Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Inhaltliche
Bearbeitung: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH
Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik
Wolfgang Sterk, Christof Arens
Vorwort
Der Kampf gegen den globalen Klimawandel ist eine der größten umweltpolitischen und wirtschaftlichen Herausforde-
rungen der Gegenwart. Die bereits absehbaren Folgen des Treibhauseffekts werden wir nur beherrschen, wenn der weltweit
steigende Emissionstrend gebrochen wird und nachhaltige Emissionsminderungen erreicht werden. Auch aus ökono-
mischen Gründen ist schnelles Handeln erforderlich. Die volkswirtschaftlichen Kosten des gegenwärtigen Nicht-Handelns
übersteigen die Kosten einer effizienten Klimaschutzpolitik bei weitem. Was die Internationale Energieagentur in ihrem
World Energy Outlook 2008 feststellt, ist richtig: „Die Zeit wird knapp!“
Die mittel- bis langfristig steigenden Energiepreise führen dazu, dass viele Klimaschutzmaßnahmen
gesamtwirtschaftlich betrachtet mit negativen Kosten, Nullkosten oder nur vergleichsweise gerin-
gen Kosten realisiert werden können. Die Steigerung der Energieeffizienz und der zügige Ausbau der
erneuerbaren Energien sind die Leitlinien der globalen Klimaschutzpolitik. Sie tragen aber auch mit
dazu bei, dass Versorgungssicherheit gewährleistet wird und die Kosten für Energie sozial akzeptabel
bleiben.
Die Klimakonferenz in Kopenhagen Ende 2009 muss zu einem Meilenstein der internationalen Klima-
politik werden. Es geht kein Weg an einer Vereinbarung vorbei, die lückenlos an das Kyoto Protokoll
anschließt und verbindliche Minderungsziele für den Zeitraum 2013 bis 2020 festlegt.
Alle Industriestaaten, einschließlich der USA, müssen anspruchsvolle Ziele akzeptieren.
Darüber hinaus brauchen wir die Bereitschaft der Schwellenländer China, Indien, Brasilien,
Mexiko und Südafrika, eigene Beiträge zumindest zur Begrenzung ihrer rasant wachsenden
Emissionen zu leisten. Bereits in wenigen Jahren werden die Emissionen der großen industriellen
Schwellenländer über den Emissionen der Industriestaaten liegen. Das Klimaproblem kann daher
weder umweltpolitisch noch ökonomisch durch die Industriestaaten alleine gelöst werden.
Sie müssen allerdings vor dem Hintergrund ihrer historischen Verantwortung als Verursacher
des Klimaproblems mit gutem Beispiel vorangehen.
Deutschland hat seine Verpflichtung nach dem Kyoto Protokoll zur Minderung von 21% gegenüber dem Basisjahr 1990 nahe-
zu erreicht. Bis 2020 ist Deutschland zudem bereit, seine Emissionen um 40% zu reduzieren, wenn die Europäische Union sich
bei Abschluss des neuen internationalen Klimaschutzregimes zu einer Reduktion von 30% bekennt.
Für den Erfolg des internationalen Klimaschutzes kommt es aber auch darauf an, die Klimaschutzinvestitionen gemeinsam
von Industrie- und Entwicklungsländern durchzuführen. Die flexiblen Instrumente CDM und JI haben sich in den letzten
Jahren für dieses Ziel als sehr geeignetes Instrument erwiesen. Weltweit über 1200 registrierte CDM-Projekte mit einer er-
warteten Emissionsminderung von 1,3 Mrd. t Kohlendioxidäquivalenten sowie mehreren tausend Projekten in Vorbereitung
sprechen dafür, diesen Weg konsequent auszubauen. Unternehmen spielen hier eine zentrale Rolle bei der Identifikation von
Reduktionspotenzialen und der Investitionsentscheidung für Emissionsminderungsmaßnahmen.
Im Rahmen von CDM und JI können gerade hochwertige deutsche Technologien eine wichtige Rolle im internationalen
Klimaschutz spielen. Mit der CDM/JI-Initiative baut das Bundesumweltministerium daher seine bestehende Zusammenar-
beit mit Gastländern für CDM- und JI-Projekte weiter aus. Netzwerke sollen helfen, Investitionshindernisse insbesondere im
Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu überwinden. Damit wird deutschen Unternehmen der Zugang zu In-
vestitionen im Ausland erleichtert. Zugleich werden Kapazitäten in den Gastländern geschaffen und bisher vernachlässigte
Sektoren wie Verkehr und Haushalte für den CDM erschlossen.
Die vorliegende Broschüre soll helfen, diese Chancen zu identifizieren und auszuschöpfen.
Sigmar Gabriel
Bundesminister für Umweltschutz, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
Einführung CDM/JI-Initiative
Die CDM/JI-Initiative:
Seit der Einführung des EU-Emissionshandels im Jahr 2005 und dem Inkrafttreten des Kyoto-Proto-
kolls haben die projektbasierten Kyoto-Mechanismen CDM und JI eine erhebliche klimapolitische
Bedeutung gewonnen. Mit über 1200 registrierten CDM-Projekten, über 4200 geplanten
Projekten und einer Emissionsminderung von über 1,3 Mrd. t Kohlendioxidäquivalenten bis
2012 liegt keine 4 Jahre nach dem Start des CDM eine ansehnliche Erfolgsbilanz vor, auf der die
internationale Klimaschutzpolitik weiter aufbauen kann. Kosteneffizienz und ökologische In-
tegrität stellen sich nicht als Gegensatz dar. Durch die Verbesserung der Prüfverfahren konnte
zunehmend sichergestellt werden, dass Mitnahmeeffekte verhindert werden. Dieses Beispiel zeigt:
Kosteneffizienter Klimaschutz erleichtert die Durchsetzung anspruchsvoller Klimaschutzziele! Bei
der Ausgestaltung der flexiblen Mechanismen für die Zeit nach der 1.Verpflichtungsperiode des
Kyoto-Protokolls (2008-2012) kommt es sowohl darauf an, die Investitionen in zusätzliche Emissi-
onsminderungsmaßnahmen für die Unternehmen zu vereinfachen und die Mechanismen mit der
nationalen Klimaschutzpolitik der Entwicklungsländer zu verbinden. Eindeutige Signale für die
Nutzung von CDM und JI auf den internationalen Kohlenstoffmärkten nach 2012 werden von der
Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen Ende 2009 erwartet.
Mit der CDM/JI-Initiative, die seit dem Haushaltsjahr 2008 erstmals mit einem eigenen Budget
ausgestattet ist, soll die deutsche Beteiligung an CDM- und JI-Projekten weltweit unterstützt wer-
den. Bislang sind die deutschen Unternehmen nur an wenigen Projekten beteiligt. International
sind mit deutscher Beteiligung derzeit 55 CDM-Projekte registriert. Bei der DEHSt, der deutschen
Genehmigungsstelle für CDM/JI-Projekte, wurde aber die Zustimmung schon für immerhin 118
CDM-Projekte ausgesprochen. Bei JI-Projekten, die auf Grund der internationalen Beschlusslage
erst ab 2008 Zertifikate erzeugen können, ist die Projektzahl mit 8 befürworteten Projekten aller-
dings noch entsprechend gering. Gute Resonanz erhielt aber bislang die Möglichkeit, JI-Projekte
am Standort Deutschland selbst durchzuführen. Hier liegen bis heute 25 befürwortete oder zuge-
stimmte Anträge vor.
Das Bundesumweltministerium verfolgt mit der CDM/JI-Initiative zwei Hauptziele: zum einen soll
das wirtschaftliche Engagement der Unternehmen in Emissionsminderungsprojekten durch die
Einführung CDM/JI-Initiative
Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Gastländern verbessert werden; zum anderen sollen
durch gezielte Maßnahmen auch die Anwendungsmöglichkeiten von CDM und JI in den Bereichen
erweitert werden, die bislang vom Kohlenstoffmarkt noch nicht erreicht werden, aber eine hohe
Bedeutung für den globalen Klimaschutz haben. In beiden Bereichen geht es um Maßnahmen, die
den marktwirtschaftlichen Charakter von CDM und JI stärken.
Für die Unternehmen, die unabhängig von der Frage, ob ihre Anlagen vom Emissionshandel
erfasst sind, als Technologielieferanten internationale wirtschaftliche Aktivitäten entfalten oder
diese entwickeln wollen, bietet der CDM nicht nur als Finanzierungsinstrument ein zusätzliches
Aktionsfeld. Der CDM bietet die Chance höherwertige Technologien gegenüber einer „Business
as usual“-Lösung bei jedem einzelnen Investitionsprojekt einzusetzen. Der CDM hat zudem eine
in der Bedeutung nicht zu unterschätzende Suche nach neuen Emissionsminderungspotenzialen
ausgelöst und einen Wettbewerb um gute und ökonomisch machbare Projektangebote initiiert.
In vielen Fällen ist auch der internationale Rahmen des Kyoto-Protokolls hilfreich, um die institu-
tionellen Risiken im Gastland der Investition zu minimieren. Der CDM kann natürlich nicht alleine
das Investitionsklima eines Landes verbessern und bestehende Investitionsrisiken ausgleichen.
Die Auswahl geeigneter Gastländer steht deshalb am Anfang jeden strategischen Engagements
auf dem internationalen Kohlenstoffmarkt.
Eine Besonderheit bietet das ProMechG mit dem Zulassen von JI-Projekten, in denen Deutschland
als Gastgeberstaat auftritt. Von dieser Möglichkeit, die bereits vor Inkrafttreten des ProMechG an-
geboten wurde, wurde mittlerweile 25mal erfolgreich durch die Ausstellung von Befürwortungen
oder Zustimmungen Gebrauch gemacht. Nach der Anzahl der Projektanträge finden JI-Projekte in
Deutschland vor allem in den Bereichen Energieeffizienz/Brennstoffträgerwechsel (20), N2O (10),
Biogas- und Biomasse (10) sowie jeweils ein Projekt in den Bereichen Deponiegas, Geothermie
und PFC statt. Einige Bereiche sind aber zudem von der Durchführung von JI-Projekten ausge-
schlossen, da sie bereits über Zertifikate des EU-Emissionshandels verfügen oder bspw. über andere
Einführung CDM/JI-Initiative
Instrumente wie dem EEG gefördert werden. Hieran kann man klar erkennen, dass selbst Staaten,
die über eine entwickelte Klimaschutz- und Energiepolitik verfügen, durchaus Potenziale bieten,
um über einzelne Projekte weitere Emissionsreduktionen durchzuführen. Deutschland ist auch das
Land, in dem weltweit das erste programmatische Projekt im Rahmen der Kyoto-Mechanismen re-
alisiert wurde. Der programmatische Ansatz ist vor allem für Investitionen sinnvoll einzusetzen, in
denen viele kleinteilige Reduktionsmaßnahmen über einen längeren Zeitraum gebündelt werden
müssen.
Prinzipiell dürfte der Ankauf eines benötigten Kontingents von Emissionszertifikaten der ein-
fachere Weg sein. Dies gilt vor allen Dingen dann, wenn die Anzahl der erforderlichen Emissions-
zertifikate begrenzt ist und/oder keine Aktivitäten auf geeigneten Drittmärkten vorliegen. Risiken
der Eröffnung neuer Geschäftsfelder und relativ hohe Transaktionsaktionskosten lassen es wenig
sinnvoll erscheinen, für eine überschaubare klimapolitische Anforderung definitiv hohe Risiken
einzugehen.
Vollkommen anders stellt sich die strategische Ausgangslage dar, wenn ein Unternehmen interna-
tional tätig ist und über geeignete Technologien und Geschäftsaktivitäten verfügt. In diesen Fällen
bieten sich nicht nur Überlegungen an, den eigenen Bedarf an Emissionszertifikaten zu decken,
sondern auch für den Emissionszertifikatemarkt direkt Zertifikate zu generieren. Diese Dimension
des Emissionshandels wird allerdings erst ab einer gewissen Kalkulierbarkeit des Kohlenstoff-
markts als stabiler nachhaltiger Anreiz wirken können.
Einführung CDM/JI-Initiative
Neben der Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Gastländern setzt die CDM/JI-Initiative auch
auf fachlich strategische Projekte, wie mit der Einrichtung des „PoA Support Center Germany“
bei der KfW. „PoA“ („Programmes of Activities“) steht für den neuen programmatischen Ansatz
im CDM. Mit Hilfe dieses Ansatzes sollen vor allem Emissionsminderungspotenziale erschlossen
werden, die als einzelne CDM-Projekte zu aufwendig wären. Einer der Vorteile des „PoA“-Ansatzes
ist es, dass die Teilnehmer eines Programmes nicht zu Beginn feststehen müssen, sondern im Laufe
der folgende Jahre noch weitere Teilnehmer mobilisiert werden können. (weitere Informationen
auf Seite 21ff.). Auch über die Entwicklung von CDM-Methoden, beispielsweise zum Gebäude-
bereich oder die Entwicklung von Qualitätsstandards können langfristig strategisch wichtige
Markterschließungen erfolgen, die zu zusätzlichen klimapolitischen Handlungsmöglichkeiten
führen (siehe Seiten 27ff.). Nicht zuletzt ist es für die CDM/JI-Initiative wichtig, das Informations-
angebot für die Akteure, wie das zentrale CDM/JI-Portal des BMU oder die regionalorientierten
Angebote wie die Lateinamerika-Plattform ständig zu verbessern und zu aktualisieren. (weitere
Informationen hierzu ab Seite 24).
Franzjosef Schafhausen
Thomas Forth
Vorbemerkung
Eine solche Einführung finden interessierte Leser in der BMU-Broschüre „Die projektbasierten Mechanismen
CDM und JI – Einführung und praktische Beispiele“. Diese bietet einen ersten Einstieg in das Thema CDM und
JI, erläutert die rechtlichen Grundlagen der Mechanismen sowie die jeweiligen Projektabläufe. Darüber hinaus
wird der Markt für Emissionszertifikate aus CDM/JI-Projekten skizziert. Ausgewählte Projektbeispiele erläutern
das praktische Funktionieren von CDM und JI. Hinzu kommen ein ausführliches Glossar und ein Servicekapitel
mit weiteren Informationsquellen und Ansprechpartnern. Die Broschüre findet sich online als „Basisinformati-
onen“ im JIKO-Internetportal www.jiko-bmu.de, sie kann dort zudem als PDF heruntergeladen werden.
Über diese grundlegenden Informationen hinaus informieren zwei Periodika über die neuesten Entwicklungen
der projektbasierten Mechanismen: Zum einen erscheint vierteljährlich der Newsletter JIKO Info. Diese Publi-
kation gibt das Wuppertal Institut im Auftrag des BMU seit 2003 heraus. JIKO Info berichtet über das Politikfeld
„projektbasierten Mechanismen in Deutschland und weltweit“. Der Newsletter erscheint vierteljährlich in deut-
scher und englischer Sprache, der Bezug ist kostenlos. Interessenten können den Newsletter unter www.jiko-
bmu.de/156 abonnieren. Eine weitere Publikation adressiert speziell den Clean Development Mechanism: Der
monatliche Newsletter „CDM Highlights“ informiert in knapper und übersichtlicher Form über die neuesten
Entwicklungen zum Clean Development Mechanism. CDM-Highlights erscheinen monatlich in englischer und
französischer Sprache. Der Newsletter wird herausgegeben vom Klimaschutzprogramm der Deutschen Gesell-
schaft für technische Zusammenarbeit GTZ im Auftrag des BMZ. Er kann kostenlos abonniert werden, www.gtz.
de/climate.
Zur konkreten Unterstützug von Projektentwicklern schließlich hat die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt)
je ein CDM- bzw. JI-Handbuch erarbeitet. Beide enthalten Hintergrundinformationen zum Emissionshandel und
eine kurze Einführung in den jeweiligen Mechanismus. Der Schwerpunkt liegt auf den konkreten Schritten des
Projektzyklus und dem Antragsverfahren zur Zustimmung der DEHSt als deutsche Genehmigungsbehörde. Die
Leitfäden können abgerufen werden von www.dehst.de und www.jiko-bmu.de.
Das Wuppertal Institut hat diese Broschüre im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts „JIKO-Entwicklungsphase 2007 – 2009“
erstellt. Nähere Informationen über das Projekt finden sich unter www.jiko-bmu.de und
www.wupperinst.org/jiko. Die Autoren bedanken sich besonders bei den Auftragnehmern der Teilvorhaben der
CDM/JI-Initiative sowie den MitarbeiterInnen der Deutschen Emissionshandelsstelle für Ihre Textbeiträge. Dank
gilt auch den Projektträgern der CDM/JI-Projekte, die im Anhang vorgestellt werden, für die freundliche Zusammenarbeit.
Wuppertal, im November 2008
Wolfgang Sterk, Christof Arens
Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
10
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Den CDM-Märkten in diesen Ländern ist gemeinsam, dass es sich um stark wettbewerbsorientierte
Märkte handelt. Unternehmen kann hier durch zusätzliche Informationsangebote Unterstützung
angeboten werden, so dass sie sich besser auf diesen Märkten zurechtfinden. Dazu stellen die CDM-
Experten der CDM-Units ihre länderspezifische Expertise zum Emissionshandel zur Verfügung
und unterstützen deutsche Unternehmen dabei, die Chancen, die der CDM bietet, umfassend zu
nutzen. Ihre zentrale Aufgabe ist zum Einen die Identifizierung von potenziellen CDM-Projekten
(Sourcing) sowie der Aufbau von Netzwerken, bestehend aus nationalen Akteuren, Institutionen
im Gastland, deutschen Institutionen und Vertretern der deutschen Wirtschaft. Zum Anderen
ermöglichen sie über Veranstaltungen und integrierte Geschäftsreisen die direkte Kontaktver-
mittlung zwischen Projekteignern und Käufern der Zertifikate (Project Matching). Entsteht aus
den vermittelten Kontakten eine Investitionsentscheidung, sollen die Akteure befähigt sein, diese
eigenständig auf kommerzieller Ebene durchführen zu können. Darüber hinaus werden neue Sek-
toren mit CDM-Potenzial erschlossen. Die Projektportfolios sollen auf qualitativ hochwertige und
innovative Projekte ausgerichtet werden, die noch Unterstützung für den Marktzugang benötigen.
Die Aktivitäten richten sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die Teilneh-
mer am EU-Emissionshandelssystem in Deutschland sind und denen hinreichende Informationen
über die Realisierung von CDM-Projekten sowie Netzwerke in den Gastländern fehlen, um Emis-
sionshandelsverträge abschließen zu können oder in derartige Projekte zu investieren. Um ihnen
den Zugang zu Emissionsgutschriften (Certified Emission Reductions - CERs) aus CDM-Gastlän-
dern zu ermöglichen, sollen deutsche Unternehmen mit Projektentwicklern zusammengebracht
werden. Interessierte Unternehmen erhalten über die CDM-Units länderspezifische Informationen
zum CDM-Markt und zukunftsweisenden Sektoren, sowie Unterstützung bei konkreten Fragen zu
CDM-spezifischen Bestimmungen und dem nationalen Genehmigungsprozess. In Marktanalysen
werden die aktuellen Marktentwicklungen im CDM, Informationen zu den jeweiligen institu-
tionellen Rahmenbedingungen, Sektorinformationen sowie Informationen zu den relevanten
Akteuren und Stakeholdern dargestellt. Die Informationen werden über die JIKO-Internetseite
11
Vorstellung der Einzelaktivitäten
www.jiko-bmu.de publiziert oder können direkt bei den CDM-Experten angefragt werden. Ab 2009
werden zudem Konferenzen und Geschäftsreisen in die Länder angeboten. Diese Veranstaltungen
bieten aktuellen Informationsaustausch und die Möglichkeit, Kontakte zu Akteuren in den Län-
dern zu knüpfen und zu vertiefen. Zudem wird auf diesen Veranstaltungen Raum für direkte
Geschäftskontakte zur Verfügung stehen.
China
Aufgrund seiner Größe und seines Potenzials gilt China nach wie vor als das wichtigste Land für
den Erwerb von Zertifikaten sowie für die Entwicklung neuer CDM-Projekte. 53% der zu erwar-
tenden jährlichen CERs aus bereits genehmigten Projekten stammen aus China, dies entspricht
120 Millionen CERs.
Weitere bisher unter dem CDM weniger beachtete, aber interessante Sektoren sind die Nutzung
von Biomasse zur Energiegewinnung und Emissionsreduktionen im Abfallsektor.
China zählt zu den wenigen Ländern, in denen die Erlöse aus dem Verkauf der Emissionsgut-
schriften besteuert werden. Der Steuersatz richtet sich nach Projekttypen und liegt bei HFC- und
PFC-Projekten bei 65 %, bei N2O-Projekten bei 30% und bei 2 % für Projekte in den Bereichen Erneuer-
bare Energien und Energieeffizienz sowie für Forstprojekte.
12
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Indien
Indien führt mit 358 CDM-Projekten die Liste der Staaten in Bezug auf die Anzahl der registrierten
Projekte an. Die erwartete durchschnittliche Jahresmenge liegt bei 31 Millionen generierten CERs.
Der indische CDM-Markt ist sehr stabil und die Genehmigung durch die DNA erfolgt routiniert
und zügig. Im Portfolio der genehmigten Projekte liegen etwa 31 % im Bereich Energieeffizienz,
Projekte für Erneuerbare Energien - insbesondere Windenergie - machen ca. 30 % und Biomasse-
projekte ca. 26 % aus. Die überwiegende Anzahl der Projekte sind Kleinprojekte, die alle unilateral
umgesetzt wurden – in die Umsetzung der CDM-Projekte ist kein internationaler Investor involviert.
Besichtigung bei einer indischen Zuckerfabrik, in der zusätzlich Biomasse zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden soll. Fotos: GTZ
Auf Grund der breiten nationalen Kompetenz im Bereich CDM wird der Focus der GTZ-Aktivitäten
in Indien auf Projekten in Sektoren liegen, die von der lokalen Wirtschaft noch nicht abgedeckt
werden und bei gezielter Unterstützung ein großes Potenzial an Emissionsgutschriften sowie gute
Möglichkeiten für Investitionen und Technologietransfer bieten. Dazu zählen Effizienzsteige-
rungen durch Technologieverbesserung in der industriellen Produktion (Eisen- und Stahlbereich,
Textilherstellung, Papier, Glas, Metallbearbeitung), Deponiegasverwertung bei Mülldeponien,
sowie Energieeffizienz in öffentlicher Beleuchtung und in urbanen Wasserpumpsystemen.
Weitere vielversprechende Bereiche sind dezentrale Biomassekraftwerke, Projekte im
Transportsektor einschließlich Kraftstoffwechsel, Biogasnutzung bei Abwasserkläranlagen und
Energieeffizienz in Gebäuden. Zudem bietet der programmatische CDM eine Vielzahl von
Optionen und wird von der indischen Regierung stark unterstützt.
Brasilien
Brasilien liegt mit 13% der bei der UNFCCC registrierten Projekte auf Platz drei hinter Indien und
China. Im Oktober 2008 sind 145 brasilianische CDM-Projekte registriert, die im Durchschnitt etwa
19,5 Millionen CERs pro Jahr generieren. Die institutionellen Bedingungen für CDM-Projekte sind
gut und die Abwicklung der Projekte durch die DNA erfolgt routiniert. Das Genehmigungsverfahren
der brasilianischen DNA stellt relativ hohe Anforderungen an die ökologischen und sozialökono-
mischen Wirkungen der CDM-Projekte. Brasilianische Projekte können somit im internationalen
13
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Vergleich eine hohe Qualität vorweisen, was durch eine geringe Ablehnungsrate des CDM-Executi-
ve Board von nur ca. 5% der Projekte und einer großen Nachfrage belegt wird.
Trotz einer „sauberen“ Energieerzeugungsmatrix (ca. 77% Wasserkraft) und eines daraus resultie-
renden relativ niedrigen Emissionsfaktors stammt etwa die Hälfte der brasilianischen CDM-Projekte
aus dem Bereich Erneuerbare Energien (insbesondere Biomasse und Kleinwasserkraft), gefolgt
von Methanvermeidungsprojekten. Etwa 60 % der CDM-Projekte werden unilateral durch brasilia-
nische Investoren realisiert.
MENA-Region
Die Aktivitäten der CDM/JI-Initiative im Mittleren Osten und in Nordafrika werden sich vorerst
auf Tunesien konzentrieren und später auf Marokko und Ägypten ausgedehnt werden. Alle drei
Länder verfügen über eine funktionierende DNA und können bereits bestehende CDM-Projekt-
pipelines mit Projekten in den
unterschiedlichen Entwick-
lungsstadien vorweisen. Dass die
Anzahl der registrierten CDM-
Projekte in der MENA-Region
bisher noch relativ gering ist,
bietet interessantes Potenzial für
die CDM/JI-Initiative des BMU.
In Tunesien wurde die nationale
Genehmigungsbehörde 2005
ins Leben gerufen. Die Entschei-
dungsprozesse sind effizient
und transparent geregelt und
die Genehmigung von CDM-
Große Potenziale in der MENA-Region liegen unter anderem in der Windkraft. Das Bild zeigt
Projekten erfolgt zeitnah, sie soll
einen Windpark in Tunesien. Foto: GTZ Tunesien
nicht länger als vier Wochen in
Anspruch nehmen. Mit insgesamt
2,6 Mio. t CO2 ist das Portfolio der tunesischen DNA noch relativ klein. Die Projekte befinden sich in
unterschiedlichen Entwicklungsphasen, registriert sind bisher zwei Deponiegas-Projekte.
Die großen Projektpotenziale liegen vorwiegend in den Bereichen Abfallwirtschaft, Windkraft,
Kraft-Wärmekopplung, Energieeffizienz und Transport. In Tunesien sind zudem die Substitution
von Öl durch Gas, Prozesstechnik in der Industrie sowie Öl- und Gasförderung (Reduzierung des
Abfackelns am Förderstandort) für Emissionsgutschriften interessante Bereiche.
14
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Kontakt in Deutschland:
Holger Liptow
Projektleiter
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
65760 Eschborn
Tel: 06196-794103
E-Mail: holger.liptow@gtz.de
Indien:
Frau Pamposh Bhat
E-Mail: Pamposh.Bhat@gtz.de
Brasilien:
Rainer Schröer
E-Mail: rainer.schroeer@gtz.de
MENA-Region:
Jörg Linke
E-Mail: Joerg.Linke@gtz.de
15
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Im Einzelnen geschieht dies durch die Organisation von Netzwerktreffen mit deutschen und chi-
nesischen Akteuren und Workshops zu ausgewählten Themen, die Intensivierung der Marktbeob-
achtung sowie durch Unterstützung der deutschen Wirtschaft bei der Projektidentifizierung. Die
AHK Peking arbeitet in enger Abstimmung mit dem GTZ-Ländermanager für China (siehe voran-
stehendes Kapitel).
Kontakt:
Ms. Jutta Ludwig,
Director AHK Beijing
Ms. Wu Xian,
Deputy Head of Industry & Technology
Delegation of German Industry & Commerce
16
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Vor diesem Hintergrund wurde das Internetportal www.cdm-cooperation.de initiiert. Ziel des
Vorhabens ist es, deutschen und lateinamerikanischen Zertifikatekäufern, Projektentwicklern,
Investoren und weiteren Akteuren des Kohlenstoffmarktes die Möglichkeit zu verschaffen, ihre
Dienstleistungen und Produkte im Bereich des CDM sowie potentielle CDM-Projekte einer breiten
Fachöffentlichkeit vorzustellen und in direkten Kontakt mit potentiellen Partnern zu treten.
Das Angebot führt demnach Angebot und Nachfrage verschiedener CDM-spezifischer Leistungen
zusammen, soll Investitionen in CDM-Projekte fördern und den Transfer sauberer Technologie
unterstützen.
17
Vorstellung der Einzelaktivitäten
l Ein CDM-Newsbereich mit Informationen über die aktuelle Lage des Kohlenstoffmarktes in
Lateinamerika.
Die Plattform ist zum Sommer 2008 inhaltlich erweitert und aktualisiert worden und technisch
voll funktionsfähig. Nach einer intensivem Betatestphase und Freigabe durch das Bundesumwelt-
ministerium wurde die Plattform am 21.08.2008 freigeschaltet und ist seitdem unter
http://www.cdm-cooperation.de öffentlich zugänglich. Interessierte Nutzer haben nach erfolg-
reicher Registrierung kostenfrei vollen Zugang zu allen Funktionen der Seite. Aktuell wird die
Plattform in Deutschland und Lateinamerika – beispielsweise im Rahmen des Latin American
Carbon Forum in Chile – vorgestellt. Das Feedback der bislang registrierten Nutzer ist durchweg
positiv. Eine ausführliche Auswertung des Nutzerkreises ist für Ende des Jahres 2008 geplant.
Entwickelt wurde das Portal von Perspectives Climate Change. Weitere Informationen finden sich
unter www.cdm-cooperation.de
Kontakt:
Perspectives Climate Change GmbH
Sonnenredder 55
22045 Hamburg
Tel. 0049 40 39 99 90 69-1
dransfeld@cdm-cooperation.de
www.cdm-cooperation.de
18
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Die Identifikation von JI/CDM-Projektmöglichkeiten erfolgt auf der Grundlage eines aktiven
Screenings von potenziellen Projekten in der Zielregion in Kooperation mit lokalen Partnern der
dena. Darüber hinaus analysiert die dena öffentlich verfügbare Projektportfolios in ausgewählten
Ländern.
Bei der Identifikation der Projekte sollen möglichst viele Technologiefelder adressiert werden.
Dazu gehören insbesondere Energieeffizienz (auf der Angebots- und Nachfrageseite), Deponiegas,
Grubengas, Erneuerbare Energien und industrielle Prozesse. Möglichkeiten der Einbeziehung
deutscher Unternehmen in die Umsetzung der Projekte werden geprüft.
Angesichts des zunehmenden Potenzials für Projekte, die infolge ihrer geringen Emissionsminde-
rungen oder fehlender Methoden bisher nicht attraktiv sind, werden auch solche Projekte auf-
gegriffen. Für die Bearbeitung solcher Projekte gelten die Kriterien Multiplizierbarkeit, Eignung
zum programmatischen CDM, Vorhandensein eines signifikanten Interesses der Gastländer sowie
19
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Jedes interessierte Unternehmen kann sich registrieren und wird in der Folge mit aktuellen In-
formationen versorgt. Bei Interesse an einem konkreten Projekt unterzeichnet das Unternehmen
einen Standard Letter of Interest (LoI). Dies ermöglicht den Zugang zum konkreten Projekteigner
und das Nachalten des Projekterfolgs. Bislang haben sich über 70 Firmen registriert.
Die ersten angebotenen Projekte stammen aus der Ukraine, Russland, Georgien, Aserbaidschan
und Tunesien. Weitere Projekte befinden sich derzeit in der Prüfung. Es werden auch Projekte aus
Ländern angeboten, die momentan noch nicht in der Lage sind, CDM/JI-Projekte zu genehmigen,
sondern zunächst nur freiwillige Zertifikate (VERs) offerieren können. Dazu zählen Länder mit
erheblichem CO2-Minderungspotential wie Kasachstan, Belarus und die Türkei, die für viele deut-
sche Unternehmen wichtige Märkte sind.
Kontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
JI-/CDM-Projektvermittlungsstelle
Chausseestraße 128a
10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 72 61 65 – 600
Fax: +49 (0)30 72 61 65 – 699
info@carbonprojects.de
www.carbonprojects.de
20
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Ziel ist der Aufbau eines Portfolios umsetzungsfähiger „Programme of Activities“ (PoA) unter
den flexiblen Kyoto-Mechanismen CDM und JI. Das PoA Support Center Germany wird in diesem
Zusammenhang Unternehmen und Institutionen, die das Interesse und die Kapazität haben PoAs
durchzuführen, beraten und unterstützen. Damit kann Deutschland nicht nur die Markteinfüh-
rung des neuen Ansatzes programmatischer CDM/JI-Projekte vorantreiben, sondern auch einen
Beitrag zur Weiterentwicklung der weltweiten Kohlenstoffmärkte leisten und sich in der Diskussi-
on um die Ausgestaltung eines Kyoto-Folgeabkommens positionieren.
Hintergrund der Entscheidung bildete die Erfahrung, dass der CDM bislang in zu geringem Maße
die für den Klimaschutz zentrale Energienutzung adressieren konnte (80% der weltweiten Emis-
sionen ohne Entwaldung/Landnutzung) und stattdessen von Industriegas- und Methanvermei-
dungsprojekten (rund die Hälfte der bis 2012 erwarteten CDM-Zertifikate) und einigen wenigen
Ländern (China hat 50% Marktanteil) dominiert wird.
Viele kleinere Entwicklungsländer konnten sich deshalb am CDM noch nicht beteiligen und von
dessen Instrumenten zur nachhaltigen Entwicklung und Emissionsreduzierung nicht profitieren.
Diese Entwicklung wurde dadurch begünstigt, dass bislang keine angemessenen Verfahren bereit-
standen, eine große Anzahl kleiner Einzelmaßnahmen, wie energieeffiziente Prozesse in KMUs,
energieeffiziente Fahrzeuge, Gebäude, Maschinen, Leuchten oder Haushaltsgeräte, zusammenzu-
führen und als CDM-Projekte zu implementieren. Genau hier sollen PoAs ansetzen.
PoAs sind die in den letzten Jahren wichtigste und innovativste Weiterentwicklung der projekt-
basierten Mechanismen des Kyoto-Protokolls. Programmatische Projekte senken Treibhausgase
durch die Anregung einer großen Zahl von Einzelmaßnahmen, die für sich stehend die CDM/JI-
Transaktionskosten nicht tragen können. Sie erlauben dadurch, bislang unerschlossene
21
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Emissionsquellen zu erreichen und marktfähig zu machen. Das Programm ist das Projekt und finanziert sich
durch das Zertifikateinkommen. Einzig solche Programmvorhaben sind registrierbar, die zusätzliche Einspa-
rungen im Vergleich zur Baseline erreichen und unabhängig vom Gesamtsektor bleiben.
1
Eine Entscheidung wird erst im Dezember 2009 in Kopenhagen erwartet
22
Vorstellung der Einzelaktivitäten
schaftlichen Akteure heraus, die den Zertifikatemarkt bei weitem dominieren. Es ist nicht zu erwarten, dass ohne
politisches Engagement eine Markteinführung bis 2012 möglich ist.
Im Rahmen des PoA-Support Center wird die KfW eine Reihe nationaler PoA-Entwicklungsworkshops in CDM/
JI-Gastländern organisieren für Banken, Energieversorger und öffentliche Unternehmen, die über die institu-
tionelle Kapazität verfügen, programmatische CDM/JI PoAs umzusetzen und zu betreiben. Die KfW wird Iden-
tifikations-, Beratungs-, Strukturierungs- und Bewertungsleistungen für qualifizierte Akteure anbieten und
ausgewählte PoA-Projektvorschläge bei der PoA-Konzeptentwicklung (zum Beispiel: Programmkonzept, Project
Design Document, Monitoring Plan) unterstützen. Darüber hinausgehend wird das PoA Support Center Germany
interessierten Akteuren Unterstützung bei der Vermarktung der erwarteten Zertifikatelieferungen anbieten,
um einen optimalen Marktpreis zu erzielen.
Die KfW verfügt sowohl über die notwendige CDM/JI-Erfahrung als auch über die Erfahrung, Anreizprogramme
im Klimaschutz zu strukturieren und durchzuführen. Beides ist zum Aufbau eines umsetzungsfähigen PoA-Port-
folios und zur Vermarktung der erwarteten Zertifikatelieferungen unverzichtbar. Die KfW kann weiterhin auf
ein bestehendes Netzwerk von für das Projekt relevanten Kontakten in potentiellen PoA-Gastländern zurück-
greifen und verfügt über umfassende Erfahrungen bei der Projektbewertung aus finanzieller und zertifizie-
rungsmethodischer Sicht. Dabei beobachtet und analysiert die KfW die internationale Klimapolitik seit ihren
Anfängen, unterhält enge Arbeitskontakte zur Weltbank im Bereich CDM/JI und ist in ein internationales
Expertennetzwerk zu PoA-Ansätzen (u.a. Weltbank, IEA, UNEP, UNDP, UNFCCC) integriert.
Kontakt:
Dr. Klaus Oppermann, Prokurist
KfW Bankengruppe
Palmengartenstrasse 5 – 9
D-60325 Frankfurt
Tel: +49-69-7431-4218
Fax: +49-69-7431-4775
carbonfund@kfw.de
www.kfw.de/klimaschutzfonds
23
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Das Projekt hat eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und teilt sich in mehrere Teilvorhaben:
Wissenschaftliche Zuarbeit
Die wissenschaftliche Zuarbeit für das BMU leistet das Projektteam in Form von Gutachten und Stellungnahmen
zur Auslegung des im Klimaregime erzeugten Völkerrechts und zur Einbindung der Instrumente CDM und JI
in den Instrumentenmix des europäischen und deutschen Klimaschutzprogramms. Die Projektmitarbeiter
erstellen in Abstimmung mit dem BMU eine Reihe von Papieren zu aktuellen Fragen der Ausgestaltung und
Weiterentwicklung von CDM/JI. Im Zentrum stehen hier derzeit vor allem die Fragen der Nutzung und Weiter-
entwicklung von CDM/JI post-2012, also der Zeit nach Auslaufen der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto
Protokolls.
24
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit wird durch Publikationen und Handreichungen rund um das Thema
CDM und JI geleistet. Sie wendet sich an die verschiedenen betroffenen Akteursgruppen und erfüllt
hierbei eine Informations- und Aufklärungsfunktion.
Im Einzelnen erläutert die Broschüre die rechtlichen Grundlagen der Mechanismen sowie die
jeweiligen Projektabläufe. Darüber hinaus wird der Markt für Emissionszertifikate aus CDM/JI-
Projekten skizziert. Ausgewählte Projektbeispiele erläutern das praktische Funktionieren von CDM
und JI und vermitteln einen Eindruck von der Spannbreite der Projektarten, die möglich ist. Hinzu
kommen ein ausführliches Glossar, das die wichtigsten Fachbegriffe und Abkürzungen knapp und
präzise erklärt, sowie ein Servicekapitel mit weiteren Informationsquellen und Ansprechpartnern.
Klare, ausdrucksvolle Grafiken veranschaulichen sämtliche Projektabläufe sowie wichtige Zusam-
menhänge. Die weitgehende Übertragung der Fachtermini, die der langjährige Verhandlungs-
prozess hervorgebracht hat, in deutsche Ausdrücke erleichtern den Leserinnen und Lesern den Zu-
gang zu dieser komplexen Materie. Die Broschüre kann vom JIKO-Internetportal geladen werden,
www.jiko-bmu.de.
JIKO Analyse
Newsletter JIKO Info heraus. Der Newsletter informiert über die aktuellen Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, CDM in Brasilien – neue Chancen für deutsche
Unternehmen
Entwicklungen des Politikfeldes „Kyoto-Mechanismen in Deutschland und
die ungleiche regionale Verteilung der CDM-
Projekte ist vielfach beklagt worden. Vor allem
in Afrika gibt es bisher kaum Projekte; daran Brasilien, das bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Land Latein-
hat sich seit unserem Schwerpunktheft zu amerikas (192 Mio. EW, BIP: 1.314 Mrd. US$) bietet aufgrund seiner industri-
Afrika (siehe JIKO Info Special Africa aus 2006)
nicht viel geändert. Einige schlagen deshalb ellen Entwicklung und großen Potenzialen bei Energieeffizienz und erneuer-
weltweit“. JIKO Info berichtet über nationale und internationale Verfahren im Zuge der post 2012-Verhandlungen vor,
CDM-Projekte nur noch in Least Developed
Countries durchführen zu lassen. Denn
baren Energien gute Voraussetzungen für die Umsetzung von CDM Projekten.
Mit 13% der weltweit beim CDM Executive Board (EB) registrierten CDM-Pro-
jekte liegt Brasilien hinter China (21%) und Indien (32%) derzeit an dritter
größere Entwicklungs- bzw. Schwellenländer
werden wohl ohnehin im zukünftigen Klima- Stelle. Die Bundesregierung arbeitet daran, den Zugang deutscher Unter-
zur Abwicklung von CDM- und JI-Projekten, informiert über die Verankerung regime eigene Klimaschutzanstrengungen
übernehmen und deshalb auch keine CDM-
Projekte mehr im eigenen Land durchführen
wollen. Die kommende Klimakonferenz von
nehmen zum CDM-Markt Brasiliens zu verbessern. Die Deutsche Gesellschaft
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) koordiniert verschiedene Aktivitäten
zur Stärkung des deutschen Anteils am Markt.
Posen wird hierzu sicher Hinweise geben, in
stellt Beispiele für erfolgreiche Klimaschutzprojekte vor. Ergänzt wird die Be-
am projektbezogenen Klimaschutz teilge- gegründet, die sich aus Vertretern von 11 Ministerien zusammensetzt und vom
nommen hat. So ist Brasilien heute eines der
wichtigsten CDM-Gastländer. Wir portraitie-
brasilianischen Forschungsministerium koordiniert wird. Ein gesetzlicher Rah-
ren als erstens dieses wichtige Land, das auch men und eingespielte Antragsverfahren für CDM-Projekte sind vorhanden.
eines der Schwerpunktländer der CDM/JI- Fortsetzung Seite 2
Initiative des Bundesumweltministeriums ist.
richterstattung durch Interviews mit relevanten Akteuren des Politikfeldes. Ferner analysieren wir die Situation kleinerer
CDM Gastländer in Lateinamerika und fragen,
welche Möglichkeiten und Barrieren es dort
für den CDM gibt. Anschließend werfen wir
JIKO Analyse
einen Blick auf Costa Rica, das sich eine am-
bitionierte Carbon Neutral-Strategie gegeben
hat, und untersuchen, welche Synergien diese Möglichkeiten für den CDM in kleinen
Politik mit CDM hat. Schließlich stellen wir
lateinamerikanischen Ländern
Der Newsletter richtet sich direkt an das interessierte Fachpublikum, das Ihnen die neue Internetplattform des BMU
zum CDM in Lateinamerika vor.
Aus redaktionellen Gründen können wir hier
Lateinamerika war die erste Region, die CDM-Arena betrat, indem die Länder
der Region früh nach CDM-Projektinvestments suchten. Auch in der Umset-
leider nicht über das Lateinamerika-Forum
vom 28. bis 30. Oktober in Santiago de zung des Kyoto-Protokolls waren die lateinamerikanischen Länder führend,
durch zielgruppengerecht aufbereitete Informationen über aktuelle Ent- Chile berichten. Auch auf die Lateinameri-
kareise von Staatssekretär Müller aus dem
Bundesumweltministerium können wir nur
am Rande eingehen. Über diese werden wir je-
besonders in der Institutionalisierung des CDM. Heutzutage folgt die Vertei-
lung und Entwicklung von Projekten allerdings internationalen Trends: Ein
großer Teil der CDM-Projekte kommt aus reicheren Ländern mit größerer
doch im JIKO-Internetportal, www.jiko-bmu. finanzieller und politischer Stabilität, insbesondere Brasilien, Mexiko und
wicklungen des Politikfeldes auf dem Laufenden gehalten wird. Der News-
de berichten.
Chile. Doch auch kleinere lateinamerikanische Länder bieten interessante
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen im CDM-Potentiale, die jedoch nicht immer leicht erschließbar sind. Welche
Namen der Redaktion Barrieren dem entgegen stehen und wie sie überwunden werden könnten,
Christof Arens schildert dieser Artikel.
letter erscheint vierteljährlich in einem Umfang von etwa acht Seiten in Der heutige lateinamerikanische CER-Markt folgt den international gängigen
Mustern: Er wird von Projekten dominiert, die billige CERs generieren, wie z.B.
Emissionsreduktionen von Industriegasen oder Deponiegasprojekte. Bis 2012
25
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Das Internetportal ist in Kooperation mit anderen Stellen innerhalb der Bundesregierung entstan-
den, die mit CDM/JI befasst sind. Dadurch ist es gelungen, einen umfassenden Informationspool
aufzubauen, der als „Gateway“ zu allen relevanten weiterführenden Informationen und Internet-
seiten fungiert. Vom 01.01. bis zum 01.08.2008 hatte die Seite etwa 70.000 Besucher. Insbesondere
der Informationsteil zu den Grundlagen von CDM/JI wird von den Nutzern stark nachgefragt.
Kontakt:
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Döppersberg 19,
42103 Wuppertal
Tel. 0202-2492-155
jiko@wupperinst.org
www.wupperinst.org/jiko, www.jiko-bmu.de
26
Vorstellung der Einzelaktivitäten
CDM-Methoden
In den letzten drei Jahren hat sich der CDM-Markt nach einer kurzen Etablierungsphase konsoli-
diert. In vielen Bereichen konnten durch die Entwicklung von CDM-Methoden Potenziale
zur Minderung der Treibhausgasemissionen erschlossen werden, in vielen anderen Bereichen ist
dies bislang jedoch nicht gelungen. Das Profil des Marktes lässt klar erkennen, in welchen Berei-
chen die Marktkräfte wirken und in welchen sie geringere oder keine Wirkung zeigen: Der Markt
wird dominiert von Projekten zur Verbrennung von Deponiegas und Projekten zur Zerstörung von
halogenierten Kohlenwasserstoffen (wie HFC-23). Dagegen liegen bisher kaum Methoden in den
Bereichen Energieeffizienz und Verkehr vor.
Neben der Frage des ökonomischen Anreizes durch den Zertifikatspreis wird der Markt aber auch
durch die Organisierbarkeit der technischen und wirtschaftlichen Minderungspotenziale und
durch institutionelle Anforderungen begrenzt. Für Käufer von Emissionszertifikaten und Inves-
toren in Klimaschutzprojekte stellt die Methodenentwicklung grundsätzlich eine Barriere dar.
Dies gilt aber vor allem für kleine und mittelgroße Projekttypen und -potenziale. Zudem gibt es
Anwendungsfelder, in denen die Projektentwickler nicht über die notwendige finanzielle und
technische Kapazität verfügen, um Methoden in eigener Verantwortung zu entwickeln. In vielen
Fällen weisen darüber hinaus bisher entwickelte Methoden Defizite für die praktische Umsetzung
der Projekte auf, die sich häufig im Monitoring der Projekte niederschlagen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Forschungsvorhabens, einen Beitrag zur Methoden-
entwicklung in Bereichen zu leisten, die offensichtlich bislang nicht oder in nicht ausreichendem
Maße durch den Kohlenstoffmarkt selbst erschlossen werden, zugleich aber ein hohes Emissions-
minderungspotential aufweisen. Dabei sollen die praktischen Anforderungen der
Methodenanwendung bei der Umsetzung der CDM-Projekte berücksichtigt werden. Es sollen Mo-
nitoringkonzepte entwickelt werden, die insbesondere unter institutionellen und wirtschaftlichen
Gesichtspunkten im Gastland multiplizierbar sind.
27
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Vorrangiges Ziel des Projektes ist es, dazu beizutragen, Methoden zu entwickeln, die noch in der
1. Verpflichtungsperiodes des Kyoto-Protokolls zur Anwendung kommen können. Im Rahmen des
Forschungsvorhabens, das zu November 2008 vergeben wurde und eine Laufzeit von 18 Monaten
hat, werden in vier Teilvorhaben die Entwicklung je einer Methoden unterstützt:
1. Im Bereich der Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich hat die Tsinghua Universität
in China den Auftrag zur Entwicklung einer „Large Scale“-Methoden erhalten.
Das Vorhaben wird in enger Abstimmung mit dem chinesischen Bauministerium durchgeführt.
2. Im Bereich der Erneuerbaren Energien hat die Firma Fichtner den Auftrag erhalten, die Nutz-
barkeit von Solarenergie im CDM zu erhöhen.
4. Im Bereich des programmatischen CDM („Programmes of Activities“ – PoA) fiel die Entscheidung
auf die Kombination verschiedener Methoden im Gebäudebereich. Diese Aufgabe wurde
ebenfalls an die Tsinghua-Universität vergeben.
28
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Aus klimapolitischer Sicht ist diese Entwicklung zu begrüßen, sie ist jedoch keinesfalls zufrieden-
stellend. Bei den bisher registrierten CDM-Projekten, dominieren bei den technischen Lösungen
der Emissionsminderungen die Fassung und Abfackelung von Deponiegas ohne energetische
Nutzung. Bis August dieses Jahres waren lediglich 5 Projekte registriert, die auch eine Kompostie-
rung bzw. aerobe Behandlung vorsahen.
CDM-Projekt in Bandeirantes, São Paulo, Brasilien. Das auf der Mülldeponie entstehende Methangas wird aufgefangen und energetisch
genutzt, siehe Projektbesschreibung auf Seite 52. Fotos: KfW
Im Bundesumweltministerium wurde diese Entwicklung gesehen und für 2008 ein neues For-
schungsvorhaben vorbereitet, dass fortgeschrittene Abfallbehandlungstechnologien für die
Nutzung im CDM aufbereiten soll, also etwa die energetische Nutzung des Deponiegases.
Das Vorhaben wurde im August an die Firma Bifa (Augsburg) vergeben, die mit Partnern aus
dem CDM (u.a. Perspectives) in den nächsten Monaten das Thema bearbeiten werden. Von den
konkreten technologischen Angeboten in Deutschland ausgehend sollen die Nutzungsbedin-
gungen für den CDM aus der Unternehmensperspektive aufbereitet werden. Ein wichtiges Ziel aus
der Sicht des BMU ist es, dass sich die Unternehmen nicht umfangreich in das komlexe Regelwerk
des CDM einarbeiten müssen, bevor sie den klimapolitischen Nutzen dieses Instruments wirtschaft-
lich verwirklichen können. Dieser Ansatz wird ergänzt um die Aufarbeitung der abfallwirtschaft-
lichen Rahmenbedingungen in den Gastländern. In vielen Fällen besteht großes Interesse an der
Nutzung fortschrittlicher Abfalltechnologien, aber sowohl Entsorgungsstrukturen als auch Pro-
bleme und Risiken der Finanzierung und des wirtschaftlichen Betriebs verhindern oft die Entschei-
dung für eine nachhaltige und langfristig wirtschaftlichere Lösung. Im Rahmen des Vorhabens
sollen deshalb genauere Kenntnisse über die abfallwirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer
Reihe möglicher Gastländer sowie auch deren Beratungsbedarf gewonnen werden. Am Beispiel
von Serbien und Tunesien soll die CDM-Strategie für den Abfallbereich konkretisiert werden und
später global zur Anwendung kommen.
Aus Deutschland liegen bislang erst fünf genehmigte Deponiegasprojekte bei der Deutschen
Emissionshandelsstelle (DEHSt) vor. Angesichts der Erfolge in der deutschen Abfallwirtschaftspo-
litik und den vielfältigen nationalen Technologieangeboten klafft hier eine eklatante Lücke. Vor
diesem Hintergrund ist das Forschungsvorhaben innerhalb des Bundesumweltministeriums eng
verbunden mit der CDM/JI-Initiative und der Exportinitiative Recyclingtechnik.
29
Vorstellung der Einzelaktivitäten
Hintergrund für dieses Forschungsvorhaben ist die gegenwärtige Kritik an fehlender Zusätzlich-
keit und Nachhaltigkeit des CDM sowie das Bestreben sowohl auf EU-Ebene als auch im interna-
tionalen Kontext, Mechanismen innerhalb des CDM-Projektzyklus zu entwickeln, die zukünftig
verstärkt die Qualität des Instruments gewährleisten. Diskutiert werden beispielsweise Ansätze
wie die Verwendung von Positiv-/ Negativlisten oder die Entwicklung von konservativen Standard-
baselines für Projekte. Aus dem Europäischen Parlament kam beispielsweise der sehr weitgehende
Vorschlag, nur noch Zertifikate aus Gold-Standard-Projekten im EU-Emissionshandel anzuerkennen.
Wesentliche Zielsetzung des Forschungsvorhabens ist es daher zu analysieren, ob die Anforde-
rungen des Gold Standard praxistauglich sind, d.h. ob diese tatsächlich zu qualitativ höherwer-
tigen Projekten führen.
Denn nur, wenn der Gold Standard Maßstäbe setzt, die bei der Umsetzung des Projektes berück-
sichtigt werden und im Monitoring überprüfbar sind, macht es Sinn, über eine Nutzung dieser
Kriterien für den herkömmlichen CDM zu diskutieren. Daher soll in der Untersuchung nicht nur
die Praxis der Validierung und Registrierung der Projekte eine Rolle spielen, sondern insbesondere
auch die Stufe der Verifizierung. Mit Interviews der Sachverständigen sollen unmittelbare Erfah-
rungen aus der Praxis einbezogen werden.
Bei der Untersuchung der Praxistauglichkeit ist auch maßgeblich, inwieweit höhere Transakti-
onskosten bei Gold Standard im Verhältnis durch einen entsprechend höheren Preis gegenüber
herkömmlichen CERs ausgeglichen werden. Berücksichtigung finden sollen insbesondere auch
Erfahrungen aus dem freiwilligen Offsetmarket.
Bei der Analyse des herkömmlichen CDM soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, ob
es nicht trotz aller Kritik bereits einen großen Anteil an nachhaltigen Projekten und eine Art Best
Practice des CDM nicht bereits existiert. Dabei steht die Untersuchung der Genehmigungspraxis ei-
niger ausgewählter „Designated National Authorities“ (DNAs) aus den Gastländern im Hinblick auf
die Nachhaltigkeit von Projekten im Vordergrund. Erkenntnisse aus dieser Auswertung könnten zu
einer besseren politischen Durchsetzbarkeit von zusätzlichen Nachhaltigkeitsanforderungen an
Schwellen- und Entwicklungsländer im internationalen Verhandlungsprozess führen.
Im Ergebnis soll auf der Grundlage der Forschungsergebnisse eine Aussage dahingehend möglich
sein, mit welchen bereits praxiserprobten Mechanismen das Instrument des CDM in seiner Qualität
weiter gestärkt werden kann.
30
Nutzung von CDM und JI in Deutschland
Überblick
Seit Registrierung des ersten CDM-Projekts beim Klimasekretariat im März 2005 wurden bis No-
vember 2008 weltweit über 1190 Projekte mit einem Emissionsminderungsvolumen bis zum Jahr
2012 von 1,5 Mrd. t Kohlendioxidäquivalenten registriert. Die DEHSt hat bislang über 100 CDM-
Projekten sowie 7 JI-Projekten innerhalb Deutschlands zugestimmt (Stand: Oktober 2008). Weitere
Projekte wurden bereits befürwortet oder werden derzeit geprüft.
Welche Vielfalt von Projektmöglichkeiten besteht, zeigt dabei ein Blick auf die bereits durch das
Sekretariat der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) genehmigten Methoden für Projekttypen (vgl.
www.unfccc.int/CDM/methodologies). Die meisten bisherigen Klimaschutzprojekte, für die Zustim-
mungen in Deutschland als Investorstaat beantragt wurden, stammen aus den Bereichen Bio-
masse, Wasserkraft und Energieeffizienz einschließlich Brennstoffwechsel. Es folgen Projekte zur
Nutzung der Windkraft, zur Minderung von Lachgasemissionen (N2O) und Biogasprojekte.
Geringer waren die Antragszahlen bisher in den Bereichen Solarenergie, Geothermie und
Wiedergewinnung von Kühlmitteln. In den Methoden wird die Berechnung der Emissionen im
3
Nutzung von CDM und JI in Deutschland
Referenzfall (so genannte Baseline) sowie Verfahren zur Überwachung und Messung der Emissi-
onsreduktionen beschrieben. Projektinteressenten finden hier zahlreiche Anregungen. Zur Ver-
meidung möglicher doppelter Entwicklungsarbeiten sollte bereits in einem frühen Projektstadium
geprüft werden, ob bereits eine Methode verfügbar ist oder ob hier eigene Vorarbeit zu leisten ist.
Methoden aus dem CDM-Bereich können - gegebenenfalls unter Vornahme nötiger Anpassungen
- grundsätzlich auch im JI-Mechanismus verwendet werden.
Die meisten CDM-Projekte mit deutscher Beteiligung wurden bislang in China und Indien, Malaysia,
Brasilien, Indonesien und Südafrika durchgeführt. Eine stets aktualisierte Übersicht über CDM-Pro-
jekte, für die Anträge in Deutschland gestellt wurden, ist auf der Website der DEHSt zu finden.
www.dehst.de
JI und CDM sind effektive Instrumente zur Identifizierung der kostengünstigsten Minderungs-
potenziale. Dies zeigt sich etwa bei Deponiegasprojekten, bei denen das aus Mülldeponien
austretende Methan eingefangen und zur Energiegewinnung genutzt werden kann. In diesem
Projekttypus zeigt sich aber auch, dass fortschrittliche Technologien wie beispielsweise die mecha-
nisch-biologische Abfallbehandlung bislang noch sehr selten genutzt werden. Hier liegen für Tech-
nologieanbieter große Chancen. Es sollten daher politische Beratungsleistungen für nachhaltige
Lösungen in einzelnen Sektoren und Branchen und marktorientierte Aktivitäten der Unternehmen
in Zukunft besser verzahnt werden, vgl. Seite 27 ff. Damit sollten Billiglösungen verhindert werden,
die sich nur an kurzfristigem Gewinnstreben orientieren.
Durch die CDM und JI-Mechanismen wird das öffentliche Bewusstsein für Klimaschutzmaßnahmen
in den beteiligten Ländern geschärft. Beide Mechanismen tragen dazu bei, dass Klimaschutz beim
Handeln von Unternehmen, Staaten und anderen Akteuren zunehmend zu einem beachteten
Faktor wird.
32
Nutzung von CDM und JI in Deutschland
Der greifbare Erfolg des CDM liegt in der Mobilisierung finanzieller Ressourcen für Emissionsmin-
derungen im Privatsektor und der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in den Entwick-
lungsländern. Die Weltbank schätzt, dass durch den CDM allein im Jahr 2007 rund 24 Milliarden
Euro zusätzlich investiert wurden. Dadurch werden Anreize für eine Entkopplung des Wirt-
schaftswachstums von den Treibhausgasemissionen gesetzt. Die verstärkte Nutzung erneuerbarer
Energieträger wird beschleunigt – auch außerhalb von CDM-Projektaktivitäten, da durch sie die
Verbreitung klimafreundlicher Technologien beschleunigt wird. Hier eröffnen sich für deutsche
Exporteure von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und anderer klimafreundlicher
Produkte neue Märkte mit einem großen Wachstumspotenzial. Der CDM kann neben seiner
grundlegenden Funktion, Zertifikate für den europäischen Emissionshandel zu erzeugen, auch als
Chance für strategische Allianzen für eine nachhaltige Klima- und Energiepolitik in den Gast-
ländern der Projekte genutzt werden. Dies ist allerdings kein marktwirtschaftlicher Selbstläufer,
sondern erfordert ein konzertiertes Vorgehen von Politik und Wirtschaft sowohl in den Investor-
staaten als auch in den Gastländern.
Durch die Nutzung von JI wird die Suchfunktion des Marktes für kostengünstige Emissionsmin-
derungen auch in Industriestaaten und solchen Sektoren aktiviert, die nicht dem europäischen
Emissionshandel unterliegen. Hier bestehen Möglichkeiten, die durch die bisher eingesetzten
Klimaschutzinstrumente nicht vollständig ausgeschöpft werden konnten. Vor allem die großen
Potentiale zur Erhöhung der Energieeffizienz in den Transformationsländern außerhalb der Euro-
päischen Union können durch JI genutzt werden. Auch hier bieten sich JI-Projekte neben der Erzeu-
gung von Zertifikaten als Ausgangspunkt für eine vertiefte wirtschaftliche Zusammenarbeit an.
Die DEHSt legt als für CDM und JI zuständige deutsche Behörde neben den eindeutigen Beiträgen
zum Klimaschutz im Genehmigungsverfahren besonderen Wert auf die umwelt- und entwick-
lungspolitische Unbedenklichkeit der Projekte. Viele Projekte mit deutscher Beteiligung leisten
einen nennenswerten Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in anderen Staaten, etwa mit
der Förderung der Energieeffizienz in privaten Haushalten oder der Unterstützung beim Einsatz
erneuerbarer Energien in abgelegenen Siedlungsgebieten.
33
JI-Projekte in Deutschland
JIM-NRW, ein Pilotprojekt des programmtischen JI. Die Projektbeschreibung findet sich im Anhang auf den Seiten 58. Foto: EA NRW
Auf der Internetseite der DEHSt sind stets aktuelle Listen der von Deutschland zugestimmten
JI-Projekte verfügbar (vgl. www.dehst.de/JI-Projects-Germany). Neben den großen Minderungs-
potentialen, die im Bereich der Industriegase erschlossen werden können, legt die DEHSt besonde-
ren Wert darauf, es im Rahmen des so genannten programmatischen Ansatzes zu ermöglichen, im
Rahmen eines Projekts viele kleinere Aktivitäten zu bündeln, die insbesondere auf eine erhöhte En-
ergieeffizienz und Brennstoffwechsel in Haushalten und kleinen und mittleren Unternehmen ab-
zielen. Bei der Suche nach Projekten in Deutschland ist aber wie in allen EU-Staaten zu berücksichti-
gen, dass die Maßnahmen sich nicht direkt oder indirekt mit dem Emissionshandel überschneiden.
Projekte können auch dann nicht anerkannt werden, wenn bereits Finanzierungen durch andere
Instrumente wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz und Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz wirken.
Im Rahmen der sieben JI-Projekte, denen die DEHSt bisher zugestimmt hat, werden bis 2012
11,8 Millionen Tonnen CO2-eq. eingespart. Über 30 weitere Projekte werden derzeit entwickelt, die
nach den Planungen zu einer weiteren Minderung von mehr als 3 Millionen Tonnen CO2-eq. führen
sollen. Damit bietet JI selbst in einem klimapolitisch engagierten Land wie Deutschland neben den
gesetzlichen Regelungen und Anreizprogrammen eine zusätzliche Möglichkeit, Investitionen in
den Klimaschutz anzustoßen.
34
Zusätzliche Anforderungen an große Wasserkraftprojekte
Die EU-Kommission arbeitet gegenwärtig daran, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einen ein-
heitlichen Maßstab für die Genehmigung von großen Wasserkraftprojekten zu entwickeln. Dieser
soll dann auf freiwilliger Basis in den Mitgliedstaaten Anwendung finden. Das Bundesumweltmi-
nisterium und die Deutsche Emissionshandelsstelle (als deutsche DNA) unterstützen diesen Prozess
und bringen hierbei ihre Erfahrungen aus der Anwendung eines Praxisleitfadens ein.
Hintergrund für diesen Prozess sind die derzeit sehr verschiedenen Ansätze in der Umsetzung der
Richtlinienvorgaben auf Ebene der Mitgliedstaaten. Dies führt zum Teil dazu, dass Antragsteller
große Wasserkraftprojekte dort genehmigen lassen, wo die Anforderungen an den Nachweis der
Einhaltung der WCD-Kriterien am geringsten sind. Gleichzeitig herrscht große Unsicherheit am
Markt bezüglich der Akzeptanz von Zertifikaten aus großen Wasserkraftprojekten. Daher sind
gegenwärtig Wasserkraftprojekte vom Handel an einigen Börsen ausgeschlossen, im bilateralen
Handel müssen Abschläge gegenüber anderen Zertifikaten in Kauf genommen werden.
2
„Im Fall von Projektmaßnahmen zur Erzeugung von Elektrizität aus Wasserkraft mit einer Erzeugungskapazität von
über 20 MW gewährleisten die Mitgliedstaaten bei der Genehmigung solcher Projektmaßnahmen, dass die einschlägigen
internationalen Kriterien und Leitlinien, einschließlich der des Abschlussberichts 2000 ‚Staudämme und Entwicklung: ein
neuer Rahmen zur Entscheidungsfindung‘ der Weltkommission für Staudämme, während der Entwicklung dieser Projekt-
maßnahmen eingehalten werden.“
35
Zusätzliche Anforderungen an große Wasserkraftprojekte
In einer Pilotphase konnte die DEHSt bereits erste Erfahrungen in der Umsetzung der WCD-
Kriterien bei der Genehmigung von Wasserkraftprojekten sammeln. Dabei stand der kritische
Austausch mit NGOs wie International Rivers und den Zertifizierungsunternehmen im Vorder-
grund.
Im November 2007 hat die DEHSt als eine der ersten zuständigen Behörden innerhalb der Europä-
ischen Union einen Leitfaden zur Prüfung von großen Wasserkraftprojekten herausgegeben, der
sich unmittelbar an die Projektentwickler und Zertifizierungsunternehmen richtet. Der Leitfaden
legt für die Prüfungsanforderungen die Empfehlungen der WCD (s. Kasten) zu Grunde. Der Projekt-
träger muss danach zusätzlich zu den üblichen Projektunterlagen einen WCD-Bericht einreichen.
Dieser ist von einem für den CDM akkreditieren Zertifizierungsunternehmen zu validieren. In der
Praxis werden die Berichte bisher direkt von den Zertifizierungsunternehmen verfasst.
Die WCD-Empfehlungen
Die World Commission on Dams hat im November 2000 ihren Abschlussbericht
veröffentlicht, der als Grundlage für die Bewertung von Staudammprojekten dient
(sog. WCD-Empfehlungen). Der Bericht der WCD ist 356 Seiten lang und enthält zehn
Kapitel. Der erste Teil besteht aus einer Bilanz der bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten
großen Staudammprojekte, der zweite Teil zieht Schlussfolgerungen aus den dort
gemachten negativen und positiven Erfahrungen und Konsequenzen. Darin kommen
die Mitglieder der Kommission zu dem Schluss, dass sich negative Auswirkungen von
großen Staudämmen durch gute Planung und Projektdurchführung stark verringern
lassen.
Die WCD-Empfehlungen zeigen einen umfassenden und integrativen Ansatz für Planung,
Entwicklung und Betrieb von großen Staudammprojekten auf. Im Entscheidungsprozess
sollen folgende fünf Grundwerte berücksichtigt werden: Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit,
Effizienz, partizipative Entscheidung und Rechenschaftspflicht. Anwendung finden diese
Grundwerte über die sog. sieben strategischen Prioritäten, die den einzelnen Phasen des
Projektes zugeordnet sind, also der Planung, Entwicklung und Umsetzung. In jeder Phase
soll die Prüfungsinstanz die Einhaltung der strategischen Prioritäten prüfen, bevor die
nächste Phase eingeleitet wird.
36
Zusätzliche Anforderungen an große Wasserkraftprojekte
Das Zertifizierungsunternehmen prüft durch eine Inspektion des Projektstandorts und durch
Sichtung von relevanten Unterlagen, ob die strategischen WCD-Prioritäten Berücksichtigung
gefunden haben. Wesentlich aus Sicht der DEHSt ist dabei, dass bei der Errichtung von Staudäm-
men, die zur Umsiedlung von Menschen führen, eindeutig belegt wird, dass diese entsprechende
Kompensationen erhalten und am Projektnutzen angemessen beteiligt werden. Um dies in der
Projektumsetzung auch sicherzustellen, muss der Bericht die Verantwortlichen für die Kompen-
sationsmaßnahmen benennen sowie einen Zeitplan enthalten. Außerdem werden vom Zertifizie-
rungsunternehmen bei der Vor-Ort-Besichtigung Betroffene nach dem Zufallsprinzip ausgewählt
und danach befragt, wie sie das Projekt und seine Auswirkungen auf ihre Lebensumstände ein-
schätzen. Hinsichtlich der Umweltauswirkungen muss der Bericht eine qualitative Bewertung der
im Gastland durchgeführten Umweltverträglichkeitsprüfung enthalten. Den tatsächlichen Voll-
zug von Kompensationsmaßnahmen stellt die DEHSt durch Auflagen in der Zustimmung sicher.
Bisher hat die DEHSt 14 großen Wasserkraftprojekten zugestimmt, alle befinden sich in China
(Stand 20.10.2008).
Aus Sicht des Bundesumweltministeriums und der DEHSt muss es möglichst kurzfristig gelingen,
die der Zeit noch stark divergierenden Auffassungen in den Mitgliedstaaten zu einem einheit-
lichen Maßstab zusammenzuführen.
Zielsetzung der EU-Kommission ist es, zumindest über die wesentlichen Elemente Einigkeit her-
zustellen: die Definition großer Wasserkraft, die Erstellung eines WCD-Berichts und seine externe
Überprüfung sowie das Berichtsraster für das Zertifizierungsunternehmen.
Hierfür hatte die Kommission im Frühjahr 2008 auf einem von Bundesumweltministerium und
DEHSt veranstalteten Workshop eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese hat bereits ein Positi-
onspapier und ein Berichtsraster erarbeitet, welche gegenwärtig noch in den zuständigen EU-Gre-
mien diskutiert werden.
Die EU-Kommission arbeitet daran, dass spätestens Ende 2008 diese beiden Dokumente im Climate
Change Committee von allen EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden.
Der Leitfaden zur Prüfung von großen Wasserkraftprojekten kann von den Internetseiten der
DEHSt heruntergeladen werden, www.dehst.de.
37
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
Nach zögerlichem Start entwickelt sich vor allem der CDM inzwischen rasant. Waren im Juli 2006
noch etwa 200 Projekte registriert, sind es aktuell etwa 1200. Das UNEP-Risø Center listet insge-
samt 4151 Projekte auf (Stand: 1. November 2008), die sich mindestens in der Validierungsphase
befinden. Diese Zahlen sind für sich schon als Erfolg zu werten, denn der CDM war der erste Mecha-
nismus seiner Art auf der internationalen Ebene und hatte daher eine ganze Reihe von konzepti-
onellen und regulatorischen Hürden zu überwinden, bevor die Umsetzung beginnen konnte. Die
JI-Projektpipeline ist deutlich kleiner, zeigt aber ebenfalls eine steigende Tendenz.
Der CDM hat auf Grund seiner jetzigen dynamischen Entwicklung in sehr kurzer Zeit Milliarden
an Investitionen mobilisiert. Er hat in vielen Ländern eine intensive Suche nach Emissionsminde-
rungsmöglichkeiten ausgelöst und damit auch wichtige Beiträge für die Bewusstseinsbildung über
das Klimaproblem insgesamt geleistet. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass im CDM im Gegensatz
zur Entwicklungszusammenarbeit ein Verhältnis auf Augenhöhe besteht. Die südlichen Partner
müssen nicht als Empfänger von Leistungen auftreten, sondern sehen sich als gleichberechtigte
Partner, die einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der Emissionsziele der Industrieländer leisten.
Der CDM bietet daher wichtige Ansatzpunkte für eine vertiefte wirtschaftliche und technologische
Zusammenarbeit für den Klimaschutz zwischen Nord und Süd. Angesichts der derzeitigen globa-
len Emissionstrends ist die Forcierung dieser Zusammenarbeit eine der zentralen Voraussetzungen
für die Erreichung der Klimaschutzziele der EU.
38
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
In der Umsetzung der Mechanismen zeigt sich aber auch eine Reihe von Schwachpunkten. Die
Verbesserung und Weiterentwicklung der flexiblen Mechanismen ist daher eines der wichtigen
Themen in den derzeitigen Verhandlungen über die Zukunft des Klimaregimes. Im Folgenden
werden überblicksartig die derzeitigen Diskussionsstränge aufgezeigt sowie Vor- und Nachteile
der aktuellen Vorschläge zur Weiterentwicklung des CDM diskutiert.
Ein Diskussionsstrang für die Zeit nach 2012 ist es, den gegenwärtigen projektspezifischen
“bottom-up”-Ansatz der Methodenentwicklung zu verlassen und stärker auf objektivere top-down
Kriterien wie Technologieverbreitungsraten oder Benchmarks zu setzen, bspw. als kg Emissionen
pro Tonne eines produzierten Produkts. Das EB hat mit der Methode für hocheffiziente fossile
Kraftwerke bereits einen Schritt in diese Richtung getan. Nach dieser Methode bestimmt sich
die Baseline auf Grundlage der 15% effizientesten Kraftwerke in dem jeweiligen Land. Allerdings
kann das EB nach den gegenwärtigen Regeln Methoden nicht selbst entwickeln, sondern nur auf
Methodenvorschläge von Projektentwicklern reagieren. Ein Vorschlag für post-2012 ist daher, auch
eigenständige Methodenentwicklungen durch das EB zu erlauben.
Ein weiterer Diskussionsstrang bezieht sich darauf, dass der CDM in Bezug auf seine Klimawirkung
bestenfalls ein Nullsummenspiel ist. Stattdessen werden Minderungen, zu denen sich die Annex I-
Staaten durch das Kyoto-Protokoll verpflichtet haben, in nicht-Annex I-Staaten erbracht. In Anbe-
tracht der Dringlichkeit globaler Emissionsminderungen kann dieser Ansatz aber nicht mehr für
alle Entwicklungsländer als problemadäquat betrachtet werden. Angesichts der rasant wachsen-
den Emissionen der großen industriellen Schwellenländer müssen diese über die Beteiligung an
CDM-Projekten hinaus eigene Beiträge zum globalen Klimaschutz erbringen.
Es werden daher verschiedene Vorschläge diskutiert, wie mit dem CDM in Zukunft eine Netto-
emissionsreduktion erreicht werden könnte. Ein Vorschlag ist, die Baselines von Projekten nicht an
dem ermittelten business as usual-Szenario anzulegen, sondern darunter. Ein weiterer Vorschlag
ist die Diskontierung der Minderungen, also bspw. nicht mehr für jede Tonne, sondern nur noch
für jede zweite Tonne Zertifikate auszustellen. Allerdings stellen sich bei den derzeitigen Vorschlä-
gen eine Reihe von Fragen, inwieweit sich Projekte mit einer solchen Abwertung der Minderungen
noch wirtschaftlich rechnen würden und wie mit einem deutlich reduzierten ökonomischen An-
reiz der Transfer innovativer klimafreundlicher Technologien noch stattfinden kann.
39
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
Regionale Verteilung
Das starke Wachstum des CDM ist insofern zu relativieren, als es sich im Wesentlichen auf einige
wenige Länder beschränkt. Die vier führenden Länder - Indien, China, Brasilien und Mexiko - verei-
nigen nicht weniger als drei Viertel aller Projekte auf sich. Offensichtlich konzentriert sich der CDM
als marktbasierter Mechanismus hauptsächlich auf die großen und wirtschaftlich bereits relativ
weit fortgeschrittenen Schwellenländer. Diese bieten aufgrund ihres raschen Wachstums erheb-
liche Reduktionspotentiale sowie ein stabiles Investitionsumfeld.
Die Vertragsstaatenkonferenz und das EB haben eine Fülle von Aktivitäten zur Kapazitätsentwick-
lung und Markterschließung in bisher benachteiligten Ländern entwickelt, um eine breitere geo-
graphische Verteilung des CDM zu befördern. Ein Vorschlag für post-2012 ist, die bereits erwähnte
Diskontierung der Zertifikate anhand des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes des jeweiligen
Gastlandes vorzunehmen. Hierdurch sollen Projekte in den weniger entwickelten Ländern gegen-
über Projekten in den rasch wachsenden Schwellenländern bevorzugt werden. Die Diskontierung
ändert aber nichts an den Ursachen der regionalen Ungleichverteilung, die vorwiegend auf die
unzureichenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in vielen Entwicklungsländern zurückzu-
führen ist. Zudem gefährdet der Diskontierungsansatz die Verbesserung der Technologiekoope-
ration und die Nutzung der Investitionsströme für die tatsächlichen Emissionsherde. Es stellt sich
die Frage, ob statt der Verzerrung der marktwirtschaftlichen Lenkungswirkung des CDM weitere
Kooperationsangebote für wirtschaftlich weniger entwickelte Staaten geschaffen werden müssten.
Auch spezielle CDM-Fonds der Annex I-Staaten könnten der regionalen Ungleichverteilung entge-
genwirken, die bspw. die Machbarkeit strategischer Projekttypen demonstrieren und die organisa-
torischen Strukturen für die Durchführung der CDM-Projekte aufbauen helfen.
Ein Faktor ist, dass der CDM von seiner Grundanlage her nur den Klimaeffekt eines Projekts mone-
tär belohnt, nicht aber etwaige andere positive Effekte. Auch haben die lokalen Anspruchsgruppen
oft kaum die Möglichkeit, ihre Position in das Projektgenehmigungsverfahren einzubringen. Grün-
de hierfür sind bspw. mangelnde Kapazitäten vor Ort, mangelnde Kenntnisse über den CDM, aber
auch die Grundstruktur des Genehmigungsverfahrens, das im Wesentlichen internetbasiert und in
englischer Sprache abläuft.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie in einem post-2012 Klimaschutzregime die
40
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
Rahmenbedingungen für den CDM weiterentwickelt werden können, sodass sichergestellt wird,
dass eine möglichst hohe Anzahl an Projekten durchgeführt wird, deren Beitrag zur nachhaltigen
Entwicklung der Gastländer ebenfalls möglichst hoch ist. Die Diskussion dreht sich hier vor allem
um eine etwaige Verankerung weiterer Qualitätskriterien auf der UN- oder EU-Ebene. Diese Krite-
rien müssen dazu beitragen, die Kompetenz der Gastländer in der Bewertung der Nachhaltigkeit
der CDM-Projektanträge zu stärken. Das BMU hat hier vor kurzem ein Forschungsvorhaben für die
praktische Umsetzbarkeit von Qualitätskriterien vergeben, vgl. Seite 30 f.
Sektorale Abdeckung
Die Projektmechanismen haben sich als sehr effiziente Instrumente erwiesen, um kostengünstige
Minderungspotenziale zu identifizieren und zu mobilisieren. So waren beispielsweise viele
Beobachter sehr überrascht über die massiven Minderungen, die aus HFC-Projekten auf den Markt
gebracht wurden.
Allerdings sind auch wichtige Sektoren bisher kaum durch die Projektmechanismen erreicht
worden, insbesondere der Verkehrsbereich und die Energieeffizienz auf der Nachfrageseite. Der
Verkehrsbereich stellt zum einen hohe methodische Anforderungen, da hier Emissionen und
Reduktionen für eine Vielzahl von kleinen mobilen Emissionsquellen quantifiziert werden müssen.
Zudem werden Verkehrsinvestitionen üblicherweise aus einer Vielzahl von Gründen getätigt, der
Nachweis der Zusätzlichkeit ist daher hier besonders schwierig. Energieeffizienzprojekte stehen
vor allem vor dem Dilemma, dass sie durch die Einsparung von Energiekosten oft schon aus sich
selbst heraus wirtschaftlich sind. Der Nachweis der Zusätzlichkeit ist damit auch hier schwierig,
wenn man die Zusätzlichkeit auf das Wirtschaftlichkeitskriterium reduziert. Insbesondere wird
man die Frage beantworten müssen, warum solche Projekte nicht bereits in großer Vielzahl
durchgeführt werden. Zudem sind Effizienzmaßnahmen oft relativ kleinteilig und dezentral, zum
Beispiel Gebäuderenovierungen oder der Austausch von Elektrogeräten, und verursachen damit
relativ hohe Transaktionskosten. Entsprechend befinden sich derzeit nur acht Verkehrsprojekte
zumindest im Validierungsstadium. Im Bereich der Energieeffizienz auf der Nachfrageseite sind es
194, davon jedoch 172 in der Industrie und nur 22 im Bereich von Haushalten, Gebäuden und Dienst-
leistungen. Offensichtlich werden diese Projekt durch die gegenwärtige Ausgestaltung des CDM
nicht in ausreichendem Maß angestoßen.
Mit dem neuen Projekttyp der Programmes of Activities (PoA) wurde ein Instrument geschaffen,
das nicht zuletzt der Behebung dieser Probleme dienen soll. PoAs sollen es prinzipiell erlauben,
viele kleine dezentrale Aktivitäten zu einer Größe zu bündeln, in der sie marktgängig werden.
Allerdings steht die praktische Erprobung dieses neuen Instruments noch am Anfang. Wie an an-
derer Stelle dieser Broschüre dargestellt, hat die Bundesregierung Maßnahmen ergriffen, um die
Entwicklung von PoAs zu unterstützen, siehe Seite 21 ff.
41
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
Für post-2012 wird auch sehr stark diskutiert, den bisherigen projektbasierten CDM durch mehr
sektorale oder politikbasierte Ansätze zu ergänzen oder zu ersetzen:
l Beim sektoralen CDM würde nicht mehr für ein Projekt, sondern für einen ganzen Sektor eine
Baseline festgelegt, beispielweise für den Zementsektor einer Provinz oder eines ganzen Landes.
Werke, deren Ausstoß unterhalb des Benchmarks bleibt, könnten dann Zertifikate erhalten. Eine
zweite Möglichkeit ist, die Emissionsmenge des gesamten Sektors zu betrachten und Zertifikate
auszuschütten, falls die tatsächlichen Emissionen unter der business-as-usual-Projektion
bleiben. Effektiv wäre ein solcher Ansatz vergleichbar mit der Übernahme eines freiwilligen
Emissionsziels für einen Sektor durch ein Entwicklungsland.
l Entsprechend wird von einigen Seiten vorgeschlagen, statt auf einen sektoralen CDM direkt auf
freiwillige sektorale Ziele für Entwicklungsländer überzugehen. Der Hauptunterschied wäre,
dass ein Ziel politisch ausgehandelt würde und auch unterhalb der Baseline festgelegt werden
könnte. Das Entwicklungsland müsste also zunächst einen eigenen Klimaschutzbeitrag leisten,
bevor es Zertifikate erhält. Die eindeutige Unterscheidung zwischen sektoralen und politik-
basierten Ansätzen ist aber ein wesentliches Moment der Praktikabilität und Akzeptanz der
Mechanismen in einem post-2012-Klimaregimes.
l Nach dem Vorschlag für einen politikbasierten Ansatz würden Zertifikate für konkrete Politik-
maßnahmen ausgeschüttet, die Emissionen unter das business-as-usual reduzieren. So könnte
nach diesem Ansatz eine Regierung beispielsweise eine Einspeisevergütung für erneuerbare
Energien einführen, für die so reduzierten Emissionen Zertifikate erhalten und aus diesen die
Einspeisevergütung finanzieren.
Durch diese Ansätze könnte, so die Befürworter, die Notwendigkeit der Prüfung der Zusätzlich-
keit von einzelnen Investitionsentscheidungen umgangen werden. Als weiteres Argument wird
vorgebracht, dass die bisher vernachlässigten Sektoren wie Verkehr und Energieeffizienz auf einer
solch aggregierten Ebene besser erschlossen werden könnten als auf der Projektebene. Es stellt sich
jedoch eine Reihe von Fragen, die vor einer Einführung solcher Instrumente zu klären wären.
Erstens dürfte die Quantifizierung von Emissionen und Reduktionen auf sektoraler Ebene auf
Modellierungen und Projektionen angewiesen sein. Diese bringen inhärent Unsicherheiten mit
sich und stellen damit neue Herausforderungen für die ökologische Integrität des Instruments.
Eine falsche Quantifizierung von Emissionsreduktionen auf der sektoralen Ebene hätte erheblich
größere nachteilige Effekte für das Klima als bei einzelnen Projekten. Dieser Weg sollte daher nur
eingeschlagen werden, wenn sichergestellt werden kann, dass Emissionsreduktionen auf der sek-
toralen Ebene adäquat quantifiziert werden können.
42
Perspektiven Weiterentwicklung projektbezogene Mechanismen
Zweitens würde speziell der politikbasierte Ansatz die Frage nach der „Zusätzlichkeit“ ganz neu
stellen. Südliche Regierungen hätten natürlich ein Interesse zu argumentieren, dass eine Politik-
maßnahme ohne Zertifikate nicht zu Stande käme. Klimaschutzmaßnahmen werfen jedoch im
Allgemeinen eine ganze Reihe von Nutzen ab, etwa eine Verminderung der Abhängigkeit von und
Kosten für fossile Brennstoffe, Technologieförderung etc. Auch müssten die Baselines dynamisch
angelegt werden, denn bspw. ein Effizienzstandard, der in Jahr 1 noch als sehr strikt gelten kann,
wird nach einiger Zeit gängiger Stand der Technik sein.
Drittens stellt sich die Frage, wie stark der Anreiz für eine klimafreundliche Entwicklung wäre, der
durch solche Mechanismen ausgelöst werden könnte. Die diskutierten sektoralen Ansätze dürfen
auch deswegen nicht zu einem Bruch mit dem marktwirtschaftlichen Regulationsprinzip des CDM
führen, das im Wesentlichen private Projektentwickler und –investoren als treibende Kraft kennt.
Zum Teil gibt es aber auch sektorale Ansätze, die die südlichen Regierungen als treibende Kräfte
der Investitionen sehen. Diese Ansätze sind primär für Entwicklungsländer geeignet, die bereits
jetzt eigene Beiträge für den internationalen Klimaschutz zu übernehmen bereit sind. Die tatsäch-
lichen Investitionen werden jedoch im Normalfall von privaten Akteuren getätigt. Diese würden
nach einem sektorziel- oder politikbasiertem Ansatz bestenfalls indirekt finanziell von den Emissi-
onsreduktionen profitieren, und dies auch nur, wenn die jeweilige Gastlandregierung die Zertifi-
katseinnahmen weiterreicht.
Ausblick
Die Zukunft der flexiblen Mechanismen wird derzeit sehr kontrovers diskutiert und Konturen
der zukünftigen Regelungen werden nur langsam deutlich. Auf UN-Ebene liegt zum Auftakt der
Vertragsstaatenkonferenz in Posen als vereinbartes Dokument zunächst nur eine Liste von Vor-
schlägen vor, die im weiteren Verhandlungsverlauf vertieft diskutiert werden soll.
Der entscheidende Erfolg der internationalen Klimaschutzpolitik ist neben dem Einstieg in ein
verpflichtendes System der Emissionsminderungen die Etablierung eines globalen Kohlenstoff-
marktes. Die Weiterentwicklung der flexiblen Mechanismen des Kyoto Protokolls sollte hierauf
aufbauen.
43
Projektgesamtliste
6. Projektgesamtliste
Die folgende Übersicht zeigt alle CDM/JI-Projekte mit deutscher Beteiligung, denen die Bundesre-
gierung zugestimmt hat (Stand Ende November 2008). Auf den Folgeseiten werden ausgewählte
Projekte näher vorgestellt.
CDM- Projekte
Projekttitel Kategorie Ref.- Gastgeber- Projektbeteiligung Methode
Nr. staat
GHG emission reduction by thermal oxidation of HFC23 0115 Indien KfW Bankengruppe AM0001
HFC 23 at refrigerant (HCFC-22) manufacturing Solvay Fluor GmbH
facility of SRF Ltd.
Lawley Fuel Switch Project BW/EF 0177 Südafrika Statkraft Markets GmbH AM0008
CDM Solar Cooker Project Aceh 1 Solarenergie 0218 Indonesien Klimaschutz e.V. AMS-I.C.
Bandeirantes Landfill Gas to Energy Project Deponiegas 0164 Brasilien KfW Bankengruppe ACM0001
(BLFGE)
Chumporn applied biogas technology for advan- Biogas - Thailand GTZ AM0013
ced waste water management
MSS Biomass 9.7 MWe Condensing Steam Turbine Biomasse 0406 Indonesien ADM Beteilgungsges. mbH AMS-I.D.
Project
MNA Biomass 9.7 MWe Condensing Steam Turbine Biomasse 0407 Indonesien ADM Beteilgungsges. mbH AMS-I.D.
Project
DSL Biomass based Power Project at Pagara Biomasse 0095 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.D.
Catalytic N2O destruction project in the tail gas of N2O 0490 Ägypten RWE Power AG AM0028
the Nitric Acid Plant of Abu Qir Fertilizer Co.
CAMIL Itaqui Biomass Electricity Generation Biomasse 0231 Brasilien Essent Energie GmbH AMS-I.D.
Project AMS-III.E.
Solar steam for cooking and other applications Solarenergie 0414 Indien GTZ AMS-I.C.
KMS Power 6 MW Renewable Sources Biomass Biomasse 0374 Indien K+S Kali GmbH AMS-I.D.
Power Project
PetroSA biogas to energy project Biogas 0446 Südafrika Statkraft Markets GmbH AMS-I.D.
Catalytic N2O destruction project in the tail gas of N2O 0765 Korea RWE Power AG AM0028
three Nitric Acid Plants at Hu-Chems Fine Chemi-
cal Corp.
3.5 MW Rice Husk based Cogeneration Project at Biomasse 0118 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.C.
Oswal Woolen Mills Ltd.
3.5 MW Rice Husk based Cogeneration Project at Biomasse 0117 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.C.
Nahar Spinning Mills Ltd.
São João Landfill Gas to Energy Project (SJ) Deponiegas 0373 Brasilien KfW Bankengruppe ACM0001
5 MW Dehar Grid-connected SHP in Himachal Wasserkraft 0035 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.D.
Pradesh, India
4.5MW Maujhi Grid-connected SHP in Himachal Wasserkraft 0098 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.D.
Pradesh, India
10.25MW Chunchi Doddi Grid-connected SHP in Wasserkraft 0103 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.D.
Karnataka, India
6MW Somanamaradi grid-connected SHP in Kar- Wasserkraft 0227 Indien KfW Bankengruppe AMS-I.D.
nataka, India
44
Projektgesamtliste
4
Projektgesamtliste
Optimum utilisation of clinker by PPC production BW/EF 0361 Indien Electrabel NV SA ACM0005
at Binani Cement Limited, Rajasthan
4
Projektgesamtliste
47
Projektgesamtliste
4
Projektgesamtliste
JI- Projekte
Projekttitel Kategorie Ref.- Gastgeber- Projektbeteiligung Methode
Nr. staat
Methane Capture, Power and Heat Generation Grubengas Deutschland Stadtwerke Herne AG -
from Coal Mine Gas in the Concession HER-TEUTO
Methane Capture, Power and Heat Generation Grubengas Deutschland Stadtwerke Herne AG -
from Coal Mine Gas in the Concession WAN-THAL
Pilot Programmatic Joint Implementation Project BW/EF Deutschland Energieagentur NRW -
in Northrhine-Westfalia (JIM.NRW)
Redundant thermal decomposition of residual N2O Deutschland LANXESS Deutschland GmbH AM0021
nitrous oxide (N2O) from the LANXESS adipic acid
production in Krefeld-Uerdingen
RWE Climate Bonus Project Heat Pumps BW/EF Deutschland RWE Power AG -
Redundant catalytic decomposition of residual ni- N2O Deutschland BASF SE AM0021
trous oxide (N2O) from the BASF adipic acid plant
in Ludwigshafen
Bayerngas Ökobonusprogramm Gewerbe- und BW/EF Deutschland Bayerngas GmbH -
Industriekunden
49
Projektbeispiele
50
Projektbeispiele
Zur Bestimmung der Projektemissionen wurden die N2O-Konzentration und das Durchflussvolumen am
EnviNOx-Reaktor gemessen. Auf den Methaneinsatz wurde der spezifische Emissionsfaktor von 2,75 t CO2/t CH4
angewendet. Die Emissionen, die ein höherer Energiebedarf und die Methangewinnung verursachen, sind
marginal und wurden nicht berücksichtigt. Aus der Differenz von Baseline- und Projektemissionen ergeben
sich Emissionsminderungen von 7,46 Mio. t CO2-eq, was einer Einsparung von 93,2% entspricht. Die jährliche
Emissionsminderung beträgt 1.065.881 t CO2-eq.
Monitoring
Baselineberechnung und Monitoring folgen der CDM-Methode AM0028 für katalytische N2O-Zerstörung in
Düngemittelfabriken. Das angewandte Monitoringsystem genügt Best-Practice-Standards und der ISO-Zerti-
fizierung. Die Analyse der N2O-Konzentration wird photometrisch und in Realzeit am Reaktorausfluss gemes-
sen. Alle Daten werden automatisch erhoben und elektronisch gespeichert. Für Kontrolle und Instandhaltung
des EnviNOx-Reaktors und der Messinstrumente sind die UHDE GmbH und der Hersteller des Monitoringsys-
tems verantwortlich. Für Routinearbeiten und Störfälle wurde ein Monitoringteam ausgebildet.
Foto: RWE
Kontaktinformationen
Name Tolga Acar
Unternehmen RWE Power AG
Adresse Huyssenallee 2, 45128 Essen
Telefon (0201) 12 20 223
Email tolga.acar@rwe.com
51
Projektbeispiele
Projektaktivität
Auf der modernen wie riesigen (1,35 Mio. m2) Bandeirantes-Mülldeponie wird ein Großteil der täglich 15.000 Tonnen Müll
der 10-Millionen Stadt São Paulo entsorgt. Im Rahmen des BLFGE-Projekts (Bandeirantes Landfill Gas to Energy) wird das bei
der Zersetzung organischen Mülls anfallende Methan verbrannt. Die zwei Projektphasen nutzen sowohl das Methan der
zwei aktiven Segmente der Deponie als auch die drei bereits 1995 gefüllten Abschnitte. Die Entgasungsanlagen sind aus
Sicherheits- und Betriebsgründen mit einer Vielzahl von Messinstrumenten ausgestattet. An das Abfackeln ist eine Energie-
gewinnung von 22 MW Leistung angeschlossen. Der Strom wird zwar in das südbrasilianische Stromnetz eingespeist, dient
jedoch allein der Versorgung der Filialen von Unibanco, der drittgrößten Privatbank Brasiliens und Leasing-Partner der 24
eingesetzten Stromgenatoren der Firma
Biogeracao. Die Projektdurchführung hat
Projektinformation Biogás Energia Ambiental S.A. nach einer
kommunalen Ausschreibung übernom-
men und wird dabei von der deutschen
Projektart CDM Large Scale
KfW-Bank und der niederländischen
Projektpartner Fortis Bank N.V./S.A. unterstützt. Auch
Deutschland KfW die Technologie stammt aus den Nieder-
Brasilien Prefeitura Municipal de São Paulo, landen und genügt hohen Umwelt- und
Biogás Energia Ambiental S.A. Sicherheitsstandards. Aufklärung in Schu-
len zu Mülltrennung und Besichtigungen
Kategorie Deponiegas
der Deponie ergänzen einen nachhaltigen
Projektstandort Brasilien: São Paulo, São Paulo Ansatz. Bandeirantes ist das erste von
Projektlaufzeit 7 Jahre (Dezember 2003 – Dezember 2010); bislang 18 Deponiegasprojekten gleichen
verlängerbar Typs in Brasilien und betreibt bis heute das
Erwartete weltweit größte Biogaskraftwerk.
Emissionsminderung 1.070.649 t CO2-Äquivalent / Jahr
Projektstatus seit Februar 2006 registriert
Für die Berechnung der Emissionsminderung wurde davon ausgegangen, dass 80% des Methans dem Projekt zugeführt
werden. Das gesamte Methanaufkommen wurde aus der erwarteten Menge organischen Mülls abgeleitet. Beim Verbrennen
von Methan entsteht das 14-mal weniger klimawirksame CO2. Zusammen mit der Energiegewinnung, die Strom aus dem
fossil-basierten Kraftwerkspark ersetzt und zu ca. 5% zu den Reduktionen beiträgt, entsteht so ein doppelter Klimanutzen.
Der Energiebedarf der Projektaktivität wird durch die Energieerzeugung intern gedeckt. Das vorab kalkulierte Minderungs-
potential beträgt 1.070.649 t CO2-eq. / Jahr bzw. knapp 7,5 Mio. t CO2-eq. während der ersten Anrechnungsperiode.
52
Projektbeispiele
Die Hälfte der Einnahmen aus dem Zertifikateverkauf (1 t CO2 = 1 Zertifikat) erhält die hoch verschuldete Stadt São Paulo.
Die siebenjährige Laufzeit soll zweimal und somit bis 2024 verlängert werden.
Monitoring
Referenzfall und Monitoring wurden in Anlehnung an die CDM-Methode ACM0001 für Deponiegasprojekte entwickelt. Für
die erzeugte Energiemenge wird zusätzlich die Arbeitsanweisung ACM0002 angewendet. Die Beobachtung der Messsysteme
umfasst sechs zentrale Variablen: den Methanfluss aus der Deponie, in die Verbrennungsanlage und in das Kraftwerk, den
Methangehalt des Deponiegases, die Effizienz beim Abfackeln und die ins Netz eingespeiste Strommenge. Ein elektronisches
Kontrollsystem hält Gastemperatur, -Druck und -Menge exakt fest und sendet automatisch entsprechende Signale an die
verschiedenen Betriebseinheiten der Deponie. Eine Verlagerung von Emissionen findet nicht statt. Auf der Grundlage der von
Biógas erhobenen Daten fertigt die niederländische ARCADIS Tetraplan S.A. die Monitoringberichte an.
Fotos: KfW
Kontaktinformationen
Name KfW-Klimaschutzfonds
Unternehmen KfW Bankengruppe
Adresse Palmengartenstr. 5-9,
60325 Frankfurt am Main
Telefon (Zentrale) (069) 7431-4218
Email klimaschutzfonds@kfw.de
5
Projektbeispiele
Projektaktivität
Die Firma Klabin S/A ist mit 17 Produktionsstandorten der führende brasilianische Erzeuger von Papier, Wellpappe und
Industriesäcken. In seinem Werk Piracicababa in São Paulo wurden im Jahr 2000 vier Heizölkessel auf Erdgasbefeuerung
umgerüstet. Dies erforderte neben der Installation von neuen Feuerungsanlagen und Messinstrumenten auch den Bau
einer Erdgaspipeline. Durch einen bedarfsorientierten Bezug des Erdgases konnte der Bau eines Zwischenlagers vermieden
werden. Die alten Kessel wurden zwischen 1980 und 1998 installiert und haben eine Lebensdauer von 40 Jahren. Da die Kessel
lediglich umgerüstet wurden, ist von einem weiteren Betrieb von 12 bis 30 Jahren auszugehen.
Projektinformation
Referenznummer 0429
Projektart CDM Large Scale
Projektpartner
Deutschland Electrabel NV/SA
Brasilien Klabin S/A
Kategorie Brennstoffwechsel
Projektstandort Brasilien: São Paulo, São Paulo
Projektlaufzeit 10 Jahre (Januar 2001 – Januar 2011);
nicht verlängerbar
Erwartete
Emissionsminderung 142.367,75 t CO2-Äquivalent / Jahr
Projektstatus seit Juli 2006 registriert,
Projektumsetzung seit 2001
Die Einnahmen aus dem Zertifikatehandel waren ausschlaggebend für die Implementierung des Projekts. Eine weitere
Voraussetzung war die seit 1997 erfolgte Öffnung des brasilianischen Erdgasmarktes für die Privatwirtschaft. Die Projekt-
emissionen wurden analog zu den Baselineemissionen durch Multiplikation des prognostizierten Erdgasverbrauchs der vier
54
Projektbeispiele
nachgerüsteten Kessel mit dem spezifischen Emissionsfaktor für Erdgas berechnet. Bei einem Wert von 55,87 t CO2/TJ-Erdgas
wurden, einschließlich einer Verlagerung von 15.661 t CO2-eq. durch Produktion und Transport, Projektemissionen von
insgesamt 368.772 t CO2 ermittelt. Die Emissionsreduktionen betragen somit über die Gesamtlaufzeit von 10 Jahren 142.367 t
CO2-eq.
Monitoring
Baselineberechnung und Monitoring folgen der CDM-Methode AM0008 für Brennstoffwechsel in der Industrie von Öl und
Kohle zu Erdgas ohne Kapazitätenausbau oder Verlängerung der Laufzeit. Das Monitoring zeichnet den Brennstoffverbrauch
der vier nachgerüsteten Boiler nicht getrennt auf, sondern ermittelt den Gesamtverbrauch aus der Rechnung des regionalen
Energieversorgers. Installierte Feldinstrumente dienen der Verifizierung der Angaben.
Foto: Electrabel
Kontaktinformationen
Name Mr. José Oscival dos Santos, Director of Environmental and Energy
Unternehmen Klabin S/A
Adresse Rua de Rocio 109, 01049-000 Sao Paolo, Brasilien
Telefon (55 11) 3046 5798
Email oscival@klabin.com.br
55
Projektbeispiele
Projektaktivität
Mit dem Xiaogushan Wasserkraftprojekt wird der sechste von insgesamt 11 Dämmen am Heihe-Fluss in der Provinz Gansu im
Nordwesten Chinas errichtet. Der 18ha große Stausee ist über einen 9,1 km langen Zulauftunnel mit insgesamt drei Turbinen
verbunden. Die Leistung des Laufkraftwerkes wurde auf 102 MW bzw. 370 GWh im Jahr geschätzt. Sechs europäische Staaten,
Japan und Kanada zeichnen als Investorländer. Der Prototype Carbon Fund der Weltbank und die asiatische Entwicklungs-
bank unterstützen das Projekt. Gansu ist die zweitärmste Region Chinas und wird zu 98% von der tibetischen Zhang-Minder-
heit bewohnt. Das Wasserkraftwerk wird
zur Elektrifizierung der peripheren Ge-
birgsregion beitragen. Mit nachteiligen
Projektinformation Auswirkungen ist nach unabhängigen
Umweltverträglichkeitsprüfungen nicht
Referenznummer 0378 zu rechnen. Ein Qualitätsmanagement
und 29 internationale Berater unterstüt-
Projektart CDM Large Scale
zen den Aufbau von lokalem Know-how
Projektpartner im Hinblick auf Projektdurchführung,
Deutschland RWE Power AG Monitoring und Finanzierung.
China Xiaogushan Hydropower Company Limited
Kategorie Wasserkraftprojekt
Projektstandort Volksrepublik China: Gansu Provinz,
Zhangye
Projektlaufzeit 10 Jahre (August 2006 – August 2016);
nicht verlängerbar
Erwartete
Emissionsminderung 312.891 t CO2-Äquivalent
Projektstatus seit August 2006 registriert
56
Projektbeispiele
Monitoring
Baseline und Monitoring folgen der CDM-Methode ACM0002 für netzgebundene erneuerbare Energien. Die erzeugte Ener-
giemenge wird jeweils zum Monatsende automatisch und manuell sowohl an den Turbinen als auch den Transformatoren
erfasst. Ein detaillierter Umweltmanagement- und Monitoringplan wurde nach Standards der chinesischen Umweltverträg-
lichkeitsprüfung und Weltbank entworfen.
Fotos: RWE
Kontaktinformationen
Name Hans Georg Adam
Unternehmen RWE Power AG
Adresse Huyssenallee 2, 45128 Essen
Telefon (0201) 12 204 130
Email hans-georg.adam@rwe.com
57
Projektbeispiele
Projektaktivität
Das Joint Implementation Modellprojekt NRW (JIM.
NRW) wird von der EnergieAgentur.NRW im Auftrag
des nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirt-
schaft, Mittelstand und Energie durchgeführt. JIM.
NRW ist ein Pilotprojekt eines Joint Implementation
Programme of Activity, kurz JPoA. Dieses versucht, einen
Impuls für Klimaschutzmaßnahmen in der hochindus-
trialisierten Region NRW zu geben und CO2-Einspa-
rungen „vor der eigenen Haustür“ zu realisieren. Im
Rahmen von JIM.NRW sollen veraltete Heiz- und Dampf-
kesselanlagen (<20 MW) in Unternehmen wie öffent-
lichen Einrichtungen (z.B. Kliniken) entweder moder-
nisiert oder durch effizientere, emissionsärmere Kessel
(mit oder ohne Brennstoffwechsel) ersetzt werden. Die
betreffenden Anlagen müssen in NRW stehen. Anlagen,
die bereits nach der Bundes-Immissionsschutzgesetz
(BImSchG) zu ersetzen sind oder Förderung erhalten
Foto: EA NRW
(z.B. durch progress.NRW, EEG oder KfW), sind aus-
geschlossen. Das Projekt läuft von 2008 bis 2012. Interessenten wenden sich an die EnergieAgentur.NRW; diese prüft die
potentiellen Anlagen vor Ort anhand eines Kriterienkatalogs (Besitzer einer entsprechenden Anlage, gesetzliche Auflagen,
Subventionen, etc.). Gibt die EnergieAgentur.NRW grünes Licht, wird die Zusammenarbeit vertraglich konkretisiert. Ziel ist
es, zu zeigen, wie sich durch Bündelung von Einzelmaßnahmen „unter einem Schirm“ Einsparpotentiale im Bereich Ener-
gieeffizienz wirtschaftlich erschließen lassen. Insbesondere die Ukraine und Russland bieten sich für zukünftige Projekte an.
Monitoring
Für die programmatische, gemeinsame Umsetzung steht bislang keine eigene Baseline- und Monitoringmethode zur Verfü-
gung, weshalb auf Methoden des CDM zurückgegriffen wurde. Die Projektteilnehmer bündeln sich zu Untergruppen, den so
genannten JPAs (JI programme activities). Diese erstellen eigene PDDs, die den Monitoringanforderungen entsprechen.
58
Projektbeispiele
In der Praxis übermitteln die Projektteilnehmer der EnergieAgentur.NRW den exakten Brennstoffverbrauch, den sie anhand
der Brennstoffrechnungen und mit Hilfe von Zählern ermitteln. Die real erzielten CO2-Reduktionen lassen sich dann über
spezifische Emissionsfaktoren exakt bestimmen. Auf diese Weise ist zugleich eine individuelle Auszahlung der Erlöse aus dem
Zertifikatehandel möglich.
Projektinformation
Referenznummer DE1000016
Projektart Joint Implementation Programme
of Activities (JPoA)
Projektpartner
Deutschland EnergieAgentur.NRW
Frankreich Rhônalpénergie-Environnement
Kategorie Brennstoffwechsel, Energieeffizienz
Projektstandort Nordrhein-Westfalen
Projektlaufzeit 5 Jahre (Januar 2008 - Dezember 2012)
Erwartete
Emissionsminderung 250.000 t CO2-Äquivalent
Projektstatus anrechenbare Emissionsminderungen
ab 1.1.2008
Kontaktinformationen
Name Verena Müller
Unternehmen EnergieAgentur.NRW
Adresse Haroldstr. 4 19-21, 40213 Düsseldorf
Telefon (0211) 837 24 36
Email v.mueller@energieagentur.nrw.de
59
Projektbeispiele
Projektaktivität
Bei diesem Projekt wurde der erste Windpark in Ecuador errichtet (3 x 800 kW). Der Betrieb wurde 2007 aufge-
nommen und wird in Abhängigkeit von der Lebensdauer der Windkraftanlagen eine Laufzeit von 21 Jahren
haben. Offiziell wurde die Anlage im März 2008 in Anwesenheit der Minister für Energie und Umwelt überge-
ben. Dieses Projekt gilt als beispielhaft für den Einsatz erneuerbarer Energie und den Umweltschutz.
Die Investitionssumme
für die Errichtung des
Windparks, Netz-
anbindung/-schal-
tungseinrichtungen,
Übertragungsleitung,
Infrastruktur, Umwelt-
verträglichkeitsprü-
fung, Vogelschutz-
programm für den
einzigartigen Galapa-
gos-Sturmvogel und
Demand-Side Manage-
ment belief sich auf ca.
10 Mio. US-$.
Foto: RWE
Monitoring
Zur Überwachung der Emissionsreduktion wird die Elektrizätserzeugung an den Windturbinen gemessen,
indem sowohl auf der Generator- als auch auf der Käuferseite versiegelte Zähler angebracht werden. Hierüber
wurden Verträge mit dem lokalen Stromversorgungsunternehmen geschlossen.
60
Projektbeispiele
Mit einer Leistung von unter 15 MW ist das Projekt qualifiziert für das vereinfachte Verfahren für Small-Scale-
Projekte. Der Antrag zur Genehmigung als CDM-Projekt wurde 2008 genehmigt. Die erste Verifizierung wird
Anfang 2009 statttfinden. Nach anfänglichen kleineren Problemen im Hybridbetrieb (Wind-Diesel) läuft der
Windpark wie geplant.
Projektinformation
Referenznummer 1255
Projektart CDM Small Scale
Projektpartner
Deutschland RWE Power AG / e8, Essen
Gastland ELECGALAPAGOS SA, San Cristóbal, Ecuador
Kategorie Nutzung erneuerbarer Energien
Projektstandort Ecuador: Galapagos Inseln, San Cristóbal,
Projektlaufzeit 21 Jahre
Erwartete
Emissionsminderung 70.000 t CO2-Äquivalent über die gesamte
Laufzeit, davon 20.000 bis zum Ende der
ersten Verpflichtungsperiode 2012
Projektstatus Projekt implementiert/im Betrieb
Kontaktinformationen
Name Klaus Baumann
Unternehmen RWE Power AG / e8
Adresse Huyssenallee 2, 45128 Essen
Telefon (02 01) 12 – 24 157
E-Mail Klaus.Baumann@rwe.com
61
Projektbeispiele
Projektaktivität
Die Verwaltungsbezirk Intibucá mit der Hauptstadt La Esperanza war durch eine unsichere Energieversorgung mit häufigen
Schwankungen der Stromspannung und Stromausfällen gekennzeichnet. Das La Esperanza Wasserkraftprojekt am Rio Inti-
bucá nahe der honduranischen Pazifikküste sollte diese Ausgangslage verbessern. Das vorgestellte CDM-Kleinprojekt wurde
vom privaten honduranischen Unternehmen Consorcio de
Inversiones S.A. (CISA) durchgeführt. Die atmosfair gGmbH
und der Community Development Carbon Fund der Welt-
bank unterstützen das Projekt durch den Kauf von Emissi-
onsberechtigungen (CERs).
Die erzeugte Leistung des Laufkraftwerkes von 12,77 MW
wird in das staatliche Stromnetz eingespeist, der Projekt-
betreiber besitzt ein Power Purchase Agreement (PPA) mit
der staatlichen Elektrizitätsbehörde, welches für vorerst 15
Jahre gültig ist.
Um die starken jährlichen Abflussschwankungen des
Intibuca-Flusses auszugleichen, wurde ein kleiner ehema-
liger Damm wieder instand gesetzt und eine kaskadenatige
Anordnung von drei Kraftwerken umgesetzt, welche durch
Druckrohrleitungen aus Stahl gespeist werden. Wegen des
hohen Gefälles (ca. 400 m) kommt das Kraftwerk mit relativ
wenig Wasser aus, so dass kein großer Stausee benötigt wird
Foto: atmosfair und die Umweltauswirkungen sehr gering sind. Parallel
wurden 7,6 km Stromleitungen gelegt. Mit einer gesamten
Betriebsdauer von 50 Jahren wird gerechnet. Begleitende Aufforstungs- und Infrastrukturmaßnahmen sollen in Zusam-
menarbeit mit der Bezirksverwaltung eine nachhaltige Entwicklung der Region anstoßen. Durch die Elektrifizierung nahe
gelegener Dörfer wurde außerdem erreicht, dass Brennholz als traditionelles Kochmittel eingespart wird und somit Druck
von den umliegenden Wäldern genommen wird.
Das Projekt war auf Einnahmen aus dem Verkauf von CERs angewiesen, um seine Finanzierung zu sichern. Als kleines Unterneh-
men und Pionier in der privaten Stromerzeugung in Honduras hatte der Projektbetreiber CISA mit Schwierigkeiten zu kämpfen;
die Planung als CDM-Projekt half, die Banken von der Kreditwürdigkeit zu überzeugen und den cash flow zu verbessern. Aktuell
hilft der Verkauf der Emissionsreduktionen als Gold Standard CERs zu besonders hohen Preisen dem Projektbetreiber, die hohen
Verluste durch die niedrige Wasserführung 2007 auszugleichen.
62
Projektbeispiele
Monitoring
Das Projekt unterliegt den vereinfachten Anforderungen der UNFCCC für den CDM Small Scale. Das Monitoring misst die ins
Netz eingespeiste Energiemenge über die gesamte Projektlaufzeit. Durch Multipizieren mit dem oben erwähntem Emissions-
faktor kann so die CO2-Reduktion berechnet werden. Vor-Ort-Emissionen fallen nicht an.
Projektinformation
Projektart CDM Small Scale
Projektpartner
Deutschland Atmosfair GmbH
Honduras Consorcio de Inversiones S.A. (CISA)
Kategorie netzgebundene erneuerbare Energien:
Wasserkraft
Projektstandort Honduras: Intibucá, La Esperanza
Projektlaufzeit 7 Jahre (Juni 2003 – Mai 2010);
verlängerbar
Erwartete
Emissionsminderung 37.032 t CO2-Äquivalent / Jahr
Projektstatus seit August 2005 registriert
Kontaktinformationen
Name Robert Müller
Unternehmen Atmosfair
Adresse Zossener Str. 55-58, 10961 Berlin
Telefon (Zentrale) (030) 627 3550 0
Email mueller@atmosfair.de
63
Projektbeispiele
Der Betrieb des Biomassekraftwerks ist kohlenstoffneutral - der Kohlenstoff wird mit der gleichen Rate in nachwachsenden
Reispflanzen gebunden, in der Reis geerntet und Spreu verbrannt werden - und ersetzt Strom aus dem staatlichen Netz.
Trotz einer Verdopplung der CO2-Emissionen auf dem Fabrikgelände entstehen dank dieser „negativen Verlagerung“
64
Projektbeispiele
keine Projektemissionen. Die „positive Verlagerung“ von Emissionen durch erhöhten Biomassetransport wird durch den
verringerten Kohletransport zu den punjabischen Wärmekraftwerken mehr als ausgeglichen. Diese Reduktionen wurden
ebenso vernachlässigt wie die mit dem Bau des Biomassekraftwerks verbundenen Emissionen, da hierdurch ja der Bau eines
konventionellen Kraftwerks entfällt. Verteilungsverluste entstehen aufgrund des fabrikinternen Verbrauchs nicht. Da keine
Projektemissionen anfallen, entspricht die Emissionsminderung den Baselineemissionen und beträgt 22.267 t CO2-eq. / Jahr.
Monitoring
Baselineberechnung und Monitoring folgen den vereinfachten Anforderungen für CDM-Kleinprojekte unter Typ I.C „Er-
neuerbare Energien - Wärmeenergie für den Verbraucher“. Die erzeugte und verbrauchte Biomasseenergie wird mit Hilfe
zweier Stromzähler separat und in Realzeit gemessen. Der Verbrauch an Reishülsen wird sowohl durch die Rechnungen der
Lieferanten als auch durch Messung des Silostandes überprüft. Ein Kohleverbrauch im Falle von Biomasseengpässen geht als
„Leakage“ in das Monitoring mit ein. Die gesammelten Daten werden anhand der internen Kontrollsysteme DCS (Distributed
Control System) und SCADA (Supervisory Control And Data Acquisition) überprüft und die Messgeräte jährlich kalibriert. Die
Dokumentation erfolgt je nach Datentyp täglich, wöchentlich oder monatlich und wird elektronisch gespeichert. Auch wenn
das Projekt keiner Umweltverträglichkeitsprüfung bedurft hat, werden Richtlinien und Technologien angewandt, die den
Schadstoffausstoß unter den staatlichen Grenzwerten halten.
Kontaktinformationen
Name Cornelia Ludwig-Marsh
Unternehmen KfW Bankengruppe, KfW Klimaschutzfonds
Adresse Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt am Main
Telefon (069) 7431-4218
Email cornelia.ludwig-marsh@kfw.de
65
Projektbeispiele
Indien: Solarküchen
Projektaktivität
Gegenstand des Projektes ist es, elf Gemeinschaftsküchen in Schulen, Krankenhäusern und Klöstern, die
täglich 500 bis 15.000 Mahlzeiten herstellen, auf solarthermische Energie umzustellen. Vorher wurde in
den indischen Gemeinschaftsküchen, die am CDM-Projekt teilnehmen, Diesel als Brennstoff verwendet, was
nicht nur zu Treibhausgasemissionen,
sondern auch zu Luftverschmutzung
Projektinformation führt. Das Projekt wird diese Luftbelas-
Projektart Gold Standard CDM Small Scale tung vollständig vermeiden und etwa 20
qualifizierte Arbeitsplätze im Bereich des
Projektpartner
Betriebs und der Wartung schaffen.
Deutschland Deutsche Gesellschaft für Technische
Die verwendete Technologie nutzt kon-
Zusammenarbeit (GTZ)
zen-triertes Sonnenlicht, um Dampf fürs
Gastland Gadhia Solar Energy System Pvt. Ltd.
Kochen zu erzeugen. Da die Solarküchen
Kategorie Nutzung erneuerbarer Energien außerdem über einen Dampfspeicher
Projektstandort 11 Standorte in Indien verfügen, bleiben sie auch nach Son-
nenuntergang voll funktionsfähig. Die
Projektlaufzeit 01.09.2006 – 31.12.2012 Zufeuerung mit konventionellen Ener-
Erwartete gieträgern wird nur dann nötig, wenn
Emissionsminderung 3.000 t CO2-Äquivalent bis 2012 der Himmel für mehrere Tage bedeckt
bleibt.
Projektstatus registriert als unilaterales Projekt
Monitoring
Gadhia Solar unterweist die Betreiber der Solarküchen in der korrekten Nutzung der Anlage. In einem Log-
buch werden die zur Bestimmung der erzeugten Energie notwendigen Daten festgehalten. Da in den Küchen
mit Wasserdampf gekocht wird, dient das genutzte Wasser als Parameter zur Bestimmung der erzeugten
Energie. Täglich werden die Menge des zur Dampferzeugung genutzten Wassers und die Nutzungsdauer der
Solarküchen festgehalten. Zudem werden in den Logbüchern die Nutzungsdaten des Dieselgenerators notiert,
so dass auch die Zeiträume zu erfasst werden, in denen auf die konventionelle Dampferzeugung zurückge-
griffen wurde. Zur Bestimmung des Beitrags zur nachhaltigen Entwicklung werden die durch das Projekt
geschaffenen Arbeitsplätze festgehalten. Die Validierung und Zertifizierung des Projekts erfolgt durch den
TÜV Süddeutschland.
66
Projektbeispiele
Foto: GTZ
Kontaktinformationen
Name Holger Liptow
Unternehmen Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
Adresse Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5, 65760 Eschborn
Telefon (0 61 96) 79 41 03
E-Mail holger.liptow@gtz.de
67
Projektbeispiele
Projektaktivität
Der Distrikt Visakhapatnam im ostindischen Bundesstaat Andhra Pradesh zählt etwa 700.000 private Haushalte mit An-
schluss an das staatliche Stromnetz. In allen Haushalten sollen herkömmliche 60 und 100 Watt Glühlampen (GLS) kostenlos
bzw. gegen eine geringe Gebühr gegen langlebige Energiesparlampen (CFL: Compact Fluorescent Lamp) von 15 bzw. 20
Watt Leistung ausgetauscht werden. Durch eine bei 200 zufällig aus der Projektdatenbank des staatlichen Stromversorgers
ausgewählten Haushalten durchgeführten Vorstudie konnte
eine potentielle Austauschrate von ca. einer Lampe bei 90%
erreichbaren Haushalten berechnet werden. Die Durchdrin-
gung mit CFL-Lampen lag bei niedrigen 6,8%. Die eigens
von OSRAM India geschulten ‚Self-Help-Groups’ verteilen
die ca. 630.000 CFL Lampen von „Tür-zu-Tür“. Diese werden
bevorzugt an vor Diebstahl sicheren Standorten mit hoher
täglicher Beleuchtungsdauer eingesetzt (z.B. Wohn-, Esszim-
mer, etc.). Die ausgetauschte Glühlampen werden eingesam-
melt und später unter Aufsicht einer unabhängigen Behörde
zerstört und umweltgerecht recycelt. Sollte sich das Pilotpro-
jekt bewähren, beabsichtigen die Projektpartner eine Serie
weiterer Projekte in Asien und Afrika.
Foto: OSRAM/RWE
Die Energiesparlampen haben einen um bis zu 80% geringeren Verbrauch und senken somit die Emissionen aus der kohle-
basierten Energieerzeugung. Zur Berechnung der Projektemissionen wurden die durchschnittliche Brenndauer und das
Verhältnis der Glühlampen-Typen aus der Vorstudie übernommen. Der Emissionsfaktor konnte beibehalten werden, da der
Strom weiterhin aus denselben Kraftwerken stammt. Anzahl und Leistung der eingesetzten CFL-Lampen sind in einer Pro-
jektdatenbank dokumentiert. Unter Berücksichtigung einer Lebensdauerkurve für CFL-Lampen und einer Ausfallrate durch
Fehlverhalten der Benutzer von 1% werden die gesamten Projektemissionen auf 128.510 t CO2-eq. beziffert. Die Differenz aus
Baseline- und Projektemissionen ergibt über die Laufzeit von Mai 2008 bis Mai 2018 eine Emissionsreduktion von insgesamt
391.166 t CO2-eq.
68
Projektbeispiele
Monitoring
Baselineberechnung und Monitoring folgen der CDM-Methode AMS-II.C.. Diese ist jedoch sehr allgemein gehalten, weshalb
sie für das Projekt konkretisiert wurde. Die erste der einjährigen Monitoringperioden begann mit Verteilung der ersten
Energiesparlampen. In 200 ausgewählten Haushalten wird seitdem die Stromeinsparung während der Projektlaufzeit effek-
tiv und täglich durch bereit gestellte Stromzähler bestimmt und ebenfalls in der Prokjektdatenbank dokumentiert. Neben
diesem „Spot-check“ überprüft ein so genanntes „Cross-check“-Team in jeder Monitoringperiode in 200 wechselnden Haus-
halten das Funktionieren der Energiesparlampen. Der Anteil defekter Lampen wird auf die Grundgesamtheit hochgerechnet,
so dass die reale Emissionsminderung möglichst genau bestimmt werden kann. Teil des Monitoring ist auch das Zählen der
zerstörten Glühlampen. Falls deren Anzahl kleiner ist als die der verteilten CFL-Lampen, wird dies als Verlagerung gewertet
und von den Emissionsminderungen subtrahiert.
Projektinformation
Referenznummer 1754
Projektart CDM Small Scale
Projektpartner
Deutschland OSRAM GmbH, RWE Power AG
Indien OSRAM India Pvt. Ltd.
Foto: OSRAM/RWE
Kontaktinformationen
Name Nina Winter Name Boris Bronger
Unternehmen RWE Power AG Unternehmen OSRAM GmbH
Adresse Huyssenallee 2 Adresse Hellabrunner Str. 1
45128 Essen 81543 München
Telefon (0201) 1220224 Telefon (089) 62134115
Email nina.winter@rwe.com Email b.bronger@osram.de
69
Projektbeispiele
Indonesien: Mischzement
Projektaktivität
Die HeidelbergCement-Tochter Indocement
Tunggal Prakarsa stellt ihre Zementproduktion
in ihren zwei Werken auf der Hauptinsel Java
und ihrem Werk auf Kalimantan (indonesischer
Teil Borneos) im Rahmen eines Großprojekts auf
eine ressourceneffizientere Zementsorte um.
Die bisherige, großindustrielle Herstellung des
handelsüblichen Portlandzements ist äußerst
energie- und ressourcenintensiv. Zudem ist die
Herstellung von Klinker, einem Zwischenprodukt
der Zementproduktion aus Kalkstein, Ton und
Mergel mit einem Rohmaterialabbau und somit
Eingriffen in die Natur verbunden. Für den neuen
Mischzement (blended cement) soll der Klinker-
anteil über die Projektlaufzeit von Januar 2005
bis Dezember 2014 schrittweise von 90% auf 82%
Foto: Heidelberg Cement zugunsten von Puzzolan, Tuff, Kohle- und Vul-
kanasche reduziert werden. Die Markteinführung hat sich jedoch trotz Einführung eines neuen Zementstandards als schwierig
erwiesen. Ein intensives Marketing war erforderlich, um die Kunden von der Qualität des neuen Produkts zu überzeugen.
Mittelfristig soll ein Marktanteil von 60% erreicht werden. Das Projekt wird vom Prototype Carbon Fund der Internationalen
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) unterstützt. Im Einvernehmen mit den beteiligten DNAs der Niederlande
und Finnlands tritt die Weltbank-Tochter als Treuhänder auf.
Die Projektemissionen liegen durch die Einführung des neuen Zementtyps (Produktinnovation) bei nur noch 89,31 Mio. t
CO2-eq. (bei einer Laufzeit von insgesamt 10 Jahren). Bei einer Verlagerung von insgesamt 40.738 t CO2-eq. durch erhöhten
Transport von Zusatzstoffen ergibt sich eine Emissionsminderung über die Projektlaufzeit von 4,70 Mio. t CO2-eq. Der ver-
ringerte Transport von Rohstoffen für die Klinkerproduktion wurde nicht berücksichtigt. Da die Umstellung der Produktion
schrittweise erfolgt, sollen die Emissionsreduktionen während der 10-jährigen Laufzeit kontinuierlich ansteigen.
70
Projektbeispiele
Monitoring
Grundlage von Baselineberechnung und Monitoring ist die CDM-Methode ACM0005 für die Erhöhung des Mischanteils in der
Zementproduktion. Das Monitoring der Projektemissionen begann zum 1.1.2005 und ist in Phasen von 10 Monaten unter-
teilt. Es wurde eine Monitoringausrüstung installiert, die regelmäßig überprüft und technologisch aktualisiert wird. Für die
Umsetzung und Kontrolle wurde ein Qualitäts-Management-Team einberufen. Alle Parameter der Zementproduktion wer-
den in den drei Werken separat aufgezeichnet und an das Hauptwerk übermittelt. Hier werden die realen Emissionsminde-
rungen durch den Monitoringaufseher berechnet und dem CDM-Projektmanager zur Prüfung vorgelegt. Die Daten werden
sowohl elektronisch als auch gedruckt gesammelt.
Projektinformation
Referenznummer 0526
Projektart CDM Large Scale
Projektpartner
Deutschland HeidelbergCement
Indonesien Indocement Tunggal Prakarsa
Kategorie verarbeitende Industrie
Projektstandort Indonesien: West-Java und Kalimantan
Projektlaufzeit 10 Jahre (Januar 2005 - Dezember 2014);
nicht verlängerbar
Erwartete
Emissionsminderung 469.750 t CO2-Äquivalent / Jahr
Projektstatus seit Oktober 2006 registriert;
Emissionsreduktionen erstmals
für 2006 validiert
Kontaktinformationen
Name Dr. Brigitte Fickel
Unternehmen Heidelberg Cement
Adresse Berliner Str. 6, 69120 Heidelberg
Telefon (06221) 481 255
Email brigitte.fickel@heidelbergcement.com
71
Projektbeispiele
Projektaktivität
In Bangui Bay an der Nordküste der Philippinen wurde der erste kommerzielle Windpark innerhalb der ASEAN-Staaten er-
richtet. Der Standort, ein 9 km auf 100 m großer Küstenstreifen in der Provinz Ilicos Norte, ist unbewohnt und praktisch ohne
Vegetation. Die 20 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 33 MW sollen jährlich 86,7 GWh in das regionale Netz von Luzon-
Visayas einspeisen. Sowohl für den Windpark selbst als auch für eine 50 km lange Überlandleitung wurden Umweltverträg-
lichkeitsprüfungen erstellt und vom philippinischen Umweltministerium zertifiziert. Das Projekt wird von sieben europä-
ischen Ländern, Kanada und Japan in Zusammenarbeit mit der philippinischen NorthWind Power Development Corporation
durchgeführt. Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung dient als Treuhänder des beteiligten Prototype
Carbon Fund der Weltbank.
Monitoring
Baselineberechnung und Monitoring folgen der CDM-Methode ACM0002 für netzgebundene, erneuerbare Energien. Das
Monitoring stützt sich auf Daten des regionalen und überregionalen Stromnetzes und Vor-Ort-Messungen. Für Letztere wur-
de neben Ablesegeräten eine Ablesesoftware installiert, die die Daten der einzelnen Turbinen individuell aufzeichnet. Zudem
besteht ein Monitoringplan über die Nachhaltigkeit des Projektes, der jährlich erneuert wird. Die Weltbank führt hierzu ein
Nachhaltigkeitsprogramm durch.
72
Projektbeispiele
Projektinformation
Referenznummer 0453
Projektart CDM Large Scale
Projektpartner
Deutschland RWE Power AG
Philippinen NorthWind Power Development Corporation
Kategorie netzgebundene erneuerbare Energien:
Windkraft
Projektstandort Philippinen: Ilocos Norte, Bangui Bay
Projektlaufzeit 7 Jahre (Mai 2005 – April 2012); erneuerbar
Erwartete
Emissionsminderung 56.788 t CO2-Äquivalent / Jahr
Projektstatus seit September 2006 registriert
Fotos: RWE
Kontaktinformationen
Name Hans Georg Adam
Unternehmen RWE Power AG
Adresse Huyssenallee 2, 45128 Essen
Telefon (0201) 12 204 130
Email hans-georg.adam@rwe.com
73
Projektbeispiele
Projektaktivität
Die PetroSA ist ein staatliches Unternehmen, dessen Werk in Mossel Bay seit 1987 Erdgas in Flüssiggas umwandelt. Die Akti-
vitäten der Fabrik haben Abwasser zur Folge, das durch anaerobe Gärung beseitigt wird. In diesem Prozess entsteht Methan,
welches vor der Projektaktivität abgebrannt wurde. Die Alternative des CDM-Projektes ist die Verwendung von Methan um
Elektrizität zu generieren, die dann von dem Unternehmen genutzt werden kann. Die Projektaktivität resultiert in einem
geringeren Energiebedarf aus dem nationalen Netz.
74
Projektbeispiele
Monitoring
Für das Monitoring wird die AMS-1.D. Methode zur Generierung von Erneuerbaren Energien durch Biogas aus der Abwas-
serbehandlung genutzt. Mittels eines Messgerätes, das die Standards der International Electrotechnical Commission und die
Anforderungen des deutschen Verbandes der Elektrizitätswirtschaft erfüllt, wird die Energie, die aus der Verwertung von
Methan gewonnen wird, gemessen. Gleichzeitig werden die dazugehörigen Daten gespeichert. Die sich daraus ergebenden
Emissionen werden dem Referenzszenario gegenübergestellt, wodurch sich die tatsächliche Emissionsminderung ergibt.
Gemäß der AMS-1.D. Methode wird unterstellt, dass keine Verlagerung erfolgt.
Fotos: Statkraft
Kontaktinformationen
Name Mr. Johan Van den Berg, CEO Name Dr. Torsten Amelung
Unternehmen CDM Africa Climate Solutions (Pty) ltd Unternehmen Statkraft Markets GmbH
Adresse Adresse Niederkasseler Lohweg 175, 40547 Düsseldorf
Telefon 27 21 883 3474 Telefon 0211 602 44 108
Email johanvdb@cdmafrica.com Email torsten.amelung@statkraft.de
CDM Africa Climate Solutions repräsentiert
die MethCap SPV 1 (Pty) Ltd Name Stef Peters
Unternehmen Statkraft Markets BV
Name Mr. Charles Liebenberg Adresse Gustav Mahlerplein 100, 1082 MA Amsterdam
Unternehmen MethCap SPV 1 (Pty) Ltd Telefon +31-20 7957 800
Adresse PO Box 829, 1751 Rant-en-Dal Email stef.peters@statkraft.com
(Krugersdorp), Südafrika
Telefon 27 11 233 7911
Email charles.liebenberg@wspgroup.com
75
Abkürzungen/Glossar
Additionality a Zusätzlichkeit
Annex I-Staat Staat, der in Annex I der Klimarahmenkonvention aufgeführt ist, im Wesentlichen die industrialisierten
Länder der OECD und Osteuropas. Entsprechend sind die Nicht-Annex I Staaten die „Entwicklungsländer“.
Annex B-Staat Staat, der in Annex B des Kyoto-Protokolls ein Emissionsziel übernommen hat. Die Liste der Annex B-
Staaten ist weitestgehend identisch mit der Liste der aAnnex I-Staaten.
AAU a zugeteiltes Emissionsrecht
AIJ Activities Implemented Jointly, die Pilotphase von a CDM und a JI Baseline Abschätzung der
Emissionen des Referenzfalls
BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
CDM Clean Development Mechanism, Mechanismus zur umweltgerechten Entwicklung
CDM-Emissionszertifikat Certified Emission Reduction (CER), der Typ von Emissionszertifikaten, der von CDM-Projekten
generiert wird.
CDM Executive Board (EB) a CDM-Exekutivrat
CDM-Exekutivrat CDM Executive Board (EB), überwacht die Durchführung der CDM-Projekte.
CER a CDM-Emissionszertifikat
CO2 Kohlendioxid
CO2-eq. Kohlendioxidäquivalent
COP Conference of the Parties, jährlich stattfindende Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention.
CPA CDM programme activity, Teilaktivität unter einem a PoA
CMP Conference of the Parties serving as Meeting of the Parties to the Protocol, Konferenz der Vertragsstaaten
des Kyoto-Protokolls, die jährlich zusammentritt.
DNA Designated National Authority, für die Genehmigung von CDM-Projekten zuständige nationale Behörde.
DFP Designated Focal Point, für die Genehmigung von JI-Projekten zuständige nationale Behörde.
DOE Designated Operational Entity, ein beim a CDM-Exekutivrat akkreditiertes Zertifizierungsunternehmen,
das die Einhaltung der an ein CDM-Projekt gestellten Anforderungen überprüft.
EB a CDM-Exekutivrat
ERU a JI-Emissionszertifikat
EU Europäische Union
EU Allowance a EU-Berechtigung
EU-Berechtigung EU Allowance, Emissionsrecht, das im Rahmen des EU-weiten Handels mit Emissionszertifikaten
(Emission Trading System, ETS) ausgegeben wird.
EU-Emissionshandelsrichtlinie Richtlinie, die den Handel mit Emissionszertifikaten in der Europäischen Union regelt.
EU-Ergänzungsrichtlinie Richtlinie, die den Einbezug der projektbasierten Mechanismen CDM und JI in den EU-Emissionshandel regelt.
IE Independent Entity, akkreditiertes Zertifizierungsunternehmen, das die Einhaltung der an ein JI-Pro-
jekt gestellten Anforderungen überprüft.
JI Joint Implementation, Gemeinsame Umsetzung.
JI-Aufsichtsausschuss Joint Implementation Supervisory Committee (JISC), Aufsichtsgremium für die JI-Projekte gemäß aTrack 2.
JI-Emissionszertifikat Emission Reduction Unit (ERU), der Typ von Emissionszertifikaten, der von JI-Projekten generiert wird.
JI-Koordinierungsstelle Joint Implementation Koordinierungsstelle (JIKO) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit. Nationale Kontaktstelle für Klimaschutzprojekte, die im Rahmen der projekt-
basierten Mechanismen CDM und JI durchgeführt werden.
Joint Implementation Supervisory Committee (JISC) a JI-Aufsichtsausschuss
KRK Klimarahmenkonvention
Leakage a Verlagerung
Linking Directive a EU-Ergänzungsrichtlinie
Monitoring Dokumentation der Durchführung von CDM/JI-Projekten.
Nationales Ausgleichsprojekt Domestic offset project, Klimaschutzprojekt, das in einem Industrieland ohne Beteiligung eines auslän-
dischen Projektpartners durchgeführt wird.
PoA Programme of Activities, CDM-Projekttyp, bei der ein Koordinator eine Vielzahl von dezentralen Aktivi-
täten bündeln kann.
Project boundary a Projektgrenze
Projektgrenze Project boundary, wird vom Projektentwickler im PDD festgelegt und muss alle Emissionsquellen
enthalten, deren Emissionen direkt auf die Projektaktivität zurückgeführt werden können.
ProMechG ProjektMechanismenGesetz. Gesetz, das die Vorgaben der a EU-Ergänzungsrichtlinie in nationales
Recht umsetzt.
PDD Project Design Document, die standardisierten Projektunterlagen, die der CDM/JI-Projektdurchführer
für die Zulassung seines Projekts einreichen muss.
RMU Removal Unit, Zertifikat, das gemäß Art. 3.3 und 3.4 für nationale Senkenaktivitäten in den Industrie-
staaten vergeben wird.
SBSTA Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice, Nebenorgan der Klimarahmenkonvention, das
der Vertragsstaatenkonferenz (COP) zuarbeitet.
Supplementarität Supplementarity, Prinzip, nach dem Staaten nur als Ergänzung zu nationalen Maßnahmen zur Emissions-
reduktion miteinander kooperieren.
Supplementarity a Supplementarität
TEHG Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz. Gesetz, das die Vorgaben der a EU-Emissionshandelsrichtlinie
in nationales Recht umsetzt.
Track 1 Vereinfachtes Verfahren für JI-Projekte.
Track 2 Internationales Verfahren für JI-Projekte unter Aufsicht des a JI-Aufsichtsausschusses.
WCD World Commission on Dams, ein Multistakeholder-Dialog, der im Auftrag der Weltbank Kriterien für
nachhaltige Staudammprojekte entwickelt hat.
Verlagerung Leakage, die Erhöhung von Treibhausgasemissionen außerhalb der Projektgrenzen, die auf die Projekt-
aktivität zurückzuführen ist. Diese Verlagerung muss in die Berechnung der erzielten Emissionsminde-
rung bzw. Kohlenstoffspeicherung einbezogen werden.
Zugeteiltes Emissionsrecht Assigned Amount Unit (AAU), die zugeteilten Emissions-Rechte, die die Industriestaaten vor dem Be-
ginn des Verpflichtungszeitraums auf Grundlage ihrer Emissionsbegrenzungs- und Emissionsreduk-
tionsverpflichtungen erhalten.
Zusätzlichkeit Additionality, Kriterium der Zusätzlichkeit von Emissionsreduktionen als Voraussetzung für die Aner-
kennung von CDM/JI-Projekten.
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen
Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen ...“
Grundgesetz, Artikel 20 a
Kontakt:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Referat Öffentlichkeitsarbeit
11055 Berlin
Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum
Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier.