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Leitsatz
Der Vermieter darf die Miete bis zum oberen Wert der Bandbreite der konkreten
ortsüblichen Vergleichsmiete (Einzelvergleichsmiete) anheben. Dies gilt auch
dann, wenn die Einzelvergleichsmiete unter Heranziehung eines
Sachverständigengutachtens ermittelt worden ist (Bestätigung des Senatsurteils
vom 06.07.2005 - VIII ZR 322/04 - NZM 2005, 660).
A. Problemstellung
Die Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete im Zustimmungsprozess macht immer
wieder große Probleme. Dies ist zum einen ein Problem der Tatsachenermittlung, aber auch
ein Verständnisproblem hinsichtlich des Begriffs der ortsüblichen Vergleichsmiete.
Die Frage, die seither diskutiert wird, ist, ob die ortsübliche Vergleichsmiete ein Punktwert
ist oder eine Spanne. Dieser auf den ersten Blick akademische Streit spielt in die Praxis eine
entscheidende Rolle.
Der BGH hat das Urteil insofern aufgehoben und den Oberwert der vom Sachverständigen
ermittelten Bandbreite zugesprochen.
Was ein gerichtliches Sachverständigengutachten mit einem Mietspiegel zu tun haben soll,
ist nicht nachvollziehbar. Es gibt eine ortsübliche Vergleichsmiete in der Gemeinde. Der
Vermieter hat einen Anspruch, dass das Gericht im Streitfall den Oberwert ermittelt. Das
geschieht durch ein Sachverständigengutachten. Vorgeschaltet ist dem Prozess ein
Mieterhöhungsverlangen. Hier muss der Vermieter seinen Anspruch begründen. Da er auch
nur begrenzte Erkenntnismöglichkeiten hat, hat der Gesetzgeber ihm fünf
Begründungsmittel in § 558a Abs. 2 BGB beispielhaft an die Hand gegeben. Diese sind
qualitativ unterschiedlich gut, um die richtige ortsübliche Vergleichsmiete zu ermitteln. Sie
sind aber keine Beweismittel im Prozess. Allenfalls der qualifizierte Mietspiegel hat im
Prozess gemäß § 558d BGB eine widerlegbare Vermutungswirkung.
Richtigerweise hat der Senat auch – erstmals – die Frage entschieden, ob reine
Vermieterbefragungen zulässig sind. Letztendlich muss er die Daten wie Miethöhe,
Ausstattung der Wohnung usw. ermitteln. Ob er das auf Mieter- oder Vermieterseite tut, ist
eigentlich egal, da die Antworten objektiv auf beiden Seiten gleich sein müssten. Ohne
konkrete Anhaltspunkte, dass hier eine Seite bewusst falsche Angaben gemacht hat, spricht
also nichts dagegen, die Daten nur auf seiner Seite zu erfragen.
Dies gilt theoretisch auch für die Mietspiegelerstellung. Auch hier taucht immer wieder die
Frage auf, ob eine Vermieter- oder Mieterbefragung durchgeführt werden soll. Aus
psychologischen Gründen wird häufig eine Mischung aus beiden vorgenommen. Wenn, was
im Sinne der Repräsentativität der Daten allein richtig ist, der Fragesteller vorgibt, für
welche Wohnung Daten mitzuteilen sind, und es nicht dem Befragten überlassen bleibt
auszuwählen, für welche Wohnungen er die Daten übermittelt, ist es erhebungstechnisch
egal, wer gefragt wird. Vermieterbefragungen sind häufig preiswerter, da insbesondere bei
großen Wohnungsunternehmen viele Daten kostengünstig abgefragt werden können. Im
Zuge der verstärkten Verbreitung von sog. ökologischen Mietspiegeln wird es für Mieter
auch immer schwieriger, die erforderlichen Informationen zu liefern. Hier kommt es auf die
genauen Daten der durchgeführten energetischen Sanierung an (Datum, Dicke der
verbauten Dämmstoffe, Wärmedurchleitungsfaktoren usw.). Diese Informationen hat in der
Regel nur der Vermieter.