Sie sind auf Seite 1von 104

Wärmepumpen

Planung | optimierung
 | betrieb | Wartung
Mit Unterstützung von

Impressum
Herausgeber: Bundesamt für Energie,
Dienst Aus- und Weiterbildung
Autoren: Ralf Dott (Gesamtkoordination), Andreas Genkinger,
Rita Kobler, Prof. Dr. Zoran Alimpic, Peter Hubacher,
Prof. Dr. Thomas Afjei
Basierend auf Ausgabe 2008
Lektorat: Othmar Humm, Faktor Verlag
Seitenherstellung: Christine Sidler, Faktor Verlag

Die Inhalte dieser Schrift sind auf der Website von


EnergieSchweiz ungekürzt verfügbar. www.energieschweiz.ch
Autorisierter Separatdruck des Faktor Verlags
5. vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage
Zürich 2018, ISBN: 978-3-905711-41-7
Inhaltsverzeichnis

1. Grundlagen 5 8. Projektierung 69
1.1. Kreisprozess 5 8.1. Gütesiegel FWS/EHPA 69
1.2. Systemgrenzen und Kennzahlen 8 8.2. Wärmepumpen-System-Modul 69
1.3. Normen 10 8.3. WPesti 70
8.4. Projektierungshilfen 70
2. Komponenten der Wärmepumpe 13 8.5. Elektrizitätsversorgung 70
2.1. Verdichter 13 8.6. Heizzentrale 71
2.2. Wärmeübertrager 15 8.7. Wirtschaftlichkeit 72
2.3. Drosselorgan 16 8.8. Erfolgskontrolle 73
2.4. Sicherheits­einrichtungen 17
2.5. Weitere Komponenten 18 9. Inbetriebsetzung 75
2.6. Abtaueinrichtungen 19 9.1. Phase vor der Inbetriebsetzung 76
2.7. Bauarten von Wärme­pumpen 19 9.2. Vorbereitung der Inbetriebsetzung 76
2.8. Alternative Prozesse 20 9.3. Wärmequelle und Wärmeabgabe 77
9.4. Inbetriebsetzung der Wärmepumpe 77
3. Kältemittel 21 9.5. Inbetriebsetzungs­protokoll 77
3.1. Eigenschaften 21 9.6. Bedienungsanleitung 77
3.2. Wahl des Kälte­mittels 22 9.7. Abnahmeprotokoll 78
3.3. Treibhauseffekt und TEWI-Kennwert 24 9.8. Anlagendokumentation 80
3.4. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen 24
10. Betrieb 81
4. Wärmequellen 27 10.1. Betrieb und Erfolgskontrolle 81
4.1. Aussenluft 27 10.2. Betriebsüber­wachung 81
4.2. Erdwärme 28 10.3. Instandhaltung 81
4.3. Grundwasser 34 10.4. Betriebs­optimierung 82
4.4. Abwärme 39 10.5. Störungen und Störungsbehebung 85
4.5. Gebäudekühlung 40
11. Fallbeispiele 87
5. Wärmeabgabe 43 11.1. Kleinanlagen 87
5.1. Warmwasserheizung 44 11.2. Komplexere Anlagen 92
5.2. Raumlufttechnische Anlagen 47
5.3. Trinkwarmwasser 47 12. Anhang 99
5.4. Andere Systeme 50 12.1. Autoren 99

6. Einbindung der Wärme­pumpe in die


Haustechnik 53
6.1. Grundsatz 53
6.2. Betriebsarten 54
6.3. Hydraulik 56
6.4. Umwälzpumpen 61

7. Akustik und Schallschutz 63


7.1. Gesetzliche Grenz­werte 63
7.2. Schallminderung 64
Eine Schlüsseltechnologie

In den letzten Jahren haben Wärmepumpen Basis von guten Lösungen bildet in der Re-
zur Beheizung und Kühlung von Häusern so- gel eine interdisziplinäre Zusammenarbeit
wie zur Wassererwärmung enorm an Ak- der an der Planung und der Ausführung Be-
zeptanz gewonnen. Neue Bauten werden teiligten, insbesondere von Architekten,
überwiegend mit diesen umweltfreundli- Technikern und Installationsfachleuten. Für
chen Wärmeerzeugern ausgerüstet und bei Investoren, Hauseigentümerschaften und
bestehenden Häusern geht der Trend in die Verwaltungen von Liegenschaften bietet
gleiche Richtung. Die grossen Potenziale von diese Teamarbeit die besten Argumente für
Abwärme, Umweltwärme und untiefer Erd- das umweltfreundliche Heizen. Die an sich
wärme bieten ideale Voraussetzungen für schon Ressourcen schonende Wirkungs-
den Einsatz von Wärmepumpen. weise der Wärmepumpe lässt sich toppen.
Doch die grosse Verbreitung bildet keine Durch Verwendung von Strom aus erneu-
Garantie für den optimalen Einsatz dieser erbaren Quellen oder von zertifiziertem
Schlüsseltechnologie. Umso wichtiger ist die Ökostrom wird die Wärmepumpe dem An-
fachgerechte Planung und Installation so- spruch einer nachhaltigen Energieversor-
wie ein bedarfsgerechter Betrieb von Wär- gung vollends gerecht.
mepumpen. In erster Linie sind die besseren Mit der überarbeiteten, deutlich erweiterten
Häuser zu erwähnen: Gut gedämmte Bauten Schrift «Wärmepumpen: Planung, Optimie-
mit Bodenheizungen eignen sich besonders rung, Betrieb, Wartung» steht der Branche
gut für den Einsatz von Wärmepumpen. Die- das bewährte Standardwerk in aktueller
se Wärmeabgabe ermöglicht tiefere Vor- Fassung zur Verfügung. Damit lässt sich
lauftemperaturen – ein wichtiges Kriterium Funktionsweise, Einsatzmöglichkeiten und
für eine hohe Effizienz. Doch auch für Ge- Eigenschaften dieser umweltfreundlichen
bäude mit Heizkörpern sind Wärmepumpen Wärmeerzeuger einem breiten Fachpubli-
zuverlässige Wärmeerzeuger. Mit der sorg- kum vermitteln.
fältigen Planung ist, neben der haustechni- Das Bundesamt für Energie als Herausgeber
schen Einbindung der Wärmeerzeugung, dankt allen Beteiligten.
das Teillastverhalten im Winter- und im Som-
merfall zu berücksichtigen, der Modus der
Wassererwärmung zu definieren sowie die Bundesamt für Energie, Dienst Aus- und
Effizienz der Wärmepumpe zu prüfen. Weiterbildung, Christoph Blaser

3
1. Grundlagen

1.1. Kreisprozess Innere Energie u: Die spezifische innere


Das derzeit hauptsächlich angewendete Ver- Energie stellt als kalorische Zustandsgrösse
fahren in der Wärmepumpentechnik ist das den Energievorrat eines thermodynamischen
Kaltdampf-Kompressionsverfahren. Ein Käl- Systems dar (kJ/kg).
temittel verdampft dabei auf der kalten Seite Enthalpie h: Die spezifische Enthalpie, als
unter Aufnahme von Verdampfungswärme kalorische Zustandsgrösse, ist durch
(Q̇KM). Durch Verdichtung wird es auf der h = u + p · V definiert.
warmen Seite unter Abgabe der Kondensati- Exergie: Energie umfasst Exergie und Aner-
onswärme (Q̇WP) wieder verflüssigt. In einem gie. Exergie ist der Teil von Energie, der sich
Drosselorgan wird es anschliessend erneut in einer vorgegebenen Umgebung in jede
auf den Verdampfungsdruck entspannt. Bei Energieform umwandeln lässt (z. B. Elektrizi-
allen nach diesem Prinzip arbeitenden An- tät für den Verdichter).
lagen wird die Abhängigkeit der Verdamp- Anergie: Anergie ist der Teil von Energie,
fungs- respektive Verflüssigungstemperatur der sich in einer vorgegebenen Umgebung
vom Druck des Kältemittels ausgenutzt. Ver- nicht in jede Energieform umwandeln lässt
einfacht kann eine solche Anlage wie in Ab- (z. B. Umgebungswärme als Wärmequelle).
bildung 1.1 dargestellt werden. Leistung P oder Q̇ ist der Quotient aus ver-
Arbeit und Wärme sind Prozessgrössen. Sie richteter Arbeit oder umgesetzter Wärme je
stellen mögliche Formen der Energie beim Zeiteinheit, gemessen in Watt (W).
Transport über die Systemgrenzen dar. Ener- Entropie s: Die Entropie ist ein Mass für die
gie E, Arbeit W und Wärme Q haben als Ein- Irreversibilität und damit für die Energieent-
heit Joule (J). wertung in einem Prozess.

Q̇ WP

Flüssigkeit Dampf

Verflüssiger
Hochdruck

3 2
warm

Drosselorgan Verdichter/Kompressor P WP
Niederdruck
kalt

4 1
Verdampfer

Abbildung 1.1:
Q̇ KM Prinzip des Kalt-
dampf-Kompressi-
onsverfahrens.

5
Carnot-Kreisprozess Q̇ WP Wärmeleistung in kW
Der ideale Prozess (Carnot’scher Vergleichs- Q̇ KM Kälteleistung in kW
prozess) beschreibt den verlustfreien idealen P zugeführte Leistung in kW
Kreisprozess. Für den Carnot-Prozess erhält TO Verdampfungstemperatur in K
man die Carnot’sche Leistungszahl εC,WP für TC Kondensationstemperatur in K
den Heizfall (Wärmepumpe, Nutzen: Wär- εC, WP (εC, .KM) ist eine physikalische Limite, rea-
Q TC
me) wie folgt: εC,WP
le = WP =
Wärmepumpen (Kältemaschinen) können
P TC − T0
. diesen Wert nie erreichen. Das Verhältnis
QWP TC .
εC,WP = = zwischen Qder wirklichen
TC Leistungszahl und
P TC − T0 εC,KM = KM = = εC,WP −1
P
der Carnot’schen TCLeistungszahl
− T0 wird als
.
Der KühlfallQ (Kältemaschine,
TC Nutzen: Kälte) Güte­grad η (exergetisch) bezeichnet:
ε .
= KM = = εC,WP −1
stets Q
istC, KM P T T
ineffizienter,
− Tweil hier die Verdichter­
εC,WP = WP = C C 0 ε ε
wärme nicht P genutzt
TC − T0werden kann: ηWP = εWP resp. ηKM = εKM
C,WP C, KM
.
εQ TC εKM
εηC,WPKM ==εWPKM resp.
= ηKM == εεC,WP −1 Der Gütegrad liegt typischerweise im Be-
P
C,WP TC − T0 C, KM .
Q 0,4 bis
reich von − h3
h 0,6.
εWP = WP = 2
P h2 − h1
.
QεWP h2 − h3 ε Log-p-h-Diagramm Abbildung 1.2:
εηWP = ηKM = εKM
WP = εPC,WP =resp.
h2 − h1 C, KM Ein Log-p-h-Diagramm stellt den Kreispro- Verlauf der physi-
log p
t h s zess anschaulich dar und zeigt den Bezug zu kalischen Zustands-
Isenthalpe
. kritischer Punkt grössen im Log-p-h-
den Zustandsgrössen des Kältemittels. Die
QWP h − h3 Diagramm.
εWP = = 2 Zustände des Kältemittels können beispiels-
P h2 − h1 Isentrope
Isobare weise der Dampftafel des entsprechenden
Legende:
flüssig Mittels entnommen werden. Den Verlauf log p: Druck in bar,
(unterkühlt) Isotherme gasförmig der Zustandsgrössen bei speziellen Prozes- logarithmischer
Übergang (Dampf sen zeigt Abbildung 1.2. Abbildung 1.3 zeigt Massstab
Siedelinie (Nassdampf) überhitzt) v
den verlustfreien Kreisprozess einer Wärme- s: spezifische Entro-
x pie in kWh/K/kg
Isochore pumpe im Log-p-h-Diagramm, einen realen
h: spezifische Ent-
(verlustbehafteten)
. Prozess stellt Abbildung
Q TC halpie kWh/kg
Taulinie εC,WP
1.4 dar.
= WP = v: spezifisches Volu-
P TC − T0
h Der Kreisprozess (blaue Linie) in Abbildung men in m3/kg
.
1.3 respektive Abbildung 1.4 erfolgt grund-
Q TC t: Temperatur in °C
εC,KM = KM =
sätzlich inPvier Phasen: = εC,WP −1 x: Dampfanteil in %
TC − T0
• 1 – 2: Verdichtung (Kompression)
• 2 – 3: Verflüssigung (Kondensation)
εWP ε
log p •
ηWP3 – 4: resp. ηKM = εKM
= εExpansion
C,WP C, KM
• 4 – 1: Verdampfung

.
QWP h − h3
Verflüssigung εWP = = 2
P h2 − h1
3 p = konstant 2
pc
Q̇WP Wärmeleistung in kW
Expansion
Verdichtung P zugeführte Leistung in kW
h = konstant
p0 s = konstant h1 Enthalpie des Kältemittels am Ver-
4 Verdampfung 1
p = konstant dichter-Eintritt in kJ/kg
h2 Enthalpie des Kältemittels am Ver-
dichter-Austritt in kJ/kg
h Abbildung 1.3:
∆hVerdampfer ∆hVerdichter h3 Enthalpie des Kältemittels am Verflüs- Der verlustfreie
∆hVerflüssiger siger-Austritt in kJ/kg Kreisprozess im
Log-p-h-Diagramm.

6
In Abbildung 1.4 des realen Prozesses sind Hinweis: Das Verfahren kommt nur bei
einige Punkte bemerkenswert: grös­seren Wärmepumpen zur Anwendung.
• Um zu verhindern, dass Kältemitteltröpf- Die Temperaturverhältnisse der externen
chen in den Verdichter gelangen und diesen Medien (z. B. Heizwasser) bei einer Wär-
beschädigen, ist eine Überhitzung des Saug- mepumpe zeigt Abbildung 1.5. Die mittle-
gases bei gewissen Verdichtertypen not- ren Mediumtemperaturen am Verflüssiger/
wendig (Punkte 1'–1). Verdampfer sind stets tiefer/höher als die-
• Ein Teil der Wärme kann auf einem jenigen des Kältemittels (Tc /To ). Diese Tem-
höheren Temperaturniveau, also über der peraturdifferenzen (Grädigkeiten) sind
Verflüssigertemperatur, mittels einem soge- abhängig von der Bauart der Wärmeüber-
nannten Heissgas-Enthitzer entnommen trager und dem externen Medium. Speziell
werden (Punkte 2–2'). gekennzeichnet sind die Eintrittstempera-
tur am Verdampfer und die Austrittstempe-
Beispiel: Eine Wärmepumpe wird auf der ratur am Verflüssiger: Diese Temperaturen
Verflüssigerseite mit 45 °C betrieben. Es werden in Datenblättern zusammen mit den
ist jedoch je nach Kältemittel und Last- Leistungskennzahlen an diesem Betriebs-
stufe möglich, ca. 5 % bis 15 % dieser punkt angegeben.
Heizleistung mittels Enthitzer auf einem
Temperaturniveau über 60 °C zu entneh- Abbildung 1.4: Das
Log-p-h-Diagramm
men. Damit kann das Brauchwarmwasser
für den realen
nachgewärmt werden. Kreisprozess eines
Kältemittels.

log p in bar Verflüssigerleistung qc (Wärmeleistung)

TO TC
flüssig kritischer Punkt gasförmig
(unter- (Dampf
kühlt) Unterkühlung überhitzt)

Isotherme
t konstant Enthitzer
Verdichter Auslassdruck
pV2
Druckverlust
Auslassleitung
pc
3 3' Verflüssigerdruck und entsprechende 2" 2' 2
Sättigungstemperatur

∆ p zwischen Verflüssiger und Verdampfer

Verdampferdruck und entsprechende


Sättigungstemperatur 1'
p0
4 Druckverlust
Verdichter Saugdruck Saugleitung
pV1
1

Flash- Kälteleistung qo (Verdampferleistung) Verdichtungs-


Über- wärme Wv
Gas hitz-
ung
h'0 h3 = h4 h'0 h1 h2
Enthalpie h in kJ/kg

7
1.2. Systemgrenzen und teren Begriffe haben sich bewährt. Unter-
Kennzahlen schieden werden sollte zudem stets, ob sich
Die im Alltag gebräuchlichsten Effizienz- die Werte auf den Heizbetrieb, den Warm-
kennzahlen von Wärmepumpenanlagen wasserbetrieb oder den kombinierten Heiz-/
sind der COP und die Jahresarbeitszahl. Der Warmwasserbetrieb beziehen. Gegebenen-
COP ist nach EN 14511 klar definiert, näm- falls (z. B. Schwimmbadbeheizung) sind auch
lich das Verhältnis von Leistungsabgabe weitere Verbraucher zu berücksichtigen.
zu Leistungsaufnahme in einem festen Be-
triebspunkt. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) ent- Jahreszeitbedingte Leistungszahl
spricht eindeutig dem Nutzungsgrad (d. h. (SCOP) und Raumheizungsenergie-
Verhältnis von Energieabgabe zu Energiever- effizienz (η s)
brauch über ein Jahr), sie wird in der Praxis Mit der Einführung von Ökodesign-Anforde-
aber mit oft unklaren Systemgrenzen ver- rungen und der Energieetikette für Heizge-
wendet. Je nach Betrachtungsraum ergeben räte erlangte die Definition der sogenannten
sich aber stark unterschiedliche Zahlen. Die «Jahreszeitbedingten Leistungszahl» SCOP
in Abbildung 1.7 angegebenen, differenzier- gemäss Norm EN 14825 eine wesentliche

Temperatur
Austrittstemperatur Verflüssiger
(Datenblattangabe)
Kältemittel im Verflüssiger
TC Grädigkeit Verflüssiger, ca. 3 K bis 5 K
Q
(Temperatur-Differenz zwischen Medien)
Medium Wärmesenke (Heizsystem, Wasser) Spreizung Verflüssiger, 5 K (Auslegung)
(Temperatur-Differenz Heizung Eintritt-Austritt)
Wärme-
pumpen-
Kreisprozess

Medium Wärmequelle (Umgebung, z.B. Luft)


Abbildung 1.5: Grädigkeit Verdampfer, ca. 6 K bis 8 K
Q
Temperaturen und (Temperatur-Differenz zwischen Medien)
T0
Energieflüsse in
Kältemittel im Verdampfer
einer Wärmepumpe
(Quelle: FHNW Eintrittstemperatur Verdampfer
IEBau).

Leistungen (Momentanwerte oder Energien (Jahreswerte)


Mittelwerte über kurze Zeitdauer) Q = Q WP,h + Q WP,ww von der Wärmepumpe produzierte Wärme
· WP
Q WP Heizleistung der Wärmepumpe Q ZH von der Zusatzheizung produzierte Wärme
P WP Verdichter-Leistungsaufnahme Q Sp = Q Sp,h + Q Sp,ww von den Speichern abgegebene Nutzwärme
der Wärmepumpe Q N = Q N,h + Q N,ww beim Nutzer verfügbare Wärme
(P V ) Leistungsanteil zur Überwindung E Verdichter-Energieverbrauch der Wärmepumpe
WP
des Verdampferdruckabfalls (E V ) Energieverbrauch der Verdampferpumpe/Ventilator (Anteil WP-intern)
(P K ) Leistungsanteil zur Überwindung (E ) Energieverbrauch der Kondensatorpumpe (Anteil WP-intern)
K
des Kondensatordruckabfalls Energieverbrauch der Verdampferpumpe/Ventilator (insgesamt)
E
P SR Leistungsaufnahme der Steuerung E V Energieverbrauch der Kondensatorpumpe (insgesamt)
K
und Regelung innerhalb der
E SR Energieverbrauch der Steuerung und Regelung
Wärmepumpe
E A Energieverbrauch der Abtaueinrichtung
P A mittlere Leistungsaufnahme der E Energieverbrauch der Carterheizung
C
Abtaueinrichtung E Energieverbrauch der Zusatzheizung
ZH
Abbildung 1.6: E H,ZH Hilfsenergieverbrauch der Zusatzheizung (z.B. Umwälzpumpen)
Symbolerläuterun- E H,h Hilfsenergieverbrauch Wärmeverteilung Heizung (z.B. Umwälzpumpen)
gen zu Abbildung E H,ww Hilfsenergieverbrauch Wärmeverteilung Warmwasser (z.B. Zirkulation)
1.7 auf Seite 9.

8
Hier:
EH,ZH=0

QZH EH,ww QZirk


EZH
=EZirk

QWP,ww

EWP QSp,ww

EV QWP EK
Wärme- EH,h
quelle ε
QN,h
ESR

Regler EH,h
JAZWP /COP
QWP,h QSp,h QN,h
JAZ
WNG
SNG
SNG+
Leistungs-

Leistungszahl (ε) Coefficient of Performance (COP)


bezogen

· ·
QWP QWP
ε = COP =
PWP PWP + (PV ) + (P K ) + PSR + PA

Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe (JAZWP )


QWP
JAZWP =
EWP + (EV) + (EK) + ESR + EA + EC

Jahresarbeitszahl (JAZ)
QWP
JAZ =
EWP + EV + (EK ) + ESR + EA + EC
Energiebezogen

Wärmeerzeugernutzungsgrad (WNG)
QWP + [QZH]
WNG =
EWP + EV + EK + ESR + EA + EC + [EZH + EH,ZH]

[...]: inkl. Zusatzheizung

Systemnutzungsgrad (SNG)
QSp
SNG =
EWP + EV + EK + ESR + EA + EC + EZH + EH,ZH

Systemnutzungsgrad Plus (SNG+)


QN
SNG+ =
EWP + EV + EK + ESR + EA + EC + EZH + EH,ZH + EH,h + EH,ww

Abbildung 1.7: Systemgrenzen und Kennzahlen in Wärmepumpen­anlagen.

9
Bedeutung. Nebst gesetzlichen Anforde- 1.3. Normen
rungen basieren mittlerweile auch diverse Produkteprüfungen und Anlagenprojektie-
Qualitätslabel darauf. Der SCOP beschreibt rungen basieren grösstenteils auf Normen,
die Effizienz eines Heizgerätes für eine be- welche entweder weltweit (ISO), europä-
stimmte, fest vorgegebene theoretische Last isch (EN) oder national (in Schweiz: SN res-
(festgelegt als Heizkurve). Bewertet wird das pektive SIA) den aktuellen Stand der Technik
Gerät nicht nur in einem bestimmten Be- repräsentieren. Normen liegen auch oft
triebspunkt (COP). Vielmehr repräsentiert Qualitätsauszeichnungen und gesetzlichen
der «saisonale» COP (SCOP) eine Effizienz Anforderungen zugrunde. Häufig genann-
welche alle im Jahresverlauf vorkommen- te Normen im Wärmepumpenbereich sind in
den (Teillast-)Betriebspunkte berücksichtigt Tabelle 1.2 zusammengestellt.
und diese gewichtet. Als klimatische Grund- Hinweis: Nebst den genannten Prüf- und
lage dazu dient das Klima von Strassburg Planungsnormen sind insbesondere auch
(F), welches ungefähr mit der Situation im Richtlinien und Merkblätter zur Gerätesi-
schweizerischen Mittelland übereinstimmt. cherheit zu beachten, u. a.
Alternativ kommen zwei weitere Klimasitu- • Druckgeräterichtlinie (2014/68/EU, früher
ationen («kälter»/Helsinki sowie «wärmer»/ 97/23/EG)
Athen) zur Anwendung. Anhand der oben • Maschinenrichtlinie (Richtlinie 2006/42/
festgelegten Systemgrenzen entspricht der EG)
SCOP am ehesten dem Wärmeerzeugernut- • Richtlinien der Eidgenössischen Koordina-
zungsgrad. tionskommission für Arbeitssicherheit
Auf dem SCOP basierend definiert die (EKAS): EKAS 1825 (Brennbare Flüssigkei-
EN 14825 eine Primärenergieeffizienz ηs, ten), EKAS 6507 (Ammoniak), EKAS 6516
welche einen Umwandlungsfaktor respek- (Druckgeräte)
tive Primärenergiefaktor für Strom von 2,5 • ATEX, Explosionsschutz-Richtlinien
annimmt (Stand 2018). Bei der Umrechnung • SUVA Merkblatt 2153 «Explosions-
vom SCOP zu ηs werden noch kleinere Kor- schutz»
rekturen für Regelung und Umwälzpumpen
berücksichtigt. Sowohl für den Warmwas- Gesetzliche Rahmenbedingungen
ser- als auch den Kühlbetrieb lassen sich ver- Bei der Planung, Installation und Inbetrieb-
gleichbare Kennwerte festlegen. Auf eine nahme von Wärmepumpenanlagen sind
weitere Ausführung wird hier verzichtet, Ta- stets gesetzliche Anforderungen einzuhal-
belle 1.1 fasst die Begriffe aber zusammen. ten. Diese sind teilweise national, kantonal
oder auf Gemeindeebene geregelt. Tabelle
1.3 gibt einen Überblick ohne Anspruch auf

Kennzahl Beschreibung Beschreibung Festlegung


Heizbetrieb / Warmwasserbetrieb
COP Coefficient of Effizienz an bestimmtem Betriebspunkt EN 14511 /
Performance EN 16417
SCOP Seasonal Coefficient Saisonale Effizienz unter Berücksichtigung EN 14825 /
of Performance der ändernden Betriebsbedingungen EN 16147
ηs / ηwh Primärenergie­ Primärenergieeffizienz, basierend auf EN 14825 /
effizienz SCOP EN 16417
Kühlbetrieb
Tabelle 1.1: EER Energy Efficency Analogon zum COP für den Kühlfall EN 14511
Effizienz-Bezeich- Ratio
nungen im Rahmen SEER Seasonal Energy Analogon zum SCOP für den Kühlfall EN 14825
der Ecodesign- Efficency Ratio
Anforderungen an ESEER European Seasonal Vergleichbar SEER, aber andere Lastver- Eurovent /
Heiz-, Warmwasser- Energy Efficency teilung und ohne Standby-Verluste. Kein SIA 382/1
und Kühlgeräte. Ratio Ecodesign-Begriff.

10
Norm Beschreibung Anwendung
Prüfnormen
SN EN 14511 Grundlegende Prüfnorm für Wärme- Qualitätslabels, Datenblattangaben
pumpen
SN EN 14825 Prüfnorm für Wärmepumpen. Legt Energieetikette, Qualitätslabels,
die Verfahren zur Berechnung von Datenblattangaben, Marktzulassung
SCOP und SEER fest.
SN EN 16147 Prüfnorm für Warmwasser-Wärme- Energieetikette, Qualitätslabels,
pumpen Datenblattangaben, Marktzulassung
Planungsnormen
SIA 181 Schallschutz im Hochbau Grundlage für den Schallschutz bei
Wärmepumpenanlagen
SN EN 378 Sicherheitstechnische und umweltre- Einsatz von Kältemitteln
levante Anforderungen
SIA 382/1 Anforderungen an Kältemaschinen –
SIA 384/1 Grundlagen von Heizungsanlagen. Berechnung der Wärmeerzeuger-
Beinhaltet auch Wärmepumpen. leistung
SIA 384/3 Verfahren zur Bestimmung des End­ Vereinfachte Abschätzung (Typolo-
energiebedarfs von Heizungsanla- gietool) und detaillierteres Rechen-
gen. Beinhaltet auch Wärmepumpen. programme (WPesti)
SIA 384/6 Erdwärmesonden Grundlage zu Planung, Ausführung
und Betrieb von Erdwärmesonden.
SIA 384/7 Grundwasserwärmenutzung Ergänzung zur Norm SIA 384/6 Tabelle 1.2:
SIA 384.201 Berechnung der Norm-Heizlast von Zusammen mit SIA 384/1 Grundlage Ausgewählte
Räumen und Gebäuden zur Dimensionierung der Wärmeer- wichtige Normen im
zeugerleistung. Zusammenhang mit
SIA 385/2 Auslegung von Anlagen für Trink- Zusammen mit SIA 384/1 Grund­lage Wärmepumpen.
warmwasser zur Dimensionierung der Relevant ist die je-
Wärmeerzeugerleistung. weils aktuell gültige
SIA MB 2048 Energetische Betriebsoptimierung – Fassung.

Grundlage Inhalt Bemerkung


Energieverordnung (EnV), Marktzulassung und Informati- Umfasst Deklarationspflicht
Seit 2018: Energieeffizienz- onspflicht für das Inverkehrbrin- von Produktedaten und
verordnung (EnEV) gen von Wärmepumpen Pflicht zur «Energieetiket-
tierung»
Lärmschutzverordnung Anforderungen an Aussenlärm­ –
(LSV) imissionen
Musterverordnung der Anforderungen an den Ein- Die MuKEn ist eine Vorla-
Kantone im Energiebereich satz von Wärmepumpen, ge, welche kantonal umge-
(MuKEn) insbesondere zu zulässigen Vor- setzt wird.
lauftemperaturen Heizsystem,
Dimensionierung (el. Heizeinsatz)
Chemikalien-Risiko­ Umgang und Einsatz von Kälte- u.a. Meldepflicht für Anla-
reduktions-Verordnung mitteln gen mit mehr als 3 kg in der
(ChemRRV) Luft stabilen Kältmitteln
Gewässerschutz-Gesetz z. B. für die Nutzung von Grund- Kantonal geregelt
(GSchG), Gewässerschutz- wasser oder Erdwärme
verordnung (GSchV) Tabelle 1.3: Aus-
Baubewilligungsverfahren z. B. für die Nutzung von Grund- Kommunal/kantonal gewählte Gesetze,
wasser oder Erdwärme
Verordnungen und
Brandschutzrichtlinie Brandschutzanforderungen an Kantonal Richtlinien für Wär-
(VFK 24-15) wärmetechnische Anlagen
mepumpenanlagen.

11
Vollständigkeit. Ansprechpartner sind in je- legungs-Vorlauftemperatur 35 °C) unterteilt
dem Fall die lokalen Behörden (Gemeinde – an letztere werden wegen der physikalisch
und Kanton). bedingten besseren Effizienz auch höhere
energetische Anforderungen gestellt. Sie
Ecodesign und Energieetikette befinden sich aber stets in den höchsten Ef-
Seit 2015 bestehen in der Europäischen Uni- fizienzklassen. Die Bewertung ist aber stets
on Anforderungen an die «umweltgerechte an eine definierte Last gebunden, festge-
Gestaltung» von Heizgeräten. Gleichzeitig legt in Form einer Heizkurve in einem durch-
wurde die Pflicht zur Energieetikettierung schnittlichen Klima (Strasbourg/F; ungefähr
dieser Gerätschaften mit einer Wärmeleis- vergleichbar mit dem Schweizer Mittelland).
tung bis 70 kW eingeführt. Die Schweiz hat Die Energieetikette bewertet dadurch be-
diese ein Jahr später in der Energieverord- wusst lediglich ein Gerät, nicht dessen effek-
nung (seit 2018 Energieeffizienzverordnung, tive Nutzung respektive Einbindung in das
EnEV) weitgehend übernommen. Beide Gesamtsystem.
Anforderungen basieren auf der Primär­ Hinweis: Wie für alle Wärmeerzeuger müs-
energieeffizienz ηs. Mit der Energieetikette sen Inverkehrsbringer von Wärmepumpen
wurde zudem ein Instrument geschaffen, mit einer Heizleistung bis 70 kW eine Ener-
das den Vergleich verschiedener Techno- gieetikette bereitstellen. Diese bewertet
logien untereinander ermöglichen soll. So aber einzig das Gerät unter ganz bestimm-
Tabelle 1.4:
Klasseneinteilung werden Kessel, WKK-Anlagen, direktelektri- ten Rahmenbedingungen. Als alleiniges
und energetische sche Heizungen und Wärmepumpen mit ein Auswahlkriterium ist die Energieetikette da-
Minimalanforde- und derselben Etikette bewertet (Abbildung her nur bedingt geeignet. Eine A++ bewer-
rungen für Wärme- 1.8). Die Wärmepumpen werden allerdings tete Luft-Wasser-Wärmepumpe kann unter
pumpen (SCOP für noch etwas feiner in «Wärmepumpen» Umständen (z. B. Alpenraum) weniger ge- Abbildung 1.8:
Luft-Wasser-Geräte, Klasseneinteilung
(Auslegungs-Vorlauftemperatur 55 °C) und eignet sein, als ein A+ bewertetes Sole-Was-
Stand 2018) und minimale An-
«Niedertemperatur-Wärmepumpen» (Aus- ser-Gerät.
(Quelle: FHNW forderungen an die
IEBau). Primärenergieeffizi-
Auslegungs-Vorlauf­ Auslegungs-Vorlauf­ enz ηs von Heizwär-
temperatur 55 °C temperatur 35 °C meerzeugern. Für
SCOP ηs SCOP ηs Niedertemperatur­
A+++ 3.83 150% 4.45 175% wärmepumpen
(«WP 35 ºC») wurde
A++ 3.20 125% 3.83 150%
eine separate Klas-
A+ 2.53 98% 3.15 123%
senteilung geschaf-
Anforderung 2.83 110% 3.20 125%
fen (Quelle: FHNW
Ecodesign
IEBau, Andreas
Genkinger).

ηs (B1) Brenner WP WP ηs Klasse


Klasse für Klasse WKK Elektrisch
≤10/30 kW* ≤70 kW 70 – 400 kW 55 ⁰C 35 ⁰C für Klasse
A+++ ≥150 % ≥ 175 % A+++
A++ ≥125 % ≥ 150 % A++
A+ ≥ 98 % ≥ 123 % A+
P = 30 %
A ≥ 90 % ≥ 115 % A
B ≥ 82 % ≥ 107 % B
C ≥ 75 % ≥ 100 % C
D ≥ 36 % ≥ 61 % D
E ≥ 34 % ≥ 59 % E
Mindestanforderung
F ≥ 30 % seit 26.9.2017 ≥ 55 % F
G < 30 % < 55 % G

*Typ B1 Boiler ≤ 10 kW / Typ B11 Kombiboiler ≤ 30 kW

12
2. Komponenten
der Wärmepumpe

Die vier Hauptkomponenten, ohne die kein zum Einsatz, erreichen eine maximale Vor-
herkömmlicher Kaltdampf-Kreisprozess lauftemperatur von 48 °C (bei Volllast) und
(Verdichtungskältesystem) funktioniert, sind: haben unter Teillast (10 % bis 70 %) sehr ho-
• Verdichter (Kompressor) he Wirkungsgrade. Durch die Kombination
• Verflüssiger (Kondensator) mit einer Dralldrossel im Ansaug passt sich
• Drosselorgan (Expansionsventil) der Turbocor optimal an die unterschiedli-
• Verdampfer chen Lastzustände an. Weitere Vorteile des
Turbocors sind: geringer Anlaufstrom, voll-
2.1. Verdichter ständig integrierte Steuerelektronik mit inte-
Der Verdichter (Kompressor) komprimiert griertem Frequenzumformer (FU), geringes
das aus dem Verdampfer angesaugte Käl- Gewicht, niedriger Schallleistungspegel, kei-
temittelgas auf den Druck, der zur Verflüs- ne mechanischen Verschleissteile und somit
sigung des Kälte­mittels notwendig ist. Es eine höhere Betriebssicherheit durch Mini-
sind die unterschiedlichsten Verdichterkons- mierung der beweglichen Bauteile.
truktionen erhältlich, wobei je nach Anwen-
dungsbereich und Nutzungsart jede Bauart Bauformen
Vor- und Nachteile aufweist. Je nach Anwendung und unter Berücksichti-
gung der Kosten unterscheidet man folgen-
Bauarten de drei Verdichterbauformen.
Tabelle 2.1 beschränkt sich auf Verdichter, Offene Verdichter: Motor und Verdich-
die in der Wärmepumpenbranche häufig ter sind verschiedene Baugruppen. Die An-
eingesetzt werden. Nicht erwähnt sind un- triebswelle des Verdichters wird gasdicht
ter anderem Flügelzellen-, Rollkolben- und aus dem Gehäuse geführt, wo sie direkt ge-
Drehkolbenverdichter. Turbo-Verdichter sind kuppelt oder über einen Keilriemen mit dem
im Markt auch unter der Bezeichnung «Tur- Antriebsmotor verbunden ist. Nebst Elektro­
bocor» bekannt. Diese ölfreien, magnetisch motoren sind auch Verbrennungsmotoren
gelagerten Turbocor-Verdichter kommen für den Antrieb möglich.
Tabelle 2.1:
ab einer Heizleistung von etwa 320 kW Bau­arten von
Verdichtern.
Verdichterbauart Hubkolben Spiralkolben (Scroll) Schraube Turbo
Arbeitsprinzip Verdränger Verdränger Verdränger Strömungsmaschine
Verdichtung statisch statisch statisch dynamisch
Hubvolumen geometrisch geometrisch geometrisch abhängig vom Gegendruck
Förderung pulsierend stetig stetig stetig
Volumenstrom (Bereich) bis 1000 m /h3
bis 500 m /h3
100 bis 10 000 m /h 250 bis 50000 m3/h
3

Heizleistung (Bereich bei B0/W35) bis 800 kW bis 400 kW 80 bis 8000 kW 100 bis 40 000 kW
Druckverhältnis im Regelfall (einstufig) bis 10 bis 10 bis 30 bis 5
Regelbarkeit bei konstanter Drehzahl Stufen schwierig stufenlos stufenlos
Drehzahlregelung möglich möglich möglich möglich
Empfindlichkeit gegen Flüssigkeitsschläge hoch gering gering gering
verursacht Erschütterungen ja nein nein nein

13
Hermetische Verdichter: Motor und Ver-
dichter bilden eine Einheit. Im Gegensatz zur
halbhermetischen Ausführung sind herme-
tische Verdichter in einem vollverschweiss-
ten Gehäuse montiert. Die Motorkühlung
erfolgt in der Regel über das angesaugte
Abbildung 2.1: Kältemittelgas (Sauggaskühlung). Bei einem
Offener Hubkolben- Defekt muss der komplette Verdichter er-
verdichter (Indust- setzt werden.
rieausführung)
Halbhermetische Verdichter: Motor und
(Bild: Grasso).
Verdichter bilden eine Einheit. Die Antriebs-
welle ist komplett im Gehäuse mit dem
Motor verbunden. Die Kühlung des Elektro­
motors erfolgt entweder durch das ange­
saugte Kältemittelgas (Sauggaskühlung)
oder über das Gehäuse mit Luft oder Was-
ser. Zur Verminderung von Reibung und Ver-
schleiss sowie zur Abdichtung von Leckagen
im Verdichtungsraum werden Verdichter
meist mit Öl geschmiert. Das Kältemittel ver-
mischt sich dabei mit dem Öl, insbesondere
in Stillstandszeiten des Verdichters kann es
Abbildung 2.2: sich erheblich darin anreichern. Beim erneu-
Halbhermetischer ten Verdichterstart schäumt das Öl-Kältemit-
Hubkolbenver­ tel-Gemisch dann auf. Um dies zu verhindern
dichter (Bild: Bitzer). kann das Ölvorratgefäss erwärmt werden,
wodurch sich das darin gelöste Kältemittel
genügend verflüchtigt (Carter-, Kurbelge-
häuse- oder Ölsumpfheizung).
Ölfreie Verdichter: Mit ölfreien Verdich-
tern sind solche Verdichter gemeint, die
dank spezieller Konstruktion und Herstel-
lung ohne Ölschmierung auskommen. Der
Abbildung 2.3:
Halbhermetischer wesentliche Vorteil dieser Verdichter liegt
Schraubenverdichter darin, dass kein Öl im Kältekreislauf mitzirku-
(Bild: Bitzer). liert und somit die Problematik der Ölrück-
führung aus dem System entfällt. Dies ergibt
vor allem bei überfluteten Verdampfern und
bei Verbundsystemen (mehrere Verdichter je
Kältekreislauf) wesentliche Vorteile.

Abbildung 2.4:
Hermetischer Abbildung 2.5:
Spiralkolben­ Halbhermetischer
verdichter (Scroll) Turboverdichter, öl­
(Bild: Copeland). frei (Bild: Turbocor).

14
2.2. Wärmeübertrager lastbereich stärker an. Die Folge ist ein bes-
serer Wirkungsgrad des Gesamtsystems.
Verdampfer
Im Verdampfer wird der Umgebung (Luft, Verflüssiger
Wasser, Sole etc.) Wärme entzogen. Das Im Verflüssiger (Kondensator) wird unter
Kältemittel nimmt diese Wärme auf und Wärmeabgabe an Anlagen zur Wärmenut-
verdampft. Die Wärme wird vom Medium zung (Senke) das vom Verdichter kommen-
(Wärmequelle) an das Kältemittel übertra- de Kältemittelgas enthitzt, verflüssigt und
gen. Es ist grundsätzlich zwischen trockener unterkühlt. Die Wärmeabgabe kann auch
und überfluteter Verdampfung zu unter- über mehrere Wärmeübertrager und damit
scheiden, wobei es auch Kombinationen der auf unterschiedlichen Temperaturniveaus
beiden Varianten gibt. erfolgen. Diese Anwendung mit Enthitzer,
Trockene Verdampfung: Das Kältemit- Verflüssiger und Unterkühler wird aus be-
tel wird über ein Expansionsventil dem Ver- triebswirtschaftlichen Gründen bei grösse-
dampfer zugeführt. Die Kältemittelmenge ren Anlagen sowie bei Systemen mit grossen
wird anhand der Differenz zwischen der Temperaturunterschieden zwischen Mediu-
Gas- und Sättigungstemperatur (Sauggas- meintritt und -austritt interessant, z. B. Fern-
überhitzung) geregelt. Am Verdampfer- wärmeversorgung, Wassererwärmung und
austritt ist das Kältemittelgas überhitzt und industrielle Anwendungen.
somit «trocken».
Überflutete Verdampfung: Das Kälte- Bauarten
mittel wird über eine Hoch- oder Nieder- Plattenwärmeübertrager: kompakte
druck-Schwimmerregulierung in den Ver- Konstruktion in gelöteter, geschweisster
dampfer geführt. Die Kältemittelmenge oder gedichteter Ausführung zur Wärme-
wird anhand des Flüssigkeitsspiegels auf übertragung von flüssigen und – in Spezial­
der Hoch- oder Niederdruckseite geregelt. anwendungen – gasförmigen Medien.
Am Verdampferaustritt ist das Kältemittel- Plattenapparate haben den Vorteil von klei-
gas kaum überhitzt und somit «nass». In nen Inhalten, grossen Übertragungsflächen
den meisten Fällen ist deshalb ein Flüssig- auf kleinstem Raum und einer hohen Modu-
keitsabscheider vorzusehen, der den Ver- larität in der Herstellung. Sie sind für trocke-
dichter vor Flüssigkeitsschlägen schützt. Der ne und überflutete Verdampfung geeignet.
wesentliche Vorteil der überfluteten Ver- Bei Wärmepumpen bis ca. 200 kW kommt
dampfer liegt darin, dass keine minimalen vorwiegend diese Bauart zum Einsatz.
Temperaturdifferenzen zwischen Kältemit- Rohrbündelwärmeübertrager sind die
tel- und Mediumseite notwendig sind, d. h. klassische Konstruktion aus Rohrregister und
die Verdampfungstemperatur kann höher Kesselmantel zur Wärmeübertragung von
ausgelegt werden respektive steigt im Teil- flüssigen und vereinzelt auch gasförmigen

Verflüssiger, Unterkühler, Direktverdampfer (DX) Verdampfer überflutet


Erhitzer
Kältemittel

Medium

Medium Medium

Abbildung 2.6:
Kältemittel Kältemittel Schema Platten­
wärmeübertrager.

15
Medien. Rohrbündelapparate zeichnen sich Bei Koaxialwärmeübertragern erfolgt die
durch eine hohe Materialvielfalt, eine gerin- Wärmeübertragung in einem wendelförmig
gere Schmutz- und Frostanfälligkeit sowie gebogenen Doppelrohr, meist aus Kupfer
ein träges Regelverhalten aus. Sie sind für oder Edelstahl gefertigt. Einsatz mehrheit-
trockene und überflutete Verdampfung ge- lich bei kleinsten Anlagen oder aus konst-
eignet, wobei bei der überfluteten Variante ruktionstechnischen Gründen.
eine mehrfach grössere Kältemittelmenge Registerwärmeübertrager bestehen aus
benötigt wird. Rohrschlangen oder Plattenpaketen in ver-
schiedenen Materialqualitäten, die in offe-
nen und geschlossenen Behältern sowie in
festen Umgebungen eingebaut werden. Ein-
satz vor allem bei stark verschmutzten Medi-
en, wie z. B. Abwasser und im Erdreich.
Lamellenwärmeübertrager bestehen in
der Hauptsache aus einzelnen oder mehre-
ren parallelen Rohren mit aufgepressten La-
mellen. Sie sind zur Wärmeübertragung von
gasförmigen Medien (z. B. Luft) geeignet. Es
Abbildung 2.7: sind verschiedene Materialkombinationen
Plattenwärmeüber- und Schaltungen möglich. Speziell zu beach-
trager (Bild: BMS). ten ist ein für den Betrieb optimaler Lamel-
lenabstand, da Verschmutzung, Vereisung
etc. zu deutlichen Leistungseinbussen führen
können. Beim Einsatz unter ca. 5 °C Lufttem-
peratur setzt der Wärmetauscher Reif und Eis
an, deren Abtauung den effizienten Betrieb
Abbildung 2.8:
Rohrbündel­ stark beeinträchtigt (siehe Kapitel 2.6).
wärmeübertrager
(Bild: Bitzer). 2.3. Drosselorgan
Das Drosselorgan entspannt (expandiert)
das verflüssigte Kältemittel von der Hoch-
druck- zur Niederdruckseite des Kältekreis-
laufs. Weiter regelt das Drosselorgan den
Kältemittelfluss zum Verdampfer. Ein korrekt
ausgelegtes Drosselorgan, insbesondere ein
elektronisches Expansionsventil, hat grossen
Abbildung 2.9
Koaxialwärme­ Einfluss auf die Effizienz eines Wärmepum-
übertrager pen-Prozesses.
(Bild: Wieland).

Verflüssiger, Unterkühler, Direktverdampfer (DX) Verdampfer überflutet


Enthitzer

Kältemittel Medium Kältemittel

Abbildung 2.10: Medium Kältemittel Medium


Schema Rohr­bündel­
wärmeübertrager.

16
Bauarten 2.4. Sicherheits­
Expansionsventile regeln den Kältemittel­ einrichtungen
fluss zum Verdampfer anhand der Saug- Damit Apparate, Komponenten, Leitungen
gasüberhitzung am Verdampferaustritt und und Betriebsstoffe des Kältemittelkreislaufs
werden ausschliesslich in Systemen mit tro- nicht unzulässigen Belastungen ausgesetzt
ckener Verdampfung eingesetzt. Es sind werden, sind Sicherheitseinrichtungen not-
thermostatische Expansionsventile mit in- wendig. Die Art und Form der Absiche-
nerem und äusserem Druckausgleich so- rung gibt der Gesetzgeber vor, bezogen auf
wie elektronische Expansionsventile zu Anlagengrösse, Kältemittel und Standort.
unterscheiden. Wesentlicher Vorteil der Nachfolgend eine Auswahl der häufigsten
elektronischen Variante ist die geringere Sicherheitsgeräte und Sicherheitsarmaturen:
Sauggasüberhitzung und der grössere Leis- Sicherheitsdruckbegrenzer respek­tive
tungsbereich eines Ventils. Dies bringt Hochdruckpressostat (Abschaltung bei
Vorteile bei unterschiedlichen Betriebsbedin- steigendem Druck) zum Schutz des Verdich-
gungen und im Teillastverhalten. ters und aller Komponenten auf der Hoch-
Hochdruckschwimmerregler leiten den druckseite. Dieser Apparat muss ab einer
Kältemittelfluss in Abhängigkeit des Flüs- bestimmten Verdichter- respektive Anlagen-
sigkeitsniveaus auf der Hochdruckseite des grösse zwingend mechanisch arbeiten und
Schwimmerreglers dem Verdampfer zu. Die direkt den Strom zum Hauptschütz des Ver-
Hochdruckschwimmerregler müssen nicht dichters unterbrechen.
einreguliert werden und funktionieren im Niederdruck: Abschaltung bei sinkendem
gesamten Leistungsbereich der Anlage sehr Druck zum Schutz des Verdichters und aller
stabil. Komponenten auf der Niederdruckseite.
Niederdruckschwimmerregler arbeiten Öldifferenzdruck: Abschaltung bei sinken-
ähnlich wie ihre Verwandten auf der Hoch- dem Differenzdruck zur Überwachung der
druckseite. Der Kältemittelfluss wird jedoch Verdichterschmierung.
in Abhängigkeit des Flüssigkeitsniveaus im Druckgasüberhitzung: Abschaltung bei
Verdampfer geregelt. Elektronische Vari- steigender Temperatur zur Überwachung
anten von Schwimmerregulierungen sind der Heissgastemperatur.
ebenfalls verfügbar.

Abbildung 2.11: Abbildung 2.13:


Registerwärmeüber- Thermostatisches
trager (Plattenpaket) Expansionsventil
(Bild: Omega). (Bild: Danfoss).

Abbildung 2.12:
Lammellenwärme-
übertrager (Batterie Abbildung 2.14:
ohne Ventilator, Hochdruckschwim-
Gehäuse, etc.) merregler
(Bild: Günter). (Bild: TH-Witt).

17
Frostschutz: Abschaltung bei sinkender zur Vereisung des Expansionsventils, zu Ver-
Temperatur zum Schutz des Verdampfers änderungen der Betriebsstoffqualität und zu
vor dem Einfrieren. Wicklungsschäden führen.
Strömung: Abschaltung bei sinkender Schauglas mit Feuchtigkeitsindikator zur
Sekundärströmung zum Schutz des Ver- visuellen Kontrolle der Systemfeuchtigkeit
dampfers vor Verschmutzung respektive und Flashgasbildung (Gasbläschen) als Indiz
Vereisung und des Verflüssigers und Enthit- für Kältemittelmangel, verschmutzten Filter-
zers vor Überhitzung. trockner etc.
Wicklungsschutz, Klixon, Wärme­paket Saugfilter zum mechanischen Schutz des
und Motorschutz zum Schutz der Elektro- Verdichters.
motoren (Verdichter, Ventilatoren, Pumpen Magnetventil zur automatischen Ab- und
etc.). Umschaltung respektive Absaugung einzel-
Sicherheitsventile, Berstscheiben, Soll- ner Wärmetauscher.
bruchstellen etc. zum Schutz vor zu gros­ Druckregler zur Druckkonstant-, Druck-
sen Systemdrücken im Betrieb und Stillstand, hoch- und Drucktiefhaltung einzelner Sys-
z. B. aufgrund von Feuer. tembereiche.
Niveau-, Kältemittelüberwachung etc. Vibrationsabsorber zur Entkopplung
zur Überwachung des Kältemittelinhalts schwin­gender Anlageteile, z. B. Verdichter.
(Überfüllung, Leckagen, Verlagerungen Druckgasschalldämpfer (Heissgasmuffler)
etc.). zur Dämpfung der Gaspulsationen von Kol-
benverdichtern.
2.5. Weitere Komponen- Kältemittelsammler zur Kältemittelauf-
ten nahme bei unterschiedlichen Betriebszu-
Zur Anlagenfunktion notwendige oder zu- ständen oder im Absaugbetrieb.
mindest vorteilhafte Einbauten sind unter Ölabscheider zur Verhinderung von gros­
anderem folgende Komponenten und Ap- sen Ölverlagerungen im System und Ver-
parate: ölung des Verdampfers. Einsatz bei allen
Abbildung 2.15:
Filtertrockner zur Aufnahme von Rest- Schraubenverdichtern, Mehrverdichteranla-
Prinzipschema
feuchte im Kältesystem. Diese Feuchte kann gen und überfluteten Verdampfern.
Heissgas-Bypass-
Abtauung.

Verflüssiger Verflüssiger

Heizbetrieb Abtaubetrieb

Verdichter Sammler Verdichter Sammler

Flüssigkeits- Flüssigkeits-
abscheider abscheider
(Option) TC (Option) TC

Verdampfer Magnetventil Magnetventil


Verdampfer
Flüssigkeitsleitung Flüssigkeitsleitung

PC Expansionsventil PC Expansionsventil

Magnetventil Druckhochhaltung Magnetventil Druckhochhaltung


Heissgasleitung (Option) Heissgasleitung (Option)

18
Absperrventile und Messarmaturen zur Prozessumkehr (Abbildung 2.16)
einfachen Wartung und Kontrolle der Anla- Mittels 4-Weg-Magnetventil respektive
gen (Schraderventile). Ventilkombinationen wird der Prozess um-
Carter- oder Ölsumpfheizung zum Ver- gekehrt. Der Verflüssiger dient als Verdamp-
hindern, dass sich während der Stillstands- fer und der Verdampfer als Verflüssiger. Zu
zeiten Kältemittel im Schmieröl löst. beachten gilt, dass während des Abtau-
prozesses genügend Energie auf der Wär-
2.6. Abtaueinrichtungen menutzungsseite verfügbar ist, da während
Lamellenwärmeübertrager – beispielsweise der Abtauung Wärme entzogen wird. Die
als Verdampfer von Luft-Wasser-Wärme­- Abtauleistung entspricht ca. dem 2- bis 3-
pumpen – können bei tiefen Lufttemperatu- fachen der elektrischen Leistungsaufnahme
ren Reif und Eis ansetzen. Die Wärmeüber- des Verdichters.
tragung wird dadurch immer schlechter.
Die Oberfläche muss deshalb bei Bedarf ab- NATURABTAUUNG
getaut werden. Bei Luft-Wasser-Wärme- Die Abtauung mit dem Ventilator alleine ist
pumpen haben sich die beiden folgenden über ca. 2 °C bis 3 °C die schnellste und ef-
Abtausysteme durchgesetzt. fizienteste Möglichkeit für das Abtauen des
Verdampfers. Diese Art Abtauung lässt sich
Heissgas-Bypass (Abbildung 2.15) problemlos mit anderen Systemen kombi-
Während des Abtauvorganges wird der nieren.
Verflüssiger mit einem Bypassventil um-
gangen und das Druckgas vom Verdichter 2.7. Bauarten von
direkt dem Verdampfer zugeführt. Wich- Wärme­pumpen
tig dabei ist, dass der Druck nach dem In der Wärmepumpenbranche wird zwi-
Verdichter hochgehalten wird. Die Abtau- schen folgenden Bauarten unterschieden.
leistung entspricht knapp der durch den Kompakt: Alle Anlagenteile sind werk­seitig
Verdichter aufgenommenen elektrischen oder vor Ort kompakt in einem Gehäuse,
Leistung. in einem Maschinenraum oder auf einem Abbildung 2.16:
Chassis aufgebaut. Prinzipschema
Prozessumkehr.

4-Weg-Magnet- TC 4-Weg-Magnet- TC
ventil ventil Verflüssiger
Verflüssiger
Expansionsventil als Verdamper Expansionsventil
Heizbetrieb Verflüssiger Abtaubetrieb Verflüssiger
Verdichter
Rückschlagventil Verdichter Rückschlagventil
Flüssigkeitsabscheider Flüssigkeitsabscheider
(Option) (Option)

Sammler Sammler

TC TC

Expansionsventil Verdampfer Expansionsventil Verdampfer


Verdampfer Verdampfer
als Verflüssiger
Rückschlagventil Rückschlagventil

19
Split: Wesentliche Teile der Wärmepumpe
befinden sich ausserhalb der eigentlichen
Energiezentrale, z. B. der Verdampfer einer
Luft-Wasser-Wärmepumpe befindet sich im
Freien und die Verdichter-Verflüssiger-Grup-
pe im Inneren des Gebäudes.

2.8. Alternative Prozesse


Neben dem Kaltdampf-Kreisprozess (Ver-
dichtungskältesystem) gibt es noch weitere
Prozesse, die als Wärmepumpen genutzt
werden können, z. B. Absorptionsanlagen,
thermoelektrische Kühlung (Peltier-Effekt),
Stirling-Kreisprozess, Kaltdampfinjektions-
und Kaltgasmaschinen.
Im kommerziellen Bereich der Wärmeer-
zeugung hat sich aber nur noch die Absorp-
tionstechnik durchgesetzt. Die Heizzahl
dieser Anlagen liegt unter jener der Verdich-
tungskältesysteme. Dieser Prozess kommt
vor allem dort zur Anwendung, wo nutzbare
Wärme (Abwärme usw.) möglichst kostenlos
und stetig zur Verfügung steht.

20
3. Kältemittel

3.1. Eigenschaften Es wird zwischen fünf Kältemittel-Gruppen


Als Kältemittel wird das Arbeitsmittel einer unterschieden (Abbildung 3.2), Eigenschaf-
Kaltdampfmaschine bezeichnet. Häufig ten der synthetischen Kältemittel sind exem-
wendet man diesen Begriff generell auf alle plarisch für die Derivate von Methan/Ethan
Kältemaschinen oder beliebige Prozesse der in Abbildung 3.3 dargestellt:
Kälteerzeugung an, wie z. B. Wärmepum- • FCKW (vollhalogenierte Fluor-Chlor-Koh-
pen. Jedes Kältemittel sollte nach Möglich- lenwasserstoffe) sind stark Ozonschicht
keit die folgenden Eigenschaften haben: abbauend und klimaaktiv.
• gute thermodynamische Eigenschaften • HFCKW (teilhalogenierte Fluor-Chlor-
• hohe volumetrische Kälteleistung ( Kohlenwasserstoffe) sind Ozonschicht
kleiner Verdichter. Typische Werte in abbauend und klimaaktiv.
Abbildung 3.1) • FKW/HFKW (teilhalogenierte Fluor-Koh-
• für Anwendungsbereich geeignetes lenwasserstoffe) sind chlorfrei und damit
Druckniveau ( kritische Temperatur unschädlich für die Ozonschicht, aber kli-
genügend hoch und Erstarrungstempera- maaktiv.
tur ausreichend tief) • HFO (Hydro-Fluor-Olefine). Ungesättigte
• niedrige Druckverluste bei der Strömung HFKW, d. h. solche mit mindestens einer
• chemisch und thermisch stabil Doppelbindung zwischen zwei Kohle-
• nicht toxisch stoffatomen (C=C). Solche Stoffe werden
• nicht brennbar, nicht explosiv auch als Olefine bezeichnet. HFO wurden als
• gute Mischbarkeit mit Schmiermitteln Alternative zu den stabilen klimaaktiven
• kein Ozonabbaupotenzial (Ozone depleti- Substanzen entwickelt, die Doppelbindung
on potential ODP = 0) macht das Molekül instabil, es zersetzt sich
• kein Treibhauspotenzial (Global warming vergleichsweise rasch in der Atmosphäre.
potential GWP = 0) Wegen des geringen Treibhauspotenzials
• kostengünstig auch als Low-GWP-Kältemittel bezeichnet.

Volumetrische Kälteleistung in kWh/m3 (−5°C/30°C)


3,5

2,5

1,5

0,5
Abbildung 3.1:
0
Volumetrische
R744/CO2 R410a R717/NH3 R290/ R134a HFO- HFO-
Propan 1234yf 1234ze Kälteleistung in
kWh/m³.

21
Weitere Verbreitung dieser Kältemittelgrup- 3.2. Wahl des Kälte­
pe ist unter anderem wegen der fehlenden mittels
Langzeiterfahrung noch offen. Aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen
• Natürliche Kältemittel sind weder Ozon- ist es prinzipiell wichtig, die Kältemittelmen-
schicht abbauend noch klimaaktiv. Teilweise ge zu minimieren. Die sicherheitstechni-
sind die Stoffe jedoch toxisch (Ammoniak), schen Anforderungen an die Verwendung
brennbar (Propan) oder erfordern hohe der verschiedenen Kältemittel sind in der
Betriebsdrücke (CO2). Diesen Nachteilen SN EN 378 geregelt. Ozonschicht abbauende
kann konstruktiv begegnet werden (z. B. Ein- Kältemittel (HFCKW und FCKW) sind in Wär-
hausung der Wärmepumpe). Der Einsatz mepumpen und Kälteanlagen von Gesetzes
natürlicher Kältemittel ist aus ökologischen wegen nicht mehr zulässig. Wenn Leistung
Überlegungen anzustreben. und Effizienz vergleichbar sind, dann sollte
Tabelle 3.1 gibt einen Überblick zu Kältemit- ein Kältemittel mit geringem Treibhauspo-
Abbildung 3.2: tel. Die Benennung beginnt stets mit einem tenzial (GWP) verwendet werden.
Eigenschaften «R» für «Refrigerant». Die zulässige Verwendung von Kältemitteln
synthetischer Kälte­ ist in der Chemikalien-Risikoreduktion-Ver-
mittel (Halogen-
ordnung (ChemRRV) geregelt. Mit deren
Derivate von
Umsetzung soll der Einsatz von natürlichen
Methan respektive
Ethan). Kältemitteln mit tiefem Treibhauspotenzial
gestärkt werden.
In wenigen Sonderfällen kann beim Bun-
desamt für Umwelt (BAFU) eine Ausnah-
CI mebewilligung beantragt werden. Ein
ozonschicht- Gesuchsformular für Ausnahmebewilligun-
abbauend gen für Kälteanlagen sowie weiterführende
Informationen finden sich beim Bundesamt
für Umwelt BAFU: www.bafu.admin.ch/
toxisch R-12 chemikalien.

Abbildung 3.3:
Chemische Struktur
von Kältemitteln
brennbar
(Beispiele). Die Ei-
H F genschaften synthe-
R-134a, R-404A, R-407C tischer Kältemittel
hängt insbesondere
Treibhauseffekt
von den Chlor- (Cl)
Photosmog (Bodenozon) und Fluoratomen (F)
ab (Quelle: Andreas
Genkinger, FHNW
IEBau).

H F
F F F H F
C C H
H C Cl Cl C Cl F C C H F C
F N
F F F F F H H
HFCKW FCKW HFKW HFO natürliches Kältemittel
R22 R12 R134a R1243yf NH3

22
Rechtlicher Status der Kategorie Kältemittel GWP Bemerkungen
Kältemittel gemäss
Anhang 2.10 ChemRRV
Ozonschicht-abbauende, FCKW (chlorhaltig, R11 4750 Verbot für Neuanlagen, Weiterver-
verbotene Kältemittel perhalogeniert) R12 10 900 kauf, Erweiterungen und Umbau-
R502 (Gemisch) 4657 ten. Bestehende Anlagen dürfen
R13B1 7140 weiter betrieben, aber nicht mehr
HFCKW Einstoff- R22 1810 nachgefüllt werden. Für bestehen-
(chlorhaltig, teil­ Kältemittel de Anlagen mit mehr als 3 kg Kälte-
weise halogeniert) Gemische R401A (MP39) 1182 mittel: Meldepflicht (www.smkw.
(Blends), über- R402A (HP80) 2788 ch), Wartungsheft und Dichtigkeits-
wiegend R402B (HP81) 2416 prüfung erforderlich.
R22-haltig R408A (FX-10) 3152
R409A (FX-56) 1585
In der Luft stabile Kältemit- FKW / HFKW Einstoff- R23 14 800 Neuerstellungen, Erweiterungen
tel, begrenzt anwendbar in (chlorfrei) Kältemittel R32 675 und Umbauten von Anlagen mit in
neuen Anlagen und Geräten R134a 1430 der Luft stabilen Kältemitteln über
R125 3500 bestimmten Kälteleistungen sind
R143a 4470 seit 1.12.2013 verboten. Voraus-
Gemische R404A 3920 setzung für eine Ausnahmebewilli-
(Blends) R407C 1770 gung: nach dem Stand der Technik
R407F 1825 sind die Sicherheitsanforderungen
R410A 2090 gemäss SN EN 378-1, -2 und -3 oh-
R413A 2050 ne in der Luft stabile Kältemittel
R417A 2350 nicht erfüllbar.
R422A 3140
R422D 2730 Für Anlagen mit mehr als 3 kg Käl-
R437A 1685 temittel: Meldepflicht (www.smkw.
R507A 3980 ch), Wartungsheft und Dichtigkeits-
Gemische mit R448A 1386 prüfung erforderlich.
HFO (Blends) R449A 1397
R450A 601
R513A 631
Zulässige Kältemittel unter HFO (teilhalogenier- Einstoff- R1234yf 4 Zulässige Kältemittel. Für Anlagen
Vorbehalt der Einhaltung te Fluor-Olefine) Kältemittel R1234ze 7 mit mehr als 3 kg Kältemittel: War-
der Sicherheitsanforderun- tungsheft erforderlich.
gen Natürliche Kälte- Einstoff- R170 (Ethan) 6 Natürliche Kältemittel sind für Neu-
mittel Kältemittel R290 (Propan) 3 anlagen, Erweiterungen und Um-
R717 (NH3) 0 bauten anzustreben. Für Anlagen
R718 (H2O) 0 mit mehr als 3 kg Kältemittel: War-
R744 (CO2) 1 tungsheft erforderlich.
R600a (Isobutan) 3
R1270 (Propen) 2
Gemische R290/R600a 3
(Blends) R290/R170 3
R723 (DME/NH3) 8
Tabelle 3.1: Übersicht über die wichtigsten Kältemittel (Liste nicht abschliessend), Stand am 20. Juni 2017. Die zulässige Verwendung ist
gemäss Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) geregelt (Quelle: BAFU).

23
3.3. Treibhauseffekt und • Der TEWI kann stark reduziert werden,
TEWI-Kennwert wenn die Wärmepumpe mit Ökostrom
TEWI (Total Equivalent Warming Impact) ist betrieben wird, der vollständig aus erneuer-
ein Verfahren zur Abschätzung der globa- baren Energiequellen stammt.
len Erwärmung durch Erfassen sowohl des • Der TEWI hat einen Einfluss auf die
direkten Beitrags der Kältemittelemissio- Betriebskosten.
nen in die Atmosphäre als auch des indirek-
ten Beitrags der Kohlendioxidemissionen, TEWI ist ein Verfahren zur Abschätzung der
verursacht durch die Erzeugung der für den globalen Erwärmung. Wirkungsvolle Mass-
Betrieb der Wärmepumpe respektive Kälte­ nahmen zur TEWI-Reduktion:
anlage benötigten Energie während ihrer • Natürliche Kältemittel oder Kältemittel
Lebensdauer. Bei einer gegebenen Anlage mit kleinem GWP verwenden.
umfasst TEWI: • Konstruktion beziehungsweise Auswahl
• die direkte Auswirkung auf den Treib­ der optimalen Kälteanlage und Kältemittel
haus­effekt durch Kältemittelverlust unter • Optimierung der Anlage für maximale
bestimmten Bedingungen; COP-/EER-Werte respektive Nutzungsgrade
• die indirekte Auswirkung auf den Treib- • Sachgerechte Instandhaltung, ohne Käl-
hauseffekt durch das CO2, das bei der Erzeu- temittelleckagen
gung der zum Betrieb der Anlage erforderli- • Rückgewinnung beziehungsweise Recy-
chen Energie freigesetzt wird. cling von gebrauchten Kältemitteln

Das Wichtigste zum TEWI-Kennwert: 3.4. Gesetzliche Rahmen-


• Die Anwendung des TEWI ist sehr wir- bedingungen und Ent-
kungsvoll zur Beurteilung des Treibhausef- wicklungen
fektes. Lag der Fokus betreffend Umweltschutz
• Der TEWI-Faktor kann mit der Formel im bei Kältemitteln früher auf der Reduktion
unten aufgeführten Kasten errechnet des Ozonabbaus, so verschiebt er sich auf
werden. die Treibhauswirkung. In Europa wird der
• Der energetische Nutzungsgrad hat einen Einsatz von Kältemitteln mit hohem GWP
grossen Einfluss auf den TEWI (indem die durch die neue F-Gas-Verordnung (Verord-
Energieaufnahme verringert wird). nung über fluorierte Treibhaugase) künftig

Berechnungsverfahren für TEWI

TEWI = Total Equivalent Warming Impact


TEWI = (GWP ⋅ L ⋅ n) + (GWP ⋅ m ⋅ [1 – α Rückgewinnung ]) + (n ⋅ E Jahr ⋅ β)

Dabei ist
GWP ⋅ L ⋅ n der Anteil der Verluste durch Leckage
(GWP ⋅ m [1 – α Rückgewinnung ]) der Anteil der Verluste bei Rückgewinnung
(n ⋅ E Jahr ⋅ β) der Anteil der Verluste aus der Energieaufnahme

Dabei ist
TEWI der gesamte, äquivalente Erwärmungsbeitrag in kg CO2
GWP das Treibhauspotenzial, bezogen auf CO2
L die Leckrate in kg pro Jahr
n die Betriebszeit der Anlage in Jahren
m die Kältemittelfüllmenge in kg
αRückgewinnung der Faktor für Rückgewinnung respektive Recycling (0 bis 1)
EJahr die Energieaufnahme in kWh pro Jahr
β die CO2-Emission in kg pro kWh

24
stark eingeschränkt. Die oben genannte Sicherheitsauflagen im Weg. Welche Kälte-
schweizerische Chemikalien-Risikoreduk- mittel sich mittel- bis langfristig etablieren,
tions-Verordnung (ChemRRV) zielt in diesel- ist aber noch offen.
be Richtung. Ozon abbauende Kältemittel
sind in der Schweiz seit einigen Jahren kom-
plett verboten, auch zum allfälligen Nachfül-
len bei Leckagen.
Für Anlagen ab einer Kältemittel-Füllmen-
ge von 3 kg ist in jedem Fall ein Wartungs-
heft zu führen. In diesem müssen durch die
ausführende Fachperson alle Eingriffe und
Wartungen (z. B. Nachfüllen von Kältemittel)
vermerkt werden. Kommen ozonschichtab-
bauende oder in der Luft stabile Kältemittel
zum Einsatz, so muss die Anlage zusätzlich
bei den zuständigen Behörden angemeldet
und regelmässig auf Dichtigkeit hin geprüft
werden (Tabelle 3.1). Mit der Anmeldung er-
hält die Anlage eine Vignette, anhand de-
rer sie identifiziert werden kann (an Anlage
anbringen). Als Anlaufstelle für weitere In-
formationen und Vorlagen für ein War-
tungsheft sei hier auf die «Schweizerische
Meldestelle für Kälteanlagen und Wärme-
pumpen» verwiesen (www.smkw.ch).
Die Verwendung von Treibhauseffekt ver-
ursachenden Kältemitteln ist nur noch ein-
geschränkt möglich, Wärmepumpen für
den Komfortbereich mit dem ehemals stark
verbreiteten R134a (ein HFKW) und einer
Verdampferleistung über 600 kW dürfen
beispielsweise nicht mehr in Verkehr ge-
bracht werden. Zurzeit (Stand 2018) findet
daher eine Umstellung auf Stoffe mit einem
geringen GWP statt. Ausgehend von Auto-
mobil-Klimaanlagen wurden verschiedene
Alternativen genauer untersucht, woraus
das HFO Kältemittel R1234yf und daraus
abgeleitete Gemische entstanden sind.
Die geringere Stabilität von R1234yf führ-
te aber zu kontroversen Ansichten bezüg-
lich der Verwendbarkeit, auch fehlen noch
Langzeiterfahrungen zu diesen Stoffen. Als
interessante Option bieten sich auch die na-
türlichen Kältemittel Ammoniak, Kohlen-
stoff-Dioxid und Propan an. Diese sind seit
langem bekannt und haben sich in gewis-
sen Anwendungsgebieten gut etabliert. Ei-
ner allgemeinen Anwendung standen bisher
aber spezifische Stoffeigenschaften sowie

25
4. Wärmequellen

Folgende Wärmequellenarten können mit • Kompakt-Anlage für Aussenaufstel-


Wärmepumpen genutzt werden: lung: Diese Bauart kommt zum Einsatz,
• Aussenluft wenn im Gebäude kein Platz vorhanden ist
• Erdwärme (oder dies von der Bauherrschaft gewünscht
• Grund- und Oberflächenwasser wird).
• Abwärme • Split-Anlage: Kommt dort zum Einsatz,
• Gebäudekühlung wo die Aussenluft aufgrund der erforderli-
Grundsätzlich gilt, je tiefer das Temperatur- chen Luftvolumenstrommenge nicht direkt
niveau der Wärmequelle, desto schlechter dem im Gebäude platzierten Aggregat
ist die Effizienz (COP) der Wärmepumpe und zugeführt werden kann. Der Verdampferteil
umgekehrt. wird im Freien aufgestellt, der Verflüssiger
im Gebäude. Der Verdichter kann sich in der
4.1. Aussenluft Aussen- oder der Inneneinheit befinden.
Die Aussenluft steht uns in unbeschränkter
Menge als Wärmequelle zur Verfügung.
Die geringe Wärmekapazität von Luft – im Vorlauftemperatur [°C]
Vergleich zu Sole oder Wasser – ist aber 65
nachteilig: Sie erfordert vergleichsweise ho- 60
he Volumenströme am Verdampfer. Auch 55
kann sich am Verdampfer (bei kühler feuch- 50
Abbildung 4.1: Bei- ter Aussenluft) gefrierendes Kondensat an-
45
spiel Einsatzgrenzen lagern, das regelmässig abgetaut werden
40
einer Luft-Wasser- muss. Zu beachten ist auch, dass die Wär-
Wärmepumpe 35
mequellentemperatur gegenläufig zur be-
(oben). Bei tiefen 30
nötigten Heizsystemtemperatur ist. Bei
Lufteintrittstem-
steigenden Aussentemperaturen nimmt die 25
peraturen sind nur
noch reduzierte Heizleistung des Geräts zu. Diesem Effekt 20
−30 −20 −10 0 10 20 30 40
Vorlauftempera- kann durch Kaskadierung oder Drehzahlre-
Lufteintrittstemperatur [°C]
turen erreichbar. gelung von Verdichtern entgegengewirkt
Unten: Gebäudelast werden (Abbildung 4.1). Der Lufttransport Leistung/Last [kW]
und Heizleistung durch den Ventilator kann störende Schall­ 8
(leistungsgeregelte
emissionen verursachen. Aus diesem Grund 7
WP). Bei tiefen Aus- Zusatzheizung (Notheizung)
senlufttemperaturen
verlangen die kommunalen Baubewilli- 6
muss deshalb eine gungsbehörden in der Regel einen Lärm- 5
Zusatzheizung die schutznachweis (Kapitel 7). 4
Last abdecken. Ach- Leistung
3
tung: Von Gesetzes Systeme
wegen muss die 2
Man unterscheidet folgende Bauarten: Wärmepumpe
Wärmepumpe bis 1
• Kompakt-Anlage für Innenaufstel- Last
zur Auslegungstem- 0
peratur den Bedarf lung: Diese Bauart wird in der Regel für klei- −15 −10 −5 0 5 10 15 20
alleine abdecken nere und mittlere Anlagen eingesetzt (Heiz- Aussenlufttemperatur [°C]
können. leistung: 5 kW bis 50 kW).

27
Planungshinweise • Bei Aussentemperaturen unter rund
Die Nutzung von Aussenluft als Wärme- + 5 °C und entsprechender Luftfeuchtigkeit
quelle ist grundsätzlich nicht bewilligungs- kann der Verdampfer vereisen. Es ist eine
pflichtig, der Elektroanschluss ist jedoch automatische Abtauung notwendig. Die
durch das zuständige Elektrizitätswerk zu gerätespezifischen Anforderungen sind zu
bewilligen. Ebenso sind die jeweiligen berücksichtigen.
Anforderungen der kantonalen und kom- • Durch die Abkühlung unter den Taupunkt
munalen Baubewilligungsverfahren, der Luft entsteht Kondenswasser. Dieses
insbesondere betreffend Lärmschutz zu muss gesammelt und in einer frostsicheren
berücksichtigen. Leitung abgeführt werden. Dies gilt auch für
• Die Heizsystemtemperatur kann auf- die Verrohrung des Verdampfers.
grund der zeitweise tiefen Quellentempera- • Es ist zu beachten, dass die abgekühlte
tur eingeschränkt sein (Abbildung 4.1). Luft der Wärmepumpe nicht vom Aussen-
• Wärmepumpen müssen von Gesetzes luftstrom erfasst wird (Kurzschluss). Es
wegen (MuKEn) so dimensioniert sein, dass besteht zudem die Gefahr, dass sich ein
sie im Auslegungsfall den gesamten Leis- «Kaltluftsee» bildet.
tungsbedarf abdecken. • Mit dem Einsatz von Erdluftwärmetau-
schern oder durch Luftfassung an
«warmen» Standorten (Autoeinstellhalle,
Gebäudeabluftanlage, Technikzentralen
etc.) kann die Energieeffizienz der Wärme-
pumpe gesteigert werden.
• Die Wärmepumpe ist vor Beschädigung
und Funktionsbeeinträchtigungen durch
Personen sowie Schnee, Laub, Staubparti-
Abbildung 4.2:
Kompakt-Anlage keln und Kleintieren zu schützen. Umge-
für Innenaufstellung kehrt sind Personen vor beweglichen Teilen
(Bild: BKW AG). (Ventilatoren, Verdichtern und Pumpen) zu
schützen (inklusive Elektroanschlüsse).
• Eine feste Installation von Aussengeräten
bedingt eine Baubewilligung.
• Bei der Planung einer Split-Anlage sind
die kältetechnischen Grundregeln besonders
zu beachten.
• Grosse Beachtung ist dem Thema Schal-
Abbildung 4.3:
lemissionen zu widmen (Kapitel 7).
Kompakt-
Anlage für Aussen­
aufstellung 4.2. Erdwärme
(Bild: BKW AG). Das Erdreich ist ein idealer Wärmelieferant.
Bereits etwa 10 m unter der Erdoberfläche
weist das Erdreich eine über das ganze Jahr
annähernd konstante Temperatur auf. Mit
zunehmender Tiefe erhöht sich die Tempera-
tur im Untergrund um ca. 3 K pro 100 m. Die
jahreszeitliche Konstanz bildet eine ideale
Voraussetzung zur Nutzung von Erdwärme
zu Heizzwecken. Erdwärmesonden werden
Abbildung 4.4: normalerweise zwischen 50 m bis zu 350 m
Erdwärmesonde tief gebohrt. Die Nutzung von Erdwärme ist
(Bild: BKW AG). bewilligungspflichtig. Als Grundlagen zur

28
Auslegung und zum Einbau dient die Norm Diese kommen als einfaches (Simplex-EWS),
SIA 384/6 «Erdwärmesonden». doppeltes U-Rohr (Duplex-EWS) oder als
Koaxialausführung vor. Aufgrund ihrer Effizi-
Erdwärmesonden (EWS) enz (grosse Wärmeübertragungsfläche) und
Zur Wärmegewinnung aus dem Erdreich so- einfachen Handhabung hat sich vor allem
wie zur passiven oder aktiven Kühlung wer- die Anordnung mit zwei Doppel-U-Rohren
den heute in der Regel mit Wasser oder durchgesetzt. In der Mitte ist ein zusätzli-
einem Wasser-Glykol-Gemisch gefüllte EWS ches Rohr angeordnet, durch welches das
oder EWS-Felder eingesetzt. Bohrloch mit einem Bentonit-Zement-Was-
ser-Gemisch von unten ausgefüllt wird und
Systeme welches sicherstellt, dass die wasserführen-
Es handelt sich praktisch durchwegs um den Rohre nicht von der Bohrwand wegrut-
PE-Kunststoffrohre, die in verschiedenen schen.
Anordnungen eingesetzt werden können. EWS-Anlagen sind unter folgenden energie-
relevanten Aspekten auszulegen:
• Übertragungsleistung der Sonde (Entzug
oder Einspeisung)
• Energiebedarf: Umfang und Dauer des
Wärmeentzug und der allfälligen Rückspei-
sung (Regeneration, Kühlung) im Jahresver-
lauf
• Geologie des Untergrunds: Temperatur,
Wärmeleitfähigkeit, Dichte, Wärmekapazi-
tät, Grundwasser-Vorkommen etc.
• Anzahl Sonden mit Wärmeleitfähigkeit
der Hinterfüllung
• Sondenlänge respektive Sondentiefe
• Sondenabstand
• Bohr- und Rohrdurchmesser
Abbildung 4.5: • Wasser- oder Frostschutzfüllung, ohne
Bohrpfahl (Bild: Eisbildung
enercret Röthis). • Druckverlust des Systems

Abbildung 4.7:
Pfahlarmierungs-
Abbildung 4.6: korb mit befestigten
Rammpfahl (Bild: Sonden (Quelle:
enercret Röthis). HakaGerodur).

29
Planungshinweise innerhalb des Gebäudes befinden (Frost-
• Wo Erdwärme genutzt werden darf, ist schutz beachten: Wärmedämmung oder Lei-
aus den Geoinformationsportalen (Erdwär- tungsfüllung mit Frostschutz). Abbildung
menutzungskarten) der Kantone ersichtlich 4.8 zeigt einen externen, begehbaren Ver-
• EWS-Anlagen werden durch zertifizierte teiler.
Bohrfirmen ausgeführt und sind in jedem • Der Verteiler muss über die gesamte
Fall bewilligungspflichtig (Zuständigkeit: Lebensdauer zugänglich sein. Klare Kenn-
Kantone). Die FWS vergibt ein Gütesiegel für zeichnung, welche EWS wo am Verteiler
Erdwärmesonden-Bohrfirmen, deren angeschlossen sind. Bei Anlagen mit zwei
Berücksichtigung wird empfohlen. Für das oder mehr Sonden Volumenstrom-Regel-
Wärmepumpen-System-Modul (Kapitel 8.2) ventile einbauen und einregulieren.
ist dies Pflicht. • EWS auf lange Lebensdauer auslegen
• Die Auslegung muss nach Norm SIA und nicht zu knapp dimensionieren (Reserve
384/6 erfolgen, für einfache Anlagen bis vier bei WP-Ersatz mit besserer Effizienz).
Sonden beschreibt diese ein vereinfachtes
Verfahren. Grundsatz: Je grösser das Erd- Erdwärmesonde mit Kohlenstoff­
sondenfeld, desto geringer ist der mögliche dioxid-Technik
langfristige Wärmeentzug je Laufmeter Als Alternative zur Erdwärmesonde mit ei-
Sonde. Zu berücksichtigen sind auch nicht ner Wasser- oder Wasser-Glykol-Füllung
vollständig regenerierte Nachbarsonden. kann die Sonde mit CO2 betrieben werden.
• Wird die EWS-Anlage auch als «Kälte- Die CO2-Sonde funktioniert nach dem Prin-
quelle» für Kühlzwecke (Free-Cooling) ein- zip des Wärmerohres (heat pipe). Ungiftiges
gesetzt, kann das Erdreich durch den Wär- CO2 (Kohlendioxid) zirkuliert in der Erdwär-
meeintrag teilweise «regeneriert» werden. mesonde. Das CO2 wird in flüssigem Zu-
Die Auswirkungen der Regeneration auf die stand unter Druck in die Erdwärmesonde
EWS-Dimensionierung sind durch einen aus- gefüllt. Es sinkt ab und erwärmt sich mit der
gewiesenen Spezialisten abzuklären respek- steigenden Temperatur im Erdreich. Dabei
tive mit einem geeigneten Softwaretool zu verdampft die Flüssigkeit und kondensiert
simulieren. wieder an der kältesten Stelle, das heisst im
• EWS-Anlagen dürfen nicht zur Bauaus- Verdampfer der Wärmepumpe, und über-
trocknung eingesetzt werden, da die trägt so die Erdwärme zur Wärmepumpe.
erwähnten Rahmenbedingungen in der Das CO2 zirkuliert im Gegensatz zum Wär-
Regel überschritten werden. meträger einer herkömmlichen Erdwär-
• Die Zufahrt zur Bohrstelle mit dem Bohr- mesonde ohne Hilfsenergie, wodurch sich
gerät ist sicherzustellen.
• Hinweise zur Erdsondengeometrie sind in
Tabelle 4.1: Länge Tabelle 4.1 aufgeführt.
und Inhalt von Son-
• Die Erdwärmesonden-Anschlussleitun-
den sowie Bohrloch-
gen werden in einem Verteiler zusammen-
durchmesser.
Annahme: Doppel- gefasst. Dieser kann sich ausserhalb oder
U-Rohr.
EWS-Rohr- Inhalt pro Bohrloch- Maximale
durchmesser Meter durchmesser* Länge
32 mm 2,12 Liter 112 bis 115 mm ca. 150 m
40 mm 3,34 Liter 127 bis 135 mm ca. 300 m**
50 mm 5,18 Liter 152 mm über 300 m**
* Spühlbohrungen in grundbruchgefährdetem Untergrund (Silt­
sande etc.) erfordern grös­sere Durchmesser (4 ¾" bis 7 5 ⁄8"), je nach Abbildung 4.8:
EWS-Durchmesser und Bodenverhältnissen. Externer begehbarer
** Ab ca. 250 m sind EWS mit höherer Druckbeständigkeit zu ver- Verteiler (Quelle:
wenden. Jansen AG).

30
Energieeinsparungen ergeben. Allerdings ein Frostschutz-Gemisch als Wärmeträger
können diese Sonden im Sommer durch verwendet.
Wärmeeintrag einer Wärmepumpe nicht re-
generiert werden. Eine Gebäudekühlung ist Systeme
mit dieser Sonde auch nicht möglich. Erdwärmeregister bestehen in der Regel
aus Kunststoffen oder kunststoffumman-
Erdwärmeregister telten Kupferrohren. Diese werden im Ge-
Anstelle von EWS werden auch Erdwärme- bäude oder in einem Schacht ausserhalb des
register verwendet. Diese bestehen aus hori- Gebäudes auf einem Verteiler respektive
Abbildung 4.10: zontal verlegten Rohrschlangen im Erdreich, Sammler zusammengefasst.
Neuanlage eines 1,2 bis 1,5 Meter unter der Terrainoberfläche
Erdwärmeregis-
(Abbildung 4.10). Die Erdwärmeregister ent- Planungshinweise
ters. Dieses wird
anschliessend
ziehen dem Erdreich mehrheitlich jene Wär- • Erdwärmeregister können bewilligungs-
wieder mit Erdreich me, welche durch Sonneneinstrahlung und pflichtig sein (Zuständigkeit: Kantone).
überdeckt (Quelle: Regen eingetragen wird. In der Regel wird • Die maximale Entzugsleistung (Kälteleis-
HakaGerodur). tung) bei guten Bodenverhältnissen beträgt
pro m² Erdregisterfläche ca. 25 W bis 30 W
oder ca. 60 kWh während einer Heizperio-
de. Bei schlechtem Boden (trocken) liegen
die Werte bei 10 W/m2 bis 15 W/m2.
• Bei Eindeckung des Erdwärmeregisters
muss das System unter Druck sein, um allfäl-
lige Beschädigungen zu erkennen. (Steine,
Bauschutt etc. sind für das Überdecken nicht
geeignet.)
• Bei Erdwärmeregistern kann es jahreszeit-
Abbildung 4.9:
lich zu Erdbewegungen kommen, wenn Beispiel eines
diese vereisen. Verteilers (Quelle:
Jansen AG).

Masse in mm
deckel
Schacht-
zum
abstand
Mindest-
200
180

270
90
420

350

800

90
Ø 50
445

Ø 63 100 110
270
200
200

Ø 50

280
100 130 100 60 60 130

Vorderansicht Lochbild Kernbohrungen für Soleleitungen Seitenansicht

31
1 Dicht verschweisst: Alle Leitungen sind 2 Hochwertige Schachtabdeckung: UV-
mit der Schachtwand dicht verschweisst und beständiger, tagwasserdichter PE-Kunst-
gewährleisten absolute Dichtigkeit. stoffdeckel in stabiler Ausführung.

3 Robust und funktional: Aus bis zu 4 Absperrbare Hauptleitung: Je nach


12 mm dicken PE-Platten gefertigt. Erfüllt Schachttyp entweder mit Kugelhahn oder
hohe statische Anforderungen. Tragfähige mit Absperrklappe; für korrekte Installation
Ösen für Sicherung, Transport und Einbau. und optimalen Betrieb.

5 Soleleitungen und Durchflussanzei- 6 Spülanschluss: Die 1"-Spülanschlüsse sind


gen: Alle Soleleitungen sind absperrbar. Die absperrbar und ermöglichen ein schnelles
Abbildung 4.11: Durchflussanzeigen sind mit 1¼"-Überwurf- Spülen und Befüllen der Anlage.
Kompletter Verteiler muttern befestigt und können so bei Bedarf
(Quelle: Jansen AG). einfach gewartet werden.

32
Energiepfähle Erdwärmegraben
Energiepfähle kommen in der Regel an Or- In 1 m bis 1,5 m tiefen Gräben werden
ten mit instabilem Baugrund als Fundations- Kunststoffrohre horizontal verlegt. Sie sind
pfähle zum Einsatz. Der Energiepfahl wird ebenfalls durch die Witterung an der Erd-
also primär als statisches Element eingesetzt. oberfläche beeinflusst.
Anordnung und Umfang richtet sich nach
den Anforderungen, die an das Gebäude re- Schlitzwände
spektive den Baugrund gestellt werden. Der Schlitzwände werden je nach Boden oder
Energiegewinn ist demnach von den geo- Tiefe mit einem Greifer oder einer Fräse ab-
logischen Verhältnissen und den statisch geteuft. In das ausgehobene Schlitzsegment
bedingten Massnahmen (Länge und Anord- wird der Armierungskorb mit den befestig-
nung) abhängig. In der Regel wird ein Frost- ten Kunststoffrohren eingebracht und an-
schutz-Gemisch als Wärmeträger verwendet. schliessend mit Beton aufgefüllt.

Systeme Anbindung des Erdwärmenut-


Man unterscheidet zwei Bauarten von zungssystems
Energie­pfählen: Nebst der richtigen Auslegung der Quell-
• Bohrpfähle bestehen aus Armierungskör- ennutzung sollte immer auch der Hydraulik
ben, an denen Rohre befestigt werden. Sie des Primärkreises genügend Beachtung ge-
werden in ein Bohrloch versenkt, das an­ schenkt werden.
schliessend mit Beton aufgefüllt wird.
• Rammpfähle sind vorgefertigte Beton- Wärmeträger
pfähle, in denen im Werk die Rohre verlegt Üblicherweise werden Erdwärmeentzugs-
und eingegossen werden. Beim Einrammen systeme mit einem Frostschutz-Gemisch be-
muss sichergestellt werden, dass die Lei- trieben. Erdwärmeentzugssysteme können
tungsanschlüsse am Pfahlende nicht beschä- aber bei entsprechender Auslegung (z. B.
digt werden. durch Simulationsrechnung), mit Wasser oh-
ne Zusätze betrieben werden. Dabei darf
Planungshinweise die Verdampfungstemperatur nur so tief ge-
• Energiepfähle sind bewilligungspflichtig wählt werden, dass keine Eisbildung mög-
(Zuständigkeit: Kantone). lich ist. Abbildung 4.12:
• Sie sind durch ausgewiesene Spezialisten Erd­wärmekörbe
zu berechnen. (Bild: Calmotherm).
• Die Zufahrt zur Bohr- respektive Ramm­
stelle mit dem Arbeitsgerät ist sicherzustel-
len.
• Die Zuleitungen ab Energiepfahl zum Ver-
teiler sind in genügender Tiefe zu verlegen
und mit einer Wärmedämmung zu versehen.
• Je nach Untergrund und Auslegung ist
der Betrieb nur mit Wasser als Wärmeträger
möglich.

Erdwärmekörbe
Erdwärmekörbe sind spiralförmig aufgerollte
Kunststoffrohre, die in einer Tiefe von 1,5 m
bis 3,5 m eingebracht werden (Abbildung
4.12). Sie werden wie Erdwärmeregister
durch die Witterung an der Erdoberfläche
beeinflusst.

33
Die Konzentration des Frostschutz-Gemi- Rohrsysteme
sches sollte den Vorschriften des Geräte- • Es sind korrosionsbeständige Materialien
herstellers respektive des Gerätelieferanten wie Kunststoff, Chromstahl (V4A) oder
entsprechen (Korrosionsschutz). Die physi- gegen Korrosion behandelter Stahl zu ver-
kalischen Eigenschaften des Frostschutzge- wenden. Es dürfen keine verzinkten Rohre
mischs ändern sich je nach Temperatur und oder Fittinge verwendet werden.
Wärmekapazität. • Im Gebäude ist das Leitungsnetz inklusive
Armaturen dampfdicht zu dämmen, um
Umwälzpumpen Schwitzwasser zu vermeiden.
Die Umwälzpumpe ist immer anlagespe-
zifisch auszulegen und zu berechnen. Je Hydraulischer Abgleich
nach Länge und Anordnung der EWS ist der Die einzelnen EWS-Kreise sind untereinan-
Druckverlust beträchtlich. Eine über- oder der hydraulisch abzugleichen. Am EWS-Ver-
unterdimensionierte Umwälzpumpe kann teiler sind entsprechende Regulierarmaturen
den Wirkungsgrad der Gesamtanlage we- einzubauen.
sentlich verschlechtern. Generell ist ein
möglichst hoher Wirkungsgrad der Umwälz- 4.3. Grundwasser
pumpe anzustreben. Bei leistungsregulier-
ten Wärmepumpen ist auch die Leistung der Grundwasservorkommen
Umwälzpumpe im Sondenkreislauf dem Be- Wasser, welches im Untergrund Gestein-
darf anzupassen. Der Schwitzwasserbildung sporen, Risse oder Klüfte füllt, wird als
ist Rechnung zu tragen. Grundwasser bezeichnet. Es fliesst unter
Einwirkung der Schwerkraft vorwiegend
Sicherheitseinrichtungen entlang der durchlässigeren Zonen in Lo-
• Die Drucküberwachung schaltet die Wär- cker- und Festgesteinen (kies- und sand-
mepumpenanlage bei einem Druckabfall im reiche Lagen, Sandstein, geklüfteter oder
Primärkreis aus. verkarsteter Fels). Oberflächennahes Grund-
• Das Expansionsgefäss kompensiert die wasser wird meist aus Tiefen von wenigen
Druckveränderungen im System, die sich Metern bis mehreren 10 Metern vorwie-
durch Temperaturänderung und Verände- gend aus kiesreichen Lockergesteinsvorkom-
rungen am Material (z. B. Kriechen der men (Schotter) gefördert. Oberflächennahes
Kunststoffrohre) ergeben. Grundwasser wird teilweise auch als Trink-
• Um die Anlage vor Überdruck zu schüt- wasser verwendet, die Nutzung ist daher
zen, ist ein Sicherheitsventil einzubauen. Der durch Grundwasserschutzgesetze geregelt
Überlauf ist in ein Auffanggefäss zu führen. und immer bewilligungs- respektive konzes-
sionspflichtig.

Erdwärmeregister Erdwärmegraben

Abbildung 4.13:
Anbindung an
Erdwärme- Energiepfähle und
Erdwärmenutzungs- sonden Erdwärmekörbe
systeme.

34
Die mittlere Jahrestemperatur von oberflä- achtung zu schenken. Grundwasser ist in
chennahem Grundwasser liegt in der Regel den meisten Fällen nicht aggressiv. Insbeson-
bei 9 °C bis 11 °C und damit über dem Mit- dere der Eintrag von organischem Material
telwert von Aussenluft. Die Temperatur oder Sauerstoff durch Zutritt von Oberflä-
kann durch zusickerndes Oberflächenwasser chenwasser kann zu unerwünschten Reak-
oder durch die Lufttemperatur beeinflusst tionen führen. Aus diesen Gründen ist eine
werden. Ist der Einfluss durch Oberflächen- einfache Analyse der Grundwasserqualität
gewässer relativ gering und liegt die Förder- empfehlenswert. Folgende Grenzwerte soll-
tiefe mehrere Meter unter Terrain, sind die ten eingehalten werden:
jahreszeitlichen Temperaturschwankungen • pH-Wert: ≥ 7
jedoch minimal. Mit zunehmender Tiefe ver- • Eisen (gelöst): ≤ 0,15 mg/l
zögern sich die Maximal- und Minimalwerte • Mangan (gelöst): ≤ 0,1 mg/l
stärker. Die maximale Temperaturschwan-
kung liegt bei etwa 5 K (Abbildung 4.14). Verunreinigungen durch Sand, welche in
Aufgrund des relativ hohen und konstan- der Anlage mechanische Schäden verursa-
ten Temperaturniveaus ist Grundwasser ei- chen können, sollten bei einer fachgerecht
ne ideale und zuverlässige Wärmequelle für erstellten Anlage weder durch Oberflächen-
Wärmepumpen. Es kann sowohl für Heiz- als wassereinfluss noch durch die Förderung im
auch für Kühlzwecke genutzt werden. Als Filterbrunnen auftreten. Um dies zu gewähr-
Grundlagen zur Auslegung dient die Norm leisten, soll sowohl der Entnahme- als auch
SIA 384/7:2010 «Grundwasserwärmenut- der Rückgabebrunnen unter fachkundiger
zung». Aufsicht geplant und erstellt werden. Da-
bei spielt die fachgerechte Entsandung vor
Grundwasserqualität der Fertigstellung und Inbetriebnahme des
Die Qualität von Grundwasser kann durch Brunnens eine wichtige Rolle.
Infiltration aus Oberflächengewässern ent-
scheidend beeinflusst werden (Abbildung Grundwasserfassung und Rück-
4.15). Neben der thermischen Beeinflussung gabe
Abbildung 4.14:
Grundwasser-
ist auch der Qualität des Grundwassers Be- Die Dimensionierung des Entnahme- und
Temperaturen. Rückgabebrunnens (Abbildung 4.16) richtet
sich vor allem nach den Eigenschaften des
Terrain Terrain
0 wasserführenden Gesteins sowie der von der
1 Wärmepumpe benötigten Fördermenge. Die
optimale Entnahmemenge aus einem För-
2
derbrunnen liegt im Bereich der halben ma-
3 ximalen Entnahmemenge (Abbildung 4.17).
Grundwasserspiegel
Abbildung 4.15:
4 Die benötigte Fördermenge pro kW Wärme­
Infiltration von
5 Oberflächenwasser.

6 Infiltration Exfiltration
θmin. θmax. 7
Fluss oder See
8

10

11
Terrain in m
Tiefe unter

8 10 12 14 16 °C 0 1 2 3 4 5 Monate

Grundwassertemperatur Zeitliche Verzögerung erhöhte Infiltration infolge


Grundwasserabsenkung

35
bedarf liegt in der Regel zwischen 150 l/h Hinweise zur Planung und Umsetzung
und 200 l/h. Mit steigender Entnahmemen- • Wo Grundwasser genutzt werden darf,
ge sind in der Regel grössere Bohrdurchmes- ist aus den Geoinformationsportalen
ser notwendig. Die Dimensionierung der (Gewässerschutz- und Wärmenutzungs­
Bohrungen hängt aber stark von den loka- karten) der Kantone ersichtlich.
len Gegebenheiten ab und sollte durch eine • Für eine Grundwassernutzung ist eine
Fachperson erfolgen. Die Rückgabe erfolgt amtliche Bewilligung respektive Konzession
oft auch über einen untiefen Versickerungs- notwendig. Dies betrifft auch Probebohrun-
schacht. Dazu muss die Sickerfähigkeit des gen. Die Bewilligungspraxis ist kantonal
Untergrundes abgeklärt werden. Fallweise unterschiedlich. Häufig werden Niveau- und
kann die Rückgabe in ein nahe liegendes Temperaturüberwachungen des Grundwas-
Oberflächengewässer erfolgen. sers im Brunnen verlangt. Beispielsweise
müssen spezielle Druckfühler sowie Tempe-
ratursensoren mit der Grundwasserpumpe
abgesenkt werden.
• Planung und Umsetzung sollten unter
Einbezug eines beratenden Geologen oder
Hydrogeologen erfolgen.
• Eine einfache Wasseranalyse ist empfeh-
lenswert. Es ist allerdings zu beachten, dass
die Wasserqualität saisonal schwanken
kann. Auf die Materialisierung der Leitungen
und Komponenten ist zu achten (Korrosion
Abbildung 4.16:
Entnahme- und und Verschmutzung).
Rückgabebrunnen • Bei Fassungen in der Nähe von Oberflä-
(Bild: BKW AG). chengewässern ist eine mögliche Infiltration
durch diese zu beachten.
Abbildung 4.17: • Bei der Lokalisierung von Entnahme und
Zwei Beispiele für
Rückgabestelle ist die Grundwasserströ-
die Dimensionierung
einer Grundwasser- mung zu berücksichtigen (keine Rückgabe
fassung. im Anströmbereich der Entnahme).
• Die Leistung der Förderpumpe sollte auf
VMAX, d2 VMAX, d1
Grundwasserspiegel den niedrigsten zu erwartenden Grundwas-
0
Entnahmemenge V serstand ausgelegt werden.
• Eine Temperatur- und Strömungsüberwa-
0,5
chung bietet Schutz vor Abkühlung des
genutzten Wassers unter den Gefrierpunkt
Br

1,0
un

sowie vor Übernutzung der Fassung.


ne

d1
nd

• Bei Verunreinigungen des Grundwassers


ur
ch

1,5 ist ein Zwischenkreis einzubauen, der den


m
es

Wärmetauscher der Wärmepumpe schützt.


se
r
d2

2,0 VOPT, d2
= = Das komplette Anlagensystem muss nach
Norm SIA 384/7 folgende Systemkompo-
2,5
= = nenten umfassen (Abbildung 4.18):
VOPT, d1 • Entnahmebrunnen
· ·
VOPT = ½ VMAX • Fördersystem (Pumpe, Spülstutzen, Rohr-
Absenkung in m
· leitungen und Wärmeübertrager), um das
VMAX = Maximale Entnahmemenge nach längerem Pumpversuch
· Grundwasser aus dem Entnahmebrunnen
VOPT = Optimale Entnahmemenge für Wärmepumpen
bis zur Rückgabe zu leiten.

36
• Sicherheitseinrichtungen zum Schutz der von Oberflächenwasser bewilligungs- res-
Förderpumpe (Trockenlauf) pektive konzessionspflichtig, Ansprechpart-
• Einrichtungen zum Schutz des Wärme- ner sind die Kantone oder Gemeinden. Die
übertragers (vor mechanischer oder chemi- relativ grossen Temperaturschwankungen
scher Überbeanspruchung) von Oberflächengewässern (Fluss-, Bach-
• Rückgabe (Brunnen oder Versickerung) oder Seewasser) lassen einen monovalenten
• Einrichtungen zur Überwachung des Betrieb mit Direktnutzung in der Regel nicht
geförderten Grundwassers (Wassermenge, zu. Es findet deshalb meist eine indirekte
Wassertemperaturen von Entnahme und Nutzung statt: Die Wärmequelle gibt ihre
Rückgabe) Wärme an einen Wärmetauscher ab, der
• Einrichtung zur Überwachung des Grund- durch einen Zwischenkreislauf mit der Wär-
wassers (Wasserstand) mepumpe verbunden ist. Der Zwischenkreis-
lauf enthält ein Frostschutzgemisch, damit
Oberflächenwasser die Verdampfungstemperatur schadlos un-
Oberflächengewässer enthalten ein beacht- ter 0  °C sinken darf. Der oft auch behördlich Abbildung 4.18:
liches Potenzial zum Heizen und Kühlen na- geforderte Zwischenkreis schützt zudem das Überblick über die
he gelegener Gebäude, wobei aber auch Gewässer vor Kältemittelkontamination im Systemkomponen-
ten (Quelle: Norm
Rücksicht auf das Ökosystem genommen Schadenfall.
SIA 384/7).
werden muss. Daher ist auch die Nutzung
Hinweis: Symbole
nach SIA 410

Wärme-
Entnahme- Rückgabe-
übertrager
brunnen brunnen

> 0,5 m über Verdampfer,


P
M resp. Wärmetauscher
T T

Sicherheitseinrichtungen Pumpe:
- Motorschutz
- Trockenlaufschutz
- Befestigung mit Stahlseil

Förderpumpe Drosselarmatur
M
Durchgangsventil (Motor) Filter, Schmutzfänger

Energiemessung (+/−) mit Rechenwerk T


Thermometer

Absperrorgan P
Manometer

Rückflussverhinderer Temperaturfühler

Entleerung Druckfühler

Spülstutzen

37
Der Wärmeentzug aus Oberflächengewäs- • Filterbrunnenlösung (Abbildung 4.22):
Abbildung 4.19: sern ist grundsätzlich auf zwei Arten mög- Das Wasser wird in einem Filterbrunnen
Register im Fliessge- lich: direkt neben dem Oberflächengewässer
wässer. • Register im Fliessgewässer (Abbildung gesammelt und von hier aus zu einem
4.19): Es fliesst eine sehr grosse Wassermen- Wärmetauscher gepumpt.
Abbildung 4.20:
ge durch das Register, die Abkühlung ist ent-
Definition mittlere
sprechend klein (Abbildung 4.20). Für die Registerlösung ist es empfehlens-
logarithmische Tem-
peraturdifferenz. wert, mit einer mittleren logarithmischen
Temperaturdifferenz (Abbildung 4.20) von
maximal 5 K bis 6 K zu rechnen. Zur Dimen-
Fluss sionierung der Wärmetauscherfläche kann
man U-Werte von 200 bis 300 W/m² K an-
nehmen (Strömungsgeschwindigkeit über
0,5 m/s). Es ist empfehlenswert, einen Si-
cherheitszuschlag von etwa 25 % für eine
mögliche Verschmutzung des Registers zu
Rechen Seitenkanal machen. Die rasch nachfliessende Wärme-
Grobfilter Stützmauerwerk quelle (Bach- und Flusswasser) verhindert
eine Eisbildung. Der Rohrabstand muss im
von WP zu WP
Minimum 4 cm betragen. Zudem muss das

Temperatur in °C Temperatur in °C

Flusstemperatur 2 Eintritt 2
2 Wär

∆Τ1 = 1K
meq
uelle
1 ∆ΤA
1 Austritt 1
0 Austritt
∆ΤE
Zw
−1
d ium 0 isc 0
∆Τ2 = 3 K

r me he
−2 ge ∆ΤE − ∆ΤA nk
rä re
m et ∆Τlog =
∆ΤE isl
−3 är –1 au –1
W ln f Abbildung 4.21:
∆ΤA
Temperaturen
Eintritt Austritt –2 –2 Wärmequellen und
Eintritt
Zwischenkreislauf.

Kalt Warm
~2 – 6 °C ~40 – 70 °C

Heizungs-/Kühlungs- Wärme- Abbildung 4.22:


kreislauf tauscher Thermische Rückgabe Filterbrunnen bei
Wärmepumpe Seewassernutzung.
Im Beispiel wird der
Sekundärkreislauf
Filter See oder Fluss zum Kühlen (indus-
trieller Prozess) und
Sekundärkreislauf Heizen (Gebäude)
Entnahme
genutzt, das Rück-
gabewasser ist käl-
Primärkreislauf
ter als das Entnah-
(See- oder Flusswasser)
mewasser (Quelle:
EAWAG 2018).

38
Register durch bauliche Massnahmen gegen 4.4. Abwärme
Geröll geschützt werden und gut zu reini- Abwärme sollte, wenn immer möglich, di-
gen sein. Bei stehenden Gewässern ist diese rekt genutzt werden. Ist eine Direktnutzung
Lösung nur bedingt brauchbar. Der Vorteil aufgrund der geforderten Nutzungstempe-
der Filterbrunnen-Lösung ist die praktisch raturen nicht möglich, so kann die vorhan-
verschmutzungsfreie Wasserentnahme. Ein dene Abwärme mittels einer Wärmepumpe
monovalenter Betrieb ist häufig möglich. Bei auf das notwendige Temperaturniveau an-
der Nutzung von Seewasser ist dessen Tem- gehoben werden.
peraturschichtung zu beachten: die Entnah-
me sollte in mindestens 15 m Tiefe erfolgen, Abwasser
für Kältenutzung noch tiefer (Bereich 30 m Abwasser ist in verschiedenen Formen vor-
– 70 m). Die Rückgabe sollte Oberflächen- handen, z. B. ungereinigt in der Kanalisation,
schichten nicht zusätzlich erwärmen. vorgereinigt in Industriebetrieben mit ho-
Zusammenfassend kann gesagt werden: hem Frischwasserbedarf oder gereinigt am
• Ein Zwischenkreislauf ergibt tiefere Ver- Ende der Kläranlage. Die Wassertemperatu-
dampfungstemperaturen und damit ren bewegen sich zwischen 10 °C und 25 °C
schlechtere Leistungszahlen (Abbildung in der Kanalisation und in der Kläranlage so-
4.21). wie bis über 60 °C in Industriebetrieben.
• Das Wasserangebot von Flüssen ist oft Die Abkühlung des Abwassers ist bei richtig
schwankend (insbesondere bei kleineren geplanten und entsprechend den Vorgaben
Fliessgewässern). der Kläranlagenbetreiber dimensionierten
• Bei Fliessgewässern ist auch ober- und Anlagen kein Problem. Zudem ist eine solche
unterliegende (d. h. stromaufwärts respek­ Energienutzung weder für die Abwasserrei-
tive -abwärts) Nutzung zu berücksichtigen. nigung noch für Gewässer von Nachteil.
• Pro kW Wärmebedarf liegt der Wasserbe-
darf in der Regel bei ca. 300 l/h bis 400 l/h. Systeme
• Die Realisierung ist eher schwierig (insbe- Kanalwärmeübertrager: Die Energiege-
sondere die Registerlösung, Seewasserfas- winnung erfolgt über einen Wärmeüber-
sungen sind relativ unproblematisch). trager, der in die Sohle des Abwasserkanals
• Zur Nutzung von Oberflächengewässern integriert wird. Bei neuen Abwasserkanälen
ist eine amtliche Bewilligung notwendig. werden auch direkt im Kanal einbetonierte
Das Bewilligungsverfahren und der Unter- Rohre zum Wärmeentzug eingesetzt.
halt können insbesondere bei der Registerlö- Wärmeübertrager im Bypass: Der Einbau
sung sehr aufwendig sein. erfolgt parallel zum Abwasserkanal. Dies hat
• Eine Wasseranalyse ist unbedingt emp- den Vorteil, dass während der Bauzeit fast
fehlenswert. Es ist allerdings zu beachten, keine Beeinträchtigung des Abwasserkanals
dass die Wasserqualität saisonal schwanken stattfindet.
kann. Auf die Materialisierung der Leitungen Energieentnahme ohne Kanalwärme-
und Komponenten ist zu achten (Korrosion tauscher: Dies ist bei grossen Anlagen,
und Verschmutzung). bei denen der Einsatz von Kanalwärmetau-
• Verschmutzungen oder Verstopfungen schern an technische Grenzen stösst, von
durch Wandermuscheln oder Biofilm beach- Vorteil. Hier wird mit dem Abwasser mit
ten. oder ohne Zwischenkreislauf über den Ver-
• Sommerlicher Wärmeeintrag ist aus öko- dampfer der Wärmepumpe gefahren. Damit
logischer Sicht am heikelsten und wird daher der Verdampfer respektive der Wärmeüber-
kaum bewilligt. trager nicht verschmutzt, ist entweder eine
Vorreinigung des Abwassers nötig oder die
Apparate sind konstruktiv auf die Abwasser-
qualität auszulegen.

39
Abwasser-Wärmepumpen: Der Energie- 4.5. Gebäudekühlung
entzug erfolgt direkt im oder neben dem Grössere, komplexe Dienstleistungsgebäu-
Gebäude bevor das Abwasser der Kanalisati- de müssen heute aufgrund grösserer Intern-
on zugeleitet wird. Es sind verschiedene her- lasten (gemäss Norm SIA 2024:2015) und
stellerspezifische Systeme erhältlich. höherer Komfortansprüche der Nutzer ge-
kühlt werden. Dabei ist es empfehlenswert,
Planungshinweise die Gebäude mittels Nutzung von Erdwär-
• Diese Anlagen erfordern aus technischen me, Grund- oder Oberflächenwasser di-
und wirtschaftlichen Gründen eine Mindest- rekt zu kühlen. In diesem Fall spricht man
wassermenge. von freier Kühlung (Free-Cooling). Die nicht
• Beim Einsatz von Kanalwärmeübertra- verwendbare Wärme wird der Luft, dem
gern kann mit einer spezifischen Entzugsleis- Grund-, Oberflächen- und Abwasser oder
tung von ca. 1,5 kW/m2 bis 2 kW/m² kalku- dem Erdreich zugeführt. Damit lässt sich
liert werden. das Erdsondenfeld in den Sommermona-
• Hohe Abwassertemperaturen erlauben ten «regenerieren», mit der Folge einer hö-
eine grössere Abkühlung und damit einen heren JAZ der Wärmepumpe. Ist eine freie
grossen Energieentzug. Ideale Vorausset- Kühlung nicht möglich, so muss der Wärme-
zungen sind bei Abwassertemperaturen entzug im Verdichterbetrieb erfolgen (Ak-
gegeben, die im schlechtesten Fall über tiv-Kühlung).
10  °C liegen.
• Eine wichtige Voraussetzung ist ein konti- Systeme
nuierlicher Abwasseranfall. Auch nachts und Prinzipiell unterscheidet man folgende Sys-
an den Wochenenden sollten die betriebs- teme:
technisch notwendigen Mindestwassermen- • Kältegeführte Anlagen (Kältemaschine)
gen eingehalten werden. • Wärmegeführte Anlagen (Wärme­-
• Die Zugänglichkeit muss für den Einbau pumpe)
und die spätere Wartung gewährleistet sein.
• Die Wärmeübertrager im Bypass-Kanal Das heisst, die Führungsgrösse entscheidet,
müssen vor Verschmutzung und vor Fremd- ob es sich um eine Kältemaschine oder ei-
körpern (Sand, Steine, Schlamm) freigehal- ne Wärmepumpe respektive um eine kom-
ten werden. binierte Anlage handelt. Die Energie kann
• Die Distanz zwischen der Wärmequelle grundsätzlich über dasselbe Verteilsystem
und dem Standort der Wärmepumpe sollte dem Verbraucher zugeführt oder entzogen
möglichst kurz sein, da sonst für den Trans- werden. Im Kühlbetrieb muss das System
port der gewonnenen Energie viel entweder gegen zu tiefe Betriebstempe-
Transport­­energie verbraucht wird, die sich raturen (Schwitzwasserbildung) geschützt
auf die JAZ negativ auswirkt. werden oder ist entsprechend der Einsatzbe-
• Solche Anlagen sind von Spezialisten mit dingungen zu dämmen und gegen Korros-
entsprechender Erfahrung zu planen. ion zu schützen. Eine kombinierte Nutzung
• Das zuständige Amt für den Abwasserbe- der Wärmeübergabesysteme unterliegt ge-
reich von Anfang an miteinbeziehen. wissen Beschränkungen: Heizungen in üb-
• Nicht geeignet für Kleinanlagen. licher Ausführung werden im Kühlfall mit
Hinweis: Abwärmenutzung ist oft auch von einer Mediumstemperatur von minimalen
Gesetzes wegen vorgeschrieben. Dabei ist 17 °C bis 20 °C betrieben, sodass sich (im
nicht nur an Abwasser zu denken, Abwär- Normalfall) kein Schwitzwasser bilden kann.
mequelle kann z. B. auch die Rückkühlung Die Leistungsfähigkeit im Kühlbetrieb ist da-
von Kälteanlagen sein. durch aber beschränkt.

40
Beispiele: Wird eine Niedertemperatur- densatbildung auf Bodenoberfläche respek-
Fussbodenheizung zur Gebäudekühlung tive im Unterlagsboden).
(Changeover-Bodenkühlung) verwendet
und wird die Wärme, z. B. mittels Wärme- Lüftungs- und Klimaanlagen
übertrager, direkt der Erdsondenanlage zu- Systeme
geführt (Rückkühlung), handelt es sich um Der Einsatz von Wärmepumpen ist auch bei
freie Kühlung (auch als «Natural Cooling» Lüftungs- und Klimaanlagen sinnvoll. Die
oder «Free Cooling» bezeichnet). Wärmepumpe stellt eine ideale Komponen-
Die Kühlung der Zuluft erfolgt mittels Ver- te für die Wärmerückgewinnung (WRG)
dichterbetrieb, entweder mit einer Kälte­ oder Abwärmenutzung (AWN) dar. Damit
maschine oder einer auf Kältebetrieb ist es möglich, sowohl die sensible, wie auch
umschaltbaren Wärmepumpe. Die Abwär- die latente Wärme aus einem Abluftstrom
me wird im Gebäude zumindest teilweise zurückzugewinnen und diese Wärmeener-
genutzt, die Restwärme wird über die Aus- gie samt dem dazu benötigten Kraftbedarf
senluft mittels Rückkühler abgeführt. Hier- wieder in den Kreislauf zurückzubringen.
bei handelt es sich um eine Kältemaschine Standardisierte Lösungen findet man z. B.
mit Abwärmenutzung. bei Hallenbad-Lüftungsgeräten und bei Ge-
bäuden mit kontrollierter Lüftung.
Planungshinweise In Hallenbädern steht vor allem die Ent-
• Kantonale Energie- und Bauvorschriften feuchtung der Raumluft im Vordergrund. Bei
beachten. diesen Geräten wird der Luftstrom zuerst
• Der Wärme- und Kältebedarf des Gebäu- über den Verdampfer (Entfeuchtung) und
des mit den zugehörigen Medientemperatu- anschliessend über den Verflüssiger (Wie-
ren ist in einer frühen Phase zu definieren. dererwärmung des Luftstroms) geleitet. Die
• Bei Erdwärmesondenanlagen ist bei der überschüssige Wärme wird oft zur Badwas-
Wahl der Sondenlänge die primäre Nutzung sererwärmung genutzt.
zu berücksichtigen. Eine weitere Anwendung ist bei dezentra-
• Bei Grund-, Oberflächen- und Abwasser- len Lüftungsanlagen zu finden. Bei kleineren
nutzungen sind die maximalen Rückgabe- Anlagen mit einer Distanz zwischen Fort-
temperaturen mit den zuständigen Behör- und Zuluftanlagen von weniger als 25 m
den unbedingt zu klären. wird direkt der Verdampfer in den Fortluft-
• Die Auslegung und die Definition der Ein- respektive der Verflüssiger in den Zuluft-Mo-
satzgrenzen sowie die hydraulische und nobloc eingebaut. Bei grossen Anlagen oder
regeltechnische Schnittstelle sind zwingend grossen Distanzen ist ein Zwischenkreislauf
mit dem Hersteller oder Lieferanten der Käl- empfehlenswert. Bei einem Wärmeüber-
teanlage zu klären. schuss können die Anlagen zur Gebäudehei-
• Der Wärmedämmung (Schwitzwasser) zung oder ausserhalb der Heizperiode zur
des Rückkühlsystems ist ebenfalls Beachtung Warmwasserbereitung genutzt werden.
zu schenken, falls im Free-Cooling-Betrieb
gefahren wird (kalte Leitungen der Rückküh- Planungshinweise
lung im Warmbereich). • Die Wärmeübertrager in den Lüftungsan-
• Speziell zu beachten ist die richtige Wahl lagen müssen für eine regelmässige Reini-
der regeltechnischen Schnittstellen zwi- gung gut zugänglich sein. Weiter ist eine
schen Erzeugung, Verteilung und Verbrau- geeignete Wärmedämmung vorzusehen
cher. Eine klare und zweckmässige Trennung (Schwitzwasser).
erleichtert Planung Realisierung und Betrieb, • Die beiden Energieströme (Quelle und
vor allem bei komplexen Anlagen. Senke) sollten möglichst gleichzeitig verfüg-
• Bei Fussbodenheizungen ist eine Vor- bar sein, da sonst eine Energiespeicherung
lauftemperaturbegrenzung (mindestens benötigt wird, die sehr schnell hohe Kosten
18 °C) vorzusehen (Vorbeugung von Kon- verursachen kann.

41
5. Wärmeabgabe

Mit der Wärmeübergabe wird das System trittstemperaturen verschwenden hochwer-


bezeichnet, mit dem die von der Wärme- tige elektrische Energie und belasten das
respektive Kälteerzeugung bereitgestellte Betriebsbudget des Betreibers. Zudem ist die
und vom Verteilsystem transportierte Wär- technische Lebensdauer der Komponenten
me oder Kälte an den Raum übergeben bei höheren Betriebsdrücken (im Kältekreis)
wird. Im Folgenden wird auf den Heizfall kürzer. Energetisch bieten Niedrigstenergie-
fokussiert, dann wird üblicherweise vom häuser mit Flächenabgabesystemen aller-
Wärmeabgabesystem gesprochen. Die beste Voraussetzungen für den Betrieb von
Temperaturen des Wärmeabgabesystems Wärmepumpen. Diese unterliegen in ihrer
sind direkt von der Norm-Heizlast (Wärme­ Funktion jedoch auch thermodynamischen
leistungsbedarf) des Gebäudes und da- und konstruktiven Gesetzmässigkeiten. Da- Abbildung 5.1:
mit von dessen energetischen Konstellation durch sind einer Auslegung auch Grenzen Verlauf der Tempe-
(Standort, Lage, Geometrie, Konstruktion, gesetzt. Modernere Geräte ermöglichen ratur in einem Raum
Wärmedämmung, Nutzung) und von den teilweise zwar eine Leistungsmodulation, mit Fussbodenhei-
der Modulationsbereich bleibt aber stets zung. Die Tempe-
gesetzlichen Vorschriften abhängig. So hat-
ratur sinkt mit der
te die Reduktion des Energiebedarfs durch mehr oder weniger beschränkt. Im Gegen-
Höhe leicht ab und
die seit den 1980er-Jahren eingeführten satz zu einer Kesselanlage, bei der die Bren- wird als angenehm
Energiegesetze einen direkten Einfluss auf empfunden.
den Wärmeleistungsbedarf und die Ausle-
gung von Raumheizungssystemen. Heute
Höhe in m
sind die maximal zulässigen Vorlauftempera-
turen durch den Gesetzgeber vorgegeben.
Ein wesentliches Kriterium bezüglich der
notwendigen Temperaturen im Heizsystem 2,5
betrifft die Ausführung. Insbesondere die Ideale Fussbodenheizung
Grösse der Wärmeübertragungsfläche ist Heizung
relevant, welche beispielsweise Fussboden- 2,0
heizungen von Radiatorheizungen deutlich
unterscheiden.
Da Wärmepumpen bei kleineren Tempe- 1,5
raturhüben zwischen Verdampfer und
Verflüssiger die eingesetzte Verdichter-
Energie effizienter nutzen, ist eine möglichst 1,0
tiefe Verflüssigungstemperatur und damit
Vorlauftemperatur im Heizsystem anzustre-
ben. Im Besonderen ist im Teillastfall eine 0,5
gleitende Vorlauftemperatur der konstanten
Betriebsweise vorzuziehen, wobei hiermit
die Austrittstemperatur der Wärmepumpe
und nicht nur des Wärmeabgabesystems 16° 18° 20° 22° 24° 26°
als ausschlaggebende Grösse zu verstehen Raumlufttemperatur in °C

ist. Wärmepumpen mit unnötig hohen Aus-

43
nerleistung und damit die Kesselleistung in Fussbodenheizung
begrenztem Rahmen angehoben werden Vorteile
kann, ist dies bei der Wärmepumpe nicht • Grosse Wärmeabgabe bei tiefen Vor-
möglich. Daher sind Wärmepumpen bei- lauftemperaturen aufgrund der Kompensa-
spielsweise schlecht geeignet, um mit einer tion durch die grosse Fussbodenfläche.
erhöhten Vorlauftemperatur eine Bauaus- • Selbstregeleffekt: Die Wärmeabgabe von
trocknung zu bewältigen oder eine Nacht- Bodenheizungen regelt sich bis zu einem
absenkung energetisch auszugleichen. gewissen Grad selbst. Beispiel: Erwärmt sich
die Raumluft durch Sonneneinstrahlung
5.1. Warmwasserheizung oder erhöhte Personenbelegung, vermindert
Systeme sich automatisch die Wärmeabgabe der
Wärmeabgabesysteme bei Warmwasser- Fussbodenoberfläche. Dieser Selbstregelef-
heizungen beziehen sich vorwiegend auf fekt ist bei Fussbodenheizungen auf Grund
Fussboden- und Heizkörperheizungen oder der geringen Temperaturdifferenz zwischen
Kombinationen der beiden Systeme. In den Raumlufttemperatur und Oberflächentem-
vergangenen Jahren kommen, vor allem in peratur der Heizfläche (in der Regel rund
Niedrigenergiebauten, auch thermoaktive 2 K) besonders ausgeprägt. Gute Tempera-
Bauteilsysteme (TABS) zum Einsatz. turverteilung über die Raumhöhe (Abbil-
Physikalisch basiert die Wärmeabgabe an dung 5.1).
den Raum beinahe ausschliesslich über Kon- • Unterlagsboden (Estrich) kann als Spei-
vektion und Wärmestrahlung. Das Verhältnis cher benutzt werden.
von Konvektion zu Strahlung wird für jedes • Bodenheizung kann im Sommer auch zur
Wärmeabgabesystem durch den Heizkör- (sanften) Bodenkühlung genutzt werden
per-Exponenten n in der Heizkörper-Aus- (Change-over). Es muss lediglich ein zusätzli-
wahlliste angegeben und ist für weitere cher Wärme­tauscher als Netztrennung zwi-
Berechnungen wichtig. Je kleiner der Heiz- schen heizen und kühler installiert werden.
körper-Exponent ist, desto grösser ist der Kondensatbildung vermeiden (Taupunktre-
Abbildung 5.2:
Verlauf der Leis- Strahlungsanteil. Der Heizkörper-Exponent gelung)!
tungszahl in beträgt etwa: Abbildung 5.3:
Abhängigkeit der • Plattenheizkörper: n = 1,2 – 1,3 Nachteile Prozentsatz unzu-
Heizvorlauftem- • Radiatoren: n = 1,3 • Trägheit durch den Einbau im Unterlags- friedener Personen,
peratur (°C) einer • Fussbodenheizungen: n = 1,1 boden die leichte Haus-
Wärmepumpe mit schuhe tragen,
• Wärmeabgabesystem ist nach der Erstel-
Erdkollektor (0 °C) in Funktion der
lung nicht mehr zugänglich.
und Fussboden­ Fussbodenober­
heizung (Winter). flächentemperatur.

Leistungszahl Anteil Unzufriedene in %


12 100

10

6 ∆T = 35 K 10
COP = 4,4
∆T = 55 K
4 COP = 3,0

0 1
0 10 20 30 40 50 60
5 15 25 35
Heizvorlauftemperatur in °C Fussbodenoberflächentemperatur in °C

0,55

44 0,50
1 ???

0,45
(-)
Die Reduktion des Energiebedarfs durch die schaften darüber zu informieren, dass die
seit den 1980er-Jahren eingeführten Ener- tiefen Vorlauftemperaturen für die Mate­
giegesetze hat einen direkten Einfluss auf rialwahl des Fussbodenbelages eine nicht zu
den Wärmeleistungsbedarf und die Ausle- unterschätzende Bedeutung hat. Denn Fuss-
gung von Raumheizungssystemen. In der bodenheizungen führen häufig aufgrund
Folge können die Vorlauftemperaturen zum kalter Oberflächen zu Reklamationen (siehe
Teil massiv gesenkt werden. Mit der tiefen Abbildung 5.3).
Vorlauftemperatur erreichen wir bei der Abbildung 5.4 zeigt sehr eindrücklich den
Wärmepumpe einen effizienteren Energie- Wärmabfluss aus dem Fuss bei unterschiedli-
einsatz. chen Materialien der Fussbodenoberfläche.
Die gängige Vorstellung von «Fussbodenhei-
zung gleich warmer Fussboden» entspricht Thermoaktive Bauteilsysteme
nicht der Realität. Es ist die Pflicht der Planer Thermoaktive Bauteilsysteme (TABS)
und Installateure, Architekten und Bauherr- sind Bauteile, die als Teil der Raumum-
schliessungsflächen über ein integriertes
Rohrsystem mit einem Heiz- oder Kühlme-
Naturstein dium beaufschlagt werden können und so
18°C die Beheizung oder Kühlung des Raumes er-
27°C möglichen. Die Konstruktionsvielfalt reicht
nach diesem Verständnis von Heiz- bezie-
hungsweise Kühldecken über Geschoss­ Abbildung 5.5:
Wärmedämmung trenndecken mit kernintegrierten Rohren bis Detailschnitt TABS.
hin zu Fussbodenheizungen. Die darin ent-
ohne Bodenheizung Abbildung 5.6:
haltenen (extrem) trägen Systeme werden
Verwaltungsge-
bewusst eingesetzt, um Energieangebot
bäude mit 6000 m2
und Raumenergiebedarf unter dem Aspekt thermoaktiver Bau-
Naturstein teile (Bild: Vescal).
23°C
27°C
obere Armierung

Armierungsnetz
Rohrleitungen
mit Bodenheizung
Distanzkorb

untere Armierung
Parkett
18°C
27°C

ohne Bodenheizung

Teppich
18°C
27°C
Abbildung 5.4:
Wärmeabfluss vom
Fuss bei unter-
schiedlichen Boden- ohne Bodenheizung
belägen.

45
der rationellen Energieanwendung zeitlich 24 Vollbetriebsstunden der Bauteilkonditi-
zu entkoppeln, z. B. aktive Bauteilkühlung in onierung, so ergibt sich eine Wärmemenge
der Nacht, passive Raumkühlung über den von 1,2 kWh/m2, die pro Tag an den Raum
kühlen Bauteil am Tage. Gebäude- und An- abgegeben werden kann.
lagenkonzepte, die träge reagierende ther-
moaktive Bauteilsysteme vorsehen, setzen Heizkörperheizung
im kompetenten und verantwortungsvollen Vorteile
Planungsprozess den Einsatz von modernen • Reagiert schnell auf Laständerungen.
Gebäudesimulationswerkzeugen voraus, um • Wärmeabgabesystem ist jederzeit
fundierte Aussagen über Behaglichkeit und zugänglich.
Energiebedarf treffen zu können. • Kaltluftabfall an kalten Oberflächen kann
Entscheidend ist der Wärmeübergang: Für je nach der Platzierung des Heizkörpers ver-
den Wärmeaustausch zwischen thermoak- mieden werden.
tiven Bauteilen und dem Raum kann mit • Hohe Flexibilität bei Umbauten, da Heiz-
einem kombinierten Wärmeübergangskoef- körper einfach demontiert und versetzt
fizienten (α) für Strahlung und Konvektion werden können.
gerechnet werden. Bei horizontalen oder
vertikal nach oben gerichteten Wärmeströ- Nachteile
men beträgt dieser kombinierte Koeffizient • Kleinere Wärmeleistung bei tiefen Vor-
ca. 7 bis 8 W/m  K (durch Konvektion ca. 2
2
lauftemperaturen
bis 3 W/m2 K, jener durch Strahlung ca. 5 W/ • Schlechtere Temperaturverteilung über
m  K). Beispielsweise ergibt dies bei einem
2
die Raumhöhe (Abbildung 5.7)
typischen Temperaturunterschied zwischen • Kalter Boden bei Steinplatten
Bauteiloberfläche und Raumluft von 6 K • Benötigt relativ grosse Heizkörper­
(Bauteiloberflächentemperatur von 19 °C flächen.
und Raumlufttemperatur von 25 °C) einen • Mit diesem System kann nicht gekühlt
Abbildung 5.7:
Wärmeübergang von rund 50 W/m2. Wirkt werden. Abbildung 5.8:
Temperaturverlauf
eine Wärmeleistung von 50 W/m2 während Temperaturverlauf
mit Radiatoren­
heizung. mit Luftheizung.

Höhe in m Höhe in m

2,5 2,5
Ideale Radiatorenheizung Ideale Luftheizung
Heizung Heizung
2,0 2,0

1,5 1,5

1,0 1,0

0,5 0,5

16° 18° 20° 22° 24° 26° 16° 18° 20° 22° 24° 26°
Raumlufttemperatur in °C Raumlufttemperatur in °C

46
Auch bei Heizkörperheizungen verändern • Hygiene im Luftkanalnetz
sich die Heizflächen (Fläche, die aktiv zur • Höhere Verflüssigungstemperatur not-
Wärmeabgabe beiträgt) in Abhängigkeit der wendig (schlechterer COP)
Systemtemperaturen und des Heizbedarfs, • Wasser hat eine um den Faktor 3200
wobei hier Grenzen bezüglich Ansichtsflä- höhere Wärmekapazität als Luft (Volumen
che (Fläche, mit der die Heizfläche von vorne bezogen), entsprechend sind Lüftungen
wahrgenommen wird) und Materialeinsatz weniger energieeffizient als wasserführende
gesetzt werden. Systeme (hohe Luftvolumenströme notwen-
dig).
Planungshinweise • Gefahr trockener Luft
• Tiefstmögliche Vorlauftemperaturen
wählen (Niedertemperatur-Heizkörper). Planungshinweise
• Gesetzliche Rahmenbedingungen (maxi- • Tiefstmögliche Zulufttemperaturen
male Vorlauftemperaturen) beachten. wählen. Jedoch muss sichergestellt sein,
• Bei der Kältemittelwahl muss die Tempe- dass keine Zugserscheinungen auftreten.
raturdifferenz berücksichtigt werden (Tem- • Bei der Kältemittelwahl muss die Tempe-
peraturgleit). raturdifferenz berücksichtigt werden (Tem-
• Maximale Vorlauftemperatur der im peraturgleit).
Estrich oder im Unterlagsboden verlegten • Zuluftöffnung im Aufenthaltsbereich
Leitungen beachten (SIA-Normen). meiden

5.2. Raumlufttechnische 5.3. Trinkwarmwasser


Anlagen Systeme: Die Wassererwärmung mittels
Wärmepumpe kann grundsätzlich in zwei
Luftheizung Systeme unterteilt werden. Dabei muss stets
Systeme mit einer Legionellen-Schaltung sichergestellt
Die Luftheizung als Zusatzfunktion einer werden, dass die Wassertemperatur perio-
Wohnungslüftung (oft auch Komfortlüftung disch auf über 60 °C erwärmt werden kann.
genannt) ist für Minergie-P- und Passivhäu- Dies sowohl im Speicher als auch in den Ver-
ser eine mögliche Alternative zu den was- bindungsleitungen zu den Verbrauchern.
serführenden Wärmeabgabesystemen. Ihr • Indirekte Erwärmung: Das Wasser wird
Hauptvorteil liegt darin, dass auf ein separa- indirekt durch einen oder mehrere Wärme-
tes, wasserführendes Heizsystem verzichtet übertrager vom Heizsystem erwärmt.
werden kann. Voraussetzung ist eine äus­ • Direkte Erwärmung: Das Wasser wird
serst sorgfältige Planung. direkt durch einen oder mehrere Wärme-
übertrager vom Kältekreislauf erwärmt.
Vorteile Selbstverständlich sind auch beide Systeme
• Reagiert schnell auf Laständerungen kombinierbar (z. B. Warmwasser-Wärme-
• Wärmeabgabesystem ist bei nicht einbe- pumpe, oft als Wärmepumpen-Boiler be-
tonierten Systemen jederzeit zugänglich. zeichnet).
• Kein zusätzliches Verteilsystem notwen-
dig (Nutzung des Lüftungssystems zu Indirekte Erwärmung
Heizzwecken) Vorteile
• Einfache Einbindung mit standardisierten
Nachteile hydraulischen Schaltungen
• Schlechtere Temperaturverteilung über • Hohe Verfügbarkeit von Standardkompo-
die Raumhöhe nenten
• Kalter Boden bei Steinplatten
• Möglicher Kaltluftabfall an den kalten
Oberflächen

47
Nachteile weils optimalen Betriebspunkt (tiefstmögli-
• (Gleichzeitiger) Parallelbetrieb Heizung che Austrittstemperaturen; grösstmögliche
und Wassererwärmung nur bei tieferem Effizienz) arbeiten kann.
Gesamtwirkungsgrad der Anlage
möglich. Direkte erwärmung
• Tieferer Wirkungsgrad wegen zusätzli- Vorteile
chem Wärmetauscher • Höherer Wirkungsgrad
• Tiefere Wassertemperaturen wegen • Temperaturgerechte Wärmenutzung
zusätzlichem Wärmetauscher durch Enthitzen, Verflüssigen und Unterküh-
len des Kältemittels
Typische Beispiele für indirekte Nutzung:
• Speicher mit aussen liegendem Wärme- Nachteile
übertrager • Kältemittelseitig sind getrennte Wärme-
• Register-Speicher übertrager für Heizung und Trinkwasserer-
• Kombi- oder Spiro-Speicher wärmung von Vorteil.
• Grössere Kältemittelinhalte
Hinweis: Eine Warmwasservorrangschal- • Höhere Kalkausscheidung, dadurch häu-
tung mit angepasstem Temperaturniveau figere Reinigung der Wärmeübertrager
(z. B. 55 °C für Warmwasserladung, 40 °C für (Enthitzer, Verflüssiger)
Heizbetrieb) ist dem (gleichzeitigen) Parallel- • Öl-Kälte-Kreislauf muss lebensmittel-
betrieb von Heizung und Wassererwärmung tauglich ausgeführt sein (doppelwandige
vorzuziehen, damit die Wärmepumpe im je- Rohre mit Kältemittelfühler).

Warmwasser Warmwasser Warmwasser


M
Heizung

Heizung

Heizung

Abbildung 5.9: M
Systeme mit
indirekter Wasser­ Kaltwasser Kaltwasser Kaltwasser
erwärmung.

Warmwasser Warmwasser Warmwasser


Kältekreislauf
Kältekreislauf

kreislauf
Kälte-

Abbildung 5.10:
Systeme mit
direkter Wasser- Kaltwasser Kaltwasser Kaltwasser
erwärmung.

48
Temperaturgerechte Wärmeaus- ser-Wärmepumpen haben im Sommer fast
kopplung: Der Temperaturhub bei der die doppelte Leistung.)
Wassererwärmung ist im Vergleich zur • Aufstellort möglichst nahe beim Haupt-
Heizwassererwärmung meistens wesent- verbraucher, um Verteilverluste und Aus-
lich höher. Dieser Umstand kann insofern stosszeiten gering zu halten.
genutzt werden, als dass bei der Auslegung
der Wärmepumpe und der hydraulischen Legionellen
Einbindung die Enthitzungs-, Verflüssi- Bakterien der Klasse Legionellen kommen
gungs- und Unterkühlungswärme auf fast überall in der Natur vor, auch im Trink-
unterschiedlichen Temperaturniveaus ent- wasser. Durch Einatmen von Legionellen
nommen werden. Diese Optimierung der entsteht ein Erkrankungsrisiko («Legionel-
Wärmeentnahme kann mit unterschiedli- lose»), vor allem für Lungenentzündungen.
chen Systemen umgesetzt werden. Ideale Lebensbedingungen finden Legio-
• Getrennte Wärmeübertrager (Enthitzer, nellen in einem Temperaturbereich zwi-
Verflüssiger, Unterkühler). schen 25 °C und 45 °C vor, eine Abtötung
• Konstruktive Massnahmen zur Nutzung findet erst ab 55 °C statt. Die Norm SIA
der Unterkühlung und Enthitzung im Ver- 385/1 (Ausgabe 2011) fordert deshalb Min-
flüssiger. desttemperaturen von 60 °C im Warm-
wasserspeicher (Boiler) respektive auf der
Typische Beispiele für indirekte Erwärmung warmen Seite der Wärmepumpe. Warm ge-
sind: haltene Leitungen müssen auf mindestens
• Speicher mit aussen liegendem Verflüssi- 55 °C gehalten werden, an der Zapfstelle
ger und Unterkühler darf die Temperatur nicht unter 50 °C liegen.
• Speicher mit getrennten Register-Zonen Kaltwasserleitungen sollten so installiert
für Enthitzung, Verflüssigung und Unterküh- sein, dass sie sich nicht (z. B. durch parallel
lung laufende Warmwasser- oder Heizungsleitun-
• Speicher mit einfachem Register gen) aufwärmen.
Wärmepumpen mit tiefen Vorlauftempe­ra­
Planungshinweise turen müssen mit einer «Legionellen-
• Bei monovalenten Systemen ist der Schaltung» ausgerüstet sein, mit der die
Einsatz einer elektrischen Notheizung zu Temperatur periodisch auf 60 °C erhöht wer-
prüfen (gesetzliche Vorgaben beachten). den kann. Trinkwarmwasser, das innert 24
• Zur Verhinderung von Legionellen sind im Stunden genutzt wird, hat kein Risiko für Le-
ganzen Warmwassernetz die notwendigen gionellenbildung, weshalb Speicher nicht zu
Vorkehrungen zu treffen. gross gewählt werden sollten (Dimensionie-
• Die Wassererwärmung sollte ganzjährig rung nach Norm SIA 385/2). Weitere Mass-
über die Wärmepumpe erfolgen, nicht nur in nahmen am Verteilnetz sind:
der Heizsaison. Bei der Auslegung von Erd- • Trennung nicht genutzter Leitungsteile
wärmesonden ist dies zu berücksichtigen. vom Netz
• Zu hohe Temperaturen auf den Wärme- • Kurze Leitungslängen
übertrager-Oberflächen fördern die Kalkaus- • Gute Durchspülung (kein stagnierendes
scheidung im zu erwärmenden Wasser. Wasser)
• Dem Einfluss der Zirkulation ist Rechnung • Selten benutzte Entnahmestellen sowie
zu tragen. Duschschläuche, Bad- und Duscharmaturen
• Die Schichtung im Warmwasserspeicher regelmässig spülen und reinigen.
muss gewährleistet sein (bei bestehenden
Speichern prüfen).
• Die Wärmetauscher im Warmwasserspei-
cher müssen auf die maximale Leistung der
Wärmepumpe ausgelegt werden. (Luft-Was-

49
5.4. Andere Systeme • Sehr gute Wärmedämmung gegen
beheizte Räume vorsehen.
Wärmepumpen-Wassererwärmer • Zur Verhinderung von Legionellen sind im
Der Wärmepumpen-Wassererwärmer ganzen Trinkwassernetz die notwendigen
(Wärmepumpen-Boiler) ist eine kompakte Vorkehrungen zu treffen (vgl. Abschnitt 5.3,
Einheit, bestehend aus Luft-Wasser-Wärme- «Legionellen»).
pumpe und Speicher. Die benötigte Energie • Für Notfälle ist ein zusätzlicher Elektro-
aus der Luft kann dem Aufstellungsraum, heizstab vorzusehen (auch für allfällige Legi-
der Aussenluft, einem benachbarten Raum onellenschaltung zulässig).
oder aus der Abluft des Gebäudes entzo- • Kondensatablauf erforderlich.
gen werden. Die Luft wird am Verdampfer
abgekühlt und entfeuchtet, d. h. sie kann Schwimmbadwasser-Wärmepumpe
für Vorrats- oder Trocknungsräume ge- Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Behei-
nutzt werden. Richtige Dimensionierung, zung von Aussenschwimmbädern in der
Siphonierung der Warmwasser-Anschlüsse warmen Jahreszeit.
(je nach Verteilsystem, z. B. bei Begleithei-
zungen nicht notwendig) und vollständige Planungshinweise
Wärmedämmung sorgen für hohe Energie- • Kantonale Vorschriften betreffend Erstel-
effizienz, wodurch sich die Geräte zum Er- lung und Energie (z. B. Abdeckung der Was-
satz von Elektroboilern anbieten. Nebst den serfläche) beachten.
Kompaktgeräte sind auch Split-Geräte zur • Materialwahl bei den Komponenten
einfachen Nutzung von Aussenluft als Wär- beachten.
mequelle erhältlich. • Aufstellungsort bei einer Luft-Wasser-
Wärmepumpe (Akustik, Verschmutzung,
Planungshinweise Grenzabstände) beachten.
• Die Energiebilanz muss sehr gut abge- • Vorschriften beachten (Bewilligungen).
klärt werden, damit kein Wärmediebstahl
aus beheizten Räumen entsteht.

keine WW-Leitungen über dem Gerät führen


Kurzschlussströmungen vermeiden
min. 50 cm
WW
Mindestdämmdicken dhl für WW-Rohrleitungen

min. Raumhöhe =
Gerätehöhe
 El.-Steck- (Kipphöhe)
dose T23/16A
Höhe hht des Wärmesiphons min. 7-mal Innen-
durchmesser di oder min. 15 cm (SIA 385/1)
2·di ≥ 20 mm

Mindestdämmdicken dhl für KW-Rohrleitungen


Abbildung 5.11:
Aufstellung von KW
Wärmepumpen- tragfähiger Untergrund von min. 500 kg/m2
Wassererwärmer
– Mindestraumvolumen: Herstellerangaben beachten
(Quelle: GKS Merk-
blatt «Warmwasser-
Wärmepumpen»).

50
Abbildung 5.12:
Wärmepumpen-
Wassererwärmer
mit Kanalsystem
zur Nutzung von
Aussenluft als Wär-
mequelle (Quelle:
GKS-Merkblatt
«Warmwasser-
Wärmepumpen»).

Abbildung 5.13:
Aufstellung von
Wärmepumpen-
Wassererwärmer zur
Raumkühlung.

Abbildung 5.14:
Aufstellung von
Wärmepumpen-
Wassererwärmer zur
Raumentfeuchtung.

51
6. Einbindung der Wärme­
pumpe in die Haustechnik

Abbildung 6.1:
6.1. Grundsatz Monovalenter
Die Wärmepumpe wird ins hydraulische Sys- Betrieb.
tem der Haustechnik eingebunden. Dabei
soll die Schnittstelle so gestaltet werden, Jährliche Stundenzahl Leistungszahl ε
dass ein energieeffizienter, ökonomischer 0 2 4 6
8760
und störungsarmer Betrieb gewährleistet
Betrieb WP WP
wird. Folgende Punkte sind dabei zu beach- Betrieb 2. Wärme-
8000 erzeuger
ten:
• Korrekte hydraulische Einbindung, ohne
7000
Serieschaltung von Umwälzpumpen u. ä.
• Allfällige hydraulische Entkoppelung der
6000
Wärmeerzeugung von der Wärmevertei-
lung mittels Speicher oder eventuell mit Heizgrenze
5000
einer hydraulischen Weiche (wenn nötig)
• Spülen der Anlage vor dem Anschluss der
Wärmepumpe. 4000

• Wärmeleistungsabgabe (allenfalls inklusi-


ve Verluste des Verflüssiger-Anschlusses) 3000
• Deckungsgrad der Wärmepumpe (wenn
möglich monovalent) 2000
• Möglicher beziehungsweise notwendiger
Luftvolumenstrom bei einer Luft-Wasser- 1000
Wärmepumpe
• Abtauprozess bei einer Luft-Wasser- 0
−10 0 10 20
Wärmepumpe
Aussentemperatur in °C
• Betriebstemperaturen Wärmeabgabesys-
tem (insbesondere maximale Vorlauftem- 100 50 . 0
Wärmeleistung Q in %
peratur)
• Einsatzgrenzen der Wärmepumpe
• Anpassung an die Teillastfälle Temperatur in °C
• Die verfügbare Leistung aus der Umwelt 80
(allenfalls inklusive Verdampferanschluss) Vorlauf/Rücklauf Heizung
• Die Vorschriften für die Belüftung der Vorlauf WP-Anlage
60
Heizzentrale sowie die räumliche Tren-
nung von Kessel und Wärmepumpe ist
Heizgrenze
abhängig von Art und Menge des Kälte- 40

mittels sowie des Zusatzenergieträgers.


• Schallschutz (innen und aussen) 20
• Bei Betriebsoptimierungen siehe Merk-
blatt SIA 2048 (Checklisten) 0 Aussentemperatur
−10 0 10 20 in °C

53
6.2. Betriebsarten

Monovalenter Betrieb
Beim monovalenten Betrieb stellt die Wär-
mepumpe in allen möglichen Betriebszu-
ständen die erforderliche Heizleistung zur
Abbildung 6.2:
Bivalent-alternativer Verfügung. Die Wärmepumpe muss somit
Betrieb. auf den maximalen Wärmeleistungsbedarf
des Gebäudes sowie für die maximal not-
wendige Vorlauftemperatur ausgelegt wer-
Jährliche Stundenzahl Leistungszahl ε den (Abbildung 6.1).
0 2 4 6
8760
Betrieb WP WP BIVALENTER BETRIEB
Betrieb 2. Wärme-
8000 erzeuger Kann oder soll die Wärmepumpe nicht die
gesamte Heizleistung erbringen, so wird ein
7000 zweiter Wärmeerzeuger benötigt. In diesem
Fall wird von einem bivalenten System res-
6000 pektive bivalentem Betrieb gesprochen. Der
Bivalenzpunkt ist von verschiedenen Kriteri-
Heizgrenze en abhängig:
5000
• Die erforderliche oder mögliche elektri-
sche Anschlussleistung
4000
• Maximale Vorlauftemperatur
• Platzbedarf zweiter Wärmeerzeuger
3000 • Wärmequellentemperaturen

2000 Bivalenz- Bei grösseren Anlagen auch


punkt
• Wirtschaftlichkeit
1000 • Redundanz

0 Hinweise
−10 0 10 20
• Für den Öltank respektive Holzlagerraum,
Aussentemperatur in °C
Heizkessel, Speicher und Kamin einer
100 50 . 0 Zusatz­heizung ist mehr Platz notwendig.
Wärmeleistung Q in %
• Bivalente Wärmeerzeugersysteme sind
Abbildung 6.3:
bei Kleinanlagen (EFH, kleine MFH) mög- Bivalent-alternativer
Temperatur in °C Betrieb.
80
Q̇ h Aussenlufttemperatur in °C
Vorlauf/Rücklauf Heizung
Vorlauf WP-Anlage 100% –15
60 –10
Bivalenzpunkt
–5
Heizgrenze Dimensionierungs-
40 punkt WP
0 Wärmegewinne
(Sonne, innere Abwärme)
+5
20 Heizwärme Heizgrenze
10
ca. 45%
15
0 Aussentemperatur 0% 20
−10 0 10 20 in °C
0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 310 330 360
Tage

54
lichst zu vermeiden (zu hohe Komplexität). Bivalent-alternativer Betrieb
Der Betriebspunkt bis zu welchem die Wär- Die Wärmepumpe deckt den Wärmeleis-
mepumpe die Heizleistung alleine erbringt, tungsbedarf bei höheren Aussenlufttem-
ist abhängig von der Aussenlufttemperatur. peraturen (über dem Bivalenzpunkt) ab. In
Dieser wird Bivalenzpunkt, die zugehörige der Zeit mit tiefen Aussenlufttemperaturen
Abbildung 6.4:
Bivalent-paralleler Temperatur «Bivalenztemperatur» genannt. übernimmt ein alternativer Wärmeerzeuger
oder bivalent- Zu unterscheiden sind zwei Betriebsarten. (Holz-, Gas- oder Ölkessel) die Deckung des
teilparalleler Betrieb. Wärmeleistungsbedarfs alleine. Die Wär-
mepumpe muss auf den Bivalenzpunkt, der
zweite Wärmeerzeuger auf den maximalen
Jährliche Stundenzahl Leistungszahl ε Wärmeleistungsbedarf des Gebäudes aus-
0 2 4 6 gelegt werden (Abbildung 6.2).
8760
Betrieb WP WP
Betrieb 2. Wärme-
8000 erzeuger Bivalent-paralleler oder
bivalent-teilparalleler Betrieb
7000 Bei der bivalent-teilparallelen Betriebswei-
se arbeiten die Wärmeerzeuger zeitweise
6000 gemeinsam. Die Wärmepumpe deckt den
Wärmeleistungsbedarf bei höheren Aussen-
Heizgrenze temperaturen (über dem Bivalenzpunkt) ab.
5000
Unterhalb des Bivalenzpunktes, das heisst
bei tieferen Aussenlufttemperaturen, wird
4000
der zweite Wärmeerzeuger (Holz-, Gas-
oder Ölkessel) zugeschaltet. In dieser Phase
3000 arbeiten die beiden Wärmeerzeuger im Par-
allelbetrieb (Abbildung 6.4).
2000 Bei teilparallelem Betrieb wird die Wärme-
Bivalenz- pumpe ab einer bestimmten Aussenlufttem-
1000 punkt peratur ganz abgestellt. Dieses gilt vor allem
für Luft-Wasser-Wärmepumpen. Der zweite
0 Wärmeerzeuger (Kessel) muss somit nur bei
−10 0 10 20 teilparallelem Betrieb auf die Auslegeleis-
Aussentemperatur in °C
tung ausgelegt werden.
100 50 . 0
Wärmeleistung Q in %
Abbildung 6.5:
Bivalent-paralleler
Temperatur in °C Betrieb.

80
Q̇ h Aussenlufttemperatur in °C
Vorlauf/Rücklauf Heizung
Vorlauf WP-Anlage 100% –15
60 –10
Bivalenzpunkt Dimensionierungs-
–5
Heizgrenze punkt WP
40 0 Wärmegewinne
(Sonne, innere Abwärme)
+5
20 Heizwärme Heizgrenze
10
ca. 90%
15
0 Aussentemperatur 0% 20
−10 0 10 20 in °C 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 310 330 360
Tage

55
6.3. Hydraulik Ladestrategien für Speicher
Stufenladung: Bei einer Stufenladung des
Temperaturdifferenz und Volu- Wärmespeichers ist der Massenstrom über
menstrom über den Wärmeüber- den Wärmeerzeuger konstant. Der Wärme­
tragern erzeuger kann die Rücklauftemperatur nur
Die Wärmeleistung und die Temperaturdiffe- um eine bestimmte Temperaturdifferenz an-
renz über den Wärmeübertragern bestimmt heben. Damit wird die Speichertemperatur
die Fördermenge, die Förderhöhe und den bei jedem Durchgang um diese Differenz
Stromverbrauch der zugeordneten Umwälz- angehoben. Dies führt vor allem im ersten
pumpen oder Ventilatoren. Wärmeabga- Ladezyklus zu besseren Leistungszahlen als
besysteme werden je nach erforderlicher bei der Schichtladung. Die Speicherendtem-
Heizmitteltemperatur zwischen maximal peraturen schwanken aber deutlich, je nach
40 °C/30 °C bei Heizkörpern (bei Sanierun- Ausgangszustand vor der Speicherladung
gen maximal 50 °C möglich) und mindestens (Abbildung 6.7).
26 °C/22 °C bei Flächenheizungen ausgelegt
(maximal 35 °C). Selbstregelnde Bodenhei- Schichtladung: Bei der Schichtladung des
zungen (maximal 30 °C Vorlauftemperatur) Wärmespeichers wird die Wärmeerzeuger-
benötigen keine Einzelraumregulierung und temperatur (Speicher-Ladetemperatur), un-
daher auch keine hydraulische Entkopplung. abhängig von der Rücklauftemperatur des
Verbrauchers, mit einer Laderegulierung auf
Hydraulische Entkopplung: Durch die Re- einen bestimmten Sollwert geregelt. Die
duktion der Gebäudelast, zum Beispiel bei Sollwerttemperatur kann auf einen konstan-
höheren Aussenlufttemperaturen, verringert ten Wert eingestellt oder gleitend, z. B. nach
sich der Verbrauchermassenstrom. Um dem Aussenlufttemperatur, geregelt werden. Die
veränderlichen Verbrauch gerecht zu werden, Schichtladung hat den Vorteil, dass der Spei-
ist bei Wärmepumpen ohne modulierenden cher mit einer definierten Temperatur ge-
Betrieb eine hydraulische Entkopplung in laden wird und somit für den Verbraucher
Form eines Speichers oder eines Bypasses er- eine definierte Temperatur zur Verfügung
forderlich (Abbildung 6.6). Wärmepumpen steht (Abbildung 6.8).
mit modulierendem Betrieb können beispiels- Hinweis: Für Kleinanlagen hat sich die
weise nur mit einer hydraulischen Weiche be- die Stufenladung als betriebssichere und
trieben werden. energieeffiziente Variante etabliert. Ent-
sprechend sollte für solche Anlagen diese
Wärmespeicher: Mit einem Wärmespei- Variante realisiert werden.
cher können u. a. Sperrzeiten des Elektrizi-
tätsversorgungsunternehmens überbrückt Planungshinweise
werden. Es ist zweckmässig, die Speicher • Um die Laufzeit der Wärmepumpe zu
wie folgt zu unterscheiden: verlängern, ist eine genügende thermische
• Technischer Speicher zur hydraulischen Speichermasse erforderlich. Diese kann in
Trennung und zur Gewährleistung einer der Baumasse (Bodenheizung, TABS) oder
maximal zulässigen Schalthäufigkeit. durch einen technischen Speicher (Hei-
• Energie-Wärmespeicher zur Speiche- zungspuffer) verfügbar sein. Im ersten Fall
rung von Wärmeenergie zur Spitzenabde- ist also – auch bei Fussbodenheizungen –
ckung und Überbrückung von Sperrzeiten ein Heizungspuffer nicht zwingend not-
und damit minimalen Vergrösserung des wendig. Die Mindestlaufzeit pro Ver-
Anlageinhaltes (Speichermasse). dichterstart sollte rund 20 bis 30 Minuten
• Hydraulische Weiche zur Abkopplung betragen.
des Wärmeerzeuger-Heizkreises vom Ver- • Bei selbstregulierenden Bodenheizun-
braucherkreis, dadurch keine Serieschaltung gen ohne Thermostatventile ist ein präziser
von Umwälzpumpen. hydraulischer Abgleich besonders wichtig.

56
Ideal ist der hydraulische Abgleich aller
Bodenheizkreise im Tichelmann-System.
• Ein technischer Speicher (kleiner Wasser­
Erzeugerkreis Verbraucherkreis
inhalt) wird vor allem als hydraulische Weiche
eingesetzt (Beispiel: mehrere Heizgruppen).

Verbraucher
• Hydraulische Wärmespeicheranschlüsse

Erzeuger

Speicher
sind mit einem Thermosiphon anzuschlies­ . .
sen und zu dämmen (zur Reduzierung der mErzeuger mVerbraucher

Speicherverluste).

FRISCHWASSER-MODULE
Frischwasser-Module sind externe Platten-
wärmetauscher (oder interne Spiralrohrwär-
metauscher), die das Trinkwarmwasser im Abbildung 6.6: Der Massenstrom über dem Erzeugerkreis muss
Durchlaufprinzip im Moment der Zapfung immer grösser dimensioniert sein als der Massenstrom über den
Verbrauchern: mErzeuger > mVerbraucher
erwärmen. Die Energie dazu stammt aus ei-
nem Speicher (Abbildung 6.10). Der Vorteil
dieser Lösung liegt im Wesentlichen in der
Hygiene: Es wird – ausser in den Verteillei-
tungen – kaum Warmwasser gespeichert.
Dadurch kann die Warmwassertemperatur
tief gehalten werden, was der Effizienz der

Verbraucher
Erzeuger

Wärmepumpe zu Gute kommt.

Speicher
Vorteile
• Tiefe Warmwassertemperaturen möglich
• Kein stehendes Trinkwarmwasser

Nachteile
• Kein Warmwasser bei Stromausfall
• Evt. etwas höhere Kosten Abbildung 6.7: Hydraulische Schaltung für Stufenladung.
• Verkalkung beachten
• Planungshinweise
• Sorgfältige Auslegung auf tatsächlichen
Bedarf notwendig
• Legionellenschutz (thermisch, UV-Be-
strahlung) bei warm gehaltenen Leitungen
Verbraucher
Erzeuger

Speicher

Planungshinweise
• Eindeutige Trennung der Zonen für
Warmwasser, Heizwasser und solare Vor-
wärmung mit Umschaltventilen in Vor- und
Rücklauf
• Anschlüsse siphonieren
• Maximale Volumenströme und Strö-
mungsgeschwindigkeiten bei Speicheran- Abbildung 6.8: Hydraulische Schaltung für Schichtladung.
schlüssen einhalten
• Zeitfenster für Warmwasserladung (2-mal
2 Stunden pro Tag) empfohlen
• Positionierung der Fühler beachten

57
Stufenladung Schichtladung
EIN EIN
<33° <33° 48°
48°

= 15 K
=8K

48°
WP 28° 36° 44° 52°
WP 28° 48°
AUS
K

AUS

K
>44° >37°
= 4,0 = 3,5 = 3,0 = 3,25 = 3,25 = 3,25
= 3,5 48° = 3,25
EIN
<33°
=8K

ε = Leistungszahl der Wärmepumpe im jeweiligen Betriebszustand


WP 29° 37° 45°
AUS
K

Hinweis: Der Unterschied der Leistungszahlen von Stufenladung und


>44°
Schichtladung ist weniger gross als hier dargestellt, wenn auch der
= 4,0 = 3,5 zusätzliche Pumpenstromverbrauch der Stufenladung berücksichtigt
= 3,75 wird.

Beschreibung Beschreibung
Der Speicher wird stufenweise in mehreren Durchgängen mit stei- Der Speicher wird in einem Durchgang mit konstanter Verflüssigeraus-
gender Verflüssigeraustrittstemperatur geladen. Der Speicher trittstemperatur schichtend geladen. Es kann exakt auf einen bestimm-
kann nicht auf eine exakte Endtemperatur geladen werden. Diese ten Sollwert geladen werden. Dieser kann witterungsgeführt sein.
schwankt um die Temperaturdifferenz über dem Verflüssiger. Vorteile
Vorteile • Exakte Einhaltung der vorgegebenen Speichertemperatur
• Tiefere Verflüssigungstemperatur • Konstante Vorlauftemperatur garantiert
• Geringere Kosten (keine Laderegelung) • Keine Unterdeckung
Nachteile • Kleinere Verflüssigerpumpenleistung
• Speichertemperatur variabel • Maximale Nutzung der Speicherkapazität
• Vorlauftemperaturschwankungen beim Laden • Bessere Schichtung
• Unterdeckung im ersten Durchgang • Keine Rückwirkung auf den Verdampfer
• Grössere Verflüssigerpumpenleistung Nachteile
• Speicherkapazität nicht maximal genutzt • Höhere Verflüssigungstemperatur
• Schlechtere Schichtung • Höhere Kosten (Laderegelung)
• Rückwirkung auf Verdampfer (spez. Anfahren!) • Schlechtere Effizienz
Verflüssigerdurchfluss V̇ K bei Verflüssiger-/Heizleistung ΦK Verflüssigerdurchfluss V̇ K bei Verflüssiger-/Heizleistung ΦK
V̇K [m³/h] = 0,86 · ΦK [kW] / ΔТK [K] V̇K [m³/h] = 0,86 · ΦK [kW] / ΔТK [K]
Es muss ein Kompromiss gefunden werden: Im Allgemeinen gilt:
• Möglichst grosser Durchfluss, damit Verflüssigungstemperatur • Bei annähernd konstanter Wärmequellenleistung kann auf minima-
tief, Speichertemperaturschwankung klein und Speicherkapazität len Durchfluss dimensioniert werden (bei Witterungsführung evtl.
gross höherer Durchfluss sinnvoll)
• Möglichst kleiner Durchfluss, damit Verflüssigerpumpenleistung • Bei variabler Wärmequellenleistung muss in der Regel mit höherem
klein Durchfluss gefahren werden
Empfehlung Auslegetemperaturdifferenz Verflüssiger ΔТK Empfehlung Auslegetemperaturdifferenz Verflüssiger ΔТK
Wärmequelle annähernd konstant Wärmequelle annähernd konstant
• monovalent ΔТK = 0,5 · ΔТAuslegung • monovalent ΔТK = ΔТAuslegung
• bivalent-parallel ΔТK = 0,7 · ΔТBivalenz • bivalent-parallel ΔТK = ΔТBivalenz
• bivalent-alternativ ΔТK = 0,7 · ΔТBivalenz • bivalent-alternativ ΔТK = ΔТBivalenz
Wärmequelle stark variabel Wärmequelle stark variabel
• monovalent ΔТK = 0,5 · ΔТAuslegung • monovalent ΔТK = 0,5 · ΔТAuslegung
• bivalent-parallel ΔТK = 0,5 · ΔТBivalenz • bivalent-parallel ΔТK = 0,7 · ΔТBivalenz
• bivalent-alternativ ΔТK = 0,5 · ΔТBivalenz • bivalent-alternativ ΔТK = 0,7 · ΔТBivalenz
Einschalttemperatur ΤEIN
Damit auf der Wärmenutzungsseite kein «Leerdurchgang» auf Rücklauftemperaturniveau erfolgt, muss ТEIN mindestens so hoch wie die
maximale Rücklauftemperatur sein. Durch Speicherverluste kann nach längerem Unterbruch eine zu tiefe Vorlauftemperatur auftreten, was
sich aber normalerweise kaum störend auswirkt (Ausnahmen: Lüftung ohne WRG, Wassererwärmung). Bei Stufenladung kann eine zeit­
weilige Unterdeckung infolge zu tiefer Rücklauftemperatur während des ersten Durchgangs nicht verhindert werden.
Ausschalttemperatur ΤAUS
ТAUS ≤ ТK,MAX – ΔТK mit der Bedingung ТAUS > ТEIN (sonst kann Wasser zwischen ТAUS und ТEIN nicht aus dem Speicher!)
Mit Aussenluft als Wärmequelle ist ΔТK stark variabel. Es muss der grösste vorkommende Wert eingesetzt werden. Wenn dabei die Bedin-
gung ТAUS > ТEIN nicht eingehalten werden kann, muss der Ausschaltpunkt (und evtl. auch der Einschaltpunkt) witterungsgeführt werden.
Ladetemperatur ΤLadung
Damit die Ausschaltung funktioniert, gilt: ТLadung > ТAUS

58
Abbildung 6.9 (linke • Warmwasser-Vorrang raturschichtung im Speicher erhalten bleibt
Seite): Stufen- ver- • Seit kurzem sind geprüfte Lösungen und die Wärmepumpe die Wärme entspre-
sus Schichtladung (geprüfte Speicher, Wärmepumpen-System- chend den tatsächlichen Temperaturanfor-
(Quelle: Ravel im
Modul) verfügbar, die eine gute Effizienz derungen des Verbrauchers bereitstellen
Wärmesektor; Wär-
von Kombispeicheranlagen auch im Wärme- kann. Zu beachten sind insbesondere die
mepumpen, Heft 3,
1993). pumpenbetrieb sicherstellen. maximalen (schichtungserhaltenden) Volu-
menströme bei Beladung oder Entladung
KOMBISPEICHER sowie Zirkulationsleitungen. Wird die Tem-
Kombispeicher sind Speicher, die sowohl peraturschichtung durch Durchmischung
Heizungswasser als auch Wärme für die regelmässig zerstört, so wird der Energiebe-
Trinkwassererwärmung vorhalten. Sie sind darf stark erhöht.
Abbildung 6.10: sowohl bei Einbindung von Solarwärme,
Frischwasser- aber auch aufgrund des (gegenüber Lösun- Hydraulik bei PASSIVEM Kühl­
Modul mit Anbin- gen mit zwei separaten Speichern) geringen betrieb
dung an Speicher. Platzbedarfs interessant. Der Einbindung in Direkte (passive) Kühlung mit Erdwär-
Der interne Aufbau das Gesamtsystem muss besondere Beach- mesonden: Da das Erdreich im Sommer in
des Modul ist hier
tung geschenkt werden, damit die Tempe- der Regel kälter ist als die Umgebung, kann
vereinfacht darge-
stellt.
damit über eine Wand- oder Fussbodenhei-
zung (Change-over-Bodenkühlung) respek-
tive über ein TABS-System (thermoaktives
Kaltwasser Bauteilsystem) eine Raumkühlung erzielt
Abbildung 6.11:
werden. Damit lässt sich gleichzeitig das die
Warmwasser Kombispeicher und
Sonde umgebende Erdreich regenerieren. Wärmepumpen.
Frischwasser-Modul Exemplarisches
Funktion: In den Solekreislauf wird ein Schema mit Frisch­
Plattenwärmeübertrager eingebaut (Ab- wasser-Modul. Der
bildung 6.12, Free-Cooling). Die Kühltem- Plattenwärmetau-
scher ist hier in
peratur wird über einen 3-Weg-Mischer
korrekter Montage-
geregelt und die Umwälzpumpe über einen
orientierung einge-
Raumtemperaturfühler ein- und ausgeschal- zeichnet (senkrecht,
Warmseite unten).

Solarthermie

Warmwasser (WW)

Wärmesiphon
Kaltwasser

Warmwasser
TWW
30 cm Raumheizung (RH)

TRH
Raumheizung

Solarvorwärmung

59
tet. Um Schwitzwasserbildung (Taupunkt­ • Bei Fussbodenkühlung ca. 25 W/m²
unterschreitung) an den Kühlflächen zu • Bei Deckenkühlung (TABS) ca. 30 bis 40
vermeiden, ist eine Vorlauftemperaturüber- W/m²
wachung erforderlich (minimal 18 °C).
HYDRAULIK BEI AKTIVEM KÜHL­
Vorteile BETRIEB
• Einfacher Aufbau
• Zusätzliche Regeneration des Erdreiches Kühlung durch Prozessumkehr im Käl-
• Geringste Betriebskosten tekreis
• Effizient (nur Pumpenstrom notwendig)
Funktion: Durch ein 4-Weg-Umschaltven-
Nachteile til im Kältekreis kann die Wärmepumpe im
• Eingeschränkte Kühlleistung Sommer als Kältemaschine betrieben wer-
den. Dazu wird ein Kältespeicher benötigt.
Wird die passive Kühlung nicht nur als Die Kühltemperatur (Mindestkühltempe-
kostengünstiger Zusatznutzen der Hei- ratur: Taupunkttemperatur) wird analog
zungsanlage angesehen, so muss die dem Heizfall über einen 3-Weg-Mischer ge-
Erdwärmesonde auf die erforderliche Kühl- regelt und die Umwälzpumpe über einen
leistung dimensioniert werden. Raumtemperaturfühler ein- und ausgeschal-
tet.
Richtwerte für Kühlleistungen bei der
Wärmerückgabe: Vorteile
• Aus Erdwärmesonde ca. 30 W/m • Geringer Aufwand, da Wärmepumpe
vorhanden
Richtwerte für Kälteleistungen beim • Grosse Kühlleistung
Wärmeaufnahmesystem: • Zusätzliche Regeneration des Erdreiches
Abbildung 6.12:
Direkte Kühlung mit
• Bei Wandkühlung ca. 50 W/m² bei Sole-Wasser-Wärmepumpen
Erdwärmesonden.
Nachteile
• Stromkosten für den Betrieb der Wärme­
pumpe
P • Eine Wärmepumpe mit Möglichkeit zur
Prozessumkehr ist erforderlich.

Kühlung durch Prozessumkehr in der


Hydraulik
Kälteverteilung
Wärme- und

Funktion: Durch Umschalt-Amaturen wird


Speicher

Wärme-
θ pumpe der Heizkreis über den Verdampfer und der
Wärmequellenkreis über den Verflüssiger
Aussenfühler
geführt.

Vorteile
• Konventionelle Wärmepumpe verwend-
bar
Free-Cooling-Wärmetauscher • Geringer Aufwand
(Erdsonden-Direktkühlung)
• Grosse Kühlleistung
Einspeisung • Zusätzliche Regeneration des Erdreiches

60
QWP h − h3
ε = = 2
PWP h2 − h1

εr
ηcr = ε
c

Nachteile
• Stromkosten für den Betrieb der Wärme­ . Φ
V =
pumpe ρ ⋅ c ⋅ (θVL − θRL)

Hinweise
Analog zur oben aufgeführten passiven und ∆p
darin bedeuten:
H=
aktiven Kühlung über Erdwärmesonden las- V̇ = ρVolumenstrom
⋅g in m3/s
sen sich auch Grund- oder Oberflächen- Φ = Wärmeleistung in W (J/s)
wasser zu Kühlzwecken nutzen. Achtung: ρ = Dichte des Medium in kg/m3
Temperaturverhältnisse und gesetzliche c = Spezifische Wärmekapazität
Auflagen beachten. Vermehrt werden auch des Mediums in J/(kg K)
Luft-Wasser-Wärmepumpen mit der Mög- θ = Mediumtemperatur in °C
lichkeit zur aktiven Kühlung via Prozessum-
kehr angeboten. Photovoltaikstrom eignet Für Wasser gilt ungefähr c = 4200 J/(kg K)
sich besonders gut zum Antrieb einer Kälte- und ρ =
.
Q1000 kg/mT .
3

maschine für Raumkühlung, da Last und Er- εC = WP


= C
PWP TC − T0
trag (Sonneneinstrahlung) meist gleichzeitig Druckverlust
auftreten. Der Druckverlust in einem Kreislauf wird
.
bestimmt
Q durchhdie−Grösse
h (Länge) des
Planungshinweise ε = den Umwälzvolumenstrom,
Netzes, = WP 2
die
3
P h −h WP 2 1
Es werden spezielle Thermostatventile benö- Rohrleitungsdurchmesser und die Einbau-
tigt, die für Heiz- und Kühlbetriebe geeignet ten. Es müssen sämtliche Anlagenteile be-
εr
sind. Übliche Thermostatventile für Heizun- η =
rücksichtigt
cr
werden, die im entsprechenden
εc
gen schliessen bei hohen Raumtemperatu- Kreislauf einen Druckverlust verursachen.
ren. Die Pumpendiagramme geben vielfach die
.
Förderhöhe der Pumpe
Φ an. Mit folgender
6.4. Umwälzpumpen V =
Formel ρkann
⋅ cder (θ − θ )(Pa) in eine
⋅ Druckverlust VL RL
Die Auslegung von Umwälzpumpen wird Förderhöhe (m) umgerechnet werden:
durch folgende Faktoren bestimmt:
• Auslegungsbetriebspunkt ∆p
• Volumenstrom
H=
ρ ⋅g
• Druckverlust
• Laufzeit H = Förderhöhe in m Flüssigkeitssäule
• Regelbarkeit (der Drehzahl) Δp = Druckverlust in Pa
ρ = Dichte des Medium in kg/m3
Auslegungsbetriebspunkt g = Erdbeschleunigung in m/s2
Massgebend für die Pumpenauslegung
ist der gewählte Betriebspunkt, d. h. der Laufzeit 8
maximal und minimal erforderliche Volu- Umwälzpumpen dürfen nur in der Zeit, in
menstrom bei vorgegebenen Temperaturen der eine Wärmeleistung erzeugt oder abge-
(und Medium). Bei ändernden Betriebspunk- geben werden muss, in Betrieb sein (soweit
ten (z. B. Heizung mit Thermostatventilen) es die Regelung erlaubt). Jede unnötige Be-
wenn möglich drehzahlgeregelte Umwälz- triebszeit der Umwälzpumpe benötigt elekt-
pumpen verwenden. rische Energie, reduziert die Energieeffizienz
und verursacht unnötige Energiekosten. Die
Volumenstrom Pumpen können über die Regulierung elek-
Der Volumenstrom wird durch den Wärme­ tronisch oder über eine Schaltuhr angesteu-
verbraucher respektive Wärmeerzeuger ert werden. Wenn es die Hydraulik erlaubt,
(Mindestvolumenstrom) bestimmt. Er wird können Umwälzpumpen drehzahlreguliert
berechnet mit der Formel: werden. Damit wird nur der benötigte Mas-

61
senstrom umgewälzt und Energie (respekti-
ve Energiekosten) eingespart.

Hinweise
• Als Dimensionierungskontrolle für Heiz-
gruppenpumpen kann von einer elektri-
schen Leistungsaufnahme der Pumpe im
Bereich 1 ‰ der thermischen Heizleistung
ausgegangen werden.
• Durch Reduktion des Massenstromes
reduziert sich der Druckverlust gemäss
Theorie in der 2. Potenz und der Antriebs-
kraftbedarf in der 3. Potenz. Beispiel: Halber
Massenstrom  (½)2 = ¼ Druckverlust 
(½)3 = ¹⁄8 Kraftbedarf.

62
7. Akustik und
Schallschutz

7.1. Gesetzliche Grenz­ die Planungswerte massgebend. Empfind-


werte lichkeitsstufe II (ES II) gilt für Zonen, in de-
nen keine störenden Betriebe zugelassen
Geräuschimmissionen in der Nach- sind, namentlich in Wohnzonen sowie Zonen
barschaft für öffentliche Bauten und Anlagen. Emp-
In der Schweiz regelt die Lärmschutz-Verord- findlichkeitsstufe III gilt für Zonen, in denen
nung (LSV) die Ermittlung und Beurteilung mässig störende Betriebe zugelassen sind,
der Aussenlärmimmissionen anhand von Be- namentlich in Wohn- und Gewerbezonen
lastungsgrenzwerten (Tabelle 7.1). Lärmim- (LSV  Artikel 43).
missionen, verursacht durch Wärmepumpen, Zuständig für die Zuordnung zu den Stufen
werden nach Anhang 6 der LSV beurteilt. Als sind die Gemeinden.
Bewertungsgrösse dient der sogenannte Be-
urteilungspegel (Lr; siehe Abbildung 7.1), an- Anforderungen für Räume, in denen
gegeben in dB(A) und bestimmt in der Mitte sich Menschen aufhalten, wie Wohn-
der offenen Fenster lärmempfindlicher Räu- und Schlafzimmer, Büros usw.
me. Für ortsfeste Neuanlagen oder Ersatz Die gesetzlichen Schall-Grenzwerte sind ein-
Tabelle 7.1:
bestehender Anlagen (LSV  Artikel 7) sind zuhalten. Betreffend haustechnischer Anla- Belastungsgrenz­
werte für Indust-
rie- und Gewerbe-
Empfindlichkeits- Planungswert Immissionsgrenz- Alarmwert
stufe (ES) Lr in dB(A) wert Lr in dB(A) lärm gemäss Lärm-
Lr in dB(A) schutz-Verordnung
Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht (Beurteilungspegel
I (Erholungszone) 50 40 55 45 65 60 Lr am Immissions-
II (Wohnzone) 55 45 60 50 70 65 ort). Darunter fallen
auch Heizungs-, Lüf-
III (Mischzone) 60 50 65 55 70 65
tungs- und Klimaan-
IV (Industriezone) 65 55 70 60 75 70 lagen.

Abbildung 7.1:
LW,A ist der Schall-
leistungspegel der
Schallquelle.
Leq ist der Mitte-
Leq lungspegel (Schall-
LW,A druckpegel), im
offenen Fenster
gemessen.
Lr ist der Beurtei-
WP lungspegel (Leq mit
zusätzlicher Be-
rücksichtigung von
Pegelkorrekturen).

63
gen verweist die LSV an die Norm SIA 181 gel bestimmt und mit den massgebenden
(Tabelle 7.2). Speziell bei der Aussenaufstel- Planungswert (Tabelle 7.1) verglichen. Eine
lung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe ist wichtige Einflussgrösse stellt dabei auch der
auf die umliegenden Gebäude und deren Aufstellort der Wärmepumpe (respektive
Schlaf- und Wohnraum-Ausrichtung zu ach- der lärmigen Komponenten davon) dar: Ei-
ten. nerseits reduziert ein grösserer Abstand die
Der Beurteilungspegel Lr wird im betrach- Schalleinwirkung am lärmempfindlichen Ort,
teten Fall von Industrie- und Gewerbelärm andererseits beeinflusst die Aufstellsituati-
durch eine Kombination von akustischen on die Schallausbreitung durch Richtwirkung
Messdaten (Pegel) mit empirischen Regeln merklich (Abbildung 7.2). Dem optimalen
(Korrekturen) über die Dauer von Lärmpha- Aufstellort ist deshalb bereits frühzeitig Be-
sen und die Lästigkeit spezifischer Geräu- achtung zu schenken.
sche ermittelt.
Im Rahmen von Bewilligungsverfahren 7.2. Schallminderung
kommt dem Lärmschutz-Nachweis für Bei der Planung von Wärmepumpenan-
Luft-Wasser-Wärmepumpen des Cercle lagen ist eine sorgfältige Beurteilung der
Bruit, der Vereinigung kantonaler Lärm- Schallemissionen erforderlich. Lärmminde-
schutzfachleute, besondere Bedeutung zu. rungsmassnahmen, die bereits früh im Ent-
Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärme- wicklungsprozess berücksichtigt werden,
pumpen sind betreffend Aussenlärmemis- verursachen die geringsten zusätzlichen
sionen in der Regel unproblematisch. Der Kosten. Nachträgliche Massnahmen erfor-
Nachweis folgt dem Vorsorgeprinzip, wo- dern oft einen extrem hohen Zusatzauf-
nach Emissionen soweit möglich zu begren- wand und viele Umtriebe.
zen sind. Folgende Massnahmen werden
berücksichtigt: Lärmursachen
Abbildung 7.2:
• Wahl einer Anlage mit tiefem Schalleis- Bei Luft-Wasser-Wärmepumpenanlagen
Der Wert von Leq
tungspegel LW,A wird das in der Nachbarschaft wahrnehm-
ist unter anderem
• Aufstellungsort der lärmigen Anlagekom- bare Geräusch in den meisten Fällen durch vom Aufstellort
ponente(n) den Ventilator verursacht. Die Luftöffnung der Wärmepumpe
• Schalldämpfung jeglicher Art welche unmittelbar beim Ventilator liegt, abhängig, die Richt-
• Evt. betriebliche Vorgaben strahlt dabei meistens deutlich mehr Schall wirkung führt in der
Tabelle 7.2: Min- Situation oben zu
ab als die Luftöffnung auf der Verdampfer-
destanforderungen einer Erhöhung des
Ausgehend von Angaben zur Schallemis- seite. Trotz der im Allgemeinen wichtigen
an den Schutz ge- Pegels um + 3 dB(A),
gen Geräusche von sion des Gerätes (dem Schalleistungspegel Bedeutung des Ventilatorlärms dürfen je- in der Ecksituation
haustechnischen LW,A) wird unter Berücksichtigung der obge- doch die anderen Lärmquellen nicht ver- unten um + 9 dB(A)
Anlagen im Gebäu- nannten Massnahmen der Beurteilungspe- nachlässigt werden, wie die Schallemission (Quelle: Cercle
de (Norm SIA 181). Bruit).
Emissions­ Einzelgeräusche Dauer­
seitige geräusche
Geräusch­art Funktions- Benutzungs- Funktions- oder
(Senderaum) geräusche geräusche Benutzungs­
geräusche
Lärmempfind-
Anforderungswerte LH
lichkeit
gering 38 dB(A) 43 dB(A) 33 dB(A)
mittel 33 dB(A) 38 dB(A) 28 dB(A)
hoch 28 dB(A) 33 dB(A) 25 dB(A)
Anmerkung zur Tabelle: Erhöhte Anforderungen an den Schutz
gegen Geräusche haustechnischer Einrichtungen im Gebäude. Es
gelten die um 3 dB(A) verringerten Werte. Dazu gilt 25 dB(A) als
Kleinstwert.

64
des Verdichters, Strömungsgeräusche, Un-
wuchterregung, elektrische Geräusche und
Umschaltgeräusche beim Abtauen.

Schallemissionen
Luftschall: Ein schalldämmendes Gehäuse
der WP oder bei Grossanlagen schalldäm-
mende Kapselung respektive schalldämmen-
de Verkleidung des Raumes sind vorzu- Tabelle 7.3:
­sehen. Eventuell ist der Einbau von Kulissen- Typische Werte für
schalldämpfern für Luftein- und Luftaus­ den Schalldruck,
den das Gehör über
tritts­öffnungen zu prüfen.
einen ausserordent-
Körperschall: Durch konsequenten Einsatz
lich grossen Bereich
von flexiblen Anschlüssen (Schläuche, Kom- wahrnehmen kann.
pensatoren, elastische Manschetten, flexible
Schallpegel Schalldruck Beispiel Schallquelle
elektrische Anschlüsse) ist Körperschallaus-
breitung zu verhindern. Es ist eine Schwin- 170 dB
Sturmgewehr
gungsminderung der Wärmepumpe durch
Einsatz von Schwingungsdämpfern zwi- 160 dB 2 000 000 000 μPa (2 kPa)
schen WP und WP-Sockel oder zwischen Pistole 9mm
150 dB
WP-Sockel und Betonboden vorzusehen.
Bolzensetzgerät
140 dB 200 000 000 μPa (200 Pa)
SchallAUSBREITUNG
Auch die sorgfältige Aufstellung der Wär- Jetprüfstand
130 dB
mepumpe ist wichtig. Ein Wäscheabwurf-
Abbildung 7.3: Für schacht zwischen Schlafräumen und der
die Schallwahrneh- 120 dB 20 000 000 μPa (20 Pa) Schmerzschwelle
Waschküche, in der die Wärmepumpe steht,
mung respektive
lässt sich kaum ausreichend dämmen. Auch 110 dB
die deutlich hörbare
Zunahme einer die Anschlussleitungen (Wärmequelle, Wär- Pressslufthammer
Pegeldifferenz ist meverteilung sowie Elektrokabel) müssen 100 dB 2 000 000 μPa (2 Pa)
eine Änderung flexibel sein und vom Baukörper getrennt Diskothek
von 8 dB bis 10 dB (schalldämmende Befestigungen) montiert 90 dB
erforderlich. Die
werden. Montageband
kleinste wahrnehm-
80 dB 200 000 μPa (200 mPa)
bare Änderung be-
trägt ca. 1 dB, ab 3
Strassenverkehr
dB ist sie (deutlich) 70 dB
wahrnehmbar. Unterhaltung
60 dB 20 000 μPa (20 mPa)
Büro
deutlich 50 dB
Wohnzimmer
40 dB 2000 μPa (2 mPa)
offensichtlich Leseraum
30 dB
wahrnehmbar
Schlafzimmer
20 dB 200 μPa
nur wahrnehmbar
Radiostudio
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 10 dB
Pegeldifferenz dB
0 dB 20 μPa Hörschwelle

65
Lärmminderungsmassnahmen
Alle in Abbildung 7.4 dargestellten Lärm- Körperschall
minderungsmassnahmen sind bei der Pla-
Luftschall
nung und Ausführung zu berücksichtigen. 6 Ansaug- oder
Austrittskanal
Wie in Abbildung 7.5 dargestellt, wird zwi- 4
schen Körper- und Luftschall unterschieden. 100 mm
Der Körperschall kann mit einem geeigne-
ten Apparatesockel und korrekt ausgelegten Lichtschacht

Schwingungsdämpfern meistens problem- 8


los unter die Grenzwerte gebracht werden. 7 3 5 2
Beim Luftschall müssen Anlagekomponen-
ten, wie beispielsweise Ventilatoren und
1
Kompressoren, speziell auf die gewünschten
Werte ausgelegt oder ausgewählt werden. 1: Körperschalltrennung zwischen Wärmepumpe und Kellerboden
2: Körperschalltrennung zwischen Wärmepumpe und Kanal
In Gebäuden kann der Luftschall vor allem in
(Faltenbalg darf nicht gestreckt sein)
den Nachtstunden ein Problem sein (Tabelle 3: Körperschalltrennung zwischen Luftkanal und Gebäude
Abbildung 7.4: 7.4). Als Checkliste für Lärmbekämpfungs- 4: Körperschalltrennung zwischen WP und Heizleitungen
Lärmminderungs- massnahmen dient Abbildung 7.6 5: Absorptionsschalldämpfer in den Luftkanälen für erhöhte
massnahmen Anforderungen
Bei einer sorgfältigen Planung mit dem 6: Absorbierend ausgekleidete Umlenkung
(Quelle: «Schall-
Akustiker und dem Gerätelieferanten ist 7: Tieftonschalldämpfer für erhöhte Anforderungen (Resonanz-
schutz bei der
es meistens möglich, die Schallemissionen schalldämpfer)
Aufstellung von
8: Körperschalltrennung zwischen Wärmepumpe und
Wärmepumpen», ohne grössere Mehrkosten unter den ge-
elektrischen Anschlüssen
Vertrieb FWS). wünschten Sollwert zu bringen.

Körperschall Luftschall Rückkühler Kamin

Wohnung

Büros Ventilator
Klein-Klimaanlage

Abbildung 7.5: Einkaufszentrum


Ventilator
Körper- und Luft-
schall am Beispiel
eines Wohn- und
Geschäftshauses mit
Haustechnikanlagen
(Quelle: Merkblatt Technikraum Heizung
Lärmbegrenzung
bei Haustechnik-
anlagen, Kantone
Basel-Landschaft
und Basel-Stadt).

66
Quellen Übertragungswege Lösungsansätze
Wärmepumpen • Körperschall von Verdichtern: durch Funda- • Laufruhigere Geräte auswählen
Kältemaschinen mente, Heizungsleitungen und Elektrokabel • Standort optimieren
(innen aufgestellt/ • Luftschall von Ventilatoren: via Ansaug- und • Schalldämpfer
Inneneinheit Split- Fortluftöffnungen • Schalldämmung Luftkanäle
geräte) • Kanalführung (Umlenkung)
• Gehäuse, Verschalung, Raumaufteilung
• Sockel, elastische Lagerung
Wärmepumpen • Luftschall von Verdichtern und Ventilatoren: • Laufruhigere Geräte auswählen
Kältemaschinen via Ansaug- und Fortluftöffnungen respekti- • Standort optimieren
(aussen aufge- ve Gehäuse. • Elastische Schalldämmelemente unter
stellt) • Körperschall von Verdichtern: via Heiz­ Wärmepumpe
leitungen • Trennung Sockel und Gebäudefundament Tabelle 7.4:
Luftgekühlte • Luftschall von Ventilatoren • Montage und Führung Heizungs- und Schall und dessen
Verflüssiger/ • Körperschall von Verdichtern: via Kältemittel- Kältemittelleitungen Minderung bei
Verdampfer leitungen • Partielle oder vollständige Einkapselung Wärmepumpen­
(Ausseneinheit, • Sperrung höherer Drehzahlen («Silent
anlagen – Quellen
Splitgeräte) Modus»)
und Lösungen.

Lärmbekämpfungsmassnahmen

Reduktion der Einsatz lärmarmer


Schallentstehung Geräte, Maschinen
und Verfahren

Reduktion der Schwingungs-


Lärmquelle dämmung und
Schallübertragung
Schalldämpfer

Reduktion der Kapselung von


Schallabstrahlung Maschinen, Entdröhnen
und Verschalungen

Räumliche Örtliche Trennung


Unterteilung von Wohnräumen und
Reduktion der Maschinenraum
Maschinenraum
Schallausbreitung Einbau von schall-
Bau- und
raumakustische absorbierenden Decken
Massnahmen und Wänden, Einbau von
Schallschutzfenstern Abbildung 7.6:
Lärmbekämp-
Ausrichtung auf die fungsmassnahmen
Räumliche lärmunempfindliche
Anordnung Seite (Quelle: Merkblatt
Anlageteile Reduktion der
Lärmbegrenzung
im Freien Schallabstrahlung
Kapselung, Schall- bei Haustechnik-
Bauakustische dämpfer, schallabsor-
Massnahmen bierende Hindernisse anlagen, Kantone
Basel-Landschaft
und Basel-Stadt).

67
8. Projektierung

8.1. Gütesiegel FWS/EHPA keiten ist ein Ziel. Zur energetischen Beur-
Seit Jahren hat sich das Gütesiegel für Wär- teilung des Gerätes lehnt sich das WPSM
mepumpen des Europäischen Wärme- an das Gütesiegel FWS/EHPA an, fordert
pumpenverbandes (EHPA) respektive der aber auch für den Warmwasserbetrieb be-
Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz sonders gute COP Werte. Die wichtigsten
(FWS) als Qualitätsauszeichnung für Hei- WPSM-Vorgaben sind:
zungswärmepumpen etabliert. Es zeich- • Bei Neubauten muss die Berechnung der
net energetisch besonders gute Geräte Heizleistung nach Norm SIA 384/1 erfolgen,
aus, von Herstellern, die qualitative Anfor- die Norm-Heizlast nach Norm SIA 384.201.
derungen an Planungsunterlagen und Ser- Der Zuschlag für die Wassererwärmung hat
viceleistungen erfüllen. Energetisch basiert sich nach Norm SIA 384/1 zu richten.
das Gütesiegel auf COP-, neuerdings auch • Die Heizleistung muss bei Sanierungen
SCOP-Werten des Gerätes. Das Gütesiegel aufgrund des bisherigen Verbrauchs
gilt für serienmässig hergestellte, elektrisch bestimmt werden. Ein Rechentool steht zur
angetriebene Wärmepumpen bis zu einer Verfügung.
Heizleistung von 400 kW. • Falls Erdwärmesonden die Wärmequelle
bilden, sind sie nach Norm SIA 384/6 zu
8.2. Wärmepumpen- dimensionieren.
System-Modul • Lärmschutznachweis gemäss Cercle Bruit
Da bei Wärmepumpen besonders die Integ- und der Kantone, Anforderungen gemäss
ration in ein Gesamtsystem, angefangen bei Lärmschutz-Verordnung.
der Wärmeerzeugung, über die Speicherung • Zur hydraulischen Einbindung sind er­-
und die Verteilung bis hin zur Wärmeabgabe prob­te hydraulische Schaltungen vorgege-
an den Raum massgebend für deren optima- ben.
len Betrieb ist, haben die Verbände Fach- • Umwälzpumpen: in der Bauart Nassläu-
vereinigung Wärmepumpe Schweiz (FWS), fer; müssen Energieverordnung erfüllen, was
GebäudeKlima Schweiz (GKS), suissetec und einen Energie-Effizienz-Index EEI von
der Schweizerische Verein von Gebäude- maximal 0,23 bedingt (Stand 2018).
technik-Ingenieuren (SWKI) gemeinsam und • Wärmepumpen sind gemäss dem Regle-
mit Unterstützung von EnergieSchweiz das ment des EHPA-Gütesiegels zertifiziert.
sogenannte Wärmepumpen-System-Modul • Hersteller respektive Lieferant mit
(WPSM) entwickelt und lanciert. Im Vorder- Service­organisation in der Schweiz.
grund stehen Energieeffizienz und Betriebs- • Bohrfirmen mit FWS-Gütesiegel für Bohr-
sicherheit der gesamten Anlage, aber auch firmen auswählen. Tabelle 8.1:
eine klare Regelung der Verantwortlich- Mindestanforde-
rungen an den COP
beim Wärmepum-
Wärmepumpentyp Luft-Wasser Sole-Wasser Wasser-Wasser
pen-System-Modul.
Minimale COP-Werte, 3,1 bei A2/W35 4,3 bei B0/W35 5,1 bei W10/W35
Stand Januar 2018.
entsprechend dem 1,7 bei A-7/W55 2,5 bei B0/W55 3,3 bei W10/W55
WP-Gütesiegel A: Aussenlufttem-
2,6 bei A7/W55
peratur; B: Soletem-
Minimal erreichbare 55 °C bei A–7 °C 60 °C bei B0 60 °C bei W10 peratur; W: Wasser-
Vorlauftemperaturen temperatur

69
• Energieeffizienz der Wärmepumpe 8.4. Projektierungshilfen
gemäss Tabelle 8.1 Normen widerspiegeln den aktuellen Stand
• Inbetriebnahme und Nachkontrolle der Technik, deren Anwendung bietet Ge-
gemäss Pflichtenheft Wärmepumpen-Sys- währ für eine fachgerechte Umsetzung ef-
tem-Modul fizienter Wärmepumpenlagen. Es sind aber
Das Wärmepumpen-System-Modul ist an- meist komplexe Regelwerke, deren Studi-
wendbar für Anlagen bis ca. 15 kW Heiz- um im Arbeitsalltag kaum Platz findet. Von
leistung. Zertifizierbar sind Anlagen mit den Fachverbänden Fachvereinigung Wär-
oder ohne Warmasserbereitung und mit mepumpe Schweiz (FWS), GebäudeKlima
optionaler Solarunterstützung der Wasser­ Schweiz (GKS) und Schweizerisch-Liechten-
erwärmung. Die meisten Kantone und steinische Gebäudetechnikverband (suisse-
andere Förderstellen machen finanzielle För- tec) wurden daher zu vielen Aspekten von
derbeiträge beim Ersatz von fossilen oder Wärmepumpenanlagen Merkblätter erstellt.
direktelektrischen Heizungen durch Wärme- Diese geben in kompakter und leicht ver-
pumpen vom WPSM abhängig. ständlicher Form Planungs- und Installati-
Weitere Infos: www.wp-systemmodul.ch onshinweise, helfen bei Berechnungen und
bieten Checklisten zu ausgewählten The-
8.3. WPesti men. Diese Merkblätter sind über die Web-
WPesti ist das am häufigsten verwendete seiten der jeweiligen Verbände abrufbar, sie
Berechnungstool zur Planung von Wärme­ bilden wertvolle Arbeitsunterlagen. Wei-
pumpenanlagen. Das Tool dient zur Be- tere Hilfsmittel sind das erwähnte Rechen-
rechnung der Jahresarbeitszahl von programm WPesti, der «Schallrechner» des
Wärme­pumpen, die berechneten Werte sind FWS (www.fws.ch/schallrechner.html) sowie
direkt für Minergie-Nachweise verwend- die Wegleitungen und Vollzughshilfen von
bar. WPesti basiert auf Excel und ist im Web Bund (BFE/BAFU) und Kantonen sowie dem
kostenlos verfügbar. Integriert ist eine Da- Cercle Bruit.
tenbank mit Kennwerten von handelsüb-
lichen Wärmepumpen. Nutzer von WPesti 8.5. Elektrizitätsversor-
greifen auf den Energienachweis zurück gung
und übernehmen Daten zur Klimastation, Bei Wärmepumpen werden grössere Elekt-
Gebäudekategorie, Energiebezugsfläche, romotoren im Bereich der Haushaltstromver-
zum Heizwärmebedarf und zu den Trans- sorgung eingesetzt. Deren Anlauf kann in
missions- und Lüftungswärmeverlusten. So- schwach ausgelegten Netzen zu unzulässi-
fern das Produkt nicht in der WP-Datenbank gen Spannungseinbrüchen führen. Wärme-
aufgeführt ist, übernimmt der Planer die pumpen sind deshalb bewilligungspflichtig.
Werte vom WPZ (Wärmepumpenprüf-und Da jedes Elektrizitätswerk für sein Netz ver-
Testzentrum) oder vom Hersteller oder vom antwortlich ist, sind die Anschlussbestim-
Lieferanten. Sehr wichtig für die Berech- mungen des zuständigen Netzbetreibers
nung der JAZ sind die Systemtemperaturen frühzeitig in Erfahrung zu bringen.
der WP-Anlage, insbesondere die Vor- und
Rücklauftemperaturen. Im Hinblick auf ex- Anschluss und Bewilligungen
ponierte Räume ist die Vorlauftemperatur Je nach Energielieferant und verfügbarer
von grosser Bedeutung. Die relevanten Wer- Leistung respektive Tarif werden dem Wär-
te liefert der Heizungsplaner. Das Berech- mepumpenbetreiber Auflagen gemacht,
nungstool WPesti erleichtert den Vergleich z. B. Sperrzeiten oder Leistungsbegrenzung
verschiedener Varianten von Anlagen, bei- von bis zu mehreren Stunden in den Spit-
spielsweise von Luft und Erdreich als Wär- zenzeiten, Anlaufstrombegrenzung, Anzahl
mequelle. Bezug von WPesti: www.endk.ch Einschaltungen pro Stunde, Blindstromkom-
 Fachleute  Hilfsmittel pensation etc. Bei grösseren Anlagen kann
es für den Betreiber auch wirtschaftlich sein,

70
die Wärmepumpe mit einer Blindstromkom- 8.6. Heizzentrale
pensation auszurüsten, da etliche Energie- Die Anforderungen an die Heizzentrale be-
versorger bei einem zu tiefen elektrischen züglich Standort, Absicherung, Belüftung
Leistungsfaktor (meistens bei einem cos-φ etc. können vor allem bei bivalenten und
unter 0,92) die entsprechende Blindleistung grösseren Anlagen äusserst komplex sein.
zusätzlich verrechnen respektive die elektri-
sche Zuleitung kleiner und somit günstiger Aufstellung und Zugänglichkeit
gewählt werden kann. Tarifinformationen • Der Aufstellungsraum von Klein-Wärme-
(allenfalls spezieller Wärmepumpen-Tarif) pumpen mit Heizleistungen unter 20 kW
mit Sperrzeitentabellen und Gesuchsformu- kann meistens wie ein üblicher Heizraum
lare können beim zuständigen Elektrizitäts- geplant werden. Beim Einsatz von brennba-
werk bezogen werden. ren Kältemitteln ist das Wärmepumpenge-
Auch empfiehlt sich bei Grossanlagen, Wär- häuse oder der Aufstellungsraum ins Freie zu
mepumpen- und Kältemaschinen direkt an entlüften (feuerpolizeiliche Vorschriften
die Hauptverteilung anzuschliessen. Die Ver- beachten).
dichter müssen im Notstromfall nicht unbe- • Im Falle von Installationen einer Luft-Was-
dingt von den Notstromdiesel-Aggregaten ser-Wärmepumpe ist immer ein Kondensat­
versorgt werden, sofern keine sensitiven Ge- ablauf vorzusehen (Kondensat vom Ver-
räte angeschlossen sind, die immer beheizt dampfer).
oder gekühlt werden müssen. • Nur eine gut zugängliche Installation
kann instandgehalten und gewartet
Anlaufstrombegrenzung werden. Die entsprechenden Herstelleran-
Die meisten Netzbetreiber verlangen ab ei- gaben sind unbedingt zu beachten.
ner bestimmten Motorenleistung (meistens
ab 3 kW) eine Anlaufstrombegrenzung. Sicherheit
Nachfolgend einige Beispiele zur Anlauf- • Der Personenschutz steht an erster Stelle.
stromreduktion: Heute marktübliche Kältemittel sind teilwei-
• Widerstandsanlasser (bei kleineren Ver- se giftig (toxisch) respektive brennbar. Je
dichtern) nach Anlagenkonstellation sind Löschmittel,
• Softstarter, auch Sanftanlasser genannt Einrichtungen und Ausrüstungen für den
(bei den meisten Kleinwärmepumpen seri- Personenschutz, Fluchtwege, Brand-
enmässig eingebaut). abschnitte etc. mit den örtlichen Behörden
• Frequenzumrichter: Klasse je nach Ein- zu klären sowie in einigen Fällen eine Risiko-
satzart (Wohnungen, Industrie, Gewerbe) analyse zu erstellen.
und EMV-Vorschriften (Filter, Drossel, Kabel- • Alle Anlagen sind gegen zu hohe System-
verlegung) beachten. (EMV: Elektromagneti- drücke abzusichern. Je nach Anlageart und
sche Verträglichkeit) Anlagegrösse müssen die Abblasleitungen
• Teilwicklungsanlauf (Standardwicklung der Sicherheitsventile direkt ins Freie oder in
bei halbhermetischen Verdichtern ab ca. einen speziellen Auffangbehälter geführt
3 kW Motorenleistung) werden, hierbei gilt es die entsprechenden
• Stern-Dreieck-Anlauf (bei offenen und Vorschriften und Richtlinien zu beachten.
sehr grossen halbhermetischen Verdichtern) • Ob und wie die Belüftung des Aufstel-
• Bei Verbundanlagen (Mehr-Verdichter- lungsraumes der Wärmepumpenanlage in
Systeme) ist immer ein gestaffelter Anlauf Bezug auf Personen- respektive Umweltge-
der einzelnen Verdichter zu wählen. fährdung auszuführen sind, ist in entspre-
Mit diesen Anlaufarten oder Kombinationen chenden Vorschriften und Richtlinien gere-
davon sind die Anforderungen der Elektri- gelt (Beispiele: SN EN 378 , EKAS, SUVA,
zitätswerke in der Regel erfüllt. Die Preisun- VFK, siehe Kapitel 1.3 und 1.4). Im Zweifels-
terschiede können vor allem bei grösseren fall sind die zuständigen Behörden zu kon-
Anlagen erheblich sein. taktieren.

71
Technische Bedingungen • Externe Kosten: Für die externen Kosten
• Dem Schallschutz und im Speziellen dem (auch Umweltkosten oder kalkulatorischer
Körperschall ist bei der Planung und der Ins- Energiepreiszuschlag KEPZ genannt) sind
tallation Rechnung zu tragen. Die Lage in Werte gemäss den besten im Zeitpunkt der
Bezug auf lärmkritische Räume (Schlafzim- Erstellung der Wirtschaftlichkeitsberech-
mer, Büro etc.) und zu benachbarten Liegen- nung zur Verfügung stehenden wissen-
schaften ist bereits bei der Gebäudeplanung schaftlichen Erkenntnissen oder von den
durch den Architekten respektive die Bau- Bundesbehörden anerkannten Werte zu
herrschaft zu berücksichtigen (Kapitel 7). wählen.
• Bei bivalenten Anlagen mit Heizkesseln • Vergleich von Wärmepumpen-Ange-
ist bei der Raumbelüftung zu beachten, dass boten: Beim Angebotsvergleich von Wär-
die Belüftung der Wärmepumpe keinen Ein- mepumpen sind folgende Kriterien zu
fluss auf die Verbrennungsluftzufuhr der beachten.
Öl-, Gas- oder Holzheizung hat.
Kosten
8.7. Wirtschaftlichkeit • Investitionskosten
• Wartungskosten
Allgemeine Hinweise • Betriebskosten
Die Wirtschaftlichkeit von energietechni-
schen Anlagen hängt von den üblichen Lieferumfang
Einflussfaktoren ab: Kapital- oder Investiti- • Vollständigkeit
onskosten (Abschreibung und Verzinsun- • Schnittstellen (Wahl, Zweckmässigkeit)
gen der Geräte- und der Installationskosten), • Bauseitige Aufwendungen
Energiekosten (z. B. Strom für Wärmepum- • Garantiezeit und Garantiebedingungen,
pe), Bedienungs- und Wartungskosten. evtl. mit Werksabnahme
Folgende Grössen sind bei der Wirtschaft- • Einbringung
lichkeitsberechnung massgebend: • Funktionalität
• Investitionskosten: Als Investitionskos-
ten gelten alle Ausgaben, welche für die Leistungen
Realisierung einer Anlage erforderlich sind, • Funktionalität
d. h. beispielsweise auch Erschliessung der • Nutzungsgrad (z. B. Jahresarbeitszahl
Wärmequelle. JAZ) bei definierten Rahmenbedingun-
• Betriebskosten: Die Betriebskosten bei gen
Energiesystemen sind Energie-, Wartungs-, • COP bei 3 bis 4 verschiedenen Prüfbedin-
Bedienungs- und Unterhaltskosten. gungen, bezogen auf Teil- und Volllastbe-
• Nutzungsdauer respektive Betrach- trieb respektive SCOP. Dasselbe gilt im
tungsperiode: Mit der Nutzungsdauer wird Kühlfall mit dem Energy Efficiency Ratio
die effektiv zu erwartende Dauer zwischen (EER).
Inbetriebnahme und Ersatz des Anlageteils • Heiz- und Kühlleistung
bezeichnet. • Einsatzgrenzen
• Kalkulationszinssatz: Der Kalkulations-
zinssatz ist die wichtigste Grösse für Wirt- Bei grösseren Anlagen allenfalls zusätzlich:
schaftlichkeitsberechnungen. Er soll dem • Druckverluste der Wärmeübertrager
marktüblichen Zinssatz für die Verzinsung • TEWI-Kennwert (Kapitel 3.3)
des in der Anlage gebundenen Kapitals ent-
sprechen. Qualität
• Teuerung: Die Teuerung gibt die Preis­ • Qualitätslabels wie Gütesiegel oder
entwicklung im Laufe der Zeit an, z. B. der Wärme­pumpen-System-Modul
Energiekosten • Serviceorganisation des Lieferanten
(365 Tage, 24 Stunden)

72
• Ersatzteilverfügbarkeit Es gilt als Voraussetzung zur Erreichung der
• Qualitätssicherungssystem folgenden Zielsetzungen:
• Referenzen A Mit dem Messkonzept resultiert eine
zweckmässige Struktur der Medienvertei-
Hinweise lung. Messungen können fest oder für kurze
• Energietechnische Anlagen respektive Zeit (Temporärmessung) eingebaut werden.
deren Bestandteile haben lange Lebenszei- Messungen sollen auch zu einem späteren
ten (10 bis 40 Jahre). Die Entwicklung von Zeitpunkt kostengünstig eingebaut werden
Zinsen und Teuerung, speziell bei Energie- können. Entsprechende Vorkehrungen sind
preisen, ist über so lange Zeiträume nicht zu treffen. Beispiel: Einbau eines Passstückes
vorhersehbar. Eine Sensitivitätsanalyse (Ver- für Energiezähler.
gleich der Ergebnisse bei unterschiedlichen B Das Messkonzept zeigt den Einbau von
Annahmen) ist daher stets sinnvoll. notwendigen Messeinrichtungen für die
• Nebst mengenabhängigen Angaben sind Überprüfung von garantierten Systemwer-
bei leitungsgebundenen Energieträgern ten. Beispiele: JAZ bei Wärmepumpen, ESEER
gegebenenfalls auch Netzbeiträge, Grund- bei Kältemaschinen
preise und Leistungspreise zu berücksichti- C Im Messkonzept wird der Einbau von
gen. Messeinrichtungen zur Führung einer Ener-
giebuchhaltung und -statistik definiert.
8.8. Erfolgskontrolle D Das Messkonzept ermöglicht den Ein-
Wärmepumpen reagieren besonders emp- bau von Messeinrichtungen zur Identifi-
findlich auf Änderungen der Rahmenbedin- zierung des Energiesparpotenzials. Daraus
gungen beim Betrieb. Die Erfolgskontrolle lassen sich die Betriebsoptimierungsmassnah-
ist ein wichtiges Instrument zur Umsetzung men ableiten.
einer störungsfreien und energieeffizien- E Das Messkonzept ermöglicht den Ein-
ten Wärme- respektive Kälteerzeugung. Ty- bau von Messeinrichtungen zur verbrauchs­
pischerweise können bei grundsätzlich gut abhängigen Nebenkostenabrechnung.
Abbildung 8.1: Mess-
funktionierenden Anlagen durch konse- Einerseits werden damit die gesetzlichen Be-
konzept für Energie
quente Umsetzung Energieeinsparungen stimmungen erfüllt, andererseits können und Medien nach
von 10 % bis 15 % realisiert werden. Um ei- SWKI 98-1.
ne Erfolgskontrolle durchzuführen, ist schon
bei der Planung der Wärmepumpenanlage
ein Messkonzept festzulegen. Wichtiges Kri-
terium ist dabei die Wahl der Systemgrenzen G A
(Kapitel 1.2). Nur wer sich zu einem frühen Grundlagendaten zweckmässige
für die Erneuerung Medienverteilung
Zeitpunkt über den Ablauf und die notwen-
dige Instrumentierung im Klaren ist, kann
später eine einwandfreie Erfolgskontrolle F B
durchführen. Eine vorausschauende Planung Erfolgskontrolle garantierte
der Optimie- Messkonzept Systemwerte
berücksichtigt auch die Möglichkeit einer Energie
rungsmass-
späteren Instrumentierung, beispielsweise nahmen und Medien
durch den Einbau von Passstücken und Ab-
sperrhahnen. E C
Einhaltung der Energiebuch-
gesetzlichen haltung
Messkonzept Bestimmungen und -statistik
D
Grundlage für Energiemanagement und Be-
Sparpotenzial
triebsoptimierungen ist die Umsetzung eines aufzeigen
effektiven, klar definierten Messkonzeptes.
Dieses beinhaltet nach SWKI 98-1 Kompo-
nenten gemäss Abbildung 8.1.

73
auch die Wünsche der Bauherrschaft oder • Raumlufttemperatur
der Mieter erfüllt werden. • Aussentemperatur
F Das Messkonzept ermöglicht den • Leistungsstellung der Verdichter
Einbau von Messeinrichtungen für die Er- • Betriebsstundenzähler (allenfalls Elektro-
folgskontrolle über die durchgeführten Be- zähler) für Pumpen, Lüfter, Zusatzheizun-
triebsoptimierungsmassnahmen. gen (z. B. elektrische Notheizung) etc.
G Das Messkonzept ermöglicht den Ein- • Wärmezähler je Wärmequelle
bau von Messeinrichtungen, deren Messer- • Ventilstellungen
gebnisse als Grundlage für die Planung und
Ausführung der Erneuerung oder des Ersat- Datenerfassung
zes der Anlagen dienen. Die Datenerfassung kann manuell oder au-
tomatisch erfolgen. Bei der manuellen Da-
FUNKTIONEN tenerfassung – vorzugsweise für kleinere,
Mit einem klar definierten Messkonzept einfache Anlagen – ist ein entsprechendes
sowie der Auswertung der Energie- und Messprotokoll zu erstellen. Die Daten soll-
Medienmessungen können folgende Haupt- ten während der Messperiode möglichst im-
funktionen erfüllt werden: mer zur selben Zeit erfasst werden. Je nach
• Aussagekräftige Energiekennzahlen zur Betriebs- und Lastphasen sind die Daten von
Verifizierung von Planungsdaten und zur mehrmals täglich bis einmal monatlich zu er-
Kontrolle von Garantiewerten aufzeigen. fassen.
• Daten für die energetische Betriebsopti- Bei grösseren oder komplexen Anlagen ist
mierung (BO) liefern. Dabei werden Energie­ die Datenerfassung nur mit Hilfe einer Inten-
potenziale lokalisiert und so die Grundlagen sivmessung mit dichten Aufzeichnungsin-
für BO-Massnahmen geschaffen. tervallen (Stunden, Minuten) sinnvoll. Damit
• (Früh-)Erkennung von Fehlfunktionen können die dynamischen Zusammenhänge
ermöglichen. und Funktionsabläufe erfasst werden. Ist
• Grundlagen liefern für Verbrauchsprog- ein Gebäudeleitsystem vorhanden, kann die
nosen und Budgetierung. Aufzeichnung der Daten über dieses System
• Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, erfolgen. Im anderen Fall sind die Daten mit
wie beispielsweise die verbrauchsabhängige einer separaten Einrichtung (z. B. Datenlog-
Heizkostenabrechnung, sicherstellen. ger) zu erfassen. Die technischen Möglich-
keiten sind schier unbegrenzt, dabei sollte
MESSEINRICHTUNGEN aber stets auch der Nutzen und die Bedie-
Das Messkonzept sollte folgende Messein- nerfreundlichkeit im Auge behalten werden:
richtungen respektive Messstellen beinhalten: Die Daten müssen schlussendlich regelmäs-
• Elektrozähler für Verdichter sig erfasst, verarbeitet und interpretiert wer-
• Betriebsstunden und Impulszähler für den. Dazu ist an alle am Prozess Beteiligten
Verdichter zu denken. Daten, die nicht ausgewertet
• Wärmezähler je Wärmeerzeuger werden, bringen keinen Nutzen (verursa-
• Messstutzen (wenn möglich Twinlock- chen in der Erfassung aber allenfalls Kosten).
Messnippel; allenfalls Kugelhahn mit Fühler-
aufnahme) zur Erfassung der Ein- und Aus-
trittstemperaturen im Verdampfer- und Ver-
flüssigerkreis sowie allenfalls zur Messung
von Druckverlusten.

Bei grösseren und komplexen Anlagen zu-


sätzlich:
• Temperaturen an jedem Wärmeüber­
trager-Ein- und -Austritt

74
9. Inbetriebsetzung

Nach der Ausführungsphase folgt die Vorbe- gemäss dem Leistungsmodell SIA 112 glie-
reitung und Durchführung der Inbetriebset- dern die Grafik vertikal, unterteilt in ih-
zung. Anschliessend folgen die Abnahme re definierten Teilphasen. Horizontale
und der Betrieb (siehe auch SN EN 378). Bei Hauptgliederungsthemen sind die zu be-
der Abnahme wird kontrolliert, ob und wie rücksichtigenden Sichtweisen, von der
die Anlage mit dem Werkvertrag und mit Qualitätssicherung aus Sicht FM bis zum In-
den Fachregeln übereinstimmt. 2 bis 3 Mo- formations- und Datenmanagement. Die
nate nach der Inbetriebsetzung sollten die Sichtweisen Eigentümer, Nutzer und Dienst-
Einstellungen unter Last nochmals überprüft leister sind in die Themen Finanzen und
und der Betrieb entsprechend optimiert Ressourcen, Prozesse und Aufgaben sowie
werden (siehe auch Kapitel 9.8). Organisation gegliedert. Ferner enthält das
Informations- und Datenmanagement die
Kurzbeschrieb nach SIA 113 Themen Bezeichnung und Strukturierung,
Die Empfehlung SIA 113 FM-gerechte Bau- Ablage sowie Austausch. An den Schnitt-
planung und Realisierung (Abbildung 9.1) stellen sind für die einzelnen Themen pro
beschreibt die Aufgaben eines planungs- Teilphase Leistungen definiert. Die Gliede-
und baubegleitenden Facility Managements rung in die Sichtweisen Eigentümer, Nut-
(FM). Die fünf Phasen des Bauprozesses zer und Dienstleister dient dem Zweck, die
4 Ausschreibung
3 Projektierung

5 Realisierung
1 Strategische

2 Vorstudien
Planung

Phasen gemäss
Leistungsmodell 112

Qualitätssicherung
Review
aus Sicht FM

Finanzen / Ressourcen

Sicht Eigentümer/ Prozesse / Aufgaben


Investor
Organisation

Finanzen / Ressourcen

Sicht Nutzer/Mieter Prozesse / Aufgaben

Organisation

Abbildung 9.1:
Finanzen / Ressourcen Sichtweisen im FM
Prozesse / Aufgaben nach Norm SIA 113
Sicht Dienstleister
Organisation
(Quelle: Planungs-
und baubegleiten-
Bezeichnung + des Facility Ma-
Asjdfhajkhf Strukturierung
nagement pbFM,
asdjkf hjashdj k

Informations- und fhajks werz


uozozeqw ruo

Datenmanagement
uozouezwr
Ablage
Praxisleitfaden für
qwozr uowezr

Austausch
die Empfehlung SIA
113, CRB).

75
wichtigsten Anforderungen für die Bewirt- 9.2. Vorbereitung der
schaftungsphase systematisch und vollstän- Inbetriebsetzung
dig in die Planungs- und Erstellungsphase zu Vor der Inbetriebsetzung muss die Installati-
integrieren. onsphase inklusive Elektro- und MSRL- oder
GA-Installationen abgeschlossen sein (in-
9.1. Phase vor der Inbe- klusive Sicherheitsnachweis gemäss Nieder-
triebsetzung spannungs-Installations-Verordnung NIV).
Damit die Inbetriebsetzung effizient durch-
Montagekontrolle geführt werden kann, sind vorgängig die fol-
Am Ende der Ausführungsphase, vor der Fül- genden Vorbereitungen zu treffen:
lung des Hydraulik-Systems mit Medien, ist • Programm der Inbetriebsetzung erstellen,
eine genaue Montagekontrolle der installier­ Termine mit den Beteiligten festlegen; die
ten Anlage erforderlich. Dabei ist zu prüfen, Verfügbarkeit der Medien und Räumlichkei-
ob die Installation mit den spezifizierten ten sicherstellen.
Vorgaben übereinstimmt und die Anlage- • Die folgenden Dokumente sind auf der
komponenten richtig montiert wurden. Es Anlage zur Verfügung zu stellen:
ist darauf zu achten, dass alle Apparate und • Prinzipschema der Installation
Anlagenteile mit Bezeichnungsschildern mit • Technische Datenblätter mit Angaben der
entsprechenden Positionsnummern in Über- Einstellparameter, der Sollwerte und Regel-
einstimmung mit dem Anlageschema und kurven. Diese müssen, sofern festgelegt, mit
anderen Dokumenten montiert sind. den Vertragswerten übereinstimmen.
• Schema der Stromeinspeisung, der elekt­
Kontrolle der Mess- und Regel­ ri­schen Steuerung und Regelung (Regel­
einrichtungen schema)
Bereits bei der Planung der Anlage ist zu • Leistungszusammenstellung für Elektro-
überlegen, welche Messgrössen für Inbe- motoren
triebsetzung, Abnahme, Betriebsoptimie- • Funktionsbeschreibungen
rung und Betrieb der Anlage erfasst werden • Datenlisten für Massenströme, Druck­
müssen. Die nachträgliche Installation von differenzen, Netztemperaturen, usw.
Temperaturfühlern und anderen Messins- • Installationspläne
trumenten ist in der Regel aufwendig, sie • Allenfalls Messstellenplan
sollte daher frühzeitig in die Planung mit ein- • Für die Inbetriebsetzung muss mindes-
fliessen (Kapitel 8.8). Die Montagekontrolle tens ein Entwurfsexemplar der Bedienungs-
bietet die allerletzte Gelegenheit, um ent- anleitung für alle Anlagen bzw. Anlagenteile
sprechende Korrekturmassnahmen ohne zur Verfügung stehen, damit während der
grossen Mehraufwand einzuleiten. Vor dem Inbetriebsetzung allfällige Korrekturen und
Füllen der Anlage mit der Wärmeträgerflüs- Ergänzungen eingebracht werden können.
sigkeit sollen deshalb die Messeinrichtungen • Allenfalls Prüf- und Abnahmeprotokolle
und die Stellglieder, welche im Hydraulik­ (Kapitel 9.3)
kreislauf eingebaut sind, besonderer Kont­- Mit Vorteil sind all diese Unterlagen in einem
rolle unterzogen werden. Für die zuver- Anlageordner zusammengestellt und allen
lässige Messgrössenerfassung ist die rich- Beteiligten zugänglich, insbesondere aber
tige Position (z. B. Beruhigungsstrecken bei der Anlage selbst verfügbar (Kapitel 9.8).
vor oder  nach Volumenstromzählern) und
korrekte Montage (z. B. Einbaulage) der
Einrichtungen aus­serordentlich wichtig (Her-
stellerangaben beachten).

76
9.3. Wärmequelle und Installateur und den Elektriker sowie durch
Wärmeabgabe die Inbetriebsetzungsspezialisten der Kom-
Vor der eigentlichen Inbetriebnahme der ponentenlieferanten unterstützt. Die Vorge-
Wärmepumpe müssen die Wärmequelle hensweise kann wie folgt aussehen:
und die Wärmeabgabe kontrolliert und ent- • Sichtkontrolle, Installationskontrolle
sprechend vorbereitet werden. • Elektroanschlüsse bei allen Apparaten
Installation auf Vollständigkeit prüfen: kontrollieren, die elektrischen Verbindungen
• Bei Erdwärmesonden und Grundwasser- anhand von Elektroschema überprüfen.
fassungen: Dokumente zur Qualität der • Thermorelais (Wärmepakete) auf korrek-
Erstellung (Abnahmeprüfung Norm SIA te Einstellung gemäss den Typenschildern
384/6 respektive Norm SIA 384/7). der Motoren prüfen, Einstellungen der elekt-
• Wassersysteme gespült, gefüllt (Richtlinie rischen Schutzeinrichtungen kontrollieren.
SWKI BT102-01 beachten) und gründlich • Verdichter vom Netz elektrisch trennen.
entlüftet (die Druckprobe wird während der • Hauptschalter einschalten.
Installationsarbeiten, vor der Anbringung • Ölheizungen (Carter- bzw. Ölabscheider-
der Dämmung, durchgeführt). heizung) falls vorhanden einschalten.
• Volumenströme überprüft, hydraulischer • Sicherheitsfunktionen soweit möglich
Abgleich vorgenommen. kontrollieren und überprüfen.
• Konzentration der Frostschutzfüllung • Verdichter-Drehrichtung kontrollieren.
prüfen (falls vorhanden). Diese darf nur durch den Fachmann der Lie-
• Bei Pumpen- und Ventilatormotoren und ferfirma durchgeführt werden.
anderen Antrieben (ausgenommen der Ver- • Funktionskontrolle von Steuerung und
dichtermotor) die Drehrichtungskontrolle Regelung durchführen, gespeicherte Werte
durchführen. auf Richtigkeit kontrollieren.
• Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen muss • Alle Regel- und Steuerverbindungen
das System auf der Wärmequellenseite über- einem Funktionstest unterziehen.
prüft werden. • Regelparameter (P-Bereich, Nachstellzeit,
• Gegebenenfalls Absperreinrichtungen Vorhaltezeit), Heizkurven, Sollwerte usw.
öffnen. auf die (durch den Planer) berechneten bzw.
• Tauchhülsen sollten stets exakt (d. h. empfohlenen Werte einstellen.
spiel­frei) zu den verwendeten Temperatur-
fühlern passen (gemeinsam beschaffen). 9.5. Inbetriebsetzungs­
Thermisches Kontaktmaterial («Wärmeleit- protokoll
paste») sollte nur in Ausnahmefällen ver- Am Ende der Inbetriebsetzung sind die di-
wendet werden. versen Parameter wie Sollwerte, Regelkur-
ven und Sicherheiten gemäss den im Vertrag
9.4. Inbetriebsetzung der definierten Werten (sofern festgelegt) einzu-
Wärmepumpe stellen. Allfällige Abweichungen und Män-
Es ist sicherzustellen, dass vor der Inbe- gel sind entsprechend festzuhalten.
triebsetzung alle zugehörigen Anlagenteile Alle wichtigen Einstellparameter sind im In-
wie Verbraucherkreis, Rückkühlung etc. be- betriebsetzungsprotokoll zu dokumentieren
triebsbereit sind, die Versorgung mit Elek- ( Anlagenordner, siehe auch Abschnitt
trizität funktioniert und genügend Last 9.2). Abweichungen bzw. Änderungen sind
vor­handen ist. in den Dokumenten von Hand einzutragen.
Die Inbetriebsetzung erfolgt in der Regel
unter der Leitung des Haustechnikplaners. 9.6. Bedienungsanleitung
Dieser kennt die Funktionsweise der elektri- Die Bedienungsanleitung beschreibt die
schen, der hydraulischen bzw. der lufttech- Funktion und Regelung der einzelnen An-
nischen Anlage. Er wird entsprechend durch lagenteile. Diese soll verständlich und über-
den Spezialisten der Regelfirma, durch den sichtlich aufgebaut sein. Nachfolgend einige

77
Punkte, die bei der Anfertigung der Bedie- Anpassungen im Elektroschema müssen in
nungsanleitung zu beachten sind: der definitiven Version nachgetragen wer-
• Adressen und Telefonnummern der den. Der Entwurf der Bedienungsanleitung
zuständigen Servicestellen (siehe auch Kapitel 9.2) muss entsprechend
• Einheitliche Bezeichnungen, Symbole bereinigt werden.
nach den gültigen Normen verwenden
• Übereinstimmung mit der Beschriftung 9.7. Abnahmeprotokoll
auf der Anlage Nach dem Abschluss der Inbetriebsetzungs-
• Keine fremdsprachigen Unterlagen ver- arbeiten erfolgt eine Kontrolle der Anlage
wenden. unter Einbezug der Beteiligten. Ziel dieser
• Gültiges Elektroschema mit den eingetra- Kontrolle ist ein allseitig unterzeichnetes Pro-
genen Änderungen aus der Inbetriebset- tokoll, welches die Abnahme der Anlage be-
zungsphase stätigt und allfällige Vorbehalte festhält. Bei
• Beizulegen ist das Inbetriebsetzungspro- der Abnahme ist durch den Planer ein Ab-
tokoll mit den wichtigen Angaben wie z. B.: nahmeprotokoll auszufüllen und von den
• Ablesungen der Anlagedaten Parteien zu unterschreiben. Dieses enthält:
während des Anlagebetriebes • Die vertraglich festgelegten Daten
• Sämtliche Einstellwerte, die durch • Checkliste über Lieferumfang und Quali-
den Betreiber geändert werden tät der Ausführung
können. • Die effektiven Anlagedaten
• Allfällige Grenzwerte • Allfällige Mängel
• Massnahmen bei Betriebsstörungen
• Verzeichnis der Aufgaben, welche das Mit der Abnahme übernimmt die Bauherr-
Betriebspersonal erledigen muss. schaft die Verantwortung über die Anlage
• Leeres Protokoll mit der Liste der Ablese- und die Garantiefrist beginnt zu laufen.
Daten Häufig wird der Zeitraum von der baulichen
• Wartungsheft (siehe 10.2) Fertigstellung bis zum Nutzungsbeginn
unterschätzt. Dies betrifft insbesondere
Während der Inbetriebsetzung werden in eigengenutzte Immobilien, in die nach Fer-
der Regel kleine Änderungen und Korrektu- tigstellung durch die ausführenden Firmen
ren an der Anlage vorgenommen. Vor allem nutzerseitig noch Installationen oder Aus-

Festlegung der Zeitdauer der


Einzelabnahmen Einzelabnahmen

Bestimmung Gesamtzeitrahmen für Strukturablauf der Abnahme


Übernahme und Inbetriebnahme und Inbetriebnahme

Ableitung von Anforderungen Kapazitätsrahmen der


an den Bauherrn Abnahmephase

Abbildung 9.2
Organisation der Abnahme
Organisation von Organisationsplan
und Inbetriebnahmephase
Abnahme, Überga-
be und Inbetrieb-
nahme (Quelle: Real
Estate und Facility
Organisation Übernahme
Management,
und Inbetriebnahme
Preuss, N. und
Schöne L.B., 2010).

78
stattungen eingebracht werden (Mieter- zerischer Verein für technische Inspektionen)
ausbau). Die wichtigsten Aktivitäten sind in etc. Abbildung 9.3 zeigt einen möglichen
Abbildung 9.2 zusammengefasst. Terminplan.
Die Meilensteine wie Abnahme, Übergabe
Einzelphasen und Nutzungsbeginn sind mit allen Beteilig-
Der gesamte Zeitraum von der baulichen ten sorgfältig zu planen und einzuhalten.
Fertigstellung bis zur Nutzung strukturiert Es ist wichtig festzuhalten, ab wann die Ga-
sich in mehrere Einzelphasen. Dabei wird der rantieleistungen bei erbrachten Bauleistun-
Zeitraum für die Abnahme von der Dauer gen gesetzlich beginnen. Normalerweise
der längsten Einzelabnahme bestimmt. Die erfolgt dies nach der formalen Abnahme
Abnahmen der gebäudetechnischen Anla- und muss im Abnahmeprotokoll festgehal-
gen werden meistens parallel durchgeführt. ten werden.
Je nach Grössenordnung des Projektes müs- Hinweis: Es kann versucht werden, die Ga-
sen mehrere Personen mit gebäudetechni- rantiefristen vertraglich zu verlängern. Zu-
scher Kompetenz zur Verfügung stehen. dem ist es wichtig, die Serviceverträge so
Beispiele: Elektro; Heizung, Lüftung, Klima, früh wie möglich mit den Dienstleistern zu
Kälte (HLKK); Sanitär; Mess-, Steuer-, Regel-, verhandeln.
Leittechnik (MSRL); Gebäudeauto­mation Korrekte Revisionsunterlagen mit allen rele-
(GA); Informations- und Kommunikations- vanten Anlagedaten sind der Beginn eines
technologie (EDV, ICT) und Gefahrenmel- effektiven und effizienten Facility-Manage-
deanlagen wie: Brandmeldeanlage (BMA), ment-Prozesses. Als Grundlage für die Erar-
Rauch- und Wärme-Abzugsanlagen (RWA), beitung einer Bedienungsanleitung dient die
Gas-, Wasser-, Abwasser- und Feuer- Instandhaltungs-Richtlinie SWKI 95-2.
löschtechnik (GWA) etc. Bei den Einzelvor- Die Fachfirmen sollen auf der Basis dieser
gängen muss je nach Gewerk berücksichtigt Richtlinien bei der Kundschaft für die regel-
werden, dass im Zug der Vorbereitung der mässige Wartung eintreten. Dabei sind fol-
Abnahmen die firmeninternen Inbetrieb- gende Punkte zu befolgen:
nahmen (Funktionstest und Probebetrieb) • Das Wartungskonzept müsste bereits im
durchgeführt werden. Ebenfalls betrifft dies Planungsstadium in Form eines Kostenvor-
die Behördenabnahme wie ESTI (Eidgenössi- anschlages thematisiert werden.
sches Starkstrominspektorat), SVTI (Schwei-

Bauliche Fertigstellung nach Bauteilen

Abnahmevorbereitende Begehungen

Förmliche Abnahme
Restmängelbeseitigung, Einweisung/Schulung
Nutzerpersonal
Übergabe an Nutzer

Möblierung/nutzerseitige Ausstattung Abbildung 9.3


Strukturablauf der
Umzug Abnahme und Inbe-
triebnahme (Quelle:
Nutzungsbeginn Real Estate und
Facility Manage-
ment, Preuss, N.
2 Monate 3 Monate 1 Monat Zeitachse
und Schöne L.B.,
2010).

79
• Das Konzept sollte spätestens nach Erstel- • Bei Anlagen mit Luft-Wasser-Wärme-
len der gebäudetechnischen Anlagen umge- pumpen: Disposition (Aufstellung) und
setzt werden. Lärmschutznachweis
• Allfällige bestehende gebäudetechnische • Inbetriebnahmeprotokoll Lieferant WP
Anlagen müssen in dieses neue Wartungs- • Inbetriebnahmeprotokoll Installationsfir-
konzept integriert werden. ma, inkl. Protokoll Einregulierung Massen-
ströme und Berechnungen Druckverluste
Die Eigentümer respektive Nutzer dürfen In- • Betriebsanleitungen aller wichtigen Kom-
standhaltungsarbeiten nur durch geschultes ponenten
Personal oder durch Fachfirmen ausführen • Prinzip- und Elektroschema
lassen. • Bau-, EVU- und Erdwärmesonde-Bewilli-
gungen
9.8. Anlagendokumenta- • Diverses
tion
Damit auf einer Anlage die wichtigen Infor-
mationen und Daten vorliegen, sollte gene-
rell für jede Anlage ein Anlagenordner mit
dem nachstehenden Informationsmaterial
erstellt werden.
• Adressen Unternehmer und Servicestelle,
respektive auch für Störungsmeldung
• Berechnungsgrundlagen der Wärme-
pumpenanlage, Grundlagedaten und
Berechnung Wärmeerzeugerleistung
• Technische Daten der Wärmepumpe,
Umwälzpumpen, etc.
• Bei Anlagen mit Erdwärmesonden: Proto-
koll Erdwärmesonden-Dimensionierung
nach Norm SIA 384/6, Bohrprofil der Erd-
sondenbohrfirma und Plan Sondenpositi-
on(en)

Prozess Garantiemanagement
Prozess-Ziel Mängel, die unter die Garantieleistung fallen, werden vom Ersteller beziehungsweise
Lieferanten behoben.
Messgrössen Anzahl verpasster Garantiefälle
Vorgelagerte Prozesse Abnahme
Nachfolgende Prozesse keine
Leistungen • Verjährungsfristen verfolgen
• Mängelansprüche prüfen und geltend machen
• Mängelbeseitigung verfolgen
• Garantiemassnahmen durchführen
Tabelle 9.1: Defini-
Kurzbeschrieb Im Prozess «Garantiemanagement» werden Garantiefristen erfasst und überwacht. Tritt
tion des Prozesses während der Garantiefrist ein Mangel auf, so wird dieser sofort nach der Entdeckung ge-
«Garantie-Manage- rügt und eine Frist zur Behebung gesetzt. Die Durchführung der Mängelbehebung wird
ment» gemäss dem überwacht und die Behebung des Mangels überprüft. Erfolgt die Mängelbehebung trotz
Prozess-Leistungs- Mahnung nicht, so kann der Betreiber den Mangel selbst beheben lassen und die an-
modell im Facility fallenden Kosten dem Ersteller in Rechnung stellen oder bei einer allfällig vorhandenen
Management (Pro- Bankgarantie geltend machen. Vor Ablauf der Garantiefrist von grösseren Gewerken
LeMo) von CRB. empfiehlt sich die Durchführung einer Garantieabnahme.

80
10. Betrieb

10.1. Betrieb und Erfolgs- Wärmepumpen wird empfohlen, die mini-


kontrolle male Temperatur im Sole-Kreis regelmässig
Die auf der Anlage installierten Messgeräte zu kontrollieren.
sollen eine Kontrolle der Betriebsparameter
ermöglichen. Die Inbetriebsetzung wird im 10.3. Instandhaltung
Normalfall bei bestimmten Randbedingun-
gen durchgeführt. Aus diesem Grund ist es Allgemein
wichtig, die Anlage bei veränderten Bedin- Für einen sicheren und störungsfreien Be-
gungen entsprechend auf die Funktionalität trieb der Wärmepumpenanlage ist eine pe-
und Energieeffizienz zu kontrollieren. Dies riodische Instandhaltung zu prüfen. Diese
gilt nicht nur für die Phase direkt nach der kann umgesetzt werden durch:
Inbetriebsetzung – allfällige Veränderungen • Instandhaltungsvereinbarung oder
an der Anlage sollen nicht unentdeckt blei- • Garantieverlängerung (mit den entspre-
ben. chenden Serviceleistungen)

10.2. Betriebsüber­ Es ist zu beachten, dass für die Wartung der


wachung Anlagenteile, bei denen man mit dem Kälte­
Das Betriebspersonal soll regelmässige Be- mittel in Berührung kommt, das Personal ei-
triebskontrollen durchführen. In regel- ne «Fachbewilligung für den Umgang mit
mässigen Abständen sind Ablesungen der Kältemitteln» benötigt.
Anlagedaten im Betriebsprotokoll festzuhal-
ten. Dieses dient als nützliches Instrument Wartungsheft
für die Überprüfung der Anlageneffizienz Bei allen Geräten und Anlagen mit mehr als
sowie als Grundlage für die Durchführung 3 kg Kältemittel, unabhängig von dessen
von Wartungsarbeiten. Wichtigste Beur- Art, muss die Anlage gemeldet und ein War-
teilungskriterien für die Erfolgskontrol- tungsheft geführt werden. Die Vignette
le einer Wärmepumpenanlage stellen die («Etikette») zur Anlageidentifikation ist am
Jahresarbeitszahl (JAZ) und die Jahresnut- Gerät anzubringen.
zungsgrade (WNG/SNG) dar. Diese können
allerdings nur dann eruiert werden, wenn Dichtigkeitskontrolle
die entsprechenden Messdaten über den Eine regelmässige Dichtigkeitskontrolle muss
Energie­verbrauch der Wärmepumpe inklusi- bei allen Geräten und Anlagen mit mehr als
ve Hilfs­aggregate sowie die gelieferte Heiz­ 3 kg Ozonschicht abbauende oder in der
energie vorliegen. Interessante Hinweise Luft stabile Kältemittel durchgeführt werden
zum Betriebsverhalten von Wärmepumpen (siehe auch Wegleitung «Stationäre Gerä-
liefern ebenfalls die Anzahl der Verdich- te und Anlagen mit Kältemitteln, Wartungs-
ter-Einschaltungen, die bei den meisten seri- heft, Dichtigkeitskontrolle, Meldepflicht»).
ell hergestellten Wärmepumpen erfasst und Für dauerhaft geschlossene Kompaktanla-
über den Regler ausgelesen werden können. gen (Definition gemäss SN EN 378, z. B. ge-
Bei Klein- und Grossanlagen sollten zudem lötete oder geschweisste Verbindungen im
die Betriebszeiten von allfälligen Elektroein- Kältekreis) gelten längere Fristen.
sätzen überwacht werden. Bei Sole-Wasser-

81
10.4. Betriebs­optimierung Dabei müssen stets die sicherheitstechni-
Eine Anlage, die optimal betrieben wird, schen und hygienischen Anforderungen ein-
hat in der Regel keine Störungen, braucht gehalten werden.
weniger Energie, reduziert damit die Be- Hinweis: Die Betriebsoptimierung ist ge-
triebskosten und führt allenfalls sogar zu mäss Leistungsmodell SIA 112 eine von der
behaglicherem Raumklima. Bei der Inbe- Bauherrschaft zu bestellende Zusatzleistung.
triebsetzung wird oft ein Betriebszustand
einreguliert und einige Einstellungen (z. B. Konzept der Betriebsoptimierung
Heizkurve) nur nach Erfahrungswerten vor- Bei der Betriebsoptimierung (BO) werden
genommen. Erst während des Betriebes drei Eingriffsebenen unterschieden (Quelle:
können die Einstellungen der Anlage op- EnergieSchweiz):
timiert, d. h. auf den tatsächlichen Bedarf • Normalbetrieb: Betriebsoptimierung
ausgerichtet werden. Die Betriebsoptimie- durch Kontrollen, Aufzeichnungen und
rung bleibt damit eine Daueraufgabe (Pro- bessere Einstellung der Anlagen (Regelung).
zess), weil sich die Nutzungsbedingungen im Es sind keine Investitionen nötig, ausser für
Abbildung 10.1: Das
Verlaufe der Zeit oft ändern. laufenden Unterhalt. Zudem braucht es kein
3-Ebenen-BOk-Mo-
Die Zielsetzungen von Betriebsoptimierun- spezielles BO-Knowhow respektive externe
dell zeigt die ver-
gen sind grundsätzlich: optimale Einstel- Fachspezialisten. knüpften Interes-
lung einer technischen Anlage, Angebot der • BO-Unterstützung: Gezielte Betriebs­ senkreise sowie die
Energie auf dem benötigten Temperatur- optimierung aufgrund spezifischer Auswer- für den BO-Prozess
niveau, Bereitstellung der Energie zum tat- tungen und Messungen; Sofortmassnahmen relevanten Kreisläu-
fe (Quelle: Grundla-
sächlich benötigten Zeitpunkt, Erreichung mit minimalen Investitionen (ca. 3000
gen für die Betriebs­
möglichst hoher Wirkungsgrade bei der Franken); ein BO-Fachmann ist beizuziehen.
optimierung von
Wärmeerzeugung und Wärmeverteilung. komplexen Anlagen
(BOk), BFE 2002).

Unterschiedliche Interessen! − Entscheidungskompetenz? BOk = Betriebsoptimierung


Bauherr
von komplexen Anlagen
Eigentümer
BOk-Investition
Betriebswirtschaft

BOk- Kennwerte
Beziehungsfeld

Planer
Fachmann
BOk-Unterstützung

Normalbetrieb

Heizung Betriebsdaten

Unternehmer
Lüftung
Installateur
Benutzer Sach-
Messwerte werte
Klima

Hersteller Sanitär

Elektro

Unterhalt, Ser- Bedienzentrale Facility-Manager


vice, Kontrollen (Bedienelemente) Mieter

82
• BO-Investitionen: Betriebsoptimierung • Das Schwergewicht der energetischen
durch selektive Investitionen. Die sorgfältige Betriebsoptimierung unmittelbar nach der
Analyse der Anlagen mit der Auswahl jener Übernahme liegt in folgenden Bereichen:
Massnahmen mit dem grössten Einsparpo- Stabilität der verschiedenen Regelkreise im
tenzial respektive dem besten Kosten-Nut- dynamischen Betrieb prüfen; Regelsequen-
zen-Verhältnis bildet die Grundlage für das zen (z. B. Heizen, WRG, Kühlen) im dynami-
weitere Vorgehen (inklusive Budgetierung). schen Betrieb prüfen; Ein-Aus- und Regel-
BO-Investitionen lassen sich am besten reali- Verhalten bedarfsmässig gesteuerter
sieren, wenn ohnehin eine Sanierung oder Anlagen (z. B. Frequenzumformer, Stufen-
ein Ersatz von einzelnen Komponenten schaltungen, Kaskadenschaltungen) im
ansteht. Dabei ist es wichtig, pro Eingriffs­ realen Betrieb analysieren und prüfen (z. B.
ebene die entsprechenden Stakeholder zu mittels Trendanalysen); Funktion und Ener-
involvieren. gieeffizienzkennzahlen von energierelevan-
ten Anlagen (z. B. Kältemaschinen, WRG,
Von einer Betriebsoptimierung sind viele Wärmepumpen, Abwärmenutzungen, Sola-
Interessenskreise tangiert, für eine erfolg- ranlagen) kontrollieren; Heiz- und Kühlkur-
reiche Umsetzung sollten alle Beteiligten ven optimieren; hydraulischen Abgleich opti-
mit einbezogen werden. Planungshilfe bei mieren.
der energetischen BO ist das Merkblatt SIA Hinweis: Der Inbetriebnahme und Unter-
2048:2015. Dabei kann BO als Prozess wie in haltung der Messwerterfassung ist ebenfalls
Abbildung 10.2 dargestellt werden. Aufmerksamkeit zu schenken. Insbesondere
SIA 2048:2015 unterscheidet zwischen ist die Sinnhaftigkeit der erfassten Messwer-
energetischer Betriebsoptimierung nach te zu überprüfen. Bewährt hat sich dazu das
Übergabe und als Daueraufgabe. Als we- Erstellen und Überprüfen von Energiebilan- Abbildung 10.2:
sentlicher Unterschied stehen zu Beginn der zen. Als Daueraufgabe sind mindestens fol- Prozess der energe-
tischen Betriebsop-
BO keine gemessenen Betriebsdaten zur gende Aufgaben vorgesehen:
timierung (Quelle:
Verfügung. • Auswertung der relevanten Energiedaten
Andreas Genkinger,
und Vergleich mit Soll- oder Referenzwer- angelehnt an Merk-
blatt SIA 2048).

Bauprojekt Bestehendes Objekt

Phasen nach 1) strategische Planung 3) Projektierung


5) Realisierung 6) Bewirtschaftung
SIA 112 2) Vorstudien 4) Ausschreibung

Mängelbehebung verdeckte zu Lasten des


zu Lasten Unternehmer
Mängel Eigentümers

allg. Tätigkeiten FM-gerechte Planung


Betrieb mit Instandhaltung
SIA 113 und Realisierung

Tätigkeiten Betriebs- Betriebsoptimierung Betriebsoptimierung


Betreiber vorbereitung nach Übergabe als Daueraufgabe

Massnahmen
BO BO BO

Zeit
Abnahme/Übergabe Ende Rügefrist

83
ten; periodische Kontrollen der Funktion und letzten drei Jahre als Wochenwerte (mindes-
der Energieeffizienzkennzahlen relevanter tens als Monats- oder Jahreswerte). Bei
Abwärmenutzungs- und WRG-Anlagen Grossbezügern liefert der Netzbetreiber
(z. B. Nutzung der Kondensationswärme im (Gas- oder Elektrizitätswerk) ¼-Stun-
Abgas von Feuerungen) sowie von Anlagen den-Werte elektronisch in Tabellenform.
zur Nutzung von Umweltenergien (z. B. • Private (Unter-) Zählerdaten
Solar­anlagen, Wärmepumpen); Massnah- • Aktuelle Zählerstände
men zur Steigerung der Energieeffizienz und • Betriebsdaten (z. B. Betriebsstunden pro
deren Wirkung; Identifikation von Massnah- Brennerstufe, der Lüftungsanlagen, der
men bei Umnutzungen (samt Erfolgskontrol- Wärmepumpe etc.).
le); Trendanalysen und temporäre Messun- • (zusätzliche) Wärmeerzeuger
gen.
Das SIA-Merkblatt enthält auch eine Check- Bei der Auswertung und Analyse von Wär-
liste, welche Daten – sofern zutreffend – zu mepumpen und Kältemaschinen kommen
erheben sind. Die wichtigsten Punkte sind noch folgende prüfenswerte Punkte hinzu:
hier auszugsweise genannt: • eingesetztes Kältemittel
• Baujahr der Anlage (und allfälliger Sanie- • geforderte Kühlmedium- bzw. Kaltwas-
rungen) ser-Temperaturen, Bedarfsanpassung dieser
• Zählerdaten der Netzbetreiber respektive Temperaturen
Versorgungsunternehmen (Elektro – wenn • Speichertemperaturen
möglich für Wärmepumpen separat –, Gas, • Gleichzeitigkeit der Kälteerzeugung,
Öl, Fernwärme, Wasser): idealerweise die Kälte­verteilung, Kältespeicherung (Anlauf-
zeiten berücksichtigen)

Mögliche Störungen Wärmepumpe

Hochdruck Niederdruck Schmierung WP-Regelung

Wärmeabgabe
Rücklauftem- Zu wenig Ölmangel
Kältemittel Stromunterbruch
peratur zu hoch

Verflüssigungs- Wärmesenken-
temperatur zu hoch Eintrittstemperatur Öldruck Fühlerbruch
zu tief

Regulierung Temperatur Ölheizung AUS Hauptschalter AUS


Medium zu tief

Störung speicher-
Verschmutzung Verschmutzung Öltemperatur programmierbare
zu hoch, zu tief Steuerung (SPS)

Massenstrom Regulierung Fehlbedienung


zu klein

Wasserfilter Beimischregelung
verschmutzt Funktion

Massenstrom
Abbildung 10.3: Zu viel Kältemittel zu klein
Mögliche Störungen
und Störungsursa-
Beimischregelung Wasserfilter
chen bei Wärme- Funktion verschmutzt
pumpenanlagen

84
• Konzentration des Frostschutzmittels in
Rückkühlleitungen
• Verdichter mit Frequenzumformer
• Softstarter
• Rückkühlsysteme, Abwärmenutzung
• Kondensations- und Verdampfungstem-
peraturen
• Betriebszeiten (pro Verdichterstufe)
• Betriebsreduktion oder Anlagestillstand
(Nacht, Wochenende, Feiertage, Ferien),
vorausschauende Regelung
• Betriebspunkt, Wirkungsgrad Teillast und
Volllast
• Free-Cooling (Umgehung Kältemaschi-
ne), Mischbetrieb
• Sequenzregelung bei mehreren Kälteer-
zeugungsanlagen
• Sauberkeit der Komponenten

Massnahmenkatalog: Siehe «Grundlagen


für die Betriebsoptimierung von komplexen
Haustechnikanlagen». Massnahmen pro
Fachgebiet. Dort sind mögliche Optimie-
rungsmassnahmen und deren Sparpotenzial
aufgezeigt.

10.5. Störungen und


Störungsbehebung
Jede Wärmepumpe muss gegen uner-
wünschte Zustände abgesichert werden. Die
wichtigsten Ursachen von Störungen sind in
Abbildung 10.3 dargestellt.

85
11. Fallbeispiele

11.1. Kleinanlagen
Für kleinere Anlagen (bis circa 15 kW) im
Wohnbau haben sich die im Folgenden dar-
gestellten Funktionsschemata als betriebs-
sicher und energieeffizient bewährt. Es sind
die Grundschaltungen, so wie sie auch vom
Wärmepumpen-System-Modul verlangt
werden. Folgende Hydraulikvarianten wer-
den dargestellt:

Beispiel Seite
Ohne Speicher, ohne Wassererwärmung 88
Ohne Speicher, mit Wassererwärmung 88
Serie-Speicher, ohne Wassererwärmung 89
Serie-Speicher, mit Wassererwärmung 89
Parallel-Speicher, ohne Wassererwärmung 90
Parallel-Speicher, mit Wassererwärmung 91
Parallel-Speicher, mit solar unterstützter Wassererwärmung 91

87
Ohne Speicher, ohne Wassererwärmung

Wärme-
abgabe
+

Abbildung 11.1: Wärmepumpe
Die einfachste
Schaltung.

Bei Fussbodenheizungen kann der Unter- Einzelraumregelung betrieben werden (Nut-


lagsboden als thermische Speichermasse zung des Selbstregeleffekts). Bei höheren
genutzt werden, ein technischer Speicher Vorlauftemperaturen ist eine Einzelraumre-
zur Überbrückung der (allfälligen) Sperrzeit gelung von Gesetzes wegen vorgeschrieben,
des Elektrizitätsversorgers ist nicht (zwin- in diesem Fall ist der minimal erforderliche
gend) notwendig. Die Hydraulik eignet sich Massenstrom der Wärmepumpe einzuhal-
für Anlagen mit Vorlauftemperaturen am ten, beispielsweise durch ein zur Wärmeab-
Auslegungspunkt von unter 30 °C, die ohne gabe parallel geschaltetes Überströmventil.

Ohne Speicher, mit Wassererwärmung

UV

Siphon

Warm-
wasser
Wärme-
abgabe
Abbildung 11.2: +
Eine häufige Kon- –
figuration (Wasser­ Legionellen-
Wärmepumpe
schutz
erwärmer parallel
zur Raumheizung).

Wenn immer möglich sollte eine Wärme- nügend gross dimensionierte Fläche des
pumpe nebst der Raumheizung auch die Wärme­übertragers im Warmwasserspeicher.
Warmwassererwämung versorgen. Die Um- Diese sollte im Idealfall 0,4 m2/kW sein, be-
schaltung gelingt mit einem Dreiwegeventil zogen auf die maximale Wärmepumpen-
problemlos. Zu beachten ist die Heizleistung leistung. Das Überströmventil stellt auch bei
von Wärmepumpen ohne Leistungsregelung Wärmeabgabesystemen mit Thermostat-
im Sommerbetrieb (Warmwasserbereitstel- ventilen (Einzelraumregelung) die Einhaltung
lung), die sich im Vergleich zum Winterfall eines minimalen Massestromes der Wärme-
beinahe verdoppelt. Dies erfordert eine ge- pumpe sicher.

88
Serie-Speicher, ohne Wassererwärmung

Wärme-
Speicher abgabe
+
Abbildung 11.3: –
Wärmespeicher Wärmepumpe
in Serie für kleine
Bauten.

Ein geringer Wasserinhalt der Heizungsan- Luft-Wasser-Wärmepumpe im Umkehrbe-


lage (Radiatorheizungen, kleine Objekte trieb abgetaut, so ist ein grösserer Inhalt
mit Fussbodenheizungen) führt zu häufigen notwendig, da im Abtaubetrieb dem Heiz-
Ein-Aus-Schaltzyklen der Wärmepumpe. system Wärme entzogen wird. Bei zu gerin-
Dem kann mit einem Serienspeicher entge- gem Wasserinhalt der Heizungsseite kann
gengewirkt werden. Der Speicher sollte im schlimmsten Fall der Verflüssiger gefrie-
nach Herstellerangaben und so klein wie ren und dadurch bersten.
möglich gewählt werden. Wird eine

Serie-Speicher, mit Wassererwärmung

UV

Siphon

Warm-
wasser
Wärme-
Speicher abgabe
Abbildung 11.4: +
Serieller Wärmespei- –
cher mit vorge- Legionellen-
Wärmepumpe
schutz
schaltetem Wasser­
erwärmer.

Das Schema entspricht der Anlage «Serie-


Speicher, ohne Wassererwärmung», jedoch
mit zusätzlicher Trinkwassererwärmung.
Deren hydraulische Einbindung sollte – aus
Sicht Wärmepumpe – vor dem Serie-
Speicher erfolgen. Ansonsten würde dieser
bei Warmwasserladung ebenfalls (auf ein zu
hohes Temperaturniveau) mitaufgeheizt.

89
Parallel-Speicher, ohne Wassererwärmung

Wärme- Wärme-
Speicher
abgabe abgabe
Abbildung 11.5: +
Wärmespeicher

ermöglicht eine Wärmepumpe
hydraulische Ent-
kopplung.

Die Hydraulikschaltung bewirkt durch den bindung des Speichers: Der Primärvorlauf
parallel eingebundenen Heizwasserspeicher (Austritt Wärmepumpe) wird direkt auf die
– zusätzlich zur Energiespeicherung – eine Heizgruppen geführt und über eine Stich-
hydraulische Entkopplung zwischen dem La- leitung an den Speicher angebunden, nicht
de- und Entladekreis (d. h. Wärmepumpe aber durch den Speicher geführt. Bei tieferer
und Wärmeabgabesystem). Die Wärmepum- Speichertemperatur wird dadurch ein Her-
pe kann dadurch unabhängig von der Wär- untermischen des Wärmepumpenaustritts
meabgabe betrieben werden. Gegenüber verhindert. Der Druckverlust der Stichleitung
der Lösungen mit Serie-Speicher auf Seite sollte möglichst gering gehalten werden.
89 werden mehrere Umwälzpumpen be- Der Massestrom im Ladekreislauf muss grös­
nötigt, eine im Ladekreis und (je) eine in den ser sein als derjenige in den Entladekreisen.
Entladekreisen (Heizgruppen). Der techni-
sche Speicher sichert die Einhaltung des Mi-
nimal-Massenstroms der Wärmepumpe, er
übernimmt damit auch die Rolle der in den
erwähnten Lösungen integrierten Über-
strömventile. Zur Anpassung an den Wär-
mebedarf (z. B. Einzelraumregelung der
Wärmeabgabe) sollten die Entladepumpen
in den Heizgruppen aber nach Druck regu-
liert werden (drehzahlgeregelte Umwälz-
pumpen).
Sind auf der Verbraucherseite – wie in der
Abbildung ersichtlich – mehrere Heiz-
gruppen mit unterschiedlichen Tempera-
turanforderungen (z. B. Radiatoren und
Fussbodenheizungen) angeschlossen, so
benötigt diejenige Gruppe mit den tiefsten
Temperaturanforderungen eine separate Re-
gelung (im Schema eingezeichnet: Beimisch-
schaltung). Die Gruppe mit den höchsten
Vorlauftemperaturen wird direkt über den
Wärmepumpenregler «gefahren». Speziell
zu beachten ist auch die hydraulische Ein-

90
Parallel-Speicher, mit Wassererwärmung

UV

Siphon

Warm-
wasser
Wärme-
Speicher abgabe
Abbildung 11.6:
Wassererwärmer, +
warmer Speicher –
und Wärmeabgabe Legionellen-
Wärmepumpe
schutz
in sinnvoller Reihen-
folge.

Wie bei der Lösung mit Serie-Speicher muss mepumpen mit eingebauten Umwälzpum-
eine zusätzliche Wassererwärmung vor dem pen müssen diese zur restlichen Hydraulik
Heizwasser-Pufferspeicher eingebunden passen. Ein falscher Massestrom kann den
werden. Ansonsten würde bei jedem Warm- Temperaturhub in der Wärmepumpe er-
wasser-Ladevorgang auch der Heizungs- höhen und damit zu geringerer Effizienz
puffer mit den – für Heizzwecke – unnötig führen: Als Beispiel führen 2 K mehr Tempe-
hohen Temperaturen aufgeladen. Bei Wär- raturhub zu 3 % schlechterer Effizienz.

Parallel-Speicher, mit solar unterstützter Wassererwärmung

UV

Siphon

Warm-
wasser
Legionellen- Wärme-
schutz Speicher abgabe
Abbildung 11.7: +
Bei der Einbindung –
von thermischer Wärmepumpe
Solarwärme ist
Sorgfalt geboten.

Der Betrieb mit einer Wärmepumpe für Hei- larkreislaufs im Warmwasserspeicher tiefer
zung und Wassererwärmung, eingeschlos- liegen als das Wärmepumpen-Heizregister.
sen eine thermische Solarunterstützung, ist Die Fläche des Letzteren muss zur Wärme-
bereits eine anspruchsvolle Lösung, die rich- pumpe passen, d. h. genügend gross di-
tig geplant werden muss. Die Wassererwär- mensioniert sein. Auch die Regelung beider
mung mit Solarenergie muss gewährleistet Wärmequellen muss abgestimmt werden
werden. Somit muss das Heizregister des So- (Vorrang für die Solaranlage).

91
11.2. Komplexere Anlagen

In diesem Abschnitt werden einige Beispiele


meist grösserer, komplexerer Anlagen vor-
gestellt. Es gilt zu beachten, dass komplexe
Anlagen ganz besonders sorgfältig geplant
werden müssen. Solche Anlagen sind rege-
lungstechnisch nicht trivial und eignen sich
– nebst den Kostengründen – auch deshalb
nur für Objekte mit grösserem Wärme-
respektive Kältebedarf.

Beispiel Seite
Erdwärmesonden-Wärmepumpenanlage 93
Grundwasser-Wärmepumpenanlage mit Ölheizkessel 94
Abwasser-Wärmenutzung zur Trinkwassererwärmung 95
Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage mit Stückholzkessel 96
Kombination von Erdsonden-Wärmepumpe, Kältemaschine und Heizkessel 97

Symbole

Pumpe, drehzahlgesteuert M Motor

Förderpumpe Temperaturfühler

Ventilator Entlüftungshahn

Sicherheitsventil mit Federbelastung Flüssiger Brennstoff

Wärmetauscher Gasförmiger Brennstoff

Geschlossenes Membran-Ausdehnungsgefäss Fester Brennstoff

Wärmezähler mit elektrischem Zählwerk Elektrischer Strom

Absperrklappe

Dreiweg-Mischventil

Rückflussverhinderer

Filter, Schmutzfänger

92
Erdwärmesonden-Wärmepumpenanlage

P M M Kältedämmung

M M M M

FU
H: 120 kW, 29/25°C

Lufterhitzer/ -kühler
H: 40 kW, 40/30°C
K: 30 kW, 12/16°C
K: 90 kW, 18/21°C
Wärmespeicher

TABS
Aussenfühler

Kältedämmung

Einspeisung
Abbildung 11.8:
Erdsonde, Wärme-
pumpe und TABS
für Raumwärme, Verdichter Hilfsbe- Hilfsbetriebe
triebe allgemein
ohne Wärmepumpe (Sturmlüftung,
für Kühlung. Beleuchtung etc.)
JAZ-relevant

Objekt: Bürogebäude Besonders zu beachten


• Der Energieverbrauch Heizung/Kühlung
Systemwahl: Der Heizwärmebedarf wird ist separat zu erfassen.
über eine Erdwärmesonden-Wärmepum- • Die Dimensionierung des Luftkühlers und
penanlage gedeckt. Die Wärmeabgabe er- des Lufterhitzers
folgt über ein thermoaktives Bauteilsystem • Das Kältenetz ist dampfdicht zu dämmen,
(TABS). Über das gleiche System wird das um Schwitzwasser zu vermeiden.
Bürogebäude gekühlt. Die Gebäudekühlung • Die Zufahrt zur Bohrstelle und der Stand-
erfolgt im Free-Cooling-Betrieb über die ort der Bohrstelle
Erdwärmesonden. • Die Erdwärmesonden sind bezüglich
Kühl- und Heizfall zu dimensionieren.
• Für Heiz- und Kühlbetrieb umschaltbare
Thermostatventile verwenden.

93
Grundwasser-Wärmepumpenanlage mit Ölheizkessel

M M M M M

26 kW, 35/30°C
18 kW, 35/30°C
22 kW, 35/30°C

20 kW, 35/30°C
WP

Haus 4
Haus 3
Haus 1

Haus 2
Aussenfühler

M
Einspeisung

Abbildung 11.9:
Verdichter Hilfsbe- Hilfsbetriebe Eine bivalente Hei-
triebe allgemein zanlage mit tiefen
(Sturmlüftung, Vorlauftemperatu-
Beleuchtung etc.)
JAZ-relevant ren.

Objekt: Wohnüberbauung Besonders zu beachten


• Die notwendige Zeit für das Bewilligungs-
Systemwahl: Die Wohnüberbauung be- verfahren
steht aus 4 Mehrfamilienhäusern mit je 6 • Die Qualität des Grundwassers bezüglich
Wohnungen. Da sich das Grundstück in der physikalischen und chemischen Para-
der Grundwasserzone befindet, soll für meter sowie der Feststoffe, etc.
die Wärmeerzeugung eine Wasser-Was- • Die Auslegung der Grundwasserumwälz-
ser-Wärmepumpe eingesetzt werden. Zur pumpe
Spitzenlastdeckung, (Bivalent-parallel-Be-
trieb), wird ein Ölheizkessel eingesetzt. Die
Wärmeabgabe erfolgt über Bodenheizun-
gen.

94
Abwasser-Wärmenutzung zur Trinkwassererwärmung

M
F
WP

Zulauf
Zur Kanalisation Trinkwasser Abbildung 11.10:
Wärme aus Abwas-
Einspeisung ser als Quelle für
Wärmepumpe.

Objekt: Altersheim Besonders zu beachten


• Die Abwassermengen und die Abwasser-
F allbeis piel 5
Systemwahl: Die Trinkwassererwärmung qualität
F äkalien-Wärmepumpe
erfolgt primär mit einer Wärmepumpen- • Die zeitliche Verteilung des Abwasseran-
Trinkwassererwärmung
anlage und einer Abwasser-Wärmerückge- falls und des Trinkwarmwasserbedarfs
winnung. Der Abwasserschacht mit dem • Die Frostsicherheit aller Anlageteile, die
Wärmeübertrager und den Pumpen befin- ausserhalb der Gebäudehülle liegen
det sich unterflur ausserhalb des Gebäudes. • Die Zugänglichkeit für Reinigungs- und
Servicearbeiten
• Die Anlage muss über einen zuverlässi-
gen Legionellen-Schutz verfügen, z. B.
eine periodische Aufheizung des Trink-
wasserbehälters auf mindestens 60 °C.
Empfehlung SVGW: 1-mal pro Tag
während einer Stunde aufheizen.

95
Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage mit Stückholzkessel

M M M
Aussenluft

FU

FU
15 kW, 50/40°C

50 kW, 50/40°C
Raumheizung
Lufterhitzer
Aussenfühler

M M Trinkwasser

Einspeisung

Abbildung 11.11:
Bivalente Heizung
mit erneuerbaren
Objekt: Landwirtschaftliche Schule Besonders zu beachten Energien.
• Die hydraulische Trennung der Wärmeer-
Systemwahl: Die Landwirtschaftliche Schu- zeuger und der Speicheranlage
le soll mit erneuerbarer Energie beheizt wer- • Die Schall- und übrigen Emissionen
den. Da die Schule über einen eigenen Wald
verfügt, soll der Heizwärmebedarf über eine
Stückholzfeuerung gedeckt werden. Für die
Übergangszeit ist zusätzlich eine Luft-Was-
ser-Wärmepumpe für bivalent-alternativen
Betrieb vorgesehen.

96
Kombination von Erdsonden-Wärmepumpe, Kältemaschine und Heizkessel

evtl. Rückkühlung
Rück-
kühlung

Turbocor-Kältemaschine mit Wärme-


Kältemittel: HFO-1234ze / R134a Speicher
Spitzenlast-Abdeckung im Sommer 26...68°C
Luftkühler: ca. 14/20°C
Bodenkühlung: ca. 18/22°C
Prozess/Entfeuchtung: ca. 9/15°C
- + 34/28°C
Gaskessel Ölkessel
max. 80°C max. 80°C

Wärme-
- Speicher
26...68°C
bestehende Heizkessel;
14..6°C Spitzenlast-Abdeckung im Winter
Für Neuanlagen:
Lufterhitzer: ca. 35/28°C
- + 50-68°/ 28°C Bodenheizung: ca. 30/26°C
BWW/ TWW: ca. 68/55°C

Klimakälte
Erdsonden-Wärmepumpe Bei mechanischer Kälteerzeugung sind die Wassertemperaturen möglichst hoch
Kältemittel: HFO-1234ze/
Direktkühlung R134a oder CO zu wählen. Anforderungen nach SIA 382/1:2014 für Neuanlagen sind:
2
Klimaanwendungen ohne Entfeuchtung θCW ≥ 14 °C
Erdsonden Klimaanwendungen mit Teilentfeuchtung (z.B. Klimaanlage mit Kühldecke) θCW ≥ 10°C
Klimaanwendung mit kontrollierter Entfeuchtung (Prozessklima) θCW ≥ 6°C

Objekt: Spital, Klinik, Altesheim oder Hotel Kernpunkte Abbildung 11.12:


• Erdsonden-Wärmepumpe für die gleich- Wärmepumpe deckt
Heizbetrieb im Winterhalbjahr: Die neue zeitige Wärme- und Kälteerzeugung. 1. Wär- zwei Drittel des
Wärmebedarfs eines
Erdsonden-Wärmepumpe (WP) erzeugt die mequelle = Kältenetz; 2. Wärmequelle =
grossen Gebäudes.
Grundlastwärme für das Gebäude. Dabei Erdsonden (oder Grundwasser). Einsatz von
wird rund 60 % bis 80 % des Jahresenergie­ R744 (CO2) empfohlen bei hoher Tempera-
bedarfes durch diese WP gedeckt. Nur bei turspreizung wie Wassererwärmung von
tieferen Aussenlufttemperaturen (unter 10 °C auf 65 °C. Einsatz von R717 (NH3)
– 2 °C) schalten sich die zwei bestehenden generell empfohlen, jedoch hohe Investitio-
Heizkessel hinzu. Zudem kann mit den Erd- nen, Sicherheitsanforderungen und Service-
sonden der Kühlbedarf direkt gedeckt wer- kosten. HFO-1234ze empfohlen als Ersatz
den. des R134a-Kältemittels, auch als Kältemittel
Kühlbetrieb im Sommerhalbjahr: Mit- für Turbocor-Verdichter mit hohem COP, ins-
tels der Erdsonden-WP wird dauernd auch besondere im Teillastbereich.
die Klimakälte produziert, gleichzeitig wer- • Grundkühlung (respektive Direktkühlung)
den alle Heizgruppen mit Wärme versorgt. mittels Erdsonden über Bodenheizung
Nur bei höheren Aussenlufttemperaturen (Change­over-Bodenkühlung), über Umluft-
(über 28 °C) schaltet sich die Spitzenlast-Käl- kühler von Server- und ICT-Räumen und
temaschine hinzu. Mit dieser wird die Kälte Rückkühlung der gewerblichen Kälte.
möglichst energieeffizient erzeugt. • Turbocor-Kältemaschine für Spitzenkälte­
abdeckung in den Sommermonaten, mit

97
hohen Teilwirkungsgraden (COP grösser als
10). Dabei kann bei Kälteleistungen bis 600
kW das Kältemittel R134a verwendet wer­
den, bei höheren Leistungen HFO-1234ze.
HFO-1234ze ist seit Mitte 2016 klassiert und
in der Gesetzgebung berücksichtigt.
«Sturmlüftung» muss sorgfältig ausgelegt
werden, mit direkter Absaugung in Boden-
nähe.
• Vorgehen bei Wärmepumpenanlagen
grösser als 600 kW: Bestimmung von (1.)
Sicherheitsgruppe des Kältemittels; (2.) Auf-
stellungsbereich; (3.) Kategorie der Anlage;
(4.) Aufstellung der Anlage. Variante einer
«gekapselten Lösung», mit mechanisch
belüftetem Gehäuse und durch Reduktion
der Sicherheitsbestimmungen im Technik-
raum.
• Bestehende oder neue Kesselanlagen
(Erdöl, Gas, Holz) in Serie zur Wärmepumpe
eingebunden. Der Hauptrücklauf aller Heiz-
gruppen wird immer zuerst von der Wärme-
pumpe vorgewärmt und bei tieferen Aus-
sentemperaturen von den Heizkesseln
nachgewärmt.
• Wichtige Punkte: Einbindung der
gewerblichen Kälte mit Erdsonden-Direkt-
kühlung (respektive Rückkühlung) der Ver-
flüssiger; Maximierung der Energieeffizienz
durch maximale Abwärmenutzung; sorgfäl-
tige Wahl der Kältemittel und Verdichter;
Analyse und Optimierung der Teillastbetrie-
be sowohl im Winter als auch im Sommer;
Berücksichtigung der Maximal- und Mini-
maltemperaturen für Heizung und Kälte
gemäss Norm SIA 382/1:2014 Lüftungs- und
Klimaanlagen – Allgemeine Grundlagen und
Anforderungen.

98
12. Anhang

12.1. Autoren

AUTOREN DER GESAMTÜBER­


ARBEITUNG 2018
Ralf Dott, Fachhochschule Nordwest-
schweiz, Institut für Energie am Bau,
Muttenz (Gesamtkoordination)
Andreas Genkinger, Fachhochschule
Nordwestschweiz, Institut für Energie am
Bau, Muttenz
Rita Kobler, Bundesamt für Energie,
Sektion erneuerbare Energien
Prof. Dr. Zoran Alimpic, Hochschule
Luzern – Technik und Architektur, Horw
Peter Hubacher, Hubacher Engineering,
Engelburg
Prof. Dr. Thomas Afjei, Fachhochschule
Nordwestschweiz, Institut für Energie
am Bau, Muttenz

AUTOREN DER ERSTAUSGABE 2008


Peter Kunz, Kunz-Beratungen, Dietlikon
(Gesamtkoordination)
Prof. Dr. Thomas Afjei, Fachhochschule
Nordwestschweiz, Institut für Energie am
Bau, Muttenz
Prof. Werner Betschart, Hochschule
Luzern – Technik und Architektur, Horw
Peter Hubacher, Hubacher Engineering,
Engelburg
Rolf Löhrer, Scheco AG, Winterthur
Andreas Müller, Andreas Müller GmbH,
Seuzach
Vladimir Prochaska, Hochschule Luzern –
Technik und Architektur, Horw

99
EnergieSchweiz, Bundesamt für Energie BFE
Mühlestrasse 4, CH-3063 Ittigen. Postadresse: CH-3003 Bern
Infoline 0848 444 444, www.infoline.energieschweiz.ch
energieschweiz@bfe.admin.ch, www.energieschweiz.ch, twitter.com/energieschweiz

ISBN: 978-3-905711-41-7

Das könnte Ihnen auch gefallen