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weiß nicht, daß die Böse dort wohnt? VATER andere Hand und läßt sich gleichsam
nimmt die Kümmelflasche vom Tisch. huldigend
MUTTER He, Alte, wart doch! Nimm mich mit! auf die Knie vor ihr nieder. in diesem
Die Böse? Wen meinst du? Wir wollen ja beide zum Hexenritt! Augenblick
ertönt der Ruf eines Kuckucks.
VATER 12. Hexenritt
Die Kusperhexe! Orchestervorspiel zum zweiten Bild HÄNSEL
15. Kuckuck, Kuckuck, Eierschluck!
MUTTER Zweites Bild: Im Wald
Die Knusperhexe? GRETEL
Der Vater nimmt den Besen wieder zur Erste Szene Kuckuck, kuckuck, Erbelschluck!
Hand. Tiefer Wald. Im Hintergrund der von Sie nimmt eine Beere aus dem Körbchen
Mein! Sag doch, was soll den der Besen? dichten Tannen umgebene Ilsenstein. und schiebt sie Hänsel in den Mund, der
Rechts eine mächtige Tanne, darunter sitzt die schlürft, als trinke er ein Ei aus.
VATER Gretel auf einer moosbedeckten Wurzel
Der Besen, der Besen, und windet einen Kranz von Hagebutten; HÄNSEL
was macht man damit, neben ihr liegt ein Blumenstrauß. Links Hoho! Das kann ich auch! Gib nur acht!
was macht man damit? abseits im Gebüsch Hänsel, nach Erdbeeren nimmt einige Beeren und läßt sie Gretel in
Es reiten drauf, es reiten drauf die Hexen! suchend. Abendrot. den Mund rollen
11. Eine Hex’, steinalt, haust tief im Wald, Wir machen’s, wie der Kuckuck schluckt,
vom Teufel selber hat sie Gewalt. GRETEL wenn er in fremde Nester guckt!
Um Mitternacht, wenn niemand wacht, 13. Ein Männlein steht im Walde ganz still Der Kuckuck ruft abermals. Es beginnt zu
dann reitet sie aus zur Hexenjagd! und stumm, dämmern.
Zum schornstein hinaus, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
auf dem Besen, o Graus, Sagt, wer mag das Männlein sein, HÄNSEL
über Berg und Kluft, das da steht im Wald allein, greift wieder zu
über Tal und Schluft, mit dem purpurroten Mäntelein? Kuckuck, Erbelschluck!
durch Nebelduft, Das Männlein steht im Walde auf einem
im Sturm durch die Luft: Bein GRETEL
Ja, so reiten, ja, so reiten, und hat auf seinem Kopfe Schwarz ebenfalls
juchheißa, die Hexen! Käpplein klein. Kuckuck, Erbelschluck!
Sagt, wer mag das Männlein sein,
MUTTER das da steht auf einem Bein, HÄNSEL
Entsetzlich! Doch die Knusperhex’? mit dem kleinen schwarzen Käppelein? Trinkst die fremden Eier aus!
Sie halt das Hagebuttenkränzchen in die
VATER Höhe und betrachtet es von allen Seiten. GRETEL
Ja, bei Tag, o Graus, Kuckuck, schluck, schluck!
zum Hexenschmaus HÄNSEL Hänsel läßt sich eine Handvoll Beeren in
im Kmisper-Knasper-Knusperhaus, kommt hervor und schwenkt jubelnd sein den Mund rollen.
die Kinderlein, Körbchen. Sammelst Beeren schön zu Hauf!
Armsünderlein, 14. Juchhe!
mit Zauberkuchen lockt sie hinein! Mein Erbelkörbchen ist voll bis oben! HÄNSEL
Doch übel gesinnt, Wie wird die Mutter den Hänsel loben! Kuckuck, gluck, gluck!
ergreift sie geschwind
das arme Kuchen knuspernde Kind. GRETEL
in den Ofen, hitzhell, GRETEL Schluckst sie, Schlauer, selber auf!
schiebt’s die Hexe blitzschnell, steht auf
dann kommen zur Stell’, Mein Kränzel ist auch schon fertig! Sieh! HÄNSEL
gebräunet das Fell, So schön wie heute ward’s noch nie! Kuckuck, schluck, schluck!
aus dem Ofen, aus demo fen Sie will Hänsel den Kranz auf den Kopf Sie warden immer übermütiger und raufen
die Lebkuchenkinder! setzen sich schließlich um die Beeren. Hänsel trägt
den Sieg Davon und setzt den korb vollends
MUTTER HÄNSEL an den Mund, bis er leer ist. Inzwischen ist
Und die Lebkuchenkinder? barsch abwehrend es immer dunkler geworden.
Buben tragen doch so was nicht!
VATER paßt nur für ein Mädchengesicht! GRETEL
Sie warden gefressen! setzt ihr den Kranz auf entreißt ihm den Korb
Hei, Gretel, fein’s Mädel! Ei, der Daus! Hänsel, was hast du getan? O Himmel!
MUTTER Siehst ja wie die Waldkönigin aus! Alle Erben gegessen, du Lümmel!
Van der Hexe? Wart nur, dich trifft ein Strafgericht!
GRETEL Denn die Mutter, die spaßt heute nicht!
VATER She’ ich wie die Waldkönigin aus,
Von der Hexe! so reich mir auch den Blumenstrauß! HÄNSEL
Ei was, stell dich doch nicht so an!
MUTTER HÄNSEL Du, Gretel, du hast’s ja selber getan!
händeringend gibt ihr den strauß
O Graus! Hilf, Himmel! Die Kinder! Waldkönigin mit Zepter und Kron’, GRETEL
Ich halt’s nicht mehr aus! da, nimm auch die Erbeln, doch nasch nicht komm, wir woollen rasch neue suchen!
läuft aus dem Haus Davon!
Er gibt ihr das korbchen voll Erdbeeren in
die
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HÄNSEL Die Kinder schmiegen sich erschrocken Laß uns den Abendsegen beten!
Im Dunkeln wohl gar, unter Hecken und aneinander. Sie knien nieder und falten die Hände.
Buchen?
Man sieht ja nicht Blatt, nicht Beere mehr! GRETEL BEIDE
Er wird schon dunkel ringsumher! Ist jemand da? 18. Abends, will ich schlafen gehn,
vierzehn Engel um mich stehn:
GRETEL ECHO zwei zu Meinen Häupten,
Ach, Hänsel, Hänsel, was fangen wir an? Ja!... Ja!... zwei zu Meinen Füßen,
Was haben wir törigen Kinder getan? Die Kinder schaudern zusammen. zwei zu meiner Rechten,
Wir durften hier nicht so lange säumen! zwei zu meiner Linken,
GRETEL zweie, die mich decken,
HÄNSEL Hast du’s gehört? ‘s rief leise “Ja”. zweie, die mich wecken,
Horch, wie es rascht in den Bäumen! Hänsel, sicher ist jemand nah! zweie, die mich weisen
Weißt du, was der Wald jetzt spricht? Ich furcht’ mich, ich furcht’ mich! O wär’ zu Himmels Paradeisen!
“kindlein, kindlein,” fragt er, “fürchtet ihr ich zu Haus! Sie sinken ins Moos zurück und
euch nicht?” Wie sieht der Wald so gespenstig aus! schlummern, Arm in Arm verschlungen,
Er späht unruhig umher. alsbald ein. Völlige Dunkelheit.
16. Gretel, ich weiß den Weg nicht mehr! HÄNSEL
Gretelchen, drücke dich fest an mich, Dritte Szene
GRETEL ich halte dich, ich schütze dich! 19. Plötzlich dringt von oben her ein heller
O got, was sagst du? Den Weg nicht mehr? Dichter Nebel steigt auf und verhüllt den Schein durch den Nebel, der sich
Hintergrund gänzlich. wolkenförmig zusammenballt und die
HÄNSEL Gestalt einer zur Mitte der Bühne her ab
sich mutig stellend GRETEL führenden Treppe annimmt. Vierzehn
Was bist du für ein furchtsam’ Wicht! Da kommen weiße Nebelfrauen! Engel, die kleinsten voran, die größten
Ich bin ein Bub und fürcht’mich nicht! Sieh, wie sie winken und drohend schauen! zuletzt, schreiten paarweise, während das
Sie kommen, sie kommen, sie fassen uns Licht an Helligkeit zunimmt, in
GRETEL an! Zwischenräumen die Wolkentreppe herab
Ach, Hänsel, gewißgeschieht un sein Leid! Vater! Mutter! Ah!... und stellen sich, der Reihenfolge des
Sie eilt entsetzt unter die tanne und Abendegens entsprechend, um die
HÄNSEL verbirgt sich, auf die Kie stürzend, hinter schlafenden kinder auf das erst Paar zu
Ach, Gretel, geh, dei doch gescheit! Hänsel. in diesem Augenblick zerreißt links Häupten, das zweite zu Füßen, das dritte
der Nebel; ein kleines graues Männchen, rechts, das vierte links; dann verteilen sich
GRETEL mit einem säckchen auf dem Rücken, das fünfte und sechste Paar zwischen die
Was schimmert den dort in der erscheint. überigen Paare, so daß der Kreis der Engel
Dunkelheit? vollständig geschlossen wird. Zuletzt tritt
HÄNSEL das siebente Paar in den Kreis und nimmt
HÄNSEL Sieh, dort das Männschen, Schwesterlein! als “Schutzengel” zu beiden Seiten der
Das sind die Birken im Weißen Kleid. Was mag das für ein Männlein sein? Kinder Platz, während die überigen sich die
Hände reichen, einen feierlichen Reigen um
GRETEL Zweite Szene die Gruppe aufführen und sich zu einem
Und dort, was grinset daher vom Sumpf? malerischen Schlußbild ordnen.
SANDMANN
HÄNSEL nähert sich mit freundlichen Gebärden den CD2
D… d… das ist… ein glimmender kindern, die sich allmählich beruhigen, und
Weidenstumpf. wirft ihnen während des folgenden Sand in 1. Vorspiel
die Augen.
GRETEL 17. Der kleine Sandmann bin ich, s-t! Drittes Bild: Das Knusperhäuschen
hastig und gar nichts Arges sinn’ ich, s-t!
Was für ein wunderlich Gesicht euch kleinen lieb’ ich innig, s-t! Erste Szene
macht er soeben, siehst du’s nicht? bin euch gesinnt gar mining, s-t! Wie am Schluß des zweiten Bildes. Der
Aus diesem Sack zwei Körnelein Hintergrund noch von Nebel verhüllt, der
HÄNSEL euch Müden in die Äugelein; sich während des folgenden langsam hebt.
sehr laut die fallen dann von selber zu, Die Engel sind verschwunden. Früher
Ich mach’ dir ‘ne Nase! Hörst du’s, du damit ihr schlaft in sanfter Ruh’! Morgen. Das Taumännchen erscheint und
Wicht? und seid ihr brav und fein geschlafen ein: schüttelt au seiner Glockenblume
dann wachen auf die Sterne, Tautropfen auf die schlafenden Kinder.
GRETEL aus hoher Himmelsferne
ängstlich gar holde Träume bringen euch die TAUMANN
Da…sieh! das Lichtchen, es kommt immer Engelein! 2. Der kleine Taumann heiß’ ich,
näh’r! Drum träume, träume, Kindchen, träume, und mit der Sonne reis’ ich,
gar holde Träume bringen euch die von Ost bis Westen weiß ich,
HÄNSEL Engelein! wer faul ist und wer fleißig,
Irrlichtchen hüpfet wohl hin und her! geht ab kling! klang! kling! klang!
Gretel, du mußt beherzter sein! Ich komm’ mit goldenem Sonnenschein
Wart, ich will einmal tüchtig schrein! HÄNSEL und srahl’ in eure Äugelein
Er ruft durch die hohlen Hände. schlaftrunken und weck’ mit kühlem Taue,
Wer da? Sandmann war da! was schläft auf Flur und Aue.
Dann springet auf, wer munter in früher
ECHO GRETEL Morgenstunde,
Er da! ebenso den sie hat Gold im Munde,
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Gretel rührt sich wieder. 12. Auf! Wach auf, mein Jüngelchen, Gretel zaudert
Nun, wieder kregel, süßes Kleinchen, zeig mir dein Züngelchen!
rühr mir geschwind die runden Beinchen! Hänsel steckt die Zunge heraus. HÄNSEL
Geh, mein Püppchen, flink und Frisch, Schlicker, schlecker! aus dem Stall schleichend
decke drinnen hübsch den Tisch! Lecker, lecker! Schwesterlein, hüt dich fein!
Schüsselchen, Tellerchen, Messerchen, Kleines leckeres Schlingelchen,
Gäbelchen, zeig mir dein Fingerchen! GRETEL
Serviettchen für mein Schnäbelchen; Hänsel steckt ein Stöckchen heraus. sich ungeschickt stellend
Nun mach alles recht hurtig und fein, Jemine! O je! Ei, wie fang’ ich’s an,
sonst sperr’ ich dich auch in den Stall Wie ein Stöckchen, o weh! daß ich komme dran?
hinein! Bübchen, deine Fingerchen
Kichernd droht sie Gretel, die eilig im Haus sind elende Dingerchen! HEXE
verschwindet. Mädel! Gretel! Mußt dich nur eben
Gretel erscheint in der Tür. ein bißchen heben.
HEXE Bring Risonen und Mandeln her, Kopf vorgebeugt –
zu Hänsel, der sich schlafend stellt Hänsel meint, es schmeckt nach mehr! ‘s ist kinderleicht!
Der Lümmel schläft ja, nun sieh mal an, Gretel springt ins Haus und kehrt mit einem
wie doch die Jugend schlafen kann! Körbchen zurück. HÄNSEL
Na, schlaf nur brav, du gutes Schaf, Gretel am Kleid zurückhaltend, hinter ihr
bald schläfst du deinen ew’gen Schlaf! GRETEL versteckt
Doch erst die Gretel muß mir dran, Da sind die Mandeln! Schwesterlein, hüt dich fein!
mit dir, mein Mädel, fang’ich an; Sie stellt sich, während Hänsel von der Hexe
bist so niedlich, zart und rund, gefüttert wird, hinter sie und macht gegen GRETEL
wie gemacht für Hexenmund! Hänsel die Entzauberungsgebärde mit dem Bin gar so dumm,
Sie öffnet den Ofen und reicht hinein. Wacholderbusch. nimm mir’s nicht krumm!
Der Teig ist gar, wir können voran Machen. Hokuspokus, Holderbusch, Drum zeig mir eben:
hei wie im Ofen die Scheite krachen! schwinde, Gliederstarre, husch! wie soll ich mich den heben?
Sie schiebt noch ein paar Scheite nach und Hänsel wird wieder beweglich
reibt sich schmunzelnd die Hände. HEXE
Ja, Gretelchen, HEXE ungeduldig
wirst bald ein Brätelchen! Sich rasch umwendend Kopf vorgebeugt,
Schau, schau! Schau, wie schlau! Was sagtest du, mein Gänselchen? ‘s ist kinderleicht!
Sollst gleich in’ Backofen hucken Sie will es ihr zeigen; während sie sich
und nach den Lebkuchen gucken. GRETEL vorbeugt und mit halbem Körper
Bist du dann drin – schwaps, Meint’ nur: Wohl bekomm’s, mein hineinkriecht, geben Hänsel und Gretel ihr
geht die Tür – klaps! Hänselchen! von hinten einen heftigen Stoß, so daß sie
Dann ist fein Gretelchen vollends hineinfliegt, und schlagen dann
mein Brätelchen! HEXE rasch die tür zu.
Das Brätlein, das soll sich verwandeln schwerhörig
in Kuchen mit Zucker und Mandeln; He? HÄNSEL und GRETEL
im Zauberofen mein ihr nach spottend
wirst du ein Lebkuchen fein! GRETEL “und bist du dann drin – schwaps!
Schau, schau, wie schlau! lauter Geht die Tür – klaps!”
Hihi, hihi, hihihi, usw. Wohl bekomm’s, mein Hänschelchen! Du bist dann statt Gretelchen
In wilder Freude ergreift sie einen Besen ein Brätelchen!
und reitet ausgelassen auf ihn ums Haus. HEXE Sie fallen sich jubelnd in die Arme, fassen
11. Hurr hopp hopp hopp, bemerkt Hänsels Entzauberung nicht sich an den Händen und tanzen
Galopp, Galopp, Hihihi! Mein gutes Tröpchen, 13. Juchhei! Nun ist die Hexe tot,
mein Besengaul, da steck dir was ins Kröpfchen! mausetot, und aus die Not!
nurr hopp, nit faul! steckt Gretel eine Rosine in den Mund Juchhei! Nun ist die Hexe still,
So wie ich’s mag Friß, Vogel, oder stirb – mäuschenstill, Kuchen gibt’s die Füll’!
am lichten Tag, Kuchen-Heil dir erwirb! Nun ist zu End’ der graus, Hexengraus,
spring kreuz und quer Sie öffnet die Backofentür; Hänsel gibt und der Spuk ist aus!
ums Häuschen her! Gretel lebhafte Zeichen. Ja,… laßt uns fröhlich sein,
Bei dunkler Nacht, tanzen im Feuerschein,
wenn niemand wacht, HÄNSEL halten im Knusperhaus
zum Hexenschmaus leise die Stalltür öffnend herrlichsten Freudenschmaus!
am Schornstein raus! Schwesterlein, hüt dich fein! Hei! Juchhei, juchhei!
Aus fünf und sechs, Sie umfassen sich und tanzen miteinander
so sagt die Hex’, HEXE zum Knusperhaus, wo sie alle Herrlichkeiten
mach sieb’ und acht, Gretel gierig betrachtend in Besitz nehmen. Im Hexenofen knistert es
so ist’s vollbracht, Wie wässert mir das Mündchen gewaltig, die Flamme schlägthoch empor;
und neun ist eins, nach diesem süßen Kindchen! es folgt ein starker Krach, und der Ofen
und zehn ist keins, Komm, Gretelchen, stürzt donnerend zusammen. Hänsel und
und vie list nichts, Zuckermädelchen! Gretel fallen vor Schreck zu Boden; dann
die Hexe spricht’s! Sollst in dem Backofen hucken blacken sie erstaunt um sich. Ihre
So reitet sie und nach den Lebkuchen gucken, Verwunderung steigt aufs höchste, als sie
bis morgens früh! sorgfältig schaun – ja, die Kinder bemerken, deren Kuchenhülle
Brr…! Besen! Hüh! ob sie schon braun da, inzwischen abgefallen ist.
Sie steigt vom Besen, hinkt zu Hänsel und oder ob’s zu früh –
kitzelt ihn mit einem Zweig wach. ‘s ist kleine Müh!
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Vierte Szene
HÄNSEL ALLE
GRETEL Die Englein haben’s im Traum gesagt, Wenn die Not aufs höchste steigt,
Da, sieh nur die vielen Kinderlein! in stiller Nacht, Gott der Herr die Hand uns reicht!
was nun so herrlich der Tag Die Kinder tanzen einen frohen Reigen um
HÄNSEL hat wahr gemacht. die Gruppe.
Wo mögen die hergekommen sein?
HÄNSEL und GRETEL
DIE KUCHENKINDER Ihr Englein die uns so true bewacht
ganz leise und unbeweglich bei Tag und Nacht,
14. Erlöst, befreit, habt Lob und Dank für all die Pracht,
für alle Zeit! die uns hier lacht,
die uns so wonnig lacht!
GRETEL Habt Lob und Dank,
Geschlossen sind ihre Äugelein; habt Dank für all die Pracht!
sie schlafen und singen doch so fein!
KINDER
KINDER habt Lob und Dank für all die Pracht!
O rühre mich an, die uns hier lacht,
daß ich erwachen kann! die uns so wonnig lacht!
Habt Dank, euer Leben lang!
HÄNSEL Drum Lob und Dank sei euch
Rühr du sie doch an, für all die Pracht,
ich trau’ mir’s nicht! die un shier lacht!
Aus dem Hintergrund ertönt die Stimme
GRETEL des Vaters.
Ja, streicheln wir dies hübsche Gesicht!
Sie streichelt das nächste Kind, das die Letzte Szene
Augen öffnet und lächelt.
VATER
KINDER Ral la la la, ral la la la,
O rühr auch mich, auch mich rühr an, wären doch unsre Kinder da!
daß ich die Äuglein öffnen kann! Ral la la la, tra la la la la -
Gretel geht streichelnd zu den übrigen 15. Juch! Ei, da sind sie ja!
Kindern, die lächelnd die Augen öffnen,
ohne sich zu rühren; endlich ergreift hänsel HÄNSEL und GRETEL
den Wacholderzweig. Vater! Mutter!
HÄNSEL MUTTER
Hokuspokus, Holderbusch! Kinderchen!
Schwinde, Gliederstarre, husch!
Die Kinder springen auf und bilden einen VATER
Reigen um Hänsel und Gretel. Da sind ja die armen Sünderchen!
Frohe Umarmung. Unterdes haben zwei
MÄDCHEN Knaben die Hexe als Großen Lebkuchen aus
Habt Dank… den Trümmern des Zauberofens gezogen.
JUNGEN ALLE
…euer Leben Lang! Hei!
MÄDCHEN VATER
…euer Leben lang! Kinder, schaut das Wunder an,
wie die Hexe hexen kann,
ALLE wie sie hart, knusperhart,
Die Hexerei is nun vorbei; selber nun zum Kuchen ward!
nun singen und springen wir froh und frei!
Kommt Kinderlein, zum Ringelreihn ALLE ANDEREN
reicht alle euch die Händchen fein! Schaut, o schaut das Wunder an,
wie die Hexe hexen kann,
MÄDCHEN und JUNGEN wie sie hart, knusperhart,
Drum singt und springt, selber nun zum Kuchen ward!
drum tanzt und singt,
daß laut der Jubelruf durchdringt den VATER
Wald, Merkt des Himmels Strafgericht:
und rings erschallt von Lust der Wald! böse Werke dauern nicht!
Wenn die Not aufs höchste steigt,
JUNGEN Gott der Herr sich gnädig zu uns neigt!
Habt Dank! Ja, wenn die Not aufs höchste steigt,
Gott der Herr die Hand uns reicht!
MÄDCHEN
Habt Dank!
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