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ZEUGHAUS
V ERLAG
g lA N D R E A
ÜPRESS
Autor: Agustfn Säiz Martfnez
Layout:
lavier Huerta
Email: info@zinnfigur.com
Internet: www.zinnfigur.com
Printed in China
• Einführung .......................................................................7
• Stahlhelme ..................................................................... 15
• U n ifo rm .......................................................................... 27
• Gasmasken .....................................................................95
• Feldausrüstung..............................................................121
• Persönliche Ausrüstung.................................................201
• Verpflegung................................................................... 265
• Propaganda-Medien...................................................... 279
• M u s ik ............................................................................ 285
• Tabakwaren................................................................... 291
• Freizeit.......................................................................... 299
Vorwort
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln."
Carl von Clausewitz (1780 - 1831). begonnen hatte, endete sechs fahre später mit der Zerstörung und dem
Der berühmte preußische General und Militärtheoretiker zur Zeit der Verlust großer Teile der eigenen Heimat.
Befreiungskriege wurde später Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Letztlich ist das oben Geschriebene der eigentliche Beweggrund für
Berlin, an der er bis 1830 blieb. E r verfasste in dieser Zeit sein acht dieses Buch. Ich möchte Sie durch die große kleine Welt eines einzelnen
Bücher umfassendes Hauptwerk yom Kriege", das bis heute als eine der der Millionen von Infanteristen führen, die aus Pflichtgefühl oder aus
bedeutendsten Schriften zu diesem Thema gilt. Überzeugung in den wohl größten Flächenbrand der Weltgeschichte ver
Tatsächlich hat dieses einflussreichste europäische Werk über die strickt wurden.
Theorie der Strategie das militärische Denken in Deutschland entschei Sie erhalten in den verschiedenen Kapiteln die Gelegenheit in eine
dend mitbestimmt, bis hin zur Machtübernahme durch die erschütternde und aufregende Zeit einzutauchen und werden den militä
Nationalsozialisten. Es wurde auch im H erbst 1939 noch gelesen, als rischen Ausrüstungsgegenständen begegnen - und sie erläutert bekom
die Wehrmacht in Polen einfiel und Frankreich und Großbritannien men -, die den Soldatenalltag begleiteten. Sie lernen eine Welt kennen,
infolge des Beistandspaktes mit Polen dem Deutschen Reich den Krieg deren durchdachte Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung alte
erklärten. Traditionen eines Heeres widerspiegelten, welches sich von seinen
Seit 1933 war die deutsche Armee ständig angewachsen: von den Anfängen im 17. lahrhundert bis zum Ende von Hitlers Herrschaft im
ursprünglichen 100.000 Mann des Reichsheeres (und 15.000 Mann lahr 1945 beständig weiterentwickelt hatte.
der Reichsmarine), welche der Weimarer Republik nach dem Versailler Dieser faszinierende Abschnitt der deutschen Geschichte ist über die
Vertrag zugestanden wurden, bis auf eine Stärke von 280.000 Mann im Iahre von vielen namhaften Autoren behandelt worden, die sich haupt
lahr 1935 (vor der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht). Etwas sächlich mit den Feldzügen, der Taktik und Strategie, Gliederungen,
mehr als ein lahr nach dem Tod des Reichspräsidenten von Hindenburg Truppengeschichten, Abzeichen, Uniformen, Waffen usw. im Zweiten
am 1. August 1934 hatte Adolf Hitler, der am 30. Ianuar zum Weltkrieg befassten. Allerdings wage ich zu behaupten, dass sich unter
Reichskanzler ernannt worden war, das Heer bereits fast verdreifacht - dieser Flut an Büchern und Artikeln nur ganz wenige dem deutschen
unter dem Beifall der deutschen Bevölkerung und vor den Augen eines Soldaten selber genähert haben, also das Individuum in den Mittelpunkt
unschlüssigen Europas. gestellt haben, bis hin zu ganz privaten Details.
Clausewitz hätte sich nicht träumen lassen, welche Rolle seine Über Dieses Buch soll letztendlich ein übersichtliches und verlässliches
legungen etwas mehr als 100 fahre später noch spielen würden, dass das Referenzwerk für jene Sammler und Geschichtsinteressierte sein, die
„Mittel", welches bereits die Reichsgründung mitbewirkt hatte, auch im etwas mehr über all die Gegenstände und Utensilien erfahren möchten,
Zweiten Weltkrieg wieder die Hauptlast tragen würde - die Rede ist mit denen der einfache Soldat des deutschen Heeres im Dritten Reich in
natürlich vom Infanteristen selber, dem Protagonisten und roten Faden Berührung kam. W ir werden seine Welt betrachten und all die
in diesem Werk. Gerätschaften, die sich darin fanden, wobei unser besonderes Augenmerk
Nur wenige Deutsche ahnten, welcher Albtraum mit jenem 1. natürlich der dienstlich gelieferten Bekleidung und Ausrüstung gilt.
September 1939 seinen Anfang genommen hatte und auf welche Weise Diese Stücke waren speziell entwickelt und hergestellt worden, um die
er über 78 Millionen ihrer Landsleute während der nächsten gut sechs Einsatzfähigkeit des Soldaten zu garantieren, mit allem, was dazu gehör-
Jahre heimsuchen würde - von den Menschen in anderen Ländern ganz te: Kämpfen, Essen, Waschen, Wundversorgung oderauch nurTriviales
zu schweigen. wie Unterhaltung.
Den 58 leichten, motorisierten, Panzer- und Infanteriedivisionen der Um diesen Ausflug in eine gewalttätige Epoche für uns Menschen
deutschen Wehrmacht gelang es, in gerade einmal 18 Tagen die 39 von heute etwas zu erleichtern, werden wir an der Seite eines tatsächli
Infanteriedivisionen und 13 Brigaden der polnischen Seite zu schlagen. chen Mannes reisen - unseres Titelhelden gewissermaßen -, der stellver
Die Deutschen waren nicht nur personell und materiell überlegen son tretend für die Millionen von Soldaten der Wehrmacht stehen soll.
dern auch in organisatorischer H insicht. Gerade letzteres und die als ln diesem Buch möchte ich möglichst viele alltägliche Gegenstände
„Blitzkrieg" bezeichnete Taktik, mit ihren schnellen und plötzlichen präsentieren, ohne sie jedoch umfassend zu dokumentieren, da ich mir
Vorstößen, würden auch im Westfeldzug 1940 viele militärische Erfolge bewusst bin, dass es genügend andere Publikationen gibt, die diese Lücke
zeitigen. Diese frühen, teils recht überraschenden Siege wurden von schließen können. Meine Herangehensweise ist vielmehr die, durch den
Goebbels' Propagandaministerium und dem O K W (Oberkommando Blick auf die diversen dienstlichen und privaten Besitztümer des
der Wehrmacht) nach allen Regeln der Kunst ausgeschlachtet und begei Frontsoldaten einen lebendigen, spannenden und anschaulichen
sterten viele junge Männer, die früher oder später ihren Dienst in den drei Einblick in dessen Alltag zu ermöglichen.
Wehrmachtsteilen - Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe - antreten wür Abschließend hoffe ich aufrichtig, dass meine Themen übergreifende
den. Sie wollten ein neues, gerechtes Europa schaffen, in dem das Vision, die ganz unterschiedliche Sammelbereiche umfasst, etwas dazu
Deutsche Reich natürlich eine vorherrschende Rolle einnehmen sollte. Die beitragen kann, das Leben eines einfachen deutschen Landsers in jener
entsprechende deutsche Politik, welche mit der Forderung nach einer bewegten Zeit begreiflich zu machen.
exterritorialen Verkehrsverbindung durch den polnischen Korridor Agustm Säiz
5
Anton Imgrund.
6
Einführung
Anton Imgrund kommt am 23. M ai 1906 in Hösbach zur Vorherrschaft. Das Königreich Bayern, in dem die\mgrunds leben,
Welt, einem kleinen unterfränkischen Städtchen, ganz in der Nähe ist der zweitgrößte Staat des Deutschen Reiches, das wiederum mit
von Aschaffenburg und etwa 70 km von Würzburg entfernt. Anton seiner Reichsgründung 1871 als eines der letzten europäischen
und seine ältere Schwester Helga wachsen in einer ziemlich typi Länder zur nationalen Einheit fand.
schen Arbeiterfamilie jener Zeit auf. Ihr Vater ist Facharbeiter in Anton ist gerade mal acht fahre alt, als am 28. I uni 1914 der
einer Ziegelfabrik, während sich die Mutter um die Kinder und den österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand
Haushalt kümmert. von Österreich-Este und seine Frau in Sarajewo bei einem Attentat
Sie leben zusammen in einem kleinen Häuschen am Rande der ums Leben kommen, ermordet von einem serbischen Nationalisten.
Stadt, weit gehend unberührt von den Errungenschaften der so Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt wirklich ermessen, zu welcher
genannten „Belle tpoque", die sich damals in ganz Europa ereig internationalen Tragödie diese beiden Schüsse führen sollten - tat
net - eine Epoche, die eine beachtliche kulturelle Entwicklung sächlich bildeten sie jedoch den Beginn des Ersten Weltkrieges.
bewirkt. Allerdings ist dieses lebensvolle Dasein im Großen und Kurz nach diesen turbulenten Ereignissen meldet sich ein jun
Ganzen auf die bemittelte und wachsende Mittelschicht beschränkt, ger Österreicher als Kriegsfreiwilliger beim Königlich Bayerischen
die in den Jahren vordem Krieg dank der industriellen Entwicklung Reserve-Xnfanterie-Regiment Nr. 18 (später nach seinem ersten
immer stärker wird. Die Arbeitskämpfe und sozialen Unruhen, die Kommandeur auch Regiment „ L ist" genannt) - es ist der erfolglo
noch nicht so lange zurückliegen, sind bereits vergessen und man se Kunstmaler Adolf Hitler, der sich auf diese Weise der
konzentriert sich lieber auf den Wohlstandserwerb, der nicht allzu Wehrpflicht in dem von ihm abgelehnten Vielvölkerstaat Öster
lange währen sollte. reich-Ungarn entziehen will. M it 25 fahren wird er verwundet,
Das Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Völkern und zum Gefreiten befördert und zudem mit dem begehrten Eisernen
Volksgruppen, die in Europa bei- und nebeneinander leben, ist seit Kreuz 1. K lasse ausgezeichnet. Seine militärische Karriere sollte
jeher recht fragil, und die europäische Geschichte ist geprägt von nicht viel weiter gehen, doch würde man noch einmal von ihm
dem beständigen Ringen der einzelnen Länder um die hören ...
Anton als Kind (mit Laute) im Kreis seiner Familie bei einem typischen Sonntagsausflug.
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Einführung
Ein Teil von Antons Kindheit spielt sich also vordem Hintergrund ]
des Weltkrieges ab, dessen Materialschlachten eine stetig steigende ^
Zahl von Verwandten und Nachbarn verschlingen.
Am 7. M ai 1915 wird der britische Passagierdampfer „R M S *«
Lusitania" vor der irischen Küste von dem deutschen U-Boot „U-20" i
unter Kapitänleutnant Walter Schwieger versenkt. Dabei ist es
erwähnenswert, dass der Dampfer - entgegen geltenden Seerechts - j
Kriegsmunition an Bord hatte. Da sich unter den Opfern auch US- |
Staatsbürger befinden, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen [
Deutschland und den U SA . Allerdings haben die neutralen U S A |
schon zuvor den Mächten der Entente (alliiertes Militärbündnis) J
Wirtschaftshilfe geleistet und Kriegsmaterial geliefert. Nach seiner '1
Wiederwahl betreibt U S-Präsident W oodrow Wilson verstärkt den |
Eintritt der U S A in den Krieg und im April des Iahres 1917 wird {
schließlich dem Deutschen Reich der Krieg erklärt. Kaum zwei Monate <
später landet das U S - E xpeditionskorps in Europa - gerade rechtzei- i
tig, denn im M ai dieses Jahres kommt es zu zahlreichen Meutereien ^
unter den französischen Truppen an der Westfront, die es satt haben ,
von ihren Vorgesetzten in den Materialschlachten sinnlos verheizt zu 1
werden.
Als Facharbeiter ist Antons Vater nicht zum bayerischen Heer (
eingezogen worden, doch auch er ist kriegsmüde. Die Entbehrungen ’v
in der Heimat und all das Erlebte und Gehörte haben bei ihm das i
politische Interesse geweckt und mittlerweile befürwortet er umfassen- ’
de soziale Änderungen und radikalsozialistische Ideen. Für ihn und (■
etliche seiner Kollegen hat die russische Oktoberrevolution
Vorbildfunktion. Der 9. November 1918 ist für sie ein Freudentag, I
der Anfang vom Ende des Leidens für das deutsche Volk-, Der Kaiser I
hat abgedankt und ist in die Niederlande geflohen, während in Berlin ß
die Republik ausgerufen wird. Die neue provisorische Regierung
unterzeichnet zwei Tage später den Waffenstillstand und der Weltkrieg
ist zu Ende. Die Kirche von Hösbach kurz vor dem Kriegsausbruch.
Allerdings will der von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
geführte kommunistische „Spartakusbund" die neue Regierung stür
zen und ruft Anfang Januar 1919 zum Aufstand auf, der freilich von U rkatastrophe des 20. Jahrhunderts gelegt. Die von den
Regierungstruppen niedergeschlagen wird. Die beiden Anführer wer Siegermächten diktierten Vertragsbedingungen sehen unter anderem
den ermordet. die Anerkennung der Kriegsschuld durch die deutsche Seite vor und
Mit der Unterzeichnung des so genannten Friedensvertrages von damit verbundene Reparationszahlungen in vorerst nicht festgelegter
Versailles am 28. Juni 1919 wird der Erste Weltkrieg endlich auch Höhe. Zudem muss das Reich zahlreiche Gebiete abtreten, insgesamt
formell beendet - doch gleichzeitig wird damit ein Grundstein für die rund 13% seines Territoriums. Dieser Vertrag sollte sich für die noch
junge Weimarer Republik in sozialer, politischer und wirtschaftlicher
Hinsicht als äußerst schwere Bürde erweisen. (Im Januar 1921 lassen
die Alliierten endlich ihre finanziellen Forderungen an Deutschland
verlauten: 226 Milliarden Goldmark, zahlbar in 42 Jahresraten.)
Bei den ersten Reichstagswahlen im Juni 1920 müssen die
Parteien der Weimarer Koalition, allen voran die Sozialdemokraten,
schwere Verluste hinnehmen. Radikalere Parteien von rechts und links
gewinnen immer mehr an Bedeutung, zwar noch nicht im Parlament,
dafür auf den Straßen umso mehr. Das sind vor allem die
Kommunistische Partei Deutschlands (K P D ) und die neu gegründete
N S D A P (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei). Letztere
verfügt in der S A (Sturmabteilung) über eine paramilitärische
Kampforganisation, die auch zur Einschüchterung der politischen
Gegner eingesetzt werden kann. Die S A zieht viele ehemalige
Weltkriegssoldaten, Freikorpsleute und desillusionierte Männer an,
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Der Infanterist des deutschen Heeres
welche die Republik ablehnen, die ihrer Meinung nach all das Übel
zu verantworten hat, mit dem das deutsche Volk zu kämpfen hat.
Unser Protagonist ist mittlerweile 14 Jahre alt. Zu Hause ist das
Geld knapp und für eine weiterführende Schule reicht es sowieso
nicht, und so fängt Anton nach der Volksschule als Lehrling in einer
kleinen örtlichen Wurstfabrik an. Sein Chef, der zu den
Honoratioren in Hösbach gehört, liest den Völkischen Beobachter,
das neu-gegründete Parteiorgan der N SD A P, in dem Hitler und
Konsorten jede Woche ihre Sicht der Dinge verbreiten. Das national
sozialistische Parteiprogramm spricht viele Menschen an, die sich mit
dem erzwungenen und kostspieligen Frieden nicht abfinden wollen,
darunter auch viele orientierungslose jugendliche. Gerade sie lassen
sich leicht verführen von den extremistischen Parteien beider Seiten
mit ihren einfachen Parolen und Lösungen, die in der harten Realität
des Nachkriegsdeutschlands auf fruchtbaren Boden fallen. daraufzu massiven Wirtschafts- und Ernährungsproblemen sowie einer
Zu dieser Realität zählen die Reparationslieferungen. Als rasenden Inflation : Im jahr 1914 kostete 1 $ etwas weniger als 5 Mark,
Deutschland Ende 1922 damit in Verzug gerät, besetzen belgische Mitte November 1923 hingegen 4,2 Billionen Papiermark! Nicht nur
und französische Truppen das Ruhrgebiet, das Zentrum der deut die ländliche Bevölkerung und die Arbeiter werden in die Armut getrie
schen Schwerindustrie, vorgeblich als Faustpfand für die ausstehen ben, auch die städtische Mittelschicht bleibt davon nicht verschont. Erst
den Lieferungen, tatsächlich aber, um den Versailler Vertrag zu mit der Einführung der neuen Reichsmark im August 1924 gelingt es
Gunsten Frankreichs zu revidieren und die deutsche Westgrenze nach die Hyperinflation zu stoppen.
Osten zu verschieben. Im November 1923 kommt es unterdessen zum so genannten
Die Ruhrbesetzung zieht Streiks, die wirtschaftliche Absperrung Hitler-Ludendorff-Putsch (der allerdings reichlich dilettantisch vonstat
des Ruhrgebiets und Produktionsausfälle nach sich und führt bald ten geht), bei dem Hitler im Münchener Bürgerbräukeller die „nationa
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Einführung
Treudienst-Ehrenzeichen für Beamte, Angestellte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes, hier die Stufe für 25 Jahre.
Es gab auch noch die Stufe in Gold für 40-jährige treue Dienste. Beide wurden an einem blauen Band getragen.
le Revolution" verkündet und die nationalen Kräfte zum „Marsch auf wird vor allem von US-amerikanischen Krediten gestützt, die jetzt
Berlin" aufruft, ganz nach dem Vorbild des von ihm bewunderten wegfallen. Wie Millionen anderer Deutscher verliert Antons Vater
Benito Mussolini. Der Putsch wird aber von der Landespolizei nach über 20 Dienstjahren seine Arbeit in der Ziegelfabrik und so
gewaltsam niedergeschlagen und Hitler kommt in Haft; die N S D A P müssen seine Schwester und seine Mutter das Land für eine örtliche
wird reichsweit verboten. Obwohl wegen Hochverrats ursprünglich zu Brauerei bestellen, die jedoch nur Hungerlöhne zahlt.
fünf Jahren Festungshaft verurteilt, kommt Hitler nach etwas über Angesichts der neuerlichen Krise stellt Anton seine Heiratspläne
einem lahr wieder frei: E r nutzt die Zeit, um die Arbeit an seinem erst einmal hintan. Die Familie versucht gemeinsam so gut über die
Buch „Mein Kam pf zu beginnen, in dem er die Grundzüge seiner Runden zu kommen, wie es eben geht. Massenarbeitslosigkeit,
weltanschaulichen Überzeugung und seines Programms darlegt. Hunger und Elend führen nicht nur bei Anton zu einem wieder
Mit den Verträgen von Locarno (v. a. mit Frankreich, Belgien) erstarkenden Interesse an dem, was die N S D A P zu sagen hat. Diese
und Berlin (mit der Sowjetunion) schafft es die Weimarer Republik, bekommt seit einiger Zeit richtig Zulauf (wie auch die KPD , die 1930
die bis dahin bestehende außenpolitische Isolierung zu durchbrechen, nach der N S D A P und der S P D die drittstärkste deutsche Partei ist),
und im H erbst 1926 wird Deutschland endlich auch in den denn in Anbetracht der erneuten wirtschaftliche Krise verlieren
Völkerbund aufgenommen. immer mehr Menschen das Vertrauen in die gemäßigten Parteien.
Anton ist mittlerweile auch für die Auslieferung der Würste Nach dem Scheitern der Großen Koalition im März 1930 gibt es
zuständig. Dank dieser verantwortungsvollen Position in der einen deutlichen Rechtsruck in der Politik. Die konservativen
Wurstfabrik verdient er ganz ordentlich Geld und kann zum ersten Politiker beschließen, alsbald das Ende der Republik herbeizuführen,
Mal in seinem Leben etwas hoffnungsvoller und freudiger in die mit Hilfe von Hitlers Partei. Doch ihre Rechnung, den N SD AP-
Zukunft blicken. Ermuntert von seinem Chef hat er zudem angefan Führer in einer konservativen Kabinettsmehrheit „einzurahmen" und
gen an Versammlungen der N S D A P teilzunehmen. Eigentlich ist er dadurch als Träger der Regierungsgewalt zu neutralisieren, geht
vor allem daran interessiert mit der neuen Zeit zu gehen, aber es ist nicht auf.
auch eine Gelegenheit sich gegenüber dem Vater abzugrenzen, dessen 1925 wurde der Held des Ersten Weltkrieges,
revolutionärer Eifer etwas abgekühlt ist und der es in der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, zum Reichspräsidenten
Zwischenzeit eher mit den Sozialdemokraten hält. Zusammen mit gewählt, und am 30. Januar 1933 beruft dieser Hitler zum
seiner Verlobten fährt Anton hin und wieder nach Frankfurt oder Reichskanzler. Der neue Kanzler zögert nicht lange-. Am nächsten
München, um Adolf Hitler sprechen zu hören, der nach seiner ver Tag wird der Reichstag aufgelöst, weitere vier Tage später tritt die
kürzten Haft die N S D A P neu gegründet hat. „Verordnung zum Schutz des Deutschen Volkes" in Kraft, mit der die
Die deutsche Kultur erlebt in den 20er fahren einen rasanten Presse- und die Versammlungsfreiheit beschränkt werden. Der
Aufschwung. Das von Walter Gropius gegründete Staatliche Reichstagsbrand liefert den Nazis einen Vorwand, die wesentlichen
Bauhaus Weim ar revolutioniert mit seinen funktionsbetonten Grundrechte auszusetzen und ihre politischen Gegner quasi-legal zu
Entwürfen industrielles Design und Architektur. Die Künste blühen verfolgen. Gleichzeitig werden die konservativen Kräfte und die
auf -iund bringen N amen hervor wie Schlemmer, Kandinsky, D ix, Großindustrie im Land umworben, natürlich auch die Reichswehr.
Lang, Ophüls, Brecht, Murnau, Mann, Remarque und viele ande Unmittelbar nach dem Tod von Hindenburg im Jahr 1934 ordnet die
re. Alles scheint möglich und die Menschen blicken wieder hoffnungs Reichswehrführung dann von sich aus die Vereidigung der
voll auf die Zukunft, nicht zuletzt dank technischer Neuerungen und Reichswehr auf die Person des „Führers und Reichskanzlers" an.
industriell gefertigter Konsumgüter. Doch dann bricht im Oktober Die NS-Führung ist sich durchaus bewusst, dass die Sicherung
1929 die N » Yorker Börse zusammen und markiert den Beginn der ihrer Macht entscheidend von der Reduzierung der Arbeitslosigkeit
Weltwirtschaftskrise, die Deutschland besonders schwer trifft. Denn und der wirtschaftlichen Stabilisierung Deutschlands abhängt.
die von Krieg und Reparationen geschwächte deutsche Wirtschaft Es gelingt den neuen Machthabern tatsächlich durch
10
Der Infanterist des deutschen Heeres
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Rüstungsprogramme die „Anschluss" Österreichs an das Dritte Reich, nachdem die
Arbeitslosenzahlen kontinuierlich zu verringern, was ihnen weit Wehrmacht einmarschiert ist und das Land faktisch annektiert wird.
gehende Zustimmung in der deutschen Bevölkerung einbringt. Die westlichen Demokratien halten bis auf diplomatische
Die Familie Imgrund kann die Aufbruchsstimmung allerdings Protestnoten still. Um einen drohenden Krieg zu verhindern, stim
nicht teilen, die sich in Reich ausbreitet: Antons Mutter stirbt an men Großbritannien und Frankreich Ende September 1938 im
einer Tuberkulose, die sie sich während der Hungerjahre bei der Münchner Abkommen auch den deutschen Forderungen nach
Arbeit auf dem Lande zugezogen hatte. Abtretung des Sudetenlandes zu, dem deutschsprachigen Gebiet in
Der erste militärische Einsatz der neuen Wehrmacht findet der damaligen Tschechoslowakei. Doch schon im März 1939 wird das
Anfang 1936 statt, als deutsche Truppen in das entmilitarisierte übrige Tschechien ebenfalls besetzt und daraus das Reichsprotektorat
Rheinland einmarschieren und ab Spätsommer des gleichen Jahres Böhmen und Mähren gebildet.
unterstützen deutsche „Freiwilligenverbände" F rancos Truppen im Am 14. April 1939 meldet sich Anton Imgrund als Freiwilliger
Spanischen Bürgerkrieg. Im März 1938 kommt es dann zum beim Wehrbezirkskommando in Aschaffenburg. Was mag ihn wohl
mit fast 33 Jahren zu diesem Schritt bewogen? Denn eigentlich gehört
er zu den „weißen Jahrgängen", die nach den Bestimmungen von
Versailles während der Weimarer Zeit keinen Wehrdienst leisten durf
ten-, und der Wehrpflicht in der Wehrmacht unterliegt er ebenfalls
(noch) nicht. W ir wissen es nicht und könnten also höchstens speku
lieren.
ln der Zwischenzeit hat Hitler seine Aufmerksamkeit auf Polen
gerichtet. E r ist sich sicher, dass die Westmächte sich ihm auch hier
nicht in den Weg stellen würden, obwohl sowohl Frankreich als auch
Großbritannien im Frühjahr einen Beistandspakt mit Polen unter-
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11
Einführung
Nach Dienstschluss haben sich Anton und einige seiner Kameraden auf ihrer Stube fotografieren lassen,
ihrem Alter nach könnten sie zu einer der Ergänzungseinheiten gehören.
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Der Infanterist des deutschen Heeres
Rast und Essenfassen auf dem langen Eisenbahnmarsch in Richtung Front. Gewöhnlich wurden die Truppen in Güterwagons transportiert,
die über keinerlei Komfort verfügten, abgesehen von einem Heizofen und etwas Stroh zum Schlafen. Je nach den Kapazitäten der
Reichsbahn und der Lage im Zielgebiet konnten diese Fahrten mitunter Wochen dauern.
13
14
Stahlhelme
Der moderne Bundeswehr-Gefechtshelm geht (nahezu) direkt auf weitere Helmmodelle eingeführt, u. a. eine Weiterentwicklung,
den deutschen Stahlhelm zurück, der während der Grabenkämpfe des die sich in der Innenausstattung unterschied und durch eine
1. Weltkrieges eingeführt worden war, um den exponiertesten verbesserte Kinnriemenaufnahme auszeichnete. Es folgte der „M
Körperteil des Soldaten zu schützen, sprich: den Kopf. 18". Außerdem gab es noch ein Modell mit Ohrenausschnitt, das
Schon immer hatten Krieger ein besonderes Interesse daran, die heute als „Kavalleriehelm" bezeichnet wird.
sen im Einsatz besonders zu schützen, wofür im Lauf der Geschichte Im lahr 1934 begann die Reichswehr mit der Entwicklung eines
die unterschiedlichsten Kopfbedeckungen von mehr oder weniger neuen Modells, das auf dem bewährten „M 18" aufbaute. Die in
großer Schutzwirkung verwendet wurden. Nicht nur in der Antike Thale ansässige Firma Eisenhüttenwerke entwickelte den ersten
spielten noch andere Aspekte eine Rolle. So diente der Helm oft Prototypen, der schließlich mit Verfügung vom 25. J uni 1935 unter
genug zur Einschüchterung des Gegners oder auch reinen der Bezeichnung Stahlhelm 35 eingeführt wurde, kurz nach der
Repräsentationszwecken. Letzteres um so mehr, als es sich mit der Umbenennung der Reichswehr in „Wehrmacht". Dass die Helmform
Verbreitung der Feuerwaffen schnell zeigte, dass Helme zwar auch des alten Stahlschutzhelmes beibehalten wurde, lag nicht nur an
weiterhin im Nahkampf einen gewissen Schutz gegen Degen- und ihren unbestreitbaren Vorzügen, sondern hatte auch damit zu tun,
Säbelhiebe boten, nicht aber gegen Kugeln oder Schrapnelle. dass die Nationalsozialisten um die große Symbolkraft dieses Helmes
1914 schickten alle Nationen ihre Soldaten mit wussten. Allerdings stand das neue Helmmodell der Truppe erst ab
Kopfbedeckungen in den 1. Weltkrieg, welche den Bedingungen des 1938 in ausreichender Zahl zur Verfügung, was zum einen an der
19. Iahrhunderts genügt haben mochten, aber für den bald einset Verdreifachung des Friedensheeres auf 300.000 Mann lag, zum
zenden Stellungskrieg mit seinem mörderischen Artilleriefeuer völlig anderen aber daran, dass zuerst größere Mengen des Helmes ins
untauglich waren. Als Erste reagierten die Franzosen auf diese tödli Ausland geliefert werden mussten, allen voran an die nationalchine
che Bedrohung, indem sie zunächst eine Stahlkappe einführten, die sische Regierung und an F rancos Truppen - E rstere in einem verbis
unter dem traditionellen Kepi getragen werden konnte, bevor sie ihre senen Kampf gegen das kaiserliche Japan, während Zweiter einen
Truppen Ende 1915 mit dem unverwechselbaren „Adrian!'-Helm blutigen Bürgerkrieg ausfochten. Der Stahlhelm 35 wurde bis zum
ausstatteten. Beim deutschen Heer dauerte es noch bis \anuar 1916, lahr 1940, als man zu einer etwas vereinfachten Produktion über
ehe anstelle der prächtigen, aber leider nutzlosen Pickelhaube aus ging, nahezu unverändert hergestellt. Im lahr 1942 gab es eine
Leder (und anderer Kopfbedeckungen) erste ‘Stahlschutzhelme' an weitere Änderung, welche der Materialknappheit und einer
die Fronttruppenteile ausgegeben werden konnten. Dieses Stahlhelm- Fertigungsvereinfachung geschuldet war. Dieses letzte Helmmodell
Modell „M 16" war zwar recht schwer, hatte aber - insbesonde ließ einiges von der akkuraten Verarbeitung seiner Vorgänger vermis
re im Vergleich mit dem französischen „A d rian" - eine erheblich sen. (AdÜ: Die Modellbezeichnungen „M 16", „M 18", „M 35" und
höhere Schutzwirkung gegen Schrapnelle, Sp litter und „M 42" sind erst lange nach dem Krieg aufgekommen - zeitgenös
Handfeuerwaffen. Neben diesem ersten Modell wurden noch sisch ist nur die Bezeichnung Stahlhelm 35.]
S tahlhelm e
01. Zwischen 1935 und 1945 wurden im
Deutschen Reich über 25 Millionen
Stahlhelme produziert, wobei das
Ausgangsmodell im Verlauf des Krieges zwei
kleinere Veränderungen erfuhr, welche der
Rationalisierung geschuldet waren.
Von links nach rechts: Stahlhelm 35, „M
35/40" und „M 42" in gängigen Farbanstrichen.
Die beiden letzteren wurden 1940 bzw. 1942
eingeführt und neben ihren jeweiligen
Vorgängern getragen.
16
Der Infanterist des deutschen Heeres
05. Das Kürzel 'ET' und die Zahl 64 bezeichnen die Lieferfirma
(Eisenhüttenwerke in Thale - der wichtigste Helmhersteller)
sowie die Helmgröße dieses Stahlhelms 35.
Man beachte die Bördelung des Helmrandes.
17
S tahlhelm e
10. Im Nackenschirm der Helmglocke ist die Seriennummer eingeschlagen. Die
untere Nummer verrät, dass dieser Helm zwischen 1936 und 1937 gefertigt
wurde.
18
Der Infanterist des deutschen Heeres
19
S tah lh elm e
20
Der Infanterist des deutschen Heeres
29. Die Stahlhelme der Reichswehr trugen seit den 1920ern das
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jeweilige Landeswappen in Schildform unter dem linken
Lüftungsbolzen. Nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten wurden diese Wappen allesamt durch
ein Wappenschild in den neuen Reichsfarben Schwarz-
Weiß-Rot ersetzt.
Ein Jahr darauf befahl der Reichswehrminister, General
Werner von Blomberg, die Einführung des neuen
Hoheitsabzeichens für die verschiedenen
Bekleidungsstücke der Reichswehr. Natürlich unterlag auch
der Stahlhelm dieser neuen Vorschrift: an die Stelle des
schwarz-weiß-roten Reichswappens, welches auf die rechte
Helmseite wanderte, kam das neue Hoheitsabzeichen - ein
auf einem Hakenkreuz stehender Adler (vom Typ
„Heeresadler", d.h. silberweiß und mit nach unten
gerichteten Flügeln) in schwarzem Wappenschild. Bei
beiden Schildern handelte es sich um Abziehbilder mit den
Maßen 40 x 33 mm. Sie wurden im Normalfall mit einem
speziellen Lack auf den Stahlhelm übertragen und nach
dem Trocknen mit einem Schutzlack überzogen. Die
Aufbringung erfolgte, zumindest in der Friedenszeit, in der 5 ^ .9 9 / 1 2 3 8
jeweiligen Einheit.
Da die farbigen Abzeichen im Feld zu auffällig waren, fiel im
Jahr 1940 das Wappenschild weg und ab Ende 1943 dann
auch der Adler.
Hier sind zwei Abziehbilder mit dem Wappenschild und Huber Jordan « Koemeat-,
dem Hoheitsabzeichen abgebildet, beide noch auf ihrer N ü r n b e rg - 0 —
e h b . Id & r fa b r ik .
Trägerfolie.
21
S tahlhelm e
Stahlhelm 35
Der Stahlhelm 35 wurde mit Verfügung vom 25. Juni 1935 für das
Heer eingeführt. Nur zwei Jahre später waren schon fast 1,4
Millionen Stück davon hergestellt worden.
Die Herstellung war relativ zeit- und arbeitsaufwändig. Das
Ausgangsmaterial war 1,1- 1,2 mm starkes Molybdän-Stahlblech
(später durch Mangan-Silizium-Stahl ersetzt), aus dem der Helm
in einem Stück kaltgezogen wurde, bis er nach mehreren
Arbeitsschritten seine endgültige Form hatte. Als nächstes wurde
der Helmrand nach innen gebördelt, dann die Helmglocke mit
fünf Löchern versehen, zwei für die seitlichen Entlüftungsbuchsen
und drei weiter für die Splinte zur Befestigung der
Innenausstattung. Zum Schluß wurde der Helm gehärtet. Danach
ging es ans Sandstrahlen der Oberfläche, bevor der Helm mit
einem eingebranntem Lacküberzug versehen wurde. Das Gewicht
der Helme lag zwischen 810 und 1.170 g (ohne Innenausstattung);
das waren 150 g weniger als beim Vorgängermodell.
Die Innenausstattungen stammten von anderen, darauf
spezialisierten Lieferanten und wurden in Handarbeit
zusammengebaut. Der Gesamtpreis eines Helmes lag 1936 bei
7,26 Reichsmark.
Stahlhelm 40
22
Stahlhelm 42
Das mit einer Verfügung vom 20. April 1942
eingeführte Stahlhelmmodell „M 42" spiegelt die
Auswirkungen des Krieges auf das Reich deutlich
wieder. Die Rohstofflage war angespannt und daher
bemühte man sich, die Fertigung möglichst zu
rationalisieren: Es gab eine Verminderung der
Ziehstadien und das Bördeln des Stahlhelmrandes fiel
weg, wodurch dieses Modell insgesamt etwas
schärfere Konturen bekam. Außerdem wurde eine
vereinfachte Innenausstattung, eingeführt, u. a. mit
verkleinertem Innenleder. Dank dieser
Fertigungsvereinfachungen konnte der Bedarf bis
Kriegsende weitgehend gedeckt werden, trotz der
angespanten Rohstoff- und Arbeitskräftesituation.
S tah lh elm e
35. Zwar wurden die Helme im Krieg mit einem
angerauten matten Tarnanstrich ausgegeben,
doch half dies nicht, die charakteristischen
Konturen zu verwischen. Um also weniger
„sichtbar" zu sein, setzten die Landser im
Verlauf des Krieges alle möglichen
Behelfsmittel ein. Dazu gehörten das
Bestreichen des Helms mit Erde oder Lehm, der
Einsatz von Gummiringen oder feinem
Maschendraht zum Einstecken von Tarnmaterial
(Zweige, Gras, usw.) und alle möglichen mehr
oder minder provisorischen Stoffüberzüge. Je
nach Kriegsschauplatz wurden die Helme aber
auch mit Fahrzeugfarben ein- oder mehrfarbig
gestrichen, bei Schnee etwa weiß (mitunter soll
hier sogar Zahnpasta als Notbehelf verwendet
worden sein).
Wie hier zu sehen, konnte auch ein kreuzweise
um den Helm gelegter Brotbeutelriemen zum
Befestigen von Tarnmaterial eingesetzt werden.
24
Der Infanterist des deutschen Heeres
25
26
Uniform
Etwa ab der Zeit König Friedrichs II . wurde die Heeresbekleidung in wetteiferte förmlich um Farbenfreudigkeit der Abzeichen und Uniformen.
Preußen nicht mehr als Montierung bezeichnet, sondern mit einem Wort, das Damit kam man natürlich auch weit gehend dem Bedürfnis des Soldaten, sich
ursprünglich aus dem Französischen stammt: „Uniform“ . zu schmücken und aufzufallen, entgegen. Dieser Aspekt war in einer Zeit, als
An dieser Stelle lohnt es, sich einmal mit den Vorläufern unserer stehen man noch auf Söldnerwerbung angewiesen war, umso wichtiger. Wie sollte auch
den Heere zu befassen. Da waren zunächst die Landsknechte, deren sonst dem armen Handwerksburschen im zerlumpten Rock der Eintritt in die
Kampfweise das Zeitalter Maximilians beherrschte. Sie waren überwiegend Armee schmackhaft gemacht werden? Nicht nur Kleider, erst recht Uniformen
Abenteurer, die den Kampf aus Lust am Raufen und in der Erwartung loh machen Leute!
nender Beute suchten. Sie kamen so zur Fahne, wie man sie angeworben hatte. Bis zum Ersten Weltkrieg wiesen die Uniformen der deutschen Regimenter
Und so boten diese ziemlich regellosen Haufen nicht gerade das Bild einer ein noch eine außerordentliche Farbenfreudigkeit auf, was ohne nachteilige
heitlichen Kampftruppe. Wenn hin und wieder von einem „blauen" oder „roten" Bedeutung war, denn schließlich verschwanden sie ohnehin in dem
Regiment die Rede ist, dann leitete sich diese Bezeichnung manchmal von den Pulverdampf der Schlachten. Das änderte sich erst, als man weittragende
Hosen oder Strümpfen her, in den meisten Fällen jedoch von der Fahne. Gewehre mit fast rauchlosem Pulver erfand.
Allmählich führte man zur besseren Kennzeichnung der jetzt bestand für die Truppe die Notwendigkeit der Tarnung, wenn allzu
Zusammengehörigkeit so genannte Feldzeichen ein. Diese bestanden aus große Verluste vermieden werden sollten. ]e nach Klima, Licht- und
Armbinden, Hutabzeichen oder Degentroddeln und sollten vor allem der Bodenverhältnissen wurden die Schutzfarben für die Feldheere festgelegt: das
Feststellung dienen, ob man es im Kampfgetümmel mit Freund oder Feind zu Feldgrau für Deutschland, das Graublau für Frankreich, Khakitöne für
tun hatte. Von Wallenstein wird berichtet, dass er seine Leibwachen schon Großbritannien und Russland, Sandbraun für Tropenregimenter.
gleichmäßig kleiden ließ, so dass man wohl annehmen kann, dass in seinem Und so zogen die deutschen Regimenter in feldgrauen Uniformen in den
Heer bereits eine gewisse Gleichmäßigkeit der Bekleidung erreicht war. Lange Ersten Weltkrieg. Die Farbe bewährte sich im Trommelfeuer der
war das Hauptbekleidungsstück das aus Tuch oder Leder gefertigte Wams, das Materialschlachten und den Grabenkämpfen der Westfront sehr gut. Auch die
erst später durch den Rocfe verdrängt wurde. Während das Wams wenig far Uniform des Reichsheeres, das der Weimarer Republik nach dem verlorenen
bige Unterscheidungsmerkmale bot, hatte man beim Rock durch die Krieg zugestanden wurde, warfeidgrau, und sie übernahm zahlreiche bewähr
Verwendung eines andersfarbigen Futters an Ärmel, Schoß oder Brust ver te Elemente der Kriegsjahre. Die Uniform der Wehrmacht schließlich spiegelte
schiedene Möglichkeiten der Kennzeichnung. den hohen Stellenwert wieder, den die neuen Machthaber dem M ilitär beima
Eine bevorzugte Farbkomposition war Blau und Rot, und für die bran- ßen. Zumindest im Friedensheer war die Qualität und Verarbeitung der ein
denburgischen Regimenter wurde Blau bereits 1629 als Grundfarbe eingeführt zelnen UniformstUcke ungewöhnlich hoch, von den privat beschafften Stücken
(wie übrigens auch bei etlichen anderen protestantischen Staaten). Zu den ganz zu schweigen, die auch der gemeine Soldat zum Ausgehanzug tragen
Gründen der Zweckmäßigkeit bei derWahl einer einheitlichen Farbe war inzwi durfte.
schen die Erkenntnis vom hohen ideellen Wert einer gleichmäßigen Bekleidung Als Anton 1939 seinen Dienst antrat, zogen er und seine Kameraden noch
gekommen. Von ihr ging das Gefühl der Verbundenheit aus, sie vermittelte den in hochwertigen Friedensuniformen in den Krieg. Doch im Verlauf des Krieges
„corps d'esprit", dem Friedrich der Große so überragende Bedeutung zumaß. mussten sie miterleben, wie ihre Uniformen infolge Mangels an Rohstoffen
Der Korpsgeist gibt den Soldaten das notwenige Selbstbewusstsein - sie müs immer schlechter wurden. Im den letzten beiden Kriegsjahren bestanden sie oft
sen ihre Truppe für die Beste der Welt halten. Die Uniform wird dabei zum fast nur noch aus Reißwolle - von einer strapazierfähigen Bekleidung konnte
festen Bindeglied der Zusammengehörigkeit, während der Korpsgeist viele mili jedenfalls nicht mehr die Rede sein. Von dieser Verschlechterung waren tatsäch
tärische Erfolge erst ermöglicht. lich alle hier vorgestellten Bekleidungsstücke betroffen.
I m den folgenden Jahrhunderten war es der Ehrgeiz vieler Landesfürsten,
Das Heftchen „Deutsche Uniformen" stellte die Uniformen der drei Wehrmachtsteile
und der uniformierten NS-Organisationen farbig vor.
27
Uniform
Feldmützen
flacher Baumwollschnur in der Waffenfarbe. Mit einer Verfügung des jahres 1942
fiel dieser Winkel weg und war zu entfernen, was aber oft genug unterblieb.
Das „Schiffchen" verfügte übereinen Umschlag, Klappe genannt, der bei kaltem
Wetter über die Ohren gezogen werden konnte. Auf beiden Seitenteilen war je eine
Metallöse als Lüftungsloch angebracht.
Bei großer Kälte konnte die Feldmütze auch unter dem Stahlhelm getragen 1 c m übet r. Hugt. 1 c m n6et t. 0 § t .
9t i d) 11 g!
3 c m iibcc I D&r.
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werden, was zumindest ein wenig Wärme gab.
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28
Der Infanterist des deutschen Heeres
08. Im Mützenfutter aus Kunstseide finden sich Größen- und Herstellerstempel sowie der
Abnahmestempel des Bekleidungsamtes: 'F.42' (H BA Frankfurt, Beschaffungsjahr 1942).
09. Auf diesem Foto ist die als Lüftungsloch dienende Metallöse zu erkennen, aber auch die bereits
recht grobe Qualität des Grundtuches.
Einheitsfeldmütze
29
Uniform
Einheitsfeldmütze von der
Seite und von oben.
16 17
%
30
Der Infanterist des deutschen Heeres
Drillichfeldmütze
Drillichfeldmiitie
(1943-1945)
Soldaten, die im südlichen Europa und in
Südrussland standen, trugen während der heißen
Som m erm onate gerne solche Mützen aus
schilfgrünem Drillichstoff zum als
Sommerfeldanzug getragenen leichten
Drilliclianzug Anders als dieser irar diese S H H B H H
Feldmütze aber kein ..dienstliches"
Bekleidungsstück, sondern dürfte wohl a u f eigene
Initiative der verschiedenen Truppenteile angefertigt worden
sein. Ihr Schnitt orientierte sich an dem der Feldmütze mit Schirm, die die
deutschen Truppen in Nordafrika trugen.
32
Der Infanterist des deutschen Heeres
Feldbluse (1933-1944)
Die Feldbluse war „das“ Uniformstück des deutschen Heeressoldaten schlechthin, durchlief aber dennoch die
größten äußerlichen Veränderungen von allen Bekleidungsstücken. Die Briten hatten eine ähnliche Erfahrung
gemacht, als sie ab 1938 peu ä peu ihren „Battle Dress“ einführten, der den Realitäten der neuen Zeit eher
entsprach als ihre alte Uniform, die bereits seit 1902 nahezu unverändert im Einsatz gewesen war. Der
Schnitt des britischen „Battle Dress" sollte alsbald nicht nur die militärische Mode der verbündeten US-
Amerikaner beeinflussen - in Form der „lke"-Bluse -, sondern 1944 nahmen selbst die Deutschen mit ihrer
Felduniform 44 Elemente des britischen Entwurfs auf, wenn auch weniger aus modischen Gründen sondern
wegen des eklatanten Rohstoffmangels.
Im fanuar 1933 kamen die Nationalsozialisten an die M acht und im April des gleichen lahres wurde dann
auch das Bekleidungsstück eingeführt, welches die Felduniform des neuen Heeres für die nächsten elf fahre
prägen sollte: die Feldbluse. Es handelte sich um eine hervorragend verarbeitete, fesche Bluse, die teilweise
gefüttert war und aus feldgrauem Grundtuch (90% Schurwolle, 10% Zellwolle) geschneidert wurde. Kragen
und Schulterklappen der Feldbluse waren aus feinem feldgrauem Abzeichentuch gefertigt, auf dem Kragen
waren ebenfalls feldgraue Kragenpatten mit Doppellitzen aufgenäht (das Hoheitsabzeichen an der rechten
Brust wurde erst 1934 eingeführt). Der feldgraue Farbton konnte übrigens je nach Hersteller bzw.
Produktionsjahr teils erhebliche Abweichungen aufweisen. Die sich im Verlauf des Krieges verschlechternde
Stoffqualität wurde weiter oben ja bereits angesprochen, doch gab es darüber hinaus eine Reihe von mehr oder
weniger sichtbaren Änderungen, die nicht zuletzt der sich stetig verschlechternden Rohstofflage geschuldet
waren. (Anm. d. Ü.: Mit Ausnahme der Feldbluse 1944 wurden alle übrigen Muster im offiziellen Sprachgebrauch unterschiedslos als „Feldbluse“
bezeichnet. Die nachstehend verwendeten Musterbezeichnungen sind modernen Ursprungs, die heutigen Uniformkundlern und -Sammlern das Leben
erleichtern sollen.)
Das mit Abstand stattlichste Muster war die Feldbluse (1936), die mit ihrem bläulich-dunkelgrünen Kragen und Schulterklappen, den geschweiften
Taschenpatten und zahlreichen durchdachten Details bis kurz vor Kriegsende stilweisend blieb.
Die Feldbluse (1940) verlor die bisher üblichen grünen Kragen und Schulterklappen aus Abzeichentuch. Zukünftig sollten diese ebenfalls aus dem
feldgrauen Grundtuch gefertigt werden. Das 1934 eingeführte, innen liegende Tragegestell aus Gurtband erfuhr ebenfalls erste Änderungen.
Etwa ab 1941 begann sich die Rohstofflage langsam auch auf die Qualität der Bluse auszuwirken, sowurde dasFutter aus Baumwolle oder
Baumwollköper durch Baumwollsatin oder Kunstseide ersetzt und auch beim Grundtuch wurde der Wolle gut35% Reiß-oder Zellwolle beigemischt. Bei der
Feldbluse (1941) kommt ein sechster Knopf an der Vorderfront dazu, der möglicherweise aufgrund der verschlechterten Stoffqualität eingeführt wurde.
Im lahr 1942 wurde eine neue Verfügung erlassen, mit der auf die Verknappung von Tuch reagiert wurde: Sämtliche aufgesetzten Taschen verloren damit
ihre Quetschfalten.
Die Feldbluse (1943) war nur noch ein trauriger Abklatsch derVorkriegs-Bluse. Sie wurde mittlerweile aus dem recht unansehnlichen Nesseltuch gefertigt,
das Feldgrau oft genug mit einem schäbigen Braunstich. Die Taschenpatten waren bei diesem Muster nicht mehr geschweift sondern gerade geschnitten. Bei
diesem Muster fielen die inneren Tragegurte vollständig weg und an ihrer Stelle wurden kurze, doppelt gelegte Stoffbänder mit fünf oder sechs Schnürlöchern
festgenäht.
Sämtliche Blusenknöpfe waren aus Leichtmetall und feldgrau gespritzt, wobei der Farbton im Lauf der fahre zusehends dunkler wurde. Die Hornknöpfe im
Kragen, den Ärmelschlitzen usw. wurden bald schon durch solche aus Kunststoff ersetzt.
Der Infanterist auf dem zeitgenössischen Foto trägt eine Feldbluse mit bläulich-dunkelgrünem
Kragen, wobei sich nicht sagen lässt, ob es sich dabei vielleicht um ein abgeändertes Muster
handelt. Bei seinem „Schiffchen" fehlt die waffenfarbene Soutache, was diese Aufnahme auf
einen Zeitpunkt nach 1942 datieren lässt.
Feldbluse (1936)
29. Feldbluse (1936) mit Kragen, Schulterklappen und
Hoheitsabzeichen aus bläulich-dunkelgrünem Abzeichentuch. Das
hier gezeigte Exemplar wurde vom Schneider abgeändert, mehr
auf Taille gearbeitet und gekürzt - eine unter den Soldaten sehr
beliebte Änderung.
33
Uniform
31. Typische Stempelung einer frühen Feldbluse. Die beiden obersten Zahlen
verraten für welche Körpergrößen (43 bis 43 cm) diese Bluse geeignet ist,
die mittlere Zahl (96) gibt die Brustweite an, die beiden unteren (71 und
64) benennen die Kragenweite bzw. Ärmellänge. Die letzte Angabe ('M41')
verrät, welches Bekleidungsamt das Stück abgenommen hat (B = Berlin,
M = München, P = Posen ...) und in welchem Jahr.
32. Rückansicht.
34. Das Band zum EK II ist hier vorschriftsmäßig durch das zweite
Knopfloch vernäht.
Feldbluse (1941)
34
Der Infanterist des deutschen Heeres
Feldbluse (1943)
40. Vorder- und Rückansicht der Feldbluse.
Uniform
Für das Futter wurde bei dieser Bluse Kunstseide
verwendet. Die vier kurzen, 8 x 3 cm messenden
Stoffbänder für die Koppelhaken sind hier gut zu
erkennen.
O
36
Der Infanterist des deutschen Heeres
51. Im rechten unteren Vorderteil jeder Feldbluse war eine kleine, für zwei
Verbandpäckchen bestimmte Tasche angebracht. Das größere wurde
hochkant darin untergebracht, das kleinere quer darüber. Für Notverbände
sollten immer zuerst die Verbandpäckchen des Verwundeten benutzt
werden.
52. Nach 1943 wurden die teils ausführlichen Herstellerstempel durch rein
numerische Reichsbetriebs-Nummern ersetzt, die sämtliche Angaben zum
Hersteller verschlüsselt Wiedergaben.
Aus dem Kammerstempel lassen sich folgende Informationen ablesen: Die
beiden obersten Zahlen verraten für welche Körpergrößen (164 bis 168 cm)
diese Bluse geeignet ist, die mittlere Zahl (96) gibt die Brustweite an, die
beiden unteren (41 und 61) benennen die Kragenweite bzw. Ärmellänge. Die
letzte Angabe (’P 44 ) verrät, welches Bekleidungsamt das Stück
abgenommen hat (B = Berlin, M = München, P = Posen ...) und in welchem
lahr.
SK i d) 11 g ! g- a l f d ) !
tt, fa ste ijiigtlegt. §uor|d)iiitt, griju r, $nate nlc&t jejtgtltg».
Hoheitsabzeichen
55
37
Uniform
Kragenpatten
56. Die Doppellitzen wiesen bis 1938 einen Litzenspiegel in
der Waffenfarbe auf. Bis zum Krieg wurden sie mit
Patten auf die Bluse aufgenäht (rechts), seit 1940 dann
gewöhnlich ohne (links).
Schulterklappen
Nicht nur die Feldbluse veränderte sich im Lauf
der Iahre, sondern auch die dazugehörigen Schulterklappen
[Anm. d. Ü.: „Schulterklappen" nur für Mannschaften
und Unteroffiziere, Offiziere trugen „Schulterstücke"]. Sie verrieten zum einen die Waffengattung des
Soldaten (über die Vorstöße in der jeweiligen Waffenfarbe) und bei Unteroffizieren auch noch den Dienstgrad.
Außerdem wurde auf ihnen eine verwirrende Vielfalt an Truppenkennzeichen getragen, auf die hierüber nicht
eingegangen werden soll.
Die Schulterklappen der Feldbluse waren normalerweise abnehmbar angebracht. Dafür war am Oberteil
eine Stoffzunge angenäht, die durch eine Schlaufe an der Armlochnaht gesteckt und dann am Schulterknopf
eingeknöpft wurde. Sie waren stets aus dem gleichen Material wie die Krägen, d. h. anfangs aus feldgrauem
Abzeichentuch, ab 1935 aus bläulich-dunkelgrünem Abzeichentuch und ab 1940 dann aus feldgrauem
Grundtuch. Für die Vorstöße wurde Gewebelitze in der jeweiligen Waffenfarbe verwendet.
66o ▼
OfcetfdTfifcen ufttt. ® e frn lp
38
Der Infanterist des deutschen Heeres
Kragenbinde
Die Kragenbinde wurde nicht nur zur Feldbluse getragen, sondern auch zum
Waffenrock und zum Drillich. Sie wurde im Frühjahr 1933 eingeführt und war
erforderlich, da das dienstlich ausgegebene weiße Hemd kragenlos war. Die Kragenbinde
verhinderte zum einen, dass sich der Soldat den H als am Uniformkragen aufscheuerte
und zum anderen, dass dieser durch ungewaschene Hälse speckig wurde. Zw ar wurden
in der zweiten Kriegshälfte Hemden mit Kragen eingeführt, doch die Kragenbinde wurde
noch bis 1944 ausgegeben - schließlich lagen noch genügend alte, kragenlose Hemden
in den Kleiderkammern.
Sie war aus zwei Stücken zusammengesetzt, außen
aus feiner Baumwolle in der Farbe des Kragens und
innen aus weißem Köper (so benannt nach der
Köperwebart für das Gewebe), hatte fünf Knopflöcher
und einen kleinen Knopf rechts außen, aus Horn oder
Kunststoff, zum Zusammenknöpfen. Die Feldbluse 44
hatte allerdings keine Knöpfe zum Einknöpfen der
Kragenbinde mehr.
69
39
Uniform
Feldhosen
Während die Form der Feldbluse bis 1944 weitgehend unverändert beibehalten wurde, gab es bei den dazugehörigen
Hosen hinsichtlich Schnitt und Machart eine sichtbare und willkommene Änderung - obgleich die Stoffqualität auch bei
diesem Bekleidungsstück zunehmend schlechter wurde. Anton trug bei Kriegsausbruch noch gerade geschnittene
Tuchhosen mit hinten hochgezogenem Leibteil, die mit Hosenträgern getragen werden mussten. Sie entsprachen vom
Aussehen her weitgehend der zivilen Mode jener Zeit. Die ursprünglich steingrauen Hosen wurden ab 1940 aus dem
gleichen feldgrauen Grundtuch gefertigt wie die Feldblusen auch. Mit Verfügung vom 28. luni 1943 wurde dann
schließlich die so genannte Rundbundhose eingeführt, die alle bisherigen Hosen ersetzen sollte. Der namensgebende
Rundbund des neuen Modells war mit vier bis sechs Tuchschlaufen versehen, so dass diese Hosen nun auch mit einem
Gürtel getragen werden konnten. Zum Engerstellen der Hose gab es zu beiden Seiten kurze Stoffriegel aus Webband,
die mit einer rechteckigen Schnalle geschlossen wurden. Die Hosenbeine der Rundbundhose waren zudem keilförmig
geschnitten, ähnlich wie zuvor schon die Berghose der Gebirgsjäger. Alle Modelle und Muster konnten bis zum
Kriegsende auch mit Hosenträgern getragen werden.
41
Uniform
Hosenträger
Die Hosenträger wurden gewöhnlich aus elastischem Baumwollband hergestellt, die auf der
Außenseite grau oder graugrün waren und innen weiß. Die diversen Schlaufen waren meist
aus braunem Leder. Zum Einstellen der Länge dienten metallene Schnallen auf der
Vorderseite. Es gab allerdings unzählige Variationen dieses Crundmusters, außerdem
wurden auch zivile Hosenträger verwendet. Wie bereits erwähnt, waren sämtliche Hosen der
Wehrmacht mit Knöpfen für die Hosenträger ausgestattet.
42
Der Infanterist des deutschen Heeres
Felduniform 44
Nac(i ausgedehnten Truppenversuchen im Sommer 1943,
u. a. bei der Ersatzbrigade „Großdeutschland", fiel
schließlich die Entscheidung für eine recht radikale
Reform in der Uniformierung der deutschen Truppen.
Diese Reform hatte zwar vorwiegend mit der allgemeinen
Rohstofflage zu tun, doch dürften auch gewisse modische
Aspekte eine Rolle gespielt haben, hm 8. ]uli 1944
genehmigte Hitler die Einführung der neuen
„Felduniform 44", die schließlich mit Verfügung vom 25.
September 1944 erfolgte. Diese neue Uniform bedeutete
einen optischen Bruch mit dem bisherigen
Erscheinungsbild des deutschen Soldaten, hin zu einem
zeitgemäßeren Äußeren, das zivile Modeströmungen
aufgriff.
Der Schnitt vereinfachte die Fertigung, so dass sich die
neue Uniform schneller und in größeren Stückzahlen
hersteilen ließ (obwohl sie nie die Verbreitung ihrer
Vorgängerinnen erreichte). Sie sollte aus einem als
„Feldgrau 44" bezeichneten olivbraunen Tuch gefertigt
werden, tatsächlich wurden aber alle verfügbaren Stoffe
dafür verwendet, einschließlich sowjetischer und
italienischer Beutebestände.
Feldbluse 44
89. Vorderansicht der Feldbluse 44 mit sechs Knöpfen.
43
Uniform
91. Innenansicht der Feldbluse 44. Das Futter ist
auf das absolute Minimum reduziert, dafür
weist dieses Modell aber zwei knöpfbare
Innentaschen auf.
95. Das Modell 44 hatte nur noch zwei Seitenhaken für das Koppel,
die seitlich am Bund saßen. Die Schnürlöcher waren auf der
Innenseite mit Futterstoff verstärkt.
44
Der Infanterist des deutschen Heeres
97. Die beiden Innentaschen (hier die linke) traten bei der Feldbluse
44 an die Stelle der Seitentaschen der alten Feldblusen-Modelle.
Für das recht spärlich ausfallende Futter wurde Baumwolle
verwendet oder Kunstfasern (wie hier), die gegen Ende des
Krieges ziemlich verbreitet waren.
Man beachte den Seitenhakenhalter aus Futterstoff ganz links.
100. Vorder- und Rückansicht eines Obergefreiten-Winkels. Dieser hier ist auf keine Unterlage aufgenäht
worden.
101. Zur Anlieferung an die Bekleidungsämter wurden solche Papieretiketten mit Herstellercode und
Größenangaben am Blusenärmel angeheftet. Nach erfolgter Abnahme wurden die Stücke dann dort
mit den entsprechenden Stempeln versehen.
101
Feldhose 44
45
Uniform
103. Der zur Feldhose 44 eingeführte Hosengürtel aus
Gurtband hatte lederne Endstücke. Es wurden Kunststoff
und napfförmige Leichtmetallknöpfe verwendet.
104. W ie man hier sieht, ließen sich auch diese Hosen noch
mit Hosenträgern tragen. Das Futter ist aus weißem
Leinen.
106. Das im unteren Hosensaum eingezogene Band diente zum Zubinden, wenn die
Hose in Gamaschen getragen wurde. Wenn es nicht gebraucht wurde, knöpfte man
es an dem innen angebrachten Knopf fest.
107. Der Größenstempel ist kaum noch zu entziffern. Die Schrittlänge ist verschwunden.
Die oberste, kaum lesbare Zahl könnte die Seitenlänge sein. Die mittlere Zahl (78)
gibt die Bundweite an und die untere (92) die Gesäßweite. Neben den
Größenangaben ist eine Stoffschlaufe zu erkennen. Sie dient als „Unterhosenhalter".
Drillichanzug
Gleichzeitig mit der Feldbluse wurde im April 1933 auch ein neuer Drillichanzug
eingeführt, der den Moleskinanzug des Reichheeres ablösen sollte. Der neue Anzug,
bestehend aus Drillichjacke und Drillichhose, war aus roh grauem Leinenstoff
gefertigt, der durch häufiges Waschen ausblich und schnell eine fast weiße Farbe
annahm. Der Drillich wurde von den Mannschaften zum kleinen Dienst auf dem
Kasernenhof getragen, aber auch im Arbeits- und im inneren Dienst.
Die lacke, die entlang der Vorderfront mit fünf Knöpfen geschlossen
wurde, hatte einen Klappkragen und zwei offene Seitentaschen ohne
Klappen. Zum Verengen der lacke war innen auf dem Rücken eine
Zugvorrichtung aufgenäht. Mannschaften trugen ihre
Dienstgradabzeichen (auf Drillichunterlage) am linken Oberarm.
Der Schnitt der Drillichhose entsprach dem der langen feldgrauen
Tuchhose, und natürlich wurde sie ebenfalls mit Hosenträgern getragen.
Es zeigte sich bald, dass die helle Farbe des Drillichanzuges nicht wirklich
geeignet war und schon gar nicht für den Kriegseinsatz. Daher war vom
Februar 1940 an diese Uniform künftig aus schilfgrünem Drillichstoff zu
fertigen. Während der heißen Monate wurde der neue Drillichanzug
vermehrt auch als Sommeranzug getragen und mit Dienstgrad- und
Hoheitsabzeichen, ja selbst mit Schulterklappen versehen, was eigentlich
vorschriftswidrig war.
Schließlich wurde Anfang 1942 eine neue schilfgrüne Drillichbluse im
Schnitt der Feldbluse eingeführt, die ausdrücklich auch als Sommer-
Feldbluse gedacht war. Die Einführung der Rundbundhose im fahr
1943 schloss natürlich auch die Drillichhose ein.
Gleichzeitig mit der Felduniform 44 sollte eigentlich auch ein Drillich im
gleichen Schnitt eingeführt werden, doch ist es recht unwahrscheinlich, 108. Vorderansicht der Drillichjacke. Sie wurde vereinzelt
dass dieser tatsächlich produziert wurde. als Wintertarnung über der Feldbluse getragen.
46
Der Infanterist des deutschen Heeres
47
Uniform
M M - .* '
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\hr&-£iüf; -is&S&i' >/
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113. Dienstgradabzeichen für einen Oberschützen auf
Drillichunterlage. Vorder- und Rückansicht.
48
Der Infanterist des deutschen Heeres
Die Drillichbluse war erstmals gleichermaßen für den Einsatz als Drillich wie
als Sommerbluse geeignet. Schnitt und Ausstattung entsprachen weitgehend
der Feldbluse, jedoch hatte sie nach dem Vorbild der Tropenfeldbluse nur zwei
Seitenhaken.
118. Die Schulterklappen - hier mit dem rosa Vorstoß der Panzertruppe -
sind noch aus bläulich-dunkelgrünem Abzeichentuch. Später wurden
für diese Bluse solche aus Drillichstoff eingeführt. Interessant sind auch
die Litzen mit waffenfarbenen Spiegeln.
49
Uniform
119. Ein früher Gefreitenwinkel (1936-40) auf bläulich-dunkelgrünem Abzeichentuch, hier auf
einer Drillichbluse.
120. Der Kammerstempel in waschfester blauer oder schwarzer Stempelfarbe kam bei
Drillichjacken und -blusen auf die Mitte der rechten Innenkante. Sie enthielten die glei
chen Angaben wie die Feldbluse.
121. Die Knöpfe waren auch bei diesem Modell dank Sprengringen abnehmbar. Am linken
Bildrand sind die Kante der Verbandpäckchentasche und der Vulkanfiberknopf zu erken
nen.
Drillichbluse
(2. Muster)
50
Oer Infanterist des deutschen Heeres
127
M \ \
/Mi/Mi
/M r/M
126. Die Lasche aus Kunstseide diente zum Festhalten der Seitenhaken
Drillichhose im gleichen Schnitt wie die lange Tuchhose, aber ungefüttert und
aus rohgrauem Leinenstoff. Ab 1940 wurden diese Hosen aus schilfgrünem
Drillich gefertigt.
Hersteller-,
Größen- und
Abnahmestempel
(hier:
Bekleidungsamt
München) aus
dem Jahr 1940.
51
Uniform
138 139
VJ
52
Der Infanterist des deutschen Heeres
Hemden
Bis zur Einführung des Stoffhemdes im \uni 1943 standen dem deutschen Landser zwei dienstlich
gelieferte Hemdenmodelle zur Verfügung.
Zunächst war da das im April 1933 eingeführte kragenlose Trikothemd aus rohweißem
Baumwollgarn, dessen verstärkter Brustschlitz mit vier Knöpfen aus Kunststoff oder stoffbezogener
P resspappe geschlossen wurde. Dieses Hemd war ausschließlich als Unterbekleidung gedacht
gewesen, doch aufgrund seiner weißen Farbe konnte es bei großer Hitze nicht ohne Bluse getragen
werden, da die Soldaten sonst weithin sichtbar wurden. Deshalb wurde das weiße Hemd oft auf
Kompanieebene grün o. ä. eingefärbt. Dies war auch der Hauptgrund, warum im fahr 1941 ein
neues, praktischeres Modell aus schilfgrünem Trikotstoff eingeführt wurde. Es hatte den annähernd
gleichen Schnitt wie sein Vorgänger, war aber mit einem Kragen ausgestattet. Allerdings verbrauch
dieses Modell nach mehrmaligem Waschen seine Form und wurde schnell „schlauchartig" und
reichlich unansehnlich. Im Folgejahr wurde das schilfgrüne Hemd erstmals mit Brusttaschen
hergestellt, die über knöpfbare Taschenpatten verfügten.
Schließlich kam mit Verfügung vom 23. juni 1943 ein neues Stoffhemd mit Kragen zur
Einführung, das ebenfalls über zwei Brusttaschen verfügte, aber aus graugrüner Baumwolle mit
ständig steigendem Zellwollanteil gefertigt wurde. Zu diesem Hemd konnten auch Schulterklappen
getragen werden.
Alle diese Hemden hatten einen bis über die Brustmitte reichenden Brustschlitz und reichten bis zu
den Oberschenkeln herab.
53
Uniform
144. Schilfgrünes Trikothemd mit
145
Brusttaschen und Schulterklappen.
An diesen Hemden wurden oft auch m
Dienstgradabzeichen und das
Hoheitsabzeichen getragen.
147
54
Der Infanterist des deutschen Heeres
Unterwäsche
55
Uniform
Schlupfjacke 36
Nach einigen Truppenversuchen führte das Heer im Jahr 1936 die so genannte
Schlupfjacke 36 ein, welche die beiden bisher verwendeten Pullovermodelle der Reichswehr
ersetzte. Diese Schlupfjacke wurde sowohl mit rundem wie mit V-Ausschnitt hergestellt. Sie
wurde aus grauweißem Kammgarn (Wolle) mit einem Viskoseanteil von 10% gestrickt,
wobei sich dieses Verhältnis mehr und mehr zu Gunsten der Viskose verschob. Der Farbton
der Wolle konnte je nach Hersteller ein wenig variieren und wurde im Lauf des Krieges
zunehmend dunkler. Die frühen Schlupfjacken wiesen am Halsausschnitt und beiden
Ärmelbunden eingestrickte grüne Streifen auf, die später aber verschwanden, zuerst von den
Ärmeln, dann auch vom Kragen. Das Kleidungsstück war gegen Mottenbefall imprägniert.
Die graue Schlupfjacke 42 hatte einen breiten Rollkragen, der sehr gut Wärme spendete.;
Sie wurde in geringeren Stückzahlen ausgegeben als das Modell 36. Die Tragezeit betrug
bei Beiden zwei fahre.
Da sie normalerweise unter der Feldbluse getragen wurden, sind Pullover nur auf relativ
wenigen zeitgenössischen Fotos zu sehen. Dennoch waren sie bei den Soldaten recht beliebt,
weil sie trotz ihres geringen Gewichtes recht warm hielten.
Beide Pullover waren in drei Größen verfügbar, die in arabischen oder römischen Ziffern auf
einem kleinen Etikett vermerkt waren, das innen am Kragen angenäht war.
56
Der Infanterist des deutschen Heeres
57
Uniform
Handschuhe
Die gestrickten Handschuhe der Mannschaften waren für kalte
Witterungen vorgesehen und wurden nur zum Feldanzug
getragen. Diese Fingerhandschuhe waren aus feldgrauem oder
grauen Kammgarn gestrickt und wiesen einen angesetzten
Pulswärmer auf, der außen bzw. innen mit weißen Ringen
versehen war, die die Größe angaben (von 1 Ring = klein bis 4
Ringe = sehr groß). Ihr Aussehen veränderte sich während des
gesamten Krieges nur wenig. Daneben gab es noch
Tuchhandschuhe aus Manteltuch, die ursprünglich für deutsche
Winter gedacht waren. Sie waren mit Wolle gefüttert und wurden
mittels kurzer Lederstrippen gegen Verlust gesichert.
58
Der Infanterist des deutschen Heeres
Socken
Für einen Infanteristen ist nicht nur gutes Schuhzeug entscheidend, sondern auch die darin getragenen Soeben oder
Strümpfe - denn mit B lasen lässt sich's schwer marschieren, ln der Wehrmacht wurden lange Socken aus einer Woll-
Viskose-Mischung getragen. Sie waren von grauer Farbe und wurden, wie die gestrickten Handschuhe, in vier Größen
produziert, die ebenfalls durch am oberen R and eingestrickte weiße oder grüne Streifen gekennzeichnet wurden. Mitte
1944 wurden zudem Finnensocken eingeführt. Sie waren rundgestrickt, ohne Ferse und kamen in einer Einheitsgröße.
Daneben wurde aber auch die althergebrachten Fußlappen verwendet, 40 x 40 cm große weiße Flanellstücke,
die um die Füße gelegt wurden, entweder über den Socken oder an deren Stelle. Es war allerdings nicht ganz
einfach sie faltenfrei anzulegen.
170. Privat beschaffte Socken mit der Originalbanderole, auf der die Vorzüge dieser Marke angepriesen wer
den. Solche Ware wurde u. a. in den Kantinen verkauft.
173. Dieses Hoheitsabzeichen wurde auf das ärmellose weiße Sporthemd auf
genäht.
59
Uniform
Mäntel
Die Wehrmacht wurde 1941/42 vom eiskalten Winter in Russland ziemlich überrascht,
denn für Temperaturen von -30“ C war ihre Winterbekleidung nie ausgelegt gewesen.
Eilig wurde eine Kleidersammlung unter der deutschen Bevölkerung organisiert, die nur
zu gerne bereit waren, Winterbekleidung für ihre Brüder, Söhne und Männer
herzugeben, die vor den Toren Moskaus oder bei Leningrad elendig froren. Doch neben
diesen freiwilligen Spenden gelangten auch wesentlich beschämendere „Gaben" an die
Front: Im januar 1942 mussten die luden im deutschen Machtbereich all ihre Pelz- und
Wollsachen abgeben (sowie Skiausrüstungen), die ebenfalls der Wehrmacht zugeführt
wurden, luden und Zwangsarbeiter mussten bald auch in Konzentrationslagern und
Ghettos Bekleidung und Ausrüstung für die deutschen Truppen produzieren.
Als Kälteschutz war der Tuchmantel für mitteleuropäische Verhältnisse noch ausreichend,
für den Winterkrieg gegen die U dSSR aber gleichermaßen ungeeignet wie die übrige
Ausrüstung. Da der Wollanteil im Grundtuch ab 1942 immer weiter absank, zuletzt bis
auf 30%, ging auch die wärmende Wirkung immer mehr verloren. Das Material nahm
schneller Feuchtigkeit auf und trocknete dafür wesentlich langsamer.
180. Der Übermantel wurde bereits 1934 eingeführt und war in erster Linie für Posten
gedacht, die bei großer Kälte Wache stehen mussten. E r machte dieselben
Veränderungen mit wie der Tuchmantel auch und entsprechend weist dieses Exemplar
den seit 1940 vorgeschriebenen feldgrauen Kragen und Schulterklappen auf. Bei die
sem Modell war allerdings der Kragen etwas größer, es war durchgehend mit Wollstoff
oder auch Pelz gefüttert und hatte oberhalb der Seitentaschen noch zwei Mufftaschen.
61
Uniform
181. Innenansicht eines Obermantels, der vollständig mit dickem Wollstoff
gefüttert ist.
182. Innen am Futter ist eine Kapuze angenäht. Sie lässt sich in einem Schlitz
verstauen, der mit einem Knopf geschlossen wird.
183. Der breite Kragen lässt sich bis über die Nase hochschlagen und wird mit
tels eines knöpfbaren Stoffriegels gehalten. Vorne wird der Mantel mit den
gleichen gekörnten Knöpfen geschlossen, die sich auch an der Feldbluse
finden.
F .m :+ -
184
■, $ .
187. Die RB-Nr. verrät, dass diese nach 1943 gefertigte lacke im Auftrag der
Wehrmacht hergestellt wurde. Die Ziffer '2' zeigt an, dass es sich um eine
mittlere Größe handelt (insgesamt gab es drei Größen) und der Stempel
'Wehrmachteigentum' darunter ist selbsterklärend.
Es wurden einfach die Knöpfe verwen
det, die gerade greifbar waren, hier
solche aus Kunststoff.
62
Der Infanterist des deutschen Heeres
Tarnbekleidung
Zwar wurden bereits im 18. und 19. Jahrhundert verschiedentlich Uniformfarben ihrer Tarnwirkung
wegen verwendet (z. B. bei den preußischen Jägerkorps Friedrichs des Großen), doch im Großen und
Ganzen zogen europäische Heere noch fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in farbenprächtigen
Uniformen mit funkelnden Knöpfen und Tressen in den Kampf, begleitet von klingendem Spiel und
wehenden Fahnen. Da die Reichweite der damaligen Waffen nicht besonders groß war und im
Pulverdampf der Schlacht der einzelne Soldat ohnehin kaum auszumachen war, bestand keinerlei
Notwendigkeit für irgendeine tarnende Uniform. Das änderte sich jedoch mit dem Aufkommen neuer,
weitreichender Waffen, neuer Einsatzgebiete und neuer Gegner.
Die zahlreichen Kolonialkriege bewirkten ein erstes Umdenken. Britische Einheiten in Indien trugen
1848 erstmals Bekleidung in einem Braunton, der als „Khaki“ (persisch für „staubfärben")
bezeichnet wurde, anstelle ihrer traditionellen roten Röcke. Im Jahr 1902, nach dem 2. Burenkrieg,
wurden im gesamten Heerseiner Britischen Majestät Khakiuniformen eingeführt, auch für die in der
Heimat stationierten Truppen. Fünf Jahre später wurde im preußischen Heer ein feldgrauer
Feldanzug allgemein eingeführt [Anm. d. Ü.: Die preußischen Iägerzu Pferde hatten allerdings
bereits 1897 graugrüne Koller {Uniformröcke) bekommen!] und in den deutschen Schutzgebieten waren seit 1889 Uniformen in unterschiedlichen
Sand-, Braun- und Grautönen im Einsatz.
Gegen Ende des 19.1ahrhunderts hatte der US-amerikanische Maler Abbott Handerson Thager nach ausführlichen Naturstudien damit begonnen,
Phänomene der Tarnung und des optischen Verschwindens bei Tieren zu erforschen. Daraus entwickelte er sodann Vorschläge zum
„Unsichtbarmachen" von Kriegsschiffen durch ausgeklügelte Tarnanstriche. N ach denselben Prinzipien erarbeitete er während des Ersten Weltkrieges
auch erste militärische Tarnuniformen - die allerdings nicht übernommen wurden. Denn obschon Gebäude, Großgerät, Flugzeuge und Schiffe
zwischen 1914 und 1918 zunehmend mit den unterschiedlichsten Tarnmustern versehen wurden - die mitunter von expressionistischen und
kubistischen Künstlern ihrer Zeit entwickelt worden waren, etwa dem Franzosen Lucien-Victor Guirand de S cevola oder dem Deutschen Franz Marc,
wurden vergleichbare Tarnmuster bei der Bekleidung nicht verwendet. Von einigen Eigeninitiativen einmal abgesehen. Erst Anfang 1918 begannen
die Deutschen die Stahlschutzhelme ihrer Fronttruppen an der Westfront mit einem so genannten Buntfarbenanstrich zu versehen, der auch für
Panzer und Geschütze eingesetzt wurde.
Es waren dann die Italiener, die in der Zwischenkriegszeit mit ihrem „telo mimetico" (Tarntuch) als erste ein spezielles Tarnmuster für Uniformen
entwickelten, das 1929 zunächst bei Zeltbahnen verwendet wurde.
Die Reichswehr wurde rasch auf diese Neuerung aufmerksam und führte schon 1931 ebenfalls eine Zeltbahn mit Buntfarbenaufdruck ein, der heute
als „Splittertarnmuster'1bekannt ist. Daraus entwickelte die Wehrmacht noch mehrere Mustervarianten für Heer und Luftwaffe, die während des
Krieges für verschiedene Uniformen und Helmüberzüge zum Einsatz kamen. Die Vielfalt der ab 1935 von Prof. lohann Georg Otto Schick für die
Waffen-SS entwickelten Flecktarnmuster sollten die Wehrmachtsmuster allerdings nie erreichen.
Wendbarer Winteranzug
189. Nach den entsetzlichen Verlusten, wel
che die deutschen Truppen im Winter
1941/42 in Russland aufgrund der völlig
unzureichenden Winterbekleidung erlit
ten hatten, wurde fieberhaft an der
Entwicklung einer geeigneten
Ausstattung gearbeitet. Nach einem
Truppenversuch im Frühjahr konnten
schon im Herbst des Jahres 1942 die
ersten Truppenteile mit der neuen
Winterbekleidung ausgestattet werden,
gerade rechtzeitig vor dem neuerlichen
Hereinbrechen des strengen russischen
Winters. Es war ein gut durchdachter,
wendbarer zweiteiliger Anzug (lacke und
Hose). Die frühen Versionen hatten eine
weiße Seite zur Schneetarnung und eine
mausgraue.
Vorderansicht einer frühen Winterjacke,
mit der grauen Seite nach außen. Der
Außenstoff beider Seiten bestand bei
dieser Version noch aus Baumwollköper,
für die Füllung wurde Watte oder Ähnli
ches verwendet. Es gibt diesen Anzug
auch in einer abgesteppten Ausführung,
bei sonst weitgehend gleicher Machart.
Uniform
190. Rückansicht derselben Jacke (graue Seite nach außen).
64
Der Infanterist des deutschen Heeres
195. Einer der Knöpfe zum Engerstellen der Ärmel und knöpfbare 198. Wohl ab Winter 1943 wurden Winteranzüge ausgegeben, die
Seitentasche. anstelle der mausgrauen Färbung ein Heeres-Tarnmuster auf
wiesen, zunächst das „Splittertarnmuster" und wohl noch ein
Jahr darauf das „Sumpftarnmuster" (Anm. d. Ü.: Auch diese
196. Bei der frühen Winterjacke wurden noch keine Gurtbänder Bezeichnungen sind neuzeitlich!), die beide eine bessere
zum Engerstellen der Kapuze, der Taille und des unteren Tarnwirkung versprachen. Beide Ausführungen wiesen die
lackenrandes verwendet, sondern solche Kordeln. gleichen Fertigungsmerkmale auf, die sich nur unwesentlich
von denen der mausgrauen Anzüge unterschieden. Dazu gab
es passende Kopfhauben und Winterhandschuhe.
197. Auf der Innenseite der Taschenpatte sind der Hersteller- und Es gibt daneben auch nicht-wendbare Winter-Tarnanzüge, da
der Größenstempel zu sehen. man erkannt hatte, dass es wesentlich sinnvoller war, wenn
die Soldaten als Schneetarnung dünne, leicht waschbare
Tarnhemden über dem Winteranzug trugen.
Hier ist eine wendbare Jacke im „Sumpftarnmuster" abgebil
det, bei der der Außenstoff aus Kunstfaser besteht, die
Füllung hingegen aus Reißwolle. Die angenähte Kapuze ist
ungefüttert und groß genug, um über dem Stahlhelm getra
gen zu werden.
/
65
\
Uniform
201. Auf beiden Seiten und an jedem Oberarm saß einer dieser kleinen Kunststoffknöpfe, die
zum Anknöpfen von farbigen Armbinden gedacht waren, welche der Freund-Feind-
Kennung dienten. Da beide Seiten recht ähnliche Schneetarnanzüge trugen, konnte es
schnell zu fatalen Irrtümern kommen. Die Armbinden wurden auf Befehl angelegt bzw.
gegen Andersfarbige gewechselt.
202. Ärmelabschluss. Die Uniformknöpfe sind, wie gehabt, feldgrau bzw. weiß gespritzt.
Wendbare Fausthandschuhe im
„Splittertarnmuster" aus der Zeit
nach 1943.
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66
Der Infanterist des deutschen Heeres
208. In dieser Innenansicht ist das graue Kunstseidenfutter ebenso sichtbar wie
das Gurtband in Hüfthöhe, mit dem die lacke engergestellt werden konnte.
209 Die Seitentaschen waren mit Patten versehen und die Ärmel ließen sich
mittels knöpfbarer Riegel engerstellen.
209
B r a t '
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67
Uniform
68
Der Infanterist des deutschen Heeres
Schuhzeug
Der Marschstiefel geht noch auf die Zeit vor der Reichsgründung 1871
zurück. Bereits die im preußischen Heer 1866 eingeführten halbhohen
Stiefel wurden scherzhaft als „Knobelbecher“ bezeichnet und dieser
Name ist bis heute geblieben. Zusammen mit dem Stahlhelm und der
Feldbluse prägte dieses Uniformstück das Bild des deutschen Soldaten
schon im Ersten Weltkrieg.
Für das Schuhzeug gilt dasselbe wie schon für die Bekleidung, d. h. es
spiegelte die Auswirkungen der zunehmenden Rohstoffverknappung
wider. Parallel zum allmählichen Niedergang des nationalsozialistischen
Staates schien sich auch im Schuhzeug seiner Armee ein ähnlicher
Rückschritt abzuzeichnen. Die Wehrmacht, die in ihren schmucken,
martialischen Marschstiefeln halb Europa überrannt hatte, trug auf
ihren Rückzugsgefechten an allen Fronten nur noch ganz gewöhnliche,
halbhohe Schnürschuhe mit hässlichen Gamaschen ...
Marschstiefel („Knobelbecher“)
69
Uniform
219. Bei früheren Stücken - wie diesem aus dem Jahr 1939 -
waren die Spitzen teilweise mit Eisenplatten versehen.
221. Ein erster Schritt zur Ledereinsparung war die Verfügung vom
9. November 1939, die eine Kürzung des Schaftes um 6 cm
vorschrieb. Allerdings griff diese Maßnahme wohl erst ab dem
Frühjahr 1940.
Am 24. Juli 1941 wurde zudem verfügt, dass nur noch
bestimmte Waffengattungen des Feldheeres mit
Marschstiefeln auszustatten waren: Infanterie, Kradschützen,
Radfahrereinheiten, Pioniere, Brückenbaupioniere und
Kradfahrer.
Der Infanterist des deutschen Heeres
224
71
Uniform
Schnürschuhe (1937)
Die im März 1937 eingeführten Schnürschuhe sollten ursprünglich zum
Ausgehanzug oder dem Drillichzeug getragen werden. Zum Ausgehanzug konnten
auch eigene Schuhe getragen werden, die dann oftmals keine genagelte Sohle
aufwiesen, ln den ersten beiden Kriegsjahren wurde der Schnürschuh so gut wie nie
im Feld getragen und bis 1944 wurden diese Schuhe ab Fabrik geschwärzt.
Vom Äußeren erinnerte der Schnürschuh der Wehrmacht sehr an das Modell, das
schon die 1901 aufgestellten preußischen Maschinengewehr-Abteilungen getragen
hatten. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde der Marschstiefel zusehends durch den für
alle Waffengattungen eingeführten Schnürschuh ersetzt, und Anfang 1944 war es
dann auch bei der Wehrmacht soweit: Der althergebrachte Stiefel musste endgültig
seinem „armen Verwandten" weichen.
Das erste Modell aus dem Jahr 1937, hier bereits geschwärzt. Es weist fünf Paar
Schnürlöcher und vier Paar Schnürhaken auf, die alle aus dünnem Eisenblech mit
einem schwarzen Zelluloseüberzug bestehen, um der Korrosion vorzubeugen. Die 95
cm langen Schnürsenkel waren die erste Zeit über noch aus schwarzem Eisengarn mit
Blechhülsen an den Enden, später dann aus Leder. Die Zunge aus weichem Leder ist
bis hoch zum ersten Haken an den Seitenteilen angenäht, wobei sämtliche Schuhnähte
mit Pechfaden aus festem Hanf genäht sind. Die Schafthöhe konnte zwischen 14 und 16
cm betragen, je nach Schuhgröße. Frühe Ausführungen hatten innen an der
Hinterkappe einen Rutschriemen, der das Anziehen erleichterte.
228. Das Gelenkstück weist die üblichen Schlagstempel auf. Dieses Schuhpaar wurde in
W ien gefertigt.
229. Der Aufbau der Laufsohlen war genau der gleiche wie schon beim Stiefel, bis hin zu
unterschiedlich vielen Sohlennägeln bei beiden Schuhen (hier: 35 und 38).
72
Der Infanterist des deutschen Heeres
232. Frühe Stiefel und Schuhe hatten meist keine innen liegende Zehenkappe, was ihnen
eine elegante spitze Form gab.
233. Späte Ausführung aus naturfarbenem Rindsleder, wobei auch hier beim Schuhblatt die
raue Lederseite nach außen schaut.
73
Uniform
Absatzeisen
238. Die schmiedeeisernen Absatzeisen wurden paarweise gelie
fert, passend zur entsprechenden Schuhgröße. Sie waren
deutlich mit 'L' und 'R' für den linken bzw. rechten Fuß
markiert, wie auf dem Foto zu sehen ist: 'L I 9' und 'R 19' für
eine Fußlänge von 27 cm.
Sie wurden mit fünf kleinen Nägeln am Oberfleck aus Leder
oder dem synthetischen Kautschuk „Buna" (auch als Styrol-
Butadien-Kautschuk bekannt) befestigt. Man beachte den
zeitgenössischen Zeitungsausschnitt über dieses Produkt.
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Sohlennägel
242. Diese Sohle ist unbenagelt, wodurch Aufbau und Befestigung der Halbsohle besser zu erken
nen sind. Es handelt sich hierbei um ein privat beschafftes Stiefelpaar.
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74
Der Infanterist des deutschen Heeres
Gamaschen
245
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75
Uniform
Schnürschuhe (1944)
249. Dieses Paar ist mit innen liegenden Zehenkappen ausgestattet wor
den, welche den Schuhspitzen eine rundere Form verleihen, sie aber
auch widerstandsfähiger machen.
250. Auch hier findet sich auf den Halbsohlen wieder eine ungleiche
Anzahl von Sohlennägeln (39 bzw. 42).
76
Der Infanterist des deutschen Heeres
Bergschuhe
256. Ein Paar dienstlich ausgegebener Bergschuhe aus naturbraunem
Leder. Daneben durften die Gebirgsjäger aber auch zivile Modelle
verwenden, soweit sie den Vorgaben der Wehrmacht entsprachen.
Es waren äußerst robuste Schuhe, deren Obersohle am Rand mit
Durchziehnägeln beschlagen war, seitlich waren je zwei Skibacken
für die Skibindung befestigt und im Ballenbereich waren so
genannte Jägerstifte rautenförmig angeordnet. Blatt und Schaft
waren mit feinem Leder gefüttert und die Schuhspitze wurde innen
durch eine Vorderkappe verstärkt. Das frühe Muster wurde noch
mittels Schnürhaken und -Ösen geschnürt, doch etwa ab Mitte
1943 wurden Erstere durch Ösen ersetzt, wie beim Schnürschuh
dann auch.
Die Gebirgstruppe trug diese Schuhe nicht nur
zum Klettern und Skifahren, sondern sie waren
ihre Standard-Fußbekleidung. Dazu wurden
gewöhnlich elastische Wickelgamaschen aus
grauer Wolle getragen, aber man sieht auf Fotos
Bergschuhe auch immer wieder in Kombination
mit Stoffgamaschen oder herabgerollten Socken.
Das abgebildete Exemplar ist eine
Spätkriegsfertigung mit sieben Paar metallver
stärkter Schnürlöcher.
77
Uniform
257. In der Seiten- und Rückansicht sind die Aushöhlungen für die Skibindung in den
Absätzen gut zu sehen.
258. Zum Schnüren werden etwa 1 m lange Schnürsenkel aus Leder verwendet.
259. Diese Schuhe weisen 25 bzw. 30 lägerstifte im Ballenbereich auf und jeweils
12 weitere auf dem Absatz, einheitlich in Rautenform angeordnet.
260. Der Unterschied zwischen den Kappennägeln auf dem Absatz und den
Durchziehnägeln auf der Sohle wird hier deutlich. Man beachte außerdem den
Größenstempel (Fußlänge 28, Fußbreite 4).
261. Diese Bild zeigt Durchziehnägel, die beiden Skibacken und schließlich die
lägerstifte auf der Sohlenfläche.
262. Am oberen Rand des Schaftes war ein schmaler Filzstreifen angenäht, der das
Tragen angenehmer machte. Zu sehen ist der Abnahmestempel des
Bekleidungsamtes München mit Größenangabe, Abnahmejahr (1944) und
Hersteller ('383').
78
Der Infanterist des deutschen Heeres
Filzstiefel
Die Härte des russischen Winters zwang die Truppe dazu, sich so rasch wie möglich geeignetes
Schuhwerk zu beschaffen, um die enorme Zahl an Frostopfern zu verringern. Dabei nahm sich die
deutsche Seite den traditionellen russischen Filzstiefel „W alenki" als Vorlage für ihre eigenen Stiefel.
Das russische Original war meist ganz aus Filz gefertigt, der den Fuß hervorragend gegen Kälte
isoliert. Um die deutsche Version unempfindlicher gegen Nässe und insgesamt robuster zu machen,
wurde der Filzstiefel im unteren Drittel außen mit Leder besetzt und bekam zudem eine Ledersohle.
Es gab viele Variationen hinsichtlich Farbe, Verstärkungen, Details in der Machart, doch allen war
die Kombination aus Filz und Leder gemein.
263. Der deutsche Filzstiefel war, anders als das russische Original, gewöhn
lich im unteren Drittel mit braunem oder schwarzem Leder besetzt und
verfügte über lederne Sohlen und Absätze. Je nach Machart des Filzes
konnte dieser bräunlich oder grau sein, es kommen aber auch gefärbte
Exemplare vor.
264. Der rückwärtige Schlitz, der das Anziehen der Stiefel erleichtert, wird
durch einen Schnallriemen geschlossen.
Der Einsatz zeigt diesen ledernen Schnallriemen und die
Lederabdeckung der Rücknaht.
265. Die Sohle ist mit ledernen „Noppen" versehen, die auf Eis und Schnee
einen etwas besseren Halt geben als glatte Sohlen.
.Postenstiefel“ (Filzüberschuhei
Diese Überschuhe aus Filz dienten ebenfalls als Kälteschutz im
Russlandfeldzug, allerdings waren sie vorwiegend für Posten, Wachen oder
Fahrer gedacht, da man sich mit ihnen nicht besonders gut bewegen konn
te. Sie waren mit Holzsohlen versehen, auf denen Halbsohlen aus Buna
(synthetischer Kautschuk) aufgenagelt waren, zur erhöhten
Wärmeisolierung und Beständigkeit, le nach Hersteller konnten sie sich in
einigen Details unterscheiden.
Daneben wurden als Notlösung, etwa in Stalingrad, auch Überschuhe aus
geflochtenem Stroh getragen.
80
Der Infanterist des deutschen Heeres
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Stiefelpflege. 274
275. Einlegesohlen isolierten und dämpften den Fuß. Sie wurden nicht dienstlich geliefert, konnten aber in
der Kantine gekauft werden.
276. Wehrmacht-Packung mit schwarzem Lederfett, das bis 1943 verwendet wurde. Danach wurde farbloses
Fett ausgegeben, da das Schuhzeug nicht mehr geschwärzt werden musste.
81
Uniform
Die Gebrauchsanleitung ist jeweils auf der Rückseite aufgebracht.
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282. Diese Seite aus dem „Reibert" zeigt, wo die Bekleidung
und Ausrüstung gestempelt bzw. mit dem Namensschild REIBERT
versehen werden sollte.
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Infanterie. Artillerie und m«loM gctwnil)
der Panzer-Einheiten je 12 Stofen.
Uniform
84
Der Infanterist des deutschen Heeres
Nähzeug
284. Schon in der Wehrmacht war jeder Soldat für die Pflege und
Instandhaltung der ihm anvertrauten Bekleidung, Ausrüstung und
Bewaffnung verantwortlich. Er musste also seine Uniform bis zu
einem gewissen Grad selber in Schuss halten, sprich Knöpfe
annähen, kleinere Risse flicken, Socken stopfen usw.
Zahlreiche Anbieter von Näh- und Handarbeitsartikeln jener Zeit
hatten Nähzeug im Sortiment, das sich eigens an die Landser
richtete, oft unter der Bezeichnung ’Kameradenhilfe'. Diese kleinen
Etuis enthielten Nadeln, Faden, Knöpfe, Sicherheitsnadeln,
Fingerhüte usw., mit denen sich die anfallenden Näharbeiten
durchführen ließen.
85
Uniform
A N L E IT U N G :
Zieh e nur d as tatsäch lich
b en ö tigte Q uantum h eraus
u nd sc h n e id e e s a b l
Der Rest des Päckchens bleib
stets in Ordnung und suuht
LEINENZWIRI
Unterfaden und %W L
f ür di e
H E E R E S W E R K S T ä Jü
50 g «A m J 293. Auf den Papphülsen
im Innern der
GRUSCHWi Garnrollen war oft
! ISXmWERKE A. O.»
der Herstellername
vermerkt.
86
Der Infanterist des deutschen Heeres
294 294. Typische Knopfkarte der damaligen Zeit. Die hier gezeigten
Lochknöpfe aus weißem Kunststoff fanden sich vor allem
am weißen Trikothemd und an der Unterwäsche. Der gleiche
Knopftyp, aber in Grau, wurde an der Feldbluse für die
Ärmel und zum Einknöpfen der Kragenbinde verwendet.
296. An der Dienst- und Feldbluse, dem Mantel und dem Drillich wurden
Ösenknöpfe aus feldgrau gespritztem Leichtmetall getragen. Sie wurden
auf solchen Karten an die Herstellerfirmen geliefert.
298. Die Rückseiten waren entweder hohl oder mit Metallfüllung versehen. Hier sind
unterschiedliche Knöpfe aus diversen Abschnitten des Krieges in teils recht
unterschiedlicher Qualität versammelt.
O s k a r T o v o te
Uniformfabrik
H e r f o r d i. W e s t f .
Goebenstr. 15
87
88
Koppel und Koppelschlösser
„GOTT M IT U N S ", so lautete seit 1701 der Wahlspruch der stand die alte Devise G O T T M IT U N S ' und unten fanden sich zwei
preußischen Könige, der ab 1847 auch auf den Koppeln der preußi Lorbeerzweige. Die Reichswehrschlösser waren aus Neusilber, einer
schen Soldaten zu finden war und den die Reichswehr im fahr 1925 Kupfer-Zink-Nickel-Legierung, gefertigt. Mit Verfügung vom 17.
für das wieder eingeführte Koppel übernahm. Angesichts der eher Februar 1934 wurde das neue Hoheitsabzeichen - ein Adler mit
antikirchlichen Einstellung der NS-Füftrung ist es reichlich erstaun einem Hakenkreuz in den Fängen - für die bisher schon getragenen
lich, dass diese Devise für die Koppelschlösser des Heeres (und der Bekleidungsstücke der Armee eingeführt. Doch erst am 24. Januar
Marine) beibehalten wurde - die Luftwaffe und die S S hingegen ver 1936 wurde dann ein neues Koppelschloss für Heer und Marine ein
zichteten, als eher „politische" Organisationen, darauf. geführt und der W eim arer Adler auch hier von dem neuen
Das Kastenschloss der Reichswehr zeigte auf dem Mittelschild den Hoheitsabzeichen verdrängt.
nach links blickenden Adler der Republik, in der Umrandung oben
89
Koppel und Koppelschlösser
03. Übliche Stelle für den Herstellerstempel. Bei den Stahlblechschlössern war die
Hakenöse angelötet, bei den Aluminiumschlössern hingegen angegossen.
04. Seitenansichten der Rollstege (bis auf den unteren mit Schnallzungen), mit
denen das Kastenschloss in das Koppel eingeschnallt wurde.
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Der Infanterist des deutschen Heeres
08
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Koppel und Koppelschlösser
10 . Auf der Schnallzunge war mitunter ein Stempel mit
Angaben zum Hersteller und dem Fertigungsjahr
eingeschlagen, wie auf dem Schloss selber auch.
Allerdings fiel diese Zunge ab März 1942 zwecks
Ledereinsparung weg.
11
\
12
12. Die jeweilige Koppellänge, in 5-cm-Abstufungen (90, 95, 100, 105 ...) verfügbar,
war innen auf dem abgerundeten Ende aufgestempelt.
92
Der Infanterist des deutschen Heeres
16
16. Beim 2. Koppelriemenmodell fiel die lange
Lederzunge weg und die Lochpaare zum
Einschnallen des Schlosses wurden direkt in den
Riemen eingestanzt.
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94
Gasmasken
Einer der ungewöhnlichsten Ausrüstungsgegenstände, welche setzen, sollte die deutsche „Operation Seelöwe" (die geplante Invasion
man Anton ausgehändigt hatte, war dieser seltsame Metallzylinder, Englands durch die deutsche Wehrmacht 1940, Anm. d. Ü.) durch
welcher die schrecklich aussehende Gasmaske enthielt. Anton erinner geführt werden. Der einzige nachgewiesene gefechtsmäßige Einsatz
te sich an die vielen Erzählungen der älteren Männer in seiner von Kampfgas im 2. Weltkrieg erfolgte durch die Deutschen in
Heimatstadt über die furchtbare W irkung des Giftgases im 1. Warschau. Sie entschuldigten sich sofort bei der Weltöffentlichkeit
Weltkrieg. Auch wenn Giftgas nur für vier Prozent der Kriegsverluste dafür und erklärten, es hätte sich um ein unglückliches Versehen
verantwortlich war, gehörte es doch zu den innovativsten Waffen die gehandelt. Die lapaner jedoch setzen unbarmherzig Giftgas in der
ses Konflikts. Mandschurei ein.
Frankreich war das erste Land, welches eine A rt von Reizgas ein Die logische Gegenmaßnahme gegen die schreckliche Bedrohung
setzte. Dies spornte Deutschland im ]ahre 1915 an, wesentlich wei war die Gasmaske, welche zu Millionen an Soldaten und Zivilisten
terentwickelte und gefährlichere Gase, wie z. B. den T-Stoff oder verteilt wurden, um einer möglichen Verletzung der Genfer
Tränengas einzusetzen. Diese Gase bestanden aus hochkonzentrier Konvention vorzubeugen.
tem Chlorin und zerstörten die Lungen. Bald ergriffen jedoch die Der große preußische Naturforscher Alexander von Humboldt
Franzosen wieder die Initiative und ersetzten das Chlorin durch hatte bereits 1799 eine Maske für die Verwendung im Kohlebergbau
Phosgen, ein noch höher entwickeltes Gemisch, dessen vernichtende erfunden. Die erste militärische Schutzmaske ist das Produkt eines
Wirkung sie bald selbst bei Ypern erleiden mussten, als die Deutschen Russen, Nikolai Dmitrijewitsch S elinski, der 1915 eine mit einem
ihrerseits Phosgen und Chlorin mischten und die französische Filter versehene Maske zum Schutz der zaristischen Armee entwickel
Armee 10 000 Mann Verluste hatte, davon 7000 Tote. te.
Gas war mit Sicherheit eine grauenhafte Waffe, aber zu diesem In der Zeit zwischen den Weltkriegen entwickelten viele Firmen
Zeitpunkt noch nicht auf dem Höhepunkt seiner tödlichen Gasschutzgerät und schon bald standen zuverlässige Masken zur
Effektivität. Die W irkung von Kampfgas wurde noch verheerender, Verfügung, welche sich kaum von unseren heutigen Modellen unter
als die Wissenschaftler begannen, ätzende Substanzen wie Yperit, im scheiden.
deutschen Sprachgebrauch Senfgas oder Lost genannt, beizumen Die deutsche Wehrmacht des 3. Reichs besaß zu ihrer Zeit die
gen. Dieses deutsche Gas wurde von den Engländer „Yellow S ta r" modernste und effektivste Ausrüstung auf diesem Gebiet. Die beiden
(Gelber Stern) genannt, abgeleitet von dem Stempel auf den wichtigsten Modelle von Gasmasken waren: Die seit 1924 entwickel
Granathülsen (später setzte sich auch der Name Gelbkreuz durch, te und ab 1930 produzierte „Gasmaske 30" und die „Gasmaske 38",
Anm. d. Ü.). I« „normalen" Mengen verwendet, war dieser Stoff ein Patent von 1938 besser bekannt als „S-M aske". Beide wurden in
nicht tödlich. E r legte sich als schmierig-brauner Film auf alles und einem Metallzylinder getragen, der Gasmaskenbüchse.
erzielte seinen größten Effekt nach Stunden, brannte in den Augen
und auf der H aut und blieb für Wochen aktiv. Dieser Kampfstoff
wurde zur endgültigen Formel, die von allen kriegsteilnehmenden
Staaten verwendet wurde. Auch wenn andere Reizgase in vielen
Versionen in größeren Mengen (133.000 Tonnen) verwendet wur
den, Senfgas war zweifellos das tödlichste Gas.
Trotz der außerordentlich schrecklichen Auswirkungen dieser
Waffe sollte das Gas noch bis weit in die 1920er fahre verwendet
werden und Russen, Araber, Chinesen und Äthiopier mussten
unter den verheerenden Folgen leiden. Im Genfer Protokoll von
1925 wurde unter dem Druck der aufgeschreckten öffentli
chen Meinung ein völkerrechtlicher Vertrag unterzeichnet, wel
cher den Gebrauch chemischer und biologischer Waffen verbot.
Das Verbot des Einsatzes chemischer Waffen beinhaltete den
Verzicht der Großmächte auf den Einsatz von Senfgas, \apan und
die U S A ratifizierten den Vertrag allerdings nicht. Das Protokoll
konnte damit den Schrecken nicht vollständig verbannen und so
besaßen die Großmächte zu Beginn des 2. Weltkrieges noch gewal
tige Mengen an Senfgas (Großbritannien 40.000 Tonnen,
Russland 77.000, die U.S.A. 87.000 und das Deutsche Reich
mehr als 27.000). Die Briten waren entschlossen, Giftgas einzu-
95
G asm asken
04. Publikation über den Effekt von Giftgas auf die Bevölkerung,
Gasschutzausrüstung und wie sie in Städten zu verwenden ist.
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97
G asm asken
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13
11. Schritte zum richtigen Anlegen
m »« » » “w der Maske in einer
zeitgenössischen Anleitung.
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R n fo rü tiu n g m
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ju r Ö ffn u n g oon S -H la a h tn 12. Einband und verschiedene
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welche zusammen mit der
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und die richtige Anwendung
M m rttt SlQRgtn. und Pflege der Maske
erläuterte.
14
100
Der Infanterist des deutschen Heeres
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[der, Rückansidil
101
G asm asken
22
102
Der Infanterist des deutschen Heeres
26. Die Detailaufnahme zeigt, wie die Lasche am Trageband angebracht wurde,
um die Maske näher am Körper zu halten.
27. Augenfenster für das Modell 30. Man konnte sie mit Hilfe eines
Spezialschlüssels auswechseln.
28. Die wichtigste Neuerung bei der Gasmaske war das Anschlußstück zum
Einatmen gefilterter Luft. Beachten Sie die feine Membran aus
Naturkautschuk zum Durchlass von Luft beim Modell 30.
31. Das Foto zeigt eine Gasmaske vom Typ GM-38, erstes Modell in grünem
Gummi.
32. Die Lasche besteht aus Kautschuk. Die Augenscheiben (Linsen) sind
fest eingesetzt und können nur in der Werkstatt gewechselt werden.
Beachten Sie das Zeichen für eine Maske der Größe 2.
39
39. Ein Blick in das Innere der GM-38 zeigt das Fehlen
des Lederrahmens des früheren Modells.
41. Vorderansicht einer GM-38 der 2. Version. Die blaue Farbe ist kein Anzeichen für eine
zivile Verwendung der Maske. Es handelt sich um einen speziellen antimagnetischen
Schutzanstrich, welcher Interferenzen bei Funk- und Radargeräten vermeiden sollte.
Diese Grundierung wurde auch beim Modell 30 verwendet.
Der Infanterist des deutschen Heeres
10 7
G asm asken
S c h n itt d u rch
das
A nschlu fistiic k
110
Der Infanterist des deutschen Heeres
S -F ilte r , a n g e s c h n itte n
65. Unterschiede in Design und Kapazität der Filter: Von links nach rechts die
Modelle FE-37, -41 und -42, alle mit aufgeschraubten Verschlüssen. Der
Verschluss von Modell 42 ist aus Bakelit.
66. Unter Kampfbedingungen war der Filter FE-37 weniger effizient als die
folgenden Filtermodelle FE-41 und -42. Die beiden letzteren Modelle
hatte man mit hermetisch abschließenden Metall- oder Gummikappen
versehen, welche das Eindringen von Schmutz und Wasser verhindern
und die Wirksamkeit der Maske gewährleisten sollten.
67. Eine Detailstudie des Gummipfropfens für das Modell FE-41. Hergestellt
von der Firma AUER.
111
G asm asken
68 . Draufsicht auf einen Filter Modell 42. Die graue Farbe zeigt, dass
es sich um ein spätes Modell handelt.
70. Das Übergangsmodell CO FE-39 war bis zur Einführung des Filters
FE-42 in Gebrauch. Der Stempel "Waffen Amt" gut zu erkennen.
112
Der Infanterist des deutschen Heeres
1 13
G asm asken
79
*Se*S» •• -y * .
1 14
Der Infanterist des deutschen Heeres
115
G asm asken
116
Der Infanterist des deutschen Heeres
93. Klappe des Klarscheiben-Behälters. Auf dieser Klappe waren gewöhnlich das
Herstellerkennzeichen, das Produktionsjahr und das zuständige Waffen-Amt vermerkt. Büchsen
mit einem „D" hatten einen wasserdichten Boden. Es gab auch einige wenige Büchsen mit
einer Gummidichtung im Deckel.
94. Gasmaskenbüchse von G L & Co. 1940. Der Stempel „Waffen Amt" ist auch gut zu erkennen.
95. Das Bild zeigt eine Innenansicht des kleinen Behälters, welcher die Ersatz-Klarscheiben
enthielt.
99. Nach der Vorschrift von 1940 sollte die Plane mithilfe
des Trageriemens auf der Brust des Soldaten getragen
werden, was ziemlich hinderlich und unbequem war.
L i
G asm asken
100. Gasplanen-Tasche und Gasplane. Die Plane sollte den Soldaten vor
dem direkten Kontakt mit dem Gas schützen. Sie sollte nur
einmalig benutzt werden und nach Ende des Alarms vernichtet oder
vergraben werden.
101. Dieses Exemplar ist aus Cellulose hergestellt und mit Wachs
imprägniert. Es gab viele andere Modelle aus Viskose oder
gummierten Naturfasern. Die Farbtöne variierten von Schwarz und
Grün bis Dunkelbraun.
102. Das weiße Label zeigte nicht nur Hersteller und Produktionsjahr der
Plane an, sondern auch in welchem Grade sie dem Gas ausgesetzt
gewesen ist.
118
Der Infanterist des deutschen Heeres
Qm'
106. Drei Elemente zur Verminderung der Gaswirkung. Die beiden Bakelit-
Behälter auf der unteren Ecke des Fotos enthielten zehn Tabletten des
Wirkstoffs Losantin, welcher mit Wasser vermischt das Gas
neutralisieren und dekontaminieren sollte. Die farbigen Siegel zeigen
Anleitung tür das Anlegen der leichten Gasbekleidung 39 das Produktionsjahr an (rot bis 1940, schwarz für 1941, grün für 1942
Wie tiah« ichmich*n?
und gelb für 1943). Die Einführung des Dekontaminations-Sets im
Jahre 1941 beendete die Verwendung der Tabletten. Es bestand aus
einer beschichteten Pappdose (obere Hälfte des Bildes) und einer
orangefarbenen Flasche, welche die Hautentgiftungssalbe enthielt.
Der Sanitäts-Papp-Anhänger auf der rechten Seite des Sets wurde zur
Kennzeichnung von Gasopfern beim Abtransport von der Front
verwendet.
119
120
■■■
Feldausrüstung
Ein Kettenhemd, ein Helm, ein Schild, Waffen, Ersatzwäsche, führend und mussten stets zuerst das Pferd pflegen und versorgen,
ein Mantel, Lebensmittel und eine Feldflasche - so sah das bevor sie an sich selbst denken konnten. Anm. d. Ü.)
Marschgepäck von Cäsars Legionären aus, die mit diesen rund 25 Die zwei Millionen deutschen Infanteristen, welche ihre gesamte
kg Gewicht in fünf Stunden über 30 Kilometer zurücklegen konnten. Ausrüstung und ihre Habseligkeiten wie die alten Römer auf dem
Mit wenigen Ausnahmen und der logischen Entwicklung in Design eigenen Rücken trugen, durchquerten auf diese Weise fast ganz
und Material hatte sich die Ausrüstung des deutschen Soldaten im Europa zu Fuß. Aber wir brauchen nicht bis in die Antike zurückzu
20. Jahrhundert im Vergleich zum antiken römischen Legionär nicht schauen um ähnliche Beispiele zu finden. N ur etwas über zwanzig
wesentlich geändert. Iahre früher machte Antons Onkel dieselben Erfahrungen in den
Anton Imgrund beklagte die arme Infanterie! Im Vergleich zu schlammigen Gräben von Verdun.
anderen Teilstreitkräften mussten die Fuß-Soldaten im Durchschnitt Man unterschied die Ausrüstung eines deutschen Infanteristen
60 Kilometer am Tag über steinige und schlammige Wege und durch im Zweiten Weltkrieg in das „Marschgepäck“ und das „Gefechts- bzw.
Wolken aus Staub mit fast 25 kg Marschgepäck marschieren. Dazu Sturmgepäck". Während des Gefechts wurde das Marschgepäck im
kam noch das Extragewicht von Handfeuerwaffen und rückwärtigen Raum gelassen, während das Sturmgepäck am Mann
Zusatzrationen an Verpflegung und Munition. Der Unterschied zwi zu bleiben hatte. Der Inhalt des Sturmgepäcks war wichtig für die
schen einem von „Marius' Mauleseln" (römische Legionäre unter Aufrechterhaltung von Antons Kampffähigkeit.
Marius) und einem von Hitlers Landsern war nicht groß, wenn man
von den vergangenen zwei \ahrtausenden absieht. (Allerdings fühlten Die Feldflasche war eines der wirklich unerlässlichen
sich Kavalleristen noch mehr benachteiligt. Sie vollbrachten täglich Ausrüstungsstücke jedes Soldaten. Hier sind mehrere Muster zu
Marschleistungen von 90 bis 100 Kilometern im Sattel und zu Fuß sehen, die zwischen 1933 und 1945 gefertigt wurden.
121
Feldau srü stu n g
Sturmgepäck
01. Das Gefechtsgepäck für Infanterie-Schützenkompanien, eingeführt
im fahre 1939, bestand aus einem Gurtbandrahmen und einem
Beutel. Der Rahmen war 28 x 26 cm groß und war mit zwei 35 cm
langen Riemen aus Leder oder einem Webmaterial versehen. Auf
Grund seiner Form wird er heute als „A-Rahmen" bezeichnet.
03. Oben auf dem A-Rahmen wurde das Kochgeschirr 31 mit einem
besonderen Riemen befestigt, welcher eine Länge von 50cm hatte.
Er war aus Leder oder einem Webmaterial und wurde durch den A-
Rahmen durchgezogen.
06. Um das
Sturmgepäck fertig
zu stellen, befestigte
der Soldat mit drei
Mantelriemen die
Deckenrolle und
manchmal auch
seinen Mantel an
den oben und an
den Seiten
angebrachten D-
Ringen des A-
Rahmens.
Der Infanterist des deutschen Heeres
Marschgepäck
07. Im Gegensatz zum Sturmgepäck, leicht aber effektiv, mussten die Männer beim Marsch
alle möglichen Ausrüstungsteile mitschleppen. Die Trageweise des Marschgepäcks war
ein Vermächtnis der preußischen Armee von 1885. Ein zentrales Stück dieser
Ausrüstung ist der Kuhfell-Rucksack bzw. -Tornister („Fell-Affe"). Er wurde 1934
verbessert als Tornister 34 und 1939 mit neuen Riemen versehen als Tornister 39
bezeichnet. Während des Krieges wurde er vereinfacht und aus ökonomischen Gründen
wurde das Kalbs- oder Rindsfell weggelassen. Mithilfe von drei verstellbaren Riemen
konnten der Mantel, die Decke und die Zeltbahn in Hufeisenform um den Tornister
befestigt werden. Gewöhnlich wurde die Zeltbahn bei schlechtem Wetter als
Wetterschutz um den Mantel und die Decke gewickelt. Obwohl der Tornister bis 1944
produziert wurde, ersetzte ihn der praktischere und leichtere Rucksack doch
weitgehend. ~
07
123
Feldau srü stu n g
08. Der Inhalt und seine korrekte Anordnung in einem nach
Vorschrift gepackten Tornister um 1939. Im Innern der
Frontklappe findet man Waschzeug, ein Handtuch,
Nähzeug und ein Hemd. In der Mitte das Kochgeschirr
mit einer Brotration und Essbesteck, an der Seite sieht
man Schuhe und Schuhputzzeug. Die Zwischenräume
stopfte Anton mit Socken aus. Zwischen der Klappe und
dem Korpus des Tornisters konnte noch eine Drillichhose
verstaut werden, falls vorhanden.
t e*«t
Sföle«
124
Der Infanterist des deutschen Heeres
14. Auf der Rückseite lassen sich der Hersteller und das Produktionsjahr
ablesen.
12
14
Rucksack 19
20
12 6
Der Infanterist des deutschen Heeres
127
Feldau srü stu n g
Bekleidungssack 31
29. Der Bekleidungssack 31 sollte sowohl den Tornister als auch den
Rucksack ergänzen. Er wurde nicht an der Front benutzt.
Normalerweise enthielt der Bekleidungssack alle Uniformstücke des
Soldaten, welche er nicht unmittelbar brauchte oder im Rucksack
transportierte und wurde im Tross (in LKW oder Pferdewagen etc.)
aufbewahrt und mitgeführt.
Zeltbahn 31
128
Der Infanterist des deutschen Heeres
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12 9
F eld au srü stu n g
34
HL
Koppeltragegestell / Tragegestell
40. Im lahre 1939 wurden zusammen mit dem Sturmgepäck das Koppeltragegestell mit Hilfstrageriemen eingeführt. Dieser Y-Riemen stellt
zusammen mit den folgenden Teilen das zentrale Elem ent jeder Marschausrüstung dar: Koppel, Koppeltragegestell und Sturmgepäck.
Damit wurde das Gesamtgewicht der Ausrüstung gleichmässig verteilt. Vor der Einführung des Gestells wurde die Ausrüstung durch
Riemen und Haken an der Uniform gestützt.
Das Aussehen veränderte sich während des Krieges kaum, allerdings wurde beim Material vom ursprünglichen Leder verstärkt auf
Baumwolle ausgewichen.
Hier ein Y-Riemen vom Beginn des Krieges aus bestem Leder.
131
Feld au srü stu n g
42. Im Allgemeinen verwendete man hochwertiges Rindsleder und spritze alle
Metallteile grau. Der Hauptriemen, welcher die Last des Koppels mit den
Patronentaschen aufnahm, hatte acht Löcher. Der Hilfsriemen, welcher mit
den unteren Haken von Rucksack oder Sturmgepäck verbunden wurde, besaß
zwölf Löcher. Er konnte mit einer Schnalle verstellt werden.
43. Hier eine späte, vereinfachte Version. Die Verbindung zwischen Haupt- und
Hilfsriemen besteht aus einer einfachen, verzinkten Niete. Diese wurde von
einem durchgenähten Stück Leder abgedeckt. Das war schneller und
einfacher in der Herstellung. Die Herstellermarkierung wurde einfach mit
Tinte aufgestempelt. Dieser Trageriemen wurde vermutlich um 1943
hergestellt.
132
Der Infanterist des deutschen Heeres
50. Verschiedene
Hersteller von
Koppelhaken mit
Stempeln und
Firmenlogos.
51. Zeitgenössische
Werbung eines
Herstellers von
Effekten.
13 3
Feldausrüstung
Brotbeutel 31
54. Eine Version komplett aus Segeltuch und Webriemen, ursprünglich für das
Afrika-Korps gedacht aber später aus Mangel an Leder weit verbreitet.
Detailansicht der
Koppelschlaufen und D-
Ringe. Gegen Mitte und
Ende des Krieges fielen
die Lederverstärkungen
weg.
13 4
Der Infanterist des deutschen Heeres
—
56. Verschiedene D-Ringe zum
Befestigen des
k
Brotbeutelriemens.
58. Die üblichen Stellen, an denen man die Zeichen für das
Produktionsjahr und den Hersteller finden konnte, war der
mittlere Koppelhaken.
61. Es gab sehr viele Varianten und Hersteller von Brotbeuteln. Das
Bild zeigt eine kleine Auswahl der verschiedenen Möglichkeiten.
13 5
Feldausrüstung
Teile einer Feldflasche mit Becher, beides aus Aluminium. Der Becher wurde in
seidenmattem Schwarz gespritzt. Die Flasche hat einen Filzüberzug und
Trageriemen aus hochwertigem Material.
Der Inhalt der Feldflasche betrug ca. 0,8 Liter. Ab April 1941 wurden die
schwarze Farbe durch oliv-grüne Farbe ersetzt.
13 6
Der Infanterist des deutschen Heeres
72. Verstärkungen an der Rückseite und am Hals gab es nur bei den großen 1-Liter-
Feldflaschen.
13 7
Feldausrüstung
1943-1945
82. Im September 1944 wurde das Aluminium bei der Produktion von
Feldflaschen durch gepresstes Blech ersetzt. Der Flaschenkörper bestand
aus drei gestanzten und geschweißten Teilen. Trotz des offiziellen
Einführungstermins 1944 existieren schon solche Stücke aus dem lahre
1943.
83. Vergleich von Feldflaschen aus Aluminium mit solchen aus Blech mit
roter Einbrennlackierung.
13 8
Der Infanterist des deutschen Heeres
84. Das späte Modell der Feldflasche mit all seinen Einzelteilen.
88. Die berühmte „Kokosnuss", eine Feldflasche, die ursprünglich für die
Tropen gedacht war, wurde zunächst aus Aluminium geformt.
Anschließend wurden mittels Hitze und Druck Holz und Kunstharz
aufgetragen. Dadurch erzielte man ein kompaktes und stabiles Produkt,
mit guten thermischen Eigenschaften.
92
.
Feld au srü stu n g iVfciiii H H
98. 1944 sparte man den Doppelriemen ein. Das Bild zeigt eine
Feldflasche aus diesem lahr und eine weitere von 1943.
97
140
Der Infanterist des deutschen Heeres
Herstellerkennzeichen und
Produktionsjahr auf dem
Blechbecher.
14 1
Feldausrüstung
Feldflasche
117. Spätes Modell einer Feldflasche für Gebirgsjäger und medizinisches Personal,
man trug sie an einem Schulterriemen. Die Unterschiede zu dem früheren
Modell sind auffällig. Labeflaschen hatten generell eine Kapazität von einem
Liter. Ihre Produktion endete 1944.
14 2
Der Infanterist des deutschen Heeres
Kochgeschirr 31
118. Im Grunde genommen hatte das Kochgeschirr die
gleiche Entwicklung wie die Feldflasche. Zuerst aus
Aluminium und matt grau bemalt, war das
Kochgeschirr später oliv-grün und noch später aus
bemalten Eisen. Im Jahre 1931 modifizierte man die
Modelle aus dem Ersten Weltkrieg und der Reichswehr,
welche noch eine Kapazität von 2,5 Litern hatten. Das
neue Modell fasste nur noch 1,7 Liter, behielt aber das
alte Design bei.
Das Bild zeigt die Entwicklung des Kochgeschirrs, von
links nach rechts und von oben nach unten.
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143
Feldau srü stu n g
124. Markierung am Scharnier eines Handgriffs, vereinfacht im lahre 1944. 124
125. Anbringung eines Riemens, um Verrutschen oder Geräusche zu vermeiden.
127. Die charakteristische Form des Henkels sollte das Aufhängen des
Kochgeschirrs über ein Lagerfeuer erleichtern und sichern.
14 4
Der Infanterist des deutschen Heeres
Schanzzeug
129. Das Schanzzeug des deutschen Landsers war ein direktes Erbe von seinem
Kameraden aus dem Ersten Weltkrieg. Es wurde ausgestanzt, war etwa 55 cm
lang, am Verbindungsstück geschweißt und an den hölzernen Handgriff
genietet. So wurde es bis zum Kriegsende fast unverändert produziert. Es
existierten auch andere Modelle aus besetzten Gebieten oder Beutestücke von
den Alliierten. Das Bild zeigt ein frühes Modell zu Kriegsbeginn in einer
Tragetasche aus Leder.
145
Feldau srü stu n g
133. Zwei Schäfte in seiden-mattem Schwarz.
137. Herstellerkennungaufeinem
Spatenblatt. Das ’H' steht für
„Heer".
Klappspaten
138. Etwa um 1938 erschien der Klappspaten. Praktisch ist er der Vorläufer
aller modernen Spaten dieser Art. Die Amerikaner produzierten 1943
sogar eine Kopie des Spatens.
14 6
Der Infanterist des deutschen Heeres
143. Der Spaten konnte auch als Hacke oder Picke verwendet
werden, wenn er in einem 90-Grad-Winkel festgestellt wurde.
Patronentaschen
147
F eldau srü stu n g
147. Bildansichten von der Befestigung
der Patronentaschen mit Koppel und
Riemen. Bei den ersten Versionen
konnte man die Patronentaschen
leicht vom Koppel abknöpfen, ohne
alle Ausrüstungsteile abnehmen zu
müssen. Dies fiel ab 1943 wieder
weg.
147
148
14 8
Der Infanterist des deutschen Heeres
149. Anordnung der zehn Patronen in einem Fach der Patronentasche. Jeder
Infanterist erhielt zwei Patronentaschen mit je drei Fächern, Fahrer und
rückwärtiges Personal nur eine.
150. Ein Streifen aus Leder, welcher in jedes der drei Taschensegmente genietet
wurde, verhinderte den Verlust von Patronen im Felde. Einige Soldaten
entfernten das Leder jedoch, um mehr Platz in den Taschen zu haben. Diese
schlechte Angewohnheit griff soweit um sich, dass es im lahre 1942
notwendig wurde, solche Praktiken per Befehl generell zu verbieten.
151. Markierungen
verschiedener
Produktionsreihen von
Patronentaschen, die
ersten beiden sind von
1942 und die letzten
beiden vom Ende des
Krieges.
14 9
Feldausrüstung
156
150
Der Infanterist des deutschen Heeres
157. Als Nachfolger eines Modells von 1915 und aus dem berühmten Solingen-Stahl gefertigt, war das
Seitengewehr (Bajonett) des Landsers kürzer und praktischer als sein Vorgänger. Einfach im Design
und nur aus zehn Bauteilen bestehend, begann es seine Reise über die Schlachtfelder zunächst mit
einem Holzgriff. Später machte man die Griffe aus schwarzem oder rötlichem Bakelit. Die
hauptsächliche Vereinfachung in der handwerklichen Verarbeitung war das Ersetzen der Schrauben
durch Nieten im Handgriff.
Das Handbuch zeigt die Teile des Bajonetts.
158. Vier der gebräuchlichsten Bajonette. Das Letzte stammt aus tschechischer Produktion und wurde
für eine deutsche Waffe adaptiert.
160. Eine schmale rechteckige Kante diente zum Einrasten des Bajonetts am Karabiner.
15 1
Feldau srü stu n g
166. Vier Kombinationen von Bajonetten und dazu passenden Koppelschuhen.
Die Segeltuchversion war wie andere ähnliche Ausrüstungsteile ursprünglich
für das Deutsche Afrika-Korps vorgesehen. Ab 1944 wurde es an allen
Fronten an die Truppe ausgegeben.
168. Vorder- und Rückseite einer Bajonettscheide, die mit Datum vom 25. lanuar
1939 per Befehl genehmigt wurde. Man legte Wert auf den oberen
Halteriemen im Stil der Kavallerie.
169. Kurzes Modell aus späterer Produktion, ca. 1942. Es weist Einsparungen im
Material und eine Vereinfachung in der Verarbeitung auf.
Nahkampfmesser
152
Der Infanterist des deutschen Heeres
173. Schutzhülle (Bezug) für den Verschluss eines Karabiners K 98k gegen
Staub und Wasser.
Pioniere
176. Der Auftrag der Pioniere lautete: Das Gefechtsfeld für die eigene Truppe zu ebnen
und für den Feind mit Hindernissen zu versehen. Um Ihre Aufgaben zu erfüllen,
benötigten sie eine komplette Ausstattung mit Werkzeugen, wie Schaufeln, Spaten,
Picken, Hacken, Zollstock, Sprengstoff etc.
Für das Bild haben wir die folgenden beiden Beispiele ausgewählt: eine kleine
Drahtschere und ein Maßband. Auf der kleinen Kurbel sieht man das
Produktionsjahr, das Waffenamt und die Länge des Bandes (20 Meter).
15 3
154
Orientierung im Gelände
ln den Taschen seiner Uniform bewahrte Anton zwei kleine Offiziere und Unteroffiziere (!) mit allen möglichen technischen und
Gegenstände auf, welche zu den wertvollsten Besitztümern in seinem optischen Instrumenten zu diesem Zweck ausstattete, wären sie doch
kurzen Leben gehörten. Eines war die Uhr, welche ihm sein Vater zu alle ohne genaue Landkarten nur von beschränktem Nutzen gewe
seinem 19. Geburtstag gekauft hatte. Das andere war ein Geschenk sen. In den Jahren vordem Krieg hatte der militärische Geheimdienst
seiner Schwester. Sie gab ihm einen Kompass, als er an die Front ein ausgewähltes Team von Kartografen in weite Teile der Welt
musste. Beide Instrumente stellten für Anton eine Verbindung mit geschickt, verkleidet als harmlose Touristen oder seltsame Künstler.
der Heimat her, jetzt mehr denn je. ]ede gelebte Stunde war ein per Diese Spezialisten fertigten heimlich Fotografien und Zeichnungen
sönlicher Sieg über den Tod. Für Anton waren diese kleinen Erfolge wichtiger Orte an, welche von der Wehrmacht später angegriffen wur
sehr wichtig, um sich in dieser bizarren Welt zu orientieren. Etwas so den. Diese Detailinformationen wurden in komplexen Karten verar
kleines und unscheinbares wie ein Kompass kann für einen Soldaten beitet. So entstand eine komplette kartografische Sammlung
Sicherheit bedeuten, wenn ersieh einer gigantischen Landschaft wie nützlicher Informationen, wie z. B. Straßen und
in Russland gegenübersieht: Endlose Steppen, Wälder, Berge, Kommunikationslinien, ja sogar demografische Rückschlüsse über
Ströme und Flüsse. Die eigene Position zu kennen ist lebenswichtig, die Bevölkerung und die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Landes.
die Vorstellung sich hierzu verirren ein Albtraum. Alle diese Probleme Das waren die Grundlagen für den „Blitzkrieg"!
löste für Anton sein geliebter kleiner Kompass.
Die eigene Orientierung und das korrekte Melden von feindlichen Kartentasche mit verschieden Leseinstrumenten
Positionen waren sehr wichtig. Obwohl die deutsche Armee ihre auf einer Armeekarte.
155
O rientierung im G elän d e
Meldekartentasche
156
Der Infanterist des deutschen Heeres
esero
F A S E R « - T A K T IK
09. Behälter für Fettstifte, mit denen man auf allen Materialien schreiben oder
zeichnen konnte, wie z. B. Acetat-Hüllen oder Celluloid-Ordnern und
Linealen, etc. Sie wurden von der bekannten Fabrik Eberhard Faber für die
Wehrmacht hergestellt, ihr Markenname ist bezeichnend: "Taktik”.
158
Der Infanterist des deutschen Heeres
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159
Orientierung im Gelände
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Guide Michelin für die Normandie und
angrenzende Gebiete.
16 1
Orientierung im Gelände
Kompass
16 2
Der Infanterist des deutschen Heeres
16 3
O rientierung im G elän d e
48. Truppen-Handbuch zum
korrekten Gebrauch des
Kompasses, der Stil war
eher gegen Ende des
Krieges (ca. 1944)
gebräuchlich.
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51
Ferngläser
16 4
Der Infanterist des deutschen Heeres
57
60. Im späteren
Verlauf des
Krieges wurden
auch Monokulare
verwendet. Grund hierfür
waren Rohstoffknappheit und
Zeitersparnis bei der Fertigung.
(Anm. d. Ü.: Das hier
abgebildete Glas stammte
nicht von der Wehrmacht,
sondern wurde für die
schwedische Armee
hergestellt.)
65
16 7
O rientierung im G elän d e
66
16 8
Der Infanterist des deutschen Heeres
5. 2)ie £eud)fpiffole.
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16 9
Orientierung im Gelände
Trillerpfeifen
73. Trillerpfeifen für Offiziere und Unteroffiziere, ca. 1943. Sie wurden an
Kompaniechefs, Zug- und Gruppenführer der Infanterie verteilt. Man knöpfte
sie mit der Kordel an den dritten Knopf der Feldbluse und verwahrte sie in
der Brusttasche. Die Pfeifen bestanden aus Celluloid oder Bakelit und waren
wichtige Führungsmittel zur unmittelbaren Gefechtsführung.
Feldfernsprecher 33
17 0
Der Infanterist des deutschen Heeres
171
Bewaffnung
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges konnte die Deutsche 1 9.1ahrhundert. Die Massenproduktion war die Geburt einer neuen
Wehrmacht auf ein großes Arsenal an Waffen zurück greifen. Diese industriellen Ära der schnellen Produktion zu niedrigen Kosten.
Waffen waren von der deutschen Industrie, welche berühmt für ihre Die Besetzung der Tschechoslowakei im ]ahre 1939 und die deut
lange Tradition und Qualität in der Waffenproduktion war, im sche Kontrolle über die beachtliche tschechische Waffen- und
Geheimen während der 20er und 30er lahre entwickelt und produziert Fahrzeugproduktion sowie die vorhandene Bewaffnung der tschechi
worden. Tatsächlich betrachtet man einige deutsche Waffen heute als schen Armee ermöglichten es den Deutschen, ihre Armee mit ergän
wahre Stücke der Handwerkskunst und sie sind bei Sammlern heiß zender Bewaffnung zu versorgen. Auch wenn diese Waffen nicht
begehrt. immer den Ansprüchen der Fronttruppe genügten, konnte man doch
Es ist schwer zu sagen, ob sich Anton dessen bewusst war, Teil der rückwärtige Dienste und Ausbildungseinheiten damit ausrüsten
am besten bewaffneten Armee der Welt zu sein. Diese (auch die noch junge Waffen-SS wurde teilweise damit bewaffnet,
„Handwerkszeuge des Krieges" (im Englischen "tools of the trade" Anm. d. Ü.). Erst im lahre 1941 und dank der Umrüstung auf einen
genannt) hatte man bereits während des Spanischen Bürgerkrieges „Totalen Krieg", gelang es der Industrie in Deutschland und den
(1936-1939) ausgiebig im Ernstfall getestet und erprobt. Die besetzten Gebieten die Fronttruppe mit einer Vielzahl an verbesserten
Erfahrungen der deutschen Legion Condor im spanischen Krieg und gleichzeitig in der Produktion vereinfachten Waffen zu versorgen.
erlaubten den Herstellern einen „Feinschliff" und letzte Darunter befinden sich auch neue, geradezu revolutionäre Artefakte,
Verbesserungen an ihren tödlichen Produkten. In der Überlegenheit welche in vielen Fällen den Weg zur Bewaffnung des heutigen moder
der deutschen Waffen lag aber gleichzeitig auch eine versteckte nen „Infanteristen der Zukunft" aller Armeen der Welt aufzeigten.
Schwäche, ein schwerer Rückschlag in den Kriegsanstrengungen der Eine detaillierte Betrachtung aller Handfeuerwaffen, welche von
Nazis. Die deutsche Regierung hatte nicht mit einem jahrelangen deutschen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges benutzt wurden,
Krieg gerechnet und auch keinen Weltkrieg erwartet, sie brauchte reicht weit über den Rahmen dieses Buches hinaus. Der speziell an die
daher, für sie selbst unerwartet, einen ungeheuren Nachschub an sem Thema interessierte Leser findet leicht ausführliche Werke hierzu.
Waffen und Munition. Die Qualität der deutschen Waffen war beein Trotzdem wäre das Portrait vom Leben eines deutschen Infanteristen
druckend hoch. Deutsche Gewehre, Pistolen und Granaten gelten als im Zweiten Weltkrieg unvollständig ohne einige Bemerkungen zu
fantastisch verarbeitet. Aber sie verlangten meistens weit komplizierte Anton Imgrunds Bewaffnung. Die hier gezeigten Waffen gehörten
re Produktionsverfahren und mehr Einzelteile als jene der Alliierten. zum Alltag im Leben an der Front.
Die Waffen der Alliierten waren leichter herzustellen und unterlagen
schon der neuen Philosophie der Massenproduktion, welche die
Unzweifelhaft ist der Karabiner K 98k die
Zukunft bestimmen und eine der großen Veränderungen des Zweiten
prägende Waffe des deutschen Landsers im
Weltkrieges werden sollte. Für viele Menschen stellt der Zweite Zweiten Weltkrieg. Er genießt bis heute einen
Weltkrieg das Ende der „Qualitäts-Produktion" dar, so typisch für das beinahe legendären Ruf.
173
Bewaffnung
Karabiner 98k
Der deutsche Soldat des Ersten Weltkriegs kämpfte mit dem Gewehr 98. Es
wurde zu Millionen produziert und von 26 Staaten verwendet. Das Gewehr war
125 cm lang und gut geeignet für einen Krieg, bei dem der Bajonettkampf noch
eine große Rolle spielte. Für den vom Dritten Reich geplanten „Blitzkrieg" benötig
te man mobilere Waffen.
Als Adolf Hitler im Jahre 1933 Reichskanzler wurde, genehmigte er große finan
zielle Summen für die Entwicklung und Erneuerung von Waffen. 1934 wurde
das Heereswaffenamt (HW A) errichtet. Eine der ersten Entscheidungen dieser
neuen Behörde war es, die Truppe mit einem neuen zuverlässigen, robusten und
wirtschaftlichen Gewehr für alle Teilstreitkräfte auszustatten. Die bekannten
Firmen S aber und Mauser wurden 1934 vom HW A mit dem Projekt Karabiner
beauftragt. Das Ergebnis war die Einführung des legendären Karabiner 98 kurz,
auch abgekürzt K 98k.
E r basierte auf dem verbesserten Modell aus dem Ersten Weltkrieg, welches man
auf eine Länge von 110 cm gekürzt hatte. Der Karabiner 98k war ein
Repetiergewehr, welches man für geeignet hielt, die Standardwaffe der reorgani
sierten Armee nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht im Jahre 1935 zu sein.
Andere europäische Heere besaßen kein ebenbürtiges Gewehr. Der Karabiner wog
vier Kilogramm, hatte eine Visiereinrichtung für Entfernungen zwischen 100 bis
2000 Metern (die effektive Reichweite betrug etwa 800 Meter) sowie einen
Sicherungshebel am Ende des Verschluss. Geladen wurde die Waffe mit einem
Ladestreifen mit fünf Patronen des Standard-Kalibers 7,92.
Wie viele andere Ausrüstungsstücke auch litt der K 98k ebenfalls unter den öko
nomischen Einschränkungen der Kriegszeit. Mehrere Varianten wurden produ
ziert bis zur Einführung des Karabiner 98k spätes Modell, vielen Sammlern heute
besser bekannt als „Kriegsmodell". E r ist eine vereinfachte Version, bei der viele
Metallteile ausgestanzt wurden, eine Bajonetthalterung fehlt und viele
Verarbeitungsschritte haben auf der Oberfläche ihre Spuren hinterlassen.
Bis April 1945 hatte die Firma Mauser Millionen dieser Karabiner produziert.
Mit der Einstellung der Produktion war auch dieser Karabiner Geschichte.
03. Seriennummer,
Waffenamtsstempel
und
Herstellerzeichen.
1 74
Der Infanterist des deutschen Heeres
12. Das HWA gab für das Gewehrgranatgerät ein spezielles Set
in einem Lederköcher aus, welcher die nötigen Teile
aufnahm. Hier der Schießbecher zerlegt dargestellt sowie
die Visiereinrichtung und-der Löseschlüssel für das
Drallrohr.
Bew affnung
13. Der fertig montierte Schießbecher auf dem
Karabiner 98k sowie die spezielle
Visiereinrichtung, welche seitlich auf den
Karabiner geklemmt und mit einer Schraube
fixiert wurde.
1 76
Der Infanterist des deutschen Heeres
177
Bew affnung
Die Dose hatte zwei Deckel und war in zwei Fächer aufgeteilt.
Eines für die Putzwerkzeuge, das andere für Dochte und ölige
Putzlappen.
30
178
Der Infanterist des deutschen Heeres
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Bew affnung
34. Beispiele verschiedener Ladestreifen für den K 98k.
Auf dem linken Bild sieht man Ladestreifen der
Berliner Firma Deutsche Waffen- und
Munitionsfabriken (DWM).
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18 0
Der Infanterist des deutschen Heeres
18 1
Bew affnung
Maschinenpistole 40
Während des Ersten Weltkrieges entwickelten deutsche Techniker die erste wirkliche
Maschinenpistole M P 18. Das Heer benötigte eine Schusswaffe mit hoher
Feuergeschwindigkeit für den Grabenkrieg. Die M P sollte spätere Infanterietaktiken massiv
beeinflussen. Während der Jahre zwischen den Weltkriegen war Deutschland die Entwicklung
von Maschinenpistolen von den Alliierten durch den Wertrag von Versailles verboten worden.
Heimlich deckte und unterstützte die Reichswehr jedoch private Firmen bei der Produktion
verschiedener MPi-Modelle, welche auch an die spätere Wehrmacht geliefert wurden.
Darunter war auch die M P 38 der Erma-Werke in Erfurt aus dem Jahre 1938, der
Vorläufer der weltberühmten Maschinenpistole MP-40. Die
MP-40 hatte eine relativ geringe Feuergeschwindigkeit und
einen vergleichsweise geringen Rückstoß. Das machte sie
wesentlich handlicher und leichter zu bedienen als andere
Maschinenpistolen jener Zeit. Sie wurde mit 9-mm-
Parabellum-Patronen in einem herausnehmbaren Magazin
geladen. Man schätzt, dass etwa eine Million MP-40 pro
duziert wurden.
Von den Alliierten wurde die MP-40 gewöhnlich die
'Schmeisser' genannt, nach ihrem Designer H Y P E R L IN K
"httpJ/en.wikipedia.org/wiki/Hugo_Schmeisser"Hugo
Schmeisser, obwohl Schmeisser tatsächlich die MP-41 ent
wickelt hatte, eine MP-40 mit einem Holzschaft und einem
Wahlhebel für Einzel- und Dauerfeuer. Ein Schwachpunkt
der MP-40 war ihr Magazin mit nur 32 Patronen
Fassungsvermögen. Zunächst sollten nur Fallschirmjäger
sowie Zug- und Gruppenführer der Infanterie eine MP-40
erhalten. An der Ostfront bemerkte man jedoch, dass ganze
russische Bataillone mit Maschinenpistolen ausgerüstet und
damit den Deutschen im Nah- und Straßenkampf überlegen
waren. Im Verlauf des Krieges wurden bei der Wehrmacht
deshalb ebenfalls ganze Einheiten der Sturmpioniere in
Zugstärke komplett mit Maschinenpistolen ausgestattet.
Wegen der Materialknappheit und eingeschränkter
Produktionskapazitäten gab es an der Front aber niemals
genug MP-40.
18 2
Der Infanterist des deutschen Heeres
£ i* 3Hfl|(J)in«nplSloIt.
183
Bew affnung
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Maschinengewehr 34
Das 7,92 mm Maschinengewehr 34 wurde vom führenden Konstrukteur der Firma
Rheinmetall, Louis Stange, entwickelt. E r kreierte ein außergewöhnliches Allzweck-
Maschinengewehr. Obwohl es bereits 1934 für den Einsatz in der Truppe genehmigt wurde,
begann effektiv die Auslieferung erst ab 1936. Es war eine luftgekühlte Waffe und verschoss
die H Y P E R L IN K "http://en.wikipedia.org/wikiH.92x57 mm_M auser'l,92 x 57mm Mauser
Patronen. Das M C besaß einen Zweibein und konnte mit einem Trommelmagazin, welches
fünfzig Patronen enthielt, als leichtes Maschinengewehr benutzt werden. Häufig verwendete die
Infanterie das M G auch mit einem Patronengurt als mittleres MG.
In der Rolle als schweres Maschinengewehr wurde das M G 34 auf ein großes Dreibein mon
tiert und mit einem Patronengurt geladen. Es wog 11,5 kg und hatte eine Feuerrate von 900
Schuss pro Minute.
Die neue Waffe wurde mit ihrer Einführung sofort bei der Truppe sehr geschätzt. Das M G 34
bewährte sich im Spanischen Bürgerkrieg. Diese Waffe ist ein gutes Beispiel für die raffinierte
deutsche Waffentechnik: Obwohl es in der Qualität seinerzeit unübertroffen war, verursachte es
doch große Fertigungsprobleme auf Grund der Vielzahl an Einzelteilen und intensiver
Herstellungsprozesse. Es stellte sich auch als recht pflegebedürftig heraus, da bei
Verschmutzungen leicht Ladehemmungen auftraten..
Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, begann bereits 1937 die Entwicklung eines
verbesserten Maschinengewehres mit höherer Leistung und geringerem Produktionsaufwand.
Das Ergebnis der Anstrengungen der Konstrukteure war das Maschinengewehr M G 42. Die
neue Waffe hatte eine Feuerrate von 1500 Schuss pro Minute, was beim Schießen ein charak
teristisches Geräusch erzeugte. Es war bei den Soldaten sehr beliebt, nicht zuletzt weil man den
Lauf der Waffe schnell auswechseln konnte.
184
Der Infanterist des deutschen Heeres
18 5
Bew affnung
K o n s t r u k t io n
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186
Der Infanterist des deutschen Heeres
64
187
Bew affnung
67. Ein Trommelmagazin mit seinem
Patronengurt.
70. Munitionskasten.
188
Der Infanterist des deutschen Heeres
77. Der Inhalt der Tasche zusammen mit einer Anleitung. Beachtenswert das Flieger-Visier
zur Bekämpfung von Zielen in der Luft.
189
Bew affnung
78. W ie bei allem Ausrüstungsgegenständen der
Wehrmacht sind auch hier der Hersteller und
der Stempel des Waffenamts präsent.
79. Auch das Werkzeug war durch das Waffenamt ü ' •'■
abgenommen. V- \v\.» ‘
Nicht entspannt
Entspannt
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19 0
Der Infanterist des deutschen Heeres
Pistolen
Im Ersten Weltkrieg lösten kompakte Selbstlade-Pistolen die bisher gebräuchlichen
Armee-Revolver langsam ab. Die deutschen Streitkräfte zeigten aber bereits um 1900
ihre Vorliebe für Pistolen gegenüber den früher verwendeten Revolvern. Automatikpistolen
waren leicht, konnten mit mehr als den üblichen sechs Patronen eines Revolvers geladen
und schneller abgefeuert werden. Theoretisch wurden Pistolen hauptsächlich nur von
Offizieren und Unteroffizieren (auch Sanitätern und MG-Schützen. Anm. d. Ü.) getra
gen, tatsächlich versuchten viele „Grabenkämpfer" in den Besitz einer solchen Waffe zu
gelangen. Die deutsche Waffenindustrie konnte den Bedarf an Pistolen noch nicht voll
erfüllen. Deshalb verwendete die Wehrmacht auch viele von anderen Ländern erbeutete
oder gekaufte Pistolen (und Revolver).
Browning HP35
Die Browning High Power Pistole wird so wegen ihres Magazins mit drei
zehn Patronen genannt, sie verfügt damit über fast doppelt so viel Munition
wie die Pistolen Mauser oder L uger. Weil sie im fahre 1935 auf den Markt
kam, wird sie auch oft als H P 35 bezeichnet. Sie basiert auf dem Design des
großen Waffenentwicklers lohn Browning, welcher von der belgischen Firma
FN beauftragt wurde, eine neue Handfeuerwaffe nach bestimmten Vorgaben
zu entwickeln. Browning hatte die Rechte an seiner erfolgreichen Pistole
Modell 1911 an die Firma Colt verkauft und war nun gezwungen eine völlig
neue Pistole zu erarbeiten, wenn auch abgeleitet vom Design der 1911. E r
starb im lahre 1926 ohne sein Werk zu vollenden. Die Firma FN führte die
Entwicklung weiter und produzierte schließlich ab 1935 die neue Pistole für
die belgische Armee. Die Pistole wurde von FN seit ihrer Einführung kontinu
ierlich verbessert.
Sie verschoss eine 9-mm-Patrone und war eine Single-Action-Pistole, was
bedeutet, dass der Abzug der Waffe nicht mit dem H ahn verbunden ist. Eine
Double-Action-Waffe dagegen trägt man mit entspanntem H ahn und einer
Patrone in der Kammer, so das der Schütze die Pistole einfach abfeuern kann,
in dem er den Abzug durchzieht. Bei einer Single-Action-Pistole muss der
Hahn vordem Schuss manuell gespannt werden.
Interessanterweise wurden die Hi-Power-Pistolen während des Zweiten
Weltkriegs sowohl von den Deutschen als auch von den Alliierten eingesetzt,
nachdem die Wehrmacht 1940 Belgien besetzt und die FN-Werke erbeutet
hatte, ln der Wehrmacht wurde die Waffe als „Pistole 640 (b)" ('b' für bel
gisch) bezeichnet. Die Hi-Power ist eine Handfeuerwaffe, welche einen großen
Einfluss auf die Entwicklung späterer Generationen von Pistolen hatte, sie 81. Seitenansichten, Magazin und Hersteller-Schriftzug
wurde oft kopiert. (Belgian FN) auf dem Schlitten.
19 1
Bewaffnung
Pistole 08
Die Luger (Pistole 08) fiat eine einzigartige Stellung in der Geschichte der
Handfeuerwaffen inne. in der ganzen Welt wird diese Pistole als eine unnach
ahmliche Ikone betrachtet. Sie wurde ab dem Ende des 19. Jahrhunderts entwik-
kelt und zur Standardwaffe der deutschen Armee. Trotz ihres respektablen Alters
wurden im Zweiten Weltkrieg viele Luger-Pistolen verwendet und bei Mauser
und Krieghoff bis 1945 produziert.
Während des Ersten Weltkrieges hatte man erkannt, dass die mechanische
Komplexität der Pistole 08 eine Massenproduktion verhinderte. Bereits 1927
hatte das Waffenamt des Heereswaffenamtes verkündet, das zur Herstellung
einer 08 etwa 1.180 Produktionsschritte notwendig waren, davon allein 156 für
den Griff. Zum Vergleich: Die viel einfachere und effektive H P 35 benötigte hier
für nur 55 Schritte. Zusätzlich neigte die Pistole 08 zur Ladehemmung, wenn
sie nicht richtig gereinigt oder schlechte Munition benutzt wurde. Trotzdem war
die Luger die Standard-Dienst-Pistole der deutschen Armee bis zur Einführung
der Pistole P 38 im lahre 1940.
Man schätzt, dass 1938 etwa 100.000 Luger und 1939 weitere 130.000 die
Werke verlassen hatten. Doch auch diese Liefermengen waren nicht ausreichend
für den Bedarf einer Armee, welche von 2,75 Millionen Mann im lahre 1939
auf mehr als 7 Millionen Soldaten 1941 anwuchs.
192
Der Infanterist des deutschen Heeres
Pistole 38
Das deutsche Armee-Oberkommando
beauftragte kurz nach der
Machtübernahme Hitlers das Waffenamt
damit, einen Ersatz für die komplexe und
teure Pistole 08 zu finden. Von allen gete
steten Pistolen blieb nur dieWalther-
Armee-Pistole übrig. Nacft ein paar
Modifikationen am Original-Modell wurde
die neue Seitenwaffe als "Pistole 38" im
lahr 1940 in der Wehrmacht eingeführt,
obwohl manche Lieferungen auch schon ab
1939 erfolgten.
Fritz Walther und Fritz Barthelmes hatten
eine Pistole entwickelt, welche eine höhere
Zuverlässigkeit besass, mit besseren
Leistungen unter schlechten Bedingungen
von Schlamm und Schnee aufwartete und
leichter in der Massenproduktion herzustel
len war. Der Double-Action-Abzug war mit Sicherheit ein großer Vorteil
und die Munitionszuführung war besser gelöst als bei der P-08.
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch die Produktion der P 38
sehr aufwändig war, allerdings doch unzweifelhaft einfacher als jene der
Luger mit ihren vielen Einzelteilen und geringen Toleranzen.
Konsequenterweise waren mehrere Hersteller in die Produktion der P 38
involviert.
Gegen Ende 1942 dominierte die P 38 an der Front. Sie war ein will
kommenes Beutestück bei den alliierten Truppen, welche ihren Double-
Action-Abzug schätzten. Doch blieb die Luger immer das begehrtere
Souvenir.
ü
!•« K p r 1
91. Seiten aus dem Bedienungshandbuch der P 38.
19 3
Bew affnung
Handgranaten
Vom Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 an, verwendete der deutsche Soldat zwei Typen von
Handgranaten, welche eher Verteidigungs- als Angriffswaffen sein sollten. Es waren die Stielhandgranate
24 und die Eierhandgranate 39. Beide bestanden aus einem dünnen Metallgehäuse und ihr Effekt lag eher
in der Wucht der Explosion als in der Splitterwirkung.
Stielhandgranate 24
Zertsteiyti
ütäjthppt
I1 Thema.
Stielhandgranate 43
100. Das für die Massenproduktion vereinfachte
Modell 24. Im Prinzip handelte es sich um
eine auf einen hölzernen Stiel geschraubte
Eierhandgranate.
19 5
Bewaffnung
105. Tragebeutel für Handgranaten. Das kleine Detailbild zeigt
die Fertigungskennzeichen von Hersteller und Waffenamt.
105 Sturmpioniere verwendeten diesen Beutel oft.
Eierhandgranate 39
107. Diese eierförmige Handgranate aus dünnem Metall enthielt 100
Gramm TNT-Sprengstoff. Sie war grau und später sandfarben lackiert.
An früheren Modellen war noch kein Tragering befestigt, bei späteren
Versionen wurde dieser zum besseren und sicheren Transport unten
angebracht.
Das Foto zeigt drei Modelle von Eierhandgranaten neben einem
Handbuch.
Gewehrsprenggranate
111
111. Diese Granate wurde vom K 98 k mit Hilfe des
speziellen Aufsatzes, dem Gewehrgranatgerät,
abgefeuert. Es gab viele verschiedene
Ausführungen: z. B. Spreng-, Leucht- oder
Panzerabwehrgranaten etc. Das Bild zeigt eine
Sprenggranate in Einzelteilen, welche gegen
Soldaten eingesetzt wurde
Minen
Glasmine 43
114. Da sie aus Glas war, konnte man
sie nicht mit Minensuchgeräten
orten. Diese Minen verursachten
in der Normandie 1944 schwere
Verluste unter den alliierten
Truppen.
19 7
Bew affnung
116. Verschiedene Zünder für eine Vielzahl an Tretminen. Der hier gezeigte Z42
(Zünder 42) wurde im lahre 1940 aus Messing hergestellt.
Schützenmine 42
117. Die Schützenmine 42
bestand aus einfachem
Sperrholz. Auch diese Mine
war nur schwer aufzuspüren.
Sie wurde als Sprengfalle
gegen menschliche Ziele
verwendet, war aber in der
Wirkung nicht so
verheerend wie die
Glasmine.
Sonstige Waffen
Zusätzlich zu den vorgestellten Waffen kämpfte der deutsche
Infanterist auch mit vielen anderen Waffen, wie z. B.
Granatwerfern, Panzerfäusten oder Beutewaffen.
Besonders im Hinterland war der Anblick eines deutschen Landsers
mit einem tschechischen, französischen oder italienischen Gewehr
nicht ungewöhnlich. Russische Waffen wurden häufig direkt an der
Front benutzt. Besonders beliebt bei Anton und seinen Kameraden
war die sowjetische Maschinenpistole PPSft-41; denn der K 98 k
konnte trotz seiner erwiesenen Genauigkeit nicht die benötigte
Feuerkraft im Nahkampf liefern.
198
Der Infanterist des deutschen Heeres
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19 9
200
Persönliche Ausrüstung
Das 19. und 20. Jahrhundert waren über weite Strecken durch nach hinten los - zumindest im Fall des „Made in Germany", welches
Konflikte und Rivalitäten zwischen den europäischen Großmächten nämlich bald schon als Qualitätssiegel empfunden wurde. Die Käufer
gekennzeichnet. Deren Hunger nach Land, Rohstoffen und suchten nun gezielt nach deutschen Waren, welche den britischen oft
Handelswegen, gepaart mit unterschiedlichsten Ideologien und natio genug überlegen waren.
nalistischen Auswüchsen, führten zu immer tieferen Gräben im inter Nachdem die verheerenden Folgen der Weltwirtschaftskrise des
nationalen Beziehungsgeflecht. England hatte seit dem Sieg in der Jahres 1929 überwunden waren, konnte in allen Industrienationen
Seeschlacht von Trafalgar im lahr 1805, und erst recht nach dem bis in die 40er Jahre hinein ein starker Zuwachs bei massenhaft gefer
Ende der N apoleonischen Kriege, die Meere ziemlich unangefochten tigten Konsumgütern beobachtet werden, welche das Leben auch der
beherrscht, und konnte dank seiner maritimen und kolonialen einfachen Bürger in den westlichen Ländern erleichterten.
Dominanz die Weltmärkte mit britischen Waren „beglücken". Doch Deutschland ließ die tiefen Depressionen der Weimarer Republik
gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde ihm seine Vormachtstellung langsam hinter sich, nicht zuletzt durch das Erstarken des
streitig gemacht, nicht etwa von Frankreich oder dem zaristischen Nationalsozialismus, der nicht nur die territoriale sondern auch eine
Russland, sondern von dem noch jungen Deutschen Reich. Dank industrielle Expansion anstrebte und den Marktanteil der berühm
ihrer sprichwörtlichen Disziplin und des Fleißes ihrer Arbeiter konn ten Qualitätsprodukte unter dem Siegel „ Made in Germany" weiter
ten deutsche Firmen bald schon zahlreiche hervorragend gefertigte ausbauen wollte. Dabei etliche namhafte Firmen eine Rolle: darunter
Produkte exportieren, die für den britischen Handel eine ernsthafte Siemens, Bayer, Pelikan, A E G , Bosch, Leitz, Zeiss, AGFA, Faber,
Konkurrenz darstellten. Aus diesem Grund wurde im Jahr 1887 ein Diamond oder Montblanc.
Gesetz in Großbritannien erlassen, das die Kennzeichnung aller
importierten Waren mit dem Ursprungsland forderte. Freilich ging
die beabsichtigte protektionistische Wirkung dieses Gesetzes ziemlich
Kaweko-Füllfederhalter,
mit der dazugehörigen Originalschachtel.
Feder
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201
Persönliche Ausrüstung
Schreibwaren
01
01. Der Zweite Weltkrieg wirkte sich auch auf die Fertigung von
Füllfederhaltern aus, nicht nur vom Design her, sondern auch was den
Einsatz neuartiger Materialien anbelangte, die angesichts der
Verknappung kriegswichtiger Rohstoffe ein willkommener Ersatz waren.
Hartgummi und Celluloid wichen moderneren Kunststoffen, was sich auch
auf den Preis der Füllfederhalter auswirkte, die zunehmend billiger und
funktionaler wurden. Auf dem deutschen Markt waren einheimische
Marken wie Montblanc oder Pelikan vorherrschend, welche über ein
ausgeklügeltes Kolbensystem und durchsichtige Tintensichtfenster
verfügten. Die frühen Kolben wurden vorwiegend aus Kork produziert,
vereinzelt auch aus Hartgummi. Die Füller waren üblicherweise aus
schwarzem Celluloid oder Bakelit und hatten verchromte oder goldfarbige
Metallbeschläge.
02. Pelikan wurde 1838 in Hannover gegründet und 1871 von Günther Wagner,
dem bisherigen Werksleiter der Firma, übernommen. Von der Gründung
bis zur 100-|ahr-Feier im lahr 1938 hatte die Firma äußerst erfolgreich
gearbeitet und weltweites Ansehen erlangt. Pelikan hatte Niederlassungen
in zehn Länder. Ebenfalls im Jahr 1938 brachte Pelikan einen wahren
Meilenstein auf den Markt: das Modell 100 N (N steht für „neu"), welches
vom berühmten Bauhaus-Stil beeinflusst war (nach der 1919 von Walter
Gropius in W eim ar gegründeten Kunst-, Design- und Architekturschule).
Das angesprochene Modell (im Bild links) war ein sehr zuverlässiger
Füllfederhalter mit klaren Formen, welcher über einen großen Tintenvorrat
und einen ausgeklügelten Kolbenmechanismus verfügte. Letzterer war
1923 von einem ungarischen Ingenieur zum Patent angemeldet worden,
der seine verfeinerte Erfindung 1927 an Pelikan verkaufte. Dieses kleine
Schreibwunder wurde durch einen passenden Druckbleistift ergänzt
(rechts im Bild), der ebenfalls aus Celluloid gefertigt war. Beide
Schreibgeräte stammen noch aus der Vorkriegszeit.
1942 wurde der Kolben überarbeitet und der Kork durch ein
zeitgemäßeres und leistungsfähigeres Synthetikmaterial ersetzt. Im Verlauf
des Krieges wurde die Produktpalette zunehmend verkleinert und die
Produktion stark gedrosselt, was vor allem an der Rohstoffverknappung
lag.
Füllfederhalter gehörten neben Fotoapparaten und Uhren zu den
beliebtesten „Kriegs-Souvenirs" der alliierten Soldaten.
04. Stahlfeder der Firma Kaweco aus der Kriegszeit. Die NS-Führung nahm
auch auf die Produktion von Füllfederhaltern Einfluss. So wurde etwa ab
1938 der Einsatz von Gold und anderen Edelmetallen zur
Federnherstellung verboten, zumindest für den heimischen Markt.
Allerdings gab es im ganzen Reich nur vier Firmen, die Füller für den
Export herstellen durften.
202
Der Infanterist des deutschen Heeres
06. Anders als etwa die US Army sah sich die Wehrmacht nicht dazu
veranlasst eine eigene Dienstvorschrift zur Trageweise von
Füllern an der Uniform herauszubringen. Deutsche Federhalter
„cl!
aus den 1930ern und 40ern waren meist mit Clips ausgestattet, d»he, dringend empfoffll
~ "tu leises Knirschen
mit denen sie sich in den Taschen gegen Herausfallen sichern
ließen.
'flü halm
Natürlich verwendete
kaum jemand im
Einsatz die gleiche
Schreibausrüstung wie
in der Heimat.
Abgebildet sind hier
ein Reise-Tintenfass
aus Bakelit und ein
Tinten-Radiergummi.
Die Tinte kam in
Pulver- oder
Tablettenform und
wurde mit Wasser
vermischt.
203
P ersö n lich e A usrüstung
Ein paar Beispiele für Bleistifte und Notizbücher, die von der
Wehrmacht verwendet wurden, aber 'Nur für Dienstgebrauch'
K R E S JB IO K N T U
HfERESEINGENTUM
Nur für Djeutgebnucli!
VAN D Y K E
EBERH A RD FA BER
204
Der Infanterist des deutschen Heeres
k o p ie r - k ü n s t l e r s t if t e i
u. FA R BT IN T EN ST IFT E *’ 9 'o fl
Ausschnitt aus dem
Van-Dyke-Sortiment.
Zeitgenössische Anzeige
für die beliebte Marke.
No. 704
MAGENTA
Bleistiftspitzmaschine aus
Bakelit von A. W. Faber.
Diese Maschine durfte in
keinem Geschäftszimmer
und keiner Schreibstube
fehlen und wurde von allen
dort Dienst tuenden
Soldaten und Offizieren
verwendet.
Persönliche Ausrüstung ■■■
20 6
Der Infanterist des deutschen Heeres
I
J-“- '
Sclö p o H
25. Hier ein paar Beispiele für die Art von Postkarten, die in den Kantinen
verkauft wurden. Die letzte singt ein Loblied auf die Soldatenmütter:
„Gute Nacht, Mutter."
s
jeder Angehörige der Wehrmacht monatlich zunächst je eine
Zulassungsmarke, dann zwei Stück. Diese konnte er seinen
1 Angehörigen in der Heimat übermitteln, von denen er ein Päckchen
UND H erwartete. Im Herbst 1944 wurde der Feldpostpäckchenverkehr
IHR HABTl
allerdings kriegsbedingt eingestellt.
GESIEGT |
30 7>0 ■ 30 ^ 30 ■ 30 . * Ji„ 30
29. Diese Briefmarke für Feldpostpäckchen bis 2 kg war für Winterbekleidung von der
Heimat an die Front gedacht. Sie wurde einmalig im lahr 1944 ausgegeben.
VftUnftmarkc
I V
M :numan\c
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ö ie n ftm a r k c
frtiesKcich H DcutfchcsWcich
30. Ein Bogen mit Dienstmarken der Behörden.
P ersö n lich e A usrüstung
Uhren
Einsatz und Herstellung von Militäruhren erreichten im Verlauf des Zweiten Weltkrieges einen neuen
Höhepunkt. In den Streitkräften kam zunehmend komplexere Technik zum Einsatz und auch der „Blitzkrieg",
der den Westfeldzug kennzeichnete, erforderte eine präzise zeitliche Koordinierung.
Im Heer wurden Armband- und Taschenuhren an Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften ausgegeben, die
aufgrund ihrer militärischen Tätigkeiten übergenaue Zeitangaben verfügen mussten, wie zum Beispiel Funker
oder Artilleriebeobachter. Die schnelle Ausweitung des Krieges führte allerdings schon bald dazu, dass die deut
schen Uhrenmanufakturen wie Hanhart, junghans oder Kienzle die vom Beschaffungsamt geforderten
Stückzahlen nicht mehr produzieren konnten. Also ging im ]ahr 1942 beim Schweizer Uhrenhersteller L ongines
eine erste Bestellung der Wehrmacht ein, der bald weitere Aufträge folgten. Auch andere eidgenössische Firmen
wie Alpina, M ulco, Titus, Minerva, Record, Zenith Silvana profitierten von den Aufträgen der Wehrmacht.
Aufgrund der steigenden Nachfrage beider Krieg führenden Parteien nach Militäruhren befassten sich zuneh
mend mehr Schweizer Uhrenherstellern mit deren Produktion. Das führte dazu, dass in deutschen wie in alliier
ten Uhren die gleichen Werke zu finden waren, nur eben in unterschiedlichen Gehäusen - die Stunde schlug
jedem gleich ...
32. Auf dem Rückdeckel sind die Buchstaben ‘D. H.' (für
„Dienstuhr Heer") eingraviert, zusammen mit der
Gehäusenummer und den Eigenschaften 'Stahlboden'
und 'wasserdicht'.
208
Der Infanterist des deutschen Heeres
Eine einfache
Taschenuhr von der
Firma Kienzle.
Diese preiswerte
Uhr war bei den
Soldaten sehr
beliebt.
Dienst-Taschenuhr der
berühmten Uhrenmanufaktur
Zenith (Gehäusenummer
8413348). Es handelt sich um
ein recht verbreitetes Modell
mit stabilem Nickelgehäuse,
einer Stoßsicherung und
schwarzem Zifferblatt mit
„kleiner Sekunde".
209
Persönliche Ausrüstung
Brillen
ß ri
U lü s k m -B r iL lc
47 47. Bis 1944 erhielten Brillenträger noch
eine zusätzliche Brille, welche unter der
Gasmaske getragen werden konnte. Bei
ihr wurden die Drahtbügel durch ein
Halteband ersetzt, damit der
1. E in f ü h r e n d u r c h S c h l i t z 2
2. W eilerfü h re n d u rc h Schlitz 3
Dichtrahmen der Gasmaske auch
3. E in stellen auf rich tig e L änge gasdicht anlag.
4. W eiterfü h re n d u rc h Sch litz 4
5. B efestig en in K i e m m s d d ^ t 1
6. A b sch n e id e n d e s ü b erm fasig .
B a n d e n d e s b is a u f S m m " •
2 10
Der Infanterist des deutschen Heeres
■
49
50
48. Der Brillenbehälter der
Gasmaskenbrille trug die Aufschrift
'Masken-Brille'.
2 11
P ersö n lich e A usrüstung
2 12
Der Infanterist des deutschen Heeres
2 13
Persönliche Ausrüstung
Kameras
Im den 1930er fahren kam es auf beiden Seiten des Atlantiks zu einem unerhörten
Boom im Bereich der Fotografie. In Europa war es vor allem das Deutsche Reich,
seit jeher führend in der Herstellung optischer Gerätschaften, das kleine und
handliche Kameras auf den Markt brachte, welche mit kompakten 35-mm-Filmen
geladen werden konnten und selbst für Normalbürger erschwinglich waren.
Letztendlich ist es diesen günstigen Voraussetzungen zu verdanken, dass Soldaten
aller kriegführender Mächte ihre Privatkameras mit in den Einsatz nehmen
konnten und den fast sechs ]ahre währenden Krieg in Millionen von Aufnahmen
festgehalten haben- für uns heute ein unglaubliches historisches Bildzeugnis.
2 14
Der Infanterist des deutschen Heeres
69. Als im fahr 1940 die Leica III c auf den Markt kam (mit der 69
Seriennummer 360.101), unterschied sie sich auf den ersten Blick kaum
von den Vorgängermodellen der III-Reihe. Dabei verfügte sie über ein
neues, im Spritzgussverfahren hergestelltes Gehäuse, wodurch sie
robuster wurde und einfacher herzustellen, aber auch gut 3 mm größer
war. Von diesem beliebtesten Leica-Modell wurden zwischen 1940 und
1945 rund 28.000 Exemplare gefertigt; das letzte trug die Seriennummer
397.607.
Auf dem Foto ist die rote Originalschachtel mit aufgedruckter
Belichtungstabelle zu sehen, in der die Kamera während der 1940er
verkauft wurde.
Auch die Wehrmacht setzte gerne Leica-Kameras ein, darunter das
Modell III c.
Modell III c
Obj.Nr. Loa
73. 1933 hob man bei Zeiss Ikon in Dresden die berühmte Modellreihe
Nettar 515 aus der Taufe: eine kompakte und zuverlässige Kamera in
den Formaten 4,5 x 6 cm, 6 x 6 cm und 6 x 9 cm, wenn auch das
Einlegen des Rollfilmes etwas umständlich war.
Das abgebildete Modell 515/16 (auf dem Bild in auf- und
zugeklapptem Zustand) hat eine Zeitenreihe, die von B bis zu 1/125
sec reicht und ist hier mit einem Telma-Verschluss und Nettar-
Anastigmat-Objektiv 75mm/l:6,3 ausgestattet. Die 515/16 wurde
zwischen 1937 und 1941 gebaut und war sehr populär, nicht zuletzt
wegen ihres günstigen Preises.
Zusammengeklappt
ließen sich diese
Kameratypen
problemlos in der
Feldbluse
unterbringen.
P ersö n lich e A usrüstung
2 16
Der Infanterist des deutschen Heeres
80. Agfas erste Kleinbildkamera war das Modell Karat 6,3 aus dem
lahr 1936, das für die berühmte 35-mm-Karat-Filmpatrone
ausgelegt war, welche 12 Aufnahmen im Format 24 x 36 mm
ermöglichte. Die Karat war ein überaus unkomplizierter Apparat,
ziemlich klein für ihre Zeit und mit einem Preis von 42,- RM
auch erschwinglich.
Die Produktion für den zivilen Markt wurde 1941 eingestellt,
denn alle Betriebe mussten sich auf die Fertigung
kriegswichtiger Erzeugnisse konzentrieren. Agfa baute auch nach
dem Krieg wieder Kameras, bis 1982.
217
P ersö n lich e A usrüstung
85. Die Kodak Retina stellte einen
Sonderfall in der damaligen
deutschen Kameralandschaft dar: Um
ihre neue 35-mm-Tageslichtpatrone
besser vermarkten zu können, hatte
die amerikanische Eastman Kodak
Co. - größter Hersteller von
Filmmaterial - nach einem deutschen
Kamerahersteller gesucht, der dazu
passende, preiswerte
Kleinbildkameras bauen könnte. 1931
kaufte Kodak kurzerhand das Dr.
August Nagel Kamerawerk in
Stuttgart-Wangen, das bereits
hervorragende Kompaktkameras
fertigte. Ab 1934 wurden dort die
verschiedenen Modelle der Kodak
85
Retina produziert, die sich zu den
beliebtesten und meistverkauftesten
Kleinbildkameras weltweit
entwickelten. Und mit ihrem Erfolg
machten sie erst den Siegeszug des
35-mm-Filmes und der
Kleinbildpatrone möglich.
Der günstige Preis der Retinas, insbesondere verglichen mit den Leicas oder
Exaktas der Konkurrenz, führte dazu, dass Nagel-Kameras auch unter den
deutschen Landsern sehr stark verbreitet waren.
Im lahr 1940 wurde die Produktion eingestellt, doch schon 1946 ging die
Fertigung von Retina Kameras in Stuttgart wieder los.
Oben links eine Retina I, Typ 141 (1937-40), rechts eine Retina II, Typ 142
(1937-40) und darunter eine Retina I, Typ 119 (1936-38).
87
2 18
Der Infanterist des deutschen Heeres
2 19
P ersö n lich e A usrüstung
Der aus Holland stammende Industrielle Johan Steenbergen gründete 1912 in Dresden die Firma
Ihagee (nach dem Akronym 'IHG' für „Industrie- und Handelsgesellschaft m.b.H."), die fortan
Fotoapparate und Zubehör herstellte. Die Firma entwickelte etliche Modelle, bis sie schließlich 1936
mit ihrer Kine-Exakta ein bahnbrechendes Produkt auf den Markt brachte: die erste einäugige
Spiegelreflexkamera für das 35-mm-Kleinbildform mit Wechselobjektiven (1936) und später dann die
erste Kamera überhaupt mit einem elektronischen TTL-Belichtungsmesser (1942).
Im lahr 1941 beschlagnahmten die Nazis das niederländische Betriebskapital und wandelten bald
danach die Ihagee in eine Aktiengesellschaft um. 1942 beschloss
Steenbergen, der mit einer amerikanischen Jüdin verheiratet war,
angesichts der immer bedrohlicheren Umstände, mit seiner
Familie in die USA zu emigrieren. Die Ihagee in Dresden
produzierte seit 1940/41 nur noch Kameras für „Sonderbedarf", z.
B. die Kriegsberichterstattung. Im Februar 1945 wurde die Stadt
an der Elbe von alliierten Bombern schwer heimgesucht, wobei
auch das Stammwerk völlig zerstört wurde.
Abgebildet sind zwei zeitgenössische Werbeanzeigen für die
revolutionäre Kamera aus dem Hause Ihagee.
Kine
96. Kine-Exakta, die für den Kinefilm 24 x 36 mm
konstruierte Kleinbild-Spiegelreflexkamera. Sie EXAKTA
war ihrer Zeit voraus und gehört zu den direkten
Vorläufern aller heutigen Spiegelreflexkameras.
Dieses Exemplar der 4. Modellreihe aus dem
lahr 1938, das hier mit hochgeklapptem
Lichtschachtsucher gezeigt wird, trägt die
Seriennummer 531.724. Daneben liegt die
Original-Tasche aus Leder.
220
Der Infanterist des deutschen Heeres
101. Auswahl verschiedener Filme der Zeit: rechts 35-mm-Filme von Agfa,
Kodak und Leica. Obwohl Farbnegativfilme schon seit 1936 im Handel
waren, waren sie aufgrund ihres Preises und der aufwändigeren 102
Entwicklung nicht besonders verbreitet.
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lampen
222
Der Infanterist des deutschen Heeres
223
P ersö n lich e A usrüstung
224
Der Infanterist des deutschen Heeres
Karbidlampe aus Bakelit. Wie das vorherige Modell weist auch diese Lampe metallene
Seitenblenden zum Regulieren des Lichtstrahls auf; zusätzlich dazu hat es noch zwei
Vorsteckblenden. Sie hat zudem zwei Tanks: Einen für Wasser und darunter einen für die
Karbidbröckchen - diese wandeln sich durch Zugabe von Wasser in das gasförmige
Acetylen um, das unter Hinzugabe von Sauerstoff aus der Luft mit einer hellweißen
Flamme brennt.
225
P ersö n lich e A usrüstung
124. Zündhölzerund
Hindenburglichter. Diese
Lichter gab es in allen
möglichen Varianten, die
Ausführung rechts umfasst eine
tieh-üodifhoi flache Schale aus Pappe, die
Ausrichten mit einem wachsähnlichen Fett
gefüllt ist.
226
Der Infanterist des deutschen Heeres
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227
P ersö n lich e A usrüstung
Geld
Der Krieg brachte besondere Anforderungen an die
Geldversorgung mit sich, und während man im Reichsgebiet
die alten Reichsmarkscheine und -münzen beibehielt wurden
für die besetzten Gebiete und für die Wehrmacht spezielle
Geldscheine ausgegeben. Im Frühjahr 1945, kurz vor
Kriegsende, gaben einige Bezirke des Reiches, nämlich Graz,
Linz, Salzburg, Sachsen, das Sudetenland und
J M u f f t a m einet
Oberschlesien sowie Schleswig-Holstein, regional gültige U n ge h ö rige n u nd 5 » u n & e
\
129. Soldbuch-Hüllen wie diese, mit Fächern für
Geldscheine usw., konnten in den Kantinen
gekauft werden.
228
Der Infanterist des deutschen Heeres
133
133. Diese einseitig bedruckten Scheine
wurden 1942 eingeführt und zwar
ausschließlich für den Geldverkehr
innerhalb der Wehrmacht. Um dies zu
gewährleisten, betrug ihr Nennwert
nur ein Zehntel ihres tatsächlichen
Wertes.
134
Verrechnungsscheine für
die Deutsche Wehrmacht k ZEH N MARK ’
abgelöst. Bei ihnen M A ü K V tR W A tT U N O
D tK 9 t 5CM*KÄC Ö JT K A i 9tM
stimmten der Nennwert
und der tatsächliche
Kaufwert überein, und io
auch sie wurden von der
Reichskreditkasse
ausgegeben.
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135. Rückseite eines
Verrechnungsscheins. FEINF
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22 9
230
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Dokumente
jeder Soldat eines jeden Landes ist verpflichtet, Papiere bei sich zu Anders als der gleich große Wehrpass hatte das Soldbuch einen
tragen, mit denen er sich ausweisen und seinen Kombattantenstatus hellbraunen Umschlag, darauf den „Wehrmachtadler'' und darunter
nachweisen kann. Auch die Millionen deutscher Soldaten des Zweiten den Aufdruck 'Soldbuch zugleich Personalausweis'. Es enthielt alle
Weltkrieges - unter ihnen Anton Imgrund - führten entsprechende möglichen persönlichen und dienstlichen Angaben, und ab 1943
Ausweispapiere mit sich. sollte auch ein Foto des Besitzers in Uniform auf Seite 1 fixiert wer
Seit ihrer Einführung im lahr 1935 begann die Wehrpflicht für den. Es wurde in der linken Brusttasche getragen, allerdings vor
jeden deutschen Mann mit dem vollendeten 18. Lebensjahr. E r Spähtrupp- und Stoßtrupp unternehmen beim „Spieß“ abgegeben.
musste sich bei den Wehrersatzbehörden zur Musterung melden, und Seit August 1939 bekam der neu-einberufene Soldat zusammen
wenn er tauglich war, wurde dem zukünftigen Soldaten der Wehrpass mit seinem Soldbuch auch seine Erkennungsmarke aus Zink oder
ausgehändigt, ein 10,5 x 14,5 cm großer, 52 Seiten umfassender Leichtmetall ausgehändigt. Beide Hälften waren gleich lautend
Ausweis, mit einem Umschlag aus fester grauer Pappe, auf dessen beschriftet, üblicherweise mit der Stammrollennummer des Soldaten
Vorderseite der „Wehrmachtadler'' prangte (Wehrpässe wurden übri und der abgekürzten Bezeichnung des Ersatztruppenteils, zu dem er
gens ausschließlich von der Berliner Druckerei Metten & Co. gehörte. Ab 1941 wurde auf der „Hundemarke" auch die Blutgruppe
gedruckt). 1n diesem Dokument wurden die wichtigsten persönlichen des Besitzers eingeschlagen. Die ovale Marke wies oben zwei Löcher
Daten des jungen Mannes vermerkt und auf Seite 1 war ein Foto des für die Trageschnur auf, an der sie um den Hals zu tragen war, sowie
Besitzers in Zivil eingeklebt. Trennschlitze in der Mitte. Im Todesfall wurde die Marke hier ausein
Nach seiner Einberufung zum Wehrdienst gab der Soldat seinen ander gebrochen - die obere Hälfte verblieb bei dem Gefallenen, wäh
Wehrpass bei der Einheit ab und erhielt dafür das Soldbuch. A ll seine rend die untere Hälfte, mit nur einem L och, zunächst an die Einheit
Versetzungen, Kommandierungen, Lehrgänge, Verwundungen usw. geschickt wurde und von dort aus an die Wehrverwaltung.
wurden in den Wehrpass eingetragen, der während des aktiven
Dienstes bei der Einheit des Soldaten verblieb. Dieser erhielt den Pass
erst nach Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wieder zurück.
231
D okum ente
Wehrpass
Ejüupfoyjnn u. fiamponir-njef
232
Der Infanterist des deutschen Heeres
Soldbuch
04. Einband eines Soldbuches und die Seite 1 mit Stammrollennummer, Dienstgrad,
Namen, Erkennungsmarkennummer, Blutgruppe und Gasmaskengröße des Besitzers.
Solöbudi
05. Auf Seite 2 finden sich die Personalbeschreibung und andere persönliche Angaben
und auf Seite 3 die Bescheinigungen hinsichtlich weiterer Einträge auf den pecfonolausmeis
vorangegangenen Seiten.
^ ^«ääm t • *(■> . ff
07. Die Seiten 8 bis 8d enthalten besondere
Bekleidungsvermerke sowie Besitznachweise für Waffen
und Gerät, die an den Soldbuchbesitzer ausgegeben •4. ’
wurden.
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DJehtnummet .^ **
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Dokumente
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In btt jahnjtation:
flusbefjecungen um:
in b« 3aftnIiolion:
eigenes 3«linerfa«(lü*
mitgegebene CDertfadien unb Papiere Rehe folgenfl» SettenI
Gninö.
234
Oer Infanterist des deutschen Heeres
Erkennungsmarken
Schießbuch
14. Mit dem Soldbuch zusammen wurde - zumindest in der Heimat - oft auch das Schießbuch
getragen. Darin wurden die Ergebnisse in den verschiedenen Schießklassen und
Schulschießübungen festgehalten.
ödW&lS
(rflonat>
des Besitzers mit dem Mult» foll «&h«&Kn. «njslssn.
C. m. 6. nt. .
2
Gcu). 98 /fiacob. Doc Beginn ber
Sthülfdiltflübuogtn 6 10 . . 9 8 /S o to b .
16. Ergebnisse der
p.tt, i tag Reihenfolge unb 3.Min Bemerhungen Schießübungen mit dem
SAU»- S*tftt V* |
Btbingungen bet Übung ; Beteidinung bet Sthüffe SihlMt
Mol!»
Karabiner 98k in
IM i fi»«» b i 3t ////!!!■ verschiedenen Die Schliffe finb mit folgenden Bezeichnungen
1 ____ einjutragen:
Anschlagarten, die hier an 1—12 (bjio. I -241 treffet inntrhalb ber Ringe,
Schuifchiffp- Übungen
l.«Mt|IMafte< IHbri.m.», PoKoorntt»«. «taMMm. • tiattb.a«« drei Tagen geschossen + treffet außerhalb ber Ringt (befKing- und figur-
tingftfitiben).
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17. Belehrung über den Der genaue 5it| ben SAuffe» i|l butdi einen Punkt
ju bejeirtinen. j, B.t
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richtigen Eintrag der +. 9- .9 6- ).
Alte an tintm Sdiiefltage jut Erfüllung eintt Übung ;
»diUi.tm.-ltn rkaa«: h btibtn «lall« kW« J Pol»
1, Übung. »■.)»>= B. «* I. CMm". Schießergebnisse auf dem abgegebenen ödiüffe uierben auf tint £inie gefetjt. Dit
SdiüfIt. mit benen bie Übung «füllt uiurbt, «erben !
Pair- tag Reihenfolge unb Johl 6« Bemechungen
U M - IM .
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Bebingungtn btr Übung Be}cidinung ber öAüffe hinteren Umschlag. unterftriditn.
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18. Ein weiteres Dokument, das
man häufig antraf, war der \
Wehrmacht-Führerschein, der
aber nur „für die Dauer des
Dienstverhältnisses bei der
Wehrmacht" gültig war. Er war
auf grauem Leinenpapier
gedruckt und enthielt die
dienstlichen Angaben zur
Person des Besitzers, die
Führerscheinklasse(n) und ein
Foto in Uniform.
is t . 8 w lt © Hj
V e r k e h r s r e ic h e n
^ ’ 3. Nov. 1937
W a r n « * » c h « n (B.id i -'Q.
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Bahnübergang
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236
Der Infanterist des deutschen Heeres
Schutzhülle
22. „Für unsere Soldaten" - derartige Schutzhüllen waren gewöhnlich ein Geschenk von
Angehörigen und bei den Landsern recht beliebt. Dieses Exemplar aus festem
Pergamentpapier verfügt außer dem Einsteckfach für das Soldbuch noch über ein
Sichtfenster für ein Foto, einen Notizblock, eine Adressliste und einen Kalender.
D e u tsch e R e ic h sp o st
X PottidMck- und Poitspa'kauendienit
Raite bargeldlos
mit
'po^eifcsäyeik
237
238
Orden und Auszeichnungen
Bei den altägyptischen Pharaonen konnten es Halsketten oder Das ursprüngliche Eiserne Kreuz wareine Arbeit des preußischen
Armreifen sein, in den Legionen des alten Rom reichte ihre Baumeisters Karl Friedrich Schinkel, welche auf dem ersten Entwurf
Bandbreite vom Armreifen bis zur Krone. Seit jeher wurden unter des Königs beruhte und als Symbol für den Kampf um Freiheit
schiedlichste Auszeichnungen als Belohnung für besonders tapfere gedacht war. Das mit Silber eingefasste, geschwärzte, gusseiserne
Soldaten eingesetzt. Auch das 3. Reich folgte natürlich dieser Tatzenkreuz sollte ritterliche Pflichterfüllung symbolisieren. Es war
Tradition. der erste europäische Kriegsverdienstorden, der nicht nur für Offiziere
Orden und Ehrenzeichen stellten eine sichtbare Anerkennung für bestimmt war, sondern den auch einfache Soldaten für militärische
über das Normalmaß hinausgehende Pflichterfüllung des B eliehenen Tapferkeit verliehen bekamen, ohne Ansehen von Stand und Rang.
dar - sei er Zivilist oder Soldat. Für Anton waren seine Orden die Neben seiner schlichten, einfachen und fast modernen Form trug
nach außen hin sichtbaren Beweise, dass er seine soldatische Pflicht genau dies viel zu seinem einzigartigen Ruf bei.
mehr als erfüllt hatte. Sie sollten auch für die anderen ein Anreiz sein, Da das Eiserne Kreuz eine reine Kriegsauszeichnung ist, wurde
es ihm gleichzutun im Kampf für „Volk, Führer und Vaterland!" es seit 1945 auch nicht mehr verliehen. Allerdings flammen in der
Die Nazis stifteten und/oder erneuerten zwischen 1936 und 1945 BR D , gerade angesichts der zunehmenden Zahl der Auslandseinsätze
zahlreiche Orden und Ehrenzeichen, die-anders all in vielen ande der Bundeswehr, immer wieder Diskussionen übereine Neu-Stiftung
ren Armeen jener Zeit - zu allen Anzugarten ständig getragen wur dieses egalitären Ordens auf. Doch selbst wenn sich der Widerstand
den. gegen seine Wiedereinführung als zu stark erweisen sollte, so
Die Auszeichnung, welche für viele Menschen heute noch das schmückt dieses Symbol der Tapferkeit auch weiterhin die Fahrzeuge,
Sinnbild des 3. Reiches darstellt, ist das Eiserne Kreuz. Es ist aber Schiffe und Flugzeuge der Bundeswehr.
beileibe keine Neuschöpfung der Nazis, sondern war bereits am 10.
März 1813, während der Befreiungskriege gegen Napoleon
Bonaparte, vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet
worden. Zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71)
und dann wieder im Jahr 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges,
war das Eiserne Kreuz vom jeweiligen preußischen König neu gestif
tet worden. Adolf Hitler folgte dieser Tradition, als er den Orden am
1. September 1939 erneuerte. Allerdings musste die Königskrone auf
der Vorderseite dem Hakenkreuz weichen, dem Symbol der neuen
Herrscher.
© t fc r n c s $ r e u j
2. Älcrffe
1939 .
Fabrikneues Eisernes Kreuz 2. Klasse mitsamt Verleihungstüte
und Ordensband. Es konnte auch in einem Etui ausgegeben
werden, obwohl diese Praxis im Verlauf des Krieges zunehmend
seltener wurde.
Es wurden ungefähr 300.000 EK 1und 2,3 Millionen EK II
verliehen, die meisten an Soldaten der Wehrmacht und der
Waffen-SS, aber auch an Angehörige der Polizei, des
Reichsarbeitsdienstes (RAD), der Organisation Todt und der
Technischen Nothilfe sowie an Soldaten der Verbündeten.
Orden und Auszeichnungen
01. Eisernes Kreuz 2. Klasse mit dazugehöriger Verleihungstüte, in der
es ausgegeben wurde.
240
Der Infanterist des deutschen Heeres
Miniaturen _________
ORDEN Frackketten
F r ie d r ic h S e d la t z e k
der bekannte O rden-Spenalitt
n u r F rie d rich str. 2 0 5 , E ck e M a u e rstr.
— — B erlin S W 6 8 — K e in e F ilia le n
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241
O rden und A uszeichnungen
08. Die Medaille „Winterschlacht im Osten
1941/42" oder kurz: Ostmedaille. Sie wurde
am 26. Mai 1942 a ls Anerkennung für
IM N A M E N D E S F Ü H R E R S Bewährung im Kampf gegen den
UND
bolschewistischen Feind und den
O BERSTEN BEFEH LSH A BERS russischen Winter innerhalb des Zeitraums
DER W EHRM ACHT vom 15. November 1941 bis 15. April 1942
IST DEM ..." gestiftet. Im Landserdeutsch wurde sie
auch als „Gefrierfleischorden" bezeichnet,
S a n .ü b e r q e f r . W il l i f u h da die Beliehenen in jenem Winter
Temperaturen von bis zu - 50° C ertragen
am 2b. 8. 13 Hl mussten. Die Medaille ist hier mit dem
dazugehörigen Besitzzeugnis und
Verleihungstüte zu sehen.
D IE M E D A IL L E
W IN T E R S C H L A C H T IM O S T E N
1941/42
(O S T M E D A IL L E )
VERLIEHEN WORDEN.
FC« U lE RICIITICKEIT
Stabsarzt u. Chefarzt
242
Der Infanterist des deutschen Heeres
13. Verwundetenabzeichen in
Schwarz, gestiftet am 1.
September 1939. Die hier
gezeigte 1. Form des
Abzeichens war hohlgeprägt
(aus Messing- oder Eisenblech)
und wurde anschließend
schwarz lackiert. Die schwarze
Stufe wurde für ein- und
zweimalige Verwundungen oder
Beschädigungen verliehen.
17. Krimschild.
17 Im Verlauf des Krieges wurde eine Reihe von Ärmelschildern gestiftet, mit
denen jene Soldaten ausgezeichnet wurden, die ehrenvoll an bestimmten
Feldzügen oder Kämpfen teilgenommen hatten. Diese Kampfabzeichen
wurden aus Eisenblech bzw. Feinzink gefertigt und anschließend bronziert,
vermessingt oder versilbert. Auf der Rückseite weisen sie mehrere
Metallsplinte auf, die eine Stoffunterlage und die Gegenplatte festhalten.
Diese Stoffunterlage wurde anschließend am linken Oberarm festgenäht.
Neben dem hier abgebildeten Krimschild gab es auch noch Ärmelschilder,
die an die Kämpfe um Narvik (1940), Cholm (1942), Demjansk (1942) und den
Kubanbrückenkopf (1943) erinnerten.
243
244
Gesundheit und Hygiene
Während des gesamten 19. und 20. ]ahrhunderts wurden besonders Front" von Ungeziefer bildeten und nicht selten schwerer zu besiegen waren als
bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen für die Menschheit gemacht. der militärische Gegner. Das Leben des einfachen deutschen Soldaten
Einige von ihnen, wie das Penicillin (1928), hatten gewaltige positive ("Landser” ) an der Front war extrem ungesund. Trotz der Tatsache, dass der
Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dagegen veränderten sich andere, eigent Mangel an Hygiene auf den Propagandafotos der PK
lich positive Erfindungen wie etwa das Dynamit (1867) in eine Hölle der (Propagandakompanien) völlig übersehen wurde, welche den Landser häufig
Zerstörung. Vielleicht ist der Krieg selbst in dieser Hinsicht das größte in sehr dekorativer Erscheinung während der Kämpfe zeigten, bleibt die
Paradoxon in seiner perfekten Vereinigung der schrecklichsten und gleichzeitig Wahrheit bestehen, dass die Soldaten oft kein Wasser zur Körperpflege oder
auch besten Erfindungen und Charakterzüge des Menschen, in einem enor zum Waschen der Wäsche bekommen konnten. 1« Russland, wie an allen
men Strom aus Zerstörung und Rettung. Anton kämpfte, um nicht selbst Fronten jenseits der Zivilisation zu jener Zeit, stand frisches Wasser selten in
getötet oder verwundet zu werden. Eine Verwundung wurde von Manchen als ausreichenden Mengen während der langen Märsche unter extremen
vorteilhaft angesehen, um der Hölle des Krieges zu entrinnen. Tatsächlich war Temperaturbedingungen durch Staub, Schlamm und Schnee zur Verfügung.
sie in vielen Fällen ebenso schrecklich wie der Tod selbst oder sogar noch schlim Konnte Anton endlich etwas von dem kostbaren Element bekommen, war es
mer. Im rationalen Denken der Preußischen Armee war der Soldat „das teuer häufig verschmutzt oder sogar gefroren. Als Konsequenz daraus mussten die
ste Stück der Ausrüstung" und besonders schwierig und langwierig zu ersetzen. Soldaten lange Zeitabschnitte ertragen, in denen es unmöglich oder sogar
Die „Produktion" dieser wertvollen „Waffe" dauerte zwei Dekaden, während ein gefährlich war sich zu waschen. Gemäß den Wehrmachtsvorschriften hatten die
Gewehr beispielsweise in moderner Massenproduktion in wenigen Stunden Soldaten aber selber dafür Sorge zu tragen ihre Ausrüstung in Ordnung zu
und in großen Mengen hergestellt werden konnte. Daher stammt das Interesse halten, dies beinhaltete auch sie selbst!
der Wehrmacht und seines Hauptsanitätsparks, sich mit großem Aufwand Im Allgemeinen wurden Toilettenartikel in der Kantine gekauft oder von
und wissenschaftlicher Akribie dem einzelnen Infanteristen zu widmen und ihm den Angehörigen in einem der sehnsüchtig erwarteten Pakete geschickt.
die bestmöglichen Voraussetzungen zum Kampf mitzugeben. Wunden, auch Unter schwierigen Umständen konnten sie auch von der Armee selbst aus
kleinste Verletzungen, konnten häufig erst nach einer Verzögerung von gegeben werden. So werden Armeen nicht nur durch Gewehrkugeln und
Stunden oder sogar Tagen in nichtsteriler Umgebung ärztlich versorgt werden. Granaten dezimiert, sondern auch durch mangelhaftes Essen und Getränke,
Unter solchen Bedingungen bedeuteten bereits ein schlichter Verband oder Parasiten oder einfach Erschöpfung.
etwas Sulfonamid-Pulver, so behelfsmäßig diese Behandlung auch sein moch Es war besonders gefährlich, krank zu werden, da sich die Ärzte zuerst um
te, möglicherweise den Unterschied zwischen Leben und Tod durch septischen die schweren Fälle der Verwundeten kümmern mussten und fast immer unter
Schock oder Ausbluten. Männer starben häufiger beim Verwundetentransport größtem Zeitdruck standen. Sie hatten nur wenig Zeit für Leichtverwundete
und durch mangelhafte Erstversorgung als direkt durch Kampfeinwirkung auf und Kranke. Kranke Soldaten erhielten auch keine Orden, ja Krankheit wurde
dem Schlachtfeld. sogarfast als Schande betrachtet. Aus Scham verheimlichten kranke Soldaten
Inmitten des Chaos an der Front waren Medikamente und Verbandszeug nicht selten sogar die Symptome, bis ihre Gesundheit unwiederbringlich ange
Mangelware und der Nachschub ein gefährliches Unterfangen. Überlebte ein griffen war. Typhus und Cholera, welche das mittelalterliche Europa entvölkert
verwundeter Soldat den Transport auf einer Trage aus dem Kampfraum, die hatten, schienen sich wieder zu erheben und einen neuen Siegeszug anzutreten.
Fahrt in einem Sanitätswagen und die weitere Reise in einem Eisenbahnzug Es gab nie genug Insektizide, M osguitonetze, chemische Produkte und
zu einem rückwärtigen Lazarett, gab es für ihn Hoffnung auf Heilung und Wasseraufbereitungsmittel, um dieser Plagen in einer so lebensfeindlichen
Wiederherstellung seiner Gesundheit, es sei denn, es traten Komplikationen Umwelt Herr zu werden.
oder weitere Verwundungen auf. Unser Protagonist Anton konnte wie viele Anton hat all dies am eigenem Leib gespürt oder hautnah bei seinen
Millionen anderer dieser schrecklichen und bedauerlichen Situation nicht ent Kameraden miterlebt. Deshalb versuchte er sich so sauber und gesund wie
kommen. Es war nicht nur das Ausharren in ungesunden Bunkern, sondern möglich zu halten.
auch die ständigen Detonationen von Granaten aller Art und der Mangel an
Hygiene, welche das Soldatsein noch erschwerten. Zusätzlich zu den Angriffen
des Feindes und den Kampfhandlungen lebten die Soldaten auch in der
Gesellschaft von Läusen, Flöhen, Fliegen und Ratten, welche eine „Zweite
Gesundheit
m„ H s 2 T a b le t t « 1 l n
lit t ' Ws
”
, , , , , „ » 508 ' = ' * " “
. - mnnehmen teicm __
Anwendung
zur Behandlung aller Hiutschidan, wie Brand-. Schnitt-.
Quetsch-, Stich- und Schußwunden. Schürfung«". 0,' " <h“ ! ' n U
Frostbeulen, zur Matsage t>«' Olfht. Rute*'**1* " " * “ n<* ®
tundangm. Zerrungen um) Verjauchungen
all Spezifik*«" bei Ulcus ci
r Hautrelnffi
02. Nicht standardmäßiges,
T H IO SE P T -SE IF E
privates Antiseptikum
Man verwendet diese Seife auch bei stark fettender Haut. d«ren
typisches Kennzeichen das Auftreten von Pickeln. Pusteln und Mit zur Wundbehandlung,
essern Ist, ferner zur Reimgun* der Kopfhaut bei Neigung zur
Schuppen- und SchlnncnblldUng und Kopf/ucken.
ein anderes
Die milde Wirkung der Seife läßt sie ferner zur allgemeinen Haut pharmazeutisches
pflege und ganz besonders zur Hege des Kleinkindes geeignet er-
scheinen.
Erzeugnis, welches
häufig zur privaten
Ausstattung des
Soldaten gehörte. Die
Gebrauchsanleitung
L I N G N E R -W E R KE D R E S D E N findet sich auf der
“ ............ Rückseite des Prospekts.
246
Der Infanterist des deutschen Heeres
Hirr oftjsen:
DeutschePackung Q
Ausfuhr untersagt
04. Drei Beispiele für Fußpuder: eines von der zivilen Marke
Vasenol und die beiden anderen ausgegeben von
Organisationen der öffentlichen Gesundheit.
Die militärischen Behörden waren
besonders besorgt um den Zustand der
Füße und Hände ihrer Soldaten. Deshalb
waren solche Produkte unverzichtbar und
wurden an alle Soldaten verteilt.
(Vasenoloform -
fetthalti9er
Puder zur P«6
der Füß« Beachten Sie den
Puderspender eines
standardmäßigen
Behälters und den
Deckel mit dem Acronym HSP
(Hauptsanitätspark).
Spezielle Armee-Packung'
von der Firma Vasenol.
Rechts ein
Zeitungsinserat für den
berühmten Leipziger
Betrieb.
Vasenol
Fass-Puder
^rnee-Packuf
W e rk e D p . A rth u r
Leipzig ituoö
247
Gesundheit und Hygiene
07. Tube mit Creme gegen Gefrierbrand für einen Soldaten,
geliefert vom Wehrmacht-Sanitätspark. « c o ffh e U fo tb o
07 lOghrhc. tsfanitfitspach HI
Berlin
08. Blechschachtel mit Tupfern für Hautentgiftung und
Riechmittel (in Form von Brechampullen), ausgegeben
vom Hauptsanitätspark.
er
Wehrmacht'
09
11
13. Die Marke Hansaplast
entwickelte die ersten
Heftpflaster
(Leukoplast-
Schnellverband), wie sie
auch heute noch
unverzichtbar sind. Hier
sehen wir eine
Schachtel mit Pflastern
in verschiedenen
Größen und eine | T'/wr e in verbrannt,
ober auch dos kann schon recht schmerzhaft sein;
Darum noch Aufstreichen einer kühlenden Brand
zeitgenössische salbe die Verletzung durch „Hansoplost elastisch"
sauber obschließen und vor schmerzender Berührung
Werbung. schützen. Sie erholten diesen Schnellverband in Apo
theken, Drogerien und Somtätsgeschäften. Achten Sie
auf den Nomen „Hantaplosl" denn „Hansoplost
elastisch" ist querelostiwh, und darauf kommt es onl
12
> - r W.
- 9 0 u.
in 4 pothekcH
u. D rogerien
248
Der Infanterist des deutschen Heeres
250
Der Infanterist des deutschen Heeres
^d'NaV'e
251
Gesundheit und Hygiene
-)
25 Diese Verwundetenzettel wurden in den Verwundeten- ^ 7 /
Sammelstellen an den verwundeten Soldaten befestigt,
bevor man sie zu rückwärtigen Lazaretten
8
transportierte. Ein Farb-Code gab Aufschluss über den
Schweregrad der Verwundung und auf dem
Pappanhänger wurden wichtige Informationen über den
Verwundeten notiert, wie z. B. die Art der Verletzung
und der Behandlung sowie bereits verabreichte
Medikamente.
Jr*
V erw und ete
u. «usdere chirurgisch zu Rchandctnde.
NiAttreneportHhig m r l rote Stu fl— ,-
ri
Timtuppftlfchif: ein rote: S
kein roter Stnlfaj,
Verletzung;
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Einge»prtttt 7
Wundrtaxikrampiierum 1
s 27
Verwundung mitgeteilt
wurde. Telegramme wurden
Feldpost
Nichste Versorgung » w . ^ H l i c h
N am e : (Art, Zeit)
Dienstgrad: Meldung über Lazarett A b g a n g (Verlegung, Entlassung z. Truppe u. Todesfälle)
Truppenteil. <DW|r«0 (V— «,1
J i jMr
Körperwärme am.-! [ Ridphtz
•)
*>
Morgen* el
Abends ett Nr. b)
252
Der Infanterist des deutschen Heeres
Odilei und Vulkan waren zwei der Marken, welche die Armee
ttut für i»*
offiziell mit ihren Produkten belieferten. Die hier gezeigten
Exemplare wurden von Soldaten privat gekauft und hatten eine » t u # * » « * " 0**
benimmt.
garantierte Haltbarkeitsdauer von drei bis fünf lahren.
n a * e«»*au*
fofctt 5« o « n '* Kn
Militärische Version einer bekannten Marke von Präservativen.
Auf der Rückseite besagt ein Aufdruck, dass die Produkte nur zum
Gebrauch von Wehrmachtspersonal bestimmt sind und jeder
gewerbliche Handel damit verboten ist.
3 JA H R E LAGERFÄH IG
p a cV.unq
DOPPELT G EP R Ü FT
VULKAN SANEX
Zur**<
,:8e*^w
253
Gesundheit und Hygiene
Ein Detail eines Celluloid-Kamms zeigt eine goldene Aufschrift die besagt,
dass dieses Stück Eigentum der Wehrmacht ist.
EIGENTUM DER W E H R M A C H T
254
Der Infanterist des deutschen Heeres
V c rb ro u d ia r Gebrauchsanweisung
Deo Zohnselfenblodi o * be
" M al 118«» sten auf einen kleinen Teller,
Glotvnienotz od. dgl. legen.
Zahnbürste zwei- W* dreimol
kräftig Ober den Blod strei
ken und dann die Zähne
diesem angenehm sdtmek-
kenden. schäumenden Zohn-
pulzminel in der gewohnte«
An reinigen und pflegen.
N O V A - S IT T S G .m .b .H .
DAHLEN i.Sc.
«U l F 4. Co
Verbraucher- Füllgewicht:
G ra m m
43. Rückseite der Schachtel mit
Mai 1943
Hinweis auf die Bestandteile und
den Gesundheitseffekt des
Inhalts. Solidox produzierte eine
„Zahn-Seife“ in Form einer
rosafarbenen Tablette aus
Perborat. Andere Marken wie
Dent oder Nivea verkauften ihr
Produkt in Form von Pulver.
255
Gesundheit und Hygiene
45. Ein Behälter mit 70 Gramm
Zahnpulver, welcher im Mai 1943 an
die Armee geliefert wurde.
45
Mai 1943
47. Zeitgenössische Publikation der Firma
"ROSODONT”.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man Zahnpasta in Tuben herzustellen. Zahnpasta war
natürlich wesentlich praktischer, allerdings auch teurer. Während des Krieges gab man eine 47
leere Tube beim Kauf einer neuen zurück, zum Zwecke der Wiederverwendung.
Normalerweise preisten Aufdrucke auf den Tuben den „ungeheuren Vorteil" dieser
Darreichungsform des Produkts an. Heute erscheinen dem Verwender einige Eigenschaften
solcher Zahnpasten eher ungesund, wie im Fall der Marke Doramad, welche eine radioaktive (!)
Komponente zur Bekämpfung von bakteriellem Zahnbelag enthielt.
48
Z u cB e a e iU ü *^ .!
JL i
I m u m . (rU athitoty iMtUt a lt
* / ..■ . , - u
■ jC'f’ . UiMM<M*uuc
'f
dUVeiwleJfoerjätoe!
50. Odol produzierte eine der bekanntesten Mundspülungen
dieser Ära. Das Bild zeigt ein Odolfläschchen aus Ton.
Die Reklame gibt Aufschluss darüber, wie dieses noch
heute bekannte Pflegemittel damals aussah.
^ v e r h in d e r t Gäruags- u n d F iu l-
N a c h dem heutig«" ■
QlSvorgänge im M un d e, Odol betei-
d e r W issenschaft i5
peinlichen M u n d geru ch , Odol
®rfaicht und belebt, Odol wirk»
V9rWugend gegen In fe k tio n e n ,*1»0
^8*0 Schn u p fen , H a lssch m erte“ -
^ppe und ä h nliche Gefahren.
256
Der Infanterist des deutschen Heeres
257
Gesundheit und Hygiene
62. Kleiner Behälter mit einer Höhe von etwa fünf Zentimetern der
Firma Kaloderme in Baden.
B a s ie r
258
Der Infanterist des deutschen Heeres
259
Gesundheit und Hygiene
72. Fünf Beispiele für Seifenbehälter. Solche
Dosen gab es aus Bakelit, Celluloid und
72 Aluminium.
H Jin d e r e in ig u n g s m itte l
221 °m 24.4 .4 2 N i + H - l * * if
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l***tn v « r k a u h p re i,)
260
Der Infanterist des deutschen Heeres
/
Waschmittel
Feinwäsche
Id •rt « u••
26 1
Gesundheit und Hygiene
82. Ein anderes Produkt gegen Parasiten hatte ebenfalls einen
makaberen Namen: „Russland". Es funktionierte nach
demselben Prinzip, war jedoch sparsamer im Gebrauch. Es
wurde sorgfältig für das Heer abgepackt ("Heerespackung").
Zu den seltsamen Aspekten von Verpackungen chemischer
Produkte damals wie heute gehört die fast obligatorische
to i " u
Unterschrift eines „Doktors" oder „Professors" auf der
Schachtel, in diesem Fall „Morell".
Wegen der Dringlichkeit des Läuseproblems gab es zu
Kriegsende sogar Uniformen, welche man mit Anti-Parasiten-
Mitteln getränkt hatte. Heute greift die US-Army diese Technik
wieder auf! 82
262
Der Infanterist des deutschen Heeres
88. Diese Behälter wurden von der Truppe zum Aufbewahren von
Hygiene-Artikeln verwendet. Dieser hier könnte eine Reserve-
Ration enthalten.
263
264
Verpflegung
Die Verpflegung - oder besser gesagt: der Hunger - war eine der Tages ab. Das Gewicht des Kommissbrotes - einem Vollkornbrot aus
Hauptsorgen im Leben eines Soldaten. Trotz der unbestreitbaren takti Weizen und Roggen mit Sauerteig und Hefe (obwohl auch andere
schen Vorteile bescherte der Blitzkrieg den deutschen Nachschubdiensten Getreidesorten vermahlen wurden und bei Mangel mitunter sogar
eine Reihe ernsthafter Probleme. Die unterschiedlichen Versorgungsgüter Sägemehl zum Strecken verwendet wurde) - lag bei 1,5 kg.
mussten über teils schlechte Straßen und Schienenwege, immer wieder Zum Mittagessen gab es die einzige warme Mahlzeit des Tages. Es
unter Beschuss und bei jedem Wetter nach vorne gebracht werden. Die wurde versucht, aus den vorhandenen Lebensmitteln ein möglichst nahr
Versorgung mit Munition hatte dabei natürlich absoluten Vorrang, haftes Essen zuzubereiten. Dazu gehörten u. a. Frischfleisch (von den
gefolgt von Betriebsstoff, da ohne diese beiden ein moderner Krieg nicht Schlächtereikompanien) oder konserviertes Fleisch, Kartoffeln und
möglich war. Wenn die Situation wirklich ernst war, musste die Gemüse, das oft genug als Eintopf unter die hungrigen Soldaten verteilt
Verpflegung erst einmal warten. Für diese Fälle mussten sich die wurde. Wenn vorhanden gab es dazu noch Obst, Schokolade und
Soldaten mit der Notverpflegung - als eiserne oder halb-eiserne Ration - Süßigkeiten. In ruhigeren Zeiten holten sich die Angehörigen der
begnügen, bis die Feldküchen ihren Betrieb hinter der Front aufnehmen Kompanien zugweise ihren Schlag direkt bei der Feldküche ab, doch wenn
konnten. Ein Teil der Verpflegung, vor allem die haltbaren Lebensmittel, die Männer im Kampfeinsatz waren, mussten Essenholer in speziellen,
wurde aus der Heimat bzw. den besetzten Gebieten zu den Divisionen auf den Rücken geschnallten Kanistern das warme Essen und Kaffee
befördert, doch Frischverpflegung, insbesondere Fleisch, Gemüse, Obst, nach vorne zu den Stellungen bringen.
aber auch Mehl, wurde nach Möglichkeit direkt im Operationsgebiet Das Abendessen war gewöhnlich kalt. Dazu gab es Wurst, Käse,
durch die Verpflegungsämter angekauft oder beschlagnahmt. Fleisch- oder Fischkonserven, dann Butter oder Margarine und dazu
Das bei den Soldaten beliebteste „Geschütz" war ohne Zweifel die Kaffee, Tee oder Kakao. Dazu wurde ein Teil der Brotration verspeist.
„Gulaschkanone", wie die Feldküche allgemein genannt wurde, die im Übrigens wurde zusammen mit dem Abendessen auch die
rückwärtigen Bereich der Kompanie, zu der sie gehörte, aufgebaut wurde. Kaltverpflegung für das Frühstück des nächsten Tages gefasst.
Hier wurde die tägliche Warmverpflegung von den Feldköchen und dem Die Qualität der Truppenverpflegung hing natürlich auch von den
Hilfspersonal zubereitet. Kochkünsten der „Küchenbullen" und ihrer „Küchenfeen" ab sowie vom
Das Frühstück umfasste gewöhnlich Brot, das von den Stationierungsort der Soldaten und von der Jahreszeit. An dieser Stelle
Bäckereikompanien jeden Tag frisch gebacken wurde, Margarine oder sollte vielleicht erwähnt werden, dass es - anders als bei den meisten
Butter, Marmelade oder Kunsthonig und etwas Dosenwurst sowie Kaffee Armeen des Zweiten Weltkrieges - bei der Wehrmacht und bei der Roten
(im Verlauf des Krieges immer seltener aus Kaffeebohnen sondern v. a. Armee eine Einheitsverpflegung für Soldaten und Offiziere gab.
Zichorien- oder Malzkaffee). Manchmal rundeten Speck oder Schinken Nichtsdestotrotz freute sich jeder Soldat an der Front, wenn das
oder auch vor Ort gekaufte oder getauschte Eier die erste Mahlzeit des Einerlei der Kriegsverpflegung durch die Ankunft eines „Fresspaketes“
aus der Heimat unterbrochen wurde. Für mehr Abwechslung konnte
man außerdem noch Marketenderware zu erschwinglichen Preisen kau
fen, Konserven, Gewürze und Süßigkeiten, oder bei der einheimischen
Bevölkerung sein kulinarisches Glück versuchen.
265
Verpflegung
267
Verpflegung
08. Der Esbit-Kocher musste privat beschafft werden. Mit dieser raffinierten kleinen
Vorrichtung (kaum größer als eine Zigarettenpackung) ließ sich eine Portion Suppe
oder Ähnliches in wenigen Minuten zubereiten. Der schwäbische Tüftler und Erfinder
Erich Schumm hatte aber nicht nur diesen Kocher entwickelt, sondern auch die nach
ihm benannten Brennstofftabletten (Erich Schumm Brennstoff In Tablettenform), die
rauch- und geruchfrei verbrannten - ideal für den Fronteinsatz also.
Bestandteile des
Kochers. Man beachte
die Ermahnung 'Nur
für Benzin'.
268
Der Infanterist des deutschen Heeres
269
Verpflegung
19. Neben einem nagelneuen Essgeschirr steht eine Pappgussflasche mit
dem bekannten Scheuerpulver „ATA", das seit 1920 auf dem 19
deutschen Markt ist. Solche Reinigungsmittel nahm der Landser
natürlich ins Feld nicht mit.
24. Für den Fall, dass die Verpflegung nicht bis zu den
kämpfenden Einheiten durchkommen sollte, gab es als
Notverpflegung eiserne und halb-eiserne Rationen, die jedoch
nur auf ausdrücklichen Befehl des Kommandeurs verzehrt
werden durften. Die eiserne Ration bestand aus 250 g
Zwieback, 200 g Fleischkonserven, 150 g Suppenkonserve und
20 g Kaffee und wurde gewöhnlich bei den Feldküchen oder
dem Tross mitgeführt. Die halb-eiserne Ration umfasste nur
den Zwieback und die Fleischkonserve und wurde im
Gefechtsgepäck getragen.
2 70
Der Infanterist des deutschen Heeres
32. Die Schweizer Firma Maggi hatte schon seit Ende des 19.
Jahrhunderts Fertigsuppen vertrieben, die sich innerhalb
von 20 Minuten bereiten ließen.
Hier nun zwei unterschiedliche Geschmacksrichtungen,
33. Etwa ab 1944 führte die Wehrmacht nach dem Vorbild US- jeweils für zwei Teller Suppe. Oben 'Reis mit Tomaten',
amerikanischer „K-Rations" ihre eigene Version der Einmannpackung noch aus der Vorkriegszeit, während die untere Packung
unter der Bezeichnung „Nahkampfpäckchen" ein. Daraus stammt auch eine Tomatensuppe aus Kriegszeiten ist. Solche
dieser Cellophanbeutel (Plastiktüten kamen nämlich erst 1953 auf) Lebensmittel waren auch als Marketenderware zu
mit dem Aufdruck 'Zusatzverpflegung für Frontkämpfer im bekommen.
Infanterieverband'. Darin konnten diverse kleinere Energieriegel oder
Ähnliches verpackt sein.
34. Heeresverpflegungssack aus dem Jahr 1944 für den Transport von
Kartoffeln, Brot, Äpfeln, Getreide usw.
5
° t th o rir
34
2 72
Der Infanterist des deutschen Heeres
37
2 73
Verpflegung
38. Vorder- und Rückseite von
„Heinis Knäckebrot", ■ 38 KAM6BAD1 K E N N S T QU K N & C K E B R Q T ?
welches in Potsdam- k I»«Vollkornbrot u. enthalt K«rp*r*wtii,3U«nsl«
Q,unOMOtt*. •«»Ol* du nicht »*nl<ht«m knnn u. o»««.
Babelsberg produziert 125 9 K n ä ck e b ro t KnSckaom t «tih« K.5rpef und macht dich
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J $ e t n lS > Q u t ä c k e S v o l Knäckebrot bilde« «Ins wertvoll« Ergänzung ü«
BÄCKEREI HM iesCrolM.
POTSDAM- BA6 EIS8 ERG D a r u m , K a m e r a d , 18 K n ä c k e b r o t ; v e r t e i l e
e s g le ic h m ä ß ig a u f a lle Tage, &&
39. Zum Frischhalten ihrer
Tagesration Kommissbrot
legten sich viele Soldaten
solche Brotdosen zu. Diese
Dosen bestanden entweder
aus Bakelit - wie hier - oder
aus Aluminium. IM
s*a rt« s
— £ ^ 6RGW
Gebrauchsanweisung
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I Beu’el
B ocken u n d K o c h e n fe r n e r
Napfkuchen.
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Pikante Sofie.
) 0 Mehl läßt man in 15g Fett etwas bräunen,
ihr! gut durch und gießt die wie oben aufgeloste
o(e dazu. Mon füll! mit etwos Wasjer oder Brühe
uf, lööl gut durchkoeben und schmeckt die Soße
Ausreichend für 1 Kilo Mehl onn mit etwo, Essig oder Rotwein, ein wenig
Z u m Backen verwendbar
b is 1. J u l i 1944
41. Ein Päckchen mit Eintopfgewürz. Ebenso wie mit den vorangegangenen
Gewürzen wurde es genutzt, um selber schmackhafte Gerichte aus Zutaten
zu bereiten, die man bei der einheimischen Bevölkerung gekauft oder
eingetauscht hatte.
274
Der Infanterist des deutschen Heeres
51
Wehrmacht* -
Packung
2 75
Verpflegung
52. Dieses Päckchen mit Pfefferminztee wurde 1943 unter der 52
deutschen Besatzung in Prag hergestellt. Die Beschreibung
auf der Rückseite ist deutsch und tschechisch gehalten, der
Preis betrug RM 0,25.
B r ü d e r fl'Mn P r a g X1L
53. Teebeutel mit „Deutschem" Tee - wo der wohl wuchs?
/PFEFFERMIMZE
54. 10-Gramm-Beutel mit Süßstoff, der für die Wehrmacht
W d
gefertigt wurde.
54
IO 9 M ÄTA PEPR N Ä
Kristall- SfiffTBl R ihoue Pu bh b X«.
SÜßstoff
S a c c h a r in 55
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W e h rm a c h ts- I
Packung
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d e « Svövuert v o n 1 k g Z « d e r.- Mithin
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HO» 1 T a b le tt* entspricht d e r S ü ß
k ra ft v o n 250§[ Z u c k er
Ifie n e h ^ ig i« In t o n c s p c d o n j
Vertriebsstelle:
Deutsche Süßstoff- 6es.m b.H Berlin W35
8!KL*2Sr-
55. Dieser Süßstoff wurde von der Deutschen Süßstoff-
Gesellschaft in Berlin produziert, die einer der
wichtigsten Saccharin-Hersteller im Reich war. Die 20
% K ° 2 s t o " ~ e ° * Tabletten in der Dose entsprachen gut 5 kg
Weißzucker.
2 76
Der Infanterist des deutschen Heeres
59. Bier erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit in Deutschland - natürlich
auch unter den Landsern. Hier nun einige zeitgenössische Werbeanzeigen,
darunter auch eine für Malzbier.
60. Zwei Bierflaschen, die so auch an die Wehrmacht geliefert wurden, einmal
mit Kronkorken und mit Bügelverschluss (mit einem Porzellanzapfen).
63. 1930 wurde im Deutschen Reich mit dem Vertrieb von Coca-Cola
begonnen, dem US-Erfrischungsgetränk schlechthin. Während der
Olympischen Spiele von 1936 in Berlin zählte die Firma zu den drei
Getränkeherstellern, die als offizielle Sponsoren auftraten.
Tatsächlich wurde Coca-Cola im Reichsgebiet zusehends beliebter,
nicht zuletzt weil Max Keith, der deutsche Geschäftsführer der Coca-
Cola GmbH, mit den NS-Machthabern recht eng
zusammenarbeitete. Als es nach Ausbruch der Feindseligkeiten
zwischen Deutschland und den USA immer schwieriger wurde, die
für die Herstellung der Brause notwendigen Rohstoffe zu
bekommen, beschloss Keith, anstelle Cola ein deutsches
Erfrischungsgetränk auf den Markt zu bringen, nicht zuletzt um seine
Firma am Leben zu erhalten. Dieses neue, auf Molkebasis
hergestellte Getränk wurde anfangs noch mit Saccharin gesüßt,
später dann mit Zuckerrübensirup. Es wurde auf den Namen „Fanta"
getauft, abgeleitet von dem Wort „Fantasie". Bis 1943 waren mehr
als drei Millionen Kisten davon verkauft worden.
Flaschen für die beliebten Erfrischungsgetränke Coca-Cola und
Fanta.
Die erste Flasche links entspricht den amerikanischen Cola-Flaschen
der 30er lahre.
Die beiden folgenden Flaschen sind deutsche Coca-Cola-Flaschen
aus der Zeit des Dritten Reiches (links ein Vorkriegsmodell des
lahres 1937, daneben eine von 1940). Beide Flaschen tragen die
Aufschrift 'Schutzmarke' und die von 1940 zusätzlich noch
Brauselimonade mit nat. Frucht- und Kräuteraroma - Koffeinhaltig'.
Die vorderste Flasche enthielt einmal Fanta.
277
Propaganda-Medien
Die grundlegende Bedeutung der Propaganda bei der Vermittlung Hä!/te kostete. Im JaAr 1939 gab es gut 12 Millionen Hörer im Reich,
ihrer Weltanschauung war den Nationalsozialisten von Anfang an womit das von Goebbels angestrebte Ziel nahezu erreicht war. Das war
bewusst. Schon vor 1933 hatten sie erkannt, wie sehr sich vor allem der dem niedrigen Preis der diversen Volksempfänger-Modelle ebenso zu ver
Rundfunk eignete, um in dieser Richtung auf das Volk einzuwirken und danken wie dem Erlass der Rundfunkgebühren und einer massiven
die Masse« zu begeistern. Aus diesem Grund arbeitete Joseph Goebbels Bewerbung von Radiogeräten. Das frühere Luxusgut war zu einem
später darauf hin, dass möglichst bald in jedem deutschen Haushalt ein Alltagsgegenstand geworden.
Rundfunkgerät stehen sollte. Allerdings war der Erwerb und Betrieb eines Rundfunkgerätes, wie
Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 schon in der Weimarer Republik, an eine amtliche Genehmigung gebun
wurde die bisherige Senderlandschaft „gleichgeschaltet" und der den. Damit sollte auch gewährleistet werden, dass niemand unerwünsch
Rundfunk selber unter die Führung des Reichsministers für te Sender hörte. Dennoch konnten die damaligen Machthaber nicht
Volksaufklärung und Propaganda Goebbels gestellt. Damit wurde ein verhindern, dass zahlreiche Menschen während des Krieges heimlich
neues Kapitel in der Propaganda aufgeschlagen! Bereits ab April 1933 „Feindsender" abhörten (was seit September 1939 förmlich unter Strafe
strahlte der Deutschlandsender zunächst täglich, später dann nur noch gestellt wurde), allen voran die britische BBC. Dies war jedoch nicht mit
wöchentlich die „Stunde der Nation" aus, in der zwischen 19.00 bis den billigen Volksempfängern, sondern nur mit leistungsfähigen und
20.00 Uhr die nationalsozialistische Sicht der Dinge verbreitet wurde. teuren Geräten möglich, welche auch Kurzwelle empfangen konnten.
Auf der 10. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin im Während des Krieges sollte der Rundfunk die Bevölkerung von der
August 1933 wurde der Volksempfänger 301 (diese Modellbezeichnung Schwere und den Anstrengungen des Alltags ablenken und durch leich
warein Verweis auf den 30.1., den „Tag der Machtergreifung") erstmals te und gefällige Unterhaltung ein Gegengewicht zu den harten
der Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits am ersten Tag wurden fast 100.000 Anforderungen jener Zeit bieten.
Geräte verkauft, zu einem Preis von 76,- Reichsmark. Diesem Modell Doch natürlich blieb die Propaganda nicht auf dieses Medium
folgte 1938 der kompaktere Deutsche Kleinempfänger - im Volksmund beschränkt, sondern erstreckte sich genauso auf sämtliche Printmedien,
„Goebbels-Schnauze“ genannt -, welcher mit 35,- R M weniger als die mit denen entweder die eigene Bevölkerung erreicht werden sollte oder das
befreundete Ausland. Außerdem sollte in diesem Zusammenhang der
Film zumindest noch erwähnt werden ...
^ D S 4 R e i c h
Die nationalsozialistische
Propaganda wurde mittels R E ° E „ c
A D O l* H IT L E R S
Rundfunk, dem Medium Film und
unzähligen Druckerzeugnissen unter r e tc n, c
anderes
die Bevölkerung und die Armee Jf*"«»Wu»,„
gebracht.
Auf dem Foto ist eines der
Volksempfänger-Modelle zu sehen
sowie ein Abdruck der Rede, die
Hitler 1940 zum „Tag der
Machtergreifung" im Berliner
Sportpalast hielt und eine Ausgabe
der Wochenzeitung „Das Reich" vom
12. April 1942.
2 79
Propaganda-M edien
01. Der Deutsche Kleinempfänger 38 war recht einfach 02 xqfliiiq unitf Ben BBlcBtlcftcnftcn griwqmum unb folanqc frif PkMihr an yofltaffc cniridtiti i|l
aufgebaut, aber dennoch ungemein leistungsfähig.
Dies lag maßgeblich an der technisch hohen Qualität etommhartc 9Tr.:.
: W all: A r. 35
seiner Einzelteile.
Sorgfältig auf.yibcroal)rcn! D e u t f d j e 3 t e id )s p o ft
« e ö i n g u n g e n f ü r Die ( S r r i d j t u n g fo r o ie D e n « B e trie b v o n iR u n D f u n i ie m p f a n q s a n l a g e n
11 . ©it «mrtmijHnj i-ttfrf'iijt tea Jinbaltt (NunbfaafttilartnMri
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(4t ftin» iSnipfaniii'anl.ijf nitnn tlnlfaatn nnb iSiNtilun^n tiü*Kn; r) tu Snid)Is<j an «im SWunbfunftennitthuigJMiUjje (§ 3 Sti. 3).
aud' ift ihm ilftorul, mthmr Cincfon;(«a|>!Jataif ft* fdbft b<i:uüt!!<n rt*r | 3. 5>oShinMunfl«liKiun« tari aaftintCml'fant<»anIafwßÄtromd)tungtu
<anjsifd>ufffn; jtbc* bürfcn aef iSrnnb find '"fnthinijuna mnnalo mrttf« fär fcif niit ihn in »cfcnor^äjtmnoidjafl UUv, anftMiei«, «n*
fimpimgoJptMiatc j t<tri(bm iBtrbtn. xeian bitft jrfb« (int «fciubimgung ni<bl btjifcm. ©as Sirfdilicjen Mn $i«<
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a| all( Ciarirfiiun^tn, mit bc.nn tu Tc-a rincni !Siinbfun(!>nt<i jo»^c nur «tftaSifi, m a nrinbfjioie rint 'Tkrion ta anbtun '»cJinnna»-
ftraMlcn tMloi unmnirtfcai aaf^nemmen w«rb«a Icaarii; gnnimirtiaft tim Sunfiuntonw^nujunj jüt t*n lut. 2»t
Oti.SS) A C278» Mo A4
280
Der Infanterist des deutschen Heeres
03. „Wahrheiten und Siege der Alliierten?" lautet der ironische Titel dieser deutschen
Propagandabroschüre. Auf ihren Seiten sind Auszüge aus ausländischen Zeitungen
und Zeitschriften abgedruckt, welche der deutschen Sichtweise gegenübergestellt und
entsprechend „widerlegt" wurden. Die Autoren schrecken selbst vor der
„Richtigstellung" von Karikaturen nicht zurück.
04. Das Thema wird mit einem Churchill-Zitat auf der ersten Seite eingeleitet.
lind Chunibcriain
Und so kehrten sic heim:
A lc n fc
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j3dlUtvCU?QtTSpOTUt
Bet Rntnliincc öS t.
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281
Propaganda-M edien
Obwohl das NS-Regime selber eher säkular ausgerichtet war, gab es in der
Wehrmacht weiterhin Militärgeistliche, die den Soldaten der beiden
christlichen Glaubensrichtungen seelsorgerisch zur Seite standen. Man war
sich der Rolle der Religion als emotionale und moralische Stütze für die
•W H O U SC H SS Wehrmachtangehörigen durchaus bewusst.
Auf dem Bild sind das evangelische (links) und das katholische (rechts)
fc lö g e f a n q b Feldgesangsbuch zu sehen.
Im Innern der katholischen Ausgabe ist zu sehen, dass sie vom obersten
katholischen Heeresgeistlichen
abgesegnet war.
282
Der Infanterist des deutschen Heeres
10. Zwei kleine Kalenderchen für die Jahre 1941 und 1943. Sie waren auch unter
den Soldaten ziemlich verbreitet. Auf den Rückseiten finden sich sinnige
Zitate „großer Staatsmänner", Musiker, Dichter und Denker, Philosophen usw.
abgedruckt. «ta
13. Passierschein der Westalliierten, mit dem deutsche Soldaten ' y*i 9 ^ \
zum Desertieren aufgefordert wurden. Dieses wie ein I \
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Wertpapier gestaltete und mit der Unterschrift des US-Generals n"
Eisenhowers (Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in
Nordwesteuropa) versehene Flugblatt sichert dem Überläufer ici' <’
gute Behandlung und Verpflegung zu. Auf der Rückseite sind
einige „Grundsätze des Kriegsgefangenenrechts" abgedruckt.
Um bei G e fa n g e n n a h m e sc h n e llste
WER HAT DAS B e n a c h r ic h t ig u n g d e r A n g e h ö r i g e n
11 d u r c h d a s In f o r m a t io n s b ü r o d e s In
SCHLACHTEN t e rn a t io n a le n R o t e n K r e u z e s in G e n i
GEWOLLT? z u g e w ä h rle is te n , ist n a c h s t e h e n d e r
D E U T L IC H S C H R E IB E N
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284
Der Infanterist des deutschen Heeres
Musik
Musife und Gesang sind seit jeher eng mit dem Soldatentum ver geht allerdings auf das fahr 1825 und verschiedene Wiener
bunden. Auch in der Wehrmacht war dies nicht anders. Auf dem Werkstätten zurück - richtig populär wurde das handliche
Harsch wurden Marschlieder gesungen, in den Unterkünften oderim Instrument aber erst durch Matthias H ohner, der im lahr 1857 mit
Biwak neben allen möglichen Soldatenliedern auch Volksweisen, zeit seiner Produktion begann und das Instrument in den Folgejahren für
genössische Schlager oder Gassenhauer, wobei bei diesen die breitere Öffentlichkeit erschwinglich machte. E r wird daher von
Gelegenheiten gerne auch populäre Begleitinstrumente, insbesondere vielen als der Vater der Mundharmonika angesehen und sein
die Mundharmonika und das Akkordeon hervorgeholt wurden. Eines Heimatort, das schwäbische Trossingen, entwickelte sich zum
der beliebtesten Lieder des Z weiten Weltkrieges war mit Sicherheit Zentrum für dieses Instrument. 1935 gründete Matthias H ohners
Laie Andersens allgegenwärtige „Lili M arleen", das nicht nur die Sohn mit der Hohner-Handharmonika-Fachschule eine fachlich fun
deutschen Soldatenherzen erfreute sondern (in einer übersetzten dierte Ausbildungsstätte, aus der schließlich die Städtische
Fassung natürlich) auch die der Westalliierten. Dank der Musik Musikschule hervorging. Letztendlich führten die Aktivitäten der
konnten an der Front das Sentimentale und das Martialische ein Firma auch dazu, dass Trossingen seinen heutigen Ruf als
trächtig nebeneinander bestehen. „Musikstadt" erringen konnte.
Die Ursprünge aller Harmonikainstrumente liegen gut 6.000 Die unterschiedlichen Spielarten von Handzuginstrumenten, wie
Iahre zurück, als der mythische chinesische Kaiser Hudng-Di eine aus z. B. das Akkordeon, die Konzertina oder das Bandonion, waren bei
mehreren Bambuspfeifen bestehende Mundorgel namens „Sheng" den Soldaten der Wehrmacht ebenfalls ziemlich beliebt und wurden
entwickelt haben soll. Die Mundharmonika, wie wir sie heute kennen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit gerne hervorgeholt.
285
Musik
Akkordeon
01. Dieses Bandonion ist ein echtes „Arnold", nach der
Familie aus dem Erzgebirge, die Ernst Louis Arnold
(1828-1910) Mitte des 19. Jahrhunderts begründete.
Da sich das Instrument auch ohne Beherrschung
der Notenschrift spielen lässt, fanden die
Instrumente der Firma guten Absatz und gelangten
mit deutschen Seeleuten sogar bis Südamerika, wo
sie den argentinischen Tango prägten. Nach dem
Tod des Firmengründers übernahm dessen ältester
Sohn die Leitung der Fabrik, während sein jüngster
Sohn Alfred (1878-1933) im lahr 1911 die Alfred
Arnold Bandonion- und Konzertina-Fabrik Carlsfeld
gründete. Er produzierte zwei Modelle des
Bandonions, eines für den deutschen und ein
zweites für den südamerikanischen Markt, der rund
90% der Instrumente abnahm. Während der NS-Zeit
führten Alfreds Söhne die Geschäfte weiter so gut
es ging, da ihr Vater im gleichen Jahr starb, in dem
auch die Nationalsozialisten an die Macht kamen.
Nach dem Krieg, im Jahr 1948, wurde die auf dem
Staatsgebiet der DDR gelegene Firma enteignet
und verstaatlicht und zu einem V E B (Volkseigenen
Betrieb) umgebaut. Allerdings fanden die
Bandonions unter der neuen Führung keinen
Absatz mehr und wurden zunehmend vom
Akkordeon verdrängt, das leichter zu spielen ist.
1964 wurde schließlich die Produktion von
Bandonions in Carlsfeld eingestellt.
286
Der Infanterist des deutschen Heeres
Harmonika
287
M usik
H o h n e r Ha r m o n ik a s
R h n n U t Jafttaprcdclrtrcn aber
ri SK»OOOOStBclt MxtacMrbcimBCsBi
05. Die „Unsere Lieblinge"-Serie aus dem Hause Hohner war von
besserer Qualität und entsprechend teurer als die
vorangegangene Mundharmonika. Die Instrumente dieser Serie
kamen in einer Schachtel, auf der zwei hübsche Frauengesichter
dargestellt waren, stellvertretend für die Soldatenbräute oder -
frauen, nach denen die Serie benannt worden war.
06. Hohner brachte aber auch einfachere Modelle heraus, so wie dieses
mit einem Soldatenmotiv auf der Schachtel, das in den Kantinen
zum Verkauf angeboten wurde.
288
Der Infanterist des deutschen Heeres
Liederbücher
tn o n y e u n a t l a n b
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10. In den Soldatenliedern werden neben dem Kriegerleben
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auch die Heimat und die Familie besungen. Hier sind auch
die Noten für mehrere Instrumente mit abgedruckt. “ ' ’ ■!>»«(«w
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11. Typische Doppelseite aus dem Liederbuch „Du und Deine
Harmonika". 10
289
290
Tabakwaren
Der Tabak gelangte mit den spanischen Konquistadoren nach Handelsembargo ein, so dass die deutsche Zigarettenindustrie
Europa, welche ihn bei den Ureinwohnern Südamerikas kennen gezwungen war, anstelle von „American Blends" auf stärkere Tabake
gelernt hatten - allerdings verwendeten ihn diese nicht in erster Linie aus dem Orient auszuweichen, die vor allem aus der Türkei geliefert
als Genussmittel sondern in diversen religiösen Zeremonien und als wurden. Die zunehmende Verknappung von Rohstoffen aller Art
Medizin. In der Alten Welt stellte Tabak anfangs noch ein Luxusgut führte schließlich auch dazu, dass die Zigarettenpackungen selber
dar, doch trotz etlicher Anfeindungen breitete sich insbesondere das immer einfacher und funktionaler gestaltet wurden, da u. a. auch
Pfeiferauchen auf dem gesamten Kontinent und in allen Schichten Druckfarben von Handelsbeschränkungen betroffen waren.
immer weiter aus, wobei in Deutschland der Dreißigjährige Krieg Die an den unterschiedlichen Frontabschnitten kämpfenden
maßgeblich zu dessen Popularisierung beitrug. Soldaten verlangten nach „Nervennahrung“ . Rauchwaren, insbeson
Zu den bekannteren deutschen Rauchern gehörte der preußische dere Zigaretten, waren dabei besonders gefragt. Starke Raucher
König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), der „Soldatenkönig", der kamen mit der täglich zugestandenen Tabakration der Wehrmacht
in seinem Tabakskollegium mit ausgewählten Offizieren, Diplomaten nicht weit und waren auf „Liebesgaben" aus der Heimat angewiesen,
und Gelehrten das Pfeiferauchen zelebrierte. Sein Sohn und von der Familie, Verwandten oder Freunden, oder mussten ihre
Nachfolger hingegen, Friedrich II., konnte dem Pfeiferauchen nichts „Kippen" auf dem freien Markt erwerben oder eintauschen.
abgewinnen und bevorzugte Schnupftabak - eine andere, seit dem Neben einer schier unüberschaubaren Vielzahl von reichsdeut-
16. Jahrhundert verbreitete Form des Tabakkonsums. schen und ausländischen Zigaretten- und Tabakmarken, die für
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Rauchen von jeden Geschmack etwas zu bieten hatten, gab es natürlich auch noch
Zigaretten zunehmend beliebter, was schließlich dazu führte, dass das alles Mögliche an Raucherzubehör, das an den Soldaten gebracht
Deutsche Reich in den 1930ern der weltweit größte Tabakimporteur werden wollte. In der Gestaltung der Verpackungen von Zigaretten
wurde. Angesichts dieser Tatsache ist es vielleicht umso erstaunlicher, und Pfeifentabak wurden häufig plakative Art-Deco-Elemente ver
dass die Nazis nach der Machtergreifung leidenschaftlich gegen das wendet order exotische Darstellungen aufgedruckt, welche im weite
Rauchen ins Feld zogen und die zu ihrer Zeit schärfsten sten Sinne mit den Herkunftsländern der Tabake zu tun hatten.
Verordnungen zum Nichtraucher-Schutz erließen. Dazu gehörte,
dass auch den Soldaten der Tabakgenuss verleidet werden sollte.
Pfeifentabak unterschiedlicher Hersteller auf einer Ausgabe der
Der Zweite Weltkrieg wirkte sich auf alle Bereiche des Lebens aus
Soldatenzeitung „Der Durchbruch" vom August 1940. Lesen und
und so blieben auch die Raucher nicht davon verschont. Rund zwei Rauchen waren eine willkommene Ablenkung vom harten
lahre nach Kriegsausbruch setzte das US-amerikanische Frontalltag - zumindest für kurze Zeit.
Soldatenzeitung
an der Westfront
Herausgeber: Prop.-Komp.
291
Tabakwaren
01. Während des Krieges wurden die unterschiedlichsten Tabakmarken
geraucht. Hier ist eine kleine Auswahl damaliger Päckchen zu sehen
sowie zwei Zeitungsannoncen für Pfeifentabak und Zigaretten
bekannterer Hersteller, die u. a. „Tradition und Entspannung"
versprechen.
1 S C l!aA R EtT EN
FEINSTER QUALITÄT
eei»o*> öen
— ............
'fandkinder
Die Gestaltung der meisten Packungen lässt einen gewissen Hang zu Exotischem
erkennen.
Blick auf eine geöffnete Packung mit 20 Zigaretten aus der Kriegszeit -
Aluminiumpapier wurde nicht mehr verwendet. Filterzigaretten waren zur
damaligen Zeit nicht sehr verbreitet.
2 0 Z IG A R E T T E N
S O N D E R M IS C H U N G
292
Der Infanterist des deutschen Heeres
07
o - *».
06
06. Rückseite einer derartigen Dose mit
dem Aufdruck 'Tropenpackung'.
G E B R . C R O W E IL S P E Z I A L F A B R iK F O R R A U C H T A B A K G E G R . B1 E I£ F E 1 D
08. Jeder Hersteller beteuerte, nur beste Tabake zu verwenden, gerade bei den so
genannten Orientmischungen. Es dürfte niemanden überraschen, dass diese
Qualität im Verlauf des Krieges zunehmend nachließ.
08
09. Geöffnete Packung mit Pfeifen- und Zigarettentabak der Marke „Mekka". Auch
dieser Tabak wurde vom Crüwell Tabakhaus gefertigt, das bereits 1705
gegründet wurde.
10. Eine Auswahl an Pfeifentabaken, die gewöhnlich etwas größer waren als
Zigarettenpäckchen. Interessant ist der amerikanische Pfeifentabak der Marke
„Blue Bird" von der österreichischen Tabakfirma Regie. Diese Vorkriegs-
Packung (datiert 1938) stammt noch aus der Zeit vor dem .Anschluss"
Österreichs ans Reich. Man beachte das Aluminiumpapier, welches als
kriegswichtiges Material alsbald nicht mehr für solch profane Zwecke
verwendet werden durfte.
Das b e s te Z ig a re tte n p a p ie r
tum Wickeln von Zigar«H«n U l gerade gut genügt
Vorzüqlich b rennend
I _ L J
geeign et
Efka-Pyrarniaen
Falzpackung
F V lr d W G it o u .W V : V V * v ...
S fU a . - Z ig a retien p a p ier
das dar allgemeinen. Geschmacksrichtung und dan ver
wendeten Tabaken angepaBt ist
= E s g i b t k e l n i - f 's s e r e s ! ===
m r den
»T E N |1
py ■ - W ic k le r J |
t. Wickler a '■ Jpptü,
, schließen,
ftech vorne
nach
E l e g a n t e s h a n d lic h e s F o r m a t der
Spitze von vorb ild licher Formgebung.
18. Filterzigaretten waren damals nicht üblich, stattdessen wurden a u e r r l l l - B i ß in Verbindung mit w eiter
B o h ru n g verhindert Ansammlung von Rück
Zigarettenspitzen verwendet. Diese Schachtel enthält zehn wattegefüllte ständen und Feuchtigkeit. (D.R.G .M . an
Glasfilter und die dazugehörige Zigarettenspitze aus Bakelit - eine gem eldet.) — .
elegantere Art dem Laster zu frönen. Außerordentlich hohe E n t g i f t u n g s
w i r k u n g ohne B eeinträchtigung d e s
Tabakarom as durch Verw endung d es
hyg ien ischen G lasf ilters ' i
mit der V ls t r a f ü llu n g l
X 295
Tabakwaren
Auswahl zeitgenössischer Feuerzeuge aus Aluminium und
Bakelit.
296
Der Infanterist des deutschen Heeres
297
298
Freizeit
Die M oral der Soldaten während des Zweiten Weltkrieges musste an Verwundung genesen war. Trotzdem wurde ein Heimaturlaub gelegent
vielen Fronten aufrecht erhalten und gestärkt werden. N eben der lich zur Realität. Wenn der Fronturlauber in die ihm bekannte
Feldpost mit ihren Karten, Briefen, Büchern, Zeitungen und Zivilisation der Heimat eintauchte und sie mit der Situation an der Front
Zeitschriften, welche in einem militärisch-patriotischem Stil und Inhalt verglich, konnte es zu Erscheinungen von Demoralisierung kommen. Die
die Erfolge der Regierung und der Streitkräfte an allen Fronten feierten, Soldaten kamen auch oft genug in ein völlig zerbombtes Heim zurück,
brauchte der Landser auch seichtere Unterhaltung und einfachere wie es auch Anton bei seinem Heimaturlaub erlebte. Ganze Innenstädte
Vergnügungen für den banaleren Zeitvertreib in den freien Stunden an in der Umgebung von Industrieanlagen, aber auch abseits auf dem
der Front. Der Sinn war es, die emotionale Ausgeglichenheit und Land, waren in Schutt und Asche gelegt worden. Manchmal verwandel
Stabilität des Soldaten zu erhalten, indem man ihnen eine te sich der ersehnte Heimaturlaub in eine verzweifelte Suche nach gelieb
Fluchtmöglichkeit und Ablenkung verschaffte von der sichtbaren ten Angehörigen. Nicht selten wuchs in dem Urlauber langsam das
Realität, die ihn umgab und in welcher er leben musste. Die Trennung Gefühl, dass sein eigentliches Zuhause, alles was ihm noch verblieb, vorne
von den geliebten Menschen in der Heimat über Wochen und Monate an der Front bei den Kameraden war. Diese Horrorszenarien an der
hinweg, vor allem von Freundinnen oder Frauen, konnte nur schlecht Heimatfront, ausgelöst durch den konstanten Bombenkrieg der
wettgemacht werden durch ein Foto, welches er in seinem Soldbuch mit Alliierten, beeinflussten die Frontkämpfer immer stärker. Allerdings
seinen Papieren in der Brusttasche der Feldbluse bei sich trug. erreichte die anglo-amerikanische Luft-Offensive in den meisten Fällen
Postkarten mit erotischen Abbildungen sollten die mit der Trennung ver nicht ihr Ziel, die Moral der Fronttruppe zu untergraben. Stattdessen
bundenen Gefühle dämpfen helfen, hatten aber nur geringen Erfolg. brachte sie die Landser in Wut und steigerte noch ihre Bereitschaft, bis
Während der kurzen Aufenthalte im Rücken der Front konnten die zur letzten Patrone zu kämpfen.
Soldaten Feldkinos der Wehrmacht besuchen. Außerdem rekrutierte die Im besten Falle, wenn die Wohnung oder das H aus des Soldaten
Armee aus der einheimischen weiblichen Bevölkerung „Frauen, welche die nicht zerstört war, war sein Heimataufenthalt auch nicht ganz einfach.
Truppe unterhalten möchten", oder eher in den Wirren des Krieges über Die häufigen Luftalarme und die allgegenwärtige Rationierung sorgten
leben wollten. Nach gründlichen medizinischen Untersuchungen arbei nicht gerade für Erholung.
teten diese Frauen in Häusern, in denen die Soldaten nicht länger als Die Propaganda des Staates, wirksam auf allen Ebenen des tägli
eine halbe Stunde mit ihnen zusammen sein konnten. Für viele junge chen Lebens, erzeugte einen dichten Schleier, um die Desaster dieses
Soldaten war es die erste erotische Begegnung mit einer Frau und für Konfliktes zu verbergen. Dies gelang ihr mit zunehmenden
manchen auch schon die Letzte. Man betrachtete den Bordellbesuch als Schwierigkeiten immer schlechter. Joseph Goebbels, seit 1933
eine andere Art von „Feuertaufe", bei der die jungen Männer die Reichsminister für Bildung und Propaganda, war allerdings unbestrit
Unschuld der }ugendzeit hinter sich lassen sollten. ten ein virtuoser Meister im Inszenieren von Massenveranstaltungen und
Die langen Zeiten von einem Postempfang zum nächsten überbrück der Beeinflussung des deutschen Volkes und Heeres durch politische
ten sie mit allen Arten von Spielen, wie Schach oder Skat, und mit Reden. Goebbels sah als sein wirksamstes Instrument das Radio an, in
Musik. Im damaligen Europa wurden häufig noch Akkordeon und seinen eigenen Worten wollte er damit „das Volk mit dem Geist des
Mundharmonika gespielt und den Kameraden mit ihren Instrumenten Nationalsozialismus durchtränken". Dieser Geist sollte Ansporn sein für
gelang es fast immer, die Moral der eigenen Truppe zu heben. All diese ein ganzes Volk, blindlings dem Führer bis zum Ende des Krieges zu fol
Arten von Zeitvertreib halfen die langen Stunden in Zügen, Quartieren gen, und in vielen Fällen auch bis in den eigenen Tod. „Der totale Krieg!"
und auf Märschen zu überstehen.
Durch den entmutigenden Verlauf des Krieges konnte den
Frontkämpfern immer weniger Urlaub gewährt werden. Es war leichter
einen Urlaubsschein zu bekommen, nachdem der Soldat von einer
299
Freizeit
01. Kartenspiele aller Art waren ein üblicher Zeitvertreib, wobei
viele Soldaten ihren Sold einsetzten. Die geringe Größe
eines Kartenspiels erleichterte seine Verwendung bei jeder
Gelegenheit.
Das gezeigte Spiel wurde zum Whist-Spielen verwendet,
einem Spiel ganz ähnlich wie Bridge, aber ohne das Bieten.
300
Der Infanterist des deutschen Heeres
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09. Witze und Karikaturen machten die Zeitschrift „Die Woche" beliebt. 09
HUMOR DER WOCHE
10. Eine Sammlung von Kriegsromanen für junge Deutsche. Sie sollten die
patriotische und kämpferische Einstellung der Jugend fördern.
Der allgemeine
Bildungsstand der
durchschnittlichen
Bevölkerung erlaubte kaum
wertvollere Literatur.
302
Der Infanterist des deutschen Heeres
■
Z e ic h n u n g e n : B r u n o It u t t e u s t o c k . M ü n c h e n .
K l is c h e e s : S t r a ß b u r g e r K l is c h e e a n s t a l t F r i t z R ie g g e r , S t r a ß b u r « u n d
G ra p h K u n s t a u s t a lt H c in lo t h & C o . M ü n c h e n .
i
S a t z h e r s t e l l u a g a n d D r u c k d e r B u c h - a n d K u n s t d r u c k e r e i 4 . M . R e in d l,
B a m b e rg.
E in b a n d : J . M . R e in d l. B a m b e rg .
N a c h d r u c k o d e r N a c h b ild u n g d e r t e x t lic h e n u n d illu s t r a t iv e n V e rö ffe n t
l i c h u n g e n v e r s t ö ß t g e g e n d a s R e ic h s g e a e t z d e s u n la u t e r e n W e t tb e w e rb ,
b z w . g i l t a l s V e r l e t z u n g d e s U r h e b e r re c h t e s . A n o r d n u n g v o n W o r t
u n d B ild ist d u r c h D R G M . 1531347 g e sc h ü tzt. C o p y . 1M 3 by
S e b a st ia n L u x , M ü n c h e n .
14
14. Zur deutschen Wehrmacht
B r u t s r lj gehörten auch viele
Divisionen mit Freiwilligen
fü r 3 u s la n iU T aus anderen Ländern. Leicht
verständliche Bücher wie
L e h r b u c h d e r d e u ts c h e n
dieses hier, wurden an diese
S p rach e fü r -V uslärider
Soldaten verkauft und verteilt
um ihnen beim Erlernen der
v.« W a lte r W e b e r deutschen Sprache zu helfen.
Es gehörte zur Methode dieser
Schriften, Verbindungen
zwischen Abbildungen und
10. arubearbaHele Auflage
Worten sowie deren
Aussprache herzustellen. Auf
| H ECK N ERS VERLAG - W O LFEN B l l T L L der gezeigten Doppelseite
wird „eine Straße in Berlin"
vorgestellt.
“ PU T S C H - R U SS IS C H E S
tOülumodit- s OLDATEN-
I ö p r a d if ü lit e t WÖRTERBUC
DtutI <ti-T t a i n ä l j j ^ 3000 W s „ „
..d Ub]
15. Wörterbücher für
Französisch, Russisch oder
Spanisch wurden auch
speziell für Soldaten
herausgebracht und waren z.
B. in den besetzten Gebieten
unverzichtbar für ausländische A ° VON E s m it t l e r & SO H N
Staatsangehörige, welche in der b e s l in
Torpedoboot
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304
Der Infanterist des deutschen Heeres
gemäß der
K u r f ü r s t e n d a m m 26
nationalsozialistischen Doktrin U SER UND KRÜGER
aussehen sollte.
305
Freizeit
Ein n e u e r Film
Prof. K a rl R it te r
Winter
* Gemen> Tribüne II
Tribüne II links ZttlZW.
13a
link« Zugang
8-13a 8
21,5. 3»
8 Uhr 15
Sonntag 21. Mai 8 Ulir 15
Bitte Rückseite beachten!
25
306
Der Infanterist des deutschen Heeres
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27. Die Wehrmacht war sehr erfindungsreich um den j Ciilt’n iia äeirt*Atm dis* ■'-bie!
R e ic h s k a r t e f ~
einzelnen Soldaten durch Urlaub, Vergünstigungen F ö fc lM a u b e r .________ ______________
und Krankenpflege im Reich und in den besetzten
Gebieten immer wieder zum Kampf zu motivieren. Sie
bot den Urlaubern beispielsweise Touristenbesuche
von Städten und Sehenswürdigkeiten an.
Auf dem Bild sieht man einen Stadtplan von Dresden
mit einer Wehrmachtsfahrkarte für die Reichsbahn.
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307
Epilog
W ir schreiben den Dezember 1943. Für das Deutsche Reich welches als „Panzerschlacht um Kursk" in die Geschichte einge-
hat auf allen Kriegsschauplätzen die große W ende begonnen hen sollte (insgesam t standen sich auf deutscher und sow jeti
und die schlim m sten Befürchtungen des O berkom m andos der scher Seite rund 6.000 Panzer und Sturmgeschütze gegenüber),
W ehrm acht (O K W ) haben sich erfüllt - die Rote Arm ee setzt zur hat der deutschen Seite nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Gegenoffensive an. Das angeblich vor Feindangriffen so sichere Daran konnten selbst die 90 Tiger 1, die rechtzeitig an der Front
R eich sgebiet w ird bei Tag und N a ch t von den erschienen waren, nichts mehr drehen.
Bom bergeschwadern der 8. US-Luftflotte und der britischen RAF Unm ittelbar nach dem Scheitern von „Zitadelle" beginnen
(Royal A ir Force) heim gesucht. Die d eu tschen Kräfte sind die sowjetischen Truppen in den südlichen Frontabschnitten mit
erschöpft und haben durch den Zw eifronten krieg keine ihrer So m m ero ffen sive gegen die angeschlagene deutsche
Gelegenheit mehr sich zu erholen. Front. Von Stalin g ra d bis zum D njepr geht das gesam te
Am 2. Februar 1943 endet die Schlacht um Stalingrad mit Donezbecken an die Sow jets verloren, Teile der Heeresgruppe A
dem Untergang der 6. Arm ee (230.000 M ann). Der unm ittelbar fallen auf die Halbinsel Krim zurück, wo sie zunächst isoliert und
zuvor zum Generalfeldm arschall beförderte Oberbefehlshaber im M ai 1944 schließlich vernichtet werden.
der 6. Armee, Friedrich Paulus, kapituliert vor der erdrückenden Die deutsche Ostfront w eicht um 200 km zurück, bis zur Linie
sowjetischen Überm acht. M it ihm gehen über 100.000 M ann in Asowsches M eer - Saporoshje - Dnjepropetrowsk - Kiew - Gom el
Gefangenschaft, in die sibirischen Lager - gerade einm al 6000 - W itebsk. D ie Heeresgruppe M itte m uss im m er w eiter in
von ihnen werden, lahre später, lebend nach H ause zurückkeh Richtung W esten verlegt werden, von den ursprünglich 214
ren. Stalingrad markiert eine W ende für Hitlers Krieg im Osten, D ivisionen am Anfang des Jahres sind ihr nur noch 190 geblie
w eil die W eh rm ach t d am it ihre Fähigkeit zur strategischen ben und diese sind ziem lich ausgebrannt. Inm itten dieser chao
Initiative verliert. tischen Rückzugsgefechte, in denen die deutschen Verbände
Im Juli schlägt auch die letzte G roßo ffen sive der im m er w ieder versuchen, dem Vordringen der schier unendli
Heeresgruppe M itte fehl, denn das Unternehm en „Zitadelle", chen Divisionen der Roten A rm ee Ein h alt zu gebieten, inm itten
3 10
Der Infanterist des deutschen Heeres
Stadt ist ein einziges Trümmerfeld. Der beißende Rauch und W iderstandsnester werden aufgegeben. Der Blutzoll, den Anton
Stau b erschweren das Atm en nicht m inder als die ständigen und seine Kam eraden zahlen, ist gewaltig.
Detonationen schwerer Granaten ringsherum. A nton ist wie Die Heeresgruppe M itte ist am Ende, ihre wenigen Reste
betäubt von dem, was um ihn herum geschieht. E r muss mit sind über die unendliche russische Steppe verteilt. Die Rote
ansehen, wie im m er mehr seiner Kameraden im feindlichen Arm ee beginnt ihren langen Marsch auf Berlin, welchen die
Feuer fallen oder von G ran ateinschläg en zerrissen werden. deutschen Kräfte nicht mehr aufhalten können, höchstens hin
Unablässig feuern die sowjetischen „Stalinorgeln" (Spitznam e und w ieder etwas verzögern. Anton Imgrund ist sich m ittlerw ei
für Mehrfachraketenwerfer) und lassen jedes Lebenszeichen le sicher, dass dieses Ringen wohl nicht mehr zu gewinnen sein
ersterben. Kein Stein steht m ehr auf dem anderen, das Gelände wird. Das En d e selber, die totale Niederlage Deutschlands im
wird von Granaten w ieder und w ieder umgepflügt. Gom el kann Anschluss an den „totalen Krieg", sollte er allerdings nicht mehr
sich nicht länger halten, die letzten deutschen erleben ...
R n to n Bm gcunb
Obergefreiter in einem 3nf.-Regiment
geboten am 23. ITlai 1906 in fjösbach
gefallen am 1. De3 embet 1943 im Often
Druck. G e se le , Afchaffenburg
Antons Sterbebild.
Er war einer von über 3,2 Millionen deutschen Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges fielen.
3 11
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