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Aus der Praxis Psychotherapie im Dialog  2• 2015

Susanne Knappe

Klinische Diagnostik bei Angststörungen


Ein vielschichtiger Prozess

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Eine objektive, reliable und möglichst valide ­Diagnosestellung
dient einer korrekten Indikationsstellung, der ­individuellen
­Fallkonzeption und ist Grundlage für die Abrechnung mit dem
Kostenträger. ­Dahinter steht ein vielschichtiger Prozess, bei dem
sich durch die ­Vielzahl ­diagnostischer Merkmale und ­Kategorien
und die Menge v­ erfügbarer Instrumente und Verfahren ­besondere
­Herausforderungen ergeben. Dieser Beitrag beschreibt den
­diagnostischen Prozess bei Angststörungen und verweist auf
­Besonderheiten im klinischen Alltag.

Was beinhaltet Diagnostik? Diagnostik Diagnostik von Angststörungen  Die ▶▶ Kategoriale Diagnostik führt letztlich zu
ist Teil (psycho-) therapeutischer Expertise Diagnostik von Angststörungen (und an- einer Ja/Nein-Entscheidung darüber, ob
und tägliche Praxis im ambulanten, sta­ deren psychischen Störungen) wird daher eine definierte diagnostische Schwelle
tionären und Reha-Setting. Sie ist auch ein unter Zuhilfenahme diagnostischer Kriteri- überschritten wurde. Sie stellt eine Ver-
Prozess, der Hypothesen prüft („Liegt eine en, klinischer Interviews und diagnostischer einfachung und Informationsreduktion
psychische Störung vor?“) und generiert Instrumente getroffen. Die Genauigkeit und dar, die letztlich abhängig ist vom aktu-
(„Die Beschwerden haben eine bestimmte Qualität der Diagnostik und diagnostischer ellen Erkenntnisprozess und Konsens.
Funktion, nämlich …“), um klinisch rele- Entscheidungen sind maßgeblich für die ▶▶ Für die meisten psychischen Erkrankun-
vante Entscheidungen zu treffen. Diagnostik Prognose und den Verlauf der Beschwerden, gen gibt es keine eindeutigen „natürli-
meint nicht nur das Feststellen einer psy- die Behandlungszuweisung und Evaluation chen“ Grenzen, die 100 %ig gesund und
chischen Erkrankung zu Therapiebeginn, der Therapieergebnisse. krank trennen. Tatsächlich bergen psy-
sondern auch die fortlaufende Dokumenta- ▶▶ Bis heute wurden hunderte psychome- chologische Störungskonzepte vielmehr
tion positiver und negativer Entwicklungen trische Skalen und Instrumente für die die implizite Annahme der Kontinuität
(Verlaufsdiagnostik), von Patienten- und Erfassung verschiedenster Aspekte von von normal zu abnormal (krank).
Therapeutenratings zum Therapieprozess Angst und Angststörungen entwickelt ▶▶ Fast alle psychischen Störungen erfor-
(Prozessdiagnostik) und die Ergebnisevalu- (Hoyer & Margraf 2003, Knappe & Hoy- dern daher neben einer kategorialen
ation. er 2014), für die eine Übersicht kaum zu Diagnostik einen weiterführenden (di-
leisten ist. Daher werden an dieser Stelle mensionalen) diagnostischen Prozess
Besonderheiten bei der Diagnostik von auf klinischer, instrumenteller und zeit-
Zusammengenommen gehören alle Untersu- Angst (-störungen) beschrieben und Hin- licher Ebene.
chungsmaßnahmen vor, während und nach weise für den klinischen Alltag angeboten.
einer Therapie, die zu Entscheidungen füh- Klinische Ebene  Angst oder Furcht sind
ren, zum diagnostischen Prozess. Kategoriale und dimensionale Diag- wichtige Basisemotionen. Angst ist damit
nostik  Die diagnostischen Klassifikations- nicht notwendigerweise ein psychopatho-
systeme (ICD, DSM) liefern diagnostische logischer Zustand; die Unterscheidung von
Diagnostik liefert die Grundvoraussetzun- Prinzipien und standardisierte Kriterien, „normaler“ und „pathologischer“ Angst ist
gen für die Zuordnung der Problemstruktur um psychische Störungen verlässlich zu eine der wichtigsten diagnostischen Aufga-
zu einer oder mehreren Diagnosen und den beschreiben und ein pathologisches von ei- ben und berücksichtigt Emotionen, Denken,
Einsatz klinisch-psychologischer Interven­ nem nicht pathologischen Beschwerdebild Verhalten und körperliche Funktionen oder
tionen. zu unterscheiden. Empfindungen. Dabei interessieren

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▶▶ Art, Ausmaß, Anzahl und Dauer erlebter Kasten 1: Häufig eingesetzte diagnostische Instrumente
Angstsymptome,
▶▶ deren Beginn und Verlauf, Standardisierte und (halb-)strukturierte Interviews erlauben die reliable Erfassung einer
▶▶ vorausgehende und nachfolgende Bedin- Bandbreite klinischer Merkmale; je nach Interview werden auch Informationen zu Beginn und
gungen Verlauf, aktuellem Status und bisherigen Behandlungsmaßnahmen erfasst. In der klinischen
▶▶ und die Rolle somatischer Faktoren. Praxis allerdings werden diagnostische Interviews mit dem Verweis auf begrenzte zeitliche und
Bislang fehlen objektive Marker für Angst- personelle Ressourcen nicht immer eingesetzt (Hoyer & Knappe 2012). Dabei sind die Überein-

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störungen, sodass die Beobachtung und Er- stimmungsraten zwischen Diagnosen basierend auf standardisierten oder (halb-)strukturier-
fassung von Symptomen durch Selbst- bzw. ten Interviews mit sog. klinischen Routinediagnosen für die meisten psychischen Störungen
Fremdbericht maßgebend sind für die Be- gering, und Verlässlichkeit und Aussagekraft klinischer Routinediagnosen liegen deutlich unter
fundung als „pathologisch“. denen diagnostischer Interviews (Hoyer & Knappe 2012).
Die bekanntesten strukturierten und halb-strukturierten diagnostischen Interviews für den Ein-
Instrumentelle Ebene  Die Auswahl dia- satz bei Erwachsenen im deutschsprachigen Raum sind das SKID (Wittchen, Zaudig & Fydrich
gnostischer Instrumente basiert auf 1997) und DIPS (Schneider & Margraf 2006) bzw. das Mini-DiPS (Margraf 1994), unter den stan-
▶▶ der diagnostischen Fragestellung, dardisierten diagnostischen Interviews das computerisierte CIDI (Wittchen & Pfister 1997).
▶▶ den psychometrischen Eigenschaften Durch den modularen Aufbau der Interviews können auch einzelne Sektionen durchgeführt
des Instrumentes wie Objektivität, Relia- werden, etwa nur zu Angststörungen. Dann ist besonderes Augenmerk auf die Differenzial­
bilität, diskriminanter und konkordanter diagnostik zu legen. Das abschließende klinische Urteil, etwa über Primär- und Sekundärdiag-
Validität, Spezifität, Sensitivität, Vorher- nosen, kann jedoch kein Interview leisten und bleibt Aufgabe des Interviewers.
sagekraft sowie Praktikabilität,
▶▶ der benötigten Genauigkeit und Aus- Klinische Rating- / Beurteilungsskalen sind für diagnoseübergreifende oder spezifische Sym-
führlichkeit, ptome bzw. Syndrome konzipiert. Für Angststörungen zählen neben der HAM-A (Hamilton
▶▶ sowie dem Zeitpunkt der Erhebung (vor, 1959) für die Erfassung ängstlicher Stimmung, Furcht und assoziierter Symptome auch die Lie-
während, nach einer Behandlung oder bowitz Soziale Angstskala (LSAS; Liebowitz 1987) und die Y-BOCS (Goodman et al. 1989) für
Anzahl der Messzeitpunkte). die Schwere von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zu den bekanntesten Ratingskalen.
Weiterhin sind klinische Erfahrung und Symptomübergreifende Instrumente erfassen ausgewählte Bereiche, die über Angststörun-
Trainings im Umgang mit dem jeweiligen In- gen hinweg relevant sind und für die Behandlung und ggf. Prognose einer Person bedeutsam
strument sowie klinisches Wissen zur Psy- sind. Beispiele hierfür sind das Spielberger Angstinventar (STAI, Spielberger Gorsuch & Lushene
chopathologie zu berücksichtigen. 1970), das Beck Angstinventar (BAI, Beck et al. 1988) oder der Fearquestionnaire (FQ, Marks &
Matthews 1978).
Interviews vs. Fragebögen Standardi- Spezifische Angstskalen für umgrenzte Problembereiche erfassen dagegen somatische, kog-
sierte oder strukturierte Interviews wer- nitive und verhaltensbezogene Aspekte und die Schwere bestimmter Angststörungen. Diese
den häufig als Goldstandard genannt. Ihr Instrumente können aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein:
Einsatz erfordert mitunter mehr personelle ▶▶ wenn es bereits verlässliche Hinweise auf eine Angststörung gibt (z. B. basierend auf
und zeitliche Ressourcen als Fragebögen zur kategorialer Diagnostik),
Selbst- oder Fremdauskunft und klinische ▶▶ wenn die Schwere von Angstsymptomen bei bereits erkannten Fällen, der Verlauf oder das
Ratings. Angesichts der zahlreichen diag- Ergebnis einer Intervention (Behandlung) evaluiert wird
nostischen Kriterien und Kategorien fällt es ▶▶ und um Rückfälle zu erkennen.
jedoch schwer, alle Kriterien und Entschei- Diese Instrumente sind i. d. R. nicht geeignet, zwischen verschiedenen Angststörungen, Angst-
dungsregeln während des Gesprächs mit störungen und anderen psychischen oder somatischen Erkrankungen zu unterscheiden.
dem Patienten zu bedenken, sodass die Vor- q Tab. 1 und 2 zeigen einige Beispiele für symptomübergreifende und spezifische Angstskalen.
teile einer formalisierten (instrumentenba-
sierten) Diagnostik überwiegen (q Kasten 1). Verhaltensbezogene Maße zur Beobachtung und Messung von Verhaltensweisen und Emotionen
in spezifischen Situationen beinhalten eine Vielzahl von Methoden (q Kasten 2), schließen auch
Zeitliche Ebene  Die einfachste Variante Verhaltensexzesse und -defizite ein, sowie Faktoren, die diese Verhaltensweisen beeinflussen.
einer Verlaufsdiagnostik ist ein Prä/Post-
Vergleich der Angstsymptomatik, wobei
engmaschigere Messungen auch die Beob- Hierfür werden meist kürzere symptom- zogene Maße können dazu beitragen, für
achtung positiver wie negativer Entwicklun- übergreifende oder -spezifische Verfahren Therapeut und Patient gleichermaßen den
gen erlauben und somit eine Begründung bevorzugt, die in wenigen Minuten bear- individuellen Fortschritt zu verdeutlichen
für therapeutisches Handeln liefern können. beitet werden können. Auch verhaltensbe- (q Kasten 2).

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Kasten 2: Verhaltensbezogene Maße Kasten 3


Selbstbeobachtungen Beispiele für eine (störungsübergreifende)
▶▶ Selbstbeobachtungen umfassen die Häufigkeit (z. B. von Panikattacken in den letzten 2 Verlaufs- und Prozessdiagnostik
Wochen) bzw. die Frequenz von Ereignissen (z. B. notiere jede Panikattacke im Beobach- Therapieziele
tungszeitraum), um möglichst fortlaufend Informationen über den zeitlichen Verlauf, die ▶▶ Berner Inventar für Therapieziele
Rolle anderer Faktoren, antizipatorischer Angst und Reaktionsverhalten zu sammeln. (BIT-CT)
▶▶ Für eine einfache und ereignisnahe Selbstbeobachtung können Papier und Bleistift oder (Grosse Holtforth & Grawe 2002a)

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elektronische Gedankenprotokolle oder Tagebücher (Apps) genutzt werden. Motivation und Zuversicht
▶▶ Selbstberichtete Kognitionen, also Aussagen über das Selbst, automatische Gedanken oder ▶▶ Fragebogen zur Analyse Motivationaler
innere Dialoge können mittels Produktions- oder Bestätigungsmethoden erfasst werden. Schemata (FAMOS)
Produktionsmethoden meinen das Aufschreiben oder Aufnehmen verbalisierter Erwartun- (Grosse Holtforth & Grawe 2002b)
gen, Sorgen, Gedanken etc. bezüglich vorangegangener, aktueller oder zukünftiger Behandlungserwartungen
Ereignisse. Bestätigungsmethoden beinhalten eine Liste von Gedanken bezogen auf das ▶▶ Wie sinnvoll erscheint Ihnen die
Angsterleben der jeweiligen Person, die gebeten wird, den Grad der Zustimmung oder Behandlung?
Ablehnung anzugeben (Hoyer & Chaker 2009). ▶▶ Wie zuversichtlich sind Sie, dass die
Behandlung Ihre ______reduzieren
Subjektive Einschätzungen wird?
▶▶ Subjektive Enschätzungen helfen beim Erfassen der Intensität von Angst und Furcht (oder ▶▶ Würden Sie die Behandlung einem/r
anderen emotionalen oder kognitiven Reaktionen), vorzugsweise in spezifischen Situatio- Freund/in, der/die unter _______ leidet,
nen. Auf einer Skala von 0–10 oder 0–100 stehen höhere Werte für ein höheres Niveau von empfehlen?
Angst oder Anspannung. Verschiedene Abwandlungen, etwa als Furchtthermometer oder ▶▶ Was glauben Sie, wie erfolgreich die
visuelle Analogskalen, sind bekannt. Behandlung die ______ vermindern
▶▶ Der Vorteil besteht in der unmittelbaren Abfrage und Einschätzung des Erlebten, sodass wird?
Erinnerungsverzerrungen vorgebeugt werden (im Vergleich zu einem Symptomfragebo- ▶▶ Folgende Situationen können bei Ihnen
gen, der am Ende der Sitzung oder der Exposition vorgelegt wird). Letztlich können aber Angst auslösen oder nicht [nenne
auch absichtlich niedrige Werte berichtet werden, um der Situation vorschnell zu Situationen]. Wenn diese Ihnen Angst
entkommen, oder aber höhere Werte als Signal für Hilfesuchverhalten. machen, wie zuversichtlich wären Sie,
dass diese Behandlung die Angst
Verhaltensproben / Verhaltenstests beseitigt?
▶▶ Verhaltensproben / Verhaltenstests sind mehr oder weniger standardisierte Tests, um a ▶▶ Wie stark ist Ihre ______zum jetzigen
priori ausgewählte Verhaltensweisen (problematisches Verhalten) zu beobachten, die Zeitpunkt?
natürlicherweise produziert werden, z. B. der Abstand zwischen einer Person und der ▶▶ Was erwarten Sie, wie stark Ihre ______
gefürchteten Spinne. Ziel ist es, dass der Befragte sich in der Situation präsent fühlt und unmittelbar nach der Behandlung ist?
somit jenes Verhalten zeigt, was auch in einer „echten Situation“ zu beobachten wäre. ▶▶ Was erwarten Sie, wie stark Ihre ______
Ausgewählt werden meist idiosynkratrische Verhaltensweisen, die nicht oder nur schlecht 1 Jahr / 5 Jahre nach der Behandlung ist?
verbalisiert werden können. Therapieverlauf
▶▶ Verhaltenstests liefern eine unmittelbare Rückmeldung sowie Informationen für die ▶▶ Fragebogen zur Evaluation von
Fallkonzeption, Behandlungsplanung und Ergebnisevaluation. Therapieverläufen (Lutz & Böhnke 2008)
▶▶ Gerade für Angststörungen bieten sich Verhaltenstests an, da sie über angstauslösende ▶▶ Stundenbogen für die Allgemeine und
Reize, automatisierte Sicherheitsverhaltensweisen, Kognitionen und körperliche Angstsym- Differentielle Einzelpsychotherapie
ptome informieren. Erhoben werden z. B. der Abstand zur Spinne in cm oder m, Anzahl der (STEP) (Krampen 2002)
Etagen, die mit dem Fahrstuhl gefahren werden, oder die Teilschritte bis zum Erreichen ▶▶ Bonner Fragebogen für Therapie und
eines vorher festgelegten Ziels (Angsthierarchie). Beratung (BFTB) (Fuchs et al. 2003)
▶▶ Ängstliches Vermeidungsverhalten kann insbesondere mit dem Behavioral Avoidance Test ▶▶ Stations-Erfahrungsbogen (SEB) zur
(BAT; Craske, Barlow & Meadows 2000) erfasst werden: Hier werden Angstsymptome wie Erfassung des Verlaufs stationärer
Atemlosigkeit, Herzklopfen oder Schwindel z. B. durch Hyperventilation, wiederholtes schnelles Psychotherapie
Drehen auf einem Drehstuhl oder durch das Einatmen durch einen Strohhalm provoziert. (Sammet & Schauenburg 1999)
▶▶ Besonderes Augenmerk muss auf die Gültigkeit des Tests für das Alltagsgeschehen des Compliance, Mitarbeit
Befragten gelegt werden; daher sind Verhaltenstests i. d. R. hochindividualisiert. ▶▶ Pünktlichkeit, Regelmäßigkeit der
▶▶ Verhaltenstests ersetzen keine Techniken zur Verhaltensmodifikation wie Konfrontations- Termine, Hausaufgaben ect.
basierte Interventionen oder Verhaltensexperimente.

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Tab. 1  Beispiele für diagnoseübergreifende Symptomfragebögen


BSI / SCL-90-R Aggressivität / Feindseligkeit, Ängstlichkeit, Depressivität, Paranoides Denken, Phobische Angst, Psychotizismus,
Somatisierung, Unsicherheit im Sozialkontakt, Zwanghaftigkeit
PROMIS Level 1 Screening für Depression, Ärger, Manie, Angst, somatische Symptome, Suizidalität, Psychose, Schlafprobleme, Mne-
stik, Schlafprobleme, zwanghafte Gedanken / Verhaltensweisen, Dissoziation, Substanzgebrauch
Beck Angstinventar (BAI) Erfassen der Schwere von klinischer Angst
Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen, Sicherheits- / Vermeidungserhalten bei Panik, Agoraphobie, Somatisierung
Kognitionen und Vermeidung (AKV)

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Angstsensitivitätsindex (ASI-3) somatische, soziale und kognitive Bedenken bezüglich Angsterleben
Cross-D Angststörungsübergreifend ist im Zuge der Revision des DSM eine Skala entwickelt worden, die die Häufigkeit und
Intensität physiologischer, kognitiver und behavioraler Symptome erfasst.

Tab. 2  Beispiele für die diagnosespezifische S


­ ymptomfragebögen
Angststörung physiologische Symptome Kognitionen Sicherheits-/ Schwere
Vermeidungsverhalten
Liebowitz Soziale Angstskala (LSAS) Soziale Angst x x
Panik-Agoraphobie-Skala (PAS) Panik, Agoraphobie x x x x
Pennstate Worry Questionnaire (PSWQ) Generalisierte Angststörung x
Unsicherheitstoleranz (IUS) Generalisierte Angststörung x x

Fear Survey Schedule (FSS-III) Soziale Situationen, Blut/ Ver- x


letzungen, Tiere und speziell
Insekten, agoraphobische
Ängste
Dental Fear Survey (DFS) Zahnbehandlungsphobie x x x
Schweregrad der Sozialen A ­ ngststörung, Für jede der genannten Angststörungen sind im Zuge der Revision des DSM neue Skalen entwickelt worden, die,
Panikstörung, ­Agoraphobie, einem einheitlichen Muster folgend, störungsspezifisch die Häufigkeit und Intensität physiologischer, kognitiver und
­Generalisierten Angststörung, behavioraler Symptome erfassen.
­Spezifischen Phobie

Prozessdiagnostik im engeren Sinne meint Fazit Dr. Susanne Knappe,


Dipl.-Psych.
die Beobachtung des Geschehens während Die Auswahl aus zahlreichen diagnostischen
Institut für Klinische
der therapeutischen Intervention. Auch hier Instrumente ist von verschiedenen Aspek-
Psychologie und Psy-
orientiert sich die Wahl des Instrumentes ten abhängig. Daher können schwerlich ein- chotherapie & Center for
an zelne Instrumente als „besonders empfeh- Preventive Intervention
Studies (CEPRIS)
▶▶ der diagnostischen Fragestellung nach lenswert“ herausgestellt werden. Kliniker
Chemnitzer Str. 46
Therapiezielen, unterscheiden häufig zwischen Kernmerk- 01187 Dresden
▶▶ Motivation und Zuversicht, malen und Randsymptomen, während Ska- susanne.knappe@tu-
dresden.de
▶▶ Behandlungserwartung, len i. d. R. alle Items gleich gewichten. So
▶▶ Compliance kann nach erfolgreicher Behandlung einer wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klini-
sche Psychologie und Psychotherapie der Technischen
▶▶ oder Qualität der Therapeut-Patient- Sozialen Angststörung Vermeidungs- und
Universität Dresden, in Weiterbildung zur Psychologi-
Beziehung. Sicherheitsverhalten deutlich reduziert sein, schen Psychotherapeutin; Forschungsschwerpunkte:
Beispiele hierfür sind Stundenbögen für Pa- während die Furcht vor negativer Bewer- Epidemiologie, Verlauf, Diagnostik und Klassifikation
von Angststörungen, Prävention von Angststörungen,
tienten und Therapeuten (STEP; Krampen tung in ähnlichem Ausmaß wie zu Therapie-
Versorgung von Angst-und depressiven Störungen.
2002) oder auch Fragebogen zur Evalua­ beginn besteht. Daher ist es umso wichti-
tion von Therapieverläufen (Lutz & Böhnke ger, die Diagnostik von Angst- und anderen
Interessenkonflikt
2008). Ihr Einsatz liefert möglicherweise psychischen Störungen als vielschichtigen
Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Hinweise auf Störungen in der therapeuti- Prozess wahrzunehmen. Für diesen Prozess
schen Beziehung (q Kasten 3). gibt es kein richtig oder falsch; vor dem
Beitrag online zu finden unter
Hintergrund der diagnostischen Fragestel- http://dx.doi.org/10.1055/s-0041-101048
  Das Literaturverzeichnis zu diesem Beitrag lung gilt es abzuwägen zwischen der Ziel-
finden Sie im Internet unter www.thieme-con- symptomatik, der benötigten Genauigkeit
nect.de/products. Klicken Sie einfach beim jewei- und dem Zeitpunkt der Diagnostik.
ligen Beitrag auf „Zusatzmaterial“.

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