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ACHTUNG:
Hochexplosives Gemisch
Wirksame Bestandteile:
Naturwissenschaften, Technik, Medizin, Literatur, Kunst. Enthält außerdem 3% biologisch
abbaubares Füllmaterial entsprechend den empfohlenen täglichen akademischen Mindest-
auf nahm em engen.
Empfohlene Dosis:
Eine Ausgabe alle zwei Monate. Kann mit den Mahlzeiten eingenommen werden. Zusätzliche
Dosen mini-AIH aus dem Internet können einmal monatlich hinzugefügt werden.
WARNUNG:
Inhalt wirkt unerwartet bildend und informativ, insbesondere auf Eltern, die allergisch gegen
Naturwissenschaften, Technik, Literatur oder Kunst sind. Hohes Suchtpotential.
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1997 unter dem
Titel "The Best of Annais of Improbable Research (AIR)" bei
W.H. Freeman and Company, New York and Basingstroke,
USA.
First published in Ihe United States by W.H. Freeman and
Company, New York, New York and Basingstroke.
Copyright © 1998 by Marc Abrahams. All Rights Reserved.
987654321
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Inhalt
Die mit (*) gekennzeichneten Beiträge beruhen auf Material, das unmittelbar aus der ganz normalen For-
schung (und anderer und daher immer korrekter Literatur) stammt. Viele andere Beiträge sind ebenfalls
echt, wir wissen nur nicht welche.
Vor kurzem wurde dort das offizielle Affihead- Sanders Theatre aus hatte Dr. Moi eine großartige
Motto in deutscher Sprache bekanntgegeben, das Sicht auf die Weltpremiere des „Lamento del Kü-
da lautet „Luft, Luft, nichts als Luft" und sehr bald chenschabe", einer Minioperette für Mezzosopran
Anlaß zu Zank und Hader gab. Ein Druckfehler, und Nobelpreisträger. Mehr über die IgNobelpreise
noch verschlimmert durch die obskure Quelle des erfahren Sie in diesem Kapitel unter „Ig, Ig, IgNo
Zitats, erzürnte oder entflammte viele Leser, insbe bel - die etwas andere Auszeichnung". Im Oktober
sondere Dr. W—f aus München, der uns freundli- 1997 fand die Siebente Erste Jährliche IgNobel
cherweise eine 16bändige Ausgabe seiner eigen- preisverleihung statt. Ich hoffe, Sie werden hinfort
händig verfaßten deutschen Grammatik sandte, für Ihre Augen für Personen offenhalten, die IgNobel
die wir ihm herzlich danken. preiswürdig sind. Bitte schicken Sie uns Ihre Nomi-
Weitere Informationen erhalten Sie, wenn Sie nierungen.
eine E-Mail an unseren automatischen Informati
onsdienst „info@improb.com" schicken oder bei
unserer sinnigerweise „HotAffi" betitelten Web- Unsere kuriose
Site vorbeischauen: http://www.improb.com oder nichtreproduzierbare Geschichte
http://www.improbable.com. Unsere Postadresse
lautet: AIR, P.O. Box 380853, Cambridge, MA, USA. Wir sind ein kurioser Haufen, wie immer man „ku-
Ab und an werden Sie an den unwahrscheinlich- rios" auch definiert. Und wir haben eine lange Ge-
sten Stellen auf uns stoßen, etwa in Vorlesungen schichte.
und Diashows über unwahrscheinliche Forschun- 1955 brütete Alexander Kohn, von Haus aus Vi-
gen und über die IgNobelpreise. Die amerikanische rologe, einen wissenschaftlichen Artikel aus, der
Vereinigung zur Förderung der Wissenschaft
(AAAS) läßt uns aus irgendeinem Grund im Rah-
men ihrer Jahreskonferenz ein eigenes Seminar
über unwahrscheinliche Forschung anbieten.
folgenden Titel trug: „Die Kinetik der Inaktivierung Wissens nicht mehr erschien. Man könnte es trotz-
von Glasgeräten". Darin beschrieb er die verschie- dem versuchen, meinte er, denn es gebe keine an-
denen Arten und Weisen, auf die Kolben, Reagenz- dere Publikationsmöglichkeit für Humor in der
gläser und ähnliches aus dem Labor verschwinden. Wissenschaft.
In die Kopfzeile des Artikels schrieb Alex „Journal Ich begab mich also in die Bibliothek (direkt,
qfIrreproducibleResults, Band 2, Nummer 1". Bald nicht über Los), grub tatsächlich eine alte Journal-
danach tat er sich mit dem Physiker Harry Lipkin Adresse aus und schickte meinen Packen Artikel ab.
zusammen, und die beiden publizierten viele Jahre Nicht allzu lange danach rief mich der Verleger des
lang das Journal von Israel aus. Das Journal wuchs Journal of Irreproducible Results an und fragte
und gedieh, bis die Flut der Abonnementswünsche mich, ob ich nicht Herausgeber des Journals wer
Alex und Harry schier zur Verzweiflung trieb. Die den wollte. Einige Tage später, nachdem ich ein
Leute wollten für so was auch noch bezahlen! Exemplar mit eigenen Augen gesehen hatte, sagte
(Anm. d. Ü.: Auf Deutsch erschienen zwei Sammel- ich zu.
bände mit dem Titel Journal der unwiederholbaren Als eine der ersten Amtshandlungen schrieb ich
Experimente I und //. Frankfurt, Wolfgang Krüger an Alex Kohn, der hocherfreut war, daß sich je-
Verlag, 1986 und 1989, vergriffen.) mand gefunden hatte, der versuchen wollte, das
Deshalb trafen Alex und Harry eine Überein- Journal wieder zum Leben zu erwecken. Alex wur-
kunft mit einem Geschäftsmann, der die Abonnen- de mein Mentor, hauptsächlich per Post und später
tenverwaltung übernahm, so daß sie sich weiterhin per F.-Mail, gelegentlich auch über Telefon. Im
um die Inhalte kümmern konnten. Dieses Arrange- Herbst 1991 verbrachten Alex und ich in Woods
ment schuf jedoch Probleme, auf die ich hier nicht Hole fast eine ganze Woche miteinander; in dieser
eingehen möchte, von denen Ihnen Harry aber Zeit erfuhr ich eine Menge. Auch Harry Lipkin
gerne erzählt, wenn Sie ihn zu einem Kaffee einla klinkte sich wieder ein, und mit Hilfe der beiden
den. Gründerväter und aller anderen, die ich dazu über
Viele Jahre gingen ins Land. Irgendwann hatte reden konnte, bekam das Journal bald wieder Auf-
das Journal seine Blütezeit hinter sich und war nur wind. Ich interviewte etliche Nobelpreisträger, von
mehr ein Schatten seiner selbst. 1990 betrat ich denen einige sich als Scherzkekse höchsten Grades
dann die Bühne. entpuppten und ganz wild darauf waren, zu der
Ich hatte schon seit Jahren so allerlei zu Papier rasch anwachsenden Bande dazuzustoßen. Und
gebracht und geduldige Freunde damit beglückt, 1991 rief ich mit Hilfe vieler wunderbarer und
mich jedoch niemals ernsthaft um eine Veröffentli- wunderbar exzentrischer Leute die IgNobelpreis-
chung bemüht. Meist trieb ich mich in der Welt der verleihung ins Leben.
Software herum, wo ich an Dingen wie der „Kurz-
weil-Lesemaschine für Blinde" arbeitete oder eine
Firma namens „Weisheitssimulatoren" gründete, Vom Journal of Irreproducible
wo wir komplexe kognitive Kenntnisse verschiede- Results zu den Annals of
ner Fachvertreter simulierten. Schließlich schickte
ich ein paar von meinen Artikeln an Martin Gard- Improbable Research
ner, dessen kluge, witzige, mathematisch-natur- Unwahrscheinlicher- und unvorhersagbarerweise
wissenschaftlich-literarische Kolumne im Scientific gab es in dem Verlag, dem das Journal gehörte, ei
American mir bis zu jenem traurigen Tag Anfang nen personellen Wechsel, und plötzlich war man
der achtziger Jahre, an dem Martin in den Ruhe- absolut nicht mehr scharf darauf, das Journal wei
stand ging, stets immenses Vergnügen bereitet hat. terlaufen zu lassen. Mehrere Jahre lang bemühten
Sollten Sie Martins Kolumne niemals zu Gesicht be- wir „nichtreproduzierbaren Leute" uns, Überzeu
kommen haben, dann empfehle ich Ihnen drin- gungsarbeit zu leisten, und versuchten sogar, das
gend, die nächste Buchhandlung aufzusuchen und Journal zu kaufen und selbst zu verlegen. Schließ-
sich eines seiner Bücher zu Gemüte zu führen. lich jedoch zeichnete sich glasklar ab, daß es keine
Martin gab mir freundlicherweise den Rat, die Möglichkeit gab, das Journal in der Form, wie es
Adresse von einem Dings mit dem Titel Journal of Alex und Harry, später ich und alle übrigen Mitar
Irreproducible Results herauszuknobeln, für das er beiter fast vierzig Jahre lang gestaltet hatten, zu
gelegentlich geschrieben hatte, das aber seines retten.
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Ende 1994 beschlossen wir, die Geburt der Annais „Ich schlage vor, ein Symbol in den geplanten
mit einer Grundsteinlegung zu feiern. Wir wollten Grundstein einzuschließen, das die Eigenschaften
am MIT einen Grundstein mit Zeitdokumenten in des Internet verkörpert. Es sollte zum einen die
der Erde versenken und schrieben einen Wettbe Vernetzung durch das Internet verkörpern, zum
werb aus, um die Frage zu entscheiden: „Was/Wer andern die Tatsache, daß diejenigen, die das Inter
soll in den Grundstein hineinkommen?" Unter den net bevölkern, Menschen sind, und schließlich den
Vorschlägen waren Ross Perot, Prinz Charles, Newt Charakter der Kommunikation im Internet sowie
Gingrich, Bill Clinton, Elvis, Carl Sagan und, an der den Geist desselben zeigen. Eine halbnackte Bar-
Spitze aller Nennungen, Bill Gates. Alle diese Per- biepuppe mit Glasfaserkabeln anstelle des Haares
sonen lehnten es jedoch ab, mit dem Grundstein würde die Sache also recht gut treffen."
vergraben zu werden. Dieser Stein ist insofern ein-
zigartig unter allen 1994 versenkten Grundsteinen, Was mit dem Grundstein versenkt
als er NICHTS enthält, das mit 0. J. Simpson zu tun
hat. wurde
Die Gewinner des Wettbewerbs erhielten nichts; Alle Objekte wurden vor dem Einschließen in die
schließlich hatten ihn Luftikusse ausgeschrieben. Kapsel sorgfältig mit einer Müllpresse präpariert.
Es folgt der Siegervorschlag von Leser Donald Folgende Gegenstände sind mit dem Grundstein
Turnblade: vergraben worden:
• eine Aufstellung der Kosten des Grundsteins Was in dem Grundstein von 1914
• ein IgNobelpreis von 1994 (ein halbes Gehirn
aus Wachs, montiert auf einem billigen hölzer-
gefunden wurde
nen Ständer)
• drei Bakterien • ein Strafzettel für falsches Parken
• Sternenkarte (keine Karte der Himmelskörper, • ein Brocken (über)reifer Käse
sondern der Domizile von Hollywood-Stars und - • ein Exemplar des Buches „Und immer wieder
Sternchen) die Zeit", signiert von jemandem namens „AI".
• eine Dose Spam-Frühstücksfleisch, signiert von • eine Dose mit abgeschnittenen Barthaaren
Robin Leach (dem amerikanischen Alfred Bio- • eine Tüte Gummibärchen (noch genauso
lek, d.U.). Leach sandte zudem auf Band gespro- schmackhaft und frisch wie am Tag ihrer Her-
chene Glückwünsche und ein Chili-Rezept. stellung)
• eine Kopie von Microsoft Windows • Madame Curies Lippenstift (phosphoreszierend)
• Marilyn Vos Savants Suppenteller, Löffel und • Schrödingers Katze
Serviette • eine braune Socke
• Haferkleie und ein Laufschuh • eine Rolle mit Voraussagen:
• ein Tütchen Trockenmittel - Verlagswesen: Jeder Geschäftsmann wird sein
• Potpourri persönliches Textbearbeitungsgerät besitzen -
eine kohlebetriebene 65-PS-Schreibmaschine.
Beim Graben der Grube stieß man auf einen - Politik: 1994 werden unsere Politiker - anders
Grundstein, der 1914 versenkt worden war. Er als heute - weise und gebildete Männer sein.
wurde geborgen und geöffnet. Der Inhalt ist im fol- - Sport: Babe Ruth wird als größter Schlagmann
genden aufgeführt. in die Geschichte der Red Sox eingehen.
- Architektur: Ein chinesisch-amerikanischer Ar-
chitekt wird vor dem Louvre in Paris eine Glas-
pyramide bauen.
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- Kommunikation: Es wird ein Weltweites Kom - Internationale Politik: Eine internationale Liga
munikationsgewebe geben. Jeder Haushalt wird Vereinter Nationen wird sicherstellen, daß zwi
seinen eigenen Telegraphen besitzen, und jedes schen allen Ländern Friede und Harmonie herr
Kind wird den Morse-Code kennen. Ein automa- schen. Der Sitz dieser internationalen Körper
tischer Telegrammbeantworter wird Nachrich schaft wird in Sarajewo sein.
ten entgegennehmen, wenn die Familie nicht zu
Hause ist.
Ig, Ig, IgNobel - die etwas
andere Auszeichnung
monie oder senden auf Video- oder Audioband
aufgezeichnete Dankreden. Einer der Geehrten
ging sogar so weit, auf eigene Kosten von Oslo nach
Cambridge zu reisen, um seinen Preis in Empfang
zu nehmen.
Wenn man einen IgNobelpreis bekommt, hat
man allen Grund, den Verleihungsfeierlichkeiten
beizuwohnen. Die Preise werden von echten Nobel-
preisträgern (nicht IgNobelpreisträgern) im wahr-
sten Sinn des Wortes ausgehändigt, und der ver-
Die Nobelpreisträger (von links nach rechts) Sheldon Gla- schwenderische, sinn- und verstandverwirrende
show, Eric Chivian, Dudley Herschbach und Henry Kendall Festakt findet in der großartigen alten Sanders-Au-
überreichten die Preise bei der Ersten Jährlichen IgNobel
preisverleihung, die 1991 in einem Hinterzimmer im MIT la der Harvard-Universität statt. Eine begeisterte,
stattfand. Foto: Roland Sharrillo. seltsam gewandete, dicht gedrängte Menge über
schüttet die neu gekürten Gewinner mit Beifall und
Papierfliegern und bejubelt die Nobelpreisträger,
die gutmütig ihre Hauptrollen in Miniopern, -ballet-
ten oder anderen unwahrscheinlichen Darbietun
Die Gesellschaft läßt ihren Bürgern vielfältige Eh- gen absolvieren, die manche als Kunst bezeichnen
rungen zuteil werden - Nobelpreise, Olympische möchten. Das Ereignis wird live über das Internet
Medaillen, goldene Tressen, Messingringe, Ehren übertragen und auch für die Wissenschaftssendung
abzeichen, Schönheitsköniginnenszepter, Bowling- des öffentlichen Badios und den Fernsehsender C-
pokale, Blaue Bänder, Knöllchen. Wenn man sich SPAN aufgezeichnet. Zudem berichten Zeitungen,
weit genug den absteigenden Ast hinunter bewegt, Radiosender und Nachrichtenredaktionen des
gelangt man schließlich und endlich zum IgNobel- Fernsehens auf der ganzen Welt sowie die wichtig
preis. sten wissenschaftlichen Zeitschriften darüber.
IgNobelpreise werden an Personen verliehen, Die erste Zeremonie veranstalteten wir 1991 am
deren Leistungen „nicht wiederholt werden können MIT, in einem Raum, in dem 350 Leute Platz hat
oder sollen". Das Kriterium deckt ein weites Feld. ten. Am Abend des Ereignisses wußten wir nicht,
Seit den Anfängen 1991 vergeben wir jedes Jahr ob überhaupt jemand auftauchen würde. Wir wur-
zehn Preise auf Gebieten, die von Physik über Che den angenehm überrascht. Vier Nobelpreisträger
mie und Frieden bis zur Kurist reichen. Beiner Zu- kreuzten auf, mit Groucho-Brille auf der Nase und
fall ist, daß sich die Gruppe der Gewinner aufteilt Fez auf dem Kopf, und die Leute rannten uns Türen
in Personen, deren Errungenschaften (zumindest und Fenster ein, um einen Platz als Zuschauer zu
im nachhinein betrachtet) wunderlich und wunder ergattern. Der Festakt lockte jedes Jahr ein größe
bar sind, und in andere Personen, deren Werk viel- res Publikum an, 1995 zogen wir daher nach Har-
leicht nicht so wunderbar ist. Viele Gewinner kom- vard um, wo im Oktober 1997 die Siebte Erste
men entweder persönlich zu der Verleihungszere Jährliche IgNobelpreisverleihung stattfand.
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Das Zeremoniell setzt sich aus zahlreichen den „Nonextremisten für moderate Veränderung"
Punkten zusammen, die von der traditionellen (aus Finnland). Der „König und die Königin der
IgNobel-Willkommen- Willkommen-Ansprache bis schwedischen Fleischklößchen" geben sich die Eh-
zur nicht minder traditionellen IgNobel-Auf-Wie- re und in bester königlich-skandinavischer Traditi-
dersehen-Auf-Wiedersehen-Ansprache reichen. on den gesamten Abend lang absolut nichts von
Beschrieben wurde es als Mischung aus Oscar-Ver- sich. Die menschlichen Scheinwerfer, von Kopf bis
leihung, Nobelpreis-Verleihung, einem Drei-Mane- Fuß vergoldet, treten auf, um die Szenerie zu er
gen-Zirkus und der alten Broadway-Show Hellza- leuchten. Der Majordomus und der Minordomus
poppin. wuseln geschäftig umher, wichtige Leute halten die
dreißigsekündigen Heisenbergschen Schärferelati
onsvorlesungen. Ein glücklicher Losbesitzer oder
Die Willkommen-Willkommen-Ansprache eine -besitzerin gewinnt bei der jährlichen Gewinn-
Die traditionelle IgNobel-Willkommen-Willkom- ein-Rendezvous-mit-einem-Nobelpreisträger-Tom-
men-Ansprache hielt Lois Malone. Es folgt eine bola. Gipsabdrücke des linken Fußes von Nobel
vollständige Mitschrift ihrer Rede: preisträgern werden versteigert. Das Publikum
Willkommen, willkommen. macht sich mit Zwischenrufen bemerkbar und wirft
Papierflieger. Die Leute auf der Bühne schmettern
die Zwischenrufe ab und die Papierflieger zurück.
Die IgNobel-Auf- Wiedersehen-Auf- Wiederse- Und, ach ja, die zehn neuen IgNobelpreisträger
hen-Ansprache werden bekanntgegeben und halten ihre Dankes-
rede.
Die traditionelle IgNobel-Auf-Wiedersehen-Aul- In der ganzen Sache steckt aber ein mehr oder
Wiedersehen-Ansprache hielt Lois Malone. Es minder ernster Kern. Der Ig, wie er allgemein ge-
folgt eine vollständige Mitschrift ihrer Rede: Auf nannt wird, zollt der Wissenschaft Lob und Preis,
Wiedersehen, auf Wiedersehen. und er belegt zugleich, daß die Wissenschaftler ih-
re Arbeit lieben und daß in der Wissenschaft Begei
sterung, Menschlichkeit und wunderbare Ver-
Der Abend beginnt mit einem feierlichen Ein- schrobenheiten stecken können - und daß es gar
marsch der offiziellen Publikumsdelegationen. Ent- nicht so furchtbar ist, verschrobenen Ideen nach-
sandt werden sie von Gruppen wie den „Juniorwis- zugehen. Das meiste von dem, was man heute die
senschaftlern" (Zweitkläßlern der öffentlichen großen wissenschaftlichen Entdeckungen nennt,
Schulen Bostons); der „Harvard-Computergesell wurde ausgepfiffen und mit Hohn und Spott über-
schaft", dem „Museum für schlechte Kunst", den schüttet, als es neu war. Es gab eine Zeit, in der
„Rechtsanwälten für und gegen Artenvielfalt", den Ärzte, die forderten, sich vor einer Operation die
„Freunden von Daryl, Daryl, Daryl und Daryl" und Hände zu waschen, als Spinner galten. Dennoch ar-
beiten heute an den meisten Krankenhäusern Chir auch die vielleicht seltsamen - Seiten allen men
urgen, die sich die Hände waschen. schlichen Strebens ins Licht rücken. Wie oben er
Wenn sie zum ersten Mal vom Ig hören, nehmen wähnt, reizt und freut es viele IgNobelpreisgewin-
manche Leute fälschlicherweise an, es gehe darum, ner, der Verleihungszeremonie beizuwohnen.
schlechte Wissenschaft bloßzustellen, das aber ver- Was ist mit den Geehrten, deren Werke man als
fehlt weit den Kern der Sache. Viele IgNobelpreis- verabscheuungswürdig oder, na ja, eben dumm be-
würdige Arbeiten sind Beispiele für beste Wissen- zeichnen könnte? Diese Leistungen sprechen für
schaft und möglicherweise sogar von großem sich selbst, und das um so beredter, als sie sich un-
Nutzen für die Menschheit. Andere mögen das viel- ter andere Igwürdige Leistungen einreihen, die Pa
leicht nicht sein - aber schließlich machen wir alle radebeispiele für Schrulligkeit, Charme und selbst
Fehler. Das IgNobelpreiskomitee möchte keines- kritischen Humor sind.
falls den Fehler begehen, Wissenschaftler, deren Die ganze Ig-Zeremonie ist eine Studie in Gegen-
Arbeit sich zwar komisch anhört, aber dennoch sätzen und ein Beweis, daß die meisten Dinge im
Lob und Anerkennung verdient, lächerlich zu ma- Leben zu facettenreich und zu mehrdeutig sind,
chen oder an den Pranger zu stellen. Die IgNobel- um sie nach dem ersten Anschein zu beurteilen.
preise sollen vielmehr die liebenswerten - ja, und
Die IgNobelpreisträger
Es folgt eine Auswahl der IgNobelpreisträger der Jahre 1996 zurück bis 1991, dem Jahr der ersten Zeremo
nie. Auch einige Dankadressen sind abgedruckt.
Biologie
Anders Baerheim und Hogne Sandvik von der Uni-
versität Bergen, Norwegen, für ihre geschmack-
volle und schmackhafte Arbeit „Wirkung von Bier,
Knoblauch und saurer Sahne auf den Appetit von
Blutegeln".
Medizin
James Johnston von R. J, Reynolds, Joseph Taddeo
von U.S. Tobacco, Andrew Tisch von Lorillard, Wil-
liam Campbell von Philip Morris und der verstor-
bene Thomas E. Sandefur Jr., Vorstandsvorsitzen-
der von Brown and Williamsson Tobacco, für ihre
nicht zu erschütternde, vor dem amerikanischen
Kongreß bezeugte Erkenntnis, daß Nikotin nicht
Das Publikum bereitet den lgNobelpreisträgern von 1995
süchtig macht.
den gewohnt artigen Hmpfang. Foto: Stephen Powell.
Literatur
Die Herausgeber der Zeitschrift Social Text dafür,
daß sie eifrig Forschungsarbeiten publizierten, die
sie nicht verstanden, die der Autor als sinnlos be
zeichnete und in denen behauptet wurde, daß die
Realität nicht existiert.
IgNobelpreisträger 1996
Physik Wirtschaftswissenschaften
Robert Matthews von der englischen Aston-Univer- Dr. Robert J. Genco von der Universität Buffalo für
sität für seine Studien zu Murphys Gesetz und ins- seine Entdeckung, daß „finanzielle Belastung ... ein
besondere für den Beweis, daß Toast immer auf die Risikoindikator für schwere Parodontose" ist.
gebutterte Seite fällt.
Frieden
Chemie
Jacques Chirac, französischer Präsident, dafür,
George Globe von der Purdue-Universität für sei- daß er des 50. Jahrestages von Hiroshima mit
nen atemberaubenden Weltrekord beim Anzünden Atombombentests im Pazifik gedachte.
eines Gartengrills - drei Sekunden mit Holzkohle
und flüssigem Sauerstoff.
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DANKADRESSE
Dr. Harald Moi, IgNobelpreis für Öffentliche
Gesundheitspflege 1996
Dr. Moi reiste auf eigene Kosten aus Oslo nach Har
vard, um an der Zeremonie teilzunehmen. Am fol-
genden Tag hielt er an der Medizinischen Hoch- dene Früchte, Gemüse und andere Lebensmittel,
schule von Harvard einen eher fachbezogenen und eine Edelsteinsäge, ein gefrorener Schweine-
viel ausführlicheren Vortrag über seine Arbeit. schwanz, ein Zinnbecher, ein Bierglas und die be-
Meine Damen und Herren, ich fühle mich geehrt merkenswerte Kollektion eines Patienten, be-
und freue mich, den berühmten IgNobelpreis ent- stehend aus einer Brille, einem Kofferschlüssel, ei-
gegennehmen zu dürfen. Ich glaube aber, ich sollte nem Tabaksbeutel und einer Illustrierten.
mich nicht zu geehrt fühlen, denn dieser Art For
schung könnte leicht die Luft ausgehen.
Das größte Problem bei diesem Fall bestand in Wirtschaftswissenschaften
der zwingend notwendigen Information und Be- Zu gleichen Teilen an Nick Leeson und seine Vorge-
handlung der Partnerin. In der Literatur ließ sich setzten von der Barings-Bank und an Robert Citron
nichts über die Pharmakokinetik von Antibiotika in aus Orange County, Kalifornien, die mit Hilfe der
Puppen finden. Was blieb also anderes übrig, als Derivatenrechnung bewiesen, daß jede Finanzinsti
zur Spritze zu greifen und beherzt zuzustechen? tution ihre Grenzen hat.
Medizin
Marcia E. Buebel, David S. Shannahoff-Khalsa und
Michael R. Boyle für ihre anregende Studie mit der
Überschrift „Die Wirkung künstlich eingeschränk-
ter, unilateraler Einatmung durch die Nase auf die
Kognititon".
Literatur
David B. Busch und James R. Starling aus Madison,
Wisconsin, für ihren tiefschürfenden Forschungs
bericht „Rektale Fremdkörper: Falldarstellungen
und ein umfassender Überblick über die Weltlitera- Bei der Verleihungsfeier von 1995 kredenzen die Nicola
tur." Erwähnt werden neben anderen Gegenstän- Hawkins Dancers den fünf Nobelpreisträgern eine Überra
schung - dampfend heißen Luak-Kaffee, gebrüht aus Kaffee-
den: sieben Glühbirnen, ein Wetzstein, zwei Blitz bohnen, die von Luaks gefressen und ausgeschieden wur
geräte, eine Stahlfeder, eine Schnupftabaksdose, den. Luaks {Palmenroller) sind luchsartige, in Indonesien
eine Öldose mit Stopfen aus Kartoffel, elf verschie heimische Tiere. Foto: Alexandra Murphy.
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Chemie
Bob Glasgow, Senator von Texas, weiser Verfasser
vernünftiger Verordnungen, für seine Unterstüt
zung des 1989 erlassenen Gesetzes zur Drogen-
bekämpfung, das den Kauf von Bechergläsern, Kol-
ben, Reagenzgläsern und anderen Laborglasgerä-
ten ohne eine offizielle Genehmigung unter Strafe
stellt.
Biologie
Herschbach (links, sich nach einem Eimer bückend), Gla- W. Brian Sweeney, Brian Kräfte-Jacobs, Jeffrey W.
show, Murray und Lipscomb probieren Luak-Kaffee. Roberts Britton und Wayne Hansen für ihre bahnbrechende
(hier nicht abgebildet) genoß ihn ebenfalls. Foto: Jeff Pie- Studie „Der verstopfte Soldat: Prävalenz unter sta
trantoni.
tionierten U.S.Truppen" und insbesondere für ihre
numerische Analyse der Stuhlgangshäufigkeit.
Ernährung Medizin
John Martinez von J. Martinez & Company in Atlan- Dieser Preis wird geteilt und an zwei Empfänger
ta für Luak-Kaffee, den teuersten Kaffee der Welt. verliehen. Erstens an den Patienten X, ehemals An-
Er besteht aus Kaffeebohnen, die vom Palmenroller gehöriger der U.S. Marines, der von seinem Haus
(in der Landesprache luak), einem luchsähnlichen tier, einer Klapperschlange, gebissen worden war
Tier, das in Indonesion beheimatet ist, gefressen und sich ohne Furcht und Tadel für den Einsatz der
und wieder ausgeschieden werden. Elektroschocktherapie entschied - auf eigenes Ver
langen wurden die Zündkabel eines Autos an sei
ner Oberlippe befestigt und der Motor fünf Minuten
Öffentliche Gesundheitspflege lang mit 3000 U/min laufen gelassen. Zweitens an
Martha Kold Bakkevig von Sintef Unimed in Trond- Dr. Richard C. Dart von der Rocky-Mountain-Ver-
heim, Norwegen, und Ruth Nielson von der Techni- giftungsnotrufzentrale und an Dr. Richard A. Gu
schen Universität von Dänemark für ihre erschöp stafson vom Zentrum für Gesundheitswissenschaf-
fende Studie „Wirkung nasser Unterwäsche auf die ten der Universität von Arizona, die den Patienten
Thermoregulation und das thermische Wohlbefin- X schließlich auf herkömmliche Art behandelten,
den bei Kälte". für ihren fundierten Bericht „Erfolglose Elektro-
schockbehandlung eines Klapperschlangenbisses",
der die Erfahrungen von X mit dieser Therapie wie-
Zahnheilkunde dergab.
Robert H. Beaumont aus Shore View, Minnesota,
für seine einschneidende Studie „Patientenpräfe Literatur
renz für gewachste und ungewachste Zahnseide."
L. Ron Hubbard, fanatischer Verfasser von Science-
fiction und Gründungsvater von Scientology, für
IgNobelpreisträger 1994 sein bombiges Buch der Bücher Dianetik, das sich
als höchst profitabel für die Menschheit oder zu-
Physik mindest für einen Teil davon erwiesen hat.
Der japanische Meteorologendienst für seine sich
über sieben Jahre erstreckende Untersuchung, ob
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Wirtschaftswissenschaften
Jan Pablo Davila aus Chile, unermüdlicher Futu
res-Händler und ehemals Angestellter der staatli-
chen Firma Codelco, dafür, daß er seinen Computer
anwies, zu „kaufen", als er „verkaufen" meinte, so
wie für den nachfolgenden Versuch, die Verluste
durch immer unprofitablere Geschäfte wettzuma
chen; letztere summierten sich schließlich zu 0,5
Prozent des Bruttosozialprodukts von Chile. Davilas
gnadenlose Leistung schlug sich in einer neuen
Wortschöpfung seiner Landsleute nieder: „davilar",
was soviel bedeutet wie „etwas sauber an die Wand
fahren".
Frieden
John Hagelin von der Maharishi-Universität und
dem Institut für Wissenschaft, Technologie und öf-
fentliche Politik, Verbreiter friedlicher Ideen, für
seine experimentell gewonnene Schlußfolgerung,
daß viertausend geübte Meditierende einen 18pro-
Dr. Richard Dart, Kopreisträger des IgNobelpreises für Me-
zentigen Rückgang der Gewaltverbrechen in Wa- dizin 1994. Dart und ein Kollege behandelten den Patienten
shington, D.C., herbeiführten. X, der von seiner Schlange gebissen worden war und sich ei
nen Elektroschock hatte versetzen lassen, auf konventio
nelle Weise.
Mathematik
Die Southern Baptist Church of Alabama, mathe
matischer Messer der Moral, für ihre Berechnun- DANKADRESSE
gen (in Bezirken), wie viele Bürger Alabamas in die Dr. Richard Dart, Leiter der Rocky-Mountain-
Hölle kommen werden, wenn sie nicht bereuen. Vergiftungsnotruf zentrale, IgNobelpreisfür
Medizin 1994
Entomologie Ich war ganz erschlagen, daß ich diesen Preis er-
halten sollte, allerdings nicht ganz so erschlagen
Robert A. Lopez aus Westport im Staat New York,
wie unser Patient.
wagemutiger Veterinär und Freund aller Kreatur,
ob groß oder klein, für sein mehrfach wiederholtes
DANKADRESSE
Experiment, bei dem er Ohrmilben von Katzen in
Terje Korsnes, norwegischer Honorarkonsul in
sein eigenes Ohr einführte und die Ergebnisse akri
Massachusetts, IgNobelpreisfür Mathematik 1994
bisch beobachtete und analysierte.
Korsnes nahm den Preis im Namen des Preisträ-
gers, der Southern Raptist Church of Alabama, so-
Psychologie wie im Namen der Einwohner von Hell in Norwegen
Lee Kuan Yew, ehemaliger Premierminister von in seine Obhut.
Singapur, Praktiker der Psychologie der negativen Ich bin gebeten worden, heute abend hierher zu
Verstärkung, für seine dreißigjährigen Studien zur kommen und diesen Preis für die Einwohner von
Wirkung von Bestrafung bei drei Millionen Bürgern Hell („Hölle") in Norwegen entgegenzunehmen. Er-
von Singapur, wenn sie spucken, Kaugummi kauen freut haben wir vernommen, daß so viele Bürger
oder Tauben füttern. des großen Staates Alabama an diesen Ort kommen
werden. Wir haben dort auch einen besonderen
Platz für Sie alle reserviert.
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IgNobelpreisträger 1993
Physik
Louis Kervran aus Frankreich, ausgemachter
Adept der Alchemie, für seine Schlußfolgerung,
daß das Calcium in Eierschalen durch kalte Fusion
entsteht.
Chemie
James Campbell und Gaines Campbell aus Lookout
Mountain, Tennessee, ruchlose Riechstoffverteiler,
für die Erfindung des Duftstreifens - das anrüchige
Verfahren, Parfümproben auf Illustriertenseiten
aufzubringen.
Biologie
Paul Williams Jr. vom Staatlichen Gesundheitsamt
Oregon und Kenneth W. Newell vom Tropenmedizi-
nischen Institut Liverpool, draufgängerische biolo-
Der Autor von Und immer wieder die Zeit und MIT-Astronom
Alan Lightman zollt dem Literatur-lgNobelpreisträger 1994
Ron L. Hubbard Tribut. Entgegen allen Hrwartungen er
schien Hubbard nicht auf der Bühne. Während Lightman
Hubbards Werdegang beschrieb, schwebte eine aus Ballons
verfertigte Figur unbekannten Ursprungs auf die Bühne und
kreiste träge über dem Podium. Der Ballon wurde zerstört,
bevor er Schaden anrichten konnte.
DANKADRESSE
Dr. Robert Lopez, IgNobelpreis für Entomologie Hiner der IgNobelpreisträger für Medizin 1993, Dr. James
1994 Nolan, nahm eine zwölfstündige Autofahrt auf sich, um sei-
nen Beitrag zu dem klinischen Bericht „Akutversorgung des
Die schulmeisterliche Milbe geht mir auf den Geist, im Reißverschluß eingeklemmten Penis" zu erläutern. Nach
sie krabbelt nur sinnlos herum und beißt. Nolans Vortrag erhob sich das mit 1200 Zuschauern bis auf
den letzten Platz gefüllte Auditorium und brachte ihm ein
Vollends zum Biest wird sie um den Abend herum, Ständchen dar - eine modifizierte Version des Titels von Mi
Am Trommelfell macht sie ein Mordsgebrumm. chael Jackson „We Are the World". Foto: Roland Sharillo.
Dort kratzt und beißt sie dann ad infinitum.
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DANKADRESSE Chemie
Kevin Stelling, Vizejustizminister des Staates Yvette Bassa, Konstrukteurin quietschbunter Kol
Massachusetts, IgNobelpreis für Psychologie 1993 loide, für ihre Rolle bei der Errungenschaft, die der
Steiling nahm den Preis im Namen von John Mach Chemie unseres Jahrhunderts die Krone aufsetzt,
und David Jacobs entgegen. nämlich der Synthese hellblauen Wackelpuddings.
Ich heiße Kevin Steiling. Ich bin stellvertreten
der Justizminister des Staates Massachusetts. Kid- DANKADRESSE
napping ist nach Bundesrecht eine Straftat. Es ist Yvette Bassa, Kraft General Foods,
auch nach den Gesetzen des Staates Massachusetts IgNobelpreisträgerinfür Chemie 1992
eine kriminelle Handlung. Vergangenes Jahr gab
Es beschämt mich, dieser Ehre teilhaftig zu wer-
es Hunderte von Entführungsfällen oder Entfüh
den. Meine Arbeit ist doch lediglich der Schlußstein
rungsversuchen. An keinem waren fremde Lebe
eines immensen Berges wissenschaftlicher For-
wesen von anderen Planeten beteiligt. Ich danke
schung, die im Lauf der letzten paar Jahrhunderte
Ihnen.
geleistet wurde.
Nach der Feier rief der Assistent von John Mack
das IgNobelpreiskomitee an und bat darum, Dr.
Mack zur Verleihung im nächsten Jahr einzuladen, Biologie
dort eine Rede zu halten. Im folgenden Jahr wur
den umfangreiche Vorbereitungen getroffen, doch Dr. Cecil Jacobson, verschwenderischer Samen
im letzten Moment sagte Dr. Mack noch ab. Bei die- spender und großzügiger Gründervater der Samen-
ser zweiten Zeremonie gab das IgNobelpreiskomi- bank, für die Erfindung einer einfachen, einhändi-
tee bekannt, es sei „enttäuscht und gekränkt, vor gen Methode zur Qualitätskontrolle.
allem aber besorgt".
Medizin
IgNobelpreis 1992 F. Kanda, E. Yagi, M. Fukuda, K. Nakajima, T. Ohta
Physik und 0. Nakata vom Shisedo-Forschungszentrum in
Yokohama für ihre Pionierarbeit „Die Aufklärung
David Chorley und Doug Bower, Nestoren der Nied- von für Fußgeruch verantwortlichen chemischen
rigenergiephysik, für ihre zirkulären Beiträge zur Verbindungen" und insbesondere für ihre geniale
Feldtheorie auf der Grundlage der geometrischen Schlußfolgerung, daß Menschen, die glauben, an
Destruktion englischen Getreides.
30
Literatur
Yuri Struchkov, nicht aufzuhaltender Autor vom In
stitut für organische Chemie in Moskau, für die 948
wissenschaftlichen Aufsätze, die er in den Jahren
1981 bis 1990 veröffentlichte; im Durchschnitt also
mehr als einen alle 3,9 Tage.
Frieden
Daryl Gates, ehemaliger Polzeichef von Los Ange-
les, für seine einzigartig zwingenden Methoden,
Menschen zusammenzubringen.
Ernährung
Die Konsumenten des Frühstücksfleisches Spam,
furchtlose Verzehrer dubioser Doseninhalte, für 54
Ein offizielles Zwischenrulicommando geleitet das Publikum
Jahre wahlloser Verdauung. durch den heiteren intellektuellen Diskurs.
Archäologie
Eclaireurs de France, die protestantischen Pfadfin-
der, blitzsaubere Beseitiger von Grafitti, dafür, daß
sie die uralten Malereien von den Wänden der Höh-
le Meyrieres in der Nähe des französischen Dorfes IgNobelpreis 1991
Brunquiel wegschrubbten.
Physik
Kunst (1) Thomas Kyle, Entdecker von Atomen und origi-
neller Gelehrter, für seine Entdeckung des schwer-
Dieser Preis geht zu gleichen Teilen an Jim Knowl- sten Atoms im Universum, des Administratiums.
ton, moderner Renaissancemensch, für sein klassi-
sches Anatomieplakat „Penisse des Tierreiches"
und an die Nationale Kunststiftung der Vereinigten Chemie
Staaten, weil sie Mr. Knowlton ermutigte, seine Ar- Jacques Benveniste, produktiver Proselytenmacher
beit in Form eines Aufklappbuches fortzuführen. und couragierter Korrespondent von Nature, für
seine nachhaltige Entdeckung, daß Wasser - H2O -
eine intelligente Flüssigkeit ist, und dafür, daß er
für sich selbst zufriedenstellend nachwies, daß
Wasser sich Ereignisse noch „merkt", lange nach
dem alle Spuren von ihnen verschwunden sind.
1
Bei der ersten IgNobelpreisverleihung im Jahr 1991 gingen
drei der sieben Preise an Personen, deren Existenz mögli-
cherweise fiktiv, vorgespiegelt oder ungeklärt war. Die an
deren Preisträger dieses Jahres - und alle Preisträger der
folgenden Jahre - waren und sind durch und durch echt.
31
Biologie Frieden
Robert Klark Graham, Selektor der Samen und Edward Teller, Vater der Wasserstoffbombe und
Verherrlicher der Fortpflanzung, für seine wegwei- erster Verfechter des Krieg-der-Sterne-Waffensy-
sende Einrichtung des Repository for Germinal stems, für seine lebenslangen Bemühungen, die
Choice (etwa: Qualitätskeimzellendepot), einer Sa- Bedeutung von Frieden, wie wir sie kennen, zu ver-
menbank, die ausschließlich Spenden von Nobel ändern.
preisträgern und Olympiasiegern entgegennimmt.
KOMMENTAR VON LINUS PAULING,
Medizin N OBELPREIS FÜR C HEMIE 1954,
F RIEDENSNOBELPREIS 1962 UND
Alan Kligerman, Erfinder der enterologischen Erlö- GRÜNDUNGSMITGLIED VON AIR:
sung, Besieger der Blähung und Schöpfer des Nah- Ich fände es gut, [Edward] Teller einen zweiten
rungsergänzungspräparats Beano, für seine Pio- IgNobelpreis zu verleihen, denn dann käme er ins
nierarbeit an Anti-Flatulenz-Mitteln, die Völlege- Guiness Buch der Rekorde als derjenige Mensch,
fühl, Blähungen, Unbehagen und Peinlichkeiten der die meisten IgNobelpreise bekommen hat.
verhindern.
Interdisziplinäre Forschung
Literatur
(•) Josiah Carberry von der Brown-Universität,
Erich von Däniken, visionärer Erzähler und Verfas- kühner Erkunder und eklektischer Einsammler
ser von Erinnerungen an die Zukunft, für die Theo- von Wissen, für seine Pionierarbeiten auf dem Ge-
rie, daß die menschliche Zivilisation vor Urzeiten biet der Psychokeramik, der Erforschung des
von Astronauten aus dem Weltall beeinflußt wur- Sprungs in der Schüssel.
de.
Pädagogik
Wirtschaftswissenschaften
J. Danforth Quayle, ehemaliger Vizepräsident, Ver
Michael Milken, Wall-Street-Titan und Erfinder des zehrer von Zeit und Verdränger von Raum, kennt-
Junk-Bond, dem die Welt zu Dank verpflichtet ist. nisreicher Kommentator, dafür, daß er besser als
jeder andere die Notwendigkeit der Förderung des
naturwissenschaftlichen Unterrichts bewiesen hat.
Kinetik der Inaktivierung von
Glasgeräten
von Alexander Kohn
Diesen bahn- und glasbrechenden Artikel verfaßte Alex Kohn im Jahre 1955. Er füllte die gesamte erste
Ausgabe des Journal of Irreproducible Results (diese erste Ausgabe trug natürlich die Bezeichnung „Band
II, Nummer 1", und der Artikel bezieht sich auf Beiträge im nichtexistenten Band I), das Alex und Harry Lip-
kin gemeinsam herausgaben. 39 Jahre später gründeten Alex und ich mit Hilfe von Harry und dem Rest der
mittlerweile beachtlichen Truppe die Annais of Improbable Research. Alex verstarb Ende 1994, wenige Wo-
chen bevor die erste Ausgabe von AIR an die Abonnenten verschickt wurde. Der Nachdruck dieses Artikels
erfolgt mit Genehmigung von Chana Kohn. Die Literaturangaben am Ende entsprechen exakt denen der Ori-
ginalversion.
genommen wurde, ging man im allgemeinen von von Glasgeräten trugen und stolperten. Kürzlich
der Annahme aus, daß die durchschnittliche Halb- konnten mit der einfachen Gravitationsmethode
wertszeit von Glasprodukten in der Größenordnung bei Flaschen oder Gefäßen mit biologischen Färbe-
von fünf bis zehn Wochen liegt. mitteln12 oder mit Chromschwefelsäure auch
Spritzeffekte nachgewiesen werden.
Die in Zentrifugen künstlich erhöhte Gravitation
Inaktivierungsmethoden läßt sich sehr gut zur Inaktivierung von Zentrifu-
Diese lassen sich summarisch einteilen in: gengläsern nutzen. Es sollten jedoch zwei Erforder-
A. Mechanische Methoden. Diese Methoden lassen nisse streng beachtet werden, um die gewünschten
sich wiederum unterteilen wie folgt: Effekte zu erzielen. Zum einen muß alle Sorgfalt
1. Schockinaktivierung darauf verwandt werden, zwischen den beiden ein-
2. Vibrationsinaktivierung ander gegenüberliegenden Bechern ein Ungleich-
3. Belastungs- und Druckinaktivierung gewicht herzustellen. Ist dieses gewährleistet, be-
4. Gravitationsinaktivierung siegelt eine Kombination aus Vibration und Gravita-
Letztere Methode ist die am häufigsten verwende tion das Schicksal des Glases - in den meisten Fällen
te; sie kann in zwei Varianten eingesetzt werden: desjenigen, das die Substanz enthält, die durch Zen
mit normalem Gravitationsfeld und mit Zentrifuge. trifugieren gereinigt werden sollte. Mehrere Labors
B. Die thermische Inaktivierung läßt sich in vier berichteten, daß die verantwortlichen Laboranten,
Kategorien einteilen: unter deren Händen diese Inaktivierung eintrat, in
1. Direkte Einwirkung einer Sauerstoff- oder den meisten Fällen die zu zentrifugierende Sub-
Wasserstoffflamme stanz durch Filtrieren der Dispersion mit den Glas-
2. Einwirkung eines Bunsenbrenners, mit oder fragmenten wiederzugewinnen vermochten.
ohne Schutz durch ein Asbestnetz Die andere Voraussetzung besteht darin, daß in
3. Autoklav die Becher ein Röhrchen eingeführt wird, das ein
4. Sterilisator/Laborofen wenig länger ist als der für das Röhrchen vorgese
C. Die chemische Inaktivierung ist von recht unter- hene Raum in der Zentrifuge. Diese Bedingung be-
geordeter Bedeutung, man sollte jedoch die Ver zieht sich nur auf Zentrifugen mit Ausschwingrotor
wendung konzentrierter KOH- oder NaOH-Lö- und besteht in aller Regel für Zentrifugen mit Fest-
sungen und Flußsäure erwähnen. winkelrotor nicht.
D. Vorsätzliche Zerstörung. Belastungs- und Druckmethoden werden im Zu-
Schließlich gibt es noch ein Verfahren, das oben sammenhang mit Kolben, Flaschen und Spritzen in
nicht aufgeführt wurde und eine Kombination aller einem eigenen Absatz behandelt.
drei Methoden - A, B, und C - darstellt, nämlich die Rotem1 '* hat gezeigt, daß das Evakuieren von 1-
thermochemisch-explosive, die im allgemeinen un- bis-2-Liter-Erlenmeyer-Kolben auf einen Druck
vorhergesehen erfolgt. von etwa 1 mm Quecksilbersäule zur sogenannten
Implosion führt. Es handelt sich hier um einen rei
nen Druckeffekt.
Ergebnisse und Diskussion
Die Untersuchung des Themas „Inaktivierung von
Glasgeräten" ergab Hinweise darauf, daß die effizi-
Thermische Inaktivierung
entesten und meistverwendeten der verschiedenen Wie oben aufgeführt, gibt es mehrere Varianten
Methoden die thermischen und die mechanischen dieser Methode, und ihre Wirkungen auf Glasgerä-
sind, in letzterer Gruppe wiederum diejenigen, die te werden unter jeweils eigenen Überschriften be
auf dem Gravitationseffekt gründen. Die normale schrieben. Eine Methode jedoch, die äußerst selten
gravitationsbedingte Inaktivierung erfolgt, wenn verwendet wird, soll hier dargestellt werden: Sie
das fragliche Glasgerät absichtlich oder unabsicht wurde jüngst von Fendrich und Nir entwickelt, und
lich in der Luft über einem Betonboden oder auch da bislang noch kein offiziell veröffentlichter Be-
einer hölzernen Tischplatte in der Schwebe gehal richt darüber erschienen ist, beschreiben wir sie
ten wird und dann jegliche Unterstützung von un hier in aller Ausführlichkeit. Etwa fünfzig Pyrex-
ten oder oben plötzlich zurückgezogen wird. Be- Reagenzgläser 16x180 mm werden sorgfältig ge-
richtet wurden auch bemerkenswerte akustische reinigt und getrocknet; man versieht sie oben mit
und verbalinjurische Effekte („Fluchen") bei Perso- einem Deckel aus Stanniol und legt die Gläser
nen, die ein Tablett mit nennenswerten Mengen waagrecht in eine große, rechteckige Pyrex-Schale.
37
Dank
Der Autor ist Y. Zelda und ihren Mitarbeitern zu
Dank verpflichtet; ohne ihre gewissenhafte Mitar
beit wäre der Umfang dieses Artikels auf den einer
kurzen Notiz geschrumpft.
Der Autor dankt D. Yasky für die Berechnungen,
dem Verwaltungsdirektor des Instituts für die Ge
nehmigung zur Publikation dieses Artikels und sich
selbst für die geniale Idee, ihn zu schreiben.
A NMERKUNGEN
1. Silverman, A. Glass Evolution: A factor in science. J.
Abbildung 3: Inaktivierung von Petrischalen. Chem. Educ.A955,32, 149.
2. Richter, E. M. A. The room of ancient glass. Bull. Metro-
politan Museum Arts, 1911.
3. Money, G. W. Properties of Glass, 2. Auflage, New York
(Harcourt, Brace & Co.), 1954, 336.
Ein Faktor, den wir als Unsicherheits- oder My- 4. Plinius. Naturalis historia. Venedig (Johannes de Spira)
steriositätsfaktor bezeichnen, bringt jedoch einen 1469, 36, 26.
Fehler hinein, so daß die berechnete Inaktivie- 6. Mumford, L. Technics and Ciuilisation. Harcourt, Brace
rungsrate nicht der experimentell ermittelten ent- & Co., 1935, 126.
7. Hoverstadt, II. Jena Glass and Its Scientific andIndustri
spricht (Abbildung 3). Diese Diskrepanz tritt insbe- al Application. New York (MacMillan) 1902.
sondere bei Petrischalen und Kulturgefäßen auf. 8. Socrates and Xantippe, Review o/Antiquity, 1888, 6, 5.
Bislang wurde noch keine experimentelle Methode 9. Geheime Berichte über das Bankett im königlichen Pa-
last. Moskau, 1772,15,1.
zur Bestimmung des Mysterioritätsparameters ent- 10. Fitfll, W., Pirani, M., Scheel, K. Glastechnische Tabellen.
wickelt. Berlin (Springer) 1932.
Man hat darauf hingewiesen, daß die Inaktivie 11. Neri, A. L'arte vetraria. Stameriade giunta, 1612.
12. Segal, 7. EfTicient dispersal of methylene blue from flow-
rung von Glasgeräten kein physikalischer, sondern meters [Effizientes Verteilen von Methylenblau aus
ein chemischer Prozeß sei. Ähnlich wie das Zerbre- Durchflußmessern]. J. Irreprod. Res., 1955,1,25.
chen von Diamanten ist das Zerbrechen von Glas 13. Rotem, Z. Preparation of autonomous vacuum system
wahrscheinlich auf den Bruch von chemischen Bin- [Herstellung eines autonomen Vakuumsystems]. J. Irre-
prod. Res., 1955,1,45.
dungen in großen Molekülen zurückzuführen. Man 14. Hertman, I. Supply of culd drinking water in summer
sollte daher die kinetische Formel von Arrhenius [Bereitstellung kalten Trinkwassers im Sommer]. Bull.
Isr. Inst. Biol. Res., August 1954.
V = A. e-E/RF 15. Unveröffentlichbar.
16. Miller, Sh. Distillation of acetone in vacuo [Vakuumdestil-
anwenden, wobei E für die Aktivierungsenergie lation von Aceton]. J. Irreprod. Res., 1955,1,2.
17. Kohn, A. Improved method of storing sterile pipettes for
und A für den Kollisionsfaktor steht (aus den in die- use [Eine verbesserte Methode zur Lagerung steriler, ge-
sem Artikel vorgelegten Daten ergibt sich eindeu- brauchsfertiger Pipetten]. J. Irreprod. Res., 1955,1, 67.
tig, daß in diesem Institut E niedrig und A sehr 18. Zelda, Y. et al. Methodes in washing and sterilizing glass-
ware: II Mass-accelerated transfer of pipettes from chro-
hoch ist). mic-sulfuric acid to water [Methoden zum Waschen und
Sterilisieren von Glasgeräten: II. Massenbeschleunigter
Transfer von Pipetten aus Chrom-Schwefelsäure in Was-
Zusammenfassung serj. Unveröffentlichte Ergebnisse.
19. Kellner, M. J. Bact., 1949, 58, 511.
Die erhobenen und dargestellten Daten zur Inakti- 20. Kohn, A., Zelda, Y. Report on the search for glass beads
vierung von Glasgeräten belegen, daß bei der Inak- [Bericht über die Suche nach Glaskugeln]. Bull. Isr. Inst.
tivierung mehr Faktoren eine Rolle spielen als bis Biol. Res., 1955, 1026.
21. Greenberg, Y., Alkuser, Ch., Goldenberg, Sh., Wolf, I. An-
lang vermutet. Die verschiedenen Parameter wer- nual report of maintenance crews [Jahresbericht der
den berechnet und diskutiert. Wartungstrupps]. Bull. Isr. Inst. Biol. Res., 1953,1001.
22. Ben-Gurion, R. Fight against fungi [Kampf gegen Pilze].
Bull. Isr. Inst. Biol. Res., 1953,1003.
Chaostheorie: Belege für den
Schmetterlingseffekt
von D. Inaudi,*X. Colonna deLega,*A. Di Tullio,*, C. Forno,+ P. Jacquot,*
M. Lehmann, * Max Monti, * S. Vurpillot*
* IMAC, Institut de Statique et Structures, Mesure et analyse des deformations et constraintes, Ecole Poly
technique Federale Lausanne
+ Gastprofessor von der Universität London
Dieser Artikel erschien in AIR 1:6 (November/Dezember 1995).
Methode
Die vorliegende erste Machbarkeitsstudie befaßte
sich mit Regenfällen in Paris. Die Wahl fiel auf
diese Stadt, weil für sie verläßliche meteorologi-
sche Daten vorliegen.
Es wurden zehn Schmetterlinge ausgewählt, die
in politisch korrekten Anteilen das Vorkommen
dieser Insekten in der Schweiz repräsentieren. Um
allfälligen Verfälschungen der Ergebnisse vorzu-
beugen, wurde die Untersuchung als Doppelblind
Abbildung 1: Der für sämtliche Regenfälle in Paris verant- studie angelegt. Die Schmetterlinge wurden nicht
wortliche Schmetterling.
davon in Kenntnis gesetzt, daß sie an einem wis
senschaftlichen Experiment teilnahmen.
42
Tabelle 1
Tabelle 1: Aktivität der einzelnen Schmetterlinge an jedem der 16 Regentage in Paris. Die Insekten erhielten Pseudonyme (zum
Schutz der Privatsphäre). Ein „X" bedeutet eine beliebige Form von Aktivität (z.B. Flügelschlagen). 2 bedeutet „wahrscheinlich
tot". 3 bedeutet „mit Sicherheit tot".
Die Top-Quark-Tour von AIR
Dieser Beitrag erschien 1995 in mini-AIR, dem über Internet verbreiteten Newsletter.
Ein kräftiges Hipp-Hipp-Hurra den Physikern vom trittspreise aufgrund des unerwart hohen Zulaufs
Beschleuniger am Fermilab! Sie haben 1995 das senken konnten. Lassen auch Sie sich von dem Ge-
flüchtigste der Elementarteilchen, das Top-Quark, danken faszinieren, daß die Top-Quarks vor Ihren
nachgewiesen. AIR plant, die gesamte Kollektion Augen - in den meisten Fällen sogar, bevor Sie Ih-
von Top-Quarks vom Fermilab zu erwerben und öf- ren Platz einnehmen können - zerfallen. Jeder Be-
fentlich auszustellen. Eine Wanderausstellung wird sitzer einer Eintrittskarte erhält einen Gutschein
in allen Metropolen der Welt zu sehen sein. Die ge- für vierzig Millionen (!) (kosten-)freie Elektronen,
nauen Termine der Top-Quark-Tour werden be paradoxerweise ausgegeben von unserem ge-
kanntgegeben, sobald einige unwesentliche techni- schätzten Erwin, dem Kater (ja, hier ist der Haken).
sche Probleme gelöst sind, etwa die Konservierung Ein überarbeiteter Plan der übrigen Tourtermine
und Befestigung der Ausstellungsexemplare. wird bekanntgegeben, sobald wir die Lieferung
Formalin-Plasma mit neuer Rezeptur erhalten ha-
ben, mit deren Hilfe es uns gelingen wird (das ver-
Neues von der Top-Quark-Tour spricht uns der Hersteller hoch und heilig), die Aus-
Unsere Ausstellung der Top-Quarks und ihrer stellungsexemplare zu konservieren und zu fixie
Freunde hat weltweit eingeschlagen. Mit großer ren.
Freude geben wir hiermit bekannt, daß wir die Ein
Bericht über den Stand des
Schlafforschungsprojekts
von Yuska-Marie Paskevitch
Forschungsgruppe 1 Forschungsgruppe 4
KD schläft mit RM. DS weiht gerade einen neuen graduierten
RM schläft mit PL Studenten ein.
PI schläft mit RK.
RK schläft mit WB. Forschungsgruppe 7
WB schläft mit GG.
GG schläft mit FP. FL probiert Haarfärbemittel aus.
FP schläft mit KD.
Forschungsgruppe 7
Forschungsgruppe 3 KD bekam die Forschungsgelder gestrichen
TDF berichtet von einer Serie enttäuschender und schläft mit niemandem mehr.
Ergebnisse. Sie sucht nach einem verbesserten
experimentellen Design.
Diese Photographie fand sich in einer Abstellkam- Rückseite stand die Zahl „1952" geschrieben. Man
mer des CERN, einer Forschungseinrichtung für hält die Vorrichtung für einen veralteten Teilchen-
Hochenergiephysik bei Genf, Schweiz. Auf der beschleuniger. Foto: Robert Richard Smith.
!■
Verbreitet besteht die Überzeugung, daß man ei- Aus diesem Grund entschlossen wir uns zu einer
nen Kartoffelchip nicht werfen könne. Den Autoren Serie rigoroser Windkanaltests an echten Chips.
schien es jedoch, daß die Aerodynamik von Kartof- Da wir Versuche mit Großausführungen als ab
felchips stark von der Reynoldszahl abhängt.1 Da- solut notwendig erachteten, führten wir sie in ei-
her ist der Gehalt der Behauptung, man könne ei- nem Windkanal mit einem Meßstreckenquerschnitt
nen Kartoffelchip nicht werfen, solange in Zweifel von 24x36 Metern durch. Die benutzte Anlage ver-
zu ziehen, bis Versuche mit Groß ausführ un gen und fügt über zwei Meßstrecken; der Luftstrom in bei
bei realen Fluggeschwindigkeiten durchgeführt den wird von einem einzigen Gebläse mit sechs
wurden. Das übliche Verfahren, aerodynamische Ventilatoren von je zwölf Metern Durchmesser er-
Versuche mit Modellen im Windkanal durchzufüh- zeugt (Gesamtleistung 136 000 PS). Das Bauprinzip
ren, wurde als zu schwierig erachtet, denn es er- der Anlage zeigt Abbildung 1. Die Auswahl der für
hob sich die naheliegende Frage nach der geome- einen bestimmten Versuch aktivierten Meßstrecke
trischen Ähnlichkeit, die jede Art einer Modellkon- erfolgt, indem man die in der Abbildung dargestell-
struktion aufwirft. Insbesondere die korrekte ten Umlenkgitter 3, 4, 6 und 7 entsprechend ein-
Salzverteilung, Oberflächenrauheit und Kanten- stellt. So kann man eine Meßstrecke mit einem
form hätten sich bei einem Modellkartoffelchip nur Querschnitt von 24x36 und von 12x24 Metern be-
unter großen Schwierigkeiten nachbilden lassen. nutzen. Für diesen bestimmten Versuch verwende-
Tabelle 1: Chipssorten und Durchschnittsgewichte Ausgehend von der Annahme, daß die aerody
namischen Eigenschaften von Kartoffelchips stark
von deren Form, Größe, Gewicht usw. abhängen,
testeten wir eine Anzahl unterschiedlicher Chips
sorten (siehe Tabelle 1 und Abbildung 2): Um form-
bedingte Effekte von gewichtsbedingten zu tren-
nen, untersuchten wir mehrere Sorten Chips des
Herstellers Pringles, da sie im allgemeinen dieselbe
Form haben, während sich ihr Gewicht und ihre
Zusammensetzung unterscheiden. Außerdem ver-
glichen wir die Testergebnisse von frischen und
von alten Chips jeder Sorte, um zu prüfen, ob die
Frische eine Rolle spielt. Die Tests gingen folgen-
dermaßen vonstatten: Mehrere Chips von jeder
Sorte wurden mittels JSSW2-Verfahren aus einer
Höhe von vier Metern abgeworfen. Vor dem Werfen
einer neuen Chipssorte prüfte der Chipsstarter1 die
ten wir einen neuartigen, selten benutzten Modus, nicht überlagerten Chips auf Frische; seine Kom-
hier als offener Lagerraummodus bezeichnet, bei mentare wurden protokolliert.4 Dann wurde die
dem der Windkanal so konfiguriert wurde, daß die Strecke, die der Chip zurücklegte, bevor er auf dem
Luft die 12x24-m-Strecke durchströmte, während Boden des Windkanals aufschlug, gemessen und
wir die 24x36-m-Meßstrecke benutzten. Da diese ebenfalls protokolliert. Die Zahl der geworfenen
Tests während der Mittagspause der Autoren statt- Chips jeder Sorte reichte zwar kaum aus, um signi-
fanden, wurden auch die seitlichen Zugangstüren fikante Ergebnisse zu erzielen, hing jedoch ge-
zur Meßstrecke offen gelassen. Die Qualität der wöhnlich von der Zeitspanne ab, nach der dem
Luftströmung war bei dieser Konfiguration ausge- Chipsstarter die zu testende Sorte Chips zum Hals
zeichnet und das Wetter hinreichend günstig, so heraushing.
daß praktisch keine Turbulenzen (und null Ge Nach Abschluß aller Versuche mit einzelnen
schwindigkeit) in der Meßstrecke auftraten. Chips führten wir einen weiteren Test durch, der
klären sollte, ob ein enger „Formationsflug" zu ei- Abbildung 5: Beleg für die Vermutung, daß alte Pringles-
Kartoffelchips weiter fliegen als frische. Der Effekt ist jedoch
ner signifikanten Reduktion des Strömungswider- nicht statistisch signifikant.
stands führt. Wie sich zeigte, war dies der Fall, was
umfassend auch durch die Beobachtung erhärtet
wurde, daß wir eine Tüte (oder eine Dose) Chips
viel weiter werfen konnten als einen einzelnen
Chip. Nach Abschluß des letzten Chipflugtests wur
den die Daten reduziert (Abbildung 3) und in die
nächste Mülltonne geworfen. Die Abbildungen 4, 5
und 6 fassen die Ergebnisse unserer Untersuchun-
gen zusammen. Abbildung 4 beweist, daß der Satz
„Man kann einen Kartoffelchip nicht werfen" falsch
ist. Einen Kartoffelchip kann man sehr wohl wer
fen, nur nicht sehr weit. Darüber hinaus ist die
Strecke, die man ihn werfen kann, weitgehend un
abhängig vom Gewicht des Chips, seiner Sorte oder
seiner Form. Aus Abbildung 5 geht hervor, daß alte
Pringles-Chips tendenziell weiter fliegen als frische
Pringles-Chips, doch diese Schlußfolgerung ist sta
tistisch nicht signifikant. Vielleicht fliegen die alten
Chips weiter, weil sie mehr Wasserdampf absor-
biert haben und daher schwerer sind.'' Wir weisen
darauf hin, daß auf Pringles Com Chips das Gegen-
teil zutrifft, und zwar statistisch signifikant. Wir
verstehen das auch nicht, doch da wir schließlich
der Frage nachgehen, ob es möglich ist, Kartoffel
chips - und nicht Tortillachips! - zu werfen, ver- Abbildung 6: Detaillierte Zusammenfassung der in dieser
Untersuchung erhobenen Daten.
folgten wir diesen Punkt nicht weiter. Abbildung 6
schließlich zeigt den Zusammenhang von Flugnum-
50
mer und Wurfweite und gibt einen Überblick über Hersteller von Kartoffelchips und Kurzstrecken-
die gesamte Testserie mit allen Chipssorten. Die flugzeugen sollten diese Ergebnisse nur auf eigene
Abbildung ist beigefügt, um den Leser davon zu Gefahr ignorieren.
überzeugen, daß bei sämtlichen Versuchen einheit
liche Methoden verwendet wurden. Die horizontal
verlaufende Gerade ist eine lineare Approximation
Technische Bemerkung
an die Daten mit der Steigung null, was belegt, daß Diejenigen, die weitere Experimente in dieser Rich-
konstante JSSW-Techniken verwendet wurden. Die tung anstellen möchten, seien daraufhingewiesen,
gekrümmte Linie ist ein Polynom dritter Ordnung daß es bei Verwendung eines Windkanals wichtig
und zeigt an, daß mit der Zeit auf seilen des Chips- ist, die Kartoffelchips da fallen zu lassen, wo sie ge-
starters eine Verbesserung, gefolgt von rascher rade wollen.
Verschlechterung, eintrat (was ebenfalls mit konsi-
stenten JSSW-Techniken übereinstimmt). A NMERKUNGEN
So führt unsere Untersuchung der These „Man 1. Oder vielleicht nicht. Die Reynoldszahl ist ein dimen
sionsloser Koeffizient, der als Kennzahl für Strömungs-
kann einen Kartoffelchip nicht werfen" zu folgen vorgänge dient; sie spielt eine grundlegende Rolle bei al-
den Schlußfolgerungen: len viskosen Flüssigkeiten. Hs ist darüber hinaus schwie-
• Man kann einen Kartoffelchip werfen, nur nicht rig, sie in einfachen Worten zu erklären.
sehr weit. 2. Joe-Sacco-Standard-Wurf. Der JSSW verlieh allen Chips
eine einheitliche Flugenergie, indem er gewährleistete,
• Die zurückgelegte Flugstrecke ist weitgehend daß jeder einzelne Chip mit jeweils der optimalen Wurf-
unabhängig von Gewicht, Form oder Frische des technik geworfen wurde, d.h. keine zwei Würfe waren
Chips. gleich.
3. JoeSacco.
• Kartoffelchips fliegen in Formation beträchtlich 4. Beispielsweise „knusprig und seh markhaft", „mmmmm",
weiter, vermutlich weil ein derartiger Flug den „besser als Ruffles Light" usw. (Der Chipsstarter wei
Strömungswiderstand insgesamt reduziert. gerte sich, den Geschmack der überlagerten Chips zu
prüfen.)
• Wir mögen keine Pringles Original Ridges Chips. 5. Eine Vermutung, die in direktem Gegensatz zu der
Für unser Empfinden schmecken sie verbrannt. Schlußfolgerung aus Abbildung 4 steht.
• Ruffles Light Choice sind leicht, wiegen aber im-
mer noch mehr als der durchschnittliche Chip in
einem Laura Scudders Twin Pack (siehe Tabelle
1).
Der Einfluß von Erdnußbutter
auf die Erdrotation
Dieser Artikel erschien 1993.
Vorbemerkung des Herausgebers: Mit der Publikation dieses Artikels weichen wir von unserer seit langem bestehenden
Gepflogenheit hinsichtlich der Koautorenschaft ab. Früher wiesen wir jeden Artikel zurück, der mehr als zehn Koautoren
aufführte. Viele unserer Autoren haben daraufhin vermerkt, daß wissenschaftliche Zeitschriften für manche Fachgebiete,
insbesondere die Hochenergiephysik und die klinisch-medizinische Forschung, regelmäßig Artikel veröffentlichen, die
einhundert oder mehr Koautoren verzeichnen. Dementsprechend heben wir hiermit die Einschränkung auf.
von Dr. George August, Dr. Anita Balliro, Dr. Pier Barnaba, Dr. Anne Battis, Dr. Constantine Battis, Dr. John
Battis, Dr. Nathaniel Baum, Dr. S. Becket, Dr. A. G. Bell, Dr. Olaf R. Benzinger, Dr. Moe Berg,
Dr. B. J. Bialowski, Dr. Edward Biester, Dr. Joseph Blair, Dr. Ceevah Blatman, Dr. Ken Bloom, Dr. B. Brecht,
Dr. I. V. Boesky, Dr. Dorothy Bondelevitch, Dr. Calliope Boratgis, Dr. K. T. Bundary, Dr. Gerald Brennan,
Dr. Nuala Broderick, Dr. James Burke, Dr. Richard Butkus, Dr. James Carter, Dr. Alexander Cartwright,
Dr. Ben Cartwright, Dr. Caren Cayer, Dr. Mary Chung, Dr. W. Spencer Churchill, Dr. M. Louise Ciccone,
Dr. Theodore B. Cleaver, Dr. Bill Clinton, Dr. Joe Cocker, Dr. Selma Frances Coltin, Dr. Carlos Cordeiro,
Dr. Theodore Crabtree, Dr. Samuel Cunningham, Dr. James Michael Curley, Dr. Gwen Davis, Dr. Paul
Delamere, Dr. R. C. De Bodo, Dr. P. deMan, Dr. Arthur Derfall, Dr. Helen Diver, Dr. Edward Doctoroff,
Dr. Robert Dorson, Dr. Wayne Drooks, Dr. William Claude Dunkinfield, Dr. James Durante, Dr. Alan Dyson,
Dr. Raeline Eaton, Dr. D. D. Eisenhauer, Dr. Verona Feldbusch, Dr. Kent Fielden, Dr. Elizabeth Finch,
Dr. Raymond Flynn, Dr. Charles Follett, Dr. Kevin Forshay, Dr. George Frazier, Dr. Katherine Fulton,
Dr. J. R. Gambale, Dr. Jerome Garcia, Dr. Simon Garfunkel, Dr. Judith Garland, Dr. Hannah Gilgan,
Dr. Daniel Goldfarb, Dr. Michael Goldfarb, Dr. Archie Goodwin, Dr. Yulia Govorushko, Dr. Sharon
Ph. D. Greene, Dr. David W. Griffith, Dr. Sheldon Gulbenkian, Dr. Frances Gumm, Dr. R. 0. Guthrie,
Dr. Kathleen Gygi, Dr. G. Gysi, Dr. Margo Hagopian, Dr. Richard Hannay, Dr. Joseph Hardy, Dr. Stephen
Hardy, Dr. Gary Hartpence, Dr. Edward Haskeil, Dr. S. J. Hawkins, Dr. Kevin Hegg, Dr. Lilly N. Hellman,
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Howard, Dr. Ginger Hsu, Dr. David Hubbs, Dr. Loretta Huttlinger, Dr. Stanley Hwang, Dr. Harnet Kasden,
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Kester, Dr. John M. Keynes, Dr. Dr. Helmut Kohl, Dr. Olga Korbut, Dr. G. Krass, Dr. Susan Krock, Dr. Kerran
Lauridson, Dr. Nicholas Leone, Dr. Meg Anne Lesser, Dr. Lucille S. Levesque, Dr. Monica Lewinsky,
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Maigret, Dr. G. Maniscalco, Dr. Ray B. B. Mancini, Dr. Julius Marx, Dr. Karl Marx, Dr. Cynthia Mason,
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Moran, Dr. Charles Morgan, Dr. Stephen Mosher, Dr. Lisa Mullins, Dr. M. Murphy, Dr. Sarah Natale, Dr. Ned
Newton, Dr. R. M. Nixon, Dr. Grover Norquist, Dr. Ngai Ng, Dr. Kevin O'Malley, Dr. Joel Orloff, Dr. C. Parker-
Bowles, Dr. Frank Patterson, Dr. John Pesky, Dr. Peter Pienar, Dr. Margaret Pinette, Dr. Philip Ravino,
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52
Dr. William Shoemaker, Dr. Joseph Slavsky, Dr. Olivia Smith, Dr. Simon Silver, Dr. G. Simmel-Konsalik,
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Williams, Dr. John Williams, Dr. Theodore Williams, Dr. William Williams, Dr. Eileen Wynn, Dr. Chin-chin
Yeh und Dr. Ethel Youngman
Interne Auseinandersetzungen
Unsere Arbeit wurde beeinträchtigt durch ein er-
bittertes Hauen und Stechen innerhalb der Gruppe. haft auf die Wirtschaft und das Bildungswesen aus-
Allerdings war dies bei einem Forschungsteam, das wirken würde. Ersteres folgt aus der sofortigen
sich aus Astronomen, Soziologen und einem Dich- Auflösung der NASA, was der Vergeudung von Res
ter zusammensetzt, zwar bedauerlich, aber zu er- sourcen im Wert von Milliarden Dollar ein Ende
warten. Trotzdem gelang es uns, schlüssig nachzu machen würde und somit eine Riesenersparnis
weisen, daß sich Kopernikus geirrt hat und die Er brächte. Der zweite und vielleicht bedeutendere Ef
de in der Tat im Zentrum des Universums steht. Die fekt bestünde darin, daß die amerikanischen Stu
Kopernikanische Revolution und die nachfolgende denten den Ausländern um eine Nasenlänge voraus
Wissenschaftsgeschichte in der westlichen Welt ha- wären, was Mathematik und Naturwissenschaften
ben uns einen grausamen Streich gespielt, der von angeht.
zynischen, gefühllosen Wissenschaftlern und ihren Wir können beweisen, daß die im Vergleich mit
Handlangern immer weiter getrieben wird. Studenten anderer Länder schwächeren Leistun-
gen der amerikanischen Studenten in den natur-
wissenschaftlichen Fächern zum Großteil der Tat-
Ein gutes Gefühl ist eine gute sache zuzuschreiben sind, daß die Naturwissen-
Strategie, und das ist gut schaftler in Forschung und Lehre die Erde - ihr
Zuhause - weit vom Zentrum aller Dinge wegge
Soziale und politische Erwägungen (der Dichter rückt und den Studenten damit ein geringes Selbst-
war betrunken, und die beiden Astronomen arbei- wertgefühl eingeflößt haben. Wir vermögen jetzt
ten nur nachts) veranlaßten die Überbleibsel unse- folgendes schlüssig nachzuweisen: Wenn die Stu
res Teams zu der Schlußfolgerung, daß die Über- denten ihr Zuhause gut finden, dann finden sie
nahme des Mundozentrismus als offizielle Position auch sich selbst gut. Und wenn sie sich selbst gut
der Regierung der Vereinigten Staaten sich vorteil- finden, haben sie mehr Interesse am Lernen. Wenn
54
unsere Welt im Mittelpunkt des Universums steht, ganze Zeit hoch in die Luft.) Er verlangte, wir soll-
dann auch wir. Was für ein gutes Gefühl. ten zumindest versuchen, eine große Vielzahl
astronomischer Periodizitäten (oder ähnlichen Ho-
Astronomen neigen zu irrigen kuspokus) zu erklären, ohne in die alte Epizyklen-
theorie der mittelalterlichen geozentrischen Astro-
Ansichten nomie zurückzufallen. Wir konnten ihn schließlich
Einer der Astronomen in unserer Gruppe behaup davon überzeugen, daß sich keiner mehr um den
tete doch allen Ernstes, wir seien gar keine Wissen- Rest des Universums scheren wird, wenn erst alle
schaftler. (Beide Astronomen waren schlichtweg Amerikaner sich und die Erde gut finden.
hochnäsig; schließlich strecken sie ihre Nasen die
Der Zusamenhang zwischen
Tornados und Trailern
von Frank Wu
Universität von Wisconsin, Madison, Wisconsin
Dieser Artikel erschien in AIR 1:4 (Juli/August 1995).
Manche amerikanischen Bundesstaaten haben ger Ansichten über Tornados nachzuweisen und,
stärker unter Tornados und Hurrikans zu leiden falls möglich, mit Zahlen zu belegen.
als andere. So soll nach Ansicht führender Meteo-
rologen beispielsweise Kansas deshalb so häufig Methode
von Tornados heimgesucht werden, weil der Ver
lauf der Rocky Mountains, die weite, ebene Prärie- Ein Vergleich verschiedener Bundesstaaten hin-
landschaft und die vorherrschende Windrichtung sichtlich der Zahl von Tornados und Hurrikans3 so-
zusammenwirken und so ihre Entstehung fördern.1 wie der Verkaufszahlen von Mobile Homes4 wurde
Die Experten irren. Ihre Analyse ist unvollständig durchgeführt.
und berücksichtigt nicht die verbreitete Vorstel-
lung, daß Tornados einfach am häufigsten in den Tornados und Trailer
Bundesstaaten auftreten, in denen es viele Groß-
wohnwagen, sogenannte Trailer oder Mobile Die Datensätze über Wohnwagen und Wirbel-
Homes, gibt2 (siehe Abbildung 1). Im folgenden ver stürme wurden auf die Fläche der jeweiligen Staa-
suche ich, die Richtigkeit dieser und anderer gängi- ten umgerechnet.5 Die Ergebnisse sind in den Ta
bellen 1 und 2 nachzulesen. Tornados und Hurri
kans treten in der Tat am häufigsten in Staaten mit
zahlreichen Mobile Homes auf. So rangieren acht
Staaten sowohl hinsichtlich dieser transportablen
Behausungen als auch hinsichtlich Tornados unter
den ersten elf. Darüber hinaus nimmt Florida den
Spitzenplatz bei Wirbelstürmen und den dritten
Platz bei mobilen Fertigunterkünften ein. Indiana
erreicht Platz zwei bei Tornados und Platz eins
bei Trailern. Unklar ist allerdings, welche zusätzli-
chen Auswirkungen die Indianapolis 500 auf die
atmosphärischen Bedingungen haben. Dieses Er
eignis, bei dem Automobile in einem kleinen Oval
Runde auf Runde mit hoher Geschwindigkeit zu-
rücklegen, fällt mit dem Beginn der jährlichen Tor-
nadosaison zusammen.
Tabelle 1 Tabelle 2
Ausweichliche Schlußfolgerungen 3. Storm Data, Band 32, Nummer 12 (Dezember 1990), Na-
tional Climatic Data Center, Asheville, N. C, S. 1-12. Es
1. Mit echten Statistiken läßt sich praktisch jedes wurden nur Staaten berücksichtigt, für die entsprechen
de Daten über Mobile Homes vorliegen.
Märchen über Tornados belegen. 4. 1987 Census of Manufacturers, Industry Series, Wood
2. Sollte sich eine dieser Ideen als richtig erweisen, Buildings and Mobile Homes, Industries 2451 and 2452,
empfehle ich Ihnen, sofern Sie unter die Bau- Dept. of Commerce, Bureau of the Census, S. 24D-10.
herren gehen wollen, Ihr Haus stabil und in der Leider waren einige Staaten nicht in dieses publizierte
Datenmaterial einbezogen.
Nähe einer Stadt, weit entfernt von Trailern und 5. World Almanac and Book of Facts (1991), New York
hinter einem großen Felsen zu bauen und nie- (Pharos Books), S. 619-643.
mals jemanden mit einer Videokamera in die 6. Aufgrund einvernehmlichen Beschlusses gestrichen.
7. Aus nicht angeführten Gründen gestrichen.
Nahe zu lassen. 8. Cecil Adams, a.a.O.
9. The Capital Times (Madison, Wisconsin), 7. Juli 1994,
LITERATUR S. 3A.
1. New York Times, 28. April 1991, S. 22. lO.Annual Statistical and Marketing Reports. Dealerscope
2. Siehe: Cecil Adams. The Straight Dope. Isthmus (Madis- Merchandising, Mai 1994, S. 33; März 1992, S. 27.
on, Wisconsin), 14. Januar 1994, S. 30. 11. Storm Data, Bd. 34, Nr. 12, Dezember 1992, S. 92.
12. Unendlich.
13. Wisconsin ist bekannt für seinen Käse.
Geringe Wahrscheinlichkeit
weiterer Entführungen durch
fremde Lebewesen
von LeonardX. Finegold
Physikalische Fakultät, Drexel-Universität, Philadelphia, Pennsylvania
Dieser Artikel erschien in AIR 1:2 (März/April 1995).
Datenanalyse
Jacobs gibt eine wunderbar einfache und elegante
Antwort auf die Frage, warum die angeblich Ent
führten so ähnliche Schilderungen abgaben: Sie
wurden tatsächlich von fremden Lebewesen aus
UFOs entführt.3 Eine Liste der Entführten mit ihren
Geburtsjahren enthält Anhang B, S. 326 von Ja- Zahl der Entführton pro Halbjahrzehnt (senkrechte Achse).
Die waagrechte Achse verzeichnet die Geburtsjahre der Ent
cobs' Buch. führten.
Das nebenstehende Diagramm zeigt die Anzahl
der Entführten in Abhängigkeit von ihren Geburts
jahren in Fünfjahresabschnitten (die Bezeichnung
„1965" in dem Diagramm umfaßt also den Zeit-
raum 1965-1969 usw.)
59
Einige technische Bemerkungen durch UFOs Gott sei Dank der Vergangenheit ange-
hört.5
Die Sitzungen mit hypnotischer Regression began-
nen 1985, und das Buch erschien 1992, so daß die ANMERKUNGEN
Sitzungen über einen Zeitraum von etwa sechs Jah- 1. Eine Analyse der einschlägigen Rechtsfragen findet sich
ren stattfanden. Manche Entführte hatten zum in der ,^1/flhead Legal Review" in dieser Ausgabe von
Zeitpunkt der Verschleppung noch nicht einmal AIR. Um Ihnen einen Anreiz zu geben, das Haus zu ver
lassen und sich auf den Weg in die Bibliothek zu machen,
das Teenageralter erreicht; einer war erst sechs wurde dieser Bericht nicht in das vorliegende Buch auf
Jahre alt. Der Zeitraum der Erhebung ist gegen- genommen.
über der Spanne der angegebenen Geburtsjahre - 2. D. M. Jacobs. Secret Life: Firsthand Accounts o/UFOAb-
ductions, New York (Simon & Schuster), 1992. Der Autor
35 Jahre - so kurz, daß die Häufigkeit null für Ent vertritt in seinem Buch die These, daß die fremden Lebe-
führungen nach 1969 realistisch ist. Leider scheint wesen die Entführten zeitweise in UFOs verschleppen,
Jacobs die Originale der Archivzeitschriften, in de- um sie zu sexuellen Reproduktionsprozessen zu verwen-
nen die Arbeit zuerst veröffentlicht wurde, nicht den. Das Buch enthält ein Vorwort von John Mack. (Diese
Arbeit brachte den Drs. Jacobs und Mack 1993 den ver
anzuführen; in meinem Exemplar von Jacobs' Buch dienten IgNobelpreis für Psychologie ein.) Jacobs lehrt
zumindest fehlt anscheinend der Index. an der Temple-Universität, Mack an der Medizinischen
Als bedeutsam soll hier festgehalten werden, Hochschule von Harvard.
3. Betont werden sollte hier, daß „fremde Lebewesen" nicht
daß die Entführungen nach einem Gipfelpunkt bei einfach „Nichtamerikaner", „Nichtfranzosen" oder was
den Geburtsjahrgängen 1930-1965 für die Ge- auch immer bedeutet, sondern „Außerirdische". Die Dis-
burtsjahrgänge nach 1969 auf null zurückgehen. kussion bezieht sich daher nicht auf gut dokumentierte
Entführungen durch Fremde aus anderen Ländern.
In der untersuchten Gruppe haben also, aus wel- 4. Die These des Buches2 lautet, daß die fremden Lebewe-
chen Gründen auch immer, die Verschleppungen sen die Entführten zeitweise in UFOs verschleppen, um
von Personen, die nach 1969 geboren wurden, auf- sie zu sexuellen Reproduktionsprozessen zu verwenden.
gehört.4 Da die Bevölkerung der USA während die- Zufällig arbeitete ich während der Erstellung des Condon
Reports mit Edward Condon (erwähnt in [2]) zusammen
ser Zeit fast exponentiell zunahm, sank die Zahl und wurde zu der UFO-Studie hinzugezogen (als für be-
der Entführungen pro 100 000 Menschen noch nachbarte Disziplinen aufgeschlossener Festkörperphy-
schneller, als es aus obigem Diagramm hervorgeht. siker). Ich kann mit Fug und Recht behaupten, daß mir
Jacobs' Buch sehr vieles über Außerirdische und UFOs
vermittelte, was ich zuvor nicht wußte, ja von dem ich
nicht einmal den blassesten Schimmer hatte.
Schlußfolgerung 5. Von mir persönlich kann ich glücklicherweise und sehr
zu meiner Erleichterung sagen, daß mich die Gnade der
Wir dürfen also aus dem Gesagten ohne weiteres späten Geburt in eine Gruppe mit null Hntführungsrisiko
ableiten, daß die Gefahr weiterer Entführungen einordnet.
Planmäßige UFO-Sichtungen
Diese Liste erschien in AIR 2:2 (März/April 1996).
Das Laser-Raclette
von A. Zryd, T. Liechti undJ. D. Wagniere
Centre de Traitement des Materiaux par Laser, Departement des Materiaux,
Ecole Polytechnique Federale Lausanne
CH-1015 Lausanne, Schweiz
Dieser Artikel erschien in AIR 1:3 (Mai/Juni 1995).
Versuchsaufbau
Als zu prüfende Probe wurde ein handelsüblicher
Schweizer Raclette-Käse ausgewählt; zur Injektion
diente gemahlener schwarzer Pfeffer. Der Strahl
eines 1,5 Kilowatt starken C02-Dauerstrichlasers
wurde so eingestellt, daß nur die oberste Schicht Abbildung 1: Vorrichtung für ein Laser-Rarlette. Der Käse
des Käses schmolz. Der Käselaib wurde unter dem ist im unteren Teil des Bildes zu sehen (halbmondförmig).
ortsfesten Strahl auf einen computergesteuerten X- Der Laserstrahl kommt von oben durch das optische System.
Y-Tisch gestellt. Den Versuchsaufbau zeigt Abbil- Der dünne, von außen in das Bild hineinragende Schlauch
führt das Schutzgas heran, das die Linsen vor Pfefferparti
dung 1. Die Verfahrensparameter führt Tabelle 1 keln schützt. Im Hintergrund der Abzug, der Rauch und Ge-
auf. ruch absaugt.
64
Verfahrenskarten
Die Erhitzungs- und Schmelzvorgänge wurden von
anderen Forschern mit Hilfe eines anderweitig pu
blizierten Modells finiter Differenzen simuliert.4
Die Ergebnisse zeigt Abbildung 3.
Die berechnete Form stimmt bemerkenswert
gut mit unseren experimentellen Ergebnissen
überein. Wir erstellten daher eine Verfahrenskar-
Fragwürdige experimentelle
Methoden
Kaum überraschen dürfte, daß die Werkzeuge zur
Herstellung und Prüfung von Nanogeräten fast ge
nauso spekulativ sind wie die Nanoapparate selbst.
Glücklicherweise hatte der Autor kurzzeitig (und
als niemand hinschaute) Zugang zu einem experi-
mentellen Virtuellen Tachyonenstrom-Nanopla
stik-System (VTSN) auf dem neuesten Stand der
Ein vom Autor hergestellter Nanotoastor. 56 000fache Ver- Technik.2 Den Angaben des Herstellers zufolge
größerung. Foto: Stephon Drew. kann das VTSN kleinste Materiemengen unterhalb
der Nachweisgrenze bearbeiten, wobei es sich auf
das physikalische Prinzip „Vertraue mir" stützt.
Der erste Versuch mit dem VTSN-System - Her
diesen fürchterlichen Farben wie Avocado auf den stellung einer herkömmlichen, makroskopischen
Markt bringen. Scheibe Toast - war leicht durchzuführen. Ich hielt
Bevor wir jedoch den kleinsten Toaster der Welt eine Scheibe Brot über die Netzanschlüsse an der
konstruieren können, müssen wir erst Einigkeit Hinterwand des Systems. Der nächste Schritt be-
darüber erzielen, was ein Toaster eigentlich tut. stand darin, das VTSN-System mit einigen Gramm
Die einfache Antwort lautet, daß ein Toaster Toast Büroklammern zu laden, die entsprechenden
herstellt. Genauer gesagt führt ein Toaster einem Knöpfe zu drücken und das Beste zu hoffen.
quadratischen, flachen Stück Brot (Kantenlängen Nach zehnminütigem lautem Knirschen und
etwa 10x10x1 cm) Wärme zu, bis das Brot braun Krachen kam das System quietschend zum Stil-
und knusprig ist. Ein Brötchen aufbacken zu kön- stand und stieß eine kleine weiße Rauchwolke aus,
nen, ohne es mit der Gabel aus einem Ofen holen
zu müssen, wäre ein großer Zusatznutzen, liegt je
doch wahrscheinlich jenseits der Möglichkeiten je-
der vorstellbaren zukünftigen Toast-Technologie.
Toasties und Pop-Tarts1 - toastbare salzige und sü-
ße Snacks - sollten entsprechend angepaßt wer-
den, jedoch nicht vorrangig, da sie von vorneherein
so fabriziert werden können, daß sie beim Bench-
mark-Test von Toastern derart hervorragend ab-
schneiden, daß dagegen die Ergebnisse aller ande-
ren Toastvorgänge buchstäblich verblassen.
Ein philosophischer Aspekt, der nicht übersehen
werden sollte, liegt darin, daß die Herstellung des
kleinsten Toasters der Welt die Existenz der klein
sten Toastscheibe der Welt impliziert. Das kleinste
Quantum Brot, das sich noch schneiden und toa
sten laßt, muß erst noch experimentell bestimmt
werden. Beim Übergang zur Quantenphysik stoßen
wir zwangsläufig auf die kleinstmöglichen Toast- Drei Scheiben Nanotoast. 56000fache Vergrößerung. Foto:
partikel, die der Autor sich hier nicht scheut als Stephen Drew.
69
Es geschieht tagtäglich. Jemand sitzt auf einem eine Person seitlich wegrollt, nachdem sie hinten-
Stuhl und lehnt sich zu weit hintenüber. Der Stuhl übergekippt ist. Diese Gefahr ist bei Sofas natürlich
kippt um. Schwere Kopfverletzungen sind die Folge. kein großes Problem, sie ist jedoch bei den meisten
Die herkömmliche Schutzvorkehrung besteht im Stühlen gegeben. Wie sich erwies, reicht ein Airbag
Tragen eines Sturzhelms (siehe Abbildung 1). Die- pro Stuhl nicht aus. Mindestens zwei sind nötig, um
ses Verfahren stößt jedoch bei den Verbrauchern zu verhindern, daß der Stuhl auf die Seite rollt.
auf wenig Gegenliebe - und diese Tatsache hatte Eine Ausstattung mit drei Airbags verhindert das
die Geburtsstunde des Möbel-/l//?bags zur Folge. seitliche Wegrollen zuverlässig, könnte sich jedoch
Die Airbag-Technologie wurde ursprünglich zum von der Wirtschaftlichkeit her verbieten - die Her-
Schutz von Autofahrern bei Kollisionen entwickelt. stellungskosten schnellen dadurch in die Höhe. Ex-
Gegenwärtig arbeitet man an Airbags für Stühle, perimente mit zwei großen, nicht zu stramm aufge-
Sofas und andere häusliche Einrichtungsgegen- blasenen Airbags erbrachten vielversprechende
stände. Ergebnisse (siehe Abbildung 2}.
Die Kombination aus Stuhl und Airbag soll vor
Verletzungen schützen, die eintreten können, wenn
Abbildung 1: Ein Sturz ohne Airbags: Die Probandin trägt ei Abbildung 2: Ein Sturz mit Airbags. Die sofort entfalteten
nen Sturzhelm gegen Kopfverletzungen und schlägt nach Airbags bewahren die Probandin vor Kopfverletzungen, ob
dem Umkippen des Stuhls mit dem Kopf auf den Boden auf. wohl sie keinen Helm trägt.
Projekt AIRhead 2000
zusammengestellt von Grigor Beifrey, ^4//?-Redaktion
Die Fundstücke stammen aus diversen Ausgaben von AIR und mini-AIR.
Da das Jahr 2000 rasch1 näherrückt, fördern viele2 Buns of Steel 2000 (Pobacken aus Stahl 2000), ein
Organisationen aus Wissenschaft, Medizin, Tech- Gymnastikvideo.
nik, Justiz, Erziehungswesen, Verwaltung und Objekt Nr. 32-01 (Aus der Dennis Geller Collection):
Marketing Forschungsprojekte, die die Zahl 2000 Gluma 2000, ein Zahnfüllungsmaterial, das mit Pe-
in ihrem Namen tragen. Seit 1994 führen wir eine kafil, einem Universaldentinbindeharz, verwen-
Liste solcher Studien, Projekte und Produkte, zu det wird.
der unsere Leser in aller Welt fleißig beisteuern.
Täglich erhalten wir zwischen fünf und hundert
Einsendungen. Häufig berichten die Einsender,
daß es sie nervt - nervt und fasziniert zugleich -,
wie viele Personen und Organisationen sich für cle-
ver halten, wenn sie die magische Zahl benutzen.
Vier Dinge gaben den Anstoß zu diesem Projekt:
1. das Projekt Education 2000 in Großbritannien,
2. die Initiative Goals 2000 des amerikanischen
Bildungsministeriums,
3. der Kloreiniger Flushes 2000,
4. Lever 2000 Seife, mit der sich laut Angaben des
Herstellers die 2000 Körperteile eines Men-
schen reinigen lassen. A Dies stellt eine bedeu-
tende wissenschaftliche Entdeckung dar - näm
lich daß der Körper exakt 2000 Teile hat.
Das ,4//?head-Projekt 2000 (das wir nach Belieben
auch als Projekt AIRhead 2000 bezeichnen) bemüht
sich stets um weitere Ergänzung der Liste. Wenn Sie
echte Produkte einsenden, dann bitte nichts, was
bereits benutzt und/oder verdaut wurde.
Es folgt eine winzige Stichprobe aus der Samm-
lung des Projekts /1/flhead 2000.
1
Anm.d.Ü.: Die in Deutschland auf dem Markt befindlichen
„Toasties" gibt es (bislang) nur in pikanten Geschmacksno
ten. Die Frage, ob sich auch Käse-Schinken-Toasties in der
geschilderten Weise verwenden lassen, bliebe empirisch zu
prüfen.
74
Sodann wurden Toaster und EPT in die Als die Flammen ihre Maximalhöhe erreichten,
Garageneinfahrt transportiert und die Stromzufuhr brachen die Brummgeräusche des Toasters abrupt
mittels eines Verlängerungskabels sichergestellt. ab. Wir vermuten, daß das Feuer an diesem Punkt
Nun waren wir bereit, mit dem Experiment zu be den Toaster kurzgeschlossen hatte. Der Stecker
ginnen. des Toasters wurde rasch aus der Steckdose gezo
gen, um möglichen Schaden vom Haus des Autors
abzuwenden. Zu diesem Zeitpunkt erkannten die
Verlauf des Experiments und Forscher außerdem, daß durch die Hitze das Kle
Beobachtungen beband unbeabsichtigt schmelzen und der Toaster
das brennende EPT plötzlich herauskatapultieren
Der Stecker des Toasters wurde eingesteckt. Zuerst könnte. Leider geschah dies nicht. Die Flammen
lief ein normaler „Toasf'zyklus ab (etwa sechzig züngelten noch mehrere Minuten lang weiter.
Sekunden), währenddessen das EPT mehr als Nun erhob sich die leise Sorge, daß die Flammen
knusprig buk (da der Toaster auf stärkste Stufe ein beträchtliche Zeit brauchen würden, um von selbst
gestellt war). Jetzt konnten wir deutlich einen Ge zu verlöschen. Wir versicherten uns daher der Hilfe
ruch von verbranntem EPT wahrnehmen. Dann des zögerlichen Assistenten, der Backpulver auf die
versuchte der Toaster, das EPT auszustoßen, was Flammen streuen sollte. Das Zögern war jedoch
jedoch durch das Klebeband verhindert wurde. verständlich angesichts der im vorigen Absatz be-
Darauf begann der Toaster rasselnde und brum- schriebenen Möglichkeit eines vorzeitigen Aussto-
mende Geräusche von sich zu geben, weil er das ßes des EPT. Das Backpulver erstickte die Flam
EPT nicht auszuwerfen vermochte. men rasch, führte jedoch zu noch größerer Rauch-
An diesem Punkt stieg in den Forschern die Be- entwicklung (Abbildung 5 a).
fürchtung auf, der Lärm des Toasters könnte die Nach dem Löschen der Flammen waren die For-
Nachbarn aufwecken und unnötige Aufmerksam- scher mit einem unerwarteten Problem konfron-
keit erregen. Wir kamen jedoch zu dem Schluß, tiert: Was tun mit dem Toaster (der nun seinen
daß uns jetzt schon zuviel an dem Experiment lag Geist aufgegeben hatte) und dem verbrauchten
und daß die Nachbarn im Namen der Wissenschaft EPT? Es stellte sich rasch heraus, daß der Toaster
ruhig ein wenig Schlaf opfern konnten. nicht ins Haus des Autors zurückgebracht werden
Bald darauf quoll dichter Rauch aus dem Toa konnte, nicht nur weil weiterhin Feuergefahr be-
ster. Die Forscher bemerkten, daß einige Nachbarn stand, sondern auch wegen des Geruchs nach ver
Neugierde zu zeigen begannen, doch das Experi brannten Erdbeeeren. Zudem war der Toaster im
ment nahm unaufhaltsam seinen Lauf. Etwa vierzig mer noch zu heiß zum Anfassen, was den Einsatz
Sekunden später züngelten kleine Flammen aus eines herumliegenden Gartenschlauchs zur Küh
dem Toaster. Sie wurden immer kräftiger und hö lung erforderlich machte. Abbildung 5b illustriert
her, bis sie eine Maximalhöhe von etwa 45 Zenti- diesen Schritt. Schließlich beschlossen die For-
meter ab Oberkante Toaster erreichten. Abbildung scher, den Toaster einfach an den Rinnstein zu
4 zeigt einige Photos der von dem EPT emittierten stellen, damit die Entsorgungsexperten ihn am
Flammen in zeitlicher Abfolge. nächsten Morgen mitnehmen konnten (Abbil-
dung 6).
Abbildung 2: Abbildung 3:
Vorbereitung von Toaster und EPT. Zur Verbrennung
von EPT vorbereite
ter Toaster.
75
Abbildung 5 a + b:
Löschen des EPT.
Abbildung 4:
Fotoserie von flammenschlagendem EPT in zeitlicher Ab- Abbildung 6:
folge. Toasterentsorgung.
Zusammenfassung und ihn jedoch nicht umsetzen, weil uns keine zu die
sem Zweck geeigneten Toaster mehr zur Verfü
Empfehlungen gung standen. Für die Zukunft empfehlen wir dem
Zusammenfassend kann man sagen, daß das Handel, Toaster im Sechserpack anzubieten, um
scharfe Toasten des EPT eine Flamme von beachtli- den Bedarf dieser wichtigen EPT-Forschungen zu
cher Größe hervorrief. Der Effekt war zwar nicht decken. Die übrigen EPTs wurden daher im Lauf
so ausgeprägt wie von den Forschern erhofft, aber der nächsten Tage bei privaten, undokumentierten
doch zufriedenstellend. Nach Angaben des Assi Konsumptionsexperimenten verbraucht.
stenten variierte die Farbe der erzeugten Flamme.
Wir vermuten, daß sich mit tiefgefrorenen EPTs Dank
noch größere Feuergarben hervorrufen lassen.
Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist garan- Besonderer Dank gilt Jennifer „Svetlana" Reckard
tiert. für ihre Vorschläge und das Korrekturlesen dieser
Wir hatten den Wunsch, das Experiment mit Arbeit.
den verbliebenen fünf EPTs zu replizieren, konnten
Die Quanteninterpretation des
Intelligenzquotienten (QI des IQ)
von Dudley Herschbach
Nobelpreisträger für Chemie 1986
Chemische Fakultät, Harvard-Universität
Dieser Artikel erschien in AIR 1:1 Uanuar/Februar 1995}.
lungen deutlich. Die relativen Besetzungsdichten Trotz der Schwingungen in den angeregten Zu-
der verschiedenen Zustände hängen von dem Ver- ständen weist die Summe der Wahrscheinlichkeits
hältnis F/T ab, wobei T eine effektive Temperatur verteilungen - wobei jeder Zustand mit seinem Be-
ist, die von Wechselwirkungen mit der Umwelt be- setzungsgrad gewichtet ist - in der Tat wieder die-
stimmt wird. selbe Glockenform wie im Grundzustand auf. Die
Wenn T im Vergleich zu F genügend gering ist, resultierende Verteilung ist jedoch breiter, worin
bleiben die meisten der schwingenden Moleküle im sich die temperaturabhängige Besetzungsdichte
niedrigsten Energiezustand n = 0, dem Grundzu- der angeregten Zustände widerspiegelt.
stand. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung seiner Die direkten und indirekten Implikationen die
Schwingungsamplitude weist in der Tat exakt die- ser QI des IQ sind unmittelbar einleuchtend, selbst
selbe Glockenform auf wie die IQ-Verteilungskurve. für jemanden weit unterhalb des Durchschnitts.
Nach der herkömmlichen IQ-Skala entspricht ihr Ich nenne hier nur einige:
Gipfelpunkt IQ = 100. Werte, die eine Standardab 1. Die Bedeutung des Verhältnisses F/T zieht
weichung höher oder tiefer liegen, IQ = 115 bezie- den Schlußstrich unter die alte Kontroverse um
hungsweise 85, entsprechen der maximalen und Vererbung oder Umwelt. Bei einem Menschen, der
minimalen Schwingungsamplitude innerhalb des als Holzkopf (K groß) oder als geistiges Leichtge
Bereichs, den die klassische Mechanik zuläßt (in wicht (M klein) geboren wird, ist die Frequenz F
nerhalb der gestrichelten Parabel). Amplituden groß, daher die Schwingungsamplitude klein. Den-
jenseits dieser Region sind zwar im klassischen Be noch kann ein hinreichend hohes T, das sich durch
reich verboten, in der Quantenmechanik jedoch er eine „heiße" intellektuelle Umwelt ergibt, immer
laubt, allerdings mit rasch abfallender Wahr- noch für ein günstiges F/T-Verhältnis sorgen.
scheinlichkeit. Dies ist eine Folge des berühmten 2. Zwar steigt bei Menschen, die intellektuelle
„Tunneleffekts", aufgrund dessen Quantenteilchen Anregung erfahren, der IQ deutlich, doch läßt sich
an Orten auftauchen, die sie mit der ihnen eigenen dies auch aus einem nichtangeregten Zustand her-
Energie eigentlich gar nicht erreichen könnten. Im aus erzielen. Dies ähnelt dem Anschieben eines
Grundzustand liegt die Gesamtwahrscheinlichkeit, Kindes auf einer Schaukel; eine große Amplitude
einen IQ über 115 zu erreichen, bei etwa 16%. Für läßt sich entweder durch einen kräftigen Schubs
IQs über 150, üblicherweise die Region des „Genia- oder durch sanfte Stupser zum richtigen Zeitpunkt
len", beträgt die Gesamtwahrscheinlichkeit nur erzielen. Die bislang rätselhafte Wirkung von Mo-
0,04% - das entspricht nur 400 Menschen auf eine zarts Musik beruht sicherlich auf solch sanften Re-
Million. sonanzstupsern.
Glücklicherweise liegt in einer derartigen „Tun 3. Da jeder Oszillator sowohl kontrahiert als
neleffekterhöhung" nicht der einzige Weg zu hohen auch expandiert, zeigen sowohl der Tunnel- als
IQs. Ist die Temperatur relativ zur charakteristi auch der Temperatureffekt eine stark verringernde
schen Frequenz hoch genug, kann das schwingen Wirkung auf den IQ. Dies erklärt unmittelbar ein
de Gehirn möglicherweise öfter in angeregte Zu verbreitet zu beobachtendes Phänomen (das von
stände springen, als wenn es im Grundzustand ver Psychologen, die nichts von Quantendynamik ver
harrt. Wie Abbildung 1 zeigt, verschieben sich die stehen, schändlicherweise ignoriert wird), nämlich
Maxima der Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu die Tatsache, daß schlaue Leute oft Dummheiten
größeren Amplituden. Die klassisch erlaubte Re- machen.
gion wird zudem viel breiter als im Grundzustand,
und zwar um den Faktor der Quadratwurzel aus 2n LITERATUR
+ 1. Aufgrund dieses Faktors allein würde ein 1. R. J. Herrnstein, C. Murray. The Bell Curve, New York
Grundzustands-IQ von 115 in einem angeregten (The Free Press), 1994.
2. F. H. Rauscher, G. I.. Shaw, K. N. Ky. Music and Spatial
Zustand mit n = 5 auf 150 erhöht. Dies spricht da Task Performance. Nature, Bd. 365,1993, S. 611.
für, daß „Temperaturerhöhung" genauso wie der 3. A. Einstein. Annalen der Physik, Bd. 22, Nr. 180,1907.
Tunneleffekt bei der menschlichen Intelligenz eine
zentrale Rolle spielen muß.
Der allgegenwärtige
Heilige Gral
von Steve Nadis
Cambridge, Massachusetts
Erschienen in AIR 2:2 (März/April 1996).
Der Ausdruck „Heiliger Gral" ist in der wissen- existierte dieser „Katalog" nicht mehr. „Ist alles
schaftlichen Literatur nahezu allgegenwärtig (bei- computerisiert", erklärte die Bibliothekarin June,
spielsweise der „Heilige Gral der Haarersatzthera an die ich mich aus den Zeiten, als ich noch Bücher
pie" oder der „Heilige Gral der Hochenergiemeta- las, undeutlich erinnerte. Sie führte mich zu einer
physik"). Beeindruckt von der offensichtlichen Maschine namens „InfoTrac". Dort klärte mich
Bedeutung dieser Formel, machte ich mich daran, June über die Fähigkeiten dieses elektronischen
alle Erwähnungen des Terminus in den aktuellen Faktenhubers auf und tippte dann die Worte „Heili-
Periodika herauszusuchen und dann seine Bedeu- ger Gral" ein. Die Kiste blieb einen Augenblick lang
tung aus „kontextuellen" und/oder „anderen" Hin stumm, dann leuchtete auf dem Bildschirm auf:
weisen abzuleiten. „737 Treffer". Sie fragte: „Möchten Sie die Suche
eingrenzen?" Ich erwiderte: „Im Gegenteil, mit al-
len Mitteln ausweiten!" InfoTrac jedoch vermochte
Der erste Schritt nicht mehr als die oben erwähnten 737 „Treffer"
Im ersten Schritt suchte ich die Stadtbibliothek auf, zutage zu fördern. Also ließ ich mir das ausdrucken
um im Karteikartenkatalog nachzusehen. Leider - ein notwendiger, wenn auch zäher Vorgang, der
mich um 738 Vierteldollar ärmer machte, 737 für weihte vielleicht nichts weiß. Das Top-Quark bei-
die Kopien plus einen für einen Fehldruck. spielsweise ist nicht der hochgeschätzte H.G., son-
dern vielmehr der „Große Weiße Wal der Phy-
sik".11 Und die „ultimative Theorie für Alles"
Kabelfernseh-, Kardiologie- und (UTOE), die an Stelle der bloßen „Theorie für Alles"
Kraftfahrzeug-Grale tritt, ist das „Goldene Vlies", nicht aber der Heilige
Gral.12
Die 737 in der „aktuellen" Zeitschriftenliteratur ge
Die Kosmologie ist ein weiteres Gebiet, auf dem
fundenen Belegstellen sind so interessant wie auf
es bei jeder Gelegenheit von Grälen wimmelt. Für
schlußreich und wurden in einer ausführlichen Ta-
einige ihrer Vertreter stellt die Bestimmung der
belle zusammengefaßt. Statt diese Tabelle in ihrer
Hubble-Konstante (und infolgedessen des Alters
Gesamtheit aufzuführen, greife ich lediglich einige
des Universums) den H.G. des Fachs dar.13 Andere
Höhepunkte heraus. So fand sich beispielsweise
wenden den Ausdruck auf die Entdeckung der „Ur-
der „Heilige Gral des Kabelfernsehens", und dieser
falten" im Gewebe der Raumzeit an, wohingegen
steht offensichtlich für „video on demand, die Mög-
wieder andere letztere als „die Handschrift Gottes"
lichkeit, einen Film zu bestellen und ihn so abzu
und/oder das „fehlende Glied" bezeichnen und den
spielen, als ob er sich in Ihrem Videorecorder be-
Titel „Heiliger Gral" lieber weniger erhabenen An-
fände, ihn also zu unterbrechen, zurück- und vor-
gelegenheiten vorbehalten sehen möchten.141516
zuspulen ..."1 Der „langgesuchte Heilige Gral der
Man sollte aber auch hervorheben, daß der „Fin-
Werkstoffkundler" dagegen besteht aus einem neu-
gerabdruck Gottes" und die „Handschrift Gottes" in
en synthetischen Material (noch nicht syntheti
keinem wie auch immer gearteten Zusammenhang
siert), das „härter ist als Diamant".2 Ein Kardiologe
mit dem „Finger Gottes" stehen.17
an der Medizinischen Hochschule von Harvard bot
eine knallharte Definition, die beträchtlich weicher
als Diamant war: „Der Heilige Gral bei den Einzel Intelligente Grale, langlebige Grale
tests ist einer, der mir alles sagt, was ich wissen
Besonders erwähnt werden sollten zudem die
will."211 Keine geringere Zeitschrift als der Scientific
Künstliche Intelligenz18*1 und die „Unsterblichkeit",
American behauptete, daß der Heilige Gral im Ge-
welche an nicht weniger als sieben Stellen (eine
genteil eine Batterie sei, mit der „ein Auto mit einer
Zahl, auf die wir gleich zurückkommen werden) als
Ladung 300 Meilen weit sicher fahren" könne.3
„Heiliger Gral der Langlebigkeit" bezeichnet
Diese Behauptung steht im Widerspruch zu einer
wird.18b
früheren Aussage in eben demselben Publikations-
Was sollen wir also anfangen mit dieser „chimä-
organ, wonach dieser schwer faßbare Gral nichts
renhaften Entität", dem „Heiligen Gral" - ein Aus-
anderes ist als das Higgs-Boson, ein Partikel, des
druck, der in einer so schwindelerregenden Viel-
sen Eigenart man am besten mit dem Schleier der
zahl von Verkettungen mit diversen Umständen
christlichen Nächstenliebe verhüllt.44a
und Kontexten verwendet wird? Nach einer syste
matischen Durchmusterung der Daten gelangte ich
Wellen, heiße und kalte, und ein zu mehreren umfassenden Schlußfolgerungen. Er-
stens ist es praktisch unmöglich, eine einzige, un-
himmlischer Gral umstößliche Bedeutung für diesen Begriff abzulei
Die Physik ist natürlich ein fast grenzenloses Beich ten. Der „Heilige Gral", so scheint es, besitzt die ei
der Grale. Den Spitznamen „H.G." verpaßte man gentümliche Eigenschaft, für viele Menschen
wahlweise der „universellen Theorie" (alias TOE, vieles, wenn nicht sogar für alle Menschen alles zu
Theory Of Everything),5 den Gravitationswellen,6 bedeuten. Dieser chamäleonhafte Charakter läßt
dem „Bose-Einstein-Kondensat",6a dem Zerfall des ihn in der Tat zu einem sehr scheuen Wild werden.
Protons in geladene Teilchen6b und der sich selbst
erhaltenden heißen oder kalten Kernfusion, über
oder unter dem Labortisch7'89 - einer Leistung, die
Gral in einer Garage
von Thermodynamikern ebenfalls als „Heiliger Gral Die Verwirrung in diesem Zusammenhang wurde
der Energie" bezeichnet wurde.10 Es gibt einige neuerdings - statt geklärt - noch zusätzlich vertieft
subtile Unterscheidungen, von denen der Uneinge durch Berichte in den Massenmedien, wonach der
83
mystische Gral „ein für allemal" gefunden sei. Ein ser John Cleese mit, dessen Name sich auf das
britischer Exzentriker behauptete, im Speicher sei- englische Wort „keys" (Schlüssel) reimt. Diese Be-
nes Vetters Ginger auf eine Platte gestoßen zu sein, merkung ließ mich aufhorchen, weil sie möglicher-
die „unzweifelhaft der fragliche Gral" sei. Ein ande- weise bedeutungsvoll war. Und was noch wichtiger
rer Möchtegern-Archäologe stöberte bei einem war, eben dieser „J. C." war am 7. Tag des 7. Mo-
Trödler einen Pokal auf- in Wirklichkeit eine Rug- nats in dem und dem Jahr „A.D." geboren (das ge-
by-Trophäe -, der eine „deutliche Ähnlichkeit" mit naue Datum spielt keine besondere Rolle). Ein Mu-
dem Gral der Grale haben sollte.180 ster schälte sich heraus, eine überraschende An-
einanderreihung von „7ern" fast Schlag auf Schlag.
Ein Hinweis aus dem Videoladen Diese „7" ist zufällig auch die Zahl der Tage der
normalen Woche (von Schaltjahren abgesehen).
Alles in allem stand ich vor einem verblüffenden Obendrein ist dies zufällig mehr oder weniger ge-
Mysterium. Wenn sich mir auch nur eine Chance nau die Zahl von Tagen, plus/minus, in denen unser
eröffnen sollte, dieses Rätsel zu lösen, brauchte ich gütiger Herr die Erde schuf und alles, was darauf
zum mindesten eine neue Perspektive - einen neu ist, einschließlich des mysteriösen Grals. Künftige
en Zugangsweg. Da die Stadtbibliothek mir nicht Forscher täten gut daran, diesem Zusammenhang
weiter von Nutzen war, betrat ich einen anderen weiter nachzugehen.20
wissenschaftlichen Schauplatz - den nächsten grö
ßeren Videoladen. In der dortigen Datenbank fand
ich einen Hinweis auf einen Film „Monty Python ANMERKUNGEN
and the Holy Grail" (deutsch Die Ritter der Kokos- 1. George Judson. For the Couch Potato..., New York
Times, 20. August 1995.
nuß, d.U.), in dem sich möglicherweise der Schlüs- 2. David Chandler. Nearly diamond-hard substance is syn-
sel zu diesem äonenalten Geheimnis verbarg. Lei- thesized. Boston Globe, 25. Februar 1995.
der war der Film bereits verkauft. 2a. Smaller firms developing new types of medical light.
Boston Globe, 19. Oktober 1994.
Nichtsdestotrotz gelang es mir, wichtige Infor 3. Sasha Nemecek. Bettering Batteries. Scientißc Ameri-
mation aus dem Kassierer des Ladens herauszu- can, November 1994, S. 106.
bringen, der sich zu meinem Erstaunen als einfalls- 4. John Horgan. Ixme Star Science. Scientific American,
Januar 1989, S. 17.
reicher, wenn auch nicht besonders gescheiter jun- 4a. Chet Kaymo. Particle Accelerators and Matters of Faith.
ger Mann erwies. Er hatte den Film „schon vor Boston Globe, 25. Januar 1993, S. 26.
ziemlich langer Zeit, aber echt"19 gesehen, meinte 5. D. Smith. Taking a Quantum Leap. Bostonia, Juli/Au
sich aber zu erinnern, daß es darin um die Suche gust 1988.
6. Theresa Hitchens. Gravity Wave Detectors. Smilhso
nach „irgendeinem religiösen Gegenstand" ging. nian News Service, Juli 1988.
Damit dürften wir, in einer ersten Annäherung, der 6a. C. Wu. Physics „Holy Grail" Finally Captured. Science
Bedeutung des schwer faßbaren Grals so nahe wie News, 15. Juli 1995.
6b. Dennis Normile. „Super" Japanese Site Gears Up to Sol
gegenwärtig möglich kommen - er ist „irgendein ve Neutrino Puzzle. Science, 3. November 1995, S. 729.
religiöser Gegenstand". 7. Jerry Bishop. Cold Fusion. Populär Science, August
1993, S. 47.
8. D. Chandler. Cold fusion... Boston Globe, 11. Dezember
Etwas völlig anderes 9.
1989, S. 46.
Elizabeth Thomson. Physicists Discuss Fusion Break
An diesem entscheidenden Punkt wollte ich gerade through. Tech Talk, 5. Januar 1994.
meine Untersuchung abschließen, als ich eine Zu- 10. Robin Johnson. Energy's Holy Grail. Research Horizons,
Winter 1990, S. 9.
fallsbegegnung mit einer Stammkundin des Video- 11. Douglas Birch. A unit of matter may be found. Boston
ladens hatte - einer jungen Frau, die während des Globe, 29. Dezember 1992, S. 6.
gesamten Gesprächs geduldig gewartet hatte, in 12. Malcolm W. Brown. Search Quiekens für Ultimate
Particles. New York Times, 19. Juli 1988, S. C13.
der Hoffnung, den Musik- und Tanzfilm „Swing 13. Ron Cowen. Search for Cosmology's Holy Grail. Science
Kids", der in Nazi-Deutschland spielt, bezahlen zu News, 8. Oktober 1994.
können. Diese Informantin {nennen wir sie um der 14. John Noble Wilford. Scientists Report Profound In-
sight... New York Times, 24. April 1992.
Vertraulichkeit willen „Frau X") lieferte mir folgen- 15. S. Begley. The Handwriting of God. Newsweek, 4. Mai
de Information, für deren Wahrheitsgehalt ich al- 1992, S. 76.
lerdings nicht bürgen kann. In dem „Schlangen- 16. M. Stroh. COBF Causes Big Bang in Cosmology. Science
film" (Python?), so behauptete sie, spiele ein gewis News, 2. Mai 1992.
84
17. A. Dyer. A New Map of the Universe. Astronomy, April 19. Eine unbestimmte Zeitspanne, im allgemeinen länger
1993, S. 44. als ein Jahr.
18a. Peter J. Howe. School for Robots. Boston Globe, 20. Ok- 20. Ich kann und werde beim Heiligen Gral beschwören,
tober 1995, S. 29-36. daß alles hier Mitgeteilte der Wahrheit entspricht.
18b. Der fleißige Forscher wird diese Belegstellen problem- Diese Art persönlicher Garantie macht meines Erach-
los auftreiben. tens weitere Belege nicht nur überflüssig, sondern ganz
18c. ibid. und gar unnötig.
Der unerforschliche Ratschluß
Gottes
von Alice Shirrell Kaswell und Stephen Drew, AIR-Redaktion
Bei vielen Menschen sträuben sich die Nackenhaa- ler Verlagsleute spielte der Inhalt des Buches, so
re, wenn behauptet wird, daß die Religion die Wis- gut er auch sein mag, eine unerhebliche Rolle - die
senschaft voranbringen könne oder die Wissen- Wirkung lag im Titel. Uns ist zu Ohren gekommen,
schaft Teil der Religion sei. Wir werden im folgen- daß Lederman das Buch urspünglich The Goddam
den beweisen, daß sowohl die Religion als auch die Particle [Das gottverdammte Teilchen] nennen
Wissenschaft von einer Annäherung profitieren. wollte, sich jedoch den hellsichtigeren Wünschen
Im Lauf der letzten zehn Jahre gab es Anzeichen seines Verlegers beugte.
faszinierender Berührungspunkte zwischen Wis In dem Buch, das Sie gerade lesen, geht es um
senschaft und Religion. Das Buch Eine kurze Ge- Wissenschaft. Es ist ein interessantes Buch, viel-
schichte der Zeit des Physikers Stephen Hawking leicht ein wichtiges Buch. Bei unserem begrenzten
wurde ein Bestseller, weitgehend aufgrund der Verständnis des Universums können wir als Men
suggestiven Kraft seines Schlußsatzes: schen nicht wissen, wer dieses Buch lesen wird.
„Wenn wir die Antwort auf diese Frage fänden, Vielleicht kauft Gott ein Exemplar oder ein in Anbe-
wäre das der endgültige Triumph der menschli- tung ergebener Bewunderer schickt ihm eines. Die
chen Vernunft - denn dann würden wir Gottes Plan wichtige Frage lautet: Wird dieses Buch das Wohl-
kennen." gefallen Gottes erregen? Wenn wir die Antwort auf
Das Buch The God Particle (dt: Das schöpferi diese Frage fänden, wäre das der endgültige Tri-
sche Teilchen) des Physikers Leon Lederman umph der menschlichen Vernunft - denn dann
schlug sich ebenfalls beachtlich. Nach Meinung vie würden wir Gottes Plan kennen.
Äpfel und Birnen: ein Vergleich
von Scott A. Sandford
NASA/Ames-Forschungszentrum, Moffett Field, Kalifornien
Dieser Artikel erschien in AIR 1:3 (Mai/Juni 1995).
Trockenschrank das Wasser entzogen. Die so vor- Es scheint daher so, daß der Vorwurf, man ver
bereiteten trockenen Proben wurden mit Kalium- gleiche Äpfel mit Birnen, nicht mehr als stichhaltig
bromid vermischt und zwei Minuten lang in einer betrachtet werden kann. Dies ist eine durchaus
kleinen Kugelmühle gemahlen. Je einhundert Milli- verblüffende Erkenntnis. Man darf sich darauf ge-
gramm der beiden resultierenden Pulversorten faßt machen, daß sie einschneidende Auswirkun-
wurden zu einem runden Pellet mit einem Durch- gen auf die Strategien haben wird, die künftig in
messer von einem Zentimeter und einer Dicke von Debatten und Diskussionen zum Einsatz kommen.
etwa einem Millimeter gepreßt. Die Spektren wur-
den mit einem FTIR-Spektrometer Nicolet 740 mit
einer Auflösung von 1 cm"1 aufgenommen.
Persönliche Anmerkung
Ich zumindest beabsichtige, stets eine Kopie von
Schlußfolgerungen Abbildung 2 mit mir herumzutragen: wenn jemand
mir das nächste Mal vorwirft, ich vergleiche Äpfel
Diese Vergleichsmessung war nicht nur leicht mit Birnen, so kann ich sie dieser Person vor die
durchzuführen, sondern aus den Kurven geht auch Nase halten und sagen: „Nein - das heißt, Äpfel mit
eindeutig hervor, daß Äpfel und Birnen einander Birnen vergleichen!" Das sollte allen Nörglern ein
sehr ähnlich sind. für allemal den Mund stopfen.
Die Xerox-Vergrößerungs-
Mikroskopie (XVM)
von David P. Cann und Phillip Pruna
Labor für Werkstofforschung, Staatliche Universität von Pennsylvania,
University Park, Pennsylvania
Dieser Artikel erschien inAIR 1:2 (März/April 1995).
Abbildung 3: XV-Mikroskopische Aufnahme von BaTiO:j, Abbildung 4: XV-Mikroskopische Aufnahme eines Deute
15392fache Vergrößerung. riumatoms.
Um die Gesundheit und das Wohlergehen der All- Sexistische Nomenklatur hat in der modernen Ge-
gemeinheit zu schützen, müssen wir alle Quellen sellschaft keinen Platz.
von toxischen Stoffen, Umweltschadstoffen und Ra- Allen diesen Ansprüchen kann man gerecht
dioaktivität beseitigen. Isotope und künstliche Ele- werden, wenn man die unten dargestellte Revision
mente sollten nicht geduldet werden, ebensowenig am Periodensystem der Elemente vornimmt.
Treibhausgase oder Ursachen von Bluthochdruck.
Lebt und arbeitet Chonosuke Okamura noch? Wir Okamura führte seine Studien allesamt an den
wissen es nicht, fürchten aber das Schlimmste. paläozoischen Kalksteinformationen Japans durch.
Denn Earle Spamer hat jüngst eine drei Jahre wäh- Nach dem Schneiden, Schleifen und Polieren seiner
rende Suche nach Okamura ergebnislos abgebro Proben untersuchte Okamura die nunmehr glatten
chen. Wie auch immer, die vielen kleinen Beiträge Oberflächen mit dem Mikroskop und konnte so eine
dieses Mannes zum Wissen der Menschheit werden Vielfalt sehr kleinformatiger Fossilien dokumentie-
ewig weiterleben. ren. Über seine ersten Untersuchungen referierte
In den Ruhmeshallen der Wissenschaft prangen er bei Versammlungen der Paläontologischen Ge
die Abbilder genialer Geister - hochragende Ehren- sellschaft Japans (PGJ). Seine Ergebnisse veröffent-
male für die Früchte der Geisteskraft, Erinnerung lichte er im ersten Band der Reihe Original Report
an das Werk von einzelnen, das die Weltsicht der of the Okamura Fossil Laboratory (OROFL); darin
Menschheit verändert hat. Jede wissenschaftliche beschreibt er fossile Wirbellose und Algen, deren
Disziplin vermag mit ihrem eigenen Pantheon un- Alter vom Ordivizium bis zum Tertiär reicht. Er
sterblicher Geistesheroen aufzuwarten, die die stellt fest, daß die Evolution dieser Organismen
Flamme der Liebe zur Wissenschaft weitertragen. rasch voranschritt, so daß diese sich sogar schon
Leider gibt es andere, deren Werk zu ihren Lebzei- während des Erdaltertums modernen Formen an-
ten nicht ausreichend gewürdigt oder kaum wahr- näherten.
genommen wird. Die Reihe OROFL erscheint in Englisch mit japa-
In Nagoya in Japan wurden die siebziger und nischen Zusammenfassungen und ist reich illu-
achtziger Jahre dieses Jahrhunderts Zeugen der striert mit mikroskopischen Aufnahmen, manche
Entdeckung und Erforschung der bemerkenswer- in Farbe. Neue fossile taxonomische Gruppen wer-
testen, doch leider überhaupt nicht zur Kenntnis den eindrucksvoll beschrieben und die entspre-
genommenen Wirbeltierfossilien. Der Forscher- chenden Fossilien bis ins einzelne illustriert.
drang eines einzigen Mannes, Chonosuke Okamu- Daß die wissenschaftliche Gemeinschaft keine
ra, bewirkte nichts Geringeres als eine Erschüt- Notiz von Okamuras Entdeckungen nahm, liegt
ternug der Paläontologie, Anthropologie und Ar- nicht daran, daß diese durch andere Belege ent-
chäologie bis in ihre Grundfesten. In sorgfältig kräftet worden wären, sondern viel eher an der be
dokumentierten Berichten hat Okamura die ersten grenzten Verbreitung der OROFL. Da Okamuras
Anfänge der Evolution der Wirbeltiere und den Be- Befunde nicht in der „Mainstream"- oder „aner-
ginn der Zivilisation bis in das frühe Paläozoikum kannten" Literatur bekanntgegeben waren, wur-
zurückverschoben, da er die ältesten Vorfahren den sie genau von den Forschern übersehen, die
der modernen Wirbeltiere, also auch des Menschen von diesen neuen Fossilienfunden profitiert hätten.
entdeckte. Daher fällt seinen Nachfolgern die Aufgabe zu,
98
Die Grenze zwischen Hexerei und raminiferen verlangt zweifellos nach einer Über-
prüfung der Untersuchungen dieser biostratigra-
Forschung phisch wichtigen Fossilien. Ähnlich werden
Okamura brach zu Feldstudien auf und drang tief Paläobotaniker sowie Wirbeltierpaläontologen
in die Berge der Präfektur Gifii ein, um mehr über Okamuras Entdeckung des winzigen fossilen Bau-
den Yokozuchi in Erfahrung zu bringen, „ein unbe- mes Lepidodendron minilorientoanulus, dessen
kanntes Lebewesen, an das lange nicht gerührt Ähnlichkeit mit der inneren Struktur von Korallen
worden war". Er befragte Straßenarbeiter und äl Revisionen in diesen Fachgebieten erzwingen
tere Ortsansässige über dieses Geschöpf, und man könnte, Beachtung schenken müssen.
wies ihn auf ein Buch hin, die Geschichte des Dorfes
Tokuyama, „veröffentlicht am 27. Mai 1973 von T. Die Morgendämmerung des
Neo, dem Vorsteher des Dorfes Tokuyama".9 Oka-
mura zitiert aus Seite 77 von Neos Buch: „Hier lebt Menschen
eine seltene Giftschlange namens Yokozuchi, die in Den größten Ruhmesanspruch kann Okamura ge
keinem Buch abgebildet ist." Neos Buch enthält wiß für seine Entdeckung des Minimenschen Homo
eine grobe Umrißzeichnung, die Okamura wieder- sapiens minilorientales11 erheben. In einer er-
gibt.10 schöpfenden und peniblen anatomischen Diskussi-
Gestützt auf diese Quelle, beschreibt und be on, illustriert mit Hunderten mikroskopischer Auf
nennt Okamura die zurückgezogen lebende nahmen (beispielsweise Abbildung 5), beschreibt
Schlange Yokozuchius yokozuchius und die siluri- er die frühesten Vorfahren des Menschen. „Die
sche Minischlange Y. y. minilorientalis. Körperhöhe des Nagaiwa-Minimenschen betrug
Besonders bemerkenswert ist, daß Okamura nur VMO derjenigen des neuzeitlichen Menschen, er
eine bislang nicht beschriebene moderne Spezies sah jedoch genauso aus."12 Beschrieben werden
zu entdecken vermag, indem er zunächst ihren an- auch die Werkzeuge dieser Minimenschen, darun
nähernd 420 Millionen Jahre alten fossilen Vorfahr ter „eines der ersten Utensilien aus Metall".13
identifiziert. Dies könnte eine Möglichkeit eröffnen, Paläökologische Aspekte werden in Okamuras
das Rätsel um angebliche Fabelwesen wie den hi- eingehenden Beschreibungen der Minimenschen
malayischen Yeti oder den Bigfoot des amerikani- nicht übersehen. Es folgen repräsentative Stichpro-
schen Nordwestens zu lösen. ben aus seinen Interpretationen:
Zu diesem Zweck dringt Okamura zur wissen „Der Minimensch hatte eine Größe wie eine neu-
schaftlichen Beschreibung von Drachen vor; er be- zeitliche Ameise und lebte ab einem gewissen Ent-
nennt die Gruppe (Draconae) und teilt sie in 18 wicklungsstadium wahrscheinlich in Höhlen oder
neue Gattungen ein. Zudem beschreibt er die Le einfachen Behausungen aus Calcitplatten oder
bensgewohnheiten und die Physiologie der Dra- ähnlichem. Außerdem kannte er eine Schrift, die
chen. Besonders hervorzuheben ist, daß Drachen Herstellung von Zement durch Brennen von Calcit
häufig getarnt sind. Die Ähnlichkeit der seilförmi und die Herstellung von Porzellan."14
gen Tarnung (Abbildung 4) mit der Schale von Fo- „Alle Frauen in Abbildung 70 halten den Mund
geschlossen und leiden offensichtlich Qualen, da
sie lebendig in kochendem Schlamm begraben wer-
den, während die alte Frau in Abbildung 1 den
Mund weit aufgerissen hat und aussieht, als ob sie
den Verstand verloren hätte."15
„Sie hatten eine polytheistische Religion und
stellten zahlreiche Götzenbilder auf."16
Entdeckt werden „die ältesten Frisuren",17
„eine leichtfüßige Nagaiwa-Minifrau, [die] wahr-
scheinlich schwere Arbeit gewohnt war",18 eine Mi-
nifrau, die „eine ranghohe Persönlichkeit gewesen
Abbildung 4: Mikroskopaufnahme der „SeilforirT-Tarnung zu sein scheint"19, und der „Kopf eines Minimannes
von Drachen (OROFL 14, Tafel 55, Abbildung 55e). im Verdauungstrakt eines Drachens".20
101
ANMERKUNGEN
1. OROFL 13, S. 51.
2. S. 50.
3. OROFL 14, S. 174.
4. S. 174.
5. S. 305.
6. S. 339.
7. S. 262.
S.S. 257.
9. S. 226.
10. S. 226.
11. S. 269.
12. S. 271.
13. S. 297.
U.S. 271.
15.S. 289.
16. S. 304.
17. S. 279.
18. Abb. 64b.
19. Abb. 63f.
20. Abb. 65d.
21. S. 301.
22. Abb. 103.
23.Ahb. 65h.
24. Abb. 66.
25. S. 273.
26. S. 273.
Abbildung 6: Stammbaum des Menschen, der die direkte Ab- 27. S. 276.
stammung vom frühen paläozoischen Minimenschen illu- 28. S. 344.
striert und nicht etwa von Vierfüßern, wie bisher angenom- 29. S. 272.
men (ükamura 1983?, Tafel 51).
ANHANG
scheint sich völlig zurückgezogen zu haben. Sein so Die folgenden Institutionen besitzen Exemplare der Reports
ofthe Okamura Fossil Laboratory:
gründliches, detailreiches Werk fiel einfach der Akademie der Naturwissenschaften (Philadelphia, Pennsyl
Vergessenheit anheim, ein trauriges Beispiel für vania)
unzulängliche Publizität. Es liegt auf der Hand, daß Bergbauschule von Colorado
Cornell-Universität
erneuerungswillige Kräfte in der Paläontologie und Stadtbibliothek Denver
Anthropologie den übersehenen, überaus gut do- Field-Museum für Naturgeschichte
kumentierten Nachweisen für Okamuras Miniwir Harvard-Universität, Museum für vergleichende Zoologie
beltiere angemessen Rechnung tragen müssen. Die Staatsuniversität Kent
Pell-Bibliothek für Meereswissenschaften (Narragansett,
wissenschaftliche Gemeinschaft sollte das Werk Rhode Island)
dieses Mannes in das Licht rücken, das es verdient. Smithsonian Institution
U.S. Geological Survey (Reston, Virginia)
Universität von Kalifornien in Los Angeles
A USGEWÄHLTE L ITERATUR Universität von Kalifornien in San Diego
1. Chonosuke Okamura. Archaeoanas japonica. Report of Universität Houston
the Okamura Fossil Laboratory, Nagoya, Okamura Fossil Universität von Texas in Austin
Laboratory, Nr. 13,1977, S. 157-163, Tafel 31. Universität von Wyoming
2. Chonosuke Okamura. Period of the Far Eastern Mini-
creatures. Report of the Okamura Fossil Laboratory, Nr.
14, Okamura Fossil Laboratory, Nagoya, 1980, S. 165
346, Tafel 32-107.
Zur taxonomischen Zuordnung
von Barney
Anzeichen für Konvergenz in der Hominidenevolution
Analyse
Die äußere Morphologie von Barney steht einer
Säugetierverwandtschaft entgegen. Evolutions-
theoretisch spricht es für einen Selektionsvorteil,
wenn die äußere Gestalt eines Dinosaurierreptils
mit der inneren Struktur und den Fähigkeiten eines
hominiden Säugetiers vereint sind. Diese Ansicht
Abbildung 2: Stammbäume, die sich ergeben, wenn man
Barney A) den Menschen (der sparsamste Stammbaum, 29 wird gestützt durch die beobachtete ökologische
Stufen), B) den Dinosauriern (32 Stufen) und C) Lachs (31 Nische und die Verhaltensmerkmale von Barney,
Stufen) zuordnet. das heißt, durch seine beständige Gemeinschaft
mit jungen Hominiden. Die Gemeinschaft trägt al-
lem Anschein nach Züge einer wechselseitigen Ab-
hängigkeit, und wir wagen die Vermutung, daß
Barney sich in die von halbwüchsigen Hominiden
besetzte Nische hinein entwickelt hat; da diese Ho-
miniden von Natur aus einen sehr geschützten Be-
reich der hominiden Sozialstruktur besetzen.
107
Schlußfolgerung
Abbildung 6: Ein Exemplar von Praetendosaurus barneyi.
Barney ist kein Dinosaurier. Er ist ein bislang unbe-
kanntes Mitglied der Familie Hominidae, dem wir
den Namen Praetendosaurus barneyi (vom lateini
schen praetendo, „ich schütze vor" und saurus,
„Echse") gegeben haben. Fossile Funde sind gegen-
dafür spricht, Barney den Hominiden statt den wärtig nicht bekannt, doch schließen wir aus unse-
Reptilien zuzuordnen. ren Daten, daß sie bis ins Frühpaläolithikum zu-
Das sehr animierte Sozialverhalten, das wir bei rückreichen dürften. Eine vollständige Neubewer-
Barney beobachteten, spricht ebenfalls für eine tung der Fossilien, die von Vorfahren des
Verwandtschaft mit den Hominiden. Das Verhalten Menschen stammen sollen, ist erforderlich. Das
deutet auf Warmblütigkeit hin, was wir an dem kulturelle Klischee der Koexistenz von Dinosau-
Exemplar, das wir untersuchten, nachweisen woll riern und Menschen, die das Kino so gerne auf-
ten. Dies erforderte einen zeitweise invasiven Ein- greift (z.B. in King Kong und Familie Feuerstein),
griff, den wir vornahmen, als sich das Versuchstier könnte ebenfalls von einer Neuuntersuchung im
allein in einem Korridor befand. Es verhielt sich Lichte der an Barney gewonnenen Erkenntnisse
unkooperativ und verschwand, so daß unsere Mes- profitieren, da sich aus diesen bedeutende soziolo
sungen von Barneys Körpertemperatur nicht zu ei- gische und anthropologische Schlußfolgerungen
nem schlüssigen Ergebnis führten. Wir hegen den ableiten lassen.
Verdacht, daß wir die Messung aufgrund einer un- Daß Barney heute an zahlreichen Orten gesich
angemessenen apparativen Ausrüstung nicht er- tet werden kann, ist ein sicheres Zeichen für eine
folgreich zu Ende führen konnten (Abbildung 5). weite Verbreitung des Barney-Tieres, die vielleicht
sogar der Verbreitung des Menschen entspricht.
Eine sichere Identifikation wird möglicherweise
Evolutionstheoretische durch morphologische Veränderungen im Verlauf
Konsequenzen seines Lebenszyklus erschwert. Es könnte sein, daß
Wir haben bewiesen, daß Barney Menschen am die flauschige Epidermis und das Zölom, das diese
ähnlichsten ist. Dennoch ähnelt er stärker einem vom Skelett trennt, Merkmale sind, die sich erst mit
109
Eintreten der Geschlechtsreife ausbilden. Die Ju 7. Praktisch jede Ausgabe seit 1888.
gendform drückt sich vielleicht ausschließlich als 8. Öffentliches Fernsehen. Die Sendung „Barney" zeigt das
Tier in einer engen, harmonischen Beziehung zu Kin-
unreife Hominidengestalt aus, was sehr schwer- dern. Sie singen und tanzen zusammen und reden über
wiegende Fragen im Hinblick auf die korrekte Iden- Gott und die Welt, soweit Gott und die Welt Kinder im
tifikation menschlicher Kinder aufwirft. Vorschulalter betreffen. Neuerdings bestehen sie auch
Abenteuer miteinander, wie ein gerade angelaufener
Spielfilm („Barneys großes Abenteuer") belegt. Aus na-
ANMERKUNGEN heliegenden Gründen der Logik muß man annehmen,
1. Die Reihenfolge der Autoren wurde durch das Los be daß es mehr als ein Exemplar dieses Tieres gibt.
stimmt. 9. Weishampel, D. B., Dodson, P„ Osmölska, H. (Hrsg.). The
2. Die Reihenfolge der Autoren wurde ohne mein Wissen Dinosauria, (University of California Press) 1990.
bestimmt. 10. Daß Barney ein Dinosaurier sein könnte, ist als Hypo
3. Die Reihenfolge der Autoren wurde bestimmt von der these annehmbar, auch wenn die Dinosaurier gemeinhin
letzten Person, die das Manuskript in der Hand hatte. als ausgestorben gelten. Wir glaubten anfangs, Barney
4. Akademie der Naturwissenschaften, Philadelphia, Penn- könnte von Dinosauriern abstammen, genauso wie man
sylvania. vermutet, daß sich die Vögel von diesen Reptilien herlei
5. Süßwassermolluskenforschung, Sewell, New Jersey, die ten.
natürlich nichts mit Hominidenevolution zu tun hat.
6. Wir beziehen uns auf die Gattung Homo, doch „Aufstieg
des Homo" zu schreiben, klingt nicht so gut; „Aufstieg
des Menschen" ist weitaus vornehmer.
Die traurige Krabbe aus
Südafrika
Dieses Bild zierte das Titelblatt von AIR 1:6 (November/Dezember 1995).
Dieses Foto zeigt eine Krabbe {Ovalipes punctatus), Power, Abteilung für Pädiatrie und Kindergesund-
die traurig aussieht, gefunden an einem Südafrika- heitspflege, Red Cross Memorial Kinderhospital,
nischen Strand. Es wurde eingereicht von Michael Rondebosch, Südafrika.
Zyklische Schwankungen beim
Wachstum von Gras
von V. D. Irby undM. S. Irby
Fakultät für Physik und Astronomie, Universität von Kentucky, Lexington,
Kentucky
Dieser Artikel erschien in AIR 1:4 (Juli/August 1995).
Wir geben hiermit die Entdeckung eines neuen sächliche Zusammensetzung des Mediums ist nicht
Stammes von S. cerevisiae bekannt, eine phäno- bekannt.
typisch „fröhliche" Hefe. Auf den Platten wuchsen keine Kolonien, doch
Der Phänotyp trat in Erscheinung, nachdem die Art und Weise der Ausbreitung ergab diesen
S. cerevisiae-Transformanten auf Agarplatten aus- Zellcluster.
plattiert worden waren, die vermutlich „synthetic- Dies stützt unsere Theorie, daß die Biologie die
complete-urea" mit Harnstoff enthielten. Die tat fröhlichste aller Wissenschaften ist.
Ein Mann, eine Frau, eine Hefe
von Alice Shirrell Kaswell undArsenio Pfist, ^4//?-Redaktion
Dieser Artikel erschien in AIR 1:5 (September/Oktober 1995).
Saccharomyces cerevisiae zeigt nahezu unbegrenzt „Wir berichten über den Fall einer Frau, die ihr
vielfältige Aktivitäten. Dies wird vielleicht nirgends Brot selber buk und sich deshalb eine vulvovagi-
besser illustriert als in dem wissenschaftlichen Ar nale Infektion mit S. cerevisiae zuzog, einer Hefe,
tikel „Brotbacken als Quelle einer Vaginalinfektion die bei der Herstellung von Backwaren und in
mit Saccharomyces cerevisiae: Fallbericht über die Brauereien verbreitet zur Anwendung kommt. Ihr
Erkrankung einer Frau und die augenscheinliche Partner hatte sich ebenfalls angesteckt, und beide
Übertragung auf ihren Partner" von J. D. Wilson, B. Infektionen erwiesen sich als schwierig zu bekämp-
M. Jones und G. R. Kinghorn im Journal ofSexually fen. Eine orale und topische Behandlung mit Nysta-
Transmitted Diseases, Jan.-März 1988, S. 35-36. tin sowie die Desinfektion der Unterwäsche beider
Die Zusammenfassung lautet: Patienten bewirkten schließlich die klinische und
mikrobiologische Heilung."
Fadenwürmer und Hieroglyphen
von Mark Benecke
Zoologisches Institut der Universität Köln und Office of Chief Medical
Examiner, New York
Dieser Artikel erschien in AIR 1:2 (März/April 1995).
Die Hieroglyphen wurden nicht von den Ägyptern Schicht Escherichia coli. Die Würmer wurden dann
erfunden. Dieses Verdienst gebührt vielmehr dem in eine Phosphatpufferlösung gegeben und in ei-
mikroskopischen Fadenwurm Caenorhabditis ele- nem zweistufigen Zentrifugierverfahren vorsichtig
gans. Heute ist dieses bescheidene Geschöpf vor al konzentriert.3 Danach wurden die Würmer auf ei-
lem deshalb bekannt, weil es in entwicklungsbiolo- nen polylysinbeschichteten Objektträger übertra-
gischen und genetischen Untersuchungen eine be- gen, in flüssigem Stickstoff auf -210°C gefroren und
deutende Rolle spielt.12 Im Labor zeigt C. elegans nach dem Auftauen mit einem Interferenzmikro
eine breite Palette von Verhaltensweisen. Meine skop mit Nomarski-Optik optisch dargestellt.
Forschungsarbeit weist nach, daß diese Palette
noch viel breiter ist, als wir bislang geahnt hatten. Ergebnisse
Die Würmer hatten ihre Körper in deutlich unter-
Material und Methoden schiedliche Formen gebogen. Ihre jeweiligen Hal-
Die Würmer (Nematoden) wurden in Schalen mit tungen hingen dabei von den Umgebungsbedingun-
bakterienbedecktem Agar gezüchtet. Als Herma gen des Zuchtmediums ab.
phrodit von etwa einem halben Millimeter Länge Das interessanteste Haltungsmuster bildete sich
vermehrte und ernährte sich C. elegans auf einer nach einer längeren Hungerperiode. Je drei Wür-
A B
Abbildung 1: Ägyptische Hieroglyphen (in der hieratischen Schreibweise) sind stilisierte Versionen der Formen, die der mikro-
skopische I;adenwurm Caenorhabditis elegans bildet. (A) Hier vereinigen sich drei Würmer zu dem Symbol für „Ewigkeit".
(B) Dieses Foto zeigt die entsprechende Hieroglyphe.
115
A B
Abbildung 2: (A) Hin ausgehungertes Exemplar von taenorhabditis elegans formt das Symbol mit der Bedeutung „erlebe".
(B) Dieses Foto zeigt die entsprechende hieratische Hieroglyphe.
mer lagerten sich zu einer Gruppe zusammen und Zusammengenommen machen es diese Tatsa-
bildeten gemeinsam die Hieroglyphe mit der Be- chen wahrscheinlich, daß die ersten gedruckten
deutung „Ewigkeit" (Abbildung 1A). Zugleich leg Schriftzeichen von Fadenwürmern in freier Wild
ten sich andere Fadenwürmer zu dem Symbol zu bahn entwickelt wurden. Außerdem ist wahr-
sammen, das für die Aufforderung „erlebe" steht scheinlich, daß sich Champollion der Hilfe von C.
(Abbildung 2A). Zusammengenommen ist die Be- elegans versicherte, als er 1822 den Stein von Ro-
deutung unmißverständlich: „Erlebe die Ewigkeit". sette entzifferte,6 indem er einfach die Hierogly
Die Abbildungen 1B und 2B zeigen die entspre- phen mit den Formen von Fadenwürmern verglich,
chenden Hieroglyphen. die er unter definierten, kontrollierten Bedingun-
Unter günstigen Lebensbedingungen bildeten gen züchtete.
die Würmer ganz andere Formen aus, die den Hie- Abschließend möchten wir die Aufmerksamkeit
roglyphen für „herrschen", „sich brüsten" und des Lesers auf den vollständigen Hieroglyphentext
„schlage die Trommel" ähnelten (ohne Abbildun- lenken, der von hungernden Nematoden gebildet
gen). wird. Sie fordern den Beobachter auf: „Erlebe die
Ewigkeit" - ein Vorschlag, der einigen Reiz ausübt
und dem die meisten Menschen, die in früheren
Diskussion Zeiten lebten, erlegen sind.78
Bodenlebende Fadenwürmer wie Caenorhabditis
elegans kommen auf der ganzen Welt vor, und das LITERATUR
seit mehr als 500 Millionen Jahren. Unter für sie 1. Lewin, R. A worm at the heart of the genome projeet.
ungünstigen Lebensbedingungen bilden sie hiero NewScientist, Bd. 25, Nr. 8, S. 38-42.
2. Schierenberg, E. und Cassada, R. Der Nematode Caenor-
glyphische Zeichen, die auf Tod und Vergänglich- habditis elegans: Ein entwicklungsbiologischer Modellor-
keit anspielen. Unter guten Bedingungen drücken ganismus. Biologie in unserer Zeit, Bd. 16, Nr. 1, S. 1-7.
die Würmer sich positiv - zuweilen begeistert - 3. Brenner, S. The genetics of Caenorhabditis elegans. Ge-
netics, Bd. 77,1974, S. 71-94.
aus. 4. Lexikon-Redaktion Bertelsmann, Volkslexikon. Hierati
Wie wir durch Bertelsmann4 wissen, waren es sche Schrift, Gütersloh, 1956.
die Laryngaer, durch die die Hieroglyphen auf die 5. Aristoteles. Libelli, qui parua naturalia vulgo appellan-
tur, Paris (Brummenius) 1560.
alten Ägypter kamen. Die Menschen von Laryngaea 6. Champollion, J. F. Principes generaux de l'ecriture egyp-
konnten die Fadenwurmbotschaften mit an Sicher- tienne appliguee ä la representation de la langue parlee.
heit grenzender Wahrscheinlichkeit mit bloßem Paris (Institut d'Orient), 1841.
Auge entziffern. Aristoteles bezeugte dies indirekt,5 7. Heine, E. W. Wer ermordete Mozart? Wer enthauptete
Haydn? Zürich (Diogenes) 1986.
als er schrieb, daß die Laryngaer die scharfäugi- 8. Heine, E. W. Luthers Floh, Zürich (Diogenes), 1990.
sten Menschen auf Erden seien.
Der Surferin-Pilz
Diese Abbildung zierte die Titelseite von AIR 2:2 (März/April 1996), die die alljährliche Badeanzug-Ausgabe
war.
Zwei merkwürdige und miteinander zusammen- auf setzte ein Jucken ein, und alle drei Empfindun-
hängende klinische Fälle veranlaßten mich zu un gen verschmolzen zu einer wilden Kakophonie aus
tersuchen, ob die Übertragung der Ohrmilbe Oto Lärm und Schmerz, die sich von diesem Zeitpunkt
dectes cynotis auf Menschen möglich ist. Im ersten an - es war 16 Uhr - unaufhaltsam steigerte ... An
Fall brachte eine Klientin in Begleitung ihrer drei fangs glaubte ich, dies würde und könnte nicht sehr
jährigen Tochter zwei Katzen mit schwerem Ohr lange dauern. Je weiter jedoch der Abend fort-
milbenbefall in die Praxis. Im Untersuchungszim schritt, desto mehr wuchs meine Besorgnis. Der
mer klagte die Tochter über Jucken an Brust und Juckreiz steigerte sich. Die Geräusche in meinem
Bauch. Die Mutter gab an, daß die Tochter die Kat- Ohr (glücklicherweise hatte ich nur ein Ohr infi-
zen oft längere Zeit wie Puppen herumzutragen ziert) wurden lauter, je mehr die Milben sich mei
pflegte, und zeigte mir dann die zahlreichen klei- nem Trommelfell näherten. Ich empfand Hilflosig-
nen roten Stichmale, die die Ursache des Juckens keit. Fühlt sich so ein von Milben befallenes Tier?
darstellten. Ich empfahl ihr, ihren Kinderarzt auf Während der nächsten fünf Stunden waren die
zusuchen. Nachdem die Katzen von den Ohrmilben Milben äußerst aktiv. Dann ging ihre Aktivität, ge-
befreit waren, gab sich, wie ich erfuhr, auch bald messen an den Kratzgeräuschen und dem Juckreiz,
der Juckreiz bei der Tochter. zurück. Immer noch krabbelte eindeutig etwas tief
Ein Jahr später brachte dieselbe Kundin eine in meinem linken Ohr herum, doch das Unbehagen
schwer von Ohrmilben befallene Katze in die Praxis war erträglich.
und klagte über Stiche an ihren Knöcheln. Die Sti- Nach dem Zubettgehen um 23 Uhr steigerte sich
che traten nicht mehr auf, als der Ohrmilbenbefall die Aktivität der Milben zunehmend, und um Mit-
der Katze auskuriert war. ternacht waren sie eifrig damit beschäftigt, zu ste-
Zu diesem Zeitpunkt (1968) ergab das Literatur chen, zu kratzen und umher zukriechen. Um 1 Uhr
studium keinen Hinweis darauf, daß Otodectes cy waren die Geräusche sehr laut. Eine Stunde da-
notis Menschen zu befallen vermag, daher be nach wurde der Juckreiz sehr intensiv. Nach zwei
schloß ich, menschliches Versuchskaninchen zu Stunden erreichte das Jucken und Kratzen den Hö
spielen. hepunkt. An Schlaf war nicht zu denken. Dann
Ich beschaffte mir Ohrmilben von einer Katze schienen die Milben plötzlich ihre Nahrungsauf-
und vergewisserte mich mit dem Mikroskop, daß es nahme einzustellen. Lärm und Pruritus versiegten,
sich um Otodectes cynotis handelte. Dann befeuch- so daß ein kurzer Schlaf möglich war. Die Milben-
tete ich ein steriles Wattestäbchen mit warmem aktivität setzte mit leisen Geräuschen und leichtem
Leitungswasser und übertrug etwa ein Gramm Jucken um sieben Uhr wieder ein. Dieses Muster
Ohrmilbenexsudat von der Katze in mein linkes wiederholte sich - geringe Milbenaktivät tagsüber
Ohr. Augenblicklich hörte ich Kratzgeräusche, mit einem leichten Anstieg am Abend von etwa 18
dann Bewegungsgeräusche, weil die Milben mei bis 21 Uhr, und dann starke Aktivität von Mitter-
nen Gehörgang zu erkunden begannen. Bald dar nacht bis 3 Uhr morgens. Dieses Nahrungsaufnah
121
memuster war ziemlich regelmäßig und machte Diese deutliche Symptomreduktion ließ viele
Schlaf, wie dringend erforderlich auch immer, völ Fragen offen. Hatte sich eine Immunität gebildet?
lig ausgeschlossen. Waren menschliche Ohren relativ unempfindlich
Im Laufe der zweiten Woche, als sich das Muster gegen Otodectes? Ein dritter und letzter Versuchs
der Nahrungsaufnahme fest etabliert hatte, begann durchgang war nötig.
die Milbenaktivität abzuflauen. In der dritten Wo- In der elften Woche wiederholte ich das Experi-
che füllte sich der Gehörgang mit Detritus, und ich ment in derselben Weise wie zuvor an meinem lin
verlor das Gehör auf dem linken Ohr. In der vierten ken Ohr. Innerhalb einiger Minuten setzten der
Woche reduzierte sich die Milbenaktivität um 75%, Juckreiz und die Ohrgeräusche ein, dieses Mal je
und nachts konnte ich fühlen, wie Milben über doch mit weitaus geringerer Intensität. Sehr wenig
mein Gesicht krochen. Sie versuchten weder, in Detritus sammelte sich an, und mein Gehör war
mein rechtes Ohr einzudringen, noch stachen sie nur teilweise beeinträchtigt. Das Muster der Nah-
oder verursachten sie Juckreiz an irgendeiner an rungsaufnahme blieb gleich. Am Ende des achten
deren Körperstelle. Am Ende eines Monats konnte oder neunten Tages hatten die Milben zu stechen
ich keine Milben aktivität mehr hören oder spüren. aufgehört; allerdings spürte ich nachts noch, daß
Der Pruritus und die Geräusche im Ohr hörten auf. einige von ihnen über mein Gesicht krochen. Wie
Allerdings war mein Gehörgang vollständig von Ex- derum spülte ich das linke Ohr lediglich mit war-
sudat verstopft. Nun reinigte ich zum ersten Mal mem Wasser. Erneut verlief die Heilung rasch, ab-
mein Ohr mit warmem Wasser, Wattestäbchen und gesehen von gelegentlichen leichten Juckreizanfäl-
Spülungen. Innerhalb einer Woche war sämtlicher len.
Detritus aus meinem linken Ohr entfernt. In der Dieser Rückgang von Dauer und Intensität des
sechsten Woche juckte nichts mehr, und ich hörte Befalls beziehungsweise die zunehmende Immuni-
normal. Die Genesung erfolgte erstaunlich rasch tät unter ähnlichen experimentellen Bedingungen
und lediglich infolge der Spülungen mit warmem wirft einige interessante Fragen auf. Gibt es bei
Wasser. Säugetieren eine Immunreaktion auf Parasiten,
In der achten Woche beschloß ich, den Versuch insbesondere auf Otodectes cynotis? In meiner
zu wiederholen, um zu überprüfen, ob sich in das mehr als dreißigjährigen Praxis habe ich festge-
erste Experiment Fehler oder Fehlschlüsse einge- stellt, daß jüngere Katzen unter schwererem Ohr
schlichen hatten. Da nun mein linkes Ohr geheilt, milbenbefall litten.
kein Detritus mehr vorhanden und das Gehör nor Zeigen Ohrmilben ein regelmäßiges Muster der
mal war, besorgte ich mir wiederum Ohrmilben Nahrungsaufnahme? Falls dem so ist, wären dann
von einer anderen Katze und prüfte unter dem Mi- Behandlungen am späten Abend wirksamer? Ich
kroskop, daß es sich wirklich um Otodectes cynotis rate meinen Klienten jedenfalls, die Medikamente
handelte, wie beim ersten Versuch. Ich übertrug gegen Milben spät am Abend anzuwenden.
eine Probe von ein bis zwei Gramm Exsudat aus Seit meiner ersten Literatursuche fand ich nur
dem Ohr der Katze in mein linkes Ohr wie zuvor. einen Bericht über eine Ohrmilbeninfektion auf na-
Wiederum reagierte dieses auf die Milbeninvasion. türlichem Wege bei einem Menschen;1 diese Infek-
Laute Kratzgeräusche, Juckreiz und Schmerz setz- tion löste einen Tinnitus aus. Ich wüßte nur gerne,
ten innerhalb weniger Sekunden ein. Dasselbe Mu- ob die Betroffene dieses Erlebnis genauso ausgeko-
ster entwickelte sich: Nahrungsaufnahme am frü- stet hat wie ich.
hen Abend und ausgiebige Nahrungsaufnahme
mitten in der Nacht. In der ersten Woche trat wie ANMERKUNG
derum intensiver Juckreiz auf; in der zweiten Wo 1. Suetake, M., Yuasa, R., Saijo, S. et al. Canine ear mites
che ließ die Milbenaktivität nach und hörte am 14. Otodectes cynotis found on both tympanic membranes of
adult woman causing tinnitus. Tohoku Rosat Hosp Proacl
Tag ganz auf. Das linke Ohr war mit viel weniger Otolog, Kyoto, 1991, 84, S. 38-42.
Exsudat gefüllt und mein Gehör nur leicht beein-
trächtigt. Spülungen mit warmem Wasser beseitig-
ten den Befall innerhalb von 72 Stunden.
Erfolglose Elektroschock-
behandlung eines
Klapperschlangenbisses
von Dr. med. Richard C. Dort und Richard A. Gustavson
Westport, New York und
Zentrum für Gesundheitswissenschaften der Universität von Arizona,
Tucson, Arizona
Richard Dart, Richard Gustavson und „Patient X" erhielten 1994 den IgNobelpreis für Medizin für diesen
Bericht, der in den Annais ofEmergency Medicine, Bd. 20, Nr. 6, 1991, S. 659-661 erschien. Der Nachdruck
ist autorisiert. Es handelt sich um eine gekürzte Fassung. Die Literaturangaben entsprechen denen des Ori-
ginals.
Zusammenfassung
Obwohl hochgepriesen zur Behandlung von Gru-
benottern-, Gliederfüßer- und Hautflüglervergif-
tungen, gibt es nichts, was die Anwendung von
Elektroschocks stützen würde. Es gibt zwar weiter-
hin anekdotische Berichte über erfolgreiche An-
wendungen im ecuadorianischen Dschungel, sie
bleiben jedoch unveröffentlicht.8 Da sich in Tier
Abbildung 1. versuchen kein Nutzen gezeigt hat, empfiehlt sich
dringend, die Elektroschocktherapie nicht zur Be
handlung von Grubenotternbissen in den Vereinig-
Etwa 15 Minuten später trafen Rettungssanitä ten Staaten einzusetzen.
ter ein, die den Patienten bewußtlos und stuhlin-
kontinent vorfanden; die erste Überprüfung der Le- LITERATUR
benszeichen ergab einen Blutdruck von 100 mm 1. Guderian, R. H., Mackenzie, C. D., Williams J. F. High vol-
Hg, einen palpablen Puls von 100 und 20 Atemzüge lage shock treatment for snakebite. Lancet, 1986, 2, S.
pro Minute. Per Hubschrauber brachte man den 229.
2. High voltage shock treatment for snakebite. Postgrad.
Patienten in eine Notfalleinrichtung. Er wurde ag- Med.,1987, 82, S. 250.
gressiv, als während des Transports der Versuch 3. Herzberg, R. Shocks for snakebites. Outdoor Life, 1987,
einer nasotrachealen Intubation unternommen Juni.S. 55-77,110.
wurde. Der Blutdruck lag jetzt um die 80. 4. Mueller, L. A shock eure. Outdoor Life, 1998, Juni, S. 64-
65,110-112.
Beim Eintreffen in der Notfalleinrichtung nach 5. Mueller, L. A shock eure. Outdoor Life, 1998, S. 45-47,
einer Stunde und vierzig Minuten befand sich der 76-78.
Patient weiterhin in einem Schockzustand; der 6. Schlangenbißsot für Hunde. Master Vaccine Catalog,
Frühling 1988, S. 20.
Blutdruck betrug 62 mm Hg, der palpable Puls 120 7. Snake Doctor, Werbebroschüre. Claremore, Oklahoma,
und die Temperatur 35,4°. Es bestanden ein J and K Industries.
schweres Gesichtsödem und Petechien. Der Patient 8. Hardy, D. L. Appropriate first aid for venemous snakebite
war gelähmt und wurde wegen der zunehmenden should not come as a shock. Tucson Herpetological Soc.
Newsletter, 1988, 1, S. 12-13.
Schwellung von Gesicht, Hals und Kehlkopf naso-
tracheal intubiert (Abbildung 1).
Das Micky-Maus-Gen
Dieser Beitrag erschien in AIR 1:1 (Januar/Februar 1995).
ANMERKUNGEN Der Hersteller könnte das Design auch von der seltenen
1. Lewin, V. B. Genes, New York (Oxford University Press), H-Form der DNA abgeleitet haben (Mirkin et al. Nature,
1994 Bd. 330, 1987, S. 495; Rajagopal und Feigon. Nature, Bd.
2 Cricentietal Science Bd 245 1989 S 1226 339, 1989, S. 637). Dies dürfte jedoch unwahrscheinlich
3^ Watson, .1. D. und Crick, F. H.'c. Nature, Bd.' 171, 1953, sein - da die dreisträngige H-Form der DNA nicht ausrei
c 737 chend charakterisiert scheint, um eine Flakonform dar
4. Pauling, L. und Corey, R. B. Proceedings ofthe National auf zu gründen. Außerdem erfordert sie Hoogsteen-Ba-
Academy of Sciences, Bd. 39,1953, S. 84. senpaarungen, was furchtbar blöde klingt.
Dieser Coupon erschien in AIR 1:4 (Juli/August 1995).
Magischer
Pheromoncoupon
Dieses Stück Papier sorgt dafür, daß Sie anziehend auf andere wirken. Es enthält möglicherweise
chemische LockstpCfe, sogenannte Pheromone, die Sie unwiderstehlich für das andere Geschlecht
machen.
Falten Sie es zusammen und stecken Sie es in die Tasche. Tragen Sie es immer bei sich.
Warnungen
1. Es besteht eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß dieser Coupon eher Ihr eigenes als
das andern Geschlecht anlockt.
2. Entflammbar, wenn ate Brennmaterial verwendet
3. Nicht innerlich anwenden.
4. Nicht in Flugzeuge oder andere geschlossene Räume mitnehmen.
5. Nicht aus Flugzeugen oder anderen geschlossenen Räumen entfernen.
6. Nicht per Post verschicken, da das Geschlecht des/r Empfängers/In und daher seine/Ihre Re-
aktion auf den Coupon nicht rorhersagbar ist.
7. Nicht in Anwesenheit von Insekten des anderen Geschlechts benutzen.
8. Die Herstellung dieses Produkts erfolgte unter Berücksichtigung des Tierschutzes. Jedoch
kann nicht garantiert werden, daß die Verwendung in Anwesenheit von Säugetieren - insbe-
sondere Rindviechern - dem Tierschutz in allen Aspekten Rechnung trägt.
9. Wir übernehmen keine Verantwortung.
10, Einen schönen Tag noch.
Fifty Ways to Love Your Liver
von Jeffrey B. Moran
(Entschuldigung, Paul Simon!)
Dieser Artikel erschien in AIR 1:4 (Juli/August 1995).
She said, it's really not where food that has been
chewed
Is digested into tiny molecules.
But it makes bile which into the gut is spewed.
There must be fifty ways to love your liver.
Chorus:
You just lay off the smack, Jack.
Eat some more bran, Stan.
Make the right choice, Royce,
Just listen to me.
Zusammenfassung und
Empfehlungen
In den meisten Fällen sorgt Pusten auf eine Wunde
tatsächlich dafür, daß es „gleich wieder gut" wird.
Das gilt für Verletzungen unterschiedlichen Schwe-
regrades. Die Wirkung ist weitgehend unabhängig
von der Person, die die Methode anwendet.
132
In den meisten Fällen spielte der verwendete diese uralte Praxis einzuwenden und halten sie für
Verband kaum eine Rolle, manche Verbandsmittel klinisch wirksam. Dies zumindest ist ein Trost.3
wiesen jedoch weitaus schlechtere Heilungsge-
schwindigkeiten auf als normal. Wir empfehlen Kli LITERATUR
nikern, in kritischen Situationen die Verwendung 1. Melvyn Sneath. Heile, heile Gänschen neu betrachtet.
Maledictus, Bd. 47, Juni 1987, S. 3523.
von Dino-Strips zu vermeiden. 2. Otto Grompus. Übermäßige Sterblichkeit aufgrund von
Daß es nützt, auf eine Verletzung zu pusten, Pendikulation. Vierteljahrsschrift für Tod und Morbidi-
mag angesichts der Tatsache, daß es dafür keinen tat, Januar 1991, S. 23.
erkennbaren physiologischen Mechanismus gibt, 3. Points to Ponder. Readers Digest, Juli 1990, S. 153.
etwas überraschen. Wir haben jedoch nichts gegen
Fetaler Mann im Mond
Dieser Beitrag erschien in AIR 1:2 (März/April 1995).
Spülen bitte,
Spülen bitte,
Das tut gar nicht weh.
Mein Leben ist ein Amalgam
Aus einseitigen Gesprächen
Mit Leuten, denen der Mund offen steht,
Deren schweigendes Unbehagen groß ist
Und deren Zähne faul.
Ich höre ihren Schmerz Die Gedenkplakette am Grabmal des Unbekannten Zahnarz-
Ich spüre ihre Karies.1 tes. Foto: Stanley Rudin.
Ich erkläre ihnen geduldig alles, was ich weiß:
Ich rede auf sie ein,
Ich rede auf sie ein,
Ich rede auf sie ein
Ich rede auf sie ein;
Bis es sich in ihren Kopf bohrt.
ANMERKUNG
1. Zahnfäule.
Fortschritte der Forschung zur
Künstlichen Intelligenz
von Albrecht Grumme, Kl-Institut, Frankfurt
Fritz Schmelzeisen, KI-Klinik, Hamburg
und Helmut Helmke, KI-GmbH, Köln
Dieser Beitrag erschien in AIR 1:3 (Mai/Juni 1995).
Die Mathematik von
Telefonnummern
von Yihren Wu
Hofstra-Universität, Hempstead, New York
Xiaohui Zhong
Universität Detroit Mercy, Detroit, Michigan
Dieser Artikel erschien in AIR 1:5 (September/Oktober 1995).
In diesem Artikel beginnen wir mit der Untersu gänglich sind, ist das Telefonbuch weitverbreitet.
chung einer Klasse mathematischer Ausdrücke von Dies mag erklären, wieso keine Publikationskosten
der Form entstehen, wenn man seine Nummer im Telefon-
buch zu veröffentlichen wünscht. Möchte man sie
x1x2x3–y0y1y2y3xiyi ∈ {0,1,2,…,9} dagegen nicht bekanntgeben, fällt eine Nichtveröf-
fentlichungsgebühr an. Zur Deckung dieser Kosten
Solche Ausdrücke sind in den Vereinigten Staaten stehen weder staatliche noch andere Drittmittel
bekannt als die Telefonnummern. Dabei handelt zur Verfügung, wahrscheinlich um die Publikati
es sich um die Subtraktion einer vierstelligen Zahl onsbereitschaft zu fördern.
von einer dreistelligen. Diese Zahlen werden jähr- Unser Ergebnis ist in einer Tabelle enthalten,
lich kompiliert und von den örtlichen TelefongeSeil- die zu umfangreich ist (1000 x 10000), um sie hier
schaften, die einst mit den Bell Laboratories vereint abzudrucken. Einen Auszug zeigt Tabelle 1. Die
waren, publiziert.1 vollständige Zahlentafel liefern wir auf Anfrage in
Anders als die anderen wissenschaftlichen Pu- elektronischer Form.
blikationen der Bell Labs, die nicht allgemein zu- Telefonnummern existieren bekanntlich auch in
einer komplizierteren Form, die gewählt werden
muß, wenn Gespräche über Distanzen von großer
Länge, sogenannte Ferngespräche, geführt wer
den sollen. In dem Ausdruck enthalten ist eine
Zahl, die den angewählten Bereich definiert. Sol-
che Nummern haben in der Regel die Form:
313-463-1645
Nach Lage der Dinge ist der Ausdruck zweideu-
tig, da die Subtraktion nicht assoziativ ist:
(313 - 463) - 1645 ≠ 313 - (463 - 1645)
Ein Experiment, das wir auf unserem Macin-
tosh-Computer mit eingebautem Rechenprogramm
durchführten, zeigt, daß die linke Seite des Aus
Mathematik und Telefonnummern. drucks gleich -1895 ist, während die rechte Seite
139
Fläche, die von einer Kurve Fläche, die von einer Kurve
*Dies ist nur ein Ausschnitt aus der vollständigen großer Länge begrenzt wird kleiner Länge begrenzt wird
Tabelle.
+1495 ergibt. Dieses Experiment ist aber eigentlich dem im Begriff, eine Tabelle für die Ferngesprächs-
unnötig, da die Nichtassoziativität der Subtraktion nummern zu berechnen. Diese Tabelle hat die Di
eine wohlbekannte Tatsache ist.2 mensionen 1000 x 1000 x 10000.
Eine gleichwertige, wenn auch weniger ge
bräuchliche Art und Weise, die Nummer für Fern-
gespräche auszudrücken, ist die etwas exotischere Dank
Rechenoperation der Multiplikation, Ein Teil dieser Arbeit wurde fertiggestellt, während
einer der Autoren (Y.W.) an der Universität von De-
(313)463-1645 troit weilte; wir möchten X.Z. für ihre Gastfreund-
In dieser Form wird das Produkt, (313) 463, als schaft danken.
angewählter Bereich interpretiert; 313, der erste
Faktor, heißt Vorwahlnummer. Es ist allerdings A NMERKUNGEN
ein Irrtum zu glauben, daß eine Kurve großer Län- 1. Vgl. Telefonbuch New York.
2. Persönliches Gespräch mit Johnny, über dessen Fall M.
ge immer einen Bereich oder eine Fläche füllt; dies Kline in seinem Buch Why Johnny Can't Add: The Fall-
geschieht nur unter ungewöhnlichen Umständen, ure ofNew Math, New York (St. Martin's Press), 1973 be-
wie Peano festgestellt hat.3 Man könnte argumen- richtet. Obwohl Johnny nicht zu addieren vermag, ken
nen er und seine Generation sich doch gut mit mathema-
tieren, daß die Kurve, falls sie geschlossen ist, ei tischem Jargon wie diesem hier aus.
nen Bereich begrenzt, der durch das Produkt in der 3. Diese sind bekannt als raumfüllende Kurven oder Peano-
Ferngesprächsnummer bemessen wird.4 Dieses Ar Kurven nach G. Peano. Sur une courbe qui remplit toute
gument kann nicht ganz zutreffen, da eine Kurve une aire plane. Mathematical Annais, Nr. 36, 1890, S.
157-160.
kleiner Länge ebenfalls eine Fläche begrenzen 4. Eine andere Interpretation dieses Produkts sind die Ge
kann, wie die folgende Zeichnung zeigt: bühren. Beobachtungen zufolge kostet das Gespräch ge-
Diese komplexen geometrischen Probleme von legentlich nichts, wenn man vor der Ferngesprächsnum-
mer eine „0" vorwählt.
Telefonnummern werden wir in einem in Kürze er- 5. In Vorbereitung.
scheinenden Artikel aufgreifen.5 Wir sind außer-
Der Wert der Liebe anhand des
Bob-Dylan-Modells
von Joseph Cliburn
Abteilung für Institutionelle Forschung/Planung, Mississippi Gulf Coast
Community College, Perkinston, Mississippi
Andrew Russ
Physikalische Fakultät, Penn-State-Universität, University Park,
Pennsylvania
Tiny Montgomery
State-Penn-Zentrum für Mathematik und Lasterfahren, University Park,
Pennsylvania
Zele deCork
Altersheim „Schattige Ländereien" und Staatsuniversität Perkinston,
Mississippi
Dieser Artikel erschien in AIR 1:5 (September/Oktober 1995).
(2)
Ausgehend von einem Ansatz, den Bob Dylan X = (Liebe - 0) / Keine Grenze.
[1965a] dargelegt hat, schätzen wir den Wert der
Also:
Liebe unter Zuhilfenahme der Algebra des Begeh
rens [Mottram 1965], vielleicht etwas Analysis, (Keine Grenze) X = Liebe - 0 = Liebe,
möglicherweise etwas Geometrie der Unschuld (3)
[Dylan 1965f| und viel Wunschdenken.
wobei wir von der Tatsache Gebrauch machen, daß
für jedes A gilt A - 0 = A.
Die Grenzen der Liebe Also Liebe = etwas mal „Keine Grenze". Tradi-
Wir beginnen mit der folgenden Behauptung von tionell ist ein Wert, der keine Grenze besitzt, un-
Bob Dylan [1965a]: endlich. Wir erhalten also, daß Liebe unendlich ist,
(1)
vorausgesetzt X ist endlich. Wenn X gleich 0, erhal
(Liebe - 0) / Keine Grenze, ten wir 0 mal unendlich, was nicht definiert ist.
wobei wir den Ausdruck auf dem Plattenlabel dem
auf der Rückseite des Covers [1965b] vorziehen
und einen Hinweis des Autors aufgreifen, daß es Zeichen der Liebe
sich um einen Bruch handelt [1965c], Wenn jedoch X negativ ist oder „Weniger als null"
Wir stellen die Frage beiseite, ob der Gebrauch [Costello 1977], erhalten wir das Ergebnis, daß Lie-
einer Formel Dylan hier zum Formalisten macht, be unendlich negativ ist. Dies ist vielleicht genü-
und setzen den Ausdruck gleich X, was vorläufig gend Negativität, die trägt, wenn die eigene
unbestimmt bleibt, und erhalten für Liebe: Schwerkraft einen im Stich läßt [Dylan 1965d], und
zieht den Leser wahrscheinlich runter. Wir können
141
(Keine Grenze) negativ sein lassen, und in diesem len, daß wir hier nicht die Unendlichkeit auf den
Fall wollen wir wohl entweder X und (Keine Gren- Prüfstand stellen [Dylan 1966]. Liebe ist schließlich
ze) zugleich positiv oder zugleich negativ anneh nur ein Wort [Dylan 1967b, Simmel 1973].
men.
Allerdings ist außer dem Zeichen X [Dylan LITERATUR
1967a] nichts daran näher bestimmt. Wenn X kom- Anderson, L. 1982. Let X = X. Big Science, Burbank (Warner
plex ist, dann hat es einen Realteil, der sich wie Brothers),.
Costello, E. 1977. Less Than Zero. My Aim Is True, 2. Aufl.
oben verhält, und einen Imaginärteil, in welchem New York (Columbia).
Fall (Keine Grenze) mal X ebenfalls komplex ist, Dylan, B. 1965a. (Love - 0)/No Limit. Subterranean Home
was Liebe sowohl komplex als auch teilweise imagi- sick Blues, New York (Columbia).
Dylan, B. 1965b. Love - O/No Limit. Subterranean Homesick
när macht [Whitfield-Strong 196?]. Dylan selbst ist Blues, Coverrückseite, New York (Columbia).
diesem Gedanken in späteren Untersuchungen Dylan, B. 1965c. Rundfunkinterview.
[1975a, 1975b] gründlich nachgegangen, mit um- Dylan, B. 1965d. Just Like Tom Thumb's Blues. Highway 61
Revistted, New York (Columbia).
fangreichen Revisionen [1984, 1974/1993, ver- Dylan, B. 1965e. Plattenhüllennotiz. Highway 61 Revisited,
schiedene öffentliche Präsentationen seit 1975]. New York (Columbia).
Auf alle Fälle können wir definitiv schließen Dylan, B. 1965f. Tombstone Blues. Highway 61 Revisited,
[Anderson 1982], daß: New York (Columbia).
Dylan, B, 1966. Visions oi'Johanna. Blonde on Blonde, New
X=X (4) York (Columbia).
Dylan, B. 1967a. Sign on the Cross. Writings and Drawings,
Wir fassen daher mit folgenden Beobachtungen New York (Random House).
Dylan, B. 1967b. Love Is Just A Four-Letter-Word. Writings
zusammen: and Drawings, New York {Random House).
1. Liebe ist unendlich, wenn X endlich ist. Dylan, B. 1974/1993. Tangled Up In Blue. The Bootleg Series,
2. Liebe ist nicht definiert, wenn X null ist. Vol. 2, New York (Columbia).
Dylan, B. 1975a. Simple Twist of Fate. Blood On the Tracks,
3. Liebe ist unendlich negativ, wenn X negativ ist. New York (Columbia).
4. Liebe ist imaginär, wenn X imaginär ist. Dylan, B. 1975b Tangled Up In Blue. Blood On the Tracks,
New York (Columbia).
Dylan, B. 1984. Tangled Up In Blue. Real Live, New York (Co
Fraktale Liebe ist problematisch lumbia).
Mottram, E. 1965. William Burroughs: The Algebra ofNeed.
Es bleiben einige Fragen dahingehend, ob es ange- Simmel, J. M. 1973. Liebe ist nur ein Wort, München (Droe-
messen ist, fraktale Mathematik zu benutzen, um mer Knaur).
Whitfield-Strong 196? „Just My Imagination", wie bespro-
diese Probleme zu lösen, z. B. „Ich akzeptiere chen von R. Stones, 1978, Some Girls, New York (Atlan-
Chaos. Ich bin aber nicht sicher, ob es mich akzep tic).
tiert" [Dylan 1965e], Doch wir sollten auch klarstel
Das Paradigmenparadox
von Bill Schweber
Analog Devices, Norwood, Massachusetts
Dieser Artikel erschien in AIR 1:2 (Januar/Februar 1995).
LITERATUR
1. Thomas S. Kuhn Die Struktur wissenschaftlicher Revolu-
tionen. Frankfurt (Suhrkamp), 1967.
Das Star-Modell der
alljährlichen Badeanzug-
Ausgabe
Die AIR-Redsktion reist kreuz und quer über den Globus, stets auf der Suche
nach den Schönheiten der Natur. Hier sehen Sie eine ihrer Entdeckungen.
Text von Lelivoldt Bruno, yl//?-Redaktion
Dieser Beitrag erschien in AIR 2:2 (März/April 1996). Aufmerksame Leser werden das schriftliche Werk un-
seres Modells an anderer Stelle in diesem Buch finden.
• Hat der/die Wissenschaftler/in recht? Und was bedeutet überhaupt „recht haben"?
• Fällt Ihnen wenigstens eine alternative Erklärung ein, die genauso gut oder besser funktio-
niert?
• Prüfte das angewandte Verfahren wirklich, wirklich und wahrhaftig, unzweifelhaft, ganz und
gar das, was der Autor glaubte zu prüfen?
• Ist der Forscher ohne Rücksicht auf sich selbst durch und durch ehrlich, was die Erklärungs-
kraft seiner Vorstellungen betrifft, oder könnte er Wunschdenken zum Opfer gefallen sein?
Junge Leute sind von Natur aus gute Forscher. Sorgen Sie dafür,
daß sie es bleiben.
Tote im Unterricht
von Stephen Rushen
Penn-State-Universität, State-College, Pennsylvania
Dieser Artikel erschien in AIR 1:2 (März/April 1995).
Der Frage, wann eine Person aufhört zu lernen, ist Teilnahme am Unterricht
beträchtliche Aufmerksamkeit gewidmet worden.
Viele vertreten die Ansicht, daß Menschen ihr Le- Im Durchschnitt schwänzten die toten Studenten
ben lang lernen, andere behaupten, daß das Ler- weniger oft als die lebendigen, insbesondere an
nen schon in frühem Alter abgeschlossen sei und warmen, sonnigen Tagen. Die toten Studenten fehl-
daß jegliches „Lernen" nach diesem Zeitpunkt ein- ten eigentich nie, kamen immer pünktlich und gin
fach in der Abwandlung bereits erworbenen Wis gen nie vorzeitig (sie blieben sogar oft länger und
sens für neue Situationen bestünde. Viele College- beklagten sich niemals, wenn ich überzog). Im Ge-
Lehrer glauben, daß das Lernen bei den meisten gensatz dazu fehlten ihre lebendigen Kommilitonen
Menschen irgendwann vor dem Eintritt ins College weitaus öfter, kamen häufig zu spät und gingen zu
aufhört, was die zweite Ansicht weiter erhärtet. weilen früher.
Zum Zwecke meiner Untersuchung schlug ich
mich auf die Seite der ersten Ansicht und nahm zu Verhalten
einem frühmorgens stattfindenden Erstsemesterse
minar in Volkswirtschaftslehre mit dreißig lebendi- Im Durchschnitt störten die toten Studenten weni
gen Teilnehmern noch fünfzehn tote Studenten ger als die lebendigen. Tote Studenten unterbre-
hinzu. Dann beobachtete ich die Auswirkungen chen den Dozenten seltener, benehmen sich selte-
dieser Maßnahme. Nach einem vollen Semester ge ner respektlos, machen weniger Lärm und stellen
wissenhafter Forschungsarbeit schälten sich die weniger irrelevante Fragen als ihre lebendigen
folgenden Beobachtungen als festhaltenswert her Kommilitonen.
aus. (Tabelle 1 führt die RIP-Koeffizienten1 auf.)
Mitarbeit
Es gab keinen erkennbaren Unterschied zwischen
Tabelle 1: Maß der „Relativen Individuellen Partizipation" den Leistungen der lebendigen und der toten Stu-
denten bei Gruppendiskussionen, Beantwortung
von Fragen des Dozenten oder Problemlösungen an
der Tafel.
Prüfungsleistung
Dies war offenbar der Schwachpunkt der toten Stu
denten. Im Durchschnitt lagen ihre Werte 30 bis 40
Punkte unter dem Klassendurchschnitt. Dies wirkte
sich gravierend auf die Notenverteilung aus, da es
die Noten aller lebendigen Studenten auf B+ oder
besser anhob.
149
Die Aufmerksamkeit von Studenten zu wecken und stet, drehen Sie sich um und fassen die Studenten
wachzuhalten, insbesondere wenn das Semester scharf ins Auge. Nun stecken Sie sich, während Sie
weiter fortgeschritten ist, stellt stets ein Problem ihnen bedeutungsschwer und konzentriert ins Ge-
dar. Ich unterbreite meinen Kollegen hiermit die sicht schauen, das Stück Zuckerstange in den Mund
folgende Methode, mit der ich mir schon im ersten und zerbeißen es. Je lauter, desto besser.
Augenblick des Unterrichts die volle Aufmerksam In den nächsten paar Minuten dämmert es dem
keit sichere und zu jeder beliebigen Zeit des Jahres Auditorium, daß Sie gerade die Kreide gegessen
wiedergewinne. haben. Während sich die Erkenntnis auf den Ge-
Kaufen Sie sich eine Zuckerstange, auf dem sichtern abzumalen beginnt, können Sie feststellen,
Jahrmarkt oder im Supermarkt vor den Kassen, wo wie schnell von Begriff die einzelnen Studenten in
die Ständer mit der Quengelware stehen. Die Stan dieser Truppe sind. Sie können die Grimassen aber
ge muß rein weiß sein, sie darf nicht farbig sein auch nur zu Ihrem eigenen Vergnügen beobachten.
und keine Streifen haben. Am ersten Unterrichts- Im weiteren Verlauf des Semesters können Sie,
tag brechen Sie ein Stückchen ab, wickeln das Zel- wenn die Aufmerksamkeit abflaut, ab und zu mit
lophan ab und betreten den Raum, wobei Sie dieses ten im Satz innehalten, zur Tafel schreiten, sich ein
Stück in ihrer Hand verborgen halten. Gehen Sie Stück Kreide schnappen und es mehrere Sekunden
schnurstracks zur Tafel und nehmen Sie ein Stück lang genau betrachten. Die ungeteilte Aufmerk
Kreide in die Hand. Schreiben Sie damit Ihren Na- samkeit aller Studenten ist Ihnen dann wieder si-
men an die Tafel und tauschen Sie danach die Krei- cher.
de heimlich gegen das Zuckerwerk aus. So gerü
Die Annals ofScientific
Education
von Prof. Rebecca German
Biologische Fakultät, Universität Cincinnati, Cincinnati, Ohio
Vorbemerkung: Diese quasi-regelmäßige Kolumne in der Internet-Ausgabe von AIR bietet ein Forum für all
die Schnurren und Schrullen, die so kennzeichnend für das Geistesleben sind und die gerade Bildungsfach-
leuten (früher als Lehrer bezeichnet) so häufig widerfahren.
„Plagiate sind unmöglich" sich heraus, daß eine der Studentinnen den Aufsatz
verfaßt und ihn an die andere weitergereicht hatte.
An einer größeren Universität (gibt es eigentlich Die Studentin, die zugab, vom Aufsatz ihrer Freun
andere?) sollten Studenten als Hausaufgabe einen din abgeschrieben zu haben, äußerte die Überzeu
Aufsatz schreiben, der als Übung in „kritischem gung, nichts Verwerfliches getan zu haben. Sie er-
Denken" gedacht war. Leider reichten mehrere klärte dem Ausschuß, sie habe sich trotz der identi
Studenten Texte ein, in denen sich Unredlichkeit in schen Sätze in beiden Aufsätzen das Original
der Frage des geistigen Eigentums in unterschiedli- lediglich „angeschaut". Da sich der Ausschuß wei
chen Ausprägungen niederschlug. Das reichte von gerte, ihr diese Geschichte so einfach abzunehmen,
identischen Aufsätzen (bis auf die Namen der Ver- stand sie schließlich empört auf und sagte: „Ich bin
fasser) bis zu solchen, in denen dieselben Sätze, nur zwei Personen Rechenschaft schuldig: mir
nur umgestellt, verwendet worden waren. Zwei selbst und meinem Gott, und wir beide wissen, daß
Studentinnen, die bemerkenswert ähnliche Arbei- ich recht habe." Da murmelte einer der Professo-
ten abgaben, reichten Beschwerde gegen die Pro ren hinter vorgehaltener Hand: „Ein Jammer, daß
fessoren ein, die ihnen Betrug vorwarfen. Bei einer jetzt nur eine der beiden hier anwesend ist, um
Anhörung vor dem Schlichtungsausschuß schälte auszusagen."
Jugend forscht:
Ein Fruchtgummiwurm auf dem
Bürgersteig
von Kate Eppers, zwölf Jahre
Marblehaed Public Charter School, Marblehead, Massachusetts
Jesse Eppers, zehn Jahre
Horace Man School, Salem, Massachusetts
Dieser Artikel erschien in AIR 2:4 (Juli/August 1996).
Methode
Auf einem Ausflug nach North Conway in New
Hampshire kauften wir eine Tüte Gummiwürmer
„extra fruchtig". Wir setzten uns auf eine Bank und
warfen einen Wurm mitten auf den Bürgersteig. Abbildung 1: Ein Fruchtgummiwurm auf dem Bürgersteig.
Wir guckten dabei unbeteiligt und taten so, als hät-
ten wir keine Ahnung, woher der Gummiwurm
kam.
Schlußfolgerung
Ergebnisse Am Ende unseres Experiments kamen wir zu der
Erwachsene und Kinder gingen vorüber und traten Schlußfolgerung, daß drei von fünf Menschen auf
gelegentlich auf den Wurm. Manche Leute sahen einen Gummiwurm, der auf den Bürgersteig ge
ihn und schauten ihn verwundert an. Ein Junge im worfen wird, zufällig drauftreten.
Rollstuhl fuhr mitten über ihn weg, ohne ihn zu se-
hen. Wir versuchten, nicht zu lachen. Drei junge
Mädchen gingen an ihm vorbei. Das mittlere starrte
nach unten, als sie vorüberging. Sie machte „huch"
und sprang darüber. Dann lachte sie und sagte:
„He, ich hab' gedacht, der wäre echt."
Die Virtuelle Akademie:
Das Jahr 1 - ein Bericht
von Anne Pamsum Hufnagle-Chang
Viktor Asa Gupta-Duffy
Abteilung für kognitive Verwaltung, Milhouse College, Whittier, Kalifornien
Dieser Artikel erschien 1993.
deutet weil) ich nie eine andere Stelle kriegen wer Schulman, E., 1996, Publications ofthe Astronomical Soci
de, wenn ich nicht bald mehr Aufsätze veröffentli- ety ofthe Pacific, 108, 460.
Schulman, E., Bregman, J. N., Collura, A., Reale, F. und Pe
che. Diese Betrachtungen fügten sich ein in die res, C, 1993a,AstrophysicalJournal, 418, L67.
Theorie, daß es schwierig ist, gute wissenschaftli- Schulman, E., Bregman, J. N., Collura, A., Reale, F. und Pe
che Forschung zu betreiben, gute wissenschaftliche res, G., 1994, Astrophysical Journal, 426, L55.
Schulman, E. und Bregman, J. N., 1992, Bulletin ofthe Ame-
Artikel zu schreiben und genügend Publikationen rican Astronomical Society, 24,1202.
vorweisen zu können, um eine gute Stelle zu be- Schulman, E. und Bregman, J. N., 1994, in: Schegel, E. und
kommen. Petre, R. (Hrsg.). The Soft X-Ray Cosmos, New York
(American Institute of Physics) 345.
Schulman, E. und Bregman, J. N., 1995, Astrophysical Jour-
LITERATUR na/, 441,568.
Blakeslee, J., Tonry, J., Williams, G. V. und Schulman, E., Schulman, E., Bregman, J. N., Brinks, H. und Roberts, M. S.,
1993, 2. Aug., Minor Planet Circular. 22357. 1993b, Bulletin of the American Astronomical Society,
Bregman, J. N., Schulman, E. undTomisaka, K., 1995, Astro 25,1324.
physicalJournal, 439, 155. Schulman, E., Bregman, J. N. und Roberts, M. S-, 1994,
Collura, A., Reale, F., Schulman, E. und Bregman, J.N., Astrophysical Journal, 423,180.
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Schulman, E., 1994, Bulletin ofthe American Astronomical Taylor, G. B., Morris, M. und Schulman, E., 1993, Astronomi-
Society, 26, 1411. cal Journal, 106,1978.
Schulman, E., 1995, Dissertation, Universität von Michigan.
Die wissenschaftliche
Gemeinschaft von innen -
Klatsch und Tratsch
zusammengestellt aus verschiedenen AIR-Ausgaben
von Stephen Drew, Aff?-Redaktion
Enthält 100% Tratsch aus Konzentrat
Erbsenzähler
„Ergänzende Untersuchungen zur Flatometrie" 1
Bezug auf diesen Artikel nehmen auch Moi, H. und Kleist.
[Further studies in flatometry] von D. Fan, J. Tom E. in ihrem hier abgedruckten Beitrag: „Übertragung von
lin und C. L. A. Leakey, Arbeitsunterlage für eine Gonorrhoe durch eine aufblasbare Puppe."