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Thema 2: Das Fremde und das Eigene

Aufgabe 2

Asyl

Schreiben Sie eine Zusammenfassung.

Situation: Sie befassen sich im Unterricht mit verschiedenen Arten von Migration
und erhalten die Aufgabe, einen Text zum Thema Asyl für Ihre Mitschüler/innen bzw.
Kurskolleginnen und -kollegen zusammenzufassen.

Lesen Sie den Artikel Menschenrecht Asyl von Hendrik Cremer aus der Zeitschrift Aus Politik und
Zeitgeschichte 10 – 11/2016 (Textbeilage 1).

Schreiben Sie nun die Zusammenfassung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge:

■ Beschreiben Sie die Entwicklung des Asylrechts.


■ Geben Sie wesentliche Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention wieder.

Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen.

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Aufgabe 2 / Textbeilage 1

Menschenrecht Asyl

Von Hendrik Cremer Der erste Beleg für den Schutz Rahmen internationaler Abkom-
von Menschen, die aus ihrem men einzugehen.
[...] Heimatland in ein anderes Land
geflohen sind, stammt aus dem Jene Abkommen, die dennoch
Blick zurück 14. Jahrhundert vor Christus. In zustande kamen, waren zudem
Das Asylrecht ist eine der ältes- dem Vertrag zwischen dem König stets so konstruiert, dass sie sich
ten Institutionen der Menschheit. der Hethiter und dem Fürsten im Wesentlichen auf einzelne
Der Begriff „Asyl“ stammt aus von Wiluscha heißt es: „Wenn ein Flüchtlingsgruppen beschränk-
dem Griechischen und bezeich- Flüchtling aus deinem Land Hatti ten, die sich aufgrund bestimmter
nete im Altertum einen unan- kommt, so gibt man ihn dir nicht Ereignisse wie etwa der Verfol-
tastbaren Zufluchtsort unter der zurück; aus dem Land Hatti einen gung der Armenier in der Türkei,
Herrschaft der Götter, an dem jede Flüchtling zurückzugeben ist der Oktoberrevolution in Russ-
menschliche Herrschaft endete nicht rechtens.“ Beim Asylrecht land oder der Machtergreifung
und damit auch das Recht der im völkerrechtlichen Sinne ging der Faschisten in Italien außer-
politischen Machthaber, einen es bis in das 20. Jahrhundert nicht halb ihres Heimatstaates aufhiel-
Menschen mit Zwang festzuneh- um die Rechte von Flüchtlingen. ten und auf Schutz in einem ande-
men. Das galt für jeden, der dort Im Vordergrund stand vielmehr ren Staat angewiesen waren. Die
Zuflucht suchte, also auch für das Recht eines Staates, Zuflucht Flüchtlingsdefinitionen in den
Straftäter. suchenden Menschen Sicherheit meisten völkerrechtlichen Ver-
zu bieten und gegebenenfalls ein einbarungen dieser Zeit dienten
In allen großen Religionen gibt Auslieferungsersuchen des Ver- in erster Linie der Bestimmung
es ähnliche Konzepte für die folgerstaates abzulehnen. Seit der des Mandats einer internationa-
Gewährung von Zuflucht für Aufklärung und der Französischen len Organisation, der die Aufgabe
Menschen in Not. So entwickelte Revolution entwickelte sich dieses übertragen wurde, sich um die
etwa die christliche Kirche aus Recht der Staaten zu einer Insti- jeweiligen Flüchtlingsgruppen zu
dem Gebot der caritas (Nächs- tution des Schutzes für politisch kümmern, wie etwa dem Hohen
tenliebe) und misericordia (Barm- Verfolgte vor Auslieferung. Flüchtlingskommissar des 1920
herzigkeit) für sich das Recht, gegründeten Völkerbundes.
Menschen Asyl zu geben. Zwar In der Zeit zwischen den bei-
hat dieses Recht, an dem sich die den Weltkriegen, als Millionen Grundlagen des Asylrechts
Staaten im Laufe der Geschichte Menschen auf der Flucht waren, Die Grundlagen für das interna-
immer wieder gestoßen haben, wurde der Schutz von Flüchtlin- tionale und europäische Flücht-
einen deutlichen Bedeutungsver- gen zunehmend zum Gegenstand lingsrecht, das individuelle, durch-
lust erfahren. Gleichwohl gibt es völkerrechtlicher Vereinbarun- setzbare Rechtspositionen zum
nach wie vor Kirchengemeinden, gen und Aufgabenfeld internati- Gegenstand hat, wurden erst nach
die Schutz suchenden Menschen onaler Organisationen. Gleich- dem Zweiten Weltkrieg geschaf-
Asyl gewähren, etwa um sie vor wohl blieben die dahingehenden fen. Die Weltgemeinschaft ant-
dem Zugriff der Behörden für die völkerrechtlichen Verpflichtun- wortete auf die Verfolgung von
Abschiebung in einen anderen gen der Staaten rudimentär: Nur Millionen von Menschen wäh-
Staat zu schützen. wenige Staaten waren bereit, ent- rend des Nationalsozialismus und
sprechende Verpflichtungen im das Leid der Flüchtlinge: Am

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10. Dezember 1948 verabschie- rechtlichen Schutz zu gewähren. dieses Landes nicht in Anspruch
dete die Generalversammlung der Sein Mandat erstreckt sich auch nehmen kann oder wegen dieser
Vereinten Nationen die Allge- auf sogenannte Binnenflücht- Befürchtungen nicht in Anspruch
meine Erklärung der Menschen- linge, also Menschen, die etwa nehmen will; oder die sich als
rechte, in deren Artikel 14 auch aufgrund eines Bürgerkrieges aus staatenlose außerhalb des Lan-
das Recht auf Asyl aufgeführt ist: ihrem Heimatort fliehen, ohne des befindet, in welchem sie ihren
„Jeder hat das Recht, in anderen dabei ihr Land zu verlassen. gewöhnlichen Aufenthalt hatte,
Ländern vor Verfolgung Asyl zu und nicht dorthin zurückkehren
suchen und zu genießen.“ Wenig später, im Juli 1951, wurde kann oder wegen der erwähn-
das „Abkommen über die Rechts- ten Befürchtungen nicht dorthin
In der Folge entwickelte sich die stellung der Flüchtlinge“ verab- zurückkehren will.
Gewährleistung der Menschen- schiedet, das gewöhnlich als
rechte und damit der Schutz jedes Genfer Flüchtlingskonvention be- Die zentrale Bestimmung der
einzelnen Individuums durch völ- zeichnet wird und heute die Genfer Flüchtlingskonvention ist
kerrechtliche Verpflichtungen der Grundlage des internationalen das in Artikel 33 verankerte
Staaten zu einem der zentralen Flüchtlingsrechts bildet. Die Gen- Gebot der Nicht-Zurückweisung
Aspekte des modernen Völker- fer Flüchtlingskonvention ver- (Refoulement-Verbot). Es ver-
rechts. Sowohl auf internationa- pflichtet die Vertragsstaaten, pflichtet die Staaten, niemanden
ler als auch auf regionaler Ebene Flüchtlingen im Sinne der Kon- an ihrer Grenze zurückzuweisen
wurden zahlreiche Menschen- vention ein Aufenthaltsrecht und oder abzuschieben, der daraufhin
rechtsverträge geschaffen, die dar- weitere Rechte zu gewähren. Galt gezwungen wäre, sich in einem
auf abzielen, jeden Menschen im die Konvention zunächst nur Staat aufzuhalten, in dem er wie-
Hoheitsbereich der Vertragspar- für Personen, die aufgrund von derum aus rassistischen Gründen,
teien zu schützen, und individuelle, Ereignissen in Europa vor 1951 aufgrund seiner Religion, seiner
durchsetzbare Rechte garantieren, zu Flüchtlingen geworden waren, Nationalität, seiner Zugehörig-
wie beispielsweise die Europä- wurde durch das Protokoll über keit zu einer bestimmten sozia-
ische Menschenrechtskonvention die Rechtsstellung der Flüchtlinge len Gruppe oder aufgrund sei-
von 1950. von 1967 die geografische und ner politischen Einstellung von
zeitliche Beschränkung der Gen- Verfolgung bedroht ist. Eine
Die hohe Anzahl von Flücht- fer Flüchtlingskonvention aufge- Zurückweisung oder Abschie-
lingen in Europa infolge von hoben. 146 Staaten sind dem Pro- bung in einen anderen Staat ver-
Flucht, Vertreibung und Zwangs- tokoll bis heute beigetreten. stößt auch dann gegen Artikel 33,
arbeit über das Ende des Zwei- wenn nicht gewährleistet ist, dass
ten Weltkrieges hinaus führte Ein Flüchtling im Sinne der Gen- die Schutzsuchenden von dort aus
im Dezember 1950 zur Einset- fer Flüchtlingskonvention ist laut nicht weiter in den Verfolgerstaat
zung des Hohen Flüchtlingskom- deren Artikel 1 und dem besagten abgeschoben werden („Kettenab-
missars der Vereinten Nationen Protokoll eine Person, die sich aus schiebung“).
(UNHCR) durch die UN-Gene- der begründeten Furcht vor Ver-
ralversammlung. Zu seinen Auf- folgung aus rassistischen Gründen Bis heute wird der Charakter des
gaben gehört es, die internationale oder wegen ihrer Religion, Nati- Rechts auf Asyl als individuelles
Flüchtlingshilfe zu koordinieren, onalität, Zugehörigkeit zu einer Recht infrage gestellt. Die Tat-
gegebenenfalls auch selbst materi- bestimmten sozialen Gruppe oder sache, dass es bereits 1948 in die
elle Hilfe für Flüchtlinge zu orga- ihrer politischen Überzeugung Allgemeine Erklärung der Men-
nisieren und ihnen in Absprache außerhalb desjenigen Landes schenrechte aufgenommen wurde,
mit den Zufluchtsländern durch befindet, dessen Staatsangehörig- sowie deren Wortlaut in Arti-
das Ausstellen von Schutzbriefen keit sie besitzt, und den Schutz kel 14 sprechen jedoch für ein

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solches Verständnis. Bei der Gen- die individuelle, durchsetzbare Garantien; es steht vielmehr mit
fer Flüchtlingskonvention und Rechtspositionen zum Gegen- anderen Menschenrechten auf
dem dazugehörigen Protokoll stand haben. Daher unterschei- einer Stufe. […] n
handelt es sich zudem um verbind- det sich das Recht auf Asyl nicht
liche völkerrechtliche Verträge, von anderen menschenrechtlichen

Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte 10 – 11/2016, S. 40 – 44.

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