Sie sind auf Seite 1von 1448

BENJAMIN KREINER

DEUTSCHLAND!
Du Nation voller
Heuchler
Bibliografische Information der
Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.dnb.de
abrufbar.

© Benjamin Kreiner 2014


Postfach 1517
63263 Neu-Isenburg
Benjamin.Kreiner@gmx.de
Umschlag- und Buchgestaltung durch
Benjamin Kreiner
Korrektorat:
Doris Eichhorn-Zeller
http://www.perfekte-texte-coburg.de
„Die Laster stritten, wer von ihnen
am eifrigsten gewesen sei,
dem Bösen auf der Welt zu dienen;
den Preis erhielt die Heuchelei.“

Johann Wilhelm Ludwig Gleim


(1719 - 1803), genannt „Vater Gleim“,
deutscher Anakreontiker, Epigramm- und
Fabeldichter
Inhalt

Einführung

Kapitel 1 – Hypokriten im Alltag

Kapitel 2 – Politiker

Kapitel 3 – Die „neue Weltordnung“

Kapitel 4 – Die deutsche Volksseele

Kapitel 5 – Jobcenter

Kapitel 6 – Referenwas?
Referendariat!

Kapitel 7 – Deutsche Debattenkultur

Kapitel 8 – Nicht das Ende, sondern


der Anfang!

Danksagung
Einführung

Sie sind ein Heuchler!

Das sehen Sie jetzt vielleicht noch nicht


so, aber ich bin mir sicher, nachdem Sie
das Buch fertig gelesen haben, werden
Sie mir dahingehend zustimmen, dass
zumindest Ihr mittelbares und
unmittelbares Umfeld von Hypokriten
umgeben ist. In der aktuellen Literatur
finden sich unter dem Begriff Heuchler
v.a. Werke, die sich mit politischen
Gutmenschen auseinander- setzen.
Politische Gutmenschen profilieren sich
damit, dass sie Standpunkte vertreten,
die sie für richtig halten, aber selbst
nicht einhalten. Ein klassischer Fall
wäre der Vegetarier, der beim Anblick
eines medium- gegrillten Steaks auch
mal herzhaft zulangt, aber immer ein
schlechtes Gewissen dabei hat und
anderen ihren Fleischgenuss vorhält.
Oder eine politische Gewerkschaft, die
sich für Flüchtlinge einsetzt, diese dann
aber vor die Tür setzt, wenn sie zu lange
in der Zentrale der guten Gewerkschaft
übernachten. Wasser predigen und Wein
trinken. Gutmenschen sind eine
Subspezies des Heuchlers und des
Pharisäers – lästig, aber mithin
ungefährlich. Es ist, als ob Sie für
Frauenrechte in Deutschland eintreten,
während in Saudi-Arabien Frauen mit
Steinen zugepflastert werden.
Gutmenschen machen keinen wirklichen
Unfug, wollen nicht wirklich
Revolutionen anzetteln. Sie sind leicht
verblendet und brauchen
Aufmerksamkeit. Davon handelt dieses
Buch nicht. Mir geht es um echte
Heuchler und der Heuchler ist nicht weit
weg vom Meuchler. Solche Heuchler
finden sich überall, auf der Arbeit, unter
Freunden, im Internet, in der Politik und
den Medien. Sie leben janusköpfig, also
mit zwei Gesichtern, und haben keine
Scheu, ihr Gegenüber zu übervorteilen,
wenn sie dafür selbst besser dastehen.
Sie ernähren ein gefestigtes System und
fürchten sich vor Umbrüchen oder
Menschen, die das System ablehnen,
denn einem Parasiten ähnlich haben sie
sich an ihr Wirtstier gewöhnt und
wissen, wie sie es manipulieren können.
Heuchler halten sich für die überlegenen
Homo sapiens auf diesem Planeten. Am
eigenen Verhalten sehen sie nichts
Schlechtes, weil „es ja alle machen“
und man „nicht wie ein Depp dastehen
möchte“. Es passt zu unserer Zeit, dass
wir unser Leben, unser gesamtes Denken
danach ausrichten, wie die anderen uns
sehen und was sie von uns denken. Und
es muss einen traurig stimmen, dass wir
jede Verantwortung über den Haufen
werfen, wenn es darum geht, „besser“
als der Rest zu sein. Aufrichtigkeit und
Rückgrat waren einst die Tugenden, an
denen wir uns gemessen haben. Soft
Skills und Teamfähigkeit werden heute
angeblich verlangt, aber jeder, der schon
in einem Unternehmen gearbeitet hat,
weiß genau, dass Teamfähigkeit ein
schön ausgelobtes Ziel ist, das niemand
wirklich befolgt. Ob nun von frühester
Kindheit an in der Schule, während der
Ausbildung oder des
Hochschulstudiums, bei den diversen
Jobs und Nebenjobs, bei unseren
gewählten politischen Vertretern und den
Berichterstattern in den Medien:
Hypokritische Narzissten dominieren
das Landschaftsbild und hinterlassen
nichts als Schutt und Asche und jede
Menge Schleimspuren. Vielen bin ich in
meiner bisher kurzen, aber gefüllten Vita
selbst begegnet, vielen anderen musste
ich glücklicherweise nicht begegnen,
denn sie begleiten uns tagtäglich in Funk,
Fernsehen, Internet und Presse. Ich lade
Sie dazu ein, mir Ihre Zeit und
Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist ein
Vertrauensvorschuss Ihrerseits, aber ich
verspreche Ihnen, nachdem Sie das Buch
zu Ende gelesen und es beiseitegelegt
haben, werden Sie nie wieder mit den
Heuchlern in ihrem eigenen Leben Zeit
verbringen wollen. Das ist doch ein
Deal, oder?

Ich kann mich nicht genau daran


erinnern, wie oft ich mit dem Gedanken
gespielt habe, ein Buch zu schreiben.
Das erste Mal dürfte ich etwa 14, 15
Jahre alt gewesen sein, als ich von
diversen Fantasy- und Science-Fiction-
Romanen so beeindruckt war, dass ich
unbedingt meinen eigenen großen Roman
zu Papier bringen wollte. Ich würde mir
die Charaktere, ihre Beziehungen
untereinander und die Welt(en), in denen
sie leben, ausdenken. Ich würde ein
Epos erschaffen, welches die Leser auf
die gleiche Art und Weise fesselt wie
die anderen großen Romane – Sie
wissen, wovon ich rede. Es ist diese
Zeitspanne, wenn Sie das Buch lesen,
sich die Geschichte lebhaft vor dem
geistigen Auge vorstellen und alles um
sich herum vergessen und das Buch erst
nach vielen, vielen Stunden erschöpft zur
Seite legen. Fertig gelesen. An einem
Tag. Wenige Dinge lassen einen so
befriedigt zurück wie ein gutes Buch.
Ein solches Gefühl wollte ich dem Leser
ebenfalls vermitteln.
Natürlich verlor sich die Idee mit der
Zeit, da die Jugend von 15-21 ja nun der
Lebensabschnitt ist, in welchem
angenommene Probleme und ihr
tatsächliches Bestehen weiter
auseinanderliegen als der Nahostkonflikt
und eine Zwei-Staaten- Lösung. Zudem
verschieben sich die Interessen beinahe
täglich. Der Roman wurde vorsorglich
aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.
Die nächste Idee für ein Stück Literatur
hatte ich wohl mit 18 oder 19, meiner
„Post-James Dean-Phase“. Es war kurz
nach meiner Abitur-Abschlussfahrt.
Durch den Erfolg des Buches
„Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche in
ungläubiges und entsetztes[1] Erstaunen
versetzt, sah ich zum ersten Mal die
Möglichkeit, ganz viel Geld in ganz
kurzer Zeit zu verdienen. Die Gleichung
meiner Gedankenformel war simpel: Ich
nehme den Ekelfaktor von Hohlgebiete,
addiere eine Alltagssituation hinzu, mit
der sich jeder identifizieren kann, und
bringe noch eine Prise pechschwarzen
Humor mit hinein. Die Thematik
orientierte sich lose an meiner Zeit als
Abiturient. Ich hatte bereits 11 Seiten (!)
verfasst und ein Exzerpt an einen guten
Freund geschickt, was im Nachhinein
betrachtet nicht sehr mutig war, weil wir
beide den gleichen Humor teilten und
weiterhin teilen. Aber immerhin war es
ein weiterer Schritt in die richtige
Richtung, wenn auch aus den falschen
Motiven heraus. Ich vollendete das
Begonnene nicht, denn es fühlte sich
nicht richtig an. Ich wollte mir eine
Erfolgswelle zunutze machen. Ich wollte
den deutschen Leser, jetzt, da die erste
Hemmschwelle an Ekel überwunden
war, einem Tsunami aussetzen, auf dass
er ihn hinwegfegt und mir mein Konto
prall füllen mag. Mein Ekel war jedoch
anderer Gestalt und zudem funktionieren
Bücher wie o.g. nur ein einziges Mal,
der Rest sind Trittbrettfahrer.
Es ging mir nicht um Körperöffnungen
wie aus o.g. „Bestseller“ (Sigmund
Freud hätte der Autorin wohl
diagnostiziert, dass sie sich noch immer
in der 3-Jährigen- Phase befindet), mein
Ekel bezog sich auf das menschliche
Verhalten, welches eigentlich einem
vorangegangenen Denkprozess
entsprungen sein müsste. So naiv es auch
klingen mag: Es erschien mir ganz und
gar widersprüchlich, warum volljährige
Menschen sich so heuchlerisch verhalten
können. Ich wollte den Ursachen des
Heuchelns auf den Grund gehen. Ich
suchte nach Antworten – überall. Ich
befragte Freunde, Verwandte, Dr.
Sommer, Wikipedia und Google, meine
Lieblingsbücher und Andrea Nahles auf
„Abgeordnetenwatch.de“. Aber niemand
und nichts konnte mir diese Frage
beantworten. Sie alle schwiegen mich
an, vertrösteten mich oder bestätigten
mir ihre eigene Fassungslosigkeit.
Wobei diese wahrscheinlich auch schon
wieder geheuchelt war. Dieses Buch
beinhaltet in spirituellen, politischen und
alltäglichen Dingen meine ganz eigene
Sicht auf die Welt. Vielleicht stimmen
Sie mit mir überein, vielleicht auch
nicht, aber es würde mir bereits
ausreichen, Sie zum Nachdenken
anzuregen.

Warum sind Menschen so


verleugnend, so heuchlerisch und so
falsch?
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich
bilde da absolut keine Ausnahme und es
soll nicht der Eindruck entstehen, dass
ich über all die anderen da draußen
richte. Aber ähnlich dem
Alkoholsüchtigen habe ich mein
Problem vor einiger Zeit erkannt und
betreibe Therapie bei den A.H. Den
anonymen Heuchlern. Dass man ungefähr
bis zum 17. Lebensjahr unentwegt
heuchelt, ist nicht weiter schlimm. Es
gehört zum Erwachsenwerden dazu, wie
unreine Haut und eine oberflächliche
Form der Rebellion gegen alle Instanzen,
die in der Hierarchie über einem
stehenden Personen (Eltern, Lehrer,
Polizisten usw.). Nicht umsonst
indoktrinieren faschistische Staaten am
liebsten Kleinkinder, denn diese lassen
sich so leicht für eine Sache einspannen,
ohne vorher eingehend darüber zu
reflektieren. Nicht dass es bei
Erwachsenen dann so viel besser wäre.
Mit zunehmendem Alter jedoch sollte
man eine Form der Selbsterkenntnis und
der Selbstreflexion auf das eigene Leben
gewinnen. Zum ersten Mal stellt man
bewusst an sich Verhaltenseigenschaften
fest, die einem nicht gefallen oder die
nicht zu einem „passen“. Nichts anderes
ist es, wenn Sie von heute auf morgen
beschließen würden mit dem Rauchen
aufzuhören oder nicht immer noch bei
Gelb an der Ampel mehr Gas zu geben,
um sie gerade so zu erwischen. Gleiches
gilt für denjenigen, der ab sofort nur
noch Bio- Produkte kauft, weil er den
Verdacht hegt, dass Großkonzerne uns
gezielt vergiften, zumindest aber
verpackten Schund weiterverkaufen. Wie
Sie bereits erkennen, zeichnet sich ein
Muster ab. Wir brechen gerne mit
Angewohnheiten, die uns selbst
betreffen, weil es bequem ist und uns ja
nutzt. Wohlgemerkt „brechen“. Sie
tatsächlich zu beseitigen ist nochmal
eine ganz andere Geschichte. Wie aber
verhält es sich bei unseren
Angewohnheiten, die andere Menschen
betreffen? Lästern wir gerne, obwohl es
üble Nachrede und im Zweifel
wahrscheinlich unbegründet ist? Lächeln
wir die Person gegenüber an, obwohl
wir im gleichen Moment denken, „was
für ein Arschloch das ist“? Ich weiß
nicht mehr genau warum, aber während
meines Abiturs wurde mir schlagartig
klar, dass Menschen meistens nicht so
freundlich sind, wie die Fassade den
Anschein erweckt. Da ich als 16-
Jähriger kleinkriminell war, war ich
schon einiges gewöhnt, was menschliche
Abgründe betraf, aber das menschliche
Klientel, mit dem ich damals zu tun
hatte, war auch im
zwischenmenschlichen Umgang von
niederstem Niveau. So entsprachen die
sprachlichen Fähigkeiten jener
Menschen denen einer Gruppe von
Neandertalern, die darum stritten, wer
das beste Stück vom Mammut bekam. Da
war der Umgang unter Gymnasiasten ein
Unterschied wie Tag und Nacht – und
falls Sie glauben, dass man sich
„kaputte“ Sprache und „kaputten“
Wortschatz einfach so abtrainieren kann,
irren Sie sich – ich habe heute noch
Tage, an denen ich in mein altes „Kanak-
Sprak“ hineinfalle und mir einfach keine
gelungenen Satzkonstruktionen aus dem
Mund kommen. Also zum Teufel mit den
Sprachwissenschaftlern, die diesen
Kiezdialekt so romantisieren[2]!
Jedenfalls war die Freundlichkeit unter
den Gymnasiasten nur eine geheuchelte,
ansonsten wurde gelästert, was das Zeug
hielt.

Und damit schließen wir den Kreis zu


der Idee, die mir damals in den Sinn kam
und die ich niederschreiben wollte. Ich
habe dieses Buchprojekt nicht finalisiert,
weil mein Jurastudium dazwischenkam
und es so wirkte, als sei der Zorn
abgeklungen. Vergeben und vergessen.
Abgesehen davon wäre es zu trivial
gewesen und über die Länge eines
Buches hinweg uninteressant. Außerdem
war ich auch (schreib-)faul – welcher
Mensch hat sich nicht in seinem Leben
bereits vorgenommen ein Buch zu
schreiben, zumindest aber ein Tage- oder
Haushaltsbuch? Neudeutsch auch einen
Blog. Wie oft bleiben solche Projekte im
Versuchsstadium hängen? Wohlgemerkt
hängen, denn es ist verhängnisvoll, wenn
wir unsere eigenen Schöpfungen und
Kreationen nicht in die Welt
hineinbringen.
Während meines Studiums wollte ich
erstaunlicherweise kein Buch schreiben.
Ich möchte mir die Einzelheiten des
Studiums auch für ein späteres Kapitel
aufbewahren, da Hypokriten natürlich
auch in dieser Lebensphase eine
Hauptrolle besetzten. Es sei nur so viel
dazu gesagt, dass ich während des
Studiums das Gefühl oder aber
zumindest die vage Vorstellung hatte,
endlich meine Bestimmung gefunden zu
haben.
Dem Konjunktiv entnehmen Sie, dass es
wohl nicht so war. Keine Sorge, ich
habe das Studium eigenfinanziert und
innerhalb von 9 Semestern
durchgezogen, ich lag Ihnen also nicht
auf Ihrem versteuerten Einkommen.
Nein, das Jurastudium hat nichts zu tun
mit Gesetzen auswendig lernen, dafür
aber viel mit Lesen von juristischen
Texten. Spaß geht anders.
Nach dem Studium musste ich mich für 6
Monate arbeitslos, Verzeihung, ich
meinte natürlich „arbeitssuchend“
melden. Dies bedingte sich daraus, dass
ich einen Verbesserungsversuch für mein
erstes juristisches Staatsexamen
wahrnehmen wollte, dafür aber
entsprechende (erneute)
Vorbereitungszeit brauchte. Einen
tauglichen Arbeitsplatz fand ich in der
Zeit ebenfalls nicht, trotz 40
geschriebener Bewerbungen und einiger
Bewerbungsgespräche.
Diese 6 Monate waren bisher das
menschlich mit Abstand Ekelhafteste,
was ich jemals erlebt habe, und ich rede
nicht vom Lernen für den
Verbesserungsversuch. Die Erfahrungen
mit der Arbeitsagentur (oder Jobcenter,
wie sie sich auf Neusprechdeutsch jetzt
politisch korrekt nennt), haben in mir
einen Zorn hervorgerufen, der seinen
Katalysator in übertriebenen
Trainingseinheiten im Fitnessstudio fand
(6x die Woche). Gleichzeitig war mir
klar: Es reicht. Ich MUSS dazu was
schreiben. Irgendwie MUSS ich mich
äußern. Sonst wird wieder alles nur
unter den Teppich gekehrt und über die
Zeit hätte ich meine Wunden geleckt. Sie
kennen das doch sicherlich, oder? Es
widerfährt Ihnen was Schlechtes, Sie
regen sich maßlos auf, kurz danach
reicht man Ihnen einen „Lolli“ und der
Ärger vergeht und man weiß eigentlich
gar nicht mehr, was so fürchterlich
gewesen war, und selbst wenn, ist es
jetzt ja auch egal. Schwamm drüber,
alles halb so schlimm. Schauen Sie, mit
dieser Lebensauffassung dürfen die
gleichen Idioten in den Regierungen
sitzen, die Krisen und Kriege verursacht
haben und es immer noch tun. Ganz
davon abgesehen, dass das Problem
nicht „vergessen“ ist, sondern einfach
nur in unserem Unterbewusstsein
abgelegt wird und dort weiter seinen
Schabernack treibt.
Wenn es dann ein zweites Mal
schiefgeht, will es keiner gewusst haben
– oder noch schöner, die Besserwisser
kommen empor und heben ihren
Zeigefinger wie ein Schwert der späten
Einsicht über all unsere Köpfe hinweg
und mahnen uns, dass man es ja hätte
besser wissen können. Genau das ist
aber der springende Punkt! Wir wissen
es bereits jetzt schon besser und machen
es trotzdem! Dennoch macht sich
wiederholt kollektive Amnesie breit und
am Ende tun alle wieder schockiert.
So drohte auch mir das Vergessen, weil
mein Verbesserungsversuch geschrieben,
ich endlich im Referendariat war und
Geld verdiente. Ich konnte endlich meine
offenen Rechnungen bezahlen, mitunter
der größte Schmerz. Der mir
verabreichte „Lolli“ ließ den Schmerz
und den Zorn erneut abklingen. Sie
können jetzt also erahnen, woher das
Feuer in mir kommt und warum es immer
wieder aufflammt. Dass ich von Natur
aus eher zum Choleriker-Dasein neige,
sei mal dahingestellt. Letztlich haben
eigentlich kleinere Impulse ausgereicht,
die sich immer weiter ausbreiten
konnten, tief in das Gehirn hinein bis in
meinen frontalen Zornkortex, ähnlich
vielen kleinen Steinen, die man in den
flachen See schmeißt und deren Wellen
sich immer weiter ausbreiten.
Was schließlich das Fass endgültig zum
Überlaufen brachte, war mein
Autoritätsproblem, was alles in allem
zwar eine recht schmückende
Charaktereigenschaft sein kann, die
vielerlei Vorteile mit sich bringt, in einer
durch und durch schematisierten und
automatisierten Wirtschaftswelt aber auf
brachialen Widerstand stößt. Auch das
möchte ich anhand einer Situation aus
meinem Berufsalltag kurz
exemplifizieren:
Ich arbeitete für einen großen
Wagenvermieter als „Fahrzeugpfleger“.
Diese nette Umschreibung für eine
menschliche Autoreinigung mit
Lieferservice umfasste im Grunde
genommen vier Tätigkeiten:

1. Auto betanken,
2. Auto von innen und außen
säubern (am besten per Hand –
Waschanlage kostet den armen
internationalen Konzern eine
Menge Geld und die giftigen
Chemikalien, die man dabei
abbekommt, sind gut für Haut und
innere Organe),
3. Auto ins PDA-System als
abgefertigt eintragen und
4. Auto an Kunden übergeben oder
es ausliefern.

Während ich Student war, hat mir hat


diese Arbeit Spaß gemacht! Ja, ernsthaft.
Mir war der Stundenlohn von 7,50 EUR
fast gleichgültig. Ich konnte die neusten
Modelle aller Marken fahren und mich
mit Autos beschäftigen, eines meiner
liebsten Hobbys.
Während ich die Autos in der
firmeneigenen Tiefgarage, in der es nach
Kanalisation und Kläranlage roch[3],
gereinigt habe, hatte ich meine Ruhe -
niemand würde mich beim Putzvorgang
stören. Das waren immer die
angenehmsten Stunden. Einzig das
Ausliefern an Kunden wie KPMG,
PriceWaterHouseCoopers, diverse
Großkanzleien, die Deutsche Bank usw.
war für mich eine lästige Pflicht. Die
Leute verachteten mich (oder noch
besser, sie beachteten mich gar nicht),
den kleinen, dreckigen Lieferjungen mit
ölverschmierten Händen. Und ich
verachtete sie, diese Sklaven in ihren
babylonischen Phallus- Glastürmen und
ihrer uniformierten Herrschaft von
falschen Götzenanbetern. Was haben
Anzugträger und Soldaten gemeinsam?
Sie tragen beide Uniformen, lassen sich
beide herumschubsen, glauben, sie
können es ganz nach oben schaffen,
werden von allen gehasst und denken,
sie handeln für etwas ganz Großes. Für
das Soldatentum empfinde ich aus
vielerlei Gründen viel Sympathie, vor
allem, weil eine gehörige Portion Mut
dazu gehört, und Mut ist echt, entweder
weil er wirklich besteht oder weil er
sich aus Dummheit nährt, aber er ist
echt. Aber Büromenschen und
Anzugträger nehmen sich viel wichtiger,
als sie sind.

Ich schweife wieder ab, es sei mir


verziehen, wenn das über die nächsten
Seiten noch einige Male vorkommt – wir
waren dabei, dass mir die Arbeit bei der
Autovermietung Spaß gemacht hat. Dass
es dann nicht mehr so war, lag an „ihr“.
Sie war eine Schaltermitarbeiterin, was
bedeutet, sie würde für Kunden die
Wagen anmieten, die Verträge am
Computer ausarbeiten und die
Wagenpfleger bitten, die Fahrzeuge
bereitzustellen. Von Anfang an machte
ich diesen Menschen als Feind aus.
Frauen haben, anders als die meisten
Männer, die Gabe zur besonderen
Hinterlist, die hinter einer scheinbar
bestehenden Schwäche und
Harmlosigkeit kaschiert wird. In dieser
Hinsicht bin ich Feminist, also von
wegen „schwaches Geschlecht“.
Das ist evolutionstechnisch nicht
verwerflich, sondern überlebenswichtig
und extrem raffiniert. Wo Muskelkraft
und rohe Gewalt fehlen, kommt eben
Raffinesse in verstärktem Ausmaße
hervor. Sie lästerte. Sie kommandierte
herum. Sie blinzelte mit den Wimpern
und fragte in piepsmausartiger
Stimmlage, ob man denn einen Wagen
bereitstellen konnte. Einen, der
besonders kompliziert eingeparkt war in
der mit unzähligen Säulen ausgestatteten
Tiefgarage. Ich ahnte, lange würde das
nicht gut gehen. Natürlich geriet ich mit
ihr aneinander. Was da aber nun alles im
Detail vorgefallen ist und wie ich die
anderen Wagenpfleger mobilisiert habe,
um gegen die „oberen“
Schaltermitarbeiter vorzugehen, soll in
diesem Buch nicht weiter eingehend
thematisiert werden, dafür war es zu
unbedeutend, um es so weit aufzublasen.
Ich kann nur sagen, dass ich es ihr nicht
leicht gemacht habe, denn mir gegenüber
zu schauspielern und mich dann hinter
meinem Rücken für dumm verkaufen zu
wollen, ist ein Fehler, den man nur
einmal begeht. Nach einem kurzen, aber
intensiven Streit, in dem ich sinngemäß
so etwas wie „scheiß auf den Kunden
und scheiß auf euch!“ herausgebrüllt
habe, reichte ich fünf Minuten später bei
der Zeitarbeitsfirma telefonisch meine
Kündigung ein. Ich sag es mal so, die
Schaltermitarbeiter haben ganz schön
dumm aus der Wäsche geguckt, als sie
an einem ausgebuchten Freitag die
gesamten Fahrzeuge selbst pflegen
mussten, weil kein Fahrer anwesend
war. Hätten sie mich mit Respekt und
aufrichtig behandelt, hätte ich ganz
normal meine Arbeit weiter gemacht.
Ich glaube, ich könnte noch endlos
weiter Beispiele herausgreifen und mich
darüber aufregen. Und nicht nur aus
meinem Leben oder aus dem meiner
Freunde und Verwandten. Nein, auch aus
dem, was wir der Umwelt entnehmen, in
Bereichen, mit denen ich gar nicht in
unmittelbare Berührung komme. Kurzum:
Ich hasse Heuchelei! Ich habe es satt,
von falscher Freundlichkeit und falschen
Ideologen umgeben zu sein. Es stellt sich
natürlich die Frage, inwieweit es
notwendig ist, in geringen Dosen zu
heucheln, um einen einigermaßen
reibungslosen Ablauf des
gesellschaftlichen Alltags zu
gewährleisten. Der fiktive
Gesellschaftsvertrag nach Hobbes[4],
der verhindern soll, dass die Menschen
der politischen Gemeinschaft sich
gegenseitig an den Kragen gehen,
schreibt ja nicht vor, wie wir uns fühlen
sollen, sondern nur, welche Regeln wir
einzuhalten haben. Ich gebe mich keiner
Illusion hin, denn Hypokriten wird es
ewig geben, solange es auch unsere
Spezies gibt. Manches Mal begrüße ich
falsche Freundlichkeit auch, z.B. wenn
ich für den Kundenservice bezahlt habe.
Um diese Form der Heuchelei geht es
mir aber gar nicht – es ist nicht mein
Problem, welchen Beruf ein Mensch
ausübt (ausüben muss) und welche
Pflichten er aufgrund seines
Arbeitsvertrages erfüllen muss. Mir geht
es um Situationen wie diese:

Stellen Sie sich vor, Sie begegnen auf


der Straße einem alten Bekannten, den
Sie aber noch nie leiden konnten. Dieser
kommt Ihnen lächelnd entgegen und
alles, was Sie sich denken, ist: „Oh
nein, bitte nicht dieser Kackvogel“. In
verstellter Stimmlage tönt Ihnen ein:
„Naaa, wir haben uns aber lange nicht
mehr gesehen! Wie geht es dir denn?“
entgegen. Und was machen Sie? Sie
antworten auf einmal mit ebenfalls
gespielter Freundlichkeit und verstellter
Stimme. Es gibt nichts Schamvolleres
als eine Person, die so „fake/falsch“ ist,
dass sie einen selbst falsch werden lässt.
Besonders gut sieht man das, wenn
Frauen, die ja alle beste Freundinnen
und Schwestern sind, sich untereinander
begrüßen. Da kann man ohne Weiteres
die eigene Freundin/Ehefrau fragen,
warum sie die gerade getroffene
Bekannte so freundlich begrüßt hat,
obwohl sie doch „eine Schlampe sei“.
Eine befriedigende Antwort bekommen
Sie nicht, egal, wie oft Sie fragen.

Ich bin kein Misanthrop, das wäre die


leichte Erklärung für dieses Buch. Nein,
ich hasse keine Menschen, nicht mal die,
mit denen ich nicht einer Meinung bin.
Egal, worüber sie sich definieren:
Hautfarbe, Ethnie, Geschlecht, sexuelle
Präferenzen, Apple oder Samsung,
BMW oder Mercedes. Zum einen müsste
ich mich dann selbst ablehnen und zum
anderen würde ich unter den Tisch
kehren, dass genügend Leute da draußen
sind, auf die ich mich wirklich freue,
wenn ich sie sehe. Das bedeutet aber
auch nicht, dass ich wie ein
dauergrinsender Gutmensch aus dem
Speck- und Rotweingürtel rumlaufen und
alles und jeden gut finden muss. Ich
denke, ich habe Sie darauf vorbereitet,
was ich auf den nächsten 280 Seiten
auszubreiten plane. Mein schier endloser
Zorn wird Sie mit Siebenmeilen- stiefeln
ausstatten und Sie von Kapitel zu
Kapitel prügeln. Ich kann nicht
garantieren, dass Sie lachen werden, ich
wünsche es mir aber. Denn bei all dem
Ärger, dem Kummer, der Wut, dem Zorn
und deren sonstigen bezaubernden
Geschwistern sollte man eines immer
beachten: zwischendurch beherzt über
die Absurdität unserer Welt zu lachen.
Das beseitigt nicht die Ursachen, lindert
aber erheblich die Symptome.
Wenn Sie das getan haben, können Sie
sich wieder gelangweilt Ihrem
mittelmäßigen Spießer-Alltag, dem
damit verbundenen Bore-out und sich
schließlich dem heiligen Zorn widmen!
Lassen Sie ihre Schaffenskraft walten
und sich vom Feuer, das meiner Brust
innewohnt, anstecken. Lassen Sie uns auf
all die Pharisäer und Schriftgelehrten da
draußen einprügeln und sie auf ihren
Platz verweisen. Ich fordere jeden
einzelnen auf: Geht mit mir und lasst uns
eine neue Aufklärung starten, eine
Aufklärung, die sich nicht mit Heuchlern
abgibt, sondern eigene Ideale hochhält
und echte Werte schätzt! Eine
Aufklärung, welche die Privatsphäre als
Gut verteidigt und sich nicht dem Diktat
der völligen Offenheit und
Selbstdarstellung ergibt. Menschen, die
von einem Geist der Schaffenskraft und
Lebensfreude beseelt sind und die sich
nicht den leeren Versprechungen der
falschen Propheten da draußen hingeben.
Wir werden niemandem mehr seine
Falschheit durchgehen lassen!

Viel Vergnügen beim Lesen!

Benjamin Kreiner
Kapitel 1 – Hypokriten im Alltag

Interessanterweise begegnen Heuchler


einem am häufigsten da, wo wir sie am
wenigsten sehen wollen, nämlich in
unserem Alltag. Auf der Arbeit, an der
Uni, beim Bäcker, im Kaufhaus, an der
Ampel, in der Straßenbahn, im
Sportverein, am Telefon, auf Facebook
usw. Das sind die Orte, an denen wir die
meiste Zeit unseres Lebens verbringen,
mal freiwillig, mal nicht ganz so
freiwillig. Ob jetzt notgedrungen oder
nicht, ich schätze, dass jeder Mensch,
zumindest aber ein Großteil von ihnen,
versucht seinen Tag so erfreulich zu
gestalten wie möglich. Unfassbar, aber
beim Streben nach Glück bringt man
tatsächlich auch noch die
Unverschämtheit auf, sich dabei gut
fühlen zu wollen[5]! Wie es dann so
kommt, trifft man auf das ein oder andere
Musterexemplar an Mensch, das die
Überlegenheit der eigenen Rasse auf
diesem Planeten zumindest mal
bezweifeln lässt. Neben dem bereits
oben erwähnten falschen Lächeln,
welches unter gewissen Umständen ja
noch akzeptabel ist, mag ich
insbesondere den scheinbar belanglosen
Smalltalk, bei dem subtil die
hässlichsten Gemeinheiten ausgetauscht
werden. Zu meinen liebsten Beispielen
aus dem echten Leben zählen folgende
laut ausgesprochene Gedanken meiner
ehemaligen Chefin während meiner
Mitarbeit bei einem großen deutschen
DAX- Unternehmen. Ich erzählte ihr,
dass ein sehr nahestehender Verwandter
ein Insolvenzverfahren mit der Firma
durchmachen musste, und was für
Tücken so ein Verfahren in sich barg.
Die Chefin starrte die Luft an und sprach
künstlich entsetzt so vor sich hin: „OH
GOTT! Ich stelle mir gerade vor, wenn
das meinem Vater passiert wäre!“...
(kurze dramatische Pause) – „NEIN, SO
ETWAS wäre Vater NIE passiert!“ An
dieser Stelle möchte ich das ausgeprägte
Selbstbewusstsein loben, das ihrem
Wesen immanent war. Ich bin ja von
Natur aus ein sehr positiv gestimmter
Mensch und bewundere ein solch
ausgeprägtes Eigenverständnis, gepaart
mit gnadenloser Zuversicht auf das
eigene Leben. Das ist nicht einmal
sarkastisch gemeint! Eine solche
Einstellung macht den Erfolg im Leben
unabdingbar. Was mich an dieser
Aussage gestört hat, war die Art und
Weise, wie sie geäußert wurde und in
welchem Zusammenhang. Im Endeffekt
wurde mein Verwandter zu einem
unfähigen und gescheiterten Menschen
degradiert. Als wäre eine
Privatinsolvenz ein supertragisches
Einzelschicksal, das nur den
bemitleidenswertesten Kreaturen unser
Erde zuteilwird. Tatsächlich beantragen
jedes Jahr Tausende von Menschen in
Deutschland die Privatinsolvenz[6].
Dazu kam diese unerträgliche Tonlage,
dieses Pathos, in dem es geäußert
wurde. Was soll diese Theatralik,
warum hat sie dieses Szenario nicht
einfach nur gedanklich durchgespielt?
Warum musste sie es mir mitteilen? Ich
wäre sogar mit einem geheuchelten
Wunsch, dass alles gut ausgehen möge,
zufrieden gewesen. Ich habe mal meine
Großmutter gefragt, warum sie und ihre
alten Bekannten sich immer vorhalten
würden, welche Kinder respektive
Enkel erfolgreicher waren. Beantworten
konnte sie es mir nicht.

I. Arbeitsplatz –der Ort, an dem


sinntätigend geschafft wird oder auch
nicht
Eigentlich müsste es ausreichen, wenn
ich Sie auf die TV-Serie „Stromberg“
verweise. Am besten einfach mal alle
Staffeln ansehen. Abgesehen davon, dass
es eine gut produzierte Serie ist, enthält
sie alle Formen der Heuchelei, die bei
der Arbeit denkbar sind. Nur mit einem
einzigen, aber sehr markanten
Unterschied: Im echten Leben sind die
Gemeinheiten in der Regel wesentlich
subtiler und nicht aus darstellerisch-
filmischen Aspekten so offensichtlich in
Szene gesetzt. Man stelle sich mal ein
klassisches Kündigungsgespräch vor. Es
könnte ja ganz nüchtern ablaufen,
zumindest von einer Seite aus gesehen.
Kurz und knapp eine Ansage, warum es
nicht passt und in Zukunft wohl auch
nicht mehr passen wird, und gut ist.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende. Aber das wäre ja
zu einfach. Stattdessen liefert der
kündigende Teil einen filmreifen
Monolog ab:

Lieber Herr/Frau X, na, wie geht es


Ihnen? Haben Sie sich gut eingelebt,
wir sind ja hier eher familiär!? Noch
nicht? Das trifft sich doch prima! Wir
alle hier im Team, ganz besonders ich,
sind der Auffassung, dass Sie wirklich
ein geeigneter Mensch sind – nur nicht
für diese Aufgaben. Das hat absolut
nichts mit Ihnen zu tun, sondern mit
den hier gestellten Aufgaben. Wir
haben da ja immer eine ganz spezielle
Art der Vorgehensweise. Sie kennen ja
unseren Slogan: „Alles in Ordnung ist
nicht gut genug für uns“. Ihre Arbeit
war wirklich in Ordnung! Aber nicht
gemessen an unseren internen
Qualitätsmerkmalen, aber das wissen
Sie ja!? Hahaha, dass wussten Sie ja
schon, da erzähle ich Ihnen sicherlich
nichts Neues. Wie geht`s der Familie?
Auf jeden Fall waren die gemeinsamen
7 Monate hier wirklich bereichernd
und wir wünschen Ihnen alles Gute für
Ihren weiteren beruflichen Weg; ach
ähh, bevor Sie gehen, habe ich hier
noch so eine Kleinigkeit, eine Lappalie,
reine Formalität. Diesen
Aufhebungsvertrag müssten wir noch
kurz unterschreiben, danach sind Sie
frei für weitere Aufgaben. Wie, Ihr
Anwalt hat Ihnen geraten, besser nichts
zu unterschreiben?

Ich frage mich, ob es in großen


Unternehmen möglich ist, gemeinsam an
einem Strang zu ziehen. Es wird
öffentlich proklamiert und beworben,
vorgelebt und gefordert. Aber wie sieht
der Alltag aus? Ich kann nur aus eigener
Erfahrung berichten[7] – je größer der
Konzern/Betrieb, desto heftiger die
Grabenkämpfe. In Sachen Psychologie
des Arbeitnehmers im Großunternehmen
bin ich mir nicht sicher, wie weit sich
die Psychologie bei ihrer Feldforschung
schon vorgewagt hat. Der Gedanke
hinter einem Großkonzern ist der eines
perfekt aufeinander abgestimmten
Uhrwerks. Jeder Arbeitskollege soll
zumindest mit dem anderen
„auskommen“ können. Der
Betriebsfrieden muss gewahrt werden,
damit alle mal so „richtig hart
ranklotzen“ und das Unternehmen seine
Umsatzziele erreicht, mithin die
Aktionäre befriedigt. Soweit das
vorgelebte Idealmodell. Warum kommt
es aber trotzdem zu Grabenkämpfen,
Sticheleien, Mobbing, Lästereien und all
den anderen negativen und unkollegialen
Ausschweifungen? Gesunder Wettkampf
zeichnet sich durch eine faire
Auseinandersetzung mit dem besseren
(glücklicheren) Gewinner aus. In der
Regel gehen die Kontrahenten danach
ihres Weges: der eine, weil er seinen
Führungsanspruch untermauert hat, und
der andere, weil es ihm noch zur Spitze
fehlt. Diese Form des
marktwirtschaftlichen Wettbewerbs, wie
die extrem unbekannte
Minderheitenpartei FDP ihn einst
proklamierte, soll schließlich zum Glück
aller führen. Und rein oberflächlich
betrachtet kann man dem zustimmen. Es
sei denn, man relativiert jegliche Form
des Wettbewerbs und stellt um auf die
absolute Gleichstellung von allem und
jedem. Bevor ich wieder meine eigene
Geschichte erzähle, schwenke ich kurz
um.
Ein sehr guter Freund, Studentenkollege
und der wahrscheinlich beste junge
Nachwuchsjurist, den es zurzeit gibt, hat
die gleichen Erfahrungen gemacht wie
ich, nur dass es bei ihm bereits mit dem
Stipendium für das Studium losging. Für
sein herausragendes Abitur bekam er
nach Bewerbung und Auswahlverfahren
ein Stipendium zugesprochen. Damit er
das Stipendium fortwährend beziehen
konnte, war er dazu verpflichtet, an
regelmäßig stattfindenden Treffen
teilzunehmen, wo die Stipendiaten im
Prinzip Eigenwerbung betreiben und
„netzwerken“[8] sollten. Also den
geladenen Gästen, den Herren und
Damen in gut situierten Stationen ihres
Lebens, Interesse vorheucheln und auf
die eigenen Erfolge aufmerksam machen.
Zeigen, was für ein „Achiever“ man ist.
Mein guter Kumpel zog es stattdessen
vor, sich an der Selbstbedienungstheke
mit alkoholischen Erfrischungsgetränken
einzudecken. Die Vorteile des
Stipendiums waren enorm und
überwogen bei Weitem diese kleinen
Ärgernisse. Vielleicht wird der ein oder
andere jetzt innerlich aufschreien und
anmerken wollen, was an solchen
kleinen „Sehen und gesehen werden“-
Treffen so verwerflich sei? Im Prinzip
gar nichts, wenn man auch über
Heuchelei hinwegsehen kann, und das
können mittlerweile zu viele. Was ich ja,
und davon dürften Sie sich selbst
überzeugt haben, nicht machen werde.
Auch denen, die glauben, mein Kollege
habe damit gute Chancen
zunichtegemacht, sei gesagt, dass man
mit seinem Examen überall und jederzeit
einen Platz findet. In dieser Situation hat
er einfach Rückgrat bewiesen und den
anwesenden Personen zu verstehen
gegeben: IHR seid es, die sich um MICH
reißen müssen. Nicht umgekehrt.
Langfristig zahlt es sich aus, in seinem
eigenen Fluss mit dem Strom zu fließen.
Nicht mit den anderen in eine Richtung
und auch nicht permanent dagegen, denn
das zerrt an Kräften und Nerven.
Gleiches erlebten besagter Kollege und
auch ich bei den von der Studienordnung
vorgegebenen Praktika. Wir entschieden
uns beide für britische Großkanzleien.
Kurze Beschreibung: 80.000 – 125.000
EUR Einstiegsgehalt für Absolventen,
60 – 90 Stunden Arbeitswoche, Pendeln
zwischen den Finanzmetropolen der
Welt, maßgeschneiderte Anzüge,
Luxuslimousinen und -uhren usw. usf.
Genau das hat uns gereizt. Im Prinzip
wollte ich zum Yuppie werden. Ein
Spießer, der viel arbeitet und viel Geld
verdient. Und dann mit den Kollegen am
Freitagabend, nach getaner Arbeit, die
Clubs und Bars abklappern. Im
Nachhinein möchte ich mich für diese
Wunschvorstellung selbst ohrfeigen,
aber eine Erfahrung war es wert.
Fairerweise muss ich sagen, dass das
Team, bei dem ich untergekommen bin,
menschlich allererste Güteklasse war.
Ich wurde sehr fair behandelt und meiner
Ausbildung wurde die Zeit gewidmet,
die man dafür aufbringen konnte. Hätte
ich das Studium mit einem
vollbefriedigend statt einem
befriedigend beendet, wahrscheinlich
hätte ich mich dort beworben. Zudem
war meine Zeit zu knapp bemessen, als
dass ich mir wirklich ein Urteil hätte
erlauben können. Hier lag es aber auch
nicht an der eigentlichen Tätigkeit als
vielmehr an den Menschen, mit denen
ich zu tun hatte. Prägnanter war die
Erfahrung beim bereits genannten großen
DAX- Konzern. Dazu aber gleich mehr.
Mein Kollege wurde von seiner
Erfahrung bei der anderen britischen
Großkanzlei bereits abgeschreckt,
ignorierte dies zunächst aber. Neben
einer cholerisch veranlagten Chefin, den
wenig spannenden und kaum
herausfordernden Arbeiten und den
klassischen Ködern, also bezahlten
Baraufenthalten und Ähnlichem, bot die
Großkanzlei wenig von Interesse.
Stattdessen lauter bleiche und müde
Gesichter, weil sie an den Köpfen von
überarbeiteten Anwälten festhingen. In
Großkanzleien vor 21 Uhr nach Hause zu
gehen führt zu Augenbrauenrunzeln bei
Kollegen und Chefs. Es gilt das
Leitmotiv: Der Beste macht das Licht
aus! Dabei ist es gleichgültig, ob die
Arbeit des Tages bereits bis 18 Uhr
erledigt wurde. Sie müssen Präsenz
zeigen! Und wenn Sie nur ihre E-Mails
die nächsten fünf Stunden sortieren, das
weiß am Ende keiner. Da fragt auch
keiner. Es sieht nur jeder: Ah ja, beim
Müller ist das Licht um morgens halb
Vier ja immer noch an. Da wird hart
gearbeitet. Mit dem Nikkei- Index
aufstehen, mit dem Dax zum Mittagessen
und dem Dow Jones die Nacht beenden.
Kurz nach Hause, duschen, Anzug
wechseln und wieder zurück mit dem
unten bereits wartenden Taxi. Sind
knapp 5000,- EUR netto monatlich
wirklich Kompensation genug für diesen
Aufwand? Dieser Wettbewerb hatte
nichts mit ehrlichem Wettkampf zu tun.
Es war einfach nur ein sinnloses
Aufreiben und Raubbau am eigenen
Körper. Und das alles in einer
Arbeitsatmosphäre, die durch
Ellenbogenmentalität geprägt wird. Das
hat folgenden Hintergrund: Nicht alle
Anwälte (Associates) werden nach ein
paar Jahren zu einem Partner der
Sozietät ernannt. Neben eigenem Team
und wirklich spürbar angestiegenem
Salär kann man sich dann darauf gefasst
machen, auch in der Freizeit
weiterzuarbeiten. Je nach Großkanzlei
werden von den Hunderten von jungen
Anwälten nur 3-7 jährlich zu Partnern
ernannt, manchmal auch keiner. Dabei
spielt Leistung naturgemäß eine nur sehr
geringe Rolle. Hier greift wieder das
exorbitant wichtige „Netzwerken“. Noch
besser wäre es natürlich, wenn Sie
bereits Sohn eines Partners[9] sind.
Dann erfolgt die Ernennung ohne
Weiteres. Das trägt dazu bei, dass immer
mehr Prädikatsjuristen von der Karriere
in der Großkanzlei Abstand nehmen und
sich für den Rausch der
Lebensachterbahn in der Behörde einer
Gemeinde entscheiden. Netzwerken in
der Arbeitswelt bedeutet nichts anderes,
als aus Karriereinteressen heraus
anderen, hierarchisch höher- gestellten
Menschen, in den Arsch zu kriechen.
Und sie darum vorher noch zu bitten.
Kurzfristig bringt das sicherlich einige
Vorteile mit sich, aber langfristig
triumphiert der Mensch, der sich für sich
selbst entscheidet und Rückgrat zeigt.
Wenn jemand aber hier der Auffassung
sei, mein Kollege hätte sich um gute
Chancen gebracht, dann kann und will
ich nicht dagegen argumentieren. Es ist
wie bei dem Ende von „Le
Misanthrope“ von Molière: Entweder
man lernt damit umzugehen und es
hinzunehmen oder aber man lehnt es
aktiv ab und zieht sich zurück. Es ist
letztlich eine Charakterfrage, ob man
seine eigenen Prinzipien missachtet und
dafür kurzfristig die Früchte erntet oder
aber darauf verzichtet und zu
langfristigem Erfolg und Zufriedenheit
findet.
Mehr gibt es zu Großkanzleien eigentlich
nicht zu sagen. Vergütung top, Rest flop.
Im Hinblick auf die Jobmöglichkeiten,
die sich dem guten Juristen nach den
Examina auftun, ist es nur eine von
vielen Optionen und wahrlich nicht die
beste. Nach einem langen und zähen
Studium[10] wird die Aussicht auf
ordentliches Geld nur noch zu
sekundärem, wenn nicht sogar tertiärem
Auswahlkriterium degradiert. Plötzlich
spielen Freizeit, Hobbies und Freunde
eine wichtigere Rolle. „Generation
Maybe“ lässt grüßen.
Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr
eine Menge kleiner Jobs gemacht, wenn
auch nicht so viele wie meine
Geschwister. In der Getränkehalle, bei
einem Elektronikkonzern, einer
Headhunting -Firma, einem
Autovermieter, als Gepäckeinräumer
beim Flughafen[11], im Supermarkt, als
Tutor und Korrektor an der juristischen
Fakultät usw. usf. Alle mit ihren eigenen
kleinen Geschichten. Am „besten“ in
Erinnerung geblieben ist mir die Station
bei dem DAX- Konzern und damit
kommen wir wieder an den Anfang des
Kapitels. Dazu sollte man wissen, dass
ich mich dort insgesamt viermal
beworben hatte und zweimal eine
Zusage bekam. Während meiner
Studienzeit wollte ich da unbedingt hin.
Es war eine renommierte Adresse, das
Hauptgeschäftsfeld interessierte mich
auch privat und die Konditionen für
Werkstudenten waren sehr gut. Also bei
12,- Euro die Stunde, was etwas über
800,- Euro netto im Monat zusätzlich
waren, und das für monatlich 80 Stunden
Arbeit, konnte ich einfach nicht Nein
sagen. Während die erste Bewerbung
noch im IT-Bereich des Unternehmens
angesiedelt war, wo ich zwar mit
juristischen Kenntnissen punkten konnte,
aber nicht überzeugend darlegte, was
mich denn an IT so sehr interessierte,
wurde mir beim zweiten Interview
gesagt, dass ich überqualifiziert sei, um
Meeting-Räume mit Getränken
auszustatten und die Technik zu
verkabeln. Bei der dritten und vierten
Bewerbung, die ich gleichzeitig
einreichte, wurde ich schließlich
angenommen. Ich musste mich nur noch
entscheiden. Es gab kein Richtig und
Falsch, denn beide Male wurde ein
Jurastudent gesucht. Beide Male wäre
ich zwei Frauen mittleren Alters mit
starken Karriereambitionen unterstellt
gewesen. Im Endeffekt war es egal und
ich entschied mich für eine Abteilung,
die Organisationshandbücher und
Geschäftsbesorgungsverträge zentral
verwaltete. Die Abteilung bestand aus
der Abteilungsleiterin und ihrer
Mitarbeiterin und maximal einem
Studenten. Letztlich entschloss sich die
Abteilungsleiterin dazu, noch einen
zweiten Studenten einzustellen, was
schließlich zu einer interessanten
Wendung des Falles führen sollte,
nämlich meiner Kündigung, aber dazu
gleich mehr. Zu Beginn meines
Arbeitsverhältnisses war ich sehr
engagiert und wollte einen möglichst
guten Eindruck hinterlassen, gerade auch
im Hinblick auf das Arbeitszeugnis. Ich
kam also sehr oft so früh wie möglich
(7-7.30 Uhr) – die Chefin pflegte immer
kurz vor oder nach 9 Uhr einzutreffen.
Und ich ging auch immer später, also,
wenn alle schon weg waren, so um 18
Uhr. Ich sagte immer Ja und Amen zu den
gestellten Aufgaben und versuchte so
viel zu lernen wie möglich. Die Arbeit
in der kleinen Abteilung war weder
besonders spannend noch kreativ oder
herausfordernd. Es war Fließbandarbeit
in Schüben: Zwei, drei Monate lang
konnte es passieren, dass ich mir
mehrmals am Tag die Speisekarte oder
das gesamte Internet durchgelesen habe,
weil es nichts zu tun gab. Das war
besonders dann schlimm, wenn der
andere Student und meine Person am
gleichen Tag da waren. Da wurde der
Kaffeevollautomat in der Küche zum
inoffiziellen Treffpunkt auserkoren.
Dann aber gab es mal einen Schub und
währenddessen mussten von uns mehrere
Verträge auf einmal bearbeitet werden.
Mit „uns“ meine ich mich. Neben der
Chefin war ich der einzige Jurist im
Team. Die anderen durften also an die
Verträge nicht ran. Und meine Chefin?
Die verließ sich voll und ganz darauf,
dass ich mich um alles kümmere. Sie
wollte damit tunlichst nicht belästigt
werden, während sie auf Zalando surfte.
Ihr Arbeitsanteil beschränkte sich
darauf, die fertigen Verträge
entgegenzunehmen, abzuzeichnen und sie
dann dem Vorstand weiterzuleiten. Eine
Zeit lang lief es auch ganz gut so. Bis
Neujahr. Dann wurde die erste Saat für
die Kündigung gelegt. Was mir auch ganz
recht war, denn trotz der verhältnismäßig
guten Bezahlung war die Arbeit einfach
nur stupide. Ganz davon abgesehen, dass
ich heftige Rückenschmerzen bekam und
mein Körpergewicht auf 96 kg anstieg,
ich also zum „Bürohengst“ oder
vielmehr zum gemästeten Büroganter
avancierte.
Ich möchte meine ehemalige Vorgesetzte
mal kurz beschreiben: Karrierefrau aus
gutem Hause, Mitte 40, Jura erfolgreich
studiert, ein Mann, keine Kinder, fährt
bar bezahlten[12] BMW, hatte einen
Motorradunfall und fährt deswegen kein
Motorrad mehr, 1,72m groß,
Hosenanzug, Ambitionen auf den
Aufsichtsrat usw. usf.
Lassen Sie mal all die
geschlechtsspezifischen Adjektive und
Nomen weg und fragen Sie sich dann, ob
Sie an eine Frau oder eher einen Mann
gedacht haben, als Sie die Beschreibung
gelesen haben. Ihre untergeordnete
Arbeitskollegin war eine nette,
zuverlässige Frau, die ihre Arbeit gut
machte und ansonsten einfach ihr Leben
genießen wollte. An manchen Tagen saß
ich am Tisch eines leitenden
Angestellten, welcher bereits seit 1987
dort werkelte. Er hatte seine eigene
kleine Abteilung, die er sich mit einer
bezaubernden jungen Mitarbeiterin
teilte, und ansonsten freute er sich jeden
Tag auf den Anruf seines Kollegen
Mario aus der Schweiz. Nach dem Anruf
wirkte er stets erquickt und von Freude
erfüllt und konnte es kaum erwarten,
seiner jungen Mitarbeiterin von den
gerade ausgetauschten Geschichten mit
Mario zu erzählen. So musste es sich
also anfühlen, wenn man sich ein Nest
gebaut hatte. Ein sehr harmloser Mensch.
Ich glaube, wenn Statistiker auf der
Suche nach dem perfekten
Alltagsmenschen wären, ich wüsste da
einen Kandidaten.
So, ich bin meiner literarischen Pflicht
nachgekommen und habe den
Spannungsbogen aufgebaut. Kommen wir
zu der Kündigung. Wie bereits gesagt, es
lief bis Neujahr wirklich ordentlich. Als
ich im Januar ins Büro kam und meine
E-Mails las, war ich deshalb auch ein
wenig überrascht: Die Ex-Chefin regte
sich fürchterlich darüber auf, dass an
einem der Geschäftsbesorgungsverträge
unsauber gearbeitet wurde. Aus der Mail
ging nicht hervor, ob sie mir oder
meinem Studentenkollegen die Schuld
dafür zuwies. Im Nachhinein wusste ich
es. Mir, ganz allein mir. Was war
passiert? Eigentlich nichts Besonderes
oder halt nicht viel anderes als sonst.
Wie immer bearbeitete ich einen Vertrag,
gab diesen ab, sie unterzeichnete ihn und
gab ihn an den Vorstand weiter.
Üblicherweise sehen sich die Mitglieder
des Vorstands diese Verträge nicht
genauer an, da sie nichts enthalten, was
den Vorstand wirklich interessiert[13].
Dieses Mal aber hängte eines der
besagten Mitglieder im Stau fest, besser
gesagt, der Fahrer seiner Limousine, und
so ergab es sich, dass genügend Zeit
vorhanden war, um sich diese lustigen
Verträge mal näher anzusehen. Siehe da!
Plötzlich taten sich Rechtschreibfehler
auf. Also spielte der Vorstand den
Oberlehrer und korrigierte alles, was
nicht seiner Auffassung einer
ordentlichen Grammatik entsprach, mit
dem Rotstift. Der Vertrag wurde an
meine Chefin zurück- geleitet und mit
dem freundlichen Hinweis versehen, auf
die Syntax in Zukunft doch besser
achtzugeben.
Meiner ehemaligen Chefin,
„Netzwerkerin“ aus Leidenschaft und
mit Karriereambitionen bis zum äußeren
Rand der Milchstraße, kam das sehr
ungelegen. War natürlich nicht so prall,
direkt vom Vorstand abgekanzelt zu
werden. Aus ihrer Sicht war das v.a.
mein Verschulden. Dass ich auf die
Grammatik der Verträge nicht weiter
geachtet habe, hatte folgenden
Hintergrund: Die Verträge waren sog.
Musterverträge und es mussten nur
wenige inhaltliche Bausteine verändert
werden, um sie immer wieder neu
aufzusetzen. Diese Verträge wurden so
bereits jahrelang vor meinem Erscheinen
benutzt und es gab nie etwas an der
Rechtschreibung zu beanstanden. Wieso
auch? Niemand las sich solche 08/15-
Verträge freiwillig durch. Dem
Vorstandsmitglied war einfach nur
langweilig, vielleicht war er sogar
frustriert, dass er im Stau war. Der Frust
musste raus, warum also nicht an dem
Vertrag? Meiner Chefin ist also kein
himmelhochjauchzendes Unglück
widerfahren – sie hatte bisher einfach
nur das Glück, dass sich niemand die
Verträge mit der Lupe angesehen hatte.
Dass ihr das jederzeit hätte passieren
können, hat sie aber nicht daran
gehindert, es doch mir als meinen Fehler
anzulasten. Von diesem Zeitpunkt an war
ich unter Generalverdacht und somit
permanenter Beobachtung. Schlechter
Zeitpunkt, da gerade Schubzeit war und
somit viel Arbeit anfiel. Da ich
jeglichen Respekt für meine Ex-Chefin
bereits verloren hatte (für ihren Fehler,
den sie mir ankreidete), wurde es aber
mal so richtig kompliziert. Plötzlich war
alles, was ich machte, scheiße und ich
musste mich fragen, ob es das nicht
schon vorher war oder einfach Fehler
mit der Lupe gesucht wurden. Faktum ist,
von Mitte Januar bis zum 23. März, der
Zeitpunkt, an dem der Arbeitsvertrag
aufgehoben wurde, wurde es immer
schlimmer. Zwischendurch zitierte mich
die Chefin zweimal in ein Büro zum
Einzelgespräch. Einmal bekam ich eine
Abmahnung, weil meine Arbeit
angeblich zu wünschen übrig ließe, das
zweite Mal wurde ich darauf
hingewiesen, „dass es so nicht mehr
weitergeht“. Da ich auch jegliche Lust
an diesem Job, diesem Arbeitsplatz und
dieser Frau verloren hatte, passte mir
das ganz gut in den Kram. Und jetzt
kommt der große Moment der Heuchelei,
mit dem wir dieses Kapitel über Arbeit
abschließen werden:
In dem letzten Einzelgespräch bot mir
die ehemalige Chefin an, mich in einer
anderen Abteilung unterzubringen.
Irgendwie seltsam, oder? Hatte sie etwa
mir gegenüber ein schlechtes Gewissen,
weil sie wusste, dass sie mir den Fehler
nicht ankreiden konnte? Aber warum
sollte ich dann überhaupt gehen? Genau
in diesem Moment fiel mir eine kleine
Sequenz beim Bewerbungsgespräch vor
knapp einem halben Jahr ein.
In einem kurzen Zwiegespräch mit ihrer
Mitarbeiterin machte sie klar, dass sie
beide Studenten, also mich und den
Kollegen, haben wolle. Ihre
Mitarbeiterin fragte sie daraufhin, ob
denn das überhaupt ginge, worauf meine
Chefin selbstbewusst erwiderte, dass sie
dies schon genehmigt bekäme. Was also
passierte, so reime ich mir das heute
zusammen, war Folgendes: Die
Controlling- Abteilung machte zum
Jahreswechsel wohl darauf aufmerksam,
dass zwei Studenten in so einer kleinen
Unterabteilung einfach zu kostspielig
seien. Daraufhin musste sich meine
Chefin entscheiden, wen sie von beiden
loswird. Wie passend, dass ich genau zu
diesem Zeitpunkt diesen unglaublich
schwerwiegenden Fehler begangen habe.
So lieferte ich den Kündigungsgrund
gleich mit. Als ich die Versetzung in eine
andere Abteilung, auch im Hinblick auf
meine Examensvorbereitung, ablehnte,
zeigte sie einen letzten Akt der Güte und
sorgte für ein insgesamt „gutes“
Arbeitszeugnis. Heute sind mir das
Zeugnis, Bewerbungsverfahren und all
der andere Kram scheißegal. Damals
nahm ich die Demütigung für das
Zeugnis hin. Dass sie dafür im
Nachhinein auch noch eine
Gegenleistung erwartete, war der
absolute Gipfel der Heuchelei und
Frechheit. Kurze Zeit nach der
Kündigung schrieb sie mir eine E-Mail.
Ich solle doch bitte bei der nächsten
Wahl der Aufsichtsratsmitglieder für sie
stimmen. Auf meinen Hinweis, dass ich
als ehemaliger Arbeitnehmer kein
Stimmrecht mehr ausüben konnte/durfte,
erwiderte sie bloß, dass mein Name auf
dem Stimmzettel stand[14]. Ich gab ihr
meine Stimme, die ich nicht hatte, nicht!
Und wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich
es auch nicht gemacht. Nicht dass es das
i-Tüpfelchen der Heuchelei war und
zudem eine bodenlose Unverschämtheit,
aber ich hielt es für keine gute Idee,
einen Menschen in den Aufsichtsrat zu
wählen, der so rücksichtslos die eigenen
Karriereambitionen vorantreibt. Nicht
dass die Aufsichtsräte der DAX-
Konzerne schon ohnehin rappelvoll mit
Karrieristen sind, die zudem zeitgleich
in den Vorständen anderer Konzerne
sitzen und vice versa. Aber ich bleibe
zumindest bei den Hoffnung spendenden
Gedanken, dass auch genügend Leute im
Aufsichtsrat sitzen, welche die
Interessen der Arbeitnehmer
berücksichtigen. Leider beweisen
unterschiedliche Quellen, dass viel
geklüngelt wird, denn die Position im
Aufsichtsrat ist eine beliebte und sehr
gut bezahlte[15]. Auch besagte Dame hat
es dann doch in den Aufsichtsrat
geschafft. Es sei ihr alle Weisheit der
Welt beschieden. Ich habe meine eigenen
Lehren aus diesem kleinen Abenteuer
gezogen. Ich wusste danach, dass eine
Arbeit als Unternehmenssyndikus[16]
nicht mehr in Frage kam, egal bei
welchem Konzern und gleichgültig unter
welchen Konditionen. Einen „9 to 5
cubicle- Job“ bis zum Eintritt in das
rentenfähige Alter durchzuführen stellte
und stellt immer noch eine Horrorvision
für mich dar. Einen solchen Job, unter
diesen Umständen und Voraussetzungen,
kann nur derjenige effektiv ausführen,
der alles außerhalb seines Bürotisches
ausblendet, sich voll und ganz auf seine
Arbeit konzentriert und seine gesamte
Lebensfreude auf den Zeitpunkt
fokussiert, der außerhalb der Arbeit liegt
– Feierabend und Wochenende. Ich habe
mich oft gewundert, warum für so viele
Menschen das Wochenende ein so geiles
Erlebnis darstellt. Persönlich finde ich
Samstag und gerade Sonntag eher
langweilig, zäh, mühselig, unbelebt und
kaum inspirierend, sofern man diese
Beschreibungen einem Wochentag
überhaupt zukommen lassen kann. Es
gibt ja auch viele Leute, die Montage
ablehnen. Nach meiner kleinen
Stippvisite im Unternehmen verstehe ich
die Beweggründe der Menschen, kann
sie für mich selbst aber nicht
akzeptieren. Wie sehr muss sich das
eigene innere Wesen des Menschen
gegen die an fünf bis sechs Tagen die
Woche ausgeführte Arbeit auflehnen,
dass die gesamte Lebensfreude auf einen
Abend (Freitag) und zwei Tage
(Samstag, Sonntag) fokussiert wird? Ein
jeder stelle sich mal selbst die Frage,
wie viel Heuchelei tagtäglich in Kauf
genommen wird, nur um sich dann an
diesen wenigen Resttagen der Woche
diesen Frust von der Seele zu trinken?
Ich lasse auch nicht die Ausrede gelten,
dass es einfach „Scheißjobs“[17] gibt,
die gemacht werden müssen. Seien Sie
lieber selbstverliebt als selbstverleugnet
und machen Sie es sich im Mittelmaß
nicht länger bequem. Seien Sie
kurzfristig mutig und nehmen Sie das
Leiden hin, das eine Veränderung des
Lebens mit sich bringt. Das bedeutet
nicht, von einem Tag auf den anderen die
Zelte abzubrechen, alle Kollegen zu
verfluchen und eine Ich-AG zu gründen.
Seien Sie beständig in der Veränderung
und fangen Sie mit dem kleinsten
gemeinsamen Nenner an, Ihren
Gedanken. Und Schritt für Schritt
verwandeln Sie dann den Rest. Und
machen Sie sich gewiss: Auf jeder
einzelnen Stufe stehen Sie sicher und
kommen dem Ziel immer näher.
Oder akzeptieren Sie den Durchschnitt.
Stehen Sie weiter morgens schlecht
gelaunt auf, fahren schlecht gelaunt zur
Arbeit, lassen sich von einem noch
schlechter gelaunten Obermufti die
Laune noch mehr vermiesen und dann
fahren Sie richtig schlecht gelaunt nach
Hause, um ihre Familie zur Sau zu
machen und sich dann zu wundern,
„warum es nicht mehr so gut läuft“. Es
hat einen Grund, warum psychologische
Arbeitsbelastungen gegenwärtig immer
häufiger zu pathologischen Zuständen
führen[18]. Während früher der hart
arbeitende Mensch vor Erschöpfung
kaum noch denken konnte, sondern
zunehmend seinen Körper abwrackte,
sind die heutigen Arbeitsbedingungen
freundlicher für die Gesamtphysis.
Dafür leiden wir immer häufiger
geistig[19], und das, obwohl die „Work-
Life -Balance“ so großgeschrieben wird.
Selbst die erwähnten Großkanzleien
reden immer häufiger von Work-Life-
Balance, als sei dies ein schmückendes
Adverb, welches man eben so sagt, weil
es so chic ist. Und ich bin mir sicher,
dass ich nicht der Einzige bin und auch
nicht sein werde, der diese Erfahrungen
gemacht hat. Ich habe meine Schlüsse
daraus gezogen. In einer Welt, in der
Nachfrage und Angebot ganz genau
reguliert werden, wo alles bis ins
kleinste Detail durchkalkuliert und
durchstrukturiert wird, müssen auch alle
Menschen den gleichen
Arbeitsbedingungen unterworfen sein.
Von der schulischen Ausbildung bis zum
Heranreifen an der Uni oder im Betrieb,
bis zum Vergreisen und der
anschließenden Ersetzbarkeit ist alles
genau geplant. Der Arbeiternehmer von
heute findet keine „menschlicheren“
Bedingungen als vor 100 Jahren vor.
Vielleicht für seinen Körper, ja, aber
nicht für die Seele. Im Gegenteil: Wir
sind effektiver darin geworden, uns so
heranzuzüchten, dass wir wie eine
gegossene Schraube perfekt in das
vorgegebene Gewinde reinpassen. Da
darf nichts schief und nichts krumm sein.
Alles hat eine vorgegebene Norm, vom
Papier bis zum Arbeitnehmer. Für
Unternehmen und Konzerne, die eigene
Akademien gründen, an Universitäten
stiften gehen und sonstige Maßnahmen
ergreifen, um die Trauben noch lange
vor der Reife zu pflücken[20], handelt
es sich um die effektivste Form des
Umgangs mit dem Arbeitnehmer. Sie
werden immer jünger, passen immer
besser in das Schema und können für
immer geringere Aufstiegschancen
immer besser ausgebeutet werden.
Einfach mal so richtig ranklotzen, dann
klappt es schon mit der Beförderung!
Wenn nicht, dann wartet schon der
nächste Kandidat, der deinen Posten
übernimmt. Der Arbeitnehmer von heute
ist vor allem eine Batterie, ein Hamster
im Rad oder eine Legehenne, die zu
funktionieren hat. Deswegen florieren im
Gegenzug die Start-Up- Unternehmen mit
ihren flachen Hierarchien und dem
Tischfußball im Büro. Es ist eine kleine,
aber feine geistige Revolution gegen den
festgefahrenen Karriereprozess, dem die
meisten gegenwärtig unterworfen sind.
Immer mehr Leute wollen sich ihr
eigenes Glück schmieden, gerade in
Bezug auf die Arbeit, die sie täglich
vollbringen. Sie spüren, dass sie falsch
behandelt werden oder dass man sie
nicht ernst nimmt, und sie wollen das
nicht länger akzeptieren. Die besten
Ideen sind entstanden, weil ein
Vorgesetzter seinen Mitarbeiter nicht
ernst genommen hat und dieser sich
daraufhin eigenständig machte. Es muss
nicht mal jeder Mensch diesen Prozess
durchmachen, zumindest aber nicht alle
zur gleichen Zeit!
Den meisten wäre wohl gedient, wenn
sie sich an einer Arbeitsstelle wüssten,
wo man sie zu schätzen weiß, wo der
Verdienst zum Leben und etwas mehr
reicht und wo man human miteinander
umgeht. In diesem Kontext erwähne ich
gerne meinen Großvater, einem Mann
von 85 Jahren bei bester Gesundheit und
immer mit einem lockeren Spruch auf
den Lippen. Er hat mir mal versucht
aufzuzählen, wie vielen Jobs er in
seinem Leben nachgegangen ist, und
irgendwo bei 20 habe ich aufgehört
mitzuzählen. Er hat natürlich eine
Ausbildung und einen Meisterbrief als
Schlosser, was ihn aber nicht daran
hinderte, trotzdem als Kellner,
Journalist, Hauptmann beim rumänischen
Militär usw. zu arbeiten. Eine seiner
liebsten Beschäftigungen war ein kleiner
Handwerksbetrieb in Deutschland, in
den späten 80ern. Nicht mehr als 6-10
Arbeiter dürften dort angestellt gewesen
sein. Bei seinem Bewerbungsgespräch
hatte er keine Zeugnisse oder
dergleichen dabei, er ist einfach
hingegangen, so, wie er es immer tat.
Der Chef führte ihn zu einer Maschine
und forderte ihn auf zu zeigen, was er
kann. Mein Opa überzeugte. Die Arbeit
war hart, aber der Chef bezahlte
pünktlich und erlaubte seinen
Mitarbeitern auch den Kasten Bier zum
Relaxen. Es wurde auch sehr häufig auf
Kosten des Chefs gegrillt. Bevor ich
jetzt anfange zu sehr zu romantisieren,
mache ich besser einen Punkt. Bei dieser
kleinen Anekdote geht es nicht darum,
wie schön kleine Betriebe sind oder wie
„gut alles früher war“. Es geht um das
geistige Konzept hinter dieser
Arbeitsstätte. Die Menschen dort waren
zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie haben
voller Freude hart gearbeitet und dann
auch noch gewinnbringend. Die
Stimmung war kollegial herzlich. Wo
gibt es denn so was? Schon beim Lesen
kriegt man einen wohligen, zufriedenen
Schauer! Dabei sind es die Nuancen, die
hier den Unterschied gemacht haben. Der
Chef wusste, dass er viel von seinen
Leuten verlangt. Er konnte das nicht
endlos mit Geld aufwiegen, sondern
entschied sich für einen besseren Weg.
Der Kasten Bier, Freundlichkeit,
Grillen, Wertschätzung und all diese
anderen wunderbaren
zwischenmenschlichen Töne. Keine
Heuchelei. Das Schaffen einer
angenehmen Arbeitsatmosphäre ist ein
Kunststück. Das weiß jeder
Fußballtrainer (und sonstige
Mannschaftssporttrainer), der Erfolg
haben will. Im Arbeitsleben wird aber
so getan, als es sei es das Normalste auf
der Welt und ohne Weiteres zu erreichen.
Es reicht aus, wenn sich die Arbeits-
und Familienminister vor ein Pult
hinstellen und dann
öffentlichkeitswirksam mehr „Work-
Life-Balance“ und mehr „Krippen“
fordern. Das Einzige, was gewiss ist, ist,
dass es so etwas wie Stillstand nicht
gibt. Alles ist ständig in Bewegung.
Immer. Kein Konzept, kein Mensch, kein
Tier, kein Planet, kein Sonnensystem,
keine Galaxie und auch kein Universum
existiert für immer in seiner
gegenwärtigen Daseinsform. Also
sollten wir uns geistig nicht darauf
einlassen oder festhalten lassen, dass die
60- Stunden -Arbeitswoche mit den
miesgelaunten Kollegen, der ständigen
Verfügbarkeit und der schlechten
Bezahlung das Normalste auf der Welt
sei[21]. Denn dann unterliegen wir der
Selbsttäuschung durch scheinbare
Normalität. Wenn wir uns diese
Evolution der Arbeit und des
Arbeitsumfeldes denken können, dann
können wir sie auch umsetzen. Die
meisten Leute wissen das bereits, sie
spüren es innerlich, trauen sich aber
noch nicht, es auszusprechen. Nicht die
Gewinnmaximierung darf das Ziel sein –
eine solche ist auch zu erreichen ohne
Ausbeutung –, sondern unsere
Lebensqualität. Muss man deswegen
seine Erwartungen runterschrauben?
Nein, es reicht, seine Interessen neu
auszurichten. Auf eine generelle
Zufriedenheit und nicht den ständigen
Lauf nach Endorphinen. Trauen Sie sich
raus aus dem Hamsterrad, erkunden Sie
Ihre Umwelt, öffnen Sie Ihren Geist für
all die verborgene Kreativität und vor
allen Dingen: Seien Sie mutig! Wie
bereits geschrieben, es erwartet
niemand, dass alle Menschen von heute
auf morgen ihre Arbeit niederlegen und
sich selbst verwirklichen. Das
widerspricht nicht nur dem universellen
Gesetz der stufenweise zu erfolgenden
Entwicklung, welches wiederum
abhängig von Reife und Kenntnisstand
jedes Einzelnen ist. Es ist auch gar nicht
nötig. Wir sind hier nicht in einem
Wettrennen, machen Sie sich das immer
bewusst, egal wie die Verlautbarung von
außen lautet. Leben Sie in einem
Rhythmus, der gesund für Sie ist, und
nicht nach einem, der von außen
angeschlagen wird. Im weiteren Verlauf
des Buches werde ich Ihnen außerdem
aufzeigen, warum Sie sich für die
falschen Leute totarbeiten, denn diese
haben alles im Sinne, aber ganz sicher
nicht das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter.

II. Die Universität – ein Hort voller


Gernegroß, Söhnen und Töchtern,
Möchtegernlinken und Rechten
An meine Zeit an der Universität
erinnere ich mich nicht so gerne zurück,
zumindest nicht an die vielen negativen
Erlebnisse. Positiv in Erinnerung
geblieben sind mir v.a. einzelne
Personen, die ich jetzt nicht namentlich
erwähnen möchte: ein sehr guter Freund
und Studienkollege und der wohl beste
Jurist, den ich kenne, mein Professor im
Zwangsvollstreckungsrecht, der meine
wissenschaftliche Hausarbeit betreut und
mir seine Tutorien anvertraut hat, und
noch der eine oder andere Mensch, den
man aus den Augen verloren hat.
Das sind die guten Erinnerungen, die ich
gerne wieder aufleben lasse. Jetzt
widmen wir uns aber dem Rest der
Universität und des Studiums, also den
nicht so prickelnden Erfahrungen. Vom
Beginn bis zum Ende meines Studiums
und zum abschließenden Arbeitskampf,
der offenbarte, dass auch eine angeblich
links ausgerichtete Fakultät voller
Heuchler ist, biete ich hoffentlich
wieder genug zum Lachen und
interessierten Mitlesen. Sie werden
sehen, nicht alles, was glänzt, ist Gold
und ein antik-griechisch anmutender
Campus bringt noch lange keine
Halbgötter hervor.
Kurz nach meinem Abitur vergammelte
ich absichtslos auf meinem Bett in
meinem Zimmer der Wohnung meiner
Eltern. Ich wusste nicht, ob ich der
Bundeswehr dienen sollte oder aber
Zivildienst machen würde. Ich wurde als
tauglich gemustert, hatte aber weder Lust
auf das eine noch auf das andere. Zu der
Zeit war die Wehrpflicht noch gesetzlich
angeordnet und es gab nur wenige
Ausnahmetatbestände. Anders als viele
ehemalige Abiturkollegen, die in den
Leistungskursen Sport belegten und dann
als untauglich ausgemustert wurden,
hatte ich kein Attest in der Hinterhand,
aus dem sich ergab, dass ich als
Säugling an Asthma litt und deswegen
nicht tauglich für Bundeswehr ODER
Zivildienst wäre. Ich zog es auch nicht in
Betracht zu kiffen oder mich zu
betrinken, um dann als unverantwortlich
ausgemustert zu werden. Schließlich
kam mir auch nicht in den Sinn, mich als
NPD- Sympathisant während des
Gespräches zu gerieren. Es hätte zwar
was amüsant Provokatives gehabt, im
Stechschritt durch die Kaserne zu
marschieren und dümmliche Parolen zu
brüllen, aber die Folgen wären mir zu
riskant gewesen. Also ließ ich mir an
die Eier greifen, hustete einmal kräftig
und zack war ich als T2 entlassen.
Zwischendurch erklärte ich noch die
Verweigerung des Kriegsdienstes. Auf
den Zivildienst hatte ich noch weniger
Lust als auf den Bund, aber nach der
Grundausbildung sechs Monate
Kampftrinken mussten auch nicht sein.
Beim Bund hätte ich mir zumindest die
Luftwaffe oder das Heer angesehen,
beim Zivildienst ging es nur darum, eine
Stelle zu finden, wo man neun Monate
lang die Zeit absitzen konnte. Und das
haben die meisten meiner Zivildienst
leistenden Freunde auch getan. Ich selbst
spekulierte darauf, ein freiwilliges
ökologisches Jahr zu absolvieren, weil
ich mich mit Menschen naturgemäß
schwertat. Lieber Biber vor dem
Ertrinken retten, als alte Menschen zu
waschen. Nach drei Absagen ließ ich es
bleiben. Für ein freiwilliges
ökologisches Jahr Absagen zu
bekommen war schon ziemlich
beschämend. An eines der
Bewerbungsgespräche, bei einem
Umweltamt, erinnere ich mich besonders
gut. Der Leiter sah mich reinkommen,
schnäuzte sich kräftig die Nase und
reichte mir dann die zugeschlonzte Hand.
Danach fragte er mich, welche Initiative
zu erdenken sei, um die Bevölkerung der
Gemeinde XY auf die Rückkehr des
Bibers vorzubereiten. Denn diese
kleinen, listigen, braunbepelzten
Parasitennager neigen zum Häuslebauen,
und das genau am Fluss. Wie frech! Da
wird einfach mal so alles weggeholzt,
was nicht bei drei auf den Bäumen ist. . .
oder so ähnlich. Und damit die
Hinterwäldler- Bevölkerung nicht mit
Heugabeln auf den unerwünschten
Immigranten losgeht, sollte sie aufgeklärt
werden. Ich habe mir irgendwas
ausgedacht, was halbwegs plausibel
klang, so mit Werbebroschüren und
Hausbesuchen in Biberkostümen.
Danach sollte ich mich mit der
Praktikantin über ihre Tätigkeit beim
Umweltamt unterhalten. Ich hatte drei
Fragen an sie, war aber an der laut
ausgesprochenen Antwort kein bisschen
interessiert. Stattdessen beobachtete ich
ihre Körpersprache und die Mimik in
ihrem Gesicht. Sie sprach von
„interessanten Sachen, die man lernen
könnte“, während ihr Körper schlaff
hängende Schultern, leere Augen und ein
gequältes Lächeln aufzeigten. Das arme
Mädchen hatte sich in der Eintönigkeit
der Behörde selbst hypnotisiert – reiner
Schutzmechanismus des menschlichen
Geistes, um nicht durchzudrehen und
Amok zu laufen. Nach diesem
ertragreichen Gespräch ging ich zurück
zum Regierungsrat „Schnäuznase“ und
fragte ihn, wie es jetzt weitergehe. Er
lud mich ein, in der Mittagspause mit
ihm zusammen und den anderen
Sandalenträgern einen „herrlichen
Salat“ in der Kantine zu genießen. Und
an dieser Stelle war Schluss mit dem
Gespräch. Die Schmerzgrenze, sie ist
hoch, aber nicht ad infinitum.
Ich sehe mich selbst als liberal und lasse
jeden leben, wie es ihm beliebt, unter
der Prämisse, dass er oder sie
niemandem dabei schadet und
niemandem seine Lebensweise
aufdrängt. Aber hier war eine rote Linie
überschritten. Erst mir eine Hand voller
Nasenschleim reichen, dann über Biber
meckern, dann mir eine gelangweilte
Praktikantin vorstellen und dann auch
noch Salat zu Mittag. Nichts für ungut,
ich mache mir gerne einen Salat abends,
so als lockeren Snack, aber mittags wird
ordentlich gegessen. Es war der Punkt,
an dem ich anfangen würde, Interesse
vorzuheucheln, nur um eine Stelle für
das Freiwillige Ökologische Jahr zu
bekommen, und Interesse hatte ich nun
wirklich nicht. Ich wollte die Zeit
rumkriegen und mir Gedanken machen,
was ich mit meinem Leben anfangen
soll. Also ließ ich es bleiben und reichte
keine weiteren Bewerbungen ein. Und
dann lümmelte ich wieder auf meinem
Bett herum.
Bis eines Tages nacheinander meine
Mutter und dann mein Bruder zu mir
kamen. „Studiere doch Jura!“ Meine
Mutter konnte ich noch erfolgreich
abwimmeln, denn ich hatte keine Lust
auf Studieren, sondern wollte eine BA-
Ausbildung machen, um Geld zu
verdienen. Also ein sogenanntes duales
Studium. Mein Bruder schaffte es dann,
doch einen Nerv bei mir zu treffen, und
ich bewarb mich im ganzen Lande an
unzähligen Universitäten. Einer einzigen,
um genau zu sein. Die Goethe-
Universität Frankfurt. Im
Nachrückverfahren ergatterte ich einen
der begehrten Studienplätze. Hach, was
waren wir alle glücklich, als die
Immatrikulationsbestätigung kam! Mutti,
ich, Oma und Opa und all die anderen.
Vor allem die Großeltern waren froh,
dass der Junge ein Diplom in der Tasche
haben wird. Etwas Handfestes, etwas,
worauf man bauen kann! Fast so gut wie
eine Bankkaufmannlehre beim Direktor
Franz Gerland in der Sparkasse. Und
danach Bausparvertrag und heiraten.
Ich beschloss für mich selbst, das
Jurastudium ernst zu nehmen und jedem
zu beweisen, wie „gut“ ich tatsächlich
sein konnte, wenn ich mir Mühe geben
und nicht immer nur genau so viel tun
würde, wie von mir verlangt wurde. Ich
kaufte mir ein Buch mit dem klangvollen
Titel „Unternehmen Jura- studium“ von
einem renommierten Professor und las
es durch. Ich war wild entschlossen, ein
herausragender Jurist zu werden und viel
Geld zu verdienen. Bei der
Einführungswoche in der Uni, die nur
aus einem Tag bestand, da der gesamte
Campus Westend nichts weiter als eine
Baustelle war, trug ich noch mein altes
„Ich“ mit mir herum. Nike-Sneakers,
schwere Kapuzenjacke, schwere Uhr,
Eastpak- Rucksack und Jeans.
Proletenhaft für manche, aber für mich
gemütlich und Betonung meiner
Frohnatur. Nach einiger Zeit lernte ich
bereits neue Leute auf dem Campus
kennen (am Ende waren es viele, aber
regelmäßig Kontakt habe ich nur noch
mit einem – die Atmosphäre des Campus
und die Natur des Studienganges
erlauben keine tiefgehenden
Freundschaften). Ich gewöhnte mich
schnell an das Campusleben und mein
Dasein als Jurastudent. Entweder ich
konnte gut adaptieren oder aber der
neugermanische, für 600 Millionen Euro
gestiftete Komplex übte eine subtile
Wirkung auf mich aus. Dieses
unglaublich große und neumodische
Gebäude mit seinen sexy griechisch
anmutenden Fassaden machte mich ganz
klein. Es dauerte also kein Semester, da
wichen die Sneaker den edlen
schwarzen Herrenschuhen. Die Jeans
blieb, wurde aber enger und
körperbetonter. Der Pullover (manchmal
sogar Pullunder) wurde mit farblich
konträrem Hemd getragen. Der Rucksack
wurde durch die „Messengerbag“ ersetzt
und die Bomberjacke wurde mit dem
edlen schwarzen Mantel ausgetauscht.
Ich bekam tatsächlich den unter
Jurastudenten extrem verbreiteten und
dämlichen Mode- Tick. Dazu möchte ich
kurz festhalten, dass ich folgende
Accessoires NIE getragen habe: einen
dämlichen seidenen Knitterschal oder
noch besser einen Autoreifenschal;
behinderte kantige Bootsschuhe;
burgunder- oder purpurfarbene Hilfiger-
Pullover; Seitenscheitel aus Gel und
eine Schönfeldertasche[22]. Jedenfalls
versnobte ich zunehmend und benahm
mich beinahe wie ein Dandy. Ich hielt
mich für einen herausragenden Juristen,
der sich nur das Beste vom Besten
leisten sollte, da er bereits einen festen
Platz in der Großkanzlei sicher hatte.
Das Studium war nur so eine Art lästige
Zwischenetappe. Die ersten vier bis fünf
Semester gab ich wirklich Gas. Ich war
nach vier Semestern komplett scheinfrei
und nach sieben Semestern hatte ich alle
Prüfungsleistungen für den
Schwerpunktbereich absolviert. Dabei
waren meine Noten nie besonders
großartig[23], aber ich bin auch nie
durchgefallen. Ich wollte das Examen,
ohne unnötige Zeit zu vertrödeln, hinter
mich bringen[24]. Mich überkommt
heute noch ein ekelhaftes Kribbeln in der
Magengrube, wenn ich mir vorstelle, ich
müsste weiter für das Examen in der
Bibliothek lernen. Die Vorlesungen
waren spätestens ab dem dritten
Semester nur noch Alibi und eine reine
Wahlveranstaltung. Ich zog es bald vor,
nur noch autodidaktisch zu lernen.
Gleiches galt für die Übungsstunden,
sogenannte Tutorien, welche meistens
von Kommilitonen mit „mehr Erfahrung“
abgehalten worden sind. Das Essen in
der Kantine war eintönig hoch zehn. Der
Wok, beispielsweise, schmeckt noch
heute nach der gleichen Maggi-
Gewürzmischung wie schon 2008. Und
es ist sogar egal, womit der Wok
zubereitet war, ob nun Fisch oder
Fleisch: Maggi- Gewürzmischung. Bald
nahm ich Abstand von der asiatischen
Küche. Auch das Grillfleisch mit
Pommes wurde zunehmend langweiliger.
Ab und an wurden wirklich gute und
spannende Sachen angeboten, aber das
war eher die Ausnahme. Besonders
ärgerlich war das mit den Desserts. Es
gab einige Ausnahmewochen, da wurden
wirklich feinste Dessertkreationen
angeboten. Aber das war eben die
Ausnahme. Meistens gab es
irgendwelchen komischen
Glibberjoghurt, der scheinbar aus einem
riesigen Bottich vom Vortag zubereitet
wurde und dort auch konserviert
herumschleimte. Niemand kaufte den
Joghurt, wirklich, die durchsichtigen
Selbstbedienungstheken waren
regelmäßig voll. Alles in allem war die
Kantine in Ordnung, eine 3- nach
deutschem Schulnotensystem, würde ich
mal sagen. Als Student verbringt man
dort gezwungenermaßen einen Großteil
seines Studiums, alternativ auch im
Café. Genau genommen verbringt man
wahrscheinlich die meiste Zeit seiner
akademischen Laufbahn beim
Kaffeetrinken.
Das meiste über eine Universität, ihren
Fachbereich und die darin Studierenden
lernt man sicherlich im Herzstück jeder
Universität, der Bibliothek. Liebevoll
„Bib“ oder auch „Bibo“ genannt. Die
neugebaute Frankfurter Bibliothek der
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
war wohl so ziemlich das
dysfunktionalste, oberflächlichste,
hässlichste und dämlichste postmoderne
Stück architektonischer Dummheit, das
ich je bewundern durfte. Eine
Universitätsbibliothek sollte ein paar
Grundvoraussetzungen haben, damit die
Studierenden optimale Lernbedingungen
vorfinden:

genügend
Staufächer/Schließfächer für die
vollgepackten Taschen
Minimierung der
Ablenkungsmöglichkeiten durch
Sicht- und Lärmschutz
überall verlegter Teppich
genügend Literatur
optionale Gruppenräume
Einzelarbeitsplätze
Inselaufbau mit genügend
Sitzmöglichkeiten
lange Öffnungszeiten

Nun hat die Frankfurter


Universitätsbibliothek nichts davon, das
genaue Gegenteil von der schönen
Deutschen Nationalbibliothek. Es gibt
vier Räume mit Schließfächern, für etwa
150 Leute. In Stoßzeiten, also vor
Klausuren, befanden sich doppelt so
viele Menschen in der Bibliothek.
Folgerichtig gab es keine freien
Schließfächer mehr. Es wurde auch nicht
vor Ablenkungen geschützt. Die
Bibliothek besteht im Prinzip aus zwei
Etagen mit je zwei Ballungszentren und
zwei langen Gängen.
Stellen Sie es sich einfach vor wie zwei
aufeinandergelegte Hundeknochen. Viele
Sitzplätze waren an den langen Gängen,
von mir auch liebevoll „Catwalk“
getauft. „Catwalk“ deswegen, weil Jura-
und Wirtschaftsstudenten bevorzugt im
Sommer die Bibliothek als ihren eigenen
Modelaufsteg benutzen. Besonders
hochhackige und laut knackende Schuhe
mit Absätzen oder extra flatschende
Flipflops unter den Schweißfüßen
machten auch den letzten Idioten darauf
aufmerksam, welche Präsenz gerade den
Saal betreten hat. Dem konnte man auch
nicht entgehen, eben wegen der
Laufwege. Und weil man gerade bei den
beiden Treppen am Teppich gespart hat,
überall gab es Teppich, nur an den
Treppen nicht! In den größeren
Gruppenbereichen war es auch nicht
besser, weil man zu sechst an einem
Tisch saß und jeder Nachbar immer
etwas Spannendes zu erzählen hatte.
Einzelarbeitsplätze, sogenannte Waben,
gab es in der extrem hässlichen, aber
funktionalen Bibliothek im Senckenberg
Museum. Man setzt sich da rein und ist
sofort von der Außenwelt
abgeschlossen. Einfach perfekt! Ich
denke auch nicht, dass ich da zu sehr
übertreibe, aber Lernen ist nun mal keine
besonders erfreuliche Arbeit, sondern
reiner, konzentrierter Fleiß, und das über
mehrere Stunden hinweg. Da sind
jegliche Ablenkungen tabu. Da ist es
egal, wie man aussieht und wen man
trifft. Flirten kann man im Café oder auf
Facebook. Ganz passend auch zum
Thema Literatur: der viel beschäftigte
Facebook-Surfer, der sich an seinem
Bibliotheksarbeitsplatz eine DDR-
Gedenkmauer aus Literatur errichtet hat,
nur um dann nicht ein einziges Mal
reinzuschauen. Nach Errichtung des
befestigten Lernwalls stehen ein paar
Stunden Pause an, in denen der
Arbeitsplatz blockiert wird. Auch eine
beliebte Marotte der Studenten war es,
die vom Lehrstuhl zur Verfügung
gestellte Literatur zur Lösung einer
Hausarbeit zu verstecken oder wichtige
Seiten herauszureißen. Das ist sicherlich
nicht Alleinstellungsmerkmal dieser Uni
oder der Juristen, aber ich frage mich
trotzdem, was in einem Menschen
vorgeht, der denkt, er müsse
irgendwelches „geheime Wissen“ vor
den anderen bewahren. Wer blöd ist, der
erkennt die Wahrheit auch dann nicht,
wenn sie ihm in großen Lettern auf die
Stirn tätowiert wird, und wer nicht ganz
auf den Kopf gefallen ist, der findet
schon einen alternativen Lösungsweg.
Wer sich eine Lernmauer aus Büchern
baut und die Wahrheit vor den
Suchenden versteckt, ist für die geistige
Evolution gänzlich ungeeignet. Und es
sind genau diese geplagten Gestalten,
diese Brot- und Schriftgelehrten, die
sich dann in den höheren Jobs mit ihrer
Ellenbogenmentalität breitmachen. Das
Konkurrenzdenken kriegt man mit der
Immatrikulation eingeimpft. Es herrscht
eine seltsame Atmosphäre in der
Bibliothek, die zu allem Möglichen
einlädt, nur zum Lernen nicht. Selbst als
Referendar oder Tutor vermied ich es,
länger als 5 Minuten dort zu verbringen.
Im Endeffekt hat man die zahlreichen
Millionen Euro nicht nur dafür
verwendet, um sehr viele
Plasmabildschirme in die Wand
hineinzusetzen – manchmal auch zwei
nebeneinander mit derselben
„wichtigen“ Information – man hat sich
sogar eine exorbitant teure Bibliothek
gebaut, die optisch ganz schön
daherkommt, aber null Gehalt hat. Wie
passend für das Zeitalter der Heuchler.
Ein in Goldpapier eingehüllter
Schokotaler. Wertlos und im Vergleich
zu anderer Schokolade, die weniger
schön eingepackt ist, noch nicht einmal
schmackhaft. Daher blieb ich auch nicht
lange dort, um für das Examen zu lernen,
da ich nach einiger Zeit die Stille meiner
Wohnung bevorzugte. Da gab es zwar
auch zahlreiche Ablenkungen, aber keine
mediengeilen Juristen.
Überhaupt war ich vom gesamten
„Campusleben“ enttäuscht. Vielleicht
war ich von meiner Zeit als 15-, 16-
Jähriger, in der ich kaum etwas ausließ,
zu verwöhnt, aber ich erwartete einfach
so eine Art eigener Kultur. Viele Treffen
und Partys, Sport, Verbindungen,
Vereinigungen, Demonstrationen und
viele neue internationale Leute. Aber
nichts davon traf ein. Es gab Treffen und
Partys, die einfach nur langweilig und
unkreativ waren. Sport, Verbindungen
und Vereinigungen fanden irgendwo statt,
aber keiner wusste wo. Demonstrationen
beschränkten sich meistens darauf, dass
linke Autonome das „House of
Finance“[25] besetzten und es ab und an
unbenannten, z.B. in das Karl Marx-
Haus. Nicht gerade besonders kreativ.
Vandalismus gehörte auch dazu, v.a.
Toiletten wurden gerne zerstört, und das
ist mir bis heute ein Rätsel. Was haben
Toiletten mit der Universitätspolitik am
Hut? Die Geistes- und
Gesellschaftswissenschaftler haben dann
einen eigenen, schönen Gebäudekomplex
bekommen, den sie dann ganz autonom
ebenfalls verziert haben.
Das sogenannte Campusleben fand nicht
statt, zumindest nicht bei den Juristen
und Wirtschaftswissenschaftlern. Dazu
waren wir alle zu sehr damit beschäftigt,
extrem wichtig zu sein und noch
wichtiger zu werden. Wie ein junger
Gott lehnte man sich lässig mit seinem
Espresso to go an die Sitzmauer,
während man elegant an seiner Kippe
zog, die Sonnenbrille spiegelte den Rest
der mondänen Gruppe und dann werden
juristische Sachverhalte hart
ausdiskutiert. Ich selbst habe nicht
geraucht und bevorzuge Cappuccino,
aber im Kern war/ist es so. Ich habe
angefangen zu studieren, als Smartgeräte
ihren Siegesfeldzug antraten. Keine
Frage, der Narzissmus wurde dadurch
potenziert und wuchs heran zu einem
lebendigen und unkontrollierbaren
Wesen. Scheinbar überzeugt von der
eigenen Persönlichkeit und der
Wichtigkeit, die aus dem Jurastudium
erwächst, den geposteten Bildern und
Fotos auf (damals StudiVZ) Facebook
vom „geilen DomRep- Urlaub“ und den
Bildern im Anzug in der Kanzlei, dem
von Papa gezahlten Mini-Cooper und
der von Mama finanzierten Wohnung
entstand eine Atmosphäre, auf der jeder
Jurastudent wohl ohne Weiteres über
Wasser hätte gehen können, ach was,
müssen! Überflüssig zu erwähnen, dass
ich viele Klausuren dieser
Übermenschen später korrigiert habe
und die Leistungen wirklich nicht gut
waren. Eigene, angenommene
Wichtigkeit und echte Leistung passten
nicht unter einem Hut. Meine eigenen
Klausuren waren ebenfalls nicht der
Weisheit letzter Schluss, aber ich habe
ab dem siebten Semester versucht, es
nicht nach außen hin so wirken zu lassen,
als sei ich der nächste Jurist, auf den die
Welt ein Auge werfen sollte. Sind alle
Jurastudenten von dieser Eitelkeit
befallen? Nein, nicht alle Jurastudenten
waren oder sind so. Viele mussten
nebenbei jobben und hatten noch andere
Umstände in ihrem Leben, die sie am
zielgerichteten Lernen hinderten. Aber in
der Menge der Tommy Hilfiger/
Abercrombie & Fitch Postergirls/boys
fiel es kaum auf. Die gesamte
Atmosphäre war von einer Heuchelei
geprägt, die ihresgleichen suchte. Wer
den einen grüßte, konnte noch am
gleichen Tag in der mittleren
Vorlesungsbank über ihn lästern.
Deswegen hatte ich gegen die extrem
auffälligen Gestalten des Jahrganges
eine besondere Abneigung, die
scheinbar mit jedem befreundet waren
und jedem die Hand zur Begrüßung
gaben. Das ist ein Verhalten, das mir
einfach suspekt ist, denn man kann nicht
einfach jeden mögen und für jeden
Sympathie empfinden. Und auch hier
sollte ich recht behalten, denn die
entsprechenden Personen erwiesen sich
als Blender. Ich selbst kam erst ab dem
siebten Semester wieder zu Sinnen, als
die zermürbende Examensvorbereitung
mir zunehmend die Lebensfreude raubte.
Jurastudium ist kein Zuckerbrot, sondern
ausschließlich Peitsche. Man muss
einfach nur unheimlich viel lesen, es
dann in eine akzeptable Systematik
pressen und sich diese dann merken. Da
es wirklich viel Lernstoff gibt, beträgt
die Vorbereitungszeit auf das Examen
auch 1 bis 2 Jahre. Ein Zeitraum, in dem
man sich sehr viele Gedanken macht.
Mein Studienkollege und ich rückten von
den anfänglichen Großkanzleiträumen
immer mehr ab. Die durchgängige
Examensvorbereitung macht einen
nüchtern, da man „abtaucht“ und aus dem
Rampenlicht entschwindet. Viele
Weggefährten verabschiedeten sich, weil
anderweitige Verpflichtungen des
Erwachsenseins wahrzunehmen waren,
oder aber, weil Jura nichts für sie war.
Ärgerlich, wenn dies einem kurz vor
dem Examen bewusst wird. Ärgerlich,
aber nur halb so schlimm, wenn der Fall
wie bei mir gelagert ist: Diplom in der
Tasche und keine Lust auf den Beruf. Ich
kann nur denjenigen raten, die in einer
vergleichbaren Situation sind, macht das
ganze Studium fertig, wenn möglich. Es
bietet zumindest eine gewisse
Sicherheit, um sich aus dieser Situation
was Neues zu erschaffen.
Nichtsdestotrotz bleibt Jura ein in jeder
Hinsicht undankbares Fach und man
muss eine besondere, eigentlich seltsame
Vorliebe dafür empfinden. Die habe ich
zu Jura nicht und es handelt sich
vielmehr um eine Zweckgemeinschaft,
die so lange zusammen ist, bis man sich
der wahren Leidenschaft widmen kann.
Während der Examensvorbereitung ist
nicht mehr besonders viel passiert, was
mit der Uni selbst zusammenhing. Ich
schrieb mein Examen und bestand es,
war mündlich viel besser als schriftlich,
schrieb nochmal, erhielt wieder die
gleiche Note und ließ es dann bleiben.
Es war wie in einem Vakuum ohne Raum
und Zeit. Alles war bedeutungslos und
leer. Wenn ich jetzt so darüber
nachdenke, waren die ersten vier
Semester noch die intensivsten. Danach
„vereinsamt“ man zunehmend, da jeder
der Menschen, die man kennengelernt
hat, sein eigenes Tempo an den Tag legt
und man sich zudem nicht mehr
ausstehen kann. Kann ich Jura
weiterempfehlen? Die ganz klare
Antwort ist: nein. Für kein Studienfach
würde ich eine Empfehlung aussprechen
– wer so weit gekommen ist, dass er
studieren kann, muss ohnehin jede
weitere Entscheidung für sein Leben mit
Bedacht wählen. Was ich aber jedem
mitgeben kann, der über Jura nachdenkt,
ist Folgendes: Stell dich auf
Einzelkampf ein; stell dich darauf ein,
dass du sehr viel lesen und schreiben
wirst; stell dich darauf ein, dass jeder
andere Jurist denkt, er weiß es besser
als du; stell dich darauf ein, dass die
juristische Arbeitswelt viel weniger
spannend ist als erwartet.
Die wohl spannendste Geschichte an der
Uni ereignete sich nach meinem Examen.
Neben der Tätigkeit als Referendar war
ich noch Tutor für
Zwangsvollstreckungsrecht – eine
Tätigkeit, die mir durchaus Spaß
bereitete, da ich einfach nur 60-90
Minuten dozieren musste und dafür
vernünftig bezahlt wurde. Nebenbei
korrigierte ich auch noch fleißig
Klausuren und Hausarbeiten. Mein
eigener persönlicher Rekord liegt bei
320 Arbeiten über einen Zeitraum von 7
Monaten. Das Korrigieren von
studentischen Arbeiten war eine
Tätigkeit, die mir durchaus zusagte. Der
Korrektor bekam eine variierende
Anzahl von Arbeiten, meistens 10 bis
30, in die Hand gedrückt und hatte dann
eine Frist von 10 bis zu 30 Tagen, diese
zu korrigieren. Abgesehen davon, dass
man dies in aller Ruhe zu Hause machen
konnte und niemand dabei einen
beaufsichtigte, wurde man auch recht
ordentlich bezahlt. Ich verdiente mit
diesen Arbeiten über 3500,- EUR brutto.
In dieser Hinsicht war also alles in
Ordnung. Problematisch war ein kleiner,
wenn auch sehr wichtiger Teilaspekt des
Ganzen, nämlich die Zahlungsmoral der
juristischen Fakultät. An sehr, sehr
wenigen guten Tagen wurde das Geld
zwei bis drei Wochen nach
Rechnungstellung ausgezahlt. Meistens
aber dauerte es weit über sechs Wochen,
in Einzelfällen sogar sechs Monate bis
zu einem Jahr. Allen Korrektoren war
klar, dass man das Korrekturgeld nicht
fest verplanen konnte. Es war
„Spaßgeld“ und dazu gedacht, es nach
Erhalt auszugeben, zu investieren, zu
verschenken, zu spenden oder
dergleichen mehr. Niemals aber, um
damit Rechnungen zu bezahlen. Ein
Fehler, den ich trotzdem beging, weil ich
damals der Auffassung war, mir einen
besonders gehobenen Lebensstil gönnen
zu müssen. Infolgedessen war ich auf
jede pünktliche Korrekturzahlung
angewiesen. Ich ärgerte mich darüber
monatelang und beschloss irgendwann,
nicht mehr zu korrigieren, da es in keiner
Relation zum Aufwand stand. Arbeiten
zu korrigieren hört sich einfach an, aber
bereits nach der zehnten
Klausur/Hausarbeit lässt die
Konzentration erheblich nach und man
macht Fehler oder, noch schlimmer, man
leidet zunehmend an gesteigertem Frust,
was zu besonders negativen
Bewertungen beim Prüfling führen kann,
obwohl die Leistung vielleicht gar nicht
so schlecht war. Hinzu kommt die
ohnehin seit Jahrzehnten bestehende
Problematik mit der Notengebung in
juristischen Klausuren. Das juristische
Notensystem in Deutschland ist weltweit
einmalig. Es reicht von 0-18 Punkten.
Wobei 16-18 faktisch unmöglich zu
erreichen sind, 13-15 im
Promillebereich vergeben werden, 9-12
schon eine fantastische Leistung sind und
alles unter 8 die Karrierechancen
erheblich (!) schmälert. Unter diesem
Gesichtspunkt ist jede vergebene Note
wohl zu bedenken, denn das Gezeter ist
sonst extrem laut. Bei Juristen, die bei
jeder Kleinigkeit gleich zu drohen
anfangen, kein Wunder. Ich hatte eine
saubere Quote, denn von den oben
zitierten Arbeiten sollte ich nur bei vier
nochmal drübergehen. Auch ärgerlich,
aber wie gesagt, bei jedem Geldeingang
war ich wieder glücklich. Dann sollte
aber etwas passieren, was nicht nur
meinen gesamten Blick auf die
juristische Fakultät und deren
Mitarbeiter veränderte, sondern auch zu
meinem ersten (?) politischen
Arbeitskampf führen sollte. Dabei fing
es extrem harmlos an und entwickelte
sich dann doch zu einem kleinen Drama.
Um sich eine Vorstellung davon zu
machen, wie die Korrektur von Arbeiten
an einer juristischen Fakultät abläuft,
genügt es zu wissen, dass die Lehrstühle
primär für die Erstellung und Korrektur
der Arbeiten in ihrer Vorlesung zuständig
sind. Daneben gibt es noch einen
Vorbereitungskurs für das juristische
Staatsexamen, welcher ebenfalls
Klausuren anbietet. Eben eine solche
Klausur sollte mir angeblich per Post
zugesandt worden sein, da die Studentin
mit meiner Korrektur unzufrieden war.
Im Nachhinein betrachtet, hatte sich
besagte Studentin nur beschwert, weil
sie damit unzufrieden war, dass ich ihr
immer die gleiche Note gab. Nämlich
sechs Punkte, was einem „Ausreichend“
entspricht. Ich habe das nicht mal
intentioniert gemacht, aber bei den vier
Arbeiten, die ich von ihr korrigieren
sollte, kam halt jedes Mal nur ein
„Ausreichend“ heraus. Die Argumente
waren auf meiner Seite. In juristischen
Klausuren schleicht sich nach einem
gewissen Zeitraum eine dem Verfasser
eigentümliche Art ein, seine Arbeit zu
schreiben. So erhält man bei 100
geschriebenen Klausuren einen ziemlich
festen Notendurchschnitt, der nur selten
nach oben oder unten abweicht. Ich weiß
das, weil ich selbst 130 Klausuren zur
Vorbereitung geschrieben habe und die
Noten im eigentlichen Examen denen der
Übungsklausuren sehr nahekamen, quasi
identisch waren. Der Frust der Studentin
war also nachvollziehbar, aber
unverständlich und fehlgeleitet, da er
sich gegen die falsche Person richtete.
Ein Blick in den Spiegel oder vielmehr
in die eigene Klausur hätte genügt. Mein
Hauptkritikpunkt bezog sich darauf, dass
sie ihre Arbeiten mit zu wenig „Fleisch“
unterfütterte. Ein Fehler, der auch mir in
den Klausuren unterlief und den ich bei
ihr auszumerzen versuchte. Alles andere
war soweit vollkommen in Ordnung,
also Struktur, Gutachtenstil,
Lösungsweg. Aber an den kritischen
Punkten wurde schlicht und ergreifend zu
wenig juristisch argumentiert und das
macht nun einmal den Löwenanteil bei
einer Klausur aus. An solchen Stellen
gewinnt man die ganzen Punkte.
Vielleicht war es auch Karma, dass sie
sich beschwerte, denn auch ich
beschwerte mich einmal nach einer
Übungsklausur wegen der Korrektur.
Dabei handelte es sich jedoch um einen
kommerziellen Anbieter, ich bezahlte
also dafür, dass meine Arbeit korrigiert
wurde. Das machten die Studenten nicht.
Als Antwort bekam ich nur zurück: Das
ist halt mal so, können wir nichts
machen. Im Endeffekt hatte mein strenger
Korrektor ja auch recht. Und ich bin mir
ziemlich sicher, dass ich auch den Nagel
auf den Kopf getroffen hatte, was diese
Kandidatin betraf. Jedenfalls beschwerte
sie sich also über meine Korrektur und
ich sollte mir das noch mal ansehen. Ich
konnte das durchaus nachvollziehen,
hatte ich doch bei dieser Klausur mit
Zeitmangel zu kämpfen und ging
vielleicht nicht mit der Aufmerksamkeit
drüber, die von mir erwartet wurde. Per
E-Mail wurde ich dann nach einiger Zeit
von einer Mitarbeiterin der zuständigen
Stelle angeschrieben[26], wo denn
endlich meine Nachkorrektur bleibe. Der
Ton war durchaus scharf. Ich fragte die
Mitarbeiterin, worum es denn ging und
woher die Aufregung komme. Dann
offenbarte sie mir, dass sie wohl vor
einiger Zeit die Klausur der o.g. Dame
postalisch an mich habe gehen lassen.
Ich hatte das Schreiben nicht erhalten
(prägen Sie sich diesen Halbsatz genau
ein) und fragte nach, warum man mich
nicht einfach in die Universität gerufen
habe. Ich war ohnehin mehrmals vor Ort
und hätte die fragliche Arbeit ohne
Weiteres abholen können. Ich einigte
mich mit der Mitarbeiterin darauf,
abzuwarten, ob die Post die Klausur
doch noch zustellen würde. Es kam aber
nichts, weder zu mir noch zur besagten
Mitarbeiterin. Nach ein paar Monaten
meldete ich mich wieder bei ihr, weil
eine Zahlung mal wieder auf sich warten
ließ. Es war Juli und die Zahlung war
seit Mitte April fällig. Per E-Mail
bekam ich eine Antwort, die ich mir
aber nur halb durchgelesen habe, da ich
in der Nähe war und deshalb beschloss,
es unter vier Augen zu besprechen. Ich
überlege gerade, ob ich das Gespräch
beschreiben oder aus meinem
Gedächtnis halbwegs zitieren soll. Ich
entscheide mich für Letzteres, da es die
Atmosphäre besser rüberbringt und für
den weiteren Verlauf der Geschichte
wichtig ist.
Ich: „Guten Tag, Frau X, Sie hatten mir
eine Mail geschrieben wegen der
Klausur und da ich vor Ort war, bin ich
einfach kurz vorbeigekommen.

Frau X *lächelnd*: „Ach ja, guten Tag


Herr Kreiner, schön, dass Sie
persönlich vorbeigekommen sind. Ja,
wegen der Zahlung für die Klausur, wir
handhaben das ja so, dass wir die
Zahlungen zurückhalten, bis die
Nachkorrektur bearbeitet wurde.“[27]
Ich: „Ja, das ist irgendwo
nachvollziehbar, aber ich kann auch nur
das korrigieren, was ich erhalten habe.
Wie bereits gesagt, es wäre besser
gewesen, mich die Klausur abholen zu
lassen.“

Frau X *immer noch im


superfreundlichen Ton*: „Ja, wir haben
die Klausur auch nicht zurück erhalten
und Sie haben da ja auch nichts
bekommen!?“

Ich: „Nein. Ich bin innerhalb der letzten


7 Monate auch drei Mal umgezogen, da
bringt die Post schon mal was
durcheinander.“

Frau X *immer freundlicher*: „Ja, das


ist überhaupt kein Thema. Ist zwar
schade, aber dann teilen wir der
Studentin mit, dass die Klausur nicht
mehr auffindbar ist. Kann man nichts
machen.“

Jetzt kramte sie die Rechnungen und


sonstigen Verträge heraus, die sie bis
dahin zurückgehalten hatte, und fing an
sie zu unterzeichnen.

Frau X *in einem versöhnlichen Ton*:


„Wie gesagt, das ist alles überhaupt
kein Problem, die Korrektur war halt
nur etwas oberflächlich. Ich kann das
ja verstehen, gerade wenn es da viel zu
korrigieren gibt und so, da unterlaufen
einem schon mal Fehler.“

Ich: „Ja, beim nächsten Mal rufen Sie


mich einfach hierher, ich kann das dann
abholen. Überhaupt kein Problem.“
Frau X: „Oder am besten einfach
besser korrigieren, dann gibt es
überhaupt keine Probleme.“

Sie reichte mir die Rechnung in einem


Umschlag und sagte mir, in welchen
Briefkasten ich ihn werfen sollte. Bis zu
diesem Zeitpunkt schien für mich alles
okay zu sein. Ich würde bei den nächsten
Korrekturen besser aufpassen und die
Bezahlung würde pünktlicher
ankommen. Seltsam verstimmte mich nur
die anschließende Verabschiedung, denn
ich konnte ihrem Lächeln und der
Tonlage entnehmen, dass nichts in
Ordnung war und dass sie mir was
vorspielte. Ich machte mir nichts draus,
denn ich wusste, dass im Hintergrund
meine eigene kleine Revolution lief.
Nicht mal zwei Wochen vor diesem
Gespräch schrieb ich alle Korrektoren
der Universität an, über 54 Personen,
und befragte sie zu ihren eigenen
Erfahrungen mit der Vergütung und der
Uni. Die Rückmeldungen waren wie
erwartet: Die Zahlungsmoral war
katastrophal schlecht. Die meisten
beschrieben mir, wie lange sie warten
mussten und dass der Aufwand im
Vergleich zur Bezahlung nicht rentabel
war. Nur einige wenige Ausnahmen
hatten bisher keine Probleme gehabt. Ich
verfasste ein Schreiben, in welchem die
verantwortlichen Personen an der Uni
dazu aufgefordert werden sollten, die
Korrektoren fairer zu behandeln und sie
pünktlicher zu bezahlen, ansonsten
diverse Maßnahmen ergriffen werden
würden[28]. Nachdem die anderen
Korrektoren über das Schreiben noch
mal Korrektur gelesen hatten, machte ich
es final. Ich gab allen eine einwöchige
Bedenkzeit, ob sie ihren Namen unter
dem Schreiben haben wollten oder aber
nicht. Nur 9 Personen, allesamt mit guten
Gründen[29] und freundlichen E-Mails,
wollten ihre Namen nicht unter dem
Schreiben haben. Ich hatte weit mehr
Unterschriften zusammen als erwartet.
Dann war die Zeit gekommen, es an die
entsprechenden Personen weiterzuleiten.
Ich hatte drei Kopien angefertigt, die
restlichen Kopien sollten zentral per E-
Mail über eine sehr freundliche
Verwaltungsmitarbeiterin an die
Lehrstühle verteilt werden. Bei den
anderen zwei Personen handelte es sich
um eine Professorin, die sozusagen die
Oberaufsicht hatte, und einen
Mitarbeiter, der zentral für einen
Bereich der Übungsklausuren zuständig
war. Ich traf ihn an, als er sich gerade
vielbeschäftigt die Eier kraulte. Was
dann folgte, änderte alles! Ich trat an ihn
heran und erklärte ihm den Grund dieser
Initiative. Das war (sinngemäß) seine
Antwort:

Herr Y *empört*: „Na ja, wissen Sie,


warum die Bezahlungen so lange auf
sich warten lassen? Weil wir die
Zahlungen zurückhalten, weil die
Korrekturen so unglaublich schlecht
sind! Und zwar flächendeckend! Wir
haben hier immer mehr Beschwerden
von Studenten, die unzufrieden sind.“

Ich: „Das mag ja in Einzelfällen


zutreffen, aber das kann nicht für alle
Zahlungen zutreffen. Und die Wartezeit
von mehreren Monaten ist einfach nicht
tragbar und wir überlegen, weitere
Maßnahmen zu treffen.“
Herr Y: „Stellen Sie sich mal vor, wir
haben Korrektoren, also was die sich
erlauben und wie schlecht die
korrigieren! Da ist zum Beispiel einer,
dem haben wir per Post eine Klausur
zur Nachkorrektur zugeschickt und er
behauptet, er habe sie nicht erhalten!
Und jetzt fordert er auch noch sein
Geld!

Ich: „ . . .“

Das musste ich erst mal sacken lassen.


Er meinte mich! Er lästerte gerade vor
mir ab, über mich, direkt in mein
Gesicht. Er hatte mich nicht mal gefragt,
wie ich heiße, sondern legte einfach los
und plauderte aus dem Nähkästchen.
Jetzt wusste ich, warum Frau X so
gequält gelächelt hatte. In dem Moment
war ich baff und aus dem Konzept
gebracht und alle meine Argumente
entfielen mir. In meinem Gehirn
herrschte gottgewollte Leere, damit ich
alles aus diesem Gespräch aufnehmen
und abspeichern konnte. Es konnte auch
keine Verwechslung sein, wie der
weitere Verlauf des Gespräches zeigen
sollte.

Herr Y: „Ja, an wen soll ich mich denn


überhaupt wenden? *blättert auf die
zweite Seite der Initiative* Aha, ich
sehe auch schon den besagten
Korrektor ganz oben auf der Liste! Bei
dem überlegen wir auch, ob wir uns
von ihm trennen sollen.“

Ganz oben auf der Liste stand mein


Name. Und an dieser Stelle einen Dank
und einen netten Gruß, ich hatte ohnehin
überlegt mit dem Korrigieren
aufzuhören. Es war einfach nur noch
frustrierend.

Herr Y: „Also, wie gesagt, wir haben


da Korrekturen, wo lauter Häkchen
dran sind, und dann stehen da 6 Punkte
und keiner weiß, warum. Da steht auf
jeden Fall eine Nachschulung an. Aber
ich werde das Schreiben zur Kenntnis
nehmen. Ob es mehr Geld gibt, weiß ich
nicht, das hängt vom Dekanat ab.“

Ich verabschiedete mich und dankte dem


Herrn für diese Erkenntnis. Frau X war
eine Heuchlerin, genauso wie ihr
Kollege Herr Y. Hypokriten allererster
Güteklasse. In ihren Augen war ich nicht
nur fachlich ungeeignet für diese Arbeit,
ich war auch noch ein dreister Lügner,
der dann auch noch so frech war und
Geld für seine Arbeit forderte. Denn
schließlich waren 19 von 20 Arbeiten in
Ordnung, also warum das Geld
auszahlen, wenn es eine Arbeit nicht
war. In Relation gesehen wäre das so,
als ob ein Staatsanwalt 90 von 100
Akten in einem Monat richtig bearbeitet
hat und bei 10 nochmal drüber- gehen
muss. Würde der Staat die Auszahlung
des Lohns dann auch verweigern? Ab
diesem Zeitpunkt hatte die gesamte
Angelegenheit eine Eigendynamik
entwickelt. Plötzlich war es nicht
einfach nur eine Idee, eine Vorstellung
des Geistes, die Revolution fühlte sich
echt und schmutzig an. Mir war klar,
dass mir das Gespräch einen
wunderbaren Vorteil verschaffte. Zum
einen konnte ich den übrigen
Korrektoren mitteilen, dass ihre
bisherige Arbeit mehrheitlich als
minderwertig betrachtet wurde. Zum
anderen hatte sich der werte Herr
Kollege als Heuchler offenbart und seine
Kollegin, die noch in dem Gespräch mit
mir beteuerte, dass alles in Ordnung sei,
gleich mit. Im Endeffekt wunderte es
mich nicht mehr wirklich. Des Juristen
größter Feind ist der andere Jurist, und
zwar in jeglicher Hinsicht. Eine der
vielen Aspekte an diesem Beruf, gegen
die sich mein innerstes Wesen so sehr
auflehnt. Da denkt der junge Abiturient,
der mit Idealen und Hochmut in die Uni
zur ersten Vorlesung spaziert, in Zukunft
würde er oder sie ein Streiter der
Gerechtigkeit sein[30], nur um dann nach
einigen Jahren enttäuscht festzustellen,
dass ein barockes System, dicht
gesponnen und solide wie ein antikes
Mauerwerk, sich vor ihm immer weiter
auftürmt, anscheinend endlos, und er
dazu verdammt wird, jede Stufe
hinaufzusteigen, um sich dann
hinabzustürzen. Dazu trifft man auf
andere „Mitstreiter“, kollegiale
Dreckschweine, die nur darauf warten,
ihnen ein Bein zu stellen und sie
hinabstürzen zu sehen. Die wenigsten
steigen alle Stufen empor. Die meisten
hören nach einigen Stufen einfach auf.
Viele machen es sich auf den etwas
höheren Stufen bequemer, lassen sich
nieder und bauen sich ein Nest[31],
immer der Tatsache gewahr, dass sie
sicher sind. Aber für die meisten
Juristen bestimmen ein krankhaftes
Konkurrenzdenken und eine Neigung zum
Besserwissen ihr Dasein. Vielleicht
könnte man das anthropologisch unter
der Überschrift „Natürliche Auslese
unter iuris Homo sapiens“ fassen. Nicht
umsonst gilt es als erwiesen, dass
Juristen eine der unglücklichsten
Berufskasten sind.
Ich weigere mich aber, mit einem Tier
verglichen zu werden, egal wie gut der
Vergleich ist. Das hat immer einen
Geschmack von vorweggenommener
Rechtfertigung, als ob man nichts für
seine Triebe könne[32]. Natürlich
speichert man das gerade Gesagte
irgendwo im Unterbewusstsein ab, aber
wenn man getroffen wird, fühlt man es
trotzdem. Jeder Boxer bereitet sich
mental darauf vor, getroffen zu werden.
Es ist nichts Neues, jeder Boxer hat
Sparring gemacht und schon mal eins auf
die Nase bekommen. Und dennoch: Es
fühlt sich jedes Mal von Neuem
beschissen an, getroffen zu werden.
Ich schüttelte nach fünf Minuten meinen
Schock über das gerade erlebte
Gespräch mit dem Kollegen ab und zog
von dannen. Gleichzeitig brütete mein
Gehirn eine Strategie aus – ich musste
für mich selbst einen Weg finden, dass
das zu meinem Vorteil gereichte. Ich
hätte ihm auch direkt ins Gesicht sagen
können, was ich von seiner juristischen
Kompetenz halte, aber dann wäre die
Aktion für die Katz gewesen. Also
leitete ich sofort die nötigen Schritte in
die Wege. Neben der E-Mail an die
anderen Korrektoren kappte ich alle
Verbindungen und irgendwelche
Verpflichtungen bezüglich der
Korrekturen. Ich machte mich frei, um
nicht mehr angreifbar zu sein. Es würde
nichts mehr bringen, mir mit einem
Rausschmiss zu drohen. Das war kein
Märtyrerakt meinerseits. Ich habe damit
nur das umgesetzt, was ich bereits vor
zwei Monaten lauthals in meinem
Freundeskreis verkündete, dass mit
Korrekturen nämlich Schluss sei. Ich
hatte wahrscheinlich in einem Semester
mehr korrigiert als mehrere Studenten
zusammen in mehreren Semestern. Ich
war an einem Punkt angelangt, an
welchem die Arbeit als solche nur noch
lästig wurde und die Gefahr bestand,
tatsächlich zu oberflächlich zu
korrigieren. Sollen sich andere darum
kümmern. Denen aber wollte ich ein
Abschiedsgeschenk hinterlassen, mehr
Geld sollte es geben und es sollte
schneller ausgezahlt werden. Illusionen
durfte man sich keine machen, denn
Universitäten rühmen sich damit,
besonders links und studentenfreundlich
zu sein, aber wenn es um den
eigentlichen Umsetzungsakt geht, sind sie
genauso starr wie jede andere Behörde
auch. Was mir dann die verspätete
Antwort der zuständigen Professorin
auch bewies. Es war eine oberflächlich
freundlich formulierte Antwort, bei
deren genauerer Betrachtung fielen
natürlich die nicht wenigen Spitzen auf,
die gegen die Korrektoren erhoben
wurden. Den genauen Wortlaut werde
ich hier nicht wiedergeben, aber
sinngemäß stand dort geschrieben:
„Sehr geehrter Herr Kreiner, danke für
Ihre Beschwerde. Wir nehmen sie sehr
ernst und sind dankbar für die Arbeit
der Korrektoren. Aufgrund des
unglaublichen Aufwandes, der
betrieben werden muss, kann es schon
mal vorkommen, dass Zahlungen auf
sich warten lassen. Dies ist aber nur
dann der Fall, wenn Korrektoren ihre
Formulare falsch ausfüllen oder
schlecht korrigieren.“

Die Antwort in klarem Deutsch: Wir


sind so langsam, weil es sich für eine
gute Behörde so nun mal gehört, die
Beschwerde ist uns mehr oder minder
egal und wenn es überhaupt ein Problem
gibt, dann liegt es sicherlich an den
Korrektoren und nicht an uns. Eine
Erhöhung der bisherigen Vergütung
wurde gar nicht erst angesprochen.
Übrigens, besagter Herr, der mich so
galant als unfähig beschrieb, lief mir
wenige Tage danach in der Universität
über den Weg. Er blickte mir nicht in die
Augen. Das Thema war damit wohl
erledigt. Gleiches galt auch für diesen
kleinen Protest, denn natürlich überlegte
ich, ob hier eine nächste
Eskalationsstufe zu zünden war, aber
nach fünf Minuten verwarf ich jeglichen
weiteren Gedanken daran. Das war
keine Problematik, die weiterer
Eskalation bedurfte, es reichte der
erhobene Fingerzeig. Ein
flächendeckender Protest wäre schwer
zu organisieren gewesen, da es sich
nicht um ein regelmäßiges Salär
handelte, welches wochenlang auf sich
warten ließ und damit zu einem Notstand
im eigenen Haushalt führte, sondern es
war ein Bonusverdienst. Die meisten
hauten es nach Erhalt auf den Kopf. Es
war offensichtlich, dass es sich für so
etwas nicht weiter lohnen würde, Ärger
zu machen. Zumal es jedem Korrektor
selbst an die Hand gegeben war, mit
einer Mahnung und Androhung der
Geltendmachung von Zinsen gegen die
verzögerte Auszahlung vorzugehen. Die
Universität bewies damit nur, dass sie
genauso ein Hort voller gut gekleideter
und hoch dekorierter Pharisäer ist wie
viele, viele andere Institutionen und
Konzerne auf der Welt auch. Ob man
sich jetzt in das Gewand des Gelehrten
kleidet, der öffentlich bessere
Studienbedingungen fordert und dann
selbst intransparent und lethargisch auf
eigene Unzulänglichkeiten reagiert, oder
aber ob man ein riesiger Weltkonzern ist,
der seinen Kaffee angeblich von fair
bezahlten Bauern bezieht, aber dann
seine eigenen Mitarbeiter mit einem
mickrigen Stundenlohn von 6,50 EUR
abwimmelt, macht überhaupt keinen
Unterschied. Es ist wesensgleich, ein
identischer Kern. Niemand sollte den
Fehler machen und sich charakterlich
seinem eigenen Umfeld unterordnen,
denn der aufrechte Mensch kann auch in
der Großbank tätig sein und der
ultimative Heuchler kann für eine
Philanthropen- NGO arbeiten. An den
Taten müssen wir jeden einzelnen
erkennen, nicht an seinem Aussehen.
Eine Sache ist mir dabei besonders
wichtig, die im Zeitalter von sozialen
Netzwerken untergeht oder verkannt
wird, und zwar das Vollbringen guter
Taten in der Öffentlichkeit. Ich habe es
im Kapitel bei den Studenten und der
Universität untergebracht, weil es genau
jene Zielgruppe ist, die durch solches
Pharisäertum in der Öffentlichkeit
auffällt. Folgende Szene spielt sich auf
YouTube ab, es handelt sich um ein
Video, das über 17,5 Mio. Mal
angeklickt worden ist (Stand:
02.11.2014). Es sind mehrere urbane
Menschen zu sehen, die alle in Gedanken
versunken ihrem Alltag nachgehen. Sie
alle ignorieren einen Obdachlosen, der
auf der Straße sitzt und einen leeren
Pappbecher hinhält. Plötzlich setzen sich
vier anscheinend männliche Studenten zu
ihm, Typus Hipster, und spielen mit ihren
Instrumenten und singen ein Lied.
Bewegt von dieser ergreifenden Szene,
schaut keiner der urbanen Menschen
mehr weg, sondern sie füllen den bis
dahin leeren Pappbecher des
Obdachlosen mit viel Geld. Die vier
Studenten, ich werde aus guten Gründen
weder Seite noch Link zum Video
angeben, brachten dieses Video unter
dem Motto „Zeigen, dass soziale
Netzwerke sozial sein können“ heraus.
Wie wunderbar und herzergreifend! Alle
Menschen waren gerührt. Nur sollten
auch alle wissen, dass die gesamte
Szene gestellt war. Der Obdachlose war
ein Schauspieler, unsere vier
akademischen Philanthropen haben sich
also nicht wirklich neben einen
verarmten und möglicherweise
stinkenden Mann hingesetzt und ihm den
Kaffeebecher aufgefüllt, sondern Promo
für sich selbst betrieben und sich dann
auch noch dafür abfeiern lassen. Dieses
Video von diesen Milchbubis
repräsentiert genau die Sorte Heuchler,
bei denen man sprachlos zurückbleibt.
Im amerikanischen Englisch gibt es ein
geflügeltes Wort für solche bescheuerten
trendy Videos von Studenten: raising
awareness. Die Leute „sollen nicht
mehr wegschauen, sondern auf ein
Problem aufmerksam gemacht werden“.
Die Einzigen, die Aufmerksamkeit
kriegen, sind aber nur die Initiatoren
einer solchen Kampagne, Ice-Bucket
Challenge lässt grüßen. Vielleicht fragen
Sie sich jetzt, wie Sie anderen Menschen
helfen können, ohne gleich als Heuchler
dazustehen? Es ist ganz simpel. Zunächst
fragen Sie sich, ob Sie überhaupt
anderen helfen wollen und auch können.
Niemand wird wegen seiner
Lebensumstände verurteilt. Dann
überlegen Sie sich, womit Sie am besten
helfen können. Lieben Sie Tiere, dann
gehen Sie für ein paar Stunden in der
Woche ins Tierheim. Können Sie gut mit
Kindern, dann geben Sie
Nachhilfeunterricht. Wollen Sie
anpacken und bei Katastrophen helfen,
dann machen Sie beim THW mit. Bevor
Sie aber helfen oder ehrenamtlich tätig
werden, fragen Sie sich, mit welchen
Erwartungen Sie an die Sache rangehen
wollen. Wenn Sie jetzt innerlich eine
Antwort ausformulieren, machen Sie es
schon falsch. Sie gehen mit keinen
Erwartungen an die Sache ran, Sie
helfen einfach, und zwar am besten so
unauffällig wie möglich. Womit auch der
letzte Punkt erfüllt wäre: Schweigen.
Behalten Sie es bitte für sich. Wirklich,
Sie müssen niemanden darauf
aufmerksam machen, was für ein
herzensguter Mensch Sie sind. Ob Sie
Geld spenden oder mit anpacken, es
sollte Ihr eigenes kleines und
wunderbares Geheimnis bleiben.
Anonyme Hilfe ist die beste, denn so
plagt den Geholfenen nicht ein unnötiges
schlechtes Gewissen. Das ist die
richtige Art und Weise zu helfen.
Erwarten Sie keinen Lohn, keine
Aufmerksamkeit und kein Klatschen,
dann machen Sie es richtig. Seien Sie
anders als die Studenten aus dem Video,
die sich selbst hochleben lassen für ein
dämliches Marketingprodukt.
Damit sind wir auch schon am Ende,
was die Universität und meine eigene
Studienzeit betrifft. Es sind natürlich
noch mehr Dinge vorgefallen, aber die
sind persönlich und zudem für Sie auch
nicht von Interesse. Wichtig war mir die
kleine Anekdote aus dem ganz kleinen
Arbeitskampf.
Die erste Revolution verlief insgesamt
also, von der Rückmeldung der
entsprechenden Stellen mal abgesehen,
ganz erfreulich. Ich behaupte mal frei,
dass die meisten Menschen durchaus
bereit sind, sich einer Sache
anzuschließen und dagegen vorzugehen.
Ob das nun eine Banalität wie die
pünktliche Zahlung der Korrektoren ist
oder aber essentielle Dinge, sollte
gleichgültig sein. Ich kann nur an jeden
appellieren, der sich ungerecht
behandelt fühlt und merkt, dass er nicht
der einzige Betroffene ist, den Mund
aufzumachen und dagegen vorzugehen!
Jeder Einzelne muss sich von der Angst
freimachen oder, noch besser, versuchen
diese Angst in Mut umzuwandeln, um
dann auszusprechen, was auf dem
Herzen liegt und in der Seele brennt.
Wer jetzt letztendlich den Mut fasst, ist
unwichtig, denn früher oder später wird
alles einmal ausgesprochen, was gehört
werden muss. Mir ist es aber wesentlich
lieber, wenn jeder Mensch das in sich
aufkeimende Gefühl der Ungerechtigkeit
nutzt und als Chance ansieht. Genug mit
der Lethargie und dem Prokrastinieren!
Beginnt mit der Revolution und beginnt
damit bei euch selbst! Setzt euer Umfeld
vor Begeisterung in Flammen und wenn
ihr nicht auf fruchtbaren Boden stoßt,
dann geht woanders hin.

III. Das Internet – wenn Halbwissen


auf Playboys und Girls trifft
Mit dem Internet ist es so eine Sache.
Für mich selbst ist es eine der besten
Erfindungen der letzten Jahrhunderte,
wenn nicht sogar Jahrtausende. Gleich in
einer Reihe mit dem Feuer und dem
Automobil. Die Fülle an Informationen
und Verbindungen, die man innerhalb
kürzester Zeit aufrufen kann, ist schlicht
und ergreifend erstaunlich. Kennen nicht
viele dieses Gefühl, wenn „das Internet
nicht funktioniert“ und man plötzlich
von der gesamten Welt abgeschnürt ist?
So ergeht es sogar meinem 85- jährigen
Großvater, den ich einst überredete, sich
ein iPad zu kaufen. Wenn er mich mal
anruft, weil das Modem streikt, kann er
es auch kaum abwarten, wieder online
zu sein. Es erzeugt ein Gefühl der
Abhängigkeit. Es ist ein Teil des
Selbstverständnisses geworden, was
aber nicht bedeutet, dass man nur noch
damit leben könnte. Ob das Leben
„früher besser“ war, vermag ich nicht zu
behaupten, es ist jetzt definitiv anders
und nur das zählt. Trotzdem komme auch
ich mir, der mit den Wehen des Internet
im Verbraucherhaushalt aufgewachsen
ist, wie ein absoluter Idiot vor, wenn ich
für jede Strecke ein Navi brauche oder
mein Smartphone befrage. Meine Eltern
fuhren mit uns drei Kindern die etwa
2000 km nach Rumänien noch mit Karte
vom ADAC und Fragen an der
Tankstelle. Klar, Technologie erleichtert
uns das Leben, denn dafür gibt es sie ja,
aber das sollte niemanden davon
abhalten, seine „Primalskills“[33] zu
schulen. Damit meine ich unsere
Urfähigkeiten, mit denen wir geboren
worden sind. Unserem
Orientierungssinn, unserer Fähigkeit,
mannigfaltig zu kommunizieren auch in
fremden Ländern, unserer Fähigkeit, mit
dem, was uns die Welt hinwirft, etwas zu
erschaffen. Gerade da auch wieder der
Schrei nach „echten Männern“ wieder
lauter wird, die ohne Weiteres die Welt
bereisen können und sich überall zu
helfen wissen. Dabei sind das
Fertigkeiten, die jeder Mensch,
unabhängig vom Geschlecht,
beherrschen sollte. Zumal mein Vater
beim Autofahren über lange Strecken
ohne meine Mutter verloren gewesen
wäre, aber das nur mal so am Rande. Ich
halte das Internet mit all dessen
Möglichkeiten für einen Segen und ein
Geschenk an die Menschheit. Wie es
aber mit Geschenken oftmals der Fall
ist, werden sie einer Verwendung
zugeführt, die nicht gerade im Sinne des
Erfinders war. Über die vielen
Missbrauchsmöglichkeiten, die das
Internet so bietet, und weitere Unsitten
will ich mich nicht auslassen. Das hier
ist ein Buch über Menschen in
Deutschland. Und es tummeln sich
Millionen von ihnen auf sozialen
Netzwerken. Und einer ist wichtiger und
schöner als der andere und scheut sich
nicht davor, dieses jeden Tag aufs Neue
kundzutun. Ist ihr Leben so geil wie das
eines ihrer zahlreichen Freunde auf
Facebook? „I doubt it!“[34]. Wir
beginnen chronologisch in einer Zeit, da
es noch kein Facebook gab!

1. Die Zeit vor Facebook


Bevor Facebook seinen fulminanten
Siegeszug als Heilsversprecher beim
Volk antrat, waren es andere
Plattformen, auf denen sich die
Menschen ihre Zeit vertrödelten,
Verzeihung, ihre Zeit kostbar nutzten. Da
waren die VZ-Netzwerke, da gab es ein
mySpace, davor gab es Flirtplattformen
wie flirtlife und davor waren es die
Chaträume. Ich glaube, Foren sind die
einzigen Netzwerkplattformen, die sich
noch heute einigermaßen am Leben
halten. Die anderen genannten
Plattformen wurden vom dominus erus
Facebook einfach wegdominiert oder
aufgekauft. Aber zum Siegeszug von
Facebook kommen wir gleich, zunächst
einmal wollen wir die ausgestorbenen
Netzwerke begutachten[35]. Ich werde
mich dabei aktiv dagegen stemmen,
irgendwie zu romantisieren, eine Gefahr,
die bei jeder retrospektiven Betrachtung
droht. Aber wie auch bei den bisherigen
Seiten will ich humorvoll berichten, was
mir widerfahren ist. Natürlich werde ich
nur auf Netzwerke eingehen, die in
Deutschland eine größere Rolle gespielt
haben.
Chaträume beispielsweise waren extrem
simpel aufgebaut. Es war eine zentrale
Seite als Anlaufstelle, wo man sich als
Gast einloggen und dann losquatschen
konnte. Über sein Gegenüber wusste
man gar nichts. Profile waren extrem
simpel gehalten und in der Regel
gefälscht oder aber zumindest
aufgeputscht. Es gab Themenräume für
alle möglichen Felder: Flirten, Harry
Potter, Haustiere, Schule usw. Ein Klick
genügte und man war im Raum voller
neuer, unbekannter Menschen (es sei
denn, man wurde Stammbesucher). Da
wurde einfach drauflos gequatscht. Als
präpubertäre Scheißer war es ein
besonderes Erlebnis, während der
Schulzeit, als wir die Computer der
Schule benutzen durften, uns in die
Chaträume einzuloggen und die Leute zu
ärgern. Was heute weltweit als „trolling“
bekannt geworden ist, wurde damals
schon aktiv betrieben. Es war so
einfach, die Leute zu ärgern, und das auf
einem Themengebiet, das einem selbst
total gleichgültig war. Harry Potter
beispielsweise hatte und hat eine sehr
wehrhafte Fankultur. Die haben auf so
leichtfertig geschriebene Sätze wie
„Harry Potter ist total scheiße“ sehr
empfindlich reagiert. Beliebt war auch
das Spammen, also den Chatraum oder
das Forum mit der immer gleichen
Aussage zuzumüllen. Merken Sie schon
was? Es hat sich 15-20 Jahre später
nicht viel geändert, nur die Plattform ist
eine andere. Chaträume ohne Webcam
und mit langsamer Internetverbindung,
wir reden hier von 28k/56k- Modem und
Disketten als Datenträger, boten also
eine ganz eigene Atmosphäre. Es war
die Zeit der Trapper. Es wurde getestet,
was man durfte und was nicht. Und
natürlich dauerte es nicht lange, bis sich
die ersten geistig Umnachteten,
Kriminellen und sonstigen Verbrecher
die Chaträume zunutze machten. Aber
damit setzen wir uns hier nicht weiter
auseinander, wir reden über die noch
harmlose Heuchelei. Und die war
natürlich auch in den Chaträumen
allgegenwärtig.
Bedenken Sie doch nur mal das
damalige Potenzial! Man konnte die
Mutter von jedem beleidigen, man
konnte sich als krass durchtrainiertes
Model darstellen, man konnte jede
Geschichte erzählen, die man wollte.
Die „Fake“-Schreier waren bei Weitem
noch nicht so gegenwärtig wie
heute[36]. Es war wilder Westen, alles
war erlaubt. Eine Zeit, in der ein Format
wie Giga und sein von mir heiß geliebter
Ableger Giga Games stundenlang im
deutschen Fernsehen laufen konnten. Wer
hätte ahnen können, wie zukunftsweisend
Giga eigentlich war und wie sehr sie
damals als Nerds verunglimpft wurden,
weil sie die ganze Zeit im Internet
rumgehangen haben. Insgesamt hatten
Chaträume sicherlich ihre Vorteile,
ließen aber bereits eine Ahnung
aufkommen für das, was uns noch drohen
würde. Eigentlich will ich direkt auf
Facebook zu sprechen kommen, da sich
diese Zeilen für mich anhören, als
würde ich aus einem anderen
Jahrhundert schreiben und ich will nicht
altklug klingen, aber im Internet steht die
Zeit nicht still. Es ist wirklich wie eine
andere Epoche gewesen.

Mit Flirtrooms verhielt es sich nicht viel


anders. Sie waren zielgerichteter, besser
aufgemacht und hatten mehrere
Funktionen. Vor allem meine älteren
Geschwister haben die Blütezeit dieser
Plattformen erlebt, mit all ihren Vor-und
Nachteilen. Das Prinzip war simpel, die
Kleinanzeigen aus der lokalen Zeitung
hatten ein Internetäquivalent gefunden.
Männlein sucht Weiblein, und vice versa
und quer usw. usf. Man konnte sich ein
Profil erstellen, ein oder mehrere Fotos
reinstellen, über seine Vorlieben und
Abneigungen schreiben, sich und sein
Aussehen beschreiben etc. War das
Profil erstellt, und das war die
Grundvoraussetzung, um sich die Profile
der anderen vollständig ansehen zu
können, konnte man endlich anfangen,
die Suche zu starten. Da wurde dann
alles eingestellt, was man sich
wünschte: Wohnort und Umkreis, max.
Alter, Haarfarbe, Volumen, mit Fotos
oder ohne. Und dann kam die Liste, die
wurde dann fachmännisch abgeklappert
und dann wurde angeschrieben. Es war
die Zeit vor den sogenannten PUA-
Idioten[37], als noch jeder Satz, mit dem
eine Frau angeschrieben wurde, kreativ
war. Zumal sich dank des Internets auch
die Verklemmteren unter den Usern
trauten, den ersten Schritt zu machen. Da
konnte man auch einfach mal so an einem
Abend 40 bis 50 Frauen anschreiben.
Die Erfolgsquote war sicherlich höher
als in der Diskothek und die
Konsequenzen einer direkten Absage
waren nicht halb so schlimm wie in echt.
Natürlich konnten sich auch hier die
Heuchler austoben und das taten sie
auch, in jeglicher Gestalt. Da wurden
bereits die ersten gefälschten Fotos
hochgeladen, über das angebliche eigene
Highlife erzählt und pseudo-
philosophisch schwadroniert, nur um
sich selbst zu profilieren. Da es die
„Likes“ noch nicht in der genannten
Form gab, geschah dies vor allem, um
eine direkte Reaktion vom Gegenüber zu
erhalten. Dafür reicht ja heute der
positive Kommentar oder eben das Like.
Oder auch nur eine hohe Anzahl an
Zuschauern. Ich habe mich selbst oft
dabei erwischt, wie ich, beispielsweise
nach einem gelungenen Kommentar unter
einem Online-Zeitungsartikel, auf die
positiven Likes wartete. Richtig
behindert, aber es hebt das
Selbstwertgefühl, zweifellos. Diese
Flirtplattformen hatten aber ihren Reiz
und ihren eigenen Charme.

Mit Myspace begann so langsam, aber


sicher die Emanzipation der sozialen
Netzwerke. Myspace war in erster Linie
eine Seite zur Selbstdarstellung von
Musikgruppen. Und darin waren sie auch
ziemlich gut, keine Frage. Die
Aufmachung war modern, die
Teilnehmer konnten sich einem breiten
Publikum darstellen und ihre Seite nach
eigenem Gusto gestalten. Diesbezüglich
war Myspace bei Weitem nicht so
konformistisch wie Facebook. Aber es
war eben auch beschränkt auf den Faktor
Musik und die Leute lechzten nach mehr.
In Deutschland entstanden dann
Netzwerke wie Lokalisten, Wer-kennt-
Wen und die VZ Netzwerke. Leute
konnten sich als „Freunde“
hinzufügen[38], in Gruppen beitreten,
über ihr Leben schreiben, Fotos vom
Urlaub hochladen, sich persönliche
Nachrichten schreiben und noch einiges
mehr. Mir selbst waren alle diese Seiten
aber mal so was von egal. Ich konnte
mich einfach nicht dafür erwärmen, egal,
was ich davon ausprobierte. Als ich
anfing zu studieren, war StudiVZ das
Nonplusultra unter den Kommilitonen.
Ich war mal kurzzeitig davor bei
Facebook angemeldet, also nach dem
Abitur, aber das nutzte hierzulande noch
keiner. Ich mochte StudiVZ nicht. Mir
war es suspekt und es half natürlich
nicht, dass ich meinen Studiengang zu
98% ablehnte. Was soll ich sagen, das
war einfach meine Einstellung. Ich
verstand den Hype um diese Plattform
einfach nicht und dass mir Kommilitonen
erzählten, wie sie ihre Zeit dort
stundenlang verplemperten, bestärkte
mich in meiner Grundhaltung noch mehr.
Einmal war ich dann doch schwach
geworden. Wegen einer Frau. Eine
Kommilitonin aus dem gleichen
Fachbereich, im gleichen Jahrgang, in
die ich mich verguckt hatte. Nicht von
Anfang an, sondern mit der Zeit, so
gegen Ende des zweiten Semesters. Ich
dachte mir, die beste Art, sie
anzuschreiben, würde über StudiVZ
sein. Also meldete ich dort ein „Profil“
an. Im Endeffekt war es nur eine leere
Hülle, welche ich dazu nutzte, um sie
anzuquatschen. Ich benutzte das Profil
und die Seite danach nie wieder. Ich
verstand und verstehe den Reiz dieser
Plattformen und kann ungefähr alle oder
die wichtigsten Faktoren
zusammenlegen, die dafür eine Rolle
spielen. Da ich aber schon immer ein
Einzelgänger war und als Kind extrem
menschenscheu, waren diese Plattformen
für mich eine Symbiose jeglicher Form
der Ablehnung. Ich sah den Nutzen für
mich selbst nicht. Mit Freunden und
Familie im Ausland konnte ich skypen,
meine Familie würde ich eh nicht als
„Freund“ hinzufügen, die habe ich auch
schon so am Hals, fremde Menschen
lernte ich auch so kennen und was meine
Freunde so trieben, erfuhr ich schon von
ihnen selbst. Mir war es auch egal, was
Leute, die ich kannte und schätzte und
die ich lange nicht mehr gesehen hatte,
trieben. Das Leben findet immer einen
Weg, einen wieder zusammenzuwürfeln.
Und bei meinen Kumpels war es nie ein
Problem, wenn sich einer mal
wochenlang nicht meldete: Wenn man
sich dann anrief, war alles wie früher
und man machte sofort ein Treffen aus.
Was häufig auch bei StudiVZ ausgemacht
wurde, waren Partys. Etwas, das man
durchaus verpassen konnte, wenn man
nicht angemeldet war. Da das Partyleben
auf dem Campus aber, wie oben
angedeutet, quasi nicht vorhanden,
zumindest aber sehr fad war, fiel das
auch ins Wasser. Zumal ein sehr guter
Kumpel von mir zu der Zeit bei diversen
Radiosendern jobbte und so immer einen
Weg fand, um uns auf die Gästeliste der
Nachtlokalitäten zu setzen. Es fehlte mir
nichts, mir konnte nichts fehlen, da ich es
nie wirklich in Gänze über mich hab
ergehen lassen. Das war wie beim
Testen von gewöhnlichen Zigaretten mit
14; bevor sie wirklich eine Wirkung bei
mir entfalten konnten, habe ich es sein
lassen. Der einwöchige Test reichte aus.
Zumal ich nicht der Suchttyp war/bin,
zumindest nicht in diesem Aspekt des
Lebens, und außerdem waren es 4,- Euro
pro Packung, auch kein Schnäppchen für
einen Jugendlichen. Und so ging StudiVZ
beinahe spurlos an mir vorbei. Und ich
möchte einfach mal so fragen, bei wem
ist noch etwas von dieser Seite hängen
geblieben? Hat es das Leben bereichert,
es verändert, einfacher gemacht oder gar
verschönert? Ich weiß es nicht, man sage
es mir bitte. Alles, was bei mir hängen
geblieben ist, sind Fotos mit
Victoryzeichen, Urlaubsbilder im Bikini
am Strand und Mosquito- Sonnenbrille,
das eigene Auto, Haustiere,
Essensbilder, Gruppenbilder, zusammen
mit den Girls oder Boys oder alle
miteinander, Partybilder und so weiter.
Ursprünglich gedacht als Offenbarung
der Individualität, verkamen die sozialen
Netzwerke zu simplen
Vergleichsspielchen. Wer hatte das
geilere Leben, insbesondere wer von
meinen Freunden, wer von deren
Freunden und was macht eigentlich die
Ex, hoffentlich ist sie gerade schön am
Verlieren? Also im ganzen Leben und
so!? Die Mentalität, die dieser Sucht als
Fundament dient, gefällt mir überhaupt
nicht. Es ist das sich ständige
Vergleichen und der Zwang, etwas zu
tun, was einem Aufmerksamkeit
beschert. Und ich lehne auch jede
Verharmlosung diesbezüglich ab, denn
der ständige Vergleich mit der
gleichzeitigen Feststellung eigener
Mängel führt zu einer gefährlichen
Spirale nach unten und der scheinbare
Halt ist nur einen „Like“ entfernt. Ein
sicherer Weg, unglücklich zu werden, ist
es, sich ständig zu vergleichen und an
sich selbst nur Fehler zu entdecken,
während andere das scheinbare
Luxusleben führen. Wenn man wissen
will, was für absurde Blüten das treiben
kann, muss man sich im eigenen Umkreis
nur zwei Menschen mit zwei
unterschiedlichen Grundvoraussetzungen
schnappen: einer mit Beziehung und
einer ohne. Ich möchte fast schon eine
Garantie dafür ausstellen, dass jeder der
beiden Personen mit seinem derzeitigen
Status unzufrieden ist und dies auch nach
dem Tausch der Konstellation der Fall
wäre. Nein, das alles hat nicht mit den
sozialen Netzwerken angefangen. Die
Netzwerke sind auch kein Teufelswerk,
weil es letztlich der Mensch ist, der
dieses Werkzeug benutzt. Vielmehr
haben uns soziale Netzwerke aufgezeigt,
dass mit unserer inneren Grundhaltung
etwas vollkommen schiefläuft. Dazu
später mehr.
Im Endeffekt starb StudiVZ einen
raschen Tod durch Abwanderung der
aktiven Mitglieder. Es gab keinen Grund
mehr, dort angemeldet zu sein, da alle
Freunde schon umgezogen waren. Der
Mensch als Herdentier. Wie in einem
großen Ozean, wo sich sehr viele Tiere
in Küstennähe ansiedeln, aber die
meisten tiefen Flecke des Ozeans
unbewohnt bleiben, zieht es uns da hin,
wo auch die anderen sind. Und das war
nun mal Facebook.

2. Marc Zuckerberg und Facebook


Ich würde gerne sagen, dass ich Marc
Zuckerberg nicht mag und deswegen
mache ich das jetzt auch. Ich mag ihn
nicht, obwohl ich ihn kaum kenne. Er
beschallt mich auch nicht ständig im
Fernseher wie ein Claus Kleber oder
Markus Lanz. Ich habe nur wenige
Interviews von ihm auf YouTube gesehen
und kann im Groben sein Curriculum
Vitae skizzieren. Mir ist durchaus
sympathisch, dass er sich beharrlich
weigert, als reicher IT-Mensch
irgendwelche Anzüge zu tragen, selbst
wenn er den Präsidenten der Vereinigten
Staaten trifft. Und dass er von seinem
eigenen Privatleben so wenig wie
möglich preisgibt, zeugt von einer
bewundernswerten Chuzpe, gerade
nachdem er „das Ende der
Privatsphäre“[39] ausgerufen hatte. Ein
Mensch, der macht, was er will, wann er
es will, wo er es will und wie er es
will. Ohne zu zögern, würde er jeden
anderen übervorteilen, um daraus selbst
einen Sieg zu erringen. Alles schön
getarnt hinter diesem bubihaften
Milchgesicht, diesem favorisierten
Großmütterchen- Sprössling, der
liebenswert lächeln konnte, aber
ansonsten kleine Vögel totschlug und
Ameisen anzündete. Ein Rotzlöffel eben,
die Sorte Arschlochkind, bei der man
sich die Prügelstrafe gewünscht hätte.
Seine Leistung ist nicht beachtlich,
sondern ein Erzeugnis seines eigenen
Selbstverständnisses. Er ist mit jeder
Faser seines Seins absolut zufrieden.
Die einzige Haltung an ihm, die ich
bedenkenlos jedem dringend anraten
würde, jemand anders kann nämlich
nicht für Sie zufrieden sein. Das habe
ich zwar bereits in Bezug auf meine
ehemalige Chefin geschrieben, aber nur,
weil ich es wiederhole, wird es nicht
falscher.

Facebook selbst ist eine einzige


Erfolgsstory[40]:
Man mag es nicht glauben, aber
Facebook war ursprünglich als ein
Bewertungsportal für weibliche
Studenten auf der Harvard University
gedacht, welches Zuckerberg während
seines Studiums programmierte[41].
Was Marc Zuckerberg vom Recht am
eigenen Foto hielt, ließ er damals schon
durchblicken – er hat die Fotos der
Studentinnen ohne deren Erlaubnis
hochgeladen[42]. Die Leitung der
Universität fand das nicht so amüsant
und zwang ihn dazu, die Seite wieder
runterzunehmen. Dass die Vorwehen von
Facebook aus der Demütigung von zur
Schau gestellten Frauen bestehen
würden, wirkt im Nachhinein betrachtet
tragikomisch. Wahrlich, das Leben bietet
die feinste Ironie! Zusammen mit drei
anderen Studenten wurde Facebook, so
wie man es heute kennt, im Frühjahr
2004 fertiggestellt und verbreitete sich
von da an rasant und unaufhaltsam.
Facebook ging natürlich auch an die
Börse und hat sich dort, nach
anfänglichen Turbulenzen, relativ schnell
etabliert[43]. Noch heute stellt man sich
die Frage, womit Facebook eigentlich
Geld verdienen und den
Vertrauensvorschuss der Anleger
zurückzahlen will. Das fragt man sich
allerdings auch bei Amazon und twitter,
die seit ihrer Entstehung nie mit wirklich
guten Handelsbilanzen glänzen
konnten[44]. Im Juni 2014 konnte
Facebook die stattliche Useranzahl von
1,32 Mrd. bekanntgeben[45]. Auch wenn
sicherlich sehr viele Profile von
Unternehmen angelegt sind oder es sich
um unechte Konten, „fake accounts“,
handelt, so ist dies doch eine
beeindruckende Anzahl von Mitgliedern.
Insbesondere, wenn man diese Anzahl
nicht auf 7 Mrd. Menschen hochrechnet,
sondern auf die 2 802 478 934
weltweiten Internetuser[46]. Etwas mehr
als ein Drittel aller Internetuser nutzen
also Facebook! Wie viele Feldherren
und Kaiser haben über die Jahrtausende
versucht ein Weltreich zu errichten und
sind daran gescheitert? Und was würden
sie wohl denken, wenn sie wüssten, dass
ein blasser, amerikanischer Jude in
Flipflops diesem Ziel viel näherkam als
sie?
Facebook hat es innerhalb kürzester Zeit
geschafft, eine Art eigener Staat zu
werden. Oder vielleicht ist das nicht der
passende Begriff, denn die Merkmale
sind nicht identisch. Es hat sich in das
Leben eingenistet wie das Essen,
Schlafen, Waschen, Arbeiten, Sex,
Freunde treffen und Hobbys nachgehen.
Eine feste Kategorie in unserem Alltag,
die ein Großteil seiner Benutzer nicht
mehr missen möchte. Wer morgens
aufgestanden ist und die Zeitung aus dem
Briefkasten geholt hat, um sie dann
gemütlich beim Kaffee zu lesen, der
macht heute genau das Gleiche ohne
Zeitung, aber mit Facebook. Es ist
scheinbar alles in allem informativ,
zeitvertreibend, beruhigend, erregend.
Es beinhaltet alle Faktoren, die
erfolgreiches Marketing kennzeichnen,
nämlich das Erzeugen eines Wir-Gefühls
durch Emotionen, eine schlichte und
übersichtliche Oberfläche und die
gleichzeitige Kommunikation mit vielen
Menschen. Für viele der User ist
Facebook nun „das Internet“, da es
zentrale Anlaufstelle ist, wenn der
Browser geöffnet wird. Jede gute
Erfindung gibt ihren Anwendern das
Gefühl, sich selbst fragen zu müssen,
wie man denn nur ohne damit vorher
ausgekommen ist. Das ist natürlich ein
Selbstbetrug, da sich rein technisch
gesehen das Leben bis auf ein Minimum
simplifizieren ließe, ohne gleich sterben
zu müssen. Aber wer will das schon und
vor allem warum? Facebook hat viele
positive Dinge mit sich gebracht, die auf
den ersten Blick gar nicht so
vorhersehbar waren. Nicht nur der
Kontakt mit Personen und
Organisationen aller Couleur. So zum
Beispiel auch die Möglichkeit,
zusammen Revolutionen und
Versammlungen anzukündigen und
möglichst viele Leute darauf aufmerksam
zu machen. Oder aber auf einen Zustand
aufmerksam zu machen, der einer
raschen Änderung bedarf, auch wenn die
meisten „Revolutionäre“ wie oben
genannte Studenten einfach nur
selbstverliebte Laiendarsteller sind. Ein
Massenkommunikationsmittel.
Das alles sind die guten Seiten dieses
Netzwerks, die mir in der Kürze der Zeit
eingefallen sind und die ich den
Befürwortern von Facebook zugestehe.
Was ist aber mit den Aspekten bei
Facebook, die schon in den anderen
Netzwerken störend waren? Alles, was
sowieso schon nervig war, hat Facebook
größer und weiter gemacht und dann
auch noch neue Komponenten
hinzugefügt, die alles noch beschissener
machen. Über den mangelhaften
Datenschutz will ich nicht schreiben. Ich
denke, wer noch überrascht tut, dass
Facebook seine Daten speichert, ist
einfach nur auf beiden Augen blind.
Natürlich speichert Facebook alles, und
zwar die ganze Zeit über. Wenn Sie alle
Daten von Facebook fordern, bekommen
Sie eine CD voller Daten über sich
selbst zurück[47]. Da muss man sich
selbst fragen, ob das einen stört oder
nicht. Es bleibt wie immer eine
Charakterfrage. Die wenigsten wird es
tatsächlich stören, weil es sich „nur“ um
eine Beeinflussung geistiger Natur
handelt, somit auf der grobstofflich-
materiellen Ebene unseres Seins gar
nicht oder kaum spürbar. Die meisten
haben ja „auch gar nix zu verbergen“.
Das ist nicht nur deswegen gelogen, weil
jeder Mensch Leichen im Keller hat, das
ist auch noch selten dämlich. Mal
angenommen, ich würde Ihnen fünf
Bundesagenten zur Seite stellen, die Sie
den Tag über begleiten, permanent
beobachten, aufschreiben, was Sie
machen, ihre E-Mails mitlesen, Sie
überallhin begleiten usw. usf. Würde
Ihnen das noch zusagen? Natürlich nicht,
Sie würden sich in ihrer tiefsten
Intimsphäre verletzt fühlen. Selbst der
größte Masochist, der an so was
Gefallen finden würde, müsste nach
einiger Zeit kapitulieren und würde sich
nach fünf Quadratmetern Raum für sich
selbst sehnen. Es ist uns deswegen egal,
weil wir es nicht direkt spüren. Wir
wissen im Hinterstübchen ganz genau,
dass mit unseren Daten Schabernack
getrieben wird, aber es fehlt der direkte
Input. Auf YouTube finden Sie ein
geniales Video von einem jungen Mann,
der durch sein Smartphone Menschen in
seiner Umgebung geortet hat, also
Menschen, die auch bei Facebook
angemeldet waren. Er pickte sich die
Menschen aus dem gut besuchten
öffentlichen Platz heraus und sprach sie
direkt mit dem Namen an oder
gratulierte ihnen zum Geburtstag.
Glauben Sie mir, die meisten reagierten
pikiert und waren nicht gerade amüsiert
über so viel Nähe und berührte
Privatsphäre. Soviel also zum Thema
Datenschutz. Nur weil der graue
Anzugmensch aus der Behörde nicht
mehr an Ihrer Tür klingelt und Sie fragt,
wie viele Menschen gerade in der
Wohnung anwesend sind[48], ist
Datenschutz nicht weniger wichtig
geworden als vor 27 Jahren.

Eines meiner liebsten Themen in Sachen


Facebook ist der Narzissmus. Das ist
eine dieser neumodischen
Volkskrankheiten, die gerade besonders
stark im Kommen sind[49]. Zum
Narzissmus gibt es nicht viel zu sagen,
die griechische Sage beschreibt das
Krankheitsbild sehr gut: Narziss ist in
der griechischen Mythologie der schöne
Sohn des Flussgottes Kephissos und der
Leiriope, der sich in sein eigenes
Spiegelbild verliebt. Der junge
Schönling ist von sich selbst, seinem
Aussehen und seinem Wesen so sehr
eingenommen, dass er stundenlang sein
Spiegelbild im Wasser beobachtet, bis
er entscheidet, sich damit zu vereinen,
und hineinspringt. Er ersäuft jämmerlich.
Der Narzisst ist also jemand, den nur
das eigene Ich glücklich machen kann,
und damit einhergehend die nötige
Darstellung seines eigenen Ichs nach
außen hin. Wenn es dann noch Lob von
außen gibt, egal in welcher Form das
geschieht, dann erlebt der Narzisst eine
Ekstase! Fast so, als würde sich sein
Spiegelbild manifestieren und er könnte
sich endlich selbst ehelichen.
Natürlich handelt es sich bei der
Metapher von Narziss und seinem
Spiegelbild nur um ein gedankliches
Konstrukt, denn Narzissten sind nicht
wirklich in ihr eigenes Spiegelbild
verliebt. Vielmehr fürchten sie um alles
in der Welt die Ablehnung ihres
Menschseins und fokussieren sich daher
noch mehr auf sich selbst. An sich kein
schlechter Gedanke, wenn dann die
Erkenntnis reifen würde, dass jegliche
Form von Zufriedenheit aus sich selbst
heraus geboren wird. Aber der Narzisst
sieht da nur eine große Leere, die nur
dann aufgefüllt werden kann, wenn es
von außen Streicheleinheiten gibt, was
aber nur ginge, wenn das Ego extrem
aufgeblasen wird. Und Facebook ist
dafür die beste Plattform, die jemals
geschaffen wurde. Es ist, als ob Narziss
vor dem größten Spiegel aller Zeiten
sitzt, außen um ihn herum Millionen
anderer Menschen, und ihnen allen
gefällt sein Spiegelbild. Da ein normales
Foto für dieses Glückserlebnis nicht
mehr ausreicht, denkt man sich die
kreativsten Dinge aus, damit die Masse
ihren Blick zuwendet. Die Fotos werden
bearbeitet, verschönert und mit Filtern
belegt. Dann, wenn das nicht mehr
reicht, fotografiert man sich an einem
anderen Ort oder in besonderer Pose. Es
grassierte erst vor Kurzem ein Video im
Internet, auf dem ein junger Mann, mit
pseudocoolem Blick und Kopfhörern im
Ohr, ganz knapp vor einer
Eisenbahnschiene posierte. In der
Hoffnung, ein „Selfie“ mit dem knapp an
ihm vorbeirauschenden Zug zu erhalten,
wollte er besonders viele „Likes“
generieren. Als der Zug vorbeifuhr,
verpasste der Lokführer dem Idioten
einen kleinen Tritt mit dem Stiefel. Der
junge Mann erschrak, aber nur für einen
kurzen Augenblick, danach freute er sich
über das gelungene Video und lud es
hoch. Millionen Menschen sahen es. Er
zeigte sich reumütig, aber natürlich nur
scheinbar, denn endlich war sein
narzisstischer Durst gestillt, und zwar
besser, als er es sich je gedacht und
erhofft hätte. Wenn solche mördergeilen
„Selfies“ nicht mehr ausreichen, dann
muss die nächste Stufe gezündet werden,
um Aufmerksamkeit zu erreichen. Am
besten ein paar „Nacktselfies“, also
Nacktbilder von sich selbst, posten. Wie
lassen sich denn sonst besser zwei
Fliegen mit einer Klappe schlagen? Es
kommt die Bestätigung von außen, dass
der eigene Körper doch jemanden
freudig erregt, und gleichzeitig hat man
auch noch viele „Likes“ generiert.
Doppelte Penetration des Glücks. Ich
bin kein Moralapostel, also kann und
darf jeder, der erwachsen ist und
zumindest ein Mindestmaß an Intelligenz
besitzt, tun und lassen, was er will. Und
wenn das bedeutet, von sich selbst
Nacktbilder ins Internet zu stellen (oder
per WhatsApp zu verschicken), dann ist
das vollkommen in Ordnung. Aber dann
bitte keinen „Aufschrei“ generieren,
wenn plötzlich Schabernack mit eben
diesen Bildern getrieben wird. Ich hoffe,
den weiblichen Lesern unter Ihnen, die
gerne mal das ein oder andere Bild von
sich online stellen oder verschicken, ist
es bewusst, dass solche Bilder (auch der
harmloseren Sorte) gerne auf der einen
oder anderen Pornoseite landen – nicht
als Vorlage, sondern als Werbung oder
Appetizer für eine andere Website. Wenn
dann die 38-jährige Jenny aus
Oldenburg, die einfach nur der Welt
zeigen wollte, wie gut sie sich gehalten
hat, im Internet mitsamt ihrem Foto als
„horny housewife in your area“
beworben wird, trifft das sicherlich
irgendwo den Kern, aber ich kann mir
nicht vorstellen, dass es auch von Jenny
dergestalt gewünscht war. Das ist für
mich wiederum Heuchelei. Wann haben
wir uns in eine Richtung entwickelt, in
der jegliche Verantwortung und
Konsequenz für unser Handeln abgelehnt
wird, gleichzeitig aber die Bewunderung
der anderen ungefiltert auf einen
niederprassen soll? Ich weiß ganz genau,
dass dieses Buch seine Freunde und
seine Feinde findet, und beides ist mir
willkommen. Wo also beginnt das
Fehlverhalten, wo beginnt die eigene
Schuld? Wenn ein „Nacktselfie“ im
Internet gepostet wird und es den einen
oder anderen beleidigenden Kommentar
hagelt, kann man sich dann wirklich
damit rechtfertigen, dass die andere
Person ein konservativer Idiot o.Ä. ist?
Egal, was ein Mensch macht, er stößt
immer einen anderen damit vor den
Kopf. Es gibt also nur zwei
Möglichkeiten, damit umzugehen:
Entweder man lässt es bleiben oder aber
man zieht es voll durch, vollumfänglich
bewusst der drohenden Konsequenzen.
Daher mein Appell: Postet weiter Fotos
von euch, in allen möglichen Posen.
Sammelt „Likes“ und „Dislikes“. Heult
aber nicht rum und klagt nicht, wenn
etwas passiert, mit dem ihr
fahrlässigerweise nicht gerechnet habt.
Das macht das eigene Leben und das der
Mitmenschen um ein Vielfaches
angenehmer.
Gegen den Facebook- Narzissmus gibt
es kein Heilmittel und es ist egal, was
ich oder 1000 andere Menschen jetzt
schreiben, von außen wird da keine
Änderung herbeizuführen sein. Das kann
ich so behaupten, weil ich den Beweis
dafür im eigenen Umkreis bekommen
habe. Ich nenne sie die notorisch
Abbrechenden. Ähnlich dem süchtigen
Raucher, verkünden sie großmäulig die
Abkehr ihrer Sucht von der Sünde und
grenzen sich von dem Tabuthema in aller
Härte ab, nur um dann ein paar Tage
oder auch Wochen später wieder bei der
Sucht angekommen zu sein. Ob das jetzt
Rauchen oder das soziale Netzwerk ist,
das Suchtverhalten durch kalten Entzug
ist identisch. Ich verstehe auch nie,
warum da so großspurig das Ende
verkündet wird.
„Ich gehe nicht mehr auf Facebook,
benutze das nicht mehr. Da sind nur
Idioten und Schlampen, das ist alles
Dreck. Die Leute posten nur Scheiß. Ich
mache jetzt mein eigenes Ding und
verschwende dort keine Zeit mehr. In
meinem Leben haben nur noch wichtige
Dinge Platz.“ Diese großen
Ankündigungen sind noch eine weitere
Form der Heuchelei, denn jeder weiß,
dass der Verkünder dieser Botschaft
seinen eigenen Worten nicht gerecht
werden kann. Als ob ein Kleptomane
bekanntgibt, das Klauen mache ihm
keinen Spaß mehr. Zumal der Akt der
Verkündung das eigentliche Symptom
beinhaltet, das ist ja das Teuflische! Das
Problem ist nicht, dass man ein Profil
auf Facebook betreibt, das Problem ist,
dass man ein nach Aufmerksamkeit
geiferndes geiles Schwein ist! Warum
verkünden die Verkünder nach der nicht
erfolgreich verlaufenden Askese
genauso vorlaut, dass sie wieder auf
Facebook sind? Stellen Sie sich den
notorischen Raucher vor, der in den
Raum hineintritt und lauthals schreit:
„ICH RAUCHE WIEDER!“ Wahrlich,
diesem Menschen würden wir fünf
Minuten lang ehrlichen Beifall schenken.
Zumindest aber wäre es mal eine
Abwechslung vom Alltag, denn es
würde uns ganz unvorbereitet aus
unserem nebulösen und tranigen Dasein
herausziehen. Wir würden uns die Augen
klarreiben und verwundert sein, woher
denn auf einmal diese Aufrichtigkeit
herkommt. Fast schon hätte uns der
Bore-out dahingerafft, und dann das. Bis
es aber so weit kommt, werden noch
viele Jahre ins Land ziehen. Jesus zeigte
bereits zu seiner Zeit die Pharisäer und
Sadduzäer an, deren Verhaltensweisen
sich bis in unser Jahrhundert gehalten
haben; warum sollte das die nächsten
2000 Jahre anders sein? Aber warum
sich weiter darüber aufregen, lieber
poste ich mal eben schnell meinen IQ auf
Facebook[50], denn ein jeder soll mich
für meine herausragende Intelligenz
bewundern, welche die der anderen weit
übertrifft. Aus weiter, schneller, höher
und besser, den Messlatten für das
Können des Menschengeschlechts,
wurde geiler, schöner, intelligenter,
reicher – die wertbildenden Merkmale
des narzisstischen Menschen der
Neuzeit. Qualitätsmerkmale haben im
Vergleich zu oberflächlichen Merkmalen
erheblich an Bedeutung geworden.
>>Wer etwas kann, der macht es. Wer
es nicht kann, der lehrt darüber. Wer
nicht darüber lehrt, der schreibt
darüber. Und wer nichts von alldem
kann, der leitet es.<<
Hat Facebook den Menschen per se
schlechter gemacht? Nein, einer solchen
These könnte ich nicht folgen. Auch
wenn jüngste Ausfälle wie diese[51]
zum Tod des Schauspielers Robin
Williams auf etwas anderes hinweisen
könnten. Dass der Chef von Facebook
selbst nicht die edelsten Motive verfolgt,
darauf werde ich noch ausführlich
eingehen. Technische Erfindungen oder
Sachen im ganz Allgemeinen haben
wenig Auswirkung auf den menschlichen
Charakter. Auch wenn die
Gehirnforscher der Frankfurter Schule es
in Abrede stellen, aber wir haben auf
unsere Charakterentwicklung und die
vorhergehenden Entscheidungen den
größten Einfluss. Wir entscheiden, ob
wir Idioten sein wollen oder nicht.
Facebook hat einfach nur jedem
Menschen eine Plattform gegeben und
wir waren überrascht, was für
Arschlöcher es so auf der Welt gibt und
wie zahlreich in ihrer Art und Gattung
sie sind. Wir lebten alle in einer
gigantischen Höhle namens Erde und das
Licht reichte nur, um gerade so die
Nächsten zu erkennen. Dann wurde es
heller und plötzlich sagte ein jeder
Mensch ungefragt hallo zum anderen.
Damit werden wir, damit müssen wir
klarkommen. Fürs Erste. Einmal in die
Welt geborene Erfindungen neigen selten
zum Verschwinden, es sei denn nach
Katastrophen biblischen Ausmaßes oder
weil irgendeine radikale Gruppierung
Bibliotheken samt Bücher zerstört oder
andere Erfindungen und architektonische
Meisterwerke verschandelt. Ansonsten
verläuft es doch insgesamt ganz konstant.
Ich kann hier auch niemandem
empfehlen, das „richtige“ Verhalten an
den Tag zu legen, denn mein eigener
Facebook-Account wurde schon vor
vielen Jahren gelöscht, nicht mehr
reaktiviert und ich habe vor, dies auch
weiter so zu handhaben. Vielleicht reicht
es einfach aus, sich wie ein verdammter
normaler Mensch zu benehmen, aber
auch dies ginge leer, denn die Vielfalt
hat eine gesamtgesellschaftliche
Normalität ins Aus gedrängt. Man könnte
auch einfach aufhören ein Heuchler zu
sein oder, wie man im Englischen sagt,
ein douchebag[52]. Ich denke, das fällt
schwer auf einem sozialen Netzwerk, an
dem augenscheinlich nichts „Soziales“
ist. Facebook ist eine von
Erwartungsdruck, unbefriedigter
Neugier, ständigem Vergleich und
ausgedehnten Lügen geprägte Plattform.
Ich behaupte mal, dass ein Großteil der
Menschen sich schlecht fühlt, wenn sie
auf Facebook rumsurfen. Entweder, weil
man das Gefühl hat, dass man seine Zeit
verschwendet, oder weil man das
Gefühl hat, dieser Person schon viel zu
lange hinterher zu spionieren. Oder weil
man sich stundenlang Fotos und Posts
von diesem superbeliebten Menschen
ansieht. Es ist einfach wie mit allem im
Leben, so lange es sich die Waage hält
und nicht in ein Extrem abrutscht, gibt es
dagegen kaum rationale Einwände. Ob
man nun auf Facebook surft, ab und zu
Alkohol trinkt, Süßkram futtert,
Videospiele spielt usw. ist völlig egal,
denn solange es nicht das gesamte Leben
bestimmt und geistig klar abgetrennt
werden kann, sind negative
Auswirkungen nicht weiter zu
befürchten. Zumal Facebook früher oder
später von dem neusten Trend abgelöst
wird. Es gibt nur einen Grund, warum
Facebook besteht, und das ist der, dass
die meisten User sich darauf rumtreiben.
Sobald die Ersten beginnen die
Plattform zu verlassen[53] und ihnen
über die Monate und Jahre hinweg die
anderen folgen, wird auch Facebook
sich wieder im Äther auflösen. Ob diese
neue Plattform dann „besser“ wird,
wage ich mal zu bezweifeln; das lässt
sich ohnehin nicht in Qualität, sondern
nur in Quantität messen. Eine neue
Plattform ist sicherlich schon im
Kommen, daran zweifele ich nicht.
Facebook ist bereits jetzt ein
gigantisches Unternehmen und wird
wohl noch etwas weiter wachsen und
reifen. Früher oder später wird das
Unternehmen aber stagnieren, es wird
den Trends nur noch hinterherlaufen[54]
und mit der Zeit für die treibende
Kundschaft als „uncool“ gelten. Das ist
erst der natürliche Tod einer solchen
Plattform – das Forum stirbt nicht, weil
seine Teilnehmer die Sinnhaftigkeit ihrer
eigenen Teilnahme bezweifeln und sich
auf sich selbst besinnen[55] und dem
Forum den Rücken zukehren, sondern
weil sie Angst haben, den Anschluss zu
verlieren. Immer den Trendsettern
hinterher. Es ändern sich nicht die
Bedürfnisse der Menschen, sondern nur
die Prioritäten und die Art und Weise,
wie diese Bedürfnisse ausgelebt
werden. Wie ich dargestellt habe,
entwickelt sich die Art und Weise der
virtuellen Kommunikation nicht
absehbar in einer gerade verlaufenden
Linie. Was als harmloser anonymer
Chatroom anfing, ist heute ein
vielkommunikatives Konstrukt an
unterschiedlichen Plattformen:
Facebook, twitter, YouTube, tumblr,
Instagramm und viele mehr. Keine dieser
Seiten kann alles anbieten und alles
abdecken. Der Internetuser würde sich
darauf auch gar nicht einlassen, denn das
wäre schon wieder ziemlich uncool und
auch irgendwie nicht sexy, so ein
dreckiges Monopol.
Eine ganz eigene Thematik für sich sind
sicherlich folgende nicht selten
auftretende Ereignisse: Mobbing und
ungeladene Gäste bei Hauspartys. Es
bleibt bei der Ausgangshypothese, dass
Facebook die Menschen nicht schlechter
gemacht hat, sondern die schlechten
Seiten besser hervorbringt, da viel mehr
Menschen es bezeugen können.
Außerdem stärkt Gruppendynamik den
Nachahmungs- und Intensivierungseffekt.
Schnell abhandeln möchte ich die
Problematik mit den Partys. In der Regel
lädt ein Teenager über Facebook zu
einer Party in das elterliche Haus ein, da
die erziehungsberechtigten Eigentümer
wohl verreist, jedenfalls nicht zu Hause
anzutreffen sind. Gedacht ist diese
Einladung eigentlich nur an die paar
wenigen echten Freunde, also so 20-120
(variiert je nach Beliebtheit).
Blöderweise passiert beim Versenden
der Einladung dann ein Missgeschick,
denn statt der anvisierten wenigen guten
Freunde geht die Einladung einfach an
die gesamte Bevölkerung von Facebook
heraus. Nur wenige Stunden später
finden sich dann plötzlich 1000-4000
gute Freunde am und im Haus, auf dem
Grundstück, in der Garage, auf dem
Dachboden, im Blumenbeet, beim
Nachbar usw. ein. Eine Einladung ist
schließlich eine Einladung und die soll
man nicht ausschlagen! Wie es der gute
Brauch erfordert, wird erst- mal alles
verwüstet, was sich da so finden lässt,
der volle Kühlschrank ist das gratis zur
Verfügung gestellte kalte Buffet, der
verschlossene Alkoholschrank wird
gerne bereitwillig mit Hilfe der
anwesenden Gäste geöffnet. Der penibel
und auf englische Maße gestutzte Rasen
dient als Komposthaufen, wenn Bad und
Gäste-WC verstopft sind, und das
elterliche Schlafzimmer als Hort trauter
Zweisamkeit des sich gerade auf der
Party gefundenen und sofort verliebten
Liebespaars. Im Keller und Dachboden
werden überschüssige Körpergifte und
leere Alkoholflaschen schnell entsorgt,
wie praktisch, da hat man gleich jede
Menge Pfand verdient, welches man am
nächsten Tag für ein kleines Vermögen
eintauschen kann. Parkende Autos, die
sich im Epizentrum der kultivierten
Freude befinden, werden mit
Gratisverzierungen von noch
unbekannten Weltkünstlern versehen,
bedanken kann man sich ein anderes
Mal. Bevor hier wieder die Nase
gerümpft wird, wie ein so junger Mann
so spießerhaft den Zeigefinger über
jugendliche Ausschweifungen erheben
kann, sei Folgendes gesagt: Ich habe als
Teenager auch randaliert. Und ich habe
dafür auch entsprechendes Karma
abgetragen, z.B. in Form von
Hundehaufen im Rahmen meiner
Sozialstunden im Tierheim. Auf die Idee
zu kommen, die ganze Stadt in die
elterliche Wohnung einzuladen, damit
diese dann das Haus abreißen können,
wäre ich aber nicht gekommen.
Außerdem muss ich gestehen, dass ich
solche Geschichten in den Zeitungen
nicht ohne immer ein gewisses
humorvolles Empfinden[56] durchlese.
Insbesondere das Bild des völlig
bescheuert dreinblickenden
Jugendlichen, der dem belustigten Leser
alles über das vorgefallene Geschehen
aussagt, was es aussagen muss, erheitert
mich immer wieder. Extrem bedauerlich
für die Eltern, die meistens auf dem
Schaden und dem Spott sitzen bleiben.
Zumindest kann man hoffen, dass der
Sprössling eine wichtige Lektion gelernt
hat. Sicherlich könnte Facebook dem
Ganzen einen Riegel vorschieben und
solche 360-Grad- Einladungen
verhindern. Die Verantwortung liegt aber
in erster Linie bei den
Erziehungsberechtigten und deren
Kindern. In der Politik würde man wohl
sagen, dass die Kommunikationskanäle
nicht offengehalten worden sind. Das
kann man Facebook nun wirklich nicht
vorwerfen. Kinder hören im Alter von
13-17 nicht mehr darauf, was die Eltern
so von sich geben. Jedes Verbot wird
hochstilisiert zu einem Parteidogma,
welches die Eltern als personifizierte
Diktatoren auferlegt haben. Da fühlt sich
jede Umgehung des Verbotes doch gleich
wie ein Akt des Auflehnens, der Revolte
an! Als ob Che Guevara im
Kinderzimmer Einzug gehalten hätte.
Die Sache sieht aber beim Mobbing
etwas anders aus. Andere Menschen zu
mobben gehört zum guten Ton und kann
in allen Formen geschehen. Mobbing ist
einfach scheiße. Es ist der große Bruder
der Läster-Schwester, der unverblümt
und konstant darauf bedacht ist, jegliche
Form von spärlich vorhandenem
Eigenbewusstsein komplett einzureißen
und ein verkümmertes, zerstörtes Nichts
zu hinterlassen. Es ist, als ob Goliath
permanent auf David einschlagen würde,
und die Masse jubelt ihm dabei
unentwegt zu. Unsere ach so
fortgeschrittene Gesellschaft, die sich
Materie, Technik, Wissenschaft,
Atheismus und Rationalität auf die
Kappe geschrieben hat und scheinbar
ALLES zu erklären vermag, schafft es
nicht, eine Lösung für so ein einfaches
Problem zu finden. Warum hat Apple
noch nicht einen iVernunft mit Anti-
Arschlochfunktion-App entwickelt?
Tatsächlich wurde dem Mobbing durch
Facebook eher noch ein größerer Raum
geboten, auf welchem es sich ohne
Weiteres ausbreiten kann. Ich erinnere
mich daran, als die ersten Nokia- und
Sony Ericsson- Handys mit passablen
Videokameras ausgestattet waren
(niedrige VGA- Auflösung). Da wurden
in der Schule gerne Filmchen verteilt,
wie die einen auf den anderen
einprügeln. Ein Riesenspaß. Es ist
nämlich echt lustig, wenn sich die
Stärkeren verbünden, um den einen
schwachen Außenseiter fertigzumachen,
ihn oder sie beleidigen, schlagen,
spucken oder sonst geißeln. Kinder und
Heranwachsende können eine ungeahnte
Grausamkeit an den Tag legen, die
ihresgleichen sucht. Ich habe 14-15-
Jährige vor Gericht erlebt, die ihrer
ebenfalls minderjährigen schwangeren
Ex-Freundin das Kind aus dem Bauch tot
getreten haben. Das hat mit Cyber-
Mobbing direkt nichts zu tun, aber ich
möchte nur darauf hinweisen, dass die
Skala nach unten grenzenlos ist. Hätten
diese Scheißer die Möglichkeiten dazu,
würden sie wohl gängigste
Foltermethoden samt Werkzeug des
Mittelalters anwenden[57]. Mobbing ist
geistige Folter, die sich letztlich
körperlich auswirken wird. Die
empfundenen Schmerzen sind real und
meistens gravierend. Das Thema ist und
bleibt hochaktuell und wollte man es in
seiner Gänze erfassen, wären wohl
mehrere Bänder dafür nötig. Ich möchte
mich nur auf den Aspekt beziehen, der
sich bei Facebook tagtäglich abspielt.
Ob jetzt fett, dünn, hässlich, schön,
homosexuell, links, rechts, Mutter, Vater,
körperlich behindert, unbeliebt, beliebt,
nuttig, prüde, religiös, unreligiös, groß,
klein, dumm, intelligent – es gibt nichts,
wegen dem man einem anderen
Menschen nicht den eigenen „Mangel“
vorwerfen könnte. All diese
beschreibenden Adjektive habe ich
gewählt, weil es objektiv von keiner
Bedeutung ist, ob jemand tatsächlich und
objektiv[58] „fett“ oder „hässlich“ ist.
Meistens haben Mobbing-Opfer zu
wenig Selbstbewusstsein, um sich auch
nur mit einem einzigen positiven Attribut
selbst zu umschreiben. Vielmehr strahlt
das Mobbingopfer seine eigene
Unsicherheit aus, was die Täter spüren
und es dann ausnutzen. Mobbing in der
Schule hat bereits schwerwiegende
Auswirkungen auf das Opfer, Angst
davor, morgens in die Schule zu gehen,
ist nur die geringste. Dass das Mobbing
nun auch eine Metaebene bei Facebook
erreicht hat, war zu erwarten, aber es ist
ärgerlich, dass diese Befürchtung
tatsächlich eingetreten ist. Da der
Mensch nun mal in jeder erdenklichen
Sparte zu Höchstleistungen neigt[59], hat
er sich auch hier nicht lumpen lassen.
Warum das Opfer nur in der Schule
piesacken, wenn es doch auch im
Internet weitergehen kann. Ob man das
Opfer jetzt an den Baum fesselt und es
missbraucht[60], das Ganze filmt und es
dann nachher online stellt, um sich
weiter darüber zu amüsieren, oder aber,
ob man es so lange mit einer heimlich
gemachten Aufnahme piesackt, bis es
den Suizid wählt[61], den kreativen
Einfällen sind keine Grenzen gesetzt. Es
sind Teenager, die begangenen Taten
reinste Folter und die daraus
entstehenden Folgen furchtbar und eine
Schande für unsere gesamte Spezies.
Wohlweislich wird sich jede
außerirdische Spezies davor hüten,
diesen Planeten auch nur aus der
Entfernung anzusehen – was gibt es zu
lernen von Wesen, deren eigene
Nachkommen zu solchen Schandtaten
fähig sind?
Beliebt ist es auch, sich untereinander
Pornofilmchen und Nacktbilder zu
schicken[62], wobei weibliche User
mehrheitlich die Bilder verschicken –
wenn man sich dann nicht mehr mag,
stellt man die Bilder der „Bitch“ einfach
online[63]. Über die Sexualmoral der
„heutigen Jugend“ werde ich mich nicht
auslassen und es ist mir im Grunde
genommen sogar total egal, wie früh die
Kiddies heute Sex haben, wie frühreif
sie schwanger werden, warum sie so
harte Pornos konsumieren, sich
gegenseitig „sexten“ und Nacktbilder
verschicken. Das ist ein thematisches
Minenfeld, das von einem
Meinungsspektrum („Die Kinder von
heute sind übermäßig verroht“) bis zum
anderen („Das ist alles natürlich,
früher hat man auch gesagt, dass
Frauenakte gefährlich seien“) reicht.
Im Grunde genommen ist es nicht
möglich, das empirisch richtig zu
erforschen, denn dafür müsste man über
eine große Gruppe an Teilnehmern
verfügen, die sich über einen langen
Zeitraum beobachten lassen. Ob wir in
einem Zeitalter der Sexualisierung
leben, weiß ich nicht, was ich aber
weiß, ist, dass Sex auch im 21.
Jahrhundert eine mächtige Thematik ist,
die hervorragend dazu dient, andere
Menschen an den Pranger zu stellen.
Überhaupt ist gerade das An- den-
Pranger- Stellen eine extrem beliebte
Art, um ungenügsamen Menschen eins
auszuwischen, zum Beispiel gegen einen
unbescholtenen Bürger, der angeblich
eine Vergewaltigung begangen hat[64].
Ein kleines, dummes Missverständnis,
und schon wird man von einem
Cybermob gejagt wegen angeblich
begangener Straftaten. Egal ob der oder
die Gebrandmarkte die Tat begangen hat,
einmal den Namen in Verruf gebracht,
werden sie das so schnell nicht mehr
los. Ich könnte noch ewig weiter Quellen
in Fußnoten einfügen, aber hier geht es
nicht um Quellennachweise oder um eine
minutiöse Aufzählung der Schandtaten.
Hier geht es um geistige Revolution und
Evolution und die Abkehr vom
derzeitigen Pfad. Es gibt im Facebook-
Mobbing keine Spielart, die es nicht
gibt: Alles wurde oder wird probiert.
Der Schiedsrichter vom Fußballspiel
pfeift gegen meine Mannschaft? Dann
richte ich doch einfach eine Hassseite
ein[65]! Meine Eltern behandeln mich
nicht so, wie ich es will? Ich bekomme
keine 650 Dollar pro Woche
Taschengeld und zusätzlich die
Privatuniversität bezahlt? Dann heule ich
mich bei Facebook aus und zeige die
beiden gleichzeitig noch an[66]! Es hört
nicht damit auf, dass das Opfer nur im
Kollektiv beleidigt wird, es werden
noch Telefonnummer, Wohnort und
weitere intime Details genannt, um
möglichst effektiv die totale Zerstörung
einzuleiten. Hacker suchen heutzutage
gezielt nach Nacktbildern – auf diversen
Plattformen kann man nach den
unterschiedlichsten Personen fragen, ob
jemand Fotos zur Frau Y besorgen kann.
Wir reden hier nicht von Prominenten,
sondern von der Frau, die in der Ihnen
bekannten Bäckerei nebenan arbeitet.
Die Hacker verstehen sich insoweit als
Samariter und erbeuten die Ware pro
bono. Wir haben die Inquisition und den
Scheiterhaufen hinter uns gelassen und
etwas viel Besseres gefunden: das
Internet. Daraus lernen wir zwei Dinge:
1. Wir sind ein genauso
amoralischer Haufen wie noch
vor Hunderten von Jahren, wir
verstehen es nur besser, zu
kaschieren und die eigenen
Wohltaten besser hervorzuheben,
was uns zu noch größeren
Heuchlern macht.

2. Wir haben den Scheiterhaufen


ausgetauscht, aber sonst alles
beibehalten: den Ankläger, der
laut die angebliche Schuld
herausposaunt, und die
blutgierige Meute, die nach dem
Leben des Opfers trachtet.

Ist eigentlich jemandem schon mal in den


Sinn gekommen, dass Menschen trotz
aller Vernunft eine unglaubliche Freude
daran empfinden, andere Menschen
ernsthaft leiden zu sehen? Die wohl
angeborene Tendenz zur
Schadenfreude[67] meine ich dabei
nicht, denn unter Schadenfreude verstehe
ich eher ein harmloses Laster, sich über
kleine Missgeschick oder das Unglück
eines anderen zu freuen. Ich schreibe
hier von der enormen Entzückung,
welche die o.g. Täter empfinden, wenn
sie ihre Opfer peinigen. Da es dafür
keine eindeutige Antwort gibt, muss ich
zu dem Schluss gelangen, dass das
Schlimmste, vor dem sich der Mensch
fürchten sollte, seine eigenen tiefen
Abgründe sind. Facebook selbst hat
diesbezüglich eine extrem interessante
Politik, nämlich eine, die in keiner
Weise nachvollziehbar ist. Es scheint
wohl so zu sein, dass bei sexuellen
Darstellungen relativ schnell ein Riegel
vorgeschoben wird, bei sonstigen
Anfeindungen aber eher wenig Interesse
besteht, etwas dagegen zu unternehmen.
Was kümmert es schon Facebook, was
der hasszerfressene Mob so treibt?
Sollen sie sich doch hassen! Die
Führung von Facebook selbst ist
wahrscheinlich erpicht darauf, die ganze
Plattform als soziales Experiment zu
betrachten und geheime Studien ohne
Wissen der Nutzer durchzuführen – oh
je, das ist ja schon passiert[68]. Alles in
allem würde ich mal frei behaupten,
dass Facebook wesentlich mehr Leute
unglücklich macht als glücklich[69].
Aber was hat das schon für eine
Aussagekraft, wenn ich dabei sein kann?
Dabei sein ist alles! Mit dem Strom, mit
den anderen Leuten zusammen, im
Kollektiv unglücklich! Fehlender
Datenschutz, Mobbing, Zeitfresser,
Narzissmus. Allesamt unerfreuliche,
aber erträgliche Nebenerscheinungen.
Schließlich gibt man ja auch nicht das
Rauchen wegen gelber Zähne,
verpesteter Lungen, allen möglichen
Formen von Krebs und Diabetes auf!

Zum Abschluss habe ich noch ein echtes


Highlight für Sie, mit dem ich Ihr Feuer
der Begeisterung entfachen werde, und
ich hoffe, Sie können sich für ein
freiwilliges Mitmachen erwärmen. Das
Ganze nennt sich „Firechallenge“ und ist
mit Stand heute (13.08.2014) der
absolute Megahit unter den Facebook-
Usern. Nach der Beer- und Water-
Challenge jetzt also das Spiel mit dem
Feuer. Dieses atemberaubende Erlebnis
funktioniert ganz simpel, denn Sie
brauchen nur drei Sachen zur
Vorbereitung: ein Feuerzeug, leicht
brennbaren Alkohol und genügend
Wasser. Man nehme den Spiritus und
schütte ihn über den eigenen
Oberkörper. Dann zünde man sich mit
dem Feuerzeug oder Streichholz selbst
an. Als lebende Fackel und ohne
jeglichen ideologischen Hintergrund
springe man nun etwas herum und
erfreue sich und die zuschauende Welt an
den Schmerzschreien. Dann kann man
sich mit der Dusche die erwünschte
Abkühlung holen. Sofern man alleine ist,
hole man doch einfach die eigene Mutter
dazu, damit sie dabei helfen kann, den
flambierten Menschen zuzubereiten[70].
Was für ein Spaß und eine echte
Mutprobe, um sich selbst und der ganzen
Welt zu beweisen, was für ein toller
Hecht man ist! Oder eher, was für ein
fein gegrilltes Brathähnchen. Ich hätte
für die Facebook -Mitglieder noch ein
paar weitere Vorschläge:

1. Die „Mähdrescher-Challenge“:
Der Proband werfe sich in den
laufenden Mähdrescher; wenn er
in einem Stück und nicht als
Heuballen rauskommt, ist er ein
Held.
2. Die „Gehirn Challenge“: Der
Proband schlägt sich einen
großen Nagel durch den Kopf.
Völlig ungefährlich, da man Luft
nicht treffen kann.
3. Die „Spring-von-der-Brücke-
Challenge“: Selbstredend, such
eine möglichst hohe Brücke und
spring. Je tiefer der Fall, desto
höher die Likes!
4. Die „Wachkoma-Challenge“: Wer
kann es am längsten aushalten?

Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte,


ich geh kotzen. Das Amüsante ist ja,
dass die Mehrheit der Challenge-
Teilnehmer selbst die Geduld bzw. die
Lust an der Aktion nach einiger Zeit
verliert. Es wird uncool, weil es
plötzlich auch Hinz & Kunz machen und
weil die offensichtlichen Nachteile
plötzlich jedem klar werden. Da war es
dann nicht mehr so lustig mit dem Eimer
über dem Kopf, sondern langweilig und
nervig. Und uncool, denn wenn plötzlich
ein bekannter und verhasster Mensch
sich auch an dieser Aktion beteiligt,
hängt man quasi mit ihm oder ihr
zusammen. Da fühlt man sich plötzlich
ganz schmutzig.
Angesichts dieser Dummheiten muss die
Frage erlaubt sein, warum jeder
plötzlich ein Prominenter sein will.
Warum sind „Klicks“ und „Likes“ ein so
wertvolles Gut? Was mich aber noch
viel mehr interessieren würde, warum
machen die Menschen so viele
fragwürdige Dinge, um Prominente zu
werden? Ich bin nicht versiert in der
Geschichte der Prominenz, aber ich
denke, dass Idioten auch historisch
betrachtet immer nur einen kleinen Raum
an Prominenz und Aufmerksamkeit
zugeteilt bekommen haben. Gedacht sei
hier an die zahlreichen Hofnarren der
Könige und Kaiser oder an MTV und die
„Jackass“- Crew. Aber auch die haben
sich nicht bei nacktem Leib einfach
selbst angezündet. Oder sich Hektoliter
Eiswasser über den Kopf gekippt,
sondern menschliche Exkremente. Ich
lasse mir auch nicht vorwerfen, dass ich
Pauschalurteile vornehme, denn ich
verdamme nicht das Produkt Facebook
und auch nicht seine User. Wir sollten
immer die Maxime des 21. Jahrhunderts
bedenken, die da lautet „leben und leben
lassen“. In diesem Sinne sollten wir
aber gewillt sein, uns die richtigen
Vorbilder zu suchen und nicht die
vergänglichen, falschen Propheten des
Alltags. Heute glänzt so vieles und nicht
das Mindeste davon ist tatsächlich Gold.
All die sogenannten Prominenten, die
uns das Fernsehen und die Zeitungen
verkaufen, sollten als das betrachtet
werden, was sie wirklich sind:
Hofnarren, engagiert zu unserer
Unterhaltung und Ablenkung. Wir
müssen es nicht bekämpfen oder mit
zynischen Kommentaren versehen, wenn
eine unkeusche Fußballergattin und
deren unkeuscher Ehemann ihren Zwist
in der Öffentlichkeit austragen, also der
Bildzeitung. Es reicht vollkommen aus,
wenn wir den Blick davon abwenden.
Wir sollten erkennen, was für ein
wertvolles Gut unsere Aufmerksamkeit
und unsere knapp bemessene Zeit ist.
Nicht umsonst hieß es zu Beginn einer
großen Rede: „...bitte schenkt mir eure
Aufmerksamkeit!“
Nach einem Vortrag bedanken wir uns
für die Aufmerksamkeit der Zuhörer,
denn wir wissen, dass sie Zeit und
Energie geopfert haben, die sie genauso
gut für etwas anderes hätten aufwenden
können. Wenden wir also unseren Blick
von Facebook und all diesen
Pausenclowns ab und schenken sie nur
denjenigen Dingen in unserem Leben,
die sie auch verdienen!
Kapitel 2 – Politiker

Kommen wir nun zu der Sorte Mensch,


die eigentlich überhaupt keine
Aufmerksamkeit verdient. Auf dieses
Kapitel freue ich mich, seitdem ich nicht
mehr an mich halten konnte und dieses
Buch endlich in meinen Laptop
gemeißelt habe. Es verdient eigentlich
ein eigenes Buch und ich will dem auch
nicht vorgreifen, aber im Rahmen
unserer Tour de Heuchelei (in welche
die eigentliche Tour de France selbst
sicher auch wunderbar reingepasst hätte)
soll ein kurzer Schwenk zu dem
deutschen Politiker als solchem folgen.
Ich könnte stundenlang darüber
nachdenken, darüber reden, darüber
schreiben und darüber wütend sein. Und
ich möchte, nein, ich verlange es, dass
Sie es nach dem Lesen auch sind! Unser
Fahrplan breitet sich über die letzten 10
Jahre aus, also von 2003-2013, und
mündet direkt wieder beim Anfang.
Daher möchte ich Sie direkt zu Beginn
fragen:
I. Was halten Sie von (unseren)
Politikern?
Fett, hässlich, faul und überbezahlt? Alle
korrupt? Keiner von ihnen wählbar?
Zuerst schießen einem nur einzelne
Schlagwörter in das Bewusstsein, aber
je länger man die Gedanken im Kopf
kreisen lässt, umso heftiger und
konkreter offenbart sich einem das
wahre Ausmaß der im Unterbewusstsein
angesammelten und wohlgenährten
Abneigung. Insbesondere aber ist es
eines dieser Themen im Leben des
deutschen Citoyen, die beim längeren
Nachdenken und tieferem
Auseinandersetzen zu einem immer
stärkerem Unwohlsein und Unbehagen
führen. Andere Beispiele für solche
Themen wären: Rundfunkgebühren, mit
welchen Sie mit einer
„Demokratieabgabe“[71] (ca. 220€ im
Jahr für Privathaushalte) den Intendanten
(selbst von Spartensendern wie 3Sat,
ZDF Neo usw.) die Gehälter (ab
200.000 € Jahresgehalt aufwärts[72])
und Markus Lanz und Günther Jauch die
Villen (mehrere Millionen im Jahr, die
Verträge dürfen ja aus Gründen des
Wettbewerbsvorteils nicht offengelegt
werden, und das bei ÖFFENTLICH-
RECHTLICHEN), finanzieren, die
UEFA Champions League kaufen (600
Millionen) u.v.m. Das ist nur ein
minimaler Auszug des Sündenregisters
der ca. 8 Milliarden schweren
Rundfunkanstalten. Sie wollen noch ein
Beispiel? Gut, wie wäre es mit Banken?
Genau in diesem Moment können Sie
sich sicher sein, dass ihr Bargeld nicht
das Papier wert ist, auf welchem es
gedruckt wird[73], die Zinseszinsen für
Ihr Girokonto/Kreditkarte Ihnen die
Haare vom Kopf fressen[74], Ihre Gold-
und Silberanlagen höchstwahrscheinlich
nicht im Tresor Ihrer Hausbank
lagern[75], Sie von der Mitarbeiterin am
Schalter schief angeguckt werden, wenn
Sie eine höhere Bargeldsumme abheben
möchten[76], die Banken genauso weiter
zocken wie bisher[77], jeder denkbare
Nationalstaat unbezahlbare Schulden bei
den Zentralbanken angehäuft hat[78],
koksende und Nutten konsumierende
Banker sich mit Ihrem Geld Zucker in
den Arsch blasen lassen[79] und es geht
ungehemmt weiter.
Politiker fallen demnach genau in die
gleiche Kategorie, den gleichen
Familienstamm der „Themen-die-der-
Deutsche-satthat“. Es ist eine
Abwärtsspirale des Unbehagens, denn es
lässt sich nichts Gutes daraus ziehen,
egal wie lange man drüber nachdenkt.
Sie könnten sich auf den Himalaya
zurückzuziehen und sich nur noch von
Wurzeltee ernähren, während Sie
Zwiegespräch mit Gott halten, und Ihnen
würde auch nach längerem Nachdenken
nichts Erbauliches einfallen. Jeder
Mensch mit einem mehr oder minder
stark ausgeprägten Bauchgefühl spürt
einfach, dass hier seit Jahrzehnten,
vielleicht sogar Jahrhunderten (in Bezug
auf Politiker/Banken), etwas ganz
gewaltig schiefläuft. Es fühlt sich
einfach falsch an und je mehr
verwertbares Faktenmaterial dazu
verfügbar wird, umso stärker wird
dieses Gefühl. Das möchte ich jetzt
nochmal belegen und es jedem deutlich
vor Augen führen. Anhand des
gewählten Zeitraumes von 2003-2013
werde ich aufzählen, durch welche
Verfehlungen Politiker allein in
Deutschland(behalten Sie das im
Hinterkopf) aufgefallen sind. Zehn Jahre,
mag man denken, sind doch ein sehr
kurzer Zeitraum. Sie werden positiv
überrascht sein. Positiv, weil es negativ
sein wird und die daraus entstehende
Wut zuträglich für unsere Revolution ist.
Vorher möchte ich aber sagen, was ich
von Politikern halte. Der Politiker ist für
mich das gefährlichste,
unberechenbarste, korrupteste,
unvollkommenste, hinterhältigste und
hypokritischste Wesen, das existiert.
Politiker sind so unbeliebt, dass sie
diese Unbeliebtheit nicht einmal im
Zeitalter des Internets zu einer
Gegenbewegung der Solidarisierung für
sich nutzen können. Etwas, was sogar
dem Dschungelcamp nach einigen
Staffeln und jeder denkbaren Form der
Kritik gelungen ist. Heute ist es ja so
chic, seinen Pariere zu schlürfen und
über die Kandidaten im Dschungelcamp
zu müllosophieren[80]. Politiker sind
mir in jeder Faser und Phase ihres Seins
und Wirkens suspekt. Warum tritt man
beispielsweise bereits als 14-,15- oder
16-Jähriger in eine Partei ein? Um
gestaltend mitzuwirken an den im
Programm der Partei vorgestellten
Zielen? Ich habe mich mal als 16-
Jähriger für eine politische Karriere
interessiert. Ich war bei einer
Versammlung des Ortsverbandes
dabei[81]. Ein ganzer Tag ging flöten.
Das Sprudelwasser kostete 5€ die 0,5l-
Flasche. Der absolute Star der
Veranstaltung war ein Abgeordneter des
Hessischen Landtages. Aus meiner Sicht
ein unbedeutender, überbezahlter, nicht
arbeitender Lump – aber weil er der
einzige politische Star war, wurde er
gefeiert wie Obama 2008. Was war aber
die Erkenntnis dieses vergeudeten
Tages?
Wer es in einer politischen Partei zu
etwas bringen will, muss bereit sein, tief
in die Darmkanäle der in der Hierarchie
höher stehenden Leute zu kriechen[82],
wie ein Kanalisationsarbeiter in die
unterirdischen Abwassersysteme einer
Großstadt. Und wie bei einer Stadt ist es
auch in der Partei: Je größer die
Stadt/Partei, desto umfangreicher das
(Darm-)Kanalsystem, in das Sie
kriechen müssen. Es gibt nämlich nur
wenige begehrte Jobs als Politiker, die
auch gut bezahlt werden. Und bei den
wichtigen Wahlen kommt man ja auch
nicht ohne Weiteres auf einen
aussichtsreichen Listenplatz.
Schon gar nicht, wenn man sich ohne
Partei aufstellt (als Rapper würde man
sagen, man braucht einen „Rücken“[83],
und nichts anderes ist es – Parteien sind
Straßengangs). Vergessen Sie also die
Mär vom Politiker mit der „klaren
Kante“, der auch mal „unbeliebte
Positionen“ bezieht.
Das System ist so, dass es nur diejenigen
nach oben lässt, die mehr oder minder
auffällig-unauffällig sind (wie Merkel),
die keine eigene Meinung haben,
sondern jeden Tag „Wes Brot ich ess,
des Lied ich sing“ trällern (wie Merkel)
und die bereit sind, sich einzuschleimen
und in Ärsche zu kriechen (ein
besonders breites Exemplar hat unsere
Kanzlerin ja auf dem Weg nach oben
abgekriegt). Und mit Ideologie kommen
Sie schon mal gar nicht weit. Denn dann
werden Sie als dummer, aber
brauchbarer Parteisoldat missbraucht.
Diese Rolle übernehmen oftmals die
Jugendorganisationen der einzelnen
Parteien, die oft durch Radikalität
auffallen, aber außer, dass sie den
begabtesten Arschkriecher von morgen
suchen, eigentlich nichts bewirken. Ich
schlage dafür ein neues Fernseherformat
vor: Partei sucht Arschkriecher – kurz
PsAk. Ich überlasse RTL das Format
freiwillig und trete hiermit alle in Frage
kommenden Urheberrechte daran ab.
Gern geschehen.

II. 2003 – 2013: Die Chronik der


vielen ungehaltenen Versprechen
Wir fangen streng historisch von ganz
hinten an und arbeiten uns in die Jetztzeit
hinein. Zuerst werde ich das Ereignis
mehr oder weniger kritiklos in den Raum
stellen, also den Politiker und den
Moment der Heuchelei, um dann die
Folgen dieser Falschpredigt aufzuzeigen.
Ich war selbst überrascht darüber, was
für „Perlen“ ich (wieder-)entdeckt habe.

14.3.2003 – Hartz 4, Arbeitslosigkeit


hoch 5
Unter dem Titel „Agenda 2010"
präsentierte Gerhard Schröder im
Bundestag ein Reformprogramm, das mit
einer umfassenden Reform des
Arbeitsmarktes und einem tiefgreifenden
Umbau der Sozialsysteme dazu beitragen
sollte, den Wirtschaftsstandort
Deutschland zu sichern[84].
Ein noch sehr bekanntes Beispiel. Es
handelt sich hierbei um die ehrgeizigen
Reformpläne unseres ehemaligen Zaren,
Gerhard Gazprom. Schröder stellte
dieses umfassende Reformpaket in einer
fast 90-minütigen Rede dem Bundestag
vor. Aus dieser Rede und anhand des
offiziellen stenografischen Berichts[85]
zitiere ich Genosse Schröder:

„Die Lage – das spürt jeder hier im


Haus, aber auch draußen – ist
international wie national äußerst
angespannt. Die Krise um den Irak
belastet weltweit die ohnehin labile
Konjunktur.

Deutschland hat darüber hinaus – das


gilt es ebenfalls zu sehen – mit einer
Wachstumsschwäche zu kämpfen, die
auch strukturelle Ursachen hat. Die
Lohnnebenkosten haben eine Höhe
erreicht, die für die Arbeitnehmer zu
einer kaum mehr tragbaren Belastung
geworden ist und die auf der
Arbeitgeberseite als Hindernis wirkt,
mehr Beschäftigung zu schaffen.
Investitionen und Ausgaben für den
Konsum sind drastisch
zurückgegangen, übrigens nicht zuletzt,
seit an den Börsen allein in
Deutschland während der vergangenen
drei Jahre rund 700 Milliarden Euro
buchstäblich vernichtet worden sind. In
dieser Situation muss die Politik
handeln, um Vertrauen wieder
herzustellen.“

Lassen Sie das erst mal auf sich wirken.


Kommt einem reichlich bekannt vor,
oder? In der frühen Fassung des Buches
schrieb ich noch: „Man ersetze den Irak
nur durch die Krim und den
Kapitalverbrennungsprozess der
Börsen durch den der Banken und
schon sind wir in der Gegenwart
angekommen.“ Mittlerweile wissen wir,
dass wir den Irak überhaupt nicht mehr
ersetzen müssen. Ach übrigens, dass
Lohnnebenkosten für Arbeitnehmer eine
„kaum mehr tragbare Belastung“
darstellen sollen, ist einfach nur eine
dreiste Lüge[86]. Aber wir wollen ja
erst mal unkritisch alles für sich
alleinstehend betrachten. Also geht es
weiter mit den Zitaten:
„Deutschland leistet hierzu – das
dürfen wir ruhig selbstbewusst, ja
sogar stolz sagen – einen
entscheidenden Beitrag, politisch wie
finanziell. Wir finanzieren die
Europäische Union zu einem Viertel.
Wir zahlen jedes Jahr rund 7
Milliarden Euro mehr in die
europäischen Kassen ein, als wir
zurückbekommen. Das macht uns mit
Abstand zum größten Nettozahler der
Gemeinschaft. Wir akzeptieren das
nicht nur, weil diesem Europa die
Überzeugung zugrunde liegt, dass
Kooperation besser ist als
Konfrontation – ich denke, darüber
sind wir uns in diesem Hohen Hause
einig –, sondern auch, weil unser
europäisches Sozialmodell, das auf
Teilhabe beruht statt auf ungezügelter
Herrschaft des Marktes, nur
gemeinsam gegen die Stürme der
Globalisierung wetterfest gemacht
werden kann.“

2003, also vor 11 Jahren, war man laut


Schröder stolz darauf, die Nation zu
sein, die den höchsten finanziellen
Beitrag zur Europäischen Schulden-
Union leistet. Das konnte Schröder auch
selbstbewusst so äußern, nachdem er
federführend mit dem damaligen
Finanzminister Hans Eichel und anderen
EU-Politikern den Beitritt Griechenlands
in die Eurowährungszone abgesegnet
hatte. Ich denke, wir können und sollten
uns heute glücklich schätzen, dass sich
dieser Beitrag im Laufe der Zeit noch um
zwei Mrd. Euro vergrößert hat[87]!
Beruht unser europäisches Sozialmodell
also vielleicht doch nicht eher auf
ungezügelter Herrschaft des Marktes und
ist das europäische Haus nur aus Holz
gebaut, denn der Sturm der
Globalisierung, der seit 2007 bläst,
droht uns hinfort zu fegen. Noch ein
letztes Zitat:

„Meine Damen und Herren, ich will


nicht hinnehmen, dass Lösungen an
Einzelinteressen scheitern, weil die
Kraft zur Gemeinsamkeit nicht
vorhanden ist.
Wir Deutsche können stolz sein auf die
Kraft unserer Wirtschaft, auf die
Leistungen unserer Menschen, auf die
Stärke unserer Nation wie auch auf die
sozialen Traditionen unseres Landes.
Wir haben alles, um eine gute Zukunft
für unsere Kinder zu schaffen. Wenn
alle mitmachen und alle
zusammenstehen, dann werden wir
dieses Ziel erreichen.“
Ich habe den ersten Satz bestimmt
hundert Mal durchgelesen, ihn hin-und
hergewendet, damit jongliert, ihn
auseinander gebaut und neu
zusammengesetzt – ich bin der festen
Überzeugung, dass er absolut
sinnentleert ist und einfach nur so
zusammengefügt wurde, weil er so viele
schön klingende Schlagworte enthält:
Lösungen, Einzelinteressen, scheitern,
Kraft zur Gemeinsamkeit.
Politsprech, auch „Herrschaftssprache“
genannt (nach Georg Schramm), hat nur
den einen entscheidenden Zweck,
nämlich den Zuhörer durch die
Aneinanderreihung von verschwurbelten
Sätzen zu überfordern oder aber ihn
durch die Anhäufung von schön
klingenden Starkwörtern[88]
zuversichtlich zu halten. Beispiele
gefällig?

"Für Kreditzusagen an eine nicht


konsolidierte Zweckgesellschaft
müssen grundsätzlich die gleichen
Eigenkapitalvorschriften gelten wie für
Aktiva vergleichbaren Risikos in der
Bilanz."[89]
"Die Werteorientierung unserer
Außenpolitik wird deutlich im Kampf
gegen Hunger und Armut."[90]

Beide Sätze haben eines gemeinsam:


dass sie nichts aussagen und nicht einmal
das Papier wert sind, auf welchem sie
gedruckt wurden. Im zweiten Satz von
Kanzlerin Merkel hätte sie auch sagen
können: „Die Sauberkeit meiner
Wäsche wird deutlich in der Benutzung
von Waschmitteln und
Bleichsubstanzen.“ Aussagegehalt
gleich null. Die 90-minütige Rede des
Altbundeskanzlers Schröder im
Bundestag zur Agenda 2010 bildete da
keine Ausnahme. Sie war voll mit
Allgemeinplätzen, Binsenweisheiten und
Floskeln. 11 Jahre später möchten wir
uns retrospektiv anschauen, was aus den
hochtrabenden Versprechungen der
Politik geworden ist. Ein aus meiner
Sicht genügend großer Zeitraum, um eine
Bewertung vorzunehmen. Wir fangen als
Erstes mit den wichtigen Zielen der
Abschaffung der Arbeitslosigkeit und
der Stärkung der Sozialempfänger an.
Prunkstück dieser Agenda war die
Abschaffung durch Zusammenlegung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einem
einheitlichen, monströsen Konstrukt –
Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich
Hartz 4 genannt.
Dass Hartz 4 nicht gerade den besten
Ruf genießt, und wir wollen es weiter so
nennen, da ALG II astreines
euphemistisches Beamtendeutsch ist,
erschließt sich nicht nur daraus, dass
jeder, der es beantragt und bezieht, in
die Schublade des Sozialschmarotzers
einsortiert wird, sondern auch, dass es
für den „Leistungsempfänger“ selbst
eine einzige Entblößung darstellt. Dazu
will ich mich später genauer äußern,
denn man höre und staune, als
ausgebildeter Akademiker kam auch mir
die Ehre zuteil, Hartz 4 zu beantragen.
Wie sieht denn nun die erste Bilanz für
Hartz 4 aus? Das Statistische Bundesamt
Wiesbaden kam zu dem folgenden
Ergebnis[91]:

Zum Jahresende 2013 erhielten in


Deutschland rund 7,38 Millionen
Menschen und damit 9,1 % der
Bevölkerung soziale
Mindestsicherungsleistungen.
Am häufigsten waren die
Menschen in Berlin (19,4 %) und
Bremen (17,1 %) auf Leistungen
der sozialen Mindestsicherung
angewiesen.

Alles verstanden soweit? Mittlerweile


braucht jeder 11. Deutsche soziale
Stütze!
Die Reform sollte eigentlich dazu
beitragen, hilfsbedürftigen Menschen
den Lebensalltag[92] zu erleichtern,
Menschen mit Startschwierigkeiten in
der angepeilten Karriere einen Anfang
zu ermöglichen und insgesamt die Armut
zu bekämpfen. Stattdessen ist das genaue
Gegenteil eingetreten. Es ist noch
weniger Geld da und wir haben noch
mehr arme Menschen in
Deutschland[93]. Von der
Würdelosigkeit dieses Schauspiels, das
sich einem bei Antragstellung für Hartz
4 darbietet, gar nicht erst zu sprechen.
Setzen wir uns mit den anderen
Bereichen auseinander, welche die
Agenda 2010 verbessern sollte.
Insbesondere sollte der gesamte
Arbeitsmarkt profitieren, indem u.a. die
Lohnnebenkosten gesenkt und der
Kündigungsschutz gelockert wurden. Die
Stellung des Arbeitnehmers sollte
gestärkt werden. Wie man sich denken
kann, ist es ein ehrgeiziges Ziel, eine
Bratwurst von zwei Seiten gleichzeitig
zu essen. Es gilt immer noch: Wer zwei
Hasen jagt, fängt keinen. Was haben also
die Schröder´schen Bemühungen für
verfaulte Früchte getragen[94]?

Die Senkung der


Arbeitslosenzahlen wurde
primär dadurch erreicht, dass
der Leiharbeitssektor einen
enormen Zulauf bekommen hat,
was angesichts der geringen
Kosten dieses Modells für den
Arbeitgeber selbstverständlich
erscheint.

Gleichzeitig verlängerte sich


die Zeitspanne für Menschen,
die in solchen prekären
Arbeitsverhältnissen
feststecken.
Minijobs werden mittlerweile
von jedem fünften Arbeitnehmer
in Deutschland durchgeführt; für
5 Millionen Arbeitnehmer ist es
sogar der einzige Erwerb[95].

Der Arbeitsmarkt sollte „entfesselt“


werden, das war das Wort dieser
Reform, denn dann würden sich alle
Probleme schon von selbst lösen. Und
wie er entfesselt wurde, so wenige
Arbeitslose konnte Deutschland schon
lange nicht mehr vorweisen. Ein wahres
Jobwunder, über das wir uns alle freuen
sollten. Stattdessen haben nun eine
Vielzahl von Menschen Jobs, mit denen
man nicht würdevoll leben kann, die
nicht sicher sind und zudem nicht einmal
das Einkommen im Alter absichern, da
ja das Korsett der Lohnnebenkosten
gelockert werden musste. Das
Armutsrisiko steigt jährlich an,
besonders für Menschen ab 50 Jahren,
aber dafür hebt man eben mal schnell
die Renteneintrittsgrenze einfach
hoch[96]. Den Rest sollen sich die Leute
einfach mit der Riesterrente
ansparen[97] – dass die Inflation alles
wegfrisst, ist da noch das geringste
Übel. Das ist kein Jobwunder, sondern
ein Armutsalbtraum für die Mehrheit der
Bevölkerung. Und wenn Sie aufwachen,
ist es zu spät, denn dann sind Sie schon
mitten drin. Viel Erfolg wünsche ich,
gerade wenn Sie Dispo, Darlehen und
Kreditkartenschulden en gros angehäuft
haben.
Kommen wir zum letzten Punkt, denn
allzu lange will ich mich mit dieser
dummen Reform nicht mehr aufhalten.
Was ist das Wichtigste für das Land?
Wachstum! Das wird Ihnen jeder
Politiker, Handelskammervertreter und
DAX- Vorstand mantraförmig
runterleiern. Ohne endloses Wachstum
ist die Endschlacht Armageddon, die uns
jederzeit durch den gierigen
Chinesen[98] droht, unaufhaltbar. Denn
ansonsten kommt der Chinese und der
kauft Ihnen mit seinen unendlichen
China- Billiarden alles weg[99]. Jetzt
lernt man ja bereits in der Schule im
Politik- und Wirtschaftsunterricht, dass
Wachstum durch erhöhte Innovationen
aufgrund gesteigertem Angebot durch
Nachfrage entsteht. Innovation entsteht
angeblich nur, wenn Wettbewerb
herrscht, weil sich Unternehmen dann
genötigt sehen, neue Produkte auf den
Markt zu werfen, um den Konkurrenten
auszustechen. Dafür muss aber erst
einmal Geld in den Markt fließen, also
die entsprechende Nachfrage für das
Angebot bestehen. Ich stelle mir die
Frage, wie förderlich es wohl für das
Wachstum gewesen sein kann, wenn
immer mehr Menschen an die
Armutsgrenze und darüber hinaus geführt
werden?
Der Chief Economist der
European Climate Foundation,
Thomas Fricke, erklärte 2007,
dass aus Angst davor, in Hartz 4
abzurutschen, die
Konsumfreudigkeit bei den
Menschen deutlich abgeschwächt
wurde[100].

Schon komisch, oder? Da erfüllt man


einmal alle Forderungen der
Unternehmen und degradiert Menschen
zu reinen Ameisen, die jederzeit kündbar
und damit austauschbar sind, und diese
undankbaren Ameisen zahlen das einem
mit weniger Konsum aus Angst vor der
eigenen Zukunft zurück!
Hartz 4 war ein schön verpackter
Einlauf für jeden Arbeitnehmer, jeden
Arbeitslosen(-suchenden) und jeden
Sozialhilfeempfänger. Ein Programm,
das der Chef der Bundesagentur für
Arbeit gegenwärtig als „das beste
Programm, das wir je hatten!“[101]
bezeichnet. Genutzt hat es in erster Linie
den Eliten, die sowieso nicht mehr
wissen, wie viele Jachten sie noch mit
ihrem Geld kaufen sollen. Haben Sie
sich schon mal gefragt, warum von dem
hoch gelobten und viel beschworenen
Wachstum am Ende gefühlt nichts in
Ihrer Brieftasche ankommt? Das Gefühl
trügt nicht, es landet davon tatsächlich
nichts in Ihrer Brieftasche. Stattdessen
sehen sich die Arbeitnehmer zunehmend
unsicheren Verhältnissen ausgesetzt,
weil ihre Verträge zunehmend zu ihrem
Nachteil ausgelegt werden[102].
Gerhard Schröder hat, ohne rot im
Gesicht zu werden, und wohlwissend,
dass seine Reform nur denjenigen nutzt,
die ohnehin bereits vermögend sind,
versprochen, das soziale Leid zu
mindern und dem Arbeitnehmer mehr
Geld übrig zu lassen. Das genaue
Gegenteil ist eingetreten. Dem
Altbundeskanzler kann es egal sein,
schließlich hat er kurz nach der
Bundestagswahl 2005, nachdem er den
Regierungssitz wie ein Elefant im
Porzellanladen verlassen und dabei noch
alle Bürger und Wähler verhöhnt hat,
relativ kurzfristig wieder ein neues
Zuhause gefunden. Für ein mickriges
Gehalt von nur 250.000 EUR im Jahr
berät er die GAZPROM mit den
hoffentlich gleich gut gemeinten
Ratschlägen wie einst das deutsche
Volk[103] und verhilft dem russischen
Ölkonzern dabei zu Glanz und Gloria
und wendet jeglichen Schaden von ihm
ab. Da er aber, wie alle Politiker, die
nach ihrer „Karriere“ in unbedeutenden,
aber gut bezahlten Beraterjobs landen,
sanft fällt, dabei aber nichts zu melden
hat, sondern „einfach nur da ist“, ist
diese Hoffnung gleich zu begraben. Zur
Vetternwirtschaft in Politik und
Wirtschaft werde ich mich am Ende des
Buches noch ausführlich äußern. Was
von der Agenda 2010 übrig bleibt:
Gerhard Schröder hat mit seinen
Reformen die Chance, in die Altersarmut
abzurutschen, dramatisch beschleunigt,
danke, Gerd!
Januar 2004 – Krank? Macht dann
einmal 10€ bitte!
Bei der Praxisgebühr handelte es sich
um eine Zuzahlung in Höhe von 10,-
Euro, die quartalsweise bei jedem
Arztbesuch fällig wurde und von den bei
den gesetzlichen Krankenkassen
Versicherten bezahlt wurde. Die auch als
„Kassengebühr“ bekannte Zuzahlung
sollte den gesetzlichen Krankenkassen
zukommen und wurde vom bayrischen
Landesvater und Teilzeit- Separatisten
Horst „Seppel“ Seehofer erdacht.
Sinn und Zweck der Praxisgebühr war
es, die Eigenverantwortung der
Versicherten zu stärken, damit sie nicht
bei Bagatellen wie Beulen und kleinen
Schrammen zum Onkel Doktor rennen.
Weiterhin sollten nicht die teuren
Fachärzte ohne Weiteres von den
kranken Patienten aufgesucht werden,
zumindest nicht ohne vorige
Überweisung durch den Hausarzt.
Schließlich erhoffte sich der Bund noch
die ein oder andere Mehreinnahme für
die gesetzlichen Krankenkassen.
Verzeihung, nicht als Mehreinnahmen,
sondern als „finanzielle Entlastung“
wurde es proklamiert. Macht
visuell/akustisch-gedanklich schon einen
gewaltigen Unterschied, ob man als
Krankenkasse und Politbonze
Mehreinnahmen erzielt oder aber aus
allen Löchern pfeift und eine finanzielle
Entlastung erwartet.
Blöderweise trat dann etwas ein, was
sich niemand aus der damaligen
Regierung vorstellen konnte: Die Leute
hörten einfach nicht auf, weiter zum Arzt
zu gehen! Da erdreistet man sich also
einfach so, die eigene Krankheit weiter
beim Arzt behandeln zu lassen, egal ob
10 Euro fällig werden oder nicht.
Getroffen hat es natürlich nur diejenigen,
denen auch 10 Euro mal eben nicht
locker aus der Handtasche fallen[104].
Über die Ärzte lässt sich hier auch nicht
ohne Weiteres schimpfen, denn die
bekamen die 10 Euro mit dem Honorar
verrechnet, de facto floss das Geld also
nur den gesetzlichen Krankenkassen zu.
Für die Ärzte war der Einzug der
Kassengebühr aber ein bürokratischer
Mehraufwand ohne Gegenwert. Dafür
konnten sich die gesetzlichen
Krankenkassen aber ein ordentliches
finanzielles Polster aufstocken – einige
wenige Krankenkassen zahlten den
Überschuss sogar an die Mitglieder
wieder aus. Die Praxisgebühr war ein
Projekt, das von Anfang an zum
Scheitern verurteilt war, denn es ging
wieder nur um das alte Lied: Wie kriege
ich für die gleiche Portion Kuchen noch
mehr Geld? Ein Lied, das mittlerweile
in allen Bereichen unseres Lebens
gespielt wird[105]. An der eigentlichen
Leistung der gesetzlichen Krankenkassen
hat sich nichts geändert, ob jetzt 10 EUR
bei jedem Arztbesuch entrichtet wurden
oder nicht, die Krankenkasse hat immer
noch nur das Amalgam für die
Zahnfüllung bezahlt. Klar ist, die
Krankenkassen benötigen ein gewisses
finanzielles Polster – in Zeiten von
finanziellen Krisen oder generell
konjunkturschwachen Jahren müssen die
Gesundheitsleistungen für die
Versicherten weiter aufrechterhalten
werden können. Die Kassengebühr war
in der Hinsicht ein durchaus taugliches
Mittel, denn sie brachte den Kassen seit
ihrer Einführung im Durchschnitt 1,6 – 2
Mrd. Euro jedes Jahr zusätzlich ein. Ein
netter Nebenverdienst, und das völlig
ohne Gegenleistung! Ich brauche das
Thema nicht weiter auszubreiten, denn
jeder kann sehen, dass es genauso wie
das Dosenpfand eine Schnapsidee war
und als etwas proklamiert wurde, was es
nie war.

17. März 2005 – Und wo bleibe ICH


dabei?? Politikerin am
Existenzminimum
Was fällt Ihnen zu Heide Simonis ein?
Sicherlich der Auftritt bei dem RTL-
Format Tanzen für Behinderte, kurz
„Let’s Dance“. Wie ein aufgeschreckter
Puter, den man in einen lilaseidenen
Kartoffelsack gesteckt hat, schaute sie
mich auf der Titelseite der Bildzeitung
an. Bis heute ist dieses Bild in meinen
Gehirnzellen eingebrannt. Aber
eigentlich war da was anderes, was viel
Wichtigeres als dieser unrühmliche, sich
selbst degradierende Auftritt beim
Dummmacherfernsehen der Nation, RTL.
Heide Simonis` Rücktritt nach dem
Wahldebakel in Schleswig-Holstein im
März 2005. Auch hier muss ich wieder
graben, um die Geschichte tief aus
meinem Unterbewusstsein
hervorzuholen, denn sie steht
sinnbildlich für das Eigenverständnis
eines Politikers und seinen stark
ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb.
Politiker, die schon einige Jahre im
Betrieb sind, entwickeln ein stark
überhöhtes Selbstverständnis und
fordern einen Kündigungsschutz für
ihren Status quo. So erging es den
Wählern auch mit Heide Simonis. Als
Tochter einer Kaufmanns- und
Handwerkerfamilie studierte sie
Volkswirtschaftslehre und machte
Karriere in der SPD, was schließlich in
die Stelle als Ministerin von Schleswig-
Holstein 1993 mündete[106]. In ihrer
Zeit als Ministerpräsidentin kam es zu
einem öffentlich bekannten Skandal, der
im Zusammenhang mit dem
Finanzministerium stand[107]. Bis jetzt
eine typische Politikerkarriere.
Interessant wurde es bei der
Landtagswahl 2005, als SPD und Grüne
ihre Mehrheit verloren und sich eine
neue Koalition bilden musste. Es
deuteten sich erste Annäherungsversuche
zwischen CDU und SPD an, doch dem
wollte Heide Simonis zuvorkommen.
Da es im Interesse eines Landes ist, dass
die Regierung eine stabile Mehrheit
stellt, wäre die große Koalition wohl
die „vernünftigste“ Variante gewesen.
Heide Simonis ließ dann aber im ARD
bei Moderator Beckmann auf eine
entsprechende Frage die folgende
Bombe platzen: „Und wo bleibe ich
dabei?“ Die Antwort war ja berechtigt,
denn die CDU hatte mehr Stimmen als
die SPD und würde dementsprechend
den Ministerpräsidenten stellen.
Gleichzeitig zeugte sie von
unglaublicher Heuchelei und einem
abgehobenen Selbstverständnis. Es
zeugte von einer Politikerin, der das
eigene Landeswohl total egal war, denn
es ging hier nur um sie. Genau wie
Andrea Ypsilanti hatte sie in den
Existenzmodus geschaltet und dabei
vergessen, wer ihr die politische Macht
gegeben hatte und ihr diese auch wieder
wegnehmen konnte: die Bevölkerung,
die sie jetzt abwählte. Aber das wollte
sie nicht einsehen, denn sie war ja
bereits schon so lange an der Macht und
eigentlich gehörte der Sitz ganz oben in
der Regierung ja ihr. Also ließ sie es
darauf ankommen und wollte eine
Koalition mit Rot-Grün anführen, als
Minderheitenregierung, die dann von der
dänischen Minderheitenpartei SSW
toleriert werden würde. Es kam, wie es
bei solchen abgekarteten Spielen
kommen musste. Als der Stichtag zur
Wahl der Ministerpräsidentin kam,
scheiterte sie im ersten Wahlgang.
Offensichtlich hatten sich Abweichler in
den eigenen Reihen gebildet. Tatsächlich
war es ein Einziger, der die Wiederwahl
verhinderte. So auch im zweiten
Wahlgang und im dritten. Spätestens jetzt
hätte Heide Simonis die Konsequenzen
aus diesem Possenspiel ziehen und einen
weiteren Wahlgang verweigern müssen.
Aber stattdessen ging sie auch in den
vierten Wahlgang und wieder
verweigerte der „Heidemörder“ ihre
Wiederwahl. Jetzt war es endgültig um
sie geschehen, einem weiteren Wahlgang
konnte sie nun wirklich nicht mehr
zustimmen, denn dann hätte die gesamte
Partei enormen Schaden erlitten. Sie zog
sich zurück und machte der großen
Koalition Platz, was natürlich auch kein
Segen für die Bevölkerung war, aber das
nur mal so am Rande. Gleichzeitig muss
sie hier als Musterbeispiel herhalten für
den Typus Politiker, der bereits viel zu
lange im Amt verweilt und mit der
Position verwächst. Betriebsblindheit,
Scheuklappen, Ignoranz, Abhängigkeit
und vieles mehr ließe sich beschreibend
für dieses Krankheitsbild aufführen und
keines davon ist positiv. Heide Simonis
ist kein Einzelfall und keine Ausnahme,
sondern die Regel. Das erleben wir bei
jedem Politikerrücktritt neu, wo man
versucht so lange auf seinem Stuhl zu
bleiben, bis das „Stahlgewitter“ vorbei
ist. Irgendwann, so denkt man sich, wird
das dumme Wahlvolk das Debakel schon
vergessen und dann könnte man ruhig
weiter schalten und walten.
Blöd nur, wenn dieses „Irgendwann“ nie
kommt. Ich bin ganz klar dagegen, dass
Politikern mehr als eine
Legislaturperiode zustehen sollte, und
sehe mich in einer Linie mit Mark
Twain, der da sagte: „Politiker und
Windeln sollten oft gewechselt werden,
und zwar aus den selben Gründen“.
Übrigens, aus der ehemaligen
Landesmutter ist dann noch eine
Ehrenbürgerin geworden[108]. Dass sie
damals abgesägt worden ist, sieht sie
aber bis heute nicht ein[109]. So sind
sie, unsere Pappenheimer. Zuerst beim
Wahlkampf lügen, dass sich die Balken
biegen, dann bei einem Skandal den
anderen die Schuld zuweisen und an der
eigenen Macht und Position kleben
bleiben und dann mit Gewalt zum
Rücktritt gezwungen werden, aber nichts
einsehen wollen. Bei all den
Vergünstigungen und dem tollen
Dienstwagen kann man schon mal den
Eid vergessen, den man auf Volk und
Land geleistet hat. Schuld sind immer
die anderen!

2006 – Flughafen ohne Flug und


Hafen, aber dafür sexy!
Anders als der zentrale Flughafen
Frankfurt am Main, der neben Heathrow
in London zu den wichtigsten Flughäfen
Europas zählt[110], hatte Berlin
aufgrund seiner Aufteilung bis zur
Wiedervereinigung keinen zentralen
Flughafen. Während Frankfurt also auf
Rang 3 steht, kommt der erste Berliner
Flughafen Tegel erst an 24. Stelle, noch
hinter Düsseldorf. Eine Schmach, die
man sich in der Landeshauptstadt einfach
nicht mehr eingestehen wollte, also
entsteht 1991 die Idee eines zentralen
Flughafens in Berlin. 1996 wird
entschieden, dass der Flughafen
Schönefeld einfach ausgebaut und ab
Fertigstellung „Willy-Brandt-Flughafen“
genannt werden soll. Dann überlegte
man in den politischen Gremien eifrig
und fleißig, wer von den privaten
Bauunternehmen nun mit diesem
Mammutprojekt beauftragt werden soll.
Im Mai 2003 entscheiden die politischen
Spitzen Berlins deshalb: keiner! Wir
machen es selbst. Was passiert, wenn
sich der Staat in die Privatwirtschaft
einmischt, konnte man ja auch sehr gut
beim Projekt Nürburgring von Kurt Beck
sehen[111], der sich wegen der enormen
Pleite vor Gericht verantworten musste.
Im August 2004 entscheidet die
Landesregierung, dass eine
Baugenehmigung unter Auflagen erteilt
wird. Die Baukosten sollten 1,7 Mrd.
Euro betragen. Die Summe behalten wir
im Hinterkopf, zwecks Erleichterung
wurde sie also fettgedruckt und
unterstrichen. Wie es bei
Baugenehmigungen in Deutschland nun
mal so ist, hat immer einer was dagegen,
im Zweifel der Nachbar. Da für den
Flughafen natürlich ein Bebauungsplan
aufgestellt werden musste, konnte sich
die Öffentlichkeit in Form von Anfragen
und Beschwerden beteiligen. Und das tat
diese auch recht fleißig, über 4000
Klagen gingen bei dem zuständigen
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
ein[112], und bürgernah und
demokratietreu, wie man bei den
Leipziger Gerichten ist, wurden auch
alle abgeschmettert! Diese Prozesse
nahmen etwa zwei Jahre in Anspruch
und die letzte verwaltungsgerichtliche
Instanz ordnete lediglich an, dass man
sich über bessere
Lärmschutzmaßnahmen Gedanken
machen sollte. Endlich konnten die
Anzugmänner aus Berlin sich zum
obligatorischen Spatenstich aufstellen
und knipsen lassen! Der Spatenstich ist
eine symbolische Handlung und fällt bei
Neubauprojekten zusammen mit der
Grundsteinlegung. Die Grundsteinlegung
ist die zeremonielle Weihe des Bodens,
auf dem etwas entstehen soll, und der
erste Spatenstich steht für den Beginn
des Baus und dessen „Segnung“. So.
Was, glauben Sie, kommt also raus,
wenn der erste Spatenstich durch die
damaligen Flughafen-Geschäftsführer
Rainer Schwarz, Bahn-Chef Hartmut
Mehdorn, Berlins Regierenden
Bürgermeister Klaus Wowereit und
Brandenburgs Ministerpräsidenten
Matthias Platzeck durchgeführt wird?
Anders gefragt: Würden Sie wollen,
dass ein so heiliger Akt, der eindeutig
über das Glück des weiteren
Bauprozesses entscheidet, durch die
genannten Personen durchgeführt wird?
Eben, ich auch nicht. Was hat man sich
dabei nur gedacht? Klar, dass es
schiefgehen musste! Seit diesem ersten
Spatenstich verlief sich das gesamte
Projekt im Sande. 2008 stellte man fest,
dass der Flughafen nun 2,2 Mrd. Euro
kosten sollte und erst später als gedacht
eröffnet werden kann. Dann, im Herbst
2011, als der Flughafen endlich feierlich
eröffnet werden sollte, kam es zur ersten
Verschiebung, da u.a. eine Planungsfirma
in Insolvenz gehen musste.
Zwischenzeitlich klagten erste
Anwohner erneut gegen die geplante
Eröffnung, da sie um die Nachtruhe
fürchteten. Dazu kann ich nur sagen, als
jemand, der neben einer Einflugschneise
groß geworden ist, wenn man das nicht
kennt und daran gewöhnt ist, kann es
unglaublich nervig sein, und schon so
mancher arg- und wehrlose Gast des
Hauses Kreiner wähnte sich in einem
Erdbeben, als sich mal wieder eine
marokkanische Air-Royal A320 den
Bauch am Mehrfamilienhaus kraulen
ließ. Während also hin- und
fortdiskutiert wurde, wie der Lärmschutz
für die Bewohner gesichert werden
kann, kündigte Wowereit eine neue
Überraschung an: Die Eröffnung wird
erneut verschoben! Leider gab es
Probleme mit Brandschutzanlagen, da
half nichts, da musste man nochmal ran.
Nochmal richtig ranklotzen. Neuer
Termin: 17. März 2013. Leider war auch
dieser Termin etwas verfrüht festgesetzt,
denn er wurde auf den 27. Oktober 2013
verschoben. Gleichzeitig stiegen die
Kosten auf 4,3 Mrd. Euro. Zu diesem
Zeitpunkt war Wowereit noch
„optimistisch“, auch wenn externe
Gutachten unzählige Baumängel
aufdeckten. Im Januar 2013 musste man
die Party erneut verschieben, aufgrund
zahlreicher unwichtiger Mängel wie
weiterhin defekter Brandschutzanlagen
u.Ä. Platzeck und Wowereit spielten
zwischenzeitlich lustiges Stühlerücken
und wechselten die Positionen im
Aufsichtsrat der für den Flughafenbau
zuständigen Gesellschaft. Im März 2013
tauchte dann der Erlöser auf, Hartmut
Mehdorn, ja, genau der, der mit der
Spionage seiner Mitarbeiter bei der
Deutschen Bahn bekannt geworden war.
Es ist nicht überliefert, ob er sich als
Erstes an die Sanierung der nicht
funktionalen Überwachungskameras
machte. Im Aufsichtsrat wird weiter
Reise nach Jerusalem gespielt und jeder
darf mal kommen und gehen, wie es ihm
passt – manch einer wird aus dem Spiel
geworfen, weil Korruptionsvorwürfe
laut werden. Mehdorn spielt stattdessen
lieber Monopoly und lässt sich vom
Aufsichtsrat noch etwas Geld geben, die
Baukosten steigen im Juni 2014 auf
mittlerweile 5,4 Mrd. Euro an. Im Juni
2014 stellt man dann auch fest, dass der
eigentliche Bauingenieur für das Projekt,
Alfredo di Mauro, vom Mauern keine
Ahnung hat, denn er ist „nur“ ein
technischer Zeichner und kein
Bauingenieur – die Entrauchungsanlage
des Flughafens ist eine reine
Fehlkonstruktion. Im August 2014
entscheidet man sich, einen neuen
Bauplaner zu engagieren, und schreibt
dafür öffentlich und europaweit aus. Es
meldet sich aber niemand. Der Flughafen
Berlin, unbebaut, aber sexy. Berlins
federführender Bürgermeister Wowereit:
abgehauen, gar nicht sexy. Dumm ist er
ja nicht, der Wowereit. Die Feste soll
man feiern, wie sie kommen, und als er
gemerkt hat, dass die Party langsam
ausklingt, die Gäste müde nach Hause
gingen und die aufgehende Sonne die
Hausherren ankündigte, weil diese in
Form der erwachenden Bürger einen
kritischen Blick auf den Saustall werfen
wollten, machte er sich vom
(Flughafen)Acker[113]. Was von
Wowereit bleibt, sind viele dumme
Sprüche, mit denen er sich in das
Gedächtnis der Leute eingeprägt hat,
aber nichts Zählbares.
Berlins Haushaltslage ist seit vielen
Jahren katastrophal[114], die Stadt lebt
von den Zahlungen aus dem
Länderfinanzausgleich[115]. Wenn
Berlin nicht wäre, würde das System
sogar erträglich für die Geberländer
sein. Wowereit kann das egal sein.
Meiner Einschätzung nach hat er
gesehen, dass es in Berlin extrem
ungemütlich wird, und macht sich
deswegen vorsorglich aus dem Staub –
wahrscheinlich landet er auf einer Finca
auf den Balearen mit eigener
Cocktailbar und Flugplatz. Der
Flughafen Berlin hat die Stadt Berlin und
damit primär den Steuerzahlern aus den
Geberländern[116] schon weit über 5,5
Mrd. Euro gekostet und ein Ende ist
nicht abzusehen, zumal die Zinsen für
diverse aufgenommene Darlehen
wahrscheinlich nicht enthalten sind. Um
genau zu sein, dass Land Brandenburg
hält die konkreten Kosten für den
Flughafen BER unter Verschluss[117],
wie tief das Milliardengrab tatsächlich
ist, will man dem zahlenden Bürger dann
doch nicht zumuten. Ich sage Ihnen jetzt
schon, es wird eine astronomisch hohe
Zahl sein, wenn bereits eine einzige
Fahnenstange für 500.000 Euro
erworben wurde[118]. Früher rief man
in Berlin „Stalingrad Massengrab!“,
heute heißt es „Flughafen Berlin,
Milliardengrab und Ersatztermin“. Der
Flughafen Berlin ist laut neusten
Schätzungen zu ca. nur 15%
bebaut[119]. Bald wird Licht auf das
gesamte Projekt fallen und es wird
offenbart werden, wer da geschlampt hat
und wie viele der Beteiligten sich selbst
bereichert haben. Es wird kein
glorreicher Tag sein für Berlin, sondern
ein schmerzhafter, denn dann werden sie
erkennen müssen, in welchem Zustand
sich die Hauptstadt des Landes
tatsächlich befindet, und dann helfen
auch dumme Sprüche á la „arm, aber
sexy“ nicht mehr über die Situation
hinweg. Übrigens, auch bei anderen
Bauprojekten schlampt Berlin gerne mal,
beispielsweise bei einem
Flüchtlingsheim, welches Ende 2015
abgerissen werden muss, aber
gegenwärtig für 8 Millionen Euro gebaut
wird[120]. 1851 schrieb Friedrich
Hebbel über Berlin: „Metropole
deutscher Intelligenz!" Wie sich doch
die Zeiten geändert haben – jetzt,
wo's wieder Regierungssitz ist![121]

27. Januar 2008 – Andrea Ichylanti


Während ich das Abitur hinter mich
brachte, also von 2005-2008, kam ich
auch in das Alter, in welchem man
wählen durfte. Die erste Wahl sollte was
Besonderes sein, denn die Landtagswahl
in Hessen 2008 stand an und so wurde in
der Schule dem ganzen Ereignis auch
viel Platz eingeräumt. Die Schule selbst
ist ein politisch korrekter Betrieb, wo
man glaubt, dass die Wahl einer anderen
Partei bereits einen großen Unterschied
in der politischen Ausrichtung des
Landes ausmacht. Wir wissen es
mittlerweile besser. Außerdem waren
wir Schüler in dieser Hinsicht klare
Heuchler und politisch indoktriniert.
Roland Koch war einfach unbeliebt,
weil er wie ein isolierter und hässlicher
Streber im Schachclub wirkte. Dass er
bereits in frühester Jugend die Junge
Union in seinem Ort aufbaute, war bei
diesem Image auch nicht gerade
hilfreich. Zudem haftete ihm seit jeher
der Mief des ausländerfeindlichen
Populisten an, aufgrund diverser
Äußerungen, die er während
Wahlkampfphasen geäußert hat. Das sind
also schon zwei kritische Punkte, die für
die meisten jungen Wähler ein
Ausschlusskriterium sind. Der
schlagende Punkt war aber folgender:
2007 entschied die hessische Regierung
Koch, dass die Studenten in Hessen
Studiengebühren von 500,- Euro je
Semester bezahlen sollten. Das war der
letzte Sargnagel. Einem Abiturienten
Studiengebühren abzuverlangen, dass
ging gar nicht, da hörte der Spaß auf.
Auch wenn die meisten Studenten von
ihren Eltern finanziert wurden und
werden[122]. Die Schule stellte sogar
die Schüler frei, die gegen
Studiengebühren demonstrieren wollten.
Natürlich nutzten wir das alles, um in
Frankfurt so richtig auf die Pauke zu
hauen und zu demonstrieren. Zu Hause,
vor dem Klapprechner, ging das am
besten. Es soll nicht der Eindruck
entstehen, ich würde Roland Koch
verteidigen. Er ist ein Pharisäer, ein
Jurist (natürlich) und hat sich in die
Wirtschaft verdrückt, nachdem er
abgesägt wurde. Leider ist er beim
Konzern Bilfinger Berger
gescheitert[123]; machen Sie sich aber
keine Sorgen, er wird sanft landen. Wer
möchte auf sein politisches Comeback in
den nächsten drei Jahren spekulieren?
Ich wollte Koch nicht verteidigen und
ihn auch nicht wählen. Ich wollte aber
auch nicht Frau Ypsilanti an der
Landesspitze haben. Nicht nur, weil die
CDU aufgrund der studentischen
Demonstrationen von den Gebühren
Abstand nehmen musste[124], vor allem
aber, weil sie auch eine Heuchlerin ist.
Wie alle Politiker aus den Reihen der
SPD stilisierte sie sich nur allzu gerne
als Anwältin der kleinen Leute, als Sankt
Martin der Schwachen. Ich mag das
nicht. Die Menschen, die wirklich den
Schwachen, Armen und Kranken helfen
wollen, von denen sehen, lesen oder
hören wir nichts – sie machen ihre
Arbeit leise, im Geheimen, ohne
Stiftungen und Medien im Hintergrund,
mit denen sie sich fotografieren lassen.
Sie brauchen die Aufmerksamkeit nicht;
immer, wenn sich jemand in der
Öffentlichkeit als Philanthrop geriert,
spitze ich die Lauscher. So auch bei Frau
Ypsilanti. Viele werfen ihr das
gebrochene Wahlversprechen vor, in
welchem sie verlauten ließ, keine
Koalition mit der Linkspartei
einzugehen[125]. In dieser Hinsicht war
sie sogar revolutionär, denn wir können
sehen, dass dieses Projekt, für das sie
sich auch nach der verlorenen Wahl
weiterhin stark machte[126], langsam
Gestalt annimmt, in Form der Thüringer
Landesregierung[127]. Das kann man ihr
vorwerfen, aber ich selbst halte es für
eine Bagatelle und keinen eigentlichen
Charaktertest. Wer mit wem koaliert ist
eine Frage, die mit dem Blick in die
Kristallkugel beantwortet wird und
eigentlich auch eine ziemliche Frechheit
gegenüber dem Wähler darstellt! Folgen
Sie mir bitte bei dem Gedankengang.
Wenn Parteien vor einer Wahl sagen, wir
werden nur mit dieser einen Partei
koalieren und alle anderen ignorieren,
dann nimmt man dem Wähler
Entscheidungsmöglichkeiten weg und die
Hälfte seines Stimmwerts. Verstehen
Sie? Parteien haben zu einer solchen
Aussage kein Recht, denn sie dürfen
nicht darüber bestimmen, was der
Wähler für Repräsentanten an der
Regierungsspitze haben möchte. Und
wenn CDU und Linkspartei die stärksten
Parteien sind und nur zusammen die
Mehrheit stellen können, dann muss man
sich eben zusammenraufen, denn der
Wähler hat gesprochen! Nach der
Landtagswahl in Hessen war die
Ausgangssituation für Ypsilanti also so,
dass nur im Verbund mit den Linken eine
Mehrheit möglich war. Koch erlitt eine
Wahlschlappe, es ließe sich also
durchaus behaupten, die hessischen
Wähler haben für eine rot-rot-grüne
Landesregierung gestimmt. Jetzt stand
der Frau Ypsilanti natürlich dieses
voreilig abgegebene Wahlversprechen
im Wege; hätte sie sich von Frau Merkel
mal den wichtigsten Trick eines
Politikers abgeschaut, nämlich das
Herumdrucksen. Sie spielte also
öffentlich mit der Möglichkeit einer
solchen Koalition und lieferte sich damit
der vollen Breitseite ihrer Gegner aus.
Wie konnte eine Lügnerin wie Ypsilanti
nur Ministerpräsidentin werden, wenn
sie bereits das erste Wahlversprechen
bricht? Sie war eindeutig ungeeignet.
Das war sie aus meiner Sicht
tatsächlich, was sie von Roland Koch
nicht unterscheidet, aber aus einem ganz
anderen Grund. Es sind die Nuancen, die
bei solchen Wahlkämpfen untergehen,
die aber den Charakter eines Politikers
vollkommen zur Geltung kommen lassen.
Was war passiert? Teil der
Wahlkampfdiskussionen waren die
Schulen und im Speziellen die
Gymnasien in Hessen. Der SPD waren
die Privatschulen zu zahlreich, auf die
die gut betuchten Beamten und
Regierungsräte des Frankfurter
Rotweingürtels ihre Sprösslinge
hinschickten. Also sollten die
Ganztagsschulen gefördert und die Eltern
dazu angehalten werden, ihre Kleinen
möglichst auf die staatlichen
Ganztagsschulen zu schicken. Nun gibt
es einen kleinen, aber nicht ganz
unwichtigen Grund, warum Eltern so
vermessen sind, ihre Kinder auf
Privatschulen zu schicken: Sie gelten als
„besser“[128]. Während man bei
staatlichen Schulen der jeweiligen
Doktrin des Gesetzgebers ausgeliefert
ist, müssen Privatschulen dem Wunsch
der Eltern entsprechen, da sie mit ihrem
Geldbeutel entscheiden. Dem einzigen
Wahlkriterium, das in unserer Welt noch
volles Stimmgewicht hat. Die gute Frau
Ypsilanti also, die so eifrig gegen
Privatschulen schimpfte, erwies sich
natürlich als Pharisäerin. Denn, wie es
der Zufall so wollte, schickte sie ihren
eigenen Sohn auch auf eine Privatschule
– damit konfrontiert äußerte sie, „sie
habe wegen der Regierung von Koch
keine andere Wahl gehabt“ und musste
den Jungen auf die nur 5 Minuten
entfernte Privatschule schicken, obwohl
genügend öffentliche Schulen im
Umkreis vorhanden waren[129]. Die
Eltern waren erzürnt, da die eigenen
Kinder öffentliche Verkehrsmittel
nehmen mussten[130]. Für mich
persönlich war es das entscheidende
Ausschlusskriterium, nicht ihr
Anbändeln mit der Linkspartei, was
harmlos war und nur von den Medien als
Sakrileg behandelt wurde, aber
eigentlich, wie ich aufgezeigt habe,
Wählerverarsche und Gängelung ist. Die
Sache mit der Privatschule aber, das war
eine reine Charakterfrage. Schon wieder
also war da ein Politiker, der für sich
selbst nur das Beste forderte, gegenüber
seiner Wahlklientel aber den edlen und
armen Tempelritter gab, der sich
demütig einer großen Sache opferte.
Unser Glück, dass die meisten Heuchler
aus dem Politbetrieb so voll mit ihrer
eigenen Herrlichkeit sind, dass ihnen
dann dumme Fehler unterlaufen. Die
Ypsilanti hätte es sich so leicht machen
können, sowohl bezogen auf die Linke
als auch auf ihren elitären Sohn. Sie
hätte nur folgendes Statement abgegeben
müssen, in weiser Voraussicht:
„Meine lieben Volksgenossen! Die
Landtagswahl in Hessen steht bevor
und für jeden Bürger Hessens ist es
eine Schicksalswahl. Landesfürst
Roland Koch hat sich als untauglich
erwiesen und das Land in eine
Sackgasse geführt. Darunter haben
insbesondere die staatlichen Schulen
gelitten, die so abgewirtschaftet sind,
dass ich nicht mal meinem eigenen
Kind zumuten kann, eine solche zu
besuchen, und ihn daher unter größtem
Leidensdruck und persönlichen
Schmerzen auf eine private Einrichtung
entsandt habe. Wir müssen die
staatlichen Gesamtschulen wieder auf
Vordermann bringen! Dies schafft die
SPD nicht alleine – zusammen mit den
Grünen wollen wir eine Koalition der
Selbstgerechten bilden und den Armen
und Schwachen wieder eine stumme
Stimme verschaffen! Da der Spalter,
Roland Kotz[131], äh, Koch, das Land
und seine Menschen entzweit hat, steht
diese Schicksalswahl auf Messers
Schneide. Möglicherweise sehe ich
mich dann in einer solchen
Konstellation gezwungen, als Ihre
Landesmutter persönlich schwerste
Opfer auf mich zu nehmen und das rot-
grüne Bündnis nach außen hin zu
öffnen für eine Koalition der willigen
Besserwisser!“
So oder so ähnlich hätte sie sich äußern
sollen und sicherlich wäre alles gut
gegangen. Sie hatte die Wahl ja
eigentlich schon in der Tasche! Letztlich
entschieden sich die Wähler doch gegen
sie, denn sie hatte ein
Glaubwürdigkeitsproblem. Wie alle
Politiker eigentlich, nur bei ihr wurde es
durch Eigenverschulden öffentlich.

Juli 2009 – Mein Haus, mein


politisches Amt und mein gestohlener
Dienstwagen in Alicante
Wissen Sie, welche Dienstwagen unsere
Volksvertreter gerne benutzen? Es ist
eigentlich ganz leicht, Sie grenzen alle
Automarken auf BMW, Mercedes-Benz
und Volkswagen/Audi ein. Klar, als
deutscher Politiker muss es eine
deutsche Staatskarosse sein, in der
Hinsicht haben unsere Politiker
sicherlich Glück gehabt. Jetzt wird es
nicht mehr schwer mit dem Raten.
Einfach mal nur die größten Oberklasse-
Limousinen mit gepanzerter Verkleidung
herauspicken und Sie haben eine
Vorstellung davon, mit welchen Autos
unsere Herrscher herumtuckern[132].
Darunter sind natürlich auch die einen
oder anderen Umweltschützer, die sich
aber nicht dafür schämen, über 500 mg
CO2 mit ihrem Straßenpanzer
auszupesten, denn was gut für das Schaf
ist, ist noch lange nicht gut für den
Hirten. Es geht mir aber nicht um den
Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, sondern
den eigentlichen Zweck der
Staatskarosse. Diese soll der politisch
gewählte Vertreter des Volkes zu
offiziellen Anlässen nutzen, also in und
während der Ausübung seines Amtes.
Mit „Nutzen“ ist nicht gemeint, das Auto
zu besteigen und damit zu fahren.
Gemeint ist, dass die Bereitstellung des
Fahrzeuges samt Chauffeur und
Treibstoff vom Steuerzahler bezahlt
wird, daher dient das Fahrzeug auch nur
offiziellen Dienstreisen. Es würde nichts
dagegen sprechen, eine solche
Spritschleuder auch privat zu nutzen,
wenn sie der entsprechende Politiker
denn auch selbst bezahlen würde. Wenn
man nun also, sagen wir mal Alicante,
als jährlichen Urlaubsort wählt und
dafür die eigene Staatskarosse benutzt,
dann sollte auch sichergestellt sein, dass
kein Euro aus dem Topf der Steuergelder
dafür verschwendet wird. Der Nutzung
eines Firmenwagens zu privaten
Zwecken muss der Arbeitgeber ja auch
ausdrücklich zustimmen. Frau Ulla
Schmidt, die gegenwärtig mit Claudia
Roth und noch vier anderen Politikern
die wichtige und unverzichtbare Rolle
des Stellvertreters des
Bundestagspräsidenten ausübt und dafür
vom Steuerzahler 17.375 Euro monatlich
bekommt, samt zwei Mitarbeitern und
100 qm Büro in bester Lage[133], hat
leider genau diesen Fehler gemacht. Die
gute Frau Schmidt gab zwar den Wagen
als geldwerten Vorteil in der
Steuerklärung an, aber sie ließ ihn sich
von 2004 bis 2010 von dem staatlichen
finanzierten Chauffeur nach Alicante
kutschieren[134]. Jetzt kommt die Krux:
Rein rechtlich gesehen war alles in
Ordnung! Sie hat sich mit ihren privaten
Fahrten innerhalb der Regelungen der
Richtlinien für die Nutzung von
Dienstwagen in der Bundesverwaltung
(DKfzR) bewegt[135]. Es war also
gängige Praxis und alle Politiker haben
danach auch gehandelt; wenn man will,
war es Selbstbedienung am Topf der
Steuerzahlergelder, aber genau wie bei
der regelmäßigen Erhöhung der Diäten
der Abgeordneten durch die
Abgeordneten hat sich nie einer darüber
aufgeregt. Wie auch, wenn alle
Volksvertreter mitmachen? Frau Schmidt
war also das Bauernopfer, welches
einfach bei einer Praxis „erwischt“
wurde, die für unsere Volksvertreter
ganz normal ist. Als Entschädigung für
diese Opferung leistet sie nun schwere
Arbeit für den Steuerzahler, als
Stellvertreterin des
Bundestagspräsidenten. So ist das in der
Politik, das Solidarnetz fängt unsere
Trapezkünstler auf und wenn da mal
einer runterfällt und seine Illusion
gegenüber dem Zuschauer versaut, kann
er sich sicher sein, dass seine
Kameraden ihn nicht vergessen und ihn
oder sie wieder auffangen. Vergießen
wir alle eine Träne der Rührseligkeit für
diese Solidargemeinschaft unserer
Politiker.

22. Mai 2010 – „Sozusagen


Todesfälle“
Unser ehemaliger Bundespräsident Horst
Köhler war Muttis Lieblingsschüler und
hätte sie ihren Willen bekommen, Horst
würde sicherlich heute noch sein
Unwesen treiben. Nicht dass Joachim
Gauck besser wäre. Wissen Sie
eigentlich noch, warum Horst Köhler
beleidigt zurückgetreten ist? Wenn Sie
jetzt verzweifelt in Ihrer Erinnerung
graben, was damals eigentlich
vorgefallen ist, dann kann ich Sie
beruhigen – ich wusste es auch nicht.
Man sieht bildlich den Köhler Horst da
stehen und eine ernste Miene ziehen,
während der Chor der Bundeswehr
einen Abgesang auf ihn spielt. Der gute
und edle Sparkassendirektor, der den
Bürgern Deutschlands während der
Finanzkrise empfohlen hat, nicht mehr so
viel zu sparen, sondern das Geld mit
beiden Händen auszugeben[136]. Zu
Beginn seiner Amtszeit gab Horst
Köhler bekannt, dass ihm „die Agenda
2010 nicht weit genug gehe“[137].
Wahrscheinlich sind ihm immer noch
nicht genügend Menschen insolvent
gegangen. Immerhin sollte man ihm
zugutehalten, dass er sich gegen die
Abschaffung des Nationalfeiertages am
3. Oktober eingesetzt hat[138]. Im März
2005 forderte er dann die Schaffung der
totalen Arbeitsplätze, denn alles andere
konnte nicht so wichtig sein wie
„wettbewerbsfähige
Arbeitsplätze“[139]. Sicherlich ist er
jetzt glücklich, dass so viele Deutsche
einen guten, befristeten Arbeitsplatz bei
einer Zeitarbeitsfirma gefunden haben.
Horst Köhler verweigerte auch so
manches Mal die Zustimmung zu
beschlossenen Vorhaben der Regierung.
So wollte er einer Privatisierung der
deutschen Flugsicherung nicht
zustimmen. Er hat das gemacht, was
jeder Bundespräsident machen würde,
nämlich sich als gutes Gewissen und
Korrektiv des Staats darzustellen, das
letztlich dann doch dem Gesetz zustimmt
und es unterschreibt. Es kann kein
Querulant Bundespräsident werden, das
verhindert schon die Art und Weise, wie
unser Staatsoberhaupt gewählt wird.
Was gibt es schon groß zu Horst Köhler
zu schreiben? Er könnte eine Biographie
über seine Präsidentschaft
veröffentlichen und es gäbe nichts, was
irgendwie einen Kauf rechtfertigen
würde – es sei denn, er würde aus dem
Nähkästchen plaudern und nicht
wiedergeben, was sich auf Wikipedia
finden lässt. Warum hat sich Horst
Köhler zur Freude aller Kabarettisten
zum Rücktritt entschlossen? Seine
zweite Amtszeit hätte er doch genauso
unaufgeregt zu Ende bringen können wie
die erste auch. Es fing mit einem Besuch
der Bundeswehrtruppen in Afghanistan
Ende Mai 2010 an und beinhaltete
folgende Aussage:
„Nein, wir brauchen einen politischen
Diskurs in der Gesellschaft, wie es
kommt, dass Respekt und Anerkennung
zum Teil doch zu vermissen sind,
obwohl die Soldaten so eine gute Arbeit
machen. […] Wir kämpfen dort auch
für unsere Sicherheit in Deutschland,
wir kämpfen dort im Bündnis mit
Alliierten, mit anderen Nationen auf
der Basis eines Mandats der Vereinten
Nationen, einer Resolution der
Vereinten Nationen. […] Meine
Einschätzung ist aber, dass wir
insgesamt auf dem Wege sind, doch
auch in der Breite der Gesellschaft zu
verstehen, dass ein Land unserer Größe
mit dieser Außenhandelsorientierung
und damit auch
Außenhandelsabhängigkeit auch wissen
muss, dass im Zweifel, im Notfall, auch
militärischer Einsatz notwendig ist, um
unsere Interessen zu wahren, zum
Beispiel freie Handelswege, zum
Beispiel ganze regionale Instabilitäten
zu verhindern, die mit Sicherheit dann
auch auf unsere Chancen
zurückschlagen, negativ durch Handel,
Arbeitsplätze und Einkommen. Alles
das soll diskutiert werden und ich
glaube, wir sind auf einem nicht so
schlechten Weg. […] Es wird wieder
sozusagen Todesfälle geben. Nicht nur
bei Soldaten, möglicherweise auch
durch Unfall mal bei zivilen
Aufbauhelfern. […] Man muss auch um
diesen Preis sozusagen am Ende seine
Interessen wahren. […]“[140]

Soweit alles verstanden? Wie ich schon


schrieb, feinstes Politikersprech, schwer
ins Hochdeutsche zu übersetzen. Köhler
hatte sich schlicht und ergreifend einfach
verplappert. Was er dem deutschen Volk
ankündigte, waren weitere militärische
Auslandseinsätze, bei denen es dann
„sozusagen Todesfälle“ auch innerhalb
der Zivilbevölkerung geben würde. Wir
sehen ja heute, dass dem tatsächlich so
ist und die Bundeswehr sich global noch
weiter verbreitet hat und es zahlreiche
Diskussionen über mehr
Auslandspräsenz gibt[141]. Das war der
erste Fehler. Der zweite war noch
schlimmer. Horst Köhler sagte, dass „im
Notfall auch militärischer Einsatz
notwendig ist, um unsere Interessen zu
wahren, zum Beispiel freie
Handelswege, zum Beispiel ganze
regionale Instabilitäten zu verhindern,
die mit Sicherheit dann auch auf unsere
Chancen zurückschlagen, negativ durch
Handel, Arbeitsplätze und
Einkommen“. Das bedeutet, dass wir
Krieg führen müssen, weil wir sonst in
Deutschland Arbeitsplätze verlieren.
Der Bundespräsident hat sich also, auf
gut deutsch gesagt, hingestellt und
herausposaunt: Ja, es wird noch mehr
Krieg geben und Menschen werden
sterben. Ja, wir führen diese Kriege aus
rein wirtschaftlichen Interessen.
Wundern Sie sich jetzt noch, warum er
zurückgetreten ist? Er hat es gewagt, die
Wahrheit auszusprechen, und wurde
dafür unter Druck gesetzt. Zu Guttenberg
hatte noch versucht zu retten, was zu
retten ist, indem er darauf hinwies, dass
es sich um ein UN-Mandat handelte, bei
dem es hauptsächlich um die
Bekämpfung von Terroristen gehe,
wirtschaftliche Zusammenhänge aber
naturgemäß gegeben seien[142]. Da war
das Kind aber schon in den Brunnen
gefallen und was man von zu Guttenberg
als Fürsprecher halten soll, lesen Sie
gleich unten. Köhler ließ natürlich über
seinem Pressesprecher verlauten, dass
das alles nicht so gemeint war, aber
dafür war die Öffentlichkeit bereits taub
geworden. Köhler konnte nicht lange
fackeln und erklärte am 31. Mai 2010
seinen Rücktritt. „Völlig überrascht“
sei die Kanzlerin gewesen, sie habe
alles getan, „um ihn noch einmal
umzustimmen“, aber der gefallene Held
wollte nicht mehr[143]. Der Horst, er
hatte die eiserne Regel der Politik
gebrochen: niemals die Wahrheit sagen.
Die Presse hat das natürlich nicht so
verkauft, sondern es wurde so
dargestellt, dass Köhler sich angeblich
von den vielen Vorwürfen beleidigt
gefühlt habe. Die „Süddeutsche“
verbreitete dann auch noch Gerüchte,
dass ihm die Mitarbeiter wegliefen und
er vor der Eurokrise Angst habe [144],
weil er so lange die Ausfertigung von
wichtigen Gesetzen verzögert habe. Das
sind alles nur Nebelkerzen. Er hatte
während seiner beiden Amtszeiten genug
Angriffe über sich ergehen lassen, ohne
gleich beleidigt zu sein. Das ist in der
Politik alles Schall und Rauch.
Problematisch wird es erst, wenn man
den Codex der eigenen Zunft bricht und
damit unhaltbar geworden ist. Horst
Köhler wurde zurückgetreten, so einfach
ist das.
Horst Köhler hat sich natürlich nicht vor
Gram in seinen Palast zurückgezogen,
sondern verreist gegenwärtig um unseren
Erdball und rettet die Welt vor Hunger,
Armut und Krankheiten[145]. Difficile
est saturam non scribere.
Februar 2011 – Karl-Theodor,
Doc.Plagiatus (Bayreuth)
Gestatten, KTG! Kennen Sie schon
„KTG“? Nein? Dann möchte ich kurz
nachhelfen, denn sonst droht Ihnen der
verpasste Anschluss an die Gesellschaft
und ihren wieder auferstandenen
Heiland und Erlöser, zudem bildet sich
auch eine unerträgliche Bildungslücke.
Ich bekomme immer wieder einen
Lachkrampf, wenn ich an den kleinen
Artikel in der Bildzeitung zurückdenke.
Im rechteckigen Format, mit wenig Text
und einem gut aufgelösten Bild, ließ sich
Folgendes erkennen: ein Mann
kaukasischer Abstammung, etwa 1,80 m
groß, mit Sonnenbrille und in
maßgeschneidertem Zwirn, steigt in
einen über 500 PS starken Jaguar[146]
ein. Er kam wohl gerade aus dem Hotel
Adlon in Berlin. Der kleine Text neben
dem Bildchen beschrieb die ganze Szene
dabei sehr euphorisch (sinngemäß, aus
meiner Erinnerung): „Ist das James
Bond? Wer steigt hier so lässig-cool
mal eben in seinen edlen Jaguar (510
PS!) ein? Es ist KTG, Karl-Theodor zu
Guttenberg! Der ehemalige
Bundesverteidigungsminister kommt
gerade von seinem Treffen mit
Bundeskanzlerin Merkel im Hotel
Adlon und macht sich nun auf den Weg
zum Flughafen, um in New York auf
einer megawichtigen Konferenz für
Highlife-Menschen teilzunehmen. Cool,
cooler, KTG!“ Ach, ein wahres Bonmot
der Dichtungskunst. Als ich dies las,
ging ich instinktiv auf meine Knie, um zu
meinem zurückgekehrten Heiland KTG
zu beten. Ich dankte dem Herrn, dass der
ans Kreuz Genagelte endlich wieder
deutschen Boden betrat. Denk ich an
KTG in der Nacht, bin ich um den Schlaf
gebracht. Solche und ähnliche weitere
Wortspiele und Witze gehen mir im
Sekundentakt durch den Kopf, wenn ich
an diesen Artikel zurückdenke. Da wird
mir richtig warm, so in der Gegend des
Darmtraktes. Noch besser als seine
Bilder aus den USA, als er sich
angeblich von General Motors und der
amerikanischen Regierung bei der
Verhandlung von Opel hat abzocken
lassen[147] oder als er spitzbübisch im
Bundeswehrflieger nach Kundus
(Afghanistan) in die Kamera grinste, wie
er sich da als postmoderner Kaiser
Ferdinand im Anzug neben die voll
uniformierten Soldaten stellte. Nachdem
ich mich wieder eingekriegt hatte, wurde
mir schlagartig klar, was die Damen und
Herren Diekmann von der Bildzeitung da
eigentlich getrieben hatten. Sie haben
dem lieben und tollen KTG den roten
Comeback- Teppich ausgerollt. Es
wurde ja schon angedeutet, als Giovanni
di Lorenzo, der Chefpropagandist der
ZEIT, ein völlig selbstgefälliges
Interview mit Karl-Theodor Maria
Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz
Joseph Sylvester Freiherr von und zu
Guttenberg[148] führte, das nicht
umsonst sehr schlechte
Onlinerezensionen erhalten hat. Bevor
ich mich aber zu dem angedeuteten
Comeback von Herrn zu Guttenberg
äußere, will ich kurz Revue passieren
lassen, warum er in erster Linie von der
politischen Weltbühne verschwunden
war. Ich bleibe übrigens bei der
Bezeichnung „KTG“, nicht nur, weil es
zu sperrig wäre, den Freiherrn mit
seinem ganzen Namen anzusprechen,
sondern auch, weil ich dem Axel-
Springer-Verlag dabei behilflich sein
möchte, durch konkretes Namebranding
beim Comeback behilflich zu sein. So
wie sich gute Witzbolde über Material
wegen schlechter Präsidenten erfreuen,
so brauche ich Politiker und Medien wie
die Luft zum Atmen oder wie die Tinte
zum Schreiben.
Wie KTG eigentlich so aufgetaucht ist,
tja, daran kann ich mich nicht mehr
erinnern. Ich wollte die Geschichte in
diesem Aspekt auch nicht per
Internetrecherche nacherforschen,
sondern zeichne stattdessen lieber eine
Version, wie ich es mir vorstelle:
Der Himmel wies an jenem sonnigen
Vormittag im bayerischen Festzelt der
CSU eine besondere Mars-Venus-
Andromeda-Doppelhelix- Konstellation
auf, vergleichbar mit jener, als die drei
weisen Könige einst dem hellen Fixstern
bis nach Bethlehem folgten. Markus
Söder, seit jeher kein Kind von
Traurigkeit, plauderte gesellig zur gut
angeheiterten Runde der Zielwähler der
CSU: den über 70-Jährigen. Fröhlich
schunkelnd und in bayerische
Allmachtsfantasien versunken, war nun
der richtige Zeitpunkt gekommen, der
Öffentlichkeit den Erlöser zu
präsentieren. Lange genug hatte man im
Alpenlande, da, wo sich die Drive-In-
Kirche an mehr Anhängern erfreut als
die protestantische Gemeinde des
heiligen Sankt McDonalds, darauf
gewartet, KTG der Welt zum Geschenk
zu machen. Unter den himmlischen
Klängen des örtlichen Gospel-Chors
DC/AC, gleich einem Engelsgesang der
51. Dimension kurz vor dem Reich des
Vaters, schwebte er hinab. Die Sonne,
ein sonst gewaltiger Superstern in
unserem Sonnensystem, vergaß vor
Aufregung und Entzücken, ihr
Sonnenlicht nur noch auf den Heiland
hinabscheinen zu lassen. Doch das stört
den zukünftigen Kanzler Rex Deus KTG
nicht im Geringsten. Engelsgleich geht er
nicht einfach nur über Wasser, nein, er
schwebt über die Bierpfützen zum
Rednerpult, um sich endlich zu
offenbaren, und mit offenen Ohren
wollen wir seinem Evangelium
lauschen. Auf der Weltbühne
angekommen, stellen die Jünger des
Wiedergeborenen das Mikrofon hoch auf
seine göttlichen Maße, damit die
sinnliche Stimme ein jedes Trommelfell
mit dem betörenden Duft des Eau de
Blaublütigen betauen kann. Und so
sprach Zarathustra, die linke Hand in der
Hüfte stemmend abgelegt, wohl wissend
der eigenen Bedeutung und der nun
kommenden Worte: „Ich bin nicht
Jesus. . .“ *betretenes Schweigen in der
Bierzeltrunde* „ICH BIN BESSER!“
Aus der Masse brandet ein gewaltiger
Sturm der Freude und Erleichterung!
Endlich, oh endlich können unsere
Herzen vor Freude quieken, denn der
Heiland, er ist wiedergekehrt!
An dieser Stelle haken wir jetzt ein.
Auch wenn KTG natürlich nicht so wie
in meiner fiktiven Geschichte aufgetreten
ist, wobei das Leben viel lustiger wäre,
wenn es mehr meiner Fantasie
entspräche, aber vieles aus dem oben
Geschilderten wurde tatsächlich bei den
öffentlichen Auftritten von KTG so
inszeniert. Die CSU hat ihren jungen
Politstar von Anfang an so positioniert,
dass ihm die kraft Geburt zustehende
Position an der Spitze dieser Nation
ohne Weiteres durch einstimmiges Votum
überreicht werden sollte. Er wurde als
Nachfolger für die bereits scheinbar
amtsmüde Kanzlerin in Stellung
gebracht. Mein Gott, er brachte sogar
schon alles mit, was eine
Führungsperson von seiner
majestätshaften Ausstrahlung benötigt.
Einen Stammbaum, der bis in das Jahr
1149 zurückreicht zu einem
Adelsgeschlecht von Raubrittern[149].
Eine juristische Vorbildung, absolviert
an einer angesehenen Universität samt
Promotion und Doktor der
Rechtswissenschaften mit summa cum
laude. Leider hatte KTG nach seinem nur
unterdurchschnittlichen ersten
juristischen Staatsexamen (nach 14
Semestern Studiendauer) keine Zeit für
so Kindereien wie das zweite juristische
Staatsexamen[150], denn die Politik
wartete, aber dazu gleich mehr.
Eine bezaubernde Ehefrau, auch noch
eine echte Bismarck, Geld ohne Ende
auf dem Konto, maßgeschneiderte
Anzüge und so vieles mehr! KTG, das
war einfach die Hoffnung der Deutschen
nach einem gerechten König, der uns die
Last des turnusmäßigen Wählens
abnimmt. Wie konnte es denn nur sein,
dass der ganz klar Gottgesandte
(vorerst) gescheitert war? Waren wir als
Kollektiv wieder so betriebsblind wie
vor über 2000 Jahren, als wir seinen
Vorgänger mit Steinen beschmissen und
ihn der Exekution durch die Römer
auslieferten? Waren es seine Feinde am
Hofe und am links-rot-grünen Spektrum,
die KTG den Dolchstoß versetzten, weil
sie es gewagt hatten, seine grausame
Dissertation zu lesen?
Klar ist, der Heiland musste seinen Hut
nehmen und ward erst mal nicht mehr
gesehen. Das große Unglück, es geht
zurück auf das Datum 2011 im Jahre
unseres Herrn.
Zu der Zeit war KTG gerade
Bundesverteidigungsminister und damit
beschäftigt, einen Saustall
zurückzulassen[151], oder, wie es in
Adelshochdeutsch genannt wird, „ein
bestelltes Haus“. Die
Parteienkonkurrenz suchte verzweifelt
nach einem Mittel, um dem als „Teflon-
Minister“ bekannt gewordenen Politiker
beizukommen, aber es schien sich
einfach nichts zu finden. Die Fassade
von KTG war einfach zu rutschig und
aalglatt. Zu glatt, möchte man meinen.
Aber hey, wie sollte man auf die Idee
kommen, etwas Anstößiges an einem
jungen Mann zu finden, der bereits mit
25 Jahren in den Aufsichtsrat einer
milliardenschweren, börsennotierten
Betreibergesellschaft von
Krankenhäusern bestellt wurde, die dann
im Gegenzug von 1996 bis 2002
Spenden an die Universität von KTG in
Höhe von insgesamt 750.000 EUR
leistet[152]? Wie, haben Sie mit 25 etwa
noch nicht als Aufsichtsratsmitglied bei
einem Blue-Chip- Unternehmen getagt?
Meine Lieben, das Geschenk der
adeligen Geburt ist doch was
Wunderbares. Von 2000 bis 2007
„promovierte“ also der aufstrebende
Politstern über ein Thema, bei dem
sogar ich als Jurist nicht in
unglaubliches Staunen versetzt wurde:
„Verfassung und Verfassungsvertrag.
Konstitutionelle Entwicklungsstufen in
den USA und der EU“ lautet das
Machwerk, welches 475 Seiten umfasst.
Zum Doktor in der Rechtswissenschaft
ein kleiner Exkurs: Es bestehen zwei
Möglichkeiten, eine Promotion
anzugehen, nämlich einmal die ernsthafte
wissenschaftliche Alternative oder die
karrierefixierte Alternative. An der
ersten Alternative arbeitet sich ein sehr
guter Freund von mir ab, der obendrein
auch ein herausragender Jurist ist. Sein
Thema handelt von Informationsdefiziten
in Schuldverhältnissen, insbesondere im
Verhältnis von Verbraucher zu
Unternehmer. Ein extrem aufwendiges
Projekt, das bei den Großkanzleien zu
einem ungläubigen Kopfschütteln führte.
Warum? Aus der Sicht der
Großkanzleien war es schwachsinnig,
sich so abzumühen, stattdessen wurde
ihm durch Drittverbindungen die
Möglichkeit gegeben, über ein
beliebiges Thema im Aktienrecht oder
dergleichen innerhalb eines Jahres zu
promovieren. Das wäre dann die zweite
Alternative, der Karrieredoktor. Er hat
sich dagegen entschieden und schafft
möglicherweise ein wegweisendes Werk
für weitere Verbraucherschutzrichtlinien.
Das hatte KTG auch vor, wobei ich im
Fall von KTG eher zur zweiten Variante
geraten hätte, denn in eine 100-seitigen
Abhandlung über den Börsengang einer
Private-Equity-Gesellschaft lassen sich
wesentlich weniger Zitierungsfehler
einbauen als in ein fast 500-seitiges
Schlagmich-Tot- Werk über
Verfassungen der Einzelstaaten. Hinzu
kommt die Tatsache, dass eine
juristische Promotion, die mehr als 3
Jahre veranschlagt, eigentlich von
Vornherein zum Scheitern verurteilt ist –
es ist einfach zu viel Aufwand,
insbesondere, wenn man sonst noch ein
Privatleben hat, zudem verliert man sich
schnell in der Fachliteratur und ihren
Verästelungen und schließlich schustert
man sein eigenes Werk zunehmend
kaputt. Eine juristische Dissertation
erfordert zwei Jahre hochkonzentrierter
Arbeit ohne weitere Ablenkung. Das
lässt sich nicht mal eben so nebenbei
bewerkstelligen. Da kommt aber das
Problem von KTG ins Spiel, der
Stolperstein, den er schon sein ganzes
Leben lang rumträgt und der ihm
ausgerechnet in seinem bisher größten
Moment der Karriere auf die Füße fiel:
seine Eitelkeit. Bei KTG war alles
durchdacht, der Anzug saß perfekt, die
Frisur wurde mit Copypaste
zurückgeschmiert, um die hohe
Adelsstirn hervorzuheben, jegliches
Foto in der Öffentlichkeit wurde
sorgsam ausgewählt, der Gang war
federleicht, wie zu erwarten von einem,
der zu Höherem gesegnet war und bei
Bedarf auch übers Wasser ging. Da
sollte es doch ein Klacks sein, so eine
Dissertation anzufertigen und nebenbei
die eigene politische Karriere
voranzutreiben. Sein erstes juristisches
Staatsexamen, welches nur ein unteres
befriedigend aufweist, reicht dafür
einfach nicht, da muss schon der Doktor
her, um der eigenen Abstammung gerecht
zu werden. Wer hoch fliegt, kann auch
sehr tief fallen. So schreibt auch das
Leben wieder die seltsamsten
Geschichten, denn es sollte ein
unbekannter, bürgerlicher, subalterner
Professor der Rechtswissenschaften aus
Bremen sein, der sich die Kerbe in die
Flinte für den Abschuss machen durfte.
Es waren zunächst nur stichprobenartige
Untersuchungen der Dissertation, die
dann das ganze Ausmaß des Betruges
deutlich machten: von 393 Seiten
(Anhänge und Inhaltsverzeichnis nicht
mit einkalkuliert) wiesen 369 Seiten
schlicht und ergreifend plagiierte
Textstellen auf, also 93,9%, davon 63%
vollständig übernommen von anderen
Texten ohne die entsprechenden
Quellenangaben[153]. Kurzum, das
gesamte Werk ist als solches untauglich
und erfüllt in keiner Weise die
Anforderungen an eine juristische
Dissertation. KTG hat als Akademiker
versagt und auch seine Meriten als
Politiker sind so dünn, dass kein
Anbieter von Toilettenpapier sie
verkaufen würde können, da sich die
Leute an die gehaltvolle 3-lagige Schicht
gewöhnt haben.
Dass er sich für die Politik als
untauglich erwiesen hat, ist nicht weiter
tragisch. Für uns nicht, denn auf den
einen Blender mehr oder weniger kommt
es nicht an, und für ihn nicht, weil sein
Vitamin B und sein goldener Fallschirm
ihn nicht verhungern lassen werden.
Nach seiner erfolglosen
Salamitaktik[154] erklärte er am
01.März 2011 zerknirscht seinen
Rücktritt, nicht ohne nochmal den
Medien[155] einen verbalen Tritt mit
den auf Hochglanz polierten
italienischen Edeltretern zu verpassen –
er sah sich „genötigt“ zurückzutreten,
damit die Soldaten in Afghanistan
wieder mehr Aufmerksamkeit
bekommen. Ach KTG, hättest du
geschwiegen, wärst du Philosoph
geblieben. Damit müsste die Geschichte
ad acta gelegt werden, doch der Grund,
warum ich es nicht auf sich beruhen
lassen kann, wurde ja bereits oben
benannt: Der Axel Springer- Verlag
bereitet mit anderen Mittätern das
Comeback des einstigen Erlösers vor.
Davon zeugten nicht nur das kurz nach
seinem Rücktritt veröffentlichte Buch,
der neue Haarschnitt und die
Kontaktlinsen. Auch Auftritte bei
amerikanischen Denkfabriken, in der
Europäischen Union[156] und immer
mal wieder politische Kolumnen in der
Bildzeitung machen klar: Hier will einer
seinen Platz als Sonnenkönig
zurückerobern. Er wäre nicht der erste
„Hoffnungsträger“ der, nachdem er zu
nah an die Sonne heranflog, abgestürzt
ist und dann seinen Umweg über diverse
Institutionen zurück an die Spitze
machte. Cem Özdemir ist auch so ein
Kandidat, der sich nach der
Bonusmeilenaffäre in das urige Nest der
EU begab, um dann gefeiert als Cem der
Große, als Obama aus dem
Schwabenland[157], zurückzukehren.
Gleiches Spiel also nun bei KTG. Ich
prophezeie spätestens 2017, eher aber
2016 ein Comeback. Der James Bond-
Verschnitt wird ein großes Comeback-
Interview in der Bildzeitung geben, sich
dort als geläuterten Pharisäer darstellen
und dann wieder voll in den
Angriffsmodus übergehen. Wir brauchen
uns keine falschen Vorstellungen zu
machen, der Axel Springer-Verlag wird
Herrn zu KTG eine ausreichende
Kommunikationsplattform für seinen
Wahlkampf in eigener Sache anbieten.
Das müssen sie bereits aus ihrer
Verpflichtung den USA gegenüber, denn
zu KTG ist ein Kind der Transatlantiker
und ihrem allumfassenden
Spinnennetzwerk. Gehegt und gepflegt,
wurde er für den höheren politischen
Dienst vorbereitet, nur um dann von
einem unwichtigen Plebejer aus Bremen
gestürzt zu werden. KTG macht auch
keinen Hehl daraus, wem seine
politischen Interessen gehören. In den
vielen Kriegsaufsätzen, die er in letzter
Zeit für die Bildzeitung geschrieben hat
(das unterstellen wir ihm einfach mal),
trieft es vor Amerikanismus und NATO-
Freundlichkeit[158]. Da sollten Sie sich
nicht mehr wundern, wenn es heißt, er
habe sich bei den Verhandlungen um
Opel von den Amerikanern unterbuttern
lassen[159]– wenn das mal nicht dolus
directus 2. Grades war, bewusster
Vorsatz. Also, was machen wir mit
KTG? Rollen wir ihm den roten Teppich
aus oder rollen wir nur mit den Augen,
wenn es wieder die ersten
Hochglanzbilder in der „Gala“ gibt?
Jagen wir ihn zum Teufel oder geben wir
ihm unsere Stimme, weil wir erneut auf
den faulen Zauber reinfallen? Wir
können Menschen nicht anhand ihrer
schönen Worte bewerten, sondern sie nur
anhand der Taten messen. Die Taten des
KTG sprechen eine eindeutige Sprache,
er hat sich die Uniform eines
preußischen Prinzen und Hauptmannes
angelegt, obwohl sie ihm mindestens
vier Nummern zu groß war. Des Kaisers
neue Kleider, aber ein frecher Bürger
hatte dann den Nerv, mit dem Finger auf
ihn zu zeigen und laut zu rufen: Die
Uniform, sie passt ihm nicht! Denken Sie
daran, wenn er überheblich grinsend
eine Pressekonferenz gibt, in welcher er
über die wichtigen transatlantischen
Bündnisse spricht.

05. Juni 2012 – Der kotzgrüne


Bilderberger
Kennen Sie noch Jürgen Trittin? Der
sog. Wirtschaftsexperte und konservative
Grüne. Schließt sich ja auf den ersten
Blick ein wenig aus, denn die Grünen
haben Wirtschaft nicht zu ihren
Kernkompetenzen gezählt, zu denen eher
der angeblich menschengemachte
Klimawandel und der „Veggie-Day“
gehören. Bevor wir uns Trittin selbst
zuwenden, sprechen wir doch zunächst
ein wenig über die Grünen selbst. Die
Partei, einst gegründet aus
Steineschmeißern[160] und Anhängern
der altgriechischen Knabenliebe[161],
sah sich in der eigenen Vorstellung wohl
selbst als ideologisches Bollwerk gegen
das Großkapital und den Nationalismus.
In den 1980er Jahren gegründet, um den
Mief aus dem Deutschen Bundestag zu
treiben, schrieb man sich damals vor
allem den Schutz des aussterbenden
deutschen Waldes auf die Kappe. Der
deutsche Wald war das erste Opfer
dieser Partei aus Opferanwälten und er
konnte sich nicht mal gegen die
Zwangsmandatierung wehren. Immerhin
hat der deutsche Wald gezeigt, dass er
keine Opferanwälte braucht, und hat sich
von selbst regeneriert[162]. Besonders
groß waren und sind die Grünen immer
darin gewesen, sich als Anwälte des
kleinen Mannes zu verstehen. Eine
Partei, die Menschen in der Opferrolle
braucht, um sich zu profilieren, ist ja
nichts Außergewöhnliches – jede Partei
sieht ihre Zielgruppe als Opfer und
„setzt sich für sie ein“. Darum
bezeichne ich die Grünen ja auch als
Partei der Opferanwälte. Ähnlich dem
Anwalt, der es auf seine Vergütung
abgesehen hat und der seine Mandantin
in den Prozess treibt, obwohl er weiß,
dass es nicht mal einen Blumentopf zu
gewinnen gibt, treiben die Grünen auch
Menschen mit echten Nöten vor sich her
und profilieren sich an ihnen. Bei den
Grünen kommt noch die Besonderheit
hinzu, dass sich ihre Wahlklientel v.a.
aus einem gut bürgerlichen,
urbanisierten, intellektuellen und
überhaupt nicht verarmten Teil der
deutschen Bevölkerung rekrutiert[163].
Ihre Wähler mokieren sich über die
vielen Treibhausgase durch
Umweltverschmutzung, besteigen selbst
aber mit am häufigsten das
Flugzeug[164]. Angepeilte Gruppe und
tatsächliche Wähler fallen also schön
weit auseinander. Die Grünen sind die
Hypokriten schlechthin, eine Partei
voller Gutmenschen, die sich beim
Rotwein am Speckgürtel vom Rhein
über die Probleme der Welt unterhält
und bedeutungsschwer den Kopf über
jede Ungerechtigkeit schüttelt. Die
Grünen bieten ein
Wohlfühlparteiprogramm für alle
potenziellen Opfer und ihre
selbstgerechten Rächer: Wälder, Tiere,
Frauen, Ausländer, Flüchtlinge, Arme,
Kranke, Schwache, Homo- und
Transsexuelle, Gutmenschen, Feministen
und all die anderen, die mir zurzeit
entfallen sind. Sie alle kommen zu ihrem
Recht und fragen Sie sich mal selbst, ob
da nicht was darunter ist, das Sie ganz
persönlich „gut finden, weil man sich
dafür einsetzt“. Andere Parteien reden
über Steuern, kalte Progression,
Erweiterung der EU, KFZ-Maut und
andere Themen, die einen schnell
überfordern. Aber Tiere? Ich selbst
liebe Tiere, die find ich richtig gut. Die
Grünen setzen sich dafür ein, dass die
Massentierhaltung abgeschafft wird, da
kann man doch nicht dagegen sein. Zack,
Zweitkreuzchen hingemacht. Was für ein
geniales Marketingkonzept, und das alles
völlig ohne Verpflichtung! Die Grünen,
ähnlich wie ihre stets besorgten, aber zu
beschäftigten Wähler, versprechen alles,
müssen aber nichts einhalten. Sie sind ja
schon mal mit einem Fuß im
Himmelreich, weil sie sich ja für das
Richtige „eingesetzt“ haben. Das hat
quasi religiöse Züge, das Paradies ist
den Grünen also sicher, wenn sie sich
nur für das richtige Ziel mit Tränen in
den Augen öffentlich stark machen. Den
Ablasshandel haben sie in Form von
Parteispenden auch. Es gibt viel über
die Grünen zu berichten, aber nicht viel
Gutes. Jede Partei ließe sich ohne
Weiteres auseinandernehmen, die Union
beispielsweise, die schon lange nicht
mehr für christliche Werte einsteht, oder
die SPD, die sich vom Arbeitnehmer so
weit entfernt hat wie der Wähler von ihr.
Die Grünen nehmen dabei aber eine
besondere Stellung ein, weil sie
unentwegt heucheln und damit beim
Wähler durchkommen. Die Grünen sind
diejenigen bei der Wahl, die dann doch
eine Stimme bekommen, weil man sich
am oben genannten Katalog
entlanghangeln kann und irgendwo
stecken bleibt. „Ach, die setzten sich
dafür ein? Das finde ich gut, komm, ich
wähl die mal!“ Bei allen anderen
Parteien, denen man das Wahlkreuz gibt,
hat man ein schlechtes Gefühl, aber die
Grünen, da hat man ja quasi die Welt ein
Stückchen besser gemacht, allein durch
das Kreuz! Sie brauchen auch keine
große Werbung, nicht nur, weil sie eine
treue Stammwählerschaft haben, sondern
aus dem genannten Grund. Schaden tun
sie sich immer dann, wenn eine der
Parteispitzen sich verplappert und sonst
negativ in Erscheinung tritt. Die Grünen
werden immer Erfolg haben, wenn sie
sich „für etwas einsetzen“, aber sie
werden brachial scheitern, wenn sie
etwas verbieten wollen. Einsetzen und
dagegen sein ja, aber verbieten, da
macht das eigene Wahlvolk nicht mehr
mit. Hoffentlich hat der Leser die
Eskalation um den „Veggie-Day“ noch in
Erinnerung, denn wenn nicht, wird es 10
Jahre später in einem Buch wieder
ausgepackt!
Grüne, das sind diejenigen unter uns, die
neben einer vom Steuerzahler
finanzierten Greifvogel-Aufzuchtstation
einen Windpark errichten wollen[165]
und sich gleichzeitig für den Schutz von
Wühlmäusen an einer geplanten
Autobahnbrücke einsetzen. Wenn aber
die seltene Beuteltierwühlmaus von
einem neuen Bauprojekt bedroht wird,
das nicht die Grünen initiiert haben,
dann wird geklagt und das gesamte
Projekt um Jahre nach hinten
verschoben, damit der Steuerzahler auch
was mit seinem Geld anzufangen weiß.
Die Grünen, das ist die Partei, die den
Deutschen immer die eigene
Nazivergangenheit vorhält, aber an der
Aufarbeitung der eigenen pädophilen
Vergangenheit trotz aller
Lippenbekenntnisse kein Interesse
hat[166].
So einer Partei gehört also Trittin an und
für den Leser ist das schon vorteilhaft,
um mit mir jetzt nachvollziehen zu
können, wie man als Mitglied einer
Partei von Heuchlern dem Ganzen noch
die Krone der Heuchelei aufsetzen kann.
Sie glauben, dass sich Joschka Fischer
als Berater in Diensten von BMW nicht
mit Ruhm bekleckert hat[167]? Dann
warten Sie mal ab. Jürgen Trittin ist
einiges zuzutrauen, so hat er Deutschland
schon 1993 in Sippenhaft für die
Verbrechen des nationalsozialistischen
Regimes genommen und auch in den
weiteren Jahren seine Abneigung gegen
das Land kundgetan, dem er nach seinem
Amtseid dienen wollte:

„Deutschland ist ein in allen


Gesellschaftsschichten und
Generationen rassistisch infiziertes
Land.“[168]
„Noch nie habe ich die deutsche
Nationalhymne mitgesungen und ich
werde es als Minister auch nicht
tun.“[169]

„Deutschland verschwindet jeden Tag


immer mehr, und das finde ich einfach
großartig.“[170]

Kann man einen Politiker in einem Land


wählen, der offensichtlich den Tag
verdammt, an dem er in demselben
geboren wurde? Wie gehen die
Verpflichtung, von Deutschland Schaden
abzuwenden, mit der eigenen
Zielsetzung, Deutschland abschaffen zu
wollen, Hand in Hand? Wäre Trittin kein
Heuchler, was er natürlich ist, dann
müsste er aktiv bei der Antifa
mitmischen. Selbst die
Nationalsozialisten waren in ihrer
Parteiprogrammatik ehrlicher, als es die
Grünen unter Trittin waren. Wir werden
aber gleich lesen, dass Trittins Agenda,
seine politischen Ambitionen und sein
Deutschlandhass sehr gut
zusammengehen. Jürgen Trittin wuchs in
einer Familie echter Anarchisten auf:
Sein Großvater war Bankdirektor[171],
der Vater Geschäftsführer und
Prokurist[172]. Er wächst wohl und gut
behütet heran, auch wenn ihn die
Nazivergangenheit seines eigenen Vaters
„nicht mehr loslässt“[173]. Als Student
geht er den Weg eines klassischen
Linken, also als aktives Mitglied bei den
Kommunistischen Studentenverbänden
und dem AStA. Dann begann seine
politische Karriere – weitere
Aufzählung dazu erspare ich mir, das
können Sie selbst nachlesen, es reicht
aus zu wissen, dass er immer noch im
Deutschen Bundestag sitzt. Seine
Mitgliedschaften in diversen Bündnissen
sind ebenfalls nicht besonders
zweifelhaft, so setzt er sich u.a. für
bedrohte Orang-Utans ein. Dass er die
NATO ablösen wollte[174] und Edward
Snowden in Deutschland Asyl
verschaffen möchte[175], verleiht ihm
sogar sympathische Züge. Es wirkt ja
beinahe so, als sei Trittin kein Heuchler,
sondern seiner eigenen linken Ideologie
treu geblieben. Dann aber wurde er
2012 auf einer den meisten Menschen
noch unbekannten Bilderberg-Konferenz
eingeladen und da fing das Bild des
harten linken Ideologen zu bröckeln
an[176]. Zur Bilderberg-Konferenz sei
auf die einschlägige Literatur verwiesen,
es sei nur so viel gesagt, dass sich die
Eliten aus Wirtschaft, Politik und
Medien, kommend aus den USA,
Großbritannien und Europa, einmal
jährlich in einem Hotel treffen und dort
drei Tage lang, abgeschottet von der
Öffentlichkeit, ihre Zeit miteinander
verbringen. Die ausgesuchten Hotels
werden regelmäßig Wochen vorher
hermetisch abgeriegelt, Gäste
drangsaliert und kontrolliert und ein
Kommuniqué aus dem mehrtägigen
Treffen gibt es auch nicht. Die
Bilderberg-Konferenz galt vor einigen
Jahren noch als reine
Verschwörungstheorie, hat sich aber
mittlerweile als echt erwiesen und
konnte daher auch von den großen
Medien nicht mehr verschwiegen
werden. Blöde Situation für die Medien,
da viele ihrer Vertreter regelmäßig an
den Treffen teilgenommen haben und es
weiterhin tun. Es ist ein exklusiver
Zirkel der Macht, der sich nach außen
hin als harmloser Think-Tank und
Ideenaustausch darstellt, aber natürlich
viel mehr ist. Auf solchen Treffen
erwartet man Leute wie Josef
Ackermann[177] und David
Cameron[178], aber sicherlich nicht
einen Alt-Linken, der sich über die
Opfer der RAF gefreut hat. Nun hat es
ihn eben doch zu diesem Treffen
getrieben und die eigene ideologische
Machtbasis war darüber etwas
verstimmt, dass sich da einer mit dem
Feind gemein macht. Natürlich hatte der
schlagfertige Alt-68er für all diejenigen,
die ihn da kritisiert haben, auch
passende Antworten, weil er auf einem
Treffen von Imperialisten dozierte:

Frage: „An der diesjährigen Konferenz


haben gut 150 Personen teilgenommen.
Viele der Teilnehmer sind mit dem
Flugzeug angereist. Über die
Umweltbelastung durch Flugzeuge sind
Sie bestens informiert. War die
Konferenz die Belastung der Umwelt
wert?“
Jürgen Trittin: „Gemessen woran?
Daran, dass auf Bilderberg bekanntlich
nichts Geringeres als die große
Weltverschwörung ausgeheckt wird?
Oder in Relation zu einem G20-Treffen,
einer UN-Klimakonferenz, dem
Weltgipfel Rio +20, einer WTO-
Konferenz oder dem Weltsozialforum?“

Frage: „Wie sind die


Rahmenbedingungen der Gruppe, z.B.
Stillschweigen, Abschottung nach
außen durch diverse Maßnahmen mit
demokratischen Prinzipien zu
vereinbaren?“
Jürgen Trittin: „Über meine Teilnahme
gibt es kein Stillschweigen. Auf diesen
Konferenzen geht es um einen offenen
Austausch zu aktuellen Themen. Damit
solche Diskussionen nicht nur in den
üblichen Textbausteinen enden, finden
sie häufig vertraulich statt. Dies
unterscheidet Bilderberg-Konferenzen
nicht von vielen anderen Formaten, wo
sich Think-Tanks, Politiker und
Unternehmen treffen.“

Frage: „Seit vielen Jahren kritisieren


Bürger die Zusammenkunft, die als
elitär und abgehoben bezeichnet wird.
Ist es nicht legitim, dass Bürger und
Wähler nach mehr Transparenz
verlangen, was die Zusammenkunft der
Bilderberg-Gruppe angeht?“

Jürgen Trittin: Ja, das ist genauso


legitim wie das Recht jedes Menschen,
sich auch ohne Öffentlichkeit treffen zu
können.

Frage: „Liegt es nicht nahe, davon


auszugehen, dass ein Treffen, das zu
gut zwei Dritteln von Persönlichkeiten
aus der Wirtschaft dominiert wird,
Interessen verfolgt? Mit anderen
Worten: Lässt die klare Dominanz von
Vertretern aus der Wirtschaft nicht
darauf schließen, dass bei der
Konferenz direkt oder indirekt auch
wirtschaftspolitische Interessen
versucht werden an den Mann bzw. die
versammelten Politiker zu bringen?“

Jürgen Trittin: „Mit anderen Worten:


Ist es nicht eine echte Sauerei, dass in
einer Demokratie Interessen verfolgt
werden? Hallo?“[179]

Trittin macht sich über die eigene


Parteibasis und die dummen Menschen
in Deutschland auch noch lustig, er
verhöhnt sie geradezu! Er stellt sich
selbst als Helden dar, der den
anwesenden geladenen Gästen aus
Hochfinanz und Geheimdienst mal so
richtig die grüne Meinung gegeigt hat!
Wir sollten ihm dankbar sein und keine
weiteren Fragen stellen! Zumal es auch
kein Problem darstelle, dass sich diese
150 Menschen mit überragender
Bedeutung für die gesamte westliche
Gesellschaft einfach mal so im
freundschaftlichen Kreis trifft. Gerade in
diesen freundschaftlichen Zirkeln
werden die für die Öffentlichkeit
wichtigsten Beschlüsse gefasst, wie es
beispielsweise mit der FED, dem
Zentralbanksystem der USA, geschehen
ist. Trittin gibt vage Antworthülsen von
sich und fordert den kritischen Leser
ansonsten auf, seine Klappe zu halten
und den Stiefel zu lecken, der ihm mit
voller Wucht ins Gesicht getreten wird.
Da braucht er sich nicht zu wundern,
dass er nicht mehr Fraktionsvorsitzender
ist. Ich frage mich, wie er das verkraften
will. Sicherlich wird sich bei den
grünen Freunden von Monsanto etwas
finden lassen, dort kann der Deutschland
hassende, bolschewistische,
kapitalistische Transatlantiker
Bilderberger zusammen mit seinen
Freunden an genetisch erzeugtem Saatgut
arbeiten, um den Welthunger zu
besiegen.

12. August 2013 – Die Spähdebatte ist


beendet! Oder auch nicht.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Christian
Lindner oder Ronald Pofalla als
politische Figur abstoßender finde.
Christian Lindner erinnert mich an den
ehrgeizigen, aber erfolglosen BWL-
Studenten, der sich mit
Knitterseidenschal und lila Hilfiger-
Pullover (im Sommer wohlgemerkt!) in
die vorderste Reihe der Vorlesung
hineinsetzt, dabei den Wirtschaftsteil der
FAZ mit großer Gestik aufschlägt und
wohlwissend smart in sich hineinlächelt.
Dann wird noch das iPhone rausgeholt,
klar, noch ein paar Order am Dow Jones
platzieren. Ein Poser, der es mag,
Uniformen zu tragen, ohne sie
(charakterlich/intellektuell) ausfüllen zu
können – was seine erheblichen
Misserfolge als Unternehmer bestätigen.
Ronald Pofalla auf der anderen Seite
entspricht dem Typus deutscher
Klugscheißerjurist, dem ich während
meines eigenen Studiums ausreichend oft
begegnet bin. Es handelt sich um einen
Menschen, der seinen Schönfelder[180]
in einer extra dafür gekauften Tasche mit
sich herumschleppt. Ein halbes Hemd,
das mit dem Geld seiner Juristen-Eltern
das Studium unnötig in die Länge streckt,
sich selbst für Gott hält und jedermann
korrigiert, wenn er Eigentum und Besitz
durcheinanderbringt[181]. Einer, der
seine Tage in der Bibliothek verbringt,
dabei aber nicht wirklich lernt, sondern
nur so tut als ob, indem er schwer
beschäftigt alle möglichen Lehrbücher
und Wälzer auf den spärlich bemessenen
Arbeitsplatz packt. Ein Streber der
negativen Sorte. Ein strebsamer Mensch
ist eigentlich wünschenswert und ein
Stück weit strebsam sollte jeder Mensch
sein. Ein negativer Streber ist ein
Karrierist, der bei studentischen
Hausarbeiten Bücher versteckt oder
wichtige Seiten herausreißt, damit ihm
niemand den Platz an der Sonne streitig
macht[182] . Kurzum: eine richtig
dubiose und nicht ernst zu nehmende
Type. Was passiert wohl, wenn einem
solchen Menschen politische Macht in
die Hand gedrückt wird? Da wir schon
über SPD, CSU und Grüne gelästert
haben, schauen wir uns doch einfach mal
die CDU an. Das große C stand mal für
„christlich“, das große D für
„demokratisch“ und das U natürlich für
„unfehlbar“. Sie kennen das aus dem
Gesetz für unlauteren Wettbewerb, wenn
man mit etwas öffentlich wirbt, dem man
dann nicht nachkommt, dann ist das ein
Verstoß gegen das UWG und löst eine
Schadensersatzpflicht aus. Die CDU,
ohne näher auf die Geschichte eingehen
zu wollen, ist die Partei der Gummifrau
Kanzlerin und hat heutzutage mit
christlicher Demokratie so viel
gemeinsam wie die FDP mit dem Einzug
in den Bundestag, nämlich gar nichts. Sie
suchen einen Grund für den Erfolg der
AfD? Fragen Sie die CDU und die
ehemaligen Wähler, die sich stehen
gelassen fühlen und scharenweise
abwandern. Wir haben bei unseren
beiden Volksparteien das gleiche
Problem wie die Amerikaner mit ihren
beiden Giganten: Die Unterschiede sind
kaum noch auszumachen. SPD und CDU
verstehen sich so gut, dass wir innerhalb
von zehn Jahren die zweite große
Koalition in der Bundesrepublik
Deutschland erleben. Obwohl große
Koalitionen durch das Grundgesetz nicht
ausgeschlossen wurden, sollten sie doch
die Ausnahme bleiben, da es einer
solchen Regierung leicht fällt, ohne
Opposition durchzu- regieren. Die sog.
„checks and balances“, Institutionen des
Staates, also gegenseitige Kontrolle der
Gewalten durch die Gewalten, sind bei
einer solchen Machtfülle einfach nicht
mehr gewahrt. Die CDU hat seit 2005
einen ganz seltsamen Kurs genommen,
seitdem die Kanzlerin im Hintergrund
die Fäden zieht. Um Angela Merkel zu
verstehen, muss man sich folgenden Satz
von ihr immer wieder vor Augen führen.
So sprach sie auf einer Konferenz, kurz
nach der Atomkraftwerk- Katastrophe
von Fukushima:

„Ich finde, an einem solchen Tag darf


man nicht sagen, unsere
Kernkraftwerke sind sicher. Sie sind
sicher! Und trotzdem muss man
nachfragen, was ist zu lernen aus
einem solchen Ereignis? Ohne dass
man Anhaltspunkte hätte, dass sie nicht
sicher wären? Und trotzdem können wir
immer dazulernen.[183]“

Das ist der Duktus der Kanzlerin und


damit der gesamten CDU. Da wäre sie
fast erwischt worden, die Frau Merkel.
Da wurde sie genötigt, wie 2004 im
Wahlkampf, ein klares Statement
abzugeben. Etwas, das sie nach der
verlorenen Wahl 2005 sich geschworen
hatte nie wieder zu tun, denn klare
Aussagen führen dazu, dass man
festgenagelt werden kann. So wie Jesus
ans Kreuz, und wir sind ja nicht bei
einer christlichen Partei. Daher
bevorzugt es die Kanzlerin, die eigenen
Minister ins kalte Wasser zu werfen und
vorfühlen zu lassen, wie denn die
Temperatur so ausfällt. Das Wasser ist
eine Metapher für das Wahlvolk. Ist es
zu kalt, lässt sie durch ihren
Regierungssprecher schnell verlauten,
dass sie mit dem Alleingang des
Ministers nicht einverstanden ist. Bei
der oben zitierten Konferenz wollte sie
Westerwelle in das Wasser schmeißen,
das zeigen die hilfesuchenden Blicke,
während sie sich eine Nicht-Antwort
herausleiert, aber der war wohl zu
beschäftigt, und die Sicherheit von
Kernkraftwerken im Inneren des Landes
war als Außenminister nicht in seinem
Kompetenzbereich. Die CDU besteht aus
Angela Merkel und ihrem Fußvolk, ihre
Vorkoster, ihre Lakaien, die sie gerne
voranschickt, um zu sehen, woher der
Wind weht, damit sie ihre Fahne danach
ausrichten kann. An einem Tag sind
Atomkraftwerke super und die
Laufzeiten werden verlängert, am
nächsten Tag nerven sie und wir schalten
sie ab. Na und? Dann klagt der
Stromkonzern RWE einfach auf eine
dreistellige Millionensumme[184], ist
doch unsere Schuld, was machen wir es
unserer Kanzlerin auch so schwer
herauszufinden, was wir wollen?
„Mutti“ will wie jede gute Mutter von
ihren Kindern geliebt werden und da
reicht es vollkommen aus, wenn sie im
letzten Moment als Trösterin auftaucht
und uns nach dem Fahrradunfall ein
Pflaster auf das blutende Knie klebt.
Schuld sind immer die anderen, die man
dann mit einem Todeskuss[185] in die
Frühpensionierung schicken kann.
Die CDU ist eine Ansammlung von
rückgratlosen Speichelleckern und sie
wird ein großes Problem bekommen,
wenn sich unsere Regentin zurückzieht.
Dann beginnen die Grabenkämpfe um
die Ausrichtung der Partei.
Ronald Pofalla, um zum nächsten
Speichellecker zurückzukommen, ist
mittlerweile nicht mehr im Kabinett
Merkel, aber er war mal einer ihrer
loyalsten Soldaten. Als Generalsekretär
tat er alles, um den Schaden von seiner
Mutti abzuwenden. Was gibt es
Spannendes zur Vita von Pofalla zu
sagen? Er ist Volljurist (natürlich), seit
seinem 16. Lebensjahr Mitglied bei der
CDU, zweifach geschieden, war
Generalsekretär der CDU und war Chef
des Bundeskanzleramts in der schwarz-
gelben Regierung von 2009 bis
2013[186]. Gähn, kommt uns doch schon
alles bekannt vor? Als ob sich ein
gelangweilter Drehbuchschreiber die
Karrieren der Politprofis ausdenken
würde. Wenigstens erheitert uns der
Wikipedia- Artikel über Pofalla mit
einer langen Liste von Skandalen und
Entgleisungen, die ich Ihnen doch einmal
näherbringen möchte.
Im Januar 2000 ermittelten
Steuerfahnder im Zuge der CDU-
Schwarzgeldaffäre gegen Herrn Pofalla,
da ihm im Jahre 1994 1,4 Millionen DM
auf das Konto zugeflossen waren. Nach
einigem Hin und Her, 11
Hausdurchsuchungen und einer Menge
Artikel vom „Spiegel“, wurde die ganze
Sache beendet[187]. Es gab keine
Beweise, dass Pofalla Schwarzgeld
erhalten hatte. Pofalla ist auch als
„Hardliner“ seiner Partei bekannt
geworden, der den Abweichlern der von
der Kanzlerin vorgegebenen Linie gerne
mal verbal eins reindrückt. So sagte er
zum krebskranken Wolfgang Bosbach,
dass er „seine Fresse nicht mehr sehen
kann“ und sich „diesen Scheiß nicht
mehr anhören wird“[188]. Pofalla
versteht keinen Spaß, aber wenn es um
seine Mutti geht, vergeht ihm auch das
Lachen. Nachdem die Sache an die
Öffentlichkeit kam, musste sich Pofalla
natürlich entschuldigen, was er dann
auch artig tat.
Kommen wir nun zum absoluten
Herzstück seiner politischen Amtszeit,
sozusagen dem raison d’être, mit dem es
der Ronald in dieses Buch geschafft hat.
Zeitlich befinden wir uns an dem Punkt,
an dem die NSA- Affäre kurz davor
steht, richtige Wellen zu schlagen. Als
Chef des Bundeskanzleramtes fielen in
Pofallas Kompetenzbereich auch der
Bundesnachrichtendienst und die
Geheimdienstkoordination. Wenn also
einer was zur NSA zu sagen gehabt hätte,
dann mit Sicherheit er. Ganz wie Mutti
entschied er sich aber dazu, lieber
andere vorzuschicken, denn die Sache
war ihm zunächst doch zu heikel[189].
Hans-Peter Friedrich, die Edathy-Petze,
begab sich also aufs Glatteis und wurde
dann von den Amerikanern böse zu
Boden geschickt. Er reiste nach
Amerika, um mal so richtig auf den
Tisch zu hauen, weil man gute Freunde
ja nicht abhört, und wurde dann von
Vizepräsident Joe Biden und
Außenministerin Hillary Clinton
gemaßregelt wieder nach Hause
geschickt – in Deutschland angekommen,
ließ er nur schmallippig verlauten, dass
„alles geklärt sei“[190].
Zwischenzeitlich wurde auch die Luft
für Pofalla dünn, denn ausgerechnet
seine eigene Mutti erklärte in einem
Interview in der ZEIT, dass die NSA-
Affäre natürlich ihm unterstellt sei[191].
Unsere Mutti ist schon gewieft, es
wurden natürlich Stimmen in der
Bevölkerung laut, dass endlich einer
unserer gewählten Vertreter mal auf den
Tisch haut und den Amis die Meinung
geigt, aber richtig, nicht so wie
Friedrich. Merkel ahnte natürlich, dass
sich früher oder später die Leute an sie
wenden würden und es an ihr hängen
bliebe, also tat sie das aus ihrer Sicht
einzig Richtige, das, was sie schon seit
Jahren tut, sie wälzte die Verantwortung
auf einen Untergebenen ab. Natürlich
würde sie Pofalla genau im Auge
behalten – würde Pofalla sich so äußern,
wie es der Bevölkerung gefiele, würde
die Kanzlerin ihre Zustimmung
ausdrücken. Würde Pofalla aber die
falschen Worte treffen, Todeskuss. Im
Nachhinein hatte Pofalla Glück, dass
sich Deutschland mitten im Wahlkampf
für die nächste Regierung befand und die
Legislaturperiode von Schwarz-Gelb
kurz vor dem Ende stand, sonst hätte man
ihn sicherlich höflichst zum Rücktritt
aufgefordert. Pofalla, wie man auch bei
der Bosbach- Geschichte sehen konnte,
war nicht auf den Mund gefallen. Also
gab er folgende öffentliche Erklärung ab,
wohlgemerkt, nachdem immer mehr
Beweise ans Tageslicht kamen:
„Die NSA- Affäre ist beendet, die
Vorwürfe sind vom Tisch. Es gibt in
Deutschland keine millionenfache
Verletzung von Grundrechten“[192].

Ronald Pofalla ist ein Mann der klaren


Worte, egal ob es die Fresse von
jemandem betrifft oder irgendwelche
dummen Verschwörungstheorien. Pofalla
behauptete dann auch, dass die
Amerikaner und die Engländer ihm
versprochen hätten, sich an unser
geltendes Recht zu halten, und dass alles
in Ordnung sei[193]. Komisch, warum
hat der Ronald nicht den Amis und
Briten mal ins Telefon zurückgebrüllt,
dass er „diesen Scheiß nicht mehr
hören kann“? Handelt es sich bei Herrn
Pofalla etwa um einen Pharisäer?
Pofalla rettete sich in das Ende der
Legislaturperiode und tat das einzig
Wahrhaftige in seiner gesamten
Laufbahn, er beendete seine politische
Karriere. Sicherlich würde er jetzt
endlich mit seiner Spielzeugeisenbahn
Modell „Leipziger Bahnhof“ in Ruhe auf
dem Dachboden spielen können und kein
Bosbach und keine aufgebrachte
Bevölkerung würden ihn dabei stören.
Wir, die Wähler, schon gar nicht. Leider
konnte er sich nicht mehr aus seinem
Amt als Abgeordneter des Deutschen
Bundestages zurückziehen, dazu haben
wir ihn aber ja genötigt!
Es handelt es sich bei Pofalla um einen
Hypokriten der Güteklasse 1A,
biologischer Anbau, und es blieb uns
natürlich nicht erspart, dass er sich doch
wieder in unser Leben schleicht.
Natürlich war sein Comeback in die
Öffentlichkeit auch nicht ohne Vorwurf
der Heuchelei und Vetternwirtschaft. Die
Deutsche Bahn wollte und wird Ronald
Pofalla in den Vorstand der Deutschen
Bahn berufen[194], 2015 wird er bei der
Bahn arbeiten und 2017 festes Mitglied
im Vorstand. Dort übernimmt er viele
Konzernbereiche des scheidenden
Vorstands Gerd Brecht. Freuen Sie sich
jetzt schon auf die neuen Ansagen in
ihrem ICE, der mal wieder zu spät
ankommt und im Hochsommer ohne
Klimaanlage auskommen muss:
„Der Zug kommt um 15:03 Uhr in
Frankfurt an, ist somit pünktlich, und
damit ist die Diskussion um angebliche
Verspätungen beendet. Ich kann Ihre
Scheißfressen nicht mehr sehen, also
steigen Sie bitte in Fahrtrichtung
rechts aus.“ Der Chef der Gewerkschaft
deutscher Lokführer, Weselsky, freut sich
sicherlich auch schon auf die nächsten
Tarifrunden.

Puh, das sollten wir vielleicht kurz


sacken lassen. Es waren nicht viele
Politiker, die ich hier aufgeführt habe,
aber viele prominent vertretene. Ich
wollte noch auf Frau Haderthauer und
ihre gewinnbringende Psychowerkstatt
zu sprechen kommen, aber wenn es mir
bereits beim Schreiben mit unseren
Politikern reicht, wie geht es dann erst
dem Leser? Also lassen wir das besser;
der Vollständigkeit halber kommen Sie
über die folgende Fußnote[195] an eine
taugliche Zusammenfassung der
Ereignisse. Kurz: Ministerin aus Bayern
lässt von hochintelligentem
Schwerverbrecher superdetaillierte
Modellautos erstellen, die dann von
Sammlern für mehrere tausend Euro
gekauft werden – ihr Mann war in dieses
lukrative Geschäft natürlich mit
einbezogen und es wurde der
Öffentlichkeit als
Rehabilitierungsmaßnahme verkauft und
natürlich vom Steuerzahler finanziert.
Zum Kotzen.
Noch so ein aktueller Fall wäre die
Causa Justizminister Maas: Er hat sich
dafür feiern lassen, federführend an
einem Gesetz mitzuwirken, bei dem der
Auftrag gebende Vermieter die Gebühren
für den Makler bezahlen soll und nicht
der neue Mieter – jetzt kam es heraus,
dass er bei seiner eigenen Immobilie
darauf bestanden hat, dass die Mieter
die Maklerprovision zahlen[196].
Wer kann schon ahnen, was hinter dem
großen Vorhang noch für Manipulationen
und Heucheleien stattfinden? Wussten
Sie beispielsweise, dass es unter
Abgeordneten nicht nur sehr beliebt ist,
sich die eigenen Diäten zu erhöhen,
sondern zur Weihnachtszeit, kurz vor
Ende einer Legislaturperiode, sich mit
Montblanc- Füllern (ab 150€ aufwärts)
und anderen „nötigen“ Büroartikeln
einzudecken[197]? Was ist schon so
schlimm an den daraus entstandenen
Kosten in Höhe von 70.000 Euro, die
der Steuerzahler an die Firma Montblanc
überweisen darf? Wie viele dieser
„Banalitäten“ häufen sich noch? Gibt es
noch Politiker, die nicht als
Volkszertreter agieren, sondern wirklich
im besten Interesse der Bevölkerung
handeln? Warum haben wir uns, die wir
so brillant sind, noch keine Alternative
zum Kindermädchen Staat überlegt?
Wissen wir uns wirklich nicht anders
gegen alle Sorgen und Nöte des Alltags
zu behelfen außer mit einem
aufgeblähten Staatsapparat, wo jeder in
den öffentlichen Topf greifen kann? Bei
einer Skifreizeit in der 7. Klasse konnte
ich einmal folgende Szene beobachten:
Ein Snackautomat mit allerlei
Köstlichkeiten wurde von der
Mitarbeiterin der Herberge offen
gelassen, was alle Kinder in hellen
Aufruhr versetzte. Wie die Abgeordneten
auf Montblanc- Füller stürzten sich die
Kinder auf die zahlreichen Süßigkeiten,
die nun „kostenlos“ allen zur Verfügung
standen! Was soll ich sagen, wir wurden
erwischt und bezahlten die geklauten
Snacks, die Namen der 150
Abgeordneten wurden aber nie
veröffentlicht und sie haben die
Montblanc- Füller auch nie bezahlt.
Machen wir uns hier besser keine
Illusionen mehr, wir haben die Kontrolle
über unsere repräsentative Demokratie
verloren. Vielleicht stimmen sogar die
Theorien der Gegner des 2+4
Vertrags[198] und Deutschland war nie
eine repräsentative Demokratie und der
Bürger hatte nie zu entscheiden. In einem
Land, in dem man wegen dem
Verspeisen von Frikadellen im Wert von
2,- Euro seinen Arbeitsplatz verliert,
aber für den Diebstahl von Füllern im
Wert von 1000,- Euro auch noch den
Anspruch auf eine Pension erwirbt, geht
es nicht mehr gerecht zu – ich schätze,
die Situation, in der wir uns gegenwärtig
befinden, sie geschieht uns nur zu Recht.
Viele haben die Augen verschlossen,
viele haben nichts gesagt, viele haben
mitgemacht und viele haben angespornt.
Unser politisches System ist ein krankes
Geschwür, das wir wohl mit
konservativer Therapie nicht mehr
heilen können.
Kapitel 3 – Die „neue Weltordnung“

Bei der „neuen Weltordnung“ handelt es


sich mittlerweile um ein geflügeltes
Wort, das sehr vielen Menschen bekannt
geworden ist. Ich sehe immer mehr junge
Menschen, die T-Shirts mit dem
Aufdruck „Fuck the NWO“ und
Ähnlichem tragen oder die generell
etwas damit anfangen können, zumindest
aber eine vage Vorstellung davon haben.
Auch auf Facebook finden sich nach
kurzer Suche einschlägige Gruppen, die
sich damit auseinandersetzen, mitunter
radikal und voller Verve. Im Grunde
genommen ließe sich darunter am
ehesten eine geplante und teilweise
schon in die Tat umgesetzte politische
Agenda subsumieren. Besonders häufige
Anwendung findet diese Terminologie in
der US-amerikanischen
Außenpolitik[199]. Da es genügend
Bücher gibt, die sich ausgiebig mit der
Historie und dergleichen beschäftigen,
möchte ich das Ganze auf einen kurzen
und prägnanten Nenner bringen:
Demnach handelt es sich um eine Welt
unter der Führung der Vereinten
Nationen (UN). Die Eine-Welt-
Regierung mit der Eine-Welt-Polizei und
der Eine-Welt-Währung, und dann
herrscht ewig währender Frieden auf
Erden[200]. Angeblich sei es eine
erfundene Weltverschwörung, aber es ist
eigentlich ein offen von allen Politikern
propagiertes Ziel. Es wurde schon sehr
viel zu diesem Thema geschrieben und
ich möchte mich nicht zu den
Einzelheiten äußern, also ob es sich um
eine reine Verschwörungstheorie handelt
oder nicht, welche Politiker und Cliquen
da mit drinstecken und ob die verfolgten
Ziele für die Menschheit von Vorteil
sind oder aber eher nicht. Es gibt genug
gute und schlechte Literatur dazu und es
sei mir nachgesehen, wenn ich Sie
darauf verweise. Dieses Buch handelt
von Heuchelei und auch dieses Kapitel
wird sich damit befassen. Zunächst
werde ich auf aktuelle Weltereignisse zu
sprechen kommen, dann die Brücke zur
politischen Agenda der neuen
Weltordnung schlagen und dann offenbart
sich das Ausmaß der Heuchelei wie von
selbst. Es schließt an das Kapitel
unserer eigenen deutschen Politiker an,
da ich darauf aufmerksam machen
möchte, dass die Welt voll von
(gefährlichen) Hypokriten ist. Wie
erfolgreich diese Agenda war/ist, zeigt
sich doch, wenn wir einen kurzen Blick
darauf werfen, was in der Welt alles
schiefläuft:
1. Die National Security Agency
(kurz: NSA) sowie ziemlich alle
anderen Geheimdienste und
privaten Konzerne überwachte
und überwacht mehrere
Milliarden Menschen auf der
gesamten Welt – dafür verwendet
sie allerlei Gerätschaften, auf die
sie zugreifen kann dank
gutgläubiger oder schlicht naiver
Bürger, die ihre Daten freiwillig
und ungeschützt über den
gesamten Äther des Internets
jagen[201].

2. Internationale Banken, gleich ob


„staatliche“ Notenbanken oder
private Unternehmensformen,
haben unser Geld (Gehalt,
Erspartes, Investitionen) und
Gold in Geiselhaft genommen und
rücken es nur widerwillig bis gar
nicht mehr heraus. Ihr Geld
verliert durch die Bankenunion
und den laufenden Währungskrieg
zunehmend an Wert[202].

3. Pharma- und Biotechkonzerne


wie Bayer oder Monsanto dürfen
Menschen ganz offiziell, staatlich
protektiert, töten oder aber sie
zumindest wie Laborratten
hochtoxischen Stoffen
aussetzen[203].
4. Die weltweiten, gewollten und
geförderten Zuwanderungsströme
erreichen nicht länger haltbare
Zustände – global nehmen
interkulturelle Konflikte zu, alte
Rassenunruhen brechen erneut
auf, Fremdenfeindlichkeit
jeglicher Art (Weiß gegen
Schwarz gegen Gelb; Juden gegen
Moslems gegen Christen;
Heterosexuelle gegen
Homosexuelle; Deutsche gegen
Ausländer usw. usf.)[204] nimmt
weltweit zu, ohne Aussicht auf
Linderung.

5. Zunahme der aufrührerischen


Proteste und bewaffneten
Konflikte zwischen Bürgern und
Regierenden. Siehe in den letzten
Jahren nur Iran, Tunesien,
Mexiko, Ukraine, Venezuela,
Libyen, Irak, Syrien, Jemen,
Libanon, Griechenland, Türkei
usw.[205]

6. Lebensmittel werden immer


schädlicher, immer ungenießbarer
und sind mitunter sogar
giftig[206]. Das
Freihandelsabkommen verschafft
uns eine ganz neue Gattung von
Huhn, das Chlorhühnchen[207].

7. Die Bank J. P .Morgan, bekannt


für ihre Mittäterschaft an der
Subprime-Krise (welche unsere
Welt fast vollständig ins
Verderben geführt hat[208]), hat
sich ein nettes kleines
Nebenstandbein eröffnet, indem
sie aus reiner Menschenliebe die
Essensmarken in den Vereinigten
Staaten von Amerika in Form von
ETB- Karten herausgibt. Klar?
J.P. Morgan verdient an jedem
Menschen mit, der sich in den
USA vom Staat sein Essen
bezahlen lassen muss[209].

8. Die NATO und Russland bereiten


einen dritten Weltkrieg vor[210].
Gleichzeitig massakrieren sich
Menschen im Nahen Osten.
Diese Liste ließe sich wohl über
unzählige Ziffern fortführen, ich habe nur
einige bekannte und weniger bekannte
Themen herausgezogen. Sicherlich, man
könnte mich als Untergangspropheten
bezeichnen, aber dem will ich gleich
einen Riegel vorschieben: Ich glaube
nicht an ein plötzliches Ereignis, in
welchem die gesamte Menschheit mit
einem Schlag ausgelöscht wird. Das
klingt naiv, aber dafür ist die Menschheit
als Spezies noch viel zu jung, ein paar
Jahrtausende sollte man uns noch
zugestehen. Tatsache ist aber, dass wir in
aufregenden Zeiten voller umwälzender
Ereignisse leben. Niemand kann
behaupten, dass sich diese aufgezählten
Ereignisse nicht radikal auf unsere
Lebensumstände auswirken werden. Was
hat das alles mit der neuen Weltordnung
zu tun? Hinter all den genannten
Problemen stecken Interessen und hinter
den Interessen diejenigen, die sie
verfolgen. Ich will gar nicht zu viel über
die Eliten, Cliquen, Familien,
Gesellschaften und Institutionen
schreiben, die hier eine Bedeutung
haben. Das hatte ich bereits in der
Einleitung verdeutlicht und fordere Sie
hiermit auf, Ihre eigenen Recherchen im
Internet zu betreiben und niemandem ein
Wort abzukaufen, schon gar nicht mir, ich
will nur polemisieren. Vielmehr möchte
ich versuchen, Sie zum Denken
anzuregen und sich das Puzzle selbst
zusammenzusetzen. Vielleicht haben Sie
beim Lesen schwermütig und
zustimmend mit dem Kopf genickt und
dabei gedacht, wie furchtbar das alles
ist. Nur um im nächsten Moment wieder
zur Arbeit oder ins Fitnessstudio zu
gehen oder im Internet auf Facebook und
Pornoseiten zu surfen. So wird sich
nichts ändern. Woher ich das mit so
einer Gewissheit behaupten kann?

I. Warum wir die neuen Sklaven sind


Die meisten Menschen sind wie
Sprengkörper ohne Ladung, wie die
Attrappe einer Schusswaffe. Sie drohen
mit großem Tamtam zu explodieren, nur
um dann doch zurückzustecken und sich
als Blindgänger zu erweisen. Wir
schwingen Reden, nehmen uns zu
Neujahr Dinge vor, machen Pläne,
motivieren uns mit Life Coaches,
nehmen an Seminaren teil, ernähren uns
von Veggie- Smoothies, stellen unser
Leben um, posten auf sozialen
Netzwerken unsere Änderungen, rauchen
E-Zigaretten, fahren E-Autos und E-
Bikes, unterstützen die Peta, tragen
Norwegerpullover, sind gegen das
Erschlagen von Robbenbabys und
benehmen uns auch sonst wie scheinbar
gute Menschen. Aber berühren uns die
Probleme im Nahen Osten wirklich?
Spüren wir wirklich einen Schmerz,
wenn wir die Bilder im Fernsehen
sehen? Sofern weder Verwandte noch
Freunde betroffen sind, wohl eher nicht.
Verstehen Sie, wir befinden uns in einer
geschichtlich bisher einmaligen und
einzigartigen Situation. Anders als
unsere leicht revoltierenden Vorfahren
ist uns ein riesiger Pool an
Informationen vergönnt. In Echtzeit
können wir uns überall auf der Welt
durch das Internet aufhalten und
erfahren, was um uns herum passiert. Sie
kennen ja dieses ungute Gefühl, von der
Welt abgeschnitten zu sein, wenn das
Modem mal für ein paar Tage streikt.
Und das, was wir täglich zu lesen
bekommen, müsste uns dazu bringen, die
eigenen Eingeweide auszukotzen und
sogleich danach die Fackel samt
Mistgabel zu ergreifen, um ein paar
Politiker aufspießen zu gehen. Gleich am
besten an der Parteizentrale als Warnung
für jeden nächsten im Think-Tank
gebackenen, glatt gebügelten
Superstarpolitiker[211], der sich uns
anbiedert.
Aber wir tun es nicht. Wir tun gar nichts.
Wir sind im Inneren vielleicht empört,
leicht schockiert und auch ein Stück weit
traurig. Aber wir tun nichts. Wenn ein
indisch-stämmiger, pädophiler Politiker
einer sozial- demokratischen Partei,
Typus Oberlehrer und mit einer
gigantischen Nazisäuberungskeule
ausgestattet, dank des Parteigemauschels
die möglicherweise tauglichen
Beweismittel zerstört, damit das
Ermittlungsverfahren der zuständigen
Staatsanwaltschaft erheblich
beeinträchtigt wird, und sich dann mit
seinem Diplomatenpass nach Dänemark
absetzt, wo er immer noch das
Unschuldslamm mimt[212], was tut dann
die deutsche Öffentlichkeit? Richtig
geraten. Gar nichts. Sie lässt sich von
den dieses Land beherrschenden Medien
auftischen, dass der eigentliche
Übeltäter ein dümmlich-naiver CSU-
Minister sei, der ein Geheimnis
ausgeplaudert hat. Verarbeiten Sie das
gerade Gelesene auch richtig? Nochmal:
Die Große Koalition befindet sich in
Sondierungsgesprächen. Der
angeschuldigte und bald angeklagte[213]
SPD- Politiker ist auch Teil dieser
Gespräche. Inzwischen ist es bei den
Teilnehmern ein mehr oder weniger
offenes Geheimnis, dank des
dümmlichen ehemaligen Innenministers,
dass gegen diesen wegen Verdacht des
Besitzes von Kinderpornographie
international ermittelt wird. Bei den
Politikern, den gewählten
Volksvertretern unserer bezaubernden r e
p r ä s e n t a t i v e n Demokratie, tut
sich aber gar nichts. Als sich die Affäre
langsam wie ein dunkler Moloch auftut
und die Großkotz- Koalition und ihre
fetten Parteibonzen zu verschlingen
droht, geben diese eilig
Pressekonferenzen und tun kund, was
Politiker in solchen Fällen nun mal
kundtun: I wois goar nix – I hab nix
geseh’n – Di andrn san schuld, gell
(Oberst Schulz in „Ein Käfig voller
Helden“ oder auch die drei Affen,
taub/blind/stumm). 98 % aller Politiker
sind Dreck. Abschaum. Ehrlose,
schleimige, glatt gescheitelte, von
Karriereanstalten hervorgebrachte, aus
Niedertracht und Eigensinn gezüchtete
Blutegel, die sich so gut selbst
bevorteilen wie nur möglich. Aber es
sind nicht sie, auf die sich mein Zorn
richtet. Mein Zorn richtet sich auf mich
selbst. Auf dieses System. Weil ich nicht
dagegen ankämpfe, obwohl es mir direkt
ins Gesicht springt. Obwohl die neue
Weltordnung ihre Schuhgröße 46 -
Stahlkappenstiefel frisch poliert in
meine Fresse tritt. Jeden verdammten
Tag. Sauber in die Fresse. Und mich
dabei anlächelt. Durch Politgestalten mit
ihrem fetten
Kinderschändergrinsen[214]. Durch
dauerkoksende Investmentbanker, die
Milliarden an Geldern jeden Tag in die
Brieftaschen von finsteren Gestalten wie
George Soros bewegen[215]. Durch
fette, glatzköpfige und präimpotente
Versicherungsmakler, die sich mit dem
Geld ihrer Kundschaft Incentive-Reisen
gönnen, um wahrscheinlich
minderjährige Prostituierte zu
missbrauchen[216]. Durch ekelhafte
Medienmenschen, die anscheinend alle
in derselben Medienanstalt fertig
gebacken herausgebracht werden, um in
politkorrekten Neusprechsendungen die
Menschenmasse über die
Rundfunkempfänger zu verdummen und
einen jeden zu verunglimpfen, der es
wagt, das Gegenteil zu behaupten.
Das alles ist nicht einmal die Spitze des
Eisbergs namens „Neue Weltordnung“,
welche die Welt, ähnlich wie die
Titanic, zum Sinken bringen wird. Aber
wir sitzen und wir nicken oder wir liken
oder wir schweigen. Und wir nehmen
hin, weil wir gute und artige Sklaven
sind. Denn Widerworte geben und
Rückgrat zeigen sind böse, aggressive,
„männliche“ Eigenschaften, die nicht in
das Zeitalter der Soft-Skills passen.
Revolutionen anstiften geht halt mal gar
nicht und ist voll Autobahn.
Wie bereits betont, habe ich die
Illusionen, also meine Hoffnungen auf
kurzfristige Besserung, aufgegeben. Die
schöne neue Weltordnung? Sie ist bereits
da. Voll in unserem Leben integriert. Sie
kam nicht mit Gewalt. Nein. Das waren
die Methoden zu Beginn des 19. und 20.
Jahrhunderts in Gestalt des radikalen
Kapitalismus, des Kommunismus, des
Nationalsozialismus. Die Elite hat in den
Dekaden dazugelernt. Wollte man das
Ziel der vereinten Welt einst durch rohe
Gewalt erreichen und den Menschen
aufzwingen (Hitler, Stalin), schwankte
man alsbald um auf eine drohende
Dauerkulisse (Kalter Krieg,
internationaler Terrorismus), um jetzt
das perfekte Mittel zur Erreichung des
Zwecks anzuwenden. Eine Symbiose aus
Gewalt, initiierten Aufständen,
Krankheiten, „false flags“- Attacken,
freiwillige Dauerüberwachung,
vergiftete Nahrung, Gehirnwäsche durch
Medien und mehr. Die selbst erkorenen
Auserwählten wussten, dass sie sich Zeit
lassen mussten. Denn sie fürchten noch
immer die rohe, manifestierte Gewalt
des Pöbels. Diese entlädt sich ab und an
auf die vorher auserwählten
Volkstribune, wenn diese nämlich ihre
Nützlichkeit verloren haben. Leser,
glaubst du wirklich, die Mächtigen
halten sich auf den Bühnen der Welt auf?
Eines der wichtigsten Gesetze der Macht
lautet schweigen. Die amerikanischen
Mafia- Familien konnten über einen
Zeitraum von fast 70 Jahren eine
unglaubliche Machtstruktur
aufrechterhalten. Warum? Wegen der
„omertá“ – dem sizilianischen Gesetz
des Schweigens. Und nichts anderes
macht die neue Weltordnung auch. Sie
schweigt oder lässt totschweigen über
das, was ihr nicht genehm ist. Obwohl,
in manchen Fällen, wie bei Henry
Kissinger, kündigt sie ihre Vorhaben
auch direkt an[217].
Obama, Merkel, Bill Gates, Hollande,
Juncker und all diese öffentlichen
Gestalten sind Marionetten. In einem
gigantischen Spinnennetz aus
Bündnissen, Kommissionen, Instituten,
Gesellschaften und Logen – je wichtiger
diese sind, umso weniger erfährt die
Öffentlichkeit von den Treffen. Für uns
Schafe bleiben die G7-Treffen, wobei,
der nächste wurde ja verschoben, weil
das wichtige Bilderberg Treffen
dazwischen lag[218]. Wie oft wurde
schon behauptet, es kann eine so
weltweit angelegte Verschwörung in
dem Ausmaße gar nicht geben, ohne dass
sich jemand vorher verplappern würde.
Dabei ist es keine „Verschwörung“[219]
im eigentlichen Sinne, es wird alles
öffentlich kundgegeben – auch Hitler hat
öffentlich immer bekannt gegeben, wie
er seine politischen Ziele umsetzen will.
Es kommt nicht darauf an, dass sich ein
paar mächtige Männer in den
Hinterzimmern von teuren Hotels und
Villen treffen, auch wenn sie es
regelmäßig tun. Es reicht aus, dass eine
kleine und mächtige Gruppe die
Vorstellung von einer „besseren“ Welt
hat und sich dafür der zahlreichen
Netzwerke und Institutionen bedient, die
unsere Gesellschaft vorweist. Wenn sich
Wissenschaftler von einem
Saatgutkonzern wie Monsanto für teures
Geld einkaufen lassen[220], damit sie
gefälschte Studien über die
Ungefährlichkeit der von Monsanto
produzierten Stoffe herausgeben, was
sagt das dann aus? Ich weiß nicht,
welche Vorstellungen die „Skeptiker“
haben, wenn sie sich über das Konzept
einer weltweit angelegten Verschwörung
amüsieren. Mal angenommen, ich sei ein
mächtiger Baulöwe mit Freunden in der
Baubehörde und der Gemeindevertretung
und ziehe nun auf ein ruhiges Landgebiet.
Dort treffe ich besagte Bekannte
regelmäßig zum Sonntagstreff.
Gleichzeitig verkünde ich öffentlich,
dass ich Interesse daran habe, in das
Land zu investieren. Ist das jetzt eine
Verschwörung? Sie können mir ja nicht
nachweisen, dass ich mir von meinen
Freunden bei der Baubehörde
Grundstücke versprechen und
unbebautes Gebiet als Gewerbegebiet
ausweisen lasse, auch wenn es so
passiert. Vielleicht habe ich meine
Freunde auch nur so nebenbei getroffen,
zum Weintrinken? Deals zwischen den
Mächtigen sind nichts Besonderes, da
wird der Kuchen einfach aufgeteilt.
Nennen Sie es von mir aus eine
politische Eine-Welt -Agenda oder wie
auch immer, aber hören Sie auf so zu tun,
als rieche es nach
Weltverschwörungstheorie. Es gibt
Cliquen, Absprachen, Kontrollen,
Manipulationen, Korruption, Lügen und
Schweigen. Es wird hier aber toleriert
oder totgeschwiegen, weil „die da oben
wissen ja schon, was sie tun“. Fresse
halten und Stiefel lecken! Wie wir im
Fall Edward Snowden gesehen haben,
hat es seit Gründung der NSA im Jahre
1952 bis zum Abhörskandal 2013 nur 61
Jahre verdammte Jahre gedauert, bis
etwas an die Öffentlichkeit dringen
konnte. Weil die NSA das Gesetz der
„Omertá “ beherrscht und jeden
Abweichler mit der Kapitalstrafe belegt.
Übrigens: Wie war die Reaktion unserer
Politiker auf den Abhörskandal? Zu
Beginn waren alle empört. Alle! Über
den Verräter Snowden, der dem
internationalen Terrorismus in die Hände
spielt! Und darüber, dass sie selbst auch
ausspioniert wurden[221]. Als in der
Bevölkerung Stimmen laut wurden,
welche unsere Regierung kritisch
hinterfragten, wurden die
Fragestellenden mit Ausreden aller
Couleur vertröstet[222].
Merkel sagte dann so einen wunderbaren
merkelianischen Satz, der da lautete:
„Ausspähen von guten Freunden geht
gar nicht“[223]. Die ehemalige Stasi-
Agentin (IM Erika[224]) kann davon
wahrscheinlich ein Lied singen. Wenn
Sie die Büchse der Pandora einmal
öffnen, gibt es kein Zurück mehr in das
„normale“ Leben. Denn dann wissen
Sie, dass Ihnen eine Matrix vorgegaukelt
wurde, eine Matrix, die daraus besteht,
dass Sie die staatlichen Schulen
besuchen und dort schon einmal
vorindoktriniert werden. Den Rest Ihrer
Zeit verbringen Sie schön mit Fernsehen
– „DSDS, GZSZ, Dschungelcamp, Big
Brother“ (diese Formate klingen bereits
wie Krankheiten oder gefährliche
Utopien). Während sich Ihr letztes
bisschen Verstand durch die
Doppelbeschallung von Gehirn
zersetzenden Medien und Staatsdoktrin
auflöst, werden Sie zu einer teigigen
Masse. Genau das braucht die neue
Weltordnung. Genau das kriegt sie. Je
nachdem, wie formbar Sie als neue
Teigmasse sind, lässt man Sie zum
Aufgehen an die höheren Schulen und
Universitäten des Landes. Ist der Teig
nicht formbar, weil von vornherein zu
wenig (Gehirn-)Masse da war, entlässt
man Sie in das Hartz 4-Leben. Dort sind
Sie ungefährlich, denn Ihre Bedürfnisse
sind leicht zu decken (Smartphone,
Pornos, Feiern, Fußball, leichte/harte
Drogen). Die Eliten der neuen
Weltordnung verachten diesen Bodensatz
der Gesellschaft, die sog.
„Unterschicht“. Aber sie brauchen ihn
auch, da sehr leicht zu kontrollieren und
für eigene Bedürfnisse einsetzbar. Unser
Konsum ist deren Treibstoff.
Man kann sich die Unterschicht auch als
Frontschweine, Kanonenfutter also,
vorstellen. Es ist wie bei dem Untergang
der Titanic, als die unterste Klasse den
Kaviar und den Hummer für die erste
Klasse bezahlt hat. Als der Dampfer
dann unterging, bezahlte die unterste
Klasse auch noch mit ihrem Leben, denn
die wenigen Rettungsboote, die
vorhanden waren, wurden bereits von
der „first class“ beschlagnahmt.
Während sich die Unterschicht
gegenseitig fertiggemacht hat, genau wie
jetzt auch, wo Leiharbeiter mit
Verachtung auf Hartz 4- Empfänger
blicken und diese wiederum mit
Verachtung auf Obdachlose.
Sie, werter Leser, sind sicherlich nicht
in dieser ekligen Unterschicht. Sie sind
ein gestandener und intelligenter Bürger.
Ihr Gehirnteig wurde an einer
Fachhochschule, ja vielleicht sogar an
einer Hochschule gebacken! Dort haben
Sie gelernt, was es heißt, ein
ordentlicher Bürger zu sein. Sie haben
mehr oder minder fleißig studiert, haben
gefeiert, sich ihrem Studiengang
angepasst und dann haben Sie als stolzer
Absolvent die Universität verlassen.
Sicherlich kamen Sie sich dabei sehr
einzigartig und speziell vor. Ich meine,
immerhin haben Sie studiert! Sie und ein
paar Millionen andere auch[225]. BWL,
Jura oder Medizin. Jetzt konnte Ihnen
keiner mehr was. Sie würden Erfolg
haben, viel Geld verdienen, eine
Bilderbuchehe führen, eine Menge
Affären haben, sich das Traumauto
leisten und. . .
Nur zu gerne reiße ich Sie aus diesen
„Träumen“ heraus. Qualitativ hat sich
nicht viel geändert zur gerade erwähnten
Unterschicht. Genau genommen ist der
Unterschied ein quantitativer. Wenn ein
6-Jähriger sich ein neues Fahrrad
wünscht und sein 35-jähriger Vater einen
neuen Mercedes, gibt es dann einen
Unterschied? Nein, es wird die gleiche
Konditionierung bedient. Ein Mensch
der Unterschichtenkaste wird also
zufrieden sein, wenn er sich vielleicht
einen Kasten Bier in der Woche leisten
kann, während der Akademiker stolz
seine teure Weinkollektion in der
wohltemperierten Vitrine ausstellt. Ob
Sie sich jetzt Ihr Wissen auf der Straße
oder auf der Universität angeeignet
haben, ist der neuen Weltordnung im
Grunde genommen total gleichgültig.
Faktum ist, dass Sie Bedürfnisse haben,
die materieller Natur sind, daher leicht
zu befriedigen, und das macht uns
angreifbar.
Durch die von den Medien propagierten
Bilder hat sich in unserem
Unterbewusstsein ein genaues Bild
davon manifestiert, was ein „gutes
Leben“ und was kein gutes Leben ist.
Und unser Unterbewusstsein arbeitet
gegen uns, als Antagonist des
Bewusstseins. Blicken Sie sich doch
einmal bewusst um, öffnen Sie die
Augen mitsamt Ihrem Bewusstsein und
schalten Sie dann noch Ihren Verstand
ein (nicht leicht, wenn man sich den
ganzen Tag bei Flappy Bird einen Vogel
runterholt). Wovon träumen Sie denn?
Was ist Ihr Ziel? Wie soll Ihr Leben
aussehen? Reihenhaus am Stadtrand,
flottes Auto, viele Affären (bloß nicht
heiraten, laut Medien scheiden sich 3
von 2 Leuten ja), einen Body wie
Beckham/Sylvie, das neuste Smartphone,
Urlaub auf den Malediven und Jetsetten
wie die Geißens? Setzen Sie sich in
aller Ruhe hin, schreiben Sie das auf,
was Sie tatsächlich verwirklichen
wollen – und dann fragen Sie sich
nochmal, ob Sie das wirklich wollen
oder ob Sie da nicht eher fremdbestimmt
waren. Glauben Sie mir, ich war als
junger, aufmüpfiger Möchtegern- Rebell
weit davon entfernt, Jura zu studieren.
Ich wollte überhaupt nicht studieren, und
wenn doch, dann etwas, was mir Spaß
macht, wie Game Design (aufgrund
meiner Liebe zu Videospielen). Jura ist
für mich weiterhin nur ein
Brotgelehrtenberuf, auch wenn ich
mittlerweile meinen Frieden mit der
Studienwahl gemacht habe. Ich bin froh
über die Erfahrungen, die ich gemacht
habe, und wegen der Menschen, denen
ich während des Studiums begegnen
durfte. Aber Jura ist für mich keine
Passion, kein Beruf, denn ich fühle mich
nicht dazu berufen im Lutherschen Sinne.
Ich arbeite als Jurist, um Rechnungen zu
bezahlen. Warum bezahle ich
Rechnungen? Weil ich „Träume“
habe/hatte – neue Wohnung, Kleidung,
Elektronik, Auto usw. Sehen Sie, das
System ist ein Perpetuum mobile, es
dreht sich nach einem gewissen
Anfangsschwung wie von selbst und
ohne Unterbrechung. Während man damit
beschäftigt ist, neue Schulden
anzuhäufen, um damit die alten
abzubezahlen und nebenbei für
Payback[226] Punkte zu sammeln, denn
am Ende kommt ja die Belohnung. Wenn
dem Perpetuum die Luft ausgeht, lassen
sich die Medien und Märkte irgendetwas
einfallen, um es wieder laufen zu lassen.
In dieser Matrix ist man seit der Geburt
gefangen. Sie merken es nur nicht, weil
es sich ja irgendwie „gut“ und „normal“
anfühlt – zumindest solange sich keine
Risse in der Fassade auftun. Niemand tut
Ihnen weh oder war Ihnen das Abhören
durch die NSA nicht auch egal? Und die
Elite tut alles daran, damit es auch so
bleibt. Ich bin ein Sklave. Sie sind ein
Sklave. 99% der Menschen sind
Sklaven. Nicht nur ihrer eigenen
charakterlichen Schwächen, sondern
auch der Elite. Ja, Sie tragen (zumindest
in den meisten Ländern) keine Fußketten
mehr. Sie können sich jetzt frei bewegen.
Und Sie müssen auch nicht mehr
arbeiten, bis Sie tot umfallen. 60-80 Std.
die Woche sind doch prima. Und Sie
bekommen sogar ein Gehalt und Urlaub!
Sie werden auch nicht eingesperrt und
somit dauerhaft Ihrer Freiheit beraubt.
Wovon redet er da also? Verharmlost
und relativiert er da nicht die „echte“
Sklaverei!?
Was ist Sklaverei überhaupt? Das
Ausbeuten von körperlicher
Leistungsfähigkeit mit der gleichzeitigen
Einschränkung der Willens- und
Bewegungsfreiheit? Wikipedia definiert:
„...der Zustand, in dem ein Mensch von
einem anderen als Eigentum behandelt
wird“[227]. Im Kern geht es also darum,
dem Sklaven die Menschlichkeit
abzusprechen und ihn zu einem Objekt
der herrschenden Willkür zu machen. Er
verwandelt sich von einem Subjekt zu
einem Objekt. Sklaverei ist also in erster
Linie ein geistiges Konzept, welches
sich mehrheitlich körperlich auswirkt,
wonach dem Menschen die Fähigkeit
zum Subjektsein genommen wird. Er
wird objektiviert behandelt. Das ist die
niederste Form von Sklaverei.
Niederste, weil es die gröbste Form ist.
Leicht zu praktizieren, jedoch besteht die
ständige Gefahr des Ausbruchs einer
Revolution, da körperliche
Demütigungen eben nur bis zu einem
gewissen Punkt hingenommen werden.
„Feinere“ Formen der Sklaverei traten
auf verschiedenen Kontinenten zu
verschiedenen zeitlichen Epochen
auf[228], zum Beispiel Knechtschaft und
Leibeigentum im dunklen Mittelalter
oder Kinderarbeit während der
industriellen Revolution usw. „Feinere“
Formen (und das ist nicht euphemistisch
gemeint, sondern versinnbildlicht) der
Sklaverei etablierten sich, weil sie die
Objektivierung eines Menschen
weiterhin ermöglichten und die Gefahr
der Revolution eindämmten. Nach und
nach wurden dem Sklaven Rechte über
Rechte zugestanden. Es schien so, als
gewinne er endlich die Herrschaft über
seinen Körper. Und ist es nicht das, was
Sklaverei in erster Linie ausmacht? Ja
und nein. Dies trifft für die oben
vorgestellte grobe Form zu. Die feine
Form der Sklaverei ist eine geistige. Es
ist die „bessere“ Form, da lang
praktizierbar und für die neue
Weltordnung die geeignetere. Aus einer
geistigen Sklaverei ein Momentum der
Erweckung zu kreieren ist schwer, weil
dem Sklaven nur wie durch einen grauen
Schleier die neuen Fußfesseln gewahr
werden. In der sehr empfehlenswerten
Satireshow „The Daily Show“ aus den
USA kam es in Bezug auf die Geschichte
der Sklaverei in Amerika zwischen
Moderator Jon Stewart und Judge
Andrew Napolitano zu einer sehr langen
und interessanten Diskussion. Letzterer
vertrat die These, dass Abraham Lincoln
nicht in erster Linie die
Sklavenbefreiung im Sinne hatte,
sondern aus hauptsächlich ökonomischen
Motiven den Krieg mit den Südstaaten
vom Zaun brach und dass es sinnvoller
sei, wenn die Sklaven aus sich heraus
eine Revolution gestartet hätten[229].
Jon Stewart widersprach dem vehement
und verwies darauf, dass jede Sekunde,
die in Sklaverei verbracht wird, eine
Sekunde zu viel sei, und der Staat daher,
aus welchen Motiven auch immer,
eingreifen müsse[230]. Nach meiner
Auffassung haben beide recht. Stewart
hat recht, weil es moralisch die denkbar
niedrigste, sittliche Stufe darstellt,
andere Menschen als Sklaven zu halten.
Napolitano hat recht, weil echte
Befreiung nur von „innen“ heraus
geschehen kann. Gehen wir von einem
kollektiven Gesellschaftsbewusstsein
aus, dann muss die Erkenntnis im
Volk/der Gemeinschaft selbst
erwachsen, dass sie ungerecht und
unmenschlich behandelt wird. Man
überlege auch mal, welcher Moment in
der Geschichte der schwarzen
Bevölkerung in den Vereinigten Staaten
von Amerika insgesamt „mächtiger“
war: die formale Abschaffung der
Sklaverei durch Lincoln oder der Protest
von Rosa Parks, die es nicht mehr
hinnahm, im Bus ganz hinten zu sitzen,
weil nur weiße Menschen vorne sitzen
dürfen? Das eine Ereignis hat dafür
gesorgt, dass keine Fesseln mehr
getragen werden mussten. Das andere
Ereignis dafür, dass die Menschen sich
frei bewegen durften. Sie wollen frei
sein? Sorgen Sie selbst dafür! Warten
Sie nicht darauf, dass eine Regierung an
die Macht kommt und Ihnen diese
Freiheit verspricht. Sie denken
wahrscheinlich auch, dass es besser
wäre, wenn Ihnen die wichtigen
Entscheidungen von oben abgenommen
werden, damit Sie sich ungestört den
interessanten Dingen in Ihrem Leben
widmen können? Politik, das ist doch
der langweilige Teil bei den
Nachrichten! Ich warne Sie eindringlich
vor so einer geistigen Haltung, denn ob
dies nun gezielt herbeigeführt wird oder
sich in natürlichen Bahnen so entwickelt
hat, jegliche Form von Ohn(e)-Macht
führt zur vollständigen Sklaverei.
Nehmen Sie die volle Kontrolle und
Verantwortung über Ihr Leben jetzt in die
Hand. Hören Sie auf, sich den Kopf
darüber zu zerbrechen, welche Farbe
das neue Leasingauto haben soll oder
warum niemand Sie liked. Wir können
Bedeutendes leisten in diesen Zeiten,
wenn wir nur endlich den Kopf vom
Smartphone wieder hochnehmen und uns
selbst befreien. Danach werden wir
Schritt für Schritt unsere Mitmenschen
aufwecken.

II. Was die neue Sklaverei mit den


Problemen der Welt zu tun hat
1. Körperlich (noch) frei, geistig
abhängig
Gut, wir wissen jetzt also, dass wir in
geistiger Sklaverei gehalten werden. Wir
wissen jetzt, dass wir permanent davon
abgelenkt werden, uns gedanklich mit
den wirklich wichtigen Dingen im Leben
zu beschäftigen. Wie hängt das mit der
sogenannten neuen Weltordnung nun
zusammen? Wir wissen, dass es sich bei
der neuen Weltordnung um eine
politische Agenda handelt, die Welt
unter einer zentralen Regierung zu einen.
Langfristig gesehen, viele Jahrhunderte
vorausblickend, wird dies wohl so sein,
aber nicht, weil es durch die Machteliten
der Welt aufoktroyiert worden ist,
sondern weil es natürlich
zusammengewachsen ist. Der Mensch
wird den anderen Menschen wie einen
Bruder oder eine Schwester behandeln,
unabhängig von seiner/ihrer Hautfarbe
und Herkunft. Wir sind davon, in unseren
Maßstäben gerechnet, sicherlich noch
Hunderte von Jahren entfernt. Wir
können den Prozess aber rapide
beschleunigen, wenn wir die benötigten
Änderungen jetzt herbeiführen. Dafür ist
es essentiell, dass wir uns von der
geistigen Sklaverei befreien und uns
unser Leben nicht mehr vordenken
lassen! Nicht vorschreiben, sondern
vordenken. Schon immer benutzen
außergewöhnliche Menschen ihren
eigenen Geist, um ihr Leben zu gestalten.
Es klingt so banal und so offensichtlich,
aber ich fordere jeden einzelnen Leser
dazu auf, sich selbst herauszufordern und
sich ehrlich mit sich selbst
auseinanderzusetzen. Wann haben Sie
das letzte Mal eine Vision durch eigenen
Denkprozess kreiert und wie oft hat das
Unterbewusstsein seinen Schabernack
mit Ihnen getrieben? Gehören Sie etwa
auch zu der Sorte Mensch, die beim
Autofahren nicht das Radio aus lässt
und die Finger vom Handy lassen kann,
weil Sie sich dann mit sich selbst
beschäftigen müssen? Erst wenn wir
begreifen, dass der einzige Zweck der
zahlreichen Bildschirme, die um uns
herum sind, darin besteht, uns permanent
abzulenken, können wir die Fesseln der
Sklaverei ablegen. Sie sagen sich
vielleicht, dass Sie nicht mehr so häufig
fernsehen, weil alles, was Sie brauchen,
sich im Internet finden lässt. Aber wenn
Sie mit gesenktem Kopf durch den
Flughafen laufen und einen
Sicherheitsalarm auslösen, während Sie
mit dem iPad beschäftigt sind, hat sich
dann etwas geändert[231]? Nein, es ist
schlimmer geworden. Wir schleppen
unsere Fernsehgeräte jetzt mit, benutzen
sie durch unsere Fingerabdrücke als
Bezahlmittel, schießen permanent Fotos
aus unserem Leben und laden diese
hoch. Es hat nicht gereicht, uns als
moderne Sklaven in die mentale
Abhängigkeit zu führen; obrigkeitshörig
wie wir sind, teilen wir aus freien
Stücken unser Leben der
Weltöffentlichkeit mit und lächeln den
Kritikern dieser Art der Lebensführung
versnobt ins Gesicht, denn „wir haben
ja nichts zu verbergen“. Behörden aller
Art lassen sich von Facebook zahlreiche
Auskünfte erteilen, allein in Deutschland
beantwortet Facebook jede dritte
Anfrage einer Behörde[232]. Mit
derselben Gleichgültigkeit wurde die
Nachricht aufgenommen, dass die
Geheimdienste der Welt, allen voran die
NSA, einen Datenspeicher über
Milliarden von Menschen angelegt
haben, der seinesgleichen sucht –
schlimmer war aber das Pferdefleisch in
der Lasagne. Oder wir ärgern uns aber
plötzlich wieder, wenn WhatsApp eine
Lesebestätigungsfunktion in seine App
einbaut, man also nachvollziehen kann,
wann und ob meine Nachricht gelesen
wurde[233]. Ist es also schlimmer, wenn
meine Partnerin weiß, dass ich ihre
Nachricht gelesen habe, aber nicht sofort
antworte, als dass die NSA ALLE meine
Nachrichten liest? Es gibt nicht nur
körperliche Faulheit und übertriebene
Passivität, sondern auch eine geistig-
mentale Faulheit. Wer Google Glass
benutzt, damit ihm jederzeit Infos auf
seine Retina projiziert werden, der
kapselt sich von seiner Außenwelt ab
und lebt in einer virtuellen Blase, wo
nur noch durch Likes kommuniziert wird.
Wenn das Internet aufhört, nur
Nachschlagewerk, Informationsverteiler
und Kommunikationsmittel für weite
Entfernungen zu sein und langsam, aber
sicher unser Denken übernimmt, wird
die Sklavenhaltung perfekt. Was mit dem
Fernsehen anfangen sollte, also
Übernehmen von vorgefertigten und
gelenkten Meinungen, wird mit dem
Internet fortgeführt: das Ausschalten des
eigenen Denkvorgangs und der eigenen
Intuition. Die Amerikaner bereiten mit
ihrem staatlichen „net neutrality“-
Programm bereits die Kontrolle des
Internets vor[234] – Obama sagte
wörtlich „that a free and open Internet
was as critical to Americans’ lives as
electricity and telephone service and
should be regulated like those utilities
to protect consumers“[235]. Ich
übersetze das gerne: Freies Internet ist
genauso wichtig für das Leben der
Amerikaner wie Elektrizität und Telefon
und sollte daher, um die Amerikaner zu
beschützen, genauso reguliert werden.
Alles klar? Es schmeckt dem
amerikanischen Heiland nicht, dass Sie
sich im Internet einfach frei austoben
können, also muss der Staat schützend
eingreifen und es genauso gut regeln wie
bei der Stromversorgung und dem
Telefon. Es ist mal wieder erstaunlich,
wie die Menschen es geschafft haben,
aus zwei wirklich hervorragenden
Erfindungen wie dem Fernsehen und
dem Internet zwei pervertierte Waffen
gegen den menschlichen Geist zu
machen. Zudem fehlt es am Vorgang des
Abschaltens. Wir haben uns an die
Dauerbenutzung unserer Bildschirme
gewöhnt. Kennen Sie das Gefühl von
Ärger, das in Ihnen aufsteigt, wenn „das
Internet nicht geht“? Ein
Gehirnforscher könnte anhand eines
Scans sehr schnell feststellen, dass Sie
tatsächlich Schmerzen empfinden.
Andersherum ausgedrückt: Es handelt
sich um Entzugserscheinungen. Wie viele
von uns haben ihre morgendliche
Aufstehroutine geändert und fahren
neben der Kaffeemaschine auch den
Klapprechner hoch? Denken Sie, Steve
Jobs hätte seinen Kindern ein iPad
erlaubt? Denken Sie besser
nochmal[236]. Geistige Sklaverei ist
keine Folter, sondern Ablenkung und
Dauerbeschallung. Ähnlich dem
Bühnenkünstler und Illusionisten, zwingt
man uns dazu, unsere Aufmerksamkeit
auf die Bildschirme zu lenken und alles
andere auszublenden. Wie viele
verwirrte Geister hätte man schon
überfahren können, weil diese völlig
geistesabwesend die Augen nur aufs
Smartphone fixierend über Straßen
liefen, ohne sich umzusehen? Es sind
sehr gute Erfindungen, aber wir müssen
lernen, sie bewusst unserem Willen zu
unterwerfen und mit ihnen geistig
vollkommen anwesend umzugehen.
Schalten Sie das Smartphone aus, wenn
Sie mit Ihren Großeltern reden oder ein
Rendezvous haben. Greifen Sie bei
Langeweile nicht gleich verzweifelt zum
Tablet, um E-Mails abzurufen. Schreiben
Sie keine Nachrichten, wenn Sie Auto
fahren[237]. Machen Sie das Gerät v.a.
auch einfach mal aus und lassen es nicht
24 Stunden nonstop laufen – das kann
sehr befreiend sein. Ich rufe nicht zum
Boykott auf, das wäre feige. Machen Sie
sich stattdessen frei von der
Abhängigkeit, die Ihnen dieses Gerät
verschafft. Denn, das ist gewiss, es hat
einen Grund, warum wir unsere geistige
Handschelle immer mit uns herumtragen.
Befreien Sie sich von der permanenten
Erreichbarkeit und dauerhaften
Ablenkbarkeit. Einfach mal nicht
erreichbar sein, einfach mal abschalten.
Vorübergehende Ruhe und
Zurückgezogenheit wurden viel zu lange
als Eremitendasein verschmäht. Wer
nicht mit rausgeht, ist irgendwie
„komisch“. Wer Zeit für sich allein
haben möchte, ist nicht teamfähig.
Prinzipien einer ungeistigen
Gesellschaft, die ausschließlich dem
Materialismus frönt und „sichtbare“
Ergebnisse will. Doch sind nicht jeder
Vorgang und jede Handlung Teil eines
„unsichtbaren“ Denkprozesses? Je tiefer
wir in die Materie drangen, umso besser
konnten wir erkennen und beschreiben,
gleichzeitig hat es unseren Blick getrübt
und es hat uns von dem abhängig
gemacht, von dem wir meinen, es sei
nur noch die einzig verbliebene
Konstruktion unseres Seins, die
wahrhaftig ist. Unterschiedliche Ebenen
der Realität sind uns als naheliegendes
Konstrukt so fremd geworden, wie wir
uns selbst fremd geworden sind. Wir
glauben an die virtuelle Realität, aber
nicht an verschiedene Realitäten unseres
eigenen Daseins. Wir wachsen heran,
gehen in die Schule, suchen uns einen
Job und einen Partner, reifen immer
weiter und setzen uns fest an einem Ort,
um dann nach einigen Jahren zu
versterben. Wie selbstbestimmt und wie
fremdgesteuert waren wir während der
gesamten Lebenszeit? Warum begrenzen
wir uns selbst und warum lassen wir uns
begrenzen? Raum und Zeit unterliegen in
unserem Geist keinerlei Beschränkung,
warum tun wir dann so, als ob die
Beschränkung allgemeingültig ist?
Vielleicht sollte ich religiös werden,
damit auch der Letzte meinen Standpunkt
nachvollziehen kann: Wir haben die
Sünde am heiligen Geist begangen.
Unserem heiligen Geist, dem
mächtigsten und wertvollsten Instrument,
mit dem wir ausgestattet wurden. Wir
haben anderen erlaubt, ihn mit Gift zu
beträufeln, ihn den dümmsten
Ablenkungen preiszugeben, ihn für
Nichtigkeiten zu gebrauchen. Wir
gebären uns wie der ach so weise König
Salomo, dem die Weisheit des
Universums zum Geschenk gemacht
wurde, die er dann hauptsächlich dazu
verwendete, um so viele Reichtümer und
Frauen anzuhäufen wie möglich. Das
wurde ja noch toleriert, aber dann betete
er mit seinem Geist all die falschen
Götzen an und ward seiner Weisheit
beraubt. Man beißt nicht die Hand, die
einen füttert.
Vor Kurzem lief wieder eine der jährlich
stattfindenden Apple Präsentationen, auf
denen die neusten Geräte vorgestellt
wurden. Vielleicht trügt mich mein
Gefühl, aber den Aufschrei wegen
mangelnder Innovation finde ich
berechtigt[238]. Steve Jobs war
sicherlich ein unbequemer Mensch, aber
er hätte niemals erlaubt, dass ihn jemand
seines kreativen Geistes beraubt. Apple
befindet sich in einer Starre und versucht
die Ideen und Gedankengänge von Jobs
in die Neuzeit zu übertragen, aber so
funktioniert das nicht. Als Walt Disney
starb, stand der Disney- Konzern kurz
vor der Insolvenz, weil es die
Mitarbeiter nicht schafften, sich von der
geistigen Umklammerung zu lösen.
Ständig fragten sie sich: „Was würde
Walt jetzt tun?“ Erst als man sich von
dieser Last geistig befreite, war das
Bewusstsein frei, frei für neue,
wunderbare Ideen. Dabei sollte es nicht
„mutig“ sein, sich von Dogmen und
Gewohnheiten zu lösen. Es sollte unsere
tägliche Übung werden, jeden Tag aufs
Neue mit frischem Geist die Welt zu
erleben und be-leben. Das geht nur
schwer, wenn die Gedanken nicht ruhen
können, wenn sie unsortiert durch Ihr
Bewusstsein schweben. Schließen Sie
die Augen und beobachten Sie selbst,
wie eine Lawine von Gedanken Ihren
Geist zu überschwemmen droht. Das
sind Symptome eines unruhigen Geists.
Was glauben Sie, warum der Schlaf dann
nicht erholsam ausfällt und Sie wie
gerädert aufstehen? Ihr Gehirn leistet
Schwerstarbeit, während Sie
schlummern. Alles, was tagsüber
angefallen ist, muss sortiert und
verarbeitet werden. Wie würde es Ihnen
gefallen, wenn Ihr Chef Sie den ganzen
Tag über mit Akten zukleistert und Sie
dann auch noch eine Nachtschicht
einschieben müssen, um mit dem Stapel
fertig zu werden? Nichts anderes tun Sie
Ihrem Gehirn an, wenn Sie die Geisel
Ihres Smartphones sind, Ihrer E-Mails
und all dem anderen, was heutzutage
unsere Aufmerksamkeit fordert. Burn-out
und auch Bore-out sind die Krankheiten
unserer Zeit, weil unser Geist unter
Volldampf arbeitet und keine Ruhe mehr
findet. Zudem weichen wir der
Konfrontation mit unserem eigenen Ich
aus. Wir richten unser Bild danach aus,
was andere von uns halten oder was von
der Sklavengesellschaft als
erstrebenswert beworben wird. Eine
Studie[239] unter Probanden, die genau
diese Thematik zum Inhalt hatte, kam
genau zu diesem Ergebnis. Die
Teilnehmer wurden vom Torso aufwärts
fotografiert. Dann lief ihr Foto, primär
das Gesicht, in einem
Bildbearbeitungsprogramm. Dieses
Programm zeigte dem Teilnehmer dann
bei den unterschiedlichen
Gesichtsmerkmalen, also Stirn, Braue,
Augen, Nase, Wangen und Kinn
verschiedene bearbeitete Bilder des
eigenen Gesichts. Die Teilnehmer waren
an einen Gehirnscanner angeschlossen,
der die aktiven Gehirnareale messen
konnte. Anhand der aktiven Gehirnareale
konnte dann festgestellt werden, welche
Änderung den Teilnehmern zusagt und
welche nicht. Die Bilder wurden dann in
schneller Reihenfolge abgespult, sodass
sich die Teilnehmer nicht zu lange
Gedanken machen konnten. Die
Antworten waren wenig überraschend:
Die Teilnehmer entschieden sich
geschlossen für das sog. „gängige
Schönheitsideal“, das in den Medien
propagiert wird[240]. Dabei sahen die
Menschen durch die Änderungen wie
Witzkarikaturen ihrer selbst aus. Männer
wollten ein maskulines Gesicht mit
leicht femininen Zügen. Frauen wollten
ein mädchenhaftes Puppengesicht mit
großen Augen und vollen Lippen.
Wohlgemerkt, das war im
Unterbewusstsein der jeweiligen Person
als „schön“ abgespeichert gewesen.
Kein Wunder, dass Abercrombie & Fitch
so lange mit ihrem fragwürdigen Modell
Erfolg hatten – jeder wusste, dass sie
heucheln, aber glücklicherweise
unterlief dann dem Vorstand des
Modekonzerns der Fehler, öffentlich
bekannt zu machen, was er schön und
was er hässlich findet, nämlich beliebte
Kids und keine Fettsäcke[241]. Wenn
wir bei unserem Eigenbild so
fremdbestimmt sind, wie muss es uns
dann erst bei allen anderen relevanten
Lebensbereichen ergehen? Die
Wichtigkeit eines entfesselten Geists
kann nicht oft genug betont werden.
Auch über „Habeas Corpus“[242]
sollten wir uns nicht mehr allzu lange
freuen[243], denn es wird uns Stück für
Stück entzogen werden. Wir erquicken
uns jeden Tag aufs Neue darüber, dass
wir dem Körperkult frönen können. Es
gibt dafür sogar einen neuen Begriff:
„spornosexuell“[244]. Sich gesund
ernähren, eine ausgewogene
Lebensweise haben und regelmäßige
Bewegung sind ohne Frage für jeden
Menschen empfehlenswert. Der
übertriebene Körperkult ist eine extreme
Ausdrucksweise unseres gesteigerten
Narzissmus, in welchem wir uns als
perfekte und unsterbliche Gottmenschen
sehen, mit weniger als 3% Körperfett.
Es scheint, als könnten wir unseren
Körper so formen, wie wir es wollen,
damit er dem geltenden Schönheitsideal
entspricht. Eine an sich harmlose (wenn
auch bescheuerte) Betätigung des
menschlichen Geists. Menschen, die
übertrieben mit der Entwicklung ihres
Äußeren beschäftigt sind, nerven zwar,
aber schaden i.d.R. nicht anderen
Menschen. Es gibt natürlich Ausnahmen,
aber wenn es um die Ästhetik des
eigenen Körpers geht, schaden sich die
Leute eher selbst als anderen. Von einer
bekannten Apothekerin weiß ich, dass
sich immer mehr alte Menschen
Hormone verabreichen lassen, um ewig
jung zu bleiben. Wem es Spaß macht, die
Rente für diese Produkte auf den Kopf
zu hauen, dem steht das gerne offen.
Auch die gestiegene Zahl der
Schönheitsoperationen[245], denen sich
auch immer mehr Männer
unterziehen[246], sind wohl die Zeichen
unserer Zeit. Die Leute lassen sich die
Augenfarbe auf blau operieren oder die
Zehen kürzen, um in die engen Schuhe zu
passen. Schöne Menschen sind
erfolgreicher[247] und aus diesen
Beweggründen heraus legen sich alle
unters Messer, schlucken Pharmazeutika
und verbringen Tag und Nacht im Yoga-
Pilates- Kurs, um den anstrengenden Tag
mit einem Veggie-Smoothie bei
binauralen Beats ausklingen zu lassen.
Wie bereits gesagt, nervig, aber harmlos.
Warum spreche ich dann also vom
Verlust des Habeas Corpus? Gerne
sehen wir die Zukunft als Mischung aus
Cyberpunk und virtueller Realität. Wir
statten unsere Körper mit Chips,
Implantaten und mechanischen Gliedern
aus. Vielen Menschen mit angeborenen
oder im Laufe ihres Lebens erworbenen
körperlichen Behinderungen konnte
geholfen werden, indem sie auf diese
Technologien zugreifen konnten.
Amputierte konnten wieder gehen,
Blinde konnten durch Implantate in der
Netzhaut wieder sehen usw. Wir
„verbessern“ den menschlichen Körper.
Dafür gibt es ebenfalls ein wunderbares
neues Wort[248] und einen daran
hängenden Kult: Bioengineering. Der
„unvollkommene Mensch“, der mit neuer
Technologie „vollkommen“ wird. Heute
schon laufen viele Menschen mit
zahlreichen Messgeräten herum und die
Apps auf diesen Messegeräten zeigen
ihnen jederzeit an, wie hoch der
Blutdruck ist, wie viele Kalorien sie
noch verbrennen müssen oder ob sie
jetzt besser Kaffee oder grünen Tee
trinken. Einer der bekanntesten Vertreter
dieser neuen Richtung ist Raymond
Kurzweil. Er ist nicht nur Autor, Futurist
und Erfinder, sondern auch der Leiter
der technischen Entwicklung bei
Google[249]. Der gute Ray hat extreme
Todesangst und schluckt deswegen bis zu
150 Vitamin- Nahrungsergänzungsmittel
am Tag[250]. Er will so lange
überleben, bis die Biotechnik so weit
ist, dass wir unsterblich sind[251]. Er
möchte dieses Ereignis einfach nicht
verpassen! Ray sieht die Zukunft in einer
perfekten Medizin und kleinen
Nanorobotern, die unser Immunsystem
unterstützen und jede Krankheit sofort
erkennen und ausmerzen. Für ihn ist es
ein massiver Mangel, dass der
menschliche Körper sterblich ist und
wieder in seine Grundbestandteile
zerfällt. Unsere Körper, so Ray, seien
Computer, die ständig mit neuer
Software gefüttert und aktualisiert
werden müssen. Nicht alle seine Thesen
sind so streitbar[252], insbesondere
selbstfahrende Autos, Züge und sonstige
Transportmittel erscheinen sehr
realistisch und nur wenige Jahre von der
Umsetzung entfernt. Seine Vorstellungen
über den menschlichen Körper
erscheinen ebenfalls nicht so abwegig
wie gedacht, auch wenn sich der
Alterungsprozess nicht so extrem
geändert hat, wie man denken könnte.
Alte Menschen gab es schon immer, aber
sie waren wesentlich seltener – die
verbesserten medizinischen Bedingungen
verlängern die Phasen, in denen wir
gesund sind, halten aber nicht den
Sterbeprozess unserer Zellen auf[253].
Oder, um es plastisch zu machen, stellen
Sie sich vor, Sie sind der einzige Mann
auf einer Insel von Amazonen, und das
seit Generationen, weil aus unbekannten
Gründen nur einer überleben kann oder
darf. Dann, wie durch einen Zufall,
werden aus einem Mann zwei, aus
zweien werden vier, aus vieren werden
acht und immer weiter. Hat sich etwas
am Naturgesetz, an der Evolution oder
dem biologischen Aufbau geändert?
Nein, die Lebensumstände haben sich für
Männer auf Amazonien einfach nur
verbessert. Das Gleiche also mit den
älteren Menschen der Gesellschaft. Wir
haben ein festgelegtes
Haltbarkeitsdatum, auch wenn wir durch
bessere Konservierung die Grenze
dieses Datums eher erreichen als früher.
Sie können Fleisch im Kühlschrank
schließlich auch länger frisch halten,
aber irgendwann wird es trotzdem
schlecht. Sie wissen sicherlich auch,
was das im Umkehrschluss bedeutet?
Bei Rezession und Krieg geht die
Lebenserwartung wieder dramatisch
nach unten, wie in Russland
1998/99[254], als der Alkoholiker Boris
Jelzin das Land in den Ruin geführt hat.
Oder wie in den Vereinigten Staaten von
Amerika, wo das erste Mal seit 1993 die
Lebenserwartung wieder gesunken
ist[255]. Worin besteht also der Verlust
des Rechts an unserem eigenen Körper
durch diese Technologien? Wie auch in
den anderen Beispielen in diesem Buch
steht einem Missbrauch eigentlich nichts
im Wege. Es sind sinnvolle Erfindungen,
all diese Messgeräte und Apps, die
Nahrungsergänzungsmittel und Veggie-
Smoothies. Man wird uns diese neuen
Erfindungen natürlich schmackhaft
machen – der Traum von Politik, Ärzten
und Krankenkassen ist der „transparente
Patient“, den man einfach nur scannen
muss, um sofort alles über seine
Krankheitsgeschichte zu erfahren. Leider
kann man jetzt nur die Gesundheitskarte
verwenden, die mir übrigens beinahe
jeden Monat zugeschickt wird, weil sich
meine Daten geändert haben. Ein
beliebter Trend in diesem
Zusammenhang ist der Gencode-
Test[256] , bei welchem Sie eine
Speichelprobe zu einem Labor schicken,
und dieses entschlüsselt dann Ihren
genetischen Code. Für einen kleinen
Obolus von etwa 2-3000 Euro mehr
kriegen Sie auch gleich mitgeteilt, ob Sie
ein Herzinfarkt- Patient sind oder mal
Alzheimer bekommen. Erscheint es also
abwegig, bald einen Chip unter der Haut
tragen zu müssen, auf welchem alle
Daten, die für unseren Alltag von
Bedeutung sind, eingespeichert sind,
also auch alles, was mit unserer
Gesundheit zusammenhängt? Es wird uns
schmackhaft gemacht werden. Zunächst
wird jeder freiwillig daran teilnehmen
können, denn dann kriegt er Bonuspunkte
und einen Rabatt auf seinen
Versichertenbeitrag. Ganz genauso wie
bei der Blackbox von
Autoversicherungen[257], wo einfach
alle Daten der Fahrt permanent
übermittelt werden und Sie somit bei der
Zahlung sparen. Gibt es ja schon alles.
Es wird alles zu unserer Sicherheit und
zu unserem Wohlergehen passieren. Wer
denkt bei all den Kriegen, Terroristen,
Krankheiten und Flüchtlingen nicht auch
daran, dass besser alle gechipt werden,
um auch wirklich sicherzugehen? Wenn
wir den falschen Versprechungen dieser
Heuchler nachgeben und für das
scheinbare Geschenk der ewigen Jugend
und Gesundheit unseren Körper chippen
lassen, dann sind wir eine Viehherde mit
dem Brandzeichen des Staates.
Nanomaschinen im Körper, Implantate,
Chips usw. sind fantastische
Entwicklungen, aber gleichzeitig sind sie
so angreifbar und verletzlich wie das
Netzwerk von J.P. Morgan, das erst vor
Kurzem gehackt wurde[258]. Wir sollten
unseren kritischen Geist bewahren und
unseren Körper nicht freigeben und ihn
damit der Kontrollierbarkeit und
Manipulation durch andere preisgeben,
für nur geringe Verbesserungen. Da ich
dies schreibe, feiert die Bildzeitung die
Zukunft mit Chips bereits gebührend und
betitelt ihre Ode an die neue
Technologie als „Neue Implantate, die
wir bald im Körper tragen“[259]. Kein
Konjunktiv, kein „werden können“, denn
die Bild-zeitung und ihre Herausgeber
wissen genau, dass man uns diese
Technologie aufzwingen wird, denn sie
hat so viele Vorteile, wie z.B.
Empfängnisverhütung und die
Überwachung des Blutzuckers. Ein
klares Ja zum technischen Fortschritt,
aber nicht zu jedem Preis!

2. Das neue Modell:


Wir wissen jetzt, dass wir uns von
dieser geistigen Sklaverei befreien
müssen. Dass wir uns nicht mehr
vorschreiben lassen, was wir denken
dürfen oder was richtig und was falsch
ist. Ich muss Sie in einer Hinsicht leider
enttäuschen, das wird nicht ohne
Weiteres geschehen, da muss schon jeder
einzelne für sich was tun. Kurz und
schmerzlos: Mentalgymnastik oder
Gedankenaskese. Sie sollten Ihre
Gedanken ganz genau beobachten und sie
nicht mehr wie ein unkontrolliert
reißender Fluss herumströmen lassen,
sondern eine gedankliche Furche
schlagen, in der Ihr Geist in aller Ruhe
beständig fließen kann. Wer viel Zeit im
Fitnessstudio verbringt, um seinen
Körper zu formen, der hat auch
zweifellos die Zeit, gedanklich
abzuschalten. Diese kleine Übung für
den Alltag ist enorm wichtig, denn sie ist
uns dabei behilflich, unseren Geist vor
dem abzuschirmen, das uns schadet und
uns falsche Ideale einpflanzt,
gleichzeitig dient es dem eigenen
Wohlergehen. Einfach mal ins Bett
gehen, ohne sich Gedanken zu machen,
wo morgen die Reise hingeht. Kleiner
Hinweis: Morgen wird sich schon von
selbst erledigen, auch gänzlich ohne Ihr
Zutun. Es ist ein Armutszeugnis, dass
wir so banale Dinge ansprechen müssen,
aber die Richtung, in die wir uns
entwickelt haben, erlaubt kein anderes
Vorgehen, als dass wir das Pferd von
hinten aufzäumen. Keine geistige
Revolution, ohne das Althergebrachte
auszuschütten. Ich habe von vielen
gehört, sie seien es leid, dass dies eine
Generation ist, die immer nur redet und
wartet und nichts wirklich anpackt.
Diese Auffassung entspricht einem alten
Modell, des „Leistung bolzen und mal
so richtig ranklotzen“. Die Menschen
leisten heute nicht viel weniger als
früher[260], wir brauchen in dieser
Hinsicht nicht noch mehr Leistung. Es
hat möglicherweise den Anschein, als
wären wir weniger arbeitsam als in der
Vergangenheit, aber das liegt in erster
Linie daran, dass so viele Prozesse des
Alltags mittlerweile komplett
durchstrukturiert sind und wir nur noch
nach Schema X leben. Das Leben als
einziges Beamtentum – wem fällt es da
nicht schwer zu vermuten, dass die
jetzige Generation eine der faulen und
dummen Hipster sei? Aus diesem
Denken heraus entstehen dann
Auswüchse wie die der Helikopter-
Eltern, die ihr Kind von der Wiege bis in
die Vorlesung tragen. Freiheit als Fluch,
zuerst die gelebte und dann die gedachte.
Wir halten uns für so liberal wie noch
keine Gesellschaft vor uns, dabei sind
wir so festgefahren wie jede andere
Gesellschaft vor uns, die kurz vor ihrem
Zerfall stand. Das sind kein Fatalismus
und die Freude an der Verbreitung von
Untergangsstimmung, es ist die nüchterne
Feststellung, dass wir auf „hohem“
Niveau stagnieren. Es soll jetzt keiner
denken, ich sei Anhänger des
Progressivismus. Ich lege keine
Denkverbote auf. Überhaupt nicht, das
Denkverbot folgt der Denkfaulheit und
ist Sargnagel unserer Gesellschaft. Ich
bin hier, um Denkverbote aufzuheben
und um die richtigen Fragen zu stellen.
Wir zerbrechen uns den Kopf darüber,
wie wir den CO2 – Ausstoß bis 2050 um
3,5 % sinken lassen, damit es nur 1,2
Grad wärmer wird statt 1,6 Grad[261].
Wir äußern beständig, dass es viel zu
viele Menschen auf der Erde gibt,
obwohl alle Menschen der Welt mitsamt
Familie und Einfamilienhaus in Texas
Platz hätten[262]. Dabei wird seit über
hundert Jahren proklamiert, dass wir zu
viele Menschen seien und einige
wertlose eben sterben müssten[263].
Eine dreiste Lüge, die bereits mehrmals
widerlegt wurde[264] und die auch in
unserem Jahrhundert nicht wahrer wird,
wenn man sie oft genug wiederholt[265].
Aber es gibt doch zu wenig Ressourcen
und das Essen reicht niemals für alle! Ja,
das würde man fast glauben, wenn man
nicht wüsste, dass über 30% der
weltweit jährlich produzierten
Nahrungsmittel zerstört werden[266]!
Übrigens, jetzt werden noch mehr
Nahrungsmittel zerstört, da die
Geschäfte mit Russland gekappt worden
sind. Hier kann man keinen Unterschied
zum Modekonzern H&M feststellen, der
sich mit Ruhm bekleckerte, als
herauskam, dass nicht verkaufte
Wintermode zerschnitten und
weggeschmissen wurde[267]. Oder
wollen Sie auch ein paar Menschen
„abschaffen“, weil die nutzlos sind?
Vielleicht fangen wir mit den Nutzlosen
an und hören bei Ihnen auf! Es ist genug
mit den falschen Zielen und den damit
verbreiteten Lügen! Wir dürfen und
werden dieses korrupte und faule System
nicht länger am Leben erhalten und
darauf hoffen, dass sich das schon
wieder einrenken wird. Wozu wären wir
alle in der Lage, wenn wir uns den
richtigen Zielen widmen würden? Nicht
angeleitet von Heuchlern, sondern von
eigenem Verstand und reinem Herzen?
Die perfekte Welt ist nicht eine Kaste
von Oligarchen und spätrömischen
Patriziern, die über eine versklavte
Masse von 500 Millionen Menschen
herrscht, wie es in den Georgia
Guidestones eingraviert geschrieben
steht[268], ihnen diese Sklaverei aber
als privilegierte Freiheit verkauft.
Unsere Erde ist reich und wunderbar und
sollte der Platz tatsächlich mal eng
werden, dann nehmen wir das Geld, das
wir für so viele Sachen verschleudern,
und stecken es in die Erforschung des
Weltalls, um andere Planeten zu
besiedeln. Es gibt keine Grenzen.
Nochmal, es gibt keine Grenzen,
höchstens die in Ihrem unreifen Geist.
Kann nicht der Geist jede Hürde
spielend leicht überwinden? Machen
wir uns endlich frei von allem, was
schlecht ist und was uns dabei aufhält,
die Grenzen des Möglichen weiter
anzuheben! Weg mit all dem Schlechten,
all den Ängsten, all der Falschheit, all
der Heuchelei, all der Gier und all dem,
was unsere Seele befleckt und den Geist
trübt. Weg mit dem vielen Wein aus alten
Schläuchen und her mit dem Wasser aus
der frischen Quelle der Aufklärung!
Dafür brauchen wir eine neue geistige
Revolution, die den Geist der
Aufklärung 2.0 mit sich trägt. Dafür
dürfen wir uns nicht länger vorschreiben
lassen, was die richtige Art und Weise
zu denken ist und was die falsche. Dafür
dürfen wir den Meinungsmachern keinen
Platz mehr in unserem Leben einräumen,
denn von nun an werden wir alles
Gesagte überprüfen und schauen, ob es
wahrhaftig ist oder nicht. Schluss mit
den gekauften Journalisten, Schluss mit
den Politikern in Elitenetzwerken und
Schluss mit Dynastien von
Bankiersfamilien, die Geld aus heißer
Luft schaffen und sich an den Zinsen
bereichern. All diese falschen Propheten
haben uns nichts als Chaos gebracht,
unzählige Kriege, Wirtschaftskrisen und
Aufstände, aber insbesondere haben sie
die Evolution unseres Geistes
verhindert. Sie können sich wehren
gegen einen Wahrhaftigen, der vom Geist
der Erkenntnis und der neuen Aufklärung
geküsst wurde, aber was werden Sie tun,
wenn aus einem zwei und aus zweien
Hunderte und aus Hunderten eine ganze
Million wird? Wie lange wollen Sie
dann noch rumlaufen und behaupten, der
Kaiser sei nicht nackt, sondern habe
neue Kleider an?
Kapitel 4 – Die deutsche Volksseele

Die Idee zu diesem Kapitel hatte ein


sehr guter Freund und Nachbar. Ich war
auf der Suche nach einer Thematik, die
sich gut in das Gesamtbild des Buches
einfügt und an die der deutsche Leser
sofort denkt, wenn es um Heuchelei geht.
In den letzten Jahren hat sich bei der
autochthonen deutschen Bevölkerung ein
schwammiges, kaum definierbares
Gefühl breit- gemacht. Bücher wie
„Deutschland schafft sich ab“ von Thilo
Sarrazin und „Deutschland von Sinnen“
von Akif Pirinçci haben einen Nerv in
der Bevölkerung getroffen und erzielten
herausragende Verkaufszahlen.
„Rechte“[269] Internetblogs und Medien
erfreuen sich zunehmend größerer
Beliebtheit. Die Ursachen sind
mannigfaltig und nicht für dieses Buch
vorgesehen, aber ich möchte Ihnen eine
neue Sichtweise auf die Problematik mit
dem Heimatstolz ermöglichen. Wäre ich
gezwungen, alles auf einen Satz herunter
zu brechen, also dieses oben
beschriebene dumpfe Gefühl, das sich
unter den Biodeutschen breitmacht, dann
würde ich sagen: „Wenn man sagt, dass
man Deutschland liebt, gilt man gleich
als Nazi!“ Ich habe den unterdrückten
Nationalstolz immer für ein großes
Problem gehalten, denn es handelt sich
um unterdrückte Gefühle, verweigerte
Identitätsbekundungen und, damit
verbunden, eingetrichterte
Schuldgefühle. Ich plädiere dafür, dass
Deutschland und seine Bürger ein neues
Eigenverständnis bezüglich ihrer
Identität entwickeln, welches dem 21.
Jahrhundert gerecht wird.
Was mich selbst betrifft, so habe ich
keine patriotischen Gefühle gegenüber
meinen beiden Nationen. Als Deutsch-
Rumäne war ich ohnehin immer hin- und
hergerissen zwischen den beiden
Ländern. Da ich als Einziger aus der
Familie in Deutschland geboren wurde,
werde ich auch immer als der echte
Deutsche angesehen[270], insbesondere
bei kürzeren Aufenthalten in Rumänien.
Ich wehre mich auch nicht wirklich
dagegen, denn obwohl ich die
Kurzreisen dorthin genieße,
insbesondere das Essen, spreche ich die
Sprache nur mit einem seltsamen, fremd
klingenden Akzent und habe auch sonst
keinerlei emotionale Verbindungen zu
dem Land, die sich auf eigene Erlebnisse
stützen würden. Ich bin in Deutschland
aufgewachsen und habe die bisher
interessantesten Etappen meines Lebens
hier durchgemacht. Rumänien bedeutet
für mich Essen, Faulenzen, Wandern
(obwohl ich dazu kaum gekommen bin).
In Rumänien werde ich demnach auch
nur als der Deutsche betrachtet. Also
müsste die Sache klar sein. In
Deutschland wiederum gehe ich kaum
als Deutscher durch, dafür erfülle ich
nicht die phänotypischen Merkmale. Ich
würde eher noch als Grieche
durchgehen, was wohl gegenwärtig auch
nicht besonders schmeichelhaft sein
kann. Da ich also weder Deutscher noch
Rumäne, demnach weder Fisch noch
Fleisch bin, stehe ich sehr wohl vor
einem „Problem“. Oder auch nicht. Mit
18 stellte ich fest, dass mir diese Frage
im Grunde genommen egal ist, denn da
war in Deutschland die
Auseinandersetzung mit dem Nokia-
Werk in Bochum und den Rumänen
gerade sehr aktuell. Es war sinnlos,
einen Standpunkt einzunehmen, denn was
habe ich mit Nokia, Bochum und
Rumänien am Hut? Ich kann also nicht
mit gutem Gewissen behaupten, ich
würde Nationalstolz empfinden, weil
dem so nicht ist. Klar empfinde ich
sowas wie Heimatgefühle, wenn ich von
einer Auslandsreise nach Hause komme,
aber das würde ich als Gewohnheit
abtun. Die Freude auf das bekannte
Umfeld entspringt wohl eher dem
eigenen Sicherheitsbedürfnis als einem
wirklichen Gefühl von Patriotismus. So
wie ich das Essen und die Landschaft in
Rumänien zu schätzen weiß, so liebe ich
natürlich auch die deutschen Autos, die
Infrastruktur, die Wälder und Wiesen,
die Genauigkeit und vieles mehr. Mit
echtem Nationalstolz hat das aber wenig
zu tun, denn positive Seiten kann man
sich überall herausziehen. Ich könnte mir
genauso gut vorstellen, in Nordamerika,
in der Schweiz, Finnland, Italien, Japan
usw. zufrieden zu leben. „Viel“ braucht
es dafür nicht: Die Sprache muss
beherrscht werden, ein soziales Netz zur
Bevölkerung müsste geknüpft sein, die
kulturellen Eigenheiten wollen
beherrscht sein und genügend Geld zum
autonomen Leben sollte vorhanden sein.
Ich „hänge“ also nicht an Deutschland
und bevor jemand fragt, nein, in
Rumänien würde ich nicht leben wollen.
Die Menschen dort sind mir zu laut und
zu streitlustig. Abgesehen davon
zerfleischt sich das Land unter seinen
offensichtlich korrupten Politikern
selbst.
Was hat also Vaterlandsliebe mit
Heuchelei zu tun? Allgemein betrachtet
sehr viel, im Kontext mit Deutschland
aber besonders viel. Ich vermute, es gibt
kein einziges Land auf diesem Planeten,
das sich in den letzten 75 Jahren so
schwer mit dem Patriotismus getan hat
wie Deutschland. Möglicherweise
betrete ich in den nächsten Seiten ein
Minenfeld, aber ich denke, es ist nicht
wirklich ein Minenfeld. Vielmehr
handelt es sich um ein bereits seit Jahren
ungefährliches Gebiet, vor dem jeder
Angst hat, es zu betreten, weil die
Mahner und Warner ständig latente
Drohungen aussprechen, würde man es
wagen, dieses Feld zu betreten. Wo
kämen wir denn dann nur hin? Ich halte
es für extrem gefährlich, diesen
Warnungen weiter nachzugeben. Liebe
für das eigene Land ist für sehr viele
Menschen ein sehr reales Gefühl und
egal, für wie irrational das auch
mancher halten mag, es besteht und
möchte gepflegt werden. Es ist auch
nicht verwunderlich, dass ein
eingewanderter Türke wie Akif Pirinçci
den Deutschen sagen muss, dass sie auf
ihr Land stolz sein dürfen, sollen und
müssen. Ich prophezeie Ihnen jetzt
schon, dass der erste Biodeutsche, der
ein Buch mit dem Titel „Ich bin stolz, ein
Deutscher zu sein“ schreibt und
veröffentlicht, einen Millionenseller
garantiert hat. Allein die Diskussion und
Debatten in den vielen Leitmedien über
die nächsten Wochen würden den
Verkauf wie von selbst ankurbeln. Ich
würde dieses Buch ja selbst schreiben,
aber das wäre ja auch geheuchelt, nicht
nur, weil mir das egal ist, sondern weil
ich v.a. kein reiner Deutscher bin. Es
müsste jemand sein, der sich mit voller
Inbrunst der Kritik, die auf ihn
einprasseln wird, entgegenstellt, dann
wäre eine Grenze überschritten und es
könnte eine neue Debatte geführt
werden. Eine Debatte, die nicht von
falschen Emotionen geleitet wird,
sondern vom Verstand. Gegenwärtig
wird diese Debatte aber mit zwei
Paradigmen geführt, nämlich dem schon
erwähnten „Als Deutscher darf man
kein stolzer Deutscher sein“ und dem
„Jeder, der stolz auf Deutschland ist,
ist ein Nazi“. Was für ein Armutszeugnis
für ein Land, welches sich als
tonangebend in Europa ansieht, aber
nicht mal in der Lage ist, ohne
Bauchschmerzen über so etwas Triviales
zu reden. Es ist eine Debatte, die schon
seit vielen Jahren überfällig wäre und
durch zu viel polarisierende Meinungen
von allen nur denkbaren Seiten gesteuert
wurde. Zudem wird die Debatte nicht
ernsthaft geführt, denn jedes Medium
nutzt sie nur, um Aufmerksamkeit zu
generieren und nicht weiter
voranzuschreiten. Für die Antifa und die
NPD ist der deutsche Nationalstolz das
Lebenselixier, für die Springer- Presse
und taz die garantierte
Auflagensteigerung und für jeden Autor
eine Gewinnerwartung. Dabei wäre es
gar nicht nötig, die Menschen in solche
Extreme zu treiben und es unnötig
aufzuheizen. Ich möchte nachfolgend
aufzeigen, dass Patriotismus harmlos und
die Gefahr, in einen faschistischen
Nationalismus abzurutschen,
unwahrscheinlich ist. Damit soll nicht
gesagt sein, dass es nicht zu einem neuen
faschistischen Regime kommen kann,
wenn die Sterne günstig stehen, ein
großer Teil der Bevölkerung frustriert
und unterfüttert ist, die Wirtschaft am
Kollabieren ist, Extremisten sich an
Zulauf und Zustimmung erfreuen, die
„vernünftigen“ Stimmen untereinander
zerstritten sind und der Hahn dreimal
kräht, dann, ja dann kann ein politisches
System sehr schnell umkippen. Dem
kann man sich nicht präventiv
entgegenstellen, es lassen sich die
Folgen höchstens abdämpfen. Ähnlich
einem Tornado, dessen Entstehung noch
nicht wirklich erklärt werden kann und
der demzufolge nicht bereits in seiner
Entwicklung aufgehalten werden
kann[271], können Maßnahmen getroffen
werden, damit der Einschlag letztlich
nicht so hart ausfällt wie gedacht. Sollte
der Faschismus um sich greifen, steht
der Bevölkerung aus dem Grundgesetz
heraus die Möglichkeit zu, zu den Waffen
zu greifen und sich dagegen zu
verteidigen. Ich bin auch kein Freund der
Theorie, dass wir so viele Jahre nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges so
viel schlauer und reifer seien als unsere
Vorfahren. Ich mag diese Denkweise
dahinter überhaupt nicht, sie trieft von
einer Arroganz, die uns in keiner Weise
zusteht, insbesondere nicht nach all den
Ereignissen seit dem Ende des Zweiten
Weltkrieges. Da kann der beste
Gutmensch noch hundert Mal „Nie
wieder!“ rufen und mit Teelichtern und
anderen guten Menschen zusammen auf
die Straße gehen, wenn es passiert, gibt
es keinen Halt. Dann hat uns die eigene
Heuchelei mal wieder einen Bärendienst
erwiesen, und das für so eine banale
Angelegenheit.

I. Was ist Patriotismus?


„Als Patriotismus wird eine emotionale
Verbundenheit mit der eigenen Nation
bezeichnet. Im Deutschen wird anstelle
des Lehnwortes auch der Begriff
„Vaterlandsliebe“ synonym
verwendet.“[272] Wenn Sie also mit
Begeisterung die Fahne bei der WM
schwingen, dann sind Sie qua Definition
ein Patriot, denn die deutsche
Nationalmannschaft ist Symbol und
Vertreter der Nation. Wenn Sie voller
Stolz ihren Mercedes-Benz, BMW, Audi
oder Volkswagen um die Kurve lenken,
dann hat die Produktion des Autos und
die Geschichte seines Herstellers
unbewusst eine Rolle bei Ihrer
Kaufentscheidung gespielt. Auch dann
sind Sie Patriot. Wenn Sie jedes
Wochenende ihre Einkäufe bei
regionalen Händlern kaufen, die ihre
Erzeugnisse vor Ort angebaut haben,
sind Sie auch ein Patriot. Sie merken
hoffentlich, worauf ich hinaus will: Es
handelt sich hier um ein für sich
genommen harmloses Gefühl. In seine
Einzelteile zerlegt, besteht dieses
Glücksgefühl aus den gleichen
Bestandteilen, die Sie auch Ihrem
Haustier entgegenbringen oder der
Pflege Ihrer Schallplattensammlung. Es
ist genauso harmlos, als wenn sich
jemand einen Wimpel ans Auto
dranmacht oder gerne die Nationalhymne
mitsingt. Das klingt jetzt wie eine
Binsenweisheit, aber aus einem
natürlichen Gefühl der Liebe und
Zuneigung kann nicht ohne Weiteres
Hass und Abneigung entstehen. Genauso
wie bei einer kontrollierten Liebe keine
Leidenschaft (Leiden schaffen) entsteht,
wenn man also fanatisch wird und unter
Obsessionen leidet – dazu gleich mehr.
Patriotismus ist alt, schon seit jeher
haben Menschen Oden an ihre Heimat
verfasst. Wobei ein Patriot, historisch
betrachtet, nur ein Landsmann war. Die
Konnotation mit Gefühlen wie Stolz kam
erst zur Zeit der Reformationskriege auf.
Die lang andauernden Kriege haben aus
dem Landsmann einen Landliebhaber
gemacht. Mit Beginn des 19.
Jahrhunderts erfolgte die Verknüpfung
der Nationalbewegung und des
Chauvinismus mit dem Patriotismus. Der
ehemalige Bundespräsident Johannes
Rau sagte mal: „Ein Patriot ist jemand,
der sein Vaterland liebt. Ein
Nationalist ist jemand, der die
Vaterländer der anderen verachtet.“
Von Rau kann man halten, was man will,
dieser Satz trifft den Nagel auf den
Kopf. Patriotismus ist ein gutes und
positives Gefühl. Ich selbst würde mich
nicht als Patrioten bezeichnen, aber ich
bin jedes Mal froh, wenn ich nach einer
Reise wieder Heimatboden betrete.
Natürlich genieße ich auch die Fahrt in
einem vollausgestatteten Mercedes-Benz
und ich genieße den deutschen Wein.
Zudem macht kein Land bessere
Grillwürste und das dazu passende Brot.
Darauf eingebildet habe ich mir aber
nichts. Ich bringe Patriotismus für mich
auf einen kurzen, aber prägnanten Satz:
Ich mag Deutschland sehr gerne, ich lebe
wirklich mit Freude hier und ich möchte,
dass wir das hohe Lebensniveau noch
weiter steigern können. Und jetzt? Was
für ein Verbrechen habe ich begangen?
Wir dürfen uns heutzutage wegen allem
Möglichen gut fühlen, warum also nicht
wegen dem Land unserer Väter? Müssen
unsere Politiker nicht Patrioten sein,
wenn sie bei der Vereidigung schwören,
Schaden von Deutschland und seiner
Bevölkerung abzuhalten? Sind Soldaten
nicht Patrioten? Oder Polizisten? Oder
Richter? Beamte im Generellen? Kann
man Deutschland dienen, ohne es zu
lieben? Selbstverständlich, man ist dann
im Umkehrschluss ja auch kein
angeheuerter Söldner. Es ist demnach
auch nicht verkehrt, wenn jemand seine
Arbeit für diesen Staat verrichtet, weil
er seine Heimat mag. Sicherlich könnte
man evolutionär argumentieren und dann
würden wir den Patriotismus ohne
Weiteres auf ein archaisches,
angeborenes Stammes- und Sippengefühl
reduzieren können. Sozusagen ein
Überbleibsel aus vergangenen Zeiten,
als wir uns noch gegenseitig gelaust
haben. Das wird sicherlich für nicht
wenige unserer Bewohner zutreffend
sein. Für US-Amerikaner und Franzosen
ist Patriotismus etwas Natürliches,
zumindest seit den jeweiligen
Unabhängigkeitsrevolutionen in den
jeweiligen Ländern. Beim Deutschen trat
Patriotismus wohl mit der Paulskirchen-
Verfassung und der entsprechenden
Vorgeschichte erstmalig verstärkt auf.
Patriotismus ist ein Gefühl, welches die
Elite der EU abzuschaffen versucht,
dabei benötigen sie genau das: einen
neuen Europa- Patriotismus. Wie sonst
soll sich etwas vereinen, was sich nicht
zusammengehörig fühlt, nicht auf den
ersten Blick liebt? Patriotismus, das ist
die Liebesbeziehung zwischen dem
Menschen und seiner Nation.

II. Führt Vaterlandsliebe unmittelbar


zum Faschismus?
Jede gute Liebesbeziehung leidet
darunter, wenn ein Teil die Liebe zu
ernst nimmt und Eifersucht entwickelt.
Leidenschaft fühlt sich gut an, aber sie
führt langfristig zu unerträglichen
Schmerzen. So ergeht es uns nicht nur in
Bezug auf zwischenmenschliche
Beziehungen, sondern auf alle
Lebewesen und Gegenstände, denen wir
ein Gefühl von Liebe und Sympathie
entgegen- bringen. Manche lieben ihr
Haustier abgöttisch, andere ihr iPhone
und andere wiederum ihre Petunienzucht.
Man glaubt es kaum, es gibt sogar Leute,
die ihre Religion abgöttisch lieben, und
manche lieben ihr Land. Während es
beim iPhone lächerlich, bei der
Petunienzucht seltsam und beim Haustier
nervig ist, erreicht es andere
Dimensionen, wenn es mehrere
Menschen betrifft. Sind Sie verrückt
nach ihrem Partner, leiden hauptsächlich
Sie selbst und Ihr Partner. Potenzieren
wir das auf politische Ideologien,
erreichen Sie das Ausmaß eines
fanatischen Religionsanhängers, eines
rechtsextremen Nationalisten oder eines
linken Antifaschisten. Alle diese
Gruppen ernähren sich von ihren
Anhängern und bieten ein Modell an, um
der eigenen Leidenschaft zu frönen.
Gruppendynamik wirkt für alle
Teilnehmer belebend, gemeinsam auf ein
Ziel hinarbeiten lässt einen schnell
glauben, man wirke an etwas Großem
mit. Die einen wollen die „Umma“, die
islamische Weltgemeinschaft, und das
Kalifat errichten. Andere wiederum
träumen von einer deutschen Diktatur
unter einem neuen Führer, andere
dagegen wollen lieber heute als morgen
die DDR 2.0 errichtet sehen. Besonders
anziehend sind solche Gemeinschaften
dann, wenn man sich selbst als klein,
schwach und unbedeutend empfindet und
es am liebsten „allen mal so richtig
zeigen will“. Das kann erstaunliche
Synergien entstehen lassen, nicht
umsonst werden Straftaten, die
gemeinschaftlich begangen werden, also
Bandenkriminalität, härter sanktioniert:
Die Gruppendynamik verleitet zu
besonders harten Handlungen gegen das
Opfer. Da spielen sehr viele psychische
Faktoren eine Rolle und in der Regel
neigen solche Personen, die in einer
„normalen“ Gesellschaft als „Verlierer“
und Außenseiter gelten, in politisch
extremistischen Systemen und
Umgebungen dazu, besonders
aufzublühen. Da wächst dann selbst der
Kleinste über sich hinaus und nimmt sich
Sachen heraus, die er alleine niemals
wagen würde. Beobachten Sie das
einmal selbst, in aggressiven Gruppen
von drei oder mehr Personen sticht
besonders derjenige hervor, der am
kleinsten und schwächsten ist.
Profilneurose. Ob jetzt Salafismus,
Nationalsozialismus, Kommunismus
oder andere ideologische Strömungen,
sie alle haben eines gemeinsam, nämlich
eine Weltanschauung, die der Anhänger
ohne Weiteres übernehmen kann. So
vielen Menschen fehlt ein Kompass für
das eigene Leben, sie fürchten sich
davor, Entscheidungen zu treffen,
Verantwortung zu übernehmen und zu
unterscheiden, was richtig und falsch,
„gut“ und „böse“ ist. Nehmen Sie es mir
nicht übel, aber dieser Kompass ist in
jedem von uns seit der Geburt angelegt,
wir spüren instinktiv, was falsch und
was richtig ist. Wenn wir unseren Geist
nicht kontrollieren und ihn nicht
beherrschen, dann ist er leicht zu
manipulieren und dann wird es
gefährlich. Nicht umsonst rekrutierte
Hitler seine ersten Gefolgsleute, die SA,
aus gewalttätigen Hohlköpfen, die Spaß
daran hatten, „Kommunistenschweine
weichzuklopfen“. Nicht umsonst
rekrutierte Muhammad, der Prophet des
Islam, seine ersten Krieger aus
Hohlköpfen, denen er ein Paradies
bestehend aus 72 willigen Jungfrauen
mit supergroßen und stets straffen
Brüsten[273] versprechen konnte. Die
Idee dazu ging natürlich auf die
Assassinen zurück. Nützliche Idioten,
die ein stabiles Fundament bilden und im
Zweifel gefährliche Aufträge
übernehmen. So läuft es auch in den
großen Parteien ab, da bildet die Basis
das ideologische Fundament, welches
dann, wie gehirngewaschen von der
eigenen Propaganda überzeugt, Leute auf
der Straße anquatscht und ihnen Flyer in
die Hand drückt. So läuft es auch bei der
Deutschen Vermögensberatung ab, wenn
sie mal wieder junge Menschen als
Versicherungsmakler lockt und mit
Kontoauszügen, Rolex- Uhren und teuren
Limousinen sich selbst preist. Menschen,
die gefestigter im Leben stehen, lassen
sich nicht so ohne Weiteres für solche
Konzepte gewinnen, schon gar nicht,
weil ihnen etwas dafür im Gegenzug
versprochen wird. Gerne versucht man
sie abzulenken mit seichten Themen wie
Klimawandel, Überbevölkerung,
Gendermainstreaming und dem, was der
Fernsehapparat noch so anbietet. Gehen
wir über diese Stufe hinaus, also über
den Geist, der sich unterwirft, und den,
der sich leicht ablenken lässt, kommt
schon der Geist, der aktiv sucht. Diesen
Typus Mensch findet man dann in
Vereinen und Stiftungen wie der
Freimaurerloge oder Atlantikbrücke –
da unterhält man sich gerne im
gehobenen Ambiente bei edlen Speisen
und Getränken über höhere Ethik, über
den Begriff des „Querdenkers“ und
andere vorgeschobene Themen. Der
wahre Grund, dass man nämlich nach
einer gehörigen Portion Vitamin B für
die eigenen Karriereambitionen sucht,
wird einem verschwiegen. Es sind also
alle Menschengruppen bedient: die
aggressiv-gewalttätigen, die passiv-
ablenkbaren und die aktiv-oberflächlich
Suchenden.
In welche Kategorie gehört der
Vaterlandsliebende? In die erste? In
zwei und drei? Vielleicht in alle drei
zusammen? Ich neige zur letzten
Variante, aber nicht, weil
Vaterlandsliebe eine ideologische
Weltanschauung darstellt, sondern weil
man sich ohne Weiteres vorstellen kann,
dass jeder Vertreter der entsprechenden
Gruppe sich als einen Patrioten sieht. Ja,
zur Perversion ausartend, kann
Vaterlandsliebe in einen extremen
Nationalismus münden. Diese Gefahr
besteht bei irrationalen Gefühlen immer.
Es haben sich schon Menschen aus
falsch verstandener Liebe umgebracht,
trotzdem würde keiner auf die
wahnsinnige Idee kommen, die Liebe
deswegen zu verbieten. Eltern lachen
über die Teenagerliebe ihrer Kinder,
weil sie von einem blinden Idealismus
geprägt ist, wobei in Sachen Liebe und
Eifersucht die Erwachsenen sicherlich
aggressiver reagieren. Die Antwort auf
die eingangs gestellte Frage lautet also:
Ja, Vaterlandsliebe kann zum Faschismus
führen.

III. Darf der Deutsche nicht darauf


stolz sein, ein Deutscher zu sein?
Wie bereits geschrieben, wäre diese
Frage für sich allein stehend ein ganzes
Buch wert, denn es besteht für Menschen
in Deutschland ein großes Bedürfnis,
sich damit auseinanderzusetzen.
Zunächst möchte ich ohne jede weitere
Wertung an dieses Thema herangehen,
das bedeutet, die nächsten Seiten werden
möglichst neutral beschreibend und dann
versuche ich mich daran, es so sinnvoll
wie möglich aufzudröseln. Eine Lösung,
das sage ich bereits jetzt, habe ich nicht,
zumindest nicht für die Allgemeinheit.
Für den individuellen Leser wird
sicherlich aber das ein oder andere
dabei sein, was sich für das weitere
Leben mitnehmen lässt. Ich denke, jeder
Leser oder aber die meisten können von
ihrem eigenen Freundes- und
Bekanntenkreis berichten, wie sich die
Deutschen unter ihnen und auch die
assimilierten Ausländer vermehrt[274]
über „Kanaken“ beschweren. Unter
„Kanaken“ verstehen wir dabei die
Sorte Ausländer, die besonders durch
asoziales Verhalten auf sich aufmerksam
macht – begrenzter Sprachwortschatz,
permanentes Spucken und Pinkeln in der
Öffentlichkeit, Begehen krimineller
Handlungen, häufiger Gebrauch von
Beleidigungen, Ablehnung und
Verachtung des deutschen Staates und
seiner Bevölkerung (den Kartoffeln),
primitives materielles und sexuelles
Verhalten usw. Für den einen oder
anderen kommen sicherlich noch andere
äußerliche oder kulturell-identische
Kriterien hinzu[275]. Ich habe nur einen
beschreibenden Obersatz gewählt, der
so ziemlich die häufigsten Adjektive
enthält, wenn ich mit anderen Menschen
darüber spreche. Über die Jahre fiel mir
auf, dass die Ansichten zu Ausländern
immer häufiger offensiv nach außen
getragen werden. Mit der politischen
Couleur hat das wenig zu tun, denn ich
habe gerade an der Universität viele
Sorten Menschen getroffen, und
Unterschiede konnte ich bei den
Äußerungen kaum feststellen.
Als ich noch im Kindergartenalter war,
so um 1992-94 herum, teilten sich die
Kinder wie von selbst in zwei Gruppen
auf: Es gab die deutschen Kinder, die
ausländischen Kinder und die Kinder
aus islamischen Ländern. Auch in der
Grundschule ging das noch so weiter,
insbesondere, wenn die Fußballteams
gewählt wurden. Da hat man sich selten
vermischt. Bevor sich jetzt ein
Sozialforscher mit „akademischem“
Lehrgebiet Gendermainstreaming „Alle
sind gleich“-Romantiker angesprochen
fühlt und versucht, in diesen Satz etwas
hineinzuinterpretieren: Nein, ich fand
das nicht schlimm und finde es auch
heute nicht schlimm. Ja, wir waren
politisch von unserem Umfeld oder
unseren Eltern indoktriniert. Wir haben
uns einfach nur angepasst und an dem
orientiert, was uns ähnlich ist, deswegen
hat man bis zur dritten oder vierten
Klasse auch nie zusammen mit den
Mädchen gespielt. Wirklich eine eigene
Meinung zu haben und diese auch als
solche anzuerkennen fällt selbst den
meisten Erwachsenen schwer oder
fragen Sie sich selbst mal, wie viel von
dem, was Sie wiederkauen, von den
Eltern/Geschwistern/Partnern/Medien/Ko
etc. kommt und wie viel genuin eigene
Meinung ist? Für diese dann auch
geradestehen, egal wie groß sich der
Gegenwind aufbläst, steht auch wieder
auf einem anderen Blatt geschrieben.
Kinder verstehen von Politik gar nichts,
was nicht immer unvorteilhaft sein muss.
Eltern, die ihren Kindern die eigene
politische Agenda aufdrücken, gleich
welcher Art, gehören verprügelt. Das
richtet sich insbesondere an solche
Eltern, die ihre Zwerge mit auf
Demonstrationen und Ähnliches
mitnehmen oder aber sie zwingen, sich
rein vegetarisch zu ernähren.
Als Kind orientiert man sich einfach
gerne an etwas Identitätsstiftendem,
etwas, das man kennt und das einem
selbst ähnlich ist. Die Eltern der Kinder
kannten sich, die Kinder hatten schon im
Kindergarten miteinander zu tun gehabt,
die Kinder haben „ihre“ Sprachen
untereinander gesprochen. Ich selbst
übrigens befand mich damals schon
zwischen den Stühlen, mal wurde ich an
den Gruppentischen der Deutschen
gesehen, mal bei denen der Ausländer
oder der Moslems. Eines möchte ich an
dieser Stelle aber bereits klarstellen
bzw. anmerken, gerade im Kontext zu
dem sogenannten „neuen
Antisemitismus“[276], der gar nicht so
neu ist: „Jude“ war auch bei uns schon
ein Schimpfwort! Da nahmen sich weder
ausländische[277] noch deutsche Kinder
etwas. Die ersten richtigen Konflikte gab
es, als die ausländischen Kinder aus
aller Welt gemeinsam in eine Klasse
gesteckt wurden, so ab dem 11.
Lebensjahr. Da ich Teil dieser Klasse
gewesen bin, kann ich nur sagen, dass es
ein großer Fehler war und zu sehr vielen
Elternabenden und Lehrergesprächen
geführt hat, insgesamt den Unterricht
aber massiv gestört hat. Spätestens ab
der siebten Klasse war es mit der
Aufteilung in Volksgruppen vorbei und
die Teenager suchten sich ihre Freunde
neu aus. In diesem Alter kann man ja
schon die ersten eigenen,
identitätsstiftenden Merkmale aufweisen,
die mit den Eltern wenig zu tun haben,
wie beispielsweise Hobbys, Humor etc.
Gab es damals schon Aggressionen? Ja,
die gab es. „Kanaken“- Kinder neigen
zur Rudelbildung und einer wirklich
großen Klappe. Beim Prügeln waren sie
auch immer ganz vorne dabei. Ich will
gar nicht erst pseudo-
verhaltenspsychologische Überlegungen
dazu anstellen, warum das so war/ist.
Meine Erfahrung war einfach, dass die
anderen integrierten Kinder einfach nicht
so verhaltensauffällig waren, zumindest
nicht in diesem Bereich. Was sich auf
den höheren Schulen durchaus als
Nachteil herausstellen sollte, denn
aggressives Verhalten wirkt sich
belohnend auf dem Pausenhof aus. Die
Schule, die ich besuchte, hatte einen
relativ hohen Ausländeranteil und ich
kann mich an eine Szene 2003 erinnern,
als Pimpfe aus der 5. Klasse an mir
vorbeiliefen und einer schrie mir dann
entgegen, euphorisiert durch die Stärke
seiner Gruppe, „Hey, du
Scheißdeutscher!“ Während ihn der
Rest seiner Gruppe zur Räson brachte,
blieb ich fasziniert zurück. Es war zum
ungefähr gleichen Zeitpunkt, als ich eine
Schlägerei zwischen 11-Jährigen auf
dem Schulhof aus der Distanz
beobachtete. Wenn Zwerge sich kloppen,
dann ringen sie in der Regel zu zweit im
Sand und der Rest bildet einen Kreis,
der anfeuert. Aber nicht so bei dieser
neuen Generation – da schubste der
Erste das Opfer runter und schon stürmte
die wilde Meute von 5-6 kleinen
Scheißern los und prügelte auf den
Zwerg ein, als gäbe es kein Halten mehr.
Keine Ahnung, wo sie das aufgeschnappt
hatten, aber ich war wiederum fasziniert.
Es waren natürlich „Kanaken“- Kinder.
Daran hat sich auch heute nichts
geändert, denn wenn zwei 8-jährige
Kinder türkischer Herkunft einen
Mitschüler in der Toilette einsperren und
ihm ein Kreuz in den Rücken einritzen,
wird immer noch getan, als gäbe es kein
Integrationsproblem[278]. Die meisten
der anderen Kinder hörten Metal,
kleideten sich wie Punks oder aber
assimilierten sich bei den cooleren
„Kanaken“. So eine Rudelbildung gab es
unter deutschen Kindern nicht und sich
als Deutscher hinzustellen und stolz
darauf zu sein, schon gar nicht. Dass
eine ganze Gymnasialklasse deutscher
Kinder über WhatsApp Hitler
huldigt[279], das hätte es wiederum bei
uns auch nicht gegeben, dafür waren sie
zu sehr in der Minderheit. Dann hätte
irgendjemand das Gerücht über einen
Nazi in der Schule verbreitet und sie
wären ihres Lebens nicht mehr sicher
gewesen. Zumindest wäre das Kind aber
unten durch gewesen und hätte die Kaste
der Unsichtbarkeit erreicht. Kinder und
Teenager sind mittlerweile verroht und
erbarmungslos, nicht erst die vielen
Fälle von jugendlichen Intensivtätern,
wie z.B. von einem 14-jährigen
Mehrfachvergewaltiger[280], zeugen
davon.
Warum dieser kurze Ausflug in meine
Kindheit? Ich glaube daran, dass das,
was im Kleinen passiert, sich auch im
Großen abspielt und wieder umgekehrt.
Meine Schulzeit war nichts Besonderes,
so, wie es mir ergangen ist, ging es auch
Hunderttausenden von anderen Schülern
in Deutschland. Ich möchte anhand der
kleinen Geschichte nur darstellen, was
für unterschiedliche Auffassungen es in
Bezug auf die eigene Nationalität gibt.
Ich erinnere mich an eine Episode in der
dritten Klasse, als wir die deutsche
Nationalhymne lernen und singen sollten,
als sich zwei türkische Schüler
weigerten, diese mitzusingen. Ich fand
das nicht schlimm, wäre ich als
deutsches Kind in der Türkei auf die
Schule gegangen, hätte ich die Hymne
auch nicht mitgesungen. Wäre ich als
Erwachsener dort, hätte die
Staatsbürgerschaft und würde dort
leben, würde ich die Hymne jedoch
lernen. Interessant war vielmehr, wie in
diesen kleinen Köpfen bereits eine naive
Form des Nationalismus ausgeprägt war.
Nun sind Kinder bis zur Pubertät ganz
groß darin, das nachzuplappern, was
ihnen die Eltern vorplappern, ohne
großartig darüber zu reflektieren, was es
eigentlich bedeutet. Bei diesem Thema
ist es leicht, aufs Glatteis zu geraten,
denn die Forderung einiger weniger
schallt mir schon entgegen, dass die
Kindesaufzucht vollkommen und ganz in
die Hände des Staatsapparates gegeben
werden sollte, damit dieser das junge
Gewächs mit der „richtigen“ Meinung
aufziehen kann. Die unzähligen Risiken,
die damit verbunden wären, wiegen
nicht einmal im Ansatz die theoretischen
Chancen auf. Der Staat hat sich
historisch immer als besonders effizient
darin erwiesen, nicht die Interessen
seiner Bürger wahrzunehmen, sondern
seinen Machthabern, Eliten und deren
Speichelleckern gütlich behilflich zu
sein. Ich komme aber schon wieder vom
Thema ab, denn hier geht es um
Patriotismus. Also, während bei den
kleinen „Kanaken“- Kindern bereits von
Kindesbeinen an ein extrem
ausgeprägtes nationales
Selbstverständnis vorherrscht, ist da bei
den deutschen Kindern nichts, außer
vielleicht ein schräges Bild von
Deutschland und dem
Nationalsozialismus. Das Kind mit
ausländischen Wurzeln identifiziert sich
relativ schnell, wenn auch aus völlig
falschen Motiven heraus, mit seiner
Abstammung. Ob jetzt Russe, Türke,
Pole, Marokkaner, Rumäne, Serbe, sie
alle haben eines gemeinsam, dass sie in
ihrer eigenen Wahrnehmung alles sind,
aber sicher keine Deutschen[281]. Ich
kann das nachvollziehen, denn wer will
schon ein unsexy Deutscher sein?
Schweinsfarbene, lederhosentragende,
kartoffelfressende, jodelnde und
pedantische Nationalsozialisten!
Deutsch-sein ist ein abschmückendes
Adjektiv, ähnlich wie fett-sein, hässlich-
sein oder Geldjude-sein. Woher ich das
alles habe, fragen Sie sich? Von meinen
Eltern? Falsch geraten, das alles habe
ich aus der Schule und ich erkläre auch
gerne, warum. Wenn von Indoktrination
gesprochen werden kann, dann
sicherlich im Kontext mit der
geschichtlichen Aufarbeitung der
eigenen Nation. Zumindest den Zeitraum
1933-1945 betreffend, alles, was davor
und danach gewesen ist, ist eher von
sekundärem Interesse. Die DDR? Das
war doch dieser putzige Staat mit der
Mauer und den nicht vorhandenen
Bananen. Bismarck? Irgend so ein
langweiliger Politiker, der sich
irgendwie um Arbeit und Soziales
gekümmert hat. Die Gründung
Deutschlands 1848 und die
Paulskirchen- Verfassung? Die Weimarer
Republik? Karl der Große? Teutonen
und Goten? Das preußische Reich? Die
RAF? Ich erinnere mich an meinen
Geschichtsunterricht zurück und alles,
was für Deutschland von Interesse war,
war immer nur der Nationalsozialismus.
Das war immer so vorhersehbar und
berechenbar, dass ich mit Leichtigkeit
die besten Noten erzielen konnte, denn
die 12 Jahre Nationalsozialismus konnte
sich jeder Schüler mit Leichtigkeit
einprägen. Außerdem läuft im deutschen
Fernsehen ja seit Jahrzehnten
ununterbrochen Hitler, zweimal am
Tag[282]! Goebbels wäre auf diese
prächtige Propaganda in unseren
Rundfunkempfängern sicherlich stolz
gewesen. Da kann man gar nicht anders,
als Deutschland mit ewiger Schuld zu
verbinden. In meinem Unterbewusstsein,
wenn ich da an Deutschland so denke,
fällt mir immer gleich der
Nationalsozialismus als Erstes ein. Soll
ich das jetzt gut oder traurig finden?
Warum fällt mir nicht Heinrich Heine
ein? Oder Mercedes-Benz? Obwohl
Hitler bereits längst entmystifiziert sein
müsste als Massenmörder und
Demagoge mit menschenfeindlichen
Weltansichten, genießt er immer noch
einen Kultstatus. Die Schule hat mächtig
dazu beigetragen, denn Hitler-ist-Muss.
Hitlerismus sollte der
Geschichtsunterricht genannt werden.
Aufsätze, Referate, Filme, Besuche in
Konzentrationslagern und noch viel mehr
Holocaust-Merchandise, um auch ja den
letzten Funken Frohsinn aus den jungen
Köpfen zu vertreiben. An Hitler kommt
keiner vorbei, der Fan-Kult ist fast
schon so groß wie 1933. Als
ausländisches Kind kann man ja nur eine
Abneigung gegen die
Blondhaargeschöpfe aus dem Norden
kriegen, denn alles an ihrem Dasein ist
verwerflich. Dieses Thema ist so
umfangreich, so facettenreich, so
beladen und geladen, dass ich gerade
meinen eigenen Gedanken nicht mehr
folgen kann und deshalb fürchte, dass
auch Sie nicht mehr mitkommen, bzw.
nicht wissen, worauf ich hinaus will.
Die Kernfrage lautet, ob der Deutsche
stolz sein darf, ein Deutscher zu sein.
Die sorgfältig aus meiner Schulzeit
gepflückten Anekdoten weisen uns auf
zwei Dinge hin, nämlich, dass
ausländische Kinder mit ihren Wurzeln
keine Probleme haben und sogar sehr
stolz darauf sind[283], und zweitens,
dass sich Deutschsein auf Hitlertum und
Nazismus begrenzt. Es geht mir im
Grunde genommen um ein
massenpsychologisches Phänomen,
womit sich meiner Erkenntnis nach noch
kein Psychologe ernsthaft
auseinandergesetzt hat. Ich würde gerne
noch mehr über Ausländerstolz, Hitler in
der Schule und im Fernsehen und
kulturelle Eigenheiten schreiben, aber
zielführend wäre das nicht. Es würde
nur beide Extreme bedienen: diejenigen,
die darauf beharren, dass alles Deutsche
vernichtet werden muss[284], und
diejenigen, die sich als Deutsche
unterdrückt fühlen[285]. Über die
Jahrzehnte hinweg war der zweite Teil
dieser Gleichung eine leise Minderheit,
die immer mehr zu einer lauter
werdenden Mehrheit herangewachsen
ist. Dafür brauche ich auch keine
Fußnote, die Nachrichten der letzten
Wochen und Monate bestätigen diese
Annahme.
Wenn ich mir das jetzt beim Schreiben
alles so durch den Kopf gehen lasse,
kann ich verstehen, warum ein nicht
kleiner Teil der deutschen Bevölkerung
sich unverstanden fühlt. Warum
sinnbildlich auf den Tisch gehauen wird
und ein „Es reicht!“ hinterhergerufen
wird. Ich habe mir auch hier wieder zu
viel Zeit mit dem Buch gelassen, denn
wenn wir heute die Zeitungen
aufschlagen oder die Nachrichtenseiten
im Internet aufrufen, dann entdecken wir
die Rückkehr des vierten Reiches[286]!
Wie unverschämt, hatte man uns nicht die
Rückkehr von Jesus Christus
versprochen und stattdessen bekommen
wir Adolf Teil 2? Lassen Sie sich von
den Artikeln in der Zeitung nicht
täuschen, es ist keine Überraschung,
dass es zu diesen Auseinandersetzungen
im Land der ehemaligen Dichter und
Denker kommt. Lassen Sie eine
Eintopfsuppe bei offener Flamme nur
lange genug köcheln, brennt sie wie von
Zauberhand auch an. Die Eintopfsuppe
ist die Bevölkerung in den Großstädten,
die Hitze sind die schwelenden
Konflikte und das Brennen erklärt sich
von selbst. Was für wunderbare Zeiten
sind dies, da wir Straßenschlachten
zwischen Hooligans,
Neonationalsozialisten, Salafisten,
Linksextremisten und Polizisten erleben?
Tausende von Menschen treffen sich in
Köln und schlagen sich die Köpfe ein.
Bei der Demo „Hooligans gegen
Salafisten“ (kurz HoGeSa) zeigten sich
die Politiker dann auch „ratlos“[287].
Wie konnte das nur passieren? Über 75
Jahre „Nie wieder“ gebrüllt und jetzt
passiert es scheinbar doch wieder!
Reicht es denn nicht, wenn man dem
Deutschen einfach in die Brieftasche
greift, die Lebensmittel verteuert, ihn
wie verrückt arbeiten lässt, ihm Politik
auf die Nase drückt, die er ablehnt, und
ihn durchgehend und permanent als
schlechten Deutschen bezeichnet?
Könnte es damit zu tun haben, dass sich
extremistische Positionen aus
Unzufriedenheit speisen? Haben die
Leute etwa das Gefühl, dass die Politik
nur noch über die Köpfe hinweg
entscheidet und alle Belange und
Befürchtungen hinwegwischt? Jede Zeile
tut beim Schreiben weh. So viel
Heuchelei auf einem Haufen! Nein, die
zahlreichen 6000 Demonstranten in Köln
waren ganz sicher nicht alles Nazis und
Vorboten eines vierten Reiches, egal,
wie sehr sich die linke Presse auch
aufregt – wobei, in den
Redaktionsstuben besagter Presse dürfte
man die Sektkorken knallen lassen: So
lange hatte man die drohende Gefahr des
Nationalsozialismus heraufbeschwört
und war todunglücklich, damals nicht
beim Widerstand dabei gewesen zu sein.
Klar, es haben sich natürlich echte Nazis
unter die zahlreichen Demonstranten
gemischt, es sind öffentliche
Versammlungen und da kann jeder daran
teilnehmen, wie er gerade möchte. Die
vielen Hooligans haben sich einfach
herausgefordert gefühlt von den Gästen
aus dem Abendland, dem 1. FC Scharia.
Die Salafisten und die Linken dürfen
sich jetzt auch nicht wundern über die
heftige Reaktion, denn sie selbst
scheuten nie davor zurück, heftig und
gewaltbereit zu demonstrieren. Trotzdem
konnte die Mehrheit der Vernünftigen bei
der letzten PEGIDA- Demonstration in
Dresden die Minderheit an
Nationalsozialisten in den eigenen
Reihen zurückhalten, die sich unbedingt
mit den Antifaschisten prügeln
wollten[288]. Die Politiker, sie tun
überrascht, aber sie sind es nicht. Sie
haben jederzeit genau gewusst, was sie
tun und welche Reaktionen dies auslösen
wird. Selbst im Rotlichtmilieu haben
Zuhälter Flüchtlinge aus Afrika
zusammengeschlagen, weil sie von
diesen beklaut wurden und die Polizei
dagegen nichts unternommen habe[289].
Die wenigsten Leute haben Verständnis
dafür, wenn sich die eigene
Schwiegermutter auf unbestimmte Zeit in
die vier heimischen Wände
einquartieren möchte, wie kommt
jemand auf den Gedanken, es sei bei
Menschen aus anderen Kulturkreisen ein
Klacks? Es kommt nun, wie es
notwendigerweise kommen musste, und
es waren am Ende die Kleinigkeiten, die
entschieden haben. Zu wenig Geld am
Ende des Monats, zu wenig Arbeit, zu
viel falsche Toleranz, zu viele
gebrochene Versprechen, zu viel
schlechtes Gewissen eingetrichtert.
Wenn wir die Frage beantworten wollen,
warum Deutsche das Gefühl haben, sich
nicht öffentlich als Deutsche
positionieren zu können, müssen wir die
Ursachen hinterfragen.

1. Der allgegenwärtige Hitler


Wenn wir Hitlers Zeit als Diktator in
nackten Zahlen bewerten müssten,
würde seine Statistik im Vergleich zu
anderen Despoten nicht gerade
besonders gut ausfallen. Ich spare mir
eine Auflistung, die Zahlen sind bekannt
und im Internet leicht auffindbar. Nur so
viel, Stalin und Mao waren im
Menschenschlachten wesentlich
„erfolgreicher“. Was macht Hitler dann
so besonders, so viel anders? Woraus
begründet sich diese erhabene Stellung
auf dem Podest? Sprechen Sie mal laut
Mao oder Stalin aus. Und, fällt Ihnen
was auf? Jetzt sprechen Sie mal laut
Hitler aus, so richtig „HITTT-
LERRRRR“! Schon was ganz anderes,
oder? Da haben Sie sicherlich einen
kleinen Nervenkitzel bekommen und die
feinen Nackenhärchen haben sich zackig
und stramm zum Gruße aufgerichtet.
Würde es Ihnen auch so ergehen, wenn
Sie Jesus oder Buddha sagen? Nein, so
ergeht es Ihnen, wenn Sie frisch verliebt
sind, ganz am Anfang der Beziehung, und
den Namen der oder des Liebsten
aussprechen. Da kriegen Sie auch einen
wohligen Schauer...
Worte sind nur Worte und entfalten
gerade so viel Wirkung, wie wir dem
gesprochenen Wort beimessen. Hitler
steckt so fest in unseren Gehirnen,
unserem Unterbewusstsein, dass wir gar
nicht anders können, als sofort zu
reagieren, wenn wir seinen Namen
hören. Dabei ist er eine historische
Person und schon lange tot und sollte
daher mit dem gleichen Schulterzucken
kommentiert werden wie andere
historische Personen auch. Damit sollte
das Thema eigentlich auch erledigt sein,
aber dann wäre das Kapitel hier ja gar
nicht nötig. Deutschland hat ein
ambivalentes Verhältnis zu Hitler, denn
er wird gehasst und läuft trotzdem
extrem oft im Fernsehen und kriegt mehr
„Spiegel“- Titelseiten als Angela
Merkel[290]. Hitler sprach einst von
einem tausendjährigen Reich und
niemand hätte damals ahnen können,
dass er sich damit selbst meinte und das
Reich, das er in unseren Köpfen
eingenistet hat. Dass seine Propaganda
auch noch heute funktioniert, liegt an
dem unzähligen Material, das gesendet
wird. In Grautönen, bedrohlich, zornige
Stimme, schwarz uniformierte Soldaten,
Krieg, düstere Erzählerstimme, Panzer,
Kanonen, Explosionen, ausgemergelte
Menschen. Geschichte, eines der
trockensten Lehrfächer überhaupt, wird
zum Geisterfahrt-Faszinosum, sobald es
um den Führer und seine Lakaien geht.
Warum wundert sich dann jemand, wenn
es dem einen oder anderen locker über
die Lippen fährt, „dass das ja alles gar
nicht so schlecht gewesen war, was der
Hitler da gemacht hat“? Ich habe noch
nie jemanden im Alltagsgespräch sagen
hören, dass es gut war, dass Bismarck
sozialere Arbeitsbedingungen für die
Arbeitnehmer geschaffen hat. Warum
auch? Bismarck ist wieder klassische
Geschichte: zäh, alt, langweilig. Wen
interessiert schon, was ein altdeutscher
Politiker vor über 130 Jahren mal
erreicht hat? Nicht aber Hitler, da lässt
sich trefflich über jedes kleine Detail
seines Wirkens eine Dokumentation
produzieren, wird ja schließlich von den
Rundfunkgebührenzahlern anhand der
Demokratieabgabe finanziert. Also von
A wie Adolf bis Z wie Zyankali wird
alles abgedeckt. Hitlers Helfer, Mütter,
Väter, Soldaten, Piloten, Hunde, Köche,
Frauen, Männer, Hoden, Marotten. Muss
ein viel beschäftigter Mann gewesen
sein, dieser Hitler.
Dabei ist an der Person Adolf Hitler im
eigentlichen Sinne nichts „Besonderes“–
dass er mit den Emotionen der Menschen
spielen und sie für seine Sache
begeistern konnte, ist nur Zeugnis für
seine eigene Verblendung, die sich nach
außen durch seine Schweißporen
gedrückt hat. Menschen saugen gerne die
Energie/Ausstrahlung von anderen
Menschen auf, die scheinbar so gefestigt
mit klaren Vorstellungen durchs Leben
gehen und diese auch ausdrucksstark zur
Öffentlichkeit hin äußern können. Das
gibt uns sofort ein Wohlgefühl, wenn wir
uns an jemanden halten, der so
idealistisch und zielsicher durchs Leben
läuft. Machen Sie den Selbsttest; ist es
leichter, jemanden zu überzeugen, wenn
die Idee einen selbst begeistert oder
nicht? Hitler war ein Sektenführer mit
mächtigen Freunden[291] im
Hintergrund. Was war Hitler noch? Ein
Menschenfeind, ein Hobbymaler, ein
Fetischist, rachsüchtig, überheblich,
selbstverliebt, drogensüchtig,
brandstiftend, Vegetarier (aber nur, weil
es so schön auf Arier endet),
durchschnittlich intelligent,
Schriftsteller, passionierter
Sozialdarwinist usw. Ein tiefgehendes
Psychogramm wäre nach dem Zweiten
Weltkrieg nicht nötig gewesen, denn es
bliebe nur die enttäuschende Erkenntnis,
dass er ein ganz „normaler“ Mensch
war, ohne weitere geistige Störungen –
sicherlich mit ausgeprägtem Narzissmus
und einigen Zwangsneurosen
ausgestattet, ansonsten aber nicht weiter
auffällig. Hinzu kam wohl eine Neigung
zum Konsum von Schokoladentalern,
vollgespritzt mit Koffein und
Pervitin[292]. Welcher
Staatschef/Diktator kann schon von sich
behaupten, frei von jeglichen
Stimulanzien regiert/geherrscht zu
haben? Vollkommen zurechnungsfähig
war Adolf also, was auf nicht gerade
wenige Serienkiller, Vergewaltiger und
dgl. ebenfalls zutrifft. Ted Bundy
beispielsweise schob seine begangenen
Morde und Vergewaltigungen auf
Pornos, die er in seiner Jugend
konsumiert habe[293]. Auch er wurde
mehrmals untersucht und als
zurechnungsfähig befunden, sonst wäre
es in die Nervenheilanstalt gegangen
statt auf den elektrischen Stuhl. Einen
eklatanten Unterschied zwischen
Hitler/Serienmörder und dem normalen
Menschen gibt es dann aber doch,
nämlich das Gewissen. Sehen Sie sich
mal Interviews von dem
„Icemankiller“[294] an und Sie stellen
ganz schnell fest, dass er zwar das
logische Konzept von „Unrecht“ begreift
und es geistig nachvollzieht, dass er
gegen die geltenden Gesetze verstoßen
hat und es „falsch“ war, was er gemacht
hat, aber es regt sich keine einzige
Miene, wenn er darüber spricht, wie er
Menschen in allen erdenklichen Weisen
grausam gefoltert und ermordet hat. Er
kann das Unrecht nicht „erfühlen“, es
regt sich bei ihm nichts, Empathie ist
quasi nicht vorhanden. Es fühlt sich
schlicht und ergreifend einfach nicht
falsch an. Ein Zeugnis der eigenen
Unmenschlichkeit, das auch bei den
Nürnbergern Prozessen von den Nazi-
größen abgeliefert worden war, die sich
völkerrechtlich als gerechtfertigt
ansahen. Sie waren der festen
Überzeugung, im besten Sinne ihres
Volkes gehandelt zu haben. So
ernüchternd das klingen mag, aber
Gefühlskälte in Verbindung mit heftigen
Ansammlungen von Hass und Wut kann
zu nichts anderem führen, als anderen
Menschen zu schaden. Diese Sorte
Menschen wird es immer wieder geben,
da es sie vor uns gab und auch in Zukunft
noch geben wird. Sie lassen sich auch
nicht therapieren oder resozialisieren.
Was lässt sich schon gegen einen solchen
Menschen ausrichten, wenn er sich
selbst auch noch im Recht fühlt, es ihm
zumindest aber egal ist?
Hitler war kein Magier oder
Hypnotiseur, der mit einer Form von
Beschwörung oder Zauber die
Menschenmasse verzaubert hat. Um
seine Menschenvernichtungsziele
umsetzen zu können, hat er sich der
einfachsten Autoverkäufertricks bedient.
Zumindest ist dies meine These oder die
Art und Weise, wie ich dieses
geschichtliche Ereignis einordne. Da
Hitler nichts Besonderes an sich hatte,
sondern „nur“ ein despotischer,
massenmordender Regierungschef seiner
Zeit war, warum wird er dann so
behandelt, als sei er ein Phänomen? Ist
das eine nachträgliche Form der
Rechtfertigung? Wir konnten ja nicht
anders, sein Zauber war so mächtig?
Oder ist das Eigentherapie der
Volksseele, verteilt auf über 75 Jahre?
Wann kann die Therapie als Erfolg
bezeichnet werden? Ich appelliere an
alle Deutschen: Fangt an ihn zu
vergessen und ihn wie jeden anderen
Tyrannen der Geschichte zu behandeln.
Geschichte ist nur von Bedeutung für
unsere Historiker und Chronisten und
sollte nur einmalig betrachtet werden,
um aus vergangenen Fehlern zu lernen.
Stattdessen wird immer wieder und
wieder der ermahnende Zeigefinger
erhoben. Achtung, das folgende Beispiel
soll nicht den Nationalsozialismus
relativieren, sondern meinen Standpunkt
verdeutlichen[295]. Wie würde es Ihnen
gefallen, wenn Sie als junger
Erwachsener einen Autounfall gebaut
haben, weil Sie angetrunken losgefahren
sind und Ihre Eltern Ihnen diesen Vorfall
noch 50 Jahre später vorhalten,
tagtäglich, bei jeder Gelegenheit?
Sicherlich würde die betreffende Person
früher oder später sich dieses nicht mehr
anhören wollen – und das alles im Zuge
des selbstgefälligen „Nie wieder!“. Eine
fehlerhafte Geisteshaltung lässt sich mit
Kampf nicht überwinden, die Wahrheit
findet schon selbst ihren Weg, sie
schlängelt sich an den Säulen der
Falschheit vorbei direkt auf den Thron;
spätestens dann wird jede bisherige
Lüge zerschmettert. Solche Formeln, die
gebetsmühlenartig heruntergespult
werden, entfalten bei jeder
nachkommenden Generation weniger und
weniger Wirkung. Denken Sie, ich
nehme Hitler ernst? Ich finde es extrem
amüsant, dass man nur laut „HITLER!“
rufen muss, und alle erstarren. Erinnert
sei hier an den Fall einer Amerikanerin,
die fröhlich grinsend und sich nichts
Böses denkend ein Selfie von sich selbst
im Konzentrationslager schoss[296]. Die
Presse und die Moralisten waren in
Aufruhr, wie konnte es dieses Kind
wagen, an diesem Ort ein Selfie zu
schießen? An diesem Ort, wo sich Leute
unter dem Torbogenschriftzug „Arbeit
macht frei“ ablichten lassen, wo sie in
der Kantine für wenig Geld Currywurst
mit Pommes essen und abschließend,
wohl genährt mit Essen und
Informationen, das Gelände verlassen.
An diesem Ort, wo mit Merchandise-
Läden Geld verdient wird, Läden, in
welchen sie Ansichtskarten erwerben
und sie mit bestem Gruße an die
Verwandtschaft verschicken. Wundert es
da noch jemanden, dass Touristen das
Berliner Mahnmal, auch „Jewhenge“
genannt, zum lässigen In- der-
Mittagssonne- Lümmeln nutzen? Würde
es einen Unterschied machen, wenn das
Selfie nicht im Konzentrationslager
geschossen worden wäre, sondern an
irgendeinem anderen historischen Ort, an
dem Genozid und Euthanasie betrieben
worden waren? Warum sind Bruchstücke
der Berliner Mauer Kult, obwohl es
Symbole der Unfreiheit und des Mordes
sind? Wer sind hier die Oberlehrer, die
jene moralische Deutungshoheit für sich
beanspruchen? Es wächst eine
Generation heran, die völlig unbedarft
mit diesem Thema umgeht und dumm,
wie Teenager nun einmal sind,
herumblödeln und das Ganze nicht mit
der angedachten Ernsthaftigkeit angehen.
Böse Zungen behaupten, das deutsche
Volk wünscht sich den Führer zurück.
Manche würden wohl gerne ihre
„Schuld“ in einer saftigen Enthauptung
des Führers entladen[297], andere
wiederum würden wohl gerne verstehen,
warum N24 jeden Tag von ihm
berichtet[298]. Es gibt sogar einen
deutschen Bestseller, der sich damit
auseinandersetzt, wie Deutschland
reagieren würde, wenn „Er“ denn
wiederkäme. Solange Hitler auf ein
Podest gestellt wird und im Funk, Print
und Fernsehen präsent ist, wird sich das
Verhältnis der Deutschen zur eigenen
Geschichte nicht „normalisieren“. Viele
haben Angst vor diesem nötigen Schritt.
Ich aber fürchte mich davor, dass es
schon zu lange gedauert hat und die
Diskrepanz zwischen
gedachtem/gefühltem und öffentlich
Erlaubtem schon zu weit auseinander-
gefallen ist. Deswegen nehmen im
Freundes- und Bekanntenkreis die
Beschwerden über das eigene
Deutschsein zu, da über allem der
imaginäre Hitler schwebt, der scheinbar
bei jeder aufgehängten Deutschlandfahne
stärker und stärker wird, nur um sich
endgültig wieder zu manifestieren.
Während also gegen einen
unbesiegbaren, da unsichtbaren Gegner
in den Kampf gezogen wird, heizt sich
gleichzeitig die Stimmung im Volk auf.
Der Mensch radikalisiert sich
zunehmend, da er sich unterdrückt
fühlt[299] und seiner banalen Freude
durch Identifikation nicht ungehemmt
Ausdruck verleihen kann. Das kann nur
unweigerlich zu Unverständnis, Frust,
Aggressionen und Auseinandersetzung
führen.
Je länger wir den Geist von Hitler
bekämpfen, umso stärker beschwören
wir ihn wieder herauf[300]. Es ist
genug, denn es wurde alles gesagt, was
gesagt werden konnte. Wie oft wollen
wir noch die Überlebenden als
Zeitzeugen befragen? Wie oft wollen wir
noch mit voller Inbrunst „Nie wieder!“
schreien, während parallel das Unheil
auf der Welt droht? Wirtschaftskrisen,
Ebola- Epidemien, Kriege – die Saat für
einen globalen Konflikt ungeahnten
Ausmaßes ist gelegt und wir kämpfen
gegen ein Gespenst längst vergangener
Zeiten. Wir müssen den Blick sofort auf
das große Jetzt richten und uns mit
vollster Kraft und klarem Verstand der
Dinge annehmen, die unsere
Aufmerksamkeit benötigen, und Hitler
dort lassen, wo er hingehört: in die
dunkelsten Kapitel einer längst
vergangenen Geschichte, die wir nicht
mehr ändern können. Mir scheint aber,
dass es Interessen gibt, Hitler eben nicht
in die Mottenkiste zu packen, sondern
ihn immer wieder aus der Mottenkiste zu
holen. Der Axel Springer- Verlag
bewirbt gegenwärtig, da ich dies
schreibe, auf WELT Online zahlreiche
„neue“ Hitler- Dokumentationen. Für
meine Freunde und mich ist das bereits
zum Jux geworden, wer sich am ehesten
die dümmste neue Doku ausdenken kann,
mit der N24 dann aufwartet. Mein
Nachbar traf den Nagel auf den Kopf,
als er meinte „Hitler habe UFOs
gebaut, welche die USA erobert haben“
– und N24 zog nach[301]. Es erscheint
nichts zu absurd. Meine Tipps für die
nächsten Dokus sind: Hitler und das
Neuschwabenland – was suchten die
Nazis in der arktischen Kälte? Nazis auf
dem Mond – wie kurz war die Waffen-
SS vor der Besiedlung unseres
Nachbargestirns?

2. „Deutschland den Deutschen?“ Eine


Prognose
Da Hitler nun weg ist und auf ein
Wiedersehen kein Wert gelegt wird, was
könnte den passionierten Deutschen vor
dem Ausdruck seiner Vaterlandsliebe
sonst aufhalten? Weiter oben wurden
politische Analysen aufgezeigt,
inwieweit Patriotismus zu Faschismus
führen kann. Was wäre aber, wenn der
Biodeutsche sich ungehemmt seiner
Nation erfreuen könnte? Sicherlich, die
gegenwärtige politische Stimmungslage
im Westen sieht Nationalismus, dazu
zählen auch Verhaltensweisen wie
Patriotismus, nicht besonders gerne. Die
multipolare, globale, kulturelle Welt
betrachtet patriotische Gefühlsregungen
als Äußerungen eines in der
Vergangenheit haftenden Geistes. Als ob
Gefühle einer Ratio folgen würden –
reine Logik ist hier fehl am Platze. Einen
Patrioten können sie nicht dazu
„bekehren“, dass seine Sichtweise der
Welt verkehrt und veraltet sei. Dafür
müsste jeder Mensch dem anderen vom
gleichen Standpunkt der Wahrheit ins
Auge blicken können – versuchen wir
das zunächst bei unseren eigenen
Partnern und Familienmitgliedern, bevor
wir es in der Weltgemeinschaft
ausprobieren. Und brachial scheitern.
Ein Mensch mit gefestigtem Standpunkt
ist quasi unverrückbar und es ist
eigentlich schon verwerflich, ihn
trotzdem vom Gegenteil überzeugen zu
wollen, wenn er auf seinem Standpunkt
beharrt, auch wenn dieser unglaublich
falsch ist. Im Kern ginge es darum,
jedem Menschen seine eigene Wahrheit
zu belassen[302], leben und leben
lassen. So einfach, simpel und schön.
Wie wirkt es sich in anderen Ländern
aus, in denen Patriotismus nicht
historisch beladen ausgelebt wird? In
den Vereinigten Staaten spielt
Patriotismus, die sog. „Americana“-
Kultur, eine nicht gerade kleine Rolle
im Leben vieler Amerikaner. Obwohl
oftmals belächelt von den sich
intellektuell überlegen sehenden Ost-
und Westküstenbewohnern, schämt sich
der Durchschnittsamerikaner nicht seiner
Nation. Er sieht jede Regulierung durch
den Staat als Eingriff in seine durch die
Verfassung und durch die
Unabhängigkeitserklärung garantierten
Rechte. Gerade das „second
amendment“, also das Recht, Waffen zu
besitzen und offen zur Schau zu tragen,
sorgte in den letzten 10 Jahren für hitzige
Diskussionen. Gleiches gilt für das
Schulkantinenessen, die Überwachung
des öffentlichen Raumes, Steuerabgaben
für Vieh, das auf öffentlich zugänglichem
Land grast, und vieles mehr. Ich will
nicht jedes dieser Probleme einzeln
verhackstücken, weil das nur singuläre
Ausuferungen eines dem Deutschen
fremden Verständnisses von Freiheit
sind. Es geht nicht um Waffen, Pancakes,
große Geländewagen und vom
Tellerwäscher zum Millionär. Für den
Durchschnitts-Amerikaner[303] bedeutet
Patriotismus im Kern ein Leben mit so
wenig Einmischung/Staat wie möglich.
Dass dabei vernünftige Vorschläge
abgelehnt werden, weil sie von außen
kommen und damit per se
vertrauensunwürdig sind, ist Teil dieses
Selbstverständnisses. Die Amerikaner
werden sich von der Liebe zur Waffe
trennen, wenn sie es absolut
mehrheitlich als erstrebenswert
erachten. Gleiches gilt für ungesundes
Essen in der Schulkantine, da kann ein
Jamie Oliver auch noch so oft im
Fernseher über die Essgewohnheiten der
Amerikaner weinen – wenn sie nicht von
alleine die Erkenntnis gewinnen, bleibt
nur Raum für Ablehnung. Der
Liberalismus, die Freiheitsbewegung, ist
dem Deutschen fremd, was nicht weiter
verwunderlich ist. In einem Land, in
welchem Menschen mit akademischen
Abschlüssen die öffentlich-rechtlichen
Arbeitgeber der freien Wirtschaft
vorziehen, das Sparbuch die Geldanlage
Nr.1 ist und Aktien als schmutzig,
zumindest aber als gefährlich gelten,
Steuern bezahlen eine ehrenwerte
Selbstverständlichkeit ist und die Züge
der Deutschen Bahn am besten nicht eine
Minute Verspätung haben, wirkt der
Gedanke an einem Nachtwächterstaat
fast schon wahnsinnig und anarchisch. In
Deutschland muss alles seine Ordnung
haben oder, wie es mein Professor für
amerikanisches Recht erklärte: „In
Deutschland muss ich für eine höhere
Hecke auf meinem Grundstück zur
zuständigen Behörde in Hanau gehen
und eine Genehmigung beantragen, in
Amerika hätte ich die Hecke bis zum
Himmel gedüngt.“
Die Amerikaner haben in ihrer
Geschichte zahlreiche Kapitel mit Blut
und Schmerzen geschrieben. Kriege,
Vertreibung, Sklaverei, Apartheid,
Aufstände, Rassismus. Narben der Zeit,
die in jüngster Zeit wieder aufgerissen
wurden, in zwei schmerzhaften
Augenblicken[304], in denen den
Amerikanern schlagartig bewusst wurde,
dass zwischen den Bevölkerungsgruppen
nicht alles gut ist. Es war auch nie gut,
sondern es wurde sich was vorgespielt.
Ein Theaterstück von epischem Ausmaß,
das sein fulminantes Ende mit dem
Präsidenten Barack Obama finden sollte.
Wie viele Zeitungen und sonstige
mediale Sprachrohre quietschten 2008
vor Freude? Der große Traum des
Martin Luther King jr., sollte er nun
wahr werden? Ein schwarzer
Amerikaner als Präsident?
Sie kennen das Ende der Geschichte,
Obama schickt sich an, der wohl
unbeliebteste US-Präsident aller Zeiten
zu werden[305], das Land leidet an
wirtschaftlichen Problemen ungeahnter
Größe[306], befindet sich in multiplen
Kriegen[307] und steht vor einer
extremen Zerreißprobe aufgrund der
Flüchtlingspolitik[308]. Die berühmten
„USA!USA!USA!“-Rufe werden
zunehmend leiser. Sie brandeten vor
einiger Zeit ein letztes Mal auf, als die
Nachricht von Osama Bin Ladens Tod
die Runde machte[309].
Was aber hat das mit Patriotismus zu
tun? Was macht es beim politischen
Tagesgeschäft oder der Ordnung der
Gesellschaft für einen Unterschied? Es
ließe sich argumentieren, dass sich unter
den Amerikanern langsam ein
Bewusstsein für die eigene blutige
Geschichte entwickelt, wenn ein
Football-Team seinen Namen von
„Rothäute“ auf etwas anderes umändern
soll[310]. Vielleicht sollte auch der Fall
eines US-Farmers aufgeführt werden,
der seine Kuhherde jahrelang auf einer
dem Staat gehörenden Weidefläche hat
grasen lassen und dann zur Kasse
gebeten worden ist[311]. Er weigerte
sich zu zahlen und zusammen mit
Nachbarn, Freunden und Unterstützern
lieferte er sich eine Auseinandersetzung
mit den Behörden. Dieser Fall
veranlasste Harry Reid, Mehrheitsführer
der US-Demokraten im Senat, Fälle wie
die des US-Farmers als „Domestic
Terrorists“, also inländische Terroristen,
die gegen den Staat kämpfen, zu
bezeichnen[312]. Auch das „Tea Party
Movement“, welches sich selbst als
patriotisch bezeichnet, wird von einem
Teil der amerikanischen Gesellschaft
kritisch beäugt. Von der linken Seite der
Medien gerne als „tea bagger“
verspottet, wollen die Anhänger der Tea
Party wieder „Ordnung in ihrem Land
herstellen“. Es soll alles wieder so
werden wie in den guten alten Zeiten, als
sich jeder an die Verfassung hielt, der
Staat im Privatleben der Leute nichts
verloren hatte, die Heirat den
Heterosexuellen exklusiv war und das
Tragen von Sturmgewehren in der
Öffentlichkeit legitim war[313].
Als ich die obigen Zeilen geschrieben
habe, wollte ich eigentlich darauf
hinaus, dass der amerikanische
Patriotismus nichts weiter als
schmückendes Dekor ist, aber nach
Aufzählung der jüngsten Ereignisse
setzte sich die Erkenntnis fest, dass die
Vereinigten Staaten von Amerika vor
einer tiefen, schwierigen und
möglicherweise existenzgefährdenden
innenpolitischen Krise stehen. Die USA
haben sich seit ihrer Entstehung ein
gedankliches Lebensmodell aufgebaut
und erhalten, welches i.d.R. von
Zuwanderern schnell angenommen und
adaptiert worden ist[314]. Zunehmend
öffnete sich das Land in alle Richtungen
hin, nämlich innenpolitisch,
außenpolitisch, moralisch usw. Plötzlich
gilt der weiße Vorstadtamerikaner mit
Frau und Kindern im Einfamilienhaus als
bedroht, der Patriot als Auslaufmodell.
Ehe wir uns versehen, stehen sich
plötzlich zwei verfeindete Gruppen
gegenüber, die Patrioten als
Auslaufmodell und die liberale,
staatsfreundliche, Gay und Lesbian
Community fördernde Migranten-
Bewegung[315]. Meine Prognose für die
USA ist keine rosige und diese
Auseinandersetzung über die
„Leitkultur“ des Landes wird ihren Teil
dazu beitragen, dass die USA ihre
Bedeutung als Weltmacht für alle Zeiten
verlieren wird[316].
Dieser kurze Blick auf die USA, der so
harmlos anfing, mündete in einer
innenpolitischen Katastrophe. Auch für
Deutschland sehe ich die gleichen
Konsequenzen, jedoch unter anderen
Vorzeichen. Deutschland ist für mich ein
stark atheistisches, pragmatisches,
rationales und funktionierendes (im
Sinne von Infrastruktur und
Behördenabläufen) Land. Die Menschen
sind nicht unfreundlich, aber auch nicht
überschwänglich bei der Begrüßung von
Fremden. Pünktlichkeit und Ordnung
werden geschätzt, Religion, ohnehin nur
eine Pflichtübung des pflichtbewussten
Deutschen, verliert immer mehr an
Ansehen[317]. Der Deutsche wirkt so
ziemlich wie das absolute Gegenteil des
ehemaligen Prototypus eines US-
Amerikaners. Sicherheit ist den
Deutschen definitiv das wichtigere Gut,
Proteste überließ man den Franzosen
und den Alten, und die Freiheit besteht
hauptsächlich darin, mal vor 19 Uhr von
der Arbeit nach Hause zu kommen.
Arbeit, auch so ein Statussymbol in
Deutschland…[318]
Warum also sollte es wie in den USA zu
einer innenpolitischen Krise kommen,
wenn doch alles so reibungslos läuft?
Gleich mehrere Faktoren lassen sich
hierzu ausführen:

das wachsende Unverständnis


der Biodeutschen, die sich ihrer
eigenen Herkunft nicht weiter
schämen wollen,
das Selbstverständnis der
deutschen/europäischen Politik in
Sachen plurale Gesellschaften,
Flüchtlinge aus aktuellen
Krisengebieten und inländischem
Nationalismus,
die gegenwärtig nicht gedrosselte
Aufnahme von Flüchtlingen und
die zunehmende Stärke national
ausgerichteter Parteien im
gesamteuropäischen Raum.

Diese Punkte erachte ich als absolut


überragend bei der Gesamtbewertung
und Prognosenerstellung für die weitere
Zukunft von Deutschland und seinen
Bürgern. Die Diskrepanz dessen, was
die Politik fordert und fördert, und dem,
was der Bürger denkt und fühlt, liegt
inzwischen so weit auseinander, dass
eine der beiden Seiten über eine
Feinjustierung der eigenen Ziele
nachdenken müsste. Es erscheint mir
hochgradig unwahrscheinlich, dass eine
der Seiten einen Schritt auf die andere
zugehen wird.
Die Politik verfolgt Interessen, nicht
unbedingt Wählerinteressen, sondern
Interessen von zahlreichen Verbänden,
Vereinen, Think-Tanks, Konzernen,
Lobbys usw. Da wollen viele Geldgeber
befriedigt werden. Jegliche
nationalistische/isolationistische Regung
lässt die Kapitalmärkte vor Furcht
vorbörslich erschaudern, Großbanken
und Ratingagenturen fürchten um ihre
Boni – wie gegenwärtig in
Schottland[319]. Ich persönlich sah mich
im Lager der Befürworter der
Abspaltung Schottlands von der Union –
schon weil Goldman Sachs vor den
Folgen warnte und sich gegen die
Abspaltung ausgesprochen hatte. Leider
haben sich die Schotten in diesem als
„Indyref“ bezeichneten Votum
mehrheitlich gegen die Abspaltung
ausgesprochen[320]. 380 000 Schotten
sahen es als erstrebenswerter an, in dem
sicheren Schoß der Queen in den Schlaf
gewogen zu werden, statt selbstbewusst
mit Kilt und Claymoore nach Freiheit zu
rufen. Die Wahlanalyse überlasse ich in
diesem Kontext anderen – für mich
selbst habe ich nur notiert:
Unregelmäßigkeiten bei der
Wahlabstimmung[321] und der größte
Teil der „Nein“-Wähler stammte aus
dem Lager der Pensions- und
Rentenbezieher – bei den „Ja“-Wählern
verhielt es sich genau umgekehrt, hier
waren die jungen Menschen prominent
vertreten[322]. Die jungen Wilden
sehnen sich nach Freiheit, die alten
Erfahrenen fürchteten um die Rente.
Dieses Referendum sagte mehr über den
Zustand der Gesellschaft in der
westlichen Hemisphäre aus, als ein
Umfrageinstitut durch die Auswertung
von unzähligen Telefongesprächen
jemals ermitteln könnte. Die hohe
Wahlbeteiligung von 84,59 % war kein
Siegeszug der Demokratie, wie ihn viele
Medien gerne als solchen darstellten,
sondern ein Statement der Bürger: Wir
wollen über POLITIK und unsere
ZUKUNFT entscheiden, nicht über fette
POLITBONZEN und deren
Legislaturperiode. Wenn ich dann lese,
dass die Legislaturperiode des
Bundestages verlängert werden soll,
muss ich mich schon wieder
übergeben[323]. Es fällt mir schwer, in
diesem wichtigen Kapitel nicht zu
populistisch zu werden, was ein hehrer
Anspruch für dieses Buch ist, denn ich
möchte wirklich die Diskussionskanäle
dafür öffnen. Wird es ein solches
Referendum in Deutschland geben?
Nein, nun wirklich nicht. Ich kann nicht
mal über diese törichte Frage lachen, so
abwegig und weit entfernt ist eine
Volksabstimmung von unserem
derzeitigen Politikbetrieb. Selbst die
von den Medien gefürchtete AfD würde
so eine Abstimmung nicht fordern. Dafür
ist sie zu angepasst, angepasster, als den
meisten wirklich bewusst ist[324].
Gleichwohl belebt sie die Debatte und
sorgt für Zornesröte bei der bisherigen
Elite aus Politik und Medien.
Interessant, wo das
Demokratieverständnis bei manchen
beginnt und wieder aufhört. Da bereits
eine anscheinend an deutschen Interessen
ausgerichtete Partei so ein Unbehagen
hervorruft, wären weitere
nationalistische Bemühungen natürlich
die absolute Katastrophe, ein Gau. Es
dürfte klar sein, dass es nicht im
Interesse der amerikanisch-
angelsächsischen Elite ist, wenn sich die
EU wieder in Einzelstaaten aufdröselt.
Das hat mannigfaltige Gründe, v.a. aber
politische und wirtschaftliche.
Geopolitisch ist es für die USA besser,
wenn sich die EU immer weiter
ausbreitet, denn wie wir nicht erst seit
der Ukraine-Krise wissen, sind
zahlreiche EU-Staaten dankbare
Anbieter von Freiflächen für
Raketenabwehranlagen[325] und CIA-
Gefängnissen[326]. Die USA erweitern
ihr Machtgebiet und bieten dafür
„Schutz“, genau wie die Mafia. Aus
wirtschaftlicher Sicht hat es die USA
auch lieber, wenn der Dollar nur in
einem Kursverhältnis zum EURO gesetzt
wird und nicht zu DM, Kronen, Lira,
Francs usw. Marktmanipulationen
wirken sich dann nämlich auf den
gesamten Euroraum aus und treffen die
Volkswirtschaften gleichermaßen[327].
An dieser Stelle sollten Sie mal unter
dem Stichwort „Währungskrieg“
googeln. Ist gerade auch wieder ein sehr
aktuelles Thema, da Dollar und Euro
sich im Versuch befinden, den jeweils
anderen austrocknen zu lassen[328].
Eigentlich wehrt sich die Eurozone gar
nicht, sondern sie nimmt die Angriffe
des Dollars stoisch hin. Dieser Krieg
zwischen den Währungen läuft schon so
lange, seit es frei handelbares „fiat
money“[329] gibt. Dazu gibt es
einschlägige Literatur auf dem Markt und
ich kann nur empfehlen, sich darüber zu
informieren, wie unser Geld entstanden
ist und wie es funktioniert. Um es kurz
auf den Punkt zu bringen: Währungen
ringen stets darum, als weltweites
Handlungsmittel an der Spitze zu stehen.
Jedes Land baut sich gerne einen
Währungsmix aus verschiedenen starken
Währungen auf, mit denen international
gehandelt wird. Die USA waren seit
dem Ende des Zweiten Weltkrieges
extrem daran interessiert, den Dollar zur
mächtigsten Währung der Welt zu
machen. Dafür hat man es auch in Kauf
genommen, Japan extrem zu pushen, um
es dann in eine Deflation ohne Ende zu
stürzen. Das Gleiche ist nun mit Europa
geplant, denn die USA dulden keine
Konkurrenz. Die von der Bundesbank
gehütete DM wurde von Helmut Kohl
verkauft, um die Einheit zu ermöglichen
(u.a.). Wir machten den Weg frei zum
Euro, einer Währung, die mit dem Wort
„Konvergenz“ gefeiert wurde und als
alternativlos für die politische Einheit
gesehen wurde[330]. Heute müssen wir
anerkennen, dass es eine Währung ist,
die mit einem anderen Todgeweihten im
Todeskampf liegt, dem Dollar. Das
Letzte, was diese Machtinteressen im
Hintergrund wollen würden, ist, dass
Deutschland zurück zur eigenen Währung
kehrt. Allein diesen Gedanken
auszusprechen bringt einen in die
Schmuddelecke, genannt
Verschwörungstheoretiker. Das klingt so
herrlich nach Alufolienhüte und
verrückten Spinnern und Hinterwäldlern
und in Deutschland kommt noch so eine
leichte braune Schattierung hinzu – ich
glaube, wir verstehen uns. Wir sollten
anerkennen, dass der Dollar nur jenen
Prosperität gebracht hat, die bereits viel
Vermögen hatten. Und nun spielt sich
diese Tragödie seit 1999 mit dem Euro
ab. Letztlich ist auch der Euro nur eine
Modeerscheinung, denn innerhalb der
Elite gibt es genug Interesse, um uns in
Zukunft komplett bargeldlos zu
machen[331]. Das geht doch so schnell
und einfach! Und man bedenke die
Vorteile im Kampf gegen das Böse:
Terroristen könnte man den virtuellen
Geldhahn einfach zudrehen und es gäbe
keine Steuerflüchtlinge mehr[332]. Bald
darauf gibt es dann die verpflichtende
Impfung und Implantierung eines Chips,
der dann einfach alle unsere Daten
enthält, Steuernummer,
Krankenversicherung, Konto usw. Das
hat dann gleich mehrere Vorteile, denn
genau wie unsere Vierbeiner gehen wir
nicht mehr verloren, also können
unserem Herrchen, der BRD GmbH,
wieder zurück- gebracht werden, und
außerdem können wir dann einfach
unsere Hand oder unsere Stirn beim
Bezahlen hinhalten und fertig[333]. Sie
lachen über diese Idee, aber hätten Sie
vor 20 Jahren auch nicht über die Idee
gelacht, dass Menschen freiwillig den
ganzen Tag mit einer Brille von Google
rumlaufen und ihre gesamte Umgebung
filmen? Zumal es feierwütige Menschen
in Europa gibt, die sich nur zu gerne
einen Chip einpflanzen lassen, um damit
leichter in den Baja Beach Club zu
kommen und Freigetränke zu
genießen[334]. Ich schätze mal,
Rindviecher gehören gechipped. Früher
hätte man sie gebrandmarkt. Meine
Prognose dazu ist folgende: Um mit den
gefährlichen Straftätern umzugehen, die
man nicht länger in
Sicherungsverwahrung halten kann, wird
man die Chips etablieren. Damit geht
man dann sicher, dass diese nicht einfach
unbewacht umherlaufen. Für Sie wird es
auch keine Umstellung bedeuten, Ihr
Smartphone oder ein beliebiges
elektrisches Gerät mit GPS-Sender
haben Sie auch immer mit dabei.
Schließlich kommt noch der
wirtschaftliche Aspekt hinzu. Aufgrund
der Geldschwemme und der Rezession,
so wird man es uns mit ernsten Mienen
sagen, ist es nicht weiter möglich, noch
mehr Geld zu drucken, ohne die Gefahr
einer Hyperinflation einzugehen. Also
bezahlen alle ab sofort virtuell. So wie
mit Bitcoins. Die Elite wird uns dann
noch hoch feierlich verkünden, wie man
sich unzählige Mehreinnahmen
errechnet, weil jetzt niemand mehr
Steuern hinterziehen kann. Spätestens
dann wird es unsere Aufgabe sein, aus
der Europäischen Union auszubrechen
und mit einer Koalition der Willigen
einen Bund der Nationalen Autonomen
zu gründen. Soll doch dieser Moloch mit
all seinen Blutegeln in sich selbst
zusammen- fallen.
Die genannte Elite beschäftigt in Europa
zahlreiche Politiker, Medienjournalisten
und Konzernvorstände[335] –
transatlantische Bündnisse genannt, also
Einheimische, welche die Interessen der
USA vertreten. Dazu aber in einem
anderen Kapitel mehr. Wenn wir auf
Deutschland blicken, dann würden wohl
am liebsten die Bayern aus der
Bundesrepublik ausbrechen[336]. Sie
hätten allen Grund dazu, als Zahlmeister
von Deutschland.
Viele machen sich lustig über Bayern
und deren eigene Kultur, aber wenn dann
das Oktoberfest anbricht, ist Bayern geil.
Das ist diese Hipsterheuchler-
Mentalität, die alles scheinbar ablehnt,
sich selbst als besonders individuell und
politisch liberal betrachtet und echte
Kultur abwertet. Bayern ist zweifellos
der dominierende Flächenstaat in
Deutschland, und das nicht nur beim
Fußball. Selbst unter Juristen gilt das
bayerische Staatsexamen im
Durchschnitt nochmal als zwei Punkte
besser als alle anderen Staatsexamina,
weil es legendär schwer ist und einer
besonderen Vorbereitung bedarf.
Dementsprechend sind Stellen als Notar
in Bayern besonders schwer zu
ergattern. Bayern zahlt auch das meiste
in den Länderfinanzausgleichstopf
ein[337] und würde dies nur zu gerne
abschaffen. Auch die Autobahnmaut
wird in Bayern, verständlicherweise
aufgrund des Grenzverkehrs, vehement
gefordert. Und natürlich hat Bayern auch
eine Partei, welche die Unabhängigkeit
schon seit langer Zeit fördert[338]. Ich
selbst finde es sympathisch und kann es
nachvollziehen, würde mir aber
wünschen, dass Deutschland zunächst
geschlossen den Rückzug aus der
Europäischen Union und damit auch der
Währungsunion antritt. Wenn wir den
Schritt schon jetzt wagen könnten, würde
nicht nur Europa, sondern die ganze Welt
in eine Wirtschaftskrise sondergleichen
stürzen. Europa würde ohne Deutschland
mit einem Schlag zahlungsunfähig und
der Euro würde massiv abgewertet
werden, was sich bei den Einnahmen aus
Im- und Exporten bemerkbar macht.
Deutschland würde sich schütteln und
müsste erst mit Schwierigkeiten
kämpfen, die ersten wackeligen Schritte
auf dem Weg zu einer souveränen
Nation. Da kurz nach uns auch andere
Länder nachziehen würden, ließen sich
mit denen auf die Schnelle
Handelsabkommen abschließen. Es ist
alles halb so wild. Fallen Sie ja nicht
auf das Politiker- argument rein, dass
Deutschland zu „klein und unbedeutend
alleine sei“. Seit wann bestimmt die
Fläche eines Landes dessen Potenz?
Dominieren etwa Kanada und Russland
die Welt? Größe kann sehr schnell zum
Problem werden, es zeigt sich bei den
jüngsten Aufständen im Großreich
China[339], und zudem stehen die
Chinesen vor der schwierigen Aufgabe,
ihre nationale Währung, den Renminbi,
den freien Märkten offen zur Verfügung
zu stellen. Ein Prüfstein, der den
Japanern Ende der 80er Jahre das
Genick brach. Die Chinesen sind also
mit sich selbst beschäftigt. Mit
Deutschland werden sie natürlich
weiterhin verstärkt Handel betreiben,
wahrscheinlich würden sie sogar recht
schnell die wieder eingeführte DM in
ihren Währungsmix aufnehmen. Mit den
Russen könnten wir ebenfalls
problemlos Geschäfte machen.
Verschnupft wären wohl die USA,
Großbritannien und Frankreich. Aber
außer Finanzdienstleistungen und
Atomstrom liefern uns diese Länder
kaum etwas von Belang. Wir sind auf sie
nicht angewiesen. Ich sage also, wir
sollten es wagen und sehen, wohin es
uns führt. Schlechter als jetzt geht es
zwar auch, aber dafür müssten sich
schon alle Götter gegen uns
verschwören. Da das jetzige System vor
Korruption trieft und dem ekligsten
Abschaum unter unserer Sonne die
Pensionen finanziert, bezweifele ich
einen solchen Misserfolg doch
erheblich. Ich behaupte, Deutschland
würde in kürzester Zeit mit China an der
Spitze stehen. Wir bringen alles mit, um
dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Wir
brauchen weder die Amerikaner noch
die Briten oder die Franzosen.
Amerikaner und Briten werden sich mit
ziemlicher Sicherheit aufspalten und
somit an Bedeutung verlieren.
Frankreich ist bereits jetzt an
lebenserhaltende Maschinen
angeschlossen[340]; die ehemalige
grande nation wird zu einem reinem
Agrarstaat verkommen. Na, wie hat sich
das beim Lesen angefühlt? Befreiend,
nicht wahr? Ich vermute, dass ein
Großteil der Deutschen sein Geschick
gerne wieder in die eigenen Hände
nehmen möchte. Mit einer stabilen
Währung, gerechten Steuern, einem
weltweit anerkannten Gesundheits- und
Rentensystem und einer blühenden
Wirtschaft. Dafür braucht es eine Vision,
Mut, diese umzusetzen, und genug
Stärke, um alle Fesseln zu
durchschlagen. Gehen wir es an!
Kapitel 5 – Jobcenter

Es waren keine erfreulichen Monate als


Hartz 4- Empfänger, soviel sei gesagt,
aber wie alle Erfahrungen im Leben hat
auch diese den Horizont erweitert.

I. Der Hauptgrund für die Revolution


Arbeitslosigkeit ist eines der
gravierendsten politischen Probleme. Es
gibt keine definitive Lösung dafür, wie
sie zu handhaben ist. Sie ist keine
Konstante, sondern verläuft in Zyklen.
Das erklärte Ziel jeder Regierung ist die
sog. „Vollbeschäftigung“, also dass ein
Übermaß an verfügbaren Arbeitnehmern
auch einer Beschäftigung nachgehen
kann. Arbeitslosigkeit ist ein prekärer,
unerwünschter und fast schon ans Eklige
heranreichender Zustand, der möglichst
verhindert werden soll. Der Arbeitslose
oder „Jobsuchende“[341], wie er in
Neusprechdeutsch heißt, gleicht einer
Kreatur, die sich in einem Becken mit
anderen Kreaturen befindet und erst
wieder vermenschlicht werden muss.
Am allerschlimmsten ist der
Langzeitarbeitslose, welcher auf
staatliche Transferleistungen angewiesen
ist und eigentlich dem normalen
gesellschaftlichen Alltag, nicht nur der
Arbeit, nicht vermittelbar ist. Er
sozialschmarotzt sich, ähnlich einem
schädlichen Parasiten auf dem Rücken
des Wirtes, also der mehrheitlich hart
arbeitenden Bevölkerung, durch das
Leben. Statt dankbar jede Arbeit
anzunehmen, die ihm der Staat anbietet,
verweigert er sich aus völlig aus der
Luft gegriffenen und eingebildeten
Gründen wie Würde, Stolz und
spezifischen Qualifikationen. Nein, wer
arbeitslos ist und unverschämter- weise
vielleicht auch noch selbstverschuldet,
darf keine eigenen Ansprüche
formulieren. Der Gürtel ist enger zu
schnallen, gefressen wird der genetisch
modifizierte Dreck aus dem Supermarkt
und Luxusaufwendungen wie der Gang
zum Friseur sind mit sofortiger Wirkung
einzustellen. Dann, nur dann, besteht die
realistische Chance, den Ausgestoßenen
wieder in das Wunderland
zurückzuführen – ihn quasi an der Hand
wieder in die Mitte der Gesellschaft der
Steuerzahler zu führen, wo er seinen
Platz neben all den anderen einnehmen
kann. Wer sich der Hilfe verweigert,
muss zwangsweise zu seinem Glück
animiert werden. Zum Beispiel, indem
man ihm die Transferleistungen streicht.
Vielleicht kommt er ja dann zu Sinnen.
Das war mal meine Meinung. Viel zu
dieser Ansicht beigetragen hat ein
Verwandter, der mich damals 15-
Jährigen als „Sozialschmarotzer“
bezeichnet hatte, weil er selbst als 18-
Jähriger schon einige Aushilfsjobs hinter
sich hatte, ich mir damit aber Zeit
gelassen hatte, bis ich 19 war. Vorwürfe,
gerade von der eigenen Familie, haben
mich schon immer angestachelt.
Während der ersten Semester an der
juristischen Fakultät, als mich der
Campus und die Gedanken an das große
Geld immer elitärer werden ließen,
nahm ich o.g. Haltung an. Ich verachtete
Arbeitslose, diese Versager, weil sie nur
rumsaßen, statt sich jeden Morgen aus
dem Bett zu schwingen und etwas zu
leisten. Am schlimmsten jedoch waren
Hartz 4-Empfänger. Allein dieses Wort:
Hartz 4. Phonetisch verursacht es bereits
letale Ohrverletzungen. Ich dachte, Hartz
4 beantragen nur Leute, die sich weigern
zu arbeiten. Die in einer
Leistungsgesellschaft nichts leisten
wollen (nochmal, ich war als 17-
Jähriger in einer Partei...), obwohl doch
jeder reich werden könne, wenn er nur
hart arbeitet und irgendwann das Geld
für sich arbeiten lässt. Hartz 4-
Empfänger aber, die bekommen sehr viel
Geld, mittelbar vom Steuerzahler, sogar
mehr als ein vergleichbar arbeitender
Arbeitnehmer. Und dann haben sie auch
noch die Frechheit, undankbar zu sein.
Ich denke, beide Auffassungen sind
polemisch, treffen nicht den Kern und
zeugen von Heuchelei allererster
Güteklasse. Weder sind alle Menschen,
die arbeiten, glücklich und zufrieden
damit, regelmäßig ihre Steuern
abzuliefern, insbesondere, wenn dann
noch 200 bis 500 EUR im Monat zum
Leben übrig bleiben. Noch sind alle
Menschen, die Hartz 4 erhalten, faule
Sozialschmarotzer, die gerne bis 11 Uhr
durchschlafen. Sicherlich gibt es
Extremisten auf beiden Seiten. Ich kenne
Juristen, die es genießen, bis um 2 Uhr
nachts durchzuarbeiten und dann um 9
Uhr morgens wieder zu beginnen. Ich
weiß auch von Menschen zu berichten,
die mit großen Mittelklasselimousinen
und Geldscheinbündeln in der
Hosentasche alle möglichen
Transferleistungen beziehen. Wenn ich
bedenke, welchen Ärger ich mit den
Ämtern und Behörden hatte, egal ob es
Wohngeld, Bafög, meinen Wehr-
/Zivildienst oder das ALG II betraf,
während sich andere offensichtlich
bereicherten und damit auch rühmten.
Ich glaube an Karma und meines ist es,
sich mit Behörden herumzu- schlagen.
Denke ich an Behörden, denke ich
unmittelbar auch an Kafka. Für mich
sind Behörden graue und kalte Orte der
Unbarmherzigkeit, Verwirrung und
Abweisung. Kanalartige Labyrinthe voll
mit Menschenmaschinen, die maximal 2
bis 3 Stunden Sprechstunden, 1x in der
Woche, anbieten und während der
Sprechstundenzeiten ganz Wichtiges im
Büro der Kollegin zu bereden haben. 1
Stunde lang. Während sich draußen die
Traube der Antrags, -Bitt- und
Fragesteller mehrt. Ist man dann mal an
der Reihe, redet man nicht mit einem
anderen berufstätigen Menschen,
sondern mit der eben erwähnten
l’homme machine. Ein durch und durch
automatisiertes Menschenkonstrukt,
welches eine genaue Vorstellung davon
hat, wie Anträge auszufüllen sind. Denn
jede Abweichung von der Norm würde
extra Aufwand, also mehr Arbeit
bedeuten und mehr Arbeit bedeutet
Systemfehler! So passierte es in meiner
Gemeinde Neu-Isenburg, als ich einen
Antrag auf Anmeldung eines
Nebengewerbes abgeben wollte. Die
junge, recht attraktive blonde Frau, die
mir gegenüber saß, beherrschte das
Robotersprech perfekt.
Sie nahm meinen Antrag, scannte ihn
durch und spuckte ihn wie ein falsch
programmierter Drucker wieder an mich
aus. „Ziffer 1.4.7 ist falsch. Sie müssen
G E N A U die Tätigkeit beschreiben.“
Nun bin ich als Jurist durchaus in der
Lage, weit ausholende Definitionen,
quasi aus dem Stegreif, zum Besten zu
geben. So warf ich auch einen Blick auf
meine Definition zum Nebengewerbe
und befand sie als gut. Blonder-
Behörden-Bot 2.0 fand dies aber nicht
so und mir wurde schlagartig klar, dass
sich dieser Termin noch lange ziehen
würde. Interessanterweise machte der
Behördenapparat (jetzt wissen sie,
woher der Ausdruck kommt) keinerlei
Anstalten, mir sachdienliche Hinweise
zu erteilen. So dankte ich der Frau,
verließ ihr Büro mit dem Hinweis, nach
einer Konsultation des Internetlexikons
hoffentlich den Antrag richtig ausfüllen
zu können, und kam nie wieder. Ich tat
das einzig Richtige:
Der Antrag wanderte in den Mülleimer.
So wichtig war das angedachte
Nebengewerbe auch nicht, dass ich
Lebenszeit damit vergeude.

II. Der freudige Weg zum Jobcenter


samt Hartz 4- Antrag
Wo wir beim Mülleimer sind, ich wollte
ja über das „Jobcenter“ schreiben.
Irgendwie fällt es mir ja schwer, mich so
richtig darüber auszulassen. Die Arbeit,
die diese Leute dort verrichten, erfüllt ja
einen nachvollziehbaren Zweck. Und es
gibt sicherlich angenehmere Arbeiten,
als sich jeden Tag mit einer Welle von
frustrierten Menschen auseinandersetzen
zu müssen, die mitunter sogar zu
tödlicher Gewalt neigen.
Nichtsdestotrotz werde ich das ArBAZ
(Arbeiter-brauchen-Arbeit-Zentrale)
nachfolgend zerreißen. Und zwar aus
tiefster Seele, mit reinstem, vom
Quellwasser der Erkenntnis
gewaschenem Zorn und inbrünstigem
Herzen.

Art. 1 Grundgesetz besagt:


„Die Würde des Menschen ist u n a n t
a s t b a r“
Dieser Artikel verbietet es dem Staat,
den Menschen zum Objekt staatlicher
Willkür zu machen. Kurzum: Ohne
angemessenen Grund darf keine Person
durch einen Akt öffentlicher Gewalt zu
irgendetwas gezwungen werden. Soweit
zur Staatstheorie.
Die Realität ist mir leider etwas anders
in Erinnerung geblieben. . .
Es dürfte wohl im März 2013 gewesen
sein, als mir die glorreiche Idee kam,
Hartz 4 zu beantragen. Hintergrund war
der, dass ich nach dem neunten Semester
mein erstes Staatsexamen ablegte und
mit der erzielten Endnote
(„befriedigend“) einfach nicht zufrieden
war. Ich wollte das „vollbefriedigend“.
Dafür musste ich also noch ein halbes
Jahr lernen, um die Prüfung erneut
ablegen zu können. Problem war nur,
dass mir das Bafög nach Beendigung des
Studiums gestrichen wurde, mein
Darlehen bei einer deutschen Großbank
auslief und nicht verlängert wurde,
meine Eltern mir finanziell nicht helfen
konnten und man als Diplom-Jurist mit
einem befriedigend de facto keine Arbeit
für ein halbes Jahr bekam, mit der ich
meinen Haushalt hätte stemmen können.
Wohngeld sollte ich auch keines
bekommen (wieder so eine unrühmliche
Geschichte bei einer Behörde), also sah
ich nur eine Möglichkeit: für sechs
Monate Arbeitslosengeld II zu
beantragen. Klar, auch ich habe eine
vage Vorstellung von „Stolz“ und beim
Staat zu betteln konnte nicht darunter
subsumiert werden. Drei Gedanken
wischten diese Bedenken jedoch schnell
beiseite:

1. Ich fliege aus meiner Wohnung.


2. Ich zahle später als Jurist genug
Steuern zurück, um diese kurze
Auszeit zwischen zwei Jobs zu
rechtfertigen.
3. Ich habe superschnell studiert,
habe meinen Abschluss erzielt,
habe mich privat verschuldet und
bin trotzdem nichts wert? Gut,
dann zocke ich den Staat ab!

Ich war massiv gefrustet. Ich hatte so


viel Zeit, Geld und Hoffnungen in mein
Jurastudium investiert. Und plötzlich saß
ich da. Mit Diplom in der Tasche, aber
irgendwo nicht vermittelbar. Und da kam
mir die Idee! Dieses Hartz 4, wo jeder
sagt, man kriege viel Geld und müsse
dafür nichts tun. Das wäre doch ideal für
die nächsten sechs Monate, wo ich nur
lernen und mich ernähren wollte. Wie
sollte ich mich irren. Und dieser Irrtum
würde mich auch noch teuer zu stehen
kommen.
Unverzüglich informierte ich mich über
das Internet darüber, welche
Tatbestandsvoraussetzungen vorliegen
müssen, um den Hartz 4- Antrag
bewilligt zu kriegen. Ich war guter
Dinge, hatte die Agenda 2010 doch
ermöglicht, dass ein 17-Jähriger, der von
zu Hause abhaut, plötzlich genauso viel
Anspruch auf Hartz 4 hat wie ein
Arbeitnehmer, der 45 Jahre eingezahlt
hatte. Für mich war die ganze
Angelegenheit eindeutig: Antrag
ausfüllen, abschicken, Geld aufs Konto
und gut leben! Zumindest bis zu dem
Zeitpunkt, an dem ich das erste
juristische Staatsexamen nochmals
ablegen würde. Übrigens, ich war nicht
von Anfang an auf der Hartz 4-Schiene.
Es war vielmehr eine ultima ratio-
Entscheidung. Davor schrieb ich
zahlreiche Bewerbungen an diverse
Kanzleien, um mich als
wissenschaftlicher Mitarbeiter zu
empfehlen. Eines der wenigen Dinge,
die man machen kann, wenn man einen
Abschluss als Diplom-Jurist hat. In der
Regel wird man als hochqualifizierter
„Wegschaffer“[342] beschäftigt und mit
1.400 EUR im Monat bei 30-35 Stunden
Woche beschäftigt. Da Lehrjahre keine
Herrenjahre sind, wäre ich für dieses
Geld extrem dankbar gewesen.
Friseusen und Taxifahrer verdienen z.T.
viel weniger.
Ich war zu diesem Zeitpunkt auch extrem
motiviert, wie ein Wahnsinniger zu
arbeiten und meine Tage und Nächte im
Büro zu verbringen, da bei den
Kanzleien, gerade den größeren unter
ihnen, extremer Bedarf an
lebensunwilligen und der Arbeit alles
aufopfernden Nachwuchsjuristen besteht.
Es gab nur eine einzige Hürde, die
leider unausweichlich mit meinem
eigenen Dilemma verknüpft war. Da ich
in meinem ersten Anlauf für das
juristische Staatsexamen nur ein, wenn
auch ordentliches, „befriedigend“
hinbekommen hatte, für die volle
Bandbreite an juristischen Berufen aber
regelmäßig ein „vollbefriedigend“
notwendig ist, war meine
Bewerbungsinitiative von Anfang an zum
Scheitern verurteilt. Ich hatte auch keine
Verbindungen über „Papa“ oder eine
Studentenverbindung, Burschenschaft,
Stipendium oder Freimaurerloge usw.,
um über Umwege in einer Großkanzlei
zu landen. Das Ergebnis meiner
Bewerbungen war katastrophal und
zerstörte mein letztes bisschen
Selbstbewusstsein. Von 28 Kanzleien lud
mich genau eine einzige ein! Zudem auch
noch diejenige, die bei den Top30-
Kanzleien der Azur[343] ganz hinten
landete. Als der ewige Dauerkämpfer
und 24/7-Optimist, der ich bin, nahm ich
diese Herausforderung sportlich: Eine
Kanzlei lädt dich ein, dann wirst du auch
bei ihr arbeiten. Wäre doch gelacht,
schließlich hatte ich so viele
Bewerbungsgespräche hinter mir
gehabt[344], dass ich auf jede Frage
eine Antwort gehabt hätte, sogar, ob
Schrödingers Katze noch lebt oder tot
ist. Fassen wir uns kurz, mir wurde
abgesagt. Das Gespräch lief gut, bis der
Partner mit etwa 25 min Verspätung auch
hinzukam. Ich habe schon seit meiner
Kindheit einen sehr guten Riecher dafür,
ob mich jemand ausstehen kann oder
nicht, und dieser Herr konnte es nicht.
Wäre mein Examen um eine
Notenkategorie besser ausgefallen, hätte
ich mir die Kanzlei, in der ich arbeiten
möchte, selbst aussuchen können. Aber
dann würde ich wahrscheinlich jetzt
auch im Büro hocken und E-Mails
sortieren, statt Bücher zu schreiben.
Nach dieser extrem enttäuschenden
Erfahrung mit den Bewerbungen hatte
ich erst mal genug von Kanzleien und
Jobs. Ich tat, was ich tun musste, und
beantragte Hartz 4.

III. Der Antrag, das Warten und die


Demütigungen
Da ich recht pragmatisch bin, was Geld
betrifft, hatte ich beim Abschicken des
Antrages kein schlechtes Gefühl oder
gar verletzten Stolz. Ich war ja noch auf
der Schiene, es geradebiegen zu wollen,
es doch zu schaffen und es allen zu
beweisen, die so viele Erwartungen an
mich hegten. Eine Einstellung, die so
falsch war/ist wie das Lächeln von Ex-
Freundinnen, aber das wurde mir leider
erst sehr spät vor Augen geführt.
Insofern kam mir das Hartzgeld ganz
recht. Man würde mir Wohnung und
Krankenkasse zahlen und ich hätte noch
genügend für Strom und Internet, aber
auch für Essen[345] übrig gehabt. Der
Antrag selbst war ein vierseitiges
Konstrukt mit sehr vielen, möglichst
genauen (erinnern Sie sich, Behörden!)
Eigenangaben zu den
Vermögensverhältnissen. Wie genau,
wurde mir dann später klar. Ich füllte
den Antrag mehr oder minder
provisorisch aus und schickte ihn
ungefähr Mitte-Ende März 2013 ab. Ich
wollte Geld sehen, und zwar sofort! Zu
meiner Enttäuschung kam zunächst nur
ein Brief von der Arbeitsagentur zurück,
dass mein Antrag an die für mich
zuständige Stelle weitergeleitet wurde.
Immerhin kam danach dann die Antwort,
und was für eine. Ich sollte meinen
Mitwirkungspflichten nachkommen,
wenn ich denn wirklich Leistungen nach
dem Sozialgesetzbuch beziehen wollte.
Und diese „Mitwirkungspflichten“, wie
es so schön im Beamtendeutsch heißt,
hatten es in sich. Alles sollte ich
offenlegen, ich betone nochmal, alles
sollte von mir offengelegt werden.
Selbst der letzte Cent, der sich
möglicherweise zwischen meine
Arschbacken geschoben hatte, musste
angegeben werden. Daneben wollte man
aber noch meine Kontoauszüge aller
Konten, Kreditkarten, wo ich wohne und
gewohnt habe, warum ich pleite bin und
wie lange usw. usf. Ein extrem
ausgedehnter Fragenkatalog.
Wie ich bereits geschrieben hatte, teilen
die deutschen Behörden und meine
Person eine lange Leidensgeschichte, die
irgendwo mit meiner kurzen Karriere als
15-jähriger Kleinkrimineller angefangen
hat, mit dem Wehrkreisersatzamt und
dem Zivildienstamt weiterging, mit dem
Bafög- Amt sein erstes Highlight erlebte
und mit dem Jobcenter vorläufig einen
ersten Zenit erreichte. Versteht sich ja
von selbst, dass jede Karriere als
Behördenjurist qua eigener Biographie
ausgeschlossen ist. Natürlich gab ich
alles an und natürlich reichte das alles
nicht, genau wie damals bei meinem
Bafög-Antrag, sondern ich bekam neue
Schreiben, in denen noch mehr
Offenlegung gefordert wurde. Es schien
nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die
Behörde eine Leibesvisitation
einforderte.
Dass bei den Korrespondenzen zwischen
mir und der Behörde die Sachbearbeiter
regelmäßig gewechselt wurden, war
nicht gerade hilfreich, da die interne
Kommunikation der Behörde auf
Steinzeitniveau ist und in zahlreichen
Schreiben entweder mehrmals das
Gleiche oder vollkommen
Unterschiedliches gefordert wurde. Da
ich finanziell schon auf der letzten Rille
lief, gab ich mir so viel Mühe, wie ich
konnte. Ich füllte meine Anträge sachlich
und nüchtern aus und achtete penibel auf
die Details. Irgendwann war es dann
tatsächlich so weit, dass ich in die für
mich zuständige Behörde in Dietzenbach
„eingeladen“ wurde. Zu Dietzenbach
gibt es nicht viel zu äußern, außer dass
es der manifestierte Beweis für alle
Leute ist, die „Multikulti“ als gescheitert
ansehen. Im Spessartviertel von
Dietzenbach wohnen 3280 Menschen aus
80 Nationen und Sprachen; davon haben
95% einen Migrationshintergrund[346].
Die Polizei traut sich dort ohne eine
Hundertschaft nicht mehr hinein, unter
den vielfältigen Nachbarn herrschen
Misstrauen und Streit[347]. Man kann
sich vorstellen, mit welchen Problemen
das Jobcenter dort tagtäglich zu kämpfen
hat. Ich kam relativ früh dort an, so
gegen 8:30 Uhr, da mein Termin um 9
Uhr angesetzt war, und war dann sehr
schnell überrascht, wie leer es vor Ort
war. Mir sollte es recht sein, da ich mich
zunehmend unwohler fühlte. Ich wollte
schnell rein, alles klären und dann
wieder raus, bevor mich jemand sieht
oder erkennen konnte. Als es sich dann
zunehmend mit Menschen füllte, wurde
ich endlich hineingebeten. Mich
begrüßte eine junge Frau,
wahrscheinlich jünger als ich. Ich
dachte, ich könnte mit ein paar lockeren
Sprüchen die ganze Situation aufheitern
und so die Zeit schneller rumbringen.
Und schon wieder sollte ich mich im
Irrtum befinden. Ich vergaß meine
bisherigen Erfahrungen bei Behörden.
Ich vergaß, dass ich mit Robotern sprach
und nicht mit Menschen. Mich trifft das
jedes Mal wie ein eiskalter Speer in
dem Bereich der vierten und fünften
Wirbelsäule, wenn ich merke, dass mein
Gegenüber auf meinen Smalltalk nicht
eingeht. Die Ausbildung im öffentlichen
Dienst muss knallhart sein, anders ist
das nicht zu erklären. Wenn jetzt
wenigstens die viel gerühmte kalte
deutsche Effizienz zum Tragen kommen
würde, ich also den Antrag problemlos
bewilligt bekäme. Aber nein, nicht
bevor das Behördenneutrum alle
Unterlagen, v.a. meine Kontoauszüge,
abscannte. Natürlich gab es auch noch
die ein oder andere Nachfrage, um auch
den letzten Rest Zweifel an meiner
Hartz- Bedürftigkeit auszuräumen. Wenn
Sie jemals wissen wollten, woher der
Begriff der „peinlichen Befragung“
stammt[348], stellen Sie doch einfach
einen Antrag auf Hartz 4[349]. Aber
mich zu beschweren wäre heuchlerisch,
schließlich wollte ich das Geld haben
und hatte die staatlich angeordnete
Untersuchung hinzunehmen.
Wenn man nach Amerika fliegt und dort
die reichhaltigen Möglichkeiten, seinen
Urlaub zu gestalten, wahrnehmen
möchte, hat man es ja auch hinzunehmen,
dass die TSA[350] einem die Hose
runterzieht[351]. Sich während einer
Leibesvisitation oder einer
Reisekofferöffnung zu beschweren ist
ebenfalls hochgradig heuchlerisch! Ein
ständiges Geben und Nehmen. Sie
wollen Hartz 4 und durchs Land reisen,
ohne Ihre Würde dabei aufzugeben?
Lächerlich! Hosen runter, Arschbacken
auseinander und Kontoauszüge auf den
Tisch, aber zügig!
Ich weiß nicht, ob mich als Jurist eine
besondere Pflicht trifft, auf die
Einhaltung des Grundgesetzes zu pochen.
Wie bereits geschrieben, beinhaltet Art.
1 GG das absolute Verbot für den Staat,
Menschen zu Objekten eigener Willkür
zu degradieren. Wäre es bei der
Offenlegung meiner Finanzen geblieben,
hätte ich ja noch die Füße still gehalten.
Aber dabei blieb es eben nicht. Mir
wurde offenbart, was ich alles während
des Bezuges von Hartz 4 durfte, nämlich
gar nichts, und was ich für
Mitwirkungspflichten habe, nämlich
vieles. Mitwirkungspflichten, das klingt
im ersten Moment recht harmlos. Wie
putziges Bürokratendeutsch, fast so gut
wie die Definition für einen Baum als
„Lebensraum umgreifendes Grün“. Da
der Gedanke hinter Hartz 4 der ist, dass
Leute das Geld nicht nur beantragen,
erhalten und dann faul rumliegen,
sondern so schnell wie möglich wieder
aus der Arbeitslosenstatistik
verschwinden[352]. Richtig gelesen: Es
geht nicht darum, jemandem, der stolpert
und gefallen ist, wieder beim Aufstehen
zu helfen, sondern darum, noch mit dem
Finger auf ihn zu zeigen und ihn
auszulachen, um ihn danach zu
ignorieren und an ihm vorbeizulaufen.
Mitwirkungspflichten sind:

Ihre Anträge sorgfältig und


gewissenhaft auszufüllen,
auf Nachfragen der
Sachbearbeiter alle benötigten
Unterlagen bei- zubringen
(Kontoauszüge,
Versicherungsnachweis, Verträge,
etc.),
auf Anordnung einen Amtsarzt
aufzusuchen und
die Pflicht, an Maßnahmen zur
Wiedereingliederung in den
Arbeitsmarkt teilzunehmen.

Der letzte Punkt ist der, in dem der ganze


Spaß versteckt ist. Die sog. 1€-Jobs auf
dem Spargelfeld, die der faule Deutsche
nicht machen will, weil er sich zu fein
ist, während der Pole mit seinen
geschickten und geübten Langfingern die
Spargel im Rekordtempo nur so
herausstanzt. Dazu gehören auch die
schönen EDV- und
Bewerbungslernkurse, wo man einem
beibringt, wie ein Computer funktioniert.
Ich hatte von diesen Maßnahmen
gelesen, dachte aber, dass ich aus dem
Schneider sei, da mir ohnehin ab dem
September 2013 eine Stelle für zwei
Jahre als Referendar zur Verfügung
stand. Wegen der fünf Monate Hartz 4
würde doch hoffentlich niemand ein
Fass aufmachen. Aber da hatte ich mal
wieder nicht die Rechnung mit dem Wirt
des Jobcenters gemacht, mir wurden die
Maßnahmen eben doch auferlegt. „Es tut
mir leid“, sprach sie und löste einen
tiefen Wimpernaufschlag aus, „aber da
kann ich leider nichts machen“. Wenn
Sie in einer Behörde jemals so einen
Satz schon mal gehört haben, dann
wissen Sie drei Dinge: erstens, man
kann da sehr wohl was machen,
zweitens, dafür müsste ich aber aus
meiner Verwaltungsroutine ausbrechen,
und drittens werde ich das nicht machen,
weil es zu viel Extraarbeit ist und es
dann Ärger mit dem ranghöheren Mufti
gibt. Ich hätte ihr natürlich
entgegenschmettern können, dass ich
Jurist bin und mir das nicht ohne
massive Gegenwehr[353] werde bieten
lassen. Tatsächlich war dies eine der
wenigen Stationen und Situationen in
meinem Leben, in denen ich sprachlos
war und einfach alles über mich ergehen
ließ. Ich saß da und grinste mir einen.
Ein kleiner Teil in mir flüsterte die
zuversichtlichen Worte: „Keine Sorge,
Alter, wir wieseln uns da mal wieder
durch. So wie immer!“ So sprach sie
also den durch zahlreiches Wiederholen
auswendig gelernten Text runter und ich
nickte artig. In diesem Augenblick
wollte ich nur noch das Geld sehen.
Auch, dass meine Kontoauszüge
gescannt wurden, war mir egal. Was die
NSA darf, soll das Jobcenter auch
können. Ich bekam meine Unterlagen und
durfte gehen. Fürs Erste.
Nach einiger Zeit sollte ich also nach
Dietzenbach fahren und bei einer
Schulungsfirma antanzen, einer
privatrechtlichen GmbH, die sich darauf
spezialisiert hatte, so hoffnungslose
Fälle wie mich darin zu schulen, wieder
für den Arbeitsmarkt vermittelbar zu
sein, obwohl die Arbeitsämter jedes
Jahr selbst Statistiken herausbringen, die
von der leichten Vermittelbarkeit von
Akademikern spricht[354]. Nahe an
einem weiten Feld gelegen, in schönster
Lage des wunderbar multikulturellen
Dietzenbachs, befanden sich die
Gewerbebüros. Nach einigen Irrungen
und Wirrungen, wo sich meine neuen
Lehrer denn nun aufhielten, fand ich
endlich das richtige unter den identisch
aussehenden Gebäuden und trat
erwartungsvoll ein. In einem
Etagenwerk, das einem Labyrinth von
Behördenkomplex glich, in welchem alle
Gänge und Räume gleich aussehen,
musste ich mich zunächst orientieren. Ich
war verwundert, handelte es sich doch
um eine GmbH, welche den Auftrag des
Rechtsträgers der Jobbehörde
bekommen hatte, die hoffnungslosen
Versager zu vermitteln, zumindest aber
aus den offiziellen
Arbeitslosenstatistiken
rauszuholen[355]. Zumindest waren die
Räume nach Namen unterteilt, also Blau,
Gelb, Rot und Grün. Dem Herrn sei
Dank, denn so konnte ich zielsicher mit
15 Minuten Verspätung in meinem Raum
eintreffen. Es war der Raum Grün, also
die Farbe der Hoffnung. Im groß
angelegten Klassenzimmer, denn daran
erinnerte dieser Raum, saßen Menschen
aller Couleur: groß, klein, dick, dünn,
männlich, weiblich, deutsch,
ausländisch. Gebannt fixierten sie mit
rehgroßen Äuglein den begeisterten und
motivierten Redner: einen grau melierten
Herrn von Mitte 50, der die anwesenden
Damen und Herren über ihre Rechte und
Pflichten aufklärte und darüber, was sie
zu erwarten hatten in den nächsten drei
Monaten. Ich schnappte mir einen Stuhl
und setzte mich breitbeinig hin, gezielt
Desinteresse signalisierend. Aus
Verärgerung heraus wollte ich sogleich
andeuten, dass ich hier eigentlich total
fehl am Platze sei, dass es sich um einen
Behördenirrsinn handele und ich gleich
wieder weg sei, wenn alles geklärt sei.
Ich wartete und wartete darauf, dass der
Vortrag ein Ende fand und die
notwendigen Formalia ausgeteilt
wurden. Als ich am Ende meine
Situation vortrug, wurde ich nur auf den
nächsten Termin verwiesen, an dem ich
erscheinen sollte. Wie konnte das sein?
Ich war der felsenfesten Überzeugung,
dass ich hier weg musste! Aus mir
sprach noch das tiefste
Selbstverständnis, welches nur ein
juristischer Akademiker an den Tag
legen konnte, der glaubte, dass ein Platz
im Elfenbeinturm für ihn reserviert sei.
So ging ich also desillusioniert,
getroffen von der Realität, meines
Weges. Gut, dachte ich mir, spiele ich
das Spiel halt eine Weile lang mit. Beim
nächsten Treffen würde ich dieses
Problem schon ansprechen. Was die
neuen Antragsteller von Hartz 4 betraf,
diese hatten ihre ganz eigenen Aufgaben
verschrieben bekommen. Sie sollten sich
an die zahlreichen Computer setzen, die
in den Farbräumen ausgestellt waren.
Dann sollte ein Profil erstellt werden,
also Lebenslauf, Interessen und
dergleichen. Dieses wurde dann mit
einem der vielen „Experten“ besprochen
und dann sollten Bewerbungen
geschrieben werden. Bevor diese drei
Monate rum waren, sollten so viele wie
möglich wieder verschwunden sein.
Dabei wurde auch bei der Art der Jobs
keine Beschränkung gemacht: ob jetzt 1
€- Putzmann und Spargelpflücker oder
7,50 €- Zeitsklaven- Arbeiter,
Hauptsache weg. In der Theorie, auf den
Broschüren, klingt das ganze System ja
sehr nett. Die Realität war eine andere
und dies sollte mir schlagartig bewusst
werden. Ich setzte mich an einen der
Rechner, neben mir saß ein alter
Rumäne. Wie es der Zufall so wollte,
saß ich also genau neben dem einzigen
Rumänen in der 40-köpfigen Gruppe.
Wir wurden dann aufgefordert, die
Computer einzuschalten und unser Profil
freizuschalten. Ein leichtes Prozedere,
wenn man mit Computern groß
geworden ist. Der Mann neben mir
verstand kaum Deutsch, konnte fast
keinen einzigen Brocken sprechen. Von
Computern verstand er noch weniger. Ich
half ihm, richtete ihm den Account ein
und erklärte ihm, was er machen sollte.
Der „Experte“, der die Leute betreuen
sollte und den ich darauf aufmerksam
machte, dass dieser Herr weder die
Sprache sprechen konnte noch Ahnung
von Computern hatte, nickte nur und ging
weiter. Danach verlangte man von uns,
dass wir im Internet nach Jobs surften
und Bewerbungen schrieben. Ab diesem
Zeitpunkt wurde es mir zu blöd. Ich
selbst hatte meinen Job bereits fest in
der Tasche und der Mann neben mir
wusste nicht, was er machen sollte. Er
verbrachte die drei Stunden
Anwesenheitspflicht damit, die Maus auf
und ab zu bewegen und Programmfenster
zu schließen und zu öffnen. Ich konnte
ihm zumindest erklären, wie er sich
jeden Tag einloggen könnte, aber mehr
wollte er über das Internet und den
Computer nicht erfahren. Er wollte
einfach nur deutsch lernen, arbeiten und
Geld verdienen. Ob er sich jetzt in
seinem Stolz verletzt fühlte, wusste ich
nicht. Er wirkte gebrochen. Da wurde
einem schlagartig klar, wie verkommen
das gesamte System ist, wie ineffizient,
bürokratisch und nur darauf ausgerichtet,
dass Politiker die nächste Wahl
überstehen. Was dieser Mann brauchte,
war ein Sprachkurs, danach einen
Computerkurs und nebenbei eine
Arbeitsstelle, damit er anfängt Geld zu
verdienen. In dieser Reihenfolge. Nicht
einen Computerkurs, bei dem man ihm
beibringen wollte, wie er Bewerbungen
auf Deutsch schreibt. Die gesamte
Arbeitsatmosphäre in diesem
Bürokomplex war von Niederlage
geprägt, von kalter Bürokratie, von
Pflichterfüllung. Ein junger Mann
meldete sich und stellte seine Idee vor,
mit der sich selbstständig machen
wollte. Der „Experte“ meinte dazu nur,
dass es die Arbeitsagentur nicht so gerne
sieht, wenn Leute sich selbstständig
machen wollen. Das sei nicht „sicher“.
Mit so einer Denkweise könnte man auch
einem 5-Jährigen sagen, dass er besser
alle seine Träume vorher schon begräbt,
denn das ist die Denkweise, mit der
Eltern ihren Kindern das eigene
Lebensmodell aufzwingen wollen. Das
kann nur schiefgehen, mein eigener Vater
kann ein Lied davon singen[356]. Was
sollte es auch die GmbH interessieren,
sie waren nur darauf ausgerichtet, sich
gegenüber der Arbeitsagentur zu
rechtfertigen, also so viele Hartz 4-
Antragsteller wie möglich rauszuboxen,
bevor das erste Geld gezahlt wird. Dies
war auch im Interesse aller Politiker in
verantwortlicher Position, denn die
Zahlen der Statistiken müssen stimmen!
Wem können sie denn sonst Erfolge
vorweisen, wenn nicht dem eigenen
Volk. Langfristig ist das natürlich nicht
so die pralle Lösung, denn früher oder
später wird aus dem Hartz 4-
Arbeitslosen ein frustrierter und
desillusionierter Langzeitarbeitsloser,
der sich mit seiner Situation abfindet.
Ich war nur sechs Monate in dieser
Phase und wie habe ich diese verbracht?
Naja, ich hatte mehr Freizeit als je
zuvor, bin wie ein Verrückter trainieren
gegangen, habe Videospiele gespielt und
konnte abends rausgehen. Wenn man
dann noch zu Hause wohnt, perfekt! Der
Mensch ist Gewohnheitstier und wie Sie
wissen, kann diese Gewohnheit schlecht
oder gut sein. Wir adaptieren uns
effektiv an eine neue Situation, egal, wie
diese auch aussehen mag. Nach einiger
Zeit schlucken Sie alles runter, was noch
an Restwürde übrig blieb, und
akzeptieren auch ihr Dasein als ALG II-
Empfänger. Das gesamte System ist
darauf ausgelegt, den Menschen ihre
Abhängigkeit so schmackhaft wie
möglich zu machen. So lange der Hartzer
weiter freudig konsumiert, kann es doch
egal sein, ob er arbeitet oder nicht.
Deutschland hat genügend
Steuereinnahmen[357], da machen die
paar Milliarden für Hartz 4 ja nix aus.
Es sind 356 Mrd. Euro seit der
Einführung[358].
Zumal das Geld praktischerweise
wieder zurück in das System fließt. Und
das Beste kommt ja noch, denn durch
Medien und Politiker werden
Steuerzahler und ALG II- Empfänger als
Gegner aufgehetzt: auf der einen Seite
der hart arbeitende Steuerzahler, der von
seinem Geld kaum leben kann, und auf
der anderen Seit der miese, faule
Schmarotzer, der nicht arbeiten will.
Klar, wer Schuld an der Krise hat.
Währenddessen erhöhen sich die
Politiker weiter fröhlich die Diäten[359]
– an dieser Stelle einen lieben Gruß an
den Grüßonkel und Bundesgauckler
Joachim Gauck, der das fröhlich
durchgewunken hat.
Nein, es wunderte mich nichts mehr. Das
System war nicht nur ineffektiv, es war
menschenfeindlich. Es ging nie darum,
den Menschen selbst zu ertüchtigen und
in ihm einen Geist des Erschaffens zu
wecken, sondern ihn von dem System
abhängig zu machen. Genaugenommen ist
es dem Arbeitsministerium total egal, ob
Sie Arbeit finden oder nicht, und falls ja,
ob Sie davon vernünftig leben können.
Wir könnten uns alle solidarisieren,
wenn wir wollten, schon morgen, aber
stattdessen schlagen wir uns die Köpfe
ein, denn beim Besteigen der
Konsumpyramide ist der Nächste mein
Feind. Übrigens, es war dieser
Zeitpunkt, da ich beschloss ein Buch zu
schreiben. Ich hatte die Lust an allem
verloren, insbesondere aber daran, die
Hamstermühle mitzumachen. Ich sehe es
nicht ein, warum das alles so
seelenruhig abläuft und sich niemand
aufregt. Dass niemand die Stimme erhebt
und laut zur Menge schreit: Etwas läuft
hier gewaltig schief und der Fisch stinkt
immer vom Kopf! Mit welchen Drogen
wurden wir gefüttert, dass uns jeglicher
Gedanke an einen Aufstand abgeht? Sind
wir wirklich so zufrieden damit, einen
halbwegs sicheren Job zu haben, das
neuste Handy zu kaufen, auf Facebook zu
surfen und am Freitag feiern zu gehen,
dass uns der ganze wichtige Rest am
Arsch vorbei geht? Ist das der Grund,
warum sich immer mehr Leute auf
Beamtenjobs stürzen? Und kommen Sie
mir jetzt nicht mit „Ja, da müsste man
halt einfach mal wählen gehen“! Die
Leute sind nicht verdrossen von Politik,
denn Änderungswille besteht immer,
gerade wenn die Änderung zum
Besseren erfolgen soll. Sie sind
verdrossen von den Politikern und
Machtcliquen, die sich seit Jahren
festgesetzt haben und fröhlich
Personalrochade und Reise nach
Jerusalem spielen. Mittlerweile sind so
viele Leute von diesem System abhängig
geworden, dass sie es verteidigen und
als das beste bezeichnen, das wir haben.
Als ob der eigene Besserungsprozess
jemals ein Ende finden würde.
Nach einiger Zeit am Computer stand ich
auf und ging in das Büro des „Experten“,
der für alles im administrativen Bereich
zuständig war. Ich trat in sein Büro
hinein und erzählte ihm meine
Geschichte. Er hörte aufmerksam zu und
pflichtete mir bei, dass die
Arbeitsagentur Blödsinn gemacht hatte.
Ich war froh, denn endlich würde man
mich freistellen und vielleicht würde
man die frei gewordenen Kapazitäten
dafür verwenden, einem Teilnehmer zu
helfen, welcher beim
Bewerbungsschreiben tatsächlich Hilfe
benötigte. Aber nein, das Einzige, was
man mir anbot, war, dass ich von zu
Hause „arbeiten“ sollte. Also ab und an
mich online anmelden und Pseudo-
bewerbungen schreiben usw. Zudem
sollte ich noch eine Zeit lang in
Dietzenbach antanzen, dann würde man
den Leuten bei der Arbeitsagentur schon
erklären, dass ich auch von zu Hause
weiter arbeiten könnte. Der Wahnsinn
war vollständig geworden, diese Firma
hatte Angst davor, der Jobbehörde
mitzuteilen, dass ich nicht in das
Programm gehörte und davon befreit
werden sollte. Stattdessen wollte man
sich rausmogeln. Der „Experte“ empfahl
mir, nächste Woche meine
Bewerbungsunterlagen mitzubringen, und
dann würde man die weiteren Schritte
besprechen. Welchen Sinn das haben
sollte, verstand ich nicht, aber ich tat,
wie mir aufgetragen wurde. Als ich dann
nächste Woche bei besagtem Herrn auf
der Matte stand, konnte er sich an mich
nicht mehr erinnern. Das war ein
schlechtes Zeichen für ihn, denn ich kam
bereits mit dickem Hals an, denn ein
anderer „Experte“ entging nur knapp
meinem saftigen Aufwärtshaken. Bevor
man die Gruppenräume betrat, sollte
man sich in einer Anwesenheitsliste
eintragen. Ich hatte leider keinen
Kugelschreiber zur Hand und wollte
einen der „Experten“ bitten, mir seinen
Kugelschreiber kurz zu leihen. Er sah
mich nur an, schüttelte den Kopf und
meinte, er habe keinen. Ich blickte auf
seine Hemdtasche, aus der ein Füller
herausragte. Als er meinen fixierten
Blick bemerkte, meinte er, ohne mich
dabei anzusehen: „Das ist ein Füller
und Füller verleiht man nicht“. Ich
dachte, ich sei im falschen Film! In mir
kochte eine Wut auf, die wildesten
Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Ich wollte es ihm heimzahlen, ihm
zeigen, was für ein armes, kleines
Würstchen er im Vergleich zu mir war,
ihn fragen, was er sich erlauben würde,
mich als Juristen so zu behandeln.
Überhaupt mich als Menschen so zu
behandeln, als sei ich ein dreckiger
Proletarier, der es mit seinen stinkigen
Fingern wagte, seinen 15- Euro- Füller
anfassen zu wollen. Ich biss mir auf die
Zunge, drehte mich um und stampfte
direkt in das Büro des „Experten“, mit
dem ich ja meine kleine Vereinbarung
hatte. Wie oben erwähnt, konnte er sich
an mich nicht erinnern, stattdessen fing
er an meine Bewerbungsunterlagen
durchzublättern und „Fehler“ zu
korrigieren. Dann gab er mir noch ein
paar Tipps. Zu diesem Zeitpunkt platzte
mir die Hutschnur endgültig. Ich nahm
meine Sachen, ging aus dem Büro,
verabschiedete mich von den
Bekanntschaften, die ich geschlossen
hatte, und fuhr nach Hause. Dort
angekommen, hämmerte ich mehrere
Seiten rechtliches Gutachten in meinen
Klapprechner, warum es nicht
angemessen war, mich dieser
Schulungsmaßnahme auszusetzen. Es
war ein guter Brief, elegant geschrieben,
subtil bösartig, mit einer
tatbestandlichen Abarbeitung des
auferlegten Verwaltungsaktes und somit
rechtlich einwandfrei. Sie mussten mir
mit diesem Bescheid einfach abhelfen.
Ob ich gewonnen habe?
Nach über vier Monaten kam der
Widerspruchsbescheid, zwischenzeitlich
war ich bereits im Referendariat
angelangt. Der Inhalt des Bescheids: Da
ich ja bereits Referendar sei, wäre die
Regelungssache weggefallen und somit
meine Beschwerde. Daher gäbe es
nichts, was aufgehoben werden müsste.
Behördenwahnsinn in seiner reinsten
Form. Es war wie erwartet, sobald ich
anfange, der Behörde mehr Arbeit zu
machen als auf normalem Wege, würde
man dem Begehren doch nachgeben. Was
für ein unrühmliches Ende für ein
unrühmliches Kapitel. Ich war geheilt.
Hartz 4 ist scheiße. Ich empfinde Mitleid
für jeden, der aus einer Nötigung heraus
handelt und dieses beantragen muss.
Gibt es Schmarotzer, die dieses System
ausnutzen? Ja, die gibt es und viele von
ihnen sind sogar Profis darin
geworden[360]. Aber diese sollte
niemand verurteilen[361] – aus der
Universität habe ich selbst erfahren, wie
viele reiche Bengels sich nebenbei noch
das Bafög geschnorrt haben. Auch jetzt
beziehen Leute Sozialhilfe, die das
eigentlich nicht nötig hätten[362]. Wen
wundert das, wenn ein System eingeführt
wird, das einem 17-Jährigen den
gleichen Anspruch auf Leistung gibt wie
einem 50-Jährigen, der jahrelang
gearbeitet hat. Menschen werden
tagtäglich versucht und tagtäglich
beweisen wir, dass wir der Versuchung
nicht widerstehen können. Hartz 4 treibt
die Menschen in die niederste Form des
Materialismus, in welcher sich der Trieb
zur Sicherung der eigenen Existenz
vollends entfaltet. Da wird jede Moral
schnell über Bord geworfen, denn sie ist
wohl fehl am Platze. Jeder zockt das ab,
was er abzocken kann. Denn die anderen
machen es ja auch, Ärzte, Anwälte,
Politiker, Zuwanderer, Schmarotzer. Die
wenigen, die da noch ehrlich sind,
kommen sich wie die letzten Vollidioten
vor. Wie stark muss man sein, wenn man
jeden Tag versucht aufrecht zu gehen,
während um einen herum der scheinbar
dreckigste Abfall in menschlicher
Gestalt in einem nagelneuen BMW
davonfährt? Warum noch hart studieren
und arbeiten, wenn es eh unehrlich in der
Welt zugeht? Wo bleibe ich denn dabei?
Bitte geben Sie dem Impuls nicht nach,
den Sie gerade in sich verspüren. Auch
wenn Sie es nicht unmittelbar sehen oder
spüren, Sie, der jeden Tag den Rücken
gerade macht, während sich die anderen
selbst bedienen, hält die Fahne des
Menschen aufrecht. Es ist kurz vorm
Einstürzen, kurz davor, über uns allen
einzubrechen. Es marodiert von innen
heraus, verfault, befällt alles und jeden
wie ein bösartiger Tumor. Wenn Sie dem
Impuls nachgeben und sich jetzt auch
selbst bedienen und jeden anderen
Menschen übervorteilen, dann bricht das
System ein, weil es nur so viel
Belastung tragen kann. Was eigentlich
eine gute Nachricht ist, wir wollen das
System ja ändern und dafür muss das
alte und verdorbene endlich absterben.
Sie sollten trotzdem aufrichtig sein.
Machen Sie beim Betrug mit, haben Sie
sich selbst einen Schaden angerichtet,
für den Sie noch zahlen werden,
mehrfach. Ob Sie mir jetzt glauben oder
nicht. Seien Sie stark und lassen Sie uns
gemeinsam gegen den Dreck vorgehen!
Bleiben Sie aufrecht, bleiben Sie
lebensfroh, behalten Sie den Lebensmut,
egal, wie ungerecht und unfair es gerade
auf der Welt zugeht. Nur solche
Menschen sind in der Lage, nach der
großen Sintflut aufzuräumen und es
wieder besser zu machen. Wir können
dem nicht ausweichen, egal wie gut wir
die Gegenwart reden möchten. Wenn
bereits so etwas Alltägliches wie eine
Arbeitsvermittlung vom Krebs befallen
ist, wie geht es dann in den wirklich
großen Institutionen dieser Welt zu? Wie
weit hat sich der Krebs dort
ausgebreitet, wie mächtig ist die
Selbstbedienung geworden? Das
Jobcenter steht symbolisch für all das,
was falsch läuft. Der Stillstand in der
Mäßigkeit, die Angst vor
Herausforderung und Unsicherheit, das
festgefahrene Prozedere, die
uninteressierten und unbeteiligten
Menschen, die nur auf die nächste
Lohnabrechnung warten. Wir leben wie
Penner, geschaffen in einer Welt der
hässlichen Ordnung. Alles läuft nach
einem festen System und Schema ab, das
nicht mehr hinterfragt werden darf. Wir
geben klein bei, wie die Sklaven, die
wir sind, wenn man uns unsere kleinen
Alltagsgelüste befriedigt. Aber wehe,
Facebook ist mal offline oder aber der
örtliche Zara/Primark hat keine 10er
Packs T-Shirts für 5,- Euro mehr, dann
gibt es Ärger! Und was passiert
eigentlich gerade im Dschungelcamp?
Wir halten uns für die Spitze der
Schöpfung, technisch ausgereift, begabt
und hochintelligent, gut aussehend und
niveauvoll. Ich sage allen hier, nie war
die Menschheit langweiliger und
unkreativer. Nie starrer in ihren
Strukturen, nie hedonistischer und auf
die kurze Befriedigung ausgelegt als
jetzt. Wenn wir wirklich wollten, dann
wäre die Lösung für alles bereits hier.
Wir könnten ein System erschaffen, das
jedem Menschen die Möglichkeit gibt,
sinnstiftender Arbeit nachzugehen. Wir
könnten Maschinen entwickeln, die
kreativlose Fließbandarbeit komplett
übernehmen, das frei gewordene
„Humankapital“ könnte sich mit den
wirklich wichtigen Dingen der Welt
auseinandersetzen. Stattdessen sind wir
so sehr darauf bedacht, einen winzig
kleinen Krümel vom Kuchen
abzukriegen, dass wir nicht sehen, wie
sich andere über die Torte hermachen.
Die reichsten 10% der Erde besaßen
bereits im Jahre 2000 über 85 % des
Weltvermögens[363], über 50 % der
Menschen dagegen nur 1%. Das ist in
den letzten 14 Jahren nicht besser
geworden. Die 85 reichsten Menschen
in der Welt haben so viel Vermögen
wie die 3,5 Milliarden ärmsten[364].
Soll ich es noch deutlicher machen? Das
globale Privatvermögen beträgt 152
BILLIONEN Dollar, das globale
Verschulden je nach Quelle zwischen
100 bis 150 BILLIONEN Dollar[365].
Während Sie sich also darum bemühen,
um Schnäppchen bei Primark zu kämpfen
oder mit der Kreditkarte gerade so das
neue iPhone zu bezahlen, leisten sich
10% der Weltbevölkerung Jachten,
Häuser mit Bunker, edelste Kleidung und
Speisen und spielt nebenbei den
Philanthropen, wofür sie dann auch wie
Bill Gates von der Öffentlichkeit
beklatscht werden. Oh, das ist aber so
ein lieber, reicher Milliardär und was
der alles Gutes macht und nebenbei auch
noch Ihre Großmutter einschläfern lässt,
weil sie den Staat zu viel Geld
kostet[366]. Was für einen Lohn und
Dank erwartet einer, der seinen
Freunden etwas Gutes tut? Und was
erwartet ein Superreicher, der von
seinem Vermögen etwas abgibt, ohne
selbst auch nur ein bisschen schlechter
zu leben? Was beten wir hier eigentlich
für Götzen an und warum?
Aber stattdessen prügeln wir uns
gegenseitig, denn meine Steuergelder
werden von dem Hartzer verschwendet,
sie hindern mich daran, die
Karriereleiter aufzusteigen. Wenn der
nicht wäre, könnte ich zusammen mit
Bill Gates auf seiner Megajacht zum
Mond fliegen. Machen Sie sich frei von
jeglicher Illusion. Wenn es Ihr Ziel ist,
ein Supermilliardär zu werden, dann nur
zu, es steht Ihnen alles offen! Niemand
hält Sie davon ab. Für diejenigen unter
Ihnen aber, die sehen, dass uns unser
starres System in eine gefährliche
Sackgasse geführt hat, um dann
schließlich auf uns zurückzufallen, die
bitte ich, mit mir weiterzugehen. Gerade
wenn Sie glauben, in einer Sackgasse zu
sein, fordere ich Sie auf mitzugehen. Es
gibt einen Ausweg und er ist direkt vor
uns! Wir haben nur verlernt, vor lauter
Bäumen den Wald zu erblicken.
Kapitel 6 – Referenwas?

Referendariat!

„Während des Vorbereitungsdienstes


soll die Rechtsreferendarin oder der
Rechtsreferendar unter Erweiterung
und Vertiefung der Kenntnisse und
Fähigkeiten die juristische
Berufsausübung mit ihren
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Grundlagen und Auswirkungen kennen
lernen und Erfahrungen kritisch in dem
Bewusstsein verarbeiten, dass erst aus
der Kenntnis und Einbeziehung der
gesellschaftlichen Probleme die
Verwirklichung des demokratischen
und sozialen Rechtsstaats möglich ist.
Praktische Aufgaben soll die
Rechtsreferendarin oder der
Rechtsreferendar in möglichst weitem
Umfang selbstständig und, soweit die
Art der Tätigkeit es zulässt,
eigenverantwortlich erledigen. Sie oder
er soll die Möglichkeit vertiefter
Ausbildung in einem Bereich nach Wahl
erhalten, am Ende des
Vorbereitungsdienstes aber in der Lage
sein, sich auch in solche juristische
Tätigkeiten einzuarbeiten, in denen
keine Ausbildung stattfand.“[367]

Diesen Text sollte der Leser erst einmal


auf sich wirken lassen. All diese
wunderbaren Verben und Adjektive
aneinandergereiht zu einer Paragraphen-
sinfonie. Drei Sätze, die nicht einen
angehenden Volljuristen beschreiben,
sondern einen aus Diamant
geschmiedeten Gott der Justitia, der kraft
seiner überlegenen juristischen
Ausbildung gönnerhaft der Menschheit
überlassen wird. Was soll ich sagen,
Juristen waren schon immer sehr gut
darin, Banalitäten in so viele
umschreibende Worte zu packen, dass es
sich beeindruckender liest, als es
tatsächlich ist, und dass der Nichtjurist
es möglichst nicht entziffert, damit der
Schein der Heiligkeit (Scheinheiligkeit)
gewahrt wird[368]. Juristen sind
ohnehin von Geburt bis zur Reife und
dem Absterben die reinsten Heuchler.
Das beginnt bereits mit der angeblich
bewussten Wahl der
Rechtswissenschaften als favorisiertem
Studienfach, setzt sich fort mit dem
Annehmen seltsamer Verhaltensweisen
auf dem Campus und endet mit der
Ausübung eines absolut langweiligen
Berufszweiges, der seine Anwender
mehrheitlich unzufrieden
zurücklässt[369]. Sicherlich, es gibt
passionierte Juristen. So wie es auch
leidenschaftliche Putzkräfte,
Müllmänner, Zahnärzte etc. gibt. Aber es
ist eine zähe Beziehung, die über viele
Enttäuschungen hinweg
zusammengeschweißt hat, was sich
eigentlich fremd ist. Jura ist keine Liebe
auf den ersten Blick. Noch nicht mal auf
den zweiten oder dritten. Deswegen
finde ich den obigen Gesetzestext der
Justizausbildungsbehörden auch so
amüsant. Er normiert einen hehren
Ausbildungsanspruch an die eigene Zunft
und formuliert gleichzeitig das Ziel, der
Bundesrepublik Deutschland nur die
Crème de la Crème zu versprechen. Jetzt
überlegen wir alle einen Augenblick
lang, wie sehr wir uns über schlechte
Anwälte und sonstige Juristen schon
geärgert haben. Liegen da eigene
Erfahrungen und vom Gesetzgeber
vorgegebenes Ziel etwa auseinander,
weil die eigene Wahrnehmung täuscht?
Ich wage das zu bezweifeln. Dafür sind
die gemachten Erfahrungen und die
Erlebnisberichte von zahlreichen
Kollegen in ihrem Tenor einfach zu
eindeutig. Viele kennen den Begriff
„Referendariat“ ja eher aus der
praktischen Ausbildung von neuen
Lehrkräften. Es geht darum, die während
des Studiums theoretisch erworbenen
Kenntnisse praktisch zur Anwendung
kommen zu lassen, unter der Aufsicht
„erfahrener und weiser Praktiker“. Bei
Juristen handelt es sich genau um das
gleiche Prozedere, mit dem kleinen
Unterschied, dass der Rechtsreferendar
im Durchschnitt ein gutes Stück weniger
gut bezahlt wird als der
Lehramtsreferendar[370]. Ob das
gerechtfertigt ist, sei mal dahingestellt.
Zumindest kann den
Lehramtsreferendaren unterstellt
werden, dass sie viel häufiger arbeiten,
also tatsächlich Unterricht geben
müssen. Rechtsreferendare finden sich
nur selten in tatsächlich realistischen
Praxisszenarien; wenn überhaupt,
kommen sie als Vertretung für die Staats-
und Rechtsanwälte in Betracht, können
aber kaum Aktenarbeit abliefern, die
auch tatsächlich verwertet wird. Aber
dazu gleich mehr, zunächst möchte ich
kurz aufzeigen, was mit einem
Jurastudenten nach beendetem Studium
passiert.

I. Ich habe mein Jurastudium beendet,


kann ich jetzt Richter werden?
Nein, können Sie nicht. Die im
Durchschnitt 4-7 Jahre andauernde
Studienzeit[371] mündet in das 1.
Juristische Staatsexamen. Nach, in
Hessen, sechs schriftlichen Klausuren
und einer mündlichen Prüfung erhält man
das Abschlusszeugnis vom Land Hessen
(genauer, dem Justizprüfungsamt). Der
Universitätsabschluss besteht in der
Regel aus dem Absolvieren eines
Schwerpunktbereiches (mehrere
Seminararbeiten müssen bestanden
werden) und der Abgabe einer
wissenschaftlichen Hausarbeit. Das kann
aber jede Universität nach eigenem
Dafürhalten regeln. Besteht der
angehende Jurist also auch die
universitäre Prüfung, werden die
Prüfungsleistungen kumuliert (bei einem
Verhältnis von 7 zu 3 zugunsten der
staatlichen Prüfung) und heraus kommt
das endgültige Zeugnis, das zum Führen
der Bezeichnung Ref. iur.[372]
berechtigt. Wenn man möchte, kann man
sich für einen kleinen Obolus an die
Verwaltung der Universität ein Diplom
ausstellen lassen, welches einen dazu
berechtigt, den akademischen Titel (ein
Dr. iur. ist übrigens nichts anderes) des
Dipl.-Jur. zu tragen. Ich habe mir das
Diplom natürlich auch an die Wand
gehängt. Danach habe ich Hartz 4
beantragt, weil das Diplom das Papier
nicht wert ist, auf welchem es gedruckt
wird. Ein harmloser Papiertiger. Vor
allem ohne eine Prädikatsnote. Haben
Sie eine Notenpunktzahl ab neun erzielt,
können Sie relativ leicht promovieren,
ergo als wissenschaftlicher Mitarbeiter
in der Kanzlei oder am Lehrstuhl
anheuern. Das Gehalt hält sich aber
bereits dann in Grenzen. Wenn Sie dann
eine Punktzahl unter neun erzielt haben,
wird es schon sehr schwer mit dem
Anheuern, dann benötigen Sie wie KTG
richtig viel Vitamin B. Und wenn Sie
dann noch Schulden aus dem Studium
mitnehmen, bleiben Ihnen nicht viele
Möglichkeiten, außer sich in das
Referendariat zu retten. Das
Referendariat ist die zweijährige
Ausbildungszeit unter der Herrschaft des
jeweiligen Bundeslandes, in welchem
der Referendar einen ausgiebigen
Einblick in die Rechtspraxis erhalten
soll. Dabei untergliedert sich die
Ausbildung in fünf Stationen: die
Zivilstation, die Strafstation, die
Verwaltungsstation, die Anwaltsstation
und die Wahlstation. Die ersten drei
Stationen werden unter Aufsicht des
zuständigen Landesgerichts und
Regierungspräsidiums durchgeführt, die
anderen zwei kann sich der
Rechtsreferendar unter bestimmten
Vorgaben autonom aussuchen. Dabei
teilen sich die ersten drei Stationen in 12
Monate und die zwei anderen Stationen
jeweils in 12 Monate auf. Innerhalb
dieser 24 Monate erhält der Referendar
eine Unterhaltsbeihilfe. In Hessen
beträgt diese ca. 900-, EUR netto im
Monat, ohne Zusatzbeiträge für Kinder.
Ohne Nebentätigkeit, die wegen der
Ausbildung auch noch auf max. 50
Stunden im Monat beschränkt ist, wird
das nichts mit dem eigenen Haushalt. Da
verwundert es nicht, dass viele
Nachwuchsjuristen noch mit 28 im Hotel
Mama wohnen und erst mit 30 oder 32
ausziehen. Lehrjahre sind keine
Herrenjahre – blödes Geschwätz. Vor 25
Jahren waren Referendare noch Beamte
und hatten genügend Geld für eine
Wohnung. Mit Mitte 20, zugehend auf die
30, sollte man Anspruch auf einen
Unterhalt haben, der auch tatsächlich für
den Haushalt reicht. Daher ist ein
zusätzlicher Job, den der Referendar
ausübt, eigentlich Pflicht, wenn er nicht
noch von den Eltern unterstützt wird.
Nach 18 Monaten Ausbildung werden 8
schriftliche Klausuren geschrieben,
unterteilt in drei Rechtsgebiete
(Zivilrecht, Strafrecht, Öffentliches
Recht). Daran schließen die Wahlstation
und die mündliche Prüfung samt
Aktenvortrag an. Erst wenn diese
bestanden wurde, gilt man als Volljurist,
kann also auch Richter, Staatsanwalt,
Notar oder ganz einfach nur
Rechtsanwalt sein. All das ist KTG
nämlich nicht.
Im Endeffekt ein schönes Programm,
nach dessen Durchlauf man dann auf die
Gesellschaft losgelassen wird. Wie im
Detail die einzelnen Stationen
abgelaufen sind, möchte ich anhand
meiner eigenen Erfahrungen darstellen.
Heuchler gibt es überall und gerade
unter Juristen. Natürlich konnte es da
nicht ausbleiben, dem einen oder
anderen Prachtexemplar von Hypokriten
zu begegnen. Auch hier bediene ich mich
wieder des Vorgehens eines Historikers
und fange chronologisch geordnet mit
der Zivilstation an, die vier Monate
dauert.

II. Zivilstation – Frau Richterin


Unzufrieden
Als im September 2013 das
Referendariat am Landgericht Darmstadt
für mich begann, war ich noch frohen
Mutes und voller steigender Motivation
im Hinblick auf meine originären Ziele.
Ich kam auch aus einer von
Hochstimmung getragenen Euphorie an,
da ich meinen Verbesserungsversuch
hinter mir hatte und mir absolut sicher
war, es dieses Mal besser gemacht zu
haben. Das sollte sich ebenfalls als
Fehler erweisen, denn es mündete in
einen fehlgeschlagenen Versuch, wie der
Jurist zu sagen pflegt. Jedenfalls hatte
ich noch nicht eingesehen, dass das
Leben einen anderen Weg für mich
vorgesehen hatte. Im späten
Hochsommer kam ich wegen Stau auf
der A5 zu spät zu meiner
Einführungsveranstaltung an. Unterteilt
wurde die Zivilstation, wie die drei
nachfolgenden Stationen auch, in eine
einmal wöchentlich stattfindende
Arbeitsgemeinschaft mit anderen
Referendaren samt Ausbilder zusammen
und zum anderen in eine
Einzelausbildung mit einem dem
Referendar zugewiesenen
Einzelausbilder, mit dem man sich selbst
unregelmäßig nach Absprache traf. Über
den Ausbilder der Arbeitsgemeinschaft
brauche ich nicht viele Worte zu
verlieren, er war definitiv kein Heuchler
und sein Unterricht hat mir sogar fast den
Eindruck vermittelt, dass der
Richterberuf Spaß machen kann.
Nein, ich hebe mir den Zorn auf. Für
meine Einzelausbilderin. Und ich habe
viel aufgehoben in diesen vier Monaten.
Als ich erfuhr, dass eine Frau meine
Einzelausbildung übernimmt, schwante
mir bereits Böses. Beruflich betrachtet
hatte ich mit Frauen, die in der
Hierarchie einen Rang über mir standen,
nur Probleme. Ich weiß nicht, ob es
daran lag/liegt, dass ich wie ein
proletenhafter Macho wirke und daher
von Vornherein auf Granit beiße, oder
aber, ob ich die Autorität von Frauen aus
mir unerkannten tiefenpsychologischen
Gründen nicht anerkenne. Egal ob bei
Saturn, miniMal (heute Rewe),
Autovermietung, dem DAX- Konzern,
überall waren Damen meine direkten
Vorgesetzten und beinahe überall habe
ich mich mit ihnen gestritten und letztlich
gekündigt. Ich bin mir ziemlich sicher,
dass das auch dieses Mal die
Konsequenz gewesen wäre, wenn die
Ausbildung länger als vier Monate
gedauert hätte. Aber dagegen spricht
eindeutig, dass meine Ausbilder in Straf-
und Verwaltungsstation ebenfalls Frauen
waren, und ich kam mit beiden
fantastisch zurecht, es war letztlich wohl
doch wieder nur eine Charakterfrage.
Vor den Folgen einer Kündigung als
Referendar habe ich mich nie wirklich
gefürchtet. Ich war mir immer sicher,
dass mir das Universum/Gott/fliegendes
Spaghettimonster/wer oder was auch
immer, etwas Neues geben würde, sich
das entstandene Vakuum also von selbst
ausfüllt.
Als ich mich meiner ausbildenden
Richterin vorstellen sollte, traf ich zur
vereinbarten Uhrzeit am Gericht ein und
machte mich auf den Weg in ihr
geräumiges Büro. Dort traf ich sie,
nennen wir sie doch einfach Frau
Cholerika, das erste Mal an. Auf den
ersten Blick konnte ich sagen, ach was,
meine Intuition schrie es mir direkt in
den frontalen Bewusstseinskortex, dass
es nur schiefgehen konnte. Frau
Cholerika war über 1,88m groß, also
circa 6 cm größer als ich, dürr, hatte
langes graues Haar und das unerbittliche
Gesicht einer Frau, die frustriert vom
Leben und von den Männern war. Und
dann war da ich: brauner Teint, immer
ein verschmitztes Lächeln auf dem
Gesicht, ansonsten dauerhaft böser
Blick, breite Schultern, mit allen Beinen
fest im Leben stehend und generell
uneinsichtig. Ich war auch dieses Mal
gewillt, einen guten Eindruck zu
hinterlassen. Immerhin war ich immer
noch fest davon überzeugt, es als Jurist
zu schaffen. Also akzeptierte ich
zunächst jede gerechtfertigte und
ungerechtfertigte Zurechtweisung von
Frau Cholerika. Am Anfang schien alles
noch recht harmlos, obwohl mir bereits
recht früh ihre unangenehmen
Stimmungsschwankungen auffielen. War
sie gut gelaunt, wirkte sich dies auch auf
meine Note aus. War sie schlecht
gelaunt, ebenfalls. Zu 95% unserer
gemeinsamen Zeit war sie schlecht
gelaunt, die restlichen 5% waren wohl
vor Heiligabend. Von allen Urteilen und
Verfügungen, die ich im Rahmen meiner
Ausbildung anhand echter Akten
anfertigen musste, haben ihr vielleicht
ein bis zwei gefallen. Die restlichen 12
fand sie beschissen schlecht, was sie mir
bei jeder Nachbesprechung auch noch
reindrückte. Aber wie bereits gesagt, ich
gab mir größte Mühe, möglichst
freundlich zu sein. Auch dann, wenn ich
einen Aktenvortrag halten musste und sie
mich dann bei der anschließenden
Nachbesprechung auseinandergenommen
hat.
Und zwar bei jedem der vier gehaltenen
Aktenvorträge. Alles, was ich machte,
war schlecht. Lob gab es keines. Sie
nahm es mir indirekt übel, dass ich nicht
mit Vorkenntnissen angekommen bin,
sondern mein Studium viel zu früh
beendet habe.
Nach ihrer Auffassung, „werden
Studenten mit einem völlig dämlichen
und sinnfreien Freiversuch nach acht
Semestern von der Universität gelassen
und kommen dann ohne jegliches
Wissen in das Referendariat“. Dazu
möchte ich zwei Sachen anmerken: Zum
einen schaffen es nur die Fleißigsten,
das Jurastudium nach acht Semestern zu
beenden, weil ein großes Maß an
Disziplin dazugehört. Zum anderen
entzieht sich Richterin Gnadenlos ihrer
eigenen Verantwortung und Verpflichtung
als Ausbilderin, indem sie vom Lehrling
quasi erwartet, mit allen nötigen
Kenntnissen anzukommen, die sie nur
noch abzuprüfen braucht (etwas, das bei
mir genauso gehandhabt wurde und
letztlich zum Fallout führte). Als Jurist
im öffentlichen Dienst, der sich der
Ausbildung von Referendaren annimmt,
wird man zusätzlich bezahlt und es
macht sich auch sonst gut in der
Karriere. Die Kritik von Richterin
Cholerika war daher völlig unangebracht
und setzte mich unter einem
Erwartungsdruck, dem ich einfach nicht
gerecht werden konnte, selbst wenn ich
mir mehr Mühe gegeben hätte als sonst.
Tatsache ist, das juristische Studium
fokussiert seinen Lernschwerpunkt vor
allen Dingen auf das materielle Recht
und nicht auf das im Referendariat
wesentlich wichtigere prozessuale
Recht. Der Unterschied liegt darin, dass
materielles Recht jenes Recht ist,
welches die Summe aller Rechtsnormen
zusammenfasst und darin die Rechte
beschreibt, insbesondere, in welcher
Form sie bestehen. Das prozessuale
Recht ist die gerichtliche/behördliche
Feststellung des materiellen Rechts und
dessen Durchsetzung. Im ersten
Staatsexamen wird de facto zu 90%
materielles Recht abgefragt. Im zweiten
Staatsexamen macht das materielle
Recht immer noch den
Notenschwerpunkt aus, aber es wird in
einem 40 zu 60- Verhältnis zum
prozessualen Recht abgefragt. Als
Absolvent geht man also relativ
unbefleckt in das Referendariat. Selbst
bei Vorbereitung fehlt einem der reale
Bezug, den man nur durch Gerichtsakten
erhält. Alles in allem konnte ich also
nichts für meine Wissenslücken – es
bestand bis dato einfach kein Bedarf,
sich diese anzueignen. War es also zu
viel verlangt, dass mir die Richterin in
den nächsten Monaten versucht diese
beizubringen? Um sich vorzustellen, wie
die Ausbildung beim Einzelrichter
abläuft, benötigt man nicht viel Fantasie.
Tatsächlich kann man sich den
Ausbildungsplan sogar im Internet
herunterladen. Er besteht aus der
Anfertigung von Verfügungen
(Beweisbeschlüsse etc.), Urteilen,
Aktenvorträgen und der Durchführung
einer Beweisaufnahme im
Hauptverfahren. Jeder Ausbilder fährt
diesbezüglich aber seinen eigenen Film.
Die vielen Gespräche mit den anderen
Referendaren haben auch ergeben, dass
ich der Einzige war, der mit extrem viel
Arbeit und Aktenvorträgen sowie
unfreundlichen Kommentaren
zugekleistert wurde.
Insoweit lief es nicht mal besonders
schlecht. Ich war immer extrem froh,
wenn der Tag vorbei war und ich sie erst
in ein oder zwei Wochen wieder sehen
würde. Die schlechte Stimmung, die von
ihr an den 14 von 15 Treffen ausging,
war einfach unerträglich. Ich konnte dem
nicht ausweichen, ich konnte dem auch
nichts entgegensetzen, weil sie immer
am längeren Hebel saß. Ich musste
widerstehen und ertragen. Ihre
unfreundliche Art, dass sie jede meiner
angefertigten Arbeiten immer zerriss und
als superschlecht ansah, dass sie dabei
persönlich beleidigend wurde und nie
auf der sachlichen Kritikebene blieb. Ich
nahm es hin. Bis jetzt war nichts
passiert, fast zwei Monate waren bereits
rum. Ich war noch immer sehr motiviert,
alles hinzubekommen. Wenn da nicht der
eine entscheidende Gau kommen sollte.
Der endgültige Bruchpunkt der
Beziehung zwischen mir und dem
Sukkubus, dessen Fundament ohnehin nur
auf Lehm gebaut war. Und es regnete seit
Beginn auf das schlammige Fundament
ein. Die Vorgeschichte zum Streit war
die, dass ich seit einigen Tagen eine
heftige Grippe mit mir herumschleppte,
die man mir optisch anhand der
ungewöhnlichen Blässe auch ansah. Na,
jedenfalls war ich krankgeschrieben und
sollte zu Hause bleiben. Weiß der
Teufel, was mich trotzdem zur
Ausbildungsstelle hintrieb. Ich hatte
bereits das letzte Mal die
Beweisaufnahme verpasst und wollte sie
jetzt nicht noch einmal verpassen, also
schleppte ich mich irgendwie hin. Dort
angekommen, wurde mir aufgetragen,
mich durch die Akten der anstehenden
neun Verfahren durchzulesen, inklusive
der Akte zu dem Verfahren, in welchem
ich die Befragung eines Zeugen
durchführen sollte. Wie immer setzte sie
mich in die Teeküche rein, was sowohl
mir als auch ihr passend war, da ich in
ihrem Sanktum, ihrem Büro, keine
Sekunde länger als nötig verbringen
wollte. Bad vibrations, schlechtes Feng-
Shui. In der Teeküche tat ich das, was
jeder Mensch in meiner Lage tun würde:
Ich überschaute alle Akten in fünf bis
zehn Minuten, verschaffte mir also einen
groben Überblick. Die restlichen 45
Minuten ruhte ich mich aus und
versuchte meine Kräfte zu sammeln,
denn eine Beweisaufnahme hatte ich
noch nie durchgeführt und ich wollte
niemanden ärgern oder sonst einen
Fehler machen, der das Verfahren ins
Schleudern gebracht hätte. Nachdem ich
also wieder zur Richterin zurückging
und ihr die Akten abgegeben hatte,
erwartete ich meine Einweisung für das
Verfahren. Statt der Einweisung bekam
ich einen Einlauf. Hier der
Gesprächsablauf, wie ich ihn ungefähr in
Erinnerung behalten habe:

Richterin: „Sie sind ja schon fertig. Sie


lesen ja ganz schön schnell
*sarkastischer Unterton*.

Ich: „Ja, das waren ja nur


unkomplizierte Fälle. Da geht so was
schnell.“

Richterin: „Ach ja, ist das so? Ich weiß


nur, dass ICH dafür viel länger
brauche als Sie.

Ich: „Was kann ich dafür?“

Richterin: „Diese Akten werden Ihnen


angeboten, aber offensichtlich zeigen
Sie keinerlei Interesse oder
Eigeninitiative. Okay, von mir aus.“
zunehmend aggressiverer Ton*
Ich: „Ja, ich muss ja auch nicht die
Akten komplett durchlesen. Ich bin nicht
der Richter und muss nicht das Urteil
schreiben . . . verstehen Sie?“

Richterin: kurze schockierte Pause


und große Augen* „NEIN, ICH
VERSTEHE NICHT! WAS ERLAUBEN
SIE SICH EIGENTLICH! SIE WERDEN
HIER AM ENDE BEWERTET, NUR
DAMIT IHNEN DAS KLAR IST!!!!“

Ich: „Das ist mir schon klar, aber ich


sehe es nicht ein, mich da durchzulesen
und von Ihnen anschreien zu lassen,
obwohl ich krankgeschrieben bin und
gar nicht hier sein dürfte.“

Dieser letzte Satz hatte sie schockiert.


Wenn nämlich herauskommen würde,
dass ich krankgeschrieben war und sie
mich trotzdem zur Arbeit verdonnert hat,
würde das auf sie zurückfallen. In den
nächsten Momenten war sie wie
ausgewechselt, sie war viel
freundlicher, sie meinte, ich sei auch so
blass und ob ich das mit der
Beweisaufnahme überhaupt hinkriege.
Ich bekam es hin. Sie gab mir acht
Punkte dafür. Aber der Rubikon war
bereits überquert, es gab kein Zurück
mehr. Von jetzt an bis zu den nächsten
zwei Monaten war jede einzelne
Begegnung von einem feindlichen
Unterton geprägt, einem ständig
drohenden Konflikt, der wie eine
Kaugummiblase zu platzen drohte. Wie
zwei Kriegsgeneräle, die sich in die
Augen schauten, gedanklich bereits den
Krieg ausfochten, während ihre Politiker
und Minister noch über Friedensverträge
sprachen. Gleichzeitig ereignete sich
etwas anderes, sehr Unerfreuliches in
meinem Leben, denn ich erhielt die
Ergebnisse meines
Verbesserungsversuchs, den Grund also,
warum ich ein halbes Jahr lang litt und
warum ich mich noch zusätzlich
verschuldete. Ich wollte jetzt die Früchte
ernten, ich wollte jetzt sehen, dass es
sich gelohnt hatte zu leiden. Als ich den
Brief öffnete, hatte ich schriftlich
beinahe die identischen (ein Unterschied
von 0,1!) Noten zum Erstversuch. Ich
kann mich nicht mehr genau daran
erinnern, wie ich reagiert habe. Woran
ich mich aber erinnere, war eine enorme
Menge an Wut und Zorn. Auf mich
selbst, auf die Welt, auf Politiker, meine
Familie, Freunde, meine Banken, die
mich mit Zinsen und Zinseszinsen
versklavten, auf meine Ausbilderin, aber
am meisten auf Jura und alles, was es
verkörperte. Auf die Uni und ihren
scheiß auf Elite getrimmten, an
Nazigriechen- Architektur erinnernden
Campus, auf die eingebildeten
Professoren, die mit Anzug und Fahrrad
daherstrampelten, auf die verkackten
Studenten, die von ihren reichen Eltern
das Studium und ihr Partyleben
finanziert bekamen und deshalb bis zum
15. Semester studieren konnten, und auf
die Rechtswissenschaft selbst, diese
absolut langweilige, belanglose,
pseudowissenschaftliche
Brotgelehrtenkunst. Ab diesem Zeitpunkt
wollte ich mich nicht mehr mit Jura und
Juristen identifizieren. Ich dachte, es
war ein kolossaler Wechsel zu meinem
bisherigen Dasein, tatsächlich war es
aber ein stetiger Prozess, der nun in
seinem ersten Meilenstein münden
sollte. Vom Beginn des Studiums, als ich
meine Berliner Cordon- Jacke gegen den
Kaschmirpullover und das weiße Hemd
austauschte, bis zur frustrierenden
Examensvorbereitung und den
unbefriedigenden Noten, hin zur
Arbeitslosigkeit, dem Referendariat,
meiner Ausbilderin und dem zweiten,
schlechten Examensversuch gab mir das
Leben unsanft, aber nachdrücklich zu
verstehen, dass ich meine Karrierewahl
nochmal überdenken sollte. Ich
verleugnete mich das ganze Studium
über selbst, denn ich war nicht so gut,
wie ich es wollte, sondern einfach nur
schnell. Wie ein Rennpferd hatte ich
Scheuklappen aufgelegt und versucht das
Studium mit so viel Ehrgeiz und so
schnell wie möglich hinter mich zu
bringen. Ich war über acht Semester lang
nicht mehr ich selbst, nicht mehr
authentisch. Als andere Studenten noch
während des Studiums ihre Sinnkrise
entfalteten und dann abgebrochen oder
gewechselt haben, manchmal sogar erst
nach acht Semestern, zog ich es einfach
blind durch. Hauptsache schnell
vorüber. Was für ein naiver Trugschluss.
Das alles sammelte sich zu einem
gefährlichen und gut gefüllten
Frustrationsbecken, das mit meiner
Ausbilderin am Zivilgericht kurz vor
dem Überschwappen stand. Als ich dann
mit dem Brief in der Hand dastand und
wusste, dass ich über 5500,- Euro
Schulden für gar nichts gemacht hatte,
kam es zum Tsunami. Mein Kampfgeist
war gebrochen. Ich hatte weder Lust auf
meine Ausbilderin noch auf Jura. Es war
nicht der klassische Fehlschlag, wo man
etwas macht, das man wirklich gerne tut,
und dann vor scheinbar
unüberwindbaren Hindernissen steht, die
es auf dem Weg nach oben zu
überwinden gilt. Es war vielmehr ein
klares Stoppschild. Ich sollte mich
selbst hinterfragen, ob ich noch hinter
dem stand, was ich Ende 2008 mal als
mein Ziel erachtete. Plötzlich sah ich
nichts Gutes mehr, nichts Interessantes
an Jura. Mir wurde klar, dass ich weder
Lust darauf hatte, Anzüge und Roben zu
tragen, noch als Dienstleister 24/7
meinen Mandanten zur Verfügung zu
stehen. Am allerwenigsten Lust hatte ich
aber auf Gesetztestexte, juristische
Aufsätze, gerichtliche Entscheidungen
und die fortwährende Lektüre
dergleichen. Der einzige Effekt, den ich
dadurch erzielt habe, war der, dass ich
auf andere Literatur keinen Appetit mehr
hatte, weil ich gesättigt und übermüdet
war. Bereits ein Ausschlusskriterium für
einen Buchfetischisten wie mich. Aber
das alles wurde für das große
Karriereziel ausgeblendet. Im Prinzip
fiel mir der selbst auferlegte Schleier
von den Augen und ich betrachtete die
Rechtswissenschaft als das, was sie
war: ein supernüchterner, trockener,
durchregulierter Berufszweig, der mit
Hollywood wenig zu tun hat und in 70 %
der Fälle auch noch schlecht bezahlt
wird. Juristen gelten nicht umsonst als
eine der unglücklichsten Berufskasten.
Den lebenden Beweis dafür erbrachte
auch meine Ausbilderin. Sie hatte sich in
ihren Berufszweig und ihrer
Alltagsroutine eingenistet. Ein selbst
gespanntes Sicherheitsnetz, mit klar
eingeplantem Ablauf, festen Regeln und
Urlaubstagen. Legendär beispielsweise
ihr Wutausbrauch, als es ein Anwalt
erneut wagte, um eine
Terminverschiebung zu bitten, und damit
langsam in ihren Urlaub hineinzurutschen
drohte. Auch war klar, dass die Arbeit
nicht vor zehn Uhr begonnen wurde und
bitte auch nicht länger als bis 15 oder
max. 16 Uhr gehen sollte. Alles andere
verstößt nämlich gegen die Ordnung.
Eine Naturkatastrophe in Form eines
Chaoten wie mir kam da natürlich
extrem ungelegen. Dementsprechend gab
ich ihr nach unserem Streit richtig viel
zu arbeiten, denn die Akten, die ich mit
nach Hause nahm, bearbeitete ich nur
noch mit 1/10 meiner Aufmerksamkeit.
Dementsprechender Murks kam dabei
raus und ich kann mir nur vorstellen, wie
sehr das ihre Abende bereichert hat. Als
Jurist mit eigener Korrekturerfahrung
kann ich nur sagen, dass schlechte
Arbeiten einen langen Abend zu einem
sehr unerfreulichen Ereignis werden
lassen. Aber wie bereits angemerkt, sah
ich es einfach nicht länger ein, mich für
so eine Heuchlerin aufzuopfern. Weitere
Kostprobe ihres eingebildeten Könnens?
Sie maulte mich bei einem relativ frühen
ersten Treffen an, ich solle meine Urteile
doch aus dem Lehrbuchklassiker von
Anders/Gehle entnehmen. Ich hatte mir
das Buch bereits vorher gekauft[373].
Als ich dann einen Beweisbeschluss
angefertigt habe und ihn ihr vorlegte,
nahm sie ihn komplett auseinander und
kritisierte jeden einzelnen Punkt. Und
dann sagte sie mir nochmal deutlich,
dass ich mir das Lehrbuch endlich holen
solle. Ich sagte ihr, dass ich den
Beweisbeschluss 1:1 aus dem Lehrbuch
entnommen habe. Das konnte und wollte
sie nicht glauben. Also packte ich das
Buch aus und hielt es ihr vor die Nase.
Ihre Reaktion? Einsehen?
Entschuldigen? Nein. „Ja, gut....naja,
also. ABER DA MÜSSEN SIE
TROTZDEM DAS RICHTIG MACHEN!
HIER IST DAS BUCH FALSCH!“ Ich
entgegnete, dass man es mir nicht als
falsch ankreiden könne, wenn es doch im
Lehrbuch niedergeschrieben war. Das
war ihr aber egal. Sollte ich mir halt ein
anderes holen.
Und so eine Hypokritin durfte Recht
sprechen. Wundern Sie sich jetzt noch,
warum es in den letzten Jahren
zunehmend Kritik für unsere Justiz
hagelt? Das Vertrauen schwindet. Und
einmal verloren gegangenes Vertrauen ist
kaum zurückzugewinnen.
Auf die Abschlussbesprechung mit
Richterin Gnadenlos freute ich mich
besonders. Ich hatte meine
Abschlussarbeit, eine Relation zu einer
umfangreichen Akte, abgegeben und
erwartete die Note sowie die
Gesamtabschlussbesprechung. Es war
der 27. Dezember 2013. Ich kam
pünktlich wie fast immer um 10 Uhr an.
Sie kam um 11 Uhr und behauptete, es
war 11 Uhr abgemacht, obwohl es bis
dato immer 10 Uhr war. Dann, im Büro
selbst, zerriss sie natürlich meine
Relation. Drei Punkte, gleichzusetzen mit
mangelhaft, also nicht bestanden. Danach
bekam ich noch einen Abschlusseinlauf:

„Sie haben das ganze System nicht


verstanden! 6 Punkte für Ihr Zeugnis
sind eigentlich viel zu viel, aber bei
Stationszeugnissen gibt man ja immer
mehr. Der Rest war ja auch nix. Viel
Glück fürs Examen (*macht große
Augen*). Sie werden es brauchen.“

Sie sollten vielleicht wissen, dass bei


Stationszeugnissen aus Prinzip heraus
nie weniger als acht Punkte vergeben
werden. Den Stress tun sich die
Ausbilder nicht an, weil die
Stationszeugnisse für den weiteren
Lebensweg als Jurist wertlos sind. Der
Leiter der Arbeitsgemeinschaft gab mir
dementsprechend auch 10 Punkte. Aber
nicht unsere Frau Richterin. Sechs
Punkte waren viel zu viel für mich. Und
aufgrund meiner offensichtlichen
Inkompetenz werde ich auch im
Staatsexamen bestraft.
Ich hoffe, Frau Richterin, Sie lesen
dieses Buch und insbesondere dieses
Kapitel Zeile für Zeile. Ich habe keine
Ahnung, warum Sie so verbittert sind,
und es ist mir auch egal. Im Endeffekt
bin ich Ihnen dankbar, dass Sie so
bösartig waren, denn Sie haben mich
dazu bewegt zu überlegen, was ich
wirklich im Leben machen will. Sie
haben meinen blinden Idealismus gerade
gerückt. Und wenn ich darüber
nachdenke, dann habe ich keine Lust, so
zu enden wie Sie. Tun Sie mir, uns und
allen anderen in Deutschland bitte nur
einen Gefallen: HÖREN SIE
VERDAMMT NOCHMAL AUF,
REFERENDARE AUSZUBILDEN! Sie
haben offensichtlich absolut keinen Bock
darauf, Referendare auszubilden, die aus
Ihrer Sicht komplett inkompetent sind.
Dass Sie es trotzdem machen, zeigt, dass
Sie ein Musterexemplar an Pharisäer
sind. Welcher Mensch würde sich
beispielsweise um die Erziehung von
Kindern kümmern, obwohl er Kinder
hasst[374]? Vielleicht glauben Sie auch
von sich selbst, die absolut unfehlbarste
Juristin der Welt zu sein, deren Weisheit
man sich verdienen muss. Vielleicht
werden Sie ja auch vom Dienstherrn
gezwungen, Referendare auszubilden,
aber wenn dem so ist, sollten Sie Ihre
Einstellung überdenken.
Da ich mir nicht eine Unterlassungsklage
wegen Beleidigung einfangen möchte,
höre ich an dieser Stelle auf, noch mehr
Energie auf diese Persona non grata zu
verwenden, zumal es zu sehr von
humorvoller Polemik abdriftet, die ich ja
nun hier feilbieten möchte, und zu
persönlich wird. Das ist schließlich
auch unangenehm zu lesen. Und bei
allem berechtigten Zorn, der als
Katalysator für die neue Revolution in
Deutschland und weltweit dienen soll,
für die Aufklärung 2.0 und den neuen
Gesellschaftsvertrag, handelt es sich nur
um ein, wenn auch besonders
prachtvolles Exemplar an Hypokrit. Wir
sind ja noch lange nicht am Ende.
Hypokriten sind überall. Nicht nur in der
Zivilstation, sondern auch bei der
Strafstation, die den Referendar
anschließend erwartet. Und wir müssen
sie finden und mit dem Finger auf sie
zeigen, damit ihr schändliches Werk ein
Ende findet.
III. Die Staatsanwaltschaft: ich und
der Putenrollbraten
Die Strafstation schließt direkt an die
Zivilstation an und ist in Aufbau und
Ablauf quasi identisch. Eine
Arbeitsgruppe mit Ausbilder und ein
Einzelausbilder. Auf Wunsch kann man
sich einen Strafrichter oder Staatsanwalt
als Einzelausbilder auswählen. Der
Unterschied besteht darin, dass man
beim Staatsanwalt Sitzungsdienst
übernehmen muss (dazu gleich mehr)
und insbesondere Anklagen und
Verfügungen verfasst, beim Strafrichter
hingegen ohne eigene aktive Rolle an
Verhandlungen teilnimmt und
Übungsurteile schreibt. Nachdem ich
von der Zivilstation und dem
Richterdasein nicht nur sehr
desillusioniert, sondern regelrecht
erbost zurückgelassen wurde, entschied
ich mich dafür, meine nächste Station bei
der Staatsanwaltschaft zu absolvieren.
Schließlich war das meine zweite
interessante Option, sozusagen die
nächste Möglichkeit, mich für Jura zu
begeistern und wieder anzuziehen. Als
ich erfuhr, dass ich einer Staatsanwältin
unterstellt wurde, malte sich mein
Gehirn bereits wieder aus, wie es zum
Zoff käme. Im Nachhinein stellten sich
diese Sorgen als unbegründet heraus und
ich möchte dazu auch nichts äußern – die
Staatsanwältin war eine sehr freundliche
und gute Ausbilderin und gerade mal
wenige Jahre älter als ich. So wünscht
man sich das über die ganze
Ausbildungsstation hindurch! Überhaupt
waren alle Staatsanwälte extrem
gesellige und freundliche Zeitgenossen.
Viel interessanter war der
Sitzungsdienst, zu dem ich und die
anderen Referendare der Strafstation
beim Staatsanwalt verpflichtet wurden.
Im Prinzip sind die Gerichte mit zu
vielen Verfahren belastet – es ist ein
historisches Problem, über das man sich
schon im alten Preußen den Kopf
zerbrochen hat und das heute nicht
besser geworden ist[375]. Zu wenige
Richter und Staatsanwälte, zu wenig
Geld für neue Richter und Staatsanwälte
und viel zu viele Klagen. Gleiches gilt
auch in der Gegenwart, demnach
kommen kostengünstige Referendare wie
gerufen. Qua Gesetz überträgt man ihnen
die Kompetenz eines Amtsanwaltes, auf
dass sie sich weise im Hauptverfahren
verhalten und zur Entscheidungsfindung
beitragen. Dafür darf sich der
Referendar auch eine Robe leihen und
sich toll fühlen, wenn ihn Angeklagte mit
großen Augen ansehen und ihn als
„Herr/Frau Staatsanwalt“ ansprechen,
obwohl das technisch komplett falsch
ist. Amtsanwälte sind ehemalige
Rechtspfleger, die durch das
Absolvieren weiterer Prüfungen
Verfahren im allgemeinen Dezernat
übernehmen dürfen und dabei die
Staatsanwaltschaft vertreten.
Jugendverfahren und schwere Delikte,
die an höheren Instanzen verhandelt
werden, bleiben den Volljuristen unter
den Staatsanwälten vorbehalten. Als ich
das erste Mal zum Sitzungsdienst
eingeteilt wurde, wusste ich wirklich
nicht, was mich erwartet, trotz
zahlreicher Erfahrungsberichte im
Internet. Ich wollte nicht ganz
unvorbereitet da reingehen. Meine
Einzelausbilderin drückte mir die
Sitzungsakten in die Hand, in die ich
mich reinlesen sollte, um dann ein
Strafmaß zu finden. Die ersten Akten
war nichts Wildes, ein notorischer
Schwarzfahrer und ein Hartz 4- Betrüger
(Betrugswert von ca. 240 EUR). An die
dritte Akte erinnere ich mich nicht mehr,
da der Herr nicht erschienen ist und die
Verhandlung auf „meinen“ Antrag hin
(tatsächlich guckte mich der Richter an
und fragte suggestiv und rhetorisch, ob
die Staatsanwaltschaft die Vertagung
beantragt) vertagte. Der Schwarzfahrer
fing während der Verhandlung zu weinen
an, erzählte von seinen Lebensumständen
usw. usf. Ich plädierte auf 80 Tagessätze
á 25 €, woraufhin mich der Richter kurz
fragte, ob das abgesprochen sei (Anm:
mit meiner Ausbilderin), und verhängte
nach meinem Plädoyer, welches ich
weitgehend frei hielt, 130 Tagessätze á
25 EUR. Ein nettes Sümmchen. Der
Hartz 4- Betrüger hatte die Summe
bereits zurückgezahlt und kam mit einer
Strafe von insgesamt 600 EUR davon.
Das war mein erster Sitzungsdienst. In
einem kleinen Raum mit drei Tischen
und 6 Stühlen. Übrigens, ich war der
einzige Jurist, der in voller Montur, also
schwarzer Anzug, weißes Hemd und
weiße Krawatte, ankam. Auch ein
Zeichen meiner mangelnden Erfahrung.
Die zweite Sitzung war nicht besonders
spannend, ich wurde zu einem
Laufburschen degradiert, der durch das
ganze Gericht irrte, um eine Akte
herbeizuholen. Langweilig. Zu dem
Zeitpunkt war mir bereits klar, dass ich
auch nicht Staatsanwalt werden möchte.
Warum? Als ich nachmittags in voller
Montur aus dem Gericht lief, um zu dem
kleinen roten Golf IV meines Großvaters
zu gelangen, fuhren mehrere bekannte
„Brüder“ und unbekannte Asoziale mit
ihren Luxuslimousinen an mir vorbei.
Ein Staatsanwalt kann schon mal in
Aktenbergen ertrinken. Sein
Einstiegssold liegt bei dem jeweiligen
Richterbesoldungsgesetz des Landes. Ich
kann Ihnen versichern, die Stufe R1 in
Hessen fällt nach allen Abzügen nicht
besonders hoch aus für so eine
aufreibende Arbeit. Vielleicht denken
Sie: „Was für ein Heuchler, alles, was
ihn interessiert, ist das Geld!“ Damit
liegen Sie richtig. Womit Sie aber falsch
liegen, ist die Einschätzung der
Berufszweige Richter und Staatsanwalt.
Ihren Idealismus können Sie der Katze in
den Scheitel schmieren. Damit ist man in
diesen Berufen ganz falsch. Wie oben
erwähnt, sind die Gerichte mit Akten und
Verfahren überfüllt. Effizienz ist hier das
Primat. Akten wegschaffen, so schnell
wie möglich, das Motto. Deswegen
entwickelt jeder Richter und
Staatsanwalt nach einigen Jahren sein
eigenes System, wie er möglichst
effizient arbeitet, also seine
Sollanforderung gegenüber dem Staat
erfüllt. Sie wollen gar nicht wissen, was
sich für ein Morast auftun würde, wenn
man es genauer beleuchten würde.
Verabschieden Sie sich von dieser
Vorstellung, dass in Unternehmen und
Behörden supergenau gearbeitet wird.
Das ist keine Kritik meinerseits. Die
Gerichte haben sich angepasst, sie
müssen Vorgaben der Politik erfüllen
und aus Dreck Gold machen. Jede
Regierung will sich ja letztendlich damit
rühmen können, wie gut und effizient die
Justiz unter ihrer Herrschaft gearbeitet
hat. Wie die Zahlen für die Statistik
dabei zustande kommen, interessiert nur
tertiär.
Gut, lenken wir mal nicht vom Thema
ab. Wir sind immer noch bei Heuchelei
und meinem Sitzungsdienst bei der
Staatsanwaltschaft. Kommen wir zur
entscheidenden dritten
Sitzungsvertretung, die ein weiterer
Beleg dafür war, dass ich diesen Beruf
zukünftig nicht ausüben möchte/wollte.
Es geht um den eingangs erwähnten
Putenrollbraten. Zunächst fand ich die
Akte sehr amüsant, denn es ging um
einen Täter, der in einem Rewe- Markt
einen Putenrollbraten gestohlen haben
soll, Wert 6,70 EUR, und dabei von der
Überwachungskamera gefilmt wurde.
Dem Beschuldigten wurde ein
Strafbefehl auferlegt, nach welchem das
Verfahren eingestellt wird, wenn er 600
EUR Strafe zahlt. Teurer
Putenrollbraten, dachte ich, während ich
die Akte las. Das Lachen verging mir
schnell, als ich mir den Angeklagten
genauer ansah. Ein etwas über 70 Jahre
alter deutscher Mann mit geringer Rente.
Plötzlich musste ich an meinen eigenen
Großvater denken, der immer alles dafür
tat, damit es uns gut geht, und dafür seine
Ersparnisse aufgeopfert hat und am
Ende, ohne seinen ewigen Traum einer
Eigentumswohnung erfüllt zu haben, mit
einer Minirente, 37 EUR Wohngeld und
Dispokreditverbindlichkeiten vom Staat
im Stich gelassen wurde. Mein
Großvater fing mit 12 an zu arbeiten,
1941. Er hat mit 80 aufgehört zu
arbeiten, 2009. Bei einem großen
Elektronikhandel mit orangen
Buchstaben auf blauem Hintergrund. Als
Putzmann, weil die Rente für ihn und
meine Großmutter nicht reichte.
Ich stellte mir vor, mein Großvater
müsste in den Supermarkt gehen und sich
dort einen Scheißvogel klauen, weil das
Geld für das Essen nicht mehr reicht.
Würden meine Familie und ich so was
zulassen? Nein! Aber wie das Leben so
spielt, liegen zwischen Ursache und
Wirkung viele Momente und Ereignisse.
Menschen wie mein Großvater
entwickeln über ihr Leben hinweg einen
erheblichen Stolz und weigern sich dann
beharrlich, Hilfe anzunehmen oder
danach zu fragen. Und jetzt wurden 600
Euro von einem solchen Menschen
verlangt. Wenn gegen einen Strafbefehl
Einspruch eingelegt wird, dann, weil das
Geld nicht reicht, um diesen Strafbefehl
zu bezahlen. In der Regel wollen die
Leute weniger bezahlen und bitten dann
um Erlass oder eine Ratenzahlung. Ich
war gespannt. Ich sprach mit einigen
Menschen über diesen Fall, bei dem ich
die Anklage vertreten sollte. Im
Endeffekt musste ich es auf mich
zukommen lassen. In den Gerichtssaal
trat also ein Mann mit dreifach so viel
Lebenserfahrung wie ich, der von
Körperstatur und Gesicht her einer
Mischung aus Peter Steiner und Peter
Gauweiler entsprach. Die Körperhaltung
war nicht mehr ganz gerade, sondern
etwas gebeugt. Das Gesicht bereits
betagt und so vom Leben gezeichnet, wie
man es von einem Rentner erwartet. Ich
saß ihm gegenüber, 25 Jahre alt, frisch
von der Universität mit großer Klappe
und viel jugendlichem Wahnsinn
versehen, aber bei Weitem nicht so viel
Lebenserfahrung. Ein seltsames Gefühl.
Nachdem ich den Strafbefehl verlas, fing
der alte Mann an, sich zu dem ganzen
Ablauf zu äußern. Interessanterweise
hatte er 8 Kinder und war das letzte Mal
vor 12 Jahren straffällig geworden. Ich
fragte mich, ob er seine
Kleinkriminellenkarriere, die er wohl an
den Nagel gehängt hatte, mit dem
Putencoup wieder aufleben lassen
wollte. Wir hielten uns nicht lange mit
seiner Vergangenheit auf, auch nicht mit
der Frage, warum seine Kinder ihn trotz
seiner geringen Rente nicht finanziell
unterstützten. Dahinter kann ja ein ganzer
Rattenschwanz an Gründen liegen und
im Endeffekt bleibt es seine
Privatangelegenheit. Als erörtert wurde,
was er denn nun genau an dem
Kühlschrank mit den Waren gesucht
habe, mussten die
Videoüberwachungsaufnahmen
ausgewertet werden. Dies ging leider
nicht, weil die veralteten Computer der
Justizbehörden die Datei nicht abspielen
konnten. Also wurden die zuständigen
Polizeikommissare befragt, was sie denn
gesehen hätten. Auch die Aussagen der
Polizisten brachten nicht wirklich was
hervor, außer dass die Aufnahmen der
Überwachungskamera verschwommen
waren und daher auch keinen
Rückschluss darauf zuließen, ob der
Rentner den Putenbraten tatsächlich in
die Tasche gepackt und ihn dann am
Kassenbereich vorbeigetragen hatte,
ohne zu bezahlen. Erst dann wäre der
Diebstahl vollendet gewesen.
Tatsächlich konnte nicht einmal
festgestellt werden, was der Herr
überhaupt in seine Tasche gepackt hat.
Nach eigener Aussage bewahrte er dort
eine Trageschlaufe für seine chronisch
kranke Schulter auf. Dies bezeugte er mit
einem ärztlichen Attest. Bevor ich jetzt
zu weit aushole und das Ganze zu sehr zu
einem menschlichen Drama wird, was es
nicht war, komme ich auf das Ergebnis
zu sprechen. Wir konnten das Verfahren
einstellen, weil die Beweise nicht
ausreichten, um einen Diebstahl
zweifelsfrei nachzuweisen. In dubio pro
reo gilt in der Praxis immer noch. Ich
war mit der Einstellung des Verfahrens
mehr als zufrieden. Ich wollte diesem
Mann, auch wenn er diesen 7,- Euro-
Putenbraten gestohlen haben sollte, nicht
600,- Euro Strafe auferlegen lassen. Die
hätte er ohnehin kaum bezahlen können.
Nach dem Verfahren ereignete sich aber
noch etwas Interessantes. Ein türkisch-
griechisch aussehender Herr, um die 40-
50 Jahre alt, wollte mit mir, dem Herrn
„Staatsanwalt“, noch plaudern. Das
wollte ich eigentlich nicht, denn man
muss sich genau überlegen, wie man als
Referendar nach außen auftritt und was
man wem gegenüber sagt. Wie sich
herausstellen sollte, handelte es sich bei
dem Mann um den Inhaber des
Supermarktes mit dem Putenrollbraten.
Er besaß noch einige andere
Supermärkte und fragte mich, weil er
das erste Mal als Zeuge geladen wurde,
wie er sich vor Gericht verhalten soll
und was er beachten muss. Nach meiner
Auskunft begann er mir zu erzählen, wie
in seinen Geschäften regelmäßig geklaut
wird, trotz Kamera und Detektiv. Dass
er zur Abschreckung Warnschilder
angebracht habe, diese aber spätestens
nach zwei Monaten ihre abschreckende
Wirkung verlieren würden. Ich meinte zu
ihm, dass man einen Hungrigen nicht
vom Klauen abhalten können wird. Was
den anderen Teil der Diebe betraf,
konnte ich ihm nur so laienhaft wie
möglich näher erklären, warum die
Videoaufnahmen für eine Verurteilung
nicht ausreichend waren und dass er die
Kameras anders positionieren müsste,
um den Diebstahl auch zweifelsfrei
nachzuweisen. In dieser Inszenierung des
Lebens beide Seiten kennenzulernen war
wirklich interessant – zum einen wurde
mir nochmals vor Augen geführt, wie
schwer es sein kann, eine Entscheidung
zu finden, die beide Seiten
befriedigt[376], zum anderen, dass es
nicht immer so einfach ist, „Opfer“ und
„Täter“ genau zu klassifizieren. Spitzen
Sie also die Ohren und machen Sie die
Augen vollständig auf, wenn in den
Zeitungen gegen ein Urteil geschimpft
wird, denn nicht immer handelt es sich
um ein Urteil „gegen das Volk“.
Gleichwohl, Justitia ist ja nicht ohne
Grund blind und es grassieren
tatsächlich viele Urteile, bei denen man
sich fragen muss, ob die- oder derjenige
wirklich als Richter geeignet ist. Ich
habe Jugendrichter gesehen und erlebt,
die hoben tatsächlich x-mal den
mahnenden Zeigefinger, wollten aber nie
wirklich zupacken. Dann wiederum habe
ich Richter erlebt, die trotz
unscheinbarem Äußeren sich mit der
Eröffnung des Hauptverfahrens
KOMPLETT ändern konnten und einen
Ton an den Tag legten, der jeden
Teilnehmer erschrecken ließ. Wie die
Strafstation bewies, war auch bei der
Staatsanwaltschaft ein gewisser Grad an
Heuchelei gegeben. Wobei ich damit
ausdrücklich nicht die Staats- und
Amtsanwälte selbst meine. Diese sind
nämlich, anders als Richter, nicht
unabhängig, sondern unterliegen einem
weisungsbefugten Oberstaatsanwalt, der
wiederum dem Generalstaatsanwalt
gehorchen muss und dieser wiederum
dem Justizministerium. Wenn also ein
Verfahren betrieben wird, in welchem
ein rüstiger Rentner mit körperlichen
Beschwerden wegen einem
möglicherweise gestohlenen Putenbraten
zur Rechenschaft gezogen werden soll,
sich dann aber herausstellt, dass es nicht
zu beweisen ist, und das Verfahren auf
Staatskosten eingestellt wird, fragt man
sich eigentlich, wer das alles bezahlt.
Also das Ermittlungsverfahren, den
Staatsanwalt, durchgeführt von der
Polizei, den Papierkram, den Richter,
die Auslagen von Zeugen usw. usf. Da
kommt ein ordentliches Sümmchen
zusammen für ein Verfahren, das man
sich von Beginn an hätte schenken
können. Das war bei Weitem nicht das
einzige unnötige Verfahren. Bedenken
Sie, dass auch Ordnungswidrigkeiten
und Bußgelder beim Richter entschieden
werden. In der Regel nimmt sich der
Strafrichter dafür einen Tag, an dem er
die angesammelten Verfahren im Akkord
abarbeitet. Das ist nicht im Sinne der
Strafrechtspflege, aber es ist
prozessökonomisch.
Da das Buch in erster Linie eine
Polemik über meine eigenen Erlebnisse
sein soll, werde ich mich weiter zu
Kritik über Kosten und Effizienz der
Justizbehörden zurückhalten. Vorläufig.
Vielleicht widme ich dem ein ganzes
Buch, so lange es leserlich ist, nicht zu
viele Zahlen enthält, zum Lachen und
Denken anregt und möglicherweise einen
Änderungsprozess in Gang setzt.
Letztlich geht es auch bei den
Justizbehörden immer nur ums Geld.
Und wie in allen anderen Bereichen des
Lebens auch, mangelt es diesen an eben
jenem Geld. Gibt es zu wenig Geld auf
der Welt? Nein. Man sollte sich nur mal
fragen, warum 1% der Weltbevölkerung
fast die Hälfte des Weltvermögens ihr
Eigentum nennt[377]. Habe ich ja bereits
mehrmals geschrieben. Widmen wir uns
lieber dem nächsten Thema.
Kapitel 7 – Deutsche Debattenkultur

Erst vor Kurzem gab die „FAZ“


(Frankfurter Allgemeine Zeitung, gerne
auch FAZkes) wehmütig in der eigenen
Printausgabe bekannt, dass leider die
Streichung von bis zu 200 Stellen nötig
sei[378], was ein schöner Euphemismus
für die Kündigung von bis zu 200
Arbeitnehmern ist. Stellen streichen
klingt irgendwie harmloser, fast so, als
würde eine Renovierung anstehen, und
eine befleckte Stelle an der Wand muss
neu gestrichen werden. Ist doch was
Gutes, so ein neuer Anstrich. Nicht lange
nach der FAZ meldete sich auch das
„Darmstädter Echo“, wo jede zweite
Stelle „gestrichen“ werden musste[379].
Auch „Der Spiegel“, „Die ZEIT“, „Die
Süddeutsche“ und andere bekannte
Tages- und Wochenzeitungen leiden seit
einiger Zeit an zunehmender
Leserreduktion[380] oder, um im Duktus
der GröFAZ zu bleiben, es gab
zahlreiche Streichungen von
Leserstellen. Sehr bedauerlich, aber
mehr als eine Krokodilsträne konnte ich
leider nun wirklich nicht verdrücken.
Tränen sind salzig und jede einzelne will
wohl bewusst vergossen werden, sonst
leidet mein Säure-Basen- Haushalt.
Natürlich hat der Leserschwund viele
Gründe und trotz zahlreicher Offerten,
Innovationen[381], vierwöchiger Gratis-
Abos[382] und unzählbar vieler anderer
fehlgeschlagener Versuche, den
abgewanderten Leser in die kuscheligen
Arme der Zeitungen zurückzugewinnen,
lassen sich diese trotzigen Leser einfach
nicht dafür gewinnen, wieder der einzig
wahren Quelle der Unwahrheit weiter zu
frönen. Die Tageszeitung wird nicht
aussterben, auch nicht in Papierform –
zumindest nicht für die nächsten 15 bis
20 Jahre. Der Mensch mag sein Papier
und nutzt das Tablet oder Smartphone
gerne dazu, als Ergänzung vornehmlich,
nicht als Surrogat. Gleichzeitig wachsen
natürlich Generationen von Menschen
heran, die sich früher oder später vom
Papier entfremden werden. Ich
persönlich bevorzuge, trotz aller
Vorteile, beim Lesen immer noch das
gedruckte Buch, egal ob Gesetz oder
Roman. Das Tablet ist also nicht der
Grund, dass die Leser abwandern, denn
die Zeitung kann daneben bestehen. Es
liegt hauptsächlich daran, dass der
informationsbedürftige Mensch des 21.
Jahrhunderts nicht mehr darauf
beschränkt ist, seiner Tageszeitung die
Treue zu halten. So wie der urbane
Mensch nicht mehr auf zwei, drei
Menschen beschränkt ist, von denen er
einem die ewige Treue schwört, und der
passionierte Marmeladenglaskäufer von
ehemals fünf Marmeladensorten nun
sogar die Auswahl aus über 100 Sorten
hat, so muss auch der Newsjunkie[383]
nicht mehr verzichten. Anders als bei
den ersten beiden Beispielen, wo zu viel
Auswahl auch mal unglücklich machen
kann[384], können zu viele
Informationen zwar zu einem Overkill
führen, aber nur, weil sich die gesamte
Situation plötzlich nicht mehr so einfach
in Schwarz und Weiß einteilen lässt.
Marmelade schmeckt gut oder nicht, eine
Beziehung hält oder nicht, aber ob
Russland oder die NATO den Konflikt in
der Ostukraine befeuert, lässt sich nicht
einfach so behaupten. Dafür bedient sich
dann der Mensch gerne unterschiedlicher
Quellen. Facebook hat daraus ein
Geschäftsfeld gezimmert, indem es dem
User die Nachrichtenseite so einstellt,
dass nur bevorzugte Nachrichten gezeigt
werden, die aufgrund häufig genutzter
Websites eruiert wurden. Da heult die
Medienlandschaft schon mal auf über
die dadurch entstehende einseitige
Berichterstattung – als ob es besser
wäre, an der Tageszeitung festzuhalten
und damit an ihren voreingenommenen
Redakteuren und Journalisten. Tatsache
ist, wir lassen uns die Informationen von
den Quellen geben, die wir selbst als
glaubhaft einschätzen, und die dahinter
stehende Person als glaubwürdig. Hier
ist es wieder, mein Thema, Heuchelei
und Authentizität. Die Leser wandern
scharenweise von den etablierten
Tageszeitungen ab, weil ihnen täglich
eine andere Meinung entgegenschallt,
die genau das Gegenteil behauptet. Was
macht also die Tageszeitung gegenüber
der alternativen Internet News- Seite so
viel glaubhafter? Sicherlich nicht ihr
jahrzehntelanger Bestand, denn Lügen
können sich sehr lange aufrecht halten,
so lange nur genügend Leute daran
glauben – oder warum bezahlen Sie
sonst noch mit dem Euro weiter, einem
wertlosen Schuldschein? Eben, warum
sollten Sie also weiter an Ihrer
Tageszeitung hängen, die ein komplett
fremdes Weltbild propagiert, das von
Ihrem Standpunkt der Wahrheit fast
komplett abweicht. Wer hat schon die
ganze Wahrheit gepachtet? Sicherlich
nicht die Zeitungsverlage, egal wie
arrogant sie sich in den letzten Monaten
und Jahren gebärden. Wie ein in die
Enge getriebener Tiger werden die
Artikel immer wilder und
angriffslustiger, die Beleidigungen der
Leser immer heftiger und die gelöschten
Kommentare immer zahlreicher. Ich
genieße es zum Beispiel, auf „WELT-
Online“ zu surfen, mir einen x-
beliebigen Artikel auszusuchen, der
eines der gewichtigen Schlagworte
enthält[385], und dann mit der Stoppuhr
die Zeit anzuhalten, sobald der
Kommentarbereich geschlossen wird,
weil die WELT offensichtlich freie
Meinungsäußerung nicht schätzt. Sehr oft
werden die Kommentarfunktionen gleich
zu Beginn präventiv geschlossen, man
kennt ja seine Pappenheimer. Überhaupt
ist WELT-Online der beste Beleg für das
Auseinanderdriften von Zeitung und
Leser, sozusagen eine empirische
Echtzeitstudie, der jeder beiwohnen
kann. Letztlich kann es der WELT ja
herzlichst egal sein, sie benötigt
Klickzahlen, um mehr Einnahmen durch
Werbung zu erhalten, was aufgrund
diverser Werbeblocker für den Browser
auch immer schwieriger wird. Wer
nimmt es also mit der Wahrheit hier nicht
genau? Warum wird eine Diskussion
vermieden? Und seit wann sind Verbote
die beste Methode, um die menschliche
Neugier zu stoppen?
Die Tageszeitungen schaufeln sich ihr
Grab schon seit vielen Jahren selbst.
Nicht nur, weil sie die Eigendynamik der
Internet News -Blogs unterschätzt und
anschließend bekämpft haben, sondern
hauptsächlich, weil sie starr,
unbeweglich und politisch auf eine Linie
festgetrimmt sind, von der sie nicht mehr
weg können/wollen. Statt kritisch mit
der eigenen Berichterstattung und den
zunehmend negativen Leserbriefen
umzugehen, stemmt man sich mit aller
Macht dagegen und schreibt/redet den
Gegenpol schlecht. Dabei ist die
Aufgabe von Journalisten und
Redakteuren denkbar einfach: aktuelle
Nachrichten in den beliebten Rubriken
zusammenzufassen und möglichst
kurzweilig und informativ
nachzuerzählen. Für eigene Meinungen
gibt es dann Kolumnen, in denen jeder
seinen Senf dazugeben kann. In der
eigentlichen Nachricht hat tendenziöse
Berichterstattung aber nichts zu suchen.
Genau das passierte aber vor Kurzem ja
erst dem „Spiegel“ im Kontext der
Ukraine-Krise- Berichterstattung und
wurde umfassend kritisiert[386]. Es ging
um das ominöse „Stoppt Putin jetzt!“-
Titelblatt. Auch den Öffentlich-
Rechtlichen blieb die Kritik an der
eigenen Berichterstattung nicht
erspart[387], auch wenn Tom Burow,
Claus Kleber und Konsorten sich
(natürlich) lebhaft dagegen gewehrt
haben, statt die Kritik anzunehmen. Zu
dieser Sorte von Journaille habe ich
noch einen eigenen Gliederungspunkt,
denn ich kann diese Fressen ehrlich
gesagt nicht mehr sehen, insbesondere
wenn sie sich wie Anfänger bei ihren
selbstgerechten Interviews von
Politikern wie Ahmadinedschad
vorführen lassen. Jegliche berechtigte
Kritik abzuwehren und stattdessen stur
die eigene Linie durchzuziehen kann
eigentlich nur wenige Ursachen haben:
Sturheit aus Dummheit/Trotz oder
Sturheit aufgrund eigener Agenda.
Ersteres würde ich mir gerne vorstellen,
ist aber unwahrscheinlich und zudem
gefährlich[388]. Also muss eine Agenda
dahinter stecken, warum in
Nachrichtenmedien so hemmungslos
Unsinn verbreitet wird. Da sich Vorsatz
ohne Beweise natürlich leicht
behaupten, aber schwer nachweisen
lässt, wollen wir sehen, ob wir statt
Beweisen zumindest aber Indizien
finden, die zur Aufklärung des
Sachverhalts beitragen. Da uns die
Medienmacher über ihre eigentlichen
Motive niemals selbst aufklären,
sondern nur scheinheilige Ideale
vorweisen, müssen wir selbst graben.
Den alternativen Medien aus dem
Internet sei Dank, ist es ein Leichtes, die
Spur der Heuchelei bis zum Ursprung zu
verfolgen. Ich hangele mich dabei
entlang, zunächst von unseren Gesichtern
in den Medien, hin zu medial auf den
Scheiterhaufen verbrannten
Persönlichkeiten bis zu den neusten
Auswüchsen.

I. Markus Lanz, Frank Plasberg,


Claus Kleber, Jörg Schönenborn und
andere Propagandisten der
Medienlandschaft mit
transatlantischen Freunden
Ich kann Markus Lanz nicht ausstehen. Er
ist der Prototyp eines Pharisäers.
Gleiches gilt für Johannes B. Kerner,
Frank Plasberg, Peter Kloeppel und all
die anderen Mediengelehrten, die ich
mir in Zukunft zur Brust nehmen werde.
Einen nach dem anderen möchte ich
zerrupfen und an den Pranger stellen,
wie im finstersten Mittelalter, als
Warnung und Abschreckung für die
anderen. Am besten in deren eigenen
Sendungen, live und ungeschnitten, damit
jeder Zuschauer das Spektakel sieht.
Damit er mal was bekommt für seine
Rundfunkgebühren. Verzeihung, ich
meinte nicht Gebühr, sondern
„Demokratieabgabe“[389]. Aber dazu
gleich mehr. Erst mal zurück zu Herrn
Lanz. Ich will mich nicht anbiedern,
indem ich auf jemanden eintrete, der
bereits am Boden liegt.
Tatsächlich hatte ich bisher nur nie die
Gelegenheit, mich in der gesamten
Öffentlichkeit zu ihm zu äußern. Jetzt
werde ich einfach diese angebrochene
und die nächste Din A5- Seite dafür
verschwenden. Ich konnte Markus Lanz
noch nie ausstehen, und das lange vor
dem „Wetten, Dass...?“- Desaster. Daran
war aus meiner Sicht nicht mal er selbst
schuld, vielmehr war er der Typ, der den
bereits bestellten Sarg für die Sendung
mit einer Nagelmaschine in Rekordzeit
zugenagelt und versenkt hat. Hätte
Thomas Gottschalk weitergemacht, wäre
früher oder später auch Schluss
gewesen, aber es wäre auf jeden Fall
beendet gewesen. Die ganze Sendung ist
ein Fossil aus einer vergangenen Zeit,
als die Familie sich noch gemeinsam am
Samstagabend vor der Röhre
aufgewärmt hat, während irgendein
dummer Südtiroler mit seinem Traktor
rückwärtsfuhr und dabei Milchgläser
jonglierte. Dumme Unterhaltung für
einen schlichten Geist. RTL hat von
solchen Sendeformaten in den letzten
Jahren so viel herausgeschissen, dass
das ZDF einfach nur aufgeben konnte.
Aber bitte, bleiben wir doch weiter bei
Markus Lanz. Zu den Rundfunkanstalten
werde ich mich sicherlich auch noch
äußern. Markus Lanz fiel mir bereits in
seiner Talkshow extrem negativ auf.
Nicht, dass ich eine davon jemals
vollständig angeschaut habe. Es gibt
Talkshows, gerade im amerikanischen
Raum, die sehr gut produziert und daher
auch informativ sind. Mit kritischen
Fragen und eher unbekannten oder
kritisch beäugten Gästen, die sonst in
den Mainstreammedien keinen Platz
finden. Mit Moderatoren, die
hervorragend moderieren und kritisch
einhaken. Keines dieser Kriterien erfüllt
der Talk von Lanz (noch sonst ein Talk
bei ARD/ZDF)[390]. Seine Sendung ist
langweilig, typisch deutsch als scheinbar
demokratische Tafelrunde[391]
aufgebaut und auf Bildungsauftrag
getrimmt, ohne wirklich informativ zu
sein, immer mit einem oder zwei
Vertretern einer Position und mit dem
Ergebnis, dass man sich einig ist, nicht
einig zu sein. Jeder darf mal quaken und
den anderen unterbrechen, bis Herr Lanz
mit Peinlichkeit der Sendung wieder
seinen Stempel aufdrückt[392]. Es sei
denn, es ist ein besonderer Gast
eingeladen, am besten eine Persona non
grata, die wird dann nämlich im
Kollektiv fertiggemacht. Da wird der
ungeliebte Gast auf einen geistigen
Scheiterhaufen gelegt und öffentlich
verbrannt. Am besten zieht man ihm oder
ihr vorher noch ein paar Mal saftig eins
mit der Nazikeule über, damit die
Stigmatisierung perfekt ist. Kurzum: Die
Sendung ist eine absolute Katastrophe.
Und neben den oben genannten formalen
Fehlern trägt die Person von Herrn Lanz
zu einem sehr großen Teil dazu bei. Er
wirkt auf den ersten Blick wie ein
jugendlicher Ehrgeizling, ein
Emporkömmling aus wohlhabendem
Hause. Immer mit Anzug, immer mit
Siegertyp- Lächeln und gestyltem Haar,
neuerdings auch mit Milchbubi-
Schnurrbärtchen.
Ein Frettchengesicht, das bereits auf eine
gewisse scharfsinnige Hinterlistigkeit
hindeutet, gepaart mit einer seltsamen
Art zu reden. Im Prinzip ist Markus
Lanz, so wie er heute aussieht, aus dem
Ei geschlüpft und war bereit zum
Moderieren, samt Anzug und
Moderationskarten. Meine Theorie ist
aber eine andere. Ich vermute ja, dass
sich die Intendanten von ARD und ZDF
getroffen haben, um konspirativ nach
einem Weg zu forschen, die perfekte
Moderiermaschine zu entwickeln. Dabei
entwickelten sie ein Gerät in der Form
eines Waffeleisens mit einem
Durchmesser von 4,20 m. Ein solches
Menscheneisen ist groß genug, um
Backformen eines Mannes und einer
Frau zu beinhalten. Dann rührten sie eine
schmierige Teigmasse an, bestehend aus
einer Tube Haarwachs, Anzug, polierten
Lackschuhen, einer großen Menge
Oberflächlichkeit und fehlendem
Einfühlungsvermögen, einer guten Prise
schlechten Humors und, nicht vergessen,
kein Rückgrat hinzufügen! Die teigige
Masse wurde dann im
Moderatorwaffeleisen bei ausreichender
Temperatur gebacken, auf Stufe 3,
westeuropäischer Kaukasier, Typ
extrasmarter Snob. Und voilá! Ein
Markus Lanz. Aufgrund der teigigen
Konsistenz auch schön schwer zu
verdauen und mangels Rückgrat ohne
bleibende Rückstände. Und so tritt er
dann auch auf. Die Mundwinkel ständig
zum Siegergrinsen angewinkelt. Ein
smarter Typ, nie um einen flapsigen,
auswendig gelernten Kommentar
verlegen und stets wie ein frecher
Lausbub wirkend, der gerade einen
Streich ausgeheckt hat. Flapsigkeit, das
sei mal klargestellt, ist nicht die richtige
Grundstimmung für eine ernsthafte
Debatte. Aber das nur erst mal so am
Rande. Wenn er dann seine Gäste mit
dämlichen oder unverschämten Fragen
bloßstellt[393], den Zuschauern vor dem
Fernseher die Fremdschamesröte ins
geplagte Gesicht treibt und sich selbst
immer weiter inszeniert, ohne jemanden
aussprechen zu lassen, dann treibt es
einem die Wonne in die Magengrube.
Diese knapp 18 EUR[394]
Rundfunkgebühren sind einfach gut
angelegt. Mit Markus Lanz an der Spitze
ist das Bollwerk gegen jede Form
aufkeimenden Faschismus gesichert!
Ich werde jetzt erst einmal aufhören,
weiter über Herrn Lanz zu schreiben. Es
frustriert nur und es ist auch nicht
wirklich fair, denn er kann sich nicht
verteidigen.
Den Fernsehmachern kann und darf man
einfach nicht trauen. Die haben so viel
Angst vor einem unvorhergesehenen
Super- Gau. Aktuellstes Beispiel ist der
Vorfall mit dem Autor Henryk M.
Broder, der bei „Hart, aber fair“ unter
subtiler Androhung der Journaille Frank
Plasberg ja nicht über den Tagegeld-
Skandal um EU-Parlamentspräsident
Martin Schulz reden sollte[395]. Als sei
es ein großes Geheimnis, dass sich die
EU-Funktionäre die Taschen
vollmachen. Da wird geklaut, was nicht
niet- und nagelfest ist. Haben Sie schon
mal für ein Unternehmen gearbeitet, das
Sie nicht ausstehen konnten? Wenn ja,
haben sich dann bei Ihnen zu Hause nicht
auch Büromaterialien gestapelt? Wenn
man schon für so einen Sauladen für so
ein Minigehalt arbeitet, kann man sich
doch wenigstens den Kauf neuer
Bleistifte, Textmarker, Hefter,
Druckerpapier für den Eigenbedarf
sparen!
Klar, man könnte jetzt einwenden, dass
Büroartikel nicht den gleichen Wert
haben wie Abertausende von Euros, die
sich so eine Eurokreatur aneignet. Aber
wer wird denn wegen dem bisschen
Steuerzahlergeld kleinlich werden?
Das dachte sich auch Plasberg, als er
Henryk M. Broder aufforderte, nicht
über dieses kleine Missgeschick von
Schulz so kurz vor der EU-Wahl zu
reden. Broder stimmte dem zu und
veröffentlichte die ganze Angelegenheit
in der WELT. Es gab keinen medialen
Skandal, keinen Aufruhr, kein Geschrei,
keinen „Aufschrei“, gar nichts, noch
nicht einmal launige Kommentare von
der Konkurrenz. Empörung im
Kommentarbereich der WELT, ja, aber
das ist nichts Neues, sondern die
ständige Wiederholung angestauter
Frustration. In den Medien? Fehlanzeige.
Warum auch? Dieses Verhalten ist gang
und gäbe in der Nachrichtenbranche. Da
wird verschwiegen, was nicht sein soll,
was nicht sein darf und was nicht der
Agenda der Geldgeber entspricht. Der
sogenannte investigative Journalist, der
völlig unabhängig, wertneutral und frei
über alles recherchiert und sich von
mitunter dubiosen Quellen brandheiße
Nachrichten zukommen lässt, um diese
dann in einer medialen Bombe
explodieren zu lassen, ist ein Bild
vergangener Zeiten. Zum Teil hat dies
sicherlich damit zu tun, dass die Welt
immer strukturierter wird und dass es
genaue Vorstellungen gibt, was von einer
Person erwartet wird. Ich habe immer
wieder Schwierigkeiten, meinen
Großeltern, Jahrgang 1929 und 1934, zu
erklären, dass ein Diplom einer
Universität heutzutage das Papier nicht
wert ist, auf welchem es gedruckt wird.
Es ist keine Jobgarantie mehr – schon
gar nicht ohne einen Haufen an mühelos
nebenbei erworbenen
Zusatzqualifikationen, also
Sprachkenntnisse, Soft-Skills, Hard-
Skills, Praktika, Auslandsaufenthalte,
Meisterbriefe,
Einkommenssteuerbescheide,
Kochrezepte, Facebook- Likes usw. usf.
Kommen wir zur nächsten Sparte
medialer Ärgernisse. Denn die oben
genannten Grundsätze gelten in der
Informationspolitik überall.
Auch und gerade für Journalisten. Diese
werden heutzutage auf der Axel
Springer- Akademie gebacken[396].
Können Sie sich vorstellen, dass sich
der Axel Springer- Verlag nochmal
jemanden wie Henryk M. Broder ins
Boot holt, der bei den St. Pauli-
Nachrichten angefangen hat? Aus meiner
Sicht ein absolutes
Qualifikationsmerkmal für seinen freien
Geist, im Jobinterview sicherlich ein
absolutes No-Go, da es nicht den
geltenden Konventionen entspricht. Und
daraus lässt sich schlussfolgern, dass
der gewöhnliche Medienmensch aus der
Retorte stammt. Daraus lässt sich
wiederum ableiten, dass unsere
Meinungsmacher auf eine Linie gepolt
sind. Und das bringt uns an den Anfang
unserer Ausgangsproblematik, der
Heuchelei in den Medien. Ich kann es
nur immer wieder betonen: Ich hätte
überhaupt kein Problem damit, wenn
sich der Axel Springer- Verlag öffentlich
hinstellt und klar bekennt, dass die
Interessen der Amerikaner vertreten
werden. Okay, von mir aus, dann habe
ich die Wahl und kann dem zustimmen
oder aber nicht.
Aber stattdessen bekleidet man sich mit
schmückenden Worten wie Wahrheit,
unabhängig, frei etc. Das ist einfach nur
ekelhaft! Daher mein Rat: Bleiben Sie
kritisch! Wenn Sie das nächste Mal
wieder eine Online- Zeitung aufschlagen
und der Artikel ist wieder arg
tendenziös, obwohl Sie vor Kurzem was
anderes gelesen oder gehört haben, dann
googeln Sie den Autor und danach seine
Quelle. Meistens werden Sie schon beim
Autor fündig, der in irgendeiner
globalen Verbindung steckt und dort
fleißig netzwerkt. Sehr beliebt sind
gerade deutsche Ableger amerikanischer
Denkfabriken. Ein Umstand, welche die
sehr gute Kabarettsendung „Neues aus
der Anstalt“ aufgegriffen hatte und sich
dann der beantragten Einstweiligen
Verfügung durch zwei „Zeit“-
Redakteure ausgesetzt sah[397]. Gut für
uns, denn diese unüberlegte Aktion
rückte die Problematik mit den Medien
so richtig in den Fokus[398].
Auch hier möchte ich wieder anführen,
dass es grundsätzlich egal ist, wer mit
wem netzwerkt und Verbindungen für die
eigene Karriere aufbaut. Problematisch
wird es nur dann, wenn die Verteidiger
der Demokratie, wie sich Redakteure
wie Jörg Schönenborn selbst sehen
(dazu unten mehr), ihre eigenen
Prinzipien verkaufen und massiv
Lobbyismus betreiben. Von mir aus,
vertreten Sie ruhig die Interessen Ihrer
amerikanischen Kollegen und
Geldgeber! Aber dann hören Sie auf zu
heucheln! Stellen Sie sich hin und
positionieren Sie sich klar zu ihren
Kumpanen. Es muss Schluss sein mit der
angeblich unabhängigen und
wertneutralen Reportage. Jeder
Redakteur, egal ob im Fernsehen oder in
der Zeitung, sollte unter seinem Namen
ganz transparent die Interessengruppen
angeben, mit denen er in Verbindung
steht[399]. Natürlich nicht der
„Tischtennis- Verein für Freude
Buxtehude e.V.“, sondern so Geschichten
wie „Atlantik-Brücke“, also
Vereinigungen, die mit der eigenen
Tätigkeit als Journalist und Redakteur
kollidieren. Je länger ich darüber
nachdenke, umso weniger kann ich es
nachvollziehen. Es ist eigentlich eine
absolute Unverschämtheit. Alle, die für
die freie Presse arbeiten und von Art. 5
GG geschützt werden, weil sie einem
Informationsauftrag nachkommen sollen
und müssen und vielleicht auch von
Rundfunkgebühren finanziert werden,
müssten geschlossen ihren Austritt aus
solchen Organisationen erklären. Stellen
Sie sich vor, Sie würden sich beim
Europäischen Patentamt, Unterabteilung
mobile elektronische Geräte, bewerben.
Gleichzeitig sind Sie aber Mitglied bei
den „Freunden und Förderern von
Samsung“. Der Interessenkonflikt schreit
einem förmlich ins Gesicht! Aber wenn
die zahlreichen prominenten Mitglieder
der Atlantik-Brücke[400], der
trilateralen Kommission[401], des
europäischen Council on Foreign
Relations[402] und anderen
durchlauchten und erhabenen
Verbindungen sich in der Öffentlichkeit
positionieren, dann natürlich nur, um die
Demokratie zu bewahren. Nennen wir
das Kind doch einfach beim Namen: All
diese Menschen sind nichts weiter als
PR-Sprecher für ihre Organisationen.
Zudem sitzen sie in gesellschaftlich sehr
hohen Positionen mit außerordentlich
viel Entscheidungsgewalt. Wie war das
nochmal, dass möglichst im Interesse
von Deutschland gehandelt werden
sollte? Unabhängige Journalisten,
Redakteure, Politiker und sonstige
Medienmenschen in der Welt der
Nachrichten und Politik schaffen es gar
nicht mehr nach oben, weil man sich nur
im Spinnennetz einfangen lassen kann.
Entweder macht man dann mit beim
Weiterspinnen des Netzes oder aber die
Spinne frisst einen auf. Alternativmedien
werden zuerst ignoriert, dann belächelt,
dann schlechtgeredet und dann
systematisch bekämpft. Ja, wir haben
Pressefreiheit im Westen, aber nur so
lange wir der offiziell genehmen
Meinung folgen; sobald Sie davon
abweichen, sind Sie wahlweise ein
Rechtspopulist, der in der braunen
Suppe fischt, ein
Verschwörungstheoretiker mit kruden
Thesen oder einfach nur ein
homophober, islamophober, xenophober
und antisemitischer Drecksack. Es ist
egal, was davon stimmt, im Zweifel gar
nichts, denn es geht nur darum, den
Spielverderber zu diffamieren, so gut es
geht. Dafür eignen sich solche Begriffe
besonders gut. Die Totschlagkeule
wurde zunehmend erweitert, verlängert
und verstärkt. Es sollte sich keiner
wundern, wenn sie irgendwann mit
voller Wucht auf die Köpfe der Personen
kracht, die sie so gerne schwingen.
Der „Konflikt“ in der Ost-Ukraine hat
die tiefen Abgründe der westlichen
Medienwelt erst so richtig offenbart,
wie ich weiter unten detailliert aufzeigen
werde. Nicht, dass es im östlichen Teil
der Welt unabhängiger und transparenter
zugehen würde, aber das ist für
niemanden dort eine Überraschung.
Hingegen im Westen die Pressefreiheit
als eine der unveräußerlichen Güter der
Demokratie hochgehalten wird – hier
sind unsere Journalisten noch so richtig
frei, hier wird unabhängig und
wertneutral berichtet. Unsere fairen und
ausgeglichenen Journalisten würden
niemals tendenziös berichten, warum
sollten sie auch, schließlich werden sie
von uns, den Rundfunkgebührenzahlern,
entlohnt! Und so verwundert es auch
nicht, dass auf jegliche Kritik eine
scharfe Erwiderung folgt, die nicht nur
vor Arroganz und Verachtung trieft,
sondern die gesamte Verlogenheit auch
noch rechtfertigt. Ich habe ja die
„Demokratieabgabe“ bereits mehrmals
angeführt, die sich Jörg Schönenborn aus
seinem leeren Kopf gezaubert hat, als er
sich in einem Anfall von akutem
Größenwahnsinn durch
Selbstbeweihräucherung zum Hüter der
Demokratie verklärt hatte[403]. Und das
von einer Journaille, die im Interview
mit Wladimir Putin nach fünf Minuten
Sendezeit schon komplett zurechtgestutzt
war[404] – alles, was es dafür brauchte,
war eine kurze Frage von Wladimir
Putin an Schönenborn: „Wer sind Sie,
wie heißen Sie?“ Danach nahm sich
Russlands Führer einfach den
Dolmetscherknopf aus dem Ohr und
signalisierte damit dem selbstgefälligen
Ritter der Demokratie, dass seine Fragen
auch für Putins sehr ordentliche
Deutschkenntnisse wirklich einfach zu
beantworten sind. Schönenborn war in
diesem Interview nicht nur schlecht
vorbereitet, er hatte schlicht und
ergreifend keine Ahnung und konnte nie
kritisch einhaken, aber Hauptsache, sich
selbst in einem Interview mit einem
bekannten Politiker profilieren wollen.
Ich kann mir richtig vorstellen, wie er
sich vorher bei der Maske im Spiegel
selbst angesehen hat und dann
selbstgefällig seinen Kollegen eine SMS
mit dem Inhalt schrieb „Ab heute wird
gegen Russland zurückgeschossen“. Ich
traue es ihm zumindest zu. Und so ist es
nicht verwunderlich, dass der Jörg sehr
frustriert darüber ist, dass immer
weniger junge Menschen bei ARD &
Co. einschalten[405]. Es muss ihm
regelrecht die Nächte rauben. Nein, nicht
weil er als Journalist vollkommen
versagt hat, sondern weil er in wenigen
Jahren arbeitslos sein wird, weil wir
hoffentlich die Rundfunkgebühr
abgeschafft haben und die Leute bei den
Öffentlich- Rechtlichen nicht mehr
einschalten. Zumindest sollten wir
erreichen, dass wir nicht mehr die
Gehälter dieses aufgeblasenen
Staatsapparates und seiner Bediensteten
bezahlen.
Claus Kleber ist auch einer dieser
supertalentierten und total wertneutralen
Journalisten, die völlig im Sinne des
deutschen Volkes berichten. Ich
fremdschäme mich für ihn im
besonderen Maße, weil er als Jurist
ebenfalls ein Kollege von mir ist[406],
aber auch, weil mir sein verschmitztes
und selbstgefälliges Grinsen auf die
Nerven geht. Abgesehen davon, dass er
wie sein Kollege und amerikanischer
Stiefelknecht Schönenborn ebenfalls von
einem mächtigen Staatspolitiker im
Interview böse eines auf die Glocke
bekommen hat[407], damit meine
Eingangsthese vollkommen bestätigt hat,
dass Journalisten heute aus der Retorte
kommen und außer indoktriniertem,
parteilichem Quatsch nichts von sich
geben können[408], hat er sich auch
damit ausgezeichnet, dass ihm
nationalsozialistische Symbole
vollkommen fremd sind, zumindest wenn
sie nicht von deutschen Glatzköpfen
getragen werden, sondern von
ukrainischen[409]. Natürlich hat er sich
bei seinem ebenfalls mindertalentierten
Kollegen Peter Klöppel „entschuldigt“,
als herauskam, dass das ZDF ihn für ihre
absolut unerträgliche Sendung mit dem
Titel „Deutschlands Beste“ in den
Platzierungen etwas weiter nach vorne
gemogelt hatte[410]. Mir ist es egal, ob
er auf dem Platz 38, 29, 16 oder 1
gelandet ist, und das nicht nur, weil die
Sendung eine ekelhafte Frechheit und
Selbstbeweihräucherung war, nicht nur,
weil es genauso wie bei der getürkten
ADAC- Wahl zum goldenen Auto egal
war, ob VW oder Toyota vorne liegen.
Mir ist es aber nicht egal, wenn er so tut,
als ob er keine Ahnung davon gehabt
hätte, dass die gesamte Sendung getürkt
war. Hier greift wieder das Prinzip
Mafia: Der Don delegiert an den Capo,
dieser an seine Hauptmänner und diese
an ihre Fußsoldaten. Die Unteren
werden geschnappt, wissen natürlich
nicht, von wem der Auftrag originär
kam, und die ganz oben können sich
entlasten und über diese „Idioten“
schimpfen. Kennt man in Deutschland
auch als das „Discounter-Prinzip“. Der
gute Claus Kleber, das muss ihm extrem
peinlich gewesen sein. Natürlich war es
ihm überhaupt nicht peinlich, den
Siemens- Chef Joe Kaeser öffentlich in
einem Interview zusammenzufalten, als
selbstgerechter Lakai der USA Rächer
der Demokratie, was denn der Siemens-
Chef und Deutschland- Repräsentant in
Moskau zu suchen habe und warum er
Geschäfte mit Russland mache[411]
(„Was haben Sie sich dabei gedacht“)!
Hmm, vielleicht hat sich der Herr
Siemens- Vorstand gedacht, die
bestmöglichen Gewinne für sein
Unternehmen herauszuholen. Der
absolute Wahnsinn, ein Medienfuzzi und
Fußballhalbzeit-Pausenclown versucht
einen der für Deutschland wichtigsten
Manager abzukanzeln, wegen normaler
Unternehmungen mit Russland. Hat sich
Kleber auch so engagiert gezeigt, als es
darum ging, deutsche Waffenlieferungen
ins Ausland zu rügen, also insbesondere
nach Saudi-Arabien und anderen
Scharia-Staaten? Natürlich nicht, wir
leben doch nicht im Fantasia-Land. Der
vom Aspen-Institute (Denkfabrik,
amerikanisch, natürlich)[412]
ausgebildete Ritter der Wahrheit (von
einem gewissen Standpunkt aus) vertritt
die Interessen seiner Paten und darf
dafür sogar Obama interviewen[413].
Sicherlich hat ihm Obama nach dem
Gespräch einen freundschaftlichen Klaps
auf den Hintern gegeben für seine guten
Dienste am US-amerikanischen
Volk[414].
Das Makabre ist, dass sich die Namen
scheinbar unendlich lange auflisten
lassen. Die Verbindungen in den
Netzwerken sind da, sie sind wahr und
sie wirken sich brachial auf die
Berichterstattung aus. Es ist nicht
verwunderlich, dass immer mehr Leute
wegschalten. Sie alle haben genug von
Redakteuren, Journalisten, Moderatoren
und anderen aus der Retorte der
amerikanischen Backfabriken.
Denkfabriken sind es sicherlich nicht,
denn diese Journalisten lernen dort nicht,
wie man denkt, sondern wie man
nachplappert und sich ersetzbar macht.
Tanzt auch nur einer aus der Reihe, ließe
sich sofort der nächste aalglatte
Anzugträger hervorzaubern. Oben
genannte „Journalisten“ sollten sich
darüber mal Gedanken machen. Wenn es
nicht die eigenen Förderer sind, die
einen zum Teufel jagen, werden es die
Leute auf der Straße sein. Erste
zerstören die Karriere, Zweite nur Leib
und Leben. Angesichts der zunehmenden
Erosion der Vereinigten Staaten von
Amerika sollte sich der ein oder andere
der hier genannten Personen überlegen,
ob man vielleicht seine Interessen nicht
auf Deutschland ausrichtet. Ich weiß, ich
verlange viel, wenn ich fordere, dass die
einheimischen Medienmenschen aus
deutscher Interessenlage berichten,
gerade, wo wir jetzt alle Weltbürger
sind und es nicht mehr lange dauern
kann, bis die Vereinten Nationen uns
einen Weltbürgerpass ausstellen. Ich bin
mir sicher, oben genannte Journalisten
und leitende Redakteure würden vor
Freude kaum an sich halten können.
Gleichwohl kann es nicht angehen, dass
wir uns von einer über 6000 km Seeweg
entfernten Regierung vorschreiben
lassen, wie wir unsere Gesellschaft
ausrichten. Es ist wieder eine dieser
ironischen Wendungen der Geschichte:
Die damals noch jungen Kolonien des
britischen Imperiums vereinen sich, um
gemeinsam gegen den damals scheinbar
unbesiegbaren Kolonialherrscher
vorzugehen. Der Rest ist bekannte
Geschichte, die Kolonien gewannen ihre
Unabhängigkeit und formierten sich zu
den Vereinigten Staaten von Amerika.
Über 230 Jahre später sind die
Vereinigten Staaten von Amerika zum
neuen Imperium aufgestiegen und sie
reagieren jetzt genauso schockiert und
beleidigt, wenn sich ihre Kolonien gegen
sie auflehnen. Dabei sollten sie darauf
achtgeben, dass nicht plötzlich im
eigenen Lande separatistische
Bewegungen ausbrechen und aus den
ehemaligen Vereinigten Staaten plötzlich
wieder unabhängige Staaten
machen[415]. Für diese steile These
lasse ich mich gerne an das Kreuz
nageln, aber ich schätze mal, dass es
wesentlich naheliegender ist, dass die
USA zerbrechen, als dass sie weiter
Bestand haben werden. Dem reichen
Staat Texas würde man dies sicherlich
nicht ohne Weiteres erlauben, da, ähnlich
wie in Deutschland mit Bayern, sich der
gesamte föderale Staat von den
Einnahmen der verhältnismäßig
wohlhabenden Nation ernährt. Wie so oft
wird uns die Geschichte eines Besseren
belehren, gerade dann, wenn es immer
heißt: Das wird nie passieren, die USA
sind alternativlos. Nehmen Sie es mir
nicht übel, wenn ich mich dann als
Prophet gebührend feiern lasse.

II. Sarrazin, Pirinçci, AfD,


NATO/Putin und die Ukraine und
weitere Possen der Medienlandschaft
In den letzten Jahren vermehrten sich
rein subjektiv betrachtet die Fälle großer
Empörung in den Medien, weil
potenzielle Feinde der westlichen
Demokratie die wunderbare neue und
kunterbunte Welt des Weltmenschen ins
Wanken brachten. Das Jahr 2014 war in
dieser Hinsicht ein besonderes Jahr,
denn noch nie wurde dieser Konflikt so
offen, so häufig und so heftig zur Schau
getragen und er ist noch lange nicht
vorbei. Wie in einem lang andauernden
Krieg gibt es immer wieder anhaltende
Intervalle mit heftigen Schlachten, aus
denen sich die Armeen dann kurzzeitig
zurückziehen, um die Wunden zu lecken
und sich neu zu formieren. Wie ein
aufgeschreckter Hühnerstall, weil der
Fuchs kurz mal Hallo gesagt hat,
benehmen sich die
Strukturkonservativen, wenn einer der
Ihren aus der Reihe tanzt. So erging es
Thilo Sarrazin, Akif Pirinçci, Dirk
Müller, Udo Ulfkotte und vielen
anderen, weil sie nicht ihre Klappe
halten, sondern ihre Meinung äußern.
Die offenkundig falsche Meinung. Hätte
sich jemand für Sarrazins Buch
interessiert, wenn er geschrieben hätte,
wie erfolgreich die Zuwanderung in
Deutschland verläuft, wie stabil der
Euro ist, Deutschland noch mehr
Flüchtlinge aufnehmen soll, muslimische
Mitbürger im Besonderen integriert
werden müssen und sich nicht
assimilieren sollen und Deutschland sich
am besten komplett abschafft? Sicherlich
hätte die Antifa das Buch abgefeiert,
aber im Übrigen wäre es untergegangen.
Alles ist so starr geworden, hat sich
festgefahren. Alles ist „alternativlos“,
was für ein furchtbares Wort, und das
aus den Mündern von Politikern, die
dafür gewählt werden, Alternativen
aufzuzeigen. Die EU, der Euro, die
finanziellen Rettungsschirme, die
Aufnahme von unzähligen
„Flüchtlingen“[416], die NATO-
Erweiterung, die Ausbreitung des Ebola-
Virus, die bunte Gesellschaft und vieles
mehr. Meinungen, die nicht auf
Parteilinie sind, werden ignoriert,
belächelt oder bekämpft. Ich konnte in
letzter Zeit auch oft lesen, dass Kritiker
der Meinungsfreiheit als lächerlich
bezeichnet worden sind, da die
Meinungsfreiheit in Deutschland ja
vollkommen in Ordnung sei, „sonst
hätte sich Sarrazin ja gar nicht äußern
dürfen“. Das stimmt, ändert aber nichts
daran, dass sie manche Themen nur mit
der Kneifzange anfassen dürfen und sich
bei einer Minderheitenmeinung
verdächtig machen, ein
Rassist/Faschist/Chauvinist/Sexist/Islamo
zu sein, Stigmatisierungen, die ein
Lebensumfeld zerstören können. Es ist
schon bedenklich, dass ein Rechtsstaat,
dessen eigener Anspruch es ist, Täter
von schwersten kriminellen Delikten zu
resozialisieren und wieder auf die
Straße der Vernunft zu führen,
gleichzeitig aber fröhlich die
Verdammung von Meinungsfreiheit
betreibt. Dazu zählen (in unbestimmter,
nicht abschließender Reihenfolge und
mit Stand 06.10.2014[417])
insbesondere folgende Themengebiete:
Islam, Israel, Naher Osten im
Allgemeinen, Nationalsozialismus,
DDR, genetische Vererbung, Modelle
des Zusammenlebens zwischen
Personen, Ukraine/Russland/Rolle der
USA, multikulturelle Gesellschaft oder
Nationalismus, Feminismus,
Klimaveränderung und ihre Ursachen
und Folgen, Atheismus und Religion,
Medien, die es mit der Wahrheit nicht so
ernst nehmen, Verbindungen und
Vernetzungen einflussreicher Personen in
elitären Zirkeln, Atomkraftwerke,
Kohlekraftwerke, SUVs, Impfstoffe.
Wie bereits gesagt, nur eine kleine Liste,
da kommt sicherlich noch mehr hinzu
und jeder hat für sich selbst bestimmt ein
Thema ausfindig gemacht, welches er
nicht ohne Weiteres ansprechen würde,
zumindest nicht, wenn er sich nicht
sicher ist, dass der Kreis der
Verschwörer in etwa die gleiche
Meinung teilt. Da tastet man sich in
Gruppengesprächen gerne heran, bis der
gemeinsame Kontext gefunden wurde. Es
fehlen sicherlich auch Themengebiete,
die sich wohl dem linken, progressiven
Spektrum zuordnen lassen, was
hauptsächlich daran liegt, dass diese
Themen die Medien nicht jucken. Ich
könnte ohne Weiteres darüber schreiben,
dass das traditionelle Familienmodell
ausgedient hat, die NATO sich bis in den
letzten Winkel der Welt ausbreiten soll,
wir jeder Religion und
Glaubensgemeinschaft einen Feiertag
zugestehen sollten, Autos, die Benzin
verbrennen, verboten werden sollten,
genetisch verändertes Essen in jedem
Supermarkt und jeder Kantine Standard
sein sollte usw. usf. Ich schätze, ein
solches Buch würde untergehen,
möglicherweise würde es aber auch in
Nordrhein-Westfalen als Lehrwerk in
den öffentlichen Schulen eingeführt
werden. Schwer zu sagen. Davon
abgesehen finden Sie die genannten
politischen Positionen in jedem Beitrag
der Öffentlich-Rechtlichen oder in jeder
Tageszeitung. Es ist die, wie Juristen im
Rahmen von
Meinungsauseinandersetzungen zu sagen
pflegen, momentan herrschende
Meinung. Sie ist nicht herrschend, weil
sie richtiger ist[418], sondern der
Herrschaftsanspruch leitet sich aus der
Anzahl ihrer Vertreter ab. Ihre
Herrschaft ist auch temporär begrenzt,
weil sich die Vertreter der Meinung im
Laufe der Zeit einer anderen Auffassung
zuwenden – ein fließender Prozess der
Selbstveredelung im Rahmen unserer
Judikatur und innerhalb der
akademischen Jurisprudenz. In dieser
Hinsicht sind Juristen der Politik
tatsächlich voraus, denn kein guter
juristischer Gelehrter würde es wagen,
eine Auffassung zu einer Problematik als
absolut starr, weil vollkommen richtig zu
bezeichnen. Genauso schlecht wie in
Politik und Gesellschaft wird aber mit
der Minderheitenmeinung umgegangen,
die man in der Regel nicht mal erwähnt,
weil alle anderen das ja auch nicht
machen. Der sonst so schlagfertige Jurist
ist auch nichts weiter als ausführende
Marionette der obersten Rechtsprechung
oder der herrschenden Lehre. Diese
Denk- und Diskussionsverbote führen
uns ein ums andere Mal ins Verderben
oder aber berauben uns im Mindesten
unserer Möglichkeiten. Auch wenn ich
selbst von Natur aus eher zum Risiko
neige und daher eine vorgefärbte
Meinung dazu habe, kann und darf das
Sicherheitsdenken nicht unsere
Gesellschaft bestimmen.
Sicherheitsdenken geht logischerweise
mit Angstgefühlen einher und eine solche
Art zu denken verleitet mitunter zu
dummen Entscheidungen, insbesondere,
wenn mit dem bestehenden Gefühl der
Angst, das in der Regel einem Mangel an
Aufklärung und des Verständnisses
entspringt, Entscheidungen getroffen
werden. Politiker, Versicherungen,
Lernkurse und viele andere wissen das
und spielen bewusst mit der Angst der
Leute, wohl wissend, dass sie damit
immer einen Nerv treffen werden. Ich
möchte daher auf ein paar aktuelle
Beispiele eingehen, um zu verdeutlichen,
wo uns das von Angst angeleitete
Denken hinführen wird, wenn wir nicht
endlich mutig und offen alle Themen
ansprechen und sie nicht länger mit der
Kneifzange anpacken. Das muss
gleichwohl für jedes Thema gelten. Wir
müssen uns endlich klarmachen, welchen
Standpunkt die Stände der Gesellschaft
zu allen sie berührenden Themen
einnehmen. Ob sich dann ein
Kompromiss finden lässt? Einen Versuch
ist es wert.

1. Thilo Sarrazin
Das Erste, was mir zu Thilo Sarrazin
einfällt, ist Berliner Politiker und
Parteiquerulant. Da kann man schon sehr
eindrucksvoll an sich selbst feststellen,
wie die mediale Stigmatisierung ihren
Dienst getan hat. Anders als bei Markus
Lanz und Kollegen, die sich eher
positiver Berichterstattung und negativer
Kommentare von Zuschauern erfreuen
als der Herr Sarrazin, bei dem es sich
genau umgekehrt verhält. Über Sarrazin
selbst möchte ich nicht so viel
schreiben, denn anders als bei Markus
Lanz geht es in erster Linie um seine
Bücher und nicht um ihn als Person. Ich
verstehe daher auch nicht, wie er schon
in den Rang eines Dämons und Spalters
gehoben werden konnte, denn mit ein
bisschen Menschenkenntnis hätte man
leicht den Eindruck gewinnen können,
dass es sich um einen harmlosen
Beamten preußischer Schule handelt.
Sehr trocken und pedantisch in seiner
Ausdrucksweise, wie ein typischer
Beamter, der unaufgeregt zum 2434.Mal
den gleichen Antrag auf Erlaubnis zur
Errichtung einer Dachlaube
entgegennimmt, mit monotoner
Stimmlage und einem Fundus an Zahlen
und Statistiken, sodass jedes Buch über
statistische Erhebungen sich vor Neid
selbst zerreißen müsste. Ein sachlicher
Zeitgenosse, geprägt durch seine Bildung
und sein Umfeld – niemand, dem man
einen großen Roman zutrauen würde,
was nicht böse gemeint ist – ich selbst
sehe mich nicht in der Lage, einen
Roman zu produzieren. Alles in allem
ein sehr unaufgeregter und nüchterner
Mensch, der 1 und 1 zusammenzählen
kann. Kein großer politischer Agitator,
als den ihn viele Feinde und auch
Freunde[419] gerne sehen würden.
Sarrazin ist ein Mensch, den sich jeder
große Entscheidungsträger als rechte
Hand wünscht, ein Mann, der große
Visionen in die enge, praktische Form
umsetzen kann. Zumindest ist das meine
laienpsychologische Einschätzung nach
Einsicht in seine Vita, dem Betrachten
seiner öffentlichen Auftritte und dem
Lesen seiner Bücher. Dass er medial so
in den Fokus gerückt ist, lag also an
seinen Inhalten, was in der heutigen Zeit
schon ein Qualitätsmerkmal ist. Bereits
als Berliner Senator für Finanzen und
Vorstand der Deutschen Bundesbank
machte er mit seinen
Beispielkalkulationen eines
Ernährungsplanes für ALG2- Empfänger
auf sich aufmerksam, mitsamt der
Forderung, weniger Heizkosten zu
verursachen, indem man nicht so häufig
warm duscht und mal einen Pullover
mehr trägt. Letzteres habe ich während
meiner Studienzeit in meiner Wohnung
übrigens praktiziert – das erste Jahr
hatte ich eine Nierenentzündung, ab dem
zweiten nicht mehr. Ich habe über 4600
EUR in fünfeinhalb Jahren gespart. Da
es eine Wohnung für nur eine Person
war, hatte ich auch keine Probleme mit
der nur partiell anwesenden Frau, die ja
notorisch meckert, sobald es unter 17,5
Grad geht.
Also, schnell weg von der Person
Sarrazin, hin zu seinen Büchern. Als
Autor bin ich nicht erstaunt über den
Erfolg seiner Werke. Als ehemaliger
Politiker und Banker mit Kontakten nach
ganz oben und diskutablen
Meinungsäußerungen[420] in der
Öffentlichkeit waren die
Voraussetzungen für erfolgreiche Bücher
natürlich andere als die von einem
Nobody. Hinzu kam, dass der Axel
Springer- Verlag Lunte gerochen hatte
und sich finanziell das Recht zusicherte,
vorab Auszüge aus dem Buch
„Deutschland schafft sich ab“ zu
präsentieren. Die Bildzeitung hat
natürlich die auflagensteigernde
Thematik erahnt, davon lebt dieses
Blättchen, gerade in Zeiten, in denen
immer mehr Leser wegbrechen. Das
kann man Sarrazin nicht vorhalten, denn
wie sein Buch vermarktet wird, hat
allein der Verlag zu entscheiden. Ich
habe natürlich das Buch vorbestellt, da
mir klar war, dass es explosiv
einschlagen würde, und so besitze ich
eine der Erstauflagen, denn man kann nie
wissen, ob nachträglich nicht etwas
geändert werden muss. In dieser
Hinsicht hat ein Buch für mich einen
ideellen Wert, keinen finanziellen. Nun
kam also „Deutschland schafft sich ab“
auf den Markt, stürmte die
Bestsellerlisten und wurde die nächsten
Wochen mehrheitlich unsachlich
diskutiert. Das Sachbuch mit rotem
Einband, weißer Deckschrift und
provokativem Titel macht sofort auf sich
aufmerksam. Marketingtechnisch war
das Güteklasse 1a. Das Buch selbst, so
behaupte ich, wurde von den wenigsten
der Millionen Käufer bis zum Ende
gelesen. Ich habe es gelesen, weil ich
die sich entfaltende Diskussion in der
Öffentlichkeit mit allen Argumenten,
Wahrheiten und Unwahrheiten verfolgen
wollte. Es hätte geholfen, wenn auch
unsere Bundeskanzlerin länger
reingeblickt hätte, statt es als „nicht
hilfreich“ zu qualifizieren. An dieser
Aussage in diesem Kontext sind so viele
Dinge falsch, dass ich sie an Henryk M.
Broder verweisen möchte, der sich
damit ausführlich auseinandergesetzt hat.
Jedenfalls hätte ich der Kanzlerin die
Lektüre des Buches empfohlen, denn im
Elfenbeinturm neigen die Lakaien dazu,
einem nicht mehr den Zustand der
Bevölkerung klar zu vermitteln. Denn
der erfolgreiche Verkauf des Buches
hatte nicht nur mit dem Marketing zu tun,
sondern auch mit der Art und Weise, wie
Politik und Medien damit umgegangen
sind. Hierzu sei auch das neue Buch von
Sarrazin „Der neue Tugendterror“
empfohlen; in der ersten Hälfte geht er
auf diese Vorkommnisse genau ein. Zum
Buch selbst kann ich nicht viel sagen,
ohne in eine zu tiefe Rezension
einzusteigen. Die Sprache des Buches ist
sehr, sehr trocken, fast beamtenmäßig
und insgesamt nicht geeignet für
Leseamateure. Sarrazin reiht viele
Zahlen und Statistiken aneinander, ändert
seinen Duktus nicht, behandelt außerdem
schwierige Thematiken, denen man ohne
Vorkenntnisse kaum folgen kann, und
belegt alles mit zahlreichen Quellen.
Das Buch ist undankbar für all jene, die
am Abend oder für zwischendurch
leichte Literatur suchen, stattdessen
verlangt es Aufmerksamkeit und
Konzentration. Es besteht also die reelle
Gefahr, einen Satz in den falschen Hals
zu kriegen, ihn falsch zu zitieren, den
Kontext nicht zu verstehen u.dgl.m. Wie
bei Juristen im ersten Staatsexamen, die
mehrere Gutachten anfertigen müssen, ist
es ein Leichtes, mit etwas Willkür selbst
im besten Gutachten einen Fehler
ausfindig zu machen. Es kann und darf
daher nicht verwundern, dass sich die
mediale und politische Großinquisition
auf den Themenbereich im Buch von
Sarrazin gestürzt hat, der anscheinend
am angreifbarsten war und wie eine
offene Deckung im Panzer von Sarrazin
anmutete. Zum Kapitel möchte ich nicht
viel schreiben, sicherlich lag Sarrazin
nicht ganz falsch[421] mit seiner
Aussage, dass die Zuwanderung aus IQ-
schwachen Ländern den Durchschnitts-
IQ senken kann. Eine solche
naturwissenschaftliche These hat in
einer Medienwelt der politischen
Korrektheit, wo jeder Mensch gleich ist
und nur das Opfer seiner Umstände,
natürlich nichts zu suchen. Die Folgen
für alle Beteiligten, ausgenommen
Sarrazin selbst, waren ein sehr schlecht
ausfallendes Armutszeugnis. Sigmar
Gabriel verbrannte sich mit einem völlig
vorhersehbaren, scheinheiligen,
dämlichen Manöver selbst die Finger,
indem er versuchte Sarrazin aus der SPD
per Parteiausschlussverfahren zu jagen.
Das Ende ist bekannt, Sarrazin durfte
bleiben, Gabriel war
gebrandmarkt[422]. Insbesondere wurde
Sarrazin vorgehalten, dass er es wagte,
den jüdischen Volksstämmen genetische
Identität vorzuwerfen. Das bezeichnet
die Politik dann gerne als „krude
Thesen, mit denen am braunen Rand
gefischt werden soll“. Sarrazin hat aus
seinen Quellen nur wiedergegeben und
nacherzählt, die übrigens inhaltlich nie
in Frage gestellt worden sind, und
daraus Schlussfolgerungen gezogen. Alle
Kritiker verstummten nach einiger Zeit,
zwar mit Schaum vorm Mund, aber
nicht, weil sie sich im Unrecht sahen. Es
passierte das, was leider abzusehen war.
Es wurde viel herumgeschrien, wenig
diskutiert, noch weniger sachlich und
nach einiger Zeit verschwand das Thema
aus dem kollektiven Gedächtnis. Wie
praktisch, all diese unangenehmen
Dinge, die Herr Sarrazin angesprochen
hat, waren nun aus dem kollektiven
Bewusstsein gebannt. Zumindest für ein
bis zwei Jahre. Anders als bei Eva
Herman schafften es seine Häscher nicht,
ihn ins Abseits zu drängen, dafür waren
die Verkaufszahlen zu enorm. Sicherlich
hätte Johannes B. Kerner nur zu gerne
wieder die Anklagebank der
Selbstgerechten übernommen und den
Urteilsspruch selbst gefällt, der Vollzug
in Form eines Rausschmisses aus der
Sendung hätte dann auch erfolgen
können. Dazu kam es aber nicht und
Sarrazin schrieb noch zwei weitere
erfolgreiche Bücher. Die Causa Sarrazin
wird in sehr vielen Jahren als
exemplarisches Beispiel dafür dienen,
wie schlecht es mit der Meinungsfreiheit
in Deutschland um 2011 stand und wie
sehr die verkrusteten und verkalkten
Strukturen der Macht jede
unkontrollierte Opposition zum
Schweigen zu verdammen suchten. Es
wird deswegen exemplarisch stehen,
weil Sarrazin der Türöffner war. Die
Büchse der Pandora wurde von ihm
geöffnet und es gibt kein Zurück mehr.
In dieser Hinsicht hat Sarrazin
wahrscheinlich mehr erreicht, als er sich
zu träumen gewagt hätte. Schwer zu
sagen, was die Zukunft für Herrn
Sarrazin bringt, viele würden ihn gerne
bei der AfD sehen, insbesondere
Politiker aus dem Reihen der SPD[423]
– wenn der Querulant weg ist, so die
Schlussfolgerung, wählt die angepeilte
Klientel einen wieder verstärkt. Die
Zukunft der Politik in Deutschland ist ein
Themengebiet, welches ich in einem
eigenem Buch beackern möchte, aber der
SPD sei nur so viel gesagt: Wenn
weiterhin versucht wird, mit allen
halbwegs legalen Mitteln Thilo Sarrazin
aus der Partei auszuschließen, trägt man
schneller zur eigenen Beerdigung bei,
als einem lieb ist. So aber bleiben der
SPD sicherlich noch ein paar Jahre,
bevor auch sie in der Versenkung
verschwindet. Sarrazin selbst kann sich
die in Eigenregie geführte Demontage
seiner Partei in aller Ruhe ansehen, er
hatte geschworen, sein Parteibuch mit in
sein Grab zu nehmen[424], eine
Aussage, die dem Patenonkel des
verstorbenen Knut dem Bär, Siegbär
Gabriel, sicherlich nicht gefallen hat und
ihm akute Anfälle von Schaum vorm
Mund beschert. Was Sarrazin bisher
geschrieben und verfasst hat, war aus
inhaltlicher Sicht sicherlich nicht
bahnbrechend[425]. Es war aber enorm
wichtig, dass ein ehemaliger
hochrangiger Politiker und
Bundesbanker von seinem Status eine
Ansicht postuliert, die weit von dem
abweicht, was bisher vertreten wurde.
Mein Tipp, was die hauptsächlichen
Motive von Sarrazin waren, die ihn dazu
bewegt haben, unter die Schriftsteller zu
gehen: Sorgen um seine Heimat (klingt
pathetisch, sollte es aber nicht!) und ein
klein wenig Abrechnung mit den alten
Kollegen und Weggefährten. Auch wenn
er Letzteres nicht zugeben würde, um
sich in dieser Hinsicht nicht angreifbar
zu machen und den Nimbus der
Sachlichkeit nicht zu verlieren – es wäre
nur menschlich und nachvollziehbar.

2. Akif Pirinçci
Wenn Thilo Sarrazin ein preußischer
Beamter ist, dann ist Akif Pirinçci so
etwas wie sein Zwilling aus dem
Bizzaro Universum. Türke,
Einwanderer, sehr erfolgreicher Autor
mit Romanen über eine Kriminalfälle
lösende Katze, direkt und unverblümt
und ein fleißiger Steuerzahler, der nicht
auf Staatskosten lebt. Zudem ein stolzer
deutscher Bürger. Ich mag seine Vita,
seinen konfrontativen Schreibstil und
seine Art, sich auszudrücken. Von
anderen als „Hass-Türke“,
„Frauenhasser“, „Schwulenhasser“,
„Islamhasser“ und mehr diffamiert, dreht
er seinen Gegnern einen Strick und
verkauft unzählige Bücher. Ich kannte
Pirinçci vorher nicht, mir wurde er erst
durch „Deutschland von Sinnen“
bekannt. Einem Buch von 276 Seiten mit
einer wunderbar gefärbten Sprache.
Viele fanden und finden seine Wortwahl,
ob nun im Internet oder in seinem Buch,
anstößig oder fäkal. Ich denke, es ist die
einzige Sprache dieser Zeit, in der man
noch vernommen wird.
Warum ist also für Akif Pirinçci
schlecht, was für Frau Charlotte Roche
gut ist? Wenn es um Sexualität geht, kann
jeder in der Öffentlichkeit so über seine
Vorlieben plaudern, es wird gefördert,
schon bei den Kleinsten[426]. Ebenso
werden bevorzugt Gewaltvideos von
geköpften Geiseln und anderen auf den
Seiten diverser Nachrichtenportale
dargestellt. Es kann gar nicht genug mit
Gewalt und Sex aufgeladen sein. Es ist
das scheinbar Normalste der Welt und
Stimmen, die sich dagegen erheben, sind
verklemmte und vorgestrige Spinner mit
einer Sexualmoral, die puritanischen
Missionaren in Afrika aus dem 17.
Jahrhundert gleicht. Kommt aber mal ein
eingewanderter Türke daher, der sich
nicht in die Opferrolle stilisiert, nicht
gebrieft wurde und anfängt, auf Politik
und Medien, bevorzugt auf seine
„Freunde/Anwälte“, die Linken, Roten
und Grünen einzuhauen, steht die Welt
auf einmal Kopf. Dann heißt es, es gebe
keine Zensur in Deutschland, tatsächlich
würden Menschen wie Pirinçci eher
dazu beitragen, dass die Homophobie
und der Fremdenhass zunehmen und
Minoritäten dadurch nicht der
Unterdrückung entfliehen können[427].
Die Opferanwälte haben, spätestens
seitdem sich die Grünen einen
permanenten Platz im Bundestag und
dann in den Landtagen sichern konnten,
Hochkonjunktur. Da sieht man dann an
jeder Ecke hilfsbedürftige Opfer.
Unvergesslich das Bild von Özdemir
und Roth, als sie sich demonstrativ
Bootsflüchtlinge auf einer Veranstaltung
auf die Bühne geholt haben, bei denen
diese dann tränenreich über den
Überlebenskampf und den Tod der
Mitflüchtlinge zu berichten wussten. Ich
möchte hier nochmal klar Folgendes
herausstellen: Es geht mir um Heuchelei
und nicht um Migrationspolitik, sonst
müsste ich den Umfang des Buches
verdoppeln. Die Grünen sind ein Haufen
Heuchler – die Parteispitze besteht aus
elitären Opportunisten und die
Parteibasis aus völlig verblendeten
Gutmenschen, aber einmalig sind die
Wähler: gutbetuchte Klientel mit hohem
Doppeleinkommen aus dem Speck- und
Rotweingürtel. Wie bereits gezeigt, ein
einziger Pharisäerverein. Kein Wunder,
dass sie wie getroffene Hunde jaulen,
wenn Pirinçci, der rein oberflächlich
betrachtet einer von ihnen sein müsste,
sich komplett auf sie einschießt. Das ist
man ja nicht gewohnt, dass ein Migrant
den Opferanwälten ihre
Doppelzüngigkeit vorhält. Gerne
echauffiert man sich dabei über den Ton,
den Pirinçci anschlägt. Ich überlegte,
während ich das Buch verfasste, ob ich
auch über die Stränge schlagen sollte.
Aufgrund meiner Unerfahrenheit als
Autor und der Zeit, die ich mir gelassen
habe, verflog jedoch der rasende Zorn
und es blieb, ja, nennen wir es einfach
mal aggressives Unverständnis. Das ist
so eine schöne Wortkombination, so
könnte man auch den Konflikt im Nahen
Osten bezeichnen. Pirinçci hält sich
dagegen nicht zurück, er schreibt
unverblümt, wen oder was er scheiße
findet. Dabei kriegen all jene ihr Fett
weg, die seit den 70er Jahren den
politischen Duktus in der westlichen
Hemisphäre vorschreiben. Linke, Grüne,
neue Sozialisten, Emanzen,
Feministinnen, Klimagläubige,
Atheisten, Homosexuellenverbände,
Asylanten und viele mehr. Pirinçci greift
all jene Gruppen an, die aus seiner Sicht
seit Jahrzehnten Welpenschutz genießen
und dauerhaft gefördert werden, in den
Medien aber häufig als Opfer porträtiert
werden. Dazu möchte ich jetzt mehr
ausholen, denn ohne Hintergrundwissen
zu diesem Thema verläuft man sich
schnell im Sande und läuft Gefahr, in
einer Auseinandersetzung mit diesem
Thema schnell auf die emotionale
Schiene abzurutschen. Was per se nicht
schlecht ist, so lange es sich mit Fakten
unterfüttern lässt, und dazu gibt es mehr
als genug. Über die progressive
Leitpolitik ließe sich auch wieder ein
ganzer Foliant anfertigen, aber dafür
bleibt leider keine Zeit mehr, also muss
ich in Kurzform wiedergeben, in der
Hoffnung, dass sich jeder Leser dann
selbst mit entsprechenden Informationen
weiter versorgt. Es fällt mir auch
schwer, bei diesem Thema
kontinentaleuropäisch, speziell in
Deutschland, zu verbleiben, denn das
wäre zu kurz gefasst und würde den
Verdacht nahelegen, dass wir
diesbezüglich ein Sonderfall
wären[428]. Ich möchte dabei so
wertneutral wie irgend möglich
schreiben, denn ich hänge mich nicht an
den Begriffen der Politik auf: Progressiv
oder konservativ sind nur kategorische
Begriffe und dienen einzig und allein
dem Zweck, uns auseinanderzutreiben.
Es gibt nur Wahrheiten und Lügen,
dazwischen den Kompromiss. Ob man
das jetzt links oder rechts nennt, hat
jedenfalls nur plakative Wirkung.
Tatsächlich dominiert die sogenannte
politische Linke, progressive Richtung
(in den USA fälschlicherweise als
„Liberals“ bezeichnet[429]), den
politischen Kurs in Nordamerika,
Großbritannien und Europa seit vielen
Jahren, auch wenn gerne so getan wird,
als gäbe es noch die echten
konservativen Parteien. Progressiv, als
Gegenteil zum Konservatismus und
somit sich selbst als fortschrittlich
karikierend, verstehen sich die Anhänger
einer politischen Strömung, die mit dem
Industrialismus entstand und die soziale
Ungerechtigkeit bei den damaligen
Arbeitsbedingungen anprangerte. Über
die Jahre hinweg kamen immer mehr
Themenfelder hinzu: Familie, Schule,
Ethnien, Umwelt, Gesundheitswesen,
Währungspolitik, Ausbau des
Sozialstaats, Religion und Glaube und
vieles, vieles mehr. In den USA gilt der
ehemalige US-Präsident Woodrow
Wilson als der große Heilsbringer des
Sozialstaats, vielen mittlerweile als
Feindbild verhasst[430]. In Deutschland
ließe sich historisch wohl bei Bismarck
beginnen, so richtig gestartet hat es aber
wohl erst mit Ludwig Erhard. Im
Endeffekt ist es gleichgültig, denn es
sind nur Namen. Die Kernkomponente,
das Soziale, gewann bei den Parteien
zunehmend an Bedeutung und gelangte
fortwährend in den Fokus der
Öffentlichkeit. Kein Progressiver würde
es ablehnen, sich in einer Linie mit
bekannten Kommunisten wie Marx und
Luxemburg zu sehen, aber letztlich lehnt
man eine solche Kategorisierung dann
doch ab. Kommunisten gelten als
weltfremd und zu versessen auf
Autarkie, während sich Progressive als
globale Weltbürger, nein, Weltmenschen
sehen. Bürger würde ja implizieren,
dass es einen Staat gibt, welchem man
sich zuordnet, und solche
nationalistischen Grenzen werden strikt
abgelehnt. In Deutschland gewann die
progressive Bewegung mit Beginn der
70er Jahre enorm an Einfluss, denn der
damals prophezeite Gang durch die
Institutionen wurde auch umgesetzt.
Geboren aus dem Geist des verdrängten
Nationalsozialismus, wurde das ganze
System in Frage gestellt, mindestens
aber der Nationalismus. Politiker wie
Ströbele von den Grünen, die unter
diesem Zeitgeist aufgewachsen sind,
äußern sich dann auch in Angst, wenn
bei einer Fußball-WM zu viele deutsche
Fahnen geschwenkt werden – wer kann
es ihm verdenken, er sieht vor dem
geistigen Auge die SS aufmarschieren.
Es soll beim Lesen nicht der Eindruck
entstehen, als ob Progressivismus per se
schlecht sei – wie mit jeder ordentlichen
Idee wird sie aufgrund der von der
Begeisterung ihrer Anhänger getragenen
Ideologie zunehmend pervertiert und
treibt dann die abscheulichsten Blüten.
Deswegen, so heißt es zumindest in
Studien, seien Konservative die
pauschal glücklicheren Menschen, weil
sie sich nicht permanent den Kopf über
die Probleme der Welt zerbrechen[431].
Eine gesunde Einstellung, zumindest, bis
ein Zustand unerträglich wird und einen
selbst berührt. Progressivismus, die Idee
des andauernden Fortschrittes, kennt
keine Grenzen, sondern sucht diese
aufzuheben, wenn möglich mit Gewalt
oder Tücke, besonders gerne auch mit
falschen Versprechungen. Wer sich noch
mehr in die Thematik reindenken
möchte, die extrem verästelt ist und bis
in den Vorwurf der Eugenik reicht, dem
sei als Einstieg die Cloward-Piven-
Strategie empfohlen[432] oder aber auch
„Ecoscience“[433]. Kurzer Einblick: Es
mündet in der Kontrolle von Geburten
durch Massensterilisation und der
Überwachung der gesamten Bevölkerung
durch den Staat und die Polizei. Wie
bereits gesagt, ich versuche so
wertneutral wie möglich zu schreiben,
lesen Sie es selbst nach. Einer der
Autoren, John P. Holdren, ist
gegenwärtig Berater von Barack Obama.
Da soll noch einer sagen, es handele
sich um Verschwörungstheorien. Ich
meine, an Verschwörungstheorien ist nie
etwas dran!? Dass die UN in ihre
Tetanusimpfungen für kenianische
Frauen Wirkstoffe reingemischt hat, die
zur Sterilisation führen[434], das ist
zwar wirklich passiert, aber deswegen
ist es doch keine Verschwörung?
Kurzer Schwenk in die Gegenwart,
bevor wir uns zu sehr in die Geschichte
verirren. Surft man im Internet und blickt
man so um sich, so gelangt man schnell
zu folgenden Standpunkten:

Die Justiz ist eine


„Kuscheljustiz“ und lässt Täter-
vor Opferschutz gelten,
insbesondere kommen junge
Mehrfachintensivtäter mit
Migrationshintergrund, sog.
MITs, bei den Gerichten oftmals
mit geringen Strafen davon,
obwohl der Strafrahmen enorm
hoch liegt und in Gänze
ausgeschöpft werden kann.
Schwulen- und Lesbenverbände
bestimmten die Schul- und
Familienpolitik der
Bundesländer, insbesondere
derer, die durch linke
Regierungskonstellationen regiert
werden – in den Lehrplänen wird
die „Heteronormativität“[435]
verstärkt ersetzt durch eine bunte
und vielfältige Ansicht zur
Sexualität, wo jeder alles sein
kann, nur eben kein spezifisches
Geschlecht.
Der Staat hat für alles und jeden,
bevorzugt aber für „Flüchtlinge“,
aufzukommen. Nationalismus ist
unerwünscht und die Grenzen
müssen offen bleiben.

Religionen sind grundsätzlich


Dreck, als Ausnahme davon gilt
der Islam; einen Sonderstatus hat
das Judentum aufgrund der
historischen Vorbelastung.

Mehr wollte ich nicht aufführen, denn


dies sind Kernbereiche des
postmodernen Progressivismus und es
lassen sich daraus ohne Weiteres
Analogien zu den anderen Gebieten
ziehen. Sicherlich erhitzen die oben
genannten Bereiche die Gemüter derzeit
am meisten. Wie viel von diesen
Aussagen ist richtig? Um sich mit
Pirinçci richtig auseinanderzusetzen,
muss man verstehen, woher seine
Vorwürfe kommen. Wie verhält es sich
mit der „Kuscheljustiz“? Obwohl immer
wieder, gerade vom bekannten Professor
der Kriminologie Pfeiffer, in den Raum
gestellt wird, dass statistisch gesehen
die totale Anzahl von Kriminaldelikten
rückläufig ist[436], hat der
Durchschnittsbürger einen anderen
Eindruck. Wie das mit Statistiken ist,
muss ich hier nicht weiter aufführen.
Welche Parameter in die Berechnung
eingeflossen sind und welche nicht,
macht einen gravierenden Unterschied
im Endergebnis aus. Zumal bei diesen
Statistiken nicht auf die Herkunft der
Täter zu schließen ist, was einen
Nachweis des o.g. Vorwurfs kaum
möglich macht. Mir ist auch vor Kurzem
wieder ein Gespräch aus dem Jahr 2008
eingefallen, wo sich damalige
Kommilitonen bei mir über die Alt-
68er- Professoren im Strafrecht
ausgelassen haben, weil diese so auf den
Täter fixiert seien und die Belange des
Opfers außer Acht lassen, bzw.
ausblenden. Damals dachte ich mir
schon, dass in Zukunft eine neue Strenge
in deutsche Justizhäuser einziehen
könnte, wohlgemerkt könnte, denn
zwischen dem, was sich Studenten
vorstellen, und dem, was in der Praxis
geschieht, liegen nochmal ein paar
Hindernisse. Wie es der Zufall so will,
war das kein subjektives Empfinden,
sondern unter deutschen Jurastudenten
nimmt die Forderung nach härteren
Strafen tatsächlich zu[437], was wohl
ein weiterer Beleg dafür ist, dass der
Zeitgeist des Progressivismus im
Sterben liegt und durch einen modernen
Konservatismus ersetzt wird, der
fortschrittlich auf neue Technologien
ausgerichtet ist, aber auf altbewährte
Tugenden und Sitten setzt.
Fraglich ist auch, wie es zu werten ist,
dass viele Täter von der Freiheitsstrafe
verschont bleiben, weil der
Gefängnisaufenthalt eines einzigen
Insassen zu teuer ist[438]. Dafür sind
sich aber alle Polizeibehörden einig
darin, dass die Intensität der Gewalt
zugenommen hat, sonst lässt sich nur
schwer erklären, dass bei
Zusammenstößen von muslimischen
Gruppen in Hamburg bereits Macheten
zum Einsatz kommen[439]. Das sind
Straßenschlachten, manche sehen es als
Omen für einen kommenden
Bürgerkrieg. Hat die Kuscheljustiz dazu
beigetragen? Zahlreiche Strafrichter
sehen dies so, insbesondere jene aus
Berlin, die sich mit Großfamilien aus
dem Libanon und anderen Ländern
tagtäglich auseinandersetzen. Es ist
schwer, hier einen Hebel anzusetzen.
Offensichtlich scheitert der Aspekt der
Resozialisierung, und zwar dramatisch.
Eine härtere Strafe führt regelmäßig
auch nicht dazu, den Straftäter wieder
auf die Straße der Vernunft zu führen.
Wir stehen also vor einer Frage der
Abwägung: Schützen wir die
Gesellschaft vor dem Täter und sperren
ihn weg oder lassen ihn laufen und
hoffen darauf, dass nichts passiert? Hier
würde ich an dem geheuchelten Begriff
der Resozialisierung nicht hängen
bleiben – es geht, ganz pragmatisch, um
die Staatskasse. Sobald die
Bundesregierung einen Weg findet, die
Justizvollzugsanstalten zu privatisieren,
wird dies auch passieren. Volle
Gefängnisse schützen auch nicht vor
weiterer Kriminalität, wie die
überfüllten Gefängnisse in den USA
zeigen. Kriminalprävention ist also ein
Feld, das nochmal beackert werden
sollte. Da wir der Wahrheit letzten
Schluss also noch nicht gefunden haben,
verbietet sich eine Diskussion nicht,
auch nicht unter dem Vorwand, „es
werde auf Stammtischniveau nach
härteren Strafen geschrien“. Je stärker
es unter dem Teppich gekehrt wird, umso
lauter werden die Menschen brüllen. Es
reicht bereits aus, dass man ein vages,
subjektives Gefühl empfindet, dass
„man abends nicht mehr allein auf die
Straße kann“ aus Angst, an der nächsten
Ecke ausgeraubt und dabei fast
totgeschlagen zu werden. Solche Fälle
gibt es genug, Links dazu erspare ich
mir. Der Begriff der Kuscheljustiz ist
nicht weit hergeholt, das wusste schon
Jugendrichterin Kirsten Heisig. Warum
sollten wir also nicht offen darüber
diskutieren und Missstände ansprechen?
Worin liegt das Problem, dass ein
Großteil der jugendlichen
Mehrfachintensivtäter aus islamisch
geprägten Ländern stammt? Selbst jetzt,
mit der aktuellen ISIS-Thematik, dreht
sich die Diskussion wieder im
Kreis[440], es wird vor purem
Aktionismus gewarnt. Mir scheint, uns
gehen die Ideen und damit auch die
Floskeln aus. Der Erfolg von Pirinçci
und Sarrazin basiert auch darauf, dass
sie das Bedürfnis der Menschen stillen
nach einem, der „Klartext“ spricht. Kein
verschwurbeltes Politsprech, wo der
Abzug deutscher Soldaten aus
Afghanistan und der gleichzeitige
Wiedereinsatz in einem anderen Gebiet
als „Abzugsdividende“ bezeichnet
werden[441]. Auf keinen Fall darf die
intensivierte Gewalt auf den Straßen zu
mehr Staat führen, ein Polizeistaat wäre
der falsche Rückschluss aus diesen
Ereignissen und wir wären gezwungen,
die gleichen Fehler nochmal zu begehen.
Der Hebel könnte
strafprozessualrechtlich anders angesetzt
werden: Eilverfahren, kreativere
Strafandrohungen wie
Führerscheinentzug und konsequent
durchgeführte Abschiebung oder
Ähnliches. Wenn Justizbehörden und
Gerichte schnell agieren und dem Täter
keine Zeit lassen, das Verbrochene zu
verarbeiten, ist die Wirkung der Strafe
wesentlich effektiver. Stattdessen ist die
einzig relevante Diskussion im
Strafrecht gegenwärtig jene, ob der
Straftatbestand des Mordes, gemäß §
211 StGB, abgeändert werden soll, da es
sich nachweislich um einen Paragrafen
aus der Feder der Nazis handelt[442].
Ich sehe jetzt schon, wie sich der SPD-
Justizminister Maas dann dafür feiern
lässt als Ritter der Gerechtigkeit,
Bezwinger der Nazis und post mortem-
Attentäter von Hitler, nachdem § 211
StGB umformuliert worden ist[443] –
während dringlichere Probleme auf der
Strecke bleiben. 1:0 für Pirinçci.
Kommen wir zur Schwulen- und
Lesbenpolitik. Auch so ein Thema, wo
viele duckmäusern, keine Position
beziehen wollen und es nicht mal mit der
Kneifzange angehen möchten. Daher
mache ich meine Positionen kurz und
knapp klar: Sollten Kinder in der
Schule, im Sexualkundeunterricht
darüber aufgeklärt werden, dass es
Homosexualität und entsprechende
Beziehungsmodelle gibt? Klar. Sollte
der Fokus weiterhin auf dem
heterosexuellen Beziehungsmodell
liegen? Ja. Sollten Kinder ab der dritten
Klasse über Analsex, Gangbang,
Oralverkehr und ähnliche Praktiken
anhand von entsprechendem Material
aufgeklärt werden? Nein. Dazu gleich
mehr, aber primär liegt die Aufklärung
immer noch in den Händen der Eltern,
ansonsten zählt die eigene Erfahrung.
Sicherlich schlagen jetzt einige die
Hände über den Kopf zusammen, aber
genau das ist einer der Aspekte des
Progressivismus. die nicht
fortschrittlich, sondern
menschenfeindlich sind. Dass der
Vorwurf der Pädophilie auch nicht weit
weg ist, werden wir später anhand
entsprechender Quellen nachvollziehen
können. Was soll man Kindern sonst
noch mitgeben außer dem gut gemeinten
Ratschlag, sich Zeit zu lassen, ein
Kondom zu benutzen und ansonsten, sich
darauf zu freuen? Was verspricht man
sich davon außer Gekicher,
präpubertäre[444] Kinder mit
„Spielarten“ der Sexualität zu
konfrontieren? Aufklärung und Toleranz?
Da muss ich Sie leider enttäuschen,
diese Eigenschaften benötigen der
dauernden Reflektion und sind eher
typische Merkmale des
Erwachsenenalters oder der
fortgeschrittenen inneren Reife. Ein
Fokus auf homosexuelle
Lebenspartnerschaften lässt sich auch
nicht demokratisch mit der Stimme der
Mehrheit rechtfertigen: So sind in
Deutschland wohl zwischen 1,1 - 2,7
Prozent der Männer und 0,4 – 1,3 % der
Frauen homosexuell[445]. Ein kleiner
Teil der Bevölkerung, und natürlich gibt
es eine Dunkelziffer an Menschen, die
sich nicht nach außen hin zur ihrer
Sexualität bekennen, weil sie sich vor
Stigmatisierung fürchten. Das hat aber
nichts damit zu tun, dass es in
Deutschland so offensichtlich homophob
zugehen würde, sondern es hat einzig
und allein mit der Person und ihrem
direkten Umfeld zu tun. Genaugenommen
interessiert es die wenigsten, was für
sexuelle Präferenzen Sie haben, so lange
diese legal und nicht sittlich unterster
Stufe sind. Wenn überhaupt, wird man in
diesem Land im Verborgenen
diskriminiert, das lässt sich durch
Umschulung aber nicht abändern,
genauso wenig, wie man Hitler aus den
Köpfen der Leute bekommt[446].
Ansonsten lebt es sich hier relativ frei
und gut, egal für wen. Wer das Gegenteil
behauptet, soll Argumente liefern,
ansonsten ist er Heuchler und
Opferanwalt und profiliert sein eigenes
Ego. Klärt die Kinder und Jugendlichen
in den Schulen ruhig über
Homosexualität auf, aber lasst sie ihre
eigene Entscheidung treffen. Auf-klären
bedeutet, die Nebelschwaden zu
beseitigen, auf dass man klar und
deutlich sehen kann. Es bedeutet, nicht
indoktrinieren, also Belehrung. Und
mehr ist auch nicht nötig, lasst jedes
Kind und jeden Menschen selbst die
Entscheidung treffen, wen und wenn ja,
wie viele er oder sie lieben will.
Sexualität ist der Teil der intimen
Identität und als solche sollte sie auch
gelebt werden. Setzen wir ein
Individuum unter Druck und nehmen ihm
die Möglichkeit, diese Entscheidung für
sich selbst zu gewinnen, beschneiden
wir ihn der daraus gewonnenen Reife.
Der Nährboden in Deutschland ist noch
ein freiheitlicher, keine Institution und
kein Unternehmen werden den Menschen
wegen seiner sexuellen Präferenzen
diskriminieren, dafür trägt das
allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
ausreichend Sorge. Also sollten wir
aufhören so zu tun, als würden in
Deutschland Homosexuelle massiv
diskriminiert und unterdrückt. Daraus
schlussfolgere ich auch die weitere
Betonung des heterosexuellen
Beziehungsmodells im
Sexualkundeunterricht an den Schulen.
Nicht, weil ich so ein geiler
Machohengst bin und es in Bibel, Thora
und Koran steht, sondern weil es so
vorgegeben ist. Auf welchem Fundament
Sie das begründen, biologisch-
evolutionär oder religiös-spirituell,
macht dabei keinen Unterschied. Es liegt
ein offensichtlicher Kontrast zwischen
Mann und Frau vor und aus deren
Vereinigung entstehen Kinder. So, jetzt
habe ich es gesagt, zwei plus zwei ergibt
vier. Was gibt es daran zu rütteln? Das
ist doch keine Wertung! Niemand bei
Verstand sagt, weil Mann und Frau
Kinder zeugen können, dass andere
Menschen, die gleichgeschlechtliche
Partnerschaften eingehen, deswegen
minderwertig, falsch gepolt oder krank
seien. Es zwingt auch niemand das
heterosexuelle Pärchen, Kinder zu
bekommen. All dieser „gesellschaftliche
Druck“, den machen Sie sich selbst,
weil Sie ihn an sich heranlassen. Wenn
Eltern die Tochter verstoßen, weil sie
eine Lesbe ist, was wollen Sie dagegen
tun? Wenn die Großeltern enttäuscht von
den Enkeln sind, weil diese selbst keine
Kinder wollen, was wollen Sie dagegen
tun? Sich wegen Diskriminierung Ihres
Lebensmodells ausheulen? Soll der Staat
jetzt diese Personen in ein
Umerziehungscamp stecken und ihnen
Toleranz eintrichtern? Leben und leben
lassen ist die Maxime des neuen
Jahrtausends, aber wir können diese
Maxime niemandem mit Gewalt
eintrichtern, das wäre ein
Wertungswiderspruch. Wenn wir das
jetzt auf den Schulunterricht beziehen,
der wissenschaftlich-ethischen
Grundsätzen genügen soll, was ziehen
wir für eine Konsequenz? Keine. Mann
und Frau können durch
Geschlechtsverkehr Kinder bekommen.
Fertig. Dass man sich bei Facebook in
eine von 60 anderen
„Geschlechterkategorien“[447] einteilen
lassen und in einer Patchwork-
Multikulti-Familie von
transgendersexuellen, polyamoren
Menschen leben kann, hat im
Schulunterricht nichts zu suchen,
jedenfalls nicht im
Sexualkundeunterricht, sondern eher im
Sozialkunde- oder Politikunterricht. Im
besten Falle stiftet es nur Verwirrung.
Auch Kinder entscheiden sich nicht mit
sieben oder acht, ob sie später eine
Familie gründen oder heiraten wollen,
meist plappern sie nur blöde daher. Ich
kann man mich nicht mal daran erinnern,
dass in meinem eigenen Schulunterricht
so viel Wert auf dieses „klassische
Lebensmodell“ gelegt worden ist. Zumal
die Ehe als Lebensmodell zunehmend
abnimmt[448]. Genauso gut könnte man
Mädchen im gebärfähigen Alter darüber
aufklären, dass es die Möglichkeit der
In-vitro- Fertilisation u.Ä. gibt. Aber
das tut niemand, weil es eine
persönliche Entscheidung im
Lebensmodell des einzelnen Menschen
ist. Nochmal: Schule soll aufklären,
nicht be-lehren. Negativbeispiel: Kinder
in den Grundschulen in Nebraska sollen
zukünftig nicht mehr
geschlechterspezifisch angesprochen
werden, sondern als „purple penguin“,
purpurner Pinguin[449]. Das sind genau
die Beispiele, die beweisen, wie
progressive Denker zu weit gehen und
nur der Änderung wegen etwas
verändern wollen. Das entstammt der
verschrobenen Idee, dass Menschen
durch ihre Umstände zu einem
Geschlecht erzogen werden. Die meisten
Naturwissenschaftler wehren sich
mittlerweile vehement gegen die
Gendermainstreamrichtung, die solche
Ansichten propagiert[450]. Die Gender-
Ideologie ist reine Heuchelei und beruft
sich auf Menschenrechte, argumentiert
dabei aber anti-biologisch und
soziologisch oder rein biologisch und
anti-soziologisch[451], je nachdem, wie
es passt: mal Frauenquote für Frauen,
dann Toiletten für alle usw. Gender
wurde längst als eine faschistische
Ideologie enttarnt, die pauschale Täter-
und Opferrollen verteilt. Dazu könnte
man noch diverse Experimente aus den
60er Jahren anführen, wo einem
männlichen Baby der Piephahn
abgetrennt worden ist, um ihn als Frau
heranzuziehen und damit zu beweisen,
dass das angeborene Geschlecht nichts
aussagt – das Ende der Geschichte ist so
tragisch wie komisch: Als er in jungen
Jahren als Erwachsener von seinem
„Glück“ erfuhr, bekam er eine Sinnkrise,
ließ sich eine Penisprothese anfertigen
und brachte sich dann selbst um[452].
Der junge Mann hieß David und selbst
als geschlechtsumgewandelte „Brenda“
verhielt er sich in seiner Kindheit, wie
sich Jungs in diesem Alter
typischerweise verhalten. Es gibt nicht
wenige aus der Gendermainstream-
Richtung, die dieses Experiment wohl
gerne auf die gesamte Bevölkerung
ausdehnen möchten. Ähnlich wie mit
anderen gescheiterten Experimenten in
der Menschheitsgeschichte, bspw. dem
Kommunismus und Kapitalismus, fällt
dann dieses Totschlagargument, dass
„die Leute es einfach falsch gemacht
hätten“. Wer eine unumstößliche Sache
so lange zu beweisen versucht, bis sich
auch der Letzte entsetzt an die Stirn
schlägt, der ist blind vor
Selbstverleugnung. Solche Menschen
haben in verantwortlichen Positionen
nichts verloren, sondern sollten sich in
eine stille Ecke setzen und ernsthaft über
das eigene Leben nachdenken. Jedenfalls
empfehle ich hier die weitere Recherche
in Eigenregie und nicht auf vorgefertigte
Meinungsäußerungen in Talkshows zu
vertrauen.
Der Ethikrat würde ja gerne bei Inzest
die Grenzen der Strafbarkeit
aufheben[453] – die hauptsächliche
Gefahr ist nicht nur die genetische
Vermengung von beinahe identischem
Erbgut, sondern der Nachahmungseffekt.
Wer sagt denn, dass dann nicht
Sodomisten, Päderasten und Konsorten
auch „ihr Recht“ fordern? Wie soll man
damit umgehen, dass die Regierung in
Nordrhein- Westfalen den
Sexualkundeunterricht in die Hände von
fragwürdigen Vereinen gibt, die den
Kindern empfehlen, sich gegenseitig zu
massieren und einen Puff für alle zu
entwerfen[454]? Wenn Sexualität im
frühen Alter unschädlich sei, dann
fordere ich auch die Abschaffung der
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
Medien, die mir in Deutschland zu viele
Videospiele und Filme für Erwachsene
indiziert! Gott, mein videospielsüchtiges
10-jähriges Ich hätte gejubelt. Es gibt
wohl aber gute Gründe, warum explizite
Gewaltszenen nicht Minderjährigen
zugänglich gemacht werden sollen. Dies
gilt auch für pornografische Inhalte. In
der Schule, durch einen externen
Dienstleister, ist es aber in Ordnung,
über Gang Bang zu reden? Als
Gesellschaft müssen wir uns also fragen,
wo wir wieder die Grenze ziehen. Auch
der Verband baden-württembergischer
Philologen hat sich aggressiv gegen die
Bildungspläne diverser
Landesregierungen geäußert, da
befürchtet wird, dass die 10- bis 14-
Jährigen mit all der sexuellen Vielfalt
einfach überfordert seien[455] – die
Pornografisierung des Schulunterrichts
überfordere nur unnötig die verstandes-
und gefühlsmäßigen Kapazitäten der
minderjährigen Schüler. Das sind
Vorwände, die von allen möglichen
Seiten vorgetragen werden, welche aber
durch die grün-rote Landesregierung
gekonnt ignoriert werden. So muss man
sich nicht wundern, wenn demnächst
wieder Tausende von Menschen auf die
Straße gehen werden und die
Landeshauptstadt auf den Kopf
stellen[456].
Ich schrieb mal einen Kommentar auf
der Website einer großen Onlinezeitung,
der sehr viel Anklang fand. In dem
Artikel, den ich kommentierte, ging es
um Internetpornos, die Generation Porno
und einen Sexualtherapeuten, der im
Prinzip Internetpornos verharmlosend
darstellte – mein Kommentar war
sachlich und nüchtern geschrieben. Ich
machte darauf aufmerksam, dass
Streaming- Pornos nicht mit
Nacktcollagen in der „Praline“
gleichzusetzen seien und es insoweit ein
riesiges Sozialexperiment darstellt, eine
gesamte Generation von Kindern und
Jugendlichen den Internetpornos
auszusetzen. Es gibt keine Kontrollen
oder Schutzmechanismen, niemand weiß,
was nach dem Dauerkonsum im
Unterbewusstsein hängen bleibt. Dass
daraus eine Sucht entstehen kann, wird
niemand bei Verstand bezweifeln.
Ebenso, dass zunehmend die
Hemmschwelle fällt und beim
konsumierten Material immer mehr
Grenzen gesprengt werden. Mir wurde
„Alarmismus“[457] vorgeworfen, denn
die vorigen Generationen hätten die
sexuelle Aufklärung ja auch überlebt,
ohne dabei durchzudrehen. Seltsam, dass
der Mensch hier nicht schutzbedürftig ist
und die Progressiven sich ach so liberal
und aufgeklärt zeigen. Mein Einwand
war der, dass noch nie zuvor eine junge
Generation von Menschen die
Möglichkeit hatte, auf so viel Material
ungehemmt zugreifen zu können. Dabei
handelt es sich um einen der sensibelsten
Bereiche des Lebens, dem man sich
zwar neugierig, aber auch vorsichtig
nähern sollte. Es wäre unvorteilhaft, in
jungen Jahren mit heftigsten Sadomaso-
Filmen konfrontiert zu werden, die sich
ohne Weiteres im Internet konsumieren
lassen können. Dass diverse Vereine in
den USA die 15-Jährigen darüber
aufklären, dass SM-Spielchen was ganz
Normales sind und von großem
gegenseitigen Vertrauen der Partner
zeugen, ist einfach unfassbar. Als 15-
Jähriger hat man Probleme, die erste
Verliebtheitsphase zu überstehen, und
soll sich dann über „Bondage“
Gedanken machen? Das ist Wahnsinn
und nicht Sparta. Mir wurde dann im
Kommentarbereich Prüderie
vorgeworfen, wobei ich davon noch
weiter entfernt bin als vom Alarmismus-
Vorwurf. Wie bereits gesagt, welche
Vorlieben zwei, drei oder hundert
Menschen in ihren privaten Gemächern
im Einverständnis miteinander ausüben,
ist mir nicht nur egal, ich verschwende
keinen einzigen Gedanken daran, weil es
privat ist. Schon mal gehört? Privat?
War einst ein wichtiges Wort. . .
Am ehesten stimme ich noch der These
zu, dass empfundenes Bedürfnis und
tatsächliches Erleben stark
auseinanderfallen. Das lässt sich
mittlerweile für alle Lebensbereiche als
allgemeingültige These aufstellen: Geld
haben wollen, aber arm sein; berühmt
sein wollen, aber sich unwichtig fühlen;
wie ein Model aussehen wollen, aber
sich hässlich fühlen. Unser Gehirn
vergleicht permanent die Informationen,
also unsere tagtäglichen Eindrücke, mit
denen wir es füttern. Gedanken,
Emotionen, Gesagtes, Getanes. Oftmals
wünschen wir uns etwas, das wir noch
nicht haben und von dem wir auch nicht
glauben, es haben zu können. Aus
Eigenschutz füttern wir dann das Gehirn
mit einem vagen Gefühl der Hoffnung
und treudoof, wie es ist, lässt es sich
vertrösten. Dann vergehen Zeit und
Raum und die Sehnsüchte werden immer
stärker, aber die Befriedigung ist immer
noch nicht eingetreten. Ab diesem
Zeitpunkt wird es kritisch, denn das
Gehirn stellt die Diskrepanz zum ersten
Mal bei völligem Bewusstsein fest.
Unzufriedenheit macht sich breit im
Menschlein. Nach gleichem
Mechanismus funktioniert Facebook, nur
eben viel effektiver: „Freunde“ posten
ihr geiles Leben, das Gehirn vergleicht
die Informationen und erstellt einen
Trugschluss, dass nämlich das eigene
Leben nicht so geil ist. Und mit Pornos
im Internet ist es nichts anderes – was
dort dargestellt wird, steht in starker
Diskrepanz zum eigenen Erleben – für
Erwachsene deprimierend, für Kinder
und Teenager möglicherweise fatal. Ich
schreibe bewusst möglicherweise, denn
die Auswirkungen wurden nicht
untersucht. Vielleicht verarbeiten die
Kids die neue Freiheit ja doch besser,
als wir denken? Vielleicht sind sie ja
wirklich so abgeklärt und cool? Und
vielleicht himmeln sie ja gar nicht Justin
Bieber und Miley Cyrus an? Da ich das
Internet nicht verbieten will und
niemandem den Zugang zu diesem
Thema vorschreiben möchte, kann ich
das Anliegen der Eltern aus Baden-
Württemberg auch gut nachvollziehen. In
der Petition zum Bildungsplan
2015[458] haben sich 192.000
Unterstützer gegen die neuen
Bildungspläne der grün-roten Regierung
unter Winfried Kretschmann
ausgesprochen. Sie befürchten, dass der
Sexualkundeunterricht „outgesourced“
wie in NRW wird, an einen externen
Dienstleister, der dann unkontrolliert die
bunte Vielfalt der Sexualität erläutert
und dubiose Verbindungen zu lehrenden
Knabenliebhabern aufweist. Sie halten
das auch für eine Verschwörungstheorie?
Eliten aus Politiker- und Bankerkreisen
stehen in Geschäftsbeziehungen mit
Kinderhändlern. Nach dem Fall des
Belgiers Dutroux, der bereits aussagte,
dass hinter ihm ein mächtiger Apparat an
Menschen stehe, kam jetzt ein neuer Fall
ans Tageslicht: Der britische
Geheimdienst MI5 deckte jahrelang
einen gewaltigen Kinderschänderring,
bestehend aus Berühmtheiten, Politikern
und Richtern[459]. Verstehen Sie jetzt,
warum man dem Staat nicht trauen darf?
Die Eltern wollen das lieber selbst in
der Hand haben und ihren Kindern die
Möglichkeit geben, sich diesem Thema
alleine und in Eigenverantwortung zu
nähern. Geht es nicht gerade um dieses
exklusive Primat der Eltern? Einem
frisch in die Welt hineingeborenen
Menschen all das Rüstzeug und die
Erfahrung in konsequenter, aber
liebevoller Erziehung mitzugeben,
sodass er mit Erreichen der
Volljährigkeit sein Leben meistern kann?
Wir sprechen hierbei von
Grundvoraussetzungen, nicht von Details
der Lebensgestaltung – das betrifft doch
auch gerade den Bereich sexueller
Erfahrungen. Mehr möchte ich zu diesem
Thema nicht schreiben, da es extrem
anstrengend ist und die Positionen
dermaßen verhärtet, dass man sich nur
im Kreis dreht. Ich jedenfalls habe
Position bezogen und mit Quellen belegt,
dass die Motive für diesen
Sexualkundeunterricht 2.0 zumindest
fragwürdig sind. Warum wird wieder an
einem bisher funktionierenden
Bildungsbereich rumgepfuscht[460],
wenn andere Bereiche eher dringende
Reformierung brauchen, zum Beispiel im
Politik- und Wirtschaftsunterricht, in
welchem der richtige Umgang mit Geld
gelehrt werden sollte.
Pirinçci hat sich in seinem Buch
ebenfalls damit auseinandergesetzt und
es zu Recht kritisiert. Zudem hat die
Politik über die Köpfe der Eltern
einfach hinweg entschieden. Und wie
passt es mit der Tatsache zusammen,
dass muslimische Kinder in NRW vom
Sexualkundeunterricht freigestellt
werden, aber die Mitschüler am
nächsten Tag von allerlei Praktiken zu
berichten wissen? Nicht sehr
fortschrittlich gedacht, aber in der
multikulturellen Welt lässt sich ja alles
unter einen Hut bringen. Vielleicht hätte
man einfach mal die Eltern fragen sollen,
aber was wissen die schon, sind ja nur
deren Kids. Lapidar kann man dann im
Internet lesen oder von Bekannten hören:
„In so einem Land setze ich doch keine
Kinder in die Welt!“ Das sind sonst
Sätze, die man von Kriegsbeteiligten
hört oder liest, für Deutschland ist es
einfach nur peinlich.

Zum Nationalismus habe ich mich


bereits ausführlich geäußert. Hier hat
Pirinçci ebenfalls die „falsche“ Seite
gewählt, denn er findet Deutschland gut
und ist dankbar, hier zu leben. Er sollte
es als Türke eigentlich besser wissen –
Klappe halten oder Deutschland
schrecklich rassistisch finden. Gleiches
gilt für Flüchtlinge. Ich möchte allen
Lesern, deren große Liebe der
Geschichtsunterricht nicht war, nochmal
die Erinnerung auffrischen: Roms
Untergang, ca. datierend 300 bis 600
nach Christus, war u.a. die völlig
fehlgeleitete Flüchtlingspolitik, welche
die Ströme in Europa nicht mehr zu
kontrollieren verstand. Kann Europa an
der Flüchtlingspolitik zerbrechen? Ein
ganz klares Ja, auch wenn nicht wenige
behaupten, dass wir heute ja reifer und
weiter seien. Und es wird uns so
verkauft werden, dass die EU noch mehr
Kompetenzen brauchen wird, um mit den
Sorgen und Nöten unserer Zeit fertig zu
werden. In anderen Ländern gibt es
dafür Volksabstimmungen, bei uns
werden die Parlamentarier natürlich
gerne bereitwillig mehr Kompetenzen
abtreten. Überhaupt das Thema
Flüchtlinge, auch wieder so etwas, an
dem man sich „gerade als Deutscher“
die Finger verbrennen kann. Da fallen
dann gerne mächtige Schlagworte:
„humanitäre Katastrophe“, „notleidende
und vom Krieg geplagte Opfer“, „Pflicht
und Gebot der Nächstenliebe“ etc. Kein
Wunder, dass dieses Thema so geladen
ist, bei diesen terminologischen
Tretminen, die einem da ausgelegt
werden. Mal Butter bei die Fische:
Flüchtlinge, ja oder nein? Die Frage ist
ernst gemeint und an Sie, den Leser,
gerichtet. Seien Sie lieber ehrlich als ein
Heuchler. Wer kraftvoll und offen Nein
sagt, hat seine Gründe und kann darüber
reden. Wer so ein hingeschwurbeltes
„Naja, aber also die anderen Länder
und überhaupt ist Deutschland ja schon
Zahlmeister der EU, wo kommen wir
denn da hin und ich will ja nicht
fremdenfeindlich sein. . .“ klingt wie ein
Politiker und genau von der Sorte
brauchen wir ja nun nicht noch mehr.
Nehmen Sie dazu bitte eine feste
Position ein, Ihre wirklich genuin eigene
Position, nicht die opportune und/oder
beliebte. Es handelt sich hier um eine
Frage, die über Bürgerkrieg und Frieden
entscheiden wird, und mal unter uns, der
Krieg steht kurz bevor. Es bringt nichts,
Flüchtlinge aufzunehmen, um nicht als
Nazi zu gelten, während man gleichzeitig
die Fäuste in der Tasche ballt.
Historisch betrachtet gab es in jedem
Staat der Welt Probleme mit
Flüchtlingen. Nicht, weil sie irgendwie
anders aussehen oder komisch reden,
sondern weil sie ein bisher gefestigtes
Gesellschaftsgefüge sprengen können. Es
erfordert einen enormen Kraftakt von
beiden Seiten, günstige Umstände und
Kompromisse, um Flüchtlinge in ein
bereits festes System einzufügen.
Flüchtlinge werden durch Katastrophen
aus dem eigenen Gefüge gesprengt, sind
orientierungslos und sollen nun einfach
mal so aufgenommen werden.
Verständlich, dass auf beiden Seiten die
Nerven überstrapaziert sind.
Flüchtlingen wird dabei gerne einiges
erlaubt, abgeschoben wird da aufgrund
schwieriger Einreiseregelungen
innerhalb der EU und der eigentlichen
Umsetzung wenig[461]. Von den
Einheimischen wird dabei erwartet, die
Neuankömmlinge mit Wohlwollen und
am besten einem Zimmer in der knapp
bemessenen Wohnung willkommen zu
heißen. Wurde zumindest mehrmals von
diversen Politikern gefordert[462] –
unklar, ob vielleicht auch der
Bundesgaukler Joachim Gauck das
Schloss Bellevue öffnet und auch ein
Plätzchen in seinen spärlichen
Gemächern anbietet? Als Grüßaugust
vom Dienst sollte man mit gutem
Beispiel vorangehen und mal gemeinsam
das präsidiale Tulpenbeet beackern.
Vielleicht hilft ja der ehemalige SS-
Mann Günter Grass mit, der ja offen
fordert, dass Flüchtlinge in private
Wohnungen zwangseinquartiert
werden[463]. Wie Sie lesen, kann ich
mich bei dem Thema mit den spitz
formulierten Sätzen auch nicht
zurückhalten. Ich passe mich insoweit
dem längst nicht mehr sachlichen Ton an.
Denn es wird als eine Frage
ausformuliert, die nur ein Ja (Leben)
oder Nein (Tod) zur Antwort haben
kann. Wer gegen die Aufnahme von
weiteren Flüchtlingen ist, macht sich,
natürlich, des Nationalsozialismus,
Rassismus, der Homophobie und des
Frauenhasses verdächtig. Dabei ist es
simpel. Natürlich retten wir Flüchtlinge
auf Seenot, die kurz vorm Ertrinken sind.
Das ist keine Frage des Ja oder Nein.
Danach schicken wir sie wieder zurück,
wenn die Voraussetzungen für ein
Bleiberecht nicht gegeben sind. Eine
solche Politik vertritt Australien nun
ganz offiziell und wird dafür von allen
Seiten gehasst[464]. Dabei formulieren
die Australier Ängste, die sich nicht
ausschließlich aus Ressentiments der
Bevölkerung herleiten, sondern aus
reinen Existenzsorgen. Den Flüchtlingen
ist nicht damit geholfen, dass wir Waffen
nach Afrika liefern, Diktatoren
unterstützen und nach Belieben wieder
stürzen, Kriege anzetteln usw., um sie
dann einfach in Boote von
Menschenhändlern zu setzen und sie auf
der gesamten westlichen Erdkugel zu
verteilen. Mir geht es dabei nicht darum,
dass Flüchtlinge aus dem Land X/Y
aufgrund niedriger IQ nichts zum
Bruttoinlandsprodukt beitragen. Dass es
sich mehrheitlich nicht um Fachkräfte
handelt, weiß jeder. Es geht um die
Gefährdung der Stabilität. Ein Netz kann
nur so viel Belastung tragen, irgendwann
muss es reißen. Das gilt insbesondere
für das soziale Netz. Ja, Deutschland ist
eines der reichsten Länder der
Welt[465]. Ja, den Deutschen geht es im
Durchschnitt besser als anderen
Menschen auf der Welt. Was aber auch
stimmt, ist, dass die soziale Lage in
Deutschland bereits vor der ganzen
Flüchtlingsproblematik aufgeheizt
gewesen ist. Das System ächzt bereits
unter den gegenwärtigen Belastungen,
der weit geöffneten Schere zwischen
Arm und Reich. Wenn wir aus
fadenscheinigen Gründen der
Nächstenliebe Flüchtlinge aufnehmen,
behandeln wir das Symptom mit einem
Medikament, das starke
Nebenwirkungen verursacht, und lassen
dadurch neue Symptome entstehen, ohne
uns jemals der Ursache gewidmet zu
haben. Flüchtlinge sind nicht nur für den
Zielort eine Herausforderung, sondern
auch für die verlassene Heimat, denn
plötzlich fehlt es dort an Menschen,
welche das gesellschaftliche Leben
aufrechterhalten haben. Dem „Nein“-
Argument wiederum lässt sich historisch
entgegenhalten, dass zahlreiche jüdische
Flüchtlinge zu Zeiten des
Nationalsozialismus ebenfalls
abgewiesen worden sind und dann
zurück in die Hände ihrer Häscher und
damit in den Tod getrieben wurden. Die
gesellschaftliche Ausgangslage 1933
war der unsrigen heute gar nicht mal so
unähnlich, also in wirtschaftlicher
Hinsicht. Vielleicht auch innenpolitisch,
bei all den Massenkeilereien zwischen
den unterschiedlichen politischen
Strömungen. Flüchtlinge waren nicht
gerne gesehen, weil die Wirtschaftskrise
die Leistungskraft der Nationen zerfraß.
Mein Großvater könnte ein Lied davon
singen, weil seine Mutter 1929 an der
US-amerikanischen Grenze mit ihm im
Bauch abgewiesen worden war. Daher
hat auch die damals britische
Provinzregierung von Palästina, auch auf
Druck der arabischen Nationen, so viele
Juden wie möglich abgewiesen. Viele
haben das vergessen, aber zu diesem
Zeitpunkt haben sich viele Nationen des
Genozids durch unterlassene
Hilfeleistung an den Juden mitschuldig
gemacht. Die Frage, die sich also stellt,
wenn wir mit diesem Thema in unserem
Jahrhundert umgehen wollen, ist, besteht
die erneute Gefahr eines Genozids und
was sind die Konsequenzen, wenn
Europa und USA die Schleusen öffnen?
Wie ich aufgezeigt habe, lassen sich
beide Positionen gut vertreten. Ob man
jetzt um die Stabilität im Inneren
fürchtet[466] oder aber sich der
Situation der Flüchtlinge in der
Vergangenheit schämt, so richtig
zufrieden kann man mit keiner
Entscheidung sein. Faktum ist aber, dass
die gegenwärtige Flüchtlingspolitik
erneut schiefläuft, wie ein Beispiel aus
Köln zeigt[467]– in dem ansässigen
Flüchtlingsheim haben sich zahlreiche
Intensivtäter zusammengeschlossen, um
die weiteren Raubzüge zu planen. Ist mit
so einer unkoordinierten Politik den
Flüchtlingen wirklich geholfen? Das
Dörfchen Poschetsried nahe der
niederbayerischen Stadt Regen
beinhaltet 41 Dorfbewohner. Anfang
November bekamen sie Besuch, von 88
Flüchtlingen. Die Bewohner haben erst
über die Zeitung von ihrem Glück
erfahren, von den offiziellen Behörden
und Stellen hat sich niemand gemeldet.
Auch jetzt hilft den Dorfbewohnern
niemand und klärt sie auf, stattdessen
werden sie mit Ängsten und
Befürchtungen allein gelassen[468].
Wundert es da jemanden, dass in einem
solchen Pot die Konfliktbereitschaft
gärt? Tatsache ist, die Kommunen und
die Polizei haben die Flüchtlinge nicht
im Griff und sind mit der Situation
überfordert[469]!
Akute Kriegsgebiete sind gegenwärtig
Syrien, Irak, Israel, zahlreiche Staaten in
Nordafrika, Afghanistan, Balkan-Serbien
und Kosovo, Georgien, Libyen, Mali,
Myanmar/Birma/Burma, Pakistan,
Ukraine, Sri Lanka und
Türkei/Kurdistan[470]. Die
Flüchtlingszahlen gehen weltweit über
die 50 Millionen[471]. Nicht mit
einkalkuliert sind die hinzukommenden
Flüchtlinge durch die in Westafrika
grassierende und sich ausbreitende
Ebola-Seuche. Zudem haben
bürgerkriegsähnliche Szenarien in
zahlreichen Ländern in Südamerika und
Asien Hochkonjunktur[472]. Die
Konflikte sind langwierig, heftig,
gewalttätig und hinterlassen da, wo sie
stattfinden, verbrannte Erde. Es ist ein
einziges Chaos, das einem gar nicht
bewusst wird, wenn man sich die
Nachrichten im Rundfunk ansieht – da
brennt es mal in der Ukraine und dann
köpft wieder ein Vermummter von ISIS
eine Geisel. Sie fragen sich, was hat das
mit mir zu tun? Jetzt, da die
Flüchtlingsströme zunehmen, wird das
Ausmaß dieser kriegerischen
Auseinandersetzung einem erst vor
Augen geführt. Kriege, welche
hauptsächlich durch die Amerikaner
angezettelt worden sind. Übrigens,
Wirtschaftsflüchtlinge habe ich ebenfalls
nicht mitgezählt. Diese flüchten nicht vor
Krieg, Terror und Verfolgung, sondern
vor schlechten Arbeits- und
Lebensbedingungen in der Heimat.
Bringen wir es doch einfach auf einen
Nenner: Es ist fünf nach zwölf! Nicht nur
in Deutschland sind die zentralen
Aufnahmestellen und Behörden mit der
Situation bereits vollkommen
überfordert[473]. Wenn sogar eine
Gewerkschaft wie die Berliner DGB,
die sich als klarer Verbündeter der
Flüchtlinge sieht, vor dem Ansturm
resigniert[474], dann weiß man, hier
läuft etwas gewaltig schief. Wir nähern
uns also dem Punkt X, wo es keine
„richtige“ Entscheidung mehr gibt, weil
die Konsequenzen pro oder contra der
Aufnahme von Flüchtlingen zu keinerlei
Besserung der Gesamtsituation führen.
Schicken wir sie weg, bestünde die
Gefahr ihres Todes oder aber, dass sie
untertauchen und nicht mehr dingfest zu
machen sind. Lassen wir sie hier, droht
ein Kollaps im Inneren und Bürgerkrieg,
weil die bereits hier lebenden Menschen
sich überfordert und allein gelassen
fühlen. Wir haben uns da in etwas
hineinmanövriert, aus dem es so schnell
kein Entkommen mehr gibt. Bevor ich
das Thema weiter strapaziere, denn es
geht immer noch um Pirinçci und um
Migration und weniger um die
Flüchtlingsproblematik, höre ich an
dieser Stelle lieber auf. Eine „richtige“
Antwort kann ich Ihnen leider auch nicht
geben, Verzeihung. Aber dafür eine
Prognose: Weder Deutschland noch die
EU werden die Grenzen dichtmachen. Es
werden so viele Flüchtlinge
aufgenommen, wie gerade kommen, und
wie im alten Rom werden sie
unkontrolliert und ziellos durch Europa
umherwandern. Es wird noch mehr
Politiker geben, die dreist und frech,
ohne rot zu werden, fordern, „dass wir
alle ganz hart anpacken und vielleicht
ein, besser aber zwei
Flüchtlingsfamilien zu Hause
aufnehmen“. Dann wird es Verletzte
geben, Aggressionen, gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen In- und
Ausländern. Nicht nur in Deutschland,
sondern in ganz Europa. Gezielte
Migrantenauslese nach Punktsystemen
und ähnlichen Maßstäben wäre
angesichts der schwelenden Konflikte
weltweit also zu kurz gegriffen, wenn
man denn der Auffassung ist, die Tore
dichtzumachen. Ich denke, die Zeichen
der Zeit geben mir recht[475].
Nun aber zum letzten Lieblingsthema von
Pirinçci, nämlich Religionen und damit
bevorzugt der Islam. Auch hier möchte
ich den gegenwärtigen Konfliktstand so
wertneutral wie möglich wiedergeben.
Wenn man die letzten beiden Dekaden
nicht ganz betriebsblind gewesen ist,
konnte man den sich abzeichnenden
Konflikt zwischen Muslimen und
Nichtmuslimen sehr gut vorausahnen.
Was alles so harmlos anfing und noch
einen niedlichen Touch an sich hatte,
somit kein Schweinefleisch essen,
Kopftuch tragen, Ramadan usw.,
verwandelte sich zusehends zu einem
ausartenden Konflikt zwischen
anscheinend völlig unterschiedlichen
Lebensmodellen. Man erfreute sich der
Gastarbeiter und ihrer eigenen Sitten und
Gebräuche, die eine „kulturelle Vielfalt
und Bereicherung“[476] darstellten.
Heute liegt die Betonung auf
Gastarbeitern und der Islam als solcher
ist zum Symbol der Unfreiheit,
Unterdrückung und stillen Eroberung
geworden. Wobei wahrscheinlich nicht
an dem Islam als solchem das Werturteil
vordergründig vorgenommen wird,
sondern an Menschen, die aus islamisch
geprägten Ländern stammen – in
Deutschland also verstärkt Türken und
Araber[477]. Erst danach wird bei
weiterer Betrachtung auf den Islam als
eigentliche Ursache geschlossen. Wir
können uns auch hier kurz halten:
Moslems, zumindest aber Menschen, die
sich streng an den Islam halten oder aus
diesem Kulturkreis stammen, seien
verblödet, zurückgeblieben, archaisch,
passen nicht in das westliche
Wertegefüge, kriegen zu viele Kinder,
belasten die Sozialkassen, benehmen
sich wie Paschas, können nur fordern,
aber nichts geben, sind gewalttätig,
verachten alle Nichtmoslems, sind
homophob, aber latent homosexuell,
prügeln mit Vorliebe Frauen und zahlen
keine Steuern, sind also arbeitslos oder
arbeiten als
Gemüsehändler/Gebrauchtwagenautoverkä
aber fahren dafür große deutsche
Luxuslimousinen. Ich glaube, das deckt
im Groben so in etwa alle Vorwürfe ab.
Vor Pauschalisierungen soll man sich
hüten, das Schubladendenken soll nicht
gefördert werden und Ethnien sollten
nicht unter Generalverdacht gestellt
werden. Solche Vorwürfe bringen einem
bei Äußerung selbst ganz schnell den
Vorwurf des Rassismus ein, wobei die
Frage erlaubt sei, wie der Islam eine
Rasse sein kann? Korrekt wäre
allenfalls die Bezeichnung
religionsfeindlich, aber das ist in
Deutschland in Bezug auf das
Christentum ja erlaubt. All die eben
gerade genannten Vorwürfe müssen wir
nicht auf ihre Ursache hin überprüfen –
es reicht, wenn wir eine Analogie ziehen
und uns dem großen Ganzen widmen: Es
gibt offensichtliche Missverständnisse
zwischen Moslems und Nichtmoslems in
diesem Lande. Das haben Autoren wie
Sarrazin, Ulfkotte, Pirinçci, Kelek u.a.
auch deutlich angesprochen, aber sie
wurden dann oftmals auf Aussagen
reduziert, die sich vielfach auslegen
lassen, gerne zu Ungunsten des
Schriftstellers. Da sich die
Missverständnisse von den meisten
Menschen nicht konkret benennen lassen
können, greift man zunächst auf
Naheliegendes zurück.
Wir brauchen uns jedenfalls nicht mit
jedem einzelnen Vorwurf
auseinanderzusetzen, da es zu nichts
führen würde. Das sind auch nur wieder
Symptome und haben mit der
eigentlichen Ursache nichts zu tun; wenn
Sie mit Ihrem Partner streiten und die
Beziehung im Argen liegt, dann hat das
auch wenig damit zu tun, dass Sie die
Garage nicht entrümpelt haben, obwohl
Sie es mehrmals versprochen haben. Das
Problem zwischen Moslems und den
anderen Bevölkerungsschichten im Land
ist nicht die Fremdheit der orientalisch-
islamischen Kultur an sich, sondern dass
sie im Bewusstsein der anderen
vermehrt negativ konnotiert wird. Oder
anders ausgedrückt: Der Islam und damit
seine Anhänger haben ein
Imageproblem. Ein Marketingexperte
würde jetzt wohl auf volle Transparenz
setzen, aber wie soll das gehen, wo man
sich in der Dār al-Islām doch selbst
nicht einig ist, wer noch Freund und
Feind ist? So kommt es deutschlandweit
zwischen den zahlreichen Strömungen
des Islam zu
Auseinandersetzungen[478]: Jessiden,
Salafisten, Sunniten, Schiiten, Alewiten,
Baha’i und noch einige mehr. Plötzlich
denkt sich der Biodeutsche, völlig
schockiert, wo kommen denn all diese
bärtigen Terroristen her, die nicht unsere
Sprache sprechen? Dem Deutschen ist,
wie bereits aufgezeigt, die Verbindung
zur Religion eine pragmatische, keine
fanatische. Die unzähligen Austritte aus
der Kirche[479], die gerne wegen der
dann entfallenden Kirchensteuer
vorgenommen werden, konnten aufgrund
der zahlreichen Skandale der (kath.)
Kirche in den letzten Jahren umso besser
vor der Schwiegermutter gerechtfertigt
werden. Wenn also plötzlich der
Dönermann auf der Straße mit Steinen
auf Polizisten und gegnerische
Demonstranten schmeißt und droht, seine
Feinde mit dem Dönerspieß aufzupfählen
und zu grillen, weil er mit der ISIS
sympathisiert, dann ist das für den
gewöhnlichen Deutschen aus
mannigfaltiger Hinsicht nicht
nachvollziehbar. Warum regt man sich so
sehr über Religion auf und warum
prügeln die sich hier, im beschaulichen
Hamburg, um Konflikte, die Tausende
Kilometer von hier entfernt ausgetragen
werden? Der Deutsche geht lieber auf
die Straße, wenn die Deutsche Bahn eine
Baugenehmigung für den Neubau eines
Bahnhofes bekommt – das hat nämlich
direkte Konsequenzen für ihn, z.B.
verstärkten Baulärm für die nächsten
Jahre in unmittelbarer Bauumgebung.
Wie ich bereits sagte, Pragmatismus
prägt die deutsche Volksseele. Kein
schlechter Charakterzug, wie ich finde.
Wie verfahren wir also weiter mit
diesem Thema? Es liegt offensichtlich
eine Diskrepanz zwischen dem
Verständnis zur Religion vor und wie
damit umgegangen wird. Das wurde in
den letzten zwanzig Jahren, verstärkt seit
dem 11. September 2001, klar. Hier
wäre es erforderlich, dass sich der
deutsche Staat ganz klar positioniert,
aber stattdessen wird herumgedruckst
und aus Angst vor dem Verlust der
Wähler auf eine klare Positionierung
verzichtet. Bloß nicht die Gefühle
verletzen und den Wähler vergraulen.
Wenn Sie einen Splitter im Finger haben,
diesen ganz klar sehen, dann sagen Sie ja
auch nicht: „Da ist gar kein Splitter und
er hat mich auch nie gestört, ich werde
ihn nicht entfernen!“ Früher oder später
wird er sich entzünden und zu
Problemen führen, warum also nicht
gleich konsequenterweise den Splitter
entfernen? Klar, es ziept am Anfang
etwas, aber es erspart einem die
weiteren Komplikationen. Deutschland
sieht sich selbst als säkularen Staat,
warum dies also auch nicht so
ausdrücken? Die einzige Positionierung
von offizieller Seite hierzu kam von
Christian Wulff und seiner völlig
nichtssagenden Satzhülse: „Der Islam
gehört zu Deutschland“[480]. Genauso
gut hätte er sagen können, dass das
Tattoo seiner Ex-Frau zu ihr gehört. Er
hat sich nicht positioniert, sondern
einfach ein Allgemeinplätzchen im Ofen
der Banalität gebacken, und schon
drehen alle durch. Was Deutschland
eigentlich braucht, ist, dass Angela
Merkel sich hinstellt, vielleicht zu
Neujahr, und so was sagt wie:
„Meine lieben Mitbürger, Deutschland
ist nicht nur im historischen Kontext
betrachtet seit jeher ein säkularer
Staat, der besondere Beziehungen zum
Juden- und Christentum pflegt, obwohl
beide Religionen nie zur offiziellen
Staatsdoktrin gehörten und in der
Bewertung der politischen Fragen für
die Allgemeinheit nicht außerordentlich
berücksichtigt wurden. Es spricht für
das reife Wesen unserer gewachsenen
Demokratie, dass ein friedliches
Zusammenleben zwischen den
Anhängern dieser Religionsgruppen in
den letzten 70 Jahren gewahrt werden
konnte. Ihre Anhänger konnten in
Deutschland jederzeit im Rahmen
unseres Grundgesetzes ihren Glauben
ausleben. In schwierigen
innenpolitischen Zeiten wie diesen ist
es von Bedeutung, diesen Maßstab zu
erneuern und auch der stark
angewachsenen islamischen
Glaubensgemeinschaft in unserem Land
zu verdeutlichen, dass ihre Religion
akzeptiert wird, wenn im Gegenzug das
Grundgesetz und seine Grenzen als
oberste Richtlinie für das eigene
Handeln akzeptiert werden. Nur ein
säkularer Staat, der sich neutral zu
allen Religionen verhält, keine
bevorzugt und somit Sonderrechte
zugesteht, ermöglicht ein friedliches
Zusammenleben.“
Fertig. Mehr wäre nicht nötig, einfach
mal als Kanzlerin einen nicht gerade
geringen Teil der Bevölkerung
ansprechen und deutlich machen: Ihr
könnt problemlos eure Religion
ausleben, aber letzte Instanz bleibt das
Grundgesetz, auch in Glaubensfragen,
die nach außen getragen werden. Wie
einfach ließe es sich leben, gibt es doch
festgelegte Spielregeln, die für alle
gleich gelten. Aber unsere durch
ehemalige Goldman Sachs- Banker
beratene Kanzlerin und Mutti der Nation
wird den Teufel tun und so offen und
aufrichtig zur Bevölkerung sprechen.
Stattdessen haben wir nun diesen Pfaffen
als Bundespräsidenten, der mit
unglaublichen hohlen Floskeln von sich
reden macht. Als Gauck für den Posten
als Bundespräsident von Rot-Grün
vorgeschlagen wurde, hielten das alle
für eine mutige Entscheidung. Der Held
der DDR, als der sich Gauck ja gerne
selbst sieht[481], würde der
omnipotenten Kanzlerin schon das eine
oder andere Bein stellen. Am Ende
bekam die Kanzlerin ihren Willen und
Fotzenknecht Wulff bekam den wohl
besten Job der Welt. Wie sich im
Nachhinein zeigte, machte es keinen
großen Unterschied, wer im Schloss
Bellevue einziehen durfte: Gauck ist
genauso Transatlantiker und Marionette
wie Merkel auch und fordert für einen
Evangelisten erstaunlich viel
Krieg[482], besser, er würde mit Frau
Käßmann noch das ein oder andere Fass
Wein leeren. War sie auch nicht mal als
Bundespräsidentin angedacht? Sie macht
gegenwärtig auf jeden Fall mit
fragwürdigen Thesen auf sich
aufmerksam, z.B., dass Ebola in
Deutschland gut für Afrika sei[483], und
wir können nur hoffen, sie ginge mit
gutem Beispiel voran, solidarisiert sich
mit den Ebola- Infizierten und lässt sich
den Virus auf freiwilliger Basis impfen.
Am Ende wird sich sicherlich die mit
dem Mutterorden versehene Uschi von
der Leyen dazu opfern, diesen Job zu
machen. Diese Personen sind allesamt
Pfeifen und Heuchler, die zum Islam
niemals ein ehrliches Wort
herausbekämen. Pirinçci hingegen
fordert in Sachen Islam Klartext:
Entweder die in Deutschland lebenden
Muslime bekennen sich zum Grundgesetz
und sind bereit, auf
Glaubensvorschriften aus Koran und
Hadthiten zu verzichten, wenn sie dem
Grundgesetz diametral entgegenstehen,
oder aber sie verlassen Deutschland und
ziehen in ein streng islamisches Land.
Ich vermute, dass diese Forderung in den
nächsten Monaten und Jahren stark
zunehmen wird, denn nichts deutet
darauf hin, dass es atmosphärisch zu
einer Entspannung kommt. Politiker
machen es auch nicht viel besser, wenn
sie den Einheimischen unverblümt ins
Gesicht sagen, dass „man das
hinnehmen müsse“. Als ob die
Menschen nicht von Natur aus ein
Bedürfnis hätten, miteinander
auszukommen, aber eben nicht um jeden
Preis. Es muss nichts erzwungen
werden, was nicht zusammengehört,
denn sonst schaden sich nur beide
Seiten. So ernten wir also die Früchte
jener Politik, die sagt, friss und stirb, die
alternativlos ist, die Menschen
zusammenpfercht, die nicht
zusammenpassen und sich garantiert die
Köpfe aneinanderschlagen werden –
bspw. Unterbringung von Flüchtlingen in
Villengegenden[484], und die nicht
vereint, sondern spaltet und einengt.
Kein Wunder, dass Leuten wie Pirinçci
und Sarrazin der Kragen platzt und der
bisher stille Biodeutsche, der
gegenwärtig seinen Frust vermehrt in
Internetkommentaren äußert, sich zu
Demonstrationen auf der Straße aufrafft.
Oberlehrermedien wie der deutsche
Ableger der Huffington Post, welche die
Zeichen der Zeit nicht erkannt haben,
versuchen immer noch die eigene
Leserschaft mit der angeblich richtigen
Meinung zu lenken. Dann wundert man
sich über die eigene Kommentarsektion,
die ja so rassistisch sei. Mag ja sein,
dass Pririncci Gift und Galle spuckt,
aber das ist nur das Ergebnis eines
Verdauungsaktes, dessen Inhalt aus Gift
und Galle bestand. Er ist kein
Hassprediger, er kommt sich einfach nur
verarscht in seiner Heimat vor. Und da
ist er sicherlich nicht in der Minderheit.
3. Der Russe steht ja schon wieder vor
der Tür: Ukraine und die Krim
Ich war noch ein Kleinkind, als die
Sowjetunion im Sterben lag und damit
auch die bisherige Weltordnung. War
alles bisher schön übersichtlich
aufgeteilt in Blau und Rot, West und Ost,
USA und UdSSR, Gut und Böse,
Kennedy und Chruschtschow, führte
plötzlich der kleine Mann mit dem
Schmutzfleck auf der Stirn,
Gorbatschow, die Perestroika ein und
beendete die sowjetischen
Großmachtträume. Ein Zug, den man ihm
in Russland noch heute übel nimmt. Zu
dieser Zeit, das kann man sich heute
wohl wieder besser vorstellen als noch
vor zehn Jahren, war „der Iwan“ der
allgegenwärtige Feind, der jederzeit
kurz vor dem Einmarsch in Europa
stand. Mit einem Waffenarsenal,
welchem nur die USA etwas entgegenzu-
setzen hatte, gab es keinen wirklichen
Gegner auf der Welt, schon gar nicht in
Europa. Europa bestand insoweit nur aus
den Atommächten Frankreich und
Großbritannien – Deutschland sollte
unter gar keinen Umständen wieder zu
einer militärischen Macht werden.
Kurzum, wir waren und sind immer noch
abgemeldet vom Konzert der Großen.
Jedenfalls war die Welt sehr viel
übersichtlicher zu jener Zeit. Ich kann es
mir also nur so erklären, dass zahlreiche
Medien der westlichen Gesellschaften
so sehr mit Schaum vor dem Mund einen
Krieg mit Russland herbeischreiben. Ja,
unsere Journaille als Kriegstreiber,
nichts Neues, wie wir wissen. Bild,
Spiegel, FAZ, Süddeutsche, TAZ, ZEIT,
WELT, Focus und all die anderen haben
sich seit dem Ausbruch der Ukrainekrise
die Finger wundgetippt, wohlgemerkt
vor Freude, dass endlich der alte Feind
wieder da ist. Diese tollen Medien, die
sich sonst so pazifistisch gerieren und in
Bezug auf Deutschland immer die
historische Schuld betonen, können es
kaum abwarten, wenn unsere Panzer
wieder nach Stalingrad rollen. Die
deutschen Medien haben Putin schon
immer gehasst, weil er sein Land vor
westlichen Medien so rigoros abschirmt,
aber Russland insgesamt zu mächtig ist,
um es einfach zu ignorieren. Für die
Russen war Putin nach der Marionette
Boris Jelzin, einem chronischen
Alkoholiker, ein Segen. Er hat in das
Land investiert und es wieder
aufgepäppelt. Dabei blieben auch nicht
wenige auf der Strecke, die ihn wohl
lieber heute als morgen aus dem Amt
jagen wollen. Keine Frage: Putin hat,
ohne mit der Wimper zu zucken, seine
eigenen Interessen durchgesetzt und
damit einigen Leuten die Geschäfte
vermasselt. In der Öffentlichkeit
präsentiert er sich gerne als ganzer Kerl,
ein Bild, das bei russischen Frauen sehr
gut ankommt. Die deutsch-russischen
Beziehungen sind ein einziges Auf und
Ab, waren aber in den letzten Jahren
ziemlich gut, was nicht zuletzt auf die
Männerfreundschaft von Schröder und
Putin zurückzuführen war. Alles in allem
war uns Deutschen Putin eigentlich recht
egal, so lange die Exporte stimmten und
wir im Winter genügend Gas hatten, um
unsere Heizungen auf Stufe fünf
einzuhaken. Wie kommt es also, dass
nach über 25 Jahren nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion unsere
Medien wieder einen (Welt-)Krieg mit
Russland herbeifantasieren? Was ist da
vorgefallen, dass sämtliche Leitmedien
den bisher nur zur Kenntnis genommenen
Putin als neuen Diktator und
Massenmörder hochjubeln? Gut, es ist
altbekannt, dass bisher genehme
Despoten von einem Tag auf den
nächsten nicht mehr beliebt sind.
Saddam, Gaddafi, Bin Laden und andere
singen im Paradies sicherlich ein Lied
davon. Putin selbst ist Machtpolitiker,
keine Frage. Ich halte ihn auch nicht für
ungefährlich, die Art und Weise, wie er
redet und handelt, lässt darauf hindeuten,
dass das großrussische Reich für ihn
erstrebenswert ist. Verwerflich ist das
aber nicht, es ist eine Reaktion auf die
Expansion des amerikanischen
Weltreiches. Oder wie würden Sie eine
Nation charakterisieren, die in
Hunderten Ländern in der Welt
Militärbasen hat[485], die Weltwährung
herausgibt, die wertvollsten Konzerne
der Welt ihr Eigen nennt und den
politischen Duktus des Westens vorgibt.
Wie sagte John Kerry so schön nach
seinem Irak- Besuch? „Ich spüre eine
große Sehnsucht nach amerikanischer
Führung in der Welt.“ Ich frage mich,
wie John Kerry meine Gedanken und
damit geheimsten Wünsche lesen
konnte!? Ach ja, ich vergaß, die Freunde
von der NSA
Zweifellos sind die USA die derzeitige
Weltmacht und aus eigener Sicht und aus
der ihrer Lakaien mindestens moralisch
über alles erhaben. Putin, der seine
eigenen Weltreichfantasien hat, diese
aber bei Weitem nicht so offensiv
auslebt, kann das so natürlich nicht
hinnehmen. Aus seiner Sichtweise ist es
ohnehin die NATO, die den
Vertragsbruch begangen hat und damit
das Feuer schürt und die
Kriegstrommeln erklingen lässt.
Tatsächlich war eine Osterweiterung
nicht geplant, bzw. lt. Gorbatschow eine
conditio sine qua non für den Bruch mit
der Sowjetunion[486]. Die NATO hat
ihren Einflussbereich entgegen der
Abmachungen, die 1990 getroffen
wurden, bis an die Grenze der Russen
herangetragen[487]. Das war den
Russen, allen voran dem Ex-
Geheimdienstler Putin, natürlich nicht
entgangen und so haben sie seit dem
Beginn seiner Regentschaft massiv
aufgerüstet. Russland besitzt
gegenwärtig die zweitstärkste Armee der
Welt, wobei allein das Panzerkontingent
das der USA weit übersteigt[488].
Lassen Sie es mich so ausdrücken, damit
es auch der Letzte versteht: Wenn Putin
will, rollt Russland innerhalb weniger
Tage über Europa hinweg. Eine Aktion,
die er EU-Kommissionschef Barroso ja
angeblich bereits in einem
Telefongespräch in Aussicht gestellt
hat[489]. Anders als die Russen können
wir uns nicht immer weiter in unsere
Länder zurückziehen, verbrannte Erde
hinterlassen und auf einen extremen
Wintereinbruch hoffen[490]. Die einzige
Verteidigung in einem solchen Falle
wären nukleare Sprengköpfe und
abgesehen von der daraus entstehenden
Katastrophe für Millionen von Leben
sind die denkbaren Konsequenzen
grauenvoll: Es wäre die letzte Hürde aus
dem Kalten Krieg gefallen und keine
Nuklearwaffennation hätte jetzt noch
einen Grund, an sich zu halten. Ein Krieg
mit Russland muss zwangsläufig in einen
dritten Weltkrieg münden und die Anzahl
der Toten wäre unvergleichbar. An
dieser Stelle also einen Gruß an all die
Kriegstreibermedien und ihre vor Wut
geifernden Journalisten: Ihr wollt euren
Scheißkrieg mit Russland? FEIN! Ihr
sollt ihn haben, und zwar totaler und
radikaler, als ihr ihn euch jetzt überhaupt
vorstellen könnt!
Aber tut mir und allen anderen
Menschen, die das nicht wollen, die in
Frieden leben wollen, ja, auch mit den
Russen, einen Gefallen. Meldet euch
freiwillig zum Dienst an der Waffe! Auf
Lebenszeit! Und meldet eure Familien,
auch die Kleinsten, gleich mit an. Dann
schultert die G36 und zieht in euren
heroischen Krieg für „Demokratie und
Freiheit“ und erlegt den Tyrannen[491]
und Diktator[492] Putin! Vielleicht
können wir anderen, ihr wisst schon, die
stille, aber große Mehrheit, dann ein
friedliches Weihnachten feiern. Wie, ihr
wollt euch nicht freiwillig melden?
DANN HALTET EURE FRESSEN
UND SCHERT EUCH ZUM TEUFEL,
IHR ELENDEN KRIEGSTREIBER!
Solche Leute konnte ich schon in der
Schule und bei der Arbeit nicht
ausstehen, immer einen auf großen
Zampano machen und wenn es darauf
ankam, Taten zu zeigen, war man still.
Haben und verlangen wollen, aber nichts
geben; aufhetzen und fluchen, aber nicht
kämpfen wollen. Es widert einen einfach
nur noch an, wie diese Lohnschreiber
auf Geheiß ihrer transatlantischen
Herren einen Krieg herbeischreiben und
sich in immer heftigere Gewaltfantasien
reinsteigern, weil wir keinen Bock auf
den Krieg haben und nicht begeistert
mitmachen. Tja, man glaubt es kaum, da
wirft man den Deutschen jahrzehntelang
Kriegstreiberei vor und jetzt muss man
uns schon dazu zwingen, obwohl es doch
in unserer genetischen Codierung ist! Es
muss einige extrem wurmen, dass wir
„nur“ Sanktionen verhängen, also
Appeasement- Politik betreiben,
während The World’s next Hitler bereits
das neue Sowjetimperium plant und
dabei auch nicht davor zurückscheut,
„Passagierflugzeuge abzuschießen“. Ja,
Putin ist jetzt der neue Hitler[493]. Wie
in den anderen Castingshows auch,
haben sich die bisherigen Gewinner der
Sender verflüchtigt, denn wie im großen
TV-Format geht es auch bei The World’s
next Hitler nur um die Show und the
Show must go on! Unsere vorigen
Gewinner, also Saddam, Bin Laden,
Mubarak und Gaddafi haben sich leider
als One Hit Wonder erwiesen. Was wir
aber brauchen, ist das ganz große Event,
die absolute Mega- Show! Leute, wir
brauchen einen richtig großen Krieg!
Sanktionen reichen dafür einfach nicht
aus, zumal uns der Russe auch noch mit
eigenen Sanktionen belegt und dann
frecherweise andeutet, uns das Gas
abstellen zu wollen[494]. Es ist ja nicht
so, dass Deutschland nicht genug
Gasreserven für sich selbst hätte. Für
fünf Monate wird es wohl reichen.
Natürlich nicht mit eingerechnet, was
aus Solidarität an die anderen
Mitgliedsstaaten fließt, und die Panik,
die dann entsteht, wenn die Vorräte alle
sind. Also sagen wir mal, großzügig
geschätzt, es reicht für drei Monate.
Dann sollten wir jetzt vielleicht beten,
dass es nicht ganz so kalt wird. Die
Ungarn beginnen ja bereits, ihres zu
horten[495]. So ist die Mutti auch, lässt
Deutschland den Bach runtergehen, aber
wir fühlen uns ergriffen von ihrer
Herzensgüte und feiern sie dafür ab.
Politiker sollten vom Wahlkampf bis zur
Ausscheiden aus „Amt und Würden“ mit
Argusaugen beobachtet werden. Also,
Leute, wir waren bei den Sanktionen.
Vergessen wir mal, dass sie sowohl für
die EU-Wirtschaft[496] als auch für die
russische Wirtschaft[497] eine kleine bis
mittelgroße Katastrophe darstellen. Wir
sollten auch vergessen, dass uns laut US-
Vizepräsident Joe Biden die Amerikaner
zwingen mussten, die Sanktionen
umzusetzen[498] – ich habe dazu
übrigens keine deutsche Quelle
gefunden. Nicht, weil Joe Biden es nicht
gesagt hätte, das hat er nämlich, und Sie
finden Videos auf YouTube dazu. Es
wurde einfach nicht darüber berichtet,
weil, darum halt. Es ist wohl keine
Nachricht wert, dass wir nach der Pfeife
der Eliten aus den USA tanzen. Weil
Putin der neue Hitler ist und weil Joe
Bidens Kokain konsumierender
Sohn[499] seine Öl-Geschäfte in der
Ukraine betreiben muss[500].
Überhaupt, was hat es mit dem
Zankapfel Ukraine auf sich? Warum wird
auf einmal unsere Freiheit nicht nur am
Hindukusch verteidigt, sondern
neuerdings auch in Donezk? Geht es
wirklich um die Wahrung der
Demokratie in der Ukraine und um
Menschenrechte? Nein, es geht nie um
Demokratie und Menschenrechte. Ich
mache mir jetzt die Mühe, die Quellen
dazu rauszusuchen, aber alle Kriege, die
in den letzten Jahren stattgefunden haben,
liefen unter eben diesem Vorwand. Im
Nachhinein stellte es sich heraus, dass
es geopolitische Interessen waren, die
hier vorangetrieben wurden. Die
Ukraine hat sich seit dem Zerfall der
Sowjetunion in zwei Teile aufgespalten:
einen pro-russischen und einen pro-
westlichen Teil. Beide halten sich
zahlenmäßig in etwa die Waage, wobei
mal die eine und mal die andere Seite
dominiert. Korrupt sind auf jeden Fall
beide Seiten. Während der gewählte und
dann durch einen vom Westen
unterstützten Putsch gestürzte Ex-
Präsident Janukowitsch fürstlich in einer
Residenz hauste[501], die der eines
Zaren in nichts nachsteht, hat das nach
Blutrache geifernde Weib Timoschenko,
die in westlichen Medien als Opfer und
Gefangene Putins dargestellt worden ist,
die Ukraine um 200 Millionen Euro
entreichert[502]. Dass sich zwei
osteuropäische Politiker eigenmächtig
die Taschen voll machen, soweit eine
alte Geschichte. Es kann auch nicht der
ständige Gasstreit sein, wegen dem man
einen neuen Weltkrieg beginnen möchte
– zwischen der Ukraine und Russland
gab es schon länger Zwist wegen
Gaslieferungen, hauptsächlich, weil die
Ukraine ein säumiger Schuldner ist und
unregelmäßig und verspätet
bezahlt[503]. Das war bis jetzt auch
nicht sonderlich interessant, schon gar
nicht für unsere Medien. Abgekartete
Wahlen und
Menschenrechtsverletzungen, also die
beiden Gründe, die vorgeschoben
werden, um gegen Assad vorzugehen,
können es auch nicht sein. Warum
machen unsere progressiven
Kriegstreiber nicht ihr Maul auf, wenn
es um Geschäfte mit China und Saudi-
Arabien geht? Deutschland lebt fürstlich
von seinen Waffenexporten, 8,34 Mrd.
Euro im Jahre 2013[504]. Da stehen wir
unserem großen Bruder USA in fast
nichts nach. Was also, frage ich mich, ist
so verdammt wichtig an der Ukraine?
ARD und ZDF wurden aufgrund ihrer
massiv tendenziösen Berichterstattung
gerügt, weil sie zu einseitig berichteten
und erhebliche Einwände gegen die
angeblichen Freiheitskämpfer auf dem
Maidan, die sich im Nachhinein als eine
Ansammlung aus Nazis, pro-westlichen
Provokateuren und Bürgern
herausstellten, einfach ignorierten[505].
Tendenziöse Berichterstattung bedeutet,
dass, wenn über 40 Separatisten bei
lebendigem Leibe verbrannt werden, es
kaum einer Nachricht bedarf[506].
Wären es pro-westliche Ukrainer
gewesen, hätte KTG wohl, wie Tom
Cruise in Top Gun, seinen Düsenjäger
bestiegen, um persönlich eine Bombe
über Neurussland zu werfen. Unsere
Medien wären durchgedreht. Übrigens,
ein Teil von ihnen wurde nach
erfolgreicher Machtübernahme sofort
kaltgestellt[507], vom Menschenfreund
und Neubürgermeister Vitali Klitschko.
Der gleiche Vitali Klitschko, dem
Lesben und Schwule am Arsch
vorbeigehen[508]. Der gleiche Vitali
Klitschko, der einen Rechtsextremisten
als Polizeichef in Kiew eingesetzt
hat[509]. Schuster, wärst du nur bei
deinen Leisten geblieben. Ich habe eine
Vermutung, warum ein Krieg entfacht
werden soll, möchte mir das aber für ein
anderes Werk vorbehalten. Dieses Buch
ist dazu gedacht, all die Pharisäer und
Schriftgelehrten, die sich herumtreiben,
bloßzustellen. Es ist alles so
widersprüchlich, es wird massiv eine
Mobilmachung gegen Putin gefordert, da
Appeasement nicht angebracht sei.
Gleichzeitig sieht man nicht die Gefahr
eines dritten Weltkrieges, weil
heutzutage alle schlauer sind und
Diplomaten solche Probleme lösen.
Zudem seien die Russen rüstungsmäßig
eh auf dem Stand von 1990. Ich lese
diese Sätze im Internet von NATO-
Unterstützern immer wieder. Es ist die
gleiche Atmosphäre wie bei der
Mobilmachung gegen Saddam. Ich kann
es nicht nachvollziehen, kein Jota.
Weder lösen Diplomaten all unsere
Probleme noch befinden sich die Russen
waffentechnisch in der Steinzeit. Die
Zeit der konventionellen Kriege ist
ohnehin vorbei. Heute säubert man das
Feld weiträumig mit Luftangriffen, ABC-
Waffen, Drohnen u.dgl. und überlässt
dann den Panzern und Fußsoldaten das
quasi geleerte Feld, damit man nochmal
mit Schmackes drüberrollen kann.
Deutschland hat sich von den Alliierten
so lange gängeln und drangsalieren
lassen, dass sogar KPMG, eine
Wirtschaftsprüfergesellschaft(!), zu dem
Entschluss gekommen ist, dass unsere
Bundeswehr auf einem absolut
überholten Stand ist, Schulnote 6[510].
Wenn jemand also in der Steinzeit
hängengeblieben ist, dann wir. Jeder
weiß, dass es nur eine Lösung für die
Ukraine gibt, die den Waffenstillstand
für die nächsten Jahre sichern könnte,
und das ist die Aufteilung in West und
Ost. Aber dazu wird es nicht kommen.
Jetzt, da ich dies schreibe, hat die WELT
schon das nächste Anzeichen zum Krieg
gesehen[511]– die Schweden jagen ein
angeblich russisches U-Boot in den
eigenen Gewässern! Ja, wahrlich, wir
sind wieder im Kalten Krieg! Gott sei es
gedankt, ich habe mich schon die ganze
Zeit gefragt, wer mein Feind ist! Die
Alarmsirenen, welche die Schweden da
so vorschnell geläutet haben, erwiesen
sich natürlich als verfrüht[512] - es war
unklar, was dieses Objekt da war. Dann
die nächste Schlappe für ARD & Co.,
die ukrainische Armee, also die Guten,
haben freche Streubomben gegen
Separatisten, also die eigene
Bevölkerung, eingesetzt[513].
Streubomben sind in der modernen
Kriegsführung verpönt, da bis zu 30%
der abgeworfenen Bomben nicht
zünden[514] und somit als
Blindgängerminen in der Landschaft
liegen bleiben. Eine schmutzige
Überraschung für die ganze Familie
beim nächsten gemeinsamen Ausflug,
aber hey, solange es die Verbrechen der
vom Westen geförderten Ukraine-
Regierung sind, ist alles okay. Waschen
wir gemeinsam unsere Hände in
Unschuld!
Auch hier möchte ich Sie nicht ohne eine
kleine Prognose entlassen, wie es denn
weitergeht in der Ukraine und damit
notgedrungen in der Welt. Zunächst
vermute ich, dass uns die Russen das
Gas zum Einbruch des Winters erst
drosseln und dann abstellen werden.
Insbesondere, weil wir die Sanktionen
nicht zurücknehmen, sondern sie noch
verschärfen. Das wird die Rezession, in
der sich Deutschland gegenwärtig
befindet[515], weiter verschärfen. Die
Russen, die gegenwärtig von den USA
und Saudi- Arabien durch die
hochgefahrene Ölproduktion unter
zusätzlichen Druck gesetzt werden,
werden ebenfalls wirtschaftlich
leiden[516]. Im Frühjahr werden die
Rufe nach Frieden immer lauter und man
wird sich, schätzungsweise in Ungarn, zu
erneuten diplomatischen Gesprächen
treffen. Ich tippe mal, dass diese
Gespräche gewaltig schiefgehen werden.
Und dann? Dann rollen die Panzer. Wie
gesagt, nur eine Prognose. Darauf
vertrauen, dass sich die gesamte
Weltlage entschärft, würde ich aber
nicht. Zeit zum Umkehren ist auch nicht
mehr, höchstens Zeit zum Umdenken.
Dafür ist es nie zu spät. Also lassen Sie
sich nicht weiter vereinnahmen von der
Kriegspropaganda und den Lügen.
Gewaltige Machtzirkel jonglieren
gerade im Hintergrund, ohne dass Sie es
sehen, um ihre Einflussgebiete. Verkauft
wird uns das als Kampf für die
Menschenrechte, aber jeder, der nicht
ganz blind auf den Augen ist, kann genau
sehen, dass es um geopolitische
Interessen und hegemoniale
Machtansprüche geht. Sicherlich
interessant und von Bedeutung wird die
Rolle von China in all dem Theater sein.
Dazu wage nicht mal ich eine Prognose.

4. Der Ebola-Virus, die unterschätzte


Pest des 21. Jahrhunderts
Wir haben Ebola unterschätzt! Sage nicht
ich, sondern unisono die Politiker der
Welt. Kriegsfürst Steinmeier[517],
Friedensnobelpreisträger Obama[518],
die Welt(un)gesundheitsorganisation
WHO[519], der kanadische
Premierminister Harper[520] und all die
anderen Politiker und offiziellen Stellen,
die es eigentlich hätten besser wissen
müssen. Der bekannte US-
Armutsforscher Jeffrey Sachs warnte vor
Kurzem, dass die WHO den Ebola-
Virus zu sehr unterschätzt[521]. Was ich
mich dabei frage, ist, wie kommt es,
dass harmlose Seuchen wie die Vogel-
und Schweinegrippe als absolute
Megaseuche verkauft werden, bei der
sich jeder impfen lassen sollte (obwohl
der entsprechende Impfstoff gravierende
Nebenwirkungen hat, u.a. das
Immunsystem eklatant schwächt und vor
der Grippe nicht schützt, sondern sie
einem erst verschafft[522]) und Ebola,
einem nachweisbaren Virus mit dem
Potenzial, ungehemmt Menschen zu
töten, so „unterschätzt wurde“ ? BSE,
Schweinegrippe, Vogelgrippe und all die
anderen Superseuchen zündeten nicht
und sind aus dem kollektiven
Bewusstsein entschwunden, die Länder
blieben aber auf den Kosten für die
voreilig bestellten Impfdosen
sitzen[523], weil wir unartige Schafe
waren und nicht die verdammte Impfung
akzeptiert haben, obwohl sie gut für uns
ist – das sind auch nicht meine Worte,
sondern die von Dr. Nancy Snyderman,
ausgesprochen in einer CNBC-
Talkshow im Jahre 2009[524]. Wie es
der Zufall so will, steckte man die US-
Ärztin vor Kurzem in Quarantäne, weil
der Verdacht einer Ebola- Ansteckung
bestand. Als gute Ärztin, die stets an das
Wohlergehen ihrer Patienten denkt, brach
sie natürlich die Quarantäne, um sich in
der Kantine ihre Lieblingssuppe zu holen
– darauf angesprochen, entschuldigte sie
sich auch nicht und nahm auch die
Verantwortung nicht dafür auf sich[525].
Warum auch? Sie ist eine gute, elitäre
Sklavin und macht alles, was ihr die
Regierung befiehlt. Vielleicht hat sie
auch schon versuchsweise einen guten
A-Impfstoff bekommen, so wie 2009 die
Politiker und Soldaten in Deutschland,
während der Rest der Bevölkerung den
B-Impfstoff bekam[526]. Obwohl die
Mehrheit der Bevölkerung den
Grippeimpfstoff immer noch ablehnt,
empfehlen uns die Lemminge in den
öffentlichen Ämtern, nein, sie warnen
uns, ja die Impfung zu nehmen. „Alle
gesunden Bürger sollten sich impfen
lassen“[527], so die Empfehlung von
Jörg Schönauer, Gesundheitsdezernent
beim Landkreis Ludwigsburg. Dass die
Kindersterblichkeit seit Einführung des
Impfstoffes gestiegen ist, interessiert
keinen, ebenso wenig, dass enorm viel
Quecksilber in den diesjährigen
Variationen des Impfstoffes enthalten
ist[528]. Kann nicht lange dauern, dass
auch die ersten Impfstoffe für Ebola
erscheinen[529], sicherlich werden uns
die Politiker dann auch wieder nötigen,
den Impfstoff zu akzeptieren, vielleicht
sogar mit angedrohter Quarantäne, wenn
man sich weigert. Genug Panik hat Ebola
bereits erzeugt, in Dallas[530], auf
Kreuzfahrtschiffen[531], in
Spanien[532], Deutschland[533] usw.
Die Ebola-Seuche treibt seit Februar
2014 ihr Unwesen in Westafrika und hat
laut Zahlen der WHO bisher 9200
Erkrankungs- und 4500 Todesfälle
verursacht[534] – wobei die
Dunkelziffer wesentlich höher liegt. Als
die Seuche ausbrach, ignorierte man sie
weitgehend. Die schwarzen Teufel in
Afrika mal wieder, können die auch was
anderes außer Werbespots über Hunger
zu drehen und wegzusterben, dachte sich
der zeitunglesende Westmensch und
blätterte kopfschüttelnd weiter, zum
Sportteil. Während also die Menschen in
Westafrika langsam, aber sicher dem
Virus zum Opfer fielen, blickte man
gleichgültig in die andere Richtung, in
die Ostukraine. Nun sind aggressive
Krankheitserreger in Afrika ja
seltsamerweise nichts Ungewöhnliches
mehr, so war dann auch der neuste
Ausbruch des Ebola- Virus an sich nicht
ungewöhnlich. Dieser gegenwärtige
Ausbruch aber war anders. Der Virus
unterlief zwischenzeitlich seit seiner
Entdeckung über 300 Mutationen und es
ist nicht abgeklärt, ob es sich auch über
die Atemwege verteilen kann[535]. Bei
jeder Übertragung passt sich Ebola ein
Stück weit an die DNS seines Trägers
an[536]. Als es zum Ausbruch kam, hatte
ich eine Rückblende in meine Kindheit.
Ich erinnerte mich an eine
Dokumentation, die sich mein Vater über
den Ebola- Virus im Fernsehen ansah.
Damals dachte ich mir, das muss eine
der grausamsten Krankheiten der
modernen Menschheitsgeschichte sein
und es gibt kein allgemein wirksames
Heilmittel. Nur ein starkes Immunsystem
hilft, aber das gilt grundsätzlich für alle
Krankheiten. Beim Ebola- Erreger
handelt es sich um einen fadenförmigen
Virus, dessen genaue Herkunft unbekannt
ist, aber in tropischen Regenwäldern
verortet wird[537]. Beim ersten
bekannten Ausbruch starben in 55
Dörfern 280 von 318 infizierten
Patienten[538]; passenderweise hatten
die Krankenschwestern, welche die
Patienten behandelten, nur fünf
Injektionsnadeln, die nicht desinfiziert
und sterilisiert wurden[539]. Die
Inkubationszeit kann in einigen Fällen,
laut WHO, bis zu 42 Tage betragen und
nicht nur 21[540]. Die Symptome in den
ersten Tagen sind dem eines grippalen
Infekts ähnlich, also Fieber,
Gliederschmerzen, Kopfschmerzen,
Übelkeit usw. Mit dem fünften Tag des
Ausbruchs der Krankheit beginnt der
Ebola- Virus alle körpereigenen Säfte
durch alle Körperöffnungen zu treiben
und innere Organe verflüssigen sich.
Thomas Duncan, Ebola Patient Null in
den USA, scheidet am fünften Tag
zwischenzeitlich seinen eigenen Darm
aus[541] und seine Zunge löst sich in
Hautfetzen auf[542]. Die
blutunterlaufenen Augen sind sozusagen
das Gimmick und Markenzeichen der
Krankheit und prägen sich am ehesten
ins kollektive Bewusstsein ein. Es ist ein
Virus mit einer Sterblichkeitsrate von
bis zu 70%, der sich hauptsächlich durch
den Kontakt mit Flüssigkeiten eines
Patienten verbreitet, aber die Vermutung,
dass eine Verbreitung durch die
Atemwege ebenfalls stattfindet, kann
nicht entkräftet werden. Dies führte auch
zu Panikreaktionen im Krankenhaus von
Dallas, nachdem sich eine
Krankenschwester, die Duncan
behandelt hatte, ebenfalls damit
ansteckte[543]. Diese kleine
Zusammenfassung der Ereignisse sollte
genügen, um den Eindruck zu gewinnen,
dass es sich um eine Krankheit handelt,
mit der nicht zu scherzen ist, zumal
Herkunft und Verbreitung mehr als
mysteriös sind. Der erste Gedanke wäre,
allen Flugzeugen und Passagieren aus
den befallenen Ländern die Einreise zu
verweigern, bis die Seuche im Griff ist.
Weiterhin können Ärzte und Helfer, die
sich freiwillig dazu bereit erklären, in
die befallenen Gebiete reisen und dort
lokal Hilfe leisten. In den nun
abgeschotteten Ländern könnte unter
Hochdruck an experimentellen
Impfstoffen gearbeitet werden. Passiert
ist aber tatsächlich Folgendes:
Die Progressiven erklärten ohne
jegliches Argument, warum Flugverbote
rein gar nichts bringen würden. So
meinte Obama, dass Flugverbote die
Krise sogar noch verschlimmern
würden[544]! Denken Sie ernsthaft mal
darüber nach, bevor ich die Argumente
dazu aufliste. Sind Ihnen welche
eingefallen? Laut den „Experten“ könne
man nicht mehr ausreichend Hilfe senden
und würde somit den Ausbruch
verschlimmern[545], man könnte die
Infizierten nicht mehr so gut orten[546]
und schließlich sei es unökonomisch und
würde die Wirtschaft nur Geld
kosten[547]. Langsam reicht es mir
einfach, offensichtlich ist der Elite kein
Argument mehr zu blöd oder zu
fadenscheinig, um es der ach so
verblödeten Masse zu verkaufen. Dass
man keine Hilfe mehr senden könne, ist
einfach nur Blödsinn, denn das
Flugverbot funktioniert nur in eine
Richtung. Warum sonst sendet Barack
Obama bis zu 3000 Soldaten in die
verseuchten Gebiete[548]? Wie sollen
diese überhaupt helfen? Würde ich in
einem der Gebiete leben, ich würde mir
vorkommen wie ein potenzieller Untoter
und Munitionsfraß für die ausländischen
Eindringlinge. Das macht die Situation
nicht besser, sondern heizt sie nur noch
mehr auf. Dass sich die Infizierten nicht
gut orten lassen, ist ebenfalls ein
schwachsinniges Argument. Lassen sich
denn die unzähligen Menschen, die
unerkannt den Erreger in sich tragen,
ohne Weiteres orten, wenn sie die Welt
bereisen? Dass schließlich die
Ökonomie leiden soll, wenn Touristen
aus den betroffenen Ländern ausgesperrt
werden, ist ebenfalls ein Mythos. Falls
es noch keiner gemerkt hat, es hat
wieder mal ein paar der ärmsten Länder
der Welt getroffen und nicht wie bei der
Vogelgrippe reiche Asiaten, die in
Scharen von Tausenden die Flugzeuge
bestiegen. Aus den befallenen Ländern
haben nur wenige Passagiere den Westen
angesteuert. Man möchte meinen, Afrika
sei menschliches Versuchslabor, aber
das wäre ja eine Verschwörungstheorie.
..
Nur die wenigsten haben tatsächlich das
Geld, per Flugzeug auszureisen,
insoweit hielte sich der wirtschaftliche
Schaden in Grenzen. Davon mal
abgesehen: Es passt einfach nur, dass
Eugeniker, wie sie typischerweise in der
progressiven Szene vertreten sind, mit
der Wirtschaft argumentieren, wenn es
hier um Menschenleben geht. Warum
schließen die Kanadier jetzt auch ihre
Grenzen[549]? Es bringt doch nichts, die
Grenzen dichtzumachen? Unsere Medien
verkaufen diese Version natürlich auch,
denn alles, was Obama sagt und macht,
ist wunderbar. Da Obama so
offensichtlich dreist in den Medien lügen
darf und kann, behaupte ich jetzt frei
heraus: Die Menschen in Afrika waren
nur ein Versuchsobjekt für den Ebola-
Virus, der jetzt endlich den
Wirkungsgrad erreicht hat, um ihn sich
weltweit verbreiten zu lassen. Folglich
kann man auch die Grenzen offen lassen,
denn, so wurde es immer kolportiert,
wir sind ja gut gewappnet gegen diesen
Virus. Dabei warnten mehrere
Krankenhäuser, Experten und Institute
bereits, dass wir mit der Seuche, wenn
sie sich einmal hier etabliert hat, nicht
umgehen können[550], denn es fehlt an
den entsprechenden Einrichtungen und
Hilfsmitteln. Wir sind als Nächste dran,
glauben Sie ja nicht, der Staat hat ein
Interesse an Ihrem Leben, schon gar
nicht, wenn Sie ein Afrikaner sind, dann
gelten Sie in den Augen der Elite als
„nutzloser Mitesser“. Anders als die
Afrikaner, die menschlichen
Versuchskarnickel, melkt man uns
einfach in finanzieller Hinsicht. Aber
nicht wie die Versuchskarnickel, die
vom amerikanischen Steuerzahler über
zwei Jahre hinweg jeden Tag vier
schwedische Massagen bekommen
haben[551]. So kann der ehemalige US-
Vizepräsident Dick Cheney auch nicht
seine Erregung verbergen und fantasiert
bereits von einem neuen Anschlag in den
USA, der so gewaltig ist, dass der 11.
September 2001 dagegen wie ein
Kindergeburtstag wirkt[552]. Er betet
diesen Anschlag gerade- zu heran, er
will das totale Chaos. Auch Obama
meinte allen Ernstes, dass die Leute
nicht so eine Panik vor dem Ebola-
Virus haben sollten, dieser sei sowieso
nur eine Prüfung für einen kommenden
Virus, der sich über die Atemwege
verbreitet[553]. Offensichtlich bin ich
ein verrückter
Verschwörungstheoretiker, aber meine
Perspektive auf die Dinge ist dadurch
wesentlich gerader als die der
unzähligen Maden, die das System am
Leben erhalten, weil sie sich mit
Krümeln zufriedengeben. Ich sage Ihnen,
wie es mit Ebola weitergeht: Der Virus
wird sich noch eine Zeitlang weiter
ungehemmt verbreiten können. Dann
kommen die ersten Impfstoffe auf den
Markt, die völlig ungetestet sind, da es
an langjährigen klinischen Studien
mangelt. Zumindest haben sich die
Vereinigten Staaten von Amerika ein
Patent zur exklusiven Forschung
gesichert[554] – die Bill-Melinda
Gates- Stiftung und Monsanto sind auch
an Bord[555]! Warum sollten wir noch
Angst haben, wenn wir wissen, dass der
superliebe Menschenfreund Bill Gates
(der mal eine mathematische Formel
aufgestellt hat, wie sich CO2- Ausstoß
reduzieren lässt,(und die erste zu
reduzierende Konstante dieser
Gleichung waren Menschen[556]) sich
zusammen mit Monsanto dafür einsetzt,
dass wir so schnell wie möglich gegen
Ebola geimpft werden. Dann werden die
ersten Quarantänelager gegründet.
Verzeihung, während ich dies schreibe,
ich bin wohl zu langsam, fängt New
York damit schon an[557]. Vermengt
man das mit der aktuellen
Flüchtlingsproblematik, ISIS und all den
anderen bereits erwähnten Konflikten,
entsteht ein Cocktail des Todes, mit dem
wir auf unsere Zukunft anstoßen können.
Der ein oder andere Terroranschlag in
zentralen Großstädten macht sich
sicherlich auch gut. Ebola und wie damit
in den Medien umgegangen wird und
wurde sind nur der aktuellste Beweis
dafür, dass unsere Medien reine
Heuchler sind, die nur nachplappern,
was ihnen die amerikanische Regierung
vorgibt. Die Presse ist sicherlich frei,
aber sie ist unkritisch und
gleichgeschaltet. Daran ändert auch
nichts, dass sich Alternativmedien
einigermaßen frei entfalten können.
Warum wird ein aktueller Bestseller wie
Udo Ulfkottes „Gekaufte Medien“
totgeschwiegen, obwohl es die gesamte
Presselandschaft umwirft? Die geistige
Sklaverei, mit der wir uns im 21.
Jahrhundert konfrontiert sehen, treibt
seltsame Blüten. Statt Meinungen gezielt
zu unterdrücken, werden sie einfach
verschwiegen und wenn das nicht mehr
ausreicht, gibt man sie der
Lächerlichkeit preis. In allen Themen,
die uns gegenwärtig beschäftigen, geben
die Medien die Meinung vor, sie sind
Meinungslenker und ersparen sich somit
den aufwendigen Schritt des
Unterdrückens. Dies geschieht auch bei
Ebola und daher fordere ich jeden Leser
auf, ja nicht zu akzeptieren, was ihm
ARD, ZDF, FAZ, Spiegel, Merkel,
Obama und wie sie noch alle heißen,
sagen. Aus deren Richtung darf man
sicher alles erwarten, nur nicht den
objektiven Blinkwinkel.
Kapitel 8 – Nicht das Ende, sondern

der Anfang!

Glauben Sie mir jetzt, dass Sie ein


Heuchler sind? Wir alle machen uns was
vor, denn wir gehen unserem Alltag
nach, als sei alles in bester Ordnung.
Wir haben uns an die kleinen und großen
Lügen gewöhnt. Der Staat und die
Geheimdienste spionieren uns aus? Ach,
naja, ich habe eh nichts zu verbergen.
Facebook funktioniert für 30 Minuten
nicht? Auf den Scheiterhaufen mit
Facebook! Unsere Prioritäten gelten
schon lange nicht mehr den
entscheidenden Dingen, weil ja
scheinbar alles so gut funktioniert. Von
der Geburt bis zum Grab ist für alles
gesorgt. Wir sind faul und fahrlässig
geworden im Westen und ganz besonders
in Deutschland. Wir haben uns an die
seit dem Zweiten Weltkrieg entstandene
„Normalität“ gewöhnt – mal geht es gut,
mal geht es schlecht, aber im Großen
und Ganzen passt es irgendwie schon.
Wir sind lethargisch und regen uns nur
künstlich auf und wenn wir uns aufregen,
dann über Probleme, die keine sind.
Alles ist „alternativlos“ und muss wie
geplant durchgeführt werden, sonst droht
der Kollaps. Fragen Sie sich auch nicht
manchmal, was passiert wäre, wenn alle
Banken und alle Nationen in der großen
Krise 2008 nicht einfach pleite-
gegangen wären? Wenn wir es einfach
hätten drauf ankommen lassen? Was
haben wir denn getan, außer, das
Problem mit noch mehr gedrucktem
Papier- geld zu verschieben? Ein
Bekannter sagte mal zu mir: „Ich finde,
Authentizität wird überbewertet.“ Das
ist der gegenwärtige Geist der
Gesellschaft; wohin wir auch blicken,
übervorteilt jeder den anderen, denn die
Welt ist ungerecht und was spricht schon
dagegen, wenn man das Beste für sich
rausholt? Alle anderen machen es doch
auch!
Ich habe eigene Erfahrungen mit
zeitgeschichtlichen Ereignissen aus
Deutschland und der Welt vermengt, um
aufzuzeigen, dass Heuchelei kein
Phänomen ist, sondern ein
gesamtgesellschaftliches Problem.
Aufrichtigkeit hingegen klingt bereits
altmodisch, hat kaum noch einen Wert,
oder wollen Sie das Gegenteil
behaupten? Wenn ich Sie frage, ob Sie
die Welt eher als gut oder schlecht
einschätzen würden, wie fiele Ihre
Antwort aus? Aus „Ehrlich währt am
längsten“ wurde „Wer ehrlich ist, wird
eh nur verarscht“. Denken Sie das nicht
auch manchmal? Wenn Sie wüssten, wie
viele Studenten beim Bafög-Antrag die
Angaben verfälschen, um zusätzliches
Geld zu bekommen, ohne dabei erwischt
zu werden, würde es Sie dann noch
aufregen? Heuchelei gehört für uns
mittlerweile dazu, weil es alle machen,
selbst die einst höchsten moralischen
Instanzen der Nation. Offensichtlich
haben sich die Höllenschlunde nicht
geöffnet, denn uns geht es doch gut!

I. Wo stehen wir?
Mein erstes Buch sollte zunächst nur ein
humorvoll geschriebener
Erfahrungsbericht sein, mit einigen
politisch unkorrekten Leberhaken gegen
die Personen, die mir in den letzten fünf
Jahren so begegnet sind. Mit
fortschreitendem Schreiben hat sich die
eigentliche Marschroute aber neu
ausgerichtet. Überschreiben wollte ich
das Buch mit dem großen Thema:
Pharisäertum & Schriftgelehrte.
Bibeltreuen Christen werden beide
Begriffe sehr geläufig sein. Für Jesus
Christus waren die Heuchler seiner Zeit
eben jene beiden erwähnten
Personengruppen. Pharisäer, weil sie
gierige Halsabschneider- Kaufleute
waren, die für ein Silberstück die eigene
Frau verkaufen würden und es gewagt
haben, im Tempel Gottes Handel zu
betreiben und den Armen und Kranken
für teures Geld Erlösung zu verkaufen.
Die Schriftgelehrten, weil sie der
Öffentlichkeit den Zugang zu Weisheiten,
Lehre und Wissen vereitelten und sich
dafür groß in Schale geworfen haben,
damit sie auch jeder auf den öffentlichen
Plätzen erkennen und grüßen konnte.
Wem jetzt kein Déjà-vu ins Gedächtnis
kommt, der läuft mit Scheuklappen durch
die Welt. Die Pharisäer und
Schriftgelehrten, es gibt sie heute noch,
nur ihren Namen haben sie geändert.
Über 2000 Jahre sind vergangen und wir
sind kaum besser als damals, denn noch
immer fallen wir auf den gleichen Typus
Mensch herein. Der ein oder andere mag
unseren Wissensvorsprung in Sachen
Medizin und Technologie aufführen,
geistig reich macht uns das deswegen
noch lange nicht. Reife speist sich nicht
aus intellektuellem Wissen allein. Was
bringen uns all diese Erfindungen und all
dieser Wissensvorsprung, wenn wir uns
immer noch für den Mammon und für
Gelüste gegenseitig an die Gurgel
gehen? Materiell sind wir reich und wir
können zumindest bis in die
Erdumlaufbahn und auf den Mond reisen.
Geistig sind wir verarmt, die Seelen kalt
und die Körper von Begierde nach
unerfüllten Sehnsüchten zerfressen. Oft
fällt in diesem Kontext so ein Satz wie:
„Ja, aber damals, das waren ja alles
Barbaren – wir wissen es heute
besser!“ Ich könnte jedem, der so einen
Satz schreibt, einen Kinnhaken geben.
Wirklich? Was ist heute besser? Dass
wir in Kriegen Phosphorbomben
anwenden, die den Menschen aufgrund
der Kautschuk- beigabe an der Haut
kleben bleiben, bei Kontakt mit Wasser
sich noch schlimmer entzünden und bis
zu den Knochen durchbrennen? Dass
wir, statt zu rädern und strecken, unsere
Gefangenen mit Wasser, ohne sichtbare
Spuren zu hinterlassen, foltern können?
Dass wir eine Demokratie haben, in der
ein Spinnennetzwerk aus Bankern,
Politikern, Journalisten und anderen
Taktgebern die Kandidaten auswählt, die
wir wählen „dürfen“, und die gesamte
öffentliche Meinung vorgibt[558]? Dass
wir Saudi-Arabien mit Waffen beliefern,
obwohl wir genau wissen, dass dort
Menschen wegen verschiedenster
Bagatellen gesteinigt und/oder geköpft
werden? Aber wir kriegen ja gutes Geld
vom Scheich! Nein, wir sind nicht
besser als vor 2000 Jahren. Wirklich
nicht. Fortgeschrittene Technologie
macht uns nicht zu edleren Menschen, sie
kann uns den Alltag erleichtern, aber es
ist kein Zeugnis unserer geistigen Reife.
Technologie ist nicht von Bestand, Worte
und Taten der Weisheit und Wahrheit
sind es. Leider sind wir gescheitert an
unserer Prüfung. Wir haben alle
Möglichkeiten der Welt, alles wurde uns
gegeben und wir haben gezeigt, dass wir
Versuchungen nicht gewachsen sind, und
dass uns das Nehmen, Behalten und
Vermehren besser gefallen als Geben,
Verschenken und Teilen. Da die Welt nun
im Chaos versinkt, sitzen wir wieder
fassungslos und wie gelähmt da und
fragen uns, wie es dazu kommen konnte,
wo wir doch so intelligent und so reich
sind. Ein gewisser Bild-Kolumnist
schrieb mal in Bezug auf Ebola, dass er
der Panikmache nichts abgewinnen kann,
denn am Ende werde eh der Mensch
triumphieren. Sein Argument war simpel
und entlarvend zugleich: Wir schaffen
es, mikroskopisch kleine DNA- Teilchen
zu verändern, was kann uns da ein Virus
schon anhaben. Es sei ja nicht wie mit
der Pest damals, wo sich die Leute die
Venen aufgeschnitten haben, um das
schlechte Blut ablaufen zu lassen. Leider
hat auch er es nicht begriffen. Es wird
auch in tausend Jahren Krankheit geben
– sorry, die Illusion muss ich allen
nehmen, aber unsere Körper sind nicht
für die Ewigkeit geschaffen[559], und
Krankheiten sind wie Hacker, sie finden
immer einen Weg, das Sicherheitssystem
zu umgehen. Es kommt nicht darauf an,
dass wir bald ein Heilmittel gegen
Ebola finden. Was diesen Aspekt
betrifft, sind wir in Relation zum 14.
Jahrhundert, als die schwarze Pest
ausbrach, keinen Schritt weiter. Käme es
allein auf die Technologie an, warum
brechen dann alte Krankheiten aus, von
denen man dachte, sie seien
besiegt[560]? Zurzeit grassiert die Pest
wieder auf Madagaskar[561]! Wir
entschlacken und reinigen unsere
Körper, betreiben des- wegen einen Kult
oder eine Ersatzreligion, aber unseren
Geist lassen wir regelrecht verkümmern
und reduzieren ihn auf seine simpelsten
Funktionen. Gepflegte und hygienische
Zombies. Ein ausgehungerter Geist, der
nur mit konsumiertem Scheißdreck
gefüttert wird. Oft lese ich dann auch,
dass ja nicht alles schlecht sei und die
Leute heute so alt werden wie noch nie
und so frei sind wie noch nie.
Natürlich ist nicht alles schlecht; so ein
blödes und nichtssagendes Argument.
Wenn Sie durch Ihre Fahrschulprüfung
fallen, sagen Sie dem Prüfer dann auch
„War ja nicht alles schlecht!“? Nein,
Sie hocken sich hin und üben, üben,
üben bis zur nächsten Prüfung. Keiner
verlangt, dass Sie bei der Prüfung
perfekt Auto fahren, aber die
Mindestanforderungen sollten Sie schon
erfüllen können. Nach all dem, was wir
gelesen haben, wollen wir uns da
wirklich faul in die Ecke legen und
behaupten: „Es ist ja nicht alles
schlecht“? Wir alle haben uns mit
falschen Erfüllungen und Preisen
abspeisen lassen. Wenn wir Sklaven
waren, dann haben wir uns durch ein
Hamsterrad jagen lassen in der
Hoffnung, die Karriereleiter zu
erklimmen[562], und ab und an haben
wir ein Leckerli bekommen, in Form
eines Leasingfahrzeuges oder eines
neuen Handys. Wenn wir Elite waren,
dann haben wir uns in dem Irrglauben
gesonnt, gottgleich über andere, niedere
Menschen herrschen zu dürfen und sie
dumm wie Vieh zu halten. Es gibt so
vieles, das wir noch anpacken können,
sollten, nein, müssten! So vieles, das
wir jetzt revolutionieren könnten, aber
ich denke, es wird nicht in dieser
Konstellation geschehen. Seit Beginn
des 20. Jahrhunderts reiht sich eine
gewalttätige Revolution an die andere.
Erinnern Sie sich noch an den
„arabischen Frühling“? Er sollte
umbenannt werden in das arabische
Morden.
Manchem Leser mag der Eindruck
gekommen sein aufgrund der
Formulierungen, die ich verwende, dass
ich ein strenggläubiger Christ und
Moralist sei, also möchte ich diesem
Missverständnis zuvorkommen. Ich
selbst wurde nicht getauft, ging nie aus
eigenen Stücken in die Kirche, obwohl
ich als der evangelischen Konfession
angehörig aufgeführt wurde. Das führte
zu einem unerträglichen
Religionsunterricht in der Grundschule,
aus dem ich mich ab der dritten Klasse
befreien ließ. Ich bekam dafür
missmutige Blicke von katholischen
Mitschülern, die sich absolut sicher
waren, dass meine Seele dafür
verdammt war. Lustigerweise war
darunter einer, der später extrem
kriminell wurde und trotzdem
regelmäßig in die Kirche ging. Heuchler,
sie sind überall. Meine Beziehung zu
Kirchen, Moscheen und Synagogen ist
keine von Verachtung, aber sie können
mir, mit Verlaub, gestohlen bleiben. Ich
kann Pharisäer und Schriftgelehrte nicht
ausstehen, die sich mit großem Trara in
einem der genannten Häuser einfinden,
um dort für einige Minuten einen reifen
und selbstreflektierten Menschen zu
simulieren. Sie brauchen keinen Pfaffen,
Imam oder Rabbi, um sich Ihren Glauben
aufzubauen. Gleichwohl möchte ich Sie
dazu ermuntern, sich die Rituale und
Dogmen Ihrer Glaubensgemeinschaft zu
erhalten, wenn es Sie wirklich glücklich
macht und Sie niemandem damit
schaden. Sie wissen schon, leben und
leben lassen. Ich bin auch kein Atheist,
obwohl ich das in Gesprächen gerne
vorgeschoben habe. In einer Gruppe mit
sehr gläubigen Menschen, die gerne mal
das Gespräch auf ihren Glauben lenken,
kann es sehr vorteilhaft sein, sich mit der
Behauptung, Atheist zu sein, aus der
Affäre zu ziehen. Ich teile meinen
Glauben einfach nicht mit anderen, es ist
das Intimste, was ich habe, und es bleibt
mein Geheimnis bis ins Grab. Was für
ein schöner Gedanke das ist, bei all der
Transparenz und den ausspionierenden
Geheimdiensten, finden Sie nicht?
Stellen Sie sich vor, zu meinem Glauben
muss ich kein Statement abgeben, denn
er ist privat und berührt die Gesellschaft
nicht, unfassbar, dass es das gibt. Das ist
der eine Grund. Der andere Grund ist
der, dass mein Glaube niemanden
abhalten sollte, das Buch zu lesen[563].
Mein Buch ist für keine
Glaubensrichtung geschrieben worden
und meine Verwendung von biblischen
Begriffen beruht einzig und allein darauf,
dass ich sie als sehr klangvoll und
beschreibend empfinde und somit dem
Großteil der Leser aus dem Abendlande
ein besseres Bild vermitteln kann. Wäre
ich japanischer Schriftsteller, hätte ich
Begrifflichkeiten gewählt, die diesem
Kulturkreis bekannt sind, bspw. aus dem
Shintoismus. Also ein rein
lesetechnischer Kniff. Ich lade jeden ein,
mein Buch zu lesen, vom muslimischen
Araber aus Saudi-Arabien bis zum Inuit
aus Nordkanada, rüber zum
buddhistischen Tibetaner und mündend
beim atheistischen Russen. In dieser
Hinsicht bin ich auch kein Moralist. Ein
ethisch[564] guter Mensch zu sein ist
kein selbst auferlegtes Dogma und keine
Ideologie, sondern eine unabdingbare
Bedingung für eine gerechte
Gesellschaft. Es sollte unserem Wesen
eigentlich immanent sein, stets dem
Guten zuzustreben, aber es wird in Frage
gestellt und mit allen möglichen
Pseudoargumenten zu widerlegen
versucht. Wir können gar nicht ethisch
sein, weil es unserer biologischen
Programmierung widerspricht. Erst
kommt das Fressen und dann die Moral.
Ich lasse das nicht gelten. Wenn Sie sich
selbst zu einem verblödeten Zombie
reduzieren lassen wollen, in dem nur das
Stammhirn und damit existentielle
Grundfunktionen wie Schlafen, Essen
und Fortpflanzung aktiv sind, bitte.
Halten Sie aber nicht diejenigen auf,
welche die Hindernisse ihres eigenen
Geists überwinden wollen.

II. Ein paar abschließende Worte


Ich hoffe, über die letzten Seiten ist nicht
der Eindruck entstanden, ich sei ein
frustrierter 26-jähriger Mann der
Generation „Maybe“, der mit der Wahl
seines Studienfaches „falsch lag“ und
die Schuld dafür anderen Personen
zuweist. Keiner dieser Vorwürfe trifft
auf mich zu. Ich bin nicht frustriert,
sondern zufrieden. Ich bin auch nicht
Teil irgendeiner Generation „Maybe“ –
eine Betitelung, die mir zu negativ
konnotiert ist, zumal ihr Wortschöpfer
selbst erst 32 Jahre alt ist und somit auch
unter die Kategorie Heuchler fällt.
Neben Generation „Maybe“ falle ich ja
auch unter die Generation „Y“, „Z“ und
„Porno“. Das Leitproblem meiner
Generation, die übertriebene Auswahl
von Möglichkeiten, sie setzt sich
anscheinend sogar bei unserer
Etikettierung fort. Auch die Wahl meines
Studienfaches war nicht „falsch“. Was
das betrifft, gibt es keine „richtige“
Wahl, weil der Mensch keine
unveränderliche Entität ist, sondern sich
jeden Tag neu ausrichtet, neu feinjustiert.
Notgedrungen ändern sich damit
Prioritäten, Grund- und Glaubenssätze
sowie die eigenen Interessen. Die Art
und Weise, wie man sich im Leben
auszudrücken wünscht, ändert sich
permanent. Zudem hat das Jurastudium
auch sehr viele Vorteile mit sich
gebracht, die ich gerne angenommen
habe. In dieser Hinsicht habe ich
Frieden mit mir selbst geschlossen, auch
wenn ich Gefahr laufe, wie ein Spießer
zu klingen, aber ich mag es nicht, von
anderen abhängig zu sein, und
Rechnungen wollen bezahlt werden, egal
wie gut oder schlecht die Gesellschaft
ist.
Ich wollte eine Geschichte erzählen. Und
das mache ich am liebsten durch viel
Übertreibung, Selbstüberhebung und
Polemisierung. Das ist ja die eigentliche
Krux des Kabaretts, dass sich zufriedene
und gesättigte Menschen für zwei
Stunden ruhig hinsetzen, um sich
Systemkritik anzuhören. Dabei wird
freilich sehr artig mit dem Kopf genickt
und herzhaft gelacht. Danach geht man
mit dem dicken Grinsen nach Hause, um
den nächsten Tag so fortzuführen, wie
man ihn zuvor begonnen hat. Gleichwohl
kann dann jeder behaupten, dass er
gegen das System gekämpft hat, so im
Inneren halt. Von außen kann man eben
nur so viel beeinflussen, wie es die
Person zulässt. Mein alter Klassenlehrer
der Gesamtschule, die ich einst
besuchte, Herr Wieger, hat mich mal auf
einem Klassentreffen gefragt, was dazu
geführt hat, dass ich mich so sehr
gewandelt habe. Die Frage war
sicherlich aus einem pädagogischen
Interesse heraus gestellt. Meine Antwort
lieferte ihm leider nicht die Erkenntnis,
die sich jeder Lehrer wünscht, wie man
nämlich die Verwandlung im Schüler
von außen hervorrufen kann.
Die simple Antwort ist die, dass es nicht
geht, außer man indoktriniert den
Menschen über viele Jahre hinweg, aber
der dabei begangene Schaden kann fatal
ausfallen. Es sei denn, man ist ein
wiedergeborener Religionsstifter und
kann Wunder vollbringen und kennt eine
dem Menschen noch unbekannte
Methode. Aber von denen gibt es ja seit
über Tausenden von Jahren nicht mehr so
viele oder aber sie zeigen sich
zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
Der Grund für die Veränderung war ich
selbst. Es fing mit einem simplen
Gedanken an, dass ich mein Leben so
nicht mehr weiterführen wollte, weil es
sich schlecht anfühlte. Ob man es glaubt
oder nicht, aber es besteht ein
Unterschied zwischen Schmerzen und
Leiden. Schmerzen sind plötzlich
auftretende Ereignisse, die entweder
innerlich oder äußerlich an uns
herangetragen werden. Leid ist ein
dauerhafter Zustand der Unzufriedenheit,
der mit zunehmender Dauer in akuten
Schmerzen enden kann.
Und so lautet mein Plädoyer an alle da
draußen, die sich Zeit genommen haben,
um meine Worte zu lesen:
Es ist gut, wenn ihr sauer seid, voller
Zorn. Denn das bedeutet, es ist noch
Lebens-und Veränderungswille
vorhanden. Schlimmer wäre es, wenn
der Zorn in Niedergeschlagenheit,
Selbstaufgabe und schließlich
Depression mündet. Das ist wie bei
einem ausgetrockneten Flussbett.
Solange der Fluss fließt, wenn auch wild
und unkontrolliert, kann man ihn in die
richtige Bahn leiten. Ist der Fluss aber
an der Quelle ausgetrocknet, muss das
Wasser erst wieder geweckt, also zum
Sprudeln gebracht werden. Und so ist es
auch mit diesem wunderbaren Zorn. Die
besten Künstler, Philosophen,
Volkstribune usw. haben viele ihrer
größten Werke im Zorn geschaffen, aus
welchen (vielleicht fehlgeleiteten)
Motiven auch immer. Alle Revolutionen
werden von der Wut genährt, aber vom
Zorn getragen. Fatal wäre blinder,
fehlgeleiteter Zorn. Dieser richtet nur
nachträglichen Schaden an, erschafft
aber nicht etwas Neues, Schöneres und
Besseres. Darin besteht der Unterschied
zu unseren schöpferisch tätigen Artisten,
die nach ihrem Zornausbruch zufrieden
auf ihr Werk blicken. So ging es mir
auch mit diesem Buch, ich bin kein
Künstler, aber manchmal fehlen mir die
gesprochenen Worte, um dem
subjektiven Gefühl der Ohnmacht
Ausdruck zu verleihen, und so verlasse
ich mich auf das Schreiben, was in einer
gewissen Form Eigentherapie ist. Ich
konnte nicht permanent mit dieser Wut
im Bauch herumlaufen. Sie musste
abgegrenzt und herauskanalisiert
werden, getrennt von dem Teil, der
hochgradig zufrieden mit dem eigenen
Leben ist. Mein 15-jähriges „Ich“ hätte
sicherlich randaliert und irgendwelche
Sachbeschädigungen vorgenommen. Eine
sehr primitive und im Ganzen nutzlose
Form des Zorns, insbesondere, da er
regelmäßig unbeteiligte Personen trifft.
Ich rede von der Form des Zorns, bei
der laut „JETZT REICHT ES!“
ausgerufen wird, dann wird in die Hände
gespuckt und dann geschaffen. Nach
dieser Schaffensphase ist man fix und
alle, aber zufrieden. Mit diesem Buch
habe ich das für mich getan und alles aus
mir rausgeschrieben, was sonst zu
erweitertem Haarausfall und
Magengeschwüren geführt hätte.
Und genau das erwarte ich von jedem
anderen Menschen auch. Natürlich
könnten wir wieder Mistgabeln und
Fackeln hervorkramen und die Politiker
zum x-ten Mal zum Teufel jagen. Aber
das machen wir so schon seit den
frühesten Stunden des
Menschengeschlechts. Es wird Zeit für
eine neue Art der Revolution. Eine
primär geistige, die sich dann
schließlich auf unser materielles Leben
auswirken wird. Wenn wir unsere
gegenwärtigen Meinungsmacher,
Machtmenschen und falsche Propheten
zum Marktplatz schleifen, in Ketten
wohlgemerkt, sie vom sogenannten
Pöbel mit Dreck bewerfen lassen, sie für
die gesamte Öffentlichkeit aufstellen und
präsentieren, ihre Schandtaten laut
verlesen, um sie dann unter dem lauten
Getöse der Mehrheit zu vierteilen. Dann,
ja dann, meine Freunde, haben wir gar
nichts erreicht. Schon wieder. Natürlich
setzt für einen kurzen Augenblick die
kollektive Befriedigung ein, aber diese
ist nur von vorübergehender Dauer und
wahrlich scheinbar in ihrer Natur. Waren
die Menschen nicht überwiegend
„glücklich“, als Barack Obama Ende
2008 zum 44. US-Präsidenten gewählt
wurde? Und was ist daraus geworden?
Eben. Wir bekommen immer die
gleichen Resultate, wenn wir immer das
Gleiche machen. Wir werden diese
Hydra von Politprofis, Medienmachern
und Bankstern nicht los, wenn wir immer
nur die einzelnen Köpfe abschlagen und
sofort ein neuer Kopf nachwächst. Wir
müssen der Hydra die Kraft zum
Wachsen nehmen, bis sie schrumpft und
sich letztlich auflöst. Dafür brauchen wir
aber einen neuen Geist. Deshalb rufe ich
offiziell die Bewegung der Aufklärung
2.0 aus! Ich bitte jeden einzelnen Leser,
sich mir anzuschließen! Sie müssen sich
nirgends anmelden oder registrieren
lassen, keine Gebühren zahlen, an keinen
Versammlungen teilnehmen oder
sonstigen Verpflichtungen einer
Gesellschaft nachkommen. Sie sind
bereits vollwertiges Mitglied, wenn Sie
den Geist der Aufklärung 2.0 in ihrem
Leben integrieren und ihn vollkommen
ausleben. Es muss Schluss sein mit der
Heuchelei, Schluss mit dem
Gutmenschentum, Schluss mit der halben
Toleranz und vorgespielten Akzeptanz,
Schluss mit den Denkverboten und
Tabus, Schluss mit den alten Strukturen
der Macht und ihren Vorstehern, Schluss
mit der Finanzierung eines aufwendigen
Lebensstils durch Schulden und Schluss
mit der geistigen Versklavung!
Ich fordere jeden auf, sein Leben von
nun an die eigenen Hände zu nehmen und
sich von keinem Politiker, keinem
Journalisten, keinem Chef, keinem
Nachbarn und niemandem vorschreiben
zu lassen, wie er sein Leben zu leben
hat. Nicht einmal von mir – wenn Sie
weiter in der Matrix vor sich hindösen
möchten und es für erstrebenswerter
halten, Ihren Konkurrenten eines
auszuwischen, damit Sie schneller die
Nahrungskette nach oben steigen, dann
ist das Ihre eigene Entscheidung. Tun Sie
mir und den anderen Aufklärern dann
bitte nur einen Gefallen und leben Sie
das auch nach außen hin aus. Hören Sie
auf ins Kabarett zu gehen. Und wenn Sie
jemandem mit dem Leasing-5er BMW
die Vorfahrt nehmen, dann brüllen Sie
ihm voller Inbrunst ins Gesicht „ICH bin
wichtiger, ICH muss den Verkehr
gewinnen!“ und wenn es an der Kasse
beim Lidl etwas länger dauert, dann
echauffieren Sie sich laut, warum es in
einer Leistungsgesellschaft wie
Deutschland noch so etwas wie
Warteschlangen gibt. Gehen Sie offen
damit um, damit wir Sie identifizieren
können, aber hören Sie endlich auf, mir
und allen anderen etwas vorzumachen.
Ich kann Ihr Gewissen nur anregen, ob
Sie darauf hören, ist Ihnen selbst
überlassen. Ich kann Ihnen aber eines
versprechen, nämlich dass Ihre Gattung
untergehen wird! Ein neue Mentalität,
ein neuer Geist schlägt sich gerade die
Bahnen und er wird getragen von
Menschen, die seiner Kraft standhalten
können, nimmt die Menschen mit sich,
die sich ihm öffnen, und lässt die zurück,
die sich ihm verweigern. Es sind
chaotische Zeiten, in denen wir wieder
mal leben, voller Kriege und
Flüchtlinge, tobenden Vulkanen, Seuchen
und Aufständen. Wir werden auch diese
Epoche überleben und am Ende steht ein
rundum erneuerter Mensch, der auf der
Asche des vergangenen ein Fundament
der neuen Welt errichten wird. Lange
genug wurde die Stagnation durch das
bestehende System aufrecht- erhalten
und durch seine emsigen Larven, die in
der Hoffnung auf Brotkrumen die im
selben Boot sitzenden Mitmenschen dem
Ozean und den darin lebenden
Haifischen geopfert haben. Wir brauchen
keine politische Korrektheit, denn sie
schützt nicht die angebliche Minderheit
und die Schützenswerten, sondern
verwässert die Augen der Leute,
animiert zu noch mehr verstecktem Hass
und erhöhter Abneigung und dient
niemandem außer der Herrschaftskaste.
Wir müssen akzeptieren, dass jeder
Mensch seinen eigenen Standpunkt der
Wahrheit eingenommen hat und
Lebenssachverhalte unendlich vielfach
interpretiert werden können, aber wir
müssen nicht akzeptieren, dass sich die
Heuchler und Hinterlistigen immer
wieder aufs Neue durchsetzen können
und unsere Geschicke bestimmen.
Ich habe nur Sachverhalte aus meinem
Lebenskreis aufgegriffen und beim Lesen
sind dem einen oder anderen sicherlich
noch zahlreiche andere Momente und
Augenblicke im eigenen Leben
eingefallen, wo Heuchler ungestraft
davonkamen. Ich würde mich freuen,
wenn Sie mir davon berichten, und v.a.,
wie Sie selbst mit den Heuchlern
umgehen.
Auch dürfte der Leser gemerkt haben,
dass Politik und ihre Hintergründe
(Abgründe) mir ein besonders beliebtes
Thema und Steckenpferd sind, weil ich
befürchte, dass die Schlaftabletten von
Politikern es geschafft haben, eine
massive Politik(er)verdrossenheit
herbeizurufen. Das belegen nicht nur die
zunehmend sinkenden
Wahlbeteiligungen[565], sondern auch
die Gleichgültigkeit gegenüber echten
Skandalen. Pferdefleisch in der Lasagne
ist für einige unappetitlich, aber es ist
gleichzeitig unwichtig angesichts der
brennenden Probleme, die uns
gegenwärtig bedrohen. Wir Menschen,
die wir jetzt alle gleichzeitig diesen
Planeten bevölkern, sind sehr wohl an
der Politik interessiert. Die hohe
Wahlbeteiligung beim schottischen
Referendum hat das auch bewiesen.
Würden in Deutschland regelmäßig
wichtige Volksabstimmungen stattfinden,
dann würden die Bürger auch
regelmäßig daran teilnehmen. Aber
wozu, dann entscheidet ja die „Mehrheit
der Dummen“ und diktiert die Richtung
des Landes statt unserer wunderbaren
Abgeordneten, die nur ihrem Gewissen
unterworfen sind. Das Gewissen unserer
Politiker ist mindestens mangelhaft. Wir
müssen alle Politikermotten, die sich im
Kleiderschrank der Bundes- und
Landesregierungen eingenistet haben,
heraustreiben und Platz machen für neue
und frische Gesichter, die sich nicht ihre
Freizeit in Aufsichtsräten und
transatlantischen Netzwerken vertreiben
und auf Kosten des gemeinen Bürgers in
den besten Hotels logieren. Bitte gebt
euch nicht der Gleichgültigkeit hin!
Genau das ist das Ziel der Pharisäer.
Während Sie sich fröhlich auf Facebook
über den neusten Ausfall von Justin
Bieber und Miley Cyrus das Maul
zerreißen, sich über das neuste
Smartphone informieren, auf Pornoseiten
dahindämmern, in Nachtclubs sich das
Gehirn wegtrinken, bei der Fußball-
WM auf der Straße randalieren, sich in
der Kantine über Ihre Arbeitskollegen
auslassen und sich sonstigen Dingen
widmen, die sich ohne Weiteres aus
Ihrem Leben hinwegdenken lassen, ohne
dass sie einem fehlen, wird gleichzeitig
über Ihre Köpfe hinweg entschieden.
Dann wachen wir in einer neuen
Weltordnung auf, die wir nie wollten,
und wundern uns nicht mal, denn der
ungezügelte Hedonismus ist die neue
Religion und es wirkt wie Opium. Ich
bin kein Spielverderber und jeder kann
die Freuden ausleben, wie sie gerade
kommen, ich weise nur jeden darauf hin,
dass uns das Leben vor große
Geheimnisse stellt und wir diese nicht
erforschen können, wenn wir uns
permanent mit Belanglosigkeiten
beschäftigen und uns davon versklaven
lassen. Wir können nicht die
Gesellschaft transformieren, wenn wir
nicht unseren eigenen Geist
transformieren und anpassen – deswegen
ist es eine geistige Revolution, auf der
wir dann den Nährboden für unsere
Handlungen ausbreiten. Fragen wir uns
jeden Tag aufs Neue, wie sinnstiftend
unser Leben ist. Nein, keiner muss dafür
rausgehen und den Welthunger beenden.
Das ist illusorisch und nicht nötig,
außerdem kümmert sich doch schon die
beleidigte Leberwurst Horst Köhler
darum. Schalten Sie das Radio beim
Autofahren mal aus, bleiben Sie mit
Ihrem Bewusstsein tatsächlich im Jetzt
und schweifen nicht ab, weder in die
Vergangenheit noch in die Zukunft. Zum
Träumen können Sie sich im Laufe des
Tages bequem eine Stunde wählen und
sich Ihr neues Leben ausmalen. All diese
korrumpierten Schmierfinken und
Heuchler sind das Ergebnis unserer
eigenen Untätigkeit und Genügsamkeit,
unseres eigenen korrumpierten Geists.
Unser Geist muss frisch sein, frei von
Ablenkungen und Leidenschaften jeder
Art. Er muss unserem Willen unterstehen
und im besten Sinne für uns handeln. Ich
kann das nicht oft genug strapazieren,
aber die Sklaverei, in der wir uns nun
befinden, ist eine geistige. Bei all diesen
Reizüberflutungen im Alltag ist es kein
Wunder, dass immer mehr Menschen der
Urbanisierung abschwören und sich in
die Simplizität des Ländlichen
zurückziehen. Gleichwohl wird nicht
jeder Mensch die Möglichkeit haben,
einfach mal auszusteigen, wie es
neudeutsch heißt, sondern sie haben
Verpflichtungen wahrzunehmen. Darüber
muss sich niemand den Kopf zerbrechen,
denn unser Geist kennt keine
Beschränkungen, weder zeitlich noch
räumlich. Sie müssen nicht erst aufs
Land, um Ruhe und Muße zu finden. Sie
finden den Hort der Ruhe bereits tief in
sich. Vielleicht entdecken Sie in der
unbekannten Stille sogar lange
verborgene Weisheit? Lassen Sie sich
nicht täuschen, Kriege haben noch nie
etwas Gutes hervorgebracht – das wird
oft verwechselt mit den Jahren des
Friedens und der Harmonie, die kurz
danach einsetzen. Am besten sind wir
Menschen dann, wenn wir am wenigsten
Lust auf einen Krieg haben, und das ist
blöderweise immer kurz nach einem
Krieg. Wenn man nicht gerade mitten
drin ist, dann kann man schon mal leicht
eine Mobilmachung und eine „starke
Antwort gegen die Provokationen des
Ostens“ fordern. Es wird auch jetzt
wieder so kommen, egal wie stark wir
das auch verdrängen wollen. Wir können
dem nicht entgehen, denn wir bekommen
immer wieder die gleichen Resultate für
das, was wir denken, sagen und tun. Die
Nationen könnten ohne Weiteres
friedlich Handel miteinander treiben und
florieren, aber die elitären Heuchler
verfolgen ihre eigenen Interessen und die
subelitären Heuchler unter ihnen stützen
dieses System.
Was nehmen Sie jetzt mit? Werden Sie
alles Geschriebene als Schwachsinn
abtun und sich den elitären Machtzirkeln
anschließen, um die Strukturen der
Macht weiter zu stützen? Werden Sie
jetzt weniger heucheln und vielleicht mal
öfter ein klares Statement äußern?
Werden Sie das Buch beiseitelegen und
weitermachen wie bisher? Werden Sie
einen radikalen Einschnitt vornehmen
und keine Heuchelei mehr dulden,
vielleicht sogar aktiv dagegen vorgehen?
Was Sie auch tun, entscheiden Sie sich
jetzt. Schieben Sie es nicht auf, sondern
treffen Sie eine Entscheidung und folgen
dieser. Es gibt genug Menschen da
draußen, die sich vor einer klaren
Meinungsäußerung scheuen und
stattdessen leere Sätze von sich geben,
nur um nicht auf eine Ansicht
festgenagelt zu werden. Ich habe Ihnen
nicht vorgeschrieben, welche Ansicht
die „richtige“ ist, sondern nur aufgezeigt,
dass es besser ist, sich klar zu
positionieren und sich nicht aus
opportunistischen Gründen heraus zu
enthalten. Nicht jeder wird mit meinen
Ansichten einverstanden sein und wenn
Sie anderer Meinung sind, dann sind wir
uns zumindest darin einig, uneinig zu
sein. Das ist doch schon mal was.
Entscheidungen können schmerzen, aber
über kurz oder lang machen sie uns das
Leben einfacher und ermöglichen ein
Fortkommen in unserer eigenen
körperlichen, seelischen und geistigen
Entwicklung. Bei Ihrer Entscheidung
wünsche ich Ihnen allen Segen der Welt
und ich würde mich freuen, wenn wir
uns beim nächsten Buch wieder
begegnen!
Danksagung

Ich möchte mich zunächst bei allen


Lesern bedanken, die mir einen Teil
ihrer kostbaren Lebenszeit und
Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Weiterhin möchte ich meinen Eltern und


Großeltern danken für die fortwährende
Unterstützung, die sie mir zukommen
lassen, egal in welcher Lebenslage ich
mich gerade auch befinde.
Ich danke meinen beiden Geschwistern
Reinhardt und Andrea für die Ratschläge
und für die Unterstützung, gerade, als es
finanziell mal wieder duster wurde.

Ich danke meinen wirklichen Freunden,


also Matthias, Tobias, Jonatal, Tariq und
Christopher.

Schließlich möchte ich mich bei den


wenigen Menschen bedanken, die
entweder Wegbereiter waren oder die
mich inspiriert und gefördert haben:
Achim Wieger, Jan Van Helsing, Prof.
Dr. Becker und die anderen, die mir
leider entfallen sind.

[1] Jetzt mal ernsthaft, es ist einfach nur


ekelhafter und wertloser Schund.
[2] Siehe:
http://www.n24.de/n24/Wissen/Kultur-
Gesellschaft/d/4992750/-kommt-jemand-mit-
klo--.html (Stand: 30.11.2014).
[3] Lustig, an den Geruch hatte man sich nach
einer Woche auch gewöhnt.
[4] Um das alte Schulwissen aufzufrischen,
siehe: http://www.gsi.uni-
muenchen.de/lehreinheiten/ls_pt2/dokumente/sc
(Stand: 19.10.2014)
[5] Wer das Pferd von hinten aufzäumt und
meint, Glück käme erst mit dem Erfolg, wird
sich schwer einer Enttäuschung entziehen
können. Nur mal so am Rande.
[6] Vgl.:
http://www.creditreform.de/aktuelles/news-
list/details/news-detail/insolvenzen-in-
deutschland-2013.html (Stand: 31.10.2014).
[7] Bitte schreiben Sie mir, wenn es bei Ihnen
besser läuft!
[8] Kontakte knüpfen mit Menschen, die
einem im späteren Berufsleben behilflich sein
können.
[9] Gesellschafter in einer Anwaltskanzlei –
ist direkt beteiligt an den Gewinnen der
Gesellschaft, haftet in der Regel aber auch
unmittelbar mit seinem eigenen Vermögen.
[10] Im Durchschnitt verdient man als Jurist
erst mit 28 Jahren aufwärts richtig Geld.
[11] Nein, das Gepäck wird nicht sanft in den
Bauch des Flugzeuges schlafen gelegt, sondern
wie bei Tetris hart auf den Boden geworfen,
aber Sie wollen ja pünktlich in Malle
ankommen, oder?
[12] Sie vergaß nicht, mir dieses extra zu
betonen und das will ich deswegen bei der
Nacherzählung auch nicht vergessen.
[13] Zudem liest sich kein Vorstand einen 20-
seitigen Vertrag durch – daher kommt ja der
Begriff vorstandsmäßig: kurz und knapp aufs
Wichtigste bezogen.
[14] Kein Wunder, die wurden schließlich vor
der Kündigung angefertigt.
[15] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/karriere/aufsichtsrae
von-dax-konzernen-kernkompetenz-maennlich-
1.1942080 (Stand: 23.10.2014).
[16] Unternehmensjurist, spezialisiert auf
seinen einzigen Mandanten, das Unternehmen.
[17] Was sich sicherlich nur relativ, nicht aber
absolut bemessen lässt. Die Vielfalt der
Interessen ist einfach zu groß.
[18] Siehe: http://www.faz.net/aktuell/beruf-
chance/arbeitswelt/arbeitnehmer-motivation-
13234478.html (Stand: 28.10.2014).
[19] Und zum Teufel mit denen, die behaupten,
Burn-out und Depressionen seien simulierte
Krankheiten.
[20] Ich las vor einiger Zeit darüber, dass
Großkanzleien ihre Junganwälte auf
Erstsemester ansetzen, damit diese sie über das
gesamte Studium mentorenartig begleiten und
betreuen. Da werden Studenten influenziert, die
im ersten Semester noch nicht absehen können,
ob Jura eine kluge Entscheidung war.
[21] Siehe hierzu die Aufforderung des
mexikanischen Milliardärs und Tycoons Carlos
Slim, dass wir nicht mehr als 3 Tage die Woche
arbeiten sollten, dafür aber, bis wir 70 oder 75
sind:
http://www.ft.com/cms/s/0/.html#axzz37wWpJph
(Stand: 19. Juli 2014).
[22] Ja wirklich, eine Tasche explizit für einen
Gesetzesband, den sogenannten roten
Ziegelstein.
[23] Bei Juristen ab 11 Punkte aufwärts.
[24] Eine absolut richtige, wenn auch aus den
falschen Motiven heraus getroffene
Entscheidung.
[25] Ein besonders elitäres Gebäude für die
morgigen Führer der Welt. Sogar mit Seminar
bei Ackermann!
[26] Ich muss an dieser Stelle genau
aufpassen, wie ich es beschreibe, wundern Sie
sich daher nicht über die ungenaue Darstellung
der weiteren Personen.
[27] Ein Vorgehen, das ich extrem
befremdlich fand, da 19 von 20 Klausuren
einwandfrei waren, also eine Teilleistung
erbracht worden ist, für die mir auch die
Zahlung zugestanden hätte.
[28] Beispielsweise Streik, Mahnungen
verschicken, Zahlungen mit Verzugszinsen
anfordern usw.
[29] Bis auf einen Heuchler, der auch noch
unverschämt war.
[30] Dieser hehre Anspruch ist sicherlich naiv,
und das schon seit Jahrhunderten, aber ich bin
trotzdem der Auffassung, dass wir weiter
Träumer mit Prinzipien brauchen.
[31] Verbeamtete Juristen
[32] Mir ist bewusst, dass nicht wenige
Verhaltensforscher so einen Ansatz vertreten.
Aber nochmal, wir sind vernunftbegabte Wesen.
Machen wir davon keinen Gebrauch, stellen wir
uns zwar auf eine Stufe mit Tieren, sind aber
deswegen noch lange keine Tiere, sondern
nichts weiter als unreif.
[33] Urzeitliche Orientierungssinne und
andere in uns angelegte Fähigkeiten. Ich nenne
diesen Begriff jetzt einfach mal so.
[34] Siehe:
http://www.dasding.de/multimedia/I-doubt-it/-
/id=414/nid=414/did=928516/19xyze8/index.ht
(Stand: 10.08.2014).
[35] Und ich zweifle kein bisschen daran, dass
Facebook auch früher oder später der Tod
durch Verlust der Mitglieder droht.
[36] Das halte ich übrigens für ein weiteres
Symptom des gesteigerten Netznarzissmus.
Was andere gut können, kann nicht wahr sein.
Zweifellos gibt es aber natürlich viele Lügen
im Internet.
[37] Pick Up- Artists, die versuchen mit
einstudierten Sätzen und Verhaltensweisen die
Psyche der Frau unterschwellig zu beeinflussen
und sie so zu verführen.
[38] Über diesen inflationär genutzten Begriff
werde ich nichts mehr schreiben. Da haben
andere Leute schon besser drüber
philosophiert, was Freundschaft charakterisiert.
[39] Siehe:
http://readwrite.com/2010/01/09/facebooks_zuc
(Stand: 11.08.2014) – Wenn Sie dem
zustimmen, haben Sie mein aufrichtiges
Mitleid.
[40] Siehe auch: http://journalismus-
mhmk.de/digger/wer-ist-eigentlich-mark-
zuckerberg-die-erfolgsgeschichte-des-
gesichts-hinter-facebook/ (Stand: 29.10.2014).
[41] Siehe:
http://www.focus.de/panorama/vermischtes/facem
com-internetadresse-fuer-rund-30-000-dollar-
versteigert_aid_573697.html (Stand:
29.10.2014).
[42] Siehe:
http://www.thecrimson.com/article/2004/2/9/hun
register-for-new-facebook-website/ (Stand:
29.10.2014).
[43] Vgl.: http://www.boerse-
online.de/nachrichten/aktien/Facebook-Aktie-
faellt-nach-Zahlen-um-zehn-Prozent-
1000350350 (Stand: 29.10.2014).
[44] Vgl.:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/die-
macht-der-internetriesen/twitter-und-amazon-
hippe-internet-verlustmacher-13233992.html
(Stand: 29.10.2014).
[45]
http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-
2703440/Theres-no-escape-Facebook-set-
record-stock-high-results-beats-expectations-
1-32-BILLION-users-30-mobile.html (Stand:
29.10.2014).
[46] Stand 31. Dezember 2013, vgl.:
http://www.internetworldstats.com/stats.htm
(zuletzt abgerufen am: 29.10.2014).
[47] Siehe:
http://www.stern.de/tv/sterntv/max-schrems-
kampf-fuer-mehr-datenschutz-was-facebook-
mit-unseren-daten-macht-2120591.html
(Stand: 25.10.2014).
[48] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Volkszählung_in_der
(Stand: 06.11.2014).
[49] Siehe.:
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/N
im-Vormarsch/story/25711713 (Stand:
06.11.2014).
[50] Siehe:
http://www.focus.de/panorama/seiffertsagtan/test
auf-facebook-seid-ihr-wirklich-so-bloed-
euren-iq-zu-posten_id_4045653.html (Stand
07.08.2014).
[51] Siehe:
http://www.focus.de/digital/internet/immer-
voll-in-die-fresse-antisemitische-posts-zum-
tod-von-robin-williams-wo-bleibt-der-anstand-
im-netz_id_4058403.html (Stand:
13.08.2014).
[52] Mir fällt leider kein treffendes deutsches
Äquivalent ein. Frei ließe es sich als Arschloch
übersetzen, aber das trifft nicht den Kern.
Stellen Sie sich einfach einen Atheisten vor,
der es mit Vorliebe genießt, religiösen
Menschen reinzudrücken, für wie minderwertig
er ihr Glaubenssystem hält. Einen Menschen,
dem man entgegenrufen möchte: „Es ist ja
schön, was du da für dich entdeckt hast, aber
wie wäre es, wenn du es für dich behältst und
die anderen in Ruhe lässt, du Arschloch!“
[53] Siehe auch folgenden Link zur stärker
werdenden Problematik für Facebook,
Teenager anzuziehen:
http://business.time.com/2014/01/15/more-
than-11-million-young-people-have-fled-
facebook-since-2011/ (Stand: 06.11.2014).
[54] Denn sonst müsste man nicht WhatsApp
und diverse andere Apps aufkaufen, sondern
hätte längst seine eigene Lösung entwickelt.
Das zeigt aber auch, dass die meisten
Menschen sich nicht auf eine All-in-One-
Lösung einlassen wollen, gerade was den
Medienkonsum und den virtuellen Austausch
mit anderen Menschen betrifft.
[55] Auch wenn der Großteil das liebend gern
für sich selbst behauptet.
[56] Auch Schadenfreude genannt
[57] Siehe: http://www.merkur-
online.de/lokales/wolfratshausen/landkreis/spass
jugendliche-foltern-koch-2662676.html
(Stand: 10.08.2014).
[58] Was ist schon objektiv aus der Sicht eines
Menschen?
[59] Vgl. Guinness Buch der Rekorde
[60] Siehe:
http://www.focus.de/panorama/welt/die-
mitschueler-filmten-alles-schuelerin-an-baum-
gefesselt-und-sexuell-
missbraucht_id_4020585.html (Stand:
10.08.2014).
[61] Siehe: http://www.gulli.com/news/24214-
toedliches-cyber-mobbing-teenager-begeht-
wegen-video-suizid-2014-07-18 (Stand:
10.08.2014).
[62] http://www.all-
in.de/nachrichten/lokales/Cyber-Mobbing-im-
Allgaeu-Wir-kriegen-nur-die-Spitze-des-
Eisbergs-mit;art26090,1691664;
http://web.de/magazine/lifestyle/leben/19134764
nackt-erwachsen-teenies-zeigen-internet.html
(Beide Stand: 10.08.2014).
[63] Siehe:
http://www.bild.de/news/inland/facebook/faceboo
terror-gegen-schulmaedchen-
29868002.bild.html (Stand: 10.08.2014).
[64] Siehe:
http://www.focus.de/panorama/welt/da-muss-
einer-hass-auf-mich-haben-facebook-pranger-
angeblicher-vergewaltiger-wehrt-
sich_id_4011689.html (Stand: 10.08.2014).
[65] Siehe:
http://www.blick.ch/news/schweiz/facebook-
gruppe-gegen-khalil-al-ghamdi-gegruendet-
der-meistgehasste-schiri-der-schweiz-
id52665.html (Stand: 11.08.2014).
[66] Sehe:
http://www.nydailynews.com/news/national/n-
judge-denies-teen-request-funds-suit-parents-
article-1.1710802 (Stand: 11.08.2014).
[67] Siehe:
http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/articl
der-Mensch-zur-Schadenfreude-neigt.html
(Stand: 06.11.2014).
[68] Siehe:
http://www.golem.de/news/datenschuetzer-
facebook-betreibt-nutzerforschung-wie-mit-
laborratten-1407-107870.html (Stand:
11.08.2014).
[69] Vgl.:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologisc
studie-facebook-macht-miese-laune-
1.1952410 (Stand: 11.08.2014).
[70] Siehe:
http://www.chip.de/news/Facebook-_Fire-
Challenge_-Mutter-zuendet-Sohn-
an_71958670.html (Stand: 13.08.2014).
[71] Siehe: http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2012/12/30/arroganz-pur-wdr-
chefredakteur-verhoehnt-kritiker-nennt-gez-
eine-demokratieabgabe/ (Stand: 28.09.2014).
[72] Vgl.:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-
medien/intendanten-gehaelter-was-die-chefs-
von-ard-und-zdf-einstreichen/8594176.html
(Stand: 28.09.2014).
[73] Der Dollar war 1900 im Vergleich zum
heutigen Dollar noch 28,57 $ wert, siehe:
http://www.davemanuel.com/inflation-
calculator.php
[74] Siehe:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ne
fuer-sparbuecher-und-girokonten-drohen-
strafzinsen-a-1000600.html (Stand:
07.11.2014).
[75] Siehe:
http://nsnbc.me/2013/04/18/federal-reserve-
refuses-to-submit-to-an-audit-of-germanys-
gold-held-in-u-s-vaults-2/ (Stand: 07.11.2014).
[76] Siehe:
http://www.thisismoney.co.uk/money/saving/artic
2547286/High-street-banks-block-customers-
taking-large-cash-sums-counter.html (Stand:
07.11.2014).
[77] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/banken/vier-
jahre-nach-der-lehman-pleite-nichts-gelernt-
banken-handeln-wieder-mit-
schrottpapieren_aid_819607.html (Stand:
07.11.214).
[78] Siehe: http://www.wallstreet-
online.de/nachricht/7104658-euro-
staatsschuldenkrise-krise (Stand: 07.11.2014).
[79] Siehe: http://www.epochtimes.de/Sex-
und-Koks-Orgien-an-der-Wall-Street-der-
Wolf-of-Wall-Street-haelt-
Motivationstraining-in-Frankfurt-
a1194441.html (Stand: 07.11.2014).
[80] Wortneuschöpfung für: über etwas in
dessen innerstem Wesen dermaßen Stupides
und Absurdes in größter Verlockung zu
philosophieren. Bsp: Wenn das Feuilleton also
verzückt und in einem Zustand der
orgiastischen Prä-Ekstase über die moderne
Wildheit des Dschungelcamps laut nachdenkt
und darüber, ob wir nicht alle Känguruhoden
essen sollten.
[81] Den Namen der Partei behalte ich mal für
mich, nur so viel, sie stellt heute eine
Minderheit dar.
[82] Deswegen ist Hierarchie auch lateinisch
für „Hier im Arsch“.
[83] Bedeutet: starke, einflussreiche Leute im
Hintergrund zu haben, die einen beschützen.
[84] Siehe:
http://www.hdg.de/lemo/html/2003/
[85] Zitiert aus:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/15/15032.pd
[86] Denn gesenkte Lohnnebenkosten
bedeuten für den Arbeitnehmer einfach nur
einen gesenkten Lohn.
[87] Deutschland überwies im Jahr 2010
insgesamt 20,7 Mrd. Euro an die EU, davon
flossen 11,82 Mrd. Euro wieder als Hilfe für
strukturschwache Regionen, für die deutsche
Landwirtschaft sowie für zahlreiche
Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme
nach Deutschland zurück, siehe:
http://ec.europa.eu/deutschland/understanding/eu
(Stand: 06.11.2014).
[88] Bsp: sehr, eindeutig, ziemlich, ganz
sicher, allgemein anerkannt, wie jeder weiß etc.
[89] Siehe:
http://www.zeit.de/online/2009/28/parteien-
wahlprogramme (Stand: 05.11.2014).
[90] Angela Merkel auf ihrer Auslandsreise im
Sommer 2007.
[91] Siehe:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse
(Stand: 02.12.2014).
[92] Essen kaufen, Miete zahlen usw.
[93] Siehe: http://www.der-
paritaetische.de/startseite/artikel/news/armut-
in-deutschland-auf-neuem-rekordhoch-von-
155-prozent-paritaetischer-fordert-masterplan-
zur-ar/ (Stand: 21.11.2014).
[94] Art. 7 Nr. 1 des Gesetzes zur Reform der
arbeitsmarktpolitischen Instrumente
(JobAQTIVGesetz) vom 10. Dezember 2001,
BGBl. I, S. 3443, 3463.
Art. 1 Nr. 6 des Ersten Gesetzes für moderne
Dienstleistungen am Arbeitsmarkt vom 23.
Dezember 2002, BGBl. I, S. 4607, 4609.
Siehe: http://ig-zeitarbeit.de/system/files/ba-
statistik-31-12-2011_1.pdf (Stand:
27.06.2014).
[95] Siehe: http://www.fr-online.de/arbeit---
soziales/agenda-2010-und-die-folgen-
sackgasse-minijob,1473632,22141104.html
(Stand: 14.05.2014).
[96] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article122294277/
Schattenseiten-des-deutschen-Jobwunders.html
(Stand: 27.06.2014).
[97] Dass die Riesterrente eine Mogelpackung
für sich ist, können Sie mit ein wenig Google-
Recherche selbst herausfinden.
[98] Vgl.:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/chinas-
wachstum-schrumpft-101.html (Stand:
07.11.2014).
[99] Vor über 25 Jahren waren es noch die
Japaner, die uns mit ihrem endlosen Wachstum
das Fürchten lehrten. Heute ächzt Japan unter
der Belastung einer seit Jahren andauernden
Deflation.
[100] Siehe: Fricke: Eine Agenda für heilige
Kühe, FTD, 5. Oktober 2007, Teil 1. Thomas
Fricke: Eine Agenda für heilige Kühe, FTD, 5.
Oktober 2007, Teil 1. Thomas Fricke: Angst
essen Agenda auf, FTD, 12. Oktober 2007, Teil
2.
[101] Zitiert aus:
http://www.welt.de/wirtschaft/article134533725/
IV-ist-das-beste-Programm-das-wir-je-
hatten.html (Stand: 21.11.2014).
[102] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article126
befristete-Arbeitsvertraege-in-
Deutschland.html (Stand: 07.11.2014).
[103] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article207771/Gaz
Job-250-000-Euro-Jahresgehalt-fuer-Gerhard-
Schroeder.html (Stand: 07.11.2014).
[104] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/geld/gesetzliche-
krankenversicherung-weg-mit-der-
praxisgebuehr-1.1307192 (Stand: 28.09.2014).
[105] Vorreiter waren die Anbieter von
Konsummedien wie Musik, Filmen und
Spielen, wo unter Verweis der Raubkopien das
eigentliche Werk immer weiter verhackstückt
wird, um es möglichst häufig verkaufen zu
können.
[106] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heide_Simonis
[107] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lohmann-
Affäre_(Schleswig-Holstein)
[108] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article129
was-wird-dann-aus-mir-Eine-
Ehrenbuergerin.html (Stand: 24.10.2014).
[109] Siehe:
http://www.bild.de/politik/inland/heide-
simonis/ex-ministerpraesidentin-hadert-noch-
immer-mit-ihrem-wahl-debakel-
29201986.bild.html (Stand: 24.10.2014).
[110] Vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_größten_F
(Stand: 24.10.2014).
[111] Siehe: http://www.fr-
online.de/politik/kurt-beck-sagt-im-
nuerburgring-prozess-aus-brisante-begegnung-
im-landgericht,1472596,21882566.html
(Stand: 24.10.2014).
[112] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/flughafen-
ber-eine-chronik-des-scheiterns-
13087506.html (Stand: 24.10.2014).
[113] Siehe: http://www.berliner-
kurier.de/kiez-stadt/ruecktritt-naht-wowereit-
jammert-ueber-interview-
termin,7169128,28769980.html (Stand:
24.10.2014).
[114] Siehe:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13
ist-ein-klassischer-failed-state.html (Stand:
24.10.2014).
[115] Vgl.:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/7176
und-empfaenger-beim-laenderfinanzausgleich/
(Stand: 24.10.2014).
[116] Siehe:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/pannen-
flughafen-woher-die-milliarden-fuer-den-ber-
kommen/9044690.html (Stand: 24.10.2014).
[117] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/news/landesregieru
huellt-sich-ins-schweigen-kosten-fuer-pannen-
flughafen-ber-bleiben-
geheim_id_3800978.html (Stand:
24.10.2014).
[118] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/news/weitere-
ausgaben-in-milliardenhoehe-geplant-ein-
fahnenmast-soll-den-berliner-pannen-
flughafen-schmuecken-fuer-500-000-
euro_id_4242922.html (Stand: 02.11.2014).
[119] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/news/nur-240-
bauarbeiter-im-einsatz-interner-bericht-
arbeiten-am-berliner-flughafen-erst-zu-15-
prozent-erledigt_id_4260781.html
(09.11.2014).
[120] Siehe:
http://www.morgenpost.de/berlin/article1343663
baut-Fluechtlingsheim-das-2015-abgerissen-
werden-muss.html (Stand: 17.11.2014).
[121] Willy Meurer, deutsch-kanadischer
Kaufmann, Aphoristiker und Publizist, M.H.R.
(Member of the Human Race), Toronto
[122] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studienfi
es-geht-nicht-ohne-die-eltern-1576995.html
(Stand: 24.10.2014).
[123] Siehe:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel
dienstleister/bilfinger-abschied-von-roland-
koch-ist-offiziell/10306108.html (Stand:
24.10.2014).
[124] Und damit wurde bewiesen, dass wir
keine Politiker brauchen für Änderungen. Es
reicht, wenn wir selbst genug Ärger machen!
[125] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/hessen
ypsilanti-liebaeugelt-mit-der-linken-spd-
spitze-bestreitet-kooperationsplaene-a-
536657.html (Stand: 24.10.2014).
[126] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-
hessen/spd-nach-der-wahl-ypsilanti-fordert-
annaeherung-an-die-linke-12592515.html
(Stand: 24.10.2014).
[127] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/koalition
in-thueringen-spd-spitze-fuer-rot-rot-gruen-
13220434.html (Stand: 24.10.2014).
[128] Darüber wird viel gestritten und es
sollte sich jeder selbst ein Bild darüber
machen. Lehrmittel und Ausbildungspläne
entsprechen sicherlich eher dem Bild
konservativer Eltern, die auf Noten und
Leistung setzen. Gleichwohl, gute Lehrer gibt
es auch an staatlichen Schulen und solche sind
es, die über eine gute Ausbildung entscheiden.
Siehe auch: http://www.t-
online.de/eltern/jugendliche/id_69051334/schul
sind-privatschulen-besser-als-staatliche-
schulen-.html (Stand: 25.10.2014).
[129] Zitiert aus:
http://www.welt.de/wams_print/article1223490/E
Linke-gegen-Roland-Koch.html (Stand:
25.10.2014).
[130] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/hessen-
wahlkampf_aid_234700.html (Stand:
24.10.2014).
[131] Danke an Bundeskanzlerin Merkel für
diesen Versprecher:
https://www.youtube.com/watch?
v=wcICoz14euA (Stand: 29.10.2014).
[132] Vgl.:
http://www.autobild.de/artikel/dienstwagen-
von-politikern-2014--1135098.html;
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/dienstwagen-
von-politikern-check-der-duh-auf-co2-
ausstoss-a-960876.html (Stand: 25.10.2014).
[133] Siehe:
http://www.stern.de/politik/deutschland/traumjob
bundestagsvize-ran-an-den-fleischtopf-
2060689.html (Stand: 25.10.2014). Ja, Sie
haben richtig gelesen, alle 6 Stellvertreter
bekommen dieses Gehalt.
[134] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/ulla-
schmidt-dienstwagen-affaere-eine-ministerin-
faehrt-ins-leere-1.163989 (Stand:
25.10.2014).
[135] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/dienstwa
ulla-schmidt-war-
ueberkorrekt_aid_420946.html (Stand:
25.10.2014).
[136] Siehe:
http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Red
Koehler/Interviews/2010/20100322_Rede.html
(Stand: 26.10.2014).
[137] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Köhler#Wirk
(Stand: 26.10.2014).
[138] ebenda.
[139] S.o.
[140] Zitiert aus:
http://www.deutschlandradio.de/sie-leisten-
wirklich-grossartiges-unter-
schwierigsten.331.de.html?
dram:article_id=203276 (Stand: 26.10.2014).
[141] Siehe:
http://www.deutschlandradiokultur.de/angst-
vor-krieg-waechst-die-bedrohung-fuer-
uns.1008.de.html?dram:article_id=296272;
http://www.welt.de/politik/ausland/article133397
deutsche-Nie-wieder-Krieg-nervt.html (beide
Stand: 26.10.2014).
[142] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Köhler#Wirk
(Stand: 26.10.2014).
[143] Zitiert aus:
http://de.euronews.com/2010/06/01/merkel-
bedauert-koehlers-ruecktritt-aufs-
allerhaerteste/ (Stand: 26.10.2010).
[144] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/warum-trat-
der-bundespraesident-zurueck-horst-koehler-
viele-geruechte-und-ein-todesfall-1.965751-2
(Stand: 26.10.2010).
[145] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ex-
bundespraesident-horst-koehler-beraet-
vereinte-nationen-a-847594.html (Stand:
26.10.2014).
[146] Jaguar XKR Coupé – falls Sie mal eben
90.000 EUR aufwärts aus der Brieftasche
pflücken können.
[147] Aufgrund seiner guten Verbindung zu
Übersee bezweifele ich diese Version,
Inkompetenz wäre aber nicht auszuschließen
und eine vorsätzliche Schädigung Opels schwer
nachzuweisen.
[148] Ja, das ist sein ganzer Name.
[149] Wie passend. Siehe: Archiv für
Geschichte und Altertumskunde von
Oberfranken 18, Bayreuth 1891, S. 2.
[150] Welches den Juristen erst zum
„Volljuristen“ werden lässt, also den Anwalt,
Richter, Notar (mit weiterem Abschluss) und
Staatsanwalt. Das erste Staatsexamen ist in
erster Linie ein akademischer Abschluss.
Promovieren durfte KTG nur mit einer
Sondergenehmigung durch den weiblichen
Dekan der Uni Bayreuth, ein Mitglied der CSU:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-
02/guttenberg-bayreuth-promotion-zulassung
(Stand: 28.09.2014).
[151] Siehe:
http://www.stern.de/politik/deutschland/kritik-
an-bundeswehrreform-guttenberg-hinterliess-
nur-chaos-1686068.html (Stand: 28.09.2014).
[152] Siehe:
http://www.tagesspiegel.de/politik/karl-
theodor-zu-guttenberg-750-000-euro-fuer-die-
uni-bayreuth/3879402.html (Stand:
28.09.2014).
[153] Siehe:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/
03-27.png (Stand: 30.09.2014).
[154] Das scheibchenweise Herausrücken von
wichtigen Informationen.
[155] Die ihn ja großgeschrieben hatten.
[156] Wobei niemand so genau weiß, was er
dort eigentlich getrieben hat.
[157] Siehe:
http://www.welt.de/politik/article2739161/Tuerk
feiert-Oezdemir-als-deutschen-Obama.html
(Stand: 25.10.2014).
[158] Siehe:
http://www.bild.de/politik/inland/karl-theodor-
zu-guttenberg/unsere-freundschaft-zu-amerika-
ist-ein-sanierungsfall-36766312.bild.html
(Stand: 25.10.2014).
[159] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article511
Guttenberg-den-Opel-Verkauf.html (Stand:
25.10.2014).
[160] Siehe:
http://www.hintergrund.de/201107121646/wirtsc
oekologischen-grenzen-des-kapitals.html
(Stand: 30.10.2014).
[161] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pädophilie-
Debatte_(Bündnis_90/Die_Grünen) (Stand:
09.11.2014).
[162] Siehe: http://www.swr.de/unser-
wald/oekosystem/waldsterben-debatte/-
/id=3927758/nid=3927758/did=3873062/4di2n
(Stand: 30.10.2014).
[163] Siehe: http://www.merkur-
online.de/aktuelles/politik/wer-waehlt-
eigentlich-die-gruenen-meta-1180492.html
(Stand: 30.10.2014).
[164] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article134273688/
Waehler-steigen-besonders-gern-ins-
Flugzeug.html (Stand: 12.11.2014).
[165] Siehe: http://info.kopp-
verlag.de/hintergruende/deutschland/udo-
ulfkotte/gekaufte-journalisten-wie-
westerwaelder-politiker-und-medien-die-
buerger-
betruegen.html;jsessionid=AA4CAB36DF0D0D
(Stand: 30.10.2014).
[166] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/goetting
forscher-gruene-arbeiten-paedophilie-
vergangenheit-miserabel-auf_id_4267364.html
(Stand: 12.11.2014).
[167] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/joschk
fischers-video-fuer-bmw-vom-weltpolitiker-
zum-werbeprofi-a-936787.html (Stand:
09.11.2014).
[168] Zitiert aus:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/14/029/1403
(Stand: 31.10.2014).
[169] Zitiert aus: FAZ v. 02.01.2005
[170] Ebenda.
[171] M.w.N.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Trittin#cite_
1
[172] Ebenda.
[173] Zitiert aus: S.o.
[174] Zitiert aus:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-
7891257.html (Stand: 31.10.2014).
[175] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article118
fordert-Revision-der-Zusammenarbeit-mit-
USA.html (Stand: 31.10.2014).
[176] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article106
nach-Bilderberg-Konferenz-in-
Erklaerungsnot.html (Stand: 31.10.2014).
[177] Siehe:
http://www.mmnews.de/index.php/politik/13307-
bilderberger-teilnehmerliste-und-agenda-2013
(Stand: 31.10.2014).
[178] Ebenda.
[179] Zitiert aus dem gesamten Interview,
siehe:
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37059/1.html
(Stand: 31.10.2014).
[180] Für Nichtjuristen: Das ist der rote
Ziegelstein, den Jurastudenten immer
herumschleppen. Eine Gesetzestextsammlung.
In der Praxis benutzt niemand mehr solche
Teile. Viel zu unhandlich. Zudem ist die
Aktualisierung durch Textnachlieferung eine
unerfreuliche Sisyphus- Arbeit.
[181]Der Laie sagt bspw.: Ich besitze dieses
Handy. Er meint aber, dieses Handy ist sein
Eigentum, gehört also ihm. Besitz kann jeder
haben, der das Handy nur in der Hand hält.
[182] Tatsächlich kommt Diebstahl und
Sachbeschädigung von wichtigen Büchern für
Hausarbeiten bei Jurastudenten sehr häufig vor.
[183] Siehe das Video auf:
http://www.hornoxe.com/merkel-ueber-die-
sicherheit-von-atomkraftwerken/ (Stand:
31.10.2014).
[184] Siehe:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/rw
verklagt-bund-und-hessen-wegen-biblis-
stilllegung-a-987996.html (Stand:
31.10.2014).
[185] Wenn in der Zeitung steht: Minister X/Y
genießt das volle Vertrauen der Kanzlerin!
[186] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Pofalla
(Stand: 31.10.2014).
[187] Siehe: Eklat wegen Pofalla. In: Der
Spiegel. Nr. 20, 2000, S. 19
[188] Beide zitiert aus:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/druck-
auf-abweichler-euro-rettung-vergiftet-klima-
in-der-union-a-789501.html (Stand:
31.10.2014).
[189] Siehe: https://www.taz.de/Kommentar-
Friedrich-in-den-USA/!119855/ (Stand:
31.10.2014).
[190] Zitiert aus:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/nsa-
aktivitaeten-in-deutschland-berlin-weiter-ohne-
eigene-erkenntnisse-12282189.html (Stand:
31.10.2014).
[191] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/nsa-
affaere-merkel-laesst-kritik-der-opposition-
abperlen-a-911060.html (Stand: 31.10.2014).
[192] Zitiert aus:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-
08/nsa-bnd-pofalla--bundestag-spaehaffaere-
snowden-abkommen (Stand: 31.10.2014).
[193] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/spaehaff
pofalla-amerikaner-und-briten-halten-sich-an-
deutsches-recht-12528037.html (Stand:
31.10.2014).
[194] Siehe: Thomas Reisener: Pofalla soll
bei der Bahn noch mehr Macht erhalten. In:
Rheinische Post. Nr. 138, 17. Juni 2014, S. 1.
[195] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/affaere-
um-christine-haderthauer-eine-
zugewinngemeinschaft-13089616.html (Stand
10.08.2014).
[196] Siehe:
http://www.focus.de/immobilien/mieten/mieter-
zahlt-makler-selbst-heiko-maas-handelt-gegen-
seinen-eigenen-
gesetzesentwurf_id_4267684.html (Stand:
12.11.2014).
[197] Siehe:
http://www.stern.de/politik/deutschland/abgeordn
kaufen-teure-montblanc-fueller-das-seufzen-
von-regierungsrat-heusinger-1623087.html
(Stand: 30.10.2014).
[198] Interessierte können sich einen schönen
Abend machen und unter den Stichwörtern
„Deutschland“ und „kein souveräner Staat“ mal
googeln.
[199] Beispielsweise George Bush sen. m 6.
März 1991; https://www.youtube.com/watch?
v=Pb33Xv73Acg (für eine kleine
Zusammenfassung von amerikanischen
Politikern).
[200] Für die Verschwörungstheorie siehe:
http://www.bibliotecapleyades.net/sociopolitica/e
(Stand: 09.11.2014).
[201] Siehe:
http://readersupportednews.org/news-
section2/318-66/23466-focus-edward-
snowden-were-all-being-spied-on (Stand:
09.11.2014).
[202] Siehe:
http://www.ft.com/fastft/230722/boj-sparks-
currency-wars-round-up ;
http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article13
Kollaps-kann-Euro-Zone-in-den-Abgrund-
ziehen.html (Stand: 18.11.2014).
[203] Siehe:
http://www.globalresearch.ca/the-seeds-of-
suicide-how-monsanto-destroys-
farming/5329947 (Stand: 09.11.2014).
[204] Siehe z.B.:
http://web.de/magazine/panorama/hooligan-
krawalle-koeln/salafisten-kurden-hooligans-
buergerkrieg-land-30169482 (Stand:
09.11.2014).
[205] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_andauernd
(Stand: 09.11.2014).
[206] Siehe:
http://www.focus.de/gesundheit/news/fleischskan
in-duesseldorf-faekalbakterien-ekel-fleisch-in-
behoerdenkantinen-
sichergestellt_id_4258217.html (Stand:
07.11.2014).
[207] Siehe:
http://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen
standards-lebensmitteln-angst-chlorhuhn-
4288600.html (Stand: 09.11.2014).
[208] Gleichwohl hat es gereicht, um
Slumbildung, „Slumburb“, zu fördern, die
Arbeitslosenzahlen massiv zu steigern,
Millionen von Kleinstunternehmen in die
Insolvenz zu stürzen und unzählige Leute
obdachlos zu machen.
[209] Siehe: http://www.breitbart.com/Big-
Government/2012/10/01/Report-JP-Morgan-
Makes-Over-Half-A-Billion-Dollars-Off-
Food-Stamps (Stand: 09.11.2014).
[210] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-
und-die-nato-40-brenzlige-situationen-a-
1001831.html (Stand: 09.11.2014).
[211] Siehe:
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_life
die-besseren-Politiker.html (Stand:
09.11.2014).
[212] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/sebastian-
edathy-botschaften-eines-isolierten-
1.2051234 (Stand: 19.07.2014).
[213] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/edathy
soll-laut-anklage-kinderpornos-
heruntergeladen-haben-a-1001839.html (Stand:
11.11.2014).
[214] Siehe: http://www.merkur-
online.de/aktuelles/politik/spiegel-bericht-
zeigt-stark-unterwanderten-paedophile-
gruenen-zr-2903171.html (Stand: 09.11.2014).
[215] Siehe:
http://www.pbs.org/newshour/making-
sense/adderall-cocaine-inside-lives-young-
wolves-wall-street/ (Stand: 09.11.2014).
[216] Siehe z.B.:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/versic
britische-ergo-tochter-das-beurlaubt-
chef/10869504.html (Stand: 09.11.2014).
[217] Siehe: Henry Kissinger „Weltordnung“,
erschienen 2014 beim C. Bertelsmann Verlag.
[218] Siehe:
http://www.rtdeutsch.com/5837/headline/termink
g-7-gipfel-wegen-bilderberg-konferenz-
verschoben/ (Stand: 11.11.2014).
[219] „gemeinsame Planung eines
Unternehmens gegen jemanden oder etwas
(besonders gegen die staatliche Ordnung)“ Lt.
Duden:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Verschwoe
[220] Siehe bspw.:
http://www.sfgate.com/business/bottomline/artic
buys-Climate-Corp-for-930-million-
4975474.php (Stand: 11.11.2014).
[221] Siehe u.a.:
http://www.focus.de/politik/deutschland/handy-
von-us-geheimdiensten-abgehoert-merkel-
beschwert-sich-bei-obama-ueber-
lauschangriff_aid_1137904.html (Stand:
11.11.2014).
[222] Siehe: http://www.n23.tv/politik/679-
die-kruden-ausreden-der-nsa (Stand:
11.11.2014).
[223] Siehe:
http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDE
(Stand: 14.11.2014).
[224] Vgl.:
http://www.theintelligence.de/index.php/politik/k
angela-merkel-ein-stasi-spitzel.html (Stand:
11.11.2014).
[225] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article125
Akademikerzahl-hat-dramatische-Folgen.html
(Stand: 14.11.2014).
[226] Dümmster Name überhaupt, da es
sinngemäß „Rache“ bedeutet.
[227] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei
[228] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Skl
[229] Siehe:
http://thedailyshow.cc.com/videos/uhvdtk/andrew
napolitano (Stand: 11.11.2014).
[230] Dazu sollte man wissen, dass
Demokraten und Republikaner diametrale
Ansichten zur Rolle der Regierung im
Privatleben der Bürger vertreten. Republikaner
lehnen jede Form der staatlichen Einmischung
ab, Demokraten wollen eine starke Regierung,
da Menschen nur in den seltensten Fällen
autonom moralisch gut handeln, zumindest aber
Kontrolle nötig sei.
[231] Wie dieser tölpelhafte Mensch in
Australien, siehe:
http://www.smh.com.au/nsw/man-breaches-
security-at-sydney-airport-20140927-
10mwx1.html (Stand: 01.09.2014)
[232] Siehe: http://www.social-
secrets.com/2014/11/facebook-beantwortet-
jede-dritte-deutsche-behoerden-anfrage/
(Stand: 11.11.2014).
[233] Siehe: http://www.bild.de/digital/handy-
und-telefon/whatsapp/blaue-haken-whatsapp-
android-lassen-sich-abschalten-
38571074.bild.html (Stand: 14.11.2014).
[234] Siehe:
http://www.nytimes.com/2014/11/11/technology
net-neutrality-fcc.html?_r=0 (Stand:
11.11.2014).
[235] Zitiert aus Fußnote 233.
[236] Nein, hätte er nicht. Siehe:
http://nextshark.com/why-steve-jobs-didnt-let-
his-kids-use-ipads-and-why-you-shouldnt-
either/ (Stand: 14.11.2014).
[237] Siehe:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verkehr
Zunehmende-Smartphone-Nutzung-am-Steuer-
2123189.html (Stand:11.11.2014).
[238] Siehe z.B.:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/apple-
innovationen-bitte-1.1657728 (Stand:
11.11.2014).
[239] Siehe hier: https://editionf.com/waere-
aussehen-wuerden-wollen (Stand: 11.11.2014).
[240] Die Vergleichsfotos der Teilnehmer
finden Sie u.a. in der o.g. Fußnote.
[241] Siehe:
http://www.mediabistro.com/prnewser/abercromb
fitch-apologizes-for-ceos-cool-kid-
comments_b65301 (Stand: 11.11.2014).
[242] lat. für „du sollst deinen Körper haben“.
[243] Siehe:
http://www.mmnews.de/index.php/i-
news/26217-eu-will-recht-am-eigenen-
koerper-entziehen (Stand: 09.11.2014).
[244] Siehe: http://www.cicero.de/stil/die-
neue-maennlichkeit-spornosexuell/57844
(Stand: 23.10.2014).
[245] Siehe: http://www.isaps.org/news/isaps-
global-statistics (Stand: 11.11.2014).
[246] Siehe:
http://www.welt.de/gesundheit/article117860236
geraten-unter-Druck-im-Job-schoen-zu-
sein.html (Stand: 11.11.2014)
[247] Siehe:
http://www.karriere.de/karriere/schoene-
menschen-sind-erfolgreicher-165337/ (Stand:
11.11.2014).
[248] Vorsorglich sei darauf hingewiesen,
dass es eine wissenschaftliche Methode unter
gleichem Namen gibt. Gleichwohl wird der
Begriff für alle bio-technischen Änderungen
am Körper verwendet.
[249]
http://de.wikipedia.org/wiki/Raymond_Kurzweil
[250] Siehe:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-
2467514/Ray-Kurzweil-shares-plans-
immortality.html (Stand: 23.10.2014).
[251] Ebenda.
[252] Siehe:
http://t3n.de/news/zukunftsaussichten-2040-
ray-kurzweil-524488/ (Stand: 23.10.2014).
[253] Siehe:
http://www.welt.de/wissenschaft/article1332166
werden-immer-aelter-aber-nicht-mehr-
lange.html (Stand: 23.10.2014).
[254] Siehe Fußnote 255.
[255] Siehe:
http://www.bloomberg.com/news/2010-12-
09/life-expectancy-in-the-u-s-drops-for-first-
time-since-1993-report-says.html (Stand:
18.11.2104).
[256] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article116326258/
lukrative-Milliardengeschaeft-mit-
Risikoprognosen.html (Stand: 11.11.2014).
[257] Siehe: http://www.confused.com/car-
insurance/black-box
[258] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/banken/gewaltige-
attacke-hacker-bei-jpmorgan-76-millionen-
haushalte-betroffen_id_4178328.html (Stand:
23.10.2014).
[259]
http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/medizin/9
implantate-die-wir-bald-im-koerper-tragen-
38222252.bild.html (Stand: 25.10.2014).
[260] Natürlich weniger rein harte und
physische Arbeit, da ein Großteil dieser
Tätigkeiten von Maschinen übernommen
wurde, was auch zur Erhöhung der
Lebenserwartung geführt hat.
[261] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article133601736/
Prozent-weniger-Treibhausgase-bis-2030.html
(Stand: 24.10.2014).
[262] Siehe:
http://persquaremile.com/2011/01/18/if-the-
worlds-population-lived-in-one-city/ (Stand:
11.11.2014).
[263] Die berühmteste These stammte von
Thomas Malthus aus dem Jahre 1798, siehe:
http://en.wikipedia.org/wiki/Malthusian_catastro
[264] Siehe: https://www.youtube.com/watch?
v=vZVOU5bfHrM (Stand: 11.11.2014).
[265] Wehe, es glaubt noch einer, es liege an
den „mangelnden Ressourcen“! Wenn
überhaupt, liegt es an denen, die horten und
alles für sich wollen.
[266] Vgl.:
http://gruppen.greenpeace.de/marburg/Gentechni
(Stand: 24.10.2014).
[267] Siehe:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/im
h-m-zerschneidet-unverkaeufliche-
winterkleidung-a-670932.html (Stand:
24.10.2014).
[268] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Georgia_Guidestone
[269] Das setze ich in Anführungszeichen,
weil ich mit politischen Kampfbegriffen wie
„links“ und „rechts“ nichts anfangen kann. Dass
ist klassisches Schwarz-Weiß- Denken.
[270] Davon ausgehend, dass wir zwar
deutsche Aussiedler aus dem Schwabenland in
der Familie haben, diese aber durch Heirat mit
rumänischen Familien nicht mehr
ausschließlich deutscher Herkunft sind.
[271] Eine der Theorien, die mich beim Lesen
sehr amüsiert haben, lautete, dass eine
Wasserstoffbombe die erhitzte Atmosphäre in
einem Donnersturm genügend abkühlen könnte,
um dem Tornado vorzubeugen. Ich finde es
interessant, wie der erste Impuls zur Lösung
einer Katastrophe die Benutzung einer Bombe
ist.
[272] Zitiert aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus
[273] Siehe:
http://wikiislam.net/wiki/72_Jungfrauen
(Stand: 14.11.2014).
[274] Quantitativ betrachtet häufiger,
qualitativ betrachtet aggressiver.
[275] Ich werde daraus keine
Religionsdiskussion machen, denn ein
schlechter Mensch bleibt ein schlechter
Mensch, egal woher er kommt. Für das
eigentliche Thema tut das demnach nichts zur
Sache.
[276] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/neuer-
antisemitismus-gauck-und-merkel-mach-front-
gegen-judenhass_id_4012299.html (Stand:
14.11.2014).
[277] Vgl.:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/gideon-
joffe-schueler-verweigern-sich-
antisemitismus-debatte-a-871108.html (Stand:
14.11.2014).
[278] Siehe:
http://www.krone.at/Oesterreich/8-
jaehrige_Buben_ritzen_Mitschueler_Kreuz_in_R
Brutale_Attacke-Story-427320 (Stand:
14.11.2014).
[279] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/gymnasi
sorgt-fuer-aufregung-sieg-heil-hitlerchat-
fuehrerbaerte-die-nazi-klasse-von-landsberg-
schockt-die-nation_id_4232481.html (Stand:
14.11.2104).
[280] Siehe:
http://www.österreich.at/nachrichten/14-
Jaehriger-vergewaltigte-Maedchen-
10/165098342 (Stand: 14.11.2014).
[281] Siehe:
http://www.focus.de/familie/ausbildung/ich-
bin-und-bleibe-auslaender-warum-
migrantenkinder-auf-den-deutschen-pass-
verzichten_id_4309439.html (Stand:
29.11.2014).
[282] Siehe: http://www.express.de/promi-
show/studie-enthuellt-hitler-laeuft-zweimal-
am-tag-im-deutschen-
fernsehen,2186,26992370.html (Stand:
31.08.2014).
[283] Auch so eine Sache, die sich mir nicht
ganz erschließt, dieses seltsame, primitive
Verständnis von Vaterlandsehre und Stolz, das
mit aller Inbrunst nach außen getragen wird.
[284] z.B. für die Antifa, für die der
Entnazifizierungsprozess niemals aufhört.
[285] PEGIDA, HOGESA usw.
[286] Siehe: http://www.berliner-
kurier.de/kiez-stadt/9--november-nazis-drohen-
berlin-mit-hass-
demo,7169128,28865700.html (Stand:
28.10.2014).
[287] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/hoolig
krawalle-in-koeln-politiker-sind-ratlos-a-
999480.html (Stand: 28.10.2014).
[288] Siehe:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article134
und-Antifa-Szenen-einer-Konfrontation.html
(Stand: 03.12.2014).
[289] Siehe:
http://www.mopo.de/nachrichten/blutige-
selbstjustiz-auf-dem-kiez-fluechtlinge-
verpruegelt--es-waren-
zuhaelter,5067140,28856028.html (Stand:
28.10.2014).
[290] Siehe:
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/titelge
mit-hitler-im-spiegel-a-864988.html (Stand:
31.08.2014).
[291] Interessierte googeln mal nach den
Finanziers von Hitler.
[292] Ein im Zweiten Weltkrieg gängiges
Amphetamin, das auch den
Wehrmachtssoldaten verabreicht wurde, um sie
leistungsfähiger, gehorsamer und furchtloser zu
machen.
[293] Zu diesem Zeitpunkt hoffte er noch auf
eine Begnadigung; als es zum elektrischen
Stuhl ging, brach er vor Angst zusammen wie
ein jämmerliches, armseliges Stück Scheiße,
das er war.
[294] Ein Auftragskiller und „Legende“ der
amerikanischen Mafiaszene.
[295] Ich zweifele nicht an der Intelligenz des
Lesers, aber ich muss mich absichern gegen
sicher aufkeimende Kritik.
[296] Siehe: http://www.zeit.de/digital/2014-
08/auschwitz-selfie-twitter (Stand:
04.09.2014).
[297] Siehe:
http://www.stern.de/kultur/kunst/madame-
tussauds-kurzer-prozess-hitler-gekoepft-
626212.html (Stand: 14.11.2014).
[298] Und das richtet sich an die
Fernsehmacher: Warum zeigen Sie nicht jeden
Tag Gandhi, Martin Luther (King), Maria
Magdalena und die zahlreichen anderen
positiven Gestalten unseres Lebens? Warum
sind es immer die Mörder und Arschlöcher,
Proleten und Kriminelle?
[299] Ich schreibe bewusst „fühlt“, da es ein
Thema für sich wäre, ob tatsächlich objektiv
(sofern das bei einem Gefühl messbar ist)
unterdrückt wird.
[300] Siehe zum neuen von Antifa
verursachten Rechtsradikalismus:
http://www.geolitico.de/2014/11/09/die-
nationale-frage-wird-gestellt/ (Stand:
09.11.2014).
[301] http://www.welt.de/geschichte/zweiter-
weltkrieg/article133061716/Die-Ufos-des-
Dritten-Reiches-kamen-bis-in-die-USA.html
(Stand: 12.10.2014).
[302] Immer unter der Prämisse, dass keine
Schäden verursacht werden.
[303] Ein Begriff, mit dem ich mich
angreifbar mache, weil der Durchschnitts-
Amerikaner nicht mehr dem Leitbild des leicht
übergewichtigen Weißen entsprechen kann,
bedingt durch zahlreiche Immigranten und die
stärkere Fertilität der Latein-, Afro- und
Asiatisch-Amerikaner. Der „weiße“ Amerikaner
ist in der Minderheit.
[304] Suchwörter: Treyvon Martin und
Michael Brown.
[305] Siehe:
http://www.gallup.com/poll/116479/barack-
obama-presidential-job-approval.aspx (Stand:
14.11.2014).
[306] Vgl u.a.:
http://www.moneynews.com/Outbrain/Trump-
Aftershock-American-
Economy/2012/11/06/id/462985/ (Stand:
14.11.2014).
[307] Siehe:
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_wars_involv
(Stand: 14.11.2014).
[308] Siehe: http://www.ibtimes.com/illegal-
immigration-40-year-low-us-mexico-border-
still-kills-hundreds-1650692 und
http://www.welt.de/politik/ausland/article134352
Alleingang-brueskiert-Republikaner.html
(beide Stand: 14.11.2014).
[309] Siehe:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-
1382652/Osama-Bin-Laden-dead-Pictures-
USA-celebrating-death-Al-Qaeda-leader.html
(Stand: 14.11.2014).
[310] Die „Redskins“ sind ein Football -Team
der amerikanischen Football- Liga NFL. Der
Name „Redskins“ wird inzwischen als
rassistisch gewertet und der Teameigner wurde
u.a. auch von Obama dazu aufgefordert, eine
Änderung vorzunehmen.
[311] Siehe:
http://en.wikipedia.org/wiki/Bundy_standoff
(Stand: 14.11.2014).
[312] Siehe:
http://www.washingtontimes.com/news/2014/apr
reid-blasts-bundy-ranch-supporters-domestic-
/?page=all (Stand: 14.11.2014).
[313] Auch dieser Absatz, polemisch
geschrieben, ist keine moralische Wertung
meinerseits, sondern eine Überspitzung zur
Verdeutlichung der einzelnen Positionen. Ich
kann nachvollziehen, warum die „Tea Party“ an
ihrem Lebensmodell festhält und sich für
dieses einsetzt.
[314] Ein schneller Integrationserfolg, der in
der Staatsbürgerschaft münden sollte, konnte
auf diesem Wege schneller erreicht werden.
Die Entfernung zum Heimatland tat ihr
Übriges.
[315] Es war schwer, einen einheitlichen
Namen für alle diese Gruppen zu finden.
[316] Neben den politischen
Auseinandersetzungen, den Rekordschulden,
den unkontrollierten Flüchtlingsströmen, dem
qualvollen Absterben des Dollars spricht vor
allem die Geschichte dafür: Bisher ist noch
jedes Weltreich gefallen.
[317] Vgl.:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article119
in-Deutschland-werden-zur-Minderheit.html
(Stand: 14.11.2014).
[318] Vgl.:
http://www.welt.de/wirtschaft/article131993796/
Deutschen-leisten-die-meisten-
Ueberstunden.html (Stand: 08.09.2014)
[319] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/unabhaeng
schottlands-schottisches-referendum-laesst-
pfund-abstuerzen-1.2120566 (Stand:
08.09.2014).
[320] Siehe:
http://www.bbc.com/news/events/scotland-
decides/results (Stand: 23.09.2014).
[321] Siehe:
http://www.theguardian.com/politics/2014/sep/22
referendum-vote-rigging-claims-recount-
petitions (Stand: 14.11.2014).
[322] Siehe:
http://www.mirror.co.uk/news/ampp3d/scotland-
referendum-who-voted-yes-4286743 (Stand:
14.11.2014).
[323] Siehe:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/
legislaturperiode-politiker-sollen-laenger-im-
bundestag-bleiben/10738644.html (Stand:
23.09.2014).
[324] Viele Mitglieder gehören zum
bekannten politischen Establishment, u.a. auch
zur transatlantischen Brücke, und sind damit
nicht so europafeindlich, wie gerne dargestellt.
[325] Siehe:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-
11/nato-raketenabwehr-kommentar (Stand:
14.11.2014).
[326] Siehe:
http://www.humanrights.ch/de/internationale-
menschenrechte/nachrichten/terrorbekaempfung
geheimgefaengnisse-europa (Stand:
14.11.2014).
[327] Siehe:
http://www.welt.de/finanzen/article7532255/Boe
Experte-sieht-konzertierten-Angriff-auf-
Euro.html (Stand: 14.11.2014).
[328] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/boerse/devisen/eur
vor-der-spaltung-bewusster-waehrungskrieg-
der-euro-ist-dem-untergang-
geweiht_id_4197394.html (Stand:
12.10.2014).
[329] Gedrucktes Papiergeld, ohne
akzessorischen Gegenwert, wie bspw. Gold und
Silber. Fiat vom lateinischen „Es werde“.
[330] Eine unverschämte Lüge, denn
politische Einheit benötigt nicht die Einheit
von Währungen.
[331] Siehe:
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/moderne
zahlsysteme-wie-bargeldlos-ist-unsere-
zukunft/9716606.html (Stand: 14.11.2014).
[332] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-
finanzen/geld-ausgeben/nachrichten/oekonom-
rogoff-will-bargeld-abschaffen-
13274912.html (Stand: 19.11.2014).
[333] Siehe:
http://derstandard.at/2000008074067/Niederlaen
liess-sich-Bitcoin-Chips-in-Haende-
implantieren (Stand: 14.11.2014).
[334]
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/funkchips-
im-arm-das-implantat-hoert-mit-a-
575235.html (Stand: 19.10.2014).
[335] Schon oft geschrieben, aber
Bilderberger, Council of Foreign Relations
Europe, Atlantikbrücke und all die anderen sind
Propagandamaschinerien. Bitte Eigenrecherche
betreiben!
[336] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/unabhaen
folgt-bayern-schottland-13160752.html
(Stand: 19.10.2014).
[337] Siehe: http://www.neues-
deutschland.de/artikel/952205.bayern-zahlt-
mehr-an-laenderfinanzausgleich.html (Stand:
14.11.2014).
[338] Siehe:
http://landesverband.bayernpartei.de/unabhaengig
[339] Siehe:
http://derstandard.at/2000007016374/Erneute-
Gewalt-gegen-Demonstranten-in-Hongkong
(Stand: 19.10.2014).
[340] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article133886164/
schoengerechneter-Aufstieg.html (Stand:
14.11.2014).
[341] Wenn man dem gesamten Begriff schon
die negative Konnotation nehmen möchte, kann
man es wie im Amerikanisch-Englischen ja
auch als „between-jobs“ (zwischen den
Arbeitsplätzen) bezeichnen.
[342] Jmd., der lästige Arbeit für die Anwälte
und Partner wegschafft, bspw. einen Aufsatz für
eine juristische Zeitschrift fertig schreibt,
einen Vertrag umformatiert oder E-Mail-
Korrespondenz führt. Arbeit, die sich die
Partner dann mit 400 EUR pro Stunde vom
Mandanten honorieren lassen, obwohl der
wiss.Mit. (wissenschaftlicher Mitarbeiter)
davon nur 16 bis 18 EUR vor Steuern sieht.
[343] Juristisches Karriereblättchen
[344] Darunter auch so Exoten, bei denen ich
meinen Werdegang wie einen Aktienindex auf
eine X/Y-Achse aufzeichnen musste, samt
Erklärung der Auf und Abs.
[345] An dieser Stelle nochmal vielen Dank an
meine Großeltern und Eltern, die mir immer
einen Platz an ihrem Esstisch freigelassen
haben!
[346]
http://de.wikipedia.org/wiki/Spessartviertel
[347] Siehe: http://www.op-
online.de/lokales/nachrichten/dietzenbach/spessa
dietzenbach-bewohner-kritisieren-
ueberlegungen-3170730.html (Stand:
10.07.2014).
[348]Inquisition Folterverhör, abgeleitet
von der körperlichen Pein.
[349] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/
policen-wohnung-so-verlaeuft-der-harte-
abstieg-auf-hartz-iv_id_4269127.html (Stand:
17.11.2014).
[350] Kurz für: Transportation Security
Administration
[351] Siehe auch:
http://www.theblaze.com/stories/2012/03/03/em
and-humiliated-tsa-apologizes-after-ordering-
nursing-mom-to-pump-breast-milk-into-
bottles-before-boarding/ (Stand: 16.11.2014).
[352] Und dabei wird mitunter gerne getrickst,
siehe Leiharbeiter und sog. „Maßnahmen“.
[353] Furchtbar unfreundlich formulierte
Schreiben, mit viel technischem Blabla, das
dem zuständigen Sachbearbeiter extrem viel
Arbeit gemacht hätte.
[354] Siehe:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/
studie-nur-wenige-akademiker-sind-
arbeitslos/8929588.html (Stand: 16.11.2014).
[355] Siehe:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hintergrunda
(Stand: 16.11.2014).
[356] Ein Witz in sich, da er Chorsänger
werden wollte. Auf Wunsch meiner Großeltern
studierte er Metallurgie – er hat nach dem
Studium nie in diesem Beruf gearbeitet.
[357]Siehe:
http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE
(Stand: 13.08.2014).
[358] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/arbeitslosenh
hartz-iv-schon-milliarden-euro-teuer-
1.1612898 (Stand: 16.11.2014).
[359] Siehe:
http://www.tagesschau.de/inland/abgeordneten-
diaeten-100.html (Stand: 13.08.2014).
[360] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/doenchkolumne/de
anstrengende-kampf-gegen-zuwanderer-wie-
armutszuwanderer-mit-ihren-profi-tricks-den-
deutschen-staat-betruegen_id_4054018.html
(Stand: 14.08.2014).
[361] Bitte prägen Sie sich diesen Satz für den
Rest Ihres Lebens ein: „Wer ohne Sünde ist,
der werfe den ersten Stein.“ Johannes 8:7
[362] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/recht/report-
hartz-gier_id_4033966.html (Stand:
14.08.2014).
[363] Siehe:
http://www.wider.unu.edu/events/past-
events/2006-events/en_GB/05-12-2006/
(Stand: 14.08.2014).
[364] Siehe:
http://www.forbes.com/sites/laurashin/2014/01/2
85-richest-people-in-the-world-have-as-much-
wealth-as-the-3-5-billion-poorest/ (Stand:
17.11.2014).
[365] Siehe u.a.:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/globaler-
reichtum-und-privatvermoegen-asien-wird-
reicher-als-westeuropa-1.1993051 ;
http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2014/10/08/vor-iwf-
jahrestagung-die-globale-wirtschaft-versinkt-
in-schulden/ (Stand: 17.11.2014).
[366] Siehe z.B.:
https://www.youtube.com/watch?
v=oZYM15aMUOw (Stand: 17.11.2014).
[367] Siehe § 28 Abs. I Hessen JAG.
[368] Klassisches Beispiel: die
Eisenbahndefinition des Reichsgerichtes 1879,
siehe
http://www.lto.de/recht/feuilleton/f/obiter-
dictum-2-teil-eine-humoristische-perspektive-
auf-die-kreative-legislative/. (Stand
10.05.2014)
[369] Laut Forschern der Universität
Cincinnati gelten rund 13,3% der Juristen in
Pennsylvania als depressiv, vgl.:
http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/stress-und-
burnout-diese-berufe-machen-
depressiv/10020546.html?
slp=false&p=6&a=false#image (Stand:
18.11.2014).
[370] Siehe:
http://www.lto.de/jura/rechtsreferendariat/vergue
gehalt/ und zum Vergleich siehe:
http://www.forrefs.de/sekundarstufe/basics-
referendariat/besoldung/anwaertergrundbetraege/
besoldung-so-viel-verdienen-sie-im-
referendariat.html (beide Stand: 18.11.2014).
[371] Vgl.:
http://www.lto.de/jura/studium/dauer-eines-
jurastudiums/ (Stand: 18.11.2014).
[372] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtsreferendariat
(Stand: 18.11.2014).
[373] Ein Schnäppchen für 40 Euro.
[374] Bevor die Leser aufschreien, mir ist
klar, dass es das gibt. Das heißt aber nicht, dass
ich es nachvollziehen muss.
[375] Siehe: http://www.preussische-
allgemeine.de/nachrichten/artikel/deutsches-
justizsystem-kollabiert.html (Stand:
19.11.2014).
[376] Eigentlich ist es unmöglich, deswegen
wird zumindest im Zivilprozess immer häufiger
auf Vergleiche, Mediatoren und Ombudsmänner
gedrängt.
[377] Siehe:
http://www.theguardian.com/business/2014/oct/1
1percent-half-global-wealth-credit-suisse-
report (Stand: 19.10.2014).
[378] Siehe: http://www.fr-online.de/medien/-
frankfurter-allgemeine-zeitung--faz-streicht-
bis-zu-200-stellen,1473342,28426614.html
(Stand: 24.09.2014).
[379] Siehe: http://www.faz.net/aktuell/rhein-
main/region/medien-drastischer-stellenabbau-
beim-darmstaedter-echo-13167976.html
[380] Siehe: http://www.rp-
online.de/panorama/fernsehen/gedruckte-
zeitungen-verlieren-leser-aid-1.3559054
(Stand: 20.11.2014).
[381] Hauptsächlich kostenpflichtige
Leserinhalte, sogenannte „Premium“-
Mitgliedschaften, um sich die gesamte Zeitung
zu Gemüte führen zu können.
[382] Zahlreiche Frankfurter Studenten
könnten ein gemeinsames Klagelied anstimmen
über die damals zahlreichen Anbieter für ein
wunderbares Abo der „Frankfurter Rundschau“.
[383] Zu denen ich mich selbst zähle – ein Tag
ohne die tägliche Dosis News ist ein trauriger
Tag.
[384] Siehe: http://www.zeit.de/zeit-
wissen/2011/06/Entscheidungen (Stand:
20.11.2014).
[385] Islam, Emanzipation, Klimaänderung,
Putin, AfD, Rechts, Obama, Claudia Roth u.ä.
[386] Siehe:
http://www.wuv.de/medien/presserat_tadelt_spieg
(Stand: 24.09.2014).
[387] Siehe:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/
des-programmbeirats-berichtet-die-ard-zu-
russlandkritisch/10722250.html (Stand:
24.09.2014).
[388] Politiker als „dumm und unfähig“ zu
bezeichnen hat einen Beigeschmack von
Schuldunfähigkeit wegen geistiger Abart. Aber
das würde die Strafe ausschließen, und das wäre
ja schade.
[389] Siehe: http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2012/12/30/arroganz-pur-wdr-
chefredakteur-verhoehnt-kritiker-nennt-gez-
eine-demokratieabgabe/ (Stand: 20.11.2014).
[390] Empfehlenswert dafür ist das
„Nachtstudio“, das natürlich, wie alle guten
Sendungen, zur Unzeit ausgestrahlt wird, wenn
es keiner gucken kann oder einfach zu müde ist,
da die Arbeit am nächsten Tag auf einen wartet.
[391] Achten Sie in Zukunft mal darauf, wie
oft bei kritischen Themen die unliebsame
Meinung von einer einzigen Person vertreten
wird, während gleichzeitig die anderen vier
Gäste auf sie einschlagen.
[392] Sie finden 73.300 Ergebnisse bei
Google, wenn Sie nach >>Markus Lanz
peinlich<< suchen: https://www.google.de/?
gws_rd=ssl#safe=off&q=markus+lanz+peinlich
(Stand: 21.11.2014).
[393] Siehe: http://www.express.de/promi-
show/bizarrer-talkshow-aufbau-empoerung-
ueber-markus-lanz---menschenverachtend-
,2186,26796826.html (Stand: 21.11.2014).
[394] Gott sei es gedankt! Sie wurden ja um
0,48 EUR gesenkt! Jetzt zahlt man seine
Demokratieabgabe doch gerne, oder?
[395] Siehe:
http://www.welt.de/debatte/henryk-m-
broder/article128042895/Als-ich-Plasberg-
die-Angst-vor-der-SPD-ansah.html (Stand:
29.05.2014)
[396] http://www.axel-springer-akademie.de/
[397] Siehe:
http://meedia.de/2014/07/29/einstweilige-
verfuegung-gegen-die-anstalt-zdf-wehrt-sich-
gegen-zeit-journalisten-joffe-und-bittner/
(Stand: 03.10.2014).
[398] Es erscheinen im Zuge dieses
Zeitgeistes auch viele neue und sehr gute
Bücher. Ich empfehle „Gekaufte Journalisten“
von Udo Ulfkotte.
[399] Freiwillig wird das sicherlich nicht
passieren, dafür gibt es praktische Apps für den
Browser: http://cahoots-extension.github.io
[400] Vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mitgliede
Brücke (Stand: 03.10.2014).
[401] Vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Trilaterale_Kommis
(Stand: 03.10.2014).
[402] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/European_Council_o
(Stand: 03.10.2014).
[403] Siehe: http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2012/12/30/arroganz-pur-wdr-
chefredakteur-verhoehnt-kritiker-nennt-gez-
eine-demokratieabgabe/(Stand: 03.10.2014)
sehr empfehlenswerter Artikel!
[404] Siehe: http://www.merkur-
online.de/aktuelles/politik/putin-faltet-ard-
reporter-zusammen-interview-joerg-
schoenenborn-2837979.html(Stand:
03.10.2014) man beachte die
Körpersprache auf dem Bild!
[405] Siehe:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/joerg-
schoenenborn-fordert-anspruchsvolleres-
programm-a-958060.html (Stand:
03.10.2014).
[406] Nicht, dass die deutsche Juristenkaste
jemals einen besonders herausragenden Typus
Mensch hervorgebracht hätte.
[407] Siehe:
http://www.spiegel.de/kultur/tv/kritik-an-zdf-
heute-journal-interview-mit-ahmadinedschad-
a-823625.html (Stand: 03.10.2014).
[408] Mal ehrlich, wo sind denn all die
investigativen Journalisten, die wie im
„Watergate“ -Skandal bis an die Grenze des
Hochverrats gehen, um politische Skandale
aufzudecken? Mir fällt nur der Name
Greenwald im Zusammenhang mit Edward
Snowden ein.
[409] Siehe:
http://german.ruvr.ru/2014_08_12/Keine-
Faschisten-Nachhilfe-fur-ZDF-Mann-Claus-
Kleber-1865/ (Stand: 03.10.2014).
[410] Siehe: http://www.rp-
online.de/panorama/fernsehen/deutschlands-
beste-skandal-bei-zdf-show-claus-kleber-
schaeumt-aid-1.4380775 (Stand: 03.10.2014).
[411] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ech
dr-seltsam-ist-heute-online-12867571.html
(Stand: 03.10.2014).
[412] Vgl.:
http://www.derwesten.de/thema/claus-kleber
[413] Siehe:
http://www.derwesten.de/kultur/fernsehen/claus-
kleber-war-vom-exklusivinterview-mit-obama-
ueberrascht-id8887937.html (Stand:
03.10.2014).
[414] Respektive Regierung und weiteren
elitären Machthabern, die Bevölkerung leidet
dort nicht weniger unter seiner korrumpierten
Machtclique, wie wir hier auch.
[415] Siehe:
http://www.cnbc.com/id/102021344#. (Stand:
15.10.2014).
[416] In Anführungszeichen, da der Begriff
eigentlich politisch verfolgte Personen meint,
es aber klare Anzeichen gibt, dass auch
Wirtschaftsflüchtlinge darunter gefasst werden.
[417] Schwer zu ahnen, was morgen auf der
ungeschriebenen Liste landet.
[418] Oftmals ist es die
Minderheitenmeinung, welche die besseren
Argumente hat. Aber so, wie im Rahmen des
Studiums die Rechtsprechung verpönt ist, gilt
im Rahmen des Referendariats die Ansicht der
Gelehrten als fehlgeleitet und praxisfern und
wird daher ignoriert, einfach so, aus Prinzip.
[419] Sehr oft konnte man lesen und hören,
dass sich viele Sarrazin als Anführer einer
neuen politischen Partei wünschen würden.
Ohne ihm zu nahezutreten, aber ein Showman
und Volkstribun ist er nicht, vielleicht ist es
aber auch gerade das, was wir benötigen.
[420] Politisch unkorrekt, würden manche
sagen.
[421] Siehe: http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2014/10/05/siegeszug-der-
dummheit-die-menschliche-intelligenz-geht-
rasant-zurueck/ (Stand: 06.10.2014).
[422] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/parteia
abgeblasen-sarrazin-blamiert-die-spd-a-
758691.html (Stand: 22.11.2014).
[423] Siehe: http://www.neues-
deutschland.de/artikel/946461.fahimi-
wuenscht-sich-sarrazins-spd-austritt.html
(Stand: 11.10.2014).
[424] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/kritik-an-
thilo-sarrazin-mit-dem-spd-parteibuch-ins-
grab-1.993648 (Stand: 22.11.2014).
[425] Das ist ebenfalls nicht abwertend
gemeint – Sarrazin beschreibt vieles, was
bereits bekannt ist und war, nur unter seinem
Gesichtspunkt. Durch sein mediales Wirken
finden somit auch bisher andere, weil kaum
öffentlich vertretene Ansichten, Geltung.
[426] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/experten
warnen-vor-zu-frueher-aufklaerung-von-
kindern-13203307.html (Stand: 15.10.2014).
[427] Siehe:
http://blogs.faz.net/buchmesse/2014/10/10/akif-
pirincci-257/ (Stand: 16.10.2014).
[428] Na, Sie wissen schon, wegen unserer
Geschichte.
[429] In den USA gibt es zahlreiche
Diskussionen darüber, wer nun liberal ist oder
nicht;die Demokraten haben den Begriff
historisch gepachtet, sich aber vom Kern
immer weiter entfernt. Wie ich schon schrieb,
ich hänge mich nicht an den Begriffen auf, sie
stiften nur Verwirrung.
[430] Verständlich, da es unter seine
Legislaturperiode fiel, das Federal Reserve
System dingfest zu machen. 100 Jahre später
rotiert er hoffentlich wie ein Dönerspieß im
Grab für diese Dummheit.
[431] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-
warum-konservative-gluecklicher-sind-
1.1307327 (Stand: 17.11.2014).
[432] http://en.wikipedia.org/wiki/Cloward–
Piven_strategy (Stand: 16.10.2014).
[433] Von John P. Holdren, Paul R. und Anne
H. Ehrlich.
[434] Siehe:
https://www.lifesitenews.com/news/a-mass-
sterilization-exercise-kenyan-doctors-find-
anti-fertility-agent-in-u (Stand: 22.11.2014).
[435] Wortneuschöpfungen sind für
Progressive ein Spiel der Wonne und so wurde
auch das sogenannte tradierte und veraltete
Familienbild von Mann, Frau, Kind unter die
„Heteronormativität“ gefasst.
[436] Vgl.:
https://www.jugendhilfeportal.de/forschung/jugen
pfeiffer-gewalt-bei-jungen-muslimen-und-
jungen-deutschen-ruecklaeufig/ (Stand:
22.11.2014).
[437] Siehe: http://www.lto.de/recht/studium-
referendariat/s/studie-punitivitaet-franz-streng-
erlangen-jurastudenten-todesstrafe-folter/
(Stand: 18.10.2014).
[438] Im Jahresdurchschnitt der Bundesländer
33.897,55 Euro im Jahr pro Insasse, siehe:
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/in-berlin-
sind-gefaengnisse-billiger-als-in-anderen-
laendern-ein-tag-knast-kostet-88-70-
euro,10810590,10529662.html (Stand:
16.10.2014).
[439] Siehe: https://www.youtube.com/watch?
v=YypeCx9kJhg (Stand: 16.10.2014).
[440] Siehe:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-
09/maas-islamischer-staat-gesetz (Stand:
16.10.2014).
[441] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/rueckzu
aus-afghanistan-herdentrieb-und-
verantwortung-11074.html (Stand:
16.10.2014).
[442] Für die Interessierten: Der Mord-
Paragraf ist der einzige Paragraf im deutschen
Strafrecht, der den Täterbegriff positiv
formuliert, also „Mörder ist, wer. . .“ statt „wer
einen anderen totschlägt. . .“ – abgestellt wird
also auf die Person, nicht auf die Handlung.
[443] Siehe: http://www.rp-
online.de/politik/heiko-maas-will-eine-reform-
des-strafgesetzbuches-aid-1.4549415 (Stand:
16.10.2014).
[444] Die Grenzen werden immer weiter nach
unten gezogen, sodass man schon den Jüngsten
eine solche „Erziehung“ zukommen lassen
möchte.
[445]Vgl.:
http://www.lsvd.de/recht/lebenspartnerschaft/stat
(Stand: 16.10.2014).
[446] Insbesondere, wenn er Stammgast bei
N24 ist.
[447] Siehe:
http://www.welt.de/kultur/article131905819/Was
Facebooks-Gender-Wahl-ueber-unsere-Welt-
verraet.html (Stand: 19.10.2014).
[448] Vgl.: http://www.demografie-
portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/Statistike
[449] Siehe:
http://www.onenewsnow.com/education/2014/10
let-us-professionals-decide-if-your-child-is-
purple-penguin#.VEAMrb6TrJE (Stand:
16.10.2014).
[450] Siehe auch den sehr guten
wissenschaftlichen Aufsatz von Prof. Schulze:
http://www.streitbar.eu/aufsatz_schulze.html
(Stand: 19.10.2014).
[451] Siehe: http://le-
bohemien.net/2014/11/27/gender-
mainstreaming-radikaler-biologismus/ (Stand:
28.11.2014). Lesenswert!
[452] Siehe: http://brainz.org/10-
psychological-experiments-went-horribly-
wrong/ (Stand: 22.11.2014).
[453] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ethikrat-
will-inzestverbot-aufheben-im-schosse-der-
familie-13171468.html (Stand: 16.10.2014).
[454] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/experten
warnen-vor-zu-frueher-aufklaerung-von-
kindern-13203307.html (Stand: 16.10.2014).
[455] Siehe:
http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focu
43-2014-philologenverband-beklagt-
pornografisierung-der-schule-staat-darf-nicht-
uebergriffig-werden_id_4211670.html (Stand:
18.10.2014).
[456] Siehe:
http://demofueralle.wordpress.com/service/demo
19-oktober-14/
[457] Aus dem Englischen entnommen;
ursprünglich dem Panikmacher gleichgestellt,
bedeutet es heute auch, man sei ein
konservativer Spießer.
[458] Siehe: http://www.bildungsplan2015.de;
https://www.youtube.com/watch?v=1-
w85YLm43I#t=132
[459] Siehe:
http://www.welt.de/vermischtes/article13475577
Luegen-MI5-und-200-vermisste-Kinder.html
(Stand: 27.11.2014).
[460] Ich lasse mich gerne eines Besseren
belehren, wenn das System bisher mangelhaft
war und dringend der Reform bedurfte.
[461] Siehe dazu auch folgenden Artikel,
wonach über 145.000 Asylsuchende bereits
längst abgeschoben werden sollten:
http://www.epochtimes.de/Laender-schieben-
145000-bereits-abgelehnte-Asylbewerber-
nicht-ab-a1186371.html (Stand: 22.11.2014).
[462]
http://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2014/
sollen-asylanten-bei-sich-zu-hause-aufnehmen/
(Stand: 16.10.2014);
http://www.huffingtonpost.de/2014/10/12/fluech
zuhause-kretschmann_n_5971838.html (Stand:
16.10.2014).
[463] Siehe:
http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-
11/guenter-grass-fluechtlinge-asylrecht-
unterbringung (Stand: 30.11.2014).
[464] Siehe: http://info.kopp-
verlag.de/hintergruende/enthuellungen/torben-
grombery/australiens-deutliche-botschaft-an-
fluechtlinge-du-hast-keine-
chance-.html;jsessionid=7A75E8ED0207CB55D
(Stand: 16.10.2014).
[465] Siehe:
http://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/reic
immer-reicher-deutschland-ist-das-
ungerechteste-land-der-euro-
zone_id_4225150.html (Stand: 22.11.2014).
[466] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtsex
studie-deutsche-sehen-asylbewerber-negativ-
13276567.html (Stand: 20.11.2014).
[467] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/innenmi
alarmiert-bei-razzia-polizei-findet-50-
straftaeter-in-
fluechtlingsheim_id_4290091.html (Stand:
20.11.2014).
[468] Siehe:
https://buergerstimme.com/Design2/2014/11/zw
zuwanderer-auf-einen-deutschen/ (Stand:
30.11.2014).
[469] Siehe:
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13
kapituliert-vor-kriminellen-
Fluechtlingskindern.html (Stand: 30.11.2014).
[470] Siehe: https://www.dfg-
vk.de/thematisches/aktuelle-kriegsgebiete
(Stand: 16.10.2014).
[471] Siehe: http://www.uno-
fluechtlingshilfe.de/fluechtlinge/zahlen-
fakten.html (Stand: 22.11.2014).
[472] Vgl.:
http://maplecroft.com/portfolio/new-
analysis/2014/10/08/civil-unrest-rise-20-
countries-over-last-quarter-hong-kong-liberia-
see-biggest-increase-risk-maplecroft/ (Stand:
25.11.2014).
[473] Siehe: http://www.fr-online.de/rhein-
main/10-000-neue-fluechtlinge-in-hessen--
die-kommunen-zahlen-
drauf,1472796,26416746.html (Stand:
22.11.2014).
[474] Natürlich nicht ohne süffisanten
Unterton, aber man sehe selbst:
https://www.youtube.com/watch?
v=WE1NxoRj2Cg ; http://www.taz.de/!147195/
(beide Stand: 22.11.2014).
[475] Siehe:
http://www.welt.de/regionales/bayern/article1333
Erstaufnahmeeinrichtungen-sind-das-
Nadeloehr.html (Stand: 18.10.2014).
[476] Siehe:
http://www.spdfraktion.de/presse/pressemitteilun
vielfalt-wird-durch-roma-bereichert – Ein
beliebig ausgewähltes Beispiel, Sie können ja
nach weiteren googeln. Ich frage mich, ob den
Politikern und Gutmenschen klar ist, dass das
Wort „bereichern“ eig. negativ besetzt ist? Es
bedeutet so viel wie sich auf Kosten anderer zu
erheben.
[477] In Frankreich wären es Algerier, in den
Niederlanden Marokkaner, in Schweden Iraker
usw.
[478] Siehe:
http://www.sueddeutsche.de/politik/proteste-
gegen-is-messerstecherei-zwischen-kurden-
und-islamisten-in-hamburg-1.2164057 (Stand:
17.10.2014).
[479] Siehe:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13
Kirchen-in-Deutschland-bluten-aus.html
(Stand: 17.10.2014).
[480] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/mehrhe
sieht-islam-nicht-als-teil-deutschlands-a-
984708.html (Stand: 23.11.2014).
[481] Siehe:
http://www.spiegel.de/einestages/gaucks-ddr-
zeit-a-947490.html (Stand: 23.11.2014).
[482] Siehe:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-
08/gauck-bundeswehr-militaereinsaetze-
afghanistan-theologen (Stand: 23.11.2014).
[483] Siehe:
http://www.bild.de/politik/inland/margot-
kaessmann/wenn-bei-uns-ebola-ankommt-hilft-
es-den-menschen-in-afrika-
38203714.bild.html (Stand: 19.10.2014).
[484] Siehe:
http://www.welt.de/regionales/nrw/article132660
die-Asylbewerber-ins-Villenviertel-ziehen.html
(Stand: 23.11.2014).
[485] Siehe:
http://www.motherjones.com/politics/2014/11/am
still-has-hundreds-military-bases-worldwide-
have-they-made-us-any-safer (Stand:
27.11.2014).
[486] Siehe:
http://www.bild.de/politik/2009/bild-
medienpreis/die-deutschen-waren-nicht-
aufzuhalten-7864098.bild.html (Stand:
19.10.2014).
[487] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/NATO-
Osterweiterung (Stand: 19.10.2014).
[488] Siehe:
http://www.globalfirepower.com/countries-
listing.asp (Stand: 19.10.2014).
[489] Siehe:
http://www.nordbayern.de/ressorts/schlagzeilen/p
droht-angeblich-mit-einmarsch-in-riga-und-
warschau-1.3896225 (Stand: 19.10.2014).
[490] Was sowohl für Napoleon als auch bei
Hitler den jeweiligen Genickbruch für die
Russlandfeldzüge bedeutete.
[491] Siehe:
http://www.focus.de/politik/deutschland/csu-
politiker-zeigt-verstaendnis-fuer-hitler-
vergleich-putin-ist-groessenwahnsinniger-
tyrann_id_3733380.html (Stand: 19.10.2014).
[492] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/hitler-
vergleich-clinton-rueckt-putin-in-naehe-zu-
nazi-diktator-a-957169.html (Stand:
19.10.2014).
[493] Laut Wolfgang Schäuble,
Bundesfinanzminister und Blutgreis:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/schaeu
hitler-vergleich-belastet-deutsch-russisches-
verhaeltnis-a-964108.html (Stand:
19.10.2014).
[494] Siehe: http://www.express.de/politik-
wirtschaft/putin-dreht-gashahn-zu-zahlen-wir-
jetzt-fuer-das-gas-der-ukraine-
,2184,26829882.html (Stand: 27.11.2014).
[495] Siehe:
http://www.handelsblatt.com/politik/international
bedarf-ist-wichtiger-ungarn-stoppt-
gaslieferung-an-ukraine/10759580.html
(Stand: 27.11.2014).
[496] Siehe:
http://www.euractiv.de/sections/ukraine-und-
eu/putin-eu-sanktionen-gegen-russland-
werden-europa-schaden-310053 (Stand:
27.11.2014).
[497] Siehe:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-
11/sanktionen-steinmeier-russland (Stand:
27.11.2014).
[498] Siehe: http://rt.com/usa/193044-us-
embarrass-eu-sanctions/ (Stand: 19.10.2014).
[499] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-
vizepraesident-joe-biden-navy-entlaesst-
hunter-biden-nach-drogentest-a-997642.html
(Stand: 19.10.2014).
[500] Siehe:
http://www.zerohedge.com/news/2014-07-
25/company-which-joe-bidens-son-director-
prepares-drill-shale-gas-east-ukraine (Stand:
19.10.2014).
[501] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/janukowitschs-
verlassener-palast-die-luxurioeseste-adresse-
der-ukraine-12816454.html (Stand:
19.10.2014).
[502] Siehe:
http://oilprice.com/Energy/Energy-
General/Ukraines-Yulia-Timoshenko-Victim-
Or-Crook.html (Stand: 19.10.2014).
[503] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-
ukrainischer_Gasstreit (Stand: 27.11.2014).
[504] Siehe:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-
09/infografik-waffenexporte (Stand:
27.11.2014).
[505] Siehe:
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42784/1.html
(Stand: 27.11.2014).
[506] Siehe:
http://de.ria.ru/security_and_military/20140503/
(Stand: 27.11.2014).
[507] Siehe:
http://www.welt.de/politik/ausland/article131001
Maidan-kaempft-gegen-Klitschkos-
Regierung.html (Stand: 27.11.2014).
[508] Siehe: http://ukraine-
nachrichten.de/vitali-klitschko-setze-mich-
nicht-lesben-schwule-vitali-klitschko-
ver%E3%A4rgert-eurocities-konferenz-
m%E3%BCnchen-lgbt-aktivist-innen-
m%E3%BCnchen-
kiew_4114_pressemitteilungen (Stand:
27.11.2014).
[509] Siehe:
http://www.welt.de/politik/ausland/article134280
wird-Polizeichef-in-Kiew.html (Stand:
27.11.2014).
[510] Siehe:
http://www.stern.de/politik/deutschland/bundeswe
gutachten-die-liste-der-missstaende-ist-
laenger-als-gedacht-2145189.html (Stand:
19.10.2014).
[511] Siehe:
http://www.welt.de/politik/ausland/article133434
schwedische-Soldaten-jagen-russisches-U-
Boot.html (Stand: 19.10.2014).
[512] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/suche-
nach-u-boot-vor-schweden-ist-es-ein-
tauchender-hollaender-13218755.html (Stand:
22.10.2014).
[513] Siehe:
http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-
771.html (Stand: 22.10.2014).
[514] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Streumunition#Gef.C
[515] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/w
deutlich-gesenkt-deutschland-vor-der-
rezession-13198275.html (Stand:
19.10.2014).
[516] Siehe: http://www.n-
tv.de/wirtschaft/Wehe-wenn-der-Oelpreis-
faellt-article13823611.html (Stand:
22.10.2014).
[517] Siehe: http://www.dw.de/steinmeier-
haben-ebola-unterschätzt/a-17989035 (Stand:
19.10.2014).
[518] Siehe:
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/polit
obama-warnt-vor-hysterie/1136981/ebola-
obama-warnt-vor-hysterie.html (Stand:
19.10.2014).
[519] http://www.theguardian.com/global-
development/2014/aug/15/ebola-outbreak-
vastly-underestimated-world-health-
organisation (Stand: 19.10.2014).
[520] Siehe:
http://www.macleans.ca/society/health/harper-
warns-canadians-about-spread-of-ebola/
(Stand: 19.10.2014).
[521] Siehe:
http://www.welt.de/wirtschaft/article133754750/
ist-in-keinster-Weise-auf-Ebola-
vorbereitet.html (Stand: 29.10.2014).
[522] Vgl.:
http://www.vaccinationcouncil.org/2013/11/27/a
shot-never-worth-taking-the-flu-vaccine-by-
kelly-brogan-md/ ;
http://www.newsmaxhealth.com/Headline/influen
virus-flu-vaccine-Peter-Doshi-Ph-D-
/2013/05/16/id/504942/ (Stand: 19.10.2014).
[523] Siehe:
http://www.springermedizin.de/der-
grippeimpfstoff-wird-zur-belastung-der-
klammen-laenderhaushalte/211072.html
(Stand: 19.10.2014).
[524] Siehe: http://www.youtube.com/watch?
v=4Si--
hmWK2A&spfreload=10%20Message%3A%20
-hmWK2A) (Stand: 19.10.2014).
[525] Siehe: http://www.ad-hoc-news.de/nbc-
dr-nancy-snyderman-dodges-responsibility-in--
/de/News/39491309 (Stand: 19.10.2014).
[526] Siehe:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/schu
vor-schweinegrippe-kanzlerin-und-minister-
sollen-speziellen-impfstoff-erhalten-a-
655764.html (Stand: 19.10.2014).
[527] Zitiert aus:
http://www.swp.de/bietigheim/lokales/landkreis_
fuer-Grippeimpfungen-ist-
jetzt;art1188795,2846645 (Stand:
19.10.2014).
[528] Siehe: http://deutsche-wirtschafts-
nachrichten.de/2013/11/21/grippe-impfung-
gefaehrlicher-cocktail-aus-quecksilber-und-
forstschutz/ (Stand: 19.10.2014).
[529] Siehe:
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-
11/ebola-impfstoff-test-erfolgreich (Stand:
28.11.2014).
[530] Siehe:
http://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Eric_Dunca
(Stand: 28.11.2014).
[531] Siehe: http://www.zeit.de/reisen/2014-
10/ebola-kreuzfahrtschiff-usa-karibik (Stand:
28.11.2014).
[532] Siehe:
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/reiseme
romero-hat-ebola-ueberlebt-spanische-
krankenschwester-fragt-warum-habt-ihr-
meinen-hund-getoetet_id_4225387.html
(Stand: 28.11.2014).
[533] Siehe:
http://www.focus.de/gesundheit/videos/experte-
warnt-ebola-verdachtsfaelle-im-dezember-
wird-es-in-deutschland-
losgehen_id_4260044.html (Stand:
28.11.2014).
[534] Siehe:
http://apps.who.int/iris/bitstream/10665/136645
(Stand: 19.10.2014).
[535] Siehe:
http://online.wsj.com/articles/scientists-say-
ebolas-transmission-route-unlikely-to-have-
changed-1413475957 (Stand: 19.10.2014).
[536] Siehe:
http://edition.cnn.com/2014/09/12/health/ebola-
airborne/ (Stand: 19.10.2014).
[537] Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ebolavirus (Stand:
19.10.2014).
[538] s.o.
[539] s.o.
[540] Siehe:
http://www.who.int/mediacentre/news/ebola/14-
october-2014/en/ (Stand: 19.10.2014).
[541] Siehe:
http://www.bild.de/news/ausland/ebola/so-
qualvoll-starb-us-patient-null-
38117700.bild.html (Stand: 19.10.2014).
[542] Ebenda.
[543] Siehe:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/ebol
Texas-nurse-contracts-Ebola-after-treating-
Thomas-Eric-Duncan.html (Stand:
19.10.2014).
[544] Siehe:
http://www.theguardian.com/world/2014/oct/18/e
scourge-hiv-john-kerry (Stand: 19.10.2014).
[545] Siehe:
http://www.politico.com/story/2014/10/travel-
ban-flights-ebola-111961.html (Stand:
19.10.2014).
[546] Ebenda.
[547] S.o.
[548] Siehe:
http://www.reuters.com/article/2014/09/18/healt
ebola-ivorycoast-idUSL6N0RI4BG20140918?
feedType=RSS&feedName=rbssHealthcareNews
(Stand: 19.10.2014).
[549] Siehe:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundhei
kanada-laesst-niemanden-mehr-aus-ebola-
gebieten-einreisen-13242116.html (Stand:
01.11.2014).
[550] Siehe:
http://www.deutschlandfunk.de/ebola-
epidemie-der-westen-ist-darauf-nicht-
vorbereitet.694.de.html?
dram:article_id=300726 (Stand: 19.10.2014).
[551] Siehe:
http://www.washingtontimes.com/news/2014/oct
waste-includes-swedish-massages-rabbits/
(Stand: 25.10.2014).
[552] Siehe:
http://www.welt.de/politik/ausland/article133309
die-USA-erwartet-wird-gravierender-als-9-
11.html (Stand: 19.10.2014).
[553] Siehe:
http://conservativebyte.com/2014/10/obama-
ebola-trial-run-deadlier-airborne-disease/
(Stand: 25.10.2014).
[554] Siehe:
http://www.focus.de/gesundheit/videos/wettrenne
in-der-forschung-us-forscher-wollen-ebola-
forschung-monopolisieren_id_4222049.html
(Stand: 24.10.2014).
[555] Siehe:
http://www.thecommonsenseshow.com/2014/09/
cdc-nih-bill-gates-own-the-patents-on-
existing-ebola-related-vaccines-mandatory-
vaccinations-are-near/ (Stand: 24.10.2014).
[556] Siehe: http://co2psec.com
[557] Siehe:
http://newyork.cbslocal.com/2014/10/24/new-
york-new-jersey-set-up-mandatory-quarantine-
requirement-amid-ebola-threat/ (Stand:
24.10.2014).
[558] Siehe folgende hervorragende
Übersicht:
http://www.neopresse.com/politik/die-
verstrickungen-von-politikern-und-
journalisten-elite-netzwerken/ (Stand:
29.11.2014).
[559] Selbst die größten Fixsterne fallen
irgendwann in sich zusammen, geschweige
denn unser Universum. Selbst wenn wir die
Zellalterung überwinden, wie Hummer, und
biologisch theoretisch nicht mehr altern,
würden uns andere Umstände dahinraffen.
[560] http://www.fem.com/liebe-
lust/news/rekordzahlen-von-syphilis-in-
australien (Stand: 01.11.2014).
[561] Siehe: http://www.dw.de/beulenpest-
bedroht-madagaskar/a-18085665 (Stand:
28.11.2014).
[562] Entnommen aus Dr. Alfons Proebstl 40
– Der Faschismus!:
https://www.youtube.com/watch?
v=k3jm2xY9Hgk&list=UUtESzVtR8Ls-
ts0Hew06Lsw&spfreload=10
[563] Was ich mir unter einem modernen
Glauben im 21. Jahrhundert vorstelle, werde
ich noch darlegen.
[564] Nicht das, was der Ethik-Rat darunter
versteht.
[565] Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/studie-
sinkende-wahlbeteiligung-aus-
gleichgueltigkeit-a-904703.html (Stand:
19.10.2014).

Das könnte Ihnen auch gefallen