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FINANZWELT UNTERNEHMEN PERSONEN

Ausgabe Nr. 192 · Donnerstag, 13. Dezember 2012

Sehr geehrte Damen und Herren,


in der letzten Woche hatten die EU-Finanzminister ihre Verhandlungen zu einer gemeinsamen europäischen
Bankenaufsicht noch ergebnislos vertagt (Nr. 185 vom 4.12.2012). Heute morgen präsentierten sie nach einer
Nachtschicht stolz den lang ersehnten Durchbruch. Damit ist dieses Thema, das für monatelangen Streit unter
den EU-Mitgliedern gesorgt hat, für die EU-Staats- und -Regierungschefs endlich geklärt, wenn diese sich heute
Nachmittag zu ihrem Super-Winter-Gipfel in Brüssel einfinden.

■ EU-Bankenunion: Finanzminister finden Kompromiss zur EZB-Bankenaufsicht


Sparkassen und Genobanken können einigermaßen aufatmen: Die gemeinsame europäische Bankenaufsicht unter dem Dach
der Europäischen Zentralbank (EZB), zu deren Einführung die EU-Finanzminister heute morgen den Weg bereitet haben, soll
sich auf Institute mit einer Bilanzsumme von über 30 Mrd. Euro oder 20% der Wirtschaftskraft des betreffenden Landes
beschränken. Bundeskassenwart Wolfgang Schäuble sieht damit eine der wesentlichen deutschen Forderungen erfüllt. Die 30
Mrd. Schwelle gefällt freilich nicht jedem. VÖB und DSGV halten sie für „nicht nachvollziehbar“ bzw. „problematisch“.
Gänzlich unbehelligt von der EZB bleiben ohnehin auch die kleineren Institute nicht, da die EZB
im Falle von Schieflagen auch allgemeine Instruktionen für die jeweils zuständige nationale Banken-
aufsicht oder auch für Bankengruppen abgeben kann, notfalls also indirekt durchgreifen kann.
Eine zweite deutsche Kernforderung betraf die strikte Trennung von aufsichtsrechtlichen und geld-
politischen Aufgaben der EZB. Auch hier sieht Schäuble seine Forderungen durchgesetzt, der EZB-Rat
habe bei der Aufsicht kein „Letztentscheidungsrecht“, so der Finanzminister. EU-Mitgliedsländer, die
nicht der Euro-Zone angehören, können ihre Kreditinstitute freiwillig der EZB-Aufsicht unterstellen.
Wenn die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel heute bzw. morgen die Aufsichtspläne ab-
nicken, benötigen sie noch die Zustimmung von nationalen Parlamenten sowie Europäischem Par-
lament. Das soll bis Februar erledigt sein. Bereits am 1. März soll die Aufsicht dann in Grundzügen
stehen, glaubt Schäuble, und damit nur zwei Monate später als ursprünglich geplant. Die Kapazitäten
bei der EZB werden dann aber erst schrittweise hochgefahren. Nach einem Jahr, also am 1. März 2014,
soll die Aufsicht voll funktionsfähig sein, verspricht EZB-Präsident Mario Draghi.
Die neue Aufsicht soll Fehlentwicklungen bei großen Finanzinstituten bzw. in nationalen Ban-
kenmärkten frühzeitig erkennen und notfalls eingreifen, bevor wieder der Steuerzahler haften muss.
Gleichzeitig ist die EU-Bankenaufsicht Teil einer schrittweise geplanten europäischen Bankenunion und
der Beschluss über ihre Einführung die Voraussetzung dafür, dass der europäische Rettungsfonds ESM
angeschlagene Banken direkt rekapitalisieren kann.

■ Maschinenbau: Lindner setzt 2013 auf wieder investitionsfreudigere Chinesen


In den Gegenwartsdaten des Maschinen- und Anlagenbaus lässt sich von Krise wenig erkennen. Die langen Durchlaufzeiten
sind der Grund, dass der VDMA im Rahmen der heutigen Jahres-Pk von der Fortsetzung der Aufholjagd berichten kann. Ein
geschätzter Zuwachs von real 2% bedeutet, dass die Branche 2012 beim Umsatz ihr Rekordniveau 2008 mit rund 209 Mrd.
Euro gar leicht übertreffen wird. Trotz Orderdelle gut gefüllte Auftragsbücher sollen 2013 zu weiteren Zuwächsen verhelfen.
Konkret hält VDMA-Präsident Thomas Lindner erneut 2% Wachstum für machbar, ohne die
„Molltöne“ aus wichtigen Kundenbranchen zu überhören und die „breite Spreizung“ zu übersehen.
Entscheidend sei, „dass das Vertrauen potenzieller Investoren, unserer Kunden, in die Lösbarkeit der
strukturellen Probleme zurückkehrt. Und es hängt davon ab, wann das geschieht“, so Lindner, der für
die Maschinenproduktion in Deutschland ein Minus im ersten Quartal erwartet. Damit dieses aufgeholt
werden kann, baut er darauf, „dass der in Europa eingeschlagene Weg fortgesetzt wird“ Die Zuver-
sicht, dass sich der „Nachfragestau in wichtigen Märkten, namentlich in China auflöst“, haben jüngst
freundlichere Indikatoren gestützt. Die VR China – größter Auslandsmarkt für die heimischen Maschi-
nen- und Anlagenbauer – ist 2012 die große Enttäuschung, die Ausfuhr liegt nominal 8,6% unter Vor-
jahr, nach Jahren regelmäßig zweistelliger Zuwachsraten „eine gänzlich neue Erfahrung“, so Lindner.
Um die Maschinenproduktion stärker zu beflügeln, falle die wirtschaftliche Erholung „bislang noch
zu selektiv und zu zaghaft“ aus. Die Auftragseingänge schafften es nur im September und Oktober ins
Plus. „Die für den Sommer erwartete – nicht nur erhoffte! – Erholung fiel offenbar zu zaghaft aus“, ge-
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steht Lindner ein. Trotz der China-Enttäuschung charakterisiert er 2012 als ein „Jahr voller, überwiegend
positiver Überraschungen“, wenngleich die Wachstumsraten nach einem „bemerkenswert dynami-
schen Jahresauftakt“ tendenziell im weiteren Jahresverlauf abgenommen haben. Echte Impulse liefer-
te ausschließlich das Exportgeschäft – insbesondere nach Lateinamerika (+10,7%), in die USA (+20,1%)
und nach Südostasien (+21,4%). Die dickste Überraschung ist für Lindner indes, dass auch die Ausfuhr
in die EU-Länder – trotz Rückgängen mit Spanien und Italien – überdurchschnittlich wuchs...

■ Sparkassen: LBB wird reine Sparkasse – Deka übernimmt Derivatesparte


Seit Monaten pfeifen es die Spatzen von den Dächern, jetzt ist es amtlich: Die Sparkassen wollen die Landesbank Berlin (LBB)
auf gewöhnliche Sparkassengröße schrumpfen und ihr Kapitalmarkt- und Fondsgeschäft bei der DekaBank andocken. Die LBB-
Tochter Berlin Hyp wiederum soll verselbständigt werden, wie DSGV-Präsident Georg Fahrenschon jetzt offiziell verkündete.
Das Vorhaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) muss jetzt noch „unter enger
Einbindung der beiden Institute“ im Detail ausbaldowert und vorbereitet werden. Anschließend müssen
ihm noch die einschlägigen Gremien zustimmen. Fahrenschon erwartet aber, dass bereits im nächsten
Jahr mit der Umsetzung begonnen werden kann. Im Einzelnen sehen die Pläne vor, die LBB im Kern auf
ihre Tochter Berliner Sparkasse zu beschränken, wozu auch die gewerbliche Immobilienfinanzierung in
der Region sowie ausgewählte Dienstleistungen für andere Sparkassen gezählt werden. „Es ist für uns von
herausragender Bedeutung, in der Hauptstadt Berlin mit ihren 3,2 Millionen Einwohnern eine starke, auf
das Retailgeschäft konzentrierte Sparkasse zu haben“, erklärt Fahrenschon. Angeführt vom DSGV hatten
die Sparkassen die LBB im Jahr 2007 übernommen und seither mehrfach schmerzhafte Abschreibungen
darauf vornehmen müssen. Durch die Neuaufstellung kommt nun eine abermalige Wertberichtigung von
über 900 Mill. Euro auf die Sparkassen zu. Das „Kunden-Kapitalmarktgeschäft“ sowie das Fondsgeschäft
der LBB Invest werden künftig bei der Deka andocken, die dadurch ihre Position als zentrales „Wertpa-
pierhaus der Sparkassen“ stärke. Die Berlin Hyp wiederum soll als gewerblicher Immobilienfinanzierer
der S-Familie selbständig am Markt positioniert werden. Die Sparkassen versprechen sich von den Umbau-
maßnahmen eine „verbesserte strategische Aufstellung“ und nicht zuletzt auch Kosteneinsparungen, die
sich allein schon aus dem Wegfall der Konzernstruktur der LBB und von Doppelstrukturen ergäben.

■ Aurubis: Trotz Belastungen im Endspurt mit operativem Rekordergebnis


Mit 50% Kursgewinn in sechs Monaten gehörte der Kupferkonzern Aurubis zuletzt zu den Topwerten an der Börse. Das freut
nicht zuletzt Großaktionär Salzgitter, dessen zuletzt schwache Ergebnisse durch die Aurubis-Gewinnanteile etwas freundlicher
aussehen. Dabei spürte auch Europas größter Kupfererzeuger zuletzt v.a. in Südeuropa die Zurückhaltung seiner Kunden, die
weniger Gießwalzdraht oder Stranggussformate kauften. Dennoch erreichte das operative Vorsteuerergebnis Rekordniveau.
Wegen der guten Vorlage aus den ersten drei Quartalen stieg diese Ergebnisgröße, die die starken
Schwankungen der Metallpreise nicht berücksichtigt, auf 296 (Vj. 292) Mill. Euro – trotz eines Rückgangs
um 34% im Schlussabschnitt. Neben den Krisenauswirkungen lag das auch an Wartungsarbeiten in ei-
ner bulgarischen Kupferschmelze und einer geringeren Metallausbeute im Schrottrecycling. Den Umsatz
hat der früher als Norddeutsche Affinerie bekannte Konzern auch dank der Übernahme der Walzpro-
duktsparte von Luvata um 3% auf 13,8 Mrd. Euro gesteigert. Investoren werten den Geschäftsausweis als
weiteren Beleg für das solide Geschäftsmodell: Eine geringere Nachfrage bei Kupferprodukten gleichen
die weniger konjunkturanfälligen Bereiche Kupfererzeugung und Recycling aus. Der global zuneh-
mende Wohlstand sichert eine hohe Nachfrage nach Kupfer. Seine Gewinne erzielt Aurubis ohnehin ganz
überwiegend durch die Erlöse für das Schmelzen und Raffinieren von Kupfer sowie den Verkauf von
Edelmetallen und Schwefelsäure, die bei der Kupfererzeugung anfallen. Mit einer Gewinnprognose für
2012/13 hält sich Chef Peter Willbrandt zurück. Immerhin erwartet er auch 2013 „hohe, jedoch volatile
Kupferpreise“. Analysten trauen Aurubis einen weiteren moderaten operativen Gewinnanstieg zu. Gut
kommt nicht zuletzt die stärker als erwartet steigende Dividende von 1,35 (1,20) Euro je Aktie an.

„Keiner ist zufrieden mit seinem Schicksal Gutes Gelingen wünscht Ihnen

noch unzufrieden mit seinem Geist.“


Ihr
Antoinette Deshoulières RA Hans J.M. Manteuffel

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