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Einführung in die Rastertechnologie


Technische und sonstige Änderungen vorbehalten.

Einführung in die Rastertechnologie

00.993.3591/01de
Inhalt
Vorwort 4 4.8 Megadot-Raster 44 8 Tipps und Tricks 69
1 Allgemeines zur Rasterung 5 4.9 Technologisch überholte Raster 46 8.1 Winkeltausch 69
1.1 Historie 5 8.2 Verläufe 70
1.2 Was ist ein Raster? 5 5 Rastereinstellungen im 8.3 Vorlagen- und Scannermoirés 71
1.3 Moiré 6 PostScript-Workflow 48 8.4 Schmuckfarben 71
1.4 Farbdrift 6 5.1 Die Rasterung im PostScript- 8.5 Hi-Fi-Color (7-Farben-Druck) 72
1.5 Belichterpixel und Rasterpunkte 7 Workflow 48 8.6 Hexachrome-Druck 73
5.2 Das Heidelberg-Konzept zur 8.7 Dichtemessung 74
2 Rasterverfahren 8 Rasterparametrierung im
2.1 Amplitudenmodulierte Raster PostScript-Workflow 52 Fußnoten 76
(AM-Raster) 8 5.3 Auswahl von Rasterparametern
2.2 Frequenzmodulierte Raster 14 in Heidelberg Produkten 55
2.3 Hybrid-Raster 16 5.4 Die Rasterung im PDF-Workflow 56
5.5 Die Rasterung im JDF-Workflow 57
3 Rastertechnologien 17 5.6 Zusammenfassung 58
3.1 Einzellen-Rasterung 18
3.2 RT-Raster 19 6 Laserbelichter 59
3.3 HQS-Screening 21 6.1 Außentrommelbelichter 59
3.4 Weitere Superzellen-Raster 22 6.2 Innentrommelbelichter 61
3.5 IS-Technologie 23 6.3 Auflösung und Adressierbarkeit 62
3.6 Tonwertstufen und Kalibrierung 26 6.4 Lichtharken und Rasterpunkte 62
6.5 Belichtereinstellung 62
4 Rastersysteme und 6.6 Linearisierung 62
Rasterpunkte 27
4.1 Rastersysteme 27 7 Raster im Druck 63
4.2 Irrational Screening (IS) 29 7.1 Druckplatten 64
4.3 RT-Raster 34 7.2 Tonwertzunahme im Druck 65
4.4 HQS-Raster 36 7.3 Prozesskalibrierung 66
4.5 Rasterpunktformen 36 7.4 Auswahl der Rasterfeinheiten 67
4.6 Frequenzmodulierte Raster 38 7.5 Proofs 68
4.7 Prinect Hybrid Screening 42
4 Einführung in die Rastertechnologie Vorwort

Vorwort
Mit diesem Buch soll dem Anwender der Der Heidelberg Raster Prinect Stochas- Gleichzeitig lässt es sich gut und stabil Die Druckbeispiele in diesem Buch sind
Einstieg in die digitale Rasterung er- tic Screening gehört zur Gruppe der drucken. Somit ist es in vielerlei Hin- zur besseren Vergleichbarkeit als
leichtert werden. Es gibt einen Über- frequenzmodulierten Raster. Er ist eine sicht ein ideales Raster verfahren. Bei Einzelblätter beigelegt. Dadurch ist es
blick über die verschiedenen Raster- Nachfolgeentwicklung der FM-Raster der Rasterung gibt es zahlreiche Ein- möglich, zwei beliebige Druckbeispiele
technologien, wobei der Schwerpunkt der 2. Generation. Er bringt eine bislang flussfaktoren, die man kennen muss, um zum direkten Vergleich nebeneinander
auf die Spitzentechnologien der unerreichte Detailauflösung für den für einen bestimmten Zweck den zu halten.
Heidelberger Druckmaschinen AG Offsetdruck mit nahezu fotorealisti- richtigen Raster auswählen zu können. Da dieses Buch auch als elektronisches
(Heidelberg®) gelegt wird. Es wird die scher Darstellung. Zusätzlich liefert er Deshalb enthalten die ersten Kapitel Medium genutzt werden kann, sind
Rasterparametrierung in den Seitenbe- eine bei FM-Rastern bisher unerreichte einige grundsätzliche Erläuterungen zu zusätzlich zu den in den beiden vorher-
schreibungssprachen PostScript 1 und Glätte im Druck. Detaillierte Informa- Hintergründen, spezifischen Aspekten igen Auflagen verwendeten Druckbei-
PDF 2 ebenso erläutert wie die Parame- tionen befinden sich im Kapitel über der Rasterung, rasterrelevanten spielen vergrößerte Bitmaps der Raster
trierung über das Workflow-Format FM-Raster. Aspekten der Drucktechnik sowie eingefügt, die auf einem Monitor einen
JDF 3. Außerdem bietet es Tipps und Prinect Hybrid Screening ist eine Kom- Eigenschaften von RIPs (Raster Image Eindruck von den Zusammendruck-
Tricks für den Umgang mit diesen bination aus konventionellem Raster Prozessoren) 4 und Belichtern. eigenschaften vermitteln sollen.
Systemen. und FM-Raster, die die Vorteile beider Anfragen nach Informationen über Dieses Buch kann und will keine Aus-
Im Laufe der Zeit wurde eine Fülle von Verfahren vereint. In den hellen Ton- Raster gingen von Kunden, Vertretun- bildung ersetzen, wird aber sicherlich
digitalen Rastern entwickelt, die jeweils werten (‚Lichtern‘) werden quasi zufällig gen, Berufsschulen, Hochschulen und auch für den versierten Repro-Anwen-
für bestimmte Anwendungen beson- kleine Punkte mit einer Mindestgröße anderen interessierten Gruppen bei der noch so manchen interessanten
dere Vorteile bieten. Wer über die not- gesetzt. Analog werden in den dunklen Heidelberg ein. Um den Ansprüchen Hinweis liefern.
wendigen Informationen zur Auswahl Tonwerten (‚Tiefen‘) kleine Löcher mit dieser sehr unterschiedlichen Personen- In diesem Sinne viel Spaß bei der
des besten Rasters verfügt, kann definierter Mindestgröße offengelas- kreise Rechnung zu tragen, werden nur Lektüre.
exzellente Reproduktionsergebnisse sen. Dadurch lassen sich diese Tonwert- wenige Vorkenntnisse vorausgesetzt.
erzielen. Dabei will dieses Buch helfen. bereiche stabil drucken, ohne dass sie Grundkenntnisse in der Drucktechnik
Das Universalrastersystem für alle grob gerastert wirken. In den Mitteltö- und Farbreproduktion sind hilfreich
Anwendungen gibt es leider nicht. nen werden dann konventionelle Raster beim Verstehen der Zusammenhänge.
Schon hier sei insbesondere auf die benutzt, die gerade bei hohen Raster- Mathematische Formeln werden nur in
Neuentwicklungen Prinect® Stochastic feinheiten besonders glatt wirken. Mit Ausnahmefällen benutzt, ansonsten
Screening und Prinect Hybrid Screening Prinect Hybrid Screening lässt sich wird versucht, Zusammenhänge ohne
verwiesen. durch eine hohe Rasterfeinheit eine Mathematik plausibel zu machen.
sehr gute Detailschärfe erreichen.
Allgemeines zur Rasterung Einführung in die Rastertechnologie 5

1 Allgemeines zur Rasterung


1.1 Historie kreuzen von Linien sowie durch die diesem Flachdruckverfahren nahmen 1.2 Was ist ein Raster?
Seit Menschen den Wunsch haben, Bil- Anwendung von Häkchen und Punkten diese Fettpartikel die fetthaltige Druck- Anders als in der Fotografie können
der zu vervielfältigen und zu drucken, immer raffiniertere Schraffierungsme- farbe an, während der angefeuchtete beim Offsetdruck Helligkeitsunterschiede
fragen sich Künstler, wie sie das thoden. Im Kupferstich, der sich zu Druckstein die Farbe abstieß. Somit nicht direkt wiedergegeben werden.
Problem der Halb- und Zwischentöne einem vielseitigen Reproduktionsver- ließen sich von der Zeichnung auf dem Das bedruckte Papier hat an einer be-
lösen sollen. Beim Holzschnitt, dem fahren für den Tiefdruck ent wickelte, Stein Drucke erzeugen. Dies Verfahren stimmten Stelle entweder Farbe oder
frühesten Zeugnis des Bildhochdrucks, fand diese Technik ihre Vollendung. bot zum ersten Mal die Möglichkeit, keine Farbe. Den Fall ‚ein bisschen Farbe‘
wurden mit feinen Messern Linien für Andere künstlerische Verfahren Halbtöne mit so kleinen Elementen gibt es nicht. Mit Hilfe der Rasterung
Ornamente und einfache figürliche folgten, zum Beispiel die Radierung, zu simulieren, dass sie nicht mehr als kann man dem menschlichen Auge Hell-
Motive ausgeschnitten. Bevor Guten- bei der die Zeichnung durch Ätzung störend empfunden wurden. igkeitsunterschiede vorgaukeln. Bei
berg um 1450 den Druck mit gegosse- in eine Metallplatte vertieft wird. Die Allen diesen Verfahren gemeinsam war einem Schwarzweiß-Bild lassen sich un-
nen und beweglichen Lettern erfand, Schraffuren einer Radierung können das Bestreben, eine möglichst perfekte terschiedliche Grauwerte simulieren,
gab es sogar in Holz geschnittene enger gesetzt werden als beim Kupfer- Illusion der Realität zu erzeugen – ein indem eine bestimmte Anzahl von ‚klei-
komplette Druckstöcke mit Text und stich, dadurch entsteht eine kreidige Bestreben, das dennoch schlagartig als nen Punkten‘ mehr oder weniger groß
Bild. Deren bildnerische Gestaltungs- Grauton-Wirkung. Bekannt ist auch der ‚realitätsfremd‘ abgewertet wurde, als gedruckt wird. Diese ‚kleinen Punkte‘
mittel beschränkten sich allerdings auf Holzstich, der durch punktweises Mitte des 19. Jahrhunderts die Fotogra- sind in einer regelmäßigen Gitterstruk-
klare Konturen und nur selten wurden Bearbeiten der Fläche feinste Nuancie- fie erfunden wurde und ihren beispiel- tur angeordnet, die man Raster nennt.
die Binnenstrukturen in den Objekten rungen des Lichts und der Tonabstufun- losen Siegeszug antrat. Fotografische
angedeutet. Um trotzdem eine Illusion gen ermöglicht. Sich kreuzende weiße Mittel bieten seitdem die Möglichkeit,
von Plastizität zu erzeugen, wurden die Linien, die so genannten Kreuzlagen, Menschen, Tiere, die Natur, materielle
Drucke anschließend handkoloriert. erzielen die für den Holzstich typischen Gegenstände und Szenen aus dem
Erst nach und nach schöpften die weichen, fast ‚malerischen‘ Übergänge Leben exakt so darzustellen, wie sie das
Künstler des Mittelalters die Möglich- zwischen Hell und Dunkel. menschliche Auge sieht. Seit Erfindung Rast
erm
asch
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keiten naturgetreuerer Darstellungen Die 1798 erfundene Lithografie nutzte als des fotografischen Films 1887 ist es
mit grafischen Mitteln weiter aus – sie Steindruck die natürliche Körnigkeit des auch möglich, beliebig viele und belie-

l
inke
erfanden die Schraffur. Zur Differenzie- Sandsteins, um Zwischentöne zu big große Foto-‚Abzüge‘ herzustellen.

erw
rung von Licht und Schatten sowie für simulieren. Es wurde mit fetthaltigen Nur bei der Verwendung von Fotogra-

Rast
Rast
Halbtöne stichelten sie horizontale, Stiften eine Druckvorlage auf den Stein fien für den Druck müssen wieder erp erio
de
vertikale, diagonale oder gekrümmte gezeichnet, wobei je nach Andruck Kompromisse gemacht werden. Und da
Strichlagen über- und nebeneinander mehr oder weniger große Fettpartikel besinnt man sich nur zu gern auf die
und schufen durch mehrfaches Über- an den Körnern haften bleiben. In Techniken der alten Meister. Abbildung 1: Beispiel für einen Raster.
6 Einführung in die Rastertechnologie Allgemeines zur Rasterung

Im englischen Sprachraum wird die größen der regelmäßigen Raster, wie gende Effekte, Moiré und Farbdrift,
hier beschriebene Art der flächenvaria- Rasterfeinheit, können hier nicht ver- beschrieben, die beim Übereinander-
blen Rasterung als ,Halftoning‘ oder wendet werden. Oft wird die kleinste druck von Rastern entstehen können.
‚Screening‘ bezeichnet. Im deutschen Punktgröße als Merkmal benutzt.
Sprachraum wird ‚Halftone‘ fälschlicher- Üblicherweise ist die Rasterung nur ein 1.3 Moiré
weise oft mit ‚Halbton‘ übersetzt. Ein Prozesshilfsmittel bei der Erstellung Überlagert man zwei Raster mit etwas
Halbton-Bild ist ein ungerastertes Bild. einer Drucksache, selten ist sie auch ein unterschiedlicher Rasterfeinheit, so
Diese klassische Betrachtungsweise künstlerisches Gestaltungselement. entstehen Schwebungen. Diese Über-
eines Rasters mit einer regelmäßigen, Entsprechend sollte sie vom Betrachter lagerungseffekte nennt man Moiré. Sie
meist quadratischen Gitterstruktur hat nicht oder zumindest nicht störend entstehen auch, wenn zwei Raster
eine Rasterperiode und einen Raster- wahrgenommen werden. gegeneinander gedreht werden. Beide
winkel. Die Rasterperiode wird nach Das für den Schwarzweiß-Druck be- Effekte sind in Abbildung 2 dargestellt.
DIN ISO 12647-1 auch als Rasterweite schriebene Prinzip wird auch für den
bezeichnet. Der Kehrwert der Raster- Farbdruck angewendet. Hierzu werden 1.4 Farbdrift
periode wird Rasterfrequenz oder alle farbigen Vorlagen digital in eine Farbdrift entsteht in extremer Form,
Rasterfeinheit genannt und in Linien Anzahl von Druckfarben zerlegt. Dies wenn zwei gleiche Raster mit unter- Abbildung 2: Beispiel für Moirés durch Variation der
Rasterfeinheit (oben) und durch Verdrehen des Rasters
pro Zentimeter (l/cm) oder lines per nennt man ‚Farbseparation‘. schiedlichen Farben übereinander ge- (unten).
inch (lpi) gemessen. Die Punktform ist Das weitaus gebräuchlichste Verfahren druckt werden. In der Druckmaschine
in Abbildung 1 nur der Einfachheit ist die Zerlegung in die Farben Cyan, kann man leichte Verschiebungen der
halber als Kreis dargestellt. Es sind Magenta und Gelb. Schwarz kommt Farbauszüge gegeneinander nicht
unterschiedliche Punktformen, wie noch als vierte Farbe zur Kontrastver- ausschließen, so dass die Rasterpunkte
elliptische, quadratische, rund-quadra- stärkung hinzu. Diese Farben werden mal übereinander, mal nebeneinander
tische, rautenförmige etc. gebräuchlich, auch als Prozessfarben bezeichnet. gedruckt werden.
wobei die Form zwischen den hellen, Jedes Farbbild kann mit Hilfe geeigne- Der Farbeindruck ist jeweils deutlich
mittleren und dunklen Bereichen auch ter Filter in Prozessfarbauszüge zerlegt unterschiedlich, wie Abbildung 3 zeigt.
noch variiert werden kann. und mit Hilfe der Rasterung druckbar Ähnliche, allerdings deutlich
Der hier beschriebene Raster wird gemacht werden. schwächere, Effekte können unter be-
amplitudenmodulierter Raster genannt, Rasterung ist die Kunst, dem mensch- stimmten Bedingungen auch bei der
weil bei einer festen Anzahl von Raster- lichen Auge nur mit den in Vollton ge- Überlagerung unterschiedlicher Raster
punkten nur deren Größe variiert wird. druckten Prozessfarben ein farbiges, auftreten. Eigentlich ist Farbdrift
Neben Rastern mit regelmäßigen Struk- natürlich wirkendes Bild vorzutäuschen. nichts anderes als ein sehr langwelliges
turen gibt es auch Raster mit unregel- Wie jede Kunst, erfordert auch die Raster- Moiré. Das Auge empfindet den Effekt
mäßigen Strukturen, wie sie später in ung ein umfangreiches Know-how. Bevor jedoch als Farb drift.
dem Kapitel über frequenzmodulierte tiefer in die Rasterverfahren eingestie- Wegen der unkontrollierbaren Effekte
Abbildung 3: Beispiel für Farbdrift: gleiche Raster
Raster beschrieben werden. Die Kenn- gen wird, werden noch zwei grundle- werden Raster vermieden, die im übereinander und nebeneinander gedruckt.
Allgemeines zur Rasterung Einführung in die Rastertechnologie 7

Zusammendruck zur Farbdrift neigen. Für die Belichterauflösung und die


Der hier zur Verdeutlichung darge- Rasterfeinheit sind zwei verschiedene
stellte Extremfall zweier Raster mit Maßsysteme üblich. In der einen
gleichem Winkel und Rasterfeinheit Variante wird die Belichterauflösung in
kann mit keinem Heidelberg-Raster- dpi (dots per inch, Punkte pro Zoll) und
system auftreten. die Rasterfeinheit in lpi (lines per inch,
Linien pro Zoll) angegeben. In der
1.5 Belichterpixel und Rasterpunkte anderen Variante werden metrische
Druckplatten und Rasterfilme werden Einheiten verwendet. Hier spricht man
Belichterpixel Rasterpunkt
heute fast ausschließlich mit Laserbe- sowohl bei der Belichterauflösung als
lichtern produziert. Alle Laserbelichter auch der Rasterfeinheit von Linien pro
funktionieren nach dem Prinzip, dass Zentimeter (l/cm-1) Fußnote 5. Außerdem
ein Laserstrahl oder mehrere Laser- spricht man z.B. von einem ‚80er Raster‘
strahlen parallel linienweise über den und meint damit 80 l/cm.
Film oder die Druckplatte bewegt
werden. An den Stellen, an denen Film
oder Platte belichtet werden sollen,
wird der Laserstrahl eingeschaltet,
sonst bleibt er ausgeschaltet. Das Schal-
ten des Laserstrahls erfolgt digital in Belichterlinie

einem festen Taktraster, wie in Abbil-


dung 4 angedeutet. Die kleinsten Laser-
punkte, die geschaltet werden können,
nennt man etwas missverständlich
‚Pixel‘, abgeleitet von ‚Picture Element‘.
Jeder Rasterpunkt wird also aus einer
bestimmten Anzahl Pixel aufgebaut.
Auf diese Weise wird ein Raster in die
Pixelmatrix des Belichters hinein
konstruiert. Diese Betrachtungsweise
ist wichtig für das Verständnis des Kapi-
tels über Rasterverfahren und Techno-
logien. Wie hier beschrieben, wird ein
Belichter von einer Bitmap aus Pixeln
angesteuert. Abbildung 4: Belichterpixel und Rasterpunkte.
8 Einführung in die Rastertechnologie Rasterverfahren

2 Rasterverfahren
Die traditionellen Rasterverfahren sind 2.1 Amplitudenmodulierte Raster 2.1.1 Konventionelle Raster lungstechnik hatten alle Auszüge die
bereits im Abschnitt über Historie (AM-Raster) Mit der Einsicht, dass Fotografien zum gleiche Rasterfeinheit. Die konventio-
beschrieben worden. In diesem Kapitel Amplitudenmodulierte Raster sind aus Drucken in eine gerasterte Vorlage um- nellen Raster sind sozusagen die Antwort
werden die für die digitale Rasterung kompakten, in gleichen Abständen an- gewandelt werden müssen, stellte sich auf die bereits ange sprochenen Prob-
benutzten Rasterverfahren behandelt, geordneten Rasterpunkten aufgebaut. die Frage nach dem ‚Wie?‘. Die gängigste leme Farbdrift und Moiré.
wobei für konventionelle Raster als Mit zunehmendem Tonwert werden Lösung in den Kindertagen der Technik Als konventionelle Rastersysteme be-
einführendes Beispiel auch die alten die einzelnen Rasterpunkte größer, das war die Reprokamera. Vor dem zu be- zeichnet man Rastersysteme, die in
Verfahren erwähnt werden. Es geht hier heißt ihre ‚Amplitude‘ wird größer, lichtenden Reprofilm wurde eine präzise allen Farbauszügen die gleiche Raster-
darum, die von der Implementierung während die Rasterperiode und damit drehbare Glasplatte angebracht, in die feinheit haben, wobei es nur bei Gelb
unabhängigen Eigenschaften zu disku- die Frequenz konstant bleibt. Sie werden ein Raster geritzt ist. Bei der Belichtung Abweichungen geben darf. Charakteris-
tieren. deshalb als amplitudenmodulierte der einzelnen Farbauszüge überlagerte tisch sind die Abstände der Rasterwinkel
Als Überblick über die hier behandelten Raster oder AM-Raster bezeichnet. Die sich dann die Bildvorlage und der Raster von 30° für die Farben Cyan, Magenta
Rasterverfahren dient der unten darge- anschließend behandelten konventio- auf dem Film, so dass man ein geraster- und Schwarz, die mit sehr engen Tole-
stellte Rasterstammbaum. Die Raster nellen Raster sind das klassische Bei- tes Bild erhielt. Bei farbigen Vorlagen ranzen eingehalten werden müssen.
und ihre Zusammenhänge werden dann spiel für amplitudenmodulierte Raster. brauchte man selbstverständlich noch
im Text beschrieben. die entsprechenden Farbfilter für die 2.1.1.1 Rasterwinkel
einzelnen Auszüge. Mit dem Auf kommen elliptischer Punkt-
Die konventionellen Raster sind experi - formen wurde der Winkelabstand für
mentell entstanden. Man erkannte die stark zeichnenden Farben Cyan (C),
Raster
sehr schnell die Problematiken beim Magenta (M), und Schwarz (K) von 30°
Zusammendruck der Farben, insbeson- auf 60° vergrössert. Die am schwächsten
Amplitudenmodulierte Raster Frequenzmodulierte Raster dere die Gefahr von Moirés (siehe Kapi- zeichnende Farbe Gelb (Y) muss mit
tel 1.3, Moiré). Ohne die mathemati- einem Winkelabstand von 15° dazwi-
Hybrid-Raster
schen Zusammenhänge zu kennen, schen gelegt werden. Durch den
Konventionelle Raster Dither-Raster fand man heraus, dass die Raster der kleineren Winkelabstand zwischen
(irrationale Raster) Auszugsfarben Cyan (C), Magenta (M), Gelb und den benachbarten Farben kann
Error-Diffusion-Raster Gelb (Y, Yellow) und Schwarz (K, Key 6) es bei den konventionellen Rastersyste-
RT-Raster
auf die Rasterwinkel 15°, 75°, 0° und men, insbesondere in Hauttönen sowie
FM-Raster 1. Generation
Megadot-Raster 45° gelegt werden müssen, um im Zu- in glatten Grau-Grün-Tönen, zu einem
FM-Raster 2. Generation sammendruck das beste Ergebnis zu leichten Gelb-Moiré im Zusammendruck
Linien-Raster
erzielen. Bedingt durch die Herstel- kommen. Dieses latente Gelb-Moiré wird
Rasterverfahren Einführung in die Rastertechnologie 9

billigend in Kauf genommen. Im Zu- 2.1.1.2 Zusammendruckeigenschaften formen und welche besser seien.
sammendruck ist es normalerweise der konventionellen Raster Die Anordnung der Rasterpunkte um
nicht sichtbar. Wenn man die Farb- Im Zusammendruck bilden die konven- ein weißes Feld wird als ‚clear
auszugsfilme übereinander legt, wird tionellen Raster die sogenannte Offset- centered‘ Rosette bezeichnet (siehe
dieses Moiré jedoch sichtbar. Rosette (siehe Abbildung 6). Abbildung 6). Bei digitalen Rastern er-
Üblich ist folgende Farb-/Winkelzu- Diese Rosette ist auch ein Zusammen- gibt sich diese Rosettenform von
ordnung: druckmoiré. Nach Untersuchungen der selbst. In der Praxis wird man allerdings
FOGRA7 wirkt die Rosette auf den Be- exakte ‚clear centered‘ Rosetten eher
trachter gröber als die Raster der Ein- selten sehen, da jeder noch so kleine
zelauszüge. Sie erscheint wie ein Raster Fehlpasser 8 Einfluss auf die Form hat.
0,0°
mit der 1,5-fachen Rasterperiode und Im Extremfall kann daraus auch eine
ist bis zu einem 60er Raster deutlich er- Figur mit einem Punkt im Zentrum
kennbar. Etwa ab einem 80er Raster ist entstehen, eine ‚dot centered‘ Rosette.
sie mit bloßem Auge nicht mehr wahr- Im Tiefenbereich9 ist die ‚clear centered‘
nehmbar. Rosette geringfügig offener.
45,0°
An sich ist die Rosettenbildung eine un-
erwünschte Erscheinung. Ihr Vorhan-
Abbildung 6: Unter der Lupe ist die für konventionelle
densein ist jedoch so eng mit dem Raster typische Offset-Rosette deutlich zu erkennen.
Drucken verbunden, dass sie schon als
ein Qualitätskriterium missverstanden
105,0° wird. Im Digitaldruck versucht man z. T.,
die Rosettenbildung nachzuahmen,
damit das Ergebnis ‚wie gedruckt‘ aus-
sieht.
In einigen Broschüren findet man un-
sinnige Diskussionen über die Rosetten-

Tabelle 1: Farb-/Winkelzuordnung.

165,0° Farb- / Winkelzuordnung


Farbe Winkel
Cyan 105,0°
Magenta 165,0°
Abbildung 5: Zur Vermeidung von Moirés werden die Yellow 0,0°
stark zeichnenden Farben mit einem Winkelabstand
Black 45,0°
von 60° generiert.
10 Einführung in die Rastertechnologie Rasterverfahren

2.1.1.3 Genauigkeitsanforderungen schnitt beschriebenen Farbdrift und Farbdrift nur bei bestimmten Farbkom-
Bei konventionellen Rastern werden die Moiré, müssen beim Herstellungs- binationen deutlich sichtbar. Besonders
Farben Cyan, Magenta und Schwarz mit prozess sehr enge Toleranzen eingehal- kritisch sind großflächige, bunt aufge-
60° Winkelabstand auf die gleiche Raster- ten werden. Beträgt die Verwinkelung baute Grautöne.
feinheit gelegt. Dabei bilden je zwei oder Verzerrung eine ganze Rasterpe- Die in den alten DIN-Vorschriften (DIN
Farben ein Moiré, das die exakt gleiche riode über das Druckformat, so erreicht 16547) geforderten Toleranzen sind
Rasterfeinheit und Winkellage wie die die Farbverschiebung immer ihren zwar gröber, sie wurden allerdings
dritte Farbe hat. Maximalwert. Bei der halben Periode nicht nach den Notwendigkeiten, son-
Die konventionellen Raster zeichnen kann sie im ungünstigsten Fall noch dern nach den damaligen technischen
sich dadurch aus, dass die Moiré-Periode den Maximalwert erreichen. Möglichkeiten festgelegt.
im Zusammendruck unendlich groß Für eine gute Qualität kann also eine
wird. Abweichung von 1/4 Rasterpunkt über
Exemplarisch ist dieser Sachverhalt in das ganze Format gerade noch toleriert
Abbildung 7 dargestellt. Zur besseren werden.
Darstellung werden Linienraster statt Für einen DIN-A2-Druckbogen mit
der üblichen Punktraster verwendet. einem 60er Raster lässt sich die Toleranz
Die Farben Cyan und Magenta bilden leicht abschätzen:
ein Moiré unter 45° mit exakt der • Die Diagonale ist ca. 723 mm. Abbildung 7: Die Farben Cyan und Magenta bilden ein
Moiré unter 45° (gestrichelt), das mit Schwarz zu einem
gleichen Rasterperiode (gleichseitige • 1/4 der Rasterperiode ist ca. 42 μ. Moiré führt. Zur Verdeutlichung wurde ein Linienraster
Dreiecke). Das ist normalerweise nicht mit von der Beschreibung abweichenden Winkeln
gewählt.
zu sehen, da es zu kleinräumig ist. Damit darf der Winkel nur einen Fehler
Problematisch ist jedoch die Überlage- von maximal 0,0033° oder die Raster-
rung mit dem Schwarzauszug unter feinheit nur eine Abweichung von
45°, der ja nominal auch wieder die maximal 0,0035 l/cm haben. Diese
15°
gleiche Rasterfeinheit hat. Treten hier Genauigkeitsanforderungen gelten für
auch nur geringfügigste Abweichungen den gesamten Herstellungsprozess.
der Winkel oder Rasterfeinheiten auf, Aber allein im Druck können sie nicht 75°
so führt das bei vielen Farbtönen zu immer eingehalten werden. Umso
einem langwelligen Moiré bzw. zu Farb- wichtiger ist es, die Raster exakt zu
drift. generieren, da sich die Fehler sonst
Dies ist ein Moiré zweiter Ordnung, da akkumulieren können.
hier eine Farbe mit dem Moiré zweier In der Praxis ist es nicht ganz so kri-
135°
anderer Farben interferiert. tisch, da auf einem Bogen meist
Zur Vermeidung unschöner Zusammen- mehrere Seiten kleineren Formates
druckeffekte, wie die im vorigen Ab- platziert sind. Außerdem wird diese
Rasterverfahren Einführung in die Rastertechnologie 11

2.1.2 ,Rationale‘ und ,irrationale‘ Raster Anzahl a Pixel in eine Richtung geht Der Gegensatz dazu sind die irratio- Im Mehrfarbendruck spricht man von
Die rationalen Raster wurden in jenen und dann eine Anzahl b Pixel senkrecht nalen Zahlen. Sie lassen sich nicht als ‚rationalen Rastersystemen‘, wenn
längst vergangenen Tagen erfunden, dazu. Dadurch ensteht ein Raster, Brüche ganzer Zahlen darstellen. alle Farbauszüge eines Rastersystems
als Rechenleistung und Speicherplatz dessen Winkel man durch die Funktion rationale Rasterwinkel haben. Sobald
noch sehr teuer waren. Sie waren die arctan(b/a) Fußnote 10 beschreiben kann. Beispiele: eine oder mehrere Farbauszüge
ersten digitalen Raster. Die rationalen Der Begriff rational bezieht sich auf die √2 = 1,414213562373095048… irrationale Rasterwinkel aufweisen, so
Raster versuchen, sich den zuvor Zahl b/a. Doch zunächst eine Bemer- tan (15°) = 0,267949192431122706… spricht man von ‚irrationalen Raster-
genannten konventionellen Rastern kung zu diesen etwas merkwürdigen tan (75°) = 3,732050807568877293… systemen‘.
genau oder auch schlau anzunähern. Begriffen ‚rational‘ und ‚irrational‘. Irrationale Raster sind aufwendig in der
Zur Erläuterung müssen wir uns mit Die Bezeichnungen kommen aus der Keine Angst, wir steigen hier nicht in Berechnung. Rationale Raster dagegen
etwas Mathematik beschäftigen. Deshalb Mathematik. Sie beschreiben Mengen die Zahlentheorie ein, sondern merken lassen sich in die Pixelmatrix des Belich-
benutzen wir die in der Mathematik von Zahlen mit bestimmten Eigenschaf- nur an: ‚Nomen est omen‘. Die irratio- ters hineinkonstruieren und sind daher
übliche Zählweise der Winkel (links- ten. Rational sind alle Zahlen, die sich nalen Zahlen haben ihren Namen durch- deutlich schneller in der Verarbeitung.
drehend, 0° horizontal). als Brüche ganzer Zahlen darstellen aus zu Recht. Dieses Dilemma verfolgte die digitale
Die Pixelmatrix eines Belichters ist die lassen. Ob ein Raster ‚rational‘ oder ‚irratio- Rasterung viele Jahre.
digitale Repräsentation des mathema- nal‘ ist, hängt vom Tangens des Mit steigender Rechenleistung und
tischen Koordinatensystems. Der Raster Beispiele: Rasterwinkels ab. Typische rationale Optimierungen näherten sich die ratio-
muss in diese Pixelmatrix hineinkon- 0,333333333… = 1/3 Raster sind 0°, 45° und 18,4° mit den nalen Rasterverfahren schrittweise an
struiert werden. Am einfachsten reali- 0,25 = 1/4 dazugehörigen Tangenswerten von 0; 1 die konventionelle, irrationale
siert man einen gedrehten Raster- tan (45°) = 1 und 1/3; typische Winkel mit irrationa- Rasterung an. Durch die Entwicklung
punkt, indem man eine bestimmte tan (18,4...°) = 1/3 lem Tangens sind 15° und 75°. Der spezieller Hardware, bzw. Weiter-
konventionelle Raster ist also irrational. entwicklung der Algorithmen, wurde
Im Sinne dieser Definition müsste man schließlich auch die irrationale Raste-
eigentlich von ‚Rasterwinkeln mit rung in der digitalen Welt ermöglicht.
rationalem Tangens‘ bzw. ‚Rasterwin-
keln mit irrationalem Tangens‘ sprechen.
Das ist für den alltäglichen Gebrauch
viel zu umständlich; man spricht deshalb
von rationalen und irrationalen Rastern.

a Abbildung 8: Beispiel für einen rationalen Rasterwinkel.


12 Einführung in die Rastertechnologie Rasterverfahren

2.1.3 RT-Raster Im Gegensatz zu den konventionellen Wiederholperiode haben, dass sich kein
Ausgangspunkt der Entwicklung der Rastern wird versucht, die möglichen sichtbares Moiré ergibt.
RT-Raster war der Versuch, die Winkel Moiré-Perioden im Zusammendruck
der konventionellen Rasterung auf nicht gegen unendlich auszuwinkeln,
elektronischem Wege möglichst gut sondern eine so kleine Moiré-Periode
anzunähern. Ihre Realisierung wurde zu erreichen, dass eventuelle Zusammen-
geprägt von der Notwendigkeit mit druckmoirés nicht sichtbar werden.
einem Minimum an damals noch sehr Zur Vereinfachung werden die RT-
teurem Speicherplatz auszukommen. Raster hier nur am Beispiel der Winkel
Entstanden ist dabei ein eigenständiges 0° und 45° beschrieben. Die Rasterfein-
Verfahren, das gegenüber der konven- heiten sind so gewählt, dass drei Raster-
tionellen Rasterung seine besonderen punkte mit einem Winkel von 0° die
Vorteile hat. Die RT-Rasterung war das gleiche Größe haben wie zwei Diagona-
erste rationale Rasterverfahren und die len der Punkte unter einem Winkel
erste digitale Rasterung überhaupt. Die von 45°. Damit ergeben sich zwei
Bezeichnung ‚RT‘ steht für ‚rationaler ‚Rasterkacheln‘ gleicher Größe, die im
Tangens‘. Zusammendruck nur eine so kleine

Abbildung 9: ‚Rasterpunkte 0°‘. Punkte unter einem Abbildung 10: ‚Rasterpunkte 45°‘. Punkte unter einem
Winkel von 0° lassen sich leicht aufbauen. Eine größere Winkel von 45° lassen sich leicht aufbauen und eine
Fläche wird gerastert, indem die Punkte einfach an- größere Fläche wird gerastert, indem entsprechende
einandergereiht werden. ‚Rasterkacheln‘ aneinandergereiht werden.
Rasterverfahren Einführung in die Rastertechnologie 13

2.1.3.1 Linienraster bisher beschriebenen Rastern vergleich- hochwertigen Kunstdruck, bei dem
Linienraster unterscheiden sich zunächst bar. Es ergibt sich nicht die übliche schon bei relativ niedrigen und damit
einmal durch die Punktform von Offset-Rosette, sondern ein sehr glatter leichter zu druckenden Rasterfeinhei-
konventionellen Rastern. Die Linien Zusammendruck. ten eine hervorragende Glätte des
beginnen im Lichtertonbereich als Das Fehlen der typischen Offset-Rosette Ausdrucks erreicht wird. Für den Sieb-
kleine Punkte, die über stark gestreckte bewirkt gleichzeitig eine bessere Detail- druck sind Linienraster weniger geeig-
Ellipsen zu Linien zusammenwachsen. wiedergabe. net, da Linien eher zu Moirés mit den
Benutzt man in den konventionellen Außerdem haben sie fast die gleiche Drucksieben neigen als andere Raster.
Rastersystemen Linien statt Punkte, so Punktzunahme im Druck wie konven- Bei Verwendung entsprechender
ergeben sich zunächst keine Vorteile im tionelle Raster (siehe Kapitel 7.2 Ton- Winkel lassen sich die gleichen kleinen
Druckbild. Im Gegenteil, im Einzelaus- wertzunahme im Druck). Im Gegensatz Rasterkacheln nutzen wie bei den RT-
zug sind Linienraster eher deutlicher zu frequenzmodulierten Rastern der Rastern, so dass großräumige Moirés,
sichtbar als Punktraster. ersten Generation erfordert die Weiter- wie bei den konventionellen Rastern,
Linienraster haben allerdings den ent- verarbeitung der Linienraster keine nicht auftreten.
scheidenden Vorteil, dass zwei Farben wesentlich größere Sorgfalt als bei den
mit einem Winkel von 90° zueinander konventionellen Rastern.
gedruckt werden können, ohne dass es Moirés zwischen Vorlage und Raster
Farbdrift gibt. Somit lassen sich die vier lassen sich – anders als bei FM-Rastern –
Rasterwinkel 0°, 90°, 45° und 135° für allerdings nicht vermeiden.
die üblichen vier Prozessfarben ver wen- Sinnvoll einsetzbar sind die Linien-
den. Raster vom farbigen Zeitungsdruck, bei
Auf diese Weise erzeugte Linienraster dessen gröberen Rastern die Offset-
sind im Zusammendruck nicht mit den Rosette oft stark stört, bis hin zum

Abbildung 11: Beispiel für ein Linienraster.


14 Einführung in die Rastertechnologie Rasterverfahren

2.2 Frequenzmodulierte Raster mäßige Muster, die in verschiedenen 2.2.2 Error Diffusion Gewicht von 16 (Summe der anderen
Frequenzmodulierte Raster oder FM- Tonwerten als störend empfunden Für Tintenstrahldrucker werden neben statistischen Gewichte) addiert und
Raster sind im Gegensatz zu den vorher werden. Die Verteilung der Punkte ist anderen FM-Rastern auch diverse Spiel- durch die Summe aller statistischen
besprochenen AM-Rastern aus einer für die Weiterverarbeitung besonders arten der Error-Diffusion-Verfahren Gewichte (32) geteilt. Das Ergebnis wird
Vielzahl kleiner, fein verteilter Punkte ungünstig. Es entsteht eine extrem angewendet. Diese Verfahren arbeiten dann mit einem Schwellwert ver-
aufgebaut. Das bedeutet, dass mit lange Randlinie zwischen farbigen und überwiegend algorithmisch. Sie be- glichen. Ist das Ergebnis größer als der
zunehmendem Tonwert die Zahl der weißen Elementen. Wie im Kapitel 7 ziehen bei der Entscheidung darüber, Schwellwert, so wird das Pixel einge-
gesetzten Punkte größer wird, bis sie ‚Raster im Druck‘, beschrieben, treten ob ein Pixel gesetzt werden soll oder färbt, ist er kleiner oder gleich, dann
sich dann bei zunehmender Flächen- Fehler durch Punktzunahme beim nicht, sowohl den Vergleich des nicht.
deckung gegenseitig berühren und Druck, hauptsächlich an den Rändern aktuellen Pixels mit einer irgendwie Logischerweise werden bei der Bewer-
zusammenwachsen. Es wird also in der Rasterpunkte auf. Aus diesem gearteten Rastermatrix als auch die tung des Umfelds nur Pixel berücksich-
erster Linie die Rasterfrequenz variiert. Grund ist man bemüht, Rasterpunkte Umgebung mit ein. tigt, die zum Zeitpunkt der Berechnung
Was bei der Weiterverarbeitung oder möglichst kompakt aufzubauen, so dass Generell werden Zwischentöne mit bereits gesetzt sind.
im Druck frequenzmodulierter Raster die Randlinie im Vergleich zur Fläche einer Verteilung von Vollton und
berücksichtigt werden sollte, erläutert möglichst klein wird. weißen Pixeln angenähert. Bei jedem
das Kapitel über Prinect Stochastic Dither-Raster lassen sich zwar einfach dieser Pixel hat man also eine Differenz
Screening und Diamond Screening und schnell erzeugen, die Wieder- zum Solltonwert. Man macht also einen
(siehe Kapitel 4.6). gabequalität ist jedoch eingeschränkt. ‚Fehler‘, den man auszugleichen sucht.

Slow Scan
Sie haben heute keine praktische Das Prinzip soll anhand des klassischen
2.2.1 Ordered Dither-Raster Bedeutung mehr; gleichwohl können Floyd-Steinberg-Filters kurz erläutert
Ordered Dither11-Raster wurden über- auch in modernen Rastern Dither- werden.
wiegend für Laser- und Tintenstrahl- Algorithmen enthalten sein. Es werden die ‚Fehler‘, die bei der
drucker verwendet (siehe das folgende Rasterung von vier benachbarten Pixeln
Kapitel 2.2.2). Sie verteilen die einzel- entstehen, mit den in der folgenden
Fast Scan
12

nen Laserpunkte meist nach einem Skizze dargestellten statistischen


Abbildung 13: Statistische Gewichtung in Fast-Scan-
geordneten Muster, so dass sie – wie das Gewichtungen aufaddiert; dazu wird und Slow-Scan-Richtung bei dem Error-Diffusion-Ver-
folgende Beispiel zeigt – möglichst fein der aktuelle, mit einem * gekennzeich- fahren.

verteilt sind. Es entstehen auch regel- nete, Tonwert mit dem statistischen

Abbildung 12: Beispiel für einen Ordered Dither-Raster.


(Verlauf von 0 % bis 100 %; vergrößert)
Rasterverfahren Einführung in die Rastertechnologie 15

Die beim Setzen einzelner Pixel ge- 2.2.4 FM-Raster der 2. Generation
machten ‚Fehler‘ diffundieren also bis Satin Screening und die Nachfolgeent-
zur Korrektur am aktuellen Pixel weiter. wicklung Prinect Stochastic Screening
Dieses Verfahren neigt dazu, in Ab- sind FM-Raster der zweiten Generation.
hängigkeit von den Bildmotiven Arte- Sie unterscheiden sich grundlegend von
fakte13 an Konturen im Bild zu erzeu- denen der ersten Generation. Der auf-
gen. Um dies zu umgehen, kann man fälligste Unterschied zeigt sich in
die statistischen Gewichte zufällig den mittleren Flächendeckungen durch
variieren, dann werden allerdings rela- eine wurmartige Gruppenbildung
tiv rauhe Flächen erzeugt. Trotz einiger der Punkte. Die besonders bei Prinect
Nachteile, insbesondere des hohen Stachastic Screening deutlich verbes-
Rechenaufwands, erfreuen sich die serte Glätte im Zusammendruck ist
diversen Error-Diffusion-Verfahren mit den konventionellen Rastern durch-
Abbildung 14: Vergleich Standard AM-Rasterpunkte und
großer Beliebtheit bei der Rasterung in Zufallsraster (schematisch) für 12,5 % Flächendeckung. aus vergleichbar, wodurch sie auch für
Tintenstrahldruckern. Motive, bei denen es auf Glätte ankommt,
dergefügt und wiederholt. Die Kunst ragende Detailschärfe erreicht. Wie geeignet sind.
2.2.3 ,Zufalls‘-Raster oder FM-Raster bestand nun darin, die Kacheln so groß bei allen FM-Rastern entsteht nicht die Durch die stärkere Gruppenbildung
der 1. Generation und deren Inhalt, die Zufallsrasterung, übliche Offset-Rosette, die oft störend ist die Punktzunahme im Druck
Für den Druck geeignete FM-Raster muss so zu wählen, dass in der visuellen ist, sondern ein Aussehen, das am ehesten geringer und damit die Weiterverarbei-
man möglichst schnell und einfach Beurteilung keine sich wiederholenden mit einem Farbfoto vergleichbar ist. tung einfacher und stabiler als bei den
generieren können. Sie dürfen keine Strukturen zu erkennen sind. Diamond Screening sollte nicht der FM-Rastern der ersten Generation.
Artefakte haben und sie sollten auch Diamond Screening von Heidelberg Endpunkt der Entwicklung sein.
noch gut druckbar sein. Daher sind die gehört zu den ersten Vertretern dieser So wird es heute zu der sogenannten
Ordered Dither-Raster und Error neuen FM-Rastergeneration. Schon mit ‚ersten Generation‘ von stochastischen
Diffusion-Raster ungeeignet. Diamond Screening wurde eine hervor- Rastern gezählt. Abbildung 15: Beispiel für einen FM-Raster der
zweiten Generation (kontinuierlicher Verlauf).
Hier kam der Fortschritt in der Rech-
nertechnologie zu Hilfe. Man wählte
Rasterkacheln, wie schon in den vorigen
Kapiteln beschrieben, und füllte sie mit
Quasi-Zufallsrastern. Diese Rasterka-
cheln werden dann genauso wie bei der
AM-Rasterung immer wieder aneinan-

Abbildung 16: Beispiel für einen FM-Raster der


ersten Generation.
16 Einführung in die Rastertechnologie Rasterverfahren

2.3 Hybrid-Raster Die Hybrid-Raster lösen ein Dilemma Durch die Verwendung von Punkten
Punktgrößen
Hybrid-Raster sind eine Kombination des konventionellen Drucks: Bei höherer definierter Mindestgröße wird erreicht,
aus konventioneller Rasterung im Rasterfeinheit werden die Rasterpunkte dass auch in den Lichtern und Tiefen Minimale Raster- Unsicherer
Punktgröße feinheit Druckbereich
Mitteltonbereich und frequenzmodu- in den Lichtern so klein, dass sie teil- stabil gedruckt werden kann und somit
20 μ 150 lpi < 1,4 %
lierter Rasterung in den Lichtern und weise wegbrechen und zu einem Ton- der volle Druckumfang ausgenutzt
20 μ 200 lpi < 2,5 %
Tiefen. In den Mitteltönen unterschei- wertbereich mit instabilem Druckver- wird. Die Mindestgröße der Punkte ist
20 μ 300 lpi < 5,6 %
det sich Prinect Hybrid Screening nicht halten führen. Analog dazu verhält es in Stufen einstellbar.
von den bekannten AM-Rastern. sich mit den Löchern in den Tiefen. Die quasi zufällige Verteilung bewirkt,
30 μ 150 lpi < 3,1 %
Bewegt man sich in Richtung hellerer Somit geht Lichter- und Tiefenzeich- dass auch die Lichter und Tiefen relativ
30 μ 200 lpi < 5,6 %
Tonwerte, so werden die Rasterpunkte nung verloren. Der erhöhte Punktzu- glatt wirken und nicht der Eindruck
30 μ 300 lpi < 12,5 %
zunächst wie gewohnt kleiner, bis sie wachs in den Mitten läßt sich hingegen grober Raster entsteht, der bei regel-
eine vorgegebene Mindestgröße durch Kalibrierung heute relativ gut mäßiger Anordnung der Punkte ent- Tabelle 2: Instabile Druckbereiche in Abhängigkeit von
Rasterfeinheit und minimaler stabiler Punktgröße.
erreicht haben. Ab dann verschwinden beherrschen. stehen würde.
ganze Rasterpunkte nach einem quasi Für jeden Prozess gibt es eine minimale Mit Hybrid-Rastern läßt sich die Glätte
zufälligen Algorithmus und es vollzieht Punktgröße, die stabil und ohne wegzu- extrem feiner Raster mit guter Druck-
sich der Übergang vom amplituden- brechen verarbeitet werden kann. In barkeit verbinden. Zusätzlich wird, wie
zum frequenzmodulierten Raster. der nebenstehenden Tabelle ist darge- bei den FM-Rastern, eine sehr gute Detail-
Bewegt man sich dagegen in Richtung stellt, ab welchem Tonwert, in Abhän- schärfe erreicht. Außerdem sind wegen
dunklerer Tonwerte so werden die gigkeit von der Rasterfeinheit und der der feinen Raster Moirés mit dem Bild-
Rasterpunkte wie gewohnt immer minimalen Punktgröße, stabile Druck- inhalt eher unwahrscheinlich. Ein
größer und die ‚Löcher‘ dazwischen verhältnisse erreicht werden. weiterer Vorteil der Hybrid-Raster ist ihre
immer kleiner. Unterschreiten die Erlaubt der Prozeß stabile Punkte ab 20 μ Skalierbarkeit. Sowohl die Rasterfeinheit
Löcher eine Mindestgröße, so ver- Größe, so könen bei konventionellen als auch die minimale Punktgröße lassen
schwinden dann, analog zum Vorgehen AM-Rastern die kleineren Rasterpunkte sich an die jeweiligen Druckbedingungen
in den hellen Tonwertbereichen, auch wegbrechen. Z. B.: Bei 300 lpi (120 l/cm) anpassen. Kurz zusammengefasst: Hybrid-
hier ganze Löcher nach einem quasi werden Punkte unter einem Tonwert Raster verbinden die Vorteile konventio-
zufälligen Algorithmus. von 5,6 % kleiner 20 μ und damit instabil. neller und frequenzmodulierter Raster.

Abbildung 17: Beispiel für einen Hybrid-Raster


(vergrößert). Der Stufenkeil enthält Flächen mit 2 %,
5 %, 50 %, 95 % und 98 %. Die kleinsten Rasterpunkte
sind genau 2 x 2 Pixel groß und quasi zufällig verteilt.
Rasterverfahren Einführung in die Rastertechnologie 17

3 Rastertechnologien
In diesem Kapitel geht es um die techno- Es gibt dabei zwei grundsätzliche Form. Die ‚Schwellwert-Matrix‘ sieht Die Heidelberg-Rasterverfahren be-
logischen Realisierungen bzw. An- Möglichkeiten: dabei wie ein Berg aus. Man spricht ruhen auf der Schwellwert-Matrix.
näherungen an die zuvor beschriebenen, deshalb auch von einem Rasterberg. Beim zweiten Verfahren wird für jede
allgemein gültigen Rasterverfahren. 1. Die ‚threshold matrix‘14 oder Ist der Tonwert der Vorlage größer als mögliche Tonwertebene ein entspre-
Rasterpunktformen können durch ‚Schwellwert-Matrix‘. der Vergleichswert in der Matrix, so chendes Bitmuster gespeichert.
mathematische Funktionen definiert 2. Das ‚look up table‘-Verfahren. wird das entsprechende Pixel gefärbt, Gerastert wird, indem einfach für den
werden, die dann in einem RIP in andernfalls wird es nicht gefärbt. Diese Tonwert die dazugehörige Ebene im
Matrizen umgewandelt werden. Alle Beim ersten Verfahren werden ‚Schwell- Vergleichsoperation wirkt, als ob man Speicher gesucht und das Bitmuster
hier beschriebenen Rastertechnologien werte‘ in einer Matrix gespeichert und Schnittebenen durch den Rasterberg direkt ausgegeben wird.
speichern die Rasterinformationen in mit dem Tonwert des Bildes an der legt. In den unteren Grafiken sind diese
Matrizen. entsprechenden Stelle verglichen. Für Schnittebenen für einen Lichterton,
einen rund-quadratischen Rasterpunkt einen Mittelton und die Tiefe darge-
ergibt sich dabei die nebenstehende stellt.

Abbildung 18: Schematische Darstellung einer Schwell- Abbildung 19: Schematische Darstellung der Schnitt-
wertmatrix. In der Matrix sind Schwellwerte abge- ebenen im Lichterton, Mittelton und Tiefe, die bei der
speichert, die bei einem rund-quadratischen Punkt Rasterung durch Vergleichsoperationen im ‚Raster-
etwa diese Form ergeben. berg‘ gebildet werden.

Vergleichswert Vergleichswert Vergleichswert Vergleichswert

Schnittebene

Schnittebene

Schnittebene

Y X Y X Y X Y X
18 Einführung in die Rastertechnologie Rastertechnologien

3.1 Einzellen-Rasterung nächstmöglichen Winkel und die nächst- es, um deutliche Zusammendruck- kleine Untermenge der später beschrie-
In PostScript Level 1 war die Einzellen- mögliche Rasterfeinheit, bei denen die moirés zu erzeugen. Neben der Winkel- benen RT-Raster zu erzeugen. Konven-
Rasterung die einzige Möglichkeit, Eckpunkte des Rasterpunktes auf ganze abweichung trägt gleichermaßen die tionelle Raster lassen sich praktisch
gewinkelte Raster zu erzeugen. Sie wird Belichterpixel fallen (siehe Abbildung 20). prinzipbedingte unterschiedliche nicht realsieren.
hier nur noch behandelt, weil sich Aus den einzelnen Rasterpunkten, den Rasterfeinheit zwischen Farbauszügen Nach unserem Wissen werden diese
damit einige Prinzipien am einfachsten sogenannten Rastermaschen oder zur Moirébildung bei (siehe Abschnitt Einzellen-Raster nicht mehr angewandt.
darstellen lassen. Später gab es mit Rasterzellen, wird dann eine größere 2.1.1.2 und 2.1.1.3). Als diese einfache PostScript Rasterung
PostScript Level 2 und PostScript 3 Er- Rasterkachel gebildet. Durch Anein- Dies ist insbesondere ein Problem für auf kam, gab es längst qualitativ hoch-
weiterungen, die aus historischen und anderfügen dieser Rasterkachel wird die Farbreproduktion, denn es gibt nur wertige Rasterverfahren wie die
Verständnisgründen nach der folgenden der Raster lückenlos aufgebaut (siehe sehr wenige Kombinationen mit anschließend beschriebene RT- und IS-
Beschreibung des HQS-Screenings kurz Abbildung 21). brauchbaren Zusammendruckeigen- Rasterung.
gestreift werden. Diese Einzellen-Rasterung erlaubt nur schaften. Es ist z. B. nur möglich, eine
Die Einzellen-Rasterung ist die eine sehr grobe Abstufung von Raster-
einfachste mögliche Ausführung der winkel und Rasterfeinheiten. Insbeson-
‚rationalen Raster‘. dere die irrationalen Winkel der Abbildung 21: Einzellen-Rasterkachel.
Wie bereits erwähnt, müssen die ge- konventionellen Rasterung lassen sich
drehten Rasterpunkte in die Pixel- sehr schlecht annähern. Auch wenn die
Y
matrix des Belichters hineinkonstruiert Abweichung im unten stehenden
werden. Man nimmt dazu einfach den Beispiel ‚nur‘ knapp 1° beträgt, reicht
Rasterkachel

Abbildung 20: PostScript Level 1-Rasterzelle.

Einzellen-Rastermasche

Soll-Rastermasche

15°
15° 14,036° 14,036°
X X
Rastertechnologien Einführung in die Rastertechnologie 19

3.2 RT-Raster Am Beispiel der Winkel 0°, 45° und Auf diese einfache Weise können
Ausgangspunkt der Entwicklung der 18,4° werden die rationalen Raster ‚Kacheln‘ gebildet werden, die sich
RT-Raster war der Versuch, die Winkel näher beschrieben. Die Rasterfeinhei- lückenlos aneinanderfügen lassen.
der konventionellen Rasterung auf ten sind so gewählt, dass drei Raster- Diese Kacheln haben genau die Größe
elektronischem Wege möglichst gut punkte mit einem Winkel von 0° die von 3 x 3 Rasterpunkten unter 0°.
anzunähern. Ihre Realisierung wurde gleiche Größe haben wie zwei Diagona- Der vierte Rasterwinkel mit 71,6°
geprägt von der Notwendigkeit, mit len der Punkte unter einem Winkel von (90° minus 18,4°) wird dann auf ent-
einem Minimum an teurem Speicher- 45°. Den Winkel 18,4° kann man nicht sprechende Weise erzeugt.
platz auszukommen. Entstanden ist mehr als rationale Annäherung an den
dabei ein eigenständiges Verfahren, irrationalen 15°-Winkel der konventio-
das gegenüber der konventionellen nellen Rasterung betrachten. Genau
Rasterung seine besonderen Vorteile genommen sind es 18,43494882292 …°.
hat. Die RT-Rasterung war das erste Die Zahl ist der arctan(1/3).
rationale Rasterverfahren und die erste Die 18,4°-Rasterpunkte lassen sich so
digitale Rasterung überhaupt. Die anordnen, dass man nach drei Punkten
Bezeichnung ‚RT‘ steht für ‚rationaler in eine Richtung genau um einen
Tangens‘. Rasterpunkt quer dazu weiter wandert.

Abbildung 22: ‚Rasterpunkte 0°‘. Punkte unter einem Abbildung 23: ‚Rasterpunkte 45°‘. Punkte unter einem Abbildung 24: Schematischer Aufbau einer Rasterkachel Abbildung 25: Schematischer Aufbau einer
Winkel von 0° lassen sich leicht aufbauen. Eine größere Winkel von 45° lassen sich leicht aufbauen und eine für den Winkel 18,4°. Der Aufbau wiederholt sich nach Rasterkachel für den Winkel 71,6°.
Fläche wird gerastert, indem die Punkte einfach größere Fläche wird gerastert, indem entsprechende jeweils drei ‚0° Rasterpunkten‘ in beiden Richtungen.
aneinandergereiht werden. ‚Rasterkacheln‘ aneinandergereiht werden.
20 Einführung in die Rastertechnologie Rastertechnologien

Betrachtet man die Grafiken, so fällt


auf, dass sich nicht nur die einzelnen
Farbauszüge aus ‚Rasterkacheln‘ zusam-
mensetzen lassen. Vielmehr lassen sich
alle 4 Farbauszüge gemeinsam aus einer
Kachel auf bauen, die 3 x 3 Rasterpunkte
unter 0° groß ist. Das hat einen ent-
scheidenden Vorteil: Eventuelle Moirés Abbildung 27: Aneinanderfügen von Rasterkacheln mit
allen vier Farben zu größeren Flächen.
beim Zusammendruck können maxi-
mal eine Periode von drei Rasterpunk-
ten haben. Diese Periode ist so klein,
dass kaum störende Moirés auftreten
können.
Im Gegensatz zu den konventionellen
Rastern zeichnen sich die RT-Raster da-
durch aus, dass die Moiré-Periode im
Zusammendruck möglichst klein wird.
Die Genauigkeitsanforderungen lassen
sich nicht wie bei den konventionellen
Rastern einfach mathematisch ableiten. Abbildung 26: Zusammendruck aller 4 RT-Kacheln, die
alle genau 3 x 3 ‚0°-Rasterpunkte‘ groß sind.
Nach unseren Erfahrungen reagiert
dieses Rasterverfahren auf Passerfehler
deutlich unkritischer.
Dieses Verfahren ist eine intelligente,
eigenständige Lösung, die sich mit
wenig Aufwand realisieren lässt und
sehr gute Zusammendruckeigenschaf-
ten hat (siehe Kapitel 4.3 RT-Raster).

Rasterkachel Rasterkachel
Rastertechnologien Einführung in die Rastertechnologie 21

3.3 HQS Screening dass sich jede Superzelle in ein flächen- durch versetztes Aneinanderfügen wie
HQS ist die Kurzform für High Quality gleiches Rechteck, einen sogenannten bei den Ziegeln einer Mauer. Die Ziegel
Screening und basiert auf rationaler ‚Rasterziegel‘ umwandeln lässt. Oft können sehr unterschiedliche Formen
Rastertechnologie. HQS erlaubte bereits enthalten die Superzellen noch zusätz- haben. Meist ergibt sich eine sehr
1991 eine sehr gute Annäherung an liche Redundanzen15, die entfernt langgestreckte balkenartige Form.
konventionelle Raster sowohl bzgl. der werden können, um die Anforderungen Dadurch sind bei der Durchführung der
Rasterfeinheiten als auch der -winkel. an den Speicherbedarf weiter zu Rasterung nur selten Adresssprünge
Diese Verbesserung wird dadurch er- reduzieren. bzw. Adressberechnungen nötig.
reicht, dass n x n Rasterpunkte zu einer Eine Rasterfläche wird dann aus diesen Zusammenfassend läßt sich sagen, dass
Einheit, der sogenannten Superzelle, Ziegeln zusammengesetzt (siehe Abbil- auch mit kleinen, gut zu verarbeiten-
zusammengefasst werden und erst dung 29). Dies erfolgt nicht wie bei den den Rasterziegeln eine relativ gute
wieder die Ecken dieser Einheit auf quadratischen ‚Rasterkacheln‘ durch Näherung der Winkel und Rasterfein-
ganze Belichterpixel fallen. einfaches Übereinandersetzen, sondern heiten zu erreichen ist.
Diese Superzellen-Rasterung erlaubt
eine relativ gute Annäherung der Win-
kel und Rasterfeinheiten. Die Superzel-
len werden dann – ähnlich wie im
Kapitel über ‚Einzellenrasterung‘ ge-
zeigt – zu Rasterkacheln zusammenge-
Y
setzt. Beim Zusammensetzen einer
HQS-Rasterkachel entspricht die Super-
zelle einem Rasterpunkt der Einzellen-
HQS-Superzelle
Rasterung (Abbildung 20). Weil die
Rasterkacheln dabei sehr groß werden Rasterpunkt
können, sind sie hier nicht als Grafik
dargestellt.
Durch die Superzellentechnik erreicht
man eine deutliche Verbesserung der
Genauigkeit der Raster. Leider steigt
mit der Genauigkeit der Speicherbedarf
für die Rasterkacheln dramatisch an.
Damit sind die Rasterkacheln nicht
mehr geeignet.
15,068° 15° Abbildung 28: Die HQS-Superzelle. Die Rastermasche,
Auf der Suche nach einer Lösung hilft
X die erreicht werden soll und die tatsächlich generierte
die Mathematik. Man kann nachweisen, Rasterzelle stimmen schon recht gut überein.
22 Einführung in die Rastertechnologie Rastertechnologien

Da bei HQS-Rastern typischerweise alle Rasterwinkel und Feinheiten auftreten. 3.4 Weitere Superzellen-Raster typ öffnet Adobe auch den RIP-Her-
Winkel leicht unterschiedliche Raster- Dies bedeutet in der Praxis, dass die Zu- In PostScript 3™ und PDF sind einige stellern, die über keine eigene Raster-
feinheiten haben, ist das Moiré im sammendruckeigenschaften etwas von neue Rastertypen beschrieben (PostScript technologie verfügen, die Tür zur
Zusammendruck ein entscheidendes der Rasterfeinheit abhängen. Language Reference Third Edition, ISBN Superzellen-Rasterung.
Kriterium zur Selektion zusammenpas- HQS und das zuvor beschriebene RT- 0-201-37922-8). Einige Typen basieren Wesentliches Know-how bei HQS steckt
sender Superzellen für den Farbdruck. Screening benutzen Superzellen aus noch auf der Einzellen-Rasterung (siehe auch in der Erzeugung hochwertiger
Dazu wurde ein Rechnerprogramm mehreren Rasterpunkten. Sie sind Er- Kapitel 3.1), die besseren auf der zuvor Schwellwertgebirge mit geeigneten
entwickelt, das Kombinationen aus weiterungen der anfangs beschriebe- erläuterten Superzellen-Rasterung. In geometrischen Verhältnissen und mög-
Rasterwinkel und Rasterfeinheit ohne nen Einzellen-Rasterung. einigen Rastertypen werden Rasterka- lichst glatten, gleichmäßigen Raster-
störende Moirés beim Zusammendruck cheln gespeichert, wobei der Speicher- punkten. Mit keinem PostScript- oder
ermittelt. platzbedarf reichlich groß werden PDF-Rastertyp lassen sich bessere
Die Generierung der HQS-Superzellen kann. Der komplexeste Raster, der Qualitäten erreichen als mit HQS.
bewirkt, dass für verschiedene nomi- Halftone Type 16 entspricht in seinen
nale Rasterfeinheiten leicht unter- Möglichkeiten hinsichtlich erreichbarer
schiedliche Verhältnisse der realen Rasterwinkel und -weiten dem HQS.
Einen Vorteil gegenüber HQS gibt es
nicht. Der Auf bau des Schwellwertge-
Abbildung 29: HQS-Rasterziegel. birges ist lediglich umständlicher. Die
Superzelle wird in zwei unterschiedlich
große Rechtecke zerlegt, die sich
lückenlos aneinander setzen lassen
(siehe Abbildung 30). Mit diesem Raster-

Abbildung 30: PostScript-Rastertyp 16-Kacheln.


Die Adressberechnung im RIP ist hier deutlich
umständlicher als bei den Rasterziegeln des HQS.
Rastertechnologien Einführung in die Rastertechnologie 23

3.5 IS-Technologie 3.5.1 Die klassische IS-Implementierung


Die bisher besprochenen rationalen in Hardware
Rasterverfahren, wie sie auch von an- Ein Winkel von 15° lässt sich nicht so
deren Herstellern benutzt werden, einfach mit der Regel ‚drei Schritte vor
nähern irrationale Winkel nur an. Die und einen zur Seite‘ erzeugen wie bei
damit erzeugbaren Rasterfeinheiten den vorher beschriebenen rationalen
und -winkel und damit auch die Rastern. Die Schrittfolgen sind unregel-
Qualität unterliegen Einschränkungen. mäßig und wiederholen sich nicht.
Mit der IS-Rasterung wird die Spitzen- Ausgangspunkt für die Erzeugung der
technologie für PostScript-RIPs ver- Raster ist eine Schwellwert-Matrix, die
fügbar gemacht. Mit diesem Verfahren z. B. aus 128 x 128 Elementen besteht
lassen sich die Rasterwinkel und Raster- und einen oder mehrere Rasterberge
feinheiten mit absoluter Präzision er- enthält.
zeugen. IS steht dabei für ‚Irrational Die einzelnen Raster werden erzeugt,
Screening‘. Abbildung 31: IS-Rasterpunkte mit einem Winkel von indem eine Koordinatentransformation
Die IS-Technologie wurde ursprünglich 15°. Die Schrittfolgen zur Erzeugung der Punkte sind aus dem Koordinatensystem des Be-
unregelmäßig und wiederholen sich nicht.
in Hardware implementiert. Seit lichters in das meist gedrehte Koordina-
Längerem wird nur noch die Implemen- tensystem des Rasterberges (siehe Abbil-
tierung in Software ausgeliefert. dung 33: blau dargestellt) durchgeführt
Hinsichtlich der Präzision von Raster- wird.
winkeln und -weiten unterscheiden sich Dabei wird folgendermaßen vorgegan-
Vergleichswert
die Ergebnisse praktisch nicht, obwohl gen: Ausgehend von einem Startpunkt
die Algorithmen zur Berechnung des werden mit hoher Genauigkeit
Rasters sehr unterschiedlich sind. Die Adressinkremente16 in X- und Y-Rich-
Implementierung in Software zeichnet tung aufaddiert und so die Einsprung-
sich noch durch eine bessere Kompakt- punkte in den Rasterberg berechnet
heit der Rasterpunkte und eine ver- (siehe Abbildung 33: dux, duy). Der hier
besserte Glätte in den Einzelauszügen abgespeicherte Schwellwert wird mit
aus. X Y dem Tonwert im Bild verglichen und je
Die klassische Hardware-Implemen- nach Ergebnis dieses Vergleichs wird
tierung wird hier zum besseren Ver- das entsprechende Belichterpixel ge-
ständnis der Prinzipien behandelt. setzt. So entstehen die vorher
Abbildung 32 Schematische Darstellung eines Raster-
berges. In einer Matrix mit einer Kantenlänge von 128 beschriebenen Schnittebenen durch
Elementen in X- bzw. Y-Richtung sind Schwellwerte den Rasterberg. Wird bei dieser
abgespeichert, die bei einem rund-quadratischen Punkt
etwa diese Form ergeben. Rechnung die Grenze der Rasterzelle,
24 Einführung in die Rastertechnologie Rastertechnologien

d. h. des Rasterberges erreicht (siehe rechner. Er berechnet ‚on-the-fly‘17 die


Abbildung 33: (1)), so wird einfach das Koordinaten im Rasterberg.

rix Y
überlaufende Bit abgeschnitten. Mit Mit der IS-Technologie wird eine Genau-

tmat
dem Rest der Adresse wird dann auto- igkeit der Rasterfeinheit von

Punk
matisch der neue Einsprungpunkt ± 0,000000015 und ein maximaler Win-
gewonnen (siehe Abbildung 33: (2)). kelfehler von ± 0,0000012° erzielt. Oder
Das lässt sich beliebig wiederholen. anders ausgedrückt: Bei einer Belich-
Punktmatrix Nach Erreichen des Zeilenendes wird terauflösung von 1000 l/cm (2540 dpi)
der Startpunkt der neuen Zeile durch würde eine systematische Positionsab-
Vorschub-Richtung v

Start der Rasterung

Addieren der entsprechenden Adress- weichung von nur einem Belichterpixel


dvx Neue Laserlinie schritte (siehe Abbildung 33: dvx, dvy) erst bei Offset-Platten von 80 m x 80 m
auf den Startpunkt der vorherigen Zeile auftreten.
(2)
gewonnen. Die Fehler der Superzellenverfahren
Fortsetzung der Laserlinie Bei einem Durchlauf wird nicht jede bei der Annäherung an die konventio-
dvy

Adresse der Schwellwert-Matrix ange- nellen Raster sind um mehrere Zehner-


sprungen. In dem im Beispiel darge- potenzen größer.
dux
stellten Winkel von 15° ergeben sich Eine Implementierung dieses Ver-
duy

(1)
bei jedem Durchlauf unterschiedliche fahrens in Software wäre auch mit
Punk
Adressen durch die Berechnung. Bei heutigen Rechnern zu langsam.
15°

tmat
rix X Winkeln wie 0° und 45° werden in der
Regel immer die gleichen Adressen an-
gesprungen. Mit unterschiedlichen
Laserlinien-Richtung u
Adressen sind auch unterschiedliche
Schwellwerte verknüpft. Auf diese
Abbildung 33: Schema der Koordinatentransformation
im Rasterrechner. Nähere Erläuterung im Text. Weise ergeben sich bei irrationalen
Rastern für jeden individuellen Raster-
punkt unterschiedliche digitale
Abbildungen bei gleichem Tonwert.
Wegen der notwendigen Rechenge-
nauigkeit und der Komplexität des Ver-
fahrens in Kombination mit der
erforderlichen Geschwindigkeit ist eine
Implementierung nur mit spezieller
Hardware möglich. Realisiert wurde
dies mit dem sogenannten Raster-
Rastertechnologien Einführung in die Rastertechnologie 25

3.5.2 Die moderne IS-Implementierung ten Raster bereits in der entsprechen- deutlich komplexer als die hardware- inzwischen deutlich höhere Rasterfein-
in Software den Rasterfeinheit und -winkelung. mäßige IS-Rasterung. Da sie allerdings heiten erreicht.
Die Softwarelösung für irrationale Die komplexen Adressberechnungen, nur sehr selten ausgeführt werden Das Soft IS-Verfahren spricht für sich
Raster, im Folgenden auch kurz ‚Soft IS‘ die bei dem hardwaremäßigen IS- müssen, fallen sie nicht ins Gewicht. selbst, es liefert bestmögliche Qualität
genannt, ist eine Entwicklung in der Verfahren notwendig sind, entfallen. Das Verfahren läßt sich von daher am bei minimalem Aufwand.
langen Liste der technischen Innovatio- Für die Realisierung von Soft IS galt es, ehesten mit einem Beispiel erklären:
nen von Heidelberg. die Vorteile beider Verfahren, die hohe Stellen Sie sich vor, Sie haben normales
Diese Entwicklung folgte dem allgemei- Genauigkeit der IS-Technologie einer- Millimeterpapier, benötigen aber eins
nen Trend, ‚Spezial-Hardware‘ durch seits und die schnelle Verarbeitung der mit einer Kästchengröße von 1,005 mm.
Software zu ersetzen. Für den Anwen- rationalen Raster andererseits, zu ver- Für die ersten Kästchen ist die Abwei-
der hat das den großen Vorteil, dass die einen. chung sicherlich vernachlässigbar, aber
Kosten für eine spezielle Rasterhard- Zur Erreichung der Geschwindigkeits- nach 200 Kästchen beträgt der Fehler
ware eingespart werden können. vorteile basiert Soft IS in wesentlichen bereits ein ganzes Kästchen. Eine ein-
Außerdem steigt die Leistung mit jeder Zügen auf dem zuvor beschriebenen fache Korrekturmaßnahme wäre, alle
neuen Rechnergeneration und hat die HQS-Verfahren. Der geforderte irratio- 200 Kästchen ein Kästchen doppelt so
Leistungsfähigkeit der Rasterhardware nale Raster wird zunächst durch eine groß zu machen. Dann würde die An-
längst weit übertroffen. So wurde (rationale) Rasterkachel angenähert. zahl der Kästchen wieder stimmen und
bereits mit einem 500 MHz-PC etwa die Sodann wird eine Fehlerbetrachtung der Fehler wäre kompensiert. Die dop-
gleiche Rasterleistung wie mit dem vorgenommen, deren Ziel es ist, zu pelt breiten Kästchen würden allerdings
Delta® Tower erreicht. bestimmen, nach wievielen Pixeln auf sehr störend auffallen. Man könnte
Der Algorithmus der klassischen einer Belichterlinie die Abweichung allerdings auch z. B. nach 10 Kästchen je
(hardwaremäßigen) IS-Implementie- zwischen gegebenem rationalen Raster ein Kästchen einfügen, das statt 1 mm
rung ist komplex und erfordert eine und gefordertem irrationalen Raster 1,05 mm breit ist. Dann wäre diese
Vielzahl von Rechenoperationen pro einen vordefinierten Grenzwert über- Korrekturmaßnahmen nicht mehr
Belichterpixel. Rationale Raster hin- schreitet. Diese Anzahl von Belichter- erkennbar. Sehr ähnlich arbeiten auch
gegen folgen einem sehr einfachen pixeln können in der HQS-typischen die Korrekturmaßnahmen von Soft IS.
Algorithmus und lassen sich daher hohen Geschwindigkeit gerastert Einige entscheidende Änderungen
deutlich schneller verarbeiten. Selbst werden. Dann werden Korrekturmaß- beseitigen somit die Einschränkungen
modernste Rechner können diesen nahmen ausgeführt und die Rasterung von HQS und erlauben die volle Kom-
prinzipiellen Geschwindigkeitsunter- anschließend in der hohen Geschwin- patibilität zu den Rasterwinkeln und
schied nicht wettmachen. digkeit wieder aufgenommen. In der -feinheiten der IS-Hardware-Rasterung.
Die schnelle Verarbeitung rationaler Summe wird eine mit dem Hardware- Auch qualitativ hat Soft IS längst neue
Raster ist auf die Verwendung der vor- Verfahren vergleichbare Präzision, Maßstäbe gesetzt: Die einzelnen
berechneten Rasterkacheln zurückzu- besser als ein Device Pixel, erreicht. Farbauszüge wirken wesentlich glatter.
führen. Diese enthalten den gewünsch- Die Korrekturmaßnahmen an sich sind Durch weitere Verbesserungen werden
26 Einführung in die Rastertechnologie Rastertechnologien

3.6 Tonwertstufen und Kalibrierung Tonwertstufen, jedenfalls wenn er aus der mittlere Tonwert benachbarter Shading-Verläufen bei der Linearisie-
Man kann sich leicht überlegen, dass regelmäßigen Flächen aufgebaut ist. Rasterpunkte. rung und Kalibrierung (siehe Kapitel 6.6
viele Belichterpixel pro Rasterpunkt Auf dieses Thema wird unter Tipps und Mit der HQS- und Soft-IS Rasterung und 7.3).
von Vorteil sind. Ein Beispiel: Tricks (siehe Kapitel 8) noch eingegan- wurde die Multidot-Technik noch weiter Bei der Standard-Implementierung in
Wird bei einer Belichterauflösung von gen. verfeinert. PostScript und PDF erfolgt die Abbil-
1000 l/cm (2540 dpi) ein 120er Raster Um trotzdem eine möglichst hohe Zahl Durch gezielten Einsatz dieser Technik dung bei Linearisierung und Kalibrie-
(300 lpi) belichtet, so wird ein Raster- von Tonwertstufen zu erreichen, wird kann in allen Implementierungen rung von 8 Bit auf 8 Bit, d.h. es werden
punkt aus 8 x 8 Pixeln aufgebaut. Mit eine spezielle Multidot-Technik einge- sichergestellt werden, dass immer mehr 256 Eingangstonwerte auf 256 Aus-
so einem Rasterpunkt lassen sich nur setzt. Bereits bei der alten Hardware-IS- als 1000 Tonwertstufen verfügbar sind. gangstonwerte abgebildet. Dabei
8 x 8 + 1 = 65 verschiedene Tonwert- Rasterung wurde der Schwellwert- Bedingt durch die Verarbeitung der werden des Öfteren mehrere Eingangs-
stufen darstellen. Das ist viel zu wenig, Speicher nicht nur mit einem Berg ge- Daten in einem PDF- oder PostScript- stufen auf eine Ausgangsstufe abgebil-
um einen Verlauf von 0 % bis 100 % laden, sondern mit mehreren Bergen. Interpreter, sind davon meist nur 256 det. Es gehen folglich Stufen verloren,
Flächendeckung glatt darzustellen. Die einzelnen Berge dieser Gebirge sind Tonwertstufen nutzbar (8 Bit). Es gibt wodurch z. B. in Verläufen Abrisse
Insbesondere im dunklen Bereich sind geringfügig unterschiedlich. Dadurch nur eine Ausnahme (Smooth Shading), entstehen (siehe Kapitel 8.2).
dann deutliche Abrisse18 sichtbar. wird erreicht, dass benachbarte Raster- die in Kapitel 8.2 beschrieben ist. Um das zu vermeiden, braucht man
Wegen der hohen Empfindlichkeit des punkte auch leicht unterschiedlich sind. Trotz dieser Einschränkungen bringt ausgangsseitig eine höhere Stufenzahl,
menschlichen Auges im dunklen Der Unterschied ist so gering und klein- ein Vorrat von deutlich mehr als 256 z. B. 12 Bit. Erfolgt die Abbildung in
Bereich braucht man für die glatte räumig, dass er vom Auge nicht auf- Tonwertstufen in der Rasterung erheb- der Kalibrierung von 8 Bit auf 12 Bit, so
Darstellung eines Verlaufes etwa 1000 gelöst wird. Wahrgenommen wird nur liche Qualitätsvorteile in Smooth- werden praktisch immer alle Eingangs-
stufen auf unterschiedliche Ausgangs-
stufen abgebildet. Durch die höhere
Auflösung im ‚Rasterberg‘ werden alle
Linearisierung/Prozesskalibrierung
Ausgangsstufen dann noch differen-
8 Bit oder 256 Stufen 10 Bit oder 1024 Stufen
Y Y ziert wiedergegeben, so dass immer
alle 256 Tonwertstufen von Post-
Scipt/PDF zur Verfügung stehen. Die
Tonwertskala wird somit deutlich
Ausgang
Ausgang

glatter.

X X

Abbildung 34: Der Vergleich der Kalibrierung mit 8-Bit


Eingang Eingang und 10-Bit-Auflösung. Eine 12-Bit-Darstellung lässt sich
auf Grund ihrer Feinheit visuell nicht darstellen.
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 27

4 Rastersysteme und Rasterpunkte


Dieses Kapitel ist eher als Nachschlage- Für jedes Rastersystem stehen meist Kapitel 3.1. Einzellen-Rasterung). Wie 4.1.3 Zählweise der Rasterwinkel
werk über die angebotenen Rastersysteme mehrere optimal abgestimmte Punkt- schon erwähnt, garantieren nur be- In den vorangegangenen Kapiteln
und Punktformen gedacht. Es wird formen zur Auswahl. stimmte Kombinationen gute Resultate wurde über Rasterwinkel gesprochen,
nicht vorausgesetzt, dass die vorherigen Innerhalb jedes Rastersystems stehen im Zusammendruck. Wenn ein ohne dass gesagt wurde, wie diese zu
Kapitel gelesen wurden. Deshalb sind verschiedene Rasterfeinheiten zur Benutzer nicht ganz genau weiß, was er messen sind. Unter den dort besproche-
die Beschreibungen in sich vollständig. Verfügung. Der in Bedienoberflächen tut und wie sich sein RIP verhält, werden nen Aspekten war die absolute Lage der
Die dadurch entstehenden Wiederholun- angezeigte Wert ist als Nominalwert keine guten Ergebnisse herauskommen. Winkel auch unerheblich.
gen werden bewußt in Kauf genommen. zu verstehen. Die tatsächlichen Raster- Aus dem bisher Gesagten wird verständ- Wichtig für das Zusammendruckver-
feinheiten weichen meist geringfügig lich, dass die Eingabe beliebiger Raster- halten ist nur die relative Lage zuei-
4.1 Rastersysteme ab. Für die Heidelberg-Rasterung mit winkel und -feinheiten wenig sinnvoll nander. Aus dieser Erkenntnis heraus
4.1.1 AM-Rastersysteme Ausnahme von HQS gilt: Unabhängig ist. gab es in der Vergangenheit keine ein-
In der Farbreproduktion kommt es da- von der absoluten Rasterfeinheit ist das Mit der Einstellung ‚Document Control- heitliche Implementierung.
rauf an, optimale Zusammendruck- Verhältnis der zusammengehörenden led Screening‘ kann die Heidelberg Die Nulllage ist, in Anlehnung an die
eigenschaften zu erreichen. Farbdruck Rasterfeinheiten der verschiedenen Rasterung ausgeschaltet und die Adobe ältere DIN 16547, in den meisten Fällen
ist mehr als der Druck von vier Einzel- Farbauszüge konstant. Das bedeutet, interne, frei parametrierbare Rasterung 12 Uhr (Kompass Nord) und die Zähl-
farben mit unterschiedlichen Rastern. dass die Zusammendruckeigenschaften aktiviert werden. Über diesen Weg ist richtung im Uhrzeigersinn. In Abhän-
Es gibt nur wenige Kombinationen aus nicht von der Rasterfeinheit, sondern auch bei RIPs von Heidelberg die Ver- gigkeit vom Ausgabegerät konnte die
Rasterwinkeln und -feinheiten, die gute nur vom System abhängen. wendung beliebiger Rasterwinkel und - Zählung der Winkel auch entgegenge-
Zusammendruckeigenschaften garan- Im Gegensatz hierzu stehen Raster ver- feinheiten möglich. Dabei gelten auch setzt sein.
tieren. Deshalb ist es nötig, genau diese fahren anderer Anbieter, die die die eben genannten Risiken und Neben- Mit der Entwicklung von elektroni-
Kombinationen zu treffen. konventionellen irrationalen Raster- wirkungen (siehe auch Kapitel 5.4.4). schen Raster-Proof-Geräten entstand
Dafür wird der Begriff ‚Rastersystem‘ winkel mit rationalen Winkeln eine neue Situation. Um einen verbind-
benutzt. annähern. Dadurch werden die Zusam- 4.1.2 FM-Rastersysteme lichen Proof mit exakt dem gleichen
Zu einem AM-Rastersystem gehören mendruckeigenschaften von der Auch bei FM-Rastern braucht man Raster zu erhalten, müssen sich Platten-
mindestens vier Raster. Die Winkel sind ausgewählten Rasterfeinheit abhängig. Rastersysteme. Die Einzelauszüge haben belichter einerseits und Proofgerät
meist unterschiedlich. Die dazugehöri- Manche RIPs bieten dem Benutzer die grundsätzlich gleiche Charakteristika. andererseits gleich verhalten.
gen Rasterfeinheiten können unter- Möglichkeit, beliebige Rasterwinkel Zur Vermeidung von Farbdrift sind die In neueren Heidelberg Produkten werden
schiedlich sein. Sie stehen in einer oder Rasterfeinheiten einzugeben, die Muster jedoch unterschiedlich. deshalb die Rasterwinkel unabhängig
festen Relation zueinander und sind so dann mehr oder weniger genau ange- Unterschiedliche FM-Rastersysteme sind vom Ausgabegerät in einer standardisier-
gewählt, dass das Moiré im Zusammen- nähert werden (siehe Kapitel 2.1.1.3. durch den strukturellen Auf bau und die ten Form implementiert. Dies erfolgt
druck minimiert ist. Genauigkeitsanforderungen und kleinsten Punktgrößen gekennzeichnet. nach der älteren DIN 16547. Bezogen auf
28 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

die lesbare Seite ist die Nulllage die 12 Uhr Günstiger ist es bei elliptischen Punkt- erweckt. Eine eindeutige Winkelbes- Die nachfolgenden Rastersysteme sind
Position und die Winkel werden im Uhr- formen oder Linienrastern. Hier lassen timmung ist nur mit einer Lupe oder für elliptische Punkte optimiert, indem
zeigersinn gezählt. Mit dieser Eigenschaft sich die Winkel zwischen 45° und 135° einem Mikroskop möglich. die dominierenden Farben einen
spielt es z. B. keine Rolle, ob eine Seite unterscheiden. Es gibt eindeutige Win- Winkelabstand von 60° zueinander
um 90° oder 180° gedreht auf einen kel, die in Richtung des ersten Punkt- Als hilfreich hat sich ein kleiner Winkel- haben.
Bogen montiert wird. Der Raster dreht schlusses19 bzw. in Richtung der Linie stern erwiesen, in den die Winkellagen Die Rastersysteme werden geordnet
sich mit. Diese Betrachtungen beziehen gemessen werden. von Hand eingetragen werden. Man ver- nach den in Kapitel 2 beschriebenen
sich dabei immer auf den fertigen • Die Nullage und die Winkelzählrich- sucht zunächst, die Winkellage von Gelb Rasterverfahren. Im Anschluss an die
Druck. Es muss im Einzelfall geklärt tung können unbekannt sein. zu bestimmen, obwohl das wegen des jeweiligen Rastersysteme werden die
werden, ob das System bereits dem • Die Mehrdeutigkeit von Rasterzäh- geringen Kontrastes der Farbe manchmal dazu passenden Punktformen behan-
Standard folgt oder ob ein gerätespezifi- lern. Mit manchen Rasterzählern schwierig ist. Damit hat man den Bezugs- delt.
sches Verhalten vorliegt. lassen sich auch Rasterwinkel be- winkel für die anderen Rasterwinkel
Auf die Implementierung nach der stimmen. Dabei kann man jedoch gefunden. Man trägt diese Winkel von 4.1.4 Druckbeispiele
aktuellen DIN-ISO 12647-1 wurde aus nicht zwischen Winkeln wie 45° und Hand in den Stern ein und erhält somit Bedingt durch die prinzipiell unter-
Kompatibilitätsgründen verzichtet. 135° unterscheiden, auch wenn ein einen Überblick über die Winkellagen. schiedlichen Zusammendruckeigen-
In der neueren Fassung werden die Rasterzähler mit einem größeren Damit lässt sich dann auch die Nullage schaften von konventionellen Rastern
Winkel wie in der Mathematik gezählt. Messbereich von 180° den Anschein und die Winkelzählrichtung ableiten. (Rosettenbildung) und frequenzmodu-
Die Nulllage ist die Waagerechte und lierten Rastern kann es zu geringfügig
die Zählrichtung ist gegen den Uhr- unterschiedlichen Farbeindrücken im
Abbildung 35: Mehrdeutigkeit der Rasterwinkel bei run- Abbildung 36: Rasterstern ohne und mit eingezeichnetem
zeigersinn. den Rasterpunkten und Eindeutigkeit bei elliptischen Rasterwinkel. Zusammendruck kommen.
Punkten.
Die oben beschriebenen Regeln gelten Dies ist trotz der Kalibriermöglichkeit
0° 15°
nicht, wenn die Heidelberg-Raster deak- 45° 30° bei der Plattenausgabe nicht zu ver-
45°
tiviert sind, d. h. die Einstellung Document 60° meiden. Eine weitere Optimierung des
75°
Controlled Screening wurde aktiviert. Druckresultats in allen Tonwertberei-
90°
Bei der praktischen Bestimmung der 105° chen wäre nur durch Color Manage-
Rasterwinkel eines Druckes entstehen 120° ment auf der Basis von ICC-Profilen
135°
folgende Schwierigkeiten: 165°
150° möglich. Darauf wurde bei der Produk-
135°
• Die Mehrdeutigkeit der Rasterwinkel: tion dieses Fachbuchs bewusst
Bei runden oder quadratischen 45°
verzichtet.
0° 15°
Punkten sind z. B. die Winkel 45° und 30°
45°
135° nicht zu unterscheiden. Wegen 60°
75°
der Symmetrieeigenschaften gibt es 90°
keine eindeutigen Winkel, sondern 105°
120°
immer zwei gleichwertige Winkel, 135°
150°
die um 90° versetzt sind. 165°
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 29

4.2 Irrational Screening (IS) 4.2.1 IS Classic


Die IS-Rastersysteme sind konventio- Das Rastersystem IS Classic ist das klas-
nelle Rastersysteme mit einem Winkel- sische, konventionelle Offset-Raster-
abstand von 60° zwischen den stark system.
zeichnenden Farben Cyan, Magenta und Die Winkellage des Rastersystems IS
Schwarz. Der Winkelabstand von 60° Classic ist aus dem nebenstehenden Dia-
(statt 30°) bewirkt bessere Zusammen- gramm ersichtlich: Wie man in der fol-
druckeigenschaften bei dem standard- genden Tabelle der relativen Rasterfein-
mäßig verwendeten elliptischen Punkt. heiten sehen kann, ist der Gelbauszug
Die IS-Rastersysteme sind keine unter 0° etwas feiner als die übrigen
Näherungen, sondern exakt die konven- Raster. Dadurch wird ein bei konventio-
tionellen Raster mit der höchsten nellen Rastern mögliches Gelb-Moiré
Qualität. Dies ist mit keinem anderen reduziert (siehe Kapitel 2.1.1 Konventio-
Verfahren erreichbar. nelle Raster).
Die Winkelzuordnung mit Magenta auf
45° ist für die Reproduktion von Haut-
tönen optimiert. Für andere Motive ist
u.U. ein Winkeltausch von Magenta mit Abbildung 37:
Relative Rasterweiten und Winkellagen
Cyan oder Schwarz sinnvoll. des Rastersystems IS Classic.
Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
muster beigelegt.

Abbildung 38:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster IS Classic.

Rastersystem IS Classic
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 165,0° 1,000
Magenta 45,0° 1,000
Yellow 0,0° 1,061
Black 105,0 1,000

Tabelle 3: Eigenschaften des Rastersystems IS Classic.


30 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.2.2 IS Y fine Wie aus der folgenden Tabelle der rela-


Das Rastersystem IS Y fine ist eine Weiter- tiven Rasterfeinheiten ersichtlich ist, ist
entwicklung des klassischen, konven- der Gelbauszug unter 0° um den Faktor
tionellen Rastersystems IS Classic. Gelb 1,414 feiner als die übrigen Raster.
wird mit deutlich höherer Rasterfein- Wegen der großen Abweichung der
heit generiert, um das Gelb-Moiré der Rasterfeinheit von Gelb ist allein schon
konventionellen Raster zu vermeiden. aus Gründen der Rasterung eine farb-
Ein eventueller Winkeltausch in Ab- abhängige Kalibrierung erforderlich.
hängigkeit von den Farben des Motivs Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
ist nicht mehr erforderlich. muster beigelegt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Schwarz
auf 45˚ liegt. Hierdurch wird zum einen
einer sogenannten ‚Sägezahnbildung‘
an horizontalen und vertikalen Kanten
vorgebeugt, zum anderen ist dadurch
dieses Rastersystem ohne einen
weiteren Winkeltausch auch für den
Abbildung 39:
Schwarz-Weiß-Druck geeignet. Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems IS Y fine.

Abbildung 40:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster IS Y fine.

Rastersystem IS Y fine
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 105,0° 1,000
Magenta 165,0° 1,000
Yellow 0,0° 1,414
Black 45,0° 1,000

Tabelle 4: Eigenschaften des Rastersystems IS Y fine.


Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 31

4.2.3 IS Y60° 0°-Winkels für Gelb keine Rolle spielen,


Das Rastersystem IS Y60° ist ein konven- da Gelb ohnehin schwach zeichnet.
tionelles Rastersystem, bei dem Gelb Die Zuordnung der Farben zu den Raster-
auf 60° gelegt wurde. Alle Farben haben winkeln und die relativen Rasterfein-
exakt die gleiche Rasterfeinheit. heiten sind aus der folgenden Tabelle er-
Dieses Rastersystem ist besser als das sichtlich.
Rastersystem IS Classic für Flexo- Die Winkelzuordnung ist für die Repro-
und Siebdruck geeignet. Da es keinen duktion von Hauttönen optimiert. Für
0°-Winkel enthält, werden Moirés andere Motive ist u. U. ein Winkeltausch
zwischen dem Raster und dem Sieb bzw. von Magenta mit Cyan oder Schwarz
der Raster walze, die die Flexodruck- sinnvoll.
form einfärbt, minimiert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Schwarz
auf 45° liegt, wie es für den einfarbigen
Druck am günstigsten ist.
Manche Kunden versprechen sich Vor-
teile im Druck, z. B. beim Schieben und
Abbildung 41:
Doublieren20, indem sie den 0°-Winkel Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems IS Y60°.
vermeiden und deshalb dieses Raster-
system nutzen. Für die Sichtbarkeit des
Rasters wird die Vermeidung des

Abbildung 42:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster IS Y60°.

Rastersystem IS Y60°
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 165,0° 1,000
Magenta 105,0° 1,000
Yellow 60,0° 1,000
Black 45,0° 1,000

Tabelle 5: Eigenschaften des Rastersystems IS Y60°.


32 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.2.4 IS Y30° Die Zuordnung der Farben zu den


Das Rastersystem IS Y30° ist ein konven- Rasterwinkeln und die relativen Raster-
tionelles Rastersystem, bei dem Gelb feinheiten sind aus der folgenden
auf 30° gelegt wurde. Alle Farben haben Tabelle ersichtlich.
exakt die gleiche Rasterfeinheit. Es ist Die Winkelzuordnung ist für die Repro-
das Pendant zu Rastersystem IS Y60°. duktion von Hauttönen optimiert.
Es ist besser als das Rastersystem IS Für andere Motive ist unter Umständen
Classic für Flexo- und Siebdruck geeig- ein Winkeltausch von Magenta mit
net. Da dieses Rastersystem keinen Cyan oder Schwarz sinnvoll.
0°-Winkel enthält, werden Moirés zwi-
schen dem Raster und dem Sieb bzw.
der Rasterwalze, die die Flexodruck-
form einfärbt, minimiert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Schwarz
auf 45° liegt, wie es für den einfarbigen
Druck am günstigsten ist.
Manche Kunden versprechen sich Vor-
Abbildung 43:
teile im Druck, z. B. beim Schieben und Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems IS Y30°.
Doublieren20, indem sie den 0°-Winkel
vermeiden und deshalb dieses Raster-
system nutzen. Für die Sichtbarkeit des
Rasters wird die Vermeidung des
0°-Winkels für Gelb keine Rolle spielen,
da Gelb ohnehin schwach zeichnet. Abbildung 44:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster IS Y30°.

Rastersystem IS Y30°
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 105,0° 1,000
Magenta 165,0° 1,000
Yellow 30,0° 1,000
Black 45,0° 1,000

Tabelle 6: Eigenschaften des Rastersystems IS Y30°.


Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 33

4.2.5 IS CMYK+7.5° Die Winkelzuordnung ist für die Repro-


Das Rastersystem IS CMYK+7.5° ist ein duktion von Hauttönen optimiert.
konventionelles Rastersystem, das um Für andere Motive ist unter Umständen
7,5° gedreht wurde. Alle Farben haben ein Winkeltausch von Cyan mit
exakt die gleiche Rasterfeinheit. Magenta oder Schwarz sinnvoll.
Dieses Rastersystem ist hervorragend Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
für den konventionellen Offsetdruck muster beigelegt
geeignet. Es hat die besten Zusammen-
druckeigenschaften aller konventionel-
len Rastersysteme.
Es wurde ursprünglich für den Sieb-und
Flexodruck entwickelt. Durch die Dreh-
ung um 7,5° werden Moirés zwischen
dem Raster und dem Sieb bzw. der
Rasterwalze, die die Flexodruckform
einfärbt, minimiert.
Aus dem gleichen Grund ist es für die
Offset-Tiefdruck-Konversion (O-T- Abbildung 45:
Relative Rasterweiten und Winkellagen
Konversion)21 besonders gut geeignet. des Rastersystems IS CMYK+7,5°.
Die Zuordnung der Farben zu den
Raster winkeln und die relativen Raster-
feinheiten sind aus der folgenden Ta-
belle und Grafik ersichtlich.
Abbildung 46:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster IS CMYK+7,5°.

Rastersystem IS CMYK+7,5°
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 172,5° 1,000
Magenta 52,5° 1,000
Yellow 7,5° 1,000
Black 112,5° 1,000

Tabelle 7: Eigenschaften des Rastersystems


IS CMYK+7,5°.
34 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.3 RT-Raster 4.3.1 RT Classic


Das Kennzeichen dieser Rastersysteme Als Beispiel für rationale Raster wurde
ist, dass alle Winkel einen rationalen der Auf bau bereits im Kapitel Raster-
Tangens haben. technologien beschrieben (Kapitel 3.2).
Die relativen Rasterfeinheiten der einzel- Im Zusammendruck bildet sich nicht die
nen Farbauszüge unterscheiden sich bei bekannte Offset-Rosettenstruktur aus,
diesen Rastersystemen zum Teil deutlich. sondern eher eine schwache quadrati-
Die RT-Raster wurden für die ersten sche Struktur. Diese schwache, gleich-
elektronisch rasternden mäßige Struktur wirkt optisch glatter
Scanner/Recorder entwickelt. Trotzdem als die Offset-Rosette.
sind die ‚alten‘ RT-Raster keineswegs Ein weiterer Vorteil ist, dass Schwarz
überflüssig. Wegen ihrer spezifischen auf 45° liegt, wie es für den einfarbigen
Eigenschaften werden sie nach wie vor Druck am günstigsten ist.
benutzt. Die Zuordnung der Farben zu den
Rasterwinkeln und die relativen Raster-
feinheiten sind aus der folgenden
Tabelle ersichtlich.
Abbildung 47:
Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems RT Classic.

Abbildung 48:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster RT Classic.

Rastersystem RT Classic
Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 161,6° 1,118
Magenta 108,4° 1,118
Yellow 0,0° 1,061
Black 45,0° 1,000

Tabelle 8: Eigenschaften des Rastersystems RT Classic.


Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 35

4.3.2 RT Y45° K fine Wegen der großen Abweichung der


Das rationale Rastersystem RT Y45° K Rasterfeinheit von Schwarz ist allein
fine ist eine Weiterentwicklung des schon aus Gründen der Rasterung eine
Rastersystems RT Classic. Hier liegen farbabhängige Kalibrierung erforder-
Gelb und Schwarz auf 45°. Die Raster- lich.
feinheit von Schwarz ist um den Faktor Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
1,5 höher als die von Gelb. muster beigelegt.
Das Ergebnis ist ein Zusammendruck,
der deutlich glatter ist als bei den kon-
ventionellen Rastern.
Die Zuordnung der Farben zu den Raster-
winkeln und die relativen Rasterfein-
heiten sind aus der folgenden Grafik
und Tabelle ersichtlich.
Dieses Rastersystem ist für alle Farb-
kombinationen hervorragend geeignet,
so dass sich ein eventueller Winkeltausch
in Abhängigkeit vom Motiv erübrigt. Abbildung 49:
Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems RT Y45° K fine.

Abbildung 50:
Ausschnittsvergrößerung
aus dem Raster RT Y45° K fine.

Rastersystem RT Y45° K fine


Raster- Relative
Farbe winkel Rasterfeinheit
Cyan 161,6° 1,118
Magenta 108,4° 1,118
Yellow 45,0° 1,000
Black 45,0° 1,500

Tabelle 9: Eigenschaften des Rastersystems RT Y45° K fine.


36 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.4 HQS-Raster 4.5 Rasterpunktformen Die im Folgenden behandelten Raster- Tonwertsprungs abgemildert und
HQS ist die Kurzform für High Quality Für verschiedene Zwecke gibt es ver- punktformen sind für alle vorher besser durch eine Kalibrierung (siehe
Screening. Es ist eine rationale Raster- schiedene Rasterpunktformen, deren vorgestellten Rastersysteme verwend- Kapitel 7.3 Prozesskalibrierung) steuer-
technologie, die sehr gute Annäherungen Anwendung im Folgenden beschrieben bar. bar.
an irrationale Winkel erlaubt. Auch die wird. Dies ist die ideale Punktform für den
gewünschten Rasterfeinheiten werden Alle Rasterpunkte sind optimiert. Die 4.5.1 Elliptischer Punkt Offsetdruck.
sehr gut angenähert. Die Genauigkeit Rasterpunkte werden sozusagen nach Die Punktform ‚Smooth Elliptical‘ ist Auch für den Siebdruck, Hochdruck
der Annäherung variiert auch von Raster Designregeln aufgebaut. Es wird damit der empfohlene Rasterpunkt für den und die Offset-Tiefdruck-Konversion
zu Raster. Durch diese Abweichungen immer Spitzenqualität erzielt. Offsetdruck. wird der elliptische Punkt empfohlen.
werden die Zusammendruckeigenschaf- Für sehr hohe Rasterfeinheiten geht die Dieser Punkt beginnt im Lichterbereich
ten beeinflusst. spezifische Form zunehmend verloren, als nahezu kreisrunder Punkt, wird
Für alle IS-Rastersysteme gibt es ein da die Größe der Rasterzelle nur noch dann zunehmend elliptisch, im Bereich
Pendant in HQS. Mit der vollständigen wenige Möglichkeiten zur Gestaltung des ersten Punktschlusses19 bei 44 %
Implementierung der IS-Rastersysteme läßt. wird er etwa rautenförmig. Nach dem
in Software sind die HQS-Rastersysteme Rasterpunkte sollten mit einer kurzen zweiten Punktschluss bei 61 % werden
an sich überflüssig geworden. Aus Kom- Randlinie und damit möglichst kompakt zunächst rautenförmige, dann
patibilitätsgründen stehen sie weiterhin aufgebaut sein. Der Grund dafür ist, elliptische und in der Bildtiefe wieder
zur Verfügung. dass die Punktzunahme im Druck mit kreisrunde Löcher erzeugt.
der Länge der Randlinie wächst. Sobald sich benachbarte Rasterpunkte
Bei der Plattenherstellung ist es vorteil- gerade berühren, entsteht im Druck
haft, die Punkte möglichst randscharf eine Farbbrücke, die zu einem Tonwert-
zu bebildern, da sie so besser reprodu- sprung führt. Beim elliptischen Punkt
zierbar sind und sich besser drucken wird der Punktschluss auf zwei Bereiche
lassen. aufgeteilt. Dadurch wird der Effekt des

Abbildung 51: Punktform: Smooth Elliptical (vergrößert).


Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 37

4.5.2 Rund-quadratischer Punkt Diese Punktform wurde gerne für tech- 4.5.3 Runder Punkt dabei sonst entstehende Tonwertsprung
Die Punktform ‚Round-Square‘ ist die nische Motive (z. B. Stahl, Porzellan) Die Punktform ‚Round‘ ist für den Flexo- vermieden.
klassische, vom anfangs erwähnten eingesetzt, wobei der im Druck entste- druck entwickelt worden. Der Flexodruck wird überwiegend für
Glasgravurraster abgeleitete Punktform hende Tonwertsprung zur Steigerung Dieser durchgehend runde Punkt hat den Druck von Verpackungen, Plastik-
für den Offsetdruck. In PostScript wird des Kontrastes im Mittelton genutzt den Punktschluss bei 78 HaB %. Nach tüten, Etiketten etc. eingesetzt.
diese Punktform auch als euklidischer22 wurde. Es ist jedoch sinnvoller, den Kon- dem Punktschluss bleiben kissenförmige
Punkt bezeichnet. trast durch Änderung der Gradations- Löcher.
Dieser Punkt beginnt im Lichterbereich kurve23 im Bildbearbeitungssystem Der Flexodruck als Hochdruckverfahren
als nahezu kreisrunder Punkt, wird einzustellen und mit dem elliptischen mit elastischen Druckformen, die die
dann zum Punktschluss hin zunehmend Punkt zu belichten. Rasterpunkte ‚breitquetschen‘, führt zu
quadratisch und zur Bildtiefe werden Zum Teil wird dieser Punkt noch in ein- einer deutlich größeren Punktzunahme
runde Löcher generiert. Die Punkt- gefahrenen Prozessen eingesetzt. Die im Druck als im Offsetdruck üblich. Der
schlüsse liegen bei 50 % und sind leicht Druckereien scheuen den organisatori- Punktschluss liegt bei diesem Punkt in
gegeneinander versetzt, so dass der schen Aufwand einer Umstellung der einem Bereich, in dem ohnehin die
Tonwertsprung etwas gestreckt wird Produktion (Änderung der Prozesskali- Rasterpunkte bereits zugelaufen sind.
und damit über eine Kalibrierung brierung, Qualitätskontrolle etc.). Durch den späten Punktschluss wird der
besser steuerbar ist.

Abbildung 52: Punktform: Round-Square (vergrößert).

Abbildung 53: Punktform: Round (vergrößert).


38 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.6 Frequenzmodulierte Raster Zur Demonstration der hervorragenden der exzellenten Detailschärfe sollte trotz-
Die Heidelberg Raster Prinect Stochastic Detailauflösung wurde das gleiche Bild dem der Passer sorgfältig eingehalten
Screening und die älteren Raster Satin sowohl mit dem Rastersystem IS Classic werden. Kleine Passerfehler machen
Screening und Diamond Screening als auch mit Prinect Stochastic Screening sich zunächst nur als Unschärfe und bei
gehören zur Gruppe der frequenzmodu- gedruckt. Eine Ausschnittsvergröße- größeren Fehlern als farbige Säume
lierten Raster (FM-Raster). rung ist auf dieser Seite dargestellt. bemerkbar.
Prinect Stochastic Screening ist die Hier zeigt sich ein weiterer wichtiger Bei FM-Rastern ist die Punktform ein
neueste Entwicklung aus dem Hause Vorteil von FM-Rastern: Zwischen integraler Bestandteil des jeweiligen
Heidelberg. Es ist ein FM-Raster der den feinen, regelmäßigen Textilstruktu- Rasters. Anders als bei AM-Rastern gibt
zweiten Generation und löst die älteren ren und dem unregelmäßigen Druck- es keine Wahl zwischen z. B. elliptischen
Raster Diamond Screening und Satin raster können keine Moirés auftreten. und runden Punkten.
Screening ab. FM-Raster lassen sich besonders
Folgende Eigenschaften haben alle FM- vorteilhaft für anspruchsvolle Repro-
Raster: duktionen mit Feindetails, z. B. Gitter
Abbildung 54: Ausschnittsvergrößerung
Mit zunehmendem Tonwert wird die von Lautsprechern, feinen Textil- oder aus dem AM-Raster (IS Classic).
Zahl der gesetzten Punkte und damit Holzmaserungen und hochaufgelösten
die Frequenz des Rasters größer. Bei Satellitenaufnahmen etc., anwenden.
weiter wachsendem Tonwert berühren Bei dieser Gelegenheit noch eine
sich die Punkte und wachsen zusam- Randbemerkung: Moirés zwischen der
men. In der Bildtiefe bleiben dann noch Vorlage und dem Pixelraster einer
einzelne Lücken übrig. Digitalkamera bzw. dem Abtastraster
Größe, Verteilung und Form der Punkte des Scanners können nachträglich mit Abbildung 55: Ausschnittsvergrößerung aus
dem FM-Raster (Prinect Stochastic II fine).
bestimmen die Art des frequenzmodu- keinem Verfahren beseitigt werden.
lierten Rasters. Sie unterscheiden sich Hier hilft nur, die Vorlage mit feinerer
deutlich für die verschiedenen Raster. Auflösung neu zu digitalisieren.
Mit FM-Rastern entsteht nicht die Im Gegensatz zu konventionellen
übliche, oft störende Offset-Rosette, Rastern sind FM-Raster unempfindlich
sondern ein Ergebnis, das am ehesten gegen Farbverschiebungen durch
mit einem Farbfoto vergleichbar ist. Passerschwankungen6. Zur Bewahrung
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 39

4.6.1 Prinect Stochastic Screening Die Prinect Stochastic Screening-Raster- Prinect Stochastic Screening sorgt für
Prinect Stochastic Screening ist eine systeme sind unter verschiedenen Ge- einen nahezu fotorealistischen Druck
Nachfolgeentwicklung des weiter unten sichtspunkten skalierbar: und eine exzellente Detailschärfe. Es
beschriebenen Rasters Satin Screening. • Durch die Auswahl des Rastersystems entsteht ein Aussehen, das mit einem
Es wurden nicht nur die Algorithmen ist der generelle Charakter der Raster Farbfoto vergleichbar ist.
zur Punktverteilung noch weiter ver- bestimmt. Bei Prinect Stochastic Screening ist die
bessert, sondern auch die individuellen • Die Größe der kleinsten Punkte ist in Tonwertzunahme im Druck noch etwas
Eigenschaften der CtP-Geräte berück- mehreren Stufen einstellbar, ohne größer als bei den konventionellen
sichtigt. Prinect Stochastic Screening dass dadurch die Mitteltöne beein- Rastern. Deshalb wird eine Prozess-
verstärkt noch die Vorteile von Satin flusst werden. Dadurch lässt sich der kalibrierung empfohlen.
Screening. kleinste Punkt an die Druckbedin- Generell gilt, dass die Druckbedingun-
Im Vergleich zeigen sich die Vorteile: gungen anpassen. gen sorgfältig überwacht und konstant
• Die Stabilität im Druck konnte ver- • Eine Vergröberung der so eingestell- gehalten werden sollten.
bessert werden. ten Raster kann dann noch durch eine
• Die Glätte im Ausdruck wurde ver- Verdoppelung oder Verdreifachung
bessert. der einzelnen Pixel und damit der
• Mögliche Wiederholstrukturen wur- gesamten Struktur erreicht werden.
den minimiert. Die letzten beiden Möglichkeiten wer-
• Die minimale Punktgröße ist einstell- den an der Bedienoberfläche durch die
bar und damit sind diese FM-Raster Auswahl der Punktgröße eingestellt.
ähnlich skalierbar wie Prinect Hybrid Im Gegensatz zu früheren FM-Imple-
Screening und entsprechend gut an mentierungen erreicht Prinect
die jeweiligen Druckbedingungen Stochastic Screening auch in Flächen
anzupassen. eine mit konventionellen Rastern ver-
gleichbare Glätte. Abbildung 56: Raster Prinect Stochastic Screening.
Der Stufenkeil enthält Flächen mit 2%, 5%, 50%, 95%
und 98%. Die kleinsten Rasterpunkte sind genau 2x
2 Belichterpixel groß und die Mitteltöne sind stärker
geclustert (vergrößert).
40 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.6.1.1 Prinect Stochastic Screening II fine Die minimale Punkt- bzw. Lochgröße ist kein Moiré mit dem Sieb geben kann.
Prinect Stochastic Screening II fine ist z.B. auf 2x2 Belichterpixel oder 2x3 In dieser Anwendung überschneidet es
eine Weiterentwicklung des Rastersys- Belichterpixel einstellbar, was auf der sich teilweise mit dem nachfolgend
tems Prinect Stochastic fine. Die Inno- Bedienoberfläche bei 2540 dpi beschriebenen Rastersystem Prinect
vation besteht in einer Skalierbarkeit (1000 l/cm) als 20 μ oder 24 μ dargestellt Stochastic Screening II medium.
der kleinsten Punkte in den Lichtern wird. Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
und Tiefen. Wird die minimale Punkt- Durch die definierte und skalierbare muster beigelegt.
größe von 2x2 Belichterpixeln gewählt, Größe der Punkte im Lichter- und
so sind beide Raster identisch. Bei Tiefenbereich lassen sich auch diese
2540 dpi (1000 l/cm) entspricht das Bereiche stabil drucken. Die Skalier-
einer Punktgröße von 20 μ. Der Raster barkeit erlaubt eine bessere Anpassung
Prinect Stochastic Screening fine bleibt an verschiedene Bedruckstoffe. Im
aus Kompatibilitätsgründen zunächst Mitteltonbereich ist die Struktur so ge-
verfügbar. Es wird jedoch empfohlen, wählt, dass sich auch dieser Bereich Abbildung 58: Ausschnittsvergrößerung aus dem
bei passender Gelegenheit auf Prinect besonders glatt und stabil drucken lässt. Raster Prinect Stochastic Screening II fine.

Stochastic Screening II fine umzustel- Er ist unabhängig von der Wahl der
len. kleinsten Punkte.
Der Rasterpunkt beginnt im Lichterton- Prinect Stochastic Screening II fine ist
bereich mit kleinen Punkten definier- besonders für den Kunst- und hoch-
ter Größe. Im Mittelton wachsen sie wertigen Akzidenzdruck geeignet. Mit
dann zu feinen ‚wurmartigen‘ Struk- größeren Punktgrößen ist der Raster
turen zusammen. In der Tiefe werden auch für den Flexo-Druck und beson-
dann wieder kleine Löcher definierter ders für den Siebdruck geeignet, da es
Größe generiert.

Abbildung 57: Prinect Stochastic II fine mit der


Punktgröße 20 μ (vergrößert).
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 41

4.6.1.2 Prinect Stochastic Screening II sammen. In der Tiefe werden dann den Mitteltönen gröber. Deswegen ist
medium wieder kleine Löcher definierter Größe Prinect Stochastic Screening II medium
Prinect Stochastic Screening II medium generiert. besonders für Zeitungsdruck und
ist eine Weiterentwicklung des Raster- Die minimale Punkt- bzw. Lochgröße ist Arbeiten auf ungestrichenem24 Papier
systems Prinect Stochastic medium. z.B. auf 2x3 Belichterpixel oder 3x3 geeignet.
Die Innovation besteht in einer Skalier- Belichterpixel einstellbar, was auf der Es ist auch für den Flexo- und besonders
barkeit der kleinsten Punkte in den Bedienoberfläche bei 2540 dpi (1000 l/cm) für den Siebdruck geeignet, da es kein
Lichtern und Tiefen. Wird die maximale als 24 μ oder 30 μ dargestellt wird. Moiré mit dem Sieb geben kann. Die
Punktgröße von 3x3 Belichterpixeln Durch die definierte und skalierbare Anwendungen von Prinect Stochastic
gewählt, so sind beide Raster identisch. Größe der Punkte im Lichter- und Screening II fine und medium überlap-
Bei 2540 dpi (1000 l/cm) entspricht das Tiefenbereich lassen sich auch diese pen sich teilweise.
einer Punktgröße von 30 μ. Der Raster Bereiche stabil drucken. Die Skalierbar- Zur Veranschaulichung ist ein Druck-
Prinect Stochastic Screening medium keit erlaubt eine bessere Anpassung muster beigelegt. Abbildung 60: Ausschnittsvergrößerung aus dem
bleibt aus Kompatibilitätsgründen an verschiedene Bedruckstoffe. Raster Prinect Stochastic Screening II medium.

zunächst verfügbar. Es wird jedoch em- Im Mitteltonbereich ist die Struktur so


pfohlen, bei passender Gelegenheit auf gewählt, dass der Druck sichtbar glatter
Prinect Stochastic Screening II medium ist als mit Satin medium. Dieser Bereich
umzustellen. ist unabhängig von der Wahl der
Der Rasterpunkt beginnt im Lichterton- kleinsten Punkte und lässt sich auch be-
bereich mit kleinen Punkten definier- sonders stabil drucken.
ter Größe. Im Mittelton wachsen sie Im Vergleich zu Prinect Stochastic II
dann zu ‚wurmartigen‘ Strukturen zu- fine sind in jedem Fall die Strukturen in

Abbildung 59: Prinect Stochastic II medium mit 30 μ


minimaler Punktgröße (vergrößert).
42 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.7 Prinect Hybrid-Screening wird. In der Bildtiefe werden dann sich der kritische Bereich bis 10%. wird eine hervorragende Glätte des Aus-
Prinect Hybrid Screening ist eine kon- wieder quasi zufällig verteilte Lücken (siehe auch Kapitel 2.3 Prinect Hybrid drucks erreicht und die Offset-Rosette
sequente Weiterentwicklung der definierter Größe gelassen. Screening und Kapitel 7.4 Auswahl der ist auch nicht mehr sichtbar.
Heidelberg IS Technologie. Es ist die Mit diesem Raster lassen sich extrem Rasterfeinheiten). Bei anderen Druck- Die beigelegten Druckmuster demon-
ideale Verbindung konventioneller und hohe Rasterfeinheiten drucken, ohne prozessen kann die kritische Schwelle strieren die hervorragende Detailschärfe
frequenzmodulierter Raster. Es vereint dass die Lichter wegbrechen oder die auch höher liegen, wodurch der von Prinect Hybrid Screening im
Vorteile beider Verfahren. Tiefen zulaufen. Gerade bei Feinrastern kritische Bereich sich noch deutlich Vergleich zu einem konventionellen
Im Lichterbereich hat Prinect Hybrid gab es bisher ein recht starkes Weg- vergrößern kann. Raster.
Screening quasi zufällig verteilte brechen in den Lichtern. Der bei hohen Rasterfeinheiten stärkere
Rasterpunkte definierter Größe, die Mit den überwiegend verwendeten Punktzuwachs im Mittelton läßt sich
zwischen 4 und 9 Belichterpixeln ein- thermischen Druckplatten lassen sich mit einer Prozesskalibrierung gut be-
stellbar sind. 20 μ große Punkte noch sicher drucken. herrschen (siehe auch Kapitel 6.6/7.3
Mit zunehmendem Tonwert werden Kleinere Punkte sind oft instabil. Beim Linearisierung/Prozesskalibrierung).
weitere Punkte so gesetzt, dass in 120er Raster (300 lpi) liegt die kritische Daher ermöglicht es Prinect Hybrid
den Mitteltönen daraus ein konventio- 20 μ-Schwelle bei 5% Flächendeckung, Screening, extreme Feinraster sicher zu
neller, amplitudenmodulierter Raster beim 160er Raster (400 lpi) erstreckt drucken. Bei diesen Rasterfeinheiten

Abbildung 61: Prinect Hybrid Screening mit Punktform:


Smooth Elliptical (120l/cm/300 dpi) (vergrößert).
Der Stufenkeil enthält Flächen mit 2%, 5%, 50%, 95%
und 98%. Die kleinsten Rasterpunkte sind genau 2x
2 Pixel groß und quasi zufällig verteilt.

Abbildung 62: Prinect Hybrid Screening (120 l/cm/


300 dpi) minimale Punktgröße 20 μ(vergrößert).
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 43

Ein weiterer Vorteil von Prinect Hybrid


Screening ist seine Skalierbarkeit.
Sowohl die Rasterfeinheit als auch die
minimale Punktgröße lassen sich an die
jeweiligen Druckbedingungen anpassen.
Die Winkelzuordnung für Prinect
Hybrid Screening ist aus folgender Tabelle
ersichtlich. Es ist 7,5° vorgewinkelt.
Der Winkel für Schwarz liegt nahe den
bevorzugten 45°, so dass sich rechtwink-
lige Kanten besonders gut darstellen
lassen. Der Winkelabstand zwischen
Magenta und Gelb von 45° ist für die Abbildung 63: Flächen mit 5 % und 2 % in Prinect
Hybrid Screening mit Punktform: Smooth Elliptical
Reproduktion von Hauttönen optimiert. (120 l/cm/300 dpi) und den minimalen Punktgrößen
von 20 μ, 22 μ, 24 μ, 26 μ, 28 μ und 30 μ.
Für andere Motive ist u.U. ein Winkel-
tausch von Magenta mit Cyan oder
Schwarz sinnvoll.
Durch die Vorwinkelung werden auch Abbildung 64:
noch Moirés zwischen Vorlage und Raster Relative Rasterweiten und Winkellagen
des Rastersystems Prinect Hybrid Screening.
minimiert. Moirés zwischen Vorlage
und Raster lassen sich anders als beim
Prinect Stochastic Screening zwar nicht
ganz vermeiden, sie treten allerdings
durch die üblicherweise hohe Rasterfein- Abbildung 65:
heit sehr selten auf. Ausschnittsvergrößerung aus
dem Raster Prinect Hybrid
Prinect Hybrid Screening lässt sich Screening.
besonders vorteilhaft für hochwertigen Raster Prinect Hybrid Screening
Akzidenz- und Kunstdruck einsetzen. Farbe Raster- Relative
Es lässt sich auch noch einfach und winkel Rasterfeinheit

unkompliziert verarbeiten. Es ist das fast Cyan 112,5° 1,000

ideale Rasterverfahren für den Offset- Magenta 172,5° 1,000

druck. Yellow 37,5° 1,061

Zur Veranschaulichung ist ein Druck- Black 52,5° 1,000

muster beigelegt. Tabelle 10: Eigenschaften des Rastersystems


Prinect Hybrid Screening.
44 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.8 Megadot-Raster entsprechend große Punktzunahme. waagerechte und senkrechte Linien inversen Ellipse gestreckt. Das heißt,
Der Megadot-Raster ist ein spezieller Dies sollte bei der Kalibrierung berück- stärker wahrnimmt als schräge, ist der er wird ein Linienpunkt mit seitlichen
AM-Raster, der nicht mit den bisher sichtigt werden (siehe auch Kapitel Raster im Einzelauszug weniger Stützen. In der Tiefe ent wickeln sich
beschriebenen Rastern vergleichbar ist. 6.6/7.3 sichtbar. Gelb liegt auf 0°. Für Schwarz dann wieder kleine runde Löcher. Diese
Er ist überwiegend ein Linienraster, Linearisierung/Prozesskalibrierung). wird ein Feinraster unter 45° verwen- Punktform ist für den Flexodruck
wobei für Schwarz ein Feinraster mit Moirés zwischen Vorlage und Raster las- det. Der Zusammendruck ist allerdings entwickelt worden.
einem invertierten runden Punkt sen sich anders als beim Prinect nicht ganz so glatt wie beim Megadot
eingesetzt wird. Stochastic Screening allerdings nicht CM 0° Raster.
Die Megadot-Raster erzeugen keine vermeiden.
Offset-Rosette. Es gibt einen, im Vergleich 4.8.3 Punktformen für Megadot
mit konventionellen Rastern, sehr glatten 4.8.1 Megadot CM 0° Für die Megadot-Rastersyteme gibt es
Zusammendruck. Wenn eine der Druck- Die Farben Cyan und Magenta liegen die beiden Punktformen Megadot und
farben Cyan oder Magenta dominieren, bei diesem Raster auf 0° und 90°. Gelb Megadot Flexo.
kann der Linienraster deutlicher sicht- liegt auf 45° und Schwarz wird als Fein- Der Megadot-Punkt beginnt im Lichter-
bar sein als ein Punktraster. raster ebenfalls unter 45° erzeugt. Dieses bereich als kleiner runder Punkt, wird
Sinnvoll einsetzbar ist der Megadot- Rastersystem zeichnet sich durch einen dann zu einer lang gestreckten Ellipse
Raster für Akzidenz- und Kunstdruck, besonders glatten Zusammendruck aus. und weiter linienförmig gestreckt. In
wobei die Glätte des Ausdrucks auch der Tiefe entwickeln sich dann wieder
schon bei relativ niedrigen und damit 4.8.2 Megadot CM 45° kleine runde Löcher. Dieser Punkt
leichter zu druckenden Rasterfeinheiten Der Megadot CM 45°-Raster ist eine wurde hauptsächlich für den Offset-
erreicht wird. Variante des oben beschriebenen druck entwickelt, ist aber auch für
Die verwendeten Linienraster haben Megadot-Rasters. Er ist ebenfalls im andere Verfahren gut geeignet.
eine etwas größere Punktzunahme im Wesentlichen ein Linienraster, wobei Der Megadot-Flexo-Punkt ist ein inver-
Druck als die konventionellen Raster. die stark zeichnenden Farben Cyan und tierter Megadot-Punkt. Er beginnt im
Der Feinraster für Schwarz hat, wie beim Magenta auf 45° und 135° gelegt Lichterbereich als kleiner runder Punkt,
Rastersystem RT Y45° K fine, eine wurden. Da das menschliche Auge wird dann zu einer lang gestreckten

Abbildung 66: Punktform Megadot für die Farben Cyan,


Magenta und Gelb (vergrößert).
Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 45

4.8.4 Megadot Plus Im Zusammendruck wirkt der Megadot


Rastersystem Megadot Plus
Megadot Plus ist eine Weiterentwicklung Plus-Raster etwa 50% feiner als ein kon-
der Megadot-Raster, die die Vorteile noch ventioneller Raster und noch etwa 20% Farbe Raster- Relative
winkel Rasterfeinheit
verstärkt. feiner als der bisherige Megadot-Raster. Cyan 90° 1,000
Die Rastermaschen haben im Gegen- Ein Beispiel: Ein Megadot Plus Raster Magenta 0,0° 1,000
satz zu allen anderen amplituden- mit 40 l/cm (100 lpi) erscheint etwa so Yellow 45° 0,943
modulierten Rasterverfahren nicht die fein wie ein konventioneller Raster mit Black 135° 0,943
Form eines Quadrates, sondern die Form 60 l/cm (150 lpi), ein 60er Megadot Plus-
Tabelle 11: Eigenschaften des Rastersystems
eines Parallelogrammes. Die linienför- Raster etwa so fein wie ein 70er Megadot- Megadot Plus.
migen Rasterpunkte wachsen entlang Raster. Selbstverständlich gelten alle im
der längeren Seite der Parallelogramme. vorherigen Abschnitt gemachten posi-
In der folgenden Grafik sind Beispiele tiven Aussagen über ältere Megadot-
für ein Megadot Plus Raster für Lichter, Raster auch oder verstärkt für Megadot
Mitteltöne und Tiefen dargestellt. Die Plus. Es gibt auch nicht die üblichen
Zuordnung der Farben zu den Rasterwin- Offset-Rosetten. Durch die feine Linien-
keln und die relativen Rasterfeinheiten struktur ist der Punktzuwachs im Druck
sind aus nebenstehender Tabelle er- größer als bei den konventionellen
sichtlich. Rastern. Deshalb wird eine Prozesskali-
brierung empfohlen.

Abbildung 67: Aufbau der Megadot Plus-Rasterpunkte


im Lichterton, Mittelton und in der Tiefe.
46 Einführung in die Rastertechnologie Rastersysteme und Rasterpunkte

4.9 Technologisch überholte Raster 4.9.1 Diamond Screening 4.9.2 Satin Screening Die Druckbedingungen müssen trotz-
Die im Folgenden beschriebenen Raster Diamond Screening wurde zunächst Satin Screening wurde durch die Nach- dem sehr sorgfältig überwacht und
wurden aus dem Verkaufsprogramm durch Satin Screening und dann durch folgeentwicklung Prinect Stochastic konstant gehalten werden.
genommen und durch Neuentwicklun- Prinect Stochastic Screening ersetzt. Screening ersetzt.
gen ersetzt. Aus Kompatibilitätsgrün- Diamond Screening ist ein FM-Raster der Satin Screening ist ein FM-Raster der
den werden sie weiterhin ausgeliefert ersten Generation. Es ist besonders zweiten Generation mit eher ‚wurm-
und deshalb auch in diesem Buch er- feinräumig aus minimal 2x2 Belichter- artiger‘ Struktur. Es unterscheidet sich
wähnt. pixel großen Clustern aufgebaut, die grundlegend von dem vorher vorgesell-
Die allgemeinen Aussagen über quasi zufällig angeordnet sind. Eine ten Diamond Screening. Insbesondere
frequenzmodulierte Raster am Anfang rein zufällige Anordnung der Punkte die Algorithmen zur Generierung der
des Kapitels 4.6 gelten auch hier. würde Bilder sehr unruhig aussehen Raster sind so deutlich weiterentwickelt
lassen. Des Weiteren wurde darauf worden, dass sowohl die Glätte im Aus-
geachtet, dass Wiederholstrukturen druck sichtlich verbessert ist, als auch
vermieden werden. eine gröbere Clusterung erreicht wird.
Die im Vergleich zu den neueren FM- Durch die gröbere Clusterung ist die
Rastern längere Randlinie der Raster- Punktzunahme im Druck geringer und
punkte bei Diamond Screening damit die Weiterverarbeitung einfacher
bedingt eine deutlich größere Punkt- als bei Diamond Screening.
zunahme im Druck. Deshalb wird eine Bei Satin Screening ist die Tonwertzu-
Prozesskalibrierung empfohlen. nahme im Druck größer als bei den
Für diesen Raster gilt, dass die Druck- konventionellen Rastern. Deshalb wird
bedingungen ganz besonders sorgfältig eine Prozesskalibrierung empfohlen.
überwacht und konstant gehalten werden Dieser Raster verhält sich in der Pro-
sollten. duktion stabiler als Diamond Screening.

Abbildung 68: Diamond Screening (vergrößert).


Rastersysteme und Rasterpunkte Einführung in die Rastertechnologie 47

4.9.2.1 Satin fine 4.9.2.2 Satin medium


Dieser Raster beginnt im Lichter ton- Der Rasterpunkt beginnt im Lichterton-
bereich mit kleinen, meist 2x2 Bel- bereich mit kleinen meist 3x3 Belichter-
ichterpixel großen Punkten, die dann im pixel großen Punkten, die dann im Mittel-
Mittelton zu feinen ‚wurmartigen‘ ton zu gröberen ,wurmartigen‘ Struk-
Strukturen zusammenwachsen und in turen zusammenwachsen und in der
der Tiefe werden dann wieder kleine Tiefe werden dann wieder kleine Löcher
Löcher generiert. generiert.
Dieser feinere Raster ist für den Kunst- Dieser Rasterpunkt ist für Zeitungs-
und hochwertigen Akzidenzdruck ge- druck und Arbeiten auf ungestrichenem
eignet. Papier geeignet.
Der Raster Satin fine ist auch für den Der Raster Satin medium ist auch für
Flexo-Druck und für den Siebdruck den Flexo-Druck und besonders für den
geeignet, da es kein Moiré mit dem Sieb Siebdruck geeignet, da es kein Moiré mit
geben kann. dem Sieb geben kann. Die Anwendun-
gen der Satin-Punktformen ,fine‘ und
,medium‘ überlappen sich teilweise.

Abbildung 69: Vergrößerte Verläufe mit den Rastern


Satin fine (oben) und Satin medium (unten, vergrößert).
48 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im PostScript-Workflow

5 Rastereinstellungen im PostScript-Workflow
In den vorangegangen Kapiteln sind die Diese Informationen sollen helfen, eine 5.1. Die Rasterung im PostScript 5.1.1 Entwicklungsgeschichte der
Unterschiede zwischen den PostScript- Lösung zu finden, wenn einmal ein Raster Workflow PostScript-Rasterung
Rastern, die von Adobe im Interpreter nicht wie erwartet belichtet wird. PostScript ist eine Seitenbeschreibungs- Als in den 80er Jahren die ersten Post-
implementiert wurden und den Auch wenn sich in der Druckvorstufe sprache mit Programmierfähigkeiten. Script-RIPs entwickelt wurden, war die
Heidelberg Rastern aufgezeigt worden. zunehmend Workflows mit PDF und Man kann grafische Beschreibungen Entwicklung der Rastertechnologie
Hier geht es darum, wie Raster im JDF durchsetzen, wird empfohlen, die erstellen, die vollständig unabhängig schon so weit fortgeschritten, dass kon-
Workflow der Druckvorstufe genutzt folgenden Abschnitte über PostScript vom Ausgabegerät sind. In der Druck- ventionelle Raster mit Hilfe von Super-
werden können. Jeder Workflow beruht nicht zu überspringen. Hier werden vorstufe sind aber gerätespezifische zellen sehr genau angenähert werden
auf dem Zusammenspiel einer Reihe einige grundlegende Zusammenhänge Ergänzungen notwendig, die die Wieder- konnten und mit entsprechender Hard-
von Software-Komponenten. Unter dem erläutert, die auch für die anderen verwendbarkeit und den Austausch von ware-Unterstützung sogar irrationale
Aspekt Rasterung beginnt der Workflow Workflows relevant sind. PostScript Dateien einschränken. Die Raster möglich waren. Trotzdem erfolg-
in einer der gängigen Applikationen Rasterung fällt in diese Rubrik. te die Implementierung im PostScript-
zur Seitengestaltung wie QuarkXPress® Interpreter nur als Einzellenrasterung.
oder InDesign® und endet im RIP. Damit gab es nur sehr eingeschränkte
Grundlage für den Datenaustausch sind Möglichkeiten, Raster zu generieren.
standardisierte Datenformate, deren Zwar konnten Punktform, Rasterweiten
Spezifikationen u.a. auch die Möglich- und Rasterwinkel im ,setscreen‘ Opera-
keiten zur Steuerung der Rasterung im tor sehr genau parametriert werden, die
RIP festlegen. Nachfolgend werden die Implementierung führte aber zu gravie-
Möglichkeiten der Seitenbeschreibungs- renden Einschränkungen:
sprachen PostScript und PDF (Portable • Die tatsächlich erreichbaren Winkel
Abb. 70: Beispiel für den ‚setscreen‘ Operator in
Document Format) sowie des Job Defi- und Weiten ließen eine Farbrepro-
PostScript
nition Formates (JDF) erläutert. duktion nur in sehr eingeschränkter
Dabei werden zunächst die wesentlichen Qualität zu. Nur eine kleine Zahl von
150 45 {spotfunction} setscreen
Aspekte der Rasterung in den jeweiligen RT-Raster-Kombinationen war
Standards aufgezeigt. Anschließend möglich.
wird erläutert, wie die erweiterten Mög- Funktion zur Beschreibung der Punktform • In Abhängigkeit von Rasterfeinheit,
lichkeiten der Heidelberg-Rasterung Auf lösung und Kalibrierung standen
Rasterwinkel
in diesem Szenario genutzt werden oft deutlich weniger als 256 Tonwert-
können. Rasterfeinheit in lines per inch stufen zur Verfügung. In der Folge
zeigten sich besonders bei Verläufen
Rasterung im PostScript-Workflow Einführung in die Rastertechnologie 49

deutliche Abrisse. Diese Situation führte PostScript 3 sind beliebige Raster winkel englische Bezeichnung für Schwellwert. Die modernen Heidelberg RIPs mit
dazu, dass Linotype und Hell als Lizenz- und Rasterfeinheiten nicht möglich. Für beide Klassen gibt es Varianten, Software-Rasterung unterstützen
nehmer der Adobe RIP-Technologie Es können aber Annäherungen erreicht die für einen monochromen (separierten) neben den Heidelberg Rastersystemen
ihre eigenen Rastertechnologien in den werden, die akzeptable Ergebnisse bzw. einen farbigen (composite25) Work- auch die PostScript ,Halftone Types‘.
Adobe PostScript Level-1-Interpreter liefern. Die echten ,irrationalen Winkel‘ flow vorgesehen sind. Die Setscreen- Ältere RIPs mit Hardware-Rasterung
integrierten. Diese Entwicklungen sind der IS-Technologie sind in der Original- Raster können auf zwei verschiedene sind in dieser Beziehung weniger
die Basis für die heutigen Rasterlösungen Adobe-Implementierung aber nach wie Weisen parametriert werden: Zum einen flexibel und stellen hierfür nur eine
von Heidelberg. vor nicht verfügbar. gibt es den ,setscreen‘ Operator bzw. den eingeschränkte Unterstützung zur
Neben der eigentlichen Rasterimple- ,setcolorscreen‘ Operator für composite Verfügung.
mentierung war und ist die Parametrie- 5.1.2 Rasterparametrierung in PostScript. Zum anderen besteht die
rung der Raster ein wichtiger Aspekt. PostScript Möglichkeit, ein Halftone Dictionary zu
In vielen Workflows sind im PostScript- In der PostScript-Spezifikation sind benutzen. Die Alternativen sind nahezu
Code nur unzureichende oder sogar verschiedene Rastertypen beschrieben, gleichwertig. Halftone Dictionaries
widersprüchliche Angaben über den ge- die ,Halftone Types‘ genannt werden. haben den Vorteil, dass sie auch spezielle
wünschten Raster enthalten. Sie können in zwei Klassen eingeteilt Zusatzinformation auf nehmen können
Trotzdem wird vom RIP am Ende der werden. (siehe Kapitel 5.4.4, ,objektspezifische
Druck vorstufe erwartet, dass er trotz Zum einen gibt es die klassischen Raster‘). Threshold-Raster können nur
fehlender Informationen ein vernünfti- ,Halftone Types‘, bei denen Rasterweite, über Halftone Dictionaries beschrieben
ges Ergebnis produziert. Rasterwinkel und Punktform als mathe- werden. Details zu den Halftone
Mit PostScript Level 2 und PostScript 3 matische Beschreibungen angegeben Dictionaries und ,Halftone Types‘
erfolgten jeweils auch Verbesserungen sind. Nachfolgend werden diese als ,Set- können in der ,PostScript Language
der Rasterung – und zwar sowohl hin- screen-Raster‘ bezeichnet. Während Reference‘ (ISBN 0-201-37922-8)
sichtlich der Standard-Implementie- des RIP-Prozesses werden diese Be- nachgelesen werden.
rung durch Adobe als auch hinsichtlich schreibungen in Schwellwertgebirge Gemäß PostScript-Spezifikation sind
der Parametriermöglichkeiten. Teil von umgerechnet. Raster gerätespezifische Eigenschaften.
PostScript Level 2 mit weiteren Verbes- Zum anderen gibt es Rastertypen, die Man darf also nicht davon ausgehen,
serungen in PostScript 3 ist die Super- direkt als Schwellwertgebirge geliefert dass alle in der PostScript-Spezifikation
zellen-Technologie ,Accurate Screening‘, werden. Rasterwinkel, Rasterfeinheit beschriebenen Rastermöglichkeiten
die hinsichtlich Raster winkel und und Punktform sind implizit durch die auch in einem RIP verfügbar sind. Die
Rasterfeinheit den Möglichkeiten von Abmaße und den Inhalt eines oder Rasterparametrierungen, die ein RIP
HQS entspricht. Beim Auf bau der zweier Schwellwertgebirge bestimmt. tatsächlich unterstützt, sind in der
Superzellen und somit bei der Glätte Auch FM-Raster ohne Winkel und Fein- Produktdokumentation beschrieben.
und Strukturfreiheit bietet HQS aber heit können so kodiert werden. Nach- Auch die Bedienkonsolen zeigen
immer noch deutliche Vorteile. Auch folgend werden diese als ,Threshold- natürlich die entsprechenden Informa-
beim aktuellen Stand der Technik in Raster‘ bezeichnet. Threshold ist die tionen.
50 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im PostScript-Workflow

5.1.3 Rasterparametrierungen in Zur Lösung derartiger Probleme dienen im Treiber eine PPD-basierte Auswahl
Printer-Treibern und Applikationen die PostScript Printer Description (PPDs) angeboten. Es gibt aber auch die Mög-
Aus der Sicht einer Applikation ist ein Files. Diese enthalten die Information lichkeit, für jede Farbe den Winkel und
Film- oder Plattenbelichter nur ein Gerät über ein Ausgabegerät, die der Treiber die Rasterweite einzugeben und Punkt-
unter vielen, das unterstützt wird. Um benötigt, um korrektes und vollständi- formen auszuwählen. Wie diese Werte
sich nicht mit den Geräteeigenschaften ges PostScript zu erzeugen. Sofern das dann bei der Ausgabe umgesetzt wer-
beschäftigen zu müssen, überlassen PPD Alternativen enthält, z.B. unter- den, hängt vom jeweiligen Produkt ab.
viele Applikationen die Erzeugung des schiedliche Papierformate, Auflösungen Eine vollständig integrierte Unter-
PostScript-Codes einem Treiber oder auch Raster, stellt der Treiber für stützung für applikationseigene Raster
(LaserWriter, Adobe PS). Aber auch dieser die Auswahl eine vergleichsweise über die beschriebenen Möglichkeiten
kann nicht alle Geräte kennen. Woher unkomfortable Bedienoberfläche zur gibt es nur in Applikationen für Spezial-
soll der Treiber wissen, ob Parametrie- Verfügung. Bedauerlicherweise hat anwendungen (z. B. Sicherheitsdruck).
rungen für Raster enthalten sein müssen der PPD-Standard gerade im Bereich der
und welche Raster unterstützt werden? Rasterung Schwächen (siehe Kapitel
Weiterhin sind Rasterparameter in der 5.1.4).
PostScript-Definition für eine Eingabe Die eingeschränkten Möglichkeiten der
durch einen Anwender nur bedingt Treiber und der PPDs können durch
oder gar nicht geeignet. Bei Setscreen- sogenannte Treiber-Plug-Ins26 verbes-
Rastern könnten zwei der drei Parameter sert werden. Heidelberg hat dazu
(Rasterweite und Rasterwinkel) direkt zeitweise das Produkt, Jobstream‘ ange-
aus einer Benutzereingabe übernommen boten. Über dieses Plug-In ist eine voll-
werden. Hinter dem dritten, der Punkt- ständige Parametrierung der Heidel-
form, steckt aber immer ein mehr oder berg-Raster mit dem gleichen Komfort
weniger langes PostScript-Programm. wie am RIP selbst möglich. Inzwischen
Einfache Bezeichnungen für Punktfor- hat sich aber ein Workf low mit
men wie ,elliptisch‘ oder ,rund‘ müssen Jobtickets durchgesetzt, der in Kapitel
also in irgendeiner Form in PostScript- 5.5 beschrieben wird.
Code umgesetzt werden. Bei Threshold- Einige professionelle Prepress-Applika-
Rastern sind direkte Bezüge zwischen tionen haben eine integrierte Unterstüt-
der Codierung auf PostScript-Ebene zung der Rasterparametrierung. Wenn
und der für einen Anwender verständ- die Applikationen ohne Unterstützung
lichen Beschreibung überhaupt nicht des Treibers selbst PostScript erzeugen,
mehr vorhanden. Eine Umsetzung von müssen sie sich auch mit dem Thema
der Benutzerebene auf die Parameter- der Rasterparametrierung auseinander-
ebene ist unerlässlich. setzen. Meistens wird dafür ähnlich wie
Rasterung im PostScript-Workflow Einführung in die Rastertechnologie 51

5.1.4 Rasterparameter in PPDs Informationen darüber, welche spezi- Die eingeschränkten Möglichkeiten der
PPD ist die Abkürzung für PostScript fischen Möglichkeiten ein PostScript- PPDs erlauben es also Applikationen
Printer Description. PPD-Files sind Ausgabegerät hat und wie bestimmte und Treibern nicht, eine vollständige
formalisierte Textdateien entsprechend Funktionen zu aktivieren sind. jobspezifische Rasterparametrierung
der PPD-Spezifikation von Adobe. Sie generieren selbst aber keinen Code, der Ausgabestrecke durchzuführen.
Sie sind nicht Bestandteil der PostScript- was ja die ureigenste Aufgabe eines Heidelberg hat deshalb ein ergänzendes
Spezifikation. Treibers ist. Druckertreiber sind z.B. Konzept entwickelt, das in Kapitel 5.2
PPD-Files, kurz auch nur PPDs genannt, der LaserWriter von Apple® oder Adobe erläutert wird. Als Teil davon sind die
enthalten die spezifischen Informatio- PS für den Macintosh® und die ver- PPDs hinsichtlich der Rasterung sehr
nen, die bei der PostScript-Generierung schiedenen Versionen von Windows. einfach gehalten. Sie enthalten nicht
für ein bestimmtes Ausgabegerät, z.B. In einem PPD gibt es feste Parameter die Winkel der Rastersysteme, sondern
einen CtP-Belichter, benötigt werden. und Parameterlisten. Die festen Para- immer nur die Standardwinkel 15°, 75°,
Es beschreibt einerseits die Eigenschaf- meter enthalten z.B. die unterstützte 0° und 45° für CMYK. Dazu kommt eine
ten eines Gerätes oder einer Gerätefa- PostScript-Version, den Namen des Liste der gängigsten Rasterweiten für
milie und anderseits die Art und Weise, Herstellers und das Gerätemodell. Para- die meist verwendete Auflösung eines
wie diese per PostScript zu aktivieren meterlisten ermöglichen eine Auswahl Belichters. Die Auflösung selbst ist im
sind. Ein unter Verwendung eines PPDs unter verschiedenen Alternativen. Das PPD nicht selektierbar. Die Darstellung
erzeugter PostScript-Job ist in der Regel beste Beispiel dafür ist die Liste der Aus- der Abhängigkeit zwischen Rasterfein-
nicht mehr geräteunabhängig. Bei gabeformate. Dem Benutzer werden heiten und Auf lösungen ist mit PPDs
Ausgabe dieses Jobs auf einem anderen verschiedene Standardformate und, nicht praktikabel.
Gerät kann es zu Fehlern kommen. wenn sinnvoll, ein frei definierbares
PPDs werden vom Hersteller des Aus- Format angeboten.
gabegerätes erstellt und üblicherweise Für die vollständige Beschreibung der
frei verfügbar gemacht. Teilweise Heidelberg Raster fehlt in der Spezi-
werden sie mit den Betriebssystemen fikation der PPDs die Unterstützung für
verteilt. Adobe stellt die PPDs der mit das Konzept der Rastersysteme. Die viel-
Adobe PostScript-Interpretern ausge- fachen Abhängigkeiten zwischen
statteten Ausgabesysteme im Internet Rastersystem, Rasterweiten, Auflösun-
zur Verfügung. Die aktuelleren Versio- gen und Punktformen lassen sich nicht
nen sind jedoch meist beim Hersteller darstellen. Teilweise fehlen auch die
selbst zu finden. Regeln, wie Einträge auf einer Bedien-
PPDs werden oft als Druckertreiber be- oberfläche darzustellen sind. Dies hat
zeichnet. Genau genommen ist das dazu geführt, dass bestimmte Einträge
nicht richtig, denn Treiber und Applika- von manchen Applikationen in sehr
tionen holen sich aus den PPDs nur verwirrender Weise erscheinen.
52 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im PostScript-Workflow

5.1.5 Zusammenfassung der Schwächen verschiedensten Geräte am Markt Rastern manchmal unmöglich (siehe werden. Ein spezifisches Raster-
des Standard-PostScript-Workflows optimale Raster anzubieten. Ein nicht Kapitel 5.2.1.1 Rasterwinkel Know-how ist nicht erforderlich. Es
Insgesamt wird die Unterstützung der optimaler Raster birgt aber immer als Alias für die Farbe und 5.2.1.2 Die besteht so gut wie keine Gefahr,
Rasterung aus den Applikationen, den die Gefahr von Artefakten in sich. Die Filterung von Kommentaren). durch Tippfehler ein falsches Zusam-
Treibern und den PPDs den Anforde- Verwendung von Rastern aus einer mendruckergebnis zu verursachen.
rungen nicht gerecht. Die Anbieter von Applikation sollte deshalb auf einfar- 5.2 Das Heidelberg Konzept zur • Der Anwender kann für seinen Be-
Prepress-Applikationen haben dafür bige Schmuckraster mit grober Rasterparametrierung im PostScript- trieb entscheiden, ob er Raster direkt
jeweils ihre guten Gründe, deren ent- Auflösung beschränkt bleiben. Raster Workflow beim Druckauftrag in der Applika-
scheidender die Vielzahl von verschie- sind geräteabhängig und Heidelberg Die zahlreichen oben beschriebenen tion bzw. im Treiber oder im RIP
denen Geräten ist. Für den Anwender als Gerätehersteller steckt sehr viel Einschränkungen in allen beteiligten parametriert. Sowohl die Entkoppe-
ergeben sich daraus aber eine Reihe von Aufwand in die Optimierung von Komponenten führten zur Entwicklung lung als auch die Integration von
Nachteilen. Die wichtigsten sind in der Rastersystemen und Punktformen, eines Heidelberg Konzeptes zur Para- Redaktion und Produktion sind
nachfolgenden Auswahl zusammenge- um so seinen Kunden eine höchste metrierung von Rastern. Es setzt nur möglich.
fasst: Ausgabequalität anbieten zu können. minimale, dem Standard entsprechende
• Die freie Eingabe von Rasterparame- • In vielen Betrieben gibt es eine Tren- Rasterparametrierungen voraus und Um einen PostScript-Job mit Heidelberg
trierungen muss mit hoher Genauig- nung zwischen Redaktion bzw. Krea- erlaubt trotzdem die flexible Nutzung Rastern belichten zu können, muss ein
keit erfolgen. Die Eingabe von langen tion und Produktion. Die Qualitäts- der Heidelberg Rasterung. Für den An- RIP über folgende Informationen ver-
Zahlen mit vielen Stellen für jede verantwortung und damit auch das wender hat dieses Konzept folgende fügen:
einzelne Farbe birgt ein hohes Fehler- Thema Raster liegen üblicherweise Vorteile: • Farbauszug
risiko. Tippfehler können teure bei der Produktion. Es ist deshalb • Heidelberg Rastersysteme können • Rastersystem
Folgen haben. wünschenswert, dass die Produktion trotz Beschränkung auf den Standard- • Punktform
• Die freie Eingabe von Rasterparame- die volle Kontrolle über die Raster PostScript-Sprachumfang genutzt • Rasterweite
trierungen kann zu unliebsamen hat, ohne die Redaktion einbeziehen werden. Jede PostScript-Datei, die • Belichterauflösung
Überraschungen im Zusammendruck zu müssen. minimale Anforderungen hinsicht- In den nachfolgenden Abschnitten wird
führen. Unkenntnis der Rastertech- Aus Gründen der Qualität und der Sicher- lich der Rasterparameter erfüllt, erläutert, wie der RIP zu diesen Infor-
nik sowie unbekanntes Rundungsver- heit im Workflow gilt die Empfehlung, kann mit Heidelberg Rastern belich- mationen kommt. Der Sonderfall der
halten im RIP führen zu schlechten nur mit Heidelberg Rastern zu arbeiten tet werden. Selbst PostScript, das Parametrierung über Jobstream bildet
Zusammendruckergebnissen. und diese unter Verwendung der dem Standard nicht entspricht, kann den Abschluß.
• PPDs haben nicht das Potential, die richtigen PPDs zu parametrieren. Bei meist verarbeitet werden.
komplexen Möglichkeiten und Ab- Verwendung von falschen PPDs kann • Der Benutzer kann über die Bedien-
hängigkeiten für die Rasterung in es im Extremfall dazu kommen, dass oberfläche des Ausgabesystems
einem Prepress-Workflow zu be- ein PostScript-Job überhaupt keine Parametersätze aus Listen selektie-
schreiben. Rasterparameter enthält. Wenn dieser ren. Durch das Konzept der Rastersys-
• Für einen Applikationshersteller ist Job dann auch noch separiert ist, wird teme müssen keine Zahlen für
es praktisch nicht möglich, für die eine Ausgabe mit farbtauglichen einzelne Farbauszüge eingegeben
Rasterung im PostScript-Workflow Einführung in die Rastertechnologie 53

5.2.1 Ermittlung der Farben 5.2.1.1 Rasterwinkel als Alias 352,5° 7,5°
Die Zuweisung der Winkel eines Raster- für die Farbe
330° 30°
systems zu den Separationen eines Im Rahmen der Heidelberg-Rasterung
PostScript-Jobs erfolgt über die Farbe. werden die Winkel aus dem PostScript-
Damit die Farbe einer Separation Code in besonderer Weise ausgewertet.
ermittelt werden kann, muss ein Post- Fest definierte Winkelwerte dienen als
Script-Job bestimmte Minimalanforde- Alias für die Farbe eines Auszugs und 300° 60°
rungen erfüllen. Dabei gibt es Unter- nicht als Parameter für die Rasterung.
schiede zwischen ,composite‘ und sepa- Über den Zwischenschritt der Farbe er-
riertem PostScript. folgt die Zuordnung eines Winkels aus
Im Falle von ,composite‘ gibt es keine dem Rastersystem. Im nebenstehenden 277,5° 82,5°
Minimalforderungen. Die Information Diagramm ist dargestellt, welche Win-
über die Farbe der Auszüge entsteht kelbereiche im Postscript auf welche
automatisch bei der Separation im RIP. Farben abgebildet werden. Damit dieser 262,5° 97,5°
Bei separiertem PostScript sieht es Mechanismus richtig funktioniert,
anders aus. Im eigentlichen PostScript- müssen im PostScript-Code natürlich
Code ist die Farbinformation nicht die Winkelwerte enthalten sein, die durch
enthalten. Der RIP sieht einen Farbaus- das Heidelberg PPD definiert sind.
240° 120°
zug in einem separierten Job wie eine Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt
Schwarzweiß-Seite und könnte ohne darin, dass sich der Anwender beim
zusätzliche Information keine Zuord- Drucken aus der Applikation keine Ge-
nung zu einem Winkel des Rastersys- danken über die Rasterung machen
210° 150°
tems herstellen. Die notwendigen muss, er kann immer mit denselben
Zusatzinformationen können auf zwei Werten arbeiten. Der erzeugte PostScript- 187,5° 172,5°
Arten gewonnen werden: Code kann später mit einem beliebigen Abbildung 71: Winkelbereiche der einzelnen Farbauszüge.
• Verwendung des Rasterwinkels als Rastersystem ausgegeben werden.
Alias für die Farbe. Deshalb enthalten Heidelberg-PPDs be-
• Auswertung von Farbkommentaren wusst nur die Winkel 0°, 15°, 45° und 5.2.1.2 Die Filterung von Kommentaren Adobe hat als Ergänzung zur eigent-
aus den PostScript-Daten. 75°, obwohl es kein Rastersystem gibt, Neben der oben beschriebenen Auswer- lichen PostScript-Spezifikation soge-
das genau diese Winkelkombinationen tung der Setscreen-PostScript-Befehle nannte ,Document Structuring Conven-
enthält. Die Zuordnung der Winkel im gibt es für den Fall von separiertem Post- tions‘ definiert, die man kurz auch als
PostScript-Code zu den Winkeln des Script eine zweite Möglichkeit zur DSC-Kommentare bezeichnet. Dies ist
Rastersystems erfolgt durch ein Filter- Steuerung der Heidelberg Rasterung: nicht zu verwechseln mit dem DCS-
programm27 im RIP unter Berücksichti- die Auswertung von PostScript-Kommen- Datenformat28 !
gung des ausgewählten Rastersystems. taren.
54 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im PostScript-Workflow

Die Kommentare sind zwar im Sinne %!PS-Adobe-3.0 %%Page: 1 1 %%PlateColor: Cyan


der PostScript-Spezifikation kein %%Title: ... %%PageBoundingBox: 0 0 595 842 ...
obligatorischer Bestandteil von Post- %%Creator: PScript5.dll Version %%EndPageComments %%BeginDocument:...
Script-Jobs, in der Praxis sind sie jedoch 5.2.2 %---------------------------- ...
relativ zuverlässig vorhanden. Für %%CreationDate: ... %%BeginPageSetup %%EndDocument
bestimmte Funktionen sind sie sogar %%For: ... ... ...
unerlässlich (z. B. OPI). Die DSC-Spec %%BoundingBox: (atend) %%EndPageSetup %%PageTrailer
erlaubt auch firmenspezifische %%Pages: (atend) %---------------------------- %============================
Kommentare – eine Möglichkeit, die %%Orientation: Portrait %%BeginDocument: ... %%Page: 2 2
vielfach genutzt wird. %%PageOrder: Special %!PS-Adobe-3.0 ...
Für die Rasterung werden bestimmte %%DocumentNeededResources: %%Title: ... %%PlateColor: Magenta
Farbkommentare ausgewertet – auch (atend) %%Version: 1 4 ...
firmenspezifische. Mit der Kenntnis %%DocumentSuppliedResources: %%Creator: ... %%EndDocument
der Farbe kann einem Farbauszug ein- (atend) %%CreationDate: ... ...
deutig ein Winkel des aktiven Rastersys- %%DocumentData: Clean7Bit %%For: ... %%PageTrailer
tems zugeordnet werden. %%TargetDevice: ... %%DocumentData: Clean7Bit %============================
Das nachfolgende Beispiel zeigt exem- %%LanguageLevel: 3 %%LanguageLevel: 3 %%Page: 3 3
plarisch die DSC-Kommentare in einem %%EndComments %%BoundingBox: 0 0 612 792 ...
PostScript-Job. Der eigentliche Post- %---------------------------- %%HiResBoundingBox: 0.0 0.0 %%BeginDocument:...
Script-Code ist in den mit ... markierten %%BeginDefaults 612.0 792.0 ...
Zeilen enthalten. %%PageBoundingBox: 0 0 595 %%Pages: (atend) %%PlateColor: Yellow
842 %%DocumentProcessColors: ...
%%ViewingOrientation: 1 0 0 1 (atend) %%EndDocument
%%EndDefaults %%DocumentCustomColors: ...
%---------------------------- %%+ (PANTONE 2603 C) %%PageTrailer
%%BeginProlog %%CMYKCustomColor: %============================
%%BeginResource: ... %%+ 0.690 1.0 0.0 0.0196 (PAN- %%Page: 4 4
... TONE 2603 C) ...
%%EndResource %%DocumentSuppliedResources: %%BeginDocument:...
... %%+ procset ... ...
%%EndProlog %%EndComments %%PlateColor: Black
%---------------------------- %---------------------------- ...
%%BeginSetup %%BeginDefaults %%EndDocument
Abbildung 72: Beispiel für die DSC-Kommentare in
einem PostScript-Job. Der eigentliche PostScript-Code ... ... ...
ist in den mit ... markierten Zeilen enthalten. %%EndSetup %%EndDefaults
Rasterung im PostScript-Workflow Einführung in die Rastertechnologie 55

5.2.2 Zuordnung von Farben zu Winkeln 5.3 Auswahl von Rasterparametern in 5.3.1 Auswahl von Rastersystemen 1. vom Produkt selbst
In der Definition jedes Rastersystems ist Heidelberg Produkten Alle in einem RIP verfügbaren Raster- 2. vom Ausgabegerät
festgelegt, welcher Winkel zu welcher Die Auswahl der Parameter für die systeme können in Listenform auf der 3. von der Verfügbarkeit einer Option.
Farbe gehört. Dies ist als Default zu ver- Heidelberg Raster erfolgt über spezielle Bedienoberfläche eingesehen werden
stehen. Durch einen entsprechenden Bedienoberflächen. Die wesentlichsten (Pop-up-Menü). Eines dieser Systeme Beim ersten Punkt kommt es im We-
Dialog in der Bedienoberfläche der RIPs Einstellelemente finden sich in ähn- kann selektiert werden. Die Benutzung sentlichen darauf an, ob es sich um
können Farbauszügen auch andere als licher Form in allen RIP-Produkten von von mehreren Heidelberg Systemen einen RIP mit Hardware- oder Soft-
die im Default definierten Winkel zuge- Heidelberg wieder. Das grafische innerhalb eines Jobs ist im Rahmen des ware-Rasterung handelt. Fast alle Delta-
ordnet werden. Dabei lassen sich aber Design und auch das eine oder andere PostScript-Workflows nicht vorgesehen. Technology29-Produkte haben eine
immer nur die vier im Rastersystem vor- Detail mögen unterschiedlich sein. Die Möglichkeit besteht jedoch im Hardware-Rasterung. Es ist technisch
handenen Winkel benutzen. Alle Parameter brauchen nur ausgewählt Rahmen der objektspezifischen Raste- nicht möglich, einen IS-Raster auf einer
Auch für Sonderfarben stehen nur diese zu werden. Die Eingabe von Zahlen ist rung (siehe Kapitel 5.4.4 Objektspezifi- HQS-Hardware zu erzeugen und umge-
Winkel zur Verfügung. Mit Hilfe der nicht nötig. sche Rasterung). kehrt.
,Kommentarfilterung‘ (siehe Kapitel Zwischen den verschiedenen Raster- Ein spezieller Eintrag in der Liste Das Ausgabegerät beeinflußt die Raster-
5.2.1.2 Die Filterung von Kommentaren) parametern gibt es zahlreiche deaktiviert die Heidelberg Rasterung ung hauptsächlich durch die verfügba-
kann jeder Sonderfarbe individuell Abhängigkeiten. Wenn ein Parameter und aktiviert stattdessen die PostScript- ren Auflösungen. Hiervon hängen die
einer der vier Winkel zugeordnet verändert wird, können sich die Rasterung. Der Name dieses Eintrages realen erzeugten Rasterfrequenzen ab.
werden. Auswahlmöglichkeiten eines anderen kann je nach Produkt unterschiedlich Andere, meist konstruktionsbedingte,
Im Falle der PostScript-Filterung bei Parameters verändern. Diese Wechsel- sein. Neue Produkte ver wenden die Be- Eigenschaften können zur Folge haben,
separierter Ausgabe funktioniert die wirkungen sind in den Bedienoberflä- zeichnung ,Document controlled dass bestimmte Rasterfeinheiten nur
kontrollierte Zuordnung von Farben chen berücksichtigt. Angezeigt werden screening‘. Wenn es aktiv ist, gibt es in bei bestimmten Auflösungen zur Ver-
und Winkeln nur, wenn im Job die in nur verfügbare Kombinationen. Wegen allen RIPs zumindest eine Unterstütz- fügung stehen.
den PPDs definierte Farb-/Winkel- der Wechselwirkung zwischen den ung der PostScript-Rasterung in der Set- Der dritte Punkt bezieht sich auf Raster,
Zuordnung auch enthalten ist. Andern- verschiedenen Parametern sollte die screen-Parametrierung. Die erzeugten die nicht zum Standardlieferumfang
falls wird ein unbeabsichtigter Winkel- Auswahl in der durch die Bedienober- Raster beruhen dann auf der original gehören, aber separat erworben werden
tausch die Folge sein. fläche vorgegebenen Reihenfolge von Adobe-Rasterimplementierung oder bei können. Beispiele hierfür sind Prinect
oben nach unten und von links nach Hardware-RIPs auf einer dazu kompati- Hybrid Screening und Prinect Stochas-
rechts geschehen. In jedem Fall sollte blen Implementierung durch Heidelberg. tic Screening.
zuerst das Rastersystem ausgewählt In den neueren Software-RIPs wird teil- Die Namen der Rastersysteme sind in
werden. weise auch die PostScript-,Threshold‘- Englisch und teilweise als Warenzei-
Parametrierung unterstützt. Welche chen registriert. Deshalb werden sie
Rastersysteme in einem bestimmten nicht an die Sprache der Bedienoberflä-
Produkt zur Verfügung stehen, hängt che angepasst.
von drei Faktoren ab:
56 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im PostScript-Workflow

5.3.2 Auswahl von Rasterpunkten meist zu ,krummen‘ Zahlen für die 5.3.4 Jobstream dient die PDF-Library. Normalizer und
Zu fast allen Rastersystemen gibt es eine reale Rasterfeinheit führen, die für Jobstream ist ein Printer-Treiber-Plugin PDF-Library sind nicht frei am Markt
Auswahl von Punktformen. Der im Dia- Bedienoberflächen denkbar ungeeignet und wurde für das Produkt Delta Tech- erhältlich. Sie stehen OEM-Kunden von
log selektierte Punkt eines Heidelberg sind. Die realen Werte sind im Hand- nology entwickelt. Es ermöglicht Adobe zur Integration in ihre Systeme
Rasters wird nicht durch die Punktform buch ,Rasterfrequenzen‘ dokumentiert. die vollständige Parametrierung eines zur Verfügung.
im PostScript-Job verändert. In kritischen Fällen sollte sich der An- Heidelberg Rasters durch proprietäre Seit der ersten Spezifikation in der
wender über die zur Verfügung stehen- Erweiterungen im PostScript. Dadurch Mitte der 90er Jahre haben sich die
5.3.3 Auswahl von Auflösung und den Werte informieren, um unliebsame kann direkt bei der Generierung von Möglichkeiten von PDF rasant weiter-
Rasterweiten Überraschungen zu vermeiden. PostScript ein Code erzeugt werden, der entwickelt. Mit jeder Version der
Zwischen Auflösung und Rasterweite Die auf der Bedienoberfläche einge- keine weiteren Parametrierungen er- Applikation ,Acrobat‘ wurde eine neue
gibt es einen engen Zusammenhang stellte Rasterfeinheit kann ,fest‘ oder forderlich macht. Version der PDF-Spezifikation mit
(siehe dazu auch Kapitel 6.4 und 7.4). ,überschreibbar‘ eingestellt werden. Eine vergleichbare Funktionalität wird neuen Funktionen veröffentlicht, die
Nicht jede Rasterweite steht bei jeder Je nach Einstellung wird die Rasterweite heute durch den JDF-Jobticket-Work- oftmals aber nicht für die Verwendung
Auflösung zur Verfügung. Die Dialoge aus der Setscreen-Parametrierung in f low erreicht. Deshalb wird Jobstream in der Druckvorstufe sinnvoll sind. Für
zur Auswahl beider Parameter stellen den Job übernommen oder ignoriert. nicht mehr weiterentwickelt. die Verwendung in der Druckvorstufe
sicher, dass nur verfügbare Kombina- Die Werte aus dem Job werden auf den wurden verschiedene Untermengen von
tionen selektierbar sind. nächsten im Rastersystem verfügbaren 5.4 Die Rasterung im PDF-Workflow PDF als PDF/X und PDF/A international
Abhängigkeiten gibt es auch vom Raster- Wert gerundet. In diesem Fall müssen 5.4.1 Entwicklungsgeschichte von PDF standardisiert.
system. Auch diese spiegeln sich alle Farbauszüge denselben Wert ent- Das Portable Document Format PDF ist Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier
automatisch in den wählbaren Werten halten. Da dieser manchmal aus eine Seitenbeschreibungssprache. Seit eine Liste von wichtigen Unterschieden
wider. Die Auswahl der Rasterfeinheit Benutzereingaben resultiert, ist eine der zweiten Hälfte der 90er Jahre wird zu PostScript:
erfolgt über den ,nominalen‘ Wert. entsprechende Sorgfalt nötig, denn PDF alternativ zu PostScript durch die • höhere Zuverlässigkeit durch
Zwischen dem nominalen Wert und den bei Unterschieden würde der RIP unter Druckvorstufe unterstützt. Nach an- fehlende Programmierfähigkeit
tatsächlichen Rasterweiten gibt es in Umständen unterschiedlich runden. fänglich zögerlicher Akzeptanz durch • Geräteunabhängigkeit
der Regel geringfügige Unterschiede. die Anwender setzt sich PDF zunehmend • Einbindung aller Ressourcen
Dies lässt sich aber nicht vermeiden, durch und wird PostScript in diesem (z. B. Schriften)
wenn man trotz der in vielen Rastersys- Bereich mittelfristig ablösen. • Zugriffsmöglichkeit auf einzelne
temen vorhandenen unterschiedlichen Wie PostScript wurde auch PDF durch Seiten eines Dokument.
Rasterfeinheiten in den Auszügen (siehe die Firma Adobe definiert. Die Ver-
Kapitel 4.1.1 AM-Rastersysteme) den wandschaft beider Formate ist unüber-
Komfort haben möchte, nur einen Wert sehbar. Sie lassen sich ineinander
für alle Auszüge anzugeben.Ein zweiter umrechnen. Zur Umwandlung von
Grund für die Unterschiede ist, dass die PostScript in PDF dient die Adobe-Soft-
qualitätsbedingten Zusammenhänge ware ,Distiller‘ oder der ,Normalizer‘.
zwischen Auflösung und Raster weite Zur Umwandlung von PDF in PostScript
Rasterung im PostScript-Workflow Einführung in die Rastertechnologie 57

5.4.2 Rasterparametrierung in PDF 5.4.4 Objektspezifische Rasterung 5.5 Die Rasterung im JDF-Workflow sondern von einem Gremium entwik-
Analysiert man die Rastermöglichkeiten Mit Hilfe der Rasterparametrierung in 5.5.1 Die Entstehungsgeschichte von JDF kelt (CIP4). So entstand eine Spezifika-
in PDF, stellt man sehr schnell die PostScript und PDF kann prinzipell In den vorangegangenen Abschnitten tion, die praktisch alle denkbaren
Ver wandtschaft zu PostScript fest. Die jedes grafische Objekt mit einem eigen- ist mehrfach das Thema Geräteunab- Varianten von Workflows abdeckt und
Halftone Dictionaries aus PostScript en Raster versehen werden (z. B. Bilder, hängigkeit angesprochen worden. Die von der Kalkulation bis zum Finishing
finden sich in nahezu unveränderter Texte, Grafiken). Um dies auch tatsäch- Vorteile dieser Eigenschaft hinsichtlich reicht. Die Komplexität ist einerseits
Form wieder. Damit sind auch alle im lich zu tun, bedarf es einer entspre- Austausch und Wiederverwendung sehr groß, anderseits optional, so dass
Kapitel ,PostScript-Rasterung‘ beschrie- chenden Unterstützung durch Applika- von Dokumenten ist unmittelbar ein- die angestrebte Austauschbarkeit von
benen Möglichkeiten für PDF vorhan- tionen, von denen es aber nur sehr leuchtend und wird in modernen Daten nicht mehr sichergestellt ist. Des-
den. wenige gibt. Die Rasterparametrierun- Workflows angestrebt. Wie aber para- halb wurden für einzelne Workflow-
gen können dann auch nur im Rahmen metriert man gerätespezifische schritte Untermengen als Mindeststan-
5.4.3 Rasterparametrierungen für PDF der PostScript/PDF-Möglichkeiten Eigenschaften, wenn die eigentliche dard für den Datenaustausch definiert.
in Printer-Treibern und Applikationen erfolgen. Die Auswahl von Heidelberg Seitenbeschreibung diese nicht mehr Dieser Mindeststandard wird durch die
PDF Dateien entstehen entweder durch Rastersystemen ist nicht möglich. enthalten soll? ,Interoperability Conformance Specifi-
den Umweg über PostScript und an- Aus diesem Grunde hat Heidelberg ein Als Antwort auf diese Frage hat Adobe cations‘ (ICS) definiert.
schließende Umwandlung nach PDF Acrobat Plug-In entwickelt, mit dessen das Portable Job Ticket Format ,PJTF‘
oder direkt aus Applikationen. Hilfe den grafischen Objekten eines erfunden. Dies ist ein spezielles PDF
Beim Weg über PostScript gelten alle PDF unterschiedliche Heidelberg Raster Datenformat, das zur Beschreibung
Ausführungen aus den vorangegange- zugewiesen werden können. Dies er- eines Auftrages für den RIP dient. Es
nen Kapiteln. Durch die Beteiligung von folgt durch einen speziellen Eintrag im enthält alle Informationen für die Aus-
PostScript-Treiber und PPD entsteht Halftone Dictionary, der von Adobe gabe, z. B. Rasterparameter, Kalibrier-
geräteabhängiges PostScript und daraus extra für derartige Zwecke geschaffen information, Layout. Da die Spezifika-
geräteabhängiges PDF. Diese Abhängi- wurde. Die Inhalte des Eintrags sind tion aber nicht umfassend genug ist,
keit steht in einem gewissen Wider- herstellerspezifisch. Die Umsetzung der um alle Fälle abzudecken, entstanden
spruch zu einem der Grundgedanken Parametrierung erfolgt durch den bei allen Herstellern proprietäre Erwei-
von PDF, wird aber durch die Heidelberg Heidelberg-RIP, wenn er dafür aktiviert terungen, die nicht austauschbar sind.
PPDs minimiert. wurde. Die Einschränkungen im PJTF führten
Wenn PDF direkt aus Applikationen Ein typischer Anwenderwunsch für zu einer herstellerübergreifenden
geschrieben wird, besteht in der Regel objektspezifische Raster ist, Bilder mit Initiative zur Definition eines Standard-
keine Möglichkeit, gerätespezifische FM- und alle anderen Objekte mit AM- formates für die Herstellung von
Parametrierungen vorzunehmen. Diese Rastern zu kombinieren. Derartige Druckprodukten. Es entstand das Job
Information muss dann spätestens bei Kombinationen sind möglicherweise Definition Format JDF. Anders als
der Ausgabe durch den RIP hinzugefügt problematisch im Druck, da AM- und PostScript und PDF werden die Inhalte
werden. FM- Raster unterschiedlich auf Über- von JDF und die Software zur Unterstüt-
bzw. Unterfärbung30 reagieren. zung nicht von einer einzelnen Firma,
58 Einführung in die Rastertechnologie Rasterung im JDF Workflow

5.5.2 Rasterparametrierung im In der Beschreibung des technischen Bei Heidelberg kommt in diesem Fall 5.6 Zusammenfassung
JDF-Workflow Rasterprozesses (,Screening‘) können in entweder die oben beschriebene Die vielfältigen Möglichkeiten der
Die Möglichkeiten zur Rasterparame- jeder Ebene Raster parametriert objektspezifische Rasterung oder die Rasterparametrierungen in der Kombi-
trierung im JDF sind im Vergleich zu werden. Es kann nur eine Parametrie- Standard PDF-Rasterung zum Tragen. nation von JDF und PDF decken nicht
PostScript oder PDF relativ umfangreich. rung auf oberster Ebene vorhanden Eine automatische Zuweisung von nur die alltäglichen Anforderungen
Nachfolgend werden nur die Prinzipien sein, es können aber auch davon ab- Rastern zu einem JDF-Job ist möglich, sondern auch viele Spezialfälle ab. Da
und die wichtigsten Details erläutert. weichende Parametrierungen auf nied- wenn alle grafischen Typen eines Jobs die Mehrzahl der Anwendungen jedoch
Welche Möglichkeiten in einem bestim- rigeren Ebenen vorhanden sein. In gleich gerastert werden sollen. Wenn die Spezialfälle nicht benötigt, werden
mten Produkt vorhanden sind, muss diesem Fall kommt immer die Parame- es Ausnahmen gibt, muss der ent- sie von vielen RIP-Produkten nicht oder
der jeweiligen Dokumentation entnom- trierung der niedrigsten Ebene zur sprechende Job interaktiv bearbeitet nur teilweise unterstützt. Dahinter
men werden. Anwendung. werden, je nach Situation im JDF oder steckt die Überlegung, dass mit der
JDF ist ein hierarchisches Format, das Innerhalb der Rasterparametrierung im PDF. Im Extremfall bietet die Komplexität der Parametrierung auch
jedoch auch Netzwerke von Arbeits- kann die Gültigkeit auf grafische Ele- objektspezifische Rasterung im PDF die die Komplexität der Bedienoberfläche
schritten beschreiben kann. Ein Job mente bestimmten Typs eingeschränkt höchste Flexibilität. Sie erlaubt den und die Anforderungen an das Know-
wird somit sowohl produktbezogen als werden. Dabei kann zwischen den Eingriff für einzelne Objekte. Wenn how des Bedieners steigen. Die Bedien-
auch nach Arbeitsschritten struktu- Typen Bild, Text, Vektorgrafik (Zeich- dies für alle Objekte eines Jobs erfolgt, oberfläche für der Rasterparametrie-
riert. nung) oder Verlauf unterschieden kann man auf diese Weise die gleichen rung in einem RIP-Produkt und damit
• Die oberste Ebene ist der Job. werden. Diese Einschränkung kann auf Effekte wie mit JDF erzielen. auch die Möglichkeiten für eine
• Der Job besteht aus Bögen. allen Ebenen erfolgen. Es ist somit ver- spezielle Parametrierung werden daher
• Der Bogen hat eine Vorder- und gleichsweise einfach, alle Bilder eines immer auf den vorgesehenen Einsatz
Rückseite. Jobs mit einem abweichenden Raster zugeschnitten sein.
• Jede Vorder- und Rückseite besteht auszugeben. Auch mit JDF und PDF bleiben Raster
aus ,Placed Objects‘ (z. B. Seiten oder Komplizierter wird es, wenn nur die Bil- geräte- und herstellerabhängig. Die
Druckmarken). der bestimmter Seiten einen abwei- Austauschbarkeit von JDF-Dateien und
chenden Raster bekommen sollen, da auch von PDF-Daten mit Object Scree-
Zunächst kann im JDF aus Kundensicht dann für diese Seiten ein entsprechen- ning zwischen Produkten verschiedener
beziehungsweise aus Sicht der Kalkula- der Eintrag im JDF vorhanden sein Hersteller bleibt problematisch. Sicher
tion eine grobe Vorgabe für die Raste- muss. Wenn im Extremfall nur ein Bild vorhersagbare Rasterergebnisse auf
rung gemacht werden. Hierbei werden von mehreren auf einer bestimmten einem Heidelberg RIP wird es nur dann
typischerweise die Art des Rasters (AM, Seite abweichend ausgeben werden soll, geben, wenn auch die Rasterparame-
FM oder Hybrid) und die Rasterfrequenz ist dies mit JDF alleine nicht mehr trierung mit einem Heidelberg Produkt
angegeben. Eine Aufteilung nach möglich. Das JDF enthält dann nur die erfolgt ist.
Objektart ist nicht vorgesehen. Anweisung für das betroffene ,Placed
Object‘, die Rasterung des PDF auszu-
werten.
Rasterung im PostScript-Workflow Laserbelichter 59

6 Laserbelichter
Die überwiegende Menge aller Druck- aufgebaut. Auf diese Weise wird ein 6.1 Außentrommelbelichter unterschiedliche Bereiche auf der
vorlagen wird heute mit Plattenbelich- Raster in die Pixelmatrix des Belichters Außentrommelbelichter haben sich in Trommel belichtet werden oder dass
tern (Computer to Plate31) erstellt. hineinkonstruiert. der Reprobranche über Jahre für quali- eine ‚Lichtharke‘ direkt nebeneinander
In diesem Kapitel werden Auf bau und In der Praxis liegen sowohl der Abstand tativ hochwertige Filmarbeiten liegende Bildlinien belichtet.
prinzipielle Eigenschaften verschiede- der Linien als auch der Pixeltakt bewährt. Dieses Prinzip hat sich auch Das Prinzip der Lichtharke ist weit ver-
ner Typen von Belichtern beschrieben. typischerweise zwischen 7,5 und 20 μ. für die Belichtung von Druckplatten breitet. Zur Erzeugung der parallelen
Belichtereigenschaften beeinflussen Im Gegensatz zum Elektronenstrahl etabliert. Beim Außentrommelbelichter Laserstrahlen gibt es eine Reihe unter-
die Möglichkeiten in der Rasterung. in der Fernsehröhre können Laserstrah- wird die zu belichtende Druckplatte schiedlicher Konstruktionen. Gängig ist
Diese Zusammenhänge sollen hier len nicht durch elektromagnetische außen auf eine Trommel aufgespannt. die Aufspaltung eines einzigen Laser-
aufgezeigt werden. Felder abgelenkt werden. Licht kann An der rotierenden Trommel entlang strahls in eine ‚Lichtharke‘ aus
Für die Konstruktion von CtP-Belichtern über größere Strecken nur mechanisch wird mit einem Laserkopf (siehe Abbil- parallelen Lichtstrahlen, die einzeln
haben sich zwei Prinzipien durchge- abgelenkt werden. Dazu kommt, dass dung 73) belichtet, der seinerseits durch moduliert werden. Dazu wurde ein
setzt: die Ablenkung in zwei Richtungen eine Spindel sehr präzise an der Trommel akusto-optischer Modulator (AOM)
• Außentrommelbelichter erfolgen muss: schnell in Richtung der entlang bewegt wird. Durch Rotation benutzt. Laser, Strahlaufspaltung und
• Innentrommelbelichter Laserlinie und relativ langsam von der Trommel werden die Bildlinien ge- AOM sind hier in einem sogenannten
Laserlinie zu Laserlinie. schrieben. Die langsame Bewegung des Laserkopf untergebracht.
Alle Laserbelichter funktionieren nach In Publikationen werden statt ‚Laserli- Laserkopfes bewirkt den Vorschub. Heutzutage wird eine Laserdiodenzeile
dem Prinzip, dass ein oder mehrere nie‘ oft auch die Begriffe Bildlinie, Scan Wegen der relativ großen bewegten eingesetzt oder eine Zeile aus Modulato-
Laserstrahlen parallel zeilenweise Bild- oder Fast Scan benutzt. Die Richtung Massen und der Unwucht, die ein auf ren, die durch Laserdioden beleuchtet
information auf fotosensitives Material senkrecht dazu ist der Vorschub oder die Trommel gespanntes Material werden. Diese Bauart erlaubt sehr kurze
‚schreiben‘. Slow Scan. erzeugt, erfordert diese Konstruktions- optische Wege. Es lassen sich besonders
An den Stellen, an denen die Druckplatte Die unterschiedlichen Belichtertypen art eine sehr stabile Bauweise. Aufwen- einfach hohe Lichtleistungen erzeugen.
belichtet werden soll, wird der Laser- unterscheiden sich hauptsächlich durch dig ist die Fixierung des Materials auf Damit lassen sich auch die von der
strahl eingeschaltet, sonst bleibt er aus- das Prinzip zur Erzeugung von Bildlin- der Trommel. Damit die Fliehkräfte und Branche bevorzugten thermischen
geschaltet. Das Schalten des Laserstrahls ien und Vorschub. die Unwucht nicht zu groß werden, sind Druckplatten belichten.
erfolgt digital in einem festen Taktras- nur vergleichsweise geringe Drehzah- Um die Belichtungsgeschwindigkeit
ter. Die einzelnen Laserpunkte, die len möglich. Um akzeptable Belich- weiter zu erhöhen, können auch
geschaltet werden können, nennt man tungszeiten zu erreichen, wird deshalb mehrere Optikköpfe nebeneinander
Pixel, abgeleitet von Picture Element. mit mehreren Laserstrahlen gleich- eine Druckplatte belichten.
Jeder Rasterpunkt wird aus einer zeitig belichtet. Diese Strahlen können
bestimmten Anzahl Belichterpixel so angeordnet sein, dass gleichzeitig
60 Einführung in die Rastertechnologie Laserbelichter

Unabhängig von der Konstruktion des


Laserkopfes gibt es zwei Eigenschaften,
die Einfluss auf die Rasterqualität haben
können:
1. Die einzelnen Strahlen einer Licht-
harke müssen auf gleiche Lichtstärke
abgeglichen sein.
2. Der Abstand zwischen ihnen muss
exakt gleich sein.

Bei fehlerhaften Einstellungen bewirken


beide Effekte periodische ‚Lichtharken-
atte
c k pl
streifen‘, die mit dem Raster interfer- Dru
ieren können. Diese Interferenzen
können durch die Rasterung berück- Laser
Lichtharke
sichtigt und minimiert werden (siehe
Abschnitt 6.4 und 6.5).
Der Plattenbelichter Suprasetter®
von Heidelberg ist ein Außentrommel-
belichter mit einer Laserdiodenzeile. Linse
Umlenkspiegel
AOM
Abbildung 73: Schematische Darstellung eines
Außentrommelbelichters mit AOM.
Laserbelichter Einführung in die Rastertechnologie 61

6.2 Innentrommelbelichter
Bei Innentrommelbelichtern wird das
zu belichtende Material im Inneren
eines teilweise offenen Hohlzylinders
festgehalten. Der Laser und eine Ab-
lenkeinheit werden exakt im Zentrum
entlanggeführt. Durch ein schnell
rotierendes Prisma wird der Laserstrahl
abgelenkt und somit eine Bildlinie
geschrieben. Sowohl die Bildlinien als
auch der Vorschub erfolgen durch
Bewegung im optischen System. Das
Material wird während der Belichtung
e
nicht bewegt. latt
ck p
Dru sma
Die rotierende Ablenkeinheit ist ein s Pr
i
rende
relativ kleines Teil und kann sehr schnell tie
lek
Ref
drehen. Deshalb kann schon mit einem
Laser
einzigen Laserstrahl sehr schnell produ-
Linse
ziert werden. Die Optik ist insgesamt
Motor
deutlich einfacher zu realisieren. Abbildung 74: Schematische Darstellung eines
Die optischen Wege sind zwar deutlich Innentrommelbelichters.

länger als bei Außentrommelbelichtern,


aber insgesamt ist der Aufwand zur
Schwingungsdämpfung geringer, da die
bewegte Masse deutlich kleiner ist.
Dieser Belichtertyp erlaubt Spitzenqua-
lität bei sehr hoher Geschwindigkeit und
einem moderaten Preis.
Der Plattenbelichter Prosetter® von
Heidelberg ist ein Innentrommelbelich-
ter mit einem UV-Laser.
62 Einführung in die Rastertechnologie Laserbelichter

6.3 Auflösung und Adressierbarkeit 6.4 Lichtharken und Rasterpunkte beider Winkel aus einer ganzen Anzahl weise sollte auch diese Abweichung
Laserbelichter verfügen über eine mehr Lichtharken sind ein typisches Merkmal von Linien bestehen. Deshalb hat der durch eine Linearisierung korrigiert
oder weniger große Anzahl von Auflö- von Außentrommelbelichtern. Übliche 0°-Winkel oft eine abweichende werden.
sungen, die üblicherweise in Linien pro Zahlen für die Anzahl der Laserlinien Rasterfeinheit. Um zu linearisieren, ist es erforderlich,
Zentimeter (l/cm) oder Dots per Inch sind 8 bis ca. 250. In der Wechselwirkung einen Stufenkeil32 mit den entsprechen-
(dpi) angegeben werden. Dieser Wert mit der Periode des Rasters können In- 6.5 Belichtereinstellung den Tonwertstufen auszubelichten, zu
wird oftmals falsch interpretiert, da er terferenzen entstehen, die meist als Zur Optimierung des optischen Systems, entwickeln und auszumessen.
nicht wirklich die Auflösung beschreibt, Streifen in Richtung der Bildlinien wahr- einschließlich der Minimierung der Diese Messwerte werden in eine
sondern nur den Abstand zweier Bild- genommen werden. Besonders anfällig Lichtharkeneffekte, ist ein material- Software-Applikation eingetragen (z. B.
linien. Der bessere Begriff hierfür ist hierfür sind Raster unter 0° und 45°. und entwicklerspezifisches Einmessen den Heidelberg Calibration Manager).
Adressierbarkeit. Welche Auflösung ein Aus diesem Grunde werden bei diesen des Belichters unerlässlich. Je nach Die Berechnung der Korrekturen über-
Belichter hat, kann dem Wert für die Winkeln die Rasterpunkte vorzugsweise Belichtertyp müssen die vorgeschriebe- nimmt dann das Programm, so dass die
Größe des Laserpunktes (‚spot size‘) aus einem ganzzahligen Vielfachen der nen Prozeduren für Lichtwert, Fokus Belichtungsergebnisse auf Anhieb
entnommen werden. Er sollte im Ideal- Lichtharke aufgebaut. usw. sorgfältig durchgeführt und regel- stimmen.
fall etwa 20 % größer sein als die Beispiel: Ein 60er Raster bei 1000 l/cm mäßig wiederholt werden. Ein schlecht Im Calibration Manager von Heidelberg
jeweilige Adressierbarkeit. Dieser Wert müsste aus 16,67 Laserlinien bestehen. eingemessener Belichter kann keine werden die Daten in einer Datenbank
ist der optimale Kompromiss zwischen Bei einem Belichter mit 8 Laserstrahlen gute Qualität liefern. Das Gleiche gilt gespeichert. Zusätzlich werden Infor-
einer gleichmäßigen Flächenschwär- wird er in Realität aus 16 Linien bestehen, für eine schlecht gewartete Entwick- mationen über den Gültigkeitsbereich
zung und höchster Auflösung. was einen 62,5er Raster als Belichtungs- lungsmaschine. von Linearisierungen vorgehalten,
Beispiel: Ein Belichter mit 1000 l/cm ergebnis ergibt. Jede Druckplatte benötigt zur stabilen damit diese Arbeit nicht für jede Raster-
(2540 dpi) Adressierbarkeit hat einen Die Regel der Ganzzahligkeit wird, Bebilderung und zum Erreichen einer kombination oder Rasterfeinheit neu
Laserlinienabstand von 10 μ. Der wenn möglich, auch bei Innentrommel- guten Standfestigkeit eine bestimmte durchgeführt werden muss.
Laserpunkt sollte dabei 12 μ Durchmes- belichtern mit nur einem Strahl Lichtmenge. Hierbei sollte man even- Die Messung der Flächendeckung auf
ser haben. Da auch die Intensität eines eingehalten, da sonst schon im Raster tuelle Nichtlinearitäten in Kauf einer Platte ist eine technische Heraus-
Laserstrahls zum Rand hin abnimmt, störende Strukturen enthalten sein nehmen und durch eine Linearisierung forderung, die von den erhältlichen
wird durch die nominale Überlappung können. kompensieren. Messgeräten zunehmend besser be-
von 2 μ eine gleichmäßige Schwärzung Daraus ergeben sich bestimmte Ein- herrscht wird (siehe auch Kapitel 7.1
erreicht. Einzelne Laserlinien ohne schränkungen hinsichtlich der bei einer 6.6 Linearisierung Druckplatten). Eine Linearisierung von
Nachbarn werden ziemlich genau 10 μ bestimmten Adressierbarkeit erreichba- Die auf der Platte tatsächlich erreichte Druckplatten wird daher inzwischen
breit sein. Dies stimmt natürlich nur, ren Rasterfeinheiten. Flächendeckung ist vom Belichter, vom empfohlen.
wenn die Intensität des Lasers für das Ebenso ergeben sich für die Farbrepro- Material und den Entwicklungsbedin-
verwendete Material richtig eingestellt duktion bestimmte Vorzugskombi- gungen abhängig. Druckplatten haben
ist. nationen von 0°- und 45°-Winkeln. Es bei 50 % Solldichte typbedingt unter-
gibt kein Paar von gleichen 0°- und 45°- schiedlich große Abweichungen in der
Rasterweiten, wo die Rastermaschen Flächendeckung. Bei korrekter Arbeits-
Raster im Druck Einführung in die Rastertechnologie 63

7 Raster im Druck
Die Rasterung ist in einen Gesamtpro-
zess zur Herstellung einer Drucksache
eingebunden. Es ist deshalb sinnvoll, Bildmaterial
sich auch mit dem Umfeld, insbeson-
dere mit Druckprozessen, zu beschäfti-
gen. Die Verarbeitungsschritte nach
dem Erstellen der Druckplatten oder Entwurf Grafiken Layout
von Farbauszugsfilmen erfordern
einiges, was bereits bei der Erstellung
berücksichtigt werden muss. Bei der
heute üblichen Direktbelichtung von Text
Druckplatten entfallen einige Schritte.
Dieses Thema ist ein weites Feld und es
ist im Rahmen dieses Buches nicht
möglich, alle Aspekte der Drucktechnik
zu beleuchten. Auf die wichtigsten soll
aber im Folgenden eingegangen
werden.

CtP Proof-Erstellung

Drucken Buchbinderische Verarbeitung Verpackung

Abbildung 75: Produktionsprozess Druck.


64 Einführung in die Rastertechnologie Raster im Druck

7.1 Druckplatten dem Filmtyp, für den sie bestimmt sind. ausgewaschen. Es drucken also die un- 7.1.1 Druckplattenbelichtung
Eine Druckplatte besteht üblicherweise Positiv-Druckplatten sind für Positiv- belichteten Teile der Druckplatte. Die Druckplattenbelichtung findet
aus einem Aluminium-Träger mit einer Filme und Negativ-Druckplatten für Der Hauptvorteil thermischer Druck- heute überwiegend auf CtP-Strecken31
lichtempfindlichen Kunststoffschicht. Negativ-Filme vorgesehen. platten ist ihre ‚digitale‘ Arbeitsweise. statt. Um die Vorteile der CtP-Strecken
Die oleophile, also fettfreundliche, Bei Negativ-Druckplatten wird durch Nur wenn ein Hitzeschwellwert über- zu zeigen, soll hier noch die Kopie auf
Kunststoff beschichtung nimmt die öl- Hitze eine Primärvernetzung in der schritten wird, entsteht ein Belichterpi- eine Offsetplatte in einer CtF-Strecke
haltige Druckfarbe an, während der Polymerbeschichtung der Druckplatte xel. Weitere Erhöhung der Energie betrachtet werden. Die Kopie der Filme
hydrophile, also wasserfreundliche, erzeugt, die dann im Entwickler durch vergrößert den Pixel praktisch nicht auf die Druckplatte beeinflusst die
Träger aus Aluminium vor jedem Neu- thermische Prozesse fixiert wird. Die mehr. Die thermischen Platten haben Flächendeckung durch Überstrahlung
druck in der Druckmaschine gefeuchtet unbelichteten Stellen lassen sich aus- eine extrem steile Gradation34 und oder Unterstrahlung. Bei manchen
wird, so dass er keine Druckfarbe an- waschen. Es drucken also die belichte- ermöglichen damit sehr prozessstabiles Filmen ist der Rand der Rasterpunkte
nehmen kann. ten Teile der Druckplatte. Arbeiten mit besonders scharf kantigen nicht absolut scharf, es gibt eine
Es gibt diverse Möglichkeiten zur Bebil- Im Gegensatz dazu werden bei Positiv- Rasterpunkten. Grauzone.
derung von Druckplatten. Zur Zeit sind Druckplatten chemische Bindungen der Selbst bei extrem steilen Filmen mit
zwei Verfahren am weitesten verbreitet: Beschichtung durch Hitze aufgebro- scharfem Rand gibt es Überstrahlungs-
Die Belichtung mit violettem Licht bei chen. Die belichteten Teile werden im effekte, da die Fotoschicht immer einen
ca. 400 nm und infrarotem Licht bei nachfolgenden Entwicklungsprozess minimalen Abstand von der Platte hat
ca. 830 nm. und selbst ca. 1 μ dick ist. Staubkörner
Für die Belichtung mit violettem Licht Abbildung 76: Überstrahlungseffekte bei der zwischen Film und Druckplatte bewir-
Plattenkopie.
gibt es hochempfindliche Druckplatten ken lokal unterschiedliche Tonwerte,
auf Silberhalogenid-Basis. Diese Platten Licht eine sogenannte Hohlkopie. Zusätzlich
werden photochemisch entwickelt. spielen noch Reflexionen an der
Druckplatten auf Fotopolymer33 -Basis Trägerplatte aus Metall und Streulicht
sind deutlich weniger empfindlich. eine Rolle. In der Regel versucht man
Durch die Belichtung mit violettem die Schnittkanten der Filme wegzuko-
Licht werden Monomerketten vernetzt, pieren. Dazu nutzt man die beschriebe-
Trägermaterial des Films
so dass die belichteten Teile den nach- Haftschicht nen Überstrahlungseffekte und even-
Streulicht
folgenden Entwicklungsprozess über- tuell noch eine Streufolie35. Die Punkte
stehen. Die nicht belichteten Bereiche Fotoschicht werden meist spitzer36 kopiert.
Kratzschutzschicht
werden mit einer Lauge ausgewaschen. Aus diesen kurzen Bemerkungen wird
Die Belichtung von thermischen Druck- Lichtempfindliche schon deutlich, warum heute der
Kernschatten Kunststoffschicht
platten erfordert nochmals wesentlich Druckplatte (Alu) Prozessschritt Plattenkopie ausgelassen
Halbschatten
höhere Energien. wird und die Vorteile von CtP-Strecken
Die etwas missverständliche Bezeich- genutzt werden. Die Vorteile einer
nung von Druckplatten richtet sich nach
Raster im Druck Einführung in die Rastertechnologie 65

CtP- Strecke kurz zusammengefasst: • Problemloser Einsatz von FM-Rastern. 7.2 Tonwertzunahme im Druck hierbei mehr oder auch weniger
• Extrem scharfer Punkt statt • Digitale Voreinstellung der Druck- Der wichtigste Effekt, der bei der ‚breitgequetscht‘ werden können. Die
unscharfer analoger Kopie. maschine, dadurch schnelleres Druckformherstellung berücksichtigt dadurch entstehende Punktzunahme
• Keine Mitbelichtung von Staub, Einrichten, schneller in Farbe und werden muss, ist die Punkt- oder Ton- im Druck kann durch viele Faktoren
Schnittkanten oder Hohlkopien. weniger Makulatur. wertzunahme im Druck. Am Beispiel wie Farbmenge, Farb-/Wasserbalance
• Keine manuelle Plattenkorrektur • Durchgängige Prozessautomatisie- des Offsetdrucks soll dies erläutert und Andruckkraft (Druckbeistellung)
mehr. rung in Vorstufe, Druck und Weiter- werden. Auf den Plattenzylinder wird der Zylinder beeinflusst werden. Für
• Einsparung von Film und Filment- verarbeitung. Dadurch deutlich die Druckfarbe über ein Farbwerk und einen stabilen Druck müssen also viele
wicklung. höhere Auslastung der Druck- und das mit Alkohol versetzte Wasser über Faktoren präzise konstant gehalten
• Hohe Registergenauigkeit. Weiterverarbeitungsmaschinen. ein Feuchtwerk aufgetragen. Von dort werden.
• Größerer Tonwertumfang. wird die Druckfarbe auf einen Gummi-
tuchzylinder und dann erst auf den
Bedruckstoff übertragen. Es ist leicht
verständlich, dass die Druckpunkte

Abbildung 77: Schema einer Offsetdruckmaschine. Abbildung 78: Beispiel für eine Druckkennlinie
mit deutlicher Punktzunahme im Mittelton.

100
Druckzylinder
90

80
Plattenzylinder
70
Feuchtwerk
60

50

Flächendeckung im Druck (%)


Druckbogen
40

Farbwerk 30

20

Gummituchzylinder 10

0
Raster 80 Linien/cm 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Raster 60 Linien/cm Flächendeckung der Druckplatte (%)
66 Einführung in die Rastertechnologie Raster im Druck

Der wesentliche Faktor für die Punkt- 7.3 Prozesskalibrierung führt. Eine Testseite wird mit dem zu Die Prozesskalibrierung ist meist farb-
zunahme im Druck sind Lichtfangef- Die Prozesskalibrierung ist ein Mittel kalibrierenden Raster unkalibriert abhängig. Die Ursachen dafür sind
fekte. Wie sich Lichtfangeffekte im zur Kontrolle der Tonwertzunahme belichtet. Wesentliches Element der hauptsächlich rheologische37 Unter-
Auflichtdensitometer auswirken, ist eines Druckprozesses. Sie ist eng mit Testseite sind Stufenkeile mit Tonwer- schiede der Farben oder unterschiedli-
unter ‚Tipps und Tricks‘ im Abschnitt dem Thema Standardisierung verknüpft. ten zwischen 0 % und 100 %. Anschlie- che Einstellungen der Farbwerke einer
über Dichte beschrieben. Die Standardisierung von Druckpro- ßend wird die Seite auf dem jeweiligem Druckmaschine.
Trägt man in einem Diagramm die zessen umfasst neben der Tonwertzu- Bedruckstoff angedruckt und densito- Selbst wenn die Eigenschaften aller
Flächendeckung, die sich im Druck er- nahme viele weitere Aspekte wie metrisch ausgemessen. Farben gleich sind, ist bei einigen
gibt, über der Flächendeckung der beispielsweise die Beschaffenheit von Die Messwerte und die Soll-Werte eines Rastersystemen die Kalibrierung farb-
Druckplatte auf, so erhält man die Bedruckstoffen und Druckfarben, die Prozessstandards werden über einen abhängig. Dies gilt für die Rastersysteme
Druckkennlinie. Sie weist eine deutliche Volltonfärbung, ICC-Profile und die Dialog in das Kalibriertool eingegeben, IS Y fine, RT Y45° K fine und Megadot
Punktzunahme im Mittelton auf. Die Druckmaschine selbst. Zwar schränkt das daraus die Kalibrierkurven für die wegen der stark unterschiedlichen
Punktzunahme kann je nach Druck- die Standardisierung die Gestaltungs- elektronische Rasterung berechnet. Rasterfeinheiten in den Farbauszügen.
maschine, Druckbedingungen, freiheit des Druckers ein, führt aber Die so ermittelten Kalibrierkurven
Papiersorte und Rasterfeinheit relativ sehr viel schneller zu guten Ergebnissen werden in einer Datenbank gespeichert
große Unterschiede aufweisen. Wird und damit zu weniger Makulatur. Die und können für die nachfolgende
einer dieser Faktoren geändert, so ist Standardisierung bewirkt in Verbin- Produktion aktiviert werden. Zusätz-
meist eine neue Prozesskalibrierung dung mit der automatischen Einstellung lich werden Informationen über den
nötig. der Druckmaschine einen deutlichen Gültigkeitsbereich von Kalibrierungen
Es ist heute üblich, Bilder medienneu- Produktivitätszuwachs. vorgehalten, so dass der aufwändige
tral zu erzeugen, so dass sie sowohl für Die Prozesskalibrierung soll die Ton- Kalibrierprozess nicht für jede Raster-
den Druck als auch für elektronische wertzunahme eines Druckprozesses an kombination neu durchgeführt werden
Medien geeignet sind. Lediglich bei einen vorgegebenen Prozessstandard muss.
älteren Bildern wurde bereits beim angleichen. Die Tonwertzunahme Die durch dieses Vorgehen ermittelten
Scannen eine Standardpunktzunahme hängt u.a. von der Druckmaschine, dem Kalibrierkurven sind in der Regel
in der Farbgradation berücksichtigt. verwendeten Bedruckstoff, den Druck- so gut, dass die Druckergebnisse auf
Über ICC-Profile werden die Daten farben, der Volltonfärbung und Anhieb im Toleranzbereich liegen.
dann für das Ausgabemedium vorbe- insbesondere dem gewählten Raster Auch wenn nachträglich noch Ge-
reitet. und der Rasterfeinheit ab. schmackskorrekturen angebracht
Die Anpassung an die aktuelle Druck- Wichtigste Voraussetzung für die werden sollten, das heißt in der Druck-
kennlinie erfolgt dann im Rahmen der Durchführung der Kalibrierung ist ein maschine noch ,lithografiert‘ wird,
elektronischen Rasterung. Dazu muss stabiler Druckprozess, insbesondere die liegt man nach einer guten Prozesskali-
vorher eine Prozesskalibrierung durch- Einhaltung einer korrekten Färbung. brierung in der Mitte des Einstellberei-
geführt werden. Die Prozesskalibrierung wird mit Hilfe ches und gewinnt damit erst die nötige
eines speziellen Kalibriertools durchge- Gestaltungsfreiheit.
Raster im Druck Einführung in die Rastertechnologie 67

7.4 Auswahl der Rasterfeinheiten kritische Motive in diesem Tonwertbe- Für den Zeitungsdruck hat sich eine
Die Rasterfeinheit sollte sich nach der reich gibt. Rasterfeinheit um 40 l/cm (100 lpi) ein-
Empfindlichkeit des menschlichen In der folgenden Tabelle ist die Flächen- gebürgert. In Europa wurden Magazine
Auges richten. Bei einem 60er Raster deckung aufgelistet, die sich bei und Kataloge standardmäßig im 60er
sind die einzelnen Rasterpunkte noch bestimmten minimalen Punktgrößen Raster gedruckt (150 lpi). Inzwischen
gerade eben unterscheidbar, es ist die für verschiedene Rasterfeinheiten hat sich weitgehend der 70er Raster
Sichtbarkeitsgrenze. Für einfarbige ergibt. durchgesetzt (175 lpi), wie es in Südost-
Abbildungen ist eine Reproduktion mit Meist wird mit relativ groben Rastern asien bereits länger Standard ist. Für
60 l/cm (150 lpi) ausreichend. gedruckt, weil sie leichter zu verarbei- Kunstdruck auf gestrichenem24 Papier
Die konventionellen Raster bilden im ten sind. Welche Punktgröße noch ist der 80er oder ein feinerer Raster
Zusammendruck eine größere Rosette, druckbar ist, hängt von vielen Faktoren, empfehlenswert.
wobei die Sichtbarkeit der Rosette vom insbesondere vom Papier ab. Die
Farbton abhängig ist. Erfahrung mit FM-Rastern hat gezeigt,
Nach FOGRA-Untersuchungen ent- dass sich Punkte mit 20 μ Durchmesser
spricht die Sichtbarkeit der Rosette noch stabil drucken lassen, bei
etwa der Sichtbarkeit eines Rasters mit kleineren Punkten wird es schwierig.
knapp 1,5facher Periode, das heißt, die Hier zeigt sich ein Dilemma des
Rosette wäre sogar noch beim 80er konventionellen Drucks: Bei höherer
Raster sichtbar. Hochwertige Kunstdru- Rasterfeinheit werden die Rasterpunkte
cke sollten daher mindestens im 80er in den Lichtern so klein, dass sie
Raster gedruckt werden. teilweise wegbrechen und zu einem
Für die Auswahl der Rasterfeinheit sind Tonwertbereich mit instabilem
jedoch Gesichtspunkte des Drucks oft Druckverhalten führen. Analog dazu
wichtiger. Entscheidend dafür ist der verhält es sich mit den Löchern in den
Tabelle 12: Kleinster druckbarer Punkt und maximale
kleinste druckbare Punkt bzw. die Tiefen. Somit geht Lichter- und Tiefen- Flächendeckung.
kleinste noch druckbare Lücke zwischen zeichnung verloren.
den Punkten. Die Lösung für dieses Problem ist Kleinster druckbarer Punkt
Wegen der hohen Empfindlichkeit des Prinect Hybrid Screening oder Prinect Rasterfeinheit Durchm. Stabiler Durchm. Stabiler Durchm. Stabiler
menschlichen Auges im dunklen Stochastic Screening, die stabil druck- Druck Druck Druck

Bereich ist es nötig, möglichst kleine bare minimale Punktgrößen in den l/cm lpi μ % μ % μ %
40 100 10 0,1 20 0,5 30 1,1
Lücken zu drucken. Bei tiefen Tönen Lichtern bzw. Löcher in den Tiefen
60 150 10 0,3 20 0,6 30 2,5
wirken sich Verluste von 1,0 % schon in haben (siehe Kapitel 4).
80 200 10 0,5 20 2,0 30 4,5
der Tiefenzeichnung aus.
120 300 10 1,1 20 4,5 30 10,2
Von besonderem Interesse sind aber
160 400 10 2,0 20 8,0 30 18,1
auch die Lichter, weil es zahlreiche
68 Einführung in die Rastertechnologie Raster im Druck

7.5 Proofs auch vom ‚Kontraktproof ‘. Diese Art Bis zu einem gewissen Grad können in
Der Prüfdruck oder kurz ‚Proof ‘ soll von Proof ist meistens gemeint, wenn der Tat damit Moiré-Effekte, z.B.
das spätere Druckergebnis so gut wie man allgemein von ‚Proof ‘ spricht. zwischen Bildinhalt und Druckraster,
möglich vorhersagen. Es gibt unter- In der Regel werden solche Proofs heute vor dem Druck erkannt werden.
schiedliche Ansprüche an einen Proof mit Inkjet-Druckern erstellt. Diese Der aufwendigste Raster-Proof ist der
und folglich kann das gewählte Drucker verwenden oft mehr als vier Andruck. Damit ist eine exakte Wieder-
Verfahren zur Herstellung des Proofs Farben, um auch feine Farbnuancierun- gabe des benutzten Rasters möglich.
verschieden sein. gen darstellen zu können. Zusätzlich können das gleiche Papier
Der einfachste Anspruch an den Proof Eine weitere Variante ist der ‚Bogen- und die gleichen Farben wie beim
ist, dass er auf dem Bild genau den proof ‘. Hierzu werden großformatige Fortdruck verwendet werden.
Inhalt der Daten zeigt. Dabei wird nicht Inkjet-Drucker verwendet, die ganze Der Andruck sollte, jedenfalls wenn
die höchste Farbtreue erwartet, oft wird Druckbögen mit allen Kontrollelemen- er standardisiert durchgeführt wird,
ein Ausdruck auch nur in schwarz-weiß ten und möglichst korrekter Farbe farbverbindliche und reproduzierbare
angefertigt. Man spricht hier von einem ausgeben. Ergebnisse liefern. Er bietet außerdem
‚Content Proof ‘. Allerdings wird auch Die Herausforderung beim Farbproof die Möglichkeit, die Farbwiedergabe in
für diesen einfachen Proof ein gewisses ist, mit den Tinten des Druckers und weiten Grenzen zu variieren. Damit ist
Maß an Genauigkeit gefordert. Die dem gänzlich anderen Druckverfahren eine Anpassung an unterschiedliche
Objekte auf der Seite müssen richtig dennoch den Farbeindruck des Offset- Druckkennlinien im Fortdruck
dargestellt sein und Text und Grafik Druckverfahrens wiedergeben zu möglich. Der Drucker weiß aber häufig
müssen genau so wiedergegeben können. Mit den heute verfügbaren nicht, ob das schöne Proofergebnis
werden wie später im Druck. Diese Art Methoden des Farbmanagements (ICC- überhaupt oder stabil auf der Fort-
von Proofs wird meistens auf schnellen Profile, Kalibrierungen) gelingt das druckmaschine erreichbar ist.
Laserdruckern oder mit einfachen erstaunlich gut und so hat sich dieses
Desktop-Tintenstrahldruckern erstellt. Verfahren allgemein durchgesetzt.
Der nächsthöhere Anspruch an den Der höchste Anspruch an einen Proof
Proof ist die richtige Farbwiedergabe. ist aber, dass er neben der Farbe auch
Der Proof soll die Farbe möglichst noch den Raster richtig wiedergibt,
genau so zeigen wie später im Druck. mehr noch, dass er möglichst genau das
Oft wird die Druckmaschine nach dem im Druck verwendete Rastersystem
Farbeindruck des Proofs eingestellt, verwendet. Diese sogenannten Raster-
denn der Proof ist das Medium, das der Proofs sind mit den vorher erwähnten
Kunde gesehen hat und zu dem er seine Inkjet-Systemen nicht zu erreichen.
Freigabe erteilt hat. Man spricht hier Zwar gibt es inzwischen auch Ansätze,
vom ‚Farbproof ‘, und weil er oft die den autotypischen Raster des Drucks
Grundlage für das OK des Kunden ist, mit Inkjet-Druckern wiederzugeben.
Tipps und Tricks Einführung in die Rastertechnologie 69

8 Tipps und Tricks


In diesem Kapitel werden einige Tipps muss mit einem Winkelabstand von 15° Nebenstehend sind zwei Rechtecke mit
und Tricks behandelt, die bei der dazwischengelegt werden. Durch den einem kritischen Farbton abgebildet,
täglichen Arbeit nützlich sein können. kleinen Winkelabstand zwischen Gelb die im Rastersystem IS Classic mit einem
und den benachbarten Farben kann es 54er Raster (133 lpi) und 1000 l/cm
8.1 Winkeltausch bei den konventionellen Rastersyste- Belichterauflösung belichtet wurden.
Manchmal ist es bei konventionellen men zu einem latenten Gelb-Moiré im Im oberen Rechteck sind die Winkel
Rastern sinnvoll, die Rasterwinkel zu Zusammendruck kommen. Es lässt sich nicht vertauscht, im unteren sind sie
vertauschen, um für bestimmte Motive bei Bedarf durch eine vom Motiv ab- vertauscht.
bessere Ergebnisse zu erzielen. In kon- hängige Vertauschung der Rasterwinkel Die Effekte können am deutlichsten in
ventionellen Rastersystemen wie zum minimieren. Diese Aussagen gelten glatten Flächen sichtbar werden.
Beispiel IS Classic werden die Farben unabhängig davon, auf welche Weise Mit dem Einsatz feinerer Raster nimmt
den Rasterwinkeln so zugeordnet, wie konventionelle Raster oder deren die Sichtbarkeit eines latenten Gelb-
es aus Tabelle 13 ersichtlich ist. Näherungen erzeugt werden. Moirés ab. Damit erübrigt sich der
Die stark zeichnenden Farben Cyan, Dominieren Hauttöne, so ist die zuvor Winkeltausch in den meisten Fällen.
Magenta und Schwarz haben einen angegebene Winkelzuordnung optimal. Alternativ dazu können z. B. auch die
Winkelabstand von 60°. Die am Grüntöne (zum Beispiel Vegetation) Rastersysteme IS Y fine oder RT Y45° K
schwächsten zeichnende Farbe Gelb sind meist in sich strukturiert, so dass fine benutzt werden, die konzeptionell
ein latentes Moiré nicht sichtbar wird. kein Gelb-Moiré haben.
Dominieren glatte Grau-Grün-Töne, so
ist die Vertauschung der Rasterwinkel
von Cyan und Magenta zu empfehlen,
um ein eventuelles Moiré zwischen Cyan
Tabelle 13: Eingabe- und Ausgabewinkel für das
Rastersystem IS Classic.
und Gelb zu vermeiden. Abbildung 79: Durch einen Winkeltausch können bei
Es sollten nur die Rasterwinkel von bestimmten Motiven oder kritischen Farbtönen bessere
Ergebnisse erzielt werden (oben: Standardeinstellung,
Winkeltausch Magenta mit Cyan oder Schwarz ver- unten: Cyan und Magenta vertauscht).

Farbe Eingabe- Ausgabe- tauscht werden. Es wird dringend


winkel winkel empfohlen, Gelb nicht auf einen anderen
Cyan 15° 165° Winkel zu legen.
Magenta 75° 45° Wie die Winkel vertauscht werden,
Yellow 0° 0° erläutern die entsprechenden Bedien-
Black 45° 105° ungsanleitungen.
70 Einführung in die Rastertechnologie Tipps und Tricks

8.2 Verläufe erzeugte und ein leichtes Rauschen Der RIP berücksichtigt ebenfalls die Verläufe aus möglichst wenigen Stufen
An Verläufen lässt sich besonders gut überlagerte, was die Qualität verbes- Anzahl der Tonwertstufen, die das auf bauen. Dabei fragt die Applikation
die Empfindlichkeit des menschlichen serte, jedoch nach heutigen Maßstäben Schwellwertgebirge des Rasters erlaubt. die am RIP eingestellte Belichterauf-
Auges demonstrieren. Vor allem im keine optimale Glätte erzielte. Basiert der Raster auf 8 Bit, werden lösung und die Rasterfeinheit ab und
dunklen Bereich werden noch sehr Mit der PostScript Level 2 Spezifikation auch Smooth Shades nur mit 8-Bit- errechnet daraus die vermeintliche Zahl
geringe Differenzen in der Flächen- führte Adobe die Möglichkeit von 12-Bit Stufung verarbeitet. Basiert der Raster der möglichen Tonwertstufen.
deckung wahrgenommen. Bildern ein, was theoretisch 4096 Ton- jedoch auf mehr als 8 Bit, werden Ein Beispiel: Bei einer Belichterauf-
Interessant ist folgende optische wertstufen pro Farbkanal erlaubte. U. a. auch Verläufe mit einer entsprechend lösung von 1000 l/cm und einem 80er
Täuschung: Bei einem aus sichtbaren aus Gründen der Rechengeschwindig- höheren Zahl von Tonwertstufen er- Raster besteht eine Rasterzelle ca. aus
Tonwertstufen aufgebauten Verlauf keit wurden davon in RIPs intern aber zeugt. Das Ergebnis sind glatte Verläufe. 12 x 12 Belichterpixeln. Die Applikation
werden Kanten in der Wahrnehmung nur 8 Bit benutzt. Wie diverse Applikationen Verläufe nimmt dann fälschlicherweise an, dass
so aufgesteilt, dass jede Stufe zur Mit PostScript 3 schließlich führte generieren, ist ein Kapitel für sich. nur etwa 144 Tonwertstufen darstellbar
helleren Seite hin dunkler erscheint als Adobe die sogenannten ‚Smooth Mittlerweile erzeugen die meisten sind. Deshalb wird der Verlauf auch nur
zur dunkleren Seite des Verlaufs. Durch Shades‘ für Verläufe ein. Hierbei wer- professionellen Grafik- und Layout- aus 144 Stufen aufgebaut. Das ist
diese Eigenschaft des Auges sind die den Verläufe durch mathematische Programme Verläufe mit Smooth natürlich viel zu wenig und es entste-
Anforderungen an Verläufe besonders Funktionen beschrieben. Einerseits Shades. Manche Applikationen, ins- hen deutliche Stufen.
hoch, wenn sie als glatt wahrgenom- kann die Art des Verlaufs gewählt besondere etwas ältere Versionen, Um Abhilfe für die ‚old fashioned‘
men werden sollen. werden, z.B. ein linearer oder radialer nutzen diese Möglichkeiten noch nicht erzeugten Verläufe zu schaffen, führte
Verlauf und weitere Formen komplexe- und erzeugen Verläufe nach den alten Adobe mit PostScript 3 nicht nur
8.2.1 Die Generierung von Verläufen rer zweidimensionaler Verläufe, bei Methoden, das heißt, sie fügen Streifen Smooth Shades ein, sondern auch eine
PostScript Level 1 bot nur die Mög- denen nur an bestimmten Punkten der mit schrittweise zunehmenden Ton- Technik, die ‚Idiom Recognition‘
lichkeit, Verläufe durch benachbarte Fläche der gewünschte Farbwert vom werten aneinander. Wenn man Glück genannt wird. Die aus Applikationen
Grafikobjekte (z.B. Rechtecke) mit Job angegeben wird. Andererseits kann hat, werden die 256 Tonwertstufen erzeugten PostScript-Dateien enthalten
schrittweise verändertem Farbwert die Art der mathematischen Funktion ausgenutzt und der Verlauf von 0 % bis einen Vorspann, der wiederum ein
aufzubauen. Alternativ konnte ein ausgewählt werden, nämlich ein 100 % Flächendeckung wird aus 256 kleines PostScript-Unterprogramm
synthetisches Bild verwendet werden, linearer oder exponentieller Wertever- Stufen aufgebaut. Damit lassen sich enthält, das die Erzeugung eines
dessen Inhalt einen Verlauf darstellt. lauf von einem Start- zu einem End- brauchbare Resultate erzielen, Verlaufs erledigt. Weiter hinten im
Beide Wege erlaubten nur eine Stufung Farbwert, oder die Angabe der Funktion insbesondere wenn die Verläufe nicht PostScript-Job wird das Unterprogramm
mit 8-Bit-Genauigkeit (= 256 Tonwert- durch Stützwerte. bis zur vollen Tiefe reichen oder relativ nur noch mit den nötigen Parametern,
stufen), was gerade eben zu annehmba- Das Besondere bei Smooth Shades ist, kurz sind. z.B. dem Start-und dem End-Farbwert,
ren Resultaten führte. Meist waren aber dass nicht der Job, sondern der RIP für Als ein lange währendes Relikt aus aufgerufen. Das Unterprogramm
kleine Stufen sichtbar. Man behalf sich die Erzeugung ausreichend fein Zeiten schwacher Rechner kann es älterer Applikationen berechnet dann
teilweise, indem man mit einem Bild- gestufter Tonwerte sorgt. Zwischen den immer noch vorkommen, dass Appli- die heute unerwünschte begrenzte
bearbeitungsprogramm einen genü- vom Job angegebenen Farbwerten kationen versuchen, Speicherplatz und Anzahl von Tonwertstufen und baut
gend hoch aufgelösten Verlauf als Bild werden die Zwischenwerte interpoliert. Rechenzeit zu sparen und deshalb den Verlauf aus Einzelflächen zusammen.
Tipps und Tricks Einführung in die Rastertechnologie 71

Idiom Recognition ermöglicht es, das nen die passenden Idiom Sets zu er- 8.3 Vorlagen- und Scannermoirés 8.4 Schmuckfarben
Unterprogramm auszutauschen. Dazu stellen. Er konvertiert mehrere benach- Moirés sind Schwebungen, wie im Schmuckfarben werden häufig nur als
muß das unerwünschte Unterpro- barte Rechtecke mit ähnlichem Tonwert, Kapitel 1.3 beschrieben. Sie können Vollton gedruckt. In diesem Fall braucht
gramm zusammen mit seiner Ersetzung die vom PostScript-Job durch eine nicht nur beim Zusammendruck man sich keine Gedanken über Raster
im RIP hinterlegt werden. Ist Idiom Programmschleife erzeugt wurden, in nicht passender Raster, sondern auch und Moirés zu machen.
Recognition eingeschaltet, erkennt der Smooth Shades. Das Resultat kann in zwischen feinen, gleichmäßigen Für gerasterte Schmuckfarben, die sich
PostScript-Interpreter das Unterpro- Einzelfällen unerwünscht sein und die Mustern der Vorlage und dem Druckras- mit anderen gerasterten Farben über-
gramm bei der Abarbeitung des Jobs Option muss deaktiviert werden. ter entstehen. Beispiele dafür sind lagern, ist die Situation allerdings
und ersetzt es. Dies ermöglicht es, aus Eine vielfach unterschätzte Quelle von Stoffe, wie sie im Druckbeispiel für anders. Hier muss sorgfältig abgewogen
einem ‚old fashioned‘-Verlauf ein Abrissen in Verläufen kann eine ex- Prinect Stochastic Screening zu finden werden, wie Moirés vermieden werden,
Smooth Shade zu machen. treme Prozesskalibrierung sein. Wenn sind. Solche Moirés lassen sich durch da die konventionellen Rastersysteme
Leider unterscheiden sich die Verlaufs- bei der Erstellung einer Prozesskalibrie- die bereits beschriebenen FM-Raster nur für vier Farben ausgelegt sind. Die
Unterprogramme der Applikationen oft rung zu viele Messwerte benutzt vermeiden. gängige Vorgehensweise besteht darin,
von Version zu Version und die Her- werden oder die Kurve nicht geglättet Auf ähnliche Weise können auch Moirés die Schmuckfarbe auf den Winkel einer
steller der Applikationen stellen auch wird, können Knicke oder steile Ab- zwischen der Vorlage und dem Pixel- Prozessfarbe zu legen, mit der es mög-
selten die nötigen PostScript-Idioms schnitte entstehen. Die dadurch raster einer Digitalkamera bzw. dem lichst wenig Überdeckung gibt.
zur Verfügung. Das Erstellen der Idioms entstehenden Abrisse sind bei kurzen Abtastraster eines Scanners entstehen. Alternativ dazu kann man für die fünfte
ist eine aufwändige Angelegenheit, so Verläufen besonders sichtbar. Die Ur- Diese Moirés lassen sich mit keinem Farbe das Feinraster aus RT Y45 K fine
dass in RIPs nur Ersetzungen für einen sache liegt darin, dass bei der Rasterung nachgelagerten Prozess beheben. Sie verwenden. Denkbar ist auch eine
Teil der gebräuchlichen Applikationen Tonwertstufen ungleichmäßig verteilt sind meist durch erneutes Aufnehmen Kombination aus FM-Rastern sowie aus
und ihrer verschiedenen Versionen werden oder verloren gehen. der Vorlage mit einer feineren Auf- AM- und FM-Rastern.
vorhanden sind. Letzteres wird bei der Heidelberg lösung zu vermeiden. Für den Sonderfall von Duotones38 und
Idiom Recognition ist eine Technik, die Rasterung weitestgehend vermieden. Eine weitere Quelle teilweise sehr Tritones39 lassen sich mit allen
ausschließlich auf PostScript basiert. Wie bereits im Kapitel über Raster- starker Moirés ist das Scannen bereits Rastersystemen optimale Kombinatio-
Erzeugt eine Applikation direkt PDF, so verfahren beschrieben, wird eine gerasterter Vorlagen. Die zuverlässige nen finden.
kommt die Idiom Recognition im RIP Multidot-Technik eingesetzt. Dadurch Entrasterung lässt sich hier nur mit
nicht zum Tragen. ist immer eine ausreichende Anzahl speziellen Filterverfahren erreichen.
Wenn PDF durch den Acrobat Distiller Stufen (mehr als 1000) verfügbar, um
aus PostScript erzeugt wird, kann einen Verlauf glatt darzustellen. Selbst
optional eine Idiom Recognition durch- wenn ein PostScript-Job nur 256 Stufen
geführt werden. In diesem Fall werden verwendet, werden diese gleichmäßig
Verläufe in Smooth Shades konvertiert. wiedergegeben.
Ansonsten trägt der Distiller der Tat-
sache Rechnung, dass es nicht möglich
ist, für alle Versionen aller Applikatio-
72 Einführung in die Rastertechnologie Tipps und Tricks

8.5 HiFi-Color (7-Farben-Druck) Für die hohen Qualitätsansprüche bei


HiFi-Color ist ein 7-Farben-Druck mit HiFi-Color ist Prinect Stochastic
den Druckfarben Schwarz, Cyan, Blau, Screening besonders geeignet. Die
Magenta, Rot, Gelb und Grün. 0,8 Zuordnung der ‚Rasterwinkel‘ zu den
Dieser soll hier unter dem Aspekt der Farben erfolgt dabei ebenfalls wie in
Rasterung behandelt werden. Die Er- Tabelle 14.
0,7
zeugung entsprechender Profile für die
Green
Farbauszüge ist nicht Gegenstand dieses
Buches. 0,6
Bei der Separation wird jeder Farbton
mit nur drei Farben erzeugt. Schwarz
0,5 Yellow
liefert den Grauanteil und mit zwei
benachbarten Farben kann jeder Farb-
ton realisiert werden. Beispielsweise 0,4
lassen sich alle Farbtöne zwischen Rot
und Gelb mit diesen beiden Druckfar- Red
ben und Schwarz realisieren. Sinnge- 0,3
mäß gilt das Gleiche für alle anderen
Farbtöne. Es ist also ohne weiteres Cyan
möglich, beim 7-Farben-Druck mit nur
0,2
Magenta
drei verschiedenen Rasterwinkeln aus-
zukommen. Zur Abdunkelung können 0,1
maximal 10 % einer Komplementärfarbe
Blue Tabelle 14: Farbzuordnung beim 7-Farben-Druck.
zugemischt werden. Trotz doppelter
Verwendung von Rasterwinkeln besteht 0
dann noch keine Gefahr von Farbdrift. HiFi-Color
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8
Die Tabelle 14 ist ein Vorschlag für die Farbe Ausgabe-
Zuordnung der Rasterwinkel zu den winkel
Abbildung 80: Lage der Druckfarben beim 7-Farben-
Druck (schematisch). Um das zentrale Schwarz sind Cyan 165°
Farben für das Rastersystem IS Classic.
6 Buntfarben angeordnet. Blue 105°
Es können natürlich auch Prinect
Magenta 165°
Hybrid Screening, rationale Rastersys-
Red 105°
teme oder Megadot mit den entspre-
Yellow 165°
chenden Rasterwinkeln verwendet
Green 105°
werden.
Black 45°
Tipps und Tricks Einführung in die Rastertechnologie 73

8.6 Hexachrome-Druck Tabelle 15 ist ein Vorschlag für die


Der Hexachrome-Druck ist ein 6-Farben- Zuordnung der Rasterwinkel zu den
Druck mit den Druckfarben Schwarz, Farben.
Cyan, Magenta, Orange, Gelb und Grün. 0,8 Für die hohen Qualitätsansprüche bei
Dieser soll hier unter dem Aspekt der Hexachrome ist Prinect Stochastic
Rasterung behandelt werden. Die
0,7 Screening besonders geeignet. Die Zu-
Erzeugung entsprechender Profile für ordnung der ‚Rasterwinkel‘ zu den
Green
die Farbauszüge ist nicht Gegenstand Farben erfolgt dabei sinngemäß wie in
dieses Buches. 0,6 Tabelle 15, wobei Yellow auf 0° und
Im Unterschied zum 7-Farben-Druck Schwarz auf den ‚Ausgabewinkel‘ von
braucht man beim Hexachrome-Druck
0,5 Yellow 45° gelegt werden sollte.
mehr als drei Rasterwinkel. Da es eine Noch ein Hinweis: Die Farben Cyan,
ungerade Zahl Buntfarben gibt, kann Magenta und Gelb haben in der Regel
man sie nicht abwechselnd auf nur zwei 0,4 deutlich andere Farborte als man es vom
verschiedene Rasterwinkel legen. Es 4-Farben-Druck gewohnt ist.
wird daher folgende Rasterkombination Orange
vorgeschlagen: 0,3
Schwarz als dominierende Farbe wird
auf 45° Feinschwarz des Rastersystems Cyan
0,2
RT Y45° K fine gelegt. Die fünf Bunt- Magenta
farben Cyan, Magenta, Orange, Gelb
und Grün werden dann auf die Winkel 0,1
165°, 105°, 165°, 45° (0°) und 105° des
Rastersystems IS Classic gelegt. Bei
sinngemäßer Anwendung lassen sich 0 Tabelle 15: Farbzuordnung beim Hexachrome-Druck.

die Rastersysteme IS Y60° und IS Y30° 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8
auch für die Buntfarben benutzen. Hexachrome-Druck
Dadurch ist es bei Hexachrome Abbildung 81: Lage der Druckfarben beim
Farbe Raster- Ausgabe-
Hexachrome-Druck (schematisch). Um das zentrale
möglich, jeden Farbton mit nur drei Schwarz sind nur 5 Buntfarben angeordnet. system winkel
Cyan IS Classic 165°
Farben zu erzeugen. Zur Abdunkelung
Magenta IS Classic 105°
werden maximal 10 % einer Komple-
Orange IS Classic 165°
mentärfarbe zugemischt. Es besteht
Yellow IS Classic 45°/(0°)
dadurch noch keine Gefahr von
Green IS Classic 105°
Farbdrift.
Black fine RTY45 K fine 45°
74 Einführung in die Rastertechnologie Tipps und Tricks

8.7. Dichtemessung Gerasterte Flächen werden meist in


Die Reflektivität43 einer Druckplatte Prozent Flächendeckung (F) gemessen.
Licht
oder eines Druckes kann als Flächen- Im Densitometer werden diese Größen Licht

deckung von 0% bis 100% oder als lediglich nach unten stehender Formel
Objektiv
Dichte gemessen werden. Üblicher- umgerechnet:
weise misst man die Enddichte eines F = 10-D x 100 Kondensor Kondensor
Drucks in logarithmischen Einheiten Zur Veranschaulichung dieser Größen
als Dichte. Das ist sehr sinnvoll, denn sind in der Tabelle 16 die Reflektivität,
die Lichtabsorption ist proportional die Flächendeckung und die Druck-
dem Logarithmus der Dicke der licht- dichte eingetragen.
absorbierenden Farbschicht. Die Dichte
ist also ein Maß für die Schichtdicke der 8.7.1 Messung der Flächendeckung
Druckfarbe. im Druck
Die Dichte (D) ist definiert als negativer Wird das Reflexionsvermögen eines Streulicht
Halbschatten Kernschatten
dekadischer Logarithmus der Transmis- Druckes gemessen, so werden Messfehler
sion40 bzw. der Reflektivität41 (R): hauptsächlich durch Lichtfangeffekte
D = –log10 (R). hervorgerufen. Wie solche systemati- Abbildung 82: Lichtfangeffekte im Auflichtdensitometer
(schematisch).
schen Messfehler entstehen, ist in der
Abbildung 82 skizziert. Außerdem gibt Die Lichtfangeffekte entstehen im Die im Druck gemessene Punktzu-
es auch noch zufällige Messfehler, zum Wesentlichen dadurch, dass das Licht nahme beruht überwiegend auf Licht-
Beispiel durch Streulicht an Staub. In der nicht direkt an der Oberfläche gestreut fangeffekten. Für Druckkennlinien
nebenstehenden Abbildung sind die Licht- wird, sondern in das Papier eindringt brauchen die Lichtfangeffekte nicht
verhältnisse im Messkopf eines Auflicht- und erst dort zurückgestreut wird. Ein berücksichtigt zu werden, da sie bereits
densitometers skizziert. Die Vorlage Teil des Lichts wird unter die Raster- implizit darin enthalten sind.
Tabelle 16: Reflektivität und Druckdichte.
wird durch seitlich angeordnete Konden- punkte gestreut und an den gefärbten Noch ein Hinweis für die Praxis: Drucke
Dichte sorlinsen beleuchtet und durch ein Teilen absorbiert, es wird sozusagen sollte man nur auf einer schwarzen oder
Reflektivität Flächen- Druck- zentral angebrachtes Objektiv wird das unter den Rasterpunkten gefangen. dunkelgrauen Unterlage ausmessen.
(R) deckung dichte diffus zurückgeworfene Licht auf einer Um die druckenden Punkte bildet sich Dadurch werden Messfehler, die durch
1,000000 0,0000 % 0
Photozelle abgebildet und gemessen. ein Halbschatten, der eine Punktver- das Durchscheinen einer eventuell
0,100000 90,0000 % 1
An der Oberfläche gespiegeltes Licht größerung in der Größenordnung von bedruckten Rückseite oder durch
0,010000 99,0000 % 2
fällt bei dieser Anordnung nicht in das einigen μ bewirkt. Das hört sich nach wechselnde Unterlagen entstehen,
0,001000 99,9000 % 3
Objektiv. In Abbildung 82 sind die wenig an, bewirkt aber beim 60er minimiert. Die Ergebnisse werden
0,000100 99,9900 % 4
Linsen im Vergleich zu den Rasterpunk- Raster bereits eine Punktzunahme von deutlich reproduzierbarer.
0,000010 99,9990 % 5
ten viel zu klein und zu dicht an der etwa 12 % im Mittelton.
0,000001 99,9999 % 6
Papieroberfläche dargestellt.
Tipps und Tricks Einführung in die Rastertechnologie 75

8.7.2 Messung der Flächendeckung Aber auch dieses Messverfahren hat


auf Druckplatten einen kritischen Punkt. Die Schwelle,
Wie aus den nachfolgenden Betrachtun- die bei der Messung zwischen belichte-
gen ersichtlich, sollte zur Messung von ten und unbelichteten Pixeln unter-
Druckplatten unbedingt ein speziell scheidet, ist sehr kritisch; eine geringe
dafür ausgelegtes Densitometer benutzt Verschiebung bewirkt bereits deutliche
werden. Abweichungen im Messwert.
Zu den bereits behandelten Schwierig- Ein Beispiel:
keiten beim Messen der Flächende- Beim 60er Raster bewirkt ein Fehler bei
ckung kommt bei Druckplatten hinzu, der Bestimmung der Punktkante von
dass der Kontrast zwischen druckenden nur einem μ einen Fehler bei der
und nicht druckenden Teilen häufig Berechnung der Flächendeckung von
sehr gering ist. Dadurch allein wird die ca. 1,75 %.
Messung schon unsicher. Außerdem ist Zusammenfassend läßt sich sagen, dass
es nötig, bei der Berechnung der zum Zeitpunkt der Drucklegung die
Flächendeckung (F) auch die Weiss- Messung der Flächendeckung von
dichte (DW) und Volltondichte (DS) mit Druckplatten schon recht brauchbar
zu berücksichtigen: war. Absolute Messwerte sollte man
F = (10-D – 10-DW)/(10-DS – 10-DW) trotzdem mit etwas Vorsicht genießen.
Manche Densitometer berücksichtigen Relative Werte, die die Konstanz einer
die entsprechende Korrekturen, wobei Belichtungsstrecke überprüfen, sind
hier nur auf die Dokumentation der schon zuverlässig, insbesondere wenn
Hersteller verwiesen werden kann. immer mit dem selben Gerät unter
Das für die Ausmessung von Druckplat- konstanten Bedingungen gemessen
ten beste Messverfahren besteht aus wird.
einer Digitalkamera, die die Oberfläche
der Platte scannt und einem Auswerte-
system, das die belichteten und
unbelichteten Pixel ermittelt und aus
deren Verhältnis die Flächendeckung
berechnet. Verständlicherweise liefert
dieses Verfahren die zuverlässigsten
Werte.
76 Einführung in die Rastertechnologie Fußnoten

Fußnoten
1 PostScript ist eine Seitenbeschreibungssprache von Adobe®, die weltweit als Standard für die 16 Das Inkrement ist der Zuwachs. Es sind Adressschritte gemeint, die zur aktuellen Adresse
von Systemen bzw. Hardware unabhängige Ausgabe von Dokumenten mit Text, Grafiken und addiert werden, um die nächste zu erhalten.
Bildern gilt. Es ist auch als Programmiersprache verwendbar. 17 Der Begriff ‚on the fly‘ heißt: Die Berechnung erfolgt während des laufenden Prozesses. Der
2 PDF (Portable Document Format) ist ein Seitenbeschreibungformat von Adobe, in das die mit RIP-Prozess, einschließlich der Rasterung, läuft bei normalen Seiten selbstverständlich
PostScript gemachten Erfahrungern eingeflossen sind. Es soll den System-, bzw. Hardware- unab- schneller als der Belichter, so dass der Belichter mit voller Geschwindigkeit belichten kann.
hängigen Austausch von Dokumenten mit Text, Grafiken und Bildern sicherstellen. Höchstens bei hochkomplexen Seiten kann die Belichtung durch den Interpreter im RIP
3 JDF (Job Definition Format) Ist ein Datenformat von Adobe, dass zur Ansteuerung von Aus- gebremst werden.
gabegeräten dient. 18 Abrisse sind Farb- oder Helligkeitssprünge in Verläufen. Siehe auch den Abschnitt Verläufe im
4 Ein RIP ist ein Raster Image-Prozessor. Er bringt die in einer Seitenbeschreibungssprache Kapitel 8.2 Tipps und Tricks.
definierten Text-, Bild- und Grafik-Elemente in eine für das Ausgabegerät (Drucker, Proofer, 19 Mit Punktschluss bezeichnet man den Bereich, in dem sich die einzelnen Rasterpunkte an den
Filmbelichter oder Plattenbelichter) darstellbare Form. Meist wird aus Bild-, Vektor- oder Ecken gerade eben berühren (siehe Abschnitt 8.2 Verläufe).
sonstigen Grafik-Informationen eine Bitmap-Darstellung erzeugt. 20 Schieben und Doublieren sind Fehler der Druckmaschine, die sich durch Verbreitern oder Ver-
5 (l/cm) Bei strenger Anwendung der Regeln für SI-Einheiten müsste es cm-1 statt der hier doppeln feiner Linien in Umfangsrichtung äußern. Beim Offsetdruck wird das Druckbild vom
benutzten l/cm heißen. Zur leichteren Verständlichkeit wird die alte Notation beibehalten. Plattenzylinder zunächst auf den Gummituchzylinder und erst dann aufs Papier gedruckt
6 Schwarz erhielt den Buchstaben K für Key (Schlüssel, Tiefe), weil B für Black schon durch Blue (siehe Kapitel 7.2. Punktzunahme im Druck). Diese Fehler entstehen, wenn Plattenzylinder und
belegt war. Gummituchzylinder nicht exakt synchron laufen.
7 FOGRA-Symposium 1989. 21 Die Offset-Tiefdruck Konversion wurde Mitte der 1980er Jahre eingeführt. Sie vereinfachte und
8 Beim Transport eines Druckbogens durch eine Druckmaschine treten von Druckwerk zu verbilligte deutlich die Herstellung von Druckzylindern für den Tiefdruck.
Druckwerk zwangsläufig geringfügige Lage- und Winkelabweichungen auf. Diese ‚Fehlpasser‘ Ursprünglich wurden für die Farbauszugsvorlagen fotografische Halbtonvorlagen (continous
oder ‚Passerfehler‘ genannten Abweichungen dürfen nur in der Größenordnung von 1/100 mm tone) abgetastet und in Tiefdruckzylinder graviert. Der Halbtonprozess war aufwändig und
liegen. Werden die Passerfehler größer, so wirkt zunächst der Druck etwas unscharf, bzw. bei relativ instabil. Es war viel Nacharbeit auf den Druckzylindern nötig.
konventionellen Rastern kann es zu leichten Farbverschiebungen kommen. Unter der Lupe sind Durch einen optischen Trick bei der Abtastung gelang es Offsetlithos zu entrastern. Dadurch
farbige Säume um Konturen farbiger Flächen erkennbar. Bei ganz schlechten Drucken sind far- wurden Moirés zwischen dem Offsetraster der Lithos und dem Gravurraster der Tiefdruck-
bige Säume mit bloßem Auge sichtbar. zylinder vermieden. Der Lithoprozess war viel einfacher und stabiler als der Halbtonprozess.
9 In der Drucktechnik bezeichnet man die dunklen Bereiche eines Drucks oder Films als Tiefen- Es wurde auch teure Nacharbeit auf den Tiefdruckzylindern minimiert.
bereich oder Tiefe. Die hellen Bereiche werden als Licht oder Lichterton, die Mitte als Mittelton 22 Der griechische Mathematiker Euklid begründete die ‚ebene‘ oder Euklidsche Geometrie mit
bezeichnet. einem Satz von Axiomen. Axiome sind grundlegende Sätze, aus denen alle übrigen abgeleitet
10 Falls die Schulmathematik schon vergessen ist: Fällt man das Lot von einem Schenkel eines werden können.
Winkels auf den anderen, so bildet sich ein rechtwinkliges Dreieck. Der Tangens ist das Verhält- 23 Die Gradation ist eine Funktion, die z.B. bei einem Film den Zusammenhang zwischen Licht-
nis von Gegenkathete zu Ankathete. Der Arcustangens = arctan ist die Umkehrfunktion des menge und Schwärzung beschreibt. Bei einem Scanner beschreibt sie den Zusammenhang
Tangens, sie liefert den Winkel zum Tangenswert. zwischen Helligkeit der Vorlage und dem digitalen Ausgabewert.
11 to dither = (engl.) bibbern, zittern, schaudern. 24 Kunstdruckpapier ist gestrichenes Papier. Es wird mit einer Schicht feiner Füllstoffe
12 Mit dem Begriff ‚Fast-Scan-Richtung‘ ist die schnelle Bewegungsrichtung eines Laserstrahls (Naturgips, Titanweiß, Kreide, Talkum oder Porzellanerde) bestrichen und noch einmal
über Film oder Druckplatte gemeint. Es ist im Allgemeinen die Drehrichtung von Laserspiegel satiniert. Dadurch verbessert sich der Weißgehalt und die Faserzwischenräume werden ausge-
oder Trommel; im Gegensatz zur Slow-Scan-Richtung, mit der meist die Vorschubrichtung füllt. Ungestrichenes Papier enthällt keine die Glätte oder den Glanz erhöhende Füllstoffe an
gemeint ist. der Oberf läche.
13 Artefakte sind künstliche Gebilde, Elemente, die nicht im Original vorhanden waren. Bei dem 25 Beim Composite-Workflow enthält die PostScript-Beschreibung jeder Seite die Information für
hier beschriebenen Error Diffusion-Verfahren werden Konturen in einer bestimmten Richtung alle Farbauszüge. Im Gegensatz dazu steht der separierte Workflow, bei dem jede Seite nur ein
aufgesteilt. Es können sich zusätzliche Linien an diesen Konturen bilden. Die Aussage, dass in Farbauszug ist.
einem Bild Artefakte auftreten, ist eine vornehme Umschreibung für Qualitätsmängel. 26 Ein Plug-in ist ein Zusatzmodul zu einem Programm, um damit bestimmte Funktionen
14 Hier wird der mathematische Begriff Matrix etwas unsauber für eine zweidimensionale auszuführen, die dem Ursprungsprogramm nicht möglich oder zugänglich sind.
Tabelle benutzt, die Koordinatenvektoren Vergleichswerte für die Dichte zuordnet. 27 Die Eingaben des Benutzers werden durch einen Rasterfilter auf ‚sinnvolle‘ Werte abgebildet,
15 Redundanzen sind mehrfach vorhandene Elemente in einer Information oder zusätzliche Ele- die gute Zusammendruckeigenschaften garantieren sollen (siehe Kontext).
mente, die auch zur Erkennung oder Korrektur von Übertragungsfehlern dienen können. 28 DCS = Desktop Color Separation ist ein EPS-Speicherformat, bei dem neben den vier Farb-
auszügen ein File für die Platzierung der Bilder angelegt wird.
Fußnoten Einführung in die Rastertechnologie 77

29 Delta Technology ist eine RIP- und Workflow-Architektur von Heidelberg.


30 Überfärbung und Unterfärbung sind inkorrekte Einstellungen der Druckmaschine. Für stabile
und reproduzierbare Druckergebnisse ist es nötig, die Druckdichte, d. h. die aufgetragene Farb-
menge, so einzustellen, wie es im Druckstandard vorgesehen ist. Bei Überfärbung wird zuviel
Farbe aufgetragen, so dass der Druck zu dunkel wird und die Tiefen zulaufen. Bei Unterfärbung
wird zuwenig Farbe aufgetragen, so dass der Druck zu hell wird und Lichter wegbrechen können.
31 Im Computer-to-Plate (CtP) werden die für den Druck auf bereiteten Daten direkt (d.h. ohne
den Umweg über den Film) auf die Druckplatte belichtet.
32 Der Graukeil oder Stufenkeil ist ein Messstreifen mit Flächen schrittweise zunehmender
Dichte. Er dient als Kontrollinstrument für die Bestimmung von Filmlinearisierungen oder
Druckkennlinien.
33 Ein Fotopolymer ist ein lichtempfindlicher Kunststoff.
34 Ein ‚steiler Film‘ hat eine steile Gradationskurve. Das bedeutet, dass der Film auf kleine Licht-
mengen noch nicht mit einer Schwärzung reagiert, sondern erst ab einem relativ großen
Schwellwert. Danach ist nur noch wenig zusätzliches Licht erforderlich, um den Film bis zur
Sättigung zu schwärzen.
35 Eine Streufolie streut das Licht und macht es damit diffuser. Dadurch werden Über-
strahlungseffekte deutlich verstärkt, so dass Schnittkanten nicht mitkopiert werden.
36 Rasterpunkte werden spitz kopiert, wenn sie durch Überbelichtung und Überstrahlungseffekte
verkleinert werden.
37 Die Rheologie befasst sich mit den Fließerscheinungen von Flüssigkeiten, kolloidalen Systemen
und Festkörpern unter der Wirkung äußerer Kräfte.
38 Duotones sind grafische Objekte, die nur aus zwei Farben, meist Sonderfarben aufgebaut sind.
Häufig ist eine der Farben Schwarz.
39 Tritones sind grafische Objekte, die nur aus drei Farben, meist Sonderfarben aufgebaut sind.
Häufig ist eine der Farben Schwarz.
40 Die Transmission ist das Verhältnis von durchgelassenem Licht zu eingestrahltem Licht.
41 Die Reflektivität ist das Verhältnis von reflektiertem Licht zu eingestrahltem Licht.
78 Einführung in die Rastertechnologie Notizen

Notizen
Notizen 1Einführung in die Rastertechnologie 79

Notizen
80 Einführung in die Rastertechnologie Notizen

Notizen
Heidelberger Druckmaschinen AG Heidelberger Druckmaschinen AG
Kurfürsten-Anlage 52 – 60 Kurfürsten-Anlage 52 – 60
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Impressum Marken
Drucklegung: 04/07 Heidelberg, das Heidelberg Logo, Diamond Screening,
Fotos: Heidelberger Druckmaschinen AG HQS Screening, Prinect, das Prinect Logo, Prosetter, Suprasetter
Druckplatten: Suprasetter und Speedmaster sind eingetragene Marken der Heidelberger
Druck: Speedmaster Druckmaschinen AG in Deutschland und anderen Ländern.
Finishing: etabind, gesetzlich geschützt Apple und Macintosh sind eingetragene Marken der Apple
Fonts: Heidelberg Gothic, Heidelberg Antiqua Computer Incorporated.
Gedruckt in der Bundesrepublik Deutschland Adobe, das Clearly Adobe Imaging Logo und PostScript sind
Copyright © Heidelberger Druckmaschinen AG, 2007 Marken der Adobe Systems Incorporated. Weitere hier
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