Sie sind auf Seite 1von 9

EIN HUND FÄLLT IN DEN FLUSS (UND DIE STRÖMUNG REISST IHN MIT)

Im Wartezimmer

A und B sitzen im Wartezimmer eines Gesundheitszentrums.

A, zum Publikum: Die Sache ist, dass mir der Bleistift aus den Händen fällt und das bewirkt eine Kette
von Fatalitäten, die meine beschränkte Vernunft nicht erfassen kann, weil sie unfähig ist, eine
Notwendigkeit dort zu erkennen, wo nur scheinbar der Zufall regiert.

A versucht den Bleistift aufzuheben, ohne den „Arsch“ vom Sitzplatz zu trennen.

B: Nicht aufheben!

A hält inne.

B: Lassen Sie ihn, wo er ist, don’t touch this. Denken Sie nicht an die Menge von Bakterien, die ihn jetzt
überfallen haben? Natürlich nicht, natürlich denken Sie nicht daran, Sie fragen sich das nicht mal,
nicht mal Notizen, nicht mal etwas Ähnliches.

A: Es gibt eine Regel, dass man etwas noch essen kann, das nicht länger als keine Ahnung wie viele
Sekunden auf dem Boden war …

A versucht erneut, den Bleistift aufzuheben.

B: Wollen Sie ihn aber essen?

A: Selbstverständlich ni/

B: Haben Sie die Absicht, ihn zu essen?

A: Selbstver/ Nein! Ich möchte ihn nicht essen, ich will ihn nicht mal in den Mund nehmen. Meine
Absichten sind andere.

B öffnet eine kleine Tasche. Scharrt darin herum. Nimmt einen Kuli heraus.

B: Sie müssen nicht … Nehmen Sie den.

A: /es war einfach schlechthin für … ich meine …

B: Wie viele Sekunden?

A: Wie?

B: Wie viele Sekunden, was ist die Deadline. Sicher wurde die zeitliche Barriere der hygienischen
Verträglichkeit mittlerweile überschritten, und die Bakterien spazieren nun auf allen sechs Seiten
des Bleistifts herum.

A: … und wenn die Regel zutrifft (spricht langsamer, während er die Werbung auf dem Kuli liest), kann
man wissen, wann man etwas in den Mund reinstecken darf … (Spricht wieder in normalem
Rhythmus) Sind Sie patient?

B, in Bekenntniston: patient, if you want me to be honest, I’m not patient, I lose the patience too often,
too frequently.
A: Why are you speaking English? I don’t understand English.

B: Oops, I apologize, I won’t do that no more.

A zeigt B den Kuli, die Werbung.

B: Ach ja, heute nicht, heute bin … bin/

A, für sich: Den kann ich auch nehmen, um das Sudoku zu beenden, das ich in dieser von jemandem
auf dem Stuhl zurückgelassenen Zeitung gefunden habe.

B steht auf und untersucht das Gesicht von A mit schnellen Bewegungen, wie ein Tier.

B: Warum sagen Sie laut Kommentare?

A: Ich habe mit mir selbst gesprochen.

B, setzt sich: Und können Sie nicht einfach (er klopft seinen eigenen Kopf) da drin mit sich selbst
sprechen? Es ist eine Unverschämtheit, mit offenem Mund zu sprechen.

A: In … drin … in Ihrem Kopf?

B: Nicht in meinem, in Ihrem Kopf drin! Schlucken Sie bitte Ihre Kommentare runter, die niemanden
interessieren, niemanden!

A1.

B klopft auf As Kopf.

B: Who’s there? Is anybody there?

A: Hey! What are you doing! You promised me/

B: Niemand am Steuer … Sprechen Sie mit sich selbst da drin, suchen Sie sich und provozieren Sie mich
bitte nicht mehr mit Ihren Sätzchen über klebrige Zeitungen, die Sie hier und da finden. Ich hätte
Ihnen meine Schwäche nicht verraten sollen …

Stille.

B sucht in seiner Jackentasche.

A, vorsichtig: Wollen Sie den Kuli zurück?

B: „Ihn zurück, ihn zurück …“

Er gib A eine Visitenkarte.

B, für sich: Bleistift und Papier … filthy paper for a filthy world.

A, vorsichtig: Entschuldigen Sie, sprechen Sie mit mir?

B: Aber selbstverständlich spreche ich mit Ihnen! Ich spreche mit mir, dir, ihm und ihr, uns, ihnen, bis
hin zur vierten Person!

Kurze Pause.

11
Que le toque la cabeza es contradictorio con el hecho de que me de todo asco, pero tambien me gusta la
violencia, que le vamos a hacer.
B: Und wo bleibt das „Sie“? Das sage ich auch zu mir. Merken Sie sich das: zu-mir. (In überraschend
höflichem Tonfall.) Ich würde Ihnen das „Du“ anbieten, dass wir uns duzen, aber ich hänge dem
Geschriebenen hinterher, ich komme mit Verspätung, und komme mit Improvisationen nicht gut
zurecht, auch wenn sie spontan in meinem Kopf auftauchen, wie von jemandem inspiriert … na gut,
wir müssen im höflichen Ton bleiben. (Pause.) Ich schlage Ihnen vor, eine App herunterzuladen, um
Sudokus zu spielen. Sie brauchen nicht Dinge antatschen, die Sie da und dort finden, Sie brauchen
nur den Finger … nehmen Sie, bitte!

A ist perplex.

B: Entschuldigen Sie, ich denke, ich habe Ihnen meine Visitenkarte zu früh gegeben. (Zu sich.) Das sage
ich für mich: Ich, ich schwitze, meine Hände, schwitzen.

Entreißt A die Karte aus den Händen. Und gibt sie ihm wieder mit einem Lächeln.

B: Bitte.

B: Das ist für Sie. Meine Hände schwitzen. Wenn Sie die Karte nicht in weniger als keine Ahnung wie
viele Sekunden nehmen, wird sie mir aus den Fingern gleiten und auf den Boden fallen, von wo
weder Sie noch ich überhaupt keine Absicht haben etwas aufzuheben, richtig? Bitte, nehmen Sie.

A nimmt die Karte noch mal.

B seufzt erleichtert.

Pause.

Ein Lachen explodiert in seinem Mund. / B prustet auf einmal los.

B, lachend: Entschuldigung, Entschuldigung … mich hat etwas zum Lachen gebracht, zum Lachen, ein
zukünftiger Witz, zukünftiger Witz einer zukünftigen Szene, einer zukünftigen verworfenen Szene…
aber der ist so … (lacht wieder.) Richtig gut, richtig … ich teile es nicht mit Ihnen, weil ich Ihnen keine
Sorgen über die lächerliche Zukunft machen will, nicht spoilern… (Sein Lachen wird leiser.) Das
Lachen eines nicht angekommenen Witzes … eine Nase blutet, das Blut entfernt sich von der Nase,
emanzipiert sich von Nase und Körper, braucht nur Körper, um drauf zu fließen … das ist eine zu
große Verantwortung, zu groß, die Ordnung des Diskurses aufrechtzuerhalten.

A: Handelsvertreter, das sind Sie, oder? Man merkt das, weil Sie die Gabe des Wortes besitzen, oder
sind Sie besessen /

B: Richtig. Steht auch auf dem Kuli, aber bitte, fragen Sie mich mehr, zum Beispiel fragen Sie mich …
keine Ahnung … seien Sie inquisitorisch mit mir, bitte.

A: Wollen Sie mir etwas verkaufen? Ich sag Ihnen gleich, ich habe keine/

B: Aber bitte … Wofür halten Sie mich?

A: Also sind sie doch Patient.

B: Nääääaain, ich komme, um mit dem Doktor über die neusten Neuigkeiten zu sprechen.

A: Die neusten …

B: … Neuigkeiten.
A: Ach so, Sie sind einer dieser Geier, die kommen, um die Ordnung der Warteschlange zu zerstören.
Warum kommuniziert ihr nicht auf einem anderen Weg mit den Ärzten? Eine Flaschenpost, ein
Hiobsbote, Rauchzeichen ...

B: Es ist erfreulicher, hierher zu kommen, der echte Kontakt: direkt, Adrenalin … sich die Hand geben.

A: Ihre verschwitzten Hände … Sie selber sagen das! Ich hatte nicht das Vergnügen, das zu überprüfen.

B reicht ihm die Hand.

B: Ich glaube, wir wurden einander nicht vorgestellt.

A: Lassen Sie das … ich will nicht, dass Sie mir etwas verkaufen, nachdem Sie mir die Hand mit Schweiß
beschmiert haben.

B: Aber bitte … jetzt seien Sie nicht so, es handelt sich um einen Austausch von Körperflüssigkeiten,
keine Raten, keine Interessen, keine Sache in diesem Sinne. Ich fange an zu verstehen, woher Ihr
Misstrauen kommt, Ihr Mangel an Interesse, Ihre unabsichtliche Unwissenheit. Es ist relevant, dass/
Oh Gott, Sie wissen überhaupt nichts über Relevanz und Irrelevanz … Es ist von lebenswichtiger
Relevanz, dass wir einander kennenlernen, Sie und ich, es handelt sich um eine Vorahnung, dass
unsere Leben sich vereinigen werden in Reichtum und Armut ... in Krankheit und Gesundheit, bis
dass der Tod uns scheidet, das ist der Abgrund meiner unergründeten Vorahnung. In Form eines
Rätsels: Was ist das, das wie ein Armer aussieht, das wie ein Armer riecht, was wie ein Armer schläft
…?

A: Ist das ein Rätsel oder „Ich sehe was, was du nicht siehst“?

B: Was für ein umständlicher Mensch, wenn Sie sich so benehmen, verpassen Sie das … Das neuste
Material, mit dem ich arbeite, es ist der letzte Schrei/

A: Der letzte Schrei? Wollen Sie mir ernsthaft Ihre Produkte mit dem Motto „der letzte Schrei“
verkaufen? Egal was – Objekt, Wort, Person, Hund, Löffel –, das mit der Rubrik begleitet wird „der
letzte Schrei“ altert um Jahrzehnte in einem Augenblick, bis zur Unbrauchbarkeit … Arbeiten Sie
nicht mit einer Marketingabteilung, die Ihnen verbietet, Ihren Kram mit Slogans zu betatschen, bis
sie ruiniert sind?

B: Haben? Ich bin meine eigene Abteilung für Marketing und meine Lebensumstände.

A: Jetzt verstehe ich auch die gütiggeschäftig-gelgefestigten Helmhaare.

B: Meinen Sie, ich bin antiquiert? Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie derjenige mit rudimentären
Werkzeugen wie Bleistiften sind. Nur Kinder und Schreiner nutzen die. Sind Sie ein Schreiner oder
haben Sie Angst vor Fehlern?

A: Da muss ich Ihnen Recht geben, für Sudokus ist der Kuli schlecht, man kann nicht korrigieren.

B: Natürlich kann man das, und wie! (Pause.) Aber die Korrektur bleibt stehen, man kann nicht so leicht
wie mit einem Bleistift die Fehler verstecken; es bleibt die Spur, man muss psychologisch gut
ausgerüstet sein, um das zu ertragen. (Pause.) Für den Bleistift brauchst du auch einen geeigneten
Radiergummi. Haben Sie den richtigen Radiergummi? Verfügen Sie über den richtigen
Radiergummi?

A: Wie?

B: Tun Sie jetzt so, als seien Sie taub? Fehlt es Ihnen an Genie für eine Replik? Versuchen wir es noch
mal: Haben Sie einen Radiergummi? Radiergummi. Für solche Obliegenheiten hilft Ihnen dieser
Bleistift in den trockenen Händen eines Krypto-Schreiners nicht, wenn sie nicht korrigieren können,
löschen, auslöschen, keine Spur hinter sich lassen, und, glauben Sie mir: Sie haben ein auffallend
fatales Aussehen, dass Sie sich irren, ein Mal und noch einmal und noch einmal einmal
nacheinander …

B sucht in seiner Tasche.

B: … maybe habe ich einen Radiergummi hier drin …

A: Der Bleistift habe ich bei IKEA mitgenommen. Die machen sie einfach mit Absicht so klein. Das ist
der Anschein eines kleinen Geschenks, wissen Sie? Weil der große Bleistift muss woanders sein …
du kannst die Taschen deiner Hosen voll machen, ich meine, voll mit Bleistiften, haufenweise, aber
die sind nur Reste… Klein und heroisch, die Größe eines Prometheus‘schen Bleistift, von einem
Anspitzer ständig bis zur Erschöpfung gefressen. Eine unangenehme Größe; aber für jemanden wie
mich, der an aggressive Architektur schon gewohnt ist, spielt die Größe des Bleistifts keine
wesentliche Rolle; in der Tat, das, was ich Ihnen über kleine und große Bleistifte gesagt habe, das
ist nur der Fehlschlag einer Revolution, die in mir ausgelöscht wird, weil sie das Außen hasst, dass
sie immer wieder wie ein Bumerang zu mir zurückkommt, um mich in meiner Innerlichkeit zu
bewohnen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich immer die möglichen Lösungen in die
Eckchen der Quadrate schreibe, immer drinnen, niemals draußen. Und ich benötige keinen
Radiergummi, ich schreibe die Zahlen sanft und leicht, eine Phantasmagorie, und wenn ich aber
sicher bin, wenn ich mit kartesischer Gewissheit weiß, welche von den Optionen in das Quadrat
gehört, dann nehme ich den Bleistift mit Kraft und zerdrücke die Spitze gegen das Papier mit so viel
Kraft, dass ich (mit Wut) dass ich das Papier, meinen eigenes Bein, den Sitzplatz, den Boden bis zum
Kern der /

B sucht weiter.

B: Verstehe, einen Anspitzer auch … und Sie sagten über mich, ich sei der Antiquierte … ich … na gut …

A: Bitte, Ihr Kuli.

Wirft B den Kuli zu. B kann nicht rechtzeitig reagieren. Der Kuli fällt auf den Boden.

B hört auf, in der Tasche zu suchen.

B, überdrüssig: Phantastisch. Jetzt haben wir nicht nur einen Bleistift, sondern einen wertvollen
Bleistift out of game.

A bewegt sich auf dem Sitzplatz, um den Bleistift aufzuheben.

B: Was machen Sie? Oh Gott, oh Gott … nicht, aber bitte, das nicht … lassen Sie … ich glaube, ich muss
mich übergeben …

A: Scheiß auf Ihren Kuli, scheiß auf Ihre Kaufstrategien, scheiß auf Ihren Scheißton, scheiß auf die
Bühnenanweisungen, die Sie zwingen, Sachen in der Tasche zu suchen, scheiß auf das Absurde;
scheiß auf alles. Ich will nur das Sudoku in Ruhe beenden.

Für sich, während er das Sudoku durchgeht.

Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – sechs? – sieben – acht.

B: In bestimmten Kulturen wäre die Ablehnung meines Geschenks eine Schande, wir wären
gezwungen, die Freundschaft zwischen ICH und DU demonstrativ abzubrechen. Es könnte sogar zu
einen Waffenkonflikt führen, unsere Familien stünden gegeneinander konfrontiert bis zum Ende
aller Zeiten, ohne mehr wissen zu können, was die Genese dieses Konflikts war.
A: Wir sind keine Freunde. Es gab keinen Austausch von Körperflüssigkeiten. Und ich verfüge über
keine Familie, die ich vor den Bus werfen könnte und auch nicht vor die Hunde der Geschichte und
ihrer Toten.

B: Lassen Sie uns den Duelldialog jetzt proben! Lassen Sie uns mit Wörtern schlagen! Wort ist Mord!
Die Leute sollen nicht denken, wir sind Unvernünftige, die erst handeln und dann denken. Erst
Wort! Das Duell wird kommen.

A: Sie wollten mich nur reichlich beschenken! Und jetzt die Wörter …

B: Wollen Sie nicht? Ich gebe Ihnen die Möglichkeit zu proben, und bringe mein eigenes Leben in
Gefahr /

A: Sie sind nicht besser als andere Menschen.

B: Wer sagte Ihnen, ich wäre für ein Gespräch mit Herrn Doktor …

(Kann nicht richtig den Namen auf dem Schild lesen.)

Ich kann es nicht richtig lesen, aber das stand schon in der Regieanweisung.

A: Es gibt Verzögerungen. Jeder Patient nimmt mehr und mehr Zeit als der vorherige, und so gibt es
eine Summe von Verspätungen, wie ein Schneeball, bis zur absoluten Verspätung.

B: Stimmt! Ich habe mich vertan, ich wollte mit Frau Doktor Schneeball sprechen, die Heilige Doktorin
aller retardeds. Da, daneben, da ist meine Tür. Sehen Sie? Die da. Unsere Wege trennen sich jetzt.
Sobald die Tür aufgeht, werde ich in die Praxis reinspringen wie ein Raubtier an den Hals seiner
Beute. Zwischen uns wird nur die Nabelschnur dessen bleiben, was hätte sein können: Armut,
Reichtum, Gesundheit, Krankheit; alle Dichotomien, die Sie wollen, weil keine davon wird nicht mal
dialektisch tragbar.

A: Deswegen versuche ich immer den ersten Termin am Tag zu bekommen. Ich versuche, den ersten.

B: Sie haben jedes Recht auf Gesundheit. Lassen Sie mich Sie noch kurz stören. Die Gesundheit, ein
universelles Recht, so universell und allgemein wie das „Seiende“, und Sie wissen so gut wie ich,
dass das Seiende in vielfachen Bedeutungen ausgesagt, oder? Weil die Armut auch in vielfachen
Bedeutungen ausgesagt wird, oh Wunder des Turboliberalismus! Und was für ein Glück, dass die
Ordnung des Diskurses uns diesmal am Ufer des Wortes Armut ausgespuckt hat. Weil etwas sagt
mir, dass Sie Ihre Armut verstecken wollen, nachdem Sie insinuiert haben, Sie seien arm …
Insinuationen; Sie packen den Stein in die Hand und die Hand in die Tasche. Oder täusche ich mich?
Natürlich täusche ich mich nicht. Nicht. Stein … aber das geht nicht so, es reicht nicht mit dem
Widerspruch schlechthin, was Sie eigentlich brauchen, ist ein zweiter Willen: nicht einen, sondern
zwei Willen. Glauben Sie, ich werde auf der Stelle aus der Tasche einen Willen für Sie auspacken?
Nein, mein Lieber, das ist Ihre Aufgabe. (Feierlich.) Ich bestimme für Sie, Sie sollen mit brennendem
Herz dieses Ziel verfolgen, insbesondere, damit sich nichts ändert. (Pause.) Sie sollten den Mangel
an Willen mit Ihrem Doktor besprechen.

Aber egal, was mich interessiert, ist, ob diese klebrige Zeitung schon da war, als Sie herkamen …
oder versuchen Sie zu signalisieren, dass Sie da geschlafen haben?

B steht auf.

B: Wer kümmert sich hier um die Saubarkeit?

A zieht B an der Jacke, damit er sich wieder hinsetzt.


A, leise: Sind Sie verrückt oder was? Wollen Sie, dass die uns rausschmeißen?

B: Bakterische Hände von meiner Jacke weg.

B setzt sich hin.

B: Warum macht keiner hier seinen Job?

A: Die Kürzungen … Sie wissen schon …

B sucht in seinem Koffer.

A: Wenn Sie mir eine private Versicherung anbieten wollen, sage ich Ihnen jetzt schon, meine Situation
ist nicht die/

B hört auf zu suchen, sauer.

B, sauer, zu sich selbst: Alles, das Ganze hier, ist absolut deprimierend. Zu A. Sie reden die ganze Zeit
von haben und nicht haben. Ist das Sudoku nicht abgelaufen? Werden die Zahlen nicht schlecht?
Werden sie etwa römisch?

A: Also … nach einem Tag … das Ablaufdatum ist immer approximativ. Warum, denken Sie, machen die
Supermärkte ihre Container mit Schlössern zu?

B, für sich: Was für eine Schande … man kann nicht mal seinem guten Recht, im Müll zu suchen,
nachgehen. Es geht immer schlechter mit der Freiheit … aber aber aber aber es gibt Sachen, die
keine Mühe kosten, for example: alte Zeitungen zu entfernen, den Boden wischen …

A: Na gut, etwas ….

B: Wille, my friend, only Wille, wollen oder nicht wollen, das ist das Scrollen.

A: Und bezahlt werden.

B: Die Welt ist Wille und Vorstellung! Ist das klar? Oder soll ich Copy-Paste machen? Ach … lassen Sie
mich in Ruhe, oder ich lasse Sie besser in Ruhe, manchmal kommen Dinge in den Sinn, die aus dem
Nichts zu kommen scheinen … ist das bei Ihnen nicht auch so?

A: Ständig.

B: Versuchen Sie nicht, mir eine Freude zu machen, ich kann die Wahrheit ertragen, geben Sie mir nicht
einfach so Recht.

A: Ich sage Ihnen die verdammte Wahrheit! Was wollen Sie denn noch? Und andere Sachen kommen
mir in den Sinn, in Form von Wörtern, sehen Sie, sehen Sie nicht?

B: Es gibt nichts Giftigeres auf dem Antlitz der Erde als Ihre Wörter.

A: Das stimmt aber nicht, überhaupt nicht.

B: Sehen Sie? Sehen Sie, in welch unangenehme Situation Sie uns mit ihren Wörtern gebracht haben?
Ich will nichts anders als Stille, dass Sie schweigen, schweigen und die Zeitung entfernen. Oder
braucht ein Obdachloser sie als Decke?

A, beschämt: Glaube nicht … die Notaufnahme ist nachts zu.

B: Genug, ich habe genug von Ihnen gehört. Ich wollte die Zeitung aus einem unbekannten Grund aus
Ihren Händen entfernen. Polemisieren, Konflikt letzten Endes. Ich denke, die Lösung ist das
Auftauchen einer Krankenschwester.
Eine Krankenschwester kommt mit einer Zeitung in der Hand.

KRANKENSCHWESTER, zu B: Wollen Sie zu Frau Doktor Quiles?

B: Nein.

A: Wie, „nein”?

KRANKENSCHWESTER, zu A: Das ist für dich, neue Bettwäsche, von heute.

Reicht A die Zeitung.

A: Danke.

B: Aha! Lügner!

A, zu KRANKENSCHWESTER: Das Sudoku ist schon gemacht.

KRANKENSCHWESTER: So wärmt sie besser. Komm, gib mir die alte Zeitung für den Müll.

B: Was für eine erbärmliche Situation. (Zu KRANKENSCHWESTER) Und das da?

Die KRANKENSCHWESTER schaut zur Tür von Doktor RRRRR.

KRANKENSCHWESTER: Herr Doktor RRRR?

B: Ja, wann kommt eRRRRRRR her?

KRANKENSCHWESTER: Doktor vier Mal „R“. Jetzt.

Doktor RRRR kommt herein.

DOCTOR RRRR: Hi hi hi hi hi ich komme zu spät spät spät … (zu B) Hallo A

A und B: Ich glaube, Sie verwechseln uns.

DOKTOR RRRR: Echt?!?!? Was für eine barocke Verwirrung! (Untersucht B mit Blicken.) Sie … Sie waren
… wir waren Sitznachbarn in der Schule, oder?

B: So sei es, oh Schicksal! Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Pferden.

Steht auf.

DOKTOR RRRR: Dann umarmen wir uns, wie es nur die ehemaligen Schüler der Maria-voll-der-Gnade-
Schule können. In diesem Land gibt es kaum wertvollere Dinge als einen guten Schulbankfreund.

Umarmung.

DOKTOR RRRR: Was für eine anachronistische Freude! (zu A.) Ist das für Sie in Ordnung, wenn er erst
drankommt? Natürlich ist das für Sie in Ordnung.

B, zu A: Es wird nicht lange dauern.

DOKTOR RRRR, zu A: Währenddessen können Sie einfach da im Sitzen faulen, im Liegen oder egal wie.
Aber halten Sie durch, bleiben Sie im übertragenen Sinne stehen. Können Sie Ihre Urininkontinenz
bremsen? Können Sie Ihre programmierte Obsoleszenz zurückhalten? Kein Theater hier, bitte, mir
fallen Notsituationen schwer. Eine Minute. Und unterdrücken Sie die nichtverbale Sprache, die
interessiert niemanden hier.
Öffnet die Tür der Praxis.

DOKTOR RRRR: Sie first.

B betritt den Praxisraum.

DOKTOR RRRR zur KRANKENSCHWESTER: Und Sie, machen Sie sich Folgendes klar, ich fasse ihren Arsch
nicht an, weil das hier kein Volkstheater ist, und nicht deswegen, weil es Leute gibt, die uns zuschauen.
Das sage ich in einem höflichen Ton, aber gleichzeitig verblüffend, so sage ich das, verblüffend höflich.
Das spielt aber jetzt keine Rolle. Ich mache lieber die Tür zu, keine Ahnung, auf welcher Seite davon
ich bleiben werde.

Dunkel.

Eine Tür schließt sich.

(Was sieht wie ein Nazi aus, denkt wie ein Nazi, riecht wie ein Nazi? Ein Demokrat?)

Das könnte Ihnen auch gefallen