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Jahrgang
4 | 2012
Heft Nr. 353

lichtblick
INHALT Ausgabe Nr. 353
4 | 2012

12

8 38

4
lichtblick-intern 16 Recht 26 plus & minus 

Abonnement
Lockerungen Helfen & Hindern

Redaktion
Andreas Radicke D. Wurm & M. Aykol

6
Kriminalpolitik 21 Strafvollzug  29 Feature 
Minister Dr. Schöneburg
Knacki-Weihnacht´
Kalender
M. Gercek & T. Funken
Murat Gercek
Redaktion

8
Strafvollzug 22 nachgehakt  34 Tuttifrutti  – Himbeere
JVA Heidering Telio
Berliner Justiz
M. Gercek & T. Funken M. Gercek & T. Funken
Redaktion

12 Kriminalpolitik 23 vorgefühlt  35 Tuttifrutti  – Banane



Fußfesselfetischismus
Massak Der Krüger

Dieter Wurm
Murat Gercek Tino K., Leser

14 Religion 24 Recht  36 Recht 


Weihnachten
aktuell
aktuell
Ev. & Kath. Pfarramt
Andreas Radicke
Andreas Radicke

2
d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  4 | 2012 www.lichtblick-zeitung.de
Editorial
Weihnachtliches auf den Seiten Liebe Leserin, lieber Leser !
14 f., 21 u. 35
................................................................................
Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende – für den bundesdeutschen Straf-
vollzug war es ein bedeutendes: sind doch weitere Landesstrafvollzugs-
gesetze (die 2006 in Kraft getretene Föderalismusreform machte das
Strafvollzugsrecht zur Ländersache) ausgearbeitet worden und in der par-
lamentarischen Beratung – 2013 fällt dann der Vorhang: tritt der befürch-
tete Wettbewerb der Schäbigkeit doch noch ein, stehen Resozialisierung
und Verwahrung gemeinsam auf der Bühne der deutschen Knastkultur ?
Schon heute ist diese Groteske, dieses antisoziale und nicht rechtsstaat-
liche Schauspiel zu beobachten: Bundesländer wie Brandenburg schrei-
ben dem Strafvollzug die Resozialisierung ins Lastenheft, während Ba-
yern auf ‚wegsperren und Schlüssel wegschmeissen‘ setzt.
Abweichende Meinung und abweichendes Verhalten wäre in einer frei-
en Gesellschaft grundsätzlich nicht nur zu tolerieren, sondern gar zu ak-
zeptieren und zu respektieren – wenn nicht die abweichende Meinung
Andere, gar die ganze Bevölkerung, beschädigen würde; und dies, ob-
wohl man es besser weiß: die Erde ist keine Scheibe und Verwahrvollzug
richtet beim Einzelnen (Täter) und der Gesellschaft Schaden an und nutzt
nichts !
Der lichtblick wird also auch im neuen Jahr dämlichen Politikern, de-
nen der eigene Wahlsieg näher liegt, als das Wohl des Volkes, und nicht
minder Redakteuren von Revolverblättern, die mit populistischer Mei-
nungsmache Auflage vor Volkswohl stellen, gehörig den Marsch blasen !
Aber auch uns selbst werden wir immer wieder in die Parade fahren:
wir müssen zuvorderst uns selbst die Schuld geben, denn wir sind straf-
38 Strafvollzug  fällig geworden und haben andere geschädigt – und die gesellschaftliche

Drogenscreening Reaktion auf Delinquenz ist uns bekannt (gewesen); wir appellieren des-

Mario Steiner halb an unsere inhaftierten Leser, trotz widriger Umstände im eigenen
Interesse das beste aus der Inhaftierung zu machen – mit dem Ziel, an
diesen üblen Ort nicht wieder zurück zu kehren.

42 Sicherungsverwahrung ------------------------------------------------------------------

SVVollzG

Dieter Wurm In unserer Weihnachtsausgabe lesen Sie beispielsweise:

• ein Heroenporträt: Justizminister Dr. Schöneburg


• über´s Pre-Opening der JVA Heidering
44 Insassenvertretung • den Fetisch ‚Fußfessel‘
aktuell • die große Rechtsbetrachtung über Lockerungen
GIV & GVV • einen kritischen Bericht zu Drogenscreening

Es erwarten Sie viele interessante Reportagen, hilfreiche Grundsatzur-


teile, Kleinanzeigen und lesenswerte Berichte aus deutschen Gefängnis-
47 Aufruf  sen.

Leserbriefe

Redaktion In eigener Sache: wir sind dringend auf Spenden angewiesen;
bitte beschenkt uns, auch wenn wir nicht brav waren !
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, hier drinnen und da draußen, wün-
48
Kleinanzeigen schen wir, das lichtblick-Team, ein besinnliches Weihnachtsfest, einen

Fisch sucht Fahrrad & Allerlei guten Start ins neue Jahr und Freiheit und Glück.

LeserInnen
Dieter Wurm (V.i.S.d.P.) und Timo Funken

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ten wir in die laufende Optimierung der Zeitschrift einfließen lassen.

Frage 1: Warum lesen Sie den lichtblick ? Frage 3: Wie sagt Ihnen der grundsätzliche Aufbau der Zeitschrift zu ?
Mich interessieren Themen aus dem Gefängnis, weil Struktur und Layout der Zeitschrift ist
ich selbst Insasse bin. ansprechend okay könnte besser sein
ein Verwandter Insasse ist. Verständlichkeit der Texte ist
ich beruflich mit dem Gefängnis zu tun habe. leicht verständlich verständlich könnte besser sein
einfach nur so aus Interesse.

Frage 2: Welche Rubrik interessiert Sie am meisten ? Frage 4: Sie haben einen Wunsch frei und können äußern, was
(Mehrfachnennungen sind möglich) Sie am Magazin gern ändern würden.
Recht/Ratgeber Recht/Ratgeber Was wäre Ihnen am wichtigsten?
Kontaktanzeigen/Fundgrube Kultur/Theater
Berichte aus Haftanstalten eigentlich alles

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Kriminalpoltik > Justizminister Schöneburg | Murat Gercek und Timo Funken

Der Volksheld
Volkmar Schöneburg, promovierter Jurist und ausgewiesener Straf vollzugsexperte, steht seit
2009 dem Brandenburgischen Justizministerium vor.
Mit Thesen, die diametral zum kontrollorientierten Präventionsstrafrecht – der Law-and-Order-
Politik – stehen, sah sich Justizminister Schöneburg massenmedialer Kritik ausgesetzt. Insbeson-
dere Revolverblätter, aber auch CDU-Politiker, warfen Dr. Volkmar Schöneburg vor, Gefangene
nicht ausreichend zu strafen, dem ‚Auge um Auge‘ und ‚Zahn und Zahn‘ würde er nicht Rech-
nung tragen, die Knackis würden nicht genug leiden.
Genau weil Dr. Schöneburg Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts berücksichtigt, genau
weil Dr. Schöneburg sich sozial- und rechtsstaatlich, wissensbasiert und human verhält, würdi-
gen wir sein Tun – er ist nicht nur unser Volksheld, sondern kann mit Fug und Recht als Held
der Bevölkerung bezeichnet werden: ist es doch so, dass gelingende Straf vollzugspolitik die
Sicherheit der Bevölkerung erhöht und das Volkswohl in vielerlei Hinsicht befördert.

die Zusammenfassung eines Gesprächs zwischen Justizminister Dr. Schöneburg und der lichtblick-Redaktion,
von Murat Gercek und Timo Funken

„Nicht nur die Verfassung unseres Landes, sondern auch ge- Erhöhung der Sicherheit.“, führt Dr. Schöneburg aus – wir er-
sunder Menschenverstand gebietet es: Menschen, denen auf- gänzen: das Gegenteil ist ja der Fall, denn bester Schutz der
grund einer Straftat die Freiheit entzogen wird, dürfen aus dem Bevölkerung ist Resozialisierung; je weniger Straftäter erneut
Gefängnis nicht schlechter rauskommen, als sie reingekommen eine Straftat begehen, im Gefängnis also erfolgreich auf ein
sind – Inhaftierte sind zu resozialisieren und den schädlichen straffreies Leben vorbereitet wurden, um so mehr Sicherheit.
Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken  !“, mit Dr. Volkmar Schöneburg, der an der Humboldt-Universität
Nachdruck spricht Dr. Volkmar Schöneburg, Justizminister des auch Rechtsgeschichte lehrte, referiert, dass vor Inkrafttreten
Landes Brandenburg, diese Worte. des Strafvollzugsgesetzes an die 90 % der Inhaftierten wieder
Angefeindet worden sei er wegen seiner rechts- und sozi- rückfällig wurden – aktuell beträgt in Deutschland die Rück-
alstaatlichen Äußerungen schon häufiger – nicht nur von Re- fallquote etwa 50 %. „Wenn ich also mit behandlerischen Maß-
volverblättern, denen populistische Stimmungsmache Auflage nahmen, mit einem Strafvollzug, der die Menschen nicht weiter
beschert – ‚Angst sells‘ –, sondern auch von Politikern, die es beschädigt, die Quote um 10 % senken kann, dann gewinne ich
doch besser wüssten: Sicherheit mit möglichst langen und re- nicht nur viel Sicherheit für die ganze Bevölkerung und betreibe
striktiven Strafen zu erreichen, sei ein Trugschluss, „denn raus prophylaktischen Opferschutz, sondern dies ist auch unserer
kommt jeder Straftäter irgendwann wieder“. Und wir ergänzen: Verfassung geschuldet und kostet zudem weniger Geld !"
und soll der Vollzug nicht frustrierte und hospitalisierte ‚Mon- Eine aktuelle Studie bringt es auf den Punkt: jeder in Straftä-
ster‘ produzieren, dann müssen sich die Justizbehörden bemü- terbehandlung investierte Euro spart dem Staat fast 10,- € !
hen, bei Gefangenen nicht so viel kaputt zu machen.
„Genau dies ist mein Ziel – das neue brandenburgische Straf- Im Sinne der sogenannten absoluten Straftheorien ist die Strafe
vollzugsgesetz, dass wir demnächst im Parlament beraten wer- zweckfrei: gestraft wird, weil ein Verbrechen begangenen wur-
den, fußt auf drei Eckpfeilern“, führt Dr. Schöneburg aus: de – ohne Rücksicht auf die soziale Sinnhaftigkeit der Buße,
1. Resozialisierung stärken also darauf, ob die Strafe dem Geschädigten oder der Gemein-
2. Lebensverhältnisse angleichen schaft insgesamt nützt oder vielleicht sogar schadet. Man beruft
3. Verbesserung des Opferschutzes, Opfern helfen sich auf das Kant´sche Talionsprinzip.
„Bei der Strafzumessung spielt die Sühne eine Rolle – im
Bevor wir mit Minister Schöneburg Details seines Gesetzes- Vollzug aber hat die Vergeltung nichts zu suchen !“, erläutert
entwurfs diskutieren, echauffieren wir uns über die Politiker, Minister Schöneburg.
die die Bevölkerung verdummen – was bitteschön sollen här-
tere Strafen und restriktive Verwahrung bringen ? „Ich weiß Verfassungsrechtliche Vorgaben, wissenschaftliche Erkennt-
gar nicht, was da diskutiert wird – ‚gefühlte Sicherheit‘, die nisse und humane Methoden veranlassen Dr. Schöneburg dem
Steinigungsrufe vielleicht erwecken mögen, ist keine wirkliche Brandenburgischen Parlament ein Strafvollzugsgesetz vorzule-

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Kriminalpolitik > Justizminister Schöneburg | Murat Gercek und Timo Funken

gen, das sich dadurch auszeichnet, dass es von Beginn an die Dessen ist sich auch Dr. Schöneburg bewusst: „Wir beabsichti-
Behandlung und Entlassung in den Fokus nimmt – oder anders: gen, dass mindestens ein Drittel der im geschlossenen Vollzug
„Wir tun das, was zu tun ist, um Bürger, die straffällig geworden untergebrachten Gefangenen in Wohngruppen leben – und wir
sind, wieder zu einem sozialen Mitglied unserer Gesellschaft zu werden die Besuchszeiten und -möglichkeiten so ausgestalten,
machen.“ dass Soziale Beziehungen aufrechterhalten / gepflegt werden
Dies würde, so Schöneburg weiter, mit einer zielgenauen Di- können.“
agnostik beginnen: für jeden neu inhaftierten Straftäter wolle
man ein individuelles Behandlungsprogramm entwerfen. Auf die Frage danach, ob denn der Regelvollzug der Offene
Unseren Hinweis darauf, dass dies zwar richtig sei, die Vollzug sei, antwortet Justizminister Schöneburg: „Bisher
Berliner ‚Misere der § 57-Entlassungen‘ – Berlin nimmt hier schrieb das Gesetz dies so fest – machen wir uns aber nichts
deutschlandweit den letzten Platz ein – unseres Erachtens nicht vor: in der Vollzugsrealität war und ist der Geschlossene Voll-
darauf beruht, dass Berlin die schlechteste Resozialisierung be- zug die Regel. Wir beabsichtigen deshalb einen Gleichrang
treibt, sondern vielmehr darauf, dass nach fachmännischer Ein- beider Vollzugsformen – das ist ehrlicher –, aber mit Rechts-
gangsdiagnostik in folgenden Vollzugsplänen allzu oft nur die anspruch der geeigneten Gefangenen auf den Offenen Vollzug !
damalige Diagnostik kopiert wird und das dann bedeutet, dass Die Missbrauchsquote liegt bei 0,084 % – Lockerungen sind in
die häufig getroffene Feststellung von Vollverbüßung trotz er- jeder Hinsicht geboten und können verantwortet werden.“
folgreich absolvierter Behandlungen nicht geändert wird, greift
Minister Schöneburg auf: „Selbstverständlich werden wir re- Auch der Opferschutz bildet eine Säule seines Gesetzesent-
gelmäßig die Behandlungsmaßnahmen evaluieren – und unsere wurfs, denn nicht nur wissenschaftliche Studien, sondern ge-
Vollzugsplanungen nennen wir bewusst Wiedereingliederungs- sunder Menschenverstand legen es nahe: Täter-Opfer-Aus-
planung und machen so deutlich, dass das Ziel des Freiheitsent- gleich vermag es, das geschehene Unrecht, wenn auch nicht zu
zuges die Steigerung der Legalbewährung nach der Entlassung vergelten, so doch fruchtbar für Täter und Opfer zu bearbeiten:
ist. Deshalb wollen wir jedem Gefangenen – sofern vertretbar „Steigere ich beim Täter die Empathiefähigkeit, dann verhin-
– Lockerungen gewähren und den Vollzug soweit wie möglich dere ich wirksam zukünftigen Rückfall.“
öffnen.“
Prima – denn: ein Leben in einem Verwahr-Vollzug, wie er Kurzum: All das ist sozial und vernünftig, alle Bürger – inhaf-
allzu häufig betrieben wird, kann natürlich nicht auf ein straf- tierte wie ‚freie‘ – können Justizminister Schöneburg danken.
freies Leben in Freiheit vorbereiten. Danke, Sie sind ein Held ! ■

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Strafvollzug > JVA Heidering | Murat Gercek und Timo Funken

Die Zellenfenster –
der schmale, loch-
vergitterte Teil kann
geöffnet werden,
der große Flügel ist
mit einem Schloß
versehen, das viel-
leicht verschlossen
bleibt, damit nicht
gependelt und kein
Müll aus den Fen-
stern geworfen
wird.

Eine Stationsin-
nenansicht – ein
langer Flur, Zelle
neben Zelle auf-
gereiht – ein ty-
pischer Knast;
besonders jedoch
sind die ver-
glasten Loggien
(re.), an die sich
jeweils ein klei-
ner Balkon an-
schließt.

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Strafvollzug > JVA Heidering | Murat Gercek und Timo Funken

Die JVA Heidering


– ein Gefängnis des
letzten Jahrhunderts
Der Justizvollzugsanstaltsneubau vor Das Fazit vorab: Neu heißt nicht mo-
den Toren Berlins steht seit jeher in der dern, hell heißt nicht offen, teuer heißt
Kritik – wenige Wochen vor seiner Fer- nicht gut – die JVA Heidering könnte ein
tigstellung versucht der lichtblick ei- Gefängnis sein, dass wissensbasierten,
nen Blick ins Innere – wurden die fast rechts- und sozialstattlichen Resozialisie-
120 Millionen Euro für einen modernen, rungsvollzug betreibt, jedoch wird diese
humanen Resozialisierungvollzug inve- Chance dem ersten Anschein nach ver-
stiert, oder droht mit Heidering ein anti- tan.
quierter Verwahr-Knast ? So schlimm, wie befürchtet, wird es je-
doch wohl nicht werden.
Ein Bericht

von Murat Gercek und Timo Funken Manche dieser Befürchtungen haben sich bewahrheitet, an-
dere jedoch in Wohlgefallen aufgelöst – so gefällt es uns,
dass in der JVA Heidering keine Privatisierung stattfindet.
Letztes Jahr (der lichtblick 4 | 2011, S. 12 ff.) konnten wir Ursprünglich sollten etliche ‚Gewerke‘ privatisiert werden
nur die äußere Hülle der JVA Heidering betrachten – die (wie Freizeit, Medizinische Versorgung, Arbeit etc.) – die-
baulichen Gegebenheiten – und formulierten bezüglich der se Pläne sind vom Tisch. Zwar nicht, weil die Erkenntnis
konkreten Binnenwelt diverse Befürchtungen, nämlich: „Es Berücksichtigung fand, dass Privatisierungen im Knast fast
bleibt abzuwarten, wie oft die vorhandenen Sportanlagen ausnahmslos der Zielerreichung weniger dienlich sind, als
tatsächlich von den Insassen genutzt werden dürfen und wie wenn der Staat diese Aufgaben selbst übernimmt (s. hierzu:
viele Sportangebote tatsächlich vorgehalten werden. Dies der lichtblick 3 | 2012, S. 41), sondern weil die Berliner Justiz
besonders auch vor dem Hintergrund, dass die Freizeitge- keine Firma gefunden hat, die die Gewerke günstig anbietet.
staltung privatisiert werden soll ! Dieses späte Ergebnis führt jedoch dazu, dass die JVA
Es bleibt abzuwarten, wie oft die urban gestalteten Höfe Heidering bisher beispielsweise keine Arbeits- und Ausbil-
von Insassen nicht nur durch vergitterte Fenster betrachtet dungsbetriebe besitzt und dass die personelle Ausstattung der
werden können, sondern tatsächlich begangen und „befrei- ‚Gewerke‘ der Vollzug nun selbst wuppen muss – und dass
zeitet“ werden dürfen. Dabei sind die Fenster so gestaltet, die Justiz-Mühlen langsam mahlen, lässt für die erste Zeit
dass sich eventuell nur ein kleines, engmaschig vergittertes nach der Inbetriebnahme wenig Gutes hoffen. Also: frühes
Fenster öffnen lässt. Kommen sichert nicht die besten Plätze.
Es bleibt abzuwarten, ob ein Justizvollzugsbediensteter
eine „Wohngruppe“ betreut (...). Kommen übrigens werden die ersten Knackis ab April 2013
Es bleibt abzuwarten, wie oft die Loggia tatsächlich be- – jeden Monat circa 70. Zeitgleich mit diesen werden nach
nutzt werden kann – oder anders: werden die Aufschluss- und nach dann auch die Mitarbeiter des Allgemeinen Voll-
zeiten großzügig oder mickrig sein ? zugsdienstes und die Sozialarbeiter kommen: insgesamt 18,
Es bleibt abzuwarten, ob die Arbeitsplätze in ausreichender und das bedeutet, dass für 36 Gefangene je ein Sozialarbeiter
Zahl tatsächlich qualifizierende (resozialisierenden) sind, oder vorgesehen ist. Und ein Justizvollzugsbediensteter wird zwei
nur Privatfirmen Arbeit zur Verfügung stellen und mit Häftlin- ‚Wohngruppen‘ á 18 Insassen betreuen.
gen als billigen Arbeitskräften produzieren wollen (...)“ Diesen Betreuungs- und Behandlungsschlüssel begrüßen

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Strafvollzug > JVA Heidering | Murat Gercek und Timo Funken

wir zwar – verabschieden jedoch würden wir gerne den ein räumen austauschen kann. Ohnehin könnte allenfalls in Un-
oder anderen bekannten und bekennenden Hardliner aus der tersuchungshaft Pendeln beanstandet werden – Heidering ist
JVA Moabit und der JVA Tegel, der zukünftig in Heidering aber doch keine U-Haft-Anstalt, oder ?
seinen Dienst versehen wird. Obwohl es – deutschlandweit
betrachtet – keine Selbstverständlichkeit ist, dass Sozialar- Anke Stein: In der JVA Heidering werden Gefangene mit nor-
beiter als Gruppenleiter auf den Stationen behandlerisch tä- malem Behandlungsbedarf ihre Strafe verbüßen – also keine
tig sind, wäre ein Schlüssel von 1:15 wünschenswert – denn Sicherungsverwahrten und keine LLer; vom Sicherheitsstan-
ohne Behandler keine Behandlung; und betreut ein Sozialar- dard her ist Heidering zwischen der JVA Charlottenburg und
beiter 36 Gefangene, bleibt je Knacki bestenfalls Zeit für ein, der JVA Tegel angesiedelt.
zwei Gespräche im Monat.
Soll nun die Befürchtung, dass in Heidering mehr Verwah- lichtblick: Die in der Bauplanung als Wohngruppen titu-
rung als Behandlung praktiziert wird, nicht wahr werden, lierten Stationen – wird das nun der Wohngruppenvollzug,
steht die Anstaltsleitung vor Herausforderungen. den auch der Entwurf des neuen Landesstrafvollzugsgesetzes
Anke Stein aber, der bisherigen Projektleiterin des Bauvor- vorsieht ?
habens und neuen Anstaltsleiterin, trauen wir dies ohne wei-
teres zu – resolut und kompetent stand Sie uns im Interview Anke Stein: Nein. Aber allein durch die baulichen Gegeben-
Rede und Antwort: heiten wird eine Art Wohngruppenvollzug unterstützt und
gefördert, denn zwei kleine Einheiten mit je 18 Gefangenen
lichtblick: Frau Stein, herzlichen Glückwunsch zur Ernen- werden von einem Gruppenleiter (Sozialarbeiter) und einem
nung zur Anstaltsleiterin der JVA Heidering. Neuer Knast – Gruppenbetreuer (Justizvollzugsbedienster) betreut.
wird alles besser ?
lichtblick: Das heißt, sie setzen auf Behandlungsvollzug.
Anke Stein: Ja, denn ein Gefängnis-Neubau bietet auf jeden
Fall bessere bauliche Voraussetzungen als Gebäude aus dem Anke Stein: Selbstverständlich !
vorletzten Jahrhundert. Grundsätzlich orientieren wir uns am
‚Berliner Standard‘, und werden nicht unter diesen Standard lichtblick: Wie werden die Aufschlusszeiten sein ?
zurückfallen.
Anke Stein: Tagsüber werden wir für Nicht-Arbeiter die Auf-
lichtblick: Das heißt konkret – wie groß sind die Zellen ? schlusszeiten begrenzt halten – wir werden unsere Bedienste-
ten da einsetzen, wo die Gefangenen sind, tagsüber also über-
Anke Stein: 10 qm, natürlich mit einem abgetrennten Nass- wiegend in den Arbeitsbetrieben und Ausbildungsstätten. Am
bereich. Und Doppelbelegung gehört endgültig der Vergan- Nachmittag aber werden wir bis zum späten Abend (ca. 21.30
genheit an. Uhr) Freistunden anbieten und durchgängig Aufschluss prak-
tizieren.
lichtblick: Warmes Wasser aber gibt es nicht ... und wer-
den Sie nun gestatten, dass der große Fensterflügel geöffnet lichtblick: Wir loben immer wieder, dass Berlin hinsicht-
werden kann ? lich der Lebensverhältnisse bemüht ist, dem Gesetz Geltung
zu verschaffen – prima, dass auch Heidering dies so prakti-
Anke Stein: Sehen Sie – die Schlüsselübergabe ist für den zieren wird.
Januar 2013 geplant, erst dann werden mein Team und ich
uns an die konkrete Ausgestaltung des Vollzuges begeben. Anke Stein: Berlin geht bundesweit mit Beispiel voran, und
Zudem ist es mir ein großen Anliegen, bei möglichst vielen auch Heidering wird diesbezüglich den Berliner Standard
Fragen die Gefangenen zu beteiligen. mindestes halten, häufig jedoch übertreffen.

lichtblick: Die Gefangenen werden ohne Frage öffenbare lichtblick: Wie sieht es aus mit den Freizeitmöglichkeiten
Fenster nicht nur begrüßen, sondern es scheint kaum vorstell- in der neuen Anstalt aus, gibt es nun endlich Table-Dance,
bar, dass ein Knast-Neubau nur kleine, fast zugeschweißte Whirlpool und Cocktail-Bar ?
Schießscharten als einzige Fenster mit vollem Funktionsum-
fang installiert. Anke Stein: (lacht…) Nein, das gibt es nicht und die wird es
im Vollzug auch nie geben, aber ich kann Ihnen sagen, dass
Anke Stein: Pendeln und Müllhinauswürfe jedenfalls werde die Freizeitanlagen und somit die -möglichkeiten quantitativ
ich nicht dulden – und wenn das Verschließen der Fenster die und qualitativ großzügig und hochwertig sind. Es gibt eine
einzige wirksame Maßnahme darstellt – Multifunktionshalle, die sowohl für Sport, als auch für Veran-
staltungen dient, ein großes und zwei kleine Spielfelder, ein
lichtblick: Pendeln ? Sind die Zellen denn stets verschlos- zentraler Kraftsportraum und eine 400m-Laufstrecke. Zudem
sen, gibt es keinen Stationsaufschluss ? Denn bei großzü- gibt es in jeder Teilanstalt einen Fitnessraum. Die Freistun-
gigem Aufschluss braucht niemand zu Pendeln, weil er sich denhöfe sind weitläufig und gut beleuchtet, so dass auch in
mit Mitgefangenen auf dem Flur, in Küchen und Gruppen- den Wintermonaten ein langer Aufenthalt möglich ist.

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d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  4 | 2012 www.lichtblick-zeitung.de
Strafvollzug > JVA Heidering | Murat Gercek und Timo Funken

lichtblick: Ein Kraftsportraum für 648 Gefangene ? Anke Stein berichtet uns weiter darüber, dass Sie die Zellen-
telefonie will – eine entsprechende Ausschreibung sei erfolgt
Anke Stein: Kraftsport ist doch antiquiert – wir haben zusätz- und da die Kabel alle bereits gelegt seien, könne man mit
lich in jedem der drei Hafthäuser einen Fitnessraum, in dem günstigen Preisen rechnen. Klasse !
die Gefangenen Ausdauertraining betreiben können. Der Einkauf wird in Heidering als Sichteinkauf, also Ein-
kaufsladen, erfolgen – einen Anbieter suche man; den ‚lan-
lichtblick: Es gibt ein Thema was allen Gefangenen sehr gen Riegel‘ (Ruhetag am ‚Tag des Herrn‘) wird es auch in
wichtig ist, und zwar der Besuch, der ja auch zu den Resozi- Heidering geben; Privatkleidung sei selbstverständlich ge-
alisierungsmaßnahmen par excellence zählt. Wieviel Besuch stattet; eine Sonderlösung bezüglich Spielkonsolen jedoch
bekommen die Gefangenen in Heidering, wird es halbtätige gäbe es nicht – im Berliner Vollzug sind Spielkonsolen nicht
Langzeitbesuche, auch über Nacht geben, wird es mehrmals gestattet; Lockerungen werden – wie in Berlin üblich, also
pro Woche Besuch geben ? großzügig – gewährt werden, prima !
Anke Stein trägt vor, dass ihr Team und sie ab Januar ein
Anke Stein: Es gibt zwei Gemeinschafts- und zwei Langzeit- Beschäftigungs- und Bildungskonzept entwickeln würden: in
sprechräume. In der JVA Heidering werden wir die im Gesetz Heidering werde man vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten
festgeschriebenen Besuchszeiten ermöglichen. Langzeitbe- – in modularen System und marktgängig – vorhalten.
suche werden wir auch anbieten.
Fazit
lichtblick: Die gesetzlichen Besuchs-Zeiten tituliert selbst Anke Stein schätzen wir als glaubwürdige, engagierte und
das Gesetz aber als Mindestmaß und diese Zeiten gelten als kompetente Gesprächspartnerin und Anstaltsleiterin und
zu gering ... wünschen ihr für ihre Tätigkeit alles Gute.
Das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die JVA
Anke Stein: Es wird zwei Stunden Besuchszeit im Monat ge- Heidering zwar ein Neubau ist, jedoch mit Zellen und Voll-
ben, so wie es Berliner Standard ist. Die werden wir defini- zugskonzepten, die dem Stand von vor 40 Jahren entsprechen
tiv auch einhalten. Wir wollen zudem dafür sorgen, dass das – verglaste Loggien helfen da nix.
Sprechzentrum stets ausgelastet ist und wollen außerdem in Auch beim Besuch werden Chancen vertan: anstatt den
Zusammenarbeit mit der Insassenvertretung gemeinsam über Gefangenen ausgiebige Besuche anzubieten (mehrmals
die Besuchsmodalitäten entscheiden. pro Woche, mehrere Stunden, auch Langzeitbesuche über
Nacht), bleibt man auch hier hinter modernen und sozialen
lichtblick: Wie sollen eigentlich Angehörige, Rechtsanwäl- Erkenntnissen zurück.
te, Vollzugshelfer und alle anderen nach Heidering kommen, Dass kein Wohngruppenvollzug installiert wird, dass So-
die Anstalt ist ja im Niemandsland, mitten in der Pampa. zialarbeiterische Betreuung zwar vorhanden, aber allenfalls
Grundbetreuung gewährleistet, dass Sicherheit & Ordnung
Anke Stein: Die Verkehrsanbindung an das ÖPNV-Netz muss der Behandlung vorgehen, ist anachronistisch.
noch hergestellt werden. Aktuell laufen die Verhandlungen,
um bestehende Buslinien zu erweitern und um die Fahrfre- Kurzum: die JVA Heidering ist normaler Berliner Standard
quenz zu erhöhen, die Anbindungszeiten sollten sich den – und das heißt: der Vollzug erfüllt die Vorgaben des bald
Gegebenheiten der neuen Anstalt anpassen. Wir streben eine 40 Jahre alten Strafvollzugsgesetzes. Nicht mehr – aber auch
Taktfrequenz von 20 - 45 Minuten an. nicht weniger ! ■

+++ Brand +++ Brand +++ Brand +++ Brand +++ Brand +++ Brand +++ Brand +++
Der Brandschutz in Justizvollzugsanstalten ist unserer Zeitung ein wichtiges Anliegen – oder an-
ders: HILFE – wir wollen nicht verbrennen ! Da Gefangene sich nicht selbst retten können – wir
sind eingeschlossen, Fluchtwege sind uns versperrt im wahrsten Sinne des Wortes – muss in
Knästen ein ganz besonders ausgefeiltes Brandschutzkonzept existieren: es müssen Rauchmelde-,
Rauchabzugs- und Sprinkleranlagen installiert sein, sich automatisch öffenende Notfalltüren, nahe
gelegene Feuerwachen, etc.
Leider ist der bauliche Brandschutz in den meisten älteren Knästen kaum installiert – in der
JVA Heidering sind zumindest Rauchmelde- und Rauchabzugsanlagen vorhanden, jedoch keine
Berufsfeuerwehr ! Genauer: Für die JVA Heidering ist die Freiwillige Feuerwehr zuständig – und deren
Hilfsfristen betragen 20 - 30 Minuten; also fast eine halbe Stunde vergeht, bis die Feuerwehrmänner
aus dem heimischen Bett oder vom Arbeitsplatz aus in die Feuerwehrwache gerast sind und dort auf
den Löschzug aufgestiegen und in die JVA gedüst sind. Bis dahin jedoch können die Knackis in ihren
Zellen erstickt oder verbrannt sein.
Die beiden größten deutschen Technischen Überwachungsvereine (TÜV) äußerten sich gegenüber
unserer Zeitung so, dass solche Gegebenheiten kein tragfähiges Brandschutzkonzept bilden würden
und eine solche Anstalt ihrer Meinung nach nicht in Betrieb gehen dürfe.
Die Senatsverwaltung für Justiz versichert in diesem Zusammenhang, dass sich dem
Brandschutzkonzept gewidmet wurde und wird.

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Kriminalpolitik > Fußfessel | Dieter Wurm

Fuß-Fessel-Fetischismus
Das moderne Europa hat sich aus vorgeblichen Sicherheitsbedürfnissen zum Schnüffelsystem ge-
wandelt, überall Telefonüberwachung, Datenklau und Kameraausspähung. Alles im Namen der
Sicherheit und Ordnung – vorgeblich wird der Bürger durch ausufernde Kriminalität und Terrorismus
bedroht.
Deutschland ist auf diesen Big-Brother-Zug aufgesprungen und hat ein Überwachungsinstrument
importiert, welches unsere bundesrepublikanische Welt ein klein wenig sicherer machen soll, und
von der Bürgerfreiheit wieder mal ein klein wenig abknappst.
Hurra, jetzt ist sie da – eine US-amerikanische, undemokratische Machart ist in Deutschland ange-
kommen, die elektronische Fußfessel.

von Dieter Wurm

Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) eröffnete die die die gewonnenen Geodaten mit Erlaubs- und Verbotszonen
G.Ü.L, die gemeinsame Überwachungsstelle der Länder. Im vergleicht.
Rahmen der elektronischen Aufenthaltsüberwachung kön- Die rechtliche Grundlage ist hier der § 463a Abs. 4 Satz 1
nen nun entlassene Gefangene durch die Führungsaufsicht Hs. 2 der StPO und § 68 Abs. 1 StGB.
gerichtlich angewiesen werden, ein elektrisches Knöchel­
band zur Feststellung des Aufenthaltsortes zu tragen und Der Überwachte und Gegängelte ist verpflichtet, die
die in Hessen angesiedelte G.Ü.L., mit Sitz in Bad Vilbel Fußfessel jederzeit umgeschnallt am Knöchel zu tragen.
bei Frankfurt, hat die Aufgabe übernommen, die einge- Verlässt der Gefesselte seine ihm gewährte Zone löst er ei-
henden Beobachtungsmeldungen aus der elektronischen nen Alarm aus und die Fessel vibriert. Über ein mitzufüh-
Überwachung zu bewerten. rendes Handy kontaktiert der Überwacher den Gefesselten
Diese Fußfessel stellt einen Mix aus satellitengestützter und verweist ihn auf den richtigen Weg. Schlägt der Kontakt
GPS-Technik, ergänzt mit Mobilfunktechnologie dar, wel- fehl ergreift die Behörde Maßnahmen: Sie verständigt die
che der Überwachungsbehörde Einblicke über alle Wege des zuständigen Stellen bei der Bewährungshilfe und der Polizei.
Überwachten, selbst in der U-Bahn, gewährt. Dieses Gerät Alarm wird auch ausgelöst, wenn der Überwachte seine
gibt dauerhaft ein Signal an die Überwachungszentrale ab, Routenbindung (erlaubte Gebiete) verlässt und sich einer

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Kriminalpolitik > Fußfessel | Dieter Wurm

Verbotszone, beispielsweise einem Kindergarten oder ei- durchgeführt, wenn sich der derart überwachte Mensch weigert,
ner Schule (bei Sexualstraftätern), oder einer Sparkasse (bei eine Fessel zu tragen oder nicht auf den Handykontrollanruf
Räubern) annähert. des Überwachers reagiert. Geht er Irrwege drohen die
Verhaftung und die Vorführung vor ein Gericht.
Warum dieser Fußfesselaktionismus ? Der mittels Fußfessel Gebrandmarkte erlebt eine öffent-
Im Rahmen einer fast hysterischen Kriminalitätsangst wurde liche Stigmatisierung: Fußfessel gleich Sexualstraftäter, ist
eine ‚Waffe‘ importiert, die unser Land sicherer machen soll. die marktschreierische Botschaft. Nur mal ein Hosenbein
Die Anordnung der Fußfessel basiert auf Prognosen, in denen verrutscht, schon hat der Träger die ‚Arschkarte‘ gezogen.
dem Fußfesselträger eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit Kurze Hosen oder Schwimmbadbesuche oder selbst ein
unterstellt wird und die es, durch die Beobachtung, zu ver- Arztbesuch führen zu einer schamvollen Demaskierung.
mindern gilt. Die mit dem möglicherweise jahrelangen Tragen verbun-
der lichtblick hat sich ausführlich mit der Thematik der denen Stigmatisierungen und freiheitlichen Einschränkungen
Prognosen befasst und ein düsteres Bild aufgezeigt. Diese stehen der Resozialisierung diametral entgegen.
Prognosen sind nicht selten nur Hellseherei.
Trotzdem wird dem freien Bürger – denn genau darum Kritiker dieses Überwachungssystems behaupten, dass sich
handelt es sich bei den zum Tragen der Fußfessel gezwun- hiermit die Büchse der Pandora öffnen könnte, denn dieses
genen Menschen – eine Fessel angelegt. Projekt hat ungeheure Ausbaumöglichkeiten. Unbenommen
ließe sich dieses System auf alle Haftentlassenen und poli-
Die Begründung für dieses ‚moderne Sklaventum‘ lautet: zeilich verdächtigen Bürger, vom Atomkraftgegner bis zum
mehr Sicherheit für den Rest der Welt, wenn das ‚frei he- politisch Unliebsamen, ausdehnen.
rumlaufende, potenzielle Böse‘ universal überwacht wird. So denkt beispielsweise der Generalbundesanwalt Harald
Range öffentlich darüber nach, auch bei notorischen
Wirksamkeit Hooligans die elektronische Fußfessel anzuwenden, „damit
Sorgt die Fußfessel also für mehr Sicherheit der Bevölkerung ? die Polizei auch hier die Kontrolle hat !“
Natürlich nicht – denn selbst der dümmste Ganove wird sei-
ne Fessel die Toilette runterspülen, wenn er sein Ding drehen Besteht noch Hoffnung, die Einführung dieser modernen
oder auf Flucht gehen will. Einen Triebtäter hindert nun gar Sklaverei zu verhindern ?
nichts daran, seine finsteren Triebe auszuleben – die Triebe Nein – sie ist schon da. Und den betroffenen Sklaven wird
vielmehr machen gesunden Menschenverstand zunichte. ihr grundrechtlich geschütztes Recht auf Freizügigkeit in
Zudem bieten sich rückfälligen Tätern natürlich auch in er- Südstaaten-Manier genommen.
laubten Zonen Möglichkeiten für Straftaten: in erlaubten Zonen
können ebenso Überfälle und Übergriffe begangen werden. Das Bundesverfassungsgericht wird nun aber die
Rechtmäßigkeit elektronischer Fußfesseln bei
Es geht also nur darum: Schöner Schein ! Das Versprechen Haftentlassungen überprüfen müssen: Wie Helfried
von mehr Sicherheit kann die Fußfessel nicht erfüllen. Roubicek, der Anwalt des damit erstbetroffenen
Im Gegenteil: mit dem Versprechen einer vermeintlichen Haftentlassenen mitteilte, hat das Bundesverfassungsgericht
Sicherheit werden Risiken schön und klein geredet, und nicht die Verfassungsbeschwerde des Fußfesselträgers angenom-
anderweitig – besser – behandelt ! men (2 BvR 916/11).
Das Landgericht Rostock hatte nach Angaben des
Die Fußfessel könnte wirksam jedoch zur Untersuchungs­ Anwaltes als erstes Gericht bundesweit das Tragen der elek-
haftvermeidung eingesetzt werden, dies wäre auch die prä- tronischen Fußfessel angeordnet (1 Ws 62/11). Als Reaktion
destinierte Anwendungsmöglichkeit für die Fußfessel, da auf die Beschwerde des Anwalts, ‚segnete‘ das OLG Rostock
Vorteile erreicht werden bei gleichzeitiger Minimierung der diesen Beschluss ab, wogegen Verfassungsbeschwerde ein-
Nachteile – leider geschieht genau dies aber nicht ! gelegt wurde.

Im Kern liegt es den Innen- und Justizministern mit ih- Dr. Gero Meinen, Abteilungsleiter der Berliner
rem Fußfesselfetischismus wohl eher daran, dem ewigen Justizverwaltung, und dazu ein ausgewiesener Praktiker des
Polizeiwunsche Geltung zu verschaffen, vorbeugend die ge- Strafvollzuges und der Wiedereingliederung, lehnt diese
samte Menschheit zu beobachten und die in der Bevölkerung Fußfesseln rundweg ab: „Insbesondere wird die Untote der
von den Medien geschürte Angst vor Kriminalität zu Justizvollzugspolitik – die elektronische Fußfessel – hier nicht
beruhigen. weiterhelfen. Sie eignet sich allenfalls dazu, Pressemitteilungen
Die bayrische Justizministerin Beate Merk (CSU) setzt zu generieren, ist aber nach allen Erfahrungen der vergan-
stramm auf die G.Ü.L. und erklärte in der Presse dazu: ,,Die genen 15 Jahre, als vermeintlich wünschenswerte Ergänzung
Fußfessel hinterlässt Spuren. Die Gewissheit, gefasst zu wer- des Rechtsfolgekataloges des Strafgesetzbuches ungeeignet.“
den, ist einfach da und das hilft, Straftaten zu verhindern“. (Forum Strafvollzug 2/2010, S. 77)

Nebenfolgen Protest ist angezeigt, weil es zukünftig alle Verdächtigten


Staatliche Zwangsmaßnahmen werden angedroht und treffen kann, die man immer schon verdächtigen wollte. ■

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Weihnachten > Weihnachtsgruß | Katholisches Pfarramt

Weihnachtsgruß aus dem Katholischen Pfarramt

Liebe Inhaftierte,
liebe Bedienstete,
und liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der JVA,

es ist kaum zu fassen, aber ob es auch in diesem Jahr wieder Weihnachten wird, hängt nicht vom Kalender sondern
wohl allein von mir ab !

Wie das  ? Gott ist ein Beziehungstäter.


Wenn ich seine Begegnung mit mir zulasse, dann wird es mir wie Maria ergehen.
Dann bekomme ich von ihm das Christkind geschenkt.

Die Maler stellen den Erzengel Gabriel immer in Begleitung einer Taube dar, wie er zu Maria in die Zelle tritt.

Viele Menschen allerdings verstehen heute diese Geste Gottes nicht mehr; oder auch gern mal falsch, weil sie gern
auf Kosten Gottes oder von gläubigen Menschen schräge Witze darüber machen wollen. Schade eigentlich, denn
so verpassen sie ja Weihnachten.
Dann bleibt ja nur der Warenaustausch zur Winterzeit übrig; hier also Weihnachtspakete von Zuhause oder vom
„Schwarzen Kreuz“; vielleicht ein gemeinsames Essen zum ‚Winterfest‘; ansonsten die einsame Nacht in der Zelle,
wie üblich.

Der Engel und die Taube, der Heilige Geist Gottes, erschaffen also erst Weihnachten.

Maria ist die erste Adressatin der Botschaft von der Menschwerdung
Gottes. Sie lautet: Lass dich von Gott erreichen, durch Mitgefangene
und Bedienstete, durch MitarbeiterInnen und Seelsorger – oder –
noch besser – werde selbst zum Engel für andere.

In diesem Sinn wünschen Euch und Ihnen eine gesegnete


Advents- und Weihnachtszeit

Eure Seelsorger

Pfarrer Stefan Friedrichowicz und Axel Wiesbrock ■

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Weihnachten > Weihnachtsbotschaft | Evangelisches Pfarramt

Gedanken zur ‚Weihnacht‘


Liebe Inhaftierte und Bedienstete,
werte Mitarbeiter/-innen der JVA Tegel

Es wundert mich jede (Vor-)Weihnachtszeit erneut, dass es in unseren Häusern unter allen (Bediensteten und
Inhaftierten) eine unruhigere, auch gereizte, bisweilen aggressivere Stimmung gibt.

Wenn ich das ‚draußen‘ erzähle, verwundert es allenthalben – und auf die Frage, woran das wohl liege, woher das
komme, habe ich noch immer keine schlüssige Antwort gefunden.

Hat das etwas mit Weihnachten zu tun ? Zumindest Sie als Insassen erleben den hektischen Kaufrausch nur aus
Erinnerung oder bei Ausgängen. Wenn es damit zusammenhinge, hätte es eher ursächlich mit ‚Weihnachten‘ als
ursprünglichen Anlass nichts zu tun. Da sind gerade Sie gute, echte Zeugen des von Lukas erzählten Ereignisses.
Die Armuts-Geschichte im Evangelium von Lukas kennt keinen Rabatz. Diese Armuts-Geschichte kennt zwar auch
keine deutsche Winterlandschaft, aber Lukas will mit ihr wie auch in seinem ganzen Evangelium erzählen, dass
Gott sich auf die Seite der Armen, der um Recht, Gerechtigkeit und Menschenwürde Kämpfenden stellt ... und das
will sagen: Gott steht auf Ihrer Seite, wenn Sie für und um Recht, Gerechtigkeit und Menschenwürde eintreten und
sich stark machen.

Dass das nun nicht immer lautlos wie im Stall von Bethlehem zugeht, lehrt uns unsere Geschichte und gegenwär-
tige Politik: Wo Macht sich den Mantel von Recht, Gerechtigkeit und Menschenwürde umhängt, da ist Rabatz,
Konflikt und Kampf manchmal leider – trotz ‚Bethlehem‘ – unvermeidlich. Privilegien der Macht werden selten
kampflos aufgegeben. Das gilt in Syrien wie im Irak, in Somalia – und manche Kämpfe in der JVA Tegel um Macht
und Menschenwürde sind ja auch verbissener und aggressiver als die Armut im Stall von Bethlehem. Aber Gott ist
Partei für die Unterlegenen und Schwachen - bleibt nur die Frage: wer diese sind !!?

Möge uns die Weihnachtsgeschichte von Lukas unsere Blicke für Recht, Gerechtigkeit und Menschenwürde und die
Echtheit für sie einzutreten, klären und schärfen helfen.

Das sind meine Weihnachtswünsche an Sie (an uns alle) für ein weiteres Jahr, bis Weihnachten 2013 diesen Aufruf
wohl erneuern muss.

Evangelisches Pfarramt
Jürgen Matz, Pfarrer ■

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen | Andreas S. Radicke

Bundesverfassungsgericht, Kammergericht
Berlin und andere Oberlandesgerichte rü-
gen, beanstanden und korrigieren die Praxis
des Vollzuges bei Nichtgewährung und
Versagung von Lockerungen

Eine Rechtsprechungslagebetrachtung von Andreas S. Radicke

Hoffnungen, Vollzugsrealität und Rechtsprechung


So sehr Inhaftierte Lockerungen des Vollzuges auch begeh- überraschend und ungewohnt deutlich klar, dass neben der
ren, bleiben den meisten Gefangenen diese dennoch über (grundsätzlichen) Verantwortung der Vollzugbehörde für das
einen sehr langen Zeitraum versagt. Sind die Wünsche der Prognosedefizit, die „Eigenverantwortung der Gefangenen
Gefangenen diesbezüglich auch nachvollziehbar, ist es die für die Durchsetzung ihres Freiheitsgrundrechts und
Versagungspraxis des Vollzuges hingegen oft nicht. Gemäß Resozialisierungsanspruchs“ steht (BVerfGE 117/71, 92 f.)
bestehender und sich fortentwickelnder Rechtsprechung, er- und führte wörtlich dazu weiter aus: „Der Gefangene hat
wies sich die Vollzugspraxis über Jahre hinweg als rechts- die Möglichkeit, sich Lockerungen – über Anträge und die
und ermessensfehlerhaft. Beschreitung des dafür vorgesehenen Rechtsweges – zu er-
streiten und so mittelbar einer von der Vollzugsbehörde
Vielen Inhaftierten sind Mängel in der Fortschreibung verantworteten Prognoseunsicherheit (...) vorzubeugen“
von Behandlungs- und Vollzugsplänen, sowie inhalts- (BVerfG, Beschluss vom 30.04.2009 - 2 BvR 2009/08).
leere Formulierungen, wie beispielsweise: „Flucht- und
Missbrauchsgefahren können nicht mit der erforderlichen Und es führt in weiterer Entscheidung aus, dass „sicherge-
Sicherheit ausgeschlossen werden“ bekannt. Dergleichen stellt werden muss, dass Vollzugslockerungen nicht ohne
hat die sich stetig fortentwickelnde Rechtsprechung Einhalt zwingenden Grund – etwa auf der Grundlage pauschaler
geboten und den Vollzug auf den Boden gesetzlicher Wertungen oder mit dem Hinweis auf eine nur abstrakte
Bestimmungen und Vorgaben übergeordnet ergangener Flucht- oder Missbrauchsgefahr – versagt werden können“
Rechtsprechung zurückbeordert. (BVerfG in NJW 2011, 1931, 1940).
Leitete die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts,
teils mit harten Worten und Rügen, seit langem notwen- Auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes
dige Korrekturen fehlerhafter Gesetzesanwendung und und anderer Oberlandesgerichte gestützt, hinterfragt auch
Gesetzesauslegung ein, werden diese nun auch durch das Kammergericht Berlin zunehmend bestimmte, vom
das Kammer­ gericht Berlin in aktueller Rechtsprechung Vollzug wiederholt zur Versagung von Lockerungen vor-
fortgesetzt. gebrachte Begründungen, und stellte fest, dass solche wie
‚Flucht- und Missbrauchsgefahr kann nicht mit der erfor-
Bei Prognosedefiziten des Vollzuges den Rechtsweg be- derlichen Sicherheit ausgeschlossen werden‘ nicht trag-
schreiten, sagt das Bundesverfassungsgericht fähig sind, um Gefangenen Lockerungen des Vollzuges zu
Hinsichtlich der Reststrafenaussetzung zur Bewährung, versagen (KG Berlin, Beschluss vom 08.06.2009 - 2 Ws
hat das Bundesverfassungsgericht die zuständigen 20/09; Beschluss vom 15.06.2009 - 2 Ws 209/09 Vollz),
Strafvollstreckungskammern (StVK) bereits früh aufgefor- da eine solche Wortwahl gerade nicht die Überzeugung der
dert, den Vollzugsbehörden das Gebotensein von Lockerungen Vollzugsbehörde wiedergibt, es bestünden tatsächlich kon-
deutlich zu machen (BVerfGE 117/71, 108) und scheute auch krete Flucht- oder Missbrauchsgefahren.
nicht davor zurück, von einer teils verfassungswidrigen Die bloße Tatsache , dass sich derart angenommene
Lockerungspraxis dieser zu sprechen (BVerfG, Beschluss Gefahren ‚nicht mit hinreichender Sicherheit ausschlie-
vom 30.04.2009 - 2 BvR 2009/08). Neben Hinweisen darauf, ßen‘ ließen, reiche zur Versagung nicht aus, da die-
dass die unberechtigte Versagung von Lockerungen ein sei- se Formulierungen ein bloßes ‚non liquet‘ wiedergäben.
tens der Vollzugsbehörde zu verantwortendes Prognosedefizit Aufgrund der stets gegebenen und nicht auszuräumenden
begründet, stellte das Bundesverfassungsgericht Restunsicherheit, stünde die Gewährung von Lockerungen

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen | Andreas S. Radicke

des Vollzuges im völligen Belieben der Vollzugseinrichtung, Maßstab anlegen. Die Vollzugseinrichtungen dürfen sich da-
was nicht zulässig sei (KG Berlin Beschluss vom 15.06.2009 her bei ihren Entscheidungen über Lockerungen nicht auf
- 2 Ws 209/09 Vollz, mit Hinweis auch auf: HansOLG pauschale Wertungen oder lediglich abstrakte Missbrauch-
Hamburg, Beschluss vom 16.03.2005 - 3 Vollz (Ws) 20/05; und / oder Fluchtgefahrannahmen beschränken, sondern ha-
HansOLG Hamburg in StraFo 2007, 390; OLG Karlsruhe, ben im Rahmen einer Gesamtwürdigung Anhaltspunkte dar-
Beschluss vom 26.10.2007 - 1 Ws 164/07, juris mit Anm. zulegen, welche geeignet sind, die Prognose in der Person
Böhm StRR 2008, 76). des Gefangenen zu konkretisie­ren (BVerfG schon in StV
1998, 436 = NStZ 1998, 430 mit Anm. Schneider in NStZ
Mit der bestehenden Rechtsprechung, so das Kammergericht 1999, 157).
Berlin, sei ebenfalls nicht vereinbar, in Vollzugsplänen
die Missbrauchsgefahr sowohl anzunehmen als auch Bei der Konkretisierung können vor allem die Entwicklung
gleichzeitig nicht ausschließen zu können, da dieses in des Gefangenen im Vollzug und die Art der begehrten
sich widersprüchlich ist. Auch eine in Ergebnissen der Lockerung, sowie deren Durchführung, von Bedeutung sein.
Vollzugsplankonferenz verwandte Wortwahl wie beispiels- Das mit jeder Vollzuglockerung verbundene (Rest)Risiko
weise: ‚um Missbrauchsbefürchtungen mit der erfor­derlichen muss aus den dargelegten Anhaltspunkten heraus unvertret-
Sicherheit ausschließen zu können‘, dient im konkreten bar erscheinen (BVerfG in StV 1998, 432, 436; zur BVerfG-
Kontext nicht einer Feststellung, sondern der Beschreibung Rechtsprechung vgl. auch: Kruis/Wehowsky in NStZ 1998,
einer Folge bzw. eines angestrebten Zielzustandes. In der ge- 593, 594 und 596), um die fragliche Lockerung damit be-
botenen Gesamtbetrachtung weist auch diese Formulierung gründet versagen zu können.
auf die rechtsfehlerhafte Auslegung des Begriffs der
Missbrauchsgefahr hin (KG Berlin, Beschluss vom Deshalb ist im Rechtsschutzverfahren nach §§ 109 ff StVollzG
15.06.2009 - 2 Ws 209/09). eine umfassende Überprüfung geboten (BVerfGE 64/261,
279). Die Gerichte haben den Sachverhalt umfassend aufzu-
Selbst von Gerichten wenig beachtet: Das BVerfG stellt klären und dabei festzustellen, ob die Vollzugseinrichtungen
den Rechtsschutz für Gefangene wieder her ! von zutreffend und vollständig ermittelten Sachverhalten
Bei den Versagungsgründen der Flucht- und / oder ausgegangen sind und unbestimmte Rechtsbegriffe richtig
Missbrauchsgefahr handelt es sich um unbestimmte ausgelegt und angewandt haben (BVerfG in StV 1998, 436).
Rechtsbegriffe. Der Streit über den Umfang gerichtlicher
Kontrolle bei Anwendung dieser Begriffe auf konkrete Unbestimmte Rechtsbegriffe sind in vollem Umfang zu
Sachverhalte schwelte (zum Nachteil Rechtsschutzsuchender) überprüfen (BVerfGE 7/129, 154; 84/34, 49; BVerfG
innerhalb der Rechtsprechung über viele Jahre hin- in NJW 2001, 1123). Es besteht – auch für den inhaf-
weg. Wurde durch eine sehr frühe Entscheidung des tierten Bürger – ein Anspruch auf vollständige, auch die
Bundesgerichtshof den Vollzugseinrichtungen ein – gericht- Beurteilungsgrundlagen umfassende, Nachprü­ fung ange-
lich nur begrenzt überprüfbarer – Beurteilungsspielraum fochtener Entscheidungen und Maßnahmen in rechtlicher und
zuerkannt (BGHSt30/320 = NStZ 1982,173), trat der da- tatsächlicher Hinsicht (BVerfGE 64/261, 279; 78/214, 226;
durch eintretenden Verkürzung grundgesetzlich garantierten 84/34, 49; 101/106, 123), da nach ständiger Rechtsprechung
Rechtsschutzes das Bundesverfassungsgericht mit mehre- des Bundesverfassungsgerichtes Art. 19 Abs. 4 Grund­gesetz
ren Entscheidungen entgegen (BVerfG in StV 1998, 428 = (Rechtsweggarantie) nicht nur das formelle Recht und die
NStZ 1998, 373 mit Anm. Wolf in NStZ 1998, 590; BVerfG (bloß) theoretische Möglichkeit gewährt, die Gerichte anzu-
in NStZ 2000, 109 mit Anm. Kröber in NStZ 2000, 613; rufen, sondern dieser auch die Effektivität des Rechtschutzes
BVerfG in ZfStrVo 2002, 372; BVerfGE 109/133 = NJW garantiert.
2004, 739; BVerfG in StV 2009, 708). Demnach entbin- Der – auch inhaftierte – Bürger hat einen substanti-
det der ‚Beurteilungsspielraum‘ die Gerichte nicht von ih- ellen Anspruch auf eine wirksame gerichtliche Kontrolle
rer rechtsstaatlich fundierten Prüfungspflicht (BVerfG in StV (BVerfGE 96/27, 39; 100/313, 364; 101/397, 407; Beschlüsse
1998, 436). des Zweiten Senats vom 05.12.2001 -2 BvR 527/99, 1337/00
Denn eine Einschränkung des Beurteilungsspielraumes und 1777/00). Art. 19 Abs. 4 Satz 1 Grundgesetz gebiete da-
kann sich nicht nur aus Gesichtspunkten des her den Gerichten, das Verfahrensrecht so anzuwenden, dass
Resozialisierungsinteresses des Gefangenen und dem den erkennbaren Interessen des rechtsschutzsuchenden –
Verhältnismäßigkeitsgebot ergeben, sondern auch aus dem auch inhaftierten – Bürgers bestmöglich Rechnung getragen
Schutzbereich des durch Art. 2 Abs. 2 Satz 2 und Art. 104 wird (BVerfG in StV 2002, 662).
Grundgesetz garantierten Freiheitsgrundrechtes.
Die Wahrnehmung von Vollzuglockerungen ist die we- Das Kammergericht Berlin folgt der Rechtsprechung
sentliche Grundlage für die den Gerichten zugewiesene des Bundesverfassungsgerichtes und prüft die Praxis des
Entscheidung über Aussetzung von Strafen zur Bewährung. Vollzuges auch hier vor Ort – ausgehend von dessen gesetz-
Mit dieser Kompetenzzuordnung wäre es nicht vereinbar, lichen Bestimmungen und Zielen­– immer genauer. Hierbei
wenn die Vollzugseinrichtungen die gerichtliche Entscheidung stellt es fortlaufend fehlerhafte Auslegung und Anwendung
faktisch vorherbestimmen, indem sie an die Gewährung von des Gesetzes fest, die angesichts der Praxis des Vollzuges seit
Vollzugslockerungen einen unverhältnismäßig strengen vielen Jahren der Korrektur bedurften.

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen | Andreas S. Radicke

Versäumnisse und Pflichten der Länder; ab- hingenommen werden muss, da eine solche Rechte zu ver-
strakte Gefahren, Lockerungen, Vollzugs- und letzen imstande ist und – auch diesem, entsprechend seines
Personalausstattung Resozialisierungsanspruchs verbleibende – Grundrechte auf-
Das Kammergericht stellte fest, dass „weder Flucht- noch zulösen vermag (BVerfG schon in NStZ 1996, 511; BVerfG
Missbrauchsgefahr abs­trakt zu prüfen seien, sondern stets im in ZfStrVo 1997, 111).
Hinblick auf die konkret beantragte Lockerung“ (KG Berlin
vom 22.08.2011 - 2 Ws 258 und 260/11 Vollz), da eine all- Die kaum noch steigerungsfähigen, harten Rügen des
gemein angenommene Fluchtgefahr es nicht rechtfertige, Bundesverfassungsgerichtes gipfeln in der bereits zitierten
von der Prüfung einer konkreten Fluchtgefahr im Hinblick Entscheidung mit dem unmissverständlichen Hinweis des
auf konkret beantragte Einzelformen von Lockerungen ab- Bundesverfassungsgerichtes an die Inhaftierten, dass „der
zusehen. Relevant ist dieser Umstand zum Beispiel für die Gefangene die Möglichkeit hat, sich Lockerungen über
Lockerungsform der Ausführung. Das Bundesverfassungs­ Anträge und die Beschreitung des dafür vorgesehenen
gericht stellte diesbezüglich fest: „Die allgemeine, nicht nach Rechtsweges zu erstreiten“ (BVerfG vom 30.04.2009 - 2
Lockerungsformen differenzierte Feststellung einer Flucht- BvR 2009/08, Rz. 38 ff.).
oder Missbrauchsgefahr ist für sich genommen grundsätzlich
un­geeignet zu begründen, dass eine solche Gefahr auch im Sind Ausführungen als geringste Lockerungsstufe (KG
Falle der Ausführung besteht. Denn bei dieser Lockerungsform Berlin aaO) praktisch für jeden Gefangenen möglich (aus
ist eine Aufsicht durch Vollzugsbedienstete vorgesehen, gera- gutem Grund erhalten solche auch Gefangene mit lebenslan-
de um der Gefahr von Flucht oder Missbrauch entgegenzu- gen Freiheitsstrafen oder Sicherungsverwahrte), hat sich die
wirken.“ (BVerfG vom 29.02.2012 - 2 BvR 368/10, zitiert Rechtsprechung auch be­zogen auf weitere Lockerungsformen
nach juris). fortentwickelt.

Das Kammergericht Berlin stellte zudem fest, dass „an die Rückblick auf seit langem geltende Rechtsprechung
Aus­führung als geringste Lockerungsstufe keine überstei- Der bloße Hinweis darauf, dass der Gefangene beispiels-
gerten Anfor­derungen gestellt werden dürfen“ (KG Berlin weise die Straftat leugne, sich zu Unrecht verurteilt fühle,
vom 08.06.2009 - 2 Ws 20/09). Ausführungen sind aus über keine Bezugspersonen in Freiheit verfüge, noch eine
Gründen der Resozialisierung dringend geboten, wenn bei- zu lange Reststrafe habe, der Zeitpunkt der Entlassung (vor-
spielsweise Urlaube oder Ausgänge noch nicht gewährt wer- zeitig oder Vollverbüßung) und die Entlassungsperspektive
den können. Dabei dürfen diese keinesfalls nur als vorberei- noch ungewiss sei, ein Ausweisungsverfahren oder eine
tende Maßnahme für weitergehende Lockerungen missver- Abschiebungsverfügung anhängig ist oder sich dieser nicht
standen oder von solchen abhängig gemacht werden. Auch immer vollständig beanstandungsfrei im Vollzug geführt
sollten diese nicht nur auf Fälle besonderer Dringlichkeit habe, reicht zur Versagung begehrter Vollzugslockerungen
beschränkt werden (Lesting/Köhne bei: Feest/Lesting, schon seit einigen Jahren nicht aus (Lesting/Köhne bei:
Kommentar zum StVollzG (Hrsg. 2012), StVollzG § 11 Rz. 8 Lesting/Feest, Kommentar zum Strafvollzugsgesetz (Hrsg.
mit Rspr.-Nachweisen). 2012), StVollzG § 11 Rz. 33 ff., mit Übersicht zur OLG/KG
Angebliche oder tatsächlich be­stehende Personalknappheit und BVerfG-Rechtspre­ chung). Auch Strafgefangene aus-
darf nicht dazu führen, dass Aus­führungen gar nicht oder nur ländischer Herkunft können grundsätzlich Lockerungen
zur Vorbereitung weitergehender Lockerungen des Vollzuges des Vollzuges erhalten, wobei sich darauf bezogene
gewährt werden (Lesting aaO mit Hinweis schon auf OLG Entscheidungen mit den konkreten Lebensumständen dieser
Hamm in NStZ 1988, 198 mit Anm. Matzke, Berlin). Das und ihrer Angehörigen befassen und auseinandersetzen müs-
Bundesverfassungsgericht klärte bereits früh, dass der ver- sen (Lesting aaO Rz. 41).
fassungsrechtlich fundierte An­ spruch auf Resozialisierung
(BVerfGE 45/187, 239) es erfordert, dass den Gefangenen Insofern Vollzugseinrichtungen Lockerungen ablehnen und
alle – somit auch diese – notwendigen Hilfen gewährt werden dies mit (lang) zurückliegendem Versagen in solchen zu be-
(Ausführungen zur Vermeidung bekannt schädli­cher Folgen gründen su­chen, ist auch dieses unzureichend, wenn die seit
von Freiheitsentzug i.S.v. § 3 (2) StVollzG) und zwar „unge- diesem Zeitpunkt genommene Entwicklung des Gefangenen
achtet finanzieller oder organisatorischer Schwierigkeiten“ unberücksichtigt bleibt (KG Berlin schon in StV 1991, 570;
(BVerfGE 35/202, 235), da der Staat und die Bundesländer KG Berlin vom 08.06.2009 - 2 Ws 20/09 Vollz).
„den Strafvollzug so auszustatten haben, wie zur Realisierung
der gesetzlichen Bestimmungen und des Vollzugszieles erfor- Offensichtlich werdende fehlerhafte Auslegung und
derlich“. Diese Verpflichtung gilt insbesondere auch für den Anwendung strafvollzugsgesetzlicher Bestimmungen in
Personalbedarf (BVerfGE 40/276, 284). Das Vollzugsziel gilt vollzuglicher Praxis und im Rahmen fachgerichtlicher
dabei für Organisation und Behandlung gleichermaßen; d.h., Kontrollen dieser, veranlassten BVerfG-Richterin Prof. Dr.
der gesamte Vollzug in den Vollzugseinrichtungen ist auf das Gertrude Lübbe-Wolff bei der Berichterstattung zur neueren
Vollzugsziel der Resozialisierung hin auszurichten (BVerfGE verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung zum Strafvollzug
98/200). Das Bun­desverfassungsgericht hat ebenfalls früh schon im Jahre 2007 zur mahnenden Anmerkung, dass
klargestellt, dass eine ‚verfassungsrechtlichen Vorgaben wi- der Vollzug zur Realisierung des verfassungsrecht-
dersprechende Haftsituation‘ vom inhaftierten Bürger nicht lich vorgegebenen Vollzugsziels der Resozialisierung

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen | Andreas S. Radicke

Wiedereingliederungsperspektiven zu erarbeiten hat und ins- sein“, zudem wird auf die Bedeutung von Lo­ ckerungen
besondere das inhaltliche Gestaltungsermessen des Vollzuges für langfristige Inhaftierte verwiesen (vgl. entspr. BVerfG
rechtsfehlerfrei auszuüben ist (Lübbe-Wolff/Lindemann in vom 29.02.2012 - 2 BvR 368/10) und darauf, dass „zu le-
NStZ 2007, 458). Die Annahme, dass ‚Freiheitsstrafen ver- benslanger Haft Verurteilten Vollzugslockerungen nicht
hängt werden, um (zur Gänze) vollstreckt zu werden‘ ist an- mit der Begründung versagt werden können, eine konkrete
gesichts der Geltung des Freiheitsgrundrechts (BVerfGE Entlassungsperspektive stehe noch aus“ (vgl. entspr. BVerfG
117/71, 92 f, 104) infolge der Entwicklung des Rechtsinstituts in StV 2011, 488. Anm.: Für den Ausgang Lebenslänglicher
der Straf(rest)aussetzung zur Bewährung seit langem nicht gilt die Zehnjahresschranke nach § 13 (3) StVollzG gem.
mehr richtig. BVerfG in ZfStrVo 1998, 180, 182 nicht !). Desweiteren wird
darauf hingewiesen, dass bei Strafgefangenen „bei denen be-
Auch der zu Freiheitsstrafe Verurteilte hat Anspruch auf reits im Urteil die anschließende Sicherungsverwahrung an-
Gewährung seiner Freiheit, wenn ‚kontrollierte Freiheit‘ ge- geordnet wurde, nicht im ausreichendem Umfang auf eine
nügt (BVerfGE 19/342, 352; 29/312, 316; BVerfG schon in Aussetzung des Maßregelvollzuges zur Bewährung hingear-
NStZ 1988, 474). beitet wird“ und beanstandet, dass „von der Möglichkeit der
Gewährung von Vollzugslockerungen, die gerade auch der
Die Voraussetzungen dafür und für mögliche Strafrest­ Vorbereitung der Entlassung dienen und zudem von besonde-
aussetzungs­entscheidungen der zuständigen Straf­ rer Bedeutung im Hinblick auf die Prognose hinsichtlich der
vollstreckungskammern hat der Vollzug zu schaffen. Diese Gefährlichkeit des Betroffenen sind (vgl. BVerfGE 109/133),
ihm gesetzlich zugewiesene Aufgabenstellung kann der nur äußerst restriktiv Gebrauch gemacht wird und vor
Vollzug niemand anderem zuschieben, so sehr sich die-
ser das auch oft, angesichts der Scheu vor Übernahme
Anzeige
der Verantwortung (insbesondere bei der Gewährung
von Lockerungen des Vollzuges), ­ zu wünschen scheint.
Angesichts fortlaufend erfolgter Rügen und Korrekturen Christoph Clanget
durch die Rechtsprechung kann man sich eines solchen
Eindruckes kaum noch erwehren. FacHanwalt Für StraFrEcHt

Das Kammergericht Berlin hat offensichtlich genug vom


strafverteidigung
Gesetzesfolgeunwillen und Fehlern des Vollzuges Strafverteidigung deutschlandweit
Dem Vollzug fehlt Mut. Dieses zeigt sich auch daran, dass Vertretungsberechtigt an allen Gerichten
dieser vorgenommene Vollzugsplanfortschreibungen so-
Français parlé couramment
fort wieder zurückzieht, wenn diese von Gefangenen an-
English spoken
gefochten und gerichtlicher Überprüfung zugeführt wer-
den. In der Vergangenheit ist dieses wiederholt bei
Gefangenen geschehen (mehrmalige Rücknahme erfolgter
VP-Fortschreibungen), um letztlich (dann grundsätzlich
geltende) gerichtliche Entscheidungen zu vermeiden, die
der Vollzug – wie der Teufel das Weihwasser – zu fürchten
scheint. In über Jahre wechselnden Variationen bekannt, hat
auch diese neue Praxis des Vollzuges diesem nicht geholfen;
das Kammerge­richt Berlin gebot dieser Einhalt und erklär-
te das Handeln und Vorgehen der Vollzugseinrichtung darauf
bezogen für rechtswidrig (KG Berlin vom 17.10.2011 - 2 Ws
342-343/11 Vollz).

Mit einer seiner aktuellsten – und grundsätzlichen –


Entscheidung, liest das Kammergericht Berlin dem Berliner
Strafvollzug nachgerade die Leviten und klärt diesen – 35
Jahre nach inkrafttreten des Gesetzes – unter Rückgriff auf Kanzlei München
Kanzlei SaarbrücKen
die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes über Haldystraße 8 Ismaninger Straße 98
die Bedeutung von Lockerungen des Vollzuges auf: 66123 Saarbrücken 81675 München
Fon 0681 - 950 89 30 Fon 089 -97 60 60 06
„Bei langjährigen Inhaftierten kann (...) auch wenn Fax 0681 - 950 89 33 Fax 089 -97 60 60 07
eine konkrete Entlassungsperspektive sich noch nicht ab- Mobil 0163 - 252 64 38 Mobil 0163 -252 64 38

zeichnet und weitergehende Lockerungen eine Flucht-


oder Missbrauchsgefahr entgegensteht (...) zumindest die
Gewährung von Lockerungen in Gestalt von Ausführungen
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geboten (vgl. entspr. BVerfG vom 10.09.2008 - 2 BvR 719/08) www.clanget.de r E c H t S a n w ä lt E
und der damit verbundene personelle Aufwand hinzunehmen

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen | Andreas S. Radicke

allem unbegleitet durchgeführte Maßnahmen wie Ausgang, in Lockerungen) und die beabsichtigte Aussetzung des
Freigang und Urlaub nur in den seltensten Fällen gewährt Strafrestes wieder aufhebbar (vgl. zum Ganzen: BVerfG vom
werden“ (vgl. entspr. BVerfG in NJW 2011, 1931, 1940) und 30.04.2009 - 2 BvR 2009/08, dort Rz. 37, 46 ff). Kritisch
stellt, der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts hatte das Bundesverfassungsgericht angemerkt, dass sich
folgend, zusammenfassend klar, dass „dieses zur Folge habe, Strafvollstreckungskammern zwischenzeitlich – ange­sichts
dass diese Gefange­nen regelhaft schlechter behandelt werden offensichtlich werdender Versagungspraxis und mangelndem
als Gefangene, deren Entlassungstermin aus der Strafhaft Gesetzeszielverständnis – zwar zunehmend auf die Erteilung
absehbar ist“ und rügte mit dem Bundesverfassungsgericht, von Hinweisen (auf das Gebotensein von Lockerungen vor
dass „die ungeklärte Vollzugsdauer nicht dazu führen darf möglicher Reststrafaussetzung zur Bewährung) verlegen,
Vollzugslockerungen restriktiv zu gewähren, sondern vielmehr diese aber die Gefahr geringer praktischer Wirksamkeit in
dafür Sorge zu tragen ist, die Verurteilten soweit zu fördern, sich bergen, wenn diese bei den Vollzugsbehörden nichts
dass die Anordnung der Sicherungsverwahrung unterbleiben fruchten (BVerfG aaO, Rz. 41).
kann“ (KG Berlin vom 10.07.2012 - 2 Ws 242/12 Vollz, mit
Zitierung aus und Übersicht der BVerfG-Rechtsprechung). So wie es den betroffenen Inhaftierten obliegt, die Hinweise
und Ratschläge des Bundesverfassungsgerichtes und
Auch dem Bundesverfassungsgericht reicht es; es weist des Kammer­ gerichtes Berlin – zur Durchsetzung verfas-
– bei Folgeunwillen des Vollzuges – den fachgericht- sungsrechtlich fundierten Resozialisierungsanspruchs
lichen Strafvollstreckungskammern gangbare Wege und Freiheitsgrundrechtes – aufzugreifen, bleibt auch
der Wiedereingliederung von Gefangenen zurück in die zu fragen, nach welchen Grundlagen beanstandete Voll­
Gesellschaft und Freiheit zugseinrichtungen an sich eigentlich ihr Handeln und
Noch konsequenter und weiter greifen Beanstandungen Vorgehen ausrichten und angesichts derart vielfältiger Rügen
des Bun­desverfassungsgerichtes bei verfassungswidrigen – rechtfertigen !
bis dahin folgenlos bleibenden – Lockerungspraktiken des
Vollzuges. Im Sinne der Verfassungsrechtlich gebotenen ef- Auch das Rechtsverständnis der Strafvollstreckungs­kammern
fektiven Durchsetzung des Freiheitsgrundrechtes betonte das für die Gewährleistung geltender gesetzlicher Bestimmungen
Bundesverfassungsgericht, dass die Vollstreckungsgerichte und den Schutz der Rechte von Gefangenen bleibt angesichts
(gerade hinsichtlich möglicher Strafrestaussetzungen zur dessen und vielfältiger ober- und verfassungsgerichtlicher
Bewäh­rung) ihre prozessualen Möglichkeiten auszuschöp- Rügen und Beanstandungen noch massiver zu hinterfragen;
fen haben, wenn es darum geht, den Vollzugsbehörden hier beispielsweise durch den Rechtsbeschwerdesenat des
das Gebotensein von Lockerungen (vgl. BVerfGE 117/71, Kammergerichtes Berlin.
108) deutlich zu machen. Es stellte dabei ausdrücklich fest,
dass „zu diesen Möglichkeiten auch ein Vorgehen auf der Die vorgestellten Vorgaben der Rechtsprechung des
Grundlage von § 454 a Abs. 1 StPO gehört“ (vgl. BVerfG Bundesverfassungsgerichtes und des Kammergerichtes
vom 22.03.1998 - 2 BvR 77/97; BVerfG in NJW 1998, Berlin (wie auch an­ derer zitierter Oberlandesgerichte)
2202, 2204). Ein Vorgehen nach § 454 a Abs. 1 StPO stär- sind teils seit langem bestands­kräftig und inhaltlich wohl
kt das Freiheitsgrundrecht des Verurteilten. Anders als die überdeutlich.
Gewährung von Lockerungen, ist der Entlassungszeitpunkt
der Disposition der Vollzugsbehörde gesetzlich entzogen, so- All die personal- und kostenaufwendigen Reorganisations­
dass sich bei weiterer grundloser Versagung von Lockerungen prozesse und Rahmenkonzeptionen der zurücklie-
das Freiheitsgrundrecht des Gefangenen zum – vom Gericht genden eineinhalb Jahrzehnte haben, beispielsweise in der
vorab festlegbaren und beabsichtigten – Entlassungszeitpunkt Vollzugseinrichtung Berlin-Tegel (als größte ihrer Art in
sicher realisiert. Deutschland), nicht zu einer pflichtgemäß und aufmerk-
sameren Beachtung geltender Rechtsprechungsvorgaben ge-
Verhindern bisher entstandene und seitens des Vollzuges zu führt, die sehr viel gesetzeszielorientierter als das Handeln
verantwortende Prognosedefizite vorerst eine Entlassung, des Vollzuges erscheinen. Es ist beinahe müßig anzumer-
können die nachteiligen Folgen von Prognosedefiziten für ken, dass die Mehrzahl der vorgestellten Entscheidungen die
das Freiheitsgrundrecht der Gefangenen dadurch aber wirk- Vollzugseinrichtung hier vor Ort anbetrafen, was Fragen nach
sam beschränkt werden. Bei dieser Vorgehensweise kann das Rechtsanwendungs- und Gesetzesverständnis dieser zulässt.
Vollstreckungsgericht den Entlassungszeitpunkt vorab so Gleichwohl gelten die vorzitierten Entscheidungen – für die
wählen und festlegen, dass dem Vollzug ein angemessener bundesweiten Leser des lichtblicks angemerkt – nach § 121
Zeitraum für eine aussagekräftige Erprobung zur Verfügung (2) GVG und § 31 (1) BVerfGG grundsätzlich.
steht. Dieser Zeitraum ist von Geset­ zes wegen nicht be-
schränkt. Dass damit unter Umständen eine weit in die Der strafrechtlich in Erscheinung getretene und verurteilte
Zukunft gerichtete Entlassungsentscheidung getroffen wird, Bürger soll im Vollzug lernen, künftig ein Leben ohne das
kann im Einzelfall verantwortbar sein. Denn in der gesam- Begehen von Straftaten zu führen und sich insbesondere an
ten Zeit bis zur tatsächlichen Entlassung ist eine Korrektur Recht und Gesetz orientieren, damit ihm dieses gelingt. Der
dieser Entscheidung unter erleichterten Voraussetzungen Vollzug und Verantwortliche in diesem haben darauf bezogen
möglich (beispielhaft wegen Nichtbewährung bei Erprobung eine Vorbildfunktion – oder nicht ? ■

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Strafvollzug > Vollzugslockerungen
Strafvollzug > Knacki Weihnacht´| Andreas
| Murat
S. Radicke
Gercek

Weihnachten im Knast
von Murat Gercek

Es ist wieder soweit, das Jahr ist fast um und unsere verhasstesten Feiertage – zumindest in der Haftzeit – stehen uns bevor.
Es sind die Tage, die einem so unendlich lang und qualvoll vorkommen, jene Tage, an denen kein Beamter arbeiten und kein
Knacki aus dem Bett rauskriechen möchte, die Tage, die nicht enden wollen und so weh tun.

Am liebsten durchschlafen und am besten erst aufwachen im neuen Jahr, das ist wohl das Motto vieler Gefangener zu Weih-
nachten und Silvester im Gefängnis.

Wie jedes Jahr gibt es auch diese Weihnachten nicht besonders viel zu erwarten im Knast. Ein Gottesdienst, der berühmte-
berüchtigte traurige Adventskranz unter der Zentrale und sonst – nix; wenn wir Glück haben vielleicht leckeres Essen und
einen Butterstollen von der Anstaltsküche. Und viel, viel Einschluss – schließlich wollen die Beamten zu Hause feiern und
nicht im Knast hocken.

Während man an normalen Tagen vor der Glotze sitzt, Musik hört, mit seinen Liebsten telefoniert, kocht oder Sport treibt,
verzichtet man über die Weihnachtstage am liebsten auf all das. Lustlosigkeit, Traurigkeit und Einsamkeit paaren sich zu einem
nahezu unerträglichen Gefühl – einfach nur die Bettdecke über den Kopf ziehen, nix hören, sehen und fühlen !

Weihnachten ist die Zeit, in der jeder Gefangene sich selbst verflucht und seine begangene Straftat am meisten bereut, selbst
die Stärksten unter uns sind an solchen Tagen schwach, denn diese feierlichen und besonnenen Tage tun besonders weh.
Auch sonst ist es nicht unbedingt einfach in einem Gefängnis, getrennt von Familie, fremdbestimmt und eingeschränkt
in der Freiheit, aber die Weihnachtszeit ist und bleibt besonders grausam – dicht gefolgt von der Silvesternacht, Os-
tern und Geburtstagen.

Warum fühlen wir uns eigentlich so mies, gibt es eine Erklärung dafür ? Sind es die Erinnerungen an die
weihnachtlichen Rituale in der Vergangenheit, die Erinnerungen an die sonst übliche weihnachtliche
Vorfreude, an die unvergesslichen Momente an diesen Familienabenden, an die leuchtenden Augen
der Kinder beim Auspacken der Geschenke, an all die schönen Erlebnisse, die wir mit Weihnach-
ten verbinden ? All das versucht jeder im Gefängnis auszublenden und nicht daran zu denken;
aber ob das dann wirklich klappt, ist eine andere Frage.

Auch wenn Besinnung und das Erfahren von Schmerzen fruchtbar unsere Resozi-
alisierung befördern können – Weihnachten ist grausam, deshalb liebe Mitge-
fangene: denkt an die vielen Weihnachten, die Ihr noch draußen mit Euren
Liebsten verbringen werdet, an all die schönen Dinge, die ihr dann nach-
holen könnt. Motiviert Euch gegenseitig, kocht oder backt etwas
Leckeres. Und: es kommt der Tag, an dem auch Ihr entlassen
werdet, auch wenn es vielleicht noch etwas dauern wird.

Alles Liebe wünsche ich Euch – und ein herzliches


Dankeschön an all diejenigen, die uns nicht
vergessen haben und nicht nur an Weih-
nachten für uns auch hier drinnen
da sind. Danke ! ■

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Nachgehakt & Vorgefühlt > Nachgehakt: Telio | Murat Gercek und Timo Funken

Nachgehakt
Telio – das Neueste von den über die zu hohen Preise für die Telefongespräche.
Natürlich hat die Telio versucht, ihre überhöhten Preise
Abzockern mit den hohen Kosten, die durch die Anforderungen der
Anstalten und den damit zusammenhängenden Ansprüchen
an Sicherheit und Ordnung anfallen würden, zu begründen.
Ein Update von Murat Gercek und Timo Funken Auch die Installationskosten für die „Fonio“-Apparate und
Leitungen, die Wartungskosten und die Investitionen für
Unser Artikel „Telio – neues von den Abzockern“ in der Innovation müssten ja in die Telefontarife einfließen, so der
letzten Ausgabe des lichtblicks (3 | 2012, S. 16 ff.) hat Geschäftsführer.
deutschlandweit in Justizvollzugsanstalten – aber auch
anderswo – für Furore gesorgt. Im Nachgang schlugen wir der Telio eine drastische
Die Empörung und Wut richtet sich in erster Linie natürlich Gebührenreduzierung vor, die jedoch auch unternehmerische
gegen die Abzocker, die Telio, aber auch die Anstaltsleitungen Belange berücksichtigte – mit in unsere Darstellung floss
und Justizbehörden wurden mit einer neuen Welle von dabei der Umstand ein, dass wir versuchten – zumindest
Klagen und Beschwerden überflutet. Der ausgebeutete für uns – schwer widerlegbare Kostenargumente (s.o.)
Knacki versteht es nicht, wieso nicht die Haftanstalt, die ja auszuhöhlen, in dem wir in jüngster Zeit bei Justizbehörden
eine Fürsorgepflicht gegenüber dem Inhaftierten hat, gegen dafür warben, dass die Anstalten zukünftig selbst die
die wucherischen Tarife etwas unternimmt, unternehmen Hardware (Kabel, Apparate, etc.) vorhalten sollten und
möchte. sodann ein Anbieter nur noch uns die Netzgebühren erhebt.
Dies würde marktgerechte Preise für uns bedeuten und
„Skandal ist der Umstand, dass Telio all dies nur deswegen zudem vielen Providern den Zugang ermöglichen und somit
betreiben kann, weil Vollzugs- und Aufsichtsbehörden Konkurrenz schaffen, von der Anstalten und Gefangene
all dies zulassen. Nicht nur wegschauen und sogar dreist profitieren würden.
bestreiten, sondern diese Straftaten fördern und zulassen.
Man sollte annehmen, dass Aufsichtsbehörden ein Die Telio versicherte, Gedanken über die Gebührengestaltung
gesteigertes Interesse haben müssten, derartiges abzustellen zu machen. „Ich nehme Ihre Kritik sehr ernst und versuche
und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Von – wie versprochen – Lösungen zu finden, die alle Seiten
wegen ! In all den Jahren hat es nicht eine einzige Anfrage zufrieden stellen. Ich bitte Sie aber noch um etwas Geduld,
gegeben, außer den üblichen Bescheiden wie: ‚Wir sehen da wir neue Lösungen erarbeiten müssen.“, so Oliver Drews,
keine Veranlassung.‘ Und da wundern sich diese Damen und Managing Director der Telio, unserer Zeitung gegenüber am
Herren darüber, dass viele Gefangene von sich gegenseitig 23. Oktober 2012.
deckender Vollzugsmafia sprechen, in denen Seilschaften
zur Verdeckung von Straftaten allerbestens funktionieren.“, Fazit
so die Äußerungen der Interessenvertretung Inhaftierter in Es bleibt nun abzuwarten, ob es sich nur um leere
Westerburg. Versprechungen seitens der Telio handelt oder ob man
wirklich nach einer konstruktiven Lösung des Dilemmas
Noch nie zuvor hat unsere Zeitung eine so empörte Reaktion sucht.
auf einen redaktionellen Beitrag erhalten – hunderte von Vorsorglich haben wir jedenfalls einen Shitstorm in
Leserbriefen, nicht nur der betroffenen Gefangenen, sondern Stellung gebracht, der der Telio und deren Inhabern jedenfalls
auch von Angehörigen, Rechtsanwälten, Journalisten, so gar nicht schmecken wird – eben so, wie uns die Preise
Wissenschaftlern und Rechtspolitikern. der Telio nicht nur nicht schmecken – sie sind unverdaulich
Großes Entsetzten, ausgedrückt in seitenlangen Briefen für uns arme Knackis ! ■
vieler Insassenvertretungen und Gefangenenzeitungen
der verschiedenen Justizvollzugsanstalten, erreicht uns
tagtäglich und viele äußern ihren Unmut und erklären in letzter Minute +++ in letzter Minute
sich solidarisch mit uns im Kampf gegen die abzockende Wohl nicht nur Knackis, sondern auch eigene
Wuchersippe Telio & Co.
Mitarbeiter sind unzufrieden mit der Telio –
Auch die Telio war anscheinend von unserem Artikel so wurde jedenfalls unserer Zeitung Material
‚angetan‘, denn es kam 08. Oktober 2012 zu einem Treffen zugespielt, welches – nach einer ersten Sichtung –
zwischen der Telio-Geschäftsführung und unserer Zeitung. die Wucher-Vorwürfe untermauert und ganz übles
Emotional stark involviert wiederholten wir deutlich Treiben der Telio aufdeckt. Nach Prüfung wird der
unsere Vorwürfe gegen die Firma und beklagten uns massiv
lichtblick berichten.

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Nachgehakt & Vorgefühlt > Vorgefühlt: Massak | Murat Gercek

Der neue Lebensmittelhändler


Massak – viele Vorschusslorbeeren

von Murat Gercek Die Insassen der JVA Tegel hatten lange Zeit schlechte Erfah-
rungen mit den vorherigen Anbietern gemacht: die hohen Preise,
Landauf, landab – eines ist in Gefäng- die kurzen Haltbarkeitszeiten und die großen Verpackungsein-
nissen stets gleich: das Motzen der ver- heiten waren vielen ein Dorn im Auge. Auch die schlechte Qua-
wöhnten Knackis ! lität der gekauften Frischware und die hohe Fehlerquote bei der
– So zumindest die Meinung einiger Auslieferung haben die Inhaftierten reklamiert – aber trotzdem
Anstaltsleiter, mancher Bediensteter und einfach so hinnehmen müssen.
vieler Boulevardblätter. Es ist nur allzu verständlich, dass jetzt der Neue viele Vor-
Es sind immer wieder dieselben The- schusslorbeeren erhält. Die Auswahl ist jetzt erheblich größer und
men, die uns Gefangene beschäftigen: viele Produkte sind um einiges günstiger; endlich hat man auch
die wucherischen Preise für die Gefan- die Möglichkeit, monatlich zweimal einzukaufen.
genentelefonie, der immer schlechter Im ersten Monat wurde eine Einkaufsliste mit ca. 720 Artikeln
werdende Knastfraß, das Geschäftsgeba- angeboten, in den nächsten Monaten soll aber das Sortiment – in
r e n der Elektrofachhändler, die minimal ge- Zusammenarbeit mit der Insassenvertretung – um erweitert wer-
wäh r ten Besuchszeiten und Lockerungen, die allenfalls den. Werner Massak: „Jedes Produkt, dass ich in meinem Ede-
wie Goldstaub verteilt werden, oder aber auch der überteuerte und ka Frischemärkte feilbiete, möchte ich auch meinen inhaftierten
unzuverlässige Einkauf. Es wird gemeckert und gejammert was Kunden anbieten – aus einer Liste mit über 2.800 Artikeln werden
das Zeug hält und man könnte fast denken, dass wir Knackis ein jedenfalls auch die Tegeler Insassen auswählen können. Natürlich
Luxusproblem hätten – ganz nach dem Motto: reich ihnen den nach Genehmigung durch die Anstaltsleitung.“
Finger, so wollen sie deine Hand, reich ihnen die Hand und sie Werner Massak geht noch einen Schritt weiter und führt aus,
wollen deinen Arm. Reich ihnen den Arm, und sie wollen deine dass er für seine Kunden gerne alles besorgt – von Bekleidung bis
Rolex. hin zu Elektrogeräten.
Der lichtblick jedenfalls regt bei der Anstaltsleitung an, die Ein-
Geht es uns in deutschen Gefängnissen einfach zu gut, sind wir zu kaufsliste auf mindestens 2.000 Artikel auszubauen und besonders
verwöhnt oder wollen wir für unsere Straftaten auch noch belohnt auch den Kauf von Elektrogeräten über die Firma Massak – zu-
werden ? Verwechseln wir den Aufenthalt in einer Strafanstalt sätzlich zum Krüger (siehe der lichblick 3 | 2012, S. 22) – zeitnah
etwa mit einem „All-inklusive-Urlaub“ im Robinsonclub ? zuzulassen und sich dafür einzusetzen, dass die Tegeler Gefange-
Fragt man die Anstaltsleitungen, die Bediensteten und auch die nen zu marktüblichen Preisen moderne Technik erwerben können.
meisten in der Bevölkerung so lautet die Antwort wohl: Ja ! Aber
fragt man uns Knackis, so wird ganz schnell deutlich, dass einige Klar hätten sich auch die Tegeler Insassen einen Sichteinkauf ge-
dieser Themen auch zu Recht beklagt werden. wünscht, aber der Einkaufsladen wird wohl erst 2014 entstehen.
Den Bedarf der ausländischen Inhaftierten deckt Massak übri-
In der JVA Tegel sorgt nun ein neuer privater Dienstleister für gens durch Zukauf bei anderen Unternehmen ab – selbstverständ-
Hoffnung und Begeisterung, denn die Firma Massak hat im lich wird dabei die religiöse Schlachtung (Halal) beachtet.
Oktober erstmals den Gefangeneneinkauf übernommen. Zwar Massak verspricht eine garantierte Lieferung der Bestellung
wurde erneut bei der Auswahl auf die Meinung der Gefangenen und kann dies wohl auch zu 99,9 % – durch ein ausgetüfteltes Lo-
gesch***** und man hat über unsere Köpfe hinweg entschieden, gistik- und Lagersystem – gewährleisten.
aber nichts desto trotz begrüßen alle diesen Wechsel. Die Wahl
fiel auf den erfahrenen und kundenfreundlichen „Vollblut-Kauf- Werner Massak selbst hat uns positiv überrascht, er besuchte un-
mann“ Werner Massak, einen fränkischen Lebensmittelkaufmann sere Redaktion und beantwortete alle offenen Fragen recht herz-
aus Bamberg, der inzwischen 75 Justizvollzugsanstalten in ganz lich und professionell. Ganz schnell wurde deutlich, dass hier ein
Deutschland mit einem enorm großen Produktsortiment bedient angenehmer Vollprofi am Werkeln ist, der dieses Geschäft von der
und als zuverlässiger Partner gilt – bei Anstaltsleitungen eben- Pike auf gelernt hat und mit Leidenschaft und Herzblut sein Un-
so wie bei den Gefangenen, seinen Kunden, wie Werner Massak ternehmen betreibt.
immer wieder betont: „Für mich sind sie (die Inhaftierten) Kun-
den, wie jeder andere Kunde auch. Ich gehe noch einen Schritt Fazit
weiter: gerade sie (die Inhaftierten), die nicht in Supermärkten Wir Gefangene freuen uns über Bewegung und Abwechslung auf
frei einkaufen gehen können, versuche ich mit meinem Einkauf so diesem Nischenmarkt und würden uns auch in anderen Bereichen
zufrieden zu stellen, wie mir möglich ist.“ solch eine Entwicklung wünschen. ■

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Recht > Aktuell | Andreas S. Radicke

R e c h t
KURZ gesprochen
Aus Leitsätzen und Beschlussgründen: rechtswidriges, sondern rechtmäßiges Wiederaufnahme eines
Verhalten zu begünstigen. Sind in einer Verfahrens nach Anord-
Störungen des Vollzuges Haftanstalt Maßnahmen zum Schutz nung der Sicherungs-
durch Gewalt unter verwahrung nach altem

§ § § § § §
Gefangener vor Bedrohung durch
Gefangenen und Anstif- Dritte erforderlich, müssen daher vor-
Recht
rangig Möglichkeiten der Einwirkung
tung und Aufstachelung
auf diejenigen ausgeschöpft werden,
zu solcher durch andere von denen Bedrohungen ausgehen. Die LG Fulda, Beschl. v. 28.03.2011; ab-
Gefangene Vollzugsbehörde muss prüfen, ob zur gedruckt in: Strafverteidiger (StV)
Gefahrenbeseitigung entsprechende 2012, 401, 402
OLG Celle, Beschl. v. 09.02.2011 – Maßnahmen, insbesondere gegenüber
1 Ws 29/11 Personen, von denen entsprechende Gegen ein rechtskräftiges Strafurteil,
Störungen des Vollzuges ausgehen, in das auf einer mit dem Grundgesetz
Mit den Grundsätzen rechtsstaatli- Betracht kommen. ■ für unvereinbar oder nach § 78 BVerf-

§ § § § §
cher Zurechnung ist nicht vereinbar, GGesetz für nichtig erklärten Norm
die Gefahr, dass bestimmte Personen Anmerkung: Vgl. dazu auch BVerfG Beschlusssa- oder auf der Auslegung einer Norm
sich rechtswidrig verhalten, nicht che 2 BvR 1295/05; ebenso BVerfG in StV 2006, beruht, die vom BVerfG für unver-
vorrangig diesen zuzurechnen und 146; BVerfG in NStZ 2007, 170, 171 (Verhalten einbar mit dem Grundgesetz erklärt
Gefangener und Anstiftung dieser zu Gewalt gegen
durch ihnen gegenüber zu ergreifende worden ist, kann nach § 79 Abs. 1
Mitgefangene anbetreffend): Nach Entscheidungen
Maßnahmen entgegenzuwirken, son- des BVerfG widerspricht es rechtsstaatlichen Grund-
BVerfGGesetz die Wiederaufnahme
dern Dritte oder gar potentielle Opfer sätzen, Maßnahmen zur Abwehr rechtswidrigen des Verfahrens nach den Vorschriften
drohenden rechtswidrigen Verhaltens Verhaltens nicht vorrangig gegen Störer geordneten der StPO zugelassen werden.
zum Objekt eingreifender Maßnah- Vollzugslebens, sondern gegen bedrohte Betroffene
men der Gefahrenabwehr zu ma- zu richten (Verlegung gewaltbereiter Inhaftierter Das BVerfG hat die Norm des §§ 66
chen. Rechtsstaatliche Zurechnung in Sonderbereiche bzw. in andere Vollzugseinrich- ff. StGB als nicht mit dem Freiheits-

§ § § § § §
muss darauf ausgerichtet sein, nicht tungen, auch anderer Bundesländer, anbetreffend). grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2
Anzeige i.V.m. Art. 104 Abs. 1 Grundgesetz
vereinbar angesehen, die weitere An-
anwaltskanzlei wendbarkeit der für verfassungswid-

dr. olaf heischel & dr. jan oelbermann


rig erklärten Vorschriften (bis zum
31.05.2013) aber nur unter strikter
Verhältnismäßigkeitsprüfung ange-
Wir sind eine Anwaltskanzlei ordnet und für zulässig befunden.
Wurde nach altem Recht Sicherungs-
mit den Tätigkeitsschwerpunkten in den Bereichen verwahrung angeordnet und enthal-
des Strafvollzugs, der Strafvollstreckung, ten die Feststellungen eines rechts-

§ § § § §
der Strafverteidigung (auch Pflichtverteidigungen) kräftigen Urteils keinerlei Hinweise
und des Maßregelvollzugs. darauf, dass das strafbewehrte Han-
deln im Einzelfall konkret gefährlich
für Leib und Leben anderer gewesen
hauptstraße 19
sei, ist im Rahmen eines Wiederauf-
10827 berlin
nahmeverfahrens die Anordnung der
tel.: 030 - 782 30 71
Sicherungsverwahrung aufzuheben,
fax: 030 - 781 30 86
weil sie nicht mehr dem vom BVerfG
kanzlei@heischel-oelbermann.de
vorausgesetzten strengen Verhältnis-
www.heischel-oelbermann.de
mäßigkeitsmaßstab genügt. ■

24
d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  4 | 2012 www.lichtblick-zeitung.de
Recht > Aktuell | Andreas S. Radicke

R e c h t
KURZ gesprochen
Erledigterklärung der Si- Kein Bewährungswiderruf ner hohen Wahrscheinlichkeit eines
cherungsverwahrung / keine Führungsaufsicht- künftig straffreien Lebens, muss –
verlängerung trotz erneuter Straffälligkeit – ein Be-
BGH, Beschl. vom 25.04.2012 – 5 StR

§ § § § § §
währungswiderruf nicht zwangsläu-
451/11 fig erfolgen. ■
OLG Hamm, Beschl. vom 10.11.2011
Die nach § 66 StGB (a.F.) angeordnete – 1 Ws 573/11
Sicherungsverwahrung ist im Verfah- OLG Rostock, Beschl. vom 23.02.2011
ren nach Art. 316e Abs. 3 S. 1 EGStGB Eine Entscheidung über den Widerruf – 1 Ws 38/11
dann für erledigt zu erklären, wenn alle der Strafaussetzung lebenslanger Frei-
für die Anordnung der Sicherungsver- heitsstrafen wegen erneuter Straffällig- Die nachträgliche Verlängerung der
wahrung kausalen Taten aus den An- keit des Verurteilten muss sich an der nach § 68c Abs. 1 S. 2 StGB abge-
lass- und den Vorverurteilungen nicht Erwartung ausrichten, die der Straf- kürzten Höchstdauer der Führungs-
mehr in den Katalog des § 66 Abs. 1 S. aussetzung zugrunde lag. aufsicht kommt nur bis zum Ablauf

§ § § § §
1 Nr. 1 StGB in der am 01.01.2011 in der zunächst verkürzten Frist in Be-
Kraft getretenen Fassung fallen (amt- Die Begehung von Straftaten wel- tracht. Danach ist diese beendet und
licher Leitsatz). ■ che weder Gewaltdelikte noch sonst kann aufgrund dessen nicht verlän-
schwerwiegende Straftaten ähnlichen gert werden. ■
Zur Sicherungsverwah- Charakters dar-
rung alten Rechts stellen, recht-
Anzeige
fertigen einen
Widerruf daher
OLG Nürnberg. Beschl. vom 15.02.2012 nicht grundsätz-
– 2 Ws 566/11 lich.

§ § § § § §
Art. 316e Abs. 3 S. 1 EGStGB stellt Dies gilt jeden-
auf sämtliche Fallgestaltungen des § 66 falls darauf bezo-
Abs.1 bis Abs. 3 StGB ab und nicht le- gen, dass sich die
diglich auf solche Sicherungsverwah- Strafaussetzung
rungen, die Aufgrund des Abs. 1 dieser auf die Erwar-
Vorschrift angeordnet worden sind. tung stützte, der
Verurteilte wer-
Art. 316e Abs. 3 S. 1 EGStGB, der nur de künftig keine
von „Taten“ spricht, die nicht mehr Gewalttaten be-
Grundlage für die Anordnung einer gehen und diese
Sicherungsverwahrung sein können, Erwartung durch

§ § § § §
ist dahingehend auszulegen, dass we- die Nachverurtei-
gen der sonstigen Voraussetzungen der lung nicht in Fra-
Anordnung der Sicherungsverwahrung ge gestellt wird.■
weiterhin auf das im Zeitpunkt der An-
ordnung geltende Recht abzustellen ist
(amtlicher Leitsatz). KG Berlin, Be-
schl. v. 29.08.2011
Für Straftaten gegen die sexuelle – 2 Ws 226-228/11
Selbstbestimmung gilt die 15-jährige
Rückfallverjährungsfrist nicht. ■ Bei Bestehen ei-

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plus & minus > plus: Vollzugshelfer | Dieter Wurm

Vollzugshelfer – Eine von vielen,


Engel des Knastes Helga Engel

von Dieter Wurm

Vollzugshelfer im Strafvollzug – das sind ehrenamtlich tätige Das, um ihre Gefangenen in Berliner oder
Menschen, die sich um eine verfemte Gruppe kümmern für Brandenburger Gefängnissen zu besuchen,
die der anständige Bürger nichts übrig hat, die gar gut wegge- die sonst niemanden haben. Dass sie als
schlossen gehören: Strafgefangene ! Mensch zum Menschen gehe, berichtet sie
uns, und, dass sie an den Gefängnistoren
Die gesetzlichen Grundlagen über die Vollzugshelfer finden nicht lange warten müsse, weil man sie
sich im § 23 Abs. 6 und § 154 Abs. 4 StVollzG, der die An- schon kenne.
stalten dazu anhält, mit Vollzugshelfern zum Wohle des Ge-
fangenen zusammenzuarbeiten. Hier in Tegel unterrichtet sie ausländische Gefangene in
So wird diesen Helfern gestattet, die Gefangenen ohne Deutsch und leitet in der Teilanstalt V zwei Freizeitgruppen.
Überwachung sprechen zu können. Der Vollzugshelfer gilt Ihre restliche Zeit nutzt sie zu Treffen mit den von ihr
als eine Vertrauensperson des Gefangenen. betreuten Häftlingen. Ein Mörder sei darunter und ein Dro-
Dieses ist oft bei lang einsitzenden Häftlingen notwendig, gendealer und, und da wird sie resolut, ein Sexualstraftäter.
weil viele in der Haft alle Bindungen nach draußen verloren Sexualstraftäter würde sie nur ablehnen, wenn diese die nöti-
haben. ge Therapie verweigern würden. Helga Engel kümmert sich
Viele Gefangene berichten immer wieder, dass ohne Voll- trotz aller Vorurteile um jeden.
zugshelfer und die mit diesen geführten Gespräche der Knast Mit den Gefangenen spricht sie allein, lauscht Problemen,
noch schlimmer wäre. spendet Trost oder hilft manchmal dabei, zerstörte Kontakte
zur Familie oder Verwandten zu heilen.
Vollzugshelfer kann fast jeder Bürger werden wenn er bereit
ist, sich ein fremdes Schicksal ans Bein zu binden und ehren- Helga Engels Weg in den Strafvollzug begann mit der Wende,
amtlich tätig zu werden. Volljährig muss er sein, darf keine vor nun rund 20 Jahren. Damals hatte ein Pfarrer in einem
Straf- oder Ermittlungsverfahren gegen sich laufen haben Zeitungsartikel von der seelischen Isolation berichtet, in der
und in den letzten drei Jahren selbst nicht inhaftiert gewesen sich viele Gefängnisinsassen befinden würden. Sie las es und
sein. handelte. Sie schloss sich der Gefangenenhilfsorganisation
„Nothilfe Birgitta Wolf“ an. Dadurch bekam sie die ersten
Eine dieser Vollzugshelferinnen: Helga Engel Adressen und besucht seitdem regelmäßig ‚ihre‘ Gefangenen.
Wir luden sie zu einem Gespräch ein und sie kam. Über eine
Stunde saß sie bei uns und hatte viele interessante Details zu Ich frage sie, was man bei der Resozialisierung besser ma-
ihrer Arbeit und aus ihrem Leben, zu berichten. chen könne. Helga Engel antwortet: „Von Resozialisierung
Jetzt schon 18 Jahre besucht und betreut diese nunmehr 71 in Tegel sehe ich wenig, ich sehe nur den steten Abbau des
Jahre alte pensionierte Lehrerin Gefangene im Berliner und Personals. Vieles wird nur noch schön geredet.“
Brandenburger Strafvollzug. Auf meine Frage, wie denn für sie diese vielen Schicksale

+
Dazu hat sie mit etwa 50 Strafgefan- und Sorgen über Jahre hinweg auszuhalten
genen Briefkontakt und schickt ihren sind, erklärt sie lakonisch: „In der Bahn
Schützlingen Pakete in die Haftanstalten, schalte ich innerlich einfach mal ab, denn
die von der „Nothilfe Brigitta Wolf“ fi- sonst würden mich die Probleme erdrü-
nanziert werden. cken.“
Sie vermittelt Briefkontakte in das gan-
ze Bundesgebiet. Dabei wundert sie sich Eines kann man feststellen: Helga Engel
oft darüber, mit welchen Wunschvorstel- ist eine respektierte und bei den Gefange-
lungen externe Kontaktwünschende sich nen gern gesehene Besucherin.
ihren „Briefkontaktgefangenen“ aussu- Letztens standen einige Gefangene ganz
chen möchten. oben auf Dora 4 im Haus 3 und sahen he-
Außer mit Rat und persönlicher Betreu- runter. Einer dieser Männer deutete auf
ung hilft sie in Not geratenen Gefangenen diese kleine Frau, die mal wieder einen
sogar mit Kleidung aus. Knacki besuchte: „Schaut mal, der Engel
ist wieder da !“
In der Woche an zwei Tagen fährt sie 90 Gibt es im Knast ein noch größeres
Minuten weit mit der Bahn in die Knäste. Kompliment ? ■

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d     e     r        l     i     c     h     t     b     l     i     c     k  4 | 2012 www.lichtblick-zeitung.de
plus & minus > minus: Handyblocker | Mehmet Aykol

Verbotene Alltagsge- werden; und es mag tatsächlich so sein, dass der Schmuggel
der Drogen – sofern nicht, wie es auch vorkommt, Justizvoll-

genstände und tech- zugsbedienste, die diese Drogen auf eigenen Plantagen an-
gebaut haben, sie in den Knast einschmuggeln – am Telefon

nischer Overkill abgesprochen wird.

Telefonate jedoch sind in bundesdeutschen Justizvollzugsan-


stalten generell erlaubt – und nur wenige Gespräche werden
von Mehmet Aykol überwacht (die Überwachung der Telefonate muss jedoch ge-
mäß Gesetz den Telefonierenden mitgeteilt werden). Folglich
§ 3 Strafvollzugsgesetz: „Das Leben im Vollzug sind Gefangene, die Straftaten mittels Telekommunikation
soll den allgemeinen Lebensverhältnissen so- begehen (wollen), auf Handys nicht angewiesen.
weit als möglich angeglichen werden.“
Zu den allgemeinen Lebensverhältnissen gehört Tatsächlich ist es so, dass wucherisch agierende Telekommu-
nicht nur in den modernen Industrieländern, sondern fast nikationsunternehmen – Wucher ist übrigens ein Straftatbe-
überall auf der Welt das Handy – weit mehr als 80 Millionen stand, vielleicht widmet sich der Berliner Justizsenat diesem
Handys werden in Deutschland betrieben. Ein Leben ohne Gesetzesbruch mal ? – der bedeutendste Grund dafür sind,
Handy – das können viele Bürger sich nicht mehr vorstellen. dass so viele Gefangene ein Handy zum Telefonieren benut-
zen.
In deutschen Knästen aber sind Handys nicht nur nicht ge- Eigentlich müssten aber Justizbehörden jedem Inhaftierten
stattet, sondern auf sie wird zur Jagd geblasen mit allerlei me- ein Handy in die Hand drücken, denn das Ziel des Vollzuges
schuggen Maßnahmen und Gerätschaften: Jeder kennt ihn, ist die Resozialisierung, und dies beinhaltet den Kontakt nach
den nach Einschluss über die Stationsflure schleichenden, draußen, mit den Angehörigen und Freunden. So müssten die
hellhörigen, den mit summenden Handyfindern ausgerü- Knäste auch den Gefangenen endlich den Zugang zum Inter-
steten oder den durch jahrelange Berufserfahrung angeblich net gestatten.
jedes Versteck kennenden, deutschen Justizvollzugsbeamten, Auch wenn es Gefangene geben wird, die mit diesen Medi-
der sich mit Stolz geschwellter Brust für jedes erlegte Handy en neue Straftaten begehen – diese lassen sich aber wirksam
feiern lässt. verhindern, indem der Knast seinen Aufgaben (siehe oben,
Des Jägers neueste Waffe aber kommt einer Atombombe der Resozialisierung) nachkommt und die Gefangenen be-
gleich: plattmachen, alles. Handystörsender sollen endgültig handelt. Diese Gefangenen werden dann nämlich nicht nur
in deutschen Knästen dem funktelefonischen Gezwitscher im Knast, sondern auch nach der Entlassung keine Straftaten
den Garaus machen. Konsequent sollen diese sündhaft teuren mehr begehen.
Anlagen jedwede Handytelefonie wirksam unterbinden.
Sündhaft teure Mobilfunkblocker sind also das falsche Mit-
Die Begründung für die millionenschweren Investitionen tel, teuer und zudem ineffizient: findige Gefangene verwen-
lautet: Handys gefährden die Sicherheit und Ordnung der den schon heute beispielsweise leistungsstarke DECT- oder
Anstalt, weil damit Ausbrüche geplant und Drogenschmug- WLAN-Telefone, die von den Blockern nicht beeinträchtigt
gel organisiert werden kann – dramatisch beschreibt es Hans- werden. Zu Recht stellt Referent Pohl deshalb fest: „Ange-
Arduin Pohl, Referent für Grundsatzangelegenheiten der sichts der schwierigen Rahmenbedingungen, der erheblichen
Sicherheit in den Berliner JVAen: „Und die (Handys) nut- Kosten (...) sowie der komplexen, kurzlebigen Technik (...)
zen die Gefangenen auch ausgiebig, wobei sie sich keines- stellt sich allerdings die“ Sinnfrage (ebd.).

-
wegs – wie zuweilen naiv bagatellisiert
wird – auf den Plausch mit den Lieben Mobilfunkblocker beeinträchtigen zudem
beschränken. Mit Mobiltelefonen bege- die Gesundheit: steigt doch nach Inbe-
hen Gefangene Straftaten wie Beleidi- triebnahme der Krankenstand der Justiz-
gungen, Nötigungen und Erpressungen, vollzugsbediensteten im Durchschnitt um
sie werden eingesetzt zum Herunterladen 10 % (die Mehrzahl der knästlichen Han-
kinderpornografischer Bilder, für die dy-Benutzer sind Schließer – können sie
Einbringung von Betäubungsmitteln und nicht mehr simsen und surfen, werden sie
anderer in der Anstalt verbotener Gegen- krank).
stände (...) und in der Untersuchungshaft
werden Tatopfer und Zeugen bedroht.“ Fazit
(Forum Strafvollzug, 6/2010, S. 332 ff.) Wenn es um die Finanzierung von Resozi-
Hans-Arduin Pohl hat Recht – Recht alisierungsmaßnahmen für Inhaftierte geht,
damit, dass im Gefängnis Menschen mit wird stets das fehlende Geld als Ausrede
Fehlern und Schwächen inhaftiert sind. benutzt – für unsinnige Mobilfunkblocker
Leider hat er auch damit Recht, dass aber hat der Berliner Senat Geld ?
auch im Gefängnis Drogen konsumiert Ein fettes Minus für diesen Schmarrn !■

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Tuttifrutti – Himbeere > Berliner Justiz | Redaktion

lichtblick pro
Auch diesmal wollen wir in dieser Rubrik Vermischtes aus
dem und über das Gefängnis „prämieren“: was ist beson-
ders degoutant, was wenig appetitlich, was schmeckt uns und
was gehört einfach nur in die Tonne ... freuen Sie sich dies-
mal über die Verleihung der grauen Himbeere an die Berliner
Justiz und die faulige Banane geht an den Krüger. Vorhang
auf – Applaus !

die graue Himbeere geht an ...


Knecht Ruprecht – ähh – die Berliner Justiz wegen ihrer überwiegend die Vollverbüßung und lässt sich für gnädiges
‚Weihnachtsamnestie‘ Weihnachtsamnestieren feiern.

von der Redaktion Schien unsere damalige Kritik kaum steigerungsfähig, müs-
sen unsere werten LeserInnen nun jedoch erfahren, dass
Amnestie, altgriechisch ‚amnestia‘: vergessen, vergeben, ist sich unser letztjähriges Minus, unser Prädikat, doch stei-
ein vollständiger oder teilweiser Straferlass. Eine Amnestie gern lässt: Die Weihnachtsamnestie 2012 ist eine noch grö-
beseitigt weder das Urteil noch die Schuld des Straftäters. ßere Mogelpackung: Geeignete Gefangene, die sich am 01.
Im Gegensatz zur Begnadigung wirkt die Amnestie über September 2012 in Haft befinden und deren Entlassung zwi-
Einzelfälle hinaus für ganze Tätergruppen, die sich vor- schen den 29. November und 06. Januar 2013 fällt, werden am
zugsweise in Haft befinden. Die Amnestie durch den 28. November 2012 entlassen; es wird also maximal ein knap-
Herrschenden ist ausdrücklich als Kontrollrecht für die per Monat amnestiert – aber die Statistik ganz gravierend
Judikative konzipiert. Eine Spezialamnestie berücksichtigt frisiert. Selbstverständlich, wie alle Jahre wieder, werden
nur stark spezifizierte Straftaten. katalogmäßig ganze Gefangenengruppen von der Amnestie
In Ländern wie der Schweiz, Österreich oder Deutschland ausgeschlossen. Das geht vom Sicherungsverwahrten
werden Entlassungen, die um die Weihnachtszeit anfallen, bis zum BtM-Konsumenten, vom Arbeitsverweigerer bis
auf die Zeit vor Weihnachten vorgezogen, um eine Feier der zum Disziplinarbestraften, und eingeschlossen (also aus-
Entlassenen mit ihren Familien zu ermöglichen. Dies wird geschlossen von der Amnestie) sind selbstverständlich
Weihnachtsamnestie genannt. Gewalttäter und Räuber, Landfriedensbrecher und Staats­
schutzdelinquenten und jeder, der eine Freiheitsstrafe von
Der lichtblick kritisierte in seiner Ausgabe 4 | 2011 diese mehr als zwei Jahren verbüßt ! Ein effektiver Rechtsschutz
Amnestieart als Mogelpackung – unser Stichwort: Statistik­ gegen diese obrigkeitliche Nichtgewährung besteht natürlich
frisur. Dazu verpasste er den zuständigen Begnadigern letzt- nicht.
jährig ein fettes Minus: Eine Amnestie vom 20. Oktober bis
zum 15. Januar für eine recht harmlose Gefangenengruppe, Fazit: Diejenigen, die begnadigt werden, müssten ohnehin
der wohl mehr eine vorzeitige Entlassung zur Bewährung zu- gelockert sein und im Offenen Vollzug sitzen, wenn sie nicht
gestanden hätte als dieser Gnadenakt, war eine Schummelei. gar – wie Ersatzfreiheitsstrafer – im Knast eigentlich ohne-
Hiermit lies sich trefflich vertuschen und die Statistik frisie- hin nichts zu suchen hätten.
ren, dass Justitia in Berlin an sich recht gnadenlos mit ihren Rechnet man die Weihnachtsamnestierten raus, dann wird
Häftlingen umgeht und ganz unten in der Statistik zu fin- in Berlin viel, viel seltener jemand vorzeitig entlassen, als in
den ist, wenn es um vorzeitige Entlassungen geht. Die nicht- anderen, diesbezüglich führenden Bundesländern. Und das
vorzeitige Entlassung, obwohl sich die Begnadigten anstän- bedeutet: entweder leistet der Berliner Strafvollzug miese
dig geführt hatten, sonst wären sie nämlich auch durch das Resozialisierungsarbeit, oder man praktiziert in Berlin ei-
Sieb der Begandigungskriterien gefallen, ist mit dem Gesetz nen besonders harten Knecht-Ruprecht-Vollzug.
nicht vereinbar und folglich grauslich – diese Knackis hät-
ten es an sich verdient gehabt, gelockert und dann vorzei- Die Verleihung der grauen Himbeere jedenfalls hat sich die
tig entlassen zu werden, aber die Berliner Justiz praktiziert Berliner Justiz redlich verdient. ■

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Tuttifrutti – Banane > Der Krüger | Tino K., Leser

oudly presents:

die faulige Banane geht an ...

den dreist, dreister, Krüger

von unserem Leser Tino K.

Der im lichtblick erschienene Artikel „Krüger – der Strafgefangene bei OTTO an. Zum Glück wür-
Abknapser“ (Ausgabe 3  | 
2012), welcher über die üb- de ja die Reparatur nichts kosten, nach vier Tagen
len Machenschaften des dreisten Abzockers …äh… des Gebrauch sollte ja Garantie drauf sein – doch Irrtum:
Fernsehdienstes Krüger berichtete, hat eine Art Lawine unter Als die Mitarbeiter von OTTO hörten, dass erst wie-
Betroffenen ausgelöst. der die USB-Buchse eingebaut werden müsse, wur-
Jeder, der ein eigenes elektronisches Gerät auf seinem den sie hellhörig. Der Fernseher sei offen gewe-
Haftraum hat, musste, wohl oder übel, Bekanntschaft mit die- sen ? – egal, ob vom Fachmann oder nicht, bye
ser Firma und deren linken Methoden machen. bye Garantie ! Üble Story, ´ne ?
So auch ein Insasse aus der Teilanstalt V der JVA-Tegel, der
von seinem kärglichen und über Monate zusammengespar- Aber es ist mir auch unverständlich, wie Krüger
ten Hausgeld beim OTTO-Versand einen Flachbildfernseher seit Jahren ungeschoren und ohne gerügt zu wer- den
bestellt hatte. Nach der Lieferung wurde der Fernseher in beispielsweise für die Versiegelung eines Kombi-Gerätes,
der Hauskammer technisch überprüft und zur Fa. Krüger sprich Fernseher mit integriertem DVD-Player, den Preis der
zwecks Versiegelung geschickt, d.h. 13,85 Euro Kontroll- Versiegelung von zwei Geräten verlangt, obwohl es sich nur
und Versiegelungsgebühr und 30,- Euro für den Ausbau des um ein Gerät handelt ?
im Fernseher integrierten USB-Ports. Nach diesem anstalts- Doch leider ist Krüger Monopolist und als auch ich ei-
gedeckelten und allgemein üblichen Nepp …äh …Verfahren, nen neuen Fernseher brauchte, wurde auch meine Familie
bekam der Gefangene seinen Fernseher, ca. 14 Tage nach der Opfer von Krügers linken Methoden und abfälligem
OTTO-Lieferung, ausgehändigt – soweit so gut – oder doch Umgangston. So wurde meiner Mutter für die Versiegelung
nicht ? Vier Tage später riss der Fernseher die Beine hoch, einer Stabantenne 7,- Euro berechnet. Als ich das Gerät in
sprich, er ging kaputt. Ok, was nun ?! Zurück zu OTTO, aber die Hände bekam und diese Frechheit sah, war mein erster
vorher zu Krüger, die USB-Buchse wieder einbauen. Am Weg mit der Antenne zum Vollzugsdienstleiter. Meine Frage,
Telefon wurde dem Insassen von Krüger gesagt, dass das kein ob demnächst auch Kochlöffel gesiegelt werden, blieb im
Problem wäre, er baue die USB-Buchse wieder ein, er habe sie Raum stehen – nicht, dass ich die Leute jetzt noch auf Ideen
ja noch da (aha ?), nur müsse er natürlich für den Einbau 30,- gebracht habe. Laut Dienstanweisung jedenfalls werden nur
Euro berechnen. Ach so, und nicht zu vergessen: wenn der Geräte gesiegelt, durch die Strom fließt und dazu gehört eine
Fernseher von der Reparatur bei OTTO zurückkomme, müss Stabantenne nicht.
der USB-Port wieder ausgebaut werden, was natürlich wie-
der 30,- Euro kosten würde und da OTTO den Fernseher bei Fazit: Krüger ist nur ein Rädchen in diesem mauschelnden
der Reparatur ja öffnen und somit die Siegel brechen müsse, und sich gegenseitig deckenden System, dass sich JVA-Tegel
müsste also auch nochmal 13,85 Euro für die Neusiegelung nennt. Krüger soll nämlich der Schwager von einem unifor-
veranschlagt werden. Geht es dreister ? Es gibt hier Leute in mierten Beamten sein, deshalb wird die JVA auch wohl nie-
Tegel, die sitzen wegen weniger. Niedergeschlagen rief der mals Abhilfe schaffen. ■

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Recht > Aktuell | Andreas S. Radicke

R e c h t
KURZ gesprochen
Ablehnung von Ausfüh- Vollzugsanstalten nicht so ausstattet, den, bspw. die Festlegung der Min-
rungen wegen Perso- wie zur Wahrung der Rechte der Ge- destverbüßungsdauer für seine Strafe
fangenen erforderlich. stehe noch aus.
nalknappheit

§ § § § § §
BVerfG, Beschl. v. 26.01.2011 –
2 BvR 1539/09

Besonders bei langjährig im Vollzug


befindlichen Personen erfordert die
aus Art. 2 Abs. 1 i.Vm. Art. 1 Abs. 1
Grundgesetz resultierende Pflicht des
Der Staat – und isw. jedes Bundesland
– ist verpflichtet, Vollzugsanstalten in
der zur Wahrung der Grundrechte er-
forderlichen Weise auszustatten.

Vollzugsplanfortschrei-
bung und Vollzugslocke-

Lockerungen des Vollzuges können
nicht auf die Funktion der unmittel-
baren Vorbereitung auf eine konkrete
Entlassung beschränkt werden. Ge-
rade bei langjährig Inhaftierten kann
es – auch wenn sich eine konkrete
Entlassungsperspektive noch nicht
abzeichnet – geboten sein, zumindest
Staates, den Strafvollzug auf das Ziel
rungen bei zu lebens- Lockerungen des Vollzuges in Form
der Resozialisierung auszurichten, langer Freiheitsstrafe von Ausführungen so zu ermög-
Verurteilten

§ § § § §
aktiv den schädlichen Auswirkungen lichen, dass die Vollzugsanstalten
des Freiheitsentzuges entgegenzuwir- von ihr angenommenen Flucht- oder
ken sowie deren Lebenstüchtigkeit zu BVerfG, Beschl. v. 05.08.2010 – 2 Missbrauchsgefahren durch geeignete
erhalten und festigen. BvR 729/08 Sicherheitsvorkehrungen entgegen-
wirken.
Insbesondere greift das Gebot, die Strebt ein Gefangener Lockerungen
Lebenstüchtigkeit zu erhalten, nicht des Vollzuges an, wird er durch deren Insbesondere für vom Gericht zu
erst dann, wenn der Inhaftierte be- Versagung in seinem grundrechtlich treffende Entscheidungen über die
reits Anzeichen einer haftbedingten geschützten Resozialisierungsinteresse Aussetzung des Strafrestes zur Be-
Deprivation aufweist und zudem auch berührt. währung (auch lebenslanger Frei-
bei Verurteilten zu lebenslangen Frei- heitsstrafen) spielt die Bewährung

§ § § § § §
heitsstrafen. Auch einem zu lebenslanger Freiheits- in Lockerungen des Vollzuges eine
strafe Verurteilten darf im Rahmen der entscheidende Rolle; die Chancen, zu
Der Staat kann grundrechtliche An- Fortschreibung seines Vollzugsplanes einer günstigen Sozialprognose zu ge-
sprüche Inhaftierter nicht nach Be- nicht jegliche Lockerungsperspektive langen, werden durch vorherige Ge-
lieben dadurch verkürzen, dass er die allein mit der Begründung versagt wer- währungen von Vollzugslockerungen
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Recht > Aktuell | Andreas S. Radicke

R e c h t
KURZ gesprochen
verbessert, durch deren Versagung Dritter über den einzelnen Vorgang hi- nicht nach, verstößt diese gegen den
aber verschlechtert. ■ nausreicht. ■ Grundsatz der Amtsermittlung. ■

Ärztliche Behandlung und Verstoss gegen Gleich- Überwachung von Tele-

§ § § § § §
Fesselung unter den Au-
gen Dritter

OLG Naumburg,
13.10.2011 – 2 Ws 145/11
Beschl.

Liegt bei Gefangenen allgemein eine


behandlungsge- und
Willkürverbote / Ermes-
sensfehler und Amtser-
v. mittlungsgrundsatz

OLG Naumburg,
02.11.2011 – 2 Ws 159/11
Beschl. v.
fongesprächen Gefange-
ner ohne konkrete Über-
wachungsnotwendigkeit
im Einzelfall

OLG Naumburg, Beschl.


27.12.2011 – 1 Ws 804/10
v.

Fluchtvermutung nahe, genügt dieses


zur Anordnung der besonderen Siche- Vollzugsbehörden bleiben auch bei Die Teilnahme an einem Telefonkon-

§ § § § §
rungsmaßnahmen einer Fesselung nach Ermessensentscheidungen an die all- tensystem von der Abgabe einer Ein-
§ 88 (4) StVollzG nicht. Vielmehr muss gemeinen Grundsätze des Willkür- willigungserklärung zum unbemerk-
es sich um eine substantielle, mit kon- verbots und des Verhältnismäßigkeits- ten Mithören abhängig zu machen, ist
kreten Anhaltspunkten belegbare Ge- grundsatzes gebunden. nicht zulässig.
fahr handeln, die insbesondere größer
ist als diejenige, die für die Versagung Ermessensfehler können sich somit Dies gilt auch für beabsichtigte
von Lockerungen des Vollzuges oder aus dem Gleichbehandlungsgebot und Durchsagetexte über die theoretische
für den Ausschluss offenen Vollzuges dem Willkürverbot des Art. 3 Abs. Möglichkeit der Überwachung bei je-
ausreicht. 1 Grundgesetz ergeben, welche alle dem einzelnen Gespräch, da bei den
nicht sachlich begründeten Differen- Teilnehmern die Notwendigkeit der
Befindet sich ein Gefangener in ärzt- zierungen ausschließen und zudem im Abgabe einer konkludenten Einwil-

§ § § § § §
licher Behandlung oder wird ärztlich Zusammenhang mit einer bestimm- ligung suggeriert wird, wenn sie das
beobachtet und untersucht, ist die Voll- ten Verwaltungspraxis insoweit eine Gespräch in Kenntnis der Überwa-
zugsanstalt gem. § 91 (2) S. 1 StVollzG Selbstbindung der Verwaltung bewir- chungsmöglichkeit fortführen.
verpflichtet, vor der Anordnung einer ken.
besonderen Sicherungsmaßnahme ei- Sowohl bei einer vorab abzugebenden
nen Arzt zu hören. Behauptet ein Antragsteller in Ver- Einwilligungserklärung als auch bei
fahren nach §§ 109 ff. StVollzG eine einer während des Gesprächs kon-
Die Vollzugseinrichtung wird nur so in Verletzung des Gleichbehandlungsge- kludent erteilten Einwilligung wird
die Lage versetzt, die gesundheitlichen botes, muss sich die angerufene Straf- auf die Teilnehmer eingewirkt, sich
Belange des Gefangenen gegen die öf- vollstreckungskammer (StVK) damit so zu verhalten, als wenn die aku-
fentlichen Interessen an der Anordnung auch auseinandersetzen und das Vor- stische Überwachung auch im jeweils

§ § § § §
besonderer Sicherungsmaßnahmen bringen rechtlich würdigen. geführten Telefongespräch durchge-
abzuwägen, um so eine ggf. unver- führt wird, ohne dass diese nach ihrer
hältnismäßige gesundheitliche Be- Dabei gilt der Grundsatz der Amtser- Kenntnis tatsächlich erfolgt. § 32 S. 3
einträchtigung abwenden zu können. mittlung; die StVK hat den Sachverhalt StVollzG sieht aber nur im Falle ei-
Abwägungsdefizite führen zur Rechts- von Amts wegen aufzuklären. ner beabsichtigten Überwachung des
widrigkeit der Maßnahme. Es besteht konkreten Telefongesprächs die Mit-
ein Feststellungsinteresse hinsichtlich Legt die StVK ihrer Entscheidung le- teilung hierüber gegenüber dem Ge-
der Rechtswidrigkeit angeordneter Fes- diglich den Vortrag der Antragsgegne- sprächspartner des Gefangenen vor,
selung, da der diskriminierende Cha- rin zugrunde und geht dem Vortrag des um dessen informationelles Selbstbe-
rakter der Fesselung unter den Augen rechtsschutzsuchenden Antragstellers stimmungsrecht zu schützen. ■

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Strafvollzug > Drogenscreening | Mario Steiner

Drogenscreening – wie taug-


lich sind Urinkontrollen und
Schnelltests in der Praxis ?
von Mario Steiner

Die Ausgangssituation ist folgende: In deutschen Vollzugsein­ Du willst gelockert werden ? Pipi.
richtungen tummeln sich, laut Schätzungen, ein gutes Drittel Du willst in die SothA ? Pipi.
Drogenabhängiger, gemessen am Gesamtvolumen der Inhaf­ Du willst einen Langzeitbesuch mit deiner Partnerin oder
tierten. Die Prozentangaben bewegen sich, je nach Quelle, zwi- deinem Kind ? Pipi.
schen 20 und über 40 % (für den Frauenvollzug sogar über Was, du bist kein Radrennfahrer, in deiner Akte steht nichts
50 %) Toxikomanenanteil. Wild stierend schnüren sie, sobald die von Drogen und wir wissen eh, dass du keine nimmst ?
Zellentür geöffnet ist, durch den Bau, auf der immerwährenden Wir wollen PIPI !
Suche nach Stoff, verbreiten Panik, Gewalt und Krankheit und bie-
ten alles was nicht – und alles was – angewachsen ist zum Tausch Es gibt noch ein paar Dutzend Vorgänge vor deren Genehmigung
feil. Soweit das Horrorszenario, zurück zur Wirklichkeit. Pipi zu machen ist, ganz abgesehen von den Fällen offensichtlicher
Willkür, in denen Urinkontrollen unter Umständen und in einer
Zumindest jeder Inhaftierte weiß, dass sich die Realität doch etwas Häufigkeit vorkommen, die mit nichts als Instrumentalisierung
differenzierter darstellt, wenn auch nicht unproblematisch. Also des Vorgangs zum Druckmittel erklärt werden können. Oft drängt
erst einmal beiseite mit den Berichten und Statistiken so genannter sich jedoch der Verdacht auf, UK werden einfach so, damit der
Experten, in denen vom fröhlich grinsenden Gelegenheitskiffer bis Sozi etwas zu schreiben hat, und sich nicht so sehr auf das eige-
zum täglich fixenden Hardcorejunkie alles undifferenziert in einen ne Urteilsvermögen verlassen muss, angeordnet. Gerne werden
Topf geschmissen wird. Anfragen nach dem Sinn in diesem Fall nach dem Prinzip:‚weil-
es-einfach-immer-so-gemacht-wird‘ abgefrühstückt.
Wie dem auch sei, trotz der behördlichen Schizophrenie, dass nicht
sein kann was nicht sein darf, in JVAen befinden sich Drogen und Aber Moment mal… woher nehmen die sich eigentlich das Recht
diese werden auch konsumiert – die Anstalten müssen reagieren. dazu ? Gibt es nichts was die Urinflut eindämmt ? Und war da nicht
Und das nicht erst seit gestern. Also wird einerseits ein Bild beför- was mit der Zuverlässigkeit von Schnelltests, sind die überhaupt
dert, dass hinter jedem Straffälligen einen Konsumenten vermutet, brauchbar ? Ist das derzeitige Verfahren alternativlos ?
der durchsucht, gefilzt, kontrolliert werden muss, andererseits aber
diejenigen die tatsächlich eine Drogenproblematik haben, in die Rechtlicher Aspekt
Ecke drängt, kaum unterstützt, wegrationalisieren oder ‚gesund- Grundsätzlich beruht die Durchführbarkeit einer überwachten
kontrollieren‘ will. Urinkontrolle auf dem § 56.2 StVollzG: „Der Gefangene hat die
Der überwiegende Teil der Inhaftierten jedoch, und das Ist und notwendigen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Hygiene
bleibt der ohne Drogenproblematik, wird durch den entstandenen zu unterstützen.“ Aha. Klingt zunächst, als hätte das eine mit dem
Verfolgungswahn grundlos genervt, gegängelt und genötigt. Und anderen nichts zu tun, aber rechtlich ist der Gesundheitsbegriff
nicht nur diese unbeteiligten Inhaftierten, sondern auch ihre völ- sehr umfassend und bezieht sich auf alle psychischen und soma-
lig unbeteiligten Freunde und Verwandten, also die Besucher. tischen Erscheinungen und Beeinträchtigungen, demnach auch auf
Sicherheit und Ordnung und Eierkuchen für alle. Sucht und Missbrauch, in diesem Falle den Verdacht auf dieselben.
Ersetzen wir „Eierkuchen“ durch „Erniedrigung“, dann passt es Das heißt, es ist nur zum Wohl des Inhaftierten zum überwachten
besser. Harnen in die Pflicht genommen zu werden. Dass dabei das kon-
Einer der erniedrigenden Vorgänge ist hierbei für viele die in- struieren eines Generalverdachts, der sich auf jeden Gefangenen
flationär angeordnete Urinkontrolle unter Beobachtung. Egal wer erstreckt, zur Hilfe genommen werden darf, sagt diese Auslegung
du bist, welchen Hintergrund und welches Delikt du hast und ob jedoch keinesfalls.
du willst oder nicht, du musst jetzt und hier vor fremden Augen lo- Fakt ist, dass unter dieser Prämisse die Urinkontrolle nur im
spinkeln, sonst arbeitet man nicht mit dir. Also Hose runter. So die Einzelfall und nur bei konkreten Hinweisen auf einen aktuellen
Innensicht eines Inhaftierten. Drogenmissbrauch angeordnet werden sollte, wobei ein Zwang
Der sitzt vor seinem Sozialarbeiter / Gruppenleiter und sucht hierzu unter keinen Umständen gerechtfertigt ist, da niemandes
– im Idealfall – die Basis für ein Gespräch und eine vollzugliche Leib und Leben in akuter Gefahr sind. (Wenn ein Drogennotfall
Weiterentwicklung. Ambitionen, Motive und Hoffnungen werden vorläge, wäre der Nachweis von Substanzen im Urin mit Sicherheit
geäußert und ergründet und dann geht es los: nicht die geeignete Erstmaßnahme seitens der Anstalt.) Es bleibt

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Strafvollzug > Drogenscreening | Mario Steiner

demnach lediglich die Rechtmäßigkeit der Durchführung einer Test äußerst fragwürdig (siehe OLG Zweibrücken - 1 Ws 516/84).
Urinkontrolle, wenn ein Anlass gegeben ist, der nachvollziehbar in
der Einzelperson zu begründen ist. Technischer Aspekt
In der Praxis jedoch, werden Urinkontrollen auch ohne ak- Der angewandte Schnelltest ist in der Regel ein Immunoassay, das
tuelle Hinweise auf Drogenkonsum angeordnet und ein nicht- heißt, dass bestimmte Stoffe in der Probe (Urin) mit synthetischen
physischer Zwang wird ausgeübt, da eine Verweigerung der Antikörpern gebunden werden und somit auf dem Testträger
Kontrolle disziplinarisch geahndet werden darf oder sich ande- nachgewiesen werden können. Diese Reaktion erfolgt nach dem
re vollzugliche Nachteile ergeben. Und das ist der abstruse Kern Schlüssel-Schloss-Prinzip und die Menge der erfolgten Bindungen
der Rechtsauslegung in diesem Zusammenhang. Es wird die zwischen gesuchter Substanz und Testantigenen ist Grundlage für
Bestrafung der Verweigerung einer Maßnahme zugelassen, die die Aussage über die Einnahme der Substanz durch den Probanden.
andererseits nicht erzwungen werden darf. Klingt ganz einfach, ist es aber nicht, denn viele der gesuchten
Achtung: Hierbei gilt als Verweigerung nur eine solche in Worten Stoffe befinden sich generell im menschlichen Urin, weshalb ein
oder Gebärden, die Verweigerung muss von dem Inhaftierten arti- Wert festgelegt werden muss ab wann ein Test als positiv gewertet
kuliert werden, eine bloße Unfähigkeit zu Urinieren darf durch die wird. Desweiteren reagieren Stoffe mit den Antigenen, die nicht
Bediensteten nicht als Verweigerung gewertet und dementspre- von der Einnahme illegaler Betäubungsmittel herrühren. So ist be-
chend nicht disziplinarisch belangt werden. Dies gilt auch für nicht kannt, dass gewisse Pflegeprodukte, bestimmte Nahrungsmittel
erfolgte Miktion nach erfolgter Flüssigkeitszufuhr und Wartezeit und etliche Medikamente falsch-positive Testergebnisse erzeugen.
(Siehe KG, Beschl. v. 01.09.2011 - 2 Ws 383/11 Vollz). Darüber hinaus ist es ein leichtes falsch-negative Ergebnisse zu er-
zeugen, mithin reicht die Beimengung leicht zugänglicher Säuren
Generell wird bei der Mitwirkungspflicht an Drogenkontrollen und Laugen, oder die einfache Aufnahme von hohen Mengen
ignoriert, dass es sich beim Besitz von BTM um eine Straftat handelt, Flüssigkeit, um eine eigentlich positive Probe für diese Methode
der in Frage kommende sich also durch die Abgabe einer positiven negativ erscheinen zu lassen.
UK selbst belasten würde und dies dem Selbstbelastungsprinzip Um dem vorzubeugen müssen zusätzliche Prüfungen zur
entgegensteht. Auch in diesem Kontext müsste eine Verweigerung Authentizität der Probe vorgenommen werden, welche sich in der
also Folgenlos bleiben, solange keine andere Form des Nachweises Regel in optischer Prüfung sowie Messung des PH-Wertes und
in Betracht gezogen wurde. der Temperatur erschöpfen. Wie dem auch sei, der Manipulation,
Vergleich mit der Gesellschaft in Freiheit: Im Rahmen einer Fehlinterpretation und Fehlmessung sind Tür und Tor geöff-
Straftatermittlung haben Polizeibeamte zum Beispiel das Recht eine net, ja, die Statistik sagt aus, dass sich generell lediglich eine
Blutprobe zu erzwingen. Dies muss in einer Verhältnismäßigkeit Verlässlichkeit von 75 - 80 % ergibt.
zum Anlass stehen und auch formal so begründet werden. Zumeist Das ist nicht ausreichend um Entscheidungen irgendeiner
geht es beispielsweise um die Gefährdung der Öffentlichkeit Natur, geschweige denn über die Situation eines in Haft befind-
durch das Führen eines Fahrzeugs unter BTM-Einfluss. Der zu- lichen Menschen und dessen Fortkommen, zu verantworten, was
vor erfolgten Aufforderung zur Urinabgabe muss kein Bürger auch gerichtlich längst erkannt und formuliert ist. Demnach muss
nachkommen, und es wird generell angestrebt eine einvernehm- mindestens eine weitere, höher zuverlässige Methode, wie die
liche Lösung zu finden um den Verdachtsmoment auszuräumen. Gaschromatographie, hinzugezogen werden um ein Testergebnis
Hier geht es immerhin um Persönlichkeits- und Grundrechte. Es überhaupt zutreffend als positiv bezeichnen zu können.
liegt auf der Hand, dass einem Beamten in diesem Kontext, sa-
lopp gesagt, von seiner Aufsichtsbehörde das Fell über die Ohren Fazit
gezogen wird, wenn er Bürger unnötig mit Eingriffen in ihr Allgemein drängt sich die Vermutung auf, dass die gängige Praxis
Persönlichkeitsrecht traktiert. oft nur eine sinnentleerte Pflichtübung ist, in der weniger das
Woraus ergibt sich nun eine andere Handhabung im Umgang mit Wohl des Inhaftierten bedacht wird, als vielmehr der bequeme
Gefangenen ? Auch wenn sich die Notwendigkeit Anzeige
einer Eindämmung des Konsums von Drogen in-
nerhalb einer Haftanstalt jedem erschließt, so ist
doch darauf zu achten, dass zumindest eine folge-
Rechtsanwalt Karsten Reibold
richtige und nicht unnötig in Persönlichkeits- und
Grundrechte eingreifende Rechtsgrundlage gege-
ben ist. Tätigkeitsschwerpunkte
Was die Heranziehung des § 11 StVollzG betrifft, • Strafverteidigung
wonach Lockerungen gewährt werden können, • Verwaltungsrecht Jagowstr. 16
wenn vom Inhaftierten keine Missbrauchsgefahr (spez. Ausländerrecht) 10555 Berlin
ausgeht, so ist zum einen der Ausschluss bestimm-
ter Gruppen Inhaftierter und die regelmäßige Telefon: 030 - 791 59 20
Unterstellung der Missbrauchsgefahr im Falle ge- Interessenschwerpunkte
währter Lockerungen fragwürdig, in diesem Fall • Arbeitsrecht Telefax: 030 - 393 60 56
der BTM-Deliktgruppe und Suchtkranken. Zum • Familienrecht E-Mail: info@ra-reibold.de
anderen ist die Stützung einer solchen Entscheidung Internet: www.ra-reibold.de
auf einen derart in der Aussagekraft zweifelhaften Notfall-Nr.: 0179 - 687 24 16

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Strafvollzug > Drogenscreening | Mario Steiner

Ausweg, die zu treffende Entscheidung über Maßnahmen an ei-


nen vom Häftling abhängigen Vorgang zu koppeln, anstatt sich
Interview
selbst eine umfassende Einschätzung zuzutrauen, vielmehr die- mit Andreas Ochmann,
se zu verantworten. Zudem soll ein Druck auf die Benutzer von Leiter des Vollzugsmanagements der
Betäubungsmitteln ausgeübt werden der diese vom Konsum abhält.
Äußerst fraglich bleibt, ob das im gewünschten Umfang der Fall
Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel
ist, wahrscheinlicher ist, dass ein Mensch mit Drogenproblematik
sich dadurch von vollzuglicher Entwicklung distanziert. Dem for- lichtblick: Herr Ochmann, es gab kürzlich einige Umstellungen
mulierten Auftrag das Interesse des Inhaftierten zur Mitarbeit zu was die Durchführung von Urinkontrollen betrifft, wie genau sehen
wecken ist damit nicht genüge getan. diese aus ?
Die Anwendung der Urinkontrolle in derzeitiger Form ist
Ausdruck eines überforderten und deshalb an seiner Aufgabe am Ochmann: Die JVA Tegel nutzt ein neues Schnelltestverfahren und
Individuum desinteressierten Vollzugsapparates. auch organisatorisch hat sich einiges geändert, deshalb tritt eine
neue Hausverfügung über die Durchführung der Kontrollen in Kraft.
Es ist erforderlich, Urinkontrollen auf ein geringeres, sinnvoller Es ist also aktuell einiges in der Wandlung.
platziertes Maß zu reduzieren indem tatsächlich auf konkrete
Anhaltspunkte hingewiesen wird, dem Häftling ist die Möglichkeit lichtblick: Um welchen Test handelt es sich bei dem neuen Test ?
zum folgenfreien Einspruch zu gewähren. Die Mittel, die durch
diese Eingrenzung frei würden, könnten somit für Alternativen Ochmann: Es handelt sich um das System Drug/Screen-Urin-Cup
wie die Durchführung einer Blutentnahme oder Haarproben und II, es weist eine andere Handhabung auf als der vorhergehende
deren Untersuchung aufgewendet werden, falls der Proband ei- Test, unter anderem wird das Behältnis mit der Probe direkt versie-
ner beaufsichtigten Urinentnahme nicht zustimmt. Falls all diese gelt, es ist dann weiterhin möglich den Schnelltest durchzuführen
Methoden abgelehnt werden kann von einer Verweigerung ausge- ohne das Behältnis zu beschädigen oder erneut zu öffnen. Darüber
gangen werden, bis dahin aber sollte flexibel reagiert und im Dialog hinaus sind die Parameter veränderbar, also es kann auf verschie-
kontrolliert werden. Es ist schließlich Aufgabe der Haftanstalt, sich denste Substanzen getestet werden. Im Weiteren wird es eine stati-
ein klares Bild von den ihnen anvertrauten Menschen zu machen stische Auswertung der Ergebnisse der Tests geben, natürlich nicht
und ihnen dementsprechende Hilfestellungen anzubieten, schein- personengebunden.
bar willkürlich zwangbehaftete und erniedrigende Situationen zu
erzeugen ist hierbei kontraproduktiv. ■ lichtblick: Was geschieht nach der Abgabe einer Urinprobe ?

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Strafvollzug > Drogenscreening | Mario Steiner

Ochmann: Die aktuelle Anweisung ergibt ein dreistufiges Testverfahren: ausschlaggebend.


Erstens der Schnelltest vor Ort. Ist dieser positiv gibt es eine Befragung
des Inhaftierten, in welcher er die Möglichkeit hat, den Konsum von lichtblick: Wie verhält es sich mit Inhaftierten die nicht imstande
Drogen einzuräumen. Verneint dieser, wird als zweite Stufe die Probe, sind zu der gefragten Zeit eine Probe abzugeben ?
die bei positivem Befund in Ausnahmefällen in einer dritten Stufe ei-
ner massenspektrometrischen Analyse unterzogen werden kann. Diese Ochmann: Wenn jemand in der Kontrollsituation akute Probleme hat
letzte Stufe kommt jedoch nur bei schwerwiegenden vollzuglichen zu urinieren, kann eine Entkleidung stattfinden und der Betreffende
Entscheidungen in Betracht, zu denken wäre an den Widerruf von dann unüberwacht seine Probe abgeben. Wenn es trotz allem nicht
Vollzugslockerungen oder Ähnliches. klappt, muss dies zunächst im Gespräch mit dem Gruppenleiter geklärt
werden. Eine nicht erfolgte Abgabe einer Urinprobe führt nicht auto-
lichtblick: Handelt es sich dabei um einen weiteren Immunoassay, matisch dazu, dass die Probe als positiv gewertet wird. Es ist immer
also Schnelltest ? der Einzelfall zu betrachten.

Ochmann: Ja, in der zweiten Stufe wird ein Immunoassay durchge- lichtblick: Wie sieht es mit Blutproben als Alternative aus ?
führt. Das Ergebnis des Schnelltests gilt für die Vollzugsanstalt damit
als bestätigt. Ochmann: Blutproben werden nicht standardmäßig zum Abstinenz­
nachweis eingesetzt, was auch Kostengründe hat. Die Blutentnahme
lichtblick: Es gibt Statistiken nach denen derartigen ist aber auch aufwändiger und immer mit einem Eingriff in den Körper
Schnelltestverfahren nur eine Zuverlässigkeit von ca. 75 - 80 % zu- des Inhaftierten verbunden. Eine Wahlmöglichkeit haben Inhaftierte
gewiesen wird. Wäre es nicht angebracht, eine weniger umstrittene insoweit nicht.
Methode, wie zum Beispiel die Gaschromatografie, anzuwenden?
lichtblick: Was kostet denn der Schnelltest ?
Ochmann: Mit einem Restrisiko falscher Tests wird man immer le-
ben müssen. Eine Zuverlässigkeit von 80 % wäre mir jedoch neu, wäre Ochmann: Der schlägt mit 7 € zu Buche. Wenn das gesamte Verfahren
dies der Fall müsste die Fehlerquote von 20 % zum Ausschluss des mit Laborbestätigung durchgeführt wird kommen noch einmal 20 €
Testverfahrens führen. Bei der Wahl des Bestätigungsverfahrens jeden- dazu. Falls auf besondere oder zusätzliche Substanzen geprüft werden
falls richtet sich die JVA nach der Verhältnismäßigkeit, wenn es um soll erhöht sich der Preis jeweils um eine ähnliche Summe.
den Widerruf von Lockerungen, die Verlegung in den offenen Vollzug
oder gerichtlich relevante Bereiche geht, sind dementsprechende lichtblick: Wie verhält es sich mit dem Selbstbelastungsprinzip ?
Testverfahren eine Überlegung wert, wenn jedoch, sagen wir mal, je- Bei Besitz und Konsum von Betäubungsmitteln handelt es sich im-
mand im Haus II vom A- auf den B-Flügel wechseln will, stünde der merhin um einen strafrechtlich relevanten Bereich, demnach sollte nie-
Aufwand in keinem Verhältnis zur Zielsetzung. mand dazu genötigt werden sich selbst zu belasten. Ist dies nicht bei
den angeordneten Urinkontrollen des Öfteren der Fall ?
lichtblick: Generell scheinen Urinkontrollen in inflationärer Weise
angeordnet zu werden, also wenig sinnvoll im Verhältnis zum Vorgang Ochmann: Niemand wird zur Abgabe einer Urinkontrolle gezwungen.
und der getesteten Person zu stehen; vor einem Gespräch mit der Wenn ein Gefangener weiß, dass diese positiv ausfallen würde kann
SothA, vor der Zulassung zum Langzeitbesuch und zu vielen weiteren er nicht zur Abgabe gezwungen werden. Er wird dann mit den eventu-
Gelegenheiten … ell anfallenden vollzuglichen Konsequenzen leben müssen, doch einen
Zwang sich selbst zu belasten übt die JVA nicht aus.
Ochmann: Die Anstaltsleitung hat nicht den Eindruck einer inflatio-
nären Nutzung. Es ist sinnvoll, vor der Verlegung in einen drogenarmen lichtblick: Wie ist es überhaupt mit der gesetzlichen Grundlage ?
Bereich auf Drogenmissbrauch zu testen und ein Langzeitbesuch ist Der Paragraph 56 im Strafvollzugsgesetz, der sich mit der Mitwirkungs­
eine unüberwachte Situation in der sich Gelegenheiten zum Missbrauch pflicht des Inhaftierten in Bezug auf Gesundheit und Hygiene bezieht,
bieten. So ist der Vollzug - der Inhaftierte ist in einer Nachweissituation, wirkt in diesem Zusammenhang etwas an den Haaren herbeigezogen…
und wer nichts zu befürchten hat kann auch mitwirken.
Ochmann: Die Rechtsprechung sieht § 56 StVollzG als taugliche
lichtblick: Demnach ist es sinnvoll, Inhaftierten bei denen sich Grundlage für Urinkontrollen an. Daran hält sich die Anstalt.
weder aus den Akten noch im Vollzugalltag Hinweise auf einen
Drogenmissbrauch ergeben, die also nichts zu befürchten haben, lichtblick: Gibt es hierzu eine Länderverordnung oder ähnliches ?
Urinkontrollen aufzuerlegen? Es kommt einem so vor, als würden
Gruppenleiter leichtfertig und um überhaupt etwas zu Papier zu brin- Ochmann: Nein, eingehender ist der Vorgang nicht geregelt. Im
gen, UKs für alle anordnen ... Sinne des Gesundheitsschutzes besteht die Mitwirkungspflicht des
Inhaftierten. Faktisch ist der Konsum von Drogen gesundheitsschädi-
Ochmann: Hinsichtlich der Urinkontrollen haben Gruppenleiter tat- gend und zudem eine Straftat. Dem ist selbstverständlich durch die
sächlich ziemlich freie Hand, nichts desto trotz soll die Maßnahme Vollzugsanstalt vorbeugen; die Urinkontrollen stellen hierzu ein pro-
gezielt angewandt werden. Sie soll maßvoll angewandt werden. Wer bates Mittel dar.
eine Urinkontrolle zu absolvieren hat liegt dennoch im Ermessen des
Gruppenleiters, der persönliche Eindruck des Gruppenleiters ist hier lichtblick: Wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch. ■

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Sicherungsverwahrung > Sicherungsverwahrungsvollzugsgesetz | Dieter Wurm

Nix als heiße Luft – die neuen Si-


cherungsverwahrungsvollzugs-
gesetze der Länder
Eine persönliche Betrachtung von Dieter Wurm Strafhaft und Sicherungsverwahrung sollen sich ab nun stark
unterscheiden. Dieses, weil der Sicherungsverwahrte nicht
Mich erinnert der Entwurf des Sicherungs­ ver­
wahrungs­ mehr für ein begangenes Unrecht einsitzt, sondern nur des-
vollzugesetzes an meine Kindheit, aufgewachsen in einem wegen, weil er für die Volksgemeinschaft als gefährlich gilt,
kleinen Bauernstädtchen, in dem einmal im Jahr ein so das BVerfG. Der Bundesregierung und den Ländern wurde
Pferdemarkt stattfand. Dort waren alte Bauernschläue und auferlegt, bis zum 1. Juni 2013 den gesetzlichen Rahmen dafür
Rosstäuscherei an der Tagesordnung. Einem alten Gaul wur- zu schaffen. Nun präsentieren die Länder ihren Parlamenten,
de Luft in den Arsch gepumpt und schon stand dieser, ganz ausgegoren von Fachausschüssen, Gesetzentwürfe, die lan-
neu, wenn auch nur aufgeblasen, zum Verkauf an. Daraus bil- deseigen den Sicherungsverwahrungsvollzug neu regelt.
dete sich das Sprichwort: „Nix als heiße Luft.“
Die traurige Erkenntnis bei Betrachtung dieser
Für Ahnungslose: die Sicherungsverwahrung, ein Relikt Gesetzesentwürfe, die wohl fast genauso auch demnächst
aus der nationalsozialistischen Unrechtsjustiz, existierte bis von den Parlamenten verabschiedet werden: es ist immer
2011 recht ungestört neben dem Strafvollzug. Was passier- noch jener aufgeblasene Gaul des genannten Bauernmarktes
te bis dahin ? Man griff sich eine Anzahl von Straftätern he- – nur Rosstäuscherei und heiße Luft : die landeseigenen
raus, erklärte diese für gefährlich und hielt sie, trotz vollver- Strafvollzugsgesetze wurden allenfalls aufgepimpt, indem
büßter Haft, nach § 66 StGB, einfach weiter in Vorbeugehaft. der Begriff Gefangener durch den des Verwahrten ersetzt
Wie hatte man das einmal für den Vollzug formuliert: man wurde. Um das zu kaschieren, wurden noch edle Vorgaben
tausche die Türschilder an den Zellen aus und sperre wei- für Therapie und Behandlung ausgegeben, die sicher genau-
ter ein wie bisher, umbenannt vom Strafgefangenen zum so nur heiße Luft bleiben, wie es ja auch deutschlandweit die
Sicherungsverwahrten, ansonsten ging alles seinen vollzüg- Vollzugsbehörden in vierzig Jahren nicht geschafft haben,
lichen Gang. Das soll nun ein Ende haben. das Strafvollzugsgesetz auch nur ansatzweise umzusetzen
und die Gefangenen zu resozialisieren.
Der Auslöser war ein Beschluss des Bundesver­
fassungsgerichtes Ende 2011, der diese langgewohnte Was wird die Verwahrten nun erwarten, wenn die Entwürfe
Umbenennung schlichtweg für verfassungswidrig erklärte. ihre Gesetzeskraft erlangen ? ‚Schöner Wohnen‘ auf 20 qm
Lebensfläche und eingebauter Dusche,
Kühlschränkchen und Zweiplattenherd.
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Die BILD-Zeitung gab sich fast neidisch,

Rechtsanwalt als sie die Pläne dieser Wohnräume ab-


bildete. Bei den zukünftigen Betroffenen
erzeugt es einen Brechreiz. Ein Grab
Bundesweite Strafverteidigung mag luxuriös sein, aber es bleibt ein
Grab und der darin Gefangene ist, trotz
in BTMG-Verfahren vieler Lippenbekenntnisse, wie lebendig
Spichernstraße 15 begraben.
Dieser Gesetzentwurf ist ein dilettan-
10777 Berlin tischer Versuch, die Verwahrung nach
verbüßter Strafe recht dreist als verlän-
 (030) 218 11 96 gerten Knast auszugestalten.

Ulli H.
Die Verwahrten werden aber nicht
mehr einen bunt bemalten Knast
ohne Weiteres hinnehmen, und
info@rechtsanwalt-boldt.com
www.btm-rechtsanwalt.de Boldt Deutschland wird schon bald wieder
als Menschenrechtsverletzer verurteilt
werden.
Ich bin untröstlich ... ■

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Sicherungsverwahrung > Sicherungsverwahrungsvollzugsgesetz | Dieter Wurm

lichtblick: Hat das übliche Hineinmanipulieren der Strafer in die


Interview SV 2013 ein Ende, oder geht es, mit demselben Fleiße, so weiter, wa-
mit Rechtsanwalt Sebastian gen Sie einen Blick in die Zukunft ? Jedes Bundesland leistet sich ei-

Scharmer aus Berlin, der durch


nen SVer-Knastneubau erheblichen Personal und Baukosten. Muss
man dann nicht dafür Sorgen, dass immer genug Gefangene vorhan-
die Instanzen bis vor´s Bundes- den sind, um den Aufwand zu rechtfertigen und den Laden am Leben
zu halten ?
verfassungsgericht zog und
dort gegen die SV siegte. RA Scharmer: Das Bundesverfassungsgericht hält die SV nur für
gerechtfertigt, wenn bereits in der zuvor verbüßten Strafhaft alle
denkbaren Behandlungsangebote zur Prognoseverbesserung erfolg-
lichtblick: Herr Scharmer, welche Haltung nehmen Sie zu der pro- los verlaufen sind. Die umfangreichen Baumaßnahmen in anderen
pagierten weiteren Notwendigkeit der Sicherungsverwahrung ein ? Bundesländern zeigen, dass man jedenfalls nicht davon ausgeht, dass
Behandlungsangebote erfolgreich sein werden, sonst bräuchte man
RA Scharmer: Ich habe mich in allen Stellungnahmen immer dafür ein- derartige Kapazitäten nicht. Meine subjektive Wahrnehmung ist,
gesetzt, die gesetzliche Regelung an kriminologischen Erkenntnissen dass der Vollzug jedenfalls bislang alles dafür unternimmt, um die
und nicht am Stammtisch zu orientieren. Danach müssen wir davon Gefangenen in die SV zu treiben und sie dort auch sicher und warm zu
ausgehen, dass entlassende Sicherungsverwahrte, auch wenn sie nach behalten. Das hat letztlich auch etwas mit Verantwortungsübernahme
Gutachten weiter als gefährlich gelten, tatsächlich keine höheren und medialer Wahrnehmung zu tun. SVer sind und bleiben die „hei-
Rückfallquoten aufweisen, als andere entlassene Langstrafer. Bei ße Kartoffel“ des Vollzuges. Niemand will letztlich dafür gerade ste-
gleichzeitiger Abschaffung der Sicherungsverwahrung und Ausbau hen müssen, wenn bei einer von hundert möglichen Maßnahmen eine
der Behandlungs-, Resozialisierungs- und Nachsorgeangebote für Flucht oder schlimmstenfalls eine neue Straftat geschieht, selbst,
alle Gefangenen wäre demnach insgesamt eine wesentlich effektivere wenn die anderen 99 Male mustergültig waren. Und so schiebt man
Rückfallvermeidung zu erreichen, als durch das populistisch genutzte sich gegenseitig die Verantwortung zu: von der JVA zur StVK, von
Instrument der Sicherungsverwahrung. dort zum Gutachter und dann wieder zur JVA und so weiter – das
über Jahre.
lichtblick: Die Vollstreckung der SV wird auch weiter im
Strafvollzug stattfinden, welche Gefahren sehen Sie ? lichtblick: Strafvollstreckungskammern übernehmen weiter den
Part des Rechtstaates vor und in der SV, ist das die Institution, die die
RA Scharmer: Die SV ist und bleibt Strafe, auch wenn sie jetzt nach SV verhindert oder auf das absolut notwendige Klientel beschränkt ?
dem Motto „schöner Wohnen“ vollzogen werden soll. Denn letztlich
ist doch nicht entscheidend, wie groß der Fernseher oder Haftraum sein RA Scharmer: Die StVK bekommt nach dem Gesetzentwurf nun eine
darf, sondern dass vor dem Fenster die gleiche Mauer steht. Gerade wesentlich zentralere Rolle und auch mehr Macht. Von Amts wegen
in der JVA Tegel, TA V, ist das offensichtlich. Dass sich daran oder an muss die Rechtmäßigkeit des Vollzuges bei betroffenen Gefangen
der Ausrichtung des Vollzuges auf ernsthafte Therapieangebote und überprüft werden. Ist diese in wesentlichen Punkten nicht gegeben
Lockerungsmaßnahmen bis Mai 2013 etwas Grundlegendes ändert, und wird binnen einer kurzen Frist von der JVA auch nicht nachgebes-
sehe ich trotz entsprechender Vorgaben aus Karlsruhe nicht. sert, muss entlassen werden, unabhängig von der Gefahrenprognose.
Können Sie sich vorstellen, wie begeistert die Richterverbände von
lichtblick: Die SV brummt, sehen sie eine inflationäre Entwicklung dieser Regelung sind ? Trotzdem ich diesen Grundsatz für gut halte,
oder wird diese Institution eines Tages aus dem Recht verschwinden ? befürchte ich, dass er in den Unwägbarkeiten der Vollstreckungsjustiz
versickern wird. Denn dafür bräuchte es genügend Richter mit ent-
RA Scharmer: Die Zahlen belegen, dass sich die SV bis 2011 je- sprechend Kapazitäten, die gewillt sind, Vorgehensweisen der JVA
denfalls inflationär entwickelt hat. Zählt man die Gefangen dazu, kurzfristig und kritisch zu überprüfen, um dann öffentlichkeitswirk-
die noch Strafe verbüßen, bei denen aber SV schon notiert ist, dürf- same unpopuläre Entscheidungen zu fällen. Es gibt solche Richter,
ten bundesweit über 1.300 betroffen sein. Anfang der 90er Jahre aber man muss sie schon gründlich suchen…
wurde dagegen wegen der damals geringen Zahlen noch laut über
eine Abschaffung der SV nachgedacht. Nach der Entscheidung des lichtblick: Können Vollzugsstäbe, Staatsanwaltschaften und StVK
Bundesverfassungsgericht von Mai 2011 sind die Zahlen nun leicht nunmehr rechtstaatliche Verhältnisse im SV-Vollzug ermöglichen ?
rückläufig. Ich habe das Gefühl, die Justiz ist etwas irritiert. Das dürf-
te allerdings nur vorübergehend sein, denn nach der bislang geplanten RA Scharmer: Meines Erachtens nur dann, wenn man das gesamte
Gesetzesreform dürfte es ab 2013 geradezu zu einer Renaissance Verfahren nach den §§ 109 ff. StVollzG vollkommen neu gestaltet -
dann vor allem der vorbehaltenen SV kommen – gleich bei der ersten aber davon sind wir mit der Neuregelung zur SV meilenweit entfernt.
Verurteilung, von einer Beschränkung wenigstens der Anlassdelikte Immerhin kann ich wohl ab Juni 2013 ein Zwangsgeld gegen die
auf schwerste Gewalt- oder Sexualdelikte keine Spur (BtM, Raub, etc. JVA festsetzten lassen, wenn diese gerichtliche Entscheidungen nicht
bleiben SV-fähig). Das heißt aber nicht, dass man dagegen nicht an- umsetzt. Eine wirkliche Bewegung im Strafvollzug würde meiner
gehen könnte. Immerhin gab es auch 1977 mit der Einführung des Meinung jedoch eher eine Beschwerdeinstanz schaffen, die vor Ort
StVollzG de facto eine Revolution des Strafvollzuges. Wir brauchen kurzfristig mündliche Anhörungen in Vollzugssachen durchführt und
dafür aber sicher ein anderes gesellschaftliches und politisches Klima effektiv die Macht hat, verbindliche Vorgaben für die JVA zu setzten.
als heute.
lichtblick: Vielen Dank für das informative Gespräch. ■

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Tegel-intern > GIV | Gastautor: Aziz A. Genc

Die GIV (Gesamtinsassenvertretung) ist das Organ der


GIV Gefangenenmitverantwortung aller Teilanstalten der JVA
Berlin-Tegel.
Die sich unlängst neu konstituierte GIV engagiert sich in ihrer
Legislaturperiode besonders für mehr Behandlung und mehr
Lockerungen – so wie es Gesetz und Verfassung vorschreiben.

Wir kämpfen für mehr Behandlung und Lockerungen

Behandlung Lockerungen
Behandlung – was verbirgt sich hinter diesem Begriff in der Bei Lockerung das gleiche Bild – gewähren doch in Berlin
Vollzugsrealität ? die Staatsanwaltschaften generösere Lockerungen, als die
Justizvollzugsanstalten, deren Auftrag – wie erwähnt – die
Vielleicht nähern wir uns dieser Frage so, dass wir beschau- Besserung ist, die Gefangene lockern müssen (sofern nicht
en, was Behandlung sein soll – das unserem Freiheitsentzug bei genauer Einzelfallprüfung ein Missbrauch konkret ange-
zugrunde liegenden Gesetz jedenfalls schreibt den nommen werden muss !).
Justizbehörden ins Lastenheft, dass Gefangene im Knast zu Wie jetzt ?
besseren Menschen werden sollen; dies fordert auch die bun- Ja – nicht selten ist es so, dass Gefangene als sogenann-
desdeutsche Verfassung. te Selbststeller in den Knast gehen – und dann dort nicht nur
Also sind seitens der Justiz alle Anstrengungen zu unter- keine Lockerungen bekommen, sondern lange Zeit im ge-
nehmen, uns zu besseren Menschen zu machen. schlossenen Vollzug – ohne Behandlung, siehe oben ! – ein-
Ganz deutlich benennt dass Gesetz auch, dass schädlichen gekerkert werden.
Folgen des Freiheitsentzuges vorzubeugen ist. Staatsanwaltschaften und Gerichte belassen die Täter – aus
Folglich müssten Gefangene von Heerscharen jeweils guten, rechtsstaatlichen Gründen natürlich ! – auf frei-
Sozialarbeitern, Psychologen, Beratern, Ausbildern etc. um- em Fuß, weil keine Flucht- und Missbrauchsgefahren vorhan-
lagert, umgarnt und behandelt werden. den sind ... die Berliner Knäste aber vergeben Lockerungen
allenfalls wie Goldstaub, so der lichtblick – wir meinen: allen-
Die Realität sieht gänzlich anders aus: vereinzelte falls wie Diamantenstaub werden uns Lockerungen gewährt !
Sozialarbeiter – der Stellenschlüssel liegt Tegel-weit bei Ständig werden uns Bedenken in die Vollzugspläne ge-
ca. 1:45, d.h., dass auf einen Sozialarbeiter mindestens 45 schrieben – oft ganz und gar unbegründet werden häufig
Gefangene kommen – sind eher verzweifelt bemüht, uns Lockerungen versagt und mit nebulösen Floskeln werden wir
Knackis auszuweichen. von den ‚Sozialarbeitern‘ schlecht geschrieben !
Obwohl es auf manchen Stationen so sein kann, dass
Gefangene, die sich um Behandlung bemühen, auch rudi- Dabei liegt das Problem wohl gar nicht bei den Sozialarbeitern,
mentäre Angebote bekommen, so ist es leider ebenso Realität, sondern der Fisch stinkt vom Kopf, soll heißen: werden
dass ja viele von uns ihre eigenen Fehler, Unzulänglichkeiten Sozialarbeiter von Ihren Chefs, Aufsichtsbehörden und der
und Schwächen noch nicht erkennen können und folglich ih- Presse nicht nur gerügt, sondern gevierteilt, wenn ein von ih-
ren Behandlungsbedarf nicht benennen können. All diese, nen gelockerter Gefangener Mist baut, dann werden sie ver-
die also Behandlung besonders nötig hätten, bleiben auf der ständlicherweise nicht lockern, kein Risiko eingehen !
Strecke.
Fazit
Behandlung also bedarf eines Menschen der behandelt – uns Wir fordern die Anstalt auf – und somit auch die Politik, die
Knackis wird die Erkenntnis und Besserung nicht durch den Anstalt mit entsprechenden Mitteln zu versorgen –, für je 15
heiligen Geist ins Gehirn und Herz fahren ! Eingeschlossen in Gefangene einen Sozialarbeiter zu beschäftigen und einen
unserer Zelle werden wir nicht besser ! Im Gegenteil ! Psychologen; Behandlung ist Gesetz – zu Recht wird von uns
verlangt, dass wir uns an Gesetze halten, aber auch die JVA
Die Folge davon ist, dass der Knast uns verschlechtert – muss dies tun: für´s gesetzlich vorgeschriebene Behandeln
genau das stellen dann allzu häufig die ‚Sozialarbeiter‘ braucht es Behandler !
in Vollzugsplänen auch fest: er ist ein großer Arsch; im
Vollzugsplan steht aber nicht die ganze Wahrheit, sie lau- Zudem dürfen besonders Anstaltsleiter, Aufsichtsbehörden und
tet nämlich: „er ist ein großer Arsch, weil wir ihn durch un- Politiker nicht wider besseren Wissens handeln: Lockerungen
ser Wegsperren und Nicht-Behandeln vom Arsch zum großen sind das bewährteste Behandlungsinstrument. Lockerungen
Arsch gemacht haben !“ So liest sich mancher Vollzugsplan sind gesetzlich vorgeschrieben. Lockerungen werden kaum
schlimmer, als die Anklage der Staatsanwaltschaft. missbraucht. Wir fordern: mehr Lockerungen ! ■

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Tegel-intern > GVV | Gastautor: Christian Templiner

Die GV V versteht sich als Vertretung der Sicherungsverwahrten.


Eine gesetzliche Grundlage für diese Mitverantwortung wur-
de bislang jedoch nicht geschaffen – nicht nur dies, sondern
GVV
besonders auch das neue Sicherungsverwahrungsvollzugesetz
und dessen Anwendung in der Praxis wird die GV V kritisch
begleiten.

Quo Vadis SV ? Teil 2 – Moderner SV-Vollzug 


„Die Bundesregierung hat einen Gesetzesentwurf beschlos-
sen, mit dem die Unterbringung der Sicherungsverwahrung
grundsätzlich reformiert wird.“
Die Vorgaben des BVerfG in seiner wegweisenden wie ein Strafgefangener gehalten und dementsprechend be-
Entscheidung vom Mai 2011 werden nun umgesetzt. So soll oder / und nicht behandelt.
garantiert werden, dass die Sicherungsverwahrung über das Anknüpfungspunkt für den Entzug der Freiheit, ist der
Jahr 2013 hinaus überhaupt Bestand haben kann. Schutz der Allgemeinheit vor der Gefahr, die vermeintlich von
Im Umkehrschluss heißt es, dass die in der dem Untergebrachten ausgehen könnte. Eben deshalb sollten
Sicherungsverwahrung Untergebrachten auch in Zukunft, und die SVer anders (besser gestellt) behandelt werden, um ihm so
so wie es aussieht sogar im Bereich des Strafvollzuges, we- einen Weg in das Leben in der Freiheit vorzubereiten, analog
gen des Verdachtes von Straftaten festgehalten werden sollen, zum Strafvollzug.
weil sich niemand wirklich die Verantwortlichkeiten aufbür- Das ist das sogenannte Abstandsgebot, um das es eigentlich
den möchte, die durch entlassene Sicherungsverwahrte even- im Kern der Entscheidung des Bundeskabinetts geht.
tuell und gegebenenfalls entstehen könnten. Die in den Ländern praktizierte Sicherungsverwahrung
erfüllt bisher in keinem Fall die verfassungsrechtlichen
Das Bundesverfassungsgericht hat jedenfalls die generelle Anforderungen. Weiter im Kern geht es dabei um detail-
Ausgestaltung des Vollzuges der Sicherungsverwahrung in lierte Vorgaben zur Therapierung (Behandlung allgemein)
den Bundesländern beanstandet. der verurteilten Täter schon während der Strafhaft (was in der
So fehlt es bis heute nicht nur an angemessener Vergangenheit leider immer wieder wegen des Fehlens sach-
Unterbringung, sondern und auch an effektivem Rechtsschutz. und fachkompetentem Personals auf der Strecke blieb), und
Die Strafvollstreckungskammern sind mit Gegebenheiten später in der SV.
so gut wie maßlos überfordert, zumal die Gesetzgebung nicht Den in der SV Untergebrachten muss individuell zuge-
eindeutig vorgibt, wie mit den in der Sicherungsverwahrung schnittene Behandlung angeboten werden. Zwar wurden durch
Untergebrachten umgegangen werden soll. Strafvollstreckungskammern Behandlungsmaßnahmen im-
Zwar gibt es den einen oder anderen Untergebrachten, der mer wieder angemehnt und die JVA zu solchen verpflichtet,
nun endlich die weiterführende Behandlung erfährt, aber noch aber tatsächlich hat das BVerfG feststellen müssen, dass die
fehlt es an Ecken und Enden, an sach- und fachkompetentem JVAen bis dato nicht im Stande gewesen sind, dem auch nur
Personal wie Therapeuten und zusätzlichen Sozialarbeitern. ansatzweise gerecht zu werden.
Bring das neue Gesetz tatsächliche Reformen oder aber wer-
Hat die Neuordnung den bisherigen Flickenteppich der SV den lediglich Mittel und Wege gefunden, um die eigentlich
tatsächlich durch einen neuen ersetzt, oder aber wurde der freien Menschen weiterhin festzuhalten ?
alte wieder mit neuen Flicken versehen ?
Effektiver Rechtsschutz, allgemeine Behandlungen, sozial-
Der neue Gesetzentwurf mag zwar durchaus plausibel sein und therapeutische Maßnahmen, sowie die Vorbereitungen auf die
den Bürgern der Bundesrepublik Deutschland eine gewisse Freiheit sollten für den SVer zu 100 % gegeben sein. Wollen
Garantie dafür geben, dass kein in der SV Untergebrachter so wir hoffen, dass zumindest ansatzweise Recht vollzogen wird.
ohne Weiteres auf die Straße gelassen wird. Die Verantwortlichen der Länder hätten die Chance, sich mit
Jedoch zeigen sich im Gesetz keine Garantien für die SVer – den Sicherungsverwahrten an einen Tisch zu setzen, um mit
ihr ‚Vollzug‘ wird von der Angst beherrscht, dass ein Entlassener ihnen (und nicht wie immer gehandhabt, über deren Köpfe
eventuell eine mögliche Straftat begehen könnte. hinweg …) Mittel und Wege zu finden, damit die Maßregel
Auch der effektive Rechtsschutz ist nicht gewährleistet weil mit angemessenen Maßnahmen durchgeführt wird, umso die
der SVer sich die eigentlich ihm zustehenden Rechte einklagen Freiheit für jeden einzelnen in der Sicherungsverwahrung
muss, jedoch kein Recht bekommt, weil die noch bestehende Untergebrachten zu garantieren.
Grauzone verhindert, dass das Recht durchgesetzt wird. Was wann, wie und wo durchgeführt werden soll, ist
Wer in der Sicherungsverwahrung untergebracht ist (ge- noch nicht bestimmbar, jedoch sicher ist, dass bereits heute
rade hier im Strafvollzug der JVA-Tegel Berlin), hat seine Möglichkeiten gegeben sind, mit denen die unfreien Menschen
Gefängnisstrafe bereits voll verbüßt, wird mit den bestehen- eine Vorbereitung für ein Leben in Freiheit erhalten könnten.
den Regelungen der Sicherungsverwahrung jedoch weiterhin  ■

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Einzelhandelskaufmann bin ich seit 1978 im Lebensmittel-
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Aufruf > Leserbriefe | Redaktion

Aufruf zur Teilnahme


Liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße Julia Schönstädt und arbeite als Fotodesignerin in Berlin. Ich plane nun eine Schwarz-Weiß-Porträts-
erie mit inhaftierten Menschen. Ich möchte in der Fotoarbeit zur individuellen Identität des Einzelnen zurückfüh-
ren; dem Menschen hinter der Fassade auf den Grund gehen. Der so oft nur verurteilenden Gesellschaft zeigen, was
sich hinter dem Stempel “Straftäter” befindet. Um keinerlei Gefängnisklischees gerecht zu werden, plane ich alle
Porträts vor einem einheitlich neutralen Hintergrund. Die Ergebnisse werden ausschließlich in einer Ausstellung
und einem Fotobuch präsentiert werden.
Die Zeitung “der lichtblick” unterstützt mich bei der Suche nach Männer und Frauen, die mir bei dem Projekt
helfen wollen. Denn ohne euch geht es natürlich nicht. In kurzen Interviews sollt ihr schließlich selbst zu Wort kom-
men. Auch hier soll nicht die Straftat thematisiert werden, sondern vor allem berühren mich die Geschichten über
den prägenden Gefängnisalltag, zu denen die Öffentlichkeit nur selten einen Zugang findet. Um so wichtiger ist es,
dass etwas unternommen wird, das Aufmerksamkeit schafft und nicht weiterhin die Leichtigkeit des Wegsehens
einer verblendeten Gesellschaft bedient.
Deshalb möchte ich euch in dieser Foto-Arbeit eine Hand von außen reichen – ich freue mich sehr auf eure Zu-
schriften und stehe euch für Fragen gerne zur Verfügung – für die erste Kontaktaufnahme schreibt bitte an:

der lichtblick, Stichwort: Fotoprojekt, Seidelstr. 39, 13507 Berlin

Aufruf
call for papers
der lichtblick ist auf Eure Hilfe angewiesen – schreibt
uns, informiert uns über Justizskandale, beschreibt
uns Eure Anstalt und berichtet über Eure Knast-
Erfahrungen. Und vielleicht gibtʼs auch was Gutes zu
berichten ?!

Unter allen Zuschriften, die für die nächste Ausga-


be eingehen, verlosen wir diverse Zeitschriften ! (Der
Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

Beachtet bitte: Den Eingang von Briefen können wir


nicht bestätigen; wir übernehmen keine Haftung für
eingesandte Manuskripte und behalten uns vor, Briefe
gar nicht abzudrucken oder zu kürzen. Leserbriefe
sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redak-
tion.

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Kleinanzeigen > Fisch sucht Fahrrad | LeserInnen

u. magiebeladenen Alex, 24/170/70, sucht Stier, 27/170/78, und vielleicht auch


ER sucht SIE BK zu einer Frau. junge Frau zw. 20 - 30 sportlich mit Herz und mehr. Foto kein Muss.
Sie sollte zw. 22 - 40 J. J., lustig, hübsch und Humor, sucht spon- 100 % Antwort.
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Die Gedanken sind haben. Bin 40/175/65. BK. Ich freu´ mich auf BK, bmB.
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35/178/72, su. Sie m. tie, Bild wäre nett, bit- mit Foto wäre cool – 22/79/180, muskulös
dem Herzen am rech- te nur aus Berlin. schreib schnell ! Mirco, 29 J., z.Z. im und leidenschaftlich,
ten Fleck, für aufre- Chiffre 412010 Chiffre 412016 Hundezwinger, sucht sucht Sie bis 35 J. für
genden Gedankenaus- Sie. Ich würde mich BK mit Bild, 100 %
tausch. Stephan, Anfang 30, Er, 32 J., LL' er aus über einen BK sehr Antwort, bis 2014 in-
Chiffre 412006 Akademiker, sucht Bayern, sucht lo- freuen. haftiert.
eloquenten BK für ge- ckere BK zu Gleich- Chiffre 412021 Chiffre 412025
Durchtrainierter meins. Austausch und gesinnten, für fun und
Hengst, 26/178/94, evtl. mehr – Du bist Erfahrungsaustausch, Ben, 28/180, aus Zwei lockere Typen,
sportlich, tätowiert, zwischen 18 - 30 J., Antwort garantiert ! NDS, kurze Haare u. 43 u. 23 J., suchen
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35 J., schlank, natür- Chiffre 412012 für einen regen Aus- teren Treffen !
lich u. humorvoll für Ich habe im Leben tausch. Später auch Chiffre 412026
Freundschaft. BmB = Dennis aus Kalten- schon viel verloren mehr. BmB, ist aber
100 % Antwort ! kirchen, 18 / 183, – außer meinen Hu- kein Muss ! Sportlicher Er,
Chiffre 412008 sportlich, blaue Au- mor. Bin 48/160 und Chiffre 412022 33/187/85, sucht Sie
gen, braunes Haar, hu- Steinbock aus der mit Herz und Hirn.
Bodenständiger morvoll, sucht Sie, für Türkei. Suche Dich, Nicht ein, sondern Ehrlichkeit und Treue
B r u m m i - F a h r e r, BK und mehr. bmB, für offenen u. zwei knackige Bad sollten Voraussetzung
Mario, 42/180, ist Chiffre 412013 ehrlichen BK. Boys, die was von sein. Alter egal, bmB
gestrandet, sucht Chiffre 412018 Romantik verstehen, = 100 % Antwort.
im Raum MD einen Gino, 29 J., tages- muss eine Frau noch Chiffre 412027
weiblichen gelben En- lichttauglich, täto- Südbayer, Schütze, mehr wissen ?
gel, in Freiheit lebend. wiert, spontan und 37/180, sucht Dich, Chiffre 412023 Smarter, 28-jähriger,
Gern mit Blitzerfoto ! humorvoll, sucht humorvoll, flippig, Wassermann, mit ei-
Chiffre 412009 Frau zw. 20 - 35 J. für aber ehrlich – sei auch Benjamin, 24/86/180, gener Zelle im schö-
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Mohrenstr. 37 • 10117 Berlin  01888/580-0 Sprechzentrum-Einlasszeiten
Bundesverfassungsgericht Mo. + Di. 12.00 Uhr bis 18.15 Uhr
Schloßbezirk 3 • 76131 Karlsruhe  0721/9101-0 Mi. 10.00 Uhr bis 16.15 Uhr
Deutscher Bundestag – Petitionsausschuss, Bundeshaus Do. 07.00 Uhr bis 13.15 Uhr
Platz der Republik 1 • 11011 Berlin Fr. keine Besuchszeiten
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte/Europarat Sa. + So. 09.00 Uhr bis 13.45 Uhr
F - 67075 Strasbourg Cedex
 90 147-1560
Freiabonnements für Gefangene e. V.
Köpenicker Str. 175 • 10997 Berlin  030/6112189 Haus 38 / Wäscheannahme-Öffnungszeiten
Humanistische Union e. V. – Haus der Demokratie Mo. + Di. 12.15 Uhr bis 17.45 Uhr
Greifswalder Str. 4 • 10405 Berlin  030/20450256 Mi.  + Do. 07.00 Uhr bis 14.30 Uhr
Kammergericht Fr., Sa. + So. keine Annahme
Elßholzstr. 30–33 • 10781 Berlin  030/9015-0  90 147-1534
Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V.
Briefamt / Paketabgabezeiten
Aquinostraße 7–11 • 50670 Köln  0221/9726930
Landgericht Berlin, Strafvollstreckungskammer Mo. - Do. 08.00 Uhr bis 14.00 Uhr
Turmstr. 91 • 10548 Berlin  030/9014-0 Fr. 08.00 Uhr bis 10.00 Uhr
Petitionsausschuss Abgeordnetenhaus  030/232514-70  90 147-1530
Rechtsanwaltskammer Berlin  030/306931-0
Bankverbindung für Überweisungen
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an Gefangene der JVA-Tegel
Schufa Holding AG
Postfach 10 34 41 • 50474 Köln  01805/724832
Senatsverwaltung für Justiz Zahlstelle der JVA-Tegel Postbank Berlin
Salzburger Str. 21–25 • 10825 Berlin  030/9013-0 BLZ 100 100 10 Konto 115 28 - 100
Soziale Dienste der Justiz – Gerichts- und Bewährungshilfe Immer die Buch-Nr. des Inhaftierten angeben !
Salzburger Str. 21–25 • 10825 Berlin  030/9013-0
Staatsanwaltschaft Berlin, Strafvollstreckungsabteilungen Einlasstermine für anwälte
Alt-Moabit 100 • 10559 Berlin  030/9014-0
Strafvollzugsarchiv – ab 01.01.2012 an der FH Dortmund Einlasstermine
Emil-Figge-Str. 44 • 44227 Dortmund Mo. - Do. 08.00 Uhr – 16.00 Uhr
Fr.  08.00 Uhr – 14.00 Uhr
A nsta ltsbeirat d e r J VA Außerhalb dieser Zeiten muss eine Einlassgenehmi-
T e g el gung beim Teilanstaltsleiter beantragt werden !
TA I & II Adelgunde Warnhoff T EL IO  01805 - 123403
TA III Helmut Keller
SothA Axel Voss (stellv. Vorsitzender) Bankverbindung von Telio für die JVA Tegel
TA V Paul-G. Fränkle (Vorsitzender) Kontoinhaber: Telio ▪ Konto-Nr.: 1280 328 178
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der lichtblick Dietrich Schildknecht Verwendungszweck: siebenstellige Teliokontonummer
Medizinische Versorgung Folker Keil (welche auf Eurem PIN-Brief oder Eurer Kontokarte steht)
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Muslimische Gefangene Abdallah Dhayat Auskunft  11 88 9
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