und Komplementärmedizin berücksichtigt werden.
Ab 2019 wird die Kommission über das Programm „Kreatives Europa“ Maßnahmen zur Verbreitung
der Ergebnisse laufender Experimente und Forschungen in diesem Bereich unterstützen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die EU ihre Führungsrolle bei innovativen Maßnahmen zum Kulturerbe
auf globaler Ebene stärkt und nutzt. Zur gemeinsamen Entwicklung konkreter Lösungen wird die Kommission
2019 drei Treffen pro Jahr über die Zukunft des Kulturerbes einleiten. Sie sollen als globale
Problemlösungsplattformen dienen. An diesen Plattformen werden die Regierungen der Länder und deren
Agenturen, wichtige globale Institutionen, Experten und junge globale Führungskräfte teilhaben. Die
Zusammenkünfte der Plattform werden in den Jahren 2019 und 2020 im Rahmen des Programms „Kreatives
Europa“ stattfinden. Sie beginnen in Dublin (Kulturerbe und soziale Innovation), das zweite Treffen findet in Prag
(Kulturerbe, digitale Plattformen sowie Kultur- und Kreativsektor) statt und das dritte in Lissabon (Kulturerbe und
Stadterneuerung).

Die Plattformen werden dazu beitragen, die Ergebnisse der laufenden Experimente und Forschungen unter den
Institutionen und Akteuren in den Bereichen des Kulturerbes und der Sozialpolitik zu verbreiten. Kulturelle
Fachkenntnisse könnten beispielsweise in die Sozialpsychologie, kognitive und soziale Neurowissenschaften,
Anthropologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften einfließen.

Schließlich wurde die vorbereitende Maßnahme des Parlaments zur Förderung innovativer Geschäftsmodelle
für historische Gebäude in Privatbesitz in Europa eingeleitet. Es sollen innovative Geschäftsmodelle für die
Verwaltung historischer Gebäude in Familienbesitz ermittelt sowie politische Empfehlungen und Instrumente
zur nachhaltigen Sicherung ihrer Zukunft erarbeitet werden. Im Rahmen des im Sommer 2018 gestarteten
Projekts wird eine Umfrage durchgeführt, es werden Workshops organisiert und die Ergebnisse werden auf
einer Abschlusskonferenz im September 2019 vorgestellt.

34
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
MAẞNAHMENBÜNDEL 12:
Verbesserung der Fertigkeiten
in Berufen im Bereich der Denkmalpflege

Ab 2019 wird die Kommission auf der Grundlage der Empfehlungen, die Experten aus den EU-Mitgliedstaaten
im Dezember 2018 53 vorgelegt haben, die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Fachkräfte sowie die
Verbesserung des Wissensmanagements und -transfers im Bereich des kulturellen Erbes durch Projekte,
auch im Rahmen des Programms „Erasmus+“, unterstützen.

Ziel der Aufforderungen, die im Rahmen des Programms „Erasmus+“ erfolgten, ist gefährdete Fertigkeiten
zu erfassen, statistische Daten zu sammeln, Berufsprofile zu definieren und Rahmenbedingungen für die
Bewusstseinsbildung und Gewinnung junger Generationen für Berufe im Kulturerbe zu entwickeln.

53 Expertengruppe der Offenen Koordinierungsmethode, eingesetzt im Rahmen des Arbeitsprogramms für Kultur 2014-
2018 des Rates.

35
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
SÄULE 5: STÄRKUNG DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT
Im Europäischen Jahr des Kulturerbes wurde die Umsetzung der EU-Strategie für internationale Beziehungen
im Bereich der Kultur unterstützt. Sie beruht auf dem Interesse und Bedarf der Partnerländer und dem in
Europa vorhandenen Fachwissen zum Denkmalschutz.

Die Partnerländer wurden in die Aktivitäten des Europäischen Kulturerbejahres einbezogen, indem sie
Veranstaltungen organisierten, an Kooperationsprogrammen teilnahmen und Kampagnen zur
Öffentlichkeitsarbeit durchführten.

Neun Länder, die nicht der EU angehören, wurden an dem Europäischen Jahr des Kulturerbes beteiligt, darunter
Länder des westlichen Balkans, der Östlichen Partnerschaft und des Europäischen Wirtschaftsraums 54.

Das Europäische Jahr des Kulturerbes wurde auch dank EUNIC, der Gemeinschaft der europäischen
Kulturinstitute, die themenbezogene Veranstaltungen durchführte, und dank der Unterstützung der
EU-Delegationen weltweit durchgeführt. Viele Delegationen entwickelten eine Reihe von Initiativen,
die Partnerschaften vor Ort ins Leben riefen und das kulturelle Erbe Europas den lokalen Gemeinschaften
auf der ganzen Welt näher brachten. Nachfolgend einige Beispiele:

‣ Die EU-Delegationen in Mexiko, Argentinien, Kuba, China, Kanada, der Republik Mauritius und der Republik
Seychellen veranstalteten Fotoausstellungen zum Europäischen Jahr des Kulturerbes.

‣ Die EU-Delegation in Indien organisierte eine Konferenz über die Partnerschaft zwischen der EU und Indien
zum Erhalt des Kulturerbes.

‣ Die EU-Delegation in den USA organisierte in Zusammenarbeit mit Europeana eine öffentliche
Veranstaltung zum Thema digitale Bewahrung des kulturellen Erbes.

‣ Die EU-Delegation in der Dominikanischen Republik kuratierte ein reichhaltiges Kulturprogramm für die
„Europawoche“, das nationale Wettbewerbe, kulturelle Veranstaltungen, Workshops und ein Europäisches
Gastronomiefestival umfasste.

54 Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Georgien, Norwegen, Island und die Schweiz.

36
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
‣ Die EU-Delegationen in China und Südkorea widmeten ihr jährliches Europa-Filmfestival dem Filmerbe.

‣ Die EU-Delegation in Nordmazedonien veröffentlichte eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen
zur Finanzierung von Projekten im Zusammenhang mit dem Europäischen Jahr des Kulturerbes.

‣ Die EU-Delegation in Russland organisierte und unterstützte ein Kulturprogramm, darunter eine
Fotoausstellung über das skulpturale Erbe, Film- und Theaterfestivals und das Festival „Entdecke
dein Europa in der Eremitage“ mit Ausstellungen, Workshops, Vorträgen, Filmvorführungen, Musik
und Outdoor-Spielen.

Die Zukunft: Neue Maßnahmen im Rahmen dieser Säule


Dieser Aktionsrahmen zeigt Möglichkeiten zur Nutzung der im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres
eingeleiteten Maßnahmen. Außerdem werden drei Maßnahmenbündel vorgestellt, mit denen das Ziel verfolgt
wird, die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes zu stärken.

MAẞNAHMENBÜNDEL 13:
Maßnahmen für geografische Gebiete

Im Jahr 2019 wird die Kommission ein neues Programm für Kultur und Kreativität mit Schwerpunkt
Kulturerbe in der Östlichen Partnerschaft starten. Dieses Programm baut auf den positiven Ergebnissen
des Vorgängerprogramms auf, das technische Hilfe für den Kultur- und Kreativsektor und einen verbesserten
Schutz des Kulturerbes auf lokaler Ebene geleistet hat. Mit dem neuen Programm wird weiter in das
kulturelle Erbe investiert. Die Empfängerländer sind die sechs Länder der Östlichen Partnerschaft:
Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau und Ukraine.

Im Jahr 2019 werden neue Mittel für Projekte in der südlichen Nachbarschaft bereitgestellt, mit denen junge
Menschen und regionale Institutionen für das Kulturerbe gewonnen und kulturelle Vielfalt als wesentliches
Mittel zur Verhinderung von gewalttätigem Extremismus gefördert werden sollen. Die Aufforderung zur
Einreichung von Vorschlägen für Projekte zum Schutz des kulturellen Erbes in der südlichen Nachbarschaft
ist für das erste Quartal 2019 vorgesehen. Förderungsberechtigte Länder sind Algerien, Ägypten, Israel,
Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Palästina, Syrien und Tunesien.

Darüber hinaus wird die Kommission 2019 mit einer Zuweisung von 45 Mio. EUR ein neues europäisches
Programm in Tunesien starten. Damit sollen die Diversifizierung des Tourismus, die Entwicklung des
Handwerks, die Wertschöpfungsketten im Design und die Aufwertung des kulturellen Erbes unterstützt
werden. Mit dem Programm soll Folgendes erreicht werden: i) Die Restauration von rund fünfzehn
bemerkenswerten Gebäuden und die Entwicklung von Wegen in den Medinas (Altstädte); ii) Unterstützung
von Projekten in renovierten Gebäuden; iii) Sanierung und Aufwertung des Karthago-Museums und
des UNESCO-Platzes; iv) Einrichtung eines Interpretationszentrums zur Förderung des Reichtums
des Karthago-Gebietes.

Aufbauend auf den erfolgreichen Vorbildern der letzten Jahre wird die Kommission 2019 die Partnerländer
mit technischer Hilfe, Informationsaustausch und Peer-to-Peer-Lernen zum Thema Kulturerbe unterstützen.
Dies geschieht über das Amt für den Informationsaustausch über technische Hilfe, einschließlich in den
westlichen Balkanstaaten, den östlichen und südlichen Nachbarländern.

Im Rahmen des Europäischen Jahres des Kulturerbes investierte die EU 3,4 Mio. EUR in die Hervorhebung des
Wertes der Kulturerbe-Korridore an der Seidenstraße. Diese Initiative wird durch das Programm „Globale
öffentliche Güter und Herausforderungen“ der Europäischen Union unterstützt und läuft bis 2021. Sie betrifft
hauptsächlich den Iran, Afghanistan und zentralasiatische Länder (Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan,
Kasachstan und Kirgisistan). Die wichtigsten Ziele sind die Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen durch
die Erhaltung und Aufwertung des kulturellen Erbes, die Unterstützung lokaler Entwicklungsstrategien, eines
nachhaltigen Tourismus, der Entwicklung von Fertigkeiten, des sozialen Zusammenhalts, der Identitätsbildung
und des Wissensaustauschs.

37
EUROPÄISCHER AKTIONSRAHMEN FÜR DAS KULTURERBE
Schließlich wird das Instrument, das zu Stabilität und Frieden beiträgt, ab 2019 ein von der EU und der
UNESCO gemeinsam durchgeführtes Projekt zum Schutz des kulturellen Erbes und der Vielfalt in komplexen
Notsituationen in Ländern wie Irak, Libyen, Syrien und Jemen finanzieren. Ziel dieses Projekts ist, die Erhaltung
des bedrohten Kulturerbes zu unterstützen und gleichzeitig die positive Rolle der Kultur bei der Förderung
widerstandsfähiger und kulturell vielfältiger Gesellschaften zu stärken und zur Entwicklung nachhaltiger
Ansätze für Frieden und Stabilität in Übergangssituationen beizutragen.

MAẞNAHMENBÜNDEL 14:
Horizontale / Globale Aktionen

Die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik kann eine Rolle beim Schutz des kulturellen
Erbes spielen. Gegebenenfalls können GSVP-Missionen in Zusammenarbeit mit den EU-Delegationen
und anderen relevanten EU-Partnern Maßnahmen im Bereich des Schutzes des kulturellen Erbes
(Identifizierung, Überwachung, Betreuung, Austausch bewährter Verfahren und – im Rahmen
externer Finanzierungsinstrumente – Aufbau von Kapazitäten der lokalen Partner zum Schutz
des Kulturerbes) fördern.

Schließlich ist im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ für das Jahr 2019 die Einrichtung eines
internationalen Netzwerks für Innovation und Diplomatie im Bereich des Kulturerbes vorgesehen.
Dabei wird das Fachwissen der EU im Bereich des Kulturerbes genutzt, um Drittländer zu unterstützen,
insbesondere wenn das Kulturerbe gefährdet ist. Im Rahmen dieses Netzwerks werden Schulungen
durchgeführt, Fachwissen mobilisiert und innovative, maßgeschneiderte Lösungen in den Gebieten,
in denen es zur Anwendung kommt (Nachbarländer der EU, Lateinamerika, Afrika, Asien), gefördert.

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Die EU kontaktieren
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