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Virtuelle PCs
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Sonderheft 4/2023 · April – Juni

Virtuelle PCs
Deutschland € 9,90 Österreich, Benelux € 10,95 Schweiz sfr 19,90

& Multiboot
Alle Systeme parallel nutzen
Voraussetzungen
· Virtualisierung vs. Multiboot: NEndUow! s 10 & 11,
Wann welche Methode besser ist Für Wi
· Diese Hard- und Software
brauchen Sie wirklich
Linux Mint & Ubuntu
· Gratis-Systeme richtig nutzen sowie Vir tualbox 7

Einrichten & Troubleshooting

Optimieren Für Hyper-V, Virtualbox & Co.:
· Virtuellen PC einrichten · Speicherplatz erhöhen
· Fertige Systeme tauschen, · Virtuellen PC schneller starten
umwandeln, klonen · Treiberprobleme lösen
· Die besten Zusatz-Tools verwenden · VPN-Verbindung verbessern
· Multiboot-Stick erstellen

NEU!
SPECIAL Profi-Tipps
Mit umweltfreundlicher
Download-
DVD!
auf dem NAS
Hyper-V in Windows 11 nutzen · VM
Virtuelle PCs einrichten · Virtuelle Festplatten kon
mit ISO-Dateien · Alle Systeme auf dem
figurieren · Multiboot
Raspberry Pi
& Multiboot
Das große Komplett-Paket Mit
25 Alles fix und fertig!
GB!
Sofort loslegen: 11 fertige Live-Systeme,
Multiboot-Programme, Profi-Tools u.v.m.
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PC-WELT aus dem Haus IDG Tech Media GmbH, Georg-Brauchle-Ring 23, 80992 München, Registergericht München, HRB 99110, Geschäftsführer: Jonas Triebel.
Die Kundenbetreuung erfolgt durch den PC-WELT Kundenservice, DataM-Services GmbH, Postfach 9161, 97091 Würzburg
 Editorial

Riskieren Sie’s!
Gefahrlose Virtualisierung: Ein virtueller PC hat gegenüber
einem „echten“ Rechner viele Vorteile. Vor allem der Sicherheits­
aspekt steht dabei im Vordergrund, können Sie doch in einer VM
experimentelle Betriebssysteme, Programme und mehr auspro­
bieren, ohne Angst zu haben, sich Malware einzufangen oder
den PC anderweitig lahmzulegen. Denn geht mal was schief,
lässt sich der VPC gefahrlos zurücksetzen.

Multiboot für Unentschlossene: Für ein Produktivsystem ist

Multiboot eine interessante Lösung, stehen Ihnen hier doch
gleich mehrere Betriebssysteme gleichberechtigt zur Verfügung.
Sie wählen beim Hochfahren, welches OS es heute sein darf –
möchten Sie wechseln, genügt ein Reboot, um die Auswahl neu
zu treffen.

Inklusive Software: Damit Sie unsere Anleitungen gleich auspro­ Verena Ottmann
bieren können, haben wir die wichtigsten Programme für Sie auf Redakteurin
unserer Download-DVD zusammengestellt. Neben den Virtuali­ vottmann@pcwelt.de
sierungstools Vmware und Virtualbox finden Sie dort auch fertige
virtuelle Maschinen wie Linux Mint, Ubuntu und Free DOS. Aber
auch unser PC-WELT-Rettungssystem haben wir für Sie zum
Download bereitgestellt.

Herzlichst, Ihre

NEU! DIGITALE AUSGABEN DER PC-WELT NUN BEI EMAGAZINES

Viele von Ihnen wissen be-
reits: Die digitalen Ausga­
ben der PC-WELT und der
LinuxWelt, die Sie im Rah­
men Ihres PC-WELT-Plus-
oder Plus-Digital-Abos er­
halten, beziehen Sie fortan
komfortabel über den Ser­
vice von eMagazines.
Und so funktioniert’s:
Jedes Mal, wenn wir eine
neue Ausgabe veröffentli­
chen, bekommen Sie das
per E-Mail mitgeteilt und
auf diesem Weg auch
gleich den Link auf das di­
gitale Heft und Ihr persön­
liches Archiv – so verpas­
sen Sie keine Ausgabe.
Wichtig: Um an den Inhalt
der jeweiligen Heft-DVDs
zu gelangen, kontaktieren
Sie bitte übergangsweise
direkt unseren Kunden­
service – per E-Mail:
idg-techmedia@
datam-services.de, oder
Telefon: 0931/4170 177.
Am besten setzen Sie den
Absender delivery@mail.
emagazines.com auf die
Whitelist Ihres E-Mail-Pro­
gramms, also auf die Liste
der vertrauenswürdigen
Absender. Sonst könnte
die Benachrichtigung im
Spam-Ordner landen.
Übrigens: Mit dem Lese­
modus stellt sich das Print-
Layout ganz auf Ihren Bild­
schirm ein.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 3
Inhalt

Virtuelle PCs:
Gratis-Systeme
für jeden Zweck
Surfen Sie in einer sicheren Browserstation, erstellen Sie sich nach Belieben un-
zerstörbare Testsysteme und Zweit-PCs, oder nutzen Sie Linux-Programme unter
Windows: Dieses Heft liefert Ihnen die besten Ideen und das passende Know-
how für virtuelle PCs. Damit nutzen Sie gleichzeitig mehrere Systeme und holen
alles aus der Hardware Ihres Rechners heraus.

S. 24

Grundlagen Virtuellen PC einrichten

8 Systemfrage: Multiboot
oder Virtualisierung?
Wir zeigen Ihnen die Vorteile der
beiden Varianten im praktischen
Einsatz auf Ihrem PC.
20 Virtualisierung-Tools 30 So laufen virtuelle PCs 48 Troubleshooting-Tipps
für Windows-Hosts in Hyper-V für Virtualbox
Hyper-V, Virtualbox oder Vmware: Hyper-V ist bei Windows 10/11 Nicht immer klappt die Inbetrieb-
Es gibt mehrere Plattformen, um Pro dabei. Damit richten Sie nahme eines virtuellen PCs auf
virtuelle Maschinen aufzusetzen. virtuelle Highspeed-VMs ein. Anhieb. Unsere Tipps helfen.

10 So funktioniert die
Virtualisierung am PC
Das benötigen Sie, und diese Be-
griffe sollten Sie kennen, um mit
virtuellen PCs loszulegen.
24 Die besten VMs aus dem
Internet richtig nutzen
Im Netz und auf der Download-
DVD finden Sie eine umfassende
Auswahl fertiger virtueller PCs.
34 Gast-PCs in Virtualbox
einrichten und nutzen
Mit einer Gratis-ISO-Datei aus
dem Internet läuft nun auch
Windows 11 als virtueller PC.
52 Nützliche Tools für virtuelle
Maschinen und Datenträger
Profitools erleichtern den Umgang
mit virtuellen Maschinen. Diese
sechs Utilities sollten Sie kennen.

12 Virtuelle PCs: Diese
Hardware benötigen Sie
Damit das Zweitsystem rund läuft,
muss die Ausstattung Ihres PCs
zum Anwendungsszenario passen.
16 Sicherheit durch 40 Windows-Host zum
28 Lizenzprobleme umgehen 38 Den virtuellen PC in 54 VMs und Backups auf
Da droht Ärger: Rechtlich gesehen Windows integrieren virtuellen Festplatten
brauchen Sie für Ihre virtuellen Mit den Gasterweiterungen kom- Windows 10 und 11 können
Windows-Maschinen eine Lizenz. plettieren Sie die Einbindung des virtuellen Datenträger erstellen,
virtuellen PCs ins Hostsystem. einbinden und davon booten.

58 Virtuelle Maschinen
 




Virtualisierung  virtuellen PC machen unter Linux einrichten

Microsoft hat in Windows clevere Der Vmware Vcenter Converter Soll Windows als Gast auf einem

Schutzfunktionen eingebaut, die 
macht aus einer Windows- Linux-Rechner laufen, ist Virtual-
auf virtuellen Systemen beruhen. Installation einen virtuellen PC. box die passende Software.


44 VMs umwandeln, klonen 62 OS-Virtualisierung mit
und tauschen einem Qnap-NAS
Virtuelle PCs sind keine Einbahn- Spart einen Extra-PC: So richten
straße: So ersparen Sie sich das Sie virtuelle Maschinen auf dem
Einrichten eines neuen Systems. Netzwerkspeicher von Qnap ein.

46 Troubleshooting-Tipps 66 Virtualisierung mit einem

für Hyper-V Synology-NAS
Bei Problemen sollten Sie wissen, Mit Docker führen Sie Programme
wo sich die Lösungen und pas- auf NAS-Systemen des Herstel-
senden Einstellungen verbergen. lers Synology in Containern aus.

Service
6 DVD-Inhalt 98 Impressum

4 SONDERHEFT 4/2023 PC-WELT

 Inhalt

Download-DVD:
Tools und VMs
Mit den Tools und fertigen virtuellen NEU!
Systemen legen Sie sofort los. Soft- Mit umweltfreundlicher
Download-
ware runterladen, virtuelle Maschine DVD!

importieren – schon ist Ihr kostenloser

Zweit-PC startklar! Virtuelle PCs
& Multiboot

S. 6 Das große Komplett-Paket Mit

25
GB!

Windows 11 testen
Mit Version 7 unterstützt Virtualbox nun wie Hyper-V auch Windows 11 als Gastsystem.
In der neuen, auch optisch runderneuerten Version ist die Einrichtung von Windows 11
schnell erledigt – auch dank der unbeaufsichtigten Installationsmethode. Highlights zum Heft

S. 30 / S. 34 Fertiger Zweit-PC: Linux Mint 21.1 Cinnamon Edition

Diese virtuelle Maschine beweist: So schnell und zuverlässig läuft
Linux Mint mit 64 Bit als virtueller PC unter Windows im Fenster.

Multiboot
70 Die Voraussetzungen
für den Multiboot-PC
Um abwechselnd verschiedene
Betriebssysteme zu starten, muss
der PC das auch beherrschen. zum Herunterladen
72 Spiele, Tools & Co.: 86 Multiboot mit Windows 10
Die besten Livesysteme und 11 sowie Linux
Wenn Sie am PC etwas Neues Windows 11 lässt sich parallel zu Vorkonfiguriertes System: Ubuntu 22.10
ausprobieren möchten, sind 10 installieren, selbst wenn der Für viele ist Ubuntu das beste Opensource-Betriebssystem über-
unsere Livesysteme dafür ideal. PC die Voraussetzungen nicht hat. haupt. Mit dieser Turbostart-VM finden Sie den Grund heraus.

76 Der Multibootstick für 92 Multiboot-Sticks unter

mehrere Livesysteme Linux einrichten
Es bietet sich an, den USB-Stick Hier sind Tools, die auch den Start
mit einem Werkzeugkasten für ver- mehrerer Systeme von einem
schiedene Aufgaben zu füllen. USB-Laufwerk ermöglichen.

80 Windows 11 auf dem 96 So klappt Multiboot

Setupstick einrichten für den Raspberry Pi
Wer Windows 11 ausprobieren Sie müssen lediglich die SD-Karte
möchte, installiert das System entsprechend vorbereiten. Diese zum Herunterladen
einfach auf einem USB-Stick. Anleitung zeigt, wie das geht.

VMs für Profis: LAMP, Drupal, Joomla, Wordpress ...

Datenspeicher, Webserver und CMS: Die freien VMs von Bitnami
erfüllen Profiansprüche und verbrauchen kaum PC-Ressourcen.
Bild: © Mit Material von baloon111 – 123RF

zum Herunterladen

PC-WELT SONDERHEFT 4/2023 5

Die Heft-DVD

Die Highlights der NEU!

Download-DVD
Mit umweltfreundlicher
Download-
DVD!

Virtuelle PCs
& Multiboot
Das große Komplett-Paket Mit
Zu dieser Heftausgabe gehört eine Download-DVD auf
unserer Website. Sie enthält rund 15 GB Programme und 25
GB!
einsatzbereite virtuelle Maschinen zum Herunterladen.

VON CHRISTOPH HOFFMANN

Wie gewohnt unterfüttern wir auch die Ar-

tikel dieses Hefts mit zahlreichen Program-
men, sodass Sie die Anleitungen gleich aus-
führen können. Allerdings verzichten wir
dabei erneut auf den physischen Daten-
träger - Sie müssen also nicht mehr mit
einer Scheibe hantieren, was vor allem PCs
und Notebooks ohne DVD-Laufwerk zugu-
tekommt -, sondern Sie laden die Software
zum Heft direkt aus dem Web auf Ihren PC.
Sie benötigen dafür lediglich eine Internet-
verbindung.

Download-DVD im Browser
starten und Inhalte auswählen
Öffnen Sie Ihren Browser, und rufen Sie die
Adresse www.pcwelt.de/sh-0423-vpcs auf.
Unterstützt werden die Browser Edge, Fire-
fox, Chrome und Opera sowie deren Able- Zum Start der Download-DVD öffnen Sie Ihren Webbrowser. Rufen die Adresse www.pcwelt.de/sh-0423-vpcs
ger. Es ist keine Anmeldung erforderlich. auf – schon erscheint das Bedienmenü der DVD und Sie können die Inhalte durchstöbern.

Die Download-DVD begrüßt Sie mit unserer
Checkliste: selbsterklärenden Bedienoberfläche. Über
Download-DVD das Menü greifen Sie auf genau die Pro-
grammversionen zu, die wir als Grundlage
Scrollrad Ihrer Maus. Auch wiederholtes
Drücken der Tastenkombination Strg-+
(Plustaste) vergrößert die Ansicht.

für die Workshops im Heft verwenden.

1 Auf www.pcwelt.de/ In der linken Spalte entscheiden Sie sich für
sh-0423-vpcs gehen „Virtualisierungs-Tools“ oder „Fertige virtu-
elle Maschinen“. Rechts sehen Sie die in der
2 Software auswählen gewählten Rubrik verfügbaren Inhalte.
Infos zu den Inhalten auf der DVD liefern
3 Download die Beschreibung, der Lizenztyp und ein
starten Screenshot, die zu jedem Eintrag erschei-
nen. Zum Vergrößern des Menüs halten Sie
die Strg-Taste gedrückt und betätigen das
Programme herunterladen
Zum Herunterladen eines Tools oder einer
virtuellen Maschine klicken Sie bei der ge-
wünschten Software auf „Download“. Nun
öffnet sich das Downloadfenster des Brow-
sers oder ein installierter Downloadmana-
ger zum Speichern der Datei auf Ihrem
Rechner, etwa im Downloadordner. Eventu-
ell ist Ihr Browser so eingestellt, dass er
beim Klick auf den „Download“-Button so-

6 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Die Heft-DVD

fort mit dem Laden beginnt. Möchten Sie

einen Zielordner auswählen, klicken Sie mit
der rechten Maustaste auf „Download“ und
dann auf „Ziel speichern unter“ oder „Link
speichern unter“.
Vorkonfigurierte virtuelle Maschinen wie
Linux Mint Cinnamon oder Ubuntu Linux
sind über 4 GB groß. Bei einer langsamen
Internetverbindung dauert der Download
entsprechend lang. Das Herunterladen er-
folgt automatisch im Hintergrund – lassen
Sie Ihren Browser einfach geöffnet. Sie kön-
nen sich währenddessen über die weiteren
Inhalte der Download-DVD informieren
oder Ihren PC für andere Aufgaben nutzen.

Software-Archiv inklusiv
Pluspunkt der Download-DVD ist ihr Archiv­
charakter: Mit Erscheinen dieser Ausgabe
stehen die Inhalte mindestens ein Jahr lang
für Sie im Web online. Sie brauchen also
nicht alles auf einmal zu laden. Holen Sie
sich nur die Programme und virtuellen Ma-
schinen auf den Rechner, die Sie gerade
benutzen möchten. Software, die Sie erst
später ausprobieren wollen, können Sie
dann immer noch bequem runterladen.
Die richtigen Tools nutzen
Die virtuelle Heft-DVD zu dieser Ausgabe
enthält neben ausführbaren Programmen
auch ZIP-Archive und OVA-Dateien.
EXE-Datei: Ausführbare Programme star-
ten Sie nach Abschluss des Downloads im
Explorer per Doppelklick auf die EXE-Datei.
ZIP-Datei: Den Inhalt von ZIP-Archiven
zeigt Windows nach einem Doppelklick im
Explorer auf die Datei an.
OVA-Datei: Mit OVA-Dateien kann Windows
von Haus aus nicht umgehen. In diesem
Als vorkonfigurierte virtuelle Maschine auf der Download-DVD: Linux Mint 21.1 verfügt standardmäßig über
das ansprechende Desktop-Environment Cinnamon und ist deshalb für Umsteiger von Windows gut geeignet.
gebräuchlichen Dateiformat liegen die vor-
konfigurierten virtuellen Maschinen auf der
Download-DVD vor. Bei OVA handelt es sich
um ein Containerformat für virtuelle Kom-
plett-PCs. Die Virtualisierungsprogramme
Virtualbox und Vmware Workstation Player
(kostenlos auf der Download-DVD) sowie
Vmware Workstation Pro (Testversion auf
der Download-DVD) importieren Dateien
des Typs OVA. Zur Nutzung der virtuellen
Systeme auf der Download-DVD installieren
Sie eines der genannten Programme – wir
empfehlen Ihnen dafür Virtualbox.
Kann ich die Download-DVD als
ISO-Datei laden und brennen?
Nein, das Herunterladen ist nicht möglich,
und das ist der Grund dafür: Die Download-
DVD zu dieser Ausgabe enthält alles in al-
lem rund 15 GB Software und Daten. Die
Datenmenge überschreitet somit die maxi-
male Speicherkapazität eines einfachen
DVD-Rohlings (4,7 GB) – und auch die eines
Double-Layer-DVD-Rohlings mit zwei be-
schreibbaren Schichten, die rund 8,5 GB
Speicherplatz bietet.
Weshalb ändert mein Browser die
Adresse zur Download-DVD?
Nach Aufruf der Start-URL zur Download-
DVD – www.pcwelt.de/sh-0423-vpcs – leitet
unser Server Ihren Webbrowser automa-
tisch zu einem geschützten DVD-Server um.
Seine Adresse beginnt mit „https://virtuelle-
dvd...“ und wird in der Adresszeile Ihres
Browsers angezeigt. Die Weiterleitung ist
technisch bedingt, hat ihre Richtigkeit und
ist in Ordnung.
Virtuelle PCs
& Multiboot
Das große Komplett-Paket Mit
25

AUF DOWNLOAD-DVD: DIE INHALTE IM ÜBERBLICK

GB!

Software
.NET 7.0.2
7-Zip (32 Bit) 22.01
7-Zip (64 Bit) 22.01
AMD RVI Hyper V Compatibility Utility 3.0
Aomei Backupper Standard 7.1.2
Bootice (32 Bit) 1.3.4.0
Bootice (64 Bit) 1.3.4.0
CD Burner XP (32 Bit) 4.5.8
CD Burner XP (64 Bit) 4.5.8
Clone VDI 4.01
Clonezilla (32 Bit) 3.0.2-21
Clonezilla (64 Bit) 3.0.2-21
Free DOS 1.3
Gparted Live (32 Bit) 1.4.0-6
Gparted Live (64 Bit) 1.4.0-6
Hirens Boot CD PE 1.0.2
Icons Extract 1.47
Icons Extract, deutsche Sprachdatei 1.47
Intel Processor Identification
Utility 6.9.27
Kali Linux Netinstaller (32 Bit) 2022.4
Kali Linux Netinstaller (64 Bit) 2022.4
Macrium Reflect Free 8.0.7279
Minitool Partition Wizard Free 12.7
Notepad++ (32 Bit) 8.4.9
Notepad++ (64 Bit) 8.4.9
OSF Mount (32 Bit) 2.0.1001
OSF Mount (64 Bit) 3.1.1001
PC-WELT-Rettungssystem 9.3
Qemu (32 Bit) 7.2.0
Qemu (64 Bit) 7.2.0
Qtemu 1.0.5
React OS 0.4.14
Rescuezilla 2.4.1
Rufus 3.17
Rufus 3.21
Rufus Portable 3.21
Slax (32 Bit) 15.0.1
Slax (64 Bit) 15.0.1
Starwind V2V Converter 9.0.1
Super Grub 2 Disk 2.04
VBox Headless Tray 7.00
Ventoy 1.0.88
Virtualbox 7.0.6
Virtualbox Extension Pack 7.0.6
Virtualbox Portable 5.1.22
Vmdk2Vhd 1.0.13.0
Vmware Vcenter Converter 6.2.0
Vmware Workstation Player 17.0
Vmware Workstation Pro 17.0
Wimlib (32 Bit) 1.13.6
Wimlib (64 Bit) 1.13.6
Win NT Setup 5.26
Win UAE (32 Bit) 4.10.1
Win UAE (64 Bit) 4.10.1
Yumi 2.0.9.4
Fertige VMs
Bitnami Doku Wiki 20220731.1.0-25
Bitnami Drupal 10.0.3-5
Bitnami Joomla 4.2.7-7
Bitnami LAMP 8.2.2-1
Bitnami MediaWiki 1.39.1-12
Bitnami Openfire 4.7.4-14
Bitnami Wordpress 6.1.1
Linux Mint Cinnamon (64 Bit) 21.1
Ubuntu (64 Bit) 22.10

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 7
Grundlagen / Virtualisierung vs. Multiboot

Systemfrage: Multiboot
oder Virtualisierung?
Sie wollen zwei oder mehr Betriebssysteme abwechselnd nutzen? Dann bietet sich eine
Parallelinstallation ebenso an wie ein virtueller PC in einer isolierten Umgebung. Wir zeigen
Ihnen die Vorteile der beiden Varianten.

tallierte Betriebssystem, beispielsweise auf Mausklick zu einem solchen Siche-

VON CHRISTOPH HOFFMANN
Sie wollen nur kurz in eine neue Linux-Dis-
tribution wie Linux Mint 21.1 Cinnamon
Edition reinschnuppern oder den Rechner
mit dem PC-WELT-Rettungssystem (auf
Download-DVD) starten, um etwa eine Mal-
wareinfektion zu beseitigen? Dann bietet
sich das Booten des Systems mit einer Live-
DVD beziehungsweise von USB-Stick an.
Der Vorteil: Sie müssen nichts installieren,
und es werden keine Änderungen am PC
vorgenommen – das Livesystem hinterlässt
also keine Spuren: Entfernen Sie die DVD
beziehungsweise den USB-Stick, bootet Ihr
PC nach dem Neustart wieder das fest ins-
Windows 10 oder 11.
Möchten Sie hingegen Linux Mint (oder ein
anderes Betriebssystem) richtig ausprobie-
ren und auch Anwendungen installieren,
dann ist ein virtueller Computer die besse-
re Wahl. Er verhält sich quasi wie ein echter
PC, und Sie können sogar Daten mit dem
Host (in der Regel Ihr Windows-Rechner)
oder anderen Geräten im Netzwerk aus-
tauschen. Da der virtuelle Windows- oder
Linux-Gast in der Grundeinstellung jedoch
von Host und Netzwerk isoliert ist, eignet er
sich vor allem für Softwaretests und das
Surfen auf potenziell gefährlichen Websei-
ten. Gut: Sie können den Systemzustand
einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt
rungspunkt zurückkehren.
Eine weitere Option ist die Parallelinstalla-
tion von zwei oder mehr Betriebssystemen
auf Festplatte oder SSD, das sogenannte
Multiboot. Nach dem Einschalten des PCs
wählen Sie im Bootmanager aus, welches
Betriebssystem starten soll. Sie können so
etwa Windows 11 und Linux Mint gleich-
berechtigt verwenden und auf gespeicherte
Daten zugreifen – gleich, ob sie lokal oder
auf einer Netzwerkfreigabe verfügbar sind.
Vor- und Nachteile virtueller PCs
Wie Virtualisierung technisch im Detail
funktioniert, lesen Sie im Artikel auf Seite
10. An dieser Stelle möchten wir auf die

8 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Virtualisierung vs. Multiboot

wesentlichen Vorteile eingehen: In Firmen-

netzwerken und Rechenzentren gehört die
Virtualisierungstechnologie schon seit den
2000er-Jahren zum Alltag. Mit ihr lässt sich
die Zahl dedizierter Rechner reduzieren
und die vorhandene Hardware optimal nut-
zen. Auf einem Hostserver können viele
weitere virtuelle Server unabhängig vonei-
nander laufen. Das spart Energie und Ad-
ministrationsaufwand.
Für Heimanwender bieten Desktopvirtuali-
sierungslösungen eine ausgereifte Möglich- Livesystem: Ohne
keit, ohne großen PC-Fundus verschiedene Veränderungen am
Betriebssysteme zu testen, Linux unter PC starten Sie Linux
Windows zu nutzen oder auch Windows Mint zum Ausprobie-
unter Linux. Aber die Virtualisierung hat ren oder für bestimm-
Grenzen: Während Virtualisierungsumge- te Aufgaben.
bungen die Befehle des Gastbetriebssys-
tems an CPUs und Speicher mit geringen
Geschwindigkeitseinbußen übersetzen
können, ist dies bei anderen Hardware-
komponenten nicht so einfach. Die Grafik-
leistung reicht nicht für aufwendige Spie-
le. Der Speicher ist in der Virtualisierungs-
software meist auf 128 MB begrenzt – auch
wenn viel mehr zur Verfügung steht.
Der größte Vorteil der Virtualisierung: Sie
haben immer ein sauberes Gastsystem,
egal, was Sie damit anstellen. Denn Ihr
Hostsystem bleibt bei Havarien und Infek-
tionen in der virtuellen Maschine im Ideal-
fall völlig unangetastet. Sie können zudem
innerhalb der virtuellen Maschine nach
Herzenslust Änderungen an den Einstellun-
gen vornehmen und Tipps ausprobieren.
Per Klick haben Sie wieder den Ursprungs- Installation: Ist Linux Mint parallel zu Windows installiert, wählen Sie beim Booten das gewünschte System.
zustand – beim echten PC kann ein kapita-
ler Absturz unter Umständen aufwendige
Reparaturmaßnahmen zur Folge haben.

Vor- und Nachteile von Multiboot

Beim Multiboot – gleich, ob mit einem Live-
system oder einem fest installierten Be-
triebssystem nutzen Sie die vorhandenen
Ressourcen des PCs. Prozessor, RAM und
Grafikspeicher stehen uneingeschränkt zur
Verfügung – so auch alle anderen Hard-
warekomponenten wie Drucker, Webcam
und Scanner. Ein Multibootsystem bietet
sich etwa in der Kombination Windows 10
und Linux Mint an, falls die Installation von
Windows 11 an den fehlenden Hardware- Virtueller PC: Gleich,
voraussetzungen scheitert. Zudem lassen ob Livesystem oder
sich typische Arbeiten am PC trennen sowie Installation – Linux
PCs für die private und geschäftliche Nut- Mint läuft in einer iso-
zung klar aufteilen. Der Nachteil ist der lierten Systemumge-
doppelte Administrationsaufwand. bung von Virtualbox.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 9
Grundlagen / So funktioniert die Virtualisierung am PC
So funktioniert die
Virtualisierung am PC
Virtualisierung ist eine feine
Sache: Damit testen Sie
Programme, Einstellungen
und andere Betriebssysteme
ohne Gefahr für den eigenen
PC. Wir erläutern, was Sie
benötigen, um mit virtuellen
PCs loszulegen.
VON MICHAEL RUPP
Wer beruflich oder privat häufig neue Soft-
ware installiert und wieder deinstalliert,
gerne Beta-Versionen von Programmen
testen will oder in Windows versuchshalber
an der Registry schraubt, kommt in vielen
Fällen an den Punkt, an dem er sein Be-
triebssystem komplett neu aufsetzen muss.
Mithilfe einer virtuellen Maschine ersparen
Sie sich die­sen Aufwand. Aber auch wenn
Sie etwa möglichst einfach Linux als Zweit-
betriebssystem ein­­­setzen wollen, ist ein
virtueller PC genau das Richtige für Sie.
Das kann ein virtueller PC
Bei einem virtuellen PC, auch virtuelle Ma-
schine oder kurz VM genannt, handelt es
sich um ein vollwertiges PC-System, das im
Fenster auf Ihrem PC läuft, jedoch von die-
sem abgeschottet ist. Die dazu nötige Vir-
tualisierungssoftware, der sogenannte Hy-
pervisor, richten hierzu auf Ih­rem PC eine
Sandbox in Form einer virtuellen Maschine
ein, in der ein danach installiertes Betriebs-
system isoliert und somit geschützt läuft.
Hybervisor-Klassiker im Windows-Bereich
sind etwa Oracle Virtualbox, Vmware Work-
station Play­er und das kostenpflichtige
Workstation Pro sowie Microsoft Hyper-V.
10
Mit einer Virtualisierungssoftware wie Hyper-V laufen Gastbetriebssysteme in einer isolierten Umgebung auf
dem Host-Rechner. So können Sie etwa Software testen und abgeschottete Systeme betreiben.
Mit diesem Verfahren lassen sich auf einem
Standard-PC auch mehrere virtuelle Ma-
schinen mit verschiedenen Betriebssyste-
men gleichzei­tig betreiben, solange die
Systeme alle auf der x86-Pro­z es­
sorarchitektur basieren. Das virtuelle Sys-
tem lässt sich dabei wie ein herkömmliches
Betriebssystem benutzen und leicht auf
frühere Zustände zurücksetzen, ohne dass
die Konfiguration Ihres Hauptrechners ver­
ändert wird. Das Motto: alles ausprobieren,
kein Risiko. So brauchen Sie etwa bei neuen
Programmen nicht auf mögliche Wechsel-
wirkungen mit bereits auf Ihrem realen PC
installierter Software zu achten, wenn Sie
nicht gerade einen gemeinsamen Aus-
tauschordner festgelegt haben. Virtualbox,
Vmware Workstation Player so­wie Work-
station Pro finden Sie auf unserer Online-
DVD, damit Sie sofort mit virtuellen PCs
loslegen können.
Hardware emulieren
Auf Ihrem echten PC unterstützen Virtual-
box, Vmware und Hyper-V alle wichtigen
Hardwarekomponenten, auf die das Host-
Betriebssystem mittels passender Treiber
zugreift. Virtuelle Maschinen bieten hin-
gegen – unabhängig von den tatsächlich
installierten Komponenten wie dem Pro-
zessor und der Grafikkarte – einen Stan-
dard-PC mit standardi­siertem Controller
samt Festplatte(n), CD/DVD-Laufwerk, Gra-
fikkarte sowie Netzwerkadapter. Am Host
angedockte USB-Geräte werden innerhalb
virtueller PCs in unterschiedlichem Umfang
bereitgestellt. Der Hypervisor erkennt etwa
USB-Sticks, Drucker, USB-Festplatten und
Smartphones und kann diese an virtuelle
Maschinen durchreichen. Dazu werden die
USB-Geräte vorübergehend vom Host-Be-
triebssystem getrennt und nach dem Her-
unterfahren des (virtuellen) Gastrechners
wieder verbunden. Voraussetzung ist eine
entsprechende Treiberunterstützung sei-
tens des Gastbetriebssystems.
PCs per Mausklick ändern
Einmal eingerichtet, lassen sich virtuelle
Maschinen jederzeit umkonfigurieren, zum
Beispiel, indem Sie den Hauptspeicher ver-
größern, eine Schnittstelle hinzufügen oder
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / So funktioniert die Virtualisierung am PC

ein Laufwerk in­tegrieren. So erzeugen Sie Virtualbox & Co.: Die

ganz einfach unterschiedliche Anwen- Virtualisierungssoftware 
dungsumgebungen. Die Festplatten der vermittelt zwischen dem
virtuellen PCs speichern Virtualbox & Co. in Gastbetriebssystem und
 



Containerdateien auf der echten Platte des


dem Host-System.
Host-PCs. Dabei geben Sie die maximale 
Größe vor und lassen diese dynamisch
wachsen. Die Datei belegt auf dem Host nur

in etwa so viel Speicherplatz, wie das Gast-


Bild: Mit Material von Viktorus / Bigstock.com

system groß ist. Container sind aber auch
mit fester Größe möglich. Nachdem Sie
eine virtuelle Maschine einmal erzeugt und 
darauf das gewünschte Betriebssystem in-
stalliert haben, lässt sich die virtuelle Fest-
platte auch auf einem an­­de­ren Host-PC
nutzen und im Falle eines freien Sys­tems
wie Linux-Mint weitergeben. Sie dürfen den
virtuellen Rechner auch auf Ihr Notebook
überspielen oder zu Backup-Zwe­cken auf
einer weiteren Festplatte sichern.
Ressourcenbedarf
Die Anzahl an gleichzeitig virtuell laufenden
Be­triebssystemen wird nur durch die Spei-
cher- und Festplattenressourcen des Host-
PCs begrenzt. Je mehr Arbeitsspeicher Ihr
Rechner hat, desto mehr Betriebssysteme
lassen sich pa­ral­lel als virtuelle Maschine
starten. Die Betriebssysteme in einer virtu-
ellen Maschine arbeiten in Abhängigkeit
von der zugewiesenen RAM-Größe ver-
gleichsweise langsamer als bei einer klassi-

schen Vollinstallation auf identischer Hard- Betriebssystem nicht die anderen oder so-
ware, was jedoch auf schneller PC-Hard- gar das Host-Betriebssystem zum Absturz
ware in der Praxis meist nicht weiter ins bringen kann.
Gewicht fällt. Die für eine virtuelle Maschi- Abstürze innerhalb von virtuellen Maschi-
ne maximal einstellbare RAM-Größe richtet nen sind dagegen durchaus möglich, bei-
sich immer nach der Arbeitsspeichergröße spielsweise durch Fehler (Bluescreens) im
des physikalischen PCs: RAM, das nicht real Gastbetriebssystem, in einem der in­
im Host-PC vorhanden ist, kann auch der stallierten Treiber oder auch in ei­ner An-
Hypervisor nicht bereitstellen. wendung. Einen abgestürzten virtuel­ len
Rechner können Sie über die Virtualisie-
Umfassende Absturzsicherung rungssoftware ohne Auswirkungen auf den
Virtuelle Maschinen laufen unabhängig Host-Computer einfach neu starten bezie-
von­einander in getrennten Bereichen und hungsweise vor dem Neustart auf einen
sind gegenseitig so abgesichert, dass ein früheren Zustand zurücksetzen.

VIRTUALISIERUNGSGLOSSAR: DIESE FACHBEGRIFFE SOLLTEN SIE KENNEN

Gast, Gastsystem: Betriebssystem wie Windows oder Linux, das den virtuellen PC nicht neu einrichten und brauchen auch das
innerhalb einer virtuellen Maschine gestartet wird. Betriebssystem nicht aufzuspielen.
Gasterweiterungen: Die Gasterweiterungen (Virtual Machine Konsole: Die Konsole ist das Hauptmenü der Virtualisierungs-
Additions) sind ein Treiberpaket, das Sie in einer virtuellen Ma- software. Darüber verwalten Sie virtuelle Maschinen und pas-
schine nach der Einrichtung des Betriebssystems installieren, sen alle Einstellungen an. Mit der Konsole legen Sie neue virtu-
um zusätzliche Funktionen und Treiber zu erhalten. elle Rechner an, starten, beenden, kopieren und löschen virtu-
Host, Haupt-Rechner, realer PC, Wirts-PC: So wird der Computer elle PCs oder binden virtuelle Datenträger ein.
bezeichnet, auf dem Sie eine Virtualisierungssoftware wie Virtuelle Festplatte: Innerhalb einer virtuellen Maschine über-
Vmware oder Virtualbox installieren und damit virtuelle Ma- nimmt die virtuelle Festplatte (Virtual Hard Disk, VHD) die Funk-
schinen einrichten und nutzen. tion der physikalischen Festplatte im PC. Die virtuelle Platte ist
Host-Taste: Durch Drücken der Host-Taste verlassen Sie das dabei als große Containterdatei auf der echten Festplatte des
Fenster einer virtuellen Maschine. In Virtualbox drücken Sie Host-PCs gespeichert.
dazu die rechte Strg-Taste, in Vmware die Tasten Strg-Alt. Virtuelle Maschine (VM), virtueller PC (VPC): Bezeichnung für
ISO-Datei: Das ist eine Abbild-Datei (Image) einer CD oder DVD. die mit einer Virtualisierungssoftware wie Vmware oder Virtual-
Es enthält alle Daten der Original-Scheibe, etwa der Windows- box emulierte Laufzeitumgebung auf einem Host-PC.
DVD, und wird über ein virtuelles DVD-Laufwerk angesprochen. Virtueller Netzwerkadapter: In einer VM erfolgt der Zugriff auf
Mit einem ISO können Sie ein Betriebssystem installieren. das Netzwerk über einen virtuellen Netzwerkadapter, den die
Klonen: Von einer eingerichteten virtuellen Maschine können Virtualisierungssoftware auf dem echten PC einrichtet. Von den
Sie einen Klon erstellen. Dieser läuft unabhängig von der ur- Einstellungen des virtuellen Netzwerkadapters hängt ab, ob
sprünglichen VM und ist sofort nutzbar. Deshalb müssen Sie und wie der virtuelle PC auf das Netzwerk zugreifen darf.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 11
 Grundlagen / Wieviel Hardware brauche ich?
Virtuelle PCs:
Diese Hardware
benötigen Sie
Damit mit dem Zweitsystem alles rund läuft, muss
die Hardware des Hostsystems zum gewünschten
Anwendungsszenario passen. Dann treten
Leistungsengpässe erst gar nicht auf.
In diesem Artikel finden Sie nützliche
Beispiele für virtuelle PCs inklusive
der idealen Hardwarekonfiguration.
VON ANDREAS HITZIG
Die Einsatzbereiche für virtuelle PCs reichen
vom Test einer neuen Anwendung über den
sicheren Betrieb eines Computers bis hin
zum Parallelbetrieb zweier Betriebssyste-
me. Die Virtualisierungsumgebung kann in
all diesen Szenarien ihre Stärke allerdings
nur ausspielen, wenn der Gastrechner ge-
nügend Hardwareressourcen mitbringt. Die
jeweils benötigte Power hängt im Wesent-
lichen von zwei Faktoren ab: dem Einsatz-
zweck des virtuellen PCs und dem verwen-
deten Hypervisor. Denn die drei Virtualisie-
rungsumgebungen Vmware Workstation
Player, Mic­rosoft Hyper-V und Oracle Virtu-
albox unterscheiden sich hinsichtlich ihrer
Grundvoraussetzungen.
„Damit ein virtuelles Sys-
tem problemlos läuft, muss
die Hardwareausstattung
des Gast-PCs passen.“
12
Deshalb finden Sie im Beitrag Beispiele für
VMs und die dafür jeweils optimale Konfi-
guration Ihres Gastrechners.
Soviel Hardware fordert das
Virtualisierungsprogramm
Auf den Webseiten von Vmware, Oracle
und Microsoft finden Sie die Hardware­
anforderungen für die reibungslose Aus-
führung der Virtualisierungsprogramme.
Virtualbox gibt in der Online-Dokumenta­
tion als Faustregel für den Hauptspeicher
eine grobe Orientierung an: Demnach soll-
ten Sie Ihr RAM so dimensionieren, dass
sowohl die Anforderungen für das Gast-
system als auch für das Hostsystem erfüllt
sind. Im Falle von Windows 11 bedeutet
das bei einer 64-Bit-Version mindestens 2
GB Hauptspeicher, besser sind jedoch 4 GB.
Wenn Sie zusätzlich das Betriebssystem
noch einmal in einer virtuellen Umgebung
installieren möchten, dann kommen weite-
re 4 GB hinzu. Somit liegt die optimale Spei-
cherausstattung bei mindestens 8 GB. In
der Anleitung finden Sie auch einen Aus-
druck, der generell für alle Leistungspara-
meter gilt: „the more the better“, also je
mehr, desto besser. In der Übersicht auf
Illustration: TL
der rechten Seite finden Sie die Hard-
ware-Voraussetzungen für den Betrieb der
Virtualisierungsumgebungen. Wenn Sie die-
sen Empfehlungen folgen, haben Sie die
Grundvoraussetzungen für den Betrieb der
Umgebungssoftware geschaffen und damit
die eine Seite für eine reibungslose Virtua-
lisierung abgedeckt. Dazu kommt die kon-
krete Anwendung, wobei sich abhängig vom
Szenario die weiteren Anforderungen an die
Host-Hardware unterscheiden können.
Szenario 1: Standard-PC zum
Surfen oder Online-Banking
Für den virtuellen PC verwenden wir Win-
dows 11 als Host- sowie als Gastsystem.
Microsoft gibt für die Installation eines Win-
dows-11-Computers folgende Empfehlun-
gen: einen Prozessor mit mindestens
1 GHz Takt, 2 GB RAM für die 64-Bit-Varian-
te und etwa 32 GB Festplattenplatz. Mit
einem derart bestücken PC können Sie vir-
tuell problemlos im Internet surfen. Bemer-
ken Sie jedoch bei komplexeren Webseiten
oder während des Abspielens von Videos
leichte Einschränkungen, setzen Sie zusätz-
lich eine separate virtuelle Grafikkarte ein,
der Sie genügend Speicher zuweisen.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Wieviel Hardware brauche ich?

Für die Virtualisierung eines solchen Com- Wenn Sie mit Vmware
puters benötigen Sie somit mindestens Workstation Player eine
4 GB Arbeitsspeicher und 40 GB freien Platz virtuelle Maschine für
auf der Festplatte pro Betriebssystem – in Windows 11 und 64 Bit
der Summe mindestens 80 GB. Sie spüren anlegen, schlägt Ihnen
einen deutlichen Performancegewinn, der Assistent eine Fest-
wenn Sie dem virtuellen PC mehr Arbeits- plattengröße von 64 GB
speicher zur Verfügung stellen. vor. Mit der Option „Split
Wenn Sie beim Vmware Workstation Player virtual disk in multiple
zu Beginn einen Windows-11-Computer als files“ wird nur der Platz
Host auswählen, schlägt Ihnen der Einrich- physikalisch belegt, der
tungsassistent als Minimalkonfiguration aktuell benötigt wird.
die folgenden Parameter vor: 2 GB Haupt-
speicher, zwei Prozessorkerne und 60 GB
als Festplattenspeicher. Letzterer wird al-
lerdings dynamisch allokiert. Das bedeutet,
dass der Platz erst dann vollständig ver-
wendet wird, wenn ihn die virtuelle Maschi-
ne wirklich benötigt.
Abhängig von der Grafikkarte Ihres Compu-
ters steht Ihnen für Ihre virtuelle Maschine
noch ein 3D-Beschleuniger zur Verfügung.
Für das normale Surfen im Internet und
Ihre Bankgeschäfte sollte diese Funktion
aber nicht zwingend erforderlich sein.
Stattdessen reicht folgende Minimalkonfi-
guration aus: Ihr Gastcomputer sollte über
einen Intel Pentium i3- oder i5-Prozessor
oder das vergleichbare AMD-Modell verfü-
gen. Als Hauptspeicher reichen 4 GB aus,
mit 8 GB sind Sie allerdings deutlich kom-
fortabler unterwegs. Für das reine virtuali-
sierte Windows-Betriebssystem werden
nicht mehr als 20 GB benötigt.

Szenario 2: Arbeitsplatz-PC
für den Praxiseinsatz
Die in Szenario 1 beschriebene Minimalkon-
figuration für einen virtuellen Windows- Im Workstation Player sehen Sie, wieviel RAM Ihnen theoretisch zur Verfügung steht (blaue Pfeilspitze). In unse-
11-Rechner reicht natürlich nicht für jedes rem Beispiel mit 64 GB RAM lassen sich dem virtuellen Windows-11-System bis zu 55,9 GB zuweisen.
Virtualisierungsvorhaben aus. Einen deut-
lich leistungsfähigeren virtuellen PC benöti- gleichzeitig auch die Bildbearbeitungssoft- Für den Einsatz von Office unter Windows
gen Sie, wenn Sie nicht nur Office perfor- ware Gimp oder ein 3D-Rendering-Pro- in der VM definiert Microsoft folgende An-
mant ausführen, sondern beispielsweise gramm wie Blender verwenden wollen. forderungen (https://bit.ly/37nHGIJ): einen

HARDWARE-VORAUSSETZUNGEN DER PC-VIRTUALISIERER

Produkt Workstation Player/Workstation Pro Virtualbox Hyper-V
Anbieter Vmware Oracle Microsoft
Download unter http://bit.ly/2v687nR http://bit.ly/38xgmbc http://bit.ly/2v9suAx
Prozessor Prozessoren ab 2011 mit Core-Geschwindigkeit von X64 Hardware von Intel oder AMD 64-Bit-Prozessor
1,3 GHz oder schneller
Hauptspeicher Mindestens 2 GB, 4 GB empfohlen Mindestens 2 GB Mindestens 4 GB
Betriebssystem Host Windows 64 Bit, Linux 64 Bit Windows, Mac OS X, Linux, Solaris Windows 11 Enterprise / Pro sowie
Windows Server ab 2008
Betriebssystem Gast http://bit.ly/2v6aXcv http://bit.ly/2NRpwr1 http://bit.ly/2GbqSIS
Sonstiges – Extension-Pack erweitert Hardware-Unterstützung CPU-Unterstützung für VM Monitor Mode Extension

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 13
Grundlagen / Wieviel Hardware brauche ich?
Die Virtualisierungsum-
gebungen – hier Virtual-
box – erlauben Ihnen je
virtuelle Maschine eine
individuelle Zuweisung
des Arbeitsspeichers.
Für einen leistungsfähigen virtuellen PC benötigen Sie eine CPU mit vier bis sechs Kernen. Zusammen mit
einer Grafikkarte mit mindestens 4 GB Speicher gelingt auch anspruchsvolleres Virtualisieren.
Eine Grafikkarte mit min-
destens 4 GB Speicher so-
wie einem leistungsfähigen
Prozessor erhalten Sie zu
einem Straßenpreis von
rund 200 Euro – etwa die
Nvidia Geforce GTX 1050 Ti.
nimale, empfohlene und optimale Konfigu-
ration. Bei der minimalen Konfiguration
Prozessor mit min- benötigen Sie einen Dualcore-Prozessor mit
destens 1,6 GHz Taktung, 2 GHz Takt, 4 GB RAM und eine Grafikkarte
4 GB Arbeitsspeicher und 4 GB mit 1 GB RAM, die OpenGL 3.3 unterstützt.
freien Festplattenspeicher- Als Empfehlung gibt Blender einen Prozes-
platz. Zu Gimp finden sich keine sor mit vier Kernen, 16 GB RAM und eine
Hardware-Anforderungen, die für den Be- Grafikkarte mit 4 GB an.
trieb der Software vorausgesetzt werden. Die Anwendung mit der größten Anforde-
Generell lässt sich das Programm auf einem rung an die Hardware bestimmt somit die
PC betreiben, auf dem auch die aktuelle Konfiguration Ihres Gastcomputers. Als
Microsoft-Office-Version flüssig läuft. Die Basis nehmen wir bei Blender die empfoh-
anspruchsvollsten Anforderungen an die lene Konfiguration. Da Sie zusätzlich noch
Hardware stellt die Rendering Software das Gastsystem mit Windows 11 betreiben
Blender: Auf der Website www.blender.org/ müssen, verwenden Sie am besten als Pro-
download/requirements finden Sie für die zessor einen aktuellen Intel i5 oder ein ver-
aktuelle Version 3.4.1 drei Kategorien: mi- gleichbares AMD-Modell. Beim Arbeitsspei-
14
cher sollten 16 GB für das Gastsystem aus-
reichen, mit 32 GB für den Host sind Sie in
jedem Fall auf der sicheren Seite. Ähnliches
gilt auch für die Grafikkarte: Ein Modell mit
mindestens 4 GB Speicher ist für den
gleichzeitigen Betrieb von Windows 11, der
Virtualisierungsumgebung sowie der Ren-
deringsoftware ausreichend.
Noch einen Punkt sollten Sie beachten:
Gleichen Sie die Anforderungen Ihrer zu
virtualisierenden Software mit den Leistun-
gen der virtuellen Umgebung ab. Virtualbox
unterstützt beispielsweise kein OpenGL
3.3. Blender wiederum kommt ohne die
Grafikbibliothek nicht aus. Beim Vmware
Workstation Player sollten Sie in jedem Fall
die Vmware Tools installieren, um eine 3D-
Engine zu nutzen.
Szenario 3: Zwei virtuelle
Maschinen im Parallelbetrieb
Zwei virtuelle PCs parallel auf einem Gast-
computer zu betreiben, macht beispiels-
weise dann Sinn, wenn einer der virtuellen
PCs als Linux-Server fungiert, während auf
dem anderen etwa ein veraltetes Windows-
System laufen soll, das keine Updates mehr
erhält, wie etwa Windows 7. Für ein derar-
tiges Szenario benötigen Sie erst einmal die
richtige Virtualisierungssoftware, bevor Sie
sich für die optimale Hardwarekonfigura-
tion entscheiden. Denn nur Virtualbox und
Hyper-V erlauben den Parallelbetrieb meh-
rerer Computer. Mit dem Workstation Play-
er ist das nicht möglich.
Bei drei parallelen Computern – ein Host-
PC und zwei Gast-PCs – bekommen auch
der Prozessor und die Anzahl der Kerne
eine größere Bedeutung. Pro Computer
sollten Sie mindestens mit einem Kern kal-
kulieren. Aktuelle Prozessoren wie ein Intel
i5 der 13. Generation besitzen acht Leis-
tungs- und 16 Effizienzkerne. Für noch
mehr Parallelität bieten die i7- und i9-CPUs
eine größere Anzahl an Kernen.
Bei den weiteren Komponenten wie Ar-
beitsspeicher, Grafikkarte und Festplatten-
speicher wenden Sie am besten wieder die
Grundsätze aus den vorherigen Beispielen
an. Wir empfehlen bei drei parallelen Com-
putern mindestens 16 GB Hauptspeicher,
besser jedoch 32 GB.
Im Falle der Grafikkarte beachten Sie wie-
derum, welche Anwendungen auf den Be-
triebssystemen parallel laufen sollen. Da
die meisten Karten bereits 8 GB mitbrin-
gen, sollten Sie hier nicht sparen. Preiswer-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

te Grafikkarten erhalten Sie bereits zu Prei-
sen zwischen 200 und 300 Euro.
Erfahrungen im Umgang mit
virtuellen Umgebungen
Manche Anwendungen lassen sich nur
schwer oder unter Umständen auch gar
nicht virtualisieren. Dies gilt vor allem für
Spiele oder grafiklastige Programme. Sie
setzen meist DirectX11 oder DirectX12 vor-
aus, was mit Ausnahme von Hyper-V in den
virtuellen Umgebungen nicht möglich ist.
Dafür ist Hyper-V wiederum sehr besitzer-
greifend. Haben Sie die Virtualisierungsum-
gebung unter Windows 11 installiert, lassen
sich die Konkurrenten Oracle Virtualbox
und Vmware Workstation Player/Pro nur
mit Handicap betreiben. Sie müssen bei-
spielsweise auf verschachteltes VT-x ver-
zichten. In diesem Fall haben Sie zwei Mög-
lichkeiten: Entweder Sie deinstallieren
Hyper-V in Windows wieder über die „Sys-
temsteuerung –› Programme und Features
–› Windows-Features aktivieren oder deak-
tivieren“. Oder Sie öffnen alternativ eine
Kommandozeile als Administrator und ge-
ben folgenden Befehl ein:
bcdedit /set hypervisorlaunchtype
off
Nach einem Neustart arbeiten Virtualbox
und Vmware Workstation Player dannn wie
gewünscht.
Eine weitere Herausforderung, die Ihnen
beim Einsatz des Vmware Workstation Play-
ers begegnen wird, ist die 3D-Unterstüt-
zung der Grafikkarte innerhalb der Virtua-
lisierungsumgebung. Diese ist im Standard
nicht verfügbar, kann aber über die kosten-
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Grundlagen / Wieviel Hardware brauche ich?
Für den Parallelbetrieb
von zwei virtuellen Ma-
schinen ist ein Prozessor
mit mindestens sechs
Kernen empfehlenswert.
In einem Standard-Windows-11 lässt sich Hyper-V nicht unein-
geschränkt mit einem anderen Virtualisierer nutzen. Der bcdedit-
Befehl ermöglicht den Start, ohne Hyper-V zu deinstallieren.
losen „Vmware Tools“ hinzugefügt werden.
Die Tools müssen für jede virtuelle Maschi-
ne über „Player –› Manage –› Install Virtual
Tools“ separat installiert werden und ste-
hen dann mit weiteren Funktionen inner-
halb der virtuellen Umgebung als Zusatz-
laufwerk – in der Regel Laufwerk D – zur
Verfügung.
Rufen Sie dieses also auf, und starten Sie
die Installation. Anschließend stehen Ihnen
in den Einstellungen der virtuellen Maschi-
ne zusätzliche 3D-Grafikeinstellungen
unter „Display“ zur Verfügung.
Eng­pässe mit Zusatz-Hardware
auf dem Host-PC ausgleichen
Wenn Sie den vorhandenen PC fürs Virtua-
lisieren aufrüsten wollen, setzen Sie bei
Arbeitsspeicher, Festplatte oder Grafikkar-
te an. RAM lässt sich bei einem Desktop-PC
oder einem Notebook oftmals durch Erwei-
terung oder Austausch aufrüsten.
Im Fall der Festplatte reichen Ihnen meist
20 bis 30 GB freier Platz aus, um erste Er-
fahrung zu sammeln. Haben Sie keine Ka-
pazität auf dem internen Speicher frei, set-
zen Sie für erste Tests eine schnellere USB-
3.x-Festplatte oder ein entsprechend gro-
ßen USB-3.0-Speicherstick ein.
Alternativ können Sie fürs erste Ausprobie-
ren auf die portable Version von Virtualbox
setzen. Virtualbox Portable (http://bit.
ly/2RSd6jM) ist eigentlich fürs Virtualisieren
unterwegs gedacht. Sie benötigen dafür
einen Speicherstick mit mindestens 64 GB
Kapazität. Auf den Stick kommen dann die
Virtualbox-Software selbst und Ihre virtuel-
le Maschine.
Fazit: Erst VMs ausprobieren,
dann den PC gezielt aufrüsten
In einer virtuellen Umgebung lassen sich
die meisten Szenarien mit mehr oder weni-
ger großem Hardwareeinsatz abbilden. Die
Anforderungen orientieren sich sehr stark
an den Anwendungen, die auf den virtuel-
len Umgebungen betrieben werden sollen.
Auf einem normalen Arbeits-PC lässt sich
in den meisten Fällen ein virtueller PC ohne
großen Zusatzaufwand realisieren. Für alle
weiteren Szenarien müssen Sie eventuell
punktuell aufrüsten oder einzelne Kompo-
nenten austauschen. Unser Rat: Probieren
Sie die Umgebung einfach aus, und opti-
mieren Sie die Komponenten bei Bedarf
nacheinander. Bei einem neuen Computer
planen Sie am besten die einzelnen Kom-
ponenten für eine virtuelle Umgebung et-
was großzügiger, damit Sie nicht nach kur-
zer Zeit einzelne Komponenten wie die
Grafikkarte ersetzen müssen.
VIRTUALISIERUNG
VON SPIELEN
Das Ausführen von Spielen innerhalb
einer virtuellen Umgebung schlägt
in der Regel fehl. Viele Spiele benöti-
gen dazu unter Windows DirectX11
oder DirectX12. Die einzige Virtuali-
sierungsumgebung, die dies aktuell
anbietet, ist Hyper-V von Microsoft.
Sie funktioniert allerdings nur mit
den Windows-11-Versionen Pro und
Enterprise.
15
 Grundlagen / Sicherheit durch Virtualisierung
Sicherheit durch
Virtualisierung
Microsoft hat in Windows 10 und 11
Schutzfunktionen eingebaut, die auf
virtuellen Systemen beruhen. Obwohl
sich ihr Einsatz für alle Nutzer lohnt, die
eine hohe Sicherheitsbarriere bevorzu-
gen, sind die Funktionen tief versteckt.
Wir zeigen, wie Sie den Zusatzschutz
aktivieren und konfigurieren.
VON ARNE ARNOLD
Virtuelle Maschinen bieten einen sehr zu-
verlässigen Schutz gegen Angriffe aus dem
Internet. Sollten Sie beim Surfen auf eine
virenverseuchte Webseite geraten, bleibt
der Virus innerhalb der virtuellen Maschine
gefangen und kann Ihr eigentliches System
(Hostsystem) nicht infizieren.
Das hat natürlich auch Microsoft erkannt
und die „Windows Sandbox“ seit Windows
10 Professional in die Betriebssystem inte-
griert. Schon etwas länger gibt es in der
Professional-Version außerdem den Micro-
soft Defender Application Guard (MDAG),
der den Browser Edge ebenfalls mit einer
Sandbox schützen kann. Wir erklären Ih-
nen, wie die beiden Tools funktionieren
und wie Sie sie am besten einsetzen. Neben
diesen beiden Schutzfunktionen hat Micro-
soft noch eine weitere, fortgeschrittene
Sicherheitsfunktion in Windows 10/11 ein-
„Die Windows Sandbox ist
ideal, um Dateien und
Links aus zweifelhafter
Quelle gefahrlos zu testen.“
16
gebaut. Es ist der „Exploit-Schutz“, der als
Nachfolger des Tools Emet (Enhanced Miti-
gation Experience Toolkit) gilt. Auch diese
Funktion erklären wir und sagen, für wel-
che Zwecke sie sinnvoll ist.
Sicher Surfen mit dem Microsoft
Defender Application Guard
Der Microsoft Defender Application Guard
(MDAG) ist ein Microsoft-Tool, das den
Browser Edge in eine Sandbox packt und so
das restliche System vor allen besuchten
Websites abschirmt. Der Einsatz des Tools
lohnt sich für Ausflüge auf weniger vertrau-
enswürdigen Websites oder zum Aufruf
von Links zu unbekannten Seiten.
So installieren Sie den Application Guard:
Wählen Sie „Windows-Logo –› Windows-
System –› Systemsteuerung –› Programme –›
Windows-Features aktivieren oder deakti-
vieren“. Im folgenden Fenster setzen Sie
einen Haken vor „Microsoft Defender Ap-
plication Guard“ und bestätigen mit „OK“.
Alternativ öffnen Sie mit der Tastenkombi-
nation Windows-X eine Powershell als Ad-
minstrator und geben
Enable-WindowsOptionalFeature
-online -FeatureName Windows-
Defender-ApplicationGuard
ein. Danach muss der Rechner neu gestar-
tet werden. Beachten Sie die Voraussetzun-
gen im Kasten auf der nächsten Dopplseite.
Foto: momius – AdobeStock
Geschützten Browser nutzen: Um den
Microsoft-Browser Edge von MDAG schüt-
zen zu lassen, starten Sie zunächst „Micro-
soft Edge“ wie gewohnt. Dann klicken Sie
rechts oben auf „Menüsymbol –› Neues
Application Guard-Fenster“. Es öffnet sich
eine neues, durch MDAG geschütztes Ed-
ge-Fenster. Sie erkennen den MDAG-Modus
an einem Schutzschildsymbol oben links im
Browserfenster sowie im Edge-Icon unten
in der Taskleiste.
Chrome und Firefox: Wer einen dieser bei-
den Browser nutzt, kann sich eine Erweite-
rung für den MDAG-Schutz installieren. Da-
mit erhalten Sie ein Icon in der Browser­
leiste, über das Sie den MDAG-geschützten
Browser Edge starten können. Zunächst
benötigen Sie aber das Tool „Microsoft De-
fender Application Guard Companion“ aus
dem Windows-Store. Starten Sie dafür über
„Windows-Logo –› Microsoft Store“ den Store
für Windows-Apps. Dort suchen und laden
Sie das Tool. Nun installieren Sie die ent-
sprechende Erweiterung für Chrome oder
Firefox (siehe Tabelle rechts).
Konfiguration des MDAG: Standardmäßig
ist in der MDAG-Sitzung von Edge weder die
Zwischenablage noch die Druckfunktion
aktiviert. Auch weitere Optionen, etwa der
Zugriff auf das Mikrofon und die Kamera,
sind deaktiviert. Wir halten diese strengen
Einstellungen für äußerst sinnvoll. Den-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Sicherheit durch Virtualisierung

noch bietet Microsoft die Möglichkeit, diese In diesem Installa­

Einstellungen per Gruppenrichtlinien auf- tionsfenster für Win­
zuweichen. Wenn Sie etwa Webadressen dows-Komponenten
per Copy & Paste in den geschützten Brow- aktivieren Sie unter an­
ser kopieren möchten, gehen Sie so vor: derem die Funktionen
Starten Sie zunächst den Gruppenrichtlini- Sandbox und MDAG.
eneditor über die Tastenkombination Win-
dows-R und geben gpedit.msc in die Öff-
nen-Leiste ein. Gehen Sie zu „Richtlinien
für Lokaler Computer –› Computerkonfigu-
ration –› Administrative Vorlagen –› Win-
dows Komponenten –› Microsoft Defender
Application Guard“. Darunter finden Sie
Optionen für den Guard, etwa „Zwischen-
ablageeinstellungen für den Microsoft De-
fender Application Guard konfigurieren“.
Eine empfehlenswerte Einstellung ist „Zwi-
schenablagevorgänge von einem Host zur
isolierten Sitzung aktivieren“.
Über die Einstellung „Datenpersistenz für
Microsoft Defender Application Guard zu-
lassen“ bleiben Favoriten oder Cookies
nach dem Schließen des geschützten
Browser Edge erhalten. Aber die Datenper-
sistenz kann auch von feindlichem Code
genutzt werden, der sich unter Umständen Wer mit Chrome oder
so im geschützten Edge festsetzen kann. Firefox surft, kann sich
dieses Tool aus dem
Virtuelles Defender-Schutzschild Microsoft-Store sowie
auch für Microsoft Office eine Erweiterung für sei­
Microsoft hat den Defender Application nen Browser laden.
Guard auch für Microsoft Office adaptiert, Dann lässt sich der
allerdings bislang nur für Geschäftskunden. MDAG-geschützte Edge
Voraussetzungen für seine Nutzung sind auch aus Chrome und
Windows 10/11 Enterprise und ein Micro- Firefox heraus starten.
soft-365-Enterprise-Abonnement, zum Bei-
spiel Mic­rosoft 365 E5.
Mit dem Application Guard für Office las-
sen sich Word oder Excel in einer durch
MDAG geschützten Umgebung starten. Das
empfiehlt sich für alle Dokumente aus zwei-
felhaften Quellen und unsicheren Speicher-
orten. Office öffnet diese Dateien in einem
sicheren Container, der durch hardware-

IM ÜBERBLICK: TOOL FÜR MEHR WINDOWS-SICHERHEIT

Name Beschreibung System Internet Sprache Preis
Malwarebytes for Windows Angriffsschutz Windows 8.1, 10, 11 https://de.malwarebytes.com/ Englisch 3,33 Euro/mtl.
Application-Guard-Erweiterung (Chrome) Sandbox für Browser Chrome t.ly/GEE1 Deutsch gratis
Application-Guard-Erweiterung (Firefox) Sandbox für Browser Firefox t.ly/uglf Englisch gratis
Oracle Virtualbox Virtualisierungsprogramm Windows 8.1, 10, 11 www.virtualbox.org Deutsch gratis
Vmware Workstation Player Virtualisierungsprogramm Windows 8.1, 10, 11 t.ly/7_dT Deutsch gratis
Microsoft Defender Application Guard Companion Sandbox für Browser Windows 8.1, 10, 11 t.ly/vqRi Deutsch gratis

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 17
Grundlagen / Sicherheit durch Virtualisierung

basierte Virtualisierung von den restlichen

Daten isoliert ist. Wenn das Dokument vi-
renverseucht ist, bleiben alle Änderungen
in der geschützten Anwendung und ver-
schwinden nach ihrem Beenden.

Windows Sandbox: Sichere und

schnelle Testumgebung
Wenn Sie eine EXE-, PDF- oder anderen Da-
tei aus zweifelhafter Quelle haben, dann
können Sie diese Datei in der geschützten
Sandbox von Windows starten. Alle Ände-
rungen, die die Datei vornimmt, bleiben in
dieser Sandbox. Und nach dem Beenden
der Sandbox sind die Änderungen komplett
verschwunden.
Die neue Windows Sandbox hat gegenüber
einem System in einem Virtualisierungs-
Wenn Sie den Microsoft Defender Application Guard nutzen, um damit den Browser Edge in einer sicheren programm wie Virtualbox oder Hyper-V
Sandbox zu starten, können Sie die Sicherheitseinstellungen per Gruppenrichtlinie ändern. einen großen Vorteil: Der Speicherplatzbe-
darf ist deutlich geringer, denn die Sandbox
nutzt etliche Dateien des installierten Win-
dows. So sind statt ein paar GB nur ein paar
hundert MB für das Windows 10 oder 11 in
der Sandbox fällig.
So installieren Sie die Sandbox: Klicken
Sie auf das Lupensymbol in der Taskleiste,
und geben Sie als Suchbegriff Windows-
Features aktivieren oder deaktivieren ein.
Dann klicken Sie auf den Treffer. Im folgen-
den Fenster setzen Sie einen Haken vor
„Windows Sandbox“ und bestätigen mit
„OK“. Anschließend muss der Rechner
meist neu gestartet werden. Beachten Sie
die Hard- und Softwarevoraussetzungen
für diese Funktion (siehe Kasten links).
Die Windows Sandbox bietet einen virtuellen PC, in dem Sie gefahrlos Webseiten besuchen und Software aus- Windows Sandbox nutzen: Starten Sie die
probieren können. Nach dem Beenden der Sandbox sind alle Änderungen darin verschwunden. Sandbox über „Windows-Logo –› Windows
Sandbox“. Je nach Rechnerausstattung dau-
ert das ein paar Sekunden. Copy und Paste
SANDBOX IN WINDOWS 10 & 11: DAS SIND DIE zwischen der Sandbox und Ihrem Hostsys-
ANFORDERUNGEN AN HARD- UND SOFTWARE tem ist aktiviert. Sie dürfen also von Ihrem
eigentlichen System eine verdächtige Datei
Um die Windows Sandbox und den Microsoft Defender Application Guard (MDAG) kopieren und in die Sandbox per Strg-V
nutzen zu können, sind Windows 10 oder 11 Professional, Enterprise oder Education oder per rechter Maustaste einfügen. Sie
in der 64 Bit-Version erforderlich. Als Browser benötigen Sie Microsoft Edge. können auch Software in der Sandbox ins-
Hardware: Für den PC ist eine 64-Bit-CPU mit mindestens vier Kernen notwendig, tallieren und testen. Verlangt diese aller-
die Hypervisor- und Virtualization-Based Security (VBS) unterstützt. Das sind aktuel- dings einen Windows-Neustart, scheitert
le Intel-Prozessoren mit VT-x sowie AMD-Prozessoren mit AMD-V. Der Arbeitsspei- die Installation, da nach dem Neustart alle
cher muss mindestens 8 GB groß sein, auf der System-Festplatte oder -SSD benöti- Änderungen verschwunden sind.
gen Sie 5 GB freien Speicherplatz. Konfiguration der Sandbox: Es gibt nur
Achtung: Die Installation von Sandbox oder MDAG aktiviert die Windows-eigene wenige Einstellmöglichkeiten für die Win-
Virtualisierung Hyper-V. Das führt dazu, dass die Virtualisierungsprogramme dows Sandbox. Allesamt müssen Sie über
Virtual­box und Vmware nicht mehr funktionieren. Nachdem Sie die Sandbox und eine Konfigurationsdatei vornehmen. Die
MDAG über die „Systemsteuerung“ unter „Programme –› Windows-Features aktivie- Sandbox-Konfigurationsdatei ist als XML
ren oder deaktivieren“ wieder entfernt haben, ist das Problem beseitigt. formatiert und über die Dateierweiterung
„WSB“ der Sandbox zugeordnet. Über die

18 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Sicherheit durch Virtualisierung

Datei bietet Ihnen Microsoft die Möglich­

keit, einige Standardvorgaben wie den
virtualisierten Grafikprozessor abgestimmt
auf Ihre Wünsche zu aktivieren oder zu de­
aktivieren. Die interessanteste Option für
die Sandbox ist ein geteilter Ordner, über
den Sie Dateien zwischen dem Host und
der Sandbox austauschen. Eine englisch­
sprachige Erklärung der Konfigurations­
datei finden Sie unter www.pcwelt.de/
rv6F2I. Microsoft hat mittlerweile auch eine
Anleitung zum Erstellen der Konfigurations­
datei in deutscher Sprache unter der Ad­
resse tinyurl.com/y6t5ptt3 bereitgestellt.

Exploit-Schutz: Spezialfunktionen
für einzelne Anwendungen
Früher war das Tool Emet bei fortgeschrit­
tenen Anwendern beliebt. Durch seine In­
stallation wurden typische Einfallstore für
Schadcode geschlossen (www.pcwelt.de/
2005006). Microsoft hat das Tool Emet ein­
gestellt, und die meisten seiner Funktionen
wurden in Windows 10 und 11 übernom­
men. Sie finden diesen Spezialschutz unter
„Windows-Logo –› Windows-Sicherheit –›
App & Browsersteuerung –› Exploit-Schutz –›
Einstellungen für Exploit-Schutz“. Die wich­
tigsten Emet-Einstellungen erklärt finden
Sie im Beitrag www.pcwelt.de/1178693.
Für wen sich der Exploit-Schutz eignet:
Wenn Sie ein Tool vom Exploit-Schutz ab­
schirmen lassen, dann behandelt Windows
sowohl den Programmcode des Tools als
auch alle Daten, die das Tool bearbeitet, auf
besondere Weise. Das soll die typischen
Angriffe von Schadcode, etwa per Buffer
Overflow, verhindern. Doch gleichzeitig
führt das bei einigen der so geschützten
Programme zu Programmabstürzen. Es ist
also nicht sinnvoll, jedes Programm in den
Exploit-Schutz aufzunehmen. Eigentlich ist
es die Aufgabe der Toolprogrammierer, die
Funktionen des Exploit-Schutzes für sich zu
reklamieren. Sie selber sollten aber dann
ein Tool in den Exploit-Schutz aufnehmen,
wenn dieses nicht mehr weiterentwickelt
wird oder wenn es sich um ein Programm
handelt, mit dem Sie Dateien aus unsiche­
ren Quellen öffnen müssen.
Ein Programm in den Exploit-Schutz auf-
nehmen: Gehen Sie zu „Windows-Logo –›
Windows-Sicherheit –› App & Browsersteu­
erung –› Exploit-Schutz –› Einstellungen für
Exploit-Schutz“, und nehmen Sie ein Tool
über „Programmeinstellungen –› Programm
zum Anpassen hinzufügen“ in den Schutz
Der „Exploit-Schutz“ in Windows 10 und 11 kann einzelne Anwendungen vor typischen Angriffen durch Mal-
ware schützen. Allerdings laufen dann einige Programme nicht mehr ganz zuverlässig.
Die Software Malware­
bytes Anti-Exploit
schirmt Programme ab,
die besonders häufig
von Viren angegriffen
werden. Dazu zählen et-
wa die gängigen Inter-
netbrowser, der Adobe
Reader, Java und viele
andere.
mit auf. Es öffnet sich eine Liste mit den Tipp: Wer es einfacher mag, nutzt statt des
Optionen des Exploit-Schutzes, die allesamt Exploit-Schutzes von Windows das Tool
noch deaktiviert sind. Wir empfehlen, nur Malwarebytes Anti-Exploit. Es ist in Malwa­
die Optionen zu aktivieren, die bereits rebytes für Windows enthalten und als äl­
grundsätzlich auf „Ein“ eingestellt sind. Sie tere Gratisversionen noch über Google zu
erkennen das am Schalter unter der jewei­ finden. Die Software schirmt ohne eigene
ligen Option, die zunächst noch ausgegraut Konfiguration Programme ab, die häufig
ist. Aktivieren Sie diese Optionen, indem von Viren angegriffen werden. Dazu zählen
Sie den Haken vor die Option setzen. Die etwa Firefox, Chrome und Opera, aber
Punkte, die mit „Aus“ voreingestellt sind, auch der Adobe Reader, Java und MS Of­
sollten nur von fortgeschrittenen Anwen­ fice. Das Tool soll Viren daran hindern, Si­
dern aktiviert werden, denn damit kann cherheitslücken in den Programmen aus­
man ein Tool schnell zum Absturz bringen. zunutzen.
SCHUTZ FÜR NUTZER VON WINDOWS HOME
Die Virtualisierungsschutzfunktion Windows-Sandbox und Microsoft Defender Applica-
tion Guard (MDAG) sind in der Home-Version von Windows 10 und 11 nicht enthalten.
Als bewährter Ersatz für die Sandbox kann aber Oracle Virtualbox dienen, das wir Ih­
nen in diesem Heft ausführlich vorstellen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 19
Grundlagen / PC-Virtualisierer für Windows im Überblick

Virtualisierung-Tools
für Windows-Hosts
Es gibt mehrere Programme,
mit denen Sie einen virtuel-
len PC unter Windows 10
oder 11 einrichten können.
Wir stellen die wichtigsten
vor und erklären, welches
sich wofür eignet.

VON MICHAEL RUPP

Windows-Nutzern stehen gleich mehrere

Virtualisierungsplattformen zur Verfügung:
Microsoft Hyper-V als Bestandteil von Win-
dows 10/11 Pro und Enterprise, Oracle Vir-
tualbox, Vmware Workstation Pro und
Workstation Player. Die Software Qemu
lassen wir in diesem Artikel außen vor, da
sie unter Windows nicht mit den anderen
Programmen mithalten kann und eher auf
Linux-Systemen zum Einsatz kommt. Die
nachfolgend vorgestellten Virtualisierungs-
programme fungieren unter Windows alle
als Laufzeitumgebung und erzeugen als
Hypervisor auf dem Haupt-PC eine oder
mehrere virtuelle Maschinen, die einen
vollständigen Computer mit allen relevan-
ten Hardwarekomponenten emulieren.
Die Windows-Virtualisierer unterscheiden
sich deutlich hinsichtlich Ausrichtung, Aus-
stattung, Bedienung und Kosten. Gut: Alle
Programme werden regelmäßig weiterent-
wickelt. Das ist nötig, denn nur mit aktuel-
len Profilen werden auch ganz neue Versio-
nen von Gastbetriebssystemen wie Win-
dows, Linux oder Mac OS unterstützt.
Opensource: Oracle Virtualbox 7.x
Aufgrund der umfangreichen Ausstattung
und guten Bedienerführung ist die Open-
source-Software Virtualbox für Privatnut-
Programme wie Oracle Virtualbox und Vmware Workstation Pro beziehungsweise Player vermitteln zwischen
dem Gastbetriebssystem und dem Hostsystem. Dabei werden die Komponenten eines echtes PCs emuliert.
zer, Freiberufler und auch Unternehmen
interessant. Virtualbox ist zudem der ein-
zige wirklich plattformübergreifende Vir-
tualisierer, der mit nahezu identischem
Leistungsumfang kostenlos für Windows,
Linux und Mac OS angeboten wird.
Seit Version 7 ermöglicht die Bedienerfüh-
rung von Virtualbox mit überarbeiteten
Menüs und Schaltflächen eine einfachere
Nutzung. Zudem sind Fensterinhalte auf
hochauflösenden Monitoren besser zu er-
kennen. Weitere Optimierungen betreffen
die 3D-Grafikunterstützung bei Verwen-
dung von Windows und Linux als Gastsys-
tem sowie Surround-Lautsprechersysteme.
Der Dateimanager von Virtualbox erlaubt
es Ihnen, in das Dateisystem eines Gast-
rechners zu blicken und Dateien sowie Ord-
ner bequem zwischen dem Host- und Gast-
PC zu kopieren.
Virtualbox unterstützt 32- und 64-Bit-Rech-
ner als Host und Gast sowie USB-2.0- und
USB-3.0-Anschlüsse, das Einbinden von
USB-Laufwerken als virtuelle Datenspei-
cher und verschlüsselte Festplattenabbil-
der. Auch die Besonderheiten von SSD-
Laufwerken als Speicher für virtuelle PCs
werden berücksichtigt. Bidirektionales
Drag & Drop vom und zum Gastsystem gibt
es für Maschinen mit Windows und Linux.
Gut gemacht ist der Assistent zum Erstellen
neuer Maschinen, in dem Sie das Medium
zum Booten von PCs direkt auswählen kön-
nen. Beim Einrichten stehen Ihnen als Gast-
systeme un­ ter anderem Windows 3.1,
95/98/ME, NT 4, 2000, XP, Vista, Windows 7,
8, 10 und 11, Linux-Dis­tri­bu­tionen ab Ker-
nel 2.4, Mac OS X und Open BSD zur Ver-
fügung. Die Einstellungen für virtuelle PCs
werden als XML-Datei gespeichert und las-

20 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / PC-Virtualisierer für Windows im Überblick

sen sich leicht exportieren und nach Bedarf

anpassen oder für neue PCs nutzen.
Virtualbox bietet eine zweckmäßige
Snapshot-Funktion, mit der sich der aktuel-
le Zustand einer virtuellen Maschine ein-
frieren lässt. So können Sie später alle an-
schließenden Änderungen widerrufen und
den virtuellen Rechner auf den jeweiligen
Zustand zurücksetzen. Virtualbox erkennt
dabei einen Großteil der an den echten PC
angeschlossenen USB-Hardware und kann
diese auf Wunsch auch dem virtuellen PC
zur Verfügung stellen.
Dank gemeinsam genut­zter Ordner lassen
sich Daten zwischen Haupt- und Gast-PC
austauschen, und mit­tels nahtlosem Mo-
dus kann der Nutzer das Fenster eines Hardware nach Wunsch: Eine in Virtualbox eingerichtete virtuelle Maschine lässt sich jederzeit umkonfigurieren,
Gastsystems frei auf der Arbeitsfläche des beispielsweise für mehr Arbeitsspeicher oder eine zusätzliche Festplatte als Datenspeicher.
Hauptrechners (Hosts) platzieren. Der Aus-
tausch fertiger Maschinen zwischen Hosts Ein neuer virtueller PC
mit unterschiedlichen Betriebssystemen kann im Vmware Work­
klappt zuverlässig. station Player auf Basis
einer Setup-DVD oder
Vmware Workstation Player 17 über ein ISO-Image ein­
Der Vmware Workstation Player ist die für gerichtet werden.
Privatanwend­er kostenlose Variante der
Profi-Virtualisierungssoftware von Vmware.
Beim Funktionsumfang liegt er hinter
Virtual­box zurück. Der Workstation Player
kann eingerichtete Ma­schi­nen öffnen und
neue virtuelle PCs erstellen. Die Software
unterstützt fast alle Windows-Ver­ sionen
und viele Linux-Varianten, beschränkt sich
jedoch auf wenige Einstellungen für neu
angelegte virtuelle PCs. Neu in Version 17
sind aktualisierte Systemprofile für Win- werden. Auch die Verwaltungs- und Fern- nimmt die Eingabe von Voreinstellungen
dows 11, Windows Server und aktuelle Li- steuerungsfunktionen für virtuelle Rechner wie dem Benutzernamen.
nux-Kernels. über das Netzwerk aus Vmware Worksta-
Die größte Einschränkung gegenüber tion Pro feh­len dem kostenlosen Player.
Vmware Workstation Pro 17
Virtual­box und Workstation Pro (siehe Als praktisch erweist sich die Schnell­­in­stal­ Das rund 250 Eu­ro teure Vmware Worksta-
nächster Punkt) ist der Verzicht auf Snaps- lationsmethode zum Anlegen virtueller Ma- tion Pro ist der große Bruder des Vmware
hots, mit denen sich der Zustand eines vir- schinen mit aktuellen Windows- und Linux- Players. Die Software übertrifft Virtualbox
tuellen PCs speichern lässt, um später wie- Be­triebs­­sys­temen in wenigen Klicks. Gehen und die Player-Variante bei Ausstattung,
der darauf zurückzugreifen. Behelfsweise Sie im Player-Fenster rechts auf „Create a Einstellmöglichkeiten, Hardwareunterstüt-
lassen sich virtuelle Festplatten auf ein New Virtual Machine“, und wählen Sie eine zung, dem Speichern und Verwalten von
anderes Laufwerk sichern. Wer jedoch wie- ISO-Datei als Installationsquelle aus: Der Schnappschüssen, dem Kopieren und Klo-
derholt Zwischenstände festhalten möchte, Player analysiert die Datei, erkennt meist nen virtueller Maschinen sowie der Netz-
wird mit dem Player nicht richtig glücklich das verwendete Betriebssystem und über- werkkonfiguration. Für die meisten Virtua-

ÜBERBLICK: VIRTUALISIERUNGSPLATTFORMEN FÜR WINDOWS

Programm Beschreibung Geeignet für Gastssysteme (Auswahl) Auf Internet Sprache
Microsoft Hyper-V In Windows 10/11 Pro und Enterprise Windows XP, 7, 8, 10, 11 – www.microsoft.com/de-de/ Deutsch
Oracle Virtualbox 7.x* Kostenlose Virtualisierungssoftware Windows XP, 7, 8, 10 / Linux / Mac OS X Download-DVD www.virtualbox.org Deutsch
Vmware Workstation Player 17 Basisversion des Vmware-Virtualisierers Windows XP, Vista, 7, 8, 10 / Linux Download-DVD www.vmware.com Englisch
Vmware Workstation Pro 17** Komplexes Virtualisierungssytem Windows XP, Vista, 7, 8, 10 / Linux Download-DVD www.vmware.com Englisch
* für Privatnutzer kostenlos ** 30-Tage-Testversion, Vollversion: 250 Euro

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 21
Grundlagen / PC-Virtualisierer für Windows im Überblick

Virtualbox und Vmware wünschten Status zurückkehren. In Verbin-

Workstation Pro bieten
Snapshot-Funktionen,
um den Status virtueller
Maschinen zu speichern
und diese wieder zu-
rückzusetzen.
Vmware Workstation Pro glänzt mit einer umfassenden Hardwareunterstützung, einem durchdachten Einrich-
tungsassistenten und vielfältigen Einstellmöglichkeiten beim Anlegen neuer Maschinen.
lisierungsaufgaben auf privaten PCs wirkt Betriebssysteme als Gastsysteme einge-
das auf Firmennutzer zugeschnittene Work- richtet und im Fenster oder bildschirmfül-
station Pro durch die vielen Einstellungen lend ausgeführt werden. Erstklassig ist der
und Menüfunktionen überdimensioniert. Snapshot-Manager. Er kann Zwischenstän-
Vmware Workstation Pro schafft eine ver- de eines virtuellen Rechners einfrieren, ver-
netzte virtuelle Plattform, in der wei­tere schachteln und später wieder zum ge-
dung mit dem mächtigen Klonen von Ma-
schinen und der erweiterten Möglichkeit,
mit verlinkten Kopien (einer Art inkremen-
teller Sicherung) Speicherplatz zu sparen,
lassen sich ausgehend von einem einzigen
System verschiedene Anwendungsszena-
rien auf Knopfdruck erzeugen. Das ist etwa
hilfreich für das ausgiebige Experimentie-
ren mit Software.
Größere Neuerungen der Version 17 sind
die Unterstützung für Windows-11-Hostsys-
teme und Windows-11-Gastsysteme mit
TPM und vTPM. Auf virtuellen Maschinen
mit Linux und Windows unterstützt Vmwa-
re Workstation Pro jetzt die Grafikwieder-
gabe über OpenGL 4.3. Außerdem können
Sie die lokalen virtuellen Maschinen so
konfigurieren, dass sie beim Hochfahren
des Hostrechners automatisch starten.
Aus Workstation Pro heraus lassen sich vir-
tuelle Maschinen mit anderen Anwendern
teilen und im Netzwerk zur gemeinsamen
Nutzung bereitstellen, wovon vornehmlich
Businessnutzer profitieren. Dafür bietet
Vmware zusätzlich die Verwaltungsumge-
bung Vsphere an, in der sich Systeme zen-
tral ablegen lassen.
Virtuelle Festplatten können in Vmware
Workstation Pro zum Schutz vor unerlaub-
tem Zugriff mittels AES-Kryptoalgorithmus
mit 256 Bit verschlüsselt werden. PC-Ein-
stellungen lassen sich mithilfe eines Kenn-
worts gegen Änderungen schützen. Die
Workstation-Pro-Version unterstützt den
Austausch von virtuellen Festplatten zwi-
schen verschiedenen PCs und im Netzwerk
sowie über das OVA-/OVF-Format. Wie bei
Virtualbox ist ein Fernzugriff auf virtuelle
Systeme möglich, wobei Vmware auf das
freie VNC-Protokoll setzt.

VERGLEICH: HYPER-V UND VIRTUALBOX Microsoft Hyper-V

Mit der Bordfunktion Hyper-V können Sie
Oracle Virtualbox sowie Vmware Workstation Pro und Player sind auf Desktop-PCs zu- in Windows 10 und 11 virtuelle Maschinen
geschnittene Virtualisierer, während Hyper-V aus dem Server-Bereich von Microsoft erstellen, sofern Sie als Host die Pro- oder
stammt. Dementsprechend fehlen einige am Desktop nützliche Funktionen, die man Enter­prise-Version (64 Bit) verwenden.
aus Virtualbox und Vmware Workstation Pro kennt, etwa die Unterstützung für Hyper-V muss als Zusatzfunktion nachträg-
Sound und der Zugriff auf USB-Geräte. Auch auf einen Austausch von Dateien zwi- lich unter „Windows-Features aktivieren
schen dem Desktop des Hauptrechners und einem virtuellen PC muss man verzich- oder deaktivieren“ installiert werden. Drü-
ten, ebenso auf eine gemeinsame Zwischenablage zur Übergabe von Daten. cken Sie Win-R, geben Sie Windows-Fea-
Manche älteren Betriebssysteme kommen mit der von Hyper-V emulierten Hard- tures ein, und gehen Sie auf den ersten
ware nicht zurecht, da entsprechende Treiber fehlen. Windows ab Vista sowie neue- Treffer. In Windows Home 64 Bit lässt sich
re Linux-Pakete bringen die passenden System- und Grafikkartentreiber für die Hy- die Funktion über Umwege aktivieren.
per-V-Umgebung mit. Bei betagten Linux-Distributionen empfiehlt es sich, gegebe- Hyper-V ist auf Windows als Gastsystem
nenfalls nach einer neueren Distributionsversion Ausschau zu halten. optimiert und mit einer minimalistischen
Bedienungsoberfläche namens Hyper-V-

22 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / PC-Virtualisierer für Windows im Überblick

Manager ausgestattet. Auf technische Raf- Hyper-V von Microsoft

finessen verzichtet das Programm zuguns-
ten einer schnörkellosen, aber gewöh-
nungsbedürftigen Handhabung. Die Palette
möglicher Betriebssysteme hat Micro­soft
dabei auf Windows ab XP beschränkt. An
Linux-Distributionen unterstützt Hyper-V
offiziell nur Suse Linux Enterprise Server,
Red Hat Enterprise Linux und Cent OS, ei-
nige weitere Distributionen lassen sich den-
noch als virtuelles Gastsystem einrichten.
Pluspunkt von Hyper-V gegenüber den Vir-
tualisierungsplattformen von Oracle und
Vmware ist die dynamische Arbeitsspei-
cherverwaltung. Beim Starten eines virtuel-
len PCs wird der zugewiesene Arbeitsspei-
cher nicht sofort in ei­nem Stück belegt,
sondern es wird nur so viel vom echten
Arbeitsspeicher beansprucht, wie der virtu-
elle PC tatsächlich benötigt. So können
mehrere VMs parallel laufen, ohne dass es
zu spürbaren Leistungseinbrüchen kommt.
Hardware-Emulation
Die von Virtualbox, Vmware und Hyper-V
nachgebildeten Rechner nutzen ältere
Hardware. Damit soll die bestmögliche
Kompatibilität von virtueller Hardware und
Gastbetriebssystem sichergestellt werden.
Durch Gasterweiterungen (Additions) für
die Virtualisierungsprogramme von Oracle
und Vmware lässt sich das Gastbetriebs-
system auf die bereitgestellte Hardware
und die Zusammenarbeit mit dem Haupt-
betriebssystem optimieren. Die Installation
der mitgelieferten Erweiterungen ist Vor-
aussetzung für den flüssigen Wechsel des
Mauszeigers zwischen Hauptbetriebssys-
tem und virtueller Maschine. Für Hyper-V
steht kein solches Treiberpaket bereit.
ist Bestandteil von Win-
dows 10 und 11 Pro
und Enterprise, muss je-
doch in der System-
steuerung nachträglich
installiert werden.
größern oder zu verkleinern und Schnitt-
stellen oder weitere Laufwerke hinzuzufü-
gen. Was den Komfort bei Konfigurations­
änderungen betrifft, liegen Vmware Work-
station Pro und Virtualbox vorne.
Die Festplatten der virtuellen Rechner spei-
chern Virtualbox, Vmware und Hyper-V in
Containerdateien auf der echten Festplatte.
Dabei geben Sie die maximale Größe der
Platte vor, die dann dynamisch anwächst.
Die Datei belegt al­so nur ungefähr so viel
Platz wie das Gastsystem samt installierter
Anwendungen, Daten und temporärer
Dateien benötigt.
Fazit: Vom Allrounder zum Profi
Die kostenlose Software Virtualbox 7.x von
Oracle ist mit ihrer eingängigen Bediener-
führung für Privatanwender der beste sys-
temübergreifende Allrounder. Das Pro-
gramm vereint eine gute Ausstattung mit
intuitiver Nutzung (Anleitung ab Seite 34).
Der Vmware Workstation Player empfiehlt
sich vor allem dann, wenn Sie fertige virtu-
elle PCs im Vmware-Format nutzen möch-
ten. Überaus zuverlässig ist der Player auch
in Verbindung mit dem Vcenter Converter
von Vmware (Seite 40). Die rund 250 Euro
teure Vmware Workstation Pro glänzt mit
einer breiten Hardware-Unterstützung,
einem Netzwerkeditor, Gruppenfunktionen
und vielen Extras, die vor allem für Unter-
nehmensnutzer interessant sind.
Wer deutliche Abstriche beim Bedienkom-
fort akzeptiert und nur virtuelle Rechner
mit Windows einrichten möchte, der sollte
das in Windows 10 und 11 Pro und Enter-
prise integrierte Hyper-V ausprobieren.

Virtuelles PC-Bios VIRTUELLE RECHNER UMZIEHEN

Ein virtueller PC verfügt wie ein echter
Rechner über ein eigenes Bios, das für das
Gastbetriebssystem die grundlegende
Kommunikation mit der Hardware über-
nimmt. Beim Starten einer Maschine mel-
det sich das Bios des virtuellen PCs und
über die F12-Taste (Virtualbox) beziehungs-
weise die Taste F2 (Vmware) kommen Sie
wie bei einem echten PC in das Bios-Setup.
Gast-PCs anpassen
Virtuelle Maschinen lassen sich in Virtual-
box, Vmware und Hyper-V gleichsam jeder-
zeit umkonfigurieren, beispielsweise, um
den bereitgestellten Hauptspeicher zu ver-
Virtualbox, Vmware und Hyper-V speichern virtuelle Festplatten in Containerdateien.
Zu jedem eingerichteten System gibt es zudem eine oder mehrere Konfigurationsda-
teien sowie eventuell Sicherungsdateien für Schnappschüsse. Normalerweise liegen
diese Dateien in einem gemeinsamen Ordner. Dadurch ist es einfach, ein System auf
ein anderes Laufwerk zu verschieben oder auf einen anderen Rechner umzuziehen.
Es genügt, den Ordner mit sämtlichen Dateien auf das Ziellaufwerk zu befördern. Für
einen Umzug der virtuellen Maschine kopieren Sie den Ordner beispielsweise auf
eine externe Festplatte und dann am Ziel-PC wieder auf die Festplatte oder SSD.
Starten Sie auf dem Ziel-PC die von Ihnen genutzte Virtualisierungssoftware, und öff-
nen Sie die Konfigurationsdatei des VPCs über den entsprechenden Menübefehl –
etwa „File –› Open“ bei Vmware Workstation Pro und „Player –› File –› Open“ beim
Player. In Virtualbox wählen Sie „Datei –› Appliance exportieren“ auf dem Ausgangs-
PC und anschließend „Datei –› Appliance importieren“ auf dem Ziel-PC.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 23
 Grundlagen / Die besten VMs aus dem Internet und auf DVD
Gratis-Systeme
richtig nutzen
Mit einer virtuellen Maschine lassen
Sie Ihr Windows unberührt und
arbeiten mit Zweitsystemen
auf Ihrem Rechner. Im Netz und
auf der Download-DVD finden
Sie eine umfassende Auswahl
passender Gratissysteme.
VON R OLAND FREIST UND
CHRISTOPH HOFFMANN
Eine virtuelle Maschine ist eine Art Compu­
ter im Computer: Eine Virtu­ ali­sierungs­
software (Infos ab Seite 20) stellt einen ab­
geschirmten Bereich des Arbeitsspeichers
und weitere Hardwareressourcen wie CPU,
Festplattenplatz und Peripheriegeräte zur
Verfügung, wo Sie ein weiteres, vom Wirts­
system unabhängiges Betriebssystem samt
Anwendungen installieren können.
Richten Sie etwa unter Windows ein Linux-
System ein, um darauf nur für Linux verfüg­
bare Programme auszuführen. Oder Sie
konfigurieren darin ein Windows-System
für eine bestimmte Aufgabe, das Sie nur
starten, wenn Sie es auch tatsächlich be­
nötigen. Im professionellen Umfeld wer­
den virtuelle Maschinen auch für Software­
tests verwendet oder zur Beobachtung von
Virenaktivitäten: Schadsoftware kann näm­
lich nicht vom virtuellen auf den realen
Computer überspringen.
„Virtuelle Maschinen bieten
ideale Testumgebungen,
Surfstationen und Spezial-
tools für jeden PC.“
24
Die Einrichtung und Konfiguration einer
virtuellen Maschine inklusive Betriebssys­
tem und Anwendungen kann sich mitunter
recht zeitaufwendig gestalten. Aus diesem
Grund gibt es von mehreren Anbietern vor­
konfigurierte Maschinen, die Sie einfach
nur noch zu starten brauchen. Das funktio­
niert, da virtuelle Maschinen in einer einzi­
gen, großen Datei vorliegen, die Sie ledig­
lich in eine Virtualisierungssoftware impor­
tieren und dann starten müssen.
Aus lizenzrechtlichen Gründen dürfen die
Websites keine kommerzielle Software be­
reitstellen, sodass sich das Angebot nahezu
ausschließlich auf Linux-Distributionen und
-Anwendungen beschränkt. Nur Microsoft
macht eine Ausnahme und bietet eine
90-Tage-Version von Windows 11 als fertige
virtuelle Maschine unter https://developer.
microsoft.com/de-de/windows/downloads/
virtual-machines/ an. Eine Übersicht kosten­
loser VMs (etwa von Bitnami und Osboxes)
finden Sie in der Tabelle rechts.
Schnellstart mit fertigen VMs
Um eine virtuelle Maschine anlegen, öffnen
und speichern zu können, benötigen Sie
eine Virtualisierungssoftware. Die beiden
am weitesten verbreiteten Programme die­
ser Art sind die Freeware Vmware Work­
station Player (auf Download-DVD) und das
ebenfalls kostenlose Virtualbox (auf Down­
load-DVD) von Oracle. Bei den Recherchen
für diesen Artikel hat sich die Oracle-Soft­
Bild: Maksim Pasko – AdobeStock
ware als unkomplizierter erwiesen. Das
Programm kann viele der kostenlos ange­
botenen, fertigen VMs aus dem Internet
fehlerfrei importieren und ausführen.
Das Starten einer virtuellen Maschine mit
Virtualbox ist einfach. Wenn Sie sich für
eine VM von Anbieter Bitnami entschieden
haben, beispielsweise Wordpress von der
Download-DVD, gehen Sie in der Regel so
vor: Sie laden die Datei der VM herunter
und starten Virtualbox. Gehen Sie auf „Da­
tei –› Appliance importieren“. Wählen Sie im
folgenden Fenster die heruntergeladene
Datei zum Importieren aus. Alles Weitere
geschieht automatisch.
So auch der Start der VM (Wordpress in
unserem Beispiel) mit einem Log-in über
das Linux-System Debian. Hier erscheint
etwas später im Fenster in gelber Schrift,
unter welcher IP-Adresse Sie die Software
der virtuellen Maschine auf Ihrem Win­
dows-PC erreichen sowie der Benutzerna­
me und das Kennwort für die Anmeldung.
Um nun die VM zu nutzen, öffnen Sie in
Windows Ihren Browser und tippen die IP-
Adresse und die Anmeldedaten ein.
Anders gehen Sie vor, wenn Sie eine VM des
Anbieters Osboxes starten möchten. Kli­
cken Sie in diesem Fall in Virtualbox auf
„Maschine –› Neu“, und geben Sie im folgen­
den Fenster einen beliebigen Namen ein.
Wählen Sie einen Ordner aus, den die Ma­
schine nutzen soll, stellen Sie neben „Typ“
das Betriebssystem, meist „Linux“, und
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Die besten VMs aus dem Internet und auf DVD

neben „Version“ die passende Distribution

ein, etwa „Opensuse“. Klicken Sie auf „Wei-
ter“, und geben Sie je nach Ausstattung
Ihres Rechners den Arbeitsspeicher an, den
Sie der virtuellen Maschine zur Verfügung
stellen wollen. Klicken Sie auf „Weiter“.
Wählen Sie im nächsten Fenster „Vorhan-
dene Festplatte verwenden“, und klicken
Sie rechts neben dem Auswahlmenü auf
das Ordnersymbol. Klicken Sie auf „Hinzu-
fügen“, markieren Sie die heruntergelade-
ne Datei der virtuellen Maschine, und kli-
cken Sie auf „Öffnen“. Sie erscheint nun
ganz unten in der Liste bei „Not Attached“.
Markieren Sie das File, und klicken Sie auf
„Auswählen“ und „Erzeugen“.
Jetzt finden Sie sich auf dem Startbild-
schirm von Virtualbox wieder. Markieren
Sie in der Liste in der linken Spalte die neue Mehr Tempo für Linux Mint: Die fertige virtuelle Maschine von der Download-DVD läuft bereits mit 2 GB zugewie-
Maschine, und klicken Sie auf „Starten“. Die senem Arbeitsspeicher. Eine Erweiterung auf 4 GB Arbeitsspeicher verbessert die Reaktionsgeschwindigkeit.
virtuelle Maschine wird im Fenster von
Virtualbox ausgeführt. men Abhängigkeiten gibt, also eine Anwen- etwa an der Suche nach dem Log-in-Screen
dung etwa eine Datenbank oder PHP vor- von Wordpress – Sie erreichen ihn wie bei
Hoher Schwierigkeitsgrad bei aussetzt, so ist diese Software ebenfalls virtuellen Maschinen von Bitnami üblich
virtuellen Maschinen mit Linux bereits in die Maschine integriert und kon- durch Eingabe der IP-Adresse, im Word-
Fertige virtuelle Maschinen bieten ideale figuriert. Dennoch sollten Sie nach Möglich- press-Beispiel von [IP-Adresse]/wp-admin.
Testumgebungen, Surfstationen, aber auch keit bereits ein wenig Erfahrung mit Linux Die Dokumentationen von Bitnami & Co.
Spezialtools für jeden PC. Die Anbieter der und Serversoftware gesammelt haben, sind bei Problemen wenig hilfreich. Hier
virtuellen Systeme machen es Ihnen so ein- denn manche der angebotenen Pakete sind müssen Sie selbst auf der Website der Soft-
fach wie möglich. Wenn es in den Program- sehr komplex. Viele Anwender scheitern ware und in Hilfeforen recherchieren.

IM ÜBERBLICK: KOSTENLOSE VMs UND IHRE EINSATZZWECKE

Name Beschreibung Für Internet
Drupal 1) Content-Management-System Vmware, Virtualbox bit.ly/3DYcbaj
Gitlab CE Versionskontrolle Vmware, Virtualbox bit.ly/3DYcxxF
Joomla 1) Content-Management-System Vmware, Virtualbox bit.ly/3IeWwpS
Kubuntu Betriebssystem Vmware, Virtualbox https://www.osboxes.org/kubuntu/
LAMP 1) Web-Infrastruktur Vmware, Virtualbox bit.ly/3XjYl99
Limesurvey Umfragetool Vmware, Virtualbox t.ly/q1gn
Linux Mint 1) Betriebssystem Vmware, Virtualbox www.osboxes.org/linux-mint/
Magento Webshop Vmware, Virtualbox bit.ly/3HSrouU
Mediawiki 1) Wiki-Software Vmware, Virtualbox t.ly/zwwv
Microsoft Windows 11 2) Betriebssystem Vmware, Virtualbox, Hyper-V t.ly/DXA-
MongoDB Datenbank Vmware, Virtualbox t.ly/nKpSL
MySQL Relationale Datenbank Vmware, Virtualbox t.ly/BYfw
Nextcloud Filehosting Vmware, Virtualbox https://github.com/nextcloud/vm
Openfire Web-Infrastruktur Vmware, Virtualbox t.ly/QYBE
Openproject Projektmanagement Vmware, Virtualbox t.ly/1kb6
Opensuse Betriebssystem Vmware, Virtualbox www.osboxes.org/opensuse
Oracle Virtualbox Virtualisierungssoftware Windows 8.1, 10, 11 www.vmware.com
Raspbian Betriebssystem für Raspberry Pi Vmware, Virtualbox www.osboxes.org/raspbian
TYPO3 Content-Management-System Vmware, Virtualbox t.ly/lYN5
Ubuntu 1) Betriebssystem Vmware, Virtualbox www.osboxes.org/ubuntu
Vmware Workstation Player Virtualisierungssoftware Windows 8.1, 10, 11 www.virtualbox.org
Wordpress 1) Blog-Software Vmware, Virtualbox t.ly/-uUu
1) als fertige virtuelle Maschine auf Download-DVD 2) Kostenlos nur für 90 Tage

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 25
Grundlagen / Die besten VMs aus dem Internet und auf DVD
Ubuntu 21.10 von der Download-DVD ist eine vielseitig als Zweit-PC einsetzbare virtuelle Maschine. Pluspunk-
te sind die gute Softwareausstattung und das hohe Arbeitstempo im Windows-Fenster.
Auch für den Fall, dass es Probleme mit
Treibern oder Anwendungen gibt, sollten
Sie etwas Erfahrung mit Linux mitbringen.
Die virtuellen Maschinen von Bitnami ba-
sieren praktisch alle auf Debian Linux, das
jedoch zum Einsparen von Systemressour-
cen im virtuellen System ohne grafische
Bedienoberfläche eingesetzt wird.
Das sind die fertigen Gratis-PCs
auf der Download-DVD
Mit den virtuellen Maschinen und Image-
Dateien von der Download-DVD legen Sie
sofort los. Insgesamt 11 Systeme für unter-
schiedliche Einsatzzwecke stehen Ihnen zur
Auswahl. Die startklaren virtuellen PCs sind
der optimale Einstieg in die Welt der Virtua-
Free DOS 1.3 ist der modernisierte Nachbau des klassischen MS-DOS-Betriebssystems mit Mausunterstüt-
zung. Setzen Sie Free DOS zum Ausführen älterer Anwendungen und Spieleklassiker in der VM ein.
26
lisierung. Sie eignen sich beispielsweise als
kostenloser Zweit-PC, zum Kennenlernen
anderer Betriebssysteme und zum Lösen
bestimmter Aufgabenstellung, etwa dem
Betrieb eines Content-Management-Sys-
tems für Ihr Netzwerk.
Die beiden Linux-Maschinen Ubuntu und
Linux Mint auf der Download-DVD bieten
Ihnen alles, was Sie von einem vollständi-
gen, zeitgemäßen und langlebigen Desk-
top-Linux erwarten können: einen zuverläs-
sigen technischen Unterbau mit umfassen-
der Hardwareunterstützung, einen schön
anzusehenden Desktop, der sich leicht be-
dienen lässt, sowie ein großes Softwarepa-
ket, mit dem Sie alle Standardaufgaben und
vieles mehr erledigen können.
Linux Mint 21.1 Die vorkonfigurierte Li-
nux-Mint-Maschine auf der Download-DVD
ist besonders vielseitig. Sie basiert auf Li-
nux Mint mit dem Cinnamon-Desktop und
ist durch die Windows recht ähnliche Be-
dienung universell einsetzbar, etwa zum
Surfen, für Office-Arbeiten oder als Foto-
und Videosystem. Mit seiner üppigen Kom-
plettausstattung ist Mint ein Linux-Schwer-
gewicht, das sich als virtueller PC genüg-
sam zeigt. Bereits mit einer Zuweisung von
2 GB Arbeitsspeicher läuft die virtuelle
Maschine ordentlich. Eine Speichererhö-
hung auf 4 GB bringt jedoch ein merklich
verbessertes Reaktionstempo.
Durch Onlineupdates über die Aktualisie-
rungsverwaltung von Linux Mint halten Sie
die VM auf dem neuesten Stand.
Die OVA-Datei der virtuellen Maschine auf
der Download-DVD importieren Sie einfach
in Virtualbox oder den Vmware Workstation
Player. Der Benutzername für Linux Mint
lautet „pcwelt“, das zugehörige Passwort
„pcwelt“ und das Root-Passwort ebenfalls
„pcwelt“.
Ubuntu 22.10: Basis dieser VM ist die
Ubuntu-Ausgabe mit dem Namen „Kinetic
Kudu“. Die wesentlichen Neuerungen sind
der Linux-Kernel 5.19 und Gnome in der
Version 43. Die Quicksettings bieten nun
schnelleren Zugriff auf häufig verwendete
Optionen wie WLAN, Bluetooth, Dunkelmo-
dus und Energieverwaltung. Die Pipewire-
Audioplattform erweitert die Unterstüt-
zung für Audiogeräte und verspricht besse-
re Bluetoothverbindungen, was auch die
Leistung für Videokonferenzen erhöhen
soll. Linux 5.19 wiederum steigert die Leis-
tung von Intel-Geräten und enthält nun
eine Multithread-Dekomprimierung unter
Ubuntu, um die Leistung von Multicore-
Desktop-Snaps zu verbessern. Sie melden
sich an der VM mit dem Benutzer „pcwelt“
und Passwort „pcwelt“ an. Das Root-Pass-
wort lautet ebenfalls „pcwelt“.
React OS und Free DOS:
VM-Klassiker fürs Fenster
React OS und Free DOS sind Spezial-VMs,
die sich durch ihre niedrige Systemlast bei
der Ausführung im Fenster auszeichnen.
React OS 0.4.14: Mit React OS als VM von
der Download-DVD holen Sie sich einen
Windows-Nachbau im Gewand früherer
Windows-Versionen auf den Rechner. Idee
hinter React OS (www.reactos.org): Das Sys-
tem transportiert die einstige Windows-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Die besten VMs aus dem Internet und auf DVD

NT-Architektur in die Gegenwart, ohne sei-

ne historischen Wurzeln zu verleugnen.
React OS empfängt den Nutzer auf einem
Desktop im Windows-3.1/NT-Stil. Es gibt
Verknüpfungen zu den Systemkomponen-
ten „Arbeitsplatz“, „Eigene Dateien“, „Netz-
werkumgebung“, „Papierkorb“ und „Einga-
beaufforderung“. Dazu kommen ein Explo-
rer-Dateimanager, verschiedene Verwal-
tungswerkzeuge, Tools vom Editor bis Paint
und ein paar Minispiele.
Der Anwendungsmanager zum Herunterla-
den ist wichtig, denn das Betriebssystem
will den Entwicklern zufolge kein Selbst-
zweck sein. In Softwarekategorien wie
„Büro“, „Grafik“ oder „Finanzen“ lassen sich
Anwendungen und Tools laden – meist äl-
tere Versionen angepasst an React OS.
Free DOS 1.3: Alte MS-DOS-Spiele unter
Windows 10 im Fenster ablaufen lassen, in
einer DOS-Umgebung arbeiten oder einen
Hauch Nostalgie schnuppern – das geht mit Webserver leicht gemacht: Die IP-Adresse, unter der Ihr neuer Webserver im Heimnetzwerk erreichbar ist, wird
der Free-DOS-VM von der Download-DVD nach Abschluss des Bootvorgangs der virtuellen LAMP-Maschine am Bildschirm angezeigt.
ganz einfach. PC-Veteranen prüfen damit
ihr Wissen am DOS-Prompt. Free DOS
(www.freedos.org) ist ein freies Betriebssys-
temprojekt und zu MS-DOS kompatibel.
Nützlich ist das System vor allem zum Aus-
führen älterer DOS-Anwendungen wie
Datenbanken, Terminalemulatoren oder
Branchensoftware. Mancher Software-Ol-
die, der auf der Kommandozeile in Win-
dows scheitert, lässt sich in der Free-DOS-
VM zum Leben erwecken.

VMs von Bitnami nutzen

Sieben vorkonfigurierte virtuelle Maschi-
nen auf der Download-DVD stammen von
Bitnami. Damit setzen Sie auf einfache Wei-
se ein Content-Management-System auf
oder richten einen Dateiserver ein. Der Zu-
griff auf die Systeme erfolgt im Browser
durch Eingabe der IP-Adresse. Diese wird
Ihnen zusammen mit dem Benutzernamen
und dem Passwort im Fenster der VM nach
dem vollständigen Start angezeigt.
Bitnami Drupal 10.0.3-5: Mit dem Con-
tent-Management-System stellen Sie Inhal-
te ins Netzwerk und bearbeiten diese. Dru-
pal eignet sich mit seinen vielen Erweite-
rungen sowohl für kleine private Websites
als auch für umfangreiche Firmenauftritte.
Bitnami LAMP 8.2.2-1: Um eine Homepage
oder ein Webprojekt vernünftig testen zu
können, benötigen Sie einen richtigen Web-
server mit SQL und PHP. Den laden Sie in
Form von LAMP als virtuellen PC von der
Mit dem Windows-Nachbau React OS 0.4.14 von der Download-DVD steht Ihnen ein exotischer virtueller PC
für Experimente zur Verfügung. Die VM läuft in Virtualbox oder dem Vmware Workstation Player.
Download-DVD. Das System umfasst den system auf. Zielgruppe von Doku Wiki sind
Apache-Webserver, eine SQL-Datenbank, Arbeitsgruppen und Firmen, die eine über
PHP als Softwarebasis und PHP Myadmin das Netzwerk zugängliche Wissensbasis im
als Web-Administrationsoberfläche. Stil von Wikipedia aufbauen möchten.
Bitnami Joomla 4.2.7-7: Mit der Drupal- MediaWiki 1.39.1-12: Die Software Media-
Alternative verwalten Sie Ihre Webseiten wiki kommt etwa auf Wiki-Seiten wie http://
und geben neue Inhalte ein. de.wikipedia.org zum Einsatz. Sie verwen-
Bitnami Wordpress 6.1.1: Mit dem Con- det spezielle Anweisungen für die Textfor-
tent-Management-System erstellen und matierung (Wikitext).
verwalten Sie Webseiten und Blogs. Openfire 4.7.4-14: Ein XMPP-Server, der in
Bitnami Doku Wiki 20220731.1.0-25: Mit Java geschrieben ist und unter der Apache-
der VM setzen Sie Ihr eigenes Wiki-Info- Lizenz 2.0 veröffentlicht wird.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 27
Grundlagen / Lizenzprobleme durch virtuelle Maschinen

Lizenzprobleme durch
virtuelle Maschinen
Rechtlich gesehen stellt eine virtuelle Maschine einen vollwertigen Rechner dar. Deshalb
benötigen Sie für den Betrieb von Windows 10 und 11 in der VM eine gültige Windows-
Lizenz – und für kommerzielle Software brauchen Sie ebenfalls entsprechende Lizenzen.

VON PETER-UWE LECHNER

Ein Zweitsystem mit Windows in einer vir-

tuellen Maschine ist eine feine Sache, um
Software zu testen oder eine isolierte Ar-
beitsumgebung aufzubauen. Für einen vir-
tuellen PC mit Windows 10 und 11 brau-
chen Sie allerdings eine gültige Windows-
Lizenz. Es sei denn, Sie möchten mit einer
nicht aktivierten – und damit eingeschränkt
nutzbaren – Windows-Version arbeiten.
In Bezug auf den Einsatz in virtuellen Um-
gebungen regelt Microsoft die Nutzung von
Windows 10 und 11 in seinen Lizenzbedin-
gungen eindeutig: „Diese Lizenz erlaubt
Ihnen die Installation von lediglich einer
Instanz der Software zur Verwendung auf
einem Gerät, unabhängig davon, ob es sich
bei diesem Gerät um ein physisches oder
virtuelles Gerät handelt. Wenn Sie die Soft-
ware auf mehreren virtuellen Geräten ver-
wenden möchten, müssen Sie eine separa-
te Lizenz für jede Instanz erwerben.“

Windows aktivieren
Die Aktivierung von Windows 10/11 ist auch
mit einem gültigen Produktschlüssel für
Windows 7, Windows 8 oder Windows 8.1
möglich – sofern er nicht auch auf einem
anderen System im Einsatz ist. Wenn Sie
also noch ein altes Notebook haben, das
Sie nicht mehr verwenden, sollten Sie einen
Blick auf die Gehäuseunterseite werfen.
Oftmals finden Sie dort einen Aufkleber mit
einer Lizenznummer für Windows 7 oder 8.
Mit dieser lässt sich Windows 10 bezie-
hungsweise 11 dann entweder direkt bei
der Installation oder nachträglich unter
„Einstellungen –› System –› Aktivierung“ ak-
tivieren. Ältere Windows-Produktschlüssel
Bei der Installation von Windows 10 in einer virtuellen Maschine können Sie das System direkt mit einem gülti-
gen Lizenzschlüssel aktivieren oder die Aktivierung zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
sind nämlich nicht an eine bestimmte und Seriennummern der gefundenen Pro-
Hardware gebunden und können daher gramme angezeigt. Die gesammelten Infos
auch noch Jahre später auf einem neuen lassen sich anschließend über „Daten –›
Rechner oder eben in einer virtuellen Ma- Speichern“ als Textdatei sichern.
schine genutzt werden.
Tipp: Sie haben noch ein älteres Windows
Windows-Lizenz günstig kaufen
auf einem ausrangierten PC installiert, ken- Für Windows 11 Home als Vollversion ver-
nen den Lizenzschlüssel aber nicht? Kein langt Microsoft im eigenen Online-Shop
Problem: Starten Sie Windows auf dem al- satte 145 Euro. Die Pro-Ausgabe ist mit 259
ten PC, und installieren Sie die Freeware Euro deutlich teurer. Dennoch brauchen
License Crawler (www.klinzmann.name): Sie für eine offizielle Windows-11-Lizenz
Nach einer Analyse des bisherigen Win- nicht tief in die Tasche zu greifen. Möglich
dows-Systems werden die Lizenzschlüssel machen das Systembuilder- und OEM-Ver-

28 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Grundlagen / Lizenzprobleme durch virtuelle Maschinen

sionen von Windows, die Microsoft über Bei einer Adobe-CC-Lizenz

autorisierte Zwischenhändler an System-
hersteller verkauft. Eine Alternative sind
offizielle Upgrade-Versionen von Windows
7 oder 8/8.1 auf 11.
Bei Amazon und Ebay gibt es oft Microsoft-
Lizenzschlüssel zu Dumpingpreisen. Meist
erhalten Sie nur den Key. Mit diesem kön-
nen Sie die Installationsdateien zu Win-
dows direkt bei Microsoft herunterladen
und das System nach der Einrichtung in der
VM online aktivieren. Aber: Durch die ag-
gressive Preisgestaltung geraten solche An-
bieter ins Visier von Microsoft. Nicht selten
sind Webseiten irgendwann offline oder die
Nutzeraccounts gelöscht.
Unser Tipp: Suchen Sie über Google nach
Onlineshops mit entsprechenden Angebo-
ten, finden Sie häufig Windows 11 in der
Proversion für 15 bis 20 Euro. Achten Sie
darauf, dass es sich um einen seriösen
Shop handelt. Prüfen Sie die Produktbe-
schreibung, und kaufen Sie idealerweise
nur bei Händlern mit Bewertungen und
Käuferschutz. Der Händler Lizensio (www.
lizensio.de) etwa bietet zum Redaktions-
schluss Windows 11 Pro für 14,90 Euro an.
Anwendungssoftware in der VM
Viele Programme gibt es von Haus aus mit
Lizenzen für mehrere Rechner. Hier ist
dann auch gleich die virtuelle Maschine mit
können Sie die Program-
me wechselweise auf dem
Host-PC und in der VM
nutzen. Sie müssen sich
nur an- beziehungsweise
abmelden.
abgedeckt. Ist die Nutzung hingegen auf
einen PC beschränkt, ist der Kauf einer
zweiten Lizenz erforderlich – zumindest in
der Theorie. Einige Programme erkennen
die Mehrfachnutzung, sofern der virtuelle
PC mit dem Internet verbunden ist. Andere
Programme entdecken die Mehrfachnut-
zung hingegen nicht. Sie sollten das also im
Zweifelsfall zuerst ausprobieren und dann
entscheiden, ob Sie eine weitere Lizenz
kaufen wollen oder nicht.
Tipp: Für Kaufsoftware gibt es oft gute kos-
tenlose Alternativen, die für die gelegent-
liche Nutzung in einer VM meist vollkom-
men ausreichen. Ansonsten nutzen Sie
einfach eine zeitlich limitierte Testversion.
Ein Sonderfall stellen Cloudlizenzen dar,
etwa die Creative Cloud von Adobe: Laut
den Lizenzbestimmungen von Adobe dür-
fen Sie Ihre Applikationen auf mehreren
Computern installieren und auf zwei PCs
aktivieren, jedoch nur auf jeweils einem
Computer verwenden. Wollen Sie in der VM
etwa Photoshop nutzen, ist die Deaktivie-
rung der Lizenz auf dem Host-PC erforder-
lich. Das gilt übrigens auch, wenn Sie Ihr
Homeoffice in die VM verlagern. Öffnen Sie
auf dem Host die Adobe-Anwendung, die
Sie deaktivieren möchten. Gehen Sie dann
zum Hilfemenü, und klicken Sie auf „Ab-
melden“. Bestätigen Sie das Hinweisfens-
ter. In der VM installieren Sie die gewünsch-
te Adobe-Software und aktivieren die Li-
zenz im Hilfemenü. Wollen Sie wieder tau-
schen? Dann nehmen Sie einfach den um-
gekehrten Weg.

SERVERVIRTUALISIERUNG: DIE LIZENZMODELLE

Unbedarfte Virtualisierungseinsteiger tappen unter Umständen
in die Kosten- oder Compliancefalle: Beim Verschieben vorhande-
ner Server und Anwendungen in eine virtuelle Umgebung gilt den
Lizenzbedingungen besonderes Augenmerk. Die Virtualisierung
führt häufig sowohl bei Betriebssystemen als auch bei Anwen-
dungssoftware zu zusätzlichen Lizenzkosten.
Zwei Lizenzierungsmodelle sind in der Softwarewelt weit ver-
breitet: Die Ermittlung der Kosten nach Anzahl der Prozessoren
sowie die Koppelung der Lizenz an einen bestimmten Rechner.
Beide Ansätze sind auf virtuellen Systemen oftmals obsolet.
Denn in aller Regel werden im virtuellen Server mehrere Pro-
zessoren oder Kerne genutzt. Zum anderen ist gerade ein Nutz-
enaspekt der Servervirtualisierung die Fähigkeit, VMs nach Be-
darf zwischen einzelnen Servern hin und her verschieben zu
können, sei es zur Lastverteilung oder um ungestört anstehen-
den Wartungsaufgaben nachgehen zu können.
Dessen ungeachtet kann es sein, dass sich mehrere virtuelle
Maschinen einen einzigen Prozessor teilen und der Anwender
trotzdem die volle Gebühr je Prozessor entrichten muss. Oder
aber eine VM ist nur zu bestimmten Zeiten aktiv und läuft in
der übrigen Zeit nicht. Am Markt hat sich bislang noch kein ein-
heitliches, auf Virtualisierung abgestimmtes und für den An-
wender faires Modell durchgesetzt. Die Softwarebranche ver-
sucht sich derzeit noch an unterschiedlichen Ansätzen, etwa
der Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung („pay per use“).
Passendes Lizenzmodell finden
Wichtig für IT-Verantwortliche ist, den Skalierungseffekt im
Auge zu behalten: Steigt die Anzahl virtueller Maschinen im
Laufe der Zeit an, wachsen die Kosten linear, falls für jede VM
die volle Lizenz bezahlt werden muss. Günstig ist es dann,
wenn man ein Lizenzmodell findet, bei dem eine größere oder
gar unbegrenzte Anzahl von Instanzen eines Systems auf einem
Server laufen darf. So kann es sich beispielsweise lohnen, statt
viermal einen Windows Server zu kaufen, nur einmal die Enter-
prise-Version zu erstehen, da diese in bis zu vier virtuellen Ma-
schinen zugleich benutzt werden darf. Die Datacenter-Version
erlaubt sogar eine unlimitierte Anzahl Instanzen des Betriebs-
systems in virtuellen Umgebungen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 29
Virtuellen PC einrichten / Virtuelle PCs mit Hyper-V einrichten

So laufen virtuelle
PCs in Hyper-V
Mit Microsoft Hyper-V brin-
gen Windows 10 und 11
eine Virtualisierungsplatt-
form gratis mit, die neben
Virtualbox und Vmware
Workstation Pro beziehungs-
weise dem Vmware Player
ein Schattendasein fristet.

VON PETER-UWE LECHNER

Wie bei der Konkurrenz führen Sie mit

Hyper-V ein Gastsystem als virtuelle Ma-
schine (VM) in einem Fenstermodus aus –
stets in einer abgeschotteten Umgebung.
Änderungen innerhalb einer virtuellen
Hyper-V-Maschine wirken sich daher nicht
auf Windows 10 beziehungsweise 11 als
Hostsystem aus. Das ist besonders für Test-
umgebungen praktisch: Sie können im vir-
tuellen PC gefahrlos mit Software experi-
mentieren und isoliert etwa Ihren Finanz-
geschäften nachgehen. Im Unterschied zu
Virtualbox und den Vmware-Programmen
ist Microsofts Hyper-V hauptsächlich auf
Windows-Betriebssysteme als Gast ausge-
legt, allerdings kann man auch eine Reihe
von Linux-Distributionen verwenden.
Was Hyper-V von Virtualbox und
Vmware unterscheidet
Prinzipiell beherrscht Hyper-V die gleichen
Funktionen wie die Virtualisierungstools
Oracle Virtualbox, Vmware Workstation Pro
und Vmware Player. Jede virtuelle Hyper-V-
Maschine läuft isoliert und kann daher bei
einem Absturz nicht das gesamte System
(den Hypervisor) abstürzen lassen. Über
Schnappschüsse lässt sich der derzeitige
Zustand in der virtuellen Umgebung si-
Die Microsoft-eigene Virtualisierungstechnik Hyper-V steht unter Windows Pro und Enterprise zur Verfügung. Sie
erlaubt das unkomplizierte Anlegen neuer virtueller Gastsysteme und den Import bestehender VMs.
chern und das System zu einem späteren
Zeitpunkt wieder auf einen vorherigen
Stand zurücksetzen. Für virtuelle Festplat-
ten, die Sie auch problemlos mit einer Grö-
ße von mehr als 2 TB anlegen können, nutzt
Hyper-V das VHDX-Format.
Die Technik hinter Hyper-V setzt auf den
Virtualisierungsfunktionen der x64-Prozes-
soren von Intel und AMD auf. Deshalb –
und in diesem Punkt unterscheidet sich
Hyper-V von Virtualbox und Vmware – ist
für Hyper-V unbedingt ein entsprechender
64-Bit-Prozessor sowie eine 64-Bit-Version
von Windows 10 oder 11 notwendig.
Auch beim Arbeitsspeicher ist Hyper-V an-
spruchsvoll: Mindestens 4 GB RAM sind zur
Aktivierung der Virtualisierungsumgebung
erforderlich. Allerdings ist die dynamische
Speicherverwaltung eines der Highlights
von Hyper-V, denn den VMs wird immer nur
so viel RAM zugewiesen, wie der Gast gera-
de benötigt. Begrenzt wird die Speicher-
zuteilung einzig durch die vom Nutzer ein-
gestellte Maximalgröße. Eine weitere Ein-
schränkung: Hyper-V steht nur in Windows
10 und 11 Pro und Enterprise, nicht aber in
Windows 10 und 11 Home zur Verfügung.
Nutzer der Windows-Home-Edition greifen
etwa zu Virtualbox von der Download-DVD.
Um die Systemvoraussetzungen zu prüfen,
öffnen Sie die Einstellungen-App mit der
Tastenkombination Windows-I und gehen
auf „System –› Info“. Alternativ klicken Sie
mit der rechten Maustaste auf den Start-
Knopf und anschließend auf den Kontext-
menüeintrag „System“. Die relevanten An-
gaben zum Betriebssystem finden Sie unter
„Windows-Spezifikationen“.

30 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtuelle PCs mit Hyper-V einrichten

Lässt sich Hyper-V in Windows 10/11 trotz
ausreichend erfüllter Hardware- und Sys-
temvoraussetzungen auf Ihrem Hostcom-
puter nicht aktivieren, ist möglicherweise
die Virtualisierungsfunktion des Prozessors
im Bios deaktiviert, was bei manchen PC-
Systemen standardmäßig der Fall ist.
Hyper-V verlangt jedoch die Unterstützung
durch die Hardware-Virtualisierungsfunk-
tionen Intel VT oder AMD-V des jeweiligen
Prozessors.
Zur Kontrolle starten Sie den PC neu und
rufen das Bios über die am Bildschirm an-
gezeigte Tastenfunktion auf. Dann suchen
Sie im Biosmenü nach dem passenden Ein-
trag für Intel VT oder AMD-V. Er findet sich
meist unter einem Menüpunkt wie „Advan-
ced CPU Features“. Aktivieren Sie die Vir-
tualisierungsfunktion, speichern Sie die
Einstellungen, und starten Sie den Rechner
erneut. Achtung: Bei älteren Prozessor-
oder Hauptplatinen-Modellen kann die
Unterstützung fehlen!
Hyper-V installieren und die
Voreinstellungen anpassen
Hyper-V ist zwar ein grundlegender Be-
standteil von Windows 10/11 Pro und En-
terprise, allerdings wird es nicht automa-
tisch installiert. Sie müssen die dafür be-
nötigten Komponenten zunächst aktivie-
ren. Geben Sie dazu im Sucheingabefeld
neben dem Startmenü Windows-Features
aktivieren oder deaktivieren ein. Es erscheint
ein neues Fenster, in dem aufgelistet wird,
welche Komponenten von Windows 10 be-
reits installiert sind und welche noch instal-
liert werden können. Suchen Sie in der
Liste nach „Hyper-V“, und setzen Sie ein
Häkchen davor. Automatisch werden die
Bevor Sie die Virtualisie-
rung mit Hyper-V nut-
zen können, müssen die
entsprechenden Kom-
ponenten ausgewählt
und installiert werden.
Das ist innerhalb weni-
ger Minuten erledigt.
beiden Unterpunkte „Hyper-V-Plattform“
und „Hyper-V-Verwaltungs-Tools“ samt ent-
sprechender Komponenten übernommen.
Bestätigen Sie die Änderung mit einem
Klick auf „OK“. Nach einer kurzen Wartezeit
fordert Sie Windows zum Neustart des
Rechners auf. Während des Neustarts wird
Hyper-V eingerichtet.
Anschließend legen Sie die Einstellungen
für die virtuelle Netzwerkkarte fest. Damit
steuern Sie, wie die virtuellen PCs in
Hyper-V auf das Netzwerk und damit die
Internetverbindung zugreifen dürfen. Star-
ten Sie dazu den Hyper-V-Manager aus der
Appliste im Startmenü. Die Bedienerfüh-
rung mit dem in drei Spalten unterteilten
Fenster wirkt ungewohnt. Links klicken Sie
zunächst den Windows-Namen Ihres Com-
puters an. Es ist normalerweise der einzige
Eintrag unter „Hyper-V-Manager“. Danach
klicken Sie ganz rechts in der Spalte „Aktio-
nen“ auf „Manager für virtuelle Switches“.
Nun öffnet sich ein weiteres Fenster, in
dem Sie die virtuelle Netzwerkkarte einstel-
len. Damit Ihre virtuellen PCs uneinge-
schränkt kommunizieren können, wählen
Sie die Einstellung „Extern“. Bestätigen Sie
mit „Virtuellen Switch erstellen“, geben Sie
einen Namen ein, und schließen Sie den
Vorgang mit „OK“ ab. Nun wird die Netz-
werkverbindung kurz unterbrochen.
Virtuelle Maschine mit dem
Hyper-V-Manager anlegen
Die Einrichtung einer neuen virtuellen Ma-
schine erfolgt in der rechten Spalte per
Klick auf „Neu“ und „Virtueller Computer“.
Es startet ein Assistent, der Sie durch die
Einrichtung führt. Das Infofenster zu Be-
ginn überspringen Sie mit „Weiter“. Im

NETZWERKZUGRIFF IN HYPER-V STEUERN

Beim Konfigurieren des Netzwerkzugriffs in Hyper-V über einen
virtuellen Switch gibt es drei Einstellungen:
Intern: Mit dieser Einstellung erhält der virtuelle PC keinen Zu-
griff auf das Internet. Auf dem echten PC (Host-PC) ist nur eine
Kommunikation aller gestarteten virtuellen Rechner unterein-
ander und die Verbindung zum Host-PC erlaubt. Die virtuellen
Maschinen können im Modus „Intern“ also nicht mit dem ex-
ternen Netzwerk kommunizieren, bilden aber zusammen mit
dem Host-Rechner ein eigenes Netzwerk.
Extern: Der virtuelle PC verhält sich wie ein echter Rechner im
lokalen Netzwerk mit eigener IP-Adresse. Er hat direkten Zu-
gang zum Netzwerk und damit auch ins Internet. Außerdem ist
eine Kommunikation zwischen dem Host-PC und der virtuellen
Maschine möglich. Beachten Sie dabei aber: Im Hyper-V-­
Manager kann man immer nur ein externes Netzwerk pro ver-
fügbarer Netzwerkkarte erstellen, diesem Netzwerk dann aber
mehrere virtuelle PCs zuweisen.
Privat: Diese Einstellung erlaubt die Kommunikation zwischen
den einzelnen virtuellen Maschinen auf dem Host-PC mit
Hyper-V. Die Kommunikation mit dem Host-Rechner selbst ist
bei diesem Netzwerkmodus allerdings nicht möglich. Diese Ein-
stellung ist vor allem für Softwareentwickler sinnvoll, um meh-
rere virtuelle Systeme gefahrlos im Netzwerk auszuprobieren.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 31
Virtuellen PC einrichten / Virtuelle PCs mit Hyper-V einrichten
Beim Erstellen eines neuen virtuellen Computers im Hyper-V-Manager unterstützt Sie ein Assistent. Er führt Sie
der Reihe nach durch alle nötigen Schritte und die Auswahl der entsprechenden Einstellungen.
Im erweitertem Sitzungsmodus lassen sich Laufwerke des Hostsystems in die virtuelle Maschine durchschlei-
fen. Diese erscheinen dann im Windows Explorer des Gastsystems im Bereich „Dieser PC“.
nächsten Fenster geben Sie einen Namen
für den virtuellen PC ein, etwa Windows 11
Test-PC. Wenn Sie das Häkchen vor „Virtuel-
len Computer an einem anderen Speicher-
ort speichern“ aktivieren, können Sie das
Laufwerk und den Ordner angeben, in dem
die Daten des virtuellen PCs abgelegt wer-
den. Klicken Sie auf „Weiter“, und überneh-
men Sie die Vorgabe „Generation 1“ mit
„Weiter“. Anschließend legen Sie fest, wie
viel Arbeitsspeicher der virtuellen Maschi-
ne zur Verfügung stehen soll. Für die meis-
ten Windows-Versionen ist 2048 MB ein
empfehlenswerter Startwert. Die Zuteilung
32
des tatsächlichen Arbeitsspeichers im lau-
fenden Betrieb steuert Hyper-V dann auto-
matisch nach Bedarf. Aktivieren Sie außer-
dem die Option „Dynamischen Arbeitsspei-
cher für diesen virtuellen Computer ver-
wenden“. Damit teilen sich virtuelle PCs, die
nicht ihren gesamten zugewiesenen Ar-
beitsspeicher ausnutzen, den Restspeicher
untereinander.
Wählen Sie auf der nächsten Seite des As-
sistenten das Netzwerk aus, das Sie für die
virtuellen PCs erstellt haben. Mit „Weiter“
kommen Sie zur Einrichtung der virtuellen
Festplatte. Hier aktivieren Sie die Option
„Virtuelle Festplatte erstellen“ und legen
den Namen für das Laufwerk, den Pfad auf
der Festplatte oder SSD sowie die Größe für
das virtuelle Laufwerk fest.
Im nächsten Fenster des Assistenten be-
stimmen Sie, wie Sie das Betriebssystem
für den virtuellen Computer installieren
wollen. Normalerweise aktivieren Sie die
Option „Betriebssystem von einer startba-
ren CD/DVD-ROM installieren“ und wählen
dann „Physisches CD/DVD-Laufwerk“ oder
„Abbilddatei (ISO)“ aus – je nachdem, ob
Sie eine Installations-CD/DVD oder ein ISO-
Image zur Installation einsetzen möchten.
Schließen Sie den Vorgang mit Klicks auf
„Weiter“ und „Fertig stellen“ ab.
Gastsystem einrichten: Wählen Sie zu-
nächst die virtuelle Maschine in der mittle-
ren Spalte unter „Virtuelle Computer“ aus.
Zum Starten klicken Sie innerhalb des Me-
nübereichs der ausgewählten virtuellen
Maschine auf der rechten Seite unter „Ak-
tionen“ auf „Verbinden“. Nun beginnt die
Einrichtung des Betriebssystems. Über den
Bereich „Aktionen“ können Sie das System
später auch wieder herunterfahren und
den Systemzustand dauerhaft speichern.
Details zur Konfiguration des virtuellen PCs
legen Sie in der „Aktionen“-Leiste mit dem
Befehl „Einstellungen“ fest. Hier geben Sie
zum Beispiel die Anzahl der CPUs, den
Arbeitsspeicher, die Bios-Einstellungen und
die Schnittstellen an.
Virtuelle Maschine erzeugen mit
der Hyper-V-Schnellerstellung
Es geht aber auch noch einfacher: Mit der
Anwendung „Hyper-V-Schnellerstellung“
lassen sich ganz unkompliziert neue virtu-
elle Rechner anlegen. Standardmäßig bie-
tet der Assistent rechts unter „Aktionen“
mit einem Klick auf „Schnellerstellung...“
fünf Auswahlpunkte an: „Windows 10 MSIX
Packaging Environment“, „Ubuntu 18.04
LTS“, „Ubuntu 20.04“, „Ubuntu 22.04 LTS“
und „Windows 11-Entwicklungsumge-
bung“. Die angebotenen Windows-VMs ba-
sieren auf regelmäßig aktualisierten Builds
von Windows 11 Enterprise. Nach einem
Klick auf „Virtuellen Computer erstellen“
wird etwa bei der Auswahl der Windows
11-Entwicklungsumgebung eine rund 20
GB große Imagedatei aus dem Internet ge-
laden. Danach wird das Image überprüft
und als neue VM in Hyper-V eingebunden.
Tipp: Über „Lokale Installationsquelle“ kön-
nen Sie einen virtuellen Computer auch
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtuelle PCs mit Hyper-V einrichten

mittels einer ISO-Datei oder eines eingeleg-

ten DVD-Installationsmediums erstellen.
Eine frische Windows-11-ISO zur Installa-
tion erhalten Sie beispielsweise, indem Sie
diese mit Microsofts Media Creation Tool
für Windows 11 herunterladen.
Nach einem Klick auf „Virtuellen Computer
erstellen“ wird dieser binnen weniger Se-
kunden eingerichtet, und Sie erhalten bei
Erfolg die Bestätigung „Der virtuelle Com-
puter wurde erfolgreich erstellt“.
Mit einem Klick auf „Einstellungen bearbei-
ten“ können Sie jetzt noch die Hardware-
ausstattung des virtuellen Rechners beein-
flussen und so etwa festlegen, wie viel
Hauptspeicher er belegen und wie viele
Prozessorkerne er nutzen darf.

Virtuellen Rechner schnell per

Desktopverknüpfung starten
Sie möchten einen virtuellen Rechner di-
rekt vom Desktop aus starten und nicht
immer den Hyper-V-Manager aufrufen?
Dann legen Sie einfach eine entsprechende
Verknüpfung an. Klicken Sie mit der rechten
Maustaste an eine leere Stelle auf dem
Desktop, und wählen Sie „Neu –› Verknüp-
fung“ aus. Klicken Sie auf „Durchsuchen...“,
und wählen Sie dann auf dem Systemlauf-
werk im Windows-Systemordner „Sys-
tem32“ den Eintrag „vmconnect“ aus. Dar-
an hängen Sie dann „localhost“ und in An-
führungsstrichen den Namen des virtuellen
Rechners an. In unserem Beispiel lautet die
Verknüpfung etwa
C:\Windows\System32\vmconnect.exe
localhost "Win11HyperV"
Geben Sie der Verknüpfung einen aussage-
kräftigen Namen. Um den virtuellen Rech-
ner vom Desktop starten zu können, müs-
sen Sie nun noch festlegen, dass nach
einem Doppelklick die Anwendung immer
mit Administrator-Rechten geöffnet wer-
den soll. Klicken Sie dazu mit der rechten
Maustaste auf die Verknüpfung, und wäh-
len Sie dann im Reiter „Verknüpfung“ den
Eintrag „Erweitert“ aus. Im Fenster „Erwei-
terte Eigenschaften“ setzen Sie einen Ha-
ken bei „Als Administrator ausführen“.
Systemzustand des virtuellen
PCs als Prüfpunkt speichern
Mit einem Prüfpunkt – so bezeichnet Micro-
soft Snapshots – speichern Sie in Hyper-V
den Zustand jeder virtuellen Festplatte, die
einer virtuellen Maschine zugeordnet ist,
sowie den gesamten Inhalt der Festplatte,
Auch Linux-Betriebssysteme wie Ubuntu sind in Hyper-V schnell startklar. Nutzen Sie die Hyper-V-Schneller-
stellung, oder verwenden Sie eine heruntergeladene ISO-Datei als Installationsmedium.
einschließlich Anwendungsdateien. Mithil- eine virtuelle Maschine in den Zustand zu-
fe eines solchen Prüfpunkts können Sie die rück, in dem der Prüfpunkt erstellt wurde.
virtuelle Maschine in einem vorherigen Zu- Da Sie für einen virtuellen PC auch mehre-
stand wiederherstellen – alle in der Zwi- re Prüfpunkte erstellen dürfen, sollten Sie
schenzeit vorgenommenen Änderungen dies immer tun, wenn Sie das Betriebssys-
werden auf diese Weise zurückgesetzt. tem oder eine Anwendung aktualisieren
Das Anlegen eines Prüfpunkts ist schnell oder bevor Sie die Konfiguration der VM
erledigt: Klicken Sie rechts in der Aktions- ändern. Prüfpunkte belegen jedoch Spei-
leiste des Hyper-V-Managers auf den Be- cherplatz, und wenn mit der Zeit immer
fehl „Prüfpunkt“. Danach können Sie zu- mehr Prüfpunkte angelegt werden, kann
sätzliche Aktionen für die Verwaltung der die Leistung eines virtuellen PCs im Betrieb
Prüfpunkte ausführen. Mit „Zurücksetzen“ beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund
im Aktionsfenster oder „Anwenden“ im empfiehlt es sich, nicht benötigte Prüfpunk-
Kontextmenü eines Prüfpunkts setzen Sie te regelmäßig zu entfernen.
ERWEITERTE SITZUNGEN
Auf praktische Funktionen aus Virtualbox und Vmware muss man in Hyper-V mit dem
neu hinzugekommenen erweiterten Sitzungsmodus nicht mehr verzichten.
Der erweiterte Sitzungsmodus greift via Remote Desktop Services (RDS) auf die VMs
zu. Er bietet unter anderem die Möglichkeit, USB-Geräte, Drucker, Sound, Speicher-
karten und Festplattenpartitionen in das Gastsystem durchzuschleifen. Vorausset-
zung dafür ist, dass Host- und Gastsystem
Windows Remote Desktop unterstützen.
Die einzubindenden Ressourcen legen Sie
über „Sitzungsoptionen bearbeiten“ im
Aktionsbereich der virtuellen Maschine
fest. Klicken Sie dazu im Fenster auf „Op-
tionen anzeigen“, und wechseln Sie dann
zum Reiter „Ressourcen“. Einzelne Lauf-
werke lassen sich nach einem Klick auf
die Schaltfläche „Mehr…“ auswählen. Die Einstellungen für die erweiterte Sitzung.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 33
Virtuellen PC einrichten / Gast-PCs in Virtualbox einrichten

Gast-PCs in Virtualbox
einrichten und nutzen
Es hat lange gedauert: Mit Version 7 unterstützt Virtualbox nun endlich auch Windows 11
als Gastsystem. In der neuen, auch optisch runderneuerten Version ist die Einrichtung von
Windows 11 schnell erledigt – auch dank der unbeaufsichtigten Installationsmethode.

VON CHRISTOPH HOFFMANN
Die Virtualisierungssoftware Virtualbox
(www.virtualbox.org) von Oracle hat nach
drei Jahren ein größeres Update bekom-
men. In der neuen 7er-Version lassen sich
virtuelle Maschinen nun verschlüsseln -
und zwar inklusive der Logdateien der Kon-
figuration sowie der Sicherungspunkte.
Ebenfalls neu sind die Übersichten zur
CPU- beziehungsweise zur RAM-Auslastung
der laufenden virtuellen Maschinen, und
auch die Unterstützung für virtuelle Trus-
ted-Platform-Module in den Versionen 1.2
und 2.0 und für Secure Boot ist gegeben.
Damit lässt sich nun auch Windows 11 als
Gastsystem installieren.
Egal, ob Sie sich einen risikolosen Surf-PC
oder einen Testrechner für Programme und
Webseiten einrichten wollen – für den Ein-
stieg in die Virtualisierung empfiehlt sich
die Open-Source-Plattform Virtualbox. Sie
ist kostenlos, bietet nahezu den identi-
schen Leistungsumfang für Windows, Linux
und Mac-OS und lässt sich dank einer be-
dienfreundlichen Konsole gut einrichten.
Dabei kann Virtualbox mit 32- und 64-Bit-
Rechnern als Host und als Gast umgehen,
erkennt USB-2.0- sowie USB-3.0-Anschlüs-
se und beherrscht das Einbinden von Lauf-
werken als virtuelle Datenspeicher. Als
Gastsysteme sind unter anderem Windows
ab 3.1, Linux-Distributionen ab Kernel 2.4,
Mac-OS X und Open BSD zulässig. Über
Austauschordner lassen sich Daten zwi-
schen Haupt- und Gast-PC austauschen.
Und per Snapshotfunktion halten Sie den
Stand der virtuellen Maschine fest.
Virtualbox installieren und die
Voreinstellungen optimieren
Installieren Sie das freie Virtualbox, falls
noch nicht geschehen, von der Download-
DVD. Übernehmen Sie dabei die Vorgaben

34 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Gast-PCs in Virtualbox einrichten

des Installationsassistenten. Laden Sie an-

schließend das Virtualbox Extension Pack
von der Download-DVD: Rufen Sie mit Strg-
G die Virtualbox-Einstellungen auf, klicken
Sie auf „Zusatzpakete“ und dann rechts auf
das Pluszeichen. Öffnen Sie per Doppelklick
die Extension-Datei, und wählen Sie „Instal-
lieren –› Zustimmen –› OK und OK“.
Das Virtualbox Extension Pack benötigen
Sie zwingend, wenn Sie aus Ihrem virtuel-
len Windows-11-PC heraus auf Geräte zu-
greifen möchten, die per USB 2.0 oder 3.0
mit dem Host-PC verbunden sind. Auch
wenn Sie Windows 11 in der virtuellen Ma-
schine über eine Remotedesktopverbin- Laden Sie die knapp 5,2 GB große ISO-Datei von Windows 11 kostenlos von der Microsoft-Webseite herunter.
dung fernsteuern möchten, muss das Ex-
tension Pack installiert sein. Ob die Exten- temlaufwerk C:\ nutzen und nicht ausrei- „Ändern“. Unter „Allgemein“ bringen Sie
sions geladen sind, prüfen Sie in Virtualbox chend Speicherplatz haben, empfiehlt sich rechts das Register „Erweitert“ nach vorne.
unter „Datei –› Einstellungen“ und einem ein anderer Datenträger als Ablage. Klicken Stellen Sie bei „Gemeinsame Zwischenab-
Klick auf „Zusatzpakete“. Sie im Hauptfenster von Virtualbox auf lage“ die Option „bidirektional“ ein, damit
Unter „Einstellungen –› Eingabe –› Virtuelle „Datei –› Einstellungen“ und bei „Allgemein“ das Kopieren in beide Richtungen klappt,
Maschine“ ist die rechte Strg-Taste zum Ver- rechts hinter „Voreingestellter Pfad für und bestätigen Sie mit einem Klick auf
lassen des VM-Fens­ters eingestellt. Für eine VMs“ auf den kleinen Pfeil nach unten. Ge- „OK“. Wichtig: Für das bequeme Copy &
andere Taste klicken Sie ins Feld neben hen Sie auf „Ändern“, wählen Sie den neu- Paste zwischen echtem und virtuellem PC
„Host-Tastenkombination“ und drücken das en Zielordner aus, und bestätigen Sie die müssen die Gasterweiterungen (siehe Seite
gewünschte Tastenkürzel. Das Häkchen vor Änderung mit einem Klick auf „OK“. Wenn 38) installiert sein.
„Auto-Fangmodus für Tastatur“ muss aktiv Sie schon in den Einstellungen sind, sollten
bleiben, damit die Eingaben an den virtuel- Sie sicherstellen, dass das Kopieren von
Vorbereitungen: Installations-
len PC gehen. Text zwischen Host- und Gastrechner funk- medium von Windows 11 laden
In den Voreinstellungen von Virtualbox tioniert. Dazu schalten Sie die gemeinsame Bevor Sie mit der neuen virtuellen Win-
werden alle neuen virtuellen PCs im Ordner Zwischenablage in Virtualbox ein: Markie- dows-Maschine loslegen, benötigen Sie den
„C:\Users\[Benutzername]\VirtualBox“ ab- ren Sie links im Virtualbox-Hauptfenster die Setup-Datenträger von Windows 11. Im
gelegt. Sollten Sie etwa eine SSD als Sys- Windows-11-VM, und gehen Sie rechts auf Unterschied zu Windows 10 stellt Microsoft

NETZWERKZUGRIFF IN VIRTUALBOX STEUERN

Standardmäßig kommt eine virtuelle Maschine in Virtualbox Bei der Konfiguration „Internes Netzwerk“ können nur Gastsys-
per NAT (Network Address Translation) ins Internet. Sie können teme, die an das gleiche interne Netzwerk angeschlossen wer-
die Einstellungen aber auch anpassen. den, miteinander kommunizieren.
Markieren Sie dazu in der Virtualbox-Konsole das Gastsystem Im Modus „Host-only Adapter“ ist hingegen eine Kommunika-
mit einem Rechtsklick, gehen Sie auf „Ändern“ und links auf tion zwischen den angeschlossenen Gastsystemen und dem
„Netzwerk“. Hier legen Sie fest, wie Ihr virtueller PC ins Inter- Hostsystem möglich.
net kommt und auf welche Netzwerkressourcen er zugreifen Beim Konfigurationsmodus „Generischer Treiber“ wählen Sie
darf. Bei „NAT“ verwendet die virtuelle Maschine die IP-Adresse einen Netzwerktreiber, der an alle virtuellen Maschinen verteilt
Ihres echten PCs (Host). Der Gastrechner hat über eine interne wird. „Cloud-Netzwerk“ ist noch in einer experimentellen Pha-
IP-Adresse Zugriff auf das Netzwerk sowie auf den Internetan- se. Damit sollen sich VMs übers Internet verbinden lassen.
schluss. Ein direkter Zugriff von außerhalb des Netzwerks wird
verhindert, virtuelle PCs können jedoch untereinander und
nach außen kommunizieren. Der NAT-Dienst ist hierbei an ein Passen Sie die
internes Netzwerk angebunden. Netzwerkeinstel-
Im Modus „Netzwerkbrücke“ bekommt der virtuelle PC eine lungen an, um et-
eigene IP-Adresse. Somit ist das Gastsystem für andere Geräte wa die VM in
im Netzwerk als eigenständiger Rechner sichtbar. Der Gast be- Ihrem Netzwerk
zieht eine IP-Adresse vom DHCP-Server im Netz, zum Beispiel erreichbar zu
von Ihrem WLAN-Router. machen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 35
Virtuellen PC einrichten / Gast-PCs in Virtualbox einrichten
Virtualbox 7 erkennt das Setup-ISO von Windows 11 und bietet verschiedene Editionen zur Installation an.
Bei der unbeaufsichtigten Installation wird Windows 11 mit einem Benutzer eingerichtet und per Key aktiviert.
Ändern Sie die Größenvorgabe der virtuellen Festplatte, wenn Sie mehr als 80 GB Speicherplatz benötigen.
für Windows 11 nicht nur das Media Crea-
tion Tool kostenlos zur Verfügung (www.
pcwelt.de/win11iso), sondern bietet auch
einen direkten Download der ISO-Datei.
Mit dem Media Creation Tool lässt sich in
wenigen Schritten ein USB-Stick für die
36
Neuinstallation erstellen oder eine ISO-
Datei speichern. In unserem Fall laden Sie
die ISO-Datei direkt herunter.
Scrollen Sie auf der Microsoft-Webseite
nach unten zum Abschnitt „Herunterladen
eines Windows 11-Datenträgerimages
(ISO)“, und klicken Sie in das Aufklappfeld
„Download auswählen“. Es gibt nur die Aus-
wahl „Windows 11 (multi-edition ISO)“.
Drücken Sie die Schaltfläche „Herunterla-
den“, und wählen Sie danach als Produkt-
sprache „Deutsch“ aus. Nach einem Klick
auf „Bestätigen“ erscheint der Download-
link. Klicken Sie auf „64-bit Download“, und
speichern Sie die 5,17 GB große Datei
„Win11_22H2_German_x64v1.iso“ auf
einem lokalen Datenträger.
Erste virtuelle Maschine mit
Windows 11 als Gastsystem
Im Hauptfenster von Virtualbox erstellen
Sie mit einem Klick auf „Neu“ die virtuelle
Maschine für Windows 11. Es öffnet sich ein
Assistent, der Sie durch die Einrichtung
führt. Geben Sie als Namen für Ihren virtu-
ellen PC zum Beispiel Windows 11 Test-PC
ein. Der Ordner entspricht entweder der
Standardvorgabe oder Ihrer individuellen
Einstellung. Wählen Sie dann das ISO-Ab-
bild aus, also die zuvor geladene Datei
„Win11_22H2_German_x64v1.iso“. Da es
mehrere Editionen von Windows 11 gibt,
klicken Sie auf den Pfeil am Ende der Zeile
„Edition“ und wählen aus, ob Sie etwa Win-
dows 11 Home oder Pro installieren wollen.
„Typ“ und „Version“ übernehmen Sie.
Neu in Virtualbox 7 ist die „unbeaufsichtig-
te Installation“ – eine Funktion die es bei
Vmware Workstation schon seit Jahren gibt.
Sie beschleunigt das Setup von Windows
11, da Sie bereits vorab den Benutzer an-
legen, den Produktschlüssel eingeben und
sogar noch die Gasterweiterungen von Vir-
tualbox installieren.
Der Reihe nach: Geben Sie den „Benutzer-
namen“ und das „Passwort“ ein und im
rechten Fensterbereich einen gültigen Pro-
duktschlüssel (siehe Seite 28). Achten Sie
bei „Hostname“ auf eine Bezeichnung ohne
Leerzeichen. Setzen Sie dann Häkchen bei
„Im Hintergrund installieren“ und „Gaster-
weiterungen“. Geben Sie den Pfad zur ISO-
Datei der Gasterweiterungen an. Standard-
mäßig ist das „C:\Program Files\Oracle\
VirtualBox\VBoxGuestAdditions.iso“.
Im nächsten Bereich „Hardware“ geben Sie
an, über wie viel Arbeitsspeicher der Win-
dows-11-PC verfügen soll. Empfehlenswert
sind 4 GB – sofern der Host-PC über min-
desten 8 GB verfügt. Hier können Sie der
VM auch noch weitere CPU-Kerne zuord-
nen. Für das Beispiel einer Windows-11-VM
sind zum flüssigen Arbeiten mindestens
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Gast-PCs in Virtualbox einrichten

zwei Kerne ratsam. Virtualbox weist im Set-

up jedoch nur einen Kern zu. Sie können
alles auswählen, was im grünen Bereich auf
dem Regler liegt. Bei Windows 11 ist „EFI
aktivieren (nur spezielle Gäste)“ eingeschal-
tet. Belassen Sie es dabei.
Die virtuelle Maschine benötigt noch eine
Festplatte. Im gleichnamigen Bereich ist die
Option „Jetzt eine virtuelle Festplatte er-
stellen“ voreingestellt. Der Speicherpfad ist
vorgegeben, kann aber geändert werden.
Die Größe für das Plattenabbild steht auf
80 GB. Planen Sie größere Softwareinstal-
lationen auf dem Gast-PC, sollten Sie die
Größe erhöhen – immer in Abhängigkeit
zum freien Speicherplatz auf dem Host-
datenträger. Als Dateityp übernehmen Sie
„VDI (VirtualBox Disk Image)“. Virtualbox
alloziert die Größe übrigens dynamisch. In Virtualbox können Sie mithilfe eines gemeinsamen Ordners ganz bequem Daten zwischen Ihrem virtuellen
Das heißt, die Imagedatei wächst je nach Gastrechner und dem Host-PC austauschen, auf Wunsch sogar nur mit Lesezugriff auf die Daten des Hosts.
Speicherbedarf. Wollen Sie das nicht, set-
zen Sie ein Häkchen bei „Volle Größe im Ordner Ihres echten PCs aus, über den der Sie das Fenster mit „OK –› OK“. Starten Sie
Voraus allozieren“. Nach einem Klick auf Datenaustausch laufen soll. Den Namen für die Windows-11-Maschine über einen Dop-
„Fertigstellen“ beginnt das Windows-Setup. den gemeinsamen Ordner können Sie spä- pelklick in Virtualbox. Öff­nen Sie in Win-
Haben Sie etwas Geduld – die Installation ter anpassen. Aktivieren Sie noch die Optio- dows 11 den Explorer, indem Sie unten in
dauert rund 15 Minuten. nen „Automatisch einbinden“ und „Perma- der Mitte der neuen Taskleiste auf das Ord-
nent erzeugen“. Wollen Sie nur einen Lese- nericon klicken. Der oder die Austausch-
Einstellungen des virtuellen zugriff, um die Daten vor Malware aus dem ordner werden im Dateimanager des Gast-
Windows-Gast-PCs anpassen Gastsystem zu schützen, dann aktivieren systems als Netzlaufwerk angezeigt. Ein
Nach der Installation ist Windows 11 start- Sie die entsprechende Option. Schließen Doppelklick öffnet den Ordner.
klar. Betreiben Sie Ihren virtuellen Rechner
auf einem hochauflösenden Bildschirm –
beispielsweise einem UHD-Display –, ist die SICHERUNGSPUNKTE ANLEGEN
Anzeige des Gastsystems oft sehr klein. In
den meisten Fällen müssen Sie daher die Einer der vielen Vorteile eines virtuellen PCs besteht darin, den aktuellen Systemzu-
Bildschirmauflösung des Gast-PCs anpas- stand einzufrieren. Mit Virtualbox legen Sie beliebig viele Sicherungspunkte Ihrer
sen. Dazu klicken Sie unten in der Symbol- Gastsysteme PCs an, zu denen Sie später zurückkehren können. Im Hauptfenster
leiste des Gastfensters mit der rechten von Virtualbox markieren Sie in der linken Spalte die VM. Klicken Sie in der Symbol-
Maustaste auf das Monitorsymbol und leiste auf das Kamerasymbol „Erzeugen“. Alternativ klicken Sie im Fenster des lau-
wählen dann unter „Virtueller Monitor 1“ fenden Gastrechners im Menü „Maschine“ auf „Sicherungspunkt erstellen“. Geben
die gewünschte Auflösung. Unter „Skalie- Sie einen Namen für den Sicherungspunkt ein. Um die einzelnen Schnappschüsse
rung“ können Sie auch den Zoomfaktor später besser unterscheiden zu können, empfiehlt sich eine entsprechende Notiz im
festlegen. So lassen sich Schriften und Feld „Beschreibung“. Bestätigen Sie den Speichervorgang per Klick auf „OK“.
Icons bis maximal 300 Prozent vergrößern.
Alternativ legen Sie die Auflösung und Ska- Das Wiederherstellen eines Speicherpunkts ist einfach: Markieren Sie mit einem
lierung in der „Einstellungen“-App des Win- Klick rechts in der Konsole von Virtualbox den gewünschten Sicherungspunkt. Wäh-
dows-Gastrechners dauerhaft fest. len Sie dann in der Symbolleiste „Wiederherstellen“. Jeder Speicherpunkt belegt ei-
Gut: Virtualbox bietet gemeinsame Ordner niges an Speicherplatz auf der Festplatte
für den Datenaustausch zwischen dem oder SSD des Haupt-PCs. Sinnvoll ist des-
Host und dem Gast. Im ausgeschalteten halb das Löschen nicht mehr benötigter
Zustand markieren Sie den virtuellen PC im Sicherungspunkte. Markieren Sie den ge-
Virtualbox-Fenster und klicken auf „Än- wünschten Eintrag in der Liste, und kli-
dern“. Gehen Sie zu „Gemeinsame Ordner“ cken Sie auf das Symbol „Löschen“. Jetzt
und ganz rechts auf das blaue Ordnersym- wird der ausgewählte Snapshot entfernt
bol mit dem Pluszeichen. Klicken Sie hinter und der belegte Speicherplatz auf der Mit Sicherungspunkten frieren Sie den Systemzu-
„Ordner-Pfad“ auf den Pfeil nach unten, Festplatte wieder freigegeben. stand der virtuellen Maschine ein.
dann auf „Ändern“, und wählen Sie einen

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 37
Virtuellen PC einrichten / Integration der VM in Windows verbessern

Den virtuellen PC in
Windows integrieren
Die Gasterweiterungen komplettieren die Einbindung des virtuellen PCs ins Hostsystem.
Ohne die Extensions für Windows und Linux sind zwar alle Kernfunktionen vorhanden,
doch das Zusatzpaket verbessert die Handhabung der virtuellen Maschinen.

VON C HRISTOPH HOFFMANN

UND MICHAEL RUPP

Damit ein virtueller PC optimal mit dem

Betriebssystem des Hostrechners zusam-
menarbeiten kann, bieten die Entwickler
von Oracle Virtualbox und Vmware Work-
station Treiberpakete in Form kostenloser
Gasterweiterungen (Guest Additions) an.

Die Gasterweiterungen sind

optional und trotzdem nötig
Das Gastpaket mit seinen Treibern ist nicht
verpflichtend. Windows XP bis 11 und
Linux-Distributionen arbeiten auch ohne
Gastweiterungen stabil und zuverlässig.
Auf eine Reihe von Annehmlichkeiten müs-
sen Sie ohne die Treiber aber verzichten.
So setzt die Skalierung des Gastfensters
durch Einstellen einer höheren Bildschir-
mauflösung und das Vergrößern des Fens-
ters mit der Maus installierte Gasterweite-
rungen voraus. Auch die gemeinsame Zwi-
schenablage, gemeinsame Ordner, die
Zeitsynchronisation und das Kopieren von
Dateien mit der Maus zwischen Host und In Virtualbox sollten Sie im Gastsystem unbedingt die mitgelieferten Guest Additions installieren. Sie stehen für
Gast ist an die Installation der Erweiterun- Windows und Linux zur Verfügung und lassen sich mit wenigen Mausklicks einrichten.
gen gekoppelt. Daher sollten Sie sie im An-
schluss an die Installation des Gastbe- Dann gehen Sie auf „VBoxWindowsAdditi- wählen Sie aus dem „Geräte“-Menü den
triebssystems in der VM einrichten. ons.exe ausführen“ und folgen dem Assis- Eintrag „Gasterweiterungen einlegen“.
Starten Sie dazu Ihre virtuelle Maschine. tenten. Alternativ öffnen Sie mit der Tasten-
Wählen Sie aus dem Menü „Geräte“ den kombination Win-E den Explorer, wechseln
Skalierung des Gastfensters
Eintrag „Gasterweiterungen einlegen“, da- zum CD-Laufwerk und doppelklicken dort ohne die Gasterweiterungen
durch wird eine ISO-Datei in die VM ein- auf die Datei „VBoxWindowsAdditions.exe“. Für weniger verbreitete Betriebssysteme
gebunden. Bei einem Windows-Gast startet Unter Linux hängt das genaue Vorgehen wie React OS und Free DOS (beide auf der
danach die zugehörige Installation. Ist Win- von der jeweiligen Distribution ab. Virtual- Download-DVD) stehen keine Gasterweite-
dows so konfiguriert, dass Sie erst eine Ak- box unterstützt offiziell Ubuntu, Suse und rungen zur Verfügung. Deshalb kann das
tion für die Datei auswählen müssen, kli- Opensuse, Fedora, Redhat Enterprise Linux Desktopfenster der virtuellen Maschine
cken Sie auf den eingeblendeten Hinweis. und Oracle Linux. In einer Linux-Maschine recht klein ausfallen. Vor allem bei Verwen-

38 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Integration der VM in Windows verbessern

Eine Reihe von Funktionen stehen im virtuellen Windows-11-PC nur mit den installierten Gasterweiterungen zur Verfügung: Erweiterte Anzeigenmodi und nahtloser Mo-
dus (links), gemeinsame Ordner für den Datenaustausch zwischen Host- und Gast-PC (mitte) sowie die Gemeinsame Zwischenablage und Drag & Drop (rechts).

dung eines hochauflösenden Bildschirms
sind der Text und die Icons oft nur sehr
schwer erkennbar.
Sie haben dann zwei Möglichkeiten, die
Darstellung auch ohne Gasterweiterungen
zu optimieren: Gehen Sie in die Bildschirm-
einstellungen des Gastbetriebssystems,
und stellen Sie eine höhere Bildschirmauf-
lösung ein – beispielsweise 1600 x 1200
statt der vorgegebenen 800 x 600 Pixel.
Verbessert sich die Darstellung auf diesem
Weg nicht, probieren Sie im Virtual-
box-Gastfenster unter „Anzeige“ und „Vir-
tueller Monitor 1“ eine andere Skalierung
aus, beispielsweise 150 Prozent. Das Gast-
fenster wird dann entsprechend vergrö-
ßert. Die Ansicht wirkt dadurch zwar ein
Stück weit pixeliger als vorher, vor allem
kleiner Text ist aber deutlich leichter ables-
bar. Mehr als 150 Prozent liefern in der
Regel jedoch keine bessere Anzeige.
Mit „Auf 100% skalieren (unskalierte Aus-
gabe)“ kehren Sie wieder zur Standardan-
sicht des Gastfensters zurück.
Mit dem nahtlosen Modus
Gast und Host kombinieren
Mit der Funktion „Anzeige –› Nahtloser Mo-
dus“ in Virtualbox integrieren Sie eine VM
in das darunterliegende Hostsystem. Die
Virtualisierung der VM erfolgt dadurch na-
hezu unsichtbar, nur noch das Fenster und
die Startleiste sind zu sehen.
Nahtlosen Modus aktivieren: In unserem
Beispiel nutzen wir Windows 11 auf dem
Host-PC und auch als Gastbetriebssystem
auf dem virtuellen PC mit installierten Gas-
terweiterungen. Starten Sie den virtuellen
Rechner per Doppelklick auf seinen Eintrag
in der Virtualbox-Konsole. Wichtig: Warten
Sie nun, bis der Ladevorgang komplett ab-
geschlossen ist.
Wechseln Sie dann in den nahtlosen Mo-
dus, indem Sie die Maus über das Fenster
des virtuellen PCs bewegen und die rechte
Strg-Tas­te als voreingestellte Hosttaste
gleichzeitig mit der Taste L drücken. Alter-
nativ klicken Sie in der Menüleiste des Vir-
tualbox-Fensters auf „Anzeige” und wählen
im Menü den Eintrag „Nahtloser Modus”.
Bestätigen Sie das Infofenster mit einem
Klick auf die Schaltfläche „Einschalten“. Am
unteren Bildschirmrand sehen Sie nun die
Startleiste der VM oberhalb der des Host-
PCs. Über diese Leiste lassen sich neue Pro-
gramme im Gast-PC starten sowie geöffne-
te Fens­ter verschieben und schließen.
Der nahtlose Modus funktioniert übrigens
auch mit Linux als Gastsys­tem. Das Ein-
schalten und die Steuerung laufen nach
dem gleichen Muster wie bei Windows ab.
So können Sie Linux-Programme auf dem
Windows-Desktop ausführen.

VMWARE WORKSTATION: GASTERWEITERUNGEN INSTALLIEREN

Auch für virtuelle PCs in Vmware Workstation Pro und Player den Startknopf links unten in Windows stellen oder die Tasten-
gibt es Gasterweiterungen – die Vmware-Tools. Die Dienste, Trei- kombination Strg-Umschalt-U betätigen, erscheint darüber ein
ber und Module der Vmware-Tools sorgen für mehr Komfort und blaues Startmenü – das gehört dem Gastrechner. Öffnen Sie
Leistung sowie für zusätzliche Funktionen. nun Programme, öffnen sich die jeweiligen Fens­ter auf dem
Hostdesktop, die VM bleibt unsichtbar im Hintergrund. Zum
Die Installation der Vmware-Tools starten Sie bei einem aktiven Verlassen des Unity-Modus wechseln Sie in das Vmware-Fens-
virtuellen PC über „VM –› Install VMware-Tools“. Folgen Sie ter und klicken auf die Schaltfläche „Exit Unity“.
dann den Anweisungen. Ein Highlight der Gasterweiterungen
ist der nahtlose Modus („Unity“). In der Unity-Ansicht führt
Vmware Workstation Pro eine virtuelle Maschine so auf dem
Host-PC aus, dass der Eindruck entsteht, die betreffende An-
wendung würde ohne Virtualisierungsunterbau laufen. Ge- Die Instal­lation der Vmwa-
dacht ist Unity vor allem für Programme, die für das jeweilige re-Tools im Gastbetriebs­
Hauptbetriebssystem nicht verfügbar sind, etwa Photoshop für system gehört zur Pflicht-
Linux. Durch die Darstellung ohne die ansonsten obligatori- aufgabe, falls Sie nicht
schen Vmware-Fenster fügt sich die Software weitgehend naht- auf Extras, Komfort und
los in das Hauptbetriebssystem ein. Wechseln Sie über„View –› Leistung im virtuellen PC
Unity“ in den Unity-Modus. Wenn Sie nun den Mauszeiger auf verzichten wollen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 39
Virtuellen PC einrichten / Eigenen Windows-PC virtuell weiter nutzen
Windows-Host zum
virtuellen PC machen
Der kostenlose Vmware
Vcenter Converter macht
aus einer Windows-Installa-
tion einen virtuellen PC.
Damit lassen sich alte PCs
ohne Risiko unter Windows
weiter nutzen.
VON MICHAEL RUPP
Der Vmware Vcenter Converter von der
Download-DVD ist ein für Privatnutzer kos-
tenloses Tool, das echte PCs (den Host) in
virtuelle Systeme umwandelt. Mit dem Kon-
verter lässt sich beispielsweise ein echter
PC mit Windows 7, 10 oder 11 mit geringem
Aufwand als virtueller Klon in Windows 11
übernehmen und dort quasi 1:1 in einem
Virtualisierungstool weiterverwenden.
Vorbereitungen treffen
Bevor Sie mit der Umwandlung beginnen,
empfiehlt es sich, den zur Konvertierung
vorgesehenen PC aufzuräumen. Das redu-
Bei der Einrichtung des Vmware Vcenter Converter von der Download-DVD ent-
scheiden Sie sich für die Option „Local installation“.
40
ziert den Platzbedarf der virtuellen Maschi- tion“). Bestätigen Sie alle anderen Schritte,
ne. Deinstallieren Sie im bisherigen Win- und starten Sie das Programm nach der
dows – wir verwenden im Beispiel Win- Installation.
dows 10 – alle Anwendungen, die Sie nicht
mehr benötigen.
Klonvorgang starten: Host-PC in
Löschen Sie auch überflüssigen Benutzer-
virtuelle Maschine umwandeln
daten auf dem Systemlaufwerk: Gehen Sie Beim Start präsentiert sich der PC-Konver-
dazu die Dokumentenordner und Win- ter mit einem Haupt­menü in englischer
dows-Bibliotheken der Reihe nach durch. Sprache. Die beiden zentralen Funktionen
Zusätzlich können Sie das Betriebssystem „Convert machine“ (Maschine konvertie-
noch von Datenresten bereinigen, denn ren) und „Configure machine“ (Maschine
Datenmüll brauchen Sie nicht in die virtu- konfigurieren) finden Sie unterhalb der
elle Maschine zu überführen. Für weitere Menü­leiste. Durch den gesamten Konver-
Aufräumarbeiten verwenden Sie die Win- tierungsprozess führt Sie ein Assistent, den
dows-Datenträger- Sie mit einem Klick auf die Schaltfläche
bereinigung oder „Convert machine“ aufrufen. Dabei müssen
ein spezielles Tool Sie der Reihe nach das Quellsystem, das
wie den kostenlosen Zielsystem und die Konvertierungsoptio-
Ccleaner. nen auswählen.
Sind die Vorberei- Unter „Source System“ definieren Sie das
tungen abgeschlos- Quellsystem. Für den aktuellen PC, an dem
sen, starten Sie das Sie arbeiten – in unserem Beispiel ein Win-
Setup des Vmware dows-10-System –, übernehmen Sie bei
Vcenter Converter. „Select source type“ die Vorgabe „Powered
Im Installationsas- on“. Im Ausklappfeld darunter aktivieren
sistenten entschei- Sie die Option „This local machine“. Mit den
den Sie sich für eine Alternativ­optionen „Remote Windows ma-
lokale Installation chine“ sowie „Remote Linux machine“ las-
(„Local installa- sen sich PCs im Netzwerk sichern, ohne
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Eigenen Windows-PC virtuell weiter nutzen

dass Sie dort den Converter installieren

müssen. Bestätigen Sie mit „Next“.
Nun kommen Sie zu den Vorgaben für das
virtuelle Zielsystem. Im ersten Schritt wäh-
len Sie bei „Select destination type“ den Typ
und die Virtualisierungssoftware aus, für
die der virtuelle Rechner später bereitge-
stellt werden soll.
Möchten Sie die mit dem Vcenter Converter
erzeugten virtuellen Maschinen später im
Vmware Workstation Player oder in Vmwa-
re Workstation Pro ab­spielen, setzen Sie die
Einstellung im oberen Ausklappfeld einfach
auf „VMware Workstation or other VMware
virtual machine“. Der kostenlose Player auf
Download-DVD erlaubt die Nutzung der mit
dem Konver­ter erstellten virtuellen Maschi-
nen unter Windows und Linux.
Im Ausklappfeld darunter stellen Sie die
Option „VMware Player 16.x“ für den Player
ein. Möchten Sie die virtuelle Maschine
später mit Vmware Workstation Pro ein-
setzen, wählen Sie die entsprechende Ver-
sion von Vmware Workstation aus. Beginnen Sie mit dem Assistenten des Vmware Vcenter Converter, und wählen Sie im ersten Schritt den Host-
Geben Sie dem neuen virtuellen Computer computer als Quelle für die virtuelle Maschine aus.
im Feld hinter „Name“ noch einen aussage-
kräftigen Titel, unter dem er später im
Vmware Workstation Player aufgeführt
wird. Klicken Sie dann hinter „Select a loca-
tion for the virtual machine“ auf „Browse“,
und legen Sie den Speicherort für den vir-
tuellen PC fest. Das gewählte Ziellaufwerk
muss über ausreichend viel freien Spei-
cherplatz verfügen – mindestens so viel,
wie der echte PC beansprucht. Sind diese
Einstellungen getroffen, fahren Sie mit der
Schaltfläche „Next“ fort.

Einstellungen für das geklonte

Windows-System festlegen
Legen Sie die Einstellungen für die Konver-
tierung mittels eines Klicks auf „Next“ fest.
Durch diesen Schritt nehmen Sie Anpas-
sungen an der Arbeitsweise des Konverters
vor. Klicken Sie dazu nachfolgend auf „Data
to copy“. Hier sind sämtliche interne Fest-
platten und Partitionen des zu konvertie-
renden PCs aufgeführt. Entfernen Sie das
Häkchen vor den Laufwerken, die der virtu-
elle Rechner nicht erhalten soll. Zusätzlich
sollte ganz unten ein Häkchen vor „Ignore
page file and hibernation file“ gesetzt sein.
Auf diese Weise reduzieren Sie den Platz-
bedarf der virtuellen Maschine. Die beiden
Dateien werden dann beim ersten Start von
Windows in der virtuellen Umgebung auto-
matisch neu angelegt.
Als Zieltyp wählen Sie Wmware Workstation oder den kostenlosen Vmware Player. Der Konverter passt den
Gast-PC dann gleich an, sodass der Start ohne weitere Anpassung möglich ist.
In der Spalte unterhalb von „Data to copy“ Im Anschluss daran richten Sie das Netz-
zeigt der Konverter bei „Devices“ mögli- werk für die virtuelle Maschine ein. Hierzu
cherweise einige Warnmeldungen mit klicken Sie links auf „Networks“ und wählen
einem gelben Achtungsymbol an. im nächsten Schritt rechts im Aufklappfeld
Da der Konverter die Größe des tatsächlich „Network adapters to connect“ aus, wie vie-
vorhandenen Arbeitsspeichers (RAM) im le Netzwerkkarten der virtuelle Rechner
echten Rechner auch in die virtuelle Ma- erhalten soll – normalerweise genügt eine.
schine übernimmt, ist es ratsam, den vom Klicken Sie danach in das Aufklappfeld
Konverter zugewiesene Arbeitsspeicher im unter „Connection type“, können Sie zwi-
Bereich „Memory“ mithilfe des Schiebereg- schen „Bridged“, „NAT“ und „Host-only“
lers auf die Hälfte zu reduzieren. Die Anzahl umschalten. Bei „NAT“ wird Network Ad-
der virtuellen Prozessoren können Sie im dress Translation verwendet, das heißt ein
Bereich „Devices“ auf der Registerkarte Übergang zwischen zwei Netzen durch­
„Other“ anpassen. geführt – in diesem Fall zwischen dem rea-

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 41
Virtuellen PC einrichten / Eigenen Windows-PC virtuell weiter nutzen
Überprüfen Sie die Einstellungen, und nehmen Sie entsprechende Anpassungen vor. Das betrifft vor allem den
Arbeitsspeicher und die Zahl der Prozessoren im virtuellen Zielsystem.
Vor der Konvertierung erhalten Sie eine Zusammenfassung der Einstellungen. Mit einem Klick auf „Finish“ be-
enden Sie den Assistent. Im Anschluss startet die Umwandlung des Host-PCs in eine virtuelle Maschine.
len und dem virtuellen Netz. Aus Sicher-
heitsgründen ist die Einstellung „NAT“ eine
gute Entscheidung.
Bei den Diensten im Abschnitt „Services“
bestimmen Sie unter anderem, welche
Windows-Dienste auf dem virtuellen PC
42
automatisch gestartet werden sollen. Da-
mit können Sie das Verhalten des Zielsys-
tems gegenüber dem Quellsystem anpas-
sen und Ressourcen einsparen. Wechseln
Sie zur Registerkarte „Destination services“.
Über die Aufklappfelder rechts neben dem
jeweiligen Dienstnamen stellen Sie die
Startmethode des virtuellen PCs ein.
Im Abschnitt „Advanced options“ setzen Sie
auf dem Register „Post-conversion“ ein
Häkchen vor „Install VMware Tools on the
destination virtual machine“. Dadurch wer-
den die Gasterweiterungen im Zielsystem
eingerichtet. Ebenfalls einschalten sollten
Sie die Optionen „Customize guest prefe-
rences for the virtual machine“ sowie „Re-
configure destination virtual machine“.
Übernehmen Sie Ihre Anpassungen am
Zielsystem mit „Next“. Daraufhin erscheint
ein Fenster, in dem Sie nun noch den Com-
puternamen, den Benutzer und die Arbeits-
gruppe des virtuellen PCs festlegen.
Einstellungen überprüfen und
Konvertierung beginnen
Die Vorbereitungen sind damit abgeschlos-
sen, und Sie erhalten mit einem Klick auf
„Next“ eine Übersicht aller getroffenen Um-
wandlungseinstellungen. Falls Sie etwas
ändern möchten, klicken Sie auf „Back“ und
passen die Optionen entsprechend an. Die
Konvertierung des echten in den virtuellen
Rechner beginnen Sie mit einem Klick auf
„Finish“. Die komplette Umwandlung kann
mehrere Stunden in Anspruch nehmen.
Sobald im Hauptfenster unter „Status“ ein
grü­nes Häkchen und „Completed“ er-
scheint, ist die Konvertierung des physika-
lischen PCs in die virtuelle Maschine abge-
schlossen. Als Ergebnis haben Sie eine
neue virtuelle Maschine mit den entspre-
chend angepassten Eigenschaf­ ten des
Quellrechners zur Verfügung.
Virtuellen PC starten
Zum Starten des geklonten Windows-PCs
verwenden Sie den kostenlosen Vmware
Workstation Player. Ist er installiert, reicht
ein Doppelklick im Explorer auf die VMX-
Datei des zuvor konvertierten virtuellen
PCs aus, um ihn zu booten.
Beim ersten Start der virtuellen Maschine
nimmt Windows dann ei­ne Reihe von An-
passungen und Treiberinstallationen vor.
Hintergrund: Durch die Umwandlung än-
dert sich die Hardware des installierten
Systems. Unter Umständen verlangt die
Windows-­Installation aus diesem Grund
auch eine erneute Aktivierung.
Tipp bei Bootproblemen
Manchmal läuft eine mit dem Vmware
Vcenter Converter umgewandelte virtuelle
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Eigenen Windows-PC virtuell weiter nutzen

Maschine nicht wie gewünscht. In den

meisten Fällen sind die Probleme auf (feh-
lende) Treiber für spezielle Komponenten
des Ausgangssystems zurückzuführen, die
in der virtualisierten Umgebung jedoch
nicht zur Verfügung stehen.
Erstellen Sie daher ein Backup des Rech-
ners, den Sie konvertieren möchten, und
deinstallieren Sie anschließend alle für die
VM nicht zwingend benötigten Gerätetrei-
ber von diesem PC. Achtung: Stellen Sie
zuvor sicher, dass die deinstallierten Trei-
ber als Sicherung auf dem Rechner vorhan-
den sind, beispielsweise in einem Ordner
oder auf einem USB-Stick. Ohne die Treiber
lassen sich Laufwerke & Co. auf dem Quell-
PC sonst nicht mehr verwenden.
Starten Sie den Rechner dann neu, führen
Sie den Vmware Converter aus, und wan-
deln Sie den Rechner um. Nun installieren
Sie die zuvor entfernten Treiber wieder auf Der Host-PC läuft nun als virtuelles Gastsystem im Vmware Workstation Player. Sie können mit den meisten An-
dem Host-PC. Damit stellen Sie den ur- wendungen problemlos weiterarbeiten. Konflikte gibt es lediglich dann, wenn Dateien und Verzeichnisse auf
sprünglichen Zustand wieder her. anderen Laufwerken liegen, die nicht in die VM eingebunden sind.

HOST-PC MIT DISK2VHD KONVERTIEREN

Disk2vhd ist eine einfacher gehaltene Alternative zum Vmware
Vcenter Converter. Die Microsoft-Freeware wandelt ein bestehen-
des Windows-System in eine virtuelle Festplatte im VHD-Format
um. Die Platte binden Sie anschließend in Windows 11 ein und
booten das konvertierte System unter Hyper-V im Fenster.
Disk2vhd installieren: Entpacken Sie Disk2vhd (Download unter
https://goo.gl/dpvsjB) in einen leeren Ordner auf der Festplat-
te, beispielsweise in C:\disk2vhd, und starten Sie die Software
mittels Doppelklick auf die EXE-Datei. Das kompakte Hauptfens-
ter des Microsoft-Hilfsprogramms zeigt eine Übersicht aller er-
kannten Partitionen Ihres Rechners an. Vor jedem Laufwerk ist
ein Häkchen gesetzt.
Ausgabedatei vorgeben: Geben Sie bei „VHD File name“ den ge-
wünschten Speicherort samt Dateinamen für die resultierende
VHD-Datei an. Setzen Sie ein Häkchen vor die Option „Use
Vhdx“. VHDX ist das aktuelle Microsoft-Dateiformat für virtuelle
Festplatten, das sich gegenüber dem älteren VDH durch eine
höhere Geschwindigkeit auszeichnet, allerdings nicht von allen
Virtualisierungsprogrammen verarbeitet werden kann.
Laufwerk konvertieren: Bestätigen Sie die Laufwerkskonvertie-
rung mittels Klick auf „Create“. Wie der PC-Konverter von
Vmware benötigt auch Disk2vhd abhängig von Größe und Bele-
gung der Ausgangsfestplatte sowie der Gesamtleistung des
Rechners eine ganze Weile, bis die virtuelle Festplattenkopie er-
stellt wurde. Am Ende des Vorgangs erscheint zur Bestätigung
„Disk Export to VHD completed successfully“.
Von der virtuellen Platte booten: Eine mit Disk2vhd erstellte vir-
tuelle Festplatte lässt sich in Hyper-V als Datenträger einbinden
und als virtueller PC nutzen. Zum Booten der VHD-Datei muss
Hyper-V auf Ihrem Rechner installiert sein, es bildet die Platt-
form zum Booten von VHD-Dateien. Da Disk2vhd eine VHD-Da-
tei mit einem 1:1-Abbild aller Daten erzeugt, müssen Sie die
Treiber in der virtuellen Maschine nach dem Booten des Sys-
tems in Hyper-V anpassen, da diese sich noch auf die Hardware
des Ausgangs-PCs beziehen.
System Center Virtual Machine Manager (MVMC): Mit dem
MVMC bietet Microsoft einen weiteren kostenlosen Konverter
zum Umwandeln echter PCs in virtuelle Rechner an. Nachfolger
des Tools ist der System Center Virtual Machine Manager
(SCVMM). MVMC und SCVMM sind allerdings auf Microsoft-Ser-
ver zugeschnitten und laufen nicht auf Desktop-PCs mit Win-
dows 7, 8.1, 10 und 11. Gedacht sind die beiden Microsoft-Tools
hauptsächlich, um bereits virtualisierte Server zwischen Vmwa-
re und Hyper-V umzuwandeln. Vmware-Nutzern soll damit der
Umstieg auf Hyper-V vereinfacht werden. Auch laufende Ser-
verinstallationen lassen sich in Hyper-V-Server umwandeln,
und ein automatischer Upload auf die zugehörige Microsoft-
Cloud-Plattform Windows Azure ist vorgesehen.
Disk2vhd konver-
tiert die Festplatte
Ihres Windows-PCs
in ein bootfähiges
VHDX-Abbild.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 43
Virtuellen PC einrichten / VMs umwandeln, klonen und tauschen

VMs umwandeln,
klonen und tauschen
Virtuelle PCs sind keine Einbahnstraße: Sie können ein fertig eingerichtetes Gastsystem
austauschen, umwandeln oder klonen, um es in weiteren Virtualisierungsprogrammen
einzusetzen. Das erspart Ihnen das Einrichten eines neuen Systems.

VON PETER-UWE LECHNER

Für den Austausch virtueller Maschinen

wurde das Open Virtualization Format
(OVF) von der Distributed Management
Task Force (DMTF) entwickelt. Der Standard
OVF beschreibt ein „offenes, sicheres, por-
tables, effizientes und erweiterbares For-
mat für die Verpackung und Verteilung von
Software, die in virtuellen Maschinen läuft“
– unabhängig von Softwareplattformen
und Prozessorarchitekturen. Vmware
Workstation Pro und Oracle Virtualbox
unterstützen den Import und Export von
OVA-Dateien. OVAs sind praktische Datei-
archive auf TAR-Basis. Sie enthalten die
virtuelle Festplatte im VMDK- oder VDI-For-
mat sowie die OVF-Deskriptordatei mit den
Informationen zum virtuellen System.
OVA-Datei exportieren
Der Export einer virtuellen Maschine als
OVA-Datei ist schnell erledigt. Die OVA kann
dann wieder importiert werden. Alle not-
wendigen Einstellungen für die virtuelle
Maschine sind bereits vorhanden. Der Im-
port/Export unterscheidet sich vom Kopie-
ren einer virtuellen Festplatte, da hier erst
eine neue VM angelegt und die vorhandene
Festplatte eingebunden werden muss.
Virtualbox: Den Export einer virtuellen Ma-
schine leiten Sie unter „Datei –› Appliance
exportieren“ beziehungsweise über die Tas-
tenkombination Strg-E ein. Es öffnet sich
ein Assistent. Im ersten Schritt wählen Sie
die gewünschte VM aus und klicken auf
„Weiter“. Anschließend übernehmen Sie
„Open Virtualization Format 1.0“ als Format
und geben hinter „Datei“ nach einem Klick
auf das gelbe Ordner-Symbol den Ausgabe-
Der Austausch einer virtuellen Maschine zwischen verschiedenen Virtualisierungsprogrammen funktioniert mit-
hilfe einer OVA- beziehungsweise OVF-Datei unkompliziert und vergleichsweise schnell.
pfad an. Der Dateiname wird übernom-
men, kann aber geändert werden. Belassen
Sie die Einstellung „Nur Mac-Adressen der
NAT-Netzwerk-Adapter mit einbeziehen“,
und klicken Sie auf „Weiter“. Im nächsten
Fenster lassen Sie alles außer „Name“ frei
und klicken auf „Exportieren“. Der Vorgang
startet und dauert 10 bis 30 Minuten – je
nach Größe der virtuellen Maschine.
Vmware Workstation Pro: Auch Vmware
exportiert VMs. Wählen Sie links die ge-
wünschte virtuelle Maschine aus und an-
schließend „File –› Export to OVF“. Im fol-
genden Dialog geben Sie das Zielverzeich-
nis und den Dateinamen an. Bestätigen Sie
mit einem Klick auf die „Speichern“-Schalt-
fläche. Der Export beginnt – haben Sie je-
doch etwas Geduld.
Appliances importieren
In Virtualbox klicken Sie auf „Datei“ und
wählen „Appliance importieren“. Geben Sie
den Pfad zum Ordner an, in dem die VM mit
der Endung OVA gespeichert ist, und kli-
cken Sie auf „Öffnen“ und „Weiter“. Im Dia­
log „Appliance-Einstellung“ werden Ihnen
die wichtigsten Parameter der virtuellen
Maschine angezeigt, darunter auch das
„Gast-Betriebssystem“, die Anzahl der ver-
wendeten CPUs und der reservierte Ar-
beitsspeicher. Hier können Sie Einstellun-
gen direkt anpassen. Klicken Sie auf „Im-
portieren“. Danach erscheint die VM in der
linken Spalte von Virtualbox. Beim ersten
Hochfahren werden die spezifischen Trei-
ber von Virtualbox installiert. Für eine ver-
besserte Windows-Integration richten Sie
die Gasterweiterungen ein.
Ähnlich einfach läuft der Import in Vmware
Workstation Player/Pro: Hier klicken Sie
rechts im Programmfenster auf „Open a
Virtual Machine“ und folgen den Anweisun-
gen. Sie legen den Speicherpfad fest und
fahren fort. Im importierten Gastrechner

44 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / VMs umwandeln, klonen und tauschen

werden Treiber installiert, und Sie sollten Virtualbox, Vmware Work-

noch die Gasterweiterungen einrichten.
Virtuelle Festplatten konvertieren
Virtuelle PCs, die mit Vmware Workstation
Player oder Pro erstellt wurden, liegen als
VMDK-Dateien vor. Die virtuellen Platten
lassen sich nicht unter Windows Hyper-V
nutzen, da Microsoft nur VHD(X)-Dateien
unterstützt. In Virtualbox lassen sich die
VMDK-Dateien hingegen einbinden.
Das Gratistool Starwind V2V Converter (auf
Download-DVD und unter www.star
windsoftware.com/converter) wandelt Vm­
ware-Images im VMDK-Format in VHD(X)-
Dateien um, damit Sie sie in Hyper-V ver-
wenden können. Umgekehrt lassen sich
auch VHDs in VMDK-Dateien für Vm­ware
umwandeln. Von der Software nicht unter-
stützt wird das populäre Virtualbox.
Laden Sie Starwind V2V Converter von der
Download-DVD. Installieren und starten Sie
das Tool. In der englischsprachigen Bedien-
oberfläche wählen Sie „Local file“ und kli-
cken auf „Next“. Im Fenster „Source image“
(Quelldatei) öffnen Sie mit einem Klick auf
die drei Punkte hinter „File name“ den
Auswahldialog. Im Aufklappfeld hinter
„Dateityp“ ist „All supported image files“ für
alle unterstützten Formate voreingestellt.
station Pro und Worksta-
tion Player (im Bild) unter-
stützen den Import von
Appliances als OVA-Datei.
Sie sehen diese nach einem Klick in das
Aufklappfeld. Unterstützt werden VMDK
(Vmware) sowie VHD und VHDX (Microsoft).
IMG- und QCOW2-Dateien von Qemu spie-
len für uns keine Rolle. Im Beispiel wählen
wir eine VMDK-Datei mit Windows 11 und
bestätigen mit „Next“. Im Fenster „Select
location of destination image“ übernehmen
Sie „Local file“ mit einem Klick auf „Next“.
Wählen Sie „VHD/VHDX“ als Dateiformat
und fahren mit „Next“ fort. Für die Über-
nahme in Hyper-V unter Windows 11 wäh-
len Sie dann „VHDX growable image“ und
setzen ein Häkchen vor „Activate Windows
Repair Mode“. Klicks auf „Next“ und „Con-
vert“ starten die Konvertierung.
Achten Sie auf ausreichend freien Festplat-
tenplatz. Die Umwandlung beginnt, das
kann einige Zeit dauern. Danach liegt im
Verzeichnis der VMDK-Datei auch die
VHD-Datei – der Dateiname wird übernom-
men. Binden Sie die VHDX-Datei dann in
einen neuen virtuellen Rechner von Hy-
per-V ein, indem Sie im Fenster „Virtuelle
Festplatte verbinden“ die Option „Vorhan-
dene virtuelle Festplatte verwenden“ wäh-
len und den Dateipfad angeben. Fahren Sie
mit der Einrichtung fort.
Eventuell werden beim ersten Start der VM
in Hyper-V einige Hardwaretreiber im Gast-
system installiert. Danach ist die virtuelle
Maschine einsatzbereit.

VIRTUELLEN PC KLONEN
Um virtuelle Maschinen zu sichern, müssen Sie nicht in mühsa-
mer Handarbeit die einzelnen Dateien zusammensuchen und auf
einen Datenträger kopieren. Viel einfacher funktioniert das über
die Klonfunktion der Virtualisierungssoftware.
Klonen in Virtualbox: Beenden Sie als Erstes den virtuellen PC,
den Sie vervielfältigen wollen. Danach klicken Sie mit der rech-
ten Maustaste auf diese Maschine und rufen aus dem Kontext-
menü den Eintrag „Klonen“ auf. In der Dialogbox, die sich da-
nach öffnet, können Sie einen eigenen Namen für die Kopie
eingeben oder den Vorschlag des Programms übernehmen.
Falls Sie vorhaben, Original und Klon gleichzeitig zu verwenden,
ist es wichtig, die Checkbox „Zuweisen neuer MAC-Adressen für
alle Netzwerkkarten“ zu aktivieren – sonst kommt es eventuell
zu Netzwerkproblemen. Anschließend wählen Sie noch den
Klontyp, wobei ein vollständiger Klon mehr Unabhängigkeit be-
deutet, und geben an, ob vorhandene Sicherungspunkte einbe-
zogen werden sollen. Ein Klick auf „Klonen“ startet dann den
Vorgang, der je nach Größe der virtuellen Festplatte auch ein-
mal länger dauern kann. Die vervielfältigten Rechner erhalten
im Verzeichnis, in dem Virtualbox die virtuellen Maschinen
speichert, jeweils eigene Unterordner. Der Dateityp des Origi-
nals bleibt beim Klonen über die grafische Benutzeroberfläche
immer erhalten. Aus einer von Vmware übernommenen
VMDK-Datei wird auf diesem Weg also kein VDI-File.
Klonen in Vmware Workstation Pro: Klicken Sie mit der rechten
Maustaste im Vmware-Hauptfenster auf den ausgeschalteten
virtuellen Rechner, den Sie vervielfältigen möchten. Rufen Sie
im Kontextmenü den Eintrag „Manage“ und „Clone“ auf. Es öff-
net sich ein Assistent, in dem Sie zunächst angeben, ob der ak-
tuelle Stand oder ein vorhandener Schnappschuss als Aus-
gangsbasis des Klonvorgangs dienen soll. Wählen Sie dann als
Klontyp „Create a full clone“ aus. Ein verlinkter Klon („Create a
linked clone“) spart Speicherplatz, ist jedoch nur in Verbindung
mit der zugrunde liegenden virtuellen Maschine zu gebrau-
chen. Verlinkte Klone sind zum Beispiel zum Einrichten unter-
schiedlich konfigurierter Test-PCs geeignet, nicht aber als voll-
ständige Sicherungskopie. Geben Sie noch einen Namen für die
Kopie ein, oder übernehmen Sie den Vorschlag des Pro-
gramms. Unter „Location“ legen Sie fest, in welchem Ordner
die vervielfältigte Maschine gespeichert wird. Ein Klick auf „Fer-
tig stellen“ startet den Vorgang, der abhängig von der Größe
des virtuellen PCs einige Zeit dauern kann.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 45
Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Hyper-V

Troubleshooting-
Tipps für Hyper-V
Die in Windows 10 und 11 Pro und Enterprise eingebaute Virtualisierung Hyper-V arbeitet in
der Regel ohne Probleme. Doch bei einigen Spezialfällen sollten Sie wissen, wo sich die
Lösungen und entsprechenden Einstellungen verbergen.

VON CHRISTOPH HOFFMANN

Hyper-V ist auf virtuelle Maschinen mit Win-

dows als Gastsystem spezialisiert. Entspre-
chend einfach lassen sich neue VMs aufset-
zen und nutzen. Die einzige Hürde: Hyper-V
muss zuerst installiert werden (siehe Seite
30) und im PC-Bios beziehungsweise UEFI
die Virtualisierungsunterstützung aktiviert
sein. Bei Intel-CPUs heißt die Option „Vir-
tualization Technology (VTx)“, bei AMD-
Prozessoren lautet sie „SVM-Modus“.
Darüber hinaus gibt es nur wenige echte
Probleme. Wir zeigen Ihnen in diesem Arti-
kel einige Spezialfälle.

Gespeicherte Einstellungen des

erweiterten Sitzungsmodus ändern
Hyper-V bietet einen einfachen und einen
erweiterten Sitzungsmodus (siehe Kasten
auf Seite 33). Soll der virtuelle Gast-PC im-
mer automatisch mit den von Ihnen getrof-
fenen Einstellungen im erweiterten Sit-
zungsmodus gestartet werden, dann setzen
Sie ein Häkchen bei der entsprechenden
Option und klicken auf die Schaltfläche
„Verbinden“. Der virtuelle PC wird im erwei-
terten Modus mit der gewählten Auflösung
und auch den verbundenen Freigabever-
zeichnissen gebootet, falls vorhanden.
Aber: Haben Sie die Verbindungseinstellun-
gen gespeichert, kommen Sie nur über ei-
nen Umweg an die Optionen heran. Klicken
Sie in Hyper-V-Manager mit der rechten
Maustaste auf den Eintrag der VM und
dann auf „Sitzungsoptionen bearbeiten“.
Alternativ öffnen Sie die Eingabeaufforde-
rung mit Administratorrechten, und geben
Sie den Befehl
Im erweiterten Sitzungsmodus können Sie unter anderem USB-Geräte, Drucker, Sound, Speicherkarten und
Festplattenpartitionen in das Gastsystem durchschleifen und die (höhere) Auflösung einstellen.
VMConnect.exe <ServerName> lautet. Der virtuelle PC wird gestartet, und
<VMName> /edit Sie können die Einstellungen des erweiter-
ein. „<ServerName>“ und „<VMName>“ fin- ten Sitzungsmodus anpassen. Sollte der
den Sie am einfachsten heraus, indem Sie Aufruf nicht funktionieren, weil die virtuel-
in der Eingabeaufforderung den Befehl le Maschine nicht gefunden wird, geben Sie
VMConnect.exe der VM im Hyper-V-Manager mittels
eingeben und mit der Eingabetaste bestä- Rechtsklick auf den Eintrag einen neuen
tigen. Im folgenden Fenster klicken Sie in Namen ohne Leerzeichen.
die beiden Felder, um die Namen anzuzei- Tipp: Idealerweise legen Sie eine Desktop-
gen. Übernehmen Sie sie ohne spitze Klam- verknüpfung an, um die VM auf Mausklick
mern, sodass der vollständige Befehl in im erweiterten Modus zu starten und die
unserem Beispiel gewünschten Einstellungen festzulegen. Kli-
VMConnect.exe CH-PC Windows10Test cken Sie mit der rechten Maustaste an eine
/edit leere Stelle auf dem Desktop, und wählen

46 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Hyper-V

Die Verbindung zu einem VPN-Netzwerk scheitert im

erweiterten Sitzungsmodus von Hyper-V.

Sie „Neu –› Verknüpfung“ aus. Klicken Sie auf

„Durchsuchen...“ In unserem Beispiel lautet
die Verknüpfung „C:\Windows\System32\
vmconnect.exe localhost Windows10Test“.
Geben Sie der Verknüpfung nun noch einen
aussagekräftigen Namen, und schließen Sie Ist die Festplatte des virtuellen Gast-PCs zu klein, können Sie deren Größe mit wenigen Mausklicks im Hyper-V-
das Fenster. Manager ändern. Das ist oft besser, als eine zusätzliche Festplatte hinzuzufügen.

Keine Verbindung zu VPN-Servern

im erweiterten Sitzungsmodus
Hyper-V hat eine Eigenart: Wurde ein Gast-
system im erweiterten Sitzungsmodus ge-
startet, ist innerhalb der VM kein Zugriff auf
ein VPN-Netzwerk möglich. Bei Cisco Any-
connect lautet die Fehlermeldung etwa
„Anyconnect was not able to establish a
connection to the specified secure gateway.
Please try connection later.“ Die Problem-
lösung ist trivial, aber da muss man erst
mal drauf kommen: Starten Sie das Gast-
system im einfachen Sitzungsmodus, und
stellen Sie die VPN-Verbindung her. Dann
wechseln Sie über das Icon in der Werk-
zeugleiste in den erweiterten Sitzungsmo-
dus – bei aktiver VPN-Verbindung. Melden
Sie sich am Windows-System an, und siehe Sollte die Größenänderung im Windows-Gastsystem (Fenster rechts) mit den Bordmitteln nicht funktionieren,
da: Die VPN-Verbindung bleibt bestehen, verwenden Sie das kostenlose Programm Minitool Partition Wizard Free (links) von der Download-DVD.
und Sie können gleichzeitig die Vorteile im
erweiterten Sitzungsmodus nutzen. samtgröße der virtuellen Festplatte ein. der rechten Maustaste auf die Zeile der
Bestätigen Sie die Eingabe mit „Fertig stel- Datenpartition und wählen „Erweitern“.
Den Datenträger eines virtuellen len“. Fertig sind Sie aber an der Stelle noch Der bislang noch nicht zugeordnete (neue)
PCs in Hyper-V vergrößern nicht. Starten Sie den virtuellen Windows- Speicherplatz wird erkannt und angezeigt.
Im Hyper-V-Manager können Sie nicht nur PC wie gewohnt, und öffnen Sie dann „Fest- Schieben Sie den Regler ganz nach rechts,
die Einstellungen von Arbeitsspeicher und plattenpartionen erstellen und formatie- um den gesamten Speicherplatz zu verwen-
Netzwerkkarte ändern, sondern auch den ren“. Im Fenster sollte der erweiterte Spei- den, und bestätigen Sie mit „OK“. Im linken
Speicherplatz der eingebundenen virtuel- cherplatz angezeigt werden. Falls nicht, Fensterbereich klicken Sie auf „Überneh-
len Festplatte. Dazu gehen Sie im Hyper-V- wählen Sie „Aktion –› Festplatten neu einle- men“ und im folgenden Hinweisfenster auf
Manager zu den Einstellungen der ge- sen“. Nun klicken Sie mit der rechten Maus- „Ja“. Augenblicke später sind die Änderun-
wünschten VM und klicken im neuen Fens- taste auf die „C:“-Partition und wählen im gen an der Partition abgeschlossen.
ter auf „Festplatte“ als Unterpunkt von Kontextmenü „Volume erweitern“. Bestäti- Übrigens: Sie können im Hyper-V-Manager
„SCSI-Controller“. Navigieren Sie zu den gen Sie die neue Größe, die danach sofort auch neue Datenträger hinzufügen. Anstel-
Einstellungen der entsprechenden Fest- zur Verfügung stehen sollte. le von „Bearbeiten“ klicken Sie auf „Neu“
platte. Wählen Sie nun den Datenträger Ist der Eintrag „Volume erweitern“ ausge- und folgen dem Assistenten. Im Windows-
aus, den Sie bearbeiten möchten, und kli- graut, müssen Sie den Umweg über eine Gast starten Sie danach „Festplattenpartio-
cken Sie auf „Bearbeiten“. Es öffnet sich ein kostenlose Partitionierungssoftware wie nen erstellen und formatieren. Erstellen Sie
Assistent. Bestätigen Sie mit „Weiter“, kli- Minitool Partition Wizard Free von der ein neues Volume, formatieren Sie den
cken Sie dann auf „Erweitern“ und wieder Download-DVD nehmen. Nach der Installa- Datenträger, und vergeben Sie einen Lauf-
auf „Weiter“. Geben Sie jetzt die neue Ge- tion und dem ersten Start klicken Sie mit werksbuchstaben.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 47
 Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Virtualbox
Troubleshooting-
Tipps für Virtualbox
Oracles kostenlose Virtualisierungssoftware kann viel, aber nicht immer klappt die Inbetrieb-
nahme eines virtuellen PCs auf Anhieb. Unsere Tipps helfen bei vielen Problemen.
VON CHRISTOPH HOFFMANN
Die Installation von Virtualbox auf einem
Windows-Host ist in der Regel völlig stress-
frei, wenn die Hardware mitspielt. Herstel-
ler Oracle nennt als Hardwareanforderun-
gen lediglich „einen leistungsstarken x86-
Prozessor von Intel beziehungsweise AMD“
sowie mindestens 512 MB Arbeitsspeicher.
Das ist nicht nur schwammig formuliert,
sondern auch maßlos untertrieben. Um mit
einem virtuellen PC einigermaßen flüssig
arbeiten zu können, sollte es ein Vierkern-
Prozessor sein, und dem Gastsystem sollten
mindestens 2 GB Arbeitsspeicher zur Verfü-
„Spielt die Hardware vom
Host-Rechner mit, laufen
virtuelle Maschinen stabil,
schnell und sicher.
48
Sollte Virtualbox nicht
starten, kann das an der
fehlenden Unterstützung
für die Hardware-Virtua-
lisierung liegen. Das
prüfen Sie mit Gratis-
tools von Intel und AMD.
gung stehen – und nicht mehr als die Hälfte
des tatsächlich im Host vorhandenen RAM.
Hardwarevirtualisierung des
Host-PCs ist nicht aktiv
Ältere Virtualbox-Versionen bis einschließ-
lich 6.0.24 können virtuelle Maschinen
(VMs) sowohl mit als auch ohne die Hard-
warevirtualisierungstechnologien VT-x bei
Intel oder AMD-V ausführen. Virtualbox ab
Version 6.1.x setzt die Hardwarevirtualisie-
Bild: TL
rung zwingend voraus. Ohne diese erhalten
Sie beim Start von Virtualbox eine entspre-
chende Fehlermeldung.
Bis auf einige Atom-Prozessoren sind die
CPU-Generationen der letzten Jahre eigent-
lich immer für die Virtualisierung geeignet.
Mit dem kostenlosen Intel Processor Iden-
tification Utility (auf der Download-DVD
oder unter http://intel.ly/3fI0isl) finden Sie
das leicht heraus. Steht im Abschnitt „CPU-
Technologien“ vor „Intel Virtualisierungs-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

Eine Fehlermeldung wie „Kernel Driver not installed“ beim Start von Virtualbox lässt sich schnell beheben.
Installieren Sie einfach die Datei „VBoxDrv.inf“ erneut über den Dateiexplorer im Windows-System.
technik“ ein „Haken”, eignet sich Ihre CPU
fürs Virtualisieren und kann die vorhande-
nen Ressourcen effizient zwischen den pa-
rallel laufenden Betriebssystemen auftei-
len. Für AMD-Prozessoren gibt es mit RVI
Hyper V Compatibility Utility ein funktions-
gleiches Programm (http://t.ly/74HE).
Ob die Virtualisierung aktiv ist oder nicht,
lässt sich unter Windows 10 und 11 anzei-
gen: Rufen Sie mit der Tastenkombination
Ctrl-Shift-Esc den Taskmanager auf. Im Rei-
ter „Leistung“ steht hinter „Virtualisierung“
unten rechts „Aktiviert“ oder eben „Deakti-
viert“. Dann ist die Virtualisierungsfunktion
im Bios deaktiviert. Zum Bios oder UEFI (der
Firmware I­h­res PCs) gelangen Sie, indem Sie
während des Startvorgangs die auf dem
Bildschirm angezeigte Taste drücken – meist
Entf, Esc, F2 oder F10. Eventuell benötigt es
mehrere Versuche, bis es klappt. Auch wenn
sich die Biosmenüs je nach PC-Hersteller
stark unterscheiden, finden Sie die Einstel-
lung oft unter „Advanced Settings“. Wenn
die Funktion ausgeschaltet ist, aktivieren Sie
sie und speichern die Änderung, bevor Sie
das Bios verlassen. Anschließend sollte Vir-
tualbox wie gewünscht starten.
Hinweis: Auch die Koexistenz mit einem
aktivierten Hyper-V von Windows 10 und 11
ist inzwischen möglich – das war nicht im-
mer so. Sie sollten daher darauf achten,
dass sowohl Windows 10/11 als auch Virtu-
albox auf dem neuesten Stand sind.
Fehlender Treiber oder Sicherheits-
software verhindert VM-Start
Die Fehlermeldung mit dem Inhalt „supr3
hardenedwinrespawn“ kann mehrere Ursa-
chen haben und beim ersten Start von Vir-
tualbox ebenso erscheinen wie beim Start
eines eingerichteten Gastsystems. Oft reicht
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Virtualbox
es schon, die Datei „VBoxDrV.inf“ nochmals
zu installieren – sofern sie vorhanden ist.
Bei neueren Versionen von Virtualbox ist
das nicht immer der Fall. Zur Installation
gehen Sie im Dateiexplorer (Aufruf mit Win-
dowstaste-E) zum Ordner „C:\Program
me\OracleVirtualBox\drivers\vboxdrv“. Kli-
cken Sie dann mit der rechten Maustaste
auf die Datei „VBoxDrv.inf“, und wählen Sie
im Kontextmenü den Befehl „Installieren“.
Möglicherweise meldet sich hier die Benut-
zerkontensteuerung von Windows. Erlau-
ben Sie das Ausführen. Daraufhin starten
Sie die Eingabeaufforderung von Windows
als Administrator. Geben Sie das Komman-
do „sc start vboxdrv“ ein, und bestätigen Sie
per Eingabetaste. Dann schließen Sie die
Eingabeaufforderung und starten den Host-
Rechner neu. Kommt es immer noch zu ei-
ner Fehlermeldung beim Starten einer VM,
sollten Sie eine installierte Sicherheitssoft-
ware wie Virenscanner oder Anti-Malware
als Verursacher in Betracht ziehen. Schalten
Sie daher während des Starts des Gastsys-
tems die Schutzprogramme kurzzeitig ab.
Können Sie die VM pro­blemlos laden, müs-
sen Sie Ihre Sicherheitssoftware entspre-
chend anpassen, um künftig ungestört mit
VMs arbeiten zu können. Erlauben Sie das
Ausführen sämtlicher Dateien und Prozesse
im Ordner „C:\Programme\Oracle\Virtual-
Box“ inklusive Unterordner.
Virtuelle Maschine schneller per
Desktop-Verknüpfung starten
Über die Virtualbox-Konsole erstellen Sie
neue virtuelle Maschinen, ändern die Ein-
stellungen, legen Sicherungspunkte an und
starten ein Gastsystem. Letztgenannte Ak­
tion lässt sich auch über eine Verknüpfung
auf dem Windows-Desktop ausführen. Das
Mit einer Verknüpfung auf dem Windows-Desktop be-
ziehungsweise in der Taskleiste starten Sie eine be-
stimmte virtuelle Maschine auf Doppelklick.
spart ein paar Mausklicks und ist dann emp-
fehlenswert, wenn Sie VMs regelmäßig star-
ten. Die passende Funktion zum Anlegen der
Verknüpfung bringt Virtualbox standardmä-
ßig mit. In der Virtualbox-Konsole klicken Sie
mit der rechten Maustaste auf den Eintrag
einer VM und wählen als Nächstes im Kon-
textmenü den Eintrag „Desktop-Verknüp-
fung erzeugen“. Ohne weitere Nachfrage
landet die entsprechende Verknüpfung mit
ihrem Namen sowie dem Standardsymbol
von Virtualbox auf dem Desktop. Dies kön-
nen Sie leicht ändern: Klicken Sie per rechter
Maustaste auf die Verknüpfung und danach
auf „Eigenschaften“. Im folgenden Fenster
klicken Sie auf „Anderes Symbol“. Einfache
Blocksymbole in verschiedenen Far­ben ent-
hält die Datei „Vboxres.dll“ im Programm-
verzeichnis von Virtualbox. Für mehr Ab-
wechslung besuchen Sie die Webseite https:
//icon-icons.com/de/ und suchen ein pas-
sendes Icon, das sich nach dem Download
als ICO-Datei einbinden lässt. Mit dem kos-
tenfreien Tool Icons Extract (auf Download-
DVD und unter www.nirsoft.net/utils/icon-
sext.html) können Sie Icons aus EXE- und
DLL-Dateien extrahieren. Die Verknüpfung
lässt sich auch vom Desktop in die Taskleiste
von Windows ziehen und dort anheften.
Bildschirmauflösung für das
Gastsystem ist zu niedrig
Nach dem Einrichten einer neuen virtuellen
Maschine und der anschließenden Installa-
tion des Windows- oder Linux-Gastsystems
49
Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Virtualbox
Sind die Gasterweiterungen von Virtualbox installiert, lassen sich die Bildschirm-
auflösung der VM und die Skalierung mit wenigen Klicks anpassen.
Mit einer Bildschirmtastatur tippen Sie auch Zeichen im US-Tastaturlayout ein. Das ist bei englischsprachigen
Linux-Live-CDs nützlich, wenn Sie in einem Terminalfenster Befehle mit Sonderzeichen eingeben wollen.
haben Sie lediglich eine Bildschirmauflö­
sung von 800 x 600 Pixel. Das ist zu wenig,
um damit vernünftig arbeiten zu können.
Menüs und Fenster sind häufig abgeschnit­
ten, und Sie müssen ständig Fenster ver­
schieben. Daher sollten Sie zuerst die Gast­
erweiterungen von Virtualbox installieren.
Gehen Sie zu „Geräte“, und klicken Sie auf
den Menübefehl „Gasterweiterungen ein­
legen“. Führen Sie die Setupdatei mit den
Voreinstellungen aus. Nach einem Neustart
ändern Sie dann die Bildschirmauflösung
im Gastsystem oder klicken mit der rechten
Maustaste auf das blaue Bildschirmsymbol
rechts unten im Virtualbox-Fenster der VM.
Über „Virtueller Monitor“ passen Sie nun
die Bildschirmauflösung an und skalieren
die Ausgabe auf bis zu 300 Prozent. Danach
werden Menüs und Schriften größer und
somit lesbarer angezeigt.
Gemeinsame Zwischenablage und
Drag & Drop funktionieren nicht
Virtuelle Maschinen sind standardmäßig
isoliert und haben keine direkte Verbindung
zum Windows-Host. Dies sorgt für Sicher­
heit, schränkt aber den Komfort beim Arbei­
50
Läuft eine virtuelle Maschine, können Sie die gemeinsame Zwischenablage und
den Datenaustausch per Drag & Drop vorübergehend ein- und ausschalten.
ten deutlich ein. Zum Einschalten der ge­
meinsamen Zwischenablage sowie der Drag
& Drop-Funktionalität gehen Sie wie folgt
vor: Bei einer ausgeschalteten VM wählen
Sie in der Leiste links das Gastsystem aus
und klicken rechts auf „Ändern“. Unter „All­
gemein –› Erweitert“ stellen Sie „bidirektio­
nal“ ein, um den Austausch in beide Rich­
tungen zwischen Host und Gast zu erlau­
ben. Alternativ geben Sie die einseitige
Richtung vor. Ist die VM eingeschaltet, fin­
den Sie die Einstellungen im Menü „Geräte“.
Andere Geräte im Heimnetzwerk
sind nicht erreichbar
In der Standardeinstellung ist eine VM mit
Network Address Translation (NAT) konfigu­
riert. Der Gastrechner erhält eine IP-Adres­
se aus dem Adressbereich von Virtualbox,
etwa 10.0.2.15. Das können Sie leicht mit
der Eingabe von ipconfig /all in einem Fens­
ter der Eingabeaufforderung („cmd“) he­
rausfinden. Der Netzwerkverkehr einer VM
wird unter der IP-Adresse des Hosts in das
lokale Netzwerk geleitet. Sie möchten das
Gastsystem als Server verwenden, etwa um
eine Streamingsoftware wie Plex auszupro­
bieren? Dann funktioniert das mit dieser
Netzwerkeinstellung nicht. Ebenso können
Sie keine anderen Geräte im Heimnetzwerk
erreichen. Über „Geräte –› Netzwerk –› Ein­
stellungen Netzwerk“ ändern Sie diese Vor­
gaben. Mittels „Netzwerkbrücke“ erhält der
virtuelle Adapter eine IP-Adresse vom
DHCP-Server des Netzwerkrouters. Als
Netzwerkkarte wird die des Host-PCs ver­
wendet. Eine erneute Abfrage mit ipconfig /
all zeigt als IP-Adresse „192.168.178.124“
an. Im Dateiexplorer sehen Sie nunmehr
unter „Netzwerk“ auch sämtliche verfügba­
ren Geräte wie Rechner, Router, Repeater,
NAS und Mediaserver.
Die Tastatureingaben bei einem
Linux-Live-System sind englisch
Sie probieren ein Linux-System in einer vir­
tuellen Maschine aus und möchten im Ter­
minalfenster ein Kommando eingeben.
Doch die Tastatur ist englisch ,und Sie wis­
sen nicht, mit welchen Tasten Sie Zeichen
wie „-“, „&“ und „/“ eingeben. Anstatt jetzt
zu probieren oder zu googeln, sollten Sie
einfach die Bildschirmtastatur von Virtual­
box über „Eingabe –› Tastatur“ einblenden.
Anschließend klicken Sie auf das gewünsch­
te Zeichen der englischen Tastatur, und es
wird direkt an die VM übermittelt. Im Menü
„Eingabe –› Tastatur“ finden Sie übrigens
auch Tastenkombinationen wie Ctrl-Alt-Del
zum Ausführen auf Mausklick.
Den Startmodus von Virtualbox
per Systray-Tool steuern
Eine virtuelle Maschine lässt sich in Virtual­
box in einem Fenster und im Headless-Mo­
dus ausführen. Dabei wird die VM nicht
über die Virtualbox-Konsole, sondern über
die Kommandozeile gestartet. Sie ist dann
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

Die Netzwerkeinstellungen der virtuellen Maschine entscheiden, ob das Gastsys-
tem vollkommen isoliert ist oder als Client im Netzwerk auftaucht.
über Remote-Desktop (VRDP) erreichbar,
das per Extension-Pack in Virtualbox instal-
liert sein muss. Mit dem kostenlosen Tool
VBox Headless Tray (auf Download-DVD und
unter www.toptensoftware.com/VBoxHead-
lessTray) steuern Sie den Start einer Head-
less-VM bequem über ein Systrayicon. Nach
dem ersten Start des Tools wählen Sie die
gewünschte VM in der Liste aus. Daraufhin
erscheint das Symbol im Systray.
Falls nicht, klicken Sie auf eine freie Stelle
der Taskleiste und wählen die „Taskleisten-
einstellungen“. Scrollen Sie nach unten bis
„Infobereich“, und klicken Sie auf „Symbole
für die Anzeige auf der Task­leiste auswäh-
len“. Hier aktivieren Sie „VirtualBox Head-
less Tray“. Das Symbol wird dauerhaft im
Be­nachrichtigungsbereich angezeigt. Mit­
hilfe eines Rechtsklicks auf das Icon starten
Sie die VM entweder im Headless-Modus
(„Open Remote Desktop“) oder im üblichen
Fenster („Open VirtualBox GUI“). Über „Re-
set“ setzen Sie die VM zurück, über „Turn
off“ schalten Sie sie aus.
Virtuelle Festplatten mit einem
Gratistool klonen und optimieren
Mit dem Tool Clone VDI (auf Download-
DVD, http://bit.ly/3vpD3K2) gibt es ein emp-
fehlenswertes grafisches Werkzeug, um
virtuelle Datenträger zu vervielfältigen, zu
konvertieren und in der Größe zu ändern.
Dabei ist Clone VDI nicht auf das Virtual-
box-eigene VDI-Format beschränkt, son-
dern kann auch Dateien in den Formaten
VHD/VHDX (Microsoft) und VMDK (Vmware)
konvertieren. Die Bedienung des englisch-
sprachigen Programms ist einfach: Nach
einem Klick auf „Browse“ in der Zeile „Sour-
ce“ laden Sie die Quelldatei. In unserem
Beispiel ist das eine Windows-10-Installati-
on in einer Vmware-VM. Als Besonderheit
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Virtuellen PC einrichten / Troubleshooting-Tipps für Virtualbox
Im Modus „Netzwerkbrücke“ hat das Gastsystem Zugriff auf das Netzwerk und
kann etwa auf andere PCs, Server, NAS und Drucker zugreifen.
Das kostenlose Tool
Clone VDI bietet mehr
Komfort und Funktionen
als das Kommandozei-
lentool von Virtualbox.
nutzt Clone VDI auch einen Snapshot – also
einen gespeicherten Systemzustand. Da-
nach werden im Abschnitt „Source Drive
Information“ die Größe und die vorhande-
nen Dateisysteme der Partitionen ange-
zeigt. Als Ziel („Destination“) ist das Quell-
verzeichnis eingestellt. Ändern Sie es per
Klick auf „Browse“. Über die Schaltfläche
„Proceed“ starten Sie die Konvertierung.
Hinweis: Erkennt Clone VDI eine beschädig-
te VDI-Datei, wird automatisch der Repara-
turmodus aktiviert. Die „Proceed“-Taste wird
zu „Repair“. Sollte die Reparatur nicht mög-
lich sein, erhalten Sie eine Fehlermeldung,
und der Klonvorgang wird abgebrochen.
Virtuelle Festplatten nachträglich
für mehr Platz vergrößern
In der Regel übernehmen Sie für neue vir-
tuelle Maschinen die Vorgaben von Virtual-
box. Für eine VM mit Windows 10 schlägt
der Assistent als Größe 50 GB und als Da-
teityp VDI mit einer festen Größe vor. Wie
bei einem echten PC kann es im Laufe der
Zeit vorkommen, dass der Speicherplatz in
der VM zur Neige geht. Sie können nun
über „Ändern –› Massenspeicher“ sowie ei-
nen Klick auf das Festplattenicon mit dem
Pluszeichen eine zweite, virtuelle Platte da­
zufügen. Falls dies nicht zweckmäßig ist,
kann eine vorhandene Partition auch ver-
größert werden. Dazu bietet Virtualbox in
seinem Programmverzeichnis mit „VBox
Manage.exe“ ein Kommandozeilentool.
Viel einfacher und in nur einem Schritt er-
ledigen Sie das mit dem bereits vorgestell-
ten Tool Clone VDI. Laden Sie eine vorhan-
dene VDI-Datei, und geben Sie das Ziel an.
Der Vorteil dabei: Der Ursprungsdatenträ-
ger wird zur Sicherheit geklont. Setzen Sie
ein Häkchen vor „Increase virtual drive size
to“, und tragen Sie in das Feld dahinter die
neue Dateigröße in Gigabyte ein. Um auch
gleich noch die Partition entsprechend zu
vergrößern, aktivieren Sie die Option „In-
crease partition size“. Starten Sie den Vor-
gang mittels Klick auf „Proceed“. Die neue
VDI-Datei binden Sie in der Virtualbox-Kon-
sole über „Ändern –› Massenspeicher“ statt
der bisherigen Festplatte in die VM ein.
51
Virtuellen PC einrichten / Tools für Virtualisierungsaufgaben

Nützliche Tools für virtuelle

Maschinen und Datenträger
Profitools erleichtern den Umgang mit virtuellen Maschinen. Diese Programme erstellen
und konvertieren virtuelle Festplatten, wandeln bestehende Windows-Installationen in
virtuelle PCs um und emulieren PCs. Wir stellen Ihnen Utilities vor, die Sie kennen sollten.

QEMU (auf Download-DVD und unter www. Der Emulator QEMU ist
qemu.org) steht für „Quick Emulator“ und Open Source. Das ein-
ist das Standardtool zur Virtualisierung und fach gestrickte Tool
CPU-Emulierung unter Linux. Die Windows- zeichnet sich durch
Portierung des QEMU-Virtualisierers ist ver- geringe Hardware-
gleichsweise spartanisch ausgestattet – für anforderungen aus.
Experimentierfreudige ist sie aber auf je-
den Fall einen Blick wert. QEMU läuft von
Haus aus auf der Kommandozeile und
zeichnet sich durch seine geringen Hard-
ware-Anforderungen aus. Mit QtEmu von
der Seite https://gitlab.com/qtemu gibt es
eine grafische Bedienoberfläche.

Vmware Vcenter Converter (auf Down- Um Ihren PC in einen

load-DVD und unter https://www.vmware. virtuellen Computer zu
com/de/products/converter.html) erstellt konvertieren, benötigen
einen VPC, der eine virtuelle Kopie eines Sie mindestens so viel
echten Rechners ist (siehe Artikel auf Seite freien Platz, wie die
40). Der Klon umfasst Betriebssystem, ins- Daten und Programme
tallierte Anwendungen, grundlegende Ein- auf der Systempartition
stellungen und persönlichen Daten. Die VM „C:“ belegen.
lässt sich dann etwa im Vmware Player
starten. Mit dem Zweit-PC testen Sie bei-
spielsweise neue Programme oder nutzen
ein über die Jahre gewachsenes Windows 7
unter Windows 11 weiter.

Starwind V2V Converter (auf Down- Der kostenlose Starwind

load-DVD und unter www.starwindsoftware. V2V Converter unter-
com) ist ein Tool zum Konvertieren virtuel- stützt Sie beim Konver-
ler Festplattendateien in verschiedene Ziel- tieren von virtuellen
formaten. Die Freeware verarbeitet Images Plattenabbilddateien.
der Formate VMDK, VHD, VHDX, QCOW2
sowie IMG. Die Ausgangsdatei bleibt im
Originalzustand und lässt sich dadurch pa-
rallel zur Ausgabedatei verwenden. Die
Software wandelt die Quelldatei sektorba-
siert um. Ist das Abbild etwa beschädigt,
stehen die Chancen gut, dass sich die kon-
vertierte Datei öffnen und auslesen lässt.

52 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Tools für Virtualisierungsaufgaben

OSF Mount (auf Download-DVD und unter Mit OSF Mount binden
http://goo.gl/oScpBm) kann virtuelle Fest- Sie Imagedateien als
platten mounten. Gelesen werden die For- virtuelle Laufwerke unter
mate VMDK (Vmware) und VHD (Microsoft). Windows ein.
Die virtuellen Festplatten lassen sich als
Laufwerk mit eigenem Laufwerksbuchsta-
ben einhängen und stehen dann für alle
Programme zur Verfügung: Allerdings nur
zum Lesen, Schreibzugriffe sind nicht mög-
lich. Ergänzend lassen sich virtuelle Lauf-
werke in den Arbeitsspeicher verschieben.
Das be­schleunigt die Lesevorgänge.

Kernel VHD/VHDX Viewer (Download Virtuelle Festplatten-

unter bit.ly/3xyA3Ok) hilft Ihnen, die Datei- dateien von beschädig-
en und Dokumente selbst beschädigter ten VMs lassen sich mit
VHD/VHDX-Dateien zu öffnen und anzuzei- dem VHD/VHDX Viewer
gen, einschließlich Dokumente, Medien- wiederherstellen und
dateien und Datenbankdateien. Dabei anzeigen.
nutzt das Tool drei verschiedene Scanmodi.
Mit der Suchen-Funktion der Software kön-
nen Sie nach bestimmten Dateien in den
VHD-Dateien suchen. Die Treffer, die den
Suchkriterien entsprechen, werden ent-
sprechend aufgelistet, und Sie dürfen sie in
einer Vorschau anzeigen.

Disk2Vhd (http://goo.gl/Q3Cwbx) kann eine Mithilfe des Programms

Windows-Installation ohne umfangreiche Disk2Vhd konvertieren
Einstellungen in ein virtuelles System um- Sie eine bestehende
wandeln. Der Vorteil des Tools liegt darin, Festplattenpartition bis
dass es direkt in der Windows-Installation zu 127 GB Größe in ein
gestartet wird, die vir­tualisiert werden soll. VHD-Abbild für Hyper-V.
Nach dem Start von Disk2Vhd legen Sie
fest, welche Festplatte(n) Sie klonen wollen
und bestimmen den Speicherort. Die Opti-
onen „Use Vhdx“ und „User Volume Shadow
Copy“ lassen Sie aktiviert. Die vom Tool er-
zeugte VHD-Datei nutzen Sie anschließend
mit Hyper-V in Windows 10 und 11.

Paragon Go Virtual 14 (http://goo.gl/6EN Nach der Installation

qiB, rund 20 Euro) klont Ihren Arbeitsrech- und dem Start von Go
ner als virtuellen PC. Die Software kopiert Virtual landen Sie im
eine Festplatte im lau­fenden Betrieb – so Assistentendialog. Hier
lässt sich Windows ohne Neustart und klicken Sie auf „P2V Ko-
Arbeitsunterbrechung migrieren. Alle Pro- pie“ und wählen das
gramme, Dateien und Einstellungen wer- Quellsystem, das Sie
den dabei automatisch übertragen und virtualisieren möchten.
stehen danach im virtuellen Rechner zur
Verfügung. Die notwendigen Treiber wer-
den direkt bei der Konvertierung eingebun-
den, als Zielformate unter anderem Virtual-
box und Vmware unterstützt.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 53
Virtuellen PC einrichten / Virtuelle Festplatten in Windows

VMs und Backups auf

virtuellen Festplatten
Eine VHD-Datei (Virtual Hard Disk) bildet eine komplette Festplatte in Form einer einzigen
Datei ab. Windows 10 und 11 können diese virtuellen Datenträger erstellen, einbinden
und davon booten. Clevere Anwendungen für VHDs sind virtuelle Maschinen und Backups.

VON M ICHAEL RUPP UND

PETER STELZEL-MORAWIETZ

Das Kürzel VHD steht für „Virtual Hard Disk“

und ist die Bezeichnung für eine virtuelle
Festplatte, die sich seit Windows 7 direkt
ins Betriebssystem als Laufwerk mit eige-
nem Laufwerksbuchstaben einbinden lässt.
VHDs äh­neln in ihrer Funktionsweise ech-
ten Festplatten, jedoch werden alle darauf
gespeicherten Daten in einer einzigen gro-
ßen Containerdatei gespeichert. Größter
Vorteil von virtualisierten Festplatten: Das
Laufwerk wird von der Rechnerhardware
entkoppelt. Auf diese Weise kann eine VHD-
Datei beispielsweise auf verschie­ denen
Desktoprechnern oder Notebooks zum Ein-
satz kommen, leicht verschoben und gesi-
chert sowie ohne Änderung an der Hard-
ware hinzugefügt oder entfernt werden.
Windows 7, 8.1, 10 und 11 lassen sich gehalten. Das notwendige Menü öffnen Sie gabe im Netzwerk auswählen. In das Feld
außerdem direkt von einer VHD-Datei aus über das Windows-Suchfeld oder die Suche darunter tippen Sie die gewünschte Größe
starten, was zahlreiche praktische Einsatz- in der Einstellungen-App, der Menüeintrag des neuen Laufwerks ein. Im Ausklappme-
möglichkeiten bietet. nennt sich „Festplattenpartitionen erstel- nü dahinter wechseln Sie hinsichtlich der
len und formatie­ren“. Ein Klick darauf führt Wunschgröße zwischen MB, GB und TB.
VHD-Festplatte erstellen Sie zur „Datenträgerverwaltung“ – hier sind VHD-Typ: Bei „Format der virtuellen Fest-
Virtuelle Festplatten gibt es in zwei Varian- sämtliche in­ stallierten Festplatten Ihres platte“ markieren Sie „VHD“ oder „VHDX“
ten: Das mit Windows 7 eingeführte VHD- Windows-Systems aufgeführt. Zum Erstel- – je nachdem, welches Format Sie bevorzu-
Format un­terstützt virtuelle Laufwerke bis len einer neuen VHD-Abbilddatei wählen Sie gen. Sofern das Laufwerk nicht unter Win-
zu einer Grö­­ ße von 2 Terabyte. Win- im Menü „Aktion“ den Befehl „Virtuelle Fest- dows 7 zum Einsatz kommen soll, ist es
dows 8.1, 10 und 11 be­­herrschen auch das platte erstellen“. empfehlenswert, dem schnelleren „VHDX“
erweiterte VHDX-Format mit einer maxima- Speicherort: Es öffnet sich ein Dialogfens- den Vorzug zu geben.
len Größe von 64 Terabyte. Außer­ dem ter für zusätzliche Angaben zur neuen VHD- Speicherplatzzuweisung: Ganz unten in
nutzt das neuere VHDX ei­ne logische Sek- Datei. Geben Sie bei „Speicherort“ an, auf dem Fens­ter wählen Sie zwischen einer fes-
torgröße von 4 KB und ist damit besser auf welchem Laufwerk und in welchem Ordner ten Größe oder einer dynamisch wachsen-
moderne Hardware abgestimmt, was in der Windows die Containerdatei für die virtuel- den VHD(X) . Letztere hat den Vorzug, dass
Praxis leichte Tempovorteile bringt. le Festplatte speichern soll. Neben lokalen der tatsächlich benötigte Speicherplatz auf
Das Anlegen einer VHD- oder VHDX-Platte Laufwerken auf internen und externen dem Ziellaufwerk zu Beginn geringer aus-
ist in Windows 10 und 11 relativ einfach Speichergeräten dürfen Sie auch eine Frei- fällt. Allerdings muss Windows beim Schrei-

54 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtuelle Festplatten in Windows

VHDX-Format im Vorteil: VHD-Container dürfen bis zu

2 TB groß sein, das erweiterte VHD-Format VHDX er-
laubt eine maximale Größe von 64 TB.

Als Erstes initialisieren Sie die virtuelle Da-

In der Datenträgerverwaltung von Windows 10 und 11 legen Sie über das Menü „Aktion“ und den Befehl tenträgerdatei. Dieser Vorgang ist wie bei
„Virtuelle Festplatte erstellen“ ein VHD-Image auf der lokalen Festplatte oder im Netzwerk an. einer ech­ten Festplatte nur einmal notwen-
dig, selbst wenn Sie die virtuelle Platte spä-
ben auf eine dynamisch wachsende Fest- VHD in Windows einbinden ter auf anderen PCs verwenden. Klicken Sie
platte fortwährend die Größe der Contai- Die im vorigen Schritt erstellte virtuelle links in der Datenträgerverwaltung mit der
nerdatei anpassen, wodurch Schreibzugrif- Festplatte verhält sich wie eine normale, rechten Maus­taste auf den mit einem roten
fe langsamer als auf einer VHD-Plat­te mit physikalische Festplatte – sie muss also zu- Kreis gekennzeichneten neuen Datenträ-
fester Größe ablaufen. Wenn Sie auf maxi- nächst initialisiert und im Anschluss daran ger, und wählen Sie „Datenträgerinitialisie-
male Zugriffsgeschwindigkeit Wert legen, als Laufwerk in Win­dows eingebunden wer- rung“ und im nächsten Fenster „OK“. Nun
ist eine VHDX-Festplatte mit fester Größe den, damit sie dann im Dateisystem zur verschwindet die rote Markierung, und Sie
ideal. Kommt es Ihnen auf eine möglichst Verfügung steht und Sie auch in Anwendun- können Ihr vir­tuelles Laufwerk formatie-
ökonomische Speicherplatznutzung an, gen darauf zugreifen kön­­nen. Beide Aufga- ren. Hierzu klicken Sie mit der rechten
entscheiden Sie sich für ein dynamisches ben erledigen Sie wiederum in der Win- Maustaste in den rechts mit dem Hinweis
Laufwerk. dows-Datenträgerverwaltung. „Nicht zugeordnet“ angezeigten Bereich.

VHD(X): DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK

Virtuelle Festplatten im VHD- oder im VHDX-Format bieten Ihnen
eine Reihe praxisrelevanter Vorteile gegenüber konventionellen
physikalischen Festplatten oder SSD-Laufwerken.
• Anpassung: Virtuelle Platten lassen sich nach Bedarf ohne
Änderung an der PC-Hardware erstellen und wieder löschen.
• Flexibilität: Eine VHD-Platte lässt sich gleichzeitig auf ver-
schiedenen PCs nutzen und individuell mit Inhalten befüllen.
• Booten: VHD-Laufwerke lassen sich zum bequemen Starten
von Betriebssystemen in den Bootmanager von Windows und
in Virtualisierer wie Virtualbox einbinden.
• Einbinden nach Bedarf: Sie müssen Ihre echte Platte oder
SSD nicht umpartitionieren, um auf der vorhandenen Fest-
platte temporär oder dauerhaft ein neues Laufwerk einzurich-
ten. Sie erstellen einfach eine neue VHD-Datei, die Sie je nach
Situation und Bedarf ins System einklinken oder deaktivieren.
• Einfaches Klonen: Sie können eine VHD-Platte beliebig oft
kopieren. Das macht es einfach, Laufwerke zu klonen, um so
zusätzliche Laufwerke für weitere Aufgaben zu erstellen.
•S  peicherplatz sparen: Dynamisch wachsende VHDs belegen
zu Beginn nur einen Bruchteil ihrer Maximalgröße auf dem
echten Datenträger und schonen so Speicherplatzressourcen.
•B  ackup: Für eine Datensicherung kopieren Sie einfach die be-
treffende VHD-Datei, zum Beispiel auf eine externe Festplatte.
• Direkter Hardwarezugriff: Ein Betriebssystem, das Sie in ei-
ner VHD-Datei installieren und starten, greift abgesehen von
der virtuellen Festplatte direkt auf die gesamte Hardware Ih-
res PCs zu. Ein in Virtualbox oder Vmware eingerichtetes Be-
triebssystem nutzt dagegen stets nur emulierte Hardware­
komponenten vom Prozessor über den Arbeitsspeicher und
die Grafikkarte bis hin zum Sound- und Netzwerkadapter –
dadurch sinkt die Arbeitsgeschwindigkeit ein Stück weit.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 55
Virtuellen PC einrichten / Virtuelle Festplatten in Windows

Virtuelle Festplatte umziehen

Einer der größten Vorteile virtueller Contai-
ner-Festplatten ist die Abkopplung des
Laufwerks von einem physikalischen
Datenträger. So lassen sich virtuelle Platten
nicht nur nach Bedarf ins System einbinden
und wieder deaktivieren, sondern leicht auf
ein anderes internes physikalisches Lauf-
werk, eine USB-Festplatte, einen USB-Stick
oder ins Netzwerk verschieben oder kopie-
ren und von dort aktivieren.
Mit einem Rechtsklick in der Datenträger-
verwal­tung ganz links auf die virtuelle Fest-
platte und den Befehl „Virtuelle Festplatte
trennen“ entfernen Sie die VHD-Datei aus
dem Dateisystem, ohne sie zu lö­schen. Das
Icon von virtuellen Datenträgern hat übri-
gens eine andere Farbe als dasjenige von
Speicherplatz zuweisen: Wie bei einer echten Festplatte müssen virtuelle Windows-Datenträger zunächst initia- physikalischen, wodurch Sie die ver­schie­
lisiert und danach als Laufwerk mit einem eigenen Laufwerksbuchstaben in Windows eingebunden werden. de­nen Festplatten in der Übersicht besser
un­terscheiden können. Getrennt lässt sich
die Da­tei bequem auf ein anderes Spei-
chermedium verschieben oder auf einen
weiteren PC kopieren.
Um einen VHD-Datenträger in Win­dows
einzubinden, starten Sie die Computerver-
waltung, gehen dann zur „Datenträgerver-
waltung“ und klicken dort auf „Aktion –›
Virtuelle Festplatte anfügen“. In dem nach-
folgenden Dialogfenster wählen Sie über
„Durchsuchen“ die gewünschte VHD(X)-
Datei mit einem Doppelklick darauf aus.
Setzen Sie noch ein Häkchen vor „Schreib-
geschützt“, wenn das virtuelle Laufwerk nur
lesend zur Verfügung stehen soll. Mit einem
Klick auf „OK“ wird es eingebunden – even-
tuell müssen Sie nun noch einen Lauf-
werksbuchstaben zuordnen.

VHD(X)-Datei einbinden: Über das Menü „Aktion“ in der Datenträgerverwaltung lässt sich eine virtuelle Platte
Windows in VHD-Datei installieren
auch schreibgeschützt ins Dateisystem einklinken, sodass keine Änderungen vorgenommen werden können. Installieren Sie Windows in einer VHD-Da-
tei, beispielsweise Windows 11, können Sie
Wählen Sie „Neues einfaches Volumen“ Das Laden und Entladen virtueller Festplat- dieses Betriebssystem parallel zu Ihrem
(analog zu Partitionen auf einer echten ten im VHD(X)-Format lässt sich auch voll- bisherigen Hauptbetriebssystem verwen-
Festplatte), klicken Sie auf „Weiter“, über- ständig über das Kommandozeilentool den, etwa Windows 7, 8.1 oder 10. Auf die-
nehmen Sie die volle Laufwerksgröße mit Diskpart.exe durchführen. Ein Beispiel: Die se Weise lassen sich bequem verschiedene
„Weiter“, und wählen Sie im Anschluss da- beiden Befehle Windows-Versionen auf einem Rechner
ran über das angezeigte Ausklappfeld einen select vdisk file="F:\VHD-Samm ohne zusätzliche Festplatte oder Virtualisie-
Laufwerksbuchstaben für die virtuelle Fest- lung\firmendaten.vhd" rungssoftware nutzen.
platte aus. „Weiter“ bringt Sie zum Forma- attach vdisk Wir zeigen die VHD-Installation am Beispiel
tierungsdialog. Hier geben Sie hinter „Volu- binden die angegebene VHD mit Arbeitsdo- von Windows 11. Zwar lassen sich VHD-
menbezeichnung“ den ge­wünschten Na- kumenten in das System ein. Ein entspre- Festplatten­abbilder unter jeder Edition von
men ein, unter dem das neue Laufwerk im chender „Select“-Befehl, gefolgt von „De- Windows 7, 8, 10 oder 11 erstellen, beim
Explorer erscheinen soll. Schließen Sie im tach“ anstelle von „Attach“, hängt die virtu- älteren Windows  7 können Sie allerdings
Folgenden mit Klicks auf „Weiter“ und „Fer- elle Festplatte wieder aus. Mithilfe von lediglich die Editionen Ultimate und Enter-
tig stellen“ ab. Das neue Laufwerk steht Diskpart ist der Umgang mit VHD-Images prise daraus booten. Die entsprechende
Ihnen danach in Windows zur Verfügung. über Scripts steuerbar. Funktion nennt sich „VHD native boot“. Mit

56 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtuelle Festplatten in Windows

Windows 8.1. 10 und 11 funktioniert das Bootmanager: Beim

Booten bei allen Editionen.
Den für die Windows-Installation benötig-
ten Setupdatenträger laden Sie in Form
einer rund 5,2 GB großen ISO-Datei her-
unter, die Microsoft auf der Seite https://
www.microsoft.com/de-de/software-down
load/windows11 anbietet. Die ISO-Datei
lässt sich danach einsetzen, um sie etwa
auf eine DVD zu brennen oder ei­nen USB-
Stick zu schreiben und das Be­triebssystem
in einer VHD einzurichten.
Zur Installation des Windows-11-Down-
loads stecken Sie den USB-Stick am PC ein
oder legen die Installations-DVD ins Lauf-
werk und booten Ihren Rechner neu. Drü-
cken Sie nach Aufforderung am Bildschirm
eine beliebige Taste zum Start von der
Setup-DVD oder dem Stick.
VHD-Installationsziel einrichten
Die auf dem Bildschirm angezeigten
Sprach- und Tastatureinstellungen bestäti-
gen Sie noch mit „Weiter“, in der Folge je-
doch drücken Sie nicht (!) „Jetzt installie-
ren“, sondern nutzen die Tastenkombinati-
on Umschalt-F10. Es öffnet sich das Kom-
mandozeilenfenster, in das Sie
diskpart
eintippen und mit Enter bestätigen. Im
nächsten Schritt listen Sie mit dem Befehl
list volume
die bestehenden Partitionen auf; Diskpart
zeigt Ihnen hierbei die gleichen Bezeich-
nungen und Laufwerksbuchstaben an wie
das installierte Windows auch.
Um eine virtuelle Festplatte zu erstellen,
tippen Sie einfach den Befehl
create vdisk file=c:\windows11.vhd
maximum=20000
Start des Rechners er-
scheint neben der be-
reits vorhandenen Win-
dows-Version auch das
in der VHD-Datei instal-
lierte Windows 11.
ein und drücken wieder auf Enter. Das
Laufwerk „c:“ steht im Beispiel für die Sys-
tempartition, die „20000“ für eine 20 GB
große VHD-Datei. Die Angaben können Sie
ändern. Warten Sie, bis das Laufwerk er-
stellt ist. Mit den beiden Befehlen
select vdisk file=c:\windows11.vhd
und
attach vdisk
stellen Sie nunmehr diese VHD-Datei für
das neue Windows 11 als Installationsziel
zur Verfügung. Schließen Sie das Komman-
dozeilenfenster durch zweimaliges Eintip-
pen des Befehls
exit
jeweils bestätigt mit der Eingabetaste. Star-
ten Sie das Windows-Setup mit einem Klick
auf „Jetzt installieren“, wählen Sie danach
als Option „Benutzerdefiniert …“, und scrol-
len Sie zum „Nicht zugewiesenen Speicher-
platz“. Hier klicken Sie auf „Neu –› Über-
nehmen –› Ja“, markieren die neu erstellte
Partition und fahren mit einem Klick auf die
Schaltfläche „Weiter“ fort. Windows 11 ins-
talliert sich daraufhin wie jede andere Ver-
sion des Betriebssystems auf dem zuvor
angelegten virtuellen Laufwerk.
System aus Image starten
Ist alles aufgespielt, bietet der Bootmana-
ger von Windows bei jedem Neustart das
bisherige und das neue Betriebssystem zur
Auswahl. Über „Standardeinstellungen än-
dern oder an­dere Optionen wählen“ im
Bootmanager können Sie einstellen, wel-
ches Betriebssystem Ihr Rechner standard-
mäßig startet, falls Sie keine Taste drücken.
Wenn Sie Windows 11 verwenden, bildet
die virtuelle Festplatte das Systemlaufwerk
„C:“, die ursprüngliche Windows-Partition
bekommt einen neuen Buchstaben (meist
„D:“). Im umgekehrten Fall können Sie das
Windows-11-Laufwerk in der Datenträger-
verwaltung, die Sie mit dem diskmgmt.msc-
Befehl in der Ausführen-Zeile von Windows
7, 8.1 oder 10 öffnen (Windows-Taste und
R) und über „Aktion –› Virtuelle Festplatte
anfügen“ als gewöhnliche Partition einbin-
den. Sie erscheint danach als zusätzliches
Laufwerk im Windows-Explorer.

FESTPLATTE ODER SSD IN VHD(X) UMWANDELN

Eine Alternative zum Erstellen einer neuen VHD-Datei bietet die
Konvertierung eines bereits vorhandenen Laufwerks.
Beim Konvertieren von Platten hilft beispielsweise das Pro-
gramm Disk2vhd (http://tinyurl.com/yxzh89r2). Das kostenlose
Tool ist in der Lage, vorhandene Partitionen einschließlich aller
Laufwerksinhalte in eine VHD-Datei umzuwandeln.
Eine weitere Möglichkeit: Erstellen Sie virtuelle Platten mit der
Systemabbildsicherung in Windows 10 oder 11. Sichern Sie da-
mit Ihren Rechner, erhalten Sie eine VHDX-Sicherungsdatei. Sie
finden die Funktion in der Systemsteuerung unter „Sichern
und Wiederherstellen“. Klicken Sie in der linken Spalte auf den
Eintrag „Systemabbild erstellen“.
Im folgenden Fenster wählen Sie das Ziellaufwerk aus. Einen
Zielordner können Sie hier nicht angeben, Windows legt die
Systemabbilder auf dem Sicherungslaufwerk grundsätzlich im
Ordner „Windows-Image Backup“ ab. Die einzelnen Partitionen
Ihres Systems werden als separate Images mit der Dateien-
dung VHDX gespeichert.
Nach Abschluss der Sicherung lassen sich die Sicherungsdatei-
en über die Datenträgerverwaltung unter „Aktion –› Virtuelle
Festplatte anfügen“ aus dem Ordner „WindowsImageBackup“
öffnen. Diese finden sich jeweils im ersten Unterordner. Auch
Image-Backup-Tools wie O&O Diskimage und Acronis Trueima-
ge können VHD-Dateien erzeugen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 57
Virtuellen PC einrichten / VMs unter Linux einrichten
Virtuelle Maschinen
unter Linux einrichten
Soll Windows 10 oder 11
als Gast­system auf einem
Linux-Rechner laufen, ist
Virtualbox die passende
Virtualisierungsplattform.
Hier erfahren Sie, wie Sie
die Software einrichten.
VON THORSTEN EGGELING
Virtualbox stellt Ihnen auch unter Linux
einen Zweit-PC per Software bereit, ist es
doch in den Standardrepositorien der
meisten Linux-Distributionen wie Ubuntu,
Linux Mint und Opensuse enthalten, aber
nicht vorinstalliert. Die Virtualisierungs-
software läuft zuverlässig und bietet eine
übersichtliche Oberfläche zur Verwaltung
und Steuerung der virtuellen Maschinen.
Virtualbox für Linux installieren
Virtualbox lässt sich unter Linux grundsätz-
lich auf mehreren Wegen installieren. Am
einfachsten klappt das in den meisten Dis-
tributionen über das integrierte Paketma-
nagement. Allerdings steht hierüber nicht
immer die aktuelle Version von Virtualbox
bereit. Unter Ubuntu 22.10 installieren Sie
so etwa zur Zeit die Version 6.1.38 – bei Re-
daktionsschluss Mitte Februar 2023 war hin-
gegen die Version 7.0.6 aktuell. Da wir aus
Gründen der Stabilität und Sicherheit dazu
raten, stets die neueste Version zu verwen-
den, bietet es sich an, das Softwarepaket
von Virtualbox über die Herstellerwebseite
herunterzuladen und manuell zu installie-
ren. Wer Wert auf automatische Updates
legt, integriert die Downloadquelle des Her-
stellers gleich in die Paketverwaltung.
Installation mittels Paketmanager: Nut-
zer von Ubuntu, Linux Mint oder verwand-
58
Virtualbox: Die Einstellungen der virtuellen Maschinen lassen sich schnell per Klick auf eine Kategorie im rech-
ten Fensterbereich wie „Massenspeicher“ oder „Netzwerk“ erreichen.
ten Systemen verwenden in einem Termi-
nalfenster folgende Befehlszeile:
sudo apt-get install virtualbox
virtualbox-qt virtualbox-dkms
Manuelles Herunterladen und Installie-
ren des Softwarepakets: Für die Installa-
tion der neusten Version holen Sie sich das
jeweils aktuellste Softwarepaket bei www.
virtualbox.org. Klicken Sie dazu im Down-
loadbereich auf „Linux distributions“, und
laden Sie das entsprechende Paket für Ihre
Distribution herunter.
Unter Ubuntu/Linux Mint öffnen Sie die
heruntergeladene deb-Datei anschließend
im Dateimanager per Doppelklick mit der
Paketverwaltung und folgen den Anweisun-
gen zur Installation.
Paketquelle in Ubuntu/Linux Mint zur
Paketverwaltung hinzufügen: Für die
meisten Anwender ist es praktischer, die
Downloadquelle von Virtualbox in die Pa-
ketverwaltung einzubinden. Sie erhalten
dann automatisch Updates, sobald diese
verfügbar sind. Bei Debian-basierenden
Systemen wie Ubuntu/Linux Mint fügen Sie
die Paketquelle mit diesem Befehl hinzu:
sudo echo deb https://download.
virtualbox.org/virtualbox/debian
[mydist] contrib | sudo tee -a
/etc/apt/sources.list.d/
virtualbox.list
Ersetzen Sie den Platzhalter „[mydist]“
durch den Codenamen Ihrer verwendeten
Distribution – im Falle von Ubuntu 22.10
also durch „kinetic“. Sollten Sie den Code-
namen nicht kennen, erfahren Sie diesen
über das Terminal mit dem Befehl
lsb_release -a
Bevor es nun weitergeht, importieren Sie
den vom Hersteller zur Verfügung gestell-
ten Signaturschlüssel (gültig ab Debian 8
beziehungsweise Ubuntu 16.4):
wget -q https://www.virtualbox.
org/download/oracle_vbox_2016.
asc -O- | sudo apt-key add -
Lautet die letzte Zeile der anschließenden
Ausgabe „OK“, war der Import erfolgreich.
Die Warnung der veralteten Methode kön-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / VMs unter Linux einrichten

nen Sie ignorieren und mit folgenden zwei

Befehlszeilen die Installation starten:
sudo apt update
sudo apt-get install dkms
virtualbox-7.0
Anschließend fügen Sie jeden Benutzer, der
Virtualbox verwenden soll, wie folgt einzeln
zur Gruppe „vboxusers“ hinzu:
sudo adduser [User] vboxusers
Ersetzen Sie „[User]“ dabei durch den tat-
sächlichen Kontonamen des Benutzers.
Melden Sie sich dann bei Linux ab und wie-
der an, oder starten Sie das System neu.
Problembehandlung: Sollte beim Start
einer VM eine Fehlermeldung ein fehlendes
Kernelmodul bemängeln, führen Sie fol-
genden Befehl aus, um ein erneutes DKMS-
Upgrade zu iniziieren:
sudo apt-get upgrade dkms virtualbox
Sollte Ihr PC im UEFI-Modus bei aktivier-
tem Secure Boot starten, kann Linux die
Kernelmodule nicht laden. Deaktivieren
Sie deshalb – wenn vorhanden – Secure
Boot im Bios Ihres PCs. Kontrollieren Sie
bei der Gelegenheit auch, ob Intel-Vt-x be-
ziehungsweise AMD-V aktiviert sind.
Erweiterungspaket installieren
Das Virtualbox-Basispaket steht unter der
Lizenz GNU General Public License V2, der
Quellcode ist frei verfügbar. Weitere Kom-
ponenten stellt Oracle als Erweiterungspa-
ket unter der Personal Use and Evaluation
License (PUEL) zur Verfügung. Für private
Nutzer, Bildungszwecke oder Testumge-
bungen ist die Nutzung immer kostenlos.
Das Erweiterungspaket installiert zusätzli-
che Funktionen für Virtualbox:
Aktuellere Version der Virtualisierungssoftware: Oracle bietet ein fertiges deb-Paket von Virtualbox 7.0.6 für
Linux an, das sich nach dem Download direkt installieren lässt.
•U  nterstützung für virtuelle
USB-1.0-, 2.0- und 3.0-Geräte
•V  irtualbox Remote Desktop Protocol
(VRDP, Fernsteuerung)
•U  nterstützung für Webcams
•N  etzwerk Boot-ROM (Intel PXE)
•Z  ugriff auf PCI-Geräte (PCI-Passthrough)
•O  racle Cloud Infrastructure Integration
• AES-Festplattenverschlüsselung
•N  VMe-Unterstützung für SSDs
In der Praxis werden Sie zumindest die
Unterstützung für USB-2.0- und USB-3.0-
Geräte verwenden, um beispielsweise
Drucker, Webcam oder externe Speicher-
medien direkt aus einem System in der
virtuellen Maschine anzusteuern.
Den Link zum Erweiterungspaket finden Sie
auf der Downloadseite www.virtualbox.org/
wiki/Downloads. Es muss die gleiche Ver-
sionsnummer tragen wie Virtualbox. Nach
dem Download installieren Sie das Erweite-
rungspaket per Doppelklick im Dateimana-
ger. Sie können auch in Virtualbox auf
„Datei –› Einstellungen“ und dann auf „Zu-
satzpakete“ gehen. Per Klick auf das Icon
mit dem „+“-Symbol wählen Sie das Erwei-
terungspaket zur Installation aus. Über die
Schaltfläche mit dem Kreuzsymbol entfer-
nen Sie veraltete Erweiterungspakete.
Gast-Linux in Virtualbox unter
einem Host-Linux installieren
Wenn Sie Virtualbox starten, erhalten Sie
ein Fenster, über das Sie Ihre virtuellen Ma-
schinen verwalten und deren Konfiguration
anpassen. Mit der Schaltfläche „Neu“ er-
stellen Sie eine virtuelle Maschine. Tippen
Sie hinter „Name:“ eine aussagekräftige
Bezeichnung ein. Wählen Sie hinter „Typ:“
den Eintrag „Linux“ und darunter die Versi-

LINUX-PC: USB-KONFIGURATION ANPASSEN

Eine virtuelle Maschine hat auf einem Linux-Rechner keinen
direkten Zugriff auf die Hardware des Host-PCs.
Eine Ausnahme sind USB-Geräte wie Drucker, Scanner oder
Sticks. Diese lassen sich direkt einbinden, stehen dann aber
auf dem Hostsystem nicht mehr zur Verfügung, solange das
Gastsystem läuft. Die USB-Unterstützung aktivieren Sie in der
Konfiguration einer virtuellen Maschine nach einem Klick auf
„USB“. Setzen Sie ein Häkchen vor „USB-Controller aktivieren“.
Darunter wählen Sie die gewünschte Option für USB 1.1, 2.0
oder 3.0, je nachdem, an welchen Port das USB-Gerät ange-
schlossen ist. Die Einstellungen wirken nur, wenn Sie das Er-
weiterungspaket installiert haben (siehe Punkt 2). Starten Sie
den virtuellen PC, gehen Sie auf „Geräte –› USB“, und setzen Sie
ein Häkchen vor das USB-Gerät, das Sie einbinden möchten.
Um ein USB-Gerät automatisch einzubinden, navigieren Sie bei
den USB-Einstellungen zum Bereich „Filter für USB-Geräte“.
Über die Schaltfläche mit dem „+“-Symbol wählen Sie das ge-
wünschte Gerät aus. Es lässt sich dann sofort nach einem Neu-
start beziehungsweise sobald Sie es mit dem USB-Port verbin-
den in der virtuellen Maschine verwenden.
Problembehebung: Sollte sich ein USB-Gerät nicht einbinden
lassen, kontrollieren Sie zuerst die Porteinstellung. Hängt es an
einem USB-3.0-Port, aber USB 2.0 ist eingestellt, dann funktio-
niert es nicht. Kontrollieren Sie außerdem mit dem Befehl
groups, ob Sie zur Gruppe „vboxusers“ gehören. Falls nicht, tre-
ten Sie mit dem Befehl sudo adduser [User] vboxusers der Grup-
pe bei. „[User]“ ersetzten sie mit Ihrem Benutzernamen.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 59
Virtuellen PC einrichten / VMs unter Linux einrichten
Funktionserweiterung hinzufügen: Über das frei verfügbare Zusatzpaket rüsten Sie in Virtualbox beispielsweise
die Unterstützung für USB-3.0-Geräte im Gastsystem nach – im Beispiel für ein Linux-Paket.
on des Betriebssystems. Bei Linux sind
nicht alle bekannten Distributionen aufge-
führt. Nehmen Sie den Eintrag, der der ge-
wünschten Version am nächsten kommt,
etwa „Ubuntu (64-bit)“ für Linux Mint. Ist
nichts Passendes dabei, entscheiden Sie
sich für „Other Linux (32-bit)“ oder „Other
Linux (64-bit)“. Setzen Sie einen Haken vor
„Unbeaufsichtigte Installation übersprin-
gen“, und klicken Sie auf „Vorwärts“. Geben
Sie die Hauptspeichergröße (RAM) an, die
der virtuellen Maschine zur Verfügung ste-
hen soll. Meist sind 2048 MB ausreichend.
Es sind aber auch größere Werte möglich.
Dann muss der PC jedoch über ausreichend
RAM verfügen, damit für das Hostsystem
genügend verbleibt.
Nach einem Klick auf „Vorwärts“ wählen
Sie die Option „Jetzt eine virtuelle Fest-
platte erstellen“ und erhöhen die Vorgabe
Neues Gastsystem: Geben Sie bei der Einrichtung eines neuen virtuellen Rechners Typ und Version des Gast-
betriebssystems an. Virtualbox setzt dann automatisch die passenden Einstellungen.
60
von 25 GB auf 40 GB. Damit bleibt genü-
gend Platz für Updates und Softwareins-
tallationen. Standardmäßig erstellt Virtual-
box eine virtuelle Festplattendatei mit mi-
nimaler Größe. Wenn das Gastsystem
Daten auf die Festplatte schreibt, wächst
die Größe entsprechend an. Mit „Volle Grö-
ße erzeugen“ legen Sie eine Datei an, die
von Anfang an eine bestimmte Kapazität
besitzt. Das ist zwar unflexibler, verbessert
aber die Leistung. Nach einem Klick auf
„Vorwärts“ geht es zur Zusammenfassung.
Mit „Fertigstellen“ beenden Sie den Assis-
tenten.
 onfiguration der virtuellen
K die Schaltfläche „Neu“ vergeben Sie eine
Linux-Maschine anpassen
Nach Abschluss des Assistenten sehen Sie
im Virtualbox-Hauptfenster den neuen vir-
tuellen PC. Klicken Sie auf „Ändern –› An-
zeige“. Stellen Sie im Register „Bildschirm“
hinter „Grafikspeicher:“ mindestens „64
MB“ ein, und setzen Sie das Häkchen vor
„3D-Beschleunigung aktivieren“.
Die ISO-Datei zur Installation des Gastsys-
tems haben wir bereits im ersten Schritt
des Assistenten angegeben. Unter „Mas-
senspeicher“ können Sie das noch ändern.
Unter „Netzwerk“ ist standardmäßig „NAT“
eingestellt. Der virtuelle PC erhält dann In-
ternetzugang über das Hostsystem, aber
keinen Zugang zum lokalen Netzwerk. Das
kann aus Sicherheitsgründen erwünscht
sein. Wenn Sie auf Freigaben im lokalen
Netz zugreifen wollen, stellen Sie hinter
„Angeschlossen an:“ den Wert „Netzwerk-
brücke“ ein. In der virtuellen Maschine kön-
nen Sie dann über den Linux-Dateimanager
oder den Windows-Explorer wie gewohnt
auf Netzwerkfreigaben zugreifen. Beenden
Sie die Konfiguration per Klick auf „OK“.
Klicken Sie auf „Starten“, und der virtuelle
PC bootet vom Installationsmedium. Füh-
ren Sie nun die Linux-Installation durch.
Tipp: Einen in der virtuellen Maschine „ge-
fangenen“ Mauszeiger befreien Sie über die
„Host-Taste“ – standardmäßig ist das die
rechte Strg-Taste.
Windows als Gastsystem in
Virtualbox für Linux installieren
Die Installation eines Windows-Gastsys-
tems läuft ab wie bei Linux. Nach Klick auf
Bezeichnung, stellen hinter „Typ“ als Sys-
tem „Windows“ ein und hinter „Version“
das gewünschte System, etwa „Windows
10“. Bei Windows gilt: Ein 32-Bit-System
läuft etwas flotter in einer virtuellen Ma-
schine. Für Windows 10 mit 64 Bit schlägt
Virtualbox 2048 MB Hauptspeicher vor und
eine virtuelle Festplatte mit 50 GB. Es darf
bei beidem aber gerne etwas mehr sein,
falls der Host-PC mit mehr als vier GB RAM
und einer Festplatte mit ausreichend Kapa-
zität ausgestattet ist. Nach Abschluss des
Konfigurationsassistenten passen Sie die
Einstellungen an wie im vorherigen Punkt
beschrieben.
Für Windows benötigen Sie die Installati-
ons-DVD der gewünschten Version oder
eine ISO-Datei davon. Eine ISO-Datei aktu-
eller Windows-10-Versionen (Home und
Pro) erhalten Sie über www.microsoft.com/
de-de/software-download/windows10.
Tipp: Wenn Sie die Webseite unter Linux
aufrufen, erkennt Microsoft, dass Sie kein
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / VMs unter Linux einrichten

unterstütztes Betriebssystem besitzen,

und bietet Ihnen den direkten Download
der ISO-Datei an. Klicken Sie dazu auf „Edi-
tionsauswahl“, dann auf „Windows 10“ und
„Bestätigen“. Danach wählen Sie die Pro-
duktsprache aus und bekommen nach
einer weiteren Bestätigung die entspre-
chenden Downloadlinks angezeigt.
Die heruntergeladene ISO-Datei binden Sie
ein wie in Punkt 3 für Linux beschrieben.
Klicken Sie auf „Starten“, und führen Sie die
Windows-Installation wie gewohnt durch.
Für die Installation ist zunächst kein Pro-
duktschlüssel erforderlich. Klicken Sie ein-
fach auf „Ich habe keinen Product Key“,
wenn das Setup-Programm Sie danach
fragt. Es gibt dann jedoch einige Einschrän- Virtuelle Festplatte: Dynamische Festplatten belegen anfänglich nur wenig Platz auf dem Host-Laufwerk, sie
kungen. Sie können beispielsweise in den sind aber im Betrieb langsamer als virtuelle Laufwerke mit fester Größe.
„Einstellungen“ (Win-I) unter „Personalisie-
rung“ keine Änderungen vornehmen. Wenn tualbox 7.0.6 von der Herstellerwebseite Kommt Windows als Gastsystem zum Ein-
Sie Windows 10 Home oder Pro dauerhaft installiert, richten Sie für die optimale Leis- satz, starten Sie die Datei „VBoxWindows
nutzen wollen, benötigen Sie einen Pro- tung auch die Gasterweiterungen ein. Additions.exe“ des eingelegten Mediums
duktschlüssel. Das gilt auch für den Betrieb Bringen Sie dazu zuerst das Gastsystem auf und folgen den Anweisungen.
in einer virtuellen Maschine. den aktuellen Stand: Die zusätzlichen Funktionen stehen nach
sudo apt-get update einem Neustart des Gastsystems zur Ver-
Virtualbox-Gasterweiterungen sudo apt-get upgrade fügung. Sie dürfen dann beispielsweise
manuell installieren sudo apt-get install dkms eine höhere Bildschirmauflösung wählen,
Die Leistung eines virtuellen PCs lässt sich Mit der letzten Zeile installieren Sie – falls und der Mauszeiger löst sich automatisch,
über die Gasterweiterungen verbessern, noch nicht vorhanden – das Paket für die wenn Sie ihn aus dem Fenster ziehen.
die Treiber etwa für die Maus und den vir- dynamische Erstellung von Kernelmodulen. Außerdem lässt sich das Gastsystem über
tuellen Grafikadapter enthalten. Bei eini- Starten Sie dann das Gastsystem neu, und Host-L (rechte Strg-Taste zusammen mit
gen Linux-Systemen sind die Virtualbox- gehen Sie im Fenster der laufenden virtuel- der L-Taste) in den „nahtlosen Modus“ und
Gasterweiterungen bereits standardmäßig len Maschine auf „Geräte –› Gasterweiterun- wieder zurück in den normalem Fenster-
installiert. Wenn Sie beispielsweise unter gen einlegen“. Bei Ubuntu oder Linux Mint modus schalten. Dann sind nur die im Gast-
Ubuntu 22.10 die ältere Virtualbox-Version erscheint dann ein Fenster, in dem Sie auf system geöffneten Fenster auf dem Linux-
aus den Standardpaketquellen eingerichtet „Ausführen“ klicken und mit dem root-Pass- Desktop zu sehen. Die Windows-Taskleiste
haben, müssen Sie weiter nichts unterneh- wort bestätigen. Ein Script erstellt die nöti- blendet Virtualbox dann am unteren Bild-
men. Haben Sie hingegen das aktuelle Vir- gen Kernelmodule automatisch. schirmrand ein.

VIRTUALBOX UNTER LINUX: SICHERUNGSPUNKTE UND KLONS

Virtuelle Maschinen verhalten sich ähnlich wie richtige PCs. Sie
müssen das Gastsystem beispielsweise nicht herunterfahren,
sondern können stattdessen das Fenster schließen und dann
die Option „den Zustand der virtuellen Maschine speichern“
wählen. Das entspricht in etwa dem Standby-Modus.
Virtualbox stellt aber auch Funktionen zur Verfügung, die Sie
bei einem herkömmlich installierten Linux vergebens suchen.
Per Klick auf „Maschine –› Sicherungspunkt erstellen“ etwa le-
gen Sie einen Schnappschuss des aktuellen Systemzustands an.
Sie können beliebig viele solcher Sicherungspunkte erstellen,
die allerdings reichlich Platz auf der Festplatte belegen.
Im Virtualbox-Hauptfenster lassen Sie sich die Backups über
die Burger-Schaltfläche links neben dem Namen der virtuellen
Maschine mit einem Klick auf „Sicherungspunkte“ anzeigen.
Markieren Sie den gewünschten Sicherungspunkt, und wählen
Sie nach einem Rechtsklick „Wiederherstellen“ aus. Wenn Sie
das Häkchen vor „Sicherungspunkt des aktuellen VM-Zustands
erstellen“ belassen, speichert Virtualbox vor dem Zurücksetzen
noch einmal den aktuellen Systemzustand.
Für eine exakte Kopie einer virtuellen Maschine gehen Sie auf
„Maschine –› Klonen“. Für ein komplettes Backup der VM müs-
sen Sie nur die zugehörigen Ordner sichern, die standardmäßig
unter „/home/[User]/VirtualBox Vms“ liegen. Eine weitere Mög-
lichkeit ist die Exportfunktion, die Sie über „Datei –› Appliance
exportieren“ aufrufen. Damit erstellen Sie eine „ova“-Datei, die
Sie bei Bedarf über „Datei –› Appliance importieren“ einlesen.
Das funktioniert auch auf einem anderen PC, der unter Linux
oder Windows laufen kann.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 61
Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Qnap-NAS
OS-Virtualisierung
mit einem Qnap-NAS
Sie nutzen einen Netzwerkspeicher von Qnap? Dann können Sie auf dem Gerät virtuelle
Maschinen einrichten und ausführen. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie es funktioniert.
VON PETER-UWE LECHNER
Schritt 1: Das leistet die Virtualisierung bei Qnap
Hersteller Qnap bietet für eine Reihe der hauseigenen NAS-Systeme
mit der Gratisapp Virtualization Station eine Software zum Betrieb
virtueller Maschinen an. Der Vorteil gegenüber einer Virtualisie-
rungssoftware für den PC: Der Hypervisor läuft direkt auf dem
NAS-System, das rund um die Uhr in Betrieb ist, sodass die virtu-
ellen Maschinen (VMs) jederzeit zur Verfügung stehen. Und auch
der Umstand, dass ein Netzwerkspeicher in der Regel mehr Kapa-
zität bietet als ein Desktoprechner, spricht für die NAS-Virtualisie-
rung. NAS-Systeme von Qnap für den Privatgebrauch verfügen
jedoch in den meisten Fällen nur über 1 GB Arbeitsspeicher. Für
die Virtualisierung aktueller Betriebssysteme ist das zu wenig, da-
für sind mindes­tens 2 GB RAM erforderlich. In der Praxis ist dieser
Wert jedoch als absolutes Minimum anzusehen. Für einen ver-
nünftig schnellen Betrieb virtueller Maschinen auf dem NAS kom-
men Sie daher nicht um das Aufrüsten des NAS-Arbeitsspeichers
herum, beispielsweise auf 8 GB.
Auf welchen Modellen die App Virtualization Station verwendet
werden kann, erfahren Sie bei Qnap unter https://www.qnap.com/
de-de/app_center/, indem Sie nach „Virtualization Station“ suchen
und den Infotext lesen. In diesem Workshop kommt das 4-Bay-
Modell Qnap TS-451+ zum Einsatz. Das Gerät ist mit vier 2  TB
großen Festplatten ausgestattet, die als JBOD-Array konfiguriert
sind, damit der maximale Speicherplatz zur Verfügung steht.
62
Schritt 2: Virtualization Station installieren
Als Erstes müssen Sie die kostenlose App Virtualization Station auf
dem Qnap-NAS installieren. Da die Virtualisierung von Betriebs-
systemen nicht zu den Hauptanwendungsgebieten eines NAS-Sys-
tems gehört, ist die nötige Software nicht standardmäßig vorins-
talliert. Starten Sie hierzu einfach einen Webbrowser, und geben
Sie die IP-Ad­resse Ihres Qnap-Systems in die Adresszeile ein. An-
schließend drücken Sie die Eingabetaste, um die bekannte
Konfigurationsober­fläche für das Qnap-Speichersystem zu laden.
Klicken Sie dann in der linken Spalte auf die Schalt­fläche „Anmel-
den“, tippen Sie Ihre Zugangsdaten ein, und bestätigen Sie mit
einem weiteren Klick auf „Anmelden“.
Klicken Sie nun auf das Desktopicon „App Center“, um die herstel-
lereigene Paketverwaltung zu öffnen. Die App Virtualization Station
finden Sie im Bereich „Dienstprogramme“. Alternativ dazu können
Sie auch oben rechts auf das Lupensymbol klicken und den Such-
begriff „Virtualization“ eintippen. Ein Klick auf das Appsymbol öff-
net eine Seite mit einer Kurzbeschreibung sowie weiteren
Informatio­nen. Um die App Virtualization Station auf Ihrem Qnap-
System einzuspielen, kli­cken Sie auf die Schaltfläche „Installieren“.
Nach einer kurzen Warte­zeit, während der die App vom Server des
Anbieters heruntergeladen und anschließend eingespielt wird, ist
Virtualization Station einsatzbereit. Schließen Sie abschließend das
„App Center“.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Qnap-NAS
Schritt 3: Virtualization Station starten
Klicken Sie auf das Icon „Virtualization Station“, um die App zu öff-
nen. Nach dem ersten Start werden Sie von einer Hinweismeldung
begrüßt, die Sie darüber informiert, dass Virtualization Station
standard­mäßig den Port 8088 zur Kommunikation verwendet. Kli-
cken Sie auf die Schaltfläche „OK“, um fortzufahren. Die App führt
nun einen schnellen Test durch: Dabei prüft sie, ob Ihr Qnap-Mo-
dell die grundlegenden Systemanforderungen für die Virtualisie-
rung erfüllt: Dazu gehören die aktuellste Version des QTS-Betriebs-
systems, Unterstützung der Intel-Virtualisierungstechnologie,
mindestens 2 GB Arbeitsspeicher sowie ein virtueller Switch. Kli-
cken Sie auf „Fertigstellen“.
Schritt 5: Virtuellen Switch konfigurieren
Im Dialog „Virtual-Switch-IP-Adresse einrichten“ markieren Sie die
Option „Statische IP“. Darunter wählen Sie „Dieselben Einstellun-
gen wie der ausgewählte Adapter nutzen“ aus. Alle weiteren Dia-
loge bestätigen Sie mit Klicks auf „Weiter“, da Sie die standard-
mäßig vorgegebenen Einstellungen übernehmen können. Im letz-
ten Schritt des Assistenten wird Ihnen eine Zusammenfassung
aller Parameter angezeigt. Schließen Sie den Dialog mit einem Klick
auf „Übernehmen“. Anschließend wird der virtuelle Switch einge-
richtet, was einige Sekunden dauern kann. Dass alles geklappt hat,
erkennen Sie daran, dass im Dialog „Virtueller Switch“ ein neuer
Eintrag aufgeführt ist.
DVD NACH ISO: SETUP-DVD VIRTUALISIEREN
Microsoft bietet die ISO-Installationsdatei von Windows 11 auf
dem jeweils neuesten Stand kostenlos zum Download an (www.
mic­rosoft.com/de-de/software-download/windows11).
Möchten Sie eine ältere Windows-Version in einer virtuellen
Maschine einrichten, zum Beispiel Windows 7 oder gar
Windows XP, gehen Sie so vor: Sind Sie im Besitz eines Original­
installationsmediums, können Sie ganz einfach ein eigenes
Image erzeugen. Das benötigte Hilfsprogramm CD Burner XP
(auf Download-DVD und unter https://cdburnerxp.se/en/down-
load) ist gratis erhältlich. Zudem ist das Tool einfach zu bedie-
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Schritt 4: Virtuellen Switch einrichten
Nach dem Start der App landen Sie im Bereich „Übersicht“. Klicken
Sie oben rechts auf die Schaltfläche „VM erstellen“. Damit starten
Sie den Einrichtungsassistenten. Standardmäßig ist auf dem Qnap-
System noch kein virtueller Switch eingerichtet. Darauf werden Sie
nun per Dialog aufmerksam gemacht. Bestätigen Sie den Hinweis
mit „OK“, leitet Sie der Einrichtungsassistent zum Dialog „Netz-
werk- und virtueller Switch“ weiter. Klicken Sie links auf „Virtueller
Switch“, überspringen Sie die Anleitung, und wählen Sie „Hinzu-
fügen“. Klicken Sie auf „Erweitert-Modus“, markieren Sie den ge-
wünschten Netzwerkadapter, und bestätigen Sie mit einem Klick
auf „Übernehmen“.
nen, sodass auch Nutzer, die keine Erfahrung mit dem Kopie-
ren von CDs oder DVDs haben, zum Ziel gelangen. Nach der In-
stallation von CD Burner XP legen Sie den Ausgangsdatenträger
in das Laufwerk des Rechners ein und klicken in der Software
auf „Medium kopieren oder speichern“ und „OK“. Ak­tivieren
Sie im nachfolgenden Dialog die Option „Festplatte“, geben Sie
einen Dateinamen ein, und wählen Sie als „Dateityp“ den Ein-
trag „ISO“ aus. Klicken Sie dann auf „Medium kopieren“, damit
CD Burner XP eine 1:1-Kopie des Datenträgers im ISO-­Format
auf dem Rechner speichert. Das Kopieren dauert je nach Ge-
schwindigkeit des Leselaufwerks einige Minuten.
63
Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Qnap-NAS
Schritt 6: ISO-Dateien auf dem NAS-System
Eine ISO-Datei benötigen Sie, um ein Betriebssystem in einer virtu-
ellen Maschine zu installieren. Für einen besseren Überblick ist es
empfehlenswert, auf dem NAS-System einen neuen Ordner zu
erstellen und die ISO-Dateien sowie die virtuellen Maschinen in
separaten Unterordnern abzulegen. Qnap erleichtert Ihnen dabei
die Virtualisierung von Windows: Haben Sie noch keine Windows-
ISO-Dateien, können Sie direkt aus Virtualization Station heraus
per Klick auf den oben platzierten Button „Kostenlose Windows®-
VM testen“ die von Microsoft auf der Webseite https://developer.
microsoft.com/en-us/microsoft-edge/tools/vms/ bereitgestellten
VMs verwenden. Wählen Sie einfach das gewünschte ISO aus ,und
laden Sie es auf das NAS-Gerät herunter.
Schritt 8: Virtuelles OS installieren
Die App erkennt, dass Windows 11 installiert werden soll und fragt
nach, ob Sie den Produktschlüssel eingeben oder ein Benutzer-
konto einrichten wollen. Klicken Sie auf „Abbrechen“. Im Bereich
„Übersicht“ ist das soeben konfigurierte Image in der Liste der
virtuellen Maschinen aufgeführt. Klicken Sie erst auf den Button
„Starten“, dann auf die kleine Vorschaugrafik, um die VM in einem
neuen Browserfenster zu öffnen und mit der Installation des Gast-
betriebssystems zu beginnen. Alternativ dazu konfigurieren Sie
weitere VMs, etwa um auch mit Windows 7, Ubuntu oder einem
anderen unterstützten Betriebssystem zu arbeiten. Die Vorgehens-
weise ist stets identisch.
64
Schritt 7: Virtuelle Maschine konfigurieren
Klicken Sie in der Qnap-App Virtualization Station auf „VM erstellen“,
um den Einrichtungsassistenten zu starten. Geben Sie einen Namen
ein, wählen Sie bei „Betriebssystemtyp“ das OS aus, etwa „Win-
dows“, und spezifizieren Sie diese Angabe bei „Version“. Bei „Ker-
ne“ legen Sie fest, wie viele CPU-Kerne der VM zur Verfügung ge-
stellt werden sollen, das RAM der VM bestimmen Sie bei „Arbeits-
speicher“. Klicken Sie auf das Ordnersymbol im Bereich „Festplat-
tenposition“, und wählen Sie den Ordner aus, in dem Sie die VM
speichern möchten. Anschließend geben Sie an, wie viel Speicher-
platz dem virtuellen OS zugeteilt werden soll. Im letzten Schritt
wählen Sie über das Symbol bei „CD-Abbild“ das ISO-Image aus.
Klicken Sie auf „OK“.
Schritt 9: Betriebssystem virtualisieren
Der eigentliche Installationsvorgang unterscheidet sich nicht vom
Einspielen eines Betriebssystems auf einem normalen PC. Bei der
Installation von Windows 11 läuft es so ab: Zunächst wählen Sie
Sprache, Uhrzeit und Tastaturlayout aus und bestätigen mit „Ins-
tallieren“. Im zweiten Schritt geben Sie den Produktschlüssel ein,
akzeptieren die Lizenzbedingungen und wählen die Installationsart
aus. Im weiteren Verlauf legen Sie die Datenschutzeinstellungen
fest, richten ein Benutzerkonto – lokal oder per Microsoft-Konto
– ein und geben an, ob Sie Cortana nutzen möchten. Zum Ab-
schluss lädt die Installationsroutine Updates und Apps herunter.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Qnap-NAS

Schritt 10: Steuerung der virtuellen Maschine Schritt 11: Per Browser auf die VM zugreifen

Am linken Rand des Browserfensters sind die VM-spezifischen Funk-
tionen von Virtualization Station untergebracht. Über den Punkt
„VM-Aktion“ können Sie das Gastbetriebssystem „Anhalten“, „He-
runterfahren“ und „Neu starten“, per Klick auf „Anzeigequalität“
legen Sie die gewünschte Bildschirmauflösung fest, und mittels des
Befehls „Ctrl+Alt+Del“ senden Sie die Tastenkombination Strg-Alt-
Entf an die VM. Wollen Sie einen schnellen Blick auf die VM-Ein-
stellungen werfen, klicken Sie auf den Befehl „VM Setting“ und
wählen „Mehr“. Ändern lassen sich diese Einstellungen aber nicht,
da die virtuelle Maschine läuft.
Möchten Sie auf eine bereits eingerichtete VM zugreifen, öffnen Sie
an einem beliebigen, im heimischen Netzwerk eingebundenen
Gerät den Browser und geben die IP-Adresse des Qnap-Systems
ein, gefolgt von der Portnummer 8088. Auf der im Anschluss daran
angezeigten Webseite klicken Sie oben rechts auf den Button „An-
melden“ und loggen sich mit Ihrem NAS-Benutzerkonto ein. Im
Folgenden stehen Ihnen im Browser die gleichen Funktionen zur
Verfügung wie in der NAS-App Virtualization Station. Um eine VM
auszuwählen, klicken Sie die Vorschaugrafik an.

Schritt 12: VM-Konfiguration nachträglich ändern

Die bei der erstmaligen Einrichtung festgelegten Einstellungen der

virtuellen Maschine können Sie jederzeit anpassen. Dazu müssen
Sie das Gastbetriebssystem jedoch vollständig herunterfahren.
Wechseln Sie daraufhin zur App Virtualization Station, markieren
Sie in der linken Spalte unter „VM-Liste“ den gewünschten Eintrag,
und klicken Sie im Hauptfenster auf „Einstellungen“. Im nächsten
Dialog können Sie dann nahezu sämtliche Parameter, darunter
beispielsweise die Größe des Arbeitsspeichers, die Festplatten-
größe und das Tastaturlayout, an Ihre Wünsche anpassen. Sichern
Sie die Änderungen durch einen Klick auf „Übernehmen“, und
starten Sie die virtuelle Maschine abschließend neu.

VM-IMPORT: AUS VIRTUALBOX UND VMWARE WORKSTATION

Die App Virtualization Station von Qnap unterstützt nicht nur vir-
tuelle Maschinen, die Sie in ihr selbst erzeugt haben. Die Soft-
ware lässt Sie auch fremde virtuelle Maschinen importieren.
Der Import ist beispielsweise für Nutzerinnen und Nutzer inte-
ressant, die die Virtualisierung bisher auf ihrem Rechner ge-
nutzt haben, etwa mit Virtualbox oder Vmware Workstation.
Unterstützt werden die VM-Formate OVA, OVF, VMX und QVM.
Klicken Sie in Virtualization Station im Bereich „Übersicht“ auf
„VM Importieren“, wählen Sie bei „Importieren von“ die Quelle
aus, zum Beispiel „PC“, und wechseln Sie im daraufhin geöffne-
ten Fenster zum Speicherordner. Markieren Sie die gewünsch-
te Datei, und bestätigen Sie mit „Öffnen“. Die Funktion analy-
siert die Datei und zeigt Ihnen dann an, welche zusätzlichen
Elemente benötigt werden. Wählen Sie diese aus, und fahren
Sie mit „Weiter“ fort. Passen Sie – falls erforderlich – Parameter
wie „CPU-Kerne“ und „Arbeitsspeicher“ an, legen Sie den „VM-
Ort“ fest, und schließen Sie den Dialog mit „Importieren“.
Anschließend werden die Dateien auf das NAS-Gerät übertra-
gen, und Sie starten die importierte VM wie gewohnt: Klicken
Sie in der „Übersicht“ unter der neuen VM erst auf „Starten“,
dann auf die Vorschaugrafik.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 65
Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Synology-NAS
Virtualisierung mit
einem Synology-NAS
Mit der App Docker lassen sich Anwendungen auf vielen NAS-Systemen des Herstellers
Synology isoliert in Containern ausführen. Das Verfahren basiert auf besonderen Images.
VON PETER-UWE LECHNER
Schritt 1: Das sind die Vorteile von Container-VMs
Synology setzt bei der NAS-Virtualisierung auf die Technologie von
Docker mit Containern, die weniger Speicher und Rechenleistung
benötigen als virtuelle Maschinen (VM). Statt komplette Betriebs-
systeme mit Anwendungen in VMs auszuführen, verwendet Docker
eigene Containerimages. Diese enthalten die gewünschte Anwen-
dung zusammen mit allen abhängigen Bibliotheken und Tools,
jedoch kein Betriebssystem. Stattdessen nutzen die Container ge-
meinsam eine Betriebssysteminstanz. Das Verfahren macht die
Container schlanker als konventionelle virtuelle Maschinen – und
entsprechend weniger Hardwareressourcen benötigt die Ausfüh-
rung der Container auf dem NAS. Im Gegenzug ist mehr Zeit nötig,
weil die Handhabung der Container nicht besonders intuitiv ist.
Nutzer mit Linux-Grundwissen sind hier im Vorteil.
Ob Sie Docker-Container auf Ihrem Synology-NAS verwenden kön-
nen, finden Sie heraus, indem Sie im Browser https://www.synology.
com/de-de/dsm/packages aufrufen. Wählen Sie im Paketzentrum
in der linken Spalte „Utilities“ aus, und klicken Sie auf „Docker“.
Unter den Bildschirm­fotos und einer Beschreibung sind alle derzeit
unterstützten Synology-Modelle aufgeführt. Für unseren Workshop
kommt die Synology Diskstation DS218+mit 8 GB Arbeitsspeicher
zum Einsatz. Weniger als 2 GB RAM sollte das NAS für die Ausfüh-
rung von Containern nicht haben. Das gilt vor allem, wenn Sie
vorhaben, mehrere virtualisierte Anwendungen – etwa einen Web-
server sowie Plex-Mediaserver – parallel auszuführen.
66
Schritt 2: Docker auf NAS installieren
Die Docker-App ist standardmäßig nicht installiert. Daher müssen
Sie diese Komponente nachrüsten. Geben Sie dafür die IP-Adresse
des Synology-NAS in Ihren Browser ein, um die Bedienoberfläche
zu öffnen. Melden Sie sich mit dem Adminis­tratorkonto an, und
klicken Sie auf das Icon „Paket-Zen­trum“. Wählen Sie im Ausklapp-
feld „Alle Pakete“ den Eintrag „Dienstprogramme“ aus ,und klicken
Sie unter „Docker“ auf „Installieren“.
Nach der Installation gehen Sie auf „Öffnen“ und, falls angezeigt,
auf „Öffnen“. Etwaige Hinweisfenster schließen Sie mit einem Klick
auf das „X“. Sie werden dann automatisch zum Bereich „Überblick“
geleitet, in dem die „CPU-Aus­lastung“, die „RAM-Auslastung“ und
die Liste der aktiven Container – die beim ersten Start zunächst
noch leer ist – angezeigt werden. Um spä­ter direkt über den Desk-
top auf die App zugreifen zu können, öffnen Sie links oben das
„Hauptmenü“, klicken das Docker-Symbol mithilfe der rechten
Maustaste an und wählen „Zum Desktop hinzufügen“.
Interessant ist, dass Synology auch die Virtualisierung des eigenen
Betriebssystems Diskstation Manager (DSM) gestattet. Auf diesen
Sonderfall gehen wir im Kasten auf der nächsten Seite ein. Die
wichtigste Information vorweg: Die DSM-Virtualisierung lässt sich
nicht nur mit Docker bewerkstelligen. Denn für NAS-Systeme, die
Docker nicht unterstützen, und da­zu gehört unter anderem das
beliebte Synology-Modell Diskstation Play, stellt der Hersteller die
App Virtual DSM Manager bereit.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Synology-NAS
Schritt 3: Image auswählen
Klicken Sie in Docker links auf die Schaltfläche „Registrierung“, ge-
langen Sie zur Auswahl der unterstützten Images. Derzeit stehen im
Repository „Docker Hub“ über 20.000 fertige Container zur Aus-
wahl. Die Liste ist standardmäßig anhand der Bewertung sortiert,
sodass Sie auf einen Blick sehen können, welche Images sich in der
Docker-Community größter Beliebtheit erfreuen. Verfügbar sind
etwa Cent OS, Ubuntu, Fedora und Plex. Wenn Sie ein weiteres
Repository integrieren möchten, klicken Sie einfach oben auf „Ein-
stellungen“, wählen „Hinzufügen“, geben die ge­forderten Informa-
tionen ein und sichern die Änderungen dann mit „Bestätigen“. Sinn
macht dies allerdings nur für versierte Anwender, die wissen, wel-
chen Quellen sie vertrauen können. In diesem Workshop be-
schränken wir uns auf das offizielle Repository.
Schritt 5: Weitere Informationen zu Images
Möchten Sie mehr über ein Image erfahren, klicken Sie in der
Docker-App das blaue Symbol an, das neben dem Namen platziert
ist. Daraufhin wird die entsprechende Docker-Hub-Webseite im
Browser geladen. Welche Informationen an dieser Stelle angebo-
ten werden, hängt einzig und allein vom Entwickler ab. Während
etwa die Macher des Docker-Images „Ubuntu“ alle wichtigen In-
formationen zum Container veröffentlichen, beschränken sich die
Angaben zu „writl/pyload“ auf das Nötigste, beispielsweise auf die
Zugangsdaten, die standardmäßig beim Zugriff auf die Web-Be-
dienoberfläche verwendet werden.
DISKSTATION MANAGER IN DOCKER AUSFÜHREN
Auf den NAS-Geräten von Synology läuft das Betriebssystem
Disk­station Manager (DSM), das sich ebenfalls virtualisieren
lässt. Mit diesem Trick ist es beispielweise möglich, auf einem
Synology-NAS eine zweite DSM-Instanz in Form eines Docker­-
Containers auszuführen.
In der Praxis ist diese Sonderform der Docker-Virtualisierung
in erster Linie für experimentierfreudige Anwender interes-
sant, die regelmäßig an der Konfiguration feilen und perma-
nent Apps aus Community-Repositories ausprobieren möchten
– ohne dadurch die Stabilität des Standardbetriebssystems zu
gefährden. Lizenzrechtliche Pro­bleme gibt es keine, da im
Kaufpreis Ihres Synology-Geräts eine Lizenz zur DSM-Virtuali-
sierung enthalten ist. Um das Betriebssystem mit Docker zu
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Schritt 4: Nach Images suchen
Das Durchblättern der umfangreichen Containerübersicht ist ziem-
lich mühsam. Sie können Images allerdings auch durch die Ein-
gabe von Suchbegriffen finden. Tippen Sie den Begriff in die Such-
leiste ein, beispielsweise „Linux“ oder „Ubuntu“, werden in der
Liste lediglich diejenigen Images angezeigt, die zum Suchbegriff
passen. Eine zusätzliche Suchmöglichkeit führt über die Docker-
Hub-Webseite (https://hub.docker.com).
Nachdem Sie ein kostenloses Benutzerkonto angelegt haben, kön-
nen Sie im Angebot stöbern. Haben Sie auf „Docker Hub“ ein
interes­santes Image gefunden, geben Sie die Bezeichnung in die
Suchleiste der Docker-App ein, um herauszufinden, ob das Paket
überhaupt auf einem Synology-Netzwerkspeicher lauffähig ist.
virtualisieren, müssen Sie erst über „Systemsteuerung –› Netz-
werk –› Netzwerk-Schnittstelle –› Verwalten –› Open vSwitch-Ein-
stellungen“ die Option „Open vSwitch aktivieren“ einschalten.
Wechseln Sie dann in der Docker-App zum Bereich „DSM“, und
klicken Sie auf „Hinzufügen“. Die grundlegende Einrichtung des
virtualisierten Synology-Betriebssystems läuft exakt so ab, wie
in Schritt 7 beschrieben. Einzige Ausnahme ist, dass sich der
zur Verfügung gestellte Arbeitsspeicher nicht vorgeben lässt.
Aktivieren Sie „Verknüpfung auf Desktop erstellen“ und „Web-
seite“, um sich den Zugriff auf das virtualisierte DSM zu verein-
fachen, und folgen Sie den weiteren Schritten des Assistenten.
Wechseln Sie im nachfolgenden Schritt über die Desktop-Ver-
knüpfung zur virtualisierten Betriebssystem­instanz, und fahren
Sie mit der grundlegenden DSM-Einrichtung fort.
67
Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Synology-NAS
Schritt 6: Images herunterladen
Um ein einsatzbereites Docker-Image herunterzuladen, markieren
Sie den entsprechenden Eintrag und klicken danach auf die Schalt-
fläche „Download“. Im daraufhin geöffneten Dialog „Tag auswäh-
len“, können Sie die gewünschte Versionsnummer auswählen oder
sich für „latest“ entscheiden, wenn Sie den aktuellen Build ver-
wenden wollen. Nach diesem Muster laden Sie sämtliche Images,
die Sie nutzen möchten, auf Ihren Synology-Netzwerkspeicher
herunter. Den Download-Fortschritt können Sie im Bereich „Image“
nachverfolgen. Die Zahl, die neben „Image“ angezeigt wird, signa-
lisiert Ihnen übrigens die Anzahl der aktuell laufenden Downloads.
Der Vollständigkeit halber möchten wir erwähnen, dass Sie im
Bereich „Image“ über „Hinzufügen“ Images auch durch An­gabe der
URL herunterladen können. Des Weiteren lassen sich bereits lokal
gespeicherte Images verwenden.
Schritt 8: Container optimieren
Klicken Sie auf den Button „Erweiterte Einstellungen“, stehen Ihnen
zusätzliche Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung, darunter
die Möglichkeit, Verzeichnisse zu mounten und Portweiterleitun-
gen einzurichten. Letzteres ist erforderlich, damit sich die Daten,
die am Synology-Gerät ankommen, dem richtigen Container zu-
weisen lassen. Da sich diese Einstellungen jedoch von Container
zu Container unterscheiden, können wir Ihnen keine allgemein-
gültigen Anweisungen geben. Solche Informationen sollten im
Regelfall auf der Informationsseite (mehr dazu in Schritt 5) im
sogenannten Dockerfile aufgeführt sein.
Haben Sie alle Einstellungen angepasst, klicken Sie auf „Weiter“.
Aktivieren Sie die Option „Diesen Container nach Abschluss des
Assistenten ausführen“, und bestätigen Sie mit „Übernehmen“.
68
Schritt 7: Containervorgaben prüfen
Haben Sie ein Image auf Ihr NAS geladen, müssen Sie das Abbild
noch in einen zu Docker kompatiblen Container umwandeln. Mar-
kieren Sie dazu im Bereich „Image“ das gewünsche Abbild, und
klicken Sie auf die Schaltfläche „Starten“.
In unserem Beispiel wählen wir „ubuntu:latest“: Im Dialog „Erwei-
terte Einstellungen“ geben Sie bei „Containername“ eine beliebige
Bezeichnung ein und legen da­nach fest, ob dieser Container mit
hoher Priorität ausgeführt werden soll. Direkt darunter schalten
Sie „Ressourcenbeschränkung aktivieren“ ein und geben die
„CPU-Priorität“ sowie den „Speichergrenzwert“ an. Welche Para-
meter Sie auswählen, hängt ausschließlich davon ab, wie speicher-
hungrig der Container ist. In unserem Beispiel entscheiden wir uns
für die Optionen „Mittel“ und „1024 MB“.
Schritt 9: Container starten, beenden, duplizieren
Die Verwaltung aller eingerichteten Container erfolgt im gleichna-
migen Bereich. Hier und auf der Seite „Überblick“ sehen Sie die
aktuelle CPU- und RAM-Auslastung der gestarteten Container. Um
einen der Container zu starten oder zu beenden, markieren Sie
den entsprechenden Eintrag, klicken danach auf die Schaltfläche
„Aktion“ und entscheiden sich für den gewünschten Befehl.
In der Praxis kann es auch hilfreich sein, dass sich Container leicht
duplizieren lassen. So etwas spielt beispiels­wei­se dann eine Rolle,
wenn Sie eine virtualisierte Anwendung nach Ih­­ren Wünschen
konfiguriert haben und ein wenig mit den erweiterten Einstel­
lungen experimentieren wollen. Dazu klicken Sie auf „Einstellun-
gen“ und wählen „Einstellungen duplizieren“. Geben Sie eine Be-
zeichnung ein, und bestätigen Sie mit „Auswählen“.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Virtuellen PC einrichten / Virtualisierung mit einem Synology-NAS
Schritt 10: Infos zum Container einsehen
Weiterführende Informationen zu den Containern erhalten Sie nach
einem Klick auf die Schaltfläche „Details“. Möchten Sie beispiels-
weise wissen, über welchen TCP-Port Sie auf das Web­interface
eines laufenden Containers zugreifen, so werfen Sie im Register
„Überblick“ einen Blick auf den Bereich „Port-Einstellungen“. Über
das Register „Prozesse“ rufen Sie die Liste der Komponenten auf,
die von die­sem Container verwendet werden. Das „Protokoll“ in-
formiert über alle Systemereignisse, und über „Terminal“ rufen Sie
die Kommandozeile auf. Letzteres ist für alle ambitionierten An-
wender von Interesse, die sich mit der manuellen Konfiguration
mittels Linux-Shell-Befehlen auskennen und tiefer ins System ein-
tauchen möchten.
Schritt 12: Container löschen
Haben Sie nach einiger Zeit festgestellt, dass Sie einen Container
nicht mehr benötigen, können Sie ihn ganz einfach entfernen.
Wechseln Sie dafür zum Bereich „Container“, stoppen Sie die lau-
fende Anwendung, klicken Sie auf die Schaltfläche „Aktion“, und
wählen Sie „Löschen“. Bestätigen Sie die Nachfrage mit einem Klick
auf „Löschen“. Um auch das dazugehörige Image zu entfernen,
wechseln Sie zum Bereich „Abbild“, markieren den Eintrag, klicken
auf „Löschen“ und bestätigen mit „Ja“. Alle relevanten Aktivitäten,
die mit dem Betrieb von Containern im Zusammenhang stehen,
VIRTUAL DSM MANAGER VERWENDEN
Für ausgewählte NAS-Systeme, die die Docker-App nicht unter-
stützen, stellt Synology die App Virtual DSM Manager zur Verfü-
gung. Damit können Sie zwar keine Docker-Container verwen-
den, dafür lässt sich das DSM virtualisieren.
Installieren Sie die App aus dem Paketzentrum, starten Sie Vir-
tual DSM Manager, und folgen Sie den Anweisungen des Assis-
tenten, um einen neuen Virtualisierungscluster anzulegen.
Wählen Sie daraufhin das gewünschte Volume und die Netz-
werkschnittstelle aus, und fahren Sie mit „Weiter“ fort. Ist der
Cluster angelegt, klicken Sie links auf „Virtuelle Maschine“,
wählen „Erstellen“, legen die Spezifikationen fest, darunter
„Name“, „Arbeitsspeicher“ sowie „Virtuelle Festplatte“, und fah-
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Schritt 11: Konfiguration anpassen
Die in den Schritten 7 und 8 gezeigte Konfiguration der Container
können Sie auch nachträglich noch anpassen. Einzige Vorausset-
zung ist, dass die virtualisierte Anwendung vorher gestoppt wurde.
Anschließend klicken Sie den Eintrag im Bereich „Container“ mit-
hilfe der rechten Maustaste an und wählen „Bearbeiten“. Im fol-
genden Dialog stehen Ihnen dann die entsprechenden Funktionen
zur Verfügung. Sinn macht diese nachträgliche Konfiguration etwa,
wenn Ihnen während der Nutzung einer virtualisierten Anwendung
auffällt, dass der zur Verfügung gestell­te Arbeitsspeicher nicht
ausreicht. Übertreiben dürfen Sie es mit der RAM-Zuteilung aber
nicht, da es ansonsten negative Auswirkungen auf die NAS-eigenen
Dienste und Apps haben kann.
hält die Docker-App unter dem Punkt „Protokoll“ fest, sodass Sie
jederzeit wichtige Änderungen nachverfolgen können.
ren mit „Weiter“ fort. Wählen Sie danach die Benutzerkonten
aus, die Zugriff auf DSM in der VM erhalten sollen, laden Sie
die Image-Datei herunter, aktivieren Sie die Option „Virtuelle
Maschine nach Erstellung einschalten“, und beenden Sie die
Einrichtung mit einem Klick auf „Übernehmen“.
Sobald in der Liste der virtuellen Maschinen unter „Status“ der
Eintrag „Läuft“ zu sehen ist, klicken Sie auf die Schaltfläche
„Verbinden“ und wählen die IP-Adresse aus. Sie werden vom
Einrichtungsassistenten in Empfang genommen und können
das virtualisierte DSM nun wie das „echte“ Betriebssystem kon-
figurieren. Maximal lassen sich bis zu sieben DSM-Instanzen
virtualisieren, zum Lieferumfang eines Synology-Geräts gehört
jedoch nur eine Lizenz.
69
Multiboot / Voraussetzungen für den Multiboot-PC

Die Voraussetzungen
für den Multiboot-PC
Um abwechselnd verschiedene Betriebssysteme zu starten, muss der PC einige Voraus-
setzungen erfüllen. Die wichtigste Hürde sind die Einstellungen im Bios beziehungsweise
im Unified Extensible Firmware Interface (UEFI) des PC-Mainboards.

VON CHRISTOPH HOFFMANN

Der Einstieg ins Multibootthema gelingt

einfach und risikolos mit einer Live-CD be-
ziehungsweise -DVD oder mit einem boot-
fähigen USB-Stick. Während Sie etwa bei
der Live-CD/DVD erst ein zuvor geladenes
ISO-Image mit einer Brennsoftware wie CD
Burner XP von der Download-DVD auf ei-
nen Rohling brennen müssen, geht es bei
einem USB-Stick deutlich einfacher. Unter
Windows verwenden Sie die Freeware Ru-
fus von der Download-DVD, um das ISO-
Image auf den Stick zu übertragen. Damit
ist die Hälfte der Arbeit getan – die andere
Hälfte besteht darin, den PC für den Multi-
bootvorgang vorzubereiten. Denn stan- Wenn das System beim Booten den eingesteckten USB-Stick oder die eingelegte Live-CD ignoriert, müssen Sie
dardmäßig bootet der PC von Festplatte die Booteinstellungen im BIOS oder UEFI entsprechend anpassen.
beziehungsweise SSD mit dem darauf ins-
tallierten Betriebssystem. zen. Meist kann sogar die Sprache auf lieren und dann beim PC-Start das ge-
deutsch umgestellt werden. Suchen Sie den wünschte System über einen Bootmanager
Booteinstellungen anpassen Menüpunkt „Boot“ (oder ähnlich lautend). auf Tastendruck auszuwählen.
Damit Ihr PC von CD/DVD beziehungsweise Setzen Sie den Eintrag für USB-Laufwerke Konkret: Sie haben auf dem PC bereits ein
USB-Stick startet, müssen Sie die Startrei- an die erste und für CD/DVD an die zweite Windows-System installiert, und nun
henfolge im Bios beziehungsweise UEFI Stelle. Deaktivieren Sie außerdem die Opti- kommt eine Linux-Distribution wie Linux
(Unified Extensible Firmware Interface) an- on „Secure Boot“, sofern vorhanden. An- Mint dazu. Auch hier ist Multiboot kein Pro-
passen. Drücken Sie dazu während des schließend speichern Sie die Einstellungen blem: Nach dem PC-Neustart bekommen
Startvorgangs die auf dem Bildschirm an- – meist über „Save & Exit“. Sie den Bootmanager Grub zu Gesicht. Im
gezeigte Taste – meist ist dies Entf, Esc, F2 Einige PCs bieten auch ein Menü, über das Menü können Sie auswählen, welches der
oder F10. Bei neueren PCs ist das Zeitfens- Sie das Bootlaufwerk ohne Umweg über beiden Betriebssysteme gestartet werden
ter, in dem die Taste angezeigt und ge- das Bios auswählen können. Sie erreichen soll. Standardmäßig ist dies Linux Mint. Es
drückt werden kann, allerdings recht kurz. es kurz nach dem Einschalten zumeist über wird nach Ablauf von zehn Sekunden War-
Es kann also sein, dass Sie mehrere Versu- die Tasten F8, F10 oder F12. tezeit automatisch gestartet – sofern Sie
che brauchen, bis es funktioniert. nicht manuell eingreifen. Um beispielswei-
Auf älteren PCs sehen Sie Ihr Bios meist als
Mehrere Betriebssysteme parallel se Windows 11 zu starten, bewegen Sie die
englischsprachiges Textmenü, in dem Sie
installieren und booten Markierung im Bootmenü mithilfe der
mit den Pfeiltasten und Enter navigieren. Neben dem Multiboot mit USB-Stick und Nach-unten-Taste auf Ihrer Tastatur auf
Auf einem neueren PC ist das UEFI-Menü Live-CDs/DVDs gibt es auch die Möglichkeit, den Eintrag „Windows 11...“, dann bestäti-
oft grafisch und lässt sich mit der Maus nut- mehrere Betriebssysteme parallel zu instal- gen Sie mit der Enter-Taste.

70 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
GRATIS! Eine Ausgabe
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LinuxWelt erscheint im Verlag IT Media Publishing GmbH & Co. KG, Gotthardstraße 42, 80686 München, Registergericht München, HRA 104234, Geschäftsführer: Sebastian Hirsch.
Die Kundenbetreuung erfolgt durch ZENIT Pressevertrieb GmbH, Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Geschäftsführer: Joachim John
 Multiboot / Die besten Live-Systeme
Spiele, Tools & Co.: Die
besten Livesysteme
Wenn Sie am Rechner einmal etwas Neues ausprobieren möchten, sind unsere Livesy-
steme genau das Richtige: Damit starten Sie wahlweise einen Linux-Rechner, ein Konsolen-
spiel, oder Sie verwandeln Ihren PC in ein Chromebook.
VON JÖRN-ERIK BURKERT
Außer mit Windows können Sie Ihren PC
mit allerlei anderen Systemen starten: zum
Kennenlernen, Ausprobieren, Spielen, Ret-
ten und Reparieren. Durchführen lässt sich
all dies ohne Installation – das Microsoft-
Betriebssystem auf der Festplatte bleibt
also unangetastet.
Die Livesysteme booten vielmehr von CD,
DVD oder vom USB-Stick und werden nur
im Hauptspeicher ausgeführt. Die im Text
genannten Livesysteme und Tools gibt es
alle zum kostenlosen Download.
„Windows hat und kennt
jeder. Starten Sie Ihren
PC doch einmal mit einem
ganz anderen System.
Das ist völlig gefahrlos.“
72
Üblicherweise handelt es sich dabei um ein
ISO-Image mit Bootoption, also um digitale
Kopien einer CD oder DVD. Statt die Daten
auf einen Rohling zu brennen, erzeugen Sie
mit dem Tool Rufus besser einen bootfähi-
gen USB-Stick. Das spart das Brennen, ist
schneller und ohnehin erforderlich, wenn
Ihr Rechner kein optisches Laufwerk be-
sitzt. Zum Booten vom Stick drücken Sie
beim Hochfahren die Taste zum Auswählen
des Bootmediums oder ändern im Bios/
UEFI die Bootreihenfolge der Laufwerke.
Damit startet das jeweilige System.
Tipp: Mit Ventoy erstellen Sie schnell einen
multibootfähigen USB-Stick. Sie benötigen
also nur einen Datenträger, um zwischen
verschiedenen Systemen auszuwählen.
Mehr zu Ventoy lesen Sie im Kasten auf
Seite 75.
Unabhängig von der Verwendung der Live-
systeme ist ein Daten- und Systembackup
immer sinnvoll. Mit Aomei Backupper si-
chern Sie Ihre Daten und Partitionen schnell
und einfach. Die Software lässt sich auch
von einem Notfallmedium booten, dazu
Bild: © Mit Material von roduction Perig – AdobeStock
brennen Sie im Programm eine DVD oder
erzeugen einen bootfähigen USB-Stick.
Aomei Backupper bietet Systemsicherun-
gen, Dateibackups und das Erzeugen von
Images für komplette Festplatten sowie
Partitionen. Sollte es zu einem Datenverlust
kommen, können Sie einfach die Sicherung
zurückspielen (mehr Infos unter www.­
pcwelt.de/2191367).
Android X86 für Smartphone-Apps
Das Google-Betriebssystem für Smart­
phones und Tablets gibt es auch als Desk-
top-PC-Version, optimiert für Tastatur und
Maus. Nach dem Start von der ISO-Datei
nutzen Sie in der Bootauswahl den ersten
Punkt für die Live-Version von Android X86.
Möchten Sie Android auf der Festplatte in-
stallieren, wählen Sie den dritten Eintrag.
Nach dem Start der Livevariante wählen Sie
die Sprache und wie beim Mobiltelefon ein
WLAN-Netzwerk. Anschließend führen Sie
die Einrichtung des Systems aus. Dabei ste-
hen zwei Varianten zur Auswahl: Die Über-
nahme der Daten über einen bestehenden
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Die besten Live-Systeme

Google Playstore, Telefon-App & Co.: Das Smartphone-Betriebssystem Android für den Eine Version von Amiga-OS starten Sie mit dem Live-ISO von Aros One auf dem PC-
PC-Desktop ist für die Navigation mit Hilfe von Maus und Tastatur vorbereitet. Bildschirm – manch langjähriger Computeranwender wird sich erinnern …

Google-Account oder ein ganz neues Sys- Die Originalspiele für den Amiga laufen lei- org gibt es Hinweise zum Erweitern mit an-
tem. Danach melden Sie sich mit Ihrem der nicht direkt auf dem System. Wenn Sie deren Emulatoren.
oder einem neuen Google-Konto an, ver- nur klassische Titel spielen möchten, nut- Das Menü ist inklusive dem Start der Emu-
vollständigen die weiteren Einstellungen zen Sie hier einen Amiga-Emulator wie Win­ latoren und Spiele einfach zu bedienen, die
und wählen als Systemlauncher am Desk- UAE oder Amiga Forever. Die Diskettenima- Steuerung erfolgt über die Tastatur oder
top-PC „Taskbar“. ges zum Start der Games laden Sie auf Re- einen angeschlossenen Spielecontroller
Links unten finden Sie den Startknopf, der troseiten im Netz. (USB oder Bluetooth). Für einen ersten Test
die installierten Anwendungen zeigt. Mit sind verschiedene frei verfügbare Titel ein-
der Tastenkombination Strg-Tab wechseln
Spieleklassiker für PC & Konsole gebunden, diese sind sofort startbereit.
Sie wie bei Windows zwischen den Appli­ Klassische Computer- und Konsolengames Wird Batocera auf einem USB-Stick instal-
kationen. Über den Playstore von Google stehen bei der Linux-Variante Batocera.li- liert, können Sie auch Spiele zum System
laden und aktualisieren Sie Apps. Dazu ge- nux im Vordergrund. Im ISO-Image sind hinzufügen. Dazu laden Sie unter Windows
hören bekannte Programme wie die Kom- Emulatoren für Spielautomaten, Konsolen die Images aus dem Netz und kopieren die-
ponenten von Microsoft Office. Teilweise ist und Computer integriert, darunter Ninten- se auf einen weiteren Stick oder eine SD-
hierfür allerdings die Installation von And- do Gameboy, Sega Mega­drive, PC Engine Karte. Danach starten Sie Batocera.linux
roid auf der Festplatte er­forderlich. und Commodore 64. Auf der Projektseite vom Stick und über die Funktionstaste F1
Tipp: Beim Test mit Virtualbox (siehe Kas- von Batocera.linux unter https://batocera. den Dateiexplorer. Über ihn kopieren Sie
ten auf Seite 74) müssen Sie die Netzwerk-
einstellungen modifizieren. Öffnen Sie mit
„Ändern“ die Einstellungen, und klicken Sie WICHTIGE TOOLS UND LIVE-SYSTEME ZUM BOOTEN
links in der Liste auf „Netzwerk“. Per Vor-
Programm Beschreibung Internet Sprache
einstellungen sollte „NAT“ unter „Ange-
Amiga Forever Amiga-Emulation www.amigaforever.com Englisch
schlossen“ stehen. Öffnen Sie den Bereich
Android X86 Android am PC www.android-x86.org Englisch
„Erweitert“, und wechseln Sie unter „Adap-
Aomei Backupper Standard* Daten- und Systemsicherung www.aomei.de Deutsch
tertyp“ auf „Paravirtualisiertes Netzwerk
Aros One Kompatibel zu Amiga-OS https://sites.google.com/view/arosone Englisch
(virtio-net)“. Im WLAN-Setup von Android
Batocera.linux Retrogaming https://batocera.org Englisch
X86 wählen Sie „VirtWiFi“ als Netzwerk.
Cloudready Chrome-OS am PC www.neverware.com Deutsch
Commodore Amiga wie früher Hirens Boot-CD PE* Toolsammlung für Windows www.hirensbootcd.org Englisch
Kali Linux Netinstaller* Netzwerk- und Sicherheitstests www.kali.org Englisch
Lange bevor PCs mit Windows durchstarte-
React-OS* Windows-Klon für alte Programme https://reactos.org Englisch
ten, war ein Commodore Amiga für viele
Rufus* Tool für bootfähige USB-Sticks https://rufus.ie/de/ Deutsch
Anwender die erste Wahl. Mit dem System
Ubuntu Einfaches Linux https://ubuntu.com Deutsch
Aros One holen Sie sich das Amiga-Feeling
Ventoy* Tool für bootfähige USB-Sticks www.ventoy.net Deutsch
von früher zurück. Zu den integrierten Pro-
grammen gehören etwa der Dateimanager Virtualbox* Tool für virtuelle PCs https://www.virtualbox.org/ Deutsch

Directory Opus, der Webbrowser OWB und Win-UAE* Amiga-Emulator www.winuae.net Englisch

viele Entwicklerumgebungen. Zorin-OS Schlankes Linux für ältere PCs https://zorin.com Deutsch
* auf Download-DVD

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 73
Multiboot / Die besten Live-Systeme

die Spieledaten vom zweiten Medium in

das passende Unterverzeichnis von „roms“.
Sobald Sie Batocera neu starten, erkennt
und zeigt das System die neuen Images.

Chrome-OS & Hiren’s Boot-CD

Chrome-OS von Google kommt auf Chrome-
books zum Einsatz. Mit Cloudready probie-
ren Sie es auf einem PC aus. Die kostenlose
Version starten Sie wahlweise von CD, DVD
oder vom USB-Stick. Cloudready testet das
System auf Lauffähigkeit, nach einer Anmel-
dung mit einem Google-Account steht Chro-
me-OS zur Verfügung. Eine ausführliche
Beschreibung zur Installation und Nutzung
lesen Sie unter www.pcwelt.de/2520735.
Das ISO Hiren’s Boot-CD PE x64 stellt auf
Basis von Windows 10 PE ein universelles
Werkzeug dar, um Probleme rund um den
PC und Windows zu lösen. Der Vorteil dieses
Pakets gegenüber anderen Umgebungen ist
die einfache Navigation per Maus auf der
Hilfreiche Werkzeuge für die Datenrettung und Systemreparatur finden sich in der Sammlung von Hiren’s Windows-Oberfläche. Das Eintippen von
Boot-CD PE – dazu gehören auch mehrere Virenscanner. Befehlen in der Kommandozeile entfällt.
Benötigen Sie weitere Informationen, nut-
zen Sie einen der integrierten Browser.
VIRTUELLER PC: LIVE-DVDs MIT VIRTUALBOX Die Tools umfassen so nützliche Dinge wie
Backup und Systemrecovery, Partitionie-
Ganz ohne Bootmedium lassen sich die ISO-Dateien in Virtualbox verwenden. Nach rung, Kloning, Datenrettung, Passwortre-
der Installation und dem Start von Virtualbox erzeugen Sie über das „Neu“-Icon set, das Auslesen von Lizenzkeys, Viren­
links oben eine virtuelle Maschine, vergeben einen Namen und wählen die Art des scanner und manches mehr.
Betriebssystems. Bei Linux-Distributionen wählen Sie bei „Type“ Linux und darun-
ter den passenden Eintrag. Oft erkennt das Programm die Eingabe automatisch
Kali Linux und React-OS
und wählt die richtigen Einstellungen. Bei anderen ISO-Images wie Chrome-OS Die Linux-Distribution Kali Linux ist für Si-
oder Android für PCs nutzen Sie „Other Linux“. Das funktioniert auch beim Amiga- cherheitsanalysen beliebt. Sie wird vom
OS-Clone und dem Konsolenpaket. Unternehmen OffSec Services entwickelt
Folgen Sie dem Assistenten, und wählen Sie mindestens 4 GB Hauptspeicher. Eine und in verschiedenen Varianten angebo-
virtuelle Festplatte ist zum Testen eines Livesystems nicht notwendig. Bestätigen ten. Dazu gehören ISOs mit Livemodus,
Sie die Einstellungen, schließen die Einrichtung ab, und klicken Sie im Hauptmenü Lösungen für virtuelle Maschinen und die
auf das „Ändern“-Icon. Nun wechseln Sie zu „Massenspeicher“ und aktivieren in Installation unter Windows 10 und 11.
der Mitte unter „Controller: IDE“ den Anschluss für das optische Laufwerk. Unter Mehrere hundert Tools helfen bei der Ana-
„Attribute“ rechts wählen Sie über das DVD-Symbol die gewünschte ISO-Datei. Kli- lyse des lokalen Netzes und der Erkennung
cken Sie darunter auf die Option „Live-CD/DVD“, bestätigen Sie mit „OK“, und star- von Gefahren. Die detaillierte Anleitung auf
ten Sie zum Schluss die virtuelle Maschine. der Kali-Linux-Webseite hilft bei der Nut-
zung der Programme. Im Fenster zur An-
Virtuelle Maschine meldung nutzen Sie bei Username und
in Virtualbox: In den Passwort jeweils „kali“.
Einstellungen für Auf modernen Windows-Systemen laufen
Massenspeicher nicht mehr alle früheren 32-Bit-Anwendun-
lässt sich ein opti- gen. Das React-OS-Projekt bietet ein freies
sches Laufwerk für Betriebssystem, dass die Kompatibilität mit
ein Live-ISO aus- alten Windows-Applikationen verspricht.
wählen. Dazu werden der Kernel von Windows NT
nachgebildet und Treiber für Standard-PC-
Hardware zur Verfügung gestellt. Optik und
Funktionen des Desktops basieren auf Win-
dows 2000 beziehungsweise 2003 Server.

74 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

Sehr viele Tools für Sicherheitschecks findet man in Kali Linux. Das System wird von
vielen Profis genutzt. Der missbräuchliche Einsatz für fremde Netzwerke ist verboten.
Der mitgelieferte Anwendungsmanager
installiert über das Internet Software aus
vielen Bereichen. Diese sind auf Lauffähig-
keit getestet und gratis.
Linux: Ubuntu und Zorin-OS
Einfache Nutzerführung, simple Installati-
on und eine umfangreiche Unterstützung
für verschiedenste Hardware macht Ubun-
tu Linux bei Nutzern beliebt – über die
Live-DVD lernen Sie ganz einfach das Sys-
tem kennen. Nach dem Start klicken Sie auf
„Ubuntu ohne Installation ausprobieren“.
Sie gelangen auf die Hauptseite mit der
Leiste der häufig benutzten Programme,
über das Symbol mit den Punkten unten
erscheinen alle verfügbaren Applikationen.
Im Ubuntu-Paketmanager suchen Sie nach
Anwendungen und installieren diese über
das Internet.
Ein alter Rechner ist oft noch für das Surfen
im Netz geeignet oder dient als Office-PC.
Statt alte Windows-Versionen ohne Sicher-
heitsupdates einzusetzen, nutzen Sie bes-
ser Zorin-OS 16 Lite. Das schlanke Linux
läuft auch auf älteren PCs problemlos. Das
Paket erlaubt das Starten als Liveversion
sowie die Installation auf eine Festplatte.
Dabei kann man optional ein bestehendes
Windows und die Daten behalten.
Im Lieferumfang von Zorin-OS gibt es Bord-
mittel, Browser und Office-Anwendungen.
Spiele stehen über Steam, GOG und andere
Plattformen zum Download bereit. Zorin-
OS bietet den weiteren Vorteil, dass das
System als 32-Bit-Version auch auf betagter
Hardware läuft.
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Multiboot / Die besten Live-Systeme
React-OS ist kompatibel zu Windows NT/2000 und wird für den Betrieb alter
Wind­ows-Anwendungen für 32-Bit-Betriebssysteme entwickelt.
MULTIBOOT-STICK MIT VENTOY ERZEUGEN
Üblicherweise ist man beim Booten vom USB-Stick auf ein Livesystem be-
schränkt. Mit dem Bootmanager Ventoy speichern Sie dagegen mehrere ISOs
auf dem Stick und können so zwischen mehreren Systemen wählen, beispiels-
weise mehrere Rettungs- oder Reparatursysteme.
So geht’s: Zum Einrichten stecken Sie einen USB-Stick mit ausreichend Speicher-
platz in Ihren Rechner. Der Speicherbedarf hängt von Anzahl und Größe der einzel-
nen ISO-Dateien ab. Starten Sie das Tool, wählen Sie als Sprache „Deutsch“ und un-
ter „Gerät“ den eingesteckten Stick. Bestätigen Sie mit „Installieren“. Ventoy startet
eine Schnellformatierung und erzeugt auf dem USB-Medium zwei Laufwerke: Das
erste enthält den Bootloader und das Auswahlmenü. In das zweite („Ventoy“) ko-
pieren Sie die gewünschten ISO-Dateien. Diese listet Ventoy beim Starten auf. Zu-
sätzlich können Sie hier portable Tools speichern.
Neben der einfachen Installation bietet Ventoy den weiteren Vorteil, dass Sie die
gespeicherten ISOs einfach austauschen können. Dazu ersetzen Sie auf dem Stick
die alte durch die aktualisierte Datei. Und: Ventoy startet nicht nur ISO-Images,
sondern auch IMG-Dateien wie bei Batocera.linux.
Multiboot-System
ganz einfach: Bei
der Installation und
Konfiguration von
Ventoy auf einem
USB-Stick werden
auf dem Datenträger
zwei Partitionen er-
zeugt.
75
Multiboot / Der Multiboot-Stick

Der Multiboot-Stick
USB-Sticks fassen 32, 64, 128 Gigabyte und mehr, USB-Festplatten mehrere Terabyte.
Für ein einziges Livesystem ohne Größenwachstum wäre das pure Platzverschwendung.
Es bietet sich an, solche Medien mit einem ganzen Werkzeugkasten zu füllen.

VON HERMANN APFELBÖCK

Tools wie Unetbootin oder Win32Disk

Imager befördern genau ein Systemabbild
bootfähig auf den USB-Datenträger. Auf
große USB-Datenträger passt natürlich we-
sentlich mehr, beispielsweise ein Installa-
tionsarchiv der wichtigsten Linux-Distribu-
tionen oder eine Sammlung von Repara-
tur- und Zweitsystemen. Es gibt einschlägi-
ge Tools unter Linux wie Windows, um
solche Multiboot-Sammlungen bequem
zusammenzubauen. Wir erklären den Ein-
satz der Tools Multibootusb (unter Linux)
und Yumi (unter Windows) und empfehlen
Livesysteme, die für solche Multiboot-
Sticks prädestiniert sind. Einige davon fin-
den Sie auf unserer Download-DVD.
Multibootusb und Yumi arrangieren im
Handumdrehen eine stattliche mobile
Sammlung von Distributionen für Repara-
tur, Zweitdesktop oder Installationen. Ein
so erstellter Multiboot-Stick enthält aller-
dings ausschließlich Linux-Livesysteme.
Multibootusb ebenso wie Yumi können
aber immerhin für Ubuntu-basierte Syste-
me einen persistenten Speicher einrichten,
was bei ausreichender Kapazität des Daten-
trägers stets zu empfehlen ist.
Persistenz macht Livesysteme deutlich fle-
xibler, Livesysteme bleiben sie aber den-
noch. Ideale Systemkandidaten für Multi-
boot-Sticks sind daher nicht unbedingt
Desktopsysteme, sondern Reparatur-, Ana-
lysesysteme und Virenscanner sowie diver-
se monofunktionale Spezialisten wie Parti-
tionierer oder Boothelfer.
Multibootusb unter Linux: Live-
systeme auf USB-Stick bringen
Wer eine Sammlung an Livesystemen un-
terbringen will, hat unter Linux die Wahl
zwischen Multisystem und Multibootusb.
Aufgrund der einfacheren Bedienung emp-
fehlen wir Multibootusb. Eventuell finden
Sie das Tool in den offiziellen Paketquellen
Ihrer Distribution, dann ist es mit dem Pa-
ketnamen „python3-multibootusb“ leicht
zu installieren:
sudo apt install python3-
multibootusb
Ist dies nicht der Fall, gibt es das Python-
Tool als fertiges RPM- und DEB-Paket sowie
auch als EXE für Windows unter https://
github.com/mbusb/multibootusb/releases.
Einschlägig für Debian/Ubuntu ist das DEB-
Paket „python3-multibootusb_9.2.0-1_all.
deb“, das nach dem Download und Doppel-
klick schnell installiert ist. Danach erscheint
es im Hauptmenü oder ist mit
sudo multibootusb
startklar. Die Oberfläche ist gewöhnungs-
bedürftig, zumal der wesentliche Arbeits-
modus mit den Registerkarten in der unte-
ren Hälfte zu steuern ist. Standardmäßig ist
aber der für unseren Zweck einschlägige
Modus „MultiBootUSB“ voreingestellt.
Den vorher eingelegten Stick, der FAT32-
formatiert sein sollte, stellen Sie dann oben
mit „Select USB disk“ ein, wobei Sie die Par-
tition /dev/sdx1“ wählen, nicht das Gerät
„/dev/sdx“. Mit „Select image“ und „Brow-
se“ geht es dann zum ersten ISO-Image,
das dann mit „Install distro“ auf das Lauf-
werk geschrieben wird. Bei allen Debian/
Ubuntu-Systemen erscheint zusätzlich im
Fenster links ein Schieberegler für einen
persistenten Speicherbereich. Wo immer
das angeboten wird, sollten Sie das anneh-
men, um das Livesystem anpassungsfähig
zu machen.
Die Fortschrittsanzeige hatte früher die Ma-
cke, schnell auf 80, 90 oder 99 Prozent zu
wachsen, dann aber lange zu stagnieren.
Dies ist inzwischen so ins Gegenteil ver-
schlimmbessert, dass relativ lange gar
nichts passiert. Das ist aber nur ein Schön-
heitsfehler: Warten Sie einfach ab, bis das
Tool die finale Bestätigung zeigt.
Auf diese Weise befüllen Sie das USB-Medi-
um, während Multibootusb alle vorhande-
nen Systeme in seiner Liste rechts unten
anzeigt. Diese Liste dient auch der späteren
Übersicht und erlaubt mit „Uninstall distro“
nachträgliches Löschen eines Livesystems.

76 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

Auswahl des nächsten
ISO-Abbilds in Multi-
bootusb: Trotz eigenwilli-
ger Oberfläche ist die
Zusammenstellung von
bootfähigen Livesyste-
men ganz einfach.
Achten Sie auf den Persistenzregler: Die Option wird bei allen Ubuntu-Desktops angeboten und ist immer zu
empfehlen. Für ein paar Anpassungen müssen es aber keine Gigabyte sein.
Das spätere Bootmenü des USB-Sticks zeigt arbeiten, bis man unter „YUMI Legacy“ und
alle Livesysteme ohne Kategorisierung in „YUMI UEFI+BIOS“ auf die gesuchten
der Reihenfolge der Einrichtung. Schaltflächen „Download YUMI“ trifft.
Wenn die Firmware der Rechner, auf denen
Yumi unter Windows später der Multibootstick starten soll, den
Wer es sich aussuchen kann, ob er seinen Bios-Modus noch unterstützt, nehmen Sie
Multiboots-Stick unter Linux oder Windows „YUMI Legacy“.
einrichten will, fährt mit Yumi unter Win- In der Regel ist dies vertretbar, weil UEFI-
dows (auf Download-DVD) fast komfortab- Firmware meistens via Compatibility Sup-
ler. Einziges Ärgernis ist, dass auf der Seite port Module (CSM) auch den älteren Bios/
www.pendrivelinux.com/yumi-multiboot-usb- MBR-Boot bietet. Yumi Legacy – aktuell
creator überall übergroße Download- Version 2.0.9.4 – ist flexibler, insofern es
Schaltflächen blinken, die aber nicht das die Livesysteme auf FAT32- und NTFS-Da-
kleine Tool herunterladen. Man muss sich tenträger kopieren kann. Yumi-UEFI – aktu-
– dies ignorierend – ein Stück nach unten ell Version 0.0.4.6 – benötigt zwingend
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Multiboot / Der Multiboot-Stick
FAT32, was dann sehr große Livesysteme
wie Knoppix ausschließt (Vier-GB-Limit).
Schließen Sie das USB-Medium immer vor-
her an, bevor Sie Yumi starten. Das Tool hat
keine Refresh-Funktion, um USB-Laufwerke
nachträglich einzulesen. Ansonsten ist
Yumi („Your USB Multiboot Installer“) zwar
englischsprachig, aber unschlagbar einfach
in der Benutzung – quasi ein Unetbootin
mit Wiederholschleife. Yumi benötigt unter
Windows keine Installation – einfach die
ausführbare Datei starten. Die wenigen
Schritte sind ähnlich wie bei Unetbootin:
Sie wählen in „Step 1“ das gewünschte Ziel-
laufwerk, in „Step 2“ die Distribution und
im letzten Schritt „Step 3“ das ISO-Image
der gewünschten Linux-Distribution. Bei
der Auswahl der ISO-Datei zeigt Yumi nur
Dateiobjekte an, die zum Distributionsna-
men passen, den Sie vorher in „Step 2“ ge-
wählt haben. Daher ist es in der Regel zu
empfehlen, die unscheinbare Option „Show
all ISOs“ zu aktivieren, um diesen Filter zu
umgehen. Bei allen Ubuntu-basierten Sys-
temen erscheint nach „Step 3“ ein zusätzli-
cher „Step 4“, mit dem Sie dem System ei-
nen persistenten Speicher und damit An-
passungsfähigkeit spendieren können.
Yumi gibt für die Persistenz ein Maximum
von etwa vier GB vor (pro System).
Nach absolvierter Kopie fragt Yumi jedes
Mal automatisch nach: „Would you like to
add more ISOs…“. Mit „Ja“ oder „Yes“ kön-
nen Sie dann nach demselben Strickmuster
weitere Systeme aufnehmen, solange der
Platz des Datenträgers reicht.
Beim späteren Booten des Datenträgers
erscheint das Yumi-Bootmenü: Es bietet an
oberster Stelle das Booten von der Festplat-
te an sowie unter „Linux Distributions“ die
eingerichteten Desktop-Livesysteme auf
USB. Das Yumi-Bootmenü hat mit „System
Tools“, „Other OS“ und „Unlisted ISOs“
noch weitere Kategorien. Es wird mitunter
zum Suchspiel, wo das gewünschte Livesys-
tem eingeordnet ist, aber die Sortierung ist
durchaus logisch.
Yumi kann auf einem Multiboot-Stick auch
nachträglich Systeme hinzufügen oder wie-
der entfernen. Beim Erweitern gehen Sie
einfach so vor wie oben beschrieben. Sie
erhalten dabei keinen Hinweis auf die be-
reits vorhandenen Systeme, aber diese blei-
ben unangetastet. Für das Löschen aktivie-
ren Sie rechts oben die unscheinbare Opti-
on „View or Remove Installed Distros“.
Diese Option ist auch nützlich, um sich ei-
77
Multiboot / Der Multiboot-Stick

nen Überblick über die bereits bestehenden Das nächste für Yumi:
Systeme zu verschaffen. Das Tool leistet unter
Windows ähnliche Arbeit
Kandidaten für Live-Multiboot wie Multibootusb, ist
Die Tatsache, dass ein USB-Stick Platz für aber noch einfacher zu
mehr als 50 Livesysteme bieten kann, sollte bedienen.
Sie nicht dazu verleiten, dies planlos auszu-
nutzen. Es ist nicht sinnvoll, eine Vielzahl
von Distributionen anzusammeln, die sich
zu 50, 80 oder gar hundert Prozent funkti-
onal überschneiden. Was Sie wirklich benö-
tigen, müssen Sie selbst entscheiden, aber
die folgenden Vorschläge zeigen ein plausi-
bles Arrangement für einen nützlichen
Werkzeugkasten.
• Ein Desktopsystem, nämlich das Ihnen
bestvertraute, sollten Sie grundsätzlich mit-
nehmen. Optimalerweise ist es mit großzü-
giger Persistenz eingerichtet, danach ange-
passt und deutsch lokalisiert, sodass es als
Livesystem Ihren Desktop-Gewohnheiten
möglichst nahekommt.
• Ein zusätzliches Surfsystem ist neben
einem Desktopsystem nur notwendig,
wenn gewisse Sonderansprüche bestehen:
Slax (www.slax.org) ist besonders klein und
schnell und bietet nur Browser, Terminal,
Dateimanager und VLC. Tails (https://tails.
boum.org) pflegt einen Sonderstatus als
Livesystem mit anonymisierendem TOR-
Browser. Peppermint-OS (http://peppermint
os.com) tendiert Richtung Allzwecksystem,
hat aber seinen Fokus auf Web und Cloud.
• Knoppix, das Allzweck-Livesystem, ist ei- Yumi im Uninstaller-Modus: Die unscheinbare Option „View or Remove…“ wechselt den Modus. Jetzt zeigt Yumi
gentlich immer eine Empfehlung, da es fast die bereits vorhandenen Systeme und bietet die Deinstallation.
alles enthält, was auch speziellere Repara-
tursysteme mitbringen (www.knopper.net/ sudo grub-install --recheck /dev/ Dies ist oft wichtig, um die Systempartition
knoppix-mirrors). Die große DVD-Variante sd[a] von außen zu verkleinern. Gparted ist zwar
bringen Sie allerdings nicht auf einem sudo update-grub auf vielen Livesystemen vertreten, aber bei
FAT32-Stick unter (Vier-GB-Limit). Knoppix im laufenden System erfolgen. Gparted Live müssen Sie nicht raten. Außer-
ist auf einer Multiboot-Sammlung somit • Rescuezilla (Clonezilla): Rescuezilla und dem ist dort Gparted brandaktuell.
nur mit „Yumi Legacy“ auf einem NTFS-Stick Clonezilla (auf Download-DVD) sichern Da- • Antivirenscanner für Windows: Unab-
zu realisieren. Die kleine CD-Variante von tenträger oder Partitionen (https://rescuezil- hängige AV-Scanner auf Basis eines Linux-
Knoppix bringen Sie überall unter. la.com/, http://clonezilla.org/). Clonezilla systems sind sauber und zuverlässiger als
• Super Grub2 Disk: Der winzige Spezialist beherrscht neben verbreiteten Linux- und jeder Virenscan auf einem eventuell bereits
ist ein unentbehrlicher Kandidat für den Windows-Dateisystemen auch BTRFS, Rei- kompromittierten Windows. Daher gibt es
Multibootstick (https://sourceforge.net/pro ser, HFS+, exFAT und spricht alle Netzproto- von allen namhaften AV-Firmen wie Avira,
jects/supergrub2/files/latest/download). Er kolle (Samba, SSH, NFS, Webdav). Rescuezil- Bitdefender, Kaspersky solche Livesysteme.
durchsucht mit der Option „Detect and la beschränkt sich auf Ext2, Ext3, Ext4, NTFS Typisches Suchmuster für die Download­
show boot methods“ alle Datenträger des und FAT und für Kopien im Netz auf Samba. seiten ist (Beispiel) „kaspersky rescue“.
Rechners nach Betriebssystemen und star- Für typische Endanwender ist dies keine Ein- • PC-WELT-Notfallsystem: Auch diese
tet dann das ausgewählte System. Der Not- schränkung und Rescuezilla mit grafischer Empfehlung richtet sich an Windows-Nut-
helfer ist unentbehrlich, wenn der Bootloa- Bedienung die bessere Wahl. zer, denn dieses Reparatursystem (auf
der nach einer Windows-Installation oder • Gparted Live: Das anspruchslose Livesys- Download-DVD) enthält zwar auch allge-
einer fehlerhaften Linux-Installation fehlt tem der Gparted-Entwickler (https://gparted. meine Linux-Prominenz wie Gparted und
oder defekt ist. Das Tool repariert aber org) sorgt für den Partitionierer Gparted auf Clonezilla, ist aber auf Windows-Reparatu-
nicht. Die Grub-Reparatur muss mit einem unabhängig gestarteten Zweitsystem. ren spezialisiert.

78 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
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 Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick
Windows 11
auf dem Setup-Stick
Wer Windows 11 ausprobieren möchte, installiert das System auf einem ausreichend
großen USB-Stick. Das funktioniert auch dann, wenn die Hardware des PCs oder
Notebooks laut Microsoft nicht den Hardwareanforderungen genügt.
VON THORSTEN EGGELING
Windows 11 gibt es bereits seit dem 5. Ok-
tober 2021. Der Start war aufgrund einiger
Fehler im System etwas holprig. Mit ent-
sprechenden Updates hat Microsoft viele
bekannten Probleme weitestgehend besei-
tigt. Am 20. September 2022 veröffentlich-
te Microsoft das 2022-Update (22H2).
Aber: Ein nicht unerheblicher Teil der Win-
dows-10-Nutzer blieb beim Upgrade auf
Windows 11 außen vor, weil ihr Rechner
Microsofts Hardwareanforderungen nicht
erfüllt. Wie sich das umgehen lässt, be-
schreiben wir in diesem Artikel ebenfalls.
Der Schwerpunkt liegt jedoch bei der Win-
„Mit einem Windows 11 auf
dem Stick können Sie das
System risikolos testen.“
80
dows-Installation auf einem USB-Laufwerk.
Dabei kann es sich um einen USB-Stick oder
eine externe USB-Festplatte handeln. Die
einzigen Voraussetzungen: Das USB-Lauf-
werk muss 32 GB oder mehr Platz bieten
und für optimale Geschwindigkeit mindes-
tens USB 3.0 unterstützen.
Von Microsoft ist die Windows-Installation
auf USB-Laufwerken nicht offiziell vorgese-
hen. Die von uns vorgestellten Verfahren
ermöglichen, Windows 11 ohne Nebenwir-
kungen auszuprobieren. Die Beschränkung
auf bestimmte Hardware wird dabei eben-
falls umgangen. Jeder Nutzer kann sich
dann selbst ein Bild von der Leistung des
neuen Systems auf dem eigenen Rechner
machen und feststellen, ob Windows 11
ohne Problem darauf läuft.
1. Wie
 die Windows-Installation
funktioniert
Bei einer Windows-Neuinstallation bootet
man den PC oder das Notebook von der
Windows-Installations-DVD oder einem
USB-Stick mit den Installationsdateien. Das
Bild: © Mit Material von baloon111 – 123RF
Installationssystem ist ein Mini-Windows,
das Reparaturprogramme und das Setup-
Tool enthält.
Das Setup-Tool hat nur wenige Aufgaben.
Es fragt den Produktschlüssel sowie die ge-
wünschte Windows-Edition ab, partitioniert
die Festplatte und extrahiert die Datei
Install.wim oder Install.esd aus dem Ord-
ner „sources“ des Installationsmediums
auf die Windows-Partition. Die beiden Ins-
tall-Dateien unterscheiden sich nur durch
den Grad der Komprimierung. „esd“ steht
für „Electronic Software Delivery“, ist bes-
ser komprimiert und die ISO-Datei daher
für den Download etwas kleiner.
Nach dem Neustart beginnt die zweite Phase
der Installation. Die Hardware wird erkannt,
das System individuell für den Rechner an-
gepasst und ein Benutzerkonto erstellt.
2. Die Besonderheiten bei der

Windows-11-Installation
Bisher prüft nur das Setuptool von Win-
dows 11 die Hardwarevoraussetzungen,
also ob TMP 2.0 sowie Secure Boot aktiviert
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick

sind und eine unterstützte CPU sowie ge- Windows-Standard­

nügend RAM im Gerät stecken. Ist das Sys- installation: Das Setup-
tem einmal installiert, kann man TPM und Tool vom Installations-
Secure Boot auch abschalten. medium bereitet vor
Wer Windows 11 auf nicht offiziell unter- allem die Festplatte für
stützter Hardware installiert, befindet sich Windows vor. Bei Win-
daher in einer unsicheren Lage. Microsoft dows 11 prüft es auch
hatte ursprünglich angedroht, dass es für die Hardware-Voraus-
diese Systeme keine Updates geben könn- setzungen.
te. Ob damit nur Funktionsupdates oder
auch Sicherheitsupdates gemeint sind,
führte das Unternehmen nicht näher aus.
Stand Februar 2023 gibt es keine Einschrän-
kungen, wenn man die Installationsbe-
schränkungen umgeht.
Trotzdem erscheint es als wenig empfeh-
lenswert, einen nicht unterstützten und
produktiv genutzten Rechner mit Windows
11 auszustatten. Eine Installation parallel
zu Windows 10 oder auf einem USB-Lauf-
werk lässt sich jedoch ohne langfristige
Nebenwirkungen durchführen. Nur neue Hardware erlaubt: Update oder Neuinstallation verweigert Windows 11, wenn die Hardware den
Alternative Installationsmethoden: Da An­for­d­e­­r­u­n­gen nicht genügt. Mit einem USB-Stick lässt sich das umgehen.
(bisher) nur das Setuptool die Hardwarevor-
aussetzungen prüft, lassen sich die Ein-
schränkungen einfach umgehen: Man muss
nur das Installationsabbild Install.wim be-
ziehungsweise Install.esd vom Setupdaten-
träger aus dem Ordner „Sources“ auf die
Festplattenpartition oder das USB-Lauf-
werk extrahieren. Profis verwenden dafür
im Terminal Tools wie dism (Deployment
Image Servicing and Management) oder
Open-Source-Tools wie Wimlib.

3. I nstallationsmedium für
Windows 11 besorgen
Wie schon bei Windows 10 stellt Microsoft
ein Media Creation Tool für Windows 11
kostenlos zur Verfügung (www.pcwelt.de/
win11iso). Damit lässt sich in wenigen
Schritten ein USB-Stick für die Neuinstalla-
tion beziehungsweise eine ISO-Datei für die
Neuinstallation oder ein Upgrade erstellen.
Installationsmedium herunterladen: Über das Microsoft Media Creation Tool lädt man eine ISO-Datei mit
Windows 11 herunter, die dann der Installation auf einem USB-Stick dient.
Auf der Downloadseite von Microsoft kann Februar 2023 liefert das Media Creation
man eine ISO-Datei auch direkt herunterla- Tool eine ISO-Datei mit der Version
den. Bei Windows 10 hingegen ist das im- 22621.525 (22H2) aus (4,55 GB groß).
mer noch nicht möglich. Die direkt heruntergeladene ISO-Datei
Der Inhalt beider ISO-Dateien kann sich (Win11_22H2_German_x64.iso) ist mit 5,17
unterscheiden. Bei Redaktionsschluss im GB etwas größer und enthielt ebenfalls die

IM ÜBERBLICK: TOOLS FÜR WINDOWS TO GO

Name Beschreibung Auf Internet Sprache
7-Zip Packprogramm Download-DVD www.pcwelt.de/562029 Deutsch
Media Creation Tool für Windows 11 Lädt Windows 11 herunter – www.pcwelt.de/win11iso Deutsch
Minitool Partition Wizard Free Partitionierungstool Download-DVD www.pcwelt.de/1934530 Deutsch
Rufus portable Erstellt Windows-To-Go-Laufwerke Download-DVD http://rufus.akeo.ie Deutsch
Virtualbox Virtualisierungssoftware Download-DVD www.pcwelt.de/582647 Deutsch
Virtualbox Extension Pack Erweiterungen für Virtualbox Download-DVD www.virtualbox.org Deutsch
Wimlib Tool zur Verwaltung von WIM/ESD-Dateien – https://wimlib.net Englisch
WinNTSetup Erstellt Windows-To-Go-Laufwerke – www.pcwelt.de/slTBlj Deutsch

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 81
Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick
Version 22621.525. Für unsere Zwecke
spielt die Version aber eh keine Rolle, weil
Updates direkt nach der Installation Win-
dows auf den neuesten Stand bringen.
Außerdem ist es möglich, eine ISO-Datei
über das Tool Rufus (auf Download-DVD)
herunterzuladen. Damit das funktioniert,
muss beim ersten Start die Updateprüfung
aktiviert werden. Nachträglich lässt sich der
Updatecheck über das Icon „Applikations-
einstellungen anzeigen“ im linken unteren
Bereich des Fensters aktivieren.
Danach klicken Sie rechts neben „Auswahl“
auf den kleinen Pfeil und wählen „Down-
load“. Nach einem Klick auf „Download“
folgen Sie im weiteren Verlauf den Anwei-
sungen des Assistenten.
4. Windows
 11 auf einem
USB-Laufwerk einrichten
Die portable Installationsart Windows To
Go hat Microsoft mit Windows 8 eingeführt,
aber nur für die Enterprise- und Education-
Editionen. Zudem waren dafür ausschließ-
lich spezielle und relativ teure USB-Sticks
82
Direkt zur Konfiguration: Das Windows-To-Go-System beginnt beim ersten Start gleich
bei den individuellen Einstellungen wie Land, Tastaturlayout und Benutzerkonto.
Windows-To-Go-Stick
erstellen: Mit Rufus ge-
lingt die Installation re-
lativ unkompliziert. Das
Tool erstellt die nötigen
Partitionen für ein UEFI-
System automatisch.
zugelassen. Ein Windows zum Mitnehmen
lässt sich aber mit geeigneten Tools und ein
paar Tricks auf beliebigen USB-Laufwerken
einrichten. Es gibt – zumindest war das bei
Windows 10 bisher der Fall – nur eine Ein-
schränkung: Ein Upgrade auf eine höhere
Windows-Version ist nicht auf dem Stan-
dardweg möglich. Ein USB-Stick mit Win-
dows 10 lässt sich nicht auf Windows 11
aktualisieren, und die großen Funktions­
updates, bei denen das komplette System
ersetzt wird, lassen sich ebenfalls nicht
durchführen. Die regulären Updates wer-
den jedoch installiert.
Die einfachste Methode zur Windows-To-
Go-Installation bietet das Gratistool Rufus
(auf der Download-DVD):
Schritt 1: Unter „Laufwerk“ wählen Sie den
USB-Stick aus, der neu formatiert werden
muss. Sichern Sie daher alle darauf befind-
lichen Daten. Wenn Sie eine USB-Festplatte
verwenden möchten, klicken Sie auf „Er­
weiterte Laufwerkseigenschaften anzeigen“
und setzen ein Häkchen vor „USB-Fest­
platten anzeigen“.
Schritt 2: Klicken Sie auf „Auswahl“, und
geben Sie die gewünschte ISO-Datei für die
Installation an. Unter „Abbildeigenschaft“
stellen Sie „Windows To Go“ ein, und unter
Partitionsschema belassen Sie „GPT“. Unter
„Zielsystem“ bleibt „UEFI (ohne CSM)“ ein-
gestellt. Im Prinzip wäre auch die Kombina-
tion „MBR“ mit „BIOS und UEFI“ möglich.
Dann könnte man den Stick auch auf PCs
ohne UEFI booten. Windows 11 besteht je-
doch auf GPT/UEFI. Andernfalls kann es zu
Problemen bei späteren Updates kommen.
Schritt 3: Klicken Sie auf „Start“, und wäh-
len Sie die gewünschte Edition aus, bei-
spielsweise „Windows 11 Home“ oder
„Windows 11 Pro“. Wenn Sie den Stick am
eigenen PC verwenden möchten, wählen
Sie die hier bereits installierte Edition. Win-
dows wird dann automatisch aktiviert. Wer
darauf keinen Wert legt, entscheidet sich
für eine beliebige Edition, die man ohne
Lizenz aber nur für begrenzte Zeit zu Test-
zwecken verwenden darf.
Schritt 4: Es erscheint eine Warnung, dass
alle Daten auf dem Ziellaufwerk gelöscht
werden. Prüfen Sie den angezeigten Lauf-
werksbuchstaben, damit nicht das falsche
Laufwerk gelöscht wird. Danach bestätigen
Sie mit „OK“. Der Dateitransfer dauert eini-
ge Zeit. Danach ist das USB-Laufwerk start-
bereit. Wird der Rechner vom USB-Lauf-
werk gebootet, startet die Hardwareerken-
nung und anschließend die Windows-Erst-
einrichtung. Damit das funktioniert, müs-
sen Sie im Firmwaresetup eventuell die
Bootreihenfolge ändern. Viele Geräte ver-
fügen auch über ein Bootmenü, das sich
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

meist über die Esc-Taste oder eine der F-
Tasten aufrufen lässt.
5. USB-Stick
 in den Windows-
Bootmanager einbinden
Der in Punkt 4 eingerichtete USB-Stick ent-
hält eine eigene UEFI-Partition mit der
Boot­umgebung. Er lässt sich daher unab-
hängig vom installierten System verwen-
den. Wer Windows 11 vom USB-Stick häu-
figer nutzt, kann das System in den
Windows-Boot­manager einbinden:
Schritt 1: Starten Sie das installierte Win-
dows 10 wie gewohnt. Der USB-Stick mit
Windows 11 muss dabei bereits mit dem
Computer verbunden sein.
Schritt 2: Laden Sie das kostenlose Tool
WinNTSetup unter www.pcwelt.de/slTBlj he-
runter, und entpacken Sie das Archiv in ei-
nen beliebigen Ordner. Starten Sie das Tool
Bootice aus dem gleichnamigen Ordner
unterhalb vom Verzeichnis „WinNTSetup_
v526\Tools\x64\“.
Schritt 3: Gehen Sie auf die Registerkarte
„BCD“, und klicken Sie auf „Einfach“. Kli-
cken Sie auf „Hinzufügen“, und gehen Sie
auf „Neuer Windows 7/8/8.1 Eintrag“.
Schritt 4: Im rechten Teil des Fensters wäh-
len Sie die Option „Partition“ und darunter
das USB-Laufwerk sowie die NTFS-Partition,
auf der Windows 11 installiert ist. Hinter
„OS Titel:“ tippen Sie beispielsweise „Win-
dows 11 USB“ ein. Hinter „Sprache:“ geben
Sie im linken und rechten Teil des Fensters
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick
Bootreihenfolge festlegen: Passen Sie die UEFI-Einstellungen mit Bootice an. Stan­
dardmäßig startet das System, das sich an der ersten Position in der Liste befindet.
Bootmenü anpassen: „Speicher Aktuelles System“ und abschlie-
Über das kleine und ßend dann auf „Schließen“.
komfortable Tool Boo­ Schritt 5: Gehen Sie auf die Registerkarte
tice nehmen Sie Win­ „UEFI“, und klicken Sie auf „Einträge bear-
dows To Go in das beiten“. Hier können Sie die Reihenfolge
Bootmenü des Haupt­ der UEFI-Starteinträge anpassen. Setzen Sie
systems auf der Fest­ „Windows Bootmanager“ des Systems auf
platte auf. dem internen Laufwerk an die erste Stelle.
Die Zuordnung erkennen Sie hinter „Lauf-
jeweils „de-de“ ein. Entfernen Sie das Häk- werk“ im rechten Teil des Fensters. Klicken
chen vor „Metro Boot Manager (Win8)“, Sie auf „Speicher aktueller Eintrag“ und
und setzen Sie dann ein Häkchen vor „Zeige dann auf „Schließen“.
Auswahlmenü“. Klicken Sie nacheinander Nach einem Windows-Neustart erscheint
auf die Schaltflächen „Speichern Globale“, jetzt ein Bootmenü, über das Sie einfach
HARDWARE-EINSCHRÄNKUNGEN UMGEHEN
Windows 11 lässt sich auch auf nicht unterstützter Hardware instal­lieren.
Dafür erstellen Sie mit Rufus Version 3.18 einen neuen Installationsstick. Un-
ter „Abbildeigenschaft“ wählen Sie „Extended Windows 11 Installation (no TPM / no
Secure Boot)“. Die CPU-Prüfung durch das Setupprogramm wird damit ebenfalls aus-
geschaltet, und Windows 11 lässt sich auf nahezu jeder Hardware installieren. Ein
Upgrade auf Windows 11 ist (fast) ohne Hardware-Prüfung möglich. Dazu starten Sie
unter Windows 10 den Registrierungseditor (Win-R, regedit). Gehen Sie auf „Hkey_Lo-
cal_Machine\System\Setup“, und erstellen Sie den neuen Schlüssel MoSetup.
In diesem erstellen Sie einen Dword-Wert (32-Bit) mit dem Namen Allow
UpgradesWithUnsupportedTPMOrCPU und geben ihm den Wert 1. Das Upgrade
funktioniert aber nur, wenn im Firmware-Setup mindestens TPM 1.2 aktiviert ist. Das
CPU-Modell
spielt dabei kei-
ne Rolle.
Windows 11 (fast)
ohne Limit: Für die
Neuinstallation kann
Rufus den Installati­
onsstick anpassen,
sodass die Prüfung
der Hardwarevoraus­
setzungen unter­
bleibt.
83
Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick
Partitionen erstellen: Bereiten Sie den USB-Stick mit Bootice vor. Es werden eine ESP-
und eine MSR-Partition benötigt sowie eine große NTFS-Partition für Windows 11.
zwischen dem installierten Windows 10
oder Windows To Go vom USB-Laufwerk
wählen können.
Tipp: Sie können Bootice auch im Win-
dows-11-System auf dem USB-Stick starten
und dann entsprechend das System auf
dem internen Laufwerk in das Bootmenü
aufnehmen. In diesem Fall booten Sie im-
mer vom USB-Stick und wählen dann zwi-
schen Windows 10 und 11.
6. Windows
 11 auf einer virtuellen
Festplatte installieren
Die Windows-To-Go-Installation mit Rufus
(Punkt 4) entspricht einer herkömmlichen
Installation auf der Festplatte. Man kann
Windows jedoch auch auf einer virtuellen
Festplatte (VHD) einrichten. Dabei handelt
es sich um eine Containerdatei, die Win-
dows wie eine Festplatte einbinden und
davon booten kann. Der Vorteil: Auf dem
USB-Stick liegt nur eine einzelne Datei, die
sich für ein Backup einfach kopieren lässt.
Man kann das System daher flexibel von
einem anderen USB-Laufwerk oder einer
internen Festplatte starten. Der Nachteil ist
wie bei Windows To Go: Das Upgrade auf
eine höhere Windows-Version ist standard-
mäßig nicht möglich (siehe Punkt 7).
Erstellen Sie die nötigen Partitionen auf
dem USB-Laufwerk. Dazu entpacken Sie
das Tool Win NT Setup und starten Bootice
aus dem Ordner „WinNTSetup_v526\Tools\
x64\Bootice“:
Schritt 1: Auf der Registerkarte „Festplat-
ten“ wählen Sie das USB-Laufwerk, klicken
84
Windows To Go in der VHD-Datei: Win NT Setup extrahiert das Windows-11-Abbild auf
die virtuelle Festplatte und richtet die UEFI-Bootumgebung auf dem Startlaufwerk ein.
auf „Partitionsverwaltung“ und dann auf
„Partitionieren“. Wählen Sie die Option
„USB-HDD (Mehrere Partitionen)“, und kli-
cken Sie auf „OK“.
Schritt 2: Unter „Partitionen“ löschen Sie
alle Werte hinter „Größe“. Hinter „4:“ geben
Sie als Dateisystem „NTFS“ an. Wählen Sie
die Option „GUID Partitionstabelle (GPT)“,
und setzen Sie darunter Häkchen vor „Er-
stelle ESP Partition“ und „Erstelle MSR Par-
tition“. Klicken Sie auf „OK“. Bestätigen Sie
die Meldung, dass alle Daten auf dem Lauf-
werk verloren gehen, mit „OK“.
Schritt 3: Prüfen Sie, ob der ESP-Partition
(FAT16) und der NTFS-Partition ein Lauf-
werksbuchstabe zugewiesen wurde. Wenn
nicht, ändern Sie das per Klick auf „Lauf-
werksbuchstaben hinzufügen“. Danach be-
enden Sie Bootice.
Für die Installation verwenden wir wieder
das Tool Win NT Setup. Das Tool bietet im
Vergleich zu Rufus mehr Flexibilität und er-
möglicht zusätzliche Anpassungen. So ge-
hen Sie vor:
Schritt 1: Starten Sie Win NT Setup, klicken
Sie auf „VHD>>>“ und dann auf „Erstellen“.
Geben Sie über „Durchsuchen“ den Namen
und Speicherort für die VHD-Datei auf dem
USB-Stick an. Tippen Sie hinter „Größe der
virtuellen Festplatte:“ den gewünschten
Wert ein. Für Windows 11 sollten das min-
destens 32 GB sein. Unter Partitionsstil
wählen Sie „GPT – UEFI“. Klicken Sie auf
„OK“, um die VHD-Datei zu erstellen. Die
VHD-Datei wird automatisch in das Datei-
system eingebunden und der Laufwerks-
buchstabe – standardmäßig „Z:“ – unter
„Installationslaufwerk“ eingetragen.
Schritt 2: Entpacken Sie die ISO-Datei des
Windows-Installationsmediums mit 7-Zip
(auf Download-DVD). In Win NT Setup kli-
cken Sie unter „Windows-Installationsda-
teien“ auf „Durchsuchen“ und wählen die
Datei In­stall.wim oder Install.esd aus dem
Ordner „Sources“ der entpackten ISO-Da-
tei. Unter „Optionen“ legen Sie die ge-
wünschte Windows-Edition fest.
Schritt 3: Unter „Startlaufwerk“ geben Sie
die ESP-Partition auf dem USB-Stick über
„Durchsuchen“ an.
Schritt 4 (optional): Wählen Sie hinter
„Unbeaufsichtigt:“ die Datei „WinNTSetup_
v526\unattendWin7-11-Select.xml“ aus. Es
öffnet sich ein Fenster, in dem Sie die Be-
zeichnung des lokalen Benutzerkontos, Ih-
ren Namen, die Organisation, den Compu-
ternamen und die Netzwerkarbeitsgruppe
eintragen. Die zweite Phase des Setups er-
folgt dann automatisch ohne weitere Be-
nutzereingaben.
Schritt 5 (optional): Hinter „Treiber:“ kann
man einen Ordner mit Treibern angeben,
die in Windows integriert werden sollten.
Das ist beispielsweise bei Netzwerkadap-
tern sinnvoll, die Windows 11 von Haus aus
nicht unterstützt.
Schritt 6 (optional): Klicken Sie auf „Ein-
stellungen“. Hier lassen sich einige Einstel-
lungen vorkonfigurieren, etwas für den
Windows-Explorer „Zeige versteckte Datei-
en an“ oder „Zeige Dateierweiterungen an“.
Für einen USB-Stick ist „Deaktiviere den
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

Direktzugriff auf das USB-Laufwerk: In der Konfiguration einer virtuellen Maschine
lässt sich ein USB-Stick einbinden, von dem man im UEFI-Modus auch booten kann.
Ruhezustand“, „Deaktiviere den Windows-
Suchindex“ und „Deaktiviere die Auslage-
rungsdatei“ empfehlenswert. Bei langsa-
meren Laufwerken verbessert sich dadurch
die Leistung.
Schritt 7: Klicken Sie auf „Setup“. Hinter
„BCD:“ wählen Sie „UEFI“. Setzen Sie ein
Häkchen vor „Nutze die alte Bootmenü Ver-
sion“. Der Bootmanager zeigt das Bootme-
nü dann im Textmodus an, was schneller
zum gewünschten System führt als das
neue Bootmenü mit grafischer Oberfläche.
Zum Abschluss klicken Sie auf „OK“.
Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, kli-
cken Sie auf „VHD >>>“ sowie „Trennen“
und wählen dann die VHD-Datei auf dem
Stick. Danach lässt sich das System vom
USB-Laufwerk starten.
7. Windows
 11 in einer virtuellen
Maschine starten
Windows 11 lässt sich vom USB-Stick in ei-
nem virtuellen PC unter Virtualbox 7.x star-
ten (auf Download-DVD und unter www.
virtualbox.org). In einer virtuellen Maschine
(VM) wird aus einem USB-Laufwerk eine
virtuelle Festplatte. Deshalb funktioniert
prinzipiell ein Funktionsupdate oder ein
Inplace-Upgrade in einem virtuellen PC.
Frühere Versionen von Virtualbox unter-
stützen noch kein TPM und Secure Boot.
Deshalb sollten Sie unbedingt die neueste
Version von Virtualbox verwenden, da
sonst die Installation von Windows 11 nicht
funktionieren wird.
Soweit zu sehen ist, wird damit TPM und
Secure Boot vom Mainboard in die virtuelle
Maschine durchgereicht. Wenn der Compu-
ter nicht wenigstens TPM 1.2 unterstützt,
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Multiboot / Windows 11 auf dem Setup-Stick
Bootlaufwerk in Virtualbox: Von welchem virtuellen Laufwerk Virtualbox startet, legt
man im UEFI-Setup fest. Der Bootmanager lässt sich über die Esc-Taste aufrufen.
wird ein Upgrade in der VM daher nicht und Sie landen in der UEFI-Shell. Drücken
möglich sein. Sie die rechte Strg-Taste und gleichzeitig R
Virtualbox können Sie übrigens auch als für einen Reboot. Direkt danach drücken
Alternative zum USB-Boot verwenden. Ins- Sie möglichst schnell die Esc-Taste, um ins
tallieren Sie Virtualbox und das Virtualbox Firmwaremenü zu gelangen. Gehen Sie auf
Extension Pack von der Download-DVD. So „Boot Manager“, dann auf das USB-Lauf-
geht’s weiter: werk, und bestätigen Sie mit der Enter-
Schritt 1: In Virtualbox klicken Sie auf Taste. Windows 11 startet jetzt in Virtual-
„Neu“. Hinter „Name“ tippen Sie eine belie- box, und Sie können die gewünschten Up-
bige Bezeichnung für die virtuelle Maschine dates installieren.
ein, unter Version wählen Sie „Windows 11 Übrigens: Win NT Setup erzeugt in der
(64-Bit)“. Klicken Sie auf „Weiter“. Die ein- VHD-Datei eine UEFI-Partition mit der Boo-
getragene Größe des Hauptspeichers ist tumgebung. Es ist daher möglich, die virtu-
mit 4096 MB ausreichend angelegt. Nach elle Festplatte direkt in Virtualbox einzubin-
„Weiter“ wählen Sie die Option „Keine Fest- den. Sie kann dann auch auf einem anderen
platte“, klicken auf „Erzeugen“ und dann Laufwerk liegen. Die Einbindung erfolgt in
auf „Fortfahren“. Virtualbox über die Einstellungen der virtu-
Schritt 2: Klicken Sie auf „Ändern“, und ge- ellen Maschine. Gehen Sie auf „Massenspei-
hen Sie auf „USB“. Über die Schaltfläche mit cher“, klicken Sie „Controller: SATA“ mit der
dem „+“-Zeichen wählen Sie das USB- rechten Maustaste an, und wählen Sie „Plat-
Laufwe­rk aus. te“. Über einen Klick auf „Hinzufügen“ ge-
Schritt 3: Klicken Sie auf „Starten“. Auf- ben Sie die VHD-Datei an, danach klicken Sie
grund der Bootreihenfolge findet Virtual- auf „Auswählen“. Das USB-Laufwerk entfer-
box das Startlaufwerk nicht automatisch, nen Sie danach aus der Konfiguration.
WINDOWS WIEDER VOM USB-STICK ENTFERNEN
Die Datenträgerverwaltung hat unter Windows einige Beschränkungen. Damit lässt
sich beispielsweise die UEFI/Esp-Partition auf dem USB-Stick nicht entfernen. Eine
Windows-To-Go-Installation kann man daher nicht vollständig löschen. Verwenden
Sie dafür das Minitool Partition Wizard Free (auf Download-DVD). Die kostenlose
Software ist einfach zu bedienen und kann jeden Partitionstyp löschen. Klicken Sie
das USB-Laufwerk mit der rechten Maustaste an, und wählen Sie im Menü „Alle
Partitionen löschen“. Prüfen Sie die Auswahl genau, damit Sie nicht versehentlich
das falsche Laufwerk bearbeiten. Um die Änderung durchzuführen, klicken Sie auf
„Übernehmen“. Danach legen Sie über den Kontextmenüpunkt „Erstellen“ des nicht
zugeordneten Bereichs eine neue Partition an.
85
 Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux
Multiboot mit
Windows und Linux
Wer nicht auf Windows 11 upgraden darf oder will, kann das neue System trotzdem
zusätzlich zu Windows 10 installieren und dann in Ruhe ausprobieren. Das ist auch auf
PCs möglich, die die Hardwarevoraussetzungen nicht erfüllen.
VON THORSTEN EGGELING
Zweitsysteme eröffnen zahlreiche Möglich-
keiten, beispielsweise gefahrlose Tests neu-
er Software, Experimente mit Systemein-
stellungen oder Tests neuer Windows-Ver-
sionen. Wer möchte, kann auch Linux zu-
sätzlich zu Windows installieren und das
alternative Betriebssystem ausprobieren.
Die Parallelinstallation ist auch für Nutzer
interessant, die aufgrund fehlender Hard-
warevoraussetzungen Windows 11 nicht
„Windows 11 lässt sich
parallel zu 10 installieren,
selbst wenn der PC die Vor-
aussetzungen nicht erfüllt.“
86
offiziell verwenden dürfen. Mit einem Trick
gelingt die Installation trotzdem. Niemand
weiß jedoch, ob und wann Microsoft dem
einen Riegel vorschiebt. Ein Upgrade von
Windows 10 auf 11 oder die Nutzung als
alleiniges, produktives System ist daher auf
älteren Rechner nicht zu empfehlen. Einer
Testinstallation, auf die man bei Problemen
auch verzichten kann, steht jedoch nichts
im Wege.
Grundsätzlich läuft die Installation von Win-
dows 10 und 11 ähnlich ab. Auch wenn wir
den Schwerpunkt auf Windows 11 legen,
gelten die Beschreibungen ebenfalls für die
Einrichtung von Windows 10 neben einer
bereits installierten Windows-10-Version.
1. Installationsmedium für

Windows besorgen
Microsoft bietet das Media Creation Tool
für Windows 10 und 11 zum Download an.
Darüber kann man eine ISO-Datei des In­
Bild: © Mit Material von Harryarts – vecteezy
stallationsmediums herunterladen, auf
DVD brennen oder einen USB-Stick für die
Installation erzeugen.
Mit dem Tool Rufus lässt sich ebenfalls eine
ISO-Datei herunterladen. Damit das funkti-
oniert, muss beim ersten Start die Update-
prüfung aktiviert werden. Nachträglich
lässt sich der Updatecheck über das Icon
„Applikationseinstellungen anzeigen“ im
linken unteren Bereich des Fensters aktivie-
ren. Danach genügt ein Klick auf den klei-
nen Pfeil neben „Auswahl“ und ein weiterer
Klick auf „Download“. Ein Assistent führt
dann durch die weiteren Schritte.
2. Installationsstick
 mit
Rufus erstellen
Unabhängig von der Herkunft der ISO-Da-
tei lässt sich mit Rufus ein USB-Stick für die
Installation erzeugen (Alternative siehe
Punkt 5). Wählen Sie unter „Laufwerk“ den
USB-Stick aus. Er muss neu formatiert wer-
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux

den. Darauf vorhandene Dateien sollten Sie

daher vorher sichern. Geben Sie die ISO-
Datei nach einem Klick auf „Auswahl“ an.
Unter „Abbildeigenschaft“ wählen Sie
„Standard Windows 11 Installation (TPM
2.0 + Secure Boot)“. Wenn Windows 11 sich
auf Ihrer Hardware wegen fehlender TPM-
Unterstützung oder bei abgeschaltetem
Secure Boot nicht installieren lässt (–› Punkt
3), wählen Sie „Extended Windows 11 Ins-
tallation (no TPM / no Secure Boot)“. Zum
Abschluss klicken Sie auf „Start“. Beachten
Sie bitte: Die letztgenannte Option findet
sich nur in den Rufus-Versionen 3.16 bis Media Creation Tool: Sie können direkt einen USB-Stick für die Windows-Installation erstellen. Alternativ laden
3.18, die Sie unter https://rufus.ie/de/ her- Sie eine ISO-Datei herunter, die sie auf eine DVD brennen oder ebenfalls auf einen USB-Stick übertragen.
unterladen.
Installationsstick erstel-
3. A
 lle Hardwarebeschränkungen len: Rufus erzeugt aus
von Windows 11 umgehen einer ISO-Datei einen
Damit die Neuinstallation von Windows 11 bootfähigen USB-Stick.
auch auf offiziell nicht unterstützter Hard- Einige Hardware­
ware funktioniert, muss das Installationssys- anforderungen von
tem angepasst werden. Rufus kann nur den Windows 11 lassen sich
Check von TPM 2.0 und Secure Boot deakti- damit ebenfalls um­
vieren. Sollte die Installation wegen einer zu gehen.
alten CPU oder zu wenig RAM scheitern, sind
weitere Maßnahmen erforderlich.
Erstellen Sie eine Textdatei mit dem Namen
Bypass.reg und dem Inhalt aus der Abbil-
dung auf der nächsten Seite. Wer die Zeilen
nicht abtippen möchte, findet eine Reg-Da-
tei zum Download über https://m6u.de/
W11BY. Speichern Sie die Datei auf dem mit
Rufus oder dem Media Creation Tool erstell-
ten USB-Stick. Wie Sie die Reg-Datei bei der
Installation verwenden, lesen Sie im Kasten
auf Seite 89.
Der Registry-Patch lässt sich auch direkt in
die ISO-Datei einbauen. Eine Anleitung und

IM ÜBERBLICK: MULTIBOOT-TOOLS
Name Beschreibung Auf Internet Sprache
Bootice 1.3.4.0 (32- und 64-Bit) Bootumgebung bearbeiten Download-DVD www.pcwelt.de/Vm2gpa Englisch
Bypass.reg Alle Hardwarebeschränkungen von Windows 11 umgehen – https://m6u.de/W11BY Deutsch
Linux Mint Cinnamon 21.1 Linux-Distribution https://linuxmint.com Deutsch
Macrium Reflect Free 8 Backup-Programm Download-DVD www.macrium.com/reflectfree Deutsch
Microsoft Media Creation Tool für Windows 10 Windows-Installationsmedium herunterladen – www.pcwelt.de/win10iso Deutsch
Microsoft Media Creation Tool für Windows 11 Windows-Installationsmedium herunterladen – www.pcwelt.de/win11iso Deutsch
Minitool Partition Wizard Free Edition 12.6 Partitionierungsprogramm Download-DVD www.partitionwizard.com Deutsch
Rufus 3.17 portable Installationsstick erstellen Download-DVD https://rufus.ie/ Deutsch
Super Grub 2 Disk 2.04 Bootmanager finden und Systeme starten Download-DVD https://www.supergrubdisk.org Englisch
Ventoy 1.0.62 Mehrere Systeme vom USB-Stick starten Download-DVD www.ventoy.net Deutsch
Virtualbox Virtualisierungssoftware Download-DVD www.pcwelt.de/582647 Deutsch
Virtualbox Extension Pack Erweiterungen für Virtualbox Download-DVD www.virtualbox.org Deutsch
Win NT Setup 5.26 Windows-Setup-Tool Download-DVD www.pcwelt.de/unJ450 Englisch

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 87
Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux
Platz schaffen: Die Datenträgerverwaltung kann Partitionen verkleinern. In der neu entstandenen Partition
lässt sich dann ein zweites Windows oder Linux installieren.
die nötigen Tools dafür finden Sie über den
Link https://m6u.de/W11BY.
Hinweis: Wir haben das Verfahren mit Win-
dows 11 Build 22000.194 getestet.
4. Laufwerk
 für die Installation
vorbereiten
Jedes Windows- oder Linux-System benöti-
gen mindestens eine eigene Partition auf
der Festplatte. Wenn Windows bereits den
gesamten Platz für sich beansprucht, müs-
sen Sie die Windows-Partition verkleinern.
Optimal ist es, eine zweite Festplatte für ein
weiteres System zu verwenden. Dann kön-
nen Sie beide Systeme komplett unabhän-
gig voneinander einrichten und müssen an
der Partitionierung nichts ändern.
Eine weitere Option ist die Installation in
einer virtuellen Festplatte. Dabei muss an
der Partitionierung nichts geändert wer-
den, und eine zweite Festplatte ist auch
nicht erforderlich (siehe Punkt 8).
Partition verkleinern: Die Größe der Par-
tition ändern Sie über die Windows-Daten-
trägerverwaltung. Alternativ verwenden Sie
Minitool Partition Wizard Free Edition (auf
88
Windows 11 ohne Limit:
Mit dieser Registrydatei
schalten Sie die Hard-
wareprüfung des Win-
dows-Setups aus. Win-
dows 11 lässt sich dann
auf fast jeder Hardware
installieren.
Download-DVD). Das Tool kann Partitionen
vergrößern und verkleinern sowie löschen.
Das ist mit der Windows-Datenträgerver-
waltung oft nicht möglich.
Bevor Sie loslegen, sichern Sie wichtige Da-
ten. Änderungen an der Partitionsauftei-
lung sind immer mit einem gewissen Risiko
verbunden. Der Vorgang dauert einige Zeit,
und wenn währenddessen etwa der Strom
ausfällt, kann das Dateisystem beschädigt
werden. Auf der Download-DVD finden Sie
dafür das Tool Macrium Reflect Free.
Drücken Sie die Tastenkombination Win-R,
tippen Sie hinter „Öffnen“ diskmgmt.msc
ein, und klicken Sie auf „OK“. Klicken Sie in
der Datenträgerverwaltung mit der rechten
Maustaste in der unteren Fensterhälfte auf
den Partitionsbalken, und wählen Sie im
Menü „Volume verkleinern“. Geben Sie hin-
ter „Zu verkleinernder Speicherplatz in
MB:“ die gewünschte Größe der neuen Par-
tition an, und klicken Sie auf „Verkleinern“.
Zweite Festplatte verwenden: Ist ein wei-
teres Laufwerk verfügbar, erstellen Sie dar-
auf vorab eine Partition für Windows oder
Linux. Zwingend erforderlich ist das nicht,
weil sich das auch während der Windows-
oder Linux-Installation erledigen lässt.
Klemmen Sie die bisherige Systemfestplatte
vor der Neuinstallation ab. Die Installation
erfolgt dann in jedem Fall eigenständig,
ohne die erste Festplatte zu beeinflussen.
5. USB-Stick
 für die Installation
mehrerer Systeme
Die Installationssysteme von Windows oder
Linux lassen sich über Rufus bequem auf
einem USB-Stick einrichten. Allerdings
muss der Stick dafür jedes Mal neu forma-
tiert werden, weshalb sich nicht mehrere
Systeme von einem Stick installieren las-
sen. Wer das möchte, verwendet das Tool
Ventoy (auf Download-DVD). So geht‘s:
Starten Sie Ventoy2Disk.exe, und stellen Sie
über „Language“ als Sprache „German
(Deutsch)“ ein. Unter „Optionen“ aktivieren
Sie „Secure Boot“. Das ist nur für Windows
11 erforderlich, weil sich Windows 10 oder
Linux auch bei deaktiviertem Secure Boot
installieren lassen. Wählen Sie den USB-
Stick aus, und klicken Sie auf „Installieren“.
Der Stick wird neu formatiert, alle enthalte-
nen Daten gehen dabei verloren. Ventoy
belegt danach eine kleine Partition mit 32
MB, der Rest wird mit dem Dateisystem
ExFAT formatiert und steht weiter zur Ver-
fügung. Viele Systeme kommen mit der
ExFAT-Partition zurecht, aber nicht alle. Wir
empfehlen daher, die Partition mit dem
Dateisystem NTFS neu zu formatieren (Kon-
textmenüpunkt „Formatieren“ im Win-
dows-Explorer).
Kopieren Sie die gewünschten ISO-Dateien
(Windows und/oder Linux) auf den Stick,
und booten Sie den PC davon. Beim ersten
Start und bei aktiviertem Secure Boot er-
scheint die Meldung „Access denied“, die
Sie mit „OK“ übergehen. Danach drücken
Sie eine beliebige Taste, gehen auf „Enroll
key from disk“, wählen „VTOYEFI“ und da-
nach „Enroll _This_Key_In_Mokmanager.
cer“. Zum Abschluss gehen Sie auf „Conti-
nue“, „Yes“ und „Reboot“.
Ventoy erkennt die ISO-Dateien auf dem
Stick automatisch und bietet ein Menü für
die Auswahl. Darüber starten Sie das ge-
wünschte Installationssystem, die Installa-
tion läuft wie gewohnt ab.
6. Windows
 neben Windows
installieren
Wir gehen davon aus, dass der Rechner
standardmäßig nur im UEFI-Modus bootet
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT

und dass Windows zuvor ebenfalls in die-
sem Modus installiert wurde. Auf die mög-
lichen Kombinationen von Bios/CSM-Mo-
dus und UEFI-Modus gehen wir in diesem
Artikel nicht weiter ein. Das wäre zwar auch
bei Windows 11 weiterhin möglich, bereitet
aber wahrscheinlich spätestens beim
nächsten Funktionsupgrade massive Prob-
leme. Zudem ist die Parallelinstallation
mehrerer Systeme mit UEFI-Firmware
deutlich einfacher und weniger fehleranfäl-
lig.
Kontrollieren Sie die Bootreihenfolge in
den Firmwareeinstellungen. Sie finden die
Optionen meist unter „Boot“, „Boot Opti-
on“, „Boot Order“ oder „Boot Priority“. Set-
zen Sie das DVD-Laufwerk oder den USB-
Stick an die erste Stelle, je nachdem, von
welchem Medium Sie booten wollen.
Bei einem UEFI-PC sehen Sie nach, ob eine
Option wie „CSM“ (Compatibility Support
Module) oder „CSM and UEFI“ aktiviert ist.
Stellen Sie „UEFI“ oder „UEFI only“ ein, um
den UEFI-Modus zu aktivieren.
Booten Sie den PC vom Installationsmedi-
um, und folgen Sie den Anweisungen des
Setupprogramms. Im Fenster „Windows
aktivieren“ klicken Sie in der Regel auf „Ich
habe keinen Product Key“. Der ist nicht nö-
tig, weil bei einem zuvor auf dem Rechner
installierten Windows 10 auch Windows 11
automatisch aktiviert wird. Handelt es sich
dagegen um neue Hardware, geben Sie den
Produktschlüssel ein.
Wählen Sie bei der „Installationsart“ den
Eintrag „Benutzerdefiniert: nur Windows
installieren (für fortgeschrittene Benutzer)“.
Bei der Frage „Wo möchten Sie Windows
installieren?“ geben Sie eine freie Partition
auf der ersten oder der zweiten Festplatte
an. Wenn Sie die bisherige Systemfestplatte
vorübergehend abgeklemmt haben, steht
ohnehin nur ein Ziellaufwerk zur Verfügung.
Klicken Sie zum Abschluss auf „Weiter“, um
mit der Installation zu beginnen.
7. Bootmanager
 und Bootmenü
anpassen
Bei der Installation neben einem anderen
Windows auf derselben Festplatte oder ei-
ner zweiten Festplatte integriert sich die
neue Windows-Version automatisch in das
Bootmenü. Hier wählen Sie aus, welches
Windows Sie starten möchten. Weiter müs-
sen Sie nichts unternehmen.
Wurde die Festplatte mit dem Hauptsystem
zuvor vom PC getrennt, gibt es mehrere
PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023
Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux
Multiboot-Stick: Ventoy
bringt Software auf den
USB-Stick, über die sich
fast beliebige ISO-Da-
teien direkt booten las-
sen. Ein Menü ermög-
licht die Auswahl
zwischen mehreren Sys-
temen.
Möglichkeiten. Sie können das gewünschte hen Sie auf die Registerkarte „BCD“, und
System über das Bootmenü des Bios aus- klicken Sie auf „Easy Mode“. In der Liste der
wählen oder die Bootreihenfolge im Bios/ Systeme steht nur „Windows 11“. Klicken
Firmware-Setup ändern, um zwischen den Sie auf „Add –› New Windows 7/8/8.1 entry“.
Windows-Versionen zu wechseln. Wählen Sie die Option „Partition“, darunter
Wenn Ihnen das zu unpraktisch ist, bauen die Festplatte mit dem Windows-10-System
Sie einen Bootmenüeintrag in den Bootma- und hinter „Partition“ die Windows-Parti­
nager des neueren Systems ein. Starten Sie tion. Tragen Sie hinter „OS title“ beispiels-
das neu installierte Windows 11 und dann weise Windows 10 ein, hinter „Language“
das Tool Bootice (auf Download-DVD). Ge- wählen Sie „de-DE“. Auf der linken Seite
REGISTRY-PATCH BEI DER INSTALLATION ANWENDEN
Bei Windows 11 lassen sich alle Hardwarebeschränkungen mit einem Registry-
patch umgehen (siehe Punkt 3). Bei einer Original-ISO-Datei von Microsoft
wird dieser im Installationssystem angewandt. Kopieren Sie die Regdatei auf
ein Laufwerk, das vom Installationssystem aus erreichbar ist, beispielsweise
den mit Rufus oder Ventoy erstellten USB-Stick.
Booten Sie den PC vom Installationsmedium. Sobald das Fenster „Windows-Setup“
erscheint, drücken Sie die Tastenkombination Shift-F10. In die Eingabeaufforderung
tippen Sie „Regedit“ und bestätigen mit der Enter-Taste. Gehen Sie auf „Datei –› Im-
portieren“. Navigieren Sie zum Laufwerk mit der Regdatei. Klicken Sie diese an und
danach „Öffnen“. Schließen Sie den Registrierungseditor sowie die Eingabeauffor-
derung, und set-
zen Sie die Instal-
lation fort (siehe
Punkt 6).
Installationssystem an-
passen: Die in Punkt 3
vorbereitete Regdatei
wird vor dem Setup im-
portiert. Dadurch ent-
fällt bei Windows 11
die Prüfung der Hard-
wareanforderungen.
89
Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux
Windows installieren: Für eine Neuinstallation wählen Sie die Option „Benutzerdefiniert“. Danach geben Sie
das Ziellaufwerk für die Windows-Installation an.
Bootmenü bearbeiten:
Über das Tool Bootice
nehmen Sie Windows
10 von der ersten Fest-
platte in das Menü auf.
Beim Start des Rech-
ners wählen Sie dann
zwischen Windows 10
und 11.
setzen Sie hinter „Boot language“ ebenfalls von uns vorgeschlagene Verfahren bietet
„de-DE“. Das Häkchen vor „Metro Boot Ma- zudem den Vorteil, dass keine Hard-
nager (Win8)“ können Sie entfernen. Das wareprüfung erfolgt. Diese wird nur vom
Bootmenü starten dann im alten Stil, was Setupprogramm durchgeführt, welches wir
einen schnelleren Systemstart ermöglicht. aber nicht verwenden. Der Nachteil: Bei
Klicken Sie auf „Save Globals“ und auf „Save Windows 10 war kein direktes Funktionsup-
current system“. Stellen Sie die Bootreihen- date bei der Installation in einer VHD-Datei
folge im Firmware-Setup so ein, dass der PC möglich, was bei Windows 11 wahrschein-
standardmäßig von der zweiten Festplatte lich auch so sein wird. Wie es trotzdem
mit dem neuen Windows 11 bootet. Über geht, lesen Sie im Kasten auf Seite 91.
das Windows-Bootmenü wählen Sie zwi- Schritt 1: Starten Sie Win NT Setup (auf
schen den Systemen. Download-DVD), klicken Sie auf „VHD>>>“
und dann auf „Erstellen“. Geben Sie über
8. Windows-Installation
 auf einer „Durchsuchen“ den Namen und Speicher-
virtuellen Festplatte ort für die VHD-Datei an, beispielsweise
Verwenden Sie eine virtuelle Festplatte direkt auf „C:\“ die Datei „Windows11.vhd“.
(VHD-Datei), wenn keine freie Partition Die Datei kann aber an einem beliebigen
oder zweite Festplatte vorhanden ist. Das Ort liegen, auch auf einem USB-Stick oder
90
einer USB-Festplatte. Tippen Sie hinter
„Größe der virtuellen Festplatte“ den ge-
wünschten Wert ein. Für Windows 11 soll-
ten das mindestens 64 GB sein, deutlich
mehr ist besser. Hinter „Partitionsstil“ wäh-
len Sie „GPT – UEFI“. Klicken Sie auf „OK“,
um die VHD-Datei zu erstellen. Sie wird
automatisch in das Dateisystem eingebun-
den und der Laufwerksbuchstabe unter
„Installationslaufwerk“ eingetragen.
Schritt 2: Klicken Sie unter „Windows-In­
stallationsdateien“ auf „Durchsuchen“, und
wählen Sie die ISO-Datei des Windows-In­
stallationsmediums. Unter „Optionen“ ge-
ben Sie die gewünschte Edition an, bei-
spielsweise „05 – Windows 11 Pro v21H2“.
Schritt 3: Unter „Startlaufwerk“ wählen Sie
die UEFI-Partition mit der Bezeichnung „EFI
System (ESP)“ in der VHD-Datei aus. Da-
durch ist die Installation später auch in
Virtualbox startbar (Kasten auf Seite 21).
Schritt 4: Klicken Sie auf „Setup“. Die Warn-
meldung können Sie bei Windows 10 und
11 mit „OK“ bestätigen, da sie nicht rele-
vant ist. Setzen Sie ein Häkchen vor „Nutze
die alte Bootmenü Version“, und klicken Sie
auf „OK“. Nachdem Win NT Setup die Da-
teien übertragen hat, gehen Sie auf
„VHD>>>“ und klicken auf „Trennen“. Wäh-
len Sie die in Schritt 1 erstellte VHD-Datei,
und klicken Sie auf „Öffnen“.
Bauen Sie einen Eintrag für die VHD-Datei
in das Bootmenü des installierten Systems
ein. Dazu starten Sie Bootice (auf Down-
load-DVD) und gehen wie folgt vor:
Schritt 1: Gehen Sie auf die Registerkarte
„BCD“, und klicken Sie auf „Easy Mode“,
dann auf „Add –› New VHD Boot Entry“.
Schritt 2: Hinter „Boot disk“ wählen Sie das
Laufwerk und unter „Partition“ die Partition,
auf der die VHD-Datei liegt. Bei „Boot file“
tragen Sie den Namen der Datei ein, bei-
spielsweise \Windows11.vhd (mit vorange-
stelltem „\“). Hinter „OS title“ geben Sie dem
Bootmenüeintrag einen Namen, beispiels-
weise Windows 11 (VHD). Bei „Language“
wählen Sie als Sprache „de_DE“.
Schritt 3: Entfernen Sie das Häkchen vor
„Metro Boot Manager (win8)“, und klicken
Sie auf „Save current system“. Klicken Sie
auf der linken Site auf den Eintrag für Ihr
Hauptsystem. Auch hier entfernen Sie das
Häkchen vor „Metro Boot Manager (win8)“
und klicken auf „Save current system“. Da-
durch wird die ältere Version des Boot­
managers aktiviert, die schneller startet.
Zum Abschluss klicken Sie auf „Save global
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Multiboot mit Windows und Linux

settings“. VHD-Datei erstellen:

Starten Sie Windows neu. Im Bootmenü Windows lässt sich auch
wählen Sie den neu erstellten Eintrag „Win- auf einer virtuellen Fest-
dows 11 (VHD)“. Danach komplettieren Sie platte installieren. Konfi-
das Setup. Es startet gleich mit der Hard- gurieren Sie diese groß
wareerkennung, und nach einem Neustart genug, damit ausrei-
beginnt die nächste Phase der Installation chend Platz für Updates
mit der Sprachauswahl. und Anwendungen
bleibt.
9. Linux
 parallel zu Windows
installieren
Für die Linux-Installation ist eine freie Par-
tition auf der Festplatte oder eine zweite
Festplatte erforderlich. Zum Ausprobieren
laden Sie die ISO-Datei von Linux Mint 21.1
mit Cinnamon Desktop herunter (www.linux-
mint.com). Diese Distribution gilt als beson-
ders einsteigerfreundlich und ähnelt in der
Bedienung Windows. Einen USB-Stick für
die Installation erstellen Sie mit Rufus oder
auch mit Ventoy (siehe Punkt 5).
Booten Sie den PC vom Installationsmedi-
um, und wählen Sie im Bootmenü „Start
Linux Mint 21.1 Cinnamon 64-bit“. Auf dem
Linux-Desktop lässt sich die Installation
über das Icon „Install Linux Mint“ einleiten.
Ein Assistent leitet Sie durch die einzelnen VHD-DATEI IN VIRTUALBOX STARTEN
Schritte. Ist Secure Boot aktiviert, werden
Sie aufgefordert, ein Passwort festzulegen. Eine virtuelle Festplatte mit einer Windows-Installation lässt sich auch in ei-
Sie benötigen es einmalig nach dem Neu- nem virtuellen PC starten. Das System ist darin allerdings nicht aktiviert, weil
start, um den Schlüssel in die UEFI-Firmwa- die Lizenz nur für die „echte“ Hardware gilt. Der virtuelle PC ermöglicht den ge-
re einzutragen. legentlichen Start des Zweitsystems ohne Neustart des PCs, außerdem lassen sich
Im Fenster „Installationsart“ geben Sie das hier auch Windows-Upgrades durchführen.
Ziellaufwerk an. Soll die Installation auf Wir gehen davon aus, dass Sie Virtualbox und das Erweiterungspaket (beides auf
der Windows-Festplatte erfolgen, wählen Download-DVD) bereits installiert haben. In Virtualbox muss eine virtuelle Maschi-
Sie „Linux Mint neben Windows Boot Ma- ne für Windows 10/11 konfiguriert sein, die Windows-Installation darin ist nicht er-
nager installieren“. „Festplatte löschen und forderlich. Im Installationsassistenten für die VM erzeugen Sie keine neue Fest-
Linux Mint installieren“ ist für die Installa- platte, sondern Sie geben die in Punkt 8 erstellte VHD-Datei an. Sie arbeiten dann
tion auf einer zweiten Festplatte gedacht. im virtuellen PC wie gewohnt mit Windows. Allerdings ist die Leistung geringer als
In beiden Fällen richtet Linux einen Boot- beim Start der VHD-Datei über das Windows-Bootmenü. Betroffen sind vor allem
loader ein, über den sich Linux oder Win- Anwendungen,
dows starten lässt. die den Grafik-
Wenn möglich, sollten Sie für Linux ein ei- chip intensiv
genes Laufwerk reservieren und die Win- nutz­en.
dows-Festplatte vorübergehend vom PC
trennen. Bootloader und Systeme existie-
ren dann unabhängig voneinander. In die-
sem Fall gibt es nur die Option „Festplatte Virtuelle Festplatte
löschen und Linux Mint installieren“. Nach einbinden: Die VHD-
Abschluss der Installation erfolgt die Aus- Datei mit dem bereits
wahl des Systems über die Bootreihenfolge installierten Windows
oder das Bootmenü der Firmware. lässt sich auch in Vir-
Tipp: Sollte durch eine nachträgliche Win- tualbox starten. Das
dows-Installation die Linux-Bootumgebung ist beispielsweise für
gelöscht werden, hilft Super Grub Disk (auf Funktionsupgrades
Download-DVD) weiter. Die ISO-Datei lässt nützlich.
sich über einen Ventoy-Stick (siehe Punkt 5)
booten und hilft beim Systemstart.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 91
Multiboot / Multiboot-Sticks unter Linux einrichten

Multiboot-Sticks
unter Linux einrichten
Linux-Distributionen und Rettungssysteme lassen sich vom USB-Stick booten, der jedoch
immer nur ein System aufnehmen kann. Wir stellen Ihnen Tools vor, die auch den Start
mehrerer Systeme von einem USB-Laufwerk ermöglichen.

VON THORSTEN EGGELING

Linux-Distributionen werden in der Regel

als ISO-Dateien für CDs und DVDs ausge-
liefert. Die Dateien sind aber so konstru-
iert, dass sich damit auch ein bootfähiger
USB-Stick für die Linux-Installationen er-
stellen lässt. Allerdings kann man immer
nur ein einzelnes System vom USB-Stick
starten, da die Bootumgebungen der ver-
breiteten Linux-Distributionen weitestge-
hend identisch sind. Kopiert man ein zwei-
tes Installationssystem auf den Stick, wer-
den die Dateien des vorherigen Systems
überschrieben.
Wer mehrere Linux-Distributionen und viel-
leicht Windows vom USB-Stick installieren
möchte, kann die ISO-Dateien auch direkt
booten. Wir stellen Tools vor, die das er-
möglichen. Das ist auch für Rettungs- und
Reparatursysteme nützlich, die sich eben-
falls auf einem USB-Stick unterbringen las-
sen. Die Anzahl ist nur durch die Kapazität
des Laufwerks begrenzt. Und: Die Methode
ist keinesfalls nur auf USB-Sticks anwend-
bar. ISO-Dateien lassen sich genauso gut
von einer USB-Festplatte oder dem einge-
bauten SATA-Laufwerk booten.
Wie ein Linux-Livesystem bootet
Die ISO-Dateien vieler Linux-Installations-
medien enthalten zwei Bootmanager. Iso-
linux (https://wiki.syslinux.org) ist für den
Start auf älteren PCs mit herkömmlichem
Bios (Basic Input Output System) oder auf
neueren UEFI-Geräten mit aktiviertem
CSM (Compatibility Support Module) zu-
ständig. Neben einem ISO-9660-Dateisys-
tem enthält das ISO zusätzlich die Eltorito-
Bootstick erstellen: Das Tool „Startmedienersteller“ belegt den USB-Stick komplett mit allen Partitionen aus
der ISO-Datei. Das ist unpraktisch, wenn man unterschiedliche Systeme starten möchte.
Erweiterung, mit der eine CD/DVD erst
bootfähig wird. Eltorito kann ein Festplat-
ten- oder Floppyabbild mit einem Minisys-
tem starten, über das dann das Linux-
System geladen wird. Es ist aber flexibler,
stattdessen den Programmcode von Isoli-
nux in den Speicher zu laden und dann
den Bootvorgang fortzusetzen. Isolinux
bietet ein umfangreiches Menüsystem,
über das man bereits vor der Installation
beispielsweise die Sprache auswählen,
eine Hilfe aufrufen oder zusätzlich Kernel-
parameter übergeben kann.
Der zweite Bootmanager heißt Grub2 (www.
gnu.org/software/grub). Er kommt bei PCs
mit UEFI-Firmware zum Einsatz. Neuere
Distributionen wie Ubuntu 22.04 LTS und
22.10 verwenden ihn auch für den Bios-
Modus. Auf die Grub-Konfiguration ver-
wenden die Distributoren bisher keine gro-
ße Mühe. Obwohl auch dieser Bootloader
sich ansprechend gestalten lässt, zeigt sich
das Grub-Menü meist in schlichtem
Schwarzweiß und bietet keine Vorauswahl
der Sprache.
Booten vom USB-Stick: Im einfachsten Fall
wird der Inhalt der ISO-Datei exakt auf den
USB-Stick kopiert, beispielsweise mit
sudo dd if=[Boot-DVD.iso] of=/dev/
sd[X]
„[X]“ steht dabei für die Laufwerksbezeich-
nung. Dabei gehen alle vorhanden Daten
verloren. Das gleiche Ergebnis erzielt man
unter Ubuntu mit dem Tool „Startmedie-
nersteller“ für die grafische Oberfläche.
Nutzer von Linux Mint finden ein ähnliches
Programm im Startmenü unter „Zubehör –›
USB-Abbilderstellung“.
Auf dem Stick befinden sich dann die glei-
chen Partitionen wie auf der DVD. Eine gro-
ße schreibgeschützte ISO-9660-Partition
enthält die Systemdateien, und deren In-

92 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Multiboot-Sticks unter Linux einrichten

halt ist im Dateimanager sichtbar. In den Unetbootin: Auch dieses

ersten 512 Bytes ist außerdem ein MBR Tool kann nur ein einzel-
(Master Boot Record) untergebracht, damit nes System auf den
das System auch auf Bios-PCs booten kann. USB-Stick kopieren und
Dahinter folgt die ESP-Partition (Efi System verändert zudem das
Partition) für UEFI-PCs mit den Grub2-Boot- Bootmenü. Dafür bleibt
loaderdateien. Selbst wenn der USB-Stick aber Speicherplatz für
mehr Speicherplatz bietet, als die ISO-Datei andere Zwecke übrig.
benötigt, ist der Rest nicht mehr nutzbar.
Nach der Linux-Installation kann man den
Stick neu formatieren, um ihn für andere
Zwecke zu verwenden.
Tools wie Unetbootin (https://unetbootin.
github.io) oder Rufus (für Windows, htt-
ps://rufus.ie, auf Download-DVD) funktio-
nieren anders. Beide kopieren die Dateien
aus dem ISO auf den USB-Stick, der für
Linux mit dem Dateisystem FAT32 forma- PC nicht starten, lässt sich Ventoy im Web- Ventoy belegt eine kleine 32-MB-Partition,
tiert sein muss. Unetbootin installiert für browser nutzen: Gehen Sie im Terminal in auf der Grub2, die Bootloaderdateien für
Bios-PCs in jedem Fall den Bootloader Sys- den Ordner, wo Sie das Tool entpackt ha- UEFI und einige Tools untergebracht sind.
linux und erstellt automatisch eine pas- ben. Dort starten Sie dieses Script: Ein Master Boot Record (MBR) wird eben-
sende Konfigurationsdatei. Rufus richtet sudo ./VentoyWeb.sh falls auf den USB-Stick geschrieben, damit
Syslinux nur ein, wenn das System Isolinux Es zeigt die URL an, über die sich die Web­ auch Bios-PCs davon booten können.
verwendet. Andernfalls wird der Grub2- oberfläche im Browser erreichen lässt, Die zweite Partition wird mit dem Dateisys-
MBR auf Bios-PCs verwendet. Für UEFI-PCs standardmäßig http://127.0.0.1:24680. tem ExFAT formatiert und steht auch als
sind bei beiden Tools keine besonderen Schritt 2: Stellen Sie über „Language“ als Datenspeicher weiter zur Verfügung. Die
Maßnahmen erforderlich, weil die PC- Sprache „German (Deutsch)“ ein. Unter meisten Linux-Systeme kommen mit der
Firmware auf einer FAT32-Partition den „Optionen“ aktivieren Sie „Secure Boot“. ExFAT-Partition zurecht, aber nicht alle. Soll
Bootloader im Ordner „/EFI/boot/“ findet. Das ist nur für Windows 11 erforderlich, nur Linux installiert werden, formatiert
Anders als bei dd steht der nicht belegte weil sich Windows 10 oder Linux auch bei man die „Ventoy“-Partition mit dem Datei-
Platz auf dem USB-Stick weiter zur Verfü- deaktiviertem Secure Boot installieren system Ext4 neu. Das erhöht die Kompati-
gung. Die Installationsdateien eines weite- lässt. Wählen Sie unter „Gerät“ den USB- bilität und verbessert die Leistung. Wer
ren Linux-Systems lassen sich jedoch nicht Stick aus, und klicken Sie auf „Installieren“. auch Windows installieren möchte, wählt
zusätzlich auf das Laufwerk kopieren. Der Stick wird neu formatiert, alle enthalte- das Dateisystem NTFS. Das eignet sich auch
nen Daten gehen verloren. Wenn Sie „Op- für Linux, weil der Kernel den dafür nötigen
Ventoy: Installationsabbilder tionen –› Alle Geräte anzeigen“ wählen, bie- Treiber seit Langem enthält.
direkt vom Stick starten tet Ventoy auch Festplatten als Ziel an. Schritt 3: Kopieren Sie die gewünschten
Der Bootloader Grub2 kann ISO-Abbilder Prüfen Sie daher die Einstellung genau, ISO-Dateien auf den Stick, und booten Sie
einbinden und das enthaltene System damit Sie nicht versehentlich das falsche den PC damit. Beim ersten Start und bei
starten. Dafür ist eine Konfigurationsdatei Laufwerk formatieren. aktiviertem Secure Boot erscheint die Mel-
erforderlich, die den Pfad zu ISO-Datei,
Kernel und Ramdisk-Datei („initrd“) ent-
hält. Das Tool Ventoy (www.ventoy.net, auf
Download-DVD) automatisiert die Grub2-
Konfiguration so gut wie möglich. Es findet
ISO-Dateien auf dem USB-Stick und er-
stellt ein dazu passendes Menü, über das
sich das gewünschte System booten lässt.
Mit Ventoy kann man viele Linux-Distribu-
tionen und Windows verwenden. Eine Lis-
te der getesteten ISO-Dateien ist unter
www.ventoy.net/en/isolist.html einsehbar.
Schritt 1: Zur Installation laden Sie die „tar.
gz“-Datei für Linux von https://github.com/
ventoy/Ventoy/releases herunter. Entpacken
Sie das Archiv, und starten Sie dann Ventoy- USB-Stick mit Ventoy: Das Tool lässt sich als Desktopanwendung oder im Browser starten. Für UEFI-PCs müs-
GUI.x86_64. Sollte das Programm auf Ihrem sen Sie die Option „Secure Boot“ aktivieren, sofern diese im Bios aktiv ist.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 93
Multiboot / Multiboot-Sticks unter Linux einrichten
dung „Access denied“, die Sie mit „OK“
übergehen. Danach drücken Sie eine be-
liebige Taste, gehen auf „Enroll key from
disk“, wählen „VTOYEFI“ und danach „En-
roll _This_Key_In_Mokmanager.cer“. Zum
Abschluss gehen Sie auf „Continue“, „Yes“
und „Reboot“.
Ventoy zeigt ein Menü für die Systemaus-
wahl. Darüber starten Sie das gewünschte
Installationssystem, und die Einrichtung
läuft wie gewohnt ab. Über die Taste F2
(„Browser“) haben Sie außerdem Zugriff
auf die Festplatten im PC und können dort
gespeicherte ISO-Dateien auswählen und
booten.
Ventoy: Livesystem mit Persistenz
Livesysteme lassen sich auch als Rettungs-
oder Zweitsystem nutzen. Die Konfigurati-
on und zusätzlich installierte Software
existieren jedoch nur im RAM und gehen
bei einem Neustart verloren. Ubuntu und
Linux Mint bieten aber mit „Persistenz“
eine Funktion, über die sich individuelle
Anpassungen speichern lassen, die dann
auch beim nächsten Start wieder zur Ver-
fügung stehen.
Schritt 1: Ventoy unterstützt eine Persis-
tenzdatei, die Sie im Terminal mit
sudo ./CreatePersistentImg.sh
erstellen. Standardmäßig erzeugt das
Script die Datei „persitence.dat“, die Platz
für 1 GB Daten bietet. Wer eine größere
Datei benötigt, legt beispielsweise mit
sudo ./CreatePersistentImg.sh -s
2048
eine Größe von 2 GB fest. Kopieren Sie die
Datei in den Ordner „ventoy“ auf dem USB-
Stick.
Schritt 2: Starten Sie das Script „Ventoy
Plugson“ im Terminal:
sudo ./VentoyPlugson.sh /dev/sd[X]
Den Platzhalter „[X]“ ersetzen Sie durch den
94
Ventoy-Bootmenü: Alle
für Ventoy bereitgestell-
ten ISO-Dateien er-
scheinen automatisch
im Menü. Die Funktio-
nen der F-Tasten sind
am unteren Bildschirm-
rand zu sehen.
Buchstaben, über den der USB-Stick er-
reichbar ist. Das Script zeigt mit http://
127.0.0.1:24681 die URL für die Webober-
fläche an, die Sie im Browser aufrufen.
Schritt 3: Gehen Sie auf „Persistence Plug-
in“, und klicken Sie auf „+ Add“. Hinter „File
Path“ fügen Sie den kompletten Pfad zur
ISO-Datei ein, die die Persistenzdatei ver-
wenden soll (Beispiel):
media/[User]/Ventoy/ISO/ubuntu-
22.04-desktop-amd64.iso
„[User]“ ersetzen Sie durch Ihren Benutzer-
namen. Hinter „Dat File“ tragen Sie den
Pfad zur zuvor kopierten Persistenzdatei
ein (Beispiel):
/media/[User]/Ventoy/ventoy/
persistence.dat
Klicken Sie auf „OK“, um die Änderungen zu
speichern. Das Tool erstellt die Konfigurati-
onsdatei „ventoy.json“ im Ordner „ventoy“.
Beim Start des Livesystems lässt Ventoy
die Wahl zwischen „boot without persis-
tence“ und „boot with /ventoy/persis-
Zusätzliche Konfiguration: Über die Webanwendung Plugson können Sie weitere Optionen festlegen. Einstellun-
gen eines Ubuntu-Livesystems beispielsweise lassen sich in einer Persistenzdatei speichern.
tence.dat“. Bei der Konfiguration von „Per-
sistence Plugin“ können Sie ein Häkchen
vor „timeout“ setzen und darunter die Zeit
für einen Countdown eintragen. Nach Ab-
lauf der Zeit startet das System automa-
tisch mit Persistenz.
Ventoy bietet auch Optionen für
die Windows-Installation
Über Ventoy lassen sich nicht nur ISO-, son-
dern auch WIM-Dateien booten (Windows-
Images). Der Vorteil: Ein individuell ange-
passtes Installationsabbild („install.wim“)
lässt sich direkt verwenden, ohne dass man
eine neue ISO-Datei erstellen muss. Nütz-
lich ist das beispielsweise, wenn man unter
Windows mit Rufus (https://rufus.ie) einen
Installationsstick erstellt, der die Hard-
wareanforderungen von Windows 11 um-
geht (Option „Extended Windows 11 Instal-
lation (no TPM / no Secure Boot)“). Beach-
ten Sie: Die Option ist nur in den Rufus-
Versionen 3.16 bis 3.18 enthalten.
Damit das Verfahren funktioniert, muss die
Ventoy-Partition auf dem Stick mit dem
Dateisystem NTFS formatiert sein. Außer-
dem ist das Wimboot-Plug-in für Ventoy
erforderlich. Laden Sie es über https://
m6u.de/WBOOT herunter. Erstellen Sie auf
dem Ventoy-Stick den Ordner „ventoy“,
und kopieren Sie die Datei „ventoy_wim-
boot.img“ hinein. Danach übertragen Sie
den gesamten Ordner „sources“ vom Ru-
fus-Stick auf den Ventoy-Stick. Wenn Sie
den PC davon booten, wählen Sie im Menü
„boot.wim“, um das Installationssystem
von Windows 11 zu starten.
SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Multiboot-Sticks unter Linux einrichten

Ventoy bietet auch für Original-ISO-Dateien Windows 11: Die Hard­

von Microsoft eine Option, den Hard- wareprüfung des Mic­
warecheck bei der Windows-11-Installation rosoft-Systems lässt
zu umgehen. Starten Sie Ventoy Plugson sich über Registryeinträ­
wie vorher beschrieben. Unter „Global Con- ge aushebeln, die Ven­
trol Plugin“ aktivieren Sie im Abschnitt toy bei der Windows-Ins­
„VTOY_WIN11_BYPASS_CHECK“ die Option tallation automatisch
„1“. Dadurch werden bei der Windows-Ins- einbauen kann.
tallation die unter der Option genannten
Registryeinträge hinzugefügt, und Windows
lässt sich dann auf Hardware installieren,
die offiziell nicht unterstützt wird. Da es
sich um eine inoffizielle Methode handelt,
ist nicht garantiert, dass Windows stabil
läuft und die Installation mit dem Registry-
patch auch in zukünftigen Windows-Versi- Zusätzliche Anpassungen für grml-res- her nicht bootbar. Das Script „42_grml“
onen möglich ist. cueboot: Das Grub-Menü wird mit update- lässt sich aber dafür anpassen. Die relevan-
grub über Scripts im Ordner „/etc/grub.d/“ ten Zeilen für System Rescue sehen Sie in
Grml-Rescueboot: ISO-Dateien erzeugt. Die Datei „42_grml“ sucht nach der Abbildung. Dazu gehört noch
von Festplatte starten Dateien im ISO-Ordner und erstellt die da- „/grml/sysresc_loop.cfg“, das als Ersatz für
ISO-Dateien lassen sich in das Grub-Menü für passenden Einträge. Das Script setzt „/boot/grub/loopback.cfg“ dient. Die Bei-
des installierten Systems einbauen. Das ist darauf, dass im ISO die Datei „/boot/grub/ spieldateien können Sie über https://m6u.
nützlich, wenn Sie beispielsweise ein Live- loopback.cfg“ enthalten ist, die Optionen de/mubo herunterladen.
system regelmäßig als sicheres Surfsystem für das direkte Booten der ISO-Datei ent- In unseren Konfigurationsdateien finden
verwenden oder Rescuezilla für Backups hält. Bei gängigen Distributionen ist die Sie außerdem Optionen für Gparted Live
starten (siehe Beitrag ab Seite 72). Datei vorhanden, bei einigen anderen aber und das PC-Welt-Rettungssystem sowie An-
Schritt 1: Installieren Sie unter Ubuntu nicht. Das bekannte System Rescue (www. passungen für Ubuntu 22.04 LTE bezie-
20.04, 22.04 oder Linux Mint 20 das Paket system-rescue.org) beispielsweise oder auch hungsweise 22,10, damit das System gleich
„grml-rescueboot“: Gparted Live (https://gparted.org) sind da- mit deutschsprachiger Oberfläche startet.
sudo apt install grml-rescueboot
Schritt 2: Standardmäßig soll der Ordner
„/boot/grml“ die ISO-Dateien aufnehmen,
den Sie mit
sudo mkdir /boot/grml
erstellen. Wenn das Verzeichnis „/boot“ auf
einer eigenen Partition liegt, die nicht ge-
nügend Platz bietet, können Sie den Pfad in
der Datei „/etc/default/grml-rescueboot“
ändern. Beispielsweise mit dieser Zeile:
ISO_LOCATION="/grml"
Erstellen Sie das angegebene Verzeichnis.
Schritt 3: Passen Sie die Datei „/etc/de-
fault/grub“ an. Hier müssen die Zeilen
GRUB_TIMEOUT_STYLE=menu
GRUB_TIMEOUT=10
enthalten sein, damit das Grub-Menü ange-
zeigt wird. Beim Wert hinter „GRUB_TIME-
OUT=“ geben Sie die Anzahl der Sekunden
an, nach denen der Standardeintrag auto-
matisch gestartet wird.
Schritt 4: Kopieren Sie die gewünschten
ISO-Dateien in den konfigurierten Ordnern,
und führen Sie danach
sudo update-grub
aus. Wenn Sie den Rechner neu starten, se-
hen Sie zusätzliche Einträge im Grub-Menü, Individuelle Grub-Konfiguration: Für einige Distributionen sind Anpassungen im der Datei „42_grml“ nötig.
über die sich die ISO-Dateien booten lassen. System Rescue beispielsweise lässt sich ansonsten nicht aus einem ISO starten.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 95
Multiboot / Multiboot für den Raspberry Pi

So klappt Multiboot
für den Raspberry Pi
Wenn Sie mehrere Systeme mit Multibootauswahl auf dem Raspberry Pi installieren und
abwechselnd nutzen wollen, müssen Sie lediglich die SD-Karte entsprechend vorbereiten.
Diese Anleitung zeigt, wie einfach das funktioniert.

VON STEPHAN LAMPRECHT

Da der Systemdatenträger eines Raspberry

Pi eine leicht zugängliche SD-Karte ist,
scheint Multiboot hier gar kein Thema: Sie
stecken vor dem Gerätestart einfach die
SD-Karte mit dem System ein, das Sie gera-
de benötigen. Es geht aber noch komfor-
tabler – und ordentlicher – mit einer gro-
ßen Multiboot-SD-Karte, die Sie mit spezi-
ellen Werkzeugen bearbeiten.

Pinn nutzt den Browser

Elegant und wirklich einfach ist die Nutzung
von Pinn, dessen Konfiguration Sie größ-
tenteils im Browser vornehmen. Besuchen
Sie dazu die Seite „https://pinn.mjh.nz/“.
Dort wählen Sie zunächst aus, über wel-
chen Datenträger Sie den Raspberry star-
ten wollen. Zudem definieren Sie die Größe
des Mediums. Das Angebot orientiert sich
an den verbreiteten Kapazitäten im Handel.
Nutzen Sie eine davon abweichende Größe,
tragen Sie diese einfach manuell ein. Der
nächste Schritt führt Sie zur Auswahl Ihres
Raspberry-Pi-Modells.
Danach suchen Sie bereits die gewünsch-
ten Betriebssysteme aus. Die Darstellung
wirkt zunächst verwirrend, weil es offen-
sichtlich keine Felder zum Anklicken gibt.
Die sind allerdings auch nicht nötig. Sie
markieren einfach die Betriebssysteme aus
den verschiedenen Kategorien. Die Markie-
rung aus einem anderen Abschnitt bleibt
beim Wechsel der Kategorie erhalten. Ha-
ben Sie Ihre Wahl getroffen, klicken Sie auf
„Next“ am oberen Bildschirmrand. Das ist
die Zusammenfassung Ihrer Auswahl. Falls
notwendig, können Sie mittels der Schiebe-
regler die Größe der einzelnen Partitionen
noch verändern.
Klicken Sie nun erneut auf „Next“. Dieser
bereits abschließende Dialog zeigt zwei
Schaltflächen. Mit der ersten laden Sie sich
das Archiv „pinn-lite.zip“ auf den Rechner,
mit der zweiten eine Datei mit dem Namen
„recovery-cmdline“. Ist der Download ab-
geschlossen, entpacken Sie das Archiv zu-
nächst in einem beliebigen Verzeichnis.
Achten Sie aber darauf, dass beim Entpa-
cken die Ordnerstruktur des Archivs erhal-
ten bleibt. Anschließend kopieren Sie die
zweite Datei in den Ordner „pinn-lite“. Die
Frage nach dem Überschreiben der bereits
vorhandenen Datei bestätigen Sie.
Jetzt formatieren Sie die SD-Karte in der
von Ihnen gewählten Größe mit dem Datei-
system FAT32. Dazu verwenden Sie bei-
spielsweise Etcher oder ein anderes Werk-
zeug. Den Inhalt des Ordners kopieren Sie
im Anschluss auf die SD-Karte.
Nun geht’s vom PC zum Raspberry: Dieser
wird nun mit der neuen SD-Karte gestartet
und vorzugsweise per Ethernet mit dem
Internet verbunden. Im Rahmen des Start-
vorgangs blendet der Rechner die Pinn-
Oberfläche ein. Dort wählen Sie die von
Ihnen vorher definierten Betriebssysteme
aus, die im Anschluss installiert werden.
Nach dem Neustart des Raspberry zeigt
dieser dann das Bootmenü zur Auswahl der
installierten Betriebssysteme.
Berryboot: Alles direkt auf dem Pi
Einen anderen Ansatz nutzt Berryboot, das
Sie im Internet unter www.berryterminal.
com/doku.php/berryboot herunterladen
können. Es verlagert die Auswahl und Ein-
richtung der verschiedenen Betriebssyste-

96 SONDERHEFT 4/2023   PC-WELT
 Multiboot / Multiboot für den Raspberry Pi

Die Schritte mit Berry-

boot sind nicht kompli-
ziert. Allerdings verlagert
sich die Aktion hier auf
den Rechner, auf dem
Sie die Systeme wählen
und das Startmenü kon-
figurieren.

Dank eines cleveren Konzepts ist die Nutzung von

Pinn im Browser möglich. Zunächst muss das Spei-
chermedium und dessen Größe definiert werden.

me direkt auf den Raspberry Pi. Sie laden

sich das Archiv mit der aktuellen Version
lokal auf Ihren Rechner, wo Sie es unter
Beibehaltung der Ordnerstruktur entpa-
cken. Auch in diesem Fall benötigen Sie
eine mit FAT32 formatierte SD-Karte. Auf
diese kopieren Sie den Inhalt des herunter-
geladenen Archivs. Starten Sie dann Ihren
Raspberry von der Karte.
Nach dem Systemstart werden Sie von ei-
nem kurzen Einrichtungsdialog begrüßt.
Über diesen können Sie eventuelle Dar-
stellungsprobleme beheben und auch
eine WLAN-Verbindung einrichten. Ist der
Rechner bereits mit dem Internet verbun-
den, versucht Berryboot auf Basis von
Geodaten die Zeitzone, den Ort und damit
die Belegung der Tastatur automatisch
einzustellen. Dies lässt sich bei Bedarf ma-
nuell ändern.
Im nächsten Schritt legen Sie fest, wo die
Betriebssysteme installiert werden sollen.
Sofern es nicht die aktuell verwendete SD-
Karte sein soll, verbinden Sie den externen
Datenträger jetzt mit dem Pi und wählen
diesen aus, nachdem er vom System er-
kannt wurde. Mit „Format“ starten Sie die
Formatierung des Ziels. Dabei werden alle
darauf gespeicherten Daten gelöscht.
Jetzt öffnet sich der Dialog zur Auswahl
eines Betriebssystems. Nachdem Sie es
ausgewählt und mit „OK“ bestätigt haben,
wird das Betriebssystem heruntergeladen.
Im Anschluss zeigt Ihnen Berryboot den
Bootloader des Systems.
Mit „Add OS“ aus dem oberen Menü laden
Sie im Anschluss das nächste Betriebssys-
tem herunter. Wenn Sie die Maustaste
beim Druck auf das Icon gedrückt halten,
steht Ihnen die Option zur Verfügung, ein
Betriebssystem zu integrieren, das sich auf
einem angeschlossenen USB-Stick befin-
det. Sind erst einmal mehrere Systeme auf
diese Weise integriert, gibt es die zusätzli-
che Option, eines davon als Standard zu
definieren. Dieses OS wird also automa-
tisch aufgerufen, sofern Sie im Bootloader
keine andere Auswahl treffen.
Noobs gibt es auch noch
Fast etwas in Vergessenheit geraten ist
Noobs (New Out of Box Software), seitdem
es von der Raspberry Foundation nicht
mehr prominent auf der Projektseite be-
worben wird. Es bietet ebenfalls eine sehr
komfortable und einfache Möglichkeit,
mehrere Betriebssysteme auf der SD-Karte
zu installieren und wahlweise zu starten.
Die aktuelle Version erreichen Sie stets
über die Seite auf Github (https://github.
com/raspberrypi/noobs). Die Vorgehens-
weise unterscheidet sich nicht von Berry-
boot: Sie benötigen eine mit FAT32 forma-
tierte SD-Karte, auf die Sie die lokal ent-
packte Version kopieren. Mit dieser wird
anschließend der Raspberry gestartet. Aus
dem Startmenü wählen Sie dann die ge-
wünschten Betriebssysteme aus. Wenn Sie
sich für den Download der Lite-Version
entschieden haben, bringt diese die Instal-
lationsdateien für weitere Systeme nicht
mit. Sie werden also über das Internet
nachgeladen. Nachdem Noobs die ausge-
wählten Systeme installiert und eingerich-
tet hat, lässt Ihnen das Programm bei je-
dem Systemstart die Wahl zwischen den
Betriebssystemen.
Netzwerkboot als Alternative
Eine weitere Möglichkeit, den Raspberry
mit verschiedenen Betriebssystemen zu
starten, ist das Booten über ein Netzwerk.
Der Vollständigkeit halber sei dieser Weg
hier erwähnt, auch wenn es sich dabei
nicht um ein „echtes“ Multiboot handelt.
Das Tool Pi Server ist im Raspberry-Desk-
top-System bereits enthalten. Damit ist es
möglich, eine oder mehrere im gleichen
Netz befindliche Platinen mit einem defi-
nierten Betriebssystem zu starten. Der
exakte Ablauf würde indes den Rahmen
dieses Beitrags sprengen, ist aber nicht
sonderlich kompliziert. Sollten eine ganze
Reihe von Platinen auf diese Weise im
Wechsel mit anderen Systemen gebootet
werden, ist es aber sinnvoller, den Desk-
top auf einem klassischen PC zu installie-
ren, um von der höheren Rechenleistung
zu profitieren. Generell ist der Raspberry
Pi inzwischen aber auch in der Lage, via
Netzwerk zu starten. Allerdings ist der Auf-
bau eines Netboot-Servers keine triviale
Angelegenheit. Mit den hier vorgestellten
Werkzeugen für SD-Karten funktioniert
Multiboot deutlich einfacher.
Auch Noobs ermöglicht Raspberry-Multiboot. Das
Tool scheint aber nicht mehr ganz so populär zu sein.

PC-WELT   SONDERHEFT 4/2023 97
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