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Ermir Zabërxha

Bankenperspektive in den Westbalkanstaaten

Bachelorarbeit

Themensteller: Dr. Wolfgang Spörk

Vorgelegt in der Bachelorprüfung


im Studiengang Betriebswirtschaftslehre

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln

Köln September 2019

1
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis...........................................................................................................................3
Tabellenverzeichnis...............................................................................................................................4
Abkürzungsverzeichnis..........................................................................................................................5
1 Einleitung.......................................................................................................................................6
2 Westbalkan, ein Überblick.............................................................................................................6
2.1 Historische Perspektive des Westbalkans...................................................................................6
2.2 Übergang zur Marktwirtschaft....................................................................................................8
2.3 Aktuelle makroökonomische Betrachtung..................................................................................9
2.5 FDIs, Geschäftsklima und Wettbewerbsfähigkeit der WB-Länder............................................11
3 Der Wandel im Finanzsystem...........................................................................................................16
3.1 Finanzielle Vertiefung................................................................................................................16
3.2 Notleidende Kredite und ihre Auswirkungen............................................................................19
3.3 Banknahefinanzstrukturen........................................................................................................21
3.4 Entwicklung des Bankensektors nach der Krise........................................................................22
3.5 Finanzielle Eingliederung...........................................................................................................23
3.6 Effizienz des Bankensektors.......................................................................................................25
3.7 Regulierung des Bankensektors und Bankenstabilität..............................................................29
4 Fazit...................................................................................................................................................32
5 Schlussteil.........................................................................................................................................34
Quellenverzeichnis..............................................................................................................................36

2
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wirtschaftswachstum 2013-2018 ......................................................................10

Abbildung 2: FDIs und BIP......................................................................................................13

Abbildung 3: Global Competitiveness Index 2005-2018.........................................................15

Abbildung 4: Kredit-zum-BIP Verhältnis.................................................................................18

Abbildung 5: Depositen-zum-BIP Verhältnis...........................................................................19

Abbildung 6: Notleidende Kredit..............................................................................................19

Abbildung 7: Bankanteile.........................................................................................................22

Abbildung 8: Anteil der Bevölkerung mit Kontokorrent..........................................................23

Abbildung 9: Anteil der Bevölkerung mit Sichteinlagen auf Konten.......................................25

Abbildung 10: Return on Equity...............................................................................................27

Abbildung 11: Return on Assets...............................................................................................27

Abbildung 12: Zinsspannen......................................................................................................28

Abbildung 13: Bankenkonzentration........................................................................................29

Abbildung 14: Risikogewichtetkernkapitalquote.....................................................................31

Abbildung 15: Tier 1 Kapital zum Risikogewichteten Aktiva.................................................32

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Arbeitslosenzahlen 2015-2018................................................................................11

Tabelle 2: Doing Business Rangliste........................................................................................14

Tabelle 3: Zusammensetzung des Finanzsystems als Anteil am Gesamtvermögen...............222

3
Abkürzungsverzeichnis
WB6 Westbalkanstaaten
NPLs Notleidende Kredite
FDI ausländische Direktinvestition
IMF Internationaler Währungsfonds
RoE Eigenkapitalrendite
RoA Gesamtkapitalrendite
BIP Bruttoinlandsprodukt
ECB Europäische Zentralbank
KKP Kaufkraftparität

4
1 Einleitung
Der Westbalkan ist eine der am wenigsten entwickelten Regionen Europas. Sie war bis zum
Beginn des neuen Jahrtausends von politischer Instabilität geprägt. Damit war sie auch eine
der jüngsten Regionen, die den Übergang von der kommunistischen Planwirtschaft zur
Marktwirtschaft begann. In dieser Phase der wirtschaftlichen Entwicklung ergab sich für
die Finanzinfrastruktur Nachholbedarf. Besonders für den Bankensektor, welcher das
Finanzsystem dominiert. Daher ist es sehr wichtig, die Perspektiven, Hindernisse und
Potenziale des Bankwesens in diesen Ländern zu untersuchen. Durch die Verbesserung des
Bankensektors kann die Wirtschaft dieser Region angekurbelt werden. Zudem könne die
wirtschaftliche Entwicklung und der Aufholprozess zu den EU-Ländern enorme Potenziale
für ausländische Banken schaffen.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Perspektiven des Bankensektors der westlichen
Balkanländer zu untersuchen und Potenziale durch heimische oder ausländische Banken zu
ergreifen. Dies geschieht, indem diese Bachelorarbeit in einer historischen Perspektive der
letzten 10-15 Jahre die finanzielle Tiefe, Bankleistungen, Konsolidierungen, Effizienz und
Stabilität des Bankensektors der westlichen Balkanländer bewerten. Mit Hilfe von
deskriptiven Statistiken und relevanter Literatur zu den oben genannten Themen werden die
Hindernisse, aber auch die Potenziale dieser Bankenmärkte untersucht. Die Arbeit
untersucht die Stärken und Schwächen des Bankensektors jedes dieser Länder mit Hilfe
verschiedener relevante Indikatoren und bewerten deren Attraktivität.

Diese Arbeit ist wie folgt strukturiert: Zunächst gibt sie einen kurzen historischen
Überblick über die Länder des Westbalkans einschließlich der wichtigsten
makroökonomischen Entwicklungen und Leistungsindikatoren. Anschließend wird das
Hauptthema vorgestellt, welches die finanzielle Vertiefung, Leistungsindikatoren für die
finanzielle Entwicklung und Effizienz beinhaltet. Dann wird ein Überblick über den
regulatorischen Rahmen und die Performance der Bankenstabilität gegeben. Anschließend
beschäftigt sich diese Arbeit mit einer normativen Diskussion über Leistung, Vorteile und
Hindernisse des Bankensektors im Westbalkan und bewertet, welcher der präsentierten
Märkte für internationale Banken attraktiver ist. Das letzte Kapitel schließt ab.

5
2 Westbalkan, ein Überblick
2.1 Historische Perspektive des Westbalkans
Der Westbalkan bezieht sich auf die Länder im Westen der Balkanhalbinsel, die die
ärmste Region des Balkans bilden. Mit dem Westbalkan (WB6) definieren Ökonomen und
Politikwissenschaftler die Region einschließlich der Länder wie Albanien,
Nordmazedonien, das bisher bekannt ist als ehemalige Jugoslawische Republik
Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Serbien und Bosnien und Herzegowina. Kroatien wird
oft aufgrund wirtschaftlicher Unterschiede zu den anderen WB-Ländern und der Tatsache,
dass sie sich in der Europäischen Staatengemeinschaft befinden, ausgeschlossen. Serbien
hat die größte Bevölkerung in der Region mit mehr als 7 Millionen Einwohnern und einem
Bruttoinlandsprodukt von 41,43 Mrd. US-Dollar. Das Land mit der zweitgrößten
Bevölkerung in der Region ist Bosnien und Herzegowina mit einer Bevölkerung von 3,5
Millionen Einwohnern und ein Bruttoinlandsprodukt von 18,17 Mrd. US- Dollar. Mit
einer Bevölkerungsanzahl von nur 1,8 Millionen Einwohnern und einem
Bruttoinlandsprodukt von 7,13 Mrd. US-Dollar, ist der Kosovo das zweitkleinste Land auf
dem Westbalkan. Montenegro hat die geringste Bevölkerungszahl und auch das geringste
Bruttoinlandsprodukt mit 4,77 Mrd. US-Dollar, verteilt auf 600.000 Einwohner. Die
albanische Bevölkerung zählt rund 3 Millionen Einwohner und ein Bruttoinlandsprodukt
von 13,04 Mrd. US-Dollar. Nordmazedonien mit 2,1 Millionen Einwohnern
erwirtschaftete im gleichen Zeitraum 2017 ein Bruttoinlandsprodukt von 11,34 Mrd.US-
Dollar.

Aufgrund der Nähe zu der EU und das Ziel in diese Gemeinschaft beizutreten, haben
europäische Investoren aus Griechenland, Österreich, Italien und anderen Ländern die
Region stets im Auge behalten und dort verstärkt investiert. Eine hohe Anzahl von
Bewohnern der WB6-Ländern ist angesichts der mangelnden Arbeitsplätze und der
Perspektivlosigkeit Vorort ausgewandert. Als Zielorte galten Länder wie Italien,
Österreich und Deutschland ausgewandert. Am Anfang wanderten überwiegend
unausgebildete Menschen, die zudem aus den ärmeren Teilen der Region kamen. Die
Auswanderer erhofften sich im Ausland bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. 1
Außerdem sollte mit dem verdienten Geld die Familie in der Heimat unterstützt werden.
Dies ist der Grund, warum die WB6-Länder ein hohes Maß an Überweisungen aus der
Diaspora zu verzeichnen hatten. Letzteres war auch einer der Hauptgründe für das
Wirtschaftswachstum in den frühen 2000er Jahren. Darüber hinaus waren die

1
https://www.theglobalist.com/european-union-migration-brain-drain-and-the-western-balkans/
6
ausländischen Direktinvestitionen (FDI), also Kapitalimporte aus dem Ausland, ein
weiterer wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

2.2 Übergang zur Marktwirtschaft


Bis in die 90er Jahre standen die WB6-Länder unter kommunistischen Regimen. Bis auf
Albanien gehörten die anderen WB6-Länder zu Jugoslawien. Nach dem Fall des
Kommunismus erreichte das Pro-Kopf-BIP Albaniens 1992 mit nur 1800 $ (KKP bereinigt)
den Tiefststand aller Zeiten. Die anderen jugoslawischen Länder verzeichneten im gleichen
Zeitraum mehr als 5000 $ BIP pro Kopf. Zeitgleich stieg die Inflation schnell an und erreichte
in Albanien 225 %. In Serbien und Montenegro blieb sie bis zum Ende des Jahrzehnts immer
noch zweistellig. Die 90er Jahre waren für die Region eine düstere Zeit geprägt durch Krieg
und Vertreibung in ganz Jugoslawien, insbesondere in Kroatien, Bosnien und Kosovo. Aber
auch Bürgerkriege in Nordmazedonien und Albanien, welches 1997 in einen Zustand der
Anarchie übergingen. Die ohnehin schwierigen sozialen- und ökonomischen Bedingungen
verschlechterten sich dadurch deutlich. Große Mengen an Sachkapital wurden zerstört und
der Handel, der innerhalb der jugoslawischen Föderation groß war, brach zusammen. Die
meisten Volkswirtschaften erlebten schwere Rezessionen. -28 % in Albanien 1991, -8 % in
Kroatien 1993, -11 % in Serbien 1999 und -8 % in Nordmazedonien 1993 (Internationaler
Währungsfonds, 2015) .

Mit Beginn des neuen Jahrtausends stabilisierte sich die Region und es begann eine Zeit des
Wohlstandes. Die Wirtschaft des Westbalkans wuchs kontinuierlich mit rund 5,5 % pro Jahr.
Mit der Einführung des Euro sanken die Zinssätze in Westeuropa und schufen somit Anreize
für Kapitalzuflüsse in Schwellenländer, einschließlich des Westbalkans. In den 2000er Jahren
traf die Nachfrage der WB6-Länder nach Kapitalzuflüssen auf ein wachsendes Angebot aus
den westeuropäischen Ländern. Dies wurde durch niedrige Zinsen, geringe globale Volatilität
und die Erwartung des Wirtschaftswachstums gefördert. Das aktuelle Defizit war viel höher
als in den meisten anderen osteuropäischen Ländern und in Fällen wie Montenegro machten
es sogar 50 % des BIP aus (Internationaler Währungsfonds, 2017). Aber auch Einnahmen und
Überweisungen aus Europa stiegen und glichen allmählich das Defizit aus. Ein weiterer
Faktor, der das hohe Leistungsbilanzdefizit beförderte, waren die ausländischen
Direktinvestitionen, insbesondere bis 2006. Die Geldzuflüsse von Banken wurden immer
größer, da ausländische Banken in der Region investierten. Darüber hinaus waren die
Ersparnisse in dieser Zeit viel geringer als die Investitionen (Internationaler Währungsfonds,
2017).

7
Ein zentrales politisches Thema für die Volkswirtschaften des Westbalkans war die Wahl des
Währungssystems. Die meisten übernahmen eine Form des festen Wechselkurses.
Nordmazedonien entschied sich für eine an die D-Mark gebundene Denar, welches das
jugoslawische Dinar ablöste. Bosnien und Herzegowina führte eine Currency Board ein und
Montenegro und Kosovo übernahmen einseitig die D-Mark und später den Euro. Zu den
Ausnahmen zählten Serbien, das bis zum Ende des Jahrzehnts kein klares Währungssystem
hatte und Albanien, dass einen variablen Währungskurs eingeführt hatte (McNeilly, 1998).

Trotz aller Kapitalzuflüsse war das Wirtschaftswachstum in WB6 niedriger als in den anderen
europäischen Ländern und die Arbeitslosigkeit blieb hoch. Es ist wahrscheinlich, dass diese
Kapitalzuflüsse nicht effizient genug genutzt worden sind. (Kinoshita, 2011) betonte, dass
ausländische Direktinvestitionen für das Ankurbeln der Exporte fehlten, da sie stattdessen
mehr im Finanzsektor, in der Immobilien- und Bauwirtschaft eingesetzt wurden und nicht in
den Handelssektor. Dies senkte die Wettbewerbsfähigkeit der WB6-Länder gegenüber ihren
anderen osteuropäischen Konkurrenten. Neben der steigenden Inlandsnachfrage nach Kapital
nahmen auch die Löhne zu: Das Pro-Kopf-BIP stieg 2008 im Kosovo auf 7.000 $, das
niedrigste in der Region und 13.000 $ in Montenegro, das höchste in der Region.

2.3 Aktuelle makroökonomische Betrachtung


Der 30-jährige politische und wirtschaftliche Umbruch hat in den westlichen Balkanländern
seine Spuren hinterlassen. Ihre Wirtschaft ist nach wie vor stark von der EU abhängig und
weist daher ähnliche Symptome auf. Die Inflation ist in den letzten fünf Jahren niedrig und
Länder wie Bosnien verzeichneten in den Jahren nach der globalen Krise sogar eine
Deflation. Im Jahr 2018 stieg die Inflation langsam an, da die Steuersätze und Preise für
importierte Lebensmittel und Strom erhöht worden, dennoch fehlte es weiterhin an
Arbeitsplätzen (Europäische Kommission, 2018).

In den Jahren 2015-2016 verzeichnete das Kosovo mit jeweils mehr als 4 % das größte
Wirtschaftswachstum in der Region. Serbiens Wirtschaftswachstum lag 2015 bei nur 1,8 %,
dem niedrigsten Niveau der Region für 2015. Auch die albanische Wirtschaft sah sich mit
Problemen konfrontiert. Im Jahr 2015 betrug ihr Wirtschaftswachstum weniger als 2,3 %, ein
relativ niedriges Wachstum im Vergleich zur Vorkrisenzeit. Bosnien und Herzegowina,
Nordmazedonien und Montenegro verzeichneten zufriedenstellende Wachstumsraten von 3-4
%. Mit Ausnahme von 2017, in dem die Wirtschaftsleistung von Nordmazedonien nur um
0,24 % anstieg. Dies war darauf zurückzuführen, dass das Land mit einer großen politischen
Instabilität konfrontiert war. Die montenegrinische Wirtschaftsleistung erlebte in den Jahren

8
2016/17 eine hervorragende Konjunktur mit einer Wachstumsrate von 4,7 %. Das
Wirtschaftswachstum wurde hauptsächlich durch Investitionen in die Verkehrs- und
Energieinfrastruktur und ausländische Direktinvestitionen, insbesondere im Tourismussektor,
befördert. Der positive Wachstumstrend setzte sich auch 2018 in den WB6-Ländern fort.
Lediglich in Bosnien und Herzegowina und Nordmazedonien lagen die Wachstumsraten
zwischen 2,6 % und 3 %. 2018 verzeichnete Serbien mit 4 % eine hohe Wachstumsrate, was
ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von rund 2 % bedeutet. Im Jahr 2018 erreichte das
Wirtschaftswachstum in den WB6 3,8 % und wurde vor allem durch die expansive
Fiskalpolitik und in Albanien und Nordmazedonien auch durch einen Anstieg der Exporte
beeinflusst (Weltbank, 2019).

Abbildung 1: Wirtschaftswachstum 2013-2018

Quelle: Datenbank der Weltbank

In Bezug auf den Arbeitsmarkt ist eine Senkung der neuen Arbeitsplätze gegenüber dem
Vorjahr zu beobachten, was auf die geringe Wettbewerbsfähigkeit des privaten Sektors
zurückzuführen ist. Im Vergleich zu 2017 fehlten im Jahr insgesamt 78.800 neue
Arbeitsplätze. Laut (Weltbank, 2019) hat die Perspektivlosigkeit auf dem Stellenmarkt zu
einer hohen Auswanderung der jungen und gebildeten Bevölkerung der WB6 in die
westeuropäischen Länder geführt. Ein Rückgang der Arbeitslosenquote ist nicht zwingend auf
eine Schaffung von neuen Arbeitsplätzen zurückzuführen wie am Beispiel Albaniens zu
erkennen ist. Dort wurde die Arbeitslosigkeit reduziert indem die Regierung gegen
Korruption und Vetternwirtschaft ankämpfte. Ein entscheidender Faktor für den Rückgang
der Arbeitslosigkeit ist die Auswanderung der arbeitslosen jungen Bevölkerung denn diese
9
werden von der Statistik nicht erfasst wodurch die Quote c.p. sinkt. Dieser Rückgang ist in
nachfolgender Tabelle zu erkennen. Die Arbeitslosigkeit Albaniens sank 2015 von 17,1 % auf
13,9 % im Jahr 2018. In Bosnien und Herzegowina ist dieser Trend am stärksten zu
beobachten. Im Kosovo ist die Arbeitslosenquote am geringsten gefallen.

Tabelle 1: Arbeitslosenzahlen 2015-2018

Land 2015 2016 2017 2018


Albanien 17.1 % 15.2% 13.8% 13.9%
Bosnien und
Herzegowina 27.7% 25.4% 20.5% 20.8%
Kosovo 32.9% 27.5% 30.5% 29.6%
Montenegro 17.5% 17.7% 16.1% 15.5%
Nordmazedonien 26.1% 23.7% 22.4% 21.5%
Serbien 17.9% 15.3% 13.5% 13.5%
Quelle: Datenbank der Weltbank

2.5 FDIs, Geschäftsklima und Wettbewerbsfähigkeit der WB-Länder


Um das wirtschaftliche Potenzial dieser Länder zu erkennen sollen folgende Fragen
beantwortet werden. Erstens: Wie ist das Geschäftsklima in diesen Ländern? Wie
wettbewerbsfähig sind die heimischen Banken? Zweitens: Was sind die größten
Herausforderungen bei der Geschäftstätigkeit in diesen Ländern und drittens: Was sind die
wichtigsten Vorteile?

Nachfolgend ist die Rede von Investoren. Diese sind gleichzustellen mit ausländischen
Banken, da beide, Investoren und Banken die gleichen Ziele verfolgen. Wie bereits erwähnt
sind Kapitalzuflüsse, seien es Geldüberweisungen oder FDIs, der wichtigste
Entwicklungsfaktor der Region. Ihr Volumen ist niedriger als in den mitteleuropäischen
Ländern, aber gemessen am BIP sind sie höher. Serbien allein erhält die Hälfte der gesamten
FDIs der WB6. Montenegro befindet sich jedoch, wenn man es an das BIP misst, in einer
leicht besseren Position. Was die Zusammensetzung betrifft, so entfallen 64 % auf den
Dienstleistungssektor, gefolgt von der Produktion mit 22 %. Die meisten FDIs im
Dienstleistungsbereich flossen zugunsten des Finanzsektors mit 25 % und für den
Kommunikationssektor mit 14 % (Jirasavetakul & Rahman, 2018).

Die Herkunft dieser FDIs stammen im Allgemeinen aus geografischen und kulturellen
Gemeinsamkeiten. In Albanien stammt der größte Teil der FDIs aus Italien. In Montenegro
investierte jedoch überwiegend Russland. Die mitteleuropäischen Länder sind sowohl in
Nordmazedonien als auch in Bosnien und Herzegowina dominierende Investoren. Laut dem
Global Competitiveness Index Report 2017-2018 legen Investoren bei der Ansiedlung im
10
Ausland größten Wert auf politische Stabilität und rechtliche Rahmenbedingungen.
Investoren streben einem starken Rechtsschutz als auch Vorhersehbarkeit und Effizienz an.
Weitere wichtige Faktoren sind die Größe des Inlandsmarktes, die makroökonomische
Stabilität und die Qualifikation der Arbeitskräfte. Im Hinblick auf das Investitionsklima, wird
angegeben, dass die Vorhersehbarkeit und Transparenz öffentlicher Institutionen, die
Leichtigkeit der Unternehmensgründung und der Rechtsschutz mehr Bedeutsamkeit bemessen
wird als finanzielle Anreize. Steuerliche Anreize scheinen nicht zu den fünf wichtigsten
Anforderungen zu gehören, obwohl sie für effizienzsuchende Investoren von Vorteil sein
könnten (Weltbank, 2017). In einer ähnlichen Untersuchung von (Jirasavetakul & Rahman,
2018) wurde der Einflussbereich verschiedener wirtschaftlicher Faktoren für den Zufluss von
FDIs gemessen. Dabei sind Daten aus den neuen Mitgliedstaaten der EU 2 und den Ländern
des westlichen Balkans verwendet worden. (Jirasavetakul & Rahman, 2018) kommen zu dem
Ergebnis, dass Gravitationsfaktoren, wie die Größe der Partnerländer, positiv mit höheren
FDI-Zuflüssen verbunden sind, während eine größere Entfernung zwischen den
Partnerländern mit niedrigeren FDI-Zuflüssen einhergehen. Darüber hinaus spielen
Strukturreformen und Fortschritte auf dem Weg zur europäischen Integration eine wichtige
Rolle. So können ausländische Investoren sicherstellen, dass ein Land politisch stabil ist.
Beim direkten Vergleich der FDI der einzelnen WB-Ländern, wie in der Grafik dargestellt, ist
ein Muster mit unregelmäßigen jährlichen positiven und negativen Schocks zu erkennen.
Dabei zeigt sich, dass Montenegro ein deutlich höheres Niveau hat. Albanien und Serbien
weisen ebenfalls einen erheblichen jährlichen Unterschied in Höhe der FDIs auf. Für den
Kosovo und Bosnien und Herzegowina ist die politische Instabilität das Haupthindernis für
ausländische Direktinvestitionen, welches auch die Schlussfolgerung aus der Untersuchung
von (Jirasavetakul & Rahman, 2018) zu diesem Thema ist. Serbien hingegen ist nach
Bevölkerung und Fläche das größte Land der Region, daher hat es den größten Markt und ist
somit sehr attraktiv. Die DI Albaniens und Montenegros wurden durch die geografische Nähe
zu Italien und durch die russischen Investitionen in den Tourismus angetrieben.
Nordmazedonien profitiert am wenigsten von FDIs, auch wenn es bei den unternehmerischen
Rahmenbedingungen zu den Besten zählt.

2
Slowenien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen
11
Abbildung 2: FDIs und BIP

Quelle: Datenbank der Weltbank

Es gibt viele Faktoren, die diese Länder für ausländische Investoren attraktiv gemacht haben
oder auch nicht. Die Weltbank und das Weltwirtschaftsforum veröffentlichen jedes Jahr den
Bericht „Doing Business" bzw. „Global Competitiveness Report". Der Bericht „Doing
Business" ist ein globaler Bericht über Effizienz und Regulierung im Geschäftsfeld. Es misst
die Prozesse für die Unternehmensgründung, die Erlangung einer Baugenehmigung, die
Übertragung von Eigentum, den Zugang zu Krediten, den Schutz von Minderheitsinvestoren,
die Zahlung von Steuern, das Engagement im internationalen Handel, die Durchsetzung von
Verträgen und die Befriedigung von Insolvenzen. Dies geschieht durch die Erhebung von
Daten aus 190 Volkswirtschaften der Welt. Nach Auswertung der Daten wird jedem Bereich
eine Punktzahl zugewiesen. Diese summiert man anschließend zu einer Gesamtnote, die von 0
bis 100 reicht. Nach abgeschlossener Bewertung werden die Länder nach ihrer Punktzahl
aufgestellt. Das Interessanteste an den WB6-Ländern in dieser Untersuchung ist, dass sie alle
sehr unterschiedliche Rankings und Punktzahlen haben, obwohl sie in den letzten zwei
Jahrzehnten einen ähnlichen geschichtlichen Hintergrund aufweisen und eine ähnliche Politik
betrieben haben, um ausländische Investoren anzuziehen. Dazu gehörte die Senkung des
Steuerniveaus, den Abbau der Bürokratie, Reduzierung von Unternehmenskosten und viele
andere Barrieren um ausländische Investoren anzulocken. Im Allgemeinen sind die
12
Hauptprobleme für die Geschäftstätigkeit im WB die Schattenwirtschaft, Korruption, die
Durchsetzung von Verträgen und auch Baugenehmigungen.

Tabelle 2: Doing Business Rangliste


2015 2016 2017 2018 2019
Albanien Platz 68 97 58 65 63
Punkte 66.06 60.5 68.9 68.7 69.51
Bosnien und Platz 107 79 81 86 89
Herzegowina Punkte 60.55 63.71 63.87 64.2 63.82
Montenegro Platz 36 46 51 42 50
Punkte 72.02 71.85 72.08 73.18 72.73
Nordmazedonie Platz 30 12 10 11 10
n Punkte 74.11 80.18 81.74 81.18 81.55
Kosovo Platz 75 66 60 40 44
Punkte 64.76 66.22 68.79 73.49 74.15
Serbien Platz 91 59 47 43 48
Punkte 62.57 68.41 72.79 73.13 73.49
Quelle: Datenbank der Weltbank

Es ist auch zu erwähnen, dass alle WB6-Länder Fortschritte gemacht. Nordmazedonien hat
die größten Fortschritte in den letzten fünf Jahren gemacht. Im „Doing Business“ Bericht von
2019 belegte sie mit 81,55 Punkten den 10. Platz weltweit und ließen damit die meisten
europäischen Volkswirtschaften hinter sich. Laut diesem Bericht ist eine Verbesserung des
Unternehmensumfelds das Ergebnis vieler institutioneller Reformen, die im Hinblick auf die
Senkung der Kosten für die Geschäftstätigkeit, den Abbau der bürokratischen Verfahren,
Vorteile auf dem Arbeitsmarkt, die Steigerung der Effizienz der Vollstreckungen in strittigen
Verfahren, die Steuersenkungen und die von der Regierung des Landes finanzierten
Infrastrukturinvestitionen durchgeführt wurden. Obwohl, wie bereits beobachtet, das FDI-
Niveau in Nordmazedonien nicht das Höchste ist, ist das Unternehmensumfeld deutlich besser
als in jedem anderen WB-Land. In Bezug auf dieses Phänomen deutet (Osmani, 2016) darauf
hin, dass es keinen starken Zusammenhang zwischen der Lockerung der Geschäftsbarrieren
und dem Niveau der ausländischen Direktinvestitionen geben könnte. Es zeigt sich, dass auch
der Kosovo einige Fortschritte gemacht hat. Aufgrund politischer Instabilität und Unsicherheit
hatte es zu Beginn des Jahrzehnts Mühe, ein gutes Geschäftsumfeld zu bieten. Das größte
Problem ist die Nichtanerkennung der Unabhängigkeit durch Serbien und der Schaffung einer
Schattenwirtschaft durch die serbische Minderheit im Norden, die sich außerhalb der
Kontrolle der Regierung befindet. In den letzten 3-4 Jahren waren die Fortschritte jedoch
erkennbar. Dies ist auf mehr politische Stabilität und Verhandlungen mit Serbien
zurückzuführen. Ebenso sind die Gründe für das niedrige Ranking Bosniens und Herzegowina

13
hauptsächlich politischer Natur, was auf politische Instabilität und zahlreiche politische
Risiken und Sicherheitsrisiken zurückzuführen ist. Diese wirken sich auf die
Investitionsbereitschaft durch Ausländer in diesem Land aus, da unter anderem die
institutionellen Garantien für den Schutz und die Entwicklung der Unternehmen minimal
sind. Grund dafür sind dauerhafte Konflikte zwischen den verschiedenen Nationalitäten auf
lokaler, regionaler und zentraler Ebene. Im Gegensatz zum Kosovo ringt Bosnien und
Herzegowina weiterhin um die Elimination solcher FDI Barrieren und hat somit seine
Platzierung nicht verbessern können. Das Weltwirtschaftsforum als gemeinnützige Stiftung,
veröffentlicht den Weltwettbewerbsbericht3 der eine umfassende Bewertung der nationalen
Wettbewerbsfähigkeit liefert. Der Bericht ordnet die Volkswirtschaften auf der Grundlage des
Global Competitiveness Index (GCI) ein.

Abbildung 3: Global Competitiveness Index 2005-2018

Quelle: Weltwirtschaftsforum 2018

Angesichts dieser Informationen und Bewertungen des Weltwirtschaftsforums geben


(Steinhauser, 2018) einen Überblick über die wichtigsten Faktoren, die die Platzierungen der
WB6-Länder begründen. Wie in Abbildung drei zu sehen ist, hat Albanien ständige
Fortschritte gemacht und im Jahr 2018 mit 4,2 Punkten den 75. Platzerreicht von insgesamt
130 im Bericht untersuchten Volkswirtschaften. Zu den Faktoren, die für die
Wettbewerbsfähigkeit Albaniens am problematischsten sind, gehören die homogene Präsenz
der Unternehmen in der Wertschöpfungskette, die geringe Qualität der wissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, die unzureichende Zusammenarbeit zwischen Universitäten und

3
(Weltswirtschaftsforum, 2018)
14
Industrie in Forschung und Entwicklung, die geringe Effizienz der Finanzmärkte aufgrund der
überwiegend unzureichenden Finanzierung durch einen lokalen Kapitalmarkt sowie die
geringe Verfügbarkeit von Risikokapital und Finanzdienstleistungen. Bosnien und
Herzegowina erreichte mit 3,8 Punkten den 107. Platz. Die größten Schwächen dieses Landes
sind die schlechte Qualität der Verkehrsinfrastruktur, ineffiziente Nutzung von Talenten die
dadurch die Effizienz des Arbeitsmarktes negativ beeinflussen, geringe Innovationsfähigkeit
der Unternehmen und mangelnde Nutzung von Marketing zur Differenzierung der Produkte
und Dienstleistungen durch die Unternehmen. Nordmazedonien mit dem 60. Platz und 4,3
Punkten in der Rangliste hat die wettbewerbsfähigste Wirtschaft innerhalb der
Westbalkanländer. Allerdings muss die Fähigkeit des Landes, Talente anzuziehen und zu
halten, verbessert werden. Darüber hinaus basiert der Wettbewerbsvorteil der Unternehmen
des Landes auf internationalen Märkten in erster Linie auf kostengünstige Arbeitskräfte und
natürlichen Ressourcen. Für Montenegro und Serbien gelten die gleichen Schwächen.
Zusätzlich weißt Serbien eine geringe unternehmerische Vielfalt, ein niedriges Schutzniveau
für die Interessen von Minderheitsaktionären, eine geringe Innovationsfähigkeit sowie
niedrige Unternehmensausgaben für Forschung und Entwicklung auf. Was Montenegro
betrifft, so wird seine Wettbewerbsfähigkeit vor allem gefährdet durch ein niedriges Niveau
der Bruttoinlandsersparnisse, einen kleinen Binnenmarkt und niedrige Exporte von Waren
und Dienstleistungen.

Die aufgezeigten Schwächen, sollten die WB6-Länder nachbessern um auch in Zukunft


wettbewerbsfähig zu bleiben. Betrachtet man die hohen ausländischen Direktinvestitionen in
der Vergangenheit, so lässt sich erkennen, dass ausländische Investoren und Banken in den
WB6 durchaus wirtschaftliche Potenziale sehen. Um diesen Markt attraktiv zu erhalten für
ausländische Investoren, sollten Regierungen politische Stabilität gewährleisten. Allerdings
schafft der Rückgang der FDIs auch Möglichkeiten für inländische Investoren und Banken,
diese Investitionslücke zu schließen und die Abhängigkeit von außen zu verringern.

3 Der Wandel im Finanzsystem


3.1 Finanzielle Vertiefung
Wie von (Levine, 2005) fördert finanzielle Vertiefung ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum,
indem sie eine effizientere Verteilung der Ressourcen zwischen Kreditnehmern und
Kreditgebern sicherstellt. Finanzielle Vertiefung ist die Bereitstellung der
Finanzdienstleistungen in einer Volkswirtschaft. Sie wird durch das Wirtschaftswachstum
selbst, die makroökonomischen Bedingungen und die politische Stabilität beeinflusst. Die

15
Literatur deutet darauf hin, dass im Laufe der wirtschaftlichen Entwicklung die finanzielle
Vertiefung zunächst mit der Verbreitung und Konsolidierung von Bankdienstleistungen
beginnt und sich dann durch andere Dienstleistungen wie Pensionsfonds, Versicherungen und
Kapitalmärkte zu entwickeln beginnen. Die Voraussetzungen für die Vertiefung anderer
Finanzdienstleistungen ergibt sich, wenn es genügend Konsolidierungen, Fachwissen und eine
ausreichende Nachfrage nach anspruchsvollen Finanzdienstleistungen (Pagnano, 1993) gibt.

In den 90er Jahren stellte der Übergang zu marktbasierten Finanzsystemen die WB6-Länder
vor Herausforderungen. Doch am Ende gelang es ihnen, die Konsolidierung voranzutreiben
und somit den eigenen Finanzmarkt für ausländische Banken zu öffnen und attraktiv zu
machen. Dies führte zu importiertem Finanz-Know-how in die Region (Internationaler
Währungsfonds, 2015). Zu Beginn der 2000er Jahre erlebten die westlichen Balkanländer eine
steigende Nachfrage nach Krediten, angetrieben durch hohe inländische Zinssätze und die
Ausweitung der inländischen Depositen. Finanziert wurde dies zumeist durch ausländische
Banken. Darüber hinaus erhöhte der Markteintritt ausländischer Banken und die Einführung
von VersicherungssystemenVertrauen der lokalen Einleger und verbesserte somit die
Depositen (Internationaler Währungsfonds, 2015).

Auf der Angebotsseite befinden sich die meisten Banken der WB6-Länder im ausländischen
Besitz. Für die Mutterbanken waren Investitionen in den Westbalkan sehr profitabel. Vor der
Krise 2008 machten die Vermögenswerte ausländischer Banken in WB6-Ländern zwischen
75 % und 90 % aller Vermögenswerte aus (Internationaler Währungsfonds, 2017). Die
Kredit-zu-BIP-Quote erreichte in den 2000er Jahren bis zur Finanzkrise ein durchschnittliches
Niveau von 30 % des BIP. Von 20 % in Serbien bis zu 70 % in Montenegro. Wie aus
Abbildung 5 ersichtlich ist, erreichte Montenegro im Jahr 2008 eine Kredit-zu-BIP-Ratio von
86 %. Für Serbien war das Spitzenjahr 2010, als die Kredit-zu-BIP Quote 48 % erreichte.
Auch Albanien erreichte im gleichen Jahr den Höchststand von 40 % (Internationaler
Währungsfonds, 2017).

Was die Struktur dieser Kredite betrifft, so melden die Nationalbanken der WB6, dass rund 65
% der Kredite an Unternehmen und 30-35 % an Einzelpersonen vergeben werden. Zum
Vergleich, in der Eurozone werden 24,3 % der Kredite an Unternehmen und 18 % an private
Haushalte vergeben. Die Einlagen hingegen machen für alle WB6-Länder rund 40% des BIP
aus, mit Ausnahme von Albanien, wo sie rund 70% des BIP ausmachen. Ihr Wachstum ist seit
den 2000er Jahren stabil geblieben. Was die Struktur der Einlagen betrifft, so stammen diese
meistens von Privatanlegern. Dennoch, die hohe Kreditnachfrage kann zu
16
Ressourcenfehlverteilung führen, zur übermäßigen Verschuldung und hohem Kreditrisiko,
ausgelöst durch niedrige Kreditstandards. Eine Benchmark-Analyse vom (Internationaler
Währungsfonds, 2015) deutete darauf hin, dass die Kreditausweitung über das hinausging,
was die wirtschaftliche Leistung tragen könne. Am stärksten war dies in Ländern wie
Montenegro, Albanien und dem Kosovo zu beobachten. Während das Kreditwachstum in den
meisten dieser Länder durch die Ausweitung der Einlagen begünstigt wurde, verließ sich
Montenegro hauptsächlich auf externe Zuflüsse. Dies wurde im Wesentlichen durch den
Wechselkurs angetrieben. Kosovo und Montenegro, die sich für einen festen Wechselkurs
entschieden haben, zogen mehr ausländische Zuflüsse in ihr Bankensystem an.

Abbildung 4: Kredit-zum-BIP Verhältnis

Quelle: Datenbank der Weltbank

Für die Bankeinlagen lässt sich ein ähnliches Muster erkennen. Hier werden die Depositen ins
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt. Diese wuchsen vor der Krise 2008 stetig, bis zu
63% in Albanien, 56% in Montenegro und 31% in Serbien. Mit Beginn der Finanzkrise 2008,
verzeichneten alle WB6-Länder, mit Ausnahme von Nordmazedonien und dem Kosovo, einen
Rückgang der Inlandsersparnisse. Dennoch kehrte sich der Trend sofort um und die Einlagen
stiegen danach konstant an. Im Jahr 2018 erreichten sie 46% in Serbien, 50% im Kosovo,
52% in Bosnien und 56% in Montenegro und Nordmazedonien. Die hohen Einlagen halfen
den Banken, die Liquidität zu erhalten und die fehlenden Investitionen durch die
Mutterbanken während der Finanzkrise 2008 zu ersetzen.

17
18
Abbildung 5: Depositen-zum-BIP Verhältnis

Quelle: Datenbank der Weltbank

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Anstieg der Investitionen durch die Mutterbanken
aus vielerlei Gründen unwahrscheinlich erscheint. Erstens sehen die Banken in der Region
keine großen Chancen, da aus ärmlichen Ländern mit einem niedrigen Produktionsniveau, wie
es bei den WB6 zutrifft, keine großen Gewinne erwartet werden. Zweitens sind viele dieser
europäischen Mutterbanken hohen Anforderungen durch die EZB ausgesetzt. Beides grenzt
die Investitionsbereitschaft im Ausland ein (Internationaler Währungsfonds, 2017). Gerade
deshalb, sollte der Fokus auf die Ausweitung der finanziellen Tiefe liegen. Und mit ihr
bekommen inländische Banken eine Komplementärfunktion.

3.2 Notleidende Kredite und ihre Auswirkungen


Eine der entscheidenden Herausforderungen, mit denen sich das Bankensystem in den WB6-
Ländern konfrontiert sahen, waren Non-Performing Loans, nachfolgend NPLs genannt.
Aufgrund der Tatsache, dass ihre Finanzinfrastruktur relativ schlecht war, hatte die Krise von
2008 in den WB6-Ländern keine großen Auswirkungen wie in den anderen europäischen
Ländern. Die wichtigsten negativen Auswirkungen der Krise auf das Bankensystem des
Westbalkans waren die NPLs. Aus diesem Grund ist es interessant und relevant sie in unsere
Analyse einzubeziehen, da sie einen der Momente zeigen, in denen die WB6-Bankensysteme
anfällig zu sein schienen.

Wie wir bereits gesehen haben, war der Rückgang der Kredite nach der Krise in den WB6-
Ländern, mit Ausnahme von Montenegro, nicht so hoch wie in den EU-Ländern. Dennoch ist
der Anteil der notleidenden Kredite überhöht. Die hohen Einlagen und ausländischen
Kapitalzuflüsse sowie die niedrigen Kreditstandards hatten Einfluss auf die Asset Qualität

19
(Internationaler Währungsfonds, 2017). Die Länder mit dem höchsten NPL-Niveau in den
WB6 sind Albanien und Serbien. In beiden Ländern erreichten die NPLs bis zu 25% aller
Kredite. Nach NPL-Daten wurde die größte Belastung nicht im Haushaltssektor, sondern in
den Unternehmen festgestellt, meistens im Immobiliensektor (Internationaler Währungsfonds,
2017). Laut (Weltbank, 2016) spielen viele Faktoren für die Zunahme der NPLs eine Rolle.
Schwächen in der Unternehmens- und Privatinsolvenz, rechtliche Unklarheiten beim Verkauf
von NPLs, Schwächen in den regulatorischen NPL-Klassifizierungs- und
Bereitstellungsstandards und das Fehlen von rechtlichen Rahmenbedingungen für die
außergerichtliche Umschuldung sind genannte Ursachen für die Zunahme von NPLs. Ein
weiterer Effekt aus der Finanzkrise 2008 und des Anstiegs der NPLs, ist der Rückgang und
die Stagnation der Kredite. Mit weniger Fremdfinanzierung, geringerem
Wirtschaftswachstum und dem Risiko von NPLs verschärften die Banken die Kreditstandards.
Dies führte dazu, dass die Kreditvergabe gemessen am BIP in allen WB6-Ländern rückläufig
war. Eine schnelle und effektive Lösung gab es nicht. (Liu & Rosenburg, 2013) deuten darauf
hin, dass die WB6-Länder nicht in der Lage waren Fortschritte zu erzielen und einen
institutionellen Rahmen für die Senkung der NPL-Werte zu schaffen. Allerdings haben mit
der Wiener Initiative alle WB6-Länder Reformen zur Bekämpfung von NPLs beschlossen und
darüber hinaus sogar eine regionale Zusammenarbeit mit dem gleichen Ziel geschaffen. Da
die NPLs in Albanien und Serbien auf dem höchsten Niveau lagen, haben diese beiden Länder
auch die strengsten rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Auch andere Balkanländer
haben umfassende Strategien angenommen, wie zum Beispiel die Einführung der
Gerichtsvollziehersysteme zur Unterstützung der Sicherheitenrückforderungen im Kosovo. In
Montenegro verlangt die Zentralbank von jeder Geschäftsbank verlangt, Strategien zur
Senkung der notleidenden Kredite zu entwickeln und vorzulegen (Weltbank, 2016). In einer
Umfrage der Europäischen Investitionsbank (Europäische Investitionsbank, 2014) wurde
gezeigt, dass NPLs die größte Einschränkung für das Kreditangebot darstellen, an zweiter
Stelle steht der Rückgang des Auslandskapitals.

Insgesamt zeigt der Anstieg der NPLs, dass trotz der Weiterentwicklung des Finanzsystems,
die WB6-Länder nicht immun gegen Instabilität waren. Die Reformen geben allerdings ein
Signal an ausländische und inländische Banken, dass sie in der Lage sind künftige
Bedrohungen der Bankenstabilität zu bewältigen und Kapitalabflüsse zu vermeiden.

20
Abbildung 6: Notleidende Kredit

0.25

0.2

Albanien
0.15
Bosnien und Herzegowina
Kosovo
Montenegro
0.1 Nordmazedonien
Serbien

0.05

0
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Quelle: Weltbank und Nationalebehörde

3.3 Banknahefinanzstrukturen
Wie bereits in Kapitel 3.1 finanzielle Vertiefung erwähnt wurde, bedarf es in den WB6-
Ländern an weiteren Finanzdienstleistungen. Die Finanzsysteme der WB6-Länder werden
aufgrund ihrer relativ geringen Entwicklung überwiegend vom Bankensektor dominiert. Wie
in der folgenden Tabelle dargestellt, machen die Bankaktiva 83% des Finanzsektors in
Nordmazedonien und bis zu 92% in Montenegro aus. Im Vergleich zu anderen europäischen
Ländern ist das Finanzsystem dieser Länder aufgrund ihrer kommunistischen Vergangenheit
weniger vielfältig. Im Kosovo und in Nordmazedonien machen die Pensionsfonds 27% bzw.
10% der Vermögenswerte des Finanzsystems aus. Versicherungsgesellschaften machen 2-7%
des Finanzsystems aus. Die Versicherungsmärkte haben mit Hilfe der Regierung einen
Prozess der Vertiefung eingeleitet, dadurch schafften sie die eigenen institutionellen
Rahmenbedingungen zu stärken. Dies hat zu einer Konsolidierung und einer höheren
Versicherungstiefe in Ländern wie Bosnien, Serbien und Montenegro geführt, während
Albanien einen Rückstand aufweist. Auffallend ist, dass der Versicherungsmarkt vom Nicht-
Leben-Geschäft dominiert wird (Internationaler Währungsfonds, 2015). Die
Rentenversicherungen haben sich nur in Nordmazedonien und im Kosovo aufgrund
bedeutender Rentenreformen etablieren können. Die Rentenreformen anderer Länder sind im
Gange und dürften in Zukunft die gleichen Ergebnisse liefern. Aufgrund des fehlenden
institutionellen Rahmens sind andere Institutionen wie Aktien- und Rentenmärkte entweder
rückständig oder gar nicht vorhanden (Internationaler Währungsfonds, 2015). Das Fehlen von
Banknahen-Finanzmärkten bzw. Finanzunternehmen wird von Ökonomen als einer der
21
schwächsten Punkte der WB6-Länder angesehen. Laut (Weltbank, 2016) würden stärkere
Kapitalmärkte die Banken als Finanzierungsquelle ergänzen und (i) mehr Investitionen für
alle Unternehmen, insbesondere Klein- und Mittelständische Unternehmen und für
Infrastrukturprojekte freisetzen, (ii) mehr Investitionen aus dem Rest der Welt in die Region
anziehen und (iii) das Finanzsystem durch die Erschließung einer breiteren Palette von
Finanzierungsquellen stabilisieren.

Tabelle 3: Zusammensetzung des Finanzsystems als Anteil am Gesamtvermögen


Albanien Kosovo Nord Montenegro Serbien Bosnien und
Mazedonien Herzegowina
Banks 90.2% 66% 83% 92% 90.1% 88.3%
Insurance 2% 3.1% 3.6% 4.6% 6.8% 5.6%
Companies
Pension Funds 0.1% 27.7% 10% 0.9% 1.0% -
Other 7.7% 3.2% 3.4% 2.5% 2.1% 5.3%
(Investment
funds,
microcredit…)

Quelle: Nationalbanken, Stabilitätsberichte 2017-2018

3.4 Entwicklung des Bankensektors nach der Krise


In Albanien sind derzeit 13 Geschäftsbanken tätig. 7 von ihnen sind EU-Banken, 2 von ihnen
inländische Banken und 2 weitere aus den USA und der Türkei. Wie in Abbildung 7
ersichtlich ist, befinden sich mehr als die Hälfte der Anteile im Besitz von EU-Banken, 22%
im Besitz einer türkischen Bank, während inländische Eigentümer es nur auf 21% schaffen.

Abbildung 7: Bankanteile

100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
ausländische
20% inländische
10%
0%
en in
a vo ro ie
n
ie
n
a ni w oso eg on rb
lb e go K ten ed Se
A rc on az
He M
rd
m
d
un No
n
ie
osn
B

22
Quelle: Statistiken der Nationalbanken, 2018
Im Kosovo sind 88 % der Banken im Besitz von Ausländern und nur 12 % im Besitz von
Inländern, was den niedrigsten Stand in der Region darstellt. Darüber hinaus befinden sich
fast 65 % der Banken im Besitz der EU. Auch interregionale Bankenplatzierungen sind zu
beobachten, wie im Falle albanischer Banken im Kosovo. Montenegro hat 15 Banken, was für
ein Land mit 600.000 Einwohnern viel ist. 82 % aller Vermögenswerte sind im Besitz
ausländischer Investoren und Banken, wobei die überwiegende Mehrheit aus der EU stammt,
während sich nur 18 % im Besitz von lokalen Eigentümern befinden. Fünf dieser Banken sind
im Besitz der EU-Bankenländer. Eine von ihnen ist serbisch, eine ukrainisch und alle anderen
sind inländisch. In Nordmazedonien gibt es insgesamt 17 Banken, von denen elf im
ausländischem Besitz sind, hauptsächlich EU-Länder und die Türkei, während sechs von
ihnen inländisch sind. In Serbien sind 68 % der Vermögenswerte im Besitz ausländischer
Banken, die meisten davon in der EU. Es gibt 26 Banken, davon sieben inländische und 19
ausländische, wovon 13 EU- und sechs Nicht-EU-Banken sind. In Bosnien gibt es 27 Banken,
von denen 13 inländische Banken sind. Fast alle Vermögenswerte der Finanzinstitute, Kredite
und Einlagen, Höhe der privaten und öffentlichen Verschuldung, Kapitalisierung der Börse
usw., weisen ein deutlich niedrigeres Niveau auf als in Ländern mit fortgeschrittener
Marktwirtschaft. Auf der einen Seite erscheint es ermutigend, dass diese Länder in Zukunft
weniger abhängig von ausländischen Kapitalzuflüssen sein werden. Auf der anderen Seite
sind inländische Einlagen jedoch überwiegend kurzfristig fällig. Laut (Weltbank, 2016)
beträgt der Anteil der langfristigen Einlagen im Durchschnitt nur 23,4 % der gesamten
Einlagen, während die kurzfristigen Kredite rund 75 % der gesamten Kredite ausmachen.
Dies gilt insbesondere für lokale Banken, die zudem über höhere Betriebskosten und eine
schwächere Kundenbasis verfügen. Die Etablierung von bankähnlichen Produkten führt
zwangsläufig nach einer höheren Kreditnachfrage. Durch die geringe Anzahl an heimischen
Banken und ihrer Größe wird die Nachfrage nach zusätzlichem Kapital nicht aus eigener
Macht zu stemmen sein. Ausländische Banken hingegen können aufgrund ihrer Dominanz auf
dem WB6 diese Nachfrage, nicht zuletzt wegen der besseren Liquidität und Fachwissen,
decken.

3.5 Finanzielle Eingliederung


Nach der Definition der Weltbank bedeutet finanzielle Eingliederung, dass Einzelpersonen
und Unternehmen Zugang zu nützlichen und erschwinglichen Finanzprodukten und
Dienstleistungen haben. Der Zugang zu Finanzmitteln für Haushalte und Unternehmen ist
sehr wichtig, da in schwierigen Zeiten Kredite zur Finanzierung von Investitionen, Zahlungen
23
oder Ausgaben benötigt werden. Der Zugang zu Finanzmitteln spielt auch eine wichtige Rolle
bei der Bekämpfung der Armut und der wirtschaftlichen- und sozialen Weiterentwicklung.
Der Zugang zu Bankkrediten wird oft als eines der wichtigsten Merkmale angesehen, die
Unternehmen vor dem Eintritt in einen neuen Markt in Betracht ziehen. Einer der wichtigsten
Indikatoren für die finanzielle Eingliederung ist der Prozentsatz der Personen, die ein Konto
führen. Die meisten westlichen Balkanländer weisen ein relativ niedriges Niveau von
Kontokorrentbesitzern auf. Dies kann an das Misstrauen gegenüber Banken liegen. Albanien
hat den niedrigsten Anteil an Kontokorrentbesitzern über den Beobachtungsraum von 2001
bis 2017. Nennenswerte Fortschritte sind im Vergleich zu anderen Ländern der Region nicht
festzustellen. Montenegro machte nachhaltige Fortschritte. Noch im Jahr 2011 hatte nur die
Hälfte der Bevölkerung ein Konto. Sechs Jahre später im Jahr 2017 haben fast 70 % der
Bevölkerung ein Konto, fast so viel wie Serbien im gleichen Jahr. Serbien hat große Sprünge
erlebt, sowohl positive als auch negative wie in der Grafik zu sehen ist.

Abbildung 8: Anteil der Bevölkerung mit Kontokorrent


90%
80%
70%
60%
50%
40%
30% 2011
20% 2014
10% 2017
0%
ie
n
in
a vo ro e n
ie
n
an w so eg ni rb
l b go Ko
ten edo Se
A e on z
rc a
He M
rd
m
d
un No
en
s ni
Bo

Quelle: Global Findex Daten

In Nordmazedonien haben 70% der Bevölkerung ein Bankkonto. Kosovo und Bosnien liegen
noch hinter ihren Konkurrenten zurück und müssen in diesem Bereich mehr tun.

Abbildung 9 zeigt den Prozentsatz der Bevölkerung, die ihre Einlagen mindestens drei Jahre
lang auf einem Konto gespart haben. Auch in diesem Index fallen die WB6-Länder hinter
ihren EU-Peers, mit Ausnahme von Nordmazedonien , die den höchsten Prozentsatz an
Spareinlagen aufweisen. Auffallend ist der Sprung von 8% im Jahr 2011 auf 17% im Jahr
2017. Im Jahr 2011 hatte Albanien noch den größten Anteil an Sparern mit 9%. Allerdings
24
erlebte das Land innerhalb der nächsten sechs Jahre keine größeren Wertänderungen, womit
das Sparniveau im Jahr 2017 auf dem gleichen Niveau wie von 2011 blieb. Kosovo, Serbien,
Bosnien und Herzegowina und Montenegro haben von Jahr zu Jahr Fortschritte gemacht.

Abbildung 9: Anteil der Bevölkerung mit Sichteinlagen auf Konten

18%
16%
14%
12%
10%
8%
6% 2011
4% 2014
2% 2017
0%
en in
a vo ro ie
n
ie
n
a ni w oso eg on rb
lb e go K ten ed Se
A rc on az
He M dm
d or
un N
n
ie
osn
B

Quelle: Global Findex Daten

Aus diesen beiden Indizes ist ersichtlich, dass Länder wie Nordmazedonien, Serbien und
Montenegro sehr gut abschneiden, während die anderen Länder, insbesondere Albanien weit
hinter ihren Konkurrenten zurückbleiben. Dies dürfe vor allem auf den Einfluss der
Finanzkrise und das Vertrauen der Menschen in den Bankensektor zurückzuführen sein.
Albanien beispielsweise hatte eine der höchsten NPL-Werte, erlitt aber 1997 auch
katastrophale Verluste durch die Betrugsmasche, genannt Ponzi-Systeme.4

Dies ist ein Schwachpunkt im albanischen Bankensektor, der viele Jahre dauern könnte, um
zu heilen. Andererseits haben andere Länder gute Fortschritte gemacht, insbesondere im
zweiten Index, was das gestiegene Vertrauen in den Bankensektor und das Potenzial für mehr
finanzielle Integration zeigt, auch für ausländische Banken.

3.6 Effizienz des Bankensektors


Um die Attraktivität eines Bankensektors besser beurteilen zu können, ist es entscheidend
seine Effizienz zu analysieren. Effiziente Bankensysteme sind zahlungsfähig und profitabel.
Außerdem sollten sie niedrige Kosten und unterschiedlichen Einkommensquellen haben. Sie
vermitteln effizient, d.h. sie sammeln Ersparnisse ein und vergeben Kredite für Investitionen.

4
https://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/2000/03/jarvis.htm
25
Sparquoten und Kreditquoten hängen entscheidend davon ab, wie effizient ein Finanzsystem
arbeitet (Karlan & Murdoch, 2009).

Das WB6-Bankenmodell war schon immer auf eine hohe Zinsmarge angewiesen. Dies ist auf
den geringen Diversifizierungsgrad zurückzuführen. Womit die WB6-Banken anfällig für
hohe Finanzierungskosten und hohe Reserveanforderungen sind (Gerard & Tieman, 2013).
Dies spiegelt sich sowohl im Return on Equity (RoE) als auch im Return on Assets (RoA) in
den Vorkrisenjahren wider. Der RoE erreichte 2005 in Albanien fast 23%, als der höchste
Wert und in Serbien -9% als der niedrigste Wert. Vor allem aufgrund des hohen Niveaus an
NPLs war die Rentabilität der Banken in den Nachkrisenjahren stark rückläufig. Erst 2014, als
die Länder eine gewisse wirtschaftliche Erholung zu verzeichnen begannen, führte dies auch
zu höheren Gewinnen für die Banken. Wie in der Grafik ersichtlich ist, verzeichneten
Albanien, Kosovo und Nordmazedonien im Durchschnitt die höchsten jährlichen RoE und
RoA. Andererseits scheint das montenegrinische Bankensystem am stärksten von der Krise
betroffen zu sein, was die Rentabilität betrifft. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 fuhren sie
ausschließlich Verluste ein. Serbien verzeichnete ebenfalls negative Werte sowohl aus dem
RoE als auch aus dem RoA in der Zeitspanne von 2012-14. Während die Profitabilität der
Banken vor der Krise durch den Kredit- und Wirtschaftsboom hoch war, ist das heutige
Ertragsniveau im Vergleich zu den normalen Erwartungen der Banken in
Schwellen-/Mitteleinkommensländern schwach (Weltbank, 2016). Nach der Unabhängigkeit
im Jahr 2008 sind die Renditen der kosovarischen Banken mit Abstand die höchsten in der
Region und weisen einen RoE von 23% im Jahr 2013 und einen RoA von 2% aus. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass der Bankensektor im Vergleich zu anderen Ländern stärker
konzentriert ist. Nachdem der Bankensektor zwischen 2008-2015 Gewinneinbußen erlitten
hat, ist nun ein stetiges Wachstum der Rentabilität zu beobachten. Dies ist ein wichtiger
Indikator dafür, dass sich die Region fast vollständig von der Krise erholt hat und dass die
Banken wirtschaftliche Gewinne erzielen. Dies lässt darauf schließen, dass der Bankensektor
in der Region bei wachsender Rentabilität profitabel erscheint und somit attraktiv für
ausländische Investitionen und Banken sein kann.

26
Abbildung 10: Return on Equity

30%

20%

10%

Albanien
0%
20 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Bosnien und Hercegowina
00 Kosovo
-10%
Montenegro
Nordmazedonien
-20%
Serbien

-30%

-40%

-50%

Quelle: Datenbank der Weltbank

Abbildung 11: Return on Assets

4.0%

3.0%

2.0%

1.0%
Albanien
Bosnien und Hercegowina
0.0%
06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Kosovo
Montenegro
-1.0%
Nordmazedonien
Serbien
-2.0%

-3.0%

-4.0%

-5.0%

Quelle: Weltbank

Ein weiterer wichtiger Indikator zur Messung der Effizienz und Rentabilität des
Bankensektors sind die Zinsspannen. Mit Ausnahme von Montenegro und Albanien
verzeichnete die Region kontinuierlich sinkende Zinsdifferenzen. Der Rückgang ist vor allem
auf die Zunahme des Wettbewerbs zurückzuführen. Der Kosovo hat die höchsten
Zinsspannen verzeichnet. Der albanische und montenegrinische Bankensektor hat zwischen
2006 und 2018 Zinsspannen von durchschnittlich 6% für den gesamten Zeitraum registriert
27
ohne auffällige Volatilitäten. Bosnien und Nordmazedonien haben unterdessen die niedrigsten
Zinsunterschiede verzeichnet. Für Serbien gibt es keine aussagekräftigen Daten über die
Zinsdifferenzen.

Abbildung 12: Zinsspannen

14%

12%

10%

Albanien
8%
Bosnien und Hercegowina
Kosovo
6% Montenegro
Nordmazedonien
4%

2%

0%
06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Quelle: Datenbank der Weltbank

Der Konjunkturabschwung wirkte sich auf die Qualität der Vermögenswerte der Banken aus
und damit auch auf ihre Effizienz. Ein erheblicher Teil des Gewinns wird durch
zinsunabhängige Erträge erzielt, was die Bedeutung der Bankgebühren für die Rentabilität
einerseits und die Kosten, die dem Verbraucher auferlegt werden, andererseits unterstreicht.
Darüber hinaus haben laut (Weltbank, 2016) ausländische Banken in den WB6-Ländern
günstigere Zinsspannen als inländische Banken. Ausländische Banken haben eine höhere
operative Effizienz, die es ihnen ermöglicht, gewinnbringende Zinsdifferenzen festzulegen.
Ein weiterer Faktor, welches zur Rentabilität und Effizienz beiträgt, ist die Ballung des
Bankensektors in den jeweiligen Ländern. Es gibt viele Indikatoren, die den
Konzentrationsgrad im Bankensektor bewerten. In der folgenden Grafik wird der Marktanteil
der drei größten Banken für jedes WB6-Land gezeigt. Die Konzentrationsstufe hat in
Albanien eine U-Form. Angefangen bei 91% des Marktanteils der drei größten Banken im
Jahr 2006 bis hin zu 55% im Jahr 2011 und ein erneutes Konzentrationswachstum auf 70% im
Jahr 2016. Serbien hat einen ähnlichen Verlauf. Die Bankendichte sank von 40% im Jahr
2006 auf 35% im Jahr 2010 und stieg 2016 wieder auf 50% an. Nordmazedonien verzeichnete
einen Rückgang, von rund 70% im Jahr 2006 auf rund 65% im Jahr 2016. Dasselbe gilt auch
für Montenegro, wenn auch mit größeren Ausreißern. Von rund 80% Marktanteil verteilt auf
28
die drei größten Banken sank diese auf 50% im Jahr 2016. Bosnien verzeichnete auch einen
Rückgang der Bankenkonzentration von 50% im Jahr 2006 auf 37% im Jahr 2016 und ist
damit das Land mit der niedrigsten Konzentration in den WB6-Ländern.

Abbildung 13: Bankenkonzentration

Quelle: Datenbank der Weltbank

Es ist nicht ganz eindeutig, ob hohe Konzentrationen den Bankenmarkt weniger


wettbewerbsfähig und damit weniger effizient machen. Dennoch trägt ein gewisser
Konsolidierungsgrad auch dazu bei, das Bankensystem stabil zu halten. Eine weitere
interessante Beobachtung aus der Literatur ist die Tatsache, dass die meisten ausländischen
Banken aufgrund der höheren operativen Effizienz günstigere Zinsdifferenzen haben. Dies
schafft einen wichtigen Vorteil zugunsten ausländischer Banken. Einer Region, die über eine
sich entwickelnde Finanzinfrastruktur verfügt, fehlt es meist an Kompetenz und Erfahrung,
um betriebliche Effizienz zu schaffen. Dies kann ein Vorteil für ausländische Banken sein, die
in der Region investieren wollen, weil sie die Fähigkeiten und das Qualitätsmanagement
bereitstellen können, was zu einem wettbewerbsfähigeren und effizienteren Bankensystem
mit höherer Rentabilität für diese Banken führt.

3.7 Regulierung des Bankensektors und Bankenstabilität


Dem Bankensystem der WB6 fehlt es an Verbesserungen des institutionellen Rahmens für
eine bessere Finanzstabilität. Zum Beispiel gibt es einen Nachholbedarf bei der Aufsicht
über die Finanzinstitute, den Bau von Finanzsicherheitsnetzen und die Einhaltung des
Baseler Rahmens. Schwach reguliert ist auch die Aufsicht des grenzüberschreitenden
Bankgeschäfts. Insbesondere in Albanien, Bosnien und Herzegowina und Kosovo stellt

29
man dies bei der konsolidierten Rechnungslegung fest. Auch die Kontroll- und
Risikomanagementpraktiken sowie der Rechtsschutz der Aufsichtsbehörden sind schwach
(Internationaler Währungsfonds, 2015).

Die Reformen zur Verbesserung des Kredit- und operationellen Risikoumfelds in den
Ländern des westlichen Balkans sind im Vergleich zu ihren EU-Pendants spät verbessert
worden. Während die meisten europäischen Länder bereits Mitte der 2000er Jahre den
Basel-II-Rahmen übernommen hatten, taten dies die meisten WB6-Länder erst nach 2010
(Weltbank, 2016). Angesichts der Tatsache, dass die WB6-Länder einen baldigen EU-
Beitritt anstreben, war die Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank (EZB) von
Bedeutung. Als Teil dieser Strategie haben die WB6-Zentralbanken den Single Supervisory
Mechanism (SSM) und einen Single Resolution Mechanism (SRM) verabschiedet, die zwei
der drei Bausteine der EU-Bankenunion verkörpern. Die Vorteile der Bankenunion zeigen
sich in vielerlei Hinsicht, insbesondere bei einer besser koordinierten Aufsicht. Dies
bedeutet, dass die WB6-Länder mit der allmählichen Durchdringung der EU-Banken und
dem Wachstum des Bankensektors im Allgemeinen besser vorbereitet sein werden und so
Stabilität gewährleisten können (Weltbank, 2016).

Die Verwendung einer pauschalen Einlagensicherungsprämie, anstelle von risikobasierten


Prämien, ist angesichts der frühen Phase des Aufbaus eines Einlagensicherungsrahmens, für
die Einlagensicherung vernünftig. Die Einlagensicherungsagenturen (DIAs) wurden erst
vor kurzem gegründet und es wird einige Zeit dauern, bis diese Länder angemessene
Einlagensicherungsfonds installiert haben. Ein weiterer wichtiger Punkt, der verbessert
werden muss, ist ein Rahmenplan für die Liquidierung insolventer Banken (Weltbank,
2016). Die Europäische Union hat die Bank Recovery and Resolution Directive (BRRD)
ins Leben gerufen, die eine Abwicklungsrichtlinie für die Sanierung und Abwicklung von
Banken festlegt. Serbien ist eines der WB6-Länder, das 2015 einen neuen
Resolutionsrahmen in Übereinstimmung mit der BRRD eingeführt hat, jedoch ohne einen
Resolutionsfonds einzurichten. Die neu eröffnete Bank Resolution Department ist operativ
tätig und es laufen bereits Lösungspläne für systemrelevante Banken (Weltbank, 2016).
Albanien hat auch ein spezielles Bankenauflösungssystem entwickelt, aber es bestehen
nach wie vor erhebliche Lücken in Bezug auf die Planung, Finanzierung und Befugnisse,
um eine schnelle und entschlossene Umsetzung der Auflösungsmaßnahmen zu
gewährleisten. In Montenegro fungiert die Zentralbank als faktische Abwicklungsbehörde
für Banken, verfügt aber nicht über ein formales Mandat. Nordmazedonien, Bosnien und

30
Kosovo haben unterdessen keinen konkreten Lösungsrahmen für den Fall, dass Banken
abgewickelt werden müssen.

Eine der wichtigsten Anforderungen der Basler Vereinbarung ist die Einhaltung eines
bestimmten Kapitalniveaus. Auf diese Weise entsteht ein Puffer gegen unerwartete Verluste
und schützt so die Einleger und das Finanzsystem im Allgemeinen. Eine der ersten
Standards des Baseler I-Abkommens war die Festlegung einer Mindestbasis an
Eigenmitteln für jede Bank. Sie verlangte, dass die Banken 8 % ihrer risikogewichteten
Aktiva durch das Eigenkapital tragen (de Haan, et al., 2015). Diese wird als
risikogewichtete Eigenkapitalquote bezeichnet:

Kapital
Risikogewichtetekernkapitalquote= >8 %
Risikogewichtete Aktiva

Wie wir in der folgenden Grafik sehen, haben die WB6-Länder Kompetenz bei der
Einhaltung dieser Anforderung gezeigt, wobei die Werte der RWCR weit über 8 % liegen.
Den niedrigsten Wert erzielte Montenegro 2013 mit 14,5 %. Serbien ist mit durchschnittlich
21 % RWCR an der Tabellenspitze der WB6. Andere WB6-Länder weisen im Durchschnitt
einen Wert von 17 % auf, ohne drastische Veränderungen.

Abbildung 14: Risikogewichtetkernkapitalquote

30%

25%

20%
Albanien
Bosnien und Herzegowina
15% Nordmazedonien
Montenegro
Serbien
10% Kosovo

5%

0%
05' 06' 07' 08' 09' 10' 11' 12' 13' 14' 15' 16' 17' 18'

Quelle: IMF und Statistiken der Nationalbanken

Schwächen der Basel-I- und II-Abkommen wurden während der Finanzkrise 2008 deutlich.
Unter anderem zeigte sich, dass die Banken eine übermäßige Verschuldung zu tragen hatten
31
und über ein qualitativ schlechtes Eigenkapital verfügten, das die Verluste der Bank nicht
decken konnte. Aus diesem Grund hat das neu vereinbarte Basel-III-Abkommen neue
Standards zur Eigenkapitalunterlegung von Banken entwickelt. Eine der
Standardanforderungen ist, dass mindestens 4,5 % der risikogewichteten Aktiva durch das
Common Equity Tier 1 (CET1) Eigenkapital gedeckt werden müssen (de Haan, et al., 2015).

CET 1
>4.5%
Risikogewichtete Aktiva

Die folgende Grafik zeigt, dass in den WB6-Ländern die Mindestanforderung immer erfüllt
worden sind. Mit einem Durchschnittswert von 14,5 % hatte Serbien erneut den mit Abstand
höchsten Wert. Der Kosovo hat nach 2014 eine Eigenkapitalunterlegung von mehr als 16 %.
Es ist zu beobachten, dass mit Ausnahme von Montenegro, auch die anderen Länder in den
letzten Jahren relativ hohe Anstiege der Standardanforderungen aufweisen.

Abbildung 15: Tier 1 Kapital zum Risikogewichteten Aktiva

Quelle: IMF und Statistiken der Nationalbanken

Obwohl die WB6-Länder bei der Installation eines modernen institutionellen


Regulierungsrahmens für Finanzinstitute hinter ihren europäischen Konkurrenten
zurückbleiben, sie dennoch bei der Finanzstabilität gut abschneiden. Dies könnte auch auf die
schlechte Infrastruktur des Finanzsystems zurückzuführen sein, die wiederum keine großen
Sprünge bei den Leverage Ratios zulässt. Die Verbesserung der Finanzinfrastruktur sollte mit
entsprechenden Reformen des Regulierungsrahmens einhergehen. Auf diese Weise können
sie durch ihre stabilen Finanzmärkte und vielversprechenden Zukunftsgewinne ausländische
Banken und Investitionen anziehen.

32
4 Fazit
Mit dem Übergang zur Marktwirtschaft erlebten die WB6-Länder eine finanzielle Vertiefung,
vor allem durch den Markteintritt ausländische Banken. Insbesondere aus den EU-Ländern.
Sie brachten Wissen und auch Effizienz in den inländischen Bankensektor. Obwohl der
Unterschied zu den EU-Konkurrenten noch groß ist, haben die WB6 in punkto Effizienz,
Integration, Wettbewerbsfähigkeit, Rechtsrahmen große Fortschritte gemacht. Die
Verbesserung der gesamten Finanzinfrastruktur und die Entwicklung eines soliden
Nichtbanken-Finanzsektors sind für die Wirtschaft und auch für die Banken selbst von
entscheidender Bedeutung. Dies kann einen leichteren Zugang zu Finanzmitteln und mehr
Möglichkeiten zur Diversifizierung ermöglichen und zu einem produktiveren, tieferen und
effizienteren Bankensystem führen. Das bedeutet, dass die WB6-Länder mit dem richtigen
regulatorischen Rahmen die attraktivste Region in Europa für multinationale Banken sein
kann, da sie das Potenzial für eine weitere finanzielle Vertiefung haben. Um panikartige
Kapitalabzuge zu vermeiden, sollten sich Banken in Schwellenländern weniger auf externe
Finanzierungen als vielmehr auf inländische Finanzierungen konzentrieren. Die WB6-Länder
sind jedoch wirtschaftlich weniger entwickelt und für das wachsen der eigenen Banken
reichen die eigenen Mittel nicht aus. Dies und die im Vergleich zu anderen EU-Ländern
geringe Konzentration an ausländischen Banken bedeutet, dass es für EU-Banken ein großes
Potenzial für Investitionen und Markteintritt in den WB6-Ländern ergibt.

Bei der Bewertung der WB6-Länder ist zu erkennen, dass unter Berücksichtigung aller
genannten Indikatoren Nordmazedonien am besten abschneidet. Während Länder wie
Bosnien und Albanien im Vergleich zu ihren Konkurrenten Nachholbedarf haben. In Bezug
auf die finanzielle Vertiefung weisen Länder wie Nordmazedonien, Bosnien und
Herzegowina und Montenegro die besten Werte auf. Darüber hinaus verfügt
Nordmazedonien über das umfangreichste Bankensystem, gefolgt von Serbien und
Montenegro. Erfolge sind auch in der Effizienz zu beobachten. Bosnien und Herzegowina
und Nordmazedonien weisen allerdings die niedrigste Rentabilität auf, belegt durch die
RoE und RoA. Während die Rentabilitätskennzahlen anderer WB6- Länder stabil sind und
die Finanzkrise 2008 wenig Einfluss hatte. Bosnien und Herzegowina hat bei weitem die
geringste Bankenkonzentration, was auf seine politische Zersplitterung zurückzuführen sein
könnte. Was die Stabilitätsmaßnahmen betrifft, so ist ein Vergleich zwischen ihnen weniger
trivial. Alle Westbalkanländer stehen bei der Umsetzung des institutionellen Rahmens zur
Sicherung von Stabilität und Weiterentwicklung mehr oder weniger vor den gleichen
Herausforderungen. Stabilitätsindikatoren wie RWRC und andere
33
Mindestkapitalanforderungen liegen weit über den in der Baseler Vereinbarung festgelegten
Mindestwerten. Aus dieser Zusammenfassung lässt sich schließen, dass Nordmazedonien
für Banken das attraktivste Land für Investitionen ist. Es folgt Bosnien und Herzegowina
und Montenegro. Auf der anderen Seite weisen Serbien, der Kosovo und insbesondere
Albanien nicht zufriedenstellende Werte in Sachen finanzielle Eingliederung, Effizienz,
Bankenkonzentration und hohe NPL-Werte auf.

5 Schlussteil
Diese Arbeit untersucht die Perspektive, die Hindernisse und die Potenziale der
Bankensysteme des Westbalkans. Es bewertet die Attraktivität dieser Volkswirtschaften
durch eine vergleichende Analyse ihrer makroökonomischen Entwicklungen und
Indikatoren aus dem Global Competitiveness Index und Doing Business. Es untersucht die
Entwicklung des Bankensektors der westlichen Balkanländer durch deskriptive und
vergleichende Analysen verschiedener Bereiche und Leistungsindikatoren. Auch ist der
Grad der finanziellen Tiefe untersucht worden. In einer Phase hoher Kreditvergaben,
konnten wir Kapitalabzüge nach der Finanzkrise 2008 feststellen. Untersucht worden sind
auch die mit der Finanzkrise verbundenen notleidenden Kredite. Zu beobachten ist auch,
dass die Hauptquelle für die Finanzierung der hohen Kreditvergaben, kontinuierlich
wachsende inländische Einlagen und ausländische Kapitalzuflüsse. Eine vergleichende
Analyse verschiedener Leistungsindikatoren über die Leistung der WB6- Banken ist
durchgeführt worden. Dafür schauten wir uns den Grad der finanziellen Integration jedes
Westbalkanlandes an. Zweitens bewerteten wir die Effizienz des Bankensystems in der
Region und verglichen Indikatoren für Rentabilität, Zinsspannen und Konzentration. Dann
gaben wir einen Überblick über den regulatorischen Rahmen des Bankensystems, die
durchgeführten und noch durchzuführenden Reformen um die Stabilität eines wachsenden
Bankensystems zu gewährleisten. Darüber hinaus bewerteten wir die Konformität mit den
Baseler Anforderungen, insbesondere RWRC und Common Equity Tier 1. Unsere
Auswertung zeigte, dass Nordmazedonien den am besten entwickelten Bankensektor hat
und so für ausländische Banken am attraktivsten sein könnte. Während Länder wie
Albanien und Kosovo mehr tun müssen um wettbewerbsfähiger zu werden.

Die Bachelorarbeit hat auch Einschränkungen, was die Qualität der Daten, die Methodik und
den Umfang betrifft. Für diese Länder fehlten Daten für einige relevante Indikatoren.
Relevante Literatur stellte der Internationale Währungsfonds und die Weltbank zur
Verfügung. Akademische Literatur gab es nur in albanischer und serbischer Sprache. Darüber

34
hinaus sind deskriptive als deduktive Statistiken um die Qualität des Bankensektors der
westlichen Balkanstaaten zu analysieren. Die Daten sind länderübergreifend aggregiert,
während es auch interessant wäre, die Daten verschiedener Banken in diesen Ländern in Form
von Fallstudien zu vergleichen. Unsere Analyse umfasst einen allgemeinen Überblick. Dies
schränkt die Fokussierung auf bestimmte Themen der Bankenperspektive ein. Zweitens kann
diese Arbeit durch den Einsatz fortgeschrittener statistischer Werkzeuge z.B.
Inferenzstatistiken, Regressionen erweitert werden, indem verschiedene Themen der
Bankensysteme in den westlichen Balkanländern wie Effizienz, Inklusion und Stabilität
vertieft werden.

35
Quellenverzeichnis
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