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Vektorraum

Häufige Anwendungen von Vektoren


 Punkte in der Ebene, im Raum oder in höherdimensionalen Räumen
 Programmieren von Feldern/Arrays
 Lösungsmengen von linearen Gleichungssystemen

Inhalt
Definition eines Vektorraumes
Spaltenvektoren
Zeilenvektoren
Funktionenräume
Matrizen
Spezielle Matrizen
Matrizenoperation Transposition
Verallgemeinerungen des Vektorraumbegriffs
Linearkombinationen
Parameterdarstellungen von Geraden und Ebenen
Achsenabschnittsformen einer Gerade und einer Ebene
Konvexkombinationen

Definition eines Vektorraumes


Eine nichtleere Menge , auf der eine Addition und eine Multiplikation mit reellen Zahlen erklärt
sind, die bestimmten Axiomen genügen, heißt reeller Vektorraum.
Definition (reeller Vektorraum, linearer Raum)
sei eine nichtleere Menge, , auf der eine binäre (innere) Verknüpfung

und eine äußere Verknüpfung mit Operatorenbereich

gegeben sind. heißt Vektorraum über (oder reeller Vektorraum), wenn die
folgenden Axiome erfüllt sind ( )
(i) (Assoziativität)
(ii) (Neutralität)
(iii) (Existenz des negativen Vektors)
(iv) (Kommutativität)
(v) (Normierung)
(vi)
(vii) (Kompatibilität mit Operationen in )
(viii)
Bemerkungen:
 Die Axiome (i) bis (iv) besagen, dass die Unterstruktur eine kommutative Gruppe ist.
Dabei bedeutet „ “ die Bildung des inversen Elements zu bzgl. der Addition, wird das
Negative von genannt. Die Axiome (v) bis (viii) sichern die Verträglichkeit der Vektoraddition
mit den Operationen im Skalarenkörper .
 Die Elemente von werden Skalare genannt, die Elemente von Vektoren. Die Abbildung
bezeichnet die Multiplikation der Vektoren mit Skalaren.
 Schreibtechnisch wird selten ein Unterschied zwischen dem Nullvektor und dem Skalar
gemacht. Gewöhnlich wird die Multiplikation mit Skalaren ebenso wenig wie die
Multiplikation innerhalb von durch ein Symbol gekennzeichnet. Streng genommen muss auch
zwischen der Addition in und der in unterschieden werden.

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 Axiom (iv) schließt die triviale Multiplikation für alle aus. Eine solche
Definition ergibt keine nützliche Theorie.
 Vektorräume werden auch über einem Schiefkörper als Skalarbereich definiert. Wenn
kommutativ bzgl. der Multiplikation ist, gilt auch für und . Der
Linksvektorraum mit der Multiplikation fällt dann mit dem Rechtsvektorraum mit der
Multiplikation zusammen und heißt dann Vektorraum über . Wenn nicht
kommutativ ist, muss zwischen Rechts- und Linksvektorraum unterschieden werden.
Beispiele:
 Verbreitete grafische Darstellung von Vektoren mittels Pfeilen: gerichtete
Größe vom Koordinatenursprung zu einem Punkt im Raum („Ortsvektor“).
Der Nullvektor wird als entarteter Pfeil betrachtet, ein Punkt im Koordinatenursprung. Um die
Darstellung der Vektoraddition im Parallelogramm zu ermöglichen, werden Bezeichnungen wie
„freie Vektoren“ eingeführt, die frei im Raum parallel verschoben werden können. Ein mit
einem Skalar multiplizierter Pfeil ist in der Länge um den Faktor gestreckt bzw. gestaucht.
Für ist außerdem die Orientierung umgedreht.
Tatsächlich ist ein Vektor keine „Größe mit einer Länge und einer Richtung“, eine auch häufig
gebrauchte Bezeichnung, sondern ein Element eines Vektorraums (oder ein „Punkt“ in einem
Vektorraum). Pfeile werden zur Veranschaulichung von Beziehungen in einem Vektorraum benutzt.
Seien Elemente eines Vektorraumes Der Vektor wird durch einen Pfeil vom
Koordinatenursprung zum Punkt gezeichnet. wird als Ortsvektor bezeichnet.
wird als ein Pfeil vom Punkt zum Punkt gezeichnet. wird als Differenzvektor bezeichnet.
Beide Vektoren werden als freie Vektoren willkürlich parallel verschoben. Aus einem Ortsvektor
wird durch paralleles Verschieben um im Allgemeinen ein Differenzvektor : Setze
. Dann ist .

Ortsvektor Differenzvektor

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Spaltenvektoren

wird zu einem Vektorraum, indem

Addition und Multiplikation mit Skalaren komponentenweise erklärt werden

, kurz

, kurz

Nullvektor -mal

-ter Einheitsvektor Zeile

Häufige aber nicht zwingende Vereinbarung: stehe für einen Spaltenvektor


Schreibweisen:
(Fettdruck in technischer Literatur wie oben, Fraktur (Buchdruck wie oben) bzw. Sütterlin
(Handschrift ohne Beispiel) in älterer deutscher Literatur des naturwissenschaftlichen
Unterrichts)

Zeilenvektoren
wird zu einem
Vektorraum, indem Addition und Multiplikation mit Skalaren komponentenweise erklärt werden:

Nullvektor

Schreibweise:
Das hochgestellte T für Transposition wird häufig weggelassen, z.B. für einen Punkt in der
darstellenden Geometrie.

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Numerisches Beispiel:

Funktionenräume
Sei eine Menge. ist die Menge aller Abbildungen von in . Seien mit
bzw. zwei Funktionen mit demselben Definitionsbereich . Dann werden
Addition und Multiplikation mit Skalaren punktweise erklärt ( ).

numerisches Beispiel:

Beispiel 1) , das ist der Raum der unendlich oft differenzierbaren reellwertigen Funktionen auf
. Funktionenräume sind meist unendlichdimensional und damit Gegenstand der Funktionalanalysis.
Beispiel 2) Zahlenfolgen
Raum der reellen Zahlenfolgen

Beispiel 3) Polynome
Raum der Polynome vom Grad höchstens gleich mit Koeffizienten aus ,
mit

. Eine mögliche Basis bilden die Monome .


Beispiel 4) lineare Abbildungen
Es seien reelle Vektorräume. bezeichne die Menge der linearen Abbildungen
von in .
heißt linear, falls und gilt
,
ist ein -Vektorraum
1) Für jede Komponente von ist eine Funktion. Also lässt sich eine lineare Struktur
auf erklären.
2) Für und sind und ebenfalls linear, denn für und
gilt

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Beispiel: definiert durch

Multiplikation der Matrix mit einem dreidimensionalen Spaltenvektor.


Die lineare Abbildung ist hier ein Vektor mit zwei Komponenten , die lineare Abbildungen von
nach sind.

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Matrizen

Ein rechteckiges Koeffizientenschema heißt

reelle -Matrix oder auch -Matrix.


ist als Multiplikation natürlicher Zahlen zu verstehen und umfasst die zusätzliche Information
über die Anordnung der Komponenten in der Matrix. ist die Menge der Matrizen von Zeilen
und Spalten mit reellen Komponenten.
Schreibweisen: (Fettdruck vor allem in technischer Literatur, Fraktur
(Buchdruck) oder Sütterlin (Handschrift) in älterer deutscher Literatur des naturwissenschaftlichen
Unterrichts)
Bemerkung: Traditionell wird in der Mathematik eine Matrix mit einem großen Buchstaben
bezeichnet, ein Matrixkoeffizient dagegen mit einem kleinen Buchstaben . Programme, auch ein
Mathematikprogramm wie Octave, sind „case sensitive“ und verlangen den Zugriff beim
Zugriff auf das Element der Matrix .
Bezeichnung: Zwei Matrizen besitzen dieselbe Ordnung, wenn sie in Zeilenzahl und Spaltenzahl
übereinstimmen.

Beispiel: und haben verschiedene Ordnung.

Kompatibilitätsbedingung: Nur Matrizen gleicher Ordnung können verglichen oder addiert werden,
z.B.

wird zu einem Vektorraum, indem Addition


und Multiplikation mit Skalaren komponentenweise erklärt werden

Numerisches Beispiel:

Bemerkungen:
1. Spaltenvektoren, Zeilenvektoren sind Sonderfälle von Matrizen
2. Bzgl. der linearen Struktur lassen sich Matrizen als spezielle Schreibweise von -
Vektoren ansehen
in einem Array A[m,n] sind die Speicherelemente linear angeordnet
(Zeilenindex läuft zuerst)

Indexpaar linearer Index

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Spezielle Matrizen

 Nullmatrix

in octave: zero(m,n) ergibt eine -Matrix mit Nullen.

 Quadratische Matrix

Hauptdiagonale ; Nebendiagonale
Numerisches Beispiel:

: Hauptdiagonale , Nebendiagonale

 Dreiecksmatrizen
(rechte) obere Dreiecksmatrix

(linke) untere Dreiecksmatrix

 Diagonalmatrizen
Quadratische Matrix, bei der alle Koeffizienten außerhalb der Diagonalen gleich Null sind

Mit der Funktion wird aber auch – bei gleicher Bezeichnung! – ein Vektor aus
den Diagonalelementen einer Matrix erstellt.
in octave: erzeugt eine quadratische Matrix mit den Diagonalelementen
. Wenn A eine quadratische Matrix ist, erzeugt D1=diag(A) einen Spaltenvektor aus
den Diagonalelementen von A. diag(D1) ist eine quadratische Matrix mit den Koeffizienten von
D1 auf der Diagonalen.
numerisches Beispiel:

bzw.

 Einheitsmatrix

in octave erzeugt eye(n) eine -reihige Einheitsmatrix .

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skalare Matrix: eine Diagonalmatrix, bei der alle Elemente auf der Hauptdiagonalen gleich sind,
. Bei der Multiplikation mit einer anderen Matrix, sofern diese

Matrizenmultiplikation definiert ist, verhält sich wie der Skalar .


 Teilmatrix
Eine Matrix, die durch Streichen von Zeilen und/oder Spalten entsteht, heißt Teilmatrix

die Zeilen 1 und 3 und die


Zeile 4 und Spalte 3 gestrichen Spalte 2 gestrichen
Spalten 3 und 4 gestrichen

Matrizenoperation Transposition
Die Transponierte einer Matrix A ist definiert als

kurz
Die Operation Transponieren wird auch Stürzen oder Kippen genannt.
Beispiel:

in octave: A.‘ (A, Punkt, Hochkomma) oder transpose(A) transponiert die Matrix ohne komplexe
Konjugation

Rechenregeln
Es seien :
(i)
(ii)
(iii)
Spezialfälle transponierter Matrizen:

Zeilenvektor reelle -Matrix

Spaltenvektor reelle -Matrix

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Verallgemeinerungen des Vektorraumbegriffs

Modul
Legt man in der Definition für einen Vektorraum statt eines Körpers einen
kommutativen Ring als Operationsbereich über einer abelschen Gruppe zugrunde, so erhält
man einen Modul .
Beispiel 1) Jede kommutative Gruppe kann additiv geschrieben werden, d.h. die abstrakte binäre
Gruppenverknüpfung wird als Addition geschrieben. Das neutrale Element der Gruppe wird dann
als Null ( oder genauer ) geschrieben. – ist das Inverse zu . Die abelsche Gruppe wird zu
einem -Modul, wenn für definiert wird

Beispiel 2) Sei . ist eine kommutative Gruppe unter der Addition. Als Ring wird die
Menge der -Matrizen mit Koeffizienten aus genommen, . Sei .
Definiere die Multiplikation der Vektoren aus mit Ringelementen aus als Matrizenmultiplikation,

Komplexifizierung von Vektorräumen

Komplexe Vektorräume
Als Skalarenkörper werden die komplexen Zahlen statt der reellen Zahlen benutzt.
Beispiel: : komplexer Vektorraum über den komplexen Zahlen

mit

Addition, erfolgt komponentenweise ( )

Multiplikation mit Skalaren: ist ein Körper, also gilt komponentenweise ( ),

Wegen der Kommutativität der Multiplikation stimmen Rechtsvektorraum und Linksvektorraum


überein, für alle und alle . Der Skalar wird üblicherweise vor den Vektor
gezogen. Es wird also formal mit einem Linksvektorraum gerechnet.
Definition (komplexe Konjugation):
Sei V ein Vektorraum über . Eine lineare Transformation , die nicht die Identität
auf ist, heißt komplexe Konjugation auf , falls
(i)
(ii)
Beispiel: Die konjugierte Transponierte einer Matrix (auch hermitesch
Konjugierte).

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Definiere mittels d.h. wird transponiert und von jedem

Element das konjugiert Komplexe gebildet. Die Reihenfolge dieser beiden Operationen darf vertauscht
werden, erst komplexe Konjugation, dann Transposition.

Im Beispiel ist dann

Weil die Multiplikation in kommutativ ist, wird der Skalar üblicherweise vor die Variable
gezogen.
In Octave: ctranspose(A) oder A‘ (A Hochkomma) bildet die hermitesch Konjugierte einer Matrix A.

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Linearkombinationen
Definition (Linearkombination, lineare Hülle)
Sei ein -Vektorraum und seien . Dann heißt

Linearkombination der Vektoren .

heißt lineare Hülle von

Es wird , der Nullvektorraum, gesetzt. Für setzt man

Die Summe darf nicht nur endlich viele sondern auch höchstens abzählbar viele
umfassen.

Beispiel: Gegeben seien die Vektoren . Diese

werden zu den Spalten einer Matrix erklärt, .

Für beliebige setzt man . Dann ist

eine Linearkombination der Spaltenvektoren der Matrix .

Beispiel: . Betrachte die beiden Spaltenvektoren .

Die lineare Hülle von ist

z.B. , da die in der dritten Zeile durch keine Wahl von erzeugt

werden kann.

Beispiel: Gegeben . Mittels der reellen Zahlen

lässt sich der Vektor als Linearkombination der darstellen:

Die umgekehrte Fragestellung, ob sich ein bestimmter Vektor als Linearkombination eines gegebenen
Satzes von Vektoren darstellen lässt, führt auf ein inhomogenes lineares Gleichungssystem.
Bezeichnung: Zwei vom Nullvektor verschiedene Vektoren heißen kollinear, falls es ein
gibt mit .
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Wenn die Vektoren kollinear sind, dann ist der von aufgespannte Unterraum
eindimensional, .
Definition (affiner Raum)
Für heißt

affiner von aufgespannter Raum. In der Geometrie wird auch Stützvektor genannt.

Parameterdarstellungen von Geraden und Ebenen im


Es seien , wobei und nicht kollinear sind. Dann heißt
 eine Gerade im durch und aufgespannt durch den Vektor
. Der Unterraum enthält den Nullvektor und ist eine Gerade parallel zu .
Die Einparameterdarstellung der Geraden lautet

Wegen geht diese Gerade durch die


Punkte .

 eine Ebene im durch und aufgespannt durch die


Vektoren und . Der Unterraum enthält den Nullvektor
und ist eine Ebene parallel zu .
Die Zweiparameterdarstellung der Ebene lautet

Wegen geht diese Ebene


durch die Punkte .

Beispiel: Sei . ist eine Gerade im durch den


Koordinatenursprung mit dem Richtungsvektor .

2
ist Einparameterdarstellung einer Geraden
durch den Punkt und mit dem
1
Richtungsvektor ,

0
-2 -1 0 1 2 3
-1

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Beispiel: Seien

ist

Zweiparameterdarstellung einer Ebene im

Achsenabschnittsformen einer Gerade im und einer Ebene im


 Für heißt

Achsenabschnittsform einer Gerade im , die durch die Punkte geht.


 Für heißt

Achsenabschnittsform einer Ebene im , in der die Punkte liegen.

Beispiel: Im sei die Gerade gegeben. Die


Achsenabschnitte erhält man daraus wie folgt:
Die Achsenabschnittsform von lautet

Beispiel: Im sei die Ebene

gegeben. Die Achsenabschnitte erhält man daraus wie folgt:

Die Achsenabschnittsform von lautet

Folgerungen für Linearkombinationen


Es seien

1.

2.

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3.
4.
5.
6. ist Inverses von bzgl. der Addition,
7.
8.
9. x

Konvexkombinationen
Definition (Konvexkombination, konvexe Hülle)
Sei ein -Vektorraum und seien . Falls ( )
und , dann heißt

Konvexkombination der Vektoren .

heißt konvexe Hülle der .


Beispiel: Es seien
Punkt-Richtungsform einer Geraden 2-Punkteform einer Geraden

Setze
ist Konvexkombination von .

ist die Strecke zwischen den Punkten und

Beispiel: Es seien . Die 2-Parameterform einer Ebene durch lautet


,( ). Dann ist
die Ebene durch die drei Punkte
ist ein
Dreieck mit den Ecken

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ist die Seite zwischen und
ist die Seite zwischen und
Schließlich die Seite zwischen und :

Standardform des Dreiecks

In der darstellenden Geometrie (auch analytische Geometrie) werden


die Eckpunkte traditionell mit großen Buchstaben bezeichnet.
ist ein Dreieck mit den Eckpunkten und . Die Anordnung der
Ecken erfolgt gegen den Uhrzeigersinn. Traditionell werden die
Dreiecksseiten mit kleinen Buchstaben bezeichnet, wobei die
Seite der Ecke gegenüberliegt. Die Innenwinkel im Dreieck
werden mit kleinen griechischen Buchstaben bezeichnet, die der
Bezeichnung der Ecke entsprechen, also Winkel hat den
Scheitelpunkt in . Winkel werden gegen den Uhrzeiger positiv
gezählt.

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