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Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Forschung, Diagnose und Psychotherapie
www.Psychotherapeut.springer.de
© Klaus Rüschhoff, Springer Medizin
Psychotherapeut 2013 · 58:599–615
DOI 10.1007/s00278-013-1021-5
Online publiziert: 26. November 2013
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
Redaktion
T. Fydrich, Berlin
A. Martin, Erlangen
W. Schneider, Rostock
springermedizin.de/
eAkademie CME Zertifizierte Fortbildung
Teilnahmemöglichkeiten
Diese Fortbildungseinheit steht Ihnen Aline Vater1, 2, 3 · Stefan Roepke1, 2 · Kathrin Ritter1, 4 · Claas-Hinrich Lammers5
1 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité – Universitätsmedizin Berlin,
als e.CME und e.Tutorial in der Springer
Medizin e.Akademie zur Verfügung. Campus Benjamin Franklin
– e.CME: kostenfreie Teilnahme im 2 Cluster Languages of Emotion, Freie Universität Berlin
Rahmen des jeweiligen Zeitschriften- 3 Technische Universität Darmstadt
abonnements
4 Arbeitsbereich Psychologische Diagnostik und Differentielle und Persönlichkeitspsychologie,
– e.Tutorial: Teilnahme im Rahmen des
e.Med-Abonnements Freie Universität Berlin
5 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, Hamburg
Zertifizierung
Diese Fortbildungseinheit ist für ärztliche
Psychotherapeuten mit 3 CME-Punkten
zertifiziert von der Landesärztekammer
Hessen und der Nordrheinischen Akade-
Narzisstische
Persönlichkeitsstörung
mie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung
und damit auch für andere Ärztekam-
mern anerkennungsfähig.
Für psychologische Psychotherapeuten
ist diese Fortbildungseinheit von der
Landespsychotherapeutenkammer
Baden-Württemberg akkreditiert.
Forschung, Diagnose und Psychotherapie
Hinweis für Leser aus Österreich
Gemäß dem Diplom-Fortbildungs-Pro- Zusammenfassung
gramm (DFP) der Österreichischen Ärz- Narzissmus ist ein vieldeutiger Begriff, der sowohl Facetten der Persönlichkeit gesunder Men-
tekammer werden die in der e.Akademie schen als auch einer Persönlichkeitsstörung umfasst. Während es eine Vielzahl empirischer
erworbenen CME-Punkte hierfür 1:1 als Studien zu Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft gesunder Menschen gibt, besteht ein
fachspezifische Fortbildung anerkannt.
deutlicher Mangel an Befunden zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS). Die der-
Kontakt und weitere zeitigen Diagnosekriterien der NPS nach DSM-5 (Sektion II) betonen den grandiosen Ty-
Informationen pus des pathologischen Narzissmus, während der von Klinikern und Wissenschaftlern be-
Springer-Verlag GmbH
Springer Medizin Kundenservice
schriebene vulnerable Typus bisher wenig Berücksichtigung gefunden hat. Bei der Behand-
Tel. 0800 77 80 777 lung von Patienten mit NPS ist ein erhöhtes Suizidrisiko zu beachten. Die Psychotherapie
E-Mail: kundenservice@springermedizin.de von Patienten mit NPS beruht therapieschulenübergreifend im Wesentlichen auf der (thera-
peutischen) Beziehungsgestaltung, der Klärung und Bearbeitung grandioser und vulnerabler
Selbstwertschemata, emotionsregulatorischen Strategien sowie der Korrektur von narzissti-
schen Verhaltensweisen zugunsten prosozialer Interaktionen.Beziehungsgestaltung, der Klä-
rung und Bearbeitung grandioser und vulnerabler Selbstwertschemata, emotionsregulatori-
schen Strategien sowie der Korrektur von narzisstischen Verhaltensweisen zugunsten proso-
zialer Interaktionen.
Schlüsselwörter
Selbstregulation · Narzissmus · Grandiosität · Vulnerabilität · DSM-5
Dieser Beitrag ist eine erweiterte Version der Publikation aus: Der Nervenarzt 84(2013), 879–888;
DOI 10.1007/s00115-013-3772-1.
Psychotherapeut 6 · 2013 | 599
CME
Lernziele
Der Begriff Narzissmus wurde erstmals schon Ende des 19. Jh.s von Ellis [1] als autoerotische Stö-
S. Freud führte den Narzissmus- rung beschrieben. Später führte S. Freud [2] den Narzissmusbegriff für eine Phase der normalen Ent-
begriff für eine Phase der norma- wicklung des Menschen vom Autoerotismus zur Objektliebe ein. Kernberg [3] und Kohut [4] ent-
len Entwicklung des Menschen vom wickelten weiterführende Narzissmusdefinitionen sowie ätiopathogenetische und psychotherapeu-
Autoerotismus zur Objektliebe ein tische Konzepte. Unter den Begriff Narzissmus fassten sie Patienten, die u. a.:
F ein Muster von eigener Großartigkeit und Selbstidealisierung aufweisen,
F ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung zeigen,
F im Kontakt häufig arrogant erscheinen und
F für die Empathiemangel charakteristisch ist.
Kohut [4] und Kernberg [3] schufen mit ihren Arbeiten die diagnostischen Grundlagen für die späte-
re Konzeption der NPS im Diagnostischen Statistischen Manual für Psychische Störungen (DSM-III).
Die Kriterien der narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV-TR bzw. nach DSM-5 (Sek-
tion II)1, von denen mindestens 5 erfüllt sein müssen, sind in . Tab. 1. aufgeführt (Abschn. „Neu-
Bei der Diagnosestellung sind die ere Konzeption im DSM-5“). Bei der Diagnosestellung ist zu beachten, dass auch die allgemeinen
allgemeinen Störungskriterien für Störungskriterien für Persönlichkeitsstörungen nach DSM-5 (Sektion II) zu berücksichtigen sind.
Persönlichkeitsstörungen nach In der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheits-
DSM-5 zu berücksichtigen probleme, 10. Ausgabe, (ICD-10) ist die NPS nicht als eigenständige Diagnose aufgeführt, sondern
nur in der Kategorie F60.8, „andere spezifische Persönlichkeitsstörungen“, zu finden, denn seitens
des Expertengremiums des ICD-10 wurde die NPS aufgrund der vermuteten geringen Prävalenz
1 In den folgenden Abschnitten wird überwiegend die Bezeichnung DSM-5 (Sektion II) verwendet, die deckungs-
gleich mit den DSM-IV-TR-Kriterien ist.
Abstract
Narcissism is a multifaceted term which encompasses traits of normal personality as well as a specif-
ic personality disorder. While much research has been concerned with narcissism as a trait there are
only few empirical studies on narcissistic personality disorder (NPS). The current diagnostic system
of NPS according to DSM-5 (section II) focuses on grandiose narcissism whereas vulnerable narcis-
sism, which is emphasized by clinicians and researchers, has not yet been recognized. While treat-
ing NPD patients an increased suicide risk has to be taken into consideration. Psychotherapy of nar-
cissistic patients mainly focuses on processes during patient-therapist interactions, the analysis and
processing of grandiose and vulnerable schemas, emotion regulation techniques and a correction of
narcissistic behavior in favor of prosocial interactions.
Keywords
Self regulation · Narcissism · Grandiosity · Vulnerability · DSM-5
außerhalb des westlichen Kulturkreises und der angeblich unzureichenden Reliabilität der Diagno-
se kritisiert.
Die Konzeptualisierung der NPS im DSM-5 (Sektion II und III) ist bis dato empirisch nicht hinrei-
chend belegt. Das Fehlen einschlägiger Publikationen wurde im Rahmen der Planungen zum DSM-
5 (Sektion II) kritisch diskutiert. Experten vermuteten, dass die NPS in ambulanten und stationären
Settings nur eine untergeordnete Rolle spielt, und 2011 wurde vorgeschlagen, die Diagnose der NPS
als Störungskategorie aus dem DSM-5 (Sektion II) zu löschen. Die Süddeutsche Zeitung [5] titulierte
am 11.07.2011 folglich: „Welch eine Kränkung für Narzissten: Gemäß dem neuesten Stand der For-
schung gibt es sie in ihrer Reinform gar nicht!“
Weiter einschränkend kommt hinzu, dass die wenigen vorliegenden empirischen Daten dem Kon- Die Konzeptualisierung der NPS
zept der NPS im DSM-5 (Sektion II) ganz oder teilweise widersprechen. Im Gegensatz zu den aktuell ist bis dato empirisch nicht hinrei-
geltenden DSM-Kriterien zeigen neuere Befunde ein differenziertes Bild bezüglich Selbstwert, Scham chend belegt
und Empathie. Während im DSM-5 (Sektion II) von einem hohen (grandiosen) Selbstwert ausge-
gangen wird, zeigt eine aktuelle Studie, dass Patienten mit NPS im Vergleich zu gesunden Kontroll- Patienten mit NPS haben im Ver-
probanden einen niedrigeren Selbstwert [6] haben. Bezüglich des Empathiemangels geben NPS-Pa- gleich zu gesunden Kontrollproban-
tienten im Selbstbericht an, Schwierigkeiten zu haben, sich in andere hineinzudenken [7]. Verwendet den einen niedrigeren Selbstwert
man jedoch empirische Tests, weisen Patienten mit NPS keine Einschränkungen in der Fähigkeit auf,
Emotionen, Gedanken und Absichten anderer zu erkennen (kognitive Empathie). Allerdings zeigen
sie im Vergleich zu gesunden Probanden niedrigere Werte in der Fähigkeit, sich in andere Menschen
einzufühlen (emotionale Empathie; [7]). Eine weiterführende Untersuchung mithilfe der Magnet- Die Verminderung der zellreichen
resonanztomographie (MRT) konnte nachweisen, dass Patienten mit NPS im Vergleich zu gesunden grauen Substanz in der Inselregion
Probanden eine Verminderung der zellreichen grauen Substanz in der Inselregion aufweisen, einer des Gehirns wurde bei NPS-Patien-
für das Empfinden von Mitgefühl relevanten Region des Gehirns [8]. Diese Hypothese weiter unter- ten nachgewiesen
stützend konnten die Forscher zeigen, dass das Volumen der grauen Substanz in der Inselregion mit
einem externen Maß für emotionale Empathie (d. h. Mitgefühl) korrelierte. Diese Studie lieferte einen
ersten Hinweis auf ein biologisches Korrelat für den Empathiemangel bei NPS.
Eine weitere Studie untersuchte die in der Literatur häufig konstatierte Diskrepanz zwischen der
expliziten und impliziten Selbstwertschätzung von Probanden mit NPS im Vergleich zu Gesunden
[6]. Die explizite Selbstwertschätzung beschreibt die reflektierte, bewusste Bewertung der eigenen
Person und wird über Selbstbeschreibungsinstrumente erfasst. Die implizite Selbstwertschätzung
hingegen ist eine automatische, überlernte und nicht notwendigerweise bewusste Bewertung der
eigenen Person und wird über Reiz-Reaktion-Tests (d. h. dem impliziten Assoziationstest) gemessen.
Die Studie untersuchte, inwieweit Patienten mit NPS sich auf expliziter Ebene eine hohe Selbstwert-
schätzung zuschreiben, die implizite (d. h. nicht notwendigerweise bewusste, automatische) Selbst-
zweifel überdecken bzw. maskieren. In der Literatur wird die Diskrepanz aus expliziter und impli-
ziter Selbstwertschätzung daher häufig als „Maskenmodell“ bezeichnet. Die Ergebnisse der Studie
Patienten mit NPS wiesen eine ge- können die Konzeption des Modells nicht stützen: Patienten mit NPS wiesen eine geringere explizite
ringere explizite Selbstwertschät- Selbstwertschätzung auf als gesunde Probanden. Keine Unterschiede zeigen sich bezüglich der im-
zung auf als gesunde Probanden pliziten Selbstwertschätzung.
Eine aktuelle Studie [9] weist jedoch auch darauf hin, dass Patienten mit NPS im Vergleich zu Ge-
sunden und Patienten mit einer Borderline-Störung eine höhere implizite Scham aufweisen. Weiter-
hin geben NPS-Patienten im Vergleich zu Gesunden in Selbstbeschreibungsinstrumenten eine höhe-
re explizite Schamneigung an. Diese Studie könnte ein erster empirischer Hinweis darauf sein, dass
das Selbstkonzept von Patienten mit NPS durch Vulnerabilität charakterisiert ist. Im Einklang damit
wird in der Literatur die sogenannte Scham-Wut-Spirale beschrieben [10]. Gemeint ist, dass Perso-
nen mit NPS in selbstwertbedrohenden Situationen primär ein erhöhtes Schamerleben zeigen und
sekundär zur Abwehr der Scham mit starken negativen, nach außen gerichteten Emotionen reagie-
ren (z. B. Wut). Eine zentrale motivationale Komponente bei Patienten mit NPS könnte daher der
Schutz vor schamauslösenden Triggern darstellen.
Eine aktuelle Studie widerspricht darüber hinaus auch der Annahme, dass die NPS ein stabiles
überdauerndes Muster ist. Die Remissionsrate der NPS beträgt in dieser Studie ca. 50% in 2 Jahren
[11] und ist somit vergleichbar mit der Remissionsrate anderer Persönlichkeitsstörungen.
Im Mai 2013 wurde die 5. Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychischer Stö-
Persönlichkeitsstörungen stehen im rungen (DSM-5) veröffentlicht. Eine wesentliche Änderung zum bis dahin geltenden DSM-IV-TR ist,
DSM-5 gleichwertig neben anderen dass Persönlichkeitsstörungen und damit auch die NPS nicht mehr auf einer separaten Achse aufge-
psychischen Störungen führt werden, sondern gleichwertig neben anderen psychischen Störungen stehen. Das Modell der
NPS wurde komplett aus dem DSM-IV-TR übernommen und um ein alternatives Modell zur Klas-
sifikation von Persönlichkeitsstörungen ergänzt. Das alternative Modell wurde nicht in den Haupt-
Das alternative Modell der NPS fin- teil des neuen Manuals (d. h. Sektion II) integriert, sondern findet sich in der Sektion III. Die Platzie-
det sich in Sektion III des DSM-5 rung in einer eigenen Sektion dient dazu, das neue Modell in der Klinik und Forschung zu erproben,
um eine Revision im zukünftigen DSM auf Basis empirischer Befunde umzusetzen [12]. Die NPS ist
in der ergänzten Sektion III des DSM-5 in konzeptionell überarbeiteter Form beschrieben und be-
inhaltet nun nicht nur grandiose, sondern auch vulnerable Charakteristika, die in der Literatur in
den letzten Jahren verstärkt diskutiert werden. Grundlage des neuen zusätzlichen Persönlichkeits-
störungsmodells ist die Level of Personality Functioning Scale (LPFS, [13]).
Kriterium A bezieht sich auf Beein- Kriterium A bezieht sich auf Beeinträchtigungen der intrapersonellen und interpersonellen Per-
trächtigungen der Persönlichkeits- sönlichkeitsfunktion. Dabei werden 4 Bereiche beschrieben, hinsichtlich derer sich Patienten mit
funktion NPS von Gesunden unterscheiden (ausführliche Definition der 4 Bereiche: [12]):
F Identität,
F Selbststeuerung,
F Empathie und
F Nähe im Umgang mit anderen Menschen.
Patienten mit NPS gründen ihre Laut der alternativen Konzeption der NPS im DSM-5 gründen Patienten mit NPS ihr Selbstkonzept
Selbstwertschätzung auf der Rück- und ihre Selbstwertschätzung auf der Rückmeldung von anderen. Dies führt zu starken Schwankun-
meldung von anderen gen in der Beschreibung und Bewertung der eigenen Person (Bereich Identität A.1). Des Weiteren ist
ihre Selbststeuerung von der Suche nach Anerkennung bzw. Bestätigung durch andere Personen ab-
hängig (Bereich Selbststeuerung A.2). Ihre Zielsetzung ist unrealistisch hoch und zielt auf eine gran-
diose Selbstdarstellung ab. Dies kann mit einem erhöhten Anspruchsdenken und einer Unfähigkeit
der Identifikation individueller motivationaler Prozesse verknüpft sein. Weiterhin wird konstatiert,
Patienten mit NPS können sich nur dass Patienten mit NPS eine eingeschränkte Fähigkeit besitzen, sich mit den Bedürfnissen und Ge-
in eingeschränkter Form mit den Be- fühlen anderer zu identifizieren (Bereich Empathie A.3). Die Reaktionen anderer werden nur dann
dürfnissen anderer identifizieren zur Kenntnis genommen, wenn sie für die eigene Person relevant sind. Zusätzlich wird beschrieben,
dass sie ihre eigene Wirkung auf andere über- oder unterbewerten. Schließlich wird ausgeführt, dass
Patienten mit NPS nicht in der Lage sind, tiefe und dauerhafte Beziehungen mit anderen Menschen
Patienten mit NPS haben kein au- einzugehen (Bereich Intimität A.4). Beziehungen mit NPS-Patienten dienen primär der Selbstwert-
thentisches Interesse an anderen regulation. Das DSM-5 beschreibt, dass Patienten mit NPS kein authentisches Interesse an anderen
haben und sie andere ausschließlich zur Erreichung eigener Ziele benutzen.
Persönlichkeitsdimension
Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitspsychologie
(Normaler) Narzissmus als Persönlichkeitsdimension – dimensionale Betrachtung Abb. 1 9 Dimensionale vs. katego-
riale Betrachtung des Narzissmus
Im Gegensatz zu den wenigen empirischen Studien zur NPS gibt es innerhalb der Persönlichkeits-
und Sozialpsychologie eine Vielzahl an empirischen Arbeiten zum Narzissmus als dimensionale Per-
sönlichkeitseigenschaft gesunder Menschen. In der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie stellt In der Persönlichkeits- und Sozial-
Narzissmus eine Variante hoher Selbstwertschätzung dar, die mit dem Gefühl der Überlegenheit, psychologie stellt Narzissmus eine
einer geringen Empathie, dem Wunsch nach Bewunderung, einer Überempfindlichkeit gegenüber Variante hoher Selbstwertschät-
Kritik und ansatzweise sozial-unverträglichen Verhaltensweisen einhergeht. Diese vermeintlich „nor- zung dar
male“ oder „subklinische“ Form des Narzissmus wird in der Persönlichkeitspsychologie vorwiegend
über Fragebogen erfasst. Persönlichkeits- und Sozialpsychologen beziehen sich bei der Ableitung von
Studienhypothesen und der Interpretation von Ergebnissen häufig auf klinische (insbesondere psy-
chodynamische) Modelle des pathologischen Narzissmus bzw. der NPS. Diese konzeptionell disku- Ein fließender Übergang vom nor-
tierbare Vernetzung erschwert die klare Abgrenzung der Konstrukte des „normalen“ und „pathologi- malen Narzissmus bis zur NPS wird
schen“ Narzissmus erheblich. Ein fließender Übergang vom normalen Narzissmus bis zur NPS wird postuliert
in vielen Konzepten postuliert (. Abb. 1).
In der Persönlichkeitsforschung gibt es Hinweise, dass Narzissmus sowohl adaptiv oder maladap- Narzissmus kann sowohl adaptiv
tiv sein kann. Einerseits geht eine hohe Ausprägung an Narzissmus mit einer hohen Leistungsmoti- als auch maladaptiv sein
vation und einem ausgeprägten Führungswillen einher. Andererseits ist eine hohe Ausprägung an
Narzissmus auch mit Empathiemangel, Abwertung anderer sowie aggressiven und defensiven Verhal-
tensweisen assoziiert [14]. Weiterhin neigen Personen mit hohen Narzissmuswerten zur Überschät-
zung eigener Leistungen und Attraktivität. Narzissmus scheint nur dann mit psychischem Wohlbe-
finden verbunden zu sein, wenn gleichzeitig eine hohe Selbstwertschätzung vorliegt [15]. Narziss-
mus als Persönlichkeitsmerkmal kann zwar kurzfristig vorteilhaft sein, doch langfristig Nachtei-
le mit sich bringen, da die anfänglich hohe Anstrengungsmotivation insbesondere dann abnimmt,
wenn keine Möglichkeit zur individuellen Profilierung besteht, d. h. eine Anerkennung der erbrach-
ten Leistungen ausbleibt [16]. Einschränkend soll erwähnt werden, dass fast die gesamte Forschung
im Bereich der narzisstischen Merkmalsausprägung bei gesunden Menschen mithilfe des Narziss-
tischen Persönlichkeitsinventars (NPI, [17]) durchgeführt wurde. Validität und weitere Gütemasse
des NPI sind jedoch mehrfach berechtigt infrage gestellt worden [18]. Daher ist bislang unklar, in-
wieweit die Vielzahl der Forschungsbefunde aus der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie auf Pa-
tienten mit NPS übertragbar ist.
Diagnose
Auffallend sind stark schwankende Prävalenzraten der NPS (s. Abschn. „Epidemiologie“). Mögli-
cherweise wird die Diagnose NPS in vielen Institutionen häufiger und ohne systematische diagnos-
tische Abklärung vergeben. Dies könnte darauf hindeuten, dass NPS als Diagnose an Patienten ver-
geben wird, die mit einer hohen Selbstwertschätzung (ggf. gekoppelt mit hoher Anspruchshaltung)
gegenüber dem Therapeuten auftreten. Häufig scheinen Therapeuten vorschnell zum Label „nar-
zisstisch“ zu greifen, ohne anhand klarer Kriterien zu überprüfen, ob die Voraussetzungen zur Ver-
gabe der Diagnose erfüllt sind. Um einer fehlerhaften therapeutischen Einschätzung vorzubeugen,
Therapeuten scheinen vorschnell ist es dringend notwendig, verschiedene valide und reliable Messinstrumente zur Diagnosestellung
zum Label „narzisstisch“ zu greifen hinzuzuziehen.
Diagnostische Interviews
Zur standardisierten Diagnostik der NPS dient das Standardisierte Klinische Interview für DSM-
Das SKID-II beschränkt sich auf die IV-TR (SKID-II). Das SKID-II beschränkt sich auf die Abklärung der diagnostischen Kriterien einer
Abklärung der diagnostischen Krite- NPS, während die vielfach beschriebenen vulnerablen Kriterien nicht erfasst werden (z. B. geringerer
rien einer NPS Selbstwert, stärkeres Schamerleben im Vergleich zu gesunden Personen; s. Abschn. „Subtypen“). Es
ist daher zu vermuten, dass Patienten, die eher die vulnerablen Kriterien aufweisen, nicht den Krite-
rien der DSM-IV-TR bzw. DSM-5 (Sektion II) einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung entspre-
chen und folglich eher die Diagnose einer Depression, Dysthymie, Alkohol- oder Substanzabhängig-
keit oder selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung erhalten.
Fragebogen
Narzisstisches Persönlichkeitsinventar
Der in der empirischen Forschung am häufigsten eingesetzte Fragebogen ist das Narzisstische Per-
sönlichkeitsinventar (NPI, [17]). Das NPI besteht aus 40 Items, bei denen sich der Proband jeweils
zwischen einer narzisstischen und einer nichtnarzisstischen Antwortkategorie entscheiden soll. Die
Verwendung des in empirischen Studien aus der Persönlichkeitspsychologie häufig zitierten NPI
(s. Abschn. „Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft“) ist für die Erfassung des pathologischen
Narzissmus im Sinne der Persönlichkeitsstörung nicht tauglich und sollte im klinischen Alltag nicht
zur Anwendung kommen. Eine Studie der eigenen Arbeitsgruppe zeigte, dass Patienten mit NPS sich
Das NPI kann Narzissmus als Konst- bezüglich ihrer Narzissmuswerte von gesunden Probanden nicht signifikant unterscheiden [18]. Es
rukt im klinischen Kontext nicht voll- ist zu vermuten, dass das NPI eher eine Form grandioser Selbstwertschätzung erfasst und Narziss-
ständig abdecken mus als Konstrukt im klinischen Kontext nicht vollständig abdecken kann.
Pathologisches Narzissmusinventar
Psychometrisch und konzeptuell besser fundiert ist das im englischen Sprachraum von Pincus et al.
[19] entwickelte Pathologische Narzissmusinventar (PNI). Das Selbstberichtsinstrument umfasst
Die 7 Dimensionen umfassen so- 52 Items, die auf einer 7-stufigen Skala eingeschätzt werden sollen. Daraus können 7 Dimensionen
wohl grandiose als auch vulnerab- des pathologischen Narzissmus extrahiert werden, die sowohl grandiose als auch vulnerable Facet-
le Facetten ten (. Tab. 2) umfassen. Das PNI wird derzeit für den deutschsprachigen Raum übersetzt (Arbeits-
gruppe von Morf).
Differenzialdiagnostik
Zu den wichtigsten differenzialdiagnostischen Überlegungen gehört die Abgrenzung der NPS von Die Abgrenzung der NPS von ande-
verschiedenen anderen Persönlichkeitsstörungen; hierbei lassen die Diagnosesysteme auch die Ver- ren Persönlichkeitsstörungen gehört
schlüsselung komorbider Persönlichkeitsstörungen zu. Gemeinsamkeiten werden insbesondere mit zu den wichtigsten differenzialdia-
folgenden Störungen diskutiert: gnostischen Überlegungen
F Borderline-Persönlichkeitsstörung,
F histrionische Persönlichkeitsstörung und
F antisoziale Persönlichkeitsstörung.
Untersuchungen zur diagnostischen Abgrenzung fehlen bislang weitgehend. Allen genannten Per- Einschränkungen im interpersonel-
sönlichkeitsstörungen sind jedoch Einschränkungen im interpersonellen Bereich gemein. Im Fol- len Bereich sind allen Persönlich-
genden werden abgrenzbare Aspekte der NPS im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsstörungen ge- keitsstörungen gemein
nannt, die differenzialdiagnostische Bedeutung haben können.
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Eine Gemeinsamkeit von NPS und Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind De-
fizite in der Emotionsverarbeitung. Im DSM-IV-TR wird festgestellt, dass Patienten mit Borderline-
Persönlichkeitsstörung und NPS gleichermaßen auf Selbstwertbedrohung mit starkem Ärger und
Wut reagieren. Patienten mit NPS nutzen Selbstverletzung als Emotionsregulation jedoch nicht. Zu- Patienten mit NPS nutzen keine
sätzlich zeigen NPS-Patienten eine stärkere Konstanz und Kongruenz identitätsdeterminierender Selbstverletzung als Emotionsregu-
Merkmale (z. B. Interessen, Eigenschaften, Ziele, Wünsche, Rollen). lation
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Eine Gemeinsamkeit von NPS und Patienten mit histrionischer Persönlichkeitsstörung könnte eine
starke Fokussierung auf die eigene Person, speziell die Abhängigkeit des eigenen Selbstwerts von
äußeren Selbstwertquellen (z. B. der Anerkennung anderer) sein. Explizit wird im DSM-IV-TR kon-
statiert, dass es Patienten mit NPS in zwischenmenschlichen Interaktionen v. a. darauf ankommt, als
„überlegen“ oder „kompetent“ wahrgenommen zu werden, während Patienten mit histrionischer
Persönlichkeitsstörung auch in Kauf nehmen, für „zerbrechlich“ oder „dependent“ gehalten zu wer-
den, insofern dies ihnen die Aufmerksamkeit der anderen sichert. Im Gegensatz zu Patienten mit
histrionischer Persönlichkeitsstörung kann vermutet werden, dass Patienten mit NPS die Gestal- Patienten mit NPS machen die Ge-
tung von Interaktionen insbesondere vom erwarteten persönlichen Nutzen abhängig machen. Zu- staltung von Interaktionen vom er-
sätzlich sind die Suggestibilität durch andere Personen sowie die Annahme, dass Beziehungen en- warteten persönlichen Nutzen ab-
ger sind, als dies in der Realität zutrifft, ein spezifisches Merkmal der histrionischen Persönlichkeits- hängig
störung (s. h. DSM-IV-TR).
Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Eine Gemeinsamkeit von NPS und Patienten mit antisozialer Persönlichkeitsstörung besteht im Man-
gel an emotionaler Empathie; hierbei ist das Erkennen der Emotionen anderer uneingeschränkt [12].
Eine Abgrenzung zwischen beiden Störungen ist, dass die NPS die Charakteristik der Impulsivität, Die NPS schließt Impulsivität, Ag-
Aggressivität und des Betrügens nicht einschließt. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen gressivität und Betrügen nicht ein
beiden Störungen liegt in Mechanismen der Selbstregulation begründet. Laut DSM-5 benötigen NPS-
Patienten Bewunderung zur Aufrechterhaltung einer grandiosen Selbstwertschätzung, Patienten mit
antisozialer Persönlichkeitsstörung hingegen sind eher weniger auf Reaktionen ihrer Umwelt zur
Selbstwertregulation angewiesen.
Autismusspektrumstörung
Interessanterweise stellen sich einige Patienten mit NPS unter der Verdachtsdiagnose einer Autismus-
spektrumstörung in Spezialambulanzen vor [20]. Personen mit Autismus zeigen jedoch, im Gegen- Personen mit Autismus zeigen keine
satz zu NPS Patienten, keine Einschränkungen in der emotionalen Empathie, während sie Schwierig- Einschränkungen in der emotiona-
keiten benennen, die Emotionen anderer zu erkennen. Ein weiterer differenzialdiagnostischer Hin- len Empathie
weis kann die Beschäftigung mit Spezialinteressen und Routinen sein, die charakteristisch für Pa-
tienten mit Autismus ist.
Viele NPS-Patienten weisen eine Reihe an komorbiden psychischen Störungen auf. Hierzu gehören
im Wesentlichen [21]:
F rezidivierende Depression,
F bipolare Spektrumstörungen,
F Somatisierungsstörungen,
F Angsterkrankungen und v. a.
F Abhängigkeitserkrankungen.
Darüber hinaus sollte die deutlich erhöhte Suizidgefahr narzisstischer Patienten immer Gegenstand
der Diagnostik sein.
Suizidalität
Patienten mit narzisstischen Persön- Patienten mit NPS bzw. narzisstischen Persönlichkeitszügen haben ein deutlich erhöhtes Suizidrisi-
lichkeitszügen haben ein deutlich ko im Vergleich zu psychiatrischen Patienten ohne narzisstische Zuge oder NPS. Suizide von Patien-
erhöhtes Suizidrisiko ten mit NPS sind weniger impulsiv im Vergleich zu Patienten mit anderen Persönlichkeitsstörun-
gen. Dies ist ein Hinweis, dass bei NPS-Patienten eine größere Intentionalität vorliegt. Weiterhin
gaben NPS-Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Letalität ihres Suizidversuchs in dieser
Das Suizidrisiko kann vom Grad der Untersuchung an. Besonders bedeutsam bei der Behandlung von NPS-Patienten ist, dass das Suizid-
depressiven Symptomatik unab- risiko unabhängig vom Grad der depressiven Symptomatik sein kann. Weiterhin gibt es eine Reihe
hängig sein an Daten, die darauf hinweisen, dass Suizidalität bei Patienten mit NPS häufig durch starkes Scham-
erleben ausgelöst wird (für einen Überblick zum Zusammenhang von Narzissmus und Suizidrisiko:
[22]). Dies sollte in der Behandlung berücksichtigt werden.
Subtypen
Unabhängig vom DSM-5 werden in der aktuellen Literatur verschiedene Narzissmussubtypen be-
schrieben. Eine empirische Studie fand 3 Prävalenztypen der NPS [23]:
F grandios-maligne,
F vulnerabel-fragil und
F exhibitionistisch mit hohem Funktionsniveau.
Insbesondere der vulnerabel-fragile Typ ist in der klinischen Praxis vermutlich häufig anzutreffen.
Dieser ist geprägt von Depression, Angst, Scham, Empfindsamkeit, bei gleichzeitiger innerlicher Be-
schäftigung mit narzisstischen Fantasien und der Überprüfung der Umwelt auf mögliche Kritik bzw.
Kränkungen [24]. Ihre Sensitivität für Misserfolge und Kränkungen versuchen die Patienten durch
Vermeidung von sozialen Kontakten oder ein betont bescheidenes Verhalten vermeidend zu regulie-
ren. Einschränkend ist anzumerken, dass diese Studie keine klinische Stichprobe inkludiert hat, son-
Bei den 3 Subtypen könnte es sich dern Psychiater und Psychotherapeuten gebeten wurden, den prototypischen NPS-Patienten zu be-
um Pole einer einzigen Narzissmus- schreiben. Deshalb ist es fraglich, ob sich diese 3 Subtypen tatsächlich klar voneinander abgrenzen
dimension handeln lassen, oder es sich um verschiedene Pole einer einzigen Narzissmusdimension handelt, zwischen
denen narzisstische Patienten in Abhängigkeit insbesondere äußerer Umstände schwanken können.
Theoretische Modelle zur doppelten Selbstwertregulation lassen eher vermuten, dass narzisstische
Patienten sich in Abwesenheit von Krisenmomenten in einem grandiosen Modus befinden, um das
Erleben ihrer vulnerablen Anteile zu vermeiden. Unter Einfluss äußerer Faktoren wie z. B. Kritik und
Misserfolg kann jedoch ein Wechsel in den vulnerablen Modus forciert werden [25].
Eine weitere Unterteilung in verdeckten und offenen Narzissmus („covert“ und „overt narcis-
sism“) wird derzeit von verschiedenen Autoren diskutiert; hierbei sind die Abgrenzung des verdeck-
ten vom oben genannten vulnerablen Typus und die Abgrenzung des offenen vom grandiosen Ty-
Personen mit verdecktem Nar- pus unklar und fraglich sinnvoll [24]. Personen mit verdecktem Narzissmus wirken im ersten Kon-
zissmus wirken im ersten Kontakt takt selbstunsicher und neigen zu selbstabwertenden Tendenzen [24]. Im Verlauf des Therapiepro-
selbstunsicher zesses werden jedoch auch bei Personen mit verdecktem Narzissmus Grandiositätsfantasien, hohe
Anspruchshaltung und Tendenzen zur Abwertung anderer deutlich.
Epidemiologie
Die Prävalenzrate der NPS in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 1% [26], liegt jedoch in kli- Die Prävalenzrate der NPS in der
nischen Populationen vermutlich deutlich höher. Ob Männer häufiger als Frauen eine NPS aufwei- Allgemeinbevölkerung beträgt
sen, ist noch nicht hinreichend geklärt, da Frauen vermutlich häufiger dem vulnerablen Typus des etwa 1 %
Narzissmus entsprechen und daher in empirischen Studien unterrepräsentiert sind. Die Daten von
Trull et al. [26], basierend auf dem DSM-IV-TR, zeigen eine Prävalenz von 1,2% bei Männern und
0,7% bei Frauen.
Diese Störungsmodelle gehen vorwiegend von dysfunktionalen Interaktionen mit primären Bezugs- Die Störungsmodelle gehen vorwie-
personen als Grundlage der Entwicklung der späteren NPS aus. Allerdings vertreten verschiedene gend von dysfunktionalen Interak-
Experten z. T. konträre Hypothesen bezüglich der spezifischen Entstehungsbedingungen der NPS. tionen mit primären Bezugsperso-
nen aus
Objektbeziehungstheoretische Auffassung
Kernberg [3] vermutet, dass die narzisstischen Erlebens- und Verhaltensweisen als ein Bewältigungs-
versuch für Einbrüche im Selbstwertgefühl der Betroffenen verstanden werden können. Narzissti- Narzisstische Verhaltensweisen
sche Verhaltensweisen werden als Schutz für das „wahre“ Selbst, das aus Emotionen u. a. von Angst, werden als Schutz für das „wahre“
Hilflosigkeit, Traurigkeit und Scham besteht, angesehen. Kernberg sieht die Entwicklungsursachen Selbst angesehen
für Selbstabwertung und die genannten Emotionen in einer zentralen zwischenmenschlich bedroh-
lichen Erfahrung in Form einer emotionalen Deprivation, die durch kühle, gleichgültige oder la-
tent aggressive Eltern verursacht wird, worauf das Kind mit Ärger und Wut reagiert. Die einzige wir-
kungsvolle Abwehr dieser Bedrohung besteht für das Kind in der Fokussierung auf Aspekte seiner
Person, die von seinen Eltern akzeptiert und wertgeschätzt werden (z. B. schulische Leistungen), wo-
raus das grandioses Selbst entsteht.
Selbstpsychologische Betrachtung
Nach Kohut [4] ist der pathologische Narzissmus eine Folge der fehlenden Auflösung eines entwick-
lungsbedingten normalen Narzissmus und stellt somit eine Entwicklungsstörung des Kindes dar.
Ein Kind weist entwicklungsgerecht ein vorübergehendes narzisstisches idealisiertes Selbst (mit Be-
dürfnissen nach Bewunderung und Größenfantasien) und eine vorübergehende Idealisierung der
Eltern auf. Die fehlende Auflösung dieses normalen Narzissmus wird durch eine traumatische Ent- Die fehlende Auflösung des norma-
täuschung seitens der Mutter befördert, die ihr Kind nicht emotional unterstützt oder ihre eigenen len Narzissmus wird durch eine trau-
Grenzen nicht ausreichend zeigt. So bleibt eine erfolgreiche Realitätsprüfung und Integration realer matische Enttäuschung seitens der
Ereignisse aus. Beim Heranwachsenden bleiben die Idealbilder des Selbst und der Eltern unbewusst Mutter befördert
aktiv und äußern sich in Form pathologischer narzisstischer Verhaltensweisen.
Der interpersonelle Ansatz der Psychotherapie von Benjamin [30] hingegen betont die Auswirkung
von selbstlosen, unrealistischen und sich den Bedürfnissen des Kindes unterwerfenden Eltern, die je-
doch mit Enttäuschung und Verachtung auf Zeichen der Unzulänglichkeit ihres Kindes hinsichtlich
perfektionistischer Ideale reagieren. Dieser Erziehungsstil führt häufig zur Ausbildung eines perfek-
tionistischen Selbstkonzepts des Heranwachsenden und der permanenten Suche nach Bestätigung
und Bewunderung. Eine ähnliche Konzeption weist das lerntheoretische Modell von Millon u. Ever-
ly [27] auf. Sie vermuten, dass narzisstische Patienten eine Überbehütung oder eine unrealistische
Infolge unrealistischer Aufwertung Aufwertung ihrer Person erlebt haben und infolgedessen narzisstische Erlebens- und Verhaltenswei-
der eigenen Person erlernt der He- sen erlernen. Diese kindliche Erfahrung kann in der weiteren Entwicklung im Kontrast zu Rückmel-
ranwachsende narzisstische Erle- dungen aus der Umwelt stehen, wogegen der Betroffene sich mit einer Verstärkung seiner narzissti-
bens- und Verhaltensweisen schen Verhaltensweisen zu wehren versucht.
Psychotherapie
Patienten mit NPS können unter gewissen Umständen und bei Vorhandensein bestimmter individu-
eller Kompetenzen (z. B. Intelligenz, Attraktivität) über eine gewisse Zeit hinreichend gut in der La-
Manche NPS-Patienten können mal- ge sein, maladaptive Erlebens- und Verhaltensweisen zu kompensieren. Sachse unterscheidet hier-
adaptive Verhaltensweisen über bei den „erfolgreichen“ vom „erfolglosen“ Narzissten. Es ist auch anzunehmen, dass bestimmte Be-
eine gewisse Zeit hinreichend gut rufssparten eine gewisse Ausprägung an Narzissmus erfordern, um hohen Anforderungen gerecht zu
kompensieren werden (z. B. Führungspositionen) – in gewissen Bereichen kann eine milde Ausprägung an subklini-
schem Narzissmus folglich „adaptiv“ für die Leistungserreichung sein. Langfristig gesehen ist jedoch
davon auszugehen, dass eine hohe Ausprägung an pathologischem Narzissmus ein starker Risikofak-
tor für Krisenerleben darstellt (z. B. mangelnder Aufbau unterstützender sozialer Netzwerke, Vulne-
rabilität für Burn-out durch hohe Arbeitsmotivation) und auf Dauer zu starkem Leidensdruck führt.
Patienten gelangen häufig erst dann in Therapie, wenn eine Krise nicht mehr durch kompensato-
rische Mechanismen abgepuffert werden kann (z. B. Verlust des Jobs, Abbruch einer Partnerschaft).
Patienten mit NPS stellen sich meist mit anderen komorbiden Störungen bei ambulanten Psycho-
therapeuten und in stationären Einrichtungen vor (z. B. Sucht, Depression). Das von den Patienten
genannte Behandlungsmotiv und Behandlungsrational stellt daher in den häufigsten Fällen die The- Behandlungsmotiv ist in den häu-
rapie der komorbiden Störung dar. figsten Fällen die Therapie der ko-
Krisenerlebnisse können die grandiose, jedoch brüchige Selbsteinschätzung infrage stellen und morbiden Störung
nicht selten in die Suizidalität führen. Patienten mit NPS, die sich in psychotherapeutische Behand-
lung begeben, tendieren häufig zu einer selbstwertdienlichen Externalisierung der Problematik und
zeigen geringe Einsicht in das eigene Störungserleben. Selbst Patienten, die die Kosten ihrer Sympto-
matik richtig einschätzen können, betrachten ihre Verhaltensweisen häufig als angemessen und sind
folglich nur eingeschränkt veränderungsmotiviert (Ich-Syntonie).
Empirisch-wissenschaftliche Studien zur Psychotherapie narzisstischer Patienten wurden bis da-
to nicht publiziert, sodass die Grundlagen einer spezifischen Psychotherapie aus wissenschaftlicher Die Grundlagen einer spezifischen
Sicht nicht geklärt sind. Eine prospektive Studie von Ronningstam et al. [32] zum Longitudinalver- Psychotherapie sind aus wissen-
lauf belegte einen Zusammenhang zwischen der Verbesserung der narzisstischen Symptomatik und schaftlicher Sicht nicht geklärt
den folgenden 3 Lebenserfahrungen:
F Erfolgserlebnisse,
F günstige Beziehungserfahrungen und
F angemessene (d. h. realistische) Selbstwahrnehmung.
Für die schlechte Prognose einer Psychotherapie hingegen sprechen nach Kernberg die folgenden
Punkte:
F chronisches berufliches Versagen trotz höherer Schulbildung und entsprechender Fähigkeiten,
F im Vordergrund stehende Arroganz, insbesondere gegenüber dem Therapeuten
F Selbstdestruktivität (z. B. Suizidversuche, Autoaggression, Abbruch privater Beziehungen),
F dissoziale Züge (sog. maligner Narzissmus),
F Verdrängung von Abhängigkeitsbedürfnissen,
F sekundärer Krankheitsgewinn,
F Drogen- und Alkoholmissbrauch.
In der Literatur zur Therapie narzisstischer Störung stehen mit unterschiedlicher Gewichtung be-
stimmte Therapieinhalte im Mittelpunkt, die sich mit den Ergebnissen aus der Studie von Ronnings-
tam et al. [32] weitgehend decken.
Die folgenden Therapieziele lassen sich definieren:
F Arbeit an inkompatiblen Selbstschemata im Sinne der doppelten Selbstwertregulation,
F Reduktion narzisstischer Verhaltensweisen,
F Verbesserung der Beziehungsfähigkeit,
F Aktivierung hilfreicher Ressourcen.
Zur Erreichung dieser Ziele kommen die im Folgenden erläuterten therapeutischen Arbeitsschwer-
punkte zur Anwendung.
Therapeutenkompetenz
Obgleich sich Therapeuten häufig scheuen, die Diagnose einer NPS aufgrund einer vermuteten Stig-
matisierung zurückzumelden, ist dies wesentliche Voraussetzung und Bedingung der erfolgreichen
Behandlung. Explizit soll hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Diagnose einer NPS
nur dann vergeben werden kann, wenn eine sorgfältige, die diagnostischen Kriterien prüfende Ab-
Bei der Rückmeldung der Diagnose klärung erfolgt ist. Bei der Rückmeldung der Diagnose können Techniken der Entpathologisierung
können Techniken der Entpathologi- greifen. Der Therapeut kann dem Patienten im Rahmen psychoedukativer Einheiten verdeutlichen,
sierung greifen dass die NPS Merkmale umfasst, die in einer geringeren Ausprägung auch bei klinisch unauffälligen
Personen in Erscheinung treten können. Demnach ist Narzissmus eine dimensionale Persönlichkeits-
eigenschaft, die allen Menschen (in geringer oder hoher Ausprägung) gemein ist. Das Erfüllen der
Diagnose einer NPS ist durch eine Kombination aus quantitativen Merkmalen („Wie viel Narzissmus
ist vorhanden?“) und qualitativen Merkmalen („Welche Narzissmuskriterien sind erfüllt?“) gekenn-
Die Ergebnisse der Diagnostik soll- zeichnet. Es ist sinnvoll, dem Patienten Ergebnisse der Diagnostik direkt zurückzumelden (z. B. Er-
ten dem Patienten direkt zurückge- gebnisse der Selbstberichtsbogen) und anhand zentraler Problembereiche die Therapieplanung ge-
meldet werden meinsam mit dem Patienten einzuleiten.
Therapeutische Beziehung
In der therapeutischen Beziehung Die therapeutische Beziehung ist für die Therapie mit narzisstischen Patienten besonders bedeutsam.
werden narzisstische Beziehungs- In der therapeutischen Beziehung werden narzisstische Beziehungsprobleme aktiviert (die sog. Über-
probleme aktiviert tragung), die dann im Sinne der Klärung dysfunktionaler Interaktionsmuster und deren individuel-
len Bedingungsfaktoren bearbeitet werden können. Darüber hinaus stehen validierende und empa-
thische Prozesse seitens des Therapeuten, insbesondere bei der Bearbeitung des vulnerablen Pols der
Die empathische Konfrontation mit narzisstischen Störung, im Fokus der therapeutischen Beziehung. Der Patient soll angesichts seines
narzisstischen Kognitionen ist im negativen Selbstwertschemas sowie der vermiedenen adaptiven Bedürfnisse und Motive mit dem va-
Verlauf der Therapie von wachsen- lidierenden und empathischen Therapeuten eine neue, positive Beziehungserfahrung machen. Aber
der Bedeutung auch die empathische Konfrontation des Patienten mit seinen narzisstischen Kognitionen und Ver-
haltensweisen ist im Verlauf der Therapie von wachsender Bedeutung. Der therapeutische Umgang
Der erfolgreiche Beziehungsaufbau mit der sog. Gegenübertragung des Therapeuten ist eine weitere große Herausforderung für die
bei Patienten mit NPS ist ein posi- positive Gestaltung der therapeutischen Beziehung. Der Erfahrung nach ist ein erfolgreicher Bezie-
tiver Prädiktor für die erfolgreiche hungsaufbau bei Patienten mit NPS ein positiver Prädiktor für eine erfolgreiche Therapie und sollte
Therapie daher einen besonderen Stellenwert einnehmen.
Verhaltenskompetenzen
Mit den Patienten werden deren langfristig selbstschädigende interaktionelle Verhaltensweisen ana-
lysiert, positive interaktionelle Ziele definiert und diesbezüglich hilfreiche Verhaltensstrategien und
-kompetenzen erarbeitet. Hierzu gehören:
Durch den Aufbau von positiven Verhaltenskompetenzen werden stabile soziale Bindungen und
andere interaktionelle Ziele des Patienten gefördert.
Emotionsregulation
Die Vermeidung des negativen Selbstwertschemas, des sog. vulnerablen Pols der narzisstischen Stö- Die Vermeidung des negativen
rung, bedeutet konkret die Vermeidung des Erlebens negativer Emotionen wie u. a. Scham, Angst, Selbstwertschemas bedeutet die
Hilflosigkeit und Traurigkeit, die der Patient oftmals als Kränkung erlebt. Hierdurch bedingt zeigen Vermeidung des Erlebens negativer
narzisstische Patienten eine generalisierte Vermeidung des Erlebens eigener (aber auch fremder) Emotionen
Emotionen und damit auch Vermeidung von hilfreichen Emotionen, die richtungweisend in Bezug
auf die adaptiven Bedürfnisse sind. Deswegen kommt in der Psychotherapie von narzisstischen Pa-
tienten dem Einsatz von emotionsregulatorischen Techniken eine große Bedeutung zu. Die Fähig-
keit zur Emotionsregulation verhilft dem Patienten u. a. zu einer adaptiven Bearbeitung von negati-
ven Emotionen seines vulnerablen Pols, einem gesteigerten Erleben adaptiver Emotionen und einer
Einsicht in die hierdurch zum Ausdruck kommenden angemessenen Bedürfnisse. Zur Emotions-
regulation gehört auch eine Reduktion von Ärger und Wut. Diese Emotionsregulation sollte dann
in einer konkreten interaktionellen Umsetzung entsprechend den eigenen adaptiven Bedürfnissen
münden und auch die Wahrnehmung sowie Respektierung der Bedürfnisse anderer Menschen er-
möglichen.
Im Rahmen der Schemaklärung und -bearbeitung erfolgt ein Klärungsprozess hinsichtlich der dop-
pelten Selbstwertregulation, d. h. der Kompensation negativer Selbstwertschemata durch narzissti-
sche Verhaltensweisen. Somit erlangt der Patient Einsicht in die Bedingungsfaktoren seiner narziss- Der Patient erlangt Einsicht in die
tischen Störung. Hierbei ist die biografische Arbeit hinsichtlich der prägenden Beziehungserfah- Bedingungsfaktoren seiner narziss-
rungen in der Lerngeschichte ggf. von Bedeutung. Außerdem werden beide Selbstwertschemata (das tischen Störung
negative und das narzisstische Schema) korrigierend bearbeitet. Neben kognitiven Ansätzen finden
hier insbesondere durch die Schematherapie auch vermehrt emotionsaktivierende Strategien Platz
(z. B. in Form von sog. Stuhldialogen). Zusätzlich dient die therapeutische Beziehung wesentlich der
Aktivierung, Klärung und Bearbeitung dieser negativen Selbstwertschemata und der hiermit im Zu-
sammenhang stehenden narzisstischen Bewältigungsstrategien.
Paartherapie
Häufige Beziehungskonflikte können dazu führen, dass Patienten sich insbesondere dann in Thera-
pie begeben, wenn sie von einem Beziehungspartner verlassen wurden bzw. erkennen, dass ihr sozia-
les Netzwerk schwach ausgeprägt ist und sie sich nach zwischenmenschlicher Nähe sehnen. Da die
Partnerwahl und der Aufbau naher sozialer Beziehungen ein Kernaspekt der therapeutischen Arbeit
sein können, ist es hilfreich, das Beziehungsschema im Hinblick auf zentrale Selbstregulationsstra- Das Beziehungsschema wird im Hin-
tegien genauer zu analysieren. In der Literatur wird Narzissmus häufig mit einem spielerischen Lie- blick auf zentrale Selbstregulations-
besstil assoziiert, d. h. Narzissten forcieren den Beziehungsinitiationsprozess so lange mit großem strategien analysiert
Engagement, bis der andere Partner einwilligt [33]. Das Interesse flacht jedoch genau dann ab, wenn
Schwierigkeiten im Rahmen des Beziehungsaufbaus in Erscheinung treten oder die vormals idea-
le Vorstellung des anderen mit der Realität konfrontiert wird. Dieser „spielerische Liebesstil“ wirkt,
langfristig gesehen, gegen einen Aufbau naher Beziehungen.
Eine offene Frage bezieht sich auf die Persönlichkeitsstruktur des Partners, der sich für einen
narzisstischen Partner entscheidet. Verschiedene Theoretiker vermuten aber, dass Narzissten entwe- Die Funktion des Partners ist für den
der mit sozial-ängstlichen, dependenten Partnern oder aber mit narzisstischen Partnern zusammen Erhalt des Selbstwerts des NPS-Pati-
sind. Bedeutsam ist jedoch die Funktion des Partners für den Erhalt des Selbstwerts des Patienten enten bedeutsam
mit NPS: Sozial-ängstliche, dependente Partner verhelfen dem Patienten ggf. durch den Erhalt von
Bewunderung und Lob zu einer Selbsterhöhung. Patienten, die mit narzisstischen Partnern zusam-
men sind, können die wechselseitige Funktion eines „trophy partner“ [33] übernehmen, insofern
die Partner beruflich erfolgreich sind. Sollte aktuell ein Beziehungspartner vorhanden sein, kann die-
Ein Partner kann als Ressource die- ser als Ressource dienen. Falls der Partner einverstanden ist, kann es sich als hilfreich erweisen, part-
nen nerschaftliches Problemlöseverhalten in einzelnen Paarsitzungen zu fördern.
Psychopharmakotherapie
Derzeit liegen keine kontrollierten Studien zur pharmakologischen Behandlung von NPS vor. Bei
dem Vorliegen einer komorbiden psychiatrischen Störung, bei der eine Indikation für eine Pharma-
kotherapie besteht, sollte diese pharmakologisch behandelt werden, unabhängig von der NPS-Dia-
gnose. Jede Behandlung von Patienten mit NPS sollte immer die erhöhte Suizidgefährdung berück-
sichtigen.
F Die Behandlung narzisstischer Patienten kann sich bislang noch nicht an empirisch validierten
Studien orientieren, da diese gänzlich fehlen.
F Modelle der pathologischen Selbstwertregulation, die sowohl einen grandiosen als auch einen
vulnerablen Pol der narzisstischen Störung postulieren, sind für das Verständnis der NPS und
die Psychotherapie narzisstischer Patienten grundlegend.
F Die psychotherapeutische Behandlung zielt auf die Einsicht des Patienten in die Funktion seiner
narzisstischen Verhaltensweisen zur Vermeidung des Erlebens des vulnerablen Pols und dessen
verbesserter Regulation, die Arbeit an der Beziehungsfähigkeit der Patienten und die Reduk-
tion narzisstischer Verhaltensweisen.
F Besondere Berücksichtigung bei der Behandlung von Patienten mit NPS muss die erhöhte Sui-
zidgefährdung, auch außerhalb depressiver Episoden, finden.
Korrespondenzadresse
Dipl.-Psych. Aline Vater
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin
Eschenallee 3, 14050 Berlin
aline.vater@fu-berlin.de
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and narcissistic personality disorder.
Wiley, Hoboken
CME-Fragebogen
Bitte beachten Sie:
• Teilnahme nur online unter: springermedizin.de/eAkademie
• Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt.
• Es ist immer nur eine Antwort möglich.
o Nur noch 50% der Patienten erfüllen nach o Falls eine depressive Symptomatik vor- o E ine Narzissmusform, bei der autoaggres-
2 Jahren die Diagnose einer NPS. liegt, sollte keine Rückmeldung zur Dia- sives Verhalten auftritt.
o Patienten mit NPS können die Emotionen gnose NPS vorgenommen und zunächst o Eine Narzissmusform, die mit einer Soma-
anderer schlecht erkennen, geben aber an, an der Depression gearbeitet werden. tisierungsstörung einhergeht.
stärker mitzufühlen, als andere Personen. o Es gibt keine Hinweise darauf, dass die
Rückmeldung der Diagnose einer NPS für
? Welche Aussage zur Frage der Mitteilung die Therapie wichtig ist.
einer NPS-Diagnose an den Patienten ist
richtig? ? Was versteht man unter verdecktem Nar-
o Die Rückmeldung der gesicherten Dia- zissmus?
gnose einer NPS ist eine wesentliche Vor- o Eine Narzissmusform, die sich in unsiche- Diese zertifizierte Fortbildung ist
aussetzung für eine erfolgreiche Behand- rem Verhalten bei gleichzeitigem Vorlie- 12 Monate auf springermedizin.de/
lung. gen von Grandiosität äußert. eAkademie verfügbar.
o Die Rückmeldung der Diagnose einer NPS o Eine Narzissmusform, bei der der Patient Dort erfahren Sie auch den genauen
ist zu vermeiden, da dies die Wahrschein- manipulatives Verhalten einsetzt, um be- Teilnahmeschluss. Nach Ablauf des
lichkeit eines Therapieabbruchs erhöht. stimmte Ziele zu erreichen. Zertifizierungszeitraums können Sie diese
o Die Diagnose NPS sollte direkt nach der o Eine Narzissmusform, die sich in sozial an- Fortbildung und den Fragebogen weitere
ersten probatorischen Sitzung zurückge- gepasstem, extravertiertem Verhalten äu- 24 Monate nutzen.
meldet werden, da der erste Eindruck zur ßert.
Diagnosestellung ausreichend ist.
Psychotherapeut 6 · 2013 | 615