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DEUTSCHLAND!
Du Nation voller
Heuchler
Bibliografische Information der
Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.dnb.de
abrufbar.
Einführung
Kapitel 2 – Politiker
Kapitel 5 – Jobcenter
Kapitel 6 – Referenwas?
Referendariat!
Danksagung
Einführung
1. Auto betanken,
2. Auto von innen und außen
säubern (am besten per Hand –
Waschanlage kostet den armen
internationalen Konzern eine
Menge Geld und die giftigen
Chemikalien, die man dabei
abbekommt, sind gut für Haut und
innere Organe),
3. Auto ins PDA-System als
abgefertigt eintragen und
4. Auto an Kunden übergeben oder
es ausliefern.
Benjamin Kreiner
Kapitel 1 – Hypokriten im Alltag
genügend
Staufächer/Schließfächer für die
vollgepackten Taschen
Minimierung der
Ablenkungsmöglichkeiten durch
Sicht- und Lärmschutz
überall verlegter Teppich
genügend Literatur
optionale Gruppenräume
Einzelarbeitsplätze
Inselaufbau mit genügend
Sitzmöglichkeiten
lange Öffnungszeiten
Ich: „ . . .“
1. Die „Mähdrescher-Challenge“:
Der Proband werfe sich in den
laufenden Mähdrescher; wenn er
in einem Stück und nicht als
Heuballen rauskommt, ist er ein
Held.
2. Die „Gehirn Challenge“: Der
Proband schlägt sich einen
großen Nagel durch den Kopf.
Völlig ungefährlich, da man Luft
nicht treffen kann.
3. Die „Spring-von-der-Brücke-
Challenge“: Selbstredend, such
eine möglichst hohe Brücke und
spring. Je tiefer der Fall, desto
höher die Likes!
4. Die „Wachkoma-Challenge“: Wer
kann es am längsten aushalten?
Referendariat!
1. Thilo Sarrazin
Das Erste, was mir zu Thilo Sarrazin
einfällt, ist Berliner Politiker und
Parteiquerulant. Da kann man schon sehr
eindrucksvoll an sich selbst feststellen,
wie die mediale Stigmatisierung ihren
Dienst getan hat. Anders als bei Markus
Lanz und Kollegen, die sich eher
positiver Berichterstattung und negativer
Kommentare von Zuschauern erfreuen
als der Herr Sarrazin, bei dem es sich
genau umgekehrt verhält. Über Sarrazin
selbst möchte ich nicht so viel
schreiben, denn anders als bei Markus
Lanz geht es in erster Linie um seine
Bücher und nicht um ihn als Person. Ich
verstehe daher auch nicht, wie er schon
in den Rang eines Dämons und Spalters
gehoben werden konnte, denn mit ein
bisschen Menschenkenntnis hätte man
leicht den Eindruck gewinnen können,
dass es sich um einen harmlosen
Beamten preußischer Schule handelt.
Sehr trocken und pedantisch in seiner
Ausdrucksweise, wie ein typischer
Beamter, der unaufgeregt zum 2434.Mal
den gleichen Antrag auf Erlaubnis zur
Errichtung einer Dachlaube
entgegennimmt, mit monotoner
Stimmlage und einem Fundus an Zahlen
und Statistiken, sodass jedes Buch über
statistische Erhebungen sich vor Neid
selbst zerreißen müsste. Ein sachlicher
Zeitgenosse, geprägt durch seine Bildung
und sein Umfeld – niemand, dem man
einen großen Roman zutrauen würde,
was nicht böse gemeint ist – ich selbst
sehe mich nicht in der Lage, einen
Roman zu produzieren. Alles in allem
ein sehr unaufgeregter und nüchterner
Mensch, der 1 und 1 zusammenzählen
kann. Kein großer politischer Agitator,
als den ihn viele Feinde und auch
Freunde[419] gerne sehen würden.
Sarrazin ist ein Mensch, den sich jeder
große Entscheidungsträger als rechte
Hand wünscht, ein Mann, der große
Visionen in die enge, praktische Form
umsetzen kann. Zumindest ist das meine
laienpsychologische Einschätzung nach
Einsicht in seine Vita, dem Betrachten
seiner öffentlichen Auftritte und dem
Lesen seiner Bücher. Dass er medial so
in den Fokus gerückt ist, lag also an
seinen Inhalten, was in der heutigen Zeit
schon ein Qualitätsmerkmal ist. Bereits
als Berliner Senator für Finanzen und
Vorstand der Deutschen Bundesbank
machte er mit seinen
Beispielkalkulationen eines
Ernährungsplanes für ALG2- Empfänger
auf sich aufmerksam, mitsamt der
Forderung, weniger Heizkosten zu
verursachen, indem man nicht so häufig
warm duscht und mal einen Pullover
mehr trägt. Letzteres habe ich während
meiner Studienzeit in meiner Wohnung
übrigens praktiziert – das erste Jahr
hatte ich eine Nierenentzündung, ab dem
zweiten nicht mehr. Ich habe über 4600
EUR in fünfeinhalb Jahren gespart. Da
es eine Wohnung für nur eine Person
war, hatte ich auch keine Probleme mit
der nur partiell anwesenden Frau, die ja
notorisch meckert, sobald es unter 17,5
Grad geht.
Also, schnell weg von der Person
Sarrazin, hin zu seinen Büchern. Als
Autor bin ich nicht erstaunt über den
Erfolg seiner Werke. Als ehemaliger
Politiker und Banker mit Kontakten nach
ganz oben und diskutablen
Meinungsäußerungen[420] in der
Öffentlichkeit waren die
Voraussetzungen für erfolgreiche Bücher
natürlich andere als die von einem
Nobody. Hinzu kam, dass der Axel
Springer- Verlag Lunte gerochen hatte
und sich finanziell das Recht zusicherte,
vorab Auszüge aus dem Buch
„Deutschland schafft sich ab“ zu
präsentieren. Die Bildzeitung hat
natürlich die auflagensteigernde
Thematik erahnt, davon lebt dieses
Blättchen, gerade in Zeiten, in denen
immer mehr Leser wegbrechen. Das
kann man Sarrazin nicht vorhalten, denn
wie sein Buch vermarktet wird, hat
allein der Verlag zu entscheiden. Ich
habe natürlich das Buch vorbestellt, da
mir klar war, dass es explosiv
einschlagen würde, und so besitze ich
eine der Erstauflagen, denn man kann nie
wissen, ob nachträglich nicht etwas
geändert werden muss. In dieser
Hinsicht hat ein Buch für mich einen
ideellen Wert, keinen finanziellen. Nun
kam also „Deutschland schafft sich ab“
auf den Markt, stürmte die
Bestsellerlisten und wurde die nächsten
Wochen mehrheitlich unsachlich
diskutiert. Das Sachbuch mit rotem
Einband, weißer Deckschrift und
provokativem Titel macht sofort auf sich
aufmerksam. Marketingtechnisch war
das Güteklasse 1a. Das Buch selbst, so
behaupte ich, wurde von den wenigsten
der Millionen Käufer bis zum Ende
gelesen. Ich habe es gelesen, weil ich
die sich entfaltende Diskussion in der
Öffentlichkeit mit allen Argumenten,
Wahrheiten und Unwahrheiten verfolgen
wollte. Es hätte geholfen, wenn auch
unsere Bundeskanzlerin länger
reingeblickt hätte, statt es als „nicht
hilfreich“ zu qualifizieren. An dieser
Aussage in diesem Kontext sind so viele
Dinge falsch, dass ich sie an Henryk M.
Broder verweisen möchte, der sich
damit ausführlich auseinandergesetzt hat.
Jedenfalls hätte ich der Kanzlerin die
Lektüre des Buches empfohlen, denn im
Elfenbeinturm neigen die Lakaien dazu,
einem nicht mehr den Zustand der
Bevölkerung klar zu vermitteln. Denn
der erfolgreiche Verkauf des Buches
hatte nicht nur mit dem Marketing zu tun,
sondern auch mit der Art und Weise, wie
Politik und Medien damit umgegangen
sind. Hierzu sei auch das neue Buch von
Sarrazin „Der neue Tugendterror“
empfohlen; in der ersten Hälfte geht er
auf diese Vorkommnisse genau ein. Zum
Buch selbst kann ich nicht viel sagen,
ohne in eine zu tiefe Rezension
einzusteigen. Die Sprache des Buches ist
sehr, sehr trocken, fast beamtenmäßig
und insgesamt nicht geeignet für
Leseamateure. Sarrazin reiht viele
Zahlen und Statistiken aneinander, ändert
seinen Duktus nicht, behandelt außerdem
schwierige Thematiken, denen man ohne
Vorkenntnisse kaum folgen kann, und
belegt alles mit zahlreichen Quellen.
Das Buch ist undankbar für all jene, die
am Abend oder für zwischendurch
leichte Literatur suchen, stattdessen
verlangt es Aufmerksamkeit und
Konzentration. Es besteht also die reelle
Gefahr, einen Satz in den falschen Hals
zu kriegen, ihn falsch zu zitieren, den
Kontext nicht zu verstehen u.dgl.m. Wie
bei Juristen im ersten Staatsexamen, die
mehrere Gutachten anfertigen müssen, ist
es ein Leichtes, mit etwas Willkür selbst
im besten Gutachten einen Fehler
ausfindig zu machen. Es kann und darf
daher nicht verwundern, dass sich die
mediale und politische Großinquisition
auf den Themenbereich im Buch von
Sarrazin gestürzt hat, der anscheinend
am angreifbarsten war und wie eine
offene Deckung im Panzer von Sarrazin
anmutete. Zum Kapitel möchte ich nicht
viel schreiben, sicherlich lag Sarrazin
nicht ganz falsch[421] mit seiner
Aussage, dass die Zuwanderung aus IQ-
schwachen Ländern den Durchschnitts-
IQ senken kann. Eine solche
naturwissenschaftliche These hat in
einer Medienwelt der politischen
Korrektheit, wo jeder Mensch gleich ist
und nur das Opfer seiner Umstände,
natürlich nichts zu suchen. Die Folgen
für alle Beteiligten, ausgenommen
Sarrazin selbst, waren ein sehr schlecht
ausfallendes Armutszeugnis. Sigmar
Gabriel verbrannte sich mit einem völlig
vorhersehbaren, scheinheiligen,
dämlichen Manöver selbst die Finger,
indem er versuchte Sarrazin aus der SPD
per Parteiausschlussverfahren zu jagen.
Das Ende ist bekannt, Sarrazin durfte
bleiben, Gabriel war
gebrandmarkt[422]. Insbesondere wurde
Sarrazin vorgehalten, dass er es wagte,
den jüdischen Volksstämmen genetische
Identität vorzuwerfen. Das bezeichnet
die Politik dann gerne als „krude
Thesen, mit denen am braunen Rand
gefischt werden soll“. Sarrazin hat aus
seinen Quellen nur wiedergegeben und
nacherzählt, die übrigens inhaltlich nie
in Frage gestellt worden sind, und
daraus Schlussfolgerungen gezogen. Alle
Kritiker verstummten nach einiger Zeit,
zwar mit Schaum vorm Mund, aber
nicht, weil sie sich im Unrecht sahen. Es
passierte das, was leider abzusehen war.
Es wurde viel herumgeschrien, wenig
diskutiert, noch weniger sachlich und
nach einiger Zeit verschwand das Thema
aus dem kollektiven Gedächtnis. Wie
praktisch, all diese unangenehmen
Dinge, die Herr Sarrazin angesprochen
hat, waren nun aus dem kollektiven
Bewusstsein gebannt. Zumindest für ein
bis zwei Jahre. Anders als bei Eva
Herman schafften es seine Häscher nicht,
ihn ins Abseits zu drängen, dafür waren
die Verkaufszahlen zu enorm. Sicherlich
hätte Johannes B. Kerner nur zu gerne
wieder die Anklagebank der
Selbstgerechten übernommen und den
Urteilsspruch selbst gefällt, der Vollzug
in Form eines Rausschmisses aus der
Sendung hätte dann auch erfolgen
können. Dazu kam es aber nicht und
Sarrazin schrieb noch zwei weitere
erfolgreiche Bücher. Die Causa Sarrazin
wird in sehr vielen Jahren als
exemplarisches Beispiel dafür dienen,
wie schlecht es mit der Meinungsfreiheit
in Deutschland um 2011 stand und wie
sehr die verkrusteten und verkalkten
Strukturen der Macht jede
unkontrollierte Opposition zum
Schweigen zu verdammen suchten. Es
wird deswegen exemplarisch stehen,
weil Sarrazin der Türöffner war. Die
Büchse der Pandora wurde von ihm
geöffnet und es gibt kein Zurück mehr.
In dieser Hinsicht hat Sarrazin
wahrscheinlich mehr erreicht, als er sich
zu träumen gewagt hätte. Schwer zu
sagen, was die Zukunft für Herrn
Sarrazin bringt, viele würden ihn gerne
bei der AfD sehen, insbesondere
Politiker aus dem Reihen der SPD[423]
– wenn der Querulant weg ist, so die
Schlussfolgerung, wählt die angepeilte
Klientel einen wieder verstärkt. Die
Zukunft der Politik in Deutschland ist ein
Themengebiet, welches ich in einem
eigenem Buch beackern möchte, aber der
SPD sei nur so viel gesagt: Wenn
weiterhin versucht wird, mit allen
halbwegs legalen Mitteln Thilo Sarrazin
aus der Partei auszuschließen, trägt man
schneller zur eigenen Beerdigung bei,
als einem lieb ist. So aber bleiben der
SPD sicherlich noch ein paar Jahre,
bevor auch sie in der Versenkung
verschwindet. Sarrazin selbst kann sich
die in Eigenregie geführte Demontage
seiner Partei in aller Ruhe ansehen, er
hatte geschworen, sein Parteibuch mit in
sein Grab zu nehmen[424], eine
Aussage, die dem Patenonkel des
verstorbenen Knut dem Bär, Siegbär
Gabriel, sicherlich nicht gefallen hat und
ihm akute Anfälle von Schaum vorm
Mund beschert. Was Sarrazin bisher
geschrieben und verfasst hat, war aus
inhaltlicher Sicht sicherlich nicht
bahnbrechend[425]. Es war aber enorm
wichtig, dass ein ehemaliger
hochrangiger Politiker und
Bundesbanker von seinem Status eine
Ansicht postuliert, die weit von dem
abweicht, was bisher vertreten wurde.
Mein Tipp, was die hauptsächlichen
Motive von Sarrazin waren, die ihn dazu
bewegt haben, unter die Schriftsteller zu
gehen: Sorgen um seine Heimat (klingt
pathetisch, sollte es aber nicht!) und ein
klein wenig Abrechnung mit den alten
Kollegen und Weggefährten. Auch wenn
er Letzteres nicht zugeben würde, um
sich in dieser Hinsicht nicht angreifbar
zu machen und den Nimbus der
Sachlichkeit nicht zu verlieren – es wäre
nur menschlich und nachvollziehbar.
2. Akif Pirinçci
Wenn Thilo Sarrazin ein preußischer
Beamter ist, dann ist Akif Pirinçci so
etwas wie sein Zwilling aus dem
Bizzaro Universum. Türke,
Einwanderer, sehr erfolgreicher Autor
mit Romanen über eine Kriminalfälle
lösende Katze, direkt und unverblümt
und ein fleißiger Steuerzahler, der nicht
auf Staatskosten lebt. Zudem ein stolzer
deutscher Bürger. Ich mag seine Vita,
seinen konfrontativen Schreibstil und
seine Art, sich auszudrücken. Von
anderen als „Hass-Türke“,
„Frauenhasser“, „Schwulenhasser“,
„Islamhasser“ und mehr diffamiert, dreht
er seinen Gegnern einen Strick und
verkauft unzählige Bücher. Ich kannte
Pirinçci vorher nicht, mir wurde er erst
durch „Deutschland von Sinnen“
bekannt. Einem Buch von 276 Seiten mit
einer wunderbar gefärbten Sprache.
Viele fanden und finden seine Wortwahl,
ob nun im Internet oder in seinem Buch,
anstößig oder fäkal. Ich denke, es ist die
einzige Sprache dieser Zeit, in der man
noch vernommen wird.
Warum ist also für Akif Pirinçci
schlecht, was für Frau Charlotte Roche
gut ist? Wenn es um Sexualität geht, kann
jeder in der Öffentlichkeit so über seine
Vorlieben plaudern, es wird gefördert,
schon bei den Kleinsten[426]. Ebenso
werden bevorzugt Gewaltvideos von
geköpften Geiseln und anderen auf den
Seiten diverser Nachrichtenportale
dargestellt. Es kann gar nicht genug mit
Gewalt und Sex aufgeladen sein. Es ist
das scheinbar Normalste der Welt und
Stimmen, die sich dagegen erheben, sind
verklemmte und vorgestrige Spinner mit
einer Sexualmoral, die puritanischen
Missionaren in Afrika aus dem 17.
Jahrhundert gleicht. Kommt aber mal ein
eingewanderter Türke daher, der sich
nicht in die Opferrolle stilisiert, nicht
gebrieft wurde und anfängt, auf Politik
und Medien, bevorzugt auf seine
„Freunde/Anwälte“, die Linken, Roten
und Grünen einzuhauen, steht die Welt
auf einmal Kopf. Dann heißt es, es gebe
keine Zensur in Deutschland, tatsächlich
würden Menschen wie Pirinçci eher
dazu beitragen, dass die Homophobie
und der Fremdenhass zunehmen und
Minoritäten dadurch nicht der
Unterdrückung entfliehen können[427].
Die Opferanwälte haben, spätestens
seitdem sich die Grünen einen
permanenten Platz im Bundestag und
dann in den Landtagen sichern konnten,
Hochkonjunktur. Da sieht man dann an
jeder Ecke hilfsbedürftige Opfer.
Unvergesslich das Bild von Özdemir
und Roth, als sie sich demonstrativ
Bootsflüchtlinge auf einer Veranstaltung
auf die Bühne geholt haben, bei denen
diese dann tränenreich über den
Überlebenskampf und den Tod der
Mitflüchtlinge zu berichten wussten. Ich
möchte hier nochmal klar Folgendes
herausstellen: Es geht mir um Heuchelei
und nicht um Migrationspolitik, sonst
müsste ich den Umfang des Buches
verdoppeln. Die Grünen sind ein Haufen
Heuchler – die Parteispitze besteht aus
elitären Opportunisten und die
Parteibasis aus völlig verblendeten
Gutmenschen, aber einmalig sind die
Wähler: gutbetuchte Klientel mit hohem
Doppeleinkommen aus dem Speck- und
Rotweingürtel. Wie bereits gezeigt, ein
einziger Pharisäerverein. Kein Wunder,
dass sie wie getroffene Hunde jaulen,
wenn Pirinçci, der rein oberflächlich
betrachtet einer von ihnen sein müsste,
sich komplett auf sie einschießt. Das ist
man ja nicht gewohnt, dass ein Migrant
den Opferanwälten ihre
Doppelzüngigkeit vorhält. Gerne
echauffiert man sich dabei über den Ton,
den Pirinçci anschlägt. Ich überlegte,
während ich das Buch verfasste, ob ich
auch über die Stränge schlagen sollte.
Aufgrund meiner Unerfahrenheit als
Autor und der Zeit, die ich mir gelassen
habe, verflog jedoch der rasende Zorn
und es blieb, ja, nennen wir es einfach
mal aggressives Unverständnis. Das ist
so eine schöne Wortkombination, so
könnte man auch den Konflikt im Nahen
Osten bezeichnen. Pirinçci hält sich
dagegen nicht zurück, er schreibt
unverblümt, wen oder was er scheiße
findet. Dabei kriegen all jene ihr Fett
weg, die seit den 70er Jahren den
politischen Duktus in der westlichen
Hemisphäre vorschreiben. Linke, Grüne,
neue Sozialisten, Emanzen,
Feministinnen, Klimagläubige,
Atheisten, Homosexuellenverbände,
Asylanten und viele mehr. Pirinçci greift
all jene Gruppen an, die aus seiner Sicht
seit Jahrzehnten Welpenschutz genießen
und dauerhaft gefördert werden, in den
Medien aber häufig als Opfer porträtiert
werden. Dazu möchte ich jetzt mehr
ausholen, denn ohne Hintergrundwissen
zu diesem Thema verläuft man sich
schnell im Sande und läuft Gefahr, in
einer Auseinandersetzung mit diesem
Thema schnell auf die emotionale
Schiene abzurutschen. Was per se nicht
schlecht ist, so lange es sich mit Fakten
unterfüttern lässt, und dazu gibt es mehr
als genug. Über die progressive
Leitpolitik ließe sich auch wieder ein
ganzer Foliant anfertigen, aber dafür
bleibt leider keine Zeit mehr, also muss
ich in Kurzform wiedergeben, in der
Hoffnung, dass sich jeder Leser dann
selbst mit entsprechenden Informationen
weiter versorgt. Es fällt mir auch
schwer, bei diesem Thema
kontinentaleuropäisch, speziell in
Deutschland, zu verbleiben, denn das
wäre zu kurz gefasst und würde den
Verdacht nahelegen, dass wir
diesbezüglich ein Sonderfall
wären[428]. Ich möchte dabei so
wertneutral wie irgend möglich
schreiben, denn ich hänge mich nicht an
den Begriffen der Politik auf: Progressiv
oder konservativ sind nur kategorische
Begriffe und dienen einzig und allein
dem Zweck, uns auseinanderzutreiben.
Es gibt nur Wahrheiten und Lügen,
dazwischen den Kompromiss. Ob man
das jetzt links oder rechts nennt, hat
jedenfalls nur plakative Wirkung.
Tatsächlich dominiert die sogenannte
politische Linke, progressive Richtung
(in den USA fälschlicherweise als
„Liberals“ bezeichnet[429]), den
politischen Kurs in Nordamerika,
Großbritannien und Europa seit vielen
Jahren, auch wenn gerne so getan wird,
als gäbe es noch die echten
konservativen Parteien. Progressiv, als
Gegenteil zum Konservatismus und
somit sich selbst als fortschrittlich
karikierend, verstehen sich die Anhänger
einer politischen Strömung, die mit dem
Industrialismus entstand und die soziale
Ungerechtigkeit bei den damaligen
Arbeitsbedingungen anprangerte. Über
die Jahre hinweg kamen immer mehr
Themenfelder hinzu: Familie, Schule,
Ethnien, Umwelt, Gesundheitswesen,
Währungspolitik, Ausbau des
Sozialstaats, Religion und Glaube und
vieles, vieles mehr. In den USA gilt der
ehemalige US-Präsident Woodrow
Wilson als der große Heilsbringer des
Sozialstaats, vielen mittlerweile als
Feindbild verhasst[430]. In Deutschland
ließe sich historisch wohl bei Bismarck
beginnen, so richtig gestartet hat es aber
wohl erst mit Ludwig Erhard. Im
Endeffekt ist es gleichgültig, denn es
sind nur Namen. Die Kernkomponente,
das Soziale, gewann bei den Parteien
zunehmend an Bedeutung und gelangte
fortwährend in den Fokus der
Öffentlichkeit. Kein Progressiver würde
es ablehnen, sich in einer Linie mit
bekannten Kommunisten wie Marx und
Luxemburg zu sehen, aber letztlich lehnt
man eine solche Kategorisierung dann
doch ab. Kommunisten gelten als
weltfremd und zu versessen auf
Autarkie, während sich Progressive als
globale Weltbürger, nein, Weltmenschen
sehen. Bürger würde ja implizieren,
dass es einen Staat gibt, welchem man
sich zuordnet, und solche
nationalistischen Grenzen werden strikt
abgelehnt. In Deutschland gewann die
progressive Bewegung mit Beginn der
70er Jahre enorm an Einfluss, denn der
damals prophezeite Gang durch die
Institutionen wurde auch umgesetzt.
Geboren aus dem Geist des verdrängten
Nationalsozialismus, wurde das ganze
System in Frage gestellt, mindestens
aber der Nationalismus. Politiker wie
Ströbele von den Grünen, die unter
diesem Zeitgeist aufgewachsen sind,
äußern sich dann auch in Angst, wenn
bei einer Fußball-WM zu viele deutsche
Fahnen geschwenkt werden – wer kann
es ihm verdenken, er sieht vor dem
geistigen Auge die SS aufmarschieren.
Es soll beim Lesen nicht der Eindruck
entstehen, als ob Progressivismus per se
schlecht sei – wie mit jeder ordentlichen
Idee wird sie aufgrund der von der
Begeisterung ihrer Anhänger getragenen
Ideologie zunehmend pervertiert und
treibt dann die abscheulichsten Blüten.
Deswegen, so heißt es zumindest in
Studien, seien Konservative die
pauschal glücklicheren Menschen, weil
sie sich nicht permanent den Kopf über
die Probleme der Welt zerbrechen[431].
Eine gesunde Einstellung, zumindest, bis
ein Zustand unerträglich wird und einen
selbst berührt. Progressivismus, die Idee
des andauernden Fortschrittes, kennt
keine Grenzen, sondern sucht diese
aufzuheben, wenn möglich mit Gewalt
oder Tücke, besonders gerne auch mit
falschen Versprechungen. Wer sich noch
mehr in die Thematik reindenken
möchte, die extrem verästelt ist und bis
in den Vorwurf der Eugenik reicht, dem
sei als Einstieg die Cloward-Piven-
Strategie empfohlen[432] oder aber auch
„Ecoscience“[433]. Kurzer Einblick: Es
mündet in der Kontrolle von Geburten
durch Massensterilisation und der
Überwachung der gesamten Bevölkerung
durch den Staat und die Polizei. Wie
bereits gesagt, ich versuche so
wertneutral wie möglich zu schreiben,
lesen Sie es selbst nach. Einer der
Autoren, John P. Holdren, ist
gegenwärtig Berater von Barack Obama.
Da soll noch einer sagen, es handele
sich um Verschwörungstheorien. Ich
meine, an Verschwörungstheorien ist nie
etwas dran!? Dass die UN in ihre
Tetanusimpfungen für kenianische
Frauen Wirkstoffe reingemischt hat, die
zur Sterilisation führen[434], das ist
zwar wirklich passiert, aber deswegen
ist es doch keine Verschwörung?
Kurzer Schwenk in die Gegenwart,
bevor wir uns zu sehr in die Geschichte
verirren. Surft man im Internet und blickt
man so um sich, so gelangt man schnell
zu folgenden Standpunkten:
der Anfang!
I. Wo stehen wir?
Mein erstes Buch sollte zunächst nur ein
humorvoll geschriebener
Erfahrungsbericht sein, mit einigen
politisch unkorrekten Leberhaken gegen
die Personen, die mir in den letzten fünf
Jahren so begegnet sind. Mit
fortschreitendem Schreiben hat sich die
eigentliche Marschroute aber neu
ausgerichtet. Überschreiben wollte ich
das Buch mit dem großen Thema:
Pharisäertum & Schriftgelehrte.
Bibeltreuen Christen werden beide
Begriffe sehr geläufig sein. Für Jesus
Christus waren die Heuchler seiner Zeit
eben jene beiden erwähnten
Personengruppen. Pharisäer, weil sie
gierige Halsabschneider- Kaufleute
waren, die für ein Silberstück die eigene
Frau verkaufen würden und es gewagt
haben, im Tempel Gottes Handel zu
betreiben und den Armen und Kranken
für teures Geld Erlösung zu verkaufen.
Die Schriftgelehrten, weil sie der
Öffentlichkeit den Zugang zu Weisheiten,
Lehre und Wissen vereitelten und sich
dafür groß in Schale geworfen haben,
damit sie auch jeder auf den öffentlichen
Plätzen erkennen und grüßen konnte.
Wem jetzt kein Déjà-vu ins Gedächtnis
kommt, der läuft mit Scheuklappen durch
die Welt. Die Pharisäer und
Schriftgelehrten, es gibt sie heute noch,
nur ihren Namen haben sie geändert.
Über 2000 Jahre sind vergangen und wir
sind kaum besser als damals, denn noch
immer fallen wir auf den gleichen Typus
Mensch herein. Der ein oder andere mag
unseren Wissensvorsprung in Sachen
Medizin und Technologie aufführen,
geistig reich macht uns das deswegen
noch lange nicht. Reife speist sich nicht
aus intellektuellem Wissen allein. Was
bringen uns all diese Erfindungen und all
dieser Wissensvorsprung, wenn wir uns
immer noch für den Mammon und für
Gelüste gegenseitig an die Gurgel
gehen? Materiell sind wir reich und wir
können zumindest bis in die
Erdumlaufbahn und auf den Mond reisen.
Geistig sind wir verarmt, die Seelen kalt
und die Körper von Begierde nach
unerfüllten Sehnsüchten zerfressen. Oft
fällt in diesem Kontext so ein Satz wie:
„Ja, aber damals, das waren ja alles
Barbaren – wir wissen es heute
besser!“ Ich könnte jedem, der so einen
Satz schreibt, einen Kinnhaken geben.
Wirklich? Was ist heute besser? Dass
wir in Kriegen Phosphorbomben
anwenden, die den Menschen aufgrund
der Kautschuk- beigabe an der Haut
kleben bleiben, bei Kontakt mit Wasser
sich noch schlimmer entzünden und bis
zu den Knochen durchbrennen? Dass
wir, statt zu rädern und strecken, unsere
Gefangenen mit Wasser, ohne sichtbare
Spuren zu hinterlassen, foltern können?
Dass wir eine Demokratie haben, in der
ein Spinnennetzwerk aus Bankern,
Politikern, Journalisten und anderen
Taktgebern die Kandidaten auswählt, die
wir wählen „dürfen“, und die gesamte
öffentliche Meinung vorgibt[558]? Dass
wir Saudi-Arabien mit Waffen beliefern,
obwohl wir genau wissen, dass dort
Menschen wegen verschiedenster
Bagatellen gesteinigt und/oder geköpft
werden? Aber wir kriegen ja gutes Geld
vom Scheich! Nein, wir sind nicht
besser als vor 2000 Jahren. Wirklich
nicht. Fortgeschrittene Technologie
macht uns nicht zu edleren Menschen, sie
kann uns den Alltag erleichtern, aber es
ist kein Zeugnis unserer geistigen Reife.
Technologie ist nicht von Bestand, Worte
und Taten der Weisheit und Wahrheit
sind es. Leider sind wir gescheitert an
unserer Prüfung. Wir haben alle
Möglichkeiten der Welt, alles wurde uns
gegeben und wir haben gezeigt, dass wir
Versuchungen nicht gewachsen sind, und
dass uns das Nehmen, Behalten und
Vermehren besser gefallen als Geben,
Verschenken und Teilen. Da die Welt nun
im Chaos versinkt, sitzen wir wieder
fassungslos und wie gelähmt da und
fragen uns, wie es dazu kommen konnte,
wo wir doch so intelligent und so reich
sind. Ein gewisser Bild-Kolumnist
schrieb mal in Bezug auf Ebola, dass er
der Panikmache nichts abgewinnen kann,
denn am Ende werde eh der Mensch
triumphieren. Sein Argument war simpel
und entlarvend zugleich: Wir schaffen
es, mikroskopisch kleine DNA- Teilchen
zu verändern, was kann uns da ein Virus
schon anhaben. Es sei ja nicht wie mit
der Pest damals, wo sich die Leute die
Venen aufgeschnitten haben, um das
schlechte Blut ablaufen zu lassen. Leider
hat auch er es nicht begriffen. Es wird
auch in tausend Jahren Krankheit geben
– sorry, die Illusion muss ich allen
nehmen, aber unsere Körper sind nicht
für die Ewigkeit geschaffen[559], und
Krankheiten sind wie Hacker, sie finden
immer einen Weg, das Sicherheitssystem
zu umgehen. Es kommt nicht darauf an,
dass wir bald ein Heilmittel gegen
Ebola finden. Was diesen Aspekt
betrifft, sind wir in Relation zum 14.
Jahrhundert, als die schwarze Pest
ausbrach, keinen Schritt weiter. Käme es
allein auf die Technologie an, warum
brechen dann alte Krankheiten aus, von
denen man dachte, sie seien
besiegt[560]? Zurzeit grassiert die Pest
wieder auf Madagaskar[561]! Wir
entschlacken und reinigen unsere
Körper, betreiben des- wegen einen Kult
oder eine Ersatzreligion, aber unseren
Geist lassen wir regelrecht verkümmern
und reduzieren ihn auf seine simpelsten
Funktionen. Gepflegte und hygienische
Zombies. Ein ausgehungerter Geist, der
nur mit konsumiertem Scheißdreck
gefüttert wird. Oft lese ich dann auch,
dass ja nicht alles schlecht sei und die
Leute heute so alt werden wie noch nie
und so frei sind wie noch nie.
Natürlich ist nicht alles schlecht; so ein
blödes und nichtssagendes Argument.
Wenn Sie durch Ihre Fahrschulprüfung
fallen, sagen Sie dem Prüfer dann auch
„War ja nicht alles schlecht!“? Nein,
Sie hocken sich hin und üben, üben,
üben bis zur nächsten Prüfung. Keiner
verlangt, dass Sie bei der Prüfung
perfekt Auto fahren, aber die
Mindestanforderungen sollten Sie schon
erfüllen können. Nach all dem, was wir
gelesen haben, wollen wir uns da
wirklich faul in die Ecke legen und
behaupten: „Es ist ja nicht alles
schlecht“? Wir alle haben uns mit
falschen Erfüllungen und Preisen
abspeisen lassen. Wenn wir Sklaven
waren, dann haben wir uns durch ein
Hamsterrad jagen lassen in der
Hoffnung, die Karriereleiter zu
erklimmen[562], und ab und an haben
wir ein Leckerli bekommen, in Form
eines Leasingfahrzeuges oder eines
neuen Handys. Wenn wir Elite waren,
dann haben wir uns in dem Irrglauben
gesonnt, gottgleich über andere, niedere
Menschen herrschen zu dürfen und sie
dumm wie Vieh zu halten. Es gibt so
vieles, das wir noch anpacken können,
sollten, nein, müssten! So vieles, das
wir jetzt revolutionieren könnten, aber
ich denke, es wird nicht in dieser
Konstellation geschehen. Seit Beginn
des 20. Jahrhunderts reiht sich eine
gewalttätige Revolution an die andere.
Erinnern Sie sich noch an den
„arabischen Frühling“? Er sollte
umbenannt werden in das arabische
Morden.
Manchem Leser mag der Eindruck
gekommen sein aufgrund der
Formulierungen, die ich verwende, dass
ich ein strenggläubiger Christ und
Moralist sei, also möchte ich diesem
Missverständnis zuvorkommen. Ich
selbst wurde nicht getauft, ging nie aus
eigenen Stücken in die Kirche, obwohl
ich als der evangelischen Konfession
angehörig aufgeführt wurde. Das führte
zu einem unerträglichen
Religionsunterricht in der Grundschule,
aus dem ich mich ab der dritten Klasse
befreien ließ. Ich bekam dafür
missmutige Blicke von katholischen
Mitschülern, die sich absolut sicher
waren, dass meine Seele dafür
verdammt war. Lustigerweise war
darunter einer, der später extrem
kriminell wurde und trotzdem
regelmäßig in die Kirche ging. Heuchler,
sie sind überall. Meine Beziehung zu
Kirchen, Moscheen und Synagogen ist
keine von Verachtung, aber sie können
mir, mit Verlaub, gestohlen bleiben. Ich
kann Pharisäer und Schriftgelehrte nicht
ausstehen, die sich mit großem Trara in
einem der genannten Häuser einfinden,
um dort für einige Minuten einen reifen
und selbstreflektierten Menschen zu
simulieren. Sie brauchen keinen Pfaffen,
Imam oder Rabbi, um sich Ihren Glauben
aufzubauen. Gleichwohl möchte ich Sie
dazu ermuntern, sich die Rituale und
Dogmen Ihrer Glaubensgemeinschaft zu
erhalten, wenn es Sie wirklich glücklich
macht und Sie niemandem damit
schaden. Sie wissen schon, leben und
leben lassen. Ich bin auch kein Atheist,
obwohl ich das in Gesprächen gerne
vorgeschoben habe. In einer Gruppe mit
sehr gläubigen Menschen, die gerne mal
das Gespräch auf ihren Glauben lenken,
kann es sehr vorteilhaft sein, sich mit der
Behauptung, Atheist zu sein, aus der
Affäre zu ziehen. Ich teile meinen
Glauben einfach nicht mit anderen, es ist
das Intimste, was ich habe, und es bleibt
mein Geheimnis bis ins Grab. Was für
ein schöner Gedanke das ist, bei all der
Transparenz und den ausspionierenden
Geheimdiensten, finden Sie nicht?
Stellen Sie sich vor, zu meinem Glauben
muss ich kein Statement abgeben, denn
er ist privat und berührt die Gesellschaft
nicht, unfassbar, dass es das gibt. Das ist
der eine Grund. Der andere Grund ist
der, dass mein Glaube niemanden
abhalten sollte, das Buch zu lesen[563].
Mein Buch ist für keine
Glaubensrichtung geschrieben worden
und meine Verwendung von biblischen
Begriffen beruht einzig und allein darauf,
dass ich sie als sehr klangvoll und
beschreibend empfinde und somit dem
Großteil der Leser aus dem Abendlande
ein besseres Bild vermitteln kann. Wäre
ich japanischer Schriftsteller, hätte ich
Begrifflichkeiten gewählt, die diesem
Kulturkreis bekannt sind, bspw. aus dem
Shintoismus. Also ein rein
lesetechnischer Kniff. Ich lade jeden ein,
mein Buch zu lesen, vom muslimischen
Araber aus Saudi-Arabien bis zum Inuit
aus Nordkanada, rüber zum
buddhistischen Tibetaner und mündend
beim atheistischen Russen. In dieser
Hinsicht bin ich auch kein Moralist. Ein
ethisch[564] guter Mensch zu sein ist
kein selbst auferlegtes Dogma und keine
Ideologie, sondern eine unabdingbare
Bedingung für eine gerechte
Gesellschaft. Es sollte unserem Wesen
eigentlich immanent sein, stets dem
Guten zuzustreben, aber es wird in Frage
gestellt und mit allen möglichen
Pseudoargumenten zu widerlegen
versucht. Wir können gar nicht ethisch
sein, weil es unserer biologischen
Programmierung widerspricht. Erst
kommt das Fressen und dann die Moral.
Ich lasse das nicht gelten. Wenn Sie sich
selbst zu einem verblödeten Zombie
reduzieren lassen wollen, in dem nur das
Stammhirn und damit existentielle
Grundfunktionen wie Schlafen, Essen
und Fortpflanzung aktiv sind, bitte.
Halten Sie aber nicht diejenigen auf,
welche die Hindernisse ihres eigenen
Geists überwinden wollen.