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eingereicht bei
Norbert Preussner
Accadis
School of International Business oder Internationale Berufsakademie oder Private
Hochschule für Internationales Management
Du Pont-Straße 4
61352 Bad Homburg
vorgelegt von
Daria Koch
Stefanie Eingärtner
Kristina Worbs
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Kurzer historischer Überblick.................................................... .........................3
2 Allgemeine Daten...................................................................... ...........................6
2.1 Demographische Struktur und Entwicklung.................... .......................6
2.1.1 Ethnien...................................................................... .........................6
2.1.2 Indigene Bevölkerung........................................................ .................7
2.2 Bildungswesen und Wissenschaft........................... ..............................8
2.3 Politik 9
2.3.1 Aktuelle Politik........................................................................... ........11
2.3.2 Außenpolitik..................................................................... .................12
2.3.3 Parteien........................................................................ ....................13
3 Wirtschaftsdaten........................................................................ ........................14
3.1 Wirtschaftliche Indikatoren............................................................ .......14
3.2 Wirtschaftliche Entwicklung ..................................... ...........................14
3.3 Bodenschätze........................................................................... ...........16
3.4 Tourismus...................................................................... ......................16
3.5 Umwelt 16
4 Wirtschaftliche Probleme – Strukturprobleme.......................................... .......19
4.1 Politische Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien..............21
4.2 Wirtschaftsbeziehungen........................................ ..............................22
4.3 Beziehungen Brasilien und EU...................................... ......................24
5 Prognose........................................................................................................ .....26
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
Aufl. Auflage
Bd. Band
bzw. beziehungsweise
d. h. das heißt
Nr. Nummer
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1. Quelle :Weltbank......................................................... .............................14
Allgemeine Daten Seite 3
15.04.1500 Auf dem Weg nach Indien landet der portugiesische Seefahrer
Cabral bei Porto Seguro an der brasilianischen Küste und
nimmt sie für Portugal in Besitz. Bis Anfang des 19. Jh. ist
Brasilien ein von Portugal abhängiges Vizekönigreich
07.09.1822 Als das Mutterland nach der Rückkehr Joãos 1821 das
frühere Verhältnis zu erneuern sucht, erklärt dessen ältester
Sohn die Unabhängigkeit Brasiliens (von Portugal 1825
anerkannt) und wird als Pedro I. Kaiser Brasiliens. Während
der Herrschaft seines Sohnes Pedro II. verlagert sich der
wirtschaftliche Schwerpunkt vom Zuckerrohr- und Tabakanbau
im Norden zum Anbau von Kaffee im Süden. Pedro II. fördert
konsequent die Einwanderung von Europäern, darunter auch
vieler Deutschen.
1994 Mit der Einführung des Real als neuer Währung wird die
Inflation unter Kontrolle gebracht; Präsidentschaftswahl: der
ehemalige Finanzminister Fernando Henrique Cardoso zum
Präsidenten gewählt
Anfang 1999 Finanzkrise: Freigabe des Wechselkurses des Real, der sich
jedoch an den Märkten stabilisieren kann
2 Allgemeine Daten
Brasilien hat ca. 185.576.900 Einwohner (Stand 09.Jan.2006), 1960 waren es noch
70 Millionen. Die Bevölkerung hat sich also in den vergangenen 30 Jahren mehr als
verdoppelt. Der größte Bevölkerungszuwachs erfolgt bekanntlich in den
Unterschichten und vorzugsweise im so genannten marginalen Milieu. Grosse
Familien sind in einem Land wie Brasilien ein wichtiges Element der
Überlebenssicherung, da Kinder und Jugendliche schon früh ein Einkommen
erzielen. Dann spielt die Haltung der katholischen Kirche Geburtenregelung eine
Rolle, dritte die mangelnde Sexualaufklärung und nicht zuletzt die Einstellung des
brasilianischen Mannes: ein "richtiger Mann" muss möglichst viele Kinder haben.
Die brasilianische Bevölkerung ist sehr jung. Es sind 26,6 % unter 15 Jahre alt,
67,6 % sind 15 bis 64 Jahre alt und nur 5,8 % über 65. Das mittlere Alter beträgt
27,4 Jahre, die mittlere Lebenserwartung liegt bei 71,4 Jahren. (Schätzungen für
2004)
81 % der Bevölkerung leben in den Städten, die sich durch rasantes Wachstum und
Wildwuchs auszeichnen; in den Außenbezirken bilden sich Favelas genannte
Armensiedlungen.
Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in kaum einem Land so groß wie in
Brasilien. So waren bis 1998 2,8 % der Bauern Großgrundbesitzer mit zusammen
57 % der gesamten Agrarfläche, wohingegen 90 % der Bauern sich 22 % der
Nutzfläche teilen müssen. Etwa 5 Millionen Familien gelten als landlos. Den
schwersten Stand haben dabei Afro-Brasilianer, bei denen Armut,
Säuglingssterblichkeit und Diskriminierung wieder zunehmen. Nicht viel besser
ergeht es den Indios. Ein Gleichstellungs- und Anti-Hunger-Programm gilt seit 2003.
2.1.1 Ethnien
Ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung sind Farbige. Sie sind Nachfahren der
afrikanischen Sklaven, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in das Land gebracht
wurden. Sie stammen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und
São Tomé und Príncipe, aber auch aus Nigeria, Benin, Togo, Ghana und der
Elfenbeinküste. Heute besitzt Brasilien nach Nigeria die zweitgrößte Zahl an
Einwohnern mit afrikanischer Herkunft; sie haben sich jedoch im Laufe der Zeit stark
mit der europäischstämmigen Bevölkerung vermischt. Nach einer Erhebung des
IBGE leben mindestens 11 Millionen Schwarze in Brasilien. Sie sind hauptsächlich
im Nordosten ansässig, aber auch in den anderen Regionen des Landes vertreten.
Zwischen 100.000 und 200.000 Indios leben heute in Städten, wodurch die
indianische Kultur zunehmend verloren geht. Nur wenige Stämme in vereinzelten
Reservaten im Amazonasgebiet leben noch nach ihrer eigenen Kultur. Aber auch im
Regenwald ist die indigene Bevölkerung verschiedensten Bedrohungen ausgesetzt.
Durch die Abholzung des Urwalds wird ihr Lebensraum dauerhaft zerstört. Dabei
werden die erwirtschafteten Erlöse aus dem Amazonasgebiet heraus transferiert, es
mangelt also an wichtigen Investitionen oder gar Entschädigungen. Minenarbeiter
und Goldgräber belasten nicht nur mit schwerem Gerät und giftigen Chemikalien die
Flüsse und Böden nachhaltig, sie bringen auch Krankheiten und große Mengen
Alkohol in die Indianergebiete. Zudem kommen häufig gewaltsame Übergriffe der
Arbeiter auf die ansässige Urbevölkerung vor, die manchmal in regelrechten
Massakern ausarten. Der Regierung wird dabei Mitschuld vorgeworfen, da Mörder
nur selten wirklich strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem vergibt sie
Genehmigungen zur wirtschaftlichen Nutzung von Gebieten, (z.B. zur Ölförderung)
die von Indios bewohnt sind.
In 150 Universitäten werden fast 2,8 Millionen Studenten unterrichtet. Etwas mehr
als die Hälfte der Hochschulen sind staatlich. Sie sind für alle Menschen mit
qualifizierendem Schulabschluss nach einer Aufnahmeprüfung frei zugänglich und
gebührenfrei. Die privaten Hochschulen finanzieren sich über unterschiedlich hohe
Studiengebühren. Entsprechend schwankt ihre Ausstattung und die Qualität der
Lehre. An den staatlichen Hochschulen werden zweimal jährlich einheitliche und
offizielle Aufnahmeprüfungen, so genannte vestibulares, durchgeführt. Die
Bewerberzahl übersteigt meist bei weitem die Anzahl der vorhandenen
Studienplätze. Bewerber bereiten sich deshalb nach dem Abitur oft mit so
genannten cursinhos auf das vestibular vor, die von privaten Bildungseinrichtungen
angeboten werden und dementsprechend kostenpflichtig sind. Wer im vestibular
keinen Studienplatz erhält, hat die Möglichkeiten, bis zum nächsten Semester zu
warten und das vestibular erneut zu absolvieren oder auf einer der privaten
Hochschulen zu studieren.
2.3 Politik
Brasilien wurde 1964 bis 1985 vom Militär regiert. In dieser Zeit litten vor allem die
Indios unter Menschenrechtsverletzungen, die Wirtschaft wurde zwar unterstützt,
gleichzeitig wurden jedoch große Prestigeprojekte (Transamazonica, Itaipu,
Atommeiler in Angra dos Reis, viele Autobahnen) durchgeführt. Zurück blieben
Allgemeine Daten Seite 10
Die Verfassung aus dem Jahr 1988 gewährt der Bundesregierung weitgehende
Befugnisse. Der Präsident wird für eine Amtsperiode von vier Jahren direkt vom Volk
gewählt. Seit 1998 kann er einmal wiedergewählt werden. Er besitzt eine weit
reichende exekutive Gewalt, ist Staatsoberhaupt und Regierungschef und stellt das
Kabinett zusammen.
Nach einer Übergangsbestimmung wurde 1993 ein Referendum über die Staats-
(Monarchie oder Republik) und Regierungsform (Präsidial- oder parlamentarisches
System) abgehalten. Die Bevölkerung entschied mit jeweils großer Mehrheit (87 %
bzw. 69 %) für die Republik und ein Präsidialsystem. Im vierten Versuch wurde Luiz
Inácio Lula da Silva, genannt Lula, 2002 zum Präsidenten gewählt.
Der föderative Senat oder Senado Federal setzt sich aus 81 Abgeordneten
zusammen, von denen jeweils drei aus jedem der Bundesstaaten entsendet
werden.
Neben dem Senat gibt es die Abgeordnetenkammer oder Câmara dos Deputados
mit 513 Sitzen, deren Mitglieder nach dem Verhältniswahlrecht für Amtsperioden
von vier Jahren gewählt werden.
Nach den Wahlen von 2002 haben sechs Parteien den Einzug in die
Abgeordnetenkammer geschafft, stärkste Kraft ist die Partido dos Trabalhadores mit
18 %. Im Senat sind neben vier großen Parteien ebenso eine Reihe kleiner Gruppen
vertreten. Die meisten Senatsabgeordneten (jeweils 23 %) gehören der Partido do
Movimento Progressista und der Partido da Frente Liberal an.
Die Wahl 2002, die in einem klaren Sieg der sozialistischen Arbeiterpartei PT
endete, hatte einen hohen Stellenwert für die Entwicklung der noch jungen
Demokratie, denn erstmals wurde ein größerer Machtwechsel vollzogen. Im ersten
Jahr der Regierung gelang eine wirtschaftliche Stabilisierung, der wieder
einsetzenden Inflation und anderen Problemen wurde konsequent entgegen gewirkt.
Auch eine Rentenreform wurde gegen Protest aus den eigenen Reihen
beschlossen. Der Kampf gegen die Armut wird derzeit mit verschiedenen
Programmen angegangen. Antiamerikanismus ist in weiten Bevölkerungsteilen stark
ausgeprägt.
Finanziert werde das angeblich durch Spenden großer Unternehmen, die dafür
Staatsaufträge bekommen hätten. Daraufhin nahmen die Polizei und
Untersuchungsausschüsse des Kongresses Ermittlungen auf, die immer mehr
finanzielle Nebengeschäfte der Politiker aufdecken konnten. Dutzende Politiker -
auch Berater des Präsidenten und Minister der Regierungsparteien, insbesondere
des sich bis dahin als "sauber" präsentierenden PT - legten ihr Mandat im Kongress
nieder. Auch wenn eine persönliche Verwicklung bisher nicht nachgewiesen werden
konnte, litt das Ansehen des Präsidenten stark unter den Vorwürfen. Reformen zum
Wahl- und Parteifinanzierungssystem wurden in Angriff genommen, aber noch nicht
beschlossen.
2.3.2 Außenpolitik
• Iberoamerika-Gipfel
• Rio-Gruppe
2.3.3 Parteien
In der Abgeordnetenkammer sind diese sieben Parteien, neben einer Reihe kleiner
Gruppen, vertreten: PT, PFL, PMDB, PSDB, Partido Progressista Brasileiro (PPB),
Partido Trabalhista Brasileiro (PTB) und Partido Liberal (PL).
3 Wirtschaftsdaten
Wirtschaftliche Indikatoren
Bruttoinlandsprodukt 552,7 Mrd. US-$ (2005)
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 3,090 US-$ (2005)
Bruttosozialprodukt 604,9 Mrd. US-$ (2005)
Wirtschaftswachstum 5,2% (2004)
Inflationsrate 5,8% (2003)
Arbeitslosenrate 9-10% (2004)
Armutsrate 22% (2005)
Wirtschaftliche Struktur
Landwirtschaft 10,4%
Industrie 40,0%
Dienstleistungen 49,6%
Bilanzen (2004)
Exporte 109,Mio. US-$
Importe 80,1 Mio. US-$
Nettoeinkommen -20,5 Mio. US-$
Zahlungsbilanz 11,7 Mio. US-$
Abb. 1. Quelle :Weltbank
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung vor allem vom Export von
Agrarprodukten. Dann gab es aufgrund der beginnenden Industrialisierung des
Landes einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften, der nach der Abschaffung
der Sklaverei im Jahre 1888 noch weiter verschärft worden war. Dies lockte eine
große Zahl von Einwanderern an, die größten Gruppen unter ihnen waren neben
Portugiesen und Spaniern, Deutsche, Italiener, Polen und Japaner.
Allgemeine Daten Seite 15
Während des ersten Weltkriegs geriet das Land, weil die wichtigsten Export-Artikel
(Kaffee, Zucker, etc.) von einem enormen Preisverfall betroffen waren, in eine
wirtschaftliche Krise. Hilfe kam mit Kapital und Immigranten aus Großbritannien. Mit
Ausnahme des ersten Weltkriegs konnte die Wirtschaft und auch das Verkehrsnetz
in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhundert stetig wachsen.
1917 kam es zu ersten großen Streikwellen in São Paulo und Rio de Janeiro, auf
die die Regierung mit Unterdrückung reagierte. In den 1920er Jahren bildeten sich
Arbeiterparteien und Gewerkschaften, doch dies führte nicht zu einer stärkeren
Stellung im Staat, da sie keine Vertretung in oberen Schichten hatten. Auch die
Leutnantbewegung Tenentismo ab 1922 konnte daran nichts ändern, da Versuche
einer Revolution scheiterten.
Ein aktuelles Problem der brasilianischen Wirtschaft ist die steigende Urbanisierung
und Zuwanderung der Landbevölkerung in die Städte. Allein in Brasilia steigt sie pro
Jahr um 3 %, was in den Armenvierteln katastrophale Auswirkungen hat.
Zu den größten Herausforderungen für die brasilianische Wirtschaft zählen nach wie
vor die Inflation und die Kluft zwischen einer wohlhabenden, gut ausgebildeten
Bevölkerungsminderheit und der schlecht ausgebildeten Mehrheit, die größtenteils
am Rande des Existenzminimums lebt. Es gibt eine große Bewegung von
Landlosen, die Movimento dos sem terra (MST), die für eine Landreform kämpfen.
3.3 Bodenschätze
3.4 Tourismus
Der Tourismus ist in Brasilien noch nicht sehr bedeutend und macht nur etwa 0,5 %
des Bruttosozialprodukts aus, der weltweite Durchschnitt liegt bei 10 %. Die
jährliche Besucherzahl liegt bei etwa 4,8 Millionen. Beliebt sind vor allem die
Strände und der Karneval von Rio de Janeiro, die Hauptstadt Brasília, das
Amazonasbecken, der Nordosten mit seinen Stränden und Kultur und die
Wasserfälle von Iguaçu. Die relativ geringe Anzahl an Touristen (auf einen Besucher
kommen in Brasilien 37 Einheimische, in Deutschland nur etwa 4,6) ist auf
verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden.
Die In- und Auslandflüge sind teuer, da es im ganzen Land noch wenige
Charterflüge gibt. Der Nordosten, sehr beliebt bei den Inlandtouristen, wird langsam
von den Europäern entdeckt. Nicht nur die Natur und die reiche Kultur sondern auch
die Entfernung spielt da eine Rolle. Fortaleza, zum Beispiel, liegt ca. 7 Flugstunden
von Lissabon und ca. 8 Flugstunden von Madrid entfernt. Es gibt mittlerweile direkte
Flüge (Sowohl Charter- als auch Linienflüge) aus verschiedenen europäischen
Städten nach Fortaleza, Natal, Recife und Salvador. Ab Kap Verde mit der TACV
fliegt man weniger als 4 Stunden nach Fortaleza. Es gibt auch Direktflüge aus
Cayenne (franz. Guayana) und Helsinki, zum Beispiel.
3.5 Umwelt
Der tropische Regenwald im Amazonasgebiet ist der größte unberührte Wald der
Welt. Doch neue Straßen, zum Beispiel die Transamazonica und die Perimetral
Norte, zerstören diese Unberührtheit. Experten warnen schon jetzt, dass bis 2020
alleine wegen Straßen- und Dammprojekten nur noch 28 % des Waldgebiets
unberührt seien. Teilweise entstanden die Schäden auch im Zusammenhang mit
Allgemeine Daten Seite 17
Ein weiteres Umweltproblem ist der Bauxit-Tagebau, der die Flüsse verschmutzt und
die Indios gefährdet. 2000 erlitt zum Beispiel der Fluss Iguacu eine Ölpest. Ein Jahr
später sank vor der brasilianischen Küste die größte Ölplattform der Welt und
bedrohte das dortige Ökosystem. In den Städten hat man mit Luftverschmutzung
und Abwässer zu kämpfen.
Die Luftverordnung von Brasilien besagt, dass keine Autos in Brasilien mit reinem
Benzin fahren dürfen. In dem Benzin muss ein Anteil von mindestens 25% Methanol
vorhanden sein. In Brasilien ist es möglich mit Autos zu fahren, die einen Methanol-,
Benzin- oder einen Flex-Fuel-Motor besitzen. Das dreimilllionste Auto mit Flex-Fuel-
Allgemeine Daten Seite 18
Motor wurde im Dezember 2005 verkauft. Ebenso fliegen die ersten Flugzeuge in
Brasilien mit Methanol. Die Luftverschmutzung wurde dadurch erheblich reduziert
und das Methanol ist viermal billiger. Brasilien ist der 4. größte Autokonsument und
der 2. größte Flugzeugkonsument mit 12.000 Flugzeugen der Welt. Die ersten 30
Flugzeuge mit Alkoholmotor wurden in der Nähe von Saó Paulo gebaut.
Mit Beginn der weltweiten Rezession Anfang der 1980er Jahre endete auch abrupt
das „Brasilianische Wirtschaftswunder“ das 1964 von dem regierenden Militär
entworfen wurde und als Modernisierungsprogramm für wirtschaftliches Wachstum,
Steuervergünstigungen und mehr soziale Gerechtigkeit zu bezeichnen war.
Die zur Abdeckung des Handelbilanzdefizits und zur Abzahlung erhaltener Kredite
sowie zur Finanzierung inländischer Investitionsvorhaben aufgenommenen
Finanzierungsmittel haben einen raschen Anstieg der Außenverschuldung bewirkt.
Seit Anfang der 1990er Jahre ist Brasilien das größte Netto-Schuldnerland der Welt
mit Auslandsschulden von über 150 Milliarden US-Dollar geworden. Die Tilgung
dieser erdrückenden Schuld wird dem Land über viele Jahre nur einen geringen
wirtschaftlichen Spielraum lassen. Zudem wird Brasilien durch Auflagen der
Weltbank und des Internationalen Währungsfonds – von deren Einhaltung die
Bewilligung weitere Kredite abhängig gemacht wird – gezwungen, eine drastische
Sparpolitik gegenüber der Bevölkerung durchzusetzen.
Die durch das „Brasilianische Modell“ geschaffenen Strukturen sowie Korruption und
Machtmissbrauch haben eine Gesellschaft geschaffen, in der ein großer Teil am
Rande des Existenzminimums lebt.
Brasilien ist reich an Rohstoffen und obwohl über Jahrzehnte zumindest in einigen
Bereichen eine moderne und dynamische Industrie aufgebaut worden ist, lebt ein
Teil der Bevölkerung nach wie vor unter elenden Bedingungen. Es stellt sich daher
die Frage, warum diese in vieler Hinsicht reich ausgestatte Land bisher nicht in der
Lage war, seine natürlichen, finanziellen, technologischen und nicht zuletzt
menschlichen Ressourcen für eine erfolgreiche nachholende Entwicklung auf breiter
Basis zu entfalten. Der Entwicklungstand der brasilianischen Gesellschaft lässt sich
am einfachsten mit Blick auf die konkreten Lebensbedingungen der Bevölkerung
betrachten. Dabei zeigt sich, dass die große Mehrheit nach wie vor in elenden
Verhältnissen lebt und die zunehmende Urbanisierung und Zuwanderung der
Landbevölkerung in die Städte das Problem nicht einfacher gestaltet.
Lebensjahr. Das Bildungsniveau der Menschen insgesamt ist zwar niedrig, doch
durch ein Alphabetisierungsprogramm konnte die Analphabetenquote merklich
gesenkt werden, sie liegt heute bei knapp 20%. Obwohl eine Schulpflicht für alle
Kinder im Alter von sieben bis fünfzehn Jahren besteht, können zehn Millionen
Kinder aus ökonomischen Gründen nicht zur Schule gehen.
Auf der anderen Seite herrscht ungeheurer Reichtum: die modernsten, feinsten und
teuersten Geschäften in denen elegant gekleidete Menschen in den Metropolen
einkaufen. Das verschärft die Kluft zwischen Arm und Reich und schafft
zunehmende soziale Probleme in Brasilien.
Brasileins Entwicklung wird durch eine besondere Art der Integration in der
Weltwirtschaft beeinflusst, und zwar auch im negativen Sinne, zum Beispiel
bezüglich der Terms of trade (reales Austauschverhältnis zwischen Ex-und
Importen), der internationalen Ungleichheiten in der technischen Entwicklung, des
Protektionismus der Industrieländer sowie der externen Verschuldung , Analysiert
man diese Punkte jedoch genauer, so reichen sie nicht aus, um die anhaltende
Unterentwicklung Brasiliens zu erklären:
• Die Zivilgesellschaft, das heißt die Summe aller jener sozialen Bereiche, die
nicht dem politischen System im engeren Sinne zuzurechnen sind, erscheint
wenig geeignet, um die vorhandenen Entwicklungsdefizite durch eine gute
Selbstregulierungsfähigkeit einigermaßen zu kompensieren. Die
gesellschaftliche Rolle der Eliten ist wenig konstruktiv, und innerhalb der
wichtigsten Institutionen der Zivilgesellschaft mangelt es vielfach noch an
einem nationalen Grundkonsens in Bezug auf Werte, Normen und
Spielregeln.
• Auch das Steuersystem weißt erhebliche Mängel auf. Zum einen ist es zu
komplex und zum anderen voller Schlupflöcher. Von den 530 größten Nicht-
Finanzunternehmen zahlten im Jahr 1998 die Hälfte überhaupt keine
Einkommenssteuer, und das Aufkommen der anderen Hälfte belief sich nur
auf 3 Mrd. US$, davon zahlten z.B. die großen Automobilhersteller nur 40
Mio. 30 von 60 Banken zahlten ebenfalls keine Einkommessteuer. In
Brasilien herrscht eine florierende Schattenwirtschaft, die generell keine
Steuern und meist auch keine Sozialabgaben zahlt.
Der bilaterale politische Austausch ist breit angelegt und umfasst auch die Themen
Menschenrechte, Umweltschutz, Schutz indigener Völker und
entwicklungspolitische Zusammenarbeit. In vielen Fragen auf der internationalen
Allgemeine Daten Seite 22
Agenda, so z.B. hinsichtlich der Reform des Systems der Vereinten Nationen, der
internationalen Abrüstungspolitik, der Fortentwicklung des internationalen
Strafrechts und der internationalen Strafgerichtsbarkeit, aber auch beim Bekenntnis
zum Ausbau des multilateralen Systems der internationalen Zusammenarbeit liegen
die Standpunkte von Brasilien und Deutschland eng beieinander. Dies zeigt sich im
gemeinsamen Einsatz für eine Reform der Vereinten Nationen. Besondere
Aufmerksamkeit widmen sowohl Deutschland wie auch Brasilien dem
wissenschaftlich-technologischen und dem kulturellen Austausch. Beiträge
deutscher Einwanderer bis in die Gegenwart werden ausdrücklich anerkannt. Es
besteht eine Vielzahl von Brücken zwischen Nicht-Regierungsorganisationen in
beiden Ländern.
4.2 Wirtschaftsbeziehungen
Energie und Wasser, für die sich deutsche Unternehmen stärker interessiert haben,
wurden von weiterer Privatisierung vorläufig ausgenommen.
Wichtig ist, dass die bereits in Brasilien tätigen ca. 800 deutschen
Tochterunternehmen zunehmend reinvestieren. Einschließlich der Re- und der
Drittlandinvestitionen haben die Investitionen deutscher Unternehmen ca. 20 Mrd.
USD erreicht. Seit Anfang 2004 ist auch eine Wiederzunahme der Neuinvestitionen
feststellbar.
Während des Besuches von Bundeskanzler Schröder im Februar 2002 wurde eine
brasilianisch-deutsche Initiative für die Kooperation im Infrastruktur- und
Energiebereich vereinbart. Auf den 20. Wirtschaftstagen Deutschland / Brasilien in
Hamburg, Ende Juni 2002, wurde dazu eine spezielle Arbeitsgruppe gegründet, die
sich aus Vertretern von Wirtschaft und Regierung beider Seiten zusammensetzt. Im
November 2002 hat sie ein umfangreiches Investitionsprogramm verabschiedet.
Ansprechpartner sind der BDI und das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.
Die 23. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage und die 32. Sitzung der Deutsch-
Brasilianischen Wirtschaftskommission werden vom 3. bis 5. Juli 2005 in Fortaleza
stattfinden.
Auf subkontinentaler Ebene unterhält die EU seit 1987 Beziehungen zu der „Rio
Gruppe“ (Mitglieder sind die meisten Staaten Lateinamerikas sowie der Karibik).
Grundlage der Beziehungen mit der EU mit dem Ländern des Mercosur
(Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) ist das am 1.Juli 1999 in Kraft
getretene umfassende Rahmenabkommen. Die Zielsetzung des
Rahmenabkommens insgesamt ist die Vorbereitung der Verhandlungen eines
interregionalen Assoziierungsabkommens EU-Mercosur. Damit ist zum ersten Mal
eine Vereinbarung dieser Art zwischen zwei Integrationsräumen abgeschlossen
worden.
Allgemeine Daten Seite 26
5 Prognose
Versucht man, die vielfältigen Ursachen der brasilianischen Krise nach ihrer
Bedeutung zu bewerten, so sind an erster Stelle der jahrzehntelange Mangel an
verantwortlicher Regierungsführung, die wenig konstruktive Rolle der Eliten und das
hohe Bevölkerungswachstum zu nennen. Demgegenüber erscheinen die durch das
internationale System verursachten Entwicklungshemmnisse weniger
ausschlaggebend zu sein, auch wenn sie konjunkturell erhebliche Auswirkungen
haben können.
Sollte es Brasilien nicht gelingen, die bestehenden Probleme zügig zu lösen, droht
dem Land nach Aussage eines führenden Sozialwissenschaftlers (Hélio Jaguaribe)
ein sozialer Sprengsatz, dessen Brisanz durch einen ebenfalls heranwachsenden
ökologischen Sprengsatz potenziert wird. Um beide zu entschärfen, wären
entscheidende Weichenstellungen in Richtung auf eine soziale und ökologische
Marktwirtschaft erforderlich. Das Bruttoinlandsprodukt müsste jährlich hohe und
stabile Wachstumsraten aufweisen, um die neu heranwachsenden Generationen in
den Arbeitsmarkt zu integrieren, ohne damit den Sockel der bisherigen
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung abzubauen.
Dies ist nur ein Beispiel für zahlreiche andere Probleme, deren Lösung noch nicht in
Sicht ist. Daraus wird deutlich, dass eine Stabilisierung der Krise – und zwar auch
im Falle einer Fortsetzung der gegenwärtigen positive Phase – wahrscheinlicher ist
als ihre Überwindung. Der Dauerdisput zwischen brasilianischen Politikern und
Sozialwissenschaftlern, ob es der Bevölkerung heute besser oder etwas schlechter
Allgemeine Daten Seite 27
geht als früher, ist eine Haarspalterei, die mit allerlei ideologischen und
methodischen Finessen betrieben wird. Die Wahrheit sollte so schlicht benannt
werden, wie sie ist. Die große Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung lebt nach
wie vor unter miserablen Bedingungen.
Betrachtet man alles das, was eigentlich geschehen müsste, sozusagen synoptisch,
dann besteht in Brasilien vor allem ein großer Bedarf an kollektivem Lernen für die
Überwindung der überkommenden Missstände und den Aufbau einer modernen
Gesellschaft. Kollektives Lernen erfolgt erfahrungsgemäß unkoordiniert, verstreut
und selten in jenem zeitlichen Rhythmus, der einer optimalen Lösung der
anstehenden Probleme angemessen ist. Darüber hinaus gibt es starke
gesellschaftliche Gruppen, die sich diesem Lernprozess verweigern, weil er im
Konflikt mit ihren Interessen steht. Trotz möglicher Entwicklungsschübe wird
Brasilien daher auf absehbare Zeit vermutlich ein dynamisches hoch entwickeltes
Entwicklungsland bleiben, in dem der Fortschritt in den modernen Sektoren
gleichzeitig mit zahlreichen akuten Krisen und Konflikten in anderen Sekttoren
ablaufen wird.
Ein positiver Aspekt sollte zum Schluss hervorgehoben werde: Die Regierung unter
Fernando Henrique Cardose hat endlich den notorischen Mangel an
verantwortlicher und umsichtige Regierungsführung überwunden, soweit die
Exekutive betroffen ist, und damit eine wesentliche Ursache für die anhaltende
Unterentwicklung abgestellt.
Literaturverzeichnis
Erklärung
Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und alle von
mir benutzten Quellen und Hilfsmittel angegeben habe. Wörtliche und sinngemäße
Zitate habe ich als solche gekennzeichnet. Ich habe diese Arbeit keiner anderen
Stelle oder keiner anderen Person im Rahmen einer Prüfung vorgelegt.