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F.A.Z. exklusiv: Habeck: Wir befinden


uns nicht in einer systemischen
Finanzkrise
F.A.Z.

6–7 minutes

Die Bundesregierung hat sich nach der am Wochenende


organisierten Übernahme der in Schieflage geratenen
Schweizer Großbank Credit Suisse um Beruhigung bemüht. „In
Europa haben wir nach der Finanzkrise 2008/2009 sehr viele
gute Entscheidungen getroffen, die sich jetzt auszahlen“, sagte
Wirtschaftsminister Robert Habeck der F.A.Z. Das europäische
Bankensystem stehe robust da, die Eingensicherung habe ein
ganz anderes Niveau erreicht als damals.

„Wir befinden uns heute nicht in einer systemischen Finanzkrise,


sondern wir sehen einzelne Banken in der Schweiz und den
USA, die Probleme haben. Ich gehe davon aus, dass das
Finanzsystem das wegstecken kann“, sagte Habeck weiter. Die
Gefahr einer Rezession hält er für überschaubar. „Eine
Bedrohung der deutschen Wirtschaft durch die Vorgänge bei
der Credit Suisse und der Silicon Valley Bank sehe ich nicht.“
Das Wachstum werde aber durch die höheren Zinssätze der
EZB und deren Einfluss auf die Investitionen gebremst.

Lagarde: „Gesamter Werkzeugkasten“ verfügbar


EZB-Präsidentin Christine Lagarde versicherte derweil vor dem
Europaparlament, der Bankensektor der Eurozone sei „wi-
derstandsfähig“ und verfüge über eine starke Kapital- und
Liquiditätsausstattung. Jedenfalls stehe der „gesamte
Werkzeugkasten“ der Geldpolitik für den Fall zur Verfügung,
dass das Finanzsystem Liquiditätshilfen brauche. Sie ergänzte:
„Wir wissen nicht, wie sich die Spannungen an den
Finanzmärkten weiter entwickeln, aber wir haben großes
Vertrauen, dass unser Bankensystem stabil und gut mit Kapital
ausgestattet ist.“

DAX ®

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Lagarde wies darauf hin, dass die Regeln für den Bankenmarkt
– speziell für die Abwicklung von Instituten – sich von jenen in
der Schweiz unterschieden. „Die Schweiz setzt in Europa nicht
die Maßstäbe.“ Sie wolle aber nicht ausschließen, dass die
Finanzierungsbedingungen für die Banken noch etwas
schwieriger würden. Darauf müsse die EZB gegebenenfalls
reagieren.

Bankaktien unter Druck

Die Notfallrettung der Schweizer Großbank Credit Suisse vom


Sonntagabend hat die Finanzmärkte in ein Wechselbad der
Gefühle geschickt. Der deutsche Leitindex Dax lag den
überwiegenden Teil des Tages im Minus – wenn auch in
überschaubarem Maße: In der Spitze gab der Dax um mehr als
2 Prozent nach, drehte aber später ins Plus. Im Blickpunkt
standen einmal mehr die Kurse von Banken und Versicherern.
Bei der Eröffnung der Börsen am Montagmorgen stürzten die
Aktien von Banken in Deutschland und anderen europäischen
Staaten ab. Schwer traf es zunächst den Aktienkurs der
Deutschen Bank , die um fast 10 Prozent einbrach. Die
Commerzbank-Aktie verlor um über 7 Prozent an Wert.

DT. BANK

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COMMERZBANK

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Im weiteren Tagesverlauf konnten die Kurse wieder etwas


Boden gutmachen. Überhaupt kein Halten gab es dagegen für
die Papiere der Credit Suisse selbst. Sie stürzten um fast 64
Prozent ab – und fielen damit unter den UBS-Übernahmepreis.
Die UBS , die nach dem Notfallplan die taumelnde Credit Suisse
übernehmen soll, gab am Morgen um knapp 9 Prozent nach,
notierte aber später doch im Plus. In den Vorstandsetagen der
deutschen Großbanken herrschte am Montag großes
Schweigen. Niemand wollte offiziell ein Statement zur neuen
Lage in der Schweiz abgeben. „Die halten sich jetzt alle
bedeckt“, hieß es in Bankenkreisen.

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