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Bundeskollektivvertrag für die Taxi- und Mietwagenbranche ab 1.1.

2009

Zu den wichtigsten Inhalten des Kollektivvertrages:

1. Geltungsbereich

Räumlich: für das gesamte Bundesgebiet


Fachlich: für alle Taxi- und PKW-Mietwagenbetriebe
Persönlich: für alle Arbeiter, sowie für alle Dienstnehmer, denen vertraglich
das Angestelltenverhältnis zuerkannt worden ist und die keine
kaufmännischen Angestellten sind.

2. Pflichten des Lenkers

Diese Bestimmungen wurden von den bisher gültigen Landeskollektivverträgen ausgehend


formuliert.
Sie beinhalten u.a. die Verpflichtung des Lenkers zur Einhaltung der STVO, des KFG, der
Bundes- bzw. LBO, zur sorgfältigen Behandlung des Fahrzeuges, zur unverzüglichen
Meldung des Entzuges des Taxilenker- oder Schülerbeförderungsausweis bzw. zur
regelmäßigen Säuberung des Fahrzeuges.

3. Arbeitszeit

Normalarbeitszeit (NAZ) bei Vorliegen von Arbeitsbereitschaft

Taxi Mietwagen
Täglich 12 Stunden 12 Stunden
Wöchentlich 55 Stunden 45 Stunden
Mehrfachverwendung Die wöchentliche Normalarbeitszeit richtet sich nach der
überwiegenden Tätigkeit in der jeweils laufenden Woche.

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Tägliche NAZ von 8 Stunden bzw. eine wöchentliche NAZ von 40 Stunden!

Wöchentliche Höchstarbeitszeit (einschließlich Überstunden)

Diese darf
• in der Einzelwoche 60 Stunden und
• in einem Durchrechnungszeitraum von 26 Wochen im Durchschnitt 55 Stunden
betragen,
• wenn die Mehrstunden über 48 Stunden Zeiten der Arbeitsbereitschaft sind.
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Der Durchrechnungszeitraum beginnt grundsätzlich mit 1. Juli eines Kalenderjahres, kann


aber über Betriebsvereinbarung oder Einzelvereinbarung zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer abgeändert werden.

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Eine Höchstarbeitszeit von 50 Stunden in der Einzelwoche.
Im maximalen Durchrechnungs-Zeitraum von 17 Wochen dürfte die Höchstarbeitszeit im
Durchschnitt maximal 48 Stunden betragen!

4. Lenkzeit

• 9 Stunden zwischen zwei Ruhezeiten


• zweimal pro Woche 10 Stunden möglich
• höchstens 56 Stunden pro Woche
• höchstens 90 Stunden in zwei aufeinander folgenden Wochen

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Lenkzeit von max. 8 Stunden/Tag bzw. max. 48 Stunden/Woche wäre zulässig.
Eine Erhöhung der täglichen Lenkzeit auf 2 x 10 Stunden pro Woche wäre nicht erlaubt!

5. Lenkpause (bezahlt)

• Nach 4 Stunden ist eine Lenkpause von mindestens 30 Minuten einzulegen.


• Lenkpausen dürfen nicht auf die tägliche Ruhezeit angerechnet werden.
• Eine Lenkpause kann mit der Ruhepause bzw. Teilen der Ruhepause zusammenfallen.

6. Ruhepause (unbezahlt)

• Bis 6 Stunden Arbeitszeit: keine


• 6 bis 9 Stunden Arbeitszeit: 30 Minuten
• Mehr als 9 Stunden Arbeitszeit: 45 Minuten

Eine Teilung der Ruhepause in 15-Minuten-Blöcke ist möglich.


Die Ruhepause ist nach spätestens 6 Stunden einzuhalten. Bei Teilung ist der 1. Teil nach
spätestens 6 Stunden einzuhalten. Die Ruhepause ist grundsätzlich unbezahlt.

Voraussetzung für eine Ruhepause ist:


• Keine Pflicht zu Arbeitsleistung / Arbeitsbereitschaft während der Ruhepause.
• Freie Verfügungsmöglichkeit über die Ruhepause.
• Ruhepause darf nicht am Anfang oder Ende der Arbeitszeit liegen.

Da die Ruhepause unbezahlt ist, die Lenkpause aber zu bezahlende Arbeitszeit darstellt,
sollte in der betrieblichen Disposition so weit wie möglich darauf geachtet werden, dass
Lenk- und Ruhepausen (Ruhepausenteile) zusammenfallen.

Zu beachten ist dabei, dass es dem Lenker für das Vorliegen einer Ruhepause möglich sein
muss, das Fahrzeug zu verlassen und die Pausenzeit nach seinem Belieben zu nützen.
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7. Ruhezeit

Taxi und Mietwagen


Pro Tag • 11 Stunden
• Verkürzung auf 10 Stunden ist möglich,
wenn innerhalb der nächsten 10 Kalendertage ausgeglichen wird.
Pro Woche • 36 Stunden im Durchrechnungs-Zeitraum von 26 Wochen
• Sie kann in Einzelwochen unterschritten werden oder entfallen,
wenn im Durchrechnungszeitraum von 26 Wochen im Durchschnitt
36 Stunden eingehalten werden.
Zur Berechnung dürfen nur 24-stündige Ruhezeiten herangezogen
werden.

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Eine Verkürzung der täglichen Ruhezeit auf 10 Stunden wäre nicht erlaubt.
Eine Durchrechnung der wöchentlichen Ruhezeit wäre nicht erlaubt, eine fixe 36-stündige
Wochenruhezeit wäre einzuhalten!

8. Einsatzzeit

• Höchstens 14 Stunden
Definition:
Einsatzzeit ist die zwischen zwei Ruhezeiten anfallende Arbeitszeit und die Arbeitszeit-
unterbrechungen.

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Die Einsatzzeit dürfte maximal 12 Stunden betragen!

9. Nachtarbeit

Definition: Arbeit in der Zeit zwischen 00.00 Uhr und 04.00 Uhr
• Die Tagesarbeitszeit darf an Tagen, an denen der Lenker Nachtarbeit leistet,
10 Stunden überschreiten.
• Für geleistete Nachtarbeit gebührt kein Ausgleich.

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


An Tagen, an denen zwischen 0.00 und 4.00 Uhr gearbeitet wird, darf die Tagesarbeitszeit
10 Stunden nicht überschreiten.
Dem Lenker gebührt binnen 14 Tagen ein Ausgleich durch Verlängerung der täglichen oder
wöchentlichen Ruhezeit im Ausmaß der geleisteten Nachtarbeit.

10. Entgeltfortzahlung

• Taxative Aufzählung von definierten Anlässen (1 bis 2 Tage)

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Generell für wichtige persönliche Anlassfälle (max. 1 Woche/Anlassfall)!
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11. Kündigungsfristen

• Im ersten Monat: Keine (Probemonat)


• Ab dem zweiten Monat bis zum ersten Jahr: 1 Woche
• Mehr als ein Jahr: 2 Wochen

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Generelle Kündigungsfrist von 14 Tagen!

12. Verfall von Ansprüchen

• Verfallsfrist 3 Monate nach Fälligkeit


(Bei rechtzeitiger Geltendmachung: Verjährungsfrist von 3 Jahren)

Ohne Kollektivvertrag würde gelten:


Verfall der Ansprüche tritt erst nach 3 Jahren ein!

13. Sonderzahlungen

Überblick

Urlaubszuschuss Weihnachtsremuneration
(Fälligkeit 1. Juni) (Fälligkeit 1. Dezember)

Bis zum 1. Dienstjahr 3/4 Brutto-KV-Monatslohn 3/4 Brutto-KV-Monatslohn


(ab Eintritt in das Unternehmen) (750 Euro Brutto) (750 Euro Brutto)

Ab dem 2. Dienstjahr 1 Brutto-KV-Monatslohn 1 Brutto-KV-Monatslohn


(1.000 Brutto) (1.000 Brutto)

Bei unterjährigem Eintritt bzw. Ausscheiden


• Anspruch entsteht erst, wenn das Dienstverhältnis zumindest 2 Monate dauert
• Lenker, die am 1.6. bzw. am 1.12. mehr als 2 Monate, aber noch nicht ein Jahr
beschäftigt sind, erhalten aliquoten Anteil (berechnet vom Eintritt bis Stichtag)
• Entfall der Sonderzahlung bei Entlassung bzw. unberechtigtem vorzeitigen Austritt
• Rückverrechnung von zuviel ausbezahlten Sonderzahlungen

Die Höhe der Sonderzahlung beträgt daher unabhängig von der tatsächlichen Ist-
Entlohnung
• bis zum 1. Dienstjahr 750 Euro
• ab dem 2. Dienstjahr 1.000 Euro

!! Achtung – Inklusivvereinbarungen unzulässig


Vereinbarungen, dass Urlaubszuschuss und Weihnachtsremuneration durch eine
Überzahlung des Brutto Mindestlohnes abgegolten werden, sind unzulässig!
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Berechnung der Sonderzahlung bei „FALLWEISE BESCHÄFTIGTEN“

• Bei Aushilfslenkern, die nur unregelmäßig tageweise („fallweise“) und nicht in


regelmäßig wiederkehrenden Abständen eingesetzt werden, liegt kein durchgehendes
Dienstverhältnis vor.
Jede fallweise Beschäftigung ist daher als eigenständiges Dienstverhältnis zu
betrachten. Das einzelne Dienstverhältnis muss aber kürzer als eine Woche dauern.
Ein Anspruch auf aliquote Sonderzahlungen besteht daher bei derartigen fallweisen
Beschäftigungsverhältnissen nicht, da die Wartezeit von 2 Monaten nicht erreicht wird!

• Bei Aushilfslenker, die kurzfristig aber regelmäßig über einen längeren Zeitraum
(z.B. immer 1 Tag pro Woche) eingesetzt werden, liegt ein durchgehendes
Arbeitsverhältnis und keine fallweise Beschäftigung vor.
In diesem Fall ist bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Anspruch auf
Sonderzahlungen gegeben, wenn die Wartefrist von 2 Monaten erfüllt ist.

Die Berechnungsbasis der Sonderzahlung stellt grundsätzlich der aliquote Anteil des
Brutto-Mindestmonatslohnes laut Kollektivvertrag dar.
Bei einem Dienstverhältnis bis zu einem Jahr sind daher 750 Euro brutto, ab dem 2.
Dienstjahr 1.000 Euro Brutto heranzuziehen.

Beispiel:

Taxilenker (durchschnittlich 15 Stunden, Normalarbeitszeit 55 Stunden)


Aliquotierung des Brutto-Mindestlohnes
Bis 1 Jahr: 15/55 Stunden NAZ = 0,272 mal 750 Euro = 204,50 Euro
Ab 2. Jahr: 15/55 Stunde NAZ = 0,272 mal 1.000 Euro = 272,72 Euro

Mietwagenlenker (durchschnittlich 15 Stunden, NAZ 45 Stunden)


Aliquotierung des Brutto-Mindestlohnes
Bis 1 Jahr: 15/45 Stunden NAZ = 0,33 mal 750 Euro = 250 Euro
Ab 2. Jahr: 15/45 Stunden NAZ = 0,33 mal 1.000 Euro = 333,33 Euro

14. Überstunden

• Die maximale Wochenarbeitszeit beträgt 60 Stunden (inkl. Überstunden).


• Maximale Tagesarbeitszeit beträgt 13 Stunden (inkl. Überstunden).
• Der Zuschlag beträgt 50 %.

15. Überstundenteiler

Taxigewerbe Mietwagengewerbe

1/238 1/173
Anmerkung: Vereinbarung der KV-Partner
(statt rechnerischem Wert von 1/195)
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16. Mindestlohn

Es gilt ab 1.1.2009 ein Mindestlohn von 1.000 Euro brutto/Monat für die jeweilige NAZ
• Taxilenker: 1.000 Euro brutto für 55 Stunden
• Mietwagenlenker: 1.000 Euro brutto für 45 Stunden

Die einzelnen Bundesländer können – wie schon bisher – individuelle Lohnübereinkommen


abschließen und damit den jeweiligen regionalen Branchenverhältnissen Rechnung tragen.
Ein monatlicher Mindestlohn von 1.000 Euro brutto darf in diesen Lohnübereinkommen
jedoch nicht unterschritten werden.

17. Teilzeitarbeit

Teilzeitarbeit liegt vor, wenn die vereinbarte Wochenarbeitszeit unter 55 bzw. 45 Stunden
liegt. Der Mindestlohn von 1.000 Euro brutto gebührt aliquot zum Ausmaß der Teilzeit!

Beispiel: Taxi-Lenker für 40 Stunden 727,27 Euro brutto


Berechnung: 1.000 Euro : 55 Stunden x 40 Stunden = 727,27

Bei Teilzeitarbeit gelten die gesetzlichen Bestimmungen:


• 25 % Zuschlag für alle Mehrarbeitsstunden, die nicht durch Zeitausgleich im Durch-
rechnungszeitraum 1:1 ausgeglichen werden
• Durchrechnungszeitraum bei Teilzeitarbeit: 3 Monate (gds. das Kalendervierteljahr)

18. Diäten (Tagesgelder)

Der Bundeskollektivvertrag ermächtigt die einzelnen Bundesländer per Landeskollektiv-


vertrag (Lohnübereinkommen) Tagesgelder im Sinne des § 3 Abs. 1 Ziffer 16b EstG
festzulegen. Auf Basis eines solchen Lohnübereinkommens können Tagesgelder/Diäten
steuerfrei ausbezahlt werden.

Über den Landeskollektivvertrag (Lohnübereinkommen) kann auch die Betriebsverein-


barung (für Betriebe mit Betriebsrat) zur Festlegung von Tagesgeldern im Sinne des EstG
ermächtigt werden.

Diese Tagesgelder dürfen aber nicht Bestandteil des Mindestlohnes von 1.000 Euro brutto
sein!

Anmerkung:
Grundsätzlich können Diäten/Tagesgelder immer ausbezahlt werden.
Wenn kein Lohnübereinkommen durch Landes-Kollektivvertrag besteht, sind Diäten/
Tagesgelder allerdings nur dann steuerfrei, wenn die Voraussetzungen einer „Dienstreise“
im Sinne des „gesetzlichen Dienstreisebegriffes“ vorliegen (d.h. der tatsächliche Dienst-
ort, das ist das regelmäßige Einsatzgebiet des Lenkers, wird verlassen).

19. Schlussbestimmungen

Mit 1.1.2009 treten alle bisherigen, auf Landesebene bestehenden Kollektivverträge außer
Kraft.
Ausgenommen: z.B. Betriebskollektivverträge, Betriebsvereinbarungen etc.

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