Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Anglizismen in Hispanoamerika
Beihefte zur Zeitschrift
für romanische Philologie
Herausgegeben von
Claudia Polzin-Haumann und Wolfgang Schweickard
Band 409
Hendrik Detjen
Anglizismen in
Hispanoamerika
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für
Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein
ISBN 978-3-11-048716-9
e-ISBN [PDF] 978-3-11-048973-6
e-ISBN [EPUB] 978-3-11-048768-8
ISSN 0084-5396
www.degruyter.com
Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis einer über vier Jahre währenden Ausein-
andersetzung mit dem Themenkomplex «Anglizismen im Spanischen» und führt
meine früheren Studienfächer – Anglistik und Hispanistik – inhaltlich zusam-
men. Sie wurde im Oktober 2015 von der Philosophischen Fakultät der Christian-
Albrechts-Universität zu Kiel als Dissertation angenommen und im Mai 2016 mit
dem Fakultätspreis ausgezeichnet.
Das Interesse an englischstämmigen Wörtern im Spanischen entstand
während meines Auslandsstudiums im spanischen Valencia. Dort fiel mir erst-
mals auf, dass es Unterschiede zwischen «spanischen» und «deutschen» Angli-
zismen gab. Es wurde weiter verstärkt durch die Fächerschwerpunkte Lateiname-
rikanisches Spanisch, Kontakt- und Varietätenlinguistik, die am Romanischen
Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vor allem durch Herrn Prof.
Dr. Harald Thun, meinen späteren Doktorvater, vertreten wurden. Erste Gehver-
suche in der Erstellung von Sprachkarten im Rahmen des Atlas lingüístico Diató-
pico y Diastrático del Uruguay verstärkten mein Interesse an diesem Themenkreis,
das schließlich in der Idee mündete, die teils kurios anmutenden Anglizismen
in einem größeren geographischen Gebiet vergleichend zu erforschen. Hinter-
grund war unter anderem die überraschende Feststellung, dass offenbar noch
niemand die Anglizismen als Teil der spanischen Gegenwartssprache unter den
Vorzeichen «Nivellierung/Differenzierung» und «sprachliche Integration» auch
nur annähernd gesamthispanoamerikanisch untersucht hatte. Und das, obwohl
sie einerseits Gegenstand lebhafter Debatten sind, andererseits in der Romanistik
immer wieder auf Unterschiede zwischen den Anglizismeninventaren einzelner
Varietäten des Spanischen bzw. verschiedener romanischer Sprachen hingewie-
sen wird.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Harald Thun, der mein Vorhaben
von Beginn an mit großem Interesse und Engagement begleitete und mir immer
wieder neue Perspektiven auf meinen Untersuchungsgegenstand aufzeigte. Des
Weiteren möchte ich Herrn Prof. Dr. Matthias Meyer vom Englischen Seminar der
Universität Kiel danken, dass er mir zu Beginn meiner Arbeit Zweifel an meinem
auf den ersten Blick etwas unmodischen Thema nahm und gegen Ende wichtige
Ratschläge für mich parat hatte. Herrn Prof. Dr. Elmar Eggert danke ich für die
Organisation der romanistischen Kolloquien, die mir eine gute Möglichkeit des
fachlichen Austausches boten. Auch Herrn Prof. Dr. Gómez Montero gebührt
mein Dank, da er während des Studiums mein Interesse am Übersetzen förderte,
das mir die Finanzierung der Promotionszeit ermöglichte.
DOI 10.1515/9783110489736-202
VI Vorwort
Silvia Xheneti, Ines Cronjäger und meinen Eltern danke ich für ihre wertvolle
moralische und redaktionelle Unterstützung und ihr stets offenes Ohr. Ohne sie
wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen.
Vorwort V
Abkürzungsverzeichnis XI
Abbildungsverzeichnis XIII
1 Einleitung 1
1.1 Problemhorizont 1
1.1.1 Die Diskussion um Spracheinheit und Sprachspaltung in
Hispanoamerika 1
1.1.2 Nivellierende und differenzierende Tendenzen im
lateinamerikanischen Spanisch 3
1.1.3 Der Kontakt mit dem Englischen als Herausforderung für die
sprachliche Einheit 5
1.1.4 Die Zeitungen: Verfechter sprachlicher Einheit und «Einfallstor» für
Anglizismen 14
1.2 Fragestellungen und Hypothesen 15
1.3 Forschungsüberblick 19
1.3.1 Bibliographien und ältere Forschung 19
1.3.2 Jüngere Länder- und Vergleichsstudien 24
1.4 Methodischer Ansatz und Untersuchungsaufbau 48
9 Schlussbetrachtung 439
Anhang 449
Homonyme Anglizismen 449
Regionalanglizismen 459
Korrelationstabellen 463
Literaturverzeichnis 468
Anglizismenverzeichnis 481
Abkürzungsverzeichnis
DOI 10.1515/9783110489736-204
XII Abkürzungsverzeichnis
Sonstige Abkürzungen
Adj. Adjektiv
Adv. Adverb
AmE US-amerikanisches Englisch
am. US-amerikanisch
AS Ausgangssprache/ausgangssprachlich
BrE Britisches Englisch
CDO Cambridge Dictionary (Onlineausgabe)
KanE Kanadisches Englisch
DCE Longman Dictionary of Contemporary English (2003)
DPD Diccionario panhispánico de dudas (Onlineausgabe)
DRAE Diccionario de la Real Academia Española (Onlineausgabe)
Dud Duden (Onlineausgabe)
dt. Deutsch
engl. Englisch
frz. Französisch
GPK Graphem-Phonem-Korrespondenzregel(n)
guar. Guaraní
hisp.am. Hispanoamerikanisch
lat. Lateinisch
LW Lehnwort
met. Metaphorischer Gebrauch
MECOM Stilbuch (Manual de Estilo) der ecuadorianischen Zeitung El Comercio
MENAC Stilbuch (Manual de Estilo) der argentinischen Zeitung La Nación
MEU Stilbuch (Manual de Español Urgente) der Agencia EFE
MW Merriam-Webster Dictionary and Thesaurus (Onlineausgabe)
N. Nomen
OED Oxford English Dictionary (Onlineausgabe)
onomat. Onomatopoetisch
PGK Phonem-Graphem-Korrespondenzregel(n)
Pl. Plural
QQ-Suffix Quantifizierend-qualifizierendes Suffix (z. B. -azo, -ito)
reg. Regional
RAE Real Academia Española
RF Relative Frequenz
Sg. Singular
sp. Spanisch
sp. + Länderkürzel Regionale Varietät des Spanischen
s.p. Ohne Seitenangabe
TF Tokenfrequenz
TTV Type-Token-Verhältnis
ugs. Umgangssprachlich
V. Verb
WAN-IFRA World Association of Newspapers and News Publishers
ZS Zielsprache/zielsprachlich
Abbildungsverzeichnis
Graphiken
Abb. 1: Gliederung des Lehnwortschatzes nach Betz (Winter 2005: 33) 56
Abb. 2: Klassifikation des Lehnwortschatzes nach Winter 2005: 49
(Beispiele aus dem Korpus der vorliegenden Arbeit) 59
Abb. 3: Einordnung graphischer Varianten in das Klassifikationsschema 60
Abb. 4: Konformität auf phonischer Ebene (nach Winter-Froemel 2011: 101;
sp. Beispiele aus dem Korpus der vorliegenden Arbeit) 65
Abb. 5: Konformität auf graphischer Ebene (nach Winter-Froemel 2011: 101;
Beispiele aus dem Korpus) 66
Abb. 6: Konformität der Pluralmarkierung (Beispiele aus dem Korpus) 70
Abb. 7: Prozess der Lehnwortintegration 74
Abb. 8: Lehnwortadoption in der Zeitungsproduktion (redaktionsinterner
Ablauf nach Bell 1991: 35; Übersetzung d. Verf.) 128
Abb. 9: Häufigkeitsverteilung der Anglizismen (Types) 163
Abb. 10: Wortklassenzugehörigkeit der 200 häufigsten Anglizismen (Types) 165
Abb. 11: Sachgebietszugehörigkeit der 200 häufigsten Anglizismen (Types) 168
Abb. 12: Häufigkeitsverteilung der Anglizismen (Lemmata) 169
Abb. 13: Englische Ausgangsformen und Anglizismen 174
Abb. 14: Quantitative Bedeutung der Sachbereiche 236
Abb. 15: Phonographematik und graphische Lehnwortintegration 243
Abb. 16: Relative Frequenz graphischer Konformitätsklassen 265
Abb. 17: Graphische Konformitätsklassen nach Wortart 266
Abb. 18: Relative Frequenz graphischer Integrationsverfahren 268
Abb. 19: Relative Frequenz der Genera 278
Abb. 20: Relative Frequenz der Konformitätsklassen bei der Pluralbildung 289
Abb. 21: Relative Frequenz der Adjektivflexionsklassen 292
Abb. 22: Relative Frequenz der Verbflexionsklassen 295
Abb. 23: Relative Frequenz zielsprachlicher Derivationsverfahren 306
Abb. 24: Relative Frequenz zielsprachlicher Kompositionsverfahren 310
Abb. 25: Relative Frequenz zielsprachlicher Kürzungsverfahren 317
Abb. 26: Absolute Frequenz substantivischer Wortbildungen 317
Abb. 27: Absolute Frequenz der Adjektivpräfixe und -suffixe 321
Abb. 28: Absolute Frequenz adjektivischer Wortbildungen 323
Abb. 29: Relative Anglizismenfrequenz im Ländervergleich 328
Abb. 30: Produktivität englischer Etyma im Ländervergleich 336
Abb. 31: Varietätenspezifische Gewichtung der von Anglizismen am
stärksten betroffenen Sachbereiche 340
Abb. 32: Varietätenspezifische Gewichtung der von Anglizismen am
stärksten betroffenen Wortklassen 345
Abb. 33: Vergleich der graphischen Konformität der Anglizismen 348
Abb. 34: Vergleich der graphischen Konformität hochfrequenter Anglizismen 349
Abb. 35: Vergleich der graphischen Konformität auf der Textebene 350
Abb. 36: Frequenzunterschiede der Integrationstypen <oo> → <u> und <ee> → <i> 350
DOI 10.1515/9783110489736-205
XIV Abbildungsverzeichnis
Tabellen
Tabelle 1: Entwicklung der Titelvielfalt hispanoamerikanischer Zeitungen 130
Tabelle 2: Entwicklung der Auflagenzahlen hispanoamerikanischer Zeitungen 132
Tabelle 3: Reichweite hispanoamerikanischer Zeitungen 133
Tabelle 4: Onlinezeitungen und Internetnutzer 134
Tabelle 5: Leserschaft der untersuchten Zeitungen im Printsegment 146
Tabelle 6: Leserschaft der untersuchten Zeitungen im Onlinesegment 148
Tabelle 7: Rubriken und Beilagen der untersuchten Zeitungen 150
Tabelle 8: Zusammensetzung und Umfang des Zeitungskorpus 130
Tabelle 9: Absolute und relative Frequenz der Anglizismen im Gesamtkorpus 162
Tabelle 10: Die 200 häufigsten Anglizismen im Gesamtkorpus 170
Tabelle 11: Wortklassenzugehörigkeit der Anglizismen 238
Tabelle 12: Genusvariierende Anglizismen 277
Tabelle 13: Endungsvariierende Verbanglizismen 294
Tabelle 14: Derivation substantivischer Anglizismen durch spanische
Nominalsuffixe162
Tabelle 15: Derivation substantivischer Anglizismen durch quantifizierend-
qualifizierende Suffixe 298
Tabelle 16: Derivation substantivischer Anglizismen durch neoklassische Präfxie 299
Tabelle 17: Derivation susbtantivischer Anglizismen durch neoklassische Suffixe 300
Tabelle 18: Derivation substantivischer Anglizismen durch Lehnpräfixe 301
Tabelle 19: Derivation substantivischer Anglizismen durch Lehnsuffixe 302
Tabelle 20: Derivation durch spanische Adjektivierungssuffixe 320
Tabelle 21: Derivation durch neoklassische Adjektivierungssuffixe 321
Tabelle 22: Absolute und relative Anglizismenfrequenz in den untersuchten
Zeitungen327
Tabelle 23: Anglizismenfrequenz auf der Wortschatz- und der Textebene im
Vergleich329
Tabelle 24: Hochfrequente Anglizismen im Ländervergleich 333
Tabelle 25: Auszug aus einer binären Okkurrenztabelle (Anglizismen in den
Länderkorpora)417
Tabelle 26: Auszug aus einer nicht binären Okkurrenztabelle (Wahl von
Wortbildungsvarianten)418
Tabelle 27: Beispiel einer Korrelationsmatrix (Korrelation der
Anglizismeninventare; Schattierung gemäß Korrelationsintensität) 419
XVI Abbildungsverzeichnis
Karten
Karte 1: Untersuchungsgebiet und Erhebungspunkte 129
Karte 2: Anglizismenfrequenz im Untersuchungsgebiet 331
Karte 3: Gebiete mit erhöhtem Anteil seltener Anglizismen 332
Karte 4: Über- und unterrepräsentierte Sachbereiche I 338
Karte 5: Über- und unterrepräsentierte Sachbereiche II 339
Karte 6: Über- und unterrepräsentierte Wortklassen 343
Karte 7: Geographische Schwerpunkte der Verstöße gegen die spanische
Graphemik351
Karte 8: Distribution graphischer Varianten: sandwich, volleyball,
reggaeton, ticket364
Karte 9: Geographische Schwerpunkte der Genusvariation 366
Karte 10: Unterschiedliche Grade freier Genusvariation: internet, laptop,
tablet, commodity369
Karte 11: Komplementäre Genusdistribution: remake, performance, pijama,
fashion week374
Karte 12: Geographische Schwerpunkte der Pluralvariation 376
Karte 13: Unterschiedliche Grade freier Pluralvariation: doodle, PC, rally, test380
Karte 14: Teilweise vereinheitlichte Pluralvarianten: playoff, web, spot, laptop382
Karte 15: Weitgehend komplementär verteilte Pluralvarianten: software, call
center, like, grand slam384
Karte 16: Komplementär verteilte Pluralvarianten: sexi, póster, gadget, gamer386
Karte 17: Koexistenz von drei Pluralvarianten: DJ, escáner, jeans, láser388
Karte 18: Distribution von Verbvarianten: checar/chequear, chocar/
choquear, liderar/liderizar, postar/postear390
Karte 19: Geographische Schwerpunkte wortbildungsmorphologischer
Variation401
Karte 20: Koexistenz wortbildungsmorphologischer Varianten: tablet/
tableta, liderato/liderazgo, post/posteo, test/testeo404
Karte 21: Teilweise komplementär verteilte Wortbildungsvarianten: doping/
dopaje, basketball/basquet, computador/computadora, beatle/
beatlesco407
Karte 22: Komplementär verteilte Wortbildungsvarianten: ticket/tiquete,
funky/funkero, pop/popero, shooter/chutero410
Karte 23: Regionale Bündelungen: Etyma und drei Frequenzintervalle des
Anglizismeninventars422
Karte 24: Regionale Bündelungen: Schreibungs-, Genus-, Plural-, Verb- und
Wortbildungsvarianten426
1 Einleitung
1.1 Problemhorizont
Die Frage nach der Einheit des Spanischen, der unidad de la lengua, ist eines
der großen Themen der Hispanophonie. Sie wurde mit Blick auf das Verhältnis
des europäischen gegenüber dem amerikanischen Spanisch «seit dem ausge-
henden 19. Jahrhundert unter dem Gesichtspunkt ‹Spracheinheit oder Sprach-
spaltung?› geführt. Die beiden Positionen waren dabei eng mit verschiedenen
Auffassungen zum Verhältnis zwischen Spanien und Hispanoamerika1 nach
dem Ende der Kolonialzeit verwoben» (Lebsanft 2000, 665). Nach der Auflösung
des spanischen Kolonialreichs waren in den nun unabhängigen Nationen His-
panoamerikas zunächst Bestrebungen entstanden, sich politisch und kulturell
endgültig von den ehemaligen spanischen Kolonialherren zu lösen und dieser
Entwicklung auch sprachlich Rechnung zu tragen. Besonders deutlich war der
antiespañolismo in Argentinien, wo mit dem sogenannten idioma nacional eine
«Nationalsprache» gefordert und gefördert wurde, deren Bezeichnung allein
bereits unmissverständlich den Abspaltungswunsch vom castellano oder español
zum Ausdruck brachte (Lebsanft 2000, 664).
Doch der Wunsch nach sprachlicher Eigenständigkeit war schon in dieser
frühen Phase keineswegs absolut. Die länderspezifischen Gegebenheiten sollten
bei der Herausbildung der «Nationalsprachen» zwar Berücksichtigung finden;
gleichzeitig wurde aber die gemeinsame Verpflichtung aller hispanophonen
Länder anerkannt, die spanische Sprache zu pflegen (Ávila 1995, 115). Ziel war
eine «unidad de una lengua emancipada, cuya transformación progresiva se
haría entre todos, sin predominio de ninguno» (Ávila 1995, 115). Die Bemühungen
um idiomas nacionales wurden bald aufgegeben, da «zur politischen Identitäts-
stiftung […] eine ‹eigene› Gemeinsprache nicht mehr als notwendig empfunden
[wurde]» (Lebsanft 2000, 665). Die Bestrebungen verlagerten sich also relativ
schnell von größtmöglicher sprachlicher Eigenständigkeit hin zur Koexistenz
1 Unter «Hispanoamerika» bzw. «hispanoamerikanisch» werden in dieser Arbeit die Länder La-
teinamerikas verstanden, in denen Spanisch den Status der Amtssprache hat. Nicht berücksich-
tigt werden dabei aufgrund der knappen Datenlage einige Staaten Mittelamerikas (Guatemala,
Honduras, El Salvador, Nicaragua) und der Karibik (Kuba, Dominikanische Republik, Puerto
Rico).
DOI 10.1515/9783110489736-001
2 1 Einleitung
Die gemeinsame Sprache wird als starkes Bindeglied zwischen all ihren Spre-
chern angesehen. Ihr wird das Potenzial zugeschrieben, nationalistische Ten-
denzen zu verhindern und so der Sprachgemeinschaft zu größerem politischen
Gewicht in der Weltgemeinschaft zu verhelfen.
In jüngerer Zeit ist es vor allem die gefühlte Bevormundung durch die als
übermächtig und omnipräsent empfundenen USA, die den Wunsch nach sprach-
licher Geschlossenheit in den Ländern Hispanoamerikas verstärkt. Die Forde-
rung nach der «internationalen Einheit» aller spanischsprachigen Länder geht
dabei über die Ebene der Sprache hinaus: Motiviert wird sie nicht nur durch
sprachliche und kulturelle, sondern vor allen Dingen durch wirtschaftliche Inter-
essen (Ávila 1995, 115). Der wirtschaftliche und kulturelle Druck, der vom großen
Nachbarn im Norden zweifelsohne ausgeht, schweißt die hispanophonen Länder
somit weiter zusammen. Es entsteht «eine neue, sehr pragmatisch ausgerichtete
Interessengemeinschaft der hispanophonen Länder […], die einen einheitlichen
Wirtschafts- und damit auch Kommunikationsraum erstrebenswert erscheinen
lässt» (Lebsanft 2000, 665).
Die Sprache wird heute also als das Merkmal schlechthin angesehen, an
dem sich die kulturelle und wirtschaftliche Eigenständigkeit Hispanoamerikas
ablesen lässt. Die Wahrung der sprachlichen Einheit hat für die Sprachgemein-
schaft daher eine ganz besondere Bedeutung.
1.1 Problemhorizont 3
Auch in der hispanistischen Forschung spielt die Frage nach Einheit und Vielfalt
im Spanischen eine herausgehobene Rolle. Sie wird in den meisten der wichtigs-
ten Monographien zum lateinamerikanischen Spanisch berührt (Rosenblat 1970;
Fontanella de Weinberg 1993; Lope Blanch 1977). Auch Fachkongresse widmen
sich immer wieder dem Thema (z. B. der Congreso internacional de la lengua espa-
ñola des Instituto Cervantes, Valladolid 2001).
Die Forschungsmeinung deckt sich dabei weitgehend mit den Nivellierungs-
bestrebungen der Sprachgemeinschaft. Denn allen Widrigkeiten zum Trotz hat
sich das Spanische im Zuge seiner Ausbreitung seine grundlegende Einheit
bewahrt. Frühere Befürchtungen, das Spanische könnte ein ähnliches Schicksal
ereilen wie das Vulgärlatein und es könnte seiner zunehmenden Fragmentierung
zum Opfer fallen, haben sich bislang nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil, die
Sprache ist «probablemente la menos diversificada de las grandes lenguas de
cultura, a pesar de que las condiciones en que tuvo lugar su fragmentación dia-
lectal, y aun su propia existencia actual, fueron y han sido contrarias al ideal de
unidad» (López García 1992, 3).
Ángel Rosenblat fasst das Verhältnis von lateinamerikanischem und europä-
ischem Spanisch im Spannungsfeld von Nivellierung und Differenzierung folgen-
dermaßen zusammen:
«En cuatro siglos y medio de vida, el español hispanoamericano tiene, desde el Río Grande
hasta Tierra del Fuego, una portentosa unidad, mayor que la que hay desde el norte al sur
de la Península Ibérica. Esta unidad está dada, mucho más que por los rasgos peculiares del
español hispanoamericano (seseo, pérdida de la persona vosotros, loísmo, etc.), por lo que
el habla de Hispanoamérica tiene de común con el castellano general: la unidad (unidad,
no identidad) del sistema fonemático, morfológico y sintáctico. Es decir, el vocalismo y el
consonantismo, el funcionamiento del género y del número, las desinencias personales,
temporales y modales del verbo, el sistema pronominal y adverbial, los moldes oracionales,
el sistema preposicional, etc. Y aun el fondo constitutivo del léxico: las designaciones de
parentesco, los nombres de las partes del cuerpo o de los animales y objetos más comunes,
las fórmulas de la vida social. Los numerales, etc. Al pan lo seguimos llamando pan, y al
vino, vino» (Rosenblat 1970, 52s.).
«Es innegable empero que en un idioma extendido por tan extensos territorios y con tantos
millones de hablantes debe haber diferencias internas más o menos acusadas. En los pro-
fundos niveles lingüísticos correspondientes a la fonología y a la gramática estas divergen-
cias no son particularmente graves; en la fonética y, sobre todo, en el vocabulario son fácil-
mente perceptibles para cualquiera» (Moreno de Alba 2001, s.p.).
Wie sind diese Unterschiede mit Blick auf die Frage nach Nivellierung und Diffe-
renzierung zu bewerten? Rosenblat erwähnt im oben angegebenen Zitat bereits,
dass der Begriff der sprachlichen Einheit (sp. unidad) nicht mit dem der völligen
Übereinstimmung (sp. identidad) zu verwechseln ist. Einzelne diasystematische
Unterschiede – sei es im Bereich der Lautung, des Wortschatzes oder der Syntax –
beeinträchtigen die Einheit der Sprache nicht; das ausschlaggebende Kriterium
ist vielmehr die Interkomprehensibilität: «Puede afirmarse, pues, que junto a la
diferenciación regional y hasta local, hay cierta tendencia a la unidad hispano-
americana. […] La diversidad regional es inevitable y no afecta a la unidad si se
mantiene, como hasta ahora, la mutua comprensión» (Rosenblat 1970, 51s.).
Fast 40 Jahre nach Rosenblat ist dies noch der Fall, wie Palacios Alcaine
schreibt: «En el español hispanoamericano hay diferencias, a veces notables, que
sin embargo no llegan a ser tan profundas como para impedir la comprensión
entre los hablantes de los distintos países» (Palacios Alcaine 2006, 175). Dabei
hängt die gegenseitige Verständlichkeit natürlich von den jeweils betrachteten
Varietäten innerhalb des Diasystems ab:
«Hay una unidad del español americano porque ese español americano reposa en una
comunidad de lengua española. Claro que esa comunidad es sobre todo la de la lengua
culta, la de la conferencia o la clase universitaria, la del ensayo o el libro científico, la de la
literatura, la de la poesía, y aun la de la prensa […]» (Rosenblat 1970, 53).
Als besonders nivelliert kann demnach die norma culta gelten, die unter anderem
in der Presse Verwendung findet. In diastratisch niedrigeren Varietäten ist die
interne Differenzierung dagegen größer, so dass «las normas lingüísticas popu-
1.1 Problemhorizont 5
lares de diferentes regiones tienen mayor diferenciación entre sí que las normas
cultas de esas mismas regiones» (Palacios Alcaine 2006, 175s.). Anders ausge-
drückt: «[S]in dificultad y con deleite leemos las obras de los escritores [hispano-]
americanos sobre historia, literatura, filosofía; pero en llegando a lo familiar o lo
local, necesitamos glosarios» (Moreno de Alba 2001, s.p.).
In aller Kürze kann man somit das Verhältnis von nivellierenden und diffe-
renzierenden Tendenzen innerhalb der lateinamerikanischen Varietäten des Spa-
nischen als diasystematisch stratifizierte Vielfalt innerhalb der Einheit bezeich-
nen («diversidad dentro de la unidad», Palacios Alcaine 2006, 1), wobei Einheit
vor allem in der gehobenen Sprachnorm besteht. Oder, um es poetischer mit dem
Diktum Ángel Rosenblats zusammenzufassen: «Por encima [del] fondo común
las divergencias son sólo pequeñas ondas en la superficie de un océano inmenso»
(Rosenblat 1970, 52s.)
1.1.3 Der Kontakt mit dem Englischen als Herausforderung für die sprachliche
Einheit
2 Zur Geschichte der britischen Präsenz in Argentinien cf. Clelia Moyano (1997); zur Soziolingu-
istik des Englischen in Argentinien cf. Maersk Nielsen (2003, 200ss.).
3 Im Großraum Buenos Aires beispielsweise die Toponyme Banfield, Temperley oder Claypole
(eigene Recherche).
8 1 Einleitung
die wenigen abgelegenen Inseln begrenzt (cf. González 2010, 332–337). Auch in
Panama gab es mit der Kanalzone lange Zeit ein Gebiet, in dem Englisch und
Spanisch direkt miteinander in Kontakt treten konnten (cf. Giralt Latorre 1991;
Malcolm 2012).
Die Möglichkeiten direkten, interpersonellen Sprachkontakts sind also abge-
sehen von einigen Sprachinseln eher dünn gesät. Umso wichtiger ist die Rolle
spanischsprachiger Auswanderer, die ihre Heimatländer in Richtung USA verlas-
sen: «The […] patterns of large-scale immigration, lengthy residency, and frequent
return to the homeland can only lead us to conclude that the Hispano himself may
well be an important carrier of Anglicisms from the United States to his native
land […]» (Teschner 1974b, 689). Die Hispanics nehmen im Sprachkontakt eine
Mittlerfunktion ein, da sie in den USA in direkten Kontakt mit dem Englischen
kommen und die Daheimgebliebenen durch sie in eine indirekte Sprachkontakt-
situation kommen. Man kann angesichts explodierender Einwandererzahlen in
den USA davon ausgehen, dass die Rolle der Auswanderer für den Sprachkontakt
seit Teschners Feststellung noch deutlich an Bedeutung gewonnen hat.
Eine weitere Variable der Beziehungen zwischen beiden Sprachräumen sind
die wirtschaftlichen Verflechtungen. Laut Rodríguez González «war die Inten-
sität der Beeinflussung durch das Englische [im 20. Jahrhundert] stärker und
früher in den Ländern Lateinamerikas zu spüren, die wirtschaftlich und politisch
stärker von den USA abhängig sind (Mexiko, die Antillen und Mittelamerika), als
in anderen Ländern» (Rodríguez González 2004, 132; Übersetzung d. Verf.).4 Seit
der Unterzeichnung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA)
im Jahr 1994 ist Mexiko enger denn je mit den USA und Kanada verflochten. Eine
sprachliche Folge der wirtschaftlichen Öffnung Mexikos ist der massive Zustrom
amerikanischer Produkte und Bezeichnungen (Baumgardner 1997, 28–30).
Mit Chile hat sich im äußersten Süden des Kontinents seit den achtziger
Jahren eine weitere Volkswirtschaft dem globalen Markt geöffnet. In dem Land
«con la economía más abierta del mundo en términos de relaciones comercia-
les» (Gerding Salas/Fuentes Morrison/Kotz Grabole 2012, 141) hat sich seither
auch der Kontakt mit dem Englischen extrem verstärkt (ibid.; cf. Fuentes Mor-
rison et al. 2009, 118). Ähnliches gilt auch für Ecuador, das seine Währung auf
den US-Dollar umgestellt hat, und Argentinien, dessen stark vom internationa-
len Finanzmarkt abhängige Wirtschaft teilweise in der amerikanischen Währung
abläuft (McArthur 2003, 244).
4 «[The] intensity of English influence in this century was more strongly felt first in the Latin
American countries which, to a greater extent, have been subject to economic and political de-
pendence on the USA (Mexico, the Antilles, and Central America), than in other countries […].»
1.1 Problemhorizont 9
balised use have transformed the learning of English from a ‹need› into a ‹must›»
(Clelia Moyano 1997, 38).
Die einzelnen Länder bemühen sich mehr und mehr, den Status des Engli-
schen als Unterrichtsfach auszubauen, in Kolumbien hat sich die Bildungspolitik
gar das ehrgeizige Ziel eines spanisch-englischen Bilingualismus gesetzt (cf. Cár-
denas 2006). Die bislang erzielten Ergebnisse bei der Steigerung des Englisch-
Kompetenzniveaus sind aber nur wenig zufriedenstellend. Meistens führt die
mangelhafte Qualität des Englischunterrichts dazu, dass sich die wohlhabende-
ren Gesellschaftsschichten gerade aufgrund der wichtigen Rolle, die dem Engli-
schen für das berufliche Fortkommen beigemessen wird, in private Bildungsein-
richtungen zurückziehen.5
Die hier beschriebenen Faktoren bilden den historischen Rahmen des spa-
nisch-englischen Sprachkontakts in Hispanoamerika. Sie sind teils im gesamten
Untersuchungsgebiet einheitlich, teils unterscheiden sie sich von Land zu Land.
Dabei überwiegen die Sprachkontaktvariablen gegenüber den Konstanten deut-
lich.
Im Gegensatz zu anderen historisch wirkenden Differenzierungsfaktoren wie
der Herkunft der Siedler oder den indigenen Substratsprachen handelt es sich
beim Englischen in Hispanoamerika bis auf wenige Ausnahmen um ein sprach-
liches Adstrat, das heute vor allem über die Massenkommunikationsmedien ins
Spanische gelangt. Der Sprachkontakt erfolgt also nicht direkt-interpersonell,
wie dies etwa bei Mischsprachen in Grenzregionen der Fall ist, sondern vielmehr
indirekt-kulturell.
Insbesondere der in das Spanische strömenden englischstämmigen Lexik,
die wohl die sichtbarste Folge dieses Sprachkontakts ist, wird das Potential zuge-
schrieben, durch eine Vertiefung der diasystematischen Unterschiede der sprach-
lichen Einheit und somit dem Kommunikationsraum insgesamt zu schaden.
Denn die Übernahme (vor allem lexikalischer) Anglizismen erfolgt laut gängiger
Meinung (bzw. Befürchtungen vonseiten sprachpflegerischer Institutionen) alles
andere als einheitlich, was mit Blick auf die enormen Ausmaße des Sprachge-
biets durchaus einleuchtet:
«Peligros de fragmentación hay, sin duda, y uno de los más inmediatos parece ser el que
deriva de la adopción de extranjerismos y de voces técnicos en general, escasamente uni-
forme en el mundo hispánico, lo que puede dificultar enormemente la comprensión mutua»
(Enguita Utrilla 1988, 73).
5 Zum Englischunterricht in Argentinien cf. Maersk Nielsen (2003, 205ss.); zu Kolumbien cf.
González (2010, 338ss.) und Vélez-Rendón (2003, 189ss.); zu Peru cf. Niño-Murcia (2003); zu
Uruguay cf. Canale (2011).
1.1 Problemhorizont 11
6 «Was wird in eine gegebenen Varietät entlehnt?» vs. «Welchen Stellenwert haben die Entleh-
nungen in der aufnehmenden Varietät?»
7 Zur integrationsbedingten Variation siehe Kap. 2.3.3.
12 1 Einleitung
durch das Englische einheitlich, so wäre sie angesichts der wachsenden Bedeu-
tung der Anglizismen ein wichtiger interner Kohäsionsfaktor des Spanischen, der
die sprachliche Einheit auf lange Sicht sogar noch stärken könnte.
Dafür spricht, dass Anglizismen zweifelsohne in allen geographischen Vari-
etäten des Spanischen vorkommen, was neben der zentralen Rolle der USA in
vielen Lebensbereichen wie Politik, Wirtschaft, Handel, Wissenschaft oder Kultur
vor allem auf die Macht der nordamerikanischen Nachrichtenagenturen zurück-
zuführen ist, die englische Begrifflichkeiten in alle Welt verbreiten (Moreno de
Alba 1988, 212).8 Günther Haensch stellt gar die Vermutung auf, dass «möglicher-
weise die meisten [Anglizismen] in allen spanischsprachigen Ländern gebräuch-
lich sind» (Haensch 1995, 218, Übersetzung und Hervorhebung d. Verf.). Dies
dürfte vor allem für die englischstämmigen Internationalismen gelten, die auch
in vielen anderen Sprachen bekannt sind (cf. Jablonski 1990). Neben den Anzei-
chen für eine Differenzierung des Diasystems durch den Anglizismus gibt es also
auch starke Hinweise auf eine nivellierende Wirkung.
Eine Nivellierung des Varietätenraums durch die englischstämmige Lexik
setzt voraus, dass diese in allen Varietäten sowohl qualitativ als auch quantitativ
ähnlich beschaffen ist.
Eine qualitative Nivellierung des hispanoamerikanischen Anglizismenwort-
schatzes liegt bei regional ähnlich zusammengesetzten Anglizismeninventaren
vor. Sie setzt zudem voraus, dass keine varietätenspezifischen Bedeutungsunter-
schiede formal identischer Anglizismen bestehen, die groß genug sind, um die
Interkomprehensibilität zwischen den Varietäten einzuschränken. Zudem muss
auch die Anpassung der Lehnwörter an das spanische Sprachsystem einheitlich
verlaufen, der Integrationsprozess also überall dasselbe Integrat zum Ergebnis
haben, so dass das orthographische, grapho-phonologische und morphologische
System nicht auseinanderdriften. Aus diachroner Perspektive bedeutet ein quali-
tativ weitgehend nivellierter, also panhispanischer Anglizismenwortschatz, dass
der Integrationsprozess überall mehr oder weniger synchron verläuft.
In quantitativer Hinsicht sind nivellierte Lehnwortinventare ähnlich umfang-
reich, nehmen also einen vergleichbaren Stellenwert im Lexikon der verschiede-
nen Varietäten ein; auch die einzelnen Anglizismen weisen ähnliche Frequenzen
auf.
Wie der englischstämmige Wortschatz in einer Varietät beschaffen ist und
welche Unterschiede dabei zu anderen Varietäten bestehen, hängt laut der gängi-
gen Forschungsmeinung vor allem von der geographischen Nähe zum englischen
Sprachraum und der Intensität der Beziehungen ab (Moreno de Alba 1992, 201s.).
Wie bereits erwähnt wurde, spielen die Massenmedien sowohl für die interne
Kohäsion des Spanischen als auch für den Kontakt mit dem Englischen eine
zentrale Rolle. Insbesondere den Tageszeitungen mit ihrem Selbstverständnis
als sprachliche Autoritäten und Bewahrer der Hochsprache kommt in diesem
Zusammenhang eine interessante Doppelrolle zu.
Einerseits sind die großen Tageszeitungen nämlich eine der wichtigsten
Sprachnormierungsinstanzen. Sie treten aktiv für einen einheitlichen Sprachge-
brauch ein, wobei redaktionsintern vor allem die sogenannten Stilbücher hervor-
zuheben sind. Dabei handelt es sich um verbindliche Richtlinien zur sprachlichen
Gestaltung, die sich die Redaktionen selbst «verordnen» und in denen auch – in
unterschiedlichem Ausmaß – auf die Anglizismenadoption eingegangen wird.
Die Zeitungen als «Sprachmultiplikatoren» (Schmitt 2005, 83) spielen also
eine zentrale Rolle bei der Wahrung der sprachlichen Einheit, da sie idealerweise
eine zunächst intern gebildete Norm in die breite Masse der Leserschaft tragen.
Neben ihren eigenen Nivellierungsanstrengungen kommt ihnen dabei zugute,
dass das Ausgangsmaterial, das sie von spanischsprachigen Nachrichtenagentu-
ren wie der Agencia EFE beziehen, eine gemeinsame sprachliche Grundlage aller
der jeweiligen Agentur angeschlossenen Zeitungen bildet. Man könnte demnach
von einer doppelten Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs in den Zeitungen
sprechen. Denn sowohl ihr Input als auch ihr Output wird unter der Maßgabe
größtmöglicher sprachlicher Einheitlichkeit redigiert.
Was die tatsächliche Wirkung der Bemühungen für die gesamthispanische
Einheit angeht, so gilt stets die Einschränkung, dass die Zeitungen nur in ihrem
jeweiligen nationalen Kontext sprachvereinheitlichend wirken können. Und
selbst dort bleiben sie auf ihr tatsächliches Verbreitungsgebiet beschränkt, das
aufgrund der teils schlechten Infrastruktur häufig nicht einmal das gesamte
Staatsgebiet umfasst. Die Reichweite selbst der größten hispanoamerikanischen
Zeitungen ist trotz ihrer grenzübergreifenden Verständlichkeit grundsätzlich
auf ihr jeweiliges Erscheinungsland beschränkt. Die Leserschaft rekrutiert sich
größtenteils aus den gebildeten Gesellschaftsschichten der Publikationsorte,
also meistens der Hauptstädte. Die tatsächliche Reichweite der von den Zeitun-
gen propagierten Sprachnorm ist also ungeachtet aller Anstrengungen auf eine
relativ kleine Sprechergruppe beschränkt. Etwas anders verhält es sich bei den
Onlineausgaben der Zeitungen, die in der vorliegenden Arbeit als Datenquelle
zugrundegelegt werden (hierzu Kap. 3).
1.2 Fragestellungen und Hypothesen 15
Die wichtige Rolle, die der Zustrom englischstämmiger Lexik und das Kommuni-
kationsmedium Zeitung im Zusammenhang mit der Frage nach der sprachlichen
Einheit des Spanischen einnimmt, wirft die Frage auf, welche Rolle die über die
Zeitungen transportierten Anglizismen tatsächlich im hispanoamerikanischen
Spanisch und seinen diatopischen Varietäten spielen. Die zentrale und – wie der
Forschungsüberblick zeigen wird – bisher nur unzureichend untersuchte Frage
lautet: Hat der Zustrom englischer Wörter – so er sich denn empirisch überhaupt
belegen lässt – einen nivellierenden oder einen differenzierenden Einfluss auf
den diatopischen Varietätenraum? Werden durch seine Uneinheitlichkeit die
bestehenden Unterschiede im Diasystem also eher noch vertieft, oder werden sie
durch seine Einheitlichkeit vielmehr eingeebnet? Kann das englischstämmige
Element im Wortschatz langfristig gar zur gefürchteten Fragmentierung und
letztlich zur Sprachspaltung führen, wie sie im Vulgärlatein stattgefunden hat,
der die Sprache allen Widrigkeiten zum Trotz aber bislang standgehalten hat?
Sekundär stellt sich die Frage, ob die redaktionsinternen Stilbücher eine Nivellie-
rung des Anglizismengebrauchs begünstigen oder ob sie durch einander wider-
sprechende Vorgaben gar Differenzierungstendenzen verfestigen.
Zur Beantwortung der Hauptfrage sind die folgenden Hypothesen denkbar,
für die sich aus den bis hierhin angestellten Überlegungen jeweils Argumente
finden:
Bedenkt man zudem die Bedingungen, unter denen der Sprachkontakt statt-
findet – zumeist indirekt-medial statt direkt-interpersonell – so liegt auch hierin
ein großes Nivellierungspotenzial. Denn ein vornehmlich über elektronische
Kommunikationskanäle ablaufender Sprachkontakt lässt alle Beteiligten näher
aneinanderrücken. Die geographische Distanz wird als Differenzierungsfaktor
hinfällig, da etwa der Journalist aus Nordmexiko und sein Kollege aus dem süd-
lichen Chile exakt dieselben Zugangsmöglichkeiten zur Kontaktsprache haben.
Ein weiterer medialer Faktor, der eine Nivellierung des Anglizismenwort-
schatzes begünstigt, sind die Nachrichtenagenturen, durch die allen Zeitungen
das gleiche Ausgangsmaterial zur Verfügung steht.
Natürlich ist ebenso denkbar, dass sich sowohl nivellierende als auch diffe-
renzierende Tendenzen im Anglizismenwortschatz finden. In diesem Fall wäre
die Feststellung Rosenblats, die bestehenden Divergenzen seien angesichts
der Gemeinsamkeiten lediglich kleine Wellen auf einem riesigen Ozean, ohne
wesentliche Einschränkungen auf den englischstämmigen Teil des Wortschatzes
übertragbar.
Falls eine diatopische Differenzierung des Anglizismenwortschatzes festge-
stellt werden kann, so muss genauer bestimmt werden, worin genau die Diffe-
renzen bestehen: Handelt es sich lediglich um eine quantitative Differenzierung,
liegen die Unterschiede also vor allem im Umfang der länderspezifischen Ang-
lizismeninventare? Gibt es darüber hinaus signifikante Frequenzunterschiede
bestimmter Anglizismen? Oder liegt gar eine qualitative Differenzierung vor?
Gibt es beispielsweise Anglizismen, die für eine bestimmte Varietät kennzeich-
nend sind, während sie anderswo möglicherweise vollkommen unbekannt sind?
Weisen einzelne Anglizismen regional unterschiedliche Bedeutungen auf? Sind
Unterschiede bei der Anpassung der Anglizismen an das spanische Sprachsys-
tem erkennbar? Tendieren etwa bestimmte Varietäten eher zu einer Beibehaltung
der ausgangssprachlichen Formen, während andere zu deren Abbau neigen?11
Oder gibt es eine regionale Bevorzugung bestimmter Integrationsverfahren?
Darüber hinaus ist im Falle einer diatopischen Differenzierung zu klären,
ob regionale Bündelungen nachweisbar sind, ob sich also im Umgang mit den
Anglizismen Subzonen herausgebildet haben, die sich quantitativ und/oder qua-
litativ klar voneinander abgrenzen lassen. Dies wäre als Hinweis auf eine begin-
1.3 Forschungsüberblick
12 Erwähnt sei hierzu, dass eine Vielzahl vor allem älterer Arbeiten eine aus der heutigen Pers-
pektive überholte, alarmistisch-ablehnende Haltung gegenüber den Anglizismen einnimmt. Um
den Umfang des Forschungsberichts nicht unnötig mit diesen Arbeiten zu überfrachten, werden
sie hier nicht berücksichtigt. Auch Arbeiten, die in den einschlägigen Bibliographien als me-
thodisch unsauber bzw. überholt oder inhaltlich fragwürdig bezeichnet werden, finden keine
Erwähnung, ebenso wie Arbeiten, die nur einige wenige Anglizismen enthalten. Studien, die die
gesprochene Sprache zum Gegenstand haben, werden vereinzelt mit aufgenommen, wenn sie
Berührungspunkte mit dem hier behandelten Thema beinhalten.
1.3 Forschungsüberblick 21
die Grenzgebiete im Norden des Landes (Castillo Nájera 1935, 167). Interessant ist
der Hinweis auf diatopische Unterschiede im Anglizismenwortschatz. So sei im
Norden Mexikos die Boxvokabel nocautear gebräuchlich, während im Zentrum
des Landes der Einfachheit halber noquear verwendet werde (Castillo Nájera
1935, 168s.). Eine wichtige Rolle bei dem Lexemimport spielen dem Autor zufolge
die in den USA lebenden Mexikaner (Castillo Nájera 1935, 167). Dieser Ansatz
wird später von Teschner in seinem Aufsatz Exploring the Role of the United States
Hispano in the Dissemination of Anglicisms in Spanish von 1974 wieder aufgegriffen
und mit statistischen Daten untermauert. Er kommt darin zu dem Schluss, dass
die «patterns of large-scale immigration, lengthy residency, and frequent return
to the homeland can only lead us to conclude that the Hispano himself may well
be an important carrier of Anglicisms from the United States to his native land»
(Teschner 1974b, 689). Die Intensität des Kontakts zum Mutterland dürfte seitdem
aufgrund der erleichterten Kommunikation noch deutlich zugenommen haben.
Francis C. St. John geht in seinem Aufsatz Some Remarks on the Anglicization
of Latin American Spanish, with Particular Reference to the Speech of Mexico City
von 1951 dagegen von einer bestehenden Anglisierung des gesamten lateiname-
rikanischen Spanisch aus, wie der Titel seines Aufsatzes verrät. Den Hauptgrund
für die Übernahme englischer Wörter sieht er in der wirtschaftlichen Abhängig-
keit des Kontinents von den USA (St. John 1951, 252). Insgesamt sieht St. John
die Anglizismen wegen ihrer Anzahl, die eine angemessene Anpassung an das
spanische Sprachsystem unmöglich mache, als «Problem» (St. John 1951, 253).
Dementsprechend geht er lösungsorientiert vor, wenn er die Nutzung von Ang-
lizismenwörterbüchern, Umsicht bei der Übersetzung von Zeitungsmeldungen,
eine bessere Ausbildung der Spanischlehrer und eine bessere Zugänglichkeit der
wichtigsten Werke der spanischsprachigen Literatur fordert.
In Word Borrowing on the Isthmus of Panama von 1950 beschreibt J. Chalmers
Herman den Sprachkontakt in der Kanalzone, die bis 1999 zu den USA gehörte
und in der damals viele US-Bürger lebten. Die Amerikaner würden aber nur in
den seltensten Fällen Spanisch lernen, so dass es zu sprachlichen Entlehnungen
in beide Richtungen komme. Herman konstatiert, dass im panamaischen Spa-
nisch insbesondere Sportterminologie und Markennamen aus dem Englischen
entlehnt würden. Als kennzeichnend für den Anglizismenwortschatz der Region
bezeichnet er chingongo < engl. chewing gum (Herman 1950, 165). Für die dama-
lige Zeit eher ungewöhnlich ist die wertneutrale Haltung des Autors, wenn er
zusammenfassend schreibt, dass «between the Canal Zone and the Republic, […]
not only the inhabitants but their respective languages have rubbed elbows with
mutual diversion and profit» (Herman 1950, 165).
Charles N. Staubach schreibt English Terms in Bogotá zu einem Zeitpunkt, an
dem das Englische gerade das Französische als wichtigste Gebersprache abzulö-
22 1 Einleitung
sen beginnt (Staubach 1946, 56). Staubach erklärt, dass die Anglizismen entgegen
dem ersten Eindruck keineswegs die Gemeinsprache durchdrungen hätten. Sie
seien vielmehr «among the cosmopolitan social groups and the lighter newspa-
per columnists, in business and technical circles, and among the novelty-seeking
student groups» verbreitet (Staubach 1946, 56). Erstaunlich sei die Präsenz der
Anglizismen angesichts der geographischen Isolation der kolumbianischen
Hauptstadt dennoch (Staubach 1946, 57). Der Großteil des Artikels besteht aus
einer Aufzählung und Erklärung von Anglizismen in verschiedenen kommunika-
tiven Szenarien.
Américo Barabino stellt in seinem Aufsatz English Influence on the Common
Speech of the River Plate aus dem Jahr 1950 zum Spanischen am Río de la Plata
fest, dass viele Zeitungsleser die Anglizismen verstünden, wenngleich sie sie
nicht in der Alltagskommunikation verwendeten (Barabino 1950, 163). Anschlie-
ßend stellt er in alphabetischer Reihenfolge diverse Anglizismen vor. Insbeson-
dere die Sprache des Sports ist laut Barabino in der Region um Buenos Aires und
Montevideo stark von Anglizismen durchdrungen (Barabino 1950, 163).
Das von Teschner beschriebene Problem der älteren Anglizismenforschung,
dass «information on Anglicisms is often found, scattered, in long out-of-print
regionalistic treatises of limited issue» (Teschner 1974a, 632), hat sich mit zuneh-
mendem Zeitabstand noch verschärft. So konnten viele interessant anmutende
Einzelstudien – viele mit einem Bezug zur Sprachverwendung in den Zeitungen –
nicht unter angemessenem Aufwand aufgefunden und gesichtet werden. Die
Ergebnisse der frühen Studien13 hätte man etwa für einen diachronen Vergleich
mit aktuellen Befunden nutzen können.
Ein weiteres Problem der älteren Forschung ist ein zu enger Blickwinkel
auf das Phänomen der sprachlichen Entlehnung aus dem Englischen. Teschner
13 Zu Mexiko wären dies vor allem El idioma de los mejicanos von Antonio Alatorre (1955) und
Recent Borrowings from English Found in Mexican Spanish von Ann Kay Harrington (1956); zu Ar-
gentinien El idioma castellano en el periódico von Miguel Ángel Andreetto (1949) und die Disser-
tation The Anglicism in the Rioplatense [Greater Buenos Aires] Dialect von Maxwell Reed Mowry
Jr. (1973[?]), die auf Zeitungskorpora basieren soll; zu Chile Die englischen Lehn- und Fremdwörter
im chilenischen Spanisch von Gabriel Schwarzhaupt (1943) und Anglicismos en Chile. Cuestio-
nes previas von Mauricio Pilleux Dresdner (1971), eine auf sechs Zeitungen basierende Untersu-
chung; zu Kolumbien Anglicismos del deporte en Colombia. El béisbol von Antonio Fernández
García (1971), ebenfalls auf der Grundlage von Zeitungen; zu Ecuador English Words Used in
Ecuador von Martha A. Hangress (1940), der laut Teschner einzigen Studie zu Ecuador; zu Peru
Some Sociolinguistic Implications of English Words in a Peruvian Newspaper von Edward Woelner
(1967); zu Uruguay das Primer diccionario del fútbol von Nilo J. Suburu (1968), in dem der Autor
einen Vergleich zur kolumbianischen Fußballsprache zieht. Kurzbeschreibungen dieser Arbei-
ten finden sich in den jeweiligen Länderabschnitten bei Teschner (1974a).
1.3 Forschungsüberblick 23
14 Beispiele hierfür sind die Beiträge von Castillo Nájera, der von «lamentables anglicismos»,
«daño» und einer «prostitución del idioma» spricht (Castillo Nájera 1935, 169), und Staubach,
dem zufolge das Spanische Bogotás «under attack […] by English» sei (Staubach 1946, 56).
24 1 Einleitung
Während die ältere Forschung also aufgrund der beschriebenen Probleme kaum
verwertbare Hinweise auf den relativen Einfluss des Englischen im hispanoame-
rikanischen Varietätenraum liefert, hat die jüngere Forschung bereits einige der
beschriebenen Lücken geschlossen. Insbesondere zuvor nur unzulänglich oder
überhaupt nicht untersuchte Varietäten wurden in einer Vielzahl von Länderstu-
dien berücksichtigt. Es finden sich aber auch Themenbezüge in länderübergrei-
fenden lexikologischen Untersuchungen sowie in Übersichtswerken zum latein-
amerikanischen Spanisch.
Im Folgenden werden zunächst die wichtigsten Arbeiten zu einzelnen diato-
pischen Varietäten vorgestellt, um den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich
des Anglizismus in den verschiedenen Varietäten zu klären. Anschließend wird
auf vergleichende Untersuchungen, Übersichtswerke und die anglistische For-
schung eingegangen.
Länderstudien
Mexiko
Während Mexiko in der früheren Forschung eine zentrale Rolle eingenommen
hat, hat sich das Interesse an der englischstämmigen Lexik in diesem Land etwas
zugunsten anderer Varietäten gelegt.
Robert J. Baumgardner geht in seinem Artikel English in Mexican Spanish
von 1997 von einer immer stärker werdenden Beeinflussung des mexikanischen
Spanisch durch das Englische aus. Deren Ursache sieht er in der geographischen
Nähe zum englischen Sprachraum und dem Nordamerikanischen Freihandelsab-
kommen, dem Kanada, die USA und Mexiko angehören (engl. NAFTA, sp. TLCAN,
Tratado de Libre Comercio de América del Norte). Die Abschaffung der Handels-
1.3 Forschungsüberblick 25
Costa Rica
Einen kurzen Überblick über die nicht sehr umfangreiche Literatur zu Anglizis-
men in Costa Rica gibt Marjorie González Gómez (González Gómez 2000, 225s.).
Die wichtigste Monographie zum Anglizismus ist demnach El anglicismo en el
habla costarricense von Virginia Zúñiga Tristán von 1976. Laut Gónzalez Gómez
26 1 Einleitung
Forschung. So warnt Delgado Álvarez vor der Etablierung eines spanglish, das
durch die fortwährende Übernahme englischer Lexik entstehen könne (Delgado
Álvarez 2005, 95s.), wenngleich er einen Nachweis dafür auf Grundlage seines
Korpus schuldig bleibt.
Panama
Zu Panama liegt der Aufsatz Algunos préstamos en el español de Panamá von
Javier Giralt Latorre aus dem Jahr 1991 vor. Der Autor postuliert einen unter-
schiedlich starken Einfluss der verschiedenen Kultursprachen in den einzelnen
Regionen Hispanoamerikas (Giralt Latorre 1991, 137). In Panama begünstigen
ihm zufolge drei Umstände den Sprachkontakt und mithin die Entlehnung aus
dem Englischen. Dies seien erstens die 85 Jahre währende Präsenz der Ameri-
kaner in der Kanalzone, die zu einem engen Sprachkontakt und zur Übernahme
englischer Wörter geführt habe; zweitens die Präsenz des amerikanischen Mili-
tärs nach dem Sturz von Präsident Noriega; und drittens das Prestige, das das
Englische in einem kleinen, aber wirtschaftlich starken Teil der panamaischen
Gesellschaft genieße, der stolz auf seine Englischkenntnisse sei und sich gerne in
dieser Sprache ausdrücke (Giralt Latorre 1991, 138s.).
Dem Autor zufolge lässt sich die Sonderstellung Panamas auch am Sprach-
gebrauch der Presse ablesen, wenngleich er einen Vergleich schuldig bleibt, der
dies belegt. Er analysiert die Anglizismen in drei Ausgaben zweier verschiede-
ner (Boulevard-) Zeitungen unter morphologischen, syntaktischen und lexiko-
semantischen Aspekten, da er den Zeitungen eine Schlüsselrolle bei der Ver-
breitung der Anglizismen und dem Erhalt der unidad lingüística beimisst (Giralt
Latorre 1991, 155).
Die englischstämmige Lexik wird in Form eines Glossars vorgestellt (Giralt
Latorre 1991, 144ss.). Die morphologische Beeinflussung bleibt offenbar gering,
doch lässt sich dem Autor zufolge an der morphologischen Anpassung von Ent-
lehnungen deren Akzeptanzgrad in einer Sprechergemeinschaft ablesen (Giralt
Latorre 1991, 140). Diese Feststellung ist für die vorliegende Arbeit von großer
Bedeutung, denn anhand der sprachlichen Integration ließen sich so unter-
schiedliche Akzeptanzgrade der Anglizismen in verschiedenen Varietäten nach-
weisen. Ob das panamaische Spanisch tatsächlich die zwar plausibel erschei-
nende, aber bislang nicht am Sprachmaterial belegte Sonderstellung einnimmt,
wird sich anhand des Korpusmaterials überprüfen lassen.
Venezuela
Zu Venezuela gibt es den Aufsatz Anglicismos en el habla española von Jaime Tello
aus dem Jahr 1995, der sich trotz anderslautenden Titels ausschließlich auf das
venezolanische Spanisch bezieht. Der Autor hebt die zentrale Rolle der Erdölin-
28 1 Einleitung
dustrie und des Sports für den Anglizismenimport in Venezuela hervor. Der politi-
sche und wirtschaftliche Einfluss der USA hat ihm zufolge «una gran repercusión
en el aspecto cultural, y especialmente en el habla venezolana» (Tello 1995, 204).
Ein 33 Seiten starkes Anglizismenwörterbuch bildet den Hauptteil des Artikels.
Allerdings fehlen hier die Angaben zur Korpusgrundlage.
Auf der Internetseite der Universidad Complutense de Madrid schreibt Rita
Millán Loreto dagegen in ihrem Artikel Uso de extranjerismos en la prensa vene-
zolana y española von 2004, dass «[l]a prensa venezolana prefiere mantener las
expresiones y palabras en español [en vez de utilizar anglicismos]» (Millán Loreto
2004, s.p.). Zudem «[l]as expresiones o palabras del inglés (u otro idioma) que no
son de uso frecuente se traducen siempre y cuando exista ya un término adecu-
ado en español (o en uso). Si no existiera, suelen colocarse entrecomilladas para
destacarlas, pero nunca se españolizan».
Zwischen den beiden Befunden – Akzeptanz vs. Ablehnung der Anglizis-
men – besteht ein eindeutiger Widerspruch. Anhand des Korpusmaterials der
vorliegenden Untersuchung wird sich feststellen lassen, ob die venezolanischen
Zeitungen den englischsprachigen Einfluss inzwischen tatsächlich so konsequent
abwehren. In Anbetracht des gegenwärtigen Antiamerikanismus auf Regierungs-
ebene und der staatlichen Einflussnahme auf die Medien erscheint dies zumin-
dest denkbar.15 Abgesehen davon macht der Verweis auf die Erdölindustrie als
«Einfallstor» für Anglizismen in das venezolanische Spanisch deutlich, dass die
Wirtschaftsstruktur eines Landes als begünstigender Faktor für den Lexemimport
der örtlichen Sprachvarietät zu berücksichtigen ist. Schließlich ist die interna-
tionale Sprache der Wirtschaft von englischen Einflüssen geprägt und fließt in
besonderem Maße in die Zeitungen ein, wenn sie für die Leserschaft wichtig ist.
In weniger exportorientierten oder weniger geöffneten Volkswirtschaften dürfte
deren Anteil dagegen geringer sein. Hierin könnte eine Ursache für eine Differen-
zierung des Anglizismenwortschatzes in unterschiedlichen Varietäten liegen, die
zu überprüfen aber den Horizont der vorliegenden Arbeit übersteigt.
Kolumbien
In dem Aufsatz Anglicismos y galicismos en el español de Colombia von 1995 legt
Günther Haensch ein Glossar von Anglizismen vor, die das kolumbianische vom
europäischen Spanisch abgrenzen. Größtenteils auf der Grundlage des Nuevo
Diccionario de Colombianismos bezieht der Autor lexikalische und semanti-
15 Zur staatlichen Kampagne «Dilo en castellano, dile con orgullo» gegen den Gebrauch von
Anglizismen in Venezuela siehe El Nuevo Diario vom 26.02.2008. Online verfügbar unter http://
www.elnuevodiario.com.ni/internacionales/9387(Zugriff: 07.08.2013).
1.3 Forschungsüberblick 29
sche Anglizismen ein, die in Spanien nicht oder anders gebraucht werden bzw.
formale Unterschiede zum Gebrauch in Spanien aufweisen. Als Kriterium werden
Sprecherurteile genannt, die untersuchte Varietät ist die lengua general (Haensch
1995, 219).
Haensch vergleicht also zwei Varietäten des Spanischen auf der Grundlage
von Sprachmaterial, das mit den Methoden der Lexikographie und der Dialekto-
logie erhoben wurde. Er gelangt zu einem Schluss, der als eine der Grundannah-
men der vorliegenden Arbeit gelten kann, nämlich dass «las diferencias léxicas
dentro del dominio lingüístico español – tanto en España y América como entre
las variantes hispanoamericanas del español – se deben, en parte, al uso o no
uso de extranjerismos o calcos de otras lenguas o bien a diferencias de uso de las
mismas voces» (Haensch 1995, 248s.). Daher «no se puede hablar de extranjeris-
mos del español a secas ni siquiera de los del español de América. Hay que pre-
cisar en cuáles de las 20 variedades nacionales del español se usa un préstamo
o calco de otra lengua» (Haensch 1995, 245). Die geographische Ausgestaltung
des englischen Einflusses auf zumindest einen Großteil dieser 20 Varietäten zu
erhellen, ist eines der Hauptziele der vorliegenden Untersuchung.
Ecuador
Mit Anglizismen im Spanischen Ecuadors haben sich allem Anschein nach in
neuerer Zeit nur zwei ecuadorianische Bachelorarbeiten befasst. Während sich
Ana María Merchán Tamariz mit Anglizismen in ecuadorianischen Zeitschriften
beschäftigt, untersucht Sofía Margarita Jaramillo Mencheno das Anglizismenvor-
kommen in den Zeitungen des Landes. Dazu zieht sie je sieben Tagesausgaben
der landesweit verbreiteten Zeitung El Comercio, der Lokalzeitung La Hora und
des Sensationsblatts El Extra heran (Jaramillo Mancheno 2010, 6). Die meisten
Anglizismen entfallen auf letzteres. Anschließend analysiert sie die vom DRAE
akzeptierten Anglizismen etymologisch, syntaktisch-semantisch und morpho-
logisch (Jaramillo Mancheno 2010, 61ss.). Die Schreibung entspricht dabei fast
durchgehend der ausgangssprachlichen Form, graphische Varianten werden
nicht festgestellt (cf. Jaramillo Mancheno 2010, 31ss.).
Trotz des teilweise mangelnden wissenschaftlichen Anspruchs sind zwei
Aspekte der Arbeit von Jaramillo Mencheno interessant. Zum einen ist dies der
Vergleich verschiedener Zeitungsgattungen. Die stärkere Beeinflussung des
Boulevardblatts durch Anglizismen leuchtet ein, da diese Zeitungsgattung zur
konzeptionellen Mündlichkeit tendiert und Anglizismen vor allem wegen ihrer
expressiven Funktion genutzt werden. Demgegenüber ist in anspruchsvolleren
Blättern die designative Funktion wichtiger. Es sollte also nicht überraschen,
wenn der Anglizismenanteil in den hier untersuchten Qualitätszeitungen eher
gering ist.
30 1 Einleitung
Zum anderen ist auf diatopischer Ebene bemerkenswert, dass keinerlei gra-
phische Varianten festgestellt wurden. Dies deutet auf eine rigide Befolgung der
Stilbuchvorgaben durch die ecuadorianischen Zeitungen hin.16 Auch spricht
der Umstand, dass die Autorin ausschließlich Substantive belegt, für eine eher
geringe Beeinflussung, da dies die am leichtesten entlehnbare Wortart ist.
Peru
Auch zu Anglizismen im peruanischen Spanisch existiert lediglich eine erwäh-
nenswerte Studie. Die Diplomarbeit von Víctor Antolín Reyes Padilla Anglicismos
difundidos por la prensa y la publicidad von 2009 untersucht die Anpassung von
Anglizismen an das Sprachsystem des Spanischen in Peru. Zeitungen aber auch
gesprochene Sprache bilden die Grundlage des Korpus. Interessant ist die Erfas-
sung von sog. «Pseudoanpassungen» wie etwa bay pass < by pass (Reyes Padilla
2009, 92ss.). An ihnen zeigt sich dem Autor zufolge die «no existencia de pautas
preestablecidas para la adopción de anglicismos» (Reyes Padilla 2009, 102). Trifft
dies zu, sind im Varietätenvergleich viele konkurrierende Integrationsvarianten
zu erwarten, die wiederum eine Differenzierung des hispanoamerikanischen
Anglizismenwortschatzes zur Folge haben könnten.
Bolivien
Die einzige bekannte Untersuchung zum Lehnwortschatz im Spanischen Bolivi-
ens legt Raúl Rivaneira Prada mit Extranjerismos en Bolivia von 2008 vor, die von
der Academia Boliviana de la Lengua gefördert wurde. Die Monographie beschäf-
tigt sich mit Anglizismen, Gallizismen und sonstigen Lehnwörtern, ist aber
bislang nicht erhältlich.17 Es wurde ein Glossar von 693 Anglizismen aus einem
Korpus aus Printwerbung, Beschilderungen im öffentlichen Raum, Speisekarten,
Zeitungsartikeln, Radio- und Fernsehprogrammen, der Sportberichterstattung
und Pressekonferenzen zusammengestellt. Das Glossar enthält Angaben zum
Genus, zur ausgangssprachlichen Form und zur Wortbedeutung.
Da das Buch nicht komplett vorliegt, kann hier nur der dialektologische und
lexikographische Anspruch hervorgehoben werden, der einen begrüßenswerten
Gegensatz zur älteren Forschung bildet. Besonderes Augenmerk gilt den Aus-
drücken englischen Ursprungs, die für das Spanische Boliviens kennzeichnend
16 Dies gilt natürlich nur, sofern die Varianten nicht durch die Autorin eingeebnet wurden. Auf
das Stilbuch der ecuadorianischen Zeitung El Comercio wird in dieser Arbeit in Kap. 3.2.2 und in
Kap. 8 eingegangen.
17 Die ersten 16 Seiten sind aber online verfügbar unter http://www.andesacd.org/wp-content/
uploads/2013/03/Extranjerismos-en-Bolivia.pdf (Zugriff: 05.08.2013)
1.3 Forschungsüberblick 31
Paraguay
Auch zu Paraguay ist die neuere Literatur genau wie die ältere äußerst dünn
gesät. Eine erfreuliche Ausnahme ist die Dissertationsschrift Voces no españolas
utilizadas en la prensa escrita del Paraguay von Domingo Adolfo Aguilera Jiménez
aus dem Jahr 2013. Darin untersucht der Autor das Lehnwortinventar von ABC
Color, der größten Tageszeitung des Landes, anhand der Ausgaben von 2010 bis
2012, die ein Korpus von 12.241.194 Textwörtern bilden (Aguilera Jiménez 2013,
50). Ziel ist die quantitative Analyse der Lehnwortvorkommen unterschiedlicher
Herkunft. Der Autor bedient sich zu diesem Zweck eines speziell angefertigten
EDV-Programms, um die nichtspanischen Wörter aus dem Gesamtkorpus heraus-
zufiltern (Aguilera Jiménez 2013, 51ss.). Bei der Analyse werden sämtliche Schrei-
bungsvarianten einbezogen.
Es zeigt sich, dass die Rolle der Anglizismen durch das Vorhandensein einer
autochthonen Gebersprache in gewissem Ausmaß eingeschränkt wird. Schließ-
lich entfallen «nur» 49,1 % der lexikalischen Entlehnungen auf Anglizismen.
Immerhin 12,9 % werden von Guaranismen gestellt. 16,8 % sind Gallizismen
(Aguilera Jiménez 2013, 363). Es wird zu überprüfen sein, ob der Anteil der Ang-
lizismen auch in anderen Ländern mit indigenen Kontaktsprachen wie Bolivien
oder Peru eher gering ist.
Besonders hervorzuheben ist der große Korpusumfang und die angewandte
Methode der computergestützten Korpusanalyse. Sie ermöglicht die Bewältigung
einer großen Datenmenge, die für den Nachweis der beizeiten äußerst nieder-
frequenten Anglizismen nötig ist. Allerdings stellen die graphischen Varianten
dabei eine Herausforderung dar, da der Computer sie nicht von sich aus erkennen
kann.
Chile
Deutlich umfangreicher ist die Forschung zu den Anglizismen im chilenischen
Spanisch. Hier liegen etliche Untersuchungen neueren Datums vor, was auch an
dem staatlich vorgegebenen Ziel des spanisch-englischen Bilingualismus liegen
mag, der für ein gesteigertes Forschungsinteresse sorgt (cf. Gerding Salas/Fuentes
Morrison/Kotz Grabole 2012, 159).
32 1 Einleitung
18 Dabei handelt es sich um das Projekt Antenas Neológicas, das dem Observatorio de Neologia
des Institut Universitari de Lingüística Aplicada der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona an-
gehört (cf. Fuentes Morrison et al. 2009, 103).
19 Ein Vergleich der Vorgaben und der Befolgung zweier Stilbücher findet sich in Kap. 3.2.2 bzw.
Kap. 8.
1.3 Forschungsüberblick 33
Argentinien
Bei der Untersuchung von Anglizismen im argentinischen Spanisch wird häufig
die historische Verknüpfung des Landes mit Großbritannien betont. Das Land
gilt als «probably the ‹most British› of Latin American countries» (Friedrich 2003,
178).
Einen Abriss über die Beziehungen der beiden Länder gibt Graciela Clelia
Moyano in ihrem Artikel English in Argentina von 1997. Die Briten bildeten
demnach zu Beginn des 19. Jahrhunderts die zweitgrößte Einwanderergruppe
nach den Spaniern (Clelia Moyano 1997, 37). Später folgten noch Wellen irischer
und walisischer Immigranten (Clelia Moyano 1997, 38). So habe sich in Argen-
tinien im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Lateinamerikas eine interper-
sonelle, direkte Sprachkontaktsituation eingestellt. Denn «the English did not
neglect the preservation of their language and culture, and the locals soon took
to this foreign language» (Clelia Moyano 1997, 37). Die englische Sprache könne
in Argentinien somit als historisches Substrat gelten, da «[its] use did not result
from pressure from their speakers but rather there were commercial and cultu-
ral reasons that fostered their acquisition» (Clelia Moyano 1997, 37). Der kultu-
relle Einfluss der englischsprachigen Minderheit spiele eine wichtige Rolle im
Land: «[T]he English began to assume greater influence in public affairs and
were responsible for the introduction of some traditions from their own culture:
the Anglican church, the cemetery, the garden party, and the habit of spending
the summer outside the city» (Clelia Moyano 1997, 37). Dieser Umstand habe
dazu beigetragen, dass «quite a few English words form part of daily colloquial
20 Zur Rolle der Wirtschaftsfachpresse für den Anglizismenimport und ein Glossar englisch-
stämmiger Wirtschaftsterminologie in Chile cf. Diéguez M. 2004.
34 1 Einleitung
speech» (Clelia Moyano 1997, 39). Im Bildungssystem habe sich die Präsenz des
Englischen zudem durch englisches Lehrpersonal bemerkbar gemacht (Clelia
Moyano 1997, 37).
Wenngleich keinerlei empirische Daten zum Anglizismus im argentinischen
Spanisch vorliegen, macht doch die historische Präsenz einer englischsprachi-
gen Minderheit in Argentinien eine vergleichsweise starke Beeinflussung des
argentinischen Spanisch durch das Englische plausibel. Denn im Gegensatz zu
anderen Ländern Hispanoamerikas existiert hier eine historisch gewachsene,
direkte Sprachkontaktsituation, und das Englische genießt ein hohes Prestige.
Besonders seit dem Staatsbankrott in den neunziger Jahren erfreut sich die eng-
lische Sprache eines hohen Ansehens. Ihr Erwerb wird angestrebt und als ver-
meintlicher Garant für wirtschaftlichen Aufstieg gesehen (cf. Friedrich 2003).
Gleichzeitig ist «Argentinien ein Land mit großer puristischer Tradition» (Born
1999, 19). Die Argentinier verstehen sich als «Sprachhüter einer reinen Varietät
des alten kolonialen Idioms» (Born 1999, 21).
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird sich zeigen, welche der beiden
gegensätzlichen Positionen mit Blick auf die Sprachverwendung in den Zeitun-
gen zutrifft.
Uruguay
Literatur zu den Anglizismen im Spanischen Uruguays ist rar. Atenas Aquino et
al. untersuchen in ihrer kurzen Abhandlung den Gebrauch von Anglizismen bei
30 Oberstufenschülern aus Montevideo. Grundlage ist eine Feldstudie, in der
Gegenstände anhand von Bildern bezeichnet, Sätze vervollständigt, Begriffe
anhand von Definitionen genannt und die Wortbedeutung einzelner Lehnwörter
definiert werden sollten. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Befrag-
ten Lehnwörter gegenüber ihren spanischen Äquivalenten bevorzugen (Aquino
et al. 2012, 27). Dies sei auch auf den Einfluss argentinischer Medien zurückzu-
führen, die aus Prestigegründen besonders viele Lehnwörter enthielten (Aquino
et al. 2012, 27s.).
Die Bezugnahme auf die Rolle Argentiniens als regionales Medienzentrum ist
interessant. Sie legt nahe, dass die Anglizismen nicht nur aus dem Englischen,
sondern auch aus anderen Varietäten des Spanischen übernommen werden. Dies
kommt als Ursache für eine mögliche Zonenbildung in Frage, der in der vorlie-
genden Arbeit nachgegangen werden soll.
Der Blick auf die jüngere Forschung zeigt, dass zumindest das Problem der
mangelnden Sachlichkeit früherer Untersuchungen überwunden worden ist.
Auch liegen mittlerweile zu allen Ländern des Untersuchungsgebiets Studien vor,
die sich mit dem Einfluss des Englischen auf die jeweilige Varietät beschäftigen.
1.3 Forschungsüberblick 35
«‹La difusión de los anglicismos se percibe especialmente en los pueblos hispánicos que
por motivos geográficos o de otra índole tienen mayor relación con los Estados Unidos:
Puerto Rico, México y Panamá entre ellos› (Mallo 1959, 116).
‹En las Antillas, Nuevo México, Méjico, América Central y Panamá el influjo anglosajón ha
introducido muchas voces inglesas› (Lapesa 1984, 588–589).
‹Quizá el influjo norteamericano más denso en lo cultural y lo lingüístico ocurre en la vasta
región del Caribe› (Rubén del Rosario 1970).»
Die Liste könnte man gemäß den Aussagen der oben vorgestellten Einzelstudien
noch um Länder wie Venezuela, Argentinien oder Chile ergänzen.
Aufgrund der mangelnden Vergleichbarkeit des Ausgangsmaterials sind
diese Vermutungen jedoch höchst spekulativ. Es ist auch nicht auszuschließen,
dass es sich bei dem Befund, dass bestimmte Varietäten besonders stark vom
Englischen durchdrungen seien, zumindest in Teilen um ein Resultat der relativ
dünn gesäten Vergleichsliteratur zu anderen Ländern handelt.
Die eindeutig bestehende Unklarheit wird sich durch immer neue Einzelstu-
dien also nicht beseitigen lassen, denn «[m]ientras no se produzcan […] estudios
[de carácter dialectal y comparables], las afirmaciones que frecuentemente apare-
cen aquí y allá no pasarán de ser generalizaciones en las que no puede confiarse»
(Moreno de Alba 1988, 216). Dies zeigt sich schon daran, dass von den von Marius
Sala als «panamerikanisch» bezeichneten 360 Anglizismen (Sala 1982, 407; s. u.)
laut Moreno de Alba ganze 280 in Mexiko-Stadt unbekannt sind (Moreno de Alba
1988, 217). Auch etliche Jahre später hat sich an diesem Mangel an vergleichba-
rer Forschung kaum etwas geändert: «[A]ctualmente son muy pocos los estudios
1.3 Forschungsüberblick 37
Vergleichende Studien
Die bis hierhin diskutierten Forschungsarbeiten, die auf einzelne geographische
Varietäten beschränkt sind, sind zwar für die Beschreibung der jeweiligen Varie-
täten durchaus von Belang. Wie gezeigt wurde, sind sie als Grundlage für einen
Varietätenvergleich aber ungenügend, da sie kaum Hinweise auf die Beeinflus-
sung der jeweiligen Varietät im Verhältnis zu anderen Varietäten enthalten.
Die Untersuchungen, die Schlüsse auf die relative Beeinflussung der latein-
amerikanischen Varietäten des Spanischen durch das Englische zulassen, entfal-
len zum Teil auf allgemeine Monographien zum lateinamerikanischen Spanisch
(T. Buesa Oliver/J. M. Enguita Utrilla: Léxico del español de América: su elemento
patrimonial e indígena; B. Fontanella de Weinberg: El Español de América; J.G.
Moreno de Alba: El español de América; M. Sala: El Español de América; C. Sara-
legui: El español americano: teoría y textos).
Während Buesa Oliver und Enguita Utrilla lediglich eine stärkere Beeinflus-
sung der USA-nahen Varietäten durch das Englische konstatieren (Buesa Oliver/
Enguita Utrilla 1992, 252), konzentriert sich Fontanella de Weinberg auf das
US-amerikanische Spanisch (Fontanella de Weinberg 1993, 259ss.). Bei Sarale-
gui wird knapp auf die Differenzierung des Anglizismenwortschatzes zwischen
Spanien und Lateinamerika eingegangen, wobei die Autorin die Bezeichnungs-
varianten jersey vs. suéter und piyama vs. payama erwähnt (Saralegui 2004, 69).
Bei Moreno de Alba findet sich hingegen ausgehend vom englischen Etymon
sneakers (‘Turnschuhe’) ein Beispiel für die qualitative Differenzierung eines
Anglizismus in verschiedenen lateinamerikanischen Varietäten (Moreno de Alba
1988, 211).
Sehr viel ertragreicher ist der Varietätenvergleich der Anglizismeninventare,
der in Form einer Metastudie in El Español de América. Tomo I: Léxico. Parte
Primera von Marius Sala enthalten ist (Sala 1982, 303–431). Dabei wird eine Viel-
zahl an Kleinstudien und Monographien einbezogen, darunter auch etliche der
älteren Forschungsarbeiten, die im vorangegangenen Abschnitt erwähnt wurden
(Barabino 1974; Murphy 1954; Staubach 1946 etc.). Aufgrund der schon hinrei-
chend diskutierten Heterogenität der zugrundegelegten Veröffentlichungen
(unterschiedliche Anglizismusdefinitionen, Untersuchung heterogener Subvari-
38 1 Einleitung
etäten etc.) ist die Wortliste von Sala als Maximalliste belegter, englischstämmi-
ger bzw. englisch beeinflusster Lexik anzusehen.
Äußerst fruchtbar sind aber die Kriterien, nach denen der hispanoamerika-
nische Anglizismenwortschatz ausgewertet wird. Ziel von Sala ist es, die Vitalität
dieses Bestandteils der Lexik zu messen:
«Para hacer apreciaciones cualitativas respecto al lugar ocupado por los elementos de
nuestros inventarios en la estructura general del vocabulario del español de América […]
hemos recurrido a tres criterios de selección: difusión geográfica, capacidad de derivación
y riqueza semántica» (Sala 1982, 4).
Das Kriterium der geographischen Verbreitung richtet sich danach, ob ein Wort
in (a) fünf oder mehr, (b) drei bis vier oder (c) ein bis zwei Ländern nachgewiesen
werden kann.
Die Produktivität wird daran abgelesen, ob (a) vier oder mehr, (b) zwei bis
drei oder (c) nur eine Derivation auf der Grundlage eines Wortes vorhanden sind.
Bei der Bedeutungsvielfalt wird zwischen (a) vier oder mehr, (b) zwei bis drei
und (c) einer Wortbedeutung unterschieden.
Aus der Kombination der drei Variablen ergeben sich neun Typen. Die Aus-
wertung der Typen zeigt mit Blick auf die Diatopik, dass die Anglizismen, die in
fünf oder mehr Ländern verbreitet sind, die größte Gruppe bilden (Sala 1982, 411).
Davon sind wiederum über 75 % «panamerikanisch» (Sala 1982, 412).
Der Blick auf die geographische Distribution der Produktivitätstypen ergibt,
dass nur sehr wenige Anglizismen als Basislexem für Derivationen dienen. Die
meisten von ihnen bilden wiederum nur eine einzige Ableitung (Sala 1982, 412s.).
Die geographische Ausbreitung der Derivate deckt sich in den allermeisten Fällen
mit der des Ausgangslexems oder ist geringer (Sala 1982, 413). Einige abgeleitete
Wörter erhalten zudem neue, teils abstrakte Zusatzbedeutungen. Die Anglizismen
chequear, drible und knock-out mit je vier oder mehr Ableitungen stechen heraus,
da ihre Derivationen weiter verbreitet sind als die Basislexeme und erstere zudem
neue, abstrakte Bedeutungen hinzugewonnen haben (Sala 1982, 416).
Bei der Analyse der semantischen Vielfalt zeigt sich, dass die Anglizismen,
die ihre Bedeutung im Spanischen ohne Impuls aus dem Englischen erweitert
haben – etwa durch Metaphorik (z. B. sp. ponqué (< pancake, ‘torta de harina’)
> Amér. ‘maquillaje de una mujer’) oder Metonymie (z. B. sp. managuá (< man-
of-war, ‘buque de guerra’) > sp. Ch. ‘conjunto de marineros’) –, quantitativ
eher unbedeutend sind (Sala 1982, 418). Wichtiger sind die Anglizismen, die aus
bestimmten Wortfeldern wie dem Sport mit neuen Bedeutungen in die Gemein-
sprache übergegangen sind (Sala 1982, 419). Die jeweilige geographische Verbrei-
tung dieser veränderten Wortbedeutungen ist aber eher gering (Sala 1982, 421).
1.3 Forschungsüberblick 39
Die Synthese der Typenanalysen ergibt, dass nur drei Wörter in allen drei
Dimensionen zur «vitalsten» Kategorie gehören. Acht Anglizismen sind in zwei
Kategorien «vital» und 23 in einer (Sala 1982, 421).21
Bei der Würdigung der Metastudie mit Blick auf die vorliegende Arbeit ist zu
berücksichtigen, dass das lateinamerikanische Spanisch dort in erster Linie als
Großvarietät in Abgrenzung zum europäischen Spanisch verstanden wird. Daher
ist die konkrete diatopische, diastratische oder diaphasische Staffelung der Vita-
lität des Anglizismeninventars kein Thema, die interne Strukturierung des Varie-
tätenraums wird kaum berührt.
Zur Diatopik deutet der Panamerikanismus-Befund auf eine ausgeprägte
Nivellierung des Anglizismenwortschatzes hin, während die diatopischen Unter-
schiede offenbar nur marginal sind. Die Ergebnisse zur Produktivität lassen eine
eher geringe Vitalität der Anglizismen erkennen. Sie dienen nur selten als Grund-
lage für eigenständige, nicht durch das Englische motivierte Ableitungen. Auch
abstrakte Bedeutungen der Derivationen sind äußerst selten. Die semantischen
Veränderungen der Anglizismen im Spanischen sind offenbar ebenfalls Rander-
scheinungen.
Somit deutet die Metastudie insgesamt auf eine eher marginale Rolle der
Anglizismen im hispanoamerikanischen Wortschatz hin. Damit ist aber selbst-
verständlich noch nichts über ihren relativen Stellenwert in einzelnen Varietä-
ten gesagt. Außerdem drängt sich die Frage auf, wie sich die Sachlage in den
mittlerweile mehr als dreißig Jahren seit der Veröffentlichung entwickelt hat und
ob es hier zu signifikanten Veränderungen gekommen ist. Dass dies der Fall ist,
erscheint angesichts der eher noch gewachsenen Rolle des Englischen zumindest
plausibel.
Die zweite Gruppe von Untersuchungen, die Schlüsse auf die relative Beein-
flussung der lateinamerikanischen Varietäten des Spanischen durch das Engli-
sche zulassen, sind vergleichende Studien. Dazu gehören lexikographische Erhe-
bungen (Haensch 2005) und Untersuchungen im Zuge des Proyecto de estudio
coordinado de la norma lingüística culta de las principales ciudades de Iberoa-
mérica y de la Península Ibérica (Salvador 1994; Luna Traill 1998; Seco 2000). Die
einzige auf das Medium Zeitung beschränkte Arbeit stammt von María F. Sánchez.
Günther Haensch stellt in seinem Artikel Anglicismos en el Español de
América von 2005 die Ergebnisse einer 750 lexikalische Einheiten umfassenden
21 Vital in allen drei Kategorien sind chance, chequear und ponchar(se); vital in zwei Kategorien
sind ful, handicap, high-life, knock-out, lonch, raid, sport und turf; vital in einer Kategorie sind
cake, catcher, clinch, clutch, champion, chute, dandy, estárer, faite, field, flai, flirt, foul, guinche,
hit, interview, jonrón, punch, sandwich, single, snob, suiche und ticket.
40 1 Einleitung
«clóset m Bol, Chi, Col, CR, Cu, Ec, Guat, Hond, Méx, Nic, Pan, Pe, RD, Salv, Ven ‹armario
empotrado› < ingl. Closet ‹armario›. En Arg y Ur se usa el galicismo placar(d) con el mismo
significado» (Haensch 2005, 246).
Ähnliche Hinweise finden sich auch bei vielen anderen Einträgen. Die Wortliste
liefert auf diese Weise einen Beleg dafür, dass es gewisse Unterschiede in den
Anglizismeninventaren der einzelnen Länder gibt.
Bei der Einschätzung dieses Forschungsbeitrags ist zu beachten, dass er
nicht vorrangig dialektologisch sondern vielmehr lexikographisch ausgerichtet
ist, wie sich schon an der durch Expertenurteile gestützten Erhebungsmethode
zeigt. Deshalb ist unklar, für welche Subvarietäten die Angaben gelten. Auch die
Aussagen zur geographischen Verbreitung «no pretenden ser exhaustivos», da
nicht für alle Länder alle Nachweise erbracht werden konnten (Haensch 2005,
243). Zumindest werden aber diatopische Unterschiede ersichtlich.
Haensch stellt eine wichtige Verbindung zwischen Anglizismendistribution
und Dialektologie her, wenn er sagt, dass «los préstamos y calcos léxicos pro-
cedentes del inglés son un factor importante de diferenciación del léxico de los
distintos países hispanoamericanos, tanto frente al español peninsular como
entre las variedades americanas del español» (Haensch 2005, 251). Zwischen
den Varietäten entstünden durch Bedeutungsunterschiede, formale Differenzen,
Frequenzunterschiede und Wortklassenwechsel wichtige Unterschiede (Haensch
2005, 243). Auch wenn ein Anglizismus in einer Varietät die einzige Bezeichnung
1.3 Forschungsüberblick 41
für einen Referenten sei, während andernorts auch spanische Alternativen exis-
tierten, sei dies ein wichtiger Differenzierungsfaktor (Haensch 2005, 251).
Nach Ansicht Haenschs schlägt sich die Intensität des Kontakts mit den USA
auch in der Lehnwortintegration nieder. Länder mit weniger intensivem Kontakt
zu den USA tendierten dazu, die Lehnwörter graphisch und morphologisch an das
spanische Sprachsystem anzupassen. In den Ländern, die unter starkem nord-
amerikanischen Einfluss stünden, sei dies seltener zu beobachten. Dazu zählt
Haensch «México, Caribe, Centroamérica y, en parte, también Chile» (Haensch
2005, 250). Es bleibt jedoch offen, auf welche Art von Einfluss (politisch, wirt-
schaftlich, kulturell etc.) es hier ankommt.
Die Untersuchung bildet somit einen wichtigen Anknüpfungspunkt für die
vorliegende Arbeit, da sie eine klare Evidenz für diatopische Unterschiede aber
auch für gewisse überregionale Gemeinsamkeiten im Anglizismenwortschatz
enthält. Die Befunde von Haensch sprechen außerdem dafür, dass die geographi-
sche Nähe zu den USA offenbar nicht mehr allein über die Intensität des Sprach-
kontakts und die Beschaffenheit des Anglizismenwortschatzes entscheidet.
Vermutlich haben offenbar die Intensität der Kommunikations- und Wirtschafts-
beziehungen sowie die kulturelle Nähe an Gewicht gewonnen.
Eine andere vergleichende Untersuchung der Lexik in den großen Städten
Hispanoamerikas ist im Zuge des Proyecto de estudio coordinado de la norma
lingüística culta de las principales ciudades de Iberoamérica y de la Península
Ibérica auf der Grundlage der gesprochenen Sprache entstanden.22 Dafür wurden
in Mexiko-Stadt, Caracas, Bogotá, Lima, La Paz, Córdoba, Santiago de Chile und
anderen Großstädten Befragungen mit Frauen und Männern unterschiedlicher
Altersstufen nach festgelegten Kriterien durchgeführt.23 Die Fragebögen umfass-
ten 4452 Einträge, die sich auf 21 Wortfelder verteilen (Luna Traill 1998, 693).
Wenngleich das Material noch nicht vollständig veröffentlicht worden ist,
haben sich auf der Grundlage des Korpus bereits mehrere Autoren in vergleichen-
den Untersuchungen mit der relativen Beeinflussung verschiedener geographi-
scher Varietäten durch die englischstämmige Lexik befasst.
22 Die im Kontext der vorliegenden Arbeit relevanten Projektstudien sind laut Luna Traill: Lope
Blanch, Juan M., Léxico del habla culta de México, México, D.F., 1978; Rabanales, Ambrosio/Con-
treras, Lidia, Léxico del habla culta de Santiago de Chile, México, D.F., 1987; Mendoza, José G.,
Léxico del habla culta de La Paz, La Paz, 1996; Otálora de Fernández, Hilda, Léxico del habla
culta de Santafé de Bogotá, Santafé de Bogotá, 1997 (Luna Traill 1998, 694). Da sie sich mit ge-
sprochener Sprache befassen, werden sie hier nicht einzeln berücksichtigt.
23 Die Population bestand je zur Hälfte aus Frauen und Männern. 30 % der Befragten waren
zwischen 25 und 35 Jahre alt; 45 % waren 36 bis 55 Jahre alt und 25 % waren älter als 55 Jahre
(Salvador 1994, 322).
42 1 Einleitung
So hat José G. Moreno de Alba die Fragebücher zu Madrid, San Juan, Mexiko-
Stadt und Santiago de Chile ausgewertet (Moreno de Alba 1992, 204–230). Aus
onomasiologischer Perspektive wird untersucht, ob und wie häufig bestimmte
Konzepte in den einzelnen Städten mithilfe eines Anglizismus bezeichnet
werden. Es wird zwischen anglicismos predominantes (mehr als 50 % der Antwor-
ten), anglicismos frecuentes (unter 50 %) und anglicismos esporádicos (vereinzel-
tes Auftreten) unterschieden. Die erste Gruppe wird wiederum in solche Angli-
zismen unterteilt, die im Diccionario de la lengua española der Real Academia
Española (DRAE) enthalten sind und solche, die dort nicht erfasst worden sind.
Anschließend klassifiziert der Autor die Anglizismen danach, in wie vielen
Städten sie vorkommen. Mittels einer Punkteskala (anglicismos predominantes:
3 Punkte; anglicismos frecuentes: 2 Punkte; anglicismos esporádicos: 1 Punkt)
berechnet er einen numerischen Wert für jeden Untersuchungspunkt. Es zeigt
sich, dass es bei den Anglizismen, die bereits im DRAE enthalten sind, kaum
Unterschiede zwischen den vier Städten gibt. Bei den nicht im DRAE enthaltenen
Anglizismen ist hingegen eine quantitative Differenzierung zu beobachten. Dabei
zeigt sich die folgende Hierarchie: 1. San Juan (190 Punkte), 2. Mexiko-Stadt (175),
3. Santiago de Chile (124) und 4. Madrid (100) (Moreno de Alba 1992, 226).
Dieses Ergebnis scheint die häufig geäußerte Vermutung zu bestätigen, der
zufolge das Anglizismenvorkommen in Lateinamerika größer ist als in Spanien.
Innerhalb Lateinamerikas nimmt Mexiko dabei den zweiten Platz ein.
Francisco Salvador vergleicht in seinem Artikel Incidencia del anglicismo en
el habla culta de América y España von 1994 die Anglizismeninventare zweier his-
panoamerikanischer und zweier spanischer Städte. Dies sind auf der einen Seite
Mexiko-Stadt (24 Informanten) und Santiago de Chile (13), auf der anderen Seite
Madrid (16) und Granada (25). Am stärksten sei demnach die chilenische norma
culta von Anglizismen betroffen. Hier werden 329 Anglizismen gezählt. Danach
folgen Madrid mit 291, Granada mit 220 und Mexiko-Stadt mit 170 Anglizismen
(Salvador 1994, 326).
Innerhalb Lateinamerikas ist das Anglizismeninventar der chilenischen
Hauptstadt knapp doppelt so umfangreich wie das von Mexiko-Stadt. Die Rela-
tionen fallen noch stärker aus, wenn man die unterschiedliche Anzahl der Infor-
manten in den beiden Städten bedenkt. Dieses Resultat mag zunächst verwun-
dern, steht es doch im Widerspruch zur jeweiligen geographischen Nähe zu den
USA. Dennoch erscheint dem Autor der Befund für Santiago nicht verwunderlich,
«por el fuerte influjo de Inglaterra primero, durante la industrialización de fines
del siglo XIX y las continuas relaciones comerciales con su natural dependencia
tecnológica y sociopolítica con los Estados Unidos, a lo largo del siglo XX» (Sal-
vador 1994, 326). Dem stehe in Mexiko ein «obsesivo prurito contra lo anglo que
aún pervive por razones históricas y sociales» gegenüber (Salvador 1994, 324).
1.3 Forschungsüberblick 43
cisión en el concepto de anglicismo» seien (Seco 2000, 253). Außerdem seien die
Fragekataloge nicht auf alle untersuchten Kulturen im gleichen Maße anwend-
bar, so dass Verzerrungen entstünden (Seco 2000, 258). Auch gebe es viele Bei-
spiele von Missverständnissen, die durch die verwendete Erhebungsmethode
verursacht worden seien.
Ungeachtet aller Einschränkungen liefern diese Forschungsergebnisse also
durchaus Hinweise auf die Beeinflussung der habla culta durch englischstämmige
Lexik. Verlässlichere Ergebnisse zur Nivellierung bzw. Differenzierung des hispa-
noamerikanischen Anglizismenwortschatzes sind jedoch in der Schriftnorm zu
erwarten, denn hier entfallen die Unwägbarkeiten der mündlichen Exploration.
Auch kann das gewählte Medium als Variable leichter konstant gehalten werden,
da die diastratische und diaphasische Varianz der Mündlichkeit entfällt, so dass
eindeutigere Ergebnisse zu erwarten sind.
Einen solchen Vergleich der Anglizismen in der Schriftnorm zweier diatopi-
scher Varietäten des Spanischen nimmt María F. Sánchez vor. Die Frage nach der
relativen Beeinflussung des mexikanischen Spanisch im Vergleich zum europä-
ischen ist Thema ihrer Dissertationsschrift Clasificación y análisis de préstamos
del inglés en la prensa de España y México von 1995. Darin wertet Sánchez je zwei
Ausgaben der spanischen Zeitung El País und der mexikanischen Zeitung El Uni-
versal aus.24 Die resultierenden Anglizismeninventare vergleicht sie quantitativ
und qualitativ mit Blick auf die morphologischen, phonologischen, prosodischen
und orthographischen Veränderungen, die sie im Entlehnungsprozess durchlau-
fen. Auch ihre Distribution auf verschiedene Wortfelder bzw. Zeitungsrubriken
wird beleuchtet.
Die aufgefundenen Anglizismen beziffert die Autorin mit 140 (Spanien) bzw.
194 (Mexiko) (Sánchez 1995, 118). Leider bleibt Sánchez konkrete Angaben zu der
Token-Anzahl und zum Wortumfang der Korpora schuldig, so dass keine Schlüsse
über den tatsächlichen Anteil der Anglizismen am jeweiligen Gesamtvokabular
gezogen werden können.
Bei der qualitativen Analyse kommt die Autorin zu dem überraschenden
Ergebnis, dass sich die beiden Varietäten in Bezug auf die Spartenverteilung
(Sánchez 1995, 149s.), die lexiko-grammatikalische Zugehörigkeit (Sánchez 1995,
150s.) und die morpho-orthographische Integration (Sánchez 1995, 152) der eng-
lischstämmigen Lexeme kaum voneinander unterscheiden. Unterschiede stellt
sie hingegen bei der morphologischen und der prosodischen Integration fest, die
in Mexiko stärker ausgeprägt sei (Sánchez 1995, 153). Zudem kämen lediglich 15 %
24 Die Zeitung El Universal ist auch im mexikanischen Teilkorpus der vorliegenden Arbeit ent-
halten.
1.3 Forschungsüberblick 45
25 Zu Mexiko: Baumgardner (1997;) zur Geschichte des Sprachkontakts in Panama: Malcolm
(2012); zum soziolinguistischen Profil des Englischen in Kolumbien: Velez-Rendon (2003), zum
Status des Englischen im kolumbianischen Bildungssystem und den englischbasierten Kreol-
sprachen in diesem Land: González (2010); zu den kommunikativen Funktionen des Englischen
in Ecuador: Oversdotter Alm (2003); zum Status des Englischen in Peru: Niño-Murcia (2003);
zur Geschichte des Sprachkontakts in Argentinien: Clelia Moyano (1997); zu Sprecherattitüden
gegenüber dem Englischen in Argentinien: Friedrich (2003); zum soziolinguistischen Profil des
Englischen in Argentinien: Maersk Nielsen (2003).
26 Unter der innovativen Funktion wird verstanden, dass das Englische eine Gebersprache für
sprachliche Innovationen ist. Weitere Funktionen sind diesem Modell nach die interpersonel-
le Funktion (Englisch in der Alltagskommunikation), die instrumentelle Funktion (Englisch als
Unterrichtssprache) und die regulative Funktion (offizieller Status des Englischen in der Verwal-
tung).
1.3 Forschungsüberblick 47
Dem Inner Circle gehören dabei die Länder an, in denen Englisch Mutterspra-
che ist (Vereinigtes Königreich, Irland, USA, Australien, Neuseeland, Südafrika,
das anglophone Kanada und einige Karibikstaaten). Der Outer Circle umfasst
Länder, in denen Englisch zwar nicht Muttersprache ist, aber als Zweitsprache
seit mehr als 100 Jahren präsent ist und wichtige gesellschaftliche Funktionen
übernimmt, etwa als offizielle oder inoffizielle Sprache der Verwaltung. Dies ist
insbesondere in den ehemaligen britischen Kolonien der Fall, also in Indien,
Nigeria und in etlichen afrikanischen Staaten. Zum Expanding Circle werden wie-
derum Länder gezählt, in denen das Englische historisch wenig oder gar nicht
verankert ist, aber als Fremdsprache oder Lingua Franca gesprochen wird. Hierzu
gehört der Großteil der restlichen Welt.
Die meisten Länder Lateinamerikas, die unter diesen Vorzeichen untersucht
worden sind, lassen sich dem Expanding Circle zuordnen, da das Englische dort
die innovative, interpersonelle, instrumentelle und regulative Funktion nur sehr
eingeschränkt oder gar nicht wahrnimmt. Bei ihrer Untersuchung zu den Ein-
stellungen argentinischer BWL-Studenten gegenüber dem Englischen konstatiert
Patricia Friedrich jedoch die Herausbildung einer «semi-institutionalisierten
Varietät» des Englischen im argentinischen Bildungssektor, da die Modellvarie-
tät des Englischunterrichts dort weder dem britischen noch dem amerikanischen
Englisch voll entspreche. Dies könne auf eine Bewegung Argentiniens in Richtung
des Outer Circle hindeuten. Ein Kriterium hierfür sei nämlich, dass nicht mehr auf
Inner Circle-Varietäten als sprachliches Vorbild zurückgegriffen werde (Friedrich
2003, 181). Auch Panama wird mal dem Outer Circle zugerechnet (McArthur 2001,
8), mal dem Expanding Circle mit Bewegung in Richtung Outer Circle (Graddol
1997, 11). Graddol rechnet an gleicher Stelle auch Costa Rica zu den Ländern, die
sich in Richtung des Outer Circle entwickeln.
Während die aktuelle Anglistik also den Themenkomplex der sprachlichen
Entlehnung zugunsten soziolinguistischer Fragestellungen eher vernachlässigt,
so deutet sie doch auf eine gewisse Sonderstellung einiger Länder des Untersu-
chungsgebiets hin. Dies sind Costa Rica, Panama und Argentinien, da das Eng-
lische hier gesellschaftlich stärker verankert ist und mehr kommunikative Funk-
tionen erfüllt als andernorts. Mit Blick auf die Verwendung von Anglizismen in
den Zeitungen kann man in diesen Ländern von einer größeren Aufnahmebe-
reitschaft ausgehen. Diese Vermutung wird sich anhand der vorliegenden Arbeit
überprüfen lassen.
48 1 Einleitung
Der erste Analyseteil widmet sich dem Anglizismenkorpus als Ganzes und
lässt die diatopische Dimension unberücksichtigt. In Kapitel 5 wird das aus allen
berücksichtigten Zeitungstiteln extrahierte Anglizismenkorpus nach sprachwis-
senschaftlichen Kriterien klassifiziert, um Beschreibungskategorien für die ver-
gleichende Analyse zu erhalten. Dabei wird das Gesamtkorpus zunächst nach
quantitativen, anschließend nach qualitativen Kriterien analysiert.
Im Zuge der quantitativen Analyse wird unter anderem der Stellenwert der
englischstämmigen Lexik innerhalb des Gesamtwortschatzes bestimmt. Außer-
dem werden die Anglizismenfrequenz, der hochfrequente Anglizismenwort-
schatz und die englischen Etyma beleuchtet.
Die qualitative Analyse beginnt mit einer Klassifizierung der Anglizismen
nach Sachbereichen und Wortarten. Es folgt eine ausführliche Untersuchung der
Lehnwortintegration, im Zuge derer die Anpassung an das spanische Sprachsys-
tem auf graphischer, flexionsmorphologischer und wortbildungsmorphologi-
scher Ebene analysiert wird. Dabei finden Aspekte wie der Umgang mit graphe-
matischen bzw. graphotaktischen Differenzen der beteiligten Sprachsysteme, die
Genusattribution und Numerusmarkierung bei Nomen, die Adjektivflexion, die
Zuordnung zu Verbkonjugationsklassen und die vielfältigen anglizismenbasier-
ten Wortbildungsverfahren Beachtung. Stets wird dabei auch die Häufigkeit der
untersuchten Phänomene berücksichtigt.
Es folgt der zweite, vergleichende Analyseteil, für den das Gesamtanglizisme-
ninventar in länderspezifische Teilkorpora zerlegt wird. Für den Vergleich werden
sämtliche im allgemeinen Analyseteil aufgestellten Beschreibungskategorien
einem diatopischen Vergleich unterzogen, der im Wesentlichen dem Aufbau des
ersten Analyseteils entspricht.
So wird zunächst nach möglichen Unterschieden bei der Anglizismenfre-
quenz und dem Anteil der englischstämmigen Lexik in den einzelnen Varietäten
gefragt. Es folgen Gegenüberstellungen der hochfrequenten Anglizismen und zur
Produktivität englischer Ausgangsformen.
Weiterhin wird untersucht, ob in bestimmten Varietäten einzelne Sachberei-
che oder Wortarten besonders offen für Anglizismen sind, oder ob es sich um eine
in geographischer Hinsicht eher gleichmäßige Beeinflussung handelt. Zur graphi-
schen, flexionsmorphologischen und wortbildungsmorphologischen Integration
ist für jedes der zuvor festgestellten Integrationsverfahren zu untersuchen, ob es
diatopische Unterschiede bei der Integrationsfreudigkeit auf der jeweiligen Spra-
chebene gibt, ob einzelne Integrationsverfahren geographische Schwerpunkte
aufweisen, ob es regionale Variationsschwerpunkte gibt und ob vorhandene Inte-
grationsvarianten geographisch komplementär distribuiert sind. Dabei wird stets
danach gefragt, ob ein Zusammenhang zwischen geographischer Nachbarschaft
und Ähnlichkeiten im Anglizismenkorpus vorliegt.
1.4 Methodischer Ansatz und Untersuchungsaufbau 51
28 2005 erscheint die Autorin noch als Esme Winter, später dann als Esme Winter-Froemel. Im
Folgenden wird grundsätzlich der auf dem jeweiligen Klappentext angegebene Name zitiert,
wenngleich es sich um ein und dieselbe Person handelt.
DOI 10.1515/9783110489736-002
2.1 Terminologie der sprachlichen Entlehnung 53
29 Lediglich in Kap. 2.2 ist gelegentlich auch von Fremdwörtern die Rede, da dort Klassifikatio-
nen anderer Autoren referiert werden, die diesen Terminus verwenden.
54 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
2.1.2 Anglizismus
31 Als Sammelbegriff für derartige Fälle wird der Terminus «Code-Switching» bei der Untersu-
chung der Sachgebiete und Wortklassen für die genannten Kategorien verwendet, wo er neben
den Kategorien «Zitate» und «Metalinguistische Erklärungen» erscheint (siehe Kap. 5.2, 5.3, 6.2
und 6.3). Quantitativ wirkt sich die Berücksichtigung derartiger, nicht eindeutig als Lehnwörter
erkennbarer Fälle ohnehin kaum auf die Untersuchungsergebnisse aus, da insgesamt nur 117
von ihnen im Korpus enthalten sind. Eine Ausnahme von der generellen Berücksichtigung der
«gesamten» englischstämmigen Lexik bilden nicht lexikalisierte Eigennamen (z. B. Film- und
Musiktitel, Produktnamen).
32 Betz (1949); Adaptionen des Modells finden sich bei Haugen (1950) und Weinreich (1953).
56 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
bei letzteren wird der fremdsprachliche Ausdruck mit den Mitteln der eigenen
Sprache nachgebildet. Beide Arten von Entlehnung umfassen weitere Unterar-
ten. Die Ausführungen zu diesem Modell und die meisten angeführten Beispiel-
wörter entstammen Winter 2005, 33ss.:
Lehnwort Lehnprägung
(äußere (innere
Entlehnung) Entlehnung)
Lehnbedeutung
Fremdwort Lehnwort
Lehnbildung (sp.
(sp. whisky) (sp. güisqui)
administración)
Lehnschöpfung
Lehnformung (dt. Umwelt
< frz. milieu)
Lehnüber- Lehnüber-
setzung tragung (dt.
(sp. rascacielos) Wolkenkratzer)
Das für die vorliegende Arbeit relevante äußere Lehngut kann nach dem Kriterium
der Systemfremdheit des Ausdrucks in die beiden Typen Fremdwort und Lehn-
wort unterteilt werden. Sind fremdsprachliche Ausdruckselemente – z. B. auf der
graphischen oder phonischen Ebene – vorhanden, handelt es sich demnach um
ein Fremdwort, wie dies bei whisky im Spanischen der Fall ist. Weist der entlehnte
Ausdruck hingegen keine systemfremden Merkmale auf, ist der Begriff als Lehn-
wort einzustufen. Dies gilt z. B. für die graphisch integrierte Form güisqui.
Beim inneren Lehngut wird danach unterschieden, ob lediglich eine Bedeu-
tung entlehnt wird, die einem bereits vorhandenen Lexem der aufnehmenden
Sprache hinzugefügt wird (Lehnbedeutung), oder ob eine «Neubildung eines
Wortes aus dem Stoff der eigenen Sprache, aber durch den Anstoß eines fremden
Vorbildes» stattfindet (Winter 2005, 33). Letzteres wäre als Lehnbildung einzu-
stufen. Beispiele für Lehnbedeutungen wären die Verwendung von sp. adminis-
tración zur Bezeichnung der US-amerikanischen Regierung oder die Erweiterung
von sp. ratón um die Bedeutung ‘Computermaus’.
Die Lehnbildungen wiederum umfassen Lehnformungen, die fremdsprach-
liche Bezeichnungen mit Mitteln der eigenen Sprache nachbilden, und Lehn-
schöpfungen. Die fremdsprachlich beeinflussten Lehnformungen lassen sich je
nach Genauigkeit der Nachbildung Lehnübersetzungen oder Lehnübertragungen
zuordnen. Lehnübersetzungen bilden das ausgangssprachliche Vorbild exakt
2.2 Klassifikationen und Betrachtungsweisen des lexikalischen Lehnguts 57
nach (z. B. sp. rascacielos < engl. skyscraper), während die Nachbildung bei
Lehnübertragungen semantisch ungenau ist (z. B. dt. Wolkenkratzer anstelle der
wörtlichen Übersetzung *Himmelskratzer).
Lehnschöpfungen schließlich weisen keinerlei formalen Einfluss der Aus-
gangssprache auf. Hier wird lediglich ein Konzept übernommen und ein eigen-
ständiger Ausdruck gebildet. Zwar entstehen Lehnschöpfungen auf den Anstoß
einer fremden Sprache hin, sind aber strenggenommen eine «Eigenschöpfung
der aufnehmenden Sprache, die lediglich auf Grund des Anstoßes erfolgt, den
die fremde Sprache gibt» (Winter 2005, 37).
Probleme mit der Klassifikation von Betz ergeben sich schnell, wenn man
den zugrundeliegenden Entlehnungsprozess konkreter zielsprachlicher Ausdrü-
cke bestimmen will. Handelt es sich etwa bei sp. red (‘Internet’) um eine Lehnbe-
deutung, bei der dem spanischen Wort eine zusätzliche Bedeutung auf Anstoß
des Englischen hin gegeben wurde? Oder ist es das Ergebnis einer Lehnüberset-
zung, die auf die Identifikation von red als spanischem Äquivalent von engl. web
zurückgeht? Wie dieses Beispiel zeigt, ist die Klassifikation des inneren Lehnguts
oft nur bei genauer Kenntnis des Entlehnungsvorgangs möglich, der jedoch nur
in den seltensten Fällen bekannt ist.
Wie sich am Beispiel des inneren Lehnguts zeigt, ist die Perspektive der
Betz’schen Klassifikation resultativ und geht grundsätzlich von der zielsprachli-
chen Form aus. Den Prozess der Lehnwortintegration lässt sie indes vollkommen
außer Acht: Es wird lediglich dichotomisch zwischen angepassten Lehnwörtern
und nicht angepassten Fremdwörtern unterschieden, wobei angenommen wird,
dass ein Wort entweder vollkommen fremdartig oder vollkommen angepasst ist.
Etwaige Zwischenstufen, etwa beim hypothetischen graduellen Integrationspro-
zess whisky > *whisqui > *wisqui > güisqui, durch den die Graphemik nach und
nach an das spanische Sprachsystem angepasst wird, sind nicht erfassbar, da sie
weder vollkommen ZS-fremd noch vollkommen ZS-konform sind.
Dies offenbart ein weiteres Problem der Klassifikation äußeren Lehnguts bei
Betz, nämlich die Gleichsetzung sprachlich nicht integrierter Ausdrücke mit ZS-
Fremdheit bzw. integrierter Ausdrücke mit ZS-Konformität. Problematisch wird
sie bei Anglizismen, die schon in der Ausgangssprache formal dem zielsprach-
lichen System entsprechen bzw. solchen, die auch nach mehreren Integrations-
schritten weiterhin Fremdheitsmerkmale enthalten. So besteht z. B. bei eng. fan
auf graphischer Ebene keinerlei Integrationsbedarf, da sämtliche Grapheme
im Spanischen vorhanden sind und die Graphemdistribution der spanischen
Graphotaktik entspricht. Obwohl hier keine Anpassung nötig bzw. möglich ist,
müsste sp. fan nach Betz als «angepasstes» Lehnwort gelten.
Zudem kann auch eine ausgangssprachliche Graphie in der Zielsprache
erhalten bleiben, während sich die Aussprache längst an das Lautsystem der auf-
58 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
nehmenden Sprache angepasst hat. Man könnte daher einwenden, dass z. B. bei
sp. fan zwar keine graphische, wohl aber eine phonische Anpassung an das Spa-
nische möglich ist. Die Lautung /fan/ (gegenüber engl. /fæn/) könnte also eine
Klassifikation als Lehnwort rechtfertigen, während es sich in graphischer Hin-
sicht weiterhin um ein Fremdwort handelt. Eine solche Unterscheidung zwischen
der phonischen und der graphischen Facette des Lehnguts kann mit der Klassifi-
kation von Betz aber nicht getroffen werden, da sie nicht zwischen sprachlichen
Beschreibungsebenen differenziert.
Aus den genannten Gründen ist die Unterscheidung zwischen Fremdwort
und Lehnwort, wie sie Betz vornimmt, für die vorliegende Arbeit nicht prakti-
kabel. Sie erschwert die Einordnung verschiedener Integrationsstufen, vermengt
diachrone Veränderungen mit struktureller Fremdheit und erschwert die Unter-
scheidung verschiedener sprachlicher Beschreibungsebenen.
Ein Klassifikationsmodell, mit dem sich diatopische Differenzen zwischen
Lehnwortinventaren untersuchen ließen, muss daher einzelne Integrationsstu-
fen voneinander trennen können, diachrone Veränderungen und strukturelle
Fremdheit auseinanderhalten und die einzelnen sprachlichen Beschreibungs-
ebenen getrennt voneinander betrachten.
Esme Winter führt eine alternative Klassifikation ein, die strukturelle Fremdheit
in der Zielsprache und diachrone Veränderungen voneinander trennt (Winter
2005, 48s.). Das folgende, von Winter übernommene Diagramm veranschaulicht
diese Klassifikation33. Die Beispiele entstammen dem Korpus der vorliegenden
Arbeit:
33 Winter verändert die Klassifikation von Betz auch mit Blick auf das innere Lehngut. Da die
vorliegende Arbeit aber das äußere Lehngut zum Gegenstand hat, wird im Folgenden nur auf
diesen Bereich eingegangen, der in der linken Hälfte des Diagramms dargestellt ist.
2.2 Klassifikationen und Betrachtungsweisen des lexikalischen Lehnguts 59
fremdsprachlich beeinflusste
Bezeichnungen
Übernahme/Ersetzung
Analogiebildung (Lehnprägung)
(Lehnwort i.w.S.)
über- über-
teilintegriertes integriertes Lehn - Lehn - Lehn -
nommenes nommenes
Fremdwort Lehnwort übersetzung übertragung bedeutung
Fremdwort Lehnwort
Abb. 2: Klassifikation des Lehnwortschatzes nach Winter 2005: 49 (Beispiele aus dem Korpus
der vorliegenden Arbeit)
Auf der für die vorliegende Arbeit relevanten Seite der übernommenen Ausdrucks-
elemente (Betz: «äußeres Lehngut») überwindet die Klassifikation die Dichotomie
«Lehnwort – Fremdwort». An ihre Stelle tritt eine doppelte Unterscheidung nach
diachroner Veränderung und struktureller Fremdheit. Als Bezugspunkte dienen
hier also gleichermaßen die ausgangssprachliche Form und das zielsprachliche
System. Daraus ergeben sich vier klar voneinander abgrenzbare Typen.
Die erste Unterscheidung betrifft die diachronen Veränderungen, die bereits
im Moment der Entlehnung oder im Zuge der Anpassung an die Zielsprache statt-
finden können. So kann ein entlehnter Ausdruck seine graphische Form gegen-
über dem englischen Ausgangswort verändert haben, wie dies bei sp. esnob
(< engl. snob) der Fall ist. Hier wurde die dem Spanischen fremde Graphem-
kombination <s + Konsonant> in Initialposition an die spanische Graphotaktik
angepasst, also diachron verändert. Gleichwohl besteht weiterhin eine struktu-
relle Fremdheit gegenüber dem spanischen Sprachsystem. Denn <b> ist im Spa-
nischen in Finalposition unzulässig. Das Produkt einer solchen unvollständigen
Integration bezeichnet Winter als teilintegriertes Fremdwort.
Auch sp. estándar (< engl. standard) hat eindeutig eine diachrone Verän-
derung durchlebt. Genau wie bei sp. esnob wurde hier die fremdartige Graphem-
kombination <s + Konsonant> in Initialposition an die Aussprache angepasst.
Doch im Gegensatz zum vorigen Beispiel wurde auch die nicht ZS-konforme
Graphemkombination <rd> am Wortende an die Regeln der spanischen Graphe-
60 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
mik angepasst. Auch der Realisierung im mündlichen Medium wurde durch die
Akzentsetzung Rechnung getragen. Der Anglizismus weist somit keinerlei struk-
turelle Fremdheit mehr auf, so dass nach Winter von einem «integrierten Lehn-
wort» gesprochen werden kann.
Ein Anglizismus wie sp. whisky < engl. whisky erhält dagegen in graphischer
Hinsicht seine ausgangssprachliche Form, ist also diachron unverändert. Im
Spanischen ist er jedoch aufgrund der atypischen Graphemkombination <wh>
in Initialposition, dem atypischen Graphem <k> und der atypischen Position
des Graphems <y> in Finalposition strukturell fremdartig, weshalb man ihn als
«übernommenes Fremdwort» klassifizieren kann.
Schließlich kann ein Lehnwort aber auch schon in der Ausgangssprache den
Regeln der Zielsprache entsprechen, wie es auf graphematischer Ebene bei sp.
fan der Fall ist. In solchen Fällen liegt auch ohne jegliche diachrone Veränderung
strukturelle Konformität mit der Zielsprache vor, so dass von einem «übernom-
menen Lehnwort» gesprochen werden kann.
Die von Winter aufgestellte Klassifikation erlaubt es also, das Lehngut durch
die Trennung von Systemkonformität und diachronen Veränderungen zusätzlich
zu differenzieren. Dadurch ist es möglich, den Lehnwortschatz einer Varietät prä-
ziser zu analysieren.
Die Überprüfung des Klassifikationsansatzes anhand einiger Korpusbei-
spiele sollte Aufschluss über seine Anwendbarkeit in einem variantenreichen
Korpus wie dem vorliegenden geben. Ein Beispiel sind die im Korpus koexistie-
renden Varianten sp. tweet, twit, tuit, tuiteo und twitt < engl. tweet (‘Nachricht
per Internet-Kurznachrichtendienst Twitter’).
Im folgenden Diagramm wird versucht, die Korpusbeispiele in die oben ange-
gebene Klassifikation von Esme Winter einzuordnen:
sp. tweet sp. twit sp. tuit sp. tuiteo sp. twitt
ten Wörtern, die also auf eine bestimmte AS-Form zurückgehen, um strukturell
fremde Wörter erweitert werden, bei denen wie bei <ck> in bisteck nicht zwingend
eine konkrete AS-Form erkennbar ist.34 Ein solches Modell muss von den in der
Zielsprache festgestellten Formen ausgehen und den jeweiligen Fremdheits- bzw.
Integrationsgrad feststellen.
Daher wird im folgenden Abschnitt aus der Perspektive der zielsprachlichen
Veränderungen auf eine endgültige Terminologie hingearbeitet. Dabei werden
die Überlegungen von Esme Winter-Froemel zugrundegelegt und um zusätzliche
Sprachebenen ergänzt.
2.3 Lehnwortintegration
besondere zwischen der phonischen und der graphischen Form – sind allerdings
ebenfalls zu bedenken.
Im Folgenden werden die Begriffe Konformität und Nichtkonformität auf die
verschiedenen Beschreibungsebenen angewendet und die resultierenden Kon-
formitätstypen beschrieben. Diese kommen in der späteren Korpusanalyse zur
Anwendung.
35 Die Terminologie der Konformitätsklassen stammt aus Winter-Froemel (2011, 83ss.). Einzige
Veränderung ist der Terminus «Integrat» anstelle von «Integration», um den resultativen Aspekt
hervorzukehren, und die Unterscheidung von «partiellen» und «vollständigen» Integraten. Die
Angaben zur spanischen Phonologie stammen aus Cartagena/Gauger (1989a, 48–66); die zur
Flexionsmorphologie aus Cartagena/Gauger (1989a, 104–107, 142–145, 186–193, 311–360); die zur
Wortbildung aus Cartagena/Gauger (1989b, 75–80, 94–99, 68–180, 257–285) sowie Thiele (1992).
64 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
ja nein
Integrat
Korrespondenz sp. /esˈkaner/ (<escáner>)
ja
Konformität mit dem sp. /men/ (<men>) sp. /ˈbei̯sbol/ (<béisbol>)
ZS-System? dt. /ʁɔk/ (<Rock>)
Transferenz Allogenismus
nein
dt. /ɹɔk/ (<Rock>) –
Abb. 4: Konformität auf phonischer Ebene (nach Winter-Froemel 2011, 101; sp. Beispiele aus
dem Korpus der vorliegenden Arbeit)
Ein Beispiel für einen graphischen Allogenismus ist sp. <bisteck> (< engl.
beefsteak). Hier wurde das im Englischen häufige <ck> gewissermaßen als
Symbol der fremdsprachlichen Herkunft hinzugefügt, obwohl es in der AS-Form
nicht vorhanden ist.
Die vier Konformitätstypen auf der Ebene der Graphemik lassen sich wie folgt
veranschaulichen:
ja nein
vollständiges Integrat
Korrespondenz sp. <béisbol>
ja
Konformität mit dem sp. <ace> partielles Integrat
ZS-System? sp. <beisball>
Abb. 5: Konformität auf graphischer Ebene (nach Winter-Froemel 2011, 101; Beispiele aus dem
Korpus der vorliegenden Arbeit)36
Flexionsmorphologie
Mit Blick auf die Flexionsmorphologie der Anglizismen kann die Konformität
mit der ausgangssprachlichen Form und dem zielsprachlichen System in den
Bereichen Genus- und Numerusmarkierung bei Substantiven und Adjektiven
sowie anhand der Verbparadigmen untersucht werden. Da die Substantive die
mit Abstand größte Wortklasse im Korpus sind, beziehen sich die folgenden Aus-
führungen ausschließlich auf sie. Ergänzungen zu Adjektiven und Verben finden
sich direkt in den jeweiligen Analyseteilen in Kap. 5.5.
Im Englischen existiert – abgesehen von wenigen Ausnahmen, in denen das
natürliche Geschlecht berücksichtigt wird – kein Genus. Das Spanische unter-
scheidet demgegenüber zwischen maskulinem und femininem Genus. Alle Lehn-
wörter, denen ein Genus zugeschrieben wurde, sind daher in diesem Sinne an
die aufnehmende Sprache angepasst und somit als Integrate anzusehen. Bei der
Genusattribution werden verschiedene Verfahren angewendet, die in der For-
schungsliteratur37 bereits eingehend beschrieben wurden und die im Zuge der
Korpusanalyse in Kap. 5.5 diskutiert werden.
Komplizierter liegen die Dinge bei der Numerusmarkierung, dem zweiten
Schauplatz der flexionsmorphologischen Lehnwortintegration. Denn im Gegen-
satz zum Genus wird das Numerus sowohl im Englischen als auch im Spani-
schen sprachlich ausgedrückt. Dabei ist der Singular unmarkiert, der Plural
wird gemeinhin durch ein Pluralmorphem ausgedrückt. Im Zuge der Entlehnung
ergeben sich hier also wiederum vier denkbare Konformitätsklassen.
Viele Untersuchungen zur Pluralbildung der Anglizismen unterscheiden
dennoch nur zwischen zwei grundlegenden Verfahren der Pluralmarkierung:
Einerseits kann der Plural demnach nach englischem Vorbild, andererseits
gemäß der spanischen Norm gebildet werden. Dies drückt sich in etlichen For-
schungsarbeiten in Formulierungen wie «englischer» bzw. «spanischer» Plural
aus (Sánchez 1995, 138; Nord 1984, 76).
37 Zur Genusattribution von Anglizismen im Spanischen cf. Nord (1983, 455s.), Nord (1984, 76s.)
und Sánchez (1995, 134ss.). Zu den romanischen Sprachen allgemein cf. Schweickard (1998, 295)
und Onysko (2007, 152). Zum Deutschen cf. Jablonski (1990, 91ss.); Yang (1990, 153ss.).
68 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
children) der Fall ist. Auch das Nullallomorph kann zu dieser Kategorie gerechnet
werden, das etwa bei Tierbezeichnungen wie engl. sheep (Pl. sheep) oder deer
(Pl. deer) sowie bei den Ethnonymen vieler amerikanischer Ureinwohner vorliegt
(z. B. Sioux, Cherokee).
Schließlich verändert die Pluralisierung im Englischen gelegentlich auch die
Wortbasis, wie es bei engl. wife (Pl. wives), leaf (Pl. leaves) oder loaf (Pl. loaves)
der Fall ist.
Bezüglich der graphischen Realisierung der Pluralallomorphe gibt es zudem
einige weitere Differenzierungen, die graphotaktisch bedingt sind. So wird der
Plural bei Nomen, die auf <Konsonant + o> enden, graphisch mit <-es> abge-
bildet, wie etwa in <potatoes>. Ein weiterer Sonderfall sind die Nomen, die auf
<Konsonant + y> enden; das Ypsilon fällt im Plural weg, der Plural wird als <-ies>
realisiert (z. B. engl. baby, Pl. babies). Bei den Nomina propria passiert dies aber
nicht.38
Auch im Spanischen sind die Allomorphe des Pluralmorphems nach phono-
logischen Kriterien konditioniert, allerdings anders als im Englischen.
Bei Nomen, die auf einen Vokal enden, wird der Plural mit {-s} gebildet, wenn
der Vokal unbetont ist, oder es sich um ein betontes /e/, /a/ oder /o/ handelt
(z. B. sp. cervezas, cafés, sofás, burós). Endet das Wort hingegen auf einem beton-
ten /i/, wird {-es} angehängt (Bsp. sp. Israelíes). Einige dieser Wörter bilden den
Plural aber nur mit {-s} (z. B. sp. bisturís). Wenn ein Wort auf betontem /u/ endet,
so stehen die Allomorphe oft in freier Variation (z. B. sp. hindús/hindúes, tabús/
tabúes).
Fast alle Konsonantenendungen bilden den Plural mit {-es} (z. B. sp. pas-
teles). Bei mehrsilbigen Wörtern auf /-s/, die nicht auf der letzten Silbe betont
werden, erscheint das Nullallomorph (z. B. sp. tesis).
Unter Berücksichtigung dieser beiden Regelinventare können die Pluralmor-
pheme jedes einzelnen Anglizismus unabhängig vom Integrationsgrad des lexi-
kalischen Morphems untersucht werden.
Demnach kann ein Pluralallomorph sowohl dem ausgangs- als auch ziel-
sprachlichen System entsprechen. Ein Beispiel für eine solche Pluralkorrespon-
denz ist {-s} in sp. game-s.
Eine zweite Möglichkeit ist, dass der Plural der ausgangssprachlichen Form,
nicht aber dem zielsprachlichen System entspricht. Eine solche Pluraltransferenz
38 Es gibt noch einige weitere Sonderfälle, darunter die Plurale von Gräko-Latinismen wie engl.
axis (Pl. axes), phenomenon (Pl. phenomena), status (Pl. status) oder series (Pl. series), die für die
vorliegende Arbeit aber nicht relevant sind.
70 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
ist {-s} in sp. broker -s, da die Morphotaktik des Spanischen bei Stammmorphe-
men auf <-er> das Pluralallomorph {-es} vorsieht (wie z. B. in sp. poderes).
Entspricht das Pluralallomorph wie das {-es} in sp. film-es wiederum dem
zielsprachlichen System, nicht aber der ausgangssprachlichen Form, kann dies
als Morphemintegrat gefasst werden.
Schließlich kann eine Pluralmarkierung auch im Widerspruch zu AS-Form
und ZS-System stehen, wie dies bei sp. playback-’s der Fall ist, weshalb {-’s} als
Pluralallogenismus bezeichnet werden kann.
Außerhalb dieser Konformitätsklassen besteht zudem die Möglichkeit, dass
der Plural ausschließlich durch den Determinanten angezeigt wird.
Das folgende Schema veranschaulicht die verschiedenen Konformitätsklas-
sen mit Blick auf die Wahl des Pluralallomorphs:
Wortbildung
Im Korpus finden sich Ausdrücke wie el memory flash, un late oder la bloggera,
deren morphologische Struktur sich auf unterschiedliche Weise von den aus-
gangssprachlichen Formen unterscheidet. Die Lehnwortintegration findet also
nicht nur im Bereich der Lautung, der Graphemik und der Flexion, sondern auch
im Bereich der Wortbildung statt.
Dass die wortbildungsmorphologische Integration nicht mit den bisher dis-
kutierten Integrationsebenen zu vermengen und diesen im Integrationsprozess
nicht zwingend nachgeordnet ist, zeigen belegte Formen wie facebookeador oder
tickeadora. Sie sind zwar mit wortklassenspezifischen Morphemen des Spani-
schen ausgestattet, haben aber graphische Fremdheitsmerkmale wie <oo> oder
<ck> erhalten. Die konzeptionelle Trennung der verschiedenen Sprachebenen bei
der Analyse der Lehnwortintegration muss sich also auch auf die Wortbildung
erstrecken.
Um diese komplexe Facette der Lehnwortintegration zu beschreiben, die zu
Variantenpaaren wie doping/dopaje, computador/computadora, off-broadway/off
2.3 Lehnwortintegration 71
oder indie pop/pop-indie führt, ist das bis hierhin verwendete Konformitätsmo-
dell nur teilweise geeignet. Denn die Wortbildung ist – auch wenn englischstäm-
mige Lexeme beteiligt sind – ein eigenständiger, im Spanischen stattfindender
Prozess. Sie betrifft zwar entlehnte Wörter, unterliegt aber gänzlich dem ZS-Sys-
tem. Zumal es – anders als bei Phonologie, Graphemik und Flexion – in diesem
Bereich keine Übereinstimmungen zwischen den Forminventaren der beteiligten
Sprachen gibt, so dass die Klasse der Korrespondenzen von vornherein ausge-
schlossen werden kann.39
Daher wird das viergliedrige Konformitätsmodell, mit dem Lehnwörter
anhand ihrer Konformität auf verschiedenen Beschreibungsebenen gegenüber
dem ausgangs- und dem zielsprachlichen System kategorisiert werden, auf die
Dichotomie zwischen Transferenz und Integrat reduziert. Morphologisch gänz-
lich unveränderte Übernahmen aus der AS wie blogger oder feedlot sind im Sinne
der Wortbildung somit Transferenzen. Alle Wortbildungen wie die oben genann-
ten, die sich in der belegten Form nicht in der Ausgangssprache finden, werden
hingegen als wortbildungsmorphologische Integrate oder zielsprachliche Bil-
dungen bezeichnet, da sie das Ergebnis ZS-interner Veränderungsprozesse sind.
Wie die oben angeführten Korpusbeispiele zeigen, entfällt die wortbildungs-
morphologische Integration der Anglizismen im Spanischen auf drei übergeord-
nete Verfahren: die Komposition, die Wortkürzung und die Derivation. Sie werden
hier nur kurz angerissen, die umfassende Darstellung folgt in Kap. 5.6.
Die Bildung neuer Wörter durch Komposition kann sich bei Anglizismen zum
einen durch strukturelle Veränderungen entlehnter Komposita ausdrücken, z. B.
sp. memory flash (< engl. flash memory). Zum anderen kann sie in Form einer
partiellen Übersetzung erfolgen, wie etwa bei sp. clase business (< engl. business
class)40. Drittens können separat entlehnte Anglizismen im Spanischen neu
zusammengefügt werden, wie es bei baby fútbol, tuppersex oder beauty girl der
Fall ist, die keine direkten Gegenstücke in der Ausgangssprache haben.41
Die Integration per Wortkürzung erfolgt durch den Abbau einzelner Konsti-
tuenten von Komposita (z. B. sp. late < engl. late night show), durch die Rück-
bildung englischer Suffixe (sp. surf < engl. surfing), durch die Bildung von Apo-
kopen (sp. compu < engl. computer) und durch Kontraktionen (sp. espanglish <
español + english).
Die zielsprachliche Derivation von Lehnwörtern wiederum resultiert aus
der Kombination englischstämmiger Grundwörter mit spanischen oder neoklas-
sischen Affixen. Ableitungen entstehen durch die Substitution englischer Mor-
pheme durch die analogen spanischen Gegenstücke (bloggero < engl. blogger)
oder ohne direkten Einfluss der Ausgangssprache (hardcorero < engl. hardcore).
Die konzeptionelle Trennung der einzelnen Sprachebenen und die Präzisie-
rung der reduktionistischen Dichotomie «Lehnwort – Fremdwort» erlauben es,
das Korpus nach dem Kriterium sprachlicher Fremdheit zu unterteilen und so die
Lehnwortintegration und die entstehenden Integrationsvarianten als möglichen
Differenzierungsfaktor ins Visier zu nehmen.
Dabei bedeutet das Vorhandensein von Integrationsvarianten, dass das
jeweilige Lehnwort noch nicht vollständig normalisiert worden ist, da es noch
mehrere miteinander konkurrierende Formen gibt. Die Sprachproduzenten
haben noch nicht zu einer einheitlichen Form gefunden. Kommt hingegen in
einer zielsprachlichen Varietät ein bestimmtes Lehnwort nur in einer formalen
Ausführung vor, so zeigt dies, dass der Ausdruck hier bereits normalisiert ist. Im
geographischen Vergleich können so Aussagen über die Integrationsfreudigkeit
der Varietäten bzw. ihre Toleranz gegenüber sprachlicher Fremdheit getroffen
und Unterschiede bei Verlauf und Zielform des Normalisierungsprozesses festge-
stellt und quantifiziert werden.
42 Analogien zu anderen Lehnwörtern können die Integration aber durchaus in eine bestimm-
te Richtung lenken. Man denke etwa an die zahlreichen Lehnwörter auf -ball, die sehr häufig
analog zu den hochfrequenten Anglizismen fútbol, básquetbol oder vóleibol zu -bol integriert
werden.
74 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
basket
basquet
básquet
*básquebol43
basketball basquetball –
*basquebol
basquetbol
basquétbol
básquetbol
folklor folcklor
folklore folclor *foclore folcklore
folclore folkclore
futball
fúbol
football futbol –
fubol
fútbol
regetón
reguetón
reggaeton reggaetón reggeatón
regueton
reguaeton
estrés
stress estréss –
Korpusbeispiele estres
sánduche
sándwich sandwish
sandwich sánguche
sandwiche sanwish
sanduche
tique
ticket tiquet –
tiquete
tuit
tweet tuiteo twitt
twit
trangüei
tramway tranway tranvia –
tranvía44
voleybol
voleibol
vóleibol
volleyball volley volibol –
bolibol
vóley
voley
43 Mit * gekennzeichnete Anglizismen sind nicht oder nur in Derivaten im Korpus belegt.
44 Tranvía bzw. tranvia sind zwar vollständig ZS-konform; im Gegensatz zu trangüei wird die
Konformität bei ihnen aber durch eine partielle Lehnübersetzung erreicht. Ähnliches gilt für sp.
aeroline (< engl. airline).
2.3 Lehnwortintegration 75
ten und frei variierenden Formen unterschieden werden. Diese können in sepa-
raten Kontaktsituationen entlehnt und so in die Zielsprache übertragen werden.
Ausgangssprachlich bedingte Varianten gehen im Kontakt mit dem Engli-
schen vor allem auf die Großvarietäten des britischen Englisch (British English,
BrE) und des US-amerikanischen Englisch (American English, AmE) zurück. Im
Zuge der im frühen 19. Jahrhundert von Noah Webster ausgehenden Rechtschreib-
reform des US-amerikanischen Englisch wurden etliche graphische Eigenheiten
dieser Varietät normiert, die es bis heute vom britischen Englisch abgrenzen. Je
nach Kontaktvarietät können diese Unterschiede zu graphischer Variation im
Spanischen führen. Quantitativ dominieren dabei eindeutig die vom AmE beein-
flussten Formen.
Einige Lehnwortvarianten lassen sich mit der Opposition zwischen AmE
<-er> und BrE <-re> erklären. Im Korpus koexistieren die Graphien theater und
theatre, wobei letztere ausschließlich in Uruguay belegt ist. Die amerikanisierte
Form kommt hingegen in Argentinien, Peru und ebenfalls in Uruguay vor, wo sie
eine deutlich höhere Frequenz als der Britizismus aufweist (n=54 vs. n=4). Auch
das Variantenpaar centre/center lässt sich mit der Entlehnung von centre aus dem
britischen Englisch erklären. Sie ist in dem Ausdruck sp. data centre belegt. Die
AmE-Graphie center findet sich dagegen deutlich häufiger und kommt in Ausdrü-
cken wie sp. call center oder shopping center vor.
Ein anderer Unterschied der Orthographie von BrE und AmE ist die graphi-
sche Realisierung des intervokalischen Sibilanten in dem Verbalisierungssuffix
<-ize> (AmE) bzw. <-ise> (BrE) und dem Adjektivierungssuffix <-ized> (AmE) bzw.
<-ised> (BrE). Die AmE-Variante findet sich im Korpus beispielsweise in sp. appe-
tizer, während authorised ein Beispiel für eine britisch beeinflusste Graphie ist.
Diese Opposition dürfte in Zukunft aber eher an Bedeutung verlieren, da mittler-
weile auch im BrE Graphien des Typs <-ize> an Boden gewinnen.45
Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der zugrundeliegenden AS-Varietät
für die graphische Form von Lehnwörtern ist die Gemination des Graphems <l>
bei Derivaten von Bezeichnungen wie engl. snorkel, label, counsel, travel oder
to refuel, bei denen es in Finalposition steht. Die britische Orthographie schlägt
sich in Graphien wie refueller (BO) oder travelling (BO, CR, UY, AR) nieder. Die
US-amerikanische Orthographie findet dagegen in counseling (CH), labeling (AR)
45 OED gibt für das BrE z. B. unter dem Haupteintrag sympathize die alternative Schreibung
sympathise an. CDO verweist unter sympathize auf den Gebrauch im BrE: «UK usually sympa-
thise».
76 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
oder snorkeling (PE,VZ) Verwendung.46 Die weder AS- noch ZS-konforme Graphie
snorkell (EC) lässt sich wiederum auf eine Reanalyse bzw. Rückbildung der briti-
schen Schreibungsvariante zurückführen.
Lediglich einmal im gesamten Korpus wird bei Varianten vom Typ color
(AmE) vs. colour (BrE) die britische Schreibweise verwendet. Interessanterweise
ist davon der bekannte Chomsky-Satz Colorless green ideas sleep furiously betrof-
fen, der ursprünglich in der US-amerikanischen Graphie verfasst wurde. In der
argentinischen Zeitung La Nación ist er mit der – offenbar nachträglich veränder-
ten – Schreibung colourless belegt.
Neben der Entlehnung aus unterschiedlichen Varietäten können graphische
Varianten spanischer Anglizismen auch auf freie Variation im Englischen zurück-
gehen.
Im Englischen koexistieren beispielsweise die Schreibungen e mail, e-mail
und email.47 Sie finden sich ebenso im Korpus der vorliegenden Arbeit. Dieselbe
Varianz findet sich auch bei e-book, e-commerce, e-learning etc. Hier überwiegen
aber eindeutig die Varianten mit Bindestrichschreibung. Ein weiteres Beispiel für
die freie Variation von Graphien sind die Formen engl. OK und okay.48 Im Korpus
kommt am häufigsten die akronymische Variante vor, die – abweichend von der
AS-Form – auch mit Minuskeln geschrieben wird. Die phonisch beeinflusste
Schreibung okey (AR, UY) ist dagegen seltener.
Schließlich befinden sich einige AS-Graphien auf einer Zwischenstufe zwi-
schen freier Variation und diatopisch komplementärer Verteilung. Die Referenz-
wörterbücher der AS lassen hier mehrere Varianten zu und deuten teilweise eine
Bevorzugung der einen oder anderen in einer bestimmten Varietät an, ohne
sie jedoch zur einzig zulässigen Form zu erheben. Ein Beispiel dafür ist engl.
yoghurt/yogurt.49 Im Korpus finden sich beide Formen, wobei die zweite Variante
zahlenmäßig dominiert. Ein weiteres Beispiel sind die Varianten engl. whiskey
und whisky, die allerdings mitunter bedeutungsdifferenzierende Funktion
46 Während der britische Ursprung bei den Digraphen meist eindeutig ist, kann das einfache <l>
allerdings auch das Ergebnis eines Integrationsprozesses im Spanischen sein, um Verwechslun-
gen mit dem spanischen Digraphen <ll> zu vermeiden, der eine andere Aussprache nahelegen
würde.
47 DCE führt e mail, e-mail und email auf; MW nennt als einzig korrekte Schreibung e-mail. OED
führt unter dem Eintrag email die ebenfalls zulässige Schreibung e-mail auf.
48 DCE, MW und OED führen okay als Variante von OK an.
49 DCE enthält yoghurt als Haupteintrag, führt yogurt als alternative Schreibweise auf und ver-
weist auf die Bevorzugung der zweiten Form im AE. MW gibt als Variante von yogurt die Schrei-
bung yoghurt an. OED nennt im Eintrag yogurt die Alternativen yoghurt und yoghourt.
2.3 Lehnwortintegration 77
haben.50 Beide Formen sind im Korpus belegt, die BrE-Variante kommt aber häu-
figer vor. Die Bestimmung des ursprünglichen AS-Vorbildes ist bei diesen Formen
allerdings problematisch, da die jeweils letztgenannten Formen auch auf einen
nachträglichen Abbau von Fremdheitsmerkmalen im Spanischen zurückgehen
können.
Die orthographische Variation im Englischen, die zum Teil frei, zum Teil geo-
graphisch komplementär zwischen den Großvarietäten des US-amerikanischen
und des britischen Englisch verteilt ist, schlägt sich somit auch im Spanischen
nieder. Sie kommt als eine der Ursachen für regionale Unterschiede zwischen den
Lehnwortinventaren in Frage. Insgesamt ist der Einfluss von ausgangssprachli-
chen Varianten auf den hispanoamerikanischen Anglizismenwortschatz aller-
dings eher gering, da der größte Teil der englischen Lexik einer einheitlichen
orthographischen Norm folgt. Die Unterschiede zwischen der AmE- und der BrE-
Norm sind dagegen auf einige Graphemkombinationen und bestimmte Lexeme
begrenzt, die nur für eine geringe Anzahl von Anglizismen relevant sind.
50 DCE gibt als Haupteintrag whisky an und verweist auf den Gebrauch im BrE; whiskey ist dem-
nach besonders in den USA gebräuchlich. MW nennt unter dem Eintrag whiskey die alternative
Schreibweise whisky. OED unterscheidet nach der Herkunft des Produkts und nennt whisky als
korrekte Schreibung für schottischen Whisky, während whiskey das irische oder amerikanische
Erzeugnis bezeichnet. Zusätzlich wird aber auf Unterschiede im Gebrauch hingewiesen: Im BrE
und KanE schreibt man demzufolge whisky.
78 2 Entlehnung und Lehnwortintegration
3.1.1 Printzeitungen
Mediale Merkmale
Die Zeitung lässt sich nach Otto Groth durch vier inhaltliche und formale Haupt-
eigenschaften charakterisieren. Die inhaltlichen Merkmale der Zeitung sind
demnach Universalität und Aktualität. Formal ist sie durch Periodizität und Pub-
lizität gekennzeichnet.
DOI 10.1515/9783110489736-003
82 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
Die Universalität der Zeitung liegt darin, dass sie «Mittlerin alles Wissens-
werten aus den Gegenwelten aller» ist (Groth 1998, 29). Unter Gegenwelten sind
«Daseinsrahmen und Lebensfeld, die [dem Leser] gegenständliche Welt» zu ver-
stehen. Die Zeitung will also das Wichtigste aus «allen Bereichen des menschli-
chen Lebens und Schaffens» vermitteln, wobei der Leser der Maßstab ist (Groth
1998, 30).
Natürlich müssen aus der Unübersichtlichkeit der objektiven Wirklichkeit
notwendigerweise Ausschnitte herausgefiltert werden. Die Auswahl dieser Aus-
schnitte orientiert sich an den Bedürfnissen des Zielpublikums. So entstehen
einerseits inhaltliche Unterschiede zwischen einzelnen Zeitungen, etwa hinsicht-
lich der regionalen Berichterstattung. Gleichzeitig ergeben sich aus der Wahl des
jeweils für wichtig befundenen Realitätsausschnitts die Subgenres des Mediums
Zeitung. Unterschiedliche Zielgruppen mit jeweils anderen Lebenswelten werden
mit unterschiedlichen Realitätsausschnitten «bedient». Dies wird etwa im Ver-
gleich der behandelten Themen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Bild
deutlich, ganz zu schweigen von der unterschiedlichen Wahl sprachlicher Mittel.
In enger Beziehung zur Universalität steht das Merkmal der Aktualität. Hier
spielt der Zeitbezug eine wichtige Rolle. Während die Universalität den Gegen-
stand betrifft, verweist die Aktualität auf die «Neuigkeit» und den Gegenwartsbe-
zug der Nachrichten. Damit wird der Aufteilung der «Um- und Mitwelt eines jeden
in ein ‹Existentialfeld› des dauernden Gesamtdaseins und in ein ‹Aktualfeld› des
augenblicklichen Stellungnehmens und Handelns» Rechnung getragen (Groth
1998, 39).
Da der Mensch in seiner komplexen Umgebung sinnvoll handeln will, muss
er über neueste Entwicklungen und bisher Unbekanntes informiert sein. Die
Aktualität der Zeitung zeigt sich dementsprechend vor allem in den «harten»
Nachrichten, in denen über Neues berichtet wird. Andererseits enthalten Zeitun-
gen durchaus auch Teile, die nicht tagesaktuell sind. Dazu gehören:
«Stoff zur Unterhaltung und geistigen Erholung wie Anekdoten, Witze, Rätsel, Schachauf-
gaben, weiter der Erbauungs- und Erhebungsstoff, insbesondere religiöse und ethische
Betrachtungen, ferner der belehrende Stoff, und zwar der praktische Stoff, der sowohl all-
gemeine Lebensbetätigungen, wie Gesundheitspflege und Erziehung, Reisen und Wandern,
als auch speziellere Betätigungen in Haus, Hof, Wirtschaft (Landwirtschaft, Handwerk,
Industrie, Handel) umfasst, und der bildende Stoff, also Naturschilderungen und Reise-
beschreibungen, (populär-)wissenschaftliche und künstlerische Abhandlungen, Mittei-
lungen, Notizen (ohne die Kritik an Literatur, Theater, Musik und bildender Kunst, die als
‹Tageskritik› aktuell ist)» (Groth 1998, 46).
Im Verständnis von Aktualität und dem, was als «neu» aufgefasst wird, liegt
zudem ein wesentlicher Unterschied zwischen traditionellen Medien wie der
3.1 Zeitungskommunikation und Entlehnung 83
Kommunikationssituation
Die Kommunikationssituation, die um das Medium (Print-) Zeitung herum ent-
steht, zeichnet sich durch eine bestimmte Konfiguration «kommunikativer Para-
meter» aus (Koch/Oesterreicher 1986, 19–21). Zu diesen Parametern zählen das
soziale Verhältnis, die Anzahl und die räumliche und zeitliche Situierung der
Kommunikationspartner; der Sprecherwechsel, die Themenfixierung und der
Öffentlichkeitsgrad; die Spontaneität und Beteiligung sowie die Rolle des sprach-
lichen, situativen und soziokulturellen Kontexts.
Die beteiligten Personen sind auf der Produzentenseite Journalisten und
Redakteure, auf der Rezipientenseite die Leser. Dabei steht eine relativ geringe
Zahl von Kommunikatoren einer großen Zahl von Rezipienten gegenüber. Die
Rollenverteilung zwischen den beiden Seiten ist von vornherein klar festgelegt.
Es findet generell kein Rollenwechsel von Schreiber und Leser statt.55 In diesem
Sinne kann man die Kommunikation als einseitig oder monologisch bezeichnen
(cf. Lüger 1983, 47).
Produktion und Rezeption der Zeitungstexte sind sowohl zeitlich als auch
räumlich entkoppelt. Zwischen Schreiber und Leser kann keine direkte Koopera-
tion in Form eines Dialogs stattfinden, die Kommunikation erfolgt also indirekt
(cf. Lüger 1983, 47). Da kein Aushandeln von Inhalt und Fortgang der Kommu-
nikation möglich ist, muss der Produzent die Erwartungen und den Verstehens-
3.1.2 Onlinezeitungen
Mediale Merkmale
Onlinezeitungen weisen einerseits Merkmale der Onlinekommunikation, ande-
rerseits inhaltliche und formale Merkmale der herkömmlichen Printzeitungen
auf. Im Folgenden werden sie daher zunächst in das Spektrum der Onlinekom-
3.1 Zeitungskommunikation und Entlehnung 85
Im Hinblick auf das inhaltliche Merkmal der Universalität ähneln sich Print-
und Onlinezeitungen stark. Oft unterstehen sie derselben Redaktion, so dass
inhaltlich große Übereinstimmungen zwischen beiden bestehen. Das lässt sich
auch an den meist identischen Spartenaufteilungen in Print- und Onlinezeitung
ablesen.
Aufgrund der Hypertextualität der Onlinezeitung können Artikel verschlag-
wortet, vernetzt und thematisch gruppiert werden, was zu einer partiellen Über-
windung der starren Rubrikgrenzen führt. Durch die Multimedialität der Online-
zeitung ergibt sich außerdem die Möglichkeit, herkömmliche Artikel durch Bild-,
Video- oder Audiomaterial zu ergänzen, so dass nicht mehr sämtliche relevanten
Informationen verschriftlicht werden müssen. Es können Verweise auf andere
Internetseiten in die Onlinezeitung integriert werden. So wird dem Leser ein
strukturierter Zugang zu weiterführenden Informationen ermöglicht, die nicht
mehr von der jeweiligen Zeitung stammen. Dank des hypertextuellen, interak-
tiven Aufbaus des Internets kann der Leser selbstständig tiefer in bestimmte
Themen eindringen.
Aus den unterschiedlichen Publikationsbedingungen von Print- und Online-
zeitungen ergeben sich große Unterschiede in der Aktualität beider Medien. Die
ständige Aktualisierbarkeit, die früher einzig den Nachrichtenagenturen vorbe-
halten war, erlaubt es den Onlineportalen, sich dem Ideal einer «Gleichzeitigkeit
von Ereignis und Erscheinen» (Groth 1998, 23) anzunähern.
Dementsprechend ist auch die Periodizität der Onlinezeitungen eine andere:
Herkömmliche Zeitungen erscheinen an Wochentagen zumeist ein- bis zweimal
täglich. Hinzu kommen oft noch Wochenendbeilagen. Die Onlinezeitungen hin-
gegen werden mehrmals täglich, oft sogar unmittelbar nach dem Eingang einer
neuen Meldung aktualisiert und ähneln in dieser Hinsicht den Nachrichtenti-
ckern. Der Zeitverlust durch den Druckprozess entfällt; der gesamte Produktions-
prozess ist digitalisiert, was den Zeitabstand von Ereignis und Verfassen eines
Artikels zusätzlich verringert. Im Grunde kann daher von einer echten «Periodi-
zität» der Onlinezeitungen eigentlich keine Rede mehr sein, da sie nicht mehr in
einzelne Ausgaben unterteilt werden können. Sie befinden sich vielmehr in einer
ständigen Transformation und ändern fortwährend ihre Gestalt. Besucht man ein
Zeitungsportal zweimal in kurzem zeitlichen Abstand, so kann es sein, dass man
zwei sehr unterschiedliche Nachrichtenangebote antrifft, da das eben noch Aktu-
elle bereits von der Seite verschwunden und durch noch aktuellere Nachrichten
ersetzt worden ist.
Wie die Printzeitungen sind auch die Onlinezeitungen öffentlich und prin-
zipiell für jeden zugänglich, meist sogar – zumindest in Teilen – kostenfrei. Ihre
potenzielle Publizität ist daher mit derjenigen der Printzeitungen identisch, da
sich beide Formate an die gesamte Öffentlichkeit richten. Die tatsächliche Pub-
88 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
lizität ist aber anderen Einschränkungen unterworfen als die der herkömmli-
chen Zeitungen, da die geographische Entfernung und die Verkehrswege für die
Onlinezeitungen keine Rolle mehr spielen. Dafür hängt die Zugänglichkeit von
dem Vorhandensein eines Internetzugangs und eines Empfangsgerätes wie Com-
puter oder Mobiltelefon ab.
Gegenüber den herkömmlichen Printzeitungen zeichnen sich die Onlinezei-
tungen also inhaltlich vor allem durch eine höhere Aktualität aus. Ereignis und
Erscheinen rücken zeitlich sehr viel näher aneinander.
Die Periodizität trägt dem Rechnung. Das relativ starre Erscheinen als ein-
zelne Tagesausgabe ist von einer ständigen Aktualisierung einzelner Inhalte
abgelöst worden, die dem Gang der Ereignisse folgt und den Leser beinahe in
Echtzeit mit Informationen versorgt.
Kommunikationssituation
Die medialen Merkmale der Onlinezeitung wirken sich auf die Kommunikations-
bedingungen aus. In mancher Hinsicht sind diese bei Print- und Onlinezeitung
durchaus deckungsgleich, gewisse kommunikative Parameter unterscheiden
sich aber.
Übereinstimmungen mit den herkömmlichen Zeitungen gibt es bei den betei-
ligten Personen und dem Öffentlichkeitsgrad der Kommunikation. Auch hier
steht eine relativ kleine Gruppe von Produzenten einer theoretisch unbegrenzten
Anzahl von Rezipienten gegenüber.
Die Rollenverteilung der Kommunikationsteilnehmer ist dagegen offener als
bei den klassischen Printzeitungen. Die interaktiven Onlinezeitungen bieten den
Lesern nämlich in vielen Fällen die Möglichkeit, direkt im Anschluss an einen
Artikel ihre Meinung kundzutun. Dies kann mitunter sogar anonym und ohne
vorherige Nutzerregistrierung geschehen. Oft wird das Geschriebene – anders als
bei Leserbriefen – nicht von Zeitungsmitarbeitern überarbeitet, so dass Sprache
und Inhalt unverändert veröffentlicht werden. Es findet also ein Rollenwechsel
von Schreiber und Leser statt: Der Rezipient wird selbst zum Produzenten.
Unklar bleibt, inwieweit die Leserkommentare von den Redaktionen tat-
sächlich gelesen werden – ob die Rollen also komplett vertauscht werden – oder
die Leser lediglich zu Schreibern werden, nicht aber umgekehrt. Die Kommen-
tarlisten einiger Onlinezeitungen deuten zumindest darauf hin, dass vonseiten
der Redaktionen nicht übermäßig stark auf Leserkommentare eingegangen wird.
In den meisten Fällen dient die Kommentarfunktion daher eher als Diskussions-
plattform der Leser untereinander. Dennoch ist dank der Kommentarfunktion
prinzipiell ein Sprecherwechsel möglich und die Kommunikation ist beidseiti-
ger, als dies im Printmedium der Fall ist. Sie ließe sich als «serieller Monolog»
3.1 Zeitungskommunikation und Entlehnung 89
ders offen für die Entlehnung, die Adoption und die Integration lexikalischer
Anglizismen.
Als außersprachliche Faktoren, die die Entlehnung aus dem Englischen all-
gemein begünstigen, gelten die weltweite Verbreitung des Englischen und die
zentrale Rolle, die diese Sprache in Lebensbereichen wie der internationalen
Wirtschaft, der Politik, dem Handel, dem Sport, der Technik, der Wissenschaft,
der Kommunikation, dem Verkehr und der Kultur spielt (cf. Jacobi 2011, 52–55;
Schweickard 1998, 299; Winter-Froemel 2011, 214ss.).
Diese herausgehobene Rolle des Englischen führt zum einen dazu, dass
angelsächsische Produkte und Konzepte sowie deren englische Bezeichnungen
weltweit präsent sind; zum anderen dazu, dass immer mehr Menschen in direk-
ten Kontakt mit dem Englischen treten und das Prestige dieser Sprache dadurch
wächst, was wiederum die Übernahme lexikalischer Elemente begünstigt. Denn
die Sprecher nutzen Anglizismen nicht nur zur Bezeichnung von Gegenständen
und Sachverhalten, sondern auch, um ihren sozialen Status, ihre Modernität und
Internationalität hervorzuheben.56 Eine Folge des sich intensivierenden Sprach-
kontakts und des hohen Sprachprestiges des Englischen ist der weltweite Ausbau
des Englischunterrichts. Dieser bringt eine wachsende Zahl an zweisprachigen
Sprechern hervor, die wiederum Entlehnungen offener gegenüberstehen (Winter-
Froemel 2011, 215–218).
Den außersprachlichen Entlehnungsfaktoren können sich auch die Produ-
zenten der Pressesprache nicht entziehen. Da es sich bei ihnen um gebildete Spre-
cher handelt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Kontakt mit dem Englischen
getreten sind und der Sprache ein hohes Prestige beimessen, sogar noch höher
anzusetzen als in der Bevölkerung insgesamt. Damit steigt auch ihre Akzeptanz
gegenüber Anglizismen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrer täglichen
Arbeit englischstämmige Ausdruckselemente verwenden (Schweickard 1998,
300). Dies ist auch deshalb zu erwarten, da die Berichterstattung über Sachberei-
che, in denen das Englische «sachlich und kommunikativ dominiert und die dem
interkulturellen Austausch in besonderem Maße offenstehen» (ibid.), die Über-
nahme von Anglizismen begünstigt.
Innersprachliche Entlehnungsfaktoren ergeben sich aus den Erfordernissen
der entlehnenden Sprache (cf. Jacobi 2011, 56–59; Onysko/Winter-Froemel 2011,
1550; Schweickard 1998, 300). Am wichtigsten ist diesbezüglich sicherlich die
Schließung lexikalischer Lücken in der Nehmersprache: Wird ein neues Konzept
versprachlicht, kann ein vorhandener Ausdruck um eine zusätzliche Bedeu-
56 Diese Verhaltensweise macht sich auch die Werbung zunutze. Im anglizismenkritischen Dis-
kurs wird sie auch als esnobismo lingüístico bezeichnet (Pratt 1980, 221–224).
3.1 Zeitungskommunikation und Entlehnung 91
57 Im Gegensatz zu deutschen Tageszeitungen werden derartige «seichte» Themen in den unter-
suchten Zeitungen ausführlicher behandelt. Die expressive Funktion der Anglizismen ist daher
in den hispanoamerikanischen Zeitungen etwas wichtiger als in den deutschen. Eine Übersicht
über enthaltene Zeitungsrubriken findet sich in Kap. 4.2.3.
92 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
Tatsächlich stammt nämlich ein erheblicher Teil der Zeitungsinhalte gar nicht
von den Redaktionen selbst, sondern von einer der großen, weltweit agierenden
Nachrichtenagenturen, die zumeist der angelsächsischen Welt entstammen. Vor
allem internationale Nachrichten, in denen aufgrund der Vormachtstellung des
Englischen in zahlreichen Lebensbereichen ohnehin mit vielen englischstämmi-
gen Begrifflichkeiten zu rechnen ist, werden von den «Big Four» (Reuters, Asso-
ciated Press, United Press International und Agence France Presse; Bell 1991, 16)
bezogen. Sie bestimmen das inhaltliche wie sprachliche Ausgangsmaterial, das
die einzelnen Zeitungen im sog. rewriting weiterverarbeiten oder unverändert als
Agenturmeldungen veröffentlichen (Lebsanft 2001, 297).
Häufig durchlaufen internationale Nachrichten bis zu vier verschiedene
Redaktionen, bevor sie bei einer Zeitung eingehen: Vom Regionalbüro einer
Agentur werden sie zunächst an deren Zentrale übermittelt, von wo aus sie an die
nationalen Nachrichtenagenturen der Empfangsländer gehen, die sie wiederum
an die einzelnen Zeitungen weiterreichen. Auf jeder dieser Etappen können dabei
sprachliche Änderungen vorgenommen werden (Bell 1991, 46ss.).
Da internationale Nachrichten auch häufig in englischer Sprache einge-
hen, müssen sie vor der Veröffentlichung noch übersetzt werden, was oft unter
hohem Zeitdruck geschieht (Braselmann 2004, 234). Häufig führt eine sich nah
am Ausgangstext orientierende Übersetzung neben der lexikalischen Entlehnung
auch zur Einführung von semantischen Anglizismen (z. B. sp. evento (‘Ereignis,
Vorfall’) < engl. event, anstelle von sp. acontecimiento) und morphosyntakti-
schen Veränderungen, darunter die Frequenzsteigerung von Progressivformen
(cf. Braselmann 2004, 232s.; García González 1998; Schmitt 2005, 82).
Neben den englischsprachigen Weltagenturen fließt auch über spanischspra-
chige Agenturen – allen voran die Agencia Efe – und andere Zeitungen Nachrich-
tenmaterial in die Redaktionen ein. Die spanischsprachigen Agenturen verfügen
über Stilrichtlinien, die unter anderem ihren Umgang mit Anglizismen bestim-
men. Daher sind die Zeitungen als Empfänger von Agenturmeldungen in diesem
Sinne lediglich Mittler der Anglizismenpolitik vorgeschalteter Instanzen. Zur Ein-
dämmung der von den Redaktionen meist unerwünschten sprachlichen Innova-
tionen enthalten auch die Stilrichtlinien der Zeitungen selbst Vorgaben zu deren
Vermeidung, die aber häufig nicht greifen.58
Neben den Produktionsbedingungen sind es die inhaltlichen und forma-
len Merkmale der Zeitung, die die Verwendung von Anglizismen stärker als in
vielen anderen Schriftmedien begünstigen. Die inhaltliche Universalität der Zei-
tungen bringt es mit sich, dass über viele verschiedene Themen berichtet wird,
Zur formalen Integration der Anglizismen trägt auch bei, dass es die hyper-
textuelle und interaktive Natur des Internets erfordert, eine möglichst einheitli-
che Indizierung der veröffentlichten Artikel zu erreichen. Denn die Leser sollen
befähigt werden, eigenständig nach Themen und Begriffen zu suchen und alle
relevanten Artikel einsehen zu können. Eine Verschlagwortung kann jedoch nur
gelingen, wenn Begriffe formal einheitlich verwendet werden. Daher müssen
junge Anglizismen, die eine gewisse formale Instabilität und einen hohen Vari-
antenreichtum aufweisen, möglichst schnell vereinheitlicht werden. Denkbar
ist, dass die allgemeine Tendenz zur Beibehaltung von ausgangssprachlichen
Formen (s. u.) ungeachtet ihrer schwereren Verständlichkeit auf dieses Erforder-
nis der Onlinekommunikation zurückgeht.
Schließlich verstärken die neueren Medien allgemein das Gewicht der
Nähesprache (Martínez Arnaldos 2001, 298). Das bedeutet, dass vermehrt
auch registermarkierte Anglizismen in die Zeitungssprache Eingang finden
(Schweickard 1998, 301).
Wie ersichtlich wird, gelten einige Faktoren, die die Entlehnung sowie die
Adoption und Integration von Lehnwörtern begünstigen, für sämtliche Mitglieder
einer Sprachgemeinschaft. Andere greifen bei sämtlichen Nachrichtenorganen,
während wieder andere nur im Kontext der Zeitungen und speziell der Online-
zeitungen gelten. Angesichts dieser Vielfalt kann davon ausgegangen werden,
dass der überwiegende Teil der in den Zeitungen anzutreffenden Anglizismen auf
andere als auf redaktionsinterne Entlehnungsvorgänge zurückgeht. In diesem
Sinne sind die Zeitungen «Multiplikatoren» vorgeschalteter Entlehnungs- und
Adoptionsvorgänge (Braselmann 2004, 233).
Was den redaktionseigenen Teil der Zeitungen betrifft, so wurde gezeigt, dass
außer- wie innersprachliche Faktoren und die Aktualitäts- und Universalitätsan-
forderung der Zeitungen die lexikalische Entlehnung und die Verwendung von
Lehnwörtern fördern. Die formale Integration der Anglizismen wird indes durch
das Periodizitätserfordernis im Onlinesegment begünstigt.
Im Folgenden sollen einige Kommunikationskonstellationen untersucht
werden, die zu redaktionseigenen Entlehnungen und zur Lehnwortadoption
führen können.
59 Da diese Untersuchung keine umfassende Analyse zeitungsspezifischer Textsorten zum Ge-
genstand hat, wird hier auf eine Präzisierung des Begriffs «Pressesprache» verzichtet und der
Terminus als Sammelbezeichnung für das gesamte in den Zeitungen enthaltene Sprachmaterial
verwendet. Für einen Überblick über die im Korpus der vorliegenden Arbeit enthaltenen Zei-
tungsrubriken siehe Kap. 4.2.3. Zu sprachlichen Merkmalen von Zeitungstexten cf. Abad Nebot
(1992, 256ss.). Eine knappe Einordnung der Pressesprache als Varietät findet sich bei Schmitt
(2005, 85–95).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 97
In Kap. 1 wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Zeitungen in den spa-
nischsprachigen Ländern ein ganz anderes Selbstverständnis haben als etwa
in Deutschland und von ihrem Publikum auch anders wahrgenommen werden.
Sie sind deutlich sprachbewusster, wird doch die Pressesprache in der hispa-
nophonen Welt als «Modell einer Idealsprache verstanden, die erlernt werden
müsse und die Eigenschaft besitze, ‹que reduce las diferencias geográficas […]›»
(Schmitt 2005, 85).
Ohne die Printmedien ist die Einheit des Spanischen aus dieser Perspektive
geradezu undenkbar. Zugleich nimmt die Pressesprache eine «Vorbild- bzw. Vor-
reiterrolle als Bezugs- und Gebrauchsnorm» ein (Braselmann 2004, 233). Die Zei-
tungen werden also einerseits als Garanten der sprachlichen Einheit des gesam-
ten Sprachraums angesehen, andererseits dienen sie ihrer jeweiligen Leserschaft
als sprachliches Vorbild.
Die Vorstellung einer solchen Modellfunktion der Pressesprache ergibt sich
aus dem Umstand, dass die Zeitungen Kommunikationsgemeinschaften schaffen
und den Sprachgebrauch ihrer Leserschaft ganz wesentlich prägen:
«La lengua que aparece en [los medios] actúa de modelo orientador y nivelador en el
cambio lingüístico. Las gentes empiezan a no soler hablar (y a no saber hablar) sino como
se les muestra desde los medios colectivos de información y comunicación» (Abad Nebot
1992, 255).
Die Massenmedien geben ihren Lesern demnach nicht nur Anhaltspunkte, wie
sie sich korrekt und angemessen ausdrücken können. Sie werden aufgrund ihrer
Omnipräsenz vielmehr zu einem quasi-verbindlichen Modell, dessen Befolgung
unumgänglich ist. Denn die ständige Konfrontation der Leser mit der Sprache der
Medien prägt nicht nur Gewohnheiten («soler»), sie bestimmt auch die Wissens-
bestände des Publikums («saber»).
Damit wird die Presse zu einem zentralen Vehikel der Sprachbildung, dessen
Bedeutung nach Auffassung einiger Forscher mittlerweile gar die der Schule
übersteigt (Abad Nebot 1992, 259).60 Manche gehen sogar so weit zu behaupten,
60 Hierzu ist anzumerken, dass sich die sprachliche Modellfunktion der Zeitungen in der Praxis
relativiert, wenn die tatsächliche Verbreitung des Mediums im geographischen Raum berück-
sichtigt wird. Bei einer geringen geographischen Verbreitung ist die Reichweite des Modells ent-
sprechend begrenzt. Im Onlinemedium gilt diese Einschränkung nicht, da die Reichweite der
98 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
Digitalzeitungen prinzipiell unbegrenzt ist. Zur Reichweite der in dieser Arbeit untersuchten
Zeitungen im Print- und Onlinebereich siehe Kap. 4.2.1.
61 Hierzu gibt es allerdings auch Ausnahmen, da es etwa laut Stilbuch der panamaischen Zei-
tung La Prensa deren einziges Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Leser zu erregen: «El estilo de
redacción debe ser claro, preciso, fluido y sencillo, a fin de captar el interés del lector» (La Prensa
1992, 15; Hervorhebung d. Verf.).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 99
entwickle» (Alcoba Rueda 1985, 17; Übersetzung d. Verf.).62 Wie man sieht, wird
der Sprachgebrauch der Zeitungen aufmerksam beobachtet und diskutiert.63 Den
Sprachproduzenten wird dabei immer wieder ins sprachliche Gewissen geredet.
Der Umgang mit sprachlicher Fremdheit und folglich mit den Anglizismen
stellt in diesem Kontext eine besondere Herausforderung dar, ist doch «die Pres-
sesprache die wichtigste Quelle der Übernahme, Multiplikation, Extension und
Generalisierung von Neologismen und Fremdwörtern unterschiedlicher Schreib-
weisen bzw. Integrationsgrade» (Alcoba Rueda 2006, 99; Übersetzung d. Verf.).
Sie nimmt Sprachmaterial unterschiedlichster Herkunft auf und trägt «ange-
sichts der zunehmenden Bedeutung der Massenmedien zur Propagierung und
Legitimierung der Anglizismen bei» (Braselmann 2004, 235).
Die Zeitungen machen ebenso wie andere Massenkommunikationsmittel
Neologismen jeder Art gewissermaßen salonfähig und bestimmen durch ihre
Auswahl und Behandlung ganz wesentlich den Sprachgebrauch ihres Publi-
kums, über den neuer Wortschatz dann nach und nach seinen Weg in die gesamte
Sprachgemeinschaft findet. Die Pressesprache wird daher auch als «nido del len-
guaje» bezeichnet; sie ist sozusagen die Geburtsklinik der Sprache und kann als
sich ständig aktualisierendes Wörterbuch der Gegenwart betrachtet werden (Bra-
selmann 2004, 233).
Wie in Kap. 3.1 gezeigt wurde, ist die Zeitung dabei nicht unbedingt selbst
der Ort, an dem sprachliche Innovationen entstehen; vielmehr funktioniert sie
wie ein Katalysator, der umliegende Einflüsse aus der Sprechergemeinschaft oder
den vorgeschalteten Instanzen der Nachrichtenproduktion aufnimmt und einem
großen Publikum zugänglich macht. In jedem Fall wird in der Pressesprache aber
ein Haupteinfallstor sprachlicher Neuerungen aller Art gesehen. Neuerungen
aber sind prinzipiell mit dem Risiko behaftet, zu einer Verwässerung des als gut
empfundenen Sprachstils zu führen.
Auf der redaktionellen Ebene drückt sich die Sorge um ein korrektes Spa-
nisch, das der Modellhaftigkeit der Pressesprache und ihrer Strahlkraft Rech-
nung trägt, auf verschiedene Weisen aus. Zum einen verfassen und verwenden
viele Zeitungen die bereits angesprochenen Stilbücher, die die wesentlichen
Regeln der sprachlichen Gestaltung darlegen und von den Journalisten befolgt
werden sollen. Die zweite Ausprägung konkreter redaktioneller Sprachpflege
62 Alcabo Rueda zitiert Salvador de Madariaga: «Vamos a Kahlatayood?», in: Revista de Occi-
dente 36, S. 364–373.
63 Von dieser Aufmerksamkeit zeugen auch Kongresse wie der I Congreso Internacional de la
Lengua Española mit dem Thema «La lengua y los medios de comunicación», der vom 7. bis
11.04.1997 im mexikanischen Zacatecas stattfand.
100 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
64 Peak ist im Teilkorpus CH TER 15 Mal belegt, dreimal davon im Kompositum hora peak
(‘Rushhour’).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 101
65 Eine Liste weiterer lateinamerikanischer Zeitungen, Radio- und Fernsehsender, die Leser-
beauftragte beschäftigen, findet sich bei Pauwels (2010, s.p.). Eine Aufschlüsselung der in der
vorliegenden Arbeit verwendeten Länderkürzel findet sich im Abkürzungsverzeichnis.
66 Cf. Lebsanft (1990).
67 Im Teilkorpus von EC UNIV finden sich weder die empfohlene Graphie yóquey noch yoqueta
oder yoqui als eigenständige Lexeme. Als Integrate des Kompositums disc jockey sind disc-jockey
und disyóquey belegt. Die beiden Graphien express und exprés sind je viermal belegt. Bei LED
findet sich fünfmal die Klein- und einmal die Großschreibung; pluralisiert wird das Wort aller-
dings entgegen der Empfehlung im Artikel mit dem Nullmorphem (LED) und nicht als ledes.
102 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
das DRAE Fragen offenlässt, wird auf produktive Regeln des Spanischen zurück-
gegriffen, die auf die Anglizismen übertragen werden. Dass an keiner Stelle auf
den Sprachgebrauch vor Ort verwiesen wird, deutet darauf hin, dass die Sprach-
einheit hier einen höheren Stellenwert besitzt als die Befolgung möglicherweise
bereits etablierter regionaler Normen.
Eine umfassende Beschreibung des in den Aussagen der Leseranwälte und
den Sprachglossen hispanoamerikanischer Zeitungen zutage tretenden Sprach-
bewusstseins wäre im Rahmen einer eigenständigen Forschungsarbeit anzuferti-
gen. Bereits dieser kurze Abriss zeigt aber, dass die Auseinandersetzung mit der
eigenen Sprache, die zwischen Leserschaft und Zeitungen stattfindet, von einem
gewissen Sprachbewusstsein zeugt, das durch die Anglizismenfrage immer
wieder herausgefordert wird.
Es zeigt sich aber auch, dass die Erkenntnisse, die zum starken Sprachbe-
wusstsein spanischer Zeitungen vorliegen, nicht ohne Weiteres auf Hispanoame-
rika übertragen werden können. Wenngleich man sich insgesamt in eine ähnliche
Richtung zu entwickeln scheint, sind das Sprachbewusstsein der Zeitungen und
das Interesse der Öffentlichkeit in Hispanoamerika bei Weitem nicht überall so
stark ausgeprägt wie in Europa. Die Anglizismen werden aber als potenziell ein-
heitsgefährdende Neuzugänge der Sprache erkannt, wenngleich die Umsetzung
der selbstverordneten Regeln allenfalls inkonsequent erfolgt.
Das Sprachbewusstsein der Redaktionen kann somit als äußerster Rahmen
gewertet werden, der die Anglizismenadoption in den Zeitungen prägt; empirisch
nachweisen lässt sich seine Wirkung indes nur schwer. Ein viel direkterer Ein-
fluss auf die sprachliche Gestaltung der Zeitungen ist von den redaktionseigenen
Stilbüchern zu erwarten, die im folgenden Kapitel auf ihre Haltung und ihre kon-
kreten Vorgaben zu Anglizismen hin untersucht werden.
68 Eine Liste spanischsprachiger Stilbücher findet sich im Anhang an die Abschrift des Vortrags
Correcto manejo del español en los medios de comunicación, der von Alberto Gómez Font im Rah-
men des Congreso de Zacatecas im Jahr 1997 gehalten wurde. Der Autor ist bei der Agencia EFE
für die Sprachpflege und das dortige Stilbuch – das Manual de Español Urgente – zuständig. Der
Vortrag mitsamt der Stilbuchliste ist online auf dem Portal des Instituto Cervantes unter http://
congresosdelalengua.es/zacatecas/ponencias/prensa/proyectos/gomezfont.htm abrufbar (letz-
ter Zugriff 2.1.2015).
69 Detailanalysen zu Anglizismen in spanischsprachigen Stilbüchern haben Braselmann
(2004) und Schmitt (2001; 2005) vorgenommen, wobei Braselmann und Schmitt (2001) nur
europäisch-spanische Stilbücher berücksichtigen. Schmitt (2005) streift hingegen auch die ma-
nuales de estilo von AR CLA und AR NAC. Einen historischen Überblick über die Entstehung
der Stilbücher bietet Gómez Font (2009; 2013). Zu weiteren Einzelaspekten der Stilbücher siehe
Alcabo Rueda (2009).
104 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
70 Zumal offenbar bereits zwei spanische Zeitungen – Abc und El Mundo – eine Mitwirkung am
Projekt ausgeschlossen haben, letztere mit Verweis auf das Primat des DRAE vor allen anderen
Stilrichtlinien (El País vom 10.4.1997).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 105
71 Die geringe Zahl der herangezogenen Stilbücher ergibt sich zwingend durch die geringe Ver-
fügbarkeit frei zugänglicher Exemplare aus Hispanoamerika, wird aber als ausreichend für einen
exemplarischen Vergleich erachtet.
106 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
Dies entspricht voll und ganz der Linie der RAE;72 es stehen also vor allem «unnö-
tige», «unpassende» und «falschgeschriebene» Wörter in der Kritik, zu denen
auch nicht integrierte Lehnwörter gezählt werden. Unter dem Eintrag «extran-
jerismos» wiederum ist zu lesen: «Para evitar los extranjerismos, barbarismos
y neologismos innecesarios, cuando es posible emplear vocablos de nuestro
idioma, urge frenar esta tendencia» (MENAC 1997, 146). Die Mission der Zeitung
besteht demnach darin, den «schlechten» Sprachgebrauch zu bekämpfen, die
Tendenz einer vermehrten Lehnwortverwendung zu «bremsen» und die sprach-
lichen Mittel des Spanischen auszuschöpfen, dem immer der Vorrang gegenüber
einem Lehnwort gegeben werden soll. Der unverbindliche, eher auffordernde
Charakter der Stilbuchrichtlinien lässt sich an Formulierungen wie «se sugiere»
und «urge» ablesen.
Gleichzeitig erteilt der Zeitungsgründer Bartolomé Mitre einer allzu rigorosen
Bekämpfung neuer Wörter eine Absage: «El trueque de palabras castellanas en
pleno uso por palabras exóticas no se puede admitir. El rebuscamiento purista,
tampoco» (MENAC 1997, 13, 213). Eine Hispanisierung um der Hispanisierung
willen wird also ebenso abgelehnt wie die Verwendung allzu «exotischer» Wörter.
Die genauen Voraussetzungen für die Akzeptanz und die Adoption entlehnter
Wörter werden in mehreren Artikeln im Anschluss an die Wortliste erläutert. Die
wichtigste Voraussetzung ist demnach, dass das Spanische über keinen geeigne-
ten Ausdruck zur Bezeichnung eines bestimmten Referenten verfügt («carencia
de una palabra castellana propia para significar lo mismo», MENAC 1997, 214).
Zudem sollen die Lehnwörter phonetisch und morphologisch an das spanische
Sprachsystem angepasst werden, um eine möglichst große Akzeptanz bei den
Lesern zu erzielen (MENAC 1997, 214).
Die Grundlinie der Redaktion bezüglich der Anglizismenfrage lässt sich also
mit den Worten der Herausgeber mit dem Motto «Disciplina idiomática y crea-
tividad no se excluyen» zusammenfassen. Ziel ist ein «equilibrio crítico entre
lengua y habla, que evita neologismos, barbarismos y vulgarismos innecesarios»
(MENAC 1997, 13s.), wobei die Betonung auf innecesarios liegt. Man will einen
«Diario EL COMERCIO escribe en castellano y como norma general no deben usarse palab-
ras de otras lenguas. A excepción de aquellas palabras no castellanas ya aceptadas o impu-
estas por el uso generalizado. Por ejemplo, sándwich, whisky, etc.» (MECOM 2011, 2).
«La excesiva condescendencia con palabras no castellanas puede traer consigo la desfi-
guración del idioma. Por eso se recomienda no usarlas. Nuestro idioma es rico en léxico.
Periodistas, escritores, maestros y locutores, por su posición ante el público, deben estudiar
a conciencia nuestra lengua para no acudir a otros idiomas» (MECOM 2011, 37).
Wie sich an den beiden Zitaten ablesen lässt, nimmt der ecuadorianische Comer-
cio eine deutlich restriktivere Position ein als die argentinische Nación und ver-
langt gleichzeitig die strikte Einhaltung der Vorgaben («no deben usarse»)73,
wenngleich an späterer Stelle der Empfehlungscharakter herausgestellt wird
(«se recomienda»). Wörter aus anderen Sprachen sollen nicht verwendet werden,
sofern sie nicht schon in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen worden
sind. Man nimmt also offenbar den tatsächlichen Sprachgebrauch zur Kenntnis,
möchte diesen aber auch nicht durch weitere Anglizismen verwässern. Stattdes-
sen werden die Redakteure dazu angehalten, sich auf die Möglichkeiten des Spa-
73 Cf. die Formulierung «se sugiere no utilizar», die im MENAC verwendet wird.
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 109
75 Da die Wortliste alphabetisch sortiert ist, wird hier aus Platzgründen auf die Angabe der Sei-
tenzahlen einzelner Einträge verzichtet.
76 Crack ist in AR NAC mit den beiden Bedeutungen ‘Börsencrash’ und ‘Sportstar’ belegt.
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 111
77 Die spezifische Bedeutung von stress, das im Englischen im Übrigen nicht zählbar ist, ist
in diesem Kontext unklar; in einer Fußnote wird lediglich «se permite estresante» angegeben
(Hervorhebung i. Orig.).
112 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
durch Kursivierungen – gemacht. Dies ließe sich mit dem eingangs formulierten
Ziel der vollständigen Anpassung der Lehnwörter an das spanische Sprachsys-
tem erklären.
Genau wie eine graphische Hervorhebung soll auch die Angabe der Wort-
bedeutung nur dann erfolgen, wenn ein Wort, das auf die Verwendung in einer
bestimmten Rubrik beschränkt ist, in einer anderen Rubrik verwendet wird.
Explizit wird die Angabe der Wortbedeutung nur bei broker und software gefor-
dert.
Die Bestimmungen zur Verwendung bzw. Vermeidung konkreter englisch-
stämmiger Ausdrücke sind im Stilbuch von La Nación also ausgesprochen diffe-
renziert, wobei die meisten der in der Wortliste aufgeführten Anglizismen ohne
besondere Einschränkungen zulässig sind. Der eher milde, verständnisvolle Ton,
der in der Einleitung angeschlagen wird, findet sich auch in den Ausführungen
zu den meisten Wortlisteneinträgen wieder.
Dem eigenen Appell zur formalen Lehnwortintegration folgt das Stilbuch
hingegen nicht: Die meisten genannten Anglizismen werden in ihrer ausgangs-
sprachlichen Form geschrieben, ihre Flexion folgt ebenfalls dem englischen
Vorbild. Hier wurde offenbar der Gebrauchsorientierung gegenüber einer mög-
lichst vollständigen Integration Vorrang gegeben. Von der graphischen Markie-
rung der Anglizismen soll nur in Ausnahmefällen Gebrauch gemacht werden.
Im MECOM sind Vorgaben zur Anglizismenverwendung auf verschiedene
Kapitel verteilt. Im Abschnitt «barbarismos», jenem «vicio contra la propiedad
del lenguaje que consiste en el empleo de giros ajenos al idioma propio, o pala
bras extrañas o usadas con significado diverso del que les corresponde» (MECOM
2011, 26), werden einige englischstämmige Bezeichnungen aufgeführt und ihren
spanischen Pendants gegenübergestellt. Darunter sind auspiciante vs. sponsor,
bastonera vs. cheerleader, correo electrónico vs. e-mail, estudio vs. set, negocio
electrónico vs. e-bussiness [sic!] und patín vs. roller. Zwar wird nicht explizit
vom Gebrauch der Anglizismen abgeraten, ihre vorangehende Beschreibung als
«Unart» legt jedoch ihre Vermeidung nahe. Die Zeitung geht sogar noch weiter
als das DRAE. Im Wörterbuch der Akademie sind sponsor und set nämlich bereits
aufgenommen worden und business erscheint in der integrierten Form bisnes.
Offenbar will man sich im MECOM besonders puristisch geben.78
Auch in einer Aufstellung zulässiger Schreibungsvarianten schwieriger
Begriffe kommen einige Anglizismen vor, wobei auf die Vorgaben der Real Acade-
78 Das entspricht der Tendenz vor allem der europäisch-spanischen Stilbücher, «den DRAE, der
sich durch eine zunehmend liberale Grundhaltung auszeichnet, durch die Verteidigung puristi-
scher Prinzipien ganz rechts oder ganz links zu überholen» (Schmitt 2005, 168s.).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 113
mia verwiesen wird, die beide Schreibungen akzeptiert. Darunter sind cuákero/
cuáquero, cóctel/coctel, darvinismo/darwinismo, deforestar/desforestar, futbol/
fútbol, güisqui/whisky, neozelandés/neocelandés, pimpón/ping-pong, póney/
poni, psicodélico/sicodélico, yaz/jazz und yóquey/yoqui (MECOM 2011, 29ss.). Von
diesen Wörtern sollen aber zugunsten eines einheitlichen Redaktionsstils nur die
jeweils letztgenannten Schreibungen verwendet werden. Es ist schwierig, eine
eindeutige Tendenz der Rechtschreibempfehlungen festzustellen. Lediglich die
Internationalismen (whisky, jazz, ping-pong) tendieren offenbar zur Bewahrung
der ausgangssprachlichen Schreibung.
Drittens gibt es noch einen Abschnitt zu orthographisch schwierigen Ausdrü-
cken. Darin tauchen auch einige Anglizismen auf. Die Wörter werden ohne Angabe
der Bedeutung aufgeführt. Darunter sind aeróbic, airbag, antidopaje, antidoping,
apartotel, basquetbol, best seller, brandy, buldóser, búnker, cadi, camping, cate-
ring, champú, chárter, chequear, chip, cómic, córner, eslogan, esnob, estándar,
estrés, kiwi, póster, récord, relax, sándwich, test, tráiler und vídeo (MECOM 2011,
33s.). Die Tatsache, dass diese Anglizismen überhaupt aufgeführt werden, ist wohl
als stillschweigende Verwendungserlaubnis der genannten Formen zu werten.
Hinsichtlich der formalen Lehnwortintegration zeigt sich im MECOM an
den genannten Beispielen ein deutlicher Widerspruch zwischen der oben zitier-
ten Anweisung, Genus, Numerus und Akzentsetzung der Ausgangssprache zu
bewahren, und den angeführten Formen. Denn diese bilden die Betonung der
englischsprachigen Vorbilder gemäß den Regeln der spanischen Akzentsetzung
nach (z. B. sándwich). Auch wurden sie in vielerlei Hinsicht an die spanische Gra-
phemik und die geltenden Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln angepasst:
Engl. <sh> wird zu sp. <ch> (champú); am Wortanfang werden engl. <sl->, <sn->
und <st-> zu sp. <esl->, <esn-> und <est-> (eslogan, esnob, estándar); und engl.
<k> wird teils zu <qu> (basquetbol). Andere Fremdheitsmerkmale wie etwa Kon-
sonanten oder Konsonantengruppen im Wortauslaut werden beibehalten. Vergli-
chen mit den in MENAC enthaltenen Anglizismen ist die graphische Lehnwortin-
tegration im MECOM also sehr weit fortgeschritten.
Zur morphologischen Integration schließlich finden sich einige Anglizismen
im Abschnitt über die korrekte Genusattribution schwieriger Wörter. Dazu zählen
la internet, el tranvía und el pijama. Auch hier findet also eine sprachliche Inte
gration statt, die man eigentlich vermeiden will.79
Was die graphische Hervorhebung der Anglizismen angeht, so sollen laut
MECOM alle fremdsprachlichen Wörter kursiviert werden, um so ihre System-
79 Andererseits wäre eine Verwendung von Anglizismen ohne Genusattribution auch gar nicht
möglich, da das Spanische prinzipiell das grammatikalische Geschlecht fordert.
114 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
«para indicar que una palabra o expresión es impropia, vulgar o de otra lengua o que se usa
irónicamente o con un sentido especial.
Ejemplos: La conferencia se dictó en el ‹lobby›. […] El Ministro de Educación es un ‹lame
duck› (pato negro).» (MECOM 2011, 69)
In der Praxis treffen bei der Verwendung von Anglizismen häufig mehrere dieser
Kriterien zu. Daher wäre bei strenger Befolgung der Stilbuchanweisungen sowohl
Kursivierung als auch Setzung von Anführungszeichen erforderlich. Dabei ist die
graphische Markierung der Anglizismen bereits im Stilbuch selbst widersprüch-
lich: Es wird zwar eine generelle Kursivierung gefordert, andererseits stehen die
Anglizismen schon in den Beispielsätzen lediglich in Anführungszeichen.
Die ablehnende Haltung gegenüber Anglizismen, die in den metasprachli-
chen Kommentaren des MECOM zum Ausdruck gebracht wird, schlägt sich also
auch in der Behandlung konkreter Lehnwörter nieder. Hauptzweck der Fallbei-
spiele ist es, Alternativen zu englischstämmigen Ausdrücken anzubieten, wobei
man teilweise noch weiter als das DRAE geht. Die explizite Anweisung, Lehnwör-
ter stets in ihrer ausgangssprachlichen Form zu belassen, wird durch die zahl-
reichen graphischen und die vereinzelten morphologischen Lehnwortintegrate
konterkariert. Auch bei der Hervorhebung der Anglizismen, die laut MECOM stets
erforderlich ist, befolgt das Stilbuch seine eigenen Vorgaben nicht konsequent.
80 Cf. das oben angeführte Zitat: «Las palabras en otras lenguas, tales como blues, croupier,
stand, ranking, se escribirán en letra cursiva respetando el género, número, acentuación corres-
pondientes en su idioma» (MECOM 2011, 2).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 115
81 Dies setzt natürlich voraus, dass sich die Sprachproduzenten vor allem an den angegebenen
Beispielen orientieren, anstatt die metasprachlichen Vorgaben der Stilbücher zu befolgen. Denn
wie festgestellt wurde, klaffen Anspruch und sprachliche Wirklichkeit bereits in den Stilbüchern
auseinander. Hier wird davon ausgegangen, dass die konkreten Fallbeispiele für die ratsuchen-
den Journalisten den Ausschlag geben, da die Beispielwörter in beiden Stilbüchern deutlich
mehr Raum einnehmen als die metasprachlichen Ausführungen zum korrekten Gebrauch.
116 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
In EC COM dürfte das Gegenteil der Fall sein: Da man offiziell der Real Acade-
mia als normgebende Instanz folgt, müsste sich der Lehnwortschatz hier durch
eine geringere Aktualität auszeichnen, da das Warten auf die Billigung einzelner
Anglizismen durch die RAE eine zeitliche Verzögerung bewirkt. Mit Blick auf die
formale Anpassung der Anglizismen ist von einem Überhang an Lehnwortinteg-
raten auszugehen, da diese im Stilbuch deutlich in der Überzahl sind, wenngleich
im metasprachlichen Teil die Bewahrung der gebersprachlichen Form gefordert
wird. Bei konsequenter Befolgung der Stilbuchanweisungen ist zudem von einer
grundsätzlichen graphischen Kenntlichmachung der Anglizismen durch Kursi-
vierung und/oder Anführungszeichen auszugehen.
Der vorangegangene Vergleich hat gezeigt, dass das Differenzierungspo-
tenzial, das von den Stilbüchern mit Blick auf die Entlehnungspraxis und den
Umgang mit Anglizismen ausgeht, beträchtlich ist. Schon der Vergleich zweier
Stilbücher offenbart eine große Bandbreite an unterschiedlichen Vorgaben.
Es steht zu erwarten, dass es sich bei den redaktionsinternen Stilrichtlinien
der übrigen Zeitungen nicht anders verhält: Vermutlich lassen sie sich alle an
unterschiedlichen Positionen zwischen den Polen «Offenheit vs. Ablehnung»,
«Gebrauchsnorm vs. präskriptive Norm», «Transferenz vs. Integration» und «gra-
phische vs. keine graphische Hervorhebung» verorten. Dabei dürften sich einige
untereinander ähneln, während andere ganz individuelle Linien verfolgen.
Diese Vermutung wird sich im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht umfas-
send überprüfen lassen. Für die Frage nach der Rolle der Stilbücher bei der diato-
pischen Differenzierung des englischstämmigen Wortschatzes genügt es aber, die
Ergebnisse des Stilbuchvergleichs im Anschluss an die vergleichende Korpusana-
lyse den empirischen Daten gegenüberzustellen. So wird sich ermessen lassen,
inwieweit die divergierenden Stilrichtlinien zur Differenzierung der Anglizisme-
ninventare beitragen.
82 Neben der «Übernahme von Texten […] aus Nachrichtenagenturen, die gleichsam ‹Zulie-
ferbetriebe› der Massenmedien sind,» nennt Franz Lebsanft als weitere Nachrichtenquellen
«Public Relations-Abteilungen der staatlichen und privaten Institutionen, die Gegenstand der
Berichterstattung sind […]. Als dritte Form der Übernahme kommt der Austausch von Texten zwi-
schen verschiedenen Medienorganen hinzu, häufig innerhalb multinationaler Medienkonzerne
und über Sprachgrenzen hinweg» (Lebsanft 2001, 297). Da diese beiden letztgenannten Quellen
in den Zeitungstexten oft nicht genannt werden, wird hier nur auf die Rolle der Agenturtexte
eingegangen.
118 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
83 Ein Überblick über die nationalen Nachrichtenagenturen in Südamerika findet sich bei
Höhne (1984, 396–398).
84 Gónzalez Reigosa zufolge gingen im Jahr 1993 28,76 % der in Hispanoamerika veröffentlich-
ten Nachrichten auf Meldungen von EFE zurück, 18,37 % stammten von AP, 13,22 % von AFP,
12,85 % von REUTERS, 5,81 % von ANSA, 3,77 % von UPI und 1,41 % von der DPA.
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 119
Bevor die Meldung in Argentinien publiziert wird, ist sie auf jeder dieser zahlrei-
chen Etappen durch mindestens zwei Hände gegangen und hat insgesamt zehn
bis zwanzig Bearbeitungsschritte durchlaufen, in denen immer wieder sprach-
liche Veränderungen an ihr vorgenommen wurden (Bell 1991, 48). Diese Ände-
rungen gehen mitunter auf agenturspezifische Stilrichtlinien zurück, denn wie
die Zeitungen achten auch die Nachrichtenagenturen auf einen einheitlichen
Sprachgebrauch und nutzen dazu eigene Stilbücher.85 Besonders häufig werden
dabei Änderungen im Bereich der Lexik vorgenommen, die auf Annahmen über
Sprachästhetik sowie das Weltwissen und die Sprachkompetenz der Empfänger
gründen (Biere 1993, 69).
85 AFP: Manuel de l’agencier, Paris, 1982; Agencia EFE: Manual de español urgente, Madrid,
2007; AP: The Associated Press Stylebook and Briefing on Media Law 2013, New York, 2013; Reu-
ters/Macdowall: Reuters handbook for journalists, Oxford, 1992; UPI: UPI Stylebook and Guide to
Newswriting, Sterling, Virginia, 2004.
120 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
«[e]nvían […] en inglés a los miles y miles de diarios y periódicos de la prensa hispánica los
despachos que dan cuenta de los sucesos. Las más veces tienen que verter esos despachos
al castellano traductores compelidos a ejecutar de prisa, sin meditar, sin pulir, sin cotejar, la
dificilísima labor de traducir bien, y de allí esos atentados contra los fueros del idioma con
que cuotidianamente nos regala la prensa» (Alfaro 1948, 106).
Die Zeitungen werden also mit Nachrichtenmaterial versorgt, das aufgrund der
Übersetzungsnotwendigkeit höchst anfällig für die Entlehnung englischer Aus-
druckselemente ist. Anders als die vereinheitlichten, um Anglizismen bereinig-
ten Meldungen von EFE übersetzen die Zeitungen die englischsprachigen Agen-
turmeldungen oft unabhängig voneinander ins Spanische. In den resultierenden
Übersetzungen ist daher ein enormes Differenzierungspotenzial zu sehen.
Zu dem prozessualen Unterschied zwischen der Nachrichtenweitergabe eng-
lisch- und spanischsprachiger Dienste kommt noch ein inhaltlicher: Englisch-
sprachige Agenturen berichten über Ereignisse aus aller Welt, was die Übersetzer
vor das Problem stellt, angemessene spanische Entsprechungen für oft kultur-
spezifische, schwer zu übersetzende Begriffe zu finden. Da lexikalische Lücken
in der Zielsprache einer der wichtigsten Entlehnungsfaktoren sind, wird die Ent-
lehnung durch die Übersetzung von Agenturmeldungen ins Spanische also auch
inhaltlich begünstigt.
Spanischsprachige Agenturen berichten indes meist über Ereignisse aus der
spanischsprachigen Welt und sind daher nur wenig anfällig für Erstentlehnun-
gen, da die von ihnen behandelten Sachgebiete weniger stark vom Englischen
dominiert werden. Vielmehr nehmen sie die Rolle eines Verbreitungsorgans
bereits im Sprachgebrauch etablierter Lehnwörter ein.
Die spanischsprachigen Agenturmeldungen sind also aus inhaltlichen Ursa-
chen von vornherein nur wenig anfällig für Neuentlehnungen aus dem Engli-
schen, können aber durchaus bereits etablierte Lehnwörter verbreiten. Aufgrund
ihrer eigenen sprachpflegerischen Bemühungen geben sie nur wenige, oftmals
formal integrierte Anglizismen weiter, die auf direktem Wege in die hispanoame-
rikanischen Zeitungen gelangen können. Die dominante Rolle der Agencia EFE
begünstigt daher eine Nivellierung des hispanoamerikanischen Anglizismen-
wortschatzes unter der Maßgabe seine Begrenzung und formalen Integration.
Der Bezug englischsprachiger Agenturmeldungen begünstigt hingegen auf-
grund seiner inhaltlichen und prozessualen Gegebenheiten die Entlehnung und
erleichtert angesichts der multiplen Übersetzungen eine Differenzierung des
resultierenden Anglizismeninventars.
122 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
In jedem Fall spielen die Agenturen eine zentrale Rolle für die Konstitution
der Zeitungstexte und somit für die verwendeten Anglizismen. Anstelle der zahl-
losen Zeitungen wären sie und die Presseübersetzer daher ein geeigneter Ansatz-
punkt für die bereits erwähnten, panhispanischen Nivellierungsbemühungen.
86 Hier wird davon ausgegangen, dass die Agenturmeldungen in spanischer Sprache vorliegen.
Evtl. vorangegangene Übermittlungs- und Übersetzungsprozesse werden außer Acht gelassen.
87 Bei jeder dieser vier Konstellationen kann zudem danach unterschieden werden, ob die Zei-
tungen aus einer gemeinsamen oder aus unterschiedlichen Agenturen schöpfen, so dass ins-
gesamt sogar noch mehr Konstellationen denkbar sind (s. u.). Da sie aber ohne Kenntnis der
tatsächlich zugrundeliegenden Agenturmeldung nicht allein aus den Zeitungstexten rekonstru-
iert werden können, werden im Folgenden nur einige eindeutig bestimmbare Konstellationen
berücksichtigt. Für einen Überblick über Texttransformationen auf dem Weg vom Quelltext über
die Nachrichtenagentur bis zum Zeitungsartikel im deutschsprachigen Kontext siehe Biere (1993,
68ss.). Eine vergleichende Untersuchung zur Transformation einer Agenturmeldung in zwei Zei-
tungen aus dem englischen Sprachraum findet sich bei Richardson (2000, s.p.). Beispiele aus
Hispanoamerika konnten in der gesichteten Literatur nicht ausfindig gemacht werden.
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 123
LOS ÁNGELES (AFP).- Nakula Besseley Nakula, el supuesto productor del film La inocencia
de los musulmanes, que desató violentas protestas en varios países árabes, fue detenido. [AR
NAC]88
In einem Artikel der panamaischen Zeitung La Prensa zum selben Thema, der
ebenfalls auf einer AFP-Meldung basiert, wird hingegen die Graphie filme ver-
wendet:
88 Die im weiteren Textverlauf angeführten Korpusauszüge werden – abgesehen von der Her-
vorhebung der jeweils relevanten Textpassagen und der generellen Kursivierung – unverändert
wiedergegeben. Etwaige Ergänzungen des Verfassers werden durch eckige Klammern kenntlich
gemacht.
124 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
filme 303 Mal, die ausgangssprachliche Variante aber kein einziges Mal belegt
ist. Offenbar erhält die Pflege des einheitlichen Redaktionsstils in diesem Fall
Vorrang vor der Bewahrung des Agenturtextes. Die nachträgliche Bearbeitung
von Agenturmeldungen durch die Zeitungsredaktionen kann im Ländervergleich
also zu einer Differenzierung führen, obwohl die von den Agenturen stammen-
den, vereinheitlichten Ausgangstexte eigentlich eine Nivellierung begünstigen.
Ein Beispiel für eine nachträgliche Nivellierung der von den Agenturen
übermittelten Anglizismen ist der Fall pole (< engl. pole position). Dieser Ang-
lizismus ist laut EFE unzulässig, so dass davon auszugehen ist, dass er in EFE-
Agenturmeldungen nicht vorkommt. Dennoch findet er sich in mehreren, auf
EFE-Meldungen basierenden Artikeln, wie z. B.:
Alonso: Algo se ha roto, creo que hubiésemos hecho la ‘pole’ fácilmente 08:54 am 08-Sep de
2012|EFE [VZ NAC]
AP Michael Schumacher podría competir por su primera pole en seis años después de lograr
el mejor tiempo ayer en las prácticas del Gran Premio […]. [AR NAC]
89 Pole (‘vorderster Startplatz bei Autorennen’) ist z. B. im Sportteil der New York Times nur im
Kompositum pole position zu finden. In Artikelüberschriften, die im Englischen oft extrem ver-
kürzt sind, findet sich allerdings auch pole (www.nytimes.com; Zugriff: 05.02.2015).
3.2 Pressesprache im hispanoamerikanischen Kontext 125
VALKENBURG, Holanda. (DPA).- El caso de doping que sacude al exciclista Lance Armstrong
se prolongará aún varios meses […]. [PY ÚLT]
© EFE Una larga investigación detalla el método de dopaje de armstrong [sic!], que lo llaman
‘el más sofisticado de la historia’ [UY OBS]
Zwar liegen auch hier die Original-Agenturmeldungen nicht vor, so dass nicht
vollständig ausgeschlossen werden kann, dass diese Graphien erst in den Zei-
tungsredaktionen eingebracht wurden; angesichts der thematischen Nähe der
Artikel und des Engagements von EFE für eine formale Integration der Anglizis-
men ist es jedoch wahrscheinlich, dass die divergierenden Graphien tatsächlich
aus den Agenturmeldungen selbst stammen. Die Zeitungen verbreiten in diesem
Fall also bereits vorhandene Unterschiede weiter.
Genauso kann die unveränderte Übernahme von Anglizismen aus Agen-
turmeldungen aber auch nivellierend wirken, was besonders dann gilt, wenn
mehrere Zeitungen Nachrichten von ein und derselben Agentur beziehen. So
findet sich auch in DPA-Meldungen im chilenischen Mercurio die AS-Form doping:
La Corte Arbitral del Deporte (CAS) anunció el 30 de abril que considera ilícita la sanción
olímpica de por vida a quienes hayan sido sancionados por doping, por lo que Chambers
también podrá participar en Londres 2012. DPA Viernes, 4 de Mayo de 2012, 09:39 [CH MER]
In diesem Fall liegt also eine Übereinstimmung von CH MER und PY ÚLT vor,
die beide dieselbe Form von derselben Agentur übernommen haben. Die bolivi-
anische Zeitung El Deber stimmt hingegen mit dem uruguayischen Observador
überein, da auch sie die von der Agencia EFE verbreitete, hispanisierte Form ver-
wendet:
126 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
Hamilton, que, como Ullrich, estuvo vinculado con el médico español Eufemiano Fuentes, del
que dice: ‘no es un médico de entrenamientos, sino un doctor de dopaje’. EFE [BO DEB]
Ein noch eindeutigeres Beispiel für eine Nivellierung durch die Übernahme von
Agenturmaterial ist die abweichende Pluralisierung los chip, die sich ausschließ-
lich in AFP-Meldungen zweier Zeitungen findet:
Moreno anunció que daría un millón de euros a quien lograra quebrar el código de uno de sus
chip en un plazo de tres meses, lo cual no ocurrió. […] AFP [CH MER]
Los chip se instalan en los parabrisas de los vehículos | AFP [VZ NAC]
Doch nicht nur der Nachrichtenbezug ein und derselben Agenturmeldung durch
mehrere Zeitungen kann das Anglizismeninventar nivellieren. Denn auch wenn
sich die Anglizismenpolitik mehrerer Agenturen deckt, führt dies bei einer unver-
änderten Übernahme ihrer Meldungen durch mehrere Zeitungen insgesamt zu
einer Nivellierung. So tendiert beim Beispiel doping/dopaje neben EFE auch
Associated Press zur Bewahrung der ausgangssprachlichen Graphie:
Milán (AP). El ciclista italiano Riccardo Ricco fue suspendido 12 años por su segundo caso de
dopaje. [CR NAC]
von der Agencia EFE propagierte Variante dopaje bewahren. Diesem Verbund
gehört auch CR NAC an, die mit AP zwar eine andere Agenturquelle nutzt, die
aber dieselbe morphologische Variante wie EFE vorgibt.
Je nach zeitungsspezifischer Gewichtung der einzelnen Agenturquellen kann
das Zusammenspiel von Übernahme und Nachbearbeitung der Anglizismen die
diatopische Differenzierung des Anglizismenwortschatzes in den Zeitungen vor-
antreiben oder eindämmen. Das Wirkungspotenzial der Agenturen zeigt sich
besonders deutlich an Fällen wie dem untypischen Plural los chip, durch den sich
zwei Zeitungen durch Einwirken einer Agentur aneinander annähern, dafür aber
von allen anderen Zeitungen abgrenzen. Die Agenturen sind daher als eine der
wichtigsten Determinanten der in den Zeitungen erscheinenden Anglizismenin-
ventare und der Differenzierung des hispanoamerikanischen Anglizismenwort-
schatzes anzusehen.
Auf Grundlage der in diesem Kapitel gewonnenen Erkenntnisse zu medialen
Merkmalen und Kommunikationsbedingungen der Zeitung, zu außer- und inner-
sprachlichen Entlehnungsfaktoren, zu Stilbüchern und zum internationalen
Nachrichtenverkehr lässt sich für die Zeitungen das folgende Schema der Angli-
zismenadoption aufstellen:90
90 Die Darstellung der redaktionsinternen Abläufe folgt Bell (1991, 35) (Übersetzung d. Verf.).
Jede der beteiligten Personen kann Einfluss auf die Lehnwortadoption nehmen. Bei größeren
Zeitungen, zu denen auch die im Korpus enthaltenen Titel zu zählen sind, sind für gewöhnlich
weitaus mehr Personen am Produktionsprozess beteiligt.
128 3 Entlehnung und Lehnwortadoption in der Zeitungskommunikation
#
Englisch- Spanisch- PR -Texte Texte anderer Redaktions-
sprachige sprachige Medienkanäle eigene Texte
Agenturtexte Agenturtexte
LW LW LW LW
Übersetzung
LW
(Orientierung am
LW-Adoption erschwerend
Sprachgebrauch) –Leseranwalt
Journalist
Innersprachliche 2. Innersprachliche
Faktoren Faktoren
–Lexikalische Lücken –Spanische
–Sprachliche Bezeichnungs-
Ökonomie Redakteur alternative
–Expressivität vorhanden
4., 6.
–Auflockerung
Außersprachliche
Außersprachliche Faktoren
Faktoren Lektor –Verständnis-
–Sprachprestige erschwernis
5.
–Verständlichkeit
Zeitungstext Zeitungstext
LW LW
Bevor in diesem Kapitel auf die untersuchten Zeitungen, die Methoden der
Korpuserstellung und die Korpuszusammensetzung eingegangen wird, soll ein
kurzer Eindruck über den hispanoamerikanischen Zeitungsmarkt vermittelt
DOI 10.1515/9783110489736-004
130 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
Bolivien 19 25 27
Chile 54 55 53 50 60
Costa Rica 6 6 6 6
Ecuador 41 41 41 41 41 ±0,00 %
92 Angaben beziehen sich auf kostenpflichtige Tageszeitungen. Nicht für alle Länder liegen
lückenlose Daten über den gesamten Zeitraum vor.
4.1 Der hispanoamerikanische Zeitungsmarkt 131
Tabelle 1 (fortgesetzt)
Kolumbien 24 31 43 45 56 +133,33 %
Panama 7 7 7
Paraguay 8 8 6
Uruguay 33 34 37
Vergleichswerte:
Der Markt für Tageszeitungen ist in den letzten Jahren in beinahe allen hispano
amerikanischen Ländern – anders als etwa in Spanien oder Deutschland –
gewachsen. Zu einem geradezu explosionsartigen Zuwachs ist es in Kolumbien
gekommen, wo es 2011 mehr als doppelt so viele Zeitungstitel wie noch 2007 gab.
Auch in Peru, Chile und Mexiko ist eine erhebliche Anzahl neuer Tageszeitungen
auf den Markt getreten. Argentinien und Venezuela verzeichnen einen leichten
Zuwachs. Lediglich in Ecuador gab es keine Veränderung. Zu Costa Rica, Bolivien,
Panama, Paraguay und Uruguay liegen nur Daten bis 2009 vor. In Bolivien ist es
zumindest in diesem Zeitraum zu einer starken Angebotsvergrößerung gekom-
men. Uruguay verzeichnet einen leichten Anstieg von 33 auf 37 Titel. Panama ist
neben Costa Rica das zweite zentralamerikanische Land, in dem die Zeitungsviel-
falt offenbar unverändert ist. In Paraguay ist der Saldo negativ; der Vergleich mit
anderen Ländern lässt aber vermuten, dass sich der Negativtrend ab 2009 auch
hier wieder abgeschwächt hat.
Neben der Titelvielfalt sind die Auflagenzahlen eine weitere wichtige Kenn-
zahl zur aktuellen Lage der Tageszeitungen. Ihre jüngere Entwicklung stellt sich
wie folgt dar (WAN-IFRA 2010, 32ss.; WAN-IFRA 2012, 26)93:
Vergleichswerte:
Die Gesamtauflagen sind in Peru und Venezuela in den letzten Jahren leicht, in
Mexiko und Ecuador deutlich gewachsen. Zuletzt deutet sich eine Stagnation
an. In Argentinien und Chile geht die Gesamtauflage wiederum zurück; in dieser
Hinsicht ähneln die beiden Länder Deutschland und Spanien. Die Länder mit
spärlicherer Datenlage weisen uneinheitliche Entwicklungstendenzen auf. In
Kolumbien und Paraguay gingen die Auflagenzahlen bis 2009 zurück; in Boli-
vien, Panama, Costa Rica und Uruguay hingegen wuchsen sie.
Ein weiterer Schlüsselwert zur Vermessung der Zeitungslandschaft ist die
Zeitungsreichweite (newspaper reach). Auf Grundlage der Zeitungsexemplare
je erwachsenem Einwohner gibt sie Auskunft über den Verbreitungsgrad des
Mediums innerhalb des jeweiligen Zielpublikums (WAN-IFRA 2010, 32ss.)94:
94 Angaben für 2009 bzw. den aktuellsten verfügbaren Zeitpunkt. Die Angaben beziehen sich
auf sämtliche kostenpflichtigen Tageszeitungen. Zur Leserschaft der in der vorliegenden Arbeit
untersuchten Zeitungen im Print- und Onlinebereich siehe Kap. 4.2.2.
4.1 Der hispanoamerikanische Zeitungsmarkt 133
Vergleichswerte:
95 Eigene Berechnung.
134 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
schen und mehr als die Hälfte der peruanischen Zeitungsexemplare abgesetzt.
Nur in Argentinien gibt es eine nennenswerte Anzahl an Zeitungsabonnenten
(WAN-IFRA 2010, 1209).96 Die Leser verbringen ca. eine halbe Stunde täglich mit
der Zeitungslektüre, womit sie sich auf einem mit Deutschland vergleichbaren
Niveau bewegen (WAN-IFRA 2010, 1203).97
Im Gegensatz zu den herkömmlichen Printzeitungen gestaltet sich die Ver-
messung des Zeitungspublikums im Onlinesegment schwieriger, da es zwar Zei-
tungstitel, jedoch keine «Auflagen» oder «Exemplare» im klassischen Sinne gibt.
Die Anzahl der Tageszeitungen mit Internetauftritt und die Anzahl der Internet-
nutzer, gemessen an der Bevölkerungszahl, erlauben dennoch einige Schlüsse
über die Bedeutung der Onlinezeitungen:98
96 Stand 2009. Die Angaben beziehen sich auf die größten Zeitungen der einzelnen Länder. De-
taillierte Aufstellungen finden sich in den jeweiligen Länderkapiteln in WAN-IFRA 2010.
97 Stand 2006: CH: 30 min.; CR: 24 min.; DE: 28 min.; ES: 17 min.
98 Die Angaben entstammen UNESCO Institute for Statistics: «Percentage of individuals using
the Internet», in: data.un.org. Zugriff: 05.03.2013 (Angaben in Prozent).
Internetnutzer sind der Definition der World Bank zufolge «Individuen, die in den letzten zwölf
Monaten das Internet mit Geräten wie Computer, Smartphone oder Digitalfernsehen durch ein
Festnetz- oder Mobilfunknetz genutzt haben» (The World Bank 2012, 331; Übersetzung d. Verf.).
Die Angaben zur Anzahl der Internetnutzer werden von den nationalen Statistikämtern erhoben
und variieren in Hinblick auf die Erhebungskriterien und die verwendete Methode. Die Anzahl
von Internetverträgen ist dabei eines der wichtigsten Instrumente, mit denen auf die Zahl der
Internetnutzer eines Landes geschlossen werden kann.
Da heute aber auch andere Vertriebsmodelle wie etwa Prepaid-Karten (im Voraus bezahlte Zu-
gangskontingente ohne Vertragsabschluss) für den Internetzugang weit verbreitet sind, liegen
die tatsächlichen Nutzerzahlen vermutlich deutlich höher. Außerdem ist zu berücksichtigen,
dass die zunehmende Verlagerung privater Internetzugänge in den Mobilfunksektor die Daten
verzerren kann (The World Bank 2012, 331).
4.1 Der hispanoamerikanische Zeitungsmarkt 135
Tabelle 4 (fortgesetzt)
Vergleichswerte:
«Daily print newspaper circulation declined from 528 million in 2009 to 519 million in 2010,
a drop of about 2 percent. But what has been lost to print has been more than made up by
136 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
digital newspaper readers. Digital audiences are typically a third of print readership. So
against a 2 percent decline, digital growth is significantly greater» (Kilman 2011, o. S.).99
Selbst wenn die gedruckten Zeitungen immer weniger Leser finden, werden
diese Einbußen durch steigende Onlineleserzahlen mehr als ausgeglichen. Das
Medium Zeitung kann im Zuge der Digitalisierung seine Leserschaft also nicht
nur behaupten, sondern in vielen Fällen sogar vergrößern. Die Bedeutung der
Zeitungen für den Sprachwandel dürfte in Hispanoamerika in Zukunft also noch
zunehmen, da immer mehr Menschen Zugang zu großen Nachrichtenorganen
und der von ihnen verbreiteten Sprache erlangen.
99 Die im Zitat genannten Zahlen beziehen sich auf den globalen Zeitungsmarkt.
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 137
Argentinien
Clarín (AR CLA)
Verlag: Artegráfico Editorial Argentina S.A.
Redaktionssitz: Buenos Aires
Erstausgabe: 28.08.1945
Auflage: ca. 345.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 229)
Internetpräsenz: http://www.clarin.com
La Nación ist die einzige ältere Zeitung Argentiniens, die ihre Größe und Relevanz
bis heute bewahren konnte. Nach ihrer Gründung stieg sie schnell in die oberste
Riege der argentinischen Presse auf und überstand alle politischen Umbrüche.
Heute nimmt sie in Bezug auf die Auflagengröße den zweiten Platz im Land ein.
Genau wie bei Clarín wird ein erheblicher Teil der Auflage ins Landesinnere ver-
sandt, so dass die Zeitung nicht nur das Metropolenpublikum erreicht (Meinecke
1992, 27ss.).
138 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
Bolivien
El Deber (BO DEB)
Verlag: Grupo Líder
Redaktionssitz: Santa Cruz
Erstausgabe: 10. Juni 1953
Auflage: 15.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 300)
Internetpräsenz: http://www.eldeber.com.bo
El Deber ist mit lediglich 15.000 Exemplaren pro Tag die derzeit auflagenstärkste
Zeitung Boliviens. An Sonntagen ist die Auflage doppelt so hoch. Das Blatt wurde
aufgrund seiner inhaltlichen Qualität mit dem Cóndor de los Andes, dem höchs-
ten Verdienstorden des Landes, ausgezeichnet (Salinas Rivas 1996, 31ss.).
Chile
El Mercurio (CH MER)
Verlag: Empresa El Mercurio SAP
Redaktionssitz: Santiago de Chile
Erstausgabe: 01. Juni 1900
Auflage: 175.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 367)
Internetpräsenz: http://www.emol.com
Die in Santiago de Chile herausgegebene Zeitung ist ein Ableger des Mercurio de
Valparaíso, der ältesten Tageszeitung Südamerikas (Delgado Rühl 1994: 33). El
Mercurio wurde 1961 von US-amerikanischen Verlegern zu den besten Zeitungen
der Welt gerechnet (Delgado Rühl 1994, 34). Sie ist die einflussreichste Tageszei-
tung Chiles.
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 139
La Tercera war mit täglich 200.000 Exemplaren bis vor einigen Jahren Chiles auf-
lagenstärkste Tageszeitung, wurde mittlerweile allerdings vom Boulevardblatt
La Cuarta und den zur Mercurio-Gruppe gehörenden Últimas Noticias überholt.
Die Zeitung unterhält ein eigenes Korrespondentennetz (Delgado Rühl 1994, 44).
Zwar ist die Auflage in letzter Zeit zurückgegangen, La Tercera bleibt aber eine
der wichtigsten Zeitungen des Landes.
Costa Rica
La Nación (CR NAC)
Verlag: Grupo Nación S.A.
Redaktionssitz: San José
Erstausgabe: 12. Oktober 1946
Auflage: 91.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 399)
Internetpräsenz: http://www.nacion.com
Die Zeitung La Nación ist der mit Abstand auflagenstärkste Titel unter den inhalt-
lich anspruchsvolleren Tageszeitungen Costa Ricas und übt eine eindeutige
Marktdominanz aus. Nur das Boulevardblatt La Teja verkauft mittlerweile mehr
Exemplare. La Nación erreicht vorwiegend Leser in San José und Umgebung. Hier
werden etwa 65 % der Exemplare verkauft (Geyer 1994, 115ss.).
Ecuador
El Comercio (EC COM)
Verlag: Editores Ecuatorianos S.A.
Redaktionssitz: Quito
Erstausgabe: 01. Januar 1906
Auflage: 90.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 442)
Internetpräsenz: http://www.elcomercio.com
El Comercio ist die zweitälteste Zeitung Ecuadors und hat nach El Universo die
zweithöchste Auflage unter den ecuadorianischen Abonnementzeitungen. Wie
auch El Universo ist die Zeitung vor allem in den Ballungsräumen des Landes
140 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
El Universo wird in Guayaquil, der größten Stadt und dem wichtigsten Presse-
standort Ecuadors, herausgegeben und ist die drittälteste Zeitung des Landes.
Nach dem Boulevardblatt Extra hat die Zeitung die höchste Gesamtauflage der
ecuadorianischen Tagespresse und kann als führende Qualitätszeitung des
Landes bezeichnet werden. Sie unterhält Zweigstellen in Quito und Cuenca
(Zwermann 1994, 153ss.).
Kolumbien
El Tiempo (KO TIE)
Verlag: Casa Editorial El Tiempo S.A.
Redaktionssitz: Bogotá
Erstausgabe: 30. Januar 1911
Auflage: 240.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 385)
Internetpräsenz: http://www.eltiempo.com
Mexiko
El Universal (MX UNIV)
Verlag: El Universal Compañia Periodística Nacional S.A. de C.V
Redaktionssitz: Mexiko-Stadt
Erstausgabe: 01. Oktober 1916
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 141
Zwar gehört La Jornada aufgrund der starken Konkurrenz durch die Boulevard-
und Sportzeitungen nicht zu den auflagenstärksten Vertreterinnen des vielfälti-
gen mexikanischen Zeitungsmarktes. Dennoch ist sie eine der einflussreichsten
Zeitungen des Landes (Longin 1992, 272ss.).
Panama
La Estrella de Panamá (PA ESTR)
Verlag: Panama Star, S.A.
Redaktionssitz: Panama-Stadt
Erstausgabe: 01. Februar 1853
Auflage: 12.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 851)
Internetpräsenz: http://www.laestrella.com.pa
Paraguay
ABC Color (PY ABC)
Verlag: Editorial Azeta S.A.
Redaktionssitz: Asunción
Erstausgabe: 08. August 1967
Auflage: 50.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 856)
Internetpräsenz: http://www.abc.com.py
ABC Color ist die auflagenstärkste Zeitung Paraguays und hatte bis zu ihrer fünf
Jahre währenden Schließung im Jahr 1984 eine Auflage von bis zu 85.000 Exem-
plaren. Nach der Wiedereröffnung stieg sie sofort wieder an die Spitze des para-
guayischen Zeitungsmarktes auf. Wichtigster Konkurrent im Land ist die Boule-
vardzeitung Diario Popular. Bereits im Jahr 1996 nahm die Zeitung als erste des
Landes ihr Internetportal in Betrieb (Borsdorf 1994, 201ss.).
Última Hora gehört zu den wichtigsten Zeitungen des Landes, wenngleich die
Auflagenzahlen schwanken und keine verlässlichen Angaben über den tatsäch-
lichen Verbreitungsgrad – insbesondere in den ländlichen Regionen – existie-
ren. Im Jahr 2004 veröffentlichte Última Hora zusätzlich zum normalen Angebot
erstmals eine Sonntagsausgabe. Seit 2006 existiert zudem ein Internetauftritt.
Ebenso wie ABC Color wird sie aufgrund der schwachen Infrastruktur hauptsäch-
lich vom städtischen Publikum gelesen (Borsdorf 1994, 201ss.).
Peru
El Comercio (PE COM)
Verlag: Empresa Editora El Comercio
Redaktionssitz: Lima
Erstausgabe: 04. Mai 1839
Auflage: 101.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 862)
Internetpräsenz: http://elcomercio.pe
Zwar liegt El Comercio in Bezug auf die Auflagengröße deutlich hinter dem peru-
anischen Boulevardblatt Trome, das von derselben Verlagsgruppe herausgege-
ben wird. Dennoch ist sie seit ihrer Gründung das wichtigste Leitmedium Perus.
Zudem ist El Comercio die zweitälteste noch existierende Zeitung des Landes.
Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts unterhält die Zeitung ein internationales
Korrespondentennetz (Otter 1996, 155ss.).
102 Sociedad de Empresas Periodísticas del Perú, Estudio de circulación – 1er Semestre 2012, in:
http://sepp.pe/index.php/estudio-de-circulacion-1er-semestre-2012/ (Zugriff: 25. Februar 2013).
144 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
Uruguay
El Observador (UY OBS)
Verlag: El Observador
Redaktionssitz: Montevideo
Erstausgabe: 22. Oktober 1991
Auflage: 20.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 1163)
Internetpräsenz: http://www.elobservador.com.uy
Die zweitgrößte Zeitung Uruguays nutzt neben anderen Quellen die Nachrichten-
dienste des Wall Street Journal und der Washington Post. Sie bietet eine umfang-
reiche Wirtschaftsberichterstattung und wird insbesondere von der Elite des
Landes gelesen (Wilke 1996, 201ss.).
El País ist die auflagenstärkste Zeitung Uruguays und auch eine der traditions-
reichsten des Landes. Von allen uruguayischen Zeitungen erreicht sie mit Abstand
die meisten Leser. Nachrichten werden unter anderem vom Servicedienst der New
York Times und von USA Today bezogen. Die Sonntagsauflage ist bis zu viermal so
hoch wie werktags. Die Zeitung enthält zudem zahlreiche Beilagen (Wilke 1996,
201ss.).
Venezuela
El Nacional (VZ NAC)
Verlag: C.A. Editora El Nacional
Redaktionssitz: Caracas
Erstausgabe: 03. August 1943
Auflage: 120.000 Exemplare (WAN-IFRA 2010, 1176)
Internetpräsenz: http://www.el-nacional.com
Die Zeitung ist der drittgrößte Vertreter der gran prensa in Venezuela. Politisch
steht sie links und betont soziale Themen sowie human interest stories (Dul-
lemond/Wilke 1996, 256ss.).
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 145
Die mit Abstand auflagenstärkste Zeitung Venezuelas ist ursprünglich ein Boule-
vardblatt, gilt aber inzwischen als eine der «besten Tageszeitungen in Lateiname-
rika» (WAN-IFRA 2012, 19).
Als Leserschaft wird die Anzahl an Personen bezeichnet, die «innerhalb eines
Zielpublikums eine Ausgabe einer bestimmten Publikation während des letzten
Veröffentlichungszeitraums – bei Tageszeitungen also am Vortag – gelesen oder
überflogen haben» (WAN-IFRA 2010, 197, Übersetzung d. Verf.). Unter «Zielpub-
likum» wird dabei die Gesamtheit der Erwachsenen im Verbreitungsgebiet der
jeweiligen Zeitung verstanden. Das Verbreitungsgebiet ist in diesem Fall das
Land des Erscheinens.
Die folgende Tabelle103 gibt Auskunft über die Leserschaft und die Stellung
der untersuchten Zeitungen auf ihren Heimatmärkten. Die Daten stammen aus
den jeweiligen Länderkapiteln in WAN-IFRA 2010:
103 Die Daten werden nicht von den Zeitungen selbst, sondern von externen Gutachtern er-
hoben, so dass eine Manipulation der Daten aus wirtschaftlichen Motiven ausgeschlossen wer-
den kann. Es ist anzumerken, dass die Zahlen nichts über die Intensität der Lektüre aussagen:
Das «Lesen» kann von einem flüchtigen Blick auf das Titelblatt über das Überfliegen einzelner
Artikel bis hin zur intensiven Lektüre jedes einzelnen Artikels reichen. Dennoch vermitteln die
Angaben einen Eindruck von der allgemeinen Rezeption der Zeitung in ihrem jeweiligen Verbrei-
tungsgebiet.
146 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
Vergleichswerte:
Deutschland Süddeutsche Zeitung 1.160 4
Frankfurter Allgemeine 890 6
Zeitung
104 Im nationalen Vergleich sämtlicher Tageszeitungen nach Leserschaft und Auflage. Der Ta-
belleninhalt stammt aus den jeweiligen Länderkapiteln in WAN-IFRA 2010. Da das Dokument die
Länder in alphabetischer Reihenfolge behandelt, wird hier der Kürze halber auf die Angabe der
einzelnen Textstellen verzichtet.
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 147
105 Dieser «einmalige Besucher» ist eine Person, die eine Internetseite besucht und deren ers-
ter Besuch von der Internetseite registriert wird. Für diese Angabe ist es also irrelevant, wie oft
diese Person die Internetseite innerhalb eines Monats besucht. Auch die aufgerufenen Sparten
oder Artikel werden nicht gesondert gezählt. Registriert wird lediglich das erste Aufrufen einer
bestimmten Internetseite durch einen Benutzer.
148 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
lanacion.com.ar 2.400 2
latercera.com 6.403 2
eluniverso.com 7.925 1
jornada.unam.mx 1.400 3
ultimasnoticias. 160 3
com.ve
106 Im nationalen Vergleich sämtlicher Zeitungsportale. Der Tabelleninhalt stammt aus den
jeweiligen Länderkapiteln in WAN-IFRA 2010. Da das Dokument die Länder in alphabetischer
Reihenfolge behandelt, wird hier der Kürze halber auf die Angabe der einzelnen Textstellen ver-
zichtet.
4.2 Die gran prensa als Untersuchungsgegenstand 149
Tabelle 6 (fortgesetzt)
Vergleichswerte:
sueddeutsche.de 3.010 3
4.2.3 Inhaltliche Zusammensetzung
Wissenschaft/Technologie/Multimedia/Internet
Kunst/Literatur/Theater/Musik/Kino/TV/Radio
Zeitgeschehen/Trends/Tendenzen
Leitartikel/Kolumnen/Leserbriefe
Unterhaltung/Veranstaltungen
Polizeimeldungen/Sicherheit
Regierung/Parteien/Wahlen
Sociales/Gente
Gesellschaft
Ausland
Inland
Sport
AR CLA Revista N
BO DEB Mujer
CH MER Documentos/Educación
TER Educación
CR NAC Investigación
MX UNIV Destinos/Estilos
JOR –
PA ESTR Ambiente/Salud
Tab. 7 (fortgesetzt)
Wissenschaft/Technologie/Multimedia/Internet
Kunst/Literatur/Theater/Musik/Kino/TV/Radio
Zeitgeschehen/Trends/Tendenzen
Leitartikel/Kolumnen/Leserbriefe
Unterhaltung/Veranstaltungen
Polizeimeldungen/Sicherheit
Regierung/Parteien/Wahlen
Sociales/Gente
Gesellschaft
Ausland
Inland
Sport
PE COM Gastronomía/Turismo
REP Ocio/Salud/Sexualidad
ÚLT –
PAI Agropecuario/Cultural/Domingo/Eco-
nomía y Mercado/Empresario/Paula/
Qué Pasa/Sábado Show/Uruguayos
= Rubrik vorhanden
152 4 Das Korpus zur hispanoamerikanischen Pressesprache
Die Kompilierung eines Korpus von den hier notwendigen Ausmaßen erfordert
einen Aufwand und eine Datenmenge, die manuell nicht zu bewältigen sind.
Daher wurde ein Computerprogramm erstellt, das die Speicherung und Archivie-
rung der Textinhalte von ausgewählten Internetseiten ermöglicht.
Die Grundanforderung an das Programm war es, den Untersuchungsge-
genstand unverfälscht abzubilden, also größtmögliche Vollständigkeit und
Originaltreue zu erreichen. Im Kontext der vorliegenden Arbeit heißt das, dass
sämtliches Textmaterial, das zu einem gegebenen Zeitpunkt auf der Internetseite
einer Zeitung vorhanden war und von der Zeitungsredaktion stammte, archiviert
werden musste.
Da die einzelnen Artikel der Onlinezeitungen jeweils eigene Adressen haben,
unter denen sie im Netz aufrufbar sind, wurde das Programm so aufgebaut, dass
es die Inhalte von sämtlichen zu einer bestimmten Hauptadresse gehörigen
Unteradressen abspeichert. Dieser Aufbau kommt der von den Zeitungen vorge-
gebenen Struktur nahe, bei der unter einer bestimmten Spartenüberschrift ver-
schiedene, zu der jeweiligen Sparte gehörige Artikel aufgeführt sind.
Ähnlich dem Seitenaufbau einer Printzeitung finden sich auch in den Online-
zeitungen (und hier sogar deutlich häufiger) Verweise auf andere Zeitungsab-
schnitte. So erscheint etwa auf der Titelseite einer gedruckten Zeitung ein tages-
aktuelles Thema in Form einer stark zusammengefassten Kurzmeldung, die das
Interesse des Lesers wecken soll. Nach der Angabe der wichtigsten Informationen
wird der Leser dann auf den eigentlichen Artikel an einer anderen Stelle in der
Zeitung verwiesen.
4.3 Verfahren der Korpuserstellung 153
4.3.2 Kompilierungsprozess
Ein allgemeines Problem bei der Untersuchung von Neologismen jeglicher Her-
kunft ist die bereits in Kap. 2.3.3 behandelte Variantenvielfalt, die unter anderem
durch die Integration der Anglizismen in das Sprachsystem der ZS entsteht. Diese
Variantenvielfalt führt dazu, dass die automatische Erkennung und Inventarisie-
rung der Anglizismen auf Grundlage englischer Wortlisten keine zufriedenstel-
lenden Ergebnisse liefert. Viele Varianten werden schlichtweg nicht erkannt, weil
sie von der englischen Schreibung abweichen.
108 So wechselte z. B. die paraguayische Zeitung ABC Color während des Kompilierungspro-
zesses ihre Internetadresse und ihren Rubrikaufbau. Dem wurde durch die Anpassung der Pro-
grammbefehle Rechnung getragen.
4.4 Zusammensetzung und Umfang des Zeitungskorpus 155
Argentinien
Kompilierungsschritte 20 21
Bolivien
Kompilierungsschritte 46 25
Chile
Kompilierungsschritte 25 20
109 Bei Últimas Noticias aus Venezuela konnte der Mindestwert von 50.000 Types trotz eines
relativ langen Erhebungszeitraums nicht ganz erreicht werden (s. u.). Offenbar ist der Wortschatz
dieser Zeitung vergleichsweise begrenzt. Auch bei El Deber (Bolivien) und La Jornada (Mexi-
ko) mussten überdurchschnittlich viele Kompilierungsschritte durchgeführt werden, bis 50.000
Types zusammengetragen waren.
4.4 Zusammensetzung und Umfang des Zeitungskorpus 157
Tabelle 8 (fortgesetzt)
Costa Rica
Zeitungstitel La Nación
Kompilierungsschritte 26
Tokens 2.653.362
Types 55.062
Type-Token-Verhältnis 2,08 %
Ecuador
Kompilierungsschritte 18 25
Kolumbien
Zeitungstitel El Tiempo
Kompilierungsschritte 20
Tokens 5.365.392
Types 59.229
Type-Token-Verhältnis 1,10 %
Mexiko
Kompilierungsschritte 20 64
Tabelle 8 (fortgesetzt)
Panama
Kompilierungsschritte 35 34
Paraguay
Kompilierungsschritte 19 32
Peru
Kompilierungsschritte 18 20
Uruguay
Kompilierungsschritte 24 20
Tabelle 8 (fortgesetzt)
Venezuela
Kompilierungsschritte 21 37
DOI 10.1515/9783110489736-005
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 161
tion betrachtet. Zu Beginn jedes dieser Unterkapitel wird ein kurzer Überblick
über den jeweiligen Kapitelaufbau gegeben, während am Ende eine kurze quanti-
tative Einordnung der Ergebnisse steht, sofern dies inhaltlich sinnvoll ist.
Von den 89.361.813 Textwörtern des Gesamtkorpus entfallen 162.311 auf Anglizis-
men. Das entspricht einem Anteil von 0,18 % der gesamten Textmenge oder 18
Anglizismen pro 10.000 Textwörter. Jedes 556. Wort im Korpus ist also ein Ang-
lizismus. In einem durchschnittlichen Artikel mit einem Wortumfang von 802
Wörtern kommen somit 1,44 Anglizismen vor. Von den 391.439 im Korpus enthal-
tenen Types wurden 7.441 als englischstämmig identifiziert. Auf der Ebene des
Wortschatzes beläuft sich der Anteil der Anglizismen somit auf 1,90 %.
Das Type-Token-Verhältnis (TTV) des Gesamtkorpus liegt bei 0,44 %. Bei
den Anglizismen ergibt sich aus den 7.441 Types und 162.311 Tokens ein TTV von
162 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
5.1.2 Häufigkeitsverteilung
Von den 7.441 Anglizismen-Types kommen 3.647 nur ein einziges Mal im Gesamt-
korpus vor, was einem Anteil von 49,0 % entspricht. 1.030 Types kommen zweimal
vor (13,8 %), 491 dreimal (6,6 %) und 317 viermal (4,3 %). In fünf bis neun Instan-
zen sind 733 Anglizismen bzw. 9,9 % des englischstämmigen Wortschatzes belegt.
1.223 Types sind zehnmal oder häufiger belegt, was einem Anteil von 16,4 %
entspricht. Von diesen hochfrequenten Anglizismen sind 744 zwanzigmal oder
mehr belegt (10,0 %). Anglizismen, die mindestens fünfzigmal im Korpus vor-
kommen, gibt es 389; sie stellen damit 5,2 % des Anglizismeninventars. Lediglich
222 Anglizismen-Types haben im Gesamtkorpus eine absolute Häufigkeit von 100
oder mehr (3,0 %). 25 Types treten über tausendmal auf. Das entspricht einem
Anteil von 0,3 %.
Die Häufigkeitsverteilung der Anglizismen-Types lässt sich wie folgt darstel-
len:
110 Die Zahl liegt deutlich unterhalb der Type-Token-Verhältnisse der Teilkorpora (siehe
Kap. 6.1.1), da viele Types in mehreren Teilkorpora vorkommen.
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 163
TF 10+
16%
TF 5 –9
10%
TF 1
49%
TF 3 –4
11%
5.1.3 Hochfrequente Anglizismen
Wortklassenzugehörigkeit
Von den 200 häufigsten Anglizismen-Types sind 172 eindeutig Substantive.
Sowohl der Singular als auch der Plural sind bei aerolínea, bar, chef, cheque,
choque, club, cómic, computador, computadora, dólar, estándar, fan, festival,
filme, futbolista, gol, goleador, internet, líder, plataforma, récord, robot, rol, set,
show, smartphone, stand, tableta, tenista, túnel, turista und video unter den 200
häufigsten Types.
Von den hochfrequenten 28 Types, die nicht eindeutig Substantive sind, ent-
halten die vier Anglizismen goleador (Rang 27), goleadores (107), rockero (188)
und goleadora (196) sowohl die Nominal- als auch die Adjektivalokkurrenzen. Bei
goleador, goleadores und goleadora kann mit dem Suffix -or bzw. -dor (lat. -orem
bzw. -torem) einerseits eine Personenbezeichnung gebildet werden; in diesem
Fall wäre goleador als ‘Torschütze’ zu übersetzen. Andererseits kann mit ihm ein
Adjektiv gebildet werden, das eine Wirkung oder Eigenschaft bezeichnet:
Si no se apaga, el goleador será Porta, por la forma de jugar de Nacional. [UY PAI]
Richard es el jugador que nos está dando la cuota goleadora. [UY PAI]
Das Suffix -ero (lat. -arium) in rockero stellt einen Bezug zu dem Grundwort rock
her. Rockero kann daher ‘nach Art oder im Stil des Rock’ bedeuten. Andererseits
164 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
kann es eine Personenbezeichnung bilden. In diesem Fall wäre rockero als «Rock-
musiker» zu übersetzen:
El rockero estadounidense Marilyn Manson no le teme a la palabra ‘regreso’ […]. [CH MER]
Die Types turístico (Rang 42), online (43), turísticos (52), turística (55), futbolístico
(84), forestal (89), sexy (101), futbolística (122) und turísticas (151) sind hingegen
eindeutig Adjektive.
Nominal- und Verbalokkurrenzen fallen in filme (Rang 12), liderado (63) und
filmes (70) zusammen. Filmes und filme können einerseits für Subjunktiv Präs., 2.
bzw. 3. Pers. Sg. des Verbs filmar stehen. Andererseits kommen sie im Korpus als
integrierte Plural- bzw. Singularform des englischen Etymons film vor, die fast
sämtliche Okkurrenzen dieser Formen stellen:
Da lo mismo donde se filme un western, también si es bastardo como bien lo demostró Sergio
Leone […]. [CH MER]
Diego Luna convocó este lunes a más de 4.000 personas para la selección de extras para un
filme sobre César Chávez, activista de origen mexicano […]. [CR NAC]
Das in liderado enthaltene Suffix -ado kann als Nominalsuffix einen Zustand
bezeichnen. Hier wäre liderado mit «Führungsposition» oder «Führungsrolle» zu
übersetzen. Gleichzeitig ist -ado die Endung des Partizips II und somit ein Verbal-
suffix. Die Form liderado kann also auch für ‘geführt’ stehen:
[C]on una victoria asumiría el liderado, debido a la mejor diferencia de goles, y enfrentaría
con ventaja los cuatro compromisos finales. [PE REP]
Cada equipo estará liderado por uno de los 15 expertos del INBio. [CR NAC]
Die Formen lidera (Rang 33), goleó (69), lideró (100), filmar (111), chocó (117),
golear (133), liderar (144), chocar (148), lideran (160), liderando (166) und monito-
rear sind demgegenüber zweifelsfrei Verben. Allein von chocar und golear treten
je zwei flektierte Formen und von liderar sechs unter den 200 häufigsten Types
auf, was die wichtige Rolle dieser Verben unterstreicht.
Was die Verteilung der verschiedenen Wortarten in der Häufigkeitshierarchie
angeht, so sind die 26 häufigsten Types Substantive. Mit goleador findet sich auf
dem 27. Rang der erste Anglizismus, der der Wortklasse der Adjektive zugeordnet
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 165
werden kann. Das erste formal eindeutige Verb ist mit der Flexionsform lidera auf
Position 33 vertreten. Die Substantive bilden also die wichtigste Wortart unter den
Anglizismen. Mit sehr großem Abstand folgen Adjektive und Verben, die unter
den 200 häufigsten Types ungefähr gleich stark vertreten sind. Es fällt auf, dass
viele der 200 Types mit den höchsten Token-Häufigkeiten graphisch und mor-
phologisch in das spanische Sprachsystem integriert sind.
Die Anteile der drei Wortklassen an den 200 häufigsten Types des Gesamtkor-
pus veranschaulicht das folgende Diagramm:
Verben
7%
Adjektive
7%
Hochfrequente Integrationsvarianten
Bemerkenswert ist die Präsenz einiger konkurrierender Formen unter den 200
häufigsten englischstämmigen Types. Integrationsbedingte Unterschiede zeigen
sich auf der Ebene der Graphie, der Flexionsmorphologie und der Wortbildung.
Sie zeigen, dass integrationsbedingte Variation kein Randphänomen ist, sondern
selbst bei den sehr hochfrequenten Anglizismen besteht.
Für konkurrierende Graphien gibt es unter den häufigsten Anglizismen
mehrere Beispiele. Ein Unterscheidungsmerkmal ist die graphische Markie-
rung des Wortakzents, die ein wesentlicher Bestandteil der Integration in das
spanische Sprachsystem ist. Unter den 200 häufigsten Types finden sich allein
sechs Variantenpaare, die sich in dieser Hinsicht unterscheiden. Es sind beisbol
(Rang 140) vs. béisbol (123), dolares (199) vs. dólar/dólares (18/1), manager (135)
vs. mánager (154), ranking (29) vs. ránking (60), rating (91) vs. ráting (104) und
voleibol (170) vs. vóley (197). Bei vier dieser sechs Paare lässt sich anhand der
166 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Schon der Blick auf die 200 häufigsten Anglizismen-Types zeigt also, dass
eine erhebliche graphische, flexionsmorphologische und wortbildungsmorpho-
logische Variation im Anglizismenwortschatz besteht, die zu signifikanten dia-
topischen Unterschieden führen kann. Bedenkt man, dass gerade die häufigsten
Anglizismen aufgrund ihrer regelmäßigen Verwendung formal eigentlich stark
vereinheitlicht sein müssten, so ist anzunehmen, dass die Variation bei den nie-
derfrequenteren Anglizismen umso größer ist.
Sachgebietszugehörigkeit
Auch auf semantischer Ebene bieten die 200 häufigsten Anglizismen-Types inte-
ressante Einblicke in die Beschaffenheit des Korpus.
Den größten Anteil haben dabei die Anglizismen aus den Sachgebieten Kultur
und Gesellschaft (34 %). Darauf folgen in absteigender Reihenfolge die Sachge-
biete Sport (22 %), Technik/Technologie (20 %), Wirtschaft und Finanzen (12 %),
Wissenschaft/Medizin (4 %), Verkehr (3 %), Meteorologie/Geologie (2 %) und mit
jeweils einem Prozent Natur, Politik und sachgebietsunabhängige Anglizismen.
Im Bereich Kultur und Gesellschaft sind leader und film die produktivsten
englischen Etyma. Engl. leader ist Grundlage für die Anglizismen líder, liderado,
liderar, liderato und liderazgo und deren flektierte Formen. Engl. film ist Grund-
lage für film, filmación, filmar und filme und deren niederfrequentere flektierte
Formen. Die am stärksten vertretenen Unterkategorien sind die der sozialen
Gruppen und Beziehungen (17 Types), Hobby und Reisen (12) sowie Musik (11).
Im Bereich Sport, der 22 % der 200 häufigsten Types stellt, sind engl. foot-
ball und goal die produktivsten Etyma. Von engl. goal stammen die Anglizis-
men gol, golazo, goleador, golear und golero ab; auf football gehen sp. futbol,
fútbol, futbolista, futbolístico und futsal zurück. Die am stärksten vertretene
Sportart ist der Fußball (19 Types), gefolgt vom Tennis (6).
Das Sachgebiet Technik und Technologie, zu dem 20 % der 200 häufigsten
Types gehören, weist keine herausragend produktiven Etyma auf. Engl. compu-
ter hat – wie oben erwähnt – die beiden konkurrierenden Graphien computadora
und computador hervorgebracht; engl. monitor indes monitorear und monitoreo.
Ganze 26 der 39 Types aus dem Bereich Technik entfallen auf die Computertermi-
nologie; neun auf audiovisuelle Medien und Telekommunikation.
Das vierte bedeutende Sachgebiet betrifft Wirtschaft und Finanzen. Es stellt
12 % der 200 Types mit den höchsten Token-Frequenzen. Die wichtigste Unterka-
tegorie ist die Finanzwelt, die zehn der 24 Types aus diesem Bereich stellt.
Die Sachgebiete, denen die 200 Anglizismen-Types mit den größten Token-
Häufigkeiten angehören, sind im folgenden Diagramm veranschaulicht:
168 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Technik/
Technologie
Sport 20%
22%
Wirtschaft/
Finanzen
12%
Wissenschaft/
Medizin
4%
Kultur und Verkehr/
Gesellschaft Umwelt/Politik
34% 8%
111 Lediglich die Groß- bzw. Kleinschreibung als graphisches Integrationsverfahren bleibt aus
technischen Gründen unberücksichtigt. Daher werden z. B. die Types dólar und dólares der
Grundform dólar zugeordnet; die Types dolar und dolares gehören zur Grundform dolar; die
Types dollar, Dollar und dollares gehen auf die Grundform dollar zurück.
112 Bei jeder Entlehnung wird grundsätzlich nur die in der jeweiligen Kommunikationssituati-
on relevante Wortbedeutung übernommen. Im Zusammenhang mit Lehnwörtern kann daher nur
von Polysemie gesprochen werden, wenn verschiedene ausgangssprachliche Wortbedeutungen
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 169
TF 10+
18%
TF 5–9
9% TF 1
49%
TF 3–4
10%
TF 2
14%
Die 200 Anglizismen mit den höchsten absoluten Frequenzen, die zwischen
107 und 12.404 Mal vorkommen, decken bereits 79,7 % aller englischstämmigen
Tokens ab. Sie werden in dieser Arbeit deshalb immer wieder als repräsentativer
Ausschnitt des Korpus herangezogen.
Die folgende Tabelle enthält die 200 englischstämmigen Grundformen113 mit
der höchsten Token-Frequenz in absteigender Reihenfolge:
113 Tiefgestellte Zahlen wie in single2 oder hit3 dienen der Unterscheidung verschiedener Wort-
bedeutungen. Diese werden in der Aufstellung homonymer Anglizismen im Anhang erläutert.
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 171
Tabelle 10 (fortgesetzt)
94. look 233 95. DVD 227 96. Grand Slam 226
Tabelle 10 (fortgesetzt)
157. call center 134 158. hit3 133 159. thriller 133
166. futsal 131 167. top + núm. 130 168. ítem 129
181. tráiler2 123 182. Black Friday 122 183. chat 121
184. rugby 121 185. multimedia 119 186. hip hop 117
Nach vollzogener Lemmatisierung wird die zentrale Rolle der Substantive nun
noch deutlicher: Unter den 200 häufigsten Grundformen sind 183 Substantive
und nur neun Adjektive sowie sechs Verben. Mit 1.596 Tokens ist turístico, a auf
Rang 17 das häufigste Adjektiv. Weitere Adjektive unter den 200 häufigsten Ang-
lizismen sind liderado, a (42), futbolístico, a (46), gay (61), forestal (64), sexy (84),
robótico, a (113), folclórico, a (149) und filmado, a (179). Auf Platz 18 ist liderar mit
mit einer TF von 1.577 das häufigste Verb. Es folgen golear (Rang 36), chocar (40),
filmar (49), monitorear (73) und batear (165).
5.1 Quantitative Analyse des Anglizismenwortschatzes 173
114 Beispielsweise kann mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass sp. yuppie
auf die Entlehnung von engl. yuppie zurückgeht. Demgegenüber kann sp. yuppismo auf engl.
yuppieism basieren oder aber im Spanischen auf Grundlage des bereits vorhandenen Anglizis-
mus yuppie eigenständig abgeleitet worden sein. Derartige etymologische Zweifelsfälle sind im
Korpus nicht selten. Natürlich beeinflusst die Zuordnung zu einem der jeweils denkbaren Ent-
lehnungswege die resultierende Gesamtanzahl der Etyma. Da dies für alle Teilkorpora gilt, führt
dies beim späteren Varietätenvergleich aber nicht zu Verzerrungen.
115 Während viele englische Ausgangsformen nur einen einzigen Anglizismus hervorbringen,
sind es z. B. bei engl. cocktail zehn graphische Grundformen: cocktelería, coctel, cóctel, cocte-
lear, coctelera, coctelería, coctelero, coctelito, máxi-cóctel und cocktail. Engl. leader ist Grund-
lage für 24 Anglizismen, football gar für 32.
174 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
8.000 7.441
7.000
6.000 5.489
5.000
4.009
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Englische Anglizismen Anglizismen
Ausgangsformen (Lemmata) (Types)
116 In Klammern finden sich die im Folgenden verwendeten Kürzel. Die Reihenfolge der auf-
geführten Sachgebiete entspricht ihrem Anteil am Gesamtkorpus. Die Unterkategorien sind ent-
sprechend ihrem Anteil an dem jeweiligen Sachgebiet aufgeführt. Etwaige SONST-Kategorien
stehen jeweils am Ende, da sie keine positiv definierte Unterkategorie bilden.
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 175
folk folk pop folk revival folk rock indie foot work/footwork
latin & blues Latin Albums Latin Funk latin jazz/ latin pop
latin-jazz
neo punk/ neo-folk neohippie/ never ending tour new trash metal
neopunk neo-hippie
new wave noise music noise rock old romantic old school
180 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
post grunge rock post punk/ post show power power metal
post-punk
rhythm & blues/ riff rithm & amp Road Manager roadie
rhythm’n’blues/
Rhytm & Blues/
rythm & blues/
rythm and blues
rock & roll/ rock alternativo rock and samba rock blues rock dark/
rock and roll/ rock-dark
rock con roll/
rock n roll/
rock n’ roll/
rock ’n roll/
rock ’n’ roll/
rock&roll/
rock’n roll/
rock’n’roll
rock folk rock funk rock fusión rock gótico rock grunge
rock progresivo rock psicodélico/ rock sin roll rock star/ rock steady/
rock sicodélico rockstar rocksteady
world tour
182 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Das weite Feld der Kulinarik bildet die Kategorie KULI. Sie umfasst vor allem Nah-
rungsmittel und Trinken (z. B. bacon, dip, pretzel, energy drink, nesquik). Alkoho-
lische Getränke bilden eine wichtige Unterkategorie (cóctel, cherry brandy, India
pale ale). Außerdem kommen Zubereitungsmethoden (overcooked, fingerfood),
Zubereitungsgeräte (cooker, grill, shaker) und Herkunftsbezeichnungen (highlan-
der, chester) vor.
Eine andere Unterkategorie wird aus gastronomischen Einrichtungen (brew
pub, sushi bar, roof bar), Servierformen bzw. Mahlzeiten (lonche, picnic, autoser-
vice, BBQ, happy hour) und einschlägigen Berufen der Gastronomie (bartender,
mixologist, celebrity chef) gebildet. Auch Aufbewahrungsbehälter für Nahrungs-
mittel gehören dem Sachgebiet an (sippy cup, tea kettle, tupperware):
fish and chips Flowers César foie for all food and wine french fry
salad
hot cake hot dog relish hot dog/hotdog hummer India pale ale
Irish coffee junk food ketchup/kétchup key lime pie king kong
liqueur
kosher friendly krispy roll lechuga baby lemon grass lemon pie
yoghurt/yogur/
yogúr/yogurt
In der Kategorie MOD findet sich das umfangreiche Vokabular der Mode und der
Schönheitspflege. Zur Mode gehören Kleidungsstücke (z. B. tuxedo, micro short,
push-up, jacket), Stoffe und Materialien (corduroy, tweed, spandex, zíper), Farben
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 185
und Muster (ultra black, camel, Paisley) sowie Schnitte (high waisted, one shoul-
der, peep toe, oversize). Schmuck und Accessoires (visor, piercing, strass, bling
bling) sind ebenfalls zu diesem Sachgebiet zu zählen.
Zur Schönheitspflege zählen die Bereiche Körperpflege (body mist, lemon
balm, micro-peeling), Haarmode (pixie hair, mop-top, frizz) und Make-up (blush,
cat eye, lip gloss, pre-base); eine weitere Unterkategorie bilden Begriffe, die Stil-
richtungen bzw. Strömungen bezeichnen (preppy, sexy bitch, romantic style):
Das Sachgebiet SOZ enthält das Vokabular der sozialen Gruppen und Beziehun-
gen. Das Sachgebiet der sozialen Gruppierungen enthält Ethnonyme (z. B. afro-
americano, westero), Bezeichnungen gesellschaftlicher Gruppierungen nach
Alter, Einkommen, sexueller Orientierung und Status (age group, senior citizen,
tween, high society, WASP, jet set, guetto kid, gay, illegal alien) und Religionsge-
meinschaften (amish, vudú, rastafari) sowie Feiertage (Diamond Jubilee, Memorial
Day); ferner auch Begriffe aus Subkulturen, sofern sie gesellschaftliche Gruppen
konstituieren oder zur Bezeichnung bestimmter Alterskohorten dienen (beatle-
manía, generación net, beat generation, cool britannia).
Zum Sachgebiet sozialer Beziehungen gehören soziale Anlässe (opening cere-
mony, baby shower) und Umgangsformen (meet & greet, handshake), Anredefor-
men bzw. Titel (míster, lord, baby) und Verwandtschaftsbezeichnungen (brother,
grandma). Außerdem finden sich Sprachbezeichnungen (espanglish, scots). In
vielen der Unterkategorien finden sich abwertende bzw. ironisierende Bezeich-
nungen (kraut, nerd, raghead, snob, yankee, yuppie):
baby babaco baby boom baby boomer Baby Moon baby shower/
babyshower
188 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
man master4/ m
áster4 Meet&Greet Memorial Day men
Die Kategorie HOB besteht ebenfalls aus zwei Unterkategorien. Zum einen sind
Freizeitbeschäftigungen enthalten, wobei wiederum zwischen Spielen (z. B. back-
gammon, blackjack, puzzle) und anderen Zeitvertreiben (night club, canoping,
birdwatching) und den jeweils zugehörigen Begriffsfeldern (all-in, pro gamer)
unterschieden werden kann. Auch sportliche Betätigung fällt in diese Kategorie,
sofern der Freizeitaspekt im Vordergrund steht (skateboarding, blob jump).
Das zweite Sachgebiet ist das Reisen. Hier kann zwischen Reisemodalitäten
(backpaker, cámping, ecoturismo), Reiseweg (stay & drive, slow travel, autostop)
und Unterbringung (Bed & Breakfast, All inclusive, camping hostel) unterschieden
werden:
canopy casting2/ c ásting2 cesta ticket/ check in, check out check in/ check-in
cesta tique/
cestaticket
party bus pet lovers pijama party Poker Face poker online
FILM enthält filmische Genres und Techniken, sofern das Filmen als Kulturfertig-
keit bzw. Ausprägung menschlichen Schaffens im Vordergrund steht.117 Filmische
Genres sind etwa acción-thriller, buddy movie oder docu-reality; Fernsehgenres
late night show, soap opera oder talk show. Zum Begriffsfeld der Filmproduktion
gehören z. B. script2, making of oder plotear; zur Ausstrahlung Begriffe wie prime
time und trailer:
Kill Bill late late night show late show Mad Max
117 Die technische Facette von Aufnahme und Widergabe findet sich in der Kategorie TECH in
der Unterkategorie AUDIOVIS.
192 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
estencil/ e
sténcil/ factory Fantasy Art finger painting fotoclub
stencil
LIT umfasst zum einen literarische Genres (z. B. fan fiction, hardboiled) und
literaturhistorische Strömungen (beat). Dazu zählen auch von Autoren begrün-
dete Stilrichtungen (pynchoneano, dickensiano, shakespereano) und literarische
Motive (pound of flesh, newspeak). Außerdem kommen Begriffe der Publizistik zu
schriftlichen Medien (flyer, brochure, open publication, tabloide) und dem Publi-
194 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
kationsprozess (publishing board, longseller) vor. Auch die Tätigkeit des Schrei-
bens steuert einige Begriffe bei (typeo, creative writing):
Die Kategorie SEX umfasst die menschliche Sexualität. Dazu gehören Sexual-
praktiken (z. B. foreplay, bondage, tuppersex) sowie die Bereiche erotische Unter-
haltung (pole dance, topless bar, stripper), Pornographie (web porno, pornostar,
soft porn) und Prostitution (hooker, frecuent fucker, escort):
Die Kategorie DROG enthält Begriffe des Drogenjargons. Hier kann zwischen
Substanzen (meth, crack2, speed), Drogenhandel (dealer2, pusher) und Konsum
(esnifar, trip) unterschieden werden:
Die Kategorie KUL/GES SONST bilden Begriffe, die sich nicht klar einem bestimm-
ten Bereich zuordnen lassen, aber mit dem Sachbereich Kultur und Gesellschaft
zusammenhängen:
In der Kategorie INF ist das gesamte Gebiet der Computertechnologie erfasst.
Hierzu gehören Computertypen (z. B. touch PC, tableta-computadora), Kom-
ponenten (z. B. screen, memory flash) und Zubehör (tóner, cable módem), die
198 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
pixel/ p
íxel pixelado, a pixelar play station play2
202 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
web cam/ Web Content web design web flyer web hosting
webcam Accessibility
Guidelines
204 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
youtuber zetabyte/ zettabyte
Dolby Digital Plus Dolby True HD Dolby TrueHD drum machine dumbphone
walk man/ walkie talkie/ wall-to-wall white board Wide Field Imager
Walkman walkie-talkie/
walkie-tolkie
Die Kategorie ING ist die Kategorie der Technik im engeren Sinne. Hier sind Angli-
zismen aus dem Bauwesen (z. B. drywall, clínker), dem Maschinenbau (twin otter,
transponder, cooler), der Prozess-, Elektro und Materialtechnik (socket, smart
grid, duct tape, tetra pack, waterproof) und der Robotik (robotito) enthalten:
206 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
yellow cake
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 207
Die Kategorie PETRO enthält Begriffe aus der Förderung fossiler Brennstoffe (z. B.
upstream, fracking). Zudem kommen etliche Bezeichnungen für Erdölprodukte
vor (fuel oil, shale gas, turbo fuel):
jet fuel kerosene light crude sweet light sweet crude pipeline
vagón-cisterna
Die Kategorie MASS besteht aus Maßeinheiten für Mengen, Massen, Zeit, Flächen
und elektrische Leistung:
RAUM setzt sich aus Begriffen der Raumfahrttechnik zusammen (z.B: proviscout,
rover). Etliche Akronyme verweisen auf Weltraumprogramme und -projekte:
Shuttle Carrier
Aircraft
208 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Unter TECH SONST sind Begriffe allgemeiner technischer Natur versammelt, die
sich nicht klar einer bestimmten Unterkategorie des Sachgebiets Technik zuord-
nen lassen:
5.2.3 Sport
bat/ b
ate bateado, a bateador, a batear bateo
TURNIER beinhaltet Begriffe wie match, round oder championship, die im Zusam-
menhang mit Wettkämpfen, Spielpartien und Turnieren vorkommen, dabei aber
nicht an eine bestimmte Sportart gebunden sind. Unterkategorien sind Wett-
kampfarten (z. B. challenger, endurance, dual meet), Ablauf und Teilnehmer von
210 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Wettkämpfen (time out, forfeit, referee, wild card) und Altersklassen (presenior,
pee-wee):
major master2/ m
áster2/ match/ m
atche open overall2/ o
verol2
Masters2/
Másters2
round por round round robin/ Senior Champion súper máster Tag Jr.
round-robin
AQUA ist eine Sammelkategorie für alle Wassersportarten von Surfen über Aqua-
fitness und Segeln bis hin zum Paddeln. Auch Bootstypen, die dem Sport oder
dem Vergnügen dienen und nicht vorrangig als Transportmittel verstanden
werden, sind dieser Kategorie zugeordnet worden:119
yacht/ yate yachting
TENNIS enthält Begriffe des Tennissports, aber auch Begriffe, die dieser mit
anderen Netz- und Schlagsportarten teilt (etwa match ball, singlista oder drop
shot):
Master Series match ball/ Match Play match point/ Off court
match-ball match-point
BOX enthält neben Begriffen des Boxsports auch andere Kampfsportarten wie
Thaiboxen oder Wrestling, da es zwischen den Terminologien einige Überschnei-
dungen gibt (z. B. k.o., ring). Spezifisch dem Boxsport zuzuordnen sind Begriffe
wie boxeador oder uppercut:
212 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
wrestler
FUSS ist die Kategorie des Fußballs (z. B. hat trick, chutar, baby fútbol):120
120 Begriffe, die im Fußball, aber auch in anderen Feld- und Torsportarten vorkommen (etwa
Spielerpositionen wie central forward) wurden der Kategorie SP SONST zugeschlagen.
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 213
aerobic/ a
eróbica/ Baby gym body fitness body power bootcamp
aerobics
Die Kategorie GOLF enthält das Vokabular des Golfsports (z. B. putting green,
medal play):
tee
214 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
FOOT umfasst die aus den USA stammende Sportart American Football (z. B. line-
backer, tackleado):
Unter EQUU ist der Pferdesport gefasst (z. B. trotter, walk over, jockey), bei dessen
Terminologie es einige Überschneidungen mit anderen Rennsportarten gibt (z. B.
photo finish):121
Ashtanga Yoga Bikram Yoga Hatha Yoga Kundalini Yoga Loknath Yoga
RUGBY ist die Kategorie der gleichnamigen, aus England stammenden Mann-
schaftssportart:
try
121 Derartige Begriffe werden wegen ihrer Uneindeutigkeit der Kategorie SONST zugeordnet.
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 215
WINTER umfasst den Wintersport und enthält Begriffe wie esquiar und snow-
board:
Das Sachgebiet WIR/FIN umfasst alle Aktivitäten, die mit der Existenzsicherung
des Menschen in Zusammenhang stehen und auf die eine oder andere Weise
von Angebot und Nachfrage beherrscht sind. Die Grenzen zwischen Produktion,
Industrie, Handel und Finanzwirtschaft verschwimmen dabei zunehmend.
Die Kategorie FIN besteht vor allem aus dem Vokabular des Bankwesens
und der Börse. Finanzprodukte (z. B. share, project bond), Spekulationsmanöver
(swaping, split2) sowie Währung und Zahlungsverkehr (dolarización, cashless,
e-banking) stellen die meisten Wörter dieser Kategorie. Außerdem sind Begriffe
der Makroökonomie enthalten (z. B. hard landing, dog eat dog):
Brand brand manager/ Bring your own business CIO Business Leader of
Connections brandmanager device the Year
Manager
Unter UNT fällt das Vokabular der unternehmerischen Tätigkeit. Dabei lassen
sich die Unterkategorien Tätigkeitsbereich, Unternehmensführung und -struktur
sowie Unternehmenskultur ausmachen. Erstere beinhaltet die Geschäftsfelder
von Unternehmen (z. B. core2, business brokerage). Die zweite betrifft die interne
Struktur und Funktionsweise von Unternehmen (clúster, management, executive
board). Die dritte enthält Begriffe wie glocal, on premise oder meeting room, die
die Unternehmenskultur im weitesten Sinne betreffen:
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 221
kick-off meeting lean startup Limited Edition location, location, lock out/ lockout/
location lock-out
Startup Weekend
EINZEL wird das Sachgebiet Ein- und Verkaufen (Waren- und Einzelhandel)
gefasst. Dieses umfasst vor allem verschiedene Arten von Ladengeschäften und
Verkaufsmodalitäten (darunter flagship store, shop in shop, ventas multiplata-
forma, recall); außerdem Begriffe, die die Einkaufskultur betreffen (z. B. mall,
shopería, outlet) und einzelne Termini des Warenhandels (sobrestock, pack, for
export, made in ~):
Duty Free Shop Factory Outlet flagship store for export free shop/
freeshop
made in ~/ made in house made in USA Magnificient Mile main street
made-in ~
MARKET umfasst das Sachgebiet Werbung und Marketing. Anglizismen aus dem
Bereich Marken und Vermarktungswege stellen den größten Teil dieser Katego-
rie (z. B. brandeado, advertainment, marketing online). Begriffe der Werbespra-
che sind beispielsweise jingle, espot oder slógan. Marktforschung und -verhalten
spiegeln sich in Ausdrücken wie focus group und word of mouth:
contact center cool hunting/ demo day/ Digital killed the discount
coolhunting demoday Advertising Star
word of mouth
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 223
taylorismo toilet-nomics
exit poll). Außerdem kommen politische Leitbilder bzw. Doktrinen vor (New Deal,
wilsonismo):
Big Brother big stick brave new world bread spells Castro did it
victory
exit poll fact sheet failing state fair share tax filibustear
Unter JUR fällt die Rechtsordnung insgesamt und die Rechtsprechung in ein-
zelnen Bereichen (z. B. don’t ask, don’t tell), die polizeiliche Verfolgung und die
gerichtliche Sanktionierung von Zuwiderhandlungen gegen diese Rechtsordnung
(z. B. enforcement, ranger, gangsterismo, jury). Außerdem sind Rechtsformen und
-dokumente (charter city, green card) sowie Begriffe aus dem Vertragswesen (z. B.
waiver, covenant) vertreten:
MIL betrifft die Institution des Militärs. In diese Kategorie fallen Waffengattun-
gen (z. B. Navy, marine), militärische Ränge (z. B. captain, marshall), Waffen und
Kampfgerät (z. B. bazooka, rifle, tanquero) und andere Begriffe der Kriegsführung
(z. B. missing in action, checkpoint):
226 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Verkehr und Personen- sowie Gütertransport bilden das Sachgebiet VER. Hier
kann zwischen den Wortfeldern der einzelnen Transportmodi und der Infrastruk-
tur insgesamt unterschieden werden.
Unter KFZ wird das Vokabular der Kraftfahrzeuge gefasst. Hier kommen Fahr-
zeugtypen (z. B. station wagon, hummer2, coaster), technische Vorrichtungen und
Spezifikationen (z. B. fully equip, shift paddle) und Begriffe aus dem Fahrzeugbau
vor (crashtest, concept car). Ein weiterer Bestandteil dieser Kategorie sind Wörter
des Fahrzeuggebrauchs (z. B. carpooling, valet parking):
hop on, hop off/ monorraíl park and ride pullman rickshaw
Hop-On/ Hop-Off
Die Kategorie AERO enthält Begriffe des Flugverkehrs. Hier kann zwischen tech-
nischen Begriffen (z. B. fly-by-wire, black box) und dem Vokabular des Flugbe-
triebs unterschieden werden (aeroline, slot2, refueller):
Schifffahrt und Navigation gehören der Kategorie NAUT an. Hier sind Schiffsty-
pen (bote zodiac, ferry, day cruiser) und Hafenbetrieb (dock2, laid-up, homeport)
als Unterkategorien auszumachen:
Multi Skin Test NMTBD, ‘No More nodding syndrome párkinson parkinsoniano
Center To Be Done’
Die menschliche Psyche und die psychische Gesundheit bilden die Kategorie PSY
(z. B. estrés, shock):122
122 Aufgrund ihrer sozialen Komponente werden einige Begriffe des Psychoterrors der Katego-
rie SOZ im Sachgebiet KUL/GES zugerechnet (so etwa bullying).
230 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
wishful thinking
workshop/
work-shop
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 231
5.2.8 Belebte Umwelt
Unter NAT fallen Anglizismen aus den Bereichen Flora und Fauna. Vor allem
Hunderassen bilden einen bedeutenden Teil letzterer Kategorie. Der Begriff green
(‘ökologisch nachhaltig’) bildet den einzigen allgemeinen Begriff in diesem Sach-
bereich:
Kategorie FAUN:
Kategorie FLOR:
green2
232 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
5.2.9 Unbelebte Umwelt
GEOL umfasst physikalische Elemente (z. B. pig iron, oil), Tektonik (z. B. shale,
strike-slip) und Vulkanismus (cráter, big one) sowie das Klima (z. B. permafrost):
huracanado, a Superstorm
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 233
[E]ra un colegio progre, of course, con niños que jugaban […]. [PE REP]
Le tengo miedo a este éxito. Never say never. Ahora mi vida es grandiosa […]. [AR CLA]
[D]ecidió en la mejor dirección teatral, que ‘the show must go on’ y no decir nada hasta que
terminara la función.[CR NAC]
Thanks a lot the show must too high too hot too much
go on
less May the 4th be May the force be mess not experienced
with you with you
uninteresting
Unter ZIT sind wörtliche Zitate aufgeführt. Der verwendete Code ist hier eindeutig
das Englische. Zwar werden in diesem Zusammenhang auch metalinguistische
5.2 Sachgebietszugehörigkeit der Anglizismen 235
Ever and ever for ever sorry happy I am sky blue If it ain’t broke
forever don’t fix it
I’ll be back I’m a legend I’m human and I Im sorry Insert Coin
need to be loved
just like anybody
else does
It won’t be for jocker Keep calm and let’s play sex Lima, are you
good carry on ready?
promoted see you next time Stay strong Thank you Thank you for the
music
Wheels down, yeahhh yeahhh Yes, we can Yippee-ki-yay You make your
rings off own luck
SP 12%
TECH 20%
WIR/FIN 11%
POL/JUR 5%
VER 3%
WISS/MED 3%
KEIN 3%
NAT 1%
KUL/GES 41%
MET/GEO 1%
Mit über 40 % machen die Anglizismen aus dem Bereich Kultur und Gesellschaft
den mit Abstand größten Anteil am Gesamtkorpus aus.
Musik und Tanz ist mit 24 % das wichtigste Gebiet innerhalb dieses Sachbe-
reichs, gefolgt von Essen und Trinken mit 15 %, Mode, Schönheit und Stil mit 14 %
und dem Vokabular der sozialen Beziehungen mit 10 %. Im Sachbereich Technik,
der 20 % aller Anglizismen stellt, ist die Computerterminologie der mit Abstand
bedeutendste Bestandteil: Sie stellt 63 % der Technik-Anglizismen. Die Katego-
rie AUDIOVIS mit 17 % und das Vokabular des Ingenieurwesens mit 11 % sind
weitere wichtige Kategorien. Im Sachbereich des Sports, dem 12 % aller Angli-
zismen angehören, bilden der Motorsport (13 %) und die Wettkampfterminologie
(9 %) die größten Einzelkategorien. 67 % der Sportanglizismen sind an bestimmte
Sportarten gebunden, von denen die meisten für sich genommen zahlenmäßig
eher unbedeutend sind. Das Wirtschaftsvokabular stellt mit 11 % einen ähnlich
großen Anteil der Anglizismen wie der Sport. Dabei bildet die Finanzwirtschaft
mit 37 % die größte Unterkategorie. Die Politik führt mit einem Anteil von 4 % die
Gruppe der weniger umfangreichen Sachgebiete an. Das Untergebiet POL stellt
davon etwas mehr als die Hälfte. Auf den Bereich Wissenschaft und Medizin ent-
fallen 3 % der Anglizismen. Knapp die Hälfte von ihnen stammt aus dem Unter-
gebiet Medizin. 3 % können keinem Sachgebiet zugeordnet werden. In knapp der
5.3 Wortklassenzugehörigkeit der Anglizismen 237
Hälfte der Fälle handelt es sich um Instanzen von Code-Switching. Aus dem Sach-
gebiet NAT stammt 1 % der Anglizismen. Mit einem Anteil von 1 % am Gesam-
tinventar bildet der Sachbereich MET/GEO die unbedeutendste Einzelkategorie.
Weniger als 1 % der Anglizismen lässt sich mehreren Sachgebieten zuordnen.
Unter den 200 häufigsten Anglizismen (s. o.) liegt der Anteil der Wörter aus
dem Bereich KUL/GES im Vergleich zum Gesamtkorpus knapp zehn Prozent-
punkte niedriger. Dies deutet darauf hin, dass unter den Anglizismen aus diesem
Sachbereich viele niederfrequente Lexeme sind. Eine hohe Fluktuation ist beson-
ders mit Blick auf die Kurzlebigkeit von Tendenzen in Mode und Musik anzu-
nehmen. Demgegenüber liegt der Anteil der Anglizismen aus dem Bereich Sport
unter den 200 häufigsten Anglizismen knapp zehn Prozentpunkte höher als im
Gesamtkorpus. Dies lässt sich mit der traditionell wichtigen Rolle des Sports in
lateinamerikanischen Zeitungen erklären.
124 Der Anteil der Verben und Adjektive am Anglizismeninventar belief sich 1954 auf 4,4 % und
1964 auf 7,0 % (Engels 1976, 58).
238 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
scheinlichkeit. Dies lässt sich im vorliegenden Korpus an dem großen Anteil des
Sachgebiets KUL/GES am Anglizismenwortschatz aufzeigen, der größtenteils aus
neuen Musikstilen, Moden etc. besteht.
Zudem nimmt die Entlehnbarkeit einer lexikalischen Einheit ganz gene-
rell ab, je mehr syntaktische Informationen sie enthält (Onysko 2007, 44ss.). So
erklärt sich auch das starke Gefälle zwischen Inhalts- und Funktionswörtern,
das sich in allen korpusbasierten Untersuchungen zur sprachlichen Entlehnung
beobachten lässt. Inhaltswörter wie Substantive, Adjektive und Verben treten
hier häufiger auf als Pronomen oder Konjunktionen. Noch weiter unten in dieser
Hierarchie der Entlehnbarkeit stehen Flexionsaffixe, die gänzlich der Kodierung
syntaktischer Informationen dienen.
Da sich syntaktische Informationen in der morphologischen Struktur der
Wörter niederschlagen, kann diese ihrerseits als begünstigender Faktor der
Nominalentlehnung angesehen werden: «Während die morphologische Anpas-
sung bei nominalen Entlehnungen im Prinzip fakultativ ist, müssen entlehnte
Verben immer an die entsprechenden Paradigmen der entlehnenden Sprache
angepasst werden» (Schweickard 1998, 294; siehe auch Kap. 5.5.4). Die Substan-
tive erfordern also etwa im Gegensatz zu Verben, die konjugiert werden müssen,
und Adjektiven, die im Spanischen dekliniert werden, keine so starke morpholo-
gische Integration. Dies erklärt auch die Präsenz von Verbparaphrasen wie hacer
bogey, hacer forfeit oder hacer lobby im Korpus, mit denen die Eingliederung in
ein Verbalparadigma des Spanischen umgangen werden kann. Um die Verteilung
der Wortarten im Korpus zu untersuchen, wurden sämtliche Anglizismen gemäß
ihrer Wortklasse annotiert. Ausschlaggebend war dabei der jeweilige Verwen-
dungskontext.
Die Tabelle gibt einen Überblick über die Wortklassenzugehörigkeit der
Anglizismen:125
125 Die Summe der Anglizismen ist etwas größer als zuvor angegeben, da unmarkierte Wort-
klassenwechsel vorkommen, die jeweils einzeln gezählt wurden (s. u.).
5.3 Wortklassenzugehörigkeit der Anglizismen 239
Tabelle 11 (fortgesetzt)
Die Substantive bilden mit 84,9 % die mit Abstand größte Gruppe der Inhalts-
wörter, gefolgt von den Adjektiven, die 9,6 % der Anglizismen stellen, und den
Verben, die 2,4 % des Anglizismeninventars ausmachen. Eine gewisse Klassifi-
kationsunschärfe ergibt sich durch den Umstand, dass im Spanischen Substan-
tive auch ohne morphologische Markierung eine Attributfunktion einnehmen
können, die üblicherweise den Adjektiven vorbehalten ist. Dieses Verhalten zeigt
sich auch an etlichen Anglizismen:
Clausen estuvo en el palco oficial porque está suspendido. El DT dio instrucciones por medio
de un handy, con un receptor que tenía Hernán Boyero […]. [BO DEB]
El cambio fue pasar de trabajar con cuatro amigos y una camarita handy a un método com-
pletamente distinto. [UY PAI]
Horacio Guerriero ‘Hogue’ sigue a full con su propio taller. [UY PAI]
En el juego del domingo puso out en home al veloz Coco Crisp, jardinero central de Oakland,
[…]. [VZ NAC]
240 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Se parece a la parrilada brasileña que está a la derecha a 70 % OFF. [PA ESTR]
Somos el único país del mundo que puede presumir de no tener deuda externa, cero, nada,
nothing, zip. [PA ESTR]
Abseits dieser Wortarten stehen die Syntagmen und Ausrufe, die sich keiner
bestimmten Wortart zuordnen lassen. Code-Switches, Zitate und längere syn-
taktische Einheiten wurden nicht auf die enthaltenen Wortarten hin untersucht,
sondern als geschlossene Einheit betrachtet. Nicht berücksichtigt wurden meta-
linguistische Erklärungen, da sie vollständig außerhalb des Sprachsystems der
aufnehmenden Sprache stehen.
Mit Blick auf die Wiederholungshäufigkeit der einzelnen Wortklassen im
Text können drei Gruppen unterschieden werden. Die höchsten Wiederholungs-
raten weisen in absteigender Reihenfolge Verben, Substantive und Adjektive auf.
Jedes englischstämmige Verb tritt im Mittel 39,0 Mal im Text auf, jedes Substan-
tiv in 31,1 Instanzen. Die Adjektive haben eine rechnerische Token-Frequenz von
23,9 pro Grundform. Eine mittlere Frequenz liegt bei den Präpositionen mit 13,3
Okkurrenzen je Lemma-Type vor; jedes Adverb tritt durchschnittlich 10,7 Mal auf.
Syntagmen und Ausrufe kommen dagegen nur wenig mehr als zweimal pro Type
vor (Wiederholungsrate 1,3 bzw. 1,5). Das einzige Pronomen taucht sogar nur ein
einziges Mal auf.
Die Wortklassenzugehörigkeit der Anglizismen offenbart somit keine Ten-
denzen, die nach Maßgabe bisheriger Forschungsergebnisse überraschend
wären. Der diatopische Vergleich in Kap. 6.3 wird zeigen, ob es in dieser Hinsicht
signifikante Unterschiede zwischen den Varietäten gibt, etwa in Form regional
erhöhter Anteile an Funktionswörtern.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 241
Wie in der Einleitung bemerkt wurde, bergen diatopische Unterschiede bei der
Lehnwortintegration ein beträchtliches Differenzierungspotenzial. Daher bildet
die Anpassung der Anglizismen an das spanische Sprachsystem den Kern der
vergleichenden Untersuchung. Da diese Arbeit medial schriftlichen Anglizismen
gewidmet ist, ist die Graphie der wichtigste Schauplatz der Lehnwortintegra-
tion. Die vielfältigen Veränderungen gegenüber den englischen Ausgangsformen
lassen sich jedoch oftmals nicht allein durch den Abbau graphischer Fremdheits-
merkmale erklären. Vielmehr spielen im Einzelfall die ausgangs- und zielsprach-
liche Lautung, die Beziehung zwischen dem Laut- und Schriftsystem der betei-
ligten Sprachen und rein orthographische Faktoren eine Rolle. Die Verfahren der
graphischen Lehnwortintegration lassen sich somit danach unterscheiden, ob sie
durch die Verschriftlichung medial phonischer Anglizismen gemäß den Phonem-
Graphem-Korrespondenzregeln des Spanischen, durch die Graphemik und Gra-
photaktik oder durch rein orthographische Konventionen bestimmt sind.
Phonographematisch bedingte Veränderungen der Anglizismengraphie
gehen auf Unterschiede der Phoneminventare, der Phonotaktik und der Prosodie
der beteiligten Sprachen zurück. Durch sie kann sich die Aussprache der Angli-
zismen gegenüber den englischen Ausgangsformen verändern. Unter Einwirkung
der Phonem-Graphem-Zuordnungen des Spanischen kann sich diese veränderte
Aussprache bei einem späteren Medienwechsel auch in einer veränderten Schrei-
bung der Anglizismen niederschlagen. Diese kann somit als phonisch beeinflusst
bezeichnet werden.126 Auch Übereinstimmungen zwischen den Lautsystemen
können zu Veränderungen der Graphie führen, sofern die korrespondierenden
Phoneme in den beteiligten Sprachen unterschiedlichen Graphemen zugeordnet
sind.
Die graphemisch-graphotaktisch beeinflusste Integration betrifft hingegen
weniger die Beziehung zwischen Phonemen und Graphemen als vielmehr die
Angleichung an das Grapheminventar und die Graphotaktik des Spanischen.
Dabei kann wiederum zwischen dem Abbau systemfremder Grapheme, Gra-
phemkombinationen und Graphempositionen unterschieden werden. Anders als
bei den phonischen Schreibungen spielt die lautliche Realisierung des Anglizis-
126 Bei einer vollständigen Nachbildung der phonischen Realisierung im Schriftbild ist von
«phonischen Schreibungen» die Rede; da die Korpusbelege aber häufig nur eine teilweise Nach-
bildung der Aussprache erkennen lassen, wird im Folgenden die Formulierung «phonisch be-
einflusst» bevorzugt.
242 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
mus hier nur eine mittelbare Rolle, da es sich um vorrangig medial schriftliche
Prozesse handelt.
Bei der rein orthographisch bedingten Integration schließlich spielen Phono-
logie und Graphemik keine erkennbare Rolle. Diese Form der Lehnwortintegra-
tion berührt Aspekte wie die Zusammen- und Getrenntschreibung von Komposita
und die graphische Hervorhebung der Anglizismen.
Die Beschreibung der graphischen Lehnwortintegration folgt dieser drei-
fachen Unterscheidung, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass insbesondere
zwischen den ersten beiden Verfahren oft enge Wechselwirkungen bestehen.
Nachdem die drei Spielarten graphischer Anglizismenintegration anhand von
Beispielen aus dem Korpus eingeführt und von graphischen Transferenzen, Kor-
respondenzen und Allogenismen abgegrenzt worden sind, folgt in Kap. 5.4.4 eine
Darstellung quantitativer Aspekte. In Kap. 6.4 wird die graphische Anglizismen-
integration dann diatopisch-vergleichend untersucht.
5.4.1 Phonographematische Integration
Eine dritte Konstellation liegt vor, wenn ein im englischen Wort enthaltenes
Phonem nicht Teil des spanischen Phoneminventars ist. Dann findet die formale
Veränderung bereits bei der phonischen Realisierung des Lehnworts statt, etwa
bei der hispanisierten Aussprache von /ʌ/ in punch (engl. /pʌntʃ/) als /o/.127 Bei
der anschließenden Übertragung ins schriftliche Medium wird der realisierte
Laut dann entsprechend den spanischen Phonem-Graphem-Korrespondenzre-
geln wiedergegeben, in diesem konkreten Fall als <o>, wie die Graphie <ponche>
belegt. Hier erfolgt die Integration also tatsächlich im phonischen Medium und
wird dann ins schriftliche Medium übertragen.
Die Auswirkungen medial phonischer Entlehnungen auf die Anglizismen-
graphie werden in der folgenden Tabelle veranschaulicht. Nur die beiden letzt-
genannten Konstellationen führen dabei zu einer graphischen Veränderung des
Lehnworts:
Nächster Graphische
AS-Laut AS-PGK ZS-PGK
ZS-Laut Veränderung?
Im Bereich des Konsonantismus zeigt sich vor allem der zuletzt genannte Inte-
grationsweg. So existiert im Spanischen zwar das Graphem <h>, nicht aber der
stimmlose glottale Frikativ /h/, den es im Englischen repräsentiert. Während also
aus der Perspektive der Graphemik keinerlei Anlass besteht, ein wortinitiales <h>
in einem Anglizismus zu substituieren, wird im phonischen Medium an dieser
Stelle üblicherweise ein /x/ realisiert, das dem Lauteindruck des «englischen»
/h/ am nächsten kommt. Im Spanischen wird /x/ jedoch – anders als im Engli-
schen – durch das Graphem <j> verschriftlicht.
So sind Graphien wie die folgenden zu erklären, die auf engl. homerun bzw.
hustle zurückgehen:
El boricua Molina pegó su jonrón en el tercer inning y lleva seis impulsadas en los últimos tres
partidos. [MX UNIV]
El término en la jerga peloteril es ‘joseo’, una degradación muy mala, pero sonora, de hustle,
que quiere decir ‘darse prisa’ o ‘ponerle más de la cuenta’. [VZ ÚLT]
Anders verhält es sich mit der graphischen Realisierung des stimmhaften bila-
bialen Okklusivlauts /b/. Dieser kann im Spanischen durch die Grapheme <b>
und <v> repräsentiert werden. Bei einer medial phonischen Entlehnung von engl.
volleyball (/ˈvɑːlibɒːl/) besteht bei der Übertragung ins graphische Medium
also prinzipiell die Wahl zwischen <b> und <v>. Die folgenden Formen müssen
daher unter Einwirkung der spanischen Phonem-Graphem-Korrespondenzregeln
entstanden sein:
El fallecido era entrenador de basquet y bolibol en esa cancha donde lo asesinaron, segun
[sic!] narraron sus familiares. [VZ ÚLT]
[S]e hacia el conteo de su famosas urnas delibery, en horas de oficina, trasladados en vehicu-
los [sic!] del estado […]. [PY ABC]
José Mujica explicó en su audición radial de M24 los motivos que impulzaron [sic!] el cierre de
la erolínea Pluna. [UY OBS]
[E]l señor del meduca que vestia sweter y casco anaranjado y carro del estado, es del mismo
grupo que se vestian igual […]. [PA ESTR]
Nach demselben Prinzip wird /i/ auf verschiedene Weisen verschriftlicht. Im Eng-
lischen wird der Laut graphisch unter anderem als <ea> (engl. leader), <ey> (engl.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 245
volleyball), <ee> (engl. beef, meeting, pedigree) und <ie> (engl. zombie) realisiert,
im Spanischen jedoch generell als <i>:
El exlíder, que nació en Tarija, murió a causa de su deteriorado estado de salud. [BO DEB]
México compitió con 84 atletas, pero no tuvo representación en deportes de equipo como
futbol, volibol, handball o hockey. [MX UNIV]
Hay bife de chorizo, T-bone steak y ojo de bife de ambos tipos. [AR NAC]
‘Si el presidente fuera reelecto…’, empezó a decir Romney en ese mítin, cuando fue interrum-
pido por el público con un sonoro ‘íNo!’ […]. [PA ESTR]
Los toros de pedigrí cotizaron a un máximo de US$ 4.450, un mínimo de US$ 3.950 y a un
promedio de US$ 4.160. [UY OBS]
Tal es el caso de la niña Sophia Peletier, quien apareció como una zombi en el episodio 7 de
la serie pero sigue viva en el cómic. [PE REP]
Auch /u/ hat in beiden Sprachen Phonemstatus, wird aber graphisch unter-
schiedlich realisiert. Im Englischen wird es neben <u> auch durch <ue> oder <oo>
repräsentiert. Bei der Übertragung des Lehnworts ins schriftliche Medium wird
der Lauteindruck gemäß den PGK-Regeln des Spanischen generell mit <u> wie-
dergegeben:
Yo soy mucho más soulero que blusero, tengo una influencia muy grande de Motown y de Stax
y eso se cuela en todo lo que toco. [AR NAC]
Humber trabajó los nueve episodios, retiró a nueve por ponche, y concluyó su labor con 96
envíos, 67 a la zona exacta del strike […]. [MX UNIV]
Ein weiteres Beispiel für eine solche Vokalintegration ist der gerundete halbof-
fene Vokal /ɔ/, der ebenfalls dem spanischen /o/ und dementsprechend dem
Graphem <o> zugeordnet wird:
246 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
El béisbol fue olímpico entre 1992 y 2008 y el sóftbol entre 1996 y 2008. [PA PRE]
Egidio Arévalo Ríos se quitó el overol y se puso el traje de goleador en Tijuana. [UY PAI]
Der mittlere Zentralvokal, der sich zum Beispiel in engl. Tupperware (/'təpər/)128
findet, wird als /a/ rezipiert und dementsprechend mit <a> verschriftlicht:
Si la persona no lleva un taper con comida, el local pone a disposición los números de una
serie de restaurantes que hacen delivery. [PE COM]
In anderen Fällen wird er offenbar als /u/ wahrgenommen und folglich mit <u>
verschriftlicht:
Y es que, a veces, la mejor expresión del glamur es la negación del mismo. [VZ NAC]
Auch das englische Phonem /ʊ/ ist im Spanischen nicht bekannt. Die nächste
lautliche Entsprechung ist /u/. Die Realisierung im graphischen Medium erfolgt
dementsprechend mit <u>:
Der Vokal /ɔ:/ wird im Spanischen als /o/ widergegeben und folglich mit dem
Graphem <o> verschriftlicht:
Por las tardes, niños y jóvenes juegan índor o vóley en canchas de tierra que ellos han adecu-
ado entre los árboles frutales. [EC UNIV]
No entendí nada y le dije que eso era imposible, pues mi bording pass estaba correcto:
asiento 2H y yo estaba allí, en hora. [PE REP]
Die Grapheme <y> und <j> stehen im Englischen und Spanischen für unterschied-
liche Okklusiv- bzw. Vokallaute. Im Englischen steht <y> in pränuklearer Position
für das Phonem /j/, im Spanischen für den stimmhaften palatalen Frikativ /ʝ/.
In postnuklearer Position ist <y> im Englischen die graphische Realisierung von
/i/, im Spanischen steht <y> hier für den Halbvokal /i̯/ (sp. muy). Im Englischen
kann der Silbennukleus durch <y> ausgedrückt werden, im Spanischen nicht.
Den Vokalwert /i/ besitzt <y> im Spanischen nur in einem einzigen Wort (sp. y),
dieser wird ansonsten durch das Graphem <i> ausgedrückt. Daher wird <y> mit
128 OED gibt für das AE diese Lautung an; im DCE findet sich dagegen /'tʌpər/.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 247
dem Lautwert /i/ oder /ɪ/ im Silbennukleus und in postnuklearer Position bei den
Anglizismen oft durch <i> substituiert:
[M]eterán acidez y debate sobre los distintos programas y figuras del naciente star sistem
local. [UY PAI]
Los vecinos trataron de linchar a Pérez, que además de golpes recibió dos cuchilladas en la
cabeza. [VZ NAC]
Diseño supersentador que se ajusta en el cuello a juego con un sexi panti en una combinación
de colores flúor naranja y amarillo […]. [BO DEB]
Las misses dejaron sus yeans, minifaldas y tacos altos para ponerse quimono, el tradicional
vestido japonés […]. [BO DEB]
Cuando le dio un curso para ser disyóquey a Knowles hace unos años, le sorprendió por su
dieta omnívora musical. [EC UNIV]
Wie bei den Monophthongen gibt es auch zwischen den zulässigen Diphthongen
und ihren spezifischen graphischen Realisierungen in beiden Sprachen Gemein-
samkeiten und Unterschiede. Dementsprechend findet die Integration entweder
bereits bei der lautlichen Realisierung oder erst bei der Übertragung ins schriftli-
che Medium statt. So wird der Diphthong /aɪ/ graphisch als <ai> abgebildet:
Debido al problema cardiaco que presentaba se le practicó un baipás vascular, con lo que
debe convivir a partir de ahora. [PY ÚLT]
También se encontraron redes no permitidas de náilon de 180 metros, animales como venado,
tatú y yacaré. [PY ÚLT]
“Nunca digo que vaya a dejar a mi rival nocáut. Lo que sí puedo asegurar es que estoy prepa-
rado y listo para defender el título […].” [MX UNIV]
¿Cómo así te adentras en el género claun? Me llamó la atención porque es otra forma de
expresarte. [PE REP]
Un estudio demostró que la actividad física puede mitigar los efectos del síndrome del burnot,
que afecta la producción y la estabilidad psicológica de quien lo padece. [MX UNIV]
248 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Der Diphthong /eɪ/ wird wiederum als /e/ realisiert. Auf der graphischen Ebene
schlägt sich dies in der Realisation der Digraphen <ea> (engl. beefsteak) und <ai>
(engl. cocktail) bzw. des Graphems <a> (engl. baseball) als <e> bzw. <ei> nieder:
Por ejemplo, dijo, se debe dejar muy claro cuál es el bistec popular, pues lo que es para un
comercio no lo es para otro. [CR NAC]
Obviamente, unas zapatillas deportivas, un buen bate de béisbol o una simple carrerita no
bastan.. [BO RAZ]
Der Diphthong /oʊ/ wird phonisch als /o/ und graphisch dementsprechend als
<o> realisiert:
El popular periódico español, As.com, habla de ‘otro gol olímpico ‘teledirigido’ de Recoba’.
[UY OBS]
Selten wird /oʊ/ auch zu /u/ monophthongiert, wie das Integrat von engl. coaster
zeigt:
Una fila de cústers, buses y taxis esperan ganar más pasajeros en el cruce de las avenidas
Abancay y Grau. [PE REP]
In Fällen, bei denen mehrere Verstöße gegen die spanische Phonemik oder Pho-
notaktik vorliegen, kann die phonographematische Lehnwortintegration zu einer
starken Veränderung gegenüber der ausgangssprachlichen Form führen. Im
Extremfall ist die ursprüngliche graphische Gestalt des Wortes dann kaum noch
erkennbar, das Prinzip der phonischen Schreibung wird umfassend umgesetzt:
‘Es todo un fenómeno comparable con aquellas modas de las canchas de pádel o los video-
clubes.’ [UY PAI]
[P]odrán satisfacer sus antojos, por ejemplo, con los parfeit de Baileys, los crumbles y
panqueques de manzana, la clásica cheesecake, o el volcán de dulce de leche. [UY PAI]
Lejos de alivianar el destierro, esa condición potenció la ruptura: el Gobierno lo acusó de ser
lobbista de Clarín y de YPF. [AR NAC]
Los pioneros de ciertas actitudes contraculturales que luego forjarían el hippismo y el yip-
pismo. [AR CLA]
Bisnes ar bisnes, esa es la excusa de la miopía cortoplacista de los bisnesmanes, que son la
negación del empresario. [EC UNIV]
¿Qué somos? Una productora cultural que edita discos, hace prensa, managment, conciertos.
[AR NAC]
Está Francesca Ancarola, que hace fusion [sic!] de jazz y folclor. [CH TER]
“Obviamente, los precios de los hoteles son muy caros, por lo que este cámping supone una
forma muy fácil de venir a Londres […].” [PE COM]
Schließlich gibt es auch einige Fälle von regressiver und reziproker Assimilation,
die graphisch abgebildet werden. So wird aus <ngp> in engl. ping-pong <mp> und
aus <nv> in engl. convoy <mb>:
Ofrece tenis, fútbol voleibol, karate, pimpón, manualidades, gimnasio, desde las 8:30 hasta
las 12:30. [BO DEB]
Un comboy de agentes fuertemente armados, escoltó la llegada de los Jaguares al TSM. [MX
UNIV]
250 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
5.4.2 Graphemisch-graphotaktische Integration
Graphemisch-graphotaktische Korrespondenzen
Graphische Korrespondenzen liegen vor, wenn die Schreibung eines Lehnwor-
tes gegenüber der ausgangssprachlichen Form nicht verändert wurde und die
enthaltenen Grapheme, ihre Kombination und Distribution von vornherein dem
Spanischen entsprechen.
Die folgenden Anglizismen sind Beispiele für solche Übereinstimmungen
zwischen den Schriftsystemen:
La del solterón eterno (bachelor) que brinda por la tristeza de su corazón entre la agudeza
de Oscar Wilde […]. [AR CLA]
No falta el minibar con jugos y agua mineral, pero también varias botellas de bebidas alcohó-
licas.’ [CH TER]
Graphemisch-graphotaktische Transferenzen
Graphemisch-graphotaktische Transferenzen entstehen durch die Übernahme
ZS-fremder oder -unüblicher Grapheme, Graphemkombinationen oder Graphem
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 251
No obstante, estaba claro que, a pesar de las bolas de ‘break’ de que dispuso, hoy no era el
día en que Verdasco rompería el saque del francés. [KO TIE]
[L]os dos nuevos productos que este año forman parte del desayuno escolar: la galleta wafer,
con relleno, y el bollo de harinas andinas, como la de quinua. [BO RAZ]
La empresa Kaspersky dio a conocer que descubrió una nueva variante del malware que
afecta a equipos Mac OS X, que también explota una vulnerabilidad de Java. [MX UNIV]
Cuando me dio su impresión de nuestra estrella del late show, se me pasó por la cabeza que
evaluaba la posibilidad de convertirse en un monstruo mediático. [PE COM]
[S]e podrá encontrar delineadores, esmalte de uñas, paleta de sombras, blush, labiales y
otros en increíbles colores para la temporada. [CH MER]
‘Empecé la ‘middle school’ (secundaria). Era muy diferente, el idioma, la cultura… [MX JOR]
[L]es permitieron crecer y fusionar el metal con el groove, el industrial, el trash y el death.
[UY PAI]
Por otro lado solo con la ayuda de los ‘whistleblowers’ se descubren estas cosas. La carre-
tera se atrasa pero sera terminada. [CR NAC]
252 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
[En] la serie final de 1998 de los Bulls contra los Utah Jazz se subió al ring con el famoso
‘wrestler’ Hulk Hogan. [AR CLA]
Auch zahlreiche Vokal- bzw. Halbvokalgraphien wie <ou>, <aw> oder <ow> sind
im Spanischen unüblich. Ihre Übernahme im Entlehnungsprozess schafft weitere
graphische Transferenzen:
No importa el background ni el idioma de los artistas ni de los espectadores: acá lo que habla
es la imagen. [CH TER]
Los rickshaw boys (y girls) tienen la costumbre de convenir un precio de antemano, pero de
pedir más. [AR NAC]
La versión beta del browser de Google incorpora esta función, que hace posible navegar por
el historial […]. [VZ ÚLT]
Los responsables del proyecto metrobús en Asunción siguen haciendo un intenso lobby para
la aprobación del crédito del Banco Interamericano de Desarrollo. [PY ABC]
Conozco escritores que viven de la herencia de la mujer o son dueños de una cancha de
paddle, pero cuando se sientan a escribir son Danton. [AR CLA]
La música pop (en el concepto ‘popular’) de antes del skiffle era… -Andrew hace el gesto de
intentar vomitar- […]. [KO TIE]
Debo resaltar la apropiada actuación de Marcos Armijos, excelente blues drummer que le
dio el marco de ritmicidad imprescindible […]. [EC UNIV]
Consideramos un ‘clipper’ para ‘War or Warcraft’, para recordar elementos del juego. [AR
NAC]
En los ochenta derivó a variantes más específicas, como el slasher (grupo de personas que son
eliminadas por el asesino de turno) o el splatter (usar lo sangriento para causar desagrado
pero a veces también risas). [UY OBS]
Le hicieron la vida imposible en los locales de cool jazz de la Costa Oeste y Nueva York, y tuvo
que tocar en tugurios de Europa. [BO RAZ]
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 253
“Ahora eso queda como un blooper porque ganamos, pero fuera diferente con el resultado en
contra.” [BO DEB]
Ein dritter Bereich graphischer Transferenzen ergibt sich durch Verstöße gegen
die Graphemdistributionsregeln des Spanischen. Am Wortanfang ist der offen-
sichtlichste Unterschied die Nichtexistenz von <s-> vor Konsonantengraphemen
im Spanischen. Am Wortende können im Spanischen nur wenige Konsonanten
stehen, nämlich /d/, /θ/, /s/, /l/, /n/ und /r/; Konsonantenkombinationen sind
an dieser Stelle überhaupt nicht möglich. Im Englischen sind dagegen zahlreiche
Grapheme und Graphemkombinationen zulässig. Die unveränderte Übernahme
der ZS-fremden Graphempositionen sorgt für sehr viele Transferenzen:
Una capital que destaca por sus altos y modernos rascacielos que han convertido a su skyline
en uno de los más modernos de América Latina. [PE COM]
Soy una seguidora fiel del slowtravel o ‘viaje lento’. Total, estamos de vacaciones. [VZ NAC]
Junto con sus colegas, buscó una solución y entonces inventó el ‘smiley’ :-), con el que ahora
no se vive en la red. [PE COM]
[L]a mayor parte de los compradores de la papa importada son restaurantes, snacks, hoteles
y otros. [BO RAZ]
[E]n los recientes años este tipo de substancias químicas, como el ‘K-2’, las ‘sales de baño’ o el
‘spice’, se han vuelto populares entre los jóvenes de este país. [MX JOR]
En 2011 la firma cerró con stocks para 12 meses, cuando lo usual son seis meses de venta.
[CR NAC]
Un ambiente muy familiar se vivió durante el festejo de esta disco pub, que se había instalado
un 20 de diciembre aquel año, cerca del lago Ypacaraí, […]. [PY ÚLT]
Entonces, pegarles en esos días era como tratar de prohibir el roast beef en toda la nación.
[AR CLA]
La actividad incluye un paseo por detrás de las cortinas de agua y body rafting en los tobo-
ganes naturales de jaspe. [VZ NAC]
Justamente en torno a lean startup se desarrollará la segunda charla, que llevará adelante
mediante una comunicación vía Skype. [UY OBS]
254 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Wie sich an den Beispielen ablesen lässt, führen die beträchtlichen Unterschiede
zwischen den beteiligten Sprachen dazu, dass oft mehrere graphische Transfe-
renzen pro Wort vorliegen.
Graphemisch-graphotaktische Integrate
Die Integration auf graphemisch-graphotaktischer Ebene erfolgt durch den Abbau
der im vorangegangenen Abschnitt genannten graphemischen und graphotakti-
schen Transferenzen. Sie findet in drei Bereichen statt. So werden systemfremde
Grapheme substituiert, Graphemkombinationen abgebaut und Verstöße gegen
die Graphemdistributionsregeln des Spanischen ausgeräumt.
Je nach Anpassungsgrad kann zwischen partiellen und vollständigen Inte
graten unterschieden werden.
[E]n los dos últimos años se destacó a escala local y nacional en las competencias de body
fitness y biquini, decidió descansar de las pesas por un tiempo para priorizar sus estudios de
nutrición. [BO DEB]
Sin embargo, Balda aseguró que Herrera recomendó la contratación de varios bróquer de
seguros, que pertenecían a sus amigos. [EC COM]
Todos se extrañaron. El maquinista, el brequero, los ayudantes, los muchachos que cobran,
los pasajeros. Nadie vio ni oyó nada. [CR NAC]
Gelegentlich wird <k> auch durch <c> ersetzt, etwa vor dem Vokalgraphem <a>
oder vor Konsonanten:
Benítez bailaba ballet, folclore y flamenco y siguió bailando en sillla de ruedas después del
accidente automovilístico de 2006. [UY OBS]
In diesen Positionen bleibt das <k> aber öfter erhalten als vor <e> und <i>.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 255
Por ejemplo, dijo, se debe dejar muy claro cuál es el bistec popular, pues lo que es para un
comercio no lo es para otro. [CR NAC]
Das zweite englische Graphem, das dem Spanischen fremd ist, ist <w>. In Initi-
alposition wird <w> durch <v> oder <gu> bzw. <gü>, in Einzelfällen auch durch
<hu> ersetzt:
El tren se detiene en Villa Elisa. Una brisa fresca recorre los vagones. Eso es lo único que se
siente cuando el tren está quieto. [AR NAC]
Según testimonios de esa época, la Espino distrajo al guachimán del edificio […]. [PE COM]
“Las dos ‘chucitas’ ‘con otra amiga’ empezaron a cantar y ¡guau! sacan unos vozarrones que
todos nos caímos para atrás”, recuerda sonriente Margarita. [EC UNIV]
In nicht wortinitialer Position erfolgt die Integration von <w> üblicherweise durch
die Substitution mit <u>:
Con el cambio de clima debe usar una camiseta debajo del suéter de la escuela. [EC UNIV]
[…] cuando en los salones se colgaban rótulos de ‘se prohíbe bailar suin’ o el instante en el
que los bailarines ticos comenzaron a bailar con dos, tres y cuatro mujeres a la vez. [CR NAC]
Im Wortinneren und vor Vokalen ist – ebenso wie bei <k> – die Substitution durch
<qu> am häufigsten:
Algunos tiquetes de primera fueron vendidos a 4.350 dólares de entonces, solamente para el
viaje de ida. [KO TIE]
Cinco guardias cuidan la entrada. Todos tienen radios y las usan para chequear y rechequear
que efectivamente los recién llegados sean quienes dicen ser. [CH MER]
Wie bei <k> kann die Substitution auch durch <c> erfolgen. Dies geschieht häufig
am Silbenende:
Michael Bennett, corredor elegido por los Vikingos de Minnesota en 2001, y Louis Gachelin,
tacle defensivo firmado como agente libre por los Patriotas de Nueva Inglaterra en 2004. [MX
UNIV]
Tiró dos veces al inglés Macklin en el undécimo round y se impuso por nocaut técnico luego
de que su rival no saliera a pelear en el último asalto. [AR CLA]
Una pirotecnia que podía basarse tanto en incendiarios solos como en feroces riffs rocanro-
leros. [UY OBS]
Por la peligrosidad del crac, algunos adolescentes vuelven al consumo de marihuana o cola
de zapatero, dijo Vázquez. [PY ÚLT]
Oft wird <ck> in einem ersten Integrationsschritt auch einfach auf <k> reduziert:
Yoko Ono y su hijo Sean Lennon en una protesta contra el fraking en Nueva York [AR NAC]
Lucena desmintió que su correo electrónico hubiese sido hakeado y que hubiese colapsado el
servicio 0800-VOTEMOS o el de mensajería de texto CNE-R. [VZ NAC]
Para alojarse encontrará una gran gama de opciones, desde lujosos hoteles, Bed & Breakfast,
Backpakers, alquiler de departamentos, casas rodantes y áreas de campamento, hasta […].
[PE COM]
También se aplicaron límites específicos para algunos productos como snaks -donde la nor-
mativa se propone más restrictiva-, […]. [CH TER]
Finalmente Jermain Defoe en el minuto 54 aprovechó un centro chut de Aaaron Lennon desde
la derecha para poner por delante a los Spurs. [EC COM]
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 257
Hay dueños que gastan más en champú para su perro que para ellos mismos. [AR NAC]
‘Nunca responda a una ventana emergente pop-up, o correo electrónico (Phising)’ reco-
mendó la Condusef. [MX UNIV]
[A] los internautas les pidieron que bajo el hastag #Telebancada denuncien todo aquello que
conozcan […]. [MX JOR]
Der Digraph <ph> wird in Einzelfällen zu <p>, bei Anglizismen mit griechisch-
stämmigen Elementen regelmäßig zu <f>.
[D]esean como regalo una tableta, una laptop, un smartpone u otro equipo que lo mantenga
conectado. [MX UNIV]
Los delitos más comunes en 2011 se refieren a estafas por internet, en especial al ‘pishing’ – la
suplantación de una identidad digital para robar información confidencial. [PA PRE]
[L]a etíope rompió antes la cinta de la meta en un final con ‘foto finish’ que acabó con la
keniana Lucy Kabuu tercera, 37 segundos atrás. [PA ESTR]
Anders als bei diesen Beispielen scheint bei den meisten ungewöhnlichen Gra-
phemkombinationen ein einheitlicher «Integrationspfad» zu bestehen. So wird
engl. <wh> im Spanischen zu <w>, was zwar auch keine Konformität mit dem
spanischen Sprachsystem herstellt, den fremden Digraphen aber zumindest ver-
einfacht:
A los monos y otros primates les dieron cañas de bambú para chupar, rellenas de yogurt y
sandía congelados, para ayudarlos a mantenerse frescos. [VZ NAC]
129 Tuitósfera kann auch als Integration auf morphologischer Ebene aufgefasst werden, da zwi-
schen -sphere und -sfera eine Morphemanalogie besteht (zur zielsprachlichen Derivation siehe
auch Kap. 5.6.1).
258 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
En esta trasposición, ‘el estilo musical va del rap al rithm & amp, blues, pasando por el rock
indie, el soul y el dub’, añadió Burton. [CR NAC]
“Ángel López es la voz más increíble del rythm & blues y del soul en español que he conocido
[…].” [PA PRE]
Capriles también se refirió al presidente Hugo Chávez: El pitcher tiene el brazo cansado. Ha
pichado muchos innings. Ese pitcher y su gobierno no dan más. [VZ NAC]
Los expertos lo encasillan como un ‘triller’ psicológico. Otros plantean que se trata de un
drama-suspenso. [EC COM]
Tenía un juego totalmente diferente, era velocísimo, un dribling exquisito y pasaba largo de
modo matemático. [PE COM]
Además de zapatillas flúo, por el barrio se ven mocasines, plataformas y osadas propuestas
de tachas en los pies. [AR NAC]
Hoy me levanté con ganas de cocinar un budín. Mi budinera está toda aplastada por mis
emociones cívicas. [AR NAC]
Fue una gran etapa en mi vida de mi familia, de mis compañeros, del staf y creo que también
para TV Azteca. [MX UNIV]
Valdivia trabajó 50 años en las competencias de autos, karting, motos, buguies y 4x4. [BO DEB]
No tenemos centros de esqui porque nuestras montañas no tienen tanta nieve, las nuestras
sirven para treking pero no para esquiar. [PE COM]
130 Weitere Digraphen sind <gu> und <qu> als Allographen von /g/ und /k/.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 259
La iniciativa pretende avanzar en una operación financiera de hasta 200 millones de dólares
a ‘cancelar en el período de un año’, según repitió Ivovich, en diálogo con periodistas. [AR
NAC]
La imagen es recorrida por un escaner que irradia luces verdes y azules, bajo el título ‘Lección
de anatomía’. [PA ESTR]
Tengo una cicatriz tipo zíper en mi espalda por una cirugía de columna a los 15 años. [PA PRE]
Un gasfitero espera conseguir alguna ocupación en Colón y Quito, centro de Guayaquil. [EC
UNIV]
[C]onvoqué a mis amigos para encontrar roomates que estuvieran dispuestos a limpiar,
ordenar y arreglar la casa a cambio de vivir allí […]. [CH TER]
Miss Playboy Colombia en Lima: ‘Me gusta ser una sexymbol’ [PE REP]
[E]l sociólogo Manuel Castells acuñó el término ‘wikirrevoluciones’. ‘Wiki’ refiere a un texto
colectivo, en el cual cada autor agrega un párrafo. [AR NAC]
[M]ostró el interés de Panamá por el sistema de transporte monorraíl nipón. [PY ABC]
Todo espacio de deporte, escoutismo, pastoral infantil o juvenil debe ser un espacio de edu-
cación. [BO DEB]
La Comisión de Tránsito del Ecuador pondrá tiques de multa a los vehículos mal estaciona-
dos […]. [EC UNIV]
El desayuno está listo. Algo de fruta (piña con leche condensada), un jugo o yogur. [EC COM]
Zum anderen kann ein Vokal angehängt werden, so dass ein systemkonformer
Wortauslaut entsteht:
La estación transmitirá los cuatro títulos a modo de ciclo; esto es, un telefilme -cada uno de
50 a 60 minutos de duración- por semana, durante un mes. [CH TER]
[S]e había abierto con el baile de Magui -una de las favoritas del certamen- y su partener.
[AR CLA]
Bei Wörtern, die auf <m> oder <ng> enden, und den zahlreichen Wortbildungen
auf <-ing> findet häufig eine Substitution durch <n> statt, um Konformität mit
den spanischen Distributionsregeln herzustellen:
Que el Papa acepte el uso del condón es ‘una maravillosa victoria de la razón’ [PE COM]
Lo curioso es que las palabras de Chello Gálvez regresaron como un búmeran. [PA ESTR]
Graphemisch-graphotaktische Allogenismen
Graphemisch-graphotaktische Allogenismen sind nicht direkt durch die Aus-
gangssprache beeinflusst, weisen aber systemfremde Merkmale auf. Graphische
Allogenismen liegen konkret bei «englischen» Graphemen, Graphemkombinati-
onen oder Graphemdistributionen vor, die in sprachlichen Kontexten verwendet
werden, in denen sie im Englischen eigentlich nicht vorkommen. Man kann sie in
diesem Sinne als Gegenstück der Integration bezeichnen, da sie ZS-fremde Merk-
male nicht ab-, sondern vielmehr aufbauen. Unter Umkehrung der graphischen
Integrationsprinzipien entstehen sie durch den Aufbau fremder Grapheme, Gra-
phemkombinationen und Graphempositionen. In einigen Fällen lassen sie sich
auch durch die Reanalyse belegter Anglizismen interpretieren.
Der Aufbau des fremden Graphems <k> sowie der Phonem-Graphem-Korres-
pondenz von /i/ und <y> nach vermeintlich englischem Vorbild ergibt vereinzelte
graphische Allogenismen:
[…] cuatro elementos básicos: los energéticos, que son los carbohidratos (pan, galletas y keke
caseros); los constructores, es decir, las proteínas […]. [PE REP]
En la década de los setenta, con la llegada de los vaqueros y el movimiento hippy, el pantalón
abraza por igual a ambos sexos. [CH MER]
Im ersten Fall wird das Graphem <k> an beiden Stellen für den Lautwert /k/ ver-
wendet, obwohl dies beim englischen Etymon cake nur an einer Stelle der Fall
ist. Im zweiten Fall ist die Reanalyse von <ie> in hippies als Pluralallograph von
<y> denkbar, das wiederum als korrekter «englischer» Singular aufgefasst wird.
Häufiger ist der Aufbau vermeintlich englischer Graphemkombinationen.
Dazu zählen Konsonantendigraphen wie <ck> und <sh>:
[A]hora tendrás la oportunidad de llevar a la oficina una magnífica lonchera con la imagen de
un sandwish provocativo. [UY OBS]
Entonces para qué hay una organización, mejor trabajemos con un pull de contrataciones y
nos quedamos con menos gente. [PE REP]
Pescar peces muertos, hacer snorkell en aguas infestadas de petróleo, surfear en olas tóxicas
y tomar el sol en playas apestosas […]. [EC COM]
No todo es dulce, lo salado es imperdible como sus sándwiches -de lomo, pollo, jamón crudo-,
wrapps o tartas. [AR NAC]
In den ersten beiden Fällen liegt offenbar eine Verwechslung von engl. of bzw.
pool mit den ebenfalls existierenden off bzw. pull vor. Ob es sich um eine bloße
Konfusion mit graphisch ähnlichen Formen handelt oder die Lautgestalt eine
Rolle spielt, ist nicht ersichtlich. Es ist aber davon auszugehen, dass die lautli-
chen Unterschiede, die im Englischen zwischen den jeweiligen Formen bestehen,
bei der phonischen Realisierung im Spanischen aufgrund des andersgearteten
Phoneminventars eingeebnet werden: Engl. of (/ɑːv/) und off (/ɑːf/) fallen im Spa-
nischen zu /of/ zusammen, ebenso engl. pool (/puːl/) und pull (/pʊl/), die beide
zu /pul/ werden. Die anderen beiden Beispiele lassen sich auf die Rückbildung
der Verlaufsformen snorkelling bzw. wrapping zurückführen. Die Annahme, dass
es sich dabei um die Morphemstruktur *snorkell + ing bzw. *wrapp + ing handelt,
ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die regelmäßige Bildung des Gerundi-
ums im Englischen in der Tat nach dem Schema «Verbstamm + -ing» abläuft.
Bei einigen Anglizismen werden Konsonantenverdoppelungen an den Mor-
phemgrenzen vorgenommen:
[H]an convertido varios vehículos tipo pick cup en oficinas móviles para hacer los contactos
de este negocio ilícito. [PA PRE]
Auch bei den Vokalen lässt sich gelegentlich ein Aufbau fremder Graphemkombi-
nationen bzw. die Verwendung von Doppelvokalen beobachten. Als fremdartige
Vokalkombination kann <ie> gelten, die in einigen Fällen anstelle von <y> bzw.
<ee> eingefügt wird:
Dos automóviles, un camión del que solo quedaban algunas partes y un buggie fueron consu-
midos por el foco desatado el martes de noche. [UY PAI]
[C]uando hablamos del commoditie ‘no hablamos de una industria del pasado’. [CH MER]
Son más humanos que nuestros vecinos ‘yankies’ y ese es el punto que los hace diferentes.
[CH TER]
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 263
Los jóvenes se distraen con actividades como el vóleibol, freesbee (muy popular) o fútbol
americano […]. [UY OBS]
Me pregunté dónde estaban estos personajes, con quién vivían, cómo habían sido parte del
‘stablishment’ político en un momento en el que se sentían útiles y ahora son anónimos. [EC
COM]
Hier wird die Form establishment als Integrat einer vermeintlichen Kombination
von <s-> und Konsonant am Wortanfang aufgefasst. Analog zu graphischen Inte-
graten wie estand oder esquí wurde das vorangestellte <e-> als Ergebnis eines
Anpassungsprozesses an die spanischen Distributionsregeln interpretiert. Ver-
mutlich im Bemühen um größtmögliche Originaltreue und ohne Kenntnis der
tatsächlichen Ausgangsform establishment wurde dieser vermeintliche Integra-
tionsvorgang dann zurückgenommen.
5.4.3 Orthographische Integration
Komposita «als Ausdruck für das additive Verhältnis zwischen den Konstituenten
gelten» (Thiele 1992, 96). Bei subordinierenden Komposita kommen sie «nur bei
(noch) nicht fest verwachsenen Zusammensetzungen [vor]» (Meisenburg 1996,
272).
Im Zuge der Lehnwortadoption kommt es diesbezüglich zu zahlreichen Ver-
änderungen. Im Englischen getrenntgeschriebene Lexeme werden gelegentlich
zusammengeschrieben oder hyphenisiert (sp. callcenter < engl. call center;
sp. joint-venture < engl. joint venture); ursprünglich zusammengeschriebene
können getrennt oder hyphenisiert werden (sp. bar tender < engl. bartender;
sp. ghost-writer < engl. ghostwriter); Bindestrichschreibungen des Englischen
kommen ihrerseits in zusammen- oder getrenntgeschriebener Form im Spani-
schen vor (sp. megayate < engl. mega-yacht; sp. rope a dope < engl. rope-a-dope).
Zur orthographischen Lehnwortintegration gehört außerdem die typographi-
sche Markierung der Anglizismen als ZS-fremde Elemente. Dazu machen die Stil-
bücher zeitungsspezifische Vorgaben (siehe Kap. 3.2.2). Die Hervorhebung erfolgt
gelegentlich durch Kursivierung und die Setzung von Anführungszeichen.
Mit Blick auf die eingangs aufgestellten Konformitätsklassen lässt sich im Bereich
der Anglizismengraphie die folgende Verteilung feststellen:
Den größten Anteil am Korpus haben graphische Transferenzen, die mehr
als zwei Drittel aller Lemma-Types stellen (n=3.785). Ganz oder teilweise an die
Graphemik des Spanischen angepasst wurden 1.441 Grundformen bzw. 26 % aller
Anglizismen. 170 Anglizismen entsprechen von vornherein der spanischen Gra-
phemik, was drei Prozent der des englischstämmigen Wortschatzes entspricht.
120 Anglizismen sind graphische Allogenismen, zwei Prozent stimmen also
weder mit der ausgangssprachlichen Form noch mit dem System der Zielsprache
überein. Von den 1.441 Integraten sind 833 vollständig an das spanische Schrift-
system angepasst. Eine partielle Integration liegt bei 608 Anglizismen vor. Somit
sind 15 % der Anglizismen vollständig, 11 % zumindest teilweise an das spani-
sche Schriftsystem angepasst worden.
Vollkommene Konformität mit der spanischen Graphemik besteht nur bei
den ohnehin ZS-konformen Korrespondenzen und den vollständig integrierten
Anglizismen und damit bei 1.003 Lexemen bzw. 18 % des Anglizismenwortschat-
zes. Verstöße gegen die spanische Graphemik stellen die insgesamt 4.513 Trans-
ferenzen, Allogenismen und partiellen Integrate dar. Dies sind 82 % aller nachge-
wiesenen Anglizismen.
5.4 Graphische Integration der Anglizismen 265
Das folgende Diagramm gibt einen Überblick über die relative Häufigkeit der
graphischen Konformitätsklassen im Anglizismenkorpus:
Allogenismen
2%
Partielle
Integrate
11%
Transferenzen
Vollständige
69%
Integrate
15%
Korrespon-
denzen
3%
Unter den 200 häufigsten Anglizismen des Korpus, die knapp 80 % aller englisch-
stämmigen Textwörter repräsentieren, spielen die Integrate eine wichtigere Rolle
als im Gesamtkorpus. Sie stellen knapp die Hälfte der hochfrequenten Anglizis-
men, also gut 20 Prozentpunkte mehr als im Gesamtkorpus. Dennoch bilden die
unveränderten Übernahmen aus dem Englischen auch hier die größte Gruppe.
Allogenismen spielen in diesem Frequenzintervall keine Rolle. Auch der Anteil
der vollständigen Integrate ist unter den 200 häufigsten Anglizismen deutlich
höher als im Korpus insgesamt. Dementsprechend liegt hier auch der Anteil der
ZS-konformen Anglizismen mit 44 % deutlich höher als im Gesamtkorpus.
Unter den drei größten Wortklassen der Substantive, Adjektive und Verben
ist die graphische Integration unterschiedlich häufig. So ist nur knapp ein Viertel
der englischstämmigen Substantive an die spanische Graphemik angepasst. Bei
den Adjektiven sind es über 40 %, bei den Verben sogar 97 %. Vollständige und
partielle Integrate halten sich bei den Substantiven die Waage, bei den Adjekti-
ven überwiegen die vollständigen Integrate etwas, während sie bei den Verben
eindeutig dominieren:
266 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
100%
90%
80%
60%
40%
Transferenzen,
30%
Allogenismen,
20% Korrespondenzen
10%
0%
Substantive Adjektive Verben
häufig bei vollständig integrierten Anglizismen, ist aber auch bei ansonsten voll-
kommen unintegrierten Anglizismen zu beobachten, bei denen sie das einzige
Integrationsphänomen darstellt. Beispiele hierfür sind cámping, best-séller oder
product mánager. Die übrigen suprasegmentalen Integrationsphänomene sind
eher selten: Es gibt elf Typen von Diäresenvereinfachung und vier Fälle rezipro-
ker bzw. regressiver Assimilation.
Die durch die unterschiedlichen Grapheminventare bedingte Anglizismenin-
tegration erfolgt am häufigsten durch die Substitution von <k>, das bei 132 ver-
schiedenen Anglizismen abgebaut wird. Das ebenfalls systemfremde <w> wird
bei 41 englischstämmigen Lexemen ersetzt. Von den Graphemkombinationen,
die dem Spanischen fremd sind, wird <ck> am häufigsten abgebaut, nämlich bei
79 verschiedenen Anglizismen. Die übrigen Kombinationen von Konsonantengra-
phemen werden jeweils bei bis zu 18 verschiedenen Lehnwörtern abgebaut. Am
häufigsten ist hier noch der Abbau von <sh> und <tch>, gefolgt von <ph>. Von den
Konsonantenverdoppelungen wird <ll> bei 104 verschiedenen Anglizismen zu <l>
reduziert, wohl um Verwechslungen mit diesem im Spanischen bereits belegten
Digraphen zu vermeiden. Am zweithäufigsten sind die Vereinfachungen <tt> zu
<t> und <ss> zu <s>, die bei 30 bzw. 27 Lemma-Types vorliegen. Die Anpassung
an die Graphemdistributionsregeln des Spanischen betrifft am stärksten den
Wortanfang.131 In 71 Fällen wird <s-> vor einem Konsonantengraphem am Wort
anfang durch die Prothese mit <e> an die spanische Graphotaktik angeglichen.
Der Abbau von Konsonantengraphemen in wortfinaler Position ist bei 43 Ang-
lizismen belegt. Das wortfinale <-ing> wird dabei jedoch meistens beibehalten.
Rein orthographisch motivierte Veränderungen an den Lehnwörtern finden
sich bei 246 englischstämmigen Lexemen. Deutlich ist eine Tendenz zur Binde-
strichschreibung zu beobachten, wie sie in anderen Untersuchungen bereits für
das Französische festgestellt worden ist (cf. Jacobi 2011, 68ss.). Im vorliegenden
Korpus wurden 120 von der Ausgangsform abweichende Bindestrichschreibun-
gen, 76 zielsprachliche Worttrennungen und 50 Zusammenschreibungen gezählt.
Das folgende Diagramm veranschaulicht die relative Häufigkeit der verschie-
denen graphischen Integrationsverfahren:
131 Dies deckt sich mit den Ergebnissen einer Befragung zum Thema Anglizismen, die der Ver-
fasser in Nordost-Argentinien und Paraguay durchgeführt hat. Diese kam zu dem Ergebnis, dass
die Sprecher am häufigsten solche Wörter als englischstämmig erkennen, bei denen Verstöße
gegen die spanischen Graphemdistributionsregeln am Wortanfang vorliegen.
268 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Graphem-
substitution Abbau von
10% Graphem-
kombinationen
22%
Anpassung der
Graphem-
Prosodische
distribution
Integration
7%
23%
ZS-Bindestrich-
schreibung
7%
ZS-Getrennt-
Phono- schreibung
graphematische 4%
Integration ZS-Zusammen-
24% schreibung
3%
Dieses Kapitel widmet sich der Frage, wie die Anglizismen an die Flexionsmor-
phologie des Spanischen angepasst werden. Dabei werden die drei zentralen
Wortklassen der Substantive, Adjektive und Verben betrachtet, die sich durch
eine unterschiedliche Anzahl und Komplexität der Integrationsverfahren aus-
zeichnen.
Bei der quantitativ bedeutsamsten Wortklasse der Substantive ist dabei
zum einen die Genusattribution zu beachten, die in Kap. 5.5.1 untersucht wird.
Dabei wird auf die zahlreichen Verfahren der Genusattribution eingegangen
und es werden Fälle uneindeutiger Genusattribution diskutiert. Abschließend
folgt eine Darstellung der Frequenzverteilung der Genera. Zum anderen ist die
Numerusmarkierung zu untersuchen, die in Kap. 5.5.2 analysiert wird. Auch hier
wird zunächst auf die verschiedenen Verfahren eingegangen, die bei der Plu-
ralbildung zu Anwendung kommen. Wie bei der Analyse der Genusattribution
finden Fälle konkurrierender Pluralbildungen Beachtung, da sie ein beträchtli-
ches Differenzierungspotenzial bergen. Abschließend wird ein Überblick über
die Mengenverhältnisse der verschiedenen Konformitätsklassen im Bereich der
Pluralbildung gegeben. In den Kapiteln 5.5.3 und 5.5.4 wird die Flexionsmorpho-
logie der Adjektive bzw. Verben untersucht. Bei den Adjektiven finden sich mit
der Deklination nach Genus und Numerus ähnliche Integrationspunkte wie bei
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 269
den Substantiven. Bei den entlehnten Verben wiederum ist es die Zuordnung zu
einer der spanischen Konjugationsklassen, die das zentrale Integrationserforder-
nis darstellt. Der diatopische Vergleich der flexionsmorphologischen Integration
der Anglizismen erfolgt in Kap. 6.5.
El lanzamiento oficial de los nuevos equipos tendrá como broche final al show del DJ argen-
tino Hernán Cattáneo. [UY OBS]
Como invitados especiales estarán la banda The Darkness y la dj Lady Starlight. [PE COM]
La guía colombiana inspira con adulaciones al golden retriever beige, que mete su hocico en
los agujeros. De pronto, se sienta en frente de un baúl. [BO RAZ]
La sala de maternidad acoge a Tita, la golden retriever que acaba de tener nueve cachorros.
[BO RAZ]
270 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Kairo dejó de ser el tipo serio y recio para convertirse en el sex symbol del equipo. ‘Entra
Kairo Herrera y las mujeres empiezan a suspirar’, […]. [UY PAI]
En la entrevista, [Sofía] Vergara asegura que le es extraño ser considerada una sex symbol
a su edad. [PE REP]
El mánager de Bryan Vásquez decidió no viajar pues sintió que era falta de seriedad. [CR
NAC]
La ex mánager y ex amante de Leonard Cohen fue sentenciada a 18 meses de cárcel […]. [CH
MER]
Un jurado popular había hallado previamente al extrader de 32 años culpable de dos cargos
de fraude, y lo había absuelto de los otros cuatro […]. [MX JOR]
Además, la trader puede buscar los negocios puntuales del país que sea, lo cual nosotros no
podemos estar dedicados […]. [UY OBS]
[L]a candidata del Frente Nacional se encaminaba a convertirse en la líder desde la extrema
derecha de toda la derecha francesa. [AR CLA]
De esta forma pidió a los maestros no dejarse influir por la decisiones de su lideresa Elba
Esther Gordillo. [MX UNIV]
Se dice que es una creación de la barman Cheryl Cook, que inventó la receta entre 1985 y 1986
en el bar […]. [BO RAZ]
Chicas y rock and roll: cuando ellas son las ‘frontman’ […]. [PE COM]
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 271
Hay algunos jugadores que se entrenan en forma diferenciada: el golero Héctor Landazuri y
el zaguero Álvaro Ricaldi, quienes se encuentran en proceso de […]. [UY OBS]
‘Nos fuimos cinco goles arriba (14–9)’, contó a El Observador Patricia Re, una de las goleras
de Goes. [BO RAZ]
Auch wenn kein natürliches Geschlecht vorliegt, orientiert sich die Genusattri-
bution häufig an der Zuordnung bestimmter Suffixe zu einem der beiden Genera.
Das englische Suffix wird durch das entsprechende spanische Suffix ersetzt, das
Genus richtet sich nach diesem:
Los sours sí son una categoría dentro de la mixología o coctelería. [PE COM]
Mirás las imágenes de una de las citas más esperadas del fashionismo mundial. [UY OBS]
Das Femininum kommt nur bei einem Anglizismus vor, hier offenbar selbst dann,
wenn es dem natürlichen Geschlecht widerspricht:
272 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Además, enterate qué estuvieron haciendo Jake Gyllenhaal, Zooey Deschanel y otras celeb-
rities. [AR CLA]
Un largo período de sequía, la presión económica de los precios internacionales de las com-
modities (principalmente la soja) y la ocupación de tierras alrededor de la carretera transa-
mazónica BR163 […]. [BO DEB]
No se puede descartar del todo un cuadro optimista en que el precio del cobre y otros com-
modities continúen incrementándose por varios años más. [CH TER]
Auch bei -tion (sp. -(i)ción) ist die Genusattribution uneindeutig, obwohl das
analoge Suffix im Spanischen das Femininum regiert. Zweiundzwanzig verschie-
dene Anglizismen erhalten dennoch konsequent das Maskulinum, neun das
Femininum, einer alterniert:
También se podría avanzar en políticas de control de los stock option132, para cuidarse de los
conflictos que podrían surgir. [CH TER]
El resultado final es una comedia agradable, con una estética que mezcla el stop motion con
efectos digitales fantásticos. [PY ÚLT]
Él quiso que fuéramos socios y no asesores, pero con una put option para comprar nuestra
parte. [UY OBS]
El Photoshop cambió las reglas bdel maquillaje, la high definition también; es lo más pare-
cido a la definición del ojo. [AR NAC]
Así como el HD (High Definition) logró imponerse, la masificación de las tres dimensiones
asoma en el horizonte cercano. [UY OBS]
Bei Wörtern mit dem Suffix -ment, dem im Spanischen -mento bzw. -miento ent-
spricht, wird das Prinzip der Suffixanalogie wiederum durchgehend befolgt. Alle
22 Lemma-Types sind maskulin:
New Vision analizó varias bandas nacionales en conjunto con el management de los Rock
And Roll All Stars, […]. [PY ABC]
En Nueva York no viviría, en París quizá, si no tuviera todos estos ‘attachments’, las raíces
familiares, amigables, la geografía, el destino, la historia. [PE COM]
132 Zum unmarkierten Plural vom Typ los stock option siehe Kap. 5.5.2.
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 273
Anglizismen auf -er, die keine Personen bezeichnen, werden offenbar aufgrund
der Nähe zu sp. -ero oder unter dem Einfluss der auf -er endenden, meist als Mas-
kulina interpretierten Nomina agentis durchgehend mit dem Maskulinum asso-
ziiert:
“Un minuto, me voy a sacar el pullover”, dice del otro lado de la línea que queda en silencio
por unos segundos. [AR CLA]
La política y el póker comparten reglas que obligan a mentir y engañar. [PY ABC]
Zu engl. -ing gibt es keinen transparenten Kognaten im Spanischen. Von 286 Ang-
lizismen, die auf -ing bzw. die integrierten Formen -ín/-in enden, sind 281 masku-
lin und zwei feminin (antiaging und subholding). Drei Anglizismen alternieren,
wobei das Maskulinum deutlich überwiegt (holding, ránking und bullying):
[E]l canopy, la bicicleta de montaña, el kayak, el trekking y la caminata, entre muchas otras
disciplinas deportivas. [CR NAC]
‘Si el presidente fuera reelecto…’, empezó a decir Romney en ese mítin, cuando fue interrum-
pido por el público con un sonoro ‘íNo!’ […]. [PA ESTR]
[A]grupa los activos que le adquirió a la holandesa ING; y de Suramericana, una subholding
de seguros y seguridad social […]. [KO TIE]
[P]ara que los maestros tengan elementos didácticos para prevenir la bullying, el INADI y el
Ministro de Educación firmaron un convenio […]. [AR CLA]
[A]lguien te comentó sobre lo frío del clima (el tópic clásico para iniciar una conversación
aquí) […]. [PE REP]
La larga proporción de acciones atadas a la familia y un swap de renta variable usado por
Elektra […]. [MX UNIV]
274 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
[El] local ofrece un servicio de atención en los vehículos a las personas, para comprar produc-
tos del market. [PY ÚLT]
In den meisten Fällen handelt es sich um Komposita, bei denen sich das Genus
nach der nächsten lexikalischen Entsprechung des Determinatums richtet. Bei-
spiele hierfür sind la World Wide Web (engl. web ≙ sp. la red), la World Cup (engl.
cup ≙ sp. la copa), la middle school (engl. school ≙ sp. la escuela) und la Safe
House (engl. house ≙ sp. la casa):
Esta vez fue en la World Cup, realizada en el Hotel South Point de Las Vegas. [UY PAI]
“Empecé la ‘middle school’ (secundaria). Era muy diferente, el idioma, la cultura…” [MX
JOR]
Auch für die Genusfestlegung auf Grundlage der lexikalischen Entsprechung des
nicht mehr oder nur teilweise erkennbaren Determinatums gibt es Beispiele. So
geht la Champions auf die Kürzung des Kompositums Champions League zurück,
dessen Determinatum mit sp. la liga korrespondiert. Ähnlich ist es bei la sitcom
(< situation comedy); comedy entspricht im Spanischen la comedia. Schließlich ist
die lexikalische Entsprechung von engl. camera im Spanischen la cámara; daher
wird auch der Anglizismus steadycam (< steady camera) dem Femininum zuge-
ordnet:
Real Madrid y Bayern Münich se juegan hoy, en la ida de la semifinal de la Champions, […].
[UY PAI]
[U]n camarógrafo, con el look de Alex de la Iglesia y una Steadycam, que alardea de su pro-
fesionalismo. [AR CLA]
[L]os dildos (estimuladores sin vibración) se indican para pacientes con vaginismo. [AR CLA]
Después de grabar un video con el archivo adjunto, se puede subir la creación a Fujitsu. [CH
MER]
Además del bingo, los asistentes degustaron picadas y una gran variedad de bebidas. [PA
ESTR]
Hay un choque de intereses – Todos los que quieran ser presidente tienen el derecho. [BO
DEB]
[E]l árbitro señalará tiro penalti, si la infracción se produce dentro del área de las 18 yardas.
[EC UNIV]
“Es una nueva categoría de computadoras, como lo son las desktop, las notebooks o las
All-in-one. Las ultrabooks combinan las ventajas de la movilidad de las tabletas con […].”
[AR NAC]
Los empleados se estaban anotando para participar en una ‘hackathon’ (un maratón de
hackers) que comenzaría el jueves por la noche […]. [CR NAC]
Zwar kann nicht die Rede davon sein, dass der Sachbereich Informatik von femi-
ninen Substantiven dominiert würde. Mit Blick auf die extrem hohe Frequenz
der zugehörigen Anglizismen ist die ungewöhnliche Bevorzugung des Femini-
nums bzw. die uneindeutige Genuszuordnung aber zumindest überraschend. Sie
könnte den Beginn eines semantisch determinierten Klassengenus markieren,
der von einigen etablierten femininen Anglizismen ausgeht. Andererseits ließe
sich die Genusvariation aber auch mit dem relativ geringen Alter der Anglizismen
im Sachbereich Informatik erklären. Die Frage ist im Rahmen dieser Arbeit nicht
endgültig zu klären, da sie eine diachrone Betrachtungsweise erfordert.
En el siglo XXI, uno de los rasgos que moldea su segunda década es precisamente lo fashion,
o la moda que usa como un soporte el cuerpo, que cambia tu look […]. [BO RAZ]
Genusvariation
Bei einigen Anglizismen variiert das Genus. Sie kommen also teils mit masku-
linem, teils mit femininen Determinierern vor. Da keine homonymen Anglizis-
men von der Genusvariation betroffen sind, hat die Genuswahl offenbar keine
bedeutungsdifferenzierende Funktion. Vielmehr sind die Genusschwankungen
angesichts der vielfältigen Verfahren der Genusattribution auf die Befolgung
unterschiedlicher Attributionsprinzipien zurückzuführen, die zu gegensätzli-
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 277
chen Ergebnissen führen. Im folgenden Beispiel konkurriert das Prinzip der Aus-
lautorientierung mit dem der Suffixanalogie:
Preparó un demo de 4 pistas para promocionarse y este circuló por diversas discotecas. [PE
COM]
Junto a ellas, también se han incorporado una serie de temas extra, entre los que cabe desta-
car la demo ‘From a Twinkling Star To A Passing Angel’, la primera canción inédita de la
banda […]. [EC UNIV]
Toqué el intro de “Sweet Child o’ Mine” todo el día durante un año. [PE COM]
El predio consta de 17 rigurosos planos fijos de 3’16’ minutos cada uno, una intro y un mapa
final en el que se muestran donde estuvieron los 17 centros de detención […]. [AR CLA]
Die Wahl des Maskulinums ist hier wohl auf die Endung -o zurückzuführen,
die im Spanischen generell das Maskulinum regiert. La demo und la intro sind
indes auf das rekonstruierte Suffix -tion in engl. demonstration bzw. introduction
zurückzuführen, deren spanisches Gegenstück -ción das Femininum regiert. Das
Auslautprinzip wird dabei häufiger befolgt.
Auch new wave kommt als maskulines und als feminines Substantiv vor:
[F]ue el primer éxito artístico y comercial de Hitchcock, un clásico de la new wave a la par de
títulos más conocidos […]. [AR NAC]
Los Prisioneros, una banda que combinaba diversos estilos como el punk, el ska, el new wave
y el electropop con letras contestatarias y de contenido político. [PE COM]
Das Femininum ergibt sich hier aus der nächsten lexikalischen Entsprechung im
Spanischen (la onda), während das Maskulinum wohl durch das vorangegangene
Hyperonym los estilos hervorgerufen wird.
Die folgenden, nicht personenbezogenen Substantive weisen Genusvariation
auf. Sie werden in Kap. 6.5.1 auf ihre geographische Distribution hin untersucht:
Tabelle 12 (fortgesetzt)
free pass ginger ale GPS hackathon high definition High School
Femininum
6,47%
Genus -
variation
5,95%
Neutrum
0,02%
Maskulinum
87,56%
Morphemkorrespondenzen
Wie in Kap. 2 definiert wurde, liegen im Bereich der Flexionsmorphologie Kor-
respondenzen vor, wenn die beteiligten Sprachen in einem bestimmten Umfeld
dasselbe Pluralallomorph erfordern.
Die folgenden Pluralbildungen sind Beispiele für Übernahmen aus dem Eng-
lischen, die im Spanischen formal vollkommen unauffällig sind. Denn formal ver-
gleichbare Lexeme mit vokalischem Auslaut aus dem spanischen Erbwortschatz
würden den Plural nach exakt demselben Muster bilden:
[…] para albergar la venta de libros, revistas y fanzines, exposiciones, mesas, jam de escri-
tura, entre otros. [MX JOR]
Autoridades dicen que los drones para Colombia son una urgencia. [KO TIE]
[P]odrán satisfacer sus antojos, por ejemplo, con los parfeit de Baileys, los crumbles y
panqueques de manzana, la clásica cheesecake, o el volcán de dulce de leche. [UY PAI]
Los biquinis y triquinis son los favoritos de las mujeres. [BO DEB]
Das im Englischen wie im Spanischen vorhandene Allomorph -es ist eine Mor-
phemkorrespondenz, wenn der Wortstamm mit einem Sibilanten endet und der
Wortakzent auf der letzten Silbe liegt:
280 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
En principio, cuesta unas 5 a 10 (diez) veces más que un sistema de trolebuses como el que
se plantea. [PY ABC]
“Sin embargo, ‚es una estrategia nueva, que le está costando al mercado entender y masticar,
a costa de ‘stop losses’ como hoy (jueves)”, agregó el operador. [PE COM]
Dies gilt auch für solche Sibilanten und Sibilantenkombinationen, die im spani-
schen Stammwortschatz eigentlich nicht in Finalposition stehen können:
Allí, el venezolano, que había entrado en boxes dos giros antes, aprovechó para recuperar la
cabeza. [PA PRE]
Morphemtransferenzen
Morphemtransferenzen folgen hingegen der englischen Pluralbildung und ver-
stoßen gleichzeitig gegen die Regeln der Graphemdistribution und -kombination
des Spanischen. Sie koinzidieren oft – aber nicht immer – mit graphisch transfe-
renten Wortstämmen:
Este sedán se ofrece con airbags en todas sus versiones. [CH MER]
La cuestión es que en toda la parte externa de dicho recinto hay banners que invitan a visitar
Chile. [PE REP]
La tableta de Google tiene solo una cámara frontal (de 1,2 megapíxeles) para utilizarla en
videochats ya sea por Gtalk, Hangouts o vía Skype. [PE COM]
Además, previamente había cumplido con el ritual de cantar Escalera al cielo junto a los
ballboys y jueces de silla. [UY PAI]
El tercer domingo de agosto el campo de golf deja de recibir a golfistas para que los fairways
de los 18 hoyos sirvan de escenario para el glamour de los automóviles antiguos. [AR NAC]
Auch Wörter, die mit -y enden, das bei der Pluralisierung zum Allographen <i>
wird, sind Beispiele für Pluraltransferenzen:
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 281
‘Ellos tienen gran expertise en el área de docurealities y este programa está enmarcado en
esos parámetros’. [CH TER]
Domina el inglés y uno de sus hobbies es la música, en especial tocar instrumentos de percu-
sión como la batería. [VZ NAC]
Die Übernahme des englischen Plurals men stellt ebenfalls eine Transferenz auf
morphologischer Ebene dar. Es ist die einzige Transferenz eines unregelmäßigen
Plurals, die im Korpus belegt werden konnte:
[U]n intérprete rotundo que hacía temblar a todos los bluesmen del lugar. [BO RAZ]
[…] alentando o limitando las intervenciones de sus sidemen Dave Douglas (trompeta), Greg
Cohen (contrabajo) y Joey Baron (batería) […]. [CH MER]
El disco que incluye 10 cóvers se titula Apres, y estará disponible a partir del 9 de mayo. [CH
TER]
Una fila de cústers, buses y taxis esperan ganar más pasajeros en el cruce de las avenidas
Abancay y Grau. [PE REP]
Al contrario, los resultados dejaron más apretados los ranquins para la quinta y última fecha
local de la modalidad, que se correrá hoy desde las 8:00. [BO DEB]
[P]or eso para las niñas no faltan los animal print, flores, étnicos (plumas, tótems) y geomet-
rías con apliques, bordados, lentejuelas y brillos. [KO TIE]
Transferenzen im Sinne der Pluralbildung sind also einerseits bei noch nicht
integrierten Lexemen anzutreffen; die Systemfremdheit des Pluralmorphems
entspricht hier der des Wurzelmorphems. Dies ist angesichts der Morphemhier-
archie «Wurzelmorphem – Flexionsmorphem» keine Überraschung. Auffällig ist
aber, dass eine beträchtliche Anzahl integrierter, formal unauffälliger Anglizis-
men den Plural nach englischem Vorbild konserviert. Obwohl das Wurzelmor-
phem keine Fremdheitsmerkmale mehr aufweist, werden formal englische Flexi-
onsmerkmale verwendet.
Morphemintegrate
Integrate im Sinne der Pluralbildung sind an das spanische Sprachsystem ange-
passt. Dabei spielt die Beschaffenheit des Wortstamms offenbar eine wichtige
282 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Otro factor a destacar serán los greenes ya que son ondulados pero pequeños. [MX UNIV]
Se asocia a los sitios de todos los lugares que le interesan: clubes, bares, restaurantes. [BO
DEB]
El conector y los accesorios Apple renovó el clásico conector de 30 pines, que ya tenía unos
cuantos años encima. [AR NAC]
[…] las gestiones que hacen en Conatel para los permisos y la asignación de los respectivos
diales. [VZ NAC]
Sobre una base de aguardiente de caña y rones de alta calidad se añaden esencias naturales
de café, extractos de vainilla y cacao tostado […]. [PY ABC]
El Tanque no lo dice, pero sabe que en sus goles duerme buena parte de la confianza que hay
en levantar algún trofeo. [AR CLA]
Auch viele mehrsilbige Anglizismen, die integriert bzw. formal unauffällig sind,
werden mit einem hispanisierten Pluralallomorph flektiert:
Las casas de hoy son búnkeres por culpa del temor. [EC COM]
Hasta el Presidente recalca que nos acercamos a un PIB per cápita de 20.000 dólares, propio
de un país desarrollado. [UY PAI]
Tanto Obama como su rival republicano, Mitt Romney, anularon mítines electorales. [PA
ESTR]
El miércoles se juega un partido clave en Santa Cruz entre los dos líderes del torneo. [BO RAZ]
Asimismo, que la directora le pidió a las niñas que se quitaran los zapatos, calcetas, y suéte-
res e introdujo su mano en las bolsas de las blusas, jumpers y shorts […]. [MX JOR]
Bisnes ar bisnes, esa es la excusa de la miopía cortoplacista de los bisnesmanes, que son la
negación del empresario. [EC UNIV]
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 283
Der Wortstamm muss dabei nicht unbedingt vollständig an das Spanische ange-
passt sein. Es genügen spanische Wortbildungselemente, die dem Pluralmor-
phem unmittelbar vorausgehen:
[E]ditar los libros que se les antojara, empezando por los de Virginia y los ‘bloomburianos’,
casi siempre con tapa e ilustraciones de Vanessa. [AR NAC]
[S]e puede observar el poder de lobby de estos productores, mucho mayor a los ganaderos y
los feedloteros. [AR NAC]
Colombia, quinto país del mundo que exportó más futbolistas. [KO TIE]
A manera de retribución los cicloturistas deben colaborar con las labores del hogar o llevar
algo a manera de agradecimiento. [PE COM]
Los ‘pottermaniacos’ podrán registrarse en la página utilizando como identidad uno de los
nombres de los jóvenes. [CH MER]
Salseros, poperos y amantes del baile tienen su convocatoria en el Atahualpa. [EC COM]
Y hay polémica: los ufólogos dicen que el Estado no tiene voluntad de desclasificar archivos.
[AR CLA]
El ‘Playero’ le ganó a la ‘W’ por 80 a 58 y de esta manera venció a los welcomenses por
tercera vez en una semana para eliminarlo del certamen. [UY PAI]
Será inevitable que se produzcan, en medio de la apacible monotonía estival, desde molestos
flirteos hasta la insinuación de actividad swinger […]. [AR NAC]
Morphemallogenismen
Im Rahmen der Pluralbildung kann als Allogenismus bezeichnet werden, wenn
ein Plural weder mit der ausgangssprachlichen Form noch mit dem System der
Zielsprache konform ist. Eine Art von Allogenismus betrifft die Pluralbildung mit
-’s. Im Englischen kommt das apostrophierte <s> allerdings nur in Genitivbildun-
gen vor, die Besitz oder Urheberschaft ausdrücken (z. B. That is John’s car oder
the team’s victory). Bei den hispanoamerikanischen Anglizismen dient es aber
gelegentlich auch der Pluralbildung:
284 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Destacó que pudieron ser recuperadas sesiones originales de música de fondo, ‘playback’s’,
pistas internacionales, efectos, trailers y locaciones […]. [MX JOR]
Zwar wird auch im Englischen der s-Plural gelegentlich mit einem Apostroph
abgetrennt, wenn Akronyme flektiert werden. Üblicherweise wird das Pluralmor-
phem aber in beiden Sprachen direkt an das Akronym angehängt. Im Korpus sind
beide Verfahren anzutreffen:
Además Electric Circus contará con un variado grupo de DJ’s nacionales. [CH TER]
La actriz hot de ‘Dulce amor’ y el hijo de Gustavo, como DJs. [AR CLA]
Eine weitere Gruppe von Allogenismen setzt sich aus s-Pluralen bei Wörtern mit
Affrikaten in Finalposition zusammen. Sie werden im Englischen mit dem Allo-
morph -es pluralisiert (z. B. coaches, sketches, trenches). Auch im Spanischen ist
dies das naheliegendste Verfahren, da sich so die untypische Konsonantenkom-
bination am Wortende entschärfen lässt. Tatsächlich wird aber häufig -s verwen-
det, das offenbar als typisches Pluralmorphem des Englischen interpretiert und
so übergeneralisiert wird:
‘Estamos creciendo cada vez y mejorando el nivel y las capacitaciones a coachs y clínicas a
jugadores en forma continua’. [CH MER]
Sus prendas estrella son las parkas monocromáticas y largas, además de sus trenchs trans-
parentes. [MX UNIV]
Gelegentlich werden auch Wörter auf -y, das bei der s-Pluralisierung im Engli-
schen zu -ie wird (z. B. derbies, ponies), mit dem übergeneralisierten Plural-s am
unveränderten Wortstamm versehen:
‘Este es el derby de todos los derbys. Son nuestros rivales de la ciudad y eso aumenta la anti-
cipación de todos’. [MX UNIV]
El francés Sebastien Loeb se proclamó campeón del mundo de rallys por novena vez consecu-
tiva a la finalización del Rally de Francia […]. [EC COM]
Y como es tradicional, 3 ponys de Matías Musselli Carmona: 1.620, 900 y 1.380. [UY PAI]
Nullplural
Die Pluralisierung mit einem Nullallomorph existiert in beiden Sprachen, im Eng-
lischen z. B. bei etlichen Tierbezeichnungen und Maßeinheiten (z. B. two sheep/
fish/deer), im Spanischen bei Latinismen (z. B. los memorándum). Eine Zuord-
nung des Nullallomorphs zu den Pluralkorrespondenzen erscheint jedoch nicht
sinnvoll, da es in beiden Sprachen selten und auf wenige semantisch bzw. ety-
mologisch definierte Wortgruppen beschränkt ist. Im Rahmen von Entlehnungs-
situationen ist es vielmehr als Strategie zur Vermeidung der Konformitätspro-
blematik anzusehen. Bei den Anglizismen taucht der Nullplural zum einen bei
Wortstämmen auf, die mit systemfremden Konsonanten bzw. Konsonantengrup-
pen enden und so die Pluralbildung erschweren:
[E]ste emprendimiento chileno facilita los ‘match’ entre quienes ofrecen y buscan trabajo.
[CH MER]
Abundan las superposiciones, los mix de texturas, tableados, chabots, mangas abultadas.
[AR NAC]
La producción de este concierto aclara que la gente que haya adquirido sus ticket para el
Campo General no se verá afectada en cuanto a la distancia del escenario […]. [AR CLA]
En este nuevo concurso sortearemos tres pack de productos Nutraparhm [sic!] que te permi-
tirán hacer uso de estos suplementos […]. [CH MER]
Cuando uno los mira no puede evitar pensar en esos libritos recortados ‘los pop up book’ que
saltan como una sorpresa para componer una escena. [AR CLA]
Esta noche los Trending Topic venezolanos están relacionados al Miss Venezuela. [VZ ÚLT]
286 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
El pop coreano (o K-Pop) también ha encontrado en las boy band la pólvora del entreteni-
miento. [KO TIE]
En el Banco Unión (BUN) señalaron que realizan ajustes a los software que permitirán la
lectura del chip. [BO DEB]
Actriz aclaró que incursionó en los ‘stand up comedy’ antes que Carlos Galdós. [PE COM]
Anglizismen mit vokalischem Wortauslaut werden hingegen fast nie mit Nullallo-
morph pluralisiert. Ausnahmen wie los emo gibt es aber auch bei ihnen.
Pluralvariation
Wie bei der Genusattribution können auch durch die Numerusmarkierung mor-
phologische Varianten der Anglizismen entstehen. Das ist bei 11,4 % der Ang-
lizismen der Fall, die im Plural belegt sind. Die häufigste Konfiguration ist die
Koexistenz des Nullplurals mit einem weiteren Verfahren der Pluralbildung. Sie
betrifft 116 verschiedene Anglizismen. Bei 91 von ihnen koexistiert der Nullplural
mit einem transferierten Pluralsuffix:
Como psicóloga, Przeworski reconoce que esos días para uno (los me day, en inglés) son
importantes en la tarea de cuidarse a uno mismo. [PA PRE]
[L]os me days son necesarios. “Creo que sí necesitamos un día así para desintoxicarnos un
poco […]”. [PA PRE]
No se junta con los emo que van a los shopping a mostrarse. Con los floggers y los metaleros
suele tener conflictos. [PY ABC]
Además, siguen las colectas en los shoppings Del Sol, Mariscal López y Mariano. [PY ABC]
[C]uenta con las actuaciones de Hugo Silva y Mario Casas, dos sex symbol españoles de
momento y de la consagrada Carmen Maura. [UY OBS]
No tengo idea de qué les recomiendo a las chicas de ahora catalogadas como sex symbols.
[AR CLA]
Es gibt aber auch 20 Fälle, in denen der Nullplural mit einer übernommenen,
formal unauffälligen Pluralkorrespondenz koexistiert:
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 287
[H]a confesado que los macarrones con queso son su desayuno, siente debilidad por los
sándwich de mantequilla de maní, come melón con sal a toda hora […]. [CH MER]
La cascada Escondida. Los turista disfrutan de la caída del agua. [EC COM]
El pasado año acogimos a más de 2 millones de turistas, un incremento de casi 5 % con res-
pecto al año anterior. [CR NAC]
Schließlich kann in zwei Fällen ein Nebeneinander von Nullplural und Plural
allogenismus festgestellt werden:
[…] 320 potros y potras US$ 640, US$ 116 y US$ 360; tres Pony US$ 460, US$ 150 y US$ 345;
y dos burros a US$ 2.15, US$ 180 y US$ 197. [UY OBS]
Y como es tradicional, 3 ponys de Matías Musselli Carmona: 1.620, 900 y 1.380. [UY PAI]
Alexander Bakhtin, invicto en 28 combates con 11 KO, será su rival Mostrando resultados
21–30 (de 1447). [VZ ÚLT]
Jesse Magdaleno (8-0, 5 KO’s) de Las Vegas se enfrentará a Nick Fast (7-1-1, 6 KO’s) de Kansas
City en un combate pactado a seis asaltos en peso supergallo […]. [MX UNIV]
Nsue, que remató primero alto a saque de esquina y después provocó los otros dos córneres
más que forzó su equipo en diez minutos. [MX UNIV]
Estuvo encargado de realizar las faltas de tiros libres y córners. [PE COM]
[Q]uedó establecido que desde la terminal de Puerto la Cruz, los ferrys zarparán a las 2:00 y
7:00 de la mañana, 2:00 y 4:00 de la tarde y 8:00 de la noche. [VZ ÚLT]
Lo mismo ocurre con los ferries que unen Manhattan con Brooklyn y Nueva Jersey, que circu-
lan con horario reducido. [PY ÚLT]
288 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
[U]n gran número de productos médicos que van desde las tiritas a las máquinas de rayos X,
los escáner, los marcapasos, los dispensadores de fármacos o los test sanguíneos. [VZ NAC]
De electrocutados a deportados: los realities más polémicos del mundo [PA ESTR]
Me molesta un poco esa actitud, dice. Los reality cumplen una función, a la gente le gustan y
llevan más de 10 años en Chile. [CH TER]
Die ersten drei Beispiele verdeutlichen einmal mehr, dass der Integrations-
grad des Wortstamms keineswegs immer eine Integration des Pluralmorphems
bewirkt. Vielmehr können selbst formal assimilierte Anglizismen mit bis zu drei
unterschiedlichen Pluralallomorphen vorkommen.
Neben der Variation bei der Pluralbildung bestehen schließlich auch verein-
zelte Singulardevianzen. Sozusagen als Pendant zum Nullallomorph im Plural
erscheint – im eigentlich unmarkierten Singular – gelegentlich eine Pluralform.
Insgesamt kommen Pluralmorpheme bei acht verschiedenen englischstämmigen
Lexemen im Singular vor:
De ahí se pasa a la explicación de lo que es una protest songs y, para ilustrarlo, en las
paredes hay varias letras de Dylan […]. [AR CLA]
Otro tips es nunca usar blanqueador en fibras naturales u artificiales. [CH MER]
En la alfombra roja, ganaron las mujeres, ningún ‘men’ llamó la atención. [PA ESTR]
Pluraliatantum werden indes mal als Singular, mal als Plural aufgefasst:
Tip: usá el blazer con un jeans rosa pastel y remera blanca. [AR NAC]
¡Horror! Lo más elegante que tenía en la valija era unos jeans y una remera con las orejas de
Mickey que me había comprado unos días atrás en Disney. [AR NAC]
5.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen 289
Allogenismen
1%
Integrate
20%
Transferenzen
47%
Pluralvariation
11%
Nullallomorph
7%
Korrespon-
denzen
14%
Der Anteil hispanisierter Pluralformen liegt deutlich über dem Anteil entlehnter
Substantivstämme, die dem spanischen Sprachsystem entsprechen. Ein signifi-
kanter Teil graphisch fremdartiger Lexeme bildet also «spanische» Pluralformen
aus. Umgekehrt zeigt der Blick auf die Pluraltransferenzen, dass die Assimila-
tion des Wortstamms keineswegs immer eine Integration des Pluralmorphems
mit sich bringt, denn etliche Lexemintegrate konservieren «englische» Flexions-
merkmale. Im Großen und Ganzen besteht aber durchaus eine Affinität zwischen
formal integrierten Stammmorphemen und hispanisierenden Pluralformen.
Die festgestellte Pluralvariation und die gelegentlichen Singulardevianzen
deuten zudem auf eine gewisse Unsicherheit bei der Interpretation der Nume-
rusmarkierung entlehnter Wörter hin. Die verstärkte Verwendung des Null
allomorphs kann als Vermeidungsstrategie ebendieser Unsicherheit angesehen
werden, denn das Nullallomorph tritt häufig parallel zur Pluraltransferenz auf.
Die «pseudo-englischen» Pluralbildungen verweisen ebenfalls auf diese Unsi-
cherheit. So führt die Anwendung übergeneralisierter oder missverstandener
Pluralisierungsregeln des Englischen einerseits zu Verstößen gegen die Regeln
der spanischen Graphemdistribution; andererseits wird durch Apostrophierung
versucht, genau diese Verstöße zu entschärfen.
Zu klären bliebe, ob es sich bei der festgestellten Heterogenität bereits um
regionale Normen handelt oder ob sie eher Ausdruck eines laufenden Normie-
rungsprozesses ist, der eine gewisse vorübergehende Variation mit sich bringt.
Um dies zu klären, wäre letztlich eine diachrone Untersuchung nötig, die die
Entwicklung der Normierungsanstrengungen näher betrachten müsste. Die ver-
gleichende Analyse dieser – synchron ausgerichteten – Arbeit konzentriert sich
stattdessen auf die geographische Distribution der verschiedenen Pluralisie-
rungsverfahren.
5.5.3 Adjektivflexion
Más bien, buscamos darle una aproximación shakespereana y usar su historia para algo
más grande que la vida. [CH TER]
‘Espero volver lo antes posible porque estoy pasando un gran momento tenístico’, escribió en
140 caracteres. [AR CLA]
Sin Nadal en actividad – guste o no – la competencia tenística pierde emoción. [PE COM]
Corrado Barazzutti tiene muy buenos recuerdos tenísticos de Chile. [CH TER]
Neben den graphischen Varianten gais und sexies/sexis sind weitere Adjektive
mit Pluralmarkierung – aber ohne Genusunterscheidung – freaks, geeks, grogies,
hippies, pitiyanquis/-yankies, throatales, tops und yankees/yankis/yanquis. Bei
fast allen handelt es sich um Adjektivierungen entlehnter Substantive.
Die meisten Adjektivanglizismen weisen allerdings keinerlei Flexionsmerk-
male auf. Sie sind damit dem dritten spanischen Adjektivtypus zuzurechnen:
Aunque nunca dejó de ser una banda underground, extraña y voluntariamente antiprofesio-
nal, Sumo fue crucial en la renovación del rock argentino […]. [AR NAC]
Lo que más nos gustó: selección de prendas lady like que se adaptan al día y a la noche con
facilidad. [AR NAC]
Bei den meisten der Adjektivanglizismen, die dieser Gruppe angehören, handelt
es sich um graphische Transferenzen. Keiner von ihnen hat spanische Wortbil-
dungsprozesse durchlaufen.
Von den 547 verschiedenen Adjektivanglizismen werden 201 entsprechend
ihren spanischen Wortbildungsmerkmalen flektiert. Dreizehn Lemma-Types
292 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
Vollständig
flektierbar
37%
Keinerlei
Flexion
61%
Nur
Numerusflexion
2%
5.5.4 Verbflexion
Nos da nuestra dosis. En esencia, checar Facebook, Twitter, Instagram, es realmente como
cocaína para nosotros. [VZ ÚLT]
294 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
[T]omar le [sic!] desayuno, llevar a los chicos al colegio, ir a la oficina, leer los diarios,
chequear los mails. [AR CLA]
Hemos analizado que los mejores momentos que hemos tenido son cuando hacemos las cosas
simples, no cuando hacemos carrerotas o queremos driblar a 10 rivales. [MX UNIV]
Cómo la pulga Messi, que driblea 20 veces por partido a todo el equipo contrario, y recibe
como 20 golpes por partido […]. [PE COM]
Als Ursache der Endungsvariation kommt neben dem bereits erwähnten Inte
grationsgrad des Verbstamms die Zuordnung zu morphologisch unterschiedlich
integrierten Substantiven in Frage, deren jeweiliger Auslaut die Verbendung
beeinflusst. Das Variantenpaar postar/postear geht demnach auf die im Korpus
belegte Opposition post/posteo zurück; pichar/pitchear folgt pitch/pitcheo und
tuitar/tuitear entspricht dem Paar tuit/tuiteo. Die Substantivvarianten sind im
Korpus zwar belegt; dass sie die Ursache der Endungsvariation bei Verben sind,
lässt sich aber letztlich nicht eindeutig nachweisen.
Die folgenden Verbanglizismen weisen variierende Endungen auf:
checar chequear
chocar choquear/shockear
clicar clickear/cliquear
driblar dribblear/driblear
flipar flipear
liderar liderizar
pichar pitchear
postar postear
tuitar tuitear/tweetear
-izar
10% -ar/-izar
1%
-ar
21%
-ear
61%
-ar/-ear
7%
In diesem dritten Kapitel, das sich mit der sprachlichen Integration der Anglizis-
men befasst, geht es um ihre wortbildungsmorphologische Assimilation. Dabei
werden ausschließlich Wortbildungsprozesse berücksichtigt, die in der aufneh-
menden Sprache stattfinden.
In Kap. 5.6.1 werden produktive Wortbildungsverfahren analysiert, die bei
englischstämmigen Substantiven zur Anwendung kommen. Dies sind Derivation,
Komposition und Wortkürzung, wobei jeweils mehrere Untertypen identifiziert
werden können. Anschließend werden quantitative Aspekte der substantivischen
Wortbildung diskutiert. Auf die anglizismenbasierte Wortbildung der quantitativ
weniger bedeutsamen Wortklassen der Adjektive und Verben wird in Kap. 5.6.2
bzw. 5.6.3 eingegangen. Der diatopische Vergleich der wortbildungsmorphologi-
schen Integration findet sich in Kap. 6.6.
296 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
5.6.1 Substantive
Derivation
Bei den ZS-internen Wortbildungen durch Affigierung sind drei Konfigurationen
zu unterscheiden. So werden Derivate einerseits durch die Kombination englisch-
stämmiger Grundwörter mit spanischen Affixen gebildet; außerdem erfolgt die
Kombination englischstämmiger Grundwörter mit neoklassischen Affixen und
schließlich auch die Ableitung spanischer sowie englischstämmiger Lexeme
durch Lehnaffixe.
134 Ob es Fälle zielsprachlicher Konversion gibt, lässt sich aus synchroner Perspektive nicht
bestimmen. Schließlich lassen sich Fälle vermeintlicher Wortklassenwechsel ohne Kenntnis des
genauen Entlehnungs- und Integrationsweges auch durch die Kürzung von Komposita oder No-
minalphrasen oder durch die Rückbildung englischer Derivationssuffixe erklären. Ein Beispiel
für eine solche «scheinbare» Konversion in der aufnehmenden Sprache ist sp. topless (N.; ‘Oben-
ohne-Foto’) < engl. topless (Adj.; ‘oben ohne’), für das der folgende Entlehnungs- und Integra-
tionsprozess anzunehmen ist:
// Engl.: topless (Adj.) + picture (N.) > topless picture (N.) // → // Sp.: topless pic-
ture (N.); [KÜRZUNG] topless (N.) //.
Ohne dass tatsächlich ein unmarkierter Wortklassenwechsel stattfindet, kann es im Zuge des In-
tegrationsprozesses zu einer scheinbaren Konversion kommen. Da die Kürzung von Anglizismen
im Spanischen ein produktives Wortbildungsverfahren ist (s. u.), erscheint diese Möglichkeit
bei allen vermeintlichen Nullableitungen plausibel. Die Konversion als eigenständiger Wortbil-
dungstyp wird aufgrund dieser Uneindeutigkeit außer Acht gelassen.
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 297
Tabelle 14 (fortgesetzt)
-ato liderato 2
-ete tiquete 1
-miento/ linchamiento 1
-mento
-o neopreno 1
-or, a estresor 1
135 Im Fließtext wird aus Gründen der Lesbarkeit nur die maskuline Form angeführt, gemeint
ist aber -ero, a. Gleiches gilt für alle genusdifferenzierenden Suffixe.
298 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
biniert werden. Ein Beispiel hierfür ist engl. computer, auf dessen Grundlage die
gleichbedeutenden spanischen Derivate computador und computadora gebildet
werden. Manche Tätigkeitsbezeichnungen werden alternativ mit -ero und -ista
oder -dor gebildet. So koexistieren z. B. beisbolero und beisbolista, bloguera und
bloguista sowie golfeador und golfista.
In etlichen Fällen ist unklar, ob es sich tatsächlich um zielsprachliche Deri-
vate oder vielmehr um Lehnübersetzungen handelt, die durch Suffixanalogien
erleichtert wurden. So sind engl. -ism und sp. -ismo etymologische Doubletten.
Wilsonismo oder taylorismo könnten deshalb auch den Lehnübersetzungen zuge-
rechnet werden, da im Englischen Wilsonism und Taylorism als Bezeichnungen
politischer Doktrinen bzw. wissenschaftlicher Denkschulen existieren. Dem-
gegenüber ist obamismo eindeutig als eigenständige spanische Innovation zu
werten, da es im Englischen keinen als Vorbild in Frage kommenden Ausdruck
*Obamism gibt.
Quantifizierend-qualifizierende Suffixe werden ebenfalls an englischstäm-
mige Grundwörter angehängt:
-illo, a lidercillo 1
-ón136 sanguchón 1
136 Nur Augmentativa berücksichtigt; ohne durch graphische Integration bedingtes -ón (z. B.
sp. condón < engl. condom; sp. jonrón < engl. homerun).
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 299
bio- bioliderazgo 1
des- desdolarización 1
inter- interclubes 1
post- postboom 1
pre- pre-kinder 1
semi- semisenior 1
sub- sublíder 1
vice- vicelíder 1
Die meisten der hier aufgeführten Präfixe sind auch im Englischen produktiv.
Dementsprechend gibt es noch viele weitere Anglizismen, die neoklassische
Präfixe enthalten. In der Tabelle werden jedoch nur die Fälle berücksichtigt, in
denen die Ableitung erst im Spanischen stattgefunden hat.
300 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
’-dromo kartódromo 1
-hólico workahólico 1
’-mano, a facebookomano 1
-nauta internauta 2
-teca filmoteca 1
den hat. E- ist eine Abkürzung von electronic. Anglizismen, bei denen die Präfixe
cyber- bzw. e- mitentlehnt wurden, sind unter anderem cybersexo, cyberbullying,
e-banking, e-book, e-commerce, e-mail, e-learning und e-reading. Aufgrund ihrer
hohen Frequenz ist davon auszugehen, dass ihre Bedeutung für Redakteure und
Leserschaft transparent ist. So verselbständigen sich die Lehnpräfixe mit der Zeit
und werden auch in der Zielsprache mit spanischen oder ebenfalls entlehnten
Grundwörtern kombiniert.
Bei den folgenden Derivaten handelt es sich um zielsprachliche Wortbildun-
gen:
e- e-olor 1
Das einzige mit e- gebildete Derivat ist e-olor. Hierbei handelt es sich um eine
nicht lexikalisierte Ad-hoc-Bildung. Im Kontext des Artikels wird die Zukunft des
Buches in der digitalen Welt diskutiert. Dabei werden herkömmliche Bücher den
neueren e-Books gegenübergestellt, denen die Haptik und der besondere Geruch
von Büchern aus Papier fehle:
Incluso, ¿es imposible que hábiles marketineros inventen e-olores? Imagínese el lector […]:
Madame Bovary (con olor a pétalo de rosa guardado entre sus páginas o en su variante
humedad otoñal con ecos de alcanfor), […] Guerra y paz (en olor a papel de arroz y un toque
lejano de naftalina añejado en bibliotecas de algarrobo) […]. [ AR CLA]
Una profesora comentaba que se había ejercitado en un ciber para adiestrarse en el manejo
de la computadora. [EC UNIV]
Es ist das einzige im Korpus belegte Lehnaffix, das den Status eines freien Mor-
phems erlangt hat. Diese Entwicklung ist vollkommen unabhängig vom Engli-
schen, wo cyber- ausschließlich als gebundenes Morphem existiert.
Im Vergleich mit den Lehnpräfixen sind die Lehnsuffixe etwas zahlreicher
und auch geringfügig produktiver. Vier verschiedene Lehnsuffixe sind im Korpus
belegt:
Das Suffix -er, mit dem im Englischen Nomina agentis gebildet werden, besitzt
im Spanischen das Gegenstück -ero. Wie oben bereits beschrieben wurde, dient
es häufig der Ableitung substantivischer Anglizismen. Es sind aber auch Ang-
lizismen belegt, die mit -er abgeleitet werden, im Englischen aber nicht in der
entsprechenden Form existieren.
// Engl.: tweet // → // Sp.: tweet > [GRAPHISCHE (PARA-)INTEGRATION] twit/twitt > [DERI-
VATION: LEHNSUFFIGIERUNG] twiter/twitter //138
138 Alternativ lassen sich die diskutierten Formen twitter und twiter auch als Nullableitungen
der Transferenz Twitter bzw. des graphischen Integrats twiter interpretieren.
139 Beispiele der jüngeren Vergangenheit sind Rubygate (Italien: Affäre um Ministerpräsident
Silvio Berlusconi und eine Prostituierte namens Ruby), Nipplegate (USA: Skandal um die ent-
blößte Brust der Sängerin Janet Jackson bei einem Konzert) und Benghazigate (USA: Affäre um
den Angriff auf eine diplomatische Niederlassung der USA im libyschen Bengasi).
140 Da es sich um Momentbildungen handelt, sind lexikographsiche Nachweise bei den be-
schriebenen Begriffen nicht möglich. Die Wortbedeutungen wurden daher durch Korpuskonsul-
tationen und Internetrecherchen erschlossen.
304 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
141 Parking kommt im Englischen – anders als im Korpus – nicht als Substantiv mit der Bedeu-
tung ‚‘Parkplatz’, sondern nur als Verbform auf Hinweisschildern (‘Parken’) oder in Komposita
wie parking lot vor. In diesen Zusammenhängen ist wohl auch die ursprüngliche Entlehnungs-
situation zu suchen. Eine Entlehnung von park mit anschließender Suffigierung im Spanischen
erscheint hingegen höchst unwahrscheinlich. Ebenso sind smoking und living als Kürzungen von
smoking jacket bzw. living room anzusehen.
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 305
142 Im Englischen hat barista seit der Gründung der Cafékette Starbucks eine Wiederbelebung
erfahren. Die Tätigkeit des barista ist dabei auf die Kaffeezubereitung begrenzt.
306 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
QQ-Suffigierung
-
6%
Neoklass.
Präfigierung
13%
Neoklass.
ZS-Suffigierung
Suffigierung
69%
5%
Lehn-
präfigierung
1%
Lehn-
suffigierung
6%
Komposition
Die ZS-eigenen Komposita lassen sich mit Blick auf die zugrundeliegenden
Wortbildungsprozesse und die Etymologie ihrer Konstituenten drei Kategorien
zuordnen. «Hybride» Komposita werden aus englischstämmigen und spanischen
Elementen zusammengesetzt. «Autochthone» Komposita bestehen ausschließ-
lich aus englischstämmigen Elementen, sind aber Innovationen der Zielsprache.
«Strukturveränderte» Komposita entstehen wiederum durch die Neustrukturie-
rung entlehnter Komposita.
Hybride Komposita
Hybride Komposita bestehen aus mindestens einer englischstämmigen und einer
spanischen Konstituente. Sie können ohne unmittelbares englisches Vorbild
gebildet werden, wie die genaue etymologische Untersuchung der folgenden Bei-
spiele zeigt:
[L]e habían lanzado una diminuta ‘colaless’ y la contempló con mirada picaresca. ‘Lo inte-
resante es que dice (la etiqueta) extra large’, bromeó ante el público y sus músicos. [EC COM]
Me acuerdo, por ejemplo, de que era un loco del ring-raje. Y hoy tengo una bandita de pibes
que me toca el timbre y sale corriendo. [AR CLA]
Der Begriff colaless setzt aus sp. cola (ugs. ‘Hintern’) und engl. less zusammen.
Bei diesem analog zu topless (‘oben ohne’) gebildeten Kompositum (‘hinten/
unten ohne’) handelt es sich um eine Ausdrucksalternative für tanga.143 Dem
zweiten Beispiel liegt möglicherweise die Lehnübersetzung videojuego (< engl.
video game) zugrunde, die mit clip (‘Ausschnitt, Kurzversion’) verbunden und
anschließend gekürzt wurde. Vermutlich ist der Ausdruck aber analog zum Ang-
lizismus videoclip im Spanischen entstanden. Juegoclip bezeichnet ein kurzes
Computerspiel, das als Videoclip zu einem Lied einer argentinischen Band ent-
wickelt wurde. Ring-raje ist eine Kombination aus engl. ring (onomat.: ‘klingeln’)
und sp. raje (ugs. reg.: ‘schnelles Weglaufen’) und kann mit ‘Klingelstreich’ über-
setzt werden. Im AmE lautet die geläufigste Bezeichnung ding-dong-ditch.
Wie sich an diesen Beispielen ablesen lässt, handelt es sich bei den meisten
der in der ZS gebildeten, hybriden Zusammensetzungen um subordinierende
Komposita. Es sind aber auch einige Kopulativkomposita belegt, deren Konsti-
tuenten gleichberechtigt nebeneinanderstehen, was oft durch eine Bindestrich-
schreibung angezeigt wird. Beispiele für solche Zusammensetzungen sind carro-
robot, living-comedor oder librería-shopping.
Hybride Komposita können auch durch partielle Übersetzungen und Restruk-
turierungen entlehnter Komposita entstehen, wie dies in den folgenden Beispie-
len mit den englischen Begriffen business class, beat generation und web page
geschehen ist:
La generación beat se convirtió en una vanguardia casi sin quererlo. [AR CLA]
In diesen Fällen ist nicht nur jeweils eine der Konstituenten ins Spanische über-
tragen worden; auch die interne Struktur der Mischformen entspricht bereits dem
spanischen Muster.
Autochthone Komposita
Autochthone Wortzusammensetzungen werden ausschließlich aus englisch-
stämmigen Elementen zusammengesetzt, haben aber kein direktes englisches
Vorbild. Ihre interne Struktur gleicht oft der englischer Komposita. Das Determi-
natum folgt also auf das Determinans, wenngleich dies auch nicht immer der Fall
ist:
Entre los habitantes, que tienen un promedio de 50 años, hay dos equipos de ‘baby fútbol’
(similar al fútbol de salón) y un bebé de dos meses. [VZ NAC]
Ponete linda, conocé las últimas tendencias y convertite en una ¡beauty girl! [AR CLA]
Desde que el Gobierno anunció la expropiación de YPF la demanda del dólar blue no para
de crecer. [AR CLA]
[P]ueden activar su tarjeta en cualquiera de los 420 tótems-bip!, ubicados en lugares como
estaciones de metro y sucursales bancarias. [CH TER]
‘[…] un espacio gigante para jugar en grupos de chicos y de chicas; diversas sesiones de tup-
persex, con explicaciones sobre las diferentes posibilidades para disfrutar’, informa el diario
catalán ‘La Vanguardia’. [PE COM]
veranstaltungen nach Art der Tupperparties bezeichnet, bei denen dezentral und
im Bekanntenkreis Erotikartikel und -bekleidung vertrieben werden.
Die autochthonen Komposita sind gelegentlich auch das Resultat komplexer,
mehrstufiger Integrationsprozesse. Die ursprünglich entlehnten Formen sind
hier kaum noch erkennbar:
‘[A]lgunas son las que siempre se deben tener en el clóset; para mí ahorita es el jeans fit,
pitillo o cigarrillo en denim o en colores oscuros’, afirma. [PA PRE]
Die Entstehung von jeans fit aus slim fit jeans (‘eng anliegende Jeanshose’) lässt
sich folgendermaßen darstellen:
// Engl.: slim fit + jeans > slim fit jeans // → // Sp.: slim fit jeans > [KÜRZUNG] fit jeans >
[STRUKTURVERÄNDERUNG] > jeans fit //
Ähnlich intransparent ist die Bedeutung von shower tea (‘Geschenkparty für eine
werdende Mutter’), das nur noch wenige Rückschlüsse auf die ursprünglichen
Konstituenten erlaubt:
// Engl.: baby shower; tea party // → // Sp.: baby shower; tea party > baby shower;
[KÜRZUNG] tea > [KOMPOSITION] baby shower + tea > baby shower tea > [KÜRZUNG] shower
tea //
Strukturveränderte Komposita
Ein drittes Verfahren zur Bildung formal neuer Komposita im Spanischen besteht
in der morphosyntaktischen Veränderung entlehnter Komposita. Hier findet die
eigentliche Komposition noch in der Ausgangssprache statt. Die zielsprachliche
Innovation besteht darin, die Konstituenten im Moment der Entlehnung oder
im Verlauf des weiteren Integrationsprozesses entsprechend der im Spanischen
üblichen Reihenfolge Determinatum-Determinans umzustellen. So entstehen
formal neue, von der englischen Ausgangsform abweichende Komposita. Bei-
spiele für die strukturelle Veränderung entlehnter Komposita sind bife dry aged
(< engl. dry aged beef), football amateur (< engl. amateur football), marketing
online (< engl. online marketing), poker online (< engl. online poker), rock dark
(< engl. dark rock), tour full day (< engl. full day tour) oder western spaghetti
(< engl. spaghetti western).
Autochthone
Komposita
25%
Hybride
Komposita Struktur-
60% veränderte
Komposita
15%
Wortkürzung
Zielsprachliche Kürzungen substantivischer Anglizismen entstehen durch den
Wegfall mindestens einer Konstituente entlehnter Komposita, durch die Rück-
bildung englischer Flexions- bzw. Derivationssuffixe, die Verschmelzung meh-
rerer Wörter (Kontraktion/Blending) sowie durch das Weglassen von Wortenden
(Bildung von Kopfwörtern).146
Por favor, esta bien que se ganen su par de dollares laborando en el call, pero al menos lean y
enterense de lo que esta sucediendo. [PA ESTR]
Antes la clase media era muy lectora, tenía libros, biblioteca, compraba el diario todos los
días; hoy tiene más que ver con el entretenimiento: jugar a la Play, salir al Shopping (como
se ve en la película). [AR CLA]
Die zugrundeliegenden Lehnwörter sind call center, play station, shopping center/
mall und parking lot. Ähnliche Kürzungen liegen bei cover (< cover charge), deli-
very (< delivery service/guy), dry aged (< dry aged beef), champions (< champions
league), cámping (< camping ground), death (< death metal), dark (< dark rock),
living (< living room), low cost (< low cost airline), pole (< pole position), slot (< slot
machine), t-bone (< t-bone steak), tennis (< tennis shoes) und topless (< topless
146 Als weiteres Kürzungsverfahren wäre die Bildung von Akronymen zu nennen. Belegte Akro-
nyme entsprechen aber stets ihrer ausgangssprachlichen Form, so dass sie in der englischstäm-
migen Lexik nicht als produktives Wortbildungsverfahren zu werten sind. Lediglich in drei Fällen
werden auf ihrer Grundlage alphabetische Initialwörter gebildet (cedé < CD; devedé < DVD; elepé
< LP).
147 Eine Auflistung belegter homonymer Anglizismen findet sich im Anhang.
312 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
“El cambio fue pasar de trabajar con cuatro amigos y una camarita handy a un método
completamente distinto.” [UY PAI]
“El DT dio instrucciones por medio de un handy, con un receptor que tenía Hernán Boyero,
que no jugó por lesión.” [BO DEB]
Si bien esa fotografía se la puede observar en su ‘face’, hay otra que también llama la aten-
ción […]. [BO DEB]
148 Ergänzung des Determinatums durch den Verfasser auf Grundlage von Korpusbelegen und
DCE, MW und OED.
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 313
Van Houton, quien colgó el banderín atrás de ella para que las invitadas pudieran verla,
comentó que le sorprendió cuán animado resultó su “shower” de alta tecnología. [EC UNIV]
La contadora Natalia Borges, hija de los dueños de Yuri’s Freeshop, dice que ‘de 20 freeshops
que existían en 2005, ahora hay 70. El boom de la actividad fue el año pasado […]’. [UY OBS]
Shower als Bezeichnung für eine Feierlichkeit, bei der einer werdenden Mutter
Baby-Geschenke von ihren Freundinnen gemacht werden, entsteht durch die
Kürzung des Determinans baby. In dem betreffenden Zeitungsartikel wird wenige
Sätze zuvor das Vollkompositum baby shower genannt, so dass auch die Kurz-
form verständlich ist.
Freeshop ist eine Verkürzung von duty free shop. Anders als bei der ebenfalls
belegten Form duty free, mit der ebenso ein zollfreies Ladengeschäft bezeich-
net wird, wurde hier das vermeintliche Determinans duty entfernt. Tatsächlich
handelt es sich aber um ein Mehrfachkompositum mit der Struktur ((duty (free))
shop). Da diese interne Hierarchie für die ZS-Rezipienten aber offenbar intranspa-
rent ist, wird von der Hierarchie (duty (free shop)) ausgegangen und die vermeint-
lich modifizierende Konstituente gekürzt. Denkbar ist, dass die Elemente free
und shop aufgrund ihrer Präsenz in anderen Anglizismen verstanden werden,
duty aber nicht, und es daher als verzichtbar eingestuft wird.
Neben der relativ häufigen Kürzung einzelner Konstituenten gibt es drei Ang-
lizismen, die das Resultat mehrfacher Kürzungsvorgänge sind:
‘En unos focus les preguntábamos a señoras beneficiarias de la Misión Ribas qué era lo que
más le gustaba […].’ [VZ NAC]
“Para un late en televisión abierta tendrías que tener todos los días a personajes que sean
más como los que muestran los programas de farándula.” [CH MER]
Hier liegen ((focus (group)) interview), ((table (dance)) bar) bzw. ((late (night))
show) zugrunde. Die Verkürzungen dienen offenbar der Vermeidung von Wieder-
314 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
holungen. Alle Beispiele kommen in Artikeln vor, in denen an früherer Stelle die
vollständigen Komposita verwendet werden.
Rückbildung
Die zweite Art der Wortkürzung, die bei Anglizismen produktiv ist, ist die Rück-
bildung. Sie zeichnet sich durch die Kürzung englischer Flexions- oder Deriva
tionssuffixe aus.
Häufig werden im Englischen für die Bezeichnung von Tätigkeiten dever-
bale und desubstantivische Nomen verwendet, die mit dem Suffix -ing gebildet
werden. Oft wird dieses Wortbildungsverfahren bei Bezeichnungen für Sportar-
ten verwendet. Im Spanischen werden etliche dieser Termini wieder zurückge-
bildet, so dass die Wortbasis (z. B. kart) – anders als im Englischen – sowohl für
den Gegenstand bzw. das Mittel als auch für die Tätigkeit bzw. den Vorgang steht:
Kina practicó desde muy pequeña el karate y el surf. Desde el 2003 decidió dedicarse al box
de manera profesional. [PE REP]
Puede aprovechar también para hacer kitesurf, kayac, bucear, pescar o navegar en cata-
marán. [PE COM]
[E]ncontramos un muy buen Toyota Carina full, automático, del año 95; otro gran sedán como
es el Hyundai Sonata también full equip, automático del año 99; del fabricante bávaro un
BMW 530 D. blindado y full del año 2003. [UY PAI]
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 315
[R]esulta que hoy América Latina y El Caribe son más ‘open mind’, en medio de sus desigu-
aldades y desvaríos. [PE REP]
Estoy seguro que llegará a la final y ese día lo espero vestido como Kurt en el unplug cantando
Where Did you sleep last night… [PE REP]
Kontraktion
Die dritte Art von Wortkürzungen sind Kontraktionen (Blends/Kofferwörter).
Dabei werden mehrere Lexeme miteinander verschmolzen, wobei mindestens
eines nur in verkürzter Form erhalten bleibt. Da das Blending im Englischen
ein äußerst produktives Wortbildungsverfahren ist, sind im Korpus zahlreiche
Beispiele enthalten, die sich als Integrate entlehnter Blends oder Lehnüberset-
zungen interpretieren lassen. Beispiele hierfür sind batimóvil (< engl. batman
+ automobile), dot.comunismo (< engl. dot com + communism), hacktivismo
(< engl. to hack + activism) oder twiplomacia (< engl. twitter + diplomacy).
Aber auch ohne unmittelbares englisches Vorbild ist die Verschmelzung
von Anglizismen und Erbwörtern ein produktives Wortbildungsverfahren.
Am bekanntesten ist sicherlich der Ausdruck espanglish (< español + english),
«[…] una modalidad donde se mezclan elementos léxicos y morfológicos ingle-
ses y españoles […],» wie es in UY OBS heißt. Auch für Chollywood (< cholo +
Hollywood) wird der Wortanfang eines spanischen Ausdrucks mit dem hinteren
Teil eines englischen Begriffs verschmolzen. Der so entstandene Begriff bezeich-
net die peruanische Filmindustrie. Bei futvoley/futvóley (< fútbol + vóleybol) bzw.
futsal/fútsal (< fútbol + salón) bleiben hingegen nur die Anfänge der beteiligten
Lexeme bestehen.
149 OED nennt blue devils (‘depression or delirium tremens’) als Etymon von blues.
316 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
In den paraguayischen Zeitungen ist urna delivery ein häufig belegtes hybrides
Kompositum. Der Anglizismus delivery bezeichnet normalerweise Lieferdienste
für Essen. Im Sachbereich Politik sind indes offenbar Wahlurnen gemeint, die
zu Abstimmungszwecken in alle Landesteile geschickt werden. Da es bei der
Berichterstattung um den Verdacht des Wahlbetrugs geht, handelt es sich bei
mondalivery wohl um eine Kontraktion von guar. monda/mondaha (‘Dieb’) und
engl. delivery mit der Bedeutung ‘unterschlagene/manipulierte Wahlurne’. Es ist
das einzige Beispiel für einen Blend aus Guaraní und Englisch.
Dice Marianela: ‘Ahí nos sentamos en la compu y realizamos una investigación estética para
definir el packaging’. [AR CLA]
TREND TOP. JORGE RIAL LOGRÓ CONVERTIRSE AYER EN ‘TRENDING TOPIC’ DE TWITTER.
[AR CLA]
Die Verkürzung von computer zu compu kommt vor allem bei der Wiedergabe
von nähesprachlich-mündlichen Äußerungen vor. Trend top basiert auf der
Ausgangsform trending topic (‘aktuelles Thema’), die wenig später im Text eben-
falls vorkommt. Leser mit Englischkenntnissen könnten trend top aber auch als
‘größter Trend/Top-Trend’ interpretieren, eine Doppeldeutigkeit, die wohl die
Aufmerksamkeit eines gebildeten Zielpublikums erregen soll. In diesem Licht ist
trend top ein Beispiel für den kreativen Umgang mit englischstämmigem Wortgut
als rhetorisches Mittel.
Rückbildung
17%
Kontraktion
6%
Bildung von
Kopfwörtern
1%
Kürzung
entlehnter
Komposita
76%
wörter sind zielsprachliche Derivate.150 Die Wortkürzungen stehen hier mit 2.348
Tokens an zweiter Stelle, die Komposita mit 1.109 an dritter. Somit liegt die rech-
nerische Wiederholungsrate der Derivate bei 52,5, die der Kürzungen bei 15,4 und
die der ZS-Komposita bei 3,6 Textwörtern pro Lexem.
Die vielfältigen Wortbildungsmuster, die in diesem Kapitel beschrieben
wurden, dürfen den Blick auf den tatsächlichen Stellenwert der Wortbildung aber
nicht verstellen. Schließlich weisen 4.186 der 4.843 englischstämmigen Substan-
tive keinerlei Spuren spanischer Wortbildungsprozesse auf. Auf der Textebene
sind die Verhältnisse ähnlich. Im Spanischen entstandene Derivate, Komposita
und Wortkürzungen summieren sich auf insgesamt 808 Fälle, wobei etliche Angli-
zismen das Produkt mehrerer Wortbildungsverfahren sind. Beispiele hierfür sind
Begriffe wie autochequeo (Prä- und Suffigierung), megafreeshop (Kompositakür-
zung, Präfigierung), cicloturismo (Derivation, autochthone Komposition), agro-
shopping (Kürzung, autochthone Komposition) oder living-comedor (Kürzung,
hybride Komposition).
Das Diagramm zeigt die Frequenz morphologisch unveränderter Übernah
men und zielsprachlicher Wortbildungen am substantivischen Anglizismenwort
schatz:151
AS-Übernahme
4.186
ZS-Derivation
350
ZS-Kürzung
ZS- 152
Wortbildung
808
ZS-Komposition
306
150 Noch deutlicher ist die Dominanz der Derivate unter den 200 häufigsten Anglizismen (siehe
Kap. 5.1.3).
151 Die rechnerische Summe aus AS-Übernahmen und ZS-Wortbildungen liegt über der tatsäch-
lichen Anzahl substantivischer Anglizismen, da 151 Anglizismen mehrere Wortbildungsverfah-
ren durchlaufen haben.
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 319
5.6.2 Adjektive
Die ZS-interne Wortbildung ist bei den Adjektiven deutlich weniger vielfältig als
bei den Substantiven. Die Derivation ist mit Blick auf das Korpus das Verfahren,
das am häufigsten zur Bildung anglizismenbasierter Adjektive verwendet wird.
Ferner sind einige isolierte Fälle von Wortkürzung und Konversion belegt.
Derivation
Der Großteil der im Spanischen von Anglizismen abgeleiteten Adjektive entsteht
durch Suffigierungen. Darüber hinaus sind einige Fälle neoklassischer Präfigie-
rungen belegt.
Bei der Bildung desubstantivischer Adjektive sind die Suffixe -ero, ’-ico/ístico
und -(i)ano am produktivsten. Das auch bei den Nominalisierungen sehr produk-
tive Suffix -ero kommt am häufigsten bei der Bildung von Relationsadjektiven vor
(z. B. beisbolero, rocanrolero, jetsetero). Gleiches gilt für ’-ico/ístico, das hoch-
frequente Derivate wie turístico, folclórico oder tenístico ermöglicht. Adjektivie-
rungen von Eigennamen erfolgen oft durch -(i)ano: bloomburiano, dickensiano,
hamletiano, wikilikiano etc.
Mit Adjektivierungssuffixen wie -ado, -nte oder -ble werden deverbale Adjek-
tive gebildet, also Adjektive wie charteado, shockeante oder reankeable, die auf
Verben wie chartear, shockear oder rankear basieren.
Suffixkognate wie engl. -an und sp. -ano oder engl. -ous und sp. -oso erleich-
tern einzelne Morphemübertragungen wie bei booleano (< engl. boolean) oder
glamoroso (< engl. glamorous). Sie können in diesem Sinne als «deadjektivische
320 5 Allgemeine Korpusanalyse: Adoption und Integration der Anglizismen
-és/-esa dublinés 1
-maníaco, a beatlemaníaco 2
-il gansteril 1
-ino, a newyorquino 4
-oso, a glamuroso 3
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 321
co- coliderado 1
extra- extrafutbolístico 1
híper- hípersexy 1
Der genaue Entstehungsweg von coliderado ist unsicher. Denkbar sind die fol-
genden Entlehnungs- und Integrationspfade, da auch die jeweiligen Vorstufen
im Korpus belegt sind:
// Engl.: leader // → // Sp.: leader > [GRAPHISCHE INTEGRATION] líder > [DERIVATION:
SUFFIGIERUNG] liderado, a > [DERIVATION: PRÄFIGIERUNG] coliderado, a //
// Engl.: leader // → // Sp.: leader > [GRAPHISCHE INTEGRATION] líder > [DERIVATION:
PRÄFIGIERUNG] colíder > [DERIVATION: SUFFIGIERUNG] coliderado, a //
Das folgende Diagramm zeigt die absolute Frequenz der einzelnen Derivations
affixe im Adjektivwortschatz:
80
70
60
50
40
30
20
10
0
hí -
ía e
-e o
r-
e
ta
-d te
sa
l
-(i a
-é o, a
-e a
ti-
-il
ex -
-in a
-o a
-(i a
,a
ís a
tra
-a
co
an bl
ns
n
pe
o,
o,
-is
,
,
-n
o,
/- o,
an
-e
)a
or
ro
so
-
)e
tic
c
sc
co -ad
s/
-m
′-i
Sonstige Wortbildungsverfahren
Neben der Derivation ist unter den englischstämmigen Adjektiven auch ein Fall
von Wortkürzung belegt. Das Adjektiv off3 hat sich im Spanischen aus der Ver-
kürzung von off Broadway entwickelt.152 Es kommt sowohl als freies Morphem
als auch in Zusammensetzungen wie teatro off (‘unabhängiges, unkommerzielles
Theater’), sala off (‘Theatersaal für unkommerzielle Aufführungen’), musical off
(‘Independent-Musical’) oder festival off vor.
Die aus dem adjektivischen off3 abgeleitete Nullderivation off (N.) dient als
Bezeichnung für den gesamten nichtkommerziellen Kulturbetrieb:
Sin embargo, en los últimos tiempos varias obras trascendieron los teatros oficiales y están
haciendo sus temporadas en la calle Corrientes y en salas del off porteño con buena reper-
cusión. [AR NAC]
Auf der Grundlage von off3 existiert zudem noch ein ZS-eigenes Kompositum.
Während im Englischen die Zusammensetzung in-house (‘hausintern, betriebs-
eigen’) existiert – die ebenfalls im Korpus belegt ist – hat sich im Spanischen
ergänzend das Antonym off house herausgebildet. Dieses hat im Englischen keine
unmittelbare Entsprechung:
Lozano tiene el taller en su casa, aunque planea inaugurar pronto un taller ‘off house’ al que
le incorporará un showroom. [AR CLA]
Ein weiterer Fall von Konversion nach einer Wortkürzung ist das Adjektiv top. Im
Korpus häufig in entlehnten Komposita wie top 10 enthalten, wird top im Spa-
nischen – anders als im Englischen – auch prädikativ verwendet und ist sogar
steigerungsfähig:
Por decirte, los profesores son generales del ejército. Todo es top. Suiza es un país que es
elitista, y de la gente snob […]. [PE REP]
Los artistas más top de Hollywood, Brad Pitt y Angelina Jolie, finalmente están comprometi-
dos. [EC UNIV]
152 Definition von off Broadway laut MW: «A part of the New York professional theater stressing
fundamental and artistic values and formerly engaging in experimentation.» Motiviert ist der
Ausdruck laut MW durch «its usually being produced in smaller theaters outside of the Broadway
theatrical district.»
5.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen 323
Da dies grundsätzlich aber auch im Englischen möglich ist, können sie nicht
zweifelsfrei als ZS-interne Entwicklungen gewertet werden. Die betroffenen
Lemmata werden daher bei der folgenden Darstellung der Häufigkeitsverteilung
außer Acht gelassen.
AS-Übernahme
338
ZS-Derivation
206
ZS-Wortbildung
209
ZS-Komposition
1
ZS-Konversion
2
5.6.3 Verben
153 Im weiteren Verlauf der Untersuchung werden zur Bezeichnung größerer geographischer
Gebiete Sammelbegriffe verwendet, um häufige Wiederholungen von Ländernamen zu ver-
meiden. Sofern keine anderen Angaben gemacht werden, gelten die folgenden Definitionen:
«Norden» (MX, CR, PA, VZ, KO, EC), «Süden» (PE, BO, PY, CH, AR, UY), «Anden» (KO, EC, PE),
«Nordanden» (KO, EC), «Zentralanden» (PE), «Cono Sur» (CH, AR, UY), «Chaco» (BO, PY) und
«Río de la Plata» (AR, UY).
DOI 10.1515/9783110489736-006
326 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Die 22 Zeitungskorpora haben mit der technisch bedingten Ausnahme von VZ ÚLT
einen Umfang von mindestens 50.000 Types. Davon sind zwischen 626 und 1.642
englischstämmig. Je nach Zeitungstitel liegt der Anteil der Anglizismen am Zei-
tungswortschatz damit zwischen 1,27 % und 2,64 %. Am niedrigsten ist er in PE
REP, MX JOR und PA ESTR, während sich der größte Anglizismenanteil im Obser-
vador aus Uruguay findet. Der Anteil englischstämmiger Lexik erreicht also in
keiner der untersuchten Zeitungen die Dreiprozentmarke und ist damit insgesamt
als gering einzustufen. Gleichzeitig ist der prozentuale Anteil der Anglizismen in
den am stärksten durchdrungenen Zeitungen UY OBS und CH MER aber mehr als
doppelt so groß wie in den am wenigsten betroffenen. Zudem stammen die sechs
Zeitungen mit den höchsten Anglizismenanteilen allesamt aus Argentinien, Chile
und Uruguay und somit aus dem äußersten Süden.
Einen überdurchschnittlich hohen Anglizismenanteil haben neben sämtli-
chen untersuchten Zeitungen des Cono Sur außerdem MX UNIV (1,96 %), CR NAC
(1,85 %) und VZ NAC (1,79 %). Die übrigen Zeitungen dieser Länder liegen dagegen
im untersten Bereich der Skala: Während MX UNIV überdurchschnittlich viele
Anglizismen enthält, ist MX JOR die Zeitung mit dem zweitniedrigsten Anglizis-
menanteil. Ähnliche Diskrepanzen sind bei den venezolanischen Zeitungen zu
beobachten. Während VZ NAC noch knapp über dem Mittelwert liegt, ist VZ ÚLT
im unteren Bereich der Tabelle zu finden. Anders als im Cono Sur gibt es in diesen
Ländern in Hinblick auf den Anglizismengehalt also interne Unterschiede.
6.1 Quantitativer Vergleich der Anglizismeninventare 327
Die übrigen Länder zeichnen sich wiederum durch eindeutig geringe Angli-
zismenfrequenzen aus. So rangieren beide Zeitungstitel aus Ecuador mit ihren
1,61 % bzw. 1,68 % großen Anglizismenanteilen im Mittelfeld. Auch die para
guayischen Zeitungen haben beide einen unterdurchschnittlichen Anteil an Ang-
lizismen, liegen jedoch etwas weiter auseinander als die ecuadorianischen. Am
unteren Ende der Tabelle befinden sich mit durchschnittlich weniger als 1,50 %
Anglizismen die Zeitungen aus Bolivien, Panama und Peru.
Die Tabelle bietet einen Überblick über die Anglizismenfrequenz der einzel-
nen Zeitungen. Die Sortierung entspricht der relativen Frequenz der Anglizismen:
Tab. 22 (fortgesetzt)
3,00%
2,50%
2,00%
1,50%
1,00%
0,50%
0,00%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Der Anteil der Anglizismen an der Textmenge der einzelnen Zeitungen variiert
zwischen 0,06 % (PY ABC) und 0,47 % (EC UNIV). Die Bedeutung des Anglizismus
6.1 Quantitativer Vergleich der Anglizismeninventare 329
auf der Ebene des konkreten Textes schwankt also beträchtlich: Je nach Zeitungs-
titel kommen pro 10.000 gedruckte Wörter zwischen sechs und 47 Anglizismen
vor. Besonders selten sind sie neben EC UNIV auch in EC COM (0,08 %), BO RAZ
(0,11 %) und PE REP (0,11 %).
Das Verhältnis englischstämmiger Types und Tokens gibt Auskunft über die
Wiederholungsrate einzelner Anglizismen. Es variiert zwischen 18,50 % in AR
NAC und 8,36 % in PE COM. Während in der argentinischen Nación also jeder Ang-
lizismen-Type durchschnittlich 5,4 Mal vorkommt, sind es in der peruanischen
Zeitung 11,96 Instanzen pro Type. Im Ländervergleich sind die Unterschiede indes
etwas geringer: Ein eher niedriges Type-Token-Verhältnis zeigt sich in Kolumbien
mit 10,23 % und in Peru mit 10,88 %. In Uruguay und Argentinien liegt es mit
16,60 % bzw. 16,59 % am höchsten. Darauf folgt Chile mit 15,64 %. Jeder Anglizis-
men-Type kommt in Kolumbien und Peru also durchschnittlich 9,77 bzw. 9,19 Mal
im Text vor; in Uruguay und Argentinien sind es 6,02 Instanzen pro Type.
Eine Korrelation mit den rechnerischen Wiederholungsraten spanischer Erb-
wörter besteht dabei nicht. Die Anglizismen bilden in dieser Hinsicht also diato-
pische Tendenzen ab, die sich von denen des übrigen Wortschatzes unterschei-
den.
Wohl aber besteht ein Zusammenhang zwischen der relativen Bedeutung
des englischstämmigen Elements in den einzelnen Varietäten und der Wieder-
holungsrate der Anglizismen: In den Ländern, in denen relativ viele Anglizismen
vorkommen, ist ihre Wiederholungsrate geringer. Das bedeutet, dass dort der
Anteil seltener Anglizismen, der Neuentlehnungen und Ad-hoc-Bildungen größer
ist, was wiederum auf eine erhöhte Bedeutung der Anglizismen für die sprachli-
che Kreativität in diesen Varietäten hindeutet. Diese Unterschiede sind aber nur
im Extremfall, also etwa im Vergleich von Uruguay und Kolumbien, signifikant.
Insgesamt sind sie eher gradueller Natur.
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die absoluten Anglizismen-
frequenzen auf der Wortschatz- und Textebene sowie das Verhältnis zwischen
Wortformen und Textwörtern:
Tabelle 23: Anglizismenfrequenz auf der Wortschatz- und der Textebene im Vergleich
Tab. 23 (fortgesetzt)
In einigen anderen Ländern wie Mexiko und Venezuela deuten die Unter-
schiede zwischen den untersuchten Zeitungen wiederum auf einen uneinheitli-
chen Umgang mit der fremden Lexik hin. Wieder andere Varietäten wie Bolivien
und Peru sind eindeutig nur in geringem Maße von der Entlehnung aus dem
Englischen betroffen. Auch auf der Textebene ist die quantitative Bedeutung der
Anglizismen in diesen Ländern gering: Nicht nur treten Anglizismen im Text all-
gemein seltener auf, auch die Ausdrucksvielfalt ist geringer, die wenigen Ang-
lizismen werden also häufiger wiederholt als in den übrigen Varietäten. In den
stärker von Anglizismen betroffenen Zeitungen ist dagegen nicht nur die Fre-
quenz der Anglizismen pro gedruckte Seite höher, auch die Ausdrucksvielfalt auf
der Textebene ist größer.
Die folgende Karte bietet einen geographischen Überblick über den Durch-
dringungsgrad der untersuchten Varietäten durch englischstämmige Lexik:
Karte 2: Anglizismenfrequenz im
Untersuchungsgebiet
6.1.2 Häufigkeitsverteilung
sen in den untersuchten Teilkorpora sehr ähnlich gewichtet und entsprechen der
Normalverteilung, der zufolge eine Klasse desto umfangreicher ist, je niedriger
ihre Frequenz ist. In dieser Hinsicht spiegeln die Teilkorpora also die Verhältnisse
im Korpus insgesamt. Unterschiede gibt es allerdings im Verhältnis der Frequenz-
klassen zueinander: So ist der Anteil der lediglich einmal belegten Anglizismen
in den uruguayischen und argentinischen Zeitungen am größten; ebenfalls über-
durchschnittlich ist er in Kolumbien, Panama und Costa Rica, während er in Boli-
vien, Paraguay, Venezuela, Chile und Mexiko unter dem Durchschnitt liegt und in
Peru und Ecuador von allen Ländern am niedrigsten ist. Ein Zusammenhang mit
der Korpusgröße zeigt sich dabei nicht.
Wenngleich es sich hier nur um geringfügige Unterschiede handelt, so ist
doch eine Tendenz erkennbar: dass nämlich der Anteil der Neuentlehnungen,
Momentbildungen und seltenen Anglizismen am Río de la Plata und rund um den
Isthmus von Panama am höchsten ist, während in den übrigen Ländern häufiger
zu etablierten, als bekannt vorausgesetzten Anglizismen gegriffen wird. Dieser
Befund deutet darauf hin, dass die Bedeutung der englischstämmigen Lexik für
die sprachliche Kreativität in den Zeitungen Argentiniens, Uruguays, Panamas,
Costa Ricas und Kolumbiens größer ist als andernorts und der erwartete Ver-
ständnishorizont der Leserschaft hier höher angesetzt wird.
Die Karte bietet einen geographischen Überblick über Gebiete mit einem
erhöhten Anteil seltener Anglizismen:
6.1.3 Hochfrequente Anglizismen
AR BO CH CR EC KO MX PA PE PY UY VZ
dólar gol dólar gol dólar gol dólar dólar gol dólar gol dólar
líder fútbol club internet gol dólar líder líder dólar líder dólar líder
gol club líder club club club gol gol club gol fútbol internet
fútbol líder gol futbol líder fútbol club récord fútbol club líder web
internet dólar internet líder fútbol líder internet internet internet fútbol club video
club miss web dólar internet internet futbol club web internet internet fútbol
web futbo- fútbol web web golea- festival fútbol turista show futbo- gol
lista dor, a lista
filme web video filme video futbo- filme hura futbo- récord show club
lista cán lista
film internet rol video filme video récord ránking turís choque web plata-
tico, a forma
show récord show récord festival récord futbo- reality video liderar récord tableta
lista
Das höchste Frequenzintervall der zwölf untersuchten Varietäten setzt sich aus 27
Anglizismen zusammen, von denen fast alle Substantive sind. Mit turístico und
liderar sind lediglich ein Adjektiv und ein Verb enthalten, die sich zudem nur in
jeweils einer Varietät unter den häufigsten zehn Anglizismen befinden.
Demgegenüber sind die Anglizismen dólar, gol, internet, club, líder und fútbol
in mindestens zehn der zwölf Länder unter den extrem häufigen Lehnwörtern.
Stark verbreitet sind außerdem web und récord, während video, futbolista, filme
und show noch in knapp der Hälfte des Untersuchungsgebiets hohe Frequenzen
334 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
aufweisen. Hier zeigt sich, dass es vor allem etablierte Lehnwörter aus dem Sport-
und insbesondere dem Fußballvokabular sind, die den gesamthispanoamerika-
nischen Anglizismenwortschatz kennzeichnen.
Die übrigen 15 Anglizismen sind nur in je ein oder zwei Varietäten außeror-
dentlich häufig. Am eigenständigsten zeigt sich dabei das panamaische Korpus.
Mit huracán, ránking und reality sind drei der zehn häufigsten Anglizismen dieser
Varietät nur hier im obersten Frequenzintervall zu finden.
Dass sich selbst unter den extrem häufigen Anglizismen zwei Fälle inte
grationsbedingter Variation befinden, deutet darauf hin, dass auch häufige Wie-
derholung, hohes Alter und ein großer Bekanntheitsgrad nicht zwingend zum
Abbau integrationsbedingter Variation führen. Im Fall von fútbol/futbol scheint
es sich vielmehr um einen diatopischen Gegensatz zu handeln: Während fútbol
in fast allen Ländern die häufigste Form ist, ist im mexikanischen und costa
ricanischen Korpus die Form futbol der Normalfall. Die Variante ohne Akzentset-
zung ist dabei jedoch auch in zahlreichen anderen Gebieten bekannt, genau wie
fútbol dies auch in Mexiko und Costa Rica ist. Es handelt sich daher um die regio-
nale Bevorzugung einer bestimmten Form, nicht um komplementär distribuierte
Ausdrucksalternativen.
Das zweite Variantenpaar ist filme/film. Hier findet sich die letztgenannte
Form ausschließlich in Argentinien, wobei sie dort mit filme koexistiert. Der Blick
in die Zeitungskorpora verrät, dass es sich hier in erster Linie um eine zeitungs-
interne Präferenz handelt: Denn während filme der fünfthäufigste Anglizismus
in AR CLA ist, liegt film in AR NAC auf Rang 3. Dass film auch in UY PAI – aber in
keiner anderen Zeitung – unter den zehn häufigsten Lehnwörtern zu finden ist,
deutet darüber hinaus auf eine gewisse diatopische Tendenz hin.
Ein weiterer Fall von Variation im hochfrequenten Teil des Anglizismenwort-
schatzes ist internet/web. Hier handelt es sich im Gegensatz zu den zuvor genann-
ten Variantenpaaren nicht um einen integrationsbedingten Unterschied, sondern
um die Folge einer parallelen Entlehnung ausgangssprachlicher Bezeichnungsal-
ternativen. Internet zählt dabei in allen untersuchten Ländern zu den häufigsten
Anglizismen, web befindet sich hingegen weder in Mexiko noch in Kolumbien,
Panama oder Paraguay unter den zehn meistbenutzten Lehnwörtern. Mit Aus-
nahme Paraguays handelt es sich offenbar um eine regionale Besonderheit der
nördlichen Varietäten. Dafür spricht auch die Tatsache, dass web in einer der
beiden panamaischen Zeitungstitel kein einziges Mal belegt ist.
Festzuhalten ist also, dass das oberste Frequenzintervall im Varietätenver-
gleich einerseits die zu erwartende Nivellierungstendenz erkennen lässt. Sie zeigt
sich vor allem in der massiven Verbreitung älterer Lehnwörter, die insbesondere
dem Sportvokabular entstammen. Mit internet ist aber auch ein relativ junges,
hochfrequentes Lehnwort gesamthispanoamerikanisch verbreitet.
6.1 Quantitativer Vergleich der Anglizismeninventare 335
154 Beispielsweise ergeben die unterschiedlich stark assimilierten Formen sp. tableta (< engl.
tablet) und sp. tablet (< engl. tablet) in VZ ÚLT einen Quotienten von 2; in AR NAC ergibt sp.
tablet (< engl. Tablet) hingegen einen Quotienten von 1, da in dieser Zeitung kein anderer aus
diesem Etymon gebildeter Anglizismus belegt ist. Je höher also der Quotient ist, desto größer ist
die formale Produktivität der Etyma in einer gegebenen Varietät.
336 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
1,30%
1,28%
1,26%
1,24%
1,22%
1,20%
1,18%
1,16%
1,14%
1,12%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
155 Die durchschnittlichen Anteile der Sachgebiete unterscheiden sich von den für das Gesamt-
korpus ermittelten Werten (cf. Kap. 5.2), da es sich um die Mittelwerte der Teilkorpora, nicht um
den Anteil am Gesamtkorpus handelt.
338 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
50%
KUL/GES
45%
40%
35%
30%
TECH
25%
20%
SP
15%
10%
WIR/FIN
5%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Es zeigt sich, dass nicht nur die am stärksten mit Anglizismen im Bereich KUL/GES
durchsetzten Varietäten im Süden liegen, sondern dass der Anteil dieser Anglizis-
men tendenziell ansteigt, je weiter südlich eine Varietät gelegen ist. Das gleiche
gilt für Anglizismen in der Wirtschaftsterminologie, wenngleich die Unterschiede
6.3 Wortklassenzugehörigkeit der Anglizismen im Vergleich 341
hier insgesamt geringer sind. Englischstämmige Lexik aus den Bereichen Technik
und Sport ist demgegenüber im Norden relevanter und verliert nach Süden hin
immer mehr an Bedeutung, wie sich an den eingezeichneten Trendlinien ablesen
lässt. Der Nord-Süd-Gegensatz gilt also nicht nur für die jeweiligen Pole beson-
ders starker bzw. schwacher Beeinflussung. Vielmehr stellt er ein geographisches
Kontinuum dar.
Der diatopische Vergleich der von der Entlehnung aus dem Englischen betrof-
fenen Sachbereiche deutet somit auf eine interne Differenzierung des Untersu-
chungsgebiets hin, bei der sich unterschiedliche regionale Tendenzen erkennen
lassen. Das zeigt sich einerseits daran, dass stärker in einem bestimmten Sach-
bereich entlehnende Varietäten häufig in unmittelbarer Nachbarschaft zueinan-
der liegen. Ein zweiter Hinweis ist die wachsende bzw. sinkende Bedeutung der
Anglizismen in einzelnen Sachbereichen, die sich beim Nord-Süd-Vergleich zeigt.
25,00%
100%
Substantive
20,00%
80%
15,00%
15%
Adjektive
10,00%
10%
Sonstige
5,00%
5% Verben
0,00%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
6.4.1 Graphische Konformität
im Cono Sur sind mehr als drei Viertel der Anglizismen nicht mit dem spanischen
Schriftsystem vereinbar. Der Vergleich der graphischen Konformität offenbart
in der Gesamtschau also ein deutliches Nord-Süd-Kontinuum, das im folgenden
Diagramm zu erkennen ist:
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-konforme Graphien nicht ZS-konforme Graphien
tiell unangepasst, werden also Verstöße gegen das spanische Schriftsystem tole-
riert.
Das Diagramm veranschaulicht das Verhältnis ZS-konformer und nicht kon-
former Graphien unter den 200 häufigsten Anglizismen der untersuchten Varie-
täten:
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-konforme Graphien nicht ZS-konforme Graphien
Es stellt sich natürlich die Frage, wie genau die festgestellten diatopischen Unter-
schiede hinsichtlich der graphischen Integrationsfreudigkeit zustande kommen.
Denkbar ist, dass einige besonders produktive Integrationsverfahren im Untersu-
chungsgebiet ungleich gewichtet sind und so den Norden insgesamt integrations-
freudiger erscheinen lassen. Möglich ist aber auch, dass es sich um strukturelle
Unterschiede handelt, die alle identifizierten Typen graphischer Lehnwortinte-
gration gleichermaßen betreffen – also sowohl phonisch als auch graphemisch
und orthographisch bedingte. Dem soll im nächsten Abschnitt nachgegangen
werden.
Bei der Analyse des Gesamtkorpus wurde festgestellt, dass die häufigste Ursache
für Veränderungen der ausgangssprachlichen Schreibung vieler Anglizismen die
phonographematische Integration ist (z. B. bolibol < volleyball). An zweiter Stelle
steht die graphematisch-graphotaktisch bedingte Integration (z. B. bróquer <
broker), seltener sind orthographisch bedingte Veränderungen, etwa im Bereich
der Zusammen- und Getrenntschreibung (siehe Kap. 5.4.4). Im Folgenden wird die
Häufigkeit einzelner Integrationsverfahren verglichen, um Hinweise zu den Ursa-
chen der beobachteten Unterschiede in der Integrationsfreudigkeit zu finden.
352 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Phonographematische Integration
Phonisch bedingte Veränderungen der Anglizismengraphie entstehen durch
die Verschriftlichung von Lauteindrücken. Eine Folge ist die lautlich bedingte
Substitution der Doppelvokale <oo> und <ee> durch <u> bzw. <i>. In den zwölf
Länderkorpora werden zwischen 24 % und 55 % dieser Digraphen entsprechend
ihrem Lautwert angepasst. Den höchsten Integratanteil weisen Costa Rica und
Mexiko auf. Dort werden mehr als die Hälfte der Anglizismen, deren englische
Etyma <oo> oder <ee> beinhalten, in dieser Hinsicht verändert. Auch in Ecuador,
Venezuela und Kolumbien ist der Anteil dieses Integrationstyps beträchtlich. In
Paraguay, Uruguay, Chile und Argentinien kommt der Abbau von <oo> bzw. <ee>
deutlich seltener vor; nur bei knapp 30 % der betroffenen Anglizismen werden
dort <u> bzw. <i> eingesetzt. Insgesamt verliert dieses Integrationsverfahren also
stark an Bedeutung, je weiter südlich eine Varietät liegt, wie die Trendlinie im
folgenden Diagramm zeigt:
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
14%
12%
10%
8%
6%
4%
2%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Graphemisch-graphotaktische Integration
Die graphemisch-graphotaktische Integration der Anglizismen erfolgt durch den
Abbau fremder Grapheme. Ein Verfahren graphemisch bedingter Integration
betrifft die Substitution fremder Grapheme wie <w>, die je nach Position im Wort
durch <v> oder <g/h + u> erfolgt. Dieses Vorgehen ist in Mexiko und Ecuador am
häufigsten, wo es knapp 20 % der <w> enthaltenden Anglizismen betrifft. Die
meisten übrigen Länder ersetzen <w> in ca. 15 % der Fälle, während der Anteil
südlich von Paraguay stark zurückgeht. Am Río de la Plata werden weniger als
10 % der Anglizismen mit <w> in dieser Hinsicht verändert, so dass auch bei
diesem Integrationsverfahren ein deutlicher Rückgang in südlicher Richtung zu
konstatieren ist:
156 Die Anzahl der Anglizismen, deren Wortakzent im Spanischen graphisch kenntlich gemacht
werden müsste, ist unbekannt. Daher kann hier lediglich der Anteil der Akzentschreibungen am
jeweiligen Korpus genannt werden, nicht aber das Verhältnis zur Gesamtzahl der in dieser Hin-
sicht integrationsbedürftigen, aber unverändert übernommenen Anglizismen.
354 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
25%
20%
15%
10%
5%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
y
en
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Abb. 38: Frequenzunterschiede bei der Substitution von <w>
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
y
en
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Abb. 39: Frequenzunterschiede bei der Substitution von <ll>
Etwas seltener ist der Abbau der Graphemkombination <ck>. Bei 14 % bis 31 % der
Anglizismen, die diese dem Spanischen fremde Graphemkombination enthalten,
erfolgt eine Substitution durch <qu>, <c> oder eine partielle Vereinfachung durch
<k>. Wie im ersten Beispiel ist auch dieses Integrationsverfahren im Süden am
wenigsten verbreitet: In Uruguay, Chile und Argentinien wird <ck> bei weniger
als 15 % der betroffenen Anglizismen durch ein ZS-konformes Graphem ersetzt.
Spitzenreiter sind mit Bolivien, Kolumbien und Venezuela Varietäten aus der geo-
graphischen Mitte des Untersuchungsgebiets. Der äußerste Norden und Süden
verhalten sich untereinander ähnlich. Ein Nord-Süd-Gegensatz liegt hier also
nicht vor:
356 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Abb. 40: Frequenzunterschiede bei der Substitution von <ck>
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
y
en
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Abb. 41: Frequenzunterschiede bei der Substitution des wortinitialen <s-> durch <es-> vor
Konsonantengraphem
Orthographische Integration
Als orthographische Integration werden Veränderungen gegenüber einer aus-
gangssprachlichen Form bezeichnet, die unabhängig von Lautung und Gra-
phemik sind. Sie erfolgt durch Veränderungen der Zusammen-, Getrennt- und
Bindestrichschreibung der Anglizismen gegenüber ihren englischen Etyma. Der
Anteil157 der im Spanischen eingeführten Bindestrichschreibungen unterscheidet
sich im Varietätenvergleich nur geringfügig. Am häufigsten werden Bindestriche
in Ecuador und Argentinien gesetzt, am seltensten in Costa Rica, Panama und
Venezuela. Tendenziell gewinnt dieses Integrationsverfahren nach Süden hin an
Bedeutung:
157 Da in diesem Fall die Anzahl der Anglizismen mit Anpassungsbedarf unbekannt ist, kann
im Diagramm lediglich der Anteil der Bindestrichschreibungen am jeweiligen Korpus dargestellt
werden, nicht aber das Verhältnis zu den in dieser Hinsicht integrationsbedürftigen, aber unver-
ändert übernommenen Schreibungen.
358 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
2,00%
1,80%
1,60%
1,40%
1,20%
1,00%
0,80%
0,60%
0,40%
0,20%
0,00%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Abb. 42: Frequenzunterschiede bei ZS-Bindestrichschreibungen
2,00%
1,80%
1,60%
1,40%
1,20%
1,00%
0,80%
0,60%
0,40%
0,20%
0,00%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Zeitungen. Da das Verfahren in den übrigen nördlichen Varietäten aber sehr nie-
derfrequent ist, ergibt sich in der Gesamtschau eine leichte Zunahme in südlicher
Richtung:
1,40%
1,20%
1,00%
0,80%
0,60%
0,40%
0,20%
0,00%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
y
en
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
dominieren. Das noch stärker assimilierte tique wird in Ecuador, Paraguay und
Uruguay verwendet.
Die unveränderte englische Graphie basketball ist wiederum nur in Venezu-
ela, Peru und Uruguay belegt. Gleiches gilt für die Wortkürzung basket, die auf
derselben unveränderten Graphie beruht. Die phonisch beeinflussten partiellen
Integrate básquetbol bzw. básquet sind dagegen nahezu im gesamten Unter-
suchungsgebiet bekannt. Auch die Variante basquetbol kommt in den meisten
Ländern vor. Das verkürzte basquet findet sich wiederum nur in Venezuela,
Peru und in der Region des Río de la Plata. Die Betonungsvariante basquétbol,
das schwach integrierte basquetball und das nur in Derivaten belegte, vollstän-
dige Integrat basquebol und sind auf den Gebrauch in je einem einzigen Land
begrenzt.
Im Fall von football ist die unveränderte Transferenz nur in Chile und
Uruguay belegt. Das partielle, durch die Substitution von <oo> entstandene Inte-
grat futball gibt es ausschließlich in Uruguay. Zwei stärker assimilierte Varian-
ten – futbol und fútbol – sind im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet. Die
Integrate fubol und fúbol, die keinerlei graphische Fremdheitsmerkmale mehr
aufweisen, existieren nur in Costa Rica bzw. Uruguay.
Ähnlich ist es bei volleyball. Auch hier ist die unverändert übernommene
Form nur in Argentinien, das verkürzte, aber graphisch unveränderte volley nur
in Chile und Uruguay zu finden. Das auf eine Anfangsbetonung hindeutende pho-
nographematische Integrat vóleibol und die vereinfachten Schreibungen voley
und vóley sind nur im Süden des Untersuchungsgebiets belegt. Die hispanoame-
rikanische Standardform ist aber das endbetonte phonisch beeinflusste Integrat
voleibol. In Mexiko, Venezuela und Bolivien gibt es die noch stärker veränderten
Formen volibol und bolibol.
Auch Transferenzen von stress sind nur im Süden belegt, während das voll-
ständige Integrat estrés die allseits verbreitete Standardvariante ist. Seine pro
sodische Variante estres und das partiell assimilierte estréss werden nur sehr
vereinzelt verwendet.
Bei tramway ist das teilweise lehnübersetzte Integrat tranvía die Standard-
form. Die Transferenz tramway und das partiell integrierte tranway sind auf
Paraguay begrenzt. Auch die übrigen Varianten sind nur vereinzelt belegt: In
Paraguay und Uruguay trangüei, in Kolumbien tram.
Der relativ junge Anglizismus tweet ist sowohl in der unveränderten Form
als auch als tuit im gesamten Untersuchungsgebiet gebräuchlich. Das ebenfalls
partiell integrierte twit ist in Mexiko, Chile und Argentinien belegt. Das vollstän-
dig integrierte tuito gibt es in Paraguay, die Variante tuiteo in Panama, Peru und
Argentinien.
362 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
158 In die gleiche Richtung weist auch die Tatsache, dass bei variantenärmeren Anglizismen
wie film/filme, dólar/dollar, oder yankee/yanki/yanqui meist alle Varianten im gesamten Unter-
suchungsgebiet bekannt sind.
6.4 Graphische Integration der Anglizismen im Vergleich 363
Bei den Zweit- oder Drittformen haben die untersuchten Länder also bereits
unterschiedliche Wege eingeschlagen. Dabei überdauert die ausgangssprach
liche Form besonders oft im Cono Sur und etwas weniger häufig in den unmittel-
bar angrenzenden Varietäten. Demgegenüber alterniert die Standardvariante im
Norden eher mit stärker integrierten Formen. Eine Ausnahme von diesen Beob-
achtungen bildet der Anglizismus tweet, bei dem die Ursprungsform im gesamten
Untersuchungsgebiet mit dem partiellen Integrat tuit koexistiert. Bemerkenswert
ist dies auch deshalb, weil der Ausdruck trotz des relativ geringen Alters des
Nachrichtendienstes Twitter schon flächendeckend integriert worden ist. Mög-
licherweise liegt dies an der Kommunikationsplattform selbst, die die rasante
Weitergabe von Kurzmitteilungen erleichtert und die Verbreitung von tuit so
beschleunigt haben könnte.
Die regionalen Tendenzen bei der graphischen Integration der Anglizismen
gibt es also mitnichten nur auf der Ebene einzelner Integrationsverfahren. Sie
zeigen sich auch bei der Betrachtung einzelner Anglizismen im geographischen
Raum und weisen auf qualitative Unterschiede der Anglizismenintegration hin.
So sorgt diese Form der Lehnwortintegration einerseits für einen Zusammen-
halt innerhalb einzelner Regionen: Denn Länder einer Region wählen als Zweit-
oder Drittvariante eher eine gemeinsame Form, als dies bei nicht benachbarten
Ländern der Fall ist. Zum anderen ergibt sich ein Nord-Süd-Gegensatz: Während
von Mexiko bis Ecuador eher besonders stark integrierte Varianten als Alternative
zur Standardvariante herangezogen werden, sind es im äußersten Süden eher die
unveränderten ausgangssprachlichen Formen. Überlagert werden diese geogra-
phischen Differenzen aber stets durch eine gemeinsame, im gesamten Unter
suchungsgebiet verbreitete Lehnwortvariante.
Die Karten auf der nächsten Seite zeigen die geographische Verteilung der
graphischen Varianten verschiedener Anglizismen und die sich daraus ergeben-
den Bündelungen:
364 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Bei der Analyse der Genusattribution in Kapitel 5 hat sich gezeigt, dass diese in
über neun von zehn Fällen eindeutig verläuft. Insofern ist das Differenzierungspo-
tenzial der Genusattribution begrenzt. In manchen Fällen führt die parallele Befol-
gung unterschiedlicher Attributionsverfahren aber zur Existenz genusvariierender
Lehnwörter. Selbst unter den hochfrequenten Anglizismen sind solche Fälle «dop-
pelter» Genera wie z. B. el/la internet, el/la laptop oder el/la performance belegt.
Um die Bedeutung dieser Form der Lehnwortvariation für den internen
Zusammenhalt des Untersuchungsgebiets zu bestimmen, sind zum einen regio-
nale Schwerpunkte der Genusvariation, zum anderen die spezifische Distribution
der Genusvarianten einzelner Anglizismen von Bedeutung. Erstere zeigen, wo die
Festlegung des Genus einheitlich verläuft und wo sie mit Unsicherheiten verbun-
den ist, die zu einem Nebeneinander konkurrierender Formen führen. Letztere
ermöglicht Aussagen über die Qualität der Differenzierung.
Zeigen sich bei einem bestimmten Anglizismus beispielsweise nur vereinzelt
abweichende Attributionen in wenigen verstreuten Varietäten, besteht in dieser
Hinsicht kein nennenswertes Differenzierungspotenzial. Kommt eine Variante
dagegen nur in den einen, die andere nur in den anderen Varietäten vor, so wäre
dies ein deutlicher Hinweis auf eine diatopische Differenzierung. Hier wäre dann
noch zu klären, ob es einen Zusammenhang zwischen geographischer Lage und
366 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
verwendetem Genus gibt, ob sich also benachbarte Varietäten eher für dasselbe
Genus entscheiden als weit voneinander entfernte. Dies würde auf die Heraus-
bildung einzelner Zonen durch regionale Unterschiede in der Genusattribution
hindeuten.
dere Rabattaktionen. Das Femininum befindet sich hier schon auf dem Rückzug,
das Maskulinum dominiert bereits deutlich.
Bei einigen anderen Anglizismen deutet sich eine komplementäre Vertei-
lung der Genusvarianten an. Oft gibt es ein weithin etabliertes Genus, eine davon
abweichende Varietät und Schwankungen in anderen Gebieten. Diese befinden
sich entweder in geographischer Nachbarschaft der Länder mit abweichendem
Genus oder in der Nähe der Länder mit dominantem Genus; geographisch isoliert
sind sie jedoch nie.
So ist tablet (n=69) in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets – wohl unter
Einfluss seines Hyperonyms computadora oder eines semantisch bestimmten
Klassengenus (siehe Kap. 5.5.1) – feminin. Einzig Bolivien weicht ab, während
das Femininum im angrenzenden Peru schon leicht überwiegt. In Chile159 und
Paraguay ist das Verhältnis der Genusvarianten noch ausgeglichen. Im Fall von
sex shop (n=23) wiederum ist Mexiko das Land, in dem entgegen der allgemeinen
Tendenz das Femininum verwendet wird; im Cono Sur ist das Maskulinum die
Norm, in dazwischenliegenden Varietäten schwankt das Genus. Das Gegenteil ist
bei commodity (n=96) der Fall. Hier hat sich in den meisten Varietäten das Mas-
kulinum etabliert, die Genusvariation ist auf den Süden begrenzt.
Von den weitverbreiteten Anglizismen sind es unter anderem Begriffe aus
der Computerterminologie, deren Genus in weiten Teilen des Untersuchungs-
gebiets uneindeutig ist. Einer dieser Begriffe ist internet (n=5.138), der sich in
allen untersuchten Varietäten unter den zehn häufigsten Anglizismen befindet
(siehe Kap. 6.1.3). Hier gibt es in Mexiko und Venezuela eine Tendenz zum Mas-
kulinum, wenngleich ebenso Instanzen im Femininum belegt sind. In Costa Rica
und Panama, Peru, Bolivien, Paraguay und Uruguay wird das Femininum bevor-
zugt, obwohl auch hier gegenteilige Fälle vorkommen. In den übrigen Varietäten
halten sich die beiden Genera die Waage. Etwas stärker verfestigt hat sich indes la
laptop (n=166): In den meisten Ländern kommt ausschließlich die feminine Form
vor. In Venezuela, Peru, Bolivien und Chile überwiegt sie, hat das Maskulinum
aber nicht endgültig verdrängt.
Wie diese Beispiele von Anglizismen unterschiedlicher Verbreitung und Vari-
ationsintensität zeigen, ist die freie Variation von Genusvarianten grundsätzlich
ein regional begrenztes Phänomen. Keiner der belegten Anglizismen kommt in
ganz Hispanoamerika gleichermaßen im Maskulinum und im Femininum vor.
Stets finden sich Gebiete, in denen nur eine der beiden Varianten vorkommt
159 Tablet ist einer der wenigen Anglizismen, bei denen sich eine zeitungsspezifische Genus
zuweisung nachweisen lässt. Der chilenische Mercurio ordnet den Begriff dem Maskulinum zu,
La Tercera verwendet ihn konsequent als Femininum.
6.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 369
oder es deutliche Tendenzen einer Vereinheitlichung gibt. Wie das Beispiel inter-
net nahelegt, besteht dabei offenbar kein Zusammenhang zwischen Lehnwort
frequenz und Eindeutigkeit der Genusattribution. Lediglich in der ersten Unter-
gruppe von Wörtern scheint die periphere Position im Wortschatz eine Rolle zu
spielen. Wie sich gezeigt hat, gibt es selbst innerhalb einzelner Zeitungen eine
gewisse Inkonsequenz bei der Integration der verwendeten Anglizismen.
Demgegenüber weisen die geographisch weiter verbreiteten genusvariieren-
den Anglizismen Tendenzen einer Genusstabilisierung auf, die offenbar noch
nicht abgeschlossen ist. In den Fällen der quantitativ bedeutsamen Anglizismen
internet und sex shop ist dabei eine Tendenz hin zu einem geographisch kom-
plementär distribuierten Genus zu beobachten: Ein Teil der Verbreitungsgebiets
tendiert zum einen, ein anderer zum anderen grammatikalischen Geschlecht,
dazwischen herrscht Unsicherheit. Bei Black Friday und commodity wiederum
scheint das Maskulinum, bei laptop und tablet das Femininum als Norm ange-
steuert zu werden, wenngleich mitunter noch starke Schwankungen bestehen.
Eine Ausnahme bildet tuitcam/twitcam, das in mehreren Ländern belegt ist und
keinerlei Anzeichen einer Stratifizierung erkennen lässt. Da es sich um einen
sehr jungen Anglizismus handelt, bleibt abzuwarten, ob die freie Genusvariation
auch hier abgebaut wird.
Die Karten zeigen die Verteilung der in weiten Gebieten frei variierenden
Genusvarianten von internet und laptop und der bereits stärker abgebauten Vari-
ation bei tablet und commodity:
Etwas weniger stark verbreitet, jedoch ebenso deutlich erkennbar ist die
Genusverteilung bei pijama (n=31). Der Anglizismus ist in sechs Ländern mit ein-
deutigem Genus belegt. In Peru, Chile, Argentinien und Uruguay ist er maskulin,
in Costa Rica und Venezuela trägt er das Femininum. Das DPD merkt dazu an:
«En España y en el Cono Sur americano, esta palabra se usa siempre en mascu-
lino, mientras que en el resto de América se usa mayoritaria o exclusivamente en
femenino […]» (Onlineabfrage am 18.2.2014). Dies bestätigen die Korpusbefunde,
wenngleich die Beobachtungen zu Peru darauf hindeuten, dass sich das Maskuli-
num als Standard vom Cono Sur in Richtung Norden ausbreitet.
Wie bei remake lässt sich auch beim Anglizismus fan page eine klare geo-
graphische Distribution der beiden Genera beobachten. In den Zeitungen aus
Venezuela, Ecuador, Peru und Chile ist das eher niederfrequente Wort maskulin,
in Argentinien, Paraguay und Uruguay feminin. In Paraguay ist das Genus noch
instabil. Die Genusvariation lässt sich auf die lexikalischen Entsprechungen des
Determinatums page – sitio (m.) und página (f.) – zurückführen, die beide häufig
in sitio web oder página web vorkommen. Ähnliches lässt sich bei ultrabook
(n=51) beobachten. Hier optieren Venezuela, Peru, Paraguay und Argentinien für
das Femininum, während Costa Rica und Chile das Maskulinum verwenden. Boli-
vien, das an Chile angrenzt, aber an drei Seiten von la ultrabook verwendenden
Varietäten umschlossen ist, schwankt.
Bei anderen weitverbreiteten Anglizismen ist es eine einzige Varietät, in der
sich ein von den übrigen Ländern abweichendes Genus behauptet. SUV (sport
utility vehicle) ist in fünf Ländern in insgesamt 108 Instanzen belegt. Besonders
häufig kommt es in Kolumbien vor (n=86), und nur dort tritt es bis auf wenige
Ausnahmen durchgehend im Femininum auf. Bei wild card wiederum optiert mit
Peru ein einziges Land eindeutig für das Femininum, während alle umliegen-
den Länder das Maskulinum verwenden und sich in Uruguay160 noch keines der
beiden Genera durchgesetzt hat. Auch suéter (n=21) gehört zu den Lehnwörtern,
deren Genus in einem Land vom übrigen Untersuchungsgebiet abweicht. Dieser
Anglizismus ist mit Ausnahme Kolumbiens überall belegt, laut DPD handelt es
sich um ein maskulines Substantiv. In Costa Rica wird suéter jedoch dem Femi-
ninum zugeordnet. Auch bei Delicatessen weicht eine Varietät vom allgemein
etablierten Genus ab: Nur in Panama findet sich das Maskulinum, im restlichen
Untersuchungsgebiet wird das Femininum verwendet.
Anglizismen, deren Verbreitung auf eine bestimmte Region beschränkt ist,
weisen ebenfalls einige Divergenzen bei der Genuszuordnung auf. Das Akronym
160 UY PAI verwendet im Fall von wild card ausschließlich das Femininum, UY OBS das Mas-
kulinum.
6.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 373
PC ist in allen südlich von Ecuador gelegenen Ländern insgesamt 217 Mal belegt.
Als einziges Land ordnet Chile ihm das Maskulinum zu. Auch fashion week ist
ausschließlich im Cono Sur und in Bolivien belegt. Es ist grundsätzlich feminin,
erhält in Uruguay aber das Maskulinum. Im nördlichen Untersuchungsgebiet
kommt der Wirtschaftsterminus start-up vor, der neu gegründete, innovative
Unternehmen aus der Technologiebranche bezeichnet. Nur in Venezuela wird
er dem Maskulinum zugeordnet. In Mexiko, Ecuador und Peru ist er dagegen
feminin, da er oft im Zusammenhang mit dem Hyperonym companía verwendet
wird.
Schließlich gibt es bei etwa 35 niederfrequenten bzw. gering verbreiteten
Anglizismen ein abweichendes Genus in einzelnen Varietäten. Darunter sind
high school, desktop und cloud. Und sogar bei fünf Lehnwörtern wie fan fest oder
superprime, die nur in zwei Varietäten vorkommen, sind die Genusvarianten
komplementär verteilt.
Wie diese Beispiele zeigen, gibt es Fälle geographisch komplementär verteil-
ter Genusvarianten bei Anglizismen aller Frequenz- und Verbreitungsklassen.
Unter den genusvariierenden Anglizismen bilden sie die größte Gruppe. Dabei
handelt es sich meist um mehr als nur gelegentliche Schwankungen; die Men-
genverhältnisse zeigen klar, dass die gegensätzlichen Genera in den jeweiligen
Regionen stabil sind. Dass sich die Gegensätze im Laufe der Zeit wieder verflüch-
tigen, ist daher unwahrscheinlich. Die uneinheitlich verlaufende Genusattribu-
tion stellt also auf lange Sicht durchaus eine Herausforderung für die sprachliche
Einheit dar, wenngleich sie nur einen sehr kleinen Teil des Anglizismenwort-
schatzes betrifft. Bei etwa der Hälfte der genusvariierenden Anglizismen fällt die
Übereinstimmung zweier Varietäten im Hinblick auf die Genuswahl zudem mit
ihrer geographischen Nachbarschaft zusammen. Hier besteht also höchstens ein
schwacher Zusammenhang zwischen geographischer Nachbarschaft und identi-
scher Genuswahl. Für einen klaren Nord-Süd-Gegensatz gibt es ebenfalls keine
eindeutigen Hinweise. Vielmehr bildet jeder Anglizismus mit komplementär
distribuierten Genusvarianten seine ganz eigene Sprachgeographie aus. In der
Gesamtschau kann lediglich festgehalten werden, dass die Genusvariation eher
im Süden, dabei am stärksten in Peru, vorkommt und dass der Schwerpunkt der
Femininumattribution zwischen Kolumbien und Costa Rica zu verorten ist.
Die Karten zeigen Fälle komplementärer Genusdistribution bei Anglizismen
mit unterschiedlichen Verbreitungsgraden:
374 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-konforme Pluralbildungen Nicht ZS-konforme Pluralbildungen
Nullplural
161 Die Angaben zur Wortfrequenz beziehen sich in diesem Abschnitt ausschließlich auf beleg-
te Pluralformen.
380 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
lichen Sinne gesprochen werden kann, der in weiten Teilen des Untersuchungs-
gebiets verbreitet ist.
Die Karten zeigen Fälle von frei variierenden Pluralformen:
Karte 13: Unterschiedliche Grade freier Pluralvariation: doodle, PC, rally, test
Perspektive nicht beurteilen. Fest steht jedoch, dass diese Art der Pluralvariation
zumindest im Moment keine ernstzunehmende Gefahr für den Zusammenhalt
des Varietätenraums darstellt, da stets eine Pluralvariante im gesamten Verbrei-
tungsgebiet bekannt ist.
Die folgenden Karten zeigen Beispiele weitgehend vereinheitlichter Plural-
formen:
Karte 15: Weitgehend komplementär verteilte Pluralvarianten: software, call center, like, grand
slam
diesen Wörtern nur wenige weit verbreitet oder hochfrequent; die meisten sind in
nur zwei Ländern und in wenigen Instanzen im Plural belegt.
Von den wenigen weit verbreiteten Wörtern dieser Kategorie gilt bei der Perso-
nenbezeichnung sexi/sexy (n=17) in Argentinien, Chile, Uruguay und Venezuela
die Pluralform sexies, während im restlichen Verbreitungsgebiet ausschließlich
sexis belegt ist. Bei dem graphischen Integrat póster (n=12) besteht die Opposi-
tion ebenfalls zwischen Pluraltransferenz und Integrat: In Argentinien und Costa
Rica optiert man für das Integrat pósteres, während ansonsten die Pluraltransfe-
renz pósters die Standardform ist.
In den meisten Fällen entsteht der diatopische Gegensatz auch hier durch
die Opposition von Nullplural und markiertem Plural, wie etwa bei kit (n=72) und
gadget (n=31), die ausschließlich in Panama mit dem Nullallomorph pluralisiert
werden. Bei gamer (n=10) ist Mexiko das Land, in dem eine abweichende Plural-
form verwendet wird.
Häufiger ist die komplementäre Verteilung von Pluralformen bei regional
verbreiteten Anglizismen, und zwar vor allem im Süden. Vierzehn Anglizismen
treten dort je nach Land mit der einen oder andern Pluralform auf. So gilt bei
blazer in Argentinien der unmarkierte Plural blazer, während in Bolivien aus-
schließlich blazers belegt ist; bei foul konkurriert das hispanisierte foules in
Argentinien mit dem AS-Plural fouls in Uruguay. Ist dort von mixes die Rede,
gilt in Argentinien wiederum der Nullplural los mix. Ein weiteres Beispiel ist der
übernommene Plural shopping centers in Argentinien und Uruguay, während es
in Chile shopping center heißt. Weitere auf den Süden begrenzte Variantenpaare
sind app store (CH) vs. app stores (UY), camping (PE) vs. campings (AR, PY, UY),
esmoquins (UY) vs. esmóquines (AR), hipster (CH) vs. hipsters (PE, PY, AR), line up
(BO) vs. line ups (CH), ready-made (AR) vs. ready-mades (BO), set point (UY) vs.
set points (AR), slum (PE) vs. slums (BO), spam (BO) vs. spams (KO), spread (UY)
vs. spreads (AR), zodiac (CH) vs. zodiacs (AR) und tie break (CH) vs. tie breaks
(EC, PE). Nördliche Varietäten unterscheiden sich untereinander bei heat (PA) vs.
heats (CR), máster (KO) vs. másteres (CR) und exit poll (EC) vs. exit polls (PA, VZ).
Unterschiede zwischen weiter auseinanderliegenden Varietäten finden sich
ebenfalls bei etlichen gering verbreiteten Anglizismen. Nord-Süd-Gegensätze
liegen vor bei clúster (PE) vs. clústeres (MX), contact center (KO) vs. contact
centers (UY), host (MX) vs. hosts (AR), jacuzzi (AR, BO) vs. jacuzzis (KO, VZ), punk
(PA) vs. punks (AR, UY), SEAL (VZ) vs. SEALS (UY), tiquet (KO) vs. tiquets (PY), und
traileres (MX) vs. trailers (AR). Der Norden und die Andenregion wählen unter-
schiedliche Pluralformen bei dollares (PA) vs. dollars (EC, PE), greenes (MX) vs.
greens (VZ). Geographisch uneindeutige Gegensätze herrschen bei córner, deli-
very, esquí, ferry, fax, future, graffiti, hat-trick, manager, match, navy seal, scout,
stripper, tag, trader, tráiler und trending topic.
386 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Wie sich zeigt, ist die geographisch komplementäre Verteilung von Plural-
varianten ein Phänomen, das sich vorrangig bei schwach oder mittelstark ver-
breiteten, niederfrequenten Anglizismen findet. Dabei treten diatopische Unter-
schiede vor allem bei den nur in einer bestimmten Region belegten Anglizismen
auf. Hierbei zeichnet sich der Süden durch eine große interne Heterogenität aus.
Bei den Anglizismen, die in wenigen, weit auseinanderliegenden Varietäten vor-
kommen, gibt es zwar etliche Beispiele für Unterschiede zwischen Norden und
Süden; insgesamt überwiegen aber die Fälle, in denen es keinen klaren Zusam-
menhang zwischen geographischer Lage und der gewählten Pluralform gibt.
Die kartographische Darstellung komplementär verteilter Pluralvarianten
ergibt das folgende Bild:
Der Blick auf die übrigen Formen von Pluralvariation – die Koexistenz dreier
Pluralformen, die syntaktisch als Singular behandelten Plurale und das proble-
matische Pluraletantum jeans – ergibt keine Hinweise auf einen Zusammenhang
zwischen geographischer Lage und verwendeter Form. Die Koexistenz dreier Plu-
ralvarianten ist z. B. bei escáner und eslogan auf wenige Varietäten beschränkt,
während im größten Teil des Verbreitungsgebiets dieser Anglizismen nur eine
einzige Pluralform vorkommt. Der Gebrauch der Pluralvarianten ist also weitge-
hend einheitlich. Bei DJ variieren nahezu im gesamten Varietätenraum mehrere
Pluralformen frei, so dass die Gemeinsamkeit hier im Nebeneinander mehrerer
Formen besteht. Eine komplementäre Verteilung dreier Pluralformen liegt nur bei
láser vor. Die Interpretation englischer Pluralformen als Singular, wie sie z. B. die
Determinanten bei el smartphones, una vans oder otra tips anzeigen, hat ihren
Schwerpunkt indes im Süden, ist aber auf sehr wenige Anglizismen beschränkt.
Der Umgang mit dem Pluraletantum el jean, el jeans bzw. los jean fördert wiede-
rum keine diatopischen Tendenzen zutage.
Die geographische Distribution dieser Sonderfälle ist in den folgenden Karten
abgebildet:
388 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Karte 17: Koexistenz von drei Pluralvarianten: DJ, escáner, jeans, láser
6.5 Flexionsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 389
Unter den englischstämmigen Verben sind neun Stämme, die mit zwei verschie-
denen Endungen vorkommen. Dies sind checar vs. chequear, chocar vs. cho-
quear/shockear, clicar vs. clickear/cliquear, driblar vs. dribblear/driblear, flipar
vs. flipear, liderar vs. liderizar, pichar vs. pitchear, postar vs. postear und tuitar
vs. tuitear/tweetear. Fünf der endungsvariierenden Verben sind im gesamten
Untersuchungsgebiet oder weiten Teilen davon belegt. Bei checar/chequear,
liderar/liderizar und tuitar/tuitear findet sich fast überall ausschließlich die eine
Variante, während in einigen wenigen Varietäten beide koexistieren. Im Fall von
chocar/choquear ist das Gebiet mit freier Variation noch etwas ausgedehnter und
auf den Süden begrenzt. Auch hier überwiegt aber die im Norden gebräuchliche
Variante. Von den weitverbreiteten Verbanglizismen sind einzig die Varianten
postar und postear komplementär verteilt, wobei Costa Rica die einzige Varietät
ist, in der die erstgenannte Variante belegt ist.
Von den weniger stark verbreiteten endungsvariierenden Verben hat sich
clickear eindeutig im Cono Sur durchgesetzt, während in Peru clicar gilt und
in Venezuela beide nebeneinander bestehen. Driblar existiert in Mexiko und
Ecuador, in Peru gibt es beide Varianten. Pitchear ist die Standardform in Mexiko
und Costa Rica, in Venezuela konkurriert sie mit pichar. Ein klarer Nord-Süd-
Gegensatz zeigt sich zwischen flipear, das nur in Mexiko vorkommt, und flipar,
das ausschließlich in Argentinien belegt ist.
Bei sechs der neun endungsvariierenden Verben ist die Wahl der Varianten
also weitgehend vereinheitlicht; nur in wenigen Varietäten finden sich die Min-
derheitsformen checar, driblear, liderizar, pichar und tuitar neben der jeweils
vorherrschenden Variante. Im Fall von choquear ist das Gebiet, in dem die Vari-
anten frei variieren, zwar etwas größer. Auch hier besteht aber keine Differen-
zierungsgefahr. Eindeutig komplementär verteilt sind die Endungsvarianten der
zwei Verben flipar/flipear und postar/postear, auf einer Zwischenstufe befindet
sich clicar/clickear.
Die folgenden Karten zeigen die Verteilung der Endungsvarianten weitver-
breiteter Verben:
390 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Nachdem nun die Geographie der Lehnwortintegration auf graphischer und fle-
xionsmorphologischer Ebene erhellt wurde, fragt dieses Kapitel nach der Bedeu-
tung der Wortbildung als drittem Schauplatz sprachlicher Integration für die
interne Differenzierung des Varietätenraums. Dem Aufbau der vorangegangenen
Kapitel folgend wird in Kap. 6.6.1 zunächst die Integrationsfreudigkeit der ein-
zelnen Varietäten untersucht, indem jeweils das Verhältnis unveränderter Über-
nahmen und zielsprachlicher Wortbildungen ermittelt wird. Die Produktivität der
zuvor identifizierten Verfahren Derivation, Komposition und Kürzung im Varie-
tätengefüge ist Gegenstand von Kap. 6.6.2. In Kap. 6.6.3 wird abschließend die
geographische Distribution von Varianten im Sinne der Wortbildung analysiert,
um Erkenntnisse über das Differenzierungspotenzial in diesem Bereich der Lehn-
wortintegration zu gewinnen.
6.6.1 Wortbildungsmorphologische Konformität
gilt für die Lehnwortinventare als Ganze wie auch für die besonders hochfrequen-
ten Anglizismen. Der höchste Anteil an wortbildungsmorphologischen Integra-
ten findet sich im Norden bzw. in der Andenregion, wenngleich die Unterschiede
sowohl auf der Type- als auch auf der Token-Ebene nur einige Prozentpunkte
betragen.
Auch im hochfrequenten Teil der Anglizismeninventare sind die meisten
Wörter morphologische Transferenzen. Allerdings ist der Anteil der Integrate mit
durchschnittlich 20,8 % hier etwas höher als in den Teilkorpora insgesamt. Unter-
schiede gibt es aber bei der Anzahl hispanisierender Wortbildungen: In Bolivien
weisen 55 der 200 häufigsten Anglizismen spanische Wortbildungselemente auf,
in Argentinien sind es nur 21.
Abgesehen davon sind aber keine geographischen Unterschiede festzustel-
len; vielmehr ist der Überhang an Transferenzen im Sinne der Wortbildung ein
Merkmal, das alle Länder vereint.
Das Diagramm veranschaulicht die große Ähnlichkeit aller Varietäten mit
Blick auf den geringen Anteil anglizismenbasierter Wortbildungen unter den
Substantiven:162
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-Bildungen AS-Übernahmen
162 Da die Verhältnisse auf der Token-Ebene sehr ähnlich sind, wird hier auf eine graphische
Darstellung verzichtet.
6.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 393
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-Bildungen AS-Übernahmen
Auf der Textebene sind die Verhältnisse umgekehrt: In fast allen Varietäten sind
spanische Wortbildungen im Text deutlich häufiger anzutreffen als die unverän-
derten Übernahmen, da die Integrate eine viel höhere Wiederholungsfrequenz
aufweisen. In Mexiko, Kolumbien und Bolivien überwiegen sie besonders stark.
Lediglich in Chile und Argentinien sind die zielsprachlichen Wortbildungen wie
schon auf der Wortschatzebene in der Unterzahl.
Wie das folgende Diagramm veranschaulicht, verlieren die spanischen Wort-
bildungen unter den Adjektiven in Nord-Süd-Richtung insgesamt an Bedeutung:
394 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
ZS-Bildungen AS-Übernahmen
Fasst man Substantive und Adjektive zusammen, so weist das Verhältnis von
Integraten und Transferenzen im Sinne der Wortbildung insgesamt keine grö-
ßeren diatopischen Unterschiede auf. Denn die großen Gemeinsamkeiten in der
Wortbildung im riesigen Substantivinventar wiegen die bei den zahlenmäßig
unterlegenen Adjektiven durchaus vorhandenen Differenzen weitgehend auf. Die
dennoch vorhandenen Unterschiede bestehen vor allem darin, dass das Verhält-
nis von unveränderten Übernahmen und ZS-Bildungen in den nördlichen Varietä-
ten ausgeglichen ist – wobei im Text die Eigenbildungen überwiegen –, während
im Süden weniger Wortbildungen vorgenommen werden und diese auch auf der
Textebene seltener anzutreffen sind.
Zwischen 8,9 % und 13,3 % aller Anglizismen sind durch solche Ableitungen ent-
standen, wobei ihr Anteil in Costa Rica und der Andenregion am höchsten, in
Argentinien und Uruguay am niedrigsten ist. Tendenziell nimmt die Bedeutung
der ZS-Derivation in Nord-Süd-Richtung zugunsten anderer Wortbildungsverfah-
ren und unveränderter Übernahmen also leicht ab:
14%
12%
10%
8%
6%
4%
2%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
ZS-Derivation ZS-Komposition Ar
ZS-Kürzung
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Spanische Affigierung Neoklassische Affigierung Lehnaffigierung
Unter den hochfrequenten Anglizismen spielen die Derivate eine besonders wich-
tige Rolle. In Costa Rica und Bolivien stellen sie 41 bzw. 42 der 200 häufigsten
Anglizismen. Im Cono Sur ist ihr Anteil durchweg geringer. So sind in Argentinien
nur 21 der hochfrequenten Anglizismen zielsprachliche Ableitungen. Auch im
hochfrequenten Anglizismenwortschatz ist die schwindende Bedeutung dieses
Wortbildungsverfahrens nach Süden hin also eindeutig.
Auf der Textebene sind die hispanisierenden Derivate vom Typ -ado, -dor etc.
das mit nahezu 100 % überragende Assimilationsverfahren. Auch bei den viel
selteneren neoklassischen Derivaten zeigen sich keine nennenswerten geogra-
phischen Unterschiede. Lehnaffigierungen tauchen auf der Textebene so gut wie
gar nicht auf. Eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht Argentinien: Hier werden
immerhin 3 % der Derivate mit Lehnaffixen wie cyber-, -er oder -man gebildet.
Die zielsprachliche Komposition, mit der Lexeme wie juegoclip, beauty girl,
shower tea oder western spaghetti gebildet werden, ist der zweithäufigste Wort-
bildungstyp. Der Produktivitätsunterschied zur Derivation ist im Gesamtkorpus
nur gering. Auch in den meisten untersuchten Varietäten ist die Komposition das
zweitbeliebteste Verfahren zur Bildung neuer Wörter auf Grundlage von Angli-
zismen, kommt jedoch wesentlich seltener vor als die zielsprachliche Deriva-
tion. Ihr Anteil an den Teilkorpora variiert zwischen 2,1 % in Panama und 5,2 %
in Uruguay. Auch in Chile, Argentinien und Ecuador sind ZS-Komposita relativ
häufig. Der zuvor festgestellten Abnahme an ZS-Derivaten im äußersten Süden
steht also eine Zunahme an zielsprachlichen Komposita gegenüber. In Panama,
6.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 397
Venezuela und Paraguay ist die ZS-Komposition dagegen noch seltener als die
Kürzung von Anglizismen.
Unter den im Spanischen gebildeten Komposita sind die hybriden Bildungen
vom Typ narcotest in allen untersuchten Ländern das produktivste Kompositions-
verfahren. In den Andenvarietäten ist ein geographischer Schwerpunkt zu erken-
nen, während am Río de la Plata die wenigsten Komposita aus spanischen und
englischen Konstituenten gebildet werden: In Ecuador sind 80 % der Komposita
Mischformen, in Paraguay und Uruguay 52 % bzw. 51 %. Bei Gegenüberstellung
aller untersuchten Länder zeichnet sich somit in Nord-Süd-Richtung zunächst
eine Zunahme dieses Kompositionstyps bis zu den Anden, danach eine schritt-
weise Abnahme ab. Die von Norden nach Süden sinkende Bedeutung der Hyb-
ridkomposita zeigt sich in etwas abgemilderter Form auch auf der Token-Ebene.
Die autochthonen Komposita wie baby fútbol oder tuppersex, die im Spani-
schen aus mehreren englischstämmigen Elementen zusammengesetzt werden,
sind in den meisten Varietäten der zweitwichtigste Kompositionstyp. Unter-
schiede gibt es in ihrer relativen Bedeutung: In den meisten Ländern sind sie
deutlich seltener als die hybriden Bildungen, während die Verhältnisse in Para-
guay, Argentinien und Chile etwas ausgeglichener sind. In Mexiko ist indes nur
ein einziges autochthones Kompositum belegt. Und auch in den Korpora von
Costa Rica, und Ecuador ist ihr Anteil mit etwa 5 % der ZS-Komposita äußerst
gering. Je weiter südlich eine Varietät gelegen ist, desto mehr gewinnt die autoch-
thone Komposition an Bedeutung. Auf der Textebene fällt ihre herausgehobene
Stellung in Argentinien auf, wo sie fast genauso oft vorkommt wie die hybride
Komposition. Die besondere Stellung dieses Kompositionstyps im Süden des
Untersuchungsgebiets zeigt sich also auch im konkreten Text.
Strukturveränderte Komposita wie bife dry aged oder rock dark sind in den
meisten Varietäten der dritthäufigste Kompositionstyp. In den meisten Ländern
stellen sie zehn bis 15 % der im Spanischen gebildeten Zusammensetzungen. In
Mexiko sind sie dagegen mit über 30 % besonders häufig, und auch in Costa Rica
und Ecuador sind sie nach den hybriden Bildungen der zweithäufigste Typ. Die
niedrigsten Werte finden sich mit Panama (6 %) und Venezuela (4 %) ebenfalls
in nördlichen Varietäten. Insgesamt nimmt die Bedeutung dieses Verfahrens
in Nord-Süd-Richtung also ab, was in gleichem Maße für die Textebene gilt. Im
hochfrequenten Teil des Wortschatzes spielt die zielsprachliche Komposition
dagegen kaum eine Rolle, sie ist sogar seltener als die Wortkürzung.
Das Diagramm ermöglicht eine vergleichende Betrachtung der drei Komposi-
tionsverfahren, die bei Anglizismen zur Anwendung kommen:
398 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
a
n
a
Co iko
ile
ru
n
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
Hybride Komposita Autochthone Komposita Strukturveränderte Komposita
13 % sogar produktiver als die zuvor beschriebenen Rückbildungen. In Chile und
Argentinien kommen dagegen überhaupt keine Blends vor. Konkret realisiert
werden sie am häufigsten in Panama, Costa Rica, Bolivien und Paraguay. Hier
sind sie häufiger im Text zu finden als Rückbildungen vom Typ call center > call.
Überall sonst fallen sie praktisch gar nicht ins Gewicht.
Apokopen (Kopfwörter) des Typs compu (< computer/computador) sind
überall eine zu vernachlässigende Größe, da überhaupt nur zwei Wortbildungen
dieses Typs belegt sind. Diatopische Unterschiede lassen sich daher kaum auf-
zeigen. Lediglich auf der Textebene nimmt Costa Rica eine Sonderstellung ein,
da Kopfwörter hier nach gekürzten Komposita das zweithäufigste Kürzungsver-
fahren sind.
Das Diagramm veranschaulicht den Anteil der vier Verfahren am Inventar der
Wortkürzungen im Varietätenvergleich:
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
ca
ay
n
a
Co iko
ile
r
n
ru
en
y
do
el
ie
m
ua
ie
Ri
gu
Pe
Ch
bi
zu
liv
na
ex
in
ua
ug
a
ra
nt
ne
Bo
M
Pa
st
Ec
Ur
lu
Pa
ge
Ve
Ko
Ar
für eine größere Offenheit und Kreativität im Umgang mit dem Lehngut deuten.
In die gleiche Richtung weist auch die höhere Frequenz von Lehnaffigierungen
in den südlich gelegenen Varietäten; nur hier sind entlehnte Affixe im Text über-
haupt in nennenswerter Häufigkeit anzutreffen.
Dennoch offenbart die Wortbildung auch nivellierende Tendenzen. Hierzu
zählt zum einen die extreme Dominanz hispanisierender Derivate vom Typ -ado,
-ero etc. auf der Textebene, die eine Gemeinsamkeit aller Varietäten ist. Zum
anderen deutet die Tatsache, dass die Derivation in den einzelnen Varietäten
so viel häufiger ist als die Komposition, während ihre Anteile im Gesamtkorpus
ungefähr gleich groß sind, auf einen hohen Verbreitungsgrad vieler Derivate hin.
Die anderen Wortbildungsverfahren unterscheiden sich dafür zwar stärker von
Varietät zu Varietät, dies fällt aber aufgrund ihrer insgesamt viel geringeren Fre-
quenz kaum ins Gewicht.
163 Für die Untersuchung der morphologischen Variation wurden vorhandene graphische Va-
rianten zu morphologischen Typen zusammengefasst und entsprechend gezählt. Zitierform ist
die jeweils erste Variante in alphabetischer Reihenfolge. Die Zitierform basketball enthält also
die graphischen Varianten basketball, basquetball, basquetbol und básquetbol. Die Zitierform
basquet wiederum umfasst basquet und básquet.
402 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
und besteht nur in Paraguay fort. Das durch Umstellung der Konstituenten assi-
milierte gas shale ist mit Mexiko nur in einer Nordvarietät belegt, wo es frei mit
der ausgangssprachlichen Form variiert. Im restlichen Verbreitungsgebiet ist das
Integrat unbekannt.
Gelegentlich befinden sich verschiedene Integrate auf einer Zwischenstufe
zwischen freier Variation und Vereinheitlichung. So ist das Mengenverhältnis der
Varianten liderato/liderazgo (n=1194) in vielen Ländern des Untersuchungsge-
biets und ganz besonders im Norden ausgeglichen. In den übrigen Ländern wird
die Form liderazgo bevorzugt, die morphologische Variante liderato kommt aber
auch vor. In Argentinien hat sich liderazgo eindeutig durchgesetzt und ist dort die
einzig verwendete Form. Auch bei silicón/silicona (n=70) sind es mit Mexiko und
Venezuela nördliche Varietäten, in denen die alternativen Morphologien frei vari-
ieren. In den übrigen Ländern ist dagegen silicona die Regel. Bei box/boxeo wird
die letztgenannte Form in Mexiko und Peru nur leicht bevorzugt, während sie im
gesamten restlichen Verbreitungsgebiet die einzig bekannte Form ist. Basquetero
und basquetbolístico sind nur in zwei Varietäten belegt, wobei in Paraguay beide
Formen frei variieren und in Venezuela nahezu ausschließlich basquetero vor-
kommt.
Bei den gering verbreiteten Anglizismen ist Mexiko auch bei der morpholo-
gischen Integration von catch als catcheo Vorreiter, das hier frei mit der AS-Form
variiert, während es in Argentinien nicht vorkommt. Bei der nur in südlichen Vari-
etäten vorkommenden Opposition shocking/shockeante existieren in Argentinien
beide Formen, ansonsten hat sich das integrierte shockeante durchgesetzt. Bei
bluesman/bluesero besteht der Gegensatz hingegen zwischen Ecuador (freie Vari-
ation) und Bolivien (ausschließlich bluesman). Niederfrequente, geographisch
isolierte Abweichungen von weitgehend vereinheitlichten Morphologien finden
sich bei 17 Variantenpaaren. Am häufigsten sind sie in Argentinien und Peru.
Die wenigen vollkommen frei variierenden Variantenpaare stellen für den
internen Zusammenhalt des Sprachraums derzeit keine Gefahr dar, da die Vari-
ation jeweils das gesamte Verbreitungsgebiet in gleichem Maße betrifft. Dies gilt
auch für die Fälle, in denen sich mancherorts bereits eine Variante durchgesetzt
hat. Denn stets ist eine Variante überall bekannt. Dennoch finden sich auch hier
Anzeichen einer diatopischen Differenzierung, die allerdings eher gradueller
Natur ist. So finden sich gelegentlich im Norden, gelegentlich im Süden zusam-
menhängende Gebiete, die sich ähnlich verhalten. Mal deutet dies wie bei test/
testeo auf eine beginnende, auf den Süden begrenzte Integration hin, mal wie
bei tablet/tableta auf einen im Norden weitgehend abgeschlossenen, im Süden
erst beginnenden Abbau der AS-Form. Gelegentlich besteht der Unterschied auch
in der Bevorzugung des einen oder anderen Integrats. Abgesehen davon finden
sich isolierte Fälle von Variation bei ansonsten einheitlichen Morphologien am
404 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
ehesten im Süden, während sich der Norden meist geschlossen verhält. Es gibt
also einen gewissen Zusammenhang zwischen geographischer Lage und verwen-
deter Variante.
Die Karten auf der nächsten Seite zeigen Beispiele diatopischer Differenzie-
rung durch unterschiedlich starke Gewichtung morphologischer Varianten:
nien ähneln sich untereinander, da beide Länder mit jazzero dieselbe Variante
bevorzugen.
Von den regional verbreiteten Anglizismen steht das nur im Süden vorkom-
mende Adjektiv beatle/beatlesco offenbar kurz vor einer komplementären Vertei-
lung seiner Varianten. Das integrierte beatlesco kommt nur in Uruguay vor und ist
dort ohne Alternative. Die ausgangssprachliche Form dominiert in Paraguay und
Chile, während die Verhältnisse in Uruguay ausgeglichen sind. Bei off-broadway/
off3 wird die ausgangssprachliche Form in Ecuador und Peru bewahrt, während
sich in Argentinien die verkürzte Form durchgesetzt hat. Im dazwischengelege-
nen Chile herrscht indes freie Variation.
Die hier diskutierten, größtenteils hochfrequenten und weitverbreiteten Ang-
lizismen trennt nicht viel von einer vollständigen diatopischen Differenzierung
ihrer morphologischen Varianten. Oft besteht der Gegensatz dabei nicht zwi-
schen einer integrierten und einer unverändert übernommenen Form, sondern
zwischen verschiedenen Integraten. In etlichen Fällen tendieren zudem benach-
barte Varietäten zu ein und derselben Variante, so dass sich zusammenhängende
Gebiete erkennen lassen. In dazwischenliegenden Varietäten sind oft beide Vari-
anten gebräuchlich. Eine künftige Spaltung des Varietätenraums scheint also in
Einzelfällen möglich. Momentan sind allerdings in vielen Varietäten auch die
jeweiligen Minderheitsformen bekannt, so dass zumindest in dieser Hinsicht Ent-
warnung gegeben werden kann.
Die folgenden kartographischen Darstellungen zeigen Beispiele sich abzeich-
nender komplementärer Verteilungen morphologischer Varianten:
6.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 407
Bei etwa jedem dritten Variantenpaar ist die Spaltung des jeweiligen Verbrei-
tungsgebiets bereits Realität. Meistens handelt es sich dabei allerdings um gering
bzw. regional verbreitete Anglizismen. Es sind aber auch solche darunter, die in
weiten Teilen des Untersuchungsgebiets vorkommen. So bilden bei ticket/tiquete
(n=220) Costa Rica, Panama und Kolumbien einen Gegenpol zum Restgebiet:
408 6 Vergleichende Korpusanalyse: Nivellierung und Differenzierung
Nur in Costa Rica, Panama und Kolumbien wird tiquete verwendet, überall sonst
die AS-Form. Auch bei karting (n=25) hat nur in Kolumbien ein morphologischer
Integrationsprozess eingesetzt. Die resultierende Form kartismo hat sich hier als
Norm durchgesetzt. In den übrigen Ländern wird nur die AS-Form verwendet.
Im Fall von microblogging/microblogueo (n=47) hat das Integrat die AS-Form in
Bolivien und Uruguay vollständig verdrängt. In allen anderen Ländern hat die
Integration dagegen noch gar nicht eingesetzt, hier ist microblogging die einzig
belegte Form. Bei retweet/retuiteo sind es Uruguay und Peru, die sich durch die
ausschließliche Verwendung der integrierten Form von den übrigen Varietäten
abgrenzen. Das durch Umstellung integrierte arte pop existiert wiederum nur in
Argentinien und Ecuador, während alle anderen Varietäten das unveränderte
pop art gebrauchen. Recordman/recordista/hombre-récord sind ebenfalls klar
diatopisch stratifiziert: Die Lehnaffigierung mit -man existiert nur in Chile und
Venezuela, das Derivat in Mexiko und die partielle Übersetzung der ZS-Bildung
recordman nur in Panama und Peru.
Bei diversen Anglizismen weicht nur eine Varietät von einer ansonsten
überall gebräuchlichen Form ab. Dies ist besonders bei den weniger stark bzw.
regional verbreiteten Anglizismen der Fall, gilt aber auch für einzelne weitver-
breitete Lehnwörter. Fast immer findet sich diese isolierte Abweichung in einer
südlichen Varietät. Die einzige Ausnahme hiervon ist funky/funkero, dessen
ausgangssprachliche Form nur in Mexiko belegt ist. Keinerlei isolierte Abwei-
chungen finden sich in dem Gebiet zwischen Costa Rica, Venezuela und Peru.
Bolivien geht bei top 10/10 top einen Sonderweg: Nur hier wird das umgestellte
10 top verwendet. Chile weicht bei prime time/horario prime vom Restgebiet ab,
da nur hier die angepasste Variante häufiger verwendet wird. Ansonsten über-
wiegt prime time deutlich oder ist komplett konkurrenzlos. Die argentinischen
Zeitungen verwenden von emoticon/emoticono nur die ZS-konforme Variante.
Im restlichen Verbreitungsgebiet wird nur oder vorwiegend emoticon gebraucht.
Uruguay geht bei zwei morphologischen Variantenpaaren einen Sonderweg. Der
Baseballterminus pitch/pitcheo wird hier nur in seiner AS-Morphologie verwen-
det. In den nördlich gelegenen Ländern, in denen Baseball eine längere Tradition
hat, kommt im Gegensatz dazu ausschließlich das Morphemintegrat pitcheo vor.
Umgekehrt ist es bei web site/sitio web: In Uruguay ist nur die AS-Form belegt,
ansonsten wird nur das umgestellte, teilübersetzte Integrat verwendet.
Bei einigen Variantenbündeln mit geringem Verbreitungsgrad bestehen
Nord-Süd-Gegensätze. Das gilt für aerobics (UY) vs. aeróbica (KO), coequiper (AR)
vs. coequipero (CR), liliput (UY) vs. liliputense (VZ) sowie play station (CR) vs. play
(UY). Regional begrenzte Variation herrscht im Norden bei indie rock (MX, VZ) vs.
6.6 Wortbildungsmorphologische Integration der Anglizismen im Vergleich 409
rock indie (CR) sowie supercomputador164 (KO) vs. supercomputadora (CR). Häu-
figer bestehen intraregionale Gegensätze im Süden: Bei pop/popero (n=15) ist die
AS-Variante in argentinischen und uruguayischen Zeitungen die übliche Form, in
Chile und Ecuador findet sich nur das Derivat. Auch estrella pop ist nur in Chile
belegt, während am Río de la Plata und in Paraguay ausschließlich das unverän-
derte pop star vorkommt. Auf den Süden begrenzte Variation herrscht außerdem
bei shooter (BO) vs. chutero (PE, AR), workaholic (PE) vs. workahólico (BO), mobile
marketing (BO) vs. marketing mobile (UY), indie pop (PE, AR) vs. pop-indie (BO),
flash memory (BO) vs. memory flash (EC), hardcore punk (CH) vs. punk hardcore
(UY) und den Integrationsvarianten beisbolero (CH) vs. beisbolístico (UY) und
rugbier (AR) vs. rugbista (EC).
Von den hochfrequenten Anglizismen, deren morphologische Varianten
komplementär im Varietätenraum verteilt sind, verwenden etwa in der Hälfte der
Fälle benachbarte Varietäten dieselbe Variante, während die Staffelung in den
übrigen Fällen arbiträr erscheint. Demgegenüber gibt es bei den Anglizismen,
bei denen nur eine Varietät eindeutig abweicht, eine klare Tendenz, denn solche
Abweichungen finden sich fast ausschließlich in südlichen Varietäten. Auch
zeichnet sich der Süden dadurch aus, dass die auf dieses Gebiet begrenzten Vari-
antenbündel deutlich häufiger komplementär verteilt sind als dies in anderen
Teilen des Untersuchungsgebiets der Fall ist. Die komplementäre Verteilung mor-
phologischer Varianten führt also zu einer Differenzierung in doppelter Hinsicht:
Zum einen grenzt sie Norden und Süden voneinander ab, und zum anderen sorgt
sie für eine Differenzierung der südlichen Varietäten untereinander, während der
Norden in sich relativ homogen ist.
Die Karten zeigen zwei Fälle komplementärer, zonenbildender Variation und
zwei Beispiele regional begrenzter Variation:
165 Laut Elizabeth Luna Traill «[n]o existe necesariamente una correlación entre el número de
ciudades en que se documenta un anglicismo y su frecuencia de aparición» (Luna Traill 1998,
709). Die Datengrundlage der Autorin ist mit 145 Anglizismen bei elf untersuchten Städten im
Vergleich zum vorliegenden Korpus allerdings sehr gering.
166 Der gesamthispanoamerikanische Anglizismenwortschatz ist im Anglizismenverzeichnis
im Anhang dokumentiert.
DOI 10.1515/9783110489736-007
412 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
Der Verbreitungsgrad der Anglizismen lässt sich daran ablesen, in wie vielen
Teilkorpora sie belegt werden können. Für die Abgrenzung von Verbreitungs-
klassen gibt es in der Anglizismenforschung unterschiedliche Ansätze: Die For-
schungsarbeiten im Rahmen des Proyecto de estudio coordinado de la norma
lingüística culta de las principales ciudades de Iberoamérica y de la Península
Ibérica verwenden eine kleinteilige Klassifizierung; sie unterscheiden zwischen
Anglizismen, die in elf, zehn, neun, etc. Städten belegt sind (cf. Luna Traill 1998,
696–709). Antonio Quilis und Lope Blanch stellen dagegen fünfstufige Klassifika-
tionen auf, wenngleich sie die Schwellenwerte der Klassen unterschiedlich hoch
ansetzen (Medina López 1998, 21s.). Marius Sala legt wiederum drei Verbreitungs-
stufen zugrunde, je nachdem, ob ein Anglizismus in fünf oder mehr Ländern,
drei oder vier Ländern oder einem oder zwei Ländern vorkommt (Sala 1982, 4).
Eine ähnliche Klassifikation wird auch im Folgenden verwendet, wobei die Ver-
breitungsklassen aufgrund der größeren Anzahl untersuchter Varietäten anders
zugeschnitten sind.168
Geographisch isoliert sind 3.442 englischstämmige Lehnwörter, was einem
Anteil von 62,7 % des Gesamtinventars entspricht. Gering verbreitet, also in
höchstens einem Viertel der Varietäten belegt, sind 18,0 % der Anglizismen: 651
davon finden sich in zwei Ländern, 337 in dreien. Noch kleiner ist mit 9,2 % der
Anteil der mittelstark verbreiteten Lehnwörter, von denen 204 in vier Ländern,
161 in fünf Ländern und 141 in sechs Ländern verwendet werden. 4,1 % der Ang-
lizismen sind in mehr als der Hälfte der Varietäten vorhanden und somit stark
verbreitet: 71 davon in sieben, 78 in acht und ebenfalls 78 in neun verschiedenen
Ländern. Etwas höher ist wiederum der Anteil der Anglizismen, die im gesamten
oder fast im gesamten Untersuchungsgebiet bekannt sind; 70 Grundformen sind
in zehn Varietäten verbreitet, 82 in elf, und 174 in finden sich ohne Ausnahme
in allen Teilkorpora. Damit sind 1,7 % der Anglizismen sehr stark und 3,2 %
gesamthispanoamerikanisch verbreitet.
Es ist also nur etwa jeder zehnte Anglizismus in mehr als der Hälfte der
untersuchten Varietäten gebräuchlich. Sehr stark oder gesamthispanoamerika-
nisch verbreitet ist sogar nur einer unter 20. Demgegenüber sind acht von zehn
Lehnwörtern geographisch isoliert oder nur in wenigen Ländern vorhanden.
Die interne Differenzierung des Anglizismenwortschatzes ist also beträchtlich,
da die stark verbreiteten Lexeme eindeutig in der Unterzahl sind. Ein linearer
Zusammenhang zwischen Verbreitungsgrad und Umfang der einzelnen Ver-
breitungsklassen besteht dennoch nicht: Die Anzahl der Anglizismen nimmt
mit zunehmendem Verbreitungsgrad augenscheinlich exponentiell ab, ist aber
in den höheren Verbreitungsklassen relativ konstant. Zudem ist die höchste
Verbreitungsklasse nicht die kleinste. Dass mehr Anglizismen in allen zwölf
Varietäten belegt sind als beispielsweise in acht, bestätigt, dass es einen hoch-
frequenten, vollständig nivellierten Teil des Anglizismenwortschatz gibt. Diese
gesamthispanoamerikanischen Lehnwörter machen allerdings nur etwas über
drei Prozent aller Anglizismen aus.
Natürlich sind diese Aussagen insofern zu relativieren, als Anglizismen
mit geringen Tokenfrequenzen rein rechnerisch unmöglich im gesamten Unter-
suchungsgebiet verbreitet sein können. Betrachtet man anstelle der gesamten
Inventare nur die Anglizismen, die in den einzelnen Varietäten zum hochfre-
quenten Anglizismenwortschatz zählen, zeigt sich allerdings ein ganz ähnlicher
Differenzierungsgrad. So stellen insgesamt 608 Lehnwörter die jeweils 200 häu-
figsten Anglizismen der einzelnen Varietäten. Das sind deutlich weniger, als
bei einer maximalen Differenzierung anzunehmen wären, aber auch mehr, als
bei einer maximalen Nivellierung vorliegen würden.169 Der genaue Blick auf die
Daten verrät, dass ganze 250 bzw. 41,1 % dieser Anglizismen nur in einem ein-
169 Wäre die diatopische Differenzierung maximal, die häufigsten 200 Anglizismen also in
jeder Varietät vollkommen verschieden, so wären dies bei zwölf untersuchten Ländern insge-
samt 2.400 Anglizismen. Bestünde hingegen keinerlei diatopische Differenzierung, wären also
die 200 häufigsten Anglizismen in allen untersuchten Ländern absolut identisch, wären es ins-
gesamt nur 200.
414 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
zigen Land unter den häufigsten 200 Lehnwörtern vertreten sind. Rechnet man
die gering verbreiteten Anglizismen hinzu, ist sogar mehr als jeder zweite der
608 Anglizismen (62,5 %) in weniger als drei Ländern hochfrequent. Im gesam-
ten Untersuchungsgebiet verbreitet sind unter den hochfrequenten Anglizismen
indes 93 Lehnwörter, was einem Anteil von 15,3 % entspricht.
Die zuvor bereits vermutete Nivellierung zeigt sich hingegen sehr deutlich
bei der Verbreitung der 200 insgesamt häufigsten Anglizismen.170 Nur ein ein-
ziges dieser insgesamt häufigsten Lehnwörter ist auf die Verwendung in einem
einzigen Land beschränkt. Dabei handelt es sich um ráting, das in dieser Schreib-
weise ausschließlich in Peru belegt ist. Gering verbreitet ist ebenfalls nur einer
der extrem hochfrequenten Anglizismen; der Ausdruck Black Friday findet sich
nur in Chile, Bolivien und Paraguay. Mit 3,5 % relativ unbedeutend sind in diesem
Frequenzintervall auch die mittelstark verbreiteten Anglizismen: TV und vóley
sind in vier Ländern, beisbol und SUV in fünf und delivery, hit3 und die Zeitan-
gabe pm in sechs Ländern vertreten. Demgegenüber finden sich 13 der 200 häu-
figsten Anglizismen (6,5 %) in sieben, acht oder neun Varietäten. In mindestens
zehn Ländern belegt und damit sehr stark bzw. gesamthispanoamerikanisch ver-
breitet sind dagegen 178 Anglizismen, was 89,0 % des hochfrequenten Lehnwort-
schatzes entspricht. Damit sind 95,5 % des höchsten Frequenzintervalls in mehr
als der Hälfte der untersuchten Länder verbreitete Anglizismen, während etwa
jeder zwanzigste hochfrequente Anglizismus (4,5 %) in weniger als der Hälfte des
Untersuchungsgebiets verwendet wird.
Die Diagramme schlüsseln das Anglizismenkorpus nach dem Kriterium
seiner geographischen Verbreitung auf. Im linken Diagramm wird das Gesamt-
korpus zugrundegelegt, im rechten Diagramm der hochfrequente Teil des Angli-
zismeninventars:
4.000 140
3.500 120
3.000
100
2.500
80
2.000
60
1.500
1.000 40
500 20
0 0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Verbreitung (Länder) Verbreitung (Länder)
Während also das Inventar der nieder- und mittelfrequenten Anglizismen geogra-
phisch sehr stark differenziert ist, gibt es eine Gruppe hochfrequenter Anglizis-
men, die im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet sind. Es gibt andererseits
auch einzelne Anglizismen, die zwar eine sehr hohe Tokenfrequenz aufweisen,
dabei aber nur in einzelnen Teilen des Untersuchungsgebiets auftreten. Betrachtet
man das Korpus als Ganzes, ist die interne Differenzierung des Anglizismenwort-
schatzes daher relativ stark: Der Großteil der Anglizismen ist im Untersuchungs-
gebiet nur gering verbreitet, mehr als die Hälfte sogar nur in einem einzigen Land
nachgewiesen. Demgegenüber machen die stark oder gar gesamthispanoameri-
kanisch verbreiteten Anglizismen nur einen sehr kleinen Anteil aus. Die jeweils
200 häufigsten Anglizismen jedes Landes sind etwas weniger, aber immer noch
deutlich differenziert: Sie summieren sich bei zwölf untersuchten Ländern auf
insgesamt nur 608 verschiedene Lemma-Types. Die 200 häufigsten Anglizismen
des Gesamtkorpus sind demgegenüber sehr stark nivelliert: Fast 90 % von ihnen
finden sich praktisch im gesamten Untersuchungsgebiet; 95,5 % sind in mehr als
jeder zweiten Varietät belegt. Hochfrequente Anglizismen mit geringem Verbrei-
tungsgrad sind dagegen extrem selten.
416 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
Als methodisches Vorbild für die Identifikation der durch Anglizismen und ihre
Integration bedingten Zonen dient ein Verfahren, das von Hiroto Ueda im Zuge
seiner Untersuchungen zur lexikalischen Variation des Spanischen eingeführt
wurde (Ueda 1994, 2–14). Ueda bestimmt die Korrelationen zwischen verschiede-
nen Untersuchungspunkten und errechnet auf dieser Grundlage Dialektzonen.
Die Untersuchungen von Ueda basieren auf Fragekatalogen und somit auf einem
«geschlossenen» Inventar an Antwortmöglichkeiten, was die statistische Analyse
erleichtert und relativ hohe Korrelationswerte ergibt. Demgegenüber basiert die
vorliegende Arbeit auf Zeitungskorpora und somit auf einem prinzipiell «offenen»
Anglizismeninventar. Das Verfahren lässt sich dennoch übertragen, wenngleich
die zu erwartenden Korrelationswerte geringer ausfallen dürften.171
Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass nicht nur das
Vorhandensein einer bestimmten Form – etwa eines Lexems, einer Genusvari-
ante, einer Wortbildung usw. – in unterschiedlichen Varietäten als Übereinstim-
mung gewertet wird (wie dies bei den qualitativen Vergleichen in Kap. 6 der Fall
ist), sondern auch deren Nichtexistenz. Außerdem lassen sich die Schlussfolge-
rungen, die zuvor interpretativ unter Zuhilfenahme kartographischer Darstellun-
gen und Diagramme aufgestellt wurden, um einen Vergleich sämtlicher Varie-
täten untereinander erweitern. Auf diese Weise können regionale Bündelungen
identifiziert werden.
171 Ein Anwendungsbeispiel der Methode auf offene Korpora findet sich bei Gonçalves/Sán-
chez (2014, 2–8).
7.2 Herausbildung regionaler Varietäten durch Anglizismen 417
Tabelle 25: Auszug aus einer binären Okkurrenztabelle (Anglizismen in den Länderkorpora)
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
0day 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0
10 top 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0
4-cross 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0
8-ball 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0
a full 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1
1 = Lexem mindestens einmal in der jeweiligen Varietät belegt; 0 = Lexem nicht belegt
Tabelle 26: Auszug aus einer nicht binären Okkurrenztabelle (Wahl von Wortbildungsvarianten)
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
box 4 5 5 5 5 5 4 5 5 5 5 5
doping 5 5 5 5 5 5 5 4 3 4 2 5
post 1 1 0 1 1 1 1 3 3 2 2 1
test 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 2 2
ticket 5 5 5 5 5 5 5 5 3 5 5 5
172 Die Korrelationskoeffizienten wurden mit der Funktion KORREL in Microsoft Excel errech-
net. Dabei steht ein Korrelationskoeffizient von 1 für einen perfekt linearen Zusammenhang zwi-
schen zwei Variablen, während ein Koeffizient von 0 bedeutet, dass keinerlei Zusammenhang
besteht. Eine negative Korrelation zeigt einen negativen Zusammenhang an («je mehr, desto
weniger»). Je höher also der Korrelationskoeffizient jeweils ist, desto ähnlicher sind sich zwei
Varietäten in Bezug auf die jeweilige Vergleichsvariable.
7.2 Herausbildung regionaler Varietäten durch Anglizismen 419
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,34 0,36 0,36 0,34 0,37 0,31 0,32 0,31 0,29 0,22 0,24
CR 0,34 0,36 0,34 0,36 0,36 0,29 0,33 0,29 0,29 0,19 0,22
PA 0,36 0,36 0,37 0,37 0,36 0,31 0,33 0,33 0,29 0,22 0,25
VZ 0,36 0,34 0,37 0,33 0,37 0,30 0,33 0,31 0,27 0,24 0,25
KO 0,34 0,36 0,37 0,33 0,34 0,29 0,34 0,35 0,31 0,22 0,24
EC 0,37 0,36 0,36 0,37 0,34 0,32 0,35 0,34 0,29 0,22 0,26
PE 0,31 0,29 0,31 0,30 0,29 0,32 0,28 0,29 0,28 0,21 0,23
BO 0,32 0,33 0,33 0,33 0,34 0,35 0,28 0,35 0,27 0,22 0,24
PY 0,31 0,29 0,33 0,31 0,35 0,34 0,29 0,35 0,29 0,23 0,27
CH 0,29 0,29 0,29 0,27 0,31 0,29 0,28 0,27 0,29 0,21 0,22
AR 0,22 0,19 0,22 0,24 0,22 0,22 0,21 0,22 0,23 0,21 0,20
UY 0,24 0,22 0,25 0,25 0,24 0,26 0,23 0,24 0,27 0,22 0,20
173 Ueda (1994) und Gonçalves/Sánchez (2014) schließen mit der sog. Cluster-Analyse noch ein
weiteres statistisches Analyseverfahren zur Bestimmung von Merkmalsbündelungen an, auf das
hier aber aufgrund der eher niedrigen Korrelationen verzichtet wird.
174 Die zugrundeliegenden Korrelationstabellen finden sich im Anhang.
420 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
erkennbar ist eine ausgedehnte Nordzone, die sich durch eine relative Einheit-
lichkeit auszeichnet und von Mexiko bis nach Ecuador reicht. Ihr Einfluss ist
auch in Peru noch spürbar, dort aber abgeschwächt. Eine zweite Zone bilden die
Chaco-Varietäten Bolivien und Paraguay, die ebenfalls intraregionale Gemein-
samkeiten aufweisen und sich nach Süden hin abgrenzen. Das Mündungsgebiet
des Río de la Plata steht in einem deutlichen Gegensatz diesen beiden Zonen und
konstituiert sich erneut vor allem negativ in Abgrenzung zu allen anderen Vari-
etäten, weniger durch interne Gemeinsamkeiten. Chile tut dies zwar ebenfalls,
allerdings in geringerem Maße, weshalb es ebenfalls als relativ eigenständig zu
charakterisieren ist.
Die regionalen Bündelungen zeigen sich in ähnlicher Form beim Vergleich
der um die Anglizismen mit TF=1 bereinigten Lehnwortschätze (n=2.795). Einziger
Unterschied ist, dass die argentinischen und uruguayischen Anglizismeninven-
tare in diesem Fall auch untereinander stärker übereinstimmen. Sie ähneln sich
also nicht mehr nur in ihrer Abgrenzung vom restlichen Varietätenraum.
Unter den 200 jeweils häufigsten Anglizismen der zwölf untersuchten Vari-
etäten (n=608) sind die Übereinstimmungen mit 0,24 bis 0,5 wiederum etwas
höher, da dieses Frequenzintervall stärker nivelliert ist als der Anglizismenwort-
schatz insgesamt (s. o.). Regionale Bündelungen finden sich in allen Teilen des
Untersuchungsgebiets: Im Norden ähneln sich Mexiko, Panama und Venezuela
am stärksten untereinander; teilweise bestehen aber auch Korrelationen mit ein-
zelnen andinen Varietäten. Costa Rica verhält sich relativ eigenständig. Da die
lexikalische Nähe zu den Ländern des Nordens und der Anden aber größer ist
als zum Süden, ist das Land eher den nördlichen Varietäten zuzurechnen. Eine
zweite, intern noch etwas stärker nivellierte Region schließt sich im Süden an. Die
hochfrequenten Anglizismen im kolumbianischen Spanisch stimmen am stärks-
ten mit denen Ecuadors überein. Auch Peru ist dieser Zone zuzurechnen, die sich
durch eine Abgrenzung vor allem gegenüber Costa Rica im Norden und zum Cono
Sur auszeichnet. Mit Bolivien, Paraguay, Chile, Argentinien und Uruguay ist auch
die südlichste Region recht ausgedehnt. Sie lässt sich über ihre Abgrenzung zu
nördlichen Varietäten ebenso charakterisieren wie durch ihren intraregionalen
Zusammenhalt. Der ist in diesem Frequenzintervall sogar stärker als im Norden.
Anhand der hochfrequenten englischstämmigen Lexik lassen sich also drei
Zonen umreißen. Eine erste Zone bilden Mexiko, Costa Rica, Panama und Vene-
zuela. Südlich folgen die Andenzone und eine weitere Großzone, die den Chaco
und den Cono Sur umfasst. Das zeigt einerseits, dass die zuvor festgestellte Eigen-
ständigkeit Chiles, Argentiniens und Uruguays vor allem auf die zahlreichen sel-
tenen Anglizismen zurückzuführen ist; im hochfrequenten Lehnwortschatz sind
die Ähnlichkeiten hier sogar besonders groß. Andererseits bestätigt es für das
restliche Untersuchungsgebiet im Wesentlichen die bereits festgestellten Bünde-
422 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
lungen. Diese gehen demnach sowohl auf hoch- als auch niederfrequente Angli-
zismen zurück.
Die folgenden Karten veranschaulichen die regionalen Bündelungen der
Etyma-Inventare, der Gesamt-Lehnwortinventare, der um seltene Anglizismen
bereinigten Lehnwortinventare und der häufigsten 200 Anglizismen des Gesamt-
korpus:
Karte 23: Regionale Bündelungen: Etyma und drei Frequenzintervalle des Anglizismeninventars
7.2 Herausbildung regionaler Varietäten durch Anglizismen 423
auszeichnen; zum anderen die südlichen Varietäten, die sich neben ihrem inter-
nen Zusammenhalt auch in ihrer Abgrenzung insbesondere gegenüber Costa Rica
und Mexiko ähneln.
175 Da die Ergebnisse aus dem Vergleich der Schreibungs- und Genusvarianten in dieselbe
Richtung weisen, werden sie in einer gemeinsamen Karte dargestellt.
426 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
Um die oben gestellte Frage nach genauer definierbaren Zonen durch die Adop-
tion und Integration von Anglizismen zu beantworten, lassen sich auf etymolo-
gischer und lexikalischer Ebene drei bzw. vier regionale Varietäten im Anglizis-
menwortschatz Hispanoamerikas ausmachen. Im Norden erstreckt sich zwischen
Mexiko, Venezuela und Ecuador eine erste Makrozone, deren Zusammenhalt in
7.2 Herausbildung regionaler Varietäten durch Anglizismen 427
dem Gebiet zwischen Panama und Venezuela am stärksten ist und auch in Peru
noch schwach zu spüren ist. Südlich schließt sich eine Zone an, die Bolivien,
Paraguay und in geringerem Maße mal Peru, mal Chile umfasst, wobei Chile in
mancherlei Hinsicht eher als eigenständige Zone zu bezeichnen ist. Und schließ-
lich zeichnet sich eine Südzone ab, deren Zentrum der Río de la Plata ist, die aber
im hochfrequenten Anglizismenwortschatz auch Bolivien, Paraguay und Chile
umfasst.
Auf der graphisch-morphologischen Ebene ist der Nord-Süd-Gegensatz hin-
gegen auch nach Maßgabe der statistischen Analyse die einzig eindeutig erkenn-
bare Tendenz. Denn nur die nördlichsten und südlichsten Varietäten gehören
stets unterschiedlichen Zonen an. Vor allem Peru und Bolivien, aber auch Kolum-
bien und Panama ähneln mal ihren nördlichen, mal ihren südlichen Nachbarn.
7.2.2 Regionalanglizismen
176 Zugrundegelegte Einteilung: 1. «Norden» (MX, CR, PA, VZ, KO, EC), 2. «Zentralanden/
Chaco» (PE, BO, PY), 3. «Chile», 4. «Río de la Plata» (AR, UY).
177 Umfang des regionsspezifischen Anglizismenwortschatzes im Norden: n=1199; Zentral
anden/Chaco: n=815; Chile: n=387; Río de la Plata: n=1238.
Umfang des regionsspezifischen Anglizismenwortschatzes mit TF>1 im Norden: n=313, Zentral
anden/Chaco: n=221; Chile: n=111; Río de la Plata: n=300 (siehe Anhang).
428 7 Areale Verbreitung der Anglizismen und Herausbildung regionaler Varietäten
dass die südlichen Varietäten neue Begriffe aus dem Englischen schneller über-
nehmen, während der Norden in dieser Hinsicht zögerlicher ist.
Angesichts der qualitativen Gegenüberstellung der Lehnwortinventare ist
davon auszugehen, dass die durch die statistische Analyse festgestellten regio-
nalen Varietäten zumindest teilweise durch unterschiedliche inhaltliche Entleh-
nungsschwerpunkte bedingt sind. Zwar betreffen diese qualitativen Unterschiede
weder den gesamten Wortschatz, noch können sie in Gänze für die statistisch
festgestellten Unterschiede verantwortlich gemacht werden. Dennoch sind sie als
regionale Tendenzen eindeutig vorhanden.
8 Stilbücher: ein wirksames Mittel der
Sprachvereinheitlichung?
Da nun das Ausmaß der Differenzierung im hispanoamerikanischen Anglizis-
menwortschatz und seine diatopische Staffelung bekannt sind, lässt sich auch
das eingangs festgestellte Differenzierungspotenzial der Stilbücher empirisch
überprüfen. Dazu werden die Ergebnisse der Stilbuchanalyse aus Kap. 3.2.2 mit
den Anglizismeninventaren der argentinischen Nación und des ecuadoriani-
schen Comercio verglichen.
In Kap. 3.2.2 wurden die Stilbücher zweier im Korpus vertretener Zeitungen –
der argentinischen Nación und des ecuadorianischen Comercio – auf ihre Haltung
zu Anglizismen hin untersucht. Der Vergleich ergab, dass es Unterschiede sowohl
in der Grundhaltung zu englischstämmigen Lehnwörtern als auch bei den kon-
kreten Vorgaben zum Umgang mit ihnen gibt. So zeichnet sich das argentinische
Stilbuch (MENAC) durch eine Orientierung am Sprachgebrauch im Erscheinungs-
land, die Akzeptanz von «sprachbereichernden» Lehnwörtern, die Forderung
nach deren formaler Integration und einen weitgehenden Verzicht auf die graphi-
sche Markierung der Anglizismen aus. Die Stilrichtlinien der ecuadorianischen
Zeitung (MECOM) verteidigen hingegen eine präskriptive Norm, verwahren sich
generell gegen Anglizismen, untersagen explizit deren Anpassung an das spa-
nische Sprachsystem und fordern eine generelle Kenntlichmachung der Angli-
zismen als systemfremde Elemente im Text. Zugleich wurde festgestellt, dass in
beiden Stilbüchern ein Widerspruch zwischen diesen metasprachlich vorgetrage-
nen Forderungen und dem Integrationsgrad der enthaltenen Beispielanglizismen
besteht: Im MENAC werden Anglizismen zumeist in ihrer ausgangssprachlichen
Form aufgeführt, im MECOM hingegen als Integrate, obwohl beide Stilbücher
jeweils das Gegenteil fordern.
Im Folgenden wird untersucht, inwieweit das tatsächlich in den Zeitungen
veröffentlichte Sprachmaterial den in den Stilbüchern angegebenen Beispielen
und ihrer jeweiligen Grundhaltung entspricht. Konkret sind dazu die Stilbuch-
vorgaben zur Zulässigkeit, zur sprachlichen Integration und typographischen
Hervorhebung einzelner Anglizismen zu überprüfen. Anschließend ist zu unter-
suchen, ob sich die in metasprachlichen Kommentaren geäußerte Haltung der
Stilbücher auch jenseits der explizit im Stilbuch genannten Lehnwörter in den
Zeitungen niederschlägt. Auf dieser Grundlage lässt sich beurteilen, inwieweit
die Stilbuchempfehlungen überhaupt eingehalten werden und inwiefern die
beobachteten Unterschiede zwischen dem ecuadorianischen und dem argentini-
schen Anglizismeninventar durch die jeweiligen Stilbuchvorgaben bedingt sind.
So lässt sich einerseits die Wirksamkeit der Stilbücher bei der Pflege des redak-
DOI 10.1515/9783110489736-008
8.1 Anspruch und Wirklichkeit: Befolgung konkreter Stilbuchvorgaben 431
178 Crack erscheint in AR NAC nur mit der Bedeutung ‘außergewöhnlicher Sportler’. Crack2 und
crack3 kommen in dieser Zeitung nicht vor.
179 Die jeweils erstgenannten Graphien sind laut Stilbuch korrekt.
432 8 Stilbücher: ein wirksames Mittel der Sprachvereinheitlichung?
sind belegt, náilon, güisqui und tiqué hingegen nicht. Auch die implizit geäußerte
Empfehlung des MENAC zur Pluralbildung nach englischem Vorbild wird zumin-
dest bei film/films eingehalten. Die anderen im Stilbuch genannten Beispielwör-
ter kommen in der Zeitung gar nicht oder zumindest nicht im Plural vor.
Bezüglich der typographischen Hervorhebung der Anglizismen sollen
Anführungszeichen nicht gesetzt werden, wenn ein Wort nur in einer bestimm-
ten Rubrik vorkommt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Wörter, die außer-
halb ihrer ursprünglichen Rubrik verwendet werden, graphisch markiert werden
sollen. Die im Korpus belegten Anglizismen werden allerdings nur in den aller-
wenigsten Fällen durch Anführungszeichen hervorgehoben:
[S]e mostró en la televisión local con renovado look ‘afro’. [AR NAC]
[…] videojuegos basados en Evernote, del tipo ‘brain training’, para ejercitar la memoria.
[AR NAC]
[L]os expertos en antiaging creen que pueden ayudar a mitigar los efectos […]. [AR NAC]
[…] más allá de la protagonista y la siempre badass Michelle Rodríguez. [AR NAC]
Eine graphische Hervorhebung erfolgt aber insgesamt nur bei einer kleinen
Anzahl zumeist unangepasster Anglizismen, die oft nur eine geringe Tokenfre-
quenz aufweisen.
Auch die Wortbedeutung wird lediglich bei einigen wenigen Anglizismen
angegeben. Ein Verfahren hierzu ist die Paraphrasierung bzw. wörtliche Überset-
zung nach der ersten Nennung:
[P]uede tener algún bug (error de programación) que la haga seguir consumiendo en segundo
plano […]. [AR NAC]
Como traductor me encuentro a menudo con palabras difíciles de traducir: por ejemplo, cope
(‘lidiar satisfactoriamente’) o feedback (‘retroalimentación, información, respuesta’). [AR
NAC]
8.1 Anspruch und Wirklichkeit: Befolgung konkreter Stilbuchvorgaben 433
¿Y qué está de moda? Mucho cat eye, es muy fuerte el rounded risky (redondeado arries-
gado), como alternativa al clásico wayfarer y al aviador. [AR NAC]
Eine andere Möglichkeit ist die Bildung eines erläuternden Relativsatzes oder
eines eingeschobenen Nebensatzes:
Otras tiendas locales ofrecen un day spa, que incluye baño, servicio de peluquería y carame-
los balanceados a toda hora. [AR NAC]
El Distrito Audiovisual pretende ser lo que en economía se conoce como cluster, un conjunto
de empresas geográficamente vecinas, interconectadas […]. [AR NAC]
[E]l 115 va por a calle Chaoyang, que tiene […] más carriles especiales (dos más de cada lado)
en el sector central (‘fast lane’) por donde van los trolleys. [AR NAC]
92 % de los consumidores […] dice confiar más en las recomendaciones de amigos y familiares
y el boca en boca – conocido internacionalmente como word of mouth – que en las otras
formas de publicidad en medios pagos. [AR NAC]
[L]os argentinos siguen tratando de comprar dólares en este mercado aunque les cuesta un
poco más que el ‘paralelo’ (blue) de su país. [AR NAC]
Wie sich gezeigt hat, werden die konkreten Vorgaben zur Zulässigkeit, Integra-
tion und Markierung der Anglizismen zwar inkonsequent, aber tendenziell im
Sinne der Stilbücher umgesetzt. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als die
Journalisten bei diesen Wörtern im Zweifelsfall im Stilbuch nachschlagen können
und eine konkrete Anweisung bzw. Wortform vorfinden. Entscheidend ist jedoch,
inwieweit die Stilbücher die Beschaffenheit der Anglizismeninventare auch jen-
seits dieser konkreten Empfehlungen prägen, ob sich also die von ihnen vorgege-
436 8 Stilbücher: ein wirksames Mittel der Sprachvereinheitlichung?
180 Unter den häufigsten 200 Anglizismen ist die Diskrepanz mit 58 % (AR NAC) bzw. 43 %
Transferenzen (EC COM) sogar noch deutlicher. Zum Verhältnis ZS-konformer und nicht konfor-
mer Schreibungen in beiden Varietäten siehe Abb. 33.
8.2 Wirksamkeit der Stilbuchvorgaben jenseits konkreter Beispiele 437
DOI 10.1515/9783110489736-009
440 9 Schlussbetrachtung
tion verstärken diese Tendenz zusätzlich. Eine besondere Rolle bei der sprachli-
chen Gestaltung der Zeitungen und gerade auch beim Umgang mit sprachlicher
Fremdheit spielen die sogenannten Stilbücher, von denen zwei exemplarisch
untersucht wurden. Hier konnten erhebliche Unterschiede in Grundhaltung und
konkreten Anweisungen zum Umgang mit Anglizismen festgestellt werden – eine
mögliche Ursache für eine geleitete Differenzierung des in den Zeitungen verwen-
deten Lehnwortschatzes.
Nach der Charakterisierung des hispanoamerikanischen Zeitungsmarkts, der
Einordnung der untersuchten Zeitungen und der Methode der Korpuserstellung
begann in Kapitel 4 die empirische Untersuchung von Anglizismenadoption und
-integration. Diese sollte die Verhältnisse im Gesamtkorpus klären und zugleich
die Untersuchungskategorien für den anschließenden Varietätenvergleich iso-
lieren. Datengrundlage war das aus zwölf Länderkorpora mit jeweils zwei Zei-
tungstiteln bestehende, insgesamt 391.439 Types (davon 7.441 Anglizismen) und
89.361.813 Tokens (davon 162.311 Anglizismen) umfassende Gesamtkorpus.
Die Analyse des hispanoamerikanischen Anglizismenwortschatzes ergab,
dass die quantitative Bedeutung der Anglizismen im Wortschatz mit 1,90 %
relativ gering ist. Im deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist er mit 5,80 %
gut dreimal so groß (Onysko 2007, 114), während Schätzungen für die romani-
schen Sprachen insgesamt von einem Anteil von ca. 3 % ausgehen (Schweickard
1998, 301). Von einer «Invasion» englischstämmiger Lexik kann also zumindest
in den Zeitungen – die dafür als besonders anfällig gelten – keine Rede sein.
Auch zeigen sich keine ungewöhnlichen Tendenzen wie etwa die vermehrte
Übernahme schwer entlehnbarer Wortklassen, häufiges Code-Switching oder das
Eindringen der Anglizismen in die vom spanischen Erbwortschatz beherrschten
Lebens- und Sachbereiche.
Die Analyse der sprachlichen Integration der Anglizismen konnte zeigen,
dass in vielerlei Hinsicht eine deutliche Tendenz zur Bewahrung ausgangs-
sprachlicher Elemente besteht. So wird nur jeder vierte Anglizismus überhaupt
an das spanische Schriftsystem angepasst. Der Anteil der vollständig an das
Spanische angepassten Schreibungen ist mit 15 % sogar noch geringer, wobei
es deutliche Unterschiede zwischen den Wortklassen gibt: Verben werden gra-
phisch fast immer integriert, während nur jedes zweite Adjektiv und sogar nur
jedes fünfte Substantiv hispanisiert wird. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass
beinahe die Hälfte aller Anglizismen extrem selten bzw. so jungen Datums ist,
dass von einer bereits erfolgten sprachlichen Integration ohnehin nicht auszu-
gehen ist. Vergleicht man diese Zahlen mit dem Befund von Jacobi, die bei spa-
nischen Übersetzungen angloamerikanischer Romanbestseller einen Anteil gra-
phischer Integrate von 18,6 % feststellt (Jacobi 2011, 63), so unterscheidet sich
das in den Zeitungen festgestellte Ausmaß der graphischen Assimilation davon
9 Schlussbetrachtung 441
kaum. Von den 200 häufigsten Anglizismen im Korpus ist dagegen fast die Hälfte
so stark an das Spanische angepasst, dass sie nach formalen Kriterien nicht mehr
vom spanischen Erbwortschatz zu unterscheiden ist. Somit dürfte den Lesern der
fremde Ursprung eines wesentlichen Teils der bei der täglichen Zeitungslektüre
anzutreffenden Anglizismen verborgen bleiben.181
Bei der flexionsmorphologischen Integration gilt im Bereich der Genusattri-
bution auch für das lateinamerikanische Spanisch die klare Dominanz des Mas-
kulinums; das Femininum kommt in nur sechs Prozent der substantivischen
Anglizismen vor. Bei einem kleinen Teil der Substantive führt die Befolgung
unterschiedlicher Prinzipien der Genusattribution überdies zu einem Nebenein-
ander von maskulinem und femininem Genus.
Bei der Pluralbildung dominiert wie auf der Ebene der Graphie das unverän-
dert übernommene Sprachgut: Nur 34 % aller Pluralbildungen entsprechen der
spanischen Morphotaktik, wobei selbst graphisch assimilierte Anglizismen nicht
grundsätzlich entsprechend der spanischen Morphologie pluralisiert werden,
sondern teilweise ihre «englischen» Pluralallomorphe konservieren. Genau wie
die syntaktische Behandlung englischer Pluralformen als vermeintlicher Singu-
lar deutet dies auf eine gewisse Unsicherheit bei der grammatikalischen Analyse
entlehnter Lexeme hin.
Zudem birgt die Herausbildung konkurrierender Pluralformen ein beträcht-
liches Differenzierungspotenzial. 11 % der entlehnten Substantive kommen mit
mehreren Pluralallomorphen vor. Des Weiteren besteht eine Tendenz zur Plu-
ralvermeidung, denn 7 % der englischstämmigen Substantive werden mit dem
Nullallomorph pluralisiert. Dies könnte die Bedeutung des Nullplurals für die
spanische Sprachnorm – in der er derzeit eine randständige Rolle spielt – auf
lange Sicht verstärken.
Auf der Ebene der Wortbildung können etwa 16 % der Anglizismen als sprach-
lich integriert gelten, wobei der Wert bei den Adjektiven deutlich höher, bei den
Substantiven etwas niedriger liegt. Damit ist die Anpassung an das Spanische
mittels Wortbildung ähnlich stark ausgeprägt wie im Bereich der Graphie. Im Ver-
gleich mit dem europäischen Spanisch ist die Integrationsleistung des lateiname-
rikanischen Spanisch mit Blick auf die Wortbildungsmorphologie sogar größer:
Jacobi stellt bei spanischen Übersetzungen englischer Bestsellerromane einen
Anteil wortbildungsmorphologischer Integrate von nur 8,3 % fest (Jacobi 2011,
181 Diese Vermutung bestätigen die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Feldstudie, die der
Verfasser in Argentinien und Paraguay durchgeführt hat. Dabei wurde festgestellt, dass die Spre-
cher den fremden Ursprung von Anglizismen vor allem dann erkennen, wenn sie formale Fremd-
heitsmerkmale aufweisen.
442 9 Schlussbetrachtung
ten ließe. Dieser bleibt aber nach wie vor die am deutlichsten und häufigsten zu
erkennende geographische Tendenz.
Die Gesamtzahl und die genaue Zusammensetzung der Zonen, die sich durch
die Übernahme und sprachliche Integration englischstämmiger Lexik ergeben,
unterscheiden sich je nach Gewichtung der Untersuchungskategorien. Legt man
die zwölf vollständigen Anglizismeninventare zugrunde – die alle anderen Ver-
gleichsvariablen enthalten –, sind die vier Großvarietäten Norden, Peru/Chaco,
Río de la Plata und Chile zu nennen. Bei diesen vier Zonen handelt es sich aller-
dings nicht um diskrete Gebiete. Wie immer wieder deutlich wurde, gibt es sowohl
bei der Übernahme als auch bei der sprachlichen Integration der Anglizismen fast
immer auch Gemeinsamkeiten zwischen allen Varietäten – nur sind diese nicht
überall gleich stark. Erst die Korrelationsanalysen geben verlässlichere Auskunft
über das Gesamtbild, das aus dem komplexen Zusammenspiel von Gemeinsam-
keiten und Unterschieden zwischen den zwölf Lehnwortinventaren entsteht. Da
aber auch der Übereinstimmungsgrad zwischen Varietäten ein graduelles – kein
absolutes – Unterscheidungskriterium ist, lassen sich innerhalb der genannten
Zonen bzw. zwischen mehreren Zonen wiederum sekundäre Bündelungen fest-
stellen, deren Abgrenzung von den übergeordneten Zonen eine Ermessensfrage
ist. Die identifizierten Zonen sind also in jedem Fall als Tendenzen aufzufassen.
Mit diesem Ergebnis lässt sich die eingangs zitierte Aussage Rosenblats, die
bestehenden Divergenzen im Spanischen seien angesichts der Gemeinsamkeiten
lediglich «kleine Wellen auf einem riesigen Ozean», insofern auch für die eng-
lischstämmige Lexik im lateinamerikanischen Spanisch bestätigen, als es auch
hier weitreichende Gemeinsamkeiten zwischen allen Varietäten gibt. Betrachtet
man die areale Verbreitung des Anglizismenwortschatzes (Kap. 7.1), so scheint
zwar auf den ersten Blick eher das Gegenteil der Fall zu sein. Um es mit Rosen-
blat zu sagen, handelt es sich hier um ein Meer voller Untiefen und Strömungen.
Entscheidend ist aber, dass es einen hochfrequenten, alle Varietäten einenden
Anglizismenwortschatz gibt. Dieser sorgt – um im sprachlichen Bild zu bleiben –
gewissermaßen für ruhiges Fahrwasser an der Meeresoberfläche. Und in der Tat
ist die überwältigende Mehrheit der 200 am häufigsten in den Zeitungen anzu-
treffenden Anglizismen – die ihrerseits knapp 80 % aller englischstämmigen
Textwörter stellen – in allen untersuchten Varietäten bekannt. Unter Berücksich-
tigung des Frequenzkriteriums überwiegen also tatsächlich die Gemeinsamkei-
ten, während der Wortschatz insgesamt diatopisch sehr stark differenziert ist.
Auch Günter Haensch muss daher beigepflichtet werden, wenn er feststellt,
dass «los préstamos, calcos y demás influencias del léxico de otras lenguas son
un factor importante de diferenciación del léxico español de los distintos países
hispanoamericanos […]» (Haensch 1995, 219). Dass der Anglizismus dabei «seine
eigene Sprachgeographie» aufweist (Haensch 2005, 251; Übersetzung d. Verf.),
9 Schlussbetrachtung 447
kann unter Verweis auf deren genaue Beschaffenheit nun ebenfalls bestätigt
werden. Ebendiese Diatopik des Anglizismus hält zudem einige Überraschungen
bereit. So widerlegt die im Laufe dieser Untersuchung immer wieder festgestellte
Sonderstellung des Cono Sur die Annahme, die geographische Nähe zum engli-
schen Sprachraum sei für eine erhöhte Anglizismenfrequenz und eine schwache
sprachliche Integration ausschlaggebend. Das Gegenteil ist bei den untersuchten
Zeitungen der Fall, denn Anglizismen und die Bewahrung ihrer ausgangssprach-
lichen Form sind in den USA-nahen Varietäten auffallend selten.
Für diesen scheinbaren Widerspruch kommen mehrere Ursachen in
Betracht: Der Blick auf die Kommunikationsbedingungen sowie die formalen
und inhaltlichen Merkmale der Zeitungen – ganz besonders die der Onlinezei-
tungen – legt nahe, dass neue Kommunikationskanäle den physischen Raum als
Sprachkontaktvariable abgelöst haben. Möglicherweise sind die Zeitungen aus
Chile, Uruguay und Argentinien stärker mit dem internationalen, vom Englischen
dominierten Nachrichtenmarkt vernetzt und so dem Zustrom von Anglizismen
stärker ausgesetzt. Um diese Vermutung zu überprüfen, wäre es lohnenswert,
den Weg einzelner Agenturmeldungen in die Zeitungen und die dabei vorgenom-
menen sprachlichen Veränderungen zu verfolgen. Eine solche Untersuchung
könnte auch die Bedeutung regionaler Medienzentren für die innerhispanische
Verbreitung von Anglizismen erhellen.182 Schließlich kommen auch regionale
Verbreitungszentren als Ursache für die festgestellten regionalen Unterschiede
der Anglizismenadoption und -integration in Betracht. Es könnte andererseits
auch Raúl Ávila Recht haben, der von einer durch die Nähe zu den USA begrün-
deten Abwehrhaltung der Mexikaner gegenüber dem Englischen spricht (Ávila
1995, 121s.). In diesem Zusammenhang wäre eine vergleichende Analyse weiterer
Stilbücher interessant, um inneramerikanische Unterschiede im Anglizismendis-
kurs zu erkunden und zu prüfen, ob der geringe Anglizismenanteil nord- und
mittelamerikanischer Varietäten mit einer ablehnenden Haltung der dortigen
Stilbücher korreliert.
Dass die Stilbücher den Anglizismengebrauch der Zeitungen beeinflussen,
kann insofern bestätigt werden, als sich grundsätzliche Offenheit bzw. Ableh-
nung in Umfang und Beschaffenheit der jeweiligen Anglizismeninventare nie-
derschlagen. Diese Wirksamkeit mag einerseits erfreulich sein – schließlich ist
es das erklärte Ziel der libros de estilo, den Sprachgebrauch einer Zeitung zu
vereinheitlichen. Andererseits lässt sich nicht abstreiten, dass die Stilbücher
auf den gesamten Varietätenraum gesehen die Differenzierung durch ihre Unter-
182 So postulieren Aquino et al. eine zentrale Rolle argentinischer Medien als Mittler bei der
Lehnwortverbreitung in Uruguay (Aquino et al. 2012, 27s.; siehe auch «Uruguay» in Kap. 1.3.2).
448 9 Schlussbetrachtung
Homonyme Anglizismen
Die Erläuterungen der Wortbedeutung und die Angaben der Etyma basieren auf
Dud, MW, OED und Romain/Bader/Byrd 2000. Aufgeführt werden nur homonyme
Anglizismen, die mit mehreren Bedeutungen und in identischer Form im Korpus
belegt sind. Ausdrücke, die mit Einzelbedeutungen nur in einem bestimmten
syntagmatischen Umfeld oder nur in einer eigenständigen Graphie vorkommen,
sind nicht enthalten.183
black out black out TECH ING black out ‘Stromausfall’; met.: ‘Ausfall’
blue blue WIR/FIN FIN blue [met.: the AR: Inoffizielle Währung,
unknown]; Argen- illegaler Devisenmarkt,
tine blue rate Parallelmarkt
DOI 10.1515/9783110489736-010
450 Anhang
board board WIR/FIN UNT board ‘Für die Leitung und Kontrolle
eines (internationalen)
Unternehmens zuständiges
Gremium’
break break SP TENNIS break, break ball ‘Gewinn eines Spiels bei
gegnerischem Aufschlag’
casting casting KUL/GES FILM casting, to cast ‘Auswahl der für eine
bestimmte Rolle geeigneten
Person’
clip clip TECH AUDIOVIS clip, film clip ‘Kurze Film- oder Tonauf-
nahme’
cookie cookie TECH INF cookie ‘Datei, mit der der Benutzer
einer Website identifiziert
werden kann’
dock dock TECH ING to dock, docking ‘Vorrichtung, die eine Ver-
station bindung zwischen tragbaren
elektronischen Geräten und
den Datenleitungen oder der
Stromversorgung herstellt’
laser/láser laser TECH AUDIOVIS laser (light ‘Gerät zur Erzeugung und
amplification Verstärkung von kohärentem
by stimulated Licht’
emission of
radiation)
off off KUL/GES FILM off [=at a distance ‘Außerhalb der Kameraein-
in time or space] stellung zu hören’; ‘hinter
der Bühne’
shift shift TECH INF Shift key ‘Shift-Taste auf einer Tas-
tatur’
split split TECH ING wall-split air ‘Klimaanlage mit Außen- und
conditioning Innenteil’
system
Regionalanglizismen
Norden
Zentralanden/Chaco
Chile
Yoga de la Risa web flyer feat. Gym Fest Rally Cross Country
motorshow hotfix Hold Item List hora peak tour full day
luxury wine rock gótico horror punk latin rythm estrella pop
Río de la Plata
Korrelationstabellen
Etyma-Inventare
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,38 0,38 0,39 0,36 0,41 0,36 0,36 0,34 0,31 0,25 0,27
CR 0,38 0,38 0,37 0,39 0,40 0,32 0,34 0,32 0,31 0,21 0,23
PA 0,38 0,38 0,41 0,41 0,39 0,34 0,36 0,36 0,31 0,24 0,27
VZ 0,39 0,37 0,41 0,35 0,42 0,35 0,35 0,34 0,31 0,26 0,27
KO 0,36 0,39 0,41 0,35 0,38 0,33 0,38 0,37 0,33 0,25 0,26
EC 0,41 0,40 0,39 0,42 0,38 0,37 0,39 0,37 0,32 0,26 0,29
PE 0,36 0,32 0,34 0,35 0,33 0,37 0,33 0,32 0,31 0,25 0,25
BO 0,36 0,34 0,36 0,35 0,38 0,39 0,33 0,40 0,29 0,26 0,27
PY 0,34 0,32 0,36 0,34 0,37 0,37 0,32 0,40 0,33 0,27 0,30
CH 0,31 0,31 0,31 0,31 0,33 0,32 0,31 0,29 0,33 0,24 0,22
AR 0,25 0,21 0,24 0,26 0,25 0,26 0,25 0,26 0,27 0,24 0,23
UY 0,27 0,23 0,27 0,27 0,26 0,29 0,25 0,27 0,30 0,22 0,23
464 Anhang
Anglizismeninventare
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,34 0,36 0,36 0,34 0,37 0,31 0,32 0,31 0,29 0,22 0,24
CR 0,34 0,36 0,34 0,36 0,36 0,29 0,33 0,29 0,29 0,19 0,22
PA 0,36 0,36 0,37 0,37 0,36 0,31 0,33 0,33 0,29 0,22 0,25
VZ 0,36 0,34 0,37 0,33 0,37 0,30 0,33 0,31 0,27 0,24 0,25
KO 0,34 0,36 0,37 0,33 0,34 0,29 0,34 0,35 0,31 0,22 0,24
EC 0,37 0,36 0,36 0,37 0,34 0,32 0,35 0,34 0,29 0,22 0,26
PE 0,31 0,29 0,31 0,30 0,29 0,32 0,28 0,29 0,28 0,21 0,23
BO 0,32 0,33 0,33 0,33 0,34 0,35 0,28 0,35 0,27 0,22 0,24
PY 0,31 0,29 0,33 0,31 0,35 0,34 0,29 0,35 0,29 0,23 0,27
CH 0,29 0,29 0,29 0,27 0,31 0,29 0,28 0,27 0,29 0,21 0,22
AR 0,22 0,19 0,22 0,24 0,22 0,22 0,21 0,22 0,23 0,21 0,20
UY 0,24 0,22 0,25 0,25 0,24 0,26 0,23 0,24 0,27 0,22 0,20
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,37 0,38 0,40 0,35 0,39 0,33 0,33 0,31 0,30 0,24 0,27
CR 0,37 0,38 0,38 0,38 0,39 0,30 0,34 0,30 0,31 0,20 0,24
PA 0,38 0,38 0,41 0,39 0,37 0,32 0,34 0,34 0,29 0,24 0,28
VZ 0,40 0,38 0,41 0,37 0,41 0,34 0,36 0,33 0,29 0,29 0,31
KO 0,35 0,38 0,39 0,37 0,36 0,30 0,36 0,37 0,33 0,23 0,27
EC 0,39 0,39 0,37 0,41 0,36 0,33 0,36 0,35 0,29 0,24 0,29
PE 0,33 0,30 0,32 0,34 0,30 0,33 0,28 0,30 0,29 0,25 0,27
BO 0,33 0,34 0,34 0,36 0,36 0,36 0,28 0,37 0,27 0,23 0,27
PY 0,31 0,30 0,34 0,33 0,37 0,35 0,30 0,37 0,30 0,25 0,32
CH 0,30 0,31 0,29 0,29 0,33 0,29 0,29 0,27 0,30 0,25 0,26
AR 0,24 0,20 0,24 0,29 0,23 0,24 0,25 0,23 0,25 0,25 0,30
UY 0,27 0,24 0,28 0,31 0,27 0,29 0,27 0,27 0,32 0,26 0,30
Korrelationstabellen 465
Hochfrequente Anglizismen
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,35 0,49 0,46 0,33 0,46 0,46 0,37 0,31 0,39 0,36 0,34
CR 0,35 0,30 0,29 0,30 0,37 0,35 0,34 0,27 0,31 0,24 0,25
PA 0,49 0,30 0,46 0,36 0,43 0,49 0,40 0,30 0,40 0,31 0,39
VZ 0,46 0,29 0,46 0,36 0,47 0,45 0,42 0,33 0,39 0,34 0,34
KO 0,33 0,30 0,36 0,36 0,42 0,38 0,33 0,28 0,40 0,30 0,33
EC 0,46 0,37 0,43 0,47 0,42 0,50 0,50 0,45 0,48 0,37 0,37
PE 0,46 0,35 0,49 0,45 0,38 0,50 0,45 0,41 0,46 0,42 0,46
BO 0,37 0,34 0,40 0,42 0,33 0,50 0,45 0,42 0,46 0,35 0,40
PY 0,31 0,27 0,30 0,33 0,28 0,45 0,41 0,42 0,41 0,34 0,46
CH 0,39 0,31 0,40 0,39 0,40 0,48 0,46 0,46 0,41 0,40 0,46
AR 0,36 0,24 0,31 0,34 0,30 0,37 0,42 0,35 0,34 0,40 0,48
UY 0,34 0,25 0,39 0,34 0,33 0,37 0,46 0,40 0,46 0,46 0,48
Graphische Varianten
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,53 0,45 0,49 0,43 0,55 0,40 0,61 0,35 0,54 0,59 0,32
CR 0,53 0,45 0,49 0,59 0,62 0,34 0,47 0,28 0,40 0,45 0,25
PA 0,45 0,45 0,35 0,51 0,47 0,27 0,32 0,21 0,32 0,37 0,18
VZ 0,49 0,49 0,35 0,33 0,36 0,45 0,56 0,37 0,28 0,46 0,49
KO 0,43 0,59 0,51 0,33 0,54 0,27 0,39 0,35 0,39 0,37 0,19
EC 0,55 0,62 0,47 0,36 0,54 0,46 0,55 0,43 0,41 0,59 0,31
PE 0,40 0,34 0,27 0,45 0,27 0,46 0,48 0,28 0,41 0,57 0,31
BO 0,61 0,47 0,32 0,56 0,39 0,55 0,48 0,47 0,53 0,70 0,46
PY 0,35 0,28 0,21 0,37 0,35 0,43 0,28 0,47 0,34 0,51 0,38
CH 0,54 0,40 0,32 0,28 0,39 0,41 0,41 0,53 0,34 0,50 0,46
AR 0,59 0,45 0,37 0,46 0,37 0,59 0,57 0,70 0,51 0,50 0,42
UY 0,32 0,25 0,18 0,49 0,19 0,31 0,31 0,46 0,38 0,46 0,42
466 Anhang
Genusvarianten
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,13 0,48 0,41 0,28 0,32 0,17 -0,11 0,18 0,03 -0,07 0,04
CR 0,13 0,29 0,37 0,11 0,27 0,04 -0,12 0,10 -0,04 0,16 -0,10
PA 0,48 0,29 0,30 0,79 0,23 0,32 0,25 0,41 0,42 0,30 0,42
VZ 0,41 0,37 0,30 0,18 0,12 0,23 -0,22 0,28 0,01 0,17 0,09
KO 0,28 0,11 0,79 0,18 0,16 0,29 0,18 0,33 0,24 0,18 0,38
EC 0,32 0,27 0,23 0,12 0,16 0,10 -0,08 0,20 0,12 -0,13 0,21
PE 0,17 0,04 0,32 0,23 0,29 0,10 0,15 0,15 -0,23 0,45 -0,02
BO -0,11 -0,12 0,25 -0,22 0,18 -0,08 0,15 0,44 0,29 0,14 0,01
PY 0,18 0,10 0,41 0,28 0,33 0,20 0,15 0,44 0,18 0,23 0,43
CH 0,03 -0,04 0,42 0,01 0,24 0,12 -0,23 0,29 0,18 0,01 0,42
AR -0,07 0,16 0,30 0,17 0,18 -0,13 0,45 0,14 0,23 0,01 0,14
UY 0,04 -0,10 0,42 0,09 0,38 0,21 -0,02 0,01 0,43 0,42 0,14
Pluralvarianten
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,16 0,12 0,42 0,03 0,30 0,29 0,07 -0,04 0,18 0,10 0,25
CR 0,16 0,24 0,41 0,18 0,18 -0,05 -0,02 -0,25 -0,23 0,02 -0,42
PA 0,12 0,24 0,03 0,40 0,21 0,14 0,18 -0,03 -0,43 -0,08 -0,34
VZ 0,42 0,41 0,03 0,19 0,56 -0,03 0,21 -0,13 0,30 0,19 0,00
KO 0,03 0,18 0,40 0,19 0,39 0,01 0,42 -0,09 0,04 0,04 -0,33
EC 0,30 0,18 0,21 0,56 0,39 0,10 0,38 0,03 0,09 0,01 0,04
PE 0,29 -0,05 0,14 -0,03 0,01 0,10 -0,06 0,18 0,20 0,40 0,14
BO 0,07 -0,02 0,18 0,21 0,42 0,38 -0,06 0,20 -0,07 0,25 0,21
PY -0,04 -0,25 -0,03 -0,13 -0,09 0,03 0,18 0,20 -0,02 0,35 0,62
CH 0,18 -0,23 -0,43 0,30 0,04 0,09 0,20 -0,07 -0,02 0,15 0,35
AR 0,10 0,02 -0,08 0,19 0,04 0,01 0,40 0,25 0,35 0,15 0,27
UY 0,25 -0,42 -0,34 0,00 -0,33 0,04 0,14 0,21 0,62 0,35 0,27
Korrelationstabellen 467
Verbvarianten
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,30 0,66 0,06 0,62 0,92 0,30 0,59 0,64 0,40 0,40 0,40
CR 0,30 0,57 0,14 0,78 0,43 0,24 0,76 0,51 0,68 0,68 0,68
PA 0,66 0,57 0,65 0,93 0,63 0,52 0,95 0,85 0,78 0,78 0,78
VZ 0,06 0,14 0,65 0,48 0,00 0,34 0,50 0,45 0,47 0,47 0,47
KO 0,62 0,78 0,93 0,48 0,66 0,52 0,96 0,86 0,91 0,91 0,91
EC 0,92 0,43 0,63 0,00 0,66 0,56 0,61 0,55 0,50 0,50 0,50
PE 0,30 0,24 0,52 0,34 0,52 0,56 0,46 0,41 0,65 0,65 0,65
BO 0,59 0,76 0,95 0,50 0,96 0,61 0,46 0,78 0,81 0,81 0,81
PY 0,64 0,51 0,85 0,45 0,86 0,55 0,41 0,78 0,84 0,84 0,84
CH 0,40 0,68 0,78 0,47 0,91 0,50 0,65 0,81 0,84 1,00 1,00
AR 0,40 0,68 0,78 0,47 0,91 0,50 0,65 0,81 0,84 1,00 1,00
UY 0,40 0,68 0,78 0,47 0,91 0,50 0,65 0,81 0,84 1,00 1,00
Wortbildungsvarianten
MX CR PA VZ KO EC PE BO PY CH AR UY
MX 0,69 0,52 0,70 0,36 0,42 0,29 0,41 0,20 0,39 0,18 0,11
CR 0,69 0,48 0,64 0,69 0,51 0,60 0,69 0,35 0,54 0,37 0,25
PA 0,52 0,48 0,72 0,67 0,46 0,29 0,46 0,34 0,37 0,45 0,39
VZ 0,70 0,64 0,72 0,57 0,62 0,40 0,55 0,22 0,39 0,30 0,22
KO 0,36 0,69 0,67 0,57 0,46 0,51 0,63 0,50 0,51 0,32 0,31
EC 0,42 0,51 0,46 0,62 0,46 0,21 0,26 0,19 0,63 0,42 -0,03
PE 0,29 0,60 0,29 0,40 0,51 0,21 0,30 0,31 0,10 0,02 0,40
BO 0,41 0,69 0,46 0,55 0,63 0,26 0,30 0,23 0,46 0,39 0,30
PY 0,20 0,35 0,34 0,22 0,50 0,19 0,31 0,23 0,36 0,32 0,44
CH 0,39 0,54 0,37 0,39 0,51 0,63 0,10 0,46 0,36 0,60 0,19
AR 0,18 0,37 0,45 0,30 0,32 0,42 0,02 0,39 0,32 0,60 0,11
UY 0,11 0,25 0,39 0,22 0,31 -0,03 0,40 0,30 0,44 0,19 0,11
Literaturverzeichnis
Korpusmaterial
AR CLA = Clarín. Buenos Aires. Onlineausgabe unter http://www.clarin.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
AR NAC = La Nación. Buenos Aires. Onlineausgabe unter http://www.lanacion.com.ar.
Erhebungszeitraum 10.09.2012–03.10.2012.
BO DEB = El Deber. Santa Cruz. Onlineausgabe unter http://www.eldeber.com.bo.
Erhebungszeitraum 09.10.2012–07.12.2012.
BO RAZ = La Razón. La Paz. Onlineausgabe unter http://www.la-razon.com. Erhebungszeitraum
11.04.2012–26.05.2012.
CH MER = El Mercurio. Santiago de Chile. Onlineausgabe unter http://www.emol.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–26.05.2012.
CH TER = La Tercera. Santiago de Chile. Onlineausgabe unter http://www.latercera.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
CR NAC = La Nación. San José. Onlineausgabe unter http://www.nacion.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–01.08.2012.
EC COM = El Comercio. Quito. Onlineausgabe unter http://www.elcomercio.com.
Erhebungszeitraum 17.09.2012–26.10.2012.
EC UNIV = El Universo. Guayaquil. Onlineausgabe unter http://www.eluniverso.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–26.05.2012.
KO TIE = El Tiempo. Bogotá. Onlineausgabe unter http://www.eltiempo.com.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
MX JOR = La Jornada. México, D.F. Onlineausgabe unter http://www.jornada.unam.mx.
Erhebungszeitraum 10.09.2012–03.12.2012.
MX UNIV = El Universal. México, D.F. Onlineausgabe unter http://www.eluniversal.com.mx.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
PA ESTR = La Estrella de Panamá. Panamá. Onlineausgabe unter http://www.laestrella.com.pa.
Erhebungszeitraum 14.09.2012–11.11.2012.
PA PRE = La Prensa. Panamá. Onlineausgabe unter http://www.prensa.com. Erhebungszeitraum
11.04.2012–18.09.2012.
PE COM = El Comercio. Lima. Onlineausgabe unter http://elcomercio.pe. Erhebungszeitraum
27.09.2012–25.10.2012.
PE REP = La República. Lima. Onlineausgabe unter http://www.larepublica.pe.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
PY ABC = ABC Color. Asunción. Onlineausgabe unter http://www.abc.com.py.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
PY ÚLT = Última Hora. Asunción. Onlineausgabe unter http://www.ultimahora.com.
Erhebungszeitraum 20.10.2012–27.11.2012.
UY OBS = El Observador. Montevideo. Onlineausgabe unter http://www.elobservador.com.uy.
Erhebungszeitraum 20.10.2012–18.11.2012.
UY PAI = El País. Montevideo. Onlineausgabe unter http://www.elpais.com.uy.
Erhebungszeitraum 11.04.2012–09.05.2012.
VZ NAC = El Nacional. Caracas. Onlineausgabe unter http://www.el-nacional.com.
Erhebungszeitraum 11.09.2012–13.10.2012.
DOI 10.1515/9783110489736-011
Wissenschaftliche Literatur 469
Stilbücher
MECOM (2011) = El Comercio (ed.): Manual de Estilo. Quito.
MENAC (1997) = La Nación (ed.): Manual de Estilo y Etica periodística. Buenos Aires.
MEU (2008) = Agencia EFE (ed.): Manual de Español Urgente. Madrid.
La Prensa (ed.) (1992): Manual de estilo. Panamá.
Wissenschaftliche Literatur
Abad Nebot, Francisco, Spanisch. Sprache und Massenmedien, in: Holtus, Günter/Metzeltin,
Michael/Schmitt, Christian (edd.), Lexikon der Romanistischen Linguistik, vol. 6,1:
Aragonesisch/Navarresisch, Spanisch, Asturianisch/Leonesisch, Tübingen, Niemeyer,
1992, 253–260.
Aguilera Jiménez, Domingo Adolfo, Voces no españolas utilizadas en la prensa escrita del
Paraguay, Valencia, 2013 [unveröffentlichte Dissertation]. Online verfügbar unter http://
roderic.uv.es/handle/10550/27399 (Zugriff: 06.08.2013).
Alcoba Rueda, Santiago, La lengua española. Entre la provincia y la aldea global, Las Nuevas
Letras 3/4 (1985), 17–26.
Alcoba Rueda, Santiago, Discreción y uso. Anglicismos, DRAE y lengua periodística, Lingua
Americana 10:19 (2006), 88–110.
Alcoba Rueda, Santiago, Anglicismos, DRAE y uso en la prensa actual, in: Sarmiento, Ramón/
Vilches, Fernando (edd.), Neologismos y sociedad del conocimiento, Barcelona, Fundación
Telefónica, 2007, 23–47.
Alexieva, Nevena, How and Why are Anglicisms often Lexically Different from their English
Etymons?, in: Fischer, Roswitha/Pułaczewska, Hanna (edd.), Anglicisms in Europe.
Linguistic Diversity in a Global Context, Newcastle upon Tyne, Cambridge Scholars Publ.,
2008, 42–51.
Alfaro, Ricardo, El anglicismo en el español contemporáneo, Thesaurus 1:1 (1948), 102–128.
Amado Suárez, Adriana, ¿Quién le teme al ombudsman? (O por qué la prensa argentina no
tiene quién la defienda), Derecho Comparado de la Información 1:5 (2005), 3–20.
Aquino, Atenas/Cardozo, Cecilia/Guedikián, María José, Los préstamos lingüísticos en el
español de Uruguay, Montevideo, 2012 [unveröffentlichte Bachelorarbeit].
Ávila, Raúl, El español en América. Entre el inglés y las lenguas indígenas, Anuario de letras 33
(1995), 111–130.
Ávila, Raúl, De la imprenta a la Internet. La lengua española y los medios de comunicación
masiva, México, D.F., Colegio de México, 2009.
Barabino, Américo, English Influence on the Common Speech of the River Plate, Hispania 57
(1974), 163–165.
Baumgardner, Robert, English in Mexican Spanish, English Today 13:4 (1997), 27–35.
Bell, Allan, The language of news media, Oxford, Blackwell, 1991.
470 Literaturverzeichnis
Haensch, Günther, Einflüsse des Englischen auf den Wortschatz der spanischen
Gegenwartssprache, Neusprachliche Mitteilungen aus Wissenschaft und Praxis 22 (1969),
25–32.
Haensch, Günther, El vocabulario economico español, un problema de lenguas en contacto?,
in: Pöckl, Wolfgang, Europäische Mehrsprachigkeit. Festschrift zum 70. Geburtstag von
Mario Wandruszka, Tübingen, Niemeyer, 1981, 135–147.
Haensch, Günther, Anglicismos y galicismos en el español de Colombia, in: Zimmermann, Klaus
(ed.), Lenguas en contacto en Hispanoamérica. Nuevos enfoques, Frankfurt am Main,
Vervuert, 1995, 217–253.
Haensch, Günther, Anglicismos en el Español de América, ELUA. Estudios de Lingüística
Universidad de Alicante 19 (2005), 243–251.
Haspelmath, Martin, Loanword typology. Steps toward a systematic cross-linguistic study of
lexical borrowability, in: Stolz, Thomas/Bakker, Dik/Salas Palomo, Rosa (edd.), Aspects of
Language Contact. New Theoretical, Methodological and Empirical Findings with Special
Focus on Romancisation Processes, Berlin, Mouton de Gruyter, 2008, 43–62.
Haugen, Einar, The Analysis of Linguistic Borrowing, Language 26:2 (1950), 210–231.
Herman, J. Chalmers, Word Borrowing on the Isthmus of Panama, Hispania 33:2 (1950), 165.
Hickethier, Knut, Einführung in die Medienwissenschaft, Stuttgart, Metzler, 2003.
Höhne, Hansjoachim, Report über Nachrichtenagenturen, Baden-Baden, Nomos, 1984.
Hurtado González, Silvia, El uso del lenguaje en la prensa escrita, Valladolid, Ediciones
Universidad de Valladolid, 2003.
Inhoffen, Nicola, Spanisch: Gesprochene Sprache und geschriebene Sprache, in: Holtus,
Günter/Metzeltin, Michael/Schmitt, Christian (edd.), Lexikon der Romanistischen
Linguistik, vol. 6,1: Aragonesisch/Navarresisch, Spanisch, Asturianisch/Leonesisch,
Tübingen, Niemeyer, 1992, 233–253.
Jablonski, Miroslaw, Regularität und Variabilität in der Rezeption englischer Internationalismen
im modernen Deutsch, Französisch und Polnisch. Aufgezeigt in den Bereichen Sport, Musik
und Mode, Tübingen, Niemeyer, 1990.
Jacobi, Inken, Anglizismen in Übersetzungen anglo-amerikanischer Bestseller. Ein Vergleich
zwischen Frankreich und Spanien, Kiel, 2011 [unveröffentlichte Dissertation]. Online
verfügbar unter http://macau.uni-kiel.de/receive/dissertation_diss_00006817 (Zugriff:
29.06.2016).
Jaramillo Mancheno, Sofía Margarita, A Descriptive Analysis of Anglicisms Used in Ecuadorian
Newspapers, Quito, 2010 [unveröffentlichte Bachelorarbeit]. Online verfügbar unter http://
dspace.utpl.edu.ec/bitstream/123456789/7478/1/Thesis.pdf (Zugriff: 06.08.2013).
Kilman, Larry, World Press Trends. Newspapers Still Reach More Than Internet, 2011. Online
verfügbar unter http://www.wan-ifra.org/press-releases/2011/10/12/world-press-trends-
newspapers-still-reach-more-than-internet (Zugriff: 13.05.2013).
Koch, Peter, Norm und Sprache, in: Albrecht, Jörn/Lüdtke, Jens/Thun, Harald (edd.), Energeia
und Ergon. Sprachliche Variation, Sprachgeschichte, Sprachtypologie. Studia in honorem
Eugenio Coseriu, vol. 2, Tübingen, Narr, 1988, 327–353.
Koch, Peter, Sprachwandel, Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Zeitschrift für romanische
Philologie 120:4 (2008), 605–630.
Koch, Peter/Wulf Oesterreicher, Sprache der Nähe – Sprache der Distanz, Romanistisches
Jahrbuch 36 (1986), 15–43.
474 Literaturverzeichnis
Software
Anthony, Laurence, AntConc (Version 3.2.4), Tokio, 2011. Download über http://www.
laurenceanthony.net/ (Zugriff: 02.05.2012).
Anglizismenverzeichnis
Fettdruck = gesamthispanoamerikanischer Anglizismenwortschatz (in allen zwölf Länderkor-
pora belegt)
chat 172, 198, 203, 459 chip 113, 126, 127, 171, 182, 184, 198, 286,
chatear 198 451
chat room 198 chip₂ 182, 451
checar 196, 293, 294, 389, 459 chocado, a 229, 460
check 190, 196, 201, 226, 230, 300 chocante 229
check in 190 chocar 164, 170, 172, 229, 294, 389
check-in 190, 201 chocolate chip 182, 184
check in, check out 190 Choice 223
check-list 196 choke 215
check out 190 Chollywood 191, 315, 460
check-out 190 Cholywood 191
check-point 226 chop 182, 226
checkpoint 225, 226 chop per 226
cheddar 182 choque 111, 163, 170, 229, 275, 333, 431
cheeky 185 choqueado, a 229
cheescake 182 choquear 229, 294, 389
cheeseburger 182 chorus 178
Cheesecake 182 chotear 212
cheez wiz 182 chroma key 198
chef 163, 170, 181, 182, 183 Chromatic Shock Therapy 228
cheff 182, 460 Chuck Norris fact 191
cheque 163, 171, 217 chut 212, 256, 459
chequeado, a 217 chutado, a 212, 460
chequeador, a 217 chutar 212, 293
chequear 39, 110, 113, 217, 256, 294, 389, chute 39, 212
431 chutera 198
chequeo 111, 172, 217 chutero, a 198, 460
chequera 217 chutney 182
cherry 70, 182, 184 ciber 198, 300, 301, 302
cherry brandy 182 ciberbulling 198
Chester 182 ciberbullying 198, 460
chica Bond 191 ciberhacker 198, 301
chica playboy 195 cibermotel 198, 301
chicken jalfrezi 182 ciber-punk 198
Chicken Pie 182 ciberpunk 198
chief bartender 182 ciborg 198
Chief Development Officer 219 ciclocrós 198
chief growth officer 219 cicloturismo 190, 318
chief growth officer senior 219 cicloturista 190, 460
Chief Operating Officer 219 Cienciología 188
Chief Software Technology Officer 219 cienciólogo, a 188
Chief Technical Officer 219 cinco play 204
chill out 178 citizen 187, 189, 212
chill-out 178 city 190, 225, 226, 232, 462
chillout 178 City box 215
Chimra (Collection and Handling for Interior city car 226
Martian Rock Analysis) 207 city tour 190
Anglizismenverzeichnis 491
D deathrock 178
dafault 218 Decepticon 199
Daily Ab Workout 213 deck 194, 195
dance 178, 181, 195, 196, 213, 313, 379, 460 decoprint 185
dance club 178 deejay 178
dancehall 178 deep focus 204
dance music 178 Deep Web 199
Dance-pop 178 defacement 225
dance-pop-punk 178 default 218
dance rock 178 defaultear 218
dance-techno 178 defensive end 214
dancing 178, 450 deforestacion 231, 460
dandi 188 deforestación 171, 231
dandismo 188, 297 deforestado, a 231
dandy 39, 188 deforestador, a 231
danish 183 deforestar 113, 231, 434
dark 178, 181, 185, 309, 311, 397 delay 204
dark-gothico 178 Delgadogate 196, 302, 303
dark luxe 185 deli 183, 460
dark metal 178 delibery 183, 244
dark wave 178 delicatessen 183, 277
darkwave 178 delikatessen 183
darwinismo 113, 230 delivery 172, 183, 220, 246, 311, 313, 316,
Dash 226 385, 414, 452
DashCam 204, 461 delivery₂ 220, 452, 461
DASH (Dietary Approaches to Stop delivery head 220
Hypertension) 229 deluxe 196
datacard 199 demo 177, 178, 222, 277
datacenter 199 demo day 222
data centre 75, 199 demoday 222
data journalism 204 denim 185, 309
data link 199 department 224
dating show 191 derbi 171, 210
dating -site 199, 461 derby 210, 284
Day Cruiser 228 desdolarización 218, 299
day spa 185, 433 desdolarizar 218
day use 190 desforestación 231
DDoS (Distributed Denial of Service) 199 design 185, 203
dead line 225 desktop 199, 275, 277, 373, 381
deadline 225 destroyer 212, 458
dead weight 218 destroyer leader 212
deal 218, 223 detective 171, 225
dealer 217, 218, 452 detectivesco, a 225
dealer₂ 196, 452, 462 detectivezco, a 225
death 178, 251, 311 detector 206
death/black metal 178 détox 196
death metal 178, 311 deuce 211
Anglizismenverzeichnis 495
fitness 213, 219, 254, 460 FOB (Free On Board) 227, 462
Fit & Roll 213 foclórico, a 197
fixing 218 focus 204, 222, 313
fixture 206 focus group 222
flag 214 foie for all 183
Flag Football 214 foil 206
flagship store 221 folcklor 61, 73, 197, 360
flash 71, 191, 197, 200, 201, 204, 206, 319, folcklore 197, 261, 360
409, 452, 453, 459 folckrock 178
flash₂ 200, 452 folclor 197, 249, 360
flash₃ 235, 452 folclore 178, 197, 254, 360
flash back 191, 459 folclore rock 178
flash-back 191 folclorico, a 197
flashback 191 folclórico, a 172, 197
flashear 204, 453 folclorista 197, 320
flashear₂ 200, 453 folder 197
flashero, a 235 fólder 197, 460
flash LED 206 folk 178, 179, 181
flash memory 71, 200, 319, 409 folkclore 197, 360
flashmob 190 folkclórico, a 197
flat 218, 224, 312, 453 folklor 197, 360
flat₂ 208, 453 folklore 197, 249, 360
flat₃ 196, 453 folklórico, a 197
flat₄ 214, 453 folklorista 197
flat tax 224 folklorólogo, a 197
flex 226, 460 folk pop 178
flicker 200 folk revival 178
flipar 230, 294, 389 folk rock 178
flipear 230, 294, 389 folk-rock 178
flipper 190 folk rock indie 178
flirtear 188 follow 200
flirteo 188, 297 follower 200
flirty 185 food and wine 183
Float like a butterfly and sting like a bee 212 Football 175, 212, 214, 453
flogger 200 football amateur 212, 309
flolclor 197 football americano 214
floppy 200 footrock 178
floppy drive 200 footscan 206
flotel 195 foot work 178
flow 230 footwork 178
Flower Power 185 fordista 223, 320
Flowers César salad 183 for dummies 194
floydiano, a 178 foreplay 195
flu oil 207 forestación 231
fly-by-wire 228 forestado, a 231
flyer 193, 194, 203, 461 forestador, a 231
flywheel 206 forestal 164, 171, 172, 231
Anglizismenverzeichnis 501
generación beat 188, 307, 319, 401, 402 Global Operations 221
generación Google 200 glocal 220, 221
generación net 187, 188 glory days 197
general intellect 225 gloss 185, 186
General Manager 220 go 188, 189, 196, 218, 219, 226, 233, 234,
gentleman 188 453, 462, 471
Geo-Monitoreo 200 go₂ 190, 453
gerrymandering 223, 224 goal 167, 212, 300
Get Link 200 goal average 212
ghetto 186, 188 goalball 212
ghetto style 186 Goal Ref 212
ghost writer 194 God bless America 224
ghost-writer 194, 264 goelador, a 212
Ghotic Lolita 186 Go Fast 228
gibabyte 200 go home 189, 233
gift card 197, 461 go kart 226
gift shop 221, 462 gol 163, 167, 170, 212, 248, 259, 300, 333
gift show 193 golazo 167, 171, 212, 298
gigabit 200 Gold 218, 223, 231
gigabyte 200 golden 183, 223, 224, 231, 269
gigapíxel 200 golden Ale 183
Giga Watts Hora 207 golden box 223
gin 183 golden circle 223
ginger 183, 231, 278 Golden Globe 191
ginger ale 183, 278 golden labrador 231
gingle 222 golden parachute 224
gin-tonic 183 golden retriever 231, 269
gin&tonic 183 Gold kiwi 231
girl-band 179 Gold Standard 218
gitapixel 200 goleada 170, 213, 296, 395
gitapíxel 200 goleado, a 213
Glacial Lake Outburst Flood 232 goleador, a 170, 212, 333
glam 179, 180 golear 164, 167, 170, 172, 213
glam metal 179 golearse 213
glamorama 186 goleo 213, 297
glamoroso, a 186 golero, a 171, 213
glamour 186, 280, 320 golf 171, 213, 280
glamouroso, a 186 golfeado 213
glam rock 179 golfeador, a 213
glamrock 179 golfista 213, 298
glamur 186, 246, 428, 459 golfito 213
glamuroso, a 186 golpost 213
glass 228, 232, 459 gong 179
glass cockpit 228 gonzo 194, 462
glitch 179 Good bye 233
glitter 186 Good Game 234
global head banking 218 good luck 234
504 Anglizismenverzeichnis
lemon balm 185, 186 link 172, 199, 200, 201, 454
lemon grass 183 link₂ 190, 454, 460
lemon pie 183 linkear 200
LEOP (Launch and Early Orbit Phase) 207 Linked Data 200
let’s play sex 235 lipglass 186
librería-shopping 221, 307 lip gloss 185, 186
librocity 194 lipstick 186
lick 179 Liquid page layout 200
lider 164, 167, 170, 172, 188, 294, 333, 389 liquid paper 200
líder 163, 167, 170, 188, 270, 300, 321, 333 list 181, 196, 201, 208, 220, 428, 460
lìder 188 little black dress 186
liderado, a 170, 172, 188, 321 little monster 179
líderado, a 188 live 200, 204
liderar 164, 167, 170, 172, 188, 294, 333, 389 live coaching 200
liderato 167, 171, 188, 297, 403 live stream 200
liderazgo 167, 170, 188, 403 live streaming 200
lidercillo 188, 298, 460 living 195, 304, 307, 311, 313, 318, 381
lideresa 188, 270 living comedor 195
liderizado, a 188 living-comedor 195, 307, 318
liderizar 188, 293, 294, 389 lobbista 223, 224, 249, 297
lidero 188 lobby 114, 195, 238, 252, 283, 454
lifestyle 186 lobby₂ 224, 454
Life Success Coach 220, 461 lobby bar 195
lift 185, 186 lobbysta 224
lifting 186 lobista 224
light 183, 192, 193, 196, 207, 454, 458 lobysta 224
light crude sweet 207 location 197, 221
Light Painting 193 location, location, location 221
light sweet crude 207 locked down 197
lightweight 212 locker 215, 216
ligth 183, 460 lock out 221
like 186, 200, 212, 235, 291, 383, 475 lock-out 221
liliput 194, 408 lockout 221
liliputense 194, 320, 408 lodge 194, 195
Lima, are you ready? 235 loft 111, 183, 195
Limited Edition 221 log 200
linchado, a 225 logar 200
linchamiento 225, 297 login 200
linchar 225, 247 logueado, a 200
line 179, 191, 192, 201, 203, 214, 225, 229, loguearse 200
232, 385, 428, 460, 461 Loknath Yoga 214
linebacker 214 lol 234
lineman 214 lonche 182, 183
liner 228 lonchecito 183, 298
line up 179, 385 lonchera 183, 261
line-up 179, 428, 461 long 22, 179, 194, 216, 218, 222
lineup 179, 459 longboard 216
Anglizismenverzeichnis 511
nick 188 O
nickname 188 Obama care 224
night club 189, 190, 381 Obamacare 223, 224, 250, 346
nightclub 190 obamismo 224, 297, 298
nigth club 190 obamista 224, 297
niple 226 of course 233, 234
No Cash Society 188 off 70, 110, 186, 189, 191, 192, 193, 201, 206,
nocaut 172, 212, 256, 346 208, 209, 210, 213, 217, 218, 221, 225,
nocáut 212, 247 226, 227, 230, 235, 261, 262, 278, 322,
no comments 234 370, 406, 431, 455
nodding syndrome 228, 229 off₂ 222, 455
no hit no run 209 off₃ 193, 240, 322, 406, 455
no-hitter 209, 427, 459 off base 209
no hugging, no learning 192 off-Broadway 193
noise cancelling 205 Off Broadway 193
noise music 179 Off court 211
noise rock 179 Offer Manager 220
no man land 232 off house 193, 322
no matter what 234 office center 221
non deal road show 218 office look 186
non-fiction 194 official 224
non fiction literature 194 off line 201
Non-Performing-Loan 218 off-line 201
noqueado, a 212 offline 201
noqueador, a 212 off road 208
noquear 21, 212 off-road 208, 226
North Rhine-Westphalia 232 offset 206
noseriding 211 off-shore 218
No show must go on 188 offshore 218
No smoking 188 off side 213
No taxation without representation 224 offside 213
notebook 166, 172, 201, 278, 371, 381 offtaker 221
not experienced 234 off the record 110, 225, 431
nothing 197, 240 off white 193
not out 216 off-white 192, 193
now 234 Oh, baby 234
no way 234 Oh, God 234
nude 186 oil 187, 207, 232, 432
nudge 223 ok 234
nugget 183 okey 76, 234, 461
number one 197 old fashioned 183
nurse 219, 220, 461 old romantic 179
nursery 195 old school 179
nylon 111, 206, 431 oldspeak 194
on 208
once upon a time 194
on demand 201, 203
Anglizismenverzeichnis 517
One bedroom suite 195 out 22, 178, 190, 193, 206, 210, 212, 216, 217,
one hit wonder 177, 180 221, 229, 239, 449
One man show 193 outback 232
one-on-one 221 outball 216
one piece 186 outdoor 190, 213, 428, 461
one shoulder 185, 186 outdoor training 213
one-woman-band 180 outfield 209
one woman show 193 outfielder 209
on line 201 outfit 186
on-line 201 outlet 221, 222
online 30, 89, 103, 141, 164, 170, 190, 201, Outlet Mall 222
202, 203, 218, 222, 309, 428, 461, 462 output 230
online check-in 201 outsider 188
online poll 201 outsource 220
on-off 230 outsourcing 219, 220
on premise 220, 221 overall 186, 455
on-shore 218 overall₂ 210, 455, 461
on thing more 234 Overall Body Fitness 213
oops 234, 460 overbooking 190
op-art 193 overconfidence 218, 428, 462
open 180, 183, 186, 193, 194, 201, 210, 218, overcooked 182, 183, 460
224, 230, 315, 460 overhaul 206
open bar 183 overol 186, 246, 455
Open Door 197 overol₂ 210
open government 224 overshooting 226
open house 186 oversize 185, 186
opening 180, 187 over-water 227
Opening Ceremony 188 ozzie 188
open mic 180
open mind 230, 315 P
openning 180 pace car 208
open publication 193, 194 pack 184, 202, 205, 206, 216, 221, 222, 285,
open season 218, 460 381, 457
open source 201 packaging 206, 316
open-source 201 pacman 201, 462
Open Source Content Management System pad 199, 201
201 paddle 211, 226, 252
Open your eyes 224 paddle boarding 211
ópera-pop 180 padel 211
ópera rock 180 pádel 211, 248
ópera-rock 180 páginas web 462
operations manager 220 página web 201, 307, 372, 462
optimist 211, 460 paint ball 190
orange curacao 183 paintball 190
oscarizado, a 192 Paisley 185, 186
ousider 188 pale cream 183
palet 227
518 Anglizismenverzeichnis
protopunk 180 Q
proviscout 207 quac core 202
proxy 202 quad 202, 209
psicodélico, a 180 quad core 202
pub 182, 184, 190, 253 quad-core 202
Public Hall 197 quadcore 202
publisher 194 Quad Full HD 205
pudín 182 quadratrack 208
puf 195 quali 209, 314, 460
puff 195, 459 qualifying round 209
pull 209, 216, 262 qualifyng round 209
pullman 227 qualy 209
pullover 186, 273 quantitative easing 223, 224
pulóver 186 quark 230
pulp 194 quark beauty 230
pulp fiction 194 quark strange 230
punch 39, 183, 243, 245, 456 quark top 230
punch₂ 212, 456 quark up 230
punche 183, 460 quarterback 214
punching ball 212 queen 195
punk 172, 177, 178, 179, 180, 181, 198, queer 189, 276
277385, 409, 460, 461 queque 182
punkero, a 180 Quick Response 202
punketo, ta 180 quickwin 218
punk-glam-rock 180 quiz 190
punk hardcore 180, 409
punkie 180 R
punk rock 180 Race 209
punk-rock 180 racing 209
puntocom 202, 278, 370 rack 202, 215
Puntoticket 190, 461 racquetbol 216
pup cake 184 rácquetbol 216
pupcake 184 racquetbolista 216
Purna Yoga 214, 461 radar 205
purser 220 rafting 210, 211, 253
push 184, 186, 202, 456, 461 raggae 180
push₂ 213, 456 raghead 187, 189
pusher 196 raid 39, 209, 225
Push to talk 202, 461 raíl 197, 460
push-up 184, 186, 461 rainwear 186
put 218, 272 raiting 218
put option 218, 272 rallista 209
putt 213 rally 171, 208, 209, 379
putter 213 Rally Cross Country 209, 461
putting green 213 rallye 209
puzzle 189, 190 rally raid 209
pynchoneano, a 194 ram 202
Anglizismenverzeichnis 523
royal navy 226 sándwich 108, 113, 182, 184, 230, 287, 360,
royalty 218 362, 434, 456, 460
RPM 181 sándwich₂ 223, 456, 461
RSC (Réferi Suspende el Combate) 212 sandwiche 79, 184
RSS ( 202 sandwish 73, 184, 261, 360
Rubygate 197, 303 sánguche 79, 184, 360, 362
rude boy 189 sanguchería 184, 297, 460
rugbier 214, 302, 303, 409, 428, 462 sanguchón 184, 298
rugbista 214, 409 sanwish 184, 360
rugbístico, a 214 sax 181
rugby 172, 214, 275, 303 scaneo 199
rule 197, 224, 225 scanner 65, 66, 79, 199
Rule Britannia 197 Scenic Cableway 227
rulero 216 schock 229
rummy 190 schockeado, a 229
runner 216 scketch 193
running 216 scone 184
rush 229 Scoop 211
rusticle 232 scooter 226
RV 226, 462 scope 205
rye grass 184 score 216
rythm and blues 180 scorer 216
rythm & blues 180, 258 scoring 216, 462
scots 187, 189
S scout 190, 197, 385
SaaS (Software as a Service) 202 scouter 197
sachet 197, 461 scouting 216
sad cowboy 197 scracht 210
safari 190 Scrapbooking 460
Safe House 225, 274 scratch 210
safety 209, 214 screen 197, 201, 202, 203
safety car 209 screening 229
salad bar 184 screensaver 202
Sala Master 195 script 202, 456
Sales Principal Consultant 220 script₂ 191, 192, 456
samba rock 181 scroll 202
sample 181 scrum 214, 428, 461
sampling 222 sculpture 193
Sam (Sample Analysis at Mars) 207 SD (Standar definition) 202
sandboard 215, 216, 314, 460 SEAL 225, 385
sandboarding 216 seat 194, 195, 234
sand tart 184 secuestro exprés 225
sanduche 184, 362 secuestro express 225, 310
sánduche 78, 79, 184, 360, 362, 434 security 218
Sand Wedge 213 sedan 226
sandwich 39, 78, 79, 184, 360, 362, 456 sedán 226, 280, 314
see you next time 235
Anglizismenverzeichnis 527
tablet 166, 171, 203, 275, 278, 368, 369, 381, tatuarse 187
402, 403 tax free 219, 428, 461
tableta 163, 166, 170, 197, 203, 257, 280, taxi boy 196
333, 402, 403 taxi way 227
tableta-computadora 197, 203 tax payer 219
tabletop 203 tax refund 219
tablet pc 203, 278 taylorismo 223, 298
tabloide 193, 194 t-bone 184, 311
tackle 214 T-bone steak 184, 245
tackleado, a 214 tea 182, 184, 189, 275, 309, 311, 396
tacle 214, 256 tea blender 184
tae-box 212, 314 Teacupcake 184
tag 203, 385 Tea Kettle 184
Tag Jr. 210 team 216, 217, 283
Tag Senior 210 teaser 192
Tag suggest 203 teaser tráiler 192
taguear 203 tea time 184
takle 214 teatro off 193, 322
Talent Press 194 teatro-performance 193, 310, 460
talking about 203 Tech 208, 461
talk show 191, 192 techno 178, 181, 208
talk-show 192 techno-boost 208
Tandem Partners 189 techno-pop 181
tankaje 207, 297 tecno 181
tankbot 226 teddy boy 189
tankini 187 tee 213
tanning oil 187 teen 181, 186, 189
tanque 226 teenager 189
tanquero 225, 226 teen pop 181
tanqueta 226 teepee 195
tap 181 TeleFax 205
tape 205, 206, 449 telefilm 192
tapeless 205 telefilme 192, 260
taper 184, 246, 460 telemarketer 220, 462
tapper 184 telemarketing 222
target 222 teleprompter 205
tarjeta SIM 205 telepronter 205
Taser 226 tempura master 184
táser 226, 278 tender 182, 228, 229, 264, 458
task force 225, 278, 367 tender₂ 219, 458
tatoo 187 tender point 229
tattoo 187 tenis 170, 211, 249
tatuado 187, 296 tenis₂ 211, 459
tatuado, a 187 tenis-balón 211
tatuador, a 187 tenis de mesa 211
tatuaje 171, 187, 297 tenismesista 211
tatuar 187, 293 tenista 163, 170, 211
534 Anglizismenverzeichnis