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Neue Erkenntnisse über die Entstehung von Krankheiten zeigen, dass — in Form eines
erweiterten biopsychosozialen Modells — auch psychische und soziale Faktoren
berücksichtigt werden müssen. Einflüsse auf die Zustände „Gesundheit" und „Krankheit"
in unterschiedlichster Weise zu erklären:
Krankheitsmodelle
4 Das Devianzmodell
4 Den Setting-Ansatz
Wichtige Terminologie
Deprivation: Mangel, Verlust, Entzug von etwas Erwünschtem
Diskontinuität: Ablauf von Vorgängen mit zeitlichen und/oder räumlichen
Unterbrechungen; Gegenteil von Kontinuität Stetigkeit, Fortdauer)
Life Event: Lebensereignis, v. a. in belastender und lebensverändernder Form
(z. B. Tod des Partners, Scheidung, Geburt).
Coping: Bewältigungsverhalten; Umgang mit einem Lebensereignis bzw. einer
Lebensphase, die als bedeutend oder schwierig empfunden werden
Organisch: belebt, lebendig, auf ein Organ/den Organismus bezogen
Somatisch: körperlich
Psychosozial: durch soziale und psychische Gegebenheiten bedingt
Krankheitsmodelle
Das klinische Krankheitsmodell basiert auf fünf Grundannahmen: Jede Erkrankung hat eine
Ursache, definiert sich durch eine bestimmte Grundschädigung (z. B. an der Zelle), ist
gekennzeichnet durch Symptome, die diagnostiziert werden können, hat einen bestimmten
Verlauf und für jede Krankheit gibt es eine Therapie.
Krankheit ist eine Störung des normalen Funktionierens eines Organismus. Sie ist ein
Defekt, eine „Abweichung von der Norm"
Der Körper wird als Organismus verstanden, der wie eine „Maschine" funktioniert und
analysierbar ist. Er folgt Naturgesetzen und hat keine Emotionen oder eigene Ziele;
Jedes Individuum ist gewissen Stressoren oder „Life Events" (kritischen Ereignissen wie
Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder dem Tod von Angehörigen) ausgesetzt. Wie stark
solche Ereignisse einen Menschen belasten, hängt von seinen Möglichkeiten ab, mit
diesen Belastungen umzugehen. Diese Möglichkeiten werden als
Bewältigungsstrategien bezeichnet.
Devianzmodell (Abweichung)
Dieses Modell hat seinen Ursprung in der Soziologie. Es analysiert, auf welche Weise
gesellschaftliche Strukturen ein soziales System aufrechterhalten.
Ist ein Mensch nun krank, entzieht er sich seiner Rolle im Gesamtsystem: Er entledigt
sich der Aufgabe, seine tägliche Leistung zu erbringen. Als Patient hat man daher
gewisse Rechte, aber auch Pflichten.
Das Besondere an diesem Modell ist, dass die Erhaltung der Gesundheit (wie auch die
Entwicklung der eigenen Identität) als lebenslanger Prozess angesehen wird. In der
Abbildung oben wird die stufenweise Entstehung von Beeinträchtigungen der
Gesundheit im Lebenslauf veranschaulicht.
Dieses Modell wurde von der Abteilung für öffentliche Gesundheit der Stadt Toronto
entwickelt und von Trevor Hancock veröffentlicht. Es behauptet die Einheit von
Universum und Mensch. Zur Veranschaulichung dieser Verbindung wurde das Mandala-
Symbol gewählt.
Dieses Modell wird als dynamisch und interaktiv beschrieben. Dynamisch ist es, weil
einerseits verschiedene Faktoren auf die Gesundheit des Menschen einwirken,
andererseits aber auch der Mensch alle Faktoren beeinflussen kann. Als interaktiv wird
es bezeichnet, weil alle Faktoren miteinander in Verbindung stehen, d.h. einander
gegenseitig beeinflussen, verstärken oder aufheben können.
Das Mandala-Modell wird auch als „ökologisches Modell" bezeichnet, weil es vier
unterschiedliche Ebenen miteinander verbindet:
Die Ebene der Humanbiologie: Das Modell bezieht die genetische Veranlagung, den
Zustand des Immunsystems sowie biochemische, physiologische und anatomische
Charakteristika einer Person mit ein;
Die Ebene der psychosozialen Umwelt: Sozialer und ökonomischer Status, Gruppendruck
durch Peergroups, der Einfluss der Werbung und das Vorhandensein sozialer
Unterstützungssysteme werden bedacht;
Die Ebene der physischen Umwelt: Sie betrifft die Wohn-, Arbeits- und Umweltbedingungen.
Carlos Quesada Villalobos carlos.quesadavillalobos@gmail.com 3
AA PFA_LG_23-24_Zusammenfassung Modelle von Gesundheit und Krankenheit Sophie Fleischmann
Setting-Ansatz
Pathogenese Salutogenese
Das Wort „Salutogenese" bedeutet „Entstehung von Gesundheit". Die Salutogenese ist ein
Ansatz, der entwickelt wurde, um sich von der Denkweise der Pathogenese abzugrenzen.
Das Konzept der Salutogenese beschäftigt sich mit allen Kompetenzen und Kräften, die
dem Menschen helfen, gesund zu bleiben, und er beschreibt die Wege, auf denen
Gesundheit entsteht.
Paradigmenwechsel
Der Wechsel von der Pathogenese zur Salutogenese stellt einen Paradigmenwechsel
dar: Die Salutogenese rückt vom Defizitdenken der Pathogenese ab und beschäftigt sich
mit all dem Positiven, das wir für unsere Gesundheit tun können.
Kohärenzgefühl
Als Ergebnis all seiner Untersuchungen formulierte Antonovsky schließlich das Konzept
des „Sense of Coherence" (SoC, Kohärenzgefühl, Kohärenzsinn). Die Ressourcen der
Einzelnen sind jedoch sehr verschieden und die Erstellung eines einheitlichen
Konzepts daher sehr schwierig.
Antonovsky (1993) geht nicht von einer Trennung der Zustände „gesund" versus „krank"
aus, sondern von einem Kontinuum, einem fließenden Übergang zwischen den beiden
Polen „Gesundheit bzw. körperliches Wohlbefinden" und „Krankheit bzw. körperliches
Missempfinden". Dieses „health ease/dis-ease continuum" wird mit „Gesundheits-
KrankheitsKontinuum" übersetzt.
Reize, die Stress auslösen, bezeichnet man als „Stressaren". Stressoren können zu
Defiziten führen, die das Kohärenzgefühl schwächen (vgl. Lorenz 2005, S. Io8). Man
kann sie nur an ihren Wirkungen erkennen, sie aber nicht vorhersagen.
Praxisfeld Pflege
Wenn wir salutogenetische Aspekte in die Pflege von Patienten einbringen wollen — und das
ist das Ziel der Gesundheitsförderung —, so müssen wir auch unsere Haltung dem
Patienten gegenüber sowie unsere Handlungen zur Förderung seiner Gesundheit neu
überdenken und, wenn nötig, verändern. Die Arbeit an der und für die Gesundheit ist ein
aktiver Prozess, in dessen Mittelpunkt der Patient steht. Er ist es auch, der die Hauptarbeit leistet.
Die Aufgabe der Pflegeperson ist es, den Patienten dabei zu unterstützen.
Ressourcenaktivierung
Das bedeutet in erster Linie Ressourcenaktivierung: Besonders wichtig ist es, das
Kohärenzgefühl für den Patienten erfahrbar zu machen. Dies geschieht, indem die
Pflegeperson das Kohärenzgefühl, wo es vorhanden ist, erfasst und positiv stärkt.