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Wissenschaftliches

Schreiben für die


Masterarbeit

Institut für Gestaltung 1


Architekturfakultät der Universität Innsbruck

Handout

Dr. Michael Huter


huter@huterundroth.at

17.11.2023
Übersicht

Themen
− Forschungsprojekt 1
− Arbeitsprozess 3
− Thema, Problem, Fragestellung 4
− Empirisch oder theoretisch 7
− Zeitplan 14
− Exposé 15
− Recherchieren 16
− Publikationsformen 27
− Exzerpt 29
− Schreibprozess 31
− Feedback und Überarbeitung 38
− Gliederung 40
− Absatz 42
− Einleitung 44
− Hauptteil 47
− Schluss 49
− Grammatik, Stil, Rhetorik 52
− Forschungsstil 53
− „Wissenschaftsstil“ 55
− Satzbau 56
− Heckenausdrücke 62
− Zitate und Zitierstil 63
− Paraphrase und Plagiat 67
− Bild und Text 68
− E-Mail 76

Muster
− Formulierungsmuster 78
− Formulierungshilfen 87
− Metatextformulierungen 91
− Beschreibung von Diagrammen 94
− Definitionen 96

Checklisten
− Checkliste Textkompetenz 98
− Checkliste Rechtschreibung etc. 108
− Checkliste Überarbeitung 110
− Checkliste Zeit- und Projektmanagement 115
Phasen eines Forschungsprojektes

I Vorbereitung

Am Beginn braucht es zwei Dinge: eine Idee und ein Plan. Die Idee wird in der Vorbereitungs-
phase zu einem Thema mit einer Fragestellung entwickelt. Die Planung bezieht sich auf die zur
Erreichnung des Zieles erforderlichen Mittel.

1 Idee

• Die Idee ist oft eine Sache des persönlichen Interesses. Dass und wie diese Idee ver-
wirklicht wird, muss aber im Interesse anderer, eigentlich sogar aller sein. Wissen-
schaft ist keine Privatsache, sonden eine öffentliche Angelegenheit und offiziell spielen
persönliche Motive dabei gar keine Rolle. Ich bin zwar maßgeblich als Individuum be-
teiligt, stelle mich aber in den Dienst einer Institution.

2 Plan

• Produkt. Man sollte von Anfang an ein Bewußtsein für das Ergebnis der Arbeit entwi-
ckeln. In der Wissenschaft können das nur neue Erkenntnisse sein, die der Öffentlich-
keit als Publikation vorgelegt werden. Wichtige Vorentscheidungen betreffen die Wahl
der Methoden , mit denen ich meine Ergebnisse erzielen, und der Theorien, auf die ich
mich dabei beziehen will.

• Ressourcen. Die wichtigste personelle Ressource ist die Betreungsperson der Arbeit.
Sie vertritt bei Qualifikationsarbeiten die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Wenn es
sich um eine Gruppenarbeit handelt, zählen die ProjektpartnerInnen zu den Mitarbei-
terInnen. Ansprechpersonen in Partnerfirmen oder FachkollegInnen können den Kreis
erweitern. Neben der Betreung sind ausreichende finanzielle Mittel und Zeit die we-
sentlichen Voraussetzungen. Die Ressourcen müssen im Voraus geplant und gesichert
werden.

• Prozess. Neben dem Ergebnis und den zur Erreichnung erforderlichen Ressourcen
muss der Ablauf des Projektes geplant werden. Der Gesamtprozess gliedert sich in
Teilprozesse und Aktivitäten.

Als Modell für die Planung der Forschungsarbeit bietet sich der Forschungskreislauf an: Inte-
resse, Idee, Thema, Problem, Frage(n), über Suche, Erhebung, Auswertung und Aufbereitung
bis hin zu Darstellung und Präsentation. Die einzelnen Phasen bzw. Aktivitäten lassen sich als
Zyklus oder als Organigramm darstellen.

Finsterreiter
Anreiter Peter

1
II Durchführung [Forschen, Wissensarbeit]

• Forschungsstand, Literatur aufarbeiten. Seit die Wissenschaft als Fortschrittsprozess


gedacht wird, werden nicht mehr einzelne Geschichten, sondern eine große Fortset-
zungsgeschichte erzählt. Das bedeuet aber auch: Was als Forschunsgbeitrag gelten
soll, muss nicht nur relevant, sondern auch neu und originell sein. Es muss neue Er-
kenntnisse geben, die den Forschungsstand verändern. Damit das auch ueberpruefbar
ist, müssen WissenschaftlerInnen einen Bericht über Stand der Dinge mitliefern. Nur
vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass es sich um einen relevanten Beitrag
zur Forschung handelt, der eine Lücke füllt und die Wissenschaft „weiterbringt“.

• Daten erheben, auswerten, interpretieren. Logisch betrachtet sind die Daten, aslo all
das, was die Forschung an Messungen und Beobachtungen zusammenträgt, Stützen
für eine Argument oder eine kompelxe Argumentation. Forscher geben Gründe an,
warum eine Behauptung akzeptiert werden soll und sie belegen diese mit Daten und
Fakten. Das Sammeln von Daten ist also nicht der Endzweck der Forschung. Sie sind
das Mittel, welche die Begründung glaubwürdig und die Behauptung annehmbar ma-
chen. Das bedeutet, dass Daten an sich und über sich nichts aussagen. Während man
sich Begründungen ausdenken kann, müssen Daten in der Realität gefunden werden.

III Bericht: Textarbeit

Es empfiehlt sich, das Schreiben im Gesamtprozess als eigenes Projekt zu definieren. Das hat
den Vorteil, dass man neu planen, Ziele festlegen und den Ablauf besser planen kann etc. das
heißt aber nicht, dass wir bei Null anfangen, ganz im Gegenteil. Alles was wir bisher verfasst,
entworfen, ja sogar verworfen haben, kann sich als Baumaterial für den fertigen Text eignen.
Nichts wäre dümmer, als nach Formulierungen zu suchen, die man schon einmal gefunden,
aber in der Zwischenzeit verloren, verlegt oder vergessen hat. Schreiben heißt nach dem Op-
timum streben und das Gefühl, dass man etwas schon irgendwo einmal präziser und treffen-
der formuliert hat, ist vielleicht das quälendste der Schreibprobleme.

Module der Textarbeit

Wissensarbeit Thematisieren Segmentieren

Sequenzieren Formulieren
Text

2
Phasen im Arbeitsprozess1

Phase 1: Vorbereitungen
In dieser Phase sollten Sie die Rahmenbedingungen der Arbeit klären (so etwa
Umfang und Anforderungen). Ebenso sollten Sie einen Arbeits- und Zeitplan
festlegen.
Phase 2: Orientierung
In dieser Phase sollten Sie Thema und Ziel der Arbeit klären, näher bestimmen bzw.
eingrenzen. Ebenso sollten Sie ein Grundgerüst dafür festlegen, welche Punkte Sie in
Ihrer Arbeit ansprechen wollen. Passen Sie falls notwendig den Zeitplan an die neuen
Gegebenheiten an.
Phase 3: Recherchieren / Forschung
In Phase 3 sammeln sie Material, bestellen oder leihen es aus und sichten die
relevante Literatur. Im Falle einer empirischen Arbeit beginnen Sie an dieser Stelle
die jeweiligen Untersuchungen. Passen Sie falls notwendig auch jetzt den Zeitplan
wieder an die neuen Gegebenheiten an.
Phase 4: Material strukturieren
Die Phase 4 schließt die Lektüre der einschlägigen Literatur sowie das Schreiben von
Exzerpten mit ein. Aufgrund der eingehenden Auseinandersetzung mit dem Material
strukturieren Sie außerdem bereits die gefundenen Themen und Inhalte. Dabei
erarbeiten Sie die Grundlage auf denen die weitere Arbeit basiert: Sie klären Begriffe
und logische Beziehungen zwischen Inhalten und gruppieren diese zueinander.
Hierfür eignen sich auch Visualisierungstechniken wie das Zeichnen einer Mind-Map.
Phase 5: Den Text planen bzw. strukturieren
In Phase 5 entwerfen Sie auf Basis der Fragestellung, Ihrer bisherigen Überlegungen
und der Lektüre eine grobe Struktur für Ihren Text. Unabhängig vom Thema müssen
Sie hier die komplexen Zusammenhänge Ihrer Arbeit in Form von Haupt- und
Nebenaspekten gliedern sowie bestimmen, in welcher Beziehung diese zueinander
stehen. Auch den groben Verlauf Ihrer Argumentation sollten Sie jetzt schon
bestimmen. Die jetzt entstehende Gliederung ist ein notwendiges Hilfsmittel, muss im
Zuge der weiteren Arbeit aber nicht unverändert bleiben.
Phase 6: Die Rohfassung schreiben
Erst in Phase 6 beginnt das Schreiben im engeren Sinne: auf Ihren Exzerpten
aufbauend und im Rahmen der zuvor geplanten Textstruktur beginnen Sie nun mit der
eigentlichen Schreibarbeit. Machen Sie sich dabei allerdings auch bewusst, dass es
sich zu diesem Zeitpunkt um eine Rohfassung handelt und nicht um einen Text, in
dem bereits perfekt formulierte Sätze stehen müssen.
Phase 7: Den Text überarbeiten
Nachdem Sie in Phase 7 die Rohfassung Ihres Textes geschrieben haben, gehen Sie
nun daran, den Text so zu überarbeiten, dass er ein kohärentes Ganzes ergibt.
Argumentationsketten werden überprüft, Überleitungen hergestellt und Material
ergänzt.
Phase 8: Den Text Korrekturlesen
Nach der Überarbeitung des Textes beginnen Sie mit der letzten Phase im
Arbeitsprozess, dem Korrekturlesen der Arbeit. Dabei überprüfen Sie ein letztes Mal –
bei längeren Texten auch in jeweils separaten Durchläufen – die Punkte
Rechtschreibung, Grammatik und Wortwahl Ihres Textes sowie die Formatierungen
der unterschiedlichen Textteile wie Überschriften, Zitate und Bibliographie.

1 Markus Rheindorf. http://www.schreibzentrum.at/files/planungshilfe.pdf (20231110)

3
Produkt: Thema, Problem, Fragestellung

• Thema. Die Wahl eines Themas hat zwei Seiten, eine subjektive und eine objektive:
Für den Autor muss das Thema interessant sein. Für die Gemeinschaft muss das The-
ma relevant, d.h. der Auseinandersetzung wert sein. Es muss ein Problem vorliegen
und dieses Problem muss mit wissenschaftlichen Mitteln lösbar sein. Im ersten Schritt
geht es also darum, aus einem persönlichen Interesse ein wissenschaftliches Thema zu
machen.
• Problem. Problem heißt in der Wissenschaft, dass irgendetwas offen, unentschieden
oder ungeklärt ist, nicht stimmt oder schlicht fehlt. Es muss eine Wissenlücke geben
und man muss begründen, warum genau dieses Problem gelöst werden muss. Ein
praktisches Problem kann zwar der Ausgangspunkt sein, aber Aufgabe der Wissen-
schaft ist es theortetische Probleme zu lösen.
• Fragestellung. Das Problem muss sich als Frage formulieren lassen und es muss sich
dabei um eine Frage handeln, welche die Leser beantwortet sehen wollen (Booth, Co-
lomb & Williams). Wenn die Beantwortung der Frage keinerlei Bedeutung hat und nur
die Frage „Na und?“ provoziert, dann handelt es sich um keine wissenschaftliche Fra-
ge. Die Originalität und Relevanz der Arbeit ergibt sich aus der Forschungslage, die
sich über die Literaturrecherche ergibt.

Projekt planen

1. Finde ein Thema, das so konkret ist, dass sich bewältigen lässt
2. Stelle Fragen zu dem Thema, bis eine Dein spezielles Interesse weckt
3. Untersuche, welche Belege zur Stützung Deiner Antwort erwartet werden,
z. B. quantitative Daten oder Zitate von Autoritäten?
4. Stelle fest, ob es Quellen gibt, die diese Daten hergeben

Ein Thema, das man in drei bis fünf Wörtern ausdrücken kann, ist meistens zu breit. Aber: Das
Thema nicht so stark eingrenzen, dass nicht genug Daten vorhanden sind. Es gibt fünf Per-
spektiven der Eingrenzung (nach Gleitsmann und Suthaus 2013):

1. Beschreibung, Messung, Statistiken der Nutzung, Beschreibung der Anwendungsberei-


che, Vor- und Nachteile, Vergleich unterschiedlicher Länder / Zielgruppen etc.
2. Ursachen Determinanten, Voraussetzungen
3. Auswirkungen Folgen
4. Blick in die Zukunft, Trends, Prognosen, zukünftige Entwicklungen, Probleme
5. Bezug bzw. Anwendungsmöglichkeiten in anderen Fachbereichen

Vom Thema zu Fragen: Die 3-Schritt-Formel (Booth, Golomb und Williams 2003)

1. Thema: Ich untersuche ...


2. Frage: weil ich herausfinden möchte was / warum / wie ...
3. Bedeutung: damit meine LeserInnen verstehen ...

4
Fortsetzung: Thema, Fragestellung, Problem (nach Kruse 2014)

Der Beginn eines Schreibprojekts dient der Planung. Die Planung ist bei wissenschaftlichen
Arbeiten fast immer ein Vorgang, der selbst einige Zeit in Anspruch nimmt, und zwar bis zu
einem Viertel der gesamten Arbeitszeit. Bei kleineren Pro- jekten wie einem Essay, einem ein-
fachen Praktikumsbericht genügt es, sich das Material bereit zu stellen, sich die Aufgabe klar
zu machen und eine grobe Gliede- rung zu entwerfen. Bei größeren Projekten wie Bachelor-,
Master- oder Doktorar- beiten mündet die Planungsphase in ein Exposé, einen schriftlichen
Vorschlag, der von der Person, die die Arbeit anleitet, gegengelesen und abgesegnet wird.
Dieses Exposé enthält eine Reihe von Schlüsselelementen wissenschaftlicher Texte, die nach-
folgend genauer beschrieben werden. Die wichtigsten davon sind:

• Fragestellung, Zielsetzung und Problem der Arbeit


• Vorhandenes Wissen: Worauf baut die Arbeit auf?
• Vorgehen:Wie will ich zu einer Lösung der Fragestellung kommen?
• Zeitplan: Bis wann will ich welches Zwischenziel erreicht haben?

Um einen solchen Plan aufstellen zu können, muss man sich zunächst in das Thema einarbei-
ten. Ohne Vorwissen ist keiner der genannten Punkte zu lösen. Zum Planungsprozess gehört
deshalb:

• Sich den Auftrag klar machen: vorhandene Unterlagen prüfen, ggf. bei Ihrem
Dozent nachfragen; was wird von mir erwartet?
• Suche nach erster Literatur: Wo kann ich mir einen Überblick verschaffen?
Ggf. Anleiter nach Ausgangsliteratur fragen.
• Einlesen:Überblicksartikel,Einführungen etc.
• Eingrenzung des Themas: Was will ich nicht behandeln?
• Textgenre präzisieren: Wie soll der fertige Text aussehen? Habe ich ein Muster
davon? Wo bekomme ich Information über die Textart?

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Es empfiehlt sich, diese Planungsphase zeitlich zu terminieren, z.B. dadurch, dass man einen
Termin mit dem Anleiter ausmacht, um die Arbeit zu besprechen oder dass man sich selbst
einen Abschlusstermin für die Planung setzt. Fangen Sie nicht ohne dieses schriftliche Exposé
an, denn sonst laufen Sie Gefahr, ungezielt zu lesen, ohne zum Punkt zu kommen. Wissen-
schaftliches Schreiben hat fast immer damit zu tun, winzig kleine Teile aus dem Meer des Wis-
sens herauszugreifen und sie gezielt zu bearbeiten. Hält man sich zu lange damit auf, Be-
schreibungen des Mee- res zu lesen, dann mag das interessant sein, bringt aber nicht weiter.

Fragestellung, Ziel, Problem festlegen

Die Fragestellung gehört zu den wichtigsten strukturellen Elementen von wissenschaftlichen


Arbeiten. Die Fragestellung gibt an, welcher Teilaspekt des Themas behandelt und welche
Erkenntnis produziert werden soll. Sie ist also das wichtigste Element, um die Themenspezifik
bzw. Themeneingrenzung zu signalisieren.

Gleichzeitig geht man mit der Fragestellung die Verpflichtung ein, eine Antwort zu liefern. Am
Anfang ist die Fragestellung tatsächlich die Frage, mit der man selbst an die Arbeit geht.
Wenn der fertige Text vorliegt, ist die Fragestellung genau auf das ausgerichtet, was beant-
wortet werden soll bzw. tatsächlich beantwortet wird.

6
Empirisch oder theoretisch (Niedermair 2010)

7
Empirie

In ihrer globalen Struktur folgen empirische Untersuchungen dem Muster des Berichtes. Ausgangs-
punkt ist eine Situation, in der ein oder mehrere Problem auftreten, für die durch Begründungen und
Belege (Daten) Lösungen angeboten werden. Die Daten werden nach wissenschaftlichen Methoden
erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse werden zuerst dargestellt und anschließend interpretiert.
Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen, die auch als Empfehlungen formuliert sein können. Ob es sich
beim „Problem“ um eine Wissenslücke handelt oder um ein praktisches Problem, wirkt sich auf die
Makrostruktur nicht aus. Sie folgt dem Muster „Frage : Antwort“ oder „Problem : Lösung“.

Situation

praktische praktisches
Lösung Problem

theoretische theoretisches
Lösung Problem

1. Situation: In einer Angelegenheit besteht Handlungsbedarf.


2. Problem: Entscheidungen sind fällig, können aber nicht getroffen werden, weil das nötige Wis-
sen entweder unzureichend oder veraltet ist.
3. Lösung: Die Untersuchung verschafft Wissen als Grundlage für Entscheidung. Nach der Ent-
scheidung werden Handlungen gesetzt.
4. Situation: Die Situation ist durch geeignete Massnahmen verändert bzw. verbessert.

Damit die Ergebnisse verlässlich und nachvollziehbar sind, wird das Wissen nach Methoden wissen-
schaftlichen hergestellt und nach den entsprechenden Konventionen dargestellt. Die folgenden Aspek-
te sind dabei obligatorisch:

• Beschreibung der Erkenntnisinteressen und Ziele


• Überprüfbarkeit der Prozesse und Ergebnisse
• Klärung zentraler Begriffe und relevanter Theorien
• Entwicklung möglichst widerspruchsfreier Aussagezusammenhänge
• Eindeutigkeit der sprachlichen und medialen Darstellung
• Begründung der Reichweiten der Aussagen und der Relevanzen

nach: Hug / Poscheschnik 2010

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Die empirische Arbeit

In ihrer globalen Struktur folgen empirische Untersuchungen dem Muster des Berichtes. Aus-
gangspunkt ist eine Situation, in der ein oder mehrere Problem auftreten, für die durch Be-
gründungen und Belege (Daten) Lösungen angeboten werden. Die Daten werden nach wis-
senschaftlichen Methoden erhoben und ausgewertet. Die Ergebnisse werden zuerst darge-
stellt und anschließend interpretiert. Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen, die auch als
Empfehlungen formuliert sein können. Ob es sich beim „Problem“ um eine Wissenslücke han-
delt oder um ein praktisches Problem, wirkt sich auf die Makrostruktur nicht aus. Sie folgt
dem Muster „Frage : Antwort“ oder „Problem : Lösung“.

Damit die Ergebnisse verlässlich und nachvollziehbar sind, wird das Wissen nach Methoden
wissenschaftlichen hergestellt und nach den entsprechenden Konventionen dargestellt. Die
folgenden Aspekte sind dabei obligatorisch (nach: Hug / Poscheschnik 2014):

• Beschreibung der Erkenntnisinteressen und Ziele


• Überprüfbarkeit der Prozesse und Ergebnisse
• Klärung zentraler Begriffe und relevanter Theorien
• Entwicklung möglichst widerspruchsfreier Aussagezusammenhänge
• Eindeutigkeit der sprachlichen und medialen Darstellung
• Begründung der Reichweiten der Aussagen und der Relevanzen

Das IMRaD-Schema

Der Beicht einer empirischen Forschungsarbeit folgt einer standardisierten Struktur. Sie wird
durch das Akronym IMRaD bezeichnet: Introduction, Material/Methods, Results and Discussi-
on = IMRaD. Die Struktur hat sich Mitte des 20. Jahrhundert ausgebildet, ursprünglich in den
Natur- und Technikwissenschaften. Die empirischen Sozialwissenschaften haben das Textsor-
tenmuster übernommen. Die IMRAD-Struktur wird von maßgeblichen wissenschaftlichen Ver-
einigungen bei Publikationen empfohlen und erwartet.

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Gliederung in rhetorischen Schritten (nach Academic Phrasebank, University of Manchester)
Einleitung
• Bedeutung des Themas für Gesellschaft / Welt betonen
• Bedeutung des Themas für das Fach betonen
• Bedeutung für das Thema mit Zeitangabe
• Literaturüberblick geben
• Problem aufzeigen
• Auf Kontroversen im Themenbereich hinweisen
• Auf Schwächen in der Forschung hinweisen
• Forschungslücke aufzeigen
• Ziel, Schwerpunkt und Argumenation der Arbeit unterstreichen
• Forschunsgfrage stellen, Hypothese aufstellen
• Forschungsdesign, Methode, Datenquellen vorstellen
• Bedeutung unterstreichen
• Einschränkungen formulieren
• Persönliches Interesse begründen
• Gliederung erklären
Literatur
• Literatur allgemein beschreiben
• Auf vorliegende Forschung verweisen
• Auf den aktuellen Foschungsstand verweisen
• Auf einzelne Untersuchungen verweisen (Zeitrahmen, Untersuchung, Thema)
• Konkrete Untersuchungen analysieren, diskutieren, kritisieren
• Idee und Positionen anderer AutorInnen hervorheben
• Literatur zusammenfassen und überblicken
Methoden
• Früher verwendete Methoden beschreiben
• Wahl / Ablehnung einer Methode begründen
• Spezielle Methode herausgreifen
• Stichprobe beschreiben
• Forschungsprozess beschreiben
• Auf Probleme oder Einschränkungen verweisen
Ergebnisse
• Auf Ziel oder Methode verweisen
• Wichtige Daten in Diagrammen und Tabellen kommentieren
• Positive Ergebnisse berichten
• Negative Ergebnisse berichten
• Ergebnisse von Befragungen und Interviews darstellen
Diskussion
• Bezug auf Literatur und Forschungsfrage nehmen
• Ergebnisse darstellen
• Unerwartete Ergebnisse darstellen
• Frühere Ergebnisse bestaetigen
• Frühere Ergebnisse widerlegen
• Ergebnisse erklären
• Vorsicht bei der Interpretation
• Allgemeine Hypothese vorschlagen
• Bedeutung unterstreichen
• Weitere Forschung vorschlagen
Konklusion
• Ziele wiederholen
• Ergebnisse zusammenfassen
• Bedeutung unterstreichen
• Forschungsbeitrag hervorheben
• Geltung der Ergebnisse einschränken

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• Empfehlung für zukünftige Forschung
• Auswirkungen für Praxis / Politik ansprechen

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Theorie

Für die empirischen Wissenschaften gilt: „Ihre Ergebnisse bestehen aus Beweisen oder Be-
weislagen, deren sprachliche Form die Beschreibung ist. Diese überzeugt umso mehr, je einfa-
cher und eindeutiger sie ausfällt.“ (v. Henting 2005: 46) Den Unterschied zu theoretischen
Fragestellungen erklärt v. Henting so:

Es gibt Erkenntnisgebiete, denen man damit nicht beikommt, deren Erforschung


gleichwohl streng methodisch geregelt und auf Intersubjektivität gerichtet ist – also
auch „Wissenschaft“ heißt; ihre sprachliche Form ist die deliberatio; die Klärung ihres
Gegenstands wird in oder mit der Sprache selbst vorgenommen. Diesen kann sie oft
nur einkreisen und wird nicht immer einfach und von vornherein eindeutig sein; sie
wird sich vielmehr der Unschärfe, der Doppeldeutigkeit der Wörter und Konstruktio-
nen bewusst bedienen. [v. Henting 2005: 46]

Kruse unterscheidet folgendermaßen:

Theorie-Arbeiten beziehen sich dabei fast ausschliesslich auf andere wissenschaftliche


Arbeiten. Wenn Sie historische Quellen auswerten, Gedichte analysieren, Werbetexte
untersuchen etc., dann haben Sie es mit Auswertung von Materialien zu tun, sind also
nicht mehr im Bereich reiner Theorie-Arbeit. Beide Herangehensweisen sind gängige
Modelle, und in beiden sind Sie verpflichtet zu sagen, wie Sie zu Ihren Ergebnissen ge-
kommen sind. [Kruse 2010: 46]

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Analysieren. Analysieren heißt, Dingen auf den Grund zu gehen unter Verwendung wissen-
schaftlichen Wissens. Wenn Sie also ein Gesellschaftssystem, eine Theorie, eine pädagogische
Methode, eine ästhetische Haltung oder Textgenre analysieren, so setzen Sie Fachwissen ein,
um herauszufinden, wie dieser Gegenstand beschaffen ist. Natürlich ist das ein relativ offenes
Vorgehen, für das es keine Schemata oder Arbeitsschritte gibt.

Diskutieren. Etwas diskutieren bedeutet, strittige, ungeklärte Fragen aufzugreifen und sie im
Lichte fachlicher oder ethischer Positionen. Im Vordergrund steht beim Interpretieren das
Herausarbeiten unterschiedlicher Betrachtungsweisen, unterschiedlicher Positionen und un-
terschiedlicher fachlicher bzw. ethischer Meinungen.

Interpretieren. Damit ist das Ergründen von Werken unterschiedlicher Art gemeint. Das kön-
nen wissenschaftliche Ergebnisse, Theorien, künstlerische Werke, Interviewaussagen oder
Alltagsprodukte sein. Zum Interpretieren gehört der fremde Blick auf ein Geschehen oder auf
Texte. Interpretieren heisst, sich nicht mit dem Selbstverständlichen zufrieden geben, sondern
mit vorher definierten Kriterien an ein kulturelles Objekt heranzugehen.

Etwas übertragen. Wissen wird heute oft von einer Disziplin in eine andere importiert oder
von einem in einen anderen Kontext übertragen. Dieser Transfer von Wissen aus einem in ein
anderes Feld erfordert, methodisch gesehen, dass man die unterschiedlichen Kontexte spezi-
fiziert und die Transferbedingungen genau ausarbeitet.

Anwendungsbezug herstellen. Die Praxis greift heute in vielfacher Weise auf wissenschaftli-
ches Wissen zurück. Die Fachhochschulen untersuchen Praxisfelder systematisch mit wissen-
schaftlichen Prinzipien und lehren die Praktiker wissenschaftliches Denken. Es gibt vieles, was
sich in die Praxis einführen lässt, es gibt Konzepte für Praxiskontexte, und es lassen sich Pra-
xisfelder wissenschaftlich erschliessen.

Systematisieren. Wo viele unterschiedliche Elemente vorhanden sind, kann man Ordnung


schaffen, indem man die wesentlichen Elemente identifiziert, Hierarchien schafft und die Viel-
falt vorhandener Formen aufzeigt.

Literatur systematisch erfassen und auswerten. Dies ist eine Textart, die im Englischen litera-
ture review, im Deutschen auch Literaturbericht genannt wird. Sie lebt von der Systematik,
mit der Literatur zu einem umgrenzten Thema erfasst (Thema, Zeitraum, Quellen, Sprache
sollten definiert sein) und nach vorab gewählten Kriterien ausgewertet wird. Ziel eines Litera-
turberichts kann sein, dass Forschungsergebnisse im Überblick (oder nach Art einer Meta-
Auswertung) dargestellt werden, dass Fragen der Theorie- oder Konzeptentwicklung disku-
tiert, Forschungstrends präzisiert oder neue Vorschläge für die Modellentwicklung daraus
abgeleitet werden.

[Kruse 2014]

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Zeitplan

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Das Exposé1

„Anfragen zur Betreuung von Masterarbeiten haben eine kurze Zusammenfassung (1-2 Sei-
ten) des Vorhabens (Titel, Abstract, wichtigste Quellen, grober Zeitplan) zusammen mit der
Bestätigung der Voraussetzungen zu enthalten und sind per e-mail an Univ.Prof. Dr. Harald
Badinger oder an a.o.Univ.Prof. Dr. Gabriele Tondl zu richten.“ (Richtlinien)

Aufgaben eines Exposés

• Bauplan für die Forschungsarbeit


• Überzeugung der BetreuerInnen
• Qualitätssicherung
• Beantragung finnanzieller Unterstützung

Aufbau eines Exposés

• Thema der Arbeit


• Abriss des aktuellen Forschungsstandes
• Identifizierung der Forschungslücke
• Forschungsziel
• Zentrale Fragestellungern und Hypothesen
• Relevanz der Arbeit
• Bearbeitungsdmethoden und Vorgehensweise
• Untersuchungsmaterial / Analysekorpus
• Aufbau der Arbeit
• Zeitplan undf einzelne Arbeitsschritte
• Auswahlbibliographie

Formulierung eines Arbeitstitels

Versuchen Sie, das Thema in Ihrem Arbeitstitel möglichst genau zu definieren, auch wenn er
hässlich und sperrig wirkt. In einem zweiten Schritt können Sie Ihren Arbeitstitel wieder kür-
zen und stilistisch zu verschönern. Der revidierte Arbeitstitel eignet sich für das Exposé. Mög-
liche Punkte, die sich genauer definieren lassen:

1. Muss das Projekt örtlich eingeschränkt werden?


2. Muss das Projekt zeitlich eingeschränkt werden?
3. Welche Inhalte / Begriffe könnten präzisiert und genauer definiert werden?
4. Gibt Ihr Arbeitstitel Aufschluss über die verwendete Methode oder die Daten?
5. Geht aus Ihrem Arbeitstitel das Ziel Ihrer Arbeit hervor?
Das Deckblatt enthält die wichtigsten Kontaktdaten: Name, Matrikelnummer, Studienkenn-
zahl, Kontaktdaten (Adresse, e-mail, Telefon), BetreuerIn, Institut / Fachbereich, „Exposé“,
Arbeitstitel.

1 nach: Huemer, Birgit; Rheindorf, Markus; Gruber, Helmut (2012): Abstract, Exposé und Föderungsan-
trag. Eine Schreibanleitung für Studierende und junge Forschende. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag
(= UTB 3762)

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Recherchieren (nach: Niedermair 2010)

Warum recherchieren?

• In einer wissenschaftlichen Arbeit muss alles begründet werden. Da wir nicht alles
selbst begründen können, stützen wir uns auf bewährte Begründungen.
• Theoretische Begründungen, die wir aus theoretischen Quellen übernehmen, müssen
korrekt zitiert werden, damit sie überprüfbar sind.
• Empirische Begründungen beruhen auf empirischen Quellen (Texten, Daten und Fak-
ten), die durch Interpretation, quantitative oder qualitative Methoden auf intersubjek-
tiv nachprüfbare Weise für eine Theorie fruchtbar gemacht werden.
• Für eine Literaturarbeit (Theoriearbeit) werden theoretische Quellen recherchiert, mit
deren Hilfe Forschungsergebnisse theoretisch begründet werden.
• Für eine empirische Arbeit werden zusätzlich empirische Quellen nach einer bestimm-
ten Methode erhoben und ausgewertet und für eine empirische Begründung von For-
schungsergebnissen verwendet.
• Ziel des Recherchierens ist, jene Quellen zu finden, die mein Wissen erwei-tern und
mir brauchbare theoretische oder empirische Begründungen für meine wissenschaftli-
che Arbeit liefern.

Die formelle Recherche ist im Unterschied zur informellen Recherche unmittelbar zweckge-
bunden und zielorientiert, sie gehört zum Forschungsprozess. Je nachdem, wie viel man be-
reits über den Forschungsbereich weiß und wie konkret die Forschungsfrage ist, bieten sich
verschiedene Strategien an. In der ersten Phase, in der die Forschungsfrage und das For-
schungsziel konkretisiert werden soll, wird man sich mit einer g Einstiegssuche über den For-
schungsbereich informieren. Erst dann macht es Sinn, mit Hilfe eines präzisierten Suchprofils
gezielt thematisch zu recherchieren oder sich ausgehend von relevanten Treffern assoziativ
im Schneeballverfahren auf die Suche zu machen. Relevante Ergebnisse sollten Sie in die Lese-
liste aufnehmen.

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Ablauf einer Recherche

1 Einstiegsrecherche
2 gezielte thematische Recherche
3 Formale Dokumentation
4 Assoziative Suche
5 Auswertung
6 Inhaltliche Dokumentation

Einstiegsrecherche

Am Anfang steht die Forschungsfrage. – Meist muss die Forschungsfrage noch konkretisiert
werden: Zu diesem Zweck führt man u.a. eine Einstiegsrecherche durch.

Gezielte thematische Recherche

Ist die Forschungsfrage hinreichend konkret, wird eine gezielte thematische Recherche nach
relevanten Quellen durchgeführt.

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Aus: Klaus Niedermair, Recherchieren und Dokumentieren, 2010

Publikationsformen

Die häufigsten Publikationsformen für Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen sind: Lehrbuch,
Monografie, Zeitschriftenartikel, Arbeitspapier, Sammelband, Tagungsband, Handbuch.

Lehrbuch. Lehrbücher bieten eine Übersicht über mehr oder weniger akzeptierte Lehrmei-
nungen, sie beschreiben diese strukturiert und übersichtlich. Für die eigene Forschungsarbeit
sind Lehrbücher jedoch nur bedingt geeignet: Sie bieten zwar eine gute Übersicht, um sich
schnell über einen Themenbereich informieren zu können, sie vermitteln jedoch nur Wissen,
das weitgehend unumstritten, nicht aktuell und für eine Forschungsfrage wenig inter- essant
ist. Lehrbücher verweisen in der Regel auf weitere Quellen und sind insofern auch wichtige
Tertiärquellen für die Recherche, vor allem für die Einstiegssuche.

Monografie. Unter Monografien versteht man Einzeluntersuchungen, Dissertationen und Ha-


bilitationsschriften. Monografien können einen oder mehrere Urheber – Autoren – haben. In
einem Verlag erschienene Bücher haben eine ISBN, mit der sie eindeutig identifiziert werden
können. Ein wissenschaftliches Buch kann in manchen Forschungsbereichen relativ schnell
an Aktualität verlieren, wichtig ist deshalb das Erscheinungsjahr. Geprüft werden sollte auch
die wissenschaftliche Qualität des Buches. Dissertation sind, sofern sie veröffentlicht sind,
Monographien.

Zeitschriftenartikel. In vielen Wissenschaftsdisziplinen spielt sich die wissenschaftliche Dis-


kussion in Zeitschriften ab. In den Naturwissenschaften und in der Medizin ist die aktuelle For-
schung fast ausschließlich in Zeitschriftenartikeln dokumentiert, das etablierte Wissen wird
vorwiegend in Handbüchern und für Ausbildungszwecke in Lehrbüchern – in Tertiärquellen –
festgehalten, man spricht deshalb auch vom Lehrbuch-Wissen. Zeitschriften erscheinen peri-
odisch (regelmäßig), mindestens zweimal jährlich und sind zu unterscheiden von Zeitungen,
die täglich oder wöchentlich erscheinen.

Arbeitspapier. Je hochkarätiger eine Zeitschrift, desto länger kann es dauern, bis ein zur Be-
gutachtung eingereichter Beitrag veröffentlicht wird. Deshalb ist es üblich, dass Beiträge
schon vorher als Preprints wissenschaftlichen Kollegen zugänglich gemacht werden, eine Op-
tion, die vor allem mit den Möglichkeiten des Internet kostengünstig zu realisieren ist. Wissen-
schaftliche Institutionen – Universitäten, Institute, Forschungszentren – sind zunehmend dazu

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übergegangen, diese Arbeitspapiere (Diskussionspapiere, Forschungsberichte, Discussi-
on papers, Working papers usw.) auch auf eigenen Preprint-Servern anzubieten. Neben den
Vorteilen der Aktualität und freien Zugänglichkeit sollte jedoch auch berücksichtigt werden,
dass diese Publikationen noch kein Begutachtungsverfahren absolviert haben.

Sammelband. Eine häufig vorkommende Publikationsform sind auch Sammelbände. Diese


haben mindestens einen Herausgeber, der für die Gesamtkonzeptionverantwortlich ist. Man
bezeichnet sie deshalb auch als Herausgeberwerke, im Unterschied zu Monografien und Arti-
keln, die von einem oder zwei Autoren verfasst werden. Meist fertigt der Herausgeber auch
eine Einführung an, in der die Themenstellung, die inhaltliche Gliederung und der Zusammen-
hang zwischen den einzelnen Beiträgen präsentiert wird. Die Beiträge selbst – man spricht
auch von den Artikeln oder Aufsätzen in Sammelbänden – stammen von verschiedenen Auto-
ren.

Tagungsband. Eine Sonderform des Sammelbandes sind Tagungsbände, also Herausge-


berwerke, in denen Vorträge, Präsentationen, Workshops, Diskussionsbeiträge auf wissen-
schaftlichen Tagungen, Symposien, Kongressen meist in überarbeiteter Form publiziert wer-
den.

Handbuch. Auch Handbücher, Nachschlagewerke oder Enzyklopädien sind Sammelbände,


sie haben einen oder mehrere Herausgeber und bestehen aus Einzelbeiträgen von anerkann-
ten Wissenschaftler/innen, die das Wissen einer Wissenschaftsdisziplin oder eines For-
schungsbereiches systematisch und übersichtlich darstellen. Handbücher sind Tertiärquellen,
Referenzwerke (reference works), die besonders bei der Einstiegssuche und in der Phase der
Konkretisierung einer Forschungsfrage wertvolle Hilfe leisten.

Sonstige Primärquellen. Schließlich sind noch die vielen Primärquellen zu erwähnen, die
außerhalb des wissenschaftlichen Publikationswesens in Printversion und zunehmend in
elektronischer Form verfügbar sind: Archive von literarischen und wissenschaftlichen Texten,
Gesetzestexte, Faktendatenbanken, Statistiken, Wirtschaftsdatenbanken, Jahresberich-
te von Institutionen, Organisationen und Ämtern, Pressedienste, Zeitungsarchive, Bio-
grafien.ip

Graue Literatur. Wissenschaftliche Dokumente, die nicht über Verlage publiziert und auch
nicht über den Buchhandel erhältlich sind. Herausgeber sind Universitäten, Institute, For-
schungseinrichtungen, Museen, Unternehmen, Vereine, Parteien. Beispiele: Institutsberich-
te, Forschungsberichte, Diskussionspapiere, Diplomarbeiten

UTB: Studieren, aber richtig


Herausgegeben von Theo Hug, Michael Huter, Otto Kruse

KLAUS NIEDERMAIR Recherchieren und Dokumentieren Der richtige Umgang mit Literatur im Stu-
di- um ISBN 978-3-8252-3356-3 | UTB 3356 208 Seiten, € 17,90
Was und warum recherchieren? Wo und wie recherchieren? Richtig dokumentieren

28
Thomas Forrer/Jürgen Spitzmüller Wissenschaftliches Schreiben

Das Exzerpt
Ein Exzerpt (lat. excerpere: «herauspflücken») ist eine (wörtliche oder paraphrasierende) Mit­
schrift aus einem Text. Ursprünglich aus der Not heraus entstanden, da bestimmte Texte nur
an bestimmten Orten zugänglich waren, dient das Exzerpt der Memorierung und der Struktu­
rierung von Gelesenem.

Zweck des Exzerpts


– Gedächtnisstütze
– Zusammenfassung
– Verständnishilfe («Übersetzung» der Informationen in eigene Worte)

Was gehört in ein Exzerpt?


1. Formal:
– «Kopf» mit Informationen zum exzepierten Text (Verfasser- und Titelangaben,
Signatur, Verfügbarkeit)
– Seitenzahlen am Rand
– Kapitelüberschriften

2. Inhaltlich:
– Der Gedankengang des Textes sollte in eigenen Worten ausformuliert werden
(möglichst nicht einfach die Formulierungen des Textes übernehmen => sichert das
Verständnis!). Bei Termini möglichst eine Übersetzung beifügen.
– Wichtige Zitate sollte man (mit genauen Seitenangaben und Seitenwechseln) wörtlich
notieren
– Eigene Kommentare zum Text (Verständnisprobleme, Übereinstimmung mit dem
Text, Zweifel an der Argumentation, Desiderate) anbringen und deutlich als eigene
Anmerkungen kennzeichnen.
– Hinweise auf wichtige Literatur, die im Text erwähnt wird

Wie exzerpiere ich am besten?


Hängt stark von den eigenen Vorlieben ab. Folgende Formen sind geläufig:
1. «Klassisches» Exzerpt, handgeschrieben auf A4-Papier. Vorteile: Kann leicht überall er­
stellt werden, lange Exzerpte möglich; Nachteile: nicht elektronisch durchsuchbar,
Sortierung mehrerer Exzerpte eher umständlich, nachträgliche Korrekturen, Erweiterungen
und Kürzungen nur eingeschränkt möglich
2. Karteikarten, handgeschrieben. Vorteile: Kann überall leicht erstellt werden; gut (in
Karteibox) sortierbar, verlangt die Beschränkung auf das Nötigste; Nachteile: nicht
elektronisch durchsuchbar, Nachträgliche Korrekturen nur sehr eingeschränkt möglich,
wenig Platz. Eignet sich vor allem für überarbeitete Fassungen von (1)
3. Textdokument, mit dem Computer erstellt. Vorteile: Lange Exzerpte möglich, Korrekturen
und Ergänzungen jederzeit möglich, sehr gut elektronisch durchsuchbar, Zitate können di­
rekt in die Seminararbeit kopiert werden, Ausdruck möglich; Nachteile: erfordert
technische Hilfsmittel (Notebook); wenn nicht ausgedruckt, nicht mehrere Exzerpte gleich­
zeitig lesbar.
4. Datenbank (Literaturverwaltung o.ä.). Vorteile: siehe 3, zusätzlich: Sortierung in Form von
«thematischen Gruppen» o.ä. möglich; Nachteile: erfordert technische Hilfsmittel, relativ
großer Vorbereitungsaufwand (Anlegen der Datenbank).
Tipp: Wer ein Notebook besitzt, sollte (3) probieren, ansonsten (1). Zusätzlich hilft es bei
komplexen Themen (Lizentiatsarbeit), Karteikarten oder Datenbanken einzusetzen.

29
Thomas Forrer/Jürgen Spitzmüller Wissenschaftliches Schreiben

Was sollte exzerpiert werden?


– Alles! Auch irrelevante Titel „verdienen“ ein eigenes, kurzes Exzerpt (mindestens den
Eintrag: „irrelevant für mein Thema“). So erspart man sich ggf. doppelte Arbeit.
– Hilfreich ist das Anlegen eines „Meta-Exzerpts“ für bestimmte Themenbereiche. Hier
sollten die allerrelevantesten Argumentationen aus allen Arbeiten zum Thema gebündelt
werden.

Wann sollte exzerpiert werden?


– Möglichst beim ersten Lesen. Erhöht das Verständnis des Textes enorm!
– Es hilft, bei wichtigen Titeln das erste Exzerpt zu einer 2. Fassung zu überarbeiten (ggf.
kürzen und ein zweites, kleineres Exzerpt anlegen)

Ein Beispiel
Kopf mit den wichtigsten Angaben
(auch zur Verfügbarkeit)
Hauptthese und
Relevanz
vorangestellt

Kapitelüberschriften
mit Seitenangaben

Immer
Seiten
angeben

Eigene
Kommentare
deutlich
kennzeichnen!

Wichtige Zitate
wörtlich,
Seitenwechsel
markieren

30
Der Schreibprozess: „Developing Your Manuscript“

Schreiben ist Teil einer umfangreicheren Tätigkeit, die man als Textarbeit im Rahmen eines
Textprojekts bezeichnen kann. Die Textarbeit beginnt vor dem Schreiben und dauert darüber
hinaus.

Texte entstehen nicht allein durch Schreiben. Wer schreibt muss wissen, WAS, FÜR WEN, WIE
und WOZU er/sie schreibt. Texte sind das Ergebnis eines mehrteiligen Prozesses, den man als
„Textarbeit“ bezeichnen kann (Rothkegel 2010: 185). Nach Abschluss der so genannten „Wis-
sensarbeit“ wird – als erster wesentlicher Schritt zur Lösung einer Schreibaufgabe – ein Textpro-
fil erstellt. Dabei werden die wichtigsten Merkmale des Zieltextes festgelegt. Dabei unterscheidet
man zwischen textinternen und textexternen Merkmalen. Zu den textexternen gehören:

• Autor
• Rezipient
• Textfunktion
• Situation
• Intertextualität
• Medium

Die textinternen Merkmale beziehen sich auf:

• Wortwahl (Lexik)
• Satzbaumuster (Syntak)
• Thema
• Themenentfaltung
• Textmuster
• Stil, bzw. Stilschicht
• Abfolgen
• Abbildungen und Illustrationen

Die Textparameter lassen sich sowohl bei der Analyse auch bei der Produktion von Texten auch
als Fragen an den Text stellen:

Worum geht es in diesem Text?


Woraus stammt der Text?
In welchem Stil ist der Text?
Wer ist der Autor dieses Textes?
Was ist die Zielgruppe dieses Textes?
In welcher Beziehung stehen Autor und Zielgruppe?
Welche Regeln und Erwartungen schränken den Text ein?
Was setzt der Text an Wissen und Vorverständnis voraus?
Welche anderen Texte setzt der Text als bekannt voraus?

[Nach: Paltridge 2001: 51]

31
32
Textprojekt und Schreibprozess

Wir wechseln die Betrachtungsweise vom Text als Produkt zum Schreiben als Prozess.
Schreiben ist Teil einer umfangreicheren Tätigkeit, die man als Textarbeit im Rahmen eines
Textprojekts bezeichnen kann. Die Textarbeit beginnt vor dem Schreiben und dauert darüber
hinaus. Bei der Textproduktion lassen sich Planung und Umsetzung unterscheiden.

Wer schreibt, muss wissen, WAS, FÜR WEN, WIE und WOZU er/sie schreibt. In der Planungsphase
werden zuerst die Textparameter festgelegt. Sie bilden die Vorgaben für den Text, innerhalb dessen
Rahmen der/ die Autorin die Entscheidungen für die Textproduktion trifft.

Textparameter nach Rothkegel (2010)


Wissen: Sachgebiet, Domäne, Objekt, …
Texteigenschaften: Textsorte, Textthema, Textfunktion, …
Zeichensystem: Bild, Sprache, Ton, …
Kommunikationssituation: Adressaten, Publikationsort und –zeit, …
Formale Festlegungen: Quantität, Qualität, Teiltexte, Version, …
Sprache und Kultur
Medium: Print, Internet, TV, …
„weiche Daten“: Zeitdruck, Haltung, …

Wer einen Text plant, muss sich über die Vorgaben im Klaren sein. Sie bilden einen Rahmen, die den
Text umgeben. [nach: Heinemann/Heinemann 2002]

• Situation, Kontext
• Medium
• Intention (Produzent)
• Interesse (Rezipient)
• Textsorte

Als Intention des Autors kann „Informieren“ vorausgesetzt werden. Sie müssen sich dabei über
Interesse der Leser/Nutzer sowie deren Vorwissen, Informations- und Erklärungsbedarf im Klaren
sein. Daraus ergibt sich, welcher Abstraktionsgrad angemessen ist. (Wichtig: Kommunikationsdistanz
einschätzen, ev. einen Schritt zurücktreten und Mut zum Trivialen zeigen). Die Elemente des
kommunikativen Rahmens bilden die Vorgaben für die Produktion wissenschaftlicher Texte. An diesen
Vorgaben orientiert sich der/die Autor/in bei der Planung der Makrostruktur.

33
Makrostruktur

• Thema
• Themenentfaltung
• Segmentierung
• Sequenzierung
• Formale Strukturierung

Er/Sie geht dabei vom Thema als dem Kern des Textinhalts aus. Das Text-Thema bildet die
Grundinformation, auf die alle Textteile bezogen sind und lässt sich in konzentrierter, abstrakter Form
als Satz oder als Titel wiedergeben. Umgekehrt kann man auch sagen, dass das Thema eine Frage ist,
die der Text beantwortet.

„Was interessiert am Text? In der Regel ist es das Textthema. Dabei geht es nicht um das
Wissen über Gegenstände, Sachverhalte oder Ereignisse als solches. Unsere Aufmerksamkeit
richtet sich vielmehr auf bestimmte Fragestellungen, auf die der Text Antworten gibt. Es sind
die Themen, in die das jeweilige Wissen „verpackt“ ist. Auf eine knappe Formulierung gebracht,
sagt die pragmatische Texttheorie dazu Folgendes: Der Text ist eine Antwort auf eine Frage
und diese Frage ist das Thema.“ (Rothkegel 137)

Innerhalb des Textthemas besteht zwischen dem Hauptthema und – aus dem Hauptthema abgeleiteten
– Nebenthemen eine Themenhierarchie: Der eigentliche Text ist das Ergebnis der Entfaltung des
Textthemas. (Beim Hörer/Leser ist das Text-Thema das Ergebnis des Verstehensprozesses. Beide
Prozesse sind komplementär aufeinander bezogen.) Situationswissen und Textsortenwissen fließen
in die Planung ein. Die Art und Weise, wie ein gegebenes Thema auf der Ebene der Makrostruktur
entfaltet wird, bestimmt die Organisation eines Textes. Es geht dabei darum, wie in welche Segmente
ein bestimmtes Gesamtthema gegliedert wird und wie die einzelnen Teile aufeinander folgen.

Themenentfaltung

Je nach Textsorte dominieren bestimmte Formen der Textentfaltung oder Vertextungsmuster. Darunter
versteht man grundlegende Strategien der Herstellung und Gestaltung von Texten. Sie betreffen
die Auswahl und Entscheidungen für die Grundform der Gestaltung, eben der „Vertextung“ des
jeweiligen Anliegens.

Deskription. Die objektiv-sachbezogenen Darstellungsarten lassen sich zum Vertextungsmuster der


Deskription zusammenfassen: berichten, beschreiben, referieren, feststellen.
Das Ziel ist die sachbetonte, adäquate Darstellung. Neben der Deskription gibt es weitere
Vertextungsmuster, die in wissenschaftlichen Texten verwendet werden. Es sind dies:

Explikation. Ein Sachverhalt wird erklärt, erläutert, dargelegt, verdeutlicht, präzisiert und aus anderen
Sachverhalten (Bedingungen, Gesetzmäßigkeiten) logisch abgeleitet. Ziel von Explikationen ist u. a.
Abhängigkeiten zwischen Erscheinungen herzustellen und einsichtig zu machen. Man kann zwischen

34
1 metasprachlicher (begriffs-, wort-, texterklärender) Explikation, 2 instruktiver (anleitender) Explikation
und 3 kausaler Explikation unterscheiden. Diese dient dazu, das Eintreten eines Ereignisses als
Wirkung oder Folge von Gründen, auf Ursachen, Absichten oder Motive zurückzuführen oder das
Verhältnis von Mitteln und Zwecken zu erklären. Ziel der Explikation ist es, einen Zusammenhang
verständlich zu machen. Abbildungen können auch als Mittel der Explikation verstanden werden.

Argumentation. Hier geht es darum, jemanden von der Wahrheit einer These/Behauptung oder der
Richtigkeit einer Handlung zu überzeugen. Argumentation und Explikation mischen und verbinden sich
zwar in wissenschaftlichen Texten, sind aber voneinander zu unterscheiden. Der Grund für die
Verwechslung besteht in der Verwendung des Bindewortes „weil“, mit dem man sowohl auf Fragen nach
Ursachen und Motiven als auch nach der Gültigkeit einer Behauptung antworten kann.

Narration. Bezeichnet die subjektive Darstellung eines Vorganges/Ereignisses. Die Globalstruktur nach
Labov & Waletzky besteht in Orientierung (Abstract), Komplikation, Auflösung, (Evaluation), Coda.
(Orientierung kann als Basiskategorie nicht nur narrativer, sondern auch anderer Texte gelten, nach
dem Grundmuster: Situation, Problem, Lösung, neue Situation.)

In unterschiedlichen Zusammensetzungen bestehen wissenschaftliche Texte als Mischformen aus


diesen Vertextungsmustern.

Die Gliederung

Der Sinn der Gliederung (outline) besteht nicht nur darin den Aufsatz zu strukturieren, sondern auch
darin, Ziele für die Schreibaufgabe zu setzen, Ideen für den Inhalt erzeugen und diese Ideen in einer
bestimmten Textstruktur anzuordnen.

Es ist nützlich, mehr Zeit für die Gliederung aufzuwenden, weil man dadurch die Schreibzeit
abkürzt. Man kann die Überschriften in Anweisungen verwandeln, die die Schreibaufgabe
beschreiben. In die Gliederungsphase können Gliedern und Schreiben parallel laufen. Bei der
Gliederung geht es um die Linearisierung. Trotzdem können nichtlineare oder parallele Prozesse
ablaufen.

Tipp
 Nicht Denken und Schreiben trennen
 Ideen oder Formulierungen nicht eliminieren, sondern sammeln
 Sätze und Absätze aufschreiben und in eigenem File abspeichern

35
Man kann im Entwurfstadium verschieden tief gliedern. Dabei ist es sinnvoll, nicht nur auf der ersten
Ebene zu gliedern, sondern in die Tiefe zu gehen. Die Gliederung von mindestens drei Stufen ermöglicht
den Übergang von der Makrostruktur zur Mikrostruktur. Es entsteht ein Kontinuum zwischen Gliederung
und Text. Wenn man bis zur vierten Ebene gliedert, ist man bei der Ebene von Absätzen und Sätzen
angekommen.

3-stufige Gliederung

1. Proportionen der Hauptteile klären


2. weiterer Inhalts- und Strukturentscheidungen treffen, Verbindungen, Übergänge
3. Detailplanung
[Murray 2007]

Der/die Autor/in gliedert den Gesamttext in überschaubare Teiltexte (Segmentierung). Auf der
Ebene der Organisation entscheidet er/sie, wie die einzelnen Teile begrifflich vernetzt sind und
in welcher Reihenfolge die Teile (Kapitel, Abschnitte, Absätze) logisch und räumlich aufeinander
folgen (Sequenzierung). Im Zuge der Entfaltung baut der Autor die Kommunikation mit dem
Leser auf. Er/sie bedient sich dabei bestimmter Strategien, um Verständlichkeit zu sichern und
kognitive Strukturierung sichtbar zu machen. In der Einleitung wird die Kommunikation zwischen
Leser/in und Autor/in etabliert.

Mikrostruktur

Nachdem man den Inhalt der einzelnen Teiltexte festgelegt hat, erfolgt die lokale Ausgestaltung,
d. h. die eigentliche Textproduktion auf der Ebene der Formulierung.

• Formulierung
• Wortschatz
• Satzbau

Im Anschluss daran Der/die Autor/in bedient sich dabei bestimmter Textsorten als Muster. Er
entscheidet, welche sprachlichen Mittel er/sie einsetzt, um sein Kommunikationsziel zu
erreichen. Die Intention bedingt auch die Formulierungsketten. Wichtig ist, dass im Zuge der
Umsetzung Entscheidungen über die Organisation und die Formulierung revidiert werden
können und müssen. Im Prozess des Schreibens kommt es auf der globalen Makroebene zu
Umorganisation und auf der lokalen Mikroebene zur Umformulierung.

36
Nicht nur bei der Analyse, sondern auch bei der Produktion lassen sich an einen
wissenschaftlichen Text bestimmte Fragen stellen:

o Worum geht es in diesem Text?


o Woraus stammt der Text?
o In welchem Stil ist der Text?
o Wer ist der Autor dieses Textes?
o Was ist die Zielgruppe dieses Textes?
o In welcher Beziehung stehen Autor und Zielgruppe?
o Welche Regeln und Erwartungen schränken den Text ein?
o Was setzt der Text an Wissen und Vorverständnis voraus?
o Welche anderen Texte setzt der Text als bekannt voraus?

[nach: Paltridge 2001, 51]

Projektmanagement

Für größere Schreibprojekte empfiehlt sich, die einzelnen Phasen im Sinne eines
Projektmanagements genau zu planen und die Umsetzung im Hinblick auf die Erfolgsfaktoren, vor
allem auf Qualität und Zeit zu kontrollieren. Zur Steuerung eines Schreibprojektes bemerkt Kruse:

In größeren Schreibprojekten ist also die Kommunikation mit sich selbst in verschiedenen
Rollen besonders wichtig. Sie müssen gleichzeitig Planer, Antreiberin, Ausführender,
Controllerin, Qualitätsmanager, Freizeitbeauftragte und Mutmacher sein. Nicht alle diese
inneren Rollen haben wir gleich gut besetzt. Deshalb bleiben wir manchmal hängen und finden
den nächsten Schritt oder den Schritt aus der Lethargie nicht.

Worauf es nach Kruse beim Schreiben ankommt:

37
Feedback(und(Überarbeitung(
(

(
!

!
Feedback!ist!eine!Auseinandersetzung!über!einen!Text,!bei!der!man!(als!Feedback9Geber_in)!sagt,!
was!man!gelesen!und!verstanden!hat.!Dabei!kann!man!sowohl!Stärken!als!auch!Schwächen!des!Tex9
tes!ansprechen.!Man!sollte!dies!aber!so!tun,!dass!es!für!den/die!Feedback9Nehmer_in!nicht!verlet9
zend!ist.!!
!
" Schaffen!Sie!klare!Voraussetzungen!für!das!Feedback,!am!besten!auf!Gegenseitigkeit,!so!dass!Sie!
sich!gegenseitig!Rückmeldung!geben.!!
!

" Geben!Sie!sich!Hinweise!darauf,!was!für!Fragen!Sie!bei!der!Textherstellung!hatten!und!konzen9
trieren!Sie!das!Feedback!auf!diese!Fragen.!!
!

" Wenn!Sie!Feedback!geben,!benennen!Sie!anfangs!immer!einige!positive!Aspekte!des!Textes.!Tun!
Sie!das!auch,!wenn!Sie!sich!gut!kennen!und!glauben,!dass!Sie!Ihre!Wertschätzung!der!anderen!
Person!nicht!immer!wieder!explizit!ausdrücken!müssen.!
!

" Wenn!Sie!Feedback!geben,!benutzen!Sie!bitte!eine!subjektive!Sprache,!die!zeigt,!dass!Sie!Ihre!
eigene!Sicht!ausdrücken,!nicht!eine!unverrückbare!Wahrheit.!!
!

" Vermeiden!Sie!Kritik,!aber!sagen!Sie,!wenn!Ihnen!etwas!nicht!gefällt!oder!wenn!in!Ihren!Ohren!
etwas!nicht!gut!klingt.!!
!

" Weisen!Sie!auf!Regeln!hin,!wenn!Ihnen!eine!Regel!verletzt!zu!sein!scheint.!
!

" Machen!Sie!Vorschläge!für!alternative!Formulierungen,!das!ist!immer!eine!willkommene!Hilfe.!
!

" Denken!Sie!aber!daran,!dass!die!Feedback!nehmende!Person!das!Recht!auf!eine!andere!Sicht!hat!
und!lassen!Sie!ihr!die!Freiheit,!Ihre!Ratschläge!anzunehmen!oder!nicht.!!
V Die eigene Kompetenzentwicklung planen
!
!

Wichtig

Die wichtigsten Regeln, die für Feedback einzuhalten sind

• Klaren Rahmen und klare Vereinbarung schaffen


• Kürzere Textstelle wählen, in der sich bestimmte Probleme zeigen
• Anliegen der Feedback suchenden Person berücksichtigen
• Stadium der Textproduktion berücksichtigen (Entwurf, Rohtext, Manuskript)
• Positives voranstellen oder das Textanliegen würdigen (nie vergessen!)
• »Higher order concerns« gehen vor
• Subjektive Sprache verwenden
• Genaue Textstellen benennen
• Rolle des Feedback-Gebers präzisieren (naiver Leser, Fachkollegin etc.)
• Feedback-Nehmer sollte keine defensive Haltung einnehmen und sich nicht
verteidigen
!
!
! Feedback auf einen Plan oder Exposé: Hier steht die Rückmeldung auf den Plan im
! Vordergrund: Ist das Vorhaben realistisch, sind Fragestellung, Vorgehensweise,
Methode etc. dem Projekt angemessen? Ist es hinreichend eingegrenzt?

Feedback auf Material: Oft hat man Material generiert, wie Interviews oder Frage-
bogendaten und weiß nicht recht, was sie bedeuten. Hier kann ein Feedback auf die
38
Verwendbarkeit des Materials wichtig sein, vor allem in Hinsicht auf das weitere
methodische Vorgehen.
39
Die Gliederung

Definition
Unter Gliederung versteht man die logische und räumliche Abfolge der einzelnen Textteile
(Kapitel, Abschnitte, Absätze, Sätze) bzw. Teiltexte innerhalb eines Gesamttextes.
Der/die Autor/in entscheidet, wie die einzelnen Teile begrifflich vernetzt sind und in wel-
cher Reihenfolge sie angeordnet sind, damit die LeserInnen den Text auch verstehen.
Es genügt nicht, einen Text in „Einleitung“, „Hauptteil“ und „Schluss“ zu gliedern. Auch die
Einleitung zerfällt in einzelne – angenommen drei – Abschnitte, die in sich wieder in Absätze
gegliedert sein müssen. Die einzelnen Absätze bestehen aus Sätzen, die nur in einer bestimm-
ten Reihenfolge und Logik Sinn ergeben. (Vgl. Beispiele weiter unten)

Funktion
Die Gliederung ist ein wesentlicher Faktor für die Verständlichkeit. Der Text muss auf der
Makroebene (Kapitel und Abschnitte), der mittleren Ebene (Absätze) und der Mikroebene
(Sätze und Satzteile) logisch strukturiert sein.
Der Sinn der Gliederung (outline) besteht nicht nur darin, den Text zu strukturieren, son-
dern auch darin, Ziele für die Schreibaufgabe zu setzen, Ideen für den Inhalt erzeugen und
diese Ideen in einer bestimmten Textstruktur anzuordnen.

Die Gliederung erstellen


Bei der Gliederung geht man vom Thema als dem Kern des Textinhaltes aus. Das Text-Thema
bildet die Grundinformation, auf die alle Textteile bezogen sind. In konzentrierter, abstrakter
Form lässt sich das Thema als Satz oder als Frage wiedergeben, die im Text beantwortet wird.

Die AutorInnen müssen sich in die Rolle der LeserInnen versezten und darüber im Klaren sein,
• was sie an Wissen vorraussetzen dürfen
• welches Wissen sie mitliefern müssen
• wie sie es entfalten können

Empfehlungen

1. Der Inhalt der Texte muss dem Vorwissen der Adressaten angepasst und für sie gut
nachvollziehbar sein, daher in die Leserrolle versetzen („write as a reader“) und zB
Probleme klar ansprechen, Begriffe erklären, Diagramme erläutern.
2. Die Informationen sollen in logischer Reihenfolge und übersichtlich präsentiert werden
und ein „roter Faden“ erkennbar sein. Die LeserInnen dürfen sich nicht um den Zu-
sammenhang bemühen müssen, das ist Aufgabe des Autors.
3. Die logischen Zusammenhänge zwischen Absätzen und Sätzen sollen explizit gemacht
werden, formal durch Nummerierung oder inhaltlich durch Bindewörter (vgl.
„Konnektoren“ in Modul 13: Stil)
4. Wichtige Konzepte sollen hervorgehoben und durch Vorausdeutung kognitiv vorstruk-
turiert werden („advance organizer“). Die LeserInnen sollen wissen, was sie erwartet.
(Vgl. „Metatext“ in Modul 12)

40
5. Textinhalte werden sequentiell arrangiert (z.B. durch Zwischentitel) und mit Zusam-
menfassungen, Beispiele oder Verdeutlichungen von Unterschieden und Gemeinsam-
keiten ergänzt.
6. Auf der mitteleren Ebene sollen die Einheiten (Absätze) gestaffelt und portioniert sein.
Ein Absatz sollte auf keinen Fall länger als eine Seite und nicht kürzer als drei Sätze
sein.
7. Die Absätze beginnen mit einem thematischen Satz (topic sentence). Es folgen Sätze,
mit denen das Thema entwickelt wird (supporting sentence). Der Absatz endet mit ei-
nem abschließenden Satz (concluding sentence) oder von der wichtigsten Aussage
(climax sentence).

Man kann im Entwurfsstadium verschieden tief gliedern. Dabei ist es sinnvoll, nicht nur auf
der ersten Ebene zu gliedern, sondern in die Tiefe zu gehen. Die Gliederung von mindestens
drei Stufen ermöglicht den Übergang von der Makrostruktur zur Mikrostruktur. Es entsteht
ein Kontinuum zwischen Gliederung und Text. Wenn man bis zur vierten Ebene gliedert, ist
man bei der Ebene von Absätzen und Sätzen angekommen.

Murray, Rowena (2008): Writing for Academic Journals. Maidenhead: Open University Press

41
Der Absatz

Denken Sie sich Ihren Text als aus Absätzen auf gebaut. Absätze sind die kleinsten Teiltexte oberhalb
der Satzebene und bilden „ein relativ abgeschlossenes Textstück; eine kognitiv-sprachliche (Gliede-
rungs-)Einheit zwischen Einzelsatz und Gesamttext, die durch ein (Teil-)Thema, einen Gedanken-
oder Argumentationsschritt begründet wird" (Lewandowski 1990: 23). Grafisch ist der Absatz durch
einen Abstand vom vor- bzw. nachstehenden Absätzen getrennt.

Der Absatz (nach Mautner)

Absätze sind Sinneinheiten, – die einen Hauptgedanken zum Gegenstand haben; – an deren Beginn
ein Themensatz (topic sentence) steht, der diesen Hauptgedanken prägnant ausdrückt und die
Kernbegriffe für diesen Gedanken einführt; – die in ihrem Mittelteil den Hauptgedanken in supporting
sentences erläutern und ausbauen (elaboration), indem sie zum Beispiel eine chronologische Ent-
wicklung nachzeichnen, den Themensatz spezifizieren und Beispiele anführen, oder Gegensätze und
Gemeinsamkeiten zwischen (meist zwei) Dingen herausarbeiten– die häufig durch einen Schlusssatz
(climax sentence) abgerundet werden und – in nachvollziehbarer Weise mit dem davor und danach
liegenden Absatz verknüpft sind und so den Leser durch die Argumentation führen.

42
Beispiele für Absatzstruktur

Die Mobilität der Händler ist ein wesentliches Merkmal des Handels auf thematischer Satz: „Es geht um
öffentlichen Flächen. Im Gegensatz zum stationären Einzelhandel sind diese Mobilität“
Händler häufig darauf angewiesen, sich auf „Wanderschaft“ zu begeben
und möglichst mehrere Märkte in und außerhalb des Landes zu bedienen. unterstützende Sätze, Differen-
Allerdings trifft dies für die beiden Warenbereiche nicht im gleichen Maße zierung und Detaillierung
zu. So sind im Lebensmittelbereich tatsächlich viele Händler nur an einem
Ort in Südtirol tätig, wie z.B. die zahlreichen Würstl- oder Imbissstände: Von
den Lebensmittelhändler ist nur die Hälfte auf mehreren Standorten bzw.
Märkten aktiv und nur 1 Prozent suchen auch Märkte außerhalb von Südti- abschließender Satz, bestätigt
rol auf. Auf der anderen Seite sind die Nicht-Lebensmittelhändler ausge- und steigert den thematischen
sprochene „Markthändler“. So gut wie jeder Betrieb, der sich auf den Ver- Satz vom Absatzbeginn
kauf von Bekleidung, Schuhen, Haushaltsartikeln oder sonstigen Waren
spezialisiert hat, ist auf mehreren Märkten tätig. Ein Drittel ist sogar regel-
mäßig auf Märkten außerhalb von Südtirol unterwegs, großteils im benach-
barten Trentino.

Die dynamische Entwicklung der Wochen- und Monatsmärkte hielt bis in thematischer Satz
die 1990erJahre ungebrochen an. Seit der Jahrtausendwende, an der sie
einen Höhepunkt erreichte, ist die Entwicklung wieder leicht rückläufig. Die
Anzahl der zweiwöchentlichen Märkte stagniert bereits seit Mitte der
1980er Jahre. Die Jahresmärkte konnten den abrupten Rückgang der unterstützende Sätze: Chrono-
1970er Jahre deutlich mildern. Die Zahl der „klassischen“ Jahres-, Monats- logie und Kontrast
und Wochenmärkte ist also in den letzten zehn Jahren gleich geblieben und
liegt zur Zeit bei 205 Märkten und insgesamt 2.665 Markttagen. Daneben
treten zunehmend auch andere Märkte in Erscheinung, welche allerdings abschließender Satz: Verände-
nicht mehr zum Sektor „Handel auf öffentlichen Flächen“ zählen. Seit dem rung
Jahr 1995 vermarkten beispielsweise immer mehr Bauern ihre eigenen
Produkte selbst. Derzeit finden etwa nicht weniger als 43 solcher „Bauern-
märkte“ mit ingesamt rund 1.300 Markttagen statt. (Südtiroler Bauernbund,
Südtirols Bauernmärkte 2013) Seit 1991 präsentieren sich die lokalen Kauf-
leute auf den inzwischen zahlreichen Südtiroler Christkindlmärkten.

In den letzten Jahrzehnten hat vor allem die Berglandwirtschaft einen thematischer Satz. Festellung
Strukturwandel von historischen Ausmaßen durchgemacht. Wenn in den
Alpen rund 160.000 Betriebe oder 35 Prozent die Bewirtschaftung einstel- Präzisierung
len, kann man ruhig von Massenabwanderung sprechen. Massiv betroffen abschliessender Satz: neuer Wis-
sind die Regionen Friaul-Julisch-Venetien, Lombardei, Piemont, Ligurien, der sensstand
Schweizer Kanton Tessin sowie Slowenien. In Italien sind die Abnahmeraten
besonders hoch. Die Entwicklung ist ungebrochen, verläuft aber regional
unterschiedlich stark und schnell.

43
Die Einleitung

Definition
In der Einleitung ist der „Ort“, an dem die vier Kontexte der Untersuchung:
Forschungsgegenstand, Literatur, Autor und Leser – miteinander in Beziehung
treten. Die Einleitung etabliert die Kommunikation, benennt und begrenzt das Thema
und begründet, warum es behandelt wird.

Funktion
Die wesentliche Aufgabe der Einleitung ist es, die Relevanz des Themas
hervorzuheben. Hier werden die Kontexte (Situation, Forschungsstand etc.)
beschrieben, das Problem bzw. die Forschungslücke angesprochen und die Frage
formuliert, auf welche der Text antwortet.

Form
Die Einleitung besteht aus mehreren, mindestens aber drei Absätzen und sollte nicht
mehr als etwa ein Fünftel des Gesamtumfanges ausmachen. Die Minimalversion (z.
B. in Analysen) sieht folgendermaßen aus:

Erster Absatz soll das Interesse der LeserInnen wecken und diese von der
Relevanz der Fragestellung zu überzeugen. Der Aufbau folgt der Logik „Vom
Allgemeinen zum Besonderen“, dh man beginnt mit einer verhältnismäßig breiten
Feststellung und präzisiert das Thema mit abnehmender Allgemeinheit. Der erste
Satz enthält eine allgemeine Feststellung, die Aufmerksamkeit erregt und das Thema
der Untersuchung vorstellt.
Die folgenden Sätze verengen das allgemeine Wissen auf eine Wissenslücke oder
ein Problem. Der erste Absatz endet mit dem Problem, welches die Studie / Analyse
anspricht. Der Einleitungsabsatz erfüllt den Zweck, den Leser zu interessieren, den
Problemzusammenhang anzusprechen und die allgemeine Richtung des Artikels zu
verdeutlichen.

Absätze 2 – n
Es folgt eine Serie von Absätzen, in denen über die Literatur und andere
Untersuchungen berichtet wird. Man beginnt mit den wichtigsten Beiträgen, welche
die Grundlage fuer das Thema darstellen. Es geht nicht darum alles zu zitieren,
sondern nur jene, die zum Problem des Beitrages führen.

Letzer Absatz. Der letzte Absatz dient zur Orientierung der LeserInnen. Er informiert
über den Aufbau der Studie und die Schwerpunkte der einzelnen Abschnitte.

In der Einleitung ist ebenso wie in den Schlussfolgerungen auf optimale


Verständlichkeit zu achten. Es ist eine bekannte Tatsache, dass neben Titel und
Kurzfassung (Abstract) die Einleitung und der Schluss die am meisten gelesenen
Teiltexte sind.

44
Empfehlungen

1. Beginne mit einer allgemeinen Feststellung, welche Aufmerksamkeit erregt


und das Untersuchungsgebiet einschränkt und vorstellt.
2. Verenge das Thema mit Sätzen, die den Wissenstand umreißen und das
Problem einführen.
3. Beende den Einleitungsabsatz mit einer allgemeinen Feststellung des
Problems und ggf. weiteren klärenden Informationen.
4. Nenne und beschreibe im Literaturbericht wesentliche Beiträge zum Thema,
umreiße den Forschungsstand und begründe die Originalität und Relevanz
des Beitrages
5. Beende die Einleitung mit einer kurzen Vorschau bzw. der Vorwegnahme der
wichtigsten Ergebnisse der Studie und einem orientierenden Absatz
(„organizational paragraph“), der die Gliederung kurz erläutert.

Schritte und Formulierungen (nach: Manchester Phrasebank)

Auf die Bedeutung des Themas hinweisen


• X spielt bei der Entwicklung eine wesentliche Rolle
• Im Zuge der Internationalisierung ist Y zu einem zentralen Thema geworden
• Es wird zunehmend schwerer, ...
• Es ist kaum mehr zu übersehen, dass ...
• In den vergangenen Jahren wurde immer deutlicher, dass ...
• Die vergangenen Jahrzehnte waren von X geprägt
• Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass ...
• In den letzten dreißig Jahren hat sich allerdings ein radikaler Wandel
vollzogen

Auf ein Problem bzw. Lücke hinweisen


• Der Wandel blieb nicht ohne Folgen auf ...
• Trotz der relativ stabilen Situation beginnen sich ... abzuzeichnen
• Obwohl bis jetzt keine Folgen zu beobachten sind, ...
• Trotz verschiedener Maßnahmen hat sich die Lage bis jetzt kaum verbessert
• Bisherige Studien haben sich ausschließlich auf X konzentriert
• Mit Ausnahme von X liegen keine gesicherten Ergebnisse vor
• Die meisten Untersuchungen gehen davon aus, dass ...
• Obwohl X mehrfach untersucht wurde, liegt bis heute keine Studie von Y vor
Das Ziel der Untersuchung ansprechen
• Das Ziel der Untersuchung ist es daher zu untersuchen, ...
• Das Ziel der Studie ist zu überprüfen ...
• Mit dieser Studie wird versucht nachzuweisen, ...
• Die Fallstudie überprüft, inwieweit sich ... auswirken

Eine Vorschau (Überblick) auf Design, Methode und Datenquellen geben


• Um die Frage zu klären, wurde eine Kombination aus ... gewählt
• Die Untersuchung erfolgt in Form einer Fallstudie
• Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz gewählt
• Die Daten wurden erhoben, indem ...

45
Die Bedeutung der Ergebnisse unterstreichen
• Die Studie gibt wichtige Einblicke
• Es handelt sich hier um die erste Langzeitstudie zu ...
• Die Analyse dient als Grundlage für weitere Entscheidungen
• Die Untersuchung versteht sich als Beitrag zur Frage ...
Die Gliederung erklären
• Die Hauptfragen sind a), b) und c)
• Die Untersuchung teilt sich in vier Abschnitte. Zuerst werden ...
• Im ersten Teil werden ... überprüft
• Der zweite Teil beginnt mit einer Diskussion der theoretischen Ansätze ...
Begriffe definieren
• Obwohl es eine Reihe anderer Definitionen dieses Begriffes gibt, wird X hier
im Sinne
• von N. N. (2007) verwendet, der darunter ... verstand
• In der gesamten Untersuchung wird sich der Begriff X auf ... beziehen
• In dieser Studie wird dafür das Akronym XYZ verwendet.
• Im Anschluss an N. N. lässt sich X als ... definieren

nach: Academic Phrasebank, University of Manchester


http://www.phrasebank.manchester.ac.uk/

46
Der Hauptteil

Definition

Die Bezeichnung Haupteil ergibt sich aus der universellen Gliederung Einleitung – Hauptteil –
Schluss. Der Hauptteil ist eigentlich eine Art „Protokoll“ der durchgeführten Untersuchung
und besteht (1) aus der Beschreibung der Methoden und (2) der Darstellung der Ergebnisse.
Am Ende des Hauptteiles sollten sich die LeserInnen eine Meinung über die Qualität der For-
schungsarbeit bilden können.

Funktion

Der Methodenteil dient dazu, den Ablauf der Untersuchung so darzustellen, dass sie Fachleu-
te nicht nur nachvollziehen, sondern sogar wiederholen und zu den gleichen Ergebnissen
kommen können. Die Ergebnisse der Untersuchung werden klar, objektiv und frei von Mei-
nungen präsentiert.

Form

1 Methoden
Die AutorInnen informieren darüber, wie sie bei der Lösung der Frage bzw. des Problems vor-
gegangen sind. Dabei werden das „Material“ (z. B. der wirtschaftliche Sektor oder die Bran-
che, der Ausschnitt aus der Bevölkerung etc.), das untersucht wurde, und alle Methoden, die
dabei verwendet wurden, beschrieben.
In wissenschaftlichen Untersuchungen (Arbeitspapiere, Studien) müssen die Methoden
präzise und detailliert beschrieben sein. Der Abschnitt kann in Unterabschnitte (z. B. Begriffe,
Modelle, Population, staistische Verfahren) gegliedert sein.
In Analysen werden die Methoden gröber und nur so weit beschrieben, wie es zum Ver-
ständnis der Ergebnisse notwendig ist.
Umfang: Der Methodenteil umfasst bei Studien etwa 25 Prozent des Gesamtumfanges. Bei
der Analyse ist der Umfang entsprechend kleiner.

Inhalte

In welcher Bedeutung werden zentrale Begriffe verwendet?


Nachdem Begriffe nicht nur in verschiedenen Disziplinen, sondern auch in ein und demselben
Fach unterschiedlich verwendet werden, müssen sie bei der erstmaligen Verwendung defi-
niert werden.

Die klassische Form der Definition besteht 1. aus dem zu definierenden Teil (definiedum), 2.
Einem Ausdruck, mit dem die Definition vorgenommen wird (difiniens), und einem Verbin-
dungsglied zwischen 1 und 2. Das Definiens gliedert sich in zwei Teile, die Angabe der Gattung
(genus proximum) und die Angabe der artspezifischen Merkmale (differentia specifica). Diese
kann auch aus einer losen Reihe von Merkmalsangaben bestehen.

47
Beispiel Innovationsdichte [ = definiendum] ist die Messziffer [ = genus proxi
mum], mit der technischer Innovationen je 10.000 oder 100.000 Ein-
wohner einer Gebietseinheit gezählt werden [ = differentia specifica].

Welche relevanten theoretischen Vorausetzungen liegen der Untersuchung zu Grunde?


Nach welchem Forschungsdesign, dh übergeordneten methodologischen Plan wie zB Befra-
gung, Simulation, Fallstudie ist die Studie aufgebaut und warum? Mit Forschungsdesign be-
zeichnet man die äußere Form einer empirischen Studie. Gelegentlich wird auch von Untersu-
chungsplan, Forschungsarrangement, Forschungstypus, Forschungsstrategie oder Forschungs-
konzeption gesprochen. Beispiele für Forschungsdesigns: Experiment, Feldforschung, Aktions-
/ Praxisforschung, Survey, Panel, Einzelfallanalyse, Meta-Analyse

Welche konkreten Formen der Erhebung, Aufbereitung und Auswertung von Daten wurden
verwendet?
Mit Forschungsmethoden bezeichnet man konkrete Wege zur Erhebung, Aufbereitung und
Auswertung von Daten. Die Methoden sind dem Design in der Planung logisch nachgeordnet
und kommen innerhalb des Designs zum Einsatz.

Schritte und Formulierungen

Wahl der Methode begünden


• Die Methode X wurde gewählt weil ...
• Der Fragebogen wurde im Hinblick auf ... entworfen ...
• Als Forschungsdesign diente eine Fallstudie ...
• Qualitative Daten sollten die quantitative Untersuchung ergänzen ...
• Dieser Zugang bietet eine Reihe von Vorteilen ...
• Ein weiterer Vorteil der Methode Y ist ...

Auf eine bestimmte Methode verweisen


• Bei der Erhebung und Auswertung wurde nach der Methode von N. N. vorgegangen
• Die Stichprobe wurden nach der von N. N. vorgeschlagegen Methode analysiert

Die Charakteristik der Stichprobe beschreiben


• Die ursprüngliche Stichprobe bestand aus ...
• Die Befragten waren am Beginn der Befragung ...
• 53 Prozent der Befragten waren weiblich, davon ...

Vorgangsweise beschreiben
• Um auszuschließen, dass ...
• Um festzustellen, ob ...
• Um die Genauigkeit der Messung zu erhöhen
• Zum Zweck der ... wurde ... gewählt
• ... wurde verwendet, durchgeführt, identifiziert, gefragt, wiederholt, ausgefüllt

Ablauf beschreiben
• Vor Beginn der Studie ...
• Im Anschluss an die Erhebung ...
• Nach Abschluss der ersten Befragung ...
• In weiterer Folge wurden die Daten ...
• Abschließend wurde auch noch gefragt ...

48
Der Schluss

Definition
Der Schluss besteht (1) aus der Diskussion der Ergebnisse und (2) den daraus zu ziehenden
Schlussfolgerungen. Im Diskussionsteil werden werden die Ergebnisse bewertet und im Hin-
blick auf den bisherigen Wissenstand interpretiert. Die Interpretation der Ergebnisse führt zu
den wesentlichen Schlussfolgerungen der Untersuchung.

1 Diskussion

Funktion
Hier bekommen die Leser Antworten auf die Fragen: (1) Wie verhalten sich die Ergebnisse zu
früheren Arbeiten? (2) Was ist neu und wichtig? Die Relevanz und die Aussagekraft – keine
Untersuchung kann absolute Geltung beanspruchen – muss in ihrer Gültigkeit eingeschränkt
werden, z. B. räumlich, zeitlich, auf die gegebenen Umstände oder zugänglichen Daten etc.
Und: Es muss auch gesagt werden, was nicht untersucht wurde.

Schritte und Formulierungen

Auf Hintergrund und Ziel Bezug nehmen


• Die Untersuchung wurde mit dem Ziel unternommen ...
• Das ursprüngliche Ziel der Analyse ware es ...
• Wir gingen bei der Untersuchung von der Annahme aus ...
• Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen konnte gezeigt werden

Ergebnisse festhalten
• Die Ergebnise zeigen ...
• Die Resultate deuten darauf hin ...
• Das Hauptergebnis dieser Studie ist ...
• Es konnte gezeigt werden ...

Überraschende Ergebnisse hervorheben


• Anders als erwartet ...
• Das Überraschende an den Ergebnisse ist ...
• Überraschenderweise zeigte sich ...

Übereinstimmung mit Erwartungen (früherer Forschung) bemerken


• Die Ergenisse entsprechen weitgehend den Erwartungen ...
• Die Resultate stimmen mit ftüheren Untersuchungen überein ...
• Die Untersuchung hat die Annahme bestätigt ...

Abweichung von Erwartungen (früherer Forschung) bemerken


• Im auffallenden Gegensatz zur letzten Untersuchung ...
• Anders als ursprünglich angenommen ...
• ... konnte kein Zusammenhang hergestellt werden

Ergebnisse erklären
• Für diese Ergebnisse gibt es mehrere (verschiedene) Erklärungen ...
• Eine mögliche Erklärung ist ...
• Es gibt allerdings auch noch weitere Erklärungen ...
• Die Unterschiede können erklärt werden...
• Es kann sein dass ...

49
2 Ergebnisse

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse, die nach Anwendung der Methoden gewonnen
wurden, neutral und objektiv dargestellt. Zur Veranschaulichung wichtiger Ergebnisse im Text
dienen einige wenige Diagramme. Zusätzliche Diagramme und Tabellen (supplementary in-
formation) kommen in den Anhang bzw. werden on line ausgelagert. Tabellen sind die detail-
lierteste Darstellung quantitativer Zusammenhänge. Sie müssen alle wesentlichen Angaben
enthalten, damit sie ohne Begleittext verständlich sind.
Weil der Abschnitt jedoch auch die Daten kommentieren und die Ergebnisse in Beziehung
zu anderen Arbeiten setzen kann, ist die Grenze zur Interpretation teilweise fließend. Wenn
Ergebnisse interpretiert werden, muss das klar erkennbar sein: durch Zwischenüberschriften,
Abschnitte, Absätze oder klare sprachliche Markierungen.

Schritte und Formulierungen

Bezug zu Ziel und Methode herstellen


• Um X zu erheben, wurde der Fragebogen Y verwendet
• In den ersten Analysen wurde die Auswirkung von X untersucht
• ... wurden mittels einer einfachenstatistischen Analyse erhoben

Ergebnisse feststellen
• Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen...
• Die Resultate deuten darauf hin ...
• Weitere Analysen zeigten ...
• Es konnten keine entscheidenden Unterschiede festgestellt werden
• Eine Zunahme konnte nicht beobachtet werden

Interessante (auffallende, überraschende) Ergebnisse hervorheben


• Das auffallendste Ergebnis ist jedoch ...
• Interessanterweise zeigte sich ...
• Der Zusammenhang zwischen X und Y ist deswegen überraschend, weil ...

Auf Ergebnisse von Befragungen und Interviews verweisen


• Nach sechs Monaten betrug die Rücklaufrate mehr als 60 Prozent ...
• Der Abschnitt des Fragebogen verlangte von den Befragten Informationen über ...
• Auf die Frage „...“ gab es lediglich zehn positive Antworten
• Einige der Befragten äußerten die Meinung ...
• Der überwiegende Teil der Befragten gab an ...

50
• Der beobachtete Zusammenhang lässt sich damit begründen

Bei der Interpretation zurückhaltend sein


• Die Daten müssen mit Vorsicht interpretiert werden
• Die Ergebnisse können zwar nicht auf alle ... ausgexenht werden, aber ...
• Die resultate sind nicht ohne weiteres übertragbar ...

Schlussfolgerungen ziehen
• Eine Folgerung daraus ist ...
• Die Ergebnisse bestätigen die Annahme ...
• Hier besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen ...
• Daraus ergibt sich eindeutig ...

2 Schlussfolgerungen

Funktion
Die Schlussfolgerungen sind jener Textteil, in welchem die Interpreration der Ergebnisse in
Empfehlungen für die Praxis übergeht. Die AutorInnen verallgemeinern die Interpretation der
Ergebnisse und verbinden sie durch Schlussfolgerungen und Empfehlungen mit der Praxis.

Schritte und Formulierungen

Inhalt zusammenfassen
• Die Studie hat gezeigt ...
• Mit dieser Analyse konnte gezeigt werden ...
• Die Untersuchung hat eindeutig bewiesen, dass ...

Zielsetzung aufgreifen
• Das Ziel der Studie war ...
• die vorliegende Studie diente dazu ...
• in dieser Untersuchung sollte gezeigt werden ...

Ergebnisse zusammenfassen
• Aus der Untersuchung geht klar hervor ...
• das wichtigste Resultat der Studie ist ...
• die Ergebnisse zeigen eindeutig ...
• ... deuten in die Richtung

Empfehlungen für die Praxis


• Daraus folgt ...,
• Daher sollten folgende Maßnahmen sollten ergriffen werden ...
• Für die Praxis bedeutet das ...,
• Ein wesentliches Ziel für die Politik sollte es daher sein ...
• Es ist daher dringend nötig ...
• Es besteht daher dringender Bedarf ...
• Die Ergebnisse legen nahe ...
• Es sollte daher nicht versäumt werden ...
• Die Politik ist daher dringend aufgefordert

51
Mikrostruktur: Grammatik, Stil, Rhetorik

Wissenschaftssprache Sprache ist Teil der Allgemeinsprache mit besonderer Funktion und Struk-
tur. Der Grundzug des wissenschaftlichen Stils ist Sachlichkeit (Eroms 2008: 119). Klarheit und
Genauigkeit sind das oberste Prinzip, es geht um Fakten und objektive Zusammenhänge, das sub-
jektive Moment tritt in den Hintergrund. Die funktionalen Eigenschaften der Wissenschaftspra-
che sind:

• Deutlichkeit
• Verständlichkeit
• Ökonomie
• Anonymität
[Roelcke 2005: 28ff]

Stilistisch sind wissenschaftliche Texte von einem vergleichsweise hohen Grad an an Förmlichkeit
geprägt, die durch folgende Momente erreicht wird:

• Hohe Verdichtung
• Ausgeprägter Nominalstil
• Unpersönliche Ausdrucksweise

Wissenschaftlicher Stil entsteht, wenn folgende sprachliche Mittel vorherrschen und das Text-
ganze prägen:

• Fachterminologie
• Komposita
• längere Sätze (30 Wörter und mehr)
• mehr Satzglieder im einfachen Satz
• mehr Gliedsätze und Nebensätze
• Nominalisierung
• Attribuierung
• Passiv- und Reflexivformen
• Funktionsverbgefüge
• Infinitivkonstruktionen

Deutlichkeit: Terminologie, Komposita, Attribuierungen, Nominalklamern; Dominanz von Aussa-


gesätzen, Final- und Konditionalsätzen, Vielzahl von Relativsätzen, Satzlänge, komplexe Satz-
strukturen, Verbalklammern
Ökonomie: Komposita, Nominalisierung (-ung, -heit, -keit), Attribuierung, Akronyme
Anonymität: Passiv, Dominanz von Präsens und 3. Person, Funktionsverbgefüge, Infinitivkon-
struktionen

52
Wodurch unterscheidet sich der Forschungsstil von anderen Stilen?

Längere Sätze. In wissenschaftlichen Texten sind Sätze um ein Drittel bis Viertel länger als in an-
deren Texten. Die durchschnittliche Satzlänge beträgt bei einfachen Sätzen etwa 16 Wörter und
bei zusammengesetzten Sätzen 33, 5 Wörtern. In längerfristigen Vergleich zeigt sich allerdings
auch in weissenschaftlichen Texten eine deutliche Tendenz kürzeren Sätzen.

Mehr Aussagesätze. Aussagesätze dominieren in wissenschaftlichen Texten. Es entspricht dem


Satztyp Aussagesatz, dass die dritte Person im Indikativ Präsens als Verbform vorherrscht. Als
Mittel der Komposition und Dramatisierung können daneben auch Fragesätze vorkommen, z. B.
als rhetorische Fragen im Text oder bei Überschriften.

Komplexere Sätze. Wissenschaftliche Sätze sind komplexer als Sätze der Alltagskommunikation.
Die Komplexität beginnt bereits im einfachen Satz, und zwar durch die Zahl und Art weiterer
Satzglieder, insbesondere durch Attribute und adverbiale Bestimmungen. Das Verhältnis von ein-
fachen und zusammengesetzten Sätzen beträgt etwa ein Viertel zu drei Vierteln. Die Hälfte aller
Nebensätze sind Relativsätze. Die andere Hälfte besteht zur Hälfte aus „dass“-Sätzen, Rest ver-
teilt sich auf Konditional- und Kausal- u. a. Satzformen.

Attribuierungen. Diese Erweiterungen dienen der näheren Bestimmung und Präzisierung von
Gegenständen, Begriffen, Handlungen und Vorgängen. Die Attribute sind entweder vorange-
stellte Adjektive bzw. Partizipien oder nachgestellte Substantive (Genitivattribute, Präpositio-
nalattribute).

Höhere sprachliche Verdichtung. Nicht nur im Deutschen nutzt die Wissenschaftssprache sämtli-
che Möglichkeiten zur Komprimierung der Information und zur Reduktion von Redundanz. Selb-
ständige Prädikationen werden nach Möglichkeit unterdrückt und in Attribute und adverbiale
Bestimmungen transformiert. (Nebensätze werden gleichsam „eingezogen“.) Partizipial- und Ge-
rundivkonstruktionen sind dafür typische Mittel.

Unpersönliche Ausdrucksweise. Im Sinne des „Ich-Tabus“ werden Pronomen wie „wir“, „man“,
„es“ bevorzugt. Das Passiv ist ein universelles Mittel der Entpersönlichung und Generalisierung.
Der Sprecher/Akteur tritt in den Hintergrund und erscheint höchstens als Nebenumstand. Im
Vordergrund stehen Vorgänge oder Zustände. Infinitivkonstruktionen erzeugen Anonymität und
färben das Geschehen im Sinne von Modalität, d. h. Notwendigkeit oder Möglichkeit. Sie erzeu-
gen anonyme, generelle Aussagen mit modalem Charakter.

Mehr Hauptwörter. Verben machen in wissenschaftlichen Texten nur zwischen 10 und 14 Pro-
zent aller Wortarten aus. Zischen 50 und 60 Prozent entfallen auf Substantive. Neben den Hilfs-
und Modalverben (können, müssen, sollen, wollen, dürfen, mögen) sind die Verben wie: geben,
bestimmen, lassen, zeigen, liegen, machen, heißen, finden, stehen, entsprechen, folgen, beste-
hen, nennen am häufigsten vertreten. Verben haben selten Spezialbedeutung, d.h. Fachausdrü-
cke sind selten Verben.

Die Möglichkeit zur Nominalisierung durch Substantivierung von Verben und die Ableitung von
Substantiven aus anderen Wortarten mit Hilfe von Suffixen: -heit, -keit, -ung. Daraus ergeben
sich unbegrenzte Möglichkeiten Substantive zu bilden mit dem Ziel der Vergegenständlichung,
Vereinzelung, Verallgemeinerung.

53
Die Tendenz zur Nominalisierung zeigt sich deutlich in den so genannten Funktionsverbgefügen,
in denen Verben mit dem Hauptwort eine feste Verbindung bilden. Bedeutungsgehalt wird durch
das Substantiv ausgedrückt und vom Verb modifiziert. Das Verbum drückt neben Tempus und
Modus auch Aktionsart aus. Man kann auch sagen, dass Verben einen Teil ihrer Bedeutung an
Nomina abgeben und zu Platzhaltern werden.

Parenthesen sind Einschübe und bilden gewissermaßen einen Kommentar zur eigenen Aussage.

„Sekundäre“ Präpositionen: angesichts, ungeachtet, hinsichtlich, bezüglich, Präpositionalfügun-


gen: auf Grund, Im Hinblick, unter Berücksichtigung, in Bezug auf, - dienen zur Differenzierung,
Schattierung, Nuancierung. Häufige Verwendung von Modalpartikeln: angeblich, anscheinend,
vermutlich, offensichtlich, fraglos, möglicherweise, normalerweise.

Hedging „Hedge“ bedeutet Hecke. Der Autor hält sich bedeckt und schützt sich durch die Ver-
wendung relativierender und teilweise defensiver Formulierungen („Das deutet auf …“, „Hier
könnte man annehmen …“, „Unter Umständen ist hier zu vermuten …“, „Hier muss ich mich auf
… beschränken …“ u. ä.). Einerseits betonen die Autoren das Neue und Interessante, andererseits
vermeiden sie es, die Ergebnisse zu überbewerten und schwächen sie daher mit hedging-Ausdrü-
cken ab. (Hyland, 249) Solche Formulierungen finden sich häufig in Hypothesen in der Geistes-
wissenschaft und in Zusammenfassungen von naturwissenschaftlichen Artikeln. Die Verwendung
von hedges ist umstritten. Howard S. Becker spricht von bullshit qualifications! Im Prinzip gilt,
dass man nicht zu kühne Behauptungen aufstellen, aber auch nicht übervorsichtig sein sollte. Es
gelten folgende Erfahrungsweisheiten:

Thus, high-level claims are likely to be important but risky, whilst low-level claims are
likely to be trivial but safe. [Swales 1990]

… good academics should never make statements that lack an escape route.
[Sharp 2002]

Mit gewissen Einschränkungen gelten in Texten der Forschung stilistische Tabus. Es sind dies
das Ich-Tabu, das Erzähl-Tabu und das Metapherntabu.

54
Wie lässt sich der typische „Wissenschaftsstil“ vermeiden

Wenn man den Charakter des Wissenschaftsstils vermeiden will, muss man bei den
Grundprinzipien der Verdichtung, des Nominalstils und der unpersönlichen Ausdrucksweise
ansetzen. Wie für das journalistische Schreiben, geht es darum, Komprimierungen zu
erkennen und rückgängig zu machen. Syntaktische Intransparenz entsteht durch:

• übertriebene Satzlänge
• ein zu großes Vorfeld
• eine zu große verbale Satzklammer
• eine verschachtelte Konstruktion

Empfehlungen nach R. Keller

1 Satzlänge anpassen. Auch relativ lange Sätze können syntaktisch transparent sein,
nämlich dann, wenn sie von der Leserichtung von links nach rechts abgearbeitet werden
können. Die erste Position im Satz kann unter Umständen sehr aufgebläht sein mit Attributen
und Attributen zu Attributen. (RK)

2 Verbalklammer verkleinern. Meist kann man die Verbalklammer verkürzen, indem man
die Satzteile umstellt. Einer Möglichkeit, die Verbalklammer ganz zu vermeiden, besteht
darin, statt eines zusammengesetzten Tempus ein nicht zusammengesetztes zu verwenden.
Es dient der kognitiven Entlastung des Lesers, wenn man Vorfelder und verbale
Satzklammern möglichst klein hält.

3 Schachtelsätze entschachteln. Für Schachtessätze gibt es nur ein Rezept:


entschachteln. Und das heißt, die einzelnen Aussagen des komplexen Satzgefüges
auseinandernehmen und nacheinander in getrennten Sätzen zu präsentieren.

4 Syntaktische Monotonie vermeiden. Kurze Sätze können ebenso ermüdend sein wie
lange – nur aus anderen Gründen. Als Autor soll man den Geist des Lesers zwar nicht
überstrapazieren, aber man sollte schon zusehen, dass er nicht aus lauter
Unterbeschäftigung abschweift.

5 Bürokratenstil vermeiden. Die eigentliche Triebfeder für bürokratische Diktion ist das
Streben nach Verdichtung. Der Eindruck von Bürokratendeutsch kommt erst dann zustande,
wenn diese Merkmale in Kombination und in einer gewissen Häufigkeit auftreten. Daraus
folgt, dass es zwischen bürokratisch anmutenden Texten und narrativen Texten ein
Kontinuum gibt.

6 Substantivstil kontrollieren. Das syntaktische Zentrum eines Satzes ist das Prädikat, das
immer mit einem Verb gebildet wird. Wenn man nun die verbale Aussage in ein Substantiv
packt, dann bleibt einem für das Prädikat nichts Gehaltvolles mehr übrig. Der Autor muss
dann zu blassen, semantisch neutralen Verben greifen.

7 Funktionsverbfügungen sparsam verwenden. Funktionsverbfügungen bilden einen


Spezialfall der bürokratischen Technik, den Inhalt des Verbs mithilfe eines Substantivs zu
formulieren. Die Verben haben in ihrer Verwendung als Funktionsgehalt nahezu völlig
verloren und fast nur die Funktion, die Prädikatposition syntaktisch zu füllen.

55
Satzbau in wissenschaftlichen Texten

Sätze lassen sich miteinander verknüpfen und man kann mit solchen Verknüpfungen kom-
plexe Aussagen und Argumente bilden. Die Verbindung von Aussagen hat für die Wissen-
schaften insofern eine besondere Bedeutung, als sie die Grundlage für die Logik schaffen. Die
Wörter, die man zur Verknüpfung verwendet, werden »Konjunktionen«, oder auch
»Konnektoren« genannt. Sie haben eine ähnliche Funktion wie die logischen Operatoren.
Nehmen wir folgende Sätze an:

Die Mauer ist alt. Die Mauer wird abgerissen.

dann haben wir verschiedene Verknüpfungsmöglichkeiten:

56
Aus: Bisle-Müller, Hansjörg; Heringer, Hans Jürgen (2009): Fit für die DSH. Tipps und Übungen.
Ismaning: Huber Verlag 2009

57
Empfehlungen+und+Beispiele+

1 Satzlänge anpassen. Auch relativ lange Sätze können


syntaktisch transparent sein, nämlich dann, wenn sie von
der Leserichtung von links nach rechts abgearbeitet werden
können. Die erste Position im Satz kann unter Umständen
sehr aufgebläht sein mit Attributen und Attributen zu Attribu-
ten. (RK)

vorher

Sehr spezifische Aufwendungen der öffentlichen Hand zu


Gunsten der Familien aber, wie zum Beispiel Vergünsti- überlanger Satz mit 51 Wörtern
gungen (z.B. Eintrittspreise in öffentlich geführten Einrich-
tungen), unterstützte Gesundheitsspesen (z.B. Landesbei-
trag für zahnärztliche Leistungen oder Absetzbeträge für
Gesundheitsausgaben), Fördermaßnahmen für Schüler und
Schülerinnen oder Fördermaßnahmen für Studierende wer-
den in der vorliegenden Studie aus verschiedenen Gründen
nicht berücksichtigt. (51 Wörter)

nachher

Sehr spezielle Aufwendungen zu Gunsten der Familien


werden in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt. Satz geteilt, dadurch das Vorfeld
Gemeint sind damit etwa solche Vergünstigungen wie Ein- (= alles vor dem Verbum) von 41
trittspreise in öffentlich geführten Einrichtungen, Beiträge zu Wörtern (!) verkleinert; „Beispiele
Gesundheitsspesen für zahnärztliche Leistungen oder Ab- zu Beispielen“, Begründung in
setzbeträge für Gesundheitsausgaben oder Fördermaß- eigenen Satz ausgelagert und
nahmen für Schüler und Schülerinnen bzw. für Studierende. damit einen geschlossenen Ab-
Im Gegnsatz zu anderen sind diese Aufwendungen ... satz erzeugt.

2 Verbalklammer verkleinern. Meist kann man die Verbal-


klammer verkürzen, inderm man die Satzteile umstellt. Ei-
ner Möglichkeit, die Verbalklammer ganz zu vermeiden,
besteht darin, statt eines zusamengesetzten Tempus ein
nicht zusammengesetztes zu verwenden. Es dient der ko-
gnitiven Entlastung des Lesers, wenn man Vorfelder und
verbale Satzklammern möglichst klein hält.

vorher
zweiteiliges Perfekt im ersten
Mit +0,8% ist die Produktivität hier wie in Italien (+1,6%) seit Satz („ist ... verharrt“) erzeugt
dem Jahr 2000 etwa auf demselben Niveau verharrt, wäh- große Verbalklammer – noch
rend die EU-Staaten im Schnitt eine Produktivitätssteige- dazu mit numerischen Angaben.
rung von 14,3% verzeichnet haben.
Die Praesensform von „stagnie-
nachher ren“ rückt dagegen an die zweite
Stelle vor. Wenn man den Ne-
Mit einem Wachstum von nur 0,8 Prozent stagniert die Pro- bensatz in in einen Hauptsatz
duktivität – wie in Gesamt-Italien – auf dem Niveau des umwandelt, rückt das Verbum
Jahres 2000. Im selben Zeitraum verzeichneten die EU- („verzeichnet“) auch hier nach
Staaten eine Produktivitätssteung von mehr als 14 Prozent. vor.

WIFO%Handbuch_%Module_FF_120514%%

58
3 Schachtelsätze entschachteln. Für Schachtessätze gibt
es nur ein Rezept: entschachteln. Und das heißt, die ein-
zelnen Aussagen des komplexen Satzgefüges auseinande-
dernehmen und nacheinander in getrenn- ten Sätzen zu
präsentieren.

vorher

Dies erklärt sich dadurch, dass bereits die Hälfte der Le- inhaltsarmer Hauptsatz, wichtige
bensmittelhändler keine „Markthändler“ sind, sondern nur Information im Nebensatz; alle
an einem fixen Standort tätig sind, während so gut wie alle folgenden Verben am Satzende
Nicht-Lebensmittelhändler verschiedene Märkte bedienen müssen; Leser muss die Informa-
und in der Folge auch stärker mit unvorhergesehenen Pro- tion davor zwischenspeichern
blemen bzw. Schwierigkeiten betroffen sind. dopplete Gegenüberstellung
(„sondern“, „während“) beachten;
nacher Satzlän ge 43 Wörter!

Das Phänomen lässt sich leicht erklären: Bereits die Hälfte Einleitungssatz „freigestellt“; zen-
der Lebensmittelhändler sind keine echten „Markthändler trale Aussage daher Hauptsatz;
mehr, sondern nur an einem festen Standort tätig. Im Ge- Leser kann Information von links
gensatz dazu bedienen so gut wie alle Nicht-Lebensmittel nach rechts abarbeiten
händler mehrere Märkte und sind daher auch stärker mit
unvorhergesehen Schwierigkeiten konforntiert.

4 Syntaktische Monotonie vermeiden. Kurze Sätze kön-


nen ebenso ermüdend sein wie lange – nur aus anderen
Gründen. Als Autor soll man den Geist des Lesers zwar
nicht überstrapazieren, aber man sollte schon zusehen,
dass er nicht aus lauter Unterbeschäftigung abschweift.

vorher

Als nördlichste Provinz Italiens nimmt Südtirol eine günstige


geografische und verkehrstechnisch strategische Lage
zwischen dem mitteleuropäischen und dem italienischen
Markt ein. Das bergige Land mitten in den Alpen stellt eine
wichtige Attraktion für den Tourismus dar, macht gleichzei-
tig aber auch die Besiedelung und Bewirtschaftung schwie-
rig. Insgesamt leben 510.000 Menschen in Südtirol, davon
60% in den Landgemeinden in den Tälern und am Berg.
Leben und Arbeit in Südtirol ist durch die duale Ausbildung
- und eine gute Ausbildung allgemein - sowie die Zweispra-
chigkeit geprägt.

nachher
verbal, Satzlängen variiert, Absatz
Südtirol liegt strategisch und verkehrstechnisch günstig
zwischen dem mitteleuropäischen und dem italienischen
Wirtschaftsraum. Die geographischen Bedingungen sind für
den Tourismus zwar äußerst attraktiv, erschweren aber

WIFO%Handbuch_%Module_FF_120514%%

59
gleichzeitig auch die Besiedelung und Bewirtschaf-
tung.

Insgesamt leben 510.000 Menschen in Südtirol. Das Leben


und Arbeit der Bewohner sind von der Zweisprachigkeit
beziehungsweise der dualen Berufsausbildung in Schule
und Betrieb geprägt. Knapp 58.000 Unternehmen sind in
den verschiedensten Sektoren tätig, ein beträchtilcher An-
teil davon in den traditionellen Zweigen Landwirtschaft,
Handwerk und Gastgewerbe.

5 Bürokratenstil vermeiden. Die eigentliche Triebfeder für


bürokratische Diktion ist das Streben nach Verdichtung. Der
Eindruck von Bürokratendeutsch kommt erst dann zustan-
de, wenn diese Merkmale in Kombination und in einer ge-
wissen Häufigkeit auftreten. Daraus folgt, dass es zwischen
bü- rokratisch anmutenden Texten und narrativen Texten
ein Kontinuum gibt.

vorher

Werden die beiden Indikatoren Bruttoentlohnung und Ar-


beitsproduktivität kombiniert, so ergeben sich die Lohn-
stückkosten. Dieses statistische Maß gibt an, wie groß der
Anteil von Löhnen und Gehältern an der Wertschöpfung in
einer Volkswirtschaft ist. Ein ausgeglichenes Verhältnis der
Lohnkosten zur Arbeitsproduktivität ist neben anderen
Standortfaktoren Voraussetzung für die Wettbewerbsfähig-
keit einer Region.

nachher

Wenn man die beiden Indikatoren Bruttoentlohnung und


Arbeitsproduktivität kombiniert, dann erhält man die Lohn- dekomprimiert,„eins nach dem
stückkosten. Ihr Wert zeigt an, welchen Anteil die Löhne anderen“; unpersönliches Passiv
und Gehälter an der Wertschöpfung in einer Volkswirtschaft durch Aktiv ersetzt; besser Voll-
haben. Wie wettbewerbsfähig eine Region ist, hängt wie- verben („abhängen“, „verhalten“)
derum entscheidend davon ab, wie sich Lohnkosten und als Substantive und Ist-Prädikate
Arbeitsproduktivität zueinander verhalten. Ein ausgegliche-
nes Verhältnis bildet – neben anderen Standortfaktoren wie
Infrastruktur, Arbeitsmarkt und Lohnstruktur – eine ent-
scheidende Voraussetzung.

WIFO%Handbuch_%Module_FF_120514%%

60
6 Substantivstil kontrollieren. Das syntaktische Zentrum 7 Funktionsverbfügungen spar-
eines Satzes ist das Prädikat, das immer mit einem Verb sam verwenden. Funktionsverb-
gebildet wird. Wenn man nun die verbale Aussage in ein fügungen bilden einern Spezialfall
Substantiv packt, dann bleibt einem für das Prädikat nichts der bürokraschern Technik, den
Gehaltvolles mehr übrig. Der Autor muss dann zu blassen, Inhalt des Verbs mithilfe eines
semantisch neutralen Verben greifen. Substantivs zu formulieren.
Die Verben haben in ihrer Ver-
wendung als FunktioGehalt nahe-
vorher zu völlig verloren und fast nur dier
Funktion, die Prädikatposition
Die Kultur der Gemeinsamkeit und Solidarität (sich gegen- syntaktisch zu füllen.
seitig helfen) und einer „Marktkultur“ zwischen den Händ-
lern, welche aufgrund des starken Zustroms von neuen
Akteuren aufgrund der Liberalisierung etwas abhanden
gekommen ist, gilt es wieder stärker in Erinnerung zu rufen
und zu fördern. Beispiele

nachher Beschluss fassen, Beweis erbrin-


gen, Möglichkeiten eröffnen, An-
Nachdem die traditionelle Marktkultur durch den Zustrom wendung finden, in Erscheinung
von neuen Akteueren und die Liberalisiserung stark gelitten treten, Festlegung treffen, Aus-
hat, kommt es jetzt darauf an, das verlorene Gemein- wahl vornehmen, in Zweifel zie-
schaftsgefühl und die Solidarität unter den Händlern wieder hen etc.
zu stärken und zu fördern.
besser

beschließen, beweisen, ermögli-


chen, anwenden, erscheinen (auf-
treten), sich festlegen, auswählen,
bezweifeln

WIFO%Handbuch_%Module_FF_120514%%

61
62
Zitate und Zitierstil

Zitate

Unter Zitierregeln versteht man die Vorschriften zur formalen Beschreibung von Dokumenten
und Publikationen, die in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert werden. Zitierregeln haben
einen Zweck: sicherzustellen, dass eine Quelle jederzeit wieder gefunden werden kann. Kor-
rektes Zitieren ist die Bedingung dafür, dass Zitate bis auf ihre Quellen zurück überprüft wer-
den können. Die vier Arten des Zitierens sind:

Direktes (auch: wörtliches) Zitat: Von einem wörtlichen Zitat spricht man dann, wenn fremde
Ausführungen unverändert, d.h original- und buchstabengetreu in den eigenen text über-
nommen werden. (Kornmeier 122 ) Ein Originalzitat wird in den eigenen Text eingefügt und
durch Anführungszeichen markiert. Die Quellenangabe muss die Seitenzahl enthalten, damit
die Quelle wieder auffindbar ist. Direkte Zitate kommen in den Natur-, (empirischen) Sozial-
und Wirtschaftswissenschaften eher selten vor, es sei denn als kurze, plakative Statements.
Die Quellenangabe folgt unmittelbar, jedoch ohne den Zusatz „vgl.“

Beispiel

„Mit Hilfe der Regressionsanalyse ließ sich zeigen, dass zwischen den untersuchten Vari-
ablen kein Zusammenhang besteht“ (Kaiser 2005, S. 162).

Zietierweise: „...“ (Kaiser 2005, S. 12)

Indirektes Zitat (auch: Paraphrase): Ein fremder Text wird in eigenen Worten zusammenge-
fasst (paraphrasiert) und in den eigenen Text eingefügt. Man übernimmt Gedanken bzw. Aus-
führungen anderer oder lehnt sich an deren Argumentation an, ohne den betreffenden Text
wörtlich wiederzugeben (Kornmeier). Man sollte sich dabei vom jeweiligen Text lösen und den
Inhalt in eigenen Worten wiedergeben. Der Quellenverweis bei indirekten Zitaten muss unbe-
dingt mit dem Zusatz „vgl.“ beginnen. Dieser entfällt, faslls ein einleitender Satz den / die Au-
tor(en) nennt. Dann erscheinen in Klammern lediglich Jahr und Seite(n).

Beispiel

Die folgenden Ausführungen beruhen auf den Überlegungen von Nieschlag u. a. (2002,
S. 103f.), die davon ausgehen, dass ...

Schneider (2005, S. 239) vertritt die Meinung, dass ...

Zitierweise: ... (vgl. Kaiser 2005, S. 12)

Bemerkung: Bei Autorengermeinschaften genügt es, im Text den ersten Autor mit dem Zusatz
„u. a.“ zu versehen (im Literaturverzeichnis jedoch vollständig).

63
Zitierstil

Der s.g. Harvard-Stil3 ist eine weit verbreitete Zitierweise, bei der die Quellen nicht in Fuß-
oder Endnoten, sondern in Kurzform im Text angegeben und im Literaturverzeichnis detailliert
nachgewiesen werden. Jedes Zitat im Text enthält Namen und Erscheinungsjahr der zitierten
oder erwähnten Quelle. Im Folgenden eine Aufstellung der häufigsten Situationen:

1 Name des Autors im Text zitiert


Wenn das Werk eines Autors im Text direkt zitiert wird, folgt auf den Namen das Publikations-
jahr in Klammern.

Diese Ansicht wird außer von Schneider (2005) von niemandem ernsthaft vetreten

Wenn ein bestimmter Teil eines Werkes erwähnt und direkt zitiert wird, wird die Seitenzahl
angegeben.

In seiner bahnbrechenden Studie stellte Lakoff (2007, S. 32f) fest, dass „ ....“.

2 Name des Autors im Text nicht direkt zitiert


Wird im Text auf ein Werk Bezug genommen, der Autor dabei jedoch nicht direkt zitiert, dann
werden Name und Jahr an der betreffenden Stelle im Satz oder am Ende des Satzes in Klam-
mern angegeben.

Bei der Erforschung der Erfolgsfaktoren kam es immer wieder zu methodischen Proble-
men (Albers und Hildebrandt 2006).

3 Mehr als zwei Autoren im Text zitiert


Wenn im Text auf mehr als einen Autor Bezug genommen wird, dann folgen auf die Namen
der Autoren die jewiligen Erscheinungsjahre in Klammern.

Kelle (2003) und Kluge (2007) kommen in ihren Untersuchungen auf unterschiedlichen Wegen
zum selben Ergebnis ...

4 Zwei Autoren im Text direkt zitiert


Wenn ein Werk zweier Autoren im Text direkt zitiert wird, dann werden die Namen beider
Autoren in Klammern angegeben und mit und verbunden.

Kelle und Kluge (2003) haben sich als erste mit der Frage befasst, inwieweit ...

5 Drei Autoren im Text zitiert


Werden drei Autoren im Text direkt zitiert, dann werden die Namen der Autoren im Text di-
rekt angegeben, die ersten beiden durch Beistrich getrennt und der letzte mit und verbunden.

(Booth, Colomb und White 2004)

3Nach: Anglia Ruskin University: Guide to the Harvard Style of Referencing. Fifth Edition. September
2013. Verfügbar unter: http://libweb.anglia.ac.uk/referencing/files/Harvard_referencing_2013.pdf (Stand
16. 1. 2014)

64
6 Vier und mehr Autoren im Text zitiert
Hat ein Werk vier oder mehr Autoren, wird nur der erste Name des ersten Autors genannt
und mit dem Zusatz „u. a.“, bei englischen Quellen „et. al.“ versehen.

(Kotler et. al. 2010)

7 Mehr als ein Autor im Text nicht direkt zitiert


Wird auf ein Werk zweier oder dreier Autoren Bezug genommen, diese dabei aber nicht direkt
erwähnt, dann werden die Namen und das Jahr an der betreffenden Stelle im Satz oder am
Endes des Satzes in Klammern angegeben.

(Booth, Colomb und White 2004)

8 Mehrere Werke eines Autos aus demselben Jahr im Text zitiert


Wenn mehrere Werke eines Autors denselben Punkt behandeln und die Werke aus verschie-
denen Jahren stammen, dann werden die Werke in chronologischer Reihenfolge angegeben.

(Schneider 1992, 2003, 2007)

9 Mehrere Werke eines Autos aus demselben Jahr im Text zitiert


Wenn mehrere Werke eines Autors denselben Punkt behandeln und die Werke aus demsel-
ben Jahr stammen, dann werden diese durch Hinzufügung von a, b, c zur Jahreszahl (ohne
Abstand) unterschieden.

(Schneider 1998a)

10 Beitrag eines Autors zu einem Herausgeberwerk


Bei Bezugnahmen auf das Werk eines Autors, das als Kapitel oder Teil eines Werks erschienen
ist, wird nicht der Name des Herausgebers zitiert, sondern jener des Autors des Beitrages. In
der Literaturliste müssen sowohl Autor und Titel des Beitrages als auch der Herausgeber und
der Titel des Sammelwerks angegeben werden.

11 Körperschaftliche Verfasser
Wenn das Werk keinen persönlichen Autor hat und unter dem Namen einer Körperschaft er-
scheint, dann wird das Werk unter dem Namen der Körperschaft zitiert. Das betrifft vor allem
Verbände, Unternehmen oder Abteilungen von Regierungs- oder Nichtregierungsorganisatio-
nen. Abkürzungen können verwendet werden, wenn bei der ersten Erwähnung die volle Be-
zeichung und die Abkürzung in Klammen angegeben werden.

KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (2014): KOF Bulletin Nr. 70, Januar
2014.

12 Kein Autor
Wenn kein Autor festgestellt werden kann, verwendet man den Hinweis „o. V.“ (=ohne Ver-
fasser) sowie Titel und Jahr der Publikation. Wenn das Werk eine wesentliche Argumentation
stützt, sollte jede Anstrengung unternommen werden, um den Autor festzustellen.

65
13 Seitenzahlen
Bei direkten Zitaten und Pararaphrasiserungen muss mit der Quelle auch die Seitenzahl ange-
geben werden.

„...“ (Kottler und Bliemel 2005, S. 279)

14 Längere wörtliche Zitate


Wenn man einen Satz oder eine längere Passage aus einer Quelle in den Text integriert, dann
muss der zitierte Satz bzw. Passage zwischen Anführungszeichen stehen und mit einer passen
Formulierung eingeleitet werden, z. B. mirt Verben wie:

zitieren, anführen, hinweisen auf, verweisen auf, jdm zustimmen, sich jdm an-
schlieβen, sich auf jdn stützen u.a.

14 Sekundärzitate
Wenn die Zusammenfassung oder wichtige Punkte eines Werks aus einem anderen Werk zi-
tiert werden, spricht man von einem Sekundärzitat. Das ist prinzipiell dann möglich, wenn die
Originalquelle nicht zugänglich ist. Nachdem aber die Primärquelle in der Sekundärquelle ver-
ändert oder weiterentweickelt worden sein kann, ist das Primärzitat vorzuziehen. In der Lite-
raturliste wird nur die Sekundärquelle angegeben.

Die Forschungen von Flick (1992, zitiert nach Albers 2006: 35 f)

15 Tabellen und Diagramme


Wenn man Tabellen oder Diagramme oder Teile davon aus einer anderen Quelle übernimmt,
dann muss die Quelle angegeben werden. Stammen die Daten nicht vom Autor dieser Quelle,
sondern aus einer anderen, dann handelt es sich um ein Sekundärzitat und muss als solches
zitiert werden.

Die Daten wurden vom Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2010, zitiert in
Hildedbrandt 2012: S. 16)

66
Paraphrase und Plagiat

Plagiate sind nichts Neues und wahrscheinlich nicht viel jünger als die Wissenschaft selbst. Mit den
technischen Möglichkeiten haben Plagiatsfragen aber eine neue Qualität bekommen. Nicht nur die
Versuchung, Plagiate zu begehen, hat massiv zugenommen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit,
dass man dabei erwischt wird. Das größte Problem ist dabei gar nicht das vorsätzliche, sondern das
unabsichtliche Plagiat.

Man findet eine interessante Stelle mit einem wichtigen Gedanken und will ihn in die Argumentation
einbauen. Man kopiert die Stelle und fügt sie in das Manuskript ein. Je öfter man die Passage liest,
desto vertrauter schaut sie zurück, bis man glaubt, dass niemand anderer als man selbst sie geschrie-
ben haben kann. Ist ein Baustein erst einmal „eingebettet“, fügt er sich irgendwann auch nahtlos ein.

Wo das Pagiat endet, weiß man: Die Arbeit wird entweder gar nicht angenommen (das ist noch der
günstige Fall) oder muss zurückgezogen werden. Finden sich massive Plagiate in Qualifikationsschrif-
ten, wird dem Autor der akademische Grad aberkannt, der ihm dafür verliehen wurde, und in der Wis-
senschaft können Plagiate das schnelle Ende der Karriere bedeuten. Dabei macht es keinen Unter-
schied, ob ich eine Formulierung, einen Satz oder ganze Absätze vorsätzlich oder versehentlich in
meinen Text eingebettet habe, die Folgen sind die gleichen.

Aber wo beginnt das Plagiat? Welche Arten von Plagiaten gibt es und wie lassen sie sich vermeiden?

67
Bild und Text

Definition
Die Kombination von Bild und Text ist in Fachtexten die Regel. Grafiken, Tabellen, Fotos können bis zur
Hälfte des Umfanges und mehr ausmachen. Visualisierungen sind ein Bildtyp aus der Menge repräsen-
tationaler Bilder (i. Gs. zu abstrakten oder rein dekorativen nicht repräsentationalen Bildern). In dern
Wirtschaftswissenschaften werden überwiegend Visualisierungen als Bilder eingestzt. Daneben kön-
nen auch andere repräsentationale Bilder wie Fotos, Karten oder Symbole eingesetzt werden.

Funktion
Die bildhaften Darstellungen dienen als Argumente und Erklärungen und tragen dazu bei, Wissen zu
erschließen und zu überzeugen. Die Kombination von Bild und Text ist in Fachtexten die Regel.

Typen von Bilden

aus: Ballstaedt (2011)

68
Auswahl von Bildern

Stellen Sie sich bei Auswahl, Platzierung und Gestaltung folgende Fragen:

• Warum gibt es hier eine Abbildung?


• Worauf bezieht sich die Abbildung und wie?
• Wie „wirklich“ ist die Abbildung?
• Was passiert, wenn man die Abbildungen weglässt?
• Welche zusätzliche Information bieten die Abbildungen?
• Warum wurde diese Form der Abbildung gewählt?
• Wie lauten mögliche Bildunterschriften?
• Warum wurde die Abbildung an dieser Stelle platziert?
• Welche Konventionen ermöglichen die Interpteration?

Bilder sollen grundsätzlich den (1) Gesamtzusammenhang erkennen lassen, (2) die Verständlichkeit
des Gelesenen vertiefen, (3) verschiedene Details in einen Gesamtüberblick bringen, (4) Handlungsab-
läufe überschaubar machen, (5) Interesse wecken, motivieren und das Erinnern erleichtern. (D)

Was ist zu beachten? (DIN)

• Der logische Bezug zwischen Text und Bild muss klar sein
• Die Vorlage (Datei) muss qualitativ der Publikationstechnik (Druck, PDF, on-line) entsprechen.
• Zu starke oder zu große Verkleinerungen bzw. vergrößerungen sind zu vermeiden
• Beri der Auswahl sind die rechte des Urhebers oder andere rechte zu berücksichtigen.

1 Abbilder (Fotos) (DIN)

Unter Abbildern versteht man Realbilder, in der Regel Farb- oder Schwarzweißfotografien. (B) Strich-,
Textur- und Schemabilder zählen ebenfalls zu den Abbildern. Abbilder dienen als Blickfang, zur Illustra-
tion und der Verdeutlichung ders Textes. (DIN)

Bildunterschrift
Was ist zu beachten? (DIN)

• Die Information muss die Aufmerksamkeit auf das Bild ziehen und eine Brücke zum Text bilden
• Die Bildunterschrift muss beschreiben, was auf der Abbildung zu sehen ist. Aktualität und Sinn
dürfen nicht verfremdet werden
• Personen werden in der Reihenfolge von links nach rechts genannt.
• Die Bildquelle wird direkt an der Abbildung, bei zahlreichen Abbildungen nummeriert in einem
Abbildungsverzeichnis angegeben.
• Wird die Bezeichnung »Abbildung« statt »Bild« gewählt, kann sie bei Bildunterschriften und im
laufenden Text abgekürzt werden (Abb.).

69
2 Visualisierungen

Visualisierungen veranschaulichen Zusammenhänge der Wirklichkeit, die für die Augen unsichtbar
sind. . Visualisieren bedeutet, etwas nicht Sichtbares sichtbar machen. Diagramme veranschaulichen
quantitative Zusammenhänge, die aufgrund empirischer Daten gefunden wurden. Charts veranschauli-
chen Daten (Tabellen), Hierarchien und Organisationen (Organigramm), Prozesse (Flowcharts), begriff-
liche Beziehungen (Concept maps, Mind maps), Netzwerke (cluster).

Charts veranschaulichen und kommunizieren nicht sichtbare begriffliche oder kategoriale Zusammen-
hänge. Es gibt einige Grundtypen, die jedoch alle denselben Aufbau haben: Sie bestehen aus Einheiten
und Verbindungen zwischen ihnen. Dazu zählen Zeitcharts, Organogramme, Flowcharts, Netzwerke
wie Mind Maps und Concept Maps.

Tabellen sind eigentlich ebenfalls Charts, die eine nicht sichtbare, systematische Ordnung visualisie-
ren. In verbalen Tabellen stehen in den Zellen Wörter und Aussagen, also kategoriale Informationen.
Bei numerischen Tabellen stehen in den Zellen Zahlen. Sie sind die Vorformen der Diagramme.

Diagramme sind Visualisierungen im engeren Sinn, weil sie nicht sichtbare quantitative Zusammen-
hänge in der Wirklichkeit veranschaulichen. Die häufigsten Typen von Diagrammen sind Kreis-, Balken-
, Kurven-, Säulen- und Streudiagramme. Abgesehen von der Auswahl des richtigen Bildtyps bzw. des
einzelnen Bildes, ist bei der Verwendung zu beachten, wie sich Text und Bild zueinander verhalten. Es
gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten: (1) das Bild veranschaulicht den Text oder (2) der Text beschreibt
und erklärt das Bild.

2.1 Diagramme

Diagramme veranschaulichen quantitative Zusammenhänge in der Wirklichkeit, die aufgrund empiri-


scher Daten gefunden wurden. Die Funktion von Diagrammen besteht im:

1. Zusammenfassen und Hervorheben


2. Vereinfachen der Information, Verständnis erleichtern
3. Verstärken der Deutlichkeit und Klarheit der „Geschichte“

Es handelt sich immer um Vergleiche. Je nachdem ob Struktur, Rangfolge, Zeitreihe, die Häufigkeit
oder einen Korrelationen verglichen werden, ist der richtige Typ von Diagramm zu wählen.

Formen von Diagrammen nach. G. Zelazny

70
Kreisdiagramm (circle graph, pie chart)

Visualisierung der Anteile einzelner Komponenten einer Gesamtheit. Beispiele: Marktanteile verschie-
dener Unternehmen; Sitzverteilung der Parteien im Parlament. Das Kreisdiagramm eignet sich für ei-
nen Strukturvergleich. Es ist wahrscheinlich das populärste Diagramm.

• für relative Werte, die zusammen ein Ganzes ergeben


• Beschriftungen immer außen
• maximal fünf oder sieben Keile (kleinere zusammenfassen)
• im Uhrzeigersinn vom größten zum kleinsten Sektor anordnen
• freigestellte Keile zur Hervorhebung

Balkendigramm (bar graph)

Visualisierung von Rangfolgen und Vergleich von Rängen. Beispiele: Marktanteile konkurrierender Un-
ternehmen; Fluktuationsraten in verschiedenen Abteilungen einer Firma. Es gibt gruppierte und unter-
teilte Balkendiagramme.

• maximal 6 bis 7 Balken


• bei verschiedenen Zeitpunkten
• Wert entweder unmittelbar oberhalb der Säulen anbringen oder
• keine Werte , aber die Säulen durch eine Linie mit der Ordinate verbinden

Säulendiagramm

1. Sie visualisieren als Histogramm Häufigkeiten in verschiedenen Kategorien. Als Zeitreihe visualisie-
ren sie Veränderungen in der Zeit. (Beispiel: Steigerungsraten des Umsatzes.) Es gibt gruppierte und
gestapelte Säulendiagramme. Gruppensäulen eignen sich gut zur Veranschaulichung von Kontras-
ten. Stapelsäulen geben meist das Verhältnis eines Anteils zum Ganzen wieder.

• bei gegebenen Zeitpunkt


• Balken der Größe nach ordnen
• maximal 6 bis 7 Balken
• Gruppensäulen maximal drei Säulen pro Beobachtungspunkt
• Stapelsäulen größerer Anteil unter dem kleineren

Liniendiagramm (line graph)

Die Linie oder Kurve ist eine Weiterentwicklung des Säulendiagramms mit vielen Zeitpunkten. Das Lini-
endiagramm eignet sich für zeitliche Entwicklungen und visualisiert Verläufe Trends und Schwankun-
gen. (Beispiele: Zinsschwankungen; Entwicklung der Arbeitslosenzahlen). Bei mehreren Linien in einem
Diagramm spricht man von einem Spaghetti-Diagramm. Ist die Fläche unter einer Kurve eingefärbt, so
spricht man von einem Flächendiagramm.

• einfach halten
• maximal vier bis fünf Linienzügen
• Unterschiede minimieren: X-Achse verlaengern
• Unterschiede maximieren: Y-Achse verlängern
• Farbtest: Linien muüssen sich auf einer Schwarzweiss-Kopie unterscheiden

Punkt- oder Streudiagramm (scatter plot)

71
Es visualisiert den Zusammenhang von zwei Variablen, statistisch gesprochen eine Korrelation. Dabei
entspricht jeder Punkt einem Fall. Ein Zusammenhang wird sichtbar, wenn sich die Punkte zu einer Li-
nie oder Kurve gruppieren lassen. Beispiele: Zusammenhang zwischen Rabatt und Absatz.

Das Organigramm (block diagramm) für Organisation, Interaktion, Ablauf und das Flussdiagramm
(flowchart) für Algorithmen sind weitere gängige Diagrammformen.

Allgemeine Empfehlungen für Diagramme

• Platzverbrauch muss gerechtfertigt sein


• nicht zuviel Information, sonst sind Ergebnisse nicht enzifferbar
• Farben nur wennn nötig
• Abkürzungen in Diagrammen müssen jenen im Text entsprechen
• Keine 3-D-Diagramme bei zwei Variablen
• Achsenbeschrifttung
• Gleiche Maßeinheiten wie im Text
• Keine (Fluss-)Diagramme, die „instant headache“ erzeugen, wenig Schleifen etc.
(Matthews & Matthews)

Nummerierung durch arabische Ziffern, Verweis im Text: Abbildung #


Ausdrücke, Symbole und Abkürzungen in Titel und Text identisch!

Die häufigsten Fallen, in die man beim Kommentieren von Daten tappt, sind die Verwendung falscher
Terminologie, Beschreibung statt Kommentar und die Tatsache, dass man zuviel in die Darstellungen
hineininterpretiert.

Diagramme sind als eigenständige Elemente zu betrachten und bestehen in der Regel aus einer Über-
schrift, der graphischen Darstellung von Daten, Informationen oder Sachverhalten und ggf. einer erklä-
renden Legende. (DIN)

72
2.2 Tabellen

Tabellen sind nach bestimmten Merkmalen gegliedert. Sie bestehen aus: Tabellenkopf, Vorspalte, Zei-
len, Spalten, Fächern.2

• Die Zeilen sind die waagrechten Reihen, die Spalten die senkrechten Reihen.
• Das Fach entsteht durch die Kreuzung von Zeile und Spalte.
• Der Tabellenkopf kennzeichnet den Inhalt der Spalten, die Vorspalte den Inhalt der Zeilen.
• Das Fach in der Kreuzung von Vorspalte und Tabellenkopf wird meistens als Kopf zur Vorspalte
benutzt, es kann aber auch ungekennzeichnet bleiben.
• Wird es als Vorspalte zum Tabellenkopf benutzt, so ist es durch einen nach rechts weisenden
Pfeil gekennzeichnet.
• Wird dieses Fach zugleich als Kopf zur Vorspalte und als Vorspalte zum Tabellenkopf benutzt,
so ist es durch einen Diagonalstrich entsprechend aufgeteilt.
• Bei notwendigen Erläuterungen zu einzelnen Tabelleninhalten oder bei mehrseitigen bzw. un-
terbrochenen Tabellen sind die Fächer, die Zeilen und die Spalten zu nummerieren.
• Auf den Tabelleninhalt ist im Textteil Bezug zu nehmen.
• Der Leser muss sowohl den Sinn als auch den Inhalt der Tabelle leicht erkennen können.

Tabellenüberschriften: knapp, aber aussagekräftig

Maximale Breite (hoch): 60 Zeichen


Maximale Breite (quer) 125 Zeichen

2 Quelle: Zitat und Manuskript. Erfolgreich recherchieren Richtig zitieren Formal korrekt gestalten. Eine praktische
Arbeitshilfe zur Erstellung von wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Dr. Fred G. Becker, Universität
Bielefeld. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2012

73
74
75
E"mail:(Persönliche(Kommunikation(
(

(
(

E"Mails!sind!das!wichtigste!Kommunikationsmittel!für!WissenschaftlerInnen.!Im!Gegensatz!
zur!Face"to"Face"Kommunikation,!wo!Mimik,!Gestik,!Kleidung!und!andere!Faktoren!mitspie?
len,!kann!sich!der!Empfänger!aber!ausschließlich!auf!der!Grundlage!von!Stil!und!Inhalt!der!
Nachricht!ein!Bild!vom!Sender!machen.!So!wie!Sie!schreiben,!wird!Sie!der!Leser!vor!sich!se?
hen.!Der!Stil!ist!die!Beziehung.!!
!

Auch!wenn!Hierarchien!insgesamt!flacher!werden!und!der!Umgangston!formloser!wird,!
empfiehlt!es!sich!zu!differenzieren.!Je!nachdem,!ob!man!sich!schon!kennt!oder!nicht!und!ob!
die!Person!höher!oder!gleich!gestellt!ist,!wählt!man!einen!anderen!Ton.!E?Mails!sind!natür?
lich!schriftliche!Texte,!aber!der!Stil!kann!eher!gesprochen!oder!geschrieben!klingen.!Zu!be?
achten!ist,!dass!es!im!professionellen!Umgang!jedoch!nach!beiden!Seiten!Grenzen!gibt.!Auch!
unter!KollegInnen!wird!man!sich!um!einen!angemessenen!Ton!bemühen,!aber!auch!gegen?
über!unbekannten!und!höher!gestelten!Personen!keine!unnötige!Distanz!und!Förmlichkeit!
erzeugen.!
!
Beispiel!
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förmlich! ! ! ! ! ! formlos!
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Dear!Mr!/Ms/Professor/Dr! Hi,!Hello!Mary!
I!would!be!grateful!if!you! Please!could!you!
If!you!wish,!I!would!be!happy!to!...! Shall!I!...?!
I!will!contact!you!shortly! I’ll!get!back!to!you!soon!
(
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Gliederung(von(e"mails(
!

Auch!scheinbar!ganz!formlose!Textsorte!wie!e?Mails!haben!folgen!einer!gewissen!Logik,!die!
man!mit!dem!Schema!„Situation!–!Problem!–!Lösung“!umschreiben!könnte.!Wichtig!ist,!dass!
man!Wünsche!und!Pläne!klar!ausspricht!und!nicht!dem!Einfühlungsvermögen!des!Empfän?
gers!überläßt.!Die!Gliederung!könnte!folgendermaßen!aussehen:!
!
Einleitung!!
?!Empfang!von!Nachricht!bestä\gen!oder!!
?!auf!früheren!Kontakt!Bezug!nehmen!und!!
?!Grund!für!das!Schreiben!angeben!!

Haup?eil(
?!wich\ge!Hintergrundinforma\on!oder!!
?!relevante!Details!geben!
?!gewünschte!und!geplante!Handlung!ansprechen!!

Schluss(
einfacher!und!posi\ver!Schlusssatz!

!
!
!

76
Hier!ein!paar!Tipps!nach!Emmerson!(2004),!die!helfen!können,!bessere!mails!zu!schreiben:(
!

• Fassen!sie!den!Inhalt!in!der!Betreffzeile!(subject!line)!kurz!und!klar!zusammen.!Der!Emp?
fänger!muss!sich!angesprochen!fühlen.!Ein!Schlagwort!oder!der!Bezug!auf!das!Thema!
oder!den!Titel!einer!Publikation!können!wertvoll!sein.!
• Verwenden!Sie!kurze(und(einfache(Sätze.!E?Mails!sind!kürzer!als!andere!schriftliche!Do?
kumente.!Die!Satzlänge!muss!muss!nicht!nur!zum!Medium,!sondern!auch!zum!Umfang!
der!Nachricht!in!Verhältnis!stehen.!!
• Behandeln!Sie!ein(Thema(pro(mail.!Nachrichten!mit!einem!einzigen!Thema!lassen!leich?
ter!und!schneller!bearbeiten.!Eine!separate!Nachricht!zu!einem!anderen!Thema!kann!zu?
rückgestellt!und!später!bearbeitet!werden.!
• Seien!Sie!vorsichtig(mit(Scherzen!oder!ironischen!und!persönlichen!Kommentaren!–!die!
werden!nicht!überall!gleich!verstanden!und!können!schlecht!ankommen.!Lassen!Sie!
Unmut(und(Ärger!zuerst!abklingen,!bevor!Sie!schreiben.!!
• Überarbeiten!Sie!den!Text!vor!dem!Absenden.!Fragen!Sie!im!Zweifelsfall!jemanden,!wie!
das!Mail!„ankommt“,!bevor!sie!es!senden.!
• Achten!Sie!auf!Stil,(Grammatik,(Rechtschreibung(und(Formsachen.!Schlamperei!kann!
man!sich!höchstens!bei!Freunden!erlauben.!
• Nutzen!Sie!die!Antworten,!um!sich!im(Ton(an(den(Absender(anzupassen.!Wenn!die!
Antwort!förmlicher!oder!formloser!ausfällt!als!Ihre!Anfrage,!ändern!Sie!Ihrem!Stil!ent?
sprechend.!(Das!gilt!vor!allem!für!die!Anrede!mit!dem!Vornamen.)!
• Positive(Nachrichten(kommen(besser(an(als(negative,!das!gilt!auch!für!den!Stil.!Freund?
liche!und!höfliche!Töne!hört!man!einfach!lieber!als!unangenehme.!
!
Nur!dann!kontaktieren,!wenn!es!wirklich!angebracht!ist!und!auf!keinen!Fall,!wenn!Sie!auch!
auf!anderem!Weg!an!die!gewünschten!Informationen!bekommen!können.!Das!gilt!vor!allem!
bei!der!Literaturrecherche.!(Tabu:!„Können!Sie!mir!Literatur!zu!diesem!oder!jenem!Thema!
nennen?“)!Der!Respekt!vor!der!Zeit!des!anderen!ist!ein!Grundgebot.!!
!

Wichtig!außerdem:!Achten!Sie!darauf,!dass!eine!Kommunikation!„abgeschlossen“!ist.!Bedan?
ken!Sie!sich!für!Nachrichten,!bestätigen!Sie!den!Erhalt!von!Informationen,!reagieren!Sie!auch!
auf!scheinbar!unwichtige!und!selbstverständliche!Aktionen.!Das!ermöglicht!es!Ihnen,!bei!
Bedarf!neu!anzuknüpfen.!Ebenfalls!wichtig:!Schreiben!Sie!in!der!Betreffzeile!niemals!nur!„An?
frage“!oder!„Bitte“!o.!dgl.!Versuchen!Sie!es!lieber!mit!einem!Schlagwort!oder!dem!Hinweis!
auf!eine!Publikation!und!dem!Grund!für!Ihre!Nachricht.!!
!

Weitere!nützliche!Tipps!liefert!„Scitable“,(die!Ausbildungsplattform!für!Nachwuchswissen?
schaftler!der!Zeitschrift!„Nature“,!Wallwork!(2011)!und!Doumont!(2009)!
!

Auch!für!die!mündliche!Kommunikation!gibt!es!–!wie!bei!den!schriftlichen!Textsorten!–!
Strukturen!und!Muster,!auf!die!man!zurückgreifen!kann.!Das!betrifft!nicht!nur!Fachgesprä?
che,!sondern!auch!Small(Talk!und!Konversation.!
!
Emmerson,!Paul:!email!English.!Oxford:!Macmillan!2004!
Adrian!Wallwork!(2011):!English!for!Academic!Correspondence!and!Socializing.!New!York!et!al.:!Springer!!
Doumont,!Jean?Luc!(2009):!Trees,!maps,!and!theorems.!Effective!communication!for!rational!minds.!Krainem:!
Principiae!
!
Nature:!Sciteable!
http://www.nature.com/scitable/ebooks/english?communication?for?scientists?14053993!
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77
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86
ARBEITSHILFEN
ZUM VERFASSEN VON
WISSENSCHAFTLICHEN
HAUSARBEITEN

Zur Verfügung gestellt im Rahmen des Projekts


„Welcome+Success@Heidelberg“

87
Formulierungshilfen für das Schreiben
einer wissenschaftlichen Hausarbeit

Die hier zusammengestellten Formulierungen sind eine Form von Hilfen für Ihr eigenes
wissenschaftliches Schreiben.
Eine andere Möglichkeit, wissenschaftliches Schreiben einzuüben, haben Sie beim bewussten Lesen
von Forschungsliteratur; machen Sie sich dabei klar, welchen Argumentationsschritt der/die
SchreiberIn eines Aufsatzes mit welchen Sprachmitteln ausdrückt.
Die beste Methode, um Schreiben zu erlernen, liegt nach wie vor in der recht einfachen Einsicht:
Schreiben lernt man durch Schreiben.

Einleitung

-- Das Ziel der Arbeit/dieser Arbeit/der vorliegenden Arbeit/dieser Hausarbeit/der Magisterarbeit ist die
Untersuchung des/der (...). / (...) zu untersuchen.
-- Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage des/der (…).
-- Die Arbeit hat die Untersuchung der Frage/des Problems (...) zum Ziel.
-- Es sollen die folgenden Aspekte analysiert/untersucht/beleuchtet werden: (...).
-- Zunächst/Als erstes wird (…) untersucht.
-- Als nächstes wird (…) analysiert.
-- Dann/Danach/Weiter/Daran anschließend wird zur Analyse des/der (…) übergegangen.
--Weiterhin/In Kapitel (3) /Abschließend/Schließlich wird (…) dargestellt /überprüft/ thematisiert /in
Betracht gezogen/erläutert/erörtert. // wird dargestellt/überprüft/thematisiert/in Betracht
gezogen/erläutert/erörtert, ob/ inwieweit (...).
-- Zur Erklärung des Phänomens (…) wurden bekanntlich eine ganze Reihe teilweise höchst
unterschiedlicher Theorieansätze entwickelt.
-- Insbesondere hinsichtlich der/des (…) gilt es, (...)/muss man (...).
-- Es wird vermutet/ Es wird behauptet/ Es wird angenommen, dass (…).
-- Im Kontext verschiedener theoretischer Entwicklungen (der neueren
Linguistik/Literaturwissenschaft) sind Versuche unternommen worden, (…).

Hauptteil

Aufbau der Argumentation:

-- Einerseits (…), andererseits (…).


-- Zum einen (…), zum anderen (...).
-- Erstens (…). Zweitens (…). Drittens (…).
-- An dieser Stelle/ In diesem Zusammenhang/ Hier ist darauf hinzuweisen, dass (...).
-- Nun kann man einwenden, dass (...). / Nun scheint es so zu sein, dass (...).

Diese Arbeitshilfen gehen auf ein Tutorium von Dr. Anastasia Novikova, Universität Heidelberg,
zurück.
HA-Formulierung-2019
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-- Es scheint zunächst plausibel anzunehmen, dass (…).
-- Auf den ersten Blick erscheinen die angeführten Argumente plausibel/stichhaltig. Bei näherer
Betrachtung jedoch/hingegen zeigt sich, dass (...).
-- Offensichtlich hat der Autor diesen wichtigen Gesichtspunkt/Aspekt außer Acht gelassen/nicht
genügend berücksichtigt.
-- Wenn (…), dann / so (…).
-- Berücksichtigt man (diesen Aspekt/Gesichtspunkt), dann / so wird deutlich, dass (...).
-- Nicht nur (…), sondern auch (...).
-- Als erstes gilt es/ muss man (...). Als nächstes (...).
-- Die erste These betrifft (…) / bezieht sich auf (…). Die zweite These betrifft (…) bezieht sich auf
(…).
-- Schließlich wird (…) untersucht. // Schließlich wird untersucht, ob/wie/inwiefern (...).
-- Insoweit ist der These des Autors zuzustimmen; wenn man jedoch (...) berücksichtigt, so/dann zeigt
sich, dass (...).
-- Gegen diese These kann man einwenden / lässt sich einwenden, dass (...).
-- Um (…) verstehen zu können, wie/ob/inwiefern (…), muss man eine wichtige Unterscheidung
einführen: (...)
-- Im Folgenden wird/werden (…) untersucht/dargestellt/betrachtet/näher auf (…) eingegangen.
-- (Etwas) lässt sich auch so formulieren, dass (…).
-- Darüber hinaus muss man (...) berücksichtigen/ gilt es, genauer (...) zu untersuchen/ lässt sich leicht
zeigen/beweisen, warum (…).
-- Abgesehen davon, dass (…), muss man/ gilt es/ lässt sich/ könnte man (...).
-- Insofern ist auch (…) zu untersuchen/zu berücksichtigen/in Betracht zu ziehen.
-- Demzufolge wird/ist/werden/sind (…) /
-- Diese Annahme beruht auf (…). / Diese Annahme beruht darauf, dass (...).
-- (Etwas) muss in Frage gestellt werden/ist in Frage zu stellen.
-- (Etwas) ist (so oder so), obwohl/wenngleich (…).
-- Trotzdem ist festzuhalten, dass (...).
-- Dem steht entgegen, dass (...).
-- Dagegen lässt sich anführen, dass (...).
-- Im Gegensatz hierzu vertritt XY die Auffassung, dass (...).
-- Dafür gibt es mehrere Gründe/lassen sich mehrere Gründe anführen. Zum einen (…); zum anderen
(…). Drittens (…). Und schließlich (…).
-- Die Annahme, dass (...), erscheint im Licht der neueren/neuesten Forschung
überholt/unhaltbar/veraltet.
-- (Etwas) rückt in den Vordergrund (tritt in den Hintergrund).
-- Im Vordergrund/Zentrum der Betrachtung/Untersuchung/Analyse steht (...). /
Der Schwerpunkt der Betrachtung/Untersuchung liegt auf (...).
-- Es liegt nahe, dass (…). / Es liegt nahe, zu vermuten, dass (...).
-- Eines der größten theoretischen Probleme besteht/liegt darin, dass (…).

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-- An dieser Stelle/ In diesem Zusammenhang führt der Autor den Begriff (...) ein. Darunter
wird/werden (…) verstanden.
-- Man könnte anhand (dieser Zahlen/Daten/Ergebnisse) behaupten, dass (...).
-- Mit anderen Worten: (...).
-- Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass (…).
-- In diesem Zusammenhang kann man/muss man/darf man nicht (...).
-- Diese Behauptung/These bedarf einer näheren Betrachtung/einer kritischen Analyse.
-- (Das/Dies) hat seinen Grund darin, dass (…).
-- Verallgemeinernd kann man/lässt sich sagen/festhalten/konstatieren, dass (...).
-- In diesem Zusammenhang kann man (...) anführen/ muss man auf (...) hinweisen. / In diesem
Zusammenhang kann man/muss man darauf hinweisen, dass (...).

Beispiele:

-- An diesem Beispiel kann (bereits) gezeigt werden/ lässt sich (sehr gut) zeigen/wird deutlich, dass/wie
(…).
-- Die folgenden Beispiele zeigen/illustrieren (...)/ sollen zeigen/illustrieren, dass/wie (...).
-- Das folgende Beispiel kann dies verdeutlichen.
-- Mit dem folgenden Beispiel lässt sich/kann man belegen, dass/wie (...).
-- (Das/Dies/Dieser Sachverhalt/Diese Fragestellung) soll nun an einem Fallbeispiel deutlich
gemacht/verdeutlicht werden.

Schlussfolgerung

-- Abschließend lässt sich feststellen/kann festgestellt werden, dass (…).


-- Zusammenfassend kann man festhalten, dass (…).
-- Wenn man die Ergebnisse der neueren/der neuesten Forschung (zu …) berücksichtigt/mit
einbezieht, erweist sich (diese Einschätzung/Annahme/Hypothese/These) als nicht mehr/nicht länger
haltbar/als veraltet/als überholt.
-- Neuere/Die neuesten/Jüngste Forschungsergebnisse bestätigen/widerlegen diese Annahme/
stehen im Widerspruch zu dieser Annahme.
-- (Etwas) bestätigt sich/bestätigt sich nicht.
-- Hier wird deutlich/zeigt sich, dass (…).
-- Allerdings/Trotzdem darf man dies nicht (…) / sollte man (...).

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Metatext (Danuta Olszewska)

Definition
Unter Metatext versteht man Sprechhandlungen, mit welchen AutorInnenen die LeserInnen über
Inhalt undden Aufbau des Textes informieren. Sie „denken laut“ und lassen damit ihre Texte
gewissermaßen vor den Augen der LeserInnen entstehen.

Funktion
Die LeserInnen werden in die Pläne und Entscheidungen der AutorInnen einbezogen und können sich
im Text besser orientieren. Dadurch dass AutorInnen nicht nur etwas „sagen“, sondern auch „sagen“,
was sie „sagen“, erhöht sich die Verständlichkeit von Texten.

Formulierungen

I. Thematische Metaformulierungen

Funktion: das Thema/Ziel am Beginn des Textes oder Kapitels angeben, einen Themenwechsel anzeigen, Text
oder Kapitel abschließen, Verschiebungen oder Beschränkungen begründen

1 Thema / Ziel allgemein angeben

Gegenstand der Arbeit / der Analyse / der Untersuchung ist/sind….


Im Mittelpunkt der Arbeit / Analyse / der Untersuchung steht / stehen ...
Das Ziel / Das Anliegen der Arbeit ist (es), ... zu untersuchen / zu analysieren.
Die (folgende) Arbeit setzt sich zum Ziel, ... zu beschreiben / zu vergleichen.
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit ....
Die folgende Arbeit ist dem Problem der / des ... gewidmet.
In der folgenden Arbeit wird / werden .... untersucht / analysiert / beleuchtet.
In der folgenden Arbeit soll / sollen ... untersucht / analysiert werden.
In dieser Arbeit wird versucht / soll versucht werden, ... zu diskutieren.

2 Thema / Ziel präzisieren

Im Vordergrund der Analyse / Diskussion steht / stehen ...


Im Fokus / Zentrum des Interesses steht / stehen...
Den Schwerpunkt/Den Kern der Untersuchung bildet / bilden ...
Die besondere Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf ...
Besonderes Augenmerk / Das Hauptaugenmerk richtet sich auf / gilt …
Dabei interessiert / interessieren insbesondere / in erster Linie ...
Dabei geht es / handelt es sich darum, ... näher zu beleuchten / ...

3 Thema/Ziel formulieren (bezogen auf ein neues Kapitel)

Gegenstand dieses Kapitels ist / sind / bildet / bilden ...


In den Mittelpunkt dieses Kapitels wird / werden … gestellt.
Dieses Kapitel konzentriert sich auf .... / ist der Frage des ... gewidmet.
Dieses Kapitel dient / der Systematisierung von ...
Dieses Kapitel stellt .... dar / versucht einen Űberblick über die ... zu geben.
Dieses Kapitel geht auf die Frage des .... ein.
Dieses Kapitel beműht sich um die Beschreibung des / der …
Dieses Kapitel enthält die Charakteristik der …
Dieses Kapitel bietet die …
In diesem Kapitel wird / werden / soll / sollen ... besprochen (werden).

91
4 Zu einem neuen Teilthema überleiten)

Nachdem in Kapitel x die ... skizziert worden sind, sollen jetzt die ...behandelt werden
Nach diesen allgemeinen Űberlegungen soll / sollen nun die ... dargestellt werden.
Während in Kapitel x die .. skizziert worden sind, werden in diesem Abschnitt ...
Das nächste Problem, das hier erörtert werden soll, betrifft ...
Noch eine Frage soll hier kurz angesprochen werden, nämlich ...

5 Ein letztes Teilthema innerhalb einer grőβeren thematischen Linie initiieren (ein neuer Absatz)

Schließlich soll noch die Frage der ... kurz diskutiert / erläutert werden.
Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch zu klären, wie / warum ...
Schließlich ist hier noch auf ... hinzuweisen.
Abschließend soll auf das Problem der … hingewiesen werden.

6 Ein kurz behandeltes Thema unterbrechen und auf eine spätere Textstelle verlegen

(dazu unten mehr), (mehr dazu in Kap.x), (ausführlich dazu in Kap.x)...


Zu einer ausführlichen Diskussion dieser Frage vgl. Kap.x.
Auf diesen Aspekt wird in Kap. x näher eingegangen.
Auf diesen Aspekt ist in Kap. x näher einzugehen.
Auf diesen Aspekt soll in Kap. x näher eingegangen werden.
Kapitel x geht auf dieses Problem genauer ein.
Eine genauere Erläuterung dieses Problems findet sich in x.

7 Eine thematische Beschränkung rechtfertigen

Im Zentrum der Untersuchung steht/stehen vor allem/vorwiegend/hauptsächlich


Die Analyse konzentriert sich in erster Linie/insbesondere/besonders auf ...

II: Integrative Metaformulierungen

Funktion: verschiedene Daten (fremde Texte, Autoren, Zitate und Beispiele) in den Text einbinden.

1 Verweisen – Bezug auf andere Autoren / Texte

Ohne Metaformulierungen (Angaben in Klammern am Ende des Satzes)


standardisierte Abkürzungen: (s. dazu x), (näher dazu x), (vgl. x)
Verben: nennen, hinweisen auf, verweisen auf
Konnektoren: zunächst/zuerst, weiterhin, ferner, auch, schlieβlich, in diesem Kontext, in diesem
Zusammenhang
andere: vor allem, besonders/insbesondere, wichtig, interessant

Zunächst ist x zu nennen, der/dessen...


Zunächst ist auf x hinzuweisen / zu verweisen, der ...
Zunächst soll auf x hingewiesen / verwiesen werden, der ...
Weiterhin sei auf x hingewiesen und sein / ihr Konzept der …

2 Bezug auf andere Autoren (Definitionen, Konzepte, Erkenntnisse u.ä.)

Verben: zitieren, anführen, hinweisen auf, verweisen auf, jdm zustimmen, sich jdm anschlieβen,
sich auf jdn stützen, mit jdm etw. sagen, mit jdm unter y verstehen u.a.
Konnektoren: zunächst, ferner, weiterhin, auch, schlieβlich, zum Schluss, abschlieβend, in diesem Kontext /
Zusammenhang

92
Zunächst soll die folgende Feststellung angeführt / zitiert werden: ...
In diesem Zusammenhang sei auf die Feststellung von x hingewiesen, und zwar: …
Abschlieβend ist noch eine Definition anzuführen, und zwar die von x
Man kann mit x sagen, dass …

3 Beispiele (an)geben und das Theoretische konkretisieren

standardisierte Abkürzungen: z.B.; wie z.B.; vgl.


elliptische Formen: Dazu einige Beispiele:...; Ein anderes Beispiel:...; Noch ein Beispiel
Verben: geben, angeben, anführen, nennen, veranschaulichen, illustrieren, demonstrieren, exemplifizieren,
zeigen, konkretisieren, dienen
Konnektoren: zunächst/zuerst, weiter-, schlieβlich, abschlieβend (noch) dazu, in diesem
Kontext/Zusammenhang

Als Beispiele mögen / können folgende ... dienen.


Dazu können folgende Beispiele genannt / angeführt / angegeben werden: ...
Das Gesagte / Dies kann an folgenden Beispielen veranschaulicht werden.

III. Metaformulierungen mit der Komponente [+sagen]

Funktion: Was will der Autor sagen? Einzeläußerungen an verschiedenen Textstellen zu verschiedenen
Zwecken integrierbar:

Verben: sagen, feststellen, konstatieren, festhalten, aufmerksam machen, hinweisen auf, berücksichtigen,
beachten, ausgehen von, annehmen,betonen, hervorheben, heraustellen, zusammenfassen,anmerken,
bemerken, hinzufügen, erwähnen, nicht übersehen, nicht verschweigen,
vermuten, scheinen, meinen, behaupten, der Meinung sein,schlieβen, hervorgehen, folgen, sich zeigen, sich
ergeben, sichtbar werden, bekannt sein, klar sein, offensichtlich sein, nicht bestreiten, sich einigen über ....
Erwähnung verdienen, Hervorhebung verdienen, Beachtung verdienen, ...
Modalverben: sollen, müssen, dürfen, können, möchte
Strukturmarker: zunächst, erstens, zum einen, zweitens, nun, weiterhin, ferner, schlieβlich, abschlieβend, zum
(Ab)Schluss
Konnektoren: hier, an dieser Stelle, in diesem Zusammenhang, dabei, hierbei,
aber, doch, jedoch, dennoch, trotz, allerdings, andererseits, also, somit, damit, insofern, demnach, demzufolge,
daraus, aus der Analyse, aus diesen Űberlegungen, aus diesem Űberblick, aus dem Gesagten, ….
Qualifikatoren: allgemein, generell, insgesamt, verallgemeinernd, zusammenfassend, resümierend, als Fazit,
wichtig, interessant, bemerkenswert
Selektionsmarker: nur, lediglich
Andere: ergänzend, einschränkend, der Vollständigkeit halber

Zunächst muss festgestellt werden, dass …


Einerseits ist zu berűcksichtigen, dass …
Weiterhin / Ferner sei darauf hingewiesen, dass …
In diesem Zusammenhang soll hervorgehoben werden, dass …
Hervorhebung verdient hier die Tatsache, dass …
An dieser Stelle sei hinzugefűgt, dass …
Abschlieβend sei angemerkt, dass …
Zum Schluss soll erwähnt werden, dass …
Abschlieβend ist festzuhalten, dass …
Aus dem Gesagten ergibt sich Folgendes: …
Insgesamt muss festgehalten werden, dass …

93
Formulierungen zur Beschreibung von Diagrammen

Was ist der Titel oder Inhalt der Grafik?


Das Diagramm zeigt ...
Die Grafik stellt ... dar.
Die Tabelle zeigt ...
Das Schaubild zeigt ...
Die vorliegende Grafik gibt Auskunft über ...
In der Grafik geht es um ...
Das Thema der Grafik ist …

Wann wurden die Daten erhoben und wie werden sie dargestellt?
Die Angaben in der Grafik beziehen sich auf das Jahr/ die Jahre …
Die Angaben sind in … (Euro, Prozent, Kilo usw.)

Woher stammen die Daten?


Die Daten stammen aus einer Umfrage von …
Die Daten stammen von ...
Wer hat die Daten erhoben?
Die Quelle des Schaubilds/ der Grafik/ des Diagramms ist ...
Die Zahlen legte (das Statistische Bundesamt, das Institut für …) vor.

Beschreibung und Erklärung


Aus dem Schaubild geht hervor (geht nicht hervor), dass …
Es fällt auf, dass …
Es ist interessant, dass …
Auffällig ist, dass …
Überraschend ist, dass …
Erklären lassen sich diese Zahlen möglicherweise mit …
Mit/ In der Abbildung/ Grafik/ dem Schaubild soll gezeigt werden, dass …
Wie die Tabelle zeigt, ...
Der Tabelle lässt sich entnehmen, dass ...
Die Verteilung der Werte für die einzelnen Gruppen/ Kategorien ist äußerst uneinheitlich/ einheitlich.
Als Haupttendenz lässt sich feststellen/ erkennen, dass …
Es lässt sich eine deutliche Tendenz in Richtung ... erkennen.
Auf der X/ Y-Achse sieht man …

Reihenfolge
An erster/ zweiter/ dritter/ .../letzter Stelle steht …
Auf dem ersten Platz steht …
Den ersten/ … Platz belegt …
Die erste/… Stelle nimmt … ein.
Dann/ Danach folgt … mit …
Letzter ist …
Das Schlusslicht ..

Entwicklung
Der Anteil/ Die Zahl der ... ist von ... (im Jahre ...) auf ... (im Jahre....) gestiegen/ angestiegen/ angewachsen/
gesunken/ zurückgegangen.
Der Anteil von der … ist um fast/ mehr als ... % gestiegen/ gesunken.
Die Zahl der … hat sich zwischen... und ... um ...% erhöht/ verringert.
Die Zahl der … hat zwischen ... und... um ...% zugenommen/ abgenommen.
In den vergangenen … Jahren steigerte/ erhöhte/ verringerte sich die Zahl der … um ...%
Im Zeitraum von ... bis... hat sich die Zahl der … fast/ mehr als verdoppelt/ verdreifacht/ vervierfacht.

94
Vergleich
Im Vergleich zu ... ist die Zahl der ... um ...% höher/ niedriger.
Im Gegensatz/ Im Unterschied zu ... ist der Anteil der ... um ...% gefallen/ gestiegen.
Verglichen mit … hat sich die Zahl um ...% gesteigert/ verringert.
Der Anteil der … ist geringer/ höher als der bei …
Während … um ... stieg, ist … um ... gesunken.
Für die Gruppe der … ist … wichtiger/ bedeutender als für die Gruppe der …
Gegenüber … ist …
Im Gegensatz/ Unterschied zu … liegt … deutlich höher/ niedriger als …

Kommentare und Schlussfolgerungen


Abschließend kann man feststellen, dass ... in den letzten Jahren tendenziell steigt/ sinkt.
Die Grafik zeigt deutlich den kontinuierlichen Rückgang/ Anstieg …
In Bezug auf den Zeitraum kann gesagt werden, dass....
Es fällt auf/ Es ist unverkennbar/ Überraschend ist, dass ...
Leider kann man nicht deutlichen sehen, dass …
In Bezug auf mein Heimatland sind ähnliche/ unterschiedliche Tendenzen zu sehen.
Auch in meinem Heimatland würde die Grafik/ Tabelle/ das Diagramm ähnlich aussehen.

95
Die Definition
Am Beginn von Beschreibungen steht häufig eine Definition, danach folgen weitere
Merkmale und Spezifizierungen. Die klassische Form der Definition besteht 1. aus dem zu
definierenden Teil (definiedum), 2. einem Ausdruck, mit dem die Definition vorgenommen
wird (definiens), und einem Verbindungsglied zwischen 1 und 2. Das Definiens gliedert sich
in zwei Teile, die Angabe der Gattung (genus proximum) und die Angabe der artspezifischen
Merkmale (differentia specifica). Diese kann auch aus einer losen Reihe von
Merkmalsangaben bestehen. Ein Beispiel:

Ein Fahrrad ist ein zweirädriges, einspuriges Fahrzeug, das der Fahrer mit eigener Kraft durch
Tretkurbeln fortbewegt. Das Gleichgewicht wird durch Verlagerung des Körpergewichts sowie
durch das Lenken des Vorderrades gehallten. Die Räder haben eine Kreiselbewegung, die
hauptsächlich beim Lenken des Vorderrades in Erscheinung tritt und die Lenkbewegung
unterstützt. (Brockhaus Enzyklopädie)

Formulierungsmuster für Definitionen

a) Passivkonstruktionen bzw. unpersönliches »man« und modalisierende


Passiversatzkonstruktionen:
- Unter X versteht man Y
- Unter X wird Y verstanden
- Als X wird in einem bestimmten Fachbereich Y verstanden
- Unter X ist Y zu verstehen
b) der direkte Verweis auf einen Autor, der zitiert wird (3. Person):
- F versteht unter X Y
- Nach F wird unter X Y verstanden
c) der direkte Sprecherbezug (Ich- oder Wir-Form):
- Unter X verstehe ich Y
- Im Folgenden will ich X als Y verstehen / bezeichnen
- Als X bezeichne ich / bezeichnen wir

Formulierungen mit
„bezeichnen“
- Als X wird Y bezeichnet
- Y wird von F als X bezeichnet
- Im Fachbereich Z wird Y als X bezeichnet
- Sei mit X Y
„verstehen“
- verstehen unter / verstehen als
- X lässt sich als Y verstehen
- ist als Y zu verstehen
- Unter X versteht man
- Im Fachbereich D versteht man
- Unter X wird Y verstanden
- F versteht unter X Y
„sprechen von“
- F spricht von X
- Man spricht angesichts von Y auch von X
- Es wird von X gesprochen

Weitere Formulierungen
- X ist eine Bezeichnung für Y
- X setzt sich aus Y zusammen
- X steht für Y
- Bei X handelt es sich um Y
- X wird hier / im Folgenden als Y verstanden / aufgefasst

96
- Für Y wird hier / in dieser Arbeit der Terminus X verwendet
- F fasst X als Y auf
- Mit X meint F Y
- Mit F wird X als Y bezeichnet

Einleitungen für zusätzliche Erläuterungen


- d. h. (das heißt)
- z. B. (zum Beispiel)
- so / so zum Beispiel
- wie / wie zum Beispiel
- beispielsweise / wie beispielsweise
- etwa / so etwa
- und zwar
- und zwar insofern als
- insofern als
- u. a. (unter anderem)
- darunter
- darunter auch
- also
- besonders
- insbesondere

aus: Moll, Melanie; Thielmann, Winfried (2015): Wissenschaftliches Deutsch. Wien, Konstanz: Huter &
Roth, UVK (= UTB 4650)

97
Magdalena Knappik

Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz –


Schreiben für reflexive Professionalisierung

Ein förderdiagnostisches Instrument zur Unterstützung von Studierenden


bei der Aneignung wissenschaftlicher Textkompetenz

Projekt „Diversität und Mehrsprachigkeit in pädagogischen Berufen“


(Leitung: Univ.-Prof.in Dr.in Inci Dirim und Dr.in Marion Döll, Universität Wien)

98
2. Struktur

Ein gut strukturierter Text erleichtert LeserInnen ein ökonomisches Lesen. Hierbei sind zwei Aspekte notwendig:
Erstens sollten die Inhalte logisch angeordnet sein – diese Ebene kann als Makrostruktur bezeichnet werden.
Zweitens soll ein Roter Faden durch den Text führen. Dieser Rote Faden kann durch zwei Prozeduren erreicht
werden: a) LeserInnen sollten optische und/oder sprachliche Hinweise zur Erleichterung der Orientierung im Text
erhalten (Roter Faden I: LeserInnenführung). b) Die einzelnen Abschnitte sollten inhaltlich und/oder formal mitei-
nander verknüpft sein (Roter Faden II: Mesostruktur). Ein kohärenter, d.h. runder, in sich verwobener Text weist
zudem einen hohen Grad an Verknüpfung auch auf der Mikroebene, also innerhalb eines Abschnitts, auf.

1. Makrostruktur (Anordnung der Inhalte/Aufbau)

n. d. a. n.a.

1. Die Anordnung der Abschnitte ist sinnvoll.

2. Die Anordnung der Abschnitte entspricht den


Konventionen („Regeln“) der Textsorte.
3. Jeder Abschnitt erfüllt eine Funktion in Bezug auf das Ziel
des Gesamttexts.

Notizen:

2.a) Roter Faden I: LeserInnenführung

n. d. a. n.a.

1. Eine optische Gliederung ist erkennbar.

2. Es gibt metakommunikative Elemente (z.B. Sätze), die


den Aufbau eines Textes anzeigen und dadurch den/die
LeserIn orientieren.
z.B. „Von den lernbiologischen Regeln möchte ich folgende
hervorheben.“; „In dieser besagten Studie werden vier
Arbeitsmuster unterschieden…“ zum einen…zum anderen;
zunächst; anschließend; schließlich; …

3. Als LeserIn ist mir zu Beginn klar, worum es im Text geht.

4. Die Funktion eines Abschnitts im Gesamttext wird explizit


genannt.
5. Am Ende werden Fragen oder Gedanken vom Beginn
aufgegriffen und beantwortet.

Notizen:

12 Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung

99
2. b) Roter Faden II: Mesostruktur (Verknüpfung von Abschnitten)

n. d. a. n.a.

1. Die Abschnitte sind inhaltlich miteinander verknüpft.

2. Die Abschnitte sind formal miteinander verknüpft:

a) Es gibt Überleitungen zwischen den Abschnitten.

b) Es gibt Wiederaufnahmen zwischen den Abschnitten.

Notizen:

3. Mikrostruktur (Kohärenz/Kohäsion eines Abschnitts)

n. d. a. n.a.

1. Inhalte sind in Sätzen formuliert.

2. Sätze sind miteinander verknüpft.

a) Sätze sind durch Konnektoren (Bindewörter) verknüpft.


z.B. als, bevor, da, damit, indem, nachdem, obwohl, sobald,
trotzdem, während, weil, wenn

b) Sätze sind durch Verweiswörter verknüpft.


z.B. dabei, damit, hierbei, hierfür, hieraus, dadurch, wofür; diese/r/s

Notizen:

Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung 13

100
3. Intertextualität

Der Bereich der Intertextualität, also das Verweisen auf andere Texte, ist charakteristisches Merkmal wissen-
schaftlicher Texte. Jeder Verweis muss belegt werden. Um sogenannte Text-Text-Bezüge herstellen zu können,
müssen Studierende eine Vielzahl an Teilkompetenzen beherrschen: Recherchieren, Fachtexte erschließen, Para-
phrasieren, Bezüge zwischen Inhalten herstellen. Jeder Schritt bedarf der Unterstützung (s. schreibdidaktische
Vorschläge).

1. Verwendete Quellen

n. d. a. n.a.

1. Es werden Quellen verwendet.

2. Die Art der verwendeten Quellen entspricht den


Anforderungen der Textsorte.
3. Es werden Fachtexte als Quellen herangezogen.

4. Die Aktualität der verwendeten Quellen entspricht den


institutionellen Vorgaben.
5. Die Art der verwendeten Quellen legt nahe, dass der/
die AutorIn Recherchekompetenzen für fachbezogene
Literatur erworben hat.
6. Die verwendeten Quellen sind geeignet, um den
Fachdiskurs in einem für die Aufgabe angemessenen
Maße wiederzugeben.
7. Die gewählte Quelle ist dem Inhalt als Beleg
angemessen.

Notizen:

14 Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung

101
2. Zitate und Paraphrasen

Direkte Zitate sind vollständig wörtliche Übernahmen, bei indirekten Zitaten werden Inhalte in indirekter Rede,
aber in der gleichen Formulierung wie im Original, wiedergegeben. Paraphrasen geben den Inhalt einer Quelle
abstrahierend und in eigenständiger Formulierung wieder.

n. d. a. n.a.

1. Direkte und indirekte Zitate werden funktional eingesetzt,


d.h. genau dann, wenn ein Zitat besser als eine
Paraphrase ist.
2. Im Text gibt es Paraphrasen.

3. Die Paraphrasen entsprechen sinngemäß dem Inhalt der


Quelle.
4. Die Paraphrasen fassen Inhalte einer Quelle
abstrahierend zusammen.

Notizen:

3. Bezüge der Paraphrasen und Zitate zueinander und zum Text

n. d. a. n.a.

1. Zwischen den Inhalten der Quellen und der eigenen


Argumentation wird ein Bezug hergestellt (z.B. indem
sie eine Argumentation stützen oder indem der Text die
Inhalte der Quellen kritisiert).
2. Die Inhalte der Quellen werden aufeinander bezogen
(z.B. vergleichend, gegenüberstellend, unterstützend,
widerlegend, …).
3. Die Inhalte der Quellen werden aufeinander und auf die
eigene Argumentation bezogen.

Notizen:

Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung 15

102
4. Beherrschung von Formalia

n. d. a. n.a.

1. Übernommener Text wird von eigenem Text durch


Markierungen unterschieden.
2. Übernommener Text wird im Text einheitlich
gekennzeichnet.
3. Die Kennzeichnung von übernommenem Text entspricht
den institutionell vorgegebenen Konventionen.
4. Es ist klar, wessen Position/Meinung/Beitrag referiert
wird.
5. Kontroversen werden so referiert, dass klar ist, welche
Position welchem/r UrheberIn zuzuschreiben ist.
6. Die im Text erwähnten Quellen sind im
Literaturverzeichnis enthalten.
7. Die bibliografischen Angaben sind so vollständig
wie notwendig, um die Auffindbarkeit der Quellen zu
gewährleisten.
8. Die bibliografischen Angaben sind einheitlich dargestellt.

9. Die bibliografischen Angaben entsprechen den


institutionell vorgegebenen Konventionen.
10. Die Kriterien gendergerechter Schreibweise werden
erfüllt.

Notizen:

16 Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung

103
4. AdressatInnen-
orientierung
Einen adressatInnengerechten Text schreiben zu können, der an den Wissensstand des Adressaten oder
der Adressatin anknüpft, ist eine wichtige Fähigkeit gerade für künftige Lehrkräfte. Hierfür müssen Schreibende
die Perspektive der künftigen LeserInnen einnehmen können, was geübt werden sollte (vgl. die Übungen
AdressatInnenwechsel und Perspektivwechsel bei den schreibdidaktischen Vorschlägen).

Bei einer Seminararbeit sind DozentInnen oft die einzigen LeserInnen. Wenn nicht geklärt wird, wer die Adres-
satInnen des Textes sein sollen, gehen StudentInnen daher oft davon aus, dass die DozentInnen auch gleichzeitig
die AdressatInnen sind. Da StudentInnen nur schwer den Wissensstand der DozentInnen einschätzen können, er-
schwert eine solche Gleichsetzung das Schreiben der Arbeit. Manche DozentInnen lösen dieses Problem, indem
sie erklären, dass die AdressatInnen der Seminararbeit die KollegInnen aus dem Seminar sein sollen.

1. Verständlichkeit

n. d. a. n.a.

1. Inhalte werden entsprechend dem Wissensstand der


AdressatInnen referiert oder erklärt.
2. Die Anschaulichkeit des Textes ist adressatInnengerecht.

3. Der Abstraktionsgrad des Textes ist adressatInnengerecht.

4. Fachbegriffe werden adressatInnengerecht verwendet.

Notizen:

2. Leselust (Aufbau und Erhalt der Lesemotivation)

n. d. a. n.a.

1. Der Text beabsichtigt, das Interesse der AdressatInnen zu


wecken.
2. Die Lektüre des Textes bringt den AdressatInnen einen
Erkenntnisgewinn oder „Mehrwert“.

Notizen:

Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung 17

104
5. Aneignung
einer Fachsprache
Durch die Verwendung einer Fachsprache weisen sich Studierende und Lehrkräfte als ExpertInnen ihres Faches
aus, zudem dient diese der raschen und genauen Verständigung zwischen Fachleuten. In diesem Diagnosebogen
sind zwei Dimensionen von Fachsprache zusammengefasst: Zum einen die eher allgemeine Ebene des Registers
„Alltägliche Wissenschaftssprache“ (Ehlich 1995), zum anderen die spezifischere Ebene der eigentlichen Fach-
sprache eines Faches. Der Begriff „Alltägliche Wissenschaftssprache“ bezeichnet: „Wörter und Ausdrucksweisen,
die auf das wissenschaftliche Handeln im weiteren Sinne bezogen sind: Forschen, Nachdenken und Analysieren,
Austausch mit anderen über wissenschaftliche Themen“ (Graefen/Moll 2011: 17).

1. Alltägliche Wissenschaftssprache (Ehlich 1995)

n. d. a. n.a.

1. Phrasen, Begriffe und Morphosyntax folgen den


Merkmalen konzeptioneller Schriftlichkeit.
„Die Kinder sollen die Spielhemmungen verlieren und gleichzeitig
ihre Ausdrucks- und Darstellungsfähigkeit verbessern.“

2. Es werden Formulierungen der Alltäglichen


Wissenschaftssprache verwendet.
z.B. „kommt zu dem Ergebnis, dass …“, „behandelt einen
bestimmten Aspekt von …“, „der Ansatz beschäftigt sich mit …“,
„gegen diese Annahme spricht …“

Notizen:

2. Fachsprache

n. d. a. n.a.

1. Es werden fachsprachliche Ausdrücke verwendet.


z.B. „Ich selber bin ebenfalls ein visueller Lerntyp.“

2. Die für das Thema zentralen Fachbegriffe werden


verwendet.
3. Fachbegriffe werden eingeführt (also nicht nur genannt,
sondern auch kurz erläutert oder definiert).

Notizen:

18 Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung

105
6. Morphosyntax

Dieser Diagnosebogen stellt eine Auswahl der grammatischen Phänomene dar, die im Textkorpus der für dieses
Instrument analysierten Texte von PH-Studierenden (s. Einleitung) am häufigsten als Abweichung vorkamen.
Unter Punkt 8 haben Sie die Möglichkeit, zusätzliche Aspekte zu notieren, die im vorliegenden Text relevant sind.
(n. =nie, s.=selten, ü.=überwiegend, i. = immer)

n. s. ü. i. a. n.a.

1. Subjekt und Prädikat sind kongruent.


z.B. „Drei Viertel aller LehrerInnen, die in einer anderen Erstsprache
als Deutsch unterrichten, sind in Wien tätig.“

2. Dativ und Akkusativ werden standardsprachlich korrekt


verwendet.
3. Präpositionen werden mit dem korrekten Fall verwendet.

4. Die Verbstellung in Hauptsätzen ohne Inversion ist korrekt


(=Verbzweitstellung).
z.B. „Der Umgang mit [Name] ist für mich schwierig …“
Hauptsatz ohne Inversion: Das Subjekt steht vor dem Verb, das Verb
steht an zweiter Stelle.

5. Die Verbstellung in Hauptsätzen mit Inversion ist korrekt


(=Verbzweitstellung).
z.B. „Anfangs funktionierte der Computer nicht …“
Inversion = das Subjekt steht nach dem Verb im Hauptsatz; an
erster Stelle steht etwas anderes als das Subjekt.

6. Die Verbstellung in Nebensätzen ist korrekt


(=Verbendstellung).
z.B. „Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder verstanden haben,
worum es mir in dieser Einheit ging.“

7. Infinitivkonstruktionen werden korrekt gebildet.


z.B. „Ich bitte die Kinder auf die Plätze zu gehen.“

8. Gegebenenfalls weitere Aspekte der Morphosyntax, die im vorliegenden Text


relevant sind:

Notizen:

Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung 19

106
7. Orthografie und
Interpunktion
Dieser Diagnosebogen stellt eine Auswahl der Bereiche von Orthografie und Interpunktion dar, die im Textkorpus
der für dieses Instrument analysierten Texte von PH-Studierenden (s. Einleitung) am häufigsten als Abweichung
vorkamen. (n. =nie, s.=selten, ü.=überwiegend, i. = immer)

1. Orthografie

n. s. ü. i. a. n.a.

1. Groß- und Kleinschreibung wird korrekt angewandt.

Nicht korrekte Groß- und Kleinschreibung kommt vor bei:

- Kleinschreibung trotz Nominalisierung (z.B. „Das Gute an


dieser Methode ist…“)
- Kleinschreibung nach Doppelpunkt, obwohl ein ganzer
Satz beginnt
- Kleinschreibung bei festen Wortgruppen (z.B. „im
Unklaren lassen“)
2. Das/dass werden korrekt verwendet.

Notizen:

2. Interpunktion

n. s. ü. i. a. n.a.

1. Eingebettete Nebensätze werden durch einen Beistrich


vom Hauptsatz getrennt („schließender Beistrich“).
z.B. „Dabei übernimmt das Kind, welches gerade ansagt, die
Lehrerrolle.“

2. Wenn eine Infinitivgruppe mit „um“, „ohne“, „statt“,


„anstatt“, „außer“ oder „als“ beginnt, wird der Beistrich
gesetzt.
z.B. „Die einzelnen Gruppen brauchen eine kurze Vorbereitungszeit,
um ihren Begriff darzustellen.“

Notizen:

20 Wege zur wissenschaftlichen Textkompetenz – Schreiben für reflexive Professionalisierung

107
Checklliste

108
Keller, Rudi (2006): Der Geschäftsbericht: Überzeugende Unternehmenskommunikation durch klare
Sprache und gutes Deutsch. Wiesbaden: Gabler

Keller, Rudi: Checkliste zum Wettbewerb „Der Beste Geschäftsbericht“


2007www.philfak.uniduesseldorf.de/uploads/media/Checkliste_Geschaeftsbericht

109
ETH-Bibliothek
Information und Lernumgebungen

ETH Zürich
Rämistrasse 101
8092 Zürich

Wissenschaftliche Texte überarbeiten – Checkliste

Tipps

→ Prüfen Sie, ob Sie die Konventionen Ihres Fachs und der Textsorte eingehalten haben.
→ Drucken Sie den Text aus und benutzen Sie ein Lineal fürs detaillierte und sorgfältige Durchlesen.
→ Drucken Sie den Text nach der Überarbeitung nochmals aus und lesen ihn durch – auch wenn Sie
ihn Text elektronisch abgegeben müssen.
→ Lesen Sie sich den Text selber laut vor.
→ Holen Sie Feedback zum Text ein.
→ Planen Sie für die Phase «Überarbeiten, Gestalten, Publizieren» 20 bis 30 % Ihres Zeitbudgets ein.

INHALT / GLIEDERUNG

Zu beachtende Aspekte noch zu erledigen Termin


Sind alle erforderlichen Textteile vorhanden?
Erfüllen die Textteile ihre jeweilige Funktion?
Stehen die Menge und Länge der einzelnen Kapitel und
Abschnitte in einem angemessenen Verhältnis zueinander?
Sind alle erforderlichen Anhänge und Verzeichnisse
vorhanden?
(detaillierte Daten, Supplementary Material, Abkürzungen,
Abbildungen, Tabellen, Glossar, Fragebogen,
Eigenständigkeitserklärung usw.)
Sind alle erforderlichen Angaben auf dem Titelblatt?
Passen die Titel zum Inhalt der Kapitel bzw. Abschnitte?
Stimmen Inhaltsverzeichnis und alle Titel überein?
Sind die im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Seitenzahlen
korrekt?

TEXT / LESEFÜHRUNG

Zu beachtende Aspekte noch zu erledigen Termin


Sind die einzelnen Kapitel und Abschnitte mittels
Überleitungen und Verweisen inhaltlich und sprachlich
miteinander verwoben?
Habe ich den Inhalt und die Gliederung meiner Arbeit
sprachlich begleitet?

Seite 1/5
110
Sind einzelne Kapitel und Abschnitte inhaltlich bestmöglich
voneinander abgegrenzt?
Kann ich die Faustregeln «1 Information/Idee pro Absatz»
einhalten?
Habe ich – falls die inhaltliche Kohärenz fehlt – neue
Gedanken/Ideen mit einem neuen Absatz grafisch
angezeigt?
Könnte ich – zur Probe – jeden Absatz mit einem Begriff
inhaltlich auf den Punkt bringen?
Hat jedes Kapitel eine kurze Einleitung, Hauptteil und
Schluss (ohne sie so zu benennen)?
Benötigen einzelne Abschnitte eine kurze Einleitung
und/oder Zusammenfassung?
Ich habe Textpassagen verschoben:
Stimmen allfällige Verweise noch? Stimmen die Übergänge
inhaltlich und sprachlich noch?
Gibt es inhaltliche Wiederholungen, die sich in einem
einzigen Absatz bündeln lassen?
Habe ich alle Abbildungen schriftlich erklärt?
Habe ich im Text auf Abbildungen usw. verwiesen?
Sind die Verweise auf Kapitel- oder Abbildungsnummern
oder Seitenzahlen innerhalb des Textes korrekt?
Welche Abschnitte lassen sich als Aufzählung oder Tabelle
darstellen?
Welche Ergebnisse lassen sich (zusätzlich) in einer Grafik
darstellen?

ZITIEREN / RECHTLICHE ASPEKTE

Zu beachtende Aspekte noch zu erledigen Termin


Habe ich den in meinem Fachgebiet verwendeten Zitierstil
verwendet?
Ist der Zitierstil korrekt und einheitlich umgesetzt?
Sind die bibliographischen Angaben vollständig?
Befinden sich alle Quellenangaben sowohl im Text als auch
im Literaturverzeichnis?
Findet man bei Quellenangaben im Text die zugehörige
Referenz im Literaturverzeichnis?
Sind die Quellenangaben bei mehrfacher Verwendung im
Text einheitlich?
Habe ich im Literaturverzeichnis wirklich nur das aufgeführt,
das auch im Text erwähnt ist?
Habe ich im Literaturverzeichnis wirklich nur das aufgeführt,
das ich auch selber gelesen habe?
Sind alle Fachbegriffe definiert und wo nötig mit Quellen
belegt?
Habe ich alle Rechte abgeklärt? (auch von Bildern, Grafiken,
Videos usw.)
Verfügen alle Abbildungen über eine Legende?

Seite 2/5
111
Verstehen die Leserinnen und Leser, ob ich meine eigene
Meinung bzw. Forschungsergebnisse äussere oder die einer
dritten Person?
Verfügen alle Zitate über Anführungs- und Schlusszeichen?
Habe ich den Inhalt von Paraphrasen korrekt, fair, objektiv
und samt notwendigen Kontext wiedergegeben?
Habe ich alle Zitate und Paraphrasen erklärend eingeleitet
und mit sprachlichen Mitteln in den Text eingebunden?
Habe ich meine Erkenntnisse und Daten mittels Argumenten
(Belegen) untermauert?
Habe ich meine eigenen Argumente, Daten, Erkenntnisse
usw. mit fremden Fakten, Zitaten usw. untermauert?

Tipps zum Thema

ETH Zürich Plagiate1 and Zitier-Knigge2


TUM Technische Universität TUM-Zitierleitfaden3
München
SLUB Sächsische Landes-, Staats- Zitat statt Plagiat - Was, warum und wie zitieren?! 4
und Universitätsbibliothek Dresden
FHNW Fachhochschule Handreichung. Quellenangaben und Zitate in
Nordwestschweiz wissenschaftlichen Texten5
Scribbr Plagiat6
Wikipedia − List of Style Guides7
− Citation8
Zotero Zotero Style Repository9

SPRACHE

Zu beachtende Aspekte noch zu erledigen Termin


Wende ich die Wissenschaftssprache meines Fachgebietes
korrekt an?
Verwende ich die richtigen Fachbegriffe?
Verwende ich die Fachbegriffe immer in der gleichen Weise?
Verwende ich angemessene Phrasen (Formulierungen)?
Sind die von mir benutzten Verben und Adjektive im
Wissenschaftskontext adäquat?
Setze ich Synonyme sinnvoll ein?
Setze ich Synonyme sparsam ein und kann so
Zweideutigkeiten vermeiden?
Sind die von mir verwendeten Abkürzungen verständlich?
Verwende ich immer die gleiche Abkürzung?
Welche Füllwörter kann ich löschen?
Welche Wörter benutze ich überproportional häufig und kann
ich löschen?

Seite 3/5
112
Welche Gedanken kann ich auch mit weniger Wörtern
ausdrücken?
Wo gibt es Redundanzen, die ich beseitigen kann?
Verwende ich eine geschlechtergerechte Sprache?
Ist immer klar, worauf sich ein Pronomen bezieht?
Ist das Verb im Plural, wenn ein Substantiv im Plural ist?
Habe ich im kompletten Text die Grammatik geprüft?
Habe ich im kompletten Text die Rechtschreibung geprüft?
Habe ich im kompletten Text die Zeichensetzung geprüft?
Verwende ich konsequent British oder American English?

Tipps zum Thema

Manchester Phrase Bank Database with phrases for academic papers10

TYPOGRAFIE / FORMATIERUNG / GESTALTUNG

Zu beachtende Aspekte noch zu erledigen Termin


Sind alle Wörter korrekt getrennt?
Habe ich den Schrifttyp / die Schrifttypen einheitlich
verwendet?
Habe ich die Schriftgrösse(n) einheitlich verwendet? (Titel,
Text, Legenden usw.)
Stimmen die Zeilenabstände?
Stimmen die Seitenränder?
Sind die Seitenzahlen vollständig und überall am richtigen
Ort?
Gibt es Leerschläge, die gelöscht werden müssen?
Habe ich Gedankenstriche und Bindestriche einheitlich
verwendet?
Sind Einrückungen einheitlich umgesetzt?
Sind die Aufzählungszeichen einheitlich?
Sind Anführungs- und Schlusszeichen einheitlich?
Habe ich Hervorhebungen einheitlich ausgezeichnet?
Ist der Flattersatz oder Blocksatz einheitlich?
Sind alle Abbildungen durchnummeriert?
Stimmt die Schreibweise von Zahlen, Formeln,
Masseinheiten usw. überein?
Erfolgen die Seitenumbrüche an einer sinnvollen Stelle im
Text?
Ist alles einheitlich gestaltet?
Sind die Abbildungen auch gedruckt gut lesbar?
Welche Vorgaben bzgl. Papier muss ich einhalten?

Seite 4/5
113
Welche Vorgaben bzgl. Bindung gibt es?

PUBLIZIEREN

→ Die ETH-Bibliothek unterstützt Sie rund um das elektronische Publizieren11.


→ Beachten Sie die Richtlinien, Vorgaben und Checklisten
− der ETH Zürich bzgl. Ethik, Technologietransfer und Exportkontrolle
− der Forschungsförderer
− des Journals bzw. Verlags

Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben

ETH-Bibliothek Wissenschaftliches Schreiben an der ETH Zürich12


Technische Universität Dresden Schreibzentrum: Materialien & Tipps13
University of Edinburgh Learning Resources14
University of Toronto Writing Advice15
Purdue University Online Writing Lab16
George Mason University Writing Center Quick Guides17
University of North Carolina at Chapel Writing Center Tips & Tools18
Hill
University of South Australia Online resources for research proposal writing19
Scribbr Wissensdatenbank20

ETH-Bibliothek, Dr. Christine Bärtsch, 1. November 2021

1
https://ethz.ch/studierende/de/studium/leistungskontrollen/plagiate.html
2
https://ethz.ch/content/dam/ethz/main/education/rechtliches-abschluesse/leistungskontrollen/plagiat-zitierknigge.pdf
3
https://mediatum.ub.tum.de/doc/1231945/1231945.pdf
4

https://bildungsportal.sachsen.de/opal/auth/RepositoryEntry/23045668902/CourseNode/98267014615921?0&antiCache=16275
61784506
5
https://www.schreiben.zentrumlesen.ch/myUploadData/files/handreichung_quellenangaben_zitate_ph_fhnw.pdf
6
https://www.scribbr.de/category/plagiat/
7
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_style_guides
8
https://en.wikipedia.org/wiki/Citation
9
https://www.zotero.org/styles
10
www.phrasebank.manchester.ac.uk
11
https://library.ethz.ch/publizieren-und-archivieren/publizieren-und-registrieren.html
12
https://library.ethz.ch/schreiben
13
https://tu-dresden.de/karriere/weiterbildung/zentrum-fuer-weiterbildung/schreibzentrum/materialien-tipps
14
https://www.ed.ac.uk/institute-academic-development/study-hub/learning-resources
15
https://advice.writing.utoronto.ca/
16
https://owl.purdue.edu/owl/purdue_owl.html
17
https://writingcenter.gmu.edu/writing-resources
18
https://writingcenter.unc.edu/tips-and-tools/
19
https://lo.unisa.edu.au/course/view.php?id=6744&sectionid=112329
20
https://www.scribbr.de/wissensdatenbank/

Seite 5/5
114
ETH-Bibliothek
Information und Lehrumgebungen

Checkliste «Zeit- und Projektmanagement – gut geplant ist halb geschrieben»

Welche Informationen brauche ich noch? Was muss ich noch mit meinem Supervisor besprechen?
Diese Tabelle unterstützt mich dabei, meine Bachelor- oder Masterarbeit optimal zu planen.

Habe ich alle Informationen zu den Ja, ich weiss Bescheid, Nein, ich muss noch folgenden Fragen Termin
untenstehenden Themen? nämlich… nachgehen und diese Aufgaben erledigen

Liegen mir die Richtlinien meines Departements bzgl.


Proposal sowie Bachelor- oder Masterarbeit vor?
(Vorgaben zu Umfang, Titelblatt, Gliederung,
Anhängen, Formatierung, Layout usw.)

Wo und bis wann muss ich meine Arbeit registrieren?

Wann ist der Abgabetermin meiner Bachelor- oder


Masterarbeit?

Was gehört ins Proposal? Wann muss ich es


abgeben? In welcher Sprache muss ich es
verfassen? Welche Anhänge sind anzufügen?

Wann bzw. wie häufig finden Besprechungen mit


meinem Supervisor bzw. meinen Supervisors statt?

Welches sind wichtige Meilensteine im Verlauf des


Forschungsprojekts und des Schreibprozesses?
Wann will mein Supervisor Teile meiner Arbeit
sehen?

Version 08/2022/Christine Bärtsch/Ursina Wälchli


1
115
ETH-Bibliothek
Information und Lehrumgebungen

Worauf legt mein Supervisor besonders Wert? (z. B.


wissenschaftliche und methodische Kompetenzen,
Arbeitsweise, Kommunikation, Texterstellung)

Welche fachlichen Konventionen muss ich beachten?


(Methode, Materialien, Gliederung des Textes,
Fachsprache usw.)

Welche Beurteilungskriterien für die Bachelor- und


Masterarbeit werden in meinem Departement
angewendet?

Welcher Zitierstil wird im Departement bzw. meinem


Fach verwendet?

Welches Literaturverwaltungsprogramm wird in


meinem Fachgebiet am häufigsten verwendet?

Muss ich am Schluss einen Vortrag über meine


Arbeit halten?

Muss ich am Schluss meine Arbeit mit einem Poster


präsentieren?

Wo finde ich die Eigenständigkeitserklärung?

Welchen Stellen und in welcher Form muss ich die


Arbeit am Schluss abgeben?

Falls ich meine Masterarbeit in Zusammenarbeit mit


einer Firma schreibe: Was muss ich beachten?

Version 08/2022/Christine Bärtsch/Ursina Wälchli


2
116
ETH-Bibliothek
Information und Lehrumgebungen

Weitere Aspekte zur Reflexion Alles prima! Ich muss noch folgenden Fragen nachgehen und diese Termin
Aufgaben erledigen / Das nötige Wissen bekomme ich an
folgenden Stellen

Haben mein(e) Supervisor(s) und ich uns auf eine


präzise Fragestellung, die anzuwendende Methode
und die zu verwendenden Materialien geeinigt?

Haben wir uns auf einen Zeitplan geeinigt?

Steht mir die notwendige (Forschungs-)Infrastruktur


zur Verfügung?

Benötigte ich für die Durchführung meiner Forschung


finanzielle Ressourcen?

Benötige ich für meine Arbeit rechtliches Wissen?

Welche Papers hat mein Supervisor veröffentlicht?


Welche wichtige Literatur empfiehlt sie/er mir?

Ist mir klar, aus welchen Bestandteilen die Arbeit


besteht und wodurch sich die Textteile inhaltlich
auszeichnen?

Habe ich mich genügend mit dem Thema Plagiate


und Zitieren beschäftigt?

Weiss ich, wie ich Literatur recherchiere?

Version 08/2022/Christine Bärtsch/Ursina Wälchli


3
117
ETH-Bibliothek
Information und Lehrumgebungen

Weiss ich, wie ich die Forschungsmethode


anwenden muss?

Weiss ich, wie ich Tabellen, Grafiken und


Visualisierungen erstelle?

Weiss ich, wie man wissenschaftlich argumentiert?

Weiss ich, wie ich die Ergebnisse kommuniziere und


präsentiere?

Mit welchen Kolleginnen und Kollegen könnte ich


mich zu einer Schreibgruppe zusammentun?

Meine Notizen

Version 08/2022/Christine Bärtsch/Ursina Wälchli


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