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Erfindung der Currywurst

Fettig, aber umso leckerer: Die Currywurst ist die Königin der deutschen Imbisse
Sie wird in Stücke geschnitten, mit Sauce und Pommes Frites gegessen und ist
einer der beliebtesten Imbisse der Deutschen: die Currywurst. Aber wo wurde
die in Ketchup und Curry gebadete Wurst eigentlich erfunden?

Bevor Sie sich das Video anschauen, lösen Sie bitte folgende Aufgabe.

1. Kreuzen Sie die Worte an, die nicht in die Reihe passen.

Was isst man nicht zu einer Wurst?


a) Curry
b) Sauce
c) Ketchup
d) Kuchen

Was können Sie mit einer Wurst nicht machen?


a) essen
b) braten
c) trinken
d) schneiden

Wie schmeckt eine Wurst nicht?


a) nach Fleisch
b) nach Zitrone
c) würzig
d) salzig

Wie wird eine Wurst nicht serviert?


a) flüssig
b) geschnitten
c) heiß
d) mit Pommes Frites

Rufen Sie unten das PDF mit den weiteren Aufgaben zum heutigen Video auf und
drucken Sie es aus. Dort finden Sie eine genaue Anleitung, wie Sie mit dem Video-
Thema arbeiten können. Wenn Sie möchten, können Sie den Beitragstext auch im
Manuskript mit Vokabelglossar nachlesen. Um sich das
SPRACHBAR | 21.01.2009
Nichts

Nix los hier ...


"Nichts geht mehr", sagt der Croupier. Jetzt bleibt dem Spieler nichts anderes
übrig als auf sein Glück zu vertrauen. Denn er will in null-Komma-nix reich sein
und nicht am Ende vor dem Nichts stehen.

"Viel Lärm um Nichts" heißt ein Stück von Shakespeare. Der Titel ist längst Redensart
geworden. Hier, wie in anderen Wendungen auch, hat das Wort "nichts" etwas Herablassendes.
Es hat aber weitaus mehr Bedeutungen zu bieten!

Nichtsdestoweniger

Na dann, nichts wie hin! Das heißt so viel wie: nicht lange gezögert, sondern unverzüglich
begonnen! "Nichts wie hin" ist halt kürzer. Man benutzt die Formel, wenn es schnell gehen
muss. Und das muss es ja meistens. Nichtsdestotrotz kann es auch mal langsam gehen.

"Nichtsdestotrotz" übrigens ist, so ein Sprachwissenschaftler, eine scherzhafte Nachbildung von


"nichtsdestoweniger", und er fährt fort: "Dessen Etymologie ist dem Gefühl des Laien
unzugänglich." Da mag der Wissenschaftler recht haben, allein: Ich verstehe nichts. Vielleicht
klingt der Satz ja bloß gebildet und es ist nichts dahinter, dann wäre der Satz nichtssagend und
man könnte ihn ruhig weglassen mit dem Kommentar: "Satz mit x – war wohl nix."

Der tut nichts!

Etwas, was von Herzen kommt, muss nicht sichtbar sein. Nichts kann also mehr sein, als man
denkt. Da kann der alte Philosoph Lukrez ruhig behaupten: "Denn wir sehen, dass nichts von
nichts entstehen kann" – heute meist zitiert als "Von nichts kommt nichts". Lukrez spielt auf das
Faulsein an, auf "das süße Nichtstun", dessen italienische Form noch bekannter ist: das "dolce
far niente".

Der fleißige Mensch fühlte sich zu allen Zeiten umgeben und bedroht vom Nichtstuer, vom
Nichtskönner, vom Nichtsnutz und vom Taugenichts. Der stete Vorwurf: "Der tut nichts." Sagt
von einem Hund dessen Besitzer "der tut nichts", ist das kein Vorwurf, sondern eine
Beruhigung: "Der tut Ihnen nichts Böses an." Auch wenn es heißt, der tut nichts: Sowohl Hund
als auch Faulpelz tun nicht nichts. Wenigstens atmen sie. Hoffentlich.

Davor oder mitten drin

Der Habenichts, der alles verloren hat, besitzt nichts Materielles mehr – bloß noch sein Leben.
Er steht, wie man sagt, vor dem Nichts. Es bleibt ihm der bittere Trost des Sprichworts "Wo
nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren".
Gibt es "nichts"? Das "Nichts" steht für Finsternis oder für die seelische Stimmung der
Finsternis, die Depression. Was einem fehle, so ein Betroffener, "ist eigentlich nichts, es ist das
Nichts – das ist es." Man hat nichts, das Nichts aber hat einen – nämlich in die Tiefe gezogen.
Das Substantiv "Nichts" kann bezogen werden auf etwas nicht Vorhandenes, auf etwas
Wesenloses, oder auf ein Etwas, dem der Inhalt fehlt.

Gemischtes Doppel

Ein für unbedeutend gehaltener Mensch, einer, dem es an irgendwas fehlt, wird von den
"Normalen", von denen, die ihn für unbedeutend oder unfähig halten, oft bösartig als eine Null
oder ein Nichts bezeichnet. Bekannt ist die Formel "null und nichtig". Sie wird emotional
verstärkend im Sinne von "ungültig" gebraucht, so zum Beispiel wenn ein Gericht einen Vertrag
für null und nichtig erklärt. Eine Sache gilt daraufhin als erledigt.

Und in null-Komma-nix, ganz schnell, sind wir da, wohin wir ganz schnell müssen, wenn wir
mal "müssen". Auf der Toilette. Sie ist häufig gekennzeichnet durch eine Doppel-Null. "00" ist
schlicht der Raum, der im Hotel nicht als Zimmer gilt, daher keine Nummer hat.

Glänzend unsichtbar

Null ist nicht nichts. Die Null ist eine Zahl: Zwar sind null Äpfel nichts, aber die Zahl Null ist
nicht nichts, genauso wenig wie die Zahl Eins ein Apfel ist. – Klingt eindrucksvoll, nicht wahr?
Habe ich aber bloß irgendwo abgeschrieben. Im Mathematikunterricht habe ich häufig gefehlt.
Oder wie man auch sagt "durch Abwesenheit geglänzt".

Wie kommt das Verb "glänzen" zur Abwesenheit? Der römische Geschichtsschreiber Tacitus
schildert den Brauch, bei Beerdigungen die glänzenden Wachs-Totenmasken der Ahnen
voranzutragen. Zu Tacitus' Zeit war es jedoch verboten, Bildnisse der Mörder Cäsars zu zeigen,
und so stachen die Mörder Cassius und Brutus dadurch hervor, dass ihre Bilder eben nicht zu
sehen waren.

Mir nichts dir nichts

"Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen." Eine Lüge, die sich die Polizei erlaubt. Das,
was es zu sehen gibt, soll der Öffentlichkeit verborgen bleiben, meint also "hier gibt es für Sie
nichts zu sehen." Wenn man das weiß, kann man einsichtig sagen: "Na dann, nichts für ungut."
Man weiß ja insgesamt sehr wenig, so gut wie nichts. Aber zum Beispiel der Fußballer, der "aus
dem Nichts auftaucht" und ein Tor schießt, der hat etwas geleistet, einfach so bzw. "mir nichts
dir nichts". Und das ist eine Verkürzung – es muss ja wieder schnell gehen – von "ohne dir und
mir zu schaden". Und wer niemandem schadet, der leistet ja schon Erhebliches. Oder ist das
etwas nichts ...?
ALLTAGSDEUTSCH | 20.01.2009
Märchensprache

Um welches Märchen es sich hierbei wohl handelt?


Dornröschen, Hans im Glück oder Frau Holle bevölkern etliche Märchenbücher,
und auch ihre Taten haben in der Alltagssprache Spuren hinterlassen. Vor allem
aber sind es ganz bestimmte Wendungen, die sich erhalten haben.

Sprecher 1:
Es war einmal vor langer, langer Zeit ein tapferes Schneiderlein. Das war ein kleines,
schmächtiges Kerlchen, das sich oft ängstigte. Zwar war er behände im Umgang mit Nadel und
Faden, doch für die Dinge des Lebens besaß er recht wenig Geschick. Eines Tages hatte er
genug von seinem tristen Dasein. Er wollte sein Leben von Grund auf ändern und begann zum
ersten Mal, sich zur Wehr zu setzen. Die, die ihn ärgerten, schlug er ganz einfach tot. Nicht nur
einen, nein, sieben auf einen Streich. Um seinem Erfolg die Krone aufzusetzen, bestickte er
einen Gürtel mit seiner Heldentat. So stand zu lesen: "Sieben auf einen Streich". Was das
tapfere Schneiderlein nicht erwähnte, war, dass es sich bei den armen Sieben um Fliegen
handelte. Alle, die die Mär, die Nachricht oder Kunde, von des kleinen Schneiders großer Tat
hörten, zollten ihm Respekt, ja, sie fürchteten sich nunmehr vor ihm.

Sprecher 2:
Märchen gibt es in jeder Volks- und Sprachgemeinschaft. Jede Kultur hat ihre eigenen
Märchen, die aber auch von anderen Kulturen beeinflusst sind. Im europäischen
Märchen sind seit dem 9. Jahrhundert jüdische, arabische, keltische, seit den
Kreuzzügen auch indische Einflüsse erkennbar.

Sprecherin:
Es war einmal ... oder: In jenen Zeiten ... oder: Es begab sich ... – mit diesen oder ähnlichen
Worten beginnen die meisten Märchen. Und auch heute ist der Ausdruck Es war einmal
manchmal noch zu hören. Man benutzt ihn gerne etwas ironisch, um seinen Zuhörern eine
vielleicht gar nicht so spannende Geschichte oder Begebenheit aus dem Alltag schmackhaft zu
machen, das heißt, sie dafür zu interessieren und natürlich zu unterhalten. Märchen beginnen
aber nicht nur häufig mit denselben Worten, auch das Ende wiederholt sich wie ein Ritual.
Jeder, der schon viele Märchen erzählt hat oder vorgelesen bekam, weiß, was am Ende kommt:
Und wenn sie nicht gestorben sind – ja, was dann?

O-Ton:
"Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute: Ironisch würde ich das gar
nicht sehen, sondern eher so, dass das sich eben immer wiederholt und dass es auch eben heute
noch passieren kann. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute hat ja ein
positives Ende, aber man kann auch sagen, alles ist wiederholbar, und alles kommt in anderer
Form zurück."

Sprecher 2:
Stellen Sie sich vor, jemand erzählt Ihnen von einer Liebesgeschichte in seinem
Bekanntenkreis, die so schön klingt, dass Sie, mit Ihrem Sinn für Nüchternheit, das gar nicht
glauben wollen. Dann könnten Sie lächelnd sagen: "Ja, ja, und wenn sie nicht gestorben sind,
dann leben sie noch heute." Auf ironische Art bringen Sie damit Ihre Auffassung zum
Ausdruck, dass es keine Wunder und auch keine wunderbaren Liebesgeschichten gibt. Eltern
lesen ihren Kindern Märchen vor, weil diese selbst nach Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten
nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Märchen besitzen Allgemeingültigkeit und sind auf
unsere heutigen Lebensumstände übertragbar.

Sprecherin:
Und wenn also das tapfere Schneiderlein nicht gestorben ist, dann geistert es auch heute noch
durch die Welt und besticht die Menschen und Tiere mit seinen heldenhaften Taten.

Sprecher 2:
Gar so heldenhaft klingt die in Anlehnung an die sieben Fliegen des Schneiders heute
verwendete Redewendung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen allerdings nicht mehr. So
kann ein Geschäftsmann durch den Abschluss eines guten Geschäfts einen finanziellen Gewinn
machen und auch noch einen Kontrahenten aus dem Feld schlagen. Er kann sagen: "Ich habe
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens habe ich viel Geld verdient, zweitens bin
ich den leidigen Gegner losgeworden." Und aus dem Feld schlagen bedeutet hier ganz einfach
"besiegen".

O-Töne:
"Wenn man einen guten Deal gemacht hat, wenn man irgendwie was erreicht hat, was man
sowieso erreichen wollte und kriegt noch einen Bonus obendrauf vielleicht, dann, würde ich
sagen, hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen." / "Ich gehe zu einem Geburtstag
gratulieren und möchte aber gleichzeitig das nutzen, um mit Bekannten zu sprechen." / "Wenn
ich in die Stadt Besorgungen machen muss und gehe in einem in ein Museum, das würde ich
sagen, sind zwei Fliegen mit einer Klappe – einem Stadtbesuch."

Sprecher 2:
Na also! Ausdrücke aus dem Märchenreich sind gar nicht so selten in unserer Sprache. In der
heutigen Kultur, die eher "hip" und "hop" ist als märchenhaft und feengleich, sind sie jedoch
etwas in Vergessenheit geraten. Und ehe ich's vergesse, erkläre ich noch schnell, was ein guter
Deal ist, ein gutes Geschäft nämlich. Und wer einen Bonus bekommt, erhält etwas zusätzlich.
Das kann die Weihnachtszulage beim Gehalt sein oder einfach ein Lob.

Sprecherin:
Kindern erzählt man Märchen. Sie sollen ihre Phantasie und ihre Sprache anregen, sie sollen
ihnen Einsichten vermitteln über die Menschen, das Leben und die Welt. Sie sollen ihnen
helfen, ihre Erlebniswelt mit all ihren Ängsten zu bewältigen. Am Märchen sollen Kinder
lernen, dass das Rotkäppchen besser auf die Mutter gehört und dem bösen Wolf nicht erzählt
hätte, dass es die kranke Großmutter in ihrem einsamen Häuschen tief im Wald besuchen
wollte.

Sprecher 2:
Oder, dass es sich nicht lohnt, für einen Prinzenkuss in einen hundertjährigen Tiefschlaf zu
verfallen – wie Dornröschen. Denn so lieblich und märchenhaft sich die Geschichte auch
anhört, klar ist, dass der Dornröschenschlaf heute weniger ein süßes Schlummern als vielmehr
vertane Zeit bedeutet. Hat jemand sich einen Partner gewählt und alle, außer der betroffenen
Person selbst, merken schnell, dass es der Falsche ist, dass er oder sie zum Beispiel ausgenutzt
wird, dann erwacht man wie aus einem Dornröschenschlaf, wenn man es selbst endlich
begriffen hat. Auch in der Politik ist der Dornröschenschlaf ein gern benutztes rhetorisches
Mittel, um dem Gegner Inkompetenz vorzuwerfen, ihm zu sagen: "Hör mal, du hast den Zug der
Zeit verpasst, deine Ideen sind altmodisch, unzeitgemäß, sie hinken hinter den Bedürfnissen der
Menschen zurück."

O-Töne:
"Wenn Erwachsene schon mal nicht so reagieren, wie man sich dat vorstellt, dat man dann sagt,
aus dem Dornröschenschlaf bis' de erwacht. Du hast 'ne Sache verschlafen." / "...auf einmal
'nen Gedanken hat oder 'n bisschen träge war vielleicht, und jetzt hat man das kapiert, jetzt hat
er es geschafft oder so. Mit dem würde ich das in Zusammenhang bringen." / "Wenn man
längere Zeit irgendwie abwesend war und dann durch 'nen äußeren Anstoß plötzlich wieder in
der Realität ist." / "Also, sich nicht geäußert hat und dann plötzlich aufwacht und vielleicht ein
Aha-Erlebnis hat oder plötzlich wieder lebendig ist." / "Es wäre Zeit, dass die Menschheit
insgesamt aus diesem Dornröschenschlaf erwachen würde." / "Eine Sache, die ewig gedauert
hat." / "Nicht der Schlaf der Gerechten, denn da geschieht ja nix, während Dornröschen
schläft, ist es so ja fast wie tot und muss daraus ja mit Hilfe von einem Prinzen erlöst werden,
und erst dann ist alles gut. Der Dornröschenschlaf an sich ist eigentlich nichts Gutes."

Sprecher´2:
Aha, so ist das mit dem Dornröschenschlaf. Ich wusste das bisher nicht und habe jetzt ein Aha-
Erlebnis, ich weiß also etwas, was ich, bis man es mir erklärte, noch nicht wusste. Der Schlaf
der Gerechten ist natürlich kein Schlaf, dem sich nur Menschen hingeben dürfen, die eine
gerechte Tat vollbracht haben. Jemand, der einen ganzen Tag lang hart gearbeitet hat, darf
abends den Schlaf der Gerechten schlafen, ein besonders tiefer, erholsamer Schlaf, der einem
nach getaner Arbeit zusteht. Gerne wird dieser Ausdruck in spöttischer Absicht gebraucht, um
die Arbeitsleistung von Menschen, die vorzugsweise in öffentlichen Behördenstuben arbeiten,
schlecht zu machen.

Sprecherin:
Ob Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel oder die böse Hexe oder Stiefmutter – die
Figuren in Märchen sind entweder gut oder böse, schwarz oder weiß. In der Märchenwelt
herrscht zwar nicht immer eitel Sonnenschein, doch zumindest die Guten und Reinen können
sich auf das Ende freuen, während die Hexe im Backofen schmort und der böse Wolf mit den
schweren Wackersteinen im Bauch in den Brunnen fällt.

Sprecher 2:
Märchen sollen beflügeln, die Menschen ins Land der Träume entführen. Einer der schönsten
Träume stammt aus "Tausend und einer Nacht", einer Sammlung von Märchen aus der
arabischen Welt. Ein Erlebnis kann wie aus Tausend und einer Nacht sein. Jemand, der etwas
Wunderschönes erlebt, könnte es mit diesen Worten beschreiben. Natürlich hat jeder Mensch
eine andere Vorstellung von einem romantischen Abend oder einem Traumurlaub oder einer
privaten Beziehung, auf die die Beschreibung wie aus Tausend und einer Nacht passt. Gerade
deshalb macht sich auch die Werbesprache den märchenhaften Ausdruck zunutze. Ob es darum
geht, Kunden für ein idyllisches Strandparadies im indischen Ozean zu locken oder aber, viel
simpler, den traumhaften Schlafkomfort einer Supermatratze hervorzuheben, keine Agentur
scheut sich, ihr Produkt mit wie aus Tausend und einer Nacht zu beschreiben.

O-Töne:
"Etwas Schönes, Märchenhaftes, Herrliches, Träumerisches." / "Ganz, ganz prächtig
und faszinierend und wie so 'n bisschen aus einer anderen Welt." / "Das ist ja sehr
exotisch, arabisch, orientalisch, sehr wundersam."

Sprecher 2:
Eben wie aus einem Märchen, was ebenfalls ein gerne verwendeter Ausdruck ist, der etwas
umschreibt, was man nicht beschreiben kann. Wenn es um Erlebnisse wie aus Tausend und
einer Nacht geht, klaffen die Vorstellungen auseinander.
Sprecherin:
Während die einen von heißen Nächten auf karibischen Inseln träumen, klare Sternenhimmel
erforschen, sind nüchterne Zeitgenossen schon mit weniger zufrieden. Ist die Karibik zu weit
oder zu teuer, tut's auch schon ein Abend zu zweit.

O-Töne:
"Was Schönes, Romantisches." / "Wenn man irgendwo im gepflegten Lokal ist, mit viel schöner
Beleuchtung und so, das ist für mich romantisch, also so gepflegt irgendwo sein, gepflegt tanzen
gehen oder irgendwo schön ins Theater gehen und so."

Sprecher 2:
Wenn etwas wie aus Tausend und einer Nacht ist, dann ist es fast zu schön, um wahr zu sein,
etwas Unfassbares. Doch die Redewendungen aus Märchen, die wir Ihnen hier vorstellen,
lehnen in der Regel näher an der Realität und sollen helfen, dem Zuhörer extreme Situationen
begreiflich zu machen. Mit Hilfe von Bildern werden zum Beispiel menschliche Schwächen
aufgedeckt.

Sprecherin:
Stellen Sie sich also einmal einen Berg von Matratzen vor – alle übereinander liegend. Auf
diesem Berg ruht eine junge Frau, eine Prinzessin natürlich. Sie liegt weich und bequem,
denken wir. Aber wehe – die junge Dame beschwert sich bitterlich. Worüber, fragen Sie sich?
Über eine Erbse, die unter der untersten Matratze liegt.

Sprecher 2:
Was im Märchen wahr ist, ist in der Wirklichkeit natürlich nur bildhaft gemeint. Eine
Prinzessin auf der Erbse kann im Grunde auch ein ganz gewöhnlicher Mensch sein, Mann
oder Frau. Jemand, der für sich immer nur das Beste und Schönste will, der auch glaubt, die
oder der Beste und Schönste zu sein und sich vor schmutzigen Arbeiten, wie Boden wischen
oder Badewanne schrubben, gerne drückt, sprich, schmutzige, anstrengende Arbeiten lieber
anderen überlässt oder einfach übersieht.

O-Töne:
"Wenn einer also überempfindlich ist und einfach übertrieben empfindlich und pingelig." /
"Das war 'ne Superempfindliche, dass Einbildung war... dass sich viele irgendetwas einbilden
und vielleicht auch damit glücklich sind, warum nicht?" / "Jemand, der sehr empfindlich ist,
über jede Kleinigkeit mosert, sich aufregt, künstlich aufregt." / "Ganz Empfindliche." / "Heute
würden wir sagen, so 'ne ganz empfindlich eingebildete Ziege." / "Prinzessin auf der Erbse
sagt man meiner Meinung nach zu Leuten, die sich zu fein für alles sind oder die sich gerne
bedienen lassen und immer rumstänkern und so und sich … ja, und schon eine Erbse im Bett
sie stört, so quasi. Und 'ne Erbse ist ja was ganz Kleines, also die leicht empfindlich reagieren
auf alles, was störend ist."

Sprecher 2:
Hier hört man, wie eine Prinzessin auf der Erbse die Gemüter bewegen kann. Rumstänkern,
mosern und pingelig sind Attribute, die vielen zu einer solchen Person einfallen. Von der
empfindlich eingebildeten Ziege ganz zu schweigen. Empfindlich bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass sie empfindlich ist, wenn es um sie selbst geht, aber nicht, wenn es
darum geht, unliebsame Arbeiten auf andere abzuwälzen. Das Adjektiv empfindlich bedeutet in
Verbindung mit einem Adverb immer eine Steigerung der betreffenden Eigenschaft.
Empfindlich eingebildet heißt also "gehörig eingebildet", nicht zu knapp. Eine Ziege ist ein
Tier, dessen tierische Lautmalereien als "meckern" bezeichnet werden. Und meckern, das kann
auch die Prinzessin auf der Erbse. Und wie. Sie meckert oder stänkert oder mosert über das zu
kalte Essen, über die Haare im Waschbecken, kurz, sie beschwert sich über alles, was ihr gegen
den Strich geht, was ihr nicht passt, nicht gefällt. Und jemand, der sich über alles beschwert, ist
häufig ein sehr pingeliger Mensch. Das kann Ordnung und Sauberkeit betreffen, die Kleidung
oder die Ablage am Schreibtisch. Und diese Person möchte, dass alle anderen in ihrem Umfeld
ebenso pingelig sind. Und wenn nicht, dann wird eben gemosert oder rumgestänkert – je nach
Belieben.

Fragen zum Text:

Hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, dann ...
1. hat man seine Kontrahenten besiegt.
2. hat man zwei Dinge mit einer Handlung erledigt.
3. ist man außerordentlich mutig gewesen.

In welchem dieser Märchen spielt ein Wolf eine Rolle?


1. Dornröschen
2. Das tapfere Schneiderlein
3. Rotkäppchen

Welcher Ausdruck ist keine andere Bezeichnung für meckern?


1. einbilden
2. mosern
3. stänkern

Arbeitsauftrag:
Ob von den Brüdern Grimm, aus "Tausend und einer Nacht" oder ganz woanders her: Suchen
Sie sich ein Märchen aus und erzählen Sie seinen Inhalt nach.

Gabi Klasen
STICHWORT | 19.01.2009
Glatt

Glatteis kann auch schön sein


Die Wogen, die im Streit hochgehen, können geglättet werden, genauso wie
zerknitterte Wäsche. Schön auch, wenn alles glatt läuft, doch Vorsicht, wenn es
zu glatt wird, man gar aufs Glatteis geführt werden soll …

Es gibt Wörter, die haben so etwas wie eine Saison. Ein Wort, das sich nun schon seit einiger
Zeit vor allem in den Verkehrsmeldungen der Radiosender geradezu festgesetzt hat, ist "glatt".
Im Stundenrhythmus werden glatte Straßen gemeldet, wird vor Glättebildung und Glatteisgefahr
sowie Schneeglätte gewarnt. "Glatt" also ist diese Woche unser Stichwort. Es liegt am Wetter,
dass "glatt" in den eben genannten Beispielen nur negative Assoziationen weckt.

Von Glätte und Reibung

Wie bei jedem Wort kommt es auf den Zusammenhang, auf die sprachliche Umgebung an,
welche Bedeutung, ja Bewertung, es jeweils annimmt. Die Grundbedeutung von "glatt" im
Hochdeutschen ist: "frei von Unebenheiten, keine Reibung bietend". Rein physikalisch gesehen
gibt es auch bei einer sehr glatten Oberfläche wie beispielsweise einer polierten Tischplatte
Reibung. Das angeschubste Glas kommt eben doch zum Stehen.

Aber wir wissen, was gemeint ist, wenn wir auf einer gänzlich von Unebenheiten freien
vereisten Stelle auf dem Bürgersteig ausrutschen, keinen Halt mehr finden und stürzen. "Zu
geringer Reibungswiderstand", würden die Physiker sagen. Falls uns Naturwissenschaftler
zuhören, bitten wir gegebenenfalls um Nachsicht beziehungsweise Korrektur, falls das mit dem
Reibungswiderstand nicht ganz so richtig ist.

Glänzende Aussichten

Da wir gerade von einer polierten Tischplatte gesprochen haben: Viele glatte Oberflächen
glänzen. In der Tat bedeutete "glatt" im Mittelhochdeutschen – mit einem "t" geschrieben –
auch "glänzend". Aber das nur nebenbei.

Eine Art von Steigerung erfährt "glatt" in dem Adjektiv "spiegelglatt". Nur eine völlig glatte,
nicht die geringsten Unebenheiten aufweisende Spiegelglasfläche erzeugt ein verzerrungsfreies
Bild. Ähnlich die spiegelglatte Wasseroberfläche eines Sees, in der sich Wolken, der Himmel
oder die Landschaft spiegeln.

Auch aalglatte Typen können Locken haben

Was ist das Gegenteil von "glatt"? "Uneben"? Oder gar "unglatt"? Weder noch. Wir kommen
einer Abgrenzung von "glatt" und "nicht glatt" näher, wenn wir wieder die sprachliche
Umgebung unseres Stichworts anschauen: Glattes Haar zum Beispiel ist nicht-gelocktes Haar.
Eine glatte Haut ist – zumindest nahezu – faltenlos. Der nette Hund von nebenan hat ein glattes
Fell. Sein Kumpel nicht. Der ist nämlich ein Rauhaardackel.

Bleiben wir noch einen Augenblick bei den Tieren. Glatt sind insbesondere schuppenlose
Fische. Der Aal beispielsweise ist so glatt und glitschig, dass er sich mit bloßen Händen nicht
greifen lässt. Er ist aalglatt. Spricht man von einem "aalglatten Typen", so ist damit ein Mensch
der unsympathischen Art gemeint; sich geschickt allem entziehend, sich windend, in Sprache
und Verhalten sich unnahbar, ja unangreifbar gebend. So verstanden kann "Glätte" und "eiskalte
Glätte" eine negative Charaktereigenschaft bedeuten.

Glatteis und Glätteisen

Einen aalglatten Typen kann man nur sehr schwer "aufs Glatteis führen". Diese Redensart
bedeutet – wir zitieren ein Wörterbuch –: "jemanden durch bewusst irreführende Fragen und
Behauptungen auf die Probe stellen, überlisten, in Gefahr bringen."

"Glatt", das Adjektiv, "Glätte", das Nomen, "Glatteis", das Kompositum; was fehlt, ist das Verb.
Es heißt "glätten". Vieles lässt sich glätten. Die sprichwörtlichen Wogen, die im Streit
hochgehen, können durch gutes Zureden geglättet werden, zerknittertes Papier wird geglättet,
Wäsche wird geglättet. Übrigens sagt man in der Schweiz "glätten" statt "bügeln" und
"Glätteisen" für "Bügeleisen".

Alles klar?

"Glatt", haben wir gesagt, bedeutet "frei von Unebenheiten". Man könnte auch sagen "frei von
Hindernissen" oder "ohne Komplikationen", denn anders sind die folgenden Beispiele nicht zu
verstehen. Da haben wir die glatte Landung des Flugzeugs, die glatt vorangehende Arbeit, die
Besprechung, die trotz unserer Befürchtungen glatt ausgegangen ist. An diesen Beispielen fällt
auf, dass "glatt" in seiner Bedeutung recht ungenau, ja verschwommen sein kann. Da ist es doch
mit den derzeit glatten Straßen etwas anderes: Da wissen wir genau, woran wir sind.

Fragen zum Text:

Im Mittelhochdeutschen bedeutete "glatt" auch …


1. klar
2. glänzend
3. wertvoll

Wie nennt man einen Mensch, der sich allem entzieht und unnahbar ist?
1. spiegelglatt
2. geglättet
3. aalglatt

Geht etwas glatt, so …


1. funktioniert es ohne Schwierigkeiten
2. geht es vollkommen schief
3. wird es sehr riskant

Arbeitsauftrag:
Führen Sie die anderen Kursteilnehmer aufs Glatteis: Bilden Sie Gruppen zu mindestens fünf
Teilnehmern und besorgen Sie sich pro Gruppe ein (Fremdwörter-)Lexikon oder Wörterbuch.
Der Spielleiter, der von Runde zu Runde wechselt, sucht sich nun einen – mutmaßlich
unbekannten – Begriff aus und liest ihn vor. Die Mitspieler überlegen sich, was der Begriff
bedeuten könnte, und schreiben Ihre Idee auf einen Zettel. Anschließend sammelt der Spielleiter
alle Zettel ein und liest in willkürlicher Reihenfolge die Vorschläge inklusive der richtigen
Lösung vor. Die Teilnehmer entscheiden sich nun für die Bedeutung, die Ihnen am plausibelsten
erscheint. Nachdem der Spielleiter das Rätsel gelüftet hat, erhält jeder Spieler, der die richtige
Lösung erraten hatte, einen Punkt. Für jeden Spieler, der sich für eine der falschen Bedeutungen
entschieden hatte, bekommt derjenige, von dem dieser Vorschlag stammt, ebenfalls einen
Punkt.

Michael Utz
TOP-THEMA | 10.02.2009

Der letzte Mauertote

Mahnmal für die Toten an der Berliner Mauer

Im Februar 1989 wurde Chris Gueffroy an der Berliner Mauer erschossen. Es war
das letzte Mal, dass ein DDR-Bürger seinen Fluchtversuch in den Westen mit
dem Leben bezahlte – im November 1989 war die Mauer Geschichte.

Ein fataler Irrtum brachte Chris Gueffroy im Februar 1989 auf die Idee, einen Fluchtversuch
aus der DDR zu wagen. Ein befreundeter Soldat hatte ihm erzählt, der Schießbefehl sei
ausgesetzt. Der zwanzigjährige Kellner entschloss sich gemeinsam mit einem Freund zur
Flucht über die Mauer. Am Abend des 5. Februar 1989 versteckten sich beide in einer
Schrebergartenanlage direkt an der Grenze. Aber ihre Flucht misslang.

Augenzeugen aus dem Westen berichteten später, sie hätten mindestens zehn Schüsse gehört
und gesehen, wie ein Mann abtransportiert wurde. Chris Gueffroy starb innerhalb weniger
Minuten, sein Freund überlebte schwer verletzt und wurde ins Gefängnis gebracht. Erst zwei
Tage später teilte man der Familie mit, dass ihr Sohn tot sei. Er sei umgekommen, als er
militärisches Sperrgebiet angegriffen habe, hieß es vage. In der Todesanzeige war von einem
"Unglücksfall" die Rede – die vorgeschriebene Sprachregelung.

Chris Gueffroy war der letzte Mauertote. Ein halbes Jahr später brach die DDR zusammen. Der
Soldat, der Chris Gueffroy erschossen hatte, wurde Anfang der Neunzigerjahre zu dreieinhalb
Jahren Gefängnis verurteilt. 1997 musste sich das letzte Politbüro der DDR für den
Schießbefehl verantworten. Erich Honeckers Nachfolger Egon Krenz wurde zu sechseinhalb
Jahren Haft verurteilt.

Dort, wo Chris Gueffroy versucht hatte, über die Mauer zu klettern, befindet sich jetzt ein Park.
Hier sind Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Ein Gedenkstein erinnert an den jungen
Mann, der als letzter an der Mauer erschossen wurde. Der Berliner Senat hat ihn im Juni 2003
aufstellen lassen – zu seinem 35. Geburtstag.

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